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"Dann wird es schnell gefährlich"

Stand: 19.06.2021 06:29 Uhr

Bei der Hitze suchen viele Menschen Abkühlung in Seen, Flüssen und Meer. Nicht
ungefährlich, wenn man nicht richtig schwimmen kann. Und das betrifft immer
mehr Kinder - eine Folge von Corona. Die Rettungsschwimmer der DLRG blicken
mit Sorge auf die Badesaison.
Von Laurence Thio, RBB

27 Grad, die Sonne brennt. Perfekte Aussichten für einen Tag am Wasser im Berliner
Westen. Michael Neiße macht mit den anderen Rettungsschwimmern die "Adler 3"
einsatzbereit - das Rettungsboot der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).

Neiße sieht das Badewetter mit gemischten Gefühlen: "Aufgrund der Pandemielage
konnten viele Kinder nicht schwimmen lernen." Zudem würden nun auch noch viele
Familien aufgrund der Zugangsbeschränkungen und der Zeitfenster, die man in manchen
Bädern vorab buchen muss, auf freie Gewässer ausweichen. "Wenn man dann nicht
richtig schwimmen kann, wird es schnell gefährlich", warnt der Rettungsschwimmer.

Die Ehrenamtlichen der DLRG wollen jetzt während der Hitzewelle ein Gefühl dafür
bekommen, wie es mit den Schwimmfähigkeiten der Kinder in diesem Jahr aussieht. Es
geht zu zwei beliebten Badestellen an der Havel. Zuerst zur Apfelwiese in Gatow. Eine
offizielle Badestelle ist das nicht, aber beliebt bei Kindern.

Neiße lässt den Blick entlang des Ufers schweifen. Wer hier in Not gerät, kann nicht
sofort mit Hilfe rechnen. "Hier ist keine Rettungsstation in der Nähe, die nächste ist auf
der anderen Seite der Havel und zu weit weg, um hier einen kleinen Kopf zu sehen".
Doch heute ist alles ruhig, nur wenige Kinder sind da und ein paar Erwachsene.

Viele Nichtschwimmer unterwegs


An der nächsten Badestelle zeigt sich ein anderes Bild: Es ist voller, viele Kinder sind im
Wasser - der achtjährige Joel aber nicht. Er spielt stattdessen mit seinen Geschwistern
Karten. Eigentlich hätte er in diesem Jahr sein Seepferdchen machen sollen: "Eigentlich
blöd, dass ich nicht zum Schwimmunterricht konnte, weil ich gerne schwimmen würde ",
klagt er.

Ein paar Meter weiter planscht Ina Bretschneider mit ihrer Tochter und ihrem Sohn im
Wasser: "Vor Corona fing der Schwimmunterricht an und dann setzte er aus, dann hatten
wir zwischendurch über den Sommer bis November weiter Kurse. Wenn dann nicht
wieder die Schließung gewesen wäre, dann hätte er wahrscheinlich zum Jahreswechsel
schwimmen können", sagt die Mutter. Aktuell sucht sie nach einem
Intensivschwimmkurs für ihren Sohn.
70 Prozent weniger Seepferdchen
Auch die DLRG in Berlin biete solche Kurse in den Ferien an, erzählt Rettungsschwimmer
Neiße, "aber leider auch nicht mit der vollen Kapazität - wegen der vorgeschrieben
Abstände". Er geht davon aus, dass nicht jedes Kind den verpassten Schwimmunterricht
in diesem Sommer nachholen kann, vor allem auch aufgrund der nach wie vor geltenden
Corona-Beschränkungen.

Bei der DLRG konnten im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 14.600 Kinder die
Seepferdchen-Prüfung ablegen, etwa 70 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die
generelle Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler hat nach Beobachtung des
Vereins abgenommen, demnach sind fast 60 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren
Schwimmer. Zwar müssen Grundschulen von der ersten bis zur dritten Klasse
Schwimmunterricht anbieten, aber es gibt oft nicht genug Schwimmbäder.

Öffnung der Hallenbäder gefordert


Auch deshalb fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund mehr Einsatz von den
Kommunen. Uwe Lübking, Beigeordneter für Sport des Deutschen Städte- und
Gemeindebunds, betont: "In diesem Jahr wäre es wichtig, dass die Hallenbäder auch jetzt
im Sommer öffnen. Damit dort möglichst viele Kurse nachgeholt werden können". Es sei
wichtig, dass Kinder sicher schwimmen lernen und gleichzeitig sichere Badestellen
entstehen.

Neiße beendet seine Kontrollfahrt auf der Havel. Zwar hat es keinen Rettungseinsatz
gegeben, aber ein mulmiges Gefühl ist bei ihm geblieben: "Unsere Befürchtung, dass
Kinder nicht so gut schwimmen können, hat sich scheinbar bewahrheitet und desto
wachsamer werden wir sein auf den Stationen". In den nächsten Tagen ist er wieder auf
der Havel unterwegs - und befürchtet eine schwierige Badesaison.
1) Immer mehr Kinder lernen, wie man schwimmt

a) Richtig
b) Falsch

2) Familien gehen nicht mehr in die öffentlichen Bäder, weil sie mit
den angebotenen bzw. zugewiesenen Zeiten Probleme haben

a) Richtig
b) Falsch

3) Joel findet es gut, dass er sein Seepferdchen nicht machen muss.


Dann kann er öfter mit seinen Geschwistern Karten spielen.

a) Richtig
b) Falsch

4) 70 Prozent der Kinder im Alter von zehn Jahren sind gute


Schwimmer.

a) Richtig
b) Falsch

5) Wegen der hohen Zahl an Kindern, die nicht oder nicht gut
Schwimmen können, müssen die Rettungsschwimmer besonders
Aufmerksam sein.

a) Richtig
b) Falsch

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