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Seine Eltern sind der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zimmer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zimmer. Die Familie lebt in Hanau.• 1786: Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren. • 1787: Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und Sprachlehrer. • 1788: Ferdinand Philipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buchhändler und Schriftsteller. • 1790: Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein
bekannter Maler und Graphiker der Romantik. • 1791: Die Familie zieht nach Steinau an der Straße, der Heimatstadt des Vaters, wo dieser als Amtmann tätig wird. • 1793: Die Schwester Charlotte Amalie (gen. Lotte) wird am 15. Mai geboren. • 1796: Der Vater stirbt am 10. Januar im Alter von 44 Jahren an einer Lungenentzündung, die Familie muss das Amtshaus als Dienstwohnung verlassen. • 1798: Jacob und Wilhelm Grimm besuchen durch Vermittlung der Tante Henriette Zimmer in Kassel das dortige Lyceum Fridericianum. Der Großvater Johann Hermann Zimmer stirbt am 22. November in Hanau. • 1802: Jacob
Grimm beendet die Unterprima und wird Student der Rechte in Marburg. Der erst 24-jährige Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Savigny wird sein wichtigster Lehrer. • 1803 : Wilhelm Grimm beginnt auch das Studium der Rechte in Marburg. Die jüngeren Brüder Ferdinand und Ludwig Emil Grimm setzen ihre Schulische Ausbildung ebenfalls in Kassel fort. • 1804: Bekanntschaft mit Clemens Brentano . • 1805: Jacob Grimm reist als Assistent von Savigny nach Paris. Die Mutter und die übrigen Geschwister ziehen nach Kassel, in eine Wohnung in der Marktgasse Nr. 17. • 1806: Jacob Grimm wird ohne abgelegtes Juris-
tisches Examen Sekretär beim Hessischen Kriegskollegium in Kassel. Wilhelm Grimm besteht das Examen. Beide beginnen mit Studien zur altdeutschen Sprache und der Märchen- und Sagenforschung. • 1807: Erste Veröffentlichungen. Jacob Grimm scheidet aus dem Amt. Bekanntschaft mit Achim von Arnim und Mitarbeit an „Des Knaben Wunderhorn“, Beginn der Märchensammlung. • 1808: Die Mutter stirbt am 20. Mai mit 52 Jahren. Jacob Grimm wird zum Königlichen Bibliothekar ernannt und arbeitet für Jèrôme Bonaparte, den Bruder Napoleons, der in Kassel als König von Westphalen residiert. Wilhelm Grimm
„Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, Stammbaum der Familie Grimm in der Innenklappe
ist immer wieder krank und bleibt bis 1814 ohne Anstellung, widmet sich in aber weiter seinen Studien. • 1809: Jacob Grimm wird Staatsratsauditor in der Regierung Jérômes. Wilhelm geht zur Kur nach Halle, trifft Achim von Arnim und Johann Wolfgang von Goethe. Ludwig Emil Grimm beginnt sein Studium an der Münchner Kunstakademie. • 1811: Die ersten eigenständigen Publikation der Brüder Grimm werden veröffentlicht. • 1812: Die ersten gemeinsamen Veröffentlichungen erscheinen: Das „Hildebrandslied“ und das „Wessobrunner Gebet“ sowie der erste Band der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1813: Nach
Brüder Grimm-Haus
der Auflösung des Königreichs Westphalen wird das Kurfürstentum Hessen errichtet. Jacob Grimm wird Legationssekretär, reist nach Paris, Straßburg und Metz. In Kassel erscheint die Zeitschrift „Altdeutsche Wälder“ der Brüder Grimm. • 1814: Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bibliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als Diplomat beim Wiener Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1815: Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren.
Wilhelm und Ludwig Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten Kunstgüter nach Kassel beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Heinrich“ und der „Edda“. • 1816: Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist nach Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. • 1819: Jacob und
und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft.
Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1821: Wilhelm Grimms Abhandlung „Über deutsche Runen“ erscheint. • 1822: Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug. • 1823: Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und Gießen. In London erscheint die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von George Cruikshank. • 1825: Wilhelm Grimm heiratet die
Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm. • 1828: Herman Grimm wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren. Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechtsalterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben. • 1829: Nachdem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, nehmen Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln dorthin
Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei.“
über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint. • 1830: Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bibliothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms zweiter Sohn Rudolf Grimm geboren. • 1831: Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesundheit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur. • 1832: Der Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und heiratet Marie
Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird geboren. • 1833: Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig Emil Grimm wird geboren. • 1834: Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso Wilhelm Grimms „Freidank“. • 1835: Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deutsche Mythologie“ erscheint. • 1837: Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschie-
Burkhard Kling
• 1814: Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bibliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als Diplomat beim Wiener Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1815: Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren. Wilhelm und Ludwig Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten
Kunstgüter nach Kassel beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Heinrich“ und der „Edda“. • 1816: Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist nach Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. • 1819: Jacob und Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1821: Wilhelm Grimms Ab-
handlung „Über deutsche Runen“ erscheint. • 1822: Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug. • 1823: Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und Gießen. In London erscheint die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von George Cruikshank. • 1825: Wilhelm Grimm heiratet die Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm. • 1828: Herman Grimm
wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren. Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechtsalterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben. • 1829: Nachdem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, nehmen Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln dorthin über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint. • 1830: Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bibliothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms
zweiter Sohn Rudolf Grimm geboren. • 1831: Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesundheit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur. • 1832: Der Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und heiratet Marie Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird geboren. • 1833: Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig
Emil Grimm wird geboren. • 1834: Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso Wilhelm Grimms „Freidank“. • 1835: Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deutsche Mythologie“ erscheint. • 1837: Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschiedenen Erbrechts endet damit die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Der neue König setzt die liberal geprägte Verfassung von 1833 außer Kraft. Sieben Göttinger Professoren („Göttinger Sieben“), unter ihnen
Jacob und Wilhelm Grimm, protestieren dagegen und werden deshalb aus dem Staatsdienst entlassen. Jacob Grimm wird zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann des Landes verwiesen und geht zu seinem Bruder Ludwig Emil Grimm nach Kassel zurück. • 1838: Jacob Grimm schreibt seine Rechtfertigungsschrift „Über seine Entlassung“. Wilhelm Grimm kommt ebenfalls mit seiner Familie von Göttingen nach Kassel zurück. Der Leipziger Verleger Salomon Hirzel schließt am 6. Oktober mit den Brüdern Grimm den Vertrag über die Erarbeitung des „Deutschen Wörterbuches“. • 1840: Die Brüder Grimm werden
von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit einem Sondergehalt an die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen. • 1841: Die beiden Brüder beziehen in Berlin eine Wohnung in der Lennéstraße Nr. 8. Am 15. April werden sie vom König empfangen. Wilhelm Grimm reist nach Steinau. • 1842: Jacob Grimm erhält den preußischen Orden „Pour le mérite“. Ludwig Emil Grimms Frau Marie stirbt. • 1843: Ludwig Emil Grimm besucht seine Brüder in Berlin. Jacob reist nach Italien. • 1844: Jacob Grimm wird mit dem preußischen Roten Adler-Orden und mit dem Nordstern-Orden ausgezeichnet. Jacob
reist nach Dänemark und Schweden. • 1845: Ferdinand Grimm stirbt in Wolfenbüttel, Ludwig Emil Grimm heiratet Friederike Ernst, eine Tochter des Kasseler Generalsuperintendenten Christian Friedrich Wilhelm Ernst. • 1846: Die Brüder Grimm ziehen in die Dorotheenstraße. In Frankfurt am Main tagt die erste Germanistenversammlung unter Jacob Grimms Vorsitz, Wilhelm Grimm referiert das „Deutsche Wörterbuch“. • 1847: In Lübeck tagt wieder unter dem Vorsitz von Jacob Grimm die zweite Germanistenversammlung. • 1848: Jacob Grimm reist zum „Vorparlament“ nach Frankfurt am Main, wird vom rheinpreu-
ßischen Wahlkreis Mülheim-Ruhr als Abgeordneter gewählt und nimmt an den Sitzungen der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche teil. Jacob Grimms „Geschichte der deutschen Sprache“ erscheint, er gibt seine Lehrtätigkeit auf. Wilhelm Grimm veröffentlicht die „Kasseler Glossen“. • 1849: Jacob Grimm nimmt am Kongress der „Kleindeutschen Partei“ in Gotha teil. • 1850: Jacob Grimm reist nach Wien, Wilhelm Grimm nach Schlesien. • 1852: Carl Grimm stirbt in Kassel, Wilhelm Grimm gibt seine Lehrtätigkeit auf. Die erste Teillieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ erscheint. • 1853 : Jacob
Grimm wird mit dem Bayerischen Maximiliansorden ausgezeichnet. • 1854: Der erste Band des „Deutschen Wörterbuchs“ ist abgeschlossen und erscheint. • 1857: Die siebente und letzte von Wilhelm Grimm selbst bearbeitete Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1859 : Herman Grimm heiratet Gisela von Arnim, die Tochter von Achim und Bettine von Arnim. Wilhelm Grimm stirbt am 16. Dezember an den Folgen eines Kabunkels und wird auf dem Alten Matthäi-Friedhof in Berlin beigesetzt. • 1860: Jacob Grimm hält seine Akademiereden „Über das Alter“ und „Über Wilhelm Grimm“. • 1863: Ludwig
Emil Grimm stirbt am 4. April in Kassel , Jacob Grimm stirbt nach zwei Schlaganfällen am 20. September in Berlin und wird neben seinem Bruder beigesetzt. • 1785: Jacob Ludwig Carl Grimm wird am 4. Januar in Hanau geboren. Seine Eltern sind der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zimmer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zimmer. Die Familie lebt in Hanau.• 1786: Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren. • 1787: Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und Sprachlehrer. • 1788: Ferdinand Phil-
ipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buchhändler und Schriftsteller. • 1790: Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein bekannter Maler und Graphiker der Romantik. • 1791: Die Familie zieht nach Steinau an der Straße, der Heimatstadt des Vaters, wo dieser als Amtmann tätig wird. • 1793: Die Schwester Charlotte Amalie (gen. Lotte) wird am 15. Mai geboren. • 1796: Der Vater stirbt am 10. Januar im Alter von 44 Jahren an einer Lungenentzündung, die Familie muss das Amtshaus als Dienstwohnung verlassen. • 1798: Jacob und Wilhelm Grimm besuchen durch Vermittlung der
Tante Henriette Zimmer in Kassel das dortige Lyceum Fridericianum. Der Großvater Johann Hermann Zimmer stirbt am 22. November in Hanau. • 1802: Jacob Grimm beendet die Unterprima und wird Student der Rechte in Marburg. Der erst 24-jährige Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Savigny wird sein wichtigster Lehrer. • 1803 : Wilhelm Grimm beginnt auch das Studium der Rechte in Marburg. Die jüngeren Brüder Ferdinand und Ludwig Emil Grimm setzen ihre Schulische Ausbildung ebenfalls in Kassel fort. • 1804: Bekanntschaft mit Clemens Brentano . • 1805: Jacob Grimm reist als Assistent von Savigny nach
Paris. Die Mutter und die übrigen Geschwister ziehen nach Kassel, in eine Wohnung in der Marktgasse Nr. 17. • 1806: Jacob Grimm wird ohne abgelegtes Juristisches Examen Sekretär beim Hessischen Kriegskollegium in Kassel. Wilhelm Grimm besteht das Examen. Beide beginnen mit Studien zur altdeutschen Sprache und der Märchen- und Sagenforschung. • 1807: Erste Veröffentlichungen. Jacob Grimm scheidet aus dem Amt. Bekanntschaft mit Achim von Arnim und Mitarbeit an „Des Knaben Wunderhorn“, Beginn der Märchensammlung. • 1808: Die Mutter stirbt am 20. Mai mit 52 Jahren. Jacob Grimm wird zum
Königlichen Bibliothekar ernannt und arbeitet für Jèrôme Bonaparte, den Bruder Napoleons, der in Kassel als König von Westphalen residiert. Wilhelm Grimm ist immer wieder krank und bleibt bis 1814 ohne Anstellung, widmet sich in aber weiter seinen Studien. • 1809: Jacob Grimm wird Staatsratsauditor in der Regierung Jérômes. Wilhelm geht zur Kur nach Halle, trifft Achim von Arnim und Johann Wolfgang von Goethe. Ludwig Emil Grimm beginnt sein Studium an der Münchner Kunstakademie. • 1811: Die ersten eigenständigen Publikation der Brüder Grimm werden veröffentlicht. • 1812: Die ersten gemein-
samen Veröffentlichungen erscheinen: Das „Hildebrandslied“ und das „Wessobrunner Gebet“ sowie der erste Band der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1813: Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen wird das Kurfürstentum Hessen errichtet. Jacob Grimm wird Legationssekretär, reist nach Paris, Straßburg und Metz. In Kassel erscheint die Zeitschrift „Altdeutsche Wälder“ der Brüder Grimm. • 1814: Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bibliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als
Diplomat beim Wiener Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1815: Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren. Wilhelm und Ludwig Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten Kunstgüter nach Kassel beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Heinrich“ und der „Edda“. • 1816: Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist nach
Die Brüder Grimm
Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. • 1819: Jacob und Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1821: Wilhelm Grimms Abhandlung „Über deutsche Runen“ erscheint. • 1822: Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug. • 1823: Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und
Gießen. In London erscheint die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von George Cruikshank. • 1825: Wilhelm Grimm heiratet die Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm. • 1828: Herman Grimm wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren. Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechtsalterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben. • 1829: Nach-
dem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, nehmen Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln dorthin über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint. • 1830: Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bibliothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms zweiter Sohn Rudolf Grimm geboren. • 1831: Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesundheit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur. • 1832: Der
Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und heiratet Marie Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird geboren. • 1833: Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig Emil Grimm wird geboren. • 1834: Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso Wilhelm Grimms „Freidank“. • 1835: Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deut-
sche Mythologie“ erscheint. • 1837: Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschiedenen Erbrechts endet damit die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Der neue König setzt die liberal geprägte Verfassung von 1833 außer Kraft. Sieben Göttinger Professoren („Göttinger Sieben“), unter ihnen Jacob und Wilhelm Grimm, protestieren dagegen und werden deshalb aus dem Staatsdienst entlassen. Jacob Grimm wird zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann des Landes verwiesen und geht zu seinem Bruder
Ludwig Emil Grimm nach Kassel zurück. • 1838: Jacob Grimm schreibt seine Rechtfertigungsschrift „Über seine Entlassung“. Wilhelm Grimm kommt ebenfalls mit seiner Familie von Göttingen nach Kassel zurück. Der Leipziger Verleger Salomon Hirzel schließt am 6. Oktober mit den Brüdern Grimm den Vertrag über die Erarbeitung des „Deutschen Wörterbuches“. • 1840: Die Brüder Grimm werden von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit einem Sondergehalt an die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen. • 1841: Die beiden Brüder beziehen in Berlin eine Wohnung in der Lennéstraße Nr.
8. Am 15. April werden sie vom König empfangen. Wilhelm Grimm reist nach Steinau. • 1842: Jacob Grimm erhält den preußischen Orden „Pour le mérite“. Ludwig Emil Grimms Frau Marie stirbt. • 1843: Ludwig Emil Grimm besucht seine Brüder in Berlin. Jacob reist nach Italien. • 1844: Jacob Grimm wird mit dem preußischen Roten Adler-Orden und mit dem Nordstern-Orden ausgezeichnet. Jacob reist nach Dänemark und Schweden. • 1845: Ferdinand Grimm stirbt in Wolfenbüttel, Ludwig Emil Grimm heiratet Friederike Ernst, eine Tochter des Kasseler Generalsuperintendenten Christian Friedrich Wilhelm Ernst. •
1846: Die Brüder Grimm ziehen in die Dorotheenstraße. In Frankfurt am Main tagt die erste Germanistenversammlung unter Jacob Grimms Vorsitz, Wilhelm Grimm referiert das „Deutsche Wörterbuch“. • 1847: In Lübeck tagt wieder unter dem Vorsitz von Jacob Grimm die zweite Germanistenversammlung. • 1848: Jacob Grimm reist zum „Vorparlament“ nach Frankfurt am Main, wird vom rheinpreußischen Wahlkreis Mülheim-Ruhr als Abgeordneter gewählt und nimmt an den Sitzungen der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche teil. Jacob Grimms „Geschichte der deutschen Sprache“ erscheint,
er gibt seine Lehrtätigkeit auf. Wilhelm Grimm veröffentlicht die „Kasseler Glossen“. • 1849: Jacob Grimm nimmt am Kongress der „Kleindeutschen Partei“ in Gotha teil. • 1850: Jacob Grimm reist nach Wien, Wilhelm Grimm nach Schlesien. • 1852: Carl Grimm stirbt in Kassel, Wilhelm Grimm gibt seine Lehrtätigkeit auf. Die erste Teillieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ erscheint. • 1853 : Jacob Grimm wird mit dem Bayerischen Maximiliansorden ausgezeichnet. • 1854: Der erste Band des „Deutschen Wörterbuchs“ ist abgeschlossen und erscheint. • 1857: Die siebente und letzte von Wilhelm Grimm selbst bearbei-
tete Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1859 : Herman Grimm heiratet Gisela von Arnim, die Tochter von Achim und Bettine von Arnim. Wilhelm Grimm stirbt am 16. Dezember an den Folgen eines Kabunkels und wird auf dem Alten Matthäi-Friedhof in Berlin beigesetzt. • 1860: Jacob Grimm hält seine Akademiereden „Über das Alter“ und „Über Wilhelm Grimm“. • 1863: Ludwig Emil Grimm stirbt am 4. April in Kassel , Jacob Grimm stirbt nach zwei Schlaganfällen am 20. September in Berlin und wird neben seinem Bruder beigesetzt. • 1785: Jacob Ludwig Carl Grimm wird am 4. Januar in Hanau ge-
boren. Seine Eltern sind der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zimmer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zimmer. Die Familie lebt in Hanau.• 1786: Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren. • 1787: Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und Sprachlehrer. • 1788: Ferdinand Philipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buchhändler und Schriftsteller. • 1790: Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein bekannter Maler und Graphiker der Romantik. • 1791: Die Familie
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
verlor die Zentrumsfunktion, aber das Haus hat weiterhin als Rechtsstätte gedient. Danach
folgten unterschiedliche kulturelle Nutzungen, neben einer Bücherei wurde auch ein Hei-
matmuseum eingerichtet. Seit 1998 haben hier die Stadt Steinau an der Straße und die Kas-
seler Brüder Grimm-Gesellschaft e. V. ein Museum zu den Brüdern Grimm eingerichtet.
Das Gebäude wurde ab 2005 saniert und am 15. Mai 2011 mit einer völlig neu konzi-
pierten Ausstellung zu Leben, Werk und Wirkung der Brüder Grimm eröffnet.
1785 Jacob Ludwig Carl Grimm wird am 4. Januar in Hanau geboren. Seine Eltern sind
der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zim-
mer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zim-
mer. Die Familie lebt in Hanau.
1786 Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren.
1787 Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und
Sprachlehrer.
1788 Ferdinand Philipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buch-
händler und Schriftsteller.
1790 Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein bekannter Maler und
Graphiker der Romantik.
1791 Die Familie zieht nach Steinau an der Straße, der Heimatstadt des Vaters, wo dieser
als Amtmann tätig wird.
1793 Die Schwester Charlotte Amalie (gen. Lotte) wird am 15. Mai geboren.
1796 Der Vater stirbt am 10. Januar im Alter von 44 Jahren an einer Lungenentzündung,
die Familie muss das Amtshaus als Dienstwohnung verlassen.
1798 Jacob und Wilhelm Grimm besuchen durch Vermittlung der Tante Henriette Zim-
mer in Kassel das dortige Lyceum Fridericianum. Der Großvater Johann Hermann
Zimmer stirbt am 22. November in Hanau.
1802 Jacob Grimm beendet die Unterprima und wird Student der Rechte in Marburg.
Der erst 24-jährige Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Savigny wird sein wichtigster
Lehrer.
1803 Wilhelm Grimm beginnt auch das Studium der Rechte in Marburg. Die jüngeren
Brüder Ferdinand und Ludwig Emil Grimm setzen ihre Schulische Ausbildung
ebenfalls in Kassel fort.
1804 Bekanntschaft mit Clemens Brentano .
1805 Jacob Grimm reist als Assistent von Savigny nach Paris. Die Mutter und die übrigen
Geschwister ziehen nach Kassel in eine Wohnung in der Marktgasse Nr. 17.
Seite gegenüber:
2. Lazarus Sichling nach Hermann Biow (1894-1850), Jacob und Wilhelm Grimm, Stahlstich,
4 Frontispiz für das Deutsche Wörterbuch 5
Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
1806 Jacob Grimm wird ohne abgelegtes Juristisches Examen Sekretär beim Hessischen 1822 Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister
Kriegskollegium in Kassel. Wilhelm Grimm besteht das Examen. Beide beginnen Ludwig Hassenpflug.
mit Studien zur altdeutschen Sprache und der Märchen- und Sagenforschung. 1823 Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und Gießen. In London erscheint
1807 Erste Veröffentlichungen. Jacob Grimm scheidet aus dem Amt. Bekanntschaft mit die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von
Achim von Arnim und Mitarbeit an „Des Knaben Wunderhorn“, Beginn der Mär- George Cruikshank.
chensammlung. 1825 Wilhelm Grimm heiratet die Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea
1808 Die Mutter stirbt am 20. Mai mit 52 Jahren. Jacob Grimm wird zum Königlichen Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder-
Bibliothekar ernannt und arbeitet für Jèrôme Bonaparte, den Bruder Napoleons, und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm.
der in Kassel als König von Westphalen residiert. Wilhelm Grimm ist immer wie- 1828 Herman Grimm wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren.
der krank und bleibt bis 1814 ohne Anstellung, widmet sich aber weiter seinen Stu- Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechts-
dien. alterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben.
1809 Jacob Grimm wird Staatsratsauditor in der Regierung Jérômes. Wilhelm geht zur 1829 Nachdem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, neh-
Kur nach Halle, trifft Achim von Arnim und Johann Wolfgang von Goethe. Ludwig men Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln
Emil Grimm beginnt sein Studium an der Münchner Kunstakademie. dorthin über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint.
1811 Die ersten eigenständigen Publikationen der Brüder Grimm werden veröffentlicht. 1830 Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bib-
1812 Die ersten gemeinsamen Veröffentlichungen erscheinen: Das „Hildebrandslied“ liothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms zweiter
und das „Wessobrunner Gebet“ sowie der erste Band der „Kinder- und Hausmär- Sohn Rudolf Grimm geboren.
chen“. 1831 Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesund-
1813 Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen wird das Kurfürstentum Hes- heit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur.
sen errichtet. Jacob Grimm wird Legationssekretär, reist nach Paris, Straßburg und 1832 Der Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und
Metz. In Kassel erscheint die Zeitschrift „Altdeutsche Wälder“ der Brüder Grimm. Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und hei-
1814 Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungs- ratet Marie Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird gebo-
kriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bi- ren.
bliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als Diplomat beim Wiener 1833 Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten
Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig Emil
1815 Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren. Wilhelm und Ludwig Grimm wird geboren.
Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, 1834 Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso
Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und Wilhelm Grimms „Freidank“.
wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten Kunstgüter nach Kassel 1835 Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deutsche Mytholo-
beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Hein- gie“ erscheint.
rich“ und der „Edda“. 1837 Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst
1816 Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschiedenen Erbrechts endet
nach Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und damit die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Der neue König
Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. setzt die liberal geprägte Verfassung von 1833 außer Kraft. Sieben Göttinger Pro-
1819 Jacob und Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Mar- fessoren („Göttinger Sieben“), unter ihnen Jacob und Wilhelm Grimm, protestie-
burg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ren dagegen und werden deshalb aus dem Staatsdienst entlassen. Jacob Grimm wird
ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann des Landes verwiesen und geht zu
1821 Wilhelm Grimms Abhandlung „Über deutsche Runen“ erscheint. seinem Bruder Ludwig Emil Grimm nach Kassel zurück.
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
1838 Jacob Grimm schreibt seine Rechtfertigungs- 1853 Jacob Grimm wird mit dem Bayerischen
schrift „Über seine Entlassung“. Wilhelm Grimm Maximiliansorden ausgezeichnet.
kommt ebenfalls mit seiner Familie von Göttin- 1854 Der erste Band des „Deutschen Wörter-
gen nach Kassel zurück. Der Leipziger Verleger buchs“ ist abgeschlossen und erscheint.
Salomon Hirzel schließt am 6. Oktober mit den 1857 Die siebente und letzte von Wilhelm
Brüdern Grimm den Vertrag über die Erarbei- Grimm selbst bearbeitete Auflage der
tung des „Deutschen Wörterbuches“. „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint.
1840 Die Brüder Grimm werden von König Fried- 1859 Herman Grimm heiratet Gisela von
rich Wilhelm IV. von Preußen mit einem Son- Arnim, die Tochter von Achim und Bet-
dergehalt an die Königliche Akademie der Wis- tine von Arnim. Wilhelm Grimm stirbt
senschaften in Berlin berufen. am 16. Dezember an den Folgen eines
1841 Die beiden Brüder beziehen in Berlin eine Woh- Kabunkels und wird auf dem Alten Mat-
nung in der Lennéstraße Nr. 8. Am 15. April thäi-Friedhof in Berlin beigesetzt.
werden sie vom König empfangen. Wilhelm 1860 Jacob Grimm hält seine Akademiere-
3. Jacob Grimm über seine Entlassung, Verteidi- Grimm reist nach Steinau. den „Über das Alter“ und „Über Wilhelm
gungsschrift, Basel 1838
1842 Jacob Grimm erhält den preußischen Orden Grimm“.
„Pour le mérite“. Ludwig Emil Grimms Frau 1863 Ludwig Emil Grimm stirbt am 4. April 4. Brüder Grimm-Nationaldenkmal in Hanau von Syrius
Eberle, 1896 errichtet, Holzstich, 1896
Marie stirbt. in Kassel , Jacob Grimm stirbt nach zwei
1843 Ludwig Emil Grimm besucht seine Brüder in Berlin. Jacob reist nach Italien. Schlaganfällen am 20. September in Ber-
1844 Jacob Grimm wird mit dem preußischen Roten Adler-Orden und mit dem Nord- lin und wird neben seinem Bruder beige-
stern-Orden ausgezeichnet. Jacob reist nach Dänemark und Schweden. setzt.
1845 Ferdinand Grimm stirbt in Wolfenbüttel, Ludwig Emil Grimm heiratet Friederike
Ernst, eine Tochter des Kasseler Generalsuperintendenten Christian Friedrich Wil-
helm Ernst. Die Brüder Grimm – Ihre Wirkung und Erinnerung als Einheit
1846 Die Brüder Grimm ziehen in die Dorotheenstraße. In Frankfurt am Main tagt die
erste Germanistenversammlung unter Jacob Grimms Vorsitz, Wilhelm Grimm refe- In sozial gut gestellten Kreisen aufgewachsen, haben es die Brüder Jacob und Wilhelm
riert das „Deutsche Wörterbuch“. Grimm zu besonderem Ansehen gebracht. Bereits zu Lebzeiten wurden sie als Märchen-
1847 In Lübeck tagt wieder unter dem Vorsitz von Jacob Grimm die zweite Germanisten- sammler und Sprachforscher europaweit geschätzt. Ihr bekanntestes Werk, die „Kinder-
versammlung. und Hausmärchen“, hatte sie einem breiten Leserkreis bekannt gemacht. Bis heute sind ihre
1848 Jacob Grimm reist zum „Vorparlament“ nach Frankfurt am Main, wird vom rhein- gesammelten Märchen weltweit in über 160 Sprachen und Dialekte übersetzt und millio-
preußischen Wahlkreis Mülheim-Ruhr als Abgeordneter gewählt und nimmt an nenfach gedruckt worden. Nur die deutsche Bibelausgabe von Martin Luther kann sich in
den Sitzungen der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche teil. der Auflagenhöhe mit ihnen messen.
Jacob Grimms „Geschichte der deutschen Sprache“ erscheint, er gibt seine Lehrtä- Ihre wissenschaftliche Bedeutung erwarben sich die Brüder Grimm mit grundlegenden
tigkeit auf. Wilhelm Grimm veröffentlicht die „Kasseler Glossen“. Arbeiten im Bereich der sich damals neu entwickelnden deutschen Sprach- und Literatur-
1849 Jacob Grimm nimmt am Kongress der „Kleindeutschen Partei“ in Gotha teil. wissenschaft. Aber auch auf zahlreichen anderen Gebieten haben die Brüder Grimm heraus-
1850 Jacob Grimm reist nach Wien, Wilhelm Grimm nach Schlesien. ragende Leistungen erzielt, auch wenn dies bei einem größeren Publikum nicht bekannt ist.
1852 Carl Grimm stirbt in Kassel, Wilhelm Grimm gibt seine Lehrtätigkeit auf. Die erste Doch gilt: Sie sind durch ihre Arbeiten über die germanischen Sprachen und Editionen mittel-
Teillieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ erscheint. alterlicher Handschriften die Begründer einer neuen Wissenschaft geworden, der Germanis-
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Die Küche – Das Zentrum des häuslichen Lebens nen jedoch mit allerletzter Sicherheit entsprechend datiert werden Doch haben sich Form
und Funktion solcher Gebrauchsgeräte über Jahrhunderte kaum verändert, so dass es bei
Die historische Küche im Amtshaus zeigt sich in ihrer musealen Präsentation heute wieder der Rekonstruktion in erster Linie auf das authentische Bild der historischen Küche ankam,
so, wie sie in der Zeit vor 1800 ausgesehen haben mag. Originaler Bestand in der Architek- das mit den Geräten so gelungen ist.
tur sind die Stützen, die den Raum gliedern und teilen, das Sandsteinwaschbecken unter
dem rechten Fenster und der wohl zum Kühlen von Vorräten genutzte Wandschrank in
der gleichen Fensterlaibung. Die nach der ursprünglichen Bauzeit eingefügten Zwischen- Der Amtmann Philipp Wilhelm Grimm – Das Vorbild und seine Familie
wände wurden entfernt, so dass der Raum wieder seine ursprüngliche Größe erhalten hat.
Der Fußbodenbelag, es handelt sich um Tonfliesen, die im 16.Jahrhundert in Steinau her- Als Sohn des evangelisch-reformierten Steinauer Pfarrers Friedrich Grimm erhielt Philipp
gestellt wurden, konnte in originalgetreuem Zustand wieder hergestellt werden. Die neu Wilhelm Grimm, in Steinau geboren, eine seinem gesellschaftlichen Stand angemessene
verlegten historischen Fliesen stammen aus dem in der gleichen Zeit wie dieses Gebäude Erziehung. Nach seiner Schulzeit in Hanau, studierte er in Marburg und Herborn Juristerei,
errichteten Marstall des Schlosses. blieb aber den Stätten seiner Kindheit verhaftet, ganz der reformierten Sozialisierung ent-
Da eine Küche durch die Herdstelle geprägt wird, wurde eine Herdstelle der Bauzeit re- sprechend. Als Jurist wurde er zum Advokaten am Hofgericht in Hanau, dann Stadt- und
konstruiert. Leider konnten die originale Position und Größe nicht mehr erschlossen wer- Landschreiber der Altstadt Hanau und des Amtes Bücherthal.
den, so dass es sich hier um eine freie Gestaltung handelt. Werte und Weltsicht des Vaters, die reformierte Tradition der Vorfahren, bestimmten
Bei der Ausstattung wurden Mobiliar und Geräte ausgesucht, wie sie gegen Ende des 18. sein familiäres Selbstverständnis. Das Exlibris von Philipp Wilhelm Grimm trägt als Devise
Jahrhunderts üblich und in Steinau zu finden gewesen sind. Nicht alle Gerätschaften kön- sein reformiertes Bekenntnis: „Rechtschaffenheit ist des Lebens Sicherheit“, und er war
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
13. Bruchstücke einer Porzellantasse mit sog. Strohblumenmuster, Ilmenau, letztes Viertel 18. Jahrhundert, gefunden 1998
in einer Verfüllschicht des Küchenbodens
stehungszeit – spricht dafür, dass es sich um eine der Tassen handelt, die Jacob so gerne
abgetrocknet hat.
Jacob spricht zwar von Dresdner Tassen, doch die sächsische Residenz war in diesem
Sinne nicht als Herkunftsort genannt worden. Da dort das europäische Porzellan erfunden
worden war, wurde der Begriff Dresden zum Synonym für Porzellan allgemein, nicht nur
für das, welches aus Dresden oder Meißen stammte.
Es sind blaue und weiße Porzellantassen, die Jacob beschäftigten und die sich deutlich 14. Gegenstände aus dem Nachlass der Familie Grimm-Hassenpflug 16. Gegenstände aus dem Nachlass der Familie Grimm-Hassenpflug
von der Steinauer Irdenware unterschieden haben.
nau. In Ilmenauer Preislisten von 1782 heißt es,
Die Familie Grimm und das gute Geschirr dass dort Kaffeegeschirre mit „Strohmodell“ ver-
Porzellan als Luxusgut des 18. Jahrhunderts, als das weiße Gold bezeichnet, war ein Status- fertigt werden. Bis zum Jahr 1788 scheute man
symbol gerade auch im höfischen Bereich. Die Familie machte hier keine Ausnahme, kam sich in Ilmenau nicht, eine deutlich an den Meiss-
dem Repräsentationsbedürfnis nach und hat in Steinau ihre „blauweißen Dresdner Tassen“ ner Schwertern angelehnte Marke zu verwenden.
gehabt. In dem original erhaltenen Wandschrank wurden sicherlich Geschirre aufbewahrt, Die Porzellanmanufakturen in Rauenstein oder
die den jetzt hier gezeigten Stücken entsprochen haben. im fränkischen Tettau übernahmen das Muster
Der unterglasurblaue Dekor „Strohblumenmuster“ erfreute sich in der Porzellanmanu- ebenfalls aus Konkurrenz- und Preisgründen.
faktur Meissen schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit, gerade
weil es zu den Preiswertesten gehörte und fand Eingang in die Beamten- und Fabrikan-
tenhaushalte. Wie viele Meissner Dekore wurde auch das Strohblumenmuster von ande- 17. Gegenstände aus dem Nachlass der Familie Grimm-Hassenpflug
ren Manufakturen und Fabriken kopiert. In Frankenthal entstanden schon bald nach 1750
die ersten Kopien dieses Dekors, bald auch in Höchst und in den thüringischen Manufak-
turen von Christian Zacharias Gräbner, Gotthelf Greiner und Christian Nonne in Ilme-
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Hanau und Steinau – Stadt und Land Sie sorgten für Wege-, Straßen- und Brückenbau
und für die öffentliche Sicherheit genauso wie für
Die Familie Grimm – die Kirche und Schule.
die Grafschaft Hanau als Heimat Der frühe Tod vieler Regenten aus der Linie
Hanau-Münzenberg und das zu befürchtende
Der Aufstieg des Hauses Hanau begann aus Aussterben des Grafengeschlechtes führte im
untergeordneter Stellung und ist bezeichnend 17. Jahrhundert zu verbindlichen Erbregelun-
für den Adelswandel im Hochmittelalter. Neuer gen. In einem Vertrag von 1610 wurde festgelegt,
Dienstadel verdrängt den alten Stammesadel. dass beim Aussterben einer männlichen Linie
Das Bistum Mainz hatte von Kaiser Heinrich IV. der hanauischen Häuser die Grafen einer ande-
18. Unbekannter Künstler, Der Kumpen in Steinau, Gemälde aus der ersten (1050–1106) die Besitz- und Hoheitsrechte für ren Linie erben sollten. Ein solcher Fall trat bereits
Hälfte des 19. Jahrhunderts 19. Hanau, kolorierter Holzstich um 1880
ein Reichsgut in der Nähe der Kinzigmündung 1642 in der Grafschaft Hanau-Münzenberg ein. Es
erworben und um 1150 an die Mainzer Stiftskir- erbte zunächst Graf Johann Ernst aus der Neben-
che St. Maria ad gradus (später Liebfrauenkirche) übertragen. Das Stift beauftragte die ört- linie Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels, doch
liche Adelsfamilie von Buchen, als Vögte mit der Verwaltung. Sie nannten sich bald von dieser starb wenige Wochen später im Alter von
Hanau. Nach dem Aussterben der Herren von Buchen-Hanau am Ende des 12. Jahrhun- 29 Jahren. 1643 wurde ein Erbvertrag beschlos-
derts traten die Herren von Dorfelden die Nachfolge an; sie nannten sich nun Dorfelden- sen, der besagte, dass beim Aussterben der männ-
Hagenow (Hanau), dann nur noch Hanau. Diese neue Familie Hanau hat bis in das 18. lichen Linie des Hauses Hanau-Lichtenberg die
Jahrhundert hinein die Geschichte der Region bestimmt. Mit kluger Heiratspolitik wurde Landgrafen von Hessen-Kassel ihre Nachfolge in
das Herrschaftsgebiet ausgeweitet. Im 13. Jahrhundert kam der Münzenberger Besitz in der der Grafschaft Hanau-Münzenberg antreten wür-
Wetterau dazu, dann mit dem Rieneckschen Erbe der Besitz im nördlichen Spessart. So den. Der Lichtenberger Anteil sollte an die Land-
kam auch Steinau schon 1272 zu Hanau und wurde 1290 mit Stadtrechten versehen. grafschaft Hessen-Darmstadt fallen. Ausschlagge-
Die Herrschaft Hanau entwickelte sich seit dem Hochmittelalter zu einem respektab- bend für diese Lösung war wohl, dass die Tochter
len Territorium, das sich zwischen Frankfurt am Main und Fulda erstreckte. Die Herren des Grafen Philipp Ludwig II. die Kasseler Land- 20. Steinau an der Straße, Stahlstich um 1850
von Hanau, ab 1492 mit der erblichen Grafenwürde ausgestattet, wurden nun regieren- gräfin Amelia Elisabeth (1602–1651) war.
der Hochadel. Ein territorialer Zugewinn, der weit über den hessischen Raum hinaus- Nach mehrfachen Vereinigungen und Teilun-
ging, war 1480 die Erbschaft der Hälfte der Grafschaft Lichtenberg im nördlichen Elsass, gen wurde die Grafschaft unter Johann Reinhard
daraus ergab sich eine Erbteilung in die Linien Hanau-Münzenberg und Hanau-Lichten- III. von 1712 bis 1736 letztmalig vereint. Nach
berg. seinem Tod fielen die Stammlande dem Vertrag
Wie der Aufstieg des Hauses Hanau für das Hochmittelalter, so ist auch das Verharren von 1673 entsprechend an die Landgrafen von
als kleine Herrschaft typisch für das späte Mittelalter. Die Territorialbildung war weitge- Hessen-Kassel. Hanau-Lichtenberg kam an die
hend abgeschlossen und die Grafen von Hanau-Münzenberg hatten es nicht verstanden, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Die Bevölke-
ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet aufzubauen. Steinau mit seiner schon vorhan- rung der Grafschaft Hanau-Münzenberg zählte in
denen Burg wurde so zur Witwenresidenz und zum Verwaltungssitz der Obergrafschaft dieser Zeit knapp 50.000 Einwohner, etwa 11.000
Hanau. Die Stadt wurde ausgebaut und die Burg in der Mitte des 16. Jahrhunderts zum lebten in Hanau selbst, der Rest in vier Städten
Schloss umgebaut. In diesem Zusammenhang entstand auch 1562 das Amtshaus als Sitz (Windecken, Steinau, Babenhausen und Schlüch- 21. Das Ständehaus in Kassel, Stahlstich um 1850
des Amtes Steinau. Die Ämter erfüllten genauso die Aufgaben der Finanzverwaltung wie tern), neun Flecken und 72 Dörfern. Das Hanau-
der Rechtssprechung in der ersten Instanz und beaufsichtigten die Gemeinden im Bezirk. Münzenberger Territorium wurde nicht einfach
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
22. Schankkanne mit Zinndeckel, Steinau kurz 23. Anbieteschale, Fayence mit Blaumalerei, Hanau, ausgehendes 17. Jahrhundert,
nach 1800 erworben aus Mitteln des Museumsförderpreises der Sparkassen-Kulturstiftung
Hanauer Fayence – Hohes Repräsentationsbedürfnis Hessen-Thüringen 2008
In Hanau wurde 1661 die erste deutsche Fayence-Manufaktur gegründet. 1597 wurde die ßen Kopien ostasiatischer Keramiken entstanden, auch wenn die Hartporzellane in China
Hanauer Neustadt von flämischen und wallonischen Glaubensflüchtlingen angelegt. Der einen recht starken Scherben hatten, so dass die Fayence-Nachahmungen dem Original
reformierte Graf Philipp Ludwig II. förderte die Ansiedlung nach alle Kräften und die Ein- schon recht nahe kamen. Die weiß-blaue Ware galt als besonders schön, nachdem die Euro-
wohner der Neustadt erhielten weitgehende Gewerbe- und Handelsfreiheit. päer im wesentlichen nur die dunkle, bleiglasierte Keramik oder das graue Steinzeug kann-
Zwei niederländische Kaufleute mit Frankfurter Bürgerrecht wollten 1661 in Frankfurt ten. Die Produktpalette in Hanau umfasste Krüge, Teller, Platten, Vasen und Schreibzeuge.
eine Fayence-Manufaktur gründen. Vom Rat der Stadt vertröstet, stellten sie nur wenige Dabei wurden nur Einzelstücke produziert, keine kompletten Services.
Tage später das gleiche Gesuch an den Schultheißen und den Bürgermeister der Neustadt
Hanau mit seiner reformierten Gemeinde. Umgehend wurde den beiden Kaufleuten ein
Gräfliches Privileg zur Errichtung der Manufaktur erteilt. Die Brüder Grimm – Steinau, der Ort der Kindheit
Ihre Blütezeit erlebte die Manufaktur von 1680 bis 1720. Ihre Produkte wurden in ganz
Deutschland, im Elsass und in Holland vertrieben und noch 1774 – längst hatte sich das Philipp Wilhelm Grimm verkörperte in Steinau als Amtmann die Staatsautorität der Land-
Konkurrenzprodukt Porzellan durchgesetzt –, lobte ein Göttinger Händler die gute Quali- grafschaft Hessen-Kassel. Der Amtssitz Steinau war zu seiner Zeit Verwaltungsmittel-
tät der Hanauer Ware, die ihren hohen Preis rechtfertigte. 1806 wurde der Manufakturbe- punkt der ehemals hanauischen, nun Hessen-Kasseler Gebiete am Oberlauf der Kinzig,
trieb in Hanau eingestellt. der so genannten Obergrafschaft Hanau. Seit dem Hochmittelalter entwickelte sich Stei-
Der ausgestellte Teller stammt aus der ersten Periode der Hanauer Fayence-Produktion. nau (Stadtrechte 1290) an der Kreuzung wichtiger Handelswege und der Kinzig schnell
Kennzeichen dieser Periode ist der Kontrast zwischen der weißen Glasur und der blauen zu einem Zentrum der Region und eine Burganlage sicherte die Stadt. Als Heiratsgut kam
Bemalung, geschuldet dem damals dominierenden Einfluss des chinesischen Porzellans Steinau in den Besitz der Herren von Hanau. Deren Standeserhöhung zu erblichen Reichs-
aus der Epoche des Ming-Kaisers Wan-Li (1553–1620). In Hanau wurden die chinesi- grafen im 15. Jahrhundert machte Steinau zum Verwaltungsmittelpunkt der geographisch
schen Dekormotive mit einer europäischen Grundgestaltung umgesetzt, so dass keine blo- nicht mit Hanau verbundenen Obergrafschaft. Anstelle der Burg entstand im 16. Jahrhun-
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
dert eine großzügig angelegte Schlossanlage. Sie bar, als unterste Instanz der staatlichen Verwaltungshierarchie die Ansprüche der Herr-
hatte nur bedingt die Funktion einer Nebenresi- schaft mit den Bedürfnissen der Land- und Kleinstadtbewohner erfolgreich zu vermitteln.
denz, vielmehr wurde sie als Witwensitz genutzt, Er war offensichtlich Vertreter eines „aufgeklärten“ Amtsverständnisses, was in Hessen-
beherbergte Diensträume, Wohnungen und Kassel sonst schwer zu finden war. Der Staat und die landgräfliche Familie wurden in ers-
Magazine. Die eigentliche Verwaltungsstelle war ter Linie durch die Erträge der Landbevölkerung, aus Steuern, Abgaben und Dienstleis-
das Amtshaus mit dem Amtmann. Ein Amt war tungen unterhalten. In Steinau standen der Herrschaft Grundzinsen und der Zehnte von
untere Verwaltungseinheit und Gerichtsbezirk, Feldfrüchten und kleineren Tieren zu. Fronleistungen (etwa Instandsetzungsarbeiten an
der Amtmann hatte alle anfallenden Justiz-, Fis- Wegen und Gebäuden) kamen hinzu.
kal- und Verwaltungsangelegenheiten zu regeln. Um das Eindringen revolutionärer Ideen im Hanauer Land zu verhindern, wurden 1792
Bei Gerichtsverhandlungen über Zivil- und ganz in absolutistischer Weise demokratische Zeitungen bei hoher Strafandrohung verbo-
Strafsachen hatte der Amtmann den Vorsitz, ten. Im gleichen Jahr trat Hessen Kassel an der Seite Österreichs und Preußens in den Krieg
24. Das Geburtshaus der Brüder Grimm am Paradeplatz (heute Freiheits- schwere Strafsachen wurden vor dem Blutgericht gegen das revolutionäre Frankreich ein. Das Kinzigtal mit seinen Straßen wurde so immer
platz) in Hanau, Holzstich um 1880
verhandelt, hier hatte der Amtmann 12 Schöffen wieder für Heerzüge genutzt. Auch in dieser Situation war der Amtmann Grimm gefordert,
zur Seite. um bei der Bevölkerung Unterkunft und Verpflegung für die Soldaten durchzusetzen.
Kern der Arbeit des Amtmanns waren Durchsetzung und Überwachung von Gesetzen
und staatlichen Vorschriften und der öffentlichen Ordnung in den Bereichen der Landwirt-
schaft, des Handwerks, des Bauwesens, der Kirchen, der Schulen und der Armenfürsorge, Die Brüder Grimm – das Leben in Steinau
aber auch der Zensurbestimmungen. Darüber hinaus versah er notarielle Aufgaben, er ver-
siegelte Verträge und Testamente. Für spezielle Aufgaben hatte der Amtmann seine Beam- In Steinau begann für die Familie Grimm ein
ten: so regelte der Amtskeller die Wirtschaftsangelegenheiten, verwaltete die herrschaft- Leben in geregelten ländlichen Bahnen. Der Vater
lichen Einkünfte und führte die Aufsicht über den Besitz, während der Oberförster das war als Amtmann die höchste staatliche Autorität
Forst- und Jagdwesen kontrollierte. Schreiber erledigten den Schriftverkehr. und doch gefangen in einem in sich geschlosse-
Das Amt Steinau war mit der Grafschaft Hanau 1736 an Hessen-Kassel gefallen, wurde nen gesellschaftlichen Kreis von Ackerbürgern.
aber als eigenständiges Territorium weitergeführt. Die tradierten Alt-Hanauer Rechtsverhält- Mittelpunkt dieser Kindheits- und frühen Jugend-
nisse und das Abgabensystem blieben weitgehend erhalten. Nur ein Teil der Kasseler Gesetze jahre der Brüder Grimm und ihrer Geschwister
kam zur Anwendung. So wurde 1786 in der Grafschaft Hanau die hessische Stempelabgabe war das heute noch erhaltene Amtshaus. Hier
25. Deckel einer Tabaksdose, Thüringen (?) um 1780, aus dem Nachlass
eingeführt, Gebühren, die für die Inanspruchnahme der staatlichen Verwaltung erhoben wur- bewohnte die Familie Grimm das Erdgeschoss, Grimm-Hassenpflug
den, etwa auch für die Beglaubigung privater Rechtsgeschäfte, die der Amtmann Philipp Wil- während im Obergeschoss die Geschäfte des
helm Grimm vollzog. Zu seinem Verwaltungsbereich gehörten im Amt Steinau die Stadt Amtmannes geführt wurden. Gelegentliche Ver-
selbst mit 1.300 Einwohner, die in 280 Häusern lebten, das Dorf Seidenroth und die Domäne wandtenbesuche und Fahrten führten aus der
Hundsrück und das Amt Schlüchtern mit der Stadt (erst nach der Reformation waren hier die Betulichkeit Steinaus – etwa nach Schlüchtern,
Stadtrechte erteilt worden), zehn Dörfer und fünf Klosterhöfe. In beiden Ämtern lebten in der das Steinau bald wirtschaftlich überrunden sollte,
Mitte des 18. Jahrhunderts insgesamt rund 6.400 Menschen. Hinzu kamen noch unzählige oder auf den „Hundsrück“, einer nahe gelegenen
Fuhrleute und Reisende, die über die Frankfurt-Leipziger-Straße in die Stadt kamen und in Domäne.
dem zahlreichen Gasthäusern Steinaus Quartier nahmen. An jedem Abend mussten die Wirte „Die Gegend von Steinau hat etwas angeneh-
die Meldezettel ihrer Gäste beim Amtmann abgeben. mes. Oft sind wir zusammen in den Wiesenthä-
Nicht nur in Texten der Brüder Grimm wird betont, wie beliebt und geachtet Philipp lern und auf den Anhöhen umher gegangen; der 26. Höfischer Fächer mit galanter Szene in Grisaillemalerei, Frankreich um
1770, Stiftung Kunsthandlung Ruttmann in Frankfurt am Main
Wilhelm Grimm als Amtmann in Steinau war. Seinem Naturell gemäß gelang es ihm offen- Sinn für die Natur mag uns, wie vielen angebo-
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
28. Huttisches Spital, Wohnung der Witwe Grimm mit den Kindern 1796, 29. Alte Kellerei, Wohnung der Witwe Grimm1796-1805, Steinau
Steinau um 1900 um 1900
27. Fragmente einer Papiertapete, möglicherweise aus dem „Blauen Salon“ der Familie Grimm, gefunden 2007, Frankreich (?) um 1790 Dorothea Grimm – Die Lieblingslektüre
ren seyn, aber er ist doch auf diese Art genährt und begünstigt worden“ sagt Wilhelm „Die Mutter las gerne; der Grandison war ihr Lieblingsbuch, dessen verschlungene Bege-
Grimm. benheiten und vielfältige Charaktere sie sehr wohl behalten hatte; manchmal bei recht hei-
Aus ihren Steinauer Lebensjahren sind zahlreiche Erinnerungsstücke der Brüder Grimm terer Stimmung sagte sie uns Stellen aus Gellerts beschämter Schäferin vor, worin sie als
erhalten: Sammlungen von getrockneten Pflanzen und Tieren, Schülerzeichnungen, frühe Kind eine Rolle gespielt hatte“, erinnert sich Wilhelm Grimm
Briefe. Sie stammen vornehmlich aus der Korrespondenz mit dem Großvater in Hanau und Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) war zu Lebzeiten einer der wichtigsten
ihrer Tante, Schwester der Mutter, in Kassel. und meistgelesenen Dichter und Moralphilosophen der deutschen Aufklärung und prägte
Nach dem Tod des Vaters sowie der mit im Steinauer Haushalt lebenden „Tante Schlem- den Zeitgeist. Gellert wurde als fünfter Sohn einer 13köpfigen sächsischen Pastorenfami-
mer“ 1796 erfuhr die Entwicklung der Brüder Grimm einen unerwarteten tiefen Ein- lie geboren, konnte aber die Fürstenschule in Meißen besuchen. 1734–38 studierte er an
schnitt. der Universität in Leipzig, musste 1739 wegen Geldmangel das Studium unterbrechen und
Dorothea Grimm, die Witwe des Amtmannes, musste mit ihren sechs Kindern die arbeitete als Hofmeister in Dresden. 1740 nahm er das Studium wieder auf und schloss es
Dienstwohnung räumen. Trotz sozial hoher Stellung blieb ihr am Anfang nur die Notun- 1744 mit einer Dissertation über Theorie und Geschichte der Fabel ab. Gleichzeitig ver-
terkunft im Armenhaus, dem Huttischen Spital, ehe sie die Alte Kellerei am Brückentor fasste er Theaterstücke. Seine Lustspiele brachten erstmals bürgerliche Figuren und deren
als neues Haus erwerben konnte. Zwei Jahre später verließen Jacob und Wilhelm Grimm Milieu auf die Bühne. 1751 wurde er zum außerordentlichen Professor für Philosophie
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
dem wurde der Stock gewählt. Ich wüsste niemand, vor dem ich im Leben mehr in Furcht
gewesen wäre wie vor diesem Präzeptor Zinckhan.“
„Im Winter gingen die Bürgerjungen von acht bis elf Uhr in die Schule und Elf bis Zwölf
wir, und mittags von eins bis drei und wir von drei bis vier. In der großen Schulstube hatte
er in der Tür oben ein Loch machen lassen, ein Blech darauf und in das Blech ein kleines
Löchelchen gebohrt, Nun schlich er langsam die Treppe herauf, konnte durch das Löchel-
chen alle Schüler übersehn, blieb da eine Zeitlang stehn und beobachtete die Mutwilligs-
ten, kam dann herein, ergriff seinen Stock ohne ein Wort zu sagen, und nun bekamen die
Ertappten tüchtige Schläge, und wie er wieder auf dem Pult stand, sagte er nur: ‚Wißt ihr
warum?‘ und wenn die nicht augenblicklich ja riefen, bekamen sie noch einmal Schläge.“
„Im Sommer kam er ins Haus, der Lotte Unterricht zu geben: wir mussten dann daneben
sitzen und lernen. Die Lotte stand neben ihm, bekam ein Hölzchen in die Hand, worin eine
Stecknadel befestigt war; mit dem Stecknadelkopf musste sie auf die Buchstaben deuten
und ihm die Buchstaben nachsprechen, dann buchstabieren. Die Mutter saß auf dem Kana-
pee und strickte. Da war seine Stimme, die in der Schule barsch, kurz und stark war, weich,
langsam und melodisch, seine Gesichtszüge ruhig und freundlich, und die dicken Adern an
den Schläfen nicht zu sehen.“
Wilhelm Grimm sagt: „Der ‚Neigung zum Zeichnen‘ ist schon gedacht, auch ein gewis-
ser Sammlergeist zeigte sich frühe: schon damals brachten wir Insekten, Schmetterlinge
und dergleichen heim und zeichneten es ab, und späterhin ward es noch fortgesetzt. Eini- 33. Rauminstallation mit Familienportraits
ges hat sich davon erhalten, und ich kann versichern, dass die Abbildungen nicht schlecht
gemacht und der geringen Muschelfarben ungeachtet treu illuminiert sind. Rechnet man (z.B. Bäcker, Weinhändler oder Gastwirt), hatten aber auch geistliche oder staatliche Ämter
dazu, dass wir niemals Unterricht im Zeichnen erhalten haben (damals war keine Gelegen- (z. B. Prediger, Pfarrer oder Bürgermeister) inne.
heit, hernach keine Zeit dazu), so darf man wohl einige natürliche Anlagen voraussetzen.“ Bei den Vorfahren mütterlicherseits lässt sich als bisher ältester Namensträger ein gewis-
ser Ludwig Zimmer aus Ottrau in der Hessischen Schwalm nachweisen, der dort 1643
erwähnt wurde. Seine Nachfahren waren zumeist in Ober- und Niederhessen ansässig,
Vier Generationen Grimm und Steinau wobei bei den Geburts- und Sterbeorten Ottrau, Weissenborn und Hanau am häufigsten
genannt werden. Der Urgroßvater mütterlicherseits Adam Heinrich Zimmer (1680 Weis-
Der Stammbaum der Brüder Grimm lässt sich in Hessen bis in das 16. Jahrhundert zurück- senborn – 1719 Weissenborn) diente in der hessischen Garde du Corps und war mit Mar-
verfolgen. Die Vorfahren des Vaters Philipp Wilhelm Grimm entstammten – nach heuti- garete Frank (1691 Immichenhain – 1752 Weissenborn) verheiratet.
gen geographisch-politischen Bezeichnungen – aus Südhessen; die der Mutter Dorothea
Zimmer aus Nordhessen. Bei den Ahnen väterlicherseits lässt sich als bisher ältester Träger Der Urgroßvater Grimm
des Namens Grimm in den Kirchenbüchern ein gewisser Peter Grimm (auch: Grym) aus Friedrich Grimm (1672 Hanau – 1748 Hanau) wirkte als reformierter Pfarrer in Hanau, als
Friedberg nachweisen, der 1508 in Frankfurt am Main das Bürgerrecht erhielt. Seine Nach- Ysenburgischer Hofprediger in Marienborn und Pfarrer in Eckartshausen, später als Inspektor
fahren waren auch in der Hanauer Gegend ansässig, wobei bei den Geburts- und Sterbe der reformierten Kirchengemeinden der Grafschaft Hanau-Münzenberg und war so auch für
orten Bergen (der heutige Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim), Hanau und später Stei- Steinau zuständig und seit 1738 als Konsistorialrat in Hanau. Er war zweimal verheiratet,
nau häufig vorkommen. Nebenlinien der Familie Grimm führen nach Gelnhausen, Birstein zuerst mit Maria Magdalena Jean-Jean (1665 Hanau – 1700 Marienborn), darauf mit Kuni-
und Niederrodenbach. Die männlichen Vorfahren der Grimms trieben oft ein Gewerbe gunde Juliane Hake (1676 Rotenburg an der Fulda – 1726 Hanau) und hatte sieben Kinder.
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Der Großvater Grimm die Ämter Steinau und Schlüchtern nach Steinau an der
Friedrich Grimm (1707 Hanau – 1777 Steinau) studierte in Hanau, Heidelberg und Bre- Straße versetzt. 44-jährig starb er dort an einer Lungen-
men Theologie und war 47 Jahre als Pfarrer der reformierten Gemeinde in Steinau tätig. entzündung.
Die Katharinenkirche und ihr Pfarrhaus (neben dem Rathaus gelegen) waren seine Wir-
kungsstätten. Jacob Ludwig Carl Grimm
(1785 Hanau – 1863 Berlin)
Die Großmutter Grimm Eintrag im Who is Who: „Der deutsche Sprach-, Lite-
Christiane Elisabeth Heilmann (1715 Birstein – 1754 Steinau) war die Tochter von Georg raturwissenschaftler und Jurist gilt als Begründer der
Heilmann, der als Beamter des Hauses Isenburg-Birstein und dann als hanauscher Hof- deutschen Philologie und Altertumswissenschaft. Jacob
gerichtsrat wirkte. Sie hatte mit ihrem Mann Friedrich Grimm insgesamt elf Kinder, von Grimm erlangte zusammen mit seinem Bruder Wil-
denen jedoch sechs noch im Kindesalter starben. helm Grimm Weltruhm als Märchensammler. Jacob
32. Ludwig Emil Grimm (1790-1863), Jacob Grimm
Grimm legte zugleich mit dem ‚Deutschen Wörterbuch‘ im Alter von 21/2 Jahren, Radierung nach dem
Der Großvater Zimmer einen bedeutenden Grundstein zur Vereinheitlichung Gemälde von Georg Carl Urlaub, um 1850
Johann Hermann Zimmer (1709 Weissenborn – 1798 Hanau) wirkte als Kanzleirat in Kas- der deutschen Sprache. Er gilt als Begründer der Ger-
sel und Hanau, wo er auch seinen Ruhestand verlebte. Er hatte Landgraf Wilhelm VIII. von manistik. Die umfangreiche Sammlung von Märchen
Hessen Kassel während des Siebenjährigen Krieges begleitet. und Sagen und seine sprachwissenschaftlichen Arbei-
ten waren für ihn mit nationaler Einheit und Identifika-
Die Großmutter Zimmer tion verbunden.“
Anna Elisabeth Boppo (1718 Kassel – 1792 Hanau). Sie stammte aus Kassel. Die Nähe zum
Hof des Landgrafen zeigt sich auch darin, dass ihre Tochter Henriette Philippine Zimmer Wilhelm Carl Grimm
(1748 Kassel – 1815 Kassel) erste Kammerfrau und enge Vertraute der Landgräfin Karo- (1786 Hanau – 1859 Berlin)
line in Kassel war. Sie lebte im Haushalt des Landgrafenpaares.Auf ihre Initiative konnten Eintrag im Who is Who: „Der deutsche Sprach- und
die Brüder Grimm das Lyzeum in Kassel besuchen. Während der Studienjahre unterstützte Literaturwissenschaftler sowie Märchen- und Sagen-
33. Ludwig Emil Grimm (1790-1863), Jacob und
sie die Brüder. sammler Wilhelm Grimm formulierte sein Hauptwerk in Wilhelm Grimm, Doppelportrait, Radierung 1843
dem Buch über ‚Die Deutsche Heldensage‘ (1829), das
Die Mutter zum wissenschaftlichen Standardwerk wurde. Auch sein
Dorothea Zimmer (1755 Kassel – 1808 Kassel) heiratete 1783 in Hanau Philipp Wilhelm Name, wie derjenige seines Bruders Jacob Grimm, ist ver-
Grimm, dem sie insgesamt acht Söhne und eine Tochter schenkte, von denen jedoch drei bunden und berühmt geworden durch die große Samm-
Söhne, Friedrich Hermann Georg (1783–1784), Friedrich (1791–1794) und Georg Edu- lung von ‚Kinder- und Hausmärchen‘. Grimms besondere
ard (1794–1795), schon im Kindesalter starben. Die Schicksalsschläge ließen sie oft melan- Leistung an dieser Arbeit ist seine Bearbeitung, durch die
cholisch werden. Ludwig Emil Grimm beschrieb die Mutter deshalb als „meist traurig, sie die Märchen einen einheitlichen Stil bekamen.“
saß oft stundenlang auf der Bank und strickte oder hatte ein Buch, worin sie las.“
Carl Friedrich Grimm
Der Vater (1787 Hanau – 1852 Kassel) versuchte sich als Kauf-
Philipp Wilhelm Grimm (1751 Steinau – 1796 Steinau) wuchs in seiner Geburtsstadt Stei- mann und Weinhändler u. a. in Hamburg, Bremen und
nau auf, studierte seit 1771 an der Hohen Landesschule in Hanau und in Herborn und Mar- Bordeaux, verfasste eine „Anleitung zur doppelten itali-
burg die Rechte und wurde 1778 Hofgerichtsadvokat in Hanau, 1782 Stadt- und Land- enischen Buchhaltung“ (Kassel 1828) und starb unver- 34. Ludwig Emil Grimm (1790-1863), Carl Friedrich
Grimm als kurhessischer Jäger, Radierung 1815
schreiber für die Altstadt Hanau und das Amt Büchertal, schließlich 1791 als Amtmann für heiratet in Kassel.
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Sie führte ihren fünf Brüdern nach dem Tod der Mut-
ter 1808 in Kassel bis zu ihrer Hochzeit mit dem späte-
ren kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug
1822 den Haushalt. Mit Hassenpflug hatte sie sechs Kin-
36. Ludwig Emil Grimm (1790-1863), der, vier erreichten das Erwachsenenalter. Ähnlich wie die
Selbstportrait, Radierung 1815 Familie Grimm stammt auch die Familie Hassenpflug aus
dem Kinzigtal und zog von Altenhaßlau nach Kassel. Die 38. Ludwig Emil Grimm (1780-1863), Jacob und Wilhelm Grimm auf der Gartenbank in Steinau, Lithographie um 1830
älteren Schwestern Ludwig Hassenpflugs gehörten zu den
Beiträgerinnen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Bis heute gibt es zahlreiche Nachfahren der Familie Hassenpflug, die zu einem Teil auch das
Grimm. familiäre Erbe der Grimmschen Familie weitergetragen und bis heute bewahrt haben. Nora
Als Kurhessischer Justiz- und Innenminister machte Hassenpflug verbrachte ihren Lebensabend in Hanau und hat für die 1959 erfolgte Grün-
sich Hassenpflug einen Namen als Konservativer und ent- dung des Kasseler Brüder Grimm-Museums einen wichtigen Grundstock von authenti-
schiedener Gegner von Konstitutionalismus und Liberalis- schen Gegenständen und Dokumenten aus der Familie Grimm als Schenkung beigetragen.
mus, was dazu führte, dass sich Jacob und Wilhelm Grimm Einen kleineren Teil von Gegenständen und Dokumenten, vornehmlich aus dem weibli-
von ihm abwandten und Ludwig Emil Grimm Karikaturen chen Umfeld der Familie Hassenpflug, vieles stammt wohl von Charlottes Tochter Doro-
mit seinem Portrait anfertigte. thea, hat Nora Hassenpflug 1959 der Stadt Steinau an der Straße überlassen, einiges aus die-
37. Ludwig Emil Grimm (1790-1863), Eleonore (genannt Nora) Hassenpflug (1893 Breslau sem Bestand ist nun hier präsentiert.
Charlotte Grimm, Radierung um 1820 – 1964 Hanau) war eine Urenkelin von Charlotte Grimm.
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Jacob Grimm hat alle diese vor ihm geleisteten 140 hochmittelalterlichen Dichtern und den 137
Arbeiten in sein großes sprachwissenschaftliches wunderbaren farbigen Miniaturen freilich kehrte
Werk aufgenommen und diese Erkenntnisse erst- erst lange nach dem Tode der Brüder Grimm
mals systematisch sowohl theoretisch als auch wieder nach Deutschland zurück, obwohl Jacob
praktisch zusammengefasst. Mit Fug und Recht Grimm in den Jahren 1813 bis 1815 nichts unver-
kann man ihn als den Begründer der modernen sucht ließ, den Codex zurück zu gewinnen. Die
Sprachwissenschaft in Europa würdigen, der vor- Handschrift, seit dem 16. Jahrhundert im Besitz
bildgebend auch auf die Keltische, die Romani- der Pfälzer Kurfürsten nachweisbar und in der
sche und die Slawische Philologie wirkte. Zeit des Dreißigjährigen Krieges nach Frankreich
43. Wilhelm Grimm, Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen,
gekommen, gehörte dann zur Bibliothek Lud-
Heidelberg 1811 wigs XIV. und konnte später nur mit immensem 45. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Band 3, E - Forsche,
Leipzig 1862
Jacob und Wilhelm Grimm – Aufwand zurück erworben werden. Sie wird seit
Die Mittelalterliche Dichtung 1888 in der Heidelberger Universitätsbibliothek
als einer der größten Schätze der deutschen Lite-
In der umfangreichen Bibliothek ihres Marburger ratur und Kunst aufbewahrt.
Lehrers Friedrich Carl von Savigny entdeckten
die Brüder Grimm während ihrer Studienjahre
auch die 1758/59 in Zürich herausgegebene Jacob und Wilhelm Grimm – Die Begründung der Germanistik
„Sammlung von Minnesingern aus dem schwae-
bischen Zeitpuncte“ von Johann Jakob Bodmer Die Brüder Grimm haben nicht nur als Märchensammler Weltruhm erlangt, sie haben als
44. Jacob und Wilhelm Grimm, Die beiden ältesten deutschen Gedichte und Johann Jakob Breitinger. Wissenschaftler zahlreiche Impulse gesetzt. Dabei stellen alle germanischen Sprachen und
aus dem 8. Jahrhundert, Das Lied von Hildebrand und das Weißenbrunner
Gebet, Kassel 1812 Die mittelhochdeutschen Dichtungen, die in Literaturen – vom Gotischen der Völkerwanderungszeit über die verschiedenen mittelal-
der damals noch in Paris aufbewahrten Manessi- terlichen Sprachformen bis hin zu den modernen Sprachen in all ihren historischen Aus-
schen Liederhandschrift gesammelt sind, waren hier in zwei umfangreichen Bänden her- prägungen und Entwicklungsträgern – den entscheidenden Dreh- und Angelpunkt ihrer
ausgegeben worden. Die Begegnung mit dieser Edition der mittelalterlichen Dichter kann Forschungen dar. Mit ihrer neuartigen historisch-vergleichenden Methode haben Jacob
als die Geburtsstunde der modernen Germanistik betrachtet werden, beschäftigten sich und Wilhelm Grimm nicht nur die heutige germanische Sprach- und Literaturwissenschaft
Jacob und Wilhelm Grimm doch in der Folge weniger mit dem Studium der Rechte, als begründet, sondern alle moderne Philologie mitgeprägt. Durch ihren bedingungslosen
vielmehr mit der altdeutschen Literatur und Sprache. Rückgriff auf alle erreichbaren primären Sprachzeugnisse, durch sorgfältigen Vergleich alter
1805 ging Jacob Grimm als Assistent Savignys nach Paris und konnte in der dortigen Bi- Handschriften und Fragmente, durch die Einbeziehung literarischer und nichtliterarischer
bliothek diese Manessische Handschrift selbst in Augenschein nehmen. Er kopierte für sich Quellen sowie durch die Wahrung des historischen Charakters der Sprache und der spezi-
und seinen Bruder Wilhelm verschiedene Texte, auch eine Spruchdichtung mehrerer unbe- fischen poetischen Form der alten Texte gelang es ihnen, Sprach- und Literaturdenkmäler
kannter Verfasser, die als sog. Wartburgkrieg bekannt ist und in der Handschrift mit dem ohne fremde Zusätze und Umdichtungen aus der ihnen jeweils eigenen Zeit heraus zu ver-
Autorennamen „Klingsor von Ungarland“ versehen ist. Die Dichtungen eines Walther von stehen. Auf diese Weise konnten sie bedeutende kritische Texteditionen vorlegen. Mit der
der Vogelweide, Hartmann von Aue, Gottfried von Strassburg, Heinrich von Veldecke oder Ausgabe des althochdeutschen „Hildebrandliedes“ und des „Wessobrunner Gebets“ stell-
Wolfram von Eschenbach dienten in der Folge auch als Grundlage für die großen sprach- ten sie schon 1812 ihre philologische Genauigkeit unter Beweis. Die große Bandbreite ihrer
und literaturhistorischen Werke der Brüder Grimm. editorischen Tätigkeit zeigen weitere Editionen, beispielsweise die „Merseburger Zauber-
Die berühmte, wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Auftrag des Chorher- sprüche“, das „Rolandlied“, die Werke Hartmanns von Aue und Konrads von Würzburg
ren Rüdiger Manesse in Zürich entstandene Handschrift mit nahezu 60.000 Strophen von sowie des Spruchdichters Freidank, die altnordische „Edda“ oder die weit verbreiteten
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Tiersagen von „Ysengrimmus“ und „Reinhart Fuchs“, schließlich die umfangreichen Samm-
lungen der „Deutschen Rechtsaltertümer“ und der „Weistümer“. Alle systematischen und
kritischen Untersuchungen der Brüder Grimm führten zu bahnbrechenden Entdeckungen,
die immer mit ihrem Namen verbunden bleiben werden. Jacob Grimm gelang in seiner
gewaltigen mehrere tausend Seiten umfassenden „Deutschen Grammatik“ (1819–1837)
erstmals die Formulierung des Gesetzes über die germanische und die hochdeutsche Laut-
verschiebung. Heinrich Heine nannte diese Grammatik „ein kolossales Werk, ein(en) goti-
schen Dom, worin alle germanischen Völker ihre Stimme erheben, wie Riesenchöre, jedes
in seinem Dialekte“. Mit seinem Hauptwerk über „Die germanische Heldensage“ lieferte
Wilhelm Grimm die Verzeichnung aller erreichbaren Quellentexte und zugleich eine in
sich geordnete Zusammenstellung des Sagengehalts der verschiedenen Heldendichtungen.
Das 1838 begonnene „Deutsche Wörterbuch“, das den gesamten neuhochdeutschen Wort-
schatz von Luther bis Goethe quasi als „eine Naturgeschichte der einzelnen Wörter“ erfas-
sen sollte, krönte die einmalige wissenschaftliche Leistung der Brüder Grimm. Zu Lebzei-
ten wurden nur die Stichwörter A bis Frucht vollendet. 1960 wurde das Wörterbuch in 16
Bänden mit 32 Teilbänden abgeschlossen, erst 1971 erschien dazu ein Quellenverzeichnis.
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
48. Unbekannter Künstler, Jacob Grimm, 49. Lazarus Sichling nach Carl Begas (1794-1854), 50. Unbekannter Künstler, Jacob Grimm nach
Stahlstich nach 1850 Jacob Grimm mit dem preußischen Orden Pour le der Fotografie von Franz Hanfstaengel (1804-
Mérite, Stahlstich nach 1853 1877), Holzstich nach 1880
Interesse an der Photographie zeigten. Es haben sich eine ganze Reihe von Photoportraits
erhalten, die zum Teil repräsentative, zum Teil eher intime Portraits der Brüder zeigen.
Eine Photographie von 1847 wiederum diente als Vorlage zu Lazarus Sichlings gestoche-
nem Frontispiz des Deutschen Wörterbuches. In der gleichen Haltung wurden die Brü-
der Grimm dann auch auf dem Hanauer Nationaldenkmal verewigt. Die Arbeiten Ludwig
Emil Grimms, aber auch die Fotografien oder das 1844 von Elisabeth Jerichau-Baumann 51. Ludwig Emil Grimm-Kabinett
geschaffene Gemälde, haben nach dem Tod der Brüder Grimm zahlreiche Künstler auch zu
recht freien Portraits angeregt. Interessant ist es, dass bei Einzeldarstellungen die Portraits
von Jacob Grimm zahlenmäßig überwiegen. Ludwig Emil Grimm – Der Maler und Radierer
Ludwig Emil Grimm probierte in München zusammen mit Johann Nepomuk Strixner
(1782–1855) lithographische Möglichkeiten aus. Strixner arbeitete seit 1804 mit der zwi- Am 14. März 1790 in Hanau geboren, kam Ludwig Emil Grimm schon im ersten Lebens-
schen 1796 und 1798 entwickelten neuen graphischen Technik und gilt als ein Pionier der jahr nach Steinau. Dieser Stadt seiner Kindheit blieb Ludwig Emil Grimm zeitlebens in vie-
Lithographie und als ihr Entdecker für die bildkünstlerische Reproduktion. len Erinnerungen und auch über Rezeption in seinem Werk verbunden, kehrte immer gern
In einem Brief vom 27. Februar 1816 schreibt Jacob Grimm an Friedrich Carl von Savi- zurück. Wie seine Brüder ging Ludwig Emil nach Kassel und besuchte dort ab 1803 das
gny: „Mein Bruder Ferdinand wird Ihnen hierbei zwei Abdrücke des Bilds von Wilhelm Lyzeum, das er 1806 verließ, um Schüler des Klassizisten Johann Gottlieb Kobold (1769–
übermachen, welches uns der Luis soeben aus München zugesandt hat. Den einen dersel- 1809) an der Zeichenklasse der Kasseler Kunstakademie zu werden.
ben lassen Sie doch an Arnim weiter abgehen. Wir wollen hören, was Sie dazu sagen. Für Seinen Entschluss zum Kunststudium kleidet Ludwig Emil in die Anekdote, er habe
mein Teil so bekenne ich, dass ich die zwar von Luis selber auf den Stein gemachte, seiner Zeiten zuvor einen „Nürnberger Muschelfarbenkasten“ geschenkt bekommen. „Da wur-
Klage nach aber von Strixner schlecht geätzte Zeichnung für unähnlicher, namentlich in den nun Landschaften, Höfe, Blumen, Schmetterlinge, Käfer und Gott weiß was gemalt.
den Mund- und Augenzügen fremder und manierirter halte, als die (glaub ich Ihnen auch Damals wäre es freilich schon Zeit gewesen, mich in die Kunst einzuführen, mir guten
bekannte) Kreidezeichnung.“ Unterricht zu geben und gute Sachen vorzulegen; aber in einem Landstädtchen, wo nie-
mand etwas von Kunst verstand, wo nur der Weißbinder den Leuten ein paar Tulipanen
über die Haustüre malte, die schon bewundert wurden, was war da zu lernen!“ Im häus-
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Historische Raumgestaltung 64. Wandfassung der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert, wohl Grimm-Zeit 65. Fenster mit den ersten beiden Wandfassungen (grau und rot)
des 16. Jahrhunderts
Im Zuge von Sanierungsarbeiten im Erdgeschoss des Hauses wurden im Herbst 2007 in die-
sem Raum Farbreste entdeckt. Unter einem Lehmputz der Zeit um 1900 befanden sich diverse Hierzu wurde sie aus Schutzgründen vor mechanischer Beanspruchung mit einem
Putzschichten aus älterer Zeit. Bei näheren Untersuchungen durch den Restaurator Adrian Lehmputz überzogen. Anschließend wurden vier Weißkalklasuren aufgebracht. Es wurde
Neus stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine Architekturmalerei mit Fachwerkzierfas- holzgebrannter Marmorsumpfkalk aus Altmannstein verwendet. Dann erst konnte eine
sung handelt. Eine Erstfassung des Raumes in grauer Farbe stammt aus der Entstehungszeit farbgebende Kalklasur angelegt werden, die den Grundton der Farbigkeit wiedergibt.
des Gebäudes 1562. Die zweite Fassung des Raumes stammt aus der Zeit um 1590 und ist Abschließend wurde die Rotfassung umgesetzt. Für diese Rotfassung wurden analog der
wesentlich aufwändiger gestaltet. Es handelt sich um eine Raumdekoration in roter Farbe, die Vorgehensweise von 1590 Pigmente (Englischrot und Oxidrot) zur Tönung eingesetzt,
sehr schmuckvoll ausgeführt ist und das Fenster mit einer Scheinarchitektur betont. bautechnisch wurde so wie im 16. Jahrhundert gearbeitet. Dadurch ist auch gewährleis-
Alle weiteren Fassungen des Raumes, die sich auf das Fachwerk beziehen, waren nicht tet, dass die Bauphysik erhalten bleibt, die anderen Prozesse gleichzeitig verlaufen (Ori-
so reich ausgeführt wie die zweite Fassung, deshalb wurde diese für die Rekonstruktion der ginal und Rekonstruktion) und die Rückgängigkeit aller Arbeitsschritte gewährleistet ist.
Raumdekoration ausgewählt. Im Falle einer neuen Restaurierung kann alles abgenommen und neu aufgebracht werden.
Nach der Freilegung, Untersuchung und Dokumentation der Befunde, wurden alle ori- Abschließend wurden einige Befundöffnungen retuschiert, wodurch sie sich in das Gesamt-
ginalen Oberflächen mit Klucell (Hydroxipropylcellulose)konserviert, einer aufgeschlos- bild harmonisch einfügen.
senen Pflanzenstärke mit Propyl. Danach wurde die Oberfläche für die Rekonstruktion Der derzeitige Unterzug des Raumes wurde erst 1904 eingezogen und aus optischen
vorbereitet. Gründen in der Farbfassung der Zeit um 1590 gestaltet.
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Die Brüder Grimm – Leben und Wirken
Hinweise auf eine Stuckierung des Zimmers fanden sich an der Wand links oberhalb der
Tür. Hier ist ein Kaffgesims dokumentiert, das vermutlich in die Phase 1630/1640 gehört.
Ebenfalls konnte ein Karniesprofil des 18. Jahrhunderts dokumentiert werden.
Eine wunderschöne Seltenheit aus der Zeit der Brüder Grimm fand sich in Resten
rechts der Tür in Form einer tapetenartigen Streumuster-Gestaltung mit floralen Miniatu-
ren an der Wand. Es handelt sich hier um eine freie Malerei, es wurde nicht mit Schablonen
oder sonstigen Hilfsmitteln gearbeitet. Als Bindemittel wurde reines Kasein (im Gegensatz
zu Kalk und Kasein bei den älteren Fassungen) verwendet. Was heute davon verdeckt ist
wurde konserviert und mit Japanpapier abgedeckt.
Alle modernen technischen Installationen sind so montiert, dass sie mit dem Original-
raum harmonieren, auch der neue Fußboden und die Treppe des 20. Jahrhunderts sind so
behandelt, dass der Raumeindruck nicht beeinträchtigt wird.
Auffallend ist, dass die Scheinarchitektur, die das Fenster einrahmt, durch eine gewisse
Leichtigkeit besticht und, wie mittlerweile auch im Obergeschoss des Gebäudes dokumen-
tiert ist, scheint sich diese Scheinarchitektur an allen Außenwänden befunden zu haben.
Überall „schwebt sie im Raum“, wie hier wurden keine Hinweise für Holzdübel, die auf
eine Lamberie oder eine Sitzbank hinweisen, gefunden.
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1785: Jacob Ludwig Carl Grimm wird am 4. Januar in Hanau geboren. Seine Eltern sind der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zimmer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zimmer. Die Familie lebt in Hanau.• 1786: Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren. • 1787: Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und Sprachlehrer. • 1788: Ferdinand Philipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buchhändler und Schriftsteller. • 1790: Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein
bekannter Maler und Graphiker der Romantik. • 1791: Die Familie zieht nach Steinau an der Straße, der Heimatstadt des Vaters, wo dieser als Amtmann tätig wird. • 1793: Die Schwester Charlotte Amalie (gen. Lotte) wird am 15. Mai geboren. • 1796: Der Vater stirbt am 10. Januar im Alter von 44 Jahren an einer Lungenentzündung, die Familie muss das Amtshaus als Dienstwohnung verlassen. • 1798: Jacob und Wilhelm Grimm besuchen durch Vermittlung der Tante Henriette Zimmer in Kassel das dortige Lyceum Fridericianum. Der Großvater Johann Hermann Zimmer stirbt am 22. November in Hanau. • 1802: Jacob
Grimm beendet die Unterprima und wird Student der Rechte in Marburg. Der erst 24-jährige Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Savigny wird sein wichtigster Lehrer. • 1803 : Wilhelm Grimm beginnt auch das Studium der Rechte in Marburg. Die jüngeren Brüder Ferdinand und Ludwig Emil Grimm setzen ihre Schulische Ausbildung ebenfalls in Kassel fort. • 1804: Bekanntschaft mit Clemens Brentano . • 1805: Jacob Grimm reist als Assistent von Savigny nach Paris. Die Mutter und die übrigen Geschwister ziehen nach Kassel, in eine Wohnung in der Marktgasse Nr. 17. • 1806: Jacob Grimm wird ohne abgelegtes Juris-
tisches Examen Sekretär beim Hessischen Kriegskollegium in Kassel. Wilhelm Grimm besteht das Examen. Beide beginnen mit Studien zur altdeutschen Sprache und der Märchen- und Sagenforschung. • 1807: Erste Veröffentlichungen. Jacob Grimm scheidet aus dem Amt. Bekanntschaft mit Achim von Arnim und Mitarbeit an „Des Knaben Wunderhorn“, Beginn der Märchensammlung. • 1808: Die Mutter stirbt am 20. Mai mit 52 Jahren. Jacob Grimm wird zum Königlichen Bibliothekar ernannt und arbeitet für Jèrôme Bonaparte, den Bruder Napoleons, der in Kassel als König von Westphalen residiert. Wilhelm Grimm
„Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, Stammbaum der Familie Grimm in der Innenklappe
ist immer wieder krank und bleibt bis 1814 ohne Anstellung, widmet sich in aber weiter seinen Studien. • 1809: Jacob Grimm wird Staatsratsauditor in der Regierung Jérômes. Wilhelm geht zur Kur nach Halle, trifft Achim von Arnim und Johann Wolfgang von Goethe. Ludwig Emil Grimm beginnt sein Studium an der Münchner Kunstakademie. • 1811: Die ersten eigenständigen Publikation der Brüder Grimm werden veröffentlicht. • 1812: Die ersten gemeinsamen Veröffentlichungen erscheinen: Das „Hildebrandslied“ und das „Wessobrunner Gebet“ sowie der erste Band der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1813: Nach
Brüder Grimm-Haus
der Auflösung des Königreichs Westphalen wird das Kurfürstentum Hessen errichtet. Jacob Grimm wird Legationssekretär, reist nach Paris, Straßburg und Metz. In Kassel erscheint die Zeitschrift „Altdeutsche Wälder“ der Brüder Grimm. • 1814: Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bibliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als Diplomat beim Wiener Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1815: Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren.
Wilhelm und Ludwig Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten Kunstgüter nach Kassel beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Heinrich“ und der „Edda“. • 1816: Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist nach Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. • 1819: Jacob und
und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft.
Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1821: Wilhelm Grimms Abhandlung „Über deutsche Runen“ erscheint. • 1822: Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug. • 1823: Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und Gießen. In London erscheint die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von George Cruikshank. • 1825: Wilhelm Grimm heiratet die
Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm. • 1828: Herman Grimm wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren. Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechtsalterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben. • 1829: Nachdem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, nehmen Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln dorthin
Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei.“
über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint. • 1830: Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bibliothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms zweiter Sohn Rudolf Grimm geboren. • 1831: Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesundheit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur. • 1832: Der Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und heiratet Marie
Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird geboren. • 1833: Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig Emil Grimm wird geboren. • 1834: Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso Wilhelm Grimms „Freidank“. • 1835: Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deutsche Mythologie“ erscheint. • 1837: Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschie-
Burkhard Kling
• 1814: Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bibliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als Diplomat beim Wiener Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1815: Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren. Wilhelm und Ludwig Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten
Kunstgüter nach Kassel beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Heinrich“ und der „Edda“. • 1816: Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist nach Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. • 1819: Jacob und Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1821: Wilhelm Grimms Ab-
handlung „Über deutsche Runen“ erscheint. • 1822: Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug. • 1823: Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und Gießen. In London erscheint die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von George Cruikshank. • 1825: Wilhelm Grimm heiratet die Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm. • 1828: Herman Grimm
wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren. Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechtsalterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben. • 1829: Nachdem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, nehmen Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln dorthin über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint. • 1830: Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bibliothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms
zweiter Sohn Rudolf Grimm geboren. • 1831: Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesundheit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur. • 1832: Der Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und heiratet Marie Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird geboren. • 1833: Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig
Emil Grimm wird geboren. • 1834: Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso Wilhelm Grimms „Freidank“. • 1835: Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deutsche Mythologie“ erscheint. • 1837: Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschiedenen Erbrechts endet damit die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Der neue König setzt die liberal geprägte Verfassung von 1833 außer Kraft. Sieben Göttinger Professoren („Göttinger Sieben“), unter ihnen
Jacob und Wilhelm Grimm, protestieren dagegen und werden deshalb aus dem Staatsdienst entlassen. Jacob Grimm wird zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann des Landes verwiesen und geht zu seinem Bruder Ludwig Emil Grimm nach Kassel zurück. • 1838: Jacob Grimm schreibt seine Rechtfertigungsschrift „Über seine Entlassung“. Wilhelm Grimm kommt ebenfalls mit seiner Familie von Göttingen nach Kassel zurück. Der Leipziger Verleger Salomon Hirzel schließt am 6. Oktober mit den Brüdern Grimm den Vertrag über die Erarbeitung des „Deutschen Wörterbuches“. • 1840: Die Brüder Grimm werden
von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit einem Sondergehalt an die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen. • 1841: Die beiden Brüder beziehen in Berlin eine Wohnung in der Lennéstraße Nr. 8. Am 15. April werden sie vom König empfangen. Wilhelm Grimm reist nach Steinau. • 1842: Jacob Grimm erhält den preußischen Orden „Pour le mérite“. Ludwig Emil Grimms Frau Marie stirbt. • 1843: Ludwig Emil Grimm besucht seine Brüder in Berlin. Jacob reist nach Italien. • 1844: Jacob Grimm wird mit dem preußischen Roten Adler-Orden und mit dem Nordstern-Orden ausgezeichnet. Jacob
reist nach Dänemark und Schweden. • 1845: Ferdinand Grimm stirbt in Wolfenbüttel, Ludwig Emil Grimm heiratet Friederike Ernst, eine Tochter des Kasseler Generalsuperintendenten Christian Friedrich Wilhelm Ernst. • 1846: Die Brüder Grimm ziehen in die Dorotheenstraße. In Frankfurt am Main tagt die erste Germanistenversammlung unter Jacob Grimms Vorsitz, Wilhelm Grimm referiert das „Deutsche Wörterbuch“. • 1847: In Lübeck tagt wieder unter dem Vorsitz von Jacob Grimm die zweite Germanistenversammlung. • 1848: Jacob Grimm reist zum „Vorparlament“ nach Frankfurt am Main, wird vom rheinpreu-
ßischen Wahlkreis Mülheim-Ruhr als Abgeordneter gewählt und nimmt an den Sitzungen der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche teil. Jacob Grimms „Geschichte der deutschen Sprache“ erscheint, er gibt seine Lehrtätigkeit auf. Wilhelm Grimm veröffentlicht die „Kasseler Glossen“. • 1849: Jacob Grimm nimmt am Kongress der „Kleindeutschen Partei“ in Gotha teil. • 1850: Jacob Grimm reist nach Wien, Wilhelm Grimm nach Schlesien. • 1852: Carl Grimm stirbt in Kassel, Wilhelm Grimm gibt seine Lehrtätigkeit auf. Die erste Teillieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ erscheint. • 1853 : Jacob
Grimm wird mit dem Bayerischen Maximiliansorden ausgezeichnet. • 1854: Der erste Band des „Deutschen Wörterbuchs“ ist abgeschlossen und erscheint. • 1857: Die siebente und letzte von Wilhelm Grimm selbst bearbeitete Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1859 : Herman Grimm heiratet Gisela von Arnim, die Tochter von Achim und Bettine von Arnim. Wilhelm Grimm stirbt am 16. Dezember an den Folgen eines Kabunkels und wird auf dem Alten Matthäi-Friedhof in Berlin beigesetzt. • 1860: Jacob Grimm hält seine Akademiereden „Über das Alter“ und „Über Wilhelm Grimm“. • 1863: Ludwig
Emil Grimm stirbt am 4. April in Kassel , Jacob Grimm stirbt nach zwei Schlaganfällen am 20. September in Berlin und wird neben seinem Bruder beigesetzt. • 1785: Jacob Ludwig Carl Grimm wird am 4. Januar in Hanau geboren. Seine Eltern sind der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zimmer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zimmer. Die Familie lebt in Hanau.• 1786: Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren. • 1787: Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und Sprachlehrer. • 1788: Ferdinand Phil-
ipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buchhändler und Schriftsteller. • 1790: Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein bekannter Maler und Graphiker der Romantik. • 1791: Die Familie zieht nach Steinau an der Straße, der Heimatstadt des Vaters, wo dieser als Amtmann tätig wird. • 1793: Die Schwester Charlotte Amalie (gen. Lotte) wird am 15. Mai geboren. • 1796: Der Vater stirbt am 10. Januar im Alter von 44 Jahren an einer Lungenentzündung, die Familie muss das Amtshaus als Dienstwohnung verlassen. • 1798: Jacob und Wilhelm Grimm besuchen durch Vermittlung der
Tante Henriette Zimmer in Kassel das dortige Lyceum Fridericianum. Der Großvater Johann Hermann Zimmer stirbt am 22. November in Hanau. • 1802: Jacob Grimm beendet die Unterprima und wird Student der Rechte in Marburg. Der erst 24-jährige Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Savigny wird sein wichtigster Lehrer. • 1803 : Wilhelm Grimm beginnt auch das Studium der Rechte in Marburg. Die jüngeren Brüder Ferdinand und Ludwig Emil Grimm setzen ihre Schulische Ausbildung ebenfalls in Kassel fort. • 1804: Bekanntschaft mit Clemens Brentano . • 1805: Jacob Grimm reist als Assistent von Savigny nach
Paris. Die Mutter und die übrigen Geschwister ziehen nach Kassel, in eine Wohnung in der Marktgasse Nr. 17. • 1806: Jacob Grimm wird ohne abgelegtes Juristisches Examen Sekretär beim Hessischen Kriegskollegium in Kassel. Wilhelm Grimm besteht das Examen. Beide beginnen mit Studien zur altdeutschen Sprache und der Märchen- und Sagenforschung. • 1807: Erste Veröffentlichungen. Jacob Grimm scheidet aus dem Amt. Bekanntschaft mit Achim von Arnim und Mitarbeit an „Des Knaben Wunderhorn“, Beginn der Märchensammlung. • 1808: Die Mutter stirbt am 20. Mai mit 52 Jahren. Jacob Grimm wird zum
Königlichen Bibliothekar ernannt und arbeitet für Jèrôme Bonaparte, den Bruder Napoleons, der in Kassel als König von Westphalen residiert. Wilhelm Grimm ist immer wieder krank und bleibt bis 1814 ohne Anstellung, widmet sich in aber weiter seinen Studien. • 1809: Jacob Grimm wird Staatsratsauditor in der Regierung Jérômes. Wilhelm geht zur Kur nach Halle, trifft Achim von Arnim und Johann Wolfgang von Goethe. Ludwig Emil Grimm beginnt sein Studium an der Münchner Kunstakademie. • 1811: Die ersten eigenständigen Publikation der Brüder Grimm werden veröffentlicht. • 1812: Die ersten gemein-
samen Veröffentlichungen erscheinen: Das „Hildebrandslied“ und das „Wessobrunner Gebet“ sowie der erste Band der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1813: Nach der Auflösung des Königreichs Westphalen wird das Kurfürstentum Hessen errichtet. Jacob Grimm wird Legationssekretär, reist nach Paris, Straßburg und Metz. In Kassel erscheint die Zeitschrift „Altdeutsche Wälder“ der Brüder Grimm. • 1814: Carl und Ludwig Emil Grimm werden Freiwillige und ziehen in die Befreiungskriege gegen Napoleon. Wilhelm Grimm wird Sekretär an der Kurfürstlichen Bibliothek. Jacob Grimm geht nach Wien und arbeitet als
Diplomat beim Wiener Kongress. Der zweite Band der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1815: Die Tante Henriette Zimmer stirbt im Alter von 67 Jahren. Wilhelm und Ludwig Emil Grimm reisen nach Frankfurt, Heidelberg und an den Rhein, wo sie Savigny, Brentano, Görres und Goethe treffen. Jacob Grimm kommt aus Wien zurück und wird mit der Rückführung der von Napoleon geraubten Kunstgüter nach Kassel beauftragt. Die Brüder Grimm veröffentlichen ihre Ausgaben des „Armen Heinrich“ und der „Edda“. • 1816: Jacob Grimm wird Zweiter Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek und reist nach
Die Brüder Grimm
Göttingen. Wilhelm Grimm reist zu Achim von Arnim nach Wiepersdorf und Weimar. Der erste Band der „Deutschen Sagen“ wird veröffentlicht. • 1819: Jacob und Wilhelm Grimm erhalten die Ehrendoktorwürde der Universität Marburg. Der erste Band der „Deutschen Grammatik“ von Jacob Grimm erschient, ebenso die zweite Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“. • 1821: Wilhelm Grimms Abhandlung „Über deutsche Runen“ erscheint. • 1822: Charlotte Grimm heiratet den Juristen und späteren Kurhessischen Staatsminister Ludwig Hassenpflug. • 1823: Jacob Grimm reist nach Fulda, Steinau, Büdingen und
Gießen. In London erscheint die erste englische Ausgabe der Grimmschen Märchen mit den Illustrationen von George Cruikshank. • 1825: Wilhelm Grimm heiratet die Jugendfreundin und Märchenzuträgerin Dorothea Wild (gen. Dortchen), eine Apothekerstochter. Die „Kleine Ausgabe“ der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint mit den Illustrationen von Ludwig Emil Grimm. • 1828: Herman Grimm wird als Sohn von Wilhelm Grimm am 6. Januar in Kassel geboren. Ludwig Emil Grimm nimmt am Nürnberger Dürerfest teil. Die „Deutschen Rechtsalterthümer“ werden von Jacob Grimm herausgegeben. • 1829: Nach-
dem sie bei Beförderungen innerhalb der Bibliothek übergangen werden, nehmen Jacob und Wilhelm Grimm den Ruf der Universität Göttingen an und siedeln dorthin über. Wilhelm Grimms Hauptwerk „Die deutsche Heldensage“ erscheint. • 1830: Am 2. Januar werden Jacob Grimm als Bibliothekar und Professor, Wilhelm als Bibliothekar in ihre Ämter eingeführt. In Göttingen wird Wilhelm Grimms zweiter Sohn Rudolf Grimm geboren. • 1831: Wilhelm Grimm wird zum Außerordentlichen Professor ernannt. Seiner Gesundheit wegen fährt er – wie auch in den nächsten Jahren – nach Wiesbaden zur Kur. • 1832: Der
Schwager Ludwig Hassenpflug wird Kurhessischer Minister für Inneres und Justiz. Ludwig Emil Grimm wird Professor an der Kasseler Kunstakademie und heiratet Marie Böttner. Wilhelm Grimms drittes Kind, Tochter Auguste, wird geboren. • 1833: Charlotte Grimm stirbt vierzigjährig am 15. Juni nach der Geburt der jüngsten Tochter Dorothea am 23. Mai. Friederike Grimm, die Tochter von Ludwig Emil Grimm wird geboren. • 1834: Jacob Grimm reist nach Brüssel und Gent, sein „Reinhart Fuchs“ erscheint, ebenso Wilhelm Grimms „Freidank“. • 1835: Wilhelm Grimm wird ordentlicher Professor. Jacob Grimms „Deut-
sche Mythologie“ erscheint. • 1837: Nach dem Tod von König Wilhelm IV. von Hannover kommt sein Bruder Ernst August von Cumberland auf den Thron. Wegen verschiedenen Erbrechts endet damit die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Der neue König setzt die liberal geprägte Verfassung von 1833 außer Kraft. Sieben Göttinger Professoren („Göttinger Sieben“), unter ihnen Jacob und Wilhelm Grimm, protestieren dagegen und werden deshalb aus dem Staatsdienst entlassen. Jacob Grimm wird zusammen mit Friedrich Christoph Dahlmann des Landes verwiesen und geht zu seinem Bruder
Ludwig Emil Grimm nach Kassel zurück. • 1838: Jacob Grimm schreibt seine Rechtfertigungsschrift „Über seine Entlassung“. Wilhelm Grimm kommt ebenfalls mit seiner Familie von Göttingen nach Kassel zurück. Der Leipziger Verleger Salomon Hirzel schließt am 6. Oktober mit den Brüdern Grimm den Vertrag über die Erarbeitung des „Deutschen Wörterbuches“. • 1840: Die Brüder Grimm werden von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit einem Sondergehalt an die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin berufen. • 1841: Die beiden Brüder beziehen in Berlin eine Wohnung in der Lennéstraße Nr.
8. Am 15. April werden sie vom König empfangen. Wilhelm Grimm reist nach Steinau. • 1842: Jacob Grimm erhält den preußischen Orden „Pour le mérite“. Ludwig Emil Grimms Frau Marie stirbt. • 1843: Ludwig Emil Grimm besucht seine Brüder in Berlin. Jacob reist nach Italien. • 1844: Jacob Grimm wird mit dem preußischen Roten Adler-Orden und mit dem Nordstern-Orden ausgezeichnet. Jacob reist nach Dänemark und Schweden. • 1845: Ferdinand Grimm stirbt in Wolfenbüttel, Ludwig Emil Grimm heiratet Friederike Ernst, eine Tochter des Kasseler Generalsuperintendenten Christian Friedrich Wilhelm Ernst. •
1846: Die Brüder Grimm ziehen in die Dorotheenstraße. In Frankfurt am Main tagt die erste Germanistenversammlung unter Jacob Grimms Vorsitz, Wilhelm Grimm referiert das „Deutsche Wörterbuch“. • 1847: In Lübeck tagt wieder unter dem Vorsitz von Jacob Grimm die zweite Germanistenversammlung. • 1848: Jacob Grimm reist zum „Vorparlament“ nach Frankfurt am Main, wird vom rheinpreußischen Wahlkreis Mülheim-Ruhr als Abgeordneter gewählt und nimmt an den Sitzungen der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche teil. Jacob Grimms „Geschichte der deutschen Sprache“ erscheint,
er gibt seine Lehrtätigkeit auf. Wilhelm Grimm veröffentlicht die „Kasseler Glossen“. • 1849: Jacob Grimm nimmt am Kongress der „Kleindeutschen Partei“ in Gotha teil. • 1850: Jacob Grimm reist nach Wien, Wilhelm Grimm nach Schlesien. • 1852: Carl Grimm stirbt in Kassel, Wilhelm Grimm gibt seine Lehrtätigkeit auf. Die erste Teillieferung des „Deutschen Wörterbuchs“ erscheint. • 1853 : Jacob Grimm wird mit dem Bayerischen Maximiliansorden ausgezeichnet. • 1854: Der erste Band des „Deutschen Wörterbuchs“ ist abgeschlossen und erscheint. • 1857: Die siebente und letzte von Wilhelm Grimm selbst bearbei-
tete Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ erscheint. • 1859 : Herman Grimm heiratet Gisela von Arnim, die Tochter von Achim und Bettine von Arnim. Wilhelm Grimm stirbt am 16. Dezember an den Folgen eines Kabunkels und wird auf dem Alten Matthäi-Friedhof in Berlin beigesetzt. • 1860: Jacob Grimm hält seine Akademiereden „Über das Alter“ und „Über Wilhelm Grimm“. • 1863: Ludwig Emil Grimm stirbt am 4. April in Kassel , Jacob Grimm stirbt nach zwei Schlaganfällen am 20. September in Berlin und wird neben seinem Bruder beigesetzt. • 1785: Jacob Ludwig Carl Grimm wird am 4. Januar in Hanau ge-
boren. Seine Eltern sind der Hofgerichtsadvokat Philipp Wilhelm Grimm und Dorothea Grimm, geb. Zimmer, die Tochter des gräflich-hanauischen Hofgerichtsrates Johann Hermann Zimmer. Die Familie lebt in Hanau.• 1786: Wilhelm Carl Grimm wird am 24. Februar geboren. • 1787: Carl Friedrich Grimm wird am 24. April geboren, er wird später Kaufmann und Sprachlehrer. • 1788: Ferdinand Philipp Grimm wird am 18. Dezember geboren, er wird später Buchhändler und Schriftsteller. • 1790: Ludwig Emil Grimm wird am 14. März geboren, er wird ein bekannter Maler und Graphiker der Romantik. • 1791: Die Familie