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Die Zikade und die Eule

Wer sich nicht der Menschlichkeit widmet, büßt meistens für den übermutigen Stolz.
Die Zikade machte rücksichtslos auf die Eule, die gewohnt war in der Dunkelheit Nahrung zu
suchen und bei tag in einem hohlen Baum in Schlaf zu fallen, lautes Gezirpe. Sie ist gebeten
worden, dass sie schweigt. Sie begann viel stärker zu zirpen. Durch die nochmals
vorgebrachten Bitten war sie noch mehr erregt.
Als die Nachteule sah, dass dies ihr keine Hilfe war und ihre Worte verachtet wurden, ging
sie zu dieser geschwätzig mit einer List heran: „Weil deine Töne mich nicht schlafen lassen,
von denen du glaubst, dass sie wie die Leier Apollons klingen, steht mir der Sinn danach,
Nektar zu trinken, den Pallas mir neulich geschenkt hat; wenn du Ihn nicht verschmähst,
komm; Lass uns gemeinsam trinken.“
Jene, die vom Durst ausgetrocknet war, freute sich zugleich, dass ihre Stimme gelobt wurde,
und flog gierig herbei. Die Nachteule stieß aus ihrem Loch, jagte das zitternde Tier und tötete
es.
So gewährt sie tot, was sie lebendig verweigert hätte.

Marvin Holzinger, Anton Gehrig und Maximilian Ruess

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