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Detlef Brandes, Die Sudetendeutschen im Krisenjahr 1938, München 2008; Jürgen Zarusky, Martin
Zückert (Hg.), Das Münchener Abkommen von 1938 in europäischer Perspektive. Eine Gemein-
schaftspublikation des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und des Collegium Carolinum,
München 2013.
Das Ende der Demokratie in der Slowakei
Die Hlinka-Partei (HStS)~die nach München eine entscheidende Rolle in der
(
slowakischen Politik spielte, war im Jahr 1905 gegründet worden. Von 1913
bis zu seinem Tod im August 1938 stand der katholische Pfarrer Andrej Hlinka
an ihrer Spitze. Die HStS war eine klerikal-konservative, populistische Partei,
die in der Zwischenkriegszeit an der Spitze der slowakischen Autonomiebe-
wegung stand. Seit Mitte der 1920er Jahre war sie die stärkste Partei in der
Slowakei und wurde von ungefähr einem Drittel derWähler unterstützt. In den
1930er Jahren radikalisierte sich die HStS rapide. Ihr politisches Programm
enthielt zunehmend faschistische, autoritäre und antisemitische Elemente.
Vojtech Tuka, der 1929 wegen Landesverrat und Spionage zugunsten Ungarns
zu 15 Jahren Haft verurteilt worden war, war die kontroverseste Figur in der
HStS und wurde nach seiner Freilassung zur Ikone der Radikalen in der Par-
tel.' Nach dem Tod Hlinkas übernahm der katholische Priester JozefTiso als
Vertreter der konservativen Mehrheit den Parteivorsitz.
Die HStS war die stärkste slowakische Partei und sie nutzte die Schwächung
der Zentralregierung in Prag zur Erreichung ihres langfristigen Ziels - die Au-
tonomie der Slowakei im Rahmen der (SR. Der Parteitag vom 5.-6. Oktober
1938 mündete in der Forderung nach"sofortiger Übernahme der Exekutiv-
und Regierungsgewalt in der Slowakei durch Slowaken". Diese Forderung
wurde auch von den Vertretern der meisten anderen slowakischen Parteien
unterstützt, die am Parteitag teilnahmen.
Die Autonomieregierung unter Führung von JozefTiso als"Regierungschef
des Slowakischen Landes" und unter vollständiger Kontrolle der HStS wurde
unmittelbar nach der Münchener Konferenz am 6. Oktober 1938 qebildet.'
Die Hoffnungen der Prager Zentralregierung, dass die Autonomie die tsche-
cho-slowakischen Beziehungen festigen und die Situation in der Republik
stabilisieren würde, erwies sich als unrealistisch. Die slowakische Autonomie-
regierung nahm keinerlei Rücksicht auf die Entscheidungen der Zentralregie-
rung. Sie begann zudem, einen umfassenden Wandel des politischen
2 Maros Hertel, Vlastizrada alebo pomsta? Kauza Vojtech Tuka a spol. [Landesverrat oder Rache7
Die CausaVojtech Tuka und Gen.], in valenan ßystricky et al., Storoüe procesov sudy, politika
a spolornostv modernxh dejinach Siovenska [Jahrhundert der Prozesse: Gerichte, Politik und
Gesellschaft in der modernen Geschichte der Slowakei], ßratislava 2013, S 66-82.
3 Martina FiamovalJan Hlavinka/Michal Schvarc, Kapitoly z dejin Siovenskej republiky 1939-1945
[Kapitel aus der Geschichte der Slowakischen Republik 1939-1945], ßratislava 2014.
4 Das Autonomiegesetz wurde erst am 19. November 1938 offiziell von der tschechoslowakischen
Regierung ratifiziert.
und gesellschaftlichen Lebens in der Slowakei einzuleiten. Dazu gehörte die
Beseitigung des demokratischen Systems und der Aufbau einer autoritären
Einparteienherrschaft. Unter dem Schlagwort der "Vereinfachung des politi-
schen Lebens" verbot die Autonomieregierung bis Anfang November 1938
die kommunistische, die sozialdemokratische und die jüdischen Parteien. Die
übrigen Parteien mussten sich mit der HSlS am 8. November 1938)reiwillig
vereinen".
Im Sommer des Jahres 1938 bildeten sich erste Einheiten der Hlinka-Garde
(Hlinkova garda, HG), der paramilitärischen Organisation der Regierungspar-
tei, die am 28. Oktober 1938 zur einzigen zugelassenen Wehrorganisation auf
slowakischem Gebiet wurde. Zu ihren Mitgliedern gehörten die radikalsten
Vertreter des slowakischen Nationalismus. Bei den Wahlen zum neu geschaf-
fenen Landtag der autonomen Slowakei (Snem Siovenskej krajiny), die am
18. Dezember 1938 stattfanden, hatten die Wähler nur noch die Möglichkeit
zur Billigung oder Ablehnung der einheitlichen Kandidatenliste der HSlS. So
hatte es diese Partei innerhalb von drei Monaten geschafft, das politische und
gesellschaftliche Leben in der Slowakei ohne Gegenwehr unter ihre Kontrolle
zu bringen. Eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz dieser Entwicklung in
der Bevölkerung spielte die Angst vor einem Krieg.5
5 Ivan Kamenec, Vnutropoliticky vyvoj Siovenskej republiky v rokoch 1939-1945 [Die innenpoli-
tische Entwicklung der Slowakischen Republik in den Jahren 1939-1945], in: Katarina Hradska/
Ivan Kamenec (Hg.), Slovenska republika 1939-1945 [Die Slowakische Republik 1939-45],
Bratislava 2015, S. 154.
6 valerlan Bystricky, Vznik slovenskeho statu [Die Entstehung des slowakischen Staates], in:
Hradska! Kamenec (Hg.), Slovenska republika. 1939-1945, 5.17.
7 Pavol Petruf, Zahranicna politika Siovenskej republiky 1939-1945 [Die Außenpolitik der Slowaki-
schen Republik 1939-1945], in: Hradska!Kamenec (Hq.), Slovenska republika. 1939-1945, S 38.
Abtretung an Polen wäre kontraproduktiv gewesen. So fiel Ende Januar/
Anfang Februar 1939 in Berlin die Entscheidung, nach der Zerschlagung des
tschechoslowakischen Staates und der Besetzung der tschechischen Länder
die Slowakei zu einem selbständigen Staat unter deutscher Vorherrschaft zu
machen. Damit war zu diesem Zeitpunkt die Etablierung einer slowakischen
Selbständigkeit eher ein Nebenprodukt der Zerschlagung der Tschechoslo-
wakel." Zuvor ließ Hitler die slowakische Autonomieregierung jedoch ihr
eigeneslMünchen" erleben.
Die Slowakei hatte bereits zuvor einen kleineren Gebietsverlust erlitten. Nach
der Münchener Konferenz hatte das Deutsche Reich in der Nähe Bratislavas
ein Gebiet von 43 km2 mit 15.000 Einwohnern annektiert. Auch die polnische
Regierung nutzte die Schwächung derTschechoslowakei und überreichte
Prag am 30. September ihre territorialen Forderungen. Das bedeutete für die
Slowakei einen weiteren Gebietsverlust an der nördlichen Grenze (226 km',
4.280 Einwohner).9Im Vergleich zu dem, was folgen sollte, war dies jedoch
unbedeutend. Eines der Zusatzprotokolle der Münchener Konferenz forderte
eine zeitnahe Klärung der ungarischen Ansprüche auf jene slowakischen Ge-
biete, die überwiegend von ungarischsprachiger Bevölkerung bewohnt waren.
Nach dem Scheitern der bilateralen Verhandlungen folgte am 2. November
1938 ein Schiedsspruch in Wien unter Führung von Deutschland und Italien.
Die Folge war derVerlust der südlichen Gebiete der Slowakei, die mehr als
10.300 km2 und 853.670 Einwohner umtassten."
Der Wiener Schiedsspruch stellte für die Repräsentanten der HSlS einen
Wendepunkt dar. Es hatte sich klar gezeigt, dass der tschechische Partner
nicht mehr fähig war, die Slowakei vor den Ansprüchen der Nachbarstaaten
zu schützen. Damit entfiel aus Sicht der HSlS der Hauptgrund für die Existenz
einer vereinigten Tschechoslowakei. Auch außerhalb des radikalen Flügels
begannen immer mehr einflussreiche Parteimitglieder, mit der Idee der staat-
lichen Unabhängigkeit zu sympathisieren. Im Unterschied zu den Radikalen
um Vojtech Tuka plante derlgemäßigte" Mehrheitsflügel um Tiso die Unab-
hängigkeit jedoch für einen noch nicht bestimmten späteren Zeitpunkt und
lehnte den sich verstärkenden deutschen Druck zur Beschleunigung dieses
8 Tatja na Tönsmeyer, Die Bedeutung der Slowakei für das Deutsche Reich in den Jahren 1939-1945,
in: Bohemia 37 (1996), S. 80.
9 Fiamova/Hlavinka/Schvarc, Kapitoly, S 7.
10 valerian Bystricky, D6sledky Mnrchovskej dohody a viedenska arbitraz [Die Folgen des Münchener
Abkommens und des Wien er Schiedsspruchs], in: Bohumila Ferencuhova/Milan Zemko, V medzi-
vojnovom Ceskoslovensku. 1918-1939 [In der Zwischen kriegs- Tschechoslowakei. 1918-1939],
Bratislava 2012, S 482.
Prozesses ab. Dies war einer der Gründe dafür, dass sich Hitler schließlich an Tuka
wandte, um gemeinsam einen bewaffneten Umsturz mit anschließenderVer-
kündung der slowakischen Unabhängigkeit für den 11. März 1939 zu planen.
Der Separatismus der HSrS beunruhigte die Zentral regierung in Prag jedoch
immer stärker. Sie beschloss daraufhin die Ausrufung des Ausnahmezustands
für die Slowakei, verbunden mit einem Eingreifen der Armee, dem Austausch
der Autonomieregierung und der Internierung der von Vojtech Tuka ange-
führten offenen Unterstützer des Separatismus. In politischer Hinsicht erwies
sich diese Aktion als schwerwiegender Fehler. Sie verhinderte zwar den von
Tuka geplanten Umsturz, gab jedoch Hitler einen Vorwand für die Besetzung
des tschechischen Landesteils und die Schaffung eines slowakischen Vasallen-
staates. Hitler zitierte Tiso nach Berlin und verkündete ihm am 13. März 1939,
dass er die sofortige Ausrufung der unabhängigen Slowakei wünsche. An-
dernfalls würde die deutsche Armee die strategisch bedeutsame Westslowakei
besetzen und den Rest des Landes seinem Schicksal überlassen." Dies hätte
eine ungarische Annexion oder die Auf teilung der Slowakei zwischen Ungarn
und Polen bedeutet. Zugleich gab Hitler deutlich zu verstehen, dass der neue
Staat in absolutem Einvernehmen mit der Politik des Deutschen Reiches
zu funktionieren habe, was durch die beschleunigte Unterzeichnung eines
deutsch-slowakischen .Schutzvertraqes" gesichert werden sollte. Tiso akzep-
tierte das Ultimatum und am 14. März 1939 proklamierten die Abgeordneten
des autonomen slowakischen Landtages die Unabhängigkeit. Einen Tag später
besetzte die Wehrmacht die tschechischen Länder.
12 Rudolf Chmel (Hg.), Siovenska otazka v 20. storoCf [Die slowakische Frage im 20. Jahrhundert],
Bratislava 1997, S 26.
13 Frantisek Hrusovsky, Siovenske dejiny [Slowakische Geschichte], Martin 1940, S. 450.
14 Ivan Kamenec/Katarfna Hradska, Siovenska spolornostv rokoch 1939-1945 [Die slowakische
Gesellschaft in den Jahren 1939-1945], in Hradska/Kamenec (Hq.). Siovenska republika. 1939-
1945, S. 186.
15 Tönsmeyer, Die Bedeutung, S. 81.
16 Vgl. Tatjana Tönsmeyer, Das Dritte Reich und die Slowakei 1939-1945. Politischer Alltag zwischen
Kooperation und Eigensinn, Paderborn 2003.
derWestslowakei besetzten, und erneut am 23. März, als sie der ungarischen
Armee die Besetzung weiterer slowakischer Gebiete gestattete.
Der neue Staat konnte sich auch als internationales Subjekt etablieren. Er wurde
- de facto oder de jure - von 31 Staaten anerkannt. In den ersten drei Jahren
seines Bestehens war die slowakische Öffentlichkeit dem neuen Staat gegenüber
eher positiv eingestellt. Er war in der Lage, die Wirtschaft zu stabilisieren und
die Lebensqualität in der Slowakei war erheblich besser als in weiten Teilen des
vom Krieg zerstörten Europa. Staatliche Investitionen in das Transportwesen, den
Wohnungsbau und die Elektrizitätswirtschaft sowie verschiedene Sozialleistungen
führen zu einem höheren Lebensstandard. Das autoritäre Regime erschien als
akzeptabler Preis für die Stabilität und die katholische Staatsdoktrin wurde von
einer Mehrheit der Bevölkerung begrüßt. Nach einigen Monaten wurden die Zwei-
fel an der staatlichen Unabhängigkeit durch nationales Selbstbewusstsein und
Stolz abgelöst. Dies war teilweise auch ein Erfolg der staatlichen Propaganda. Die
Mitgliederzahlen der HSrS stiegen steil an, auch wenn viele nur aus opportunisti-
schen Gründen beitraten. Die Parteimitgliedschaft war ein Weg zu einer erfolgrei-
cheren Karriere und zu wirtschaftlichem Wohlstand.
Dies änderte sich mit der Kriegswende 1943, die mit einer sich verschlech-
ternden wirtschaftlichen Situation in der Slowakei einherging. Mit der wach-
senden Unzufriedenheit der Bevölkerung schwand die Popularität des Regimes
rasch. Es stellte sich heraus, dass es tatsächlich nur eine Minderheit wirklich
überzeugter Unterstützer gab. Viele sahen in einem selbständigen slowa-
kischen Staat nur das "kleinere Übel". Die Ereignisse 1943/44 zeigten, dass
die Idee einer Wiederhergestellten demokratischen Tschechoslowakei nicht
vergessen, und dass Tisos Vision einer geeinten slowakischen Nation unter
Führung der HSrS lediglich eine Illusion gewesen war.
Das Hauptziel der slowakischen Politik zwischen 1939 und 1944 war - neben
der Sicherung der eigenen Existenz - die Wiedergewinnung der an Ungarn
verlorenen Gebiete. Die Vertreter des slowakischen Regimes bemühten sich,
dieses Ziel durch wiederholte Loyalitätsbeweise gegenüber Deutschland zu
erreichen. So beteiligte sich die Slowakei am Überfall auf Polen und die So-
wjetunion. Es ist fraglich, ob sich die slowakischen Politiker darüber im Klaren
waren, dass in Hitlers Nachkriegsplänen weder die Existenz des slowakischen
Staates noch die der Mehrheit seiner Bevölkerung vorgesehen war. Die Slo-
wakei hatte keinen besonderen Status in Hitlers Plänen für Zentraleuropa. Das
slowakische Gebiet sollte ein Teil"Großdeutschlands" werden, das gesamte
Gebiet"germanisiert" und die Mehrheit der Bevölkerung nach Osten depor-
tiert oder getötet werden.
Die slowakische Regierung arbeitete auch nach der Ausrufung der Unabhän-
gigkeit weiter auf den Grundlagen, die schon im Herbst 1938 gelegt worden
waren. Die Spitzenfunktionäre der HSrS festigten ihre Position nur noch mehr.
Im Oktober 1939 wurde der Parteivorsitzende der HSrS, JozefTiso, einhellig
zum Staatspräsidenten gewählt. Seine frühere Funktion als Ministerpräsi-
dent übernahm nun Vojtech Tuka. Mit dieser Machtverteilung begann ihre
Auseinandersetzung um den Einfluss auf den Staat und in der Partei. Der
radikale Flügel der HSrS um Tuka, der sich zur nationalsozialistischen Ideolo-
gie bekannte, beanspruchte eine entscheidende Stellung in der Slowakei. Er
präsentierte sich als Vorkämpfer einer slowakischen Eigenstaatlichkeit, Haupt-
verfechter eines engen Bündnisses mit Deutschland und als Vertreter des radi-
kalsten Antisemitismus. Bei der Durchsetzung seiner Ziele verließ Tuka sich vor
allem auf direkte deutsche Interventionen in die slowakische Innenpolitik und
erhielt auch die Unterstützung führender Vertreter der deutschen Partei, die
die Volksdeutschen in der Slowakei repräsentierte, insbesondere durch deren
Vorsitzenden Franz Karmasin.
Der konservative Flügel der HSrS unter Führung Tisos bewahrte jedoch seine
Vormachtstellung in der Partei und verfügte über viel größere gesellschaft-
liche Unterstützung, da er die Stimmung der Bevölkerung deutlich besser
erfasste. Diese hatte kein Interesse an revolutionären Veränderungen, war in
ihrer Mehrheit tief konservativ, religiös eingestellt und äußerte keine großen
Sympathien für eine radikale, rasche und vollständige Neuordnung des Staates
nach nationalsozialistischem Vorbild. Tiso bezweifelte nie die Notwendigkeit
eines engen Bündnisses mit Deutschland und die Errichtung eines autoritären
Systems unter Führung der HSrS. Das Regime sollte sich jedoch eher auf na-
tionale und christliche Traditionen gründen. In diesem Sinne bezog Tiso seine
Anregungen eher aus den faschistischen Regimes in Italien und Spanien als
aus dem Nationalsozialismus.
1940 änderte Hitler seine Politik gegenüber dem Vasallenstaat hin zu einer
noch stärkeren deutschen Kontrolle. Berlin erwartete nun mehr als nur äußer-
liche Loyalität: "Die Slowakei sollte bei dem Versuch, den Staaten des Donau-
raums nationalsozialistische Systemelemente aufzuoktroyieren, die Rolle einer
Schrittmacherin übernehmen."17Im Sommer 1940 entschied Hitler auf einem
Treffen in Salzburg vorerst zugunsten der Radikalen um Tuka und stärkte ihren
Einfluss in der Regierung. Zudem musste die Slowakei die Einsetzung deut-
sd er.Bcrater" in Ministerien und zentralen Ämtern akzeptieren, die deren
Tätigkeit kontrollieren und aktuelle Informationen nach Berlin senden sollten.
19 Martina FiamovaJJan Hlavinka, Kapitoly z dejn holokaustu na Siovensku [Kapitel aus der
Geschichte des Holocaust in der Slowakei], Bratislava 2015, S. 19.
Unterschlagungen waren an der Tagesordnung. Viele Unternehmer wurden
reich, nicht aber der Staat. Im Gegenteil, die Vernichtung einer großen Zahl
jüdischer Unternehmen und der Ausschluss ihrer Eigentümer aus dem Wirt-
schaftsleben fügten der slowakischen Wirtschaft Schäden zu."
Die antijüdischen Maßnahmen führten zur Verarmung von mindestens
64.000 Juden, die ohne Unterstützung des Staates nicht überleben konnten.
Dies verursachte enorme soziale Probleme, die durch ab Herbst 1941 errich-
tete Arbeitslager gelöst werden sollten. Da zu diesem Zeitpunkt bereits die
Deportation der Juden aus Österreich und dem "Protektorat Böhmen und
Mähren" begonnen hatte, erhielten die slowakischen Politiker jedoch aus
Berlin offensichtlich den informellen Vorschlag, ihre jüdische Bevölkerung zu
deportieren. Die slowakische Regierung und der Präsident stimmten diesem
Vorschlag zu. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass der Verlauf
der deutsch-slowakischen Verhandlungen vor dem Deportationsbeginn im-
mer noch nicht vollständig geklärt werden konnte." Am 6. März 1942 bestä-
tigte Tuka den Beginn der Deportationen. Alexander Mach erklärte, dass die
Slowakei die Gelegenheit nutzen müsse, sich der Juden zu entledigen, und
betonte, dass die Deportationen auf slowakische Initiative hin organisiert
worden seien."
Vom 25. März bis zum 20. Oktober 1942 wurden in 57Transporten 57.752 jü-
dische Bürger von der Hlinka-Garde und der slowakischen Gendarmerie de-
portiert. Die slowakischen Eisenbahntransporte wurden auf polnischem Ge-
biet von der deutschen Sicherheitspolizei übernommen, die die slowakischen
Juden anschließend in die Vernichtungslager Auschwitz (19 Transporte),
Majdanek und Sobibor (38 Transporte) brachten. Der Umgang mit den Depor-
tierten war brutal. Sie wurden häufig geschlagen und beraubt, insbesondere
von Mitgliedern der lllinka-Satde."
Es gab eine Reihe von Ausnahmeregelungen. Rettung bot etwa die Arbeits-
erlaubnis von einem der Ministerien für "wirtschaftlich wichtige" Personen.
Auch Präsident Tiso konnte Schutzpapiere ausstellen. Er unterzeichnete
20 [udovft Hallon, Hospodarstvo Siovenska v rokoch 1939-1945 [Die Wirtschaft der Slowakei in den
Jahren 1939-1945], in: Hradska/Kamenec (Hg.), Siovenska republika. 1939-1945, S. 271.
21 Lenka Sindelarova, Finale der Vernichtung: Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 194411945,
Darmstadt 2013, S. 40t.
22 Kamenec!Hradska, Siovenska spolocnosf S 216.
23 Vgl. Jän Hlavinka",D6js( silou-mocou na Siovensko a lnformovat.." Dionyz Ienard a jeho ütek z
koncentracneho tabora Majdanek L,Um jeden Preis in die Slowakei gelangen und informieren. tt
Dionyz tenard und seine Flucht aus dem Konzentrationslager Majdanek], ßratislava 2015.
ungefähr 1.100 davon, größtenteils jedoch für getaufte Juden und gegen eine
hohe Gebühr. Die Ausnahmeregelungen bezogen sich immer auch auf die
nächsten Angehörigen. Einem kleinen Teil der slowakischen Juden gelang es
so, sich der Deportation durch die Bestechung einflussreicher Funktionäre zu
entziehen. Zudem flohen im Laufe des Jahres 19425.000-8.000 Juden aus
der Slowakei, hauptsächlich nach ünqarn."
Ungefähr 4.000 Juden waren in Arbeitslagern interniert, die erst nach der
Einstellung der Deportationen im Oktober 1942 ihre ursprünglich vorgesehene
wirtschaftliche Funktion erfüllten. Nach der Beendigung der Deportationen
lebten noch insgesamt 19.000 Bürger jüdischer Herkunft in der Slowakei.
Dabei handelte es sich größtenteils um Juden, die unter die verschiedenen
Ausnahmeregelungen fielen sowie deren Familienangehörige.
Die Frage, warum die Transporte aus der Slowakei nicht fortgesetzt wurden,
ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise spielte dabei auch die
militärische Situation eine Rolle. Die ersten deutschen Niederlagen führten zu
einer größeren Vorsicht der slowakischen Politiker. Beeinflusst wurde die slo-
wakische Judenpolitik sowohl durch den schwindenden Einfluss des radikalen
Flügels der HSrS als auch durch die Interventionen des Vatikans über seinen
diplomatischen Vertreter in der Slowakei. Auch die Vertreter der katholischen
und evangelischen Kirche in der Slowakei, die einen bedeutenden Einfluss auf
die öffentliche Meinung hatten, protestierten immer offener. Trotz des nicht
abreißenden Bemühens von Alexander Mach und des Drucks aus Berlin nahm
die slowakische Regierung die Deportationen nicht wieder auf. Das führte
bei der nationalsozialistischen Führung zu erheblicher Unzufriedenheit. Als
Staatsoberhaupt und katholischer Priester stellte sich JozefTiso jedoch nie ge-
gen die Deportationen, sondern verteidigte sie noch im August 1942 mit dem
Argument, dass das katholische slowakische Volk das Recht und die Pflicht
habe, sich von "seinen Schädlingen" zu befreien." Die zweite Welle der De-
portationen startete jedoch erst nach der deutschen Besetzung der Slowakei
im Herbst 1944. Sie wurde durch Einheiten der deutschen Sicherheitspolizei
durchgeführt, aber wieder mit Hilfe der Hlinka-Garde.
24 Viele von ihnen fielen anschließend den Deportationen aus Ungarn im Jahr 1944 zum Opfer.
25 JozefTiso, (0 nam patrl, z toho nikomu nie nedarne [Wir geben niemandem etwas von dem,
was uns gehört]' in: Siovak, 18.08.1942, S. 4.
Der Widerstand aus dem Exil
Slowaken und Tschechen befanden sich nach der Zerschlagung der Tschecho-
slowakei in sehr unterschiedlichen Positionen. Für die Politiker, Offiziere und
die intellektuelle Elite des tschechischen Landesteils war die Emigration oft
die einzige Möglichkeit zur Rettung des eigenen Lebens. Die Situation in der
Slowakei war weniger angespannt. In die Emigration gingen die Anhänger
der tschechoslowakischen Idee, wie beispielsweise der einzige slowakische
General, RudolfViest, sowie Politiker, die sich während des Zerfalls des Staates
schon im Ausland befunden hatten. Eine besondere Gruppe bildeten die Kom-
munisten. Schon nach der Münchener Konferenz im Herbst 1938 flohen viele
hochrangige Funktionäre nach Moskau, wo sie die Exilführung der Kommunis-
tischen Partei derTschechoslowakei (KPC) bildeten.
Nach dem Ende des tschechoslowakischen Staates folgte eine neue Welle der
Emigration. Einige kommunistische Funktionäre wurden nach Westeuropa be-
ordert, um Kontakte zur tschechoslowakischen Exilregierung und zu kommu-
nistischen Gruppen in Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten
zu halten. Später ging die Mehrzahl von ihnen nach London, dem Sitz der von
Edward Benes geführten Exil-Regierung. Die in der Slowakei verbliebenen
Kommunisten bauten eine illegale kommunistische Parteiorganisation auf, die
den Instruktionen aus Moskau folgte.
Schon am 19. März 1939 hatte Edvard ßenes, der sich zu dieser Zeit in den
USA befand, in einem Interview für den amerikanischen Rundfunk erklärt,
dass das tschechoslowakische Volk kämpfen werde, weil die Tschechoslo-
wakische Republik weiterhin exlstiere." Er kehrte nach Europa zurück, um
den Widerstand aus dem Exil zu organisieren und zu einen. Am 21. Juli 1940
gründete er in London die tschechoslowakische lxiheqierunq." Aus Sicht
der Alliierten bestand deren wichtigster Beitrag in der Bereitstellung von
Geheimdienstinformationen aus dem tschechoslowakischen Gebiet sowie in
der Organisation tschechoslowakischer Militäreinheiten, die an der Seite der
Anti-Hitler-Koalition kämpften.
Die Hauptziele von Benes waren die offizielle Anerkennung seiner Regierung,
die Aufhebung des Münchener Abkommens und die Zusicherung, dass der
26 Jan Stanislav, Siovenske nsrodne povstanie 1944 - sucast'eur6pskej antifasistickej rezistencie v
rokoch druhej svetovej vojny [Der Slowakische Nationalaufstand 1944 - Teil des europäischen antifa-
schistischen Widerstands in den Jahren des Zweiten Weltkriegs], in: Miroslav Peknfk (Hg.), Siovenske
narodne povstanie 1944 [Der Slowakische Nationalaufstand 1944], Bratislava 2009, S. 21.
27 Die offizielle Bezeichnung der Exilregierung lautete,Provisorisches staatliches System der
Tschechoslowakischen Republik' (Docasne stätne zriadenie Ceskoslovenskej republiky).
tschechoslowakische Staat in seinen ursprünglichen Grenzen wiedererrichtet
würde. Dieses Ziel erreichte er bis zum Jahresende 1942. Eine besondere Be-
deutung kam der Unterzeichnung eines bilateralen Vertrages mit der Sowjet-
union am 12. Dezember 1943 zu. Er bestätigte die enge Kooperation mit der
UdSSR auch für die Nachkriegszeit und sicherte Moskau faktisch eine Kontrolle
über die Außenpolitik der erneuerten Tschechoslowakei zu. Die Sowjetunion
wurde als Schutzmacht einer tschechoslowakischen Unabhängigkeit betrach-
tet, eine Funktion, die nach Ansicht vieler tschechoslowakischer Politiker Fran-
kreich und Großbritannien in der Zwischenkriegszeit nicht erfüllt hatten.
Die Position der tschechoslowakischen Exilregierung als Hauptrepräsentant
des Widerstands gegen das nationalsozialistische Deutschland wurde auch
von den Vertretern des bürgerlichen und sozialdemokratischen Widerstands in
der Slowakei von Anfang an respektiert. Die Kommunisten taten dies erst nach
dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Stalin erkannte am 18. Juli 1941
die Exilregierung offiziell als einzigen legitimen Repräsentanten der Tschechen
und Slowaken an.
28 Imrich Karvas, Moje pamäti (V pazurorh gestapa) [Meine Erinnerungen (In den Krallen der Ges-
tapo)], Bratislava 1994, S 94; Michal Schvarc/tudovft Hallon, Kauza Karvas: studie a dokumenty
k zatknutiu, zavlecemu a internadi quvernera Siovenskej närodne] banky na üzem! Nemeckej rfse
1944/1945 [Die Causa Karvas Studien und Dokumente zur Verhaftung, Verschleppung und Inter-
nierung des Gouverneurs der Slowakischen Nationalbank auf dem Gebiet des Deutschen Reiches
1944/45], Bratislava 2014, S 26.
29 Der einzige Protestant in der slowakischen Regierung war Ferdinand (atlos, der Minister für
nationale Verteidigung. Zur Zusammensetzung des Offizierskorps der Slowakischen Republik
siehe Marek Syrny/Marian Uhrin, Politicke a vojenske elity Slovenskeho narodneho povstania
[Die politischen und militärischen Eliten des Slowakischen Nationalaufstans], in: Marek Syrny
(Hg.), Varsavske povstanie a Siovenske narodne povstanie - paralely a rozdiely [Der Warschauer
Aufstand und der Slowakische Nationalaufstand - Parallelen und Unterschiede], Banska Bystrica
2009, S 74-76.
30 Stanislav, Siovenske narodne povstanie 1944, S 31.
es der Regierung, sich mit dem Angebot eines schnellen Karriereaufstiegs und
guter finanzieller Absicherung zeitweilig deren Treue zu sichern. Was zuerst als
ein Erfolg des Regimes erschien, wurde später paradoxer Weise zu einer schwe-
ren Belastung. Die Unterstützung vieler Offiziere und Wirtschaftsfachleute blieb
begrenzt. Als sie die drohende Niederlage Deutschlands erkannten, begannen sie
den slowakischen Widerstand zu unterstützen. Die Opposition akzeptierte freudig
all jene, die entscheidende Positionen in Wirtschaft und Verwaltung besaßen und
so zu einer effizienten Vorbereitung des Aufstands beitragen konnten.
Die Strafen für sogenannte politische Delikte waren bis auf Ausnahmen relativ
gemäßigt. Eine härtere Vorgehensweise wählte das Regime gegenüber aktiven
Funktionären der kommunistischen Partei. Bis zum Jahr 1944 wurde in der
Slowakei jedoch kein einziges Todesurteil für die Beteiligung am Widerstand
vollstreckt." Die Vertreter des Widerstands und des herrschenden Regimes
waren oft über freundschaftliche oder familiäre Bande verbunden, die sich
quer über ideologische Gräben zogen. Es war daher keine Ausnahme, dass der
bekannte pro-nationalsozialistische radikale Innenminister Alexander Mach
für inhaftierte Kommunisten intervenierte, weil es sich bei ihnen um Freunde
aus den 1920er Jahren handelte.
34 Marek Syrny/R6bert Arpas, Opozfcia, odboj a Slovenske narodne povstanie [Opposition, Wider-
stand und der Slowakische NationalaufstandL in: Hradska/Kamenec (Hg.), Slovenska republika.
1939-1945, S. 347.
35 Stanislav, Siovenske narodne povstanie 1944, S 38.
freimachen und sich ihnen anschließen. Die Armee in der Mittelslowakei sollte
- verstärkt durch aus dem Westen des Landes abgezogene Einheiten - den
erwarteten deutschen Gegenangriff aufhalten und nach dem Eintreffen der
alliierten Armeen aus dem Osten die Wehrmacht aus der Slowakei hinaus-
dranqen." Das Hauptziel des Aufstands war es, der Roten Armee einen mög-
lichst schnellen Vormarsch durch das slowakische Territorium zu ermöglichen
und das Land und seine Menschen vor langwierigen Kämpfen zu bewahren.
Die Planungen berücksichtigten auch eine weniger günstige Variante: Sollte
die Wehrmacht mit der Besetzung der Slowakei beginnen, würde der sofortige
bewaffnete Widerstand ohne Rücksicht auf die Position der Roten Armee ein-
setzen.
Am 29. Juni 1944 legte Golian seinen Plan dem Slowakischen Nationalrat vor
und sandte ihn zugleich nach London. Die Exilregierung übergab ihn anschlie-
ßend dem sowjetischen Militärattache. Der tschechoslowakische Minister
für Nationale Verteidigung und der Generalstab der Roten Armee erhoben
ähnliche Einwände gegen diesen Plan: Er würde die Möglichkeit deutscher
Gegenmaßnahmen nicht in Betracht ziehen und die feindliche Verteidigung
der Zugänge zu den Karpaten unterschätzen, zudem fehle ein Plan für den
Übergang der gesamten aufständischen Armee zum Partisanenkampf.
36 Stanislav Micev, 1944 Siovenske närodne povstanie [1944. Der Slowakische NationalaufstandL
Banska Bystrica 2009, S. 78.
Widerstandsaktivitäten in der Slowakei. Sie zog es vor, Mitteleuropa mit eige-
nen militärischen Kräften zu befreien, und hielt Golians Plan für unrealistisch.
Die Sowjets hatten kein großes Interesse, einen Aufstand zu unterstützen, den
sie politisch nicht unter Kontrolle hatten und der sich gegen ihre Großmachtin-
teressen entwickeln konnte." Sie beantworteten die Forderung nach Unterstüt-
zung jedoch weder mit einem Ja noch mit einem eindeutigen Nein. So wurden
die Verhandlungen über die Koordination der militärischen Aktivitäten bis zum
Beginn des Aufstands fortgesetzt. Stalin stimmte einer umfassenden Unterstüt-
zung des Aufstands erst einige Tage nach dessen Ausbruch zu.
Daraufhin transportierte die sowjetische Luftwaffe 640 Tonnen Kriegsmaterial
in das Aufstandsgebiet, stellte der Aufstandsführung Flugzeuge bereit und
flog 2.000 Angehörige einer tschechoslowakischen Elite-Fallschirmjägerein-
heit in die Slowakei. Außerdem brachten die Flugzeuge der Roten Armee mehr
als 700 verletzte Aufständische in die Sowien.nior."
Die tschechoslowakische Exilregierung hatte ein großes Interesse daran, dass
sich auch die westlichen Alliierten an der Unterstützung des Aufstands be-
teiligten, um so ein Gleichgewicht der Kräfte zu wahren. Diese Bemühungen
mussten jedoch mit einer Enttäuschung enden. Insbesondere Großbritannien
machte eine materielle Unterstützung des Aufstands von der Zustimmung der
UdSSR abhängig. Die späte Unterstützung durch die Sowjetunion führte dazu,
dass Großbritannien und die Vereinigten Staaten sich vorerst nicht zum Han-
deln entschlossen. Die sowjetische Regierung wiederum ließ indirekt durch-
blicken, dass sie sich kein größeres Engagement der westlichen Alliierten in
ihrer Einflusssphäre wünsche. Daher beschränkte sich die britische Armee
lediglich auf eine kleinere Lieferung von Sanitätsmatcrial." Die Unterstützung
der USA dagegen war später umfangreicher.
Im Aufstandsgebiet befanden sich mehrere abgeschossene amerikanische
Piloten und so sandte die amerikanische Luftwaffe unter dem Vorwand ihrer
Evakuierung mehrere Transportflugzeuge zum Flugplatz bei Banska Bystrica,
40 Jan Stanislav/Dezider T6th/Maria (emanovä, Spojenecka pomoc USA aucast' Arnerkanov v slo-
venskom närodnorn povstani v roku 1944 [Die alliierte Hilfe der USA und die Beteiligung der
Amerikaner am Slowakischen Nationalaufstand im Jahr 1944J. Online: http://www.muzeumsnp.
ski eng ine/wp- contentl upload s/20 15102/Spo je necka pornoc , we b.pdf.
" '
41 Stanislav, SNP 1944, S 40.
dem Gouverneur der Slowakischen Nationalbank, und mit Peter Zat'ko, dem
Berater des Wirtschaftsministers. Ihnen schlossen sich weitere einflussreiche
Beamte an, die in den Wirtschaftsstrukturen des slowakischen Staates tätig
waren. Der Mehrheit der Wirtschaftsfachleute wurde spätestens im Jahr 1943
bewusst, welche verheerenden Folgen das Bündnis mit NS-Deutschland für
die Wirtschaft des slowakischen Staates hatte. Die einzige Möglichkeit, die
stetig zunehmende Ausbeutung der Slowakei durch die Deutschen zu been-
den, sahen sie in der Beseitigung des existierenden Regimes und somit in
der aktiven Unterstützung des Widerstands. Ihre Aufgabe war es, möglichst
viele Materialen und Geldmittel in das geplante Aufstandszentrum in Banska
Bystrica zu transferieren. Ein willkommener Vorwand hierfür war das Bombar-
dement Bratislavas durch die Alliierten im Juni 1944. Karvas konnte nun damit
argumentieren, dass ein Teil der Vorräte und Finanzen an einen sichereren
Ort gebracht werden mussten. So transferierte er im Auftrag der Regierung
drei Milliarden Slowakische Kronen in das zukünftige Aufstandscebiet." Zat'ko
ließ kraft seines Amtes die erforderlichen Vorräte in die Mittelslowakei trans-
portieren. Auf Vorschlag von Karvas und Zat'ko beschloss zudem das Komitee
der Wirtschaftsminister (Komitet hospodarskyrh ministrov), der Bevölkerung
im August 1944 Nahrungsvorräte für drei Monate im Voraus auszuqeben."
42 Außerdem brachte er auch den Großteil der slowakischen Goldreserve bei Schweizer Banken in
Sicherheit, so dass dieser nicht in die Hände der Deutschen fiel.
43 Syrny/Arpas, Opozfcia, odboj, S 375.
Ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Partisanenbewegung in der
Slowakei war das Eintreffen der ersten sowjetischen Instrukteure, die vom
Zentralstab der Partisanenbewegung in Kiew entsandt wurden. Ihre Verlage-
rung in die Slowakei regelte der tschechoslowakisch-sowjetische Vertrag vom
12. Dezember 1943. Ihre Aufgabe war die Organisation des Partisanenkriegs.
Unter ihrer Führung entstanden in der Slowakei mehrere Partisanenbrigaden,
von denen die größten über tausend Mitglieder hatten. Die Einheiten waren
national gemischt; hier gab es Slowaken, Tschechen und Sowjetbürger. Unter
den Kommandanten überwogen sowjetische Offiziere, die sich nach den Be-
fehlen der Roten Armee richteten. Ein weiteres markantes Merkmal der Parti-
sanenbewegung war deren überwiegende kommunistische Orientierunq."
Gegen Ende des Sommers 1944 kontrollierten die Partisanenbrigaden vor
allem in der Mittel- und Ostslowakei weitläufige Gebiete. Der von der slo-
wakischen Armee am 10. August 1944 unternommene Versuch einer Anti-
Partisanen-Aktion scheiterte auf ganzer Linie. Die Partisanen waren über diese
Aktion im Voraus informiert und die slowakischen Soldaten waren nicht bereit,
gegen sie zu kämpfen. Die Partisanenaktivität stieg in der zweiten August-
hälfte weiter an und in mehreren Fällen beteiligten sich örtliche Armee- und
Polizeieinheiten an den Aktionen.
Diese Entwicklung stand jedoch im Gegensatz zu den Planungen der Organi-
satoren des Aufstands. Der Erfolg von Golians Plan beruhte auf der Prämisse,
dass das deutsche Militär bis zum Ausbruch des bewaffneten Umsturzes keine
unmittelbare Besetzung des slowakischen Staatsgebietes anordnete. Die
Gefahr eines deutschen Eingreifens wurde durch die Aktionen der Partisanen
jedoch erhöht. Dennoch weigerten sich deren Kommandanten, den Forde-
rungen der Militärzentrale nachzukommen und beriefen sich auf Befehle der
sowjetischen Führung. Die fehlende Koordination zwischen der slowakischen
Militärzentrale und der von der Sowjetunion beherrschten Partisanenbewe-
gung beeinflusste den Gesamtverlauf des Aufstandes somit ganz erheblich.
Die deutschen Streitkräfte hatten schon seit längerer Zeit einen Plan für die
Besetzung der Slowakei ausgearbeitet; fraglich war jedoch, ob und wie er
umgesetzt würce." Der Umsturz in Rumänien (23. August 1944), das erfolg-
reich auf die Seite der Alliierten gewechselt war, erhöhte die Wachsamkeit der
Deutschen zusätzlich und die rasch anwachsende Partisanenbewegung
44 Micev, 1944, S 90-91.
4S Jän Stanislav, SNP 1944 - sucast' eur6pskej antifasistickej rezistencie v rokoch 11.sv. vojny
[Der Slowakische Nationalaufstand 1944 - Teil des europäischen antifaschistischen Widerstands
"
in den Jahren des Zweiten Weltkriegs], in: Syrny (Hg.), Varsavske povstanie a SNp,S 36.
bestätigte nur deren Befürchtungen. Die offensichtliche Unfähigkeit der
slowakischen Armee zur Unterdrückung der Partisanen und der sowjetische
Vormarsch auf die slowakische Grenze führten jetzt zu konkreten deutschen
Vorbereitungen für eine militärische Besetzung der Slowakei. Ein wichtiger
Teil des Planes war die Entwaffnung der "unzuverlässigen" slowakischen Ar-
meeeinheiten, vor allem in der Nähe zur sowjetischen Front.
Die deutschen Befürchtungen hinsichtlich der Situation in der Slowakei waren
eng mit der strategischen Bedeutung dieses Gebietes für die deutsche Vertei-
digung gegenüber der heranrückenden Roten Armee verbunden. Wegen des
gebirgigen Territoriums war die Slowakei leicht zu verteidigen. Sie verband
aber auch zwei wichtige deutsche Fronten: im Norden in Polen, im Süden in
Ungarn. Die Kontrolle über die Slowakei sicherte der deutschen Wehrmacht
den reibungslosen Transfer von Soldaten und Material. Zudem nutzte sie das
wirtschaftliche Potential des Landes. Der Verlust der Slowakei würde ein
großes Problem für die deutsche Kriegführung bedeuten.
Die definitive Entscheidung zur militärischen Besetzung der Slowakei fiel, als
slowakische Partisaneneinheiten unter Mithilfe der örtlichen Militärgarnison
am 27. August 1944 die Stadt Ruzomberok (Rosenberg) besetzten - ein
wichtiger Eisenbahnknoten mit bedeutender Rüstungsindustrie. Als die Parti-
sanen am folgenden Tag eine Gruppe deutscher Offiziere gefangen nahm und
ermordete, meldete der deutsche Botschafter Hanns Ludin nach Berlin, dass
der slowakische Präsident Tiso dem Einmarsch deutscher Besatzungstruppen
zustimme. Am 29. August 1944 begannen diese auf das Gebiet der Slowakei
vorzu rücken 46
Daher entschied sich die militärische Führung des Widerstands, die unvorteil-
haftere zweite Variante des Aufstandsplans - ohne eine vollständig abge-
schlossene Vorbereitung beim Einmarsch der deutschen Truppen - auszulösen.
49 Ebenda.
SO Frantisek Csefalvay, 0 ozbrojenych zlozkach slovenskeho narodneho povstania [Über die bewaff-
neten Einheiten des Slowakischen Nationalaufstandsl, in: Syrny (Hg.), Varsavske povstanie a SNp,
S.81-82.
Gebiet des Protektorats übergriff, wie auch von Osten, womit sie den Aufstän-
dischen die Vereinigung mit der vorrückenden Roten Armee unmöglich mach-
ten. Dadurch waren die Aufständischen in der Mittelslowakei eingekreist und
konnten einzig auf das schnelle Vorrücken der Roten Armee hoffen.
Das slowakische Regime konnte den deutschen Kampf gegen die Aufstän-
dischen nur in minimalem Umfang unterstützen. Ihr Sicherheitsapparat be-
fand sich in Auflösung. Es dauerte Wochen, bis er mit deutscher Hilfe wieder
aufgebaut werden konnte.
Zu ersten Kämpfen zwischen slowakischen Soldaten und den Einheiten
Bergers kam es am Morgen des 29. August 1944. Als sich die Meldungen
über den deutschen Einmarsch definitiv bestätigten, sandte Golian, an die-
sem Tag von Benes zum General befördert, den Militärgarnisonen die Parole
"Beginnt mit dem Auszug" (slk."Zacnite s vystahovanim") und rief damit
zum Beginn des bewaffneten Aufstands auf.
Nach dem Verlust der West- und Ostslowakei umfasste das Aufstandsgebiet
ungefähr 20.000 km2 und somit die Hälfte der Fläche der Slowakei. In diesem
Gebiet lebten circa 1,7 Millionen Menschen. Aus militärischer Sicht eignete
sich das Gelände der Mittelslowakei ideal zum Führen von Abwehrkämpfen.
Die engen Gebirgstäler und zahlreichen Pässe ließen sich auch gegen einen
überlegenen Feind verteidigen. Die Aufständischen bemühten sich, diesen
Vorteil und ihre bessere Geländekenntnis bestmöglich auszunutzen. In den
ersten Tagen kam es jedoch zu einigen Koordinations- und Planungsproble-
men. Es war offensichtlich, dass die slowakischen Soldaten im Vergleich zu
den deutschen Einheiten nicht ausreichend auf die Kämpfe vorbereitet waren
und zudem über fast gar keine Kampferfahrung verfügten. Die Aufständischen
erlitten große Gebiets- und Materialverluste.
In den ersten Tagen des Aufstands standen der deutschen ßesatzungsarmee
ungefähr 18.000 aufständische Soldaten und Offiziere gegenüber. Nach der
ersten offiziellen Mobilisierung am 5. September waren es schon 47.000 und
nach der zweiten Mobilisierung Ende September 1944 bereits 60.000 Solda-
ten." Einem Großteil von ihnen fehlte es jedoch an geeigneter Ausrüstung.
Zudem litt die Armee unter einem erheblichen Mangel an schweren Waffen
sowie an Panzer- und Flugabwehrwaffen.ln der späteren Phase fehlte es
selbst an grundlegendem Kriegsmaterial wie Gewehren, Maschinenpistolen
und Munition. Die aufständische Armee hatte somit zwar genügend Männer,
konnte diese aber nicht ausreichend bewaffnen.
51 Ebenda,S.83.
Das Bemühen um eine Stabilisierung der Front in den ersten Tagen des Auf-
stands erforderte die Eingliederung der Partisaneneinheiten in die Abwehr-
kämpfe der Aufständischen. Die Zahl der Partisanen lag dort zwischen 9.000
und 12.000 Mann.52 DerVerteidigungskampf an der Frontlinie, zumal an der
Seite von regulären Einheiten, verlangte von ihnen jedoch eine andere Kampf-
weise als die bisherige. Partisaneneinheiten und slowakische Armeeeinheiten
mussten koordiniert werden. Da es kein einheimisches Befehlszentrum der
Partisanenbewegung gab, dessen Autorität die Partisanen anerkannten, war
die Planung der Kampfhandlungen schwierig.
Doch trotz aller Probleme gelang es den Aufständischen nach der ersten Wo-
che, den deutschen Vormarsch auf den wichtigsten Routen aufzuhalten oder
zumindest deutlich zu verlangsamen. Die von Berger geplante schnelle Anti-
Partisanenaktion war damit gescheitert.
Der deutschen Führung wurde klar, dass der slowakische Aufstand ein
wesentlich größeres Ausmaß hatte als ursprünglich vermutet, und dass zu
seiner Niederschlagung weitere militärische Kräfte benötigt werden würden.
Die Chancen der Aufständischen erhöhten sich zudem, als die sowjetische
Führung eine umfassende militärische Unterstützung, einschließlich des Luft-
nachschubs von Kriegsmaterial, beschloss. Eine Fallschirmjägerbrigade und
ein Jagdfliegerregiment der an der Seite der Roten Armee kämpfenden tsche-
choslowakischen Einheiten sollten in das Aufstandsgebiet verlegt werden.
Auf direkten Befehl Stalins begann am 8. September der sowjetische Angriff
auf die Karpatenpässe an der ostslowakischen Grenze. Ziel dieser Operation
war die Unterstützung der Aufständischen in der Slowakei. Dadurch war die
deutsche Führung gezwungen, einen bedeutenden Teil der am östlichen Rand
des Aufstandsgebiets eingesetzten Truppen zur Verteidigung der Karpaten
abzuziehen." Die verbleibenden deutschen Einheiten hatten damit nicht mehr
genügend Kraft für eigene Offensivoperationen. So trug die sowjetische Unter-
stützung dazu bei, dass die aufständischen Einheiten die deutschen Angriffe
zwei Monate lang abwehren konnten.
Am 10. September 1944 kam es zu einer umfassenden Reorganisation der auf-
ständischen Armee, die nun in sechs taktische Gruppen geteilt wurde. Damit
schuf die militärische Führung des Aufstands selbständige, autarke Abwehrein-
heiten, die flexibler auf deutsche Angriffe reagieren konnten. Zudem bemühte
sich Golian, die Probleme bei der Koordination von Armee und Partisanenein-
52 Ebenda.
53 Micev, 1944, S. 102.
heiten zu lösen. Abhilfe schaffen sollte der am 16. September gegründete Haupt-
stab der Partisaneneinheiten in der Slowakei (Hlavny stab partizanskych oddielov
na Siovensku). Seine Bildung verbesserte zwar die Zusammenarbeit zwischen
der Armee und den Partisaneneinheiten, löste aber noch lange nicht das Kern-
problem, nämlich die Schaffung eines Befehlsstabes, der von den Partisanenein-
heiten wirklich respektiert wurde. Weder die Reorganisation der aufständischen
Armee noch eine verbesserte Koordination mit den Partisanenaktivitäten führte
zu einer grundlegenden Veränderung. Die Aufständischen blieben in der Defensi-
ve, ihre sporadischen Angriffsoperationen erzielten allenfalls kurzzeitige Erfolge.
S4 Ebenda, S. 116.
Die feierliche Parade der deutschen Einheiten in Banska Bystrica am 30. Oktober
1944 markierte symbolisch das Ende des Aufstands. Auf direkten Wunsch der
deutschen Führung nahmen auch Tiso und mehrere Mitglieder der slowa-
kischen Regierung daran teil. Der slowakische Präsident zeichnete persönlich
einige Angehörige derWaffen-SS aus und zelebrierte eine Dankesmesse für
den Sieg der deutschen Waffen. In seiner Rede vor den angetretenen deutschen
Truppen dankte er anschließend Hitler für die Unterstützung bei der Unterdrü-
ckung der "von Benes und den Bolschewisten" organisierten Rebellion.55 Hier
wurde erkennbar, dass die Vertreter des slowakischen Regimes bereit waren,
mit dem NS-Regime bis zu dessen endgültiger Niederlage zu kollaborieren.
Die Auflösung der aufständischen Armee bedeutete, dass die Kampfaktivi-
täten des Widerstands als Partisanenkrieg fortgesetzt werden konnten. Die
zurückweichenden aufständischen Einheiten mussten sich in kleinere Gruppen
aufteilen, die im gebirgigen Terrain überlebensfähig waren und den Verfolgern
ausweichen konnten. Der außergewöhnlich harte Winter 1944/45 führte zum
Tod von Dutzenden Aufständischen, die gezwungen waren, sich in strapaziö-
sen Märschen durch die Gebirgsgebiete zurückzuziehen. Trotz der großange-
legten Anti-Partisanen-Operationen durch deutsche Truppen und Staffeln der
Hlinka-Garde dauerte der Guerillakrieg in der Slowakei bis zur Befreiung des
Großteils des Staatsgebietes durch die Rote Armee im April 1945.
Auf beiden Seiten fielen jeweils etwa 2.000 Soldaten." Aus Sicht der deut-
schen Wehrmachtführung war jedoch nicht der Verlust an Soldaten, sondern
der relativ lange Kontrollverlust über ein strategisch wichtiges Gebiet das
größte Problem. Zugleich bedeutete der Aufstand den Verlust der slowa-
kischen Armee als Verbündeter des Deutschen Reiches sowie die Bindung von
fünf bis sechs deutschen Divisionen, die nicht an der Front eingesetzt werden
konnten. Dies war - auch unter Berücksichtigung des internationalen Kon-
textes - ein außergewöhnliches Resultat des bewaffneten Widerstands, der
in einem nur 2,5 Millionen Einwohner zählenden Staat an den Grenzen des
nationalsozialistischen "Großdeutschland" organisiert wurde.
Doch während des Aufstands wurden auch Verbrechen begangen: Morde an
Angehörigen der volksdeutschen Minderheit, die vor allem von Partisanenein-
heiten verübt wurden. Insbesondere die sowjetischen Kommandanten mach-
ten grundsätzlich alle Deutschen für die Verbrechen des Nationalsozialismus
verantwortlich und behandelten sie dementsprechend. In einigen Fällen
55 JozefTiso, Boh nedä zhynut' slovenskej rodine [Gott wird den Tod des slowakischen Vaterlandes
nicht erlauben], in: Slovak, 1. 1l. 1944, Nr. 249, S. 1.
56 Obrana Naroda, Jg. 22, Nr. 8, S. 3.
zögerten sie nicht, den Befehl zur Ermordung deutscher Zivilisten allein auf
Grundlage unbestätigter Anschuldigungen zu geben. Während des Aufstands
richteten sich die Angriffe vor allem gegen Funktionäre der Deutschen Partei
und deren Angehörige. Ziel von Übergriffen wurden auch Familien, deren
Mitglieder in den Einheiten der Waffen-SS dienten. Zu extremen Gewalttaten
kam es etwa in dem von Volksdeutschen bewohnten Dorf Sklene (Glaserhau),
wo die Partisanen 187 unbewaffnete Männer ermordeten." Die Zahl der Opfer
unter der volksdeutschen Minderheit der Mittelslowakei im Verlauf des Auf-
stands liegt bei rund neunhundert Menschen. Es muss betont werden, dass
die politische und militärische Führung des Aufstands derartige Gewalttaten
in keiner Weise unterstützte, sondern sich im Gegenteil bemühte, diese zu
verhindern. Die autonome Stellung der Partisaneneinheiten machte jedoch
eine Verhinderung oder eine Ahndung dieserTaten unmöglich.
57 Michal Schvarc, Masova exekucia v Sklenom 21. septembra 1944 v sirsom dejinnom kontexte
[Die Massenexekution in Sklene am 21. September 1944 im breiteren historischen Kontext],
in: Pamät' naroda, 2007, Jg. 3, Nr. 3, S 4-11
58 Lenka Sindelarova, Finale der Vernichtung. Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944/1945,
Darmstadt 2013, S 105.
Am Beginn der Einsatzgruppe H standen die beiden Einsatzkommandos (EK)
13 und 14, die sich Ende August 1944 in Brno (Brünn) formierten.59 Später
kamen vier weitere Kommandos hinzu. Nach der Niederschlagung des Auf-
stands entfesselte das in Banska Bystrica stationierte EK 14 die größte Welle
des Terrors. Das Kommando führte Georg Heuser, der bereits in Weißrussland
an nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt war. Er war Chef der Gestapo
in Minsk gewesen, hatte Anti-Partisanen-Aktionen organisiert und war an
der Ermordung der weißrussischen Juden beteiligt. Allein die Mitglieder des
EK 14 ermordeten bis zu ihrem Abzug aus der Slowakei 2.876 Menschen.60
Das EK 14 war es auch, das am 3. November 1944 die Führer des Aufstands,
RudolfViest und Jän Golian, festnahm. Nach dem Verhör wurden sie in das
Konzentrationslager Flossenbürg verschleppt, wo sich ihre Spuren verlieren.
Wahrscheinlich wurden sie dort ermordet.
Die größten Mordaktionen fanden in der Umgebung von Banska Bystrica statt.
In Kremnicka (heute ein Stadtteil von Banska Bystrica) führten die Angehö-
rigen des EK 14 mit Unterstützung der Hlinka-Garde sechs Massenerschie-
ßungen durch, bei denen sie 743 Personen ermordeten, darunter 280 Frauen
und 99 Kinder. In der Kalkbrennerei in Nemecka (Deutschdorf an der Gran)
warfen sie die ermordeten Menschen in den Ofen der Fabrik, so dass sich die
Zahl der Toten auf vierhundert bis neunhundert nur schätzen lässt.
An den deutschen Verbrechen beteiligte sich auch die Abwehrgruppe 218
mit dem DecknamenJdelweiß", eine Anti-Partisanen-Einheit unter Führung
von SS-Sturmbannführer Erwein von Thun-Hohenstein.ln dieser Einheit aus
Deutschen, Slowaken und sowjetischen Hilfswilligen, die für ihre Brutalität
bekannt war, dienten auch 131 Slowaken unter Führung des ehemaligen auf-
ständischen Offiziers Ladislav NiznanskY. Diese Einheit hatte den Tod von mehr
als 300 Menschen auf dem Gewissen."
Bis zur Befreiung der Slowakei hatten die deutschen Verbände und die Staffeln
von Hlinka-Garde und Heimatschutz mehr als 5.000 Menschen ermordet so-
wie 102 Dörfer und Bauernhöfe niedergebrannt. Ungefähr 30.000 Menschen
wurden in deutsche Konzentrations- oder Arbeitslager verschleppt." Es gibt
Briefe an Hermann Höfle die zeigen, dass einige slowakische Regierungsmit-
glieder vom Ausmaß des Mordens schockiert waren". jedoch nichts taten,
64 Ebenda, S. 53; Akiva Nir, Siovenskf Lidia v odboji a v Siovenskom närodnom povstanf [Die slowa-
kischen Juden im Widerstand und im Slowakischen Nationalaufstandl, in: SNP 1944. Vstup Slo-
venska do demokratickej Eur6py [Der Slowakische Nationalaufstand. Eintritt der Slowakei in das
demokratische Europal, Banska Bystrica 1999, S. 265-274.
6S FiamovalHlavinka, Kapitoly z dejfn holokaustu, S. 52.
nach Sered' zu verschleppen. Nach der Niederschlagung des Aufstands kamen
auch Gefangene aus der Mittelslowakei hinzu. Ein Großteil der Juden, die von
den Einsatzkommandos im ehemaligen Aufstandsgebiet aufgegriffen wurden,
wurde jedoch an Ort und Stelle hingerichtet. Die Ostslowakei fiel bis zu ihrer
Befreiung durch die Rote Armee Ende Januar 1945 in den Zuständigkeitsbe-
reich des Sonderkommandos 27 (Kommando zur besonderen Verwendung),
das von dem Befehlshaber der SiPo und des SO in Krakau geleitet wurde. Die
Juden aus diesem Gebiet (ihre Anzahl ist unbekannt) wurden in das Vernich-
tungslager Auschwitz-Birkenau oder das Konzentrationslager Plasz6w bei
Krakau deportiert.
Ende September 1944 kam Alois Brunner in die Slowakei, einer der engsten
Mitarbeiter von Adolf Eichmann, des Organisators des Holocaust. Seine Aufgabe
war es, die Deportationen zu organisieren, so wie er es zuvor in Wien, Berlin, dem
griechischen Thessaloniki und dem französischen Drancy getan hatte. In Sered'
organisierte er elfTransporte. Der erste Zug mit slowakischen Juden fuhr am
30. September 1944 von Sered'zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Spä-
ter gingen die Transporte nach Ravensbrück, Sachsenhausen und Theresienstadt.
Der letzte verließ Sered'am 31. März 1945, einen Tag, nachdem Brunner vor den
heranrückenden Einheiten der Roten Armee geflohen war.66
Insgesamt wurden im Verlauf der Jahre 1944/45 11.500 Menschen aus Sered'
deportiert, weitere Hunderte wurden auf dem Gebiet der Mittelslowakei
ermordet. Im Vergleich zur ersten Deportationswelle konnten die Juden im
Jahr 1944 stärker mit der Hilfe der nicht jüdischen Bevölkerung rechnen. Ohne
diese war es fast unmöglich, die deutsche Besatzung zu überleben." Von der
Gesamtzahl der 89.000 bis 90.000 Juden, die im Jahr 1939 auf dem Gebiet der
Slowakei lebten, überlebten jedoch nur ungefähr 15.000 das Ende des Krieges.
66 Ebenda, S. 54.
67 Hana Klamkova, Nalady a postoje slovenskeho obyvatel'stva k tzv. zidovskej otäzke po potlacenf
Siovenskeho närodneho povstani, 1944-1945 [Die Öffentliche Meinung der Slowakischen Bevöl-
kerung über die sogenannte jüdische Frage nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationa-
laufstandes 1944-19451. in: Acta Universitatis Carolinae, Studia Territorialia, 2 (2010), S 69-93.
sein. Nach dem Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstands baute Präsident
Tiso die Regierung um. Deren Tätigkeit beschränkte sich jedoch vor allem auf
die von der Besatzungsmacht geforderten Treue-Proklamationen zum natio-
nalsozialistischen üeutschland." Die Slowakische Republik bewahrte zwar
nach der Besetzung formal ihre staatliche Souveränität, die aber lediglich auf
protokollarische Fragen beschränkt war. Die deutsche Besatzungsmacht be-
hielt die vollständige Kontrolle über den Sicherheitsapparat. Die slowakische
Regierung dagegen verfügte nicht mehr über eine eigene funktionsfähige
Armee. Präsident Tiso bekleidete zwar pro forma weiter das Präsidentenamt,
jedoch vor allem, um mit seiner Autorität die Besatzung zu legitimieren. Die
deutschen Militärbefehlshaber in der Slowakei handelten vollkommen eigen-
mächtig. Dies untergrub die ohnehin schon zutiefst erschütterte Autorität der
Regierung weiter. Die Regional- und Kommunalverwaltungen zeigten immer
weniger Bereitschaft, die Anordnungen aus Bratislava umzusetzen. Die offizi-
elle Propaganda verlor jeglichen Einfluss; die Nachrichten der BBC aus London
erschienen qlaubwürdiqer."
Seit Herbst 1944 verkleinerte sich das formal von der slowakischen Regierung
kontrollierte Gebiet kontinuierlich. Die ersten Einheiten der Roten Armee
marschierten noch im Herbst 1944 in der Ostslowakei ein, im Februar 1945
befreiten sie gemeinsam mit rumänischen Truppen die Mittelslowakei. Hier
übernahm die neue tschechoslowakische Regierung gemeinsam mit den
Vertretern des Slowakischen Nationalrats schrittweise die Macht. Die Kampf-
operationen waren von außerordentlicher Intensität und verursachten enorme
wirtschaftliche Schäden. Die zurückweichenden deutschen Einheiten zer-
störten systematisch alle Verkehrswege und -mittel und demontierten zudem
viele Fabriken.
Am 4. April 1945 besetzten die sowjetischen Truppen Bratislava (Pressburg).
Die letzten slowakischen Ortschaften wurden erst am 3. Mai 1945 befreit.
Die slowakische Regierung und Präsident Tiso hatten die Stadt schon zuvor
verlassen und verschanzten sich im Benediktinerstift Kremsmünster in Obe-
rösterreich. Am 5. Mai gerieten die Regierungsmitglieder in amerikanische
Gefangenschaft, drei Tage später unterzeichneten sie ein Dokument, mit dem
sie sich allen Anordnungen der alliierten Armeen unterwarfen."
73 Miroslav Michela/Michal Ksii'ian, Siovenske närodne povstanie, in: Michal Ksii'ian (Hg.), Komunisti
a povstania/Communists and Uprising, Krakov 2012, S. 11.
74 Elena Mannova, Slovenske narodne povstanie a politicka pamät' [Der Slowakische Nationalauf-
stand und das politische Gedächtnis], in Edita Ivanickova et. al, Z dejfn demokratickych a totalit-
nych rezimov [Aus der Geschichte demokratischer und totalitärer Regime], ßratislava 2008,
S. 217.
Geschichte des Aufstands tritt diese Behauptung noch stärker hervor?' Nach
den Wahlen im Jahr 1946 - die die Kommunisten in der Slowakei verloren-
betonten sie, dass nur die Kommunisten konsequent am Vermächtnis des Slo-
wakischen Nationalaufstands festhielten und die konkurrierende Demokratische
Partei aus wahltaktischen Gründen begonnen habe, mit ehemaligen Angehöri-
gen von Hlinkas Slowakischer Volkspartei zusammenzuarbeiten.
Nach Kriegsende erklärte der Slowakische Nationalrat mit einer Verordnung
vom 3. Juli 1945 den 29. August zum slowakischen Nationalteiertaq" Die
Feierlichkeiten des ersten Jahrestages des Aufstands in Banska Bystrica fanden
unter Beteiligung führender tschechoslowakischer Politiker statt. Darunter
befand sich auch Edvard Benes. In seiner Ansprache benutzte er jedoch kon-
sequent die Formulierung .Bansxa-ßystncer-xutstand" (slk."bansko-bystricke
povstanie"l, womit er klar zu erkennen gab, dass er den Aufstand lediglich
als lokales Ereignis in der Widerstandsbewegung des tschechoslowakischen
Volkes betrachtete." Diese Interpretation hatte jedoch schon zu dieser Zeit
keinerlei Chance auf Akzeptanz in der Slowakei. So schrieb einer der Hauptor-
ganisatoren des Aufstandes, der Kommunist Gustav liusak "Heute betrachten
wir es als selbstverständlich, dass das tschechische und das slowakische Volk
gleichberechtigt sind, und als solche die zwei Hauptpfeiler unseres Staates bil-
den. Den Hauptverdienst dafür, dass dem so ist, muss man unserem Aufstand
zuschreiben, der diese Frage unzweideutig und sicher aufgestellt hat"."
Der Bezug auf den Slowakischen Nationalaufstand diente zudem dazu, die
These von einer Kollektivschuld der deutschen und ungarischen Minderheit
während des Tiso-Regimes zu etablieren. Damit konnten auch die Zwangs-
aussiedlungen dieser Minderheiten legitimiert werden. Zwischen Benes, den
bürgerlichen Parteien und den Kommunisten gab es in dieser Frage nur gerin-
gen Dissens.
Aufwendige Feierlichkeiten unter Beteiligung des kommunistischen Minister-
präsidenten Klement Gottwald fanden auch im Jahr 1946 statt, diesmal in
Bratislava.lm folgenden Jahr gab es jedoch schon keine landesweiten
Gedenkfeiern mehr: "Die Gedenkfeiern für den Aufstand spiegelten den
75 Gustav Husak, Orqanizätorka povstania [Die Organisatorin des Aufstands], in: Gustav Husak,
Zapas 0 zajtrajsok [Kampf um das Morgen], Bratislava 1948, S. 12.
76 Monika vrzqulovä, Komu patrf Slovenske närodne povstanie [Wem gehört der Slowakische Natio-
nalaufstand], in: Katarfna Popelkova et al., Co je to sviatok v 21. storod na Siovensku? [Was ist ein
Feiertag im 21. Jahrhundert in der Slowakei'], Bratislava 2014, S. 68.
77 Michela/Ksinan, Siovenske närodne povstanie, S. 21.
78 Gustav Husak, Po jednom roku [Ein Jahr später], in: Husak, Zapas 0 zajtrajsok, S. 32.
sukzessiven Niedergang der Kompetenz der slowakischen nationalen
Organe."79 Zu diesem Zeitpunkt war jedoch auch bereits klar, dass die zentrale
Forderung des Programms der Aufständischen, nämlich eine echte Föderali-
sierung derTschechoslowakei - nicht realisiert werden würde.
Die Kommunisten hatten diese zentral mit dem Aufstand verbundene Forde-
rung aus machtpolitischen Gründen aufgegeben. Eine autonome Slowakei
wäre ein Hindernis für die kommunistischen Bestrebungen zur Herrschaft in
der gesamten Tschechoslowakei geworden. Der Slowakische Nationalaufstand
wurde jetzt für ein Programm der sozialistischen Modernisierung und Indus-
trialisierung der Slowakei instrumentalisiert.
80 Zakon C 93/1951 Zb. 0 statnom sviatku, 0 dnoch pracovneho pokoja a 0 pamätnych a vyznam-
nych dnoch [Gesetz über staatliche Feiertage, arbeitsfreie Tage sowie Gedenktage und bedeutende
Tage].
81 Narodnf Archiv (eske Republiky [Nationalarchiv der Tschechischen Republik], KSC-UV-02/2 fond
KSC - Ustredny vybor 1945-1989, Praha - politkke byro 1954-1962 [Zentralkomitee 1945-1989,
Prag - Politbüro 1954-62], zv. 12, a] 16.
neue Diskussion über die tschecho-slowakischen Beziehungen führten auch
zu einer Neuinterpretation des Aufstands. Die nationale Dimension des Auf-
stands wurde mit einer Besonderheit betont: Die Führung des Aufstands habe
sowohl die Wiederherstellung derTschechoslowakei als auch eine gerechtere
Gestaltung der tschecho-slowakischen Beziehungen gefordert. Die Betonung
dieses Umstands war mit der Kritik verbunden, dass diese Forderung auch
nach zwanzig Jahren noch nicht erfüllt worden sei.
In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wurde in der Presse schon relativ frei
über einige bis dahin tabuisierte Seiten des Aufstands diskutiert. Während der
kurzen Liberalisierungsphase erschienen zahlreiche Publikationen über ihn. Ihr
Ziel war es, vorherige Verzeichnungen zu korrigieren und einen differenzierte-
ren Blick auf dieses Ereignis zu werfen. Die größte Popularität gewann jedoch
nicht die Arbeit eines Historikers, sondern das Buch von Gustav Husak, eines
direkten Akteurs des Aufstands, der vorher Opfer der stalinistischen Repression
geworden war.
In Husaks Interpretation des Aufstands nahmen die tschecho-slowakischen
Beziehungen eine zentrale Stellung ein. Für ihn hatten gerade die slowa-
kischen Kommunisten aktiv für eine gleichberechtigte Stellung der Slowaken
in der wiedererrichteten Tschechoslowakei gekämpft. Den Mythos, dass die
Kommunisten den Aufstand angeführt hätten, stellte er nicht infrage. Die
größten Verdienste bei der Leitung des Aufstands schrieb er jedoch nicht mehr
der Moskauer Führung der KPC, sondern der einheimischen Führung der Kom-
munistischen Partei der Slowakei zu. Dabei stellte er besonders seine eigenen
Verdienste heraus.
Es ist fraglich, ob und inwieweit sich Gustav Husak darüber bewusst war, dass
er eine Interpretation des Aufstand geschaffen hatte, die für die nächsten
zwanzig Jahre verbindlich sein würde. Als er jedoch 1969 an die Spitze der
KP( gelangte, verhinderte er, dass Historiker, deren Thesen im Widerspruch zu
seiner Interpretation standen, ihre Arbeiten veröffentlichen konnten. Die von
Husak präferierte national-kommunistische Version des Aufstands blieb bis
zum Fall des kommunistischen Herrschaftssystems Ende 1989 unverändert.
Die Ausstellung im neuen Aufstands-Museum in Banska Bystrica, das zum
25. Jahrestag 1969 feierlich eröffnet wurde, fixierte diese Version im Rahmen
des offiziellen Gedenkens.
Veränderte Geschichtsinterpretationen nach 1989
Der Fall des kommunistischen Regimes in derTschechoslowakei führte zu der
Frage, wie jetzt an dieses historische Ereignis erinnert werden sollte. Eine
pluralistische Diskussion über den Aufstand konnte beginnen. Dabei gab es
einerseits ein starkes Bestreben, sich all dessen zu entledigen, was das kom-
munistische Regime anerkannt und gefeiert hatte. Andererseits bedurfte es
auch im postdiktatorischen Staat historischer Ereignisse, die hervorgehoben
werden konnten und die in der komplizierten Situation des Aufbaus einer libe-
ralen Demokratie integrierend und mobilisierend wirken kennten."
Daher erhob auch der demokratische Slowakische Nationalratnach längeren
Diskussionen 1992 den Tag des Aufstandsbeginns zum staatlichen Feiertag.
Begründet wurde das damit, dass"sich das slowakische Volk am 29. August
zum Kampf gegen Totalität, Unterdrückung, Rassismus, Faschismus sowie
Unterdrückung der Menschen- und Bürgerrechte erhob und ungeachtet der
Opfer sein Verlangen, frei zu leben, bezeugte, und sich zum Vermächtnis des
gesamten antifaschistischen Widerstands bekannte'."
Nach dem Zerfall derTschechoslowakei und der Entstehung der eigenstän-
digen Slowakischen Republik 1993 behielt der Jahrestag des Slowakischen
Nationalaufstands seinen Rang als bedeutendster (nicht religiöser) staatlicher
Feiertag. Die Interpretation des Aufstands hat sich selbstverständlich verän-
dert. Das Narrativ steht in einem ausgeprägten europäischen Kontext84 und
bezieht sich auf vielfältigere Aspekte des Aufstandes. Heute wird über den
Holocaust in der Slowakei ebenso diskutiert wie über den nichtkommunis-
tischen Widerstand, die Einheiten der aufständische Armeen oder die Rolle
der amerikanischen und britischen Militärmissionen. So waren auf der
Gedenkfeier in Banska Bystrica zum ersten Mal nach vierzig Jahren erneut
die Flaggen der Vereinigten Staaten von Amerika, von Frankreich und
Großbritannien zu sehen.
86 Ebenda, S. 101