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Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk Ernst Barlach, Selbstporträt, 1928
Im Jahr 1906 unternahm Barlach eine Reise nach Barlach-Haus in Ratzeburg, 2005
Russland; die Eindrücke des russischen Bauerntums
und der Volkskunst sollten
in ihrer Gestaltungsweise
seine Skulpturen zukünftig
beeinflussen. Im selben Jahr
wurde er Vater eines Sohnes,
Nikolaus (Klaus), aus der
kurzen Beziehung mit der
Näherin Rosa Schwab, die
ihm auch Modell gestanden Gedenktafel am Wohnhaus von
hatte. Nach zweijähriger Barlach in Friedrichroda
gerichtlicher
Auseinandersetzung erhielt
Der junge Ernst Barlach er als Vater das Sorgerecht.[3] 1907 stellte Barlach im
Frühjahrssalon der Berliner Secession die von Richard Mutz
ausgeformten farbigen Terrakotten Russische Bettlerin mit
Schale und Blinder russischer Bettler aus. Ab 1909 war Barlach Stipendiat in der Villa
Romana in Florenz.
Bereits Barlachs frühe Arbeiten setzen sich mit dem Menschen, seinen Lebensbedingungen
und seinen Haltungen zum Leben auseinander. Ab 1910 nahm er regelmäßig an
Ausstellungen der Berliner Secession, des Sonderbundes und beim Kunstsammler Paul
Cassirer in Berlin teil. Seit diesem Jahr lebte Barlach gemeinsam mit seiner Mutter Louise
( † 1920) und seinem Sohn Klaus in Güstrow
(Mecklenburg), wo er sich nach seinen Bedürfnissen
ein von Adolf Kegebein entworfenes Atelier und
Wohnhaus am Inselsee bauen ließ. Hier entstanden
seine Hauptwerke. In Güstrow traf er 1914 auch zum
ersten Mal Friedrich Schult, aus dem sich später eine
lebenslange Freundschaft entwickelte. In den
Gesprächen machte Barlach auch die Aussage: „Zu
jeder Kunst gehören zwei: einer, der sie macht, und Barlach-Werkstatt am Inselsee in
[4]
einer, der sie braucht.“
Nach seiner Einberufung Güstrow, 1980
1915 zum Landsturm beschäftigte er sich besonders
mit dem Erlebnis „Krieg“. 1925 wurde er
Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste München.
Nachdem sich das mit Barlach befreundete Ehepaar Bernhard A. Böhmer (Kunsthändler)
und dessen Frau Marga (Bildhauerin) 1927 getrennt hatte, wurde Marga Böhmer bis zu
seinem Tod seine Lebensgefährtin und danach seine Nachlassverwalterin.[5]
In kurzen Abständen entstanden seine Dramen Der tote Tag (1912), Der arme Vetter
(1918), Die echten Sedemunds (1920), Der Findling (1922), die Sündflut (1924), Der blaue
Boll (1926); 1927 arbeitete er am Drama Der Graf von Ratzeburg.
1922 wurde in Kiel das erste Ehrenmal Schmerzensmutter eingeweiht. Das Ehrenmal für
die Gefallenen, Der Schwebende, im Güstrower Dom entstand 1927. In Der Schwebende
soll Barlach die Gesichtszüge seiner Künstlerkollegin Käthe Kollwitz verarbeitet haben.
Bereits ein Jahr später wurde vor der Kieler Universitätskirche der Geistkämpfer
aufgestellt. 1929 folgte das Ehrenmal im Magdeburger Dom, 1931 das Hamburger
Ehrenmal.
Barlach gehörte zu den 37 Unterzeichnern des Aufrufs der Kulturschaffenden vom 19.
August 1934, in dem er bekannte, in „Vertrauen und Treue zu ihm (Adolf Hitler) zu
stehen.“
Der Entwurf einer Pietà für Stralsund kam 1932 wegen Anfeindungen aus
nationalsozialistischen Kreisen nicht mehr zur Vollendung. Die gegen Barlach entfachte
Rufmordkampagne führte 1934 zur Magazinierung des Magdeburger Ehrenmals, 1937 zur
Entfernung des Kieler Geistkämpfers und des Güstrower Ehrenmals, das 1941
eingeschmolzen wurde. Freunde hatten einen Zweitguss angefertigt, der bis zum
Kriegsende bei Hugo Körtzinger in Schnega versteckt wurde.[6] 1938 folgte die Entfernung
des Reliefs Trauernde Mutter mit Kind vom Hamburger Ehrenmal und der erzwungene
Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste. Mehr als 400 seiner Werke wurden als
„entartete Kunst“ aus öffentlichen Sammlungen entfernt. 1937 belegte ihn die
Reichskammer der Bildenden Künste mit einem Ausstellungsverbot.
Kritik
Zu den Kritikern Barlachs zählt unter anderem der Leipziger Professor für Kunstgeschichte
Kurt Magritz, der zu Beginn der 1950er Jahre seinem Werk nihilistische und formalistische
Tendenzen vorwarf.
Ausstellungen
Einige seiner Werke wurden postum auf der documenta 1 (1955) und der documenta III
(1964) in Kassel gezeigt. Das Leopold Museum in Wien zeigte 2009 eine Retrospektive
seiner Arbeiten.
Am 19. September 2012 öffnete in Münster mit fast 500 Exponaten „die größte Barlach-
Ausstellung seit langem“,[8] vorbereitet vom Evangelischen Kirchenkreis Münster in
Zusammenarbeit mit der Ernst Barlach-Gesellschaft.[9]
Das Albertinum Dresden zeigte vom 8. August 2020 bis zum 10. Januar 2021 die
Ausstellung Ernst Barlach zum 150. Geburtstag. Eine Retrospektive.[10]
Werke
Galerie
Philatelistisches
Mit dem Erstausgabetag 2. Januar 2020 gab die Deutsche Post AG zum 150. Geburtstag
Ernst Barlachs ein Sonderpostwertzeichen im Nennwert von 270 Eurocent heraus.[12] Der
Entwurf stammt vom Grafiker Thomas Mayfried aus München.
Rezeption
Barlach in Güstrow, Novelle von Franz Fühmann (1968)
Barlach-Lied von Wolf Biermann[13]; Biermann nimmt hier Bezug auf Barlachs Werk
Der Schwebende[14]
Barlach Zyklus von Mikesch van Grümmer (1989)[15]
Komposition cantus angelicus für Violine solo altern. Viola solo – In Gedanken an Ernst
Barlach "der schwebende Engel im Dom zu Güstrow"[16] von Volkmar Fritsche (2016)
Siehe auch: Ernst-Barlach-Gymnasium
Literatur
Monographien
Aufsätze
Walter Arnold: Ernst Barlachs „Geistkämpfer“ – ein Roland für Kiel? In: Nordelbingen,
Bd. 84, 2015, S. 165–200.
Lexikon der Kunst. Bd. 1 (1987), S. 404–406.
Wolfgang Maier-Preusker in: Buch- und Mappenwerke mit Grafik des Deutschen
Expressionismus. Wien 2006.
Ursula Peters: Moderne Zeiten. Die Sammlung zum 20. Jahrhundert. In
Zusammenarbeit mit Andrea Legde. Nürnberg 2000 (Kulturgeschichtliche
Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum. Bd. 3), S. 81–83.
Hans-Joachim Sandberg: „Ewig derselbe in immer anderer Form.“ Barlach im Banne
des Schwebenden. WfB Verlagsgruppe, 2006, ISBN 978-3-86672-020-6.
Karl Scheffler: Selbststilisierung. In: ders. Die fetten und die mageren Jahre. Leipzig
1946, S. 118–140.
Ulrich Schulte-Wülwer: Die Barlach Rezeption in Flensburg. In: Elisabeth Laur, Volker
Probst (Hrsg.): Ernst Barlach. Wege und Wandlungen. 2002 (Schriften der Ernst
Barlach Stiftung, Reihe B, Nr. 11) S. 80–98.
Leonie von Wilckens: Barlach, Ernst Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB).
Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 591–593
(Digitalisat).
Weblinks
Commons: Ernst Barlach (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:
Ernst_Barlach?uselang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Ernst Barlach – Quellen und Volltexte
Wikiquote: Ernst Barlach – Zitate
Literatur von und über Ernst Barlach (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSe
arch&query=118506617) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Werke von und über Ernst Barlach (https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/
gnd/118506617) in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Suche nach Ernst Barlach (https://stabikat.de/CHARSET=UTF-8/DB=1/LNG=DU/CM
D?ACT=SRCHA&SRT=YOP&TRM=Barlach+Ernst) im Online Katalog der
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Achtung: Die Datenbasis hat
sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und SBB=1 setzen
Zeitungsartikel über Ernst Barlach (http://purl.org/pressemappe20/folder/pe/001018) in
der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
Einzelnachweise
1. Gustav Willgeroth: Die mecklenburgischen Aerzte von den ältesten Zeiten bis zur
Gegenwart. Schwerin 1929. S. 347.
2. Vita.Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg (http://www.ernst-barlach.de/vita.html)
3. Catherine Cramer: Barlach, S. 141 f
4. Kunstverein Zwickau e.V.: Geschichte und Anliegen (http://www.kunstverein-zwickau.d
e/kunstverein.htm); abgerufen am 3. August 2020
5. Hans Prolingheuer: Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz.
Köln 2001, ISBN 3-920862-33-3, S. 180.
6. (Kerstin Artz: Buch über Barlachs Engel aus der Antoniterkirche. In: Rheinische Post,
29. April 2011)
7. Ernst Barlach in Güstrow (in der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung). (https://www.defa-
stiftung.de/filme/filmsuche/ernst-barlach-in-guestrow/) DEFA-Stiftung, abgerufen am
14. November 2020.
8. Westfälische Nachrichten, 8. August 2012
9. https://www.ev-kirchenkreis-muenster.de/aktuelles/aktuelles/aktuelles-details/?
tx_ttnews%5Btt_news%5D=108&cHash=11bea07bb2e964d954f062f3e55f94db
10. https://albertinum.skd.museum/ausstellungen/ernst-barlach-zum-150-geburtstag-eine-
retrospektive
11. Abb. bei Norbert Berghof (Red.): Bildmappe Kunst in der Verfolgung: Entartete Kunst
(Ausstellung) 1937 in München. 18 Beispiele, ferner Beiheft: Lebensdaten und
Selbstzeugnisse, beides Neckar, Villingen 1998, ohne ISBN.
12. Postwertzeichen Januar 2020 (https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Bil
derstrecken/Sondermarken/Programm_2020/Januar-2020.html)
13. Barlach-Lied Biermanns (https://www.youtube.com/watch?v=dn12MVo3nSo)
14. Neues Deutschland: Biermann ist 80. November 2016 (http://www.pressreader.com/ger
many/neues-deutschland/20161115/281530815603361)
15. Mikesch van Grümmer – Barlach Zyklus – WIWWG.COM. (https://whatiswrongwithgroo
ving.com/2018/07/28/mikesch-van-grummer-barlach-zyklus/) Abgerufen am 4. Oktober
2020 (britisches Englisch).
16. Volkmar Fritsche: Volkmar Fritsche - Komponist. (http://www.volkmar-fritsche.de/de/wer
kverzeichnis/werkverzeichnis.htm) Abgerufen am 6. Juli 2017.
Diese Seite wurde zuletzt am 11. Juni 2021 um 22:59 Uhr bearbeitet.
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