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Hugo Blanco Galdós

Hugo Blanco Galdós (* 5. November 1934 in Cuzco) ist ein


peruanischer Bauern- und Gewerkschaftsführer, trotzkistisch
orientierter Politiker, ehemaliger Guerillakämpfer und politischer
Autor. Eine führende Rolle spielte er in der Confederación
Campesina del Perú (CCP) bei der Landumverteilung in den Anden.

Inhaltsverzeichnis
Leben Hugo Blanco Galdós, 2019
Privatleben
Werke
Weblinks
Einzelnachweise

Leben
Hugo Blanco wuchs im Quechua-Dorf Huanoquite (Provinz Paruro, Departamento Cuzco) zweisprachig mit
Spanisch und Quechua auf. In seiner Kindheit erlebte er, wie der Hacendado einem Peón mit glühendem
Eisen ein Brandzeichen am Hintern versetzte. Mit zehn Jahren kam er erstmals in Kontakt mit einem
indigenen Bauernführer.

Hugo Blanco studierte in Cuzco am Colegio Nacional de Ciencias und ab 1954 in La Plata in Argentinien
Landwirtschaft. Hier kam er in Kontakt mit dem Trotzkismus und beteiligte sich 1955 am Widerstand gegen
den Militärputsch gegen die Regierung von Juan Perón.

Nach seiner Rückkehr nach Peru trat er in Lima der Revolutionären Arbeiterpartei (Partido Obrero
Revolucionario, POR) bei und beteiligte sich 1958 an Demonstrationen beim Besuch des US-
amerikanischen Vizepräsidenten Richard Nixon. Auf Grund zunehmender Repression verlegte die POR bald
darauf ihren Sitz nach Cuzco.

Als Vertreter der Zeitungsverkäufergewerkschaft (Sindicato Único de Vendedores de Periódicos) wurde


Blanco Mitglied des regionalen Gewerkschaftsverbandes von Cuzco (Federación Departamental de
Trabajadores del Cusco). Später trat er als Landarbeiter der Landarbeitergewerkschaft in Chaupimayo
(Sindicato de Campesinos de Chaupimayo) in der Provinz La Convención bei, als deren Delegierter er im
März 1961 Mitgründer des regionalen Bauernverbandes von Cusco (Federación Departamental de
Campesinos del Cusco) war und in die Versammlung des peruanischen Bauernverbandes Confederación
Campesina del Perú gewählt wurde.

Die indigenen Bauern mussten auf den Haciendas im Gegenzug dafür, dass sie ein Stück Land bebauen
durften, ohne Bezahlung für den Hacendado arbeiten. Blanco förderte die Gründung von
Landarbeitergewerkschaften. 1962 vereinigte sich die POR mit Teilen der Peruanischen Kommunistischen
Partei (Partido Comunista Peruano, PCP) und der Revolutionären Agrarpartei (Partido Agrario
Revolucionario) zur Front der Revolutionären Linken (Frente de Izquierda Revolucionaria, FIR). Die
Bauern in La Convención forderten das Ende der Menschenrechtsverletzungen und begannen 1962 dann
auch, durch Landbesetzungen unter der Parole Tierra o muerte („Land oder Tod“) ihre Ländereien
zurückzufordern. Während im Verlauf des Bauernstreiks für den Großgrundbesitzer keine Arbeiten mehr
verrichtet wurden, bearbeiteten die Bauern ihre eigenen, in Besitz genommene Parzellen. De facto führte
dies unter der Leitung der FIR zur ersten, regional begrenzten Landreform in der Geschichte Perus, bei der
die besetzten Ländereien an die Dorfgemeinschaften rückübertragen wurden. Zur Finanzierung der
Bauernbewegung überfielen Kämpfer der FIR in Lima eine Bankfiliale der Banco de Crédito. Die
Regierung ging polizeilich gegen die Bauern vor und verhaftete FIR-Aktivisten, ohne jedoch die
Vertreibung der Hacendados verhindern zu können. Blanco, der an den Aktionen der Bauern führend
beteiligt war, wurde 1962 zum Generalsekretär des Bauernverbandes der Provinz La Convención gewählt.
Präsident Manuel Prado y Ugarteche verfügte per Dekret die Abschaffung der Zahlung des Pachtzinses
durch Arbeit, was jedoch die Forderungen der Bauern nur teilweise erfüllte.

Der im Juli 1962 durch einen Militärputsch an die Macht gelangte General Ricardo Pérez Godoy beschloss,
die Bauernbewegung von Cusco militärisch zu unterdrücken, erließ aber gleichzeitig Ende 1962 ein
Landreformgesetz für die Provinzen La Convención und Lares, mit dem die Landnahme der Bauern
legalisiert wurde. Unter der Leitung von Hugo Blanco bewaffneten sich Bauern in Chaupimayo und bildeten
die Guerillaeinheit Brigada Remigio Huamán (benannt nach einem von der Polizei erschossenen Bauern),
doch wurde der Gruppe durch die Landreform und die damit verbundene Erfüllung der Forderungen der
Bauern in der Region die Unterstützung entzogen. Bereits im Mai 1963 wurde die Gruppe zerschlagen und
Blanco inhaftiert. Er wurde in Arequipa vor ein Militärgericht gestellt und wegen Verrats am Vaterland
angeklagt. Ein Angebot der Ausweisung unter der Bedingung zu schweigen lehnte er ab. Er wurde zu 25
Jahren Haft verurteilt, doch ging die Staatsanwaltschaft, welche die Todesstrafe forderte, in Berufung.
Weltweite Unterstützer, darunter Amnesty International Schweiz, leiteten eine internationale Kampagne
gegen ein drohendes Todesurteil ein, bei der unter anderen Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir eine
wichtige Rolle spielten. Nach drei Jahren Untersuchungshaft wurde Hugo Blanco 1966 endgültig zu 25
Jahren Haft verurteilt und auf die Gefängnisinsel El Frontón verbracht. Dort schrieb er sein Buch Tierra o
Muerte („Land oder Tod“).

Der 1968 durch Putsch an die Macht gelangte reformorientierte General Juan Velasco Alvarado bot Hugo
Blanco die Freiheit unter der Bedingung an, bei der Durchführung des von seiner Regierung 1969 für ganz
Peru erlassenen Landreformgesetzes mitzuarbeiten. Andere bis dahin inhaftierte Bauernführer taten dies.
Hugo Blanco lehnte jedoch ab und warf der Regierung vor, dass die Ländereien der enteigneten
Großgrundbesitzer nicht den bäuerlichen Gemeinschaften, sondern der staatlichen Bürokratie unterstellt
würden. Dennoch wurde Hugo Blanco 1970 freigelassen, wegen seiner Opposition aber 1971 nach Mexiko
ausgewiesen. Hier veröffentlichte er 1971 sein Buch Tierra o Muerte. Er zog weiter nach Argentinien, wo er
unter der Militärregierung inhaftiert und sodann nach Chile ausgewiesen wurde. Unter der Regierung der
Unidad Popular unter Salvador Allende wirkte Blanco in der Organisation der Industriegürtel (Cordones
Industriales). Nach dem Putsch von Augusto Pinochet nahm ihn der schwedische Botschafter Harald
Edelstam auf und ermöglichte ihm so politisches Asyl in Schweden. Hier arbeitete er einige Zeit bei der
schwedischen Entwicklungsbehörde Sida, wo er angehenden Entwicklungshelfern Spanisch- und Quechua-
Unterricht erteilte. Später arbeitete er in einem Industriebetrieb in Stockholm.

1976 kehrte Blanco in das nunmehr von General Francisco Morales Bermúdez regierte Peru zurück. Hier
trat er für die Partei Frente Obrero Campesino, Estudiantil y Popular (FOCEP) bei den Wahlen zur
verfassungsgebenden Versammlung an und nutzte hierbei seine Sendezeiten im Fernsehen für einen
Streikaufruf des Gewerkschaftsverbandes Central General de Trabajadores del Perú (CGTP) gegen
Sozialkürzungen. Infolgedessen wurde er im Rahmen des Plans Condor nach Argentinien ausgewiesen. Bei
den Wahlen errang er trotzdem die meisten Stimmen der Linken, woraufhin ihm wieder die Einreise nach
Peru gestattet wurde.
Von 1980 bis 1985 war Blanco Abgeordneter für die trotzkistische Revolutionäre Partei der Arbeiter
(Partido Revolucionario de los Trabajadores, PRT) und gleichzeitig Sekretär für Menschenrechte bei der
Confederación Campesina del Perú (CCP) sowie Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte im
Abgeordnetenhaus. 1983, als der Bewaffnete Konflikt in Peru auf seinem Höhepunkt war, bezeichnete er
den General Clemente Noel, Militärchef der Region Ayacucho, als Mörder. Auf Grund dessen wurde er aus
der Parlamentssitzung ausgeschlossen.[1] Von 1985 bis 1990, als er Organisationssekretär der CCP war,
gingen im Departamento Puno 1.250.000 ha Land ins Eigentum indigener Dorfgemeinschaften (Quechua,
Aymara) über.

Später war Blanco in der Organisation von Bauernmilizen (Rondas Campesinas) im Norden Perus aktiv und
nahm an einem Bauernstreik in Pucallpa teil. Von 1990 bis zur handstreichartigen Auflösung des Parlaments
durch Alberto Fujimori 1992 war er Abgeordneter für die Vereinigte Linke (Izquierda Unida). Nachdem er
1992 von Mordplänen sowohl vom peruanischen Staatssicherheitsdienst als auch vom maoistischen Sendero
Luminoso erfahren hatte, floh er mit seiner Frau und zwei Kindern nach Mexiko, wo er politisches Asyl
erhielt.[2][3] 1997 kehrte er nach Peru zurück.

2002 erlitt Hugo Blanco während eines Besuches in einer Dorfgemeinschaft in der Region Cusco eine
Blutung im Gehirn. Auf Grund internationaler Unterstützung konnte er in Mexico-Stadt behandelt werden,
wo er bis 2003 im Krankenhaus blieb.

Hugo Blanco ist Leiter der in Cusco ansässigen Monatszeitung Lucha Indígena / Llapa Runaq Hatariynin
und gehört der Redaktion der 2006 gegründeten internationalen politischen Zeitschrift Sin Permiso an.

Privatleben
Hugo Blanco heiratete in den 1950er Jahren Vilma Valer Delgado aus Apurimac, mit der er eine Tochter hat.
Seine 1959 geborene älteste Tochter Carmen Blanco Valer ist Umweltaktivistin in Schweden. Insgesamt hat
Hugo Blanco zwei Töchter und vier Söhne.

Werke
Hugo Blanco: Tierra o muerte: las luchas campesinas en Perú. Siglo XXI Eds., Ciudad de
México 1972.
Hugo Blanco: Workers and Peasants to Power! A Revolutionary Program for Peru. Pathfinder,
New York 1978.
Hugo Blanco: Nosotros los Indios, 2003, dt.: Wir Indios. Der Kampf der Indígenas gegen
rassistische Unterdrückung und die Zerstörung ihrer Umwelt. Neuer ISP-Verlag, Karlsruhe
2011.

Weblinks
Autobiographie (http://movimientos.org/es/cloc/ccp/show_text.php3%3Fkey%3D2164) auf der
Seite der CCP (spanisch)
To survive, we must go back to our roots. Historischer Aufsatz von Hugo Blanco, 20. April 2013
(http://www.luchaindigena.com/2013/04/to-survive-we-must-go-back-to-our-roots/) auf Lucha
indígena / Llapa Runaq Hatariynin (englisch)
Biographie (http://www.mcnbiografias.com/app-bio/do/show?key=blanco-galdos-hugo) auf
MCNBiografias.com (spanisch)
Biographie (https://www.marxists.org/espanol/enciclopedia/people/b/l.htm) im Marxists Internet
Archive (spanisch)
Gert Eisenbürger: Ein sympathischer Radikaler – der peruanische Revolutionär Hugo Blanco
(http://www.sozonline.de/2012/07/ein-sympathischer-radikaler/) (SoZ, Juli 2012,
Erstveröffentlichung ila, Nr. 356, Juni 2012)

Einzelnachweise
1. Robert Jackson Alexander: International Trotskyism, 1929-1985: a documented analysis of the
movement. 1991. S. 645.
2. Mexico granted political asylum to Peruvian senator. Latin American Business News Wire
Notimex/Federal News Service, 8. Juli 1992.
3. Peruvian political crisis: summary of events, 8. April 1992, Notisur-South American &
Caribbean Political Affairs Latin American Database/Latin American Institute, 22. April 1992.

Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hugo_Blanco_Galdós&oldid=194732917“

Diese Seite wurde zuletzt am 8. Dezember 2019 um 12:49 Uhr bearbeitet.

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