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Sie fördert, wovon schon mehrfach die Rede war, auch Kooperation,
Barmherzigkeit und alle anderen Verhaltensweisen, die nach unserem
Alltagsverständnis jene Moral ausmachen, die zu fördern und mehren als
vornehmstes Ziel aller Werteerziehung verstanden wird. Das Gute konnte
sich evolutionär behaupten, weil es sich, im Mittel und auf Dauer
jedenfalls, für die Genprogramme auszahlte. Die Moral kennt keine
Verlierer - oder doch?
La diferenciación de la virtud
Unser zweites Gesicht
Die
Schimpansenforscherin
Jane Goodhall
La mentalidad de la „deschimpancización“
Doppelte Moral ist kein Unfall der Evolution, kein Erbschaden also,
sondern zwangsläufiges Ergebnis eines an sich einfachen
Zusammenhangs: Je kooperativer Gesellschaften sind, je enger ihre
Mitglieder durch eine sie verpflichtende Binnenmoral zusammengehalten
werden, desto kampfesstärker vermögen diese nach außen hin
aufzutreten. Moral wird erst dann als Moral verstanden, wenn sie einen
Feind, gleichsam einen lebenspraktischen Gegenentwurf zu sich selbst
konstruiert. Es ist deshalb auch kein Zufall, daß die lautesten Moralisten
nicht anders können, als immer wieder Feindbilder zu schüren und Kampf
gegen die Anderen für das vermeintlich Gute und Gerechte zu predigen.
Es gibt sie also doch, die Verlierer der Moral. Es sind zunächst die
geschlagenen Feinde, die Sündenböcke, die Anderen, und es sind die
Binnenopfer der Moral, die damit persönlich den Preis für die Stärkung der
Gruppe bezahlen. Die evolutionär in Zwischengruppenkonflikten geformte
Psyche, die immer wieder Heldenhaftigkeit und die diese tragende
doppelte Moral produziert und belohnt, stellt eine ziemlich hohe Hürde auf
dem Weg zu einem friedvollen Miteinander der Völker dar. Sollte man
angesichts dessen nicht vielleicht neben Programmen zur Sucht- und ,
Gewaltprävention auch Programme zur Moralprävention auf den Weg
bringen? Denn Kooperation und Fortschritt der menschlichen Gesellschaft
sind eben gerade nicht das Ergebnis von Tugend, sondern resultieren aus
der Verfolgung von aufgeklärten Einzelinteressen.