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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenver-
zeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 17.06.2020.
vorüber, adv. und präpos., mit dem ton auf der zusammengeschrieben wird, ist eigentlich vor
zweiten silbe, s. fürüber teil 4, 1, 1, sp. 924; abdu- etwas über, wobei über allein schon das vorbei,
cere in diversum a nido entwärisz, vorüber, vor die stellung zu dem bezeichnet, an dem die
beseytz ausz dem nest treyben oder jagen Fri- bewegung vorüber geht; vgl. das von Adelung
sius dict. (1556) 4a; adversus, gegenüber, gerad aus J. E. Schlegel angeführte zitat: ja wär der
vor über 43a; e regione dargegen über, grad vor thränen erster ausbruch über. — vor kann von
über 456a; hiernach bei Maaler 477a; e regione über durch das zugehörige wort getrennt sein,
gestracks vor uber Calepinus dict. XI ling. was Adelung miszbilligt, obgleich es mehrfach
(1598) 491b; fürüber et vorüber, praeter Stieler (mit fur) in Luthers bibelübersetzung vorkommt:
1374; vorbey, vorüber (fürüber), di passaggio, gerad vor der stadt über Maaler 477a (hier im
passando d'appresso Kramer t.-ital. dict. 2 (1702) sinne von gegenüber); also czogen sy vor Erf-
1217b; vorüber, adversus, e regione Dentzler fort uber und legerten sich by Vargela Stolle
clavis ling. lat. (1716) 338b; vorüber, vide fürüber, thür. chron. 26 lit. ver.;
mit beispielen nur für fürüber Steinbach 2, 887; wenn er jetzt den furchtbarbrausenden sturmwind
sehnsuchtsvoll, hinsinkenden arms, gleich kühlen-
vorüber Adelung; Campe; vgl. mnld. voreover
den westen,
Verwijs-Verdam 9, 1050. — da vorüber meis-
vor sich über zu führen am traurigen bach arbeitet
tens mit verben verbunden, auch mit ihnen in Klopstock Messias 2, 378;
der schrift zusammengerückt werden kann, ohne lasz den trüben trauergedanken, doch schnell und
dasz jedoch wirkliche zusammensetzungen ent- geflügelt,
stehen (Campe zählt deren 143 auf), folgen hier 9, 231.
vor dir über, o sohn
zunächst nur allgemeine bemerkungen, während 2) in räumlicher bedeutung, 'vor einem andern
die belege bei den verben stehen, auch wenn vor- dinge über, d. i. an dem vordern theile hin und
über nicht mit dem verb. zusammengeschrieben weg; wo es in der edlern schreibart gern für das
ist. vorüber verbindet sich in unerschöpflicher im täglichen umgange gewöhnlichere vorbey
fülle mit verben, die entweder selbst eine bewe- gebraucht wird' Adelung. ein versuch, die
gung im raume oder einen verlauf in der zeit anwendungen von vorüber und von vorbei aus-
bezeichnen, ferner aber auch mit solchen, die eine einanderzuhalten, wird z. b. gemacht bei Maasz-
derartige vorstellung irgendwie zulassen. kühnere Eberhard synonymik (1818) 6, 159; aber beide
bildungen s. unter 9. einige beispiele der verbin- können in bezug auf einen ruhenden oder beweg-
dung mit verben müssen hier schon vorweg ten gegenstand (oder person) sowohl bewegung
genommen werden. von einer seite zur andern als von hinten nach
1) vorüber, das in älterer sprache oft noch nicht vorn oder von vorn nach hinten bezeichnen.
a) mit dem dativ, vorüber kann vor- oder nach- c) gewöhnlicher aber als der unter a und b belegte
stehen: und so durchschweifte er lange die schö- gebrauch des vorüber als präp. ist es, dasz zu
nen thäler um Lucca, den prächtigen landhäu- vorüber noch eine präposition tritt, die sich eng
sern, cascaden und grotten wechselnd vorüber mit dem gegenstande oder der person verbindet,
Eichendorff (1864) 3, 127; während vorüber nunmehr adverb. ist. Adelung
[Bd. 26, Sp. 1804]
will besonders vor einsetzen: wie bitter ist der
(seelen,) die ich, dem himmel vorüber! hierher zur
tod dann, wenn er vor dem unglücklichen vor-
bevölkerung
sandte übergeht; vgl.(er) aber leufft auff Seehausen, vor
Klopstock Messias 2, 542; der stadt vorüber, nach Vielbaum Entzelt alt-
dasz ich, deinem antlitz vorüber, im thore des märk. chron. (1579) 47 Bohm; andere präpositio-
todes nen: dasz Flaccus, um nicht von Sulla erdrückt
deiner feinde hochdrohende häupter zu tausenden
zu werden, an ihm vorüber nach Asien abge-
schlage (später: vor deinem antlitz vorbey) 5, 34; zogen sei Mommsen röm. gesch. (1854) 2, 317;
spazier ein stündchen lang dem spiegelglas vor-
(wenige,) die, waren sie an ihm vorüber, nicht
über
... über ihn triumphierten O. Ludwig (1891) 2,
Göthe Faust 743;
wir schweben auf blumen, 310;
wir tanzen auf wolken der andre hatte seinen sitz
vorüber dem mond vorüber bei Sankt Veits kapelle
an denen gerne wir vorüberdenken Göthe 46, 64 W.; vgl. 49, 361; an Climene hastig
Lenau neuere ged. (1838) 202. vorübereilend Laube (1875) 2, 257; ein diener,
— -donnern: der mit einem präsentierbrett an ihm vorüber-
ob feind oder freund in raschem gemeng eilte Spielhagen (1877) 1, 190; der landrath ...
an einem vorüberdonnre
grüszte ihn, rasch vorübereilend Holtei erz.
Fouqué altsächs. bildersaal (1818) 4, 547. schr. (1861) 17, 90;
— -drängen Campe; refl., übertragen: fröhliche (Hektor) eilte vorüber (παρήιξεν), entbrannt, auf
gedanken, die sich in bunter menge an seiner das schnellste die Griechen
seele vorüberdrängten Hauff (1890) 1, 190. — abzutreiben (Il. 5, 690)
intrans., in eigentlichem sinne: Vincke sah an Bürger 229b Bohtz;
zwanzig personen herumstehen und vorüber- ich reichte dir die hand, ich reichte dir sie fle-
drängen Varnhagen v. Ense tageb. (1861) 4, 92. hend, du eiltest nur schneller vorüber Göthe
— -drehen: wenn sie sich an dem traurigen 12, 71 W. freier: ich bin wirklich in Wilna ...
waldhornbläser vorüberdrehte G. Keller (1889) nicht als ein vorübereilender, sondern als einer,
4, 148. — -dringen Campe. — -dröhnen: als er der hier hütten bauen und wohnen bleiben will
(der eisenbahnzug) vorübergedröhnt war, wur- G. Forster (1843) 7, 291. — von tieren: deszhalb
den die schranken geöffnet Gutzkow ritter v. im frühjahr bey uns von diesen vorübereilen-
geiste (1850) 5, 373. — -drücken, refl. , übertra- den gästen (schnepfen) wenige zu erwarten sind
gen: wie denn viele sehr kirchlich gesinnte ... in Göthe III 12, 189 W.; (die) vorübereilende tur-
der ausübung dieser gebote oft gar schwerhö- teltaube Naumann naturgesch. d. vögel (1822) 6,
rig an ihnen sich vorüberdrücken Rank erinn. 241. — unbelebtes in der natur: wie der grosze
(1896) 69 bibl. dt. schriftsteller aus Böhmen. — feuerreiche strom (Rhein) dort den kleinern
-dürfen, bei Campe zusammengeschrieben und (Nahe) hineinschlingt und stolzer vorüber eilt
als 'niedrig' bezeichnet. maler Müller (1811) 1, 186;
vorübereilen Campe, auszerordentlich häufig. womit ein flusz die wiese theilet
und vor der stadt vorübereilet
a) mit dem dat. (s. oben 2 a): wenn wir dicke,
J. G. Jacobi (1807) 1, 40.
schwere wolken ... dem monde vorübereilen ...
im bilde: wie man so viel mühe und arbeit an
sehen Ph. O. Runge hinterl. schr. (1840) 1, 15;
(er) eilet der tanzenden menge ein paar bruchstücke (des grafen Rudolf) wen-
scheu vorüber zum wald den könne, die in ihrem (Gervinus) werk wie
Hegner ges. schr. 5 (1830) 193. ein tropfen in dem breiten strome vorüber eilen
mit dem akkus. (2 b): jetzt hat der mond schon briefw. zw. J. u. W. Grimm, Dahlmann u. Ger-
... den Jordan vorübergeeilt allg. dt. bibl. anhang vinus 2, 64. — (heisze luftsäulen) verscheuchen
zu 53—86, 2445; ich musz die traurige scene vor- das vorübereilende gewölk A. v. Humboldt
ansichten d. natur (1808) 1, 5; lende mienen zu suchen und zu studieren Lava-
wind und ströme, ter physiogn. fragm. (1775) 4, 474; (schriftstel-
donner und hagel
ler,) denen an lebendiger darstellung der vor-
rauschen ihren weg
übereilenden sitten ... alles gelegen ist G. Fors-
und ergreifen,
vorüber eilend, ter (1843) 6, 5; das vorübereilende des tages im
einen um den andern zusammenhang aufzufassen Göthe 42, 1, 52 W.;
Göthe 2, 84 W. (dasz) liebe eine vorübereilende grille sei Lenz
c) vorüber zeitlich, s. oben 3, das verbum wird 3, 160 Tieck; ausdruck schnell vorübereilender
zunächst auf die zeit und ihre teile bezogen; dabei gemüthsaffekte Hegel (1832) 10, 2, 224; nur für
kann die vorstellung der örtlichen bewegung ein- sie (die menschheit), nicht für das vorüberei-
wirken: mein leben, alles was ich bin, was ich lende ... geschlecht Schopenhauer 1, 16 Gr.
werden soll, liegt auf dem flügel dieses vorüber- f) sehr häufig ist die verbindung im vorüber-
eilenden augenblicks Klinger (1809) 8, 75; der eilen, die sowohl im eigentlichen wie im über-
vorübereilenden guten stunde D. Fr. Strausz tragenen sinne gebraucht wird: als was sie im
(1876) 1, 7; vorübereilen in mir gewahren konnten fürst
unwiederbringlich versinkt die ungenossene Pückler briefw. u. tageb. (1873) 1, 148; ein hel-
stunde,
les licht in der hand tragend, welches im vor-
kommt, eilet vorüber, und ist schon nicht mehr
übereilen einen
Dusch verm. w. (1754) 567; [Bd. 26, Sp. 1808]
so eilt traurig die zeit mit schwerem schritte vor-
baum nach dem andern beglänzte und wieder
über
im dunkeln liesz G. Keller (1889) 2, 113;
Zachariä poet. schr. (1763) 4, 75;
im vorübereilen grüszen
und mit der eile des sturms eilet vorüber der
sich mit blicken voll von schmerz,
augenblick
die sich fest und ewig schlieszen
Klopstock oden 1, 204 M.-P. möchten an das treue herz
d) in mannigfaltigem übertragenem gebrauch, Uhland ged. 1, 8 E. Schm.-H.;
wobei bald der örtliche, bald der zeitliche sinn noch senkt mit starker hand den mächtgen speer
mehr deutlich werden kann: wir eilen (am eitlen) nachlässig stolz er im vorübereilen
vorüber Herder 23, 45 S.; wenn ihre (der bered- A. v. Droste-Hülshoff (1878) 2, 205.
samkeit und des witzes) wirkungen nicht blosz vorüberfahren; da teil 4, 1, 1, sp. 926 fürüber-
im mündlichen gespräch flüchtig vorüber eilen fahren nicht aus schriftstellern belegt ist, sind
Fr. Schlegel (1846) 1, 9; im folgenden solche belege mit aufgenommen;
(unwissenheit) giebt dem, wobey der blick sonst praenavigo fürschiffen, fürüber fahren Calepi-
leicht nus dict. XI ling. (1598) 1135b; für- et vorüber
der neuheit falschen reiz vorübereilet,
gefahren, ich fahre vorüber Steinbach 1, 404;
J. A. Schlegel verm. ged. (1787) 1, 161. vorüberfahren Campe.
e) besonders ist der übertragene gebrauch des a) mit dem akkus., s. oben 2 b: als ich in einer
part. präs. zu beachten, wobei das flüchtige dem schönen morgenstunde den letzten aufenthalt
beständigen gegenübergestellt werden kann: laszt seines (Petrarkas) irdischen daseins vorüberfuhr
mich euch bitten ... noch mehr als vorüberei- Herder 17, 272 S.
b) gewöhnlich wird das wort im entwickelten einen schlitten, dort unten fährt noch einer vor-
nhd., auch wenn keine nähere bestimmung dabei- über Göthe 24, 333 W.; um dort mit den vor-
steht, von der bewegung in gefährten aller art überfahrenden handelsschiffen in handel einzu-
gebraucht: wenn am morgen der todtengreber gehen Ritter erdkde (1822) 1, 307; der vorüber-
mit dem karn fürüberfuhr Hertzog d. schiltwa- fahrende reisewagen mit seinen launenhaften ...
che K.; da er (der kutscher) vorm galgen vorüber passagieren Grabbe 4, 271 Bl.; sechs schuiten,
fuhr Lehman floril. polit. (1662) 1, 354; ein vor- welche täglich von Harlem nach Amsterdam
überfahrender arzt liesz ... den wagen halten E. vorüberfuhren Immermann 2, 99 B.; Emilie rief
T. A. Hoffmann 12, 69 Gr.; dasz ich ihn schon eine vorüberfahrende droschke an Holtei erz.
früherhin auf den kornsäcken reitend an schr. (1861) 25, 33;
unserm chausseehause hatte vorüberfahren bis ein wagen,
der rasselnd noch vorüberfuhr, mich schreckte
sehen Gaudy (1844) 3, 147; wenn Melanie auf
Hölderlin 2, 10 Litzmann.
der rückreise vorüberfährt Gutzkow ritter v.
donnern und dröhnen eines vorüberfahrenden
geiste (1850) 1, 41;
bemerkst du wol die holden grüsze, eisenbahnzuges Alverdes Reinhold (1931) 77.
bei
wenn du, monarch, vorüberfährst? e) substantivisch, besonders häufig in der verbin-
Weichmann poesie d. Niedersachsen (1721) dung im vorbeifahren: (bei abtritten am wasser)
4, 6; ist auch überausz sittlich und höflich anzuse-
wenn er nett angeputzt, nebst seinem schellen- hen, wann im fürüber fahren der ehrlichen leut
pferd, das wasser neben den häusern auffplumpffet
vor der geliebten hausz fein offt vorüberfährt
und den fürüber reysenden ein freudzeichen
Henrici ernst-, scherzh. u. sat. ged. (1727) neben einem guten nasengeschmack gibt Gua-
1, 562. rinonius grewel d. verwüstung (1610) 655; (das
c) auf dem wasser: der vatter Emiliani ... des kap) zeichnete sich durch 6 hervorragende spit-
nachts bey gtem winde neben der insulen zen beim vorüberfahren aus Ritter erdkde
Echinides füruber fhr Heyden Plinius (1565) (1822) 4, 450; da sie ihn beim vorüberfahren im
308; (der landgraf ist) vor einer vornemen teut- postwagen gesehen Laube (1875) 8, 85; sie sah
schen statt ... zu wasser vorüber gefahren Leh- das beständige vorüberfahren der wallfahrer in
man floril. polit. (1662) 3, 366; wir fuhren bei kähnen A. v. Droste-Hülshoff br. an L.
verschiedenen kleinen buchten vorüber G. Schücking (1893) 315; da und dort wohnte eine
Forster (1843) 2, 7; wer bei nacht auf dem hübsche tochter oder zwei, von
flusse vorüberfährt A. v. Humboldt ansichten [Bd. 26, Sp. 1809]
d. natur (1808) 1, 26; (als sie) vor Boulogne vor- denen etwas zu erblicken wir im vorüberfahren
überfuhren und auf der höhe von Calais anlang- uns bemühten G. Keller (1889) 2, 35; die sek-
ten Ranke (1867) 14, 318; tionen, die sich an den einen wegrand gedrängt
indesz ein fischer mit dem nachen hatten während des vorüberfahrens (einer bat-
vorüberfährt
terie), ziehen sich wieder mehr auseinander D.
Pfeffel poet. versuche (1812) 4, 174. v. Liliencron w. 1, 43.
d) subjekt kann auch das gefährt sein: ich hole f) von jeder heftigen bewegung, so von plötzlich
und hastig vorübereilenden personen oder tieren; geitz Wieland Agathon (1766) 2, 88; in diesem
ein reiter: aber Galaor wischet auff die seiten groszen streite fahren tausend reizende bilder
neben ausz, also dasz der ander mit grausamer schnell in mir vorüber Winckelmann bei Justi
stercke fürüber fuhr Amadis 365 lit. ver.; (Mephi- Winckelmann 2, 2, 425.
stopheles als zauberpferd trägt Faust durch die h) von der intransitiven bedeutung ausgehend in
lüfte) und dieweil sie (die stadt Augsburg) D. aktiver vorstellung: mit der hand an etwas,
Faustus auch gesehen, ist er fürüber gefahren jemandem mit dem besen an der nase vorüber-
volksb. v. dr. Faust 63 ndr. — im bilde: wolan, fahren u. ä.; als ich mit dem stahl ihm beim
diese humeln las ich schnurren und für über auge vorüberfuhr Meissner Alcibiades (1781) 2,
faren Luther 19, 643 W. — von wind und sturm; 92.
auch im bilde: der überwinder der welt huldigte i) wie fahren entwickelt auch vorüberfahren
dem dichter, weil er fühlte, dasz ohne diesen einen transitiven gebrauch: 'zu wagen, in einem
sein ungeheures dasein nur wie ein sturmwind wagen vorüberschaffen' Campe.
vorüberfahren würde Göthe 21, 130 W.; vorüberfegen, intrans., übertragen von heftiger
gleich wie der wind fürüber fehrt, bewegung: der schwarzen, weiszrandigen
das glück der menschen sich verkehrt
sturmwolke nachgebildet, die vor dem monde
Ringwaldt evang. (1581) a 2a; vorüber fegt Laistner nebelsagen (1879) 195;
drauszen mag ein linder west
dann ist es vorbei, vorübergefegt, das schiff
oder sturm vorüberfahren
arbeitet wieder ächzend Plüschow segelfahrt
Lenau 39 Barthel;
doch als das grosze wetter (die freiheitskriege) ins wunderland 33;
eilfertig, ohne spur, da sah er Roland im vorüberfegen
wie windeshauch durch blätter, Regis Bojardos verl. Roland (1840) 195.
dahier vorüberfuhr — -flackern: zumeist weibersünden sind es, die
Rückert (1867) 1, 142. wir an uns vorüberflackern gesehen Rosegger
g) und so in mannigfaltigem, freiem und über- I 6, 413. — -flammen: man wird dich einen
tragenem gebrauch; im eigentlichen sinne: da er meteor nennen — vorüberflammend und in
nemlich etliche mal nach einander in seiner stu- höchster pracht zerstiebend W. v. Polenz ges.
ben einen seltzamen schatten an der wand vor- w. 9, 245. — -flattern Campe.
über fahren gesehen Widmann Fausts leben 78 a) im eigentlichen sinne, bewegung durch flügel:
Keller; frei: dem spötter selbst fährt wohl zu zei- nur ein paar fledermäuse flatterten vorüber
ten der schatten dieses nichts an der stirne vor- Hebel 1, 74 Behaghel; dann haschen sie nach
über Klinger (1809) 12, 39. — mit deutlicher einem vorüberflatternden schmetterlinge Stif-
betonung des zeitlichen verlaufs: schnell fährts ter (1904) 3, 261;
(das leben) vorüber Herder 12, 78 S.; mit schwerem fittich flattert es vorüber
der frühling, der vorüberfuhr, A. v. Droste-Hülshoff 2 (1878) 244.
und der aus zukunft winket
b) freier, dann auch von anderer bewegung: bei
Rückert (1867) 2, 559. solchem schnellen vorüberflattern desz sehr
geistige vorgänge: leidenschaften, launen, vor- tuncklen gewölcks Er. Francisci d. eröffnete
überfahrende anstösze von lächerlichem ehr- lusthaus (1676) 626; als ich diese possierlichen
gespenster (englische studenten) an mir vorüber- geyern Niebuhr röm. gesch. (1811) 1, 154;
flattern sah G. Forster (1843) 3, 430; soll der in ketten denen nachgehn,
[Bd. 26, Sp. 1810] welchen er, kühner, vorüber flöge?
weil die lüftchen, eure buhler, Klopstock oden 1, 106 M.-P.;
scheu an euch vorüberflattern fliegen die tauben der saat in gleichem momento
W. Müller ged. 73 Hatfield. vorüber
c) in übertragener anwendung; es kann dabei das Göthe 1, 337 W.;
flüchtige, unbeständige bezeichnet werden, ferner aus den farbigen scheiben des fensters
flog ein leuchtender strahl der abendsonn ihm
das vorübereilen, insofern es ein nichtbeachten
vorüber
ist. natürlich ist auch neutrale anwendung
Pyrker (1855) 1, 13.
gebräuchlich: der ewige alte geiste der mensch-
mit dem akkus., vgl. oben 2 b:
heit und der vorüberflatternde zeitgeist E. M.
und, wie ein vogel, der husar
Arndt schr. für u. an s. l. Deutschen (1845) 4, 37; das haus vorüberflog
die tage flatterten oder krochen vorüber Laube grafen zu Stolberg (1820) 1, 43;
(1875) 8, 138; ein märchen, das die wirklich- ich fliege pracht und hof vorüber
keit ... vorüberflatternd erheitert O. Ludwig Schiller 3, 164 G.;
(1891) 6, 86; so flog er vorüber den schimmernden prunk
die asche meiner hoffnungen, die kränze in die einsame halle
geliebter todten flattern mir vorüber Hölderlin 1, 85 Litzmann.
Lenau 18 Barthel. b) bewegung durch die luft, zunächst von vögeln,
von personen: hie solte der trotzige helt antwor- schmetterlingen u. s. w.: (schlangen) das gevögel,
ten, so fladdert er fur uber und alfenzt die weil wie hoch und schnell es auch fürüber fleugt, an
ein anders Luther 26, 376 W.; das bewegen der sich ziehen und verschlücken Heyden Plinius
menschen stellte ihm ihr vorüberflattern, ihr (1565) 105; vom jauchzen der versammelten
fliehen in die gräber dar Jean Paul 7/10, 413 Griechen waren die vorüber fliegenden vögel
H.; betäubt zur erden gefallen A. v. Haller Fabius
wo tausend blind vorüberflattern, u. Cato (1774) 157; ein anderes vorüberfliegen-
weilet voll seele sein helles auge
des (insekt) im gewandten fluge erhaschen Nau-
Heydenreich ged. 1 (1793) 118. mann naturgesch. d. vögel (1822) 2, 1, 355; eine
vorüberfliegen, fürüberfliegen (teil 4, 1, 1, sp. mücke, die eben an ihm vorüber flog Storm
926 ohne beleg), pretervolare voruberfliegen Die- (1899) 1, 76; vielleicht fliegt zu unserer unter-
fenbach gloss. 458b; praetervolo fürüberfliegen haltung eine fledermaus vorüber M. v. Ebner-
Calepinus dict. XI ling. (1598) 1145b; volare oltra Eschenbach (1893) 4, 379;
furuber fliegen Hulsius (1618) 2, 439a; vorüber indes thet es sich gantz begeben,
fliegen, praeter vehi Reyher thesaurus (1686) o das etlich krench füruber flogen,
3b; Campe. thet ein mörder zum andern sagen:
das sind gewisz Ibici krench
a) mit dem dat. verbunden, wobei der dativ mit
Eyering proverb. copia (1601) 2, 208;
zur örtlichen vorstellung gehört, nicht ein dat.
der vogel flog vorüber nur,
commodi ist (vgl. oben 2 a): mit dem aufgang
und niemand ist, der seine spur
der sonne ... flog ihm vorüber ein zug von zwölf
hett irgends wargenommen Königsb. dichterkr. gen oft von dem, was der reisende oder sich
154 ndr.; schnell bewegende erblickt, an sich vorbeiziehen
wie oft am abend sahn wir kleine vögel läszt: schlösser und wälder flogen bey unsern
vorüberfliegen, hörten ihren sang
nasen vorüber Babo schauspiele (1793) 3; die
Rückert (1867) 10, 406. aussichten, die in entgegengesetzter richtung
von dem geflügelten Amor: Amor hatt ihn, da vor unserm auge vorüber flogen G. Forster
er einmal vorüberflog ... verwundet Geszner (1843) 3, 353; zuweilen blitzte der mond oder
schr. (1777) 1, 170; vgl.: das vorüberfliegende licht eines bauernhauses
und schonend fliege dir stets Cytherens vogel vor-
durch den wagen Eichendorff (1864) 2, 578;
über
oft schleudert ein orkan sie (die skiläufer), als in
Matthisson (1825) 1, 72.
schwindel vor sich her,
[Bd. 26, Sp. 1811]
am vorüberfliegenden felsengestad hinab
c) in mannigfaltigster anwendung zur bezeich-
Klopstock oden 1, 218 M.-P.
nung einer sehr schnellen bewegung, in der luft
von den gefährten ausgesagt: eine fremde gon-
und auf der erde, von menschen, z. b. gehenden
del ... rauschte hastig heran und flog eben so
oder reitenden, in wagen, schlitten, schiffen, im
schnell vorüber Gaudy (1844) 13, 121; wagen,
eisenbahnzuge fahrenden, natürlich auch von tie-
die wie der blitz an uns vorüberflogen Rank
ren, ferner von gefährten aller art; von allen
erinn. (1896) 160 bibl. dt. schriftst. aus Böhmen;
gegenständen, die in der luft sich schnell vorüber
die insassen mit einbezogen: zwei, drei schlit-
bewegen (z. b. ball, speer, kugel) u. s. w.: vorüber-
ten flogen vorüber, grüszten und sangen Fon-
fliegend (im schiffe) befreundete man sich mit
tane I 1, 7.
der schönen reihe merkwürdig hingelagerter ...
d) freier dann von wahrnehmbarer bewegung,
ansichten Göthe 24, 362 W.; er erblickte mich,
auch im bilde: vorm vorüberfliegenden wölk-
als er (zu rosz) vorüberflog Schiller Fiesko 2,
chen Lavater physiogn. fragm. (1775) 2, 3; in
11; er wird eine grosze freude haben, dich im
seiner jugend, wo seine lebenshimmel nur noch
vorüberfliegen zu sehen br. von u. an Herwegh
vorüberfliegende wolken trugen Grabbe 4, 216
(1896) 79;
Bl.; drauszen flogen schwarze wolkentrümmer
zuerst flogs vorüber auf schwarzem rosz
und dann auf dem braunen pferde ... an einem fieberblassen mond vorüber Holtei
E. M. Arndt w. 6, 237 R.-M.; erz. schr. (1861) 6, 198. — es war nur ein vor-
müszige kutscher, überfliegender schatten Caroline 2, 171 Waitz;
vorüberfliegend Helios,
Rückert (1867) 2, 399. wenn er am scheitel mir vorüberfleucht
tanz: ein paar nach dem andern flog an dem H. v. Kleist 2, 83 E. Schm.;
vorüber fliegt des baches welle,
fenster vorüber Eichendorff (1864) 2, 68. — in
zweimal berührt sie keine hand
gewagter wendung vom auge eines mit der bahn
Tiedge (1823) 3, 144.
reisenden: rechts und links hat man die bahn
in kühnen bildern: alles, was ich noch auftrei-
mit bäumen bepflanzt, wodurch für das vor-
ben konnte, um womöglich einen runden kreis
überfliegende auge ein wahrhaft krankhafter
so vorüberfliegender deutscher poesien (volks-
reiz entsteht Gutzkow (1872) 11, 103. — dage-
lieder) aufstellen zu können Brentano in: schr.
d. Götheges. 14, 79. — vom blick: sein blick flog schneller als die gegenstände
selber dich vorüberfliehn
scheu an der schlanken gestalt vorüber O. Lud-
Göthe 3, 80 W.
wig (1891) 1, 232. — an den ohren vorüber, nicht
b) von der eigentlichen bedeutung der flucht
haftend: (musik) schwebt auf den lüften und
besiegter aus nimmt das wort die bedeutung des
fliegt auch mit den lüften vorüber Herder 12,
schnellen vorübereilens an und wird in mannig-
248 S.; (worte,) die an den ohren ... ohne wir-
faltigster weise im sinnlichen und übertragenen
kung vorüberflogen Klinger (1809) 8, 319; es
sinne gebraucht: ein träger spiegel der vorüber-
kribbelt von namen, welche als wesenlose sche-
fliehenden gestalten Fichte (1845) 2, 196;
men vor den ohren der schüler vorüberfliegen
sie flieht jugendlich leicht, mit schlüpfendem
Lagarde dt. schr. (1886) 241.
fusze, vorüber
e) von zeitlichen vorstellungen: jahre des glücks Klopstock oden 1, 36 M.-P.;
und der ruhe flogen schnell ... vorüber Klinger sah mann und rosz vorüberfliehn
(1809) 8, 235; eine viertelstunde, die wie eine Hölty ged. 15 Halm;
minute vorüberflog Heinse 5, 7 Sch.; im vor- der wald nur grüszt, wo sie vorüberflohen,
überfliegen eines tages K. A. v. Müller aufs. kein wort die feierliche stille brach
Stieler 514; ebenso Steinbach 1, 470; vorüber- Dusch verm. w. (1754) 11.
flieszen Campe. c) innerer vorgang: weil sie (böse gedanken) so
[Bd. 26, Sp. 1813] gar leicht und fürüber flieszen Nigrinus von
a) in eigentlichem sinne von flüssigem: die Oder zäuberern, hexen (1592) 446; der ganze gleitende
fliszt bey Breszlau vorüber Steinbach a. a. o.; widerschein des jugendmorgens flosz an ihm
meine brüder gehen verechtlich fur mir uber, glimmend vorüber Jean Paul (1826) 10, 47.
wie eine bach, wie die wasserströme furuber- vorüberflirren, im eigentlichen sinne und über-
flieszen Hiob 6, 15; der flusz macht ein angeneh- tragen: vergangene nacht im palais ist es auch
mes geräusch im vorüberflieszen Hirschfeld mir wie ein blitz vor den augen vorübergeflirrt
theorie d. gartenkunst (1779) 5, 324; als wenn Laube (1875) 15, 219;
er die vorüberflieszenden wassertropfen (eines lasz nur den tollen spuk der zeit vorüberflirren
stromes) selbst zählte F. Th. v. Schubert verm. Rückert (1867) 8, 98.
mit dem akkus., s. oben 2 b: lebenden wesen: dasz man ihn gefesselt vor dem
denn wie ein blitzstrahl flirrte michs vorüber hause seines vaters, seiner braut vorüberführte
Grillparzer Sappho 5, 6. J. J. Engel (1801) 8, 48; ein haufe heiden führte
— -flitzen, von schnellster bewegung, auch über- fünfhundert christliche gefangene unter geisel-
tragen: als alles vorübergeflitzt war, wartete ich schlägen vorüber J. Grimm kl. schr. 7, 185; (er)
noch einige augenblicke D. v. Liliencron (1896) sah, wie sie von Lys am arme vorübergeführt
2, 206; das war eine scheene zeit! ... wenn so wurde G. Keller (1889) 2, 196; (er) führte ... das
was blosz nich so voriberflitzte G. Hauptmann St. Arnaudsche paar an buden und sommerhäu-
Rose Bernd (1904) 82. — -flöszen Campe. — sern vorüber Fontane I 4, 253. — (er) führt das
-flüchten, auf der flucht vorübereilen Campe; weisze rosz an ihnen vorüber Brentano (1852)
auch übertragen (vgl. vorüberfliehen): mit dem 6, 85.
grauen einer reinen seele, die rasch am gräsz- b) dann aber in allgemeiner anwendung:
lichen vorüberflüchtet Bielschowski Goethe allein der schnelle flusz, der mich vorüber führet,
(1898) 1, 425; macht, dasz mein fusz kein land berühret
es prallt das mondlicht scheu von ihm zurück, Gottsched neueste ged. (1750) 74;
und scheu der wind an ihm vorüberflüchtet (ich) trete manchmal hier ab, wenn mich mein
Lenau 105 Barthel. beruf vorüberführet Brentano Godwi (1801) 2,
— -fluten Campe; im eigentlichen sinne: der 386; wenn mich meine abendspaziergänge hier
strom fluthete brausend an den hohen ufern vorüberführten Smidt mittheil. aus d. tagebuche
der insel vorüber Droysen gesch. Alexanders d. eines nord. seemanns (1830) 15. — wenn sie
Gr. (1833) 391; (der Inn) fluthet hier schon in (gerüche) rasch an der schleimhaut vorüberge-
mächtigem zuge vorüber Steub drei sommer in führt werden Sömmerring vom baue d. menschl.
Tirol (1895) 1, 21. — übertragen: äuszerungen körpers (1839) 5, 617; nach vorüberführen des
der vorüberflutenden menge Fontane I 1, 532; armes Avé-Lallemand dt. gaunerthum (1858) 2,
jäh trifft mein blick die menschen all,
187. — (sausewind,) der staub und mücken ...
die vorüberfluthen in wirrem schall
vorüberführt Görres ges. br. (1858) 3, 158;
Arent, Conradi, Henckell mod. dichter-
zu diesem ziel hinauf hast du,
charakt. (1885) 8. mein herr! und mein gott!
— -fördern: die sonnen- und sternenwagen för- bey mehr als einem grabe mich,
dern tage und tage, jahre und jahrhunderte vor- mit mächtigem arme, vorübergeführt
Schleiermacher (1834) II 4, 166; wo der fahle E. M. Arndt (1892) 1, 77; der kalte fröstling, den
schimmer vorübergleitet O. Ludwig (1891) 2, nichts erwärmt, an dessen seele wird auch das
101; die (sonnen-)finsternis glitt vorüber Watz- weib unbemerkt vorübergleiten Görres ges. br.
lik d. pfarrer v. Dornloh (1930) 280; (1858) 1, 57; dasz ihm die sekunden ... schnell
unter welchen seeligkeiten und lieblich vorüberglitten Raabe Abu Telfan
sah ich dich (den mond) vorübergleiten
(1870) 2, 129;
Miller ged. (1783) 272;
laszt flüchtige bilder vergangener zeiten bin ich denn todt, dasz unbegrüszt die horen
an eurem blick vorübergleiten im tanz an mir vorüber glühn?
Gaudy (1844) 4, 26; Seume ged. (1804) 188.
nicht halten kann er das, und dieses fest nicht — -greifen, mit dem griff verfehlen; in der fol-
fassen,
genden stelle absichtlich und übertragen, nicht
vorübergleiten musz er eins ums andre lassen
berühren, von etwas nicht sprechen: dar ick vor-
Rückert (1867) 8, 90.
overgripen wille, unde vorswigen is dat best dt.
part. präs.: eine politische that in Paris, wie
städtechron. 16, 311 (Braunschweig). — -grinsen,
leicht, ... wie vorübergleitend entsteht sie Laube
gewagte verbindung, grinsend vorübergehen Ben-
(1875) 4, 181. — auch von menschen, unmerk-
zel-Sternau bei Campe. — -haben, nicht mehr
lichen, leisen gang bezeichnend; oder auch von
haben, an etwas schon vorübergekommen sein,
schattenhaft vorübergehenden gestalten: sagte
zeitlich: (eine tochter,) die noch nicht ihr trau-
jemand im raschen vorübergleiten Fouqué alt-
erjahr um ihre mutter vorüber hatte Gutzkow
sächs. bilders. (1818) 2, 607; das hingeworfene
d. zauberer v. Rom (1858) 6, 66;
wort des vorübergleitenden Immermann 18, 88
hat einer dreiszig jahr vorüber,
B.; (die) vorhänge schatteten wieder vorüber- so ist er schon so gut wie tot
gleitende figuren ab Holtei erz. schr. (1861) 8, Göthe Faust 6787.
105; der prinz, der noch eben an meiner nach- nachdrücklicher: sie hat es vorüber (hat den
barin vorübergeglitten war L. v. François d. todeskampf überstanden), murmelte der alte
letzte Reckenburgerin (1871) 1, 233; Watzlik d. pfarrer v. Dornloh (1930) 241. —
mir wars, als hätt ich die geliebten schwestern,
-hallen, von bald schwindendem laut: und auf
Margot und Louison, gleich einem traum
diese weise erhält sich ihr (der sprache) flüch-
an mir vorüber gleiten sehen
tiges vorüberhallen nur in werken, welche das
Schiller d. jungfrau v. Orleans 4, 9;
der jüngling sieht ein lockend weib gedächtnis oder die schrift aufbewahrt W. v.
an ihm vorübergleiten Humboldt 5, 14 akad.-ausg.; jedes wort, das
Lenau 109 Barthel. auch nur von ungefähr vorüberhalle, zu hören
charakteristisch dagegen vom schlittschuhläufer: W. v. Scholz erz. (1924) 234. — -hasten, eilig
wenn ich vorüberglitt an hellbeblütheten ulmen; vorübergehen, vorbeiziehen: (wenn man) von ihr
(schnee war die blume;)
(der gegenwart) nicht fortgerissen wird, so has-
Klopstock oden 2, 138 M.-P.; tet alles in unruhe, in begehren und in leiden-
Grillparzer bildet ein schwaches prät.: (gestal- schaft vorüber Stifter (1904) 4, 1, 107. — -hel-
ten der bühne) gleiteten an meinem trunkenen fen, jemanden behülflich sein, an etwas vorüber-
auge vorüber jahrb. d. Grillparzerges. 3, 128. — zukommen Campe. — -hetzen, zu eiligem vor-
mit dem akk. verbunden (vgl. 2 b): überlaufen treiben Campe; frei: eine vorüberge-
wenn der fluch der unschuld und die bitte
hetzte jagd von lebensscenen (in einem drama)
der jammernden natur ihr ohr vorüberglitte
Hebbel w. 10, 359 W.;
Gotter (1787) 2, 13.
aber der kalte,
niedriger als vorübergleiten ist
finstere treiber
vorüberglitschen, das Campe verzeichnet. — kennt nicht erbarmen,
-glühen, gewagte verbindung: hetzt ihn vorüber,
den weinenden (1904) 5, 1, 342; an ihren (der felsen) bleichglän-
O. Ludwig (1891) 1, 14. zenden flächen huschen die schatten gespenstig
[Bd. 26, Sp. 1824]
vorüber H. v. Barth Kalkalpen (1874) 457;
— -hinken Campe; von der zeit, spöttisch:
ha, das geisterschiff! vorüber
mag wohl auf euren bänken
huscht es wie ein dunstger streifen
euch träg genug beim lombrespiel
Fr. W. Weber Dreizehnlinden (1907) 184.
und dudeldum und federkiel
die zeit vorüber hinken von menschen: sah er eine weibliche gestalt
Schiller 1, 255 G. einem im zweiten stock befindlichen fenster
— -holen, an etwas vorbeischaffen Campe. — - vorüberhuschen Hebbel w. 8, 29 W.; erklärte er
hopsen Campe, s.hopsen teil 4, 2, sp. 1800: weil uns stets im vorüberhuschen den grund seines
gerade Zapfenwirths Davidl vorüber hopste wohlbehagens Laube (1875) 1, 401. — frei: (doch
Rosegger I 11, 3. — -hören, gelegenheitsbildung: sieht man) manches lebendige athmen in der
(der) stumm und mit bewuszter teilnahmslosig- nacht an uns vorüberhuschen Gutzkow (1872)
keit an der geläufigen rede des humanisten vor- 7, 347. — -hutschen Campe, s.hutschen teil 4,
überhörte (nichts davon aufnahm) Kolbenheyer 2, sp. 1993.
Paracelsus (1922) 2, 51. — -humpeln Campe, von vorüberjagen Campe.
lahmen: eine alte frau ..., die in der nähe vor- a) transitiv: eine ausgebreitete bekanntschafft
über humpelte G. Hauptmann Emanuel Quint ... jagt mir einen tag nach dem andern vorüber
257. — -hüpfen Campe: Göthe IV 1, 250 W.; wenn der seltene zufall mir
wenn ein knapp vorüber hüpft, schneller die bilder vor den augen vorüberjagte
so malt sich an die wand der lange schatten Brentano Godwi (1801) 1, 89; leider haben
A. v. Droste-Hülshoff 2 (1878) 247. stürme das schiff hier vorübergejagt Ritter
von tieren: das scherzen der vorüberhüpfenden erdkde (1822) 4, 778. — das orchesterspiel über-
rudel, der brausende auerhahn Gerstenberg hetzen: (dirigenten, die) eine fatale vorliebe für
Ugolino 231 dt. nat.-bibl. — von den wellen: die das herunter- und vorüberjagen haben R. Wag-
wellen hüpften so lustig an ihm vorüber Mesz- ner ges. schr. u. dicht. (1897) 8, 276. — refl.:
ner ausgew. w. 7, 236 in: bibl. dt. schriftst. aus dasz gestalten auf gestalten
Böhmen. — von der zeit: die zeit hüpft ganz leise leuchtend sich vorüberjagten
weisze schlange Grabbe 4, 208 Bl.; stille huschte Freiligrath ges. dicht. (1870) 1, 153.
der kauz an meinem gesichte vorüber G. Keller von leblosem: vor vier jahren war der kaiser-
(1889) 3, 129. — schatten: als husche der schatten liche extrazug ... vorübergejagt G. Hauptmann
des braunen mädchens an ihm vorüber Stifter bahnwärter Thiel (1892) 9;
ein wandersmann sah ihn (den postzug) vorüber am bergesfusz,
jagen wo bang vorüberklagt des baches welle
Pfeffel poet. versuche (1812) 10, 184; Lenau 104 Barthel.
noch heute, diesen morgen, sah ich hier — -kleppern: was das für ein vermummtes
ein schiff, von geistern voll, vorüberjagen
gespenst gewesen sein mag, das mir (s. oben 2
Gries Bojardos verl. Roland (1835) 4, 362; a) die nacht vorüberklepperte Cremeri alles in
der mond zwischen vorüberjagendem gewölk schuh u. strümpfen (1783) 70; vgl.kläppern vom
Eichendorff (1864) 3, 453. — innerer vorgang: trabenden pferde teil 5, sp. 975. — -klettern: das
(bilder,) die in furchtbare aufsteigen und vorüberklettern an
[Bd. 26, Sp. 1825]
abgründen voll todesschauern Ritter erdkde
stürmender eile an seiner seele vorüberjagten
(1822) 3, 506. — -klingeln, übertragen: wie alle
Immermann 5, 158 B.
lust und herrlichkeit der welt so rasch vorüber-
c) mit dem akk. dessen, an dem etwas vorüberjagt
klingelt Böhme gesch. d. tanzes (1886) 315. — -
(vgl. 2 b): die gewaltige strömung, die aus dem
klingen:
indischen ocean die küste Natal vorüberjagt
doch das lied, es hat ja schwingen,
Ritter erdkde (1822) 1, 120. — -jubeln Campe:
pilgert über land und meer,
wenn die feldmusik des feindes vorüberjubelt wird auch dir vorüberklingen
Jean Paul 45/47, 109 H.; während seine küh- Fr. Bach ged. (1900) 71 bibl. dt. schriftst.
nen waidmannsklänge an uns vorüberjubeln aus Böhmen.
Fouqué reiseerinn. (1823) 2, 112. — -kehren: — -knixen, im vorübergehen das knie beugen:
praetereo ... ich gehe oder ker fürüber, weitter (dasz) die vorüberknixenden ... für solcher bie-
Er. Alberus (1540) x 2 a; fürüberkehren fehlt derleute seelen viel andächtige paternoster
teil 4, 1, 1, sp. 926. — -keichen, s.-keuchen. — - beten Veit Weber holzschnitte (1793) 135. — -
keifen: an den fenstern keiften arbeiterweiber kollern: kollerten schon goldgelbe ahornblätter
vorüber Rosegger III 9, 48. — -keuchen Campe: an uns vorüber Bogumil Goltz ein jugendle-
(sträucher,) bei denen ich später einige nach- ben (1852) 2, 322.
folgende flüchtlinge athemlos vorüberkeuchen vorüberkommen Campe. zunächst in neutralem
hörte Holtei erz. schr. (1861) 5, 174; örtlichen sinne; mit dem akk., vgl. oben 2 b: jetzt
an diesem gitter (der fürstengruft) weile nicht der
kamen wir die alte kayserliche burg vorüber
Deutsche,
Zachariä poet. schriften (1763) 2, 200; nun kam
der siech vorüberkeucht
ich einen gefüllten backofen vorüber Möser
Schubart ged. (1825) 2, 69;
(1842) 2, 39. — wenn ihr vorüberkommt, da, wo
in der form -keichen (mhd. kîchen), s. teil 5, sp.
Hyperion schläft Hölderlin 2, 118 Litzmann;
434:
als des heeres wildes toben dasz er auf seinem rappen nicht schnell genug
mitternachts vorüberkeichte vorüberkommen konnte Hauff (1890) 4, 200. —
Fr. W. Weber Dreizehnlinden (1907) 215. meist mit an verbunden: er kam an einer menge
— -klagen: am Eurotas, der in rettungsloser inseln vorüber G. Forster (1843) 4, 15; wenn
schmach an Lacedämons schutt vorüberklagt sie oben auf der höhe zusammentrafen und an
Hölderlin 2, 167 Litzmann; einander vorüberkamen G. Keller (1889) 4, 15;
an der mühle vorüberkommend Fontane I 1, Palm; (wir) können doch gleich wohl nicht vor-
295. — mit bei: das niedrige eiland, bei dem wir über, dessen erwehnung zu thun Chemnitz
auf dieser fahrt vorüber gekommen G. Forster schwed. krieg 1 (1648) 36. — -kräuseln: alles das
(1842) 2, 222. — seltener ist vor: da er nun vor (eindrücke) kräuselte sich im fluge vorüber, wie
einer mühle vorüber kam br. Grimm dt. sagen der lufthauch auf dem glanze eines wasserspie-
(1891) 2, 49; als wir vor einer bank vorüberka- gels G. Keller (1889) 2, 205. — -kriechen Campe:
men Spielhagen (1877) 1, 280. — älter vor mit als ein chamäleon vorüberkroch
dem akkus.: wan man vor dieses element vor- Pfeffel poet. versuche (1812) 6, 194.
überkommen ist, entfähet einen eine angeneme von langsamem, quälendem verlauf der zeit: die
musik A. U. v. Braunschweig Octavia (1677) tage flatterten oder krochen vorüber Laube
3, 876. — im vorübergehen aufsuchen: in einer (1875) 8, 138. — -kriegen, mit anstrengung an
stunde musz es (ein gutachten) fertig sein, ich etwas vorbeischaffen Campe. — -lächeln,
komme vorüber, es mir abzuholen Laube (1875) lächelnd an etwas vorübergehen; mit dem akk.,
4, 159. — von der strasze: weil die Leipziger han- s. oben 2 b:
aber der weise
delsstrasze hier vorüber kam Lampe Berlin u. d.
betet für sie, und für sich, und lächelt die gräber
mark Brandenburg (1909) 150. — prägnant mit
vorüber
der vorstellung der schwierigkeit: die hilfe der Klopstock Messias 6, 425.
musik herbeizuziehen, um an der sandbank der übertragen: vorüberlächelnde sonnenblauheit R.
gelegenheitspoesie vorüberzukommen Immer- H. Bartsch zwölf aus d. Steiermark (1916) 333.
mann 19, 112 B.; so oft in übertragener anwen- — -lachen, sieh das vorhergehende wort: (sie)
dung: ich kann an einem bedenken nicht vor- sahen zu, wie die weiber und die paare vor-
überkommen überlachten Laube (1875) 8, 283. — -lagern, sich:
[Bd. 26, Sp. 1826]
wo er (der landstrich) ... nirgends unter 5 bis 6
u. ä. — -können, zunächst mit ergänzung eines
stunden breit sich längs dem fusze der vorket-
verbums der bewegung: vor dem hause ist ein
solches gedränge, dasz man nicht vorüberkann ten vorüberlagert Ritter erdkde (1822) 3, 1029.
— -lärmen, lärmend vorbeiziehen Campe. — -las-
Campe. — übertragen: ich kann an diesem zwei-
sen, vorüber lassen, ich lasse vorüber, praeter-
fel nicht vorüber u. ä.; nicht vorüber können
mitto Steinbach 1, 984; Campe; fürüberlassen
wird in älterer sprache wie nicht umhin können
teil 4, 1, 1, sp. 926 nur lexikalisch belegt; zunächst
gebraucht; vgl. fürüber 3 a teil 4, 1, 1, sp. 925; zu
im eigentlichen, örtlichen sinne: (knabe, der) von
der einen dort angeführten stelle vgl. noch: nun
seiner arbeit nicht aufsah und ihn unbemerkt
kundte d. Faustus nit fürüber ..., sie zu fragen
vorüberliesz Göthe 24, 256 W.; aber ohne
volksb. v. dr. Faust 49 ndr.; der vater kont nicht
kampf läszt der trupp der verschwornen seinen
vorüber, must, wolt er anders die tochter mit
feind nicht vorüber Heinse 3, 366 Sch.; bestürzt
ehren unter die haube bringen, auff raht guter
stand er still, liesz den wagen vorüber br.
freunde eilen und hochzeit machen Zader bräu-
Grimm dt. sagen (1891) 1, 187; sie wollte mutter
tigams ehrenkranz (1606) 93; könten wier nit
T. nicht unangesprochen vorüberlassen W. v.
vorüber, bestendigster maszen darwieder zu
Polenz Grabenhäger (1897) 2, 205. — freier: das
bedingen verh. d. schles. fürsten u. stände 1, 36
wetter vorüber lassen Steinbach a. a. o.; lieszen unserm schiffe verüber lauffen J. A. v. Man-
keine erndte ... vorüber, wo nicht geweissagt delslo morgenländ. reisebeschreib. (1696) 111
wurde Hippel lebensläufe (1778) 1, 73; liesz den Olearius. — vom schiffe: indessen lief das schiff
heftigsten anfall des schmerzens vorüber vor Kous und Knidus vorüber Bürger 255a
Göthe 21, 134 W.; organe des aufnehmens, die Bohtz. — übertragen auf die strasze: weil sein
nicht ein atom unverzehrt vorüberlassen Laube weg da vorüber lieff Chemnitz schwed. krieg 1
(1875) 1, 216. — auf zeitvorstellungen bezogen: (1648) 230. — im bilde und übertragen, auch von
dann ist die zeit von der art, dasz ich sie immer der zeit und verlauf in der zeit: ehe 24 stund
erst gern eine weile vorüberlasse Göthe IV 21, nach dem fall vorüber lauffen Grimmelshausen
415 W.; ich kann unseres töchterchens geburts- 3, 338 Keller; wir laufen jetzt nur vorüber, und
tag doch nicht vorüberlassen, ohne ... Bismarck durch die welt her; schatten auf erden Herder
br. an s. braut u. gattin 503. — Senden läszt 5, 478 S.; der menschen leben läuft wie der wol-
keine gelegenheit vorüber Freytag (1886) 3, 73. kenzug im sturm vorüber Gerstenberg hamb.
— in älterer sprache unbeachtet lassen, überge- nat.-zeitung 8 dt. lit.-dkm.; (das subjekt) als den
hen: ich hab aber für nothwendig geacht, diesen festen punkt, an welchem die zeit mit allen vor-
theil nicht unbetrachtet fürüber zu lassen stellungen vorüberläuft Schopenhauer 4, 124
Xylander Polybius (1547) 118; doch können wir Gr.;
es nicht ganz unangemercket vorüber lassen, doch ach, es läuft die zeit vorüber
f) so allgemein von abstrakten, meist mit beto- g) in älterer sprache, an etwas vorübereilen, ohne
nung des schnell vorübergehenden, flüchtigen: es zu beachten, ohne darauf einzugehen u. ä.: (sie)
eine vorüberrauschende empfindlichkeit rauschen für uber (an einem satze des Paulus),
Archenholz England u. Italien (1785) 2, 90; sie als brennet yhn der kopff, das yhn der schweis
liebt ... nicht nach vorüberrauschenden sinnli- ausbricht Luther 26, 577 W.; wenn auch ein
chen eindrücken Schubart leben u. gesinn. schwerer punkt fürkommen, hat er darum nicht
(1791) 1, 103; glückliche situationen, die durch bald fürübergerauschet, sondern mit seinen
hofpredigern darvon sich unterredet Grund- gondel von ihr vorüberreiszet Jean Paul 1, 340
mann geschichtschule (1655) 74. H. — -reiten, passare davanti à cavallo füruber
h) ebenfalls in älterer sprache, vorüberrauschen reiten Hulsius (1618) 2, 283a; vorüberreiten,
lassen, etwas nicht beachten, sich um etwas nicht transire, transgredi equo Stieler 1604; Kramer
kümmern, oder es hingehen lassen: so findet man t.-ital. dict. 2 (1702) 329c; Steinbach 2, 273;
auch viel sattsame und verdrossene plapper- Campe: bei seinem flüchtigen vorüberreiten
christen, die lassen solche fundamentalia und Ritter erdkde (1822) 1, 872; im vorüberreiten
doctrinalia fürüber rauschen Pollio v. ewigen Eichendorff (1864) 3, 222; Fontane I 1, 515;
leben (1583) 184b; (dasz der könig) die unbillig- auf dem steckenpferde vorüberreitend Bren-
keiten, so ihm und seiner cron vom keyser tano (1852) 5, 250; sie grüszte ihn, der knecht
begegnet, vorüberrauschen liesze Chemnitz ritt vorüber br. Grimm dt. sagen (1891) 2, 136;
schwed. krieg 1 (1648) 18. — -reisen, fürüberrei- und segnet sich bey zeiten
mit kreuzen rundumher, bisz sie vorüber reiten
sen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; vor- ò fürüberreisen,
Dusch verm. w. (1754) 186.
passare per viaggio Kramer t.-ital. dict. 2 (1702)
an etwas: sie ritten an einem lustwalde vorüber
317c; vorüberreisen Campe: dieweil d. Faustus
Klinger (1809) 3, 183. — seltener mit vor ver-
auch fürüber wolte reysen volksb. v. dr. Faust
bunden: als er vor einem andern galgen vorüber
65 Petsch; da er wuste, dasz der metzler füru-
ritte Zinkgref apophthegmata (1628) 1, 377; (als
ber reysen würde Nigrinus v. zäuberern, hexen
er) mit seinem gefolge vor Wolfenbüttel vor-
(1592) 214; der im sommer vorm wasser vor-
überritt Ranke (1867) 4, 81. — mit dem dat. (s.
über reiset Lehman floril. polit. (1662) 2, 723;
oben 2 a):
den vorüberreisenden fremden Rabener (1777)
seit dreien tagen reit ich ihrem fenster
2, 75; im flüchtigen vorüberreisen Ritter erdkde
vorüber
(1822) 9, 554. — häufig ist das subst. part. präs.: Bauernfeld (1871) 1, 174.
von den vorüberreisenden Prätorius anthro- — -rennen; fürüberrennen fehlt teil 4, 1, 1, sp.
pod. pluton. (1666) 2, 243; Ritter a. a. o. 1, 374. 926; vorbey- ò vorüberrennen, passare correndo
— von zugvögeln: den in der nacht vorüberrei- ò di tutto corso Kramer t.-ital. dict. 2 (1702) 332c;
senden Naumann naturgesch. d. vögel (1822) 2, Campe: rannte er unaufhaltsam ... übers feld an
1, 385. — von der sonne: den letzten häusern vorüber Eichendorff
dasz feld und wiesen, feucht und feist,
(1864) 3, 993. mit betonung, dasz man sich nicht
mit bächlein vil zerspalten,
die sonn, wan sie vorüber reist bei etwas aufhält: obgleich in diesem vorüber-
mit ihrer schön auffhalten rennen (an bildern) wenig genusz ist Göthe III
Spee trutznachtigall (1649) 122. 1, 302 W.; dieses vorüberrennen der feinsten
übertragen: da würden die leser künftig ... bei und geistreichsten fremden und besuchsamei-
der erdkunde vorüberreisen Fr. L. Jahn 2, 337 E. sen, die in drei tagen vergessen sind Jean Paul
— -reiszen: (tiere,) welche die erbarmungslosen 7/10, 320 H. zu pferde: er hielt sich steiff und
naturgewalten wie im taumel dort vorüberris- versetzt dem ersten im vorüberrennen ein sol-
sen Storm (1899) 5, 143. frei: der die hereinhän- chen streich, dasz ... Amadis 238 K. — dem blick
gende freude abbricht, weil ihn seine fliehende des fahrenden gleiten die gegenstände scheinbar
vorüber: grüne gefilde rannten am schnell rol- aus einer vorüberrollenden kutsche Tieck
lenden wagen vorüber Laube (1875) 8, 137; (1828) 17, 205; dann rollte einmal wieder eine
[Bd. 26, Sp. 1831]
vierspännige extrapost rasselnd vorüber Gaudy
doch so gänzlich, still und stumm
(1844) 3, 142. — mit dem akk., s. oben 2 b: öffent-
rennt es mir vorüber (erscheinungen der natur)
liche fuhrwerke aller art rollten unablässig
Göthe 3, 55 W.
unsere wohnung vorüber Johanna
übertragen: dasz er wie spiegelquecksilber alles,
Schopenhauer reise durch England u.
was vor ihm vorüberrennt, fremde charaktere
Frankreich (1818) 2, 97;
und eigne meinungen abfärbend, abschatte Jean
sie sieht nicht, wie vorüberrollt, als von der luft
Paul 1, 229 H.;
getragen,
das glücke musz mich wohl nicht kennen,
im sonnenschein der freudenzug der königlichen
sonst würd es ja nicht neben mir
wagen
wie auf der post vorüber rennen
G. Keller (1889) 10, 47.
Stoppe Parnasz (1735) 231.
rad: mädchen und frauen, an denen das rad vor-
von rinnen entlehntes st. prät., s. teil 8, sp. 808:
über rollte Böhme gesch. d. tanzes (1886) 161. —
dasz, wenns (das glück) einmal vorüberrann,
mans noch von hinten fassen kann von dem im wagen fahrenden: auch sie (frauen)
Rückert (1867) 3, 51. rollen zum theil vorüber in prächtigen karossen
— -rieseln Campe mit beleg: wie sanft rieselst (ohne sich um elend zu kümmern) Abbt verm. w.
du vorüber, kleine quelle Geszner schr. (1777) (1768) 6, 2, 36; an der Fantaisie ... vorüberrollend
1, 108. — -rinnen, im gegensatz zum vorherge- Immermann 20, 51 B. — im freien, bildlichen und
henden verb. vom stillen flieszen eines kleineren übertragenen gebrauch: (gewitter, mit bezug auf
gewässers; für- ò vorüberrinnen, passare calando den donner,) das mit fürchterlichen blitzen und
ò scorrendo Kramer t.-ital. dict. 2 (1702) 362c: wetterschlägen schnell vorüberrollt Heinse 5,
ein mühlbach, der an solchem garten vorüber- 119 Sch. — sterne:
des nachts, wenn über meinem haupt
rinnt Tieck (1828) 4, 80;
die hohen sterne gehn,
(weide,) wo der bach vorüber rinnt
und welt auf welt vorüberrollt,
Hölderlin 1, 141 Litzmann.
ruf ich: du groszes ding!
im bilde und übertragen: jener gewaltige hof- Schiller 1, 348 G.
und prachtstrom (einzug der Marie Antoinette gewässer: er schöpfte ... aus einem vorüberrol-
in Straszburg) war nunmehr vorübergeronnen lenden bache etwas wasser Tieck (1828) 4, 25;
Göthe 27, 244 W.; im bilde: die tollen wellen des academischen
wie mit jedem schlag der wellen
lebens rollen an mir wie an einem felsblock vor-
zeit und glück vorüberrann
über Hebbel br. 1, 71 W. — weiter übertragen:
Lenau 168 Barthel.
und uns rollte nun schon das neunte der jahre an
Gabrielle ... läszt die zeit still an sich vorüber-
dieser
rinnen Wilhelm u. Caroline v. Humboldt br. stelle vorüber (περιτροπέων ἐνιαυτὸς Il. 2, 295)
(1913) 6, 14. — s. auch -rennen. — -rollen Campe, Bürger 198a Bohtz;
trans. (ein fasz vorüberrollen), gewöhnlich aber so nah gerückt sollt es vorüberrollen,
intrans., sehr oft von gefährten aller art: gespräch ein glück, das dann wohl immer sich verliert
Göthe 16, 322 W. von sausen (s. teil 8, sp. 1930) entsprechend von
in besonderer wendung: dasz aber das römische einer mit zischendem geräusch verbundenen, sehr
volk so gewandt gewesen sein sollte, um der- raschen bewegung, dann aber mit aufgabe dieser
lei dunkle andeutungen im vorüberrollen der vorstellung von sehr rascher bewegung
rede zu verstehen, bleibt mir immer rätselhaft überhaupt: der wind ..., wenn er vorübersaust
Grillparzer 16, 97 Cotta. — -rücken, trans. und Novalis 4, 31 Minor; im bilde:
intrans. Campe; intrans. entsprechend dem mili- der hofwind ist vorübergesauset. neid
und rachgier sind verstummet
tärischen sinne von rücken: (sie) lieszen die trup-
Herder 27, 96 S.
pen im parademarsch vorüberrücken Kürnber-
(himmel,) an welchem schwere wolken vor-
ger novellen (1862) 3, 165. — von einem reisen-
übersausten Gaudy (1844) 14, 43. — oft von
den: ich rückte nun an berg um berg, an thal
raschfahrenden wagen und den drin sitzenden,
um thal vorüber
[Bd. 26, Sp. 1832] von reitenden und laufenden: als die kutsche bei
Stifter (1904) 4, 1, 106. — scheinbare bewegung: ihm vorübersausete Holtei erz. schr. (1861) 16,
die vorüberrückenden berge, die vorbeistürzen- 109; mit raschen ... pferden vorübersausend 3,
den bäume, die wegrinnenden felder Jean Paul 88. — eisenbahnzug: ein expresstrain, der ... mit
7/10, 415 H.; rasender geschwindigkeit vorübersauste
seh die bäume hinter bäumen, Fontane I 6, 150. — im schiffe fahrender, zum
wie sie schnell vorüberrücken
dat. vgl. oben 2 a:
Göthe Faust 3877. schrägen masts vorübersause jenen schauerlichen
freier: noch immer ausgemahlte bilder (in einer orten
übersetzung), wo sie schnell vorüber rücken Freiligrath ges. dicht. (1870) 1, 157.
sollten Herder 5, 222 S. — -rudern Campe: geister, gespenster: Faust fühlte den geist an sich
sind nun deine gefährten bei diesen (den sirenen) vorüber sausen Klinger (1809) 3, 161. — über-
vorüber gerudert (παρεξελάσωσιν). tragen von der zeit:
Voss Od. 12, 55 B. (gesetze,) welche kein
— -rumpeln Campe, s.rumpeln teil 8, sp. 1489; vorübersausendes jahrtausend ausweht
dung festgehalten wird: (der geist von Hamlets — -schwanken Campe: lautlos schwankte er
vater) wenn er an der wache vorüberschreiten vorüber Seidel vorstadtgesch. (1907) 162. — mit
... wollte Göthe 41, 2, 257 W.; ein strausz und dem akk., s. oben 2 b:
er schwankt des tages zehenmal
ein casuar ... schritten bedächtig an ihm vor-
mein haus vorüber
über Holtei erz. schr. (1861) 10, 198;
Miller ged. (1783) 216.
glänzend in reihen voran, würdiger sah ich sie nie,
schreiten menschen der vorzeit stattlich und freu- — -schwatzen, mit dem akk., s. oben 2 b:
dig vorüber wir schwatzen oft die mitternacht
des wächters horn zum troz vorüber
Hegner ges. schr. 5, 162.
Gökingk ged. (1780) 1, 131.
alles erhabne und auszerordentliche zeigt sich
vorüberschweben Campe; in mannigfaltiger,
nur einmal in der natur, feyerlich vorüber-
besonders in freier und übertragener bedeutung.
schreitend Heinse 6, 4 Sch. — auch im allgemei-
zunächst entsprechend der eigentlichen bed. von
nen gebrauch wird das wort meist als gewählter
schweben; so von wesen oder personifikationen:
empfunden: ich wollte vorüberschreiten gebühr-
ich (die tonkunst) ... schwebe wie ein harmo-
lich Rückert (1867) 11, 437; er schritt gerade
nisches lüftchen bei ihnen vorüber Herder 15,
so zerstreut wie Friedrich an herrn Kurzmichel
228 S.; vgl. 16, 388; die strafgöttin der antiqua-
vorüber M. v. Ebner-Eschenbach (1893) 14, 55;
denn vorüber schritt (came wandering by) rischen briefe war nicht spurlos
ein schatte wie ein engel Shakespeare Richard vorübergeschwebt Voss antisymb. 2 (1826) 115;
ferne
III. 1, 4.
schwebt die sorge mir nur in leichten wölkchen
übertragen: wie jene heiligen, die blind an der
vorüber
welt vorüberschreiten Watzlik d. pfarrer v. Göthe 1, 298 W.;
Dornloh (1930) 287. — im vorüberschreiten, ein pfand schon warfst du (glück), im vorüber-
schweben, es schwebten berg und thürme vorüber mit dem
aus deinem füllhorn lächelnd mir herab strand
H. v. Kleist 3, 44 E. Schm. W. Müller ged. 195 Hatfield.
das wort wird dann auf den gang übertragen, übertragen in mannigfaltiger anwendung; von
wenn er leicht, gefällig gleitend, nicht in seiner der zeit: ein vorüberschwebender moment Fr.
mechanik deutlich ist, so von tanzenden, dann Schlegel (1846) 6, 69;
überhaupt vom anmuthigen gange der frauen: wie hab ich manche liebe zeit
vorüber lassen schweben
jünglinge und mädchen schweben in reihentän-
Chr. Weise d. grünend. jugend überfl. ged.
zen vorüber E. T. A. Hoffmann 1, 38 Gr.; bunte
38 ndr.
schatten (tanzender) schwebten an den erleuch-
am ohr vorüberschweben; besonders in dem
teten fenstern des vorderhauses vorüber Frey-
sinne des nicht aufgenommen werdens: meine
tag (1886) 4, 70. — (gestalten von frauen,) die
warnung schwebt an deinem ohre vorüber
uns an diesem abend vorüberschwebten G.
Gotter (1787) 3, 435. — vor dem auge des geis-
Forster (1843) 3, 8; ohne eine antwort abzu-
tes, vor der phantasie, im traume u. ä.: der vor-
warten, war sie vorübergeschwebt W. Alexis
ruhe ist d. erste bürgerpflicht (1852) 1, 47; überschwebende gedanke, ihr die hand zu bie-
knüpft ein flüchtiges vorüberschweben ten Göthe 24, 285 W.; wie ein schatten
der empfindung ewig festes band? schwebte die gestalt Corneliens an seiner seele
Schiller 4, 20 G.; vorüber Immermann 6, 42 B.; was nur ... als ent-
hat sies dir denn angethan fernte möglichkeit an ihm vorüberschwebte M.
im vorüberschweben
Meyr erz. aus d. Ries (1868) 3, 190;
Hebbel w. 6, 285 W. da regte phantasie mir manches bild,
auf dem eise: die schätze der erinnrung sichtend, auf,
magisch sich vorüberschweben, und wohlgefällig schwebten sie vorüber
fliehn sich und sich wiederfinden Göthe 10, 346 W.;
Platen 1, 33 R. vorüber schwebten, wie silbern gewölk,
scherzhaft: wenn er, die verschiedenen theater am liebenden auge dir
die geschlechter alle
besuchend, an der verächtlichen boutique vor-
Hölderlin 1, 93 Litzmann.
überschwebte, die man kasse nennt Holtei erz.
[Bd. 26, Sp. 1837]
schr. (1861) 25, 15. — freier, im gegensatze zu in besonderer wendung: in der erzählung walten
ernster bemühung: und schweben an uns ... nur dritte personen
alle menschen seh ich leben,
vorüber J. Grimm kl. schr. 3, 292. — verbindung
viele leicht vorüber schweben,
wenig mühsam vorwärts streben mit dem akk., vgl. oben 2 b:
langsamer schwebt er des tempels
Novalis 1, 173 Minor.
zinne vorüber
vorübergleitende bilder auf der fahrt: von der
Klopstock Messias 9, 2 (vgl. 20, 317; oden
andern seite schwebten wiesen, felder und
1, 189 M.-P.);
hecken leise wechselnd vorüber Eichendorff
(was) unbestimmt, in sich verflieszend,
(1864) 3, 377; meine stirn vorüberschwebt
ich sasz auf hohem maste, schaut über meer und
Grillparzer 4, 50 Cotta.
land,
vorüberschweifen: wenn einzelne versprengte Uhland ged. 2, 272 E. Schm.-H.
räuber hier vorüberschweiften Eichendorff — -schwirren Campe; in eigentlichem sinne laut-
(1864) 3, 346; manchmal blitzte eine brandfackel malend vom fluge, vögeln, insekten, pfeilen: jede
vorüberschweifend durch die fenster 3, 329. frei: fliege, die an ihm vorüberschwirrt Hebbel br.
wie denn manches zufällige, was vielen ... vor- 7, 219 W.;
überschweift, einen tief rührt Bettine Goethes vöglein schnell vorüberschwirrend
briefw. m. einem kinde (1835) 3, 147; (wo) die- Brentano (1852) 1, 467.
ser (Niebuhr) das geistige auge an unsrer es war mir, als ob schon damals ein unsichtba-
geschichte ... nur vorüberschweifen läszt J. rer racheengel vorüberschwirrte erinn. aus Paris
Grimm kl. schr. 3, 191. — -schwellen: (1851) 73; freier dann von schneller bewegung:
(flusz,) des gelbe wellen wie die figuren durch die fenster eines ballsaals
wüst und wild vorüberschwellen auf einen moment nur sich zeigen wollten und
Gregorovius ged. (1892) 13. schnell vorüberschwirrten Brentano (1852) 5,
— -schwimmen, transnatare Reyher thesaurus 365; diese tausende, die in wägen, auf rossen
(1686) o 3b; Campe. im eigentlichen sinne, durch und noch stolzeren füszen da an ihm vorüber-
eigene kraft: ein groszer wallfisch, desgleichen schwirrten Gutzkow (1872) 4, 121. — übertra-
ein hayfisch schwammen bei dem schiffe vor- gen: er hatte den moment vorüberschwirren las-
über G. Forster (1843) 1, 65. — vom flieszenden sen Spielhagen (1877) 6, 481. — (zeichnungen,)
wasser mitgenommen werden: vorüberschwim- auf welchen so viel schönheit und talent vor-
mender leichnam Ritter erdkde (1822) 4, 566. überschwirrte G. Keller (1889) 2, 153. —
— vom winde getrieben: (wasser,) auf dem inseln -segeln, am ufer oder küste her-, hin-, ò für-
goldgelben laubes im hauch des frischen windes übersegeln (fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926) Kramer t.-
vorüberschwammen W. Weigand d. gärten got- ital. aict. 2 (1702) 734b; vorübersegeln Campe;
tes (1930) 380. — übertragen: alle kraftäuszerung zunächst von segelschiffen: japanische junken
ist instantant — vorüberschwimmend Novalis segelten vorüber Ritter erdkde (1822) 4, 612;
2, 195 Minor. — -schwinden, wobei das adv. den (wir sahen) die ganze türkische flotte ... am
sinn des verbums verstärkt: bedauern vergang- Serail vorübersegeln Zschokke (1824) 40, 327.
ner zeit, vorübergeschwundner zustände und — wunderlich daher: das rauschen des vorüber-
empfindungen Göthe 24, 306 W.; (in) jeder vor- segelnden dampfers (auf dem Rhein) Gutzkow
überschwindenden laune Tieck (1828) 19, 451; (1872) 11, 61. — von den auf den schiffen fahren-
(arm- und handbewegungen) nur schnell vor- den: wir segelten ziemlich weit von der küste
überschwindend, schattenhaft Grabbe 4, 218 vorüber G. Forster (1843) 2, 188; so nehm ich
Bl.; dafür im vorübersegeln von eurem strande, was
alles mahnet sie des glückes,
mir gefällt Fouqué d. zauberring (1812) 1, 123.
das uns hier vorüberschwand
— mit dem akk., s. oben 2 b:
Miller ged. (1783) 191.
wie schiffende fühlen,
— -schwingen Campe; refl.: wenn sie das vorgebirge der hofnung vorüberge-
und der reigen schwingt segelt
leicht sich vorüber
Zachariä poet. schr. (1763) 7, 19.
[Bd. 26, Sp. 1838]
war noch nicht vorüber Riemer d. polit.
wolken im vergleich mit schiffen: (wenn ich) gro- maulaffe (1679) 45; mittag war vorüber Göthe
sze wolken wie majestätische schiffe vorüber- 24, 61 W.; sieben jahre waren vorüber Storm
segeln sah Brentano (1852) 5, 269. — beson- (1899) 1, 8;
dere anwendung: (fremdartig gebildete fische) die vorigen tage
tauchten mit dem kopf unter und segelten vor- sind vorüber, du hast das gestern nicht mehr
über Gaudy (1844) 14, 57. Herder 26, 62 S.;
vorübersein, fürüber seyn, abire, elabi, effluere ein peinlich langer monat ist vorüber
Dentzler clavis ling. lat. (1716) 119b; vgl. teil 4, Schiller Maria Stuart 1, 2;
vorüber ist der irdische tag
1, 1, sp. 926; vorübersein ('niedrig, aber deswegen
und du bist wieder mein
noch nicht verwerflich') Campe. — das voraus-
Novalis 1, 12 Minor.
gestellte vorüber wird in der schrift fast niemals
bei unbestimmterem gebrauch kann besonders
mit der verbalform verbunden: sobald die reuter
auf veränderte verhältnisse hingewiesen werden:
vor ihm vorüberwaren Bucholtz Herkuliskus
die zeit ist vorüber, wo man abenteuerlich in
(1665) 173. — das verb. kann in nebensätzen feh-
die weite welt rannte Göthe 25, 188 W.; lange
len: wie disz vorüber, muste ich wieder auffwar-
war die zeit vorüber, wo ein allwaltender wille
ten Grimmelshausen Simpl. 86 ndr.; nachdem
unsre allgemeinen angelegenheiten leitete
der gottesdienst vorüber W. v. Polenz Büttner-
Ranke (1867) 1, v. — mit beziehung auf die uhr:
bauer 1, 5. — bei der räumlichen anwendung wird
es war kaum fünf uhr morgens vorüber Stifter
sehr oft vorgestellt, dasz die bewegung fortgesetzt
(1904) 1, 128; 2 uhr nachmittags war vorüber
wird: indessen war der ganze zug vor uns vor-
H. v. Barth Kalkalpen (1874) 318. — in uner-
über Göthe 25, 109 W.; hier ein wagen, aber
schöpflicher mannigfaltigkeit vom verlauf in der
er ist schon voll, und schon ist er vorüber O.
zeit: der maulbeerbaum schlägt nicht aus, die
Ludwig (1891) 2, 15; die sonne war schon an
kält sey dan vorüber Lehman floril. polit. (1662)
seinem fenster vorüber Fontane I 4, 358;
2, 778; wenn nur der erste empfang vorüber
als nun der zug vorüber war,
zerraufte sie ihr rabenhaar wäre Lessing 2, 165 M.; nachdem die äuszere
Bürger 13b Bohtz; ceremonie vorüber war Klinger (1809) 3, 221;
ich warte hier, sprach er, bis du vorüber bist als der kaffee vorüber war Storm (1899) 1, 83;
Pfeffel poet. vers. (1812) 6, 177. kaum war die hochzeit vorüber G. Keller
mit dem akk., vgl. oben 2 b: kaum da ich sie (die (1889) 2, 72;
hüter) vorüber war, fand ich, den meine seele ihr geistlich fall vorüber ist,
der leiblich kommt in kurzer frist
liebt Göthe 37, 304 W. (da ich ein wenig fur
Opel-Cohn d. dreiszigj. krieg 317;
uber kam hohesl. 3, 4). — bei der beziehung auf
wenn doch vorüber wäre
zeitvorstellungen kann entweder die eben verstri-
die wasserfahrt!
chene gemeint sein oder aber auch weiter zurück- Schubart ged. (1825) 2, 121.
liegende hingewiesen werden: wenn das kleine es ist vorüber, in prägnantem sinne, es ist abge-
stündgen würde vorüber seyn Chr. Weise d. tan oder auch es ist überstanden u. ä.: hernach
polit. redner (1677) 284; die hälffte von der nacht ist es auch vorüber, und ich denke nicht mehr
dran J. E. Schlegel (1761) 2, 304; beruhigt euch! gen Kramer t.-ital. dict. 2 (1702) 894a; vorüber-
es ist vorüber Klinger (1809) 1, 37; und dann springen Campe: ein schöner hirsch sprang an
war es vorüber und vergessen Stifter (1904) mir vorüber G. Keller (1889) 3, 130; ungewöhn-
3, 8; damit (mit der glänzenden stellung) war lich von vögeln:
es nach der aufhebung des regimentes vorüber die vöglein wil (ich) auch laden dar,
wan die fürüber springen
Ranke (1867) 1, 123;
es ist vorüber, ist bestanden Spee güld. tugendb. (1649) 311.
A. v. Droste-Hülshoff (1878) 2, 34. — -sprudeln: (bach) an steinblöcken vorüber
Jean Paul braucht vorübersein im sinne von sprudelnd W. Alexis d. hosen d. herrn v. Bre-
gestorben sein: mich in meinem schönen Mai- dow (1846) 1, 3. — -stapfen, von schwerfälligem
enthal zu lassen, wenn ich vorüber bin (1826) gange: wenn der bauer mit seinen langen bei-
8, 176; vgl. 10, 29. nen an dir vorüberstapft Frenssen Jörn Uhl
[Bd. 26, Sp. 1839] (1902) 348; Campe hat daneben noch vorüber-
vorübersenken, vorüber im sinne von vornüber, stapeln. — -stehen, in seltener anwendung, doch
s. oben 7: mit der mündung (der muskete) etwas wohl in dem sinne von gegenüberstehen:
vorüber gesenckt H. v. Fleming d. vollk. t. sol- dieses sei
dat (1726) 244. — -spazieren, fürüberspatzieren, beweis für meinen glauben gegen jenen,
der mir vorübersteht
passare, far passeggio con passi gravi Kramer
Herder 28, 245 S.
t.-ital. dict. 2 (1702) 853c: (stein,) der mit seiner
deutlich in folgender stelle: ich zweifle nicht,
bequemligkeit vorüber spazierende sich nieder-
dasz das vorüberstehende profil (auf die abbil-
zusetzen einlude P. Fleming dt. ged. 1, 77 L.;
dung hinweisend) jedem gesunden auge nicht
so kriegte ich eine von den hünern, die eben
sogleich einen mann von der äuszersten sanft-
bey mir vorüber spatzierten Grimmelshausen
muth ... darstellen werde Lavater physiogn.
Simpl. 3, 378 Keller. — mit dem dat., s. oben 2 a:
spazier ein stündchen lang dem spiegelglas vor- fragm. (1773) 1, 214. — -stehlen, sich, 'sich heim-
über lich und unbemerkt vorüberbewegen' Campe:
Göthe Faust 2887. wenn alles mit dir lebt und fühlet,
sich sympathienvoll dein fusz
— -sprengen, in scharfer gangart vorüberreiten;
am tausendfusz vorüber stiehlet
vorüber- ò fürübersprengen Kramer t.-ital. dict.
Thümmel reise 2, 145.
2 (1702) 888c; vorübersprengen Campe: Leontin
— -steigen: träum ich nur und steigen in meiner
sei bei dem zuge, ohne ihn zu bemerken, an ihm
erhitzten phantasie diese bilder vorüber maler
vorübergesprengt Eichendorff (1864) 2, 335;
Müller (1811) 2, 90; von Campe als 'niedrig, aber
im augenblicke des vorübersprengens Laube
deswegen noch nicht verwerflich' bezeichnet. —
(1875) 8, 27. — mit dem dativ, vgl. oben 2 a:
-stelzen, von steifem gange:
sprengt in raschen galopp bald diesen, bald jenen
so stelzte stolz und stumm der krongardist
vorüber
an mir vorüber
(jamque hos cursu, jam praeterit illos Verg. Aen. 4,
157) D. v. Liliencron (1896) 9, 201.
Bürger 246b Bohtz. — -sterben, kühne bildung für hinwegsterben:
das alles vorübersterbe,
— -springen, vorbey- ò fürbey, it. fürübersprin-
ist alt und allbekannt vom schiff und den darauf fahrenden: wir seynd
Lenau 248 Barthel. bey dem capo von St. Vincenz fürübergestri-
— -steuern Campe: nachdem wir bei einigen ... chen Kramer t.-ital. dict. 2 (1702) 1005c;
kriegsschiffen vorübergesteuert waren Smidt (ein schiff,) das gleich darauf vorüberstrich
mittheil. aus d. tageb. eines nord. seemannes Triller poet. betracht. (1750) 2, 76.
(1830) 81. — mit dem akk., s. oben 2 b: sie steuer- von den landschaftsbildern, die an den fahrenden
ten ihn (den hafen) nun muthvoll vorüber Rit- vorübergleiten: die hier sehr schönen Donauufer
ter erdkde (1822) 5, 644. — auf das land über- ... strichen an uns vorüber Nicolai reise (1783)
tragen: der muszte mit aller macht und vorsicht 2, 434. — flieszen des wassers: (Oder,) so vor der
an der thüre vorübersteuern Rank erinn. (1896) stadt vorüberstreichet Chemnitz schwed. krieg
189 bibl. d. schriftst. aus Böhmen. — -stolpern, 1 (1648) 59. — vom winde: dasz fön und nord-
ungeschickt, halb fallend sich vorüberbewegen; wind neben einander vorüberstrichen Laistner
freier: als läszt man (in der darstellung der wolfs- nebelsagen (1879) 301. — sehr oft aber auch vom
schlucht) ungeheure drachen, charakteristisch gange des menschen, wobei die vorstellung des
vollgestopft von sie tragenden bengeln, oder gleitens, des unmerklichen oder des fast berüh-
prächtige malereien vorüberstolpern Grabbe 4, rens meist aufgegeben ist, dagegen ist immer ein
208 Bl. — -strahlen: nahes vorübergehen gemeint: bey eines hause
und doch leuchtets oft in diesem raum, etc. heimlich oder geschwind fürüberstreichen
als ob götterglanz vorüberstrahle
Kramer t.-ital. dict. 2 (1702) 1005b; sonsten er
Tiedge (1823) 1, 21. den gesellen wol wirde unberufen vorüberstrei-
übertragen: wenn er anfing zu arbeiten, so chen lassen Moscherosch ges. (1650) 1, 81;
strahlten ideen seiner seele vorüber Jung-Stil- beim flüchtigen vorüberstreichen an einem ...
ling (1835) 1, 484. spiegel Gutzkow d. ritter v. geiste (1850) 4, 61;
[Bd. 26, Sp. 1840]
er strich, so oft er durfte, bei ihren fenstern
vorüberstreichen, für- ò vorüberstreichen, tra-
vorüber Freytag (1886) 5, 92; hinwegzusehen
passare strisciando ò sguizzando Kramer t.-ital.
und still an ihr vorüberzustreichen Winnig
dict. 2 (1702) 1005b; vorüberstreichen Campe;
frührot (1926) 322;
fürüberstreichen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; in man-
siehst du die dirne schlank und leicht,
nigfaltigster anwendung. intrans. in der eigent-
die flüchtig dort vorüberstreicht?
lichen bed. von streichen: das messer streicht Schiller 11, 216 G.;
bei seiner bewegung an wetzsteinen vorüber und wies behend an ihr vorüberstreicht,
Karmarsch-Heeren techn. wb. (1876) 5, 102; da hat am arme sie gewandt und leicht
(bretter,) an denen die vorüberstreichende lufft das lautaufschreiende geschöpf gehalten
sich stoszen ... musz Schönberg ausführl. ber- A. v. Droste-Hülshoff (1878) 2, 243.
ginformation (1693) 2, 109. — vom gleitenden in freiem gebrauch, auch auf abstrakta bezogen;
flug der vögel: (ortolan,) der hier oftmals vor- im bilde: der neid ist ein starcker wind, der nur
überstreicht Zachariä poet. schr. (1763) 1, 345; die hohe bäum umbwirft, bey stauden und
ein schwälblein strich vorüber hecken streicht er vorüber Lehman floril. polit.
Brentano (1852) 2, 102. (1662) 2, 564;
was ist leben?
ein schatten, der vorüberstreicht ichs gleich geacht't, ob du am zaun vorüber-
Schiller 13, 149 G. streifst, oder ob sich ein hund dran reibt Anzen-
von der zeit und dem in der zeit verlaufenden: gruber (1890) 1, 201. — gewöhnlich, aber unbe-
(da) etwas zeit vorübergestrichen sei verh. d. stimmter wie vorüberstreichen, doch ist hier das
schles. fürsten u. stände 6, 183 Palm; (ich fürchte,) nahe vorübergehen noch mehr betont: als sie nun
dasz unsere lebenstage früher vorüberstreichen bei ihm ganz nahe vorüberstreifte E. T. A. Hoff-
briefw. zw. J. u. W. Grimm, Dahlmann u. Ger- mann 6, 181 Gr.; freier: wenn leises huschen
vinus 1, 383; nachdem so viel zeit vorüberge- dienender mägde an seiner thür vorüberstreife
strichen ist Gutzkow (1872) 8, 65; Scheffel (1907) 1, 180. — im flüchtigen vor-
lasz mit gedult die zeit vorüber streichen
überstreifen Tieck (1828) 6, 109; im vorüber-
Grob dicht. versuchgabe (1678) 119. streifen Fouqué d. zauberring (1812) 2, 79; W.
ungeduld über das niebesessene, miszlungene v. Scholz erz. (1924) 364. — gestalten in der
und vorübergestrichene Göthe 27, 26 W. — vor- erzählung: eine person, die im beginne unsrer
überstreichen lassen, ohne zu beachten, zu erzählung flüchtig vorüberstreifte Immermann
benutzen u. ä.: den ihnen gesetzten terminum 6, 105 B.; (die helden) streifen an blutschänderei
vorüberstreichen lassen Chemnitz schwed. nur kaum so vorüber Gervinus gesch. d. dt.
krieg 1 (1648) 198; dasz er einen tag ungezeuget dicht. (1853) 5, 14. vgl.: er ist am gefängnis vor-
hingehen und fürüber streichen lassen Lehman übergestreift, beinahe ins gefängnis gekommen.
floril. polit. (1662) 3, 313; läszt mich dann oft — winde und wolken: kühl streifte er (der wind)
kostbare augenblicke ... ungenutzt vorüberstrei- an uns vorüber G. Forster (1843) 3, 403. vor-
chen Meinecke leben d. generalf. v. Boyen 1, 129. überstreifende wolken, blau dazwischen G.
— freier: lasz er meinen väterlichen rath nicht Büchner nachgel. schr. (1850) 208. — sterne,
vorüber streichen Chr. Weise d. drey klügsten sternschnuppen: einige fallsterne, wie sie in
leute (1675) 73; der fürst liesz an seinem dezem- schöner, klarer nacht vorüberstreifen Göthe IV
bergesicht die warmen lobreden ohne aufzu- 37, 165 W.; berührung: da die leuchtende
schauen vorüberstreichen Jean Paul (1826) 22, schleppe des sterns (eines kometen) an die erde
98; Hohenheim liesz das gerede seines beglei- vorüberstreifen sollte Watzlik d. alp (1923) 336.
ters vorüberstreichen Kolbenheyer Paracelsus — in übertragenem gebrauch, wobei das flüch-
(1922) 2, 294. — mit dem dativ, vgl. oben 2 a: tige betont werden kann: als vorüberstreifender
endlich streicht er mir vorüber
genusz Bettine Cl. Brentanos frühlingskranz
Brentano (1852) 2, 453.
[Bd. 26, Sp. 1841]
(1844) 156.
des blickes vorüberstreifen,
mit dem akk., s. oben 2 b: die grosze waldichte
des seligen moments ergreifen
Amazonnenniederung vorüberstreichend Fall-
Gaudy (1844) 4, 40;
merayer fragm. aus d. Orient (1845) 1, 37.
wohin ein blick der liebe
vorüberstreifen Campe; in ähnlicher verwendung vorüberstreifend traf
wie das vorhergehende wort; bei der beziehung Rückert (1867) 7, 284.
auf den vorübergang kann die eigentliche bedeu- trotz der vier jahrhunderte, welche daran (an
tung von streifen durchschimmern: bisher hab einem bilde) vorüberstreiften Matthisson
erinn. (1815) 4, 63; einige gute wünsche streiften vorüberstürzenden L. v. François d. letzte
an den rollenden rädern (des königs) vorüber Reckenburgerin (1871) 2, 119. — lebloses:
Dahlmann gesch. d. franz. revol. (1845) 375; die und nah und näher stürzt vorüber
das alles überschwemmende gewässer
griechische krone streifte nahe an dem haupte
Göthe 16, 366 W.
seines ältesten sohnes vorüber Gutzkow (1872)
[Bd. 26, Sp. 1842]
9, 15. — wieder mit der vorstellung der berührung scheinbare bewegung: ziehende berge, denen
und reibung: durch die an einander vorüber- hügel nachflattern, stürzen vorüber vor dir Jean
streifenden interessen ... wird man nur zu leicht Paul 7/10, 357 H. — übertragen: im gewühle
verletzt ebda 12, 379. — mit dem akk., s. oben 2 vorüberstürzender ereignisse Zschokke (1824)
b: 1, 151. — -summen Campe, der auch vorüber-
streift gleich der eherne tod
sumsen verzeichnet; von insekten: kleine hum-
öfters die heldenbrust schadlos vorüber
meln summten vorüber Rosegger II 10, 78. —
Mastalier ged. (1774) 65.
eine kugel summte vorüber. — -surren, wie das
vorüberströmen, vorbey- ò fürüberströmen
vorhergehende lautmalend: ein schwarm von
Kramer t.-it. dict. 2 (1702) 1015a; vorüberströ-
men Campe; im eigentlichen sinne: während fliegen surrte an ihr vorüber Anzengruber
(1890) 1, 154. — sie (die radfahrer) surrten an
seine augen dem unaufhaltsamen vorüberströ-
ihm vorüber Ulitz narrenkarosse 15. — -tanzen
men des wassers folgten Storm (1899) 1, 317.
Campe; zunächst in eigentlichem sinne, dann
— auf die luft bezogen: unter dem aussteigen
freier von ähnlicher bewegung: (er) schnitt den
strömte vor meinem gesicht eine ätherische
vorübertanzenden frauenzimmern lächerliche
morgenluft vorüber Jean Paul 1, 17 H. — -stru-
gesichter Eichendorff (1864) 2, 361; eben
deln Campe: der Teverone strudelt im bogen
tanzte Apollonius vorüber O. Ludwig (1891) 1,
vorüber Gaudy (1844) 9, 143. — -stürmen, von
182. — von einer phantasievorstellung in gesuch-
gehenden und reitenden Campe: damit gab er tief
ter wendung:
aufseufzend einen wink und stürmte wild vor-
ein leichenzug ohne trommel und klang unauf-
über Gaudy (1844) 14, 60; während zu seiner
haltsam
linken und rechten die reitermassen ... vorüber- und langsam in meiner seele vorübertanzt
stürmten Laube (1875) 14, 56. — auf einem bilde: Stefan George Baudelaire 101.
in dem raume rechts, den die vorüberstürmen- von bildern, die an dem fahrenden vorüberglei-
den soeben offen lassen Göthe 49, 1, 362 W. ten: die bäume und hecken an der wegseite, die
— übertragen: (ich lasse) krieg und schicksal an an dem fenster (des wagens) vorübertanzten
meinem Spessart vorüberstürmen Heinse 10, Spielhagen (1877) 1, 189. — übertragen: die vor-
331 Sch.; ereignisz auf ereignisz ... stürmte an übertanzenden mythen der homerischen welt
uns vorüber A. Ruge briefw. u. tageb. (1888) 2, Nietzsche (1895) 1, 75;
249. — -stürzen Campe; von heftigster bewegung: vor meinen augen tanzen sie vorüber,
endlich stürzte der student ... unter meinem die frohen tage mit den heitern stunden
baume vorüber, dasz ihm die rockschösze weit Ad. Pichler neue marksteine (1890) 96.
im winde nachflogen Eichendorff (1864) 3, 61; — -tappen, ungeschickt tretend vorübergehen,
ich las sie (eine nachricht) in den mienen der vgl. tappen teil 11, 1, 1, sp. 140: und liesz den
Gorgias vorübertappen Becker weltgesch. jetzt noch gebräuchlich, s. teil 11, 1, 1, sp. 962,
(1801) 3, 106. — -taumeln Campe; frei, in beson- und besonders in älterer sprache üblich, wobei
derer wendung: alles andre ist mückenwerk, das vorübertraben freieren und übertragenen
an einer ehernen säule vorübertaumelt Lenau gebrauch entwickelt; vorübertraben ist 'nicht
briefw. 375 Castle. — -toben Campe: trotz den halt machen' in mannigfacher sinnesfärbung:
stürmen, die an ihm (einem bauwerk) vorüber- hast nit mehr gelt, für uber trab
(1777) 1, 85; bauern ackerten, hirten trieben ihre vorübertrieben W. v. Scholz erz. (1924) 160. — -
heerden vorüber Eichendorff (1864) 2, 11. — treten: aus dem Urosee ... tritt links der Urob-
das objekt ist zu ergänzen: ach am groszen kosakendorfe Uro vorüber zum
da treib ich vorüber, Barqusin Ritter erdkde (1822) 3, 61. — -trinken,
dann blick ich hinüber
gelegenheitsbildung: ich bin ein so ehrlicher ...
zur laube der hirtin hinein
gesell als dieser, warum trinkt er mich vorüber,
Tiedge (1823) 5, 216;
warum übergeht er mich beim zutrinken? br.
und als er (der schäfer) nun mit stillem weh
in jeder früh vorübertrieb Grimm dt. sagen (1891) 1, 59; zum akk. vgl. oben
Uhland ged. 1, 143 E. Schm.-H. 2 b. — -trippeln Campe, mit kleinen, zierlichen
wind, sturm: am folgenden morgen trieb er (der schritten vorübergehen: wie die kleinen scheu
sturm) uns beim cap Stephens vorüber G. Fors- und jüngferlich vorübertrippeln Grillparzer
ter (1843) 2, 342; 10, 238 Cotta; als ein nettes, feines mädchen
treibt der wind von ihrer pforte an mir vorübertrippelte Gaudy (1844) 2, 98. —
wolken staubs behend vorüber freier, schwächliches wesen bezeichnend:
Göthe 6, 26 W. wo rüstig heldenleben längst auf beschwörung
das flieszende wasser als subjekt: um zu sehen, lauscht,
da trippelt man vorüber und schauert, wenn es
was die wasserstrasze eben vorübertreibt S.
rauscht
Brunner erz. u. schr. (1864) 1, 27. — akkus. statt
Uhland ged. 1, 279 E. Schm.-H. mit dem dat., vgl. oben 2 a:
— -trollen, sich: ein fettes schweinchen, das sich jeder dämmernde hain ist ihm ein heiliger
tempel, wo ihm sein gott näher vorüberwallt
lebensfroh vorübertrollt Steub drei sommer in
Hölty ged. 113 Halm;
Tirol (1895) 1, 107. — -tropfen, übertragen: die
dahin wallte sie in leide
zeit ist ein stetes vorübertropfen von augenbli-
mir vorüber jeden tag
cken Jean Paul 48, 142 H. — -trotten Campe; Mörike 1, 170 Göschen.
eigentlich von reitern, doch auch von gehenden: freier: wie ein silbern wölkchen, wallt der
als sie nun traurig beim letzten und gröszten schüchterne mond am hellen tage vorüber Höl-
haus vorübertrotten Blunck sprung über d. derlin 2, 104 Litzmann; wie die wolkenschleier
schwelle (1931) 207. — -wackeln Campe: zwei an dem monde vorüberwallten Spielhagen
dicke frauen wackeln vorüber Castelli (1844) (1877) 1, 7;
10, 188. — -wagen, sich, 'es wagen, vorüberzu- mitleidig siehst du (mond) meine pein,
gehen' Campe. — -wallen Campe, der es der wallst trauriger vorüber
'höheren schreibart' zuweist; eigentlich von pil- Miller ged. (1783) 28;
gern: bis die erd aus der azurnen ferne
wöchnerinnen steh ich bei, wie ein nebelstreif vorüberwallt
pilgern, die vorüber wallen J. D. Falk satiren (1800) 2, 55.
Castelli (1844) 13, 274; übertragen: lasz es (das wort) ungehemmt wie
die pilger mit ihren wirren und buschigen häup- das wetter vorüberwallen Valvasor d. ehre d.
tern
herzogth. Crain (1689) 1, 43; dem das leben zwi-
bei ihrem vorüberwallen werden beschaut
schen arbeit und ruhe ... in einer ungestörten
von mystischen weilern und frommen dörfern
einförmigkeit vorüberwallet Hirschfeld land-
Stefan George übersetz. 1, 108.
leben (1776) 188;
dann in allgemeiner anwendung als wort der
da schreiten die stunden so leise
gehobenen sprache: im lichtstrome walleten
wohl in der nacht,
erhabene gestalten vor ihm vorüber Jean Paul verhüllen auf finsterer reise
3, 52 H.; (er) sah gleichgültigen blickes den zug mit ernstem bedacht
der kirchgänger vorüberwallen M. v. Ebner- in dunkeln falten
die regen gestalten,
Eschenbach (1893) 5, 44;
an denen sie sinnend vorüber wallten
dasz von männern, die vorüberwallen,
nicht die worte in die gruft erschallen Brentano (1852) 5, 272.
[Bd. 26, Sp. 1845]
Hölderlin 1, 56 Litzmann;
— -walten, gelegenheitsbildung, beim vorüberge-
lasz Platons geist vorüberwallen
mit seinem tiefen zaubergrusz hen wirken: wenn er dasjenige, was wir vor-
Lenau 490 Barthel; getragen haben und zunächst mittheilen, in
wie du rings dir im vorüberwallen gemüth und gedanke vorüber walten läszt
pflücktest blätter nach gefallen Göthe 32, 190 W. — -walzen: als die vorüber-
Rückert (1867) 2, 449; walzte, und dem hübschen kinde fast auf den
indes die orgel nun verhallt,
fusz trat Alexis d. Roland v. Berlin (1840) 1, 386.
die sängerin vorüberwallt
— -wälzen: (wogen,) die ihn dürren felsenmau-
Mörike 1, 55 Göschen.
ern vorüberwälzten Tieck (1828) 8, 72, zum dat. kerkerrauch vorüber?
vgl. 2 a; refl.: der zeitstrom wälze sich indesz mit Schubart ged. (1825) 1, 116;
es wandelt der mond
tagen, minuten, sekunden vorüber Schubart
mit den stillen sternen vorüber
br. 2, 158 Strausz; dicker pulverdampf wälzte
E. M. Arndt 3, 19 Rösch-Meisner;
sich zuweilen zusammengeballt vorüber Laube
im windhauch, der die stillen gräser
(1875) 8, 30. — übertragen: wenn alle diese vorüberwandelnd neigt
widersprüche ... sich meinem blicke in gedräng- Mörike 3, 122 Göschen.
ter folge vorüberwälzten Immermann 19, 34 B.; scheinbare bewegung: die sommergefilde wan-
also wälzten sich mir die eilenden jahre vorüber
delten vor ihm vorüber Jean Paul 7/10 H. —
Göthe 50, 279 W. in freier übertragung: zu solchem ... zweck läszt
— -wandeln, als wort der 'höheren schreibart' bei das epos gestalten vorüberwandeln Herder 24,
Campe; das verb. wird jedoch auch, besonders im 237 S.; (das genie) ist eine gegenwärtige oder
eigentlichen sinne, ganz farblos gebraucht; im schnell vorüberwandelnde gottheit Lavater in:
eigentlichen sinne: bei seinem dritten vorüber- schr. d. Goetheges. 16, 130; wenn man die gro-
wandeln (an einem fenster) Tieck (1828) 17, 176; sze weltwirksamkeit ... des freien und tapfern
im vorüberwandeln Eichendorff (1864) 3, 310; volkes seinem geist vorüberwandeln läszt E. M.
dasz er (ein vogel) oft den vorüberwandelnden Arndt schr. für u. an s. l. Deutschen (1845) 1,
so nahe um den kopf fliegt Naumann natur- 469;
gesch. d. vögel (1822) 6, 153; gelobt sei Jesus jedweder tag, den ich vorüber wandlen seh,
Christus! riefen sie, bei mir vorüberwandelnd bezeichnet mein geschick mit einem neuen weh
E. T. A. Hoffmann 2, 42 Gr.; er liesz sie unge- samml. v. schauspielen (1764) 2, 39;
sehen vorüberwandeln G. Keller (1889) 6, 383; hundert monde sind vorübergewandelt
silberrein, unversiegt, dem vorüberwandelnden Klopstock Messias 16, 213.
fremdling vorüberwandelnd, prägnant, flüchtig, bald ver-
sprudelt aus wallendem kies unten am berge der
gehend: (augen, die durch) einen vorüberwan-
quell
delnden zug von leide nicht weniger anziehend
Voss s. ged. (1802) 6, 306;
wurden Storm (1899) 2, 147. — -wandern
der könig wandelt vorüber
an seiner väter gruft Campe; zunächst von solchen, die sich auf einer
Hebbel w. 7, 152 W. fuszreise (wanderung) befinden, dann aber als
mit dem akk., s. oben 2 b: aber der gröszte theil gehobener ausdruck einfach von vorübergehen-
wandelt mit einem unbegreiflich stumpfen sinn den: du wanderst vor einen bach vorüber
... die groszen schönheiten vorüber Johanna Schupp schr. (1663) 232; nicht wie einheimische,
Schopenhauer Fernows leben (1810) 276. — von sondern wie vorüberwandernde Göthe 25, 69
tieren: W.; in der ferne sah ich ... meinen vater vor-
ein hochgeweihetes hirschheer überwandern mit seinem schweren felleisen auf
wandelt langsam vorüber dem rücken G. Keller (1889) 3, 122;
Hölderlin 1, 45 Litzmann. besuchende freundin, so bitt ich,
unbelebtes in wirklicher bewegung: wandre vorüber
wann wandelt unter mir Herder 26, 183 S.;
so erblickt ich auch dich, vorüberwandernd, ... an mir vorüberwehte Storm (1899) 1, 279.
Mykenä von ihr vergessen
E. M. Arndt 6, 61 Rösch-Meisner. wie ein vorüber gewehter windhauch
[Bd. 26, Sp. 1846]
Lenz ged. 127 Weinhold.
ungewöhnlich: in unwillen und bestürzung sah in freier anwendung: es kam ihnen ... oft mit
das volk sie (die österreichischen truppen) vor- erschrecken vor, als wehe der klingende flug
überwandern Zschokke (1824) 9, 140. — mit abgeschiedener seelen vorüber Jean Paul (1826)
dem dativ, vgl. oben 2 a: jetzt wandert mir ein 21, 187; ein goldner falter weht vorüber Stif-
freundlicher pilger vorüber Hölderlin 2, 60 ter (1904) 1, 102;
Litzmann. — übertragen: die schaumkronen der wenn sonnen sich um axen drehn
wogen, die ununterbrochen vorüberwanderten und an der erd vorüberwehn
Vesper d. harte geschlecht 240. — -wanken Schiller 1, 29 G.
Campe; müde, schwankend vorüber gehen: wäh- — -weiden: betrachte die heerde, die an dir vor-
rend die reihen (des heeres) in gespenstischer überweidet Nietzsche (1895) 1, 283;
stille an den sterbenden kameraden vorüber- wo fromm das reh an dir vorüberweidet
Göthe 10, 70 W.; dann freier: vor einem fernen kometen ... zuck-
grabgedanken ten wir vorüber Jean Paul (1826) 56, 148; das
zogen schwarz in mir vorüber spielende verweilen und vorüberzucken der rot-
Müllner dram. w. (1828) 2, 12. betupften fischlein zu beobachten W. Weigand
ι) mit besonderer betonung des flüchtigen: (den) d. löffelstelze (1919) 68. — -zücken, sprachwid-
plötzlich aufsteigenden und schnell vorüberzie- rig intrans. gebraucht:
henden thorheiten G. Forster (1843) 6, 63; das sie wird mit sehnsuchtsblicken
seye nur krankheit und vorüberziehender an euch wie maies wehen
so süsz vorüberzücken
wahnwitz bei ihm Fouqué altsächs. bildersaal
Brentano (1852) 2, 241.
(1818) 2, 82.
— -zwicken, von hasen, schnell vorüberjagen: wie
κ) einzelnes; in älterer sprache nicht beachten
erfahrene jäger weithin auf vorüberzwickende
vom schriftsteller: welcher die stück ... verblü-
hasen schieszen Gotthelf ges. schr. (1855) 7,
met, glosiert und verkert, oder gar stillschwei-
116.
gend fürüberzeucht, als ob er nichts davon
wisse Vergerius des babsts kindbet (1560) b 2b. 9) zusammenfassung; mit dem dat. in örtlicher
anschauung (s. oben 2 a) verbinden sich vorüber-
— mit dem dat. verbunden in örtlichem sinne,
eilen, -fliegen, -fliehen, -hüpfen, -huschen,
vgl. oben 2 a: (da) Kain der Thirza, der er gemal,
-kleppern, -quellen, -rauschen, -reiten, -sausen,
liebling und bruder erschlagen, vorüberzeucht
-schiffen, -spazieren, -sprengen, -streichen,
Herder 6, 169 S. — übertragen:
die wölln armut fliehen, -wallen, -wälzen, -wandern, -ziehen, mit dem
dem kummer wöln fürüber ziehen, akkus. in gleichem sinne (vgl. oben 2 b) vorüber-
verlieren dadurch die freiheit holdt eilen, -fahren, -fliegen, -fliehen, -gleiten, -jagen,
B. Waldis Esopus 1, 82 Kurz. -kommen, -lächeln, -rollen, -schwanken,
vorüberzittern Campe: -schweben, -segeln, -sein, -streichen, -streifen,
lausch ich des hügels leisem quell,
-treiben, -trinken, -wandeln. — als kühnere
der, dunkel hier, dort silberhell,
zusammensetzungen sind zu beachten vorüber-
wie der west die zweig erschüttert,
rasch ins thal vorüberzittert blühen, -denken, -glühen, -grinsen, -hören,
Voss ged. (1802) 6, 217. -jubeln, -keifen, -klagen, -klingeln, -klingen,
— -zucken, zunächst von schärfster, blitzartiger -knixen, -lächeln, -lachen, -leben, -leuchten,
bewegung: ein glühender blitz zuckte vorüber -quellen, -raufen, -schimmern, -schlagen,
Gotthelf ges. schr. (1855) 3, 48; als ob ein jäher -schmettern, -schreien, -schwellen, -sterben,
feuerschein wie eine stichflamme an den -tönen, -träumen, -weinen, -welken, -wettern,
beschlagenen fenstern vorüberzuckte W. Wei- -zittern. — zu 7 (vorüber im sinne von vorn-
gand d. rote flut (1935) 24; im bilde: über, vgl. vorüberlegen, -senken.
denn warum riefen die allmächtigen 10) vorüber als erstes glied in zusammensetzun-
aus ihren tiefen einen strahl wie diesen, gen mit einem subst. (s. vorübergänglich); vor-
so er vorüberzuckend hinter sich
überfahrt, f. Campe: wenn denn gar selten so
nur nacht und öde lassen sollte?
viel dünste und dämpfe bei währender trajec-
Immermann 19, 207 B.
tion (oder vorüberfahrt) zusammenstoszen, rohe sculpturen von hohem alter, wenn auch
dasz so viel kometenkerne daraus formirt wer- nur im vorüberfluge, gesehen zu haben Ritter
den möchten Er. Francisci d. eröffnete lusthaus erdkde (1822) 9, 968; es hätte nicht viel gefehlt,
(1676) 1226; vorüberfahrt an Timbuctu (auf dem so hätte ich sie im vorüberflug an mein herz
Niger) Ritter erdkde (1822) 1, 1075; während gezogen Gutzkow d. ritter v. geiste (1850) 6,
der vorüberfahrt des zuges Lueger lex. d. ges. 357; nicht flüchtig und im schnellen vorüber-
technik (1894) 7, 901; fluge hat er (Görres) land und leute betrach-
ich habe doch genug des schönen aller art tet bei Görres (1854) 5, 346;
auf dieser eiligen vorüberfahrt gewahrt als auf seinem kühnen zuge
Rückert (1867) 8, 633. er (Ferdinand) aus Böhmen brach hervor,
— -flug, m. , im eigentlichen sinne: auf den vor- streift er im vorüberfluge
bis an seines Braunschweigs thor
überflug der vögel achten Campe; nur ein finke,
Rückert (1867) 1, 83.
wie in eiligem vorüberfluge, schlug nahe an
[Bd. 26, Sp. 1851]
unserem wege seine vollen töne an G. H. v. dann verblassend: nichts ist so nützlich, das im
Schubert selbstbiographie 2 (1855) 266; vorüberfluge nutzen gäbe Bode Montaigne
sanft, wie vom vorüberfluge
(1793) 6, 369; durch eine an mehrern stellen im
eines engels, weht die luft
vorüberfluge angedeutete und durchschim-
Tiedge (1823) 4, 79;
mernde vergleichung Fr. Schlegel (1846) 3,
in kühner übertragung: sie hatte solche weder
126; dienste, welche nur im vorüberfluge den
dem vorüberflug ihrer funkelnden augen, noch
leistenden vortheile abwerfen Gutzkow (1872)
den gleich vergänglichen tönen ihres mundes
9, 115. — -flusz, m. , ungewöhnlich, als vorgang:
zu verdanken Thümmel reise 10 (1805) 395. —
(der strom nimmt) an seinem vorüberflusz bei
am häufigsten wohl in der verbindung im vor-
Ooch an breite bis 800 schritt zu Ritter erdkde
überfluge, womit ein augenblick des vorüberei-
(1822) 7, 40.
lens bezeichnet wird, entweder mit festhaltung
vorübergang, m. Campe; vgl. fürübergang teil
einer räumlichen anschauung oder freier ohne
4, 1, 1, sp. 926 (nur ein beleg aus Schupp); ent-
diese; nahe der eigentlichen vorstellung: blitze,
sprechend dem eigentlichen sinne von 'gehen':
welche durch die finsternis fuhren und im vor-
sein beinkleidchen und sein röckchen und alles
überflug eine theure gegend erleuchteten Gutz-
salzte die weiber im hause blosz durch den vor-
kow (1872) 6, 292;
es ist ein land voll träumerischem trug, übergang (des trägers) zu Lothischen salzsäulen
auf das die freiheit im vorüberflug ein Jean Paul I 6, 86 akad.-ausg.; (ein gaun-
bezaubernd ihren schatten fallen läszt erzeichen) zeigt den vorübergang und die zahl
Lenau 80 Barthel. der vorübergezogenen genossen an Avé-Lalle-
auffallend von einer schwimmenden meermu- mant (1858) 2, 63; gott grüsz dich, krämerin,
schel: sprach sie im vorübergang br. Grimm dt. sagen
gliedmaszen blieben ihm frei immer noch genug,
(1891) 2, 115; (der) die arme ausbreitete, um ihr
zu haschen einen raub auch im vorüberflug
den vorübergang zu wehren W. Weigand d.
Rückert (1867) 8, 429.
ewige scholle (1927) 406;
von menschen: (er behauptet,) an felswänden
hüpfen möcht ich vor freuden, gedenk ich der bli-
cke voll anmuth, (1824) 30, 163. — hiervon abgeleitet vorübergän-
wenn im vorübergang mich zärtlich vom fenster
ger, m., der vorübergehende, fürübergänger fehlt
sie grüszt
teil 4, 1, 1, sp. 926: damit es (ein tier) die fürüber-
Hegner ges. schr. 5, 250.
gänger anlokket und nachmals ertapfet Neuhof
freier dann von bewegung aller art: bei dem vor-
d. gesantschaft (1666) 27b; dasz die vorübergän-
übergange der cometen vor einem sterne A. v.
ger genöhtiget werden, stille zu stehen Zesen
Humboldt kosmos (1845) 1, 110; (rollbrücken,)
beschr. d. stadt Amsterdam (1664) 235; als in der
welche ... beim vorübergange des gestelles in
nähe der ersten stadthäuser vorübergänger ihn
den schachtstosz hineingedrückt werden Kar-
scharf ansahen Hans Grimm volk ohne raum
marsch-Heeren techn. wb. (1876) 1, 408;
(1928) 1, 176. — vorübergänglich, adv. , im vor-
(dasz) ein gestirne dem andern
ruf im vorübergange: da liegt er gestürzt, der übergange, nebenher: unsere hofdamen ...
empörer erzählten davon, doch nur vorübergänglich
Klopstock Messias 5, 28. Göthe IV 42, 71 W. — dagegen im sinne von
besondere wendung: (eine frau) habe beim vor- 'für eine zeitlang, vergänglich':
übergange der leiche die worte gesungen ... wenn diesem nicht die götter, wie sie öfter tun,
für wenige zeit nur wundernswürdige gestalt,
Brentano (1852) 5, 67. — die verbindung im vor-
erhabnen anstand, liebenswerte gegenwart
übergang übergehend in die übertragene bedeu-
vorübergänglich liehen, wird ihm jedesmal,
tung: was er beginnt, gelingen Faust 9185.
und wenn ich glühend weinte,
— -geher, m. :
verzweiflung mich zu singen zwang,
wo manche störung und beschwerde
da lobten mich die freunde
ihm schufen die vorübergeher
hohnlächelnd im vorübergang
Rückert (1867) 2, 173.
Brentano (1852) 1, 486.
[Bd. 26, Sp. 1852]
übertragen zur bezeichnung geringer beachtung — -gehung, f. , übertragen, wie sonst überge-
oder im sinne von nebenher: von welcher (der hung: mit vorübergehung der eignen sage bei
römischen verfassung) wir nicht schlechtlich, Fr. Schlegel dt. museum 4, 374; mit vorüber-
noch wie in einem fürübergang reden Xylan- gehung der regierung das volk in den gemein-
der Polybius (1574) 49; und musz ich solches den aufzustiften Zschokke (1824) 1, 170. —
im vorübergang erinnern, damit ichs hernach -haster, m. , eilig vorübergehender:
nicht vergesse Widerhold beschr. d. sechs rei- dein sonnenschirm trifft ab und zu das pflaster,
sen (1681) 1, 269b. — von der zeit und dem ver- ein klang im lärme der vorüberhaster
lauf in der zeit: D. v. Liliencron (1896) 8, 77.
merkt den vorübergang der theuren stunden nicht — -groszvater, m. , urgroszvater: so wisse, dasz
Dusch verm. w. (1754) 349. mein vorübergroszvater ein vornehmer bürger
wie verwundungen in der starrsucht erst nach in Kronstadt gewesen quellen zur gesch. d. stadt
dem vorübergang der letztern schmerzen Jean Kronstadt 5, 626. — -lauf, m. (fürüberlauf fehlt
Paul 3, 62 H.; den glücklichen vorübergang der teil 4, 1, 1, sp. 926), ein rasches vorübergehen,
operation Brentano (1852) 8, 285; (sie) erwar- auch übertragen: trascorso, passato durchgang,
teten nur vorübergang der gefahr Zschokke füruberlauff Hulsius (1618) 2, 418b; sie haben
das nur im fürüberlauff (obenhin, beiläuffig) Stör geistl. schimpf u. ernst (1602) b 6.
gemeldet Aler dict. (1727) 1, 814a; — -wanderer, m. : auf den platz, wo ein erschla-
nichts achtet es der baum, fest umwurzelt, tief gener gefunden wurde, warf jeder vorüberwan-
gegründet,
derer einen stein Fr. L. Jahn 1, 328 E. — -zug,
wan ein reglein sich anfindet
m.; fürüberzug fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; im ört-
und ein kleiner wind herweht: jenes frischet ihn
nur auf, lichen sinne: beim vorüberzug hält der falsche
dis ist ein vorüberlauf Demetrius an Schiller in: schr. d. Goetheges.
Schottel vor 9, 201; (er) vermied bei seinem vorüberzuge ...
J. v. Glasenapp evang. weinberg (1651). die stadt, weil die pest darin wüthete Ritter
— -läufer, m. , schnell vorbeieilender: für den erdkde (1822) 8, 528;
unverständigen vorüberläufer ward sie (die par- jetzt ein verrätherischer strand,
wo im vorüberzug die kaufmannsschiffe weilen
thische schrift) ohne das nicht in den palast
Schiller 6, 348 G.
gesetzt Herder 24, 469 S. — -passierung, f. ,
dunkle oder lichte schatten, die im vorüberzuge
in der folgenden stelle zeitlich: welcher mensch
etwas wie eine absicht des dunklen gottes
langsam und mit fürüberpassierung (fehlt teil
offenbarten W. Weigand d. gärten gottes (1930)
4, 1, 1, sp. 926) eines tags nach dem andern zu
366. — von tieren: an der dorffrüde bellen des
willen ist, der thuts nit von hertzen Lehman
wolffs füruberzug zu erkennen Sebiz feldbau
floril. polit. (1662) 4, 160. — -reise, f. : (stelle,)
(1579) 629. — in freier anwendung: Walt heftete
von der auch Eli Smith bei seiner vorüberreise
das von dem vorüberzuge unsers malenden und
als einer vulkanischen sprechen gehört Ritter
gemalten lebens gerührte seelenauge auf den
erdkde (1822) 15, 890; aufforderung, einen alten
wetterscheidenden berg Jean Paul 20/23, 250
kriegskameraden bei dessen vorüberreise einen
H.
augenblick zu sprechen Laube (1875) 14, 212. —
-ritt, m. : der einzige reisende, der ... diese orte
im flüchtigen vorüberritte besucht hat Ritter
erdkde (1822) 15, 893. — -schiffung, f. , fürüber-
schiffung, praeternavigatio Stieler 1792; im
transitiven sinne von vorüberschiffen:
gravamina ... wegen der vorüberschiffung und
niederlage des herings Micrälius altes Pommer-
land (1640) 587; dagegen intrans.: bei unser vor-
überschiffung von Hali Ritter erdkde (1822) 12,
192. — -seglung, f. : wo man seit 1816 kein ande-
res europäisches schiff wieder gesehen hatte,
seine vorüberseglung ... aber noch in frischem
andenken war Ritter a. a. o. 4, 544. — -trab, m. ,
vorüberzug:
sobald er den vorübertrab
Christi und seines volcks vernam