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Die Kelchgarnitur aus Stift Wilten besteht aus dem Kommunionkelch, der Patene und

zwei silbernen Saugröhrchen,


mit denen im Hochmittelalter die Messbesucher bei der Kommunion den konsekrierten
Wein trinken durften.
Der unmittelbare und sinnhafte Zusammenhang von Kelch und Patene wird durch das
komplexe Bildprogramm unterstrichen,
das die Außenseiten schmückt. Die dichte Szenenfolge beginnt am Fuß des Kelches mit
Ereignissen aus dem Alten Testament,
setzt sich an der Kuppa mit solchen aus dem Neuen Testament fort und wird auf der
Patene, die während der Messfeier
auf dem Kelch zu liegen kam, zum inhaltlichen Kulminationspunkt geführt.
Sie zeigt an der Unterseite Christus am Kreuz als bildhaften Ausdruck der
christlichen Glaubenslehre, der zufolge in
der Eucharistie das von Christus am Kreuz vergossene Blut gegenwärtig wird.

Kommunionkelch mit Patene und Saugröhrchen, sog. „Wiltener Kelch"


Niedersachsen (?), um 1160/70 Silber teilweise vergoldet, Niello,
Kelch: H. 16,7 cm; Patene: Dm. 23,5 cm Inv.-Nr. KK 8924.

An der Oberseite der Patene wird dieser gesamthafte, mittels gravierter Inschriften
mehrfach kommentierte
heilsgeschichtliche Bilderzyklus von der Auferstehung bis zur Himmelfahrt Christi
weitergeführt und abgeschlossen.
Dem inhaltlichen Reichtum entspricht das prachtvolle äußere Erscheinungsbild der
Kelchgarnitur mit den fast alle
Flächen füllenden figürlichen Gravierungen, die zum Teil in Silber belassen,
zum Teil vergoldet und mit nieliierten Hintergründen versehen wurden.
In Zusammenhang mit dem am Fuß des Kelches als Stifter genannten BERTOLDVS wird das
Ensemble im Allgemeinen
als Geschenk des Grafen Bertold III. von Andechs-Meranien (gest. 1188) an Stift
Wilten erachtet,
von wo es 1938 durch Kauf an das Kunsthistorische Museum gelangte.

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