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Grundlagen des
Investmentfonds-
geschäftes
7. Auflage
Edition Frankfurt School
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/16192
Wolfgang Raab
(Hrsg.)
Grundlagen des
Investmentfondsgeschäftes
7. Auflage
Hrsg.
Wolfgang Raab
BVI Bundesverband Investment
und Asset Management
Frankfurt am Main, Deutschland
Springer Gabler
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2015, unveränderter Nachdruck 2019
Ursprünglich erschienen im Frankfurt School Verlag, Frankfurt am Main, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2012, 2015
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Vorwort zur siebten, komplett über-
arbeiteten Auflage
Die neue Auflage dieses Grundlagenwerks ist auch für Besitzer früherer
Ausgaben unverzichtbar. Auch wenn ein Aktienfonds weiterhin ein Aktien-
fonds ist, das neue Grundgesetz für Fonds, das Kapitalanlagegesetzbuch
(KAGB) hat für alle die Karten neu gemischt – gewissermaßen die Big
Bang Theory für Fonds.
Neben den klassischen Investmentfonds sind nun erstmals auch geschlos-
sene Fonds gesetzlich geregelt. Sie sind ebenso als „AIFs“ (Alternative
Investmentfonds) dabei, wie auch die Fonds, die nicht von der 30-jährigen
europäischen OGAW-Richtlinie, sondern vom deutschen Investment-
gesetz erfasst wurden. Das KAGB ist infolge der Finanzmarktkrise ent-
standen, getragen von dem Gedanken des verstärkten Anlegerschutzes
durch Regulierung. Warum es dabei die Anleger auch schützt, dass eine
Kapitalanlagegesellschaft nun Kapitalverwaltungsgesellschaft und eine
Depotbank jetzt Verwahrstelle heißt, weiß sicherlich der Gesetzgeber.
Das Buch ist komplett aktualisiert (auch wenn etwa beim Steuerteil die
2014er Formulare erst nach Redaktionsschluss erschienen sind). Sie halten
nun also die Version 2.0 der „Grundlagen“ in der Hand. Die nächste
Aktualisierung wird sich dann wieder auf kleinere Punkte beschränken
können. Entsprechend tätigen Sie mit dem Kauf dieses Buchs ein gutes
Investment.
Ich bin weiterhin nicht auf Facebook zu finden, aber die bekannte Mail-
Adresse investment-raab@gmx.de gilt weiter für Ihre Anregungen und
Kritik.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Lektüre!
Wolfgang Raab
Vorwort zur ersten Auflage
Investmentgesellschaften gibt es in Deutschland seit mehr als 50 Jahren,
ein Buch über die Grundlagen des Investmentfondsgeschäfts fehlte aber
bislang.
Das vorliegende Werk schließt diese Lücke. Es verfolgt verschiedene
Ziele:
Vorwort zur siebten, komplett überarbeiteten Auflage VI
1 Investmentfonds in Deutschland –
eine dynamische Erfolgsgeschichte .................................. 1
1.1 Ursprünge der Investmentidee ............................................ 1
1.2 Mitarbeiter der Investmentbranche ..................................... 9
1.3 Investmentfondskaufmann/Investmentfondskauffrau ......... 10
1.3.1 Entstehung eines neuen Berufs ........................................... 10
1.3.2 Ausbildungsinhalte .............................................................. 11
1.3.3 Investment-Fachwirt und Investment-Lehrstuhl ................. 14
3 Verwahrstelle ..................................................................... 55
3.1 Verwaltung von Anteilen .................................................... 56
3.2 Anlegerschutzfunktion ........................................................ 57
4 Fondstypen ......................................................................... 61
4.1 Aktienfonds ......................................................................... 63
4.1.1 Internationale Aktienfonds .................................................. 64
4.1.2 Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland ............. 64
4.1.3 Europäische Aktienfonds .................................................... 65
4.2 Länder- und Regionenfonds ................................................ 66
4.3 Emerging-Markets-Fonds ................................................... 66
4.4 Branchenfonds .................................................................... 67
4.5 Themenfonds, Nachhaltigkeitsfonds ................................... 67
4.6 Gemischte Fonds ................................................................. 68
4.6.1 Total Return Fonds .............................................................. 69
4.7 Rentenfonds ........................................................................ 69
4.7.1 Nationale Rentenfonds ........................................................ 70
4.7.2 Internationale Rentenfonds ................................................. 71
4.7.3 Kurzläuferfonds .................................................................. 71
4.8 Geldmarktfonds ................................................................... 72
4.9 Offene Immobilienfonds/Grundstücks-Sondervermögen .. 73
4.10 Altersvorsorge-Sondervermögen ........................................ 74
4.11 Dachfonds ........................................................................... 74
4.12 Hedgefonds ......................................................................... 75
4.13 Exchange traded Funds/ETFs ............................................. 75
4.14 Geschlossene AIF ............................................................... 75
Inhaltsverzeichnis IX
6 Fonds-Rechnungswesen .................................................... 91
6.1 Aufgaben des fondsbezogenen Rechnungswesens ............. 91
6.2 Konten der Fondsbuchhaltung ............................................ 91
6.2.1 Kontenplan .......................................................................... 91
6.2.2 Bestandskonten im fondsbezogenen Rechnungswesen ...... 93
6.2.3 Ertrags- und Aufwandskonten im fondsbezogenen
Rechnungswesen ................................................................. 93
6.2.4 Abschlusskonten im fondsbezogenen Rechnungswesen .... 94
6.3 Exemplarisches Beispiel für eine Anteilspreis-
berechnung .......................................................................... 94
6.4 Ausgewählte Geschäftsfälle aus dem fondsbezogenen
Rechnungswesen ................................................................. 97
6.4.1 Kauf und Verkauf von Anteilsscheinen .............................. 97
6.4.2 Kauf und Verkauf von Aktien ............................................. 100
6.4.3 Behandlung von Bezugsrechten im Sondervermögen ........ 101
6.4.4 Erfassung von Dividendenforderungen ............................... 105
6.4.5 Kauf und Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren ...... 106
6.4.6 Kauf und Verkauf von Optionen/Eurex ............................. 108
6.4.7 Kauf und Verkauf eines Futures ......................................... 111
6.4.8 Kauf und Verkauf von Devisen ........................................... 112
6.5 Berechnung und Buchung der Ausschüttung am Jahresende 115
Inhaltsverzeichnis X
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_1
1 Investmentfonds in Deutschland – eine dynamische Erfolgsgeschichte 2
Damit deckte die Angebotspalette die Wünsche der Anleger nach Lang-
frist-Engagements in Aktien und Immobilien und eher kürzeren Zeiträu-
men in festverzinslichen Wertpapieren ab. Was aber noch nicht zulässig
war, war die kurzfristige, kursstabile Anlage in Geldmarkttiteln. Mit dem
2. Finanzmarktförderungsgesetz wurde auch diese Lücke gefüllt, Geld-
marktfonds gingen am 1. September 1994 an den Start.
Ein weiterer bemerkenswerter Fondstyp, der durch das 3. Finanzmarkt-
förderungsgesetz zugelassen wurde, war das Altersvorsorge-Sonder-
vermögen, besser bekannt als AS-Fonds. Das Gesetz gab ihm Rahmen-
bedingungen für die Anlagepolitik vor, die für das Ziel einer optimalen
Altersvorsorge bestens geeignet sind – nur auf spezielle Steuervorteile
mussten AS-Fonds verzichten.
1 Investmentfonds in Deutschland – eine dynamische Erfolgsgeschichte 3
Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR
1950 1 – – – – –
1955 15 – – – – –
1959 1.159 – – – 7 –
1960 1.609 – – – 14 –
Doch die Tabelle zeigt nur einen Teil des deutschen Fondsmarktes. Auch
institutionelle Anleger, also Banken, Sparkassen, Bausparkassen, Unter-
nehmen, Versicherungsgesellschaften etc. nutzen das Know-how der
Investmentprofis für die Anlage ihrer Mittel in Spezialfonds (gemäß
KAGB „inländische Spezial-AIF“).
Bis Ende 2007 war die Anzahl der institutionellen Anleger, die in einen
Spezialfonds investieren durften, auf maximal 30 begrenzt. Im Investment-
gesetz wurde diese Grenze zwar komplett aufgehoben, über § 15 des Invest-
mentsteuergesetzes faktisch aber auf 100 festgelegt.
Mittlerweile verwaltet die Investmentbranche mehr als die Hälfte des Fonds-
vermögens in Spezialfonds, wie die folgende Übersicht zeigt.
Auch ausländische Fonds, die in Deutschland verkauft werden, sind Gegen-
stand gesetzlicher Regelungen: Ende 1969 wurde der Vertrieb ausländi-
scher Fondsanteile in Deutschland durch das Auslandsinvestment-Gesetz
(AlG) reguliert. Dieses trat am 1. November 1969 in Kraft (seit 2004 sind
die dort enthaltenen Regelungen in das Investmentgesetz bzw. KAGB
integriert). 1985 folgte dann die EU-Investmentrichtlinie („OGAW“-Richt-
linie), die in den Folgejahren in den Mitgliedstaaten der EU in nationales
Recht umgesetzt wurde. Ein Meilenstein in der Behandlung europäischer
Fonds war die Harmonisierung des EU-Rechts in den 90er-Jahren, die den
europaweiten Vertrieb von Investmentfonds unter Berücksichtigung des
Anlegerschutzes regelte.
OGAW ist die Abkürzung für „Organismen für die gemeinsame Anlage in
Wertpapieren“. Da die in Deutschland sehr beliebten offenen Immobilien-
fonds primär in Gebäuden anlegen, sind sie von dieser Richtlinie nicht
erfasst. Die englische Version lautet UCITS, Undertakings for Collective
Investments in Transferable Securities.
1 Investmentfonds in Deutschland – eine dynamische Erfolgsgeschichte 5
1950 1 – 1
1955 15 – 15
Schweiz 41.477
USA 41.316
Schweden 25.930
Kanada 23.049
Frankreich 22.110
Norwegen 18.124
Dänemark 17.848
Finnland 13.212
Österreich 9.830
Deutschland 9.777
Belgien 9.348
Japan 5.054
Spanien 4.844
Brasilien 4.035*
Niederlande 3.714
Italien 3.283
Südafrika 2.189*
Ungarn 1.153
Portugal 783
Tschechien 576
Polen 564
Griechenland 435
China, Volksrepublik 365*
Türkei 168
Nur Publikumsfonds
Umrechnung zum amtlichen Devisen-Mittelkurs an der Frankfurter Börse
Stichtag: Jeweils 31. Dezember
1.3 Investmentfondskaufmann/Investmentfondskauffrau
Ein staatlich anerkannter Beruf muss in Deutschland eine ganze Reihe von
Bedingungen und Formalia erfüllen. Nachdem die Grundvoraussetzungen
für den neuen Beruf festgelegt worden waren, nahm die Investmentbranche
den Kontakt mit den Sozialpartnern und Ministerien auf. In Projektgruppen
wurde mit Vertretern des Kuratoriums der deutschen Wirtschaft und der
Gewerkschaft ver.di (ehemals HBV, DAG u. a.) ein konsensfähiger Vor-
schlag für eine Ausbildungsordnung erarbeitet. Diese regelt, welche prakti-
schen Fähigkeiten und Kenntnisse der ausbildende Betrieb und die Berufs-
schule den angehenden Investmentfondskaufleuten zu vermitteln haben.
Die Ausbildungsordnung ist Bestandteil des dualen Systems der Berufsbil-
dung in Deutschland, also der Ausbildung in Betrieb und Berufsschule.
Die Themen für die Berufsschule sind in einem Rahmenlehrplan festge-
legt, die für den Betrieb im Ausbildungsrahmenplan. Durch eine Abstim-
mung der Inhalte zwischen den beiden Lehrorten ist gewährleistet, dass den
angehenden Investmentfondskaufleuten das notwendige Wissen für einen
beruflichen Erfolg vermittelt wird.
Formal begann der Weg zum neuen Ausbildungsberuf mit einem Antrags-
gespräch am 19. Juni 2002. In der Folge wurden vom BIBB, Bundesinstitut
für Berufsbildung, Bonn, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter als Exper-
ten in den „Ausschuss der Sachverständigen des Bundes zur Neuord-
nung der Berufsausbildung zum Investmentfondskaufmann/zur Invest-
mentfondskauffrau“ berufen. Der Rahmenlehrplan wurde mithilfe der
Ständigen Konferenz der Kultusminister und -senatoren der Länder (KMK)
von den Sachverständigen der Länder unter hessischer Führung erstellt.
Parallel dazu nahm der BVI Kontakt mit Berufsschulen auf, um die Ver-
zahnung von Theorie und Praxis sicherzustellen. So hat sich mit der Frank-
furter Bethmannschule eine außerordentlich gute und fruchtbare Zusammen-
arbeit entwickelt. Auch die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am
Main engagierte sich frühzeitig für das neue Berufsbild.
1 Investmentfonds in Deutschland – eine dynamische Erfolgsgeschichte 11
1.3.2 Ausbildungsinhalte
Abbildung 4
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_2
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 18
Die Absicht einer KVG ist in letzter Konsequenz natürlich die Gewinn-
erzielung. In unserer marktwirtschaftlichen Ordnung herrscht bei allen
Produkten und Dienstleistungen das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Das bedeutet für eine KVG, dass die Produktpalette, also ihr Angebot, mit
den Bedürfnissen der Kunden übereinstimmen muss. Erste geschäftspoli-
tische Entscheidung muss daher sein, die Zielgruppe zu definieren. Welche
Kunden will ich mit meinen Produkten, meinen Fonds bedienen?
Zum Geschäftserfolg können maßgeblich die Stärken des Teams beitra-
gen: Liegen sie im direkten Kontakt mit den Kunden und der Analyse und
Befriedigung dieser Bedürfnisse? Bietet es sich daher an, Spezialfonds für
institutionelle Kunden aufzulegen, zu denen vielleicht durch die Mutter-
bank bereits gute Verbindungen bestehen? Oder ist es eher die Fähigkeit,
die Bedürfnisse der breiten Kundschaft im Privatkundenmarkt optimal
abzudecken? Dann wäre die Auflage von Publikumsfonds naheliegend.
Vielleicht ist aber auch die Kombination beider Produkte sinnvoll – recht-
lich zulässig ist es auf jeden Fall, sowohl Publikums- als auch Spezial-
fonds anzubieten.
Vielleicht kommt die Geschäftsführung aber aus dem Research-Bereich und
legt daher Aktien- oder Rentenfonds auf. Zählt sie zu den absoluten Spezia-
listen des Immobilienmarktes? Dann wird der Schwerpunkt der Geschäfts-
aktivitäten bei den Immobilien-Sondervermögen (im alten KAGG Grund-
stücks-Sondervermögen, im allgemeinen Sprachgebrauch besser bekannt als
offene Immobilienfonds) liegen. Durch das KAGB müssen auch Anbieter
ehemals ungeregelter geschlossener Fonds (Immobilien/Schiffe etc.) eine
KVG-Lizenz besitzen, um solche (AIF-)Fonds auflegen zu dürfen. Die
möglichen Geschäftsschwerpunkte sind also so vielfältig wie die Zahl der
in Deutschland aktiven KVGs.
Die BVI-Statistiken zeigen, dass sich verschiedenste Gliederungskriterien,
sowohl nach Fondsinhalten als auch nach Zielgruppen, finden lassen, um
die am Markt befindlichen KVG zu unterscheiden und das eigene Unter-
nehmen einzuordnen. Als Ordnungskriterium wird oftmals das Produkt-
angebot herangezogen: Bietet die KVG Publikumsfonds an, die von jeder-
mann erworben werden können, oder Spezialfonds für institutionelle
Anleger? Oder werden nur Fonds mit bestimmtem Anlageschwerpunkt
(Wertpapier- oder Offene Immobilienfonds) aufgelegt?
Weitere Unterscheidungskriterien: Einige KVGs unterhalten einen eigenen
Vertrieb, andere verkaufen ausschließlich über Fremdvertriebe (z.B. den
Außendienst einer Versicherungsgesellschaft), die einen führen alle Aktivi-
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 19
täten rund um die Fondsanlage soweit möglich selbst durch, die anderen
unterhalten den unbedingt erforderlichen Kernbetrieb und lagern sämtliche
zulässigen Tätigkeiten aus.
Wenn z.B. der Vermieter von dem Einzelkaufmann seine Miete einfordert,
wendet er sich direkt an ihn. KVGs dürfen nicht durch Einzelkaufleute
betrieben werden. Es muss immer eine Gesellschaft vorhanden sein.
In dieser Eigenschaft schließen sie Verträge mit Wirkung für und gegen die
juristische Person ab. Für die Erfüllung dieser Verträge haftet zunächst
ausschließlich die vertretene juristische Person, also weder die Geschäfts-
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 21
KVGs dürfen nur in der Rechtsform einer GmbH, AG oder GmbH &
Co. KG errichtet werden, § 18 Abs. 1 KAGB.
Die meisten KVGs sind in der Rechtsform einer GmbH errichtet, es beste-
hen jedoch auch mehrere KVGs in der Form einer AG. In welcher Rechts-
form eine KVG errichtet ist, lässt sich anhand ihres Namens leicht erken-
nen, da die Rechtsform kraft Gesetzes ein Bestandteil des Firmennamens
ist. Der Name einer KVG enthält daher immer den Zusatz „AG“, „GmbH“
oder „GmbH & Co. KG“.
Während die AG bereits nach dem Aktiengesetz (AktG) verpflichtet ist,
einen Aufsichtsrat zu bilden, wird eine KVG-GmbH durch § 18 Abs. 2
KAGB ebenfalls dazu verpflichtet. Bei KVGs in der Rechtsform der
GmbH & Co. KG muss als Kontrollgremium ein Beirat gebildet werden.
Für die Zusammensetzung und die Rechte und Pflichten des Aufsichtsrates
und des Beirates der KVG gelten die einschlägigen Vorschriften des AktG
entsprechend. Für Publikumsfonds-KVGs kommt die Sonderregel zum
unabhängigen Aufsichtsrat (§ 18 Abs. 3 KAGB) hinzu. Das bedeutet, dass
in dem Kontrollgremium Aufsichtsrat/Beirat zumindest ein Mitglied ver-
treten sein muss, das nicht zu den Gesellschaftern (z.B. Muttergesell-
schaft) und Geschäftspartnern der KVG gehört bzw. dort beschäftigt ist.
Dadurch soll zumindest eine Person im Kontrollgremium eine neutrale
Position haben.
Gegenüber den allgemeinen Vorschriften für GmbHs, Aktiengesellschaf-
ten und Kommanditgesellschaften fordert das KAGB für KVGs im Übri-
gen eine deutlich höhere Kapitalausstattung. Das Anfangskapital muss bei
mindestens 125.000 (externe KVG) bzw. 300.000 Euro (interne KVG) lie-
gen und es wird durch zusätzliche Eigenmittel ergänzt, die sich der Höhe
nach an dem verwalteten Fondsvermögen orientieren und insgesamt bei
maximal 10 Millionen Euro liegen kann (§ 25 KAGB). Zusätzliche Eigen-
kapitalanforderungen können sich auch aus dem Geschäftsmodell der KVG
ergeben, wenn sie z.B. Altersvorsorgeverträge nach dem „Riester“- oder
„Rürup“-Modell abschließt oder Garantiefonds auflegt (§ 25 Abs. 5
KAGB).
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 24
Die meisten KVGs sind in einen Konzern- oder einen sonstigen Verbund
eingebunden. Die rechtliche Form dieser Einbindung ist relativ schnell
beschrieben: Es gibt Gesellschafter und Vertragspartner.
Als Kapitalgesellschaft hat jede KVG Gesellschafter, die im Fall einer
KVG-GmbH als Gesellschafter, im Fall einer KVG-AG auch als Aktio-
näre und im Fall einer KVG-GmbH & Co. KG als Kommanditisten und
Komplementäre bezeichnet werden können. Die meisten Gesellschafter
sind Banken, Versicherungen oder zu Banken oder Versicherungen gehö-
rende Holding-Gesellschaften (Holding-Gesellschaften sind nicht selbst
aktiv tätig, sondern haben alleine den Zweck, die Beteiligung an einer oder
mehreren Gesellschaften zu halten).
Die Gesellschafter üben ihre Rechte auf der Gesellschafterversammlung
bzw. Hauptversammlung der Aktionäre aus. Sie entscheiden dabei z.B. über
die strategische Ausrichtung der KVG und über die Höhe der Gewinn-
ausschüttung bzw. Dividende.
Ferner schließt die KVG Verträge mit Vertragspartnern ab, wie etwa über
den Vertrieb von Anteilen oder die Nutzung von Ressourcen. Oft sind die
Vertragspartner gleichzeitig Gesellschafter der KVG oder Mitglieder des
gleichen Konzerns oder sonstigen Verbundes. So werden die von einer
KVG verwalteten Publikumsfonds häufig über die konzern- oder verbund-
eigenen Vertriebskanäle (das können Banken oder Sparkassen oder Ver-
triebsgesellschaften mit Kontakt zu den Privatkunden sein) vertrieben.
anlegen wollte. Der klassische Anlageberater konnte ihm nicht viel bieten,
denn der Yuppie wollte seine Finanzen selbst managen – und das sogar
noch nach Ende der Schalterstunden um 16.00 Uhr!
In Deutschland wurden (auch) als Reaktion darauf Direktbanken gegrün-
det. Hier konnten Orders direkt per Telefon (Internet und Sekundenhandel
waren erst einige Jahre später ein Thema) aufgegeben werden, sogar am
Abend. Dass alle Produkte ohne Beratung verkauft wurden, schien damals
kein Problem zu sein – die Kurse stiegen ohnehin. Neben Schnelligkeit,
größerer Flexibilität und günstigeren Preisen als beim herkömmlichen Ver-
trieb war ein weiterer Vorteil das Angebot an mehreren tausend Invest-
mentfonds unterschiedlicher Anbieter aus dem In- und Ausland. Der Aus-
gabeaufschlag – Entgelt für die Beratung – konnte reduziert werden, weil
eine Beratung aus Prinzip nicht stattfand. Wer sich also sein optimales
Portfolio selbst zusammenstellen konnte, sparte auch noch Geld. Aller-
dings dürfte mancher Anleger heute feststellen, dass eine gute Beratung
bei vollem Ausgabeaufschlag doch der bessere Deal gewesen wäre.
Auch in Vertriebsstellen mit Beratung wurden zunehmend Fonds Dritter in
das Angebot aufgenommen. Das neue Schlagwort dafür lautete „open
architecture“. So erhielt der Kunde bei seinem Vertriebskanal den Zugriff
auf andere Produkte als der „Hausmarke“. Da jede Gesellschaft ihre Leis-
tungsschwerpunkte hat, konnte der Kunde auch von attraktiven Produkten
anderer Anbieter profitieren, beispielsweise Fonds mit ausgefalleneren
Anlageschwerpunkten.
Für die Anbieter, die KVG selbst, bedeutet dies, dass sie ihre Produkte
nicht nur einem Vertriebspartner gegenüber anbieten. Sie sehen sich meh-
reren Partnern mit unterschiedlichen Informationsbedürfnissen gegenüber
und sie stehen gleichzeitig im Wettbewerb mit den Produkten anderer
Anbieter, die ebenfalls gerne von dem Vertriebspartner verkauft werden
wollen. Die Pflege der bestehenden Vertriebskanäle und die Gewinnung
neuer Absatzwege sind deshalb bei Publikumsfonds von großer Bedeu-
tung. Trotz der Einführung der open architecture bleiben die herkömm-
lichen Vertriebskanäle über mit der KVG gesellschaftsrechtlich verbun-
dene Gesellschaften auch heute noch dominierend.
Eine interessante Variante ist die Kooperation über mehrere Produkte hin-
weg. Beispielhaft sei hier die 3P-Kampagne der Union Privat Invest mit
den Volks- und Raiffeisenbanken und der Bausparkasse Schwäbisch Hall
genannt.
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 29
• Geldwäschegesetz (GwG),
• Bürgerliches Gesetzbuch (BGB).
2.6 Kapitalanlagegesetzbuch
Das Investmentdreieck
Anleger
Geld Ausgabe/Rücknahme
der Anteile
Fonds
Anlage Kontrolle
Verwaltung Verwahrung
Kapitalverwaltungs-
Verwahrstelle
gesellschaft
Abbildung 8
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 35
Welche Arten von Wertpapieren für einen solchen Fonds erworben wer-
den dürfen, ist gesetzlich festgelegt (siehe § 193 KAGB). Zu den Wert-
papieren zählen z.B. Aktien in- und ausländischer Aktiengesellschaften,
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 40
2.6.4.1.2 Geldmarktinstrumente
2.6.4.1.3 Bankguthaben
2.6.4.1.4 Investmentanteile
Investiert ein Fonds nur oder ganz überwiegend in Anteile anderer Fonds,
so wird er als „Dachfonds“ bezeichnet. Die Fondsanteile, in die ein
OGAW investiert sein darf, dürfen sowohl von ausländischen als auch
inländischen OGAW stammen. Andere Fondsanteile dürfen nur erworben
werden, wenn dadurch das Anlegerschutzniveau im Vergleich zu OGAW
nicht niedriger liegt und wenn diese Fonds in die gleichen Anlageinstru-
mente wie richtlinienkonforme Fonds investieren.
Diese so genannten Zielfonds müssen in jedem Fall Publikumsfonds sein,
die für eine Vielzahl von Anlegern aufgelegt werden. Sie dürfen selbst
nicht mehr als bis zu 10 Prozent ihres Vermögens in andere Fonds investie-
ren. Der Hintergrund für diese Einschränkung ist, dass man das Entstehen
von Schneeballsystemen vermeiden möchte, durch die dem Anleger ver-
schleiert würde, wo, in welchem Fonds und in welchem Land seine Gelder
letztendlich landen. Weil der Zielfonds im Prinzip nur direkt in andere
Fonds investieren darf, ist sichergestellt, dass die Anlagen insgesamt nur
auf zwei Ebenen stattfinden – auf der Ebene des investierenden Fonds oder
Dachfonds und auf der Ebene der Zielfonds. Das Verbot, als Fonds in
einen Dachfonds zu investieren, nennt man Kaskadenverbot.
2.6.4.1.5 Derivate
Die KVG darf für OGAW auch in Derivate investieren. Derivate sind
„abgeleitete Finanzinstrumente“. Ihre Wertentwicklung hängt von einem
anderen Finanzinstrument ab, welches den Basiswert des Derivats bildet.
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 42
Die DerivateV sieht vor, dass die KVG für jedes Investmentvermögen, in
dem Derivate enthalten sind, Stresstests durchzuführen hat. Die DerivateV
fordert ausdrücklich, dass die Stresstests risikoadäquat sein sollen. Das
bedeutet, dass für Investmentvermögen, die Derivate im Rahmen von rei-
nen Absicherungsstrategien einsetzen, auch einfache Szenarien zur Ermitt-
lung der aktuellen Risikolage im Sondervermögen ausreichen. Die Stress-
tests sind mindestens monatlich durchzuführen.
2.6.4.1.7 Portfoliotechniken
Für OGAW wird nicht nur das Anlagespektrum reguliert, sondern auch
bestimmte Techniken, um das Portfolio zu verwalten. So kann die Aufnahme
kurzfristiger Kredite immer wieder notwendig sein, um z.B. Anteilrück-
gaben bedienen zu können. Sie ist aber auf 10 Prozent des OGAW begrenzt.
Durch die Zusatzgeschäfte Wertpapierdarlehen und Pensionsgeschäft darf
für das Investmentvermögen ein Zusatzertrag erwirtschaftet werden. Bei
Wertpapierdarlehen verleiht die KVG bzw. das Investmentvermögen im
Portfolio befindliche Wertpapiere gegen Entgelt und erhält diese zu einem
späteren Zeitpunkt zurück. In der Zwischenzeit kann der Entleiher über
diese Wertpapiere verfügen, er muss sie nur rechtzeitig wieder zurücküber-
tragen. Beim Pensionsgeschäft erhält die KVG bzw. der OGAW dagegen
Wertpapiere von einem Dritten, der im Gegenzug einen Betrag erhält. Spä-
ter gibt die KVG bzw. der OGAW diese Wertpapiere an den Dritten wieder
zurück und erhält den gezahlten Betrag nebst einem Entgelt zurück.
Wertpapierdarlehensgeschäfte sind nur noch in der unbefristeten Form
erlaubt, also wenn im Vorfeld kein bestimmter Termin für die Rücküber-
tragung der verliehenen Wertpapiere definiert ist.
2.6.4.1.8 Anlagegrenzen
OGAW müssen ihre Anlagen streuen, damit sich die Risiken aus den ein-
zelnen Anlageformen bzw. Anlageinstrumenten ausgleichen können und
kein einzelnes Risiko einen zu großen Raum einnehmen kann. OGAW
dürfen grundsätzlich nur bis zu 5 Prozent des Fondswertes in Papiere eines
Ausstellers investieren (im Einzelnen und zu den Ausnahmen siehe § 206
KAGB). Es soll verhindert werden, dass der Fondswert dadurch gleich
erheblich verringert wird, dass z.B. ein Emittent eines Papiers zahlungsun-
fähig oder die Aktie eines bestimmten Unternehmens wertlos wird. Durch
die Anlagegrenzen können derartige Risiken noch durch andere Vermö-
gensanlagen ausgeglichen werden. Bei der Berechnung der Anlagegrenzen
werden unterschiedliche Anlageinstrumente eines Ausstellers genauso
berücksichtigt wie die Konzernverbindung verschiedener Emittenten (die
dann als ein einziger Emittent gelten). Für besonders sichere Anlagen wie
Staatsanleihen sind die Anlagegrenzen lockerer.
Etwas Abweichendes gilt ebenfalls für Indexfonds. Wenn ein Index, z.B.
der DAX, in dem Fonds nachgebildet wird, gelten die genannten strengen
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 47
2.6.4.2 AIF
Einige Grenzen gelten aber doch: Es dürfen für den Spezial-AIF mit festen
Anlagebedingungen keine Mehrheitsbeteiligungen an nicht börsennotier-
ten Unternehmen erworben werden. Der Einsatz von Derivaten darf nicht
zu Leverage in beträchtlichem Umfang wie bei Hedgefonds führen: Der
potenzielle Risikobetrag für das Marktrisiko darf das Zweifache des poten-
ziellen Risikobetrags für das Marktrisiko des zugehörigen Vergleichsver-
mögens bzw. 20 Prozent des Investmentvermögens (gemäß DerivateV zu
ermitteln) übersteigen. In Sonstige Anlageinstrumente, in die ein OGAW
bis 10 Prozent seines Vermögens anlegen darf, darf auch ein Spezial-AIF
mit festen Anlagebedingungen nur zu maximal 20 Prozent investieren. Die
Aufnahme kurzfristiger Kredite ist nicht wie bei OGAW auf 10 Prozent,
sondern auf 30 Prozent beschränkt – im Falle von Immobilieninvestments
ist die Belastung mit Krediten bis max. 50 Prozent des Wertes der im
Investmentvermögen befindlichen Immobilien erlaubt. Das Investment in
Unternehmensbeteiligungen ist auf 20 Prozent des Wertes des Investment-
vermögens begrenzt. Dagegen darf der Spezial-AIF mit festen Anlage-
bedingungen auch in Dach-Fonds investieren. Das für OGAW geltende
Kaskadenverbot findet hier keine Anwendung.
2.6.5 Kapitalverwaltungsgesellschaften
Die KVG ist ein eigener Typ Finanzdienstleister, der die Erlaubnis für
einen begrenzten Kreis von Geschäftstätigkeiten erhält. Das KAGB sieht
KVGs in zwei Erscheinungsformen vor: Die externe KVG ist die vom
Fonds getrennte Gesellschaft, die zur Verwaltung des Fonds bestellt ist.
Die interne KVG ist der Fonds selbst, der keine externe KVG mit ihrer
Verwaltung bestellt hat. Eine interne KVG muss eine Gesellschaft sein,
daher kommt dies bei Fonds des Vertragstyps – Sondervermögen – nicht in
Betracht. Eine KVG benötigt sowohl als externe KVG (dies ist der Regel-
fall in Deutschland) als auch als interne KVG eine aufsichtsbehördliche
Zulassung der BaFin. Die interne KVG kann eine Zulassung als Fonds
erhalten.
Die externe KVG kann neben der Fondsverwaltung bei der BaFin die
Zulassung zu folgenden Tätigkeiten beantragen:
• Finanzportfolioverwaltung und individuelle Vermögensverwaltung,
• individuelle Immobilienverwaltung (das Gleiche wie individuelle Ver-
mögensverwaltung, aber hier werden für Einzelkunden Grundstücke
verwaltet),
• Anlageberatung,
• Verwahrung und Verwaltung von Investmentanteilen (Depotgeschäft),
• Abschluss von Altersvorsorgeverträgen („Riester-Verträge“),
• Abgabe von Mindestzahlungszusagen im Zusammenhang mit „Garan-
tiefonds“,
• Vertrieb,
2 Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) 53
• Anlagevermittlung,
• sonstige im Zusammenhang damit stehende Dienstleistungen.
einer internen KVG bzw. 125.000 Euro bei der externen KVG und zusätz-
lichen Eigenmitteln, die sich an der Höhe des verwalteten Fondsver-
mögens orientieren. Insgesamt darf die Summe der geforderten Gesamt-
summe des Anfangskapitals und des zusätzlichen Eigenkapitals jedoch
10 Millionen Euro nicht übersteigen (§ 25 KAGB). Daneben muss immer
mindestens ein an den internen Verwaltungskosten orientierter Mindest-
betrag vorhanden sein (ein Viertel der fixen Gemeinkosten des Vorjahres).
Im Einzelnen sind die Eigenkapitalanforderungen, die für die Erlaubnis
nachgewiesen werden müssen, davon abhängig, ob es sich um eine interne
oder externe KVG handelt und ob sie nur OGAW oder auch AIF verwaltet.
Zusätzliche Eigenkapitalanforderungen können auf eine KVG zukommen,
wenn sie die Zulassung beantragt, Altersvorsorgeverträge nach dem „Rie-
ster-“ bzw. „Rürup“-Modell abzuschließen oder Garantiefonds aufzulegen.
Es ist nicht so, dass diese Erlaubnis ein einziges Mal bei der BaFin bean-
tragt wird und – wenn sie dann vorliegt – für immer gilt. Bei Änderung der
rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere aufgrund von neuen oder
geänderten EU-Richtlinien, müssen sich die KVGs neu aufstellen, den
neuen gesetzlichen Anforderungen anpassen und eine neue Erlaubnis bei
der BaFin beantragen. Dies war zuletzt mit Einführung des KAGB der
Fall. Alle bestehenden KVGs und auch einige Marktteilnehmer, die bisher
nicht reguliert waren, mussten eine Erlaubnis bei der BaFin beantragen.
An den oben beschriebenen Erlaubnisvoraussetzungen ist erkennbar, dass
dafür der BaFin umfangreiche Informationen aufbereitet und übermittelt
werden müssen.
Auch wenn nicht das komplette Investmentrecht geändert wurde, ist eine
neue Erlaubnis notwendig, wenn z.B. neue Fondstypen gesetzlich einge-
führt wurden oder die KVG Fondstypen verwalten möchte, die sie bisher
nicht verwalten durfte oder neue Tätigkeiten anbieten möchte. Für die
Erlaubnis erhebt die BaFin eine Gebühr.
Die KVG muss so organisiert sein, dass Interessenkonflikte vermieden
werden und sie die Möglichkeit hat, im ausschließlichen Anlegerinteresse
zu handeln. Damit hängt eine organisatorisch zwingende Trennung zwi-
schen KVG und Verwahrstelle zusammen. Auch wenn die KVG viele ihrer
Tätigkeiten auslagert, muss sie darauf achten, dass die Interessen der Anle-
ger dadurch nicht beeinträchtigt werden.
Weitere Regeln betreffend Organisationspflichten der KVG enthält die
VERORDNUNG (EU) Nr. 231/2013 DER KOMMISSION vom 19. Dezem-
ber 2012 („Level-II-Verordnung“).
3 Verwahrstelle
Einer der drei Player im Investmentdreieck (neben den Anlegern und der
KVG/Investmentgesellschaft) ist die Verwahrstelle, vormals Depotbank
genannt. Sie übt eine Reihe wichtiger Tätigkeiten aus und spielt eine
bedeutende Rolle beim Anlegerschutz. Das KAGB widmet ihr einen eige-
nen Abschnitt mit den Paragraphen 68 bis 90. Weitere Regeln betreffend
Verwahrstellen enthält die VERORDNUNG (EU) Nr. 231/2013 DER
KOMMISSION vom 19. Dezember 2012 („Level-II-Verordnung“).
Mit der Verwahrung des Investmentvermögens muss die KVG ein anderes
(Kredit-)Institut beauftragen. Dieser Auftrag muss in einem schriftlichen
Vertrag festgehalten werden. Die Anforderungen an die Verwahrstelle
unterscheiden sich danach, ob sie OGAW oder AIF verwahren soll. Für
OGAW-Verwahrstellen gelten teilweise strengere Anforderungen. Zur
Verwahrung von OGAW muss die Verwahrstelle ihren Sitz in Deutschland
(exakt: „im Geltungsbereich dieses Gesetzes“ – vgl. § 68 Abs. 3 KAGB)
haben. Die Verwahrstelle eines AIF kann dagegen auch ein Kreditinstitut aus
dem EU-Ausland, eine Wertpapierfirma oder bei geschlossenen AIF auch
ein Treuhänder sein (im Einzelnen siehe § 80 KAGB).
Mindestens ein Geschäftsleiter der Verwahrstelle muss über die erforder-
liche Erfahrung verfügen und die Verwahrstelle muss die erforderlichen
organisatorischen Vorkehrungen geschaffen haben. Das haftende Eigen-
kapital für eine OGAW-Verwahrstelle muss mindestens 5 Millionen Euro
betragen.
Als Ausprägung des Anlegerschutzgedankens bedarf die Auswahl, aber
auch jeder Wechsel der OGAW-Verwahrstelle sowie der Verwahrstelle für
Publikums-AIF der Genehmigung der BaFin. Die Genehmigung kann mit
Nebenbestimmungen verbunden werden. Aber auch nach Erteilen der
Genehmigung kann die BaFin der KVG bzw. der Investmentgesellschaft
jederzeit einen Wechsel auferlegen. § 69 Abs. 2 KAGB nennt als mögliche
Gründe, dass die Verwahrstelle ihre gesetzlichen oder vertraglichen Pflichten
nicht ordnungsgemäß erfüllt oder ihr haftendes Eigenkapital die vorge-
schriebene Mindesthöhe unterschreitet.
Oft gehören Verwahrstelle und KVG der gleichen Institutsgruppe an. Den-
noch müssen beide voneinander unabhängig sein. Dies regelt § 70 KAGB
für die OGAW-Verwahrstelle und § 85 KAGB für die AIF-Verwahrstelle.
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3 Verwahrstelle 56
Ein offener Investmentfonds „atmet“, d.h. Anteile werden von den Anle-
gern ge- und verkauft. Die entsprechende Ausgabe und Rücknahme von
Anteilen hat die OGAW-Verwahrstelle vorzunehmen (§ 71 KAGB) bzw.
die AIF-Verwahrstelle zu überwachen (§ 83 KAGB). Anteile darf sie nur
3 Verwahrstelle 57
3.2 Anlegerschutzfunktion
Eine besondere Aufgabe der Verwahrstelle gehört in der Praxis nicht zum
Tagesgeschäft: Sie ist gemäß § 78 Abs. 1 KAGB als OGAW-Verwahrstelle
und gem. § 89 Abs. 1 KAGB als AIF-Verwahrstelle berechtigt und ver-
pflichtet, im eigenen Namen Ansprüche der Anleger wegen Verletzung der
Vorschriften des KAGB oder der Anlagebedingungen gegenüber der KVG
geltend zu machen. Wenn über eine Immobilie eines Publikums-AIF ohne
Zustimmung der Verwahrstelle verfügt wurde, darf diese im eigenen
Namen gegen den Erwerber dieser Immobilie vorgehen. Das Gleiche gilt
sinngemäß auch umgekehrt für die KVG gegenüber der Verwahrstelle. Die
Anleger behalten daneben noch ihren eigenen Schadensersatzanspruch
gegen die Verwahrstelle.
Die Verwahrstelle ist zudem berechtigt und verpflichtet, in eigenem Namen
im Wege einer Klage Widerspruch zu erheben, wenn in ein Investment-
vermögen wegen eines Anspruchs vollstreckt wird, für den es nicht haftet.
Die Anleger können diesen Widerspruch nicht selbst erheben, diese Auf-
gabe obliegt der Verwahrstelle.
Die folgende Übersicht fasst noch einmal in einem gegenüber Kapitel 2.6
erweiterten Investmentdreieck die wesentlichen Player im Investment-
geschäft zusammen und bezieht auch die Kontrolleure BaFin und Wirt-
schaftsprüfer mit ein.
Anleger
Wirtschaftsprüfer
BaFin
prüft
überwacht KVG und
benennt Verwahrstelle
Fonds
Kapitalverwaltungs- Verwahrstelle
gesellschaft (KVG) Vertragliche Beziehung
Verwahrung des
Intern oder Fondsvermögens
extern
Verantwortlich für Abwicklung der Zahlungen
Zentrale Verwaltung
Fondsmanagement Ausgabe und Rücknahme
Investmentmanager von Anteilscheinen
Überwachung der
Vertrieb Investment-Gesellschaft
anderes
Abbildung 9
4 Fondstypen
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4 Fondstypen 62
• Ziel der Anlage (wird der anzulegende Betrag beispielsweise für den
nächsten Urlaub/das neue Auto eingeplant oder soll eine Altersvorsorge
aufgebaut werden),
• Anlagehorizont (wann will der Anleger wieder über sein Geld verfü-
gen),
• Anteil des neu zu investierenden Betrags am Gesamtvermögen (sind
5.000 Euro die Hälfte des Vermögens oder gerade mal der Zinsertrag aus
einem Teil der Anlage),
• Struktur der bisherigen Vermögensanlage (liegt alles auf dem Sparbuch
oder steckt jeder Cent in Aktienfonds),
• individuelle Risikoneigung (wie viel Verlust wird maximal in einem
bestimmten Zeitraum toleriert) und
• weitere Einkommens-/Vermögensentwicklung (ist in den nächsten Jah-
ren eine Erbschaft zu erwarten, fällt ein Einkommen wegen „Familien-
pause“ weg, studiert der Nachwuchs in ein paar Jahren, steht der Ruhe-
stand vor der Tür, sind Kredite zu tilgen etc.)
Wenn diese Fragen geklärt sind, lässt sich die Aufteilung des Gesamtver-
mögens in verschiedene Asset-Klassen vornehmen. Ist die Risikoneigung
durchschnittlich ausgeprägt, kann die alte Faustregel Anwendung finden,
wonach der Aktienanteil bei „100 minus Lebensalter“ liegen sollte. Ein 20-
Jähriger hält somit 80% seines Vermögens in Aktien, ein 60-Jähriger hat
zugunsten der auch kurzfristig kursstabilen festverzinslichen Wertpapiere
seinen Aktienanteil auf 40% reduziert.
Ganz wichtig ist aber der Aspekt der Risikostreuung. Wer beispielsweise
auf die Asset-Klasse Aktien setzt, darf sein Geld nicht auf eine Karte –
genauer eine Aktie – setzen, sondern auf unterschiedlichste Papiere. Bei
einem Vermögen von einer Million Euro, das in Aktien investiert werden
soll, lässt sich dies relativ einfach umsetzen. Bei normalen Anlagesummen
hingegen ist eine kostengünstige Risikostreuung bei der Direktanlage fak-
tisch nicht möglich, mit Fonds funktioniert sie aber problemlos. Aktien-
fonds können nicht nur nach verschiedenen Aktiengesellschaften und
Branchen, sondern auch noch nach unterschiedlichen Ländern differenzie-
ren und entsprechende Papiere erwerben.
Gleiches gilt für festverzinsliche Wertpapiere. Das Zinsniveau ist von Land
zu Land, von Emittent zu Emittent unterschiedlich. Ein höherer Zins geht
meist mit einem erhöhten Bonitätsrisiko einher, also der Gefahr, am Ende
der Laufzeit das eingesetzte Kapital nicht oder nur zum Teil zurückzuerhalten,
4 Fondstypen 63
weil der Schuldner in Konkurs gegangen ist. Neben der Verteilung des
Geldes auf verschiedene Papiere ist folglich eine Analyse des einzelnen
Wertes ebenfalls unverzichtbar.
Nachdem ein Anleger für sich festgelegt hat, wie viel Prozent seines Ver-
mögens er in Aktienfonds anlegen will, muss er sich im nächsten Schritt
entscheiden, auf welche Fonds er die entsprechende Summe verteilen will.
Neben breit streuenden internationalen Aktienfonds stehen ihm die unter-
schiedlichsten Fonds mit speziellem Anlageschwerpunkt zur Verfügung,
die er – auch mit kleinen Beträgen risikogestreut – als Anlagebausteine nut-
zen kann.
Die junge Maischara will von ihrem Gesamtvermögen von 15.000 Euro
zwei Drittel, also 10.000 Euro, in Aktienfonds anlegen.
Von diesen 10.000 Euro fließen 7.000 Euro in einen internationalen Aktien-
fonds, der nur in bekannte Großunternehmen investiert. 1.000 Euro gehen
in einen Aktienfonds, der in Osteuropa anlegt, 1.000 Euro in einen Biotech-
nologiefonds und mit je 500 Euro setzt Maischara auf japanische Aktien
sowie Technologieaktien.
Die Anlegerin war bei den Aktien eher risikofreudig, deshalb verteilt sie
die restlichen 5.000 Euro auf konservativere Fondstypen: Je 1.500 Euro
fließen in einen offenen Immobilienfonds und in einen internationalen
Rentenfonds, der nur in erstklassige Papiere investiert. Die restlichen
2.000 Euro gehen in einen Geldmarktfonds. Der bietet zwar nur relativ
geringe, dafür aber konstante Wertzuwächse. Bei kurzfristigem Geldbedarf
lassen sich dessen Anteile ideal verwerten.
4.1 Aktienfonds
Die klassische Idee des Aktienfonds ist, sich weltweit die besten Aktien
herauszusuchen. Bei der Auswahl sind die jeweiligen Börsenindizes eine gute
Orientierungshilfe. Bei den größten und umsatzstärksten Unternehmen des
Landes ist die Gefahr eines Totalverlustes gering – auch wenn in der Ver-
gangenheit selbst Großunternehmen nicht vor dem Konkurs gefeit waren.
Bei der weltweiten Titelauswahl muss neben der Aktienanalyse auch ein
weiterer Faktor beachtet werden, nämlich die zu erwartende Entwicklung
des Wechselkurses. So wurde in der Vergangenheit ein Teil des Anstiegs
an der US-Börse für deutsche Anleger wieder durch den gegenüber dem
Euro schwächeren US-Dollar aufgezehrt.
Der Fondsmanager steht grundsätzlich vor der Wahl, ob er zusätzlich auf
Währungsgewinne setzen will, oder ob er durch entsprechende Geschäfte
seinen Fondsbestand gegen Wechselkursveränderungen absichert. Aller-
dings gibt es die Währungsabsicherung nicht zum Nulltarif, sie verringert
also den Wertzuwachs eines Fonds.
4.3 Emerging-Markets-Fonds
kaum einen Privatanleger, der wenigstens die Namen von fünf russischen
Aktiengesellschaften kennt, geschweige denn, ihre Wachstumsaussichten
einschätzen kann – ein klassischer Fall für Investmentfonds. Die Manager
bedienen sich der Expertise von Analysten vor Ort, recherchieren und nut-
zen die volkswirtschaftlichen Abteilungen der Banken. Zudem investieren
sie in eine größere Zahl von Unternehmen und erhöhen damit die Chance,
in die profitabelsten Unternehmen investiert zu haben.
Aber gerade das Beispiel Russland zeigt auch angesichts der Kursrück-
gänge in 2014, dass die Anleger ihr Engagement im Auge behalten und
aktiv ihren Bestand umschichten müssen.
4.4 Branchenfonds
Bei manchen Fonds werden Titel ausgewählt, die weder unter die Länder-
noch die Branchenkategorie fallen. Angesichts der sich verändernden Alters-
struktur gibt es Fonds, die sich auf solche Unternehmen konzentrieren, die
ihre Gewinne mit Produkten für die ältere Generation erzielen. Auch das
Gegenteil wird angeboten: Fonds, die in Produkte mit der Zielgruppe
Jugendliche (Mc Donald‘s, Nike, Hersteller von Computerspielen oder
Zubehör etc.) investieren. Healthfonds setzen auf das steigende Gesund-
heitsbewusstsein, in den USA existieren sogar „Sündenfonds“, die aus-
drücklich in Aktien von Spielcasinos, Brauereien und anderen „unmora-
lischen“ Unternehmen anlegen. Noch gibt es solche Fonds in Deutschland
nicht, erhältlich sind dafür aber Öko- und Ethikfonds, die dem Nachhaltig-
keitsgedanken folgen. Sie wählen die Papiere nach strengen Kriterien aus,
4 Fondstypen 68
Während es in der Mitte der 90er Jahre nur eine erfolgversprechende Anla-
geform, nämlich Aktien, zu geben schien, startete das neue Jahrtausend mit
den Aktien als Verlierer und festverzinslichen Wertpapieren als Gewinner.
Warum nicht Fonds auflegen, die je nach Lage auf den Finanzmärkten zwi-
schen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren umschichten – das Beste
4 Fondstypen 69
zweier Welten in sich vereinigen? Genau das ist die Idee der gemischten
Fonds.
Natürlich werden diese Fonds mit ihrer Performance nicht die besten Ergeb-
nisse der jeweiligen „reinen“ Aktien- oder Rentenfonds erzielen können,
weil sie immer einen Teil der anderen Asset-Klasse beigemischt haben. Sie
können aber bei Abwärtsbewegungen des Aktienmarkts auf Rentenpapiere
umschwenken und bei steigenden Zinsen (und Kursrückgang der festver-
zinslichen Wertpapiere) ihr Engagement auf dem Aktienmarkt erhöhen.
Damit sind sie Baissephasen einer Wertpapiergruppe nicht zwangsweise
ausgeliefert.
Total Return Fonds sind Fonds, die im Grunde zur Ursprungsidee der Invest-
mentanlage zurückkehren: Der Anleger will sein Geld ertragreich anlegen.
Für ihn ist es letztlich irrelevant, durch welche Wertpapiere der Wert-
zuwachs zustande kommt. Ähnlich ist die Anlagepolitik dieser Fonds aus-
gerichtet. Es soll in allen Börsenphasen ein positives Ergebnis erzielt wer-
den. Haussiert der Aktienmarkt, legt das Management verstärkt in Aktien
an. Sind Zinstitel erfolgversprechender, wird entsprechend umgeschichtet.
Moderne Finanzinstrumente wie Optionen und Derivate werden bewusst
in den Anlagehorizont einbezogen.
4.7 Rentenfonds
gen (so genannte junk bonds), weil diese entweder zu günstigeren Kursen
zu haben sind oder weil sie deutlich höhere Zinsen zahlen.
Ein weiterer Aspekt, der für die Fonds spricht, ist die zeitlich gestreute Fäl-
ligkeit der Papiere. Das Zinsniveau, zu dem das Geld dann wieder angelegt
werden kann, ist naturgemäß im Voraus nicht bekannt. Privatanleger inves-
tieren ihr Geld auf einen Schlag bzw. in Papiere mit der gleichen Fälligkeit.
Es spricht aber einiges dafür, die Papiere so auszuwählen, dass sie zu unter-
schiedlichen Zeitpunkten zurückgezahlt werden. Auf diese Weise wird das
Risiko reduziert, in einer Niedrigzinsphase das gesamte Fondsvermögen
neu investieren zu müssen. Damit lässt sich eine gewisse Ergebnisstabilität
erzielen. Auch dieser Aspekt wird durch das Fondsmanagement berück-
sichtigt. Im Fonds kann eine Laufzeitenmischung realisiert werden, in den
sich der Anleger einkauft.
Je weiter der Anlagehorizont eines Fonds gefasst ist, desto größer sind
die Möglichkeiten, in ein Land zu investieren, das höhere Zinsen als in
Deutschland oder Europa üblich bietet. Neben der Bonitätsbewertung
sowohl des Landes (man denke nur an das Beispiel Argentiniens, das seine
Anleihen nicht zum vollen Wert zurückzahlen konnte) als auch des Emit-
tenten spielt das Devisenkursrisiko eine wesentliche Rolle. Es wirkt sich
genauso aus, wie bei den internationalen Aktienfonds beschrieben und
kann auf gleiche Weise abgesichert werden.
Aber es gibt auch eine Besonderheit: Einige Rentenfonds werden bewusst
in Fremdwährungen aufgelegt. Insbesondere der US-Dollar wird als Anlage-
währung angeboten, aber manche Fonds notieren auch in britischen Pfund
oder Schweizer Franken. Anleger entscheiden sich hier ausdrücklich dafür,
Währungsrisiken einzugehen bzw. sehen die Chance auf Währungsgewinne.
Gerade die einstige Skepsis vor der Euro-Einführung war für manche Anle-
ger ein ausreichendes Motiv, in US-Dollar notierte Fonds zu erwerben.
4.7.3 Kurzläuferfonds
Bei festverzinslichen Wertpapieren mit langer Laufzeit (bei denen also die
angelegte Summe erst in fünf oder zehn Jahren zurückgezahlt wird) kommt
es im Zeitablauf zu Kursschwankungen. Beträgt der Zinssatz zum Beispiel
4 Fondstypen 72
5%, während neue Papiere 6% Zinsen zahlen, fällt der Kurs dieses Papiers.
Damit sinkt auch der Anteilswert eines Fonds, der solche Papiere im Por-
tefeuille hat.
Um eine höhere Anteilswertstabilität zu erreichen, legen Kurzläuferfonds
nur in solche Papiere an, die in der nahen Zukunft fällig werden. Sie sind
daher weniger anfällig für Kursschwankungen. Bis zur Einführung der
Geldmarktfonds in den 90er Jahren waren sie die einzige Alternative etwa
zum Geldmarktkonto.
4.8 Geldmarktfonds
Wer sein Geld entweder kursstabil anlegen oder es nur kurzfristig „parken“
wollte, musste lange Jahre auf Geldmarktkonten oder das klassische Spar-
buch oder Girokonto ausweichen. Geldmarktkonten hatten aber meist rela-
tiv hohe Mindestanlagesummen und waren zudem nicht täglich verfügbar.
Die Fondsbranche wollte daher auch Geldmarktfonds auflegen, um ihr Ange-
bot an Fonds für jede Situation zu komplettieren.
Es dauerte bis zum Inkrafttreten des Zweiten Finanzmarktförderungsgeset-
zes am 1. August 1994, bis Geldmarktfonds auch in Deutschland zulässig
waren. Sie dürfen bis zu 100 % ihres Fondsvermögens in Geldmarkttiteln
anlegen. Dazu zählen Termingelder bei Banken, Wertpapiere mit einer
(Rest-)Laufzeit von maximal 12 Monaten, unverzinsliche Schatzanweisun-
gen des Bundes, Depositen-Zertifikate (Certificates of Deposits, kurz
CDs), kurzfristige Schuldtitel von Banken oder Unternehmen erster Boni-
tät (Commercial Papers, CPs) sowie abgezinste Wertpapiere und variabel
verzinsliche Schuldverschreibungen (die so genannten Floating Rate Notes
oder Floater), deren Zinsanpassung mindestens einmal im Jahr erfolgt.
Die Vereinigung der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörden ESMA
haben die Anforderungen an die Fondsbezeichnung Geldmarktfonds in
2011 näher definiert (siehe Kap. 2.6.2.1 Richtlinienkonforme Sonderver-
mögen). Ein Teil der Geldmarktfonds wird ohne Ausgabeaufschlag ange-
boten und ist daher auch für eine Anlage von nur wenigen Monaten geeig-
net. Es macht aber auch Sinn, Geldmarktfonds längerfristig für die Anlage
der Liquidität zu nutzen.
Auch bei Geldmarktfonds gibt es solche, die in Euro anlegen, und andere,
die in einer Fremdwährung investiert sind, teilweise wird der Fonds sogar
in dieser Währung notiert.
4 Fondstypen 73
4.10 Altersvorsorge-Sondervermögen
4.11 Dachfonds
4.12 Hedgefonds
Exchange traded Funds, kurz ETFs, werden an der Börse gehandelt. Statt
eines Ausgabeaufschlags fallen dabei die normalen Börsengebühren an.
Bei der großen Mehrzahl handelt es sich um Indexfonds. Sie bilden den
zugrunde liegenden Index, wie etwa den DAX, nach. Ihr Ziel ist es, den
Tracking Error, also die Abweichung von der Entwicklung des Indexes,
möglichst gering zu halten.
Da die Zusammensetzung des Indexes vorgegeben ist, werden ETFs auch
als passive Fonds bezeichnet. Sie sind kostengünstig, da z.B. keine detail-
lierten Wertpapieranalysen etc. von aktiven Fondsmanagern durchgeführt
und von der Verwaltungsvergütung bezahlt werden müssen.
Damit eine KVG solche Fonds auflegen darf, benötigt sie die entspre-
chende Zulassung durch die BaFin. Der Zulassungsprozess ist zeitintensiv,
daher ist die Zahl der neu aufgelegten geschlossenen AIFs derzeit noch
sehr überschaubar.
5 Marketing und Vertrieb
Dies bestätigt auch das populäre Motto vieler Firmen „Der Kunde ist
König“, das den Stellenwert des Kunden eindeutig hervorhebt. Letztend-
lich entscheidet dieser über den Erfolg oder Misserfolg einer Firma. Denn
nur wenn es dieser gelingt, die Bedürfnisse des Kunden zu befriedigen und
ihm Angebote zu einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis zu bie-
ten, kann sich ein Unternehmen erfolgreich im Wettbewerb durchsetzen
und am Markt platzieren. Dies gilt im Grunde für alle Arten von Unterneh-
men, bei denen es um die Vermarktung eines bestimmten Produkts bzw.
einer Produktlinie geht. Insofern unterscheidet sich ein Finanzdienstleister
nicht von einem Konsumgüterhersteller.
5.1 Fondsmarkt
Der Fondsmarkt ist ebenso wie viele andere Märkte ein Käufermarkt, d.h.
nicht das Angebot an Investmentfonds, sondern die Nachfrage nach Asset-
Management-Produkten bestimmt das Geschehen. Deshalb kommt auch
der Kundenbetreuung eine immense Bedeutung zu.
Bei einer etwas genaueren Betrachtung wird offensichtlich, dass der Fonds-
markt keineswegs homogen ist. Vielmehr lässt er sich gemäß der maßgeb-
lichen Kundengruppen in die beiden großen Blöcke Institutioneller Markt
und Retailmarkt aufspalten. Diese Trennung ist notwendig, weil sich
Kenntnisstand, Bedürfnisse und regulatorischer Hintergrund dieser beiden
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5 Marketing und Vertrieb 78
5.1.2 Marktforschung
5.1.3 Marketingkonzeption
5.1.3.1 Marktfeldstrategien
5.1.3.2 Marktstimulierungsstrategien
5.1.3.3 Marketing-Mix
5.1.3.4 Produktpolitik
Das Produkt bzw. die Dienstleistung steht im Mittelpunkt des aktiven Ein-
wirkens eines Unternehmens auf den Absatzmarkt, denn ohne Produkt
werden die anderen Teilelemente des Marketing-Mix nicht wirksam.
Bei der Produktpolitik steht der Kunde im Mittelpunkt aller Überlegungen.
Die Produkte sollten so beschaffen sein, dass sie vom Konsumenten für
tauglich befunden werden, seine spezifischen Erwartungen zu erfüllen.
Bei Investmentfonds besteht das Grundbedürfnis in der Vermögensanlage.
Weiter aufgespaltet ergeben sich typischerweise die Bedürfnisse nach
Rentabilität, Sicherheit und Liquidität in unterschiedlichen Ausprägungen
und Gewichtungen. Insofern muss im Rahmen des Fondsangebots die
Frage der Ertragserwartungen, Risikobereitschaft und des Anlagehorizonts
der jeweiligen Zielgruppe beantwortet werden.
Bei institutionellen Kunden kommt wegen der gesetzlichen Anlagerestrik-
tionen auch noch die Frage nach dem Anlageuniversum auf. Außerdem
spielen bei institutionellen Kunden bilanzielle Fragen (z.B. Bildung bzw.
Auflösung stiller Reserven, Abschreibungen etc.) eine Rolle.
Die Investmentgesellschaft entscheidet in der Regel nicht nur über ein ein-
zelnes Produkt, sondern ein komplettes Produktprogramm. Sie befindet
darüber, welche Fonds in welchen Ausführungen angeboten werden. Im
Fondsmarkt gibt es neben den Universalanbietern (z.B. DWS, DEKA,
Union Investment), die für jede Asset-Klasse (Aktien, Renten, Immobi-
lien) in den verschiedensten Ausführungen (Growth, Value; aktiv, passiv;
fundamental, quantitativ etc.) mindestens einen Fonds in der Angebots-
palette haben, auch Spezialisten, die sich auf eine Asset-Klasse (insbeson-
dere KVGs für offene Immobilienfonds) oder ein Asset-Management-Stil
(z.B. Quoniam mit quantitativ-strukturierten Strategien) oder eine Pro-
duktgruppe (z.B. IVG Institutional Funds GmbH mit Immobilienspezial-
fonds) konzentrieren oder als Master-KVG positionieren (z.B. Universal).
Neben dem eigentlichen Investmentfonds ist der Service von großem Inte-
resse, denn dadurch kann die Kapitalverwaltungsgesellschaft sich gut von
den Wettbewerbern abheben und Präferenzen schaffen. Zudem können
relativ homogene Produkte durch Serviceleistungen differenziert werden.
Besonders wichtig sind in der Fondsbranche die Beratung und Schulung
der Absatzmittler sowie die Vermarktungsunterstützung, während im Spe-
zialfondsmarkt z.B. das Eingehen auf spezielle Reportingwünsche des
Anlegers mitunter eine wichtige Serviceleistung ist.
5 Marketing und Vertrieb 84
5.1.3.5 Preispolitik
Die Preispolitik umfasst die Festlegung der Preise für das Angebot. Der
Plural deutet darauf hin, dass es in der Fondsbranche nicht den einen Preis
gibt. Vielmehr existieren nebeneinander Verwaltungsvergütung, Ausgabe-
aufschlag, ggf. auch performanceabhängige Gebühr und Rücknahmeab-
schlag. Deren Höhe beeinflusst unmittelbar das Preis-Leistungs-Verhält-
nis. Daher stellt der Preis keine isolierte Entscheidung dar, sondern ist in
engem Zusammenhang mit dem Produkt zu sehen. Je besser das Preis-
Leistungs-Verhältnis ist, desto höher ist normalerweise auch die Nachfrage
nach einem Produkt. Institutionelle Anleger sind in der Regel wesentlich
preissensibler als Privatanleger. Im Spezialfondsmarkt liegen die Verwal-
tungsvergütungen üblicherweise unter denen des Publikumsfondsmarktes.
Zudem werden für Spezialfonds keine Ausgabeauf- oder Rückgabeab-
schläge verlangt. Die Nachfragereaktion der Kunden auf Preisänderungen
(sogenannte Preiselastizitäten) sind im Fondsmarkt gegenwärtig insgesamt
gesehen relativ gering.
Neben der Preissetzung muss auch die Verteilung der Vergütungen auf
KVG, Verwahrstelle und gegebenenfalls Absatzmittler festgelegt werden.
Im Retailmarkt fließt ein Großteil des Ausgabeaufschlags an den Vermitt-
ler. Dieser erhält in manchen Fällen auch einen Teil der Verwaltungsvergü-
tung als Bestandsprovision. Mittels Höhe und Staffelung der Provisionen
kann die Investmentgesellschaft die Absatzmittler eng an sich binden.
Die Preisausrichtung korrespondiert eng mit der Zielgruppenauswahl und
der Marktbearbeitungsstrategie. Zielt die Fondsgesellschaft auf das geho-
bene bzw. Premiumkundensegment ab, kann sie vergleichsweise hohe
Preise verlangen. Für das breite Massengeschäft eignen sich eher niedrige
Preise.
Zur Preisbestimmung existieren verschiedene Verfahren:
• Kostenorientierung: Auf Basis der Kosten (Voll- oder Teilkosten),
zuzüglich einer Gewinnspanne, werden Preise festgelegt. Diese Vor-
gehensweise ist relativ einfach. Bei zu hohem Kostenniveau bzw. zu
hohen Gewinnspannen besteht allerdings die Gefahr, dass sich das
Unternehmen aus dem Markt kalkuliert, weil seine Produkte dem
Kunden zu teuer sind. Auf der anderen Seite vergeben die Anbieter
Gewinnchancen, wenn es nicht gelingt, die Preisbereitschaft gut abzu-
schöpfen, weil die Preise zu gering angesetzt sind.
5 Marketing und Vertrieb 85
5.1.3.6 Distributionspolitik
Die Distributionspolitik befasst sich mit der Wahl und Bearbeitung der
Absatzwege. Während im institutionellen Geschäft der Direktvertrieb, d.h.
der unmittelbare Absatz der Spezialfonds von der Kapitalverwaltungs-
gesellschaft an den institutionellen Anleger, eindeutig dominiert, werden
Publikumsfonds überwiegend über Absatzmittler vertrieben. Beim direk-
ten Vertrieb hat die Fondsgesellschaft eine gute Kontrolle über den
Absatzweg und unmittelbaren Kundenzugang. Die Bearbeitung des Mas-
senmarktes im Retailgeschäft ist im Direktvertrieb nur schwer zu bewerk-
stelligen, da hierfür enorme Ressourcen bei der Fondsgesellschaft aufge-
baut werden müssten. Insofern kommt ein Direktvertrieb für Publikums-
fonds nur für solche Gesellschaften in Betracht, die sich auf eine relativ
kleine, übersichtliche Zielgruppe konzentrieren.
5 Marketing und Vertrieb 86
Kommunikationspolitik
Wichtiges Instrument für die Profilierung der Fondsgesellschaften respek-
tive der Fonds ist neben deren Ausrichtung und Anlageerfolg insbesondere
auch die Markenbildung. Typischerweise steht hier die Fondsgesellschaft
im Vordergrund. Die Wahl des Markentyps beruht auf einer strategischen
Entscheidung. Einige Gesellschaften verfolgen Dachmarkenstrategien, andere
wiederum eine Einmarkenstrategie. Schließlich existieren auch Mehrmarken-
strategien. Die Marke ist ein wichtiger Ansatzpunkt, um Märkte zu beein-
flussen und das Angebot eindeutig zu positionieren. Eine gelungene Kom-
munikationspolitik trägt ferner zu hoher Bekanntheit und der Imagebil-
dung bei.
Die Kommunikationspolitik umfasst mehrere Spielarten, die einzeln oder
in Kombination für die genannten Zwecke eingesetzt werden:
• Werbung,
• Verkaufsförderung,
• Öffentlichkeitsarbeit,
• Sponsoring.
5.1.3.7 Werbung
5.1.3.8 Verkaufsförderung
Die Verkaufsförderung ist klar absatzbezogen. In der Regel umfasst sie zeit-
lich befristete Aktionen, wie stark beworbene Sonderpreise (z.B. halbierter
Ausgabeaufschlag), Verbundaktionen (z.B. Banksparplan mit relativ hohen
Zinsen plus Kauf von Investmentfondsanteilen) oder Gewinnspiele bzw.
Preisausschreiben. Nicht nur der Endkunde steht bei Verkaufsaktionen im
5 Marketing und Vertrieb 89
5.1.3.9 Öffentlichkeitsarbeit
5.1.3.10 Sponsoring
Unter Sponsoring versteht man die Bereitstellung von Geld oder Sach-
mitteln durch ein Unternehmen für Personen oder Institutionen mit sport-
lichem, kulturellem, sozialem oder ökologischem Hintergrund. Vom Gespon-
sorten werden konkrete Gegenleistungen erwartet, z.B. indem diese den
Sponsor gebührend erwähnen oder dessen Logo tragen. Am verbreitetsten
ist das Sport-Sponsoring.
5 Marketing und Vertrieb 90
6.2.1 Kontenplan
Im Jahr 2013 hat die ZPA Köln den Prüfungskatalog für die Abschluss-
prüfung zum Investmentfondskaufmann/-frau überarbeitet und in diesem
Zusammenhang auch einen überarbeiteten Kontenplan für die Fondsbuch-
haltung herausgegeben:
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Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_6
6 Fonds-Rechnungswesen 92
Klasse 1 Klasse 2
Aktive Bestandskonten Passive Bestandskonten
Klasse 3 Klasse 4
Ordentliche Aufwendungen Außerordentliche Aufwendungen
Klasse 5 Klasse 6
Ordentliche Erträge Außerordentliche Erträge
Klasse 7
Abschlusskonten
Wie aus dem oben angeführten Kontenplan ersichtlich, hat das Sonder-
vermögen auch Abschlusskonten. Im fondsbezogenen Rechnungswesen
werden die ordentlichen und außerordentlichen Erträge und Aufwendun-
gen über zwei separate Konten abgeschlossen. Das ist zum einen das
Sammelkonto ordentliche Erträge und das Sammelkonto außerordentliche
Erträge. Diese zwei Abschlusskonten entsprechen dem „Gewinn- und Ver-
lustkonto“ aus der „Finanzbuchhaltung“. Warum die Unterscheidung in
ordentliche und außerordentliche Erträge und Aufwendungen? Am Geschäfts-
jahresende werden in der Regel (je nach Beschluss) die ordentlichen
Erträge an die Anleger ausgeschüttet, wohingegen die Kursgewinne oder
auch Kursverluste im Fondsvermögen bleiben und auf sogenannten Vor-
tragskonten abgeschlossen werden.
Die ordentlichen und die außerordentlichen Erträge werden im Fonds
steuerlich unterschiedlich behandelt, deswegen ist es ebenfalls sinnvoll,
zwei unterschiedliche Sammelkonten zu verwenden.
Fondsbestände
Fondswährung: €
Bewertung des Fonds per: 05.10.20...
Fondsbestände (Fortsetzung)
Zinsberechnung
Derivate
Future
Berechnung Derivate
Futures
Zinssatz: 3,25%
6 Fonds-Rechnungswesen 97
Fondsbestände (Fortsetzung)
Devisentermingeschäfte: 1.500.000 USD
Abrechnung
Kasse:
Fondsvermögen 20.672.671,80 €
Fondspreis 41,3453
41,34
konto laufen und somit die Liquidität des Fonds widerspiegelt. Ein soge-
nannter Mittelzufluss von zum Beispiel 10.000,00 Euro wird im Fonds fol-
gendermaßen erfasst:
„Anlagekonto an Mittelbeschaffung 10.000,00 Euro“
Das Konto Mittelbeschaffung ist ein passives Bestandskonto und spiegelt
den jeweiligen Mittelzufluss bzw. Mittelabfluss des Fonds wider, wohin-
gegen das Anlagekonto ein aktives Bestandskonto des Fonds ist, vergleichbar
mit dem Bankkonto in der Finanzbuchhaltung eines Industriebetriebes.
Im Zusammenhang mit dem Kauf und Verkauf von Anteilsscheinen müs-
sen die Fondsbuchhalter den sogenannten Ertragsausgleich ermitteln.
Durch Anteilscheinkäufe bzw. Anteilscheinverkäufe fließen dem Fonds
Mittel zu, ohne dass sich die Ertragslage ändert. Deswegen müssen Anteils-
eigner, die neue Anteile kaufen, den Ertrag, der bis zu diesem Zeitpunkt
im Fonds entstanden ist, abzüglich entstandener Aufwendungen bezahlen
(ähnlich der Stückzinsen bei festverzinslichen Wertpapieren), da der zuge-
flossene Ertrag Bestandteil des Fondsvermögens geworden ist.
Der Ertragsausgleich dient also dazu, Schwankungen der Erträge im Ver-
hältnis zum Fondsvermögen auszugleichen. Das Ertragsausgleichsverfah-
ren ermöglicht es, dass der Ausschüttungsbetrag je Anteil nicht durch die
Veränderung des Anteilumlaufs beeinflusst wird.
Der Kauf bzw. Verkauf von Aktien soll exemplarisch an den folgenden
Abrechnungen erläutert werden:
Abrechnung Kauf
Währung EUR
Wertpapierbezeichnung ASD AG
Börsenplatz Frankfurt/Main
Stücke 8.000
Merke:
Die Ankaufspreise von Aktien setzen sich zusammen aus dem Kurs der jeweiligen Aktie plus entstandenen
Provisionen und eventuell angefallenen Gebühren.
Buchungssatz
Effektenskontro an Anlagekonto 110.246,09 EUR
Abrechnung Verkauf
Währung EUR
Wertpapierbezeichnung ASD AG
Börsenplatz Frankfurt/Main
Stücke 4.500
Mit dem Verkauf hat der Fondsmanager einen Kursgewinn von 1,867 EUR
pro Aktie realisiert. Folgende Buchungen müssen in der Fondsbuch-
haltung vorgenommen werden.
Buchungssatz
Anlagekonto 70.176,95 EUR an Effektenskontro 70.176,95 EUR
Effektenskontro an Kursgewinnen 8.401,50 EUR
6 Fonds-Rechnungswesen 101
Bezugsverhältnis 3 zu 1
Rechnerischer Wert des Bezugsrechtes: 30,00 EUR
Buchungssatz
1. Bezugsrechte XY an Effektenskontro 900.000,00 EUR
1. Möglichkeit: Die jungen Aktien werden zum Kurs von 200,00 EUR bezogen.
Abrechnung: junge Aktien 10.000
Kurs 200,00 EUR
Kurswert 2.000.000,00 EUR
Provision 0,10% 2.000,00 EUR
ausmachen. Betr. 2.002.000,00 EUR
Der MEP verändert sich. Bei der Einbuchung der Bezugsrechte wird das Effektenskontro um
900.000 EUR gemindert, da diese BZR später verkauft werden und somit keine Einstands-
wertumbuchung auf dem Effektenskontro stattfindet, sinkt der MEP für die 30.000 Aktien um
900.000 EUR. Somit ergibt sich ein neuer MEP von 173,333 EUR/Aktie ((6.100.000 EUR –
900.000 EUR = 5.200.000 EUR)/30.000 Stk.)
2. Möglichkeit: Wir veräußern die Bezugsrechte zum Preis von 29,00 EUR.
Provision 0,10%
Abrechnung: Stück Kurswert Kurswert
Bez.rechte 30.000 29,00 EUR 870.000,00 EUR
Provision –0,10% –870,00 EUR
ausm.Betrag 869.130,00 EUR
3. Möglichkeit: Wir veräußern die Bezugsrechte zum Preis von 34,00 EUR.
Provision 0,10%
Abrechnung: Stück Kurswert Kurswert
Bez.rechte 30.000 34,00 EUR 1.020.000,00 EUR
Provision –0,10% –1.020,00 EUR
ausm.Betrag 1.018.980,00 EUR
4. Möglichkeit: Wir kaufen Bezugsrechte zum Preis von 34,00 EUR hinzu.
Provision 0,10%
D.h. wenn wir 15.000 Stück junge Aktien beziehen wollen, aber nur Bezugsrechte für 10.000 junge
Aktien besitzen, müssen wir 15.000 Bezugsrechte hinzukaufen.
Abrechnung:
junge Aktien 15.000 Bezugsrechte 15000
Kurs 200,00 EUR Kurs 34,00 EUR
Kurswert 3.000.000,00 EUR Kurswert 510.000,00 EUR
Provision 0,10% 3.000,00 EUR Provision 0,10% 510,00 EUR
ausmach. Betr. 3.003.000,00 EUR ausm. Betrag 510.510,00 EUR
Stückzinsen 50 719,18 €
Stückzinsen 54 517,81 €
Stückzinsen 57 273,29 €
Stückzinsen 58 222,47 €
Durch diese Buchung sind die Stückzinsen des Kaufs aus dem Effekten-
skontro herausgebucht, angefallene Provisionen erhöhen den Einstand-
spreis.
Durch die tägliche Buchung des Stückzinsanspruches sind auf dem Zins-
ertragskonto bereits alle Zinserträge erfasst.
6 Fonds-Rechnungswesen 108
Beispiel 1
Verkauf von Optionen Opening
Datum 20.03.20..
Kontraktzahl 1.557 (10 Einheiten je Kontrakt)
Wertpapierbezeichnung Dow Jones Euro Stoxx50 Index-Call
Fälligkeit 4.2004
Basispreis pro Stück 2.500,00
Wertpapierkenn Nr. 965239/64
Optionspreis 16,00 EUR
Börse Eurex
Letzter Handelstag 17.04.20..
1. Anlagekonto an Optionen Dow Jones Euro Stoxx 50 247.384,30 EUR
Nebenrechnung 249.120,00 EUR
–1.245,60 EUR
–23,00 EUR
–467,10 EUR
247.384,30 EUR
Beispiel 2
Verkauf von Optionen Opening
Datum 17.09.20..
Kontraktzahl 2.000 (10 Einheiten je Kontrakt)
Wertpapierbezeichnung Münchner Rückversicherung
Fälligkeit Dezember
Basispreis pro Stück 85,00
Wertpapierkenn Nr. 843002/72
Optionspreis 2,78 EUR
Börse Eurex
Letzter Handelstag 17.12.20..
3. Anlagekonto an Optionen Münchner Rück 53.438,00 EUR
Nebenrechnung 55.600,00 EUR
–139,00 EUR
–23,00 EUR
–2.000,00 EUR
53.438,00 EUR
6 Fonds-Rechnungswesen 110
Beispiel 3
Kauf von Optionen Closing
Datum 02.12.20..
Kontraktzahl 2.000 (10 Einheiten je Kontrakt)
Wertpapierbezeichnung Münchner Rückversicherung
Fälligkeit Dezember
Basispreis pro Stück 85,00
Wertpapierkenn Nr. 843002/72
Optionspreis 3,60 EUR
Börse Eurex
Letzter Handelstag 17.12.20..
3. Optionen Münchner Rück an Anlagekonto 74.203,00 EUR
Nebenrechnung 72.000,00 EUR
180,00 EUR
23,00 EUR
2.000,00 EUR
74.203,00 EUR
3a. Kursverluste an Optionen Münchner Rück 20.765,00 EUR
Beispiel 4
Kauf von Optionen Closing
Datum 11.04.20..
Kontraktzahl 1.557 (10 Einheiten je Kontrakt)
Wertpapierbezeichnung Dow Jones Euro Stoxx50 Index-Call
Fälligkeit 4.2004
Basispreis pro Stück 2.500,00
Wertpapierkenn Nr. 965239/64
Optionspreis 18,00 EUR
Börse Eurex
Letzter Handelstag 17.04.20..
4. Optionen Dow Jones Euro Stoxx 50 an Anlagekonto 281.995,70 EUR
Nebenrechnung 280.260,00 EUR
1.245,60 EUR
23,00 EUR
467,10 EUR
281.995,70 EUR
4a. Kursverlust an Optionen Dow Jones 34.611,40 EUR
6 Fonds-Rechnungswesen 111
Beispiel 1:
Kauf Opening
Future Dax-Index Futures
Handelstag 11.10.20..
Anzahl Kontrakte 200
Kontraktgröße 25,000
Kurs 4.030,00 EUR
Spesen 1.100,00 EUR
Buchung am 12.10.20..
1. Spesen FTK an Anlagekonto 1.100,00 EUR
2. Initial Margin an Anlagekonto 1.800.000,00 EUR
Abrechnungspreis am 12.10. 4.025,00 EUR
3. Variation Margin an Anlagekonto 25.000,00 EUR
(–5 * 25 * 200)
Abrechnungspreis am 13.10.20.. 4.031,00 EUR
4. Anlagekonto an Variation Margin 30.000,00 EUR
Abrechnungspreis am 14.10.20.. 4.034,00 EUR
5. Anlagekonto an Variation Margin 15.000,00 EUR
6 Fonds-Rechnungswesen 112
Beispiel 2:
Verkauf Closing
Future Dax-Index Futures
Handelstag 15.10.
Anzahl Kontrakte 200
Kontraktgröße 25,000
Kurs 4.041,00 EUR
Spesen 1.100,00 EUR
am 24.4.
Valuta: 26.4.
am 25.4.
Valuta: 27.4.
am 23.4.
Valuta: 25.4.
am 26.4.
val. 28.4.
In unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass nur die ordentlichen
Erträge an die Anleger ausgeschüttet werden.
Berechnung der handelsrechtlichen Ausschüttung:
Der Ausschüttungsbetrag von 0,705 EUR ist maßgeblich für die Berech-
nung der Kapitalertragsteuer beim Anleger.
Der Kursgewinn von 0,704 EUR pro Anteil wird beim Anleger erst ver-
steuert, wenn er den Fondsanteil verkauft, entstandene Kursverluste wer-
den natürlich dagegen gerechnet.
7 Wertentwicklungsberechnung und
Performance-Messung
Was ist aus meinem Geld geworden? Das dürfte wohl die klassische Frage
eines jeden Anlegers sein, egal ob es sich um den institutionellen Anleger
oder den Privatmenschen handelt. Die Antwort ist scheinbar einfach: Ich
schaue mir an, wie viel ich angelegt hatte und was bis heute daraus gewor-
den ist. Tatsächlich ist das auch das Grundprinzip der Wertentwicklungs-
berechnung (engl.: „performance“, ein Begriff, der sich mittlerweile auch
in Deutschland durchsetzt).
Wer beispielsweise sein Geld festverzinslich in Bundesschatzbriefe mit jähr-
licher, steigender Zinszahlung angelegt hat, erhält am Ende genau den
eingezahlten Betrag zurück. Wo bleibt da die Wertsteigerung? Sie wurde in
Form von Zinsen einmal im Jahr ausgezahlt. Bei einem Anlagebetrag von
1.000 Euro und 3% Zinsen im ersten Jahr waren das gerade mal 30 Euro.
Dieser Betrag animiert nicht direkt zur Wiederanlage, sondern eher zu einem
Kinoabend zu zweit. Im nächsten Jahr waren es schon 3,5% und der Betrag
ist vielleicht auf das Sparbuch gewandert (mit 1,5% Zinsen, also werden
zusätzlich Zinsen auf die Zinsen erwirtschaftet).
Auch die Erträge auf die Zinsen müssen natürlich bei der Wertentwick-
lungsberechnung einbezogen werden. Aber warum eine Wiederanlage zu
nur 1,5% tätigen und nicht zu einem höheren Zinssatz, aber welchem?
Und schon besteht die Gefahr von Willkür bei der Performance-Berech-
nung. Damit wären die errechneten Ergebnisse nicht mehr mit der Per-
formance, die ein Dritter für eine andere Anlageform berechnet hat, ver-
gleichbar.
Es muss also eine einheitliche Methode zugrunde gelegt werden können.
Dies gilt für „offizielle“ Zahlen aus der Finanzbranche noch weit mehr als
bei der privaten Berechnung individueller Anlageerfolge. Schließlich wer-
den Performance-Daten oft als Verkaufsargument für bestimmte Anlage-
formen herangezogen, wobei natürlich nicht Äpfel mit Birnen verglichen
werden dürfen.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_7
7 Wertentwicklungsberechnung und Performance-Messung 120
7.1 BVI-Methode
Für die Ausschüttung von 2,47 Euro erwirbt man zum Anteilwert am
30. Juni von 99,72 Euro insgesamt 2,47 / 98,80 = 0,025 Anteile. Damit
besitzt der Anleger insgesamt 1,025 Anteile – Bruchanteile werden auf
dem Investmentkonto problemlos verbucht. Nun lautet der Vergleich:
Damit wäre die Performance von 2,213% grundsätzlich auch mit anderen
Fonds vergleichbar. Der BVI gibt hierzu regelmäßig Wertentwicklungssta-
tistiken für die Publikumsfonds seiner Mitglieder heraus, die im Internet
(www.bvi.de) abrufbar sind. Dabei wird neben der Einmalanlage nach dem
gleichen Prinzip auch die Performance von Sparplänen berechnet.
7.2 Anteilwertberechnung
7.2.1 Wertpapierfonds
Wie aber wird der Wert eines Investmentanteils berechnet? Das Wichtigste
vorweg: Angebot und Nachfrage haben keinen Einfluss auf den Anteil-
wert. Ob bei einem Fonds am Bewertungstag Anteile verkauft werden
oder zurückgegeben, ist irrelevant. Der Anteilwert berechnet sich vielmehr
aus den einzelnen Vermögensgegenständen des Sondervermögens, die mit
ihrem aktuellen Wert (Börsenkurs o.Ä.) angesetzt werden. Die Beträge
werden aufaddiert und durch die Anzahl der umlaufenden Anteile divi-
diert. Jeder Anleger erhält also genau das, was ihm auch anteilig zusteht.
Hierzu ein Beispiel zu einem Aktienfonds:
7 Wertentwicklungsberechnung und Performance-Messung 122
Anzahl der Anteile: 500, Anteilwert daher 5.000,00 Euro / 500 = 10,00 Euro
Würden nun 10 weitere Anteile gekauft, kämen dafür 10 x 10,00 Euro, also
100,00 Euro in die Kasse. Bei ansonsten gleichen Vermögenswerten würde
die Summe des Fondsvermögens 5.100,00 Euro sein. Dividiert durch die
neue Anzahl an Anteilen, nämlich 510, ergibt sich wieder 10,00 Euro als
Anteilwert.
Auch für institutionelle Anleger ist die Information, wie sich der Wert einer
Anlage entwickelt hat bzw. inwieweit die Anlageziele erfüllt worden sind,
ein wichtiges Kriterium für eine Anlageentscheidung und ein wichtiger
Bestandteil des Portfolio-Managements. Es stellt sich also auch hier die
Frage, welche Performance erzielt wurde. Der englische Begriff „Perfor-
mance“ hat sich mittlerweile auch hierzulande als Bezeichnung für die
Wertentwicklung eines Investmentfonds oder eines Einzeldepots eingebür-
gert. Ausgehend von den USA und Großbritannien haben die Kundenfor-
derungen nach detailliertem Reporting und klaren Analysen bereits zur
Entstehung einer neuen, eigenständigen Dienstleistungsbranche, der Per-
formance-Measurement-Unternehmen, geführt.
7.4 Berechnungsmethoden
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_8
8 Handel und Abwicklung 132
Middle Office
Front Office Handelsunterstützung Back Office
Pre-trade Compliance Compliance Verwahrung
Handelsausführung Risikomanagement Fondsbuchhaltung
Vorgehensweise Kontenabstimmung Fondsverwaltung
Pre-trade Entscheidung Portfolio-Management Depotkonten-
Research Performance- buchhaltung
Berechnung
Abbildung 10
8.1 Handel
Die Geschäfte sind einer laufenden Kontrolle zu unterziehen. Dabei ist ins-
besondere zu kontrollieren, ob
a) die Geschäftsunterlagen vollständig und zeitnah vorliegen,
b) die Angaben der Händler richtig und vollständig sind und – soweit
vorhanden – mit den Angaben auf Maklerbestätigungen, Ausdrucken
aus Handelssystemen o.Ä. übereinstimmen,
c) die Abschlüsse sich hinsichtlich Art und Größenordnung im Rahmen
der üblichen Geschäftstätigkeit und der festgesetzten Limite bewegen,
d) marktgerechte Bedingungen vereinbart sind,
e) Abweichungen von vorgegebenen Standards (Stammdaten, Anschaf-
fungswege, Zahlungswege u.Ä.) vereinbart sind.
Die Kontrollen sind zu dokumentieren, Unstimmigkeiten sind umgehend
zu klären. Soweit sie nicht auf offensichtlichen Irrtümern beruhen, ist eine
von der Geschäftsleitung ermächtigte Stelle außerhalb des Handels einzu-
schalten. Auch die Klärung der Unstimmigkeiten ist in angemessener Weise
zu dokumentieren, schließlich muss auch später noch nachvollziehbar
sein, wie mit einem solchen Ereignis umgegangen wurde.
Grundsätzlich ist jedes Geschäft unverzüglich schriftlich oder in gleich-
wertiger Form zu bestätigen. Die Bestätigung muss sämtliche Geschäfts-
angaben einschließlich Abschlussdatum enthalten. Erfolgen die Geschäfte
über Makler, sollen diese benannt werden. Der fristgerechte Eingang der
Gegenbestätigungen ist zu überwachen, wobei sichergestellt sein muss, dass
die eingehenden Gegenbestätigungen nicht in den Handel gelangen. Feh-
lende bzw. unvollständige Gegenbestätigungen sind unverzüglich zu rekla-
mieren, es sei denn, es handelt sich um ein Kassageschäft, das in allen Tei-
len ordnungsgemäß erfüllt ist. Auch hier sind Abweichungen festzuhalten
und unverzüglich zu klären.
Für Geschäfte, die über ein Abwicklungssystem einer Börse oder ein ande-
res Abwicklungssystem abgerechnet werden, ist eine andere als die im
vorangegangenen Absatz beschriebene Form der Bestätigung zulässig.
Geschäftsabschlüsse sind auch beim Vorliegen von Nettingvereinbarungen,
also das Verrechnen von gegenläufigen Zahlungsansprüchen, einzeln zu doku-
mentieren und im Rechnungswesen zu erfassen. Sie sind im Geschäftsgang
wie ein Einzelgeschäft zu behandeln. Es ist jedoch erlaubt, die in den Büchern
des Instituts erfassten Einzelgeschäfte mit ihren Kursen und mit ihrem Saldo
8 Handel und Abwicklung 136
8.3 Ordererfassung/Handel
8.3.1 Order
Aber natürlich gibt es auch den Fall „Compliance nicht erfüllt“. Für Orders,
die eine oder mehrere Compliance-Regeln verletzt haben, wird ein eindeu-
tiger Status gesetzt bzw. bei Annäherung an die Regel mit einem Hinweis
versehen. Orders, die in Ordnung sind bzw. ein Warnhinweis beinhalten,
können weiter bearbeitet werden.
Orders, die nicht die Compliance erfüllen, müssen mit einer Begründung
im System zur Weiterverarbeitung versehen werden. Sie benötigen einen
Eingriff (Änderung der Orderdetails oder Autorisierung, die Order trotz
der Verletzung weiter zu bearbeiten). Nach Abschluss werden die gewünsch-
ten Orders nachfolgend vom Fondsmanager ausgewählt und an den Tra-
ding Desk weitergeleitet.
Der Trader, der die Order an sich nimmt, muss sich mit ihren relevanten
Details bekannt machen, z.B. Fonds, Stückzahl, Preis, Trader-Instructions.
Nachfolgend wird die Order mit einem Broker am Markt platziert. Steht
der entsprechende Kontrahent fest, wird der Name des Ansprechpartners
beim Broker festgehalten. Im nächsten Schritt werden die Einzelheiten des
gehandelten Geschäftes in der Order vermerkt.
Wurde die Zuordnung der erworbenen Wertpapiere auf die Fonds durchge-
führt, werden im unteren Teil die ausgeführten Bestände für jedes Portfolio
angezeigt. Danach muss die Order zur Orderkontrolle und zur Fondsbuch-
haltung gesendet werden („Send to Accounting“).
8.3.3 Orderkontrolle/Fondsbuchhaltung
8.3.4 Rechnungswesen
Änderungen und Stornierungen sind einer Kontrolle durch eine vom Han-
del unabhängige Stelle zu unterwerfen.
Bei DV-Verfahren ist die Funktionstrennung gewährleistet, wenn die Kon-
tierungsregeln bzw. die Buchungssystematik und die entsprechenden Pro-
gramme in der Verantwortung einer von Handel und Abwicklung unab-
hängigen Stelle liegen.
8.3.5 Überwachung
Die erworbenen Wertpapiere werden nicht bei der KVG selbst verwahrt,
sondern bei der Verwahrstelle. Grundsätzlich gibt es drei Verwahrarten
• Sonder-/Streifbandverwahrung
• (Giro-)Sammelverwahrung und
• Wertpapierrechnung (Auslandsverwahrung).
Diese Verwahrarten sind im Depotgesetz geregelt. Die erste Verwahrart,
die Sonderverwahrung, ist die klassische Verwahrart der Vergangenheit.
Für den Kunden wurde beispielsweise die von ihm erworbene Aktie zu
seinen bereits gekauften gelegt und mit einer Papierbanderole gebündelt,
dem namensgebenden Streifband. Der Kunde hatte ein Sondereigentum an
denselben Stücken, die er gekauft oder eingeliefert hatte. Bei einem Ver-
kauf musste tatsächlich im Tresor des lagernden Kreditinstituts genau die
spezielle Aktie herausgesucht und verkauft werden – eine zeitaufwändige
und teure Angelegenheit! Es dürfte daher kaum überraschen, dass diese
Verwahrart heute die Ausnahme ist.
Bei der (Giro-)Sammelverwahrung hat der Kunde – gleich ob KVG oder
Privatanleger – ein Miteigentum am Sammelbestand. Ihm gehört damit
z.B. irgendeine Aktie der Deutschen Bank AG, nicht aber genau die
ursprünglich gekaufte mit dem kleinen Riss rechts oben in der Ecke.
8 Handel und Abwicklung 141
Diese Art der Verwahrung erlaubt eine Zentralisierung und damit eine
hohe (Kosten-)Effizienz bei der Verwahrung. Der Zentralverwahrer für
Deutschland ist Clearstream. Die Wertpapiere („Stücke“) bleiben bei Käu-
fen, Verkäufen und Übertragungen am gleichen Ort, die Veränderungen
werden lediglich von einem Sammeldepot ins andere verbucht. Weil „Giro“
den Buchungskreislauf bezeichnet, kommt daher auch die Bezeichnung
Giro-Sammelverwahrung.
Im Ausland gekaufte Wertpapiere werden üblicherweise nicht durch Clear-
stream verwahrt. Sie werden von einer ausländischen Stelle als Verwahrer/
Unterverwahrer treuhänderisch gehalten. Damit stehen dem Kunden zwar
alle Rechte aus dem Wertpapier zu, er ist aber nicht dessen Eigentümer im
juristischen Sinne. Bei der Verwahrart Wertpapierrechnung wird der
Kunde aufgrund der entsprechenden Anforderungen des Depotgesetzes
auch über das jeweilige Lagerland informiert.
Die Identifikation eines Wertpapiers erfolgte in Deutschland früher über
die sechsstellige Wertpapierkennnummer (WKN). Mittlerweile hat aber
auch hier zu Lande die International Securities Identification Number, kurz
ISIN, Einzug gehalten. Sie setzt sich zusammen aus einem zweistelligen Län-
dercode (für Deutschland DE), maximal neun Stellen für das Wertpapier sowie
an 12. Stelle die Prüfziffer. Weitere Informationen zu dem Wertpapier, z.B.
Dividenden, werden in den Stammdaten zusammengefasst. Lieferant dieser
Stammdaten für Deutschland sind die WM Wertpapiermitteilungen, Frankfurt.
9 Depotführung
Vor vielen Jahren war es noch möglich, dass man sich die unterschiedlich-
sten Wertpapiere bei seinem Kreditinstitut kaufte und sie tatsächlich mit
nach Hause nehmen oder im gemieteten Bankschließfach deponieren
konnte. Diese „effektiven Stücke“ gingen in die „Eigenverwahrung“. Bei
Aktien oder festverzinslichen Wertpapieren gab es einen „Bogen“, der
Coupons enthielt. Sie wurden abgeschnitten und bei Fälligkeit im Kredit-
institut vorgelegt, um Zinsen, Dividenden oder Ausschüttungen bei Fonds
zu erhalten. Naturgemäß war dies eine personal- und kostenintensive Vor-
gehensweise, die man zunehmend aufgab.
Heute werden für Fonds überwiegend Globalurkunden aufgelegt. Auf die
Ausgabe effektiver Stücke wird nahezu komplett verzichtet. Wer sich
heute Anteile an Investmentfonds zulegen will, eröffnet daher ein Depot,
entweder bei seiner Hausbank, einem anderen Kreditinstitut oder direkt
bei der KVG. Dort wird der überwiesene oder per Lastschrifteinzug verein-
nahmte Betrag erst einmal dem Treuhandkonto der KVG gutgebracht und
dann dem jeweiligen Anlagekonto zugeordnet. Parallel hierzu erfolgt die
Buchung der Wertpapiere. Die tägliche Abstimmung des Treuhandkontos
sowie die Abstimmung der Wertpapiergattungen in den Lagerstellen ist
hierbei oberste Pflicht und wird zusammen mit der Verwahrstelle wahrge-
nommen (siehe auch Kapitel 3 „Die Verwahrstelle“). Aber nicht immer
muss Geld fließen; Ein- und Auslieferungen, Überträge, der Tausch von
Fondsanteilen oder aber die automatische Wiederanlage von Ausschüttun-
gen sind selbstverständlich auch möglich.
Wie ein Kauf von Fondsanteilen aus der Sicht der KVG abläuft, ist auf den
nächsten Seiten nachzulesen.
9.1 Depoteröffnung
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_9
9 Depotführung 144
Wenn diese Hürden genommen sind und keine Kundenfrage mehr offen
ist, folgt die Legitimationsprüfung. Denn wer Bankgeschäfte tätigt, muss
sich identifizieren und angeben, ob er für eigene Rechnung handelt oder
im Namen Dritter agiert. Ein Konto kann zwar bereits vor Abschluss der
Legitimationsprüfung eingerichtet werden, Verfügungen sind jedoch erst
danach zulässig. Die Legitimationsprüfung aller über das Depot Verfügungs-
berechtigter ist gesetzlich vorgeschrieben (siehe § 154 Abgabenordnung
AO und Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straf-
taten Geldwäschegesetz GwG). Ausgangspunkt war die Geldwäsche-
problematik. Es sollte sichergestellt werden, dass keine Gelder aus ille-
galen Geschäften wie Drogenhandel o. Ä. auf ein Konto eingezahlt und
danach legal etwa ins Ausland überwiesen wurden. Durch den interna-
tionalen Terrorismus rückte das Thema verstärkt in den Blickpunkt. Mitt-
lerweile gibt es in Kreditinstituten Geldwäschebeauftragte, die natürlich
genau das Gegenteil von ihrer Bezeichnung erreichen sollen: nicht Geld zu
waschen, sondern Geldwäsche zu verhindern.
Es gibt eine Reihe von Indizien dafür, dass Geldwäsche vorliegen kann,
deren sich jeder Mitarbeiter bewusst sein sollte. Am offensichtlichsten
sind Einzahlungen in einer Höhe, die nicht zu dem Lebenshintergrund des
Einzahlenden passen. Ein Student oder Rentner, der mehrere zehntausend
Euro bar einzahlt, zählt auf jeden Fall dazu. Natürlich kann es auch hier
harmlose Erklärungen geben, sei es eine Erbschaft beim Studenten oder
die Anlage einer fälligen Lebensversicherung beim Rentner. Es ist aber
nicht Aufgabe des Instituts, diese Erklärungen einzufordern.
Ebenfalls auffällig können regelmäßige Einzahlungen Dritter auf ein
Investmentdepot sein, die immer knapp unter der Meldeschwelle von
15.000 Euro liegen. Ab diesem Betrag muss nämlich der Einzahlende
zwingend identifiziert werden.
Sobald solche Anhaltspunkte beobachtet werden, sind sie dem Geldwäsche-
beauftragten (bzw. letztlich den Behörden) zu melden. Zwar ist die Mehr-
zahl der Geldwäsche-Verdachtsfälle nicht bei der KVG, sondern bei den
Kreditinstituten zu erwarten. Dennoch müssen auch KVG-Mitarbeiter
hierfür sensibilisiert sein, denn § 11 des GwG verpflichtet Kreditinstitute,
beim Verdacht auf Geldwäsche eine Verdachtsanzeige zu erstatten. Der
Anzeigeerstatter ist dabei von jeglicher Haftung befreit, es sei denn, die
Anzeige erfolgt grob fahrlässig oder vorsätzlich unwahr (§ 12 GwG). Eine
Verdachtsanzeige muss auch dann erstattet werden, wenn der Verdacht auf
die Finanzierung einer terroristischen Vereinigung besteht.
9 Depotführung 146
Wie bereits erwähnt, hat im Vorfeld zum Verkauf von Anteilscheinen eines
Fonds die Risikoeinstufung des Kunden zu erfolgen – das eigentliche
„Know your Customer“. Das Wertpapierhandelsgesetz (WpHG) verpflich-
tet in § 32 Wertpapierdienstleistungsunternehmen, von ihren Kunden
Angaben über ihre Erfahrungen oder Kenntnisse bei der Geldanlage, ihre
Anlageziele sowie über ihre finanziellen Verhältnisse zu verlangen. Sie
9 Depotführung 147
9.2.1 Depotverfügungen
9.3 Bescheinigungen
Die Depotführung ist nicht nur für die Beziehung Anleger/KVG zuständig.
Sie pflegt auch die Vermittlerdaten. Wesentliches Element dabei ist die
Provisionszahlung, also das Entgelt für die Vermittlungsleistung. Diese
finanziert sich aus dem Ausgabeaufschlag. Wie genau die Aufteilung des
Ausgabeaufschlags zwischen KVG und Vermittler erfolgt, ist von KVG zu
KVG unterschiedlich.
In einigen Fällen erhalten die Vermittler regelmäßig weitere Zahlungen,
die als Abschlussfolgeprovisionen zu sehen sind. Auch hier obliegt der
Depot führenden Stelle die Abrechnung.
Derartige Vertriebsvergütungen aus dem Kommissionsgeschäft unterliegen
heutzutage immer strengeren Regeln. Sie sind für die Vermittler als Zuwen-
dungen zu kennzeichnen. Der Gesetzgeber will hiermit sicherstellen, dass
diese Zahlungen in einen Zusammenhang mit den Beratungsleistungen
und Aufwendungen daraus gestellt werden (können).
10 Besteuerung von Investmentfonds
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_10
10 Besteuerung von Investmentfonds 154
derjenige, der auch wirtschaftlich belastet ist (so wird die Umsatzsteuer zwar
vom leistenden Unternehmer an das Finanzamt abgeführt, allerdings zahlt
der Verbraucher diese Steuer in seinem Preis mit an den leistenden Unter-
nehmer).
Zu den direkten Steuern zählen daher insbesondere die Einkommensteuer
und die Körperschaftsteuer, zu den indirekten Steuern insbesondere die
Umsatzsteuer.
Nach dem Gegenstand der Besteuerung ist zwischen Besitz- und Verkehrs-
steuern einerseits und Zöllen und Verbrauchssteuern andererseits zu unter-
scheiden. Besitzsteuern sind Steuern, deren Gegenstand Besitzwerte (Ein-
kommen, Vermögen) sind. Sie werden wiederum unterteilt in Personen-
steuern (z.B. Einkommensteuer und Körperschaftsteuer), die an persönliche
Verhältnisse (etwa den Familienstand) und Leistungsfähigkeit (z.B. Ein-
kommen) einer Person anknüpfen, und Realsteuern (z.B. die Gewerbe-
steuer), die an ein Objekt (z.B. an einen Gewerbebetrieb) anknüpfen. Ver-
kehrssteuern (z.B. die Umsatzsteuer) sind Steuern, die an rechtliche bzw.
wirtschaftliche Vorgänge wie etwa einen Kaufvertrag gebunden sind.
Nach dem Erhebungsverfahren ist zu unterscheiden zwischen Veranla-
gungssteuern (z. B. Einkommensteuer, Körperschaftsteuer), bei denen
eine Steuererklärung abzugeben ist und dem ein Steuerbescheid folgt, und
Abzugssteuern (z.B. Lohnsteuer, Kapitalertragsteuer), die aus Gründen
der Vereinfachung an der Quelle erhoben werden. So wird beispielsweise
die Lohnsteuer vom Arbeitgeber einbehalten und abgeführt.
10.1 Einkommensteuer
Das Inhaltsverzeichnis des EStG zeigt bereits eine grobe Gliederung des
Gesetzes:
Steuerpflicht
Natürliche
ESt-Subjekt
Personen
Personenvereinigungen und
Vermögensmassen, die unter
§§ 1 und 2 KStG fallen; z.B. KSt-Subjekt
GmbH, AG, Stiftung
Personenvereinigungen, die
nicht unter §§ 1 und 2 KStG Weder noch
fallen; z.B. GbR, OHG, KG
Abbildung 11
10 Besteuerung von Investmentfonds 157
Die Antwort auf diese Frage behandeln Vorschriften zur sachlichen Steuer-
pflicht. Ihr Ziel ist die Ermittlung des „zu versteuernden Einkommens“.
Das zu versteuernde Einkommen (z.v.E.) wird folgendermaßen ermittelt:
1 Summe der Einkünfte aus den Einkunftsarten
2 = Summe der Einkünfte
3 – Altersentlastungsbetrag (§ 24a EStG)
4 – Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (§ 24b EStG)
5 – …
6 + …
7 = Gesamtbetrag der Einkünfte (§ 2 Abs. 3 EStG)
8 – Verlustabzug nach § 10d EStG
9 – Sonderausgaben (§§ 10, 10a, 10b, 10c EStG)
10 – außergewöhnliche Belastungen (§§ 33 bis 33b EStG)
11 – …
12 + …
13 + …
14 = Einkommen (§ 2 Abs. 4 EStG)
15 – Freibeträge für Kinder (§§ 31, 32 Abs. 6 EStG)
16 – …
17 = z.v.E. (§ 2 Abs. 5 EStG)
10 Besteuerung von Investmentfonds 160
Aus dem Grundsatz der Individualbesteuerung ergibt sich die Regel, dass
die steuerlichen Verhältnisse eines Steuerpflichtigen nicht mit den steuer-
lichen Verhältnissen eines anderen gekoppelt werden dürfen.
10 Besteuerung von Investmentfonds 161
Vater Somer Himson und Sohn Hart erzielen Verluste aus einem Miets-
haus, das ihnen je zur Hälfte gehört. Der Vater hat freiberufliche positive
Einkünfte (Gewinne), die die dem Vater zugewiesenen Verluste überstei-
gen. Sohn Hart hat keine weiteren Einkünfte. Die Verluste des Sohnes darf
der Vater nicht geltend machen.
In Sonderfällen wie der Ehegattenveranlagung wird der Grundsatz der Indivi-
dualbesteuerung in seiner strengen Ausgestaltung nicht durchgehalten.
Das Ehepaar Vihdora und Schregg erzielt Verluste aus einem Mietshaus,
das ihnen je zur Hälfte gehört. Der Ehemann Schregg hat freiberufliche
positive Einkünfte (Gewinne), die die dem Ehemann zugewiesenen Ver-
luste übersteigen. Die Ehefrau Vihdora hat keine weiteren Einkünfte. Die
Verluste seiner Frau darf Schregg bei der Ermittlung seiner steuerlichen
Bemessungsgrundlage im Fall einer Zusammenveranlagung (regelmäßig)
geltend machen.
10.1.3.4 Abschnittsbesteuerung
Die Höhe der Einkommensteuer findet man in den Tarif- und Steuerermäßi-
gungsvorschriften. Wichtig ist dabei die Frage, ob der Splitting- oder der
Grundtarif anzuwenden ist. Die Antwort hängt ab von der Frage, welche
Veranlagungsform zur Anwendung kommt. Bei der Zusammenveranlagung
ist es der Splittingtarif, bei der Einzelveranlagung ist es der Grundtarif.
Aus der Formel in § 32a EStG wird nur die „tarifliche Einkommensteuer“
ermittelt. Danach werden noch eine Reihe von Steuerermäßigungen gewährt
und ausländische Quellensteuer angerechnet, was zur „festzusetzenden
Einkommensteuer“ (§ 2 Abs. 6 EStG) führt.
Auf die festzusetzende Einkommensteuer werden angerechnet:
• Einkommensteuervorauszahlungen (§ 36 Abs. 2 Nr. 1 EStG)
• Steuerabzugsbeträge (§ 36 Abs. 2 Nr. 2 EStG)
Daraus ergibt sich die zu entrichtende Einkommensteuer (Abschlusszahlung/
Erstattung).
Die Frage, wann die Steuer zu zahlen ist, beschäftigt sich mit der Fälligkeit
und Tilgung und dem Steuerabzug, d.h. mit den Erhebungsformen. Dabei
ist zwischen endgültigen und vorläufigen Maßnahmen zu unterscheiden.
Endgültig ist die Veranlagung, die zum Ergebnis den Jahressteuerbescheid
hat. Vorläufig ist insbesondere der Steuerabzug an der Quelle in Form der
Kapitalertragsteuer und der Lohnsteuer.
Zusammenfassendes Beispiel
Veranlagungszeitraum 2013:
Herr Stefan Weber, geboren am 30.6.1970, wohnhaft in der Rittergasse 11,
65428 Rüsselsheim, ist ledig. Er arbeitet als Angestellter in einer Bank.
Seine Lohnsteuerkarte enthält folgende Daten:
Steuerklasse I
Bruttolohn 30.000,00 EUR
Lohnsteuer 4.005,00 EUR
Solidaritäts-Zuschlag 220,27 EUR
Kirchensteuer 9% 360,45 EUR
10 Besteuerung von Investmentfonds 167
Mantelbogen, Seite 1
3 Steuernummer 02100067890
201300301201
An das Finanzamt
4 Groß-Gerau
Bei Wohnsitzwechsel: bisheriges Finanzamt
5
2 0 1 3 E S t1 A 0 1 1 N E T – Aug. 2013 – 2 0 13 E S t 1A 0 1 1N E T
034037_13
Abbildung 12
10 Besteuerung von Investmentfonds 169
Mantelbogen, Seite 2
Steuernummer
02100067890
Der Steuerbescheid soll nicht mir / uns zugesandt werden, sondern:
Name
31
Vorname
32
Straße
33
Hausnummer Hausnummerzusatz
201300301202
34
Postfach
35
Postleitzahl Wohnort
36
Sonderausgaben 52
Gezahlte Versorgungsleistungen tatsächlich gezahlt
abziehbar EUR
Rechtsgrund, Datum des Vertrags
37 Renten 102 % 101 ,-
Rechtsgrund, Datum des Vertrags
Dauernde
38 Lasten 100 ,-
Rechtsgrund, Datum der erstmaligen Zahlung
Ausgleichszahlungen im Rahmen des 121 ,-
39 schuldrechtlichen Versorgungsausgleichs
43 200 ,-
Aufwendungen für die eigene Berufsausbildung: Ehefrau / Lebenspartner(in) B
Bezeichnung der Ausbildung, Art und Höhe der Aufwendungen
44 201 ,-
Spenden und Mitgliedsbeiträge (ohne Beträge in den lt. beigef. Bestätigungen lt. Nachweis Betriebsfinanzamt
Zeilen 49 bis 56) EUR EUR
Abbildung 13
10 Besteuerung von Investmentfonds 170
Mantelbogen, Seite 3
Steuernummer
02100067890
Außergewöhnliche Belastungen 53
Behinderte Menschen und Hinterbliebene Erstmalige Beantragung /
Ausweis / Rentenbescheid / Bescheinigung unbefristet Grad der Änderung (Nachweis ist
stpfl. Person / ausge stellt am gültig vo n b is gültig Behinderung einzureichen)
Ehemann /
61 Lebens- TT M M J JJJ 12 M M JJ 14 M M JJ 18 1=Ja 56 X
partner(in) A
blind / geh- und
62 hinterblieben 16 1 = Ja ständig hilflos 20 1 = Ja stehbehindert 22 1 = Ja
Erstmalige Beantragung /
201300301203
Pflege-Pauschbetrag wegen unentgeltlicher persönlicher Pflege einer ständig hilflosen Person Erstmalige Beantragung /
in ihrer oder in meiner Wohnung
X Änderung (Nachweis ist einzureichen)
65
Name, Anschrift und Verwandtschaftsverhältnis der hilflosen Person(en) Name anderer Pflegeperson(en)
66
67 ,- ,-
68 + ,- + ,-
Für die - wegen Abzugs der zumutbaren Belastung - nicht abziehbaren Pflegeleistungen wird die Steuer-
70 ermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen beantragt. Die in den Zeilen 67 und 68 enthaltenen Auf- 77 ,-
wendungen für haushaltsnahe Pflegeleistungen betragen (Aufwendungen abzüglich Erstattungen)
71 202 ,-
– sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen im Privathaushalt
Art der Tätigkeit
72 207 ,-
– haushaltsnahe Dienstleistungen, Hilfe im eigenen Haushalt
Art der Aufwendungen
73 210 ,-
– Pflege- und Betreuungsleistungen im Haushalt, in Heimunterbringungskosten enthaltene Aufwendungen
für Dienstleistungen, die denen einer Haushaltshilfe vergleichbar sind (soweit nicht bereits in den
Zeilen 67 und 68 berücksichtigt)
Art der Aufwendungen
74 213 ,-
– Handwerkerleistungen für Renovierungs-, Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen im eigenen
Haushalt (ohne öffentlich geförderte Maßnahmen, für die zinsverbilligte Darlehen oder steuerfreie
Zuschüsse in Anspruch genommen werden, z. B. KfW-Bank, landeseigener Förderbanken oder Gemeinden)
Art der Aufwendungen
75 214 ,-
Nur bei Alleinstehenden und Eintragungen in den Name, Vorname, Geburtsdatum
Laut einzureichendem gemeinsamen Antrag sind die Höchstbeträge für die Aufwendungen lt. den Zeilen
77 71 bis 75 in einem anderen Verhältnis als je zur Hälfte aufzuteilen. Der bei mir zu berücksichtigende Anteil beträgt 221 %
Ehemann / Ehefrau /
Nur in Fällen der Zusammenveranlagung und Eintragungen in den Zeilen 71 bis 75: Lebenspartner(in) A Lebenspartner(in) B
Es wurde 2013 ein gemeinsamer Haushalt begründet oder aufgelöst und für einen Teil
78 des Kalenderjahres ein Einzelhaushalt geführt 219 1=Ja 220 1=Ja
Steuerbegünstigung nach § 10g EStG für schutzwürdige Kulturgüter, die weder zur Einkunfts- ,-
80 erzielung noch zu eigenen Wohnzwecken genutzt werden 151
2 0 1 3 E S t1 A 0 1 3 N E T 2 0 13 E S t 1A 0 1 3N E T
Abbildung 14
10 Besteuerung von Investmentfonds 171
Mantelbogen, Seite 4
Steuernummer
02100067890
Sonstige Angaben und Anträge
Gesellschaften / Gemeinschaften / ähnliche Modelle i. S. d. § 2b EStG (Erläuterungen auf besonderem Blatt)
91
Es wurde ein verbleibender Verlustvortrag nach § 10d EStG / stpfl. Person / Ehemann / Ehefrau /
92 Spendenvortrag nach § 10b EStG zum 31.12.2012 festgestellt für X Lebenspartner(in) A X Lebenspartner(in) B
Antrag auf Beschränkung des Verlustrücktrags nach 2012 EU R EU R
93 Von den nicht ausgeglichenen negativen Einkünften 2013 soll folgender ,- ,-
Gesamtbetrag nach 2012 zurückgetragen werden
201300301204
stpfl. Person / Ehemann / Ehefrau /
Einkommensersatzleistungen, die dem Progressions-
Lebenspartner(in) A Lebenspartner(in) B 18
EUR EUR
vorbehalt unterliegen, z. B. Krankengeld, Elterngeld, Mutterschafts-
94 geld (soweit nicht in Zeile 27 bis 29 der Anlage N eingetragen) 120 ,- 121 ,-
104 In Zeile 102 enthaltene außerordentliche Einkünfte i. S. d. §§ 34, 34b EStG 177 ,-
Nur bei im EU- / EWR-Ausland oder in der Schweiz lebenden Ehegatten / Lebenspartnern:
Ich beantrage als Staatsangehöriger eines EU- / EWR-Staates die Anwendung familienbezogener Steuervergünstigungen.
105 X Nachweis ist beigefügt (z. B. ,,Bescheinigung EU / EWR").
Die nicht der deutschen Besteuerung unterliegenden Einkünfte beider Ehegatten / Lebenspartner sind in Zeile 102 enthalten.
Nur bei Angehörigen des deutschen öffentlichen Dienstes ohne Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland,
die im dienstlichen Auftrag außerhalb der EU oder des EWR tätig sind:
106 X Ich beantrage die Anwendung familienbezogener Steuervergünstigungen. Die ,,Bescheinigung EU / EWR" ist beigefügt.
Weiterer Wohnsitz in Belgien (abweichend von den Zeilen 11 bis 13) bei Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit und Renten
107
109
Datum, Unterschrift(en) Steuererklärungen sind eigenhändig - bei Ehegatten / Lebens-
partnern von beiden - zu unterschreiben.
2 0 1 3 E S t1 A 0 1 4 N E T 2 0 13 E S t 1A 0 1 4N E T
Abbildung 15
10 Besteuerung von Investmentfonds 172
Name
1 Weber Anlage
Vorname Vorsorgeaufwand
2 Stefan
3 Steuernummer 02100067890
201300324201
Angaben zu Vorsorgeaufwendungen 52
Beiträge zur Altersvorsorge stpfl. Person / Ehemann / Ehefrau /
Lebenspartner(in) A Lebenspartner(in) B
Beiträge EUR EUR
Abbildung 16
10 Besteuerung von Investmentfonds 173
201300324202
33 Beiträge 3 52 45 2
Zuschuss von dritter Seite zu den Beiträgen lt. Zeile 31 und / oder 32
34 (z. B. von der Deutschen Rentenversicherung) 3 53
,– 45 3
,–
Über die Basisabsicherung hinausgehende Beiträge zu Krankenversiche-
rungen (z. B. für Wahlleistungen, Zusatzversicherung) abzüglich erstatteter
35
Beiträge
3 54
,– 45 4
,–
Beiträge (abzüglich erstatteter Beiträge) zu zusätzlichen Pflege-
36 versicherungen (ohne Pflege-Pflichtversicherung) 3 55
,– 45 5
,–
Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse
Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse zur
37 – gesetzlichen Krankenversicherung lt. Nr. 24 a der Lohnsteuerbescheinigung360 2.100 , – 46 0
,–
38 – privaten Krankenversicherung lt. Nr. 24 b der Lohnsteuerbescheinigung 3 61
,– 46 1
,–
39 – gesetzlichen Pflegeversicherung lt. Nr. 24 c der Lohnsteuerbescheinigung 362 307 , – 46 2
,–
Als Versicherungsnehmer für andere Personen übernommene Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge
IdNr. der mitversicherten Person „Andere Personen“ sind z. B. Kinder, für die kein Anspruch auf Kindergeld /
40 600 Kinderfreibetrag besteht (bei Anspruch auf Kindergeld / Kinderfreibetrag sind die
Eintragungen in den Zeilen 31 bis 37 der Anlage Kind vorzunehmen).
Name, Vorname, Geburtsdatum der mitversicherten Person
41 stpfl. Person / Ehegatten /
Lebenspartner
EUR
Beiträge (abzüglich steuerfreier Zuschüsse) zu privaten Krankenversicherungen
42 (nur Basisabsicherung, keine Wahlleistungen) 601
,–
43 Beiträge (abzüglich steuerfreier Zuschüsse) zu Pflege-Pflichtversicherungen 602
,–
Zu den Zeilen 42 bis 43:
44 Von der privaten Kranken- und / oder Pflege-Pflichtversicherung erstattete Beiträge 603
,–
Beiträge (abzüglich erstatteter Beiträge) zu privaten Kranken- und / oder Pflegeversicherungen
45 (ohne Basisabsicherung, z. B. für Wahlleistungen, Zusatzversicherung) 604
,–
Weitere sonstige Vorsorgeaufwendungen stpfl. Person / Ehemann / Ehefrau /
Lebenspartner(in) A Lebenspartner(in) B
EUR EUR
Arbeitnehmerbeiträge zur Arbeitslosenversicherung lt. Nr. 27 der Lohn-
46 steuerbescheinigung 3 70 450 , – 47 0
,–
Beiträge (abzüglich steuerfreier Zuschüsse und erstatteter Beiträge) zu
– Kranken- und Pflegeversicherungen (Gesamtbetrag)
(nur einzutragen, wenn Sie der Datenübermittlung widersprochen haben; Einträge zu zusätzlichen
47 Pflegeversicherungen sind nur in Zeile 36 vorzunehmen)
3 71
,– 47 1
,–
stpfl. Person / Ehegatten /
Lebenspartner
EUR
48 – Versicherungen gegen Arbeitslosigkeit – ohne Beiträge, die in Zeile 46 geltend gemacht werden – 500
,–
49 – freiwilligen eigenständigen Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherungen 501
,–
– Unfall- und Haftpflichtversicherungen sowie Risikoversicherungen, die nur für den Todesfall eine
50 Leistung vorsehen
502
,–
– Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht und / oder Kapitallebensversicherungen mit einer Laufzeit
51 von mindestens 12 Jahren sowie einem Laufzeitbeginn und der ersten Beitragszahlung vor dem 1.1.2005 503
,–
– Rentenversicherungen ohne Kapitalwahlrecht mit Laufzeitbeginn und erster Beitragszahlung vor dem
52
1.1.2005 (auch steuerpflichtige Beiträge zu Versorgungs- und Pensionskassen)
– ohne Altersvorsorgebeiträge, die in der Anlage AV geltend gemacht werden –
504
,–
Ergänzende Angaben zu Vorsorgeaufwendungen
Es bestand 2013 keine gesetzliche Rentenversicherungspflicht aus dem aktiven stpfl. Person / Ehemann / Ehefrau /
Dienstverhältnis / aus der Tätigkeit Lebenspartner(in) A Lebenspartner(in) B
Abbildung 17
10 Besteuerung von Investmentfonds 174
Anlage N, Seite 1
Name
1 Weber
Anlage N
Jeder Ehegatte / Lebenspartner
Vorname mit Einkünften aus nichtselbständ-
2 Stefan diger Arbeit hat eine eigene
Anlage N abzugeben.
eTIN lt. Lohnsteuerbescheinigung(en), sofern vorhanden eTIN lt. weiterer Lohnsteuerbescheinigung(en), sofern vorhanden
4
W B R E S T F N 7 0 F 3 0 W Ehefrau / Lebens-
partner(in) B
1 . V e rs o r g u n g s b e z u g 2 . V e rs o r g u n g s b e z u g
Steuerbegünstigte Versorgungsbezüge
11 (in Zeile 6 enthalten) 200
, ––– 210 , –––
Bemessungsgrundlage für den Versorgungsfreibetrag
12 lt. Nr. 29 der Lohnsteuerbescheinigung 201 , ––– 211 , –––
Maßgebendes Kalenderjahr des Versorgungsbeginns
13 lt. Nr. 30 der Lohnsteuerbescheinigung 20 6 JJJ J 21 6 JJJ J
Bei unterjähriger Zahlung: Monat Monat Monat Monat
Erster und letzter Monat, für den Versorgungsbezüge
14 gezahlt wurden, lt. Nr. 31 der Lohnsteuerbescheinigung 202 MM – 2 03 MM 21 2 MM – 213 MM
Sterbegeld, Kapitalauszahlungen / Abfindungen
und Nachzahlungen von Versorgungsbezügen
15 lt. Nr. 32 der Lohnsteuerbescheinigung
204 , ––– 214 , –––
(in den Zeilen 6 und 11 enthalten)
Ermäßigt zu besteuernde Versorgungsbezüge
16 fürmehrere Jahre lt. Nr. 9 der
Lohnsteuerbescheinigung
205 , ––– 215 , –––
17 Entschädigungen (Bitte Vertragsunterlagen beifügen) /Arbeitslohn für mehrere Jahre 166 , –––
Steuerabzugs- Solidaritäts-
18 Lohnsteuer 1 46 zuschlag 1 52
beträge zu
den Zeilen 16 K i r c h e n s te u e r K irc h e n s te u er
19 und 17 A r b e i tn e h m e r 1 48 E h e g a t te 1 49
25 116 , –– 135
Abbildung 18
10 Besteuerung von Investmentfonds 175
Anlage N, Seite 2
Steuernummer, Name und Vorname
02100067890, Weber Stefan
Werbungskosten Wege zwischen Wohnung und regelmäßiger Arbeitsstätte (Entfernungspauschale) 8
Regelmäßige Arbeitsstätte in (PLZ, Ort und Straße) Arbeitstage Urlaubs- und
je Woche Krankheitstage
31 XY Bank 5 30
32
33
201300303202
34
davon mit öffentl. Ver-
kehrsmitteln, Motorrad, Aufwendungen für
davon mit Fahrrad o. Ä., als Fuß- Fahrten mit öffentlichen Behinderungsgrad
Arbeits- davon mit eigenem oder Sammelbeförderung gänger, als Mitfahrer Verkehrsmitteln (ohne mind. 70 oder
stätte aufgesucht an einfache zur Nutzung überlassenem des Arbeitgebers einer Fahrgemein- Flug- und Fährkosten) mind. 50 und
lt. Zeile Tagen Entfernung Pkw zurückgelegt zurückgelegt schaft zurückgelegt EUR Merkzeichen „G“
EUR
Arbeitgeberleistungen lt. Nr. 17 und 18 der
Lohnsteuerbescheinigung und von der Agentur steuerfrei pauschal
39
für Arbeit gezahlte Fahrtkostenzuschüsse ersetzt 29 0 , ––– besteuert 295 , –––
Beiträge zu Berufsverbänden (Bezeichnung der Verbände)
40 310 , –––
Aufwendungen für Arbeitsmittel – soweit nicht steuerfrei ersetzt –
(Art der Arbeitsmittel bitte einzeln angeben.) EUR
41 , –––
42 + , ––– 320 0 , –––
Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer
43 325 , –––
Fortbildungskosten – soweit nicht steuerfrei ersetzt –
44 330 , –––
Weitere Werbungskosten – soweit nicht steuerfrei ersetzt –
Flug- und Fährkosten bei Wegen zwischen Wohnung und regelmäßiger Arbeitsstätte
45 , –––
Sonstiges (z. B. Bewerbungskosten, Kontoführungsgebühren)
46 + , –––
47 + , –––
48 + , ––– 380 0 , –––
Abbildung 19
10 Besteuerung von Investmentfonds 176
Anlage N, Seite 3
Steuernummer, Name und Vorname
61 Der doppelte Haushalt wurde aus beruflichem Anlass begründet 501 TTMMJJJJ
Grund
62
bis
63 Der doppelte Haushalt hat seitdem ununterbrochen bestanden 502 TTMM 2013
Beschäftigungsort (PLZ, Ort, Staat, falls im Ausland)
201300303203
64
Anstelle der Mehraufwendungen für doppelte Haushaltsführung werden in den Zeilen 31 bis 39
67 Fahrtkosten für mehr als eine Heimfahrt wöchentlich geltend gemacht 506 1 = Ja
– Wird die Zeile 67 mit „Ja“ beantwortet, sind Eintragungen in den Zeilen 68 bis 83 nicht vorzunehmen. –
Fahrtkosten
Die Fahrten wurden insgesamt mit einem Firmenwagen oder im Rahmen einer unentgeltlichen 1 = Ja
68 Sammelbeförderung des Arbeitgebers durchgeführt 510 2 = Nein
– Soweit die Zeile 68 mit „Ja“ beantwortet wird, sind Eintragungen in den Zeilen 69, 70, 72 und 74 nicht vorzunehmen. –
Erste Fahrt zum Beschäftigungsort und letzte Fahrt zum eigenen Hausstand
gefahrene km Kilometersatz bei Einzel- EUR Ct
71 mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder entgeltlicher Sammelbeförderung (lt. Nachweis) 513 , –––
Wöchentliche Heimfahrten
km Anzahl
einfache Entfernung
72 (ohne Flugstrecken) 514 515
EUR
73 Kosten für öffentliche Verkehrsmittel (lt. Nachweis – ohne Flug- und Fährkosten) 516 0 , –––
Nur bei Behinderungsgrad von mindestens 70 oder mindestens 50 und Merkzeichen „G“
einfache Entfernung km davon mit km Anzahl Kilometersatz bei Einzelnach- EUR Ct
(ohne Flug- privatem 517 518 weis (Berechnung bitte
74 strecken) 524 0 Kfz zurück- 0 auf besonderem Blatt) 519
gelegt EUR
75 Kosten für öffentliche Verkehrsmittel (lt. Nachweis – ohne Flug- und Fährkosten) 520 , –––
Flug- und Fährkosten (zu den Zeilen 72 bis 75) oder Kosten für entgeltliche Sammelbeförderung
76 für Heimfahrten (lt. Nachweis) 521 , –––
Kosten der Unterkunft am Beschäftigungsort
77 Aufwendungen (lt. Nachweis) 530 , –––
78 Größe der Zweitwohnung 531 m2
Pauschbeträge für Mehraufwendungen für Verpflegung
Die Verpflegungsmehraufwendungen lt. Zeilen 79 bis 82 können nur für einen Zeitraum von 3 Monaten nach Bezug der Unterkunft am
Beschäftigungsort geltend gemacht werden; geht der doppelten Haushaltsführung eine Auswärtstätigkeit voraus, ist dieser Zeitraum auf
den Dreimonatszeitraum anzurechnen. In sog. Wegverlegungsfällen ist der vorangegangene Aufenthalt am Beschäftigungsort auf den
Dreimonatszeitraum anzurechnen.
Bei einer doppelten Haushaltsführung im Inland:
79 Abwesenheit von mindestens 8 Std. 540 Anzahl der Tage
82 Bei einer doppelten Haushaltsführung im Ausland (Berechnung bitte auf besonderem Blatt) 543 , –––
Sonstige Aufwendungen
83 550 , –––
Summe der Mehraufwendungen für weitere doppelte Haushaltsführungen
84 (Berechnung bitte auf besonderem Blatt) 551 , –––
85 Vom Arbeitgeber / von der Agentur für Arbeit insgesamt steuerfrei ersetzt 590 , –––
2013AnlN033NET 2013AnlN033NET
Abbildung 20
10 Besteuerung von Investmentfonds 177
1
Name
Weber
Anlage KAP
X zur
Vorname Einkommensteuererklärung
2 Stefan zur Erklärung zur
X Festsetzung der Kirchen-
steuer auf Kapitalerträge
3 Steuernummer 0210067890 escheinigun
g(en )
Bitte Steuerbinal beifügen! stpfl. Person / Ehemann /
im Orig X
201300305201
Lebenspartner(in) A
Ehefrau /
Einkünfte aus Kapitalvermögen, Anrechnung von Steuern X Lebenspartner(in) B
Anträge 54
Ich beantrage die Günstigerprüfung für sämtliche Kapitalerträge.
4 (Bei Zusammenveranlagung: Die Anlage KAP meines Ehegatten / Lebenspartners ist beigefügt.)
01 1=Ja
5 Ich beantrage eine Überprüfung des Steuereinbehalts für bestimmte Kapitalerträge. 02 1=Ja
7 Kapitalerträge 10 ,- 20 ,-
In Zeile 7 enthaltene Gewinne aus Kapitalerträgen
8 i. S. d. § 20 Abs. 2 EStG 11 ,- 21 ,-
In Zeile 8 enthaltene Gewinne aus Aktienveräuße-
9 rungen i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 12 ,- 22 ,-
In Zeile 7 enthaltene Stillhalterprämien
10 i. S. d. § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG 13 ,- 23 ,-
Ersatzbemessungsgrundlage i. S. d. § 43a Abs. 2
11 Satz 7, 10, 13 und 14 EStG (enthalten in Zeile 7) 14 ,- 24 ,-
Nicht ausgeglichene Verluste ohne Verluste aus
12 der Veräußerung von Aktien 15 ,- 25 ,-
Nicht ausgeglichene Verluste aus der Veräußerung
13 von Aktien i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 16 ,- 26 ,-
Sparer-Pauschbetrag
In Anspruch genommener Sparer-Pauschbetrag, der auf die in
14 den Zeilen 7 bis 13 erklärten Kapitalerträge entfällt (ggf. „0“) 17 ,-
Bei Eintragungen in den Zeilen 7 bis 13, 16 bis 24 und 32 bis 47:
In Anspruch genommener Sparer-Pauschbetrag, der auf die in
15 der Anlage KAP nicht erklärten Kapitalerträge entfällt (ggf. „0“) 18 ,-
Kapitalerträge, die nicht dem inländischen Steuerabzug unterlegen haben
16 Inländische Kapitalerträge (ohne Betrag in Zeile 23) 30 ,-
17 Ausländische Kapitalerträge 34 2.000 ,-
In den Zeilen 16 und 17 enthaltene Gewinne aus der Veräußerung von Kapitalanlagen
18 i. S. d. § 20 Abs. 2 EStG 31 ,-
In Zeile 18 enthaltene Gewinne aus Aktienveräußerungen
19 i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 32 ,-
20 In den Zeilen 16 und 17 enthaltene Verluste ohne Verluste aus der Veräußerung von Aktien 35 ,-
In den Zeilen 16 und 17 enthaltene Verluste aus der Veräußerung von Aktien
21 i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 36 ,-
22 In den Zeilen 16 und 17 enthaltene Stillhalterprämien i. S. d. § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG 33 ,-
23 Zinsen, die vom Finanzamt für Steuererstattungen gezahlt wurden 60 ,-
Kapitalerträge, die der tariflichen Einkommensteuer unterliegen
(nicht in den Zeilen 7, 16, 17, 32 und 39 enthalten)
24 Hinzurechnungsbetrag nach § 10 AStG 75 ,-
Laufende Einkünfte aus sonstigen Kapitalforderungen jeder Art, aus stiller Gesellschaft und
25 partiarischen Darlehen 70 ,-
26 Gewinn aus der Veräußerung oder Einlösung von Kapitalanlagen lt. Zeile 25 71 ,-
27 Ich beantrage für die Einkünfte lt. Zeile 28 die Anwendung der tariflichen Einkommensteuer 1=Ja
– bitte Anleitung beachten –
Abbildung 21
10 Besteuerung von Investmentfonds 178
32 Kapitalerträge 40 ,-
33 In Zeile 32 enthaltene Gewinne aus Kapitalerträgen i. S. d. § 20 Abs. 2 EStG 41 ,-
201300305202
34 In Zeile 33 enthaltene Gewinne aus Aktienveräußerungen i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 42 ,-
35 In Zeile 32 enthaltene Stillhalterprämien i. S. d. § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG 43 ,-
Ersatzbemessungsgrundlage i. S. d. § 43a Abs. 2 Satz 7, 10, 13 und 14 EStG
36 (enthalten in Zeile 32) 44 ,-
37 Nicht ausgeglichene Verluste ohne Verluste aus der Veräußerung von Aktien 45 ,-
Nicht ausgeglichene Verluste aus der Veräußerung von Aktien
38 i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 46 ,-
– ohne inländischen Steuerabzug
39 Kapitalerträge (ohne Betrag in Zeile 45) 50 ,-
In Zeile 39 enthaltene Gewinne aus der Veräußerung von Kapitalanlagen
40 i. S. d. § 20 Abs. 2 EStG 51 ,-
In Zeile 40 enthaltene Gewinne aus Aktienveräußerungen
41 i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 52 ,-
42 In Zeile 39 enthaltene Verluste ohne Verluste aus der Veräußerung von Aktien 55 ,-
In Zeile 39 enthaltene Verluste aus der Veräußerung von Aktien
43 i. S. d. § 20 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG 56 ,-
44 In Zeile 39 enthaltene Stillhalterprämien i. S. d. § 20 Abs. 1 Nr. 11 EStG 53 ,-
Gewinn aus der Veräußerung anteiliger Wirtschaftsgüter bei Veräußerung einer unmittelbaren
45 oder mittelbaren Beteiligung an einer Personengesellschaft 61 ,-
46 In Zeile 45 enthaltene Gewinne / Verluste aus Aktienveräußerungen 62 ,-
– die der tariflichen Einkommensteuer unterliegen
47 Hinzurechnungsbetrag nach § 10 AStG 76 ,-
Laufende Einkünfte aus sonstigen Kapitalforderungen jeder Art, aus stiller Gesellschaft und
48 partiarischen Darlehen 73 ,-
49 Gewinn aus der Veräußerung oder Einlösung von Kapitalanlagen lt. Zeile 48 74 ,-
Steuerabzugsbeträge zu Erträgen in den Zeilen 7 bis 22 und zu Beteiligungen in den Zeilen 31 bis 46
lt. beigefügter Bescheinigung(en) a u s B e t e i li g u n g e n
EU R Ct EUR Ct
50 Kapitalertragsteuer 80 90
51 Solidaritätszuschlag 81 91
Anzurechnende Steuern zu Erträgen in den Zeilen 25 bis 28, 48 und 49 und aus anderen Einkunftsarten
EU R Ct EUR Ct
56 Kapitalertragsteuer 86 96
57 Solidaritätszuschlag 87 97
Steuerstundungsmodelle
Einkünfte aus Gesellschaften / Gemeinschaften / ähnlichen Modellen i. S. d. § 15b EStG
(Erläuterungen auf besonderem Blatt)
62 ,-
2 0 1 3 A n lK A P 0 52 N E T 2 0 1 3 A n lK A P 0 52 N E T
Abbildung 22
10 Besteuerung von Investmentfonds 179
Sonderausgaben:
gezahlte Kirchensteuer 361,00
Vorsorgeaufwendungen 2.271,00
Einkünfte aus Kapitalvermögen die nach § 32d Abs. 1 EStG besteuert werden:
Kapitalerträge 2.000,00
ab Sparerpauschbetrag 801,00
Kapitalerträge i.S.d. § 32d Abs. 1 EStG 1.199,00
Abgeltungsteuer 293,15
Solidaritätszuschlag auf Abgeltungsteuer 16,12
Kirchensteuer auf Abgeltungsteuer 26,38
10.2 Einkünfte
Steuerpflichtig ist nur das Einkommen, das sich aus den sieben Einkunfts-
arten ergibt, die in § 2 Abs. 1 EStG aufgeführt sind (vgl. die Ausführungen
zur Steuerpflicht am Anfang dieses Kapitels). Nur wenn Einkünfte in eine
der sieben Einkunftsarten einzureihen sind und sie nicht ausdrücklich
steuerfrei gestellt sind, unterliegen sie der Einkommensteuer. Ob Einkünfte
aus einer der sieben Einkunftsarten vorliegen, entscheidet sich nach den
§§ 13–24 EStG. Es ist also stets zu prüfen, ob Einkünfte i.S.d. §§ 13–24
EStG vorliegen.
Dabei ist zu beachten, dass die Einkunftsart „Sonstige Einkünfte“ i.S.d.
§ 22 keine Auffangeinkunftsart ist. Auch diese Vorschrift regelt abschlie-
ßend, dass ausschließlich Einkünfte aus
• wiederkehrenden Bezügen
• Spekulationsgeschäften
• Leistungen (z.B. gelegentliche Vermittlungen; Vermietung beweglicher
Gegenstände) und
• Tätigkeiten als Mandatsträger (als Abgeordneter des Bundes oder der
EG)
einkommensteuerpflichtig sind.
Unterschieden wird auch zwischen Haupteinkunftsarten und Nebeneinkunfts-
arten. Bei einer Konkurrenz zwischen einer Haupt- und einer Nebenein-
kunftsart geht die Zuordnung zu der Haupteinkunftsart vor.
Ausgeschüttete Erträge aus Investmentanteilen, die im Privatvermögen
gehalten werden, gehören zu Einnahmen der Einkunftsart § 20 EStG.
Dagegen gehören ausgeschüttete Erträge aus Investmentanteilen, die im
Betriebsvermögen eines Kaufmannes gehalten werden, zu Einnahmen der
Einkunftsart § 15 EStG. Das ergibt sich aus § 20 Abs. 8 EStG. Ein wesent-
licher Unterschied bei den beiden Einkunftsarten besteht hinsichtlich der
Behandlung von Aufwendungen im Zusammenhang mit den Einnahmen.
Während im Rahmen des § 20 EStG tatsächliche Aufwendungen nicht
steuerlich berücksichtigt werden können, anstelle der tatsächlichen Auf-
wendungen jedoch der Sparer-Pauschbetrag (§ 20 Abs. 9 EStG) gewährt
wird, sind entsprechende Aufwendungen im Rahmen des § 15 EStG als
Betriebsausgaben zu berücksichtigen, nicht aber der Sparer-Pauschbetrag.
10 Besteuerung von Investmentfonds 181
Konkur-
renz:
Vier Haupteinkunftsarten Drei Nebeneinkunftsarten
Ermittlung:
Betriebsvermögen: Privatvermögen:
Gewinn/Verlust Überschuss der Einnahmen über die
Werbungskosten
Abbildung 24
10.2.1 Gewinneinkünfte
10.2.2 Überschusseinkünfte
D. Dack hat im Januar 2006 ein Grundstück erworben und dafür 50.000 EUR
gezahlt. Im Juni 2014 entschließt sich Dack, das Grundstück wieder zu
veräußern. Nach Abzug der Transaktionskosten werden ihm 60.000 EUR
gutgeschrieben. Es ist nunmehr ein Spekulationsgewinn in Höhe von
10.000 EUR zu versteuern.
Gewinne bleiben steuerfrei, wenn der aus den privaten Veräußerungs-
geschäften erzielte Gesamtgewinn im Kalenderjahr weniger als 600 EUR
betragen hat; § 23 Abs. 3 Satz 5 EStG.
10 Besteuerung von Investmentfonds 195
10.3 Körperschaftsteuer
Arbeit in Betracht. Was als Einkommen gilt und wie das Einkommen zu
ermitteln ist, bestimmt sich nach den Vorschriften des EStG und den
besonderen Vorschriften des KStG.
Gemäß § 7 Abs. 3 KStG ist die Körperschaftsteuer eine Jahressteuer. Ver-
anlagungszeitraum ist regelmäßig das Kalenderjahr, bilanzierende Körper-
schaften können hiervon abweichend ihren Gewinn nach einem Wirt-
schaftsjahr ermitteln. Der Körperschaftsteuersatz beträgt 15%.
Die Kapitalgesellschaft (als Hauptanwendungsfall des § 1 KStG) und ihr
Anteilseigner sind steuerlich jeweils eigenständige Steuersubjekte. Daher
stehen sich die Anteilseigner und die Kapitalgesellschaft wie fremde Dritte
gegenüber, man spricht insoweit von dem Trennungsprinzip. Als Konse-
quenz daraus erzielt der Anteilseigner, wenn er eine
• natürliche Person ist, Einkünfte gemäß § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG
• andere Körperschaft ist, Einkünfte gemäß § 8 Abs. 2 KStG i.V.m. § 15
EStG.
Da die ausschüttende Gesellschaft ihrerseits nur aus versteuerten Gewinnen
ausschütten kann, kommt es zwangsläufig zu einer Doppelbesteuerung
(Kaskadeneffekt).
Betrachtet man die Gewinnausschüttung der Körperschaft, so ist diese bereits
mit einer definitiven Körperschaftsteuer gemäß § 23 Abs. 1 KStG bei der
ausschüttenden Körperschaft in Höhe von 15% vorbelastet.
Ist der Anteilseigner eine andere Körperschaft, bleiben gemäß § 8b Abs. 1
KStG Bezüge i.S des § 20 Abs. Nr. 1 EStG bei der Ermittlung des Ein-
kommens außer Ansatz. Da die ausschüttende Körperschaft bereits eine
definitive Steuer in Höhe von 15% entrichtet hat und das Einkommen der
empfangenden Körperschaft ebenfalls mit einer definitiven Steuer belastet
wäre, käme es in einem mehrgliedrigen Konzern zu einer mehrfachen
Besteuerung. Diesen Kaskadeneffekt will § 8b KStG verhindern. Daher
wird in einer Beteiligungskette, die nur aus Körperschaften besteht, die
Ausschüttung innerhalb der Beteiligungskette steuerfrei gestellt. Die Frei-
stellung gilt allerdings nur dann, wenn die andere Körperschaft zu min-
destens 10% an der ausschüttenden Körperschaft beteiligt ist.
Ist der Anteilseigner eine natürliche Person, die ihre Beteiligung im Betriebs-
vermögen hält, werden gemäß § 3 Nr. 40 EStG 60% der Einkünfte (sog.
Teileinkünfteverfahren) mit dem durchschnittlichen Steuersatz besteuert.
10 Besteuerung von Investmentfonds 197
Die Entenpreis-GmbH hat einen Gewinn lt. Steuerbilanz i.H.v. 100.000 EUR
vor Steuern erzielt. Die Gewerbesteuer und der Solidaritätszuschlag blei-
ben aus Vereinfachungsgründen unberücksichtigt.
Die Entenpreis-GmbH hat 15% von 100.000 EUR = 15.000 EUR an Kör-
perschaftsteuer zu zahlen.
Die verbleibenden 85.000 EUR schüttet sie an John-Luc Picant, der 100%
der Anteile an der GmbH in seinem Betriebsvermögen hält, aus.
Bei Picant gehört die Ausschüttung zu den Einkünften aus Gewerbebetrieb
gem. § 15 Abs. 1 EStG. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Einnahme
i.H.v. 40% = 34.000 EUR steuerfrei gem. § 3 Nr. 40 EStG ist.
Ist der Anteilseigner eine natürliche Person, die ihre Anteile im Privat-
vermögen hält, erfolgt die Besteuerung der Ausschüttung im Rahmen der
Abgeltungsteuer.
10.4 Investmentsteuergesetz
Das InvStG ist gem. § 1 Abs. 1 InvStG auf OGAW und AIF anzuwenden.
3. Der objektive Geschäftszweck ist auf die Anlage und Verwaltung seiner
Mittel für gemeinschaftliche Rechnung der Anteils- oder Aktieninhaber
beschränkt und eine aktive unternehmerische Bewirtschaftung der Vermö-
gensgegenstände ist ausgeschlossen. Eine aktive unternehmerische Bewirt-
schaftung ist bei Beteiligungen an Immobilien-Gesellschaften im Sinne des
§ 1 Absatz 19 Nummer 22 des Kapitalanlagegesetzbuchs nicht schädlich.
4. Das Vermögen wird nach dem Grundsatz der Risikomischung angelegt.
Eine Risikomischung liegt regelmäßig vor, wenn das Vermögen in mehr als
drei Vermögensgegenstände mit unterschiedlichen Anlagerisiken angelegt
ist. Der Grundsatz der Risikomischung gilt als gewahrt, wenn der OGAW
oder der AIF in nicht nur unerheblichem Umfang Anteile an einem oder
mehreren anderen Vermögen hält und diese anderen Vermögen unmittelbar
oder mittelbar nach dem Grundsatz der Risikomischung angelegt sind.
5. Die Vermögensanlage erfolgt zu mindestens 90 Prozent des Wertes des
OGAW oder des AIF in die folgenden Vermögensgegenstände:
a) Wertpapiere,
b) Geldmarktinstrumente,
c) Derivate,
d) Bankguthaben,
e) Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und vergleichbare Rechte nach
m Recht anderer Staaten,
f) Beteiligungen an Immobilien-Gesellschaften im Sinne des § 1 Absatz 19
Nummer 22 des Kapitalanlagegesetzbuchs,
g) Betriebsvorrichtungen und andere Bewirtschaftungsgegenstände im Sinne
des § 231 Absatz 3 des Kapitalanlagegesetzbuchs,
h) Anteile oder Aktien an inländischen und ausländischen Investment-
fonds,
i) Beteiligungen an ÖPP-Projektgesellschaften im Sinne des § 1 Absatz 19
Nummer 28 des Kapitalanlagegesetzbuchs, wenn der Verkehrswert die-
ser Beteiligungen ermittelt werden kann und
j) Edelmetalle, unverbriefte Darlehensforderungen und Beteiligungen an
Kapitalgesellschaften, wenn der Verkehrswert dieser Beteiligungen ermit-
telt werden kann.
10 Besteuerung von Investmentfonds 200
System
ten. Für diese drei Gruppen soll nachfolgend exemplarisch dargestellt wer-
den, welche Auswirkungen typische Sachverhalte haben, d.h. wie sich auf
Fondsebene erzielte Dividenden, Zinsen, Mieten etc. auf Anlegerebene
auswirken und zwar entweder im Falle der Thesaurierung oder im Falle
der Ausschüttung.
Die Steuerbarkeit und die zeitliche Zurechnung ist dabei jeweils nach
§§ 2 Abs. 1 und 1 Abs. 3 InvStG zu beurteilen.
Bei der zeitlichen Zurechnung ist zwischen thesaurierten Erträgen und
ausgeschütteten Erträgen zu unterscheiden.
Ausgeschüttete Erträge sind beim Anleger zu erfassen; §§ 1 Abs. 3 Satz 2,
2 Abs. 1 Satz 1 InvStG.
Aus der Steuerbarkeit folgt auch die Steuerpflicht, sofern keine Steuer-
befreiungsvorschriften einschlägig sind. Steuerbefreiungen können sich erge-
ben aus § 2 Abs. 2, § 2 Abs. 3 oder aus § 4 Abs. 1 InvStG.
Dabei überträgt § 2 Abs. 2 InvStG das Teileinkünfteverfahren auf ausge-
schüttete und ausschüttungsgleiche Erträge, soweit Dividenden zur Aus-
schüttung verwendet werden.
§ 2 Abs. 3 InvStG gewährt Steuerbefreiungen für ausgeschüttete Erträge
an Privatanleger, soweit diese aus Gewinnen aus der Veräußerung von
Immobilien außerhalb der 10-Jahresfrist (entspricht § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1
EStG beim Direktanleger) finanziert werden.
§ 4 Abs. 1 InvStG gewährt den Anlegern das DBA-Freistellungsverfahren
für Mieterträge des Investmentvermögens, die an die Anleger ausgeschüt-
tet werden bzw. als zugeflossen gelten.
10 Besteuerung von Investmentfonds 204
§ 9 InvStG [Ertragsausgleich]
Den in den ausgeschütteten und ausschüttungsgleichen Erträgen enthaltenen
einzelnen Beträgen im Sinne der §§ 2 und 4 sowie der anrechenbaren oder
abziehbaren ausländischen Quellensteuer stehen die hierauf entfallenden
Teile des Ausgabepreises für ausgegebene Anteilscheine gleich. Die Ein-
nahmen und Zwischengewinne im Sinne des § 1 Absatz 4 sind bei Anwendung
des Ertragsausgleichsverfahrens um die hierauf entfallenden Teile des Aus-
gabepreises für ausgegebene Anteile zu erhöhen.
Die Investmentgesellschaft hat über die Verwendung der steuerlich zur Ver-
fügung stehenden Einkünfte des Fonds einen schriftlichen Ausschüttungs-
beschluss zu fassen, aus dem sich die Zusammensetzung der Ausschüttung
ergibt; § 12 Satz 1 und 2 InvStG.
11.1 Vermögensbildung
Bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts war es erklärtes Ziel
der Regierung, „die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand“ zu fördern.
Durch die Vermögensbildungsgesetze der Jahre 1961 bis 1970 sollte durch
eine Pauschalsteuer von 8% und Sozialabgabenfreiheit ein Anreiz geschaffen
werden, Teile des Arbeitslohns zu sparen.
Seit Anfang der 70er Jahre wurde die Anlage vermögenswirksamer
Leistungen von Arbeitnehmern mit Sparprämien gefördert. Angelegt wer-
den konnten maximal 624 DM pro Jahr, der Sparvertrag war während der
Vertragslaufzeit gesperrt. Zulässige Anlageformen waren Spar-, Bauspar-
und Kapitallebensversicherungsverträge. Aufgrund diverser Tarifverträge
nutzten Ende 1971 rund 14,5 Millionen Arbeitnehmer die VL-Anlage.
In den 80er Jahren hatte sich die Zielsetzung geändert: Es sollte nicht mehr
pauschal das allgemeine Sparen gefördert werden. Die Arbeitnehmer soll-
ten am Produktivkapital beteiligt werden. Galt dies zuerst nur für die
Anlage in Aktien, kam durch das 5. Vermögensbildungsgesetz die risiko-
gestreute Anlage in Aktienfonds hinzu. Um die Anlage in Produktivkapital
attraktiver zu gestalten, wurde mit dem (mehrfach modifizierten) 5. Ver-
mögensbildungsgesetz die Anlage in Vermögensbeteiligungen inkl. Aktien-
fonds erst mit einem doppelt so hohen Fördersatz wie für das Bausparen
gefördert, dann aber galt für beide Anlageformen der gleiche Zulagensatz
von 10%.
Mit dem 3. Vermögensbeteiligungsgesetz wurde per 1. Januar 1999 eine
entscheidende Verbesserung erzielt: Die Anlage in Aktienfonds erhielt
wieder eine höhere Arbeitnehmer-Sparzulage von 20%, wobei Anleger
mit Wohnsitz in den neuen Bundesländern sogar bis zum Jahr 2004 eine
erhöhte Zulage von 25% bzw. in 2004 22% erhielten. Während bislang der
geförderte VL-Beitrag von 936 DM alternativ für eine der beiden Anlage-
formen zu verwenden war, sah nun das Gesetz vor, dass die Anleger
sowohl 800 DM im Produktivkapital (408 Euro) mit einer Zulage von
20%, als auch noch 936 DM (480 Euro) in einen Bausparvertrag mit einer
Zulage von 10% anlegen konnten. Diese doppelte Förderung führte dazu,
dass das VL-Sparen einen enormen Aufschwung nahm. Seit 2009 wird das
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_11
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 222
Aktienfondssparen bis 400 Euro mit 20% gefördert, beim Bausparen sind
es 9% auf 470 Euro.
Nach dem aktuellen Gesetzesstand sind folgende Voraussetzungen zu
erfüllen, um die Arbeitnehmer-Sparzulage zu erhalten:
1. Der Sparer muss Arbeitnehmer sein, Selbstständige werden nicht geför-
dert. Entsprechend sieht das Gesetz vor, dass der Arbeitnehmer einen Ver-
trag über vermögenswirksame Leistungen mit einem Anlageinstitut, also
einer Investmentgesellschaft, abschließt und diesen an seinen Arbeitgeber
weiterreicht. Der Arbeitgeber überweist von dem Gehalt des Arbeitneh-
mers den entsprechenden VL-Betrag direkt an das Anlageinstitut.
2. Eine Förderung wird nur für bestimmte Anlageformen gewährt. Zwar ist
auch die direkte Anlage in Aktien möglich, in der Praxis werden aber ver-
mögenswirksame Leistungen in Aktienfonds angelegt. Die 20-prozentige
Sparzulage wird nur dann gewährt, wenn der Aktienfonds mindestens
60 Prozent seines Vermögens in Aktien investiert hat. Die Betrachtung
erfolgt dabei stichtagsbezogen. Maßgeblich ist jeweils der Jahresbericht
für das vorletzte Geschäftsjahr, das dem Kalenderjahr des Vertrags-
abschlusses vorausgeht.
Bei Vertragsabschluss im Januar 2015 und Geschäftsjahresende 31.12. wäre
das der Rechenschaftsbericht für das Jahr 2013. Eine sinnvolle Lösung, weil
der Abschluss für 2014, dem letzten Geschäftsjahr vor Vertragsabschluss,
Anfang Januar 2015 noch nicht vorliegt.
Die 60-Prozent-Bedingung muss nicht während der gesamten Laufzeit des
Vertrages erfüllt werden. Erfolgen beispielsweise plötzliche, unvorherge-
sehene Kurseinbrüche an den Aktienmärkten, durch die die 60-Prozent-
Quote unterschritten wird, hat dies somit keine negativen Auswirkungen
auf die Förderfähigkeit des VL-Vertrags. In der Regel erfüllen aber die
Aktienfonds, die für das vermögenswirksame Sparen aktiv angeboten wer-
den, während der gesamten Laufzeit die 60-Prozent-Bedingung.
3. Es gibt Förderhöchstbeträge von 400 EUR für die Anlage im Produktiv-
vermögen (20% Zulage) und 470 EUR für die Anlage in einen Bausparver-
trag (9% Zulage). Beide Förderungen können zusammen genutzt werden.
4. VL-Verträge haben eine Laufzeit von sieben Jahren. Der Arbeitnehmer
verpflichtet sich, über sechs Jahre hinweg regelmäßig vermögenswirk-
same Leistungen einzuzahlen. Im siebten Jahr ruht der Vertrag, ohne dass
Zahlungen geleistet werden müssen (wobei Einzahlungen auf einen Folge-
vertrag bereits erfolgen können). Vertragsende ist jeweils das Kalenderjahr.
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 223
bedeutet dabei, dass ein VL-Vertrag jeweils direkt bei der Investment-
gesellschaft abgeschlossen werden kann. Die Gesellschaften melden diese
Fonds dem BVI, der sie in einer Liste zusammenfasst. Die Liste wird
regelmäßig aktualisiert und ist im Internet abrufbar.
Damit ein Fonds förderfähig ist, muss er lediglich die gesetzlichen Bedin-
gungen erfüllen. Eine Genehmigung bzw. zentrale Registrierung, etwa
beim Bundesministerium der Finanzen, ist nicht erforderlich.
Die KVG schließt mit dem Anleger einen vermögenswirksamen Sparver-
trag ab. Darin verpflichtet sich der Anleger, regelmäßig vermögenswirk-
same Leistungen in einen von ihm ausgewählten Fonds einzuzahlen. Die
KVG stellt ihm einmal jährlich eine Bescheinigung über vermögenswirk-
same Leistungen auf einem amtlichen Vordruck aus. Um die Arbeitneh-
mer-Sparzulage zu erhalten, fügt der Anleger die Bescheinigung seiner
Steuererklärung bei.
Die Arbeitnehmer-Sparzulage wird für jedes Jahr gesondert gewährt. Ein
Überschreiten der Einkommensgrenzen während der Vertragslaufzeit wirkt
sich folglich nicht auf die gesamte Zulage, sondern nur auf die Zulage für
das entsprechende Jahr aus. Die gesamte festgesetzte Zulage wird vom
Finanzamt am Ende der Laufzeit auf das Konto des Anlegers bei der
Investmentgesellschaft überwiesen. Üblicherweise werden VL-Verträge
ohne Abschluss eines neuen Vertrags automatisch nach Ablauf der sechs
Jahre Einzahlung als neu weitergeführt, ohne dass der Arbeitnehmer
erneut aktiv werden muss. Es genügt, wenn der Arbeitgeber die vermö-
genswirksamen Leistungen weiter überweist.
Die Frage, ob sich die VL-Anlage überhaupt lohnt, beantworten die BVI-
Zahlen zur Wertentwicklung mit einem eindeutigen „Ja“. Die Anlage ver-
mögenswirksamer Leistungen in Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt
Deutschland hat über alle Sieben-Jahres-Perioden von 1962-1968 bis
2007-2014 im Durchschnitt eine Wertsteigerung von 7,50% pro Jahr erge-
ben – und dabei ist der Ausgabeaufschlag bereits berücksichtigt! Unter
Einbezug der Sparzulage lag die Wertsteigerung sogar bei 10,44%. Und
noch eine interessante Überlegung: Wer 20 Jahre in deutsche Aktienfonds-
Sparpläne einzahlte, verfügte durchschnittlich über ein Vermögen von
rund 26.150 Euro bei einer Einzahlung von monatlich 40 Euro oder ins-
gesamt 9.600 Euro. Wer nach der sechsjährigen Einzahlungsdauer weitere
vier Jahre in einen neuen VL-Vertrag einzahlte, erreichte im Schnitt rund
7.800 Euro, nach 15 Jahren hatte sich sein Vermögen mehr als verdoppelt.
Die genauen Werte finden Sie in der folgenden Tabelle.
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 225
Abbildung 26 BVI
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 226
Abbildung 27 BVI
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 227
4. Direktversicherung
5. Unterstützungskasse
Allen ist gemeinsam, dass sie mindestens ein sogenanntes biometrisches
Risiko abdecken, nämlich Invalidität, Hinterbliebenenversorgung im Todes-
fall oder das sogenannte „Langlebigkeitsrisiko“. Dieses „Risiko“ besteht
nur für den Versorgungsträger bzw. den Arbeitgeber, der eine Direktzusage
gegeben hat, und zwar dann, wenn der Empfänger einer lebenslangen Rente
länger lebt, als es bei der Kalkulation der Auszahlungen vorhersehbar war.
Wären einem Rentenempfänger aus einem Anfangsvermögen von 12.000
Euro ab Alter 65 regelmäßig monatlich 50 Euro ausgezahlt worden, wäre
nach 20 Jahren das Kapital aufgebraucht (anfallende Erträge dienten der
Kostendeckung). Der Versorgungsträger muss aber auch dann zahlen,
wenn der Kunde ungeplant älter als 85 Jahre wird. Umgekehrt: Stirbt der
Kunde nach 10 Jahren, erhalten seine Hinterbliebenen nicht etwa das
Restkapital von 6.000 Euro. Es verfällt zugunsten der Versicherungs-
gemeinschaft, also bei den bei ihr Versicherten.
Bei der Direktzusage sagt ein Unternehmen dem Arbeitnehmer direkt
(ohne den Weg über eine externe Institution) eine Altersrente in bestimm-
ter Höhe zu (z.B. 10% des letzten Gehalts). Im anglo-amerikanischen
Raum heißt diese Form der Zusage „Defined Benefit“, zu Deutsch Leis-
tungszusage, weil sich der Arbeitgeber zu einer bestimmten zukünftigen
Leistung verpflichtet. Wie diese Zusage finanziert wird, ist Sache des
Unternehmens. Für die Zusage werden Rückstellungen gebildet, die sich
gewinnmindernd auswirken – und damit spart das Unternehmen Steuern.
In der Vergangenheit wurde dieser Weg deshalb gerne genutzt. Allerdings
treten viele Unternehmen nun in die Phase ein, in der sie mehr Pensionäre
als aktuell Beschäftigte haben. Die Kosten für die Rentenzahlungen stei-
gen und werden immer mehr zur Belastung. Bei Unternehmensanalysen
von Aktiengesellschaften sehen Analysten die Pensionsverpflichtungen
zunehmend kritisch, weil sie künftige Gewinne der AG schmälern. Unter-
nehmen sind auch daher eher zurückhaltender, neuen Mitarbeitern gegen-
über weitere Pensionszusagen zu machen.
Eine Alternative zur Leistungszusage ist die Beitragszusage, englisch
„Defined Contribution“. Hier wird dem Arbeitnehmer nur ein bestimmter
Beitrag in der Einzahlungsphase zugesagt („Sie erhalten jeden Monat
100 Euro für Ihre Altersvorsorge“), nicht aber eine konkrete Auszahlung
bei Rentenbezug. In Deutschland sind reine Defined-Contribution-Modelle,
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 231
11.2.3.1 Riester-Förderung
Die dritte Säule der Altersvorsorge ist die Eigeninitiative, also Sparen für
die Zusatzrente. Bislang wurde entsprechendes Engagement der Anleger
nicht besonders staatlich gefördert. Angesichts der zu erwartenden rück-
läufigen Renten hat die Bundesregierung dies zum 1.1.2002 mit dem
Altersvermögensgesetz (AVmG) geändert.
Vereinfacht gesagt wird die private Altersvorsorge durch staatliche Zuschüsse
bzw. steuerliche Vergünstigungen gefördert. Die „Grundzulage“ beträgt
gemäß § 84 EStG seit 2008 jährlich 154 Euro. Für Zulagenberechtigte, die
das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, wird die Grundzulage ein-
malig um 200 Euro erhöht, dem sogenannten Berufseinsteigerbonus. Damit
soll die Motivation, einen Altersvorsorgevertrag möglichst frühzeitig
abzuschließen, erhöht werden.
Die Kinderzulage beträgt pro Kind 185 Euro. Für Kinder die nach dem
31.12.2007 geboren wurden, erhalten Eltern eine Zulage von 300 Euro.
Um die volle Förderung zu erhalten, sind Mindesteigenbeiträge in Höhe
von 4% des Einkommens zu zahlen, die aber maximal bei 2.100 Euro jähr-
lich liegen. Als Minimum ist ein Sockelbeitrag definiert, der seit 2005
einheitlich 60 Euro beträgt. Im Rahmen der Steuererklärung wird gemäß
§ 10a EStG automatisch vom Finanzamt geprüft, ob für den Anleger noch
mehr herauskommt, wenn er seine Beiträge als Sonderausgaben von der
Steuer abzieht.
Anleger Rüstig hat ein Einkommen von 70.000 Euro und zahlt davon den
Maximalbeitrag von 2.100 Euro (4% wären 2.800 Euro) ein. Sein Steuer-
satz liegt bei 40%. Wenn die 2.100 Euro nicht zu versteuern sind, zahlt er
840 Euro weniger an Steuern. Da die Zulage nur 154 Euro beträgt, wird
ihm die Differenz zu 840 Euro von seiner Steuerlast abgezogen, letztlich
also auf sein Konto überwiesen. In der Auszahlungsphase sind alle Zah-
lungen zu versteuern (sogenannte nachgelagerte Besteuerung). Sollte –
wie in der Regel der Fall – sein persönlicher Steuersatz im Ruhestand sin-
ken, so kann sich Herr Rüstig dadurch eine spürbare Verringerung seiner
Steuerlast verschaffen.
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 234
− mit einer Frist von drei Monaten zum Ende eines Kalenderviertel-
jahres eine Auszahlung des gebildeten Kapitals für eine Verwendung
im Sinne des § 92a EStG zu verlangen (damit wird es ermöglicht,
das angesparte Kapital für den Erwerb oder die Entschuldung einer
selbst genutzten Wohnung zu verwenden, die sogenannte „Wohn-
riester-Entnahme“).
Alternativ kann (und sollte) jeder auch ohne spezielle staatliche Förderung
privat für das Alter vorsorgen. Dabei muss man sich nicht gleich auf das
Ziel „Altersvorsorge“ festlegen. Investmentfonds sind bestens für den
Vermögensaufbau geeignet: Auf ein Investmentkonto können problemlos
regelmäßige Beträge eingezahlt werden (Fondssparplan). Der Rhythmus
bleibt dabei dem Anleger überlassen. Monatliche Einzugsaufträge sind
ebenso möglich wie quartalsweise Einzahlungen und auch Einmal-Zah-
lungen, beispielsweise ein Teil des Weihnachts- oder Urlaubsgeldes, auf
das Konto sind jederzeit möglich. Auch Unterbrechungen der Einzah-
lungen sind problemlos zulässig. Darüber hinaus kennen die angelegten
Gelder keine Sperrfrist. Bei unvorhergesehenem Geldbedarf lassen sich
jederzeit Anteilscheine zurückgeben. Zu dieser Flexibilität kommen die
grundsätzlichen Vorteile der Fondsanlage wie Risikostreuung und profes-
sionelles Management.
Es stellt sich aber die Frage, mit welchem Fondstyp man am besten für das
Alter vorsorgen kann. Hierfür entscheidend sind eine Reihe von objektiven
und subjektiven Komponenten: Gleichberechtigt neben den Renditeerwar-
tungen unterschiedlicher Fondsarten und der Volatilität dieser Fonds ste-
hen die persönliche Risikoeinstellung des Sparers, sein bereits vorhande-
nes Vermögen und der zeitliche Horizont bis zum Rentenbeginn.
Allgemein empfiehlt sich unter Renditeaspekten eine Anlagestrategie, die
Aktien – der Risikostreuung wegen über Aktienfonds – einbezieht. Aller-
dings ist nicht immer der gleiche Aktienanteil sinnvoll. Er hängt vielmehr
vom Lebensalter ab. Eine Faustregel dafür lautet:
Damit setzt ein 25-Jähriger zu 75% auf Aktien, ein 40-Jähriger nur noch
zu 60%. Diese sich verändernde Vermögensaufteilung wird in „Lebens-
zyklusmodellen“ abgebildet.
In der Sparphase gilt grundsätzlich „Rendite (und damit einhergehend höheres
Risiko) vor Sicherheit“, während für die Auszahlungsphase „Sicherheit vor
Rendite“ geht. Welcher Ertrag kann aber bei einer Aktienfondsanlage erwar-
tet werden?
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 238
Hierzu liegen empirische Ergebnisse des BVI vor. Dort wurde nachgerech-
net, zu welchen Ergebnissen die regelmäßigen Einzahlungen in Aktien-
fonds führten. Einbezogen wurden alle deutschen Aktienfonds mit Anla-
geschwerpunkt Deutschland, die zum jeweiligen Stichtag (Quartalsende)
mindestens 35 Jahre existierten (insgesamt sieben verschiedene Fonds).
Berücksichtigt wurden alle Kosten, auch der Ausgabeaufschlag. Untersucht
wurden alle 35-Jahres-Perioden seit I/1952 – I/1987. Die letzte zugrunde
gelegte Periode war die von IV/1964 – IV/1999. In diesen Perioden sind
gleichermaßen die 70er Jahre enthalten, in denen der deutsche Aktien-
markt nur wenig stieg, die Ölkrise, der Crash von 1987 und der Golfkrieg.
Unterstellt wurde die regelmäßige monatliche Anlage von 100 DM (ein
Umrechnen in Euro erübrigt sich: Die Währungsbezeichnung DM ist an
dieser Stelle einfach durch Euro zu ersetzen!). Insgesamt wurden also
42.000 DM/Euro eingezahlt. Das Ergebnis ist verblüffend: In jedem Fall
wurden mindestens 180.000 DM/Euro Vermögen erreicht, die große Mehr-
zahl der Ergebnisse lag bei weit über 250.000 DM/Euro. Aber selbst bei
Fortschreibung der Ergebnisse unter Berücksichtigung der zurückliegen-
den drei schlechten Börsenjahre zu Beginn dieses Jahrzehnts mit einem
absoluten Tiefstwert des Vermögens von 127.000 bis 188.000 DM/Euro
(erstes Quartal 2003) ergab sich im Schnitt eine jährliche Wertsteigerung von
6,54%. Und da das angesammelte Vermögen nicht auf einmal aus dem
Aktienfonds abgezogen werden muss, nimmt es an der Aufwärtsbewegung
der Börse weiter teil: Ende Dezember 2004 lag die Bandbreite der Ergeb-
nisse bereits wieder zwischen 200.00 und 275.000 DM/Euro, Ende 2005
zwischen 230.000 und 330.000 DM/Euro. Und selbst zum 30. September
2011 mit den dramatischen Kurseinbrüchen des Jahres 2008 und der aktu-
ellen Euro-Schuldenkrise lag der Durchschnitt bei Aktienfonds mit Anla-
geschwerpunkt Deutschland bei rund 155.000 DM/Euro. Auch hier zeigt
sich: Langfristig führt die Altersvorsorge über Aktien zu hervorragenden
Ergebnissen.
Bereits in den 90er Jahren entwickelte die Investmentbranche einen spe-
ziellen Investmentfondstyp, der besonders für die Altersvorsorge geeignet
ist, das Altersvorsorge-Sondervermögen. Natürlich ist ein solcher Name
nicht gerade einprägsam, weshalb die Abkürzung AS-Fonds (übrigens
kreiert vom Herausgeber dieses Buchs) in der Öffentlichkeit verwendet
wurde. Die Konzeption fand von wissenschaftlicher Seite Unterstützung
durch den britischen Pensionsfonds-Experten Professor David Blake, Lei-
ter des Londoner Pensions Institute.
11 Vermögensbildung und Altersvorsorge mit Investmentfonds 239
Im KAGB gibt es keine Regeln mehr für AS-Fonds. Auf bestehende Fonds
hat dies keine Auswirkungen, neue AS-Fonds können allerdings nicht
mehr aufgelegt werden.
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1_12
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise 244
Die eigentliche Dramatik des Jahres 2008 zeigt sich bei einer Betrachtung
des Jahresverlaufs. Lange Zeit lag das Neugeschäft in einem normalen
Rahmen. Noch Ende August 2008 verbuchte die Investmentbranche Netto-
Zuflüsse von fast 24 Mrd. Euro, und der Ausblick war durchaus nicht nega-
tiv. Das änderte sich ab Mitte September, als im Gefolge der Lehman-Pleite
eine Vertrauenskrise einsetzte. Speziell für die Fondsbranche wurde diese
Krise – unnötigerweise – weiter zugespitzt durch die Art und Weise, wie
politische Maßnahmen angekündigt wurden.
Es begann Ende September damit, dass die Besteuerung von steueropti-
mierten Geldmarktfonds verschärft werden sollte. Diese Ankündigung
musste von vielen Anlegern und Anlageberatern so verstanden werden,
dass möglicherweise kein Bestandsschutz gelten würde (den es dann am
Ende doch gab!). Die Folge: Bei den betroffenen Produkten wurden allein
im Oktober Anteile im Wert von knapp 16 Mrd. Euro zurückgegeben.
Noch härter traf die Investmentgesellschaften am 5. Oktober 2008 die Garan-
tieerklärung der Bundesregierung für Bankeinlagen als Reflex auf die
Insolvenz der Lehman-Bank. Durch den expliziten Hinweis, dass das für
Investmentfonds nicht gelte (was weder gefordert war noch erforderlich
gewesen wäre), gerieten ohnehin verunsicherte Fondssparer in Panik.
Für den durchschnittlichen Anleger folgte aus dem Ausschluss der Fonds:
Mein Geld ist dort nicht sicher/garantiert. Dabei war und ist das Gegenteil
der Fall: Gerade durch die Konstruktion der Fonds als Sondervermögen ist
deren Konkursfestigkeit qua System gegeben. Selbst wenn eine Invest-
mentgesellschaft in Konkurs gegangen wäre (was zu keinem Zeitpunkt zu
erwarten war), wäre den Anlegern ihr ganzes in Fonds angelegtes Geld
erhalten geblieben.
In der folgenden Woche flossen allein bei Geldmarktprodukten gut 20 Mrd.
Euro zurück, um im Wesentlichen in Bankeinlagen umgeschichtet zu wer-
den. Insgesamt summierten sich die Rückgaben im Monat Oktober allein
bei Geldmarktfonds und geldmarktnahen Fonds auf 29 Mrd. Euro.
Die Zahlen weisen darauf hin, dass der politische „Doppelschlag“ hier
erheblich verschärfend gewirkt hat. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Rück-
flüsse wäre vermeidbar gewesen, wenn mit mehr Sensibilität kommuniziert
worden wäre. Anzuerkennen ist, dass der Mitte Oktober aufgespannte
staatliche Rettungsschirm wieder zur Beruhigung beigetragen hat, wie
auch die intensive Aufklärungsarbeit des BVI und der Mitglieder. Das zeig-
ten bereits die Zahlen im November und Dezember 2008. Zuflüsse von
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise 245
einsetzenden Rückflüsse im Oktober 2008 (von 5,0 Mrd. Euro nach Zuflüs-
sen von 5,5 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten 2008) führten dazu,
dass eine Reihe von offenen Immobilienfonds zum Schutze der Anleger
die Rücknahme von Anteilen aussetzen musste. Gleichwohl flossen bereits
im Dezember 2008 wieder netto Mittel zu – insgesamt 861 Mio. Euro,
davon den eingefrorenen Fonds 337 Mio. Euro. Im Januar 2009 kamen
weitere 0,8 Mrd. Euro hinzu, insgesamt flossen den offenen Immobilien-
fonds in den zwölf Monaten des Jahres 2009 rund 3,2 Mrd. Euro zu. Dies
belegt das grundsätzliche Vertrauen der Anleger in diese Fondskategorie
trotz Rücknahmeaussetzung.
Mit dem am 8. April 2011 in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung des
Anlegerschutzes und Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kapital-
markts (AnSFuG) kam es auch zu Neuregelungen für offene Immobilien-
fonds. Demnach sind pro Anleger weiterhin Anteilrückgaben bis zur Höhe
von 30.000 Euro pro Kalenderhalbjahr möglich. Übersteigen sie diesen
Betrag, ist die Rückgabe erst nach Ablauf einer Mindesthaltefrist von
24 Monaten möglich. Zudem muss der Anleger die Anteilrückgaben unter
Einhaltung einer Rückgabefrist von zwölf Monaten durch eine unwider-
rufliche Rückgabeerklärung gegenüber der Kapitalverwaltungsgesellschaft
erklären.
Die Frist zur Rücknahmeaussetzung bei nicht ausreichender Liquidität des
Fonds wurde von maximal 24 auf 30 Monate verlängert. Reicht diese Frist
nicht, erlischt das Recht der Kapitalverwaltungsgesellschaft, den Fonds zu
verwalten (§ 81 Abs. 2 bis 4 InvG).
Reichen 12 Monate nach der Aussetzung der Rücknahme die liquiden Mit-
tel des Fonds nicht aus, darf der Veräußerungserlös (abweichend von
§ 82 Absatz 1 Satz 1 InvG) den vom Sachverständigenausschuss ermittel-
ten Wert um bis zu 10 Prozent unterschreiten, nach 24 Monaten um bis zu
20 Prozent.
Mit diesem Maßnahmenbündel wurde den Bedürfnissen der Privatanleger
Rechnung getragen. Sie konnten weiterhin auch ohne Kündigung bis zu
60.000 Euro pro Kalenderjahr aus ihren Fonds abziehen. Wie dies im Detail
funktioniert, hat der Investmentverband beispielhaft dargestellt:
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise 247
Allerdings setzte das KAGB einen wesentlichen Punkt wieder außer Kraft,
ohne entsprechende Praxiserfahrungen abzuwarten: Für ab dem 22. Juli 2013
erworbene Fondsanteile gibt es keine Freibeträge mehr. Für sie besteht
durch die Kündigungsregeln eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren. Der
Freibetrag von 30.000 Euro pro Halbjahr hat aber weiterhin Bestand für
Anteile, die vor dem 22. Juli 2013 erworben wurden.
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise 248
Das stärkste Standbein des Jahres 2008 war das Geschäft mit institutionel-
len Kunden. Die Zuflüsse in Spezialfonds in Höhe von 19,9 Mrd. Euro sind
erfreulich. Vergleichsweise gelassen haben Spezialfondsanleger auch im
Oktober reagiert. Sie gaben unter dem Strich Fondsanteile im Wert von
4,9 Mrd. Euro zurück, vor allem zur Liquiditätsbeschaffung.
Die stärksten Zuflüsse kamen 2008 von Versicherungen und Altersvorsor-
geeinrichtungen – es handelt sich bei Letzteren um die versicherungsförmi-
gen Durchführungswege in der betrieblichen Altersversorgung. Kreditinsti-
tute gaben netto Spezialfondsanteile zurück, bedingt durch den erhöhten
eigenen Liquiditätsbedarf.
Die größten Anleger in Spezialfonds mit einem Bestand von etwa 270 Mrd.
Euro sind weiterhin Versicherungsunternehmen, die nicht unbeträchtliche
Teile ihrer Kapitalanlagen von Investmentgesellschaften managen lassen.
Zweitgrößte Kundengruppe sind Kreditinstitute mit knapp 130 Mrd. Euro.
Es folgen sonstige Unternehmen, Altersvorsorgeeinrichtungen sowie Stif-
tungen und Vereine.
Die spezifische Stärke des deutschen Spezialfonds ist die Verbindung von
individueller Ausrichtung und hoher Effizienz. Viele Anbieter haben sich
in den vergangenen Jahren spezialisiert und Geschäftsprozesse auf den
Prüfstand gestellt, um sich im Wettbewerb zu behaupten. Ein bemerkens-
wertes Ergebnis ist deshalb, dass – trotz des Vermögenswachstums – die
Zahl der Wertpapier-Spezialfonds in den vorangegangenen drei Jahren um
rund 700 Fonds auf unter 3.900 Fonds abgenommen hat. Gleichzeitig wächst
die Bedeutung der so genannten segmentierten Spezialfonds. Ende 2008 ent-
fielen 55 % des gesamten Spezialfonds-Vermögens (jeweils ohne Immobi-
lien-Spezialfonds) auf segmentierte Spezialfonds.
Dazu ein Beispiel: Wenn bislang ein Anleger beispielsweise einen Aktien-
und einen Renten-Spezialfonds bei unterschiedlichen KVGs hatte, so führt
er diese beiden Spezialfonds bei einer KVG nun zusammen, die für Repor-
ting und Administration verantwortlich zeichnet. Der Anleger belässt aber
seinen Spezialfonds in zwei (oder mehreren) Segmenten, um dann die
Portfolioverantwortung z. B. weiter bei den vorherigen Managern zu
belassen.
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise 249
3. Umfassende Transparenz
Investmentgesellschaften geben den Anlegern in Berichten und monat-
lichen Übersichten ein umfassendes Bild über die Situation und die Wert-
entwicklung eines Fonds. Alles, was Fondsmanager für Investmentfonds
kaufen oder verkaufen, wird im Jahresbericht veröffentlicht. Dabei werden
alle Wertpapiere sowie weitere Informationen zu Branchen, Regionen und
Emittenten detailliert aufgeführt.
4. Klare Kostenstruktur
Die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio/TER) gibt Aufschluss darü-
ber, welche Kosten bei einem Investmentfonds jährlich anfallen. Berück-
sichtigt werden alle Kosten, die in der Ertrags- und Aufwandsrechnung
detailliert aufgeführt werden. Die Gesamtkostenquote wird in allen nach
Abschluss des Geschäftsjahres veröffentlichten Verkaufsunterlagen und
Werbeinformationen ausgewiesen. Anders bei Zertifikaten: Durch die Auf-
legung und den Abverkauf kann der Emittent Einnahmen erzielen, die für
den Normalanleger nicht als Kosten erkennbar sind.
5. Verteiltes Risiko
Nur wer das Anlageprodukt versteht, kann auch die Risiken und Chancen
selbst richtig einschätzen. Bei Investmentfonds ist die breite Risikostreu-
ung auf eine Vielzahl von Emittenten, Wertpapieren oder Immobilien gesetz-
lich geregelt. Um Funktionsweise, Anlageziele und -risiken von Invest-
mentfonds zu verstehen, muss man kein Finanzwissenschaftler sein. Diese
Verständlichkeit ist im Normalfall bei Zertifikaten nicht gegeben.
6. Faire Preisermittlung
Ausgabe- und Rücknahmepreise von Investmentfonds werden nach objek-
tiven und nachprüfbaren Berechnungen ermittelt. Der Rücknahmepreis eines
Investmentfonds resultiert aus dem Inventarwert des Fondsvermögens.
Anzahl und Umfang der täglichen Ausgaben und Rücknahmen von Antei-
len haben hingegen keinen Einfluss auf die Anteilpreise. Bei Zertifikaten
fehlt es häufig an klaren Vorgaben für die Preisbildung. In der Regel
bestimmt der Emittent die Geld- und Briefkurse allein.
7. Hohe Vergleichbarkeit
Für Investmentfonds gibt es zahlreiche Wertentwicklungsvergleiche sowie
Ratings und Rankings mit teilweise mehrere Jahrzehnte zurückreichender
Historie. Auch die Absatzzahlen und Volumina der Fonds werden von der
12 Investmentfonds und Finanzmarktkrise 251
AIF
Siehe → Alternative Investmentfonds.
Aktie (equity)
Wertpapier, in dem das Anteilsrecht an einer Aktiengesellschaft (AG) ver-
brieft ist. Der Inhaber einer Aktie (Aktionär) ist Miteigentümer an den Ver-
mögenswerten des Unternehmens und am Gewinn (Dividende) beteiligt,
aber auch an Kursrückschlägen. Langfristig gesehen übertrifft die Rendite
von Aktien im Durchschnitt erfahrungsgemäß die anderer Vermögensanla-
gen.
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Glossar 254
Altersvorsorge-Sondervermögen (AS-Fonds)
(pension investment fund)
→ Investmentfonds, die sich besonders zur Altersvorsorge eignen. AS-
Fonds zielen auf überdurchschnittliche Wertsteigerung bei vertretbarem
Risiko und legen die Gelder der Investmentsparer überwiegend in Aktien
und → offenen Immobilienfonds an. Sie bieten Sparpläne über eine Lauf-
zeit von mindestens 18 Jahren oder bis zum 60. Lebensjahr an sowie Aus-
zahlpläne, mit denen der Anleger sich quasi eine „zweite Rente“ schafft.
Im → KAGB finden sich keine speziellen Regeln mehr für AS-Fonds,
bereits aufgelegte Fonds bestehen aber weiter.
Anteilschein (unit)
Wertpapier, in dem die Ansprüche des Anteilinhabers gegenüber der Kapi-
talverwaltungsgesellschaft verbrieft sind. Die Anteilscheine lauten über
einen oder mehrere Anteile.
Für alle Wertpapierarten gilt heute, dass eine Verbriefung in „effektiven
Stücken“ nur noch in seltenen Ausnahmefällen stattfindet. Die Handha-
bung von effektiven Stücken ist sehr kostenintensiv. Daher werden Wert-
papieremissionen üblicherweise in sogenannten Globalurkunden verbrieft.
Eine Globalurkunde verbrieft sämtliche Wertpapiere einer Emission und
wird zentral hinterlegt. Die einzelnen Wertpapiere können nur noch elek-
tronisch von einem Depot zum anderen verschoben werden. Den korrekten
und sicheren Ablauf der Wertpapiertransaktionen regelt das Depotgesetz.
Ausschüttung (distribution)
Meist werden bei Fonds die ordentlichen und ggf. außerordentlichen
Erträge einmal jährlich vom Fondsverwalter an den Anleger in Form einer
Ausschüttung weitergegeben. Ordentliche Erträge setzen sich je nach Fonds
aus Dividenden, Zinsen oder Mieten zusammen, außerordentliche Erträge
enthalten Gewinne aus der Veräußerung von Wertpapieren oder Grund-
stücken. Genau wie bei Aktien bewirkt eine Ausschüttung einen Rückgang
Glossar 258
des Fondspreises. Und zwar wird am Tag der Ausschüttung (Ex-Tag) der
Ausschüttungsbetrag dem → Fondsvermögen entnommen, wodurch sich
bei einer gleich bleibenden Anzahl von Anteilen ein niedrigerer → Fonds-
preis errechnet. Handelt es sich dagegen um einen → thesaurierenden
Fonds, dann werden die Erträge nicht direkt an den Anleger ausgeschüttet.
In diesem Fall werden die Erträge automatisch in den Fonds des Anlegers
neu investiert. Die Ausschüttung eines → Investmentfonds setzt sich aus
einem zinsabschlagsteuerpflichtigen Anteil und sonstigen Erträgen zusam-
men.
BVI-Methode (BVI-method)
Siehe → Wertentwicklung.
Compliance
Der Begriff bezeichnet das Einhalten von Gesetzen und Richtlinien in
Unternehmen, insbesondere die zum Insiderhandel und zur Geldwäsche.
Cost-Average-Effect
Auch Durchschnittskosten-Methode. Bei einer gleich bleibenden Sparrate
werden, je nach Entwicklung des → Fondspreises, bei höheren Kursen
weniger und bei niedrigeren Kursen mehr Anteile erworben.
Defined Benefit
Beim traditionellen System der betrieblichen Altersvorsorge sagt das Unter-
nehmen seinen Mitarbeitern eine bestimmte Leistung (defined benefit) im
Rentenalter zu. Zur Finanzierung werden überwiegend Pensionsrückstel-
lungen gebildet. Weitere Durchführungswege sind Pensions- und Unter-
stützungskassen sowie die Direktversicherung. Das Risiko der ausreichen-
den Finanzierung trägt grundsätzlich der Arbeitgeber, Alternative: defined
contribution.
Defined Contribution
Bei dem Altersvorsorgemodell „defined contribution“ ist nur die jeweilige
Zahlung (contribution) des Unternehmens für den Arbeitnehmer in der
Ansparphase festgelegt. In diesem Fall entfällt für den Arbeitgeber das
wirtschaftliche Risiko einer festen Pensionszusage (→ Defined Benefit).
Glossar 261
Depot (deposit)
Sammelstelle für Wertpapiere, auch für Investmentanteile. Es ist zu unter-
scheiden zwischen einem
a) Wertpapierdepot bei einem Kreditinstitut, das nicht nur sichere Auf-
bewahrung garantiert, sondern dem Anleger auch die Verwaltung
seiner Anteile abnimmt, so die Einziehung, Abrechnung und Gut-
schrift der Erträge und einem
b) Depot in Form eines → Investmentkontos bei einer → Investment-
gesellschaft.
EFAMA
European Fund and Asset Management Association, Europäische Invest-
mentvereinigung, Dachverband der europäischen Investment-Verbände mit
Sitz in Brüssel.
Ertrag (profit/revenue/yield)
Ist abhängig von den im → Fonds befindlichen Vermögensgegenständen.
Zur Ausschüttung können die im Laufe eines Geschäftsjahres dem Fonds
zugeflossenen ordentlichen und außerordentlichen Erträge gelangen. Außer-
ordentliche Erträge entstehen aus Veräußerungsgewinnen. Der Teil der
→ Ausschüttung, der aus außerordentlichen Erträgen besteht, kann steuer-
frei vereinnahmt werden. Ordentliche Erträge sind steuerpflichtige Zuflüsse
aus Zins-, Dividenden-, Mieteinnahmen sowie Gewinne aus kurz laufen-
den Termingeschäften einschließlich der anrechenbaren Steuern.
FCP
Französische Abkürzung für „Fonds Commun de Placement“, d.h. Gemein-
samer Anlage-Fonds. Damit ist ein Fonds des Vertragstypus gemeint, der
dem deutschen → Sondervermögen entspricht und das Gegenstück der
→ SICAV darstellt. FCPs gibt es zum Beispiel in Frankreich, Belgien und
Luxemburg.
Index (index)
Errechneter Durchschnitt ausgewählter Kurse eines Wertpapiermarktes.
Am deutschen Aktienmarkt spiegelt der Deutsche-Aktien-Index (DAX)
die Kursentwicklung der 30 umsatzstärksten/meistgehandelten deutschen
Aktientitel wider, weshalb er hierzulande das bekannteste Marktbarometer
ist.
Ein Index soll die Entwicklung eines ganzen Marktsegments auf einen
Blick nachvollziehbar machen. Ohne DAX müssten die Anleger mehrere
Dutzend Aktienkurse beobachten, um feststellen zu können, in welcher
Richtung sich der Aktienmarkt in Deutschland bewegt.
Die bekanntesten internationalen Aktien-Indizes sind: Dow Jones, Euro-
Stoxx, CAC40, FTSE, S&P.
Rentenindizes sind z.B.: REX, REX-P, MSCI. Darüber hinaus gibt es Bran-
chen-Indizes wie z.B. den Pharma-Stoxx.
Bei den Aktien-Indizes gibt es zum einen „Kurs-Indizes“ und zum anderen
„Performance-Indizes“. Bei einem Performance-Index werden Dividenden
wieder angelegt, d.h. er erhöht die Anzahl der entsprechenden Aktien um
den Wert der ausgeschütteten Dividenden. Langfristig steigt der Perfor-
mance-Index also stärker als der Kurs-Index, der Dividendenzahlungen
nicht berücksichtigt. Bekannte Kurs-Indizes sind der Dow-Jones-Index
und der F.A.Z.-Index, der DAX ist ein Performance-Index.
Investment-Zertifikat (unit)
Siehe → Anteilschein.
InvG
Investmentgesetz, gesetzliche Grundlage für deutsche → Investmentfonds
bis zu seiner Ablösung durch das → KAGB in 2013.
Glossar 268
InvStG
Investmentsteuergesetz, regelt die Besteuerung von Investmentfonds.
KAG
Abkürzung für Kapitalanlagegesellschaft, veraltete Bezeichnung für
→ Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG).
KAGB
Das KAGB regelt sowohl offene als auch geschlossene Investmentvermö-
gen. Es dient primär dem → Anlegerschutz. Es regelt u.a. die Rechtsform
der → Investmentgesellschaften als Kreditinstitute, die der Aufsicht der
→ BaFin unterliegen, die Rechtsverhältnisse zwischen Investmentgesell-
schaft, Anlegern und Investmentfonds, die Einschaltung einer Verwahr-
stelle, den Mindestinhalt der Vertragsbedingungen, die Bildung eines Auf-
sichtsrats, die Prüfungs- und Veröffentlichungsvorschriften. Die steuer-
lichen Fragen sind in einem eigenen Gesetz, dem → Investmentsteuergesetz
(InvStG) geregelt.
KWG
Kreditwesengesetz bzw. Gesetz über das Kreditwesen. Es regelt die Voraus-
setzungen für die Gründung eines Kreditinstituts, die Anforderungen an
das haftende Eigenkapital von Kreditinstituten, die Befugnis der Auf-
sichtsbehörden und vieles mehr.
Laufzeit (duration)
Bei festverzinslichen Wertpapieren, Anleihen und Krediten die Zeit von
der Entstehung bis zum Verfall bzw. zur Rückzahlung.
Mutual Funds
Amerikanische Bezeichnung für offene Wertpapier-Investmentfonds. Ob es
sich dabei um einen Fonds des Vertragstyps (→ Sondervermögen) oder um
einen Fonds des Gesellschaftstyps (→ SICAV) handelt, ist nicht eindeutig
auszumachen, denn der Begriff Mutual Fund deutet mehr auf ein Sonder-
vermögen und die Regelung desselben im Investment Company Act (Invest-
mentgesellschaft-Gesetz) mehr auf den Gesellschaftstyp. Weitere Informa-
tionen sind beim ICI (Investment Company Institute) zu bekommen unter:
www.ici.org
Glossar 270
No Load Funds
→ Fonds, die nach ihren Vertragsbedingungen ohne → Ausgabeaufschlag
verkauft werden. Diese Fonds sind interessant für Anleger, die häufiger
zwischen Fonds wechseln (daher werden sie oft auch „Trading-Fonds“
genannt) oder ihr Geld kurz parken möchten. Für Anleger mit längerem
Anlagehorizont eignen sich diese Fonds jedoch weniger, da die Verwal-
tungskosten bei diesen Fonds meist höher sind als bei solchen mit Aus-
gabeaufgeld.
OGAW (UCITS)
Abkürzung für Organismus für die gemeinsame Anlage in Wertpapieren,
Oberbegriff für verschiedene rechtliche Strukturen von Investmentfonds.
OGAW umfasst zum einen den Fonds des Vertragstyps (→ Sondervermö-
gen, → FCP) einschließlich des britischen → Unit Trust sowie den Fonds
des Gesellschaftstyps (→ SICAV, → OICS). Die englische Übersetzung
UCITS (Undertaking for the Collective Investment in Transferable Securi-
ties) wird in der Praxis ebenfalls häufig als Synonym für Investmentfonds
gebraucht. Der Begriff wurde geschaffen, um in der → OGAW-Richtlinie
85/611/EWG von 1985 einen Oberbegriff für alle zu jenem Zeitpunkt in
der Europäischen Gemeinschaft vorhandenen rechtlichen Strukturen von
Investmentfonds benutzen zu können.
OGAW-Richtlinie 85/611/EWG
Die europäische Richtlinie zur Harmonisierung und Liberalisierung von
Investmentfonds betrifft ausschließlich solche Wertpapier-Investmentfonds,
die an das breite Publikum veräußert werden und deren Anteilscheine
jederzeit (oder zumindest häufig und regelmäßig) zum Nettoinventarwert
(oder zumindest nur mit einem geringfügigen Abschlag) zurückgegeben
Glossar 272
OPCVM
Organisme de Placement Collective en Valeurs Mobilières, französisch für
→ OGAW, UCITS.
Pension Fund
Englische Bezeichnung für Pensionsfonds.
Performance
Siehe → Wertentwicklung.
Portfolio/Portefeuille
Zusammensetzung einer Kapitalanlage. Bei Wertpapier-Investmentfonds
speziell die Zusammensetzung des Wertpapiervermögens.
SICAV
Société d’Investissement à Capital Variable, französische Bezeichnung für
Investmentfondsgesellschaft. Die genaue Übersetzung lautet: „Investitions-
gesellschaft mit variablem Kapital“. Es handelt sich um einen Investment-
fonds des Gesellschafttyps, denn die Investmentanleger besitzen Aktien an
der Investmentgesellschaft, die ihrerseits rechtliche und wirtschaftliche
Eigentümerin des Fondsvermögens ist. Die Eigentümer haben also eine
gesellschaftsrechtliche Beziehung zu ihrem Investmentfonds. Im Gegen-
satz dazu steht der Investmentfonds des Vertragstyps, → FCP, → Sonder-
vermögen.
Tracking Error
Insbesondere → Indexfonds wollen die Wertentwicklung des Indexes
möglichst genau nachvollziehen. Die Standardabweichung der Fondsren-
dite von der Rendite des Indexes wird als Tracking Error bezeichnet.
Trading-Fonds
Siehe → No Load Funds.
UCITS
Undertakings for Collective Investment in Transferable Securities, interna-
tionale (englische) Bezeichnung für OGAW.
Glossar 277
Volatilität (volatility)
Eine Größe für die erwartete oder historische Kursschwankungsbreite einer
Anlageform (z.B. Aktie) während eines bestimmten Zeitraumes.
Glossar 279
Wertpapier (security)
Urkunde, in der ein privates Recht verbrieft ist. Oftmals werden unter Wert-
papieren in erster Linie Aktien, Schuldverschreibungen und → Invest-
mentanteile verstanden.
Wiederanlage (reinvestment)
Für die jährlichen Erträge eines Fonds werden immer neue Anteile oder
Bruchteile von Anteilen erworben, die ihrerseits Erträge abwerfen, die erneut
angelegt werden. Dieser Kumulativeffekt verstärkt sich mit der Dauer der
Anlage. Bei Inhabern eines → Anlagekontos, das direkt bei der → Invest-
mentgesellschaft geführt wird, erfolgt die Wiederanlage automatisch und
kostengünstig bzw. kostenfrei in neuen Anteilen bzw. Anteilbruchteilen.
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Kurzbiographien der Autoren
Das vorliegende Buch ist unter der Mitwirkung einer Reihe von fachkom-
petenten Autoren entstanden. Natürlich liegt aber die Verantwortung für
eventuelle Fehler beim Herausgeber.
Dr. Carsten Lüders arbeitet seit 1987 beim BVI Bundesverband Invest-
ment und Asset Management e. V., Frankfurt am Main. Dort ist er als
Direktor für Research und Marktanalyse und damit für die Erstellung und
Aufbereitung der Marktstatistiken sowie Standardisierungsmaßnahmen
verantwortlich. Dr. Lüders ist Mitglied verschiedener Gremien der
EFAMA sowie des GAMSC (German Asset Management Standard
Committee), dem deutschen GIPS-Sponsor. Zuvor arbeitete er im Institut
für bankhistorische Forschung e. V. in Frankfurt u. a. als Schriftleiter der
Zeitschrift „Bankhistorisches Archiv“. Er promovierte an der Universität
Frankfurt im Fach Politikwissenschaft und arbeitete gleichzeitig als
wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem von der VW-Stiftung unterstützten
Forschungsprojekt über die Außenwirtschaftspolitik in der Gründungs-
phase der Bundesrepublik Deutschland. Zum Buch hat er die Passage zu
den Performance Presentation Standards beigetragen.
Peter Maier arbeitet seit 2003 beim BVI Bundesverband Investment und
Asset Management e. V., Frankfurt am Main. Dort ist er als Direktor und
Leiter der Abteilung Steuern & Bilanzierung insbesondere für alle steuer-
lichen Fragen des Investmentwesens zuständig. Er ist Bankkaufmann,
Diplom-Finanzwirt (FH) und Steuerberater und hat vor der Aufnahme der
Tätigkeit beim BVI als Bankenprüfer für die Finanzverwaltung gearbeitet.
Daneben ist er seit Jahren als Dozent insbesondere in der Steuerberater-
fortbildung tätig. Seit 2002 gehört er dem festen Autorenteam des Erb-
schaftsteuer-Beraters an. Peter Maier hat die Steuertexte geschrieben.
Alexandra Marconnet ist seit 2004 bei der Universal-Investment-Gesell-
schaft mbH in der Abteilung Recht & Compliance beschäftigt. Dort ist sie
mit der Bearbeitung der anfallenden rechtlichen Fragen des Invest-
mentaufsichtsrechts – vornehmlich im Bereich der Spezialfonds – betraut.
Dies beinhaltet insbesondere Vertragsgestaltungen zur Auslagerung des
Portfoliomanagements und für die Wertpapierleihe. Zuvor war sie in der
Rechtsabteilung des Bundesverbands Investment und Asset Management
e. V. beschäftigt, wo sie das Gesetzgebungsverfahren zur Einführung des
Investmentgesetzes aktiv begleitete. Alexandra Marconnet absolvierte ihre
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
W. Raab (Hrsg.), Grundlagen des Investmentfondsgeschäftes, Edition
Frankfurt School, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24155-1
Kurzbiographien der Autoren 284
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Stichwortverzeichnis 288
M N
Makler ............................................... 86 Nacherfassung .................................. 134
management fee ............................... 278 Nachfrageorientierung ........................ 85
Managementgebühr .......................... 120 Nachlassgericht ................................ 148
Manager-Order ................................ 136 Nachlasswerte .................................. 148
Mandatsträger .................................. 180 nationale Rentenfonds ........................ 70
Markenbildung ................................... 82 Nebenbücher .................................... 138
Markentyp ......................................... 87 Nebeneinkunftsarten ......................... 181
Marketing .......................................... 77 Nettingvereinbarungen ............. 135, 138
Marketingkonzeption ......................... 81 Neu-Emissionen ................................. 40
Marketing-Mix ............................. 80, 82 Nichtveranlagungs-
Marketingstrategie ............................. 81 Bescheinigung .......................... 151, 270
Marketingziele ................................... 81 Niedrigzinsphase ................................ 71
Markt, institutioneller ......................... 77 no load funds .................................... 270
Marktanteil ........................................ 81 non-assessment certificate ................ 270
Marktbearbeitung ............................... 79 Notverkauf ......................................... 73
Marktdurchdringung .......................... 81
Marktentwicklung .............................. 81 O
Marktfeldstrategie .............................. 81 obligation of redemption .................. 273
Marktforschung .................................. 80 Oder-Konten .................................... 147
Marktkapitalisierung .......................... 66 Offene Fonds .................................... 270
Marktstimulierungsstrategie ............... 82 Offene Immobilien-
Massenmarkt ................................ 78, 85 fonds .......................... 73, 122, 245, 271
Master-KAG .................................... 249 Öffentlichkeitsarbeit ........................... 89
M-DAX ........................................... 132 OGAW-Richtlinie ........................ 4, 271
Mediaselektion ................................... 88 OICS ................................................ 270
Mehrmarkenstrategien ........................ 87 Ökofonds ........................................... 67
Stichwortverzeichnis 295