Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Friedel Schardt
Fabeln erfinden heißt: Gezielt fiktionale Texte entwerfen, d.h. Texte, die ihren ÄRedegegen-
stand³ erst konstituieren. Darüber hinaus aber will die Fabel noch mehr: Sie will eine Er-
kenntnis, eine Wahrheit anschaulich vermitteln, will u.U. auch belehren. Ist das nun nicht zu
viel verlangt von 8-10jährigen Kindern?
Kinder bauen immer wieder Welten auf, Fantasiewelten, Erlebniswelten. Aber auch Wertwel-
ten. Das geschieht freilich nicht im abstrakten Raum philosophischer Begrifflichkeit sondern
in konkreten Handlungsvollzügen. Diese müssen nicht unbedingt realisiert sein, es genügt oft
schon ein Äwas wäre, wenn...?³, um Handlungskonzepte zu erproben.
Die auf eine Eigenschaft reduzierten Tiere der Fabel erlauben als Handlungsträger, solche
Handlungen scharf konturiert zu entwerfen, zu modellieren bzw. abzubilden.
Der Fabel kommt es auf eine scharf profilierte Pointierung eines Erkenntnis-Kerns an. Des-
halb erfordert sie keine Äepisch breite Ausgestaltung³, sondern knappe Formulierung.
Damit kommen wir den Kindern entgegen: Aus einer Situation entwickelt sich die Handlung
direkt auf den Höhepunkt, die Pointe zu.
Somit ergeben sich als Ziele:
- Knappe, prägnante Darstellung der Ausgangssituation
- Reduktion der Handlungsträger auf je eine wesentliche Eigenschaft
- Entwicklung einer Handlung, die
- die Eigenschaft als solche Äentlarvt³ und ihre negative wie positive Seite offen legt
- zwei (gegensätzliche) Eigenschaften aufeinanderprallen lässt und dabei relativiert
oder
- zwei gegensätzliche Eigenschaften aufeinanderprallen lässt und angemessene Konsequen-
zen empfiehlt
- Umsetzung abstrakter Vorstellungen (Werte, Konfliktursachen und ±lösungen) in konkrete
Handlungsvollzüge
sich daran, mit ihren scharfen Zähnen eine Masche des Netzes zu zernagen. Bald war auch
die Masche zerrissen und mit ihr lösten sich auch die anderen Maschen auf und der Löwe
konnte sich aus dem Netz befreien.
Nach der Präsentation des ersten Teils wird die Situation geklärt und überlegt, wie die Ge-
schichte weiter gehen könnte.
(an der Tafel wird die erste Situation festgehalten: Maus war übermütig; der starke Löwe fing
sie und brachte sie in seine Gewalt. Erstes Ergebnis: Der Starke erweist sich als stark und der
Schwache als schwach. Ta. Siehe unten im Überblick)
Der zweite Teil des Textes wird präsentiert. Die anschließenden Äußerungen könnten durch
Impulse gelenkt werden:
- Wie kommt es zur zweiten Begegnung zwischen Löwe und Maus?
- In welcher Lage ist nun der Löwe?
- Was ist aus seiner Stärke geworden?
- Wie steht es um die Schwäche der Maus?
Das Ergebnis der zweiten Begegnung wird Äauf den Begriff gebracht³ und an der Tafel fest-
gehalten (siehe unten):
- Welche Eigenschaften sind nun für den Löwen und für die Maus charakteristisch?
Nun läßt sich nach der Erkenntnis fragen, die der Text vermittelt:
- Was hat der Löwe am Ende der Geschichte gelernt?
Oder konkreter:
- Versetzt euch in den Löwen und formuliert in einem Satz: Was denkt ihr jetzt über die
Maus?
Auch dieses Ergebnis wird an der Tafel festgehalten.
Die Schüler erhalten nun den Text in Kopie. Auftrag: Markiert durch Striche die Gliederung-
sabschnitte.
Anschließend übernehmen sie neben dem Text die Tafelanschrift, so dass das Übernommene
zum jeweiligen Abschnitt passt.
Hinweis: Die ÄErkenntnis³ könnte jeder Schüler individuell formulieren, indem er dem Text
einen Satz hinzufügt, dessen Einleitung wir vorgeben: ÄDa dachte der Löwe:....³
Hausaufgabe: Die Schüler üben das Nacherzählen des Textes mit eigenen Worten.
Einstieg: Abruf der Hausaufgabe: Die Schüler erzählen die Geschichte vom Löwen und der
Maus nach. Im Gespräch wird nochmals wiederholt:
- Jedes der Tiere steht für eine Eigenschaft.
- Die Handlung der Geschichte vollzieht sich in zwei Schritten.
Am Ende des ersten Schrittes bestätigen sich die Eigenschaften.
Am Ende des zweiten Schrittes kehren sich die Eigenschaften um.
Wir können nun ±falls er nicht schon bekannt ist ± den Fachbegriff für Geschichten wie diese
einführen. Es handelt sich um eine Tierfabel. Gegebenenfalls können auch als Merksätze for-
muliert werden (nicht unbedingt erforderlich!):
In einer Tierfabel sprechen und handeln Tiere wie Menschen. Die Tierfabel enthält eine
Erkenntnis oder Lehre, die die Menschen angeht.
Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse. Dabei sollte viel Zeit gelassen werden. Es ist dabei
durchaus möglich, dass mehrere Kinder ± sich ergänzend ± gleichzeitig die Geschichte erzäh-
len.
Es ist darauf zu achten, dass alle Gruppen ihre Ergebnisse präsentieren.
Als Abschluss kann aus den Ergebnissen eine ÄMusterfabel³ zusammengefügt werden. Diese
wird von allen Kindern wiederum parallel zum Tafelbild übernommen. (Arbeitsblatt).
Hausaufgabe: Erzählt schriftlich eine Fabel vom Nilpferd und der kleinen Bachstelze.
Alternativ: Sucht euch ein Tierpaar, bei dem der Unterschied stark ± schwach besonders
deutlich ist, und erzählt eine Fabel, in der am Ende der Schwache sich als stark erweist.
Elefant Affe
Stark schwach
1.Begegnung
1.Ergebnis
stark schwach
2.Begegnung
(gefangen...) (frei...)
2. Ergebnis
schwach stark
Erkenntnis:
Einstieg: Die Kinder stellen ihre Fabeln vor. Dabei ist zu beachten:
- Die Eigenschaften der Figuren müssen klar erkennbar sein.
- Die Problemsituation muss eindeutig sein.
- Die Fabel darf nicht zu ausführlich erzählt werden: Konzentration auf den Kern der Hand-
lung. (Bei der Fabel sollte man auf das ÄAusgestalten³ weitgehend verzichten.)
Neuansatz:
Wir geben ein Tierpaar vor, machen aber ausdrücklich darauf aufmerksam, dass es jetzt
nicht mehr um groß und klein oder stark und schwach geht.
An der Tafel werden die Bilder von Fuchs und Esel befestigt.
Wir suchen nach (möglichen) Eigenschaften. (Unter Umständen werden wir an Redensar-
ten und ÄBeschimpfungen³ erinnern: schlauer Fuchs, dummer Esel...)
Den Tieren werden die Eigenschaften klug/listig und dumm zugeordnet (Tafel).
Die (schon bekannte) Struktur wird in Erinnerung gerufen: 1.Begegnung bestätigt die Ei-
genschaften. 2. Begegnung kehrt die Eigenschaften um. (Der Esel sieht keineswegs so
dumm aus, wie das anfangs der Fall war.
Fuchs Esel
1.Begegnung: Beide haben Durst.
klug Hinter einem Gatter: Wassertrog. dumm
Fuchs springt über Gatter. Esel hat Angst.
Nun suchen wir weitere Tierpaare, die an der Tafel festgehalten (mit Bild) werden. Eigen-
schaftspaare werden zugeordnet. Anschließend entscheidet sich jeder Schüler für ein Paar und
ordnet sich so einer Arbeitsgruppe zu. In Gruppenarbeit werden Handlungsstrukturen und
Handlungsinhalte entworfen. (Jeder Schüler hält für sich die Ergebnisse in Stichpunkten fest.)
wieder sah. Aber die Schnecke saß schon längst da und fragte: ÄNun, Herr Grashüpfer, wo-
her in aller Eile? Ganz so schnell scheinen Sie doch nicht zu sein.³
Wir stellen nun neue Tierpaare zusammen und ordnen den Tieren auch Eigenschaften zu. Da-
bei ist es möglich/sinnvoll, von den Äüblichen³ Fabeltieren abzuweichen und neue Tierkons-
tellationen zu entwerfen.
Bei der Frage nach den jeweiligen Eigenschaftspaaren sollte besonders darauf geachtet wer-
den, dass nicht biologisch argumentiert wird.
Alternativ: Es werden Eigenschaftspaare festgelegt, für die dann Tierpaare gesucht werden.
Schnell ± langsam
Stark ± schwach
Arm ± reich
Klug ± dumm
Hübsch ± hässlich
Faul ± fleißig
Hinweis: Gegebenenfalls lassen sich schon hier Überlegungen anstellen zu möglichen Er-
kenntnissen.
Hausaufgabe:
Die Kinder wählen ein Paar aus und erfinden eine Fabel. (Dabei ist schon bei der Aufgaben-
stellung darauf zu achten, dass alle Paare gewählt werden.)
Wir sollten uns wiederum viel Zeit lassen für die Präsentation und Besprechung der Arbeiten
der Kinder.
Das erste Gespräch über den Text könnte von folgenden Impulsen in Gang gesetzt werden:
Was war am Anfang?
Was will der Hund, als er das Spiegelbild sieht?
Welche Eigenschaft wird so erkennbar? (Text!)
Was geschieht?
Hausaufgabe: Erzählt die Fabel vom Adler und dem Hasen schriftlich.
Wir machen mit der neuen Zielsetzung bekannt: Wir wollen nun neue Eigenschaften in den
Mittelpunkt stellen und unseren Zuhörern vor Augen führen, wohin diese Eigenschaften füh-
ren können. Dazu müssen wir eine geeignete Handlung erfinden.
Beispiel:
Hausaufgabe: Erzählt eine Geschichte vom Hirsch, der so stolz auf sein Geweih war.
2. Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts - Umsetzung in einen Fotoroman,
10-12 Stunden, 11-12 Klasse
5. Neue Geschichten von alten Bekannten: Schwänke lesen - Schwänke schreiben, ca. 12
Stunden, 5 - 7 Klasse