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„regem se in Toringia esse cinsebat“

Ein „saxo-erulisches“ Königreich an Harz, Elbe und Saale als Keimzelle der ottonischen Saxonia?
Von Olaf Böhlk (2019)

[1.] „Verkehrsbahnen im frühgeschichtlichen Mitteleuropa“ (Umzeichnung nach Steuer 1998, S. 286).

Dieser Diskussionsbeitrag möchte einige Gedan- Wikingerzeit. Doch bildete sich eine ähnliche Kon-
ken zu historischen Prozessen an Harz, Elbe und stellation nicht bereits seit der Spätantike auch an
Saale in der Zeit zwischen den Jahren 400 (Erst- Harz, Elbe und Saale heraus? Falls diese Frage mit
erwähnung der „Toringi“) und 775 (Treueschwur einem „Ja“ beantwortet werden kann: Welche Hin-
der „Austreleudi Saxones“ unter Hessi gegenüber weise auf frühe herrschaftsräumliche Strukturen
Karl d. Gr.) vorstellen. lassen sich in jener Landschaft erschließen?
Die Frage, warum sich im östlichen Teil der ot- Der Harz-Elbe-Saale-Raum liegt im Kreuzungs-
tonischen Basislandschaft der mittelalterlichen punkt von „Verkehrsbahnen“ (Heiko Steuer)2,
„Saxonia“ an Harz, Elbe und Saale eine kompakte welche bereits in der Spätantike eine jahrhun-
Ansammlung von Ortsnamen mit der Endung „-le- dertelange Nutzungstradition aufweisen konn-
ben“ ausprägte, beschäftigte in den vergangenen ten. Hier treffen wassergestützte Nord-Süd-Linien
Jahrzehnten zahlreiche Wissenschaftler. der sogenannten Bernsteinroute auf die landge-
Jens Schneeweiß´ Feststellung „Hier trafen Fran- stützten West-Ost-Querwege der Hellwegzone.
ken, Sachsen, Dänen und Slawen aufeinan- Auf der Grundlage fruchtbarster Böden erziel-
der“ bezieht sich auf die kommunikationsräum-
1
bare landwirtschaftliche Überschüsse, seit der
liche Sonderstellung der Unterelbe-Region in der frühesten bäuerlichen Niederlassung kontinuier-

1 Schneeweiß 2011, S. 99 2 Steuer 1998a, S. 286


2

[2.] Flusseinzugsgebiete: Oder, Elbe, Weser, Ems, Rhein. Kulturelle Entwicklung 5.- 6. Jh: Kartengrenze Volkmann 2014,
S.147 Abb. 5: Luboszyce-Kultur, Mecklenburgische/Dębczyno-Gruppe, elbgermanische Kultur, Thüringische Kultur;
Kartengrenze Nowothnig 1964 Karte 3: Körpergräber, Brandgräber, gemischt belegte Friedhöfe ; Kartengrenze Böhme 2003,
S. 254 Abb 2: 1 Westerwannagruppe, 2 Perlberggruppe, 3 Ilmenaugruppe, 4 Rebenstorf-Altmärkische Gruppe, 5 Nordharzgruppe, 6
Mittelwesergruppe, 7 Ostfriesisch-Ammerländische Gruppe, 8 Ems-Hunte-Weser-Gruppe. „Die Landschaften westlich der Weser (Nr. 7
und 8) sind bisher nur sehr schwer archäologisch einzuschätzen, da entspre­chende aussagekräftige Grabfunde des 3.-7. Jh. lediglich in wenig
repräsentativer Zahl vorliegen.“ (Böhme 2003, S. 254) „Seit dem ausgehenden 5. Jh. könnte die elbgermanische Nordharzgruppe (Region 5),
evtl. auch die Altmark (Region 4), in das expandierende Thüringerreich politisch integriert worden sein.“ (Böhme 2003, S. 268).

lich gepflegte Offenlandschaften und salzhalti- ge einer pferdegestützten Infrastruktur. Die Land-
ge Quellen ermöglichen es, große Mengen an schaft diente gleichzeitig als binnenländisches
Bevölkerung und Pferden zu versorgen. Noch in Rückgrat des seegestützten Handels im Norden.
der Frühen Neuzeit äußerte sich das militärische Das Bündnissystem der „Sächsischen Städte“ ent-
Potenzial der vom Harz-Elbe-Saale-Raum aus wickelte sich im 15. Jh. zum „größten und sta-
kontrollierbaren Großregion: „Aus den beiden bilsten regionalen Bund innerhalb der Hanse“.4
sächsischen Reichskreisen stammte das Gros Eine netzwerkartig und über lange Zeiträume
der berittenen Söldner, die in den Kriegen der „vom Pferderücken aus“ konzipierte und regierte
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf dem Handels- und Militärinfrastruktur prägte der Regi-
Kontinent eingesetzt wurden.“3 on bis zur Gegenwart ihren dezentralen Charakter
An der Saale bildeten Sattelhöfe, Frei- und Ritter- auf.
güter noch zum Beginn der Moderne die Grundla-

3 Nicklas 2002, S. 98 4 Puhle 2006, S. 608


Die Herrschaft der Reiterkönige3

[3.] Der Ausschnitt aus dem Stich „Prospekt des Amtes Zehden“ aus dem Jahr 1652 von Matthäus Merian zeigt die Auenlandschaft der Oder.
Beim Anblick der labyrinthischen Mäanderlandschaft wird klar, dass für das Navigieren auf Flüssen die Unterstützung der lokalen Bevölke-
rung notwendig war. In entsiedelten Regionen stand dieses Wissen nicht mehr zur Verfügung.

Die Herrschaft der Reiterkönige den und Osten des römischen Imperiums, dienten
den Hunnen oder betätigten sich als bewaffnete
In der historiografischen Überlieferung wird Herr- Kaufleute. Falls das Kriegshandwerk oder der Han-
schaft in unserem Raum mit den Thüringerköni- del mit Pferden, Sklaven, Fellen, Bernstein, Gold,
gen greifbar. Die Basislandschaft der um das Jahr Glas, Daunen, Haarfärbemitteln, Frauenhaaren8
400 erstmals von Vegetius Renatus als Pferdezüch- und anderen Luxusgütern nicht genügend Ge-
ter erwähnten „Toringi“5 vermutet man in der Regi- winn abwarf, schlossen sich Gruppierungen unter
on an Harz, Elbe und Saale. Wie andere im Umfeld klingenden latinisierten Namen wie jenem der
des ostgermanisch-hunnischen „Söldner-Milieus“ „eruli“ zu Raubzügen zusammen oder betätigten
entstandene gentes lassen sich die „Toringi“ den sich als Piraten.9 Die Gefolgschaftsverhältnisse
archäologisch erschlossenen Sachgütern nicht wechselten ebenso schnell wie das Kriegsglück.
konkret zuordnen,6 da ihr Ethnonym vermutlich Weiträumige Beziehungsnetzwerke bildeten sich
eher eine multikulturelle soziale Schicht als eine unter den die Gruppen führenden Warlords her-
Abstammungsgemeinschaft bezeichnete. aus.
Mobile „Kriegergenossenschaften“7 verdingten Im Verlauf von ca. 400 Jahren, bis zum späten 6.
sich als Söldner in Britannien und im Westen, Sü- Jahrhundert10, wanderte die Bevölkerung des
Odergebietes im Rahmen eines länger währenden
5 Kälble Mathias 2009, S. 332 8 Bemmann 2003, S. 65
6 Bemmann 2009, S. 74 9 Steinacher 2017, S. Stelle: 1,551
7 Steuer 1998b, S. 275 10 Volkmann 2014, S. 136
4 Luxusgüter auf dem „Sachsenfluss“

und multikausalen Prozesses ab.11 Auf ihrem Zug Oder-Gebiet verlagerten sich Stränge der soge-
vom Osten in Richtung Südwesten machten ein- nannten „Bernsteinroute“ in die Elbe-Region. Be-
zelne Gruppen offenbar auch in der Magdeburger sonders für die Transporte zerbrechlicher Gläser
Börde und in der Altmark Station. Die fruchtbare
12
in den Norden besaßen Wasserwege Bedeutung.
Landschaft nördlich des Harzes profitierte von der Im Gegenzug zu Gold und Luxusartikeln erreich-
Zuwanderung ebenso wie das Gebiet zwischen ten Felle und Pelze aus Nordeuropa die römischen
Elbe- und Wesermündung an der Nordseeküs- Provinzen und wohl auch die Hunnen.17
te, wo sich – eng mit den küstennahen Schiff- Nach dem Zusammenbruch des weströmischen
fahrtsrouten nach Britannien und Skandinavien Staatswesens musste das Handelssystem in Rich-
verknüpft – ein Herrschaftsraum herausbildete, tung Oströmisches Reich justiert werden. Ein Hin-
welcher jüngst sogar als frühes „sächsisches Kö- weis auf jene Neuordnungsprozesse lässt sich
nigreich“ angesprochen worden ist.
13
vermutlich aus der Verbreitung von sogenannten
Bei den „Toringi“ handelte es sich vielleicht um „Fenstergefäßen“ erschließen. Gleichzeitig wird
eine ähnliche Gemeinschaft wie jene Gruppe von über die Fundkartierung dieser sehr speziellen
Reitern hunnischer Provenienz, die in der ersten Keramik, bei deren Herstellung zerbrochene Glas-
Hälfte des 5. Jh. im schwedischen Ort Sösdala gefäße sekundär weitergenutzt worden sind, ein
nachgewiesen werden konnte. Ob sich darunter weitreichendes Netzwerk deutlich: Verbreitungs-
auch „echte“ Hunnen befanden und welche Ziele schwerpunkte bildeten im 5. Jh. Skandinavien und
die Reiter im Norden verfolgten, ist unklar. Da Tei- das Niederelbegebiet: „Einige vereinzelt gelege-
le ihrer Pferdeausrüstung, vermutlich als Kriegs- ne, dem 5. Jh. n. Chr. und später angehörende
beute, auch an die Fundplätze Finnestorp und Fenstergefäße können mit Kulturerscheinun-
Vännebo gelangten, könnte es sein, dass die „Sös- gen dieser oder anderer Gebiete in Verbin-
dala-Reiter“ eine Herrschaft in jener Region er- dung gebracht werden, so die beiden Gefä-
richten wollten, welche zuvor bereits von Fundgut ße aus Arcy Sainte Restitue in Frankreich mit
ostgermanischer Provenienz besonders geprägt den britischen Gefäßen, das Gefäß aus Beelen
war. Dass Rückkehrer aus Plünderungsgemein-
14
mit sächsischem Material und das Gefäß aus
schaften oder Söldnertrupps „sozialen Stress“ in Kahl am Main mit der Dobrodzień-Gruppe. Die
ihrer Heimat auslösten, ist offenbar ein zeitloses Fenstergefäße aus Wulfen und Coswig gehö-
Phänomen. 15
ren zur Niemberger Gruppe der frühen Völker-
wanderungszeit. Das südöstlichste Gefäß, aus
Luxusgüter auf dem „Sachsenfluss“ Tvršice, besitzt Merkmale, wie sie auch für Mit-
teldeutschland üblich sind.“18
Die Ausprägung des Königtums bei den „Toringi“ Nach der Schlacht am Nedao im Jahr 454/455 bil-
könnte sich in enger Anlehnung an die im 5. Jh. dete sich ein erulischer Herrschaftsraum im Be-
mit ihnen verbundenen gentes der Eruler und reich von Mittel- und Südmähren und im östlichen
Warnen vollzogen haben. 16
Weinviertel heraus. Bei Bestattungen in dieser Re-
Aufgrund des stetigen Entsiedlungsprozesses im gion traten die auch im Saalegebiet beobachteten
Schädeldeformationen auf.19
11 Bemmann 2009, S. 70
12 Volkmann 2013, S. 5 Die Organisation der neuen westlichen Handels-
13 Nicolay 2019
14 Brandt 2018, S. 31 17 Hauck 1970, S. 389
15 Quast 2016 18 Schunke 1998, S. 145
16 Kälble Mathias 2009, S. 338 19 Lintner-Potz 2006, S. 97
Go North5

wege der „Bernsteinroute“ über die Elbe – dem Ethnogenese, denn es erschließt einen Zugang zu
„Sachsenfluss“ – dürfte bei den über ein enges den schamanisch geprägten religiösen Vorstellun-
wirtschaftliches Beziehungsgeflecht verbunde- gen seiner Träger.
nen gentes der Thüringer, Eruler und Warnen die
Entstehung von Königsherrschaften begünstigt Go North
haben: Die Thüringerkönige konnten am Handel
durch ihren Herrschaftsraum vermutlich auch von Einen starken Impuls in diese Richtung dürfte ein
Zolleinnahmen profitieren, um einen Teil der für Ereignis am Beginn des 6. Jahrhunderts ausgelöst
die Versorgung des königlichen Gefolgschafts- haben: Nach dem Tod ihres Königs Rodulf durch-
verbandes notwendigen Überschüsse zu erwirt- zog die donau-erulische Königsfamilie – also der
schaften. erulische „Traditionskern“ – auf ihrem Weg in die
Ihre dynastische Nähe zu den Merowingern dürf- mythische Heimat Thule den Herrschaftsraum der
te der Thüringer-Elite durchaus bewusst gewesen Thüringer. Das tragische Ende Rodulfs auf dem
sein. Verbindungen auf die Britischen Inseln und Höhepunkt der erulischen Königsherrschaft be-
nach Westen ergaben sich über den Nordseehan- eindruckte die antiken Autoren und leitete Prozes-
delsplatz Sievern und die Westanbindung an die se ein, die auch für unsere Region Folgen haben
Hellwegzone. Beziehungen in den Norden und sollten.22
nach Süden zu den Langobarden finden in der Mit der Niederlage des Eruler im Jahr 508 scheiter-
Verbreitung von S-Fibeln ihren Niederschlag. te die Strategie des Ostgotenkönigs Theoderich,
Zwei Frauengräber (Gräber 5 und 6) vom Fund- über die Beteiligung der drei „verwandten“ gentes
platz Obermöllern (Burgenlandkreis) machen der Thüringer, Eruler und Warnen einen starken
sowohl die weit gespannten Beziehungsnetz- antifränkischen Block aufzubauen. Jörg Jarnut
werke als auch das Traditionsbewusstsein von vermutet mit Hermann Fröhlich eine Spaltung der
Herrschaftsträgern und ihren Angehörigen jener langobardischen Politik und sieht den Gegensatz
Zeitphase deutlich. Beide Frauen wiesen künst- zwischen einer antigotischen und profränkischen
lich deformierte Schädel auf und wurden daher Partei unter dem langobardischen Eruler-Be-
lange von der Forschung als aus der Fremde zu- zwinger Tato und einer thüringisch-ostgotischen
gezogen gedeutet. Die Strontiumisotopenanaly- Partei unter dem Langobarden Wacho. Erst der
se von Zahnmaterial aus beiden Gräbern erwies Übertritt Wachos auf die Seite der profränkischen
hingegen einen einheimischen Hintergrund. Die
20
Partei hätte schließlich den Sturz der Thüringer-
Datierung der Gräber in das 5. bzw. 6. Jahrhundert herrschaft durch die Franken möglich gemacht.23
verdeutlicht die Kontinuität des kulturellen Netz- Die Forschung ist sich heute weitgehend darüber
werkes zwischen Nord und Süd, Ost und West. Be- einig, dass die erulische Identität nicht im Norden
sonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass der entstand. Der Glauben der Eruler an ihren skandi-
in Grab 6 Bestatteten ein B-Brakteat auf den Mund navischen Ursprung basiert vermutlich eher auf
gelegt wurde, der mit den aus dem Nordseezen- der Rezeption antiker literarischer Geschichtsbil-
trum Sievern bekannten Goldbrakteaten vergli- der, mit denen sie sich aufgrund der römischen
chen werden kann. Gerade dieses Amulett bildet
21
Schriftkultur konfrontiert sahen. Eine ähnliche „ex-
für Karl Hauck einen Schlüssel zum Verständnis terne“ Identitätsstiftung könnte später auch für
der Entwicklungen nach 531 und der sächsischen
22 Lintner-Potz 2006, S. 133 und Lintner-Potz 2006, S.
20 Knipper et al. 2012, S. 302 88
21 Hauck 1970, S. 162 23 Jarnut 2009, S. 280 f.
6 Go North

Teile der Sachsen angenommen werden: Beson- wendigen Integration erulischer „Rückkehrer“ in
ders jene Söldnergruppen, die in der Hellwegzone die alteingesessene Gesellschaft möglicherweise
mit den wiederholten Gesuchen um militärische erklären: entweder, als gegen die stolzen Neu-
Unterstützung durch Merowingerkönige konfron- ankömmlinge gerichtetes Legitimationskonzept
tiert waren, wurden von diesen wohl regelmäßig oder aber als Ausdruck des neuen Traditionsbe-
als „saxones“ angesprochen und so mit einer von wusstseins jener Herrschaftsschicht, die sich mög-
spätantiken Autoren konzipierten origenes genti- licherweise durch die Ankunft der Eruler einer Blü-
um ihrer Identität als angebliche Abstammungs- te erfreuen konnte: den „earls“ oder „jarls“.
gemeinschaft konfrontiert. Die Franken „wussten“, Und noch ein weiterer „Effekt“ wäre nach Quast
dank ihrer antiken Schriftkultur, wohl besser über denkbar: „Bereits vor über 25 Jahren hat Char-
die „sächsische Stammesgeschichte“ jener Kriegs- lotte Fabech die südskandinavischen Kriegs-
herren Bescheid als diese selbst! Eine ähnliche beuteopfer – besonders jene der zweiten
Entwicklung trat nun vermutlich auch im Norden Hälfte des 5. Jh. – vor diesem Hintergrund
ein, als die Reste der Königsfamilie und des Hofes interpretiert. Es seien Kriegerverbände ge-
der Donau-Eruler, „aufgeladen“ mit antiken Kli- wesen, die vom Kontinent zurückkehrten, die
schees ihrer eigenen mythischen Vergangenheit Konflikte auslösten. Gleichzeitig brachten die-
und – nach ihrer entehrenden Niederlage gegen se Gruppen wichtiges know how für den Weg
die Langobarden – vermutlich auch mit dem fes- zur ‚Staatlichkeit‘ mit. Man könnte in diesem
ten Vorsatz, im „gelobten Land“ ihrer angeblichen Kontext ein Szenario für Illerup Ådal (bei Skan-
Vorväter einen neuen Abschnitt ihrer Entwick-
24
derborg, Midjylland, DK) entwerfen. Die zahl-
lung zu beginnen, in Skandinavien eintrafen.25
reichen gestempelten Schwertklingen könnten
Dieter Quast führte in seiner Arbeit zu Effek- auf eine mobile Kriegergruppe zurückzuführen
ten von Migration in Abwanderungsgebieten sein, die im römischen Reich diente. Nach ihrer
aus, dass die Entstehung von Prunkgräbern der Rückkehr sorgte sie für Konflikte, die die loka-
jüngeren römischen Kaiserzeit möglicherweise len Eliten durch Entsendung auf Kriegszüge in
auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass sich die den Griff zu bekommen versuchten. Doch ist
lokalen Eliten durch „Rückkehrer“ herausgefordert dieses Szenario natürlich spekulativ.“27
sahen: „Archäologisch nachweisbar reagierten Alvar Ellegård nimmt an, dass die von Jordanes
sie [die lokalen Eliten] durch Prunkgräber, die beschriebene Vertreibung der Eruler durch die
ihre Legitimation unterstreichen sollten. Alte Dänen, wenn überhaupt,28 erst nach ihrer Ankunft
Funde symbolisierten das Alter der ‚Familie‘, in Skandinavien erfolgt sein könne.29
Mehrfachausstattungen symbolisierten Reich- Möglicherweise bildet die mit dem Auftreten der
tum in Form von ‚Familienschätzen’“. 26
Eruler verbundene Dynamik in Skandinavien einen
Es wäre durchaus denkbar, dass Siedlungsnamen, Ausgangsimpuls für das Auftauchen jener „Nord-
die den eigenen Besitz als „Erbe“ eines möglichst leute“, deren Ankunft in Hadeln gemäß der Sach-
weit in der mythischen Vergangenheit zu veran- sen-‚Origo‘ bei Widukind von Corvey den Untergang
kernden „Ahnen“ genau jenem Zweck gedient des Reiches der Thüringer zu besiegeln halfen.
haben. Die Entstehung der skandinavischen
„-lev“-Ortsnamen ließe sich im Kontext der not-
27 Quast 2016, S. 270 f.
24 Steinacher 2017, S. 3,390 28 Walter Goffart deutet diese Jordanesstelle als Replik
25 Lintner-Potz 2006, S. 121 auf Prokop: Steinacher 2017, S. Stelle: 3,337
26 Quast 2016, S. 272 29 Ellegård 1987, S. 16
Toringi 2.0? Die „sächsischen Nordleute“7

Toringi 2.0? Die „sächsischen Nordleute“ tralplatz (Grenzplatz) vermutet worden. Von
dort stammt das qualitätvollste Modelbild der
Die Wendung „Saxonibus Euciis“ bei einer Stelle Familie B3. Doch ist es ebenfalls denkbar, in
eines in das Jahr 547 datierten und von Theude- Nebenstedt nur eine Zwischenstation auf der
bert an den oströmischen Kaiser Justinian ge- Reiseroute zwischen dem Norden und dem al-
richteten Briefs, welche den Herrschaftsbereich ten Thüringerreich erfaßt zu haben. Die dortige
des Frankenkönigs umschreibt, wird einerseits als Brakteatenkonzentration, die keineswegs aus
„eutische Sachsen“30 oder auch Importstücken besteht, sondern
als „Sachsen und Jüten“31 ge- aus eigenständigen Modelbil-
deutet. Davon unabhängig weist dern, spricht für einen in den
die Wendung darauf hin, dass Leu- Austausch der Formulare einbe-
te aus dem Norden mit den Fran- zogenen Ort.“33
ken kooperierten. Und ähnlich: „Weiter im konti-
Karl Haucks umfangreiche Arbeit nentalen Süden, beispielsweise
„Goldbrakteaten aus Sievern“ entlang der Flußläufe von Elbe
sollte in diesem Zusammenhang und Saale, muß es also weitere
stärker als bisher Berücksichti- entsprechende Zentren gege-
gung finden. Im Vorhandensein ben haben. Nur durch ein rela-
lokaler Zentren der Goldbraktea- tiv enges Netz solcher Orte ist
ten-Produktion und der Rolle der ja die kopiale Ausbreitung der
Harz-Elbe-Saale-Region bei der Goldbrakteaten wie auch die
Herausbildung der Tierstile I und rasche Ausbreitung der Tier-
II bilden sich vermutlich wesent- stile überhaupt erklärlich. Doch
liche Prozesse der sächsischen bisher wurden keine derartigen
Ethnogenese ab. Haucks groß Siedlungen bestimmt: Die Su-
angelegtes Projekt einer umfas- [4.] Die Region an Harz, Elbe und Saale che danach und die Erforschung
senden Ikonografie der Goldbrak- spielte eine wichtige Rolle bei der Ent- auch der damit zusammenhän-
teaten konnte von ihm nicht fer- stehung der Tierstile I und II: „Bügel- genden Beziehungsstrukturen
fibel vom nordischen Typ aus Belleben
tiggestellt werden.32 Mitarbeiter der Menschen ist noch viel zu
mit einem „Großes Tier“-Motiv in der
seines Forschungsteams wiesen Mitte der Fußplatte.“ (Nielsen 2019, S. wenig im Blickpunkt der dorti-
aber in einem 2011 erschiene- 266). Foto: Landesamt für Denkmal- gen Archäologie und somit erst
pflege und Archäologie Sachsen-An- in den Anfängen begriffen.“34
nen Band mit Nachträgen erneut
halt, Juraj Lipták.
auf die Bedeutung der südlichen Karl Haucks Arbeit „Goldbraktea-
„Goldbrakteatenprovinz“ hin: „Weiter im Süden ten aus Sievern“ erschließt die Brakteatenamulet-
ist aufgrund eines großen Hortfundes um die te als Quellen zum besseren Verständnis der Ent-
Fundstelle Nebenstedt bei Dannenberg in der wicklung der Region an Harz, Elbe und Saale und
historischen Grenzregion zwischen Germa- ermöglicht es, im alten Streit um die „sächsische
nen (bzw. später Frankenreich) und Slawen Eroberung“ des Nordens, eine neue Position ein-
als Vorläufer von Magdeburg ein weiterer Zen- zunehmen, welche zahlreiche Thesen der älteren

30 Seebold 1995, S. 8 und Rübekeil 2013, S. 18


31 Hauck 1970, S. 88, Fn. 219 33 Heizmann 2011, S. 267
32 Steinacher 2017, S. 237 34 Heizmann 2011, S. 268
8 Toringi 2.0? Die „sächsischen Nordleute“

Forschung in einem anderen Licht erscheinen Phasen sich wiederholender Gruppen- und
lässt. Im Begleitband der niedersächsischen Lan- Stammesbildung betrachten wir allein die noch
desausstellung „SAXONES. Das erste Jahrtausend am besten erreichbare jüngste.“37
in Niedersachsen“ geht Karen Høilund Nielsen Die gesamte Situation um das Auftreten einer
geradezu von einer skandinavi- nordischen „Kriegergenossen-
schen „gateway-community“ im schaft“ im Jahr 531, ihr religiöses
6. Jh. an der Elbe aus. Noch im
35
Konzept und eine Motivation, die
19. Jh. fanden sich im „Nordthü- sicherlich auch handfeste wirt-
ringgau“ Reste skandinavischer schaftliche Interessen bezüglich
Eigenheiten im Hausbau wie die der Ausschaltung von eng mit der
sogenannte „Hochtenne“ bei eigenen Vergangenheit verbun-
Scheunen. Karl Bischoff schreibt denen Thüringerkönigen als Kon-
dazu: „Der Gedanke an alte kurrenten beim Handel über die
skandinavisch-mittelelbische Elbe umfasste, spricht für „heruli-
Zusammenhänge wird gestützt, sches Bewusstsein“. Ein ähnliches
wenn nun in der Landschaft Motivbündel aus „egalitär-krie-
zwischen Ohre, Elbe, Bode und [5.] „Obermöllern-B mit dem gefährlichen gerischer Tradition und wirt-
Pferdesturz, hier fast kopfüber, der
Großem Bruch mit dem dichtes- das Hilfe verheißende Interesse des schaftlicher Notwendigkeit“ be-
ten Vorkommen der Ortsnamen springenden ‚Mannes‘ findet; nach stimmte auch schon das Handeln
auf -leben und der Hügelbe- Hauck-Richters.“ (Hauck 1970, S.168), der Donau-Eruler.38
Zeichnung: Hauck 1985 S. 171 Nr 132b
zeichnung Hōch und den Res- Die Intervention der „Nordleute“
ten der skandinavischen Hochtenne auch noch entzieht sich weitgehend der archäologischen
ein geschlossenes und nur hier nachweisbares Nachweisbarkeit, da sich an der „thüringischen“
Vorkommen der Wōne, die ihr sprachliches Sachkultur nichts ändert. Eher wäre durch eine
Gegenstück in Skandinavien findet, festgestellt mutmaßliche erulische Beteiligung ab 531 die Ver-
wird. An bloße Zufälle ist da kaum zu denken.“36 stärkung von jenen Traditionen zu erwarten, die
Hauck beschrieb vor dem Hintergrund einer scha- aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit bei-
manischen Wodan-Odin Brakteaten-Religion den der gentes auch Merkmale einer „thüringischen“
Namenswechsel der 531 gelandeten „Nordleute“ Kultur markieren.
zu „saxones“ als einen aus dem Sieg über die Thü- Hauck stellt fest, dass die östlichen „saxones“
ringerkönige schöpfenden kultisch-rechtlichen die Tribut- und Heerfolgepflicht gegenüber den
Prozess. Er setzt sich in seiner Arbeit differenziert Franken zwischen 555 und 747/48 stets erneut
mit der Forschung Martin Lintzels auseinander akzeptierten und sich sogar im 8. Jh. noch eine
und revidiert in diesem Zusammenhang die äl- Erinnerung an die alte Abhängigkeit bewahrten:
tere Vorstellung von der Landung einer „fertigen“ „Saxones ... iure Francorum sese ut antiqui-
sächsischen Ethnie zugunsten eines längeren eth- tus mos fuerat subdiderttnt et ea tributa quae
nogenetischen Prozesses: „Vorsichtiger als die Chlotario quondam prestiterant plenissima so-
ältere Forschung rechnen wir also mit meh- lutione ab eo tempore deinceps esse redditu-
reren Anläufen zur ethnischen Konzentration ros promiserunt.“39
in verschiedenen Zeithorizonten. Von diesen
37 Hauck 1970, S. 82
35 Nielsen 2019, S. 271 38 Lintner-Potz 2006, S. 135
36 Bischoff 1967, S. 21 f. 39 Zitiert nach Hauck 1970, S. 91
Toringi 2.0? Die „sächsischen Nordleute“9

[6.] Lage der „-leben“-Ortsnamen: Offenlandschaften nach Schlüter 1958, Karte 5: Offenlandschaft, Wald, Moor und Heide. His-
torische Salzstellen in Sachsen-Anhalt: Salzstelle, Kartengrenze Salzstellen Sachsen-Anhalt 2012 Karte S. 193; bestehende
„-leben“-Ortsnamen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit); Kartengrenze Nowothnig 1964 Karte 3: Körpergräber, Brandgräber,
gemischt belegte Friedhöfe ; Pferdegräber nach Schmidt 1996 S. 287.

Nach der Schlacht von Tertry änderten die „Nord- „Bayern“ und „Sachsen“ (!) halfen,40 sich 748 Pippin
leute-Saxones“ alias„Austreleudi Saxones“ an Harz, dem Jüngeren unterstellten,41 dieses Bündnis im
Elbe und Saale offenbar ihre Strategie und koope-
rierten von nun ab mit den aufstrebenden Karo- 40 Walter Mohr bemerkte, dass „die Herrschaft über die
„orientales Franci“ in gewissem Sinne von der Her-
lingern, indem sie Pippin den Mittleren bei seinen
rschaft über die „osterliudi“ zu scheiden sei, da von hier
militärischen Aktivitäten gegen die „Schwaben“, aus die Angriffe gegen Schwaben, Bayern und Sach-
sen geschahen. Mohr 1954, S. 26
41 Nach Karl Martells Tod versuchte Grifo offenbar, seinen
beiden älteren Halbbrüdern Karlmann und Pippin bei
der Werbung um die Unterstützung der „Austreleudi
Saxones“ zuvorzukommen.
10 Toringi 2.0? Die „sächsischen Nordleute“

Jahr 775 gegenüber dessen Sohn Karl dem Gro- merer“-These zur Herkunft von Radulfs Vater44
ßen erneuerten, seinen gleichnamigen Sohn 806 wurde bereits in der Rezension durch Lutz Fenske
in Feldzügen gegen slawische Kleinkönige jen- kritisiert.45 Fenske warf Friese vor, den Stand der
seits der Elbe-Saale-Linie unterstützten und 842 Forschung zu wenig zu beachten, da „ein aus-
auf der Seite Ludwigs des Deutschen standen. 42
gewiesener Kenner wie Reinhard Wenskus […]
Die Tatsache, dass im Jahr 919 mit Heinrich I. ein zu einer völlig andersartigen Deutung des Na-
Vertreter jener „Austreleudi Saxones“ zum ostfrän- mens ‚Chamar‘ gekommen ist.“46 Wenskus folgt
kischen König erhoben wurde, stellt folglich das Henning Kaufmanns Interpretation als „Hamheri“
Resultat einer jahrhundertelangen Entwicklung und weist auf die Möglichkeit hin, dass es sich bei
innerhalb des fränkischen Reiches dar! der latinisierten Form „Chamar“ des Vaternamens
Jan Bemmanns Frage „[…] ob die Franken lo- um das erstes Glied eines nordischen (!) Kurzna-
gistisch überhaupt in der Lage waren, Mittel- mens handeln könnte.47
deutschland in ihren Herrschaftsbereich zu Dass auch die Namensform „Radulf“ aus „nordi-
integrieren […]“ kommt eine große Bedeutung
43
scher Perspektive“ bei der memorialen Zuord-
zu, wenn man im 6. Jh. von groß angelegten frän- nung kein Problem darstellt, ja dort diese Schreib-
kischen „Staatsumsiedlungen“ im Harzraum aus- weise sogar in erulische Traditionen gestellt wird,
gehen will. Weiterhin kann postuliert werden, beweist die Präsenz auf dem berühmten Runen-
dass die den Franken tributpflichtigen „saxones“ stein von Rök, wo ein „Radulf“ im mutmaßlichen
nördlich des Harzes mit ihren zwischen den Jah- Zusammenhang mit Theoderich48 erscheint und
ren 531 und 775 mehrfach erneuerten Leistungen wohl auf dessen vermeintlichen Waffensohn, den
einen gewissen „Rechtsanspruch“ auf die Herr- Erulerkönig „Rodulf“, verweist.49 Sowohl „Radulf“
schaft über Land und Leute erworben hatten. als auch „Rodulf“ können als (latinisierte) Formen
Die Installation eines „Dukats“ und eines dem ers- des Kurznamens „Hrólfr“ auftreten.50 Bei der im
ten Anschein nach „fränkischen Amtsträgers“ Ra- frühen 9. Jahrhundert erfolgten Rückübertragung
dulf um das Jahr 630 führte offensichtlich zu kei- der Form „Radulf“ auf den Runenstein wirkten ver-
nem Bruch der bestehenden Rechtsverhältnisse mutlich ähnliche Prozesse, wie sie Troels Brandt
und setzt die alten Abhängigkeiten der „Austreleu- bei der Rückübertragung des latinisierten Na-
di Saxones“ auch nicht außer Kraft. Und auch im 7. mens „Erul(i)“ in das runische “eril(aR)” vermutet
Jahrhundert wurden nördlich des Harzes offenbar hat.51
keine „fränkischen Garnisonen“ errichtet! Gerade In der zweiten Hälfte des 6. Jh. mussten Mero-
die Hellwegzone, deren östliches Ende das Harz- wingerkönige im Gebiet an Harz, Elbe und Saale
umland bildet, gehörte während der Klimakrise wiederholt mit ihrer Heeresmacht gegen ein-
im 6. Jh. und der Justinianischen Pest-Epidemie dringende Awaren aktiv werden. Um die impe-
offenbar eher zu den Gunstgebieten. Ansiedelun- riale Vormachtstellung gegenüber den lokalen
gen „fränkischer“ Familien aus dem Rheingebiet Herrschaftsträgern legitimieren zu können, war
nördlich des Harzes erfolgten daher vermutlich 44 Friese 1979, S. 17
auch auf der Basis von privaten Beziehungen. 45 Fenske 1980, S. 779
46 Fenske 1980, S. 780
Vor diesem Hintergrund sollte die ethnische
47 Wenskus 1976, S. 113
Ansprache des „Thüringerherzogs“ Radulf als 48 Lönnroth 2011. Zum Runenstein von Rök: Brandt
„Franke“ neu überdacht werden. Frieses „Käm- 2019
49 Steinacher 2017, S. Stelle: 3,091
42 Goldberg 1995, S. 496 50 Insley 1994, S. 221
43 Bemmann 2009, S. 75 f. 51 Brandt 2018, S. 68
11

das direkte Eingreifen der fränkischen Könige an den Duces vom Schlage eines Grimoald aus-
der von ihrem Machtzentrum am Rhein weit ent- geübt wurde.“53 Die im Zuge seines Sieges über
fernten Elbe notwendig. Die mit der Erhebung die Franken offenbar schon wenige Jahre nach
Radulfs zum „dux“ durch Dagobert offenbar be- der „Einsetzung“ Radulfs vorgenommene Zer-
absichtigte Integration störung des Hornhau-
der Führungsschicht sener (Tauf-(?))Kirchen-
der „sächsischen Nord- baus wird als politische
leute“ in das fränkische Symbolhandlung zur
Herrschaftssystem dürf- Demonstration könig-
te dem Ziel gegolten licher Souveränität zu
haben, durch die Schaf- interpretieren sein.
fung einer „Provinz“ die Aus der beschriebe-
militärische Potenz der nen Gesamtsituation
lokalen Elite in legitime ergibt sich eine Konse-
„reichsrechtliche“ For- quenz für die zukünf-
men zu überführen. Die tige Diskussion über
Errichtung des Horn- das Zustandekommen
hausener Kirchenbaus, der „-leben“-Ortsna-
dessen Ausstattungstü- men-Landschaft.
cke nordische Symbol- Das Auftreten einer
und Bildsprache mit neuartigen, zahlenmä-
imperialer christlicher ßig kleinen, aber mäch-
Steinmetzkunst verban- [7.] Sogenannter „Reiterstein von Hornhausen. Foto: Landesamt für tigen Führungsschicht
den, lässt auf einen Akt Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták.
von „Nordleuten“, die
der „inszenierten Konversion“ des „sächsischen ihre Legitimation zur Herrschaft vermutlich vor
Nordmanns“ Radulf als Voraussetzung für seine allem über das Argument ihrer angeblich alten
Anerkennung als fränkischer „dux“ schließen. Die skandinavischen Abstammung herleiteten, könn-
Unterwerfungsgeste der „imperialen Taufe“ wurde te sich in der Entstehung von Ortsnamen ausdrü-
auch vom oströmischen Kaisertum genutzt, um cken, die „das Erbe“ der Vorfahren explizit in den
die Führer barbarischer Verbände stärker zu bin- semantischen Mittelpunkt stellen. Es wäre durch-
den. Dass die Politik der fränkischen „Einhegung“
52
aus davon auszugehen, dass ältere Siedlungen im
der „sächsischen Nordleute“ an Harz, Elbe und Zuge der „Land- und Leutenahme“ der kleinen,
Saale scheiterte, lag vermutlich einerseits im dy- aber mächtigen nordischen Elite übernommen
nastisch-traditionellen Selbstverständnis Radulfs und umbenannt worden sind. Die Neuankömm-
als „rex in Thüringen“ begründet, andererseits linge präsentierten sich der hiesigen Bevölkerung
„zeichnet sich bei Radulf auch schon der Wi- vielleicht als die „echten“ Träger der „Toringi“-Tra-
derstand gegen die fränkische dominacio, ab, ditionen, als „Bewahrer“ der memorialen Überlie-
die ja entgegen den Worten des Geschichts- ferung und Hüter der wahren Religion. Mit den
schreibers nicht mehr von den dazu legitimier- „-leben“-Orten nördlich des Harzes könnten sie
ten Königen, sondern weitgehend schon von sich die Kontrolle über die wertvollsten Böden

52 Steinacher 2017, S. Stelle: 3,229 53 Jahn 1994, S. 324


12

und Salzstellen gesichert haben und beherrsch- beeinflußt, so gut wie gescheitert ist.“56 dürfte
ten von dort aus auch den verkehrsstrategisch be- also verfrüht sein!
deutsamen Mündungsraum der Saale in die Elbe Die Herausbildung der „-leben“-Namen steht of-
– eine Kontrollfunktion, die später von dem bis zur fenbar mit einem längeren Prozess der Verrecht-
Neuzeit militärstrategisch hochbedeutsamen Ort lichung einer Herrschaftsnahme von „sächsischen
Magdeburg wahrgenommen wurde. Nordleuten“ über Land und Leute in Verbindung,
Die Eruler kannten in Südeuropa ursprünglich kei- welcher im Jahr 531 begann, mit der fränkischen
ne Brandbestattungen und passten sich wohl je- „Legalisierung“ eines in erulischer Tradition ste-
weils der vorherrschenden Bestattungssitte ihrer henden „sächsischen“ Kleinkönigs Radulf um das
Durchzugsgebiete an. Da in Skandinavien offen- Jahr 630 erstmals in unserem Gebiet zu Formen
bar von ihnen auch hunnische Bestattungsbräu- areal gestalteter Landesherrschaft führte und
che in flachen Brandgräbern praktiziert wurden, schließlich in die Entstehung der ottonischen Ba-
könnten ihre Spuren verwischt worden sein. 54
sislandschaft einmündete. Erst einer die differen-
Auffällig ist, dass die „-leben“-Namen offenbar den ten „sächsischen“ Ethnogenesen integrierenden
sie umgebenden Brandgräbern weitgehend „aus ottonischen Historiografie sollte es vorbehalten
dem Weg“ zu gehen scheinen. Offenbar entwi- sein, die „skandinavischen Wurzeln“ der Land-
ckelten sich ihre Dichtezentren auch nicht im Um- schaft an Harz, Elbe und Saale als Traditionskern
feld der bekannten „thüringischen“ Pferdebestat- sächsischer Identität bis in unsere Gegenwart hi-
tungen. Dass sich der frei bleibende Grenzsaum nein zu bewahren.
zwischen dem nördlichen und dem südlichen
„-leben“-Gebiet gerade im siedlungsgünstig gele- Impressum/Korrespondenzanschrift
genen Raum südwestlich von Halle ausprägte, wo
Olaf Böhlk
hervorragende Bodengüten und eine alte Offen-
Schloßgartenstr. 2
landschaft eigentlich für die „-leben“-Orte güns-
06406 Bernburg
tige Bedingungen geboten hätten, lässt Zweifel
Tel.: 03471624840
daran aufkommen, dass die Verteilung der „-le-
E-Mail: olafboehlk@music-a-vera.de
ben“-Orte wichtige ältere Herrschaftsstrukturen
der „Thüringer“ tradiert.
Diese Beobachtungen unterstützt eine von Birgit
Schönwälder formulierte Feststellung: „Insge-
samt wird aber der Eindruck einer Überlage-
rung der genannten älteren Ortsnamentypen
durch die -leben-Namen geweckt.“55
Jürgen Udolphs Schlussfolgerung „Von hieraus
kann es keinen Zweifel daran geben, daß die
These, nordische Völker, Stämme oder Spra-
chen hätten zur Herausbildung der -leben-Na-
men in der Altmark, in Sachsen-Anhalt und
Thüringen beigetragen oder sie entscheidend

54 Brandt 2018, S. 43
55 Schönwälder 1993, S. 30 56 Udolph 1994, S. 511
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me 2003, S. 254 Abb 2.
[3.] (S. 3) Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae”, Bildquelle: Wikipedia, public
domain.
[4.] (S. 7) Foto: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták. Mit freund-
licher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
[5.] (S. 8) Hauck, Karl (Hg.) (1985), S. 171 Nr 132b
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[7.] (S. 11) Foto: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták. Mit freund-
licher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.

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