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DAS ZUHAUSE VON REDAKTEURIN ANTONIA IST VOLLER AFFEN.
Ihre Tochter frühstückt bevorzugt im Schimpansenkostüm, und der
kaputtgeliebte Stoff-Affe ihres Sohnes ist für ihn so wichtig, dass er unter »Die Schule ist
wie eine Sitcom
keinen Umständen verloren gehen darf. Wie viel Mensch und Affe ge-
meinsam haben, hat Antonia nun für die Titelgeschichte recherchiert. Die
Antwort: Keinem anderen Lebewesen ähneln wir mehr. Zum Titel gehört
auch ein Interview mit dem Schimpansen-Forscher Tobias Deschner.
Er erklärt, warum er im Dschungel immer Mundschutz trägt, auch schon – nur ohne
versteckte Kamera.«
vor Corona. Der Titel beginnt auf Seite 30.

ANTHONYS AUGEN LEUCHTEN, WENN ER ÜBER BALLETT SPRICHT.

Das kann »Dein SPIEGEL«-Autorin Charlotte Lüder gut verstehen, denn
sie tanzt selbst gern. Im Skype-Gespräch erzählte der elfjährige Tänzer
alles über die Tanzschule in Nigeria, in der er Ballett lernt, und über das
Video, mit dem er im Internet bekannt wurde. Zwar konnten sich die bei-
den nur über den Bildschirm unterhalten, doch Anthonys strahlendes
Lächeln und seine gute Laune waren auch Tausende Kilometer entfernt in
Hamburg zu sehen und zu spüren. Die Geschichte findet ihr auf Seite 20.

Anthony (l.) ist das größte Talent

in der Tanzschule von Daniel
Ajala. Im Video-Gespräch erfuhr
Charlotte, warum.

So soll die Hafencity aus-

sehen: Astrid Pachnio (r.)
zeigt Charlotte das Modell.

WENIGER WEIT WAR DER WEG IN DIE HAFENCITY. Dort traf

Charlotte die Stadtplanerin Astrid Pachnio und hat erfahren, wie ein
neuer Stadtteil in Hamburg gestaltet wird. Am Modell der Stadt
zeigte Astrid Pachnio, wie die Häuser aussehen werden, die sie vorher ISBN 978-3-54806-254-9
noch unfertig auf der Baustelle besichtigt hatten. Den Artikel über
den Beruf Stadtplanerin lest ihr ab Seite 16.

WAS DENKT IHR ÜBER DIESE AUSGABE? Schickt eure Meinung

an »Dein SPIEGEL«, Ericusspitze 1, 20457 Hamburg oder an
deinspiegel@spiegel.de. Ihr findet uns auch bei Facebook und unter:
www.spiegel.de/deinspiegel/

VIEL SPASS BEIM LESEN!

Euer »Dein SPIEGEL«-Team

Das nächste Heft erscheint am Dienstag, dem 13. April.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

3

30
Oh dubidu, ich bin fast so wie du-u-u: Was unterscheidet Affen von Menschen?
6 GLOBUS
Nachrichten aus aller Welt
10 KREUZ UND QUER
Die »Querdenken«-Bewegung
benutzt auch Kinder, um
gefährliche Lügen zu verbreiten
12 SCHWIERIGE ENTSCHEIDUNGEN
Alena Buyx erklärt im Kinder-
Interview, wie der Ethikrat die
Politik unterstützt, damit
sie gerechte Entscheidungen trifft
4 Dein SPIEGEL 04 | 2021
Fotos vom Leben im Meer
42
Warum die »Querdenken«-Bewegung gefährlich ist
10
16 SERIE: BERUF STADTPLANERIN 24 EIN REGELRECHTER SCHMAUS
Wie entsteht ein neuer Stadtteil? Wer Lebensmittel verkaufen will,
Astrid Pachnio plant mit ihrem muss sich an Regeln halten.
Team, wie die Hamburger Hafencity Für einige Sachen gibt es sogar
aussehen soll eine Art gesetzliches Rezeptbuch,
19 LESERBRIEFE / WITZE zum Beispiel für Schokolade
20 ANTHONY TANZT 26 RÄTSELMASCHINE
Anthony, 11, aus Nigeria ist ein so
guter Balletttänzer, dass eine
berühmte Schule in New York auf ihn
aufmerksam wurde. Dort soll
er bald weiter ausgebildet werden
 Kinderreporter treffen die Boxerin Zeina Nassar im Video-Chat

62

20
Bühne frei für Anthony!

24
www

Eine süße Sache

40
Bitte warten: Internet in Deutschland

28 NEWS 46 KULTURTIPPS 60 EURE TEXTE

30 TITEL: PRIMA PRIMATEN 48 BACKE, BACKE BÜCHER Jacob, 13, ist Skispringer. Sein
Je mehr man über Affen weiß, Was braucht ein Buch, um richtig weitester Sprung bisher: 106 Meter
desto toller muss man sie finden. erfolgreich zu sein? 62 »ANGST HABE ICH NIE IM RING«
Nach dem Lesen dieser Titel- 51 BESTSELLER Die Boxerin Zeina Nassar im Kinder-
geschichte willst du Affenforscher 52 COMIC Interview
oder -forscherin werden, wetten? 55 EIN PROMI UND SEINE WELT 65 AUFLÖSUNG / IMPRESSUM
40 LAAAAAAAAAANGSAMES INTERNET Der Sänger Ruel 66 FERDINAND
Warum das Internet in Deutschland 56 QUERBEET
an vielen Orten so langsam ist
42 ABGETAUCHT
Tobias Friedrich fotografiert
Zzzzzzzzz … peng!
unter Wasser Stromprobleme
im Haus von
Lara, Q-R-T und
Görmann.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

5

KÜKENTÖTEN
WIRD VERBOTEN
DEUTSCHLAND Es ist grausam,
aber gehört in der Massentierhaltung
zum Alltag: Millionen männliche Küken
werden jährlich getötet, nachdem
sie geschlüpft sind. Die männlichen
Tiere können später keine Eier legen
und sind für die Produktion nicht zu
gebrauchen. Nun hat die Regierung
ein Gesetz vorgelegt, das das Küken-
töten ab 2022 verbietet. Vor dem
Schlüpfen der Küken müssen die Züch-
ter dann das Geschlecht bestimmen
und die Eier mit männlichen Küken
aus der Brut nehmen. Mit einer spe-
ziellen Technik werden wenige Tropfen
Flüssigkeit über ein sehr kleines Loch
aus dem Ei entnommen. Mithilfe der
Flüssigkeit kann man herausfinden, ob
ein männliches oder ein weibliches
STADT
AUS EIS
6 Dein SPIEGEL 04 | 2021
Küken schlüpfen würde. Künftig wer-
den nur die Eier, aus denen weibliche
Küken schlüpfen werden, ausgebrütet.
Doch an diesen neuen Techniken gibt
es Kritik. Nachdem ein Ei gelegt wurde,
dauert es etwa 21 Tage, bis daraus ein
Küken schlüpft. Laut Experten und Ex-
pertinnen ist es wahrscheinlich, dass
die Küken im Ei ab dem siebten Tag
etwas spüren können. Die Eier werden
derzeit jedoch später aussortiert, weil
sich das Geschlecht bisher nicht frü-
her bestimmen lässt. Ab 2024 soll es
dann auch verboten sein, nach dem
sechsten Bebrütungstag Eingriffe am
Ei vorzunehmen. Entwicklungsteams
arbeiten gerade daran, die Technik
zu verbessern, sodass die Küken weni-
ger leiden müssen.
r
Was wa
da los,
i?
Chi-Wa
Der chinesische Kletterer Chi-Wai Lai, 38, über
»
das Erklimmen eines Wolkenkratzers:
Auf diesem Foto hänge ich nur an Seilen
befestigt 200 Meter über dem Boden. Ich
klettere gerade den Nina Tower hoch, einen Wol-
kenkratzer in meiner Heimatstadt Hongkong. Im
Rollstuhl sitze ich dabei, weil ich von der Hüfte
abwärts gelähmt bin. Das war nicht immer so, frü-
her gehörte ich zu den besten Kletterern der Welt.
Dann hatte ich einen Autounfall, der mein Leben
verändert hat. Mit dem Klettern wollte ich trotz-
dem nicht aufhören. Also habe ich ein spezielles
System entwickelt: Mein Rollstuhl wird wie bei
einem Flaschenzug an Seilen befestigt, an denen
ich mich mit der Kraft meiner Arme und meines
Oberkörpers hochziehen kann. Normalerweise er-
klimme ich auf diese Weise Berge und Felswände.
Das hier war etwas anderes. Weil ein Wolkenkrat-
zer so steil nach oben geht, war mir viel bewusster,
dass unter mir nichts ist außer dem Abgrund. Am
Anfang hat mir das Angst gemacht, aber irgend-
wann habe ich mich daran gewöhnt. Zehn Stun-
den dauerte der Aufstieg. Leider bin ich nicht bis
ganz nach oben gekommen. Der Wind war an die-
sem Tag so stark, dass ich im Rollstuhl hin und her
schwankte. Deshalb musste ich den Aufstieg auf
250 Meter Höhe abbrechen. Darüber war ich sehr
enttäuscht. Aber ich bin trotzdem stolz auf mich
und mein Team, das mich bei dem Vorhaben unter-
stützt hat. Mit der Aktion wollte ich zeigen, wozu
Menschen mit Behinderungen fähig sind.
Ich denke, das ist mir gelungen.
«
CHINA Diese Schlösser, Türme und Mauern
sind so groß wie echte Gebäude und bestehen
komplett aus Eis. Sie stehen in der nordchine-
sischen Stadt Harbin. Dort findet jährlich das
größte Schnee- und Eis-Skulpturen-Festival der
Welt statt. In der Region ist es im Winter extrem
kalt, mit Temperaturen weit unter null Grad. Mehr
als 12 000 Arbeiter errichten einen Monat lang
Gebäude und Skulpturen aus Schnee und Eis.
Dazu werden Zehntausende Eisblöcke aus dem
nahe gelegenen Fluss Songhua gebrochen,
Künstler bearbeiten sie mit Kettensäge und Mei-
ßel weiter zu Skulpturen oder Gebäudeteilen.
Am Ende entsteht eine lebensgroße Stadt aus
Eis auf einer Fläche von rund 113 Fußballfeldern.
Nachts werden die Gebäude von innen be-
leuchtet. Normalerweise zieht die Stadt aus Eis
Hunderttausende Besucher aus aller Welt an,
dieses Jahr waren es wegen Corona weniger.
Seit einem Autounfall sitzt Chi-Wai Lai im
Rollstuhl. Das hält den Sportler aber nicht
vom Klettern ab. Hier erklimmt er einen
300-Meter-Wolkenkratzer in Hongkong.

536 SIEGE IN FOLGE DÄNEMARK Vor Kurzem hat der 15-jährige Däne Anders
Vejrgang ein »Fifa«-Spiel verloren. Das ist an sich natürlich
nichts Besonderes. Jeder verliert mal ein Spiel auf der Konsole.
Doch bei Anders hat niemand damit gerechnet. Es schien, als
wäre er unschlagbar. Schließlich hatte er davor 536 Weekend-
League-Spiele hintereinander gewonnen. Keiner anderen Game-
rin und keinem anderen Gamer ist bisher so eine Sieges-Serie
gelungen. Der E-Sport-Verein, bei dem Anders unter Vertrag
steht, sprach von einem »Rekord für die Ewigkeit«. Anders spielt
für RBLZ Gaming, die E-Sport-Abteilung des Fußball-Bundes-
ligisten RB Leipzig. An den großen E-Sport-Turnieren darf der
15-Jährige aber noch nicht teilnehmen. Erst mit
16 kann er dort mitmischen. Anders findet
das unfair, schließlich können bei ande-
ren Games, zum Beispiel bei »Fortnite«,
schon 13-Jährige bei der Weltmeis-
terschaft mitspielen. Lange muss sich
Anders aber nicht mehr gedulden –
bald wird er ein Profi sein.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

7
Rot-Weiß steht für
Ketchup-Mayo?
FC Bayern Mün-
chen? Nee, in die-
sem Fall codieren
die Farben eine ge-
heime Botschaft!
GEHEIMSCHRIFT AUF DEM MARS
MARS Im vergangenen Monat lande-
te ein US-amerikanisches Raumfahrzeug
auf dem Planeten Mars, viele Millionen
Kilometer von der Erde entfernt. Mit an
Bord: eine versteckte Nachricht für die
Menschen, die auf der Erde die Reise ver-
folgten. Bei der Landung schwebte das
Gefährt an einem Fallschirm Richtung
Marsboden hinab – eine Bordkamera
filmte dabei nach unten, eine weitere
zeigte nach oben zu dem riesigen rot-
weiß gemusterten Fallschirm. Für die
ÄGYPTEN Hier streckt eine MUMIE
Mumie die Zunge heraus. In
MACHT
BÄH
Ägypten hat ein Team aus Ar-
chäologen und Archäologinnen
mehrere Mumien mit vergoldeten
Zungen entdeckt. Die Skelette sind
rund 2000 Jahre alt, all die Zeit waren sie
in der Nähe der Stadt Alexandria unter Erd-
schichten verborgen. Nun wurden sie vorsichtig
ausgegraben. Bei dem Gold, das im Kiefer der
Toten liegt, handelt es sich jedoch nicht um eine
echte Zunge, sondern um ein in Blattgold ein-
gewickeltes Amulett. Es wurde in Form einer
Zunge angefertigt und dem Verstorbenen bei der
8 Dein SPIEGEL 04 | 2021
meisten Zuschauerinnen und Zuschauer Schirmmuster war also nicht zufällig,
sah das aus wie ein gewöhnlicher Fall- sondern es stellte Zahlen dar. Schlüssel
schirm, vielleicht mit einem etwas unge- Nummer zwei: Jede Zahl verweist auf
wöhnlichen Muster: viele rote und weiße einen bestimmten Buchstaben – auch
Striche, ganz unregelmäßig verteilt. das kommt aus der Computersprache.
In diesen Strichen versteckte sich aller- Und so ergab sich aus dem farbigen Fall-
dings eine doppelt verschlüsselte Bot- schirm ein Satz: »Dare Mighty Things«.
schaft. Erster Schlüssel: Die Farben Das heißt übersetzt ungefähr: Trau dich,
Rot und Weiß stehen für die Ziffern 1 und große Dinge zu tun. Der Spruch ist
0. Und in der Sprache von Computern übrigens ein Motto der Wissenschaftler
steht die Reihenfolge der Einsen und und Wissenschaftlerinnen, die an der
Nullen für eine bestimmte Zahl. Das Weltraummission mitgearbeitet haben.
Einbalsamierung in den Mund gesteckt. So wollte
man sicherstellen, dass die Toten im Jenseits spre-
chen können. Gold war eine besondere Grabzugabe
im alten Ägypten. Üblich waren – je nachdem wie
reich die Familie war – goldener Schmuck oder vergol-
dete Figuren. Seit Jahren suchen Forschende in der
Gegend nach dem Grab von Kleopatra und stoßen da-
bei immer wieder auf Gräber aus dem alten Ägypten.
Diesmal hatten sie besonders großes Glück. Außer
den goldenen Zungen fanden sie bei den Ausgrabun-
gen unter anderem eine Totenmaske einer Frau,
Kronen und acht Marmormasken. Ein großes Geheim-
nis bleibt jedoch: Kleopatras Grab, das vermutlich
viele Schätze enthält, ist noch nicht entdeckt.
 EINE ZWEITE CHANCE
FÜR PLASTIK
KENIA In der kenianischen Haupt- presst. So entstehen Ziegel, die angeb-
stadt Nairobi fallen jeden Tag etwa lich fünf- bis siebenmal so robust sind
500 Tonnen Plastikmüll an. Nur ein wie Beton. Und nicht nur das: Die Zie-
Bruchteil davon wird recycelt. Die gel sind auch noch leichter und güns-
Unternehmerin Nzambi Matee wollte tiger in der Herstellung. Matee
sich das nicht länger mitansehen. hat große Pläne für ihre Firma.
Man könnte das Material doch sinnvoll Bisher werden die Steine zum
nutzen, dachte sie sich, zum Beispiel Pflastern von Wegen oder
um Pflastersteine daraus zu formen. Schulhöfen genutzt. Doch
Und das funktioniert so: Matee lässt demnächst sollen auch Stei- Diese Steine werden
sich von verschiedenen Fabriken ne für den Häuserbau her- aus weggeworfenen
kostenlos Plastikmüll liefern. Zusätz- gestellt werden. Zudem will Shampoo-Flaschen
lich kauft sie von Recycling-Firmen Matee die Produktion oder Fahrradhelmen
Plastikmüll an. Dieser wird mit Sand steigern – von 1500 Ziegel geformt. Nzambi Matee
gemischt, erhitzt und zusammenge- auf 4500 pro Tag. (links) hat sich das
Verfahren ausgedacht.

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Zu den Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen Einige Menschen beschweren sich, dass Deutschland
kommen auch Leute, die sich vor den Impfungen eine Diktatur geworden sei. In einer echten Diktatur dürften
fürchten, weil andere Lügen darüber verbreitet haben. sie ihre Meinung vermutlich gar nicht äußern.

»Querdenken« – das klingt eigentlich

harmlos. Doch unter diesem Namen
verbreitet eine Gruppe von Leuten
WELT
zurzeit gefährliche Lügen. Manchmal
werden dabei auch Kinder benutzt.

A
uf einer Demo in Karlsruhe er-
zählte vor einigen Monaten ein
elfjähriges Mädchen von seiner
Geburtstagsfeier. Obwohl wegen Co-
rona gerade größere Feste verboten
sind, luden die Eltern einige Freun-
dinnen ein. Damit es keiner merkte,
waren alle ruhig. »Ich fühlte mich wie
bei Anne Frank, wo sie mucksmäus-
chenstill sein mussten, um nicht er-
wischt zu werden«, sagte das Mäd-
chen vor rund 1000 Zuhörerinnen
und Zuhörern.
Dieser Vergleich sorgte für große
Empörung. Anne Frank war ein jü-
disches Mädchen, das sich
im Zweiten Weltkrieg vor
den Nationalsozialisten
verstecken musste. Zwei
Jahre lang lebte sie mit
ihrer Familie beengt. Den
ganzen Tag mussten sie to-
tal still sein, damit die Nach-
barn sie nicht an die Nazis
verraten würden. Als Poli-
zisten Anne Frank und ihre Familie
dennoch entdeckten, wurden alle ins
Konzentrationslager gebracht. Das
Mädchen, gerade mal 15 Jahre alt,
starb dort an einer Krankheit. An
ihr Schicksal erinnert bis heute ein Ta-
gebuch, das Anne Frank im Versteck
verfasste.
Als sich die Elfjährige aus Karlsruhe
mit Anne Frank verglich, verharm-
loste sie die Verbrechen der Nazis.
Und sie setzte die Bundesrepublik
mit einer Diktatur gleich. Das passiert
öfter auf den Demos, die von der
Auch Conni
beschäftigt
sich mit der
Pandemie.
Einige Ver-
schwörungs-
gläubige
drohen des-
halb den
Machern und
Macherinnen
des Buches.
Gruppe »Querdenken« angemeldet
werden. Seit dem Sommer haben sich
in vielen Städten Ableger von »Quer-
denken« gegründet. Zu Großdemos
in Berlin und Leipzig kamen Zehn-
tausende Menschen. Mittlerweile be-
obachtet der Verfassungsschutz die
Bewegung, weil Politikerinnen und
Politiker sie für gefährlich halten.
Hinter »Querdenken« steckt der
Stuttgarter Unternehmer Michael
Ballweg. Er hat die Gruppe gegründet,
um gegen die Corona-Maßnahmen
der Regierung zu protestieren: Mund-
schutz und Hygienemaßnahmen seien
übertrieben, das Schließen von Ge-
schäften auch. Das zu behaupten ist
kein Verbrechen. Gegen die Corona-
Politik der Regierung zu demonstrie-
ren auch nicht. Allerdings sei es nicht
dabei geblieben, sagen Beobachter
von »Querdenken«.
Die Corona-Regeln sind für alle
sehr anstrengend. Am Anfang hatten
sich vor allem Menschen »Querden-

10 Dein SPIEGEL 04 | 2021

»Schuldig« steht auf diesen Plakaten, die unter anderem
Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Virologen Christian
Drosten im Sträflingsanzug zeigen.
VERQUERTE
ken« angeschlossen, die Angst um
ihre berufliche Zukunft haben. Aber
Extremismus-Forschende sagen, mitt-
lerweile hätten Rechtsextreme und
Verschwörungsgläubige die Kontrolle
übernommen.
Gründer Michael Ballweg behaup-
tet zwar, seine Bewegung sei unpoli-
tisch. Aber er traf sich öfter mit Leu-
ten, die den deutschen Staat ablehnen.
Ballweg erlaubt Menschen, rechts-
extreme Symbole auf den Demonstra-
tionen zu zeigen. Und auch er forder-
te, dass die Verfassung geändert wer-
den müsse.
Darin liegt die Gefahr: Bei
den Protesten geht es vielen
nicht um Kritik an der Regie-
rung, es geht darum, Zweifel
zu schüren. Manche Anhän-
ger behaupten, Corona gebe
es gar nicht. Andere sagen,
die Impfungen dagegen seien
eine geheime Biowaffe. Und
manche verbreiten gar Mär-
In Schutzkleidung steht jemand in Berlin und beklagt »Totale
Hygiene«. Die Farben des Schilds erinnern an Flaggen, die
Rechtsextreme oft benutzen, und die Schrift an die Nazi-Zeit.
chen, dass Politiker in Bunkern heim-
lich Kinderblut trinken würden. Im-
mer wieder behaupten Menschen auf
den Demos, Deutschland sei eine
»Diktatur« geworden.
In echten Diktaturen werden Men-
schen unterdrückt und können ins Ge-
fängnis kommen, wenn sie ihre Mei-
nung frei äußern. In Deutschland dür-
fen die »Querdenken«-Anhänger auf
Demos genau das – ohne Verfolgung
fürchten zu müssen. Auf YouTube und
Instagram verbreiten sie weiter Falsch-
meldungen und rufen zu Demos ge-
Michael
Ballweg
hat die
Bewegung
gegründet.
Inzwischen
gibt es in
vielen Städ-
ten Ableger
von »Quer-
denken«.
gen die angebliche Corona-Diktatur
auf. Zugleich verdienen sie mit dem
Protest Geld: Sie rufen zu Spenden-
sammlungen auf und verkaufen T-
Shirts mit dem »Querdenken«-Logo.
Auch Kinder werden bei »Querden-
ken« immer wieder ausgenutzt – wie
die Elfjährige, die sich mit Anne Frank
verglich. Die Mädchen und Jungen
reden auf Demos davon, dass sie unter
der Mund-Nasen-Maske ersticken
würden – was nicht stimmt. Die Er-
wachsenen klatschen und jubeln.
So werden in der Pandemie die
Falschmeldungen der Gruppe zur Ge-
fahr: Menschen halten sich nicht an
die Hygieneregeln, setzen ihre Maske
ab. Die Wut der wenigen wird zur
Gefahr für viele.
Mittlerweile hat »Querdenken«-
Gründer Ballweg angekündigt, keine
Demos mehr organisieren zu wollen.
Doch die Extremisten aus seinem Be-
kanntenkreis wollen weitermachen.
Marc Röhlig
Dein SPIEGEL 04 | 2021
11

Alena Buyx, 43,
berät als Vorsitzende
des Deutschen Ethik-
rats die Regierung
in Corona-Fragen.
Den Kinderreportern
Kimi und Viktoria,
beide 13, erklärte sie,
wie man gerechte
Entscheidungen trifft.
»Dein SPIEGEL«: Womit befasst sich
der Deutsche Ethikrat?
Alena Buyx: Der Deutsche Ethikrat
ist eine Gruppe von Expertinnen und
Experten. Die meisten kommen aus
der Wissenschaft. Wir beschäftigen
uns mit ethischen Fragen. Zum Bei-
spiel fragen wir uns, wie man künst-
liche Intelligenz verantwortlich ein-
setzen kann. Oder wie man Tiere in
der Landwirtschaft besser behandeln
könnte. Wir versuchen, die Öffent-
lichkeit zu informieren. Und wir be-
raten die Politik. Wir machen aber
keine Vorschriften oder entscheiden,
sondern wir geben Empfehlungen.
12 Dein SPIEGEL 04 | 2021
A C H E N
»WIR MINE
KE T E N,
C H R I F
VORS
WIR GEBEN
EMPFEHLUNGEN«
In der Coronakrise haben Sie
darüber beraten, ob geimpfte
Menschen mehr Freiheiten haben
sollten als nicht geimpfte.
Wie haben Sie entschieden?
Wir haben uns im Ethikrat vorerst
dagegen ausgesprochen. Und zwar
vor allem deswegen, weil wir noch
nicht mit abschließender Sicherheit
wissen, ob die geimpften Menschen
das Coronavirus weiterverbreiten
können. Die Kontaktbeschränkun-
gen sind ja nicht nur dazu da, dass
man sich selber schützt. Auch alle
anderen sollen geschützt werden.
Wenn die Geimpften sich nicht mehr
an die Kontaktbeschränkungen hal-
ten müssten, aber gleichzeitig das
Virus weiterverbreiten, dann wäre
das unverantwortlich. Wohl schon
bald wissen wir mehr darüber, ob
Geimpfte wirklich nicht mehr anste-
ckend sind. Wir brauchen noch mehr
Belege, aber es deutet schon einiges
darauf hin. Wenn die Beschränkun-
gen dann noch nicht aufgehoben sind,
sollte man darüber sprechen, ob die
Geimpften mehr Freiheiten kriegen.
Welche Freiheiten könnten
die Geimpften dann bekommen?
Wenn klar ist, dass Geimpfte das
Virus nicht weiterverbreiten, müsste

man wohl Quarantäne-Regeln
ändern. Restaurant-Besitzer könnten
sagen: Bei mir kommen nur Geimpfte
rein. Es gibt aber Situationen, in
denen es komplizierter wird. Ein Bei-
spiel: In einem Dorf gibt es nur eine
Buslinie, die von einer privaten Firma
betrieben wird. Die dürfte nicht sa-
gen: Ich fahre in diesem Bus nur noch
geimpfte Leute. Denn die Leistung
des Unternehmens ist für das ganze
Dorf wichtig. Aber der Italiener um
die Ecke, der kann das machen, wenn
es ganz viele andere Restaurants
gibt. Beim einzigen Bäcker im Dorf
wäre es schon wieder schwierig.
Anfang Februar stellte
Alena Buyx eine
Stellungnahme des
Deutschen Ethikrats
vor. Darin ging
es um die Frage, ob
Geimpfte mehr Frei-
heiten als Nicht-
geimpfte haben sollten. Alena Buyx, die Vorsitzende des
Deutschen Ethikrats, arbeitet zurzeit
im Home-Office. Die Kinderreporter
interviewten sie im Video-Chat.
Kimi geht in die 8. Klasse
der Ida-Ehre-Schule in Hamburg.
Er spielt Schlagzeug, fährt Fahrrad
und Kajak. Und er hört gern
Musik, am liebsten Rap und Elektro.
Viktoria geht in die 7. Klasse des
Gymnasiums Bad Königshofen. Sie
reitet, spielt Klavier, und normalerweise
geht sie im Winter snowboarden.
Sie haben die Regierung auch zur
Reihenfolge der Impfungen beraten.
Das war bestimmt keine leichte
Entscheidung …
Ja, da haben wir sehr intensiv disku-
tiert. Es war eine harte Frage, wie
man mit der Knappheit des Impf-
stoffs umgeht. Deswegen waren bei
den Beratungen auch noch andere
Gruppen beteiligt. Am Ende waren
wir uns einig: Zunächst sollen Men-
schen mit hohem Risiko zu erkran-
»
ken oder zu sterben und Menschen,
die beruflich einem hohen Risiko aus-
gesetzt sind, geimpft werden.
Umfragen in der Bevölkerung
Dein SPIEGEL 04 | 2021
13
 SO ARBEITET
DER DEUTSCHE
ETHIKRAT
Im Deutschen Ethikrat sitzen unter anderem Juristen, Schulen und
Biologinnen und Religions-Wissenschaftler. Sie Restaurants
werden zur Hälfte von der Bundesregierung und zur blieben wegen
anderen Hälfte vom Bundestag vorgeschlagen. Die Corona lange
26 Mitglieder des Ethikrats arbeiten ehrenamt- Zeit geschlos-
lich. Das heißt, sie verdienen mit ihrer Arbeit im sen. Zumindest
Ethikrat kein Geld. Alle Mitglieder haben einen ande- die Restaurants
ren Hauptberuf. Alena Buyx, die Vorsitzende des könnten bald
Rates, ist zum Beispiel Professorin für Medizinethik für Geimpfte
wieder öffnen.
an der Technischen Universität München. Einmal im
Monat treffen sich alle Mitglieder, um gemein-
sam zu diskutieren, zum Beispiel über die Reihen-
folge bei der Corona-Impfung. Zurzeit finden diese
großen Treffen per Video-Chat statt. Daneben gibt es
kleinere Arbeitsgruppen, die sich häufiger treffen.
Eine Stellungnahme des Ethikrats entsteht in Grup-
penarbeit, alle 26 Mitglieder sind daran beteiligt.
Wenn es unterschiedliche Meinungen zu einem The-
ma gibt, wird das in der Stellungnahme deutlich.

» zeigen, dass neun von zehn

Deutschen das genauso sehen.
Ist es gerecht, dass in Deutschland
früher geimpft wird als in vielen
anderen Ländern?
Im Moment wird vor allem in reichen
Ländern geimpft. In über 100 Län-
dern gibt es noch gar keine Impfun-
gen. Das ist ungerecht. Und es ist
auch gefährlich, weil diese Pandemie
erst dann vorbei ist, wenn sie überall
vorbei ist. Denn wenn sich in man-
chen Ländern ganz viele Menschen
mit Corona anstecken, können neue
Mutationen entstehen. Das Virus
kann dadurch ansteckender und
gefährlicher werden. Deswegen müs-
sen wir das Virus als Weltgemein-
schaft in den Griff bekommen.
Ist es nicht unfair, dass Kinder
nicht in die Schule dürfen, während
Erwachsene ins Büro gehen?
Die Situation in der Schule ist für
die meisten Kinder sehr ähnlich. Die
Arbeitswelt der Erwachsenen unter-
scheidet sich viel stärker. Es gibt be-
stimmte Berufe, die können nur im
Büro oder in der Fabrik ausgeübt
werden. Aber es ist unausgewogen,
wenn die Erwachsenen, die zu Hau-
se bleiben könnten, deswegen nicht
zu Hause bleiben, weil ihnen das die
Arbeitgeber nicht erlauben wollen.
Oder weil sie keine Lust haben. Je-
der, der ins Büro geht, sollte be-
gründen müssen, warum er oder sie
ins Büro geht. Und jeder Arbeitge-
ber sollte begründen müssen, warum
seine Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter noch ins Büro kommen.
Wie können wir selbst ethisch
korrekte Entscheidungen treffen?
Meistens hast du schon ein Bauch-
gefühl, das dir eine erste Orientie-
rung gibt. Versuch dann, dir die
Gründe für das Gefühl zu überlegen.
Überleg dir, wer von deinen Ent-
scheidungen betroffen ist und was
das für die Betroffenen bedeutet.
Versetz dich in deren Lage. Stell dir
vor, es wäre deine Oma oder dein
Papa, also jemand, den du liebst.
Würdest du wollen, dass der oder
die in dieser Art und Weise behan-
delt wird? Oder dass eine Entschei-
dung getroffen wird, die diese Per-
son betrifft? Wirst du dann sagen,
es ist in Ordnung? Und warum?
Ist es eigentlich okay, andere in der
Schule abschreiben zu lassen?
Es ist zwar nett und freundschaftlich,
abschreiben zu lassen. Aber das
Abschreiben an sich ist problema-
tisch. Denn die, die abschreiben,
lernen nicht selbst. Und deswegen
glaube ich, sollte man als Freund
oder Freundin sagen: »Schau, ich will
dich nicht in die Pfanne hauen. Und
am Ende musst du das entscheiden.
Aber ich glaube, es wäre besser, du
würdest nicht abschreiben, sondern
wir setzen uns zusammen hin, und
ich erkläre dir das noch mal.«
Redaktionelle Begleitung:
Marco Wedig

14 Dein SPIEGEL 04 | 2021

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Astrid Pachnio, 39, arbeitet bei der
Behörde für Stadtentwicklung und
Wohnen in Hamburg und plant dort
das Großprojekt Hafencity mit.
MEIN BERUF: STA
A
strid Pachnio und ihre Kollegin
Barbara Ehlers stehen vor einer
langen Häuserfassade hinter
einem Bauzaun in der Hamburger Ha-
fencity. Auf den ersten Blick sieht es
hier wie auf einer ganz normalen Bau-
stelle aus. Doch hinter den Fassaden
ist: nichts. Wie bei einer Filmkulisse
stehen hier nur Frontwände, keine
echten Häuser. Mit Bauplänen in der
Hand sehen sich die beiden Stadtpla-
nerinnen die verschiedenen Materia-
lien der Modellfassade an. So können
sie sichergehen, dass die geplanten
16 Dein SPIEGEL 04 | 2021
Häuser nebeneinander gut aussehen
und in die Umgebung passen.
Astrid Pachnio ist Stadtplanerin
und in einer Projektgruppe mit acht
Kolleginnen und Kollegen für die Pla-
nung der Hamburger Hafencity zu-
ständig. Das ist ein relativ neuer Stadt-
teil, an dem schon seit 20 Jahren ge-
baut wird. Es dauert so lange, weil
eine sehr große Fläche bebaut wird:
157 Hektar. Viele neue Häuser stehen
schon, auch einige Parks mit Spiel-
plätzen und Basketballfeldern. Aber
dazwischen sind noch riesige Baustel-
len. Ganz fertig ist die Hafencity wohl
erst im Jahr 2026.
Die meiste Zeit verbringt Astrid
Pachnio nicht auf Baustellen, sondern
im Büro. Im Foyer der Behörde für
Stadtentwicklung und Wohnen ist ein
Modell der Stadt Hamburg zu sehen.
Die meisten Häuser sind so groß wie
Streichholzschachteln und weiß ange-
malt, doch einige sind braun oder lila.
»Das sind die, die nicht fertig sind,
sondern erst noch gebaut werden«,
sagt Astrid Pachnio, »so behalten wir
einen Überblick, wie der Stadtteil am

Da waren wir gerade! Astrid Pachnio zeigt
einen Plan der Hafencity und das Modell des
Elbtowers, der dort bald gebaut wird. Er wird
das höchste Gebäude Norddeutschlands.
DTPLANERIN
Ende aussehen soll.« In ihrem Büro
hängen viele bunte Baupläne, auf
ihrem Schreibtisch liegt ein dickes
Buch: das Baugesetzbuch. Bei der Pla-
nung eines Stadtteils müssen haufen-
weise Regeln beachtet werden. In der
Hafencity wird besonders darauf ge-
achtet, Wohnungen nicht direkt am
Wasser zu bauen, weil hier viele Schif-
fe fahren, die die Luft verschmutzen.
Daher stehen direkt am Wasser eher
Büros oder Läden.
»Ein Stadtteil soll lebenswert für alle
sein, die dort wohnen. Egal ob Schul-
Stadtplanerinnen arbeiten oft am Computer.
Es gibt viele Anträge, die geschrieben
werden müssen, bevor tatsächlich ein neues
Viertel gebaut werden darf.
kind oder Rentnerin. Es ist wichtig,
dass Schulen, Supermärkte oder Kla-
motten-Läden, Parks, Sportplätze und
Kinos leicht erreichbar sind«, sagt
Astrid Pachnio. »Eine gute Bahn- und
Busverbindung ist auch sehr wichtig.«
Damit viele verschiedene Menschen in
einen Stadtteil ziehen, wird darauf ge-
achtet, dass es Wohnungen nicht nur
zu kaufen, sondern auch zu mieten gibt.
All diese Sachen haben Astrid Pachnio
und ihre Kolleginnen und Kolle-
gen im Kopf, wenn sie die Pläne
für die Hafencity zeichnen.
BERUFSINFO
Was ist das Schönste an dem Beruf?
»Die Teamarbeit und die Abwechslung im Ar-
beitsalltag. Man kann bei der Ideenfindung
kreativ sein, die ganze Entwicklung beobach-
ten, bis am Ende ein neues Quartier steht.«
Das Schlimmste an dem Beruf?
»Die vielen Kompromisse. Manchmal wegen
der vielen Bauvorschriften oder weil es
Veränderungen im Projekt gibt, auf die man
keinen Einfluss hat.«
Wie viele Stadtplanerinnen und Stadt-
planer gibt es?
In Deutschland gibt es rund 139 000 Men-
schen, die als Stadtplaner oder Architekt
arbeiten. Allein in Berlin und Hamburg sind
es zusammen fast 15 000.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Studiengänge Architektur oder Stadtpla-
nung dauern mindestens drei Jahre. Danach
kommt oft noch eine speziellere Ausbildung
im Städtebau dazu, die dauert zwei Jahre.
Was verdient man?
Etwa 4000 Euro. Ob es mehr oder weniger
ist, hängt davon ab, ob man in einer Behörde
oder einem privaten Büro arbeitet.
Was muss man können?
• Zeichnen, um eigene Ideen zu Papier zu
bringen.
• Räumlich denken. Sonst kann man weder
Baupläne verstehen noch entwickeln.
• Den Überblick behalten. Es geht nicht da-
rum, wo einzelne Straßenlaternen stehen.
Wichtiger ist, dass der Stadtteil ein
schönes und funktionierendes Gesamt-
bild ergibt.
Für wen ist das nichts?
• Einzelgänger. Die Arbeit findet meist in
Teams statt.
• Ungeduldige. Von der Idee zum fertigen
Stadtteil können sogar Jahrzehnte ver-
gehen.
VORURTEILE-CHECK
Stadtplaner planen neue Städte.
STIMMT NICHT: Sie planen neue Stadtteile
oder verschönern bestehende. Nur ganz
selten werden tatsächlich vollkommen neue
Städte geplant. Eine solche soll in Saudi-
Arabien entstehen. In Europa wäre für neue
Städte gar kein Platz.
Stadtplaner machen das Gleiche wie
Architekten.
STIMMT TEILWEISE: Viele Stadtplaner studie-
ren Architektur, bilden sich dann aber weiter.
Architekten konzentrieren sich auf einzelne
Bauwerke, Stadtplaner hingegen auf Stadttei-
le. Beide arbeiten eng zusammen.

Blick in die Zukunft:
Dieses sogenannte
Renderbild gibt eine
Vorstellung davon,
wie die neuen Häu-
ser aussehen. Es
ist ein täuschend
echtes, am Compu-
ter erstelltes 3-D-
Bild – samt Bäumen
und Bewohnern.
Auf der Großbaustelle
hinter Astrid Pachnio
sind 20 Kräne im Ein-
satz. Beim Betreten des
Geländes gilt deshalb
natürlich Helmpflicht.
Auch die Umwelt gewinnt
für Stadtplaner immer mehr an
Bedeutung. So sind etwa Freiflä-
chen wie Parks als sogenannte Kalt-
luftschneisen wichtig. Städte hei-
zen sich im Sommer wegen der
dunklen Straßen, Häuser und
durch Autoabgase sehr
schnell und stark auf.
Darum braucht es freie
Flächen, wo der Wind
wehen kann und Bäu-
LABORA
18 Dein SPIEGEL 04 | 2021
me stehen, die das schädliche CO²
aus der Luft aufnehmen und Sau-
erstoff erzeugen. Gute Fahrrad-
und Fußwege in einem Stadtteil sor-
gen dafür, dass Menschen ihr Auto
seltener benutzen. Astrid Pachnio
fährt mit dem E-Bike zur Ar-
beit und zu den Baustellen
und probiert so die Fahr-
radwege in der Hafen-
city gleich selbst aus.
Charlotte Lüder
NTIN
MACH MIT!
Stadtplanerinnen wie Astrid Pachnio
müssen bei ihrer Arbeit immer Kom-
promisse eingehen, Regeln und Gesetze
beachten. Ihr aber könnt in unserem
Wettbewerb zur Zukunft des Wohnens
mal so richtig kreativ und frei herumspin-
nen. Wie wollen wir leben? Welche Ver-
änderungen brauchen wir? Was wollt
ihr? Gemeinsam mit der Drogeriemarkt-
Kette ROSSMANN sucht »Dein SPIEGEL«
die kreativsten, tollsten, spannendsten
Ideen zu der Frage:
Wie werden Menschen in 100 Jahren
wohnen? Vielleicht draußen im Meer,
in U-Boot-Siedlungen, die wie Walhaie
aussehen? Oder in Häusern, die die
Luft reinigen und Viren töten – keine
Chance für eine neue Pandemie?
Wir sind schon sehr gespannt auf eure
Ideen! Ihr könnt zeichnen, basteln,
fotografieren, etwas am Computer er-
stellen, was immer ihr mögt. Damit
klar ist, was ihr euch genau ausgedacht
habt, schreibt bitte zu eurem Bild noch
einen kurzen Text und erklärt, worum
es bei eurer Idee geht.
Mitmachen lohnt sich, es gibt tolle
Preise zu gewinnen:
• 1. Preis: eine Reise in den Wildpark
Lüneburger Heide mit Übernachtung
• 2. Preis: ein großes Kreativ-Paket von
ROSSMANN
• 3. Preis: ein Bücherpaket aus der
»Dein SPIEGEL«-Redaktion
Alle Infos zum Wettbewerb gibt es im
Internet unter www.deinspiegel.de/
wettbewerb. Dort findet ihr auch die
Teilnahme-Unterlagen. Wenn ihr euch für
den Wettbewerb etwas ausdenken wollt,
habt ihr Zeit bis zum 30. April 2021.
Das ist der Einsendeschluss. Los geht’s!
 In der Titelgeschichte von Aus-
gabe 3 ging es darum, wie die
Pandemie unser Leben verändert
hat. Manche von euch haben uns
ein Foto ihres ausgefüllten Corona-Erinnerungs-
bogens geschickt. Wer das Heft verpasst hat,
den Bogen aber noch ausfüllen möchte, findet
ihn auf https://bit.ly/3qIfaLs zum Ausdrucken.
Auf unserer Meinungsseite ging es um die Frage, ob Lebensmittel
mit dem Nutri-Score bewertet werden sollen. Elsa, 14, aus Hamburg
schreibt dazu:
»Essen ist wirklich kompliziert. Ich lebe vegetarisch. Ich esse gerne
auf Soja basierendes Schnitzel, das genauso schmeckt wie echtes
Schnitzel. Dieses ›Schnitzel‹ ist eigentlich gesünder als normales
Schnitzel, weil es nicht so viel Fett enthält. Andererseits enthält es
viele chemische Zusatzstoffe, die wiederum nicht wirklich gesund
sind. Wie bewertet man also dieses Fake-Schnitzel? Ich bin mir aber
trotzdem sicher, dass man für diese Problematik eine Lösung finden
könnte. Man könnte verschiedene Kategorien in der Bewertung ma-
chen. Insgesamt finde ich den Nutri-Score also gut.«
Jette, 11, aus Hamburg schreibt uns:
»Ich würde den Nutri-Score gut finden, wobei ich es
doof finde, dass Tiefkühl-Pommes als gesund bezeich-
net werden können und andere Sachen nicht. Ich fin-
de die Berichte über die verschiedenen Hobbys echt
spannend. In Ausgabe 3 wurde Eiskunstlaufen vorge-
stellt. Ich würde unheimlich gerne mal Schlittschuh
laufen, doch leider kam noch nie die Gelegenheit.«
Dorothea, 10, aus Ueckermünde schreibt uns:
»Mir hat die Website ›Blob Opera‹ sehr gut gefallen. Es ist lustig,
die kleinen Figuren hin und her zu bewegen. Was mich jedoch auf
der Rätselseite sehr verwirrt hat, ist das Rebus. In der Lösung stand
›Kaffeekränzchen‹. Doch das passt nicht in die Kästchen, denn am
Ende steht ein Z.«
»Dein SPIEGEL«: »Da ist uns ein Fehler passiert, Dorothea. Du liegst rich-
tig: Das Lösungswort im Rebus der Rätselmaschine lautet: Kaffeekranz.«
Helene, 12, aus Hamburg schreibt uns zu dem Artikel
über den Flamingo Bob:
»Am lustigsten fand ich das Bild, auf dem Bob mit Odette
im Auto sitzt. Vor ein paar Monaten habe ich mareTV ge-
guckt, und da wurden Bob und Odette gezeigt. Ich finde
es super, dass Odette Bob behalten hat. Sie hätte ihn
ja auch ins Tierheim geben können.«
Nora, 11, aus Berlin schreibt uns:
»Ich bin ein sehr großer Fan von den Heften. Aber was mir nicht so
gefällt, ist, dass auf den Titelbildern meist nur Kinder mit heller Haut-
farbe abgebildet sind. Das ist mir besonders bei Ausgabe 3 aufge-
fallen. Dort sind 16 Kinder, keines davon hat dunkle Haut. Ich weiß,
dass dies wahrscheinlich keine Absicht war, aber ich würde mich
darüber freuen, wenn Sie in Zukunft mehr darauf achten. Übrigens,
ich finde den Beruf Bäuerin interessant und würde mich freuen,
wenn Sie darüber berichten würden.«
»Dein SPIEGEL«: »Danke für deine Kritik und deinen Themenvorschlag,
liebe Nora. Du hast recht: Wir müssen bei unseren Titelbildern mehr
Vielfalt zeigen. Vor allem bei der letzten Ausgabe ist uns das nicht gelun-
gen. Da gibt es Verbesserungspotenzial. Wir bitten um Entschuldigung.«
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen.
Schreibt eure Briefe oder Witze an: »Dein SPIEGEL«,
Leserservice, Ericusspitze 1, 20457 Hamburg.
Oder schickt eine E-Mail an: deinspiegel@spiegel.de.
Vergesst nicht, Alter und Wohnort anzugeben.
Was ist braun, klebrig und läuft durch die Wüste?
Ein Karamel!
Im Lokal: »Herr Ober, warum knurrt mich
dieser Hund dauernd so bösartig an?«
»Würde ich auch tun. Schließlich essen Sie
ja von seinem Teller!«
***
Der Chef eines vornehmen Sterne-
Restaurants winkt seine Bedienung zu sich.
»Sag mal, was hat denn der Herr von
Tisch drei in unser Gästebuch geschrieben?«
»Geschrieben hat er nichts, Chef. Er hat
stattdessen sein Schnitzel reingeklebt!«
Trifft ein dicker Mann einen dünnen und sagt:
»Wenn man dich sieht, könnte man meinen, eine
Hungersnot wäre ausgebrochen.« Darauf
antwortet der Dünne: »Und wenn man dich sieht,
könnte man meinen, du wärst schuld daran!«
***
»Mama, der Apfel schmeckt nicht!«
»Hast du ihn denn auch gewaschen?«
»Ja, sogar mit Seife!«
Geht ein Kürbis zum Arzt und sagt:
»Ich habe Albträume!« Darauf der Arzt:
»Dann warten Sie bitte bis Halloween!«
Sitzen zwei Frösche auf einer Seerose.
Plötzlich fängt es an zu regnen.
Sagt der eine zum anderen Frosch: »Schnell ins
Wasser, sonst werden wir noch nass!«
Zwei Geschwister streiten sich um ein Stück
Kuchen. Sagt die Mutter: »Könnt ihr euch nicht
einmal einig sein?« Darauf die beiden: »Sind wir
doch! Wir wollen beide dasselbe Kuchenstück!«
***
Fragt eine Traube die andere Traube: »Warum heulst
du denn die ganze Zeit?« Antwortet die zweite:
»Das fragst du? Ich bin eben eine Weintraube!«
»Du da, neben der Tür«, sagt der Lehrer, »wann
wurde Goethe geboren?« – »Weiß ich nicht.« – »Aha.
Und wann wurde Luther geboren?« – »Weiß ich
auch nicht.« – »Sag mal, hast du gestern Hausauf-
gaben gemacht?« – »Nein, ich habe mit meinen
Kollegen Karten gespielt!« – »Das ist ja ein starkes
Stück, junger Mann! Was willst du dann
eigentlich hier?« – »Glühbirnen auswechseln.
Ich bin der Elektriker!«
Dein SPIEGEL 04 | 2021
19
ICH
Anthony, 11, tanzt Ballett in einer
der ärmsten Gegenden Nigerias.
Ein Video auf Instagram hat sein
Leben verändert. Anthonys
größter Traum ist plötzlich zum
Greifen nah.

WILL
NUR
TA NZ EN !
J
eden Tag, sobald er seine Haus-
aufgaben endlich erledigt hat,
greift Anthony nach seinen
schwarzen Ballettschuhen, dem wei-
ßen T-Shirt und der schwarzen Leg-
gins, seiner Trainingskleidung. Mit
den Sachen rennt er zur Tanzschule.
Anthony wohnt mit seiner Familie
in einem Vorort von Lagos, einer Mil-
lionenstadt in Nigeria. Seine Mutter
betreibt dort einen Kiosk, hinter dem
die Wohnung der Familie liegt. Oft
übt Anthony seine Sprünge und Dre-
hungen auf dem Weg vor dem kleinen
Laden, während seine Mutter arbeitet.
Im Skype-Interview erzählt Anthony,
dass Ballett sein einziges Hobby ist.
»Ich will nur tanzen. Nichts macht
mich so glücklich wie Ballett.« Bevor
er damit angefangen hat, spielte er oft
Fußball mit seinen Freunden, doch
die Ballettschule ist sein Lieblingsort.
Anthony mag Solo-Choreografien ge-
nauso wie Paartänze, auch die
Übungen an der Stange findet
er nicht langweilig. Am liebs-
ten hört er dazu die Musik aus

20 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 Mit Kraft und Anmut: Anthony und seine
Klassenkameradin Olamide üben
den »Pas de deux«, den Tanz zu zweit.

Anthony zeigt seiner Mutter

vor ihrem Kiosk (links),
was er in der Ballettschule
(rechts) gelernt hat.
 Keiner springt so hoch
AFRIKA wie Anthony in den »Grand
jeté à la seconde«, den
NIGERIA großen Spagatsprung.

Lagos

Tanzlehrer Daniel zeigt Anthony

und den anderen die Position
»Passé« an der Ballettstange.

22 Dein SPIEGEL 04 | 2021


Alle mal lachen: Neben dem
harten Training ist trotzdem Zeit
für Spaß mit den Tänzerinnen.
Dank vieler Spenden haben
Anthony und die Ballettschüle-
rinnen schöne Kostüme.
dem bekannten
Ballett »Der Nuss-
knacker« des Kom-
ponisten Peter Tschai-
kowsky. Anthony möchte
Profitänzer werden. Auf
einer richtigen Bühne den
»Nussknacker« zu tanzen
ist sein größter Traum.
Die Leap of Dance Aca-
demy, Anthonys Ballettschu-
le, hat zu Weihnachten eine
Mini-Produktion des »Nusskna-
ckers« aufgeführt. Dabei hat Antho-
ny eine der Hauptrollen getanzt.
Die Schule wurde 2017 von Daniel
Ajala gegründet. Er hätte als Tanz-
lehrer auch in einer wohlhabenderen
Gegend der Stadt arbeiten können,
wollte aber Kindern Ballett zeigen, die
damit sonst nie in Berührung gekom-
men wären. Im Viertel Ajangbadi sind
die Straßen nicht asphaltiert, die meis-
ten Kinder brechen die Schule ab, um
arbeiten zu gehen. Nigeria ist das
Land mit den meisten Einwohnern in
Afrika, es hat wunderschöne Strände.
Aber viele Menschen protestieren
gegen Polizeigewalt und unehrliche
Politiker.
»Wir Nigerianer können gut Ballett
tanzen, wenn wir nur die Möglichkeit
bekommen. Aber es gibt hier kaum
Tanzschulen«, sagt Daniel. Als er die
Ballettschule mit seinem Ersparten er-
öffnete, waren nicht alle in der Nach-
barschaft begeistert. Viele finden, dass
Ballett ein zu europäischer Tanz ist,
und auch, dass Jungs nicht in Strumpf-
hosen tanzen sollten. Ihrer Meinung
nach passen Ballett und Nigeria nicht
zusammen. Anthonys Mutter aber
schickte ihn zu einer Probestunde.
Der Unterricht an der Leap of
Dance Academy ist kostenlos für die
Kinder. Lehrer Daniel ist auf Spenden
angewiesen, damit das funktioniert.
Einige andere Ballettschulen oder Her-
steller von Tanzkleidung schicken alte
Schläppchen, Strumpfhosen und Kos-
tüme. Mit Geldspenden möchte Da-
niel als Nächstes einen richtigen Par-
kettboden verlegen. Bisher tanzen die
Kinder auf Beton. Das ist für die Ge-
lenke der kleinen Tänzer aber nicht
gut, ein Holzboden federt Sprünge
besser ab.
Um die Fortschritte seiner Schüle-
rinnen und Schüler zu zeigen, postet
Daniel Ajala Videos und Fotos auf
Instagram. Eines dieser Videos wurde
schon über 370 000-mal angeklickt.
Es zeigt Anthony, wie er im Regen im
Hinterhof der Schule tanzt. Ohne
Schuhe, auf matschigem Steinboden,
aber mit einem Lächeln im Gesicht
dreht er Pirouetten und hüpft Sprünge
mit Leichtigkeit.
Es dauerte nicht lange, bis Lehrer
der Schule des American Ballet
Theatre in New York auf das Video
des tanzenden Anthony aufmerksam
wurden. In dieser Schule werden be-
sonders talentierte Kinder durch har-
tes Training zu professionellen Tän-
zern ausgebildet. Anthonys Video hat
die Lehrer nicht nur beeindruckt, weil
er barfuß im Regen tanzt, sondern
weil er richtig gut tanzt. Sie wollten
ihn als Schüler haben. Eine teure Aus-
bildung am anderen Ende der Welt
wäre für Anthony normalerweise
nicht infrage gekommen. Doch die
New Yorker Ballettschule hat Antho-
ny ein Stipendium gegeben. Das be-
deutet, dass die Schule den Unterricht
und alle weiteren Ausgaben bezahlt.
Vergangenen Sommer hat Anthony
schon Tanzunterricht über Zoom be-
kommen. Sobald er im Juni zwölf Jah-
re alt wird, darf er nach New York und
dort fünf Jahre lang die Ballettschule
besuchen. »Das Stipendium hat mein
Leben verändert, ich bin so dankbar«,
sagt Anthony, »aber ein bisschen ner-
vös bin ich auch. Ich war noch nie weg
von meiner Familie und werde sie
sehr vermissen. Vor allem das Essen
meiner Mama.«
Anthony freut sich auf die Ballett-
schule in New York, und sein Tanz-
lehrer Daniel freut sich über viele
neue Spenden und Unterstützer, die
durch das Video von Anthony auf
die Leap of Dance Academy aufmerk-
sam geworden sind. Denn so kann
Daniel noch mehr Kinder unterrich-
ten, die vielleicht irgendwann in
Anthonys Fußstapfen treten.
Charlotte Lüder
Dein SPIEGEL 04 | 2021
23
Läuft gut für die Schoko-
hersteller: Rund elf Kilogramm
Schokolade isst jeder Mensch
in Deutschland pro Jahr.

Kakaofrüchte wachsen an

rkaufen will,
Bäumen. Sie werden mit
Wer Lebensmittel ve scharfen Messern geerntet.
en. Manche
muss Regeln befolg

SCHADE
n d w ie ei n ge se tz liches Rezept.
si
hält, be-
Wer sich nicht daran Beispiel
zum
kommt Ärger. Es ist
Schokolade be-
festgelegt, woraus
Zucker muss
stehen darf: Eine Art denfirma
kola
drin sein. Eine Scho
t, um Werbung
hat das nun genutz
zu machen.
für eine neue Sorte

Im Fruchtfleisch der Kakaofrucht

stecken die Kakaobohnen. Sie
werden fermentiert, getrocknet
und geröstet, bevor aus ihnen
Schokolade gemacht werden kann.

24 Dein SPIEGEL 04 | 2021


M +
mmmmhh, Schokolade. Wel-
che selbst zu machen ist ganz
einfach. Man braucht Kakao-
butter, Backkakao, Zucker (oder Aga-
vendicksaft oder etwas anderes, was
süßt) und am besten noch Cornflakes,
Streusel, bunte Schokolinsen, irgend-
was, das Spaß macht.
Wenn man die Schokolade nur für
sich selbst oder für Freunde herstellen
möchte, kann man reintun, was man
mag. Will man sie im Supermarkt ver-
kaufen, wird es etwas komplizierter.
Es gibt Regeln, wie Lebensmittel her-
gestellt werden müssen. Darin geht es
zum Beispiel um Sauberkeit. Denn die
Regeln sollen unter anderem sicher-
stellen, dass von dem fertigen Produkt
niemand krank werden kann. Und
dann gibt es noch weitere Vorschrif-
ten, Hunderte sogar. Sie sollen auch
dafür sorgen, dass Menschen beim
SCHOKOLADE
Einkaufen möglichst viele Informatio-
nen über das Produkt bekommen. Auf
der Verpackung muss zum Beispiel
stehen, welche Zutaten verwendet
wurden und wie lange das Produkt
mindestens haltbar ist. Und die Käu-
fer dürfen nicht getäuscht werden.
Wenn etwas Käsestange heißt, muss
die Stange mit Käse überbacken sein
und nicht mit einem Käse-Imitat, das
günstiger herzustellen ist.
Manche der Regeln gelten nur für
ganz bestimmte Lebensmittel. Darin
steht unter anderem, woraus die Pro-
dukte bestehen sollen. Für Schokola-
de ist die Kakaoverordnung zuständig.
Die besagt, was und wie viel davon
eine Firma in ihre Schokolade mi-
schen muss, damit sie »Schokolade«
auf die Verpackung schreiben darf.
Dort steht, Schokolade sei ein »Er-
zeugnis aus Kakaoerzeugnissen und
Zuckerarten«. Das Rezept am Anfang
2
1
3 gäbe es ohne die Zucker-Diskussion
+ =
Kakaobutter plus Backkakao plus
etwas zum Süßen ergibt mit
ein bisschen Mühe Schokolade.
dieses Textes sagt ungefähr das Glei-
che – nur einfacher ausgedrückt. Aber
da die Kakaoverordnung eine Verord-
nung ist, ist sie viel genauer formu-
liert – und etwas komplizierter. Ver-
ordnungen sind ebenso verbindlich
wie Gesetze: Man muss sich daran hal-
ten, sonst gibt es Ärger.
Als die Firma Ritter Sport vor eini-
gen Wochen eine neue Schokoladen-
sorte in den Verkauf brachte, schrieb
sie dazu, dass die neue Sorte laut Le-
bensmittelregeln nicht Schokolade
heißen dürfe, weil kein Zucker darin
sei. Die neue Sorte bestehe nur aus
Kakaomasse, Kakaobutter und Süße,
die aus dem Fruchtfleisch der Kakao-
frucht gewonnen werde.
Diverse Zeitungen berichteten da-
rüber, weil es absurd klingt: Wie kann
es sein, dass eine Sache, die komplett
aus Kakaofrucht gemacht wurde,
nicht Schokolade genannt werden
darf? Für die Firma Ritter Sport war
das toll, denn wenn viele Medien da-
rüber berichten, ist das kostenfreie
Werbung. Alle, die darüber lesen, er-
fahren: Es gibt eine neue Schokolade,
die ist ohne herkömmlichen Zucker,
also vielleicht sogar ein bisschen ge-
sünder als Schokolade sonst, und
schmecken soll die auch. Normaler-
weise zahlt eine Firma eine Menge
Geld, um so viel Aufmerksamkeit zu
bekommen. Auch in »Dein SPIEGEL«
wahrscheinlich keinen Artikel über
die neue Schokoladensorte.
Einige Menschen vermuten des-
halb, dass das Absicht war und dass
Ritter Sport sich nicht abschließend
informiert hat, ob die neue Sorte als
Schokolade verkauft werden darf.
Denn das Bundesministerium für
Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz meint: In der Kakao-
verordnung stehe lediglich, dass eine
Zuckerart enthalten sein soll. Und das
ist ja bei der neuen Sorte der Fall,
natürlicher Kakaosaft zum Süßen sei
auch okay.
Für Ritter Sport hat sich die ganze
Diskussion jedenfalls gelohnt: Von der
Sorte gab es nur 2300 Tafeln, und die
waren ganz schnell ausverkauft.
In der Vergangenheit hat es immer
mal wieder Wirbel um das Lebens-
mittelrecht und solche Verordnungen
gegeben. So auch wegen eines Ge-
tränks der Firma Lemonaid. Das stand
als Limonade im Supermarkt, hatte
aber weniger Zucker, als Limonade
laut Lebensmittelregeln haben darf.
Deshalb soll die Limonade nicht mehr
Limonade heißen dürfen, das forderte
ein Amt für Verbraucherschutz. Für
die Firma ist das ärgerlich, zum Bei-
spiel weil sie dann ihre bereits mit
dem Wort »Limonade« bedruckten
Flaschen nicht mehr benutzen darf.
Und für alle anderen ist es blöd, weil
weniger Zucker doch was Gutes ist.
Viele Leute wollen deshalb, dass die
Richtlinien, die Zucker in Lebensmit-
teln vorschreiben, geändert werden.
Alexandra Klaußner
Dein SPIEGEL 04 | 2021
25
 FAIR GETEILT
Mehrere Freundinnen teilen die Schokokugeln und bunten
Lakritz-Bonbons aus den beiden Schalen unter sich auf.
Jede bekommt gleich viele Bonbons und gleich viele Schoko-
kugeln. Nichts bleibt übrig. Wie viele Freundinnen
haben sich getroffen? Hinweis: Es sind mehr als drei.
aus
n von Holleben hat chine
f Ja as
Der Fotogra genständen diese M serem 4 —‣ L
n G e un
alltägliche en w urden von 6 —‣ M
g getüftelt.
1
. Die Fra 8 —‣ N
geschaffen Holger Dambeck aus
ter 5.
Rätselmeis en stehen auf Seite 6
ng
Die Auflösu

BERÜHMTE DUOS
Du kennst sie bestimmt alle – die bekannten
Freunde aus Filmen oder dem Fernsehen.
Ergänze die folgende Liste:

Asterix und

Winnetou und

12

6 8

Joko und

REBUS
Die zwei Gegenstände unten links bilden ein Rebus,
wenn du am Ende noch ein E hinzufügst.
Manchmal musst du auch etwas um die Ecke denken.

10 L 9 D

JAN VON HOLLEBEN

LÖSUNGSWORT:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
 SPIELKARTEN
In der Rätselmaschine findest du mehrere Spielkarten.
Bei welchem Kartenspiel braucht man nicht jede der Karten?

Skat —‣ E
Rommé —‣ F
3
Canasta —‣ G

TREU
Wenn sich zwei Menschen einander verbunden
fühlen, tragen sie es häufig am Handgelenk.
Wie lautet die Bezeichnung dafür?

R 5 F -
11

SCHAUSPIELER
Welche Redewendung stellen
die zwei Kinder dar?

C 13

F 4

SEIN

Dein SPIEGEL 04 | 2021

27

VIER FRAGEN
AN INSA
THIELE-EICH
Die Astronautin Insa Thiele-Eich, 37,
möchte als erste deutsche Frau ins All.
Zusammen mit ihrer Kollegin Suzanna
Randall hat sie das Buch »Unser Weg ins
Weltall« geschrieben.
»Dein SPIEGEL«: Worum geht
es in Ihrem Buch?
Insa Thiele-Eich: Suzanna
und ich erzählen darin, wa-
rum wir Astronautinnen wer-
den wollen. Und wir berich-
ten davon, wie wir uns auf
die Weltraum-Expedition
vorbereiten, die bestenfalls
nächstes Jahr starten soll.
Wie wird man Astronautin?
Man kann sich nicht direkt dazu ausbilden lassen,
sondern muss vorher einen anderen Beruf erlernt
haben, am besten etwas mit Naturwissenschaften.
Ich zum Beispiel bin Meteorologin. Es kann helfen,
wenn Mathe, Chemie oder Physik Spaß machen.
Wenn man Astronautin werden will, hat man viel
mit diesen Fächern zu tun.
Wie bereitet man sich auf eine Raumfahrt vor?
Es gibt ein etwa drei Jahre langes Training zur Vor-
bereitung. Man lernt zum Beispiel, wie Raketen ins
Weltall starten und wie man in der Schwerelosig-
keit arbeitet. Ich habe auch Fliegen und Tauchen
gelernt. Und wir gehen auf eine Höhlenexpedition,
um unsere psychische Belastbarkeit zu trainieren.
Was reizt Sie so an dem Gedanken, ins Weltall
zu fliegen?
Es fasziniert mich, dass da draußen so viel Unbe-
kanntes ist. Und ich finde es spannend, darüber
nachzudenken, warum es uns gibt und wie andere
Lebensformen im Universum aussehen. Im All
kann ich das bestimmt besonders gut.
Suzanna Randall und Insa Thiele-Eich: »Unser
Weg ins Weltall«. Oetinger; 8 Euro. Ab 7 Jahren.
28 Dein SPIEGEL 04 | 2021
DAS CH KLEINSTE
DER WELT
So groß wie ein Insekt, aber ein richtiges Rep-
til: Brookesia nana ist ein klitzekleines Chamä-
leon. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
ler haben die Art auf Madagaskar entdeckt,
einer Insel vor der Ostküste Afrikas. Das Mini-
Chamäleon gilt mit einer Körpergröße von
13,5 Millimetern als das kleinste ausgewachse-
ne männliche Reptil weltweit. Das Weibchen
ist mit einer Körperlänge von 19 Millimetern
zwar etwas größer, passt aber ebenfalls pro-
blemlos auf eine Fingerkuppe. Schon oft wur-
den superkleine Tiere auf Madagaskar ent-
deckt. Dort leben einige der kleinsten Frösche,
die kleinsten Affen (mehr über sie steht auf
Seite 37) – und mit den Mini-Chamäleons eben
auch die kleinsten Reptilien der Welt. Den
Forschenden bereitet allerdings Sorge, dass
sie trotz intensiver Suche nur zwei der kleinen
Tiere entdecken konnten. Sie befürchten,
dass die Chamäleons bald auf der Liste der
vom Aussterben bedrohten Arten landen. Die
Abholzung der Wälder zerstört den Lebens-
raum der kleinen Reptilien. Einen Hoffnungs-
schimmer gibt es aber: Die Umgebung, in
der das Chamäleon-Paar entdeckt wurde, ist
jetzt Naturschutzgebiet.
MATHEBUCH FÜR
MATHEMUFFEL
Viele Schüler und Schülerinnen sind sich in bestimmen. Außerdem wird erklärt, seit
einer Sache einig: Mathe ist doof. Aber dieser wann es Mathematik gibt und wer sie erfun-
Eindruck entsteht nur, weil der Unterricht den hat. Das Beste: All dieses Wissen wird
in der Schule oft langweilig ist. Dass Mathe- nicht mit komplizierten Formeln,
matik total spannend ist, be- sondern mit kurzen Texten und bun-
weist dieses Buch. Darin steht, ten Schaubildern vermittelt. Das
was man mit mathematischem macht »Wozu eigentlich Mathe?«
Wissen Erstaunliches anstellen zum Mathebuch für Mathemuffel.
kann: eine geheime Botschaft »Wozu eigentlich Mathe?«.
verschlüsseln, eine Schatzkarte Dorling Kindersley;
zeichnen und ohne Uhr die Zeit 14,95 Euro. Ab 9 Jahren.
AMÄLEON
DAS KLEINE
MAKRO-
RÄTSEL
Huch, was soll das denn sein? Hier oben siehst du den
vergrößerten Ausschnitt eines Fotos, das sich irgendwo
im Heft befindet. Gefunden? Dann schreib Seitenzahl
und Gegenstand mitsamt Namen, Adresse und Alter an:
deinspiegel@spiegel.de. Unter
allen richtigen Antworten wird der
Krimi »Ein Fall für Wells & Wong.
Eine Prise Mord« verlost. Einsen-
deschluss ist der 9. April 2021.
Wer das Buch gewonnen hat,
steht in Heft 6/2021. Gewinner
des Rätsels aus Heft 2 sind
Annabelle, 10, und Alexander,
7, aus Legden. Gesucht wurde
die Hand der Wintersportlerin
Jenny Nowak auf Seite 62. Wir
gratulieren!

SCHLAU Experiment war es,

den Cursor auf dem

WIE SAU
Bildschirm zu einem
bestimmten Ziel zu
steuern. Klappte das, gab
es eine Belohnung. Die Forschen-
den waren beeindruckt von der gu-
Schweine sind smart. So sehr, dass ten Leistung der Tiere. In ihrer Stu-
sie sogar lernen können, einen Joy- die schreiben sie: »Diese Ergebnisse
stick zu bedienen. Das ist das Ergeb- zeigen, dass Schweine trotz man-
nis einer Studie, für die Forschende gelnder Geschicklichkeit und visuel-
in den USA Schweine eben darauf ler Einschränkungen die Fähigkeit
trainiert haben. Natürlich können die haben, eine … Videospiel-Aufgabe
Schweine den Joystick nicht mit ihren zu erlernen.« Es sei keine kleine
Klauen bewegen, sie benutzen ihre Leistung für Tiere, solch komplexe
Schnauze dafür. Ihre Aufgabe im Gaming-Profi: Aufgaben zu bewältigen.
Dieses Schwein kann mit seiner Schnauze
einen Joystick bedienen. Dein SPIEGEL 04 | 2021
29
S
PLANET
ieh dir die Hand an, mit der du gerade
umgeblättert hast: ein den Fin-
gern gegenüberliegender Dau-
men, flache Nägel statt Krallen.
Ein perfektes Greifinstrument.

DER
Wir können damit Werk-
zeuge nutzen, Früchte vom
Baum pflücken, sie schälen

AFFEN
und essen, wir können uns
festhalten und gegenseitig
berühren. All das können
Menschenaffen und einige
andere Affenarten auch, denn
ihre Greifhände ähneln unse-
ren. Diese Hände tragen dazu bei,
dass wir und sie im Laufe der Zeit er-
staunliche Fähigkeiten entwickelt haben –
und wir mehr Gemeinsamkeiten haben, als
man denkt.
Schimpansen schneiden bei einigen
Wir alle gehören zur Gruppe der Primaten. Tests ähnlich ab wie Siebenjährige,
Dazu zählen Menschen, die Großen Men-
schenaffen Gorillas, Schimpansen, Orang-
Orang-Utans paddeln im Boot übers
Utans und Bonobos und andere Affenarten Wasser, und Gorillas treffen
wie etwa Paviane. Insgesamt gibt es rund wohlüberlegte Entscheidungen. Was
520 beschriebene Arten. Eine ist faszinieren-
der als die andere, und wir teilen mehr als unterscheidet uns eigentlich?
nur körperliche Merkmale. Verschiedene Stu-
dien haben gezeigt, dass Schimpansen und
Menschen über sehr ähnliche Erbinformatio-
nen verfügen. Das bedeutet: Mit keinem an-
deren Tier sind wir enger verwandt.
Um zu verstehen, warum wir uns ähneln,
muss man in der Geschichte rund sieben Mil-
lionen Jahre zurückgehen. In Ostafrika lebte
damals ein behaartes Wesen, etwa anderthalb
Meter hoch, mit vergleichsweise großem Ge-
hirn – der gemeinsame Vorfahre von Mensch
und Schimpanse. Bei mehreren Ausgrabun-
gen wurden Fossilien dieses Affenmenschen
entdeckt. Der Mensch stammt also nicht nur
vom Affen ab – er ist selbst einer.
Forscher und Forscherinnen haben belegt,
dass Affen etwas tun, das man Tieren lange
Zeit nicht zugetraut hat: Sie nutzen Werk-
zeuge und können sie auch selbst herstellen.
Orang-Utans etwa holen aus dem, was der
Urwald ihnen zur Verfügung stellt, das meiste
heraus. Aus Ästen und Blättern schaffen sie
sich Werkzeuge, die ihnen das Leben leichter
machen. Sie nutzen Äste als Fliegenklatsche,
schützen ihre Hände mit Blättern, wenn sie
stachelige Früchte umhertragen,
und basteln Regenschirme aus
großen Blättern. Leben sie in der
Nähe von Menschen und beobach-

30 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 Unsere nächsten Verwandten:
Schimpanse, Orang-Utan, Bonobo
und Gorilla haben erstaunliche
Fähigkeiten. Sie merken sich ihre
Lieblingsbäume, bauen Regen-
schirme, erkennen ihr Spiegelbild
und nutzen Werkzeuge.
Orang-Utans lernen
durch Zusehen: Auf Borneo
beobachteten sie boot-
fahrende Menschen – und
konnten es bald selbst.

Der Bonobo Kanzi lebt in den
USA in einem Forschungs-
zentrum. Dort lernte er, sich mit
Zeichensprache zu verständigen
und Feuer zu machen.
Auch in der Wildnis
nutzen Schimpansen
geschickt Werkzeuge:
Harte Nüsse knacken
sie mit Steinen.
Termiten sind köstlich, aber schwie-
rig zu kriegen. Der Affe steckt ein
Stöckchen in den Bau und zieht die
darauf laufenden Termiten heraus.
ten sie unser Verhalten, lernen sie gar, mit einem
Boot zu paddeln und einen Hammer zu benutzen.
Orang-Utans sind so intelligent, dass sie noch
einen Schritt weiter gehen: Sie scheinen im Voraus
zu planen. Forscherteams beobachteten, wie Bo-
nobos und Orang-Utans nützliche Werkzeuge
aufbewahrten, die sie später bei der Suche nach
Nahrung noch gebrauchen konnten. Das war eine
große Entdeckung. Zuvor dachte man, dass nur
Menschen fähig wären zu planen und abzusehen,
was in der Zukunft passieren könnte.
Menschenaffen haben ein großes Gehirn und et-
was, das Primaten von vielen anderen Lebewesen
unterscheidet: ein exzellentes Gedächtnis.
Bei einem Experiment mit Schimpansen wurde
Futter in einer undurchsichtigen Box versteckt. Um
an das Futter zu kommen, mussten sich
die Schimpansen merken, welche
Boxen sie bereits ausgewählt
hatten und welche schon leer
waren. Die Schimpansen
erinnerten sich an mindes-
tens vier Boxen, ein jun-
ger Schimpanse sogar an
sieben.
Die Studie zeigt, dass
Schimpansen ähnlich wie
Menschen ein Arbeits-
gedächtnis besitzen. Das
bedeutet, sie können sich
erinnern, welche Schritte not-
wendig sind und in welcher
Reihenfolge etwas passieren muss,
um etwas zu erreichen. Das läuft so ab: Die Schim-
pansen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste
benutzen Hammer und Amboss, um verschiedene
Arten von Nüssen zu knacken. Erster Schritt: Nüs-
se einsammeln und ablegen. Zweiter Schritt: einen
passenden Knüppel herbeischaffen. Drittens: mit
Knüppel und Nuss einen harten Untergrund
suchen. Viertens: mit gezielten Schlägen die Nuss
knacken.
Um an Honig zu kommen, gehen Schimpansen
noch geschickter vor: Sie brechen erst das Bienen-
nest mit dicken, stumpfen Stöcken auf, wechseln
zu dünnen Stöckchen, um die Waben zu öffnen.
Dann schöpfen sie Honig mit einem breiten Rin-
denstück genau wie mit einem Löffel heraus.
Ihr Arbeitsgedächtnis, so haben Forschende
herausgefunden, unterscheidet sich dabei kaum
von dem des Menschen. In einigen Studien
schnitten Schimpansen ähnlich ab wie
siebenjährige Kinder.
Den Umgang mit Werkzeug lernen
die Schimpansen von klein auf. Bis sie
33
Dein SPIEGEL 04 | 2021
ihn jedoch beherrschen, dauert es mehrere
Jahre. Dreijährige Affen starten mit dem Ham-
mer der Mutter ihre ersten Nussknacker-Ver-
suche. Diese Technik ist Tausende Jahre alt.
Ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts ent-
deckte in Westafrika eine rund 4300 Jahre alte
Affen-Nussknacker-Station. Das Erstaunliche:
Die Werkzeuge ähneln denen, die Menschen

WAS AFFEN
in der Steinzeit nutzten.
Doch wenn Mensch und Affe einander
so stark gleichen: Warum schreiben dann SCHAFFEN
wir über sie – und nicht sie über uns?
Uns trennt ein entscheidender Faktor: UND
die Sprache. Menschenaffen und andere PRIMATEN
Affen können kommunizieren – jedoch nur
über überlebenswichtige Dinge. Einer der
STARTEN ORANG-UTAN
wichtigsten Rufe ist die Warnung vor einer Wie schlau diese Tiere sind, haben Forschende lange
unterschätzt. Ein Grund: Im Gegensatz zu Schimpansen
Bedrohung. Sichtet ein Affe einen Leoparden, saßen erwachsene Orang-Utans in ihrem Zoo-Gehege dumpf
kann ein Ruf nach Verstärkung zwischen Le- herum, deckten sich mit Holzwolle zu, suchten kaum Kontakt und hatten
ben und Tod entscheiden. offenbar keine Lust dazu, bei Versuchen der Wissenschaftlerinnen und Wis-
Eine Unterhaltung jedoch, ein Austausch senschaftler mitzumachen. Das werteten die als Zeichen mangelnder Intel-
ligenz. Dabei ist das eigentlich ganz schön schlau: Warum mitmachen, wenn
von Argumenten, Small Talk – all das gibt es man keine Lust hat und lieber gemütlich unter Holzwolle sitzen will? Orang-
in der Welt der Affen nicht. Menschen dagegen Utans sind Einzelgänger und haben, anders als Schimpansen, offenbar nicht
können über Dinge sprechen, schreiben oder so viel Lust auf Kontakt, auch nicht mit den Forschern. Nur Jungtiere sind
bereit, bei Experimenten mitzumachen. Auch in freier Wildbahn machen sie es
gebärden, die nicht unmittelbar zu sehen sind. sich gern bequem, zumindest nachts: Jeden Abend überlegen sich Orang-
Sie können lernen und ihre Fortschritte abspei- Utans, in welchem Baum sie schlafen möchten. Dann bauen sie sich dort ein
chern. So kann jede Generation auf das auf- Nest, manchmal nutzen sie ein früher gebautes. Einige Orang-Utans decken
bauen, was die Generation vor ihr entwickelt sich mit Blättern und Ästen zu oder fertigen daraus ein Kissen.
und gelernt hat.
Das beste Beispiel: Vor sehr, sehr langer Zeit
entdeckten unsere Vorfahren, dass Samen
zu neuen Pflanzen wachsen, wenn man sie
in die Erde steckt. Das Wissen wurde an die
Nachkommen weitergegeben. Die stellten
dann fest, dass man durch Bewässerung noch
bessere Ernten erzielt. Und irgendwann später
konnte man durch Ackerbau ganze Gemein-
schaften ernähren.
Bei Affen funktioniert die Weitergabe von
Wissen anders. Wenn ein Affe etwas macht,
lernen die anderen es nur dann, wenn sie dabei
zuschauen. Menschen bauen auf das Wissen
auf, das vor ihnen entwickelt wurde. Aus der
Erfindung des Rades wurden so unzählige Ma-
schinen. Bei Affen findet diese Weiterentwick-
lung nicht statt.
Was genau passiert ist, als sich Mensch und
Affe in unterschiedliche Richtungen entwickelt
haben, weiß man nicht. Möglicherweise war es
nur Zufall: Wäre vor sieben Millionen Jahren JAVANERAFFE
irgendeine Kleinigkeit anders gekommen, wür- Javaneraffen werden häufig bei Tierversuchen eingesetzt. An ihnen testen
den wir heute vielleicht nicht im Forschende zum Beispiel Medikamente. Tierversuche sind oft mit großem Leid
verbunden, deshalb gibt es viele Menschen, die strikt dagegen sind. Es wird
Zeitalter des Menschen leben, son- darüber gestritten, welche Versuche an Tieren wirklich nötig sind und welche
dern auf dem Planeten der Affen. nicht. Aber es stimmt auch, dass es wahrscheinlich ohne Tierversuche viele
Antonia Bauer Medikamente, die schlimme Krankheiten heilen können, nicht gäbe. Übrigens:
Zhong Zhong und Hua Hua sind zwei besonders bekannte Javaneraffen. Sie wa-
ren vor drei Jahren die ersten geklonten Primaten der Welt. Ein Klon ist die Ko-

34 Dein SPIEGEL 04 | 2021 pie eines Lebewesens. Chinesische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen
experimentierten jahrelang, bis Zhong Zhong und Hua Hua geboren wurden.
 MANDRILL
Ein Mandrill ist von hinten und von vorn hervorragend
zu erkennen: Er leuchtet von beiden Seiten rot-blau.
Vorn gibt es noch einen gelblichen Bart dazu, fertig ist
die Primärfarben-Palette. Der Mandrill gehört damit
zu den buntesten Säugetieren, und das, obwohl den
restlichen Körper ein olivbraunes Fell bedeckt.
Ist der Mandrill aufgeregt, leuchten die Farben am
Hintern sogar noch stärker. Wie bei vielen Tierarten
sind die Männchen farbenfroher als die Weibchen.
 NASENAFFE
Wofür männliche Nasenaffen bekannt sind, sieht man sofort: für ihre riesengroße Nase. Besonders
gut riechen können sie damit nicht, aber die Nase verstärkt die Laute der Tiere. Und sie beeindruckt
die Weibchen. Die haben zwar auch vergleichsweise große Nasen, aber eben nicht soooo große.
Je älter die Nasenaffen werden, desto länger wird die Nase. Das soll bei Menschen übrigens auch so
sein. Ein Institut in der Schweiz hat herausgefunden, dass die Nase von 97 Jahre alten Menschen
durchschnittlich 0,8 Zentimeter länger ist als die von 30-Jährigen. Das liegt nicht daran, dass die Nase
wächst, sondern daran, dass das Gewebe schlaffer wird. Nasenaffen sind gute Schwimmer,
allerdings nicht, weil die Nase ihnen wie ein Schlauchboot Auftrieb gäbe. Sie haben Schwimmhäute
zwischen Fingern und Zehen und paddeln damit sogar Krokodilen davon.

BERTHE-MAUSMAKI
Ein Berthe-Mausmaki misst ohne Schwanz nur etwa zehn Zentimeter, das
ist knapp halb so lang wie die untere Kante dieses »Dein SPIEGEL«-Hefts.
Berthe-Mausmakis sind die kleinsten bekannten Primaten. Sie leben auf
der Insel Madagaskar im Indischen Ozean. Madagaskar ist eine besondere
Insel, die meisten Tier- und Pflanzenarten, die es dort gibt, gibt es nirgend-
wo anders. So wie die Berthe-Mausmakis. Sie sind eine von 107 Lemuren-
Arten auf Madagaskar. 103 davon sind vom Aussterben bedroht, auch der
Berthe-Mausmaki ist stark gefährdet. Hauptsächlich weil Menschen den
Lebensraum der Tiere immer weiter zerstören.
BRÜLLAFFE
Brüllaffen gehören zu den lautesten Tierarten der Welt. Wenn sie los-
legen, können sie lauter werden als eine Kreissäge. Das Brüllen klingt ein
bisschen wie Rülpsen, nur eben sehr, sehr laut. Wer sich das anhören
möchte, kann sich dieses Video von einem Bolivianischen Brüllaffen auf
SPIEGEL.de anschauen: https://tinyurl.com/y5ydwqk3. Brüllaffen leben
in Gruppen. Forschende fanden heraus, dass die Brüll-Tonlage der männ-
lichen Tiere etwas über die Größe ihrer Hoden aussagt. Wer besonders
tief und eindrucksvoll brüllt, hat kleinere. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler vermuten, dass das mit den Gruppen zusammenhängt,
in denen die Brüllaffen-Arten leben. Bei manchen Arten lebt ein Männ-
chen mit mehreren Weibchen zusammen. Sie brüllen imposanter und
haben kleinere Hoden. Bei Arten, in denen mehrere Männchen mit mehre-
ren Weibchen zusammenleben, brüllen die Männchen zwar weniger
eindrucksvoll, haben aber größere Hoden und sind deshalb fruchtbarer.
Alexandra Klaußner
IMMER
WENIGER PLATZ
FÜR AFFEN
Auf der Erde gibt es immer weniger Menschenaffen.
Das liegt vor allem daran, dass der Lebensraum der
Primaten zunehmend kleiner wird. Forschende des
Max-Planck-Instituts haben herausgefunden, dass
Schimpansen, Gorillas und Bonobos in Afrika in den
vergangenen 20 Jahren mehr als 200 000 Quadrat-
kilometer ihrer natürlichen Umgebung verloren haben.
Das ist so, als würde die Fläche von vier Fußballfel-
dern verloren gehen – pro Tag. Auch der Lebensraum
der Orang-Utans in Asien ist geschrumpft. Seit 1973
hat er sich fast halbiert. Schuld an dieser Entwicklung
sind wir Menschen. In großen Teilen Afrikas und
Asiens werden Wälder abgeholzt, um mehr Platz für
Viehzucht oder Ackerland zu schaffen. Oft werden
die gerodeten Flächen aber auch dafür genutzt,
Rohstoffe für Industrieländer wie Deutschland anzu-
bauen. So werden enorme Mengen Regenwald zer-
stört, um Platz für den Anbau von Palmöl zu schaffen.
Das ist ein Pflanzenöl, das hier in Deutschland in je-
dem zweiten Supermarkt-Produkt enthalten ist, zum
Beispiel in Brotaufstrichen oder Süßigkeiten. Außer-
dem stellen die Menschen aus dem Holz von gefällten
Tropenbäumen Terrassenböden oder Möbel her, die
in wohlhabenden Ländern sehr beliebt sind.
Für die Primaten und viele andere Tiere bedeutet all
das den Verlust ihres Lebensraums. Um zu verhindern,
dass die Menschenaffen irgendwann gar keinen
natürlichen Platz mehr zum Leben haben, setzen sich
Umweltorganisationen für den Schutz der tropischen
Wälder ein. Sie bemühen sich zum Beispiel darum,
dass Waldgebiete zu Nationalparks erklärt werden. In
einem solchen Schutzgebiet dürfen Menschen nicht
in die Natur eingreifen. Das allein wird aber kaum
reichen. Um Gorillas und Orang-Utans vor dem Aus-
sterben zu bewahren, müssten sich auch die Mächti-
gen aus Politik und Wirtschaft überlegen, wie sie die
Lebensräume der Menschenaffen
besser schützen wollen.
Pelle Kohrs
Zwei Orang-Utans hangeln
in Bäumen. Die Primaten
leben in Südostasien. Seit
dem Jahr 1973 hat sich ihr
Lebensraum fast halbiert.
37
 Mit Abstand: Zwei Mitglieder
aus dem Team von Tobias Deschner
beobachten Schimpansen, die
sich hoch oben in den Bäumen
verstecken.

Tobias Deschner, 53, hat einen

tollen Job: Schimpansen-Forscher.
Seit 23 Jahren verbringt er regelmäßig
viel Zeit im afrikanischen Dschungel,
um die Tiere zu beobachten.

»Dein SPIEGEL«: Wie wird man Schim-
pansen-Forscher?
Tobias Deschner: Als Kind las ich die Bücher
des berühmten Tierforschers Bernhard
Grzimek. Tiere beobachten, sie erforschen, das
wollte ich auch. Ich habe Biologie studiert
und meine Abschlussarbeit über Affen an
der Elfenbeinküste geschrieben. So fing alles
an. Seitdem bin ich immer wieder in Afrika.
Wo ist Ihr jetziger Arbeitsplatz?
Im Loango-Nationalpark. Der liegt in Gabun,
einem wunderschönen Land an der afrika-
nischen Atlantikküste. Dort gibt es Berge,
Savanne, Urwälder. In ganz Gabun leben nur
zwei Millionen Menschen, weniger als in Ber-
lin. Es gibt viel unberührte Natur. Ich fahre
zweimal im Jahr für mehrere Monate dorthin,
lebe im Forschungscamp und suche jeden
Tag im Dschungel die Schimpansen.
Erkennen und begrüßen die Tiere Sie?
Nein, sie ignorieren uns. Daran haben wir
jahrelang gearbeitet.
Das müssen Sie erklären!
Die Schimpansen sind habituiert: Sie dulden
unsere Nähe, nehmen aber meistens nicht
weiter Notiz von uns. Normalerweise su-
chen Affen das Weite, wenn Menschen sich
nähern. Zum Glück, denn viele haben nichts
Gutes im Sinn. Wilderer machen Jagd auf
Affen, mancherorts werden sie auch geges-
sen. Forschungsprojekte wie das in Loango
sind aufwendig, weil es mindestens fünf
Jahre dauert, bis die Tiere habituiert sind.
Und wie habituiert man sie?
Tja, man sucht die Tiere im Wald, hofft,
ihnen nahezukommen, und wenn sie ab-
hauen, läuft man mit etwas Abstand hinter-
her. Das ist anstrengend. Im Dschungel
ist es heiß, feucht, und wir Menschen auf
unseren zwei Beinen sind ungeschickt,
stolpern über Baumwurzeln, kommen nicht
gut voran. Schimpansen können sich in
einem Affenzahn behänd durch die Baum-
wipfel schwingen, und auch am Boden
sind sie viel schneller als wir. Rasch hat
man sie aus den Augen verloren, steht
erschöpft im Dickicht des Dschungels und
muss die Suche von vorn beginnen. So
macht man das Tag für Tag, viele Jahre lang.
Erst wenn die Tiere gelernt haben, dass
man keine Gefahr für sie ist, beginnt die
richtige Forschung. Man braucht also sehr
viel Durchhaltevermögen.
Warum halten Sie weiterhin Abstand von
den Tieren, auch wenn diese keine Angst
mehr haben?
Man darf sich nicht mit ihnen anfreunden.
Erstens wollen wir ihr natürliches Verhalten
untersuchen und nicht, wie sie auf uns
reagieren. Wir wollen ihnen nicht irgendwel-
che Tricks beibringen. Zweitens sind Schim-
pansen sehr viel stärker als Menschen. Das
ahnen sie nicht, weil wir deutlich größer
sind, das ist unser Vorteil. Aber wenn junge
Schimpansen-Männchen Rangkämpfe aus-
tragen wollten und angreifen würden, hätten
wir keine Chance. Drittens, und das ist der
wichtigste Grund, ist unsere Nähe eine Ge-
fahr für die Tiere.
Sie als Forscher sind gefährlich für die
Schimpansen?
Wir könnten Krankheiten übertragen.
Schimpansen sind Menschen so ähnlich,

38 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 Mit Ausblick: Das Forschungscamp liegt
in der Savanne, am Rande des Waldes.
Das Max-Planck-Institut für evolutionäre
Anthropologie und die Universität Osna-
brück sind die Auftraggeber des Projekts.
Die Proben und Daten, die die Forscher
sammeln, werden dort untersucht.

»IM DSCHUNGEL
TRAGEN WIR MASKE«
dass wir sie ganz leicht anstecken können,
zum Beispiel mit Erkältungsviren.
Wieso ist ein Schnupfen für Schimpansen
so schlimm?
Er kann tödlich sein! Das Immunsystem der
Affen kennt die Viren nicht, kann sie nicht
abwehren. Schnupfen kann ganze Schim-
pansen-Familien auslöschen. Leider ist das
auch schon bei anderen Forschungsprojek-
ten passiert.
Welche Vorsichtsmaßnahmen treffen Sie?
Wir halten Abstand von mindestens acht
Metern, wir tragen Gesichtsmasken im
Dschungel. Wir spucken dort niemals auf
den Boden, um keine Keime zu hinterlassen.
Wir desinfizieren uns regelmäßig die Hände,
und wir tragen spezielle Kleidung, die aus-
schließlich für die Arbeit im Dschungel ge-
dacht ist. Zwischen den Einsätzen wird alles
draußen vor dem Camp gelüftet.
Das Camp ist nicht im Dschungel?
Nein, am Waldrand. Dort essen und schlafen
wir, sortieren Proben und übertragen
die Daten in Computer, die wir tagsüber im
Dschungel gesammelt haben.
Was sammeln Sie genau?
Wir beobachten, was und wie die Tiere
essen, wie sie spielen, wer in der Gruppe gut
oder schlecht miteinander auskommt.
Das filmen und notieren wir. Die Proben sind
vor allem die Hinterlassenschaften der
Schimpansen: Kot und Urin.
Das klingt ein bisschen eklig.
Ach, wenn man den ganzen Tag bei extremer
Hitze durch den Urwald stapft, duftet man
selbst auch nicht besonders gut. Im Ernst:
Das geht schon. Wir tragen Handschuhe und
tun die Proben ja in verschließbare Gefäße.
Das stinkt nicht.
Was finden Sie anhand der Proben
heraus?
In Kot und Urin gibt es genetische Spuren.
Damit können wir zum Beispiel die Ver-
wandtschaftsbeziehungen feststellen. Wir
finden darin auch Viren und Bakterien.
So wissen wir, ob die Tiere krank sind. Und
wir können anhand der Proben etwas über
den Hormon-Haushalt der Schimpansen
lernen. Das sagt uns zum Beispiel, welche
Tiere der Gruppe gestresst sind.
Was wollen Sie noch herausfinden?
Das Verhalten der Tiere ist für uns am span-
nendsten. Unsere wichtigste Forschungs-
frage ist: Haben Menschenaffen eigene Kul-
turen? Wir kennen ja kulturelle Traditionen,
die bei Menschen in Bayern anders sind
als bei Leuten in Sachsen. Schimpansen
sind so hoch entwickelt, dass auch sie eige-
ne Bräuche haben, die sich von Population
zu Population unterscheiden. Unsere Affen
in Loango zum Beispiel essen Schildkröten,
deren Panzer sie an Bäumen knacken.
Und sie suchen mit Stöcken im Boden nach
Honig-Nestern von Erdbienen.
Das machen Schimpansen nirgendwo
anders?
Richtig. Das heißt: Wenn Populationen
von Menschenaffen sterben, sterben ganze
Kulturen aus. Nicht »nur« ein paar Tiere.
Seit ich angefangen habe zu forschen,
ist die Zahl der wild lebenden Schimpan-
sen von etwa einer Million auf nur noch
130 000 Exemplare geschrumpft. Sie sind
von der Ausrottung bedroht.
Interview: Claudia Beckschebe

Dein SPIEGEL 04 | 2021

39
 DEUTSCHLAND
STEHT AUF DER
LEITUNG
Ruckelnde Bilder, verzerrte
Stimmen, lange Lade-
zeiten – langsames Inter-
net kann richtig nervig
sein. In anderen Ländern ist
die Verbindung viel
schneller. Woran liegt das?
Glasfaserkabel
Kupferkabel
Haushalte in
Deutschland sind
durch unterirdische
Kabel an das Inter- Koaxialkabel
net angeschlossen.
Mit Kupferkabeln ist die Ver-
bindung am langsamsten. Etwas
schneller geht es mit Koaxial-
kabeln. Besonders fix kommen
die Internetdaten per Glasfaser-
kabel auf dem Computer an.
40 Dein SPIEGEL 04 | 2021
U
m 7.30 Uhr klingelt
bei Jakob zu Hause
der Wecker. Der
13-Jährige frühstückt dann
etwas und setzt sich wenig
später vor seinen Computer.
Wegen Corona wird Jakob
per Videokonferenz unterrichtet.
»Aber nur, wenn das Internet mit-
macht«, sagt Jakob, der in die 7. Klas-
se geht und mit seiner Familie in
München wohnt. »Es ist total langsam
bei uns.«
Das Internet bei Jakob ist sogar so
schlecht, dass er manchmal gar nicht
am Homeschooling teilnehmen kann.
»Im Video-Chat friert das Bild auf mei-
nem Computer ständig ein«, erzählt
er. »Dann kann ich auch nicht mehr
verstehen, was meine Lehrer sagen.«
Jakobs Brüder und Schwestern haben
das gleiche Problem. Auch sie sitzen
zu Hause im Online-Unterricht. Und
auch auf ihren Computern fällt oft das
Internet aus. »Wir starten dann immer
den Router neu«, erzählt Jakob. »Da-
nach geht meistens alles wieder. Aber
langsam ist es immer noch.«
So wie Jakob und seiner Familie
geht es vielen Menschen in Deutsch-
land. Dabei ist eine gute Verbindung
gerade heute wichtig, da vie-
le von zu Hause aus arbei-
ten und lernen müssen. Vor
allem in ländlichen Regio-
nen ist das Internet richtig
langsam. Aber auch in vielen
Städten könnte es weitaus bes-
ser sein. Das zeigt ein weltweiter
Vergleich: 33 Länder haben eine deut-
lich schnellere Verbindung als Deutsch-
land. 18 davon liegen in Europa.
Dass das Netz in Deutschland so
schlecht ist, liegt an den Kabeln unter
der Erde. Alle Haushalte sind mit
einem unterirdischen Kabel an einen
Verteilerkasten angeschlossen. Das
sind die grauen oder weißen Boxen,
die meistens irgendwo an der Straße
stehen. Sie sind auch mit dem Internet
verbunden und leiten die Daten so bis
zu den Menschen nach Hause.
Wie schnell das geht, hängt davon
ab, was für eine Art Kabel unter der
Erde liegt. Es gibt drei verschiedene:
Kupferkabel, Koaxialkabel und Glas-
faserkabel. Der Anschluss per Kupfer-
kabel ist die älteste Methode. Mit ihr
brauchen die Daten sehr lange, bis sie
auf dem Computer ankommen. Mit
Koaxialkabeln geht es schon schneller.
Sie wurden ursprünglich für das Ka-
belfernsehen genutzt. Die modernste Anbin- Weil in dem Dorf
dung ist aber durch Glasfaserkabel möglich. Weetzen das
Internet so lang-
Die können die Internetdaten per Licht über- sam war, taten
tragen, das funktioniert am besten und ist sich die Anwoh-
ganz besonders schnell. ner zusammen.
Gut vorstellen kann man sich das anhand In riesigen Buch-
staben malten
eines Autofahrers, der entweder auf einem sie »Wir brau-
Feldweg (Kupferkabel), einer Landstraße chen schnelles
(Koaxialkabel) oder auf der Autobahn (Glas- Internet« auf die
Straße. Die Tele-
faser) fährt. Auf dem Feldweg dauert die kom reagierte
Fahrt zu seinem Ziel länger als auf der Auto- und versprach
bahn. So ist es auch mit den Internetdaten. eine bessere An-
Was das Internet angeht, fahren die meis- bindung.
ten Deutschen auf dem Feldweg. Sieben von
zehn Internetanschlüssen bestehen aus Kup-
ferkabeln. Auch die Familie von Jakob ist auf
diese Weise mit dem Netz verbunden. Auf
der Internet-Autobahn ist dagegen kaum je-
mand unterwegs: Nur einer von 20 Anschlüs-
sen in Deutschland besteht aus Glasfaser. In
anderen Ländern wie Schweden, Spanien
oder Dänemark sind es deutlich mehr.
Dass es in Deutschland noch so viele Kup-
ferkabel gibt, liegt an der Bundesregierung.
Vor 40 Jahren sollten die alten Leitungen
eigentlich durch Glasfaser ersetzt werden.
Dann hätten die Menschen damals besser
telefonieren können und ein schärferes Bild
auf ihrem Fernseher gehabt. Aus diesem Plan
wurde aber nichts. Der Regierung waren die
Glasfaserkabel zu teuer. Sie ließ lieber weiter-
hin überall die billigeren Kupferkabel und
außerdem Koaxialkabel verlegen.
Auch die Bundesregierung unter Angela Ein Techniker überprüft die
Merkel hat noch viel zu lange an Kupferka- Anschlüsse an einem Ver-
beln festgehalten. Einem großen Anbieter wie teilerkasten (oben). Diese
grauen oder weißen Kästen
der Telekom genehmigte sie selbst vor weni- stehen meistens irgendwo
gen Jahren noch, weiter damit zu arbeiten. an der Straße. Über ein Kabel
Besser wäre es gewesen, den Boden aufzu- unter der Erde leiten sie die
Internetdaten bis zu den
reißen und alle Kupferkabel durch Glasfaser- Haushalten weiter. Die Kabel
kabel zu ersetzen. Andere Länder haben das werden allerdings nicht
schon vor vielen Jahren gemacht. Die Politik einfach vergraben, sondern
in Deutschland hat aber zu spät erkannt, dass befinden sich in sogenann-
ten Leerrohren (rechts). Die
dieses Vorgehen am klügsten gewesen wäre. schützen sie vor Schäden.
Und genau dafür wird sie oft kritisiert.
Immerhin: Die Bundesregierung möchte
jetzt etwas ändern. In den nächsten vier Jah- Die Leerrohre und Kabel
ren sollen alle Haushalte in Deutschland die unter die Erde zu be-
Möglichkeit für schnelles Internet bekom- kommen ist gar nicht so
men. Ob dieses Versprechen gehalten werden einfach. Dafür müssen
Bauarbeitende nämlich
kann, steht aber noch nicht fest. Es kann also ganz schön tief buddeln.
sein, dass der 13-jährige Jakob aus München Mindestens einen halben
und viele andere Menschen noch lange auf Meter, damit Bodenfrost
die Leitungen nicht
eine bessere Verbindung warten müssen. mehr beschädigen kann.
Pelle Kohrs

Dein SPIEGEL 04 | 2021

41
»MIT HAIEN
SOLLTE MAN
BLICKKONTAKT
HALTEN«
Wer am Meer steht, sieht nur
die Wasseroberfläche. Darun-
ter verbirgt sich jedoch eine
faszinierende Welt. Der Unter-
wasser-Fotograf Tobias Friedrich,
39, zeigt, wie es dort aussieht, wo
Buckelwale, Orkas und Haie leben.
»Dein SPIEGEL«: Wie würden Sie das Leben
unter Wasser beschreiben?
Tobias Friedrich: Man taucht in eine völlig an-
dere Welt ein. Ich war in Eismeeren in Grönland
und an Korallenriffen in Französisch-Polyne-
sien – alle Meere der Welt sind völlig unter-
schiedlich und haben eigene Lebewesen. Es gibt
die erstaunlichsten Kreaturen unter Wasser:
gigantische Wale, aber auch kleine, unbekannte
Wesen.
Was braucht man, um unter Wasser Fotos
zu machen?
Gar nicht so viel: eine Taucherausrüstung und Hi, Hai: Hochsee-Weißflos-
eine Kamera in einem Unterwassergehäuse. senhaie gelten als neugierig
Damit die Kamera nicht wegschwimmt, sichere und kommen Tauchern sehr
ich sie mit einem Karabinerhaken an meiner nahe. Das kann extrem ge-
fährlich werden – wenn man
Taucherweste. Wenn ich tiefer tauche, nehme ich sich nicht an die Regeln hält.
einen Blitz mit, weil die Farben im Wasser we-
niger sichtbar sind. Außerdem habe ich Druckfla-
schen mit Luft dabei. An ihnen ist ein Schlauch
mit einem Mundstück befestigt, durch das ich
atmen kann. Damit habe ich etwa eine Stunde
Zeit, um unter Wasser Bilder zu schießen.
Wie findet das ein Wal, wenn Sie mit einer
Kamera neben ihm schwimmen?
Ich habe einmal einen Buckelwal in einer Bucht
an der Arabischen Halbinsel vom Boot aus be-
merkt. Ich bin ins Wasser geglitten, habe mich
aber nicht genähert und nur auf ihn gewartet. Er
war neugierig, wollte spielen und zog immer
engere Kreise um mich. Schließlich war er dann so
dicht bei mir, dass er mir einen Schlag mit seiner
Flosse verpasst hat. Das war wahrscheinlich nur
aus Spieltrieb, zeigt aber, dass alle Lebewesen
am besten mit Abstand betrachtet werden.

42 Dein SPIEGEL 04 | 2021

Unter der Wasserober-
fläche gibt es Lebe-
wesen in fantastischen
Farben. Das Auge
eines Papageienfischs
schillert in Rot- und
Blautönen (links).
Er wünschte wohl, die
Kamera wäre ein Fisch:
Der Südafrikanische
Seebär schwimmt auf
den Fotografen zu
und zeigt sein beeindru-
ckendes Maul (rechts).

Meeresschildkröten
nutzen ihre breiten Bei-
ne als Paddel, um sich
im Wasser fortzube-
wegen (ganz rechts).
im Meer gibt es Seestern und Tintenfisch zei-
unglaubliche Wel- gen unter Wasser tolle Farben.
ten zu entdecken. Der Kalmar ist auch als Glitzer-
Das Schiff sank Tintenfisch bekannt – bei dem
vor 40 Jahren, es Foto unten wird klar, warum.
wird nun von Fi- Mehr Bilder gibt es in Tobias
schen wie dieser Friedrichs Buch »Geheimnis-
Riesenmuräne volle Schönheiten: Meeres-
bewohnt (oben). bewohner im Dunkeln«.
Der Buckelwal ist rund
14 Meter lang und
30 Tonnen schwer. Das
Tier kam Tobias Friedrich
so nahe, dass es ihn
mit der Flosse erwischte.

So sieht ein Eisberg von
unten aus. In den eisigen
Gewässern vor Grönland fin-
det Tobias eine Gelbe Haar-
qualle – sie wird wegen ihrer
orangeroten Farbe auch Lö-
wenmähnen-Qualle genannt.
Was haben Sie dann gemacht?
Der Buckelwal wog etwa 30 Tonnen,
ich nur 90 Kilogramm – er war also
rund 300-mal größer und schwerer. Ich bin
aufgetaucht und wieder ins Boot gestiegen.
Als Unterwasser-Fotograf muss man den
Tieren Respekt entgegenbringen. Man
darf auf keinen Fall irgendetwas berühren.
Viele Tiere haben Stacheln, andere sind
giftig, und Lebewesen wie Haie wollen nicht
angefasst werden.
Wie verhält man sich gegenüber einem Hai?
Ganz ruhig. Man muss keine Angst haben.
Ich bin schon mit Hunderten Haien ge-
taucht, es gab keine einzige brenzlige Situa-
tion. Das Wichtigste ist, mit ihnen stets
Blickkontakt zu halten. Haie kommen einem
ganz nahe, denn sie wollen herausfinden,
was oder wen sie da vor sich haben. Sie be-
sitzen hervorragende Sinnesorgane, sehen
im Dunkeln und können Gerüche viel bes-
ser als wir Menschen wahrnehmen. Sie hö-
ren sehr gut und spüren, was sich im Wasser
bewegt. Ich bin auch schon mal von einem
Hai angestupst worden – das ist aber kein
aggressives, sondern nur ein neugieriges Ver-
halten. Der Mensch ist gefährlicher für den
Hai als der Hai für den Menschen. Es ist ein
Mythos, dass Haie von Menschenblut an-
gelockt würden, tatsächlich können sie nur
Fischblut riechen.
Was ist das Schwierigste daran, Bilder
unter Wasser zu knipsen?
Den richtigen Moment zu erwischen. Man
kann nicht planen, welchem Wesen man im
Wasser begegnet. Man kann einem Hai ja
nicht hinterherschwimmen, er ist natürlich
viel schneller als man selbst. Die Tiere müs-
sen von allein kommen.
Sie sind schon seit 20 Jahren im Wasser
unterwegs – wie haben sich die Meere in
dieser Zeit verändert?
Es gibt viel weniger Fische als früher. Viele
Korallen sind gestorben, und Haie wurden
für ihre Flossen getötet, der Bestand hat dra-
matisch abgenommen. Die Menge an Müll
dagegen hat furchtbar zugenommen. Das
Schlimme ist: Den Großteil des Mülls sieht
man unter Wasser nicht, weil er auf den
Meeresgrund absinkt und in der Tiefsee lan-
det. Wir werden diesen Müll nie wieder
sehen, aber er schadet dem Leben dort, und
letztendlich gelangt das Plastik über die
Nahrungskette wieder zu uns.
Interview: Antonia Bauer
Dein SPIEGEL 04 | 2021
45
 KINDER
GEGEN HEXEN
Vorgestellt von Jonna, 13, aus Rostock,
Bundessiegerin des Vorlesewettbewerbs 2020
Hexen reiten auf Besen, tragen einen spitzen Hut
und haben lange Nasen? Falsch gedacht! Die
Großmutter in diesem Comic-Buch erzählt ihrem
achtjährigen Enkel von Hexen, die ganz anders
sind als im Märchen. Sie haben lange Krallen an

GUT
den Fingern, blaue Spucke und keine Haare, son-
dern eine Glatze. Um sich zu tarnen, tragen sie

DURCHGE
Perücke und Handschuhe. Die Oma erklärt ihrem
Enkel aber auch, wie man die Hexen trotzdem er-
kennen kann. Wenig später kann der Junge diese
Information gut gebrauchen: Als er sich im Ur-
laub in den Festsaal eines Hotels schleicht, gerät
er mitten in ein Treffen aller Hexen Englands. Von
seinem Versteck aus belauscht er ihren Plan, die
Kinder des Landes in Mäuse zu verwandeln. Zu-
sammen mit seiner Oma versucht der Junge, das
zu verhindern. Pénélope Bagieu entführt die Lese-
rinnen und Leser in ein aufregendes Abenteuer,
das auf einem bekannten Roman von Roald Dahl
basiert. Die Cartoonistin stellt die Geschichte
des Briten in einem bunten Comic dar, in dem es
auf jeder Seite etwas zu
entdecken gibt. Das macht
»Hexen hexen« auch für
Lesemuffel interessant. Ein
spannendes und unterhalt-
sames Buch, das manchmal
richtig gruselig ist.
Pénélope Bagieu und
Roald Dahl: »Hexen hexen«.
Aus dem Französischen
von Silv Bannenberg.
Reprodukt; 24 Euro.
Ab 10 Jahren.

AUFBLASEN ANSTATT ABBLASEN

Konzerte sind wegen der Pandemie im Moment
schwer möglich. Zu viele Leute auf einem Hau-
fen. Die US-amerikanische Band The Flaming
Lips hat sich etwas ausgedacht, um doch vor
Leuten Musik machen zu können. Sie verpackt
die Zuschauer in Plastikkugeln. Deshalb sehen
die Fotos von den Konzerten aus wie eine Nah-
aufnahme von Froschlaich: kleine Punkte in
durchsichtigen Hüllen. In jede der 100 Blasen
dürfen bis zu drei Menschen steigen. Sie finden
dort unter anderem Wasser, einen kleinen
Ventilator und ein Schild, mit dem sie Bescheid
sagen können, wenn es zu warm wird oder je-
mand auf die Toilette muss. Außerdem gibt es
Lautsprecher, damit der Sound nicht durch die
Wand gedämpft wird. Damit die Musiker eben-
falls geschützt sind, spielen und singen auch
sie in Kugeln. Nach der Show sollen die Gäste
zum Ausgang rollen, einen Mund-Nasen-
Schutz aufsetzen und erst dann die Blase ver-
lassen. Auch in Deutschland wurden
bereits Musiker in Blasen ge-
steckt: Ein Künstler hatte sich
das überlegt – allerdings nur
für Fotos, nicht für ein richti-
ges Konzert mit Publikum.

46 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 Diese Mutter wirkt ein wenig ge-
nervt. Auf ihrem Arm hält sie Kannst du bitte
von meinen Füßen
ein Baby mit sehr großen Füßen. runtergehen?
Das Kind sieht seinem Vater zum
Verwechseln ähnlich. Aber was
sagt der dazu? Am besten gefiel
uns der Spruch von Lisa, 10, aus
München: »Kannst du bitte von
meinen Füßen runtergehen?«
Der zweite Platz geht an Casimir,

ZOGEN
13, aus Magdeburg. Seine Idee:
»Ganz die Mutter!« Ebenfalls
lustig fanden wir den Vorschlag
von Emilia, 10, aus Karlsruhe:
»Und das soll mein Sohn sein?«
Im Original-Cartoon vom Zeich-
ner Perscheidt sagt der Vater
übrigens: »Wenigstens die Füße UND NUN EINE
Benutzte Teebeutel landen meistens direkt im Müll. Aber
hat er von dir!«
NEUE AUFGABE:
nicht bei Ruby Silvious. Die in den USA lebende Künstlerin Der neue Cartoon kommt von
verwandelt die gebrauchten Beutel in kleine Gemälde. Mit Ralph Ruthe. Ein Mensch hält
Tinte und Wasserfarbe malt Silvious zum Beispiel Fische eine Kettensäge in den Händen.
oder Corona-Masken auf die Mini-Leinwände. Die Idee für Er steht auf einer Leiter direkt
diese ungewöhnliche Art des Malens kam Silvious, na vor einem Baum. Den scheint
klar, beim Teetrinken. Aber nicht alle Beutel eignen sich als das nicht zu stören, fröhlich
Leinwand. Die Blüten mancher Kamillentees würden näm- telefoniert er. Was er wohl zu
lich oft am Beutel festkleben, sagte Silvious in einem Inter- erzählen hat? Schickt uns eure
view mit dem US-Nachrichtensender CNN. Lieber verwen- Ideen bis zum 29. März an:
det sie Roibusch-Teebeutel. »Der hinterlässt wunderbare sprechblase@deinspiegel.de.
Flecken, und manchmal entstehen dabei Muster, die mich Denkt daran, dass ihr in der
inspirieren«, so die Künstlerin. Manche der Beutel-Kunst- Nachricht euren vollständigen
werke kann man online kaufen. Im Original kosten sie Namen, euer Alter und eure
zwischen 250 und 625 Euro. Ganz schön teuer für einen Adresse dazuschreibt. Sonst
benutzten Teebeutel. können wir euren Beitrag leider
nicht berücksichtigen. Zu gewin-
nen gibt es drei Ferdi-Brettchen.

Lied gesucht HÖR- Wissen per Podcast

Das ist was für Musiker und solche, die es werden
wollen: Bei dem Wettbewerb »Dein Song für EINE WELT!«
werden Songschreiber ab zehn Jahren gesucht. Die Aufgabe:
Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 25 Jahren sollen
ein Lied verfassen und singen, in dem es um Themen geht,
die die ganze Welt betreffen – zum Beispiel Menschenrech-
te, Klimawandel, Frieden oder Gerechtigkeit. Mitmachen
können einzelne Sänger, aber auch Bands oder Chöre. Eine
Jury entscheidet, wer in die nächste Runde kommt, über
die Gewinner stimmt dann das Publikum online ab. Es gibt
viele verschiedene Preise zu gewinnen, etwa dass ein
eigener Song professionell im Studio produziert wird und
auf einem Album erscheint. Einsendeschluss ist der 16. Juni,
mehr Infos gibt es unter: www.eineweltsong.de
TIPP
Es gibt einen neuen Podcast für Kinder:
»Wunderwigwam« ist eine Wissenssendung
des Senders hr2, in der es in jeder Folge um ein
spannendes Thema geht. Eine der ersten Epi-
soden dreht sich zum Beispiel um Masken –
nicht die zum Corona-Schutz, sondern solche
zum Verkleiden oder Verwandeln. Ein Masken-
bauer erzählt, wie Monstergesichter für Filme
hergestellt werden. Eine Wissenschaftlerin er-
klärt, was es mit geschnitzten Masken von Volks-
stämmen in Ozeanien auf sich hat und welche
magischen Fähigkeiten ihnen zugeschrieben wer-
den. Den Podcast mit allen Folgen gibt es auf
wunderwigwam.de oder in der ARD-Audiothek.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

47
SO WIRD EIN
BUCH ZUM

BESTSELLER
In Deutschland erscheinen jährlich
etwa 70 000 Bücher. Nur wenige davon
verkaufen sich tausendfach.
Was macht ein Buch erfolgreich?

P
ro Tag erscheinen rund 19o neue
Bücher. Wer jedes dieser Bücher
lesen wollte, bräuchte dafür
schon knapp sechs Wochen, und das,
wenn er ohne Pause 24 Stunden am
Tag, sieben Tage die Woche in flottem
Tempo lesen würde. Das wäre unmög-
lich. Und weil wir nicht jedes einzelne
Buch lesen können, müssen wir uns
entscheiden, welche Bücher wir kau-
fen oder ausleihen.
Nur wenige Bücher schaffen es, ein
Bestseller zu werden. Das ist ein eng-
lisches Wort und bedeutet, dass sich
ein Buch deutlich häufiger verkauft
als andere Bücher. Auf den sogenann-
ten Bestseller-Listen werden die Buch-
titel aufgelistet, die bei den Lesern in
der vorigen Woche oder im vergan-
genen Monat am beliebtesten waren
und daher am häufigsten gekauft wur-
den. »Harry Potter und der Halbblut-
prinz« wurde in den ersten 24 Stun-
den nach Erscheinen bereits rund
zehn Millionen Mal verkauft. Und
»Gregs Tagebuch 9 – Böse Falle!« ver-
kaufte sich schon in der ersten Woche
mehr als zwei Millionen Mal.
Zwei US-amerikanische Forscher
behaupten, das Rezept für einen per-
fekten Bestseller zu haben. Mithilfe
von Computerprogrammen haben sie
die Bücher auf den Bestseller-Listen
analysiert und Gemeinsamkeiten ge-
funden. Bestimmte Themen kamen
häufig vor, oder der Aufbau der Ge-
schichten ähnelte sich. Die Themen
»Tod«, »Schüler« und »mensch-
liche Nähe« gehören zu den
beliebtesten. Die Sätze in Es hat viele
Bestsellern sollten kurz Jahrhunderte gedauert,
und mit aktiven Verben bis die Bibel komplett war.
gebildet werden. Also Sie gilt mit der Übersetzung
lieber »Amira liest das in rund 700 Sprachen als
Buch« als »das
Buch wird von
» das am weitesten
verbreitete Buch.

48 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 Ein Buch ist
erst ein Buch, wenn es
mindestens 49 Seiten hat und
nicht regelmäßig erscheint. Laut
offizieller Definition muss es
außerdem der Öffentlichkeit zur
Verfügung stehen – ein
privates Tagebuch
ist also keins.

Es gibt nicht nur

Bestseller, sondern auch
Longseller. Das sind Bücher,
von denen im Monat zwar nicht
superviele verkauft werden – die
aber dauerhaft gefragt sind,
zum Beispiel »Der kleine
Prinz«, der seit Jahr-
zehnten in Buchhand-
lungen liegt.

» Amira gelesen«. In der Hand-
lung wechseln sich die guten
und schlechten Gefühle der Haupt-
figur am besten immer ab. Und die
Handlung sollte sich in drei Phasen
abspielen: Der Held oder die Hel-
din einer Geschichte wird in der ers-
ten Phase eingeführt, in der zweiten
stößt er oder sie auf Probleme und
in der dritten werden diese gelöst.
Acht von zehn der untersuchten
Bücher sind nach diesem Muster
geschrieben.
Klingt einfach. Da könnte man
doch jedes Buch vor der Veröffent-
lichung durch ein Computerpro-
gramm jagen. Und dann wissen alle
gleich, ob es ein Erfolg wird oder
nicht. So einfach ist es dann aber
nicht. Julia Bielenberg ist Chefin
des Kinder- und Jugendbuchverlags
Oetinger und sagt: »Wenn wir uns
nur auf Programme verlassen, die
uns sagen, was mal erfolgreich war,
gibt es ja nichts Neues mehr.« Und
das, was ein Buch spannend mache,
sei, eine neue Welt zu entdecken.
Natürlich gibt es trotzdem einige
Dinge, auf die ein Verlag ach-
tet, bevor er ein Buch heraus-
gibt. Die Geschichte muss ab
der ersten Seite fesseln und
Gefühle in den Lesern und
Leserinnen wecken. Ganz
wichtig findet Julia Bielenberg
auch, dass ein Buch nicht ver-
sucht, Kinder zu belehren und
ihnen von oben herab die Welt zu
erklären.
Besonders beliebt sind seit
Langem Abenteuergeschichten mit
magischen Elementen und Fantasy-
Bücher. Aber auch Themen, die
gerade in der Welt wichtig sind,
werden in Kinder- und Jugendbü-
chern verarbeitet. Seit zum Beispiel
Greta Thunberg die Klimabewe-
gung »Fridays for Future« ange-
stoßen hat, ist Umwelt ein großes
Thema in Büchern. Und auch im
Zuge von »Black Lives Matter«, der
Protestbewegung gegen Rassismus,
entstehen viele Bücher.
Ist nun das Thema eines Buches
spannend und relevant, geht es mit
50 Dein SPIEGEL 04 | 2021
WEITERE DINGE,
DIE DU NOCH
NICHT ÜBER
BÜCHER WUSSTEST
In der englischen Sprache gibt es einen
eigenen Ausdruck für den Geruch von Buch-
seiten: Bibliosmia.
Das war teuer: Microsoft-Gründer und
Milliardär Bill Gates bezahlte auf einer
Versteigerung 30,8 Millionen Dollar für das
Buch »Codex Leicester«.
Es handelt sich um ein 511 Jahre altes
Original des Künstlers und Erfinders
Leonardo da Vinci.
Die Corona-Pandemie hat Jugendliche zum
Lesen angeregt. Fast ein Viertel der 10- bis
19-Jährigen liest mehr als vor der Pandemie.
J. K. Rowling schickte ihr Manuskript
über den Zauberlehrling Harry an Dutzen-
de Verlage. Es wurde immer wieder
abgelehnt, und ihr wurde geraten, sich
eine andere Arbeit zu suchen: Man
könne von Kinderbüchern nicht leben.
Heute gehören ihre »Harry Potter«-
Bücher zu den erfolgreichsten Roma-
nen weltweit.
Ein Tagebuch wurde zu einem der be-
kanntesten Bücher der Welt, obwohl es
nicht zur Veröffentlichung gedacht war:
»Das Tagebuch der Anne Frank«. Darin
dokumentiert ein jüdisches Mädchen
die Zeit mit seiner Familie im Versteck,
bis es verraten und von den Nazis in ein
Konzentrationslager gebracht wurde. Anne
Frank starb in Bergen-Belsen, ihr Vater über-
lebte und veröffentlichte später ihr Tagebuch.
Eine Sprache zu lernen ist mühsam. Richtig
schwierig ist es jedoch, sich eine neue
Sprache auszudenken. Der Autor der Fantasy-
Reihe »Der Herr der Ringe«, J. R. R. Tolkien,
tat genau das: Sindarin und Quenya sind
die Sprachen der Elben in seiner Mittelerde-
Saga, Elben sind Fabelwesen. Die Sprachen
existieren zwar nur in den Büchern, aber eini-
ge Fans haben sie trotzdem gelernt.
der Werbung weiter. Gute Werbung
für ein Buch ist sehr wichtig. Die be-
steht immer seltener aus Plakaten
und Anzeigen, sondern mehr aus
Präsenz in den sozialen Medien und
der Vermittlung eines Mitmachge-
fühls. Schon während sie die Ge-
schichte erfinden, fragen viele Auto-
rinnen und Autoren ihre Fans, was
sie möchten, und beziehen sie mit
ein. Das schafft eine engere Bindung
zum Buch. Wichtig ist aber auch die
Platzierung im Buchladen. Ein Buch,
das in der Auslage liegt, fällt schnel-
ler auf als eines, das im Regal steht.
Wenn ein Buch dann vielleicht noch
einen bunten Papp-Aufsteller hat, ist
es kaum zu übersehen.
Eine gute Geschichte und viel
Werbung machen ein Buch aber
nicht automatisch zum Bestseller.
Julia Bielenberg fügt hinzu, dass
es für bekannte Autorinnen und
Autoren natürlich leichter sei, viele
Bücher zu verkaufen, da sie schon
Fans haben. Und auch ein auffäl-
liges Titelbild hilft dem Buch, im
Laden gesehen zu werden. Um das
perfekte Cover zu finden, müssen
Trends vorhergesehen werden.
Lange waren zum Beispiel grafische
Tiere – wie auf den Büchern der
Animox-Reihe – sehr beliebt. Es
muss nicht unbedingt bunt, aber
plakativ sein. Man soll eben sofort
erkennen können, worum es geht.
Fantasy-Bücher wie »Drachen-
reiter«, »Harry Potter«
oder »Tintenherz« sind oft
in einem dunklen Blau
oder in Burgunderrot ge-
halten. Kriminalgeschich-
ten wie »Die drei ???« eher
in Schwarz.
Und die letzte Zutat für den
perfekten Bestseller: Glück. Um
ganz oben auf der Liste zu landen,
braucht es eine große Portion da-
von. Das kann zum Beispiel durch
Influencer und Influencerinnen
kommen, die das Buch empfehlen,
oder eine gute Kritik in Zeitungen.
Aber Glück ist eine Zutat, die nur
sehr schwer zu beeinflussen ist.
Charlotte Lüder
 Für schlaue
Füchse von
morgen!

1 Seawalkers. Ein Riese des Meeres

Katja Brandis
Arena; 14 Euro

2 Die Schule der magischen Tiere.

Wilder, wilder Wald!
Margit Auer Carlsen; 12 Euro

Taschenbuch. Verfügbar auch als E-Book

3 Halt mal die Luft an! Gregs Tagebuch 15
Jeff Kinney
Baumhaus; 14,99 Euro

4 Die Erben der Animox.

Die Beute des Fuchses
Aimée Carter Oetinger; 16 Euro

5 Der Ickabog
J. K. Rowling
Carlsen; 20 Euro

6 Die Legende der Star Runner

Jens I. Wagner
Ullmann Medien; 9,99 Euro

Taschenbuch. Verfügbar auch als E-Book

7 Land of Stories.
Die Macht der Geschichten
Chris Colfer Fischer Sauerländer; 18 Euro

8 Redemption. Nachtsturm
Jennifer L. Armentrout
Carlsen; 23,99 Euro
Außerirdische haben die Macht auf der Erde
übernommen. Als sich die 17-jährige Evie in
einen von ihnen verliebt, steht ihr Leben kopf.

Wozu brauchen Katzen ihre

9 Guinness World
Records 2021
Ravensburger; 19,99 Euro
Schnurrhaare?
Woraus besteht ein Regenbogen?
Wie heißt Harry Potters Eule?

10 Die spannende Welt der Viren

und Bakterien Karsten Brensing,
Katrin Linke Loewe; 16,95 Euro
Bakterien, Viren, Fußpilz: dickes Nachschlage-
werk der Mikrobiologie mit Erklärungen
In dem großen Allgemeinwissens-
test von »Dein SPIEGEL« können
Kinder und ihre Eltern zeigen,
was in ihnen steckt. Zum Raten,
zu Corona, Impfen und dem Immunsystem. Knobeln und Nachdenken.
Ein perfekter Zeitvertreib für die
Das Fachmagazin »buchreport« ermittelt monatlich für den Buchhandel eine Bestsellerliste für Bilderbücher,
Sachbücher sowie Kinder- und Jugendbücher. Abgedruckt werden in »Dein SPIEGEL« die zehn meistverkauften ganze Familie!
Kinder- und Jugendbücher, die von den Verlagen für die Altersgruppe 8 bis 14 Jahre ausgewiesen wurden.
Nähere Informationen zu den Auswahlkriterien finden sich online unter www.spiegel.de/bestseller.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

51 www.spiegel.de www.kiwi-verlag.de
52 Dein SPIEGEL 04 | 2021
Dein SPIEGEL 04 | 2021
53
54 Dein SPIEGEL 04 | 2021
Ruel, 18, heißt eigentlich Ruel
Vincent van Dijk und ist Sänger.
Er lebt in Australien, ist aber
in England geboren. Bekannt wurde
er mit »Don’t Tell Me«, zuletzt
erschien sein Song »As Long as
You Care«.
Was ich gut hingekriegt habe
Ich trainiere seit einiger Zeit für
mich alleine Basketball. Wenn man
regelmäßig übt, merkt man, wie die
Technik besser wird. Als Hobby-
Spieler bin ich mittlerweile echt gut
geworden.
Drei Dinge, die mich auf die
Palme bringen
Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich
jemandem die Tür aufhalte und die
Person sich dann nicht bedankt. Und
auf Rolltreppen sollten die Leute
eigentlich auf der rechten Seite ste-
hen, damit man links vorbeigehen
kann. Wenn auf einer Rolltreppe dann
trotzdem zwei Menschen neben-
einanderstehen und ich nicht vorbei-
kann, nervt mich das. Ruppige Auto-
fahrer, die sich nicht an die Verkehrs-
regeln halten, regen mich auch auf.
Hobbys
Ich spiele gern Fußball-Videospiele, da
kann ich Fantasie-Mannschaften zu-
sammenstellen. Ich bin Fan des FC Liver-
pool, weil mein Vater diese Mannschaft
liebt. Aber der ewige Erfolg vom FC Bayern
München beeindruckt mich auch.
In der Schule war ich …
… sehr musikinteressiert, habe viel gesun-
gen und Instrumente gespielt. Das war
ungewöhnlich, denn in Australien sind die
meisten Leute eher verrückt nach Sport.
Wer das nicht ist, fällt auf.
Mein Lieblingswitz
»Mein kleiner Bruder wird Dienstag ge-
tauft!« – »Dienstag? Doofer Name!«
Wann ich das letzte Mal geweint habe
Ich habe gerade den Liebesfilm »Call Me
by Your Name« zum zweiten Mal gesehen
und musste weinen, obwohl ich das
traurige Ende ja schon kannte.
Seltsamerweise habe ich beim ersten
Mal nicht geweint.
Wonach ich süchtig bin
Ohne meine Kopfhörer gehe ich nirgend-
wohin. Ich habe 15 verschiedene.
Ich trage sie beim Sport und sogar, wenn
ich ins Bett gehe. Neulich hatte ich
vor einer Reise vergessen, Kopfhörer
einzupacken, und war ziemlich genervt.
Passiert nicht wieder!
Was mir mal furchtbar peinlich war
Ich habe zwei beste Freunde und
habe den Geburtstag des einen im ver-
gangenen Jahr vergessen. Der andere
Freund hatte ihn allerdings auch ver-
schwitzt. Wir haben uns dann gemein-
sam entschuldigt, und unser Kumpel
fand das zum Glück nicht schlimm.
Dein SPIEGEL 04 | 2021
55
 Mann prellt
Polizei folgt Fußs Taxifahrer:
puren im Schnee
Krefeld (dpa/lnw)
– Weil er Fußspu
hinterließ, fand die ren im Schnee
Polizei in Krefeld
Mann, der zuvor schnell einen
einen Taxifahrer um
prellt hatte. Wie die sein Geld ge-
Polizei am Monta
hatte der Fahrgas g mitteilte,
t den Taxifahrer am
tagmorgen gebeten frühen Sonn-
, kurz an einer Tank
Manche Leute machen zuhalten – er wolle stelle an-
Zigaretten kaufen.
etwas Blödes und haute er ab. Doch
die herbeigerufen
Stattdessen
landen damit in der beamten hatten lei en Polizei-
chtes Spiel: »Die
Zeitung. Wir stellen Mannes im Schn Fußspuren des
ee führten vom Ta
ner Haustür«, so xi direkt zu sei-
die lustigste Meldung die Polizei. Der 20
-Jährige bekam
eine Anzeige.
des Monats vor. Hier
geht es um verrä-
terische Fußabdrücke. Von N-tv.de

Die meisten Leute haben ein Handy. Kein Wunder,

dass viele Telefonzellen ausgemustert werden.
In England hat ein Künstler aus Telefonzellen Kunst
gemacht. Welches Bild zeigt sein Werk?

es toll finden, eine bei sich zu Hause stehen zu haben.

richtet sie wieder her und verkauft sie an Leute, die
alten Telefonzellen einfach alte Telefonzellen. Eine Firma
schreiben. Zum Beispiel. Aber in Wahrheit sind diese
mehr telefoniert, weil alle nur noch Nachrichten
könnten sie ein Symbol sein: dafür, dass niemand
Wären diese schrabbeligen Telefonzellen Kunst,

damit sie wieder rot leuchten, fast wie neu.

Mach bekamen vor zwei Jahren einen neuen Anstrich,
rühmt, einige stehen unter Denkmalschutz. Die von David
Betrieb. Die roten Telefonzellen Großbritanniens sind be-
gekippt und sein Werk »Out of Order« genannt, außer
Der Künstler David Mach hat damals Telefonzellen
Auch diese Telefonzellen sind alt, mehr als 30 Jahre.

56 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 was würdest
du niemals
hergeben?

Ich habe immer gerne mit Lego

gespielt. Viele Sachen, die ich ge-
baut habe, hauptsächlich Fahrzeu-
ge, stehen noch in meinem Zimmer.
Tim, 13, aus Andere bewahre ich in den Original-
Oedheim schachteln im Keller auf. Ich habe
auch einen Flughafen, eine Feuerwache und das Branden-
burger Tor. Daran hänge ich besonders. Ich lebe in der
Nähe von Heilbronn und war noch nie in Berlin, aber würde
gern mal dorthin fahren und mir alles in echt ansehen.
Ich spiele immer noch Lego, baue die Sachen ab und wie-
der auf. Das Wasserflugzeug mag ich auch sehr. Es fas-
ziniert mich, weil es so leise auf dem Wasser landen kann.

Meine drei Kuscheltiere. Die habe ich

schon sehr lange, und sie bedeuten
mir viel. Das Ferkel, genannt Fiffi, habe
ich zu meiner Geburt geschenkt bekom-
men. Die anderen zwei sind identische
Pferdchen. Das eine habe ich kurz vor
Mia, 13,
Warum merken wir nicht, dass
meinem ersten Geburtstag zu Weih-
nachten bekommen und es überallhin aus Wien sich die Erde dreht?
mitgenommen. Ich hing so daran, dass meine Eltern ein
zweites besorgt haben, falls das eine mal verloren geht. Mit rund 461 Metern pro Se- wir aber keine Bewegung.
Das wäre wirklich sehr schlimm für mich gewesen. Das kunde dreht sich die Erde am Das kennt man vom Zugfahren:
zweite Pferchen war also zur Reserve da, und das haben Äquator um die eigene Achse. Sitzt man in einem Zug und
mir meine Eltern dann geschenkt, als ich zehn wurde. Zum Vergleich: Ein Formel-1- blickt aus dem Fenster auf das
Rennwagen schafft etwa Nebengleis, wo ebenfalls ein
95 Meter pro Sekunde. Doch Zug fährt, kann man nicht sa-
Meine Steinesammlung. Es sind 24, wieso bekommen wir von der gen, ob man sich selbst bewegt
die ich alle selbst gefunden habe. Drehbewegung der Erde keinen oder der Nachbarzug. Verändert
Ein Stein hat riesige weiße Zacken, Geschwindigkeitsrausch? Der dieser Nachbarzug aber seine
den habe ich an einem Bach in Öster- eine Grund ist die beinahe stets Geschwindigkeit, wird schneller
reich gefunden. Andere habe ich bei gleichförmige Geschwindigkeit oder langsamer, dann zieht er
einem Picknick im Gras entdeckt. der Erde. Wir spüren also keine vorbei oder bleibt zurück – wir
Hannah, 9,
Immer wenn ich schöne Steine sehe, Kraft der Beschleunigung, wie bemerken die Veränderung im
aus München nehme ich sie mit. Sie liegen bei mir sie uns etwa in einem Auto Raum, auch unsere eigene.
im Regal auf einem blauen Tuch. Es dauert, bis man so beim Anfahren in den Sitz drü- Die Drehung der Erde lässt sich
viele Steine zusammenhat, das macht sie so kostbar. cken würde. Der andere Grund übrigens durchaus erahnen,
Ich mag Steine, weil sie nicht leicht zerbrechen und ewig ist die Erdanziehung. Sie hält nämlich beim Beobachten der
halten. Außerdem ist kein Stein wie ein anderer. Ich tau- uns fest, genau wie Häuser, Sonne. Die Sonne bewegt
sche meine Steine auch nicht gegen andere, schließlich Bäume – die ganze Umgebung. sich nicht mit der Erde mit und
habe ich sie selbst gefunden. Alles dreht sich gleichmäßig verändert somit ihre Position
Protokolle: Beatrix Schnippenkoetter mit, und räumlich verändert aus unserer Sicht. Zum Glück,
sich für uns nichts. Ohne räum- denn sonst hätten wir immer
liche Veränderung bemerken die gleiche Tageszeit auf Erden.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

57
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 Jacob, 13,

I
m Flug muss ich möglichst ruhig
sein, die Hände neben dem Körper, saust mit seinen
die Skier flach. Schon in der Luft Skiern eine hohe Schanze
merke ich, ob der Sprung weit geht. runter und fliegt dann
Wenn alles passt, ist das ein tolles Ge-
fühl. Ich fliege ungefähr drei, vier Se- durch die Luft, manchmal
kunden durch die Luft, dann lande ich. mehr als 100 Meter weit.
Mein weitester Sprung war bei
einem Sommerkurs in der Schweiz:
Auch im Sommer.
106 Meter. Das war saugut. Dass der
Sprung so weit ging, lag aber auch an
der Schanze. Die war länger und höher
als die, auf der ich zu Hause trainiere.
Hier in Garmisch-Partenkirchen sprin-
ge ich um die 80 Meter.
Als kleiner Junge habe ich in der
Nähe der Schanze Radfahren geübt.
Schon damals sagte ich zu meiner Mut-
ter, dass ich da einmal runterhüpfen
werde. Vor fünf Jahren durfte ich dann
zum ersten Skispring-Training. Ski
fahren konnte ich da schon. Das habe
ich gelernt, als ich drei war. Aber fürs
Springen muss man noch andere
Sachen können. Erst mal habe ich auf
einem Hügel das Abspringen geübt.
Nach ein paar Trainings durfte ich
dann auf die kleinste Schanze. Ich
habe einmal runtergeguckt und bin
gesprungen. Ohne eine Portion Selbst-
vertrauen geht das nicht. Ich springe
immer mit Respekt, aber Angst sollte
man nicht haben. Da passiert sonst
leichter etwas.
Dass man mal stürzt, ist normal.
Das ist mir auch schon öfter passiert.
Aber ich habe mich zum Glück noch
nie schlimm verletzt.
Ich trainiere viermal die Woche mit
meiner Gruppe, zweimal davon auf

»ICH BIN
der Schanze. Dann machen wir sechs
bis sieben Sprünge. Das ist ganz schön
anstrengend, weil wir ja jedes Mal

SKI-
auch wieder raufmüssen. Den Berg
hoch fährt zwar ein Lift, aber die letz-
ten Meter auf den Sprungturm müssen
wir Treppen steigen. Mit den Skiern
auf den Schultern. Das Training findet
auch im Sommer statt. Dann landen
wir auf Matten statt im Schnee. Ich

SPRINGER«
mag das fast lieber. Die Anfahrt in der
Keramikspur ist gleichmäßiger. Im
Winter, wenn die Spur aus Eis ist, gibt
es manchmal Hubbel. Auch die Lan-
dung ist immer unterschiedlich – mal

60 Dein SPIEGEL 04 | 2021

 ist der Schnee matschig,
mal hart gefroren. Wenn wir
nicht auf der Schanze sind, trai-
nieren wir zum Beispiel die Schnell-
kraft, indem wir kräftig hochspringen.
Dabei hüpfen wir über hüfthohe Hür-
den. Inzwischen kann ich aus dem
Stand bis in Bauchnabelhöhe springen.
Und den Absprung üben wir auf einem
Brett mit vier Rollen dran. Das Brett
sollte sich dann beim Abspringen nicht
groß bewegen.
Die Stimmung bei einem Wett-
kampf ist ganz anders als im Training.
Ich weiß dann: Der Sprung sollte jetzt
gut werden. Das macht nervös, und
das geht allen so. Es wird kaum gere-
det. Kurz vor dem Absprung gehe ich
den perfekten Sprung noch mal im
Kopf durch. Wenn der Trainer mit der
Hand abwinkt, fahre ich los.
Beim Skispringen kommt es auf vie-
le Kleinigkeiten an. Wichtig ist der Ab-
sprung. Ist er zu früh, bekommt man
in der Luft zu wenig Druck unter dem
Ski. Ist er zu spät, dann hat man nicht
so viel Höhe. Beides kostet Meter. Ein
kleiner Fehler kann große Auswirkun-
gen haben. Neben der Weite bewerten
die Punktrichter auch die Haltung wäh-
rend des Flugs und bei der Landung.
Deshalb versuche ich, einen Telemark
zu machen. Dabei sind die Füße in
Schrittstellung, die Arme ausgestreckt.
Dafür gibt es besonders viele Punkte.
Mein bestes Ergebnis bislang habe
ich im Herbst 2020 bekommen, beim
Deutschen Schülercup in Rastbüchl.
Da bin ich Fünfter geworden. An dem
In der Anfahrtshocke geht es darum, mög-
lichst viel Geschwindigkeit mitzunehmen. Tag lief es einfach.
Davor ein paar Sprünge zum Aufwärmen. Wegen Corona sind seit Oktober
alle Wettkämpfe ausgefallen. Norma-
lerweise fahren wir jedes zweite Wo-
chenende zu einem. Ich hoffe, dass ich
in zwei Jahren so gut bin, dass ich in
den Nachwuchskader des Deutschen
Skiverbands komme. Und später will
ich Profi-Skispringer werden. Nach
dem Abi bewerbe ich mich vielleicht
bei der Polizei. Wenn man richtig, rich-
tig gut in einem Sport ist, kann man
Leistungssport und gleichzeitig eine
Ausbildung zum Polizisten machen.
Das möchte ich schaffen.
Protokoll: Kathrin Fromm
In der Luft kommt es auf die richtige Haltung
an: Die Arme neben dem Körper, die Skier
flach – dann kann es weit nach unten gehen.
Dein SPIEGEL 04 | 2021
61
 »IM SPORT
SOLLTE ES UM
LEISTUNG
GEHEN«
Die Kinderreporter Achraf, 13, und Faris, 9, interviewten
die Boxerin Zeina Nassar, 21, per Video-Chat.
Sie sprachen mit ihr über blaue Flecken, ihren Glauben
und den Umgang mit Niederlagen.

»Dein SPIEGEL«: Hast du dich als

Kind manchmal geprügelt?
Zeina Nassar: Nein, gar nicht. Ich
habe schon als kleines Kind viel
Sport gemacht. Fußball und Basket-
ball zum Beispiel. Meine Trainer
haben mir beigebracht, respektvoll
zu sein.
Wie bist du zum Boxen gekommen?
Als ich 13 war, habe ich im Internet
Videos von Boxerinnen gesehen.
Das hat mich sehr beeindruckt. Ich
wollte das unbedingt auch machen. Zeina zeigt Faris und Achraf, wie
Wie fanden das deine Eltern? man beim Boxen die Deckung oben hält.
Sie waren geschockt und haben sich Die Brüder aus Düsseldorf sind selbst
Sorgen gemacht. Ich habe ihnen im Boxverein aktiv. Außerdem gehen sie
aber ausführlich erklärt, dass Boxen in ihrer Freizeit gern snowboarden
keine Prügelei, sondern ein richtiger und Fußball spielen. Faris besucht die
Sport ist. Seitdem unterstützen sie 4. und Achraf die 8. Klasse.
mich. Ich durfte dann einem
Berliner Boxverein beitreten.
»
62 Dein SPIEGEL 04 | 2021
 Im Ring fühlt sich Zeina am wohlsten.
Sie fing bereits mit 14 mit dem Boxen an.
2018 gewann die Berlinerin in ihrer
Gewichtsklasse die deutsche Meisterschaft.

Dein SPIEGEL 04 | 2021

63
 Hüpfen, rennen, schwitzen: Zeina
hält sich mit verschiedenen Übungen fit.
Durch das Laufen mit einer Atemmaske
testen Sportler die Belastbarkeit
»
von Herz, Lunge und Kreislauf.
Wie war dein erster Kampf?
Ich war 14 Jahre alt und sehr
aufgeregt. Meine erste Gegnerin
hatte schon viel Erfahrung. Ich habe
den Kampf dann auch verloren.
Wie bist du damit umgegangen?
Obwohl ich nicht gewonnen hatte,
waren alle sehr stolz auf mich.
Da habe ich gemerkt, dass es nicht
schlimm ist zu verlieren, solange
man dadurch etwas lernt.
Du wurdest sechsmal Berliner Meis-
terin und einmal deutsche Meis-
terin. Was willst du noch erreichen?
Mein allergrößtes Ziel ist es, an
den Olympischen Spielen teilzuneh-
men. Das wäre für mich ein Traum.
Und ich möchte weiter für Gerech-
tigkeit und Gleichberechtigung
kämpfen.
Wovor hast du im Ring am meisten
Angst?
Beim Boxen hat man vor allem
Respekt vor seinen Gegnerinnen.
Aber Angst habe ich nie im Ring.
Wo hast du derzeit blaue Flecken?
An meinen Armen. Nach Kämpfen
hatte ich auch schon mal ein blaues
Auge. Aber das geht nach einigen
Tagen wieder weg.
Musst du richtig wütend auf deine
Gegnerin sein, um besser zu boxen?
Auf keinen Fall. Emotionen wie
Angst oder Wut darf man beim
Boxen nicht haben. Dadurch verliert
man seine Konzentration.
Wie viel trainierst du?
64 Dein SPIEGEL 04 | 2021
Sehr viel. Ich trainiere jeden Tag
zweimal, manchmal auch dreimal.
Aber an einem Tag in der Woche
habe ich immer frei.
Folgst du einer strengen Ernährung?
Ja, das ist wichtig. Ich versuche zum
Beispiel, keine Süßigkeiten, dafür
aber viel Gemüse zu essen. Das ist
gar nicht so leicht.
Wieso trägst du bei Kämpfen ein
Kopftuch und lange Klamotten?
Jeder glaubt an etwas. Ich glaube an
den Islam, meine Religion. Ich habe
mich entschieden, Kopftuch und
lange Klamotten zu tragen. Leider
durfte ich mit dieser Kleidung früher
nicht bei Boxkämpfen mitmachen.
Wieso nicht?
Weil die Regeln das so vorgeschrie-
ben haben. Dort stand zum Beispiel,
dass der Hals beim Boxen nicht be-
deckt sein darf. Ich konnte deswegen
nicht bei Turnieren antreten.
Wie hat sich das für dich angefühlt?
Schlimm. Ich habe es nicht verstan-
den. Meine Gegnerinnen haben ja
keinen Nachteil dadurch, dass meine
Haut durch dünnen Stoff bedeckt ist.
Heute darfst du mit Kopftuch boxen.
Wie hast du es geschafft, die Regeln
zu ändern?
Vor einem Kampf umwickelt
Zeina ihre Hände mit Bandagen.
Das schützt vor Verletzungen.
Meine Trainerin, mein Team und ich
haben uns bei den Boxverbänden da-
für eingesetzt. Und wir waren erfolg-
reich: Seit 2013 dürfen alle Frauen in
Deutschland mit langen Klamotten
und einem Sportkopftuch kämpfen.
Seit 2019 ist das auch auf der ganzen
Welt erlaubt.
Warum war dir das so wichtig?
Weil es im Sport um Leistung gehen
sollte. Es muss egal sein, wo man
herkommt oder welche Religion
man hat. Und solange niemand da-
durch benachteiligt wird, sollte
es auch keine Rolle spielen, welche
Kleidung man trägt.
Was machst du außer Boxen noch?
Ich studiere in Potsdam und arbeite
als Schauspielerin an einem Theater.
Außerdem reise ich sehr gern und
setze mich in einer gemeinnützigen
Organisation für Kinder ein.
Was gefällt dir am Theaterspielen?
Ich finde es spannend, auf der Büh-
ne zu sein und eine Botschaft zu
vermitteln. Das kennt ihr vielleicht
von einem Referat aus der Schule.
Damit wollt ihr jemandem etwas zei-
gen und beibringen. Schauspiel ist
für mich ähnlich.
Wir essen jetzt gleich Mittag. Was
gibt es heute bei dir zu essen?
Meine Mama kocht mir ein arabi-
sches Linsengericht, das Mujaddara
heißt. Das ist sehr lecker.
Redaktionelle Begleitung:
Pelle Kohrs
 IMPRESSUM 24 teilt, ist die 6.
SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein Die einzige Zahl größer als 3, die 18 und
GmbH & Co. KG, 2, 3, 6 teilbar. 24 durch 2, 3, 4, 6, 8, 12.
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INTERNET www.deinspiegel.de
HERAUSGEBER
Die beiden Kinder stellen den Aus-
Rudolf Augstein (1923 – 2002) SCHAUSPIELER
CHEFREDAKTION hand, Joko und Klaas
Steffen Klusmann (V. i. S. d. P.), Winnetou und Old Shatter-
Dr. Barbara Hans, Clemens Höges
GESCHÄFTSFÜHRENDE REDAKTEURIN Asterix und Obelix,
Dr. Susanne Weingarten
Rasselbande
REDAKTIONSLEITUNG
BERÜHMTE DUOS
REBUS
Bettina Stiebel
REDAKTION
Antonia Bauer, Claudia Beckschebe, Im Skat gibt es keine Karten unter 7.
Alexandra Klaußner, Marco Wedig Lösung: E.
MITARBEIT
Christoph Dallach, Holger Dambeck, Diana SPIELKARTEN
Doert, Christine Frischke, Kathrin Fromm,
Vinzenz Gabriel, Ansbert Kneip, Pelle Kohrs,
Ferdinand Lutz, Charlotte Lüder, Marc Röhlig, oft ein: Freundschaftsband.
Ralph Ruthe, Beatrix Schnippenkoetter,
Agnes Sonntag (Ass.) Freunde tragen am Handgelenk
CHEFIN VOM DIENST TREU
Gesine Block
GESTALTUNG
Bettina Fuhrmann, Louise Jessen
BILDREDAKTION
Petra Konopka
MA E DCH E NB AND E
SCHLUSSREDAKTION
Regine Brandt, Ursula Junger
DOKUMENTATION
LÖSUNGSWORT:
Michael Jürgens, Gerhard Minich,
Axel Rentsch, Andrea Sauerbier,
Meike Stapf, Peter Wetter
TITELBILD Fotovermerke nach Seiten: Sebastian Wells / Ostkreuz, Christian Seiten 30–39: Flora Press / Natureinstock, Flaming Lips / Warner Music / Reuters,
Suze Barrett, Iris Kuhlmann, Johannes Unselt Mang Plainpicture / Nature Picture Library, Fiona Illustrationen: Perscheid / Distr. Bulls,
Titelbild: Getty Images, Seiten 12–14: Christian Ditsch / epd, Rogers, Eric Baccega / Nature Picture Ruthe / Distr. Bulls
PRODUKTION Störer: Arne Immanuel Bänsch / dpa / Dwi Anoraganingrum / Future Image / Library / imago images, Cyril Ruoso / JH Seiten 48–50: Iakov Filimonov / Shutter-
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Seite 3: Maria Feck picture alliance, Christophe Gateau / dpa LOOK, Laurentiu Garofeanu / Barcroft USA / alliance, Daniel Reinhardt / dpa / picture
Petra Thormann, Martina Treumann Seiten 4–5: Chistian Mang, Tobias Fried- Seiten 16–18: Maria Feck (alle) Animal Press, Yay Media AS / alamy / alliance, S. Fischer Verlag, Bridgeman Art
HERSTELLUNG rich, Imagebroker / action press, Manny Seiten 20–23: Manny Jefferson / mauritius images, J. Giustina / Wildlife, Library
Jefferson / Guardian / Eyevine / laif, Guardian / Eyevine / laif (3), Benson MPI für evolutionäre Anthropologie, Jan Seiten 52–54: Illustrationen: Ferdinand
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André Pätzold Siu / Reuters, Arnold Therry / Reporters / Seiten 24–25: Jutta Ulmer / mauritius ima- Okapia, alamy / mauritius images, Tobias Caters News Agency, Illustration: Nils
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Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel ausgezeichnet. die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. | ** Gläubiger-Identifikationsnummer DE50ZZZ00000030206. Die Mandatsreferenz wird separat mitgeteilt.

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Einsendeschluss ist der 30. April 2021!