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Vorwort
Das vorliegende Buch ist in vieler keiten auf den Partner Hund zur
Beziehung höchst bemerkenswert. Verfügung stellt. Ekard Lind lehnt
Im Zwiespalt vieler Ausbildungs- realistischerweise Zwang nicht
lehren, von der „paramilitärischen", völlig ab, aber er lehrt, wie man
streng disziplinären, zwanghaften solche Zwangsmaßnahmen mini-
Methode alter Tradition, die dem mieren kann. Wer dieses flüssig
Zeitgeist heute so sehr widerspricht, geschriebene, faszinierende Buch
bis hin zu den zahlreichen liest, wird es kaum vor der letzten
modernen alternativen Doktrinen, Seite aus der Hand legen können.
die nur auf Motivation und Mit geradezu unglaublicher Vielfalt
Konditionierung aufzubauen und und Vielseitigkeit wird dargelegt, wie
damit auszukommen trachten, liegt man alle seine Ausdruckmittel,
hier, man möchte es kaum glauben Stimme, Sprache, Hände, den
- etwas ganz Neues vor: eine höchst ganzen Körper, die Art der
kreative, einfühlsame und Bewegung usw. in den Dienst der
ungeheuer erfindungsreiche zweckmäßigen, artgemäßen und
Ausbildungslehre, die auf wirksamsten Kommunikation mit
pädagogischen Grundsätzen ebenso dem Hund stellt, wobei alle Akti-
basiert wie auf einer vitäten oft in gegenseitiger har-
tiefschürfenden Kenntnis monischer Ergänzung und Verstär-
hundlichen Verhaltens und der kung eingesetzt werden - ja, sogar
Mentalität von Hunden. Die her- gänzlich neue Hilfsmittel für Spiel
vorragende Beobachtungsgabe des und Ausbildung werden vorgestellt.
Autors und sein musisch- Große Bedeutung kommt für den
pädagogisches Talent erarbeiteten Autor dem Spiel zu, das er uns in
eine feinfühlige, geradezu künstle- zahlreichen Varianten und
rische Methode des psychologischen Einsatzmöglichkeiten vorstellt. Man
Eingehens auf den Hund, seine lernt, die Signale zu lesen, die der
instinktmäßigen Antriebe, Hund ständig für uns aussendet und
Stimmungen und Willensäuße- die oft nicht erkannt oder
rungen, die in der Hand dessen, der mißverstanden werden. Lind räumt
sie sich aufmerksam aneignet, ein mit solchen Mißverständnissen auf,
ganzes Arsenal zielführender, die so nachteilige Folgen nach sich
artgemäßer Einwirkungsmöglich- ziehen können. Er
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erklärt in klarer und knapper Kurse international in wenigen
Sprache wann und wie wir in der Jahren gefunden haben. Das auf-
Interaktion Mensch und Hund die regende ist dabei, daß diese Form
richtigen, zeitgerechten und genau des Umgangs mit dem Hund immer
dosierten Aktionen und Reaktionen noch eine weitere Verfeinerung und
zu setzen haben. Weiterentwicklung vor sich haben
dürfte. Sie wird auch weiterhin im
Ich möchte sagen, daß seit den praktischen Wettbewerb mit den
Arbeiten des Ehepaars Menzel vor herkömmlichen und anderen
siebzig Jahren dieses Buch zu den Methoden ihre harte Be-
revolutionärsten und zugleich er- währungsprobe bestehen müssen,
folgreichsten Arbeiten auf dem wobei vieles von dem Geschick
Gebiet der Hundeausbildung derer abhängen wird, die sie sich zu
gehört. Kurz gesagt, dieses Buch eigen machen, doch kann man jetzt
geleitet uns gewissermaßen auf eine schon sagen, daß die praktische
höhere, bisher unbekannte Ebene Kynologie an ihr nicht mehr vorbei
der Hundeausbildung und kommt, und das ist auch höchst
Erziehung und kann als die Hohe wünschenswert. Wir alle werden
Schule des Verständnisses mit dem noch viel von Ekard Lind hören,
Partner Hund, also als eine echte soviel kann man wohl jetzt schon
Weiterentwicklung bezeichnet sagen.
werden. Dies wird auch schlagend
durch das ungeheure Interesse be- Hellmuth Wachtel
zeugt, daß der Autor und seine Wien, 18. Juli 1998
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Inhalt
Vorwort 5
Einleitung 9
Motivations- und Spiellehre 13
Was man wissen und können sollte 19
Kommunikation 36
Spiel-Grundsätze 64
Wo stehe ich? - Verschiedene Test-Spiele 79
Aufbau des „Geistigen Zügels" 89
Verwandeln und Beleben 95
Motivations-Techniken 101
Basis-Spiel-Übung 121
Das „Freie Spiel" 141
Paradeübung 175
„Spiel und Stop 181
Wie geht es weiter? 185
Bibliographie 188
Bezugsquellen 188
Register 189
8
Der motivierte
Hund bringt
ideale Voraus-
setzungen für
jede Form der
Beschäftigung
mit.
9
Einleitung
Alternative Erziehungs- und Aus- führer-Stellung" aus der Hand ge-
bildungsmethoden finden immer geben würde. Was Wunder, wenn
mehr Anhänger. „Spielerisches sich derart ums Spiel betrogene
Vorgehen ohne Zwang" klingt Hunde mit der Spiel-Beute davon
einfach und verlockend. „Spiel machen, wo immer sich Gelegenheit
kann nur nützen - nie schaden", bietet, und in Frauchen oder
argumentieren die Alternativ-Ver- Herrchen nichts anderes als einen
treter, deren neue Methoden wie lästigen Konkurrenten sehen? Oder
Pilze aus dem Boden schießen. wenn sie, mittels Leine an der
Wenn es dann doch nicht so klappt, Flucht gehindert, die ganze
wie erwartet, wenden sich die Prozedur buchstäblich zum Aus-
Jünger der weichen Welle ebenso spucken finden und das Bringholz
schnell wieder den alten, „sicheren" vor die Füße werfen.
Vorgangsweisen zu; Dort wird dann
Motivation und Spiel eingesetzt, Nein, das Spiel mit dem Hund ist
damit der Hund die starken Drogen nicht so einfach, wie es scheint.
der Zwangsausbildung aushält, wie Wenn ich beispielsweise einen
ein bekannter Vertreter dieser Hund spielerisch anschleiche, dann
Richtung jüngst öffentlich bekannte muß ich wissen, wen ich vor mir
- Spiel sozusagen als Prellbock habe und wie weit ich gehen darf,
gegen Schmerz, Frust und Angst. um nicht binnen Sekunden aus dem
Spiel bedrohlichen Ernst werden zu
So lange jedoch selbst Spiel-Bücher lassen. Und wenn ich mich
teils gravierende Unkenntnis wegschleiche, dann muß ich
widerspiegeln, darf man sich nicht wissen, daß der Hund, wenn er
wundern, wenn so viele ernst mich eingeholt hat, instinktiv in
gemeinte Neuanfänge in einer Beißstimmung gerät, was eben mit
Sackgasse enden. Da wird dem Nachjagen eng verbunden ist.
beispielsweise mit erhobenem Wenn ich weiß, daß er in dieser
Zeigefinger der Rat erteilt, „Zerr- Stimmung an mir hochspringen
spiele" müsse man immer so be- wird und mich in den Arm oder in
enden, daß der Mensch als Sieger die Hand beißen möchte, werde ich
hervorgehe, weil sonst die „Rudel- für dieses Spiel eine Spiel-Beute
bereithalten und dem Hund
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nicht mit Gewalt die vielzitierte kommt, und nicht zuletzt, wie er
Beißhemmung abringen, sondern daraufhin absolut streßfrei die Beute
ganz einfach seine Beißlust in die abgibt. Fehler in jedem einzelnen
Spielbeute umlenken. Dort soll und dieser Punkte wirken sich unter
darf er seine Lust ausleben. Umständen verheerend aus. Und es
Gleichzeitig lernt er: Hose, Hemd gibt ja nicht nur Beute-Spiele. Es
und Hand sind tabu. Das Spiel mit gilt, für jeden Hund und jede
dem Hund ist, wie dieses einfache Situation das optimale Spiel zu
Beispiel schon zeigt, eine komplexe wählen: Soll es ein Bewegungs-,
Angelegenheit. Das Spiel mit dem Geschicklichkeits-, Futter-, Beute-,
Hund weist auf der einen Seite Such-, Neugier-, Berührungs- oder
frappierend viele Ähnlichkeiten ein anderes Sozial-Spiel sein?
zum Spiel des Menschen auf. Vorurteile gegen das eine oder
Andererseits zeigt es sich doch in andere? - Davon halte man sich frei!
vieler Hinsicht verschieden. Hier ein Alles, was auf dieser Welt
Beispiel: Viele Spiel-Details, die Handlungen auf Grund von
beim Hund in Korrelation zu mobilisierenden Antrieben aktiviert,
Jagdverhaltensweisen stehen, sind ist Motivation. Faszination und
beim Menschen so gut wie nicht Motivation gehören zu den stärksten
mehr vorhanden. Andere sind beim Triebfedern unseres Lebens.
Menschen fast bis zur Inexistenz
degeneriert. Dieser Aber weder das isolierte Wissen
Erfahrungsunterschied legt nahe: über Motivation noch die praktische
Der Mensch muß erst einmal Umsetzung allein führen zum
einiges über das arteigene Erfolg. Erst die Verbindung von
Verhalten des Hundes wissen. beidem verspricht Erfolg. Den Hund
Wenn er dieses Wissen in die Tat spielend zu motivieren kann daher
umsetzen möchte, so muß er sich zu Recht gleichermaßen als
erst einmal innerlich verwandeln, Wissenschaft und Kunst bezeichnet
um dem Hund im glaubwürdigen werden. Und obwohl man da und
Spiel gegenüberzutreten. Und im dort außergewöhnlich begabte
Spiel selbst muß er gelernt haben, Hundeführer trifft; der Meister fällt
wie man eine Spielbeute oder auch selbst im Spiel nicht vom Himmel.
Futter überzeugend belebt, - Auch nicht im Spiel mit dem Hund!
animiert -, wie man das Anbeißen
offeriert, wie man Beutestreiten Wer es jedoch auf sich nimmt, das
gestaltet, wann und wie man losläßt „Spiel spielerisch ernst zu nehmen", der
und schließlich, wie man es hat gute Aussichten, Grund-
fertigbringt, daß der Hund sofort
von sich aus wieder zurück-
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Motivations- und
Spiellehre
Diese Hunde-
Der neue Weg führerin zeigt die
Motivations-
Balance in Voll-
Wir wollen zu Anfang das Wesent- endung: Obwohl
liche des vorausgegangenen Buches der Hund in
höchster
„Richtig Spielen mit Hunden" Aktionsbereit-
zusammenfassen und hervorheben, schaft steht, läßt
worin sich dieser neue Weg von er sich streßfrei
herkömmlichen unterscheidet. und problemlos
geistig zügeln
und...
Spiel ist zweifellos so alt wie das
Leben selbst und sicher keine
Erfindung unserer Tage. Also: „Nihil
novi sub sole?1" Gibt es wirklich
„Nichts Neues unter der Sonne"? -
Oder wollen wir Shakespeare recht
geben, der sagte: „Es gibt mehr
Dinge zwischen Himmel und Erde, ...durch einen
Kommuni-
als eure Schulweisheit euch kations-„Aus-
träumen läßt.2"? Auf das Spiel löser" zum
bezogen, hieße Shakespeares Zitat: galoppierenden
Spielen und Spielen sind zweierlei. Herbeikommen
auffordern.
Es liegen Welten zwischen dem
Spiel des Dilettanten und dem
reifen Spiel eines Virtuosen. Dies
gilt auch im
1
Übersetzung aus der Vulgata (Offizielle
lat Bibelübersetzung) Das Zitat stammt
aus dem alttestamentlichen Buch
2
„Prediger Salomos" (1,9)
Aus Shakespeares Trauerspiel „Hamlet"
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In den Büchern und Videos des wickelt hat und auch einsetzt. Das
Autors findet der unvoreingenom- Wesentliche aber besteht zuerst in
men suchende Hundefreund einer Art Ausrichtung, auf der er
möglicherweise das, wonach er, seine Motivations- und Spiellehre
bewußt oder auch nur einer Intui- aufbaut.
tion folgend, gesucht hat. Er findet
nicht weniger und nicht mehr als Tiefsinnendes, kritisches Hinter-
die Verwirklichung der Mensch- fragen nach Zielen, Rechten,
Hund-Harmonie - mit den Mitteln Pflichten und Möglichkeiten er-
unserer Zeit. Was aber ist das schloß eine Sichtweise, dem Hund
Wesentliche dieser Lehre, was ver- anders als bisher zu begegnen.
birgt sich hinter der Lind-art? Verwirklicht wird diese neue, drei-
fache Ausrichtung (ethische, sport-
liche und individuelle Perspektive)
durch eine universale, ganzheitliche
Ein-Ordnung statt Vermittlung, basierend auf
Unter-Ordnung modernen pädagogischen Er-
kenntnissen. Erziehung und Aus-
bildung des Hundes gipfeln dem-
Soviel wissen wir schon, eine nach darin, die Ziele des Menschen
Methode ist es nicht, obwohl auch nicht wie bisher durch Unter- Aufforderung
der Autor mehrere Methoden ent- Ordnung des Tieres umzu- zum Spiel!
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men aber halten wir den Hund in gen (um wenigstens noch ein
einer lebenslangen Verjugendli- Bißchen Körperkontakt zu haben).
chung. Daß er damit schadlos leben Wenn der Mensch will, daß der
kann, steht außer Frage. Aber wir Hund artfremde Verhaltensweisen
dürfen nie vergessen, daß wir dem oder -details vollbringt, dann muß
Hund auf Grund dieser psychischen er Wege und Mittel finden, dem
Manipulation das Spiel schuldig Hund die Aufgabe lustvoll zu ge-
sind. Denn wenn zu den entbehrten stalten. Kein anderes Medium bietet
Natur-Befriedigungen eines Lebens hierzu bessere Bedingungen wie
in Freiheit auch noch der Entzug der das Spiel und die Motivation.
Ersatzmöglichkeiten hinzukommt,
dann leidet der Hund aus tiefster
Seele. Viele der
Verhaltensstörungen bei Hunden Der individuelle
sind auf permanente seelische
Grausamkeit zurückzuführen, und -
Weg
auf Vermenschlichung. Der Hund
wird nie verstehen, daß ein So universell sich das Spiel auf der
Vorsitzen ohne Berührung weniger einen Seite zeigt, so individuell
wertvoll sein soll als Herrchen mit gestaltet es sich auf der anderen.
der Pfote auf den Fuß zu stei- Und jedes, auch noch so allge-
Jeder spielt
anders...
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Das Entspannte
Feld
Spiel ist an eine ganz bestimmte
Stimmungslage gebunden. Wähnt
sich das Individuum in Gefahr,
kommt erst gar keine Spiellust auf,
oder - tritt Gefahr während des
Spiels auf, dann wird das Spiel zu
Gunsten der eigenen Sicherheit von
einer Sekunde auf die andere
abgebrochen. Auch Streß, Furcht
oder andere unangenehme Zustande
beeinträchtigen das Spiel. Ja sogar
die Umgebung, etwa die Gestaltung
des Ortes, wo gespielt wird, wirkt
sich nachweislich auf die Psyche
des spielenden Kindes aus. In der
Kinderpädagogik bemüht man sich
daher ganz gezielt, spielenden und und Dinge, die vom Spiel ablenken
lernenden Kindern bis ins Detail könnten, schon im Vorfeld aus dem
eine umgreifend angenehme Weg zu räumen. Wer mit jungen
Atmosphäre zu bieten. Während Hunden oder gar Welpen auf dem
sich der erwachsene Mensch kraft Hundeplatz im Beisein der
seines Willens über allerlei erwachsenen Hunde und deren
Widrigkeiten hinwegzusetzen Hundeführer Lernspiele durchführt,
versteht, ist das Kind, und noch darf sich nicht wundern, wenn der
mehr das Tier, diesen Warn- und Hund etwas ganz anderes lernt (so
Steuermechanismen weitgehend ganz nebenbei), nämlich im Spiel
ausgeliefert. Soll das Spiel, etwa als abzuschweifen. Wiederholt sich
Lernspiel, Fruchte tragen, dann dieses Szenario, so ist zu erwarten,
kommt man nicht daran vorbei, das daß allein schon der
gesamte materielle und immaterielle
Umfeld als „Entspanntes, einladendes
und ermutigendes Feld" zu gestalten. 1
Der Welpe, aber auch noch der Junghund
braucht zusätzlich ausreichend
Möglichkeiten der Sozialisation mit
In der Hunde-Erziehung und - Hunden und anderen Menschen Wir
Ausbildung heißt das, Ereignisse sprechen hier von jener Spiel form, die
der Zweier-Beziehung Mensch-Hund
dient und als Basis eines Großteils der
folgen den Aufgaben anzusehen ist.
Das Entspannte Feld 25
Futterspiel und
Bewegungs-
Motivation.
Anblick des Hundeplatzes bei eine Lichtung oder auf den (nicht
diesem Hund eine diffuse, von belebten!) Hundeplatz übertragen.
Konzentrationssprüngen geprägte Man wird sehen, daß der Hund
Stimmungslage erzeugt. Man sollte mitunter ein Spiel oder eine Übung,
daher Ablenkungen weitgehend die er im gewohnten Milieu bereits
ausschalten und vor allem beim sicher beherrscht, in anderer
Junghund und Welpen zuerst Umgebung nahezu neu erlernen
einmal im unmittelbaren muß.
Familienumfeld spielen1, also dort,
wo er zu Hause ist, in seiner ge- Noch wichtiger als das Ausschalten
wohnten Umgebung. Und auch von Ablenkungen ist jedoch die
dort sind zu erwartende Ablen- Spielgestaltung selbst. Der
kungen möglichst auszuschalten. Hundeführer muß alles daran set-
Mit wachsender Spiellust und zu- zen, eine angenehme, freundliche,
nehmender Spielkultur können und vertrauenswürdige und einladende
sollen Ablenkungen in kleinen Stimmung im Spiel aufzubauen -
Schritten hinzukommen. Was er und zu erhalten. Immer wieder ist
beispielsweise zu Hause in der man vor die Herausforderung
Küche gelernt hat, wird auf den gestellt, auf die „inneren Zähne" zu
Garten und später auf eine Wiese, beißen und das Auf-
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wallen von Ungeduld oder Wut Später, wenn das Entspannte Milieu
energisch zu unterdrücken. Bis zu mehr und mehr zur Gewohnheit
jenem Punkt, wo der Hund noch wurde, wenn sich das Spiel als
alles planmäßig ausgeführt hat, durch und durch angenehmes
blieb der Hundeführer freundlich. Ereignis gefestigt hat, können
Aber beim ersten Fehltritt des durchaus (dosierte!) Streßfaktoren
kleinen Vierbeiners ist es aus mit hinzukommen, welche dann sogar
dem Entspannten Feld. Adrenalin tut noch eine Steigerung des Lustge-
seine Wirkung. Der Hundeführer fühls einbringen. Der „Nervenkit-
ärgert sich über den Tolpatsch, der zel" ist ja eine altbekannte Facette
so schwer begreift oder in dem er des Spiels, man denke nur an die
sogar Widersetzung mutmaßt. Laute vielen Risiko-Sportarten, die sich zu
Worte und Handgreiflichkeiten tun allen Zeiten großer Beliebtheit
ein übriges, um den letzten Rest der erfreuten. In der alten Minoischen
zerbrechlich zarten Stimmung Kultur war es der Stiersprung, heute
aufzulösen. Vorbei ist es mit dem springt man an einem Gummiseil
Spiel. Der Hundeführer bemerkt hängend von Brücken. Ein wenig
dies jedoch nicht, denn er ist der von diesen extremen Formen ist
Meinung, so lange er mit dem Ball auch in einfachen Spielen
oder dem Futter herumfuchtelt, vorhanden. Aber wie gesagt,
würde doch gespielt und der Hund Zeitpunkt und Dosierung sind zu
solle gefälligst zufrieden sein. In beachten.
diesem Moment vergißt er, daß
Spiel nur im Entspannten Feld (bzw.
Milieu) stattfindet und daß es endet,
wenn die Entspannung sich in Streß Spiel-Möglich-
oder Angst verwandelt oder -wenn
die individuelle Frustrationsgrenze
keiten und Moti-
des Hundes überschritten wurde. vations-Bereiche
Wer mit seinem Hund spielend
vorgehen möchte, der muß wissen, Spiele sind so vielfältig wie das
daß es auch für den Spielleiter Leben selbst und entziehen sich
Spielregeln zu beachten gilt, die der letztlich der Systematisierung.
Verhaltens-Regulative. Eine der Trotzdem ist es vorteilhaft, wenn l
fundamentalen, übergeordneten wir einige hunde-typische Spiel-
Spielregeln ist die Forderung, ein weisen hervorheben und verge-
Entspanntes Milieu vorzubereiten, genwärtigen. Je besser wir das
einzuleiten und zu erhalten. arteigene Spiel des Hundes ver-
stehen, desto leichter fällt uns, auf
den Hund im Spiel einzugehen
Spiel-Möglichkeiten 27
Spaß. Oft sieht man einen jungen möchte, der kommt nicht daran
Hund sich daran ergötzen, seine vorbei, sich immer wieder am
Gliedmaßen und deren Bewe- natürlichen Spiel der Hunde zu
gungsvielfalt zu entdecken. Er orientieren. Er wird bald erkennen,
springt dann etwa aus dem Stand daß die oberflächliche Beobachtung
in die Luft, dreht sich um die eigene des Spiels hierfür nicht ausreicht.
Achse oder wirft sich völlig Um die vielen emotionalen und
unvermittelt auf den Boden. Aber kommunikativen Vorgänge immer
auch stundenlanges Kauen oder umfassender und besser zu
Zerkleinern, wobei auch die Vor- verstehen, muß man schon sehr
derpfoten eine wichtige Rolle genau hinsehen. Das heißt, man
spielen, gehören zum beliebten muß sich beim Beobachten in den
Repertoire der Solitärspiele (Ein- Hund hineinfühlen und
zelspiele). hineindenken. Während des
Beobachtens arbeiten die kleinen
Tiere halten, ganz ähnlich wie grauen Zellen auf Hochtouren.
Kinder, bestimmte Spiele eine Weil aber im Spiel, anders als im
Zeitlang sozusagen „in Mode". sogenannten Ernstfall, die unter-
Haben sich diese Spiele abgenutzt schiedlichen Funktionskreise an-
oder tritt Neues in den Interessen- einandergereiht und kombiniert
kreis, dann werden sie von heute auftreten, fällt einerseits das
auf morgen abgesetzt. Andere Verständnis oft nicht leicht, ande-
Spiele nehmen ihren Platz ein, um rerseits fühlt sich mancher Hun-
nach einiger Zeit von wieder an- deführer unsicher bei der Ent-
deren abgelöst zu werden. scheidung für ein Spiel, das für ihn
und seinen Hund geeignet ist.
schlechts- und last not least, an- und Totschütteln bevorzugt. Lauf-
passungsbedingt. hunde, etwa die Barsois entwickeln
früher als andere Rassen
Man darf die rassebedingten Prä- Bewegungsabläufe. Windhunde
ferenzen für bestimmte Funkti- zeichnen sich durch auffallend
onskreise und deren relevanten starke Laufmotivation aus. Hüte-
Motivations-Bereiche nicht unter- hunde sind prädestiniert für lange
schätzen. Retriever und Labradors Trabstrecken. Golden Retriever
zeigen beispielsweise früher als gelten zu Recht als Wasserratten,
viele andere Rassen intensive und was aber nicht heißen soll, daß
häufige Riech-Aktivitäten (olfak- nicht auch andere Rassen ebenso
torische Verhaltensweisen). Das verrückt auf Badefreuden sind. Bei
Spiel der Labradore weist auffallend den American Staffordshire Ter-
Rottweiler-
häufiges Apportieren auf, während riers oder bei einigen Zuchtlinien
Schäfer- der Terrier schon im Welpenalter der Bull Terriers und Pit Bull Ter-
Mischling das schnelle Zupacken riers kann man beobachten, daß
Spiele häufig in Kampfhandlungen
übergehen.
Hund aber aus Unwissenheit nicht Vorlieben des Hundes gezielt nützt.
die rassetypischen Anregungen und Auf Kursen treffe ich immer wieder
Verhaltensangebote, dann kann dies Hundehalter, die ihren Vierbeiner
zu „Verhaltensstörungen und damit am liebsten umfunktionieren
zu Leiden" führen (Feddersen- würden. Ihr Hund spricht gut auf
Petersen 1997). Für alle Futter an, sie wollen aber
Hunderassen gilt, man muß ihren unbedingt, daß der Hund das
rassebedingten Ansprüchen in Beute-Spiel annimmt. Wenn der
Aufzucht und Haltung gerecht Hund hierfür weder von der Rasse
werden. Heinz Weidt betont zu her noch von seinen individuellen
Recht, wie wichtig in diesem Anlagen her die entsprechenden
Zusammenhang die „Passung2" ist. Voraussetzungen mitbringt, sollte
Der Hund sollte zum Hundeführer man von derartigen Wunschzielen
und in die Familie „passen". Man Abstand nehmen! Und wenn man
verletzt nicht nur die Gesetze des Hundesport betreiben möchte, so
Tierschutzes, wenn man einen muß auch diese Entscheidung un-
Lauf-Hund den ganzen Tag im bedingt unter Berücksichtigung der
Haus einsperrt und nur abends, nach Eignung beider Partner getroffen
der Arbeit, kurz Gassi führt. Eine werden!
derartige Haltung mag für den
Hundebesitzer zufriedenstellend Andererseits soll aber auch betont
sein, für den Hund ist sie es sicher werden, daß das Image mancher
nicht; ganz abgesehen von den Rassen nicht immer und in allen
Gefahren, die sich aus derartiger Punkten den tatsächlichen Gege-
Haltung für die Umwelt ergeben benheiten entspricht. Als ich 1997
können. einer Einladung des „Deutschen
Vereins für Berner Sennenhunde"
nach Bochum folgte, stellte sich
nach zwei Tagen heraus, daß die
Erbanlagen meisten Hundeführer ihren Hund
nützen auf Grund des allgemein verbrei-
teten Rasse-Images nicht richtig
eingeschätzt hatten. Sie meinten,
Auch für die Erziehung und Aus- der Berner Sennenhund sei ein
bildung ist es von Vorteil, wenn „gemütlicher, eher bewegungsarmer
man die genetisch verankerten und wenig, wenn überhaupt
beutespiel- orientierter Hund". Bei
entsprechendem Spielangebot
2
Siehe Heinz Weidt und Dina Berlowitz zeigten jedoch ausnahmslos alle
„Spielend vom Welpen zum Hund, Hunde viel Spaß an allen Phasen
Naturbuch Verlag 1996 und „Das Wesen
des Hundes", im gleichen Verlag 1998. des Beute-Spiels. Zwar
34
Kommunikation
Die Ausdrucks- viel geschrieben1. An Stelle einer
weiteren Abhandlung über canide
formen des Kommunikation beschränken wir
uns hier auf einige wesentliche,
Hundes praxisbezogene Aspekte. (Wer mehr
über diesen Bereich erfahren
Unten und Spiel fordert und fördert Fähigkei- möchte, möge in der einschlägigen
rechts: Körper- ten des Denkens, Fühlens und Literatur nachsehen oder auch im
sprache in ihren
Handelns. Gerade das macht ja den Buch „Mensch-Hund-Harmonie",
Ausformungen
der Haltung, Spaß an der Sache aus. Soll das wo der Autor die
Bewegung sowie Spiel mit dem Hund jedoch ein
der Gestik und echtes Partner-Spiel werden, so
Mimik ist eine müssen wir mit dem Hund in 1
der wichtigsten Dont Feddersen-Petersen „Hundepsychologie",
Verstän- Verbindung treten, mit ihm kom- Kosmos 1989, Desmond Morris „Dog-watching",
W Heyne Verlag 1986, Anders Hallgren
digungsebenen munizieren. Über die Ausdrucks- „Lehrbuch der Hundesprache", Oertel und
unter Hunden. formen der Hunde wurde schon Sporer 1986
Die Ausdrucksformen des Hundes 37
für ihn gleichzeitig, sich und das Sport. Dort sind es die Hörzeichen,
Rudel nicht zu verraten. Daher auf die der Hund bestimmte
werden auch heute noch bei vielen Verhaltensroutinen zeigen soll.
Rassen und Individuen in be- Aber es wird uns nicht gelingen,
stimmten Situationen optische eine tragfähige Kommunikation
Signale bevorzugt. ohne Körpersprache aufzubauen.
Der Großteil hündischer Kommu-
Eines der wichtigsten visuellen nikation läuft in Distanz ab: lautlos,
Signaltypen sind Achtung-Signale, auf visueller und olfaktorischer
die der Hund meist durch ver- (geruchlicher) Ebene. Die
schiedenartige Formen des Erstar- Möglichkeiten, sich geruchlich
rews äußert. Manche Signale gehen mitzuteilen oder gar geruchlich
jedoch über reines Ach-tung- synton zu kommunizieren, sind uns
Mitteilen hinaus. Denken wir nur nicht gegeben. Wenn wir aber zur
an das hohe Aufrichten des olfaktorischen auch noch die
gesamten Körpers bei gleich- optische Ebene ausschließen, dann
zeitigem Hochhalten und Pendeln bleibt nicht mehr viel übrig, um die
der Nase. Klar, worum es hier geht: Kluft der Andersartigkeit zwischen
Witterung wurde aufgenommen. Mensch und Hund kommunikativ
Am Einpendeln der Nüstern in zu überbrücken.
Richtung der geruchlichen Quelle
lesen die anderen Tiere die Daher müssen wir unbedingt lernen,
Richtung ab. die vielen Nonverbalen Signale des
Hundes zu decodieren. Und auf
Der Mensch kennt die unmittelbare dieser Basis gilt es dann, Formen zu
Lebensbedrohung nicht mehr. Wir finden, ohne Worte, nur mittels
würden eine Gefahr mündlich Körpersprache mit dem Hund in
übermitteln, allenfalls flüsternd. Verbindung zu treten. Es gibt
Nur in extremer Situation, etwa bei hierfür kein besseres Exerzierfeld als
großer Distanz, würde uns das Spiel.
einfallen, an Stelle von Worten eine
Geste zu benutzen. Mit anderen Worten: Eine der
ersten Aufgaben wird sein, wie ein
Von der gewohnten Priorität der Pantomime denken zu lernen, -in
Laut-Vermittlung müssen wir im der Welt der „stummen Sprache",
Umgang mit dem Hund wegkom- und die zweite: Aufmerksamkeit
men. Laute und Geräusche sind und Interesse des Hundes auf sich
zwar enorm wichtig, ganz beson- zu lenken durch Haltung,
ders im Spiel und in der Belohnung, Bewegung, Gestik und Mimik.
selbstverständlich auch im
40
Ein „Sst!" oder „Paß auf!" kann immerhin noch die Möglichkeit,
wohl dann und wann einmal hilf- uns so zu bewegen, daß die natür-
reich sein, wenn der Hund bei- lichen Signale der Haltung und
spielsweise abschweift und den Bewegung als Stimulanz ausreichen.
Blickkontakt verloren hat. Folgt auf Demgegenüber läßt das Verbot
das akustische Signal jedoch keine zusätzlicher Worte nicht den
weitere Botschaft oder Handlung im geringsten Spielraum, den Hund
Bereich der Bewegung oder Mimik, außerhalb der Prüfungs-Hörzei-
wird der Hund das Hör-Signal schon chen auf der akustischen Ebene zu
bald überhaupt nicht mehr motivieren.
beachten.
Als Auslöse- Alles in allem spricht viel dafür, die
Signal kann Hinzu kommt, daß in den klassi- Kommunikation mit dem Hund auf
zum Beispiel schen Hunde-Sportarten jedes zu- allen uns zugänglichen und
das explosive
Werfen eines sätzliche Wort als unerlaubte Hilfe möglichen Ebenen, vornehmlich
Schleuderballes gilt. Auch optische Signale gelten aber auf der nonverbalen Ebene
dienen. zwar als Hilfe, aber hier haben wir auszubauen und zu pflegen. Je nach
Zielsetzung und praktischen
Möglichkeiten soll auch das Ein-
bringen akustischer und taktiler
(Berührungs-) Signale miteinbe-
zogen werden. Im Sinne der Inte-
gralen Motivation! Vor allem zu
Beginn der Erziehung und Ausbil-
dung, wo Hilfen aller Art und in
üppiger Form nicht nur erlaubt,
sondern höchst hilfreich sind.
Wenden wir uns jedoch zunächst
einigen Formen der optischen
Kommunikation zu:
Auslöse-Signal
Im Ablauf eines Anschleich-Spiels
etwa steht der Flucht- bzw. Angriff-
Auslöser eher am Ende des
Ablaufes. Aber weil gerade in die-
sem Punkt immer wieder gravie-
rende Fehler gemacht werden,
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Spielaufforderung 2, zunächst
ohne Hund
1. Wie oben, an Stelle der „Vorn
Tief-, Hinten Hoch-Stellung"
jedoch lediglich einen leichten
Sprung aus dem Stand in den
Stand, ohne (oder mit nur ge-
ringer) Vorwärtsbewegung. Blick
während des Sprungs auf Hund
45
Nachahmung
einer „hündi-
schen" Spiel-
Aufforderung.
Aufbruch-
Aufforderung.
meist verstärkt oder auch in Ab- das mehr oder minder lang dauernde
wandlung oder durch Hinzufügen Halten der Erstarrung, gefolgt von
weiterer Sinnesebenen, wiederholt, geeigneten Anpassungsvarianten
etwa durch Wuffen, auf den Boden (noch näheres Heranschleichen,
stampfen und anderes. Mitunter Abducken, Wegtrippeln usw.).
reagieren Hunde jedoch auch Schließlich folgt das Anspringen
absichtlich nicht auf die Gesten des oder auch Flüchten.
anderen. Zum Beispiel dann, wenn
sie nicht spielen wollen oder wenn Hundeführer sieht man in allen drei
sie dem Signalgeber betont Momenten immer wieder den
ignorierend ihre höhere gleichen Fehler machen: Die ein-
Rangordnung demonstrieren. Nach zelne Aktion wird ausgeführt, ohne
einiger Zeit kann es dann daß vorher das geistige Erlebnis
vorkommen, daß sie nach vollzo- vorausging. Dadurch wird die
gener Dominanz-Demonstration simulierte Darstellung nicht nur
doch mitspielen, mitunter um so unglaubwürdig, sondern sehr oft
intensiver. Manchmal muß sich das fehlerhaft. Das Anhalten sieht dann
rangtiefere Individuum zuerst bei manchen drohend, bei anderen
einmal unterwerfen, bis sich der gezwungen, unsicher oder kraftlos
Höhere zum Spiel herabläßt. Oder aus, und an Stelle des Erstarrens
es kommt vor, daß der Ranghöhere bewegt man sich dann doch
die Aufforderung nicht annimmt irgendwie in wackelnder Weise... In
und nach einer Weile dann selbst allen Fällen hätte man sich die
inszeniert. simulierte Handlung vorher
vorstellen sollen! Spiel steht und
fällt mit der Verwandlung, sprich
Imagination! Das muß ernst
Der entscheidende genommen werden. Wenn wir also
Moment im Folgenden beschreiben, der
Hundeführer solle nach dem
lockeren Hin- und Hergehen auf
Da Hunde ausgesprochene Bewe- einmal stillstehen, dann ist damit
gungsseher sind, können sie gemeint, er muß so tun, als hätte er
kleinste Veränderungen der Haltung etwa am Boden eine Maus
und Bewegung wahrnehmen. ausgemacht oder unter einem
Veränderung bedeutet aber auch: Busch eine Katze oder einen Vogel
Eine Bewegung wurde ab- entdeckt. Das muß ich mir richtig
gebrochen! Genau das ist das zu- vorstellen, es vor meinem geistigen
erst auftretende, entscheidende Auge Wirklichkeit werden lassen.
Moment der Achtung-Geste. Als Ich muß es, mit einfachen
zweites folgt das Erstarren, dann
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Worten: spielen, ich muß es leben! und Beobachtung haben schon vielen
Nur unter dieser Voraussetzung geholfen, ihr Spielen natürlicher,
wird die Achtung-Geste dem Hund differenzierter und effizienter werden zu
glaubwürdig vorkommen. lassen.
Ich hefte also den Blick auf den Hier die Kurzbeschreibung der
Punkt (wo sich die Maus in meiner Haltung des Hundeführers nach
Vorstellung befindet), gleichzeitig dem Orten der Beute: Der Hundefüh-
habe ich mich innerlich in einen Beine in Ausfalls-Stellung (T- rer „verwan-
delt" sich hier
Hund verwandelt, das heißt, für Stellung), in den Knien ein wenig in einen Hund,
mich als Hund ist dies ein beugen, sprungbereite Körperhal- der eine Maus
außerordentlich motivierendes Er- tung, leichte Spannung im gesam- am Boden
eignis. In dieser Imagination rufe ich ten Körper (jedoch keine Verspan- geortet hat
meine emotionalen Kräfte wach: nung Oberkörper leicht gebückt (optische
Ordnung)
Eine Maus! - Jagdlust kommt auf!
Auf diese Weise werden sich (im
Idealfall) ganz von selbst die damit
verbundenen Signal-Details
einstellen. Viele Menschen sind
jedoch bereits erheblich haltungs-
und bewegungs-degeneriert, was
sich im Spiel natürlich auswirkt. In
diesem Fall kann die Beschreibung
einiger Signal-Details zur Verbesse-
rung beitragen. Die Vergegenwär-
tigung darf allerdings nicht auf
geistiger Ebene stehen bleiben. Es
kommt darauf an, das Wissen in die
Tat umzusetzen, wobei sich
Trockentraining (Üben ohne
Hund) ganz besonders empfiehlt.
Spielbeschreibung 2, Orten
(riechend) und Anspringen der
Beute (zunächst ohne Hund)
Vorbereitung wie bei Spielbe-
schreibung l
51
1 wie bei Spielbeschreibung l chen oder Frauchen nicht, dann
2 Körper aufrichten, Kopf und folgen Abwandlungen wie durch
Nase in die Hohe strecken und die Lefzen blasen (prusten) oder
Bewegungen der Witterungs- auch wuffen, bellen, aufrichten,
aufnahme nachahmen (olfakto- hochspringen oder zu Herrchen
nsche Ortung) laufen und dann wieder in Richtung
3 Dann das Sehen der Beute dar- Tür, verbunden mit Zeige-Gesten
stellen (optische Ortung) Der Mensch wurde seine Absicht
4 Anschließend wie unter 1) er- verbal mitteilen, ohne Gestik und
starren und anspringen Mimik und ohne seine Position zu
verändern Er wurde einfach sagen
„Bitte mach mir die Tür auf " Es
wurde ihm kaum einfallen, diese
Zeige-Gesten, Absicht mittels einer Zeige-Geste
zunächst ohne kundzutun Und wenn, dann wurde
er mit den Händen und Fingern in
Hund die Richtung zeigen, aber nicht mit
dem Kopf Denken wir immer daran,
wenn uns der Hund optische
Der Mensch hat schon früh erkannt, Signale mitteilt Er spricht mit uns'
daß er sich die Zeige-Gesten des Lassen wir seine Fragen und Wun-
Hundes zunutze machen kann Der sche nicht unbeantwortet' Ant-
Jagdhund zeigt durch Vorsteher- worten wir, und wir sind mitten m
Haltung die Richtung an, wo sich das der Syntonen Kommunikation1
Wild aufhält Darüberhinaus
vermittelt der Hund noch zahlreiche
Spielbeschreibung:
andere Zeige-Gesten
Vorbereitung Futterschussel auf
Wenn Hunde etwa zur Tür hinaus einen Tisch oder hinter eine Tür
oder hinein mochten, dann teilen stellen (Das Verwenden der
sie uns dies (auf einem mittleren Schussel soll lediglich die Vorstel-
Aktionsniveau) nicht zuerst durch lung erleichtern Sie kann also leer
Bellen, sondern durch Zeige-Gesten sein)
mit Sie teilen uns Absicht und
Zielrichtung mit der Schnauze l Zeige-Gesten mittels Kopf- und
durch wiederholtes Hm- und Augenbewegungen (Augen in
Wegdrehen mit Verstärkt wird einem Bogen in die Zielrichtung
dieses Signal durch gleichlaufende rollen Soweit möglich, die Roll-
Bewegungen der Augenbrauen „Ich bewegung mit den Brauen mit-
will da hinein' Komm her und mach machen „Verstärker-Wirkung")
mir auf " Reagiert Herr-
52
Taktile
Kommunikation
Auch hier müssen wir uns kurz
fassen. Wer mehr über die Wir-
kungsweisen der Berührung er-
fahren möchte, möge in der ein-
schlägigen Literatur nachlesen.
Kommunikations-
Spiele (die ersten
Spiele mit dem
Hund)
Viele Hundeführer spielen einfach
nicht irgendwo, sondern genau auf
zu wenig hündisch und viel zu
der gedachten Linie der
stereotyp. Die Ursachen sind viel-
Augenpaare. Er schaut den Hund
fältig: mangelndes Wissen um die
an und bringt das MO in die
Zusammenhänge, unzulängliche
Augenlinie. Wenn der Hund jetzt
Techniken sowie irreführende und
das MO fixiert, kann er gar nicht
widersprüchliche Motorik. Daher
anders, als gleichzeitig die dahinter
ist es so wichtig, sich auf der einen
ablaufende Mimik des Hunde-
Seite das Wesentliche der
führers wahrnehmen. Mit der Zeit
Kommunikation mit dem Hund
wird dem Hund die Mimik seines
geistig anzueignen und
zweibeinigen Spielpartners immer
andererseits die grundlegenden
wichtiger. Er wird dessen Signale
Signal-Techniken gewissenhaft zu
immer intensiver decodieren und
üben, und zwar zunächst ohne
darauf antworten, bzw. seine
Hund!, also bevor der Hund ins
Aktionen darauf abstimmen. Dem
Spiel kommt. Bis man im Spiel den
Hundeführer ist es auf diese Weise
nötigen Überblick hat und die
gelungen, sich ins Spiel zu bringen.
einzelnen Bewegungen wie selbst-
Er wurde ein Teil der Spiel-Beute,
verständlich ablaufen, wird einige
die er nicht nur durch Imagination
Zeit vergehen. Das gilt auch für
verkörpert, sondern die er durch
jene, die schon 25 Jahre Hundesport
geschicktes Nützen der Augen-
betreiben.
MO-Linie auch sichtbar vermittelt.
Aus gutem Grund haben wir in
Die Technik der Augen-MO-Linie
läßt sich verständlicherweise nicht unseren Kursen die Anforderungen
ununterbrochen aufrechterhalten. zu Beginn der Motivations und
Spielausbildung mehr und
59
Spielbeschreibung 1: Spiel im
Freien, etwa im eigenen Garten
oder auf einer Wiese
Vorbereitung: Spiel auf griffigem
Untergrund: Wiese, Sand, Waldbo-
den o.a. - In möglichst ablen-
kungsfreier Umgebung!
3. Innerliches Vorbereiten des be- hilft man ihm bei der Suche durch
absichtigten Spurts. Einatmen, Geräusche oder kurzes Sichtbar-
Spannung im gesamten Körper machen.
aufbauen, auch in der Mimik!
4. Explosiv losspurten, eine kurze
Strecke laufen, dann Haken
schlagen, immer wieder neue Versteckspiel mit
Richtungen einschlagen. Hund
wird mit an Sicherheit grenzen-
Abrufen, Hund wartet
der Wahrscheinlichkeit der Be- im Liegen oder Sitzen
wegungs-Motivation folgen.
Kann der Hund schon Liegen
Spielbeschreibung 2: wie bei (oder Sitzen) und warten, dann
Spielbeschreibung l, aber vor läßt man den Hund zuschauen,
Punkt 4 werden zusätzlich Spiel-, wie sich Frauchen oder Herrchen Versteckspiel.
Aufforderungs- oder Aufbruch-
Gesten gegeben.
Einfaches
Versteckspiel, mit
Hund
Einfache Versteck-Spiele kann man
mit dem Hund schon früh spielen.
Er braucht hierzu weder „Sitz"
noch „Platz" zu können. Man nützt
einfach einen kurzen Augenblick
des Unbeobachtetseins, um sich
irgendwo im Haus oder im Garten
zu verstecken. Am besten eignen
sich Verstecke, aus welchen man,
selbst unbemerkt, den Hund
beobachten kann.
von ihm entfernt, - wie man sich Leider bietet längst nicht jede
etwa aus dem Raum schleicht. Das Mensch-Hund-Beziehung die
endgültige Versteck sollte er jedoch nötigen Voraussetzungen für das
nicht von Anfang an sehen. Beim Fangen-Spiel: Vertrauen und intakte
Wegschleichen darf man den Hund Rangordnung. Wer hier Probleme
nicht aus den Augen lassen, um ein weiß oder auch nur vermutet, der
etwaiges Vorrücken aus der möge das Fangen-Spiel noch
Warteposition zu bemerken. Also zurückstellen und erst einmal mit
rückwärtsgehen! Und während des der Basis-Übung Erfahrungen
„Schleichens" nicht einen einzigen sammeln.
Schritt als Auslöser gestalten! In
dieser Phase soll der Hund nicht Anfangs sollte man im Fangen-
durch Futter oder Beute-Streiten Spiel von Beute-Objekten absehen.
belohnt werden. Das Erlebnis soll Die Aufgabe besteht ja eben darin,
im Auffinden des Hundeführers ohne zusätzliche instrumentelle
bestehen. Nach kurzer Wartezeit im Motivatoren auszukommen und die
Versteck wird der Hund abgerufen Spiel-Beziehung allein auf die
durch „Komm" oder „Hier" oder Kommunikation zu stellen. Auch
durch Rufen seines Namens. Hat ohne Futter oder Beute finden sich
der Hund Herrchen oder Frauchen im Fangen-Spiel nahezu alle
gefunden, folgt ein Bewegungs-, Kommunikations-Signale wieder,
Geschicklichkeits- oder Knuddel- die weiter oben besprochen
spiel. wurden.
Spielbeschreibung:
Fangen-Spiel um Im Spiel der Hunde untereinander
Hindernis, mit gibt oft ein Achtung-Signal oder eine
Spiel-Aufforderung den Anlaß
Hund (mitunter auch ein Anschleichen),
das beliebte Fangen-Spiel einzu-
leiten. Wenn zufällig Objekte da-
Ein zweifellos sehr schwieriges, stehen, um die man herumlaufen
aber ungemein interessantes und kann, liegt Fangen sozusagen in
ergiebiges Spiel für Hund und der Luft. Das Spiel läuft dann in
Mensch ist das Fangen-Spiel um erstaunlicher Ähnlichkeit zum
ein Hindernis herum, etwa um Fangen-Spiel unserer Kinder ab:
einen Hundehänger, ein Auto Hier wie dort finden wir Elemente
oder um ein Gartenhäuschen. aus dem Versteck-Spiel, dem Jagen
und Gejagtwerden und aus
63
Spiel-Grundsätze
Motivations- mögen, den Hund beispielsweise
auch nur zehn Sekunden an sich
Stabilität zu binden, allerlei anderen, nur
nicht den wirklichen Ursachen
zuzuschreiben: Der Hund sei nicht
Bei ausreichen-
Nirgendwo anders offenbart sich spielerisch veranlagt oder: im
der Motivations- die Mensch-Hund-Beziehung so Augenblick wurden ihn eben
Stabilität und - deutlich wie im Spiel. Hier zeigen andere Dinge mehr interessieren.
Balance können sich Verhaltensauffälligkeiten oft
auch mehrere schon bei Spielbeginn. Aber leider Wer aber Erziehung und Ausbil-
Hundeführer
gleichzeitig und werden diese vom Hundeführer dung auf Motivation und Spiel
nebeneinander nicht immer bemerkt. Oder man ist aufbauen mochte, muß sich an
spielen. bemüht, das eigene Unver- den gültigen Grundsätzen orien-
65
tieren. Hierzu gehört vor allem eine Die ideale Motivation zeichnet sich
stabile Motivation, die intakte durch zweierlei aus: Durch ein
Rangordnung sowie schlüssige, hohes Grund-Motivations-Niveau,
didaktisch-methodische Entscheidun- welches je nach Spielsituation durch
gen. Wer auf Motivation setzt, kann mehr oder minder hohe
nicht gleichzeitig auf sie verzichten. Motivations-Spitzen abgelöst wird,
Auch nicht teilweise! Die Spiel- und zweitens durch Permanenz.
Motivation ist gerade so viel wert, Motivation ist nur dann tragfähig,
wie sie auftretenden Ablenkungen wir sagen stabil, wenn sie beide
standhält. Sie muß in jedem Komponenten enthält. Ver-
Augenblick des Spiels höher stehen. gegenwärtigen wir uns dies an
Wer seinen Hund nicht zu Hand oben stehender Grafik:
faszinieren und zu binden vermag,
der gleicht einem Karten-Spieler, der Wo immer das Motivations-Niveau
in der Farbe Motivation lediglich oder die Motivations-Permanenz
eine Acht in der Hand hält. Das nicht ausreichen, sind Probleme zu
Spiel ist verloren, bevor es erwarten. Probleme, die sich dann
begonnen hat. Wer motivational oft nicht dort, wo sie auftreten,
vorgehen möchte, braucht lösen lassen, sondern die einzig und
Motivation in Fülle. Das ist jene allein durch eine generelle
Motivation, die sich durch nahezu Neuorientierung auf die Spiel-
nichts mehr ablenken läßt und die, Grundsätze zu beheben sind.
trotz aller natürlicher
Schwankungen des Niveaus, Nun mag man sich fragen: Ist dieser
während des gesamten Spiels Anspruch überhaupt realisierbar
niemals unterbrochen wird. oder bleibt er nur wenigen
66
Nase auf den Boden zu halten sein um die Möglichkeiten, die sich
brauchen, zu pinkeln, den Vögeln aus den verschiedenen Moti-
nachzujagen, sich taub zu stellen, vations- Bereichen anbieten. Aber
regungslos dazustehen oder wie es muß auch mit aller Deutlichkeit
wild hin- und herzulaufen, und gesagt werden, daß man bei
schon ist Herrchen oder Frauchen Dominanz-Problemen nicht immer
absolut schachmatt und nicht ohne Zwang auskommt. Wir
annähernd in der Lage, Dominanz werden an späterer Stelle einige
durchzusetzen. Korrekturmaßnahmen beschreiben.
Dieser Hund Je öfter sich dieses Szenario wie- Im Rahmen der Spiel-Prinzipien ist
zeigt, wie man derholt, desto mehr wird sich das festzuhalten, daß das Spiel nicht
Herrchen Dominanz-Gebaren des Hundes außerhalb der sonst gültigen
„schachmatt"
festigen und desto schwieriger wird Sozialordnungen steht. Auch im
setzen kann.
Man braucht es, den circulus vitiosus zu Spiel darf der Hund nicht machen,
nur zu schnüf- durchbrechen. was er will. Auch im Spiel muß er
feln und so zu sich ein- und, wo erforderlich,
tun, als würde Die Verstärkung der bisher ein- unterordnen. Der Hundeführer
man nichts
anderes mehr gesetzten Maßnahmen ist meist
bestimmt nicht nur Anfang und
hören oder unbefriedigend. Bessere Erfolge Ende des Spiels. Er stellt auch die
sehen, und zeitigen neue, dem Hund bisher Regeln auf. Aber er wird bedacht
schon ist man unbekannte Vorgangsweisen. sein, alles so zu gestalten,
Spielführer.
Spätestens hier wird man dankbar
69
daß sich auch der Hund im ge-
meinsamen Spiel arteigen entfalten
kann. Hierfür müssen die
Spielregeln genügend Freiraum
bereitstellen.
Spiele? Sollen ursprünglich Freie Die Fähigkeit des Hundes, Tabus mit
Spiele in Lernspiele umgewandelt Signalen zu verbinden und Tabus
werden oder abwechselnd in einer einzuhalten, ist eine der Ursachen,
Spielsequenz aneinandergereiht weshalb sich kein anderes Tier
werden? derart gut domestizieren ließ. Aber
aus heutiger Sicht geht es nicht nur
Beim Aufstellen der Regeln sollte darum, Tabus abzuverlangen,
der Hundeführer Strategien ent- sondern diesen Vorgang für den
wickeln, wie er dem Hund das Hund möglichst artgerecht und
Einhalten der Regeln möglichst angenehm zu gestalten. Die
leicht, im besten Fall sogar meisten wünschen sich heute den
schmackhaft machen kann. Hier hat Hund als Team-Partner und nicht
sich der Grundsatz bewährt: Wo als parierenden Sklaven. Und das ist Spiel und Üben
immer möglich, Regeln und Tabus gut so. Aber mit einem Partner muß fordert die
zuerst einmal durch positive man natürlich entsprechend gesammelte
Konzentration.
Motivation verständlich machen umgehen. Wir werden in diesem Plaudern mit
und erst auf höheren Lernstufen auf Buch vorstellen, wie man den dem Nachbarn
der „Einhaltung der Regeln in jeder Geistigen Zügel weitestgehend streß- sollte man nach
Situation" bestehen. und zwangsfrei, ja sogar dem Training.
72
lustvoll aufbaut und auf höheren des MO's, des Motivations- Be-
Ausbildungsstufen dann abrundet. reiches oder einfach durch Steige-
Folgende Tabus muß der Hund im rung der Motivation.
Spiel akzeptieren:
Hier noch ein Wort zum letzten
• Keine aggressiven Verhaltens- Punkt. Beißen ist nicht gleich
weisen Beißen. Hunde, die im Rudel leben,
• Unterlassen von (ernsthaftem) bekunden ihre Zuneigung unter
Dominanz-Rivalisieren anderem auch dadurch, daß sie
• Beißen Kopf oder Schnauze, mitunter auch
die Vorderläufe des anderen zart in
Beginnt der Hund, das Entspannte den Fang nehmen. Das macht auf
Feld zu verlassen und aggressiv zu den Uneingeweihten zwar einen
werden, so sollte man diesen furchterregenden Eindruck, aber es
Stimmungswechsel unter keinen ist völlig harmlos. Oft sind derartige
Umständen durchgehen lassen Schmuse-Spiele durch singendes
oder fördern. Entweder man setzt Maunzen begleitet und das
sich durch, wie auch immer, oder beeindruckende Sozial-Spiel dauert
man bricht jeweils bei den ersten oft minutenlang.
Anzeichen das Spiel sofort ab und
bringt den Hund mittels einiger Problematisch wird es im allge-
Kommandos in die Unter-Ordnung. meinen, wenn die Stimmung
In manchen Fällen hat es sich wechselt, was ich in der soeben
bewährt, den Hund nach beschriebenen Form nie beobachtet
Spielabbruch unverzüglich ins habe. Stimmungswechsel kündigen
Auto zu bringen. Ob ein erneuter sich in der Regel rechtzeitig durch
Spielbeginn sinnvoll ist, hängt entsprechende Signale an.
weitgehend davon ab, ob sich der
Hund inzwischen beruhigt hat und
sich wieder in das Entspannte Feld
zurückfuhren läßt. Das Absichern der
Auch bei Dominanz-Gebaren ist
Beiß-Hemmung
Vorsicht geboten, und hier gilt der
gleiche Rat: Unter keinen Da der Mensch nicht mit einem
Umständen aufschaukeln lassen! schützenden Fell bekleidet ist, tun
Rechtzeitig die Rangordnung wie- ihm natürlich bereits Bisse weh, die
derherstellen! Das kann im einen unter Hunden als „zarte Be-
oder anderen Falle auch mittels
geschickter Ablenkung erreicht
werden. Etwa durch den Wechsel
73
rührung" erlebt werden. Daß man geht und wie er sich bei Fremden,
Frauchens und Herrchens Hand nur Bekannten und vor allem bei Kin-
in Schmusestimmung und dort nur dern verhält.
besonders vorsichtig in den Fang
nehmen darf, das muß der Hund Eines darf man aber in dieser Dis-
früh lernen. Wer hier zu nachsichtig kussion nie außer acht lassen. Er-
ist, handelt fahrlässig. Denn aus leiden Hunde starken Schmerz
dem putzigen Welpen wird in (auch wenn dieser unabsichtlich
kurzer Zeit ein ausgewachsener zugefügt wurde) wird Aggression
Hund. Und wenn dieser in der als Instinkthandlung ausgelöst.
entscheidenden Phase ungehindert Diese Situation ist um so gefährli-
beißen durfte, dann fehlt ihm für cher, je überraschender sie den
den Rest seines Hundelebens das Hund trifft. Der Hund beißt dann
wohl wichtigste Tabu: die ganz zu, auch wenn er sonst 364 Tage im
besondere Beißhemmung dem Jahr der Harmloseste ist. Und er ist
Menschen gegenüber. Und von dann nicht ein „aggressiver oder
diesem Manko ist nicht nur der böser Hund", er folgt in diesem Fall
Hund, sondern alle, die ihm lediglich einem Instinkt. Aus dieser
begegnen, betroffen. Ein Hund Sicht sollte man die Forderung nach
ohne Beißhemmung ist eine Art absolutem Beiß-Tabu ernsthaft in
Zeitbombe. Daher fordern einige Erwägung ziehen. Wie man zur
Ausbilder, daß der Hund auch nicht Beißhemmung erzieherisch beiträgt,
im Welpenalter in die Hand oder wurde vielfach beschrieben:
den Arm beißen darf, auch nicht im Vergessen wir aber die Zeitung oder
Spiel. Als Begründung wird Leine als Strafmittel! Heute sind
angegeben, daß in einer kritischen sich Kynologen weitgehend darin
Situation beim absoluten Beiß-Tabu einig, daß abdressierende Reize
immer noch eine wirksame Barriere tunlichst am Vorbild der Natur
vorhanden sei. Wie man sich auch auszurichten sind. Das heißt in
in dieser Frage entscheiden mag: unserem Fall: Schnauzen- oder
Sicher sollte sich jeder Nackengriff und auf den Boden
Hundebesitzer ungeschminkt drehen oder kippen1. Streng
Rechenschaft geben, ob sein Hund anblicken in Verbindung mit einem
leicht in Aggression gerät, wie weit bestimmenden „Nein!". Auch
die Beiß-Hemmung abgesichert ist, Ausschimpfen wird gut verstanden.
ob der Hund, wenn er einmal ver- Manche Autoren empfehlen das
sehentlich im Spiel die Hand er- Ausschimpfen, andere wieder
wischt, sofort den Druck nachläßt lehnen es ab. Man
und sie freiläßt, ob er Auseinan-
dersetzungen eher aus dem Weg 1
Gleichzeitig wirft man dem Hund die
Beine zur Seite, so daß er die Balance
verliert
74
Spiels sehr stark von den gebotenen ter Didaktik die Lehre vom Lehren und
Freiräumen abhängt. Wo die Lernen verstehen, wobei der
Rangordnung stimmt, dort kann Schwerpunkt auf die Steuerung von
man dem Hund natürlich mehr Lernprozessen liegt, unter
Freiheit lassen. Bei intakter Berücksichtigung der pädagogischen
Mensch-Hund-Beziehung kann Absichten und Ziele (Ausrichtung2),
man durchaus auch auf „Spiel- der verwandten Mittel und
Ideen" des Hundes eingehen, sofern eingesetzten Methoden.
er mit solchen aufwartet.
Kurz gesagt fußt vorliegende
Aber selbst dann, wenn Dominanz- Motivations- und Spiellehre auf einem
Korrekturen wiederholt erforderlich Didaktischen Curriculum, welches
werden, ist darauf zu achten, daß durch modifizierbare, ersetzbare und
das Spiel dadurch nicht dauerhaft weitere, noch zu entwickelnde
und immer wieder in Streß und Methoden ausgefüllt wird. So
Frust ausartet. Das Spiel vermag gesehen sind Methoden variable Teile
viele, aber nicht alle Probleme zu der Didaktik, die mit dem Ziel
lösen. Und wenn in der Erziehung eingesetzt werden, sowohl die
fortwährend elementare Fehler Vorgangsweisen des Lehrens als
gemacht werden, dann schlägt sich auch die Wahl der Unterrichtsmittel
das natürlich auch im Spiel nieder. ständig weiter zu optimieren.
Erziehung und Spiel bilden eine Vereinfacht könnte man sagen, die
untrennbare Einheit. Man könnte Didaktik ist die „Wissenschaft des
etwas provokant sagen: „Das Spiel Lehrens" und die Methodik ist die
ist so viel wert wie die angediehene „Kunst der Vorgangsweise".
Erziehung." Ohne gleichlautende
Maßnahmen im Erziehungsbereich Diese kurzgefaßte Vergegenwärti-
werden Korrektur-Bemühungen gung der Didaktik und Methodik
durch das Spiel nicht richtig greifen. macht deutlich, daß der Ausbilder.
einen Großteil der zur Verfügung
stehenden Möglichkeiten und deren
Wirkungen kennen sollte.
Didaktik und Selbstverständlich sollte er auch die
Methodik praktische Umsetzung beherrschen.
Oft werden die beiden Begriffe 2
Ausrichtung nach Ekard Lind (Bild der
wenig differenziert verwendet. Im „Drei Zinnen"). Siehe „Mensch-
Hund-Harmonie", Kapitel ethische,
vorliegenden Buch wollen wir un- sportliche und individuelle Ideale.
76
Mensch-Hund-
Harmonie
als Ergebnis
moderner Tier-
Pädagogik.
wird sie suchen und vorurteilslos stellt haben. Und wenn sich in
damit umgehen lernen. dieses Erfolgserlebnis noch Mo-
mente einer gesteigerten, gegen-
Anschließend wird er die neu ge- seitigen Zuneigung einfinden,
wonnen didaktischen Perspektiven dann wird man ohne Zweifel von
ebenso wie die methodischen beglückenden Stunden der
Varianten und einzelne praktische Mensch-Hund-Harmonie sprechen.
Details auf die entsprechende
Situation übertragen. Dabei wird er
staunend erleben, daß Erfolg und
Mißerfolg oft von Kleinigkeiten
abhangen. Mit dieser Erfahrung wird
er sich bemühen, sein Repertoire
immer mehr zu erweitern und das
Angeeignete methodisch flexibel
einzusetzen. Hierzu gehört auch die
Organisation des Umfeldes, das
Ausdenken bestimmter Hilfen, die
Entscheidung für diesen oder jenen
Motivations-Bereich (oder für
Mixturen) und die Wahl der
Hilfsmittel und MO's.
Wo stehe ich? -
Verschiedene
Test-Spiele
Spielfeld bzw. oder Vereinsmitglieder hinzu, oder
übt man in einer kleinen Gruppe
Vorführplatz (indem man sich gegenseitig
beobachtet und hilft), dann ist es
vorteilhaft, die Spiel-Fläche
Wer allein übt, mag auf das Aus- sichtbar zu begrenzen. Dies läßt Die Abgrenzung
der Spielfläche
stecken eines Spielfeldes, bzw. ei- sich mit einfachen Mitteln reali- ist nicht nur bei
ner Vorführfläche verzichten. sieren: entweder mit Pflöcken und Veranstaltungen
Kommen allerdings Zuschauer Absperrband oder nur mit vorteilhaft.
80
vom Eintreten auf den Platz bis stand verwahrt (z B m der Box oder
zum Richter zurücklegt Es ist klar, im Auto) Später sollten dann auch
daß dieser Weg von entscheidender Ablenkungen eingeplant werden
Bedeutung für das Gelingen des (maßvoll) Für die Bildung eines
folgenden Spiels (oder einer soliden Appetenz- Niveaus muß
Prüfung) ist Daher bauen wir den man allerdings schon mit einem
Gang durch den Korridor in jedes halben Jahr rechnen Solange die
Spiel, in jede Übungseinheit ein geringste Ablenkung mehr
motiviert als das vom Hundeführer
vermittelte Spiel, ist das Fundament
einfach nicht tragfähig genug'
Vorbemerkung
Wer mit einem jungen, unverbil-
Die folgenden Test-Spiele kann der deten Hund beginnt, kommt in der
Hundeführer allem mit seinem Regel schneller voran als jemand,
Hund oder auch in der Gruppe, im der im Spiel gegen allerlei Unarten
Kurs oder im Verein durchführen und festgefahrene Domi-
Wir beschreiben die Tests so, wie nanzverhalten kämpft Hunde-
wir sie in Kursen abhalten (zur führer, die ihrem Hund die erfor- An Stelle von
derliche Führigkeit bis dato nicht Absperrband
Nachahmung für Spiel-und
können auch
Trainings-Gruppen empfohlen) vermitteln konnten, haben leider Pflöcke oder
auch im Spiel denkbar schlechte Hütchen ver-
Übt man allein, so eignet sich der Karten in der Hand Setzt sich der wendet werden.
eigene Garten oder auch eine Hund zu Hause nach Belieben
Wiese In der Gruppe steht in der durch, wird sich dieses
Regel der Hundeplatz zur Verfu- Szenario auch im Spiel
gung Wie auch immer, die Vor- wiederholen
führung wird in Einzel-Aktionen
abgehalten, wobei Zuschauen Manche Hunde
genauso wichtig ist wie der eigene verselbständigen sich im
Auftritt Anfangs sollte man Ab- Spiel, oft schon nach wenigen
lenkungen bereits im Vorfeld aus- Sekunden Dieser Vorgang
schalten Wichtig ist, daß sich alle wird von einigen
daran halten, auf der Spielflache, im Hundeführern immer wieder
Korridor und auch im Bereich davor falsch interpretiert Sie
außer dem vorgeführten Hund meinen, ihr Hund „könne
wirklich keinen anderen Hund zu nicht spielen", er habe „zu
halten Wahrend der einzelnen wenig Spieltalent" Sie
Vorführungen werden die Hunde meinen, es sei der mangeln-
der anderen Kursteilnehmer m den Spiel-Motivation
angemessenem Ab- zuzuschreiben, daß er
beispielsweise am Boden
schnuppert oder
82
Hundeführer bei Wiederholungen stoppt wird vom Zeitpunkt des Während der
des Test-Spiels eine Aufrolleine Überquerens der Startlinie (am Zeitgeber alle
fünf Sekunden
verwenden und den Hund am Anfang des Korridors) bis zum die verstrichene
Weglaufen hindern, beispielsweise zweiten Überqueren am Ende der Zeit angibt, ach-
durch ein strenges „Nein" Übung. Ein „Zeitgeber" stoppt tet der Richter
(gegebenenfalls zusätzlich mittels oder zahlt die Sekunden (leise auf das Einhalten
wohldosiertem Ruck) und an- „einundzwanzig, zweiundzwan- der Regeln, zählt
die Zahl der
schließender Motivation zum zig..."), wobei er alle 5 Sekunden Abwendungen
Weiterspielen. die Zeit laut angibt. Ein „Richter" und die ent-
paßt auf, daß die Spielregeln ein- sprechenden
„30 Sekunden Aufmerksamkeit" - gehalten werden. Am Ende jeder Zeiten. Am Ende
gibt er die
Spielregeln mit Varianten: Vorführung gibt er die Punkte be- Punktzahl be-
Kurzbeschreibung: Das Spiel kannt, verbunden mit einigen kannt.
dauert maximal 30 Sekunden. Ge- Kommentaren.
84
Wer wünscht
sich nicht einen
Hund, der in
jeder Situation
freudig zurück-
kommt.
87
Dauer des Spiels auf 40 bis 60 Tests nicht zufriedenstellend ab-
Sekunden ausgedehnt werden. solvieren. Das sollte einerseits nicht
Während der gesamten Zeit soll beunruhigen, andererseits jedoch
sichtbar werden, daß der Hund im deutlich machen, daß im einen oder
Spiel nicht dominiert, sondern sich anderen Bereich Nachholbedarf
freudig und führig im Team besteht. Und wer bereits im
einordnet und die Spielregeln Aufmerksamkeits-Test kleinlaut
befolgt. Hier Punkte zu vergeben, feststellen muß, daß er seinen Hund
ist problematisch. An Stelle von keine zehn Sekunden zu
Punkten vergeben wir hier die Noten motivieren vermag, der steht nach
sehr gut, gut, befriedigend, der Ablenkung gleich vor dem
ausreichend und mangelhaft . nächsten Problem. Kommt sein
Wichtiger aber als die Benotung ist Hund auf Hör- oder Sichtzeichen
die Analyse des individuellen zurück? Wie oft muß er ihn rufen,
Rang-Ordnungs-Tests und die sich bis er kommt? Reagiert der Hund
daran anschließenden, gemeinsam überhaupt auf die Versuche des
in der Gruppe (unter Hilfestellung Zurückrufens oder ignoriert der
des Ausbilders) zu erarbeitende Hund den gesamten Vorgang so
Strategie zur Korrektur. • Will man lange es ihm gefällt? Wie lange
noch einen Schritt weiter gehen, so dauert es, bis der Hund sich an-
kann man mit Hilfe der oben schickt, zurückzukommen?
beschriebenen Spielanordnung
auch ein Sozialisierungs-Spiel Vielen Hundeführern ist nicht in
verbinden. Dieses könnte zum voller Tragweite bewußt, wie weit
Beispiel darin bestehen, daß der sie auch in diesem Punkt von ihrem
Hund das inzwischen bekannte Auf Hund dominiert werden. Man hört
merksamkeits- Spiel auch mit einer dann immer wieder dieselben
anderen, (bekannten) Person spielt. Ausreden, die zurecht gelegt
wurden, um das Dilemma zu
beschönigen. All diesen Hunde-
führern sei in aller Klarheit gesagt:
Kommt mein Hund Sie werden auch im Spiel auf der
zurück? - Test Stelle treten, wenn es ihnen nicht
gelingt, den Hund zuverlässig
zurückzurufen1.
Wer mit seinem Hund von Anfang
an wenig oder mangelhaft gespielt 1
Siehe Video in Vorbereitung:
hat, wird die vorangegangenen „Hilfe, mein Hund kommt nicht
zurück!"
89
1. Phase
Ausführung wie im Trocken-
training
2. Phase
Reagiert der Hund auf den
Geistigen Zügel (und die be-
gleitenden Signale) in der
gewünschten Warte- und Er-
wartungs- Haltung, so kann die
Zeit in kleinen Schritten aus-
gedehnt werden und (oder) die
Futterschüssel immer tiefer in
Richtung Boden gebracht
werden. Will sich der Hund über
den Geistigen Zügel hinwegsetzen,
so darf die Zügelhand auf keinen
Fall Schwäche demonstrieren,
indem die Hand zurück- oder
Der Geistige ausweicht. In diesem Fall müßte
Zügel wird an-
Warte-Haltung verharren. In die- man die Zügel-Hand noch weiter
fangs in Form sem Augenblick wird der Geistige entgegenstrecken, wobei man vor
einer Achtung- Zügel entspannt und das Fressen allem die innere Autorität mit
Geste vermittelt. mit einem Hörzeichen, beispiels-
Wichtig ist, daß aller Entschiedenheit zum
weise „Nimm" freigegeben. Je Ausdruck bringt, möglicherweise
der Vorgang
ausschließlich nach Veranlagung des Hundes verstärkt durch ein eindeutiges
emotional positiv muß die Körpersprache entweder „Nein" und wenn nötig, durch
besetzt wird. strenger oder behutsamer gestaltet eine der weiter oben
werden. beschriebenen tätlichen
Maßregelungen. Bei manchen
Die größte Gefahr liegt darin, daß Hunde-Charakteren hat sich
man den Hund anfangs zu lange bewährt, die Freßschüssel
warten läßt. Der Vorgang des wegzuräumen und den Vorgang
„Geistigen Zügelns" dauert die nach einiger Zeit zu wie-
ersten Male weniger als eine
93
3. Phase
Jetzt wird die Futterschüssel auf
den Boden gestellt. Die Freigabe
erfolgt jedoch erst kurz danach.
4. Phase
Mit zunehmender Akzeptanz
wird die Wartedauer auf vier bis
acht Sekunden ausgedehnt.
5. Phase
Der Hundeführer entfernt sich
ein bis mehrere Schritte vom
94
Mit zunehmender
Gewöhnung
kann sich der
Hundeführer
immer weiter
vom Hund ent-
fernen, ohne
daß dieser auf-
steht. Aus der
Sicht des Hundes
...
...und aus
der Sicht des
Hundeführers.
soll den Geistigen Zügel ja nicht mit Mit der Zeit wird der Hund den
einer bevorzugten Position, etwa Geistigen Zügel problemlos und
dem Sitzen verbinden, sondern als sicher akzeptieren. Im Idealfall
„Warten in jeder beliebigen verharrt er in der vorher angewie-
Haltung" aufnehmen. Es gilt senen Haltung in gespannter, lust-
weiterhin: Nicht die zwanghafte voller Erwartung, den Blick ab-
Unter-Ordnung ist angestrebt, wechselnd auf die Futterschüssel
sondern das Warten aus innerer, und das Gesicht des Hundeführers
positiver Erwartungs-Haltung. gerichtet.
7. Phase
Ausdehnung des Schwierig- Um zu vermeiden, daß der Hund
keitsgrades auf verschiedenen nur auf den akustischen Auslöser
Ebenen (anfangs jedoch nur je- wartet und den Blick wie versteinert
weils eine Ebene und diese über auf den Napf heftet (und dabei den
mehrere Tage hinweg!): Ablen- Hundeführer nicht mehr ansieht),
kungen einbringen, Dauer aus- kann man das Hörzeichen
dehnen, Ort wechseln (auch abwechselnd auch leise oder gar
außerhalb des Hauses), täglicher stumm sprechen oder einen
Haltungswechsel in un- anderen visuellen Auslöser
regelmäßiger Reihenfolge, aus (Kopfnicken) geben. Auf die
dem Zimmer gehen (Hilfsper- Technik der Augen-MO- Linie
son beobachtet Hund), usw. haben wir schon hingewiesen.
95
Verwandeln und
Beleben
Was ist keine Erfolgsgarantie. Vor den Er-
folg haben die Götter nicht nur den
Motivation? Schweiß, sondern auch Denken und
Wissen gesetzt. Die Probleme
liegen zwar weniger darin, daß Spiel unter Hun-
Immer mehr Menschen wünschen spielerische Vorgangsweise zu den ist immer
sich, mit ihrem Hund spielerisch schwierig, zu kompliziert oder zu gleichzeitig
langwierig wäre, sondern darin, daß Sozial-Ereignis.
umzugehen, sei es in der Erziehung
Der Spielpartner
oder im Sport. Aber der Wunsch, ja das entsprechende Know-How ist enorm wichtig
selbst der Entschluß für diesen Weg einfach noch zu wenig bekannt ist. - nicht nur die
beinhaltet noch Ohne Grundkenntnisse Spielbeute.
96
und -fertigkeiten jedoch ist Spiel- genüber sehen Hunde im Spiel mit
Methodik zum Scheitern verurteilt dem Menschen oft vorrangig die
Wer meint, er wurde den Hund Spiel-Beute, etwa die angebotene
richtig motivieren, indem er nach Beißwurst oder ein Futterstuck -
absolvierter Übung den Ball wirft Woher kommt dieser Unterschied
oder Futter gibt, der hat nichts im Spiel mit Artgenossen und mit
verstanden von der Faszination einer dem Menschen7
Integralen Motivation, wie sie uns
das Leben lehrt Er hat nicht mehr Es kommt daher, daß der Mensch
als die Schale des Apfels verkostet einfach zu wenig hündisch zu
spielen versteht Das Unvermögen
Imagination hat viele Ursachen und Facetten In
+ Kommunikation vielen Fallen fehlt es am
+ Animation Gleichgewicht Entweder man läßt
= Motivation dem Hund zu viel oder zu wenig
Freiraum im Spiel Viele Hunde-
führer gehen durchaus tatkräftig
Streng genommen werden Er- und engagiert ans Werk Aber von
folgschancen nicht erst im Tun ab- ihren Zielen, Erziehung zu vermit-
gesteckt, sondern dann, was sich teln oder im Sport Punkte zu ma-
der einzelne unter Motivation vor- chen, versteht der Hund nichts
stellt Wenn wir uns einen Hund Diese Motivationen kann er weder
wünschen, der mit gespitzten begreifen noch teilen Daß bei-
Ohren, entspannten Lefzen und spielsweise ein gerades Vorsitzen
feurigen Augen zu uns aufschaut, wertvoller sein soll als ein wenig
dann müssen wir Abstand nehmen schief vorzusitzen, das ist ihm ab-
von Methoden, die überwiegend solut fremd Aus seiner Sicht ist es
den Ball, das Futter oder sonst sogar besonders schlau und tüchtig,
etwas interessant machen, uns schief vorzusitzen Dann nämlich,
selbst aber außerhalb des Spiels wenn der Hundeführer die m
halten Es muß uns im Spiel mit Aussicht gestellte Belohnung immer
dem Hund gelingen, eine ähnliche in der gleichen Hand halt Indem
Stellung einzunehmen wie sie der Hund schief vorsitzt, bringt er
Hunden im Spiel untereinander sich auf diese Weise m eine bessere
zukommt Position Dafür bekommt er dann
nicht selten einen Ruck, einen Tritt
Wenn Hunde miteinander spielen, oder andere, un-glimpfliche
dann steht der Spielpartner nahezu Korrekturen
ausnahmslos im Zentrum des
Motivationsgeschehens Demge- Nein, diese Scheuklappen-Päda-
gogik führt uns nicht weiter Wir
97
müssen umdenken, wenn wir ins einem raten, die geistigen Kräfte zu
Spiel kommen wollen und wenn aktivieren durch die Welt der
uns daran gelegen ist, daß der Hund Realität sozusagen hindurchzusehen
die ihm gestellten Aufgaben in eine Welt der Phantasie Man
wirklich freudig ausfuhrt Wir nennt dies Imagination -
müssen Wege finden, unser Spiel Vorstellungskraft Man stellt sich
mit dem Hund, so wie im Spiel der beispielsweise vor, wie man mit
Hunde untereinander, zu einem dem Hund Fangen spielt, ihn an-
sozialen Erlebnis werden zu lassen schleicht, zur Salzsäule erstarrt oder
Damit werten wir nicht nur das ihn mit einer Geste der Auf-
Spiel, sondern auch unsere eigene munterung zum Mitlaufen auffordert
Rolle im Spiel auf In der Imagination fallen einem die
vielen „Bilder" und „Szenen" ein,
die man beim Beobachten von
Hunden gesammelt hat und die im
Imagination Unterbewußtsein unvergeßlich
vorliegen Man verwandelt sich in
Kurz gesagt, kommt es auf dreierlei diese Bilder und Szenen, tritt mit
an auf die Verwandlung, auf die dem Hund kommunikativ in
Kommunikation und auf das Beleben Verbindung, und schon ist man
Bevor wir im Spiel irgend etwas mittendrin
machen, bevor wir sozusagen in
Erscheinung treten, müssen wir uns Mittendrin, sofern es sich um
zuerst selbst verwandeln Wie so oft Berührungs- oder Bewegungs-Spiele
im Leben, so hat auch dieser handelt Kommt noch ein dritter
Vorgang seinen Ursprung im Geist Faktor, etwa das Futter oder die
Mit anderen Worten Man muß Spielbeute hinzu, so müssen wir
zuerst zu dem werden, was man außer der Verwandlung und Kom-
dem anderen vorspielen will Das ist munikation noch eine weitere Lek-
leichter gesagt als getan Der tion lernen die Belebung, auch
Erwachsene ist voll von Animation genannt
Hemmungen, Zweifeln und Ängsten
- lauter Panzerkostüme, die eine Vor allem im Beute- und Futter-
Verwandlung umständlich und Spiel wird es wichtig, daß wir die
schwierig werden lassen Hat man leblosen Gegenstande beleben.
dann endlich den nutzlosen Eisen- Gerade in diesem Punkt sind wir
Ballast abgestreift, kommt das dem Spielpartner Hund wenigstens
nächste Problem In Wen oder m auf motorischer Ebene weit voraus
Was soll man sich eigentlich Kraft unserer überlegenen
verwandeln7 Und wie macht man Feinmotorik und unserer differen-
das7 - Ein Schauspieler wurde zierten Lautgestaltung können wir
98
...ein Büschel
Gras oder ein
Blatt genügt, um
daraus eine
attraktive Spiel-
beute werden
zu lassen.
100
101
Motivations-
Techniken
Berührungs-, Freundliche Berührungs-, Schmuse-
und Zuneigungs-Spiele können
Zuneigungs-, nicht nur zur Harmonisierung
gestörter Mensch-Hund-Bezie-
Entdeckungs- und hungen beitragen, sie lassen sich
auch erfolgreich in besonderen
Balgen-Spiele Situationen zur Wiedergewinnung
des psychischen Gleichgewichts
Wir beginnen mit jenen Spielen, die eines Hundes einsetzen. Und sie
keines „Trockentrainings" bedürfen: bieten da und dort Gelegenheit,
Rangordnungsproblemen zu
Ähnlich wie beim Menschen spie- begegnen, eine labile Beißhemmung
len auch beim Hund Berührungen zu stabilisieren oder gefährliche
eine wichtige Rolle. Aber Hunde Aggressionen abzuschwächen.
berühren sich vielfach anders als
Menschen. Die sensiblen Zonen Im Spiel sollte man bei Berührungen
stehen nicht in derselben Abstufung auf folgende Signale achten:
ihrer Bedeutung und auch die • Zwinkert der Hund mit den
Taktilen Techniken gestalten sich Augen, wenn ich die Hand in
anders als unter Menschen. Wer seine Nähe bringe? Oder duckt er
sich mehr für diese interessanten den Kopf ab? Man sollte mit der
und erzieherisch ergiebigen Annäherung der Hand so lange
Zusammenhänge interessiert, der experimentieren, bis man
möge in der Literatur nachlesen. feststellt, daß sie der Hund pro-
Wir können hier nicht mehr als den blemlos annehmen kann.
Hinweis geben, Hunde • Fragendes Beobachten üben!
untereinander und vor allem den Machen die vermittelten
eigenen Hund genau zu beobach- Berührungen den Hund eher
ten. Jeder Hund verhält sich in be- unsicher oder tragen sie zum Berührungs-
zug auf (vermittelnde und erfah- Austausch von Freundlichkeiten Spiel.
rene) Berührungen individuell. bei? Experimentieren Sie mit
102
Bewegungs-
Training ohne
Hund.
Es gibt zahlreiche
Möglichkeiten,
ein MO am
Körper zu ver-
stecken: hinterm
Kopf, unter der
Jacke, in einer
Tasche, hinter
dem Rücken
oder hinter der
Wade, unter der
Achsel usw.
...und nach
einigen Augen-
blicken lugt die
Beute vor, um
zu sehen, ob
„die Luft rein
ist".
zum Spiel. Echter kann man dem 8. Übung: „MO auf den Boden
Hund seine Chance nicht vermitteln. werfen und auffangen"
Erfahrene Spieler nützen dies: Sie Soweit es das MO zuläßt, auf den
werfen das MO so, daß die Boden werfen und wieder
Wahrscheinlichkeit, es aufzufangen, auffangen.
50% zu 50% steht. Fällt das MO,
soll der Hund seine Chance nützen. 9. Übung: „Tief spielen; MO am
Das Spiel gewinnt an Boden"
Glaubwürdigkeit, Abwechslung und Beine breit stellen und das MO am
Rasanz. Die Motivation steigt. Boden von links nach rechts kullern
und jeweils mit der anderen Hand
7. Übung: „MO um Körperteile aufnehmen und neu bewegen.
führen" Beine nicht strecken, sondern tief in
MO kreisend um Hüften, Ober- die Knie gehen. Körpergefühl
schenkel oder Waden führen. Bei entwickeln: Gewicht richtig
Verwendung eines Schleuderballs verteilen, um die Haltung
die Leine entweder kurz fassen oder ökonomisch zu gestalten.
noch besser, nicht an der Leine,
sondern den Ball-Körper fassen und 10. Übung: „Beute flieht"
führen. MO ruckartig wegziehen.
108
Tiefes Spielen
stimuliert den
Hund ganz be-
sonders. Daher
sollte das MO
immer wieder
um die Waden
geführt werden.
110
Auch Futter Primärmotivation. Reines Füttern könnte sich im Rahmen der Spiel-
kann man bele- nach vollbrachter Leistung be- regeln entfalten und durch Tüch-
ben und zur schränkt sich in der Regel auf (ex- tigkeit und Engagement seine
Beute werden
lassen.
trinsische) Sekundärmotivation, was Chancen nützen und etwas bewir-
der Ausführung auf Dauer nicht ken.
nur wenig dient, sondern sich bis-
weilen sogar als hinderlich erweist. Auch bei Futter-Spielen kommt es
Denn die gewünschte Ver- darauf an, daß sich der Hundeführer
haltensweise rückt auf diese Weise in den Mittelpunkt bringt und das
mehr und mehr in den Hintergrund, Spiel lust- und reizvoll gestaltet. Der
der Hund hat nur noch das Futter Hund wird nicht „gefüttert",
im Kopf und der Hundeführer steht sondern das Futter wird erst einmal
nicht selten völlig außerhalb des belebt. Dieser Vorgang läßt zum
Geschehens. einen den Hundeführer interessant
erscheinen, und zum anderen wird
Dabei wären Futter-Spiele geradezu das Futter durch die Belebung zur
prädestiniert für lustvolle Integrale reizvollen Beute. Die
Motivationen. Der Hund Lustvorstellung des Hundes wird
113
über die Freßlust hinaus auf die genz der Tiere erst nach und nach
ergiebigen Appetenzen der Jagd- zu verstehen beginnen Aus dem
und Beute-Spiele ausgedehnt Wir Blickwinkel der Emotionalen Intel-
konnten auf Kursen immer wieder ligenz müssen wir die Leistungs-
beobachtet, daß diese Form der fähigkeit wie auch den Hand-
Futter-Spiele deutlich mehr Aktivität lungsfreiraum der Tiere völlig neu
auslost und mit dem Motivations- überdenken1
Niveau, das beim gewohnten
Futtern erreicht wurde, nicht zu Wer im weitesten Sinne pädago-
vergleichen ist gisch mit Tieren umgeht, wird
immer wieder m Erstaunen versetzt,
Futter zu animieren, hat leider zu welch unglaublichen geistigen
wenig Tradition Zu sehr sind immer Leistungen Tiere fähig sind Wenn
noch die Vorstellungen vom „Hund wir dem Hund naher kommen
als Automaten" verankert Man wollen als bisher, so müssen wir die
wirft eine Münze hinein und alte Vorstellung von Actio und
bekommt ein bestimmtes Verhalten Reactio aufgeben zugunsten einer
m der Schublade heraus Dieses lebensnahen Sichtweise Wir sollten
primitive, unrichtige Verständnis begreifen, daß auch das Leben des
gegenüber Lernvorgängen ist Hundes von dem Bestreben
Ursache für unzählige gestörte getragen wird, wo immer möglich,
Mensch-Hund-Beziehungen und das eigene Leben möglichst lustvoll
auch für das Scheitern zahlreicher zu gestalten, und daß er m diesem
Sportkarrieren Unvoreingenom- Kontext zu zahlreichen, intelligent-
menes Aufnehmen zeitgemäßer aktiven Handlungen fähig ist Wir
Erkenntnisse konnte aus diesem müssen anerkennen, daß Hunde
Dilemma befreien sich nicht nur „verhalten",
innerhalb jener Spektren, die wir
Die Anschauung, der Hund „rea- inzwischen verstehen gelernt
giere auf Reize" trifft nur auf be- haben, sondern daß Hunde im
stimmte Verhaltensweisen zu, und Rahmen ihrer Möglichkeiten
selbst dort oft nur in begrenztem „handeln" Daß dieses Handeln
Umfang Der Hund ist kein Auto- mehr auf Emotionen als auf dem
mat, der „auf Reize reagiert" Je Intellekt basiert, darf nicht langer
mehr unsere Erkenntnisse auf negativ bewertet werden Emotional
verschiedenen Wissenschafts- organisierte Handlungen sind
Gebieten wachsen, etwa der Ge- langst nicht immer vorhersehbar
hirnforschung, der Verhaltens- und sie tragen bei näherer Be-
biologie oder der Lernpsychologie, trachtung zweifelsfrei individuelle
desto klarer gewinnt die Vorstellung Zuge
Gestalt, daß wir die Intelli-
114
Im Umgang mit Hunden tritt der diese Weise dominieren und zu-
Irrtum von Actio und Reactio im sätzlich zum Geruchs- Genuß
Futter-Spiel ganz besonders auf. Herrchens Hilflosigkeit auskosten.
Daher ist es ein besonderes An- Beides zusammen entpuppt sich
liegen dieses Buches, Futter-Spiele nicht selten als attraktiver als der
in vielfältigster Art und Weise zu angebotene Leckerbissen aus
praktizieren und zu kultivieren. Herrchens Hand.
...im richtigen
Augenblick zu-
spucken.
gezielt gespuckt werden kann, mittelbar vorher angekündigt)
denn in dem Augenblick, wo sich wird, bleibt dem Hundeführer
die Zähne offnen, springt die überlassen.
Gummilippe in ihre alte Lage
zurück und gibt das Futterstück frei. Hier nun die stichwortartige Be-
schreibung der einzelnen Freigabe-
Das Futterstück wird einfach in die Techniken:
Gummilippe geklemmt und
zwischen den Zähnen gehalten. 1. Übung: „Freigabe durch
Der Hundeführer macht sich in- Werfen aus der Hand" (in
teressant, indem er Blickkontakt Augen-MO-Linie)
und mimische Kommunikation MO animieren, Blickkontakt suchen,
aufbaut. Im geeigneten Augenblick ankündigen, werfen. Verschiedene
spuckt er das Futter-MO dem Hund Wurftechniken: Aus Zeigefinger
entgegen. Ob das Freigeben durch und Daumen. Oder aus der flachen
ein akustisches Signal „Sst" oder Hand (Hochwerfen aus der
einfach durch einen Luftstoß Handfläche oder durch
begleitet (oder un- Aufschlagen der anderen Hand von
unten)
118
Basis-Spiel-Übung
Als erstes schaffen wir ein Ent-
Zuerst Spiel! - spanntes Feld, indem wir die Basis-
Vertrauen schaf- Übung zu Hause in vertrauter Um-
gebung spielen - möglichst ohne
fen, Berührungs- Ablenkung.
Ab und zu
beißen - vor
allem junge
Hunde - dane-
ben, sprich in
die Hand. Hier
muß man be-
stimmt, aber
vorsichtig ge-
gensteuern.
Eine intakte
Beißhemmung
gehört zum
Wichtigsten im
Spiel.
Der Hund erhält viele Gelegen- die Hemdärmel Auch nicht „nur
heiten, in die Beißwurst oder in das so"' Es mag putzig aussehen und
Futter zu beißen, nicht aber in die harmlos wirken, wenn Welpen
Hand, das Hosenbein oder in beißen Aber aus dem Hundchen
125
wird ein Hund, und wenn er als halten dem Hund die Spielbeute
Baby keine Beißhemmung gelernt oder das Futter so lange vor, bis er
hat, dann geht der Hundeführer ein die Lust am Spiel verliert, oder sie
erhebliches, unverantwortliches zwingen ihn immer wieder in die
Risiko ein Daß der junge Hund ab Unter-Ordnung, oft im unge-
und zu mal im Spiel knurrt, ist teils eignetsten Augenblick, etwa dann,
rasse-, teils individualbedingt Es wenn der Hund eine außer-
kommt schon mal vor, daß der gewöhnliche Anstrengung unter-
Hund unabsichtlich m die Hand nommen hat, um die Beute zu
beißt Solange das Ausnahmen fassen
bleiben und der Hund sofort durch
Losen des Drucks die intakte Man muß vielmehr lernen, mit viel
Beißhemmung zeigt, ist das o k Einfühlungsvermögen und dem
ständigem Beobachten zu spielen
Man muß aber den Stimmungs- Wer Spiel nur in den Koordinaten
verlauf kritisch mitverfolgen Artet von Leistungserwartung und
das Spiel aus, schlagt es m Punkten betreibt, wird den Hund
Aggression um, beginnt es dem höchstwahrscheinlich verfehlen und
Hundeführer zu entgleiten, oder nie wirklich zur Integralen
scheint der Hund nur noch um Motivation vordringen Er wird nie
Dominanz zu eifern, so beendet ein „Meister des Spiels" werden
man das Spiel (Aber nicht gerade
dann, wenn sich der Hund einen - Spielform und Spielregeln sind so
„Rang-Plus-Punkt" ergattert hat) aufzubauen, daß dem Hund
genügend Freiraume geboten
Auf der einen Seite sollte das Spiel werden
nicht aus der Hand gegeben werden - Freiraume sollten möglichst viele,
(Dominanz-Verlust), andererseits abwechslungsreiche Integrale
müssen wir dem Hund aber Motivationen beinhalten1
ausreichend Freiraume bieten Diese - Engagement und Tüchtigkeit des
Freiraume sind wesentlicher Hundes müssen Erfolg bringen
Bestandteil der Integralen - Mehr Tüchtigkeit muß mit mehr
Motivation, was immer wir auch Erfolg belohnt werden
spielen Freiraume müssen sein, - Loslassen der Beute oder Freige-
damit der Hund seine Tüchtigkeit ben des Futters sollen möglichst
verwirklichen kann Oft kann man „echt" aussehen
beobachten, wie Hundeführer ohne - Der Hundeführer bemühe sich,
jedes Gefühl für das, was im Hund immer wieder Schwachen zu
vorgeht, spielen Sie ent- zeigen und dies möglichst
glaubwürdig
126
Der Welpe
wartet auf
einen günstigen
Augenblick...
Über den
Oberschenkel
rutschen hilft
Kontaktängste
abbauen.
empfehlenswert. Am besten eignet das spätere Abgeben). Man beginnt
sich eine 10 bis 12 mm dicke mit dem anderen MO.
Marotech-Matte (siehe Bezugs-
quellennachweis). Dünne Unter- 1. Herrchen oder Frauchen stimmt
lagen bilden Unebenheiten, stören den Hund ein und lauft anschlie-
die Bewegungsfreiheit und ßend zum vorbereiteten Platz.
verlocken den Hund zum Rein- Während des Laufens sucht er die
beißen. Die Wahl des Motivations- Konzentration des Hundes mög-
Bereiches und des MO's ist indivi- lichst ununterbrochen auf sich zu
duell zu bestimmen. Am besten lenken.
nimmt man von Anfang an zwei
MO's mit: Das Lieblings-MO Am Spielfeld angekommen, setzt er
(möglicherweise auch Futter) bleibt sich auf den Boden, lehnt sich mit
versteckt in der Tasche (für dem Rucken an die Wand und
Die aufgestell-
ten Beine sieht
der Hund als
Höhlen.
128
Sprung über
die Beine.
fangt an, mit dem Hund freundlich wieder unter den Beinen durch,
und engagiert zu spielen. Wahrend stimulieren ihn, über die Waden
des Spiels wird der Hund ständig zu springen, hinter dem Rucken
beobachtet. Tüchtigkeit muß durchzulaufen und wieder vor-
belohnt werden: durch Freigeben zukommen usw. Bei größeren
des Futters, Anbeißen lassen der Hunden kann es nötig werden,
Beute und durch glaubwürdiges, wahrend des Spiels das Knie
verbales Lob. Das Spiel wird immer etwas hochzuheben, damit der
wieder daraufhin ausgerichtet, daß Hund darunter durchkommt. In
der Hund Kontaktscheu abbaut. vielen Fallen wird man beobach-
Um dies zu erreichen, locken wir ten, daß der Hund bei der einen
ihn immer oder anderen Aufgabe zunächst
Und immer
wieder Körper-
Berührung.
129
Hinter dem
Rücken durch.
einmal diverse Ängste überwinden terspielen auf. Andere wiederum
muß. Oft sind mehrere Anläufe zur bringen das MO zunächst einmal in
Bewältigung der Aufgabe Sicherheit verkriechen sich unter
erforderlich. eine Bank, auf ihren Lagerplatz
oder in eine Ecke. Dort werfen sie
Wird ein MO verwendet und hat sich auf Hundeart nieder, halten das
der Hund angebissen, so überläßt MO zwischen den Pfoten und
man ihm nach kurzem Beutestreiten beginnen zu nagen. Jetzt dürfen wir
den Gegenstand. Manche Hunde nicht den Fehler machen, auf-/
laufen erst gar nicht weg. Sie zustehen und dem Hund die Beute
fordern den Hundeführer durch wegnehmen zu wollen. Wir
allerlei Aktionen zum Wei- „zaubern" vielmehr eine Situa-
Am Ende zeigt
der Welpe
keinerlei Be-
rührungsängste
mehr.
130
tion, die für den Hund viel mehr Charakter hat unbedingt Vorrang.
verspricht als allein Kauen. Je besser Erst nach und nach kommen die
uns das gelingt, desto früher und Übungsinhalte hinzu. Daher auch
motivierter wird er freiwillig die Bezeichnung „Basis-Spiel-
zurückkommen und mit uns wei- Übung".
terspielen wollen.
Am Ende des Basis-Spiels steht
Lassen wir ihn sich beschäftigen mit man auf und läuft in gleicher Weise
seiner Beute! Inzwischen holen wir wie zu Spielbeginn wieder hinaus.
vielsagend und theatralisch das viel
interessantere Lieblings-MO aus der 2. Nach einigen Übungseinheiten
Tasche und fangen an, ohne ihn zu sollten - nach und nach - immer
spielen. Es wird nicht lange dauern, mehr und auch neue Motivations-
und der junge Hund will sich ins Bereiche und MO's eingeführt
Spiel bringen. Es kann sein, daß er werden.
seine alte Beute mitbringt und sie
vorübergehend nicht ausläßt. Auf geheimnisvolle Art und Weise
Lassen Sie ihn! Auf keinen Fall holt man von mal zu mal neue oder
abnehmen! Spielen Sie so lange mit andere MO's heraus.
dem Konkurrenz-MO weiter, bis er
das alte fallen läßt. Man widerstehe
der Versuchung, in diesem Augen-
blick danach zu greifen. Lassen Sie „Sitzen", „Liegen"
es einfach liegen und warten Sie
einen geeigneten Augenblick ab,
und „Stehen" aus
um es unauffällig aufzuheben und
in die Tasche zu schieben. Unver-
der Basis-Spiel-
bildete Hunde haben in der Regel Übung
mit dem MO-Tausch kein Problem.
Freiwilliges Zurückbringen und Die Basis-Spiel-Übung eignet sich
Abgeben kann jedoch schwierig ganz hervorragend für das nahtlose
werden, wenn man dem Hund so- Einbinden der ersten Grund-
zusagen beigebracht hat, daß er Übungen. Wichtig ist jedoch, daß
seine Beute durch allerlei Aktionen man nicht zu früh damit beginnt,
verteidigen muß. Wir werden auf Aufgaben einzubauen. Zuerst muß
den Beute-Tausch in Kapitel 12 sich der Hund im Spiel wohl und
(Freies Spiel) noch näher eingehen. frei fühlen. „Wohl" im Sinne des
Entspannten Feldes und des Ver-
Das Basis-Spiel soll anfangs eher trauens, und „frei" von Streß, Arg-
kurz dauern. Der spielerische wohn oder Angst.
131
Haltung wünschen (siehe Video).
„Sitzen“ Kurz vorher achten wir auf eine
ausgewogene Motivations-Balance,
Mitten im Spiel zeigen wir dem indem wir Körpersprache, Mimik
Hund mit einer Geste, die von und Animation des MO's
unserem gesamten Körper vermit- individuell auf den Hund
telt wird, daß wir seine sitzende abstimmen. Wenn der Hund etwa
Spielstimmung,
Körpersprache
und Führung
des Futter-MO's
bringen den
Hund freiwillig
und motiviert
ins „Sitzen".
Hintenrunter-
drücken ist
überholt! Frei-
willigkeit bedarf
keiner
zwanghaften
Unterstützung,
auch keiner
geringfügigen!
132
In dieser Phase wird oft der Fehler Man müßte sich wirklich erst einmal
gemacht, daß man den Hund, bis darüber klar werden, was man
die Belohnung folgt, viel zu lange überhaupt vermitteln will. Es ist ein
sitzen läßt. Was dann zum War- Unterschied, ob ich betont Lob,
133
In der Zunei-
gungs- Aktion
verwendet der
Hundeführer
andere Worte
als fürs Loben!
134
mitzumachen. Nach und nach eine Höhle bilden, mit einer Öff-
kann man dann den Spieß umdre- nung, die es dem Hund schwierig
hen und das Ausführungs-Tempo macht, durchzuschlüpfen. Der
über das Hörzeichen beeinflussen. Hund wird sich „vor der Höhle auf
(Die akustische Formung des die Lauer legen".
Hörzeichens ist nicht die einzige,
aber eine wichtige Komponente der Dabei wird er sich instinktiv hin-
Beeinflussung). legen. Hat er sich hingelegt, heben
wir das Knie etwas an, daß er durch
Wir werden also (das voraussichtlich die Öffnung kommt und sich das
langsame) Hinsetzen des Hundes in Futter holen kann. Hat der Hund
dem Augenblick, wo er es ausführt, die Aufgabe bewältigt, wird er wie
mit einem entsprechend oben beschrieben herzlich gelobt
langgezogenen „Siiitz", „Siiitzen" und bewundert.
oder „Siiitt3" begleiten.
In der Regel hat der Hund bereits
Zusätzlich läßt sich die Verknüpfung nach wenigen Wiederholungen
zum Hörzeichen vertiefen, indem „gelernt", was wir mit „Liegen"
man das Hörzeichen „Sitt" immer meinen. Keine Angst übrigens vor
dann ausspricht, wenn sich der vielen Hörzeichen! Der Hund tut
Hund von sich aus hinsetzt. sich leichter, unterschiedliche
Übungssformen zuverlässig aus-
zuführen, wenn sie mit verschie-
denen Hörzeichen verbunden
„Platz", bzw. werden. „Liegen" bedeutet dann
„Liegen" beispielsweise in der Wohnung: Der
Hund soll sich hinlegen und mal
vorerst dort bleiben. Wenn er nach
Mitten im Basis-Spiel stellen wir einiger Zeit aufsteht, ist das o.k.
folgende Situation her: Man wartet Dieses Liegen ist etwas anderes als
ab, bis sich der Hund von der Seite das „Platz" im Sport, wo wir ein
her einem unserer beiden schnelles, aktionsgeladenes Auf-
aufgestellten Beine nähert. In die- den-Boden-Werfen abrufen, und wo
sem Augenblick fuhren wir das MO wir erwarten, daß er bis zum
(Futter oder Spielbeute) unter das Abrufen liegen bleibt.
Knie, welches wir so stellen, daß
Waden und Oberschenkel Sollte die Höhlen-Methode nicht
klappen, was (in seltenen Fällen)
3
vorkommt, so müßte man auf das
Die Endung „tt" im Hörzeichen „Sitt" bekannte Abliegen durch Versuch
soll der Verwechslungsgefahr von
„Sitz" und „Platz" (gleich endendes und Irrtum zurückgreifen: Der
„tz") entgegenwirken
137
Hundeführer nimmt Futter, schließt auch Sichtzeichen an die Stelle der Wenn man es
die Hand zur Faust und bewegt die Hörzeichen treten, oder beide geschickt an-
fängt, legt sich
Faust vor dem sitzenden oder Ebenen gemeinsam bzw. im der Hund „vor
stehenden Hund senkrecht nach Wechsel genützt werden.) der Höhle auf
unten auf den Boden (anfangs nicht die Lauer".
zu schnell bewegen!). Der Hund Eine einfache,
aber effektive
wird allerlei versuchen, um das
Futter zu bekommen. Unter
,Stehen" Methode zur
Vermittlung
anderem wird er sich sicher einmal des „Liegens"
hinlegen. In diesem Augenblick Es hat sich bewährt, mit der Übung (bzw. „Platz").
öffnet sich die Faust und der Hund „Stehen" (bzw. „Steh") nicht zu
wird gelobt. Durch Wiederholung warten, bis der Hund vor der SchH
desselben Vorgangs wird der Hund III Prüfung steht. Das hier zum
sehr schnell lernen: „Liegen Tragen kommende Phänomen hat
bedeutet Erfolg". Auch hier wird der Autor im Buch „Mensch-Hund-
das Hörzeichen „Liegen" von Harmonie" ausführlich beschrieben.
Anfang an eingebaut. (Alternativ Der Autor hat in diesem
können natürlich Zusammenhang die
138
„Stehen" durch
geschickte
Nützung des
Achtung-Signals
und der un-
mittelbar nach-
folgenden Be-
lohnung. Die
Übung kann im
Stehen und Sit-
zen umgesetzt
werden.
Nutzung der Freiräume ebenso wie ste Voraussetzung für das, was wir
das immer bessere Einhalten der mit Appetenzbildung bezeichnen. Der
Regeln. Auch die Aus- Hund bekommt immer mehr
führungsformen werden immer „Appetit aufs Spiel" im allgemeinen
„Eintreten des komplexer und die Motorik be- und auf bestimmte Motivations-
Teams" auf das herrschter, sicherer und schneller. Objekte (MO's). Das gemeinsame
Spielfeld. In Das Spiel wird abwechslungsreicher Spiel mit dem Hundeführer wird
dieser Phase und das Zusammenspiel ihm mit der Zeit zum
muß der Hund
bereits voll auf
homogener. unentbehrlichen, psycho-
den Hundeführer physischen Bedürfnis. Man könnte
konzentriert Die Kultivierung des Spiels ist neben sagen, das Herz des Kultivierten
sein. der Motivation die wichtig- Spiels ist die Motivation und das
Freie Spiel die Atmung, der
Sauerstoff, welcher dem Herzen
immer wieder neue Kräfte zuströ-
men läßt. Das Kultivierte Freie Spiel
wird daher nicht nur anfangs be-
trieben. Im Verlauf der Ausbildung
wird man immer wieder darauf
zurückgreifen. Die im Freien Spiel
erworbene Stimmungslage, aber
auch die Grund-Motivation und die
Motivations-Balance wird für den
gesamten weiteren Ausbil-
dungsverlauf den Rahmen ab-
stecken. Kurz, die Qualität des
Freien Spiels ist Maßstab für den
Erfolg anschließender Lernspiele
und sportlicher Leistungen. Daher
muß das Freie Spiel auf ein möglichst
hohes Niveau gebracht werden.
monie. All diese Kräfte erfahren Rest seines Lebens für unmusika-
durch die Begegnung der beiden lisch hält, verursacht etwa durch
unterschiedlichen Spezies eine einen unwissender Lehrer, der die
deutliche Steigerung. Die Heraus- „Brummer" (eine ganz natürliche
forderung der Andersartigkeit erhält Entwicklungs-Erscheinung) seiner
im Spiel nicht nur Form. In der Schulklasse beim gemeinsamen
spielerischen Begegnung erfahren Singen ausschloß und als „unmu-
sich beide Individuen neu. Der sikalisch" disqualifizierte, abkan-
Hund kann den Menschen zelte.
bereichern und auch der Mensch
bereichert den Hund. Nirgendwo Mit dem Spiel verhält es sich
anders tritt dies so unmittelbar, so ähnlich. Auch im Spiel treten mit-
natürlich und überzeugend hervor unter tiefwurzelnde seelische
wie im Spiel. Das Freie Spiel ist der Störungen hervor. Doch Störungen
Schlüssel, welcher den Eingang können durch Spielen wieder
öffnet für eine ganze Reihe weiterer, behoben werden, und auch Spielen
noch komplexerer Spiele und läßt sich lernen oder auch wieder
Aufgaben. erlernen.
Da der Hund trotzdem mit uns immer einfach ist, liegt auf der
spielt, der Beute nachjagt, zupackt Hand Vor allem in der Phase der
und - mehr oder minder - beu- MO-Führung, also m der Stimu-
testreitet, sind wir versucht zu lation, neigt man dazu - meist
meinen, es sei ja alles in Ordnung In unbeabsichtigt und unbemerkt -,
Wirklichkeit aber rufen wir immer die fliehende Beute weit überlegen
und immer wieder In- zu präsentieren, mit dem Erfolg, daß
stinkthandlungen ab weit- oder die Spielmotivation des Hundes
weitestgehend automatisiert ab- nachläßt und er andere, aus „seiner
laufende Handlungsabläufe wie Sicht" erfolgreichere und
etwa das Nachjagen eines schnell ökonomischere Strategien ent-
bewegten Objektes - Instinkt- wickelt (Was wiederum ein Beweis
handlungen, die der Hund wohl dafür ist, daß hoher entwickelte
ausfuhrt, die aber weit von dem Tiere auf Reize nicht nur reagieren,
entfernt sind, was ein Spiel in voller sondern in das Geschehen mittels
Ausprägung zu bieten vermochte kreativer Verhaltensweisen
eingreifen, agieren') Und es sind
Beobachtet man spielende Hunde, gerade die tüchtigsten, die
so fallt bei näherem Hinsehen auf, schlausten, welche alsbald das
daß neben Instinkthandlungen Laufen reduzieren oder gar
zahlreiche situative Anpassungs- einstellen, sich hinsetzen und
vorgange inszeniert werden Die warten, bis das „Gnadenbrot des
kreativen Momente machen sogar Spiels" gegeben wird und Herrchen
die eigentliche Würze aus sich herabwürdigt, „das MO zum
Anbiß freizugeben"
Genau das wollen wir nachahmen
Auf die eigene Verwandlung Wie lassen sich diese immer wieder
(Imagination) und auf die Belebung zu beobachtenden Fehler in der
(Animation) des MO's wie auch auf Spiel-Balance vermeiden7 -
die naturnahe und abwechs-
lungsreiche Führung des MO's
Die reale Chance
(Stimulation) haben wir mehrfach
hingewiesen Im Verlauf des Spiels Auf den Punkt gebracht, konnte
kommt es dann darauf an, nicht nur man sagen Man darf das MO-
naturnah und stimulierend zu Handling nicht unter die Ent-
spielen, sondern gleichzeitig scheidung stellen „Jetzt darf er
Freiraume und Chancen zu bieten nicht - jetzt darf er", sondern man
Beides überzeugend auszubalan- sollte die Konzentration vorrangig
cieren, ist eine der Facetten des darauf lenken, die Vorenthaltung des
Kultivierten Spiels Daß dies nicht Anbisses nah an die Grenze der
Ermoghchung zu setzen
148
Auf diese Weise wird uns der Hund also in erreichbarer Nähe zu führen
zwar immer wieder überraschen, - und dies weder gleichförmig noch
uns zuvorkommen und sich den gleichmäßig, sondern im Auf und
Anbiß in Augenblicken holen, wo Ab von Schwächen und Stärken
wir es nicht vermutet hätten. Aber und auch im Wechsel von Anhalten
das macht nichts. Im Gegenteil! Je und Bewegen. Phasen des
verdutzter wir in dieser Situation Versteckens folgen Phasen der
dreinschauen, um so glaubwürdiger Flucht, des gespielten Stol-perns,
und erfolgreicher war es für den Hakenschiagens, Phasen, in denen
Hund. Mit Worten aus der Praxis: über ein Hindernis gesprungen,
Wir dürfen das MO nicht derart unter einen schützenden Wall
schnell und unerreichbar gekrochen, in der Höhle Zuflucht
wegziehen, daß der Hund so gut gesucht wird usw. - so wie in der
wie keine Chance für den Anbiß Natur. Diese Art intelligenter MO-
bekommt, sondern wir müssen uns Führung läßt sich lernen, und zwar
bemühen, die Spielbeute knapp vor in erstaunlichem Umfang!
der Nase,
149
Richtiges An-
beißen lassen.
Hier wird der
Hund für seine
Tüchtigkeit be-
lohnt.
Rechte Seite
oben: Auch beim
Beutestreiten
wird der Partner
in jeder Lage
ständig
beobachtet und
nie aus dem
Auge gelassen.
Unten: Beim
Kontern kommt
es darauf an,
jeden Ruck des
Hundes mit do-
siertem Nachge-
ben zu beant-
worten.
153
rucken); den Kopf mit einer aus- Form eines Sieges niederschlägt, so
holenden Bewegung einsetzen wird doch der Gegner bei jedem
(Peitscheneffekt); die Position Gewichtseinsatz, bei jedem Rucken
verändern; nachfassen und Griff oder Kopf-Peitschenschlag
verbessern; nachfassen und ordentlich durchgeschüttelt. Er muß
gleichzeitig dem anderen die beispielsweise einige Schritte
Anbißfläche verkleinern; mit nachgehen: je nach Einsatz,
Lautäußerungen den anderen ein- Überraschung oder Geschicklichkeit
schüchtern und anderes. bewirkt die Aktion mehr oder
minder. Der Zusammenhang ist
Während des gesamten Beute- denkbar einfach. Welpen im Rudel
streitens werden die Augen des sind annähernd gleich schwer und
anderen permanent fixiert. Beob- auch die Hebelkräfte unterscheiden
achtet man dieses Spiel genauer sich nur wenig. Spielt der Mensch
Um sich beim
Beutestreiten und analysiert man mittels Video- mit dem Hund, liegen von
nicht übermäch- Zeitlupen-Aufnahmen die Effizi- vornherein unterschiedliche
tig zu zeigen, enz einzelner Aktionen, so erkennt Gewichtsverhältnisse und
hält der Hunde- man, daß nahezu jede der Hebelwirkungen vor. Das hat zur
führer die
Spielbeute nur beschriebenen Aktionen zumindest Folge, daß sich bei sämtlichen
mit dem Zeige- ein wenig bewirkt. Auch wenn sich Aktionen des Hundes zunächst
finger. dies nicht gleich in einmal gar nichts tut. Der Mensch
157
ist derart übermächtig, daß ein sen. Auf einmal haben dieselben
Rucken oder Peitschen keine Wir- Hunde gekontert, als hätten sie nie
kung zeigt. Erst wenn der Mensch etwas anderes gemacht. Im Spiel
von sich aus anfängt, gezielt nach- mit Herrchen kam nicht ein
zugeben, spürt der Hund, daß er einziges Rucken oder Kontern auf.
einen Mitspieler gegenüber hat und Das brachte mich auf die Idee, das
keine Mauer. Kontern zu revitalisieren. In zahlrei-
chen Versuchen haben sich zwei
Viele Hundeführer jedoch spielen Übungen herauskristallisiert, die
unbewußt die Mauer bis zu dem inzwischen in vielen Fällen nach
Augenblick, in dem sie sich fürs ein- bis zwei Wiederholungen das
Loslassen entschieden haben. Was Kontern wieder aktivieren halfen.
der Hund in diesem Spiel erlebt, ist Das beweist, es läge dem Hund viel
klar: Gegen den Menschen hat er näher, im Beutestreiten zu kontern
im Grunde genommen keine als dazustehen und abzuwarten.
Chance. Er lebt vom Spiel-Gna- Bevor wir jedoch die beiden Spiele
denbrot seines Herrn. Von einem zur Revitalisierung des Konterns
Spielpartner kann unter diesen vorstellen, wollen wir vorher einige
Umständen nicht die Rede sein. Punkte zum erfolgreichen
Weshalb also sollte der Hund sich Beutestreiten auflisten:
im Beutestreiten überhaupt noch
anstrengen? Erfolglos geblieben, • Tief spielen
hört er früher oder später damit auf • Augenkontakt aufrechterhalten1
und beschränkt seine Aktivität auf • Arme leicht gebeugt halten, damit
das Zubeißen und abwarten, denn man nachgeben kann. (Mit
das Zubeißen und Halten ist das gestreckten Armen ist dies nicht
einzige, womit er Erfolg hatte. Die mehr möglich.)
vielen Spielformen des Beute- • Auf jeden Gewichtseinsatz des
Streitens ergeben im Spiel mit der Hundes und auf jedes Rucken
Mauer keinen Sinn. So wurde Tau- mit entsprechendem (wohldo-
senden von Hunden, mit denen viel sierten!) Nachgeben reagieren.
gespielt wurde, das Beutestreiten • MO-Techniken einsetzen:
regelrecht abgewöhnt. Verblüfft Rucken, Rütteln (gleichzeitig an
stehen die Hundeführer dann da, beiden Enden haltend oder nur
wenn man ihnen den Sachverhalt einseitig), Peitschenschlag-Effekt,
durch einen Test beweist. In vielen MO im Fang leicht drehen.
Kursen haben wir Hunde, denen
man das Beutestreiten, das Kontern 1
Bei sehr ängstlichen Hunden ist es
abgewöhnt hatte, vor aller Augen mitunter von Vorteil, Augenkontakt
mit anderen Hunden um ein Tuch zu vermeiden und zur Seite zu sehen.
streiten las-
158
die Hilfsperson kurz mit dem Hund. das weiter oben beschriebene
- Hilfsperson führt den Hund einige „Rucken") nach hinten zu ziehen.
Runden an Fährtengeschirr und Gleichzeitig gibt Person B vorne
Leine. Zeigt sich der Hund in allem nach und zeigt sich durch Mimik
unbefangen, kann man mit der und Bewegung unterlegen. Auf
Übung beginnen. Ob es diese Weise wird der Hund mit
vorteilhafter ist, den Hundeführer nach hinten gezogen und erlebt,
beutestreiten und die Hilfsperson daß das Nach-hin-ten-Ziehen
hinten ziehen zu lassen oder die Unterlegenheit des
umgekehrt, ist von Hund zu Hund Spielpartners bewirkt. Dies
verschieden. veranlaßt ihn, selbst in gleicher
Weise aktiv zu werden, ruckweise
Hundeführer und Hilfsperson Gewicht einzusetzen, zu kontern.
sollten das Spiel vorher einmal Beim ersten aktiven Kontern des
ohne Hund ausprobiert haben, um Hundes zeigt sich Person B
das Zusammenspiel des schub- besiegt und läßt los.
weisen Ziehens und Nachgebens zu
üben.
Revitalisieren des
1. Eine der beiden Personen (A)
steht hinter dem Hund und hält
Konterns (Aktive
ihn an loser Leine, (am Fährten- Methode)
geschirr befestigt).
2. Die andere Person (B) stimuliert
den Hund vorn mittels MO (z.B. Zur Aktiven Revitalisierung-
Beißwurst oder Tuch) bis der Methode wird keine Hilfsperson
Hund anbeißt. benötigt. Da man dem Hund das
3. Gleich nach dem Anbiß beginnt Kontern abgewöhnt hat, wird der
Person A zunächst behutsam auf Hund nun veranlaßt, aus anderer
Zug zu gehen. Nicht zu stark Ursache zu kontern. Der Hunde-
ziehen! (Manche Hunde lassen führer bringt ihn aus seiner Kör-
beim ersten Einsatz der Leine perbalance. Dem sucht sich der
sofort los. In diesem Fall eignet Hund natürlich zu entziehen,
sich die passive Methode nicht.) indem er - kontert. Gleichzeitig
Durch Aufmunterung und Lob erlebt er in dieser Handlung die
(Person A) lassen sich manche (gespielte) Schwäche des Hunde-
Hunde helfen. führers: „Aha! Kontern bringt ja
4. Hält der Hund den Griff, so be- noch mehr als nur die Balance!"
ginnt nun Person A schubweise, Viele Hunde haben auf diese
aber sehr gefühlvoll (Vorbild ist Weise in wenigen Minuten beim
161
Beutestreiten wieder zum aktiven tun!). Der Hund wird sich dieser
Kontern zurückgefunden. Verunsicherung sofort entziehen,
indem er nach hinten oder
Vorbereitung: keine, außer für seitlich rückwärts auszuweichen
ablenkungsfreien Ort sorgen. sucht. In diesem Augenblick
Einstimmung: wie gewohnt. zeigen wir uns schwach, geben
nach und bei einem besonders
1. Hund mittels MO im Freien Spiel starken Konter-Akt lassen wir
stimulieren. dann die Beute los. Das Ganze
2. Anbeißen lassen und auf Zug soll, wie bereits gewohnt, auch
gehen. mimisch und bewegungsmäßig
3. Wahrend des Zugs mit der freien überzeugend gespielt werden.
Hand an den Oberschenkeln
eines Hinterlaufs zur Seite Vorsicht! Für Hunde, die zu
schubsen und aus dem Gleich- Aggression neigen, ist dieses Spiel Aktives Revitali-
sieren zum
gewicht bringen. (Dabei braucht nicht geeignet. Kontern (Nach E.
man dem Hund nicht weh zu Lind)
162
Loslassen
Inzwischen haben wir so viel gele-
sen über „hündisches Spielen",
daß manche Punkte im Folgenden
nur noch weniger lnformationen
bedürfen. Auch beim Loslassen
der Beute gilt:
Freudig bringt
der Hund das
MO zurück.
165
nerhalb der ersten Beute-Spiele Hund nicht so gern hat wie sein
überlassen wir dem Hund nach Lieblings-MO, und behält sich das
dem Auslassen die Beute2. Auf „Lieblings-MO" (Vorzugs-MO) für
keinem Fall dürfen wir ihm nach- das Zurückkommen zurück. Würde
laufen. Wir bleiben stehen und man umgekehrt vorgehen, würde
holen eine zweite Beute (Konkur- der Hund möglicherweise nicht
renz-MO) aus der Tasche. Mit zurückkommen, vor allem dann,
diesem beginnen wir dann zu wenn der MO-Rang stark
spielen. An Stelle der zweiten ausgeprägt ist.
Spiel-Beute kann man auch ein
Stück Futter nehmen. Hat man
herausgefunden, ob und was der
Hund bevorzugt, so kann man den Wenn der Hund
MO-Rang für das freudige
Zurückkommen (später auch für
das Spie an sich
das „Aus") einsetzen. Man beginnt
mit dem MO des zweiten Rangs,
zieht
also mit dem MO, das der
Ist der Hund so sehr mit seiner
2
Beute beschäftigt, daß ihn das
Mit zunehmender Sicherheit des Konkurrenz-MO wenig interessiert,
Hundes wird das Beutestreiten
intensiver bringt es meist wenig Erfolg,
166
wenn man wieder und wieder In diesem Fall ist es besser, man
versucht, ihn durch Animation der hört mit der Animation der Beute
Beute auf sich zu konzentrieren. In oder mit dem Anbieten von Fut-
dieser Situation kann nämlich terstücken auf und wechselt sofort
Folgendes passieren. Mehr durch den Motivations-Bereich (Übergang
Zufall nimmt der Hund wahr, daß zu einem Lauf- oder Versteck-
der Hundeführer hilflos dasteht Spiel). In vielen Fällen (leider nicht
und mit dem MO fuchtelt. Indem in allen) lassen sich auf diese Weise
der Hund diese Aktivitäten ignoriert Hunde wieder stimulieren und ins
und so tut, als sei alles andere Spiel bringen. Aber wenn man sich
wichtiger, entdeckt er die Mög- zum Weglaufen entschlossen hat,
lichkeit, das Spiel auf diese Weise an dann darf man in dieser Handlung
sich zu ziehen. Er erlebt einen ganz nicht wieder -neuerdings -
neuen Bereich des Dominierens, Schwäche zeigen, indem man sich
und wenn ihm diese Spielform immer wieder zum Hund umdreht
mehr Lust bereitet als das, was und den Namen oder das
Herrchen zu bieten hat, dann wird Hörzeichen „Komm" mehr
er das Dominieren im Spiel immer beschwörend und bettelnd
wieder suchen und es immer öfter vorbringt. Das würde der Hund
und länger praktizieren. Er wird es eindeutig als Schwäche in-
perfektionieren. Und das kann er terpretieren (womit er zweifellos
mittels seiner Emotionalen recht hätte!). Und er würde wei-
Intelligenz ausgezeichnet. Wann terhin dominieren.
immer er Lust dazu hat, braucht er
sich nur taub oder abgelenkt zu In dieser Situation muß man sein
zeigen, schon färben sich ganzes Selbstbewußtsein aktivieren
Frauchens oder Herrchens Wangen und sich dem Hund entziehen. Es
purpurrot oder der Atem wird mag oft bis zu 10 Minuten und
hilflos flackernd wie eine Kerze im länger dauern, aber der Hund wird
Wind. Den eigenen Namen in allen irgendwann einmal verunsichert
Tonlagen zu hören und so zu tun, und dann meist im Galopp
als sei der Hunde -führer gar nicht Herrchen oder Frauchen suchen. In
Dem Hund da, macht riesig Spaß. Das läßt sich der Regel reichen einige derartige
nachzulaufen,
demonstriert doch kein tüchtiger Hund Wiederholungen aus, um den Rang
Hilfslosigkeit entgehen! des Hundeführers erheblich
oder Schwäche aufzuwerten und den Hund wieder
und bewirkt oft Zeigt sich der Hund abgelenkt, so ins Spiel zu bringen.
genau das Ge- ist es daher besser, man bietet ihm
genteil: Der
Hund kommt gar nicht erst die Chance der Hat sich das Dominieren des
erst recht nicht soeben beschriebenen Entdeckung. Hundes infolge zahlreicher Wie-
zurück. derholungen schon gefestigt, so
167
168
Gewalt bringt stehen wir vor einem Korrektur- man die Leine zu früh weg oder
bei diesem Hund problem, das ohne Zwang oft nicht trennt man zwischen Spielplatz und
gar nichts. „Pit"
zu lösen ist. Es sei jedoch nochmals Wohnung, wird uns der Hund ein
würde sich eher
totschlagen betont, daß Einwirkungen, welcher weiteres Beispiel seiner Emotionalen
lassen, als sich Art auch immer (etwa mittels Leine), Intelligenz liefern: indem er nämlich
die Beute ge- nur in Verbindung mit dann, wenn die Leine dran ist (was
waltsam ent- erzieherischer Gesamtkorrektur er unter diesen Umständen bald
reißen lassen.
erfolgversprechend sind! Wenn wahrgenommen hat), das
man sich für die Leine entscheidet, gewünschte Verhalten zeigt und ein
(indem man etwa eine fünf oder andermal, wenn sie fehlt, genau das
acht Meter lange Leine am Boden Gegenteil tut.
schleifen läßt, um sie im
Bedarfsfalle aufzuheben oder Der kurzzeitige oder sporadische
draufzustehen), dann muß man Einsatz von Zwang steht nicht im
diesen methodischen Weg Widerspruch zum Geistigen Zügel,
vorübergehend absolut ausnahmslos sondern stellt in Korrekturfällen,
beschreiten! Nimmt die auf fehlerhafte Erziehung oder
169
Ausbildung zurückzuführen sind, beschränken wir uns hier auf Für das Konkur-
eine vorübergehende Ausnahme einige wenige Anmerkungen. renz-MO läßt
dar. Es ist anzustreben, physische „Pit" problemlos
aus.
und psychische Zwangsmaßnah- Hat der Hund gerade eine Beute
men so schnell wie möglich und erstritten, so ist er in (spielerischer)
so oft wie möglich durch Stellver- „Jagd-Stimmung". Dies ist der
tretende Signale zu ersetzen. ungünstigste Zeitpunkt, um ein
freiwilliges Abgeben zu fordern.
Ganz anders stehen die Chancen,
wenn man wartet, bis diese
Abgeben Stimmung abklingt. Bei vielen
Hunden tritt das innerhalb
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, weniger Sekunden ein, vorausge-
den Hund zum Abgeben zu be- setzt der Hundeführer unterläßt
wegen. In „Richtig Spielen mit Bewegungen, welche sofort die
Hunden" wurden sechs „Aus- Verteidigung des MO's auf den
Methoden" beschrieben. Daher Plan rufen würden. Wartet der
170
„Paradeübung"
Paradeübung als steht - gemeinsam mit „Spiel und
Stop" am Ende von „Richtig Spielen
Spiegel der Spiel- mit Hunden". Hundeführer und
Hund haben damit das Niveau des
Kunst Reifen Spiels erreicht.
Wegschleichen,
Spannung hal-
ten und Geisti-
gen Zügel ein-
setzen: die
wichtigsten
Elemente der
Paradeübung.
Hier aus der
Perspektive des
Hundes.
178
Früher brachte
man dem Hund
„Abliegen" in
Form einer
zwanghaften
Übung bei. In
der modernen
Ausbildung
nützen wir das
vorhandene,
hündische
Verhaltens-
repertoire: Aus
»Warten
müssen" wird
„Lauern dür-
fen".
Der Hund darf aber - vor allem indem man etwa auf einen ande-
anfangs - nicht überfordert werden. ren Motivations-Bereich wechselt
In dem Augenblick, wo er und das Spiel zunächst einmal in
Akzeptanz zeigt, folgt sofort der der Basis-Übung beginnt.
Auslöser. Ob der Auslöser darin
besteht, das Spiel fortzusetzen oder Für „Spiel und Stop" gilt in punkto
das MO wegzuwerfen, muß Dauer dasselbe wie bisher: Es
individuell entschieden werden. reicht anfangs, wenn der Hund eine
halbe Sekunde innehält. Fordert
Da wir den Stop nicht mit einer man das Innehalten zu lange, so
bestimmten, bevorzugten Grund- wechseln Hunde oft die Haltung.
Haltung in Verbindung bringen Dem beugt man durch extrem
wollen, ist darauf zu achten, daß kurze Dauer vor. Mit zunehmender
man den Vorgang abwechselnd in Sicherheit bewältigt der Hund das
verschiedenen Positionen einsetzt. Innehalten dann länger und länger.
Der Hund soll den Stop nicht mit Ausgeprägt längere Zeiten fordert
„Sitz" oder „Platz" verknüpfen, man jedoch nur sporadisch,
sondern von Anfang an lernen, in sozusagen als Test.
jedweder Haltung zu stoppen. Das
kann im Sitzen, Liegen oder Stehen Das Freie Spiel wird in weiterer
sein. - „Spiel und Stop" heißt das Folge immer häufiger durch unre-
Ziel und nicht „Stoppen und gelmäßig lange Stops bereichert.
Absitzen" oder „Stoppen und Lie- Auch die Auslöser nach dem Stop
gen". Sollten hier Probleme auf- sollten so gestaltet werden, daß sie
treten, so ist mitunter ratsam, das zu unterschiedlichen Aktionen
Motivations-Niveau zu senken, anregen.
185
Nein, wir dürfen nicht länger her- flochten werden. Mit der Zeit wer-
absehen auf jene, die weniger Ver- den es immer mehr, bis sich eines
stand haben. Wir müssen dem Le- Tages das Verhältnis umgekehrt hat.
ben Achtung und Respekt Formal gesehen wird dann mehr
gegenüberbringen, auch dort, wo „gearbeitet" als gespielt. In
wir uns überlegen wähnen! Wirklichkeit aber „wurde die Arbeit
zum Spiel".
Wie es weiter gehen sollte, ist in
einem Satz gesagt: Üben bleibt Von allein stellt sich allerdings die
Spielen! Wem das zu abstrakt ist, der sinngleiche Fortsetzung des Spie-
möge sich ganz einfach darum lens und Übens nicht ein. Im Ge-
bemühen, die Stimmung des Ent- genteil! Was den Aufbau der Un-
spannten Feldes - so oft und wann terordnungs-Übungen im einzelnen
immer möglich - aufrechtzuerhalten. betrifft, so bleibt kein Stein auf dem
alten.
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psychologie", Kosmos 1989. Goldmann 1993.
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Heyne Verlag 1986. Bezugsquellen
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Hundesprache", Oertel und Sporer Die von E. Lind entwickelten
1986. Hunde-Sport-Artikel sind erhältlich
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Körper verrät", Readers Digest 1988. Roßhaupterstr. 108,
H. H. SAMBRAUS und A. STEIGER:„Das Buch 81369 München.Tel.: 089/7194448;
vom Tierschutz", F. Enke 1997. Fax: 089/7144395.
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Gitarristen". Wissenschaftlicher Hafnerstr. 17 a,
Verlag Katzbichler 1984. 4673 Gaspoltshofen.
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mentare zur Kindergitarren-schule". Fax: 00 43/77 35 70 58.
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IRENAUS EIBL-EIBESFELD:„Grundriß der
deutschsprachigen Fachhandel zu
vergleichenden Verhaltensfor- beziehen.
schung". Piper 1987.
GUDRUN FELTMANN:„Hund und Begleitend zum Buch ist ein Video
Mensch im Zwiegespräch", erschienen. Sie können dies direkt
Franckh-Kosmos Verlag 1993. beziehen bei:
STANLEY GOREN:„Die Intelligenz der Maria-Rose Lind
Hunde", Rowolth 1995. Ratsfeld Produktion
HEINZ WEIDT & DINA BERLOWITZ: Bayerham 37
„Das Wesen des Hundes", A-5201 Seekirchen
Naturbuch Verlag 1998. Tel. und Fax: (0043) 06212/6604
HELLMUTH WACHTEL:„Hundezucht 2000",
Gollwitzer 1997. Hunde-Anhänger
ERIC ZIMEN:„Der Hund", Bernd Würz
Goldmann 1992. Meezstraße 52,
D-76327 Pfinztal/Söllingen
Tel.: 07240/8398, Fax: 07240/4707
189
Register
Ablenkungen 12, 25, 81,126,139 Berührungsängste 121 f, 129
Ablenkungen, eingeplante 81, 94 Berührungs- Spiele 10, 27, 98,101,173
Achtung-Geste 17, 46, 48ff, 91 Beute-Motivation 144
Achtung-Signal 47, 62,139 Beute-Spiel, extremes 18
Aggressionen 20,101 f, 125,161 Beute-Spiele 10, 30ff, 105,113,143ff, 151,
Aggressionsbeschwichtigung 20 154,165,173,181
aggressive Tendenzen 20 Beute-Spiel Training 105
Akzeleration 32 Beute-Streiten 10, 62,111,114,129,152,
American Staffordshire Terner 32 155 ff, 179
Anbeißen Lassen 10,116,128f, 144f, 147, Beute-Tausch 130,170 ff
151 f, 161,172,179,182 Bewegungs-Motivation 30,144,179
Anbiß, Probleme beim 154 Bewegungs-Spiele 10, 98,173
Angst 42,102 Animation 96, 98f, BullTerrier 32
114,116,123,131 f,
144,147,166 Chardin, Teilhard de 186
Anschleichen, spielerisches 27, 29,47, 62
Anschleich Spiel 38 Denk-Spiele 173
Appetenz 81,179 Dobermann 34
Appetenzbildung 142 Dominanz 17, 82,123,125,140,164,
Apportieren 154 166
Aufbruch-Geste 17,46 Dominanz im Spiel 69
Aufforderungs-Geste 41 Dominanz-Defizite 70
Augen Motivationsobjekt Linie 93f,116, Dominanz-Gebaren 48, 63, 67f, 70, 72,
176 81,139
Ausdrucks-Defizite des Menschen 49 Dominanz Korrektur 75
Auseinandersetzung, permanente soziale Dominanz-Probleme 68
123 Dominanz-Rivalität 72
Auslöser, akustischer 93 f Dominanz Verlust 125
Auslöser, visueller 94 Droh Geste 52,178
Auslöser Geste 146 Droh-Ritual 90
Auslöser Signal 39f,54 Droh-Signal 91
Autorität llf,17,89f Druck, psychischer 52
Autorität, innere 92
Einordnung 16 f
Balgen-Spiele 101 ff Einstimmung 82, 85,144,176
Barsoi 32 Einwirkung, passive 18
Basis-Spiel 93,130,132,136 Einzelspiele 28,123,173
Basis-Übung 121 ff, 138,183 Enspanntes Milieu 26
Begleithundeausbildung 12 Entdeckungs-Spiele 101,103
Beißen 72,102,124 Entspanntes Feld 26, 42, 70, 72,121,
Beißhemmung 10, 72f, 124f 130,187
Beißlust 9f,63,102 Erstarien 48
Beißtabu 73
Belohnung 150 Fangen-Spiele 43, 47, 62f, 173,179
Berner Sennenhund 33 Fehlbiß 149 Fixieren 42,50,93
Berührung, impulsive 18
190
Freies Spiel 70,130,141ff, 146,179, Körpersprache 30, 84, 92,131 f
181,185,187 Körpersprache des Hundes 36f, 59,178
Freifolge 12 Kultiviertes Spiel 142,147,185
Fremdbeißen 91,123
„Freudiger Hund" 16,18,185 Labrador 32
Frustrationsgrenze, individuelle 26 Laufhunde 32f
Funktionskreise 28, 31,173 Lauf Spiele 43, 60, 63,166,179
Furcht 24 Leinenführigkeit 12
Futter-Motivation 144 Lernsättigung 138
Futter-Spiele 10,105, lllff, 151,154,173 Lern-Spiele 24, 70f, 141f
Futtervorlieben 35 Lieblingsspielzeug 35
„Lippen-Schleuder" 116f, 153
Gebrauchshund 89 Loben 55,128,132ff
Gebrauchshunde-Ausbildung 11 „L-Stellung" 105
Geruchs Motivation 114
Geschicklichkeits-Spiele 10,173 Maßregelungen 90, 92, 96,140
Geste, stilisierte 41 Meldeverhalten 140
Gewalt, psychische 52 Mensch Hund-Beziehung, gestörte 17,101
Golden Retriever 32, 34 Misch-Spiele 173
Grundausbildung 12 Motivation, extrinsische 112
Grund-Motivation 18,142 Motivation, ganzheitliche 16
Motivation, integrale 16,18, 38, 59, 96,
Heranrufen 17 1 1 1 f , 125,132
Hörzeichen 92,135ff,166 Motivation, integrative 179
Hundesport 11 f, 14, 79ff, 89, 95,126,185 Motivation, intrinsische 112f
Husky 32 Motivation, olfaktonsche 30
Hütehunde 32,52 Motivation, taktile 30,144
Motivations-Balance 12f, 17, 66,131,
Imagination 49, 96,132,144,147 142
Individualität des Hundes 34 Motivations-Bereich 29f, 34f, 67f, 72,
Innerartliches Spiel 173 77, 82,127,130,144,166,183
Instinktverhalten 16,19,102,147 Motivations Betonung 30f
Intelligenz, emotionale 113,135,166,168 Motivations-Gestaltung 35
Motivations-Niveau 39, 65,113,132,
Jagdhund 51f 151,183
Jagd-Spiele 30f, 113,143ff, 173 Motivations-Objekt 16, 35, 39f, 55ff,
Jagdverhalten 10,20 72, 76ff, 84f, 105ff, 127ff, 136,142ff
155
Kampfhandlungen 32 Motivationsobjekt-Führung, körpernähe
Kampf-Spiele 31,173 149,151
Kommunikation, akustische 52, 54 Motivationsobjekt Handling 110ff
Kommunikation, canide 36 Motivationsobjekt-Handling, intelligentes
Kommunikation, mimische 116f 146
Kommunikation, monotone 59 Motivationsobjekt-Techniken 146,157
Kommunikation, nonverbale 38, 46 Motivations-Permanenz 65
Kommunikation, olfaktonsche 37 Motivations Repertoire 29
Kommunikation, optische 38 Motivations-Schwund 116
Kommunikation, syntone 18, 37, 51, 53, Motivations Stabilität 64ff
59,179
Kommunikation, taktile 37, 55,173 Nachjagen, spielerisches 9, 29, 35, 42,
Kommunikations Spiele 58 146f
Kommunikations Spiele, akustische 173 Näherungsängste 122
Kontaktängste 127 Kontern 155,157,160f Neugier 19
Neugier Spiele 10
191
Ortung, olfaktonsche 50f Spiel Jagen 28
Ortung, optische 51 Spiel Motivation 65
Spiel-Motivation, mangelnde 81
Passung 33 Spielstimmung 131
Picasso, Pablo 185 Spielweisen, hundetypische 26 f
PitBullTerner 32 Sporthundeausbildung 12
Prägungsphase, Störungen in der 154 Stimmungsübertragung 47
Prägungs- Spiele 103 Stimulation 147
Primärmotivation 16,112,139 Streß 23f, 75
Problemhunde 12 Streßfaktoren 26
Such Spiele 10,173
Rangordnung 30, 48, 67ff, 85,123
Rangordnung, intakte 12, 29, 62, 65, 69, 75 Tabu Akzeptanz 17, 91
Rangordnung, Wiederherstellung der 72 Tabu Signal 182
Rangordnungs-Defizite 144 Terrier 32
Rangordnungsprobleme 101,140 Test-Spiele 79ff
Rassebedingte Unterschiede 31 f „Totschütteln" 108
Rassebedingte Verhaltensangebote 33
Reaktionsträgheit 18 Retardierung 32 Überforderung 12 Unsicherheit 12,42
Rhythmus-und Tanz-Spiele 173 Rudel 30, Unter Ordnug des Tieres 15 ff, 31, 91,
43, 72,139,156,164 Rudelführer 9 125,185