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Der Index im Trommelwirbel

Das beharrliche Ja der Gewerkschaften und das kategorische Nein des Patronats
in Bezug auf die integrale Anpassung der Löhne, Gehälter und Renten an den
Lebenskostenindex bringen derzeit den Fortbestand der „Tripartite“
(Dreierrunde mit Regierung, Patronat und Gewerkschaften zur
einvernehmlichen Lösung von Konjunktur bedingten Problemen) in ernste
Gefahr! Ein Grund mehr für uns, den Versuch zu starten, die Probleme um den
Index aus der Sicht der verschiedenen Sozialpartner zu machen.

Doch zuerst sei uns erlaubt, ein Loblied auf die seit 35 Jahren wohl bewährte
echt luxemburgische Praxis der Anpassung der Löhne, Gehälter und Renten zu
singen. Ein Loblied, da im Laufe der Zeit aus den einst eher bescheidenen
Löhnen und Renten recht ansehnliche geworden sind. Kurz gesagt: Wohlstand
für gar viele Arbeitnehmer und Pensionäre, an dem die Indexanpassung
wesentlichen Anteil hat. Aus europaweiter Sicht geradezu einmalig! Ein Loblied
aber auch, da sich – aus Luxemburger Sicht - der Index über die Jahre als ein
Grundpfeiler des -mit vollem Recht hoch gepriesenen - sozialen Friedens
erwies. Während in anderen europäischen Ländern die jahrein jahraus
durchgeführten Warnstreiks und Arbeitsniederlegungen die Volkswirtschaft in
erheblichem Masse schädigen!

Doch kommen wir zu den Hauptakteuren im Disput um den Index.

Das Patronat ist nach wie vor gegen die volle Indexpassung. Hat sich aber –
erfreulicherweise - mit der Lösung angefreundet, die Löhne bis zu einem Betrag
von zweimal den Mindestlohn – derzeit bei 3.449 € - an den Index zu binden. In
gleichem Masse sollen die Rentenkassen entlastet werden. Im Übrigen ist den
Arbeitgebern die automatische Anpassung von Löhnen ein Dorn im Auge.
Vielmehr möchten sie ihre Mitarbeiter nach Leistung und betrieblichen Einsatz
entlohnen!

Die Gewerkschaften aber sehen in der begrenzten Anpassung des


Lohnkostenindexes der Beginn eines Prozesses, der letztlich zum sicheren Tod
des Dauerpatienten „Index“ führen wird. Dauerpatient, da bereits in den
vergangenen Jahren wiederholt durch sogenannte Modulationen am Index
herumgedoktert wurde! Gewerkschaften, die sich aus dieser Überlegung zu einer
nicht zu unterschätzenden Einheitsfront zusammengefunden haben. Nicht direkt
gegen Regierung und Patronat, dafür aber im „Kampf“ um die Errettung der
Indexanpassung im Geiste des Initialgesetztes aus dem Jahr 1975.

Würden in dieser auf den ersten Blick völlig verfahrenen Lage die Regierung die
Arbeitnehmer und Rentner Luxemburgs um ihren Rat fragen, so würde sich
wohl eine Mehrheit für den sogenannten gedeckelten Index – also Anpassung
bis zu einer Höhe von zweimal den Mindestlohn – aussprechen. An erster Stelle
die Arbeitnehmer bzw. Rentner, die sich nicht betroffen fühlen, da ihre
Einkünfte kaum die Schwelle von 3.449 € übersteigen. Ohne die Zahl derjenigen
Mitbürger zu unterschätzen, die des lieben Friedens willen nicht bereit sind,
ihren Unmut auf der Straße zu bekunden. Und zu guter Letzt diejenigen, die sich
vom Thema überhaupt nicht angesprochen fühlen. Vielleicht, da sie sich im
Wohlstand wähnen!

In dieser höchst verzwickten Lage wünschen wir dem Lande eine Regierung,
mit Koalitionären, die sich nicht - wie derzeit CSV und LSAP - gegenseitig
bekämpfen, sondern alternativ zum „gedeckelten Index“ eine Lösung findet, die
geeignet ist, Patronat und Gewerkschaften wieder zum runden Tisch der
„Tripartite“ zusammenzubringen!

À propos: Welcher Sozialpartner sollte dagegen sein, dass der Index nicht mehr
auf Grund des Mittelwertes des Warenkorps der letzten 6, sondern vielmehr der
letzten 12 Monate errechnet wird? So dass saisonal bedingte Preissteigerungen
ausgeglichen werden. Und wo sind die Arbeitnehmer und Rentner Luxemburgs,
die dagegen sind, dass Schnittblumen, Tabak und Alkohol nicht mehr im
Warenkorp berücksichtigt werden?

Damit wäre das Gesamtproblem noch nicht gelöst. Dafür aber ein Anfang in die
richtige Richtung !

Henri Schumacher

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