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Wirtschaft

Geht es nach dem Bahn-Chef, be- FDP im Koalitionsvertrag darauf ver-


VERKEHR
kommt DB Netze künftig sogar eine noch ständigt hatten, mit den Netzerlösen Ei-

Auf dem größere Rolle. Grube will die Netztochter


zum großen Gewinnbringer der gesamten
Bahn ausbauen – das Gegenteil der ur-
senbahnstrecken zu erneuern und neu
zu bauen, bleibt dafür nicht viel übrig:
Die Gewinne sollen nicht investiert, son-

falschen Gleis sprünglichen Koalitionsabsichten.


Derzeit steuert das Schienennetz mit
558 Millionen Euro den zweithöchsten
Betrag zum Gewinn des Gesamtkonzerns
dern abgeführt werden. Investitionen tä-
tigt DB Netze nur in das bestehende
Netz.
Die Bundesregierung kennt die Fehler
Bahn-Chef Grube will mit seiner
bei; mehr verdient nur der Regionalver- dieser Konstruktion, sträubt sich aber ein-
Netztochter viel Geld verdienen, kehr. Wie das „streng vertraulich“ einge- zugreifen. Der Grund: Finanzminister
aber die Gewinne nicht ins stufte Dokument der Bahn zeigt, will „DB Wolfgang Schäuble (CDU) will mitkassie-
Schienennetz investieren – zum Netze Fahrweg“ den Gewinn vor Zinsen ren, er hat durchgesetzt, dass die Bahn
Schaden der privaten Konkurrenz. und Steuern bis zum Jahr 2014 auf 1,1 Mil- künftig eine Dividende zahlen muss. Ab
liarden Euro verdoppeln. Im Verhältnis 2011 soll der Konzern jährlich eine halbe

V
erkehrsminister Peter Ramsauer zum eingesetzten Kapital soll der Gewinn Milliarde Euro abführen, um Löcher im
(CSU) und Bahn-Chef Rüdiger von 3,3 auf 6,2 Prozent steigen. Bundeshaushalt zu stopfen. Der Bund hat
Grube geben sich gern wie Win- Das ehrgeizige Unternehmensziel ist also jedes Interesse an einem guten Kon-
netou und Old Shatterhand: als Blutsbrü- politisch riskant: Ramsauer müsste die zernergebnis – auch wenn es zu Lasten
der, so wie jüngst auf der Berliner Bahn- Trassenpreise eigentlich so niedrig wie des Schienen-Wettbewerbs geht.
Messe Innotrans. Gerade hat Zwar lässt Verkehrsminister
Ramsauer dort vor dem Nachbau Ramsauer derzeit prüfen, ob Netz-
der altehrwürdigen Dampflok sparte und Bahn-Holding nicht
Adler einen Förderbescheid in doch stärker getrennt werden kön-
Millionenhöhe für moderne Die- nen, wie im Koalitionsvertrag vor-
selhybrid-Antriebe überreicht, gesehen. Doch Ergebnisse werden
da bedankt sich Grube schon mit frühestens Ende Oktober erwar-
überschwänglichem Lob. tet. Große Änderungen, so ist zu
„Kongenial“ sei das mit Ram- hören, sind nicht geplant.
sauer. „Wir ticken gleich“, sagt Auch ein Versuch der Regie-
Grube und lässt die Hand seines rungsfraktionen, eine stärkere
Gönners nicht mehr los. Trennung im Rahmen des Ener-
Der Bahn-Chef weiß, was ein giekonzepts zu verankern, schei-
gutes Verhältnis zum Verkehrs- terte. Am vergangenen Donners-
minister wert sein kann. Der tag strich Kanzleramtschef Ro-
CSU-Mann ist sein wichtigster nald Pofalla (CDU) den Passus
Garant, dass er Wettbewerb kurzerhand. Der Vorschlag ge-
kaum fürchten muss und auch fährde die Dividende des Bun-
künftig dicke Monopolgewinne des, so seine Begründung.
einstreichen kann. Damit droht der nächste Koa-
Dafür sorgt die heutige Struk- litionskrach, denn die FDP be-
tur der Bahn, der „integrierte steht darauf, den Beherrschungs-
Konzern“ aus Schienennetz und und Gewinnabführungsvertrag zu
Zugverkehr. Zwar sind die bei- kappen. „Die Finanzierungsver-
den Bereiche in separate Tochter- quickungen staatsnaher Teile der
ODD ANDERSEN / AFP (GR.); HANS-CHRISTIAN PLAMBECK (KL.)

firmen ausgegliedert. Doch dar- Bahn wie DB Netze und staats-


über sitzt eine Holding, die ihre ferner Teile wie der Logistikspar-
Filialen an der kurzen Leine füh- te müssen getrennt werden“, for-
ren darf, vor allem den lukrativen dert FDP-Verkehrsexperte Patrick
Monopolbereich für Schie- Döring. Viele Probleme wären
nen und Bahnhöfe („DB auf einen Schlag gelöst, glaubt er.
Netze“). Alles, was die Profitieren würde der Kunde.
Tochter verdient, muss sie Die Bahn hält an ihren Ge-
an die Konzernmutter wei- winnzielen fest. „Dass die DB
terleiten. Das regelt ein Netz AG Gewinne machen will,
„Beherrschungs- und Ge- ist für ein Wirtschaftsunterneh-
winnabführungsvertrag“. men normal. Ziel der Bahn-Re-
Zentrales Ziel von Uni- Minister Ramsauer (l.), Bahn-Chef Grube* form war doch gerade der Ab-
on und Liberalen nach der „Wir ticken gleich“ schied von der Beamten-Bahn“,
Wahl war es, den Verbund sagt ein Konzernsprecher.
zu lockern und mehr Wettbewerb auf die möglich halten, vor allem um die Schiene Einen ersten Schritt zur Trennung gab
Schiene zu bringen. Weit ist die Regierung attraktiv für den stetig anwachsenden Gü- es übrigens vor wenigen Monaten. So
damit nicht, im Gegenteil: Wie ein interner terverkehr zu machen. Doch die Gewinn- darf sich DB Netze künftig nicht mehr
Vermerk aus Grubes Unternehmen belegt, pläne der Bahn zeigen, dass DB Netze von Juristen der Konzernholding beraten
untergräbt die Bahn das Vorhaben – und mehr kassieren möchte. lassen, wenn es um Netzzugang und Tras-
Ramsauer lässt das Staatsunternehmen ge- Grubes Plan schadet letztlich dem Aus- senentgelte für Bahn-Konkurrenten geht.
währen. An der lukrativen Verbindung, so bau der Schiene. Obwohl sich Union und Durchgesetzt hat das freilich nicht die
ist aus seinem Ministerium zu hören, soll Politik, sondern das Bundesverwaltungs-
vorerst nichts geändert werden. * Am 22. September auf der Berliner Messe Innotrans. gericht. P���� M�����

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