Gute Herstellungspraxis
gemäß Verordnung (EG) Nr. 2023/2006
für Materialien und Elektrohausgeräte, die dazu bestimmt
sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen
Vorwort 4
2. Geltungsbereich (Anwendungsbereich) 6
3. Definitionen 8
5. Qualitätssicherungssystem 9
6. Qualitätskontrollsystem 11
7. Dokumentation 13
3
Vorwort
4
1. Gegenstand und Einleitung
Artikel 1
Gegenstand
Mit dieser Verordnung werden für die in Anhang I der Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 aufgeführten
Gruppen von Materialien und Gegenständen (im Folgenden „Materialien und Gegenstände“ genannt),
die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, sowie Kombinationen dieser
Materialien und Gegenstände oder recycelten Materialien und Gegenstände, die in diesen Materialien
und Gegenständen verwendet werden, Regeln für die gute Herstellungspraxis (GMP) festgelegt.
5
2. Geltungsbereich (Anwendungsbereich)
Artikel 2
Geltungsbereich
Diese Verordnung gilt für alle Bereiche und für alle Stufen der Herstellung, der Verarbeitung und des
Vertriebs von Materialien und Gegenständen zurück bis zur Herstellung der Ausgangsstoffe, diese
jedoch ausgenommen.
Die im Anhang dargelegten ausführlichen Regeln gelten, soweit zutreffend, für die jeweiligen näher
aufgeführten Verfahren.
Diese Ebenen unterscheiden sich wie folgt: Die Ermittlung der Verantwortungsebenen ist
• Eigene Prozesse E dabei für jeden Prozess einzeln vorzunehmen.
Eigene Prozesse sind die Prozesse, die sowohl
vollkommen der eigenen Kontrolle unter- 2.2 Ableitung der Anforderungen
liegen als auch ausschließlich der eigenen aus dem Modell der
rechtlichen Verantwortung unterstehen. Verantwortungsebenen
(Beispiele: eigene Produktion oder Distribu- Die GMP-Verordnung erlegt dem Anwender
tion) zwei Hauptpflichten auf, die in der Umsetzung
• Kontrollierte Prozesse K der Guten Herstellungspraxis zu beachten sind:
Kontrollierte Prozesse sind jene Prozesse, die das sind zum einen die angemessene Sorgfalts-
zwar teilweise oder vollkommen der eigenen pflicht („due diligence“) bei der Vermeidung von
Kontrolle unterliegen, aber nicht vollum- Gefährdungen des Endanwenders durch entspre-
fänglich innerhalb der eigenen rechtlichen chende eigene Maßnahmen, zum anderen die
Verantwortung liegen. Aufrechterhaltung der Durchgängigkeit dieses
(Beispiele: Lohnfertigung, Zulieferung Schutzes über die gesamte Produktions- und Lie-
gemäß eigener Spezifikation) ferkette bis hin zum Endkunden.
6
Zur Erfüllung dieser Pflichten lassen sich aus Im Sinne der Vereinfachung empfiehlt es sich,
der jeweiligen Verantwortungsebene zugehörige nach einer erfolgten Überprüfung der Verant-
Empfehlungen gemäß dem maximalen eigenen wortungsebenen eine Übersicht anzufertigen,
Einfluss- und Verantwortungsgrad des Anwen- mit der die jeweiligen Zusammenhänge dar-
ders ableiten: gestellt werden. Diese Übersicht erlaubt eine
• Eigene Prozesse – Kontrolle leichtere und sicherere Handhabung im Falle
Auf diesem Level sind Anforderungen zu defi- von Umstellungen und erleichtert die Kontrollen,
nieren, alle Prozesse regelmäßig zu kontrol- z. B. im Rahmen von Audits (vgl. Fallbeispiele
lieren und die Einhaltung durchgängig selbst im Anhang III).
zu dokumentieren. Zu den eigenen Prozessen
zählt auch die Überwachung der anderen Ver- 2.3 Allgemeine Angemessenheit
antwortungsebenen. von Maßnahmen im Rahmen von
• Kontrollierte Prozesse – Beobachtung Guter Herstellungspraxis
Bei kontrollierten Prozessen sind Anforderun- Es ist zwar im Regelfall nicht möglich, Verant-
gen an die Prozesse zu definieren und ihre wortungsebenen komplett unberücksichtigt zu
Einhaltung zu überwachen (z. B. stichpro- lassen und keine Anforderungen zu definieren;
benartiges Lieferantenaudit, Wareneingangs- jedoch widerspricht es nicht der Verordnung (EG)
kontrollen). Die Dokumentation kann über Nr. 2023/2006 zur Guten Herstellungspraxis,
die kontrollierte Einheit erfolgen, da für sie Kontrollzyklen gemäß Risikoabschätzungen im
diese Prozesse „eigene Prozesse“ im Sinne Umfang anzupassen oder bei einzelnen Prozes-
des Modells der Verantwortungsebenen sind. sen nicht relevante Ebenen begründet nicht oder
Es ist jedoch mindestens zu vereinbaren, dass nur eingeschränkt zu betrachten (Prinzip „So tief
diese Dokumentation jederzeit zugänglich ist. wie nötig, so flach wie möglich“). Es ist daher
Da die Verordnung (EG) Nr. 2023/2006 für anzuraten, als Teil der betrieblichen Implemen-
jedes einzelne Glied in der Zuliefer-/Liefer- tierung der Richtlinie eine Risikoabschätzung
kette bindend ist, ist es i. d. R. möglich, diese der eigenen Produkte im Primärgebrauch (d. h.
Beobachtung auf die direkten Zulieferer bzw. ohne unspezifiziertes sogenanntes „Refurbish-
Abnehmer zu beschränken („Tier 1“). ment“ durch Dritte, Gebrauch zu nicht vorge-
• Beobachtete Prozesse – Reaktion sehenen Zwecken etc.) vorzunehmen, um eine
Da bei Prozessen, die lediglich beobachtet einheitliche und nachvollziehbare Basis für die
werden können, eine gezielte Überwachung Maßnahmendefinition zu haben. Um die Einhal-
von Anforderungen nicht mehr sinnvoll mög- tung von Guter Herstellungspraxis im Sinne der
lich ist, ergibt sich lediglich eine Reaktions- Verordnung (EG) Nr. 2023/2006 zu bestätigen,
pflicht, sobald Kenntnis von möglichen Risi- sollte daraus folgend ein Risikolevel gehalten
ken für den Endanwender erlangt wird (z. B. werden, das keine Folgemaßnahmen erfordert.
wenn bekannt ist, dass ein nachgeschalteter Davon kann abgewichen werden, wenn die not-
Anwender die eigenen Produkte außerhalb wendige Risikominimierung dokumentiert und
des sicheren Betriebsbereichs verwendet). in der Downstream-Kette bis zum Endkunden
(Achtung: Die in so einem Fall ggf. eingelei- durch Dritte überprüft wird (z. B. bei Lieferung
teten Reaktionen selbst sind jedoch wieder von Bauteilen und keinen Fertigprodukten, ana-
„eigene Prozesse“, unterliegen also der eige- log zur Überprüfungspflicht der Stoffmigration
nen Dokumentationspflicht!) in der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 (Kunststoff)
• Allgemeine Anforderungen durch den Produkterzeuger, nicht durch den
Aus der Anforderung der Durchgängigkeit Rohmateriallieferanten).
ergibt sich, dass für die Erfüllung der Anfor-
derungen einer Verantwortungsebene auch Für diese Risikoabschätzungen wird empfohlen,
immer alle Anforderungen der anderen bereits existierende und bewährte Methoden wie
Verantwortungsebenen in der Prozesskette z. B. aus dem „Corrective Action Guide“ zu nut-
erfüllt sein müssen. zen, um ein möglichst objektives (Mindest-)Maß
zu haben (Prinzip „Es ist egal, WIE der Kunde
Gute Herstellungspraxis ist relevant für die gefährdet wird, wichtig ist WIE STARK“). Ansons-
Gesundheit von Endkunden. Den sich hieraus ten ist nachzuweisen, dass die genutzte Metho-
ergebenden Produkt- und Produktionsanforde- dik dem „Stand der Technik“ entspricht.
rungen kommt die gleiche Priorität zu wie z. B.
der elektrischen oder mechanischen Sicherheit.
7
3. Definitionen
Artikel 3
Definitionen
Zum Zwecke dieser Verordnung gelten folgende Definitionen:
(a) „Gute Herstellungspraxis (‚good manufacturing practice, GMP‘)“ bezeichnet jene Aspekte der Qua-
litätssicherung, die gewährleisten, dass Materialien und Gegenstände in konsistenter Weise hergestellt
und überprüft werden, damit ihre Konformität mit den für sie geltenden Regeln gewährleistet ist und
sie den Qualitätsstandards entsprechen, die dem ihnen zugedachten Verwendungszweck angemessen
sind, und ohne die menschliche Gesundheit zu gefährden oder eine unvertretbare Veränderung der
Zusammensetzung der Lebensmittel oder eine Beeinträchtigung ihrer organoleptischen Eigenschaften
herbeizuführen;
(c) „Qualitätskontrollsystem“ bezeichnet die systematische Anwendung von im Rahmen des Quali-
tätssicherungssystems festgelegten Maßnahmen, um die Übereinstimmung von Ausgangs-, Zwischen-
und Fertigmaterialien und -gegenständen mit der im Rahmen des Qualitätssicherungssystems festge-
legten Spezifikation zu gewährleisten;
(d) „vom Lebensmittel abgewandte Seite“ bezeichnet die Oberfläche des Materials oder Gegenstands,
die nicht unmittelbar mit Lebensmitteln in Berührung kommt;
(e) „Lebensmittelkontaktseite“ bezeichnet die Oberfläche eines Materials oder Gegenstands, die
unmittelbar mit Lebensmitteln in Berührung kommt.
Artikel 4
Übereinstimmung mit Guter Herstellungspraxis
Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass die Fertigungsverfahren durchgeführt werden in Überein-
stimmung mit
(a) den allgemeinen Regeln für GMP gemäß den Artikeln 5, 6, und 7,
8
5. Qualitätssicherungssystem
Artikel 5
Qualitätssicherungssystem
1. Es obliegt dem Unternehmer, ein wirksames und dokumentiertes Qualitätssicherungssystem fest-
zulegen und anzuwenden und dessen Einhaltung zu gewährleisten. Das System muss folgende Anfor-
derungen erfüllen:
(a) Berücksichtigung einer ausreichenden Anzahl von Beschäftigten, ihrer Kenntnisse und Fertigkeiten
und der Organisation der Betriebseinrichtungen und -anlagen in einer Weise, die erforderlich ist, um
sicherzustellen, dass die fertigen Materialien und Gegenstände den für sie geltenden Regeln entspre-
chen;
(b) Anwendung unter Berücksichtigung der Größe des vom Unternehmer geführten Betriebs in einer
Weise, dass dadurch dem Unternehmen keine unverhältnismäßig hohen Belastungen auferlegt wer-
den.
2. Die Ausgangsmaterialien sind dergestalt auszuwählen, dass sie vorab festgelegten Spezifikationen
entsprechen, die gewährleisten, dass das Material oder der Gegenstand den für sie geltenden Regeln
entspricht.
3. Die einzelnen Vorgänge sind in Übereinstimmung mit vorab festgelegten Anweisungen und Verfah-
ren auszuführen.
9
• Bei Bedarf gesonderte Bereiche im Lager ein- 5.5 Überwachung, Messung,
richten Analysen und Bewertungen
• Prüfen, ob spezielle Hygienemaßnahmen • Service-/Reparaturmanagement (Austausch
erforderlich sind Erfahrungen)
• Definition der Kernprozesse im Front- und
5.3 Verarbeitung und Herstellung Backoffice
• Prüfen, ob alle relevanten Spezifikationen • Schulung Mitarbeiter/Personal (Verbesse-
und Dokumente vorhanden sind rungsvorschläge in Prozess einbinden)
• Spezielle Anforderungen an Mitarbeiter/ • Prozessabläufe und Zuständigkeiten
Subunternehmer wie Schulungen oder definieren
Unterweisungen erstellen und durchführen, • Vertrieb
Nachweise erstellen • Kunden
• Produktverpackung/-kennzeichnung • Kontinuierliche Verbesserung
definieren • Strukturierte Methoden und Prozesse zur
• Die Freigabe der Produktion prüfen kontinuierlichen Verbesserung definieren
• Die (Chargen-)Kennzeichnung festlegen • Verbesserungen, die sich aus der Einfüh-
• Wartungs-/Reinigungszyklen definieren und rung von Neuerungen und Anregungen
durchführen von Mitarbeitern ergeben, berücksichtigen
• Prüfen, ob spezielle Hygienemaßnahmen • Pläne zur Überprüfung der Wirksamkeit
erforderlich sind der Verbesserungsmöglichkeiten festlegen
5.4 Warenauslieferung
• Bestimmungen für den Transport ermitteln
und die Einhaltung prüfen (z. B. Sichtkon-
trolle des Lastwagens im Hinblick auf Sau-
berkeit, unbeschädigte Verpackung etc.)
• Bei Bedarf gesonderte Bereiche im Lager ein-
richten
• Prüfen, ob spezielle Hygienemaßnahmen
erforderlich sind
• Überprüfen, ob für Keramikartikel die Kon-
formitätserklärung nach Keramikrichtlinie
84/500/EWG in der Einzelhandelsstufe
elektronisch oder in Papierform vorliegt
• Überprüfen, ob für Kunststoffartikel die
Dokumente nach Verordnung (EU) Nr. 10/
2011 vorgehalten werden
• Versandanweisungen definieren
• Spezielle Anforderungen an Mitarbeiter/
Subunternehmer wie Schulungen oder Unter-
weisungen erstellen und durchführen, Nach-
weise definieren
10
6. Qualitätskontrollsystem
Artikel 6
Qualitätskontrollsystem
1. Der Unternehmer hat ein wirksames Qualitätskontrollsystem festzulegen und anzuwenden.
2. Das Qualitätskontrollsystem hat auch die laufende Überwachung der Durchführung guter Her-
stellungspraxis und ihrer Ergebnisse zu umfassen und Korrekturmaßnahmen zur Beseitigung von
Schwachstellen im Hinblick auf die Verwirklichung einer guten Herstellungspraxis auszumachen. Ent-
sprechende Korrekturmaßnahmen sind unverzüglich umzusetzen und den zuständigen Behörden zu
Inspektionszwecken zugänglich zu machen.
11
6.4 Warenauslieferung 6.6 Korrekturmaßnahmen
• Bestimmungen beim Transport einhalten • Reklamationsfälle dokumentieren und aus-
• Hygieneanforderungen einhalten werten – ggfs. Ableitung von Maßnahmen
• Für Keramikartikel muss die Konformitäts- im Rahmen der Produktbeobachtungs-
erklärung nach Keramikrichtlinie 84/500/ pflicht
EWG in der Einzelhandelsstufe elektronisch • Wareneingangsprüfungen durchführen, do-
oder in Papierform vorliegen. kumentieren und auswerten – ggfs. Ablei-
• Für Kunststoffartikel müssen die Doku- tung von Maßnahmen
mente nach Verordnung (EU) Nr. 10/2011
vorgehalten werden.
• Versandanweisungen einhalten
12
7. Dokumentation
Artikel 7
Dokumentation
1. Der Unternehmer hat angemessene Unterlagen auf Papier oder in elektronischer Form mit Angaben
zu den Spezifikationen, der Herstellungsrezeptur und den Herstellungsverfahren, soweit sie für die
Konformität und Sicherheit des fertigen Materials oder fertigen Gegenstands von Bedeutung sind, zu
erstellen und zu führen.
2. Der Unternehmer hat angemessene Unterlagen auf Papier oder in elektronischer Form mit Anga-
ben zu den einzelnen Fertigungsstufen, soweit sie für die Konformität und die Sicherheit des fertigen
Materials oder fertigen Gegenstands von Bedeutung sind, sowie Angaben zu den Ergebnissen der
Qualitätskontrolle zu erstellen und zu führen.
3. Der Unternehmer hat die Dokumentation den zuständigen Behörden auf deren Verlangen zugäng-
lich zu machen.
13
• Verarbeitung und Herstellung 7.3 Lieferantenaudits
• Reinigungsmittel, Hilfs- und Betriebs- • Erstellung und Bereithaltung von Unterla-
stoffe gen durch Lieferanten oder Hersteller von
–– Zertifikate (NSF H1 oder Vergleichbares) Lebensmittelkontaktteilen, die Angaben zu
der Hilfs- und Betriebsstoffe Spezifikationen, der Herstellungsrezeptur
–– Zertifikate (NSF H1 oder Vergleichbares) und den Herstellungsverfahren enthalten,
von Reinigungsmitteln soweit sie für die Konformität und die
• Mitarbeiter Sicherheit des fertigen Materials und/oder
–– Dokumentation über die durchgeführten Bauteils von Bedeutung sind
Schulungen der Mitarbeiter • Dokumentation einzelner Fertigungsstufen
• Produktionsanlagen • Zuständigen Behörden auf Verlagen den
–– Zertifikate für Produktionsanlagen Zugang zur Hintergrunddokumentation
(Förderbänder und Ähnliches) durch Hersteller ermöglichen
• Prozesse und Parameter • Lieferantenaudit z. B. gemäß Checkliste in
–– Dokumentation des Herstellungspro- Anhang IV dieses Leitfadens oder anhand
zesses alternativer Prüfparameter
–– Dokumentation der Rezeptur
–– Dokumentation der Prozessparameter 7.4 Chargenverfolgung
–– Dokumentation über die Fertigungs- • Dokumentation von Vorgänger und Nach-
stufen folger in der Lieferkette
–– Prozessdokumentation über die Reini- • Dokumentation einer Chargenkennzeichnung
gung von Produktionsanlagen der Produkte (Produktionstag, Seriennummer)
–– Dokumentation über Materialwechsel • Dokumentation des Rückverfolgungsprozes-
(nicht konformes Material auf konfor- ses vom Kunden (Produkt) zu den Komponen-
mes)/ Umstellungsarbeiten an Produk- ten und des Vorwärtsverfolgungsprozesses
tionsanlagen vom Lieferanten (Komponenten) zum Produkt
–– Dokumentation, wer Materialwechsel/
Umstellungsarbeiten an Produktions- 7.5 Externe Prüfungen
anlagen vorgenommen hat Liegen von Kunden- (OEM) oder Konsumenten-
• Dokumentation von Audits, deren Durch- seite (Verbraucherschutzorganisationen) Be-
führungen, Abweichungen, Korrekturen richte über Abweichungen und/oder Verunreini-
und Verbesserungsmaßnahmen gungen vor, dann sind geeignete Maßnahmen
• Materialfluss zu ergreifen.
–– Dokumentation über gesperrte Materi- Die Ergebnisse und Maßnahmen sind wie folgt
alien bzw. Fertigprodukte zu dokumentieren:
–– Dokumentation über die Lenkung von • Abweichungen und Korrekturmaßnahmen
Ausschussteilen • Festlegen und Beschreiben der Toleranzen,
–– Dokumentation über Verpackungsvor- Kontrollmaßnahmen und Korrekturmaßnah-
schriften men im Falle einer Abweichung
–– Dokumentation über den Materialfluss • Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen
• Überwachung, Messung, Analysen und
Bewertungen
• Analysen von untersuchten Artikeln
• Dokumentation von Durchführung, Abwei-
chung, Korrekturen und Verbesserungs-
maßnahmen von
–– internen Audits
–– Kundenaudits
14
Anhang I: Abkürzungsverzeichnis und Glossar
Abkürzung Bezeichnung/Erklärung/Verweis
(EU) Nr. 10/2011 Verordnung der Kommission vom 14. Januar 2011 über Materialien und
Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln
in Berührung zu kommen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/
?uri=CELEX:02011R0010-20140324
(EG) Nr. 1935/2004 Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Oktober
2004 über Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind,
mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, http://eur-lex.europa.eu/
LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2004:338:0004:0017:de:PDF
(EG) Nr. 2023/2006 Verordnung der Kommission vom 22. Dezember 2006 über gute
Herstellungspraxis für Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt
sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, http://eur-lex.europa.
eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:32006R2023
84/500/EWG Richtlinie des Rates vom 15. Oktober 1984 zur Angleichung der
Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Keramikgegenstände, die dazu
bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, http://eur-lex.
europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=URISERV%3Al21300
2005/31/EG Richtlinie der Kommission vom 29. April 2005 zur Änderung der Richtlinie
84/500/EWG des Rates hinsichtlich einer Erklärung über die Einhaltung
der Vorschriften und hinsichtlich der Leistungskriterien für die Methode
zur Analyse von Keramikgegenständen, die dazu bestimmt sind, mit
Lebensmitteln in Berührung zu kommen, http://eur-lex.europa.eu/legal-
content/DE/TXT/?uri=celex%3A32005L0031
(EG) Nr. 282/2008 Verordnung der Kommission vom 27. März 2008 über Materialien
und Gegenstände aus recyceltem Kunststoff, die dazu bestimmt sind,
mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, und zur Änderung der
Verordnung (EG) Nr. 2023/2006, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/
EN/ALL/?uri=CELEX:32008R0282
(EG) Nr. 1895/2005 Verordnung der Kommission vom 18. November 2005 über die
Beschränkung der Verwendung bestimmter Epoxyderivate in Materialien
und Gegenständen, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in
Berührung zu kommen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/
ALL/?uri=CELEX:32005R1895
2007/42/EG Richtlinie der Kommission vom 29. Juni 2007 über Materialien und
Gegenstände aus Zellglasfolien, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln
in Berührung zu kommen, http://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/
ALL/?uri=CELEX:32007L0042
15
Abkürzung Bezeichnung/Erklärung/Verweis
CECED Conseil Européen de la Construction d‘Electro-Domestiques
European Committee of Domestic Equipment Manufacturers
DIN 10528 Deutsche Norm zur „Anleitung für die Auswahl von Werkstoffen für den
Kontakt mit Lebensmitteln“, um eine nachteilige Beeinflussung von
Lebensmitteln zu vermeiden.
Die deutsche Norm ist über den Beuth-Verlag zu beziehen:
http://www.beuth.de/de/norm/din-10528/115835757
16
Abkürzung Bezeichnung/Erklärung/Verweis
EN ISO 22716 Kosmetik – Gute Herstellungspraxis (GMP) – Leitfaden zur guten
Herstellungspraxis (ISO 22716:2007)
Artikel 8 Abs. 2 der EU-KosmetikV (EG) Nr. 1223/2009 sagt, die
„Einhaltung der guten Herstellungspraxis wird vermutet, wenn die
Herstellung gemäß den einschlägigen harmonisierten Normen erfolgt,
deren Fundstellen im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht
worden sind“. Hierzu wurde im Amtsblatt der EU (2011/C 123/04) die
Fundstelle der internationalen Norm DIN EN ISO 22716 „Kosmetik –
Gute Herstellungspraxis (GMP) – Leitfaden zur guten Herstellungspraxis“
mitgeteilt, die im Dezember 2008 veröffentlicht wurde. Sie enthält einen
Leitfaden zu den qualitätsbezogenen Produktaspekten von Herstellung,
Überwachung, Lagerung und Versand von kosmetischen Mitteln.
Die deutsche Norm DIN EN ISO 22716:2008-12 ist beim Beuth-Verlag
erhältlich:
http://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-22716/112877654
FC Food Contact
IEC 62474 Norm zur „Materialdeklaration für Produkte aus der elektrotechnischen
Industrie und für die elektrotechnische Industrie“. Diese Norm legt die
Anforderungen, den Inhalt und das Format des Datenaustauschs für
Materialdeklarationen innerhalb der Lieferkette fest. Auch wenn dieser
internationale Standard für die elektrotechnische Industrie entwickelt
wurde, sind die Anforderungen und das Format des Datenaustauschs auch
für andere Branchen anwendbar.
http://std.iec.ch/iec62474
Die deutsche Norm ist über den Beuth-Verlag zu beziehen: http://www.
beuth.de/de/norm/din-en-62474-vde-0042-4-2013-05/171905309
17
Abkürzung Bezeichnung/Erklärung/Verweis
ISO International Organization for Standardization
http://www.iso.org/iso/home.html
ISO 9000 Die Normenreihe EN ISO 9000 ff. dokumentiert die Grundsätze für
ISO 9001 Maßnahmen zum Qualitätsmanagement. Sie soll das gegenseitige
Verständnis auf nationaler und internationaler Ebene erleichtern. Der
Nachweis wird durch einen Zertifizierungsprozess mit anschließender
Ausstellung eines zeitlich befristeten Zertifikats durch unabhängige
Zertifizierungsstellen erbracht.
Während ISO 9000 Grundlagen und Begriffe zu
Qualitätsmanagementsystemen definiert, werden in ISO 9001 die
Mindestanforderungen für ein Qualitätsmanagementsystem festgelegt.
Die Normen sind über den Beuth-Verlag zu beziehen:
http://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-9000-2015/235671064
http://www.beuth.de/de/norm/din-en-iso-9001-2015-11/235671251
Leitfaden Die Broschüre des ZVEI will gezielt über Aspekte zu „Materialdeklarationen
„Material- innerhalb der Lieferkette“ in Bezug auf den Austausch von
deklarationen inner- produktspezifischen Material- und Stoffinformationen zur Sicherstellung
halb der Lieferkette“ der „Product-Compliance“ informieren. Insbesondere wird der
(ZVEI 2014) internationale Standard IEC 62474 zur Materialdeklaration für Produkte
aus der elektrotechnischen Industrie und für die elektrotechnische
Industrie erläutert.
Sie ist beim ZVEI erhältlich unter:
http://www.zvei.org/Verband/Publikationen/Seiten/Materialdeklarationen-
innerhalb-der-Lieferkette.aspx
QMS Qualitätsmanagementsystem
VO Verordnung
ZVEI http://www.zvei.org/
18
Anhang II: Verknüpfungen zwischen GMP und ISO 9001
Bezug im vorliegenden
Leitfaden bzw. Verordnung
Nr. (EG) 2023/2006 ISO 9001:2015
5. Qualitätssicherungssystem
Art. 5, Abs. 1 (a), GMP-Verordnung 6.1.2 Die Organisation muss planen (siehe
Nr. 2023/2006 Anmerkung 1 und 2)
Berücksichtigung einer ausreichenden 7.1 Ressourcen
Anzahl von Beschäftigten, ihrer Kenntnisse 7.1.2 Personen
und Fertigkeiten und der Organisation der 7.2 Kompetenz
Betriebseinrichtungen und -anlagen in einer 7.1.6 Wissen der Organisation
Weise, die erforderlich ist, um sicherzustellen, 7.1.3 Infrastruktur
dass die fertigen Materialien und Gegenstände 7.1.4 Prozessumgebung
den für sie geltenden Regeln entsprechen 8.1 Betriebliche Planung und Steuerung
8.2 Anforderungen an Produkte und
Dienstleistungen
5.1 Stoffe und Produktauswahl 6.1.2 Die Organisation muss planen (siehe
Anmerkung 1 und 2)
7.1 Ressourcen
7.1.2 Personen
7.1.6 Wissen der Organisation
7.1.3 Infrastruktur
8.1 Betriebliche Planung und Steuerung
8.2 Anforderungen an Produkte und
Dienstleistungen
8.4 Steuerung von extern bereitgestellten
Prozessen, Produkten und Dienstleistungen
8.3 Entwicklung von Produkten und
Dienstleistungen
8.2.4 Änderungen von Anforderungen an
Produkte und Dienstleistungen
19
Bezug im vorliegenden
Leitfaden bzw. Verordnung
Nr. (EG) 2023/2006 ISO 9001:2015
5.3 Verarbeitung und Herstellung 8.5 Produktion und Dienstleistungserbringung
8.5.1 Steuerung der Produktion und der
Dienstleistungserbringung
8.6 Freigabe von Produkten und
Dienstleistungen
8.5.2 Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit
5.5 Überwachung, Messung, Analysen und 7.1.5 Ressourcen zur Überwachung und
Bewertung Messung
7.1.5.2 Messtechnische Rückführbarkeit
6. Qualitätskontrollsystem
Art. 6, Abs. 2, GMP-Verordnung 7.1.5 Ressourcen zur Überwachung und
Nr. 2023/2006 Messung
Das Qualitätskontrollsystem hat auch die 7.1.5.2 Messtechnische Rückführbarkeit
laufende Überwachung der Durchführung 8.3.5 Entwicklungsergebnisse
guter Herstellungspraxis und ihrer Ergebnisse 8.3.6 Entwicklungsänderungen
zu umfassen und Korrekturmaßnahmen 8.2.4 Änderungen von Anforderungen an
zur Beseitigung von Schwachstellen im Produkte und Dienstleistungen
Hinblick auf die Verwirklichung einer guten
Herstellungspraxis auszumachen. Entsprechende
Korrekturmaßnahmen sind unverzüglich
umzusetzen und den zuständigen Behörden zu
Inspektionszwecken zugänglich zu machen.
6.3 Verarbeitung/Herstellung
6.5 Überwachung, Messung, Analyse und 9.1 Überwachung, Messung, Analyse und
Bewertung Bewertung
9.1.3 Analyse und Bewertung
7. Dokumentation
7.1 Dokumentation des 7.5 Dokumentierte Information
Qualitätssicherungssystems 7.5.2 Erstellen und Aktualisieren
7.5.3 Lenkung dokumentierter Information
20
Anhang III –
Fallbeispiele zum Modell der Verantwortungsebenen
21
In unserem Beispiel ergeben sich daraus: • Beziehung A–D: Firma A definiert die von
• Beziehung A–B: Firma A definiert/spezifiziert Firma D auszuführenden Dienstleistungen,
die von Firma B zu liefernden Baugruppen diese befindet sich also auf Ebene K.
und Bauteile, da sie diese mit eigener Konst- • Beziehung A–E: Firma A definiert die Pro-
ruktionszeichnung (technischer Spezifikation) dukte, ist in diesem Fall aber nicht Beauftra-
anfertigen lässt. g Firma B befindet sich auf gende, sondern Beauftragte. g Geschäfts-
der Ebene K. kunden E befinden sich auf Ebene B.
• Beziehung A–C: Firma A definiert/spezifi- • Beziehung A–F: Da Firma A keine direkte
ziert die von Firma C zu liefernden Bauteile Beziehung mit Endkunden F unterhält, befin-
nicht, da Firma C sie gemäß eigener Vorga- det sich der Endkunde auf Ebene B.
ben bzw. Vorgaben Dritter (Norm) technisch
spezifiziert hat. g Firma C befindet sich auf
Ebene B.
Basis ist Fallbeispiel 1, jedoch entscheidet sich • Bleibt der Logistikdienstleister rechtlich
diesmal die Herstellerfirma, den Logistikdienst- gesehen eigenständig/eigenverantwortlich
leister aufzukaufen, sodass alle Auslieferungen (eigene Firma, nicht nur Abteilung), so ändert
von diesem übernommen werden. sich das Verhältnis nicht (g Fallbeispiel 1).
• Durch die Änderung der Beziehung A–D wird
diese zu einer internen Beziehung, damit
wechselt diese von Ebene K auf Ebene E!
22
Basis ist wieder Fallbeispiel 1, der Unterschied
ist nun aber, dass der Hersteller A sich entschei-
det, keine Eigenproduktion mehr zu haben, son-
dern nur noch OEM-Hersteller zu sein, der auf
eigene Marken modifizierte Produkte anderer
Hersteller (Lieferant B) vertreibt. Zusätzlich zum
Vertrieb an Geschäftskunden (E) wird zusätzlich
Direktvermarktung an die Endkunden (F) einge-
führt.
• Lieferant (B) bleibt auf der Kontrollebene,
weil er zwar Produkte nach eigener Spezifika-
tion herstellt, diese aber nach Vorgaben von
Hersteller (A) auf dessen Markenbedürfnisse
modifiziert = finale Spezifikation durch Her-
steller (A).
• Durch den ausschließlichen Bezug komplet-
ter Produkte nach eigener Spezifikation wer-
den keine Standardbauteile von Hersteller
(A) bezogen. Damit fällt Lieferant (C) aus
dem Schema, die Beobachtungsebene in
Upstream-Richtung bleibt damit leer.
• Zusätzlich zur Beziehung mit B2B-Kunden
(E) ergibt sich eine neue, direkte Beziehung
B2C zum Endkunden (F). Diesem wird zwar
mit einer Gebrauchsanleitung eine Art „Spe-
zifikation“ an die Hand gegeben, wie das Pro-
dukt bestimmungsgemäß zu verwenden ist –
so lange aber (wie in diesem Beispiel) keine
vertraglichen Verpflichtungen des Endkun-
den zum Hersteller bestehen, die eine Kon-
trolle der Einhaltung erlauben, befindet sich
der Endkunde auf der Beobachtungsebene.
23
Anhang IV: Checkliste zur Selbstüberprüfung
der Konformität mit Verordnung (EG) Nr. 2023/2006 /
Gute Herstellungspraxis für Materialien und Gegenstände mit Lebensmittelkontakt
Priorität Bestätigung
Kommentare
ja nein
1. Grundlagen
1.1 Gibt es eine hauptverantwort-
liche Person für GMP?
26
Priorität Bestätigung
Kommentare
ja nein
4. Wareneingang und Materiallager
4.1 Wurden Materialien so aus-
gewählt, verwendet und gelagert,
dass sie die für Lebensmittelkon-
takt vorgesehenen Produkte nicht 1
nachteilig beeinflussen (können)?
4.5 Werden
Wareneingangsprüfungen
durchgeführt, dokumentiert und
ausgewertet? 1
27
Priorität Bestätigung
Kommentare
ja nein
5. Verarbeitung und Herstellung
5.1 Gibt es einen Wartungs- und
Inspektionsplan für die Anlagen?
1
28
Priorität Bestätigung
Kommentare
ja nein
6. Warenauslieferung
6.1 Wurden die erforderlichen
Lebensmittelkonformitätserklä-
rungen für den Kunden erstellt?
1
29
Priorität Bestätigung
Kommentare
ja nein
7. Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung
7.5 Wurden die Rohstoffe/Materi-
alien geprüft?
30
Priorität Bestätigung
Kommentare
ja nein
7. Überwachung, Messung, Analyse und Bewertung
7.14 Wurden spezielle Transport-
bzw. Verpackungsanweisungen
umgesetzt?
2
8. Korrekturmaßnahmen
8.1 Wurden
Korrekturmaßnahmen zur
Beseitigung detektierter
Schwachstellen definiert?
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Bildnachweis Titel: Africa Studio, chestra, Kesu, Rostislav Sedlacek / Fotolia.com // Grafiken: BSH Hausgeräte