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kratischen Lebens bejaht. Er muß als zeitweilig bewaffneter Bürger dieses Staates mit
ihm in lebendiger Verbindung stehen, in einem Treueverhältnis, das unvermeidlich
auftretende Spannungen nicht ausschließt, aus welchem heraus er aber notfalls auch
erkennt, wann und durch wen die Fundamente solchen politischen Lebens bedroht
werden, um daraus seine klare Stellung auch als innerer Schützer dieses Staates be-
ziehen zu können.
Paul Kluke

KRITIK
NOVALIS ALS PHILOSOPH
W e r jemals den nachgelassenen Schriften der Novalis durch alle Verwandlungen der
Friedrich von Hardenbergs, von Novalis, Begriffe hindurch beim Wort hält, und
Vorschau - 03:35 Uhr Klett-Cotta Verlag, J. G. Cotta'sche Buchhandlung

offnen Sinnes begegnete, der wird emp-
funden haben, daß sie nicht nur Beweise
eines großen Dichters sind, sondern daß
den Fragmenten der Atem eines eigen-
willigen, tiefsinnigen Philosophen eignet.
Etwas von einem Aufbruch zu einer
fremdartigen und sich immer wieder ent-
ziehenden Schau der Welt spricht aus
diesen Bruchstücken eines offenbar großen
Planes, den Novalis, als er noch nicht
29 Jahre alt starb, unvollendet zurück-
lassen mußte. Deshalb wird jeder, der von
dem schillernden Reichtum seiner Ge-
danken angesprochen ist, wünschen, daß
es einen Führer durch die sich scheinbar
so oft widersprechenden Gedankenmassen
gäbe; denn nur zu leicht wird es bei der
ersten Begegnung scheinen, als hätte man
mit Proteus zu ringen, der sich in alles
verwandelte, um sich dem Zugriff des
Gegners zu entziehen, und man wird sich
für verspottet halten, wenn man liest:
„Wer Fragmente dieser Art beim Wort
halten will, der mag ein ehrenfester Mann
sein, nur soll er sich nicht für einen Dichter
ausgeben."
Nun hat Theodor H a e r i n g in lang-
jähriger Arbeit versucht, einen Weg durch
dies Gestrüpp zu bahnen, ja zu bauen. „No-
v a l i s als Philosoph" heißt seine Schrift,
die rein äußerlich die gewichtigste Arbeit
ist, in der Novalis als Philosoph bisher
schulmäßig ernst genommen wurde. Das
Werk umfaßt nahezu 650 Seiten in Lexi-
konformat, von denen fast ein Viertel in
Petit gedruckt wurde; es ist ohne Frage
die Arbeit eines „ehrenfesten Mannes",
darin wirklich erfolgreich scheint. Und
doch bestätigt er dann den Nachsatz von
Novalis! Das mag man, wenn man die
aufgewandte Arbeit und Sorgfalt bedenkt,
als schmerzlich empfinden oder als Beweis
dafür, daß die blaue Blume immer noch
mächtiger ist als die soliden Stricke der
logischen Dialektik.
Theodor Haering gewinnt den Zugang
zur Philosophie von Novalis aus einer ein-
gehenden und durch das ganze Buch wie-
derholten Deutung jener Aufzeichnungen,
die von den Herausgebern, so vor allem
von Kluckhohn und von mir selbst, als
Vorspiel des eigentlichen Werkes betrach-
tet worden sind. Die Untersuchung dieser
frühen Studienhefte, deren Entstehung
Haering deshalb später angesetzt haben
möchte, ist tatsächlich sehr erfolgreich.
Er weist nach, daß Novalis hier bereits
selbständiger ist, als man bisher gemeint
hatte, ja daß er zu einer Lehre der dialek-
tischen Weltordnung gelangt ist, die weit-
gehend vorausnimmt, was Hegel erst ein
Jahrzehnt später lehren sollte. Diese Me-
thodik ist so eindeutig Novalis zu eigen,
daß sich bei ihm sogar „ausgedehnte
Reflexionen über die dialektische Methode
selbst finden". Novalis spricht auch, wie
Haering zeigt — und das ganz im Sinne des
späten Hegel — vom „Aufgehobensein des
Gegensatzes in der Einheit". Dies wichtige
Ergebnis der frühen Aufzeichnungen von
Novalis führt nun Haering zu der Meinung,
daß die Dialektik der Ariadnefaden ist,
der Novalis durch „das ganze Labyrinth
der Gegensätze in allem Sein und Leben"

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