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„Aber a propos was ist galant und ein galanter Mensch? Dieses dürffte uns in Wahrheit mehr
zuthun machen als alles vorige, zumahl da dieses Wort bey uns Teutschen so gemein und so
sehr gemißbrauchet worden, daß es von Hund und Katzen, von Pantoffeln, von Tisch und
Bäncken, von Feder und Dinten, und ich weiß endlich nicht, ob nicht auch von Aepffel und
Birn zum öftern gesagt wird. So scheinet auch als wenn die Frantzosen selbst nicht einig
wären, worinn eigentlich die wahrhafftige Galanterie bestehe. Mademoiselle Scudery
beschreibet dieselbe […] als wenn es eine verborgene natürliche Eigenschaffte wäre, durch
welche man gleichsam wider Willen gezwungen würde einem Menschen günstig und
gewogen zu seyn, bey welcher Beschaffenheit denn die Galanterie und das je ne sçay quoy
[…] einerley wären. Ich aber halte meines Bedünckens davor, daß […] es etwas gemischtes
sey, so aus dem je ne sçay quoy, aus der guten Art, etwas zu thun, aus der Manier zu leben,
so am Hofe gebräuchlich ist, auß Verstand, Gelehrsamkeit, einem guten Judicio, Hoflichkeit,
und Freudigkeit zusammen gesetzet werde.“[3]
Die Gegner des Galanten sprechen früh von moralischer Leichtfertigkeit, Verantwortungslosigkeit wird dem
Verhaltensideal noch im 17. Jahrhundert nachgesagt, ohne dass sich dabei eine neue Mode vergleichbar auf
einen Begriff bringen lässt. Erst die sensibilité, die Empfindsamkeit, die Mode der sensibility, der
tenderness, der Zärtlichkeit schafft Mitte des 18. Jahrhunderts eine Gegenposition.
Zum Galanten gehört neben der Galante Conduite, dem spezifisch galanten Verhalten, ein eigener Stil in
den belles lettres (das französische Etikett für den eleganten Markt der Wissengegenstände, das heute noch
mit dem deutschen Wort „Belletristik“ fortlebt, wird im frühen 18. Jahrhundert selbst zumeist mit „galante
Wissenschaften“ übersetzt), galante Poesie, galante Romane, eine Kunst galanter Konversation und galante
Musik. Die Stilsetzungen in den verschiedenen Gebieten wurden zum Teil im Verlauf des 18. und 19.
Jahrhunderts modifiziert. Insbesondere die galante Musik erfuhr dabei eine begriffliche Verlagerung. Musik
des frühen 18. Jahrhunderts, die in ihrer Zeit für „galant“ erachtet wurde, wird heute zum überwiegenden
Teil dem Barock zugeordnet. Die Musikkritik verengte den Begriff auf einen Übergangsstil des mittleren 18.
Jahrhunderts, der das Galante neu bewertete.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Politische Rahmenbedingungen
Aufschwung französischer Moden in den 1660ern
Große Allianz und Europamode 1689–1721
Französische Hofkultur und internationale Vielfalt als Konsumware
Urteilsstrukturen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts
Galante Conduite
Galanter Stil
Nachwirkungen
Diskreditierung und Neubewertungen des Galanten
Kritische Einordnungen
Aktuelle Diskussion
Literatur
Einzelnachweise
Etymologie
Das Wort galant ist älter als die Mode des Galanten, die unter Anhängern eines verfeinerten Verhaltens im
17. Jahrhundert aufkommt. Galant war ursprünglich Partizip Präsens des Verbs galer, und stand dabei für
Vergnügungssuche junger Männer. In dieser Bedeutung findet man es noch 1460 etwa bei François Villon.
Ende des 16. Jahrhunderts ist das Verb ausgestorben. Allein das Adjektiv „galant“ überlebt. So trägt König
Heinrich IV. wegen seiner zahlreichen Liebesaffären den Beinamen le vert galant (der grüne, d. h. gut im
Saft stehende Galan). Substantivierungen kommen hinzu: Galanterie für den Umgang mit dem anderen
Geschlecht, ab dem späten 17. Jahrhundert in erweiterter Bedeutung für eine kleine Annehmlichkeit etwa
eine kurze Passage in einem Musikstück sowie spezielle Konsumgüter, Galanteriewaren, sowie Galan, seit
dem 19. Jahrhundert eher abschätzig für geheimer Liebhaber.
Politische Rahmenbedingungen
Französische Moden gewannen seit dem Mittelalter Einfluss in weiten Teilen Europas – in der Minnelyrik
wie in der Hofkultur, die Frankreich wiederholt exportierte. Mit dem 17. Jahrhundert zeigen sich eher
Tendenzen, nationale Identitäten aufzubauen. Frankreich selbst konkurriert als Anbieter von Moden mit
Italien, Spanien und Portugal. Italien gewinnt über die katholische Gegenreformation Rang mit einem
italienischen Stil der Musik und der Architektur. Spanien bestimmt höfisches Zeremoniell, nachdem die
iberische Halbinsel mit der Ausbeutung Lateinamerikas Bedeutung gewann. Auf dem Gebiet der
belletristischen Produktion geben die Romane Spaniens und Portugals im 16. Jahrhundert und noch im
frühen 17. Jahrhundert den Ton an. In den Niederlanden, England, Schweden, Russland sowie den
deutschsprachigen Gebieten, die im Lauf des 17. und 18. Jahrhunderts an Bedeutung gewinnen, fällt das
offene Bekenntnis zu Frankreichs Moden bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts gebrochen aus. England
befindet sich zwischen 1640 und 1660 im Bürgerkrieg. Der englische Hof geht nach Frankreich ins Exil.
Frankreich wird im Gegenzug in England von den Anhängern der
Revolution als Bedrohung wahrgenommen, während Teile der
Aristokratie sich einen Theater- und Musikbetrieb europäischen
Standards zurückwünschen – Frankreich steht für ihn. Die
deutschsprachigen Gebiete sind zwischen 1618 und 1648 vom
Dreißigjährigen Krieg betroffen. Deutsche Intellektuelle plädieren
bis in die 1670er hinein für eine Besinnung auf angeblich alte
deutsche Werte und gegen jeden weiteren Einfluss Europas.[4] Eine
Johann Michael Moscherosch, Teil 2
nationale Selbstbesinnung wird von den deutschen
seiner Gesichte (1650) mit dem „Ala
Sprachgesellschaften bis in die 1680er gefordert und schafft eine
mode Kherauß“, typisches Plädoyer
Gegenkultur, in der das Bekenntnis zu Frankreichs Moden attraktiv des mittleren 17. Jahrhunderts gegen
wird, aber nicht deutlicher artikuliert werden kann. Die Nachahmung der Franzosen
mitteleuropäischen Kriege berühren Skandinavien und die
osteuropäischen Staaten: Schweden direkt als Teilnehmer des
Dreißigjährigen Kriegs; das heutige Polen als Teil des baltischen Raums, der in das Kriegsgeschehen
hineingezogen ist. Hier orientiert sich der Adel an internationaler Kultur in einer deutlichen Absetzung von
der Volkskultur.
Zwischen 1660 und 1690 verändert sich die politische Lage in Europa zugunsten französischen kulturellen
Einflusses: Frankreich wird zur europäischen Großmacht, die in einer Kette internationaler Konflikte
Machtansprüche geltend macht und dabei sowohl mit offizieller Propaganda wie mit international
vermarkteter Regimekritik französischer Autoren europäische Öffentlichkeit gewinnt.
1660 endet der englische Bürgerkrieg. Karl II. kehrt nach London zurück. Französische Hofkultur wird
damit in London Mode; die Stadt selbst entwickelt ein kommerzielles Kulturleben mit festem Angebot an
Theater- und Musikaufführungen. Karl II. etabliert in Konfrontationen mit der städtischen Moral sich (und
seine Maitressen) im öffentlichen Leben in einer Selbstinszenierung, die in den 1670ern die Zeichen
galanter Conduite trägt.
Architektur des Absolutismus französischer Prägung: Schloss Nymphenburg, München von der Stadtseite aus
Mit Frankreichs Angriffen auf die Spanischen Niederlande und die Republik der Vereinigten Niederlande
(das heutige Belgien und die heutigen Niederlande) gewinnt Ludwig XIV. Bedeutung als Aggressor. Ein
Streben nach der „Universalmonarchie“ wird ihm in Europa nachgesagt. Der zentralistische Absolutismus
der von ihm ausgehenden Machtdoktrin findet gleichzeitig überall in Europa Anerkennung als
zukunftsweisendes Modell staatlicher Organisation.
Die Verschärfung der Pressezensur in Frankreich führt in den 1660ern zu einer Umstrukturierung der
französischen Presselandschaft. Regimekritik verlagert sich auf den internationalen Markt. Niederländische
Drucker sowie exilierte Franzosen, die in Amsterdam, Den Haag und Rotterdam Verlage aufmachen,
bringen außerhalb Frankreichs heraus, was sich im Land nicht mehr sicher drucken lässt. Sie bringen zudem
in Nachdrucken weitgehend alle modischen Titel auf den Markt, die gegenwärtig in Paris, Lyon und den
verbleibenden wichtigen Städten des französischen Buchmarkts erscheinen, und europäisieren so die
französischsprachige Produktion.[5]
Das Ergebnis ist in den 1660er und 1670ern ein doppelt attraktives
kulturelles Angebot von französischsprachiger Regimekritik und
französischer Propaganda, das Moden verbreitet und Widerstand
gegen sie ausräumt. Frankreich exportiert höfische Kultur (Hof =
court, s. a. Courtoisie) sichtbar in der Architektur höfischer Anlagen,
für die Versailles das Vorbild gibt. Frankreich exportiert gleichzeitig
eine Exilpresse, die in ganz Europa als modern, skandalös und
unvergleichlich kritisch wahrgenommen wird. Statistik der deutschen Produktion
unter dem Verlagspseudonym Pierre
Im skandalösen Ausschnitt lässt sich diese Buchproduktion in ihren Marteau.[6]
Phasen mit den Titeln nachverfolgen, die ab 1660 dem angeblich
von Köln aus agierenden Verleger Pierre Marteau untergeschoben
erscheinen. In den Niederlanden zu suchende Verleger etablieren das Pseudonym im politischen Scherz,
bevor in den 1680ern auch deutsche Verleger Ware dem angeblich in Köln druckenden Exilverleger und
seinen Söhnen zuschreiben. Deutlich weist die deutschsprachige Produktion Marteaus die Rahmendaten
1689 und 1721 aus, die die Kernphase regimekritischer internationaler französischer Publizistik markieren.
1689, 1704 und 1714 sind dabei die Jahre großer Produktion unter dem Eindruck der politischen und
militärischen Ereignisse.[7]
Die politischen und militärischen Auseinandersetzungen der nächsten 30 Jahre bieten die Ereignisse, auf die
die neue gesamteuropäische Berichterstattung mit ihrer Mode eines europäischen zivilisatorischen und von
Geschmack getragenen Konsenses bei allem Dissens zugeschnitten ist. 1683 werden die Türken vor Wien
geschlagen. Die schrittweise Vertreibung der Türken aus Südosteuropa erstreckt sich über die nächsten drei
Jahrzehnte. Frankreich erweist sich an der Türkei als möglichem Allianzpartner interessiert. Schwedens Karl
XII. begibt sich von 1709 bis 1713 nach Niederlagen im Großen Nordischen Krieg in türkischen Schutz.
Ost- und Südosteuropa werden in der europäischen Berichterstattung interessant. 1685 beginnt mit der
Aufhebung des Edikts von Nantes der Massenexodus geschätzter 200.000 französischer Hugenotten, sie
sensibilisieren Europas Öffentlichkeit für Frankreichs Innenpolitik; gleichzeitig exportieren sie eine
bürgerlichen Variante französischer Kultur in alle Aufnahmeländer.
1688/89 organisiert sich Großbritanniens Innenpolitik neu. Mit der
Glorious Revolution kommt Wilhelm III. von Oranien an die Macht.
Der Regent der Niederlande festigt die Position der Whigs, unter
denen London Pressefreiheit nach niederländischem Modell erhält.
Der Buch- und Zeitschriftenmarkt Londons steht von nun an der
europäischen Berichterstattung offen. Frankreich greift im selben
Jahr die Pfalz an, der Beginn des Neunjährigen Kriegs, mit dem die
Große Allianz der Niederlande, Großbritanniens und Englands
gegen Frankreich zustande kommt, die im Spanischen Erbfolgekrieg
1702–1713 ihre Neuauflage findet. Das Deutsche Reich ist ab
Der Europäischen Höfe Liebes- und
diesem Zeitpunkt von Europa abhängig und gleichzeitig größter
Helden-Geschichte […] von
Nutznießer des westeuropäischen Bündnisses gegen Frankreich. Der
Menantes, 1705.[9]
Import der niederländischen und englischen Nachrichtenlage durch
deutsche Printmedien geschieht unter dieser politischen
Ausgangslage weitgehend ungefiltert.
Das Galante hat auf dem Nachrichtenmarkt der Jahre zwischen 1680 und 1720 Qualitäten, Standesgrenzen
zu überschreiten. Zivilisation, Verfeinerung der Sitten, Rationalität in der Machtausübung, Prachtentfaltung
in der Kunst sind attraktive Momente des französischen Absolutismus. Über das Ideal des Galanten
unterscheidet er sich gleichzeitig essentiell von der Kunst des britischen Imperialismus des 19. oder
faschistischer Machtdemonstration des 20. Jahrhunderts: Galant ist gerade der Verzicht auf große Rhetorik,
gewichtigen Stil und starren, pathetischen Gestus. Das Galante selbst ist primär eine persönliche Conduite
und private „Politik“, wie sie sich zwischen Männern und Frauen im intimen Umgang entfalten soll, ein
Ideal, für das Zielvorgaben wie Leichtigkeit, Ungezwungenheit, Natürlichkeit, Freiheit, Zivilisation und
Politesse, urbane Höflichkeit stehen wie das Interesse am Skandalösen, Intimen, Privaten.
Das in Moden und der Vorstellung von Zivilisation übereinkommende Europa nimmt sich gleichzeitig im
ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert erstmals geschlossener gegenüber der umgebenden Welt wahr.
Das osmanische Reich unterliegt Ende des 18. Jahrhunderts Europa militärisch und politisch. Eine
Türkenmode ist die Folge. China und Indien werden von Europas Autoren als hohe Zivilisationen
dargestellt, doch gleichzeitig im Interesse an der Mission wie der Kolonialisierung so gezeichnet, dass
Europa sich im Gegenzug als mehr denn technologisch überlegen wahrnimmt. Der Überlegenheit entspricht
auch hier eine Konsumkultur, in der Importgüter wie chinesisches Porzellan die niedlichen, charmanten,
galanten, curieusen Luxusartikel liefern (siehe hierzu eingehender: Chinoiserie). André Campras Galantem
Europa von 1697 steht am Ende, 1735, das Galante Indien Jean-Philippe Rameaus in einer freundlichen
Anverwandlung des Fremden gegenüber, das letztlich alle Grundsätze menschlicher Zivilisation mit Europa
teilen muss.
Das Galante verbreitet sich in Europa unter einer speziellen Bedingung, die
das Bekenntnis zu französische Moden vorübergehend unproblematisch
werden lässt: Galante Schriften, Musik und Architektur sind Frankreich-
kritisch oder Frankreich-freundlich, je nach Wahl, und dabei gleichzeitig in
aller Regel eher von einer Europamode als von einem eindeutigen
französischen Nationalismus geprägt. Frankreich gewinnt hier als Nation,
die Vielfalt der Stile schätzt, das Überraschende des Neuen und Fremden.
Galante Conduite
→ Hauptartikel: Galante Conduite
Im politischen Schlagabtausch ersetzt die galante Conduite das „steife“ spanische Zeremoniell mit neuen
Forderungen an Munterkeit, Natürlichkeit und Freiheit. Hier wie dort ist Affektbeherrschung ein wichtiger
Umstand: Im Ideal des stoischen Hofmannes, das sich mit dem spanischen Zeremoniell verband, galt es,
Schicksalsschläge mit Härte zu verbeißen. In der galanten Conduite geht es dagegen um die Freiheit, mit der
man einen „aufgeräumter Humeur“ selbst in Widrigkeiten bewahrt. Galant ist die Conduite, die bei den
Frauen ob ihrer Freiheit, Selbstsicherheit und zur Schau gestellten Leichtigkeit Eindruck macht.
Anweisungen zu galanter Conduite und Romanhelden, die galante Conduite beweisen, spielen mit der
Forderung einer galanten Lustigkeit, die an Kleinigkeiten Gefallen sucht, mit Momenten angenehmen
menschlichen Umgangs zufriedengestellt wird.
Im Umgang zwischen den Geschlechtern wird die Galanterie offen spielerisch gehandhabt und gleichzeitig
skandalös: Im Compliment kann der Mann ohne Risiko der angesprochenen Frau Liebesgeständnisse
machen. Sie weist diese geschickt ab. Die weiteren Handlungsspielräume eröffnen sich in der Koketterie der
Zurückweisung und im Ernst des Gegenangriffs. Die Stellung der Frau wird in der galanten Conduite neu
definiert. Sie ist gleichberechtigtes Gegenüber. Vom Ehemann wird sie in Frankreich anders als in Italien
und Spanien nicht der Öffentlichkeit entzogen, sondern ihr erst einmal ohne Eifersucht zugeführt. Es ist ihre
Aufgabe, sich galanten Angriffen ebenso galant zu widersetzen.[13] In englischen Komödien der 1670er wie
William Wycherley's The Country Wife (1675) findet sich das Ideal und die neue Geschlechterbeziehung
bühnentauglich ausgereizt. Romane und Dramen der Zeit um 1700 bieten regelmäßig Heldinnen, die
Männern sogar in allen Belangen überlegen sind.[14]
Als frei und bei Bedarf konsequenzenlos gehandhabtes Ideal zieht das Galante Mitte des 17. Jahrhunderts in
den Kreis der Madeleine de Scudéry ein. Mit ihren Romanen, die Leben ihres Umfeldes verschlüsselt
veröffentlichten, wird das Galante in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts europäisch stilprägend. Das hat
besonders auch mit der Trivialisierung und der Politisierung zu tun, die französische Mode über
Druckerzeugnisse auf dem internationalen Markt der Niederlande ab den 1660ern erfährt.
Im Rahmen politischer Repräsentation gewinnt das Galante vor allem in den Selbstinszenierungen
europäischer Regenten und Militärstrategen Bedeutung. Die führenden Kriegsherren Europas beweisen
zwischen 1689 und 1721 in der öffentlichen Propaganda der Druckmedien galante Conduite in dem Maße,
in dem sie einen Rückfall in die Modalitäten der Kriegsführung verhindern, die zwischen 1618 und 1648
Mitteleuropa verheerten. Die neuen Kriege fordern zwar in einzelnen Schlachten binnen eines Tages
mitunter 20.000 Opfer.[15] Sie bleiben dennoch „zivilisiert“, insofern Plünderungen der von den Armeen
durchzogenen Gebiete vermieden werden, auch insofern, als Gefangenen nun im Idealfall galant, mit
inszeniertem Respekt begegnet wird.
Zur neuen Kriegsführung gehören neben der Propaganda im Druck, die die Conduite der Beteiligten notiert,
Inszenierungen, wie jene, bei der Frankreichs König eine belagerte Stadt nach der inoffiziellen Übergabe
einer galanten Belagerung aussetzt: Ein „Amazoninnenheer“ darf die feindliche Stadt offiziell
einnehmen.[16] Der europäischen Presse beweisen Aktionen wie diese Überlegenheit: Ihr Veranstalter kann
den Krieg zum inszenierten galanten Spiel degradieren. Gleichzeitig
bietet die spezielle galante Belagerung mitten unter der militärischen
Kampagne einen Ort zur politischen Kontaktpflege mit geladenen
Gästen. Das sind zwar rare Aktionsformen doch charakteristische,
wie sie in späteren Kriegen kaum vergleichbar wiederholt werden.
„So bald ich aber aus meines Vetters Hause, durch einen Zwist gekommen, wendete sich
meine gantze Conduite. Ich hatte mich biß dahero in Kleidern schlecht [schlicht] getragen,
auch sonst keine grossen Depensen gemacht, so bald ich aber in ein ander Zimmer kame,
fieng ich an, mich anders aufzuführen. Ich kleidete mich Politer, als mein Studium es
erforderte, gienge auf den Dantz-Boden, und excercirte die Music, hielte starck Compagnien
mit meinen Lands-Leuten,[17] und war immer lustig. Dabey nun, schlieche sich auch die
Liebe wiederum ein. Mein Hauß-Wirth hatte eine Tochter, von artiger Gestalt, und sonst
galantem Wesen, und weil sie nicht nöthig hatte, sich im Hause viel anzunehmen, hatte sie
Zeit genug, sich auf Galanterien zu legen. Sie spielte eine schöne Harpffe, redete
Französisch, dantzte wohl, hatte auch sonst durch Lesung verschiedene [sic] Romainen, eine
so artige Conversation erworben, daß es eine Lust war, mit ihr umzugehen.“[18]
Hinter der bürgerlichen Mode bleibt Ausrichtung auf Europa bestimmend. Christian Thomasius thematisiert
sie 1687 in seiner ersten Vorlesung deutscher Sprache. Sein Thema ist die Nachahmung der Franzosen
gerade als vorbelastetes Thema aller Autoren, die vor ihm vor dem Verfall „alter teutscher Redlichkeit“
warnten. Das Galante biete schlicht das verfeinerte europäische Verhalten der Gegenwart, Zivilisation,
Freiheit, Stil.
Verhaltensratgeber kursieren auf demselben Markt mit Unterweisungen in galanter Conduite, in denen zum
Konsum von Opern und Romanen geraten wird, zu moderner Bildung, zur Lektüre von Zeitungen, zum
„politisch klugen“ Verhalten, mit dem man in Privatangelegenheiten wie bei Hofe Erfolg hat. Themen sind
hier die geschickte Gesprächsführung, das zu beherrschende Themenspektrum, die Reaktion auf Angriffe in
der Konversation, das Verhalten gegenüber im Stande Über- und Unterlegenen, sowie in größeren
Gesellschaften. Das Galante macht Empfehlungen zum Umgang mit Stimmungen und Dispositionen in
Gesellschaft. Der galante Mensch kann die Lage stets nach seinen Interessen verändern, Gunst gewinnen,
ohne sich in den Vordergrund zu spielen.
Dem studentischen Publikum erlaubt das Galante im frühen 18. Jahrhundert die Ausrichtung auf die
Karriere bei Hof oder eine administrative Position. Die breite Bedeutung, die dabei sexuelle Freizügigkeit
als Zeichen galanter Conduite gewinnt, und die öffentliche Inszenierung, zu der das Galante aufruft, gehören
in den 1720ern und 1730ern zu den entscheidenden Kritikpunkten.
Galanter Stil
Galante Gedichte, Bilder und Musik zeichnen sich durch kompetitive Momente aus. Der Künstler riskiert
den Wettstreit. Das Ziel ist es, Konkurrenten auszustechen, indem man mit Leichtigkeit beherrscht, was
diesen nur mit Mühe gelingt. Johann Leonhard Rost verbindet in einer Rekapitulation Benjamin Neukirchs
die Aspekte mit einem Blick auf die Natürlichkeit, die man in der Kunstbeherrschung zu maximalem Effekt
bei den Zuschauern sich aneignen muss. Natürlichkeit wird im selben Moment das Ergebnis von maximaler
Kunstbeherrschung:
„Ein galanter Mensch muß in allem seynem Thun natürlich seyn, und gleichwol, so natürlich
er ist, so muß er doch auch in allen Dingen etwas besonders haben. Tantzet er, so muß er es
ohne Affectirung der Kunst, aber doch mit Verwunderung aller Zuschauer thun: Singet er, so
muß er gefallen, redet er, so muß er ergötzen, machet er Verse, so müssen sie durchdringen,
und schreibet er endlich Brieffe, so muß er seine Gedancken, ehe er sie zu Pappier bringet,
wohl untersuchen: wann sie aber geschrieben seyn, so müssen sie scheinen, als ob er sie
ohne Bemühung geschrieben hätte.“[21]
Was hier formuliert wird, ist ein strategisches Spannungsfeld von Urteilsstrukturen, mit dem man
Gegenstände aus der Menge herauslösen kann, die man im selben Moment verurteilen könnte, wenn sie
nicht diese spezielle Annehmlichkeit gewännen. Das Sprechen vom „je ne sçay quoy“ trifft dieses
Optionsgefüge letztlich präzise.
Kunsthistorik des 20. Jahrhunderts notiert die Urteilsstrukturen hinter den widerstreitenden Optionen in der
Regel als Schritt vom Barock zum Rokoko. Man kann hier in der Formensprache von Verzierungen, den
zunehmend asymmetrischen, geometrische Geschlossenheit verlierenden, Leichtigkeit und Offenheit
gewinnenden Rocaillen ein spezifisches Spiel mit dem Effekt des leichten Regelbruchs, mit der Irregularität
nachvollziehen und als stilprägend definieren.
In galanten Texten fällt eine Auflockerung des Schriftbildes auf. Französische Fremdwörter nehmen zu und
werden in Frakturtexten durch Kursivsatz besonders hervorgehoben. Romane werden mit Gedichten,
Briefen und Geschichtseinschüben durchsetzt. Der monotone Geschichtenverlauf wird gemieden. Die
Novellistik, abwechslungsreiche Geschichtensammlungen konkurrieren mit Großromanen. Großromane
wiederum verabschieden sich von Abenteuerreihungen. Intrigenhandlungen der Novellistik werden
essentiell. Kurzromane werden in den 1670ern die europäische Mode und führen im Englischen wie im
Spanischen das neue Wort „novel“ für kurze, an der Gegenwart ausgerichtete Romane ein.
Freizügigkeit, eine Hinwendung zu einer skandalösen Berichterstattung zeichnen den galanten Roman des
ausgehenden 17. Jahrhunderts aus. Gattungsübergriffe, der Ausgriff in die Journalistik, in Briefsammlungen
und Pseudomemoires werden modern und stilprägend für eine Produktion, die mit der Wende ins 18.
Jahrhundert zu den europäischen politischen private Sujets hinzugewinnt.
Eine eigene Produktion galanter Poesie floriert im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert in Verweigerungen
großer Werke. Galante Gedichte werden in der Regel im Blick darauf beurteilt, ob sie sich, bevorzugt zur
Laute, singen lassen und in der Vortragssituation oder einer kunstvollen Anzüglichkeit im Text Charme
entwickeln. Die Gedichtsammlungen, die in den 1690ern im Deutschen die
stilistischen Vorgaben machen, füllen sich zudem mit Gelegenheitsdichtung,
Anlass-orientierter kommerzieller Produktion, die zu Festen wie
Hochzeiten, Jubiläen, Begräbnissen in Umlauf gebracht wird.
Entertainments of Gallantry,
Nachwirkungen
1712
Im Englischen wird das Galante schnell der Vergangenheit und dabei dem Hof Karls II. zugeordnet. Es wird
bis heute dort schlicht als Resultat der Stuart-Restauration notiert. Komplexer fällt die Distanzierung im
Deutschen aus. Die Vertreter des Galanten unter den studentischen Romanautoren radikalisieren sich mit
Celander, Sarcander, und Le Content, während die großen Namen unter ihnen, die ihre Pseudonyme
eigenhändig offenlegten, sich im Moment, da sie bürgerliche Karrieren anstreben, von ihren galanten
Romanen distanzieren. Christian Friedrich Hunold, Menantes, tut dies 1713; Johann Leonhard Rost,
Meletaon, folgt ihm ostentativ 1714. Selamintes tauscht Worte aus und adressiert 1713 lieber „die junge
Welt“ als die galante. L’Indifferent bietet 1715 die offene Invektive gegen das Galante in einem Roman, der
gerade modern und mutig Thomasius mit einem Plädoyer gegen die letzten Hexenprozesse folgt.[24] Das
Galante wird hier erstmals nicht nur als Problem der Moral, sondern auch als Kommerzphänomen kritisiert:
„Die Frantzosen haben davon nicht einerley Concept. Doch bezeichnen die klügsten ihnen
dadurch so zu sagen die Vollkommenheit selber, und nennen nur einen solchen Menschen
galant, der das Glücke hat einen durchdringenden Verstand, eine extraordinaire
Gelahrsamkeit, ein ungemeines Vermögen von einer Sache gründlich und scharffsinnig zu
urtheilen, eine vollkommene und unaffectirte politesse, und dergleichen annehmliche
Eigenschafften zu besitzen. Allein bey uns werden wenige, wenn sie dieses Wort im Munde
führen, sich eine solche Idée davon machen. Wir machen nichts als lauter Galanterien und
galante Leute. Hurerey und die Kunst eines andern Weib zu verführen heist eine Galanterie,
ja eine solche Seuche, die vor aller Welt abscheulich, will sich gar mit diesem Titel
ausschmincken. Bagatelles, die von alten Trödel-Weibern verhandelt werden, wollen sich
allbereit unter diesem Fürniß verkauffen, und die allerthörichsten Schwachheiten, die ein
geschossener Amant bey seiner Amour begehet heissen par force Galanteries. Ein Monsieur
darff nur eine Schnupfftobacks-Dose, eine Uhr, einen Ring und dergleichen an und bey sich
tragen, und anbey ein paar Complimenten nach der Mode auswendig lernen, so ist er schon
galant: er darff nur mortbleu, Jarny, und dergleichen sagen, ein französisch Liedgen singen,
oder sich sonst nur ein wenig närrisch anstellen, so wird man ihm nicht leicht diesen
Character disputiren, hat er nur eine hüpsch gepuderte Peruque auff; so kan er mit denen
galantesten in einem Paare gehen; ja die neglegence selbst heißt bey uns schon galant.
Summa, alles machen und heissen wir galant, denn was macht doch der Teutsche nicht ums
Geld.“[25]
Im frühen 20. Jahrhundert wird das Galante in Deutschland als Begriff reaktiviert. Es steht nun zunehmend
für zensurverdächtige Publikationen sexueller Freizügigkeit. Auf die begriffliche Fundierung, auf die die
Literaturwissenschaft nun drängt, gewinnt die subversive Renaissance des Galanten dabei nur geringen
Einfluss. Die Wiederentdeckung des Galanten unter Künstlern führt nicht zu einer Aufwertung von
deutschen Romanen des frühen 18. Jahrhunderts.
Kritische Einordnungen
Die Epochenbildung lässt sich in der Germanistik in die kritischen Schriften Johann Christoph Gottscheds
(1700–1766) und Gotthold Ephraim Lessings (1729–1781) zurückverfolgen. Sie ist mit diesen eng
verbunden mit dem Aufbau der deutschen Nationalliteratur, der beide Verfasser im 18. Jahrhundert einen
epochalen Rückstand im Blick auf Frankreich und England bescheinigen. Gottsched kritisiert das Galante in
den 1730ern nachhaltig als Verfallsphänomen.[28] Seine Kritik am Galanten definiert im selben Moment die
Pole des Barock und der Aufklärung als beides Regeln anerkennende, einen eigenen Stil findende Phasen,
zwischen denen das Galante undiskutierbar wird und mit denen es in den nächsten Jahrzehnten keine
weitere Reaktivierung mehr erfährt.
Geschmack und Natürlichkeit sind zwar Leitbegriffe des Galanten, die in der Empfindsamkeit, dem Sturm
und Drang und der Romantik aktuell bleiben; die Nachfolgeepochen betonen gleichwohl den epochalen
Bruch: Charakteristisch werden für das Galante gerade Aspekte, an die sich nun nicht mehr anknüpfen lässt:
die Verbindung von Natürlichkeit und Stil, Eleganz, Zivilisation, Divertissement, Abwechslung,
Unterhaltung, Künstlichkeit. Hier setzen Empfindsamkeit und Sturm und Drang eigene Ideale der
Natürlichkeit gerade in ein Spannungsfeld zwischen Natur und Kultur. Natürlich soll fortan die private und
individuelle Empfindsamkeit sein. Sie scheut die Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit steht dem als
kulturgeprägter Raum gegenüber, in dem Berechnung, Kalkül und Politik regieren – hier gab es in der
Galanten Conduite keine Trennung, das Private war uneingeschränkt politisch kalkuliert zu handhaben. Das
Private wird mit der sich wandelnden Diskussion des 18. Jahrhunderts zum Rückzug aus der Öffentlichkeit
aufgefordert, diese selbst entskandalisiert.[29] Das Galante erscheint in den meisten rückblickenden
Darstellungen nicht am Ende nur skandalös, sondern auch von einer Tendenz der Trivialisierung, des
Kitsches betroffen. Die Autoren des Galanten liebten das Niedliche, Zierliche, Künstliche – Begriffe, die
spätestens mit der Romantik negativ konnotiert werden, während Originalität, einsame Größe, Schroffheit,
Schlichtheit in den Traditionsbrüchen der letzten 250 Jahre aufgewertet wurden.
Mit der germanistischen Aufwertung des Galanten zu einer Epoche zwischen Barock und Aufklärung
verbanden sich im frühen 20. Jahrhundert Verzerrungen der Wahrnehmung: Deutschland soll einen
Epochenverzug erlebt haben. Das Galante belege dies als Mode, die in Frankreich in den 1640ern
aufkommt, in Deutschland jedoch erst in den 1680ern ankommt und hier eine kulturelle Sonderentwicklung
herbeiführt. Es lässt sich tatsächlich belegen, dass das Galante in Deutschland deutlicher als in anderen
Nationen Europas zu Beginn des 18. Jahrhunderts als verbindliche Mode gehandelt wird. Die Bücher, die
Musik und die Kleidung, die dabei als galant notiert werden, sind dagegen dieselben, die zeitgleich in Paris,
Den Haag und London konsumiert werden. Gottsched bewarb seine eigene Arbeit damit, dass er den Blick
auf Europa öffnete und den Epochenrückstand wettmachte. Dem Galanten sprach er in der nötigen Polemik
dieselben Qualitäten ab. Die Germanistik des 19. und 20. Jahrhunderts vertraute dieser Selbstverortung
Gottscheds bis an den Punkt, an dem sie die Faktoren für die deutsche Isolation vor 1730 benannte. Von der
ersten germanistischen Literaturgeschichte, die 1835 Georg Gottfried Gervinus dem Zeitraum widmet, in
aktuelle Arbeiten der Germanistik hinein findet sich die Bemerkung wiederholt, dass für Deutschland mit
dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 eine Friedenszeit anbrach, in der sich die Kultur von der
europäischen Epochenbildung abkoppelte. Die verspätete Rezeption des Galanten sei für diese Isolation
bezeichnend.
Aktuelle Diskussion
Die germanistische Forschung der letzten drei Jahrzehnte experimentierte mit einer Verlegung des Galanten
vom Ende des Barock an den Beginn der Aufklärung.[30] Der Zeitraum bleibt dabei derselbe, tatsächlich
wird die Grenze der großen Epochen Barock und Aufklärung neu verlegt, so dass die Aufklärung bereits mit
dem Aufkommen des galanten Ideals in den 1660ern, statt erst mit seinem sich abzeichnenden Ende in den
1720ern beginnt. Klarer erlaubt die Einordnung des Galanten in die Aufklärung, dem Galanten
zukunftsweisende Aspekte zuzugestehen wie den, einen Beitrag beim Aufbau der bürgerlichen
Öffentlichkeit geleistet zu haben.[31] Als Alternative wurde diskutiert, dem Zeitraum um 1700 gerade als
Phase zwischen den Epochen eigenen Wert zuzuerkennen. Thomas Borgstedt und Andreas Solbach taten
dies Im Tagungsband, der dem Galanten als „Kommunikationsideal und Epochenschwelle“ galt.[32] Sylvia
Heudecker, Dirk Niefanger und Jörg Wesche, boten alternativ die leicht abwertende Option, die Zeit um
1700 als Orientierungsphase, als Phase der Suche und der Vielfalt der Konzepte zu verbuchen.[33] Den
konkurrierenden Einordnungen folgten konkurrierende Analysen, in denen es darum, ging, Texten die
Qualitäten für die jeweilige Zuordnung zuzumessen.
Der Problemhorizont erweiterte sich mit den Arbeiten der letzten Jahre. In den 1960ern wurde das zentrale
Forschungsziel in der Analyse des typischen Romans und des typischen Gedichts der Epoche anvisiert.[34]
Der typische galante Roman sollte am Ende zwischen dem mustergültigen des Barock und dem
mustergültigen der Aufklärung verortet werden und im Gegenzug seine Zeit erklären. Hier ist heute eher
diskutiert, dass Qualitäten des Galanten in einer kontroversen Diskussion sehr verschiedenen Materialien
zuerkannt wurden. Die neue Forschungsfrage ist bei dieser Sicht eher, wann und warum Zeitgenossen das
Etikett verwandten, mit welchen Zielen (statt ob sie das korrekt taten, nach einem Stilempfinden, das wir als
Forscher entwickeln müssen).
Die Definition einer eigenen Epoche des Galanten weist nach den letzten Arbeiten erhebliche
Problemstellen auf: Definitiv wurde das Galante zwischen 1640 und 1740 als Stilkriterium und Mode
gehandhabt. Es verband sich dabei mit anderen Bewertungen wie denen der Modernität, der Zivilisation, der
Eleganz, der Politesse (respektive englisch „Politeness“), der Natürlichkeit, der Leichtigkeit, der
Zierlichkeit. Es errang dabei gleichzeitig gerade keine umfassende Qualität. Bildet man eine Epoche des
Galanten für die Zeit um 1700, so tut man dies mit dem Ergebnis, dass sich danach die gesamte kulturelle
Produktion um 1700 gegenüber dem Galanten neu verortet: als rückständig (barock) oder zukunftsweisend
(aufgeklärt, empfindsam, frühklassisch). Ein Problem ist an dieser Stelle, dass alles, was um 1700 produziert
wird, ohne „galant“ zu sein, Epochenstatus verliert. Ein Problem ist im selben Moment, dass heute feste
Epochenzuschreibungen demnach zu korrigieren wären: Die zentralen Barockkomponisten von Arcangelo
Corelli zu Johann Sebastian Bach sind um 1700 galant wie Christian Thomasius und Anthony Ashley
Cooper, der dritte Earl of Shaftesbury, Philosophen, die heute gerade in Abgrenzung vom Barock der
Frühaufklärung und der beginnenden Empfindsamkeit zugerechnet werden. Das Plädoyer verlief hier in den
letzten Arbeiten aus sehr verschiedenen Gründen dahin, das Galante zwar als Schlagwort der Zeit um 1700
zu untersuchen, den Zeitraum 1640–1740 selbst jedoch nicht über das Galante zu definieren.
Literatur
Der Galanthomme oder der Gesellschafter, wie er sein soll: eine Anweisung, sich in
Gesellschaften beliebt zu machen und die Gunst des schönen Geschlechts zu erwerben. Ein
Handbuch für Herren jeden Standes. Quedlinburg; Leipzig: Ernst'sche Buchhandlung, 1844.
Google Books (http://books.google.de/books?id=-isYXIpIkswC&printsec=frontcover&source=g
bs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false)
Eilhard Erich Pauls: Das Ende der galanten Zeit; Lübeck, 1925
Paul Hazard: Die Krise des europäischen Geistes. La Crise de la Conscience Européene.
1680–1715; übersetzt Harriet Wegener; Europa-Bibliothek; hrsg. vom Erich Brandenburg,
Erich Rothacker, Friedrich Stieve, I. Tönnies; Hamburg, 1939 (frz. 1935).
Else Thurau: „Galant“. Ein Beitrag zur französischen Wort- und Kulturgeschichte; Frankfurter
Quellen und Forschungen 12; Frankfurt am Main, 1936
Herbert Singer: Der galante Roman; Stuttgart: Metzler, 1961
Herbert Singer: Der deutsche Roman zwischen Barock und Rokoko; Köln: Böhlau, 1963
Andreas Gestrich: Absolutismus und Öffentlichkeit (= Kritische Studien zur
Geschichtswissenschaft. Band 103). Göttingen, 1994.
Thomas Borgstedt, Andreas Solbach: Der galante Diskurs: Kommunikationsideal und
Epochenschwelle; Dresden: Thelem, 2001; ISBN 3-933592-38-0.
Olaf Simons: Marteaus Europa oder der Roman, bevor er Literatur wurde: eine Untersuchung
des deutschen und englischen Buchangebots der Jahre 1710–1720; Amsterdam: Rodopi,
2001; ISBN 90-420-1226-9.
Sylvia Heudecker, Dirk Niefanger, Jörg Wesche: Kulturelle Orientierung um 1700: Traditionen,
Programme, konzeptionelle Vielfalt; Tübingen: Niemeyer, 2004; ISBN 3-484-36593-5.
Olaf Simons: Zum Corpus „galanter“ Romane zwischen Bohse und Schnabel, Talander und
Gisander; in: Günter Dammann, Dirk Sangmeister (Hrsg.): Das Werk Johann Gottfried
Schnabels und die Romane und Diskurse des frühen 18. Jahrhunderts; Tübingen: Niemeyer,
2004; ISBN 3-484-81025-4, S. 1–34
Jörn Steigerwald: Galanterie als kulturelle Identitätsbildung: Französisch-deutscher
Kulturtransfer im Zeichen der Querelles (Dominique Bouhours – Christian Thomasius –
Benjamin Neukirch); in: Christian Emden, David Midgley (Hrsg.): German Literature, History
and the Nation. Papers from the Conference “The fragile Tradition”, Band 2; Cambridge, 2002;
Oxford 2004; S. 119–141
Jörn Steigerwald: Galante Liebesethik: Jean-François Sarasins Dialogue s’il faut qu’un jeune
homme soit amoureux; in: Dietmar Rieger, Kirsten Dickhaut (Hrsg.): Liebe und Emergenz.
Neue Modelle des Affektbegreifens im französischen Kulturgedächtnis um 1700; Tübingen
2006; S. 33–54.
Florian Gelzer: Konversation, Galanterie und Abenteuer. Romaneskes Erzählen zwischen
Thomasius und Wieland; Tübingen: Niemeyer, 2007; ISBN 978-3-484-36625-1
Alain Viala: La France galante; Paris 2008
Jörn Steigerwald: L’appropriation culturelle de la galanterie en Allemagne: Christian
Thomasius lecteur de Madeleine de Scudéry; In: Romanistische Zeitschrift für
Literaturgeschichte, Heft 1/2 2008; S. 31–46
Jörn Steigerwald: Galanterie als Kristallisations- und Kreuzungspunkt um 1700: eine
Problemskizze; in: Daniel Fulda (Hrsg.): Galanterie und Frühaufklärung; Kleine Schriften des
IZEA 1/2009; Halle 2009; S. 51–79
Jörn Steigerwald: Galanterie. Die Fabrikation einer natürlichen Ethik der höfischen
Gesellschaft (1650–1710); Heidelberg: Winter 2011
Ruth Florack, Rüdiger Singer (Hrsg.): Die Kunst der Galanterie. Facetten eines
Verhaltensmodells in der Literatur der Frühen Neuzeit. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN
978-3-11-027879-8.
Einzelnachweise
1. So heißt es etwa im Text, den Fritz Rotter dem Schlager Ich küsse Ihre Hand, Madame 1929
im gleichnamigen Film mit Marlene Dietrich zur Musik Ralph Erwins setzte: „Ich küsse ihre
Hand, Madame/ und träum es wär’ ihr Mund/ ich bin ja so galant Madame/ doch das hat
seinen Grund/ hab ich erst ihr Vertrau’n, Madame/ und ihre Sympathie/ wenn sie erst auf mich
bau’n, Madame/ ja dann sie werden schau’n, Madame/ küss ich statt ihrer Hand, Madame/ nur
ihren roten Mund.“
2. Die Betonung des Geschmacks gegenüber den Regeln ist ein essentielles Moment in allen
Debatten, die sich im 17. und 18. Jahrhundert den „schönen Künsten“ widmen, Verfechter des
Galanten stehen hier als Verteidiger des Geschmacks den Verteidigern der Regelpoetiken
gegenüber. In der Forschungsliteratur gibt es zum Aufstieg der Geschmacksdebatte einen
eigenen Bereich mit Arbeiten wie: George Dickie, The Century of Taste: The philosophical
odyssey of taste in the eighteenth century (Oxford University Press, 1996), Denise Gigante,
Taste: a literary history (Yale University Press, 2005), Jeremy Black, A subject for taste: culture
in eighteenth-century England (Continuum International Publishing Group, 2007).
3. Zitiert nach „Deß Königl. Preussischen Herrn Geheimen Raths, Christiani Thomasii Judicium
vom Gracian, auß seinen kleinen Schrifften gezogen“, in: Baltasar Gracians, Homme de Cour,
oder: kluger Hof- und Welt-Mann […] ins Teutsche übersetzet, von Selintes (Augsburg: P.
Kühtz, 1711), Bl. **4v-5r.
4. Deutlich, doch auch satirisch fällt hier Johann Michael Moscheroschs „Ala mode Kerhrauß“
aus in den Gesichte Philanders von Sittewald, Das ist Straff-Schrifften, 2. Theil (Straßburg:
Mülbe, Städel, 1650).
5. Siehe hierzu auch Christiane Berkvens-Stevelinck, H. Bots, P. G. Hoftijzer (Hrsg.): Le Magasin
de L’univers: The Dutch Republic as the Centre of the European Book Trade: Papers
Presented at the International Colloquium, Held at Wassenaar, 5–7 July 1990; Leiden, Boston,
MA: Brill, 1992.
6. Zahlen nach Karl Klaus Walther: Die deutschsprachige Verlagsproduktion von Pierre Marteau/
Peter Hammer, Köln (Leipzig, 1983), 2 Auflage im Internet (http://www.pierre-marteau.com/c/w
alther/marteau.html)
7. 1689 beschäftigt sich die Skandalpresse mit dem Beginn des Neunjährigen Kriegs und den
Gerüchten über die illegitime Geburt Jakobs II., der in der Glorious Revolution das Land
verlassen musste. 1704 droht mit der zweiten Schlacht bei Höchstädt zum Entscheidungsjahr
des Spanischen Erbfolgekriegs zu werden, 1714 steht die Debatte um die britische Thronfolge
im Raum. Die Ereignisse des Großen Nordischen Kriegs und die Anfangs noch wackelige
Hannoveraner Regierung halten die europäische Skandalpresse bis zum Frieden von Nystad
1721 in Gang.
8. Mit unterschiedlichen Blickwinkeln hierzu eingehender: Paul Hazard: Die Krise des
europäischen Geistes [1935], übers. Harriet Wegener, Hamburg, 1939, und Olaf Simons:
Marteaus Europa oder der Roman, bevor er Literatur wurde; Amsterdam: Rodopi, 2001; S. 5–
9, 662–690.
9. Christian Friedrich Hunold, Der Europäischen Höfe Liebes- und Helden-Geschichte (Hamburg:
G. Liebernickel, 1705), fotomechanischer Nachdruck hrsg. von Hans Wagener (1978), dort
auch mit einer Inhaltsangabe versehen, die losgelöst auch in einer html Ausgabe (http://www.p
ierre-marteau.com/library/g-1705-0002.html) verfügbar ist.
10. Die Abbildung stammt aus einer Binnengeschichte, in der der europäische Held den verrohten
Einwohnern einer von Schwarzen besiedelten Insel technologische Annehmlichkeiten und die
Ehe europäischen Zuschnitts bringt. Aus der Ehe ergeben sich, wie sich zeigt, die Grundlagen
der Zivilisation, die Sicherheit und Verantwortung erfordert und produziert. Die
Binnengeschichte ist dabei bereits paradox in die Geschichte eingebunden. Die europäischen
Helden der jüngeren Generation dieser Geschichte scheitern in ihren Liebesbeziehungen
symptomatisch. Deutsch: Liebs-Geschichte des Herrn ***, d. i. Wunderbare Würkung der
Sympathie oder heimlichen Natur-Triebs. Anderer Theil. Aus dem Französischen
übersetzt;Frankfurt am Main, Leipzig: A. J. Felßecker, 1715. Das französische Original
erschien als Les avantures de ***, ou les effets surprenans de la sympathie, 1–5; Amsterdam,
1713/14. Für eine Inhaltsangabe und Analyse siehe Olaf Simons, Marteaus Europa, oder Der
Roman, bevor er Literatur wurde; Amsterdam, Atlanta: Rodopi, 2001; S. 530–534.
11. Siehe zur Belieferung der Zeitungen mit Nachrichten Andreas Gestrich: Absolutismus und
Öffentlichkeit (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 103). Göttingen 1994.
12. Memoirs of the Life of Count de Grammont […] translated from the French by Mr. Boyer
(London: J. Round/W. Taylor/J. Brown/W. Lewis/J. Graves, 1714), S. 32–33: „Mit diesen
Gedanken begannen sie ihre Reise, nicht unähnlich dem AMADIS oder DON GALOR [zwei
Helden aus antiquierten Ritterromanen], nach dem diese zu Rittern geschlagen worden waren,
auf der Suche nach Abenteuern, ob amourösen oder kriegerischen, und nach Verzauberungen
[von Schlössern, in denen es gefangene Frauen zu befreien galt]. Sie waren auch gar nicht
unwürdiger als diese beiden Brüder: Denn obwohl sie es nicht gewohnt waren, Riesen entzwei
zu schlagen, angeschirrte Zelter zu verstümmeln, und schöne Damen hinter sich (auf dem
Rücken ihres Pferdes) mit sich zu schleppen, ohne irgendetwas zu ihnen zu sagen – so hatten
sie doch immerhin Geschick im Kartenspiel und beim Würfeln, zwei Dinge, in denen ihre
beiden Vorgänger vollkommene Unwissende waren. Sie kamen in Turin an, wo man ihnen
höflich begegnete und sie zuvorkommend bei Hof empfing. Wie hätte es anders sein können?
Schließlich waren sie jung und sahen gut aus; geistreich waren sie und viel Geld gaben sie
aus. Gibt es irgendein Land in der Welt, in dem ein Mann mit diesen Vorzügen nicht eine
glänzende Figur abgibt? Turin, damals der Sitz der Liebe und der Galanterie, zwei Fremde wie
unsere beiden Abenteurer, die verschworene Feinde der Melancholie und der Stumpfheit
waren, konnten gar nicht anders als die Damen bei Hofe befriedigen.“
13. Pierre Daniel Huet bietet diese Analyse in seinem Traitté de l'origine des Romans (1670), in
der Englischen Übersetzung von Stephen Lewis, S. 138–140, zitiert in en:Traitté de l'origine
des romans: „We owe (I believe) this Advantage to the Refinement and Politeness of our
Gallantry; which proceeds, in my Opinion, from the great Liberty which the Men of France
allow to the|<139> Ladies. They are in a manner Recluses in Italy and Spain; and separated
from Men by so many Obstacles, that they are scarce to be seen, and not to be spoken with at
all. Hence the Men have neglected the Art of Engaging the Tender Sex, because the
Occasions of it are so rare. All the Study and Business there, is to surmount the Difficulties of
Access; when this is effected, they make Use of the Time, without amusing themselves with
Forms. But in France, the Ladies go at large upon their Parole; and being under no Custody
but that of their own Heart, erect it into a Fort, more strong and secure than|<140> all the
Keys, Grates, and Vigilance of the Douegnas. The Men are obliged to make a Regular and
Formal Assault against this Fort, to employ so much Industry and Address to reduce it, that
they have formed it into an Art scarce known to other Nations.“
14. Galant etwa: Chavigny, La religieuse chevalier (1691), nahezu feministisch: Aphra Behns:
Love-Letters between a Nobleman and his Sister, 1684, 1685, 1687; spektakulär: Het
wonderlijk Leven en de dappere Oorlogsdaaden van de Kloeksnoedige Land- en Zee-Heldin;
Amsterdam: Klaasz, 1682, deutsch: Die niederländische Amazone […] aus dem
Holländischen; Augspurg: A. Maschenbauer, 1717.
15. Etwa 25.000 Soldaten fallen in der Zweiten Schlacht bei Höchstädt 1704, mehr noch in der
Schlacht bei Malplaquet (1709), die die verlustreichste des 18. Jahrhunderts sein dürfte.
16. Siehe Der spanische, teutsche, und niederländische Krieg oder: des Marquis von … curieuser
Lebens-Lauff, Bd. 1 (1720), S. 114 ff. und S. 126.
17. Die einzelnen deutschen Landschaften bildeten landsmannschaftliche Gruppen, die den
späteren Burschenschaften vorangingen.
18. Amor auf Universitäten […] von Sarcandern; Köln, 1710; S. 12–13.
19. Wiedergegeben in Benjamin Wedels Geheime Nachrichten und Briefe von Herrn Menantes
Leben und Schriften Cöln 1731, S. 12–13.
20. Johann Christian Wächtlers Commodes Manual oder Hand-Buch (Leipzig: Lanckischens
Erben, o. J.), nachgedruckt in: C. Wiemann (Hrsg.): Der galante Stil, 1680–1730; 1969; S. 13–
15, zählt im programmatischen Inhaltsverzeichnis auf, was alles für eine galante Conduite
erforderlich ist: „Lust und Begierde zur Sachen“ (1), „Nichts überdrüßig zu werden“ (2),
„Renommée zu suchen“ (3), „Nach Ehre und Ruhm zu streben“ (4), „Altiora zu tractiren“, im
Rang Höhere angemessen zu bedienen (5), „Gemeinen Leuten es nicht nachzuthun“ (6), „Sich
äusserlich nichts mercken zu lassen“ (7), „Über Ehre und Ruhm sich nichts einbilden“ (8),
„Sich in die Leute zu schicken“ soll heißen Anpassungsfähigkeit zu beweisen (12),
„Ehrerbietung von Geringen anzunehmen“ (13), „Freyen Zutritt zu verstatten“ (14),
„Vertröstung aufs Bitten zu geben“ (15), „Human, obligeant und submiss zu seyn“ (16), „Nicht
morös und auster, sondern lustigen und gelassenen Humeurs zu seyn“ (17). Nicht
„eigensinnig“ (20), „singulier“ (21) zu sein, die „Affecten zu zwingen“ (22). Weitere
Anweisungen gelten dem Verhalten in Gesellschaft. Es gilt, sich geschickt zu positionieren:
„Bey Assembléen auf die galanteste Person zu sehen“ (53), „Auf deren Thun und Lassen Acht
zu geben“ (54), „Sie zu imitieren“ (55), „Romane zu lesen“ (43), „Selbige mit Attention zu
lesen“ (44), „Die Redens-Arten daraus zu appliciren“ (45), „Zu dem Ende sich Locos
Communes zu machen“, das heißt, sich nutzbare gesprächswendungen herausschreiben (46)
und „Opern zu lesen“ (47), deren Texte gedruckt wurden.
21. Von der Nutzbarkeit des Tantzens […] von Meletaon; Frankfurt am Main, Leipzig: J. Albrecht,
1713; S. 7–9.
22. Mustergültig zeigt sich die Verbindung galanter Hofkultur und dieser Importe im Ensemble des
Nymphenburger Schlosses in München, das eine eigene „Pagodenburg“ sich im neuen Stil in
das Gebäudeensemble des Gartens einpasst.
23. The Ladies Library […] by a Lady. Published by Mr. Steele, Bd. 1; London: J. Tonson, 1714; S.
25.
24. Vergleiche L’Indifferent, Die Liebe ohne Masque (Leipzig/ Rostock: G. L. Fritsche, 1715), S.
154.
25. Vergleiche L’Indifferent, Die Liebe ohne Masque (Leipzig/ Rostock: G. L. Fritsche, 1715), S.
81–82. Ausführlicher zu Selamintes’ Närrischem Cupido (1713) und L’Indifferent’s Liebe ohne
Masque (1715) Olaf Simons: Marteaus Europa (2001), S. 329–349.
26. Grafik aus Olaf Simons: Marteaus Europa, oder Der Roman, bevor er Literatur wurde;
Amsterdam, Atlanta: Rodopi, 2001; S. 12.
27. Herbert Singer: Der deutsche Roman zwischen Barock und Rokoko (Köln: Böhlau, 1963).
28. Siehe etwa Gottscheds Vorrede zu Der Sterbende Cato von 1731.
29. Zur These, dass die negative Rezeption des Galanten durch empfindsame und aufgeklärte
Autoren des 18. Jahrhunderts im Rahmen einer Entskandalisierung der Öffentlichkeit
vonstattenging, ausführlicher Olaf Simons, Marteaus Europa, oder Der Roman, bevor er
Literatur wurde (Amsterdam/ Atlanta: Rodopi, 2001), Seiten 7–9, 417, 679–690, 713–714.
30. Der dritte, von Rolf Grimminger herausgegebene Band von Hansers Sozialgeschichte der
deutschen Literatur, München 1983, bietet diese Verlegung des Galanten in die Frühphase der
Aufklärung, siehe auch Grimmingers Ausführungen zu galanten Roman S. 655–664.
31. Im Raum steht hier die Gegenthese, die Jürgen Habermas mit dem Strukturwandel der
Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft (Neuwied,
1962) vorlegte, der zufolge das Aufkommen einer kritischen Öffentlichkeit mit der Aufklärung
letztlich synonym ist. Nach Habermas kamen deutsche Autoren erst Mitte des 18.
Jahrhunderts in Kontakt mit der kritischen Öffentlichkeit der Niederlande und Großbritanniens.
Die Arbeiten Andreas Gestrichs boten hier die ersten Revisionen in der
Geschichtswissenschaft.
32. Thomas Borgstedt/ Andreas Solbach: Der galante Diskurs: Kommunikationsideal und
Epochenschwelle (Dresden: Thelem, 2001).
33. Sylvia Heudecker/ Dirk Niefanger/ Jörg Wesche: Kulturelle Orientierung um 1700 (Tübingen:
Niemeyer, 2004).
34. Deutlich erfüllt Herbert Singers Interpretation von Christian Friedrich Hunolds Liebenswürdiger
Adalie (1702) in seinem Der deutsche Roman zwischen Barock und Rokoko (1963) diese
Funktion.
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