Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Sehr geehrte Damen und Her- großen öffentlichen Druck das in diesem Halbjahr auf uns
ren, reagiert und die Aufklärung zukommt, ist die Arbeitneh-
liebe Leserinnen und Leser, vorantreibt. Alles andere führt merfreizügigkeit. Ab Mai 2011
liebe Freunde, zu Spekulationen, die am En- werden Arbeitnehmerinnen
de der Bundeswehr schaden. und Arbeitnehmer aus Mittel–
und Osteuropa ohne Ein-
Das Verhalten des Ministers
für mich als Verteidigungspoli- schränkungen in Deutschland
zu Guttenberg war auch des-
tikerin hat das neue Jahr turbu- arbeiten können. Wir müssen
wegen ärgerlich, weil es mit
lent begonnen. Die vom Wehr- jetzt die richtigen Vorausset-
der Abstimmung über die
beauftragten aufgedeckten zungen dafür schaffen, dass es
Mandatsverlängerung für Af-
Missstände bei der Bundeswehr dabei nicht zu einem Lohn–
ghanistan zusammenfällt. Wir
haben gezeigt, dass der Vertei- und Preiswettbewerb nach un-
machen uns diese Entschei-
digungsminister ein Führungs- ten kommt. Zum Beispiel mit
dung nie leicht und besonders
problem hat. Er war offensicht- einem allgemeinen Mindest-
in diesem Jahr wäre es wichtig
lich nicht oder nur unzurei- lohn und allgemein gültigen
gewesen, dass der Minister im
chend über die Fälle informiert, Anforderungen an soziale und
Parlament Vertrauen für das
über die die Republik seit zwei ökologische Standards. Wir
neue Afghanistan-Mandat
Wochen spricht. Dabei geht es haben dazu einen Antrag in
schafft. Wir haben dem Man-
gar nicht so sehr darum, wie den Bundestag eingebracht,
dat dennoch zugestimmt.
schwer jeder einzelne Fall jetzt muss sich die Regierung
Nicht zuletzt, weil darin sehr
wiegt. Es geht darum, dass ein bewegen.
viele Forderungen der SPD
Minister das Parlament und die
aufgenommen wurden. Ange- Ich wünsche Ihnen eine inte-
Öffentlichkeit über solche Fälle
fangen beim Beginn des Ab- ressante Lektüre.
schnell und umfassend infor-
zugs in diesem Jahr. Ihre
miert. Mindestens genauso
Inhalt
Wirbel um die Bun- Guttenberg die Bundeswehr in zuerst aufklären, dann bewerten
Kundus besuchten, ließ die Bun- und schließlich die Konsequen-
deswehr
desregierung den Eindruck zu, es zen ziehen. Es dürfe keine Vor-
Der nach wie vor desolate Zu- handle sich um einen selbstver- verurteilungen aufgrund irgend-
stand der Regierung wird inzwi- schuldeten Unfall. Die Bundes- welcher Mutmaßungen geben.
schen auch durch die Fehlleistun- tagsabgeordneten bekamen im Nur Stunden später am selben
gen zu Guttenbergs verursacht. Dezember die Auskunft, ein Sol- Tag fiel der plötzliche Beschluss,
Ob es der Todessturz einer Ka- dat sei tot „aufgefunden“ wor- den Kommandanten der Gorch
dettin aus der Takelage der den mit einem Kopfschuss, der Fock von seiner Aufgabe zu ent-
„Gorch Fock“ im November sich beim Waffenreinigen gelöst binden. Dieses Muster wieder-
2010, der Tod eines Hauptgefrei- habe. Heute wissen wir, dass dies holt sich. Schon bei der ebenso
ten in Afghanistan durch einen eine eklatante Fehlinformation plötzlichen Entlassung von Ge-
Kopfschuss aus der Pistole eines war. Schon bei der Unterrichtung neralinspekteur Schneiderhan
Kameraden im Dezember, geöff- im Dezember lag ein Feldjäger- und Staatssekretär Wichert im
nete Feldpostbriefe von Solda- bericht vor, der zu einem alar- Zuge der Kundus-Affäre schob
tinnen und Soldaten oder der mierenden Ergebnis kommt: Der zu Guttenberg Untergebenen die
Umbau der Bundeswehr ist – der Soldat starb durch den Schuss Schuld zu, als er selbst unter
öffentlich zelebrierte Aktionis- eines Kameraden, wahrschein- Druck geriet. Wir sehen einen
mus des CSU-Verteidigungs- lich beim Spielen mit der Waffe. getriebenen, einen nervösen,
ministers wirft immer mehr Fra- Mehrere Soldaten waren Zeugen einen kaum berechenbaren Mi-
gen auf. Denn immer wieder des Vorfalls. Kannte der Minister nister, der, wie der ehemalige
geht er einher mit falschen, un- diesen Bericht im Dezember? Generalinspekteur Harald Kujat
vollständigen oder irreführenden Übersah er die Tragweite? Und sagt, gegen die Prinzipien der
Informationen vor dem Parla- wenn dem so ist, warum wurden Inneren Führung verstößt, wo-
ment. Immer wieder ist zu Gut- Bundestag und Öffentlichkeit nach Beschuldigte erst anzuhö-
tenberg voreilig, immer wieder mit irreführenden Auskünften ren sind, bevor man Entschei-
verwickelt er sich selbst und sein abgespeist? Noch am Mittwoch dungen fällt. Ein Minister, der
Ministerium in Widersprüche und vergangener Woche konnte der nicht in der Sache urteilt, son-
sucht dann die Flucht nach vorn Parlamentarische Staatssekretär dern aus Furcht vor seinem per-
mit abrupten, mangelhaft be- im Verteidigungsministerium sönlichen Imageschaden rea-
gründeten Wendemanövern und dem Bundestag dazu keine klare giert.
Bauernopfern. Aussage machen. Der Bundesregierung muss be-
Als vor Weihnachten, am 17. De- Es ist kein Einzelfall. Am vergan- wusst sein, dass zu Guttenberg
zember, ein Soldat in Afghanis- genen Freitag verkündete zu nicht dazu beiträgt, eine stetige
tan zu Tode kam und am Tag Guttenberg vom Rednerpult des und Vertrauen schaffende Politik
darauf Bundeskanzlerin Merkel Bundestages zu den Vorgängen zu entwickeln. Das zeigt nicht
und Verteidigungsminister zu auf der Gorch Fock: Man müsse zuletzt der chaotische Verlauf
Arbeitnehmerfreizü-
gigkeit ab 1. Mai:
Vo r a u s s e t z u n g e n
schaffen
Deutschland hat 2004 für die
neuen mittel- und osteuropäi-
schen Mitgliedsländer der EU
Übergangsfristen für die volle
Arbeitnehmerfreizügigkeit ver-
einbart. Übergangsfristen gibt es
auch für die Dienstleistungsfrei-
heit in bestimmten Branchen,
wie z. B. dem Bau- und Reini- kann ohne begleitende Schutz- einzustellen. Wichtig ist es z. B.,
gungsgewerbe. Für acht dieser maßnahmen zu Lohndumping sie über ihre Rechte zu informie-
Länder, darunter Polen, Tsche- und schlechteren Arbeitsbedin- ren und ihnen auch den Zugang
chien und die Slowakei, enden gungen führen. Deswegen brau- zu gewerkschaftlichen Leistun-
diese Befristungen zum 30. April chen wir einen gesetzlichen Min- gen in Deutschland zu gewähren.
2011. Bürgerinnen und Bürger destlohn für die Bereiche, die Für alle muss bei Beschäftigung
aus den neuen osteuropäischen keinen eigenen Mindestlohn ha- in Deutschland gelten: Gleicher
Staaten können dann in ben. Die Gewerkschaften und die Lohn für gleiche Arbeit am glei-
Deutschland eine abhängige Be- Betriebsräte sind gefordert, sich chen Ort. Wir haben mit unse-
schäftigung aufnehmen, eine auf die Arbeitnehmerinnen und rem Antrag „Faire Mobilität und
Dienstleistung erbringen oder Arbeitnehmer aus Osteuropa soziale Sicherung – Vorausset-
sich selbstständig machen. Das
zungen für die Arbeitnehmerfrei- ganz erheblich schwieriger, vom die Bahn ihr Fernverkehrsange-
zügigkeit ab 1. Mai 2011 schaf- Nordwesten in den Rest der Re- bot von und nach Oldenburg
fen“ einen umfangreichen Forde- publik zu kommen. Das führt zu deutlich verringern wollte. Das
rungskatalog vorgelegt. Aber deutlich längeren Fahrtzeiten für hatte zu heftigen Protesten von
auch die öffentliche Hand muss alle, die Richtung Hannover und Politik und Wirtschaft im Nord-
sich auf die neue Situation ein- weiter fahren wollen. Ich werde westen geführt.
stellen. Im Vergaberecht müssen gemeinsam mit der Landesgrup-
ökologische und soziale Kriterien pe der niedersächsischen SPD-
bei der Vergabe öffentlicher Auf- Bundestagsabgeordneten für die
träge klarer gefasst werden. Zu- Bauzeit mehr schnelle Fernver-
dem müssen eine Lohnunter- kehrsverbindungen für die Regi-
grenze und Tariftreue Vorausset- on einfordern. Notfalls muss die
zungen für die Vergabe öffentli- Bahn ihre Bauarbeiten eben stre-
cher Aufträge sein. cken. Mit diesem Minimalange-
bot geht es jedenfalls nicht. Un-
zufrieden bin ich auch mit der
Mehr Fernverbindun- Qualität der Ersatzzüge. Es ist
gen ab Oldenburg/ nicht gerade kundenfreundlich,
Bremen gefordert dass für die Bauzeit auf der Stre-
cke nur die jahrzehntealten IC-
Was sich die Bahn zurzeit bei der
Züge eingesetzt werden. So las-
Verbindung zwischen Oldenburg
sen sich bestimmt nicht mehr
und Hannover leistet, ist ein star-
Fahrgäste zum Umsteigen auf
kes Stück. Zwei ICE-
die Schiene bewegen.
Verbindungen Richtung Hanno-
ver und drei zurück sind ganz klar Wir brauchen in der Region un-
zu wenig. Da muss die Bahn bedingt eine gute Anbindung an
nachbessern. Die Bahn hat ange- das Fernverkehrsnetz. Das ist
kündigt, bis Ende April 2011 zahl- wichtig für die Lebensqualität
reiche Fernverkehrsverbindun- hier. Und es ist von enormer Be-
gen von Oldenburg/Bremen deutung für die wirtschaftliche
Richtung Hannover zu streichen. Entwicklung der Region, vor al-
Grund dafür seien dringend not- lem für den Tourismus. Ich hoffe,
Bericht aus Berlin
wendige Gleisarbeiten, so die dass die Bahn die Bauphase nicht Herausgegeben von MdB Karin Evers-Meyer