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Deutsche Militärzeitschrift

berichtet alle 2 Monate in Wort und Bild über


• Militärgeschichte
• Krisenherde
• Bundeswehr Vor 90 Jahren wurde Hans-Ulrich Rudel geboren

• Streitkräfte
aller Welt
• Sicherheitspolitik
• Wehrwissenschaft
• Flucht und
Vertreibung
• Soldatenporträts

Der Tabubruch
Offiziere bekennen sieh zur Tradition

Lassen Sie sich keine ____ ___


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Deutsche Militarzeitschrift

DM*. Verehrter
Leser,
Abwehrschlachten mitten im Grollen der Waffen, die den Libanon zerstören, im Ber­
sten der Häuser und Wimmern der Kinder wird in Deutschland
einmal mehr eine Schlacht um die Vergangenheit geführt. 1944:
Die Kriegsgeschich­
te des II. SS-Pan-
Der 17jährige Schüler und Hitleijunge Günter Grass aus Danzig
zerkorps mit den wird zur Waffen-SS eingezogen. 62 Jahre später, 2006: Der in­
SS-Panzerdivisio- zwischen 78jährige Grass, längst ein weltberühmter Literat,
nen „Hohenstau­ macht dieses bisher geheimgehaltene Detail seiner Biographie im
fen“ und „Frunds- Zusammenhang mit einer Buch-Neuerscheinung öffentlich. Die
berg“ wird in die­ Kommentatoren überschlagen sich, von blankem Entsetzen bis
sem Standardwerk zum ideologisch verbrämten milden Verständnis reichen die Re­
packend geschil­
dert. Damit wer­
aktionen. Über eines jedoch sind sich alle einig: Mit seiner Waf-
den Großverbände fen-SS-Vergangenheit befleckt nun „das Böse“ die Vita des Über­
vorgestellt, die - vaters der permanenten Vergangenheitsbewältigung, des Predi­
erst nach der Ka­ gers von der immerwährenden deutschen Schuld.
tastrophe von Sta­ Über keine Truppe aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges exi­
lingrad aufgestellt stieren so viele Mißverständnisse, so viele Fehlurteile und so
und ausgebildet - viele Falschbehauptungen wie über die Waffen-SS. Anstatt zu
die Last der schwe­
ren letzten Kriegs­ informieren, wird diffamiert. Die vorliegende Sonderausgabe
ja h re zu tragen der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) will deshalb die Sach-
hatten. Es waren informationen liefern, die in der Debatte der letzten Wochen zu
die schnellen gepanzerten Divisionen, die die Groß­ kurz gekommen sind. Namhafte Historiker, allen voran Heinz
offensiven der Gegner Deutschlands im Westen und Höhne - 30 Jahre lang Ressortleiter Zeitgeschichte beim SPIE­
Osten abstoppen mußten. Neben der nüchternen GEL und Verfasser des Standardwerkes Der Orden unter dem
Sachinformation sind Berichte der Kommandeure
und Soldaten der Waffen-SS in diesem Werk enthal-
Totenkopf haben wesentliche Aspekte zu Geschichte und
Einsätzen dieser Militärformation des Dritten Reiches zu­
sammengetragen. Höhne, der seit Jahrzehnten als führender
Experte in Sachen Schutzstaffel (SS) gilt, ist ein Vertreter je ­
ner Generation, die den Zweiten Weltkrieg und das Dritte
Reich noch selbst erlebt hat. Für die Redaktion der DMZ da­
gegen ist das in diesem Heft beschriebene Geschehen Vergan­
genheit, die vergangen ist. Meist Angehörige der Geburtsjahr­
gänge der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, wirkt
der erhobene Zeigefinger eines Günter Grass auf uns nicht
mehr drohend sondern nur noch kurios. Die Moralkeulen (Wal­
ser) von „Scham“ bis „Schuld“ wecken keine Betroffenheit,
sondern nähren den Verdacht, daß historische Fakten zugun­
Die deutsche Militärzeitschrift DMZ ist eine unabhängige sten ideologisch begründeter Zweckdarstellungen verbogen
und überparteiliche Publikation, die sich an die Erlebnis­ werden sollen. Um dem Leser im Für und Wider der öffent­
generation des Zweiten Weltkriegs, an die Soldaten und
Reservisten der Bundeswehr und an alle zeitgeschichtlich lichen Debatte belastbares Faktenwissen über die militärische
interessierten Mitbürger wendet. Ebenso angesprochen Eliteeinheit „Waffen-SS“ an die Hand zu geben, haben wir die­
sind die ehemaligen Angehörigen der NVA. Wir wollen ses Heft sine ira et studio (Ohne Zorn und Eifer) zusammenge-
Brücken schlagen zwischen den Generationen und mit un­
seren Möglichkeiten Ost und West zusammenführen. Die
Verknüpfung zwischen Geschichte und aktuellen militäri­
schen und militärpolitischen Themen ist eines unserer
Hauptanliegen. Darüber hinaus fühlen wir uns verpflich­
tet, Mißstände offen anzusprechen, auch wenn es dem
Zeitgeist nicht entspricht. Wir sehen uns in der Tradition
einer wahrheitsgetreuen Berichterstattung. Frei von jeg­
licher Ideologie gelten für unsere Arbeit die Werte der frei­
heitlichen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


Eine Vielvölkerarm ee
Die M ultinationalität
Opportunist der Waffen-SS
Geschichtspolitik
nach Günter Grass Gerüchte
Psychologische
Deutschland Kriegsführung

D er Aristokrat Fronteinsatz
Erfolgsautor Joachim Fernau An den Brennpunkten im Osten
M it der SS-Kavallerie im O sten
n n D er Journalist
Geschichte einer
4 4 Wolfgang Venohr und die Waffen-SS
berittenen Truppe
H idequnge Günter Grass
Tulle und Oradour
^ Das lange Schweigen des Literaten
Die SS-Panzerdivision
D er M äzen „Das Reich“
Der Unternehmer im Partisanenkrieg
Otto Beisheim I M Verstümm elt und gefoltert
■ » o D ie Kampagne ^ Alliierte Kriegsverbrechen an Soldaten
Der Fall Schönhuber der Waffen-SS

O r t Q u oten -K ön ig Geschick
« TV-Drehbuchautor Herbert Reinecker
W iederbewaffnung
So' 34 Ehemalige Waffen-SS-
Soldaten in der Bundeswehr
D er Beste
Hauptsturmführer Michael Wittmann D ie Verfügungstruppe
44 Die Vorgängerin der Waffen-SS
D er Befreier des D uce
38 Der Allmächtige
Kommandofüh
Kommandoführer
Otto Skorzeny
50 Reichsführer-SS Heinrich Himmler
Geächtet und geachtet
Waffen-SS 94 Das Bild der Waffen-SS in der frühen BRD
D ie W affen-SS Nürnberg
16 Eine umstrittene 107 Die Waffen-SS auf
Elitetruppe der Anklagebank
20 Todesverachtung in Todesgefahr
Das f. SS-Panzerkorps im Abwehrkampf
M ord aus Staatsräson?
gegen die alliierte Invasion 1944
56 Wie England Heinrich Himmler beseitigte
A rnheim 1944
60 D er Fall M alm edy
Waffen-SS im Abwehr­
kampf im Westen
110 Jochen Peiper auf der Anklagebank

62 M enschlichkeit Impressum
2.200 britische Verwun­
dete gerettet 114 Impressum

M ilitärg esch ich te • K risenherde • Krieg • Bundes­


w ehr und S tre itkrä fte aller W elt • Sicherheitspolitik
• W ehrw issenschaft • G efangenschaft • Flucht und
Vertreibung • Soldatenporträts • In terview s u.v.a.

4 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMZ


Opportunist
Geschichtspolitik nach Günter Grass
it dem sinngemäßen Geständnis von Günter Grass: berufen wurde, muß er sich nicht einmal unter den schie­
„Auch ich war dabei - nicht bloß bei der Hitleiju- fen Voraussetzungen der politischen Korrektheit als Schuld
gend, sogar bei der Waffen-SS!“, ist im Hühnerstall der vorwerfen, darin sind sich alle seriösen Historiker einig.
deutschen Anständigen die sprichwörtliche Bombe einge­
schlagen. Nun irrt das Federvieh kopflos oder aufgeregt gak- Ahnungslosigkeit und Erstaunen
kemd, auf den bald 79jährigen Literatumobelpreisträger Für das geringe Geschichtsverständnis der deutschen
einhackend - mutig, mutig! - durch das Gehege der eigenen Meinungseliten sind die Ahnungslosigkeit und das Er­
Geschichtsdummheit. Warum die Aufregung? Günter Grass, staunen des Zeit-Redakteurs Volker Ullrich, der sich bei
1927 in Danzig geboren, Sohn eines Kolonialwarenhändlers, anderen Gelegenheiten als großer NS-Experte geriert und
aufgewachsen in einer engen Wohnung mit Außenklo, war einst den Goldhagen-Rummel losgetreten hat, symptoma-
seinerzeit ein ganz normaler deutscher Junge und Jugend­
licher, der wie die meisten Altersgefährten seiner Zeit ver­ Günter Grass gefiel sich immer in der Rolle als Mahner
fallen war bis in ihre Irrtümer hinein. Die skandalisierte Mit­ „vor dem deutschen Ungeist“. A u f dem Bild läßt er
gliedschaft in der Waffen-SS, zu der er als 17jähriger ein­ sich von polnischen Jugendlichen in Danzig feiern.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


tisch. In einem Interview muß er sich vom Historiker dingt zu tun hat, womit dann? Um das zu erklären, eigne
Bernd Wegner, Professor an der Bundeswehrhochschule sich ebenfalls Grass als exemplarische Figur. Als 198
„Helmut Schmidt“ in Hamburg, darüber aufklären lassen, Bundeskanzler Kohl und US-Präsident Reagan auf dem Sol
daß das Urteil des Nürnberger Tribunals, das die Waffen- datenfriedhof in Bitburg, auf dem auch Soldaten der Wal
SS zur „verbrecherischen Organisation“ erklärt, „dem ein­ fen-SS bestattet sind, ein würdiges, versöhnliches Totenge
zelnen Individuum und seiner Erfahrung nicht unbedingt denken zelebrierten, schrie Grass Zeter und Mordio ob de
gerecht“ werde. Vielmehr sei es eine „skandalöse Reak­ NS-Opferverhöhnung und Kohls „Geschichtsklitterung“! E
tion“, „daß allein die Erwähnung des Begriffs Waffen-SS spuckte damit nicht nur wissentlich den toten Kamerade:
jemanden ins Abseits stellt“ und „die Waffen-SS automa­ aufs Grab, er verletzte und verstümmelte auch die eigen
tisch, geradezu reflexartig, mit Auschwitz und Völkermord Biographie und Erinnerung - und befestigte gerade dami
assoziiert wird“. Doch diese Reflexe, welche die deutsche seinen Ruf als moralische Instanz. Eine geradezu perverse
Geschichte zu einer kriminellen Abfolge stempeln und in für das neue Deutschland aber typische Konstellation!
das Schema primitiver moralischer Werturteile und Ka­ Um sie aufzulösen, genügt es nicht, psychologische Er
tegorien (z. B. „Täter-Opfer“) pressen, sind kein Zufall, klärungsmuster (Verdrängung, Abwehr, Abspaltung
sondern Ausdruck einer falschen Staats- und Gesell­ Kompensation usw.) heranzuziehen. Man muß vor aller
schaftsmoral, deren Fundament ja gerade die Skandalisie- die Zeitumstände und die Machtverhältnisse betracht«]
rung der eigenen Nationalgeschichte ist. Wer heute von die Grass vorfand, als er Ende der fünfziger Jahre sein
„deutscher Vergangenheit“ spricht, meint (meistens unbe­ Karriere als Schriftsteller und politisierender Moralist - ii
wußt, weil indoktriniert) die Zeit zwischen 1933 und 1945 den meisten seiner Bücher läßt sich dieser Zusammen
bzw. eine auf das kollektiv „Verbrecherische“ reduzierte hang nicht auflösen, und wegen dieser Zeitgebundenhei
Projektion von ihr. Diese Projektion aber hat - wie der sind sie schon jetzt vergessen - startete. Es fällt auf, daJ
„Fall“ Grass nun wieder zeigt - mit der differenzierten die Soziologie des „deutschen Faschismus“, die Grass un<
Wirklichkeit nichts zu tun, folglich ist auch die „Moral“, seine Mitstreiter in ihren Werken anbieten, und ihn
die aus ihr abgeleitet wird und als deren Apostel Günter monotonen Warnungen vor dem tief im Volksinnen
Grass jahrzehntelang Triumpfe feierte, eine Verirrung. dräuenden „Nazi-Ungeist“ ohne weiteres anschlußfähij
sind an die Überlegungen zum deutschen Volkscharakte
Kameraden aufs Grab gespuckt und dessen Änderung, die 15 oder 20 Jahre zuvor in der
Wenn aber das kriminalisierte und moralisierte Ge­ Laboratorien der psychologischen Kriegsführung in Über­
schichtsbild mit der Wirklichkeit nichts oder nur ganz be­ see angestellt wurden.

Den gemeinsamen Besuch des Bitburger Soldatenfriedhofs durch US-Präsident Ronald Reagan und Bundeskanzler
Helmut Kohl 1985 machten die linken Medien zum Skandal. Grass sprach damals von „Geschichtsklitterung“.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


Umerziehung als Ventil
Der Erfolg von Grass 8t Co. beruht nicht nur auf ihrem
Talent (des Nobelpreisträgers überquellende dichterische
Phantasie und Sprachkraft sollen nicht bestritten werden!),
sondern er blühte auf und verfestigte sich im Schutze ei­
ner ganzen Kulturindustrie, die sich zur gleichen Zeit eta­
blierte. In den Redaktionen der von den Alliierten lizen­
sierten Zeitungen, in Zeitschriften, Universitäten, Kulturin­
stitutionen, Verlagen usw. rückte eine neu sozialisierte Ge­
neration der Dreißig-, Fünfunddreißigjährigen nach, die,
gefördert durch Stipendien, Stiftungen, Auslandsaufent­
halte usw., im Konzept der „Umerziehung“ keine Zumu­
tung, sondern eine Chance erblickten. Den jungen Solda­
ten und Flak-Helfern von einst eröffnete sich so ein Ventil
gegen die vermeintlich oder tatsächlich „Schuldigen“ ihrer
eigenen Leidenserfahrungen. Diesem Leid ließ sich sogar
ein „Sinn“ abringen, und zwar dadurch, daß man an seine
historischen Wurzeln ging und damit das Land verbesser­
te, woraus sich ein Avantgarde-Anspruch ergab.
Als Dauerthema strapazierten die Jungintellektuellen
die Erschütterung über die (NS)-Vergangenheit und die
Sorge vor ihrer Wiederholung, doch der Tonfall verwies
auf andere, verborgene Motive. Er unterscheidet sich be­
deutend von den qualvollen Schreien, in denen sich un­
mittelbar nach dem Krieg die körperlichen und seelischen
Verletzungen Luft machten. Vordergründig sah die neue re Kritik hat etwas Schneidendes, Verletzendes, zugleich
Meinungskohorte sich noch immer in der Defensive Siegesgewisses. Ein unerbittlicher Jagdinstinkt ist spürbar,
gegenüber den „alten Nazis“, doch das war Taktik. In der auf die gesellschaftliche Vernichtung der Gegner aus
Wahrheit spürte sie den Rückenwind einer neuen Zeit. Ih­ ist. Um die entsprechende Wirkung zu erzielen, mußte der

„Deutscher Schuldkomplex'
1 ¡HÜj j j j US-Journalist Dave Fornell im DMZ- Gespräch
DMZ; Im Jahr 1985,40 Jahre nach Ende des Fornell. Die amerikanischen Medien haben
Zweiten Weltkrieges, besuchten US-Präsident darüber kaum berichtet. Dennoch ist nichts
Ronald Reagan und der deutsche Bundes­ dabei, vor 60 Jahren Soldat gewesen zu
kanzler Helmut Kohl den Soldatenfriedhof in sein. Ich denke, das war der Normalzustand.
Bitburg. D a dort auch 49 Angehörige der Waf­ Dazu mußte man nicht überzeugter Natio­
fen-SS bestattet sind, gab es vor allem in nalsozialist sein. - Unter Amerikanern ist es
Deutschland Proteste gegen diese Geste. W ie aber weitgehend Konsens, daß die heutigen
sah man den Besuch in den USA? Deutschen einen großen Schuldkomplex
Fornell: Ich war damals gerade mal 13 Jahre wegen des Krieges haben. Sie müssen be­
alt, als Reagan Bitburg besuchte. Ich kann reits in ihrer Kindheit lernen, wie schreck­
mich allerdings noch gut daran erinnern, daß Dave Fornell, Jahrgang 1972, ist lich Deutschland damals war und daß ihre
es damals große Debatten gab, ob diese Geste Präsident der „Worldwar II histori­ Großeltern für alle möglichen Schandtaten
von Reagan richtig war. Da Reagan noch zur cal re-enaetment society“, die histo­ verantwortlich zu machen seien. Die Deut­
Generation gehörte, die selbst am Zweiten rische Schlachten des Zweiten Welt­ schen scheinen sich permanent für ihr Land
Weltkrieg teilnahm, war es für die meisten krieges nachstellt. Fornell studierte entschuldigen zu wollen. Natürlich ist es
US-Amerikaner kein Problem. Für uns von Politik, Geschichte und Journa­ sinnvoll, die Erinnerung an die Zeit des
der „Worldwar II historical re-enactment so- lismus und arbeitet als Redakteur Nationalsozialismus wachzuhalten, aber
ciety“ ist es wichtig, den US-Amerikanern für mehrere Zeitungen in Chicago. daß viele junge Deutsche glauben, sich für
klarzumachen, daß die meisten Wehrmacht- Dinge entschuldigen zu müssen, die zwei
und Waffen-SS-Angehörigen normale Soldaten und oftmals Generationen her sind, scheint mir skurril. Das wäre so, als
sehr jung waren - wie die amerikanischen Soldaten auch. Sie würde ich mich bei allen Schwarzen in meinem Land für mei­
waren sich nicht unähnlich: Beide wollten für ihre Länder ne Vorfahren zwischen den Jahren 1700 und 1800 für die
kämpfen oder einfach nur den Krieg überleben. Sklaverei entschuldigen. Heutige Generationen sollten nicht
DMZ: Einer der lautesten deutschen Kritiker dieses Besuchs, für Dinge verantwortlich gemacht werden, die bereits mehr als
Günter Grass, offenbarte nun vor wenigen W ochen, selbst als 60 Jahre her sind.
17jähriger Angehöriger der W affen-SS gewesen zu sein... DMZ: Herr Fornell, wir danken Ihnen für das Gespräch.

DMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 7


Dritte über „Was ich ekelhaft finde, daß er sich
m oralisch über Bundeskanzler Kohl
„Es herrscht hier kein Klima, das
einlädt, mit sich selbst freimütig
„Ich finde, in der I
kussion m uß m an
ereiferte, weil der mit dem am erika­ ab zu rech n en u n d e n ts p a n n t stens einm al unterscl
Günter Grass nischen Präsidenten einen Soldaten­ darüber zu sprechen, w as einem den zwischen Waff
friedhof besuchte, a u f dem neben passiert ist. Es ist ein Klima der SS und SS. U nd vie
„Ich w ürde v o n diesem H underten am erikanischer und deut­ Vergiftungen, der schnellen Ver­ Leuten, wahrschein]
M ann nicht mal m ehr ei­ scher Soldaten auch 49 W affen-SS- dächtigungen und des R ufm or­ insbesondere in Po
nen Gebrauchtwagen k au ­ M änner begraben w aren; - wie leicht des. Es ist kein m einungsfreies ist das nicht klar, ß
fen.“ hätte Grass der 50. sein können!“ Klima und das kannte er.“ kann ich das verstel
Joachim Fest, Verleger Rolf Hoehhuth, Dramatiker Martin Walser, Schrifisteller daß das in Polen ei

Feind klar und scharf benannt werden. Die deutsche Ge­

stÄ rif! schichte wurde sukzessive emotionalisiert und morali­


siert, das Bild von ihr näherte sich immer mehr der Haß-
Propaganda von Lord Vansittart und Konsorten an. Es
gab nur noch „gut und böse“ (die Deutschen waren na­
türlich „Böse“), es gab „Täter und Opfer“ (die Deutscher
waren die „Täter“). Doch um dieses schlichte Bild zu ver­
breiten (und dafür vom Kulturbetrieb emporgetragen zu
werden), mußten die jungen Dichter und Denker große
Bereiche der eigenen Erfahrungswelt verleugnen und ge­
rieten in unlösbare Konflikte.

Historikerstreit
Auch in den USA kam es nach dem Reagan-Besuch Hätte Grass, was er heute sagt und schreibt - daß man
in Bitburg zu heftigen Protesten. bei der Waffen-SS gewesen sein konnte, ohne deswegen
automatisch zum Verbrecher, ja auch nur zum unanstän­
digen Menschen zu werden - schon früher verbreitet, ei
wäre niemals zu soviel Geld, Ansehen und Macht ge­
kommen. Er war eben nicht nur treibende Kraft, er wai
auch Getriebener und opportunistisches Werkzeug.
Seitdem hat sich die Vergangenheitsbewältigung zum Herz­
stück einer bizarren deutschen Geschichtspolitik entwickelt,
die mit dem Historikerstreit von 1986/87 praktisch institutio­
nalisiert wurde. Damals wurde die verbrecherische „Einma­
ligkeit“ des deutschen Nationalsozialismus gesellschaftlich
verbindlich dekretiert, allerdings nicht durch die Überzeu­
gungskraft wissenschaftlicher Argumente, sondern durch ei­
ne publizistische Übermacht. Seit den 90er Jahren setzt diese
Geschichtspolitik sich sogar ihre eigenen Denkmäler.
Der Dienst bei der Flak galt bei der HJ als Ehrensache. Die Probleme, die sich daraus ergeben, sind keineswegs
Viele meldeten sich freiwillig als Flakhelfer. bloß abstrakter Natur. Die extreme Verengung des Ge­
schichtsbildes in Deutschland hat zu einem degenerierten
politischen Denken geführt, in dessen Rahmen die For­
mulierung, erst recht die Wahrnehmung, eines natür­
lichen deutschen Selbstinteresses wie der Rückfall in die
„Nazi-Barbarei“ erscheint. Die jahrzehntelange Ver­
schleppung des Asylproblems oder jetzt die Behandlung
des Nahostkonflikts sind nur zwei Beispiele dafür.

Eaiionsfigur einer falschen Geschichtspolitik


Allerdings produziert diese Geschichts- und Moralpoli­
tik immer mehr Widersprüche. Nicht nur, daß angesichts
des wirtschaftlichen und demographischen Niedergangs
ihre materielle Basis dahinschwindet und den 20- und
30jährigen der ständige Verweis auf die NS-Vergangenheit
Jahrzehntelang war es in Westdeutschland ein Tabu, endgültig zum Halse heraushängt. Sie verheddert sich
an Flucht und Vertreibung zu erinnern. auch in ihren eigenen, nicht immer logisch gespannten
In Mitteldeutschland war es gar verboten. Fallstricken. Dafür gibt Günter Grass ebenfalls ein Beispiel

8 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M D

-L
höheren G efühlsw ert, „Mit seinem Bekenntnis fällt ein
auch der E nttäuschung, schwerer Schatten gerade au f die
DMZ-Farbbildkalender für 2007
hat. Ich kann das n ich t moralische Integrität eines M annes, bereits jetzt lieferbar
sehen, weil die W affen- der immer und überall seine Stimme
i SS praktisch eine W ehr- erhob und anderen Lektionen erteil­
' m achtsfunktion gehabt te. Er hat, a u f Grund der These vom
hat, w e h rm a c h ts ä h n - „Verhindern der hum anitären Kata­
licher w urde.“ strophe“ im Kosovo, die Luftangriffe
Egon Bahr, auf Jugoslaw ien befürw ortet.“
SPD-Politiker Zeitung Politika, Serbien

ab. Entweder hat er sich zu seinem Bekenntnis unter sei­


ner Gewissenslast entschlossen (Anhaltspunkte dafür las­
sen sich im Krebsgang, seiner Novelle über die „Gustloff“-
Versenkung finden), oder er hat die Flucht nach vorn an­
getreten, weil naßforsche Jungwissenschaftler drauf und
dran waren, seine SS-Karteikarte öffentlich zu machen
und er Gefahr lief, selber von den Wellen der Vergangen­ Ritterkreuzträger 2007 Deutsche Panzer 2007
Jeden M onat w ird ein R itter­ Panzer spielen in der modernen
heitsbewältigung verschlungen zu werden. Wie dem auch kreuzträger m it Farbfoto gezeigt, Militärtaktik eine große Rolle. Die­
sei, als Galionsfigur einer falschen Geschichtspolitik ist u nd die Verleihungsum stände ser Kalender zeigt die unterschied­
des Ritterkreuzes finden gebüh­ lichsten Typen der Kampfmaschi­
Grass erledigt. Folgenlos kann das nicht bleiben. □ rende W ürdigung. 14 Blatt, 21 nen des 20. Jahrhunderts. 14 Blatt,
x 30 cm, Farbe. =€ 10,90 21 x 30 cm, Farbe. € 10,90
TORSTEN HINZ

Gastkommentar
Die 10. W affen-SS-Panzerdivision „Frundsberg“
stand in den letzten Kriegsmonaten 1945 in erbitterten
Abwehrschlachten gegen die zahlenmäßig weit überle­
gene Rote Armee. Der Division „Frundsberg“ wird
nicht einmal von linksradi­
kalen Kritikern unterstellt,
sogenannte „Kriegsverbre­
chen“ begangen zu haben,
was an sich schon bemer­
kenswert ist. Günter Grass
mag also auch einer jener
jungen Idealisten gewesen 2 8 .0 9 . - 1 2 .1 1 .2 0 0 6 Panzer
sein, die sich noch bis zum Waffen
Schluß mit aller Kraft gegen "5 0 J a h re
die sowjetische Invasion Bundeswehr Fahrzeuge
stemmten. Das ist nichts Eh­ in M u n s te r" Uniformen
Brigadegeneral a.D. renrühriges, im Gegenteil! Orden
Reinhard Günzel Da mag es eher verwundern,
daß Grass, obwohl er die Ka­ E in e F o to a u s s te liu n g d e r Dokumente
meradschaft und den Idealismus eines militärischen Eli­ B u n d e s w e h r M u n s te r Modelle
teverbandes wie der Waffen-SS selbst miterleben durfte, in
der Nachkriegszeit zum linken Vergangenheitsbewältiger
mutierte. Wie hoch muß der Grad der Selbstverleugnung
denn sein, um kurze Zeit danach eine solche Karriere im
linken Establishment hinzulegen? Grenzt das nicht bereits
Deutsches!
an Schizophrenie? Es ist letztendlich das Leiden einer gan­ Panzermuseum
zen Generation von Intellektuellen, die nach dem Kriege
aus wohl opportunistischen Gründen nur noch den Weg Munster I ËÊÈÊ?
des geringsten Widerstandes zu gehen vermochten. Sie
sind, und das sage ich ganz bewußt, Feiglinge. Das gilt M ärz bis N o ve m b e r H ans-K rüger-S tr. 33
D ienstag - S onntag 29633 M unster
auch für Günter Grass. REINHARD GÜNZEL
1 0 .0 0 - 18.00 U hr Tel. 0 5 1 9 2 /2 5 5 2
Der Autor war Kommandeur des Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.
m ontags g e sch losse n w w w .m unster.de

DHU Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 9


DerAristokrat
Erfolgsschriftsteller Joachim Fernau
an kann auch in einer Welt, die so verkommen ist Andere Geistesliga als Grass
| wie die unsrige, ein lebenswertes Leben führen. Obwohl alles andere als prüde - mit dem Buch Und s
Es genügt, daß man denkt, daß man sich nicht verkauft, schämeten sich nicht schrieb er eine Geschichte des deutsche
daß man auf seiner Würde besteht und dem Unwürdi­ Liebeslebens über zwei Jahrtausende -, wäre es ihm nie i
gen nicht den kleinsten Finger reicht. den Sinn gekommen, seine Romane mit po
Auch unter Opfern nicht.“ Diese Bereit­ nografischen Passagen zu durchsetzen, w
schaft, Opfer zu bringen, unterscheidet Grass es tat. Er dachte und schrieb in ein<
den Journalisten, Schriftsteller und Ma­ anderen Geistesliga. Was ihn umtrieb un
ler Joachim Fernau von Günter Grass. zeitlebens nicht losließ, war die Sorge um d
Für den 1909 in Bromberg/Provinz Po­ Zukunft unseres Volkes. Deshalb war für ih
sen Geborenen kam es nie in Frage, sei­ selbst das Buch Disteln fiir Hagen, eine Intei
ne M itgliedschaft als Kriegsberichter­ pretation des Nibelungenliedes, sein wichtig
statter in der Waffen-SS von 1940 bis stes Werk. Seine Frau, Gabriele Fernau, ei
1945 zu verheimlichen. Obwohl kein innerte 2001 in einem Interview darar
Mitglied der NSDAP und nicht freiwil­ „Nicht zufällig hat mein Mann (dem Bucl
lig gemeldet, sondern zur Waffen-SS den Untertitel Bestandsaufnahme der deut
abkommandiert, stand er zu seiner per­ sehen Seele gegeben. Er hat im Nibelungen
sönlichen Biographie. Seinem Erfolg als lied (...) die Essenz des Deutschseins von in
Schriftsteller hat das keinen Abbruch nen heraus gezeichnet. Er wollte sagen, daJ
getan. Seine meist humorvollen Ge­ wir unser Deutschsein annehmen müssen, s<
schichtsbücher über das Römische schwer wir auch daran zu tragen haben.“
Reich (Cäsar läßt grüßen), das klassi­ Der Schriftsteller Joachim
sche Griechenland (Rosen fü r Apoll) Fernau (1909-1988) Wiedervereinigung als Freude
oder die USA (Halleluja) erreichten M indestauflagen Sein Tod 1988 kam zu früh, um die Wiedervereinigung
von 200.000 Exemplaren, einige über eine Million. Aber West- und Mitteldeutschlands noch zu erleben. Gabriele Fer-
die Feuilletons verrissen seine Bücher bestenfalls, meist nau: „Sie hätte ihn gewiß gefreut und ihm zugleich das Her;
schwiegen sie Autor und Werk einfach tot. Gesell­ noch schwerer gemacht. Er ahnte immer, daß Deutschlanc
schaftlich war er ein Paria. Das w ar der Preis für seine dann wieder in die Arena muß, und diesmal waffenlos.“ □
geradezu aristokratische Souveränität, sich nicht mit
dem Zeitgeist gemein zu machen. HANS-PETER MARTENS
JOACHIM FERNAU JO A C H IM F E R N A U
Cäsar R o s e n f ü r A p o ll
läßt grüßen Die G e sch ich te d e r G riech en
DIEGESCanOOTEDER.RÖMER

f
___ ___________ _ l h tk __ _
Und sie schämeten Disteln fü r »D E U T S C H LA N D
sich nicht
EINE Hagen D E U TS C H LA N D
GESCHICHTE
DER LIEBE BESTANDS ÜBER ALLES...«
A U FN A H M E
DER DEUTSCHEN
SEELE

Hering Herbig
M K H B IG M BBM IG

288 Seiten - € 14,90 224 Seiten - € 14,90 384 Seiten - € 14,90 352 Seiten - € 12,50 288 Seiten - € 14,90

10 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DNS


Werner Landhoff

Ifti’l Zeitgeschichte in Farbe


I M Der NS-Reichskriegerbund (NSRKB) als Dachverband aller Krieger- und Soldatenver-
■Ly ■ bände in Deutschland war 1938 aus dem Kyffiiäuserbund hervorgegangen. Dessen Wur-
§1 9 zeln reichen bis in das Todesjahr Friedrichs des Großen zurück, seinen Namen leitete er
P S vom Kyffhäuser-Denkmal her. Alljährlich hatte der drei Millionen Mitglieder zählende
¡jjv1| jjj Kyffhäuserbund unter seinem Bundesfuhrer, General der Infanterie Wilhelm Reinhard, in
m I Kassel seine Reichskriegertage abgehalten. 1939 konnte Reinhard nach der Wiederverei-
m nigung mit Österreich, dem Sudeten- und dem Memelland - nun als Reichskriegerfuh-
¡ j |» m rer - zum ersten Großdeutschen Reichskriegertag einladen. Und erstmals nahm Hitler per-
I sönlich die gewaltigen Paraden aus Veteranen des Ersten Weltkrieges und jungen Solda-
jtPjSW ten des neuen Reiches ab. Hunderttausende waren als Teilnehmer und Zuschauer nach
Kassel gekommen. Der Bildband vereint den Nachdruck von Ausschnitten einer zeitge-
9Bg|iy nössischen Schrift aus dem Jahre 1939 (mit Hitlers Ansprache und vielen Scharzweiß-
Wj Fotos) mit einem beeindruckenden Farbbildteil, der den farbenprächtigen Aufmarsch al-
1er Waffengattungen zeigt. 160 S., s/w. u. farb. Abb., geb. im Atlas-Großformat. € 25,95

msende ochmdmUgs haben aut


Viixiribühyurn Pint/, genommen
Soldatenporträt

Hauptsturmführer Michael Wittmanr


-Hauptsturmführer Wittmann gilt unbestritten mehrere MG-Nester auszuschalten. Beim Sturm der Kli:
{SflHMB als erfolgreichster Panzerkommandant der Ge­ surahöhen zeichnete er sich erneut aus und erhielt in Fo
schichte und ist bis heute sogar bei den ehemaligen Fein­ ge für diese Leistungen das Eiserne Kreuz 2. Klasse.
den äußerst hoch angesehen.
Er war in Vogelthal bei Beilngries gebürtig (22. April An der Ostfront
1914) und in Ingolstadt ansässig. Nach der Volksschule Als im Juni 1941 der Krieg im Osten begann, kämpfi
begann er eine landwirtschaftliche Lehre und entschloß die „Standarte“ im Rahmen der Heeresgruppe Süd. Berei
sich 1934, ins Infanterieregiment 19 einzutreten. Am 5. in den ersten Gefechten konnte Wittmann aus einem rus
April 1937 tritt er als SS-Mann in die 17. Kompanie (Pan- sischen Gegenangriff sechs Panzer herausschießen un
zerspähkompanie) der „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ ein den Rest dadurch in die Flucht schlagen. Schnell erreich
und zählt somit zu den ersten Panzersoldaten dieser Ein­ te die Division Rostow, wo W ittmann in den schwere
heit. Panzergefechten zweimal hintereinander an Arm un
Kurz nach Beginn des Polenfeldzuges im September Schulter verwundet wurde. Für seine Erfolge als Kom
1939 wird Wittmann zur Ausbildung junger Rekruten in mandant eines Sturmgeschützes erhielt er an 8. Septem
die Panzerspähkompanie des Ersatzbataillons versetzt. Im ber 1941 das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
Frühjahr 1940 wurde Wittmann in die neuaufgestellten Mit der Umgliederung der „Leibstandarte“ in ein
Panzersturmbatterie der „Leibstandarte“ nach Jüterbog Panzergrenadier-Division im Jahre 1942 wechselt
versetzt. Nach Beendigung der Ausbildung wird die in­ W ittm ann - am 21. Dezember 1942 zum Untersturm
zwischen in Sturmgeschützbatterie umbenannte Einheit führer ernannt - von der Sturmgeschützabteilung zu
am 16. Juli 1940 der „Leibstandarte“ in Frankreich zuge­ neuaufgestellten „Tiger“-Kompanie dieser Division. Zu
führt und konnte somit für den Balkanfeldzug erstmals nächst als Zugführer des leichten Zuges noch mit den
Sturmgeschütze einsetzen, von denen Wittmann eines als Panzerkampfwagen III im Einsatz, folgte bald seine Feu­
Kommandant führte. In Griechenland gelang es ihm beim ertaufe auf dem „Tiger“.
Durchbruch auf den Klidipaß, mit seinem Sturmgeschütz
Mit dem „Tiger“ am Feind
Nach schweren Abwehrkämpfen im Südabschnitt dei
Ostfront nahm Wittmann mit der Division „Leibstandar­
te“ am Unternehmen „Zitadelle“, der Schlacht um Kursk,
teil. Hierbei schoß er allein im Zeitraum vom 10. bis zum
17. Juli 1943 unter anderem 30 Feindpanzer ab und ver­
nichtete 28 Pak. Mit unerschütterlicher Ruhe und einma­
liger Sicherheit brachte W ittmann seinen Panzer gegen
den Feind. Bei der Bereinigung eines russischen Panzer­
einbruches vernichtete W ittmann am 9. Januar 1944
diesmal sechs Feindpanzer und erhöhte sein Abschußzahl
auf inzwischen 66 Panzer, was zur Nennung im Wehr­
machtbericht führte. Als W ittmann am 12. und 13. Ja­
nuar innerhalb von zwei Tagen 16 T-34 und drei Sturm­
geschütze abschoß, erzielte er seine Abschüsse 70 bis 88.
Am 14. Januar 1944 verlieh Adolf Hitler SS-Untersturm-
Führerhauptquartier>Wolfschanze, 2. Februar 1944: führer Michael W ittmann in Anerkennung seiner tapfe­
SS-Obersturmführer Michael Wittmann nimmt das am ren Einsätze das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Zu­
30. Januar 1944 verliehene 380. Eichenlaub persönlich sammen mit seinem Richtschützen SS-Oberscharführer
aus der Hand Adolf Hitlers entgegen. Balthasar „Bobby“ Woll bildete W ittmann eine einge-
Im Alleingang
An diesem 13. Juni stieß die in Nordafrika berühmt §
wordene 7. britische Panzerdivision im Raum von Ville
Bocage in Richtung der linken Caen-Flanke vor. Die V(
hut bildeten die kampferprobte 22. Panzerbrigade sov
ein Panzergrenadierbataillon. Wittmanns „Tiger“ sta
gut getarnt unmittelbar neben der Vormarschstraße in '
nem Waldstück. Als ein Sicherungsposten Wittmann (
nahende Kolonne meldete, erkannte er sofort, daß raset
Handeln erforderlich war. Es blieb keine Zeit, Verstärku
gen heranzuholen, es ging alles Schlag auf Schlag,
stieß umgehend, aus der Fahrt schießend, in die englisc
Kolonne hinein und eröffnete das Feuer - der erste bri
sehe Schützenpanzer explodierte in einer Feuersäule,
kurzen Abständen feuerte er Granate um Granate geg
die aufgefädelten Fahrzeuge und Panzer. Während se
routinierter Ladeschütze immer wieder blitzschnell nac
Im Gespräch mit Generaloberst Heinz Guderian - lud, belegte der MG-Schütze die britischen Grenadiere n
unmittelbar nach der Überreichung der 71. Schwerter Dauerfeuer.
am 25. Juni 1944 - kann Wittmann a u f dem Obersalz­ Durch den Überraschungseffekt völlig überrumpelt, t
berg die täglichen Anspannungen fü r einen kurzen widerten die britischen Begleitpanzer erst spät das Fei;
Moment verdrängen. - die starke Panzerung des „Tigers“ und seine schnell
Manöver verhinderten aber gefechtsentscheidende Sch
spielte Besatzung. Beide verstanden sich blind und er­ den. Als Wittmann sich schließlich zurückzog, war es ib
gänzten sich hervorragend. Wolls Reaktionsschnelligkeit gelungen, den gesamten Divisionsstab und die vorne fa
und Treffsicherheit hat Wittmann viele seiner Erfolge zu rende A-Panzerkompanie zu vernichten. 27 Panzer, da:
verdanken. Für diese Leistungen erhielt Woll als SS-Rot- sämtliche Rad- und Kettenspähfahrzeuge der Panzerbi
tenführer am 16. Januar 1944 als einziger Panzerricht­ gade 22 wurden von ihm vernichtet und die Einnahme d
schütze des Krieges ebenfalls das Ritterkreuz zum Eiser­ Stadt Caen zu diesem Zeitpunkt vereitelt.
nen Kreuz verliehen. Die schwer angeschlagene britische Brigade kehrte z
Der Divisionskommandeur SS-Brigadeführer Teddy Division zurück - deren Kommandeur wollte es anfan,
Wisch reichte Wittmann mit Nachdruck zum Eichenlaub gar nicht glauben, daß die deutsche „Angriffsmacht“ a
ein. So erhielt der junge Panzerkommandant nur gut zwei nur einem einzigen „Tiger“ bestanden hatte.
Wochen nach dem Ritterkreuz nun auch die nächsthöhe­
re Stufe verliehen.
Ein bewegungsunfähiger „Tiger“ ist fü r
Wittmann noch lange kein Grund, den
Der 100. Panzerabschuß Kampf abzubrechen. Am 13. Juni
Aufgrund seiner großen Verdienste und seiner umsich­
1944 bootet er erst aus, nachdem alle
tigen Führungseigenschaften übernahm Wittmann im
in Reichweite stehenden Feindkräfie
Frühjahr 1944 die 2. Kompanie der schweren SS-Panzer-
vernichtet sind.
abteilung 101. Einer seiner direkten Vorgesetzten war nun
der hochdekorierte Obersturmbannführer Jochen Peiper,
einer der bekanntesten Offiziere der Division. Die „Tiger“
der Abteilung konnten sich im Verband der SS-„Leib-
standarte“ besonders während der Schlachten im Raum
Kamenez-Podolsk auszeichnen - hier erzielte SS-Ober- ■•
sturmführer (30. Januar 1944) Wittmann an der Ostfront
wenig später seinen 100. Panzerabschuß. Nach dem jj; 1
Schlachtflieger Major Rudel war Wittmann nun bereits
der erfolgreichste „Panzerknacker“ der Wehrmacht. ff ¿¿Ir
Nach schweren Kämpfen um den Kessel von Tscherkas-
sy wurde die Division im Februar 1944 aus der Front ge­ T iiS a
zogen und nach Belgien verlegt.
Als im Juni 1944 alliierte Truppen in der Normandie m ß
landeten, lag die „Leibstandarte“ zusammen mit der SS-
Division „Das Reich“ zur Auffrischung in Frankreich.
Am 13. Juni trat die Division zum Angriff an. Dies soll­
te der militärisch erfolgreichste Tag von Michael W itt­
mann werden.

14 Deutsche Militärzeitschrift - SonderausgabeWaffen-SS üNH


w..
Soldatenporträt

„Beeindruckende Heldentat“
Als Wittmann nach diesem Gefecht - seiner Kompanie
weit voraus -w eiter in die Ortschaft Villers-Bocage vor­
preschte, erhielt sein „Tiger“ einen schweren Pak-Treffer in
die Kette. Trotzdem vernichtete Wittmann noch alle in
Reichweite befindlichen Fahrzeuge und Geschütze und zer­
sprengte den Verband. Daraufhin bootete er und seine Be­
satzung aus dem bewegungsunfähigen Panzer aus und
schlugen sich zu Fuß - quer durchs Gefechtsfeld - 15 Ki­
lometer weit bis zur südlich stehenden Panzerlehrdivision
durch. Ohne Pause führte Wittmann sofort 15 Panzer­
kampfwagen IV dieser Division nach Villers-Bocage,
schloß die noch offene Frontlücke und setzte die inzwi­
schen auf die Ortschaft angetretene 1. Kompanie der
schweren SS-Panzerabteilung 101 nach seinen eigenen Le­
geeindrücken auf die im Ort befindlichen Feindkräfte an.
Der angesehene amerikanische Militärhistoriker und
Kriegsveteran Charles E. White bezeichnete Wittmanns An­ Die SS-Panzerabteilung 101 verlegt am 7. Juni 1944 an
griff bei Villers-Bocage Jahre nach dem Krieg als „eine der die Invasionsfront. Der „Tiger“ 131 von SS-Untersturm-
beeindruckendsten Heldentaten des gesamten Krieges“. fiihrer Walter Hahn der 1. Kompanie kurz nach einem
Für die Abwehr des für die gesamte Caen-Front gefähr­ glücklich überstandenen Jagdbomberangriff in Morgny.
lichen Panzerangriffes sowie insgesamt 138 Panzer- und
132 Pak-Abschüsse wurde Wittmann mit Nachdruck für die mann, aus allen Rohren feuernd, einem in der Flanke auf­
Verleihung der Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub tauchenden „Sherman“-Rudel des 1. Nordhampshire Gar­
eingereicht. Am 22. Juni 1944 erhielt der SS-Obersturm- deregiments entgegen. Dann verloren ihn die anderen „Ti­
führer die Auszeichnung als 71. Soldat und einziger Pan­ ger“-Kommandanten aus den Augen. Als er sich am
zerkommandant der Waffen-SS verliehen. Zudem wurde er Abend des Tages noch immer nicht zurückgemeldet hat­
am 23. Juni 1944 zum SS-Hauptsturmführer befördert. te, schickte die Division einen Suchtrupp los. Man fand
Wittmanns „Tiger“ inmitten einer Reihe ausgebrannter
Feindpanzer. Er war nach einem kurzen Feuergefecht mit
Am 8. August 1944 führte Michael Wittmann einen An­ den britischen „Shermans“ weiter nach Norden vorgesto­
griff gegen amerikanische Stellungen bei Cintheaux. Nach ßen und nach Überquerung einer Hügelkette mitten in ei­
einem Fernduell mit einigen Feindpanzern fuhr Witt- ne feindliche Übermacht hineingefahren.
Von drei Seiten eingeschlossen, wurde sein „Tiger“ nach
heftiger Gegenwehr schließlich völlig zusammengeschos­
sen. Kein Mitglied der hochdekorierten Besatzung über­
lebte diesen Einsatz.
Bis zu seinem letzten Gefecht hatte SS-Hauptsturmführer
Wittmann insgesamt 138 Feindpanzer und 132 Pak-Ge-
schütze abgeschossen, hinzu kamen 118 Schützenpanzer
und Transporter und unzählige vernichtete MG-Stellungen.
Im Jahre 1983 wurden Wittmann und seine Besatzung aus
ihrem Soldatengrab exhumiert und auf dem Soldaten­
friedhof La Cambe beigesetzt. Q

HAGEN FRIESER

Eisernes Kreuz II. Klasse 12.7.1941


Eisernes Kreuz I. Klasse 08.9.1941
Ritterkreuz 14.1.1944
Eichenlaub (380.) 30.1.1944
Schwerter (71.) 22.6.1944
Panzersturmabzeichen
Ostlandmedaille
Verwundetenabzeichen in Bronze
Panzerkampfabzeichen in Gold
Ehrendegen des Reichsführers-SS
Totenkopfring der SS
Die Waffen-SS
Eine umstrittene Elitetruppe
b Günter Grass eigentlich weiß, was er mit der Selbst- strittensten Truppe ihrer Geschichte bestimmte. Der OKV
I inszenierung seines „Geständnisses“, Soldat der Waf- Verteidiger Hans Laternser wußte schon, was er tat, als <
fen-SS gewesen zu sein, angerichtet hat? Waffen-SS - das 1946 während des Nürnberger Kriegsverbrecherprozessi
Reizwort vermochte in den letzten Wochen Deutschlands die Parole ausgab, die SS-Führer seien ohnehin des Tode
Medien in kühnste Alarmstimmung zu versetzen und auch daher möchten sie alles auf sich nehmen - der Schild di
die älteste Filmrolle, die letzte Nazidokumentation wurde Wehrmacht müsse rein bleiben. Sein Kalkül ging nahez
aus den Archiven geholt, um jene Scheinaktualität zu ze­ auf: Die Soldaten der Waffen-SS sahen sich zu einen ir
lebrieren, die deutsche Medienmacher so lieben. tegralen Bestandteil der großen „Vernichtungsmaschir
Kaum einem aber fiel dabei auf, daß da so mancher Bei­ SS“ stigmatisiert, gleichgestellt mit KZ-Schfrgen und de
trag in die alten Schablonen und Denkmuster zurückfiel, Exekutoren des monströsen Judenmordes. „Waffen-S5
die schon immer das Verhältnis der Deutschen zu der um­ wurde zu einem häßlichen Tabuthema, an-das die erste

In den Krisen des Rußlandkrieges t


wurde die Waffen-SS aufgrund ihrer
Kampfkraft immer wieder zur
Feuerwehr des deutschen Ostheeres.
deutschen Nachkriegshistoriker nicht oder Sonderkommandos, die jeweils
gerne rührten. Keiner mochte das über 100 bewaffnete Männer verfüg­
Nürnberger Verdikt, das die gesamte ten. Hatte ein Sonderkommando ei­
Truppe zur verbrecherischen Orga­ ne bestimmte Personalstärke erlangt,
nisation erklärt hatte, hinterfragen nannte es sich „Politische Bereit­
- kaum verwunderlich, daß es noch schaft“. Meist erwachte dann in ihren
immer keine deutsche Geschichte der Führern - fast immer ehemalige Offi­
Waffen-SS gibt, von ein paar lesen­ ziere - militärischer Ehrgeiz. Folge:
werten Vorstudien abgesehen. Desto Die Bereitschaften wurden wie Regi­
bizarrer mußte es wirken, daß vor al­ menter aufgezogen.
lem amerikanische Historiker längst Die wachsende Bedeutung der Be­
begonnen hatten, das Bild von der reitschaften, nicht zuletzt auch die
„mordenden, berserkerhaften Waf­ Erbeutung umfangreicher Waffenla­
fen-SS“ zu revidieren. ger der SA nach dem sogenannten
„Röhm-Putsch“, inspirierte Himmler
Das wirkliche Leben zu dem Plan, sich eine eigene be­
Der New Yorker Professor George waffnete Eingreiftruppe zu schaffen,
H. Stein und der Zeitgeschichtler Ro­ Schlußstück eines von ihm erträum­
bert Arthur Gelwick mochten nicht ten Staatsschutzkorps, mit dem er
länger die „akzeptierten Mythen seine Organisationen zum eigent­
Über die Waffen-SS“ hinnehmen, für lichen Machtzentrum des NS-Regi-
Gelwick „ein Bündel von höchst ein­ mes machen wollte.
seitig ausgewählten Fakten, Halb­ Für General Paul Hausser bot Auf die neben der Wehrmacht wich­
wahrheiten, Auslassungen und ab­ die neugeschaffene Verfügungstruppe tigsten Exekutiv- und Repressionsor­
sichtlichen Verdrehungen“. Sie woll­ die Möglichkeit, neue militärische gane hatte Himmler bereits seine Hand
ten das wirkliche Leben der Waffen- Ideen umzusetzen. gelegt: Er kontrollierte Gestapo, Krimi­
SS erkunden - jenseits aller Recht­ nal- und Ordnungspolizei, er war al­
fertigungsversuche ihrer ehemaligen Angehörigen und leiniger Herr der Konzentrationslager, er verfügte mit dem
der Legenden der alliierten Kriegspropaganda. SD über einen eigenen Geheimdienst.
Jeder von ihnen erforschte einen Teil der Waffen-SS: Es war faktisch die Geburtsstunde der Waffen-SS, da­
Gelwick die Personal- und Organisationsstruktur der mals Verfügungstruppe (VT) genannt. Himmler vermied
Truppe, sein Kollege James J. Weingartner die Einsätze jedoch alles, was den Verdacht hätte erregen können, hier
der „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“, Charles W. Sydnor die entstehe eine zweite Wehrmacht. Sie war von ihm zu­
SS-Division „TotenkopP, Basil Dymytryshin die ukraini­ nächst auch gar nicht gewollt: Jeder neue Himmler-Befehl
schen SS-Verbände. unterstrich, daß die VT nur zur inneren Sicherung da sei.
Stück für Stück arbeiteten die Amerikaner heraus, daß die Lediglich für den Kriegsfall sollte die VT auf einen mi­
Waffen-SS die einzige SS-Organisation gewesen war, deren litärischen Einsatz vorbereitet sein. Dazu aber benötigte
Führung sich Himmler von Anfang an mit einer SS-frem­ Himmler erfahrene Berufssoldaten, wollte die Truppe mi­
den Institution, der Wehrmacht, teilen mußte. In allen Kern­ litärisch ernstgenommen werden. Die VT besaß sie nicht,
fragen des Ersatzes und der Ausrüstung hing die Waffen-SS Himmler mußte sie anwerben.
von der Wehrmacht ab; allein Generale des Heeres entschie­
den über den Fronteinsatz der Truppe und zogen sie so stark „Garde des Führers“
an sich heran, daß die Waffen-SS am Ende wie ein vierter Und viele kamen: Der pensionierte General Paul Haus-
Wehrmachtsteil erschien (ohne es jedoch de jure zu sein). ser, der ehemalige Major Felix Steiner, der Fliegeroffizier
Auch das von Stein und Gelwick erarbeitete Zahlenma­ Wilhelm Bittrich - jeder von ihnen wähnte, die „Garde des
terial belegte, daß sich die Waffen-SS von der übrigen SS Führers“ böte ihm und seinen Ideen Entwicklungsmöglich­
unterschied: Von den 1,1 Millionen Mann, die im Zwei­ keiten wie keine andere Truppe.
ten Weltkrieg die Waffen-SS durchliefen, waren nur Hausser und vor allem Steiner schufen eine Truppe, wie
300.000 Mitglieder der Allgemeinen SS, der politischen sie Deutschland noch nicht gesehen hatte: Das Vorrecht
Stammorganisation von Himmlers SS-Imperium. von Herkunft und Bildung fiel (auch Nichtabiturienten
konnten Offiziere werden), der mechanische Kasernen­
„Politische Bereitschaften“ hofdrill wurde abgeschafft, die Ausbildung auf kleine,
Begonnen hatte das alles kurz nach der Machtübernah­ mobile Stoßtrupps konzentriert, ausgestattet mit beweg­
me der Nationalsozialisten in Deutschland, im Frühjahr licheren Handwaffen und neuen Kampfanzügen, die spä­
1933, als ein paar Unterführer von Himmlers Schutz-Staf­ ter alle Armeen einführten.
fel (SS) dazu übergingen, mit Handwaffen ausgerüstete Das förderte ein Elitebewußtsein, das sich scharf von der
Kampfgruppen zur Terrorisierung des politischen Gegners „reaktionären“ Wehrmacht abhob und eine neue Schicht
aufzustellen. In den Abschnitten und Oberabschnitten der junger VT-Führer anzog: die in der Hitler-Jugend vorge­
Allgemeinen SS entstanden sogenannte Stabswachen formten und auf den SS-Junkerschulen weltanschaulich

DMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 17


Reichsführer-SS Heinrich Himmler (links), hier a u f Hitlers „Berghof ‘
m it Reinhard Heydrich und Karl Woljf, träumte von einer eigenen militärischen Formation.
getrimmten Jungnationalsozialisten, getrieben von einem spielten offenkundig mit dem Gedanken jen seits der übi
ziellos-dynamischen „politischen Soldatentum“, dem die gen „politischen“ SS ein größeres Eigenleben zu führen
Ratio militärischer Profis vom Typ Haussers und Steiners Der Zweite Weltkrieg ruinierte das Himmler-Konze]
fremd war. endgültig, die VT war jetzt nur noch als militärische Truj
Die Aufladung der Truppe mit nazistischem oder „SS-ei­ pe gefragt. Gleich beim Angriff auf Polen war die Verfi
genem“ Ideengut konnte nicht darüber hinwegtäuschen, gungstruppe, inzwischen auf vier Regimenter mit 18.0C
daß in der VT zwei grundverschiedene Führungsgruppen Mann angewachsen, mit dabei: in der Bzura-Schlacht, b
entstanden waren: hier die älteren, höheren Führer, aus den Vorstößen auf Modlin und Lemberg.
dem oberen Mittelstand stammend, soziologisch mit der Ihre Aktivitäten vermochten das Heer freilich nicht recht z
Generalität der Wehrmacht nahezu identisch, dort die jü n ­ überzeugen. Die VT hatte schwerere Verluste als vergleicht
geren, rangniederen Führer, Angehörige eines Kleinbür­ re Einheiten des Heeres, ihre Führer waren den Anforderur
gertums, dem erst die vom Nationalsozialismus betriebe­ gen komplizierter Truppenführung nicht gewachsen.
ne „Modernisierung“ der Gesellschaft den Zugang zum Die VT-Führer sahen nur einen Ausweg: Die Trupp
Offiziersberuf geöffnet hatte. mußte sich zur Division formieren, mußte schwere Waffe
Es gab allerdings einen Minimalkonsens, der die beiden und noch mehr Truppen haben. Das aber konterkariert
Gruppen oberflächlich einte: der ehrgeizige Wille, aus der die Wehrmacht, die die Freiwilligenwerbung der VT noc
VT eine unübertreffliche Garde- und Elitetruppe zu ma­ immer behinderte und nur so viele Wehrpflichtige freigal
chen. Keiner von ihnen begnügte sich mit den Vorstel­ wie für die 18.000-Mann-Truppe notwendig schiener
lungen Himmlers, der noch immer an dem Konzept einer Woher aber neue Leute nehmen?
Staatstruppenpolizei festhielt. Sie verlangten mehr:
Gleichstellung mit der Wehrmacht, Anerkennung als ei­ Zweifelhafte Verbände
genständiges Militär. Da hatte ein Schwabe namens Gottlob Berger, Chef de
SS-Hauptamtes, eine scheinbar glänzende Idee. Wenn Hit
Annährung an das Heer ler, so rechnete Berger vor, der bereits früher erwogenei
Die VT führte 1938 anstelle der schwarzen Dienstuni­ Versetzung von Totenkopfverbänden und Einheiten de
form der Allgemeinen SS die feldgraue des Heeres ein und Ordnungspolizei zur VT zustimme, dann könne Himmle
legte sich auch die in der Wehrmacht üblichen Schulter­ in kürzester Zeit über vier Divisionen verfügen. Begeister
stücke und Tressen an. Schon zuvor hatten die Führer der stimmten die VT-Führer zu.
Truppe durchgesetzt, daß VT-Dienst als Wehrdienst zu Es war der fatale Schritt, der die VT mit der Welt des po­
gelten habe. litischen Verbrechens verband. Denn: „Totenkopfverbände*
Der Versuch indes, auch gleich noch die SS-eigenen waren die Wachmannschaften der Konzentrationslager, in
Formationsbegriffe und Dienstränge loszuwerden, schei­ denen das NS-Regime seine politischen Gegner und Objek­
terte am Veto Himmlers. Für den SS-Chef war es ein te seines Hasses unter unmenschlichen Umständen inhaf­
Alarmzeichen. Führende Männer der Verfügungstruppe tierte und drangsalierte. 6.500 Angehörige dieser Verbän-

18 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DM2


de bildeten die Stammannschaft, als der Chef der (KZ-)To- i-
tenkopfverbände, SS-Gruppenführer Theodor Eicke, im m I HEINZ h | § ne

Herbst 1939 den Auftrag bekam, eine Waffen-SS-Division .y jD e r O t é n


mit dem Namen „Totenkopf1aufzustellen. Inhumanität und ‘¿Ü u n te r d e m
Gefangenenmißhandlungen waren für sie keine Fremd- *»Toten|<jpf
ÏÊ^I^hiÆ loer.sí
worte, dieses Gift schleppten sie in die Truppe ein.
Prompt kam es im Westfeldzug zum ersten großen Das Buch, das bereits 1967 erstmals
erschien, gilt als das Standardwerk
Kriegsverbrechen der Waffen-SS, ausgeführt von Män­ zum Thema Schutzstaffel (SS). Deren
nern der „TotenkopP, die bei den Kämpfen in Nordwest- Geschichte wird akribisch auf 600 Sei­
Frankreich hundert britische Kriegsgefangene erschossen. ten mit eindrucksvollem Quellenmate­
rial dargestellt. Das Buch ist im Orbis-
Ein böses Mentekel für eine Truppe, die als besonders fa­ Verlag erschienen und kostet € 9,95.
natisch galt. Jetzt kam voll zur Wirkung, was sie auf den 600 S., geb. im Großformat.
SS-Junkerschulen gelernt hatten: Den Tod zu geben und
den Tod zu nehmen, sei oberstes Gebot im Kampf. Schau­ wannen ihre älteren Führer größeren Abstand zur Allge­
dernd sahen konservative Militärs diesen radikalen „Ab­ meinen SS, zumal ihre militärischen Bravourtaten nun
bau emotionaler und rationaler Handlungshemmnisse“ (so selbst die Bewunderung von Heeresgeneralen erweckte.
der Zeitgeschichtler Bernd Wegner). General Otto Wöhler etwa geriet ins Schwärmen: „Wie ein
Fels im Heer“ trotze die Waffen-SS mit „unerschütter­
Größte Vielvölkerarmee licher Kampfkraft“ dem Gegner.
Aus der Waffen-SS wurde am Ende „die größte Vielvöl­ Wie tapfer aber auch die Truppe war, wie selbstbewußt
kerarmee, die jemals unter einer Flagge kämpfte“, wie Stein ihre Generale - die barbarische Art, in der „eine Minder­
formuliert. Es war das erste deutsche Heer, in dem auslän­ heit der Waffen-SS“ (so Stein) mit Kriegsgefangenen und
dische Staatsbürger eine erdrückende Mehrheit bildeten: Zivilpersonen umging, prägte - im Gegensatz zur Wehr­
400.000 Reichsdeutsche standen 410.000 Ausländern und macht - ein Bild, das verhinderte, für die Nachwelt als
310.000 Volksdeutschen (Angehörigen der deutschen Min­ Soldaten „wie andere auch“ zu gelten. □
derheiten in Polen, Ungarn, Rumänien usw.) gegenüber.
Als die Waffen-SS in den Krisen des Rußlandkrieges HEINZ HÖHNE
zur Feuerwehr des deutschen Ostheeres wurde und immer Der Autor war 36 Jahre lang Redakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel,
enger an die hartbedrängte Wehrmacht heranrückte, ge- davon die meiste Zeit als Ressortleiter für Zeitgeschichte.

Militärische Eliteeinheit
Der israelische Sicherheitsexperte Mirza David im DA/Z-Gespräch
D M '/. Herr David, Günter Grass Waffen-SS waren nicht zuletzt in den blutigen
wählte für die Nachricht, er sei in und harten Kämpfen an der Ostfront gegen ei­
seiner Jugend Angehöriger der ne zahlenmäßig weit überlegene Rote Armee er­
Waffen-SS gewesen, die Form ei­ folgreich eingesetzt.
nes „Geständnisses“. Ist es tatsäch­ DMZ: W ie erklären Sie sich die heftigen D i­
lich eine Schande, Soldat in dieser skussionen?
Truppe gewesen zu sein? y D ^ 0 : E m Grund wird sein, daß der Blick auf
Davul: Nein, es ist natürlich keine die Geschichte immer ein subjektiver ist, wobei
Schande, Angehöriger einer militä­ die unterschiedlichen Einstellungen der Be­
rischen Eliteeinheit gewesen zu trachter eine große Rolle spielen. Wir kennen
sein. Für jede Einheit gilt übrigens: ähnliche Debatten um die Einsätze der US-Ar-
Der einzelne Soldat kann nicht be­ Mirza David ist Leiter der re­ mee während des Pazifikkrieges gegen Japan
einflussen, was er zu tun hat. Sei­ nommierten privaten „Interna­ oder während des Vietnamkrieges. Die Spann­
ne soldatische Pflicht besteht dar­ tionalen Sicherheitsakademie“ weite der Beurteilung der US-Soldaten reichte
in, Befehlen Folge zu leisten. Viel­ in Herzeliya/Israel und der von „Kriegsverbrechern“ bis zu „unsterblichen
leicht ist es eines der größten Ver­ Internationalen Sicherheits­ Helden“.
säumnisse, daß viel zu wenig öf­ schule „Iberica“ in Spanien. Er DM Z: Herr David, wir danken für das Gespräch.
fentlich darauf hingewiesen wird, sei überfiinfzig, in Israel gebo­
daß die Waffen-SS eine militäri­ ren und war in leitender Posi­
sche Eliteeinheit und nicht für Be- tion im israelischen Sicher­ International Security Academy/
wachungs- oder gar Mordaufga­ heitswesen tätig - mehr ist er Counter Terrorism Training Centers
Postfach 5833 • Herzeliya 46000, Israel
ben in den Konzentrationslagern „aus Sicherheitsgründen“ Weltnetz: www.SecurityAcademy.com
eingesetzt war. Die Divisionen der nicht bereit mitzuteilen.

M K Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 19


Waffen-SS

Das I. SS-Panzerkorps im Kampf geg


leine Fische - wir werden sie am Morgen zurück ins war von dem Plan in Kenntnis gesetzt worden. Dieser 11
K Meer werfen.“ So der Kommentar von SS-Standar-
tenführer Kurt Meyer („Panzermeyer“) angesichts der Lan­
auf einen koordinierten Gegenschlag der 12. SS-Panze
division, 21. Panzerdivision und Panzer-Lehrdivision u
dungsoperation der Amerikaner und Briten in der Nor­ ter Führung seines Korps hinaus. Ziel von Dietrichs A
mandie am 6. Juni 1944, nachdem er um Mitternacht die tion: der alliierte Brückenkopf an der Orne.
Karte des Invasionsgebietes studiert hatte. Die Zuversicht
des Kommandeurs des SS-Panzergrenadierregiments 25, Das OKWerwartet Landung bei Calais
das er seit Aufstellung der 12. SS-Panzerdivision „Hitler­ Zwar waren die drei für einen wirksamen Gegenangr
jugend“ führte, beruhte auf der Überzeugung, daß die von vorgesehenen Verbände kurzfristig zusammenzuziehen, e
General Friedrich Dollmann, Oberbefehlshaber der 7. Ar­ solcher konnte dennoch kaum vor Anbruch des 8. Juni a
mee, beabsichtigte Gegenmaßnahme durchaus erfolgreich gesetzt werden. Außerdem stand keine nennenswei
verlaufen müßte. General der Waffen-SS Josef (Sepp) Die­ Unterstützung in Reichweite, um dem deutschen Kont
trich, der das neu gebildete I. SS-Panzerkorps befehligte, womöglich tatsächlich den Charakter eines unbekümme

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M I


die alliierte Invasion 1944 in Frankreich
ten „Fischewerfens“ zu verleihen. Die 1. SS-Panzerdivision
„Leibstandarte Adolf Hitler“ (LAH) unter Theodor (Teddy)
Wisch etwa befand sich im belgischen Turnhout und war
nach den letzten verlustreichen Kämpfen in Galizien im
Grunde noch nicht wieder einsatzbereit. Darüber war sich
auch das Oberkommando der Wehrmacht im klaren. Daß es
entschied, die LAH bis auf weiteres in Belgien zu belassen,
hatte aber noch einen gewichtigeren Grund: Das OKW ging
entsprechend geheimdienstlicher Verlautbarungen davon
aus, daß es sich bei den Landungen in der Normandie nur
um Täuschungsmanöver handele und daß der Hauptangriff
im Raum Calais, an der Straße von Dover, zu erwarten sei.

Erster Gegenschlag
Die wenigen verfügbaren Informationen zu Angriffs­
zeitpunkt und Landungsgebiet waren widersprüchlich
oder wurden falsch interpretiert. Das einzige, was unbe­
stritten blieb, war die Tatsache der Invasion selbst. Die La­
ge konnte brenzliger nicht sein. Weshalb aber war Gene­
ralfeldmarschall Erwin Rommel, der als Kommandeur der
Heeresgruppe B die Verantwortung für die gesamte Inva­
sionsküste trug, nicht vor Ort und weilte just am 6. Juni
1944 zu Hause in Herrlingen auf dem Geburtstag seiner
Frau? Dennoch bleibt festzuhalten: Die Ignoranz auf hö­
herer Kommandoebene wurde auf seiten der für einen er­ Als SS-Oberstgruppenführer war Sepp Dietrich
sten Gegenschlag zur Verfügung stehenden Kampfeinhei­ Kommandierender General des I. SS-Panzerkorps.
ten durch Disziplin und Einsatzwillen weitgehend kom­ Im Bild als SS-Obergruppenführer
pensiert. Exemplarisch hierfür standen im Anfangssta­
ten Luftstreitkräfte landeinwärts ziehen. Demgegenüber
dium der Kämpfe in Nordfrankreich vor allem die jungen
standen an der Kanalfront nur 119 einsatzfähige deutsche
Männer der 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“ unter
Jagdflugzeuge. Der Generalinspekteur der Panzertruppen,
SS-Brigadeführer Fritz Witt. Tief in der Nacht, zum Teil
Generaloberst Heinz Guderian, sah die Situation als höchst
erst am frühen Morgen, erreichten sie die Stadt Caen, die
alarmierend: „Die Tapferkeit der Panzertruppe allein ist
sie in der Folgezeit mit stählernem Willen gegen die
nicht in der Lage, den Ausfall zweier Wehrmachtsteile - der
feindlichen Angriffe halten sollten.
Luftwaffe und der Kriegsmarine - wettzumachen.“
Ihre Späher schlichen sich durch die feindlichen Stellun­
gen und drangen vereinzelt bis zur Küste vor. Der Anblick,
der sich ihnen dort bot, übertraf die schlimmsten Befürch­
Hauptakteure: 1. und 12. SS-Panzerdivision
Wie war es ihr dennoch möglich, den Invasoren zehn
tungen bei weitem: Eine ganze Armada aus Schlachtschif­
verlustreiche Wochen lang standzuhalten, ihren Vor­
fen, Kreuzern und Zerstörern lag bereit, um die deutschen
marsch oft buchstäblich auf Schneckentempo zu reduzie­
Verteidigungslinien zu attackieren. Dazu sahen sie über
ren, Sieg um Sieg zu vereiteln, ihnen letztlich den unge­
sich zu Tausenden die Bomber und Jagdflieger der alliier-
trübten Triumph zu stehlen? Eine plausible Antwort liefert
der britische Generalmajor Michael Reynolds in seinem
Amerikanische Kriegsschiffe laufen kurz vor der Buch Ein Gegner wie Stahl: Das I. SS-Panzerkorps in der
Invasion im Juni 1944 in einen britischen Hafen ein Normandie 1944. Diesem zufolge kommt ein herausra-
gendes Verdienst in bezug auf die Erfolge bei den A
wehrkämpfen jenen beiden Divisionen der Waffen-SS z
die Hitlers Namen trugen: der 12. SS-Panzerdivision „Hi
Nach der Ausrufung des Totalen Krieges sollte die leijugend“ (unter Fritz Witt beziehungsweise nach dessi
wehrfähige und militärisch vorausgebildete Jugend in Tod unter Kurt Meyer) und der 1. SS-Panzerdivision „Lei
einer Freiwilligendivision die Opferbereitschaft und Standarte Adolf Hitler“ (unter Teddy Wisch). Erstere w
den Durchhaltewillen der deutschen Jugend zum Aus­ zwar noch unerprobt, sollte aber bald einen soldatisch»
druck bringen. Außerdem war man gezwungen, die Geist unter Beweis stellen, der den Gegner in manche Ki
hohen personellen Verluste im Ostfeldzug auszuglei­ se stürzte und ihm allen Respekt abnötigte. General Heii
chen. Daher plante man bei einer Bewährung dieser rieh Eberbach, dem ab Anfang Juli die Panzergruppe We
Division auch die Auffüllung anderer Divisionen mit unterstand, würdigte ihre Leistung rückblickend als a
Jugendlichen. Adolf Hitler erließ im Juni 1943 nach „vorbildlicher Erziehung und Ausbildung“ beruhend. D
Beratung mit Reichsjugendführer Artur Axmann die LAH dagegen - sie stand noch immer in Belgien und wu
notwendigen Befehle. Die neue Division sollte als Pan- de dort erst am 9. Juni in Marsch gesetzt - hatte seit Se
zer-Grenadierdivision aufgestellt werden, den perso­ tember 1939 beinahe ununterbrochen gekämpft und w
nellen Stamm sollte die 1. SS-Panzerdivision „Leib­ zur wohl gefürchtetsten Waffen-SS-Division avancie
standarte SS Adolf Hitler“ abtreten. Die beiden Divi­ Beide Verbände zusammen bildeten das von Sepp Dietrit
sionen sollten zusammen das I. SS-Panzerkorps bilden. kommandierte I. SS-Panzerkorps.

Überlegene deutsche Waffentechnik


Warum glaubten die deutschen Soldaten zu diese
Zeitpunkt noch immer an die Möglichkeit eines deu
sehen Endsiegs? Zum einen waren sie sich der gewalt
gen Potenz ihrer Waffen bewußt. Ein entsprechend'
Selbstvertrauen auf seiten der Alliierten - insbesonde
bei den Infanteristen und Panzerbesatzungen - fehlt
obwohl sie eine Artillerie mit ausgezeichneter niede

Hitlerjugend im Ferienlager. Als junge Soldaten unter


18 gab es fü r sie Süßigkeiten statt Zigaretten.
Kommandeur der neuen Division wurde der erst
35jährige Eichenlaubträger SS-Standartenführer Fritz
Witt. Die ersten 10.000 Jungen kamen bereits im Som­
mer zur Ausbildung in das belgische Lager Beverloo.
Im Oktober folgte schließlich die Umgliederung in ei­
ne Panzerdivision. Zu Beginn fehlte es noch an vie­
lem, vor allem mußte man sich mit italienischen Beu­
tefahrzeugen begnügen. Anfang 1944 wurden die er­
sten großen Übungen abgehalten. Die ungenügenden
Beutefahrzeuge wurden in dieser Zeit auf höchsten
Befehl durch Wehrmachtfahrzeuge ersetzt.
Die Mehrheit der Jungen war hochmotiviert und
brannte auf einen Einsatz. Diese Begeisterung war das
Fundament dieser jungen Division. Die Erziehungs­
grundsätze für die jungen Männer waren völlig ande­
re als bei einem normalen Verband. Es wurden neue
militärische Erziehungsgrundsätze, die ihren Ursprung
in der deutschen Jugendbewegung hatten, eingeführt.
Alle Befehle wurden eingehend erläutert, die Jungen
wurden einbezogen. Es gab kein typisch militärisches
Vorgesetztenverhältnis. Die Autorität der erfahrenen
Soldaten bestand in ihrer Rolle als Vorkämpfer und
Vertraute ihrer jungen Untergebenen. Es gab nur Ge­
fechtsdienst, Kasernendrill fand nicht statt. Statt Zi­
garetten bekamen die Soldaten bis zum 18. Lebensjahr
Süßigkeiten zugeteilt.
Werbeplakat der HJ fü r den Eintritt in die Waffen-SS

22 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DM


haltender W irkung besaßen. Ge­
gen die deutsche Achtacht-Kano- Alliierte Landung
ne, die sowohl in der Flugabwehr in Frankreich
als auch in der Panzerabwehr und FRANKREICH am 6. Juni 1944
darüber hinaus als übliche Artil­
leriewaffe einsetzbar war, richtete
sie freilich kaum etwas aus. Zu­ 1. U S-A rm ee
dem waren da die Nebelwerfer, (Bradley)

die Panzerfaust und das deutsche 2. brit. A rm ee


Maschinengewehr 42, die durch (Dempsey)

nichts auf gegnerischer Seite zu


übertreffen waren. Hinsichtlich
der Kampfkraft ihrer Panzer w a­
ren die Deutschen zweifellos in
jeder Kategorie überlegen. Neben
dem gefürchteten „Tiger“ war es Colleville lermeres
vor allem der „Panther“, der den yword
.Carentan >n
amerikanischen „Sherman“ und jjuistreham
^
/1 JT , A
Houlgate
den britischen „Cromwell“ spie­ 2a ) Cak°ur£
LXXXIV. Korps Bayeux
lend leicht ausstach. Ebenso vor­
■\j Von den Alliierten am 6. Juni le Basse
teilhaft schnitt die Wehrmacht 1944 eingenommene Gebiete 7. Armee de Kanville
(Doltmann) 15. Armee
beim Vergleich mit entsprechen­ Absprunggebiete alliierter (Salmuth)
^ Luftlandetruppen
den alliierten Fahrzeugen, etwa --► Angriffe der Alliierten
mit dem Panzerfahrzeug „Puma“
und dem Jagdpanzer IV ab.

Taktiker mit Erfahrung Hochmotiviert und opferbereit


Neben der Bewaffnung am Boden muß auch in der Fra­ Überhaupt, so Reynolds, beeinflußte die Frage der Moral
ge der Taktik das Urteil eindeutig zugunsten der deutschen den Verlauf der Kampfhandlungen in besonderem Maße.
Kampfverbände ausfallen. Die Wehrmacht hatte an der Was die Waffen-SS betraf, so war sie aufgrund ihrer inten­
Ostfront gelernt, ihre Panzer von Infanteristen begleiten zu siveren Erziehung im Geiste des Nationalsozialismus bereit,
lassen. Eine Lektion, die den Invasionstruppen in der Nor­ sich „für Führer, Volk und Vaterland“ zu opfern. Allgemein
mandie noch bevorstand. Deren Taktik bestand sogar um­ motivierten den deutschen Soldaten folgende Überlegungen
gekehrt darin, daß die Panzer die Angriffe eher nur unter­ zum Weiterkämpfen: Zum einen ließ ihm die alliierte For­
stützten, statt an der Spitze zu stehen. In bedecktem Ge­ derung nach bedingungsloser Kapitulation im Grunde kei­
lände oder in Ortschaften wiederum ermangelte es alliier­ ne Wahl. Das galt natürlich wiederum ganz besonders für
ten Panzereinheiten an Unterstützung durch die Infanterie. die Angehörigen der Waffen-SS, denn bei einer Niederlage
Letztere war insgesamt weder gegliedert, noch eignete sie warteten auf sie gewiß keine paradiesischen Zustände. Zum
sich für bewegliche Angriffsoperationen, die für den alli­ anderen drohte der seit 1944 ruchbar gewordene Morgen-
ierten Frankreichfeldzug geplant waren. Kein Wunder, daß thau-Plan, nach dem Deutschland zum reinen Agrarland
sie selbst bei klarer Überlegenheit immer wieder die Initia­ abgerüstet werden sollte, um den „Störer des Weltfriedens“
tive aus der Hand geben mußten. Reynolds rhetorisiert da­ ein für allemal in Acht und Bann zu schlagen.
her ein um das andere Mal: „Man kann nur mutmaßen, Die Einstellung bei den Westalliierten dagegen ist hin­
was bei vertauschten Rollen geschehen wäre: wenn Män­ sichtlich ihrer schillernden Widersprüchlichkeit verblüf-
ner wie Kurt Meyer [...] die Führung gehabt hätten, mit
einsatzfähigen Panzern wie bei den Briten und totaler
Luftüberlegenheit.“
Diese besaßen die Alliierten seit Juni 1944, und mit den
„Typhoons“ und „Tempests“ der Royal Air Force fügten sie
den deutschen Panzerdivisionen erhebliche Verluste zu. Hier
lag ein Manko, das es auch dem I. SS-Panzerkorps und den
ihm unterstellten Verbänden unmöglich machte, die bewähr­
te Blitzkriegstrategie zur Anwendung zu bringen. Und den­
noch: Gute Ausbildung im Umgang mit der Waffe und Ge­
schicklichkeit im Gelände, gepaart mit physischer Zähigkeit,
Selbstbeherrschung und einem Kameradschaftsgeist, der auf
enger Verbundenheit zwischen Offizieren, Unteroffizieren
und Mannschaften beruhte und hohe Opferbereitschaft her­
vorbrachte - all dies schuf einen gewaltigen Kampfverband. Kurt Meyer Fritz Witt

KURZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 23


fend. So fragten sich etwa viele US-Soldaten, weshalb sie Panzerdivisionen standgehalten. Bei Anbruch der Dunl
überhaupt in Europa kämpften, schließlich wäre ihr Land heit hielt die LAH immer noch das Schlüsselgelände,
von den Japanern angegriffen worden, nicht von den sich von la Hogue durch Bourguebus nach Beauvoir b
Deutschen. Ihr Mangel an Kampferfahrung und ihr über­ zog. Die Division „Hitlerjugend“ hatte kein Stück Boi
hebliches Auftreten stießen bei ihren britischen Waffen- preisgegeben.
Letztere bewies grundsätzlich einen Einsatzwillen,
über das Erwartete stets weit hinausging. So vereitelte
beispielsweise die für den Durchbruch auf Falaise
stimmte Operation „Totalize“, die am 8. August bega
Selbst arg angeschlagen, überrollte sie die vordere der 1
den feindlichen Infanteriedivisionen von insgesamt n
600 Panzern, obwohl diese noch durch Bomber und
bos unterstützt wurden. Die feindliche Operation mu
abgeblasen werden. Zehn Tage später kam es zu <
Kämpfen im Kessel von Falaise, an deren Ende den Res
der 12. SS-Panzerdivision am 20./21. August schließl
der Ausbruch gelang. Insgesammt verlor die Divisior
diesen Kämpfen 80 Prozent ihrer Gefechtsstärke. 21 Kc
mandeure fielen aus, darunter auch der Divisionsfü!
Heinrich Eberbach Theodor Wisch Fritz Witt, der am 14. Juni durch einen Granatsplitter
tötet wurde. Nur noch 600 Mann erreichten am 4. S
gefährten auf keinerlei Gegenliebe. Diese pochten im tember auf dem Rückzug das Reichsgebiet.
Gegenzug auf ihre lange und ruhmreiche militärische Ver­
gangenheit, immerhin verlieh diese den britischen Regi­ Waffen-SS trotzt dreifacher Übermacht
mentern eine Standhaftigkeit, die sie vor allem zu ge­ „Die Erfolge der 12. SS-Panzerdivision waren oft g;
fährlichen Verteidigern machte. Die Kanadier unterschie­ persönliche Siege ihres 34jährigen Kommandeurs“, so re
den sich in einem wesentlichen Punkt von den US-Ame- miert General Eberbach mit Blick auf Witts Nachfolger K
rikanem und Briten: Sie waren allesamt freiwillig gegen Meyer. „Gedankenschärfe gepaart mit einem sechsten S
Deutschland angetreten. Das setzte eine entsprechend ho­ für den Ort der Gefahr und richtiges Handeln ließen ihn
he Motivation voraus, der Nachteil allerdings war, daß es rechten Ort zur rechten Zeit persönlich eingreifen. Sein V
kaum Nachschub gab, um die Ausfälle zu ersetzen. le und Beispiel gaben
den Soldaten
Kein Stück Boden preisgegeben
Bewaffnung, Taktik, Kampfmoral - diese Faktoren be­
dingten den Verlauf der Schlachten von der alliierten Lan­
dungsoperation über die Gefechte an Stränden und Brük-
kenköpfen bei Caen und Villers-Bocage bis hin zum Kes­
sel von Falaise. Bis zu dessen Ende gerieten die meisten
Operationen der Invasoren nur allzu oft zum Desaster.
Durch das Scheitern der Operation „Goodwood“ am
20./21. Juli etwa sah sich Churchill sogar veranlaßt,
ernsthaft an den Fähigkeiten Montgomerys zu zwei­
feln, und viele wünschten seine Entiassung. Statt des­
sen sollte Eisenhower, der wegen der skandalösen Gefürchteter
Entwicklung vor Wut schäumte, persönlich das Kom­ deutscher Kampf­
mando über alle Landstreitkräfte übernehmen. panzer: der „Tiger
Gerade an dieser bitteren Niederlage hatten die
SS-Panzerdivisionen „Hitlerjugend“ und „Leib­
standarte Adolf Hitler“ vom I. SS-Panzerkorps
entscheidenden Anteil: Am 19. Juli operierten
sie in der Schlacht um den Hügelkamm von
Bourguebus erstmals seit ihrer Aufstellung Sei­
te an Seite. In der Nacht zuvor hatte die deut­
sche Luftwaffe einen ihrer wenigen erfolg­
reichen Angriffe gegen den britischen Brük-
kenkopf östlich der Ome geführt - mit schwe­
ren Verlusten unter den rückwärtigen Stäben
des Gegners und den Besatzungen seiner Er­
satzpanzer. Alles in allem hatten beide SS-
nicht nur seiner Division - die Kraft zum Ausharren wie mit den 16. Brillanten beliehen. Er wurde unverzüglich zum
zum Gegenstoß.“ Für die außergewöhnlichen Leistungen Führerhauptquartier West befohlen, um die Ehrung von Ge­
seiner Division bei den schweren Kämpfen im Raum Caen, neralfeldmarschall Hans von Kluge, Nachfolger Gerd von
wo es dem Gegner trotz dreifacher Übermacht lange Zeit Rundstedts, in Empfang zu nehmen.
nicht gelang, den Durchbruch zu erzwingen, erhielt „Pan­
zermeyer“, der im Laufe des Zweiten Weltkrieges mehr als Entschied Verrat die Schlacht?
30 Verwundungen davontrug, am 27. August 1944 die 91. Erst nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20.
Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub. Juli 1944 wurden die Verbindungen des Oberbefehlsha­
bers der Heeresgruppe B zu den Verschwörern um Claus
Graf Schenk von Stauffenberg ruchbar. Sein Chef des Sta­
bes, Hans Speidel, hatte ihn für die Pläne des militärischen
Widerstands gewonnen.
Diese Enthüllung ließ das fatale Zögern von seiten des
Stabs der Heeresgruppe B in entscheidender Stunde natürlich
in gänzlich anderem Licht erscheinen. Den unterstellten
Kommandeuren fiel es im nachhinein wie Schuppen von den
Augen. Kurt Meyer etwa, der die alliierte Streitmacht wie
„kleine Fische“ ins Meer hatte zurückbefordem wollen, muß­
te nun erkennen, daß es von gewissen Kreisen offenbar ge­
wollt war, daß die Invasionsarmee schnell zu einem gefräßi­
gen Brocken mutierte, der zwar keine große Dynamik ent­
wickelte, sich aber als um so zäher und widerstandsfähiger
Dwight D. Eisenhower Bernhard L. Montgomery erwies. Daß man diesem dennoch Zahn um Zahn ausschlug,
war letztlich dem verzweifelten Mut der an vorderster Front
Im Zusammenhang mit Caen tat sich auch der ältere Part­ stehenden deutschen Soldaten zu verdanken.
ner im I. SS-Panzerkorps, die 1. SS-Panzerdivision „Leib­
standarte Adolf Hitler“, hervor. Ende Juli gelang es ihr, den
Ausbruch überlegener Kräfte aus dem dortigen Landekopf Selten ist der Waffen-SS solche Reve­
abzuwehren. Und das, obwohl sie vom Stand der Ausbil­ renz erwiesen worden, wie von dem
britischen Generalmajor Michael Rey­
dung her nur Kompanieniveau hatte und ihr auf dem nolds, der in diesem Buch den Kampf
Marsch in die Normandie vor allem durch Jabos enorme der 1. SS-Panzerdivision „Leibstand­
Verluste an Menschen und Material zugefügt worden waren. arte Adolf Hitler“ und der 12. SS-Pan­
zerdivision „Hitleijugend“ bei der Ab­
Weitere spektakuläre Siege an der Invasionsfront errang die wehr der alliierten Invasion in der
LAH bei Argentan, in der Panzerschlacht um Mortain und Normandie schildert. Er schreibt, das I.
ebenfalls beim Ausbruch aus dem Kessel von Falaise. SS-Panzerkorps sei eine „ungewöhnli­
Auch deren Kommandeur, Teddy Wisch, wurde mit che Mischung aus Führern (gewesen),
die im Schmelztiegel der Ostfront ge­
den Schwertern beliehen. Er erhielt sie nur drei Ta­ härtet und gestählt worden waren und
ge nach Meyer als 94. Soldat der deutschen Wehr­ begeisterten jungen Soldaten, die
macht. Damit wurde sein unermüdlicher Einsatz durch ihre Zugehörigkeit zur Hitler­
jugend vollständig vom nationalsozialistischen Denken beseelt wa­
bei den Kämpfen zwischen Caen und Falaise ren... Sie waren bemerkenswerte Soldaten - dergleichen werden wir
gewürdigt, bei denen es seiner Division ge­ niemals wieder sehen.“ Das Buch ist im Pour le Mérite-Verlag er­
lang, allen Durchbruchsversuchen stand­ schienen und kostet € 24,80. 304 S., davon 16 s/w. Bildseiten, geb.
zuhalten. Seine schwere Verwundung im Großformat.
beim Ausbruch aus dem Einschließungs­
raum, bei dem er in vorderster Linie Bemerkenswerte Soldaten
kämpfte, zeugt nur einmal mehr von Das Fazit, das Michael Reynolds in seinem Buch zieht,
Wischs mitreißendem Kampfgeist. erscheint um so glaubhafter, als er eine der damaligen
Und Sepp Dietrich, Gründer von Feindnationen repräsentiert: „Die Bereitwilligkeit der An­
Adolf Hitlers ursprünglicher „Leib­ gehörigen der Waffen-SS, auch dann weiterzukämpfen,
standarte“ und Kommandierender als der Krieg offensichtlich verloren war, kann für die
General des I. SS-Panzerkorps? Die heutige Generation nur Anlaß zur Bewunderung sein. Die
Schwerter hatte er bereits Mitte im Osten gesammelten Erfahrungen trugen zweifellos zu
März 1943 für die Rückeroberung dem Entschluß bei, die Heimat so lange wie möglich und
von Charkow erhalten. Nun wur­ um jeden Preis zu schützen.“ Die Männer des I. SS-Pan­
de er, genau zwei Monate nach zerkorps, so der britische Militärhistoriker, „waren bemer­
Beginn der alliierten Invasion, für kenswerte Soldaten - dergleichen werden wir wohl nie­
das Stoppen der britisch-kanadi- mals wieder sehen“. □
schen Truppen im Raum Caen un­
ter höchstem persönlichen Einsatz TOM KURTAS

¡chrift - Sonderausgabe Waffen-SS 25


ät

DMZ: Zum I. SS-Panzerkorps gehörte di


„Leibstandarte Adolf Hider“, aus der SS
Stabswache Berlin hervorgegangen und unt<
Sepp Dietrich aufgebaut. Im Kriegseinsal
bescheinigten ihr Freund wie Feind vorbildli
che Motivation und nahezu übermenschlich
Leistungen. Wie erklären Sie sich das?
Reynolds: Zwei Faktoren machten dies mög
lieh: zum einen die Eigenschaft als Wach
einheit des Staatsoberhauptes und zum ar
deren der ständige aktive Dienst. Die der
Korps angehörende 1. SS-Panzerdivisio
„Leibstandarte Adolf Hitler“ (LAH) war län
ger als fünfeinhalb Jahre im Krieg gewese
Generalmajor Michael Rey­ und konnte ab Juli 1941 nur auf zehn Mc
nolds trat 1948 in die briti­ nate ohne Frontdienst zurückblicken, abe
schen Streitkräfte ein und selbst in dieser Zeit war sie in von Deutsch
war viele Jahre lang in der land besetzten Ländern stationiert und hat
BRD stationiert. te oft gegen Partisanen zu kämpfen. War e
das Gefühl, eine Elitetruppe zu sein? Viel
leicht das Bewußtsein, eine dritte Einheit neben Wehrmacht und Polizei z
sein und „darüber“ zu stehen? Aber da gab es noch etwas anderes, das de
LAH ihren einzigartigen Charakter verlieh: Sie, wie auch andere der älteste
Waffen-SS-Divisionen, beispielsweise „Das Reich“, hatten eine eigene Philo
sophie des Soldatentums entwickelt. Sie verherrlichten den Kampf um de
Kampfes willen. Der Todesgefahr begegneten sie mit Todesverachtung.
D M Z: Gelegentlich wird behauptet, die Deutschen hätten im Zweitei
Weltkrieg bereits Kinder in die Waffen-SS gesteckt?
GRILLROST Reynolds: Die 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“ war einzigartig inso
fern, als sie sich hauptsächlich aus Hitlerjungen zusammensetzte, die ir
□ G ratis:
ersten Halbjahr 1926 geboren worden waren. Das bedeutet, daß die jüng
Bitte schicken Sie m ir ein»
inen Katalog und sten der 10.000 jungen Männer, die sich in der Kaserne Lichterfelde in Ber
w eitere Inform ationen zum Them a lin im Juli 1943 zum Dienst meldeten, mindestens 17 Jahre alt waren, um
„Kochen am Lagerfeuer" ein Jahr später beim Kampf in der Normandie älter als 18. Das ist ein wich
□ Ich bestelle: tiger Punkt, denn nach dem Krieg kam die Mär auf, daß bei der 12. SS
□ Dutch-Oven, 11 " tief, 8 Liter, 189,- Euro Panzerdivison Kinder als Soldaten gekämpft hätten. Eine erbeutete Na
□ G ußeisen pfanne, 40cm 0 , 99 ,- Euro mensliste des Panzergrenadierbataillons 1 des Regiments 25 der Diviso]
□ G rillrost aus G ußeisen, 69,- Euro
„Hitlerjugend“, das im Juli 1944 in der Normandie kämpfte, ergab folgen
des: 65 Prozent des Personals waren 18 Jahre alt, 17 Prozent 19, und de
Rest älter als 20. Zudem sollte nicht verschwiegen werden, daß auch Groß
V o rn am e N a m e
britannien seine jungen Leute im Zweiten Weltkrieg mit 18 einberufen ha
und daß weltweit 18jährige auf britischen Soldatenfriedhöfen liegen. Icl
selbst wurde 1948 mit 18 Jahren und einem Monat Soldat, und mehr al:
Stra ß e, H ausnu
65 Prozent meiner Zugführer im Koreakrieg waren nur 18 oder 19 Jahrs
alt. Die Division „Hitlerjugend“ hob sich hiervon nur insofern ab, als ir
ihr hauptsächlich 18jährige dienten.
D M Z: Was erhoffen Sie sich von der Veröffentlichung Ihres Buches?
PLZ, Ort
Reynolds:Das Buch geht nicht auf die strategischen Aspekte der Schlacht in dei
Normandie ein - damit haben sich Schon viele andere Bücher beschäftigt. Ei
will vielmehr der Taktik in der Schlacht nachspüren, so wie sie den einzelner
Telefon, Fax
kämpfenden Soldaten betraf. Ich hoffe, dazu beizutragen, sowohl die Stärker
als auch die Schwächen der Waffen-SS zu erklären, und daß zukünftige Sol­
daten von den Qualen, die ihre Vorfahren 1944 in der Normandie erleiden
mußten - welcher Nation sie auch angehörten -, lernen mögen.
VENATUS Verlags-Gm bH
S tein ried en d am m 15
38108 Braunschweig 26 Deutsche Militärzeitschrift Sonderausgabe
Tel. (0531) 37 75 12 • Fax 37 75 38
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Zeitgeschichte in Farbe. — Das 1813 erstmalig als höchste preußische Kriegsauszeichnung ge­
stiftete Eiserne Kreuz wurde 1939 erneuert und in seiner Erweiterung als „Ritterkreuz m it Eichen­
laub“ bis Kriegsende an insgesamt 882 Soldaten verliehen. Die dieses Ehrenzeichen erhielten, gel­
Zeitge*chkhte in Farbe * I • Abin&aro Huppem
ten unter Militärhistorikern als die besten Soldaten ihrer Epoche. Von über 350 von ihnen liegen
durch glückliche Umstände hochkarätige Farbfotos vor. Alle in dieser Trilogie abgebildeten Eichen­
laubträger werden mit Kurzbiographien gewürdigt und in gestochen scharfen, meist unveröffent­
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Tel. 04384/59700 * Fax 04384/597040
Der Journalist
Wolfgang Venohr und die Waffen-Si
echzig Jahre lang hat sich der politisch korrekte
Saubermann Günter Grass über ehemalige National­
sozialisten wie den Bundeskanzler der ersten Großen Ko­
alition, Kurt Georg Kiesinger, oder über die Kranznieder­
legung des US-Präsidenten Ronald Reagan auf dem Sol­
datenfriedhof in Bitburg/Eifel, auf dem Gefallene der
Wehrmacht und der Waffen-SS nebeneinander begraben
sind, entrüstet aufgeregt. Es ist seiner Etablierung als Hof­
poet und als „literarisches Gewissen“ der westdeutschen
Nachkriegsrepublik nicht schlecht bekommen. Inzwischen
wissen wir, daß auch er in der Waffen-SS gedient hat. Ob
er geworden wäre, was man ihn werden ließ, wenn man
gewußt hätte, was er mal war?

Vierter Wehrmachtteil
Andere ehemalige Soldaten der Waffen-SS wählten ei­
nen anderen persönlichen Stil beim Umgang mit ihrem
Wehrdienst im „vierten Wehrmachtteil“. Ein herausragen­
des Beispiel dafür war der promovierte Historiker, Jour­
nalist, Buchautor und Filmemacher Wolfgang Venohr. Als
Programmchef von Stern-TV und Lübbe-TV wurde er in
den zwei Jahrzehnten von 1965 bis 1985 mit rund 80 Er stand fü r Fernsehdokumentationen ohne erhobenen
Fernsehfilmen für ZDF, ORF und die Sender der ARD zu Zeigefinger: Wolfgang Venohr.
einem Synonym für „Geschichtsdokumentation im Fern­
sehen“. In seinen Filmen stellte er sich immer wieder sper-
rigen Themen. Aber das „Nachtreten“ lag ihm nicht,
hielt es für eine Zumutung, die deutsche Geschichte ni
Auszug aus „Die Abwehrschlacht“ von W. Venohr:
von den dunklen Seiten des Dritten Reiches, „von A\
schwitz her“, zu sehen, sondern er vermittelte auch, de
V a 'l e r a r Ä t S s i J e i ^ ^ ? Sen' in * TOi" sich Glanz, Größe und Tragik der deutschen National^
nes Tages, im JanuaM qI o ? w?rden war- Als ich ei- schichte über die Jahrhunderte hinweg in immer neue
platzes in ein Kino ginq sah ich T f d6S Wilhelms- Facetten entfaltet hatten. Das hat ihm nicht nur Freunc
film, der den E insiL Hot ♦^ halbstündigen Vor-
gebracht, insbesondere nicht bei jenen „Eliten“, zu dene
te SS Adolf Hitler' zetate iS w J ^ egiments -Leibstandar-
Grass gehörte, die in den Deutschen nicht mehr viel ar
Dreimal ging ich ns Kino n , T VOm Blitz h o f f e n .
deres als eine Schuld- und Sühne-Gemeinschaft sehe
Was ich sah war de o f f p n ^ r ? 6Sen R,m zu seh®"-
truppe, die ausschlieRlirh o v^chwung einer Jugend- wollten. Wolfgang Venohr war einer der wenigen deul
die im bestend und sehen Journalisten ohne die eingebaute „Schere im Kopf
tionären Dynamik m oderne mn? 9 mit der revo|u- Zeigefinger kamen in seinen Sendungen nicht vor. Sein
* Gegne? Kriegführung jeweils mehrteiligen Fernsehdokumentationen beispiels
von der Fairness dem gesch L e „ i „ f T be9els,ert weise über die Deutsche Wehrmacht, über Hitler und di
denn im Kommentarton ^ nde gegenüber, Deutschen oder auch über „Kriegsverbrechen der Alliier
ten“ (Ost und West!) dokumentierten die historischen Fak
ten, waren frei von Agitation, erzählten, „wie es denn ge
kriegsfreiwillig zum o J t t Z S X Z E Z l * ; . " * * wesen“. Und sie liefen zur besten Sendezeit! Das gilt aucl
für den von ihm produzierten Dreiteiler über die Waffen
28 Deutsche Militärzeitschritt - Sonderausgabe Waffen-SS DRK
SS (Drehbuch zusammen mit Spie- w ar SS-Standarten-O berjunker
geZ-Redakteur Heinz Höhne), der (Oberfähnrich), er war Träger hoher
1979 im gemeinsamen Weihnachts- militärischer Orden. Über diese Jah­
Block-Sonderprogramm der Dritten re als Kriegsfreiwilliger der Waffen-
Programme gelaufen ist. SS hat er ein ehrliches und ergrei­
Sieht man sich die Videoaufzeich­ fendes Buch geschrieben, das alle
nungen dieser Sendungen heute Fragen, die sich in diesem Zu­
noch einmal an, hat man einen er­ sammenhang stellten, beantwortete.
nüchternden Gradmesser dafür, wie
engstirnig, einseitig, kleinkariert und Militärische Eliteeinheit
verbogen das Spektrum der öffent­ Von sich aus kam er auf seinen
lichen Meinung der Bundesrepublik Dienst in der Waffen-SS nicht zu
in den vergangenen 25 Jahren ge­ sprechen. An die große Glocke hat
worden ist. er ihn nie gehängt. Wer ihn aber
nach seiner militärischen Vergan­
Höhepunkte deutscher Geschichte genheit fragte - ob das die Pro­
Den größten Quotenerfolg erziel­ grammverantwortlichen bei ZDF,
te Venohr mit seiner neunteiligen WDR, BR oder ORF waren, denen
ZDF-Serie Dokumente deutschen er seine Produktionen lieferte, oder
Daseins. Mit ihr begründete er die Venohr 1943 als junger Waffen-SS-Rotten­ die Programmchefs jener Buchver­
Darstellung von Geschichte als „Se­ führer. A u f den Tag genau war er zweiein­ lage, für die er seine zeitgeschicht­
midokumentation“. In dieser Serie halb Jahre „dabei“. lichen Dokumentationen schrieb -
ließ er wesentliche Höhe- und Wendepunkte der deut­ dem hat Venohr auch reinen Wein eingeschenkt. „Mehr­
schen Geschichte in Spielszenen nachspielen. Die gegen­ fach bin ich nach dem Krieg gefragt worden, warum ich
sätzlichen Positionen des historischen Prozesses machte mich denn 1942 kriegsfreiwillig zur Waffen-SS gemeldet
er mit Streitgesprächen zwischen dem im Dritten Reich hätte, ob das Ausdruck meiner prononciert nationalsozi­
nach England emigriert gewesenen Publizisten Sebasti­ alistischen Gesinnung gewesen sei. Hanns Werner
an Haffner und dem in Erlangen lehrenden und gesamt­ Schwarze, ein bekannter Fernsehkollege von mir, lang­
deutsch orientierten Geschichtsprofessor Hellmut Diwald jähriger Leiter des politischen Magazins Kennzeichen D,
deutlich. stellte mir beispielsweise Anfang der Sechziger Jahre die­
Sich auch unbequemen Themen der Zeitgeschichte zu se Frage, als er einen Zweiteiler über die Waffen-SS für
stellen, war für Venohr immer auch die Aufarbeitung ei­ das ZDF plante. Venohrs Antwort war stets dieselbe: „Es
gener Erfahrungen, ein Ringen um eigene Positionen. ging kaum einer dieser 17-, 18jährigen aus nationalsozi­
Venohr gehörte nacheinander folgenden Einheiten der alistischen Motiven zur Waffen-SS. Man sah 1942 als
Waffen-SS an: Der 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte Schüler überhaupt keinen Unterschied, denn schließlich
Adolf Hitler“ (LAH) (1942-1944), der 12. SS-Panzerdivi- hielten wir alle damals die ganze Wehrmacht für natio­
sion „Hitlerjugend“ (1944), danach dem 86. Freiwilligen­ nalsozialistisch. Man hätte sich in der Klasse oder in der
Grenadierregiment „Schill“ (1944) und zum Schluß dem Hitlerjugend lächerlich gemacht, wenn man gesagt hätte,
87. Freiwilligen-Grenadierregiment „Kurmark“ (1945). man melde sich aus politischen Gründen freiwillig zur
Auf den Tag genau war er zweieinhalb Jahre „dabei“. In Waffen-SS. Man ging zur Waffen-SS, wie man sich zu
dieser Zeit war er vom Kradschützen zum Kompaniefüh­ den Fallschirmjägern meldete. Man wollte zu einer mili­
rer avanciert. Zwölf Monate lang hatte er im vordersten tärischen Eliteeinheit, das war das Ziel.“ □
Fronteinsatz gestanden, vierzigmal im Nahkampf alles auf
eine Karte gesetzt - und überlebt. Sein letzter Dienstgrad DR. GÜNTHER DESCHNER

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DMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe 29


lange Schweigen des Literaten
ünter Grass ist nicht nur ein begabter Schriftstel­ Zeit billiger Ölpreise? Es muß da sein, wenn die Ölmu
I ler, er ist auch noch auf einem anderen Gebiet ein­
malig: Er ist ein genialer Verkäufer seiner eigenen Bü­
tis den Hahn zudrehen.

cher. Er hat das sogenannte goldene Händchen, um das Die Blechtrommel


alle Kollegen ihn beneiden, die Kunst, aus beschriebe­ In den prüden 60er Jahren schockiert er die ahnungslc
nem Papier Millionen zu machen, Stroh zu Gold zu spin­ sen deutschen Leser mit dem Roman Die Blechtrommt
nen wie Rumpelstilzchen. Ihm wächst ein Kornfeld auf der einen überraschenden Verkaufserfolg erzielt. Nicht zt
der flachen Hand. Dazu gehört, wie bei allen Produkten, letzt wegen der ausgefallenen erotischen Vorlieben seim
die für einen Markt bestimmt sind, der Instinkt, ein be­ zwergwüchsigen Titelhelden Oskar, die als „Stellen“ vei
stimmtes Produkt zum richtigen Zeitpunkt herauszu­ schlungen werden und das Buch zum Bestseller machei
bringen. Vor allen anderen, aber keinen Augenblick zu Die neue Kritiker-Elite der Gruppe 47, mit Grass befreur
früh, keinen zu spät, sondern genau auf den Punkt. Was det, lobt das Buch über den Klee. Auch die beiden NacI
nützt ein Regenschirm in der Wüste? Ein Hybridauto zur folgebände Katz und Maus und Hundejahre beliefern di

In seinem Werk Die Blechtrommel ging es Günter Grass um eine Abrechnung m it dem von ihm gehaßten Bürgertum.
Der infantile Held Oskar (in der Verfilmung von David Bennent dargestellt) weigert sich, erwachsen zu werden.

30 Deutsche Militäpzeitschpift - Sonderausgabe Waffen-SS DHD


fl
und läßt seine Bücher seitdem im Steidl-Verlag vertreiben.

er Grass
Eine Sternstunde für Steidl. Schon 1983 erklärte er in ei­
ner Sendung des Österreichischen Fernsehens zusammen
mit Wolfgang Hildesheimer, daß sie „angesichts der dro­
henden Katastrophe“ (Erderwärmung, Atomkrieg?) auf­
hören wollten, zu schreiben. Grass hielt diesen Schwur
nicht, sondern schrieb den Roman Die Rättin - ein Ver­
such, sich an die Ökobewegung und ihre Trends anzu­
hängen. Danach sucht er sein Heil in Indien, kommt ziem­
lich schnell und enttäuscht zurück und schreibt, schon
Leser mit dieser etwas verqueren, pubertären Pornogra­ von Krankheit gezeichnet, einen gewaltigen 784 Seiten-
phie und werden große Verkaufserfolge. Roman Ein weites Feld, Ein bewundernswerter, fast rüh­
render Versuch, in Anlehnung an sein Vorbild Fontane zu
Grass in der Politik dem alten schönen Erzählton der frühen Jahre zurückzu­
Danach geht Grass zielsicher in die Politik. Er unter­ finden. Ein epischer Fluß ohne Ufer, politisch ein verbit­
stützt Willy Brandt, der mächtig im Kommen ist, singt das tertes, grantiges Alterswerk gegen die Wiedervereinigung,
„Loblied auf Willy“ und die EsPeDe. Nach dem Wahl­ in dem sein Haß gegen die siegreiche Bundesrepublik
kampf von 1972 zieht sich der Dichter von der SPD zu­ durchschlägt und er die DDR, die er 1961 in einem Brief
rück, von der er sich nicht mehr genug beachtet fühlt, erst an Anna Seghers ein von Ulbricht kommandiertes „Kon­
1982 tritt er wieder in die Partei ein, 1993 aus Protest ge­ zentrationslager“ genannt hatte, jetzt als eine „kommode
gen den „Asylkompromiß“ wieder aus. Er ist ein strenger Diktatur“ bezeichnet. Danach wird es still um ihn. Hat
Herr und leicht beleidigt. 1988 in den Vorstand des Ver­ Grass sich ausgeschrieben?
bandes deutscher Schriftsteller (VS) eingetreten, verließ er
diesen Posten im Dezember des gleichen Jahres nach ei­ Grass entdeckt die Wilhelm Gustloff für sich
nem Streit mit Kollegen. 1987 wurde er Beirat im Auto­ Da entdeckt der Danziger plötzlich 2002 sein Herz für
renrat des Luchterhand-Verlags. 1992 schied er, auch mit die Flüchtlinge aus dem deutschen Osten, beschreibt
diesen Kollegen verkracht, aus Autorenrat und Verlag aus Flucht und Vertreibung und den Untergang der „Wilhelm

Aufmarsch der Hitlerjugend: Die meisten waren begeistert dabei und standen hinter dem Grundsatz
„Jugend soll von Jugend geführt werden“ Auch bei der Hitlerjugend war der junge Günter Grass aktiv dabei.

Deutsche Militänzeitschnift - Sonderausgabe Waffen-SS 31


Gustloff*. Der politische Trend ist, 57 erinnern. „Das weiß ich nicht mehi
Jahre nach Kriegsende, umgeschla­ sagt er im Interview mit der Fran
gen. Die Vertreibung und Ermordung furter Allgemeinen. Der Chef des Fei
von Millionen Deutschen im Osten ist illetons und Mitherausgeber der FA
zum Thema öffentlicher Erörterung Schirrmacher, der das Gespräch füh
geworden. Ganze Serien von Doku­ traut seinen Ohren nicht. Da hätte d
mentarfilmen laufen zur besten Sen­ 1 ^ Dichter ja gleich nach dem Erschein!
dezeit im Fernsehen, Reportagen über des Buches von Franz Schönhub
% * .
das Schicksal der Deutschen nach über die Waffen-SS „Ich war dabei
Kriegsende erscheinen in den großen
Bildblättern. Eine öffentliche Diskus­
sion beginnt, die den Wunsch der Ver­
* i - K * .♦ | n ausrufen müssen „Ich auch!“
Was aber so leicht nicht vergessi
werden wird, ist das Treffen von Ko
triebenen nach einem Dokumenta­ f tZ j ß I % *^4« I i und Reagan an den Massengräbe
tionszentrum in breiten Kreisen ver­ des Soldatenfriedhofs von Bitbui
stehbar macht. Der Plan des Bundes Unter den tausenden Toten beider N
der Vertriebenen, in Berlin ein „Zen­ , j tionen waren auch blutjunge gefall
cl
trum gegen Vertreibungen“ zu eta­ ne Angehörige der Waffen-SS. L
O-1
blieren, findet bis in die Reihen der m m pH 1 Linke lief Sturm. Und Grass nanu
o

Regierungsparteien hinein Zustim­ Ex-SPD-Mitglied Grass: „Er ist ein diese Totenehrung „eine Geschieht
mung. Genau in diesem Augenblick strenger Herr und leicht beleidigt. “ klitterung, deren auf Medienwirkm
erscheint Grass’ Buch über das Ende bedachtes Kalkül Juden, Amerikan
der „Wilhelm Gustloff“, über deren Torpedierung vorher und Deutsche gleichermaßen verletze“. Hatte er seine (
nicht geschrieben und gesprochen werden sollte, weil die gene Biographie vergessen? Oder alles verheimlicht? „I
Versenkung des Schiffes mit über 10.000 Flüchtlingen an breche mein Schweigen“, sagt Grass heute. Er hat zu la
Bord offenkundig ein Kriegsverbrechen ersten Ranges war ge geschwiegen, finden wir.
und man über Kriegsverbrechen an Deutschen am besten
nicht sprach. Grass’ Buch Im Krebsgang verstärkt den DR. KLAUS RAINER RÖ1
Trend und kanalisiert ihn zugleich: Das Buch wird ein rie­
siger Verkaufserfolg, es steht monatelang auf den Best­
sellerlisten.
Wieder, 60 Jahre nach Kriegsende, gibt es einen neuen
Trend in der Öffentlichkeit: eine nüchterne, unbefangene
Diskussion über bestimmte, lange tabuisierte Themen.
Über die Zeit vor 1945, die NS-Zeit: Über Prominente, die
mitgemacht haben. Der Bildhauer Arno Breker, der Archi­
tekt Albert Speer, der Schriftsteller John Knittel (Via ma­
la), die Filmregisseurin Leni Riefenstahl, der Komponist
Richard Strauss, der Schauspieler Gustaf Gründgens. Alle
waren „verstrickt“, aber zu Unrecht verfemt. Ein auffälli­
ger Trend. Der Verleger Steidl hat eine Erstauflage von
130.000 Exemplaren für das neue Buch von Grass druk-
ken lassen. Inzwischen ist die zweite Auflage von 100.000
Exemplaren am Markt. „Ich war bei der Waffen-SS!“, auf Dr. Klaus Rainer Röhl (77) war bis 1944 als Schüle
allen Kanälen, eine achtseitige Sonderbeilage in der FAZ am Danziger Conradinum Mitschüler von Günter Grasi
zum Erst-Verkaufstag am 19. August, das ist wahrhaft der in seine Parallelklasse ging.
großes Marketing. Gigantisch. Wie Brekers Statuen. Röhl gründete 1957 die linksradikale Zeitschrift Kon
kret, die mit ihrer Mischung aus Sex und Revolutioi
Zu langes Schweigen maßgeblich die Studentenbewegung der sechziger Jah
Hitlerjugend - warum nicht? Alle waren ja begeistert re beeinflußte und bis 1964 von der DDR beeinfluß
dabei und freuten sich über den Grundsatz „Jugend soll und finanziert wurde. Röhls Ehefrau Ulrike Meinho
von Jugend geführt werden“. Grass war dabei und glaub­ war 1962-1964 Chefredakteurin von Konkret uni
te bis 1946 nicht an den Massenmord an Juden. Waffen- schrieb bis kurz vor dem Beginn ihres mörderische]
SS - warum nicht? Es war schließlich eine kämpfende RAF-Engagements für die Linkspostille. Zu den Redak
Truppe, gefürchtet bei allen Gegnern. Freiwillig hat sich teuren gehörte auch der jetzige SPIEGEL-Chefredakteu
der 17jährige gemeldet, weil er eigentlich zur Marine Stefan Aust. Später wandte sich Röhl von seinen frü
wollte und sich die Kriegsfreiwilligen die Waffengattung heren politischen Idealen ab, promovierte 1993 be
aussuchen konnten. Aber plötzlich kam die Einberufung Prof. Emst Nolte in Berlin und bezeichnet sich seithe
zur Waffen-SS. Stand da überhaupt Waffen-SS auf dem als Nationalliberalen.
Einberufungsbefehl? Der 78jährige kann sich daran nicht

32 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M


Der Mäzen
Der Unternehmer Otto Beisheim
ein Name steht mit für das deutsche Wirtschafts­ Steme-Hotels der Ketten Ritz-Carlton und Marriott befin­
■ wunder nach dem Chaos des verlorenen Krieges: Ot­
to Beisheim. Der legendäre Gründer der Metro-Handels-
den. Sein Vermögen wurde 2005 auf ungefähr vier Milli­
arden Euro geschätzt, siehe Liste der reichsten Deutschen.
kette, die sich 2005 weltweit über 2.400 Standorte in 30
Ländern mit 250.000 Mitarbeitern erstreckt, war jedoch Betätigung als Förderer
nie ein kaltherziger Kapitalist, sondern verkörperte auch Beisheim ging es immer darum, auch andere an seinem
immer die soziale Seite des deutschen Unternehmertums. Erfolg teilhaben zu lassen. So betätigt er sich als Mäzen,
Beisheim war ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS. der in der Nähe seines Zweitwohnsitzes in Deutschland
„Aufgedeckt“ hat das mehrere Kindergärten,
1994 der Journalist Mi­ Rettungswagen und
chael Radke, der unter Sportvereine förderte. Im
anderem für den Stern November 2005 wurde
arbeitet. In der 1. SS- Beisheim die Ehrenbür­
Panzerdivision „Leib­ gerwürde aller fünf Tal­
standarte Adolf Hitler“ gemeinden am Tegernsee
sei Beisheim gewesen, ei­ gleichzeitig verliehen.
ner Eliteformation. Auch die „WHU - Otto
Beisheim School of Ma­
Bayerischer nagement“ verdankt ei­
Verdienstorden nen Großteil ihres Stif­
Nach dem Zweiten tungsvermögens einer
Weltkrieg arbeitete Beis­ Spende in Höhe von 50
heim im Elektrohandel. Millionen Mark von
Mit der Gründung des Beisheim. Im Gegenzug
späteren G roßhandels­ Otto Beisheim verkörpert die soziale Seite trägt die Hochschule
konzerns Metro Cash 8t des deutschen Unternehmertums. seitdem seinen Namen.
Cariy machte er sich Ein weiteres Stiftungsan­
1964 selbständig. Beis­ gebot in Höhe von zehn
heim erwarb 1990 von Millionen Euro an das
Leo Kirch die Rechte an Gymnasium Tegernsee
2.500 Filmen und rettete vom Sommer 2005, zog
ihn so vor dem Konkurs. Beisheim zurück, nach­
Im Juli 2000 wurde Otto dem das Lehrerkollegium
Beisheim durch Edmund des Gymnasiums am
Stoiber der Bayerische 10. November 2005 eine
Verdienstorden verlie­ Art „Unbedenklichkeits­
hen. Am 10. Januar 2004 bescheinigung“ hinsicht­
wurde am Potsdamer lich Beisheims Rolle im
Platz in Berlin das Beis- Zweiten Weltkrieg ver­
heim-Center eingeweiht, langt hatte. Alles läßt
das Otto Beisheim für sich der 82jährige eben
463 Millionen Euro er­ nicht bieten. □
richten ließ und in dem Die Media Markt-Kette gehört mit zu Otto Beisheims
sich unter anderem Fünf- W irtschaftsim perium . CARSTEN FROMM

DMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 33


■ MB ■ M >
Wiederbewafti
Ehemalige Waf£en-SS-Soldaten in der I
■ m Vorfeld der Wiederbewaffnung Westdeutschlands schlag der Bundesregierung berufen, wobei dieser Vor­
B i stellte sich die Frage, inwieweit Wehrmachtsoldaten in schlag der Bestätigung durch den Deutschen Bundestag
neu zu gründende deutsche Streitkräfte eingestellt werden bedurfte. Dies zeigt bereits überaus deutlich, daß vorwie­
könnten. Die spätere Bundeswehr trug bis dahin noch kei­ gend nach politischen statt nach militärischen Kriterien
nen Namen und wurde in zeitgenössischen Dokumenten geprüft werden sollte.
als „bundesdeutsche Wehrmacht“ bezeichnet. Zu dem Für die Übernahme ehemaliger Angehöriger der Waf­
Zweck der Einstellungsprüfung wurde der Personalgut- fen-SS hatte Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß
achterausschuß (PGA) geschaffen, der sämtliche Soldaten auf Anregung des PGA in seinem Ministerium eine be­
ab dem Dienstgrad Oberst, die sich um eine Einstellung sondere Prüfstelle eingerichtet. Die Überprüfung war ge­
bewarben, auf ihre „persönliche Eignung“ prüfen sollte. heim, die Mitglieder der PGA waren an keine Weisungen
Für die darunterliegenden Dienstgrade wurden von der gebunden, und die Ablehnung eines Bewerbers brauchte
PGA Richtlinien für die Freiwilligen-Annahmestellen des nicht begründet zu werden.
Verteidigungsministeriums erstellt. Die 38 Mitglieder des
PGA - allesamt Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Zweifelhafte Methoden
darunter 13 ehemalige Offiziere, die selbst für eine aktive Selbst Befürwortern des PGA erschienen daher die Prü­
Wiederverwendung in leitenden Positionen nicht vorge­ fungsmethoden zuweilen bedenklich, denn es wurden
sehen waren - wurden vom Bundespräsidenten auf Vor­ Leumundszeugen angehört, ohne daß die betroffenen Be-

Der erste Bundespräsident Theodor Heuss anläßlich


eines Truppenbesuchs bei der neugegründeten Bundes­
wehr. Ehemalige Angehörige der Waffen-SS gehörten
zum Stammpersonal der neuen Truppe.
fnung
?r Bundeswehr
werber Einblick in die Auskünfte oder die Möglichkeit der
Stellungnahme erhielten. Denunziationen, unrichtige
Aussagen von rachelüsternen „Informanten“ und bloße
Vermutungen konnten daher als Ablehnungsgrund her­
halten, da im Zweifelsfalle gegen die Einstellung eines
Bewerbers entschieden wurde. Der Rechtsgrundsatz „in
dubio pro reo“ (Im Zweifel für den Angeklagten) wurde
hier also auf den Kopf gestellt. Fehlentscheidungen waren
nicht revidierbar, da die Bewerber keine Einspruchsmög­
lichkeit besaßen, die PGA-Mitglieder zur Verschwiegen­
heit verpflichtet waren und sämtliche Akten später vom
PGA vernichtet wurden. Nach einem Entscheid des
Bundesgerichtshofes unterlagen die Sprüche des PGA we­
der der Nachprüfung noch der Beurteilung durch ordent­
liche Gerichte. Dies stellt sicher einen einzigartigen Vor­
gang in einem Rechtsstaat dar. Mit den Bewerbern wur­
de nur ein Gespräch geführt, in dem einzelne Aspekte der
Vita gemäß dem Tugendkatalog „Grundsätzliche Richtli­
nien für Beurteilung und Auswahl der ehemaligen Offi­
ziere“ abgefragt wurden, wobei „die rückschauende Beur­
teilung des nationalsozialistischen Regimes, seiner mora­ Gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik
lischen, politischen und militärischen Abwege“ ebenso ei­ Deutschland gab es in den 1950er Jahren heftige Prote­
ne Rolle spielte wie die Stellung zur freiheitlich-demo­ ste vor allem von linksextremistischen Organisationen.
kratischen Staatsordnung und das Verhältnis von ziviler
und militärischer Gewalt. Des weiteren fragte man die Be­
werber zu ihrer Einstellung zum Offizierswiderstand des
20. Juli 1944. Erwartet wurde die Einsicht, daß er nicht als
„Eidbruch“ abzuqualifizieren sei, sondern als eine von
sittlichem Verantwortungsgefühl getragene Tat gewürdigt
werden sollte.
Trotz des zeitlich begrenzten Auftrages bis Dezember
1957 wurde der etwa zwei Jahre zuvor gegründete PGA
erst am 28. Juni 1967 per Bundestagsbeschluß aufgelöst,
nachdem es äußerst unwahrscheinlich geworden war, daß
frühere hohe Persönlichkeiten der Wehrmacht oder SS
noch eine Bewerbung bei der Bundeswehr anstreben wür­
den.

Ergebnisse des Wirkens des PGA


Die erste Einberufung des PGA erfolgte am 27. Juli
1955, die Aufnahme der Arbeit begann Ende August
1955. Am 2. August 1956 beschloß der parallel zum PGA Die ersten Wehrpflichtigen beziehen im Jahr 1955 ihre
im Sommer 1956 gegründete Bundespersonalausschuß, Stuben. Ihre Ausbilder sind fa st alle Kriegsveteranen der
daß ehemalige Angehörige der Waffen-SS bis zum Rang Wehrmacht und der Waffen-SS.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 35


eines Obersturmbannführers (Oberstleutnant) mit ihrem Insgesamt wurden in der Zeit des Bestehens des PGA
alten Dienstgrad eingestellt werden können. Der Bundes­ 601 Anträge von ehemaligen Offizieren überprüft, wovon
personalausschuß hatte über außerplanmäßige Beförde­ 486 als unbelastet eingestuft und in die neue Bundeswehr
rungen zu entscheiden. Ihm gehörten der Präsident des aufgenommen wurden. Von den 38 insgesamt eingestell­
Bundesrechnungshofes als Vorsitzender, die Leiter der ten Generälen waren bereits 31 im Generalstab der alten
Personalabteilungen des Innen-, Finanz- und Verteidi­ Wehrmacht tätig gewesen.
gungsministeriums sowie drei Berufssoldaten an. Nach In den 601 überprüften Anträgen waren 47 Anträge von
eingehenden Untersuchungen und Diskussionen wurde Offizieren des bereits 1951 gegründeten Bundesgrenz­
jedoch 1961 vom PGA entschieden, daß ehemaligen An­ schutzes enthalten. Davon wurden jedoch nur 27 Offizie­
gehörigen der Waffen-SS oberhalb des Dienstranges des re in die Bundeswehr übernommen, obwohl sie der BRD
Hauptsturmführers die Möglichkeit gänzlich verwehrt bereits treu dienten.
werden sollte, in die Bundeswehr eingestellt zu werden. Die hohen Offiziere der Bundeswehr hatten sich also
1961 durften dann nach eingehender Prüfung 159 ehe­ wesentlich strengeren Überprüfungen zu unterziehen, als
malige Waffen-SS-Offiziere, 330 Unteroffiziere und 210 jede andere Berufsgruppe des öffentlichen Dienstes. □
Mannschaften in das Dienstverhältnis eines Berufssolda­
ten oder eines Soldaten auf Zeit berufen werden. HAGEN FRIESER

Kein Widers
Waffen-SS-Veteran Eberhard Heder im DA/Z-Gespräch
Herr Heder, welche Rolle spielte bei Gründung beschäftigt, und es kam ihm offensichtlich darauf an,
der Bundeswehr der Personalgutachterausschuß festzustellen, ob meine Angaben auch in den Einzel­
(PGA)? heiten zutrafen.
Heder Der PGA hatte Bewerber im Obersten- und Ge­ D M Z Im Nürnberger Prozeß wurde die Waffen-SS als
neralsrang hinsichtlich ihrer charakterlichen, mensch­ Bestandteil der Allgemeinen SS zu denverbrecherischen
lich-charakterlichen, politischen und geistigen Eignung Organisationen gerechnet. Der PGA entschied 1956,
zu prüfen und Richtlinien für die Prüfung von Bewer­ daß ehemalige Angehörige der Waffen-SS bis zum
bern der Dienstgrade abwärts vom Oberstleutnant für Hauptsturmfuhrer mit ihrem alten Dienstgrad einge­
die Freiwilligen-Annahmestellen der Bundeswehr aus stellt werden können. Wurde das nicht als Widerspruch
zuarbeiten. wahrgenommen?
D M Z: Sie waren ehema­ Heder: In Nürnberg ha­
liger Waffen-SS-Haupt- ben die Sieger, nicht die
sturmfuhrer. Was wur­ Bundesrepublik, die Waf­
den Sie damals gefragt? fen-SS zu einer verbre­
Heder: Vor zwei solcher cherischen Organisation
Annahmestellen gela­ erklärt. Die Bundesrepu­
den, wurde ich einge­ blik hat, wie ich deutlich
hend nach meinen Ver­ in Erinnerung habe, die­
wendungen und Einsät­ ses Urteil gemäß ihrer
zen während des Krieges Rechtsauffassung nicht
befragt. Darüberhinaus anerkannt. So hat Bun­
waren es Fragen, die sich deskanzler Konrad Ade­
auf meine Einstellung nauer (CDU), wie be­
zur freiheitlich-demo­ Eberhard Heder, Jahrgang 1918, erhielt sein Ritterkreuz am kannt, vor dem Bundes­
kratischen Grundord­ 18.11.1944 als SS-Hauptsturmflihrer (linkes Bild) und Füh­ tag eine Ehrenerklärung
nung der Bundesrepublik rer des SS-Panzerpionierbataillons 5. 1976 verließ er die für alle Soldaten des
Deutschland und auf das Bundeswehr als Oberst (rechts). Zweiten Weltkrieges -
Kriegsvölkerrecht sowie auch für die der Waffen-
das Recht überhaupt bezogen. SS - abgegeben. So gab es für mich keinen Widerspruch.
D M Z: Hatten Sie als ehemaliger Angehöriger der Waf- D M Z: W ie war der Umgang mit ehemaligen Waffen-
fen-SS in der Bundeswehr Probleme? SS-Angehörigen bei der Bundeswehr?
Heder: Als besonderes Problem kann angesehen wer­ Heder: Ich habe meine Dienstzeit bei der Bundeswehr in
den, daß ich - wie andere Bewerber der ehemaligen guter Erinnerung und denke an meine Kameraden gern
Waffen-SS auch - ein zweites Mal, und zwar vor einem zurück. An Auseinandersetzungen zum Thema Waffen-
erweiterten Ausschuß, geprüft worden bin. Dieser hat SS kann ich mich nicht erinnern.
sich besonders intensiv mit meiner Kriegsverwendung D M Z: Herr Heder, vielen Dank fiir das Gespräch.

36 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMZ


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Soldatenporträt

Kommandoführer Otto Skorzeny


tto Skorzeny wurde 1908 in Wien geboren, besuchte einer Versammlung österreichischer Nationalsozialisten in
das Gymnasium und legte 1931 sein Abschlußexa­ Wien sehr beeindruckt. Kurz darauf trat er der damals in
men als Diplomingenieur ab. Seine markanten Gesichts­ Österreich noch nicht verbotenen NSDAP bei. In der Fol­
narben stammten aus seiner Zeit bei der schlagenden Bur­ gezeit kämpfte Skorzeny trotz aller Hürden mit seinen Ka­
schenschaft „Markomannia“, wo er bei einer Mensur 1928 meraden weiter für eine Vereinigung Österreichs mit dem
starke Blessuren hinnehmen mußte. Er warein überzeugter Deutschen Reich. 1938 war dieses Ziel erreicht.
Burschenschafter und nahm in deren Rahmen auch an sei­
nen ersten und bis 1934 einzigen regelmäßigen politischen
Veranstaltungen auf dem Wiener Heldenplatz teil. Als am 1. September 1939 der Krieg gegen Polen aus­
Aufgrund seines Alters erlebte er die aufregende, chao­ brach, hatte Skorzeny seinen Militärdienst noch abzulei­
tische Zeit zwischen 1918 und 1938 bewußt - zuerst als sten. Kurz vor seiner letzten Prüfung als Flugzeugführer
Kind, dann als junger Mann - mit. Doch war Skorzeny wurde er zur Luftwaffe einberufen, die ihn aber als zu alt
kein Nationalsozialist der ersten Stunde, wie immer wie­ befand. Daher meldete er sich zur Waffen-SS, in die er
der behauptet wird, auch wenn seine politischen Über­ nach strengen Prüfungen aufgenommen wurde. Ihm gefie­
zeugungen gepaart mit seiner Ablehnung des Marxismus len die Herausforderungen bei dieser Truppe, die körperli­
und der national-österreichischen Wehrverbände wohl ei­ che Leistungsbereitschaft, Disziplin und Kameradschaft
ne gewisse Sympathie für diese junge Bewegung zur Fol­ groß schrieb, aber auf die Dünkelhaftigkeit der althergeb­
ge hatte. 1932 wurde er durch eine Rede von Goebbels bei rachten Militärhierarchie verzichtete. Dabei war für Skor­
zeny klar, daß er ein politischer Soldat war, wobei er seine
Die Orte von Aufgabe in der Verteidigung einer Weltanschauung sah,
Mussolinis Gefangenschaft die über den Parteien und der Tagespolitik stand. Genau
dieses Denken, das aber nicht auf die späte Waffen-SS des
Krieges übertragen werden kann, hat später manchen Ve­
teranen der Waffen-SS große Schwierigkeiten bereitet und
ihnen Verleumdungen als „Nazi-Soldaten“ eingebracht.
Skorzeny kam im Februar 1940 zur 2. Kompanie des Re­
servebataillons der SS-„Leibstandarte Adolf Hitler“ in Ber-
lin-Lichterfelde. Er war Ingenieur-Offiziersanwärter. Nach
| | y# Pescara
einer anstrengenden mehrwöchigen Ausbildung mußte
Skorzeny an einer Sonderausbildung beim Reservebatail­
x J )|]Gran Sassoj lon des Regiments „Germania“ teilnehmen. Im Mai 1940
ezzano wurde er nach Bestehen aller militärtechnischen Prüfun­
gen zum Offiziersanwärter ernannt.
)^Maddalena[ Seine Kriegsteilnahme begann beim Artillerieregiment
der SS-Verfügungstruppe, die Ende 1940 in SS-Division
risches Mt „Das Reich“ umbenannt wurde, im Westfeldzug, genauer
gesagt beim Bataillon der schweren Artillerie. Nach dem
Waffenstillstand lag Skorzenys Einheit in der Garnison
jitir d in ie n
von Dax, nahe der spanischen Grenze.
Danach wurde nach Holland verlegt, um an der geplan­
■ ■ ten Invasion Englands teilzunehmen. Doch Mitte Dezember
Cagliari wurde Holland wieder verlassen, es ging erneut nach Frank­
200 km - reich. ln dieser Zeit war Skorzeny vor allem mit der techni­
KARTE
schen Wartung und Reparatur von Fahrzeugen beschäftigt.

Deutsche Mllitärzeitschrlft - Sonderausgabe Waffen-SS^ 3


Soldatenporträt

Panzergruppe Guderian mit. Anfang 1942 mußte Skorze-


ny mit Ruhr und Gallenkoliken ins Lazarett nach Karls­
bad. Danach kam er zur Ersatzeinheit der „Leibstandarte“
nach Berlin. Nach einigen Prüfungen wurde er zur SS-Di-
vision „Totenkopf‘ versetzt, die zu einer Panzerdivision
umgerüstet wurde. Allerdings mußte Skorzeny wegen ei­
nes Ruhrrückfalls im Winter 1942/43 wieder zur Ersatz­
einheit der „Leibstandarte Adolf Hitler“ nach Berlin zu­
rückversetzt werden. Nach erneuter Genesung wollte
Skorzeny in eine Kampfeinheit zurückkehren.
Zuvor hatte er sich bereits Gedanken über neue Metho­
den der Kampfführung gemacht. Beides trug er nun Ober­
gruppenführer Hans Jüttner, dem Chef des Führungs­
hauptamtes der Waffen-SS vor. Aufgrund von Skorzenys
Vorstellungen über eine neue Kriegsführung, seiner tech­
nischen Ausbildung, seiner Fähigkeit, Flugzeuge und fast
alle deutschen und teilweise auch feindlichen Panzer fah­
ren zu können und seiner Fronterfahrungen, eröffnete
ihm Jüttner, daß ein Offizier zur Aufstellung und Kom­
Soldaten des Jagdkommandos bereiten sich mandierung einer „z.b.V.-Einheit“ (Einheit zur besonderen
a u f dem Militärßugplatz Pratica di Mare Verwendung) gesucht würde. Es solle ein Bataillon in
bei Rom a u f den bevorstehenden Einsatz vor. Friedenthal bei Berlin und eine Schule „Seehof1 bei Den
Haag errichtet werden, die für spezielle Aufträge vorge­
Im März 1941 nahm die Division am Balkanfeldzug teil. sehen seien. Skorzeny nahm den Posten an. Es erfolgte die
Nach einem erfolgreichen Spähtruppunternehmen wurde Beförderung zum Hauptsturmführer. Als Skorzeny in Frie­
Skorzeny von Standartenführer Hansen zum Untersturm­ denthal ankam, erwarteten ihn schon etwa 300 Freiwilli­
führer, kurze Zeit später zum Obersturmführer befördert. ge des „Sonderverbandes z.b.V. Friedenthal“. Die Mehrheit
bestand aus Reichsdeutschen, aber auch einige Holländer
Teilnahme am Unternehmen „Barbarossa“ und Flamen sowie Volksdeutsche aus Ungarn und Rumä­
Am 21. Juni nahm Skorzeny als Soldat seiner Division, nien waren dabei.
die Guderians Panzergruppe 2 unterstellt war, am Angriff
auf die Sowjetunion teil. Dabei kämpfte Skorzeny u.a. mit Eine Vielzahl verwegener Einsätze
einem Zug Sturmartillerie auch bei den heftigen Gefech­ Die Vielzahl an geplanten und ausgeführten Einsätzen
ten um die Festung Brest-Litowsk. Anschließend machte von Skorzenys Sonderverband können in diesem Rahmen
er den weiteren Vormarsch seiner Division im Rahmen der nicht wiedergegeben werden. Angefangen von der we­
Soldatenporträt

nigstens teilweise erfolgreichen Operation „Franz“, dem


Entfesseln eines Guerillakrieges im Irak und Iran mit Hil­
fe englandfeindlicher Stämme - beispielsweise den
Kaschgai-Kriegern - über geplante Sabotageunterneh­
mungen hinter dem Ural, bis zum Unternehmen „Greif*,
dem Einsatz hinter den feindlichen amerikanischen Linien
zu Beginn der Ardennen-Offensive, jeder einzelne Einsatz
wäre einen eigenen Bericht wert.
Doch die berühmteste Tat Skorzenys und seiner Männer
war die Befreiung Mussolinis, die ihn weltweit bekannt
machte.
Am 26. Juli 1943 wurde Skorzeny von Hitler persönlich
mit der Befreiung des Duce beauftragt. Dieser war Opfer
einer Verschwörung des faschistischen Großrates gewor­
den und war vom König festgesetzt. Sein Nachfolger war
Marschall Badoglio. Hitler legte dar, daß es einem Treue­
bruch gleichkomme, wenn er Mussolini im Stich lasse.
Skorzeny wurde zur strengsten Geheimhaltung verpflich­
tet, ansonsten hatte er aber weitgehend freie Hand. Er
wurde der Luftwaffe und General Student unterstellt. In einer Blitzaktion stürmen die SS-Männer in
Skorzeny gab an seinen Verband durch, daß sofort dreißig Fallschirmjägeruniformen und Fallschirmjäger das Ho
Freiwillige in Fallschirmjägeruniformen zu stecken seien. tel, um den Duce zu befreien.
Um 6 Uhr morgens sei der Abflugtermin, der Ankunftsort
wäre geheim. ort herausgefunden hatte und ein Befreiungseinsatz von
Hitler genehmigt worden war, erreichte Skorzeny die
Als Ordonnanzoffizier in Italien Nachricht, daß der Duce weggeflogen worden sei. Die Su­
Die Männer des Sonderverbandes wurden in Pratica di che begann von neuem. Die Lage wurde auch nicht ein­
Mare einquartiert. Skorzeny fungierte als Ordonnanzoffi­ facher, als am 8. September bekannt wurde, daß Italien
zier von Student. Dabei konnte er feststellen, daß die bereits einige Tage zuvor - trotz aller Zusicherungen an
deutsche militärische Führung in Italien die Lage völlig Deutschland - vor den Alliierten kapituliert hatte. Die
falsch einschätzte und an den Verbleib Italiens auf deut­ Vorbereitungen zur Befreiung fielen mitten in die chaoti­
scher Seite glaubte. Die Männer um Skorzeny versuchten sche Zeit der Entwaffnung der italienischen Verbände,
herauszufinden, wo Mussolini gefangengehalten wurde. wobei die deutschen Truppen des Problems relativ schnell
Die Suche gestaltete sich schwierig. Nachdem man zu­ Herr wurden.
nächst Ende August die Insel Maddalena als Aufenthalts- Ein aufgefangener Funkspruch wies letztlich die Spur
zum Felsmassiv des Gran Sasso und dem darauf befind­
lichen und nur per Seilbahn erreichbaren Hotel Campo
Das imposante Gran Sasso-Bergmassiv. Imperatore. Skorzeny selbst machte die Luftbilder vom
Dort lag das Hotel „Campo Imperatore“ Einsatzort, um danach mit seinem Adjutanten Karl Radi
in dem Mussolini gefangen den Einsatzplan auszuarbeiten. Dieser wurde nach einge­
gehalten wurde. henden Abwägungen am 12. September 1943 als Unter­
nehmen „Eiche“ umgesetzt: Die Talstation der zum Hotel
führenden Seilbahn wurde von dem Fallschirmjäger-
Lehrbataillon unter Major Mors besetzt und die Kommu­
nikationskanäle unterbunden. Gleichzeitig - um eine
Alarmauslösung zu verhindern - landeten die Männer
Skorzenys und weitere Fallschirmjäger mit zwölf motor­
losen Lastenseglern DSF-230 in einem waghalsigen Ma­
növer auf der kleinen Bergplattform vor dem Hotel. Ziel
war die Ausnutzung des Überraschungsmoments, um je ­
des Blutvergießen zu vermeiden und den Duce unverletzt
in die Hände zu bekommen. Dieses Ziel wurde erreicht.
Kaum auf festem Boden, stürmten die deutschen Kom­
mandosoldaten in das Hotel, überwältigten die Wach­
mannschaft und meldeten Mussolini seine Befreiung.
Trotz aufgetretener Schwierigkeiten - so gingen bei­
spielsweise zwei Lastensegler im Anflug verloren - wur­
de das gefährliche Unternehmen unblutig und erfolgreich
durchgeführt.
förderung zum Sturmbannführer unterrichtete - flogen sie
nach einigen Aufenthalten zu Hitler ins Führerhauptquar­
tier, wo sie am 15. September ankamen.

Der Krieg geht weiter


Weltweit wurde dieses Unternehmen als militärischer
Geniestreich bekannt. Doch für Skorzeny und seine Män­
ner ging der Krieg weiter. Skorzeny, der später noch das Ei­
chenlaub zum Ritterkreuz erhielt, wurde Führer der SS-
Jagdverbände, in die auch viele ehemalige Soldaten des
Sonderverbandes „Brandenburg“ integriert wurden. Er und
seine Männer standen in schweren Einsätzen an allen
Fronten, vor allem in Ungarn, in den Ardennen und an der
Oder. Sein letzter Dienstgrad war Obersturmbannführer.
Am 15. Mai begab sich Skorzeny in amerikanische Ge­
fangenschaft, aus der er aber 1948 wieder floh. 1949
setzte er sich nach Spanien ab, wo er Geschäftsmann
wurde. Später betrieb er in Irland nebenher eine Schaf­
zucht. Er starb am 6. Juli 1975 in Madrid, noch immer
seinen Idealen treu. □
Unverletzt konnte Benito Mussolini von Skorzeny und
seinen Männern befreit werden. OTTO WOLF

Ein abenteuerlicher Start mit dem Fieseier Storch


Nach der Befreiung bestand das Problem des Transpor­ Die Kommandounternehmen des
tes von Mussolini. In einem waghalsigen Flugunterneh­ Sturmbannführers Otto Skorzeny
men startete der Pilot eines bereitstehenden Fieseier Storch sind bereits Legende. Sein Bravour­
- der zweite hatte eine Bruchlandung gemacht Haupt­ stück war die Blitzbefreiung Musso­
linis, der vom italienischen König
mann Gerlach, mit dem Duce und Skorzeny an Bord. Das auf dem unzugänglichen Bergmassiv
Flugzeug war überladen, eine genügend lange Startbahn des Gran Sasso festgesetzt war. Mit
nicht vorhanden. Als das Flugzeug den Boden verließ, Skorzenys Adjutanten Karl Radi er­
greift eine der Schlüsselfiguren des
sackte es an der Felswand ab, doch Hauptmann Gerlach Unternehmens das Wort. Ein zeitge­
konnte es abfangen und brachte es unter Kontrolle. Über schichtlicher Thriller mit atemberau­
Rom, wo Skorzeny und Mussolini in eine Heinkel 111 U m ­ benden Farbfotos. Das Buch ist im
stiegen, und Wien - wo Skorzeny sogleich das Ritterkreuz Pour le Merite-Verlag erschienen und kostet € 25,95. 288 S., 32
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42 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMZ

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Die Vorgängerin der Waffen-SS
ach dem Ende des Ersten Weltkrieges versuchten
^ Kommunisten, durch bewaffnete Aufstände in
Deutschland die Macht zu erobern und ihre Diktatur zu
Deutschland vor, doch als Folge einer falschen Befehls­
übermittlungwurde im Oktober 1923 der Aufstand ledig­
lich in Hamburg ausgelöst und konnte schnell niederge­
errichten. Dazu rekrutierten sie desertierte und aus den schlagen werden, weil es hier nicht auch noch zu einem
Streitkräften entlassene Soldaten sowie marxistisch be­ von den Kommunisten erhofften Generalstreik kam. Die
einflußte, von ihnen so bezeichnete „Proletarier“. Unter­ Kämpfe von 1919 bis 1923 hatten Tausende von Toten zur
stützt wurden sie dabei durch Instrukteure, Waffen und Folge.
Geld aus dem bolschewistischen Rußland. Die Abwehr Ihre Niederlagen hielten die Kommunistische Partei
dieser Aufstände war nur in einem mehrjährigen Bürger­ Deutschlands aber keineswegs vom Ziel einer gewaltsa­
krieg möglich, in dem aus freiwilligen Soldaten gebildete men Machtübernahme ab. Ein „Militärprogramm der
Verbände in harten und verlustreichen Kämpfen den Sieg KPD“ aus dem Jahr 1925 propagierte unverdrossen die
über die Kommunisten davontrugen. Schwerpunkte dieses „Vorbereitung und Führung bewaffneter Aktionen der Ar­
Bürgerkrieges waren 1919 Berlin, das Ruhrgebiet, Mün­ beiterklasse zum revolutionären Sturz des Imperialismus“.
chen, Mitteldeutschland und Küstenstädte an der Nordsee. Der 1924 gegründete „Rote Frontkämpferbund“ (RFB) er­
Im Frühjahr 1920 mußte im Ruhrgebiet eine aus mehr als warb sich, wie es in dem 1987 im „Militärverlag der Deut­
60.000 Aufständischen gebildete „Rote Armee“ niederge­ schen Demokratischen Republik“ erschienenen Buch Ge­
käm pft werden. 1921 verlagerte sich der Krieg in das schichte der Militärpolitik der KPD heißt, „große Verdien­
mitteldeutsche Industriegebiet und das Vogtland. Zwei ste ... bei der Wehrhaftmachung des Proletariats. Sie
Jahre später bereiteten sich die Kommunisten mit neuge­ schloß körperliche Ertüchtigung, die militärpolitische
bildeten „proletarischen Hundertschaften“ in Stärke von Schulung sowie die Vermittlung militärischer Grund­
133.000 „Kämpfern“ auf die Machtübernahme in kenntnisse ein“. Nach dem Verbot des RFB 1929 setzten

Die SS-Verfiigungstruppe wird häufig zu reprä­


sentativen Aufgaben herangezogen. Anläßlich
der Münchner Konferenz stellt das SS-Regiment
„Deutschland“ am 29. September 1938 eine Eh­
renkompanie a u f dem Münchner Flugplatz Ober-
wiesenfeld zum Empfang der Staatschefs Eng­
lands und Frankreichs.
c^eschichte

ein „Kampfbund gegen den Faschismus“ und ein illegal tätiger „Mili­
tärpolitischer Apparat“ der KPD die Vorbereitung des bewaffneten
Aufstandes fort.

Ständige Bedrohung durch die Kommunisten


Die Regierungen der Weimarer Republik lebten ständig in der Furcht
vor neuen, von den Kommunisten ausgelösten Bürgerkriegen, und
diese Bedrohung bestand weiter, als am 30. Januar 1933 Adolf Hitler
Reichskanzler wurde. Noch am selben Tag rief die KPD zum General­
streik gegen die „faschistische Terrorherrschaft“ auf und forderte:
„Fort mit Hitler, Papen, Hugenberg!“ Aber es streikte niemand. Das
Zentralkomitee der KPD erklärte darauf, die „bewaffneten Kämpfe der
revolutionären Arbeiter“ hätten nur dann einen Sinn, wenn sie von
„Streiks und anderen Massenaktionen“ der „Arbeiterklasse“ unter­
stützt würden. Mit denen rechnete man jedoch in Kürze, da es zu „ei­
ner raschen Zuspitzung der Krisenerscheinungen des Naziregimes“
SS-Obergruppenführer und General der Waf-
kommen werde, ausgedrückt in der Parole der Kommunisten: „Nach
fen-SS Felix Steiner revolutioniert Ausbildung
Hitler - wir!“ Bis dahin wurde illegal „auf den Sturz der faschistischen
und Erziehung seiner Soldaten. An Stelle des
Diktatur durch den bewaffneten Aufstand“ hingewirkt. Ein vom emi­
reinen Drills tritt von nun ab die Ausformung
grierten Parteivorstand der KPD beschlossener und von Wilhelm Pieck
zum selbständig handelnden Einzelkämpfer, ei­
Unterzeichneter Aufruf vom 14. f September 1933 verkündete:
ner der Grundsteine fü r die herausragenden
„Die Kommunistische Partei spricht es auch heute offen aus,
Leistungen der SolUaten im Zweiten Weltkrieg.
daß die Hitlerdiktatur nur gestürzt werden kann durch den General­
streik und seine Überleitung in die gewaltsame Erhebung der Mehr­
heit des deutschen Proletariats. ... Aber gerade darum verfolg! die

I OLL
it#ü §€NÜPt
später, beim Regierungsantritt der Nationalsozialisten, je­
doch schon 50.000. Aus ihren Reihen wurden 1933 die er­
sten Freiwilligen für eine bewaffnete und kasernierte SS-
Verfügungstruppe (VT) geworben, die für die Abwehr
kommunistischer Aufstände vorgesehen war. Sie unter­
schied sich somit von anderen bewaffneten Kräften in
Deutschland wie auch von den nichtkasernierten Ange­
hörigen der SS. Es entstanden vier Einheiten der Verfü­
gungstruppe, die nach und nach die Stärke und Gliede­
rung von Regimentern, genannt Standarten, erreichten. In
Berlin wurde die „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ gebildet,
in München die Standarte „Deutschland“ und in Hamburg
die Standarte „Germania“. Nach dem Zusammenschluß
Österreichs mit dem Deutschen Reich kam in Wien noch
die Standarte „Der Führer“ hinzu. Bei Ausbruch des Zwei­
ten Weltkriegs gehörten zur Verfügungstruppe 18.000
In den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg gediehen extre­
Mann. Besoldet wurde sie durch den Reichsminister des
me Gruppierungen wie der rote Spartakusbund. Doch
Innern.
gleichzeitig regte sich immerfort Widerstand gegen die
Zu dem befürchteten kommunistischen Aufstand kam es
marxistischen Umtriebe (oben im Berliner Lustgarten).
jedoch nicht, und so konnte die Truppe zunehmend für re­
Kommunistische Partei keine »geheimen Aufstandspläne1, präsentative Aufgaben eingesetzt und auf eine militäri­
sondern bereitet frei und offen mit den Massen die ge­ sche Verwendung vorbereitet werden. Ihre Gliederung,
waltsame Erhebung gegen die Hitlerdiktatur vor.“ Die Bewaffnung und Ausbildung erfolgten daher nach dem
Reichsregierung und die sie mehrheitlich tragende Natio­ Vorbild des Heeres, und dessen Oberkommando sollte sie
nalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP) hatten auch im Kriegsfall unterstehen. Der Reichsverteidigungs­
also mit dem Versuch einer bewaffneten Machtübernah­ minister kommandierte deshalb auch zur Verfügungs­
me der Kommunisten zu rechnen. Wäre er erfolgreich ge­ truppe Lehroffiziere, ließ SS-Führer zur Dienstleistung
wesen, dann hätten in Deutschland, wie bereits im bol­
schewistischen Rußland, millionenfacher Mord und die
Terrorisierung ungezählter Menschen gedroht. Für die Ab­
wehr kommunistischer Aufstände war die Polizei kaum
geeignet, denn sie war zur Einhaltung der gesetzlichen
Ordnung mit nichtmilitärischen Mitteln ausgebildet wor­
den und auch von ihrer Zahl und Bewaffnung her dem
Gegner nicht gewachsen. Die Reichswehr hingegen hatte
sich nur auf einen Krieg mit den Streitkräften eines feind­
lichen Staates vorbereitet. Die Niederschlagung einer be­
waffneten Erhebung im eigenen Land erforderte jedoch
eine andere Kampfesweise, und für den militärischen Ein­
satz gegen Landsleute wäre auch sicher nicht jeder Sol­
dat psychisch stark genug gewesen.

Aufstellung einer Abwehrtruppe


1933 war daher eine Truppe aufzustellen, die sich in ei­
nem von den Kommunisten angedrohten Bürgerkrieg be­
haupten konnte. Diese Aufgabe übertrug Adolf Hitler der
Schutzstaffel (SS) der NSDAP. Sie war 1926 gegründet
worden mit dem Ziel, Führer und Redner der Partei vor
Angriffen marxistischer Gewalttäter zu schützen, wäh­
rend eine Sturmabteilung (SA) Versammlungen, Kundge­
bungen und Aufmärsche sichern sollte. In die SS durften
nur Parteimitglieder im Alter von 23 bis 35 Jahren ein-
treten, die zwei Bürgen benennen konnten, fünf Jahre
lang an ihrem Wohnort polizeilich gemeldet sowie gesund
und körperlichen Belastungen gewachsen waren. Sie
mußten sich zu einer besonderen Disziplin verpflichten
und Adolf Hitler einen persönlichen Treueid leisten. Ihre
Zahl betrug im Januar 1929, als Heinrich Himmler ihr
Reichsführer wurde, 280 in ganz Deutschland, vier Jahre
beim Heer versetzen und VT-Verbände an Manövern teil­
nehmen. Dabei blieb die VT aber immer eine Gliederung
der NSDAP. In einem Erlaß vom 17. August 1938 stellte
Adolf Hitler fest: „Die SS-Verfügungstruppe ist weder ein
Teil der Wehrmacht noch der Polizei. Sie ist eine stehen­
de bewaffnete Truppe zu meiner ausschließlichen Verfü­
gung. Als solche und als Gliederung der NSDAP ist sie
weltanschaulich und politisch nach den von mir für die
NSDAP und Schutzstaffel gegebenen Richtlinien durch
den Reichsführer-SS auszuwählen.“ Die Bedingungen für
die Aufnahme in die VT waren außerordentlich streng. Die
Freiwilligen mußten besonderen körperlichen Anforde­
rungen genügen, zu einer harten Ausbildung bereit sein,
die meist durch zur Truppe übergetretene Berufssoldaten
erfolgte, und sich zu langen Dienstzeiten verpflichten.
Größter Wert wurde dabei auf Kameradschaft und Ver­ Der Soldat Steinerscher Prägung soll sich im Gelände zu
trauen zwischen Führern und Mannschaften gelegt, Ehr­ Hause fühlen und auch nach hohen Marschleistungen
lichkeit und Achtung unter Kameraden galten als selbst­ noch in der Lage sein, sich blitzschnell, jede Gelände­
verständlich, weltanschauliche Schulung machte mit den deckung ausnützend und schießend an den Gegner heran­
Zielen der NSDAP sowie mit ihren Gegnern, vorzugsweise zukämpfen. Zu diesem Zweck dient unter anderem die
dem Kommunismus, vertraut. Ausbildung a u f der Hindernisbahn.
A m Abend des 9. November 1938 ist die Einrichtung eigener Führerschulen
SS-Verfügungstruppe zur Vereidigung der neuauf- 1934 und 1935 begann auch die Ausbildung des Offi­
zunehmenden SS-Männer durch den Reichsführer-SS ziers- oder Führernachwuchses auf eigenen Kriegsschulen
um Mitternacht a u f dem Odeonsplatz in München der Verfügungstruppe in Bad Tölz und Braunschweig.
vor der Feldherrnhalle angetreten. Dort wurden geeignete Anwärter in zehnmonatigen Kur­
sen ausgebildet und nach bestandenen Prüfungen zu Füh­
rern befördert. Die Auswahl dieser Junker erfolgte nach
strengen Maßstäben. Äußeres Erscheinungsbild und fami­
liäre Herkunft gehörten ebenso zu ihrer Beurteilung wie
polizeiliches Führungszeugnis und Schuldenerklärung.
Für den Eintritt in die Junkerschulen gab es keine Bil­
dungsschranken. Es konnte auch ohne Abitur aufgenom­
men werden, wer die fachlichen und charakterlichen Vor­
aussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme an der Aus­
bildung mitzubringen schien. Die Anforderungen waren
jedoch derart hoch und die Beurteilungsgrundsätze so
streng, daß etwa ein Drittel der Lehrgangsteilnehmer die
Prüfungen nicht bestanden oder aufgrund von Persön­
lichkeitsmängeln nicht zu Führern befördert wurden. Die
Erziehung zu Kameradschaft und verantwortungsbewuß­
tem Handeln und Verhalten gegenüber Untergebenen
standen im Mittelpunkt der Ausbildung. Sport wurde in
Bad Tölz und Braunschweig, anders als in den Kriegs­
schulen des Heeres, täglich betrieben. Musischer Unter­
richt, Vorträge über Politik, Wissenschaft und Kunst, die
Vermittlung gesellschaftlicher Umgangsformen und häu­
fige Bildungsreisen ergänzten den Unterricht. Unehren­
haftes Verhalten sowie Alkohol- und Nikotinmißbrauch
wurden streng bestraft.

General Hausser wird Inspekteur


1936 wurde Paul Hausser, ein ehemaliger Generalleut­
nant der Reichswehr, zum Inspekteur der Verfügungs­
truppe ernannt und bildete aus ihr eine vollwertige
Kampftruppe, die Ende 1937 als kriegsverwendungsfähig
bezeichnet werden konnte und über alle für einen Front­
einsatz erforderlichen Waffen und Geräte verfügte. Sie

47
p
hatte inzwischen auch bildung begann dann
zu einer Ausbildung ge­ die Zusammenarbeit im
funden, die sich von der Stoßtrupp, in dem MG-
des Heeres unterschied. Schützen, Scharfschüt­
Entwickelt hatte sie Fe­ zen, Gewehrgranaten-
lix Steiner, Komman­ schützen und Handgra­
deur des Regiments natenwerfer wie in ei­
„Deutschland“, auf­ ner wohlgeölten Ma­
grund seiner Erfahrun­ schine zusammenspiel­
gen aus dem Ersten ten und jeder von ih­
Weltkrieg. Er verfolgte nen einen scharfumris-
damit des Ziel, be­ senen Kampfauftrag
sonders geschulte An­ besaß.“ Das Konzept
griffstruppen für Offen­ Steiners, ganze Regi­
sivaufgaben zu schaf­ menter in Stoßtrupps
fen. Steiner schrieb zu gliedern, die dem
über sein Ausbildungs­ Feind in Nahkämpfen
programm: „Jeder Sol­ überlegen waren und so
dat mußte ein Leicht­ Reichsführer-SS Heinrich Himmler (links) am 4. Juni 1939 a u f eine geringere Zahl von
athlet werden. Er mußte dem Großdeutschen Reichskriegertag in Kassel. Neben ihm sitzen Soldaten ausgleichen
ebenso schnell laufen, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Generaloberst konnten, setzte sich in
wie blitzschnell, hoch Wilhelm Keitel, der Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst kürzester Zeit in der
und weit springen, weit Walter von Brauchitsch und der Oberbefehlshaber ganzen Verfügungs­
werfen und ausdauernd der Kriegsmarine Großadmiral Erich Raeder. truppe durch.
marschieren können. ...
Nach einem Jahr täglicher Körperausbildung und darauf Erste Bewährung
aufgebauter leichtathletischer Arbeit hatte sich im gan­ Die hervorragende Ausbildung und der Kampfgeist ih­
zen Regiment ein sportlicher Soldatentypus entwickelt, rer Männer bewährten sich zum erstenmal im September
dem die tägliche sportliche Betätigung zur zweiten Na­ 1939 im Polenfeldzug und waren die Voraussetzung da­
tur geworden war und Nikotin und Alkohol kein Be­ für, daß nach ihrem Vorbild im Verlauf des Krieges 38
dürfnis mehr w aren .... Der so ausgebildete Soldat konn­ Panzer-, Panzergrenadier-, Grenadier-, Gebirgs- und Ka-
te in kurzen Sprüngen drei Kilometer in 20 Minuten vor­ vallerie-Divisionen in einer Stärke von einer Million Sol­
wärts hechten, ohne dabei Atemnot zu bekommen. Er daten aufgestellt wurden, die an allen Fronten ihre Pflicht
verstand es, sich wie ein Indianer geräuschlos und un­ erfüllten. Den Grundstock dieser ab November 1939 so
ter Ausnutzung aller vorhandenen Deckungen an sein bezeichneten Waffen-SS bildete die Verfügungstruppe.
Ziel heranzupirschen und es dann blitzschnell anzu­ Damit endete ihre Geschichte. □
springen, nachdem er es mit Handgranaten und MP-Feu-
er niedergehalten hatte. Nach einer solchen Grundaus­ REINHART OLTMANN

zum Braunen Haus


J Ullipt® Viktor Ullrich:
ff 1 gp0lif|ßI München 1923-1938. Zeitgeschichte in Farbe. - Keine Stadt Deutschlands
i H 4 «^000^ hatte für die NS-Bewegung solche Bedeutung wie die bayerische Metropole
I München. Hier beklagte die Partei beim Marsch auf die Feldherrnhalle 1923
. ihre ersten „Blutopfer‘, von hier war der Siegeszug der NSDAP ausgegangen, i
I * ;i- i hier - und nicht in Berlin —blieb auch nach der Regierungsübernahme 1933
ib irfS p l « B l die Parteizentrale. Auf überragenden Farbfotos nehmen wir an Parteiaufmär- j
I '' ’ ^ t | f sehen (u.a. jährlich zum 9. November), Paraden, Empfängen (u.a. Münch-
I " TSmf l S l I l f l ner Konferenz) und Festakten teil, sehen die damals bedeutenden Stätten
^ i w*e ®raunes Haus, Führerbau und Ehrentempel am Königsplatz, Feld- |
herrnhalle, Haus der Deutschen Kunst und folgen der NS-Prominenz
; Hgr J J * j* in das Innere von Führerbau und Braunem Haus. Der sachkundige
^ j g m > Text erzählt die NS-Geschichte Münchens und beschreibt wie ein jjffi
Stadtführer alle für die „Bewegung“ bedeutenden Gebäude.
Band 1: München 1919—1938 Band 2: München 1939—1941 Band 3: München 1941—1946#
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Der Allmächti< m
Reichsführer-SS Heinrich Himmler
er war der zweitmächtigste Mann des Dritten Rei­ Untereinheit der SA waren. Durch die Tatkraft des
ches hinter Hitler? Gewiß nicht sein nomineller schmalen, unscheinbaren jungen Mannes wuchs die Mit­
Stellvertreter in der Partei, der eher introvertierte Rudolf gliederzahl auf 2.700 Mann 1930, 50.000 Mann 1932
Heß. Auch nicht sein designierter Nachfolger Hermann und 210.000 Mann im Jahre 1937. 1931 schlug seine SS
Göring, der spätestens seit Stalingrad bei Hitler in Un­ eine SA-Meuterei nieder und beteiligte sich 1934 an der
gnade fiel. Viele sehen eine Menge faktischer Macht bei Entmachtung der SA im Zuge der Niederschlagung des
Hitlers Sekretär Martin Bormann. Wer aber verfügte im Röhm-Putsches.
Dritten Reich über eine eigene Geheimpolizei, gar über ei­
ne eigene bewaffnete Armee? Nur der Reichsführer-SS Ausgeprägte Loyalität
und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, besaß Wegen seiner besonders ausgeprägten Loyalität
diese Machtfülle. gegenüber Adolf Hitler übertrug ihm dieser immer wei­
Himmler wurde 1900 in München geboren, war Frei­ tere Kompetenzen. So wurde er während des Dritten
williger im Ersten Weltkrieg und trat nach Kriegsende in Reiches Chef der deutschen Polizei, womit ihm u.a. die
das „Freikorps Lauterbach“ ein, das an den Kämpfen ge­ Geheime Staatspolizei (Gestapo) unterstand. Seit 1934
gen die kommunistische Räterepublik in München teil­ erhielt die SS die Verantwortung über die Konzentra­
nahm. Er absolvierte ein Studium als Diplomlandwirt, tionslager (KL) in Deutschland. Als KL-"
das er 1923 abschloß. In die NSDAP war er bereits 1922 schäften wurden spezielle Einheiten, die so
eingetreten, nahm 1923 am Marsch auf die Feldherrn- SS-Totenkopfverbände, ausgebildet, die (bis auf
halle teil und trat nach der Neugründung 1925 der Par­ zur Waffen-SS versetzte Wachsoldaten) nichts mit
tei sofort wieder bei. Seine Laufbahn in der SS begann späteren Waffen-SS-Verbänden zu tun hatten.
1922 als Mitglied Nr. 168, 1927 war er bereits stellver­ Zeichnung einer Waffen-SS-Division mit dem
tretender Reichsführer SS und 1929 Reichsführer der „Totenkopf1 nährte jedoch dieses
insgesamt nur 280 SS-Mitglieder, die damals noch eine Himmlers Name verbindet sich insbesondere mit

Heinrich Himmler mit Frau Margarete Himmler als enger Vertrauter Hitlers a u f dem Berghof.
und Tochter Gudrun im Jahr 1930. Hitler übertrug ihm immer weitere Kompetenzen.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


Himmlers Name verbindet sich mit Heinrich Himmlers Totenmaske
der Judenverfolgung im Dritten Reich. befindet sich heute in England.
denverfolgung im Dritten Reich und den Deportationen Zweifel am Selbstmord
nach Auschwitz und in andere Lager in Polen im Rah­ 1944 wurde Himmler zum Befehlshaber des Ersatzhee­
men der „Endlösung der Judenfrage“. res und Chef der Heeresausrüstung, im Januar/Februar
1933 begann die SS, bewaffnete Einheiten aufzustellen, 1945 kurzzeitig auch Oberbefehlshaber der Heeresgruppe
die sich SS-Verfügungstruppe nannten und in Stabswa­ Weichsel. Wegen geheimer Verhandlungen mit den West­
chen aufgeteilt waren. Im März 1933 entstand für Hitlers mächten über einen Separatfrieden wurde er im April
persönlichen Schutz die „SS-Stabswache Berlin“, aus der 1945 von Hitler aller Ämter enthoben und aus der NSDAP
1934 die „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ wurde und zu ausgestoßen. Am 22. Mai 1945 geriet er in Niedersachsen
Regimentsstärke anwuchs. Es folgten die SS-Regimenter in britische Gefangenschaft. Nach alliierter Lesart nahm er
„Germania“ und „Der Führer“. 1939 wurde die erste Divi­ sich am 23. Mai in einer englischen Dienststelle in Lüne­
sion der Verfiigungstruppe „Das Reich“ aufgestellt, die be­ burg mittels einer Zyankalikapsel das Leben. Die immer
reits am Polenfeldzug teilnahm. In einer SS-Dienstanwei- wieder geäußerten Zweifel an der Selbstmordthese wur­
sung Heinrich Himmlers vom 22.11.1939 taucht erstmals den 2005 durch mehrere Buchveröffentlichungen auslän­
der Begriff „Waffen-SS“ auf. Damit war aus der SS-Ver­ discher Historiker verstärkt, die von einem Mord durch bri­
fügungstruppe die Waffen-SS geworden, die bis 1945 fast tische Geheimdienstmitarbeiter ausgehen. □
eine Million Soldaten umfassen sollte und verwaltungs­
technisch Heinrich Himmler unterstand. MORITZ FINKSCHOR

Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler nimmt 1938 a u f dem Heldenplatz in Wien die Vereidigung
der österreichischen Polizei a u f A dolf Hitler vor.

52 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMB


B er K d d is fü h m 0 5
ßlteöm m g in fjauptäm tct und pm tcr

Der R eichsführer SS
J L
Chef d. pers. Personal­ Chef des Verwaltungs- Reichs-Arzt Amt für Bevöl­
Stabes RF SS kanzlei SS-Gerichts Chef SS SS kerungspolitik

SS-HaiLiptamt
Chef d. SS-Hpt.-Amtes

Führer der
Totenkopf-
Verbände
Adjutantur Stabs­
Sicherheitsdienst u. Insp. KL kommandant Rasse- u. Siedlungs-
Hauptamt Hauptamt
Chef d. SD.-Hpt.-Amtes Inspekteur der Inspekteur der Chef d. RuS.-Hpt.-Amtes
I Verf.-Truppe u. Grenz- und 1
Stabsführer der Führer-Schul, Wacheinheiten Stabsführer
T
Amt für Amt für Amt f. Nach­
Führungs­ Personal­ Verwal­ Sanitäts­ Ergän­ Archiv­ Beschaf­
Sicherheits- Leibes­ richtenver­
amt amt tungsamt amt zungsamt amt fungsamt
Aufgaben übungen bindungen
I II IV V VI VIII IX
VII X XI

Organisations u. Rasseamt Schulungsamt Sippenamt Siedlungsamt Amt für Archiv-


Verwaltungs-Amt u. Zeitungswesen

GlteÖming Der 5djut5ftaffdn ÖetTlSIlflp.

Die Dienstrangordnung in der SS


SS-Dienstrang entspr. Wehrmacht-Rang SS-Dienstrang entspr. Wehrmacht-Rang
SS-Mann Schütze SS-Hauptsturmfiihrer Hauptmann
SS-Sturmmann Gefreiter SS-Sturmbannführer Major
SS-Rottenführer Obergefreiter SS- Obersturmbannführer Oberstleutnant
SS-Unterscharführer Unteroffizier SS-Standartenführer Oberst
SS-Scharführer Unterfeldwebel SS-Oberführer
SS-Oberscharführer Feldwebel SS-Brigadeführer Generalmajor
SS-Hauptscharführer Oberfeldwebel SS-Gruppenführer Generalleutnant
SS-Untersturmfiihrer Leutnant SS-Obergruppenführer General
SS-Obersturmführer Oberleutnant SS-Oberstgruppenführer Generaloberst

BMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 53


Felduniform und Dienstgradabzeichen für Mannschaften
Dienstgradabzeichen a u f linkem Kragenspiegel

SS-Mann SS-Sturmmann SS-Rottenführer

Dienstgradabzeichen a u f linkem Oberarm

SS-Oberschütze SS-Sturmmann SS-Rottenfiihrer

Schulterklappen

1 SS-Unter-
E
! scharführer SS
I SS-Junker Re
„Leibstandarte Unterführeran- ■ Nachrichten- Au
SS Adolf Hitler“ wärter SS „D“ ! einheiten
I Kriegsberichter
Rechte Kragenspiegel der Stammeinheiten der Waffen-SS
/
bis Obersturmbannführer sowie Namenszüge und Buchstaben a u f
Schulterstücken und Schulterklappen am 1. September 1939 [IB S 1

G f
„Leibstandarte SS-Standarte SS-Standarte SS-Standarte
SS Adolf Hitler“ „Deutschland“ „Germania“ „Der Führer“

SS-Pionier- SS-Naehrichten- SS-Junkerschule SS-Junkerschule SS-Hauptschar-


bataillon Abteilung Tölz Braunschweig
führer
Panzereinheiten
TT B
Die rechten Kragenspiegel der nach dem Fraiikreichfeldzug aufgestellten reichs-
deutschen Einheiten der Waffen-SS (einschl. SS-Panzergrenadier-Division Wiking)
trugen die beiden Sigrunen ohne Nummern, Buchstaben bzw. Waffenbezeichnungen
Ausnahmen:
SS-Polizei-Divison SS-Totenkopf-Division
1939-1941/42 1939-1945

EEEE7 SS-Unterscharführer
SS-Junker
Verwaltungsdienste
SS-0
d. R. ;
SS-Sturmmann Mannschaften Offiziere SS-Panzerdivision vefüh
SS-Fla-MG-Abt. der ab 1941 „Das Reich“ Wc
SS-Verfügungsdivision Unterführer und M annschaften in Weiß-Stickerei, Führer in Aluminumgespinst W<
1939/40

Die Divisionen der Waffen-SS


waren äußerlich denen der
Wehrmacht ähnlich, besaßen
jedoch einige Unterschiede und
waren sehr oft von größerer A
Personal- und Ausrüstungs­
stärke. Seit dem 22. Oktober
1944 erhielten die SS-Einhei-
ten fortlaufende Nummern.
l.SS-Panzer-Divi- 2. SS-Panzer- 3. SS-Panzer- 4. SS-Polizei- 5. SS-Panzer- 6. SS-Gebirgs- 7. SS-Freiwilligen- 8. SS-Kavallerie-
Insgesam t wurden 3 8 D ivi­ sion „Leibstandarte Division Division Panzergrenadier- Division Divison Gebirgs-Division Division
sionsnummern vergeben. SS Adolf Hitler“ „Das Reich“ „Totenkopf“ Division „Wiking“ „Nord“ „Prinz Eugen“ „Florian Geyer“

19. Waffen- 20. Waffen- 21. Waffen-Grena- 22. Freiwilligen- 23. SS-Freiwilli- 24. Waffen-Ge- 25. Waffen-Grena- 26. Waffen-Grena- 27. SS-Freiwilli- 28. SS-Freiwilli-
Grenadier-Division Grenadier-Division dier-Division der Kavallerie-Division gen-Panzergrena- birgs-Division der dier-Division der dier-Division der gen-Grenadier-Di- gen-Grenadier-Di-
der SS der SS SS „Skanderberg“ „Maria Theresia“ dier-Division SS „Karstjäger“ SS „Hunyadi“ SS „Hungaria“ vision der SS vision der SS
(lettische Nr. 2) (estnische Nr. 1) (albanische Nr. 1) „Nederland“ (ungarische Nr. 1) (ungarische Nr. 2) „Langemarck“ „Wallonien“

54 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DUZ


Dienstgradabzeichen Dienstgradabzeichen für Führer der Waffen-
für Unterführer der Waffen-SS SS - ohne Generale - 1939-1945
(1939-1945) Kragenspiegel, Schulterstücke und Waffenfarben ab
Kragenspiegel, Schulterklappen m it Waffenfarben ab 1.5.1940 sowie Rangabzeichen fü r Tamanzüge
1.5.40 sowie Rangabzeichen fü r Tamanzüge

I
SS-Standarten- SS-Untersturm- SS-Obersturm-
oberjunker führer führer
Infanterie Panzerpioniere Sanitätsdienste
Jnter-
führer SS-Scharführer SS-Oberscharführer
unker Reitereinheiten, Artillerie,
ichten- Aufklärungsein- Flakeinheiten
Leiten heiten
»erichter

v
&
I

Seitengewehrtroddel SS-Sturmbann- SS-Obersturm- SS-Hauptsturm-


für SS-Unterschar- führer bannführer führer
führer und SS- Pioniere Artillerie Veterinärdienste
Scharführer

SS-Sturmschar-
führer
Versorgungstruppen

SS-Oberscharfuhrer
d. R. z. V. und Reser- SS-Standarten- SS-Oberführer
veführeranwärter der SS-Obersturmführer/ führer Infanterie
Waffen-SS z.V. Unterführerdegen Bataillonsadjutant Gebirgsjäger
Wehrgeologen mit Portepee SS-Panzer-Division „Totenkopf4
Die Kragenspiegel wurden beiderseits getragen

9. SS-Panzer- 10. SS-Panzer- 11. SS-Freiwilli- 12. SS-Panzer- 13. Waffen-Ge- 14. Waffen- 15. Waffen- 16. SS-Panzergre- 17. SS-Panzergre- 18. SS-Freiwilli-
Division Division gen-Panzergrena- Division birgs-Division der Grenadier-Division Grenadier-Division nadier-Division nadier-Division gen-Panzergrena-
„Hohenstaufen“ „Frundsberg“ dier-Division „Hitlerjugend“ SS „Handschar“ der SS der SS „Reichsfiihrer-SS“ „Götz von dier-Division
„Nordland“ (kroatische Nr. 1) (galizische Nr. 1) (lettische Nr. 1) Berlichingen“ „Horst Wessel“

29. Waffen- 30. Waffen-Grena- 31. SS-Freiwilli- 32. SS-Freiwilli- 33. Waffen-Grena- 34. SS-Grenadier- 35. SS-Polizei- 36. Waffen- 37. SS-Freiwilli- 38. SS-Grenadier-
Grenadier-Division dier-Division der gen-Grenadier- gen-Grenadier- dier-Division der Öivision Grenadier- Grenadier-Division gen-Kavallerie- Division
der SS SS (weißrutheni- Division Division SS „Charlemagne“ „Landstorm Division der SS Division „Lützow“ „Nibelungen“
(italienische Nr. 1) sehe Nr. 1) „30. Januar“ (französische Nr. 1) Nederland“

DUZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 55


Zweiter Weltkrieg

Mord aus S
ber den Tod Himmlers und über seine letzten Lebens­
U wochen war bisher eher wenig bekannt. Diesem Miß­
stand hat der amerikanische Historiker Joseph Bellinger mit
einer aufregenden Studie (Himmlers Tod. Freitod oder
Mord? Die letzten Tage des Reiehsführers-SS) abgeholfen, in
der er die letzten Lebenswochen Himmlers minutiös aufge­
rollt und dabei bizarre Ereignisse zutage gefördert hat. Das
spektakulärste Ergebnis seiner Untersuchungen dürfte wohl
der Nachweis sein, daß Himmler sich am 23. Mai 1945 in ei­
ner britischen Dienststelle in Lüneburg keineswegs mit einer
Zyankalikapsel das Leben nahm, wie die offizielle Darstel­
lung bisher lautet, sondern von Mitarbeitern des britischen
Geheimdienstes ermordet wurde.

r
Schon seit 1943 war Himmler im Visier alliierter Ge­
heimdienste gewesen. Bei den Überlegungen, wie man die
NS-Führung auseinanderdividieren könne, hatte er als

A u f dem Z enit seiner M acht:


Reichsfiihrer-SS Heinrich H im m ler
meldet Reichskanzler A d o lf H itler
a u f dem Reichsparteitag 1938 in
Nürnberg, daß 2 0 .0 0 0 SS-M änner
und Angehörige der Deutschen
Polizei angetreten sind.
Zweiter Weltkrieg

latsräson?
h Himmler beseitigte
Zielperson eine zentrale Rolle gespielt. So hatte der Agent
Allen Welsh Dulles des US-amerikanischen Geheimdien­
stes OSS in der Schweizer Hauptstadt Bern ein Büro er­
öffnet und von dort aus Kontakte mit Angehörigen deut­
scher Widerstandskreise geknüpft. Er spannte systemati­
sche Fäden in die Umgebung Himmlers und erweckte sei­
nen Gesprächspartnern gegenüber den Eindruck, daß
Himmler ein begehrter und emstzunehmender Gesprächs­
partner des Westens sein würde, wenn Hitler, der „Verrück­
te“, erst einmal aus dem Weg geräumt sei. Im Frühjahr
1945 traten diese Kontakte in eine konkrete Phase. Insbe­
sondere Walter Schellenberg, nach dem Sturz von Admi­
ral Wilhelm Canaris im Jahre 1945 Chef des deutschen
Geheimdienstes, begann massiv auf Himmler einzuwir­
ken, sich von Hitler loszusagen und Verhandlungen mit A m 24. M ai 1945 wurde H immlers Leichnam aus ver­
den Westmächten über einen Sonderfrieden zu führen. schiedenen Perspektiven aufgenommen. Die Bilder zei­
Schellenberg, SS-Brigadeführer und Generalmajor der gen unter anderem Flecken von B lut und Wasser a u f
Waffen-SS, unterhielt enge Verbindungen mit dem Vize­ dem Boden. Die offensichtlich zerbrochene Brille ist
präsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke durch eine frem de ersetzt, die Nase gebrochen.
Bernadotte, der seinerseits mit Briten und US-Amerika- Roten Armee erkennen, was für eine Gefahr der Bolsche­
nem kooperierte. Himmlers dubioser Umgang, z.B. mit wismus für Westeuropa darstelle und sich in letzter Minute
seinem finnischen Masseur Felix Kersten und dem Ham­ gegen den Vormarsch der Roten Armee nach Westen stellen.
burger Astrologen Wilhelm Wulff erschwerten seine Po- In dieser Situation wollte Himmler sich, gestützt auf die
zusätzlich, denn beide arbeiteten ebenfalls mit
R Vertretern der Alliierten zusammen und wirkten
massiv auf Himmler ein, sich von Hitler loszu­
Waffen-SS, an die Seite der Briten stellen.
Was er nicht ahnte, war die Tatsache, daß es eine blan­
ke Illusion war, die Vereinigten Staaten von Amerika oder
sagen. Bellinger versteht es meisterhaft, die­ England könnten oder wollten ernsthaft mit ihm Z u ­
ses komplizierte Geflecht von Ränkespielen sammenarbeiten. Stets war es das Ziel der Geheimdienste
im Umfeld Himmlers offenzulegen. beider Länder gewesen, Himmler und Hitler auseinander­
zudividieren, und in der letzten Phase des Krieges war ih­
nen dies nun gelungen. Als Reaktion auf das Bekannt­
Angesichts der Exzesse der Roten Armee in werden der unautorisierten Sonderverhandlungen Himm­
Ostpreußen und Schlesien und der massiven lers wurde dieser im April 1945 von Hitler aller Ämter
Propaganda, der er durch Schellenberg, Ker­ enthoben und sogar aus der NSDAP ausgestoßen.
sten und Wulff ausgesetzt war, entfremdete Nicht nur, daß es keine Verhandlungsbereitschaft der
sich Himmler von dem Zwei-Frontenkampf, Engländer mit Himmler gab, ganz im Gegenteil beabsich­
den Hitler nach wie vor gegen den Osten und tigten die Briten, mit Himmler „kurzen Prozeß“ zu ma­
den Westen zugleich führte und forcierte in sei­ chen. Bei den drei Hauptalliierten hatten sich verschiede­
nen letzten Lebenswochen aktiv Gespräche, ins­ ne Vorstellungen darüber herausgeschält, wie sie mit den
besondere mit den Engländern, über einen Repräsentanten des Dritten Reiches nach einer militäri­
Sonderfrieden im Westen. Himmler war der schen Niederlage zu verfahren gedächten. Stalin wollte
festen Überzeugung, Großbritan­ mindestens 50.000 Offiziere und Militärs kurzerhand li­
nien müsse angesichts der quidieren und nur einer größeren Gruppe von Haupt­
i Gewaltexzesse der funktionären einen kurzen, aber spektakulären Schaupro-
Zweiter Weltkrieg

zeß bereiten, an dessen Ende deren Todesurteile stehen in Schleswig-Holstein verborgen halten. Zusammen mit
sollten. Die Amerikaner planten einen halbwegs rechts­ seinen beiden Adjutanten, dem SS-Obersturmbannfiihrer
staatlichen Prozeß gegen die sogenannten „Hauptkriegs­ Werner Grothmann und dem SS-Sturmbannführer Heinz
verbrecher“. Die Briten dagegen hatten die Absicht, eine Macher konnte er von dort unerkannt über die Elbe setzen
größere Zahl von NS-Spitzenpolitikern unmittelbar bei und gelangte nach Niedersachsen. Während seines Fuß­
deren Gefangennahme zu liquidieren und nur einzelnen marsches nach Süden hoffte er immer noch verzweifelt
ausgewählten NS-Politikern einen öffentlichkeitswirksa­ auf Antwort auf einen Brief, den er an Feldmarschall Ber-
men Prozeß zu machen. Auf der Liste der zu Liquidieren­ nard Montgomeiy gerichtet und in dem er um ein Ge­
den stand Heinrich Himmler ganz oben. spräch gebeten hatte. Nachdem er am 22. Mai zusammen
mit seinen beiden Adjutanten in Bremervörde in britische
Fußmarsch nach Süden Gefangenschaft geraten war, verlangte er bei erster Gele­
Nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 konnte Himm­ genheit, Montgomeiy zu sprechen.
ler sich mit einigen Männern der Waffen-SS eine Zeitlang Am 23. Mai wurde Himmler in ein britisches Verhörzen­
trum in der Uelzener Straße 31 a in Lüneburg gebracht. Die
bisherige Geschichtsschreibung geht davon aus, daß
Himmler dort während einer Leibesvisitation auf eine Zy­
Der Autor zeichnet die letzten Le­ ankalikapsel gebissen und sich damit das Leben genommen
benswochen des Reichsführers-SS
nach - u.a. seine Verhandlungen um
haben soll. Bellinger kann jetzt einen völlig anderen Ablauf
eine Teilkapitulation im Westen und beweisen. Himmler besaß in der Tat wie andere hohe NS-
sein Treffen mit einem hochrangigen Führer eine Zyankalikapsel, die er allerdings nur für den
Vertreter des Jüdischen Weltkon­ Fall bei sich trug, daß er in russische Hände fallen würde.
gresses - und belegt faktenreich, daß
Himmler keineswegs selber Hand an Davor hatte er panische Angst. Die Kapsel wurde jedoch
sich legte, sondern von den Briten unmittelbar nach seiner Gefangennahme unversehrt bei
umgebracht wurde. Das Buch ist im ihm gefunden. Der Obduktionsbefund und eine Analyse der
ARNDT-Verlag erschienen und ko­
stet € 25,95. 400 S., viele Abb., geb.
Fotos des Leichnams Himmlers zeigen, daß Himmler vor
im Großformat. seinem Tod massiven Mißhandlungen ausgesetzt war. Ver­
schiedene Hämatome und vor allem die gebrochene Nase

Die letzten Stationen


Heinrich Himmlers
April/Mai 1945

Rostock

Neuhaus/Oste* Lübeck©
23 April

^Bremerhay
Wilhelmsl Schwerin
Hamburg Neubrandenburg
Bremervörde^ " 26. April I
j, 18. Mai-22. Mai ]

Westertimke
iLüneburg Ludwigslust
Barnstedt. 23. Mai '
20.4., Berlin Hitlers Geburtstag im Führer­ Hohenlychen
26. April
bunker
23.4., Lübeck Treffen mit Schellenberg
und Bernadotte Fallingbostel
26.4., Hohenlychen Himmler verlegt sein H aupt­
quartier nach Schwerin
30.4. /4.5., Plön Treffen mit Dönitz
6.5., Flensburg Dönitz enthebt Himmler
seiner Ämter
[Hannover BERLIN
10.5., Flensburg Himmler verläßt Flensburg 20 April
mit 14 Mann
12.5., Marne Zurücklassen der Fahrzeuge, Braunschweig
Übersetzen über die Elbe [Magdeburg
nach N euhaus/O ste
18.5., Bremervörde Übernachtung im Haus der
Familie Dankers
22.5., Bremervörde Gefangennahme zusammen
mit Grothmann und Macher
23.5., Lüneburg Tod Heinrich Himmlers
______v_
KARTE

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M B


des Leichnams verraten dies. Der Leichnam zeigt auch
nicht die typischen Merkmale einer Blausäurevergiftung.

Liquidation war bereits angeordnet


Aus den von Bellinger ausgewerteten Dokumenten ergibt
sich mit großer Eindeutigkeit, daß nach Himmler im Gebiet
der Lüneburger Heide bereits intensiv gesucht geworden
war und seine von London angeordnete Liquidierung un­
mittelbar umgesetzt wurde. Die Adresse Uelzener Straße 31
a hatte eine feste Funktion in der Planung der Briten: Nur
48 Stunden vor Himmlers Tod war im selben Raum des sel­
ben Gebäudes SS-Obergruppenführer Hans-Adolf Prütz-
mann, Chef der „Werwolf'-Bewegung, ums Leben gekom­
men. Auch ihm wurde Freitod durch Zyankali angedichtet.
Großbritannien hatte naturgemäß kein Interesse daran,
daß die Todesumstände Himmlers von unabhängiger Sei­
te hätten untersucht werden können. Deshalb wurde der
bei Himmlers Tod anwesende Major Norman Whittaker
mit der Beseitigung der Leiche beauftragt, deren letzte
Ruhestätte bis heute unbekannt ist. □

EWALD TRITSCHLER

Am 12. Februar 1945 erschien Himmlers Konterfei im


TIME-Magazin über gekreuzten rauchenden Knochen.
„Nazi-Himmler. Jetzt wütet der Terror
im eigenen Haus, “ heißt es dort.

Der US-Autor Joseph Bellinger im D M Z -Gespräch


DMZ. Warum kommen diese DA Z Stimmt es denn nicht, daß Himmler eine Zyanka­
Enthüllungen erst jetzt, 60 li-Kapsel in einer Zahnlücke getragen hat?
Jahre nach den Ereignissen? Bellh >< Ich habe Himmlers Zahnschema im Royal Den­
Bellinger: Zweifel an der tal Museum Aldershot in Großbritannien gefunden, wo
Selbstmord-Hypothese gab es auch seine Totenmaske aufbewahrt wird. Es gibt keine An­
schon immer, selbst der SPIE­ zeichen einer solchen Zahnlücke. Das ist pure Propaganda!
GEL spricht am 4. Juli 2005 D M Z Warum wollten die Briten keinen Prozeß gegen
Joseph Bellinger, gebo­ von „Widersprüchen“. Ich ha­ Himmler?
ren 1949 in Syracuse, be nun erstmals alle veröf­ Bellinger: Es war 1945 die psychologische Strategie der Eng­
New York, forschte fentlichten Darstellungen zu länder, das deutsche Volk grundlegend von seiner politi­
mehrere Jahre lang in­ Himmlers Tod zusammenge­ schen Führung zu trennen. Dabei schien die SS mit ihrer
tensiv über die Um­ tragen und verglichen, habe Losung „Meine Ehre heißt Treue“ besonders geeignet. Die
stände von Heinrich alle erreichbaren Originaldo­ britische Propaganda geißelte: Während jeder SS-Mann
Himmlers Tod. kumente aus Archiven be­ von Himmler angehalten war, sich moralisch besonders
schafft und mit der Hilfe von vorbildlich zu verhalten, hatte er selbst - Himmler - im
Fachleuten Obduktionsbefunde und Fotos der Leiche Osten einen geheimen Massenmord an Juden inszeniert.
analysiert. Das „Vorbild“ Reichsführer-SS degenerierte zum gemeinen
DMZ: Und was wurde dabei bisher übersehen? Mörder. Fast noch schlimmer: Nach dem Ende des Dritten
Bellinger: Die von den Briten offiziell gemachten Auf­ Reiches ließ Himmler durch seinen Tod alle Mitglieder von
nahmen zeigen bisher offenbar nicht beachtete Spuren SS und Waffen-SS die Konsequenzen seiner eigenen Ver­
eines Kampfes und von Blut, das es bei einem Zyankali- brechen tragen - jedes Mitglied wurde zum Angehörigen ei­
Selbstmord eigentlich nicht geben dürfte. Auch die fal­ ner „verbrecherischen Organisation“. Lager, Prozesse, Be­
sche Brille, die Himmler aufgesetzt wurde, deutet darauf strafung warteten auf sie. Währenddessen entzog er selbst
hin, daß die echte zu Bruch ging. Noch entlarvender sind sich seiner Verantwortung durch feigen Selbstmord. Der an­
die unautorisierten Fotos eines Journalisten. Sie zeigen gebliche Selbstmord desavouierte Himmler für alle Zeiten.
deutlich Himmlers gebrochenes Nasenbein. DMZ: Herr Bellinger, vielen Dank für das Gespräch.

MHZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 59


Dieser Teil des Unternehmens erhielt den Decknamen
„Garden“; die gesamte Offensive hieß daher „Market Gar­
den“ und hätte mit ihrem Gelingen sehr wahrscheinlich
bereits im Jahre 1944 endgültig den Krieg zugunsten der
Alliierten entschieden.
A uf deutscher Seite standen dieser Operation nur aus­
gezehrte, hastig zusammengesetzte Verbände, zumeist
Kampfgruppen in Regimentsstärke, gegenüber.
Allerdings hatten die Alliierten die Heranfüh­
rung des II. SS-Panzerkorps mit der 9. |f t ,
SS-Panzerdivision „Hohenstaufen“ J D k
und der 10. SS-Panzerdivision
„Frundsberg“ nördlich und östlich
von Arnheim nicht ausreichend auf-
geklärt. Diese Divisionen waren zwar
ebenfalls schon erheblich dezimiert, aber
ihre Kampfkraft war keineswegs gebro- %
chen. *
Der am 17. September 1944 begonnene An­
griff hatte zunächst seinen erwarteten Erfolg,
und die Lufflandeverbände gewannen ihre vorgege­
benen Ziele gegen geringen deutschen Widerstand. Doch
dann setzten kraftvolle, gut koordinierte Gegenangriffe
ein, die vor allem von den SS-Panzerdivisionen getragen
wurden.

Britischer Angriff auf Arnheim,


17. September 1944

Arnheim

Oosterbeek
Ponton:
Heekum brücke;
'Haupt­
brücke
R hein

Heteren KARTEI
Die größten Luftlandeoperationen
des Zweiten Weltkriegs y Zwei berühmte Militärhistoriker erwei­
sen Wehrmacht und Waffen-SS Reve­
renz: Die Luftlandeoperationen von
Kreta und Arnheim dienen als Para­
digmen, um zu untersuchen, welchem
„Geheimrezept“ die Deutschen ihre
Motivation und ihre Kampfkraft ver­
dankten, die oft zum Sieg über überle­
gene Gegner führten. Das Ergebnis
verblüfft... Das Buch ist im Stocker-
Verlag erschienen und kostet € 24,90. 288 S., viele s/w. Abb., geb.

Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B, Feldmar­


schall Walter Model, zog routiniert die entbehrlichen Ver­ materielle Überlegenheit der Alliierten eingesetzt. Gerad
bände aus nicht angegriffenen Frontabschnitten heraus bei Luftlandeoperationen ist der „innere Kampfwert“ de
und formierte aus ihnen bewegliche Kampfgruppen. Truppe ausschlaggebend, da diese häufig auf sich allein ge
Mit ihnen griff er den von Eindhoven bis Arnheim rei­ stellt operieren und unerwartete Widrigkeiten überwindei
chenden, schlauchartigen Korridor der Alliierten an bei­ muß. Aber gerade dieser bedingungslose Siegeswille um
den Seiten an und brachte die darin befindlichen Truppen das notwendige Improvisationsgeschick waren besonder
rasch in die Gefahr, in ihm abgeschnürt und aufgerieben bei den deutschen Waffen-SS-Soldaten sehr stark ausge
zu werden. prägt und fehlten häufig bei den alliierten Truppen.
Montgomery mußte sich nun auf das Halten des Korri­
dors konzentrieren, da sonst nicht nur die drei Luftland- DR. FRANZ UHLE-WETTLER
edivisionen, sondern auch das gesamte XXX. Korps ver­
loren gewesen wäre.
Auch der Einsatz einer letzten Reserve, der polnischen
Luftlandebrigade, scheiterte unter sehr hohen Verlu­
sten. Danach konnte die britische 1. Luftland-
edivision von den Deutschen konzentrisch
angegriffen werden und war bereits fast
Zur Gänze vernichtet, als Montgomeiy in
der Nacht zum 26. September schließlich
den Rückzug erlaubte.

Die überlegene Streitm acht scheitert


Etwa 6.000 Mann gingen in deutsche Gefan­
genschaft, über 1.400 Mann fielen, und ein Rest
von 2.160 Mann konnte sich über den Rhein nach
Süden retten.
Mit 3.300 Gefallenen und Verwundeten waren die deut-,
sehen Verluste vergleichsweise niedrig. *
Auch wenn der eroberte Korridor letztlich gehalten
werden konnte, war das Ergebnis auf operativer Ebene
eine Niederlage für die Alliierten. Der Rhein lag immer
noch als Haupthindernis vor ihnen, das Abschneiden der
15. Armee war gescheiten, ein weiterer Vorstoß nach
Norden kam vorerst nicht in Betracht, und der Beschuß
Londons mit V2-Vergeltungsraketen ging weiter. Die lat-
sächliche Zahl der Deutschen, die sich gegen die 1. Luft-
landedivision warfen, ist unsicher, aber britische Kriegs­ Sprung ins Verderben: Britische und polnische
gefangene waren stets sehr überrascht, so wenige Deut­ Fallschirmjäger-Einheiten fallen bei Arnheim
sche zu sehen. m itten in die deutschen Stellungen.

DMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


2.200 britische Verwundete gerettet
m Winter 2005 wird der Kinofilm Merry Christmas in lerfenstem starren mich englische Soldaten an. Wir er­
I Deutschland zum Kassenschlager, der davon handelt,
wie im Dezember 1914 verfeindete deutsche, französische
kennen ein Hilfslazarett, fahren auf die linke Seite und
halten. Sofort werde ich von mehreren englischen Offi­
und britische Soldaten an der Westfront für einige Stun­ zieren und Soldaten umringt. Ich erkläre ihnen, man mö­
den aus den Schützengräben stiegen, um gemeinsam Hei­ ge mich zum britischen Divisionsarzt führen. Dieser trifft
ligabend zu feiern. dann in dem Lazarett ein, und ich teile ihm unsere Be­
Ergreifende Szenen der Menschlichkeit und Großmut reitwilligkeit mit, seinen Verwundeten zu helfen und sie
gab es auch im Zweiten Weltkrieg - und bei der Waffen- aus dem Kessel zu evakuieren.
SS: Im September 1944 versuchen die Alliierten durch das Colonnel Warrack kann jedoch nicht selbst entscheiden
größte Luftlandeuntemehmen der Geschichte die Stadt und holt sich bei seinem Divisionskommandeur die Ge­
Arnheim in Holland mit seiner strategisch wichtigen nehmigung. Nach geraumer Zeit kommt er zurück und be­
Rheinbrücke in ihren Besitz zu bringen. Die Operation be­ dankt sich bei mir für unsere Hilfsbereitschaft.
ginnt zunächst erfolgreich, aber dann gelingt es dem II. Daß es auch einige deutsche Verwundete im Kessel ge­
SS-Panzerkorps mit der 9. SS-Panzerdivision „Hohen­ geben hat, wird mir nicht mitgeteilt. Die Hilfeleistung ha­
staufen“ und der 10. SS-Panzerdivision „Frundsberg“, star­ ben wir aus rein humaner Einstellung angeboten.
ke Gegenangriffe zu führen. Die Waffen-SS-Verbände be­
ginnen, den schmalen Korridor der Alliierten abzuschnü­
ren und aufzureiben. Am 21. September, die 34.000 Mann
alliierter Luftlandetruppen sitzen schon seit fünf Tagen in
ihrer Falle und haben bereits erhebliche Verluste erlitten,
hören deutsche Funkstellen einen britischen Spruch mit,
in dem ein Truppenarzt bei seiner Vorgesetzten Dienst­
stelle dringend um Hilfe bittet. Am Tag darauf wird ein
neuer Hilferuf aufgefangen. Inzwischen fehlen den Alli­
ierten dringend Wasser und Medikamente. Die britischen
Verbandplätze in Oosterbeek sind überfüllt, ein Abtrans­
port der Verwundeten kann nicht erfolgen. Ein deutscher
Artillerietreffer auf das Tafelberghotel in Oosterbeek er­
höht das Chaos, denn dort haben die Briten provisorisch
Verwundete einquartiert, unter denen es Opfer gibt.

Hilfe im
Am 23. September beauftragt der Divisionskommandeur
der 9. SS-Panzerdivision „Hohenstaufen“, SS-Standarten-
führer Walter Harzer, seinen Divisionsarzt Hauptsturm-
führer Dr. Egon Skalka, mit den Briten Kontakt aufzu­
nehmen. Dr. Skalka: „Mit allen Vollmachten ausgestattet,
fahre ich am nächsten Tag frühmorgens - es ist der 24.
September 1944 - in den Einschließungsraum der 1. bri­
tischen Fallschirmjäger-Division. Zur Sicherheit setze ich
einen gefangenen Engländer mit einer Rote-Kreuz-Fahne
auf die Kühlerhaube meines Autos. So passiere ich nach
fünf Minuten Fahrt die Hauptkampflinie, die mit zahlrei­
chen Panzerabwehrgeschützen gesichert ist. Aus den Kel-
Colonnel Warrack und noch ein Dolmetscher fahren
dann mit mir zum Divisionsgefechtsstand der 9. SS-Pan-
zerdivision, wo ich erst einmal vom Divisionsführer einen
Anpfiff einstecken muß, weil ich beiden Offizieren die Au­
gen nicht verbunden habe. Ich persönlich war überzeugt,
daß bei meiner schnellen Fahrt durch Arnheim sich nie­
mand orientieren konnte.
Unter anderem fragt mich Warrack, warum ich keine
Rote-Kreuz-Binde trage. Ich sage ihm, daß unsere Kran-
ken-Kraftwagen ständig von der gegnerischen Luftwaffe
angegriffen werden. Daher verzichte ich auf diese Kenn­
zeichnung.“ s i
Der Kommandierende General des II. SS-Panzerkorps
SS-Obergruppenführer Wilhelm Bittrich verfügt darauf,
daß Feuerpausen vereinbart werden, während denen ins­
gesamt 2.200 britische Verwundete evakuiert und ärztlich
versorgt wurden.
Dr. Skalka weiter: „Im Zuge der Hilfsaktion sagt mir im
St. Elisabeth-Feldlazarett der katholische Priester: ,Ganz
England wird Ihnen für diese Hilfsaktion danken.1
Der Dank tritt nach Kriegsende auch prompt ein; über
zwei Jahre bin ich Gast seiner britischen Majestät in ei­
nem englischen Kriegsgefangenenlager.“

Vor Anbruch der am 24. September 1944 angesetzten


zweistündigen Waffenruhe zur Bergung der Verwundeten
erhält Dr. Skalka noch einen offenen Funkspruch von der
2. britischen Armee, in dem angefragt wird, ob die Waf-

Die Deutschen verzichteten während der


Waffenruhe sogar a u f die Bewachung des
N otlazaretts in A rnheim , wohin die briti­
schen Verwundeten überführt wurden.

MORITZ FINKSCHOR

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


Die Multinationalität der Waffen-SS
oldaten aus mehr als 30 Nationen standen im Zwei-
S | ten Weltkrieg unter Deutschlands Fahnen. Ihr Glau­
be, im Kampf gegen den Bolschewismus ein neues Euro­
ben, daß er in Narwa oder Galizien und überall sonst an
der Ostfront für vieles kämpfe: Für Flandern, für das
Reich, für die germanische Schicksalsgemeinschaft, für
pa aufzubauen, erwies sich jedoch als Illusion. Aufbau Europa, und, wenn er wolle, auch für das Christentum.
und Einsatz der größten Freiwilligenarmee, die es je ge­ Freilich waren jene Männer, die das Christenkreuz im
geben hat, sind eines der spannendsten Themen in der Ge­ Herzen und das Hakenkreuz am Stahlhelm trugen, unter
schichte des Zweiten Weltkriegs. den 800.000 Mann der Waffen-SS zu jener Zeit in einer
Es ist der 28. Juli 1944. In Heinrich Himmlers Sonder­ schwierigen Lage. Im harten Kern der SS, der alten Ver­
zug „Heinrich“, der in der Nähe des Truppenübungsplat­ fügungstruppe und den Totenkopfverbänden, waren zwi­
zes Grafenwöhr abgestellt ist, wartet jemand auf den schen 50 und 69 Prozent der Männer und Offiziere aus
Reichsführer-SS - ein Zivilist. Er ist gerade siebzig Jahre den christlichen Kirchen ausgetreten.
alt geworden. Es ist der flämische Schriftsteller, Theater­ Und so war schließlich Himmlers Nachgiebigkeit, die
dichter und Philosoph Cyriel Verschaeve - und auch er ihn im übrigen nicht viel kostete, im Falle der katholi-
trägt den schwarzen Rock. Aber nicht die
Uniform der SS, sondern das Dienstge­
wand der Geistlichkeit. Denn der Greis ist
Priester, Abt in Flandern.
Seit Monaten hat er auf ein Gespräch
mit dem Reichsführer gehofft, wochen­
lang hat er nachgesucht. Als einer der
geistigen Wortführer der traditionell mit
Deutschland verbundenen Flamen hat der Priester mit
dem Reichsführer etwas zu bereden, was diesen nicht
freuen wird. Mehr als 20.000 Flamen kämpfen als Frei­
willige in der Waffen-SS. Und nicht wenige von ihnen ha­
ben sich beim Heimaturlaub in Flandern oder in Briefen
von der Front bei dem Priester ausgeweint. Viele von ih­
nen hatten sich freiwillig gemeldet, um den „Erzfeind des
christlichen Abendlandes“, den Bolschewismus, zu be­
kämpfen. Und da kam ihnen das bei der SS weithin ge­
pflegte germanische Neuheidentum wie eine kalte Dusche
vor. Wie, für Christus sollte man kämpfen, mit diesen
Antichristen der SS? „Über Flandern und das Christen­
tum“, so notierte Verschaeve in sein Tagebuch, sollte nun,
am 28. Juli 1944, zwischen ihm und dem Reichsführer ge­ Die Waffen-SS w ar die
rechtet werden. internationalste Truppe,
die es jem als gegeben hat.
In ihr kämpften Freiwillige
aus ganz Europa sowie
Himmler, der sich Verschaeves Klagen in Ruhe anhört,
aus Teilen Asiens.
wiegelt ab: Atheismus werde in der SS nicht geduldet.
Wer nicht an den Herrgott glaube, „den Uralten“, sei dort
am falschen Platze. Dennoch verspricht Himmler, alle
Führer und Einheiten noch einmal eindringlich zu er­
mahnen: Kein Flame solle hinfort daran zu zweifeln ha-

Deutsche Militärzeitschritt - Sonderausgabe Waffen-SS


B O L C Ä sm e
■ff-wTi’ cfaütoflafl

sehen Flamen kein Zeichen der weltanschaulichen Umkehr, sondern


ein deutliches Indiz dafür, daß das Reich und die Waffen-SS sich in
diesem letzten Kriegsjahr nicht mehr leisten konnten, Freiwillige zu
verprellen - gleichgültig woher sie kamen und was sie glaubten.
Denn die ausländischen Freiwilligen stellten das einzige nennens­
werte Reservoir, aus dem die Werber des Schwarzen Ordens noch
schöpfen konnten.
War noch zu Ausbruch des Rußlandkrieges die Zahl der Nicht­
deutschen in der Waffen-SS verschwindend gering, hatte sich ge­
gen Ende des Krieges das Verhältnis radikal umgekehrt: Von den 38

Wallonische Belgier gehörten zu den ersten


Freiwilligen, die an deutscher Seite gegen
den Bolschewismus kämpften.

Waffen-SS-Divisionen, die im Frühjahr 1945


bestanden, war keine einzige ausschließlich aus
Reichsdeutschen zusammengesetzt. In exakt
der Hälfte aller Verbände hatten die ausländi­
schen Mannschaften das Übergewicht.
Außer den Germanen und im weiteren Sinne
den Nord- und Westeuropäern, also Flamen und
Niederländern, Wallonen und Franzosen, Dä­
nen, Norwegern, Schweden, Schweizern und
Finnen und außer den Volksdeutschen der süd­
osteuropäischen Länder dienten zu jener Zeit
auch Esten, Litauer und Letten, aber auch
Ukrainer und Russen, Ungarn und Albaner,
Kroaten, Serben und Bosniaken, Rumänen, Bul­
garen und Italiener unter der schwarzen Fahne.

Zehntausende von Moslems


Auch konfessionell war der Bogen weit ge­
lspannt. Bald war das germanische Neuheiden-
¡tum in verschwindend geringer Minderheit und
hatte das wenigstens nominelle Bekenntnis zu
^christlichen Konfessionen aller Schattierungen
¡die Oberhand: Evangelische, römische und or­
thodoxe Christen jeder Provenienz waren die
Regel. Zehntausende von Moslems schließlich
machten jeden Versuch, ein verbindliches reli-
{giöses Profil der Truppe zu konstruieren, zur Il­
lusion.
Begonnen hatte dies alles im Sommer 1940 und den darauffolgenden Mona­
ten. Noch vor Beginn des Ostfeldzugs hatten sich im besetzten und besiegten
West- und Nordeuropa ein paar tausend europäische Freiwillige bei den deut­
schen Werbebüros gemeldet. Aus Niederländern konnte das Regiment „West­
land“, aus Norwegern und Dänen das Regiment „Nordland“ gebildet werden.
Zusammen mit deutschem Stammpersonal, mit 400 Finnen und kleineren Kon­
tingenten aus Schweden und der Schweiz bildeten sie die 5. SS-Panzergrena-
dier-Division „Wiking“ unter dem SS-
General Felix Steiner, dem Mann, der
die Waffen-SS nach seinen modernen
Reformideen schuf. Die Motive jener
Freiwilligen hat Steiner selbst be­
schrieben. Wenn er jedoch meint, das
stärkste Motiv sei der gemeinsame
Antikommunismus gewesen, dann traf
das jedenfalls für jene Freiwilligen der
„Wiking“ nicht zu. Denn sie hatten
Dänisches Werbeplakat: „Für sich gemeldet zu einer Zeit, in der Ber­
Dänemark! Gegen den lin und Moskau zusammenarbeiteten
Bolschewismus!“ und in der der Hitler-Stalin-Pakt noch
von niemandem öffentlich infragege­
stellt war.

Germanische Rekruten
Das entsprach auch einem schon lan­
ge gehegten Motiv bei Himmler. Bereits
1938 hatte er, als der Krieg noch nicht
unmittelbar in Sicht war, den Entschluß
gefaßt, auch im Ausland Freiwillige
„germanischen Blutes“ zu werben. So
wie der Soldatenkönig einst seine Wer­
ber durch ganz Europa geschickt hatte,
um die „Langen Kerls“ für seine Potsda­
mer Garde zusammenzusuchen, so
suchte Himmler nun Rekruten für seine
Regim enter. Aber erst der Krieg gab
ihm dazu die Möglichkeit. Und ein er­
stes Ergebnis jenes Fischzugs nach ger­
Wallonisches Werbeplakat: manischen Rekruten waren nun die bei­
„Wallonien - kom m ’ zu uns!“ den als Regimenter bezeichneten Aus­
länderverbände der „Wiking“-Division.
Bei der Werbung hatte Himmlers ober­
ster Freiwilligen-Werber, der SS-Grup-
penführer (General) Gottlob Berger, ge­
schickt die politischen Gemeinsamkei­
ten und Differenzen von flämischen
und holländischen Nationalisten ausge­
nutzt. In Flandern beispielsweise stan­
den sich zwei Hauptrichtungen natio­
nalistisch inspirierter Kräfte in scharfer
Konkurrenz gegenüber: Während Staf
de Clerqs „Vlaams Nationaal Verbond“ Dieses deutsche Propagandaplakat sollte suigcri
(VNV) auf die Schaffung einer hollän-
disch-flämischen, also gesamtniederländischen Union abzielte, die mit dem
Großdeutschen Reich eine Partnerschaft begründen sollte, ließ sich Jef van de
Wieles „Deutsch-Flämische Arbeitsgemeinschaft“ (DEVLAG) vom Gedanken ei­
ner späteren Einverleibung wenigstens Flanderns in das Großdeutsche Reich lei­
ten. Dementsprechend fuhr Berger seinen Werbefeldzug auf zwei Gleisen. Den
Wajfen-SS-Plakat aus Flandern großniederländischen Träumer Staf de Clerq wußte er durch das Versprechen ei-

66 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS BMZ

#
nes gemischten flämisch-holländischen Verbandes zu gewinnen, während er den STRIiDT NEE ONDER EIGEN VIAC
reichsorientierten Flamen Jef van de Wiele mit der Aussicht auf eine eigene flä­ TEGEN HET BOISJEWISME!
mische Truppe im Rahmen eines deutschen Großverbands lockte.

Große Freiwilligenwelle
Dennoch setzte die große Freiwilligenwelle erst nach dem Beginn des Ruß­
landkrieges ein. Noch im Juni 1941 stimmte Hitler den Vorschlägen der Waffen-
SS für die Aufstellung nationaler Legio­
nen zum Kampf gegen den Bolsche­
wismus zu. In jedem der besetzten Län­
der West- und Nordeuropas sollte eine
dieser Legionen gebildet werden, auch
die politisch befreundeten Staaten wie
Spanien und Kroatien wollte man um
die Entsendung von eigenen Freiwilli­
genverbänden bitten. Am 29. Juni 1941
brachte die NS-Tageszeitung Völkischer Die Freiwilligenlegion „Nederland“:
Beobachter (VB) auf ihrer Titelseite fast „Streiten w ir unter eigener Flagge
ausschließlich Nachrichten über eine gegen den Bolschewismus /“
hohe Meldebereitschaft in vielen Län­
dern des Kontinents: So gab der in Nor­
wegen residierende Reichskommissar
Josef Terboven in Oslo bekannt, „daß
der Führer den Wunsch des norwegi­
schen Volkes erfüllt und der sofortigen
Aufstellung einer Norwegischen Legion
zugestimmt“ habe. In Dänemark rief die
Führung des aus dänischen Berufsoffi­
zieren gebildeten Komitees für ein
„Freikorps Dänemark“ alle militärisch
ausgebildeten waffenfähigen Männer
ebenfalls zur Meldung für den „Kampf
gegen den Bolschewismus“ auf. In Spa­
nien wurden die Meldebüros regelrecht
gestürmt. Allein am ersten Einschrei­
bungstag, dem 27. Juni, meldeten sich In Anlehnung an die Wikinger
über 40.000 Mann. „In den Schlangen warben die Norweger fü r
vor den Musterungsstellen“, so berich­ die Waffen-SS.
tete der VB, „finden sich alle Klassen
und Altersstufen bis zu alten Männern
von 60 Jahren, die hoffen, sich irgend­
wo nützlich machen zu können.“

Auch Wallonen zur Waffen-SS


Zunächst sollten alle jene Legionen
unter Schirmherrschaft der Waffen-SS
EU RO PA
entstehen und geführt werden, aber
nach mehreren Konferenzen zwischen
Vertretern von SS, Wehrmacht und
Auswärtigem Amt einigte man sich auf
einen Kompromiß. Himmler, der getreu VERTEIDIGT SEiNf
SOOO JAHKK.I M 'I M*
gerieren: Ganz Europa marschiert gen Osten . den weltanschaulichen Grundsätzen der < .l ( . l N \ H \

Schutzstaffel mehr an Germanen inter­


essiert war, sollte Legionen aus Norwegern, Dänen und Schweden, aus Nieder­ BOLSCHEWISM
ländern und Flamen im Rahmen der Waffen-SS aufstellen, während das Heer die Das klassisch-hellenische, abend­
Einheiten aus Franzosen, Spaniern und Kroaten organisierte. ländische Europa als letztes Boll­
Sauber durchgeführt wurde diese Trennung allerdings nicht. Das zeigt das Bei­ werk gegen die bolschewistischen
spiel der Wallonischen Legion. Nach ihrer Gründung durch die Waffen-SS im Horden. So sah die deutsche Pro­
Jahre 1941 wurde sie vorübergehend zum Dienst in der Wehrmacht überstellt, um paganda die Freiwilligenbewegung.

N H Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 67


erst 1943, zusammen mit der Französischen Freiwilligen­
legion wieder in die Waffen-SS zurückzukehren. Während
man die Wallonen allenfalls noch geschichtlich als Ger­
manen reklamieren konnte, sah das bei einem anderen
Werbeversuch der Waffen-SS im Frühjahr und Sommer ¡fe i
1941 ganz anders aus: Auch in Griechenland wurde ein
Büro eröffnet, in dem für eine Griechische Legion der
Der Waffen-SS-Freiwillige
Waffen-SS geworben wurde. Erst nach einem Bombenat­ Ein halbes Jahr nach Ihrem Bruder Evert melde­
tentat kommunistischer Terroristen auf ein Rekrutie­ ten Sie sich im April 1941 freiwillig zur Waffen-SS. Ha­
rungszentrum in Athen, das 72 griechische SS-Bewerber ben dessen Erzählungen oder seine „schmucke Uniform“,
das Leben kostete, wurden die Werbemaßnahmen einge­ wie Sie selbst schreiben, dazu den Ausschlag gegeben?
stellt und wegen der weiteren politischen Entwicklung in Beides - aber ich wollte auch die harte Ausbil­
Griechenland auch später nie wieder aufgenommen. dung bei der Waffen-SS bestehen und mit 18 Jahren
ein „ganzer Mann“ sein. Auch im Sport, denn der wur­
Nationale Legionen de neben der Waffenausbildung groß geschrieben.
Durch das Versprechen, die nationalen Legionen als Wie wurden Sie beim Eintritt in die Waffen-SS
geschlossene Verbände unter eigener Führung einzuset­ entlohnt?
zen, bekam die Werbung nun den richtigen Schwung. Verton: Ich bekam Wehrsold, zehn Reichsmark in zehn
Über die Norwegische Legion hieß es beispielsweise in Tagen.
Aufrufen, sie werde „als einheitlicher und geschlossener DMZ: Fühlten Sie sich damit angemessen bezahlt?
Verband unter ausschließlich norwegischer Führung im ilM ton : Darüber machten wir uns keine Gedanken. Wir
Kampf gegen Sowjetrußland eingesetzt. Nun war auch spendeten sogar noch für das Winterhilfswerk.
jenen die freiwillige Meldung leichter gemacht, die sich DMZ: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer
vorher, bei der Meldung für einen gemischt-nationalen Ausbildung beim SS-Ersatzbataillon „Westland“ in
Verband unter deutscher Führung wie etwa der Division
„Wiking“, vom Odium des Landesverrats und der
schrankenlosen Unterordnung unter den Sieger hatten Der Autor, einer von rund 55.000
Im Feuer der Ostfront niederländischen Freiwilligen, mel­
schrecken lassen.
dete sich im Frühjahr 1941 zur Waf-
In Dänemark hatte der Chef der 5. Artillerieabteilung fen-SS. Seine mitreißenden Schilde­
des dänischen Heeres, der Oberstleutnant Christian Peder rungen, angefangen vom Einsatz an
Kryssing, bis zum Juli die ersten 500 Mann aufgestellt. der Ostfront bis zum Kampf in der
Die Hälfte von ihnen waren Berufssoldaten der dänischen Festung Breslau, Verwundung,
Armee. Der dänische König stiftete eigens einen Orden für Kriegsgefangenschaft und zu ei­
nem Leben unter polnischer Beset­
diese Einheit. In den Niederlanden hatte der ehemalige zung in Schlesien sind Zeugnis frei­
Heeres-Oberst Strooink 25 Angehörige des holländischen willigen Opferganges. Das Buch ist
Offizierskorps und etwa 1.000 Mann geworben, und im Nation Europa-Verlag erschienen
gleichzeitig trafen die ersten norwegischen Waffen-SS- und kostet € 24,80. 412 S., geb.
Legionäre unter dem Befehl des Hauptmanns Jorgen Bak-
ke in Kiel ein. Die ersten 600 Mann der Legion Flandern
Aserbaidschanische Legionäre der
standen auf dem Truppenübungsplatz Debica im Gene­
Waffen-SS üben im künstlichen Nebel.
ralgouvernement in Ausbildung. Rahmenpersonal hatten
Viele von ihnen dienten vorher
für alle vier Legionen die inzwischen vollausgebildeten
in der Roten Armee.
Freiwilligen der ersten Stunde, von der Division „Wi­
king“, abgegeben.
Just bei der Ausbildung aber traten nun die ersten Miß­
helligkeiten auf, die die Zusammenarbeit von Deutschen
und germanischen Ausländern auf lange Zeit gefährden
sollten. Aufgrund von Reibereien zwischen den deutschen
Ausbildern und den ausländischen Rekruten, von politir
sehen Streitereien zwischen europäischen Nationalsozia­
listen etwa und ihren innenpolitisch scharf antinational­
sozialistisch eingestellten Konkurrenten kam es zu Kon­
flikten, die die Truppe lähmten. So verließ beispielsweise
der niederländische Legionschef Strooink mit fünf seiner
Offiziere schon nach wenigen Wochen die Legion. Und als
Himmler sich Ende 1941 danach erkundigte, warum die
dänische Legion noch immer nicht einsatzbereit gemel­
det sei, mußte er hören, der dänische Kommandeur Krys­
sing sei NS-Gegner und täte nichts, das Freikorps für den"*

68
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Waffen-SS

Kampf vorzubereiten. Streitereien zwischen ihm und den


dänischen Nationalsozialisten des Korps seien an der Ta­
gesordnung. Erst die Ablösung Kryssings durch den ehe­
ru ten Glaubens maligen dänischen Offizier Christian von Schalburg, der
bislang bei der „Wiking“ als Obersturmbannführer
'. Verton im DM Z- Ge sprach (Oberstleutnant) diente, schaffte hier Abhilfe. Er machte
aus dem Freikorps in wenigen Monaten einen ausge­
Klagenfurt und wie bewerten Sie aus heutiger Sicht zeichneten und zuverlässigen Eliteverband.
diese Ausbildung? Die größten Schwierigkeiten gab es ausgerechnet bei
Die Ausbildung war hart, aber ohne Schikane. den als besonders reichsfreundlich geltenden Flamen.
Später an der Front kam sie uns zum Überleben zu­ Von ihren deutschen Ausbildern wurde ihnen „belgi­
gute. scher Schlendrian“ vorgeworfen. Die flämischen Rekru­
Bestand Ihr SS-Ersatzbataillon nur aus Nieder­ ten umgekehrt faßten eine scharfe Ausbildung als Schi­
ländern oder war es multinational zusammengesetzt? kane auf. Ein flämischer Legions-Freiwilliger, der den
Es bestand aus Reichsdeutschen, Holländern, ganzen Krieg bis zum Schluß mitgemacht hatte, konnte
Dänen, Norwegern, Flamen und Wallonen. sich noch in seinen 1970 erschienenen Erinnerungen
DM Wie klappte die Zusammenarbeit der verschie­ über solche „Erniedrigungen“ wie Eßgeschirrappelle und
denen Nationalitäten, gab es untereinander Vorbehalte Sauberkeitskontrollen an Zahnbürsten aufregen. Erbit­
oder Animositäten? tert beschwerte sich im März 1942 einer ihrer politi­
Verton Wir verstanden uns alle sehr schen Führer, de Clerq, über die schlechte Behandlung
gut. Wenn die hitzigen Flamen und seiner Landsleute. Ausbilder hätten sie vor versammel­
Wallonen auch mal stritten - zum ter M annschaft als „dummes Volk“ oder „Drecksvolk“
Beispiel um ein Mädchen herrsch­ heruntergeputzt.
te an der Front doch eine geschlos­
sene Kameradschaft. Flammen in der Abwehr
D M Z Hatten Sie jemals das Gefühl, Durch diese Ereignisse, die natürlich in den jeweiligen
daß ausländische Freiwillige eher Heimatländern erregt diskutiert wurden, kam die Freiwil­
leichtfertig als „Kanonenfutter“ ligenwerbung zunächst ins Stocken. Zur Jahreswende
eingesetzt wurden? 1941/42 waren, von den West- und Nordeuropäern der
Verton: Niemals! „Wiking“ abgesehen, kaum 6.000 Freiwillige in den vier
Legionen: 2.559 Niederländer, 1.218 Norweger, 1.164 Dä­
Das vollständige Interview lesen Sie
in Heft Nr. 41 der DMZ. nen und schließlich - als Schlußlicht - 875 Flamen.
Unabhängig von all diesen Querelen kamen jedoch die
Legionen schon während der Winterkrise der deutschen
Front, zum Teil noch nicht zureichend ausgebildet, zum
Einsatz. Die umstrittenen Flamen wurden kompanieweise
bei der Abwehr der sowjetischen Wolchow-Offensive vom
Januar 1941 in den Kampf geworfen. Einer ihrer politi­
schen Führer, der Untersturmführer Reimond Tollenaere,
fiel in den ersten Tagen. Im März wurde die Legion im
Verband der SS-Polizeidivision und der spanischen „Blau­
en Division“ bei der Schließung des Wolchowkessels ein­
gesetzt, bewährte sich beim Durchbruch durch eine so­
wjetische Bunkerlinie und wurde zum erstenmal ausführ­
lich im Wehrmachtbericht erwähnt.
Die Verluste freilich waren so hoch, daß sie durch den
zur Verfügung stehenden Ersatz kaum noch zu decken
waren. Die germanische Freiwilligenbewegung drohte im
Gestrüpp von gebrochenen Versprechungen und Vorur­
teilen, von politischem Unverstand und mangelnder mi­
litärischer Qualität zu verenden. Erst Ende 1942 hatte die
SS-Führung ein neues Konzept parat, das die erkannten
längel zu beseitigen versprach.

?"*< Wmgsübung * für Ausbilder


SS-Werber Berger hatte bei Himmler durchgesetzt, daß
utsche Ausbilder und Kommandeure erst an einem
Orientierungslehrgang“ (heute würde man sagen: „für
ethnische Kompetenz“) teilzunehmen hatten, der sie mit

69
den nationalen Eigentümlichkeiten und den politischen gezeichnet. Bei einem Abwehrkampf südlich des Ladoga­
und psychologischen Hintergründen des jeweiligen Frei­ sees hatte er mit seiner Pak an einem Tag 13 sowjetische
willigenkontingents bekanntmachen sollte. Gutausgebil- Panzer abgeschossen.
dete ausländische Führer sollten wenigstens die unteren
und mittleren Ränge des Offizierskorps besetzen. Die er­ „Europäische Orientierung“
sten Ausländer rückten in die Offiziersschule Bad Tölz Nacheinander entstand nun aus einer neuaufgestellten
als Junker ein. Die von der vorzeitigen Verwendung an und vergrößerten flämischen „SS-Sturmbrigade Lange-
der Ostfront schwer angeschlagenen Legionsverbände marck“ die 27. SS-Freiwilligen-Panzergrenadierdivision
wurden zu einer eigenen Division gruppiert, die den Na­ gleichen Namens. Aus den französischen und walloni­
men „Nordland“ erhielt (später: 11. SS-Panzergrenadier- schen Regimentern, die bislang im Rahmen der Wehr­
division „Nordland“). Die Reste des Freikorps Dänemark, macht gedient hatten, wuchsen die 28. SS-Freiwilligen-
der Legion Norwegen und der Legion Niederlande wur­ Grenadierdivision „Wallonie“ und die 33. Waffen-Grena-
den zu je einem Panzergrenadierregiment umgeformt. dierdivision der SS „Charlemagne“. Während etwa der
Durch Versetzungen von der „Wiking“ und durch neue amerikanische Historiker Hariy Stein für das Aufblühen
Freiwillige aus den germanischen Ländern, jedoch kei­ der Freiwilligenbewegung die Angst prodeutscher und
ne Legions-Freiwilligen, wurde auf Kriegsstärke aufge- faschistischer Kreise vor der zu erwartenden alliierten In-

Leon Degrelle wurde zu r Ikone der wallonischen Auch in den deutsch besetzten Teilen der Sowjetunion
Freiwilligenbewegung. Das Bild zeigt ihn noch hingen deutsche Propagandaplakate, die die Russen
als W ehrmachtsoldaten. zum K a m p f gegen Stalin aujforderten.

füllt. Der neue Geist schlug in der Namensgebung durch. vasion verantwortlich machte („Vielen dieser Männer
Die drei Panzergrenadierregimenter hießen nun in je ­ schienen die unbestimmten Gefahren der Ostfront weni­
weils nationaler Schreibweise „Nederland“; „Danmark“ ger erschreckend als die sehr realen Gefahren zuhause“),
und „Norge“. 1943 war das Jahr der stärksten Entfaltung sahen die Freiwilligen ihre Motivation anders: Jedenfalls
dieser germanischen Waffen-SS. Trotz der schlechten in ihren Nachkriegsmemoiren hielten sie, von einem
Entwicklung der Kriegslage für Deutschland meldeten durch das Rußlanderlebnis selbstverständlich geworde­
sich in den west- und nordeuropäischen Ländern immer nen Antibolschewismus abgesehen, eine „europäische
mehr Freiwillige für den Dienst in der Waffen-SS. Als Orientierung“ für die wesentliche Triebfeder ihres Han­
ein französisches Gesetz im Juli 1943 den Eintritt von delns.
französischen Freiwilligen auch in die Waffen-SS ge­ „Die letzten echten Söhne des Kriegsgottes, welche die
stattete - und nicht nur in die „Legion Volontaire Fran­ Erde gesehen hat“, so der deutsche Historiker Ernst Nolte,
çaise“ (LVF) der Wehrmacht - meldeten sich monatlich seien ausgezogen, um ein „Neues Europa“ zu schaffen. Ei­
rund 600 Franzosen, während es für die LVF nur 150 ner ihrer Regimentskommandeure, der wallonische Poli­
waren. tiker und SS-Gruppenführer (General) Leon Degrelle, be­
Ende 1943 löste das SS-Führungshauptamt auf Grund schrieb das im spanischen Nachkriegsexil so: „Ein gleicher
der Freiwilligenzahlen das niederländische Regiment aus Wille einte uns alle: Ruhmvoll unser Volk inmitten der
der Division „Nordland“ wieder heraus, die nun eine dreißig Völkerschaften zu vertreten, die zum Kampf her­
deutsch-skandinavische Einheit wurde. Die Niederländer beigeströmt waren. Unsere Pflicht dadurch zu erfüllen,
stellten hinfort die 23. Freiwilligen-Panzergrenadierdivi- daß wir für Europa kämpften. Für unser Vaterland einen
sion „Nederland“. ln ihren Reihen wurde als erster Soldat ehrenvollen Platz in der Gemeinschaft des Kontinents, die
der europäischen Freiwilligeneinheiten der erst 18jährige aus dem Kriege hervorgehen mußte, zu erringen und
Sturmmann Gerardus Mooyman mit dem Ritterkreuz aus- schließlich Kampftruppen zu schaffen, deren Gewicht für

70 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMZ


die Schaffung sozialer Gerechtigkeit bürgte, wenn wir werdende Krieg, die immer schwieriger werdende Perso­
nach dem Ende der Feindseligkeiten endgültig in unser nallage und nicht zuletzt die Erfolge eines eher europäisch
Land zurückkehren würden.“ eingefärbten Werbekonzepts der Waffen-SS vertagten je ­
Der französische Historiker Henri Landemer sah die doch die aufkeimende Auseinandersetzung über den rich­
Freiwilligenbewegung in verschiedenen Motivations-Wel- tigen europäischen Weg auf die Zeit nach dem siegreichen
len sich entfalten: Nach einer ersten Welle germanischer Ende des Krieges. Die Waffen-SS wurde weiter europäi­
Freiwilliger des Jahres 1940 und einer zweiten Welle siert - wenigstens im Bewußtsein ihrer eigenen Führer
„antikommunistischer“ Meldungen nach dem Beginn des und Soldaten, die sich eigene Symbole schufen: Die Jun­
Rußlandfeldzugs ist ihm die dritte Welle der Jahre 1943 kerschule Bad Tölz wurde in eine „europäische Militär­
und 1944 die „europäischste“ von allen: „Während des akademie“ umgewandelt. Noch lange nach dem Krieg er­
Winters 1943/44 vollendet die Waffen-SS ihre große zählte ihr Kommandeur, SS-Sturmbannführer (Major) Ri­
Wandlung. Ihre Soldaten kommen aus mehr als dreißig chard Schulze-Kossens, stolz: „Vor dem Tor wehten die 32
Nationen, und der alte nationale Hochmut ist im Begriff, Flaggen aller vertretenen Nationen neben der deutschen.“
zugunsten des Neuen Reiches vom Erdboden zu ver­ Immer weiter wurde nun von Himmler und seinem Per­
schwinden. Das Reich ist nicht mehr Deutschland, son­ sonalchef Berger der europäische Bogen gespannt. Berger,
dern Europa.“ dem der Ostfeldzug ein neues Rekruten-Reservoir eröffnet

Franz W. Seidler
Mit dem Ostfeldzug bekam der 2. Welt­
A van tgarde krieg eine neue Dimension: Die Ausein­
für Europa andersetzung mit dem Bolschewismus
Ausländische Freiwillige empfanden Menschen aller europäi­
in Wehrmacht und Waffen-SS
schen Nationen als ihr ureigenstes An­
liegen. Auch wenn ihr Land von deut­
schen Truppen besetzt war, waren sie
bereit, an deutscher Seite für ein freies,
antibolschewistisches Europa der selbst­
bestimmten Völker zu kämpfen. Tausen­
de meldeten sich daher als Freiwillige
und wurden in multinationalen Einhei­
Pour te Merite ten der Waffen-SS und der deutschen
Wehrmacht ausgebildet und im Osten
eingesetzt. Am Ende kämpften rund eine halbe Million Ausländer unter
deutschem Kommando. Der Kampf ging verloren, und die Masse der
Freiwilligen mußte ihren Einsatz an deutscher Seite nach Kriegsende
grausam büßen - aber die Bolschewisierung unseres ganzen Kontinents
hatten sie stoppen können. Der Autor untersucht die Frage, ob es sich bei
Freiwilligenmeldestelle in Estland: Noch heute müssen die diesen freiwilligen Ausländem um die Vorkämpfer der europäischen Ein­
heit gehandelt hat. Das Buch ist im Pour-le-Merite-Verlag erschienen
ehemaligen estnischen Waffen-SS-Angehörigen und kostet € 29,80. 448 S., davon 32 Bildseiten, geb. im Großformat.
um ihre Anerkennung als Kriegsveteranen kämpfen.

Neue Europa-Konzeption hatte, schickte sich an, die bislang in Teilen der SS-Füh-
Jeder Schritt jedoch, den die größte Freiwilligenarmee, rung gängige „Untermenschen“-Theorie zu unterlaufen.
die die Geschichte je gesehen hat, in Richtung auf eine Stück für Stück brach er die Vorbehalte seines Reichsfüh­
vorerst nur vage erkennbare aber leidenschaftlich ange­ rers gegen Freiwillige der „Ostvölker“ nieder.
strebte Europa-Konzeption tat, brachte sie in Gegensatz
zu ihrem Reichsführer-SS und ihrem Obersten Kriegsherrn Ostvölker beteiligen sich
Adolf Hitler. Zwar hatte Himmler noch zugestanden, in Den Anfang machte das Baltikum. Der Haß gegen die
der zukünftigen europäischen Neuordnung solle jede Na­ Sowjets, die erst 1940 die baltischen Länder annektiert
tion ihren Platz entsprechend ihrem im Kriege geleisteten hatten, ließ Esten, Litauer und Letten den deutschen Ein­
Beitrag zugewiesen erhalten. Aber jenes Europa, das ihm marsch 1941 als eine Befreiung empfinden. Gleich im Ju­
vorschwebte, war dennoch nur denkbar mit dem Groß­ li 1941 hatten sich die ersten baltischen Freiwilligen zum
deutschen Reich als dominierender Zentralmacht an der Kampf gegen den Bolschewismus gemeldet. Zuerst als
Spitze. Flandern, Wallonien und die Niederlande waren „Schutzmannsbataillone“ im Polizeidienst eingesetzt,
ihm nicht anders denn als mehr oder weniger autonome wurden diese Freiwilligen in den Folgejahren zusammen
Reichsgaue vorstellbar. Und die germanischen Nachbarn mit acht estnischen Freiwilligenbataillonen der Wehr­
im Norden sollten das Großdeutsche zu einem Germani­ macht zu eigenen Legionen und Divisionen formiert.
schen Reich überhöhen. Diese Verbände kämpften in den Abwehrschlachten des
Gerade ihre Herkunft aus meist nationalistischen Bewe­ Jahres 1944 verzweifelt um ihre Heimat und dann bis zum
gungen hinderte die Freiwilligen jedoch daran, über aller Schluß in Pommern, Schlesien und Böhmen. Hatte Himm­
Verachtung, die sie aus ihren zusammengebrochenen De­ lers Mißtrauen gegen „rassenfremde“ Verbände bei den
mokratien für den Parlamentarismus mitbrachten, auch Esten und Letten keine Nahrung gefunden, griff es bei den
ihr nationales Empfinden preiszugeben. Der immer härter Russen und Ukrainern umso stärker. Schon im April 1941,

DUZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Walfen-SS 71


Waffen-SS

noch vor dem Ostfeldzug, hatte Berger damit begonnen, und Kosaken hatten auch mehr als 70 Bataillone Russen
ukrainische Freiwillige aus dem geschlagenen Polen an­ die graue Wehrmachtuniform angezogen. Bis zum Kriegs­
zuwerben, war aber von Himmler gebremst worden. Erst ende hatte ihre Zahl fast die Millionengrenze erreicht.
im Frühjahr 1943 war es soweit. Himmler bestand jedoch Das Mißtrauen Hitlers in eine mit deutschen Waffen
darauf, das Wort „Ukraine“ nicht in den Namen der Divi- ausgerüstete russische Armee jedoch, nicht zuletzt aber
son aufzunehmen. So wurde der Aufruf für eine „galizi- auch der Kompetenzkampf verschiedenster deutscher
sche“ Division erlassen. Trotz dieser Demütigung des Stellen um ihre rußlandpolitischen Pfründen, verhinderte
ukrainischen Nationalstolzes war der Erfolg überwälti­ die Aufstellung einer Wlassow-Armee bis Ende 1944.
gend: 100.000 Freiwillige trugen sich sofort in die Wer­ Zwei Kosakendivisionen, die unter dem deutschen Gene­
belisten ein, knapp 30.000 wurden angenommen. Die dar­ ral Helmuth von Pannwitz zum 1. Kosakenkorps zu­
aus formierte 14. Waffen-Grenadierdivision der SS (gali- sammengefaßt waren, hatten schon vorsichtig ihre Unter­
zische Nr. 1) wurde 1944 in Abwehrkämpfen eingesetzt stellung unter Wlassow sondiert, sich dann aber, „um
und schlug sich unter hohen Verlusten hervorragend. Erst mehr Waffen zu erhalten“ (so der Wlassow-Biograf Sven
im Januar 1945 wurde ihre Umbenennung in „ukrainische Steenberg) dem SS-Hauptamt unterstellt.
Nr. 1“ gestattet.
Mit der Anwerbung von Ukrainern war die Slawen­
skepsis der SS-Führung endgültig durchbrochen. Nun war Auch Wlassow selbst mußte feststellen, daß ihn Ver­
auch an russische SS-Verbände zu denken. Zwei Russen- handlungen mit der SS-Führung eher an das Ziel seiner
divisonen solltenaufgestellt werden, gerieten jedoch über Hoffnungen bringen konnten, als die zermürbenden Dis­
Regimentsstärke nicht hinaus und bildeten bald den kussionen mit der Wehrmacht. Der SD-Offizier und Chef­
Grundstock für die erste Division der sogenannten Wlas- redakteur der SS-Zeitung Das Schwarze Korps, Gunter d’
Alquen, brachte Wlassow im September 1944 mit Himm­
ler zusammen. Der Reichsführer hörte sich bei diesem
Treffen widerspruchslos Wlassows Abrechnung mit
W B m den begangenen deutschen Fehlern an. Als man
li Ü auseinanderging, war die Aufstellung von we­
general Aiidrej Andrejewitsch Wli nigstens zwei Divisionen einer russischen ..Be-
der erste russische General, dem
“war, die bfitzkrieggewohnte" We H sehen Gegenregierung, beide unter Wlassows
Stillstand zu bringen. Im Sommer Führung, beschlossene Sache. Am 16. Februar
bei der völligen Zerschlagung dt 1945 konnte,die erste Wlassow-Division ih-
chowkessels, war er an der men rem Befehlshaber übergeben werden. Aber
schenverachtenden und eigen­ jjH n i ^ über allem stand^ein „zu spät“ und ein
sinnigen Politik Stalins ver­
zweifelt. N a c h d e m e r : . , i

schaft geraten war, stellte jM


er sich als Führer einer m F
antibolschewistischen rus- W
sischen Befreiungsbewe- *
gung dem Deutschen Reich
zur Verfügung.
Die Voraussetzungen für « g
eine solche Bewegung wa- A J
ren günstig. Denn parallel x
zu den in der Waffen-SS | H
aufgefangenen Freiwilli­
genkontingenten hatten
sich immer mehr Sol- jMlHr
daten aus den Völ-
Foto: Eberhard Dohm/Sammlung Bernd Peitz

kern der Sowjet-


union zum Dienst
in der ideolo-
gisch unbe- .if f lK
fangen e r e f ^ ^ H . ^
Wehrmacht
gemeldet. N eben ._ j^* * |: DR. GUNTHER DESCHNER
Legionen von Kau- • ' Der Autor ist Journalist,
kasiern, Turkmenen ►uchautor und Filmemacher.

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Die Kampagne
Der Fall Franz Schönhuber
ür ihn war es die Flucht nach vom. Franz Schönhuber glatt, wie es schien, war die Vita Schönhubers nicht. Ge­
war 1981 ein angesagter Mann in derbundesdeutschen rüchte kursierten nicht nur durch die Nobelrestaurants
Medienschickeria. Zeitungen nannten ihn den „populärsten Münchens. Schönhuber, so hieß es, sei während des Zweiten
Journalisten Bayerns“, seine Sendung „Jetzt red’ I“ war ein Weltkrieges „bei der SS“ gewesen. „Bei der SS“ - Bilder von
regelrechter Straßenfeger. Zudem war er Stellvertretender sadistischen Lagerwachen, von gewalttätigen Rüpeln in
Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, ein regelrechter schwarzen Uniformen und von gewissenlosen KZ-Ärzten
Mediengigant, einer, an dem niemand vorbeikam. Schön­ blitzten auf. Ein Geschichtsbild, das mehr von Hollywood
huber war verwöhnt vom Erfolg. Er förderte und begründe­ und linken Geschichtsinterpreten als von historischen Fak­
te Karrieren, wie die der beliebten Moderatoren Thomas ten geprägt war, förderte solche Phantasien.
Gottschalk und Günter Jauch. Schönhuber stand am Zenit Schönhuber wußte, daß er, wenn er dazu schwieg, die­
seiner Karriere. Er hatte aber auch viele Neider. Denn so aal- se von Unwissenheit und Böswilligkeit genährten Ge­
rüchte nur verstärken würde. Er wußte, daß eine Flucht
nach vorn das einzige war, womit er - die Hauptperson
der beginnenden Rufmordkampagne - sich offensiv in die
Diskussion einschalten konnte. Mit seiner öffentlichen
Vernichtung rechnete er zu jenem Zeitpunkt wahrlich
nicht, allenfalls mit einem Mediengewitter.

Schonungslose Rückschau
Schönhuber wählte den Weg der schonungslosen Rück­
schau, den einer Autobiographie, um der Öffentlichkeit
darzulegen, wie sein Leben verlief. Vor allem seiner Zeit bei
der Waffen-SS, zu der sich der 1923 im bayerischen Trost­
berg geborene Schönhuber im Jahr 1942 meldete, räumte
er großen Platz ein. Jeder sollte nachlesen können, weshalb
sich ein 19jähriger Metzgersohn dazu entschied, zur „Elite
der Elite“ zu gehören, wie er die „Leibstandarte Adolf Hit­
ler“ nannte, zu der er kam. Später gelangte Schönhuber zur
aus Franzosen gebildeten Waffen-SS-Division „Charle-
magne“ wo er im Dienstgrad eines Unterscharführers als
Dolmetscher tätig war und das Eiserne Kreuz zweiter Klas­
se erhielt. Ich w ar dabei lautete der trotzige Titel, den
Schönhuber seiner Autobiographie verpaßte.
Ich war dabei war vor allem ein Angriff auf das Medien­
establishment. Statt der üblichen grobschlächtigen und ein­
seitigen Angriffe auf die umstrittene Truppe der Waffen-SS
wählte er den Weg einer differenzierten Rückschau.
Doch anstatt die Rufmordkampagne gegen Schönhuber
zu beenden, wurde sie durch die Autobiographie erst
recht angeheizt. Die meisten Kommentatoren, die nun ih­
ren Stab über Schönhuber brachen, dürften das Buch
nicht einmal gelesen haben, ihnen genügte das „Ge-
Er gehörte zu den beliebtesten Femsehjoumalisten
Deutschlands: Franz Schönhuber.

78 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M IZ


Vom bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß Schönhuber förderte anfangs die Karrieren der Moderato­
erhielt der den Bayerischen Verdienstorden. ren Günter Jauch und Thomas Gottschalk.

ständnis“, ehemaliger Waffen-SS-Angehöriger gewesen fentlich aber nicht wahrgenommen. Einen Beleidigungs­
zu sein. Dabei hatte Schönhuber das auch zuvor nie ver­ prozeß gegen einen Journalisten, der behauptete, das Buch
heimlicht. Die Neider freuten sich über seine Offenheit, sei rechtsextremistisch und verherrliche den Nationalsozi­
die ihn letztendlich zu Fall brachte. Bald darauf wurde er alismus, gewann Schönhuber spielend. Das Landgericht
als „untragbar“ vom Bayerischen Rundfunk entlassen. Er München attestierte Ich w ar dabei sogar eine „deutliche
durfte keine Sendungen mehr moderieren. Selbst seinen Distanzierung zum NS-Regime“. Selbst die Bundesprüfstel­
Ehrenvorsitz beim Bayerischen Journalistenverband le für jugendgefährdende Schriften widmete sich den
mußte er abgeben. Im Trommelfeuer der öffentlichen An­ Schönhuber-Memoiren, freilich konnten die Gutachter kei­
griffe ging indes der Inhalt seines Buches völlig unter. ne Gefährdung der Jugend erkennen. Der Fall des einsti­
gen Medienlieblings Schönhuber, Träger des Bayerischen
Juristisch erfolgreich Verdienstordens, war trotzdem nicht mehr aufzuhalten. □
Auch sein juristisches Vorgehen gegen die haltlosen An­
griffe bescherte ihm zwar vor Gericht Erfolg, wurde öf- CARSTEN FROMM

Nie zu Wort gemeldet


Rechtsanwältin Ingrid Schönhuber im D M Z -Gespräch
Ihr Mann, Franz Schönhu- langen konnte, mit einem Buch zu
ber, machte in den 1980er Jahren Franz reagieren. So entstand Ich w ar da­
Schlagzeilen mit dem Buch Ich Schönhuber bei, das die Jugend, die Kriegszeit
’war dabei. Warum glaubte er, sich in der Waffen-SS, Gefangenschaft
öffentlich zu seiner Mitgliedschaft
Mi vniï ikibvl und frühe Nachkriegszeit schildert.
in der Waffen-SS bekennen zu D M Z: Solidarisierte sich damals
müssen? Günter Grass mit ihm öffentlich
Schönhuber: Mein Mann hatte auch oder privat?
vor seinem Buch Ich w ar dabei Schönhuber: Günter Grass hat sich
seine Kriegsjahre bei der Waffen- seinerzeit, als das Buch meines
SS nie verschwiegen. Aktuelles Mannes für erheblichen Wirbel
Motiv für das Buch war jedoch ei­ gesorgt hat, weder öffentlich noch
ne anonyme Rufmordkampagne M it 12 0 .0 0 0 A ufla­ Schönhubers W itwe privat bei meinem Mann zu Wort
im Bayerischen Rundfunk, in dem ge ein Bestseller Ingrid Schönhuber gemeldet. Es ist unwahrscheinlich,
mein Mann - damals Hauptabtei­ daß ein Günter Grass die monate-
lungsleiter und stellvertretender Chefredakteur des Bay­ langen kontroversen Fernseh- und Zeitungsberichte
erischen Fernsehens - wohl einigen Politikern und Jour­ nicht mitbekommen hätte. Er hat sicher mit Kalkül ge­
nalisten zu populär und mächtig geworden war. Die schwiegen. Ich bin aber überzeugt, daß Ich w ar dabei in
Pamphlete mit den absurdesten Beschuldigungen veran- seiner Bibliothek zu finden ist.
laßten meinen Mann, da er nicht direkt die Absender be- DMZ: Frau Schönhuber, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 79


TV-Drehbuchautor Herbert Reinecker
illionen Deutsche sind quasi mit ihm großgewor­ auch seine ersten Liebes- und Unterhaltungsgeschichten.
■ den: Herbert Reinecker. Seit Jahrzehnten versam­
melt der Drehbuchautor, Journalist und Buchautor ganze
Anschließend war Reinecker in Münster als Chefredakteur
der Zeitschrift Landesjugendpßege tätig. 1936 zog er nach
Generationen regelmäßig vor dem Fernseher, wo seine Berlin zur Reichsjugendführung der Hitlerjugend (HJ) und
Straßenfeger Derrick, Der K om m issar, Das Traumschiff, redigierte dort die Jugendzeitschrift Jungvolk.
um nur drei Beispiele zu nennen, große Erfolge feiern.
Herbert Reinecker hat dabei nie einen Hehl aus seiner Erfolge Im Dritten Reich
Waffen-SS-Vergangenheit gemacht. Er wurde als Sohn ei­ Erste größere Erfolge als Schriftsteller hatte er mit eini­
nes Reichsbahnarbeiters 1914 in Hagen geboren, besuch­ gen Dramen, die er zwischen 1940 und 1942 schrieb. Sein
te dort die Schule bis zum Abitur (1935). Bereits mit 15 Bühnenstück Das D orf bei Odessa erlebte zahlreiche Auf­
Jahren wurde er Mitarbeiter in der Lokalredaktion der Ha­ führungen, das Stück Der Mann m it der Geige wurde 1942
gener Zeitung und verfaßte unter anderem für dieses Blatt unter dem Titel Der Fall Reiner verfilmt. 1943 erschien
Der P im p f (Heft 1/1943 der Schriftenreihe N ationalsozia­
listische Jungenblätter über die Ausbildung der Hitler-Ju­
gend) im Zentralverlag der NSDAP unter Herbert Reinek-
kers Hauptschriftleitung. 1944 verfaßte Reinecker das
Drehbuch zu dem Film Junge Adler, der mehrfach preis­
gekrönt wurde. Dietmar Schönherr und Hardy Krüger wa­
ren dort als Schauspieler zu sehen. Als Kriegsberichter­
statter und Waffen-SS-Angehöriger war er in Rußland,
Flandern und Pommern im Einsatz, erkrankte an der Ruhr
und entkam nur knapp dem Tod.
Nach dem Krieg hielt Reinecker sich zunächst als Leiter
und alleiniger Autor eines Feuilletonpressedienstes in der
Pfalz über Wasser, verfaßte einige Romane und mehr als
tausend Kurzgeschichten. In den fünfziger Jahren wurde
Herbert Reinecker ein vielbeschäftigter Drehbuchautor für
deutsche Unterhaltungs- und Kriminalfilme. Er adaptier­
te nicht nur Stoffe von Kurt Tucholsky und Georges Si­
menon, sondern schrieb auch sowohl unter seinem eige­
nen Namen als auch unter dem Pseudonym „Alex Berg“
Bücher für Filme der Edgar-Wallace-Serie. Für einige sei­
ner Leistungen erhielt er Auszeichnungen, unter anderem
einen Bundesfilmpreis.

Vergangenheit nie geleugnet


Anfang bis Mitte der fünfziger Jahre schrieb Reinecker
gemeinsam mit dem Hörspielautor Christian Bock unter
dem Pseudonym „Herbert Dührkopp“ einige Hörspiele. Ein
Teil dieser Texte wurde später auch als Fernsehspiele im
Programm des NDR umgesetzt.
Durch den Kontakt zu dem Fernsehproduzenten Helmut
Keiner prägte die bundesdeutsche Fernsehunterhaltung Ringelmann kam er zum Fernsehen und schrieb in den
so w ie er: Herbert Reinecker. folgenden Jahren zunächst mehrere dreiteilige oder zwei-

80 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M B


„Ein zeitgeschichtliches Kuriosum"
Der Verleger Dr. Herbert Fleißner im D M Z -Gespräch
Herr Dr. Fleißner, als Verleger haben Sie einige D \ Einige andere Autoren Ihrer Verlagsgruppe sollen
Autoren betreut, die - wie Günter Grass - Angehörige damals gegen Schönhuber im Verlagsprogramm prote­
der Waffen-SS waren. Dazu gehörten Dr. Wolfgang Ve- stiert haben? Wie haben Sie darauf reagiert?
nohr ( Friedrich Wilhelm /.), Franz Schönhuber (Ich w a r Fleißner. Autoren unseres Verlagsprogrammes haben ge­
dabei), Herbert Reinecker (Jakob und Adele) und Ihr Star­ gen dieses Buch meines Wissens nie protestiert. Der Pro­
autor Joachim Fernau (Reden w ir über Preußen). Zufall test kam von einer radikalen Linken, die vor allem den
oder Absicht? Straußfreund Schön­
Fleißner: Ich erinnere huber treffen wollte.
\ an den Ausspruch des
1.
D M Z : Joachim Fer­
nau war ein Vorsitzenden
Gigant der
SPD nach dem Krieg, unter den Bestseller-
Kurt Schumacher: Autoren. Trotzdem
„Die Waffen-SS-An- wurden seine Erfolgs­
gehörigen waren Sol­ bücher nur selten in
daten wie andere den großen Feuille­
auch. Ein persönliches tons besprochen.
Vorurteil sollte es un­ Hing das auch mit sei­
mittelbar nach dem ner Waffen-SS-Ver-
Krieg gegen diese mi­ gangenheit zusam­
litärische Einheit und men?
besonders tapfere Fleißner: Joachim Fer­
Truppe nicht geben.“ nau, der bereits in den
Herbert Fleißner, geboren Die Autoren meiner 1960er Jahren mehre­ Der im Januar 2 0 0 5 verstor­
1928 in Eger im Sudetenland, Verlage habe ich nie re Bestseller geschrie­ bene israelische Satiriker Eph­
gehört zu den erfolgreichsten nach ihrer ehemaligen ben hatte, wurde von raim Kishon gehörte zu den
Verlegern der Bundesrepublik Waffengattung gefragt dem ehemaligen langjährigen Autoren Fleiß-
Deutschland. Heute gehören sondern ihre Manu­ NSDAP-Mitglied Pro­ ners. M it Autorenkollegen, die
zu seiner Unternehmensgruppe skripte ohne jedes fessor Peter Wap- sich zu ihrer Vergangenheit
„Langen M üller H erbig“ 16 Vorurteil geprüft. newski als untragbar offen bekannten, hatte er zeit­
Verlage. D M Z: Haben Sie es empfunden, weil man lebens nie ein Problem.
persönlich jemals für den Kriegsreporter
eine Person als inkriminierend empfunden, Mitglied der Fernau in der Wochenzeitung Das Reich als Autor eines
Waffen-SS gewesen zu sein? Durchhalteartikels von 1944 geoutet hatte. Fernaus Ent­
Fleißner: Wolfgang Venohr, Franz Schönhuber, Herbert gegnung wurde in der ganzseitigen Kritik unter der
Reinecker und Joachim Fernau haben Bücher zu beacht­ Überschrift Pardon soll er nicht haben total ignoriert.
lichen Themen geschrieben. Mehr als 200 verschiedene Fernau selbst war übrigens nie Mitglied der NSDAP ge­
Autoren waren in unseren Verlagsprogrammen. Warum wesen, während seine Kritiker, auch Prof. Walter Jens,
sollte ich ihre Vergangenheit prüfen? wie sich später herausstellen sollte, im Unterschied zu
D M Z : Als Sie Schönhubers Ich w a r dabei herausbrach­ Fernau Parteigenossen waren.
ten, wußten oder ahnten Sie, was da auf Sie zukommen D M Z: Ein weiterer Erfolgsautor Ihrer Verlagsgruppe
würde? und zudem ein guter Freund von Ihnen war Ephrahim
Fleißner: Das Buch von Franz Schönhuber hat Kritik von Kishon. Wie beurteilte er als Israeli solche Kontroversen
mehreren Seiten gefunden, auch von seinen einstigen um Schönhuber oder Fernau?
Kameraden mit einer Broschüre, deren Titel Er w ar nie F leißner: Ephraim Kishon, Friedrich Torberg, Bern­
dabei lautete. Der damalige Vorsitzende der Münchner hard Grun und Nachem Goldmann (einer der Mitbe­
jüdischen Gemeinde Hans Lammheit hat Schönhuber mit gründer Israels), um einige unserer jüdischen Autoren
einem gezeichneten Herz zum Erscheinen dieses Buches zu nennen, haben diese „Skandale“, die von einer po­
gratuliert. Die Verwirrung um Ich w ar dabei entstand aus litischen Linken inszeniert wurden, nie beachtet. Die
parteipolitischen Gründen und zum Teil durch Schönhu­ heutige Debatte ist ein weiteres zeitgeschichtliches
bers persönliche Auseinandersetzung im Bayerischen Kuriosum.
Rundfunk, dessen Chefredakteur er war. D M Z: Herr Dr. Fleißner, vielen Dank für das Gespräch.

M S Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 81


Bereits 1944 schrieb Reinecker das Serie m it Herz: Auch das sym path i­ Erm ittler m it Stil und Etikette:
Drehbuch zum Erfolgsfilm Junge Ad­ sche Rentner-Ehepaar Jakob Stephan Derrick (Horst Tappert)
ler, der m it H ardy Krüger und D iet­ und A dele wurde von Reinecker und sein A ssisten t Harry Klein
m ar Schönherr verfilm t wurde. „erfunden“. (Fritz Wepper)

teilige Kriminalfdme und widmete sich anschließend zahlreiche Episoden für ZDF-Reihen, sowie die Senioren-
weitgehend dem Verfassen von Drehbüchern seiner Fem- Reihe Jakob und A dele und einige Beiträge für die Serie
sehserie Der Kom missar, mit der das Konzept amerikani­ Das Traumschiff.
sche Serienproduktionen für den gänzlich anderen deut­ Herbert Reinecker lebt heute hochbetagt zurückgezogen
schen Geschmack adaptiert wurden. Nicht Verfolgungs­ am Starnberger See. Im Gegensatz zu Günter Grass stand
jagden und wilde Schießereien standen hier im Vorder­ er stets zu seiner Vergangenheit, hat sich selbst allerdings
grund, sondern die Charaktere von Opfern, Tätern und Er­ auch nie in den medialen Mittelpunkt gestellt, so daß sei­
mittlern. Als Nachfolgeserie schuf er in den siebziger Jah­ ne Werke bekannter sind als er selbst. □
ren die Serie Derrick, für die er bis 1998 alle 281 Folgen
schrieb. Außer für diese Serien schrieb Reinecker noch MARKUS SCHWERDTFEGER

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läßt die Grenzen von Wahrheit und Propaganda allzu stark verwi­ und äußere Haltung des großen Soldaten Schörner, Es entzerrt das
schen. Der Haßausbruch des sowjetischen Propaganda-Historikers verschwommene Naehkriegsbild dieses pflichttreuen Mannes, das
Lew Besymenski ist ebenso unreal wie die Ergüsse des Oxford-
Historikers Trever-Roper, nach dessen „Bearbeitung“ der weltweit mit Unterstellung, Entstellung, Mißdeutung, Lügen und Halbwahr­
bekannte Film „Hitler, die letzten 10 Tage“ gedreht wurde. heiten angereichert wurde. Schörner war der letzte Oberbefehls­
haber der Deutschen Wehrmacht.
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82 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS M D

t
Waffen-SS

ra 2. August 1944, dem Tag, an dem das Oberkommando


A der Wehrmacht/Wehrmachtspropaganda die hier wiederge­
gebenen Argumentationhilfen „Die Wahrheit über die Waffen-
H amburg 13
Mittelweg 38
Fernruf: 44 58 82/83

SS“ freigegeben hatte, war die Lage für Deutschland an allen


Fronten außerordentlich ernst. Im Mittelabschnitt war die deut­
sche Ostfront zusammengebrochen. Den Westallierten war der
Ausbruch aus dem Brückenkopf an der Invasionsfront gelungen;
der Weg durch Frankreich nach Deutschland lag nahezu offen.
Die Kriegsmarine mußte ihre Stützpunkte am Atlantik räumen.

Ein klares Ziel


vor Augen.
Gegenseitiges
Vertrauen zw i­
schen Führern
und Kameraden
sowie eine vor­
zügliche Ausbil­
dung bildeten die
Grundlage fü r er­
folgreiche Einsät­
ze der Waffen-
SS-Soldaten.
Der Feind weiß, daß dem Deutschen die Familie heilig ist. Die US-amerikanischen Luftstreitkräfte legten am Tag, ohne daß
Er läßt daher die W affen-ff als familienfeindllch hinstellen
und stellt darüber die perfidesten Behauptungen auf. es noch nennenswerte deutsche Gegenwehr gab, die britischen
Enthält die nationalsozialistische Weltanschauung schon Bomber warfen bei Nacht ihre Bombenteppiche in steigender In­
ein Bekenntnis zur Heiligkeit der Familie, so vertieft die
Waffen-ff dieses Bekenntnis noch in der Pflege des Sippen­ tensität auf deutsche Wohngebiete. Am 20. Juli 1944 hatten ei­
gedankens, wobei sie bewußt der widernatürlichen und
lebensfremden Auffassung entgegentritt, die im unehe­ nige Militärs vergeblich versucht, das deutsche Staatsoberhaupt
lichen Kinde ein Kind zweiten Grades sieht. Die Mutter­ zu töten, was in Teilen des Volkes erhebliche Unsicherheit ver­
schaft erscheint ihr immer und überall als die höchste
Aufgabe, die die gesunde deutsche Frau ihrem Volke breitete.
gegenüber zu erfüllen hat. In vorbildlicher, kaum zu
übertreffender Weise tritt daher die Waffen-ff für die Die Reichsregierung bemühte sich, nun auch die letzten Kräfte
Familien ihrer Angehörigen ein. Über die Heime des
„Lebensborn“ hat sich die Phantasie des Feindes mit
in Deutschland zu mobilisieren, da sie keinen anderen Weg sah,
typisch jüdischem Zynismus ausgelassen. Was er hier an eine totale Niederlage zu vermeiden - die Alliierten hatten sich
übelsten Gerüchten über Wahl-Zwangs- oder Serien-
Zeugungen ausstreut, kennzeichnet nur allzu deutlich darauf festgelegt, den Krieg ausschließlich mit der bedingungs­
den Urheber. Nichts davon trifft zu. Gerade diese Heime
stehen mit der ganzen Fürsorge der ff im. Dienste einer
losen Kapitulation der Wehrmacht beenden zu wollen. Die in
gesunden und natürlichen Menschwerdung. Sie geben Deutschland bekanntgewordenen Nachkriegspläne der Sieger
nicht allein den verehelichten, sondern auch unverehe­
lichten werdenden Müttern guten Blutes ohne Rücksicht aber ließen die Befürchtung verständlich erscheinen, daß Briten,
auf ihre Zugehörigkeit zur ff Gelegenheit, ihre Kinder
in einer geordneten Umgebung zur Welt zu bringen. Amerikaner und Sowjets die totale Vernichtung Deutschlands
Der Feind bemüht sich weiter, allerhand klägliche Gerüchte planten.
über Enttäuschungen, ungerechte Behandlung usw. zu ver­
breiten.
Die Waffen-ff ist in ihrer Haltung männlich, klar und
aufrichtig. Sie macht keine leeren Versprechungen und
Stärkung der Kampfmoral
fordert von jedem einzelnen viel. Schwächlinge haben in In dieser Phase wurde auch die psychologische Kriegsführung
ihr keinen Platz, die Oberflächlichen, die Blender und
Egoisten, die Bequemen, Müden und Faulen werden verstärkt, deren einer Teil sich auf die Stärkung der deutschen
allerdings enttäuscht. Die Waffen-ff kann nur ganze Kampfmoral richtete. An die Organisation der NSDAP wurden
Kerle gebrauchen, die dem Führer verschworen sind.
Sie finden dafür in der Waffen-ff ihre höchste soldatische u.a. kleine Merkblätter unter dem Titel „Parolen zur Mundpropa­
und politische Erfüllung und erkennen, daß über allem
das Gesetz der unwandelbaren Treue, des bedingungs­ ganda“ verteilt, um so für Deutschland günstige Meldungen, die
losen Gehorsams und der echten Kameradschaft steht.
für Zeitungen und Rundfunk ungeeignet waren, zu verbreiten.
Der Feind weiß, daß unter den einzelnen Truppenteilen ein
gesunder Wettbewerb herrscht. Jeder möchte der Beste sein. Das Ergänzungsamt der Waffen-SS, Ergänzungsstelle Nord in
Diesen gesunden Ehrgeiz versucht er zu gefährlicher Span­
nung zu verschärfen, indem er die Behauptung verbreiten Hamburg, gab das Faltblatt „Die Wahrheit über die Waffen-SS“
läßt, die W affen-ff sei arrogant und anmaßend und be­ heraus, mit der auf Parolen der alliierten psychologischen Kriegs­
ansprucht Vorrechte gegenüber den anderen Wehrmachtteilen.
Diese Behauptung zeigt zu plump und durchsichtig die führung reagiert werden sollte.
Absicht, die dahinter steht. Stolz und Selbstbewußtsein Während es bis dahin die deutsche psychologische Kriegsfüh­
soll jeder Deutsche haben, der sich seines Wertes una
seiner Aufgabe bewußt ist. Noch berechtigter ist aber rung vermied, die Parolen der Gegner zu wiederholen, sondern sie
der Stolz eines Soldaten auf seine Truppe, mit der er
unvergeßliche Siege erfochten und in Not und Tod zu­ mit indirekten Gegenmaßnahmen beantwortete, führte man jetzt
sammengestanden hat. Dieser Stolz ist jedoch stets ver­
bunden mit jener klaren kameradschaftlichen Haltung, die die feindlichen Behauptungen über die Waffen-SS an und be­
niemals auf Kosten anderer Ruhm für sich in Anspruch mühte sich dann, sie zu widerlegen.
nimmt. Darin steht die Waffen-ff den anderen Wehr­
machtteilen nicht nach. Im Gegenteil, Schulter an Die Waffen-SS galt in den Augen der allermeisten Deutschen
Schulter stand die Waffen-ff in unverbrüchlicher Kame­
radschaft mit allen anderen Verbänden des Heeres im als eine Elitegruppe, wenn auch eine, die sich durch einen ge­
Kampf, gemeinsam wurde in heißen Schlachten gesiegt,
gemeinsam oft das härteste Los geteilt, wenn die letzte wissen Hochmut auszeichnete (nicht anders als etwa die Jagd­
Patrone verschossen war. Das gemeinsam geopferte Blut flieger oder die U-Boot-Waffe), der aber von den meisten Außen­
ist schon immer das festeste Bindemittel aller Gliede­
rungen und Verbände gewesen. stehenden als berechtigt angesehen wurde. Da gerade an der
Der Feind weiß, daß die W affen-ff allen Staatsfeinden, Westfront die Verluste der Waffen-SS erheblich anstiegen, ande­
Reaktionären, Böswilligen und Minderwertigen ein Dorn im
Auge ist. Ihnen stellt er die Frage, ob eine W affen-ff nötig rerseits durch Freiwilligenmeldungen unter dem Jungvolk- und
sei und läßt sie immer wieder stellen mit der Absicht, daß
dadurch auch bei anderen vielleicht die Notwendigkeit der HJ-Führern riesige Lücken gerissen worden waren, sah man sich
W affen-ff angezWeifelt und damit ihr Ansehen erschüttert
werden könnte.
genötigt, die Werbung für die Elitegruppe zu verstärken, sollten
Dazu eine Gegenfrage: hat es eine- junge Truppe, die an die Einheiten nicht ausbluten. Dazu diente das Merkblatt, das im
allen Fronten unvergängliche Ruhmestaten vollbrachte Original das Format DIN A 5 hatte, doppelseitig bedruckt und
und deren Einsatz viele Male für das Kampfgeschehen
entscheidend war und weiter sein wird, nötig, auf ihre
Notwendigkeit hinzuweisen? Ihre Erfolge sprechen für
einmal auf A 6 gefalzt war.
sich. Und mit diesen Erfolgen und der unvergleichlichen Was das Merkblatt über die angeblich sehr hohen Verluste der
kämpferischen Schlagkraft führte die Waffen-ff die
Tradition der Schutzstaffel auf einen soldatischen Höhe­ Waffen-SS sagte, entspricht weitgehend dem Stand der heutigen
punkt. Sie wurde Sammeibecken einer stürmenden, historischen Forschung, wie die zu diesem Thema umfangreich­
drängenden Jugend. Sie wurde die Einsatztruppe be­
währtesten politischen Soldatentums, sie wurde auch ln ste Arbeit von Prof. Dr. Rüdiger Overmanns zeigt, die 1999 un­
diesem Kampf um die Freiheit und den Bestand des
Reiches die stählerne Spitze der Bewegung. Darüber ter dem Titel „Die deutschen militärischen Verluste im Zweiten
hinaus weckte sie in der Jugend aller europäischen
Länder den Sinn für die Größe des deutschen Freiheits­ Weltkrieg“ erschienen ist. Darin liest man u.a.: „Bezieht man die
kampfes und ließ sie seine wahrhaft europäische Be­ Todesfälle auf den Personalumfang einer Organisation, so gibt es
deutung erkennen. Wenn heute die Besten aller Länder
Europas freiwillig unter den Siegrunen für die Neu­ kein Anzeichen, daß die Verluste der Waffen-SS wesentlich höher
gestaltung ihres Erdteils an der Front stehen, so ist
damit nicht zuletzt die Notwendigkeit einer Truppe waren als die des Heeres.“ Allerdings sind die Toten der Waffen-
neuerlich erhärtet, deren Wahlspruch lautet: „Meine
Ehre heißt Treue.“ Und das ist die letzte und tiefste SS im Durchschnitt deutlich jünger als die der Marine und des
Wahrheit über die Waffen-ff. Heeres, während die Luftwaffe ebenfalls sehr hohe Gefallenen­
Freigegeben OKW/WPr. III ff — 2. August 1944 zahlen junger Männer aufwies. Prof. Overmanns stellt noch ein­
Wicklmayr / ff-Hauptsturmführer und Zensuroffizier mal fest, daß es keinen Hinweis auf besonders hohe Verlustquo­
ten bei der Waffen-SS gibt.

84 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS MHZ

§
i-
#

Rücksichtslos im Kampf? den zur Zeugung von „Her­


Das Ergebnis ist deshalb renmenschen“ zusammenge­
von besonderer Bedeutung, führt wurden, sind von der
weil bis heute über die Grün­ historischen Forschung ein­
de der starken Kampfkraft deutig widerlegt. „Lebens­
und der herausragenden mi­ born“ war eine soziale Ein­
litärischen Erfolge der Waf­ richtung, gegründet vor al­
fen-SS gerätselt wird. Die lem zur Bekämpfung von
meistgenannte Begründung Abtreibungen, in der auch
ist die, die Soldaten der Waf­ unverheiratete Mütter Auf­
fen-SS hätten ohne Rück­ nahme fanden. Die Mütter
sicht auf eigene personelle mußten „guten Blutes“ sein,
Verluste gekämpft. Da wird das bedeutete in NS-Termi-
von „Kampf um des Kampfes nologie deutscher, nordwest­
willen“ bis hin zu „Tod als europäischer oder nordeuro­
Ehre“ schwadroniert oder Böswillige Feindpropaganda: WaJfen-SS-Angehörige päischer Abstammung. Die
ganz profan unterstellt, die wurden nicht in Massen sinnlos geopfert. Zugehörigkeit des Vaters zur
unerfahrenen jungen Män­ SS spielte keine Rolle.
ner der Waffen-SS seien skrupellos „verheizt“ worden. Den Auch versuchte die Feindpropaganda, das Konkurrenz­
wirklichen Gründen ihrer Erfolge nähern sich diese Be­ denken zwischen den Waffengattungen bis zur Abnei­
hauptungen aber offensichtlich nicht an. gung zu verstärken. In der Realität war das Verhältnis
Während des Krieges bestand in der Waffen-SS nicht zwischen Wehrmacht und Waffen-SS von Respekt und
die Absicht, gegen die christlichen Kirchen vorzugehen; Kameradschaft geprägt, wie Tausende von Zeugnisse heu­
wohl aber hatte Himmler im Sinn, nach einem gewonne­ te noch bestätigen.
nen Krieg neben dem Christentum oder an seiner Statt ei­ Das Merkblatt „Die Wahrheit über die Waffen-SS“ ist ein
ne Art Gottgläubigkeit stark zu fördern. aufschlußreiches Zeitdokument, das bisher unseres Wis­
Die bis in die jüngste Vergangenheit verbreiteten, eher sens noch nirgends veröffentlicht wurde. □
pornographisch zu wertenden Behauptungen über den „Le-
bensbom“, er sei eine Zuchtanstalt für „arische Menschen“ HANS-JOACHIM VON LEESEN
gewesen, in der teutonische SS-Männer mit blonden Mai-

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Disziplin, Selbstüberwindung und Gehorsam, nicht den her in die Flanke. Das sowjetische 15. Garde-Panzer-
zuletzt die Fixierung auf die Person Adolf Hitlers, mach­ korps kämpft erbittert, um die Umklammerung Charkows
ten die Waffen-SS zu einer elitären Truppe, die zu solda­ zu verhindern. Sein Befehlshaber fällt in unmittelbarer
tischen Höchstleistungen fähig war, aber auch vor hohen Nähe von Haussers Gefechtsstand. Das SS-Panzerkorps
Opfern nicht zurückschreckte. Die große Bewährungspro­ durchbricht zahlreiche sowjetische Verbände und nimmt
be für die Waffen-SS kam mit dem Angriff auf die So­ Charkow nach verbissenen Kämpfen am 15. März. Die
wjetunion im Juni 1941, als die vier Kernverbände, näm­ 3. sowjetische Panzerarmee wird dabei zum größten Teil
lich die „Leibstandarte Adolf Hitler“ sowie die Divisionen aufgerieben. Auch die anderen Armeen, die zur Verteidi­
„Das Reich“, „Totenkopf1 und „Wiking“, im Verband des gung aufgeboten werden, erleiden
Heeres nach Osten vorstießen. Die motorisierte Division schwere Verluste. Stalin ist so be­
„Das Reich“ nahm am Vormarsch auf Smolensk teil, ver­ sorgt, daß er sogar befiehlt, die arg
teidigte hartnäckig den Jelnja-Bogen als Sprungbrett für geschwächte 64. Armee, die südlich
den Angriff auf Moskau und stieß im Zuge des „Unter­ von Stalingrad aufgefrischt wird, als
nehmens Taifun“ in äußerst harten Kämpfen über Istra bis Verstärkung in den Raum Charkow
auf 25 Kilometer auf die Hauptstadt vor, wo der Angriff zu verlegen. Mit dem Erfolg des II.
am 5. Dezember bei beißender Kälte zum Erliegen kam. In SS-Panzerkorps hat der Gegner eine
den folgenden Abwehrschlachten der Heeresgruppe Mitte derart empfindliche Niederlage erlit­
verhinderte die Division wochenlang Durchbruchsversu­ ten, daß er jedes weitere Vorgehen
che des Gegners an der oberen Wolga bei Rschew und er­ nach Westen einstellt.
möglichte somit den Aufbau einer zusammenhängenden
Front. Die Division erlitt außerordentlich hohe Verluste: Schlacht bei Kursk
ihr Regiment „Der Führer“ wurde bis auf 35 Mann ver­ Das Unternehmen „Zitadelle“ ge­
nichtet. Bei Winterende 1942 besaßen fast alle SS-Divi- gen den sowjetischen Frontbogen bei
sionen nur mehr zwei Drittel ihrer ursprünglichen Stärke. Kursk im Juli 1943 stellte einen wei­
Die Ausfälle an Kompanie- und Bataillonsführern verur­ teren Höhepunkt im Kampf des II.
sachten extreme personelle Engpässe. SS-Panzerkorps an der Ostfront dar,
wo es an entscheidender Stelle von
Durchbruch am Schwarzen Meer Süden auf Kursk durchbrechen sollte.
Während im Feldzug gegen die Sowjetunion 1942 nur Trotz der ungünstigen Verhältnisse -
die Division „Wiking“ in den Hängen des Waldkaukasus zahlenmäßige Überlegenheit des
um den Durchbruch an die Schwarzmeerküste kämpfte, Gegners unter Abstützung auf ein
wurden die drei übrigen Großverbände zu Panzerdivisio­ extrem tiefes Stellungssystem, kein
nen umgegliedert und zum II. SS-Panzerkorps unter Ge­ Überraschungsmoment - fühlten sich
neral Hausser zusammengefaßt. Hervorragend ausgerü­ Soldaten und Offiziere des Korps zu­
stet, griff das Korps im Februar 1943 in die Rückzugs­ versichtlich. Im Rahmen der Heeres­
kämpfe der Heeresgruppe Süd unter Manstein ein. Die gruppen Mitte und Süd hatte man
Katastrophe von Stalingrad hatte breite Lücken in die fast 2.600 Kampfpanzer, Sturmge­
deutsche Front gerissen. Nach dem Verlust von Charkow schütze und Jagdpanzer konzentriert,
setzte Manstein seine Hoffnungen auf einen Gegenan­ die mit einem „Zangenangriff* den
griff unter Einsatz des II. SS-Panzerkorps an wichtiger Frontbogen um Kursk abschneiden
Stelle. sollten, um rund 60 sowjetische Divi­
Das Korps durchbricht die gegnerische Verteidigung, sionen und sechs Panzerkorps einzu­
setzt zu einem kühnen Umfassungsmanöver westlich von kesseln. 16 Panzer- und Panzergre-

86 Deutsche Militärzeitschrift - Sonder:

0
nadierdivisionen bildeten eine deutscherseits noch nie ka prallten vier sowjetische Panzerkorps, die von der Aus­
aufgebotene Stoßkraft. Die modernsten Panzertypen, stattung her einer deutschen Panzerdivision entsprachen,
nämlich „Tiger“ und „Panther“, die Jagdpanzer „Ferdi­ auf die 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte“ und auf Tei­
nand“ und die Panzerjäger „Marder“ wurden bereitge­ le der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“. 200 deutschen
stellt. Allein das II. SS-Panzerkorps mit seinen drei Divi­ Panzern und Sturmgeschützen standen mehr als 500 so­
sionen verfügte über 567 Panzer und Sturmgeschütze, die wjetische gegenüber. Der Chef des Generalstabes, Mar­
auf einer Frontbreite von nur 21 Kilometern zum Einsatz schall Vassiljevskij, war am Vortag an der Front einge­
kamen. troffen und hatte persönlich den Angriff ohne Rücksicht
Das Panzerkorps stieß bereits am 1. Angriffstag, dem auf das ungünstige Gelände befohlen.
5. Juli, durch die gegnerischen Stellungen, durchbrach die
6. Gardearmee, warf mehrere sowjetische Panzerkorps zu­ Im Feuer der „ Tiger“
rück und bildete gemeinsam mit dem linken Nachbar­ Die „Leibstandarte“, die mit 100 Panzern und Sturmge­
korps bis zum 9. Juli einen 35 Kilometer tiefen Keil, der schützen im Mittelpunkt der Schlacht steht, wehrt die rol­
kurz vor dem operativen Durchbruch auf Kursk stand. Die lenden Angriffe der massiert vorstoßenden T-34-Panzer mit
frontnahen sowjetischen Reserven waren verbraucht oder Bravour ab, die sich auf Grund des engen Geländes nicht
abgedrängt. In dieser Lage schickte sich das II. SS-Pan- entfalten können. Rotmistrow wirft rücksichtslos Panzer­
zerkorps an, nach Nordosten vorzustoßen, um die Bedro­ brigade um Panzerbrigade in die Schlacht, setzt sogar sei­
hung seiner rechten Flanke auszuschalten. Doch das so­ ne Reserven ein, doch die Einheiten behindern sich gegen­
wjetische Oberkommando warf ihm aus der strategischen seitig und werden nacheinander abgeschossen. Die sowje-
Reserve in Eilmärschen die 5. Garde-Panzerarmee unter
Generalleutnant Rotmistrow entgegen, wodurch es am Trotz der ungünstigen Verhältnisse behauptete sich die
12. Juli bei Prochorovka zu einer der größten Panzer­ Waffen-SS gegenüber den zahlenmäßig w eit überlegenen
schlachten des Krieges kam. Im Umkreis vor Prochorov­ Kräften der Roten Armee.
tischen Panzersoldaten geraten in
heillosen Schrecken, wenn sie von
den schweren „Tigern“ unter Feu­
er genommen werden. Eine einzi­
ge Kompanie der „Leibstandarte“
schießt an diesem Tag 20 Sowjet­
panzer ab. Rotmistrow befiehlt ei­
nen Flankenangriff gegen die Di­
vision „Das Reich“, der stellen­
weise in erbitterten Nahkämpfen
abgewehrt wird. Am Abend dieses
Tages muß die 5. Garde-Panzerar-
mee völlig erschöpft und dezi­
miert zur Verteidigung übergehen.

Geringe deutsche Ausfälle


Entgegen heroisierenden Be­
richten der Nachkriegszeit hatte
Rotmistrow den Deutschen nur
sehr geringe Verluste zugefügt.
Für die Zeit vom 10. bis 13. Juli
meldeten die beiden am Kampf
beteiligten SS-Divisionen nur
drei Panzer als Totalausfälle, al­
le übrigen konnten geborgen
werden. Demgegenüber verlor
der Gegner an die 350 Panzer
und Selbstfahrlafetten. Die Sol­
daten der Waffen-SS fühlten
sich als Sieger. Das Korps wäre
aufgrund seiner Kampfkraft
durchaus noch in der Lage ge­
wesen, den Angriff in Richtung
Kursk fortzusetzen, doch die ver­
änderte Gesamtlage bewog die
oberste Führung zum Abbruch
der Schlacht. Der Gegner war
nämlich am 12. Juli mit starken
Kräften gegen den nördlichen
„Zangenarm“ zum Angriff ange­
treten und hatte tiefe Einbrüche
erzielt, die zur Einstellung der
Offensive gegen Kursk von Nor­
den her bewogen. Damit hatte
auch der südliche „Zangenarm“
kaum mehr Aussichten auf Er­
folg und wurde auf die Aus­
gangsstellung zurückgenommen.

Keine Wende mehr möglich


Bis Mitte Juli verloren die
Deutschen im Kursker Bogen
nur 248 Panzer und Sturmgeschütze, wogegen die Rote und am Dnjepr, auch wenn die Gesamtlage keine durch­
Armee 1.749 einbüßte. Dies bedeutete ein Verhältnis greifende Wende mehr zuließ. □
von 1 : 7. Von einem „Feuerofen von Kursk“, der die
deutsche Panzertruppe verzehrt haben soll, kann keine DR. HEINZ MAGENHEIMER
Rede sein. Daß die Kampfkraft der Waffen-SS-Verbände Der Autor, Historiker und Privatdozent, ist Angehöriger der österreichischen
Landesverteidigungsakademie (Institut für strategische Grundlagenforschung)
nicht wesentlich verm indert war, belegen die späteren und Verfasser einer Grundlagenarbeit über den deutschen Präventivschlag 1941
Abwehr- und Angriffserfolge bei Charkow, bei Kiew gegen die Sowjetunion.

88 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMIZ 1


Die sowjetische Sichtweise
Die Sowjets hatten stets ein ambivalentes Verhältnis zum bissen kämpfenden Soldaten
Begriff der „Elite“. Nach der kommunistischen Revolution das gelegen haben? Es wäre Gift für die s
im Jahre 1917 wurden in Rußland sämtliche alten Eliten des paganda gewesen, daraufhinzuweisen, daß in den le1
Zarenreiches eliminiert bzw. aus den öffentlichen Ämtern Tagen des verhaßten NS-Regimes in Berlin za
verdrängt. Das galt vor allem für die zaristische Armee und Freiwillige aus Frankreich, Belgien und Skandina
deren Offizierskorps. Dies hatte jedoch frap­ Reichskanzlei gegen die Rote Armee
pierende Auswirkungen auf die Kampfkraft teidigten.
der 1918 von Leo Trotzki gegründeten Ro­ Die Meinung zur Waffen-SS war in der
ten Armee. Das war ein Problem: Einerseits Sowjetunion stets sehr gespalten. Einerseits
benötigte man dringend eine erfahrene mi­ gab es die vorherrschende offizielle Ver­
litärische Elite, um die Revolution zu ver­ sion, bei der Waffen-SS habe es sich um ei­
teidigen, andererseits schloß die kommuni­ ne kriminelle Organisation von Kriegsver­
stische Ideologie mit ihrem Gleichheitsge­ brechern gehandelt. In den 1970er Jahren
danken jegliche Elitenbildung aus. kam eine großartige Femsehserie im sowje­
Lettische Freiwillige waren daher die er­ tischen Fernsehen mit dem Titel 17 Augen­
sten Elitesoldaten, die in Moskau stationiert blicke des Frühlings, in der ein sowjetischer
wurden, da sich keine Russen für diese Auf­ Geheimagent - als SS-Standartenführer
gabe fanden. Lettland war zu jener Zeit Max Otto von Stirlitz getarnt - während
noch ein souveräner Staat. Neun lettische des Zweiten Weltkrieges den deutschen Mi­
Der A utor Viktor Suworow,
Regimenter schützten in den Anfangsjah­ litärapparat ausspionieren sollte. Alle zwölf
geboren 1947 in der Sowjet­
ren des Kommunismus die sowjetische Episoden dieser erfolgreichen Serie waren
Hauptstadt. Als der Machtkampf zwischen union, ist ehemaliger sowje­ in Rußland ein regelrechter Straßenfeger.
tischer Geheimdienstoffizier
Leo Trotzki, der die Rote Armee aufgebaut Bemerkenswert an dieser Serie war die de­
und ein versierter Kenner des
hatte, und Josef Stalin zugunsten Stalins tailgetreue Uniformierung und Ausrüstung
entschieden war, begann dieser, die letti­ Innenlebens der Sowjetarmee. - US-amerikanische Produktionen haben
schen Einheiten zu beseitigen. Man mag es als eine Ironie eine solche Perfektion bis heute nicht erreicht.
der Geschichte betrachten, daß es wiederum Letten waren, In den Militärakademien der sowjetischen Streitkräfte
die sich später als überragende Kämpfer in der Waffen-SS herrschte oftmals eine Sichtweise vor, die weitaus diffe­
im Kampf gegen die Sowjetarmee hervortaten. renzierter war als die von der sowjetischen Propaganda
verbreitete. In nichtoffiziellen Kursen wurde die Waffen-
Kein Wort über die Freiwilligen SS sehr genau analysiert und ohne ideologische Scheu­
Der sowjetische Eroberer Berlins, Armeegeneral Georgi klappen betrachtet. Diese hochmotivierte, internationale
Konstantinowitsch Schukow, würdigte die Waffen-SS Truppe des einstigen Feindes war für die angehenden Of­
übrigens in seinen Erinnerungen mit keinem Wort, ob­ fiziere der sowjetischen Armee ein interessantes Stu­
wohl vor allem europäische Freiwillige der Waffen-SS dienobjekt. Zusammenhalt, Kampfkraft und die enorme
ihm noch in den letzten Kriegswochen herbe Verluste ein­ Effektivität dieser Truppe faszinierten die Jahrgänge der
gebracht hatten. Weder in seinen zahlreichen Vorträgen Militärakademie. Q
noch in seinen Reden vor Soldaten erwähnte er die ver-
VIKTOR SUWOROW

Der ehemalige Generalstabsoffizier


der Roten Armee Suworow zeigt
auf, daß Stalin nie von dem Ziel der
kommunistischen Weltrevolution
abgerückt ist und der Zweck seines
Viktor Suworow im Juli 1941 geplanten Überfalls auf
das Deutsche Reich die Eroberung
•jh jJiü 'j ganz Europas und seiner Kolonien
'/ y/ijjjj d y / ï tu' war. Nach seinen Riesenerfolgen
„Der Eisbrecher: Hitler in Stalins
I h îm Ù Û lï ' J Kalkül“ und „Der Tag M“ beweist er
hier erneut anhand von Rüstungs­
Pour le Mérite ziffern, Aufmarschplänen und an­
derem Material messerscharf: Hitlers
Präventivschlag rettete Europa in letzter Minute vor dem Bolsche­ Der Zusammenhalt, die Kampfkraft und die enorme
wismus. Das Buch ist im Pour le Mérite-Verlag erschienen und ko­
stet € 25,95. 352 S., s/w. Abb., geb. im Großformat. Effektivität der Waffen-SS faszinierten die
sowjetischen Offiziersschüler.

DMZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 89


Geschichte einer ber: ttenen Truptae
1

I n heutiger Zeit wird die ehemalige Waffen-SS meist


BJ als technisch hochgerüstete, mit modernsten Waffen
und Transportmitteln ausgestattete Truppe wahrgenom­
men. SS-Panzerdivisionen wie „Leibstandarte“ oder
„Hitlerjugend“ gelten gegenwärtig als die Eliten der da­
maligen deutschen Armee, die Namen vieler ihrer Offi­
ziere - beispielsweise SS-Brigadeführer Kurt Meyer, ge­
nannt „Panzermeyer“, SS-Standartenführer Jochen Pei-
per und viele andere - werden weithin mit einem neu­
en, modernen Typus des Frontsoldaten gleichgesetzt.
Dabei wird aber häufig übersehen, daß vor allem im Ost-
feldzug aufgrund schwieriger geographisch-klimatischer
und infrastruktureller Gegebenheiten auf althergebrach­
te Kampfweisen zurückgegriffen werden mußte. So ge­
wannen aufgrund der schlechten Straßen- und Gelände­
verhältnisse Pferde wieder an Bedeutung. Deshalb wur­
den auch in der Waffen-SS berittene Verbände aufge­
stellt.
Den Ausgangspunkt berittener SS-Einheiten bildete im
Jahre 1930 der Münchener Reitersturm. Seinem Beispiel
folgend, wurden in den Folgejahren im ganzen Deutschen
Reich SS-Reiterstandarten gegründet. Viele Reiter der SS
machten sich daraufhin in Friedenszeiten einen Namen im
Reitsport - so beispielsweise der erfolgreiche Turnierrei­
ter SS-Unterscharführer Günter Temme. 1937 konnten die
Angehörigen der Reiter-SS alle innerdeutschen Meister­
schaften gewinnen.
Hermann Fegelein als SS-Brigadeführer. Auch in seiner
Einsätze gegen polnische Partisanen
Freizeit war der geborene Ansbacher begeisterter Reiter.
Bereits vor Kriegsausbruch befahl Reichsführer-SS
Heinrich Himmler die Aufstellung einer Reiterformation.
Kurz nach der Ausbildung der ersten beiden Schwadronen vor allem an der Säuberung und Sicherung des rückwär­
erfolgte ihr Einsatz in Polen. Sie wurden nicht im Ver­ tigen Heeresgebietes und an der Winterschlacht 1941/42
band, sondern aufgeteilt in Polizeiverbänden zum Kampf bei Rshew beteiligte. Seit dem 21. Juni 1941 war die SS-
gegen polnische Partisanen hinter der Front eingesetzt. Im Kavallerie dem Kommandostab Reichsführer-SS direkt
Winter 1939/40 wurde in Polen schließlich das 1. SS-To- unterstellt.
tenkopf-Reiterregiment - in manchen Quellen auch 1. SS- Im Mai 1942, in der Umbildungsphase zur 8. SS-Kaval-
Totenkopf-Reiterstandarte genannt - zusammengestellt, leriedivision auf dem Truppenübungsplatz Debica, über­
dem bald ein zweites folgte. Sie lagen in Warschau und gab SS-Standartenführer Fegelein den Verband, der nun
Lublin. Beide zusammen bildeten die Basis der Anfang dem SS-Führungshauptamt unterstand, an SS-Brigade-
August 1941 aufgestellten SS-Kavalleriebrigade - später führer Wilhelm Bittrich. Ihm folgte SS-Standartenführer
auch nach ihrem Kommandeur SS-Standartenführer Her­ Fritz Freitag, der am 20. April 1943 wiederum vom in­
mann Fegelein SS-Reiterbrigade „Fegelein“ genannt -, die zwischen zum SS-Brigadeführer ernannten Hermann Fe­
von Anbeginn am Unternehmen „Barbarossa“, dem Prä­ gelein abgelöst wurde.
ventivschlag gegen die Sowjetunion, teilnahm und sich Die Division stand in schweren Kämpfen, unter anderem
im Wolgabogen, bei Orel und in Südrußland. Immer wie­
In schwierigem Gelände hatte die Kampfweise zu Pferde der wurde der Verband auch zur Partisanenbekämpfung
oftmals Vorteile. Daher wurden auch in der Waffen-SS eingesetzt, so zum Beispiel im Sommer 1943 im Reichs­
berittene Verbände aufgestellt. kommissariat Ukraine.
suchten Ausbruch aus dem Kessel von Budapest, bei dem
die meisten Männer fielen, fast gänzlich vernichtet. Le­
diglich kleine Reste erreichten die deutschen Linien. Teile
der 8. SS-Kavalleriedivision waren allerdings als Aufstel­
lungsstab der Division in der Slowakei verblieben. Dieser
Stab konnte aber bis Kriegsende nur noch eine Kampf­
gruppe aufstellen.
Um an die Leistungen der SS-Männer zu Pferde zu er­
innern und um die Entstehung der Geschichte der Reite­
rei in der Waffen-SS darzustellen, ist jetzt ein Nachdruck
des zeitgenössischen Text- und Bildbandes SS-Kavallerie
im Osten erschienen. Neben der Vorgeschichte über die
Reiterei in der Schutzstaffel werden dort vor allem die
Einsätze der SS-Reiterregimenter 1 und 2 sowie der SS-
Kavalleriebrigade „Fegelein“ zwischen 1939 und 1942
In Eilmärschen konnten die SS-Kavalleristen in kurzer dargestellt. Dabei werden auch Ereignisse aus dem ent­
Zeit größte Distanzen überwinden. behrungsreichen Kriegsalltag geschildert. Im Mittelpunkt
dieses prachtvollen Erinnerungsbandes steht ein ein­
Neuaufstellung in Kroatien drucksvoller Bildteil, in dem Soldat und Pferd in Frieden
Anfang 1944 begann die Neuaufstellung der 8. SS-Di- und Krieg zu sehen sind.
vision in Kroatien. Am 19. März gehörte sie, die wenige Das einzigartige Zeitdokument deutscher Militärge­
Tage zuvor von Adolf Hitler den Namen „Florian Geyer“ schichte spiegelt die Kämpfe gegen den Bolschewismus
verliehen bekommen hatte, zu den in Ungarn einrücken­ aus der Sicht eines elitären SS-Verbandes wieder und
den Verbänden, die dort für einige Zeit zur Stabilisierung führt dem Leser vor Augen, wie tapfer die Soldaten der
der politischen Lage Verwendung im ungarischen Hei- Waffen-SS kämpften, aber auch wie schlimm die Lage der
matkriegsgebiet fanden. Ab dem 1. April 1944 übernahm russischen Bevölkerung durch den Kommunismus war. □
der spätere SS-Brigadeführer Joachim Rumohr die Divi­
sion und führte sie bis zu ihrem Untergang in Budapest im DANIEL HEINTZ
Februar 1945. Zuvor war sie noch an schweren Abwehr­
kämpfen in der Ukraine, in Rumänien und in der ungari­ Auch an sportlichen Wettkämpfen nahmen Angehörige
schen Tiefebene beteiligt. Nachdem die Division sich un­ der SS-Reiterbrigade immer wieder erfolgreich teil. Das
ter großen Opfern bei der Verteidigung Budapests höch­ Bild zeigt die siegreiche Mannschaft der SS-Reiterwett-
ste Verdienste erworben hatte, wurde sie bei einem ver­ kämpfe anläßlich eines Oktoberfestes in München.

92 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS

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SS-Rwtey-iürmi d3 -m fffo d
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Vom 1. SS-Totenkopf-Reiterregiment
zur SS-Reiter-Brigade Fegelein
Vom 1. SS-fotenkopf-Reiterregirrieri|
I zur $S-Reiter-Brigade
L Fegefein
Die SS-Reiterei geht auf den Münchener Reitersturm aus dem Jahre 1930
zurück, danach entstanden im ganzen Reich SS-Reiter-Standarten. Zwei
Schwadronen waren bei Beginn des Polenfeldzuges in der Partisanenbe­
kämpfung eingesetzt. Es wurden rasch weitere Schwadronen geschaffen,
und im Winter 1939/40 wurde daraus das 1. SS-Totenkopf-Reiterregi­
ment, dann eine Brigade und schließlich im Herbst 1943 die 8. SS-Kaval-
lerie-Division „Florian Geyer“. Von den Jahren 1939 bis 1942, meist un­
ter SS-Standartenflihrer Hermann Fegelein, handelt dieser Bildband, der
1944 von der SS-Kavallerie-Brigade herausgegeben wurde. Dieser Nach­
druck des Originals begeistert durch Hunderte von aktionsreichen Fotos
vom Kampf der Waffen-SS an den Brennpunkten der Ostfront. 208 S., ca.
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Geächtet und <

Das Bild der Waffen-SS in der frühen Bu


Laut der vom amerikanischen Generalstab am 26. gen, „was nicht einmal Himmler zustandegebracht hatte:
■ April 1945 angeordneten Direktive JCS 1067/6
verfielen die Angehörigen der Waffen-SS bis hinunter
den Mitgliedern der kollektiv angeklagten SS ein Gefühl
der Gemeinsamkeit einzuhauchen. Unterschiedslos sah
zum Dienstgrad Unterscharführer (Unteroffizier) dem sich jetzt ein anständiger Soldat der Waffen-SS mit dem
„automatischen Arrest“ d.h., sie waren in Lager einzu- Folterknecht der Konzentrationslager angeklagt..." Diese
sperren. Diese Art der „Kollektivierung“ wurde im Nürn­ Form unterschiedsloser Behandlung wurde von den mit
berger Tribunal bestätigt. Der Internationale Militärge­ deutschem Personal besetzten Spruchkammern, die auf
richtshof (IMG) stellte in seinem Urteil vom 30. Septem­ Geheiß der Alliierten die Entnazifizierung vorantreiben
ber fest: „Die SS wurde zu Zwecken verwendet, die nach sollten, fortgesetzt. Diese Praxis war ein Irrweg, da sie we­
dem Statut des IMG, verbrecherisch sind. ... In die SS der der gerechten Bestrafung tatsächlicher Verbrecher
schließt der Gerichtshof alle Personen ein, die offiziell als noch einer ehrlichen „Vergangenheitsbewältigung“ dien­
Mitglieder in die SS aufgenommen worden waren, ein­ lich war. Die Spruchkammern, so resümiert Höhne, „ver-
schließlich der Mitglieder der Allgemeinen SS, der Waf-
fen-SS, der Mitglieder der SS-Totenkopfverbände und der In der noch jungen Bundesrepublik verweigerten anfangs
Mitglieder aller verschiedenen Polizeiabteilungen, welche viele ehemalige Angehörige der Waffen-SS unter Hinweis
Mitglieder der SS waren.“ Über diese Art der Verurteilung a u f inhaftierte Kameraden ihre Mithilfe bei der Neuauf­
stellte der Journalist Heinz Höhne in einem SPIEGEL-Ar­ stellung der Bundeswehr. Das Foto zeigt Bundeskanzler
tikel aus dem Jahre 1967 fest, es sei den Richtern gelun­ Adenauer 1956 bei einem Truppenbesuch in Andernach.

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS B K |


( Geschichte

undesrepublik Deutschland
einigten wiederum, was einst in der SS auseinanderstrebte, die Mörder und die
Soldaten, die Ehrgeizlinge und die Idealisten.“

Waffen-SS-Offiziere sind pauschal hauptschuldig


In der Regel wurden Waffen-SS-Offiziere ab dem Sturmbannführer (Major) auf­
wärts pauschal als „Hauptschuldige“ klassifiziert und somit zu zehn Jahren Ar­
beitslager verurteilt. Diese Form der Siegerjustiz hatte einen entscheidenden An­
teil daran, daß den ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS nicht gerade der Sinn
nach selbstkritischer Rückschau stand. Manch ehemaliger hoher Wehrmachtof­
fizier wollte nun nichts mehr mit den „Parias“ der Waffen-SS zu tun haben, zum SS-Obergruppenführer und Gene­
einen um dadurch seinen eigenen „Interessenverband“ in den Äugen der „kriti­ ral der W affen-SS H erbert Otto
schen“ Öffentlichkeit nicht zu diskreditieren, zum anderen aus einer noch immer Gille gründete das Nachrichten­
andauernden Rivalität; so begründete etwa der ehemalige Panzergeneral Rudolf blatt der HIAG und leitete es
Veiel die Nichtaufnahme von Waffen-SS-Angehörigen mit der Aussage, die SS bis ins Jahr 1958. Im Bild
habe die Wehrmacht schließlich immer „schlucken“ wollen. Solche Distanzie­ als SS-Gruppenführer.
rungen führten zu Verbitterungen, wie etwa beim ehemaligen Oberstgruppen­
führer Paul Hausser, der dagegen argumentierte, wie „erfreut“ hohe Dienststel­
len des Heeres gewesen seien, wenn ihnen Waffen-SS-Einheiten unterstellt wor­
den waren.

Die Waffen-SS h ilft sich selbst


Otto Kumm (Generalmajor der Waffen-SS a.D.) stellte anläßlich der Gründung
der ersten Gruppe der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG) 1949 in
Hamburg rückblickend fest: „Nicht selten wurde die Anstellung eines ehemaligen
Angehörigen unserer Truppe durch Betriebsräte und Gewerkschaften verhindert.
Es mußte etwas geschehen und zwar durch uns selbst, da es sonst niemanden gab,
der bereit war, uns zu helfen.“ Der Versuch, sich in bereits bestehende Kamerad­
schaften, Traditions- oder Soldatenverbände einzugliedern, scheiterte zunächst,
da sich diese „nicht mit uns belasten“ wollten, so Krumm. Eine Organisation zur
Interessenvertretung hatten die ehemaligen Waffen-SS-Männer also bei Grün­
dung der Bundesrepublik dringend nötig, denn sie waren nicht nur kollektiv ge­
ächtet, sondern aufgrund dessen auch zunächst von Versorgungsleistungen aus­
geschlossen und daher materiell schlechter gestellt als die früheren Kameraden
aus der Wehrmacht.
Den Hinterbliebenen der etwa 300.000 gefallenen Waffen-SS-Soldaten sowie
den überlebenden Berufssoldaten dieser Truppe wurden noch auf Geheiß der Be­
satzungsmächte keine Renten und Versorgungsbezüge ausgezahlt, da sie nicht als
Bewaffnete des deutschen Staates sondern der nationalsozialistischen Weltan-

Die „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit“ (HIAG): In den fünfziger Jahren


betrug die Zahl der Mitglieder ca. 20.000. In der Phase ihrer Entstehung war Keine Berührungsängste:
die HIAG noch von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt tätig. Schwer­ Der Wehrmachtoffizier und spätere
punkte der Arbeit waren die Kameradschaftspflege, berufliche oder geschäftli­ SPD-Bundeskanzler Helmut
che Unterstützung (Spargemeinschaften) und die „Stille Hilfe“. Schmidt referierte 1954 a u f einer
Veranstaltung der HIAG.

N IZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 95


träger“, daß nicht allein die Wehrmacht, sondern auch die
Soldaten der Waffen-SS gemeint waren. Direkter glaubte
Adenauer sich als Regierungschef nicht äußern zu kön­
nen. Persönlich hatte er jedoch deutlich klargestellt: „Ich
weiß schon längst, daß die Soldaten der Waffen-SS an­
ständige Leute waren.“ Ohne vollständige Souveränität
seien der Bundesregierung bezüglich einer umfassenden
Rehabilitierung die Hände gebunden, und somit gäben in
diesem Punkt allein die Siegermächte den Ausschlag. In
einer Wahlkampfrede bemerkte er dazu: „Machen Sie ein­
mal dem Ausland ... deutlich, daß die Waffen-SS keine Ju­
den erschossen hat, sondern als hervorragende Soldaten
Jürgen Girgensohn Günter Samtlebe (geb. von den Sowjets gefürchtet war!“
(geb. 1924), im Krieg 1926), 1943 Soldat der
Angehöriger der Waffen- Waffen-SS-Panzerdivision Kurt Schumacher verteidigt die Waffen-SS
SS, ab 1966 SPD-MdL „Hohenstaufen“. 1973 -1 9 9 9 Anerkennung erhielt die Waffen-SS auch von Opposi­
Nordrhein-Westfalen Dortmunder Oberbürgermei­ tionspolitikern, so vom SPD-Vorsitzenden Kurt Schuma­
(bis 1985). 1 9 7 0 -1 9 8 3 ster (SPD). Er erklärte, seine cher, der selbst als Opfer des NS-Regimes jeder Sympa­
Kultusminister Einheit habe ritterlich und thie für rechtsextremes Gedankengut unverdächtig war:
in NRW. anständig gekämpft. „Die Waffen-SS ist als eine Art vierter Wehrmachtsteil ge­
führt worden und als Massenformation ... für Kriegs­
schauung aufgefaßt wurden. Erst im Laufe der fünfziger zwecke geschaffen worden.“ Mit dieser Einordnung gab
Jahre - beginnend mit der Gleichstellung aller Kriegsop­ Schumacher das Selbstverständnis der Waffen-SS wieder;
fer im Bundesversorgungsgesetz - wurde die rechtliche denn obwohl sie de jure kein Teil der Wehrmacht war, ist
Diskriminierung der ehemaligen Waffen-SS-Soldaten ab­ sie de facto von ihren Angehörigen und auch von Wehr­
gebaut; durch Intervention ihrer Juristen in Bonn er­ machtsoldaten während der Krieges so wahrgenommen
reichte die HIAG auch, daß ehemalige Berufssoldaten der worden. Formal ist die Waffen-SS insofern von der All­
Waffen-SS mittels einer Sonderklausel für ihre Dienstzeit gemeinen SS getrennt gewesen, daß sie sich als reguläre
Anspruch auf Leistungen der gesetzlichen Rentenversi­
cherung erhielten. Der Name „HIAG“ war also keineswegs Der Wortlaut der Ehrenerklärung
ein „Tarnbegriff, wie Kritiker mutmaßten, sondern Pro­ von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer (CDU)
gramm: gegenseitig half man sich bei der Vermittlung von
Arbeitsstellen, Beschaffung von Wohnraum, bei der sozi­ In der 240. Sitzung des Deut­
alrechtlichen Absicherung usw. Das im Sinne des alten schen Bundestages in Bonn trägt
der Bundeskanzler der Bundesre­
Korpsgeistes gegründete „Sozialwerk Paul Hausser“ lin­
publik Deutschland an einem Mitt­
derte zudem die größte Not manches alten Kameraden. woch, den 3. Dezember 1952 das
Nachfolgende vor: „Ich möchte
Konrad Adenauers Ehrenerklärung heute vor diesem Hohen Hause im
Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte sich in der Namen der Bundesregierung erklä­
Bundestagsdebatte am 5. April 1951 - zunächst noch zu­ ren, daß wir alle Waffenträger un­
rückhaltend und auf die „Berufssoldaten der früheren seres Volkes, (Hört! Hört!-Links)
Wehrmacht“ beschränkt - gegen das Fortwirken der „Kol­ die im Namen der hohen soldati­
lektivschuld“ und gegen die Diskriminierung ehemaliger schen Überlieferung ehrenhaft zu
Militärs ausgesprochen, die „zu Unrecht in ihrer Gesamt­ Lande, auf dem Wasser und in der
heit für den verlorenen Krieg verantwortlich gemacht Luft gekämpft haben, anerkennen.
Bundeskanzler Kon­
(Beifall bei den Regierungspar­
wurden, obgleich sie zumeist nur ihre Pflicht erfüllt ha­ rad Adenauer (CDU)
teien.) Wir sind überzeugt, daß der
ben“. Am 3. Dezember 1952 erweiterte der CDU-Politiker gute Ruf und die große Leistung des deutschen Soldaten
seine Aussage noch einmal, nachdem er einer Abordnung trotz aller Schmähungen während der vergangenen Jahre
von Veteranen zuvor versprochen hatte, bei passender Ge­ in unserem Volke noch lebendig sind und auch bleiben
legenheit gegen deren Diffamierung Stellung zu nehmen. werden. (Beifall bei den Regierungsparteien. - Zurufe von
Namens der Bundesregierung erklärte er, „daß wir alle der KPD.) Es muß unsere gemeinsame Aufgabe sein - und
Waffenträger unseres Volkes, die im Namen der hohen ich bin sicher, wir werden sie lösen -, die sittlichen Werte
soldatischen Überlieferungen ehrenhaft zu Lande, auf des deutschen Soldatentums mit der Demokratie zu ver­
dem Wasser und in der Luft gekämpft haben, anerkennen“. schmelzen. (Zuruf von dem Abgeordneten Reimann.) Der
Diese diplomatische Formulierung beinhaltete zugleich ei­ kommende deutsche Soldat wird nur dann seiner deut­
ne Einschränkung und eine Erweiterung; mit dem Adverb schen und europäischen Aufgabe gerecht werden, wenn er
von den Grundprinzipien erfüllt ist, auf denen die Ordnung
„ehrenhaft“ klammerte der Kanzler jene aus, die sich
unseres Staates ruht. (Beifall bei den Regierungsparteien.
Kriegsverbrechen hatten zu schulden kommen lassen, - Zurufe von der KPD sowie von dem Abgeordneten Mel-
gleichzeitig bedeutete der altmodische Begriff „Waffen­

96 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DUZ


Streitkraft in den Händen des Staates befand, während die Siegfried Zoglmann (geb.
„schwarze SS“ immer noch eine Formation der NSDAP 1913), Journalist, Leiter
war. Die Ehrenerklärungen für die ehemaligen Waffen- der A uslan dspressestelle
SS-Angehörigen fußten natürlich nicht nur auf Überzeu­ der Reichsjugendführung,
gungen, sondern hatten auch einen politischen Zweck. 1 9 4 0 K riegsberichterstat­
Zum einen sollten im Rahmen der Debatte um die Wieder­ ter ; danach Freiwilliger bei
bewaffnung und die Einbindung in das westliche Sicher­ der W affen-SS, 1944
heitsbündnis aus Sicht der Regierungsparteien alle Ten­ Untersturmführer. 1 9 5 4 -
denzen unterbunden werden, die in Richtung eines „Na­ 1 958 MdL (FDP) N ord­
tionalneutralismus“ deuteten. Einige ehemalige Waffen- rhein-W estfalen, ab 1 9 5 7
SS-Führer hatten sich diesbezüglich geäußert und eine MdB. 1961 Parlam entari­
Neuaufstellung deutscher Truppen mit dem Hinweis auf scher Geschäftsführer der
die noch in Haft befindlichen Kameraden moralisch in FDP-Bundestagsfraktion. 1970 A u stritt aus der FDP\
Zweifel gezogen. In den Zusammenhang mit der geplan­ Wechsel zu r CSU, fü r die er bis 1976 im Bundestag sitzt.
ten Aufstellung einer gegen die Sowjetunion gerichteten 1973 Großes Bundesverdienstkreuz.
westdeutschen Armee ist auch die Erklärung des ehema­
ligen alliierten Oberbefehlshabers Eisenhower einzuord­ publik. Adenauer hatte im Wahlkampf zur Bundestags­
nen, der im Januar 1951 - abweichend von früheren Ver­ wahl 1953, bei der es um die richtungsweisende Frage der
lautbarungen - festgestellt hatte: „Die Untaten gewisser Wiederbewaffnung ging, den in Werl noch immer inhaf­
Subjekte treffen allein diese und haben nichts zu tun mit tierten Waffen-SS-General Kurt Meyer („Panzermeyer“),
der Ehre der Mehrzahl deutscher Offiziere und Soldaten.“ einst Kommandeur der Panzerdivision „Hitlerjugend“ und
Zum anderen wollten innenpolitisch sowohl die Union als jüngster Divisionsbefehlshaber der deutschen Streitkräfte,
auch die Sozialdemokraten übereinstimmend verhindern, besucht. Die darauf folgende Ehrenerklärung des Kanzlers
daß aus den Unzufriedenen ein gefährliches politisches beantwortete die HIAG mit der Aufforderung, ihre Mit­
Reservoir für radikale Kräfte entstünde. Diese Rechnung glieder sollten nur „staatstragende“ Parteien wählen und
ist in den fünfziger Jahren aufgegangen. Bis auf eine ver­ keine Splittergruppen unterstützen.
schwindend kleine Minderheit stellte sich die Masse der Zu den Rednern des vom 18. bis 19. Juli 1953 in Han­
Waffen-SS-Ehemaligen loyal hinter die junge Bundesre- nover stattfindenden Treffen der großen Soldatenverbän­
de, an dem 20.000 Personen teilnahmen, gehörte auch der
lies.) Diese Ordnung sichert zugleich die ethischen Werte des Waffen-SS-General a.D. Herbert Otto Gille als Vertreter
Soldaten vor erneutem M ißbrauch.“ (Zurufe von dem Ab­ der HIAG. Unter den geladenen Ehrengästen befanden
geordneten Dr. Menzel. - Weitere Zurufe von der SPD und sich damals auch Spitzenpolitiker der Regierungsparteien,
der KPD.) so Bundestagspräsident Hermann Ehlers, Vizekanzler Blü­
Ehrenerklärung gilt auch für die Waffen-SS cher sowie der spätere Verteidigungsminister Blank. Die
In einem Brief, der auf den 17. Dezember 1952 datiert war, Tageszeitung Die Welt kommentierte dieses Treffen als
schrieb der Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer an den ehe­ „Tag des offiziellen Friedensschlusses der Soldaten mit
maligen Generaloberst der Waffen-SS, Paul Hausser: „Sehr ge­ unserem Staat“. Vor der Bundestagswahl 1953 erhielten
ehrter Herr Generaloberst! Einer Anregung nachkommend tei­ Vertreter der bürgerlichen Parteien und der SPD Gelegen­
le ich Ihnen mit, daß die von mir in meiner Rede vom 3. De­ heit, in der Zeitschrift der HIAG unter dem Motto „Meine
zember 1952 vor dem Deutschen Bundestag abgegebene Ehr- Partei und die Waffen-SS“ ihre Positionen darzulegen;
erklärung für die Soldaten der früheren deutschen Wehrmacht rechte und linke Kleinparteien ließ man bewußt außen
auch die Angehörigen der Waffen-SS umfaßt, soweit sie aus­ vor. Einer der Hauptredner auf dem HIAG-Treffen in Lem­
schließlich als Soldaten ehrenvoll für Deutschland gekämpft go 1958 war der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Loh­
haben. Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung bin ich
mar.
Ihr (...) Adenauer.“

Kurt Schumacher gegen kollektive Haftbarmachung Das Volk steht zu seiner Waffen-SS
In diesem Zusammenhang schrieb der frühere SPD-Vorsit- Die Anteilnahme kommunaler Politiker und der Bevöl­
zende (1946 bis 1952) Dr. Kurt Schumacher im Jahre 1951 das kerung an Treffen der Waffen-SS-Veteranen war späte­
Folgende: „Die Waffen-SS ist weder mit der Allgemeinen SS stens ab Mitte der fünfziger Jahre groß. Die Verbandsver­
noch mit den speziellen Organisationen der Menschenver­ treter wurden in den Rathäusern empfangen, und Verei­
nichtung und -Verfolgung gleichzusetzen, sondern hat sich ne stellten Abordnungen. Als Kurt Meyer 1954 aus der
selbst als eine Art vierter Wehrmachtsteil gefühlt und ist da­ Haft entlassen wurde, empfing ihn sein Wohnort im Tri­
mals auch so gewertet worden. (...) Die SPD ist ausgegangen
umphzug samt Feuerwehrkapelle und Kirchenchor.
und geht aus von jeder Ablehnung und Bekämpfung der Kol­
lektivschuld. Uns scheint es eine menschliche und staatsbür­ Dennoch gab es auch immer wieder Stimmen - be­
gerliche Notwendigkeit zu sein, diesen Ring der kollektiven sonders unter Gewerkschaftsfunktionären und linken So­
Haftbarmachung zu sprengen und der großen Masse der frü­ zialdemokraten -, die ein Verbot der HIAG forderten. Sie
heren Angehörigen der Waffen-SS den Weg zu Lebensaussicht argumentierten, daß die sozialen Anliegen der HIAG mit
und Staatsbürgertum freizumachen.“ den gesetzlichen und materiellen Zugeständnissen erfüllt
seien, und daß andererseits in der Rhetorik der Kamerad­
DHE Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 97
schaftstreffen und Ver­ Angehörigen ab. Ohne
sammlungen der „alte größeres Aufsehen
SS-Ungeist“ - begün­ konnte z.B. 1970 der
stigt durch einen anti­ damalige Heeresinspek­
kommunistischen Zeit­ teur der Bundeswehr an
geist - wieder fröhliche Paul Haussers 90. Ge­
Urständ feiere. Doch al­ burtstag teilnehmen.
len Fällen zum Trotz, in Das änderte sich Mit­
denen solche ideologi­ te der achtziger Jahre;
sche Rückwärtsge­ als Bundeskanzler Dr.
wandtheit tatsächlich Helmut Kohl und der
oder bloß vermeintlich amerikanische Präsi­
zutage trat, gab es gera­ dent Ronald Reagan
de von den prominente­ den Bitburger Militär­
ren Ehemaligen auch friedhof am 5. Mai
ganz andere Töne zu Der erste SPD-Bundesvorsitzende Kurt Schumacher reichte 1985 besuchten, um an
hören. So erklärte der den ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS ebenfalls die Hand. den Gräbern der Gefal­
HIAG-Vorsitzende Kurt lenen beider Seiten die
Meyer: „Extremisten wollen das ewige Gesetz vom rol­ Versöhnung zu bekräftigen, erregten sich Teile der ver­
lenden Rad der Geschichte nicht wahrhaben. Sie leben öffentlichten Meinung wegen der dort bestatteten knapp
noch im Gestern und jagen nationalen Träumen nach. ... 50 Waffen-SS-Soldaten. In der Debatte über den Bit-
Soviel sollten gewisse Träumer eigentlich mitbekommen burg-Besuch tauchte auf einmal wieder die Unterschei­
haben, um zu wissen, daß man heute keinen jungen Men­ dung zwischen „normaler“ Wehrmacht einerseits und
schen mehr mit nationalen Phrasen formen oder erziehen „böser“ Waffen-SS andererseits auf. Dies änderte sich
kann, die erbärmlich, verlogen und heuchlerisch auf eine paradoxerweise erst wieder mit den Veröffentlichungen
Jugend wirken, die heute noch unter den Auswirkungen eines Teils heutiger (linker) Militärhistoriker, die es sich
des letzten Krieges leidet.“ Und weiter führte er bei einem zur Aufgabe gemacht haben, die Wehrmacht einseitig als
Treffen aus: „Jawohl, meine Kameraden, diese Bundesre­ willfähriges Instrument eines „Vernichtungskrieges“ dar­
publik ist unser Staat......Geht es diesem Staat gut und zustellen.
kann ihm der Frieden erhalten bleiben, geht es uns allen Damit ist - wenn auch unter negativen Vorzeichen - der
gut. ... Ein Lump und ein Wahnwitziger, der die Existenz Unterschied zwischen Wehrmacht und Waffen-SS in der
dieses Staates durch leichtfertige Experimente gefährden öffentlichen Wahrnehmung wieder nivelliert worden. Q
wollte.“ Mit der Zeit ebbte die öffentliche Auseinander­
setzung über die Rolle der Waffen-SS und ihrer früheren ERICH FISCHER

Nein, es war anders


Ex-Verteidigungsminister Hans Apel im D M Z -G espräch
DM 7.. Muß das Ver­ wir vor allem der jungen Generation den Zugang zur ei­
hältnis zur eigenen genen Geschichte. Die können dann wählen zwischen „Po­
Geschichte „norma­ litical eorrectness“ und Rechtsextremismus, und diese Wahl
lisiert“ werden? ist - mit Verlaub - wirklich beschissen.
Apel: Diese Art von D M Z : Wie können wir wieder zu einer normalen Ge­
Tabuisierung, die sich schichtsbetrachtung kommen?
über unsere eigene A pel:W \x müssen uns den Begebenheiten unideologisch
Geschichte legt, ist für nähern und fragen, wie es damals wirklich war. Mein ei­
mich immer schwerer gener Vater war Unteroffizier im Zweiten Weltkrieg und
erträglich. Natürlich er hat nichts verbrochen. Wenn er die Debatten heute hö­
DM Z-Chefredakteur M anuel
müssen die Verbre­ ren würde, dann würde er sich wundern. Ich kann mich
Ochsenreiter im Gespräch
chen der Nationalsozi­ noch sehr gut daran erinnern, wie der erste Vorsitzende
m it Hans A pel.
alisten scharf verur­ der SPD nach 1945, Kurt Schumacher, unmittelbar nach
teilt werden - das ist auch für mich nicht debattierbar. Aber dem Kriege auf die Soldaten der Waffen-SS zugegangen
daß es auf der anderen Seite in diesem Krieg auf deutscher ist - dafür gibt es Beweise und Zitate. Das wird heute ent­
Seite untadelige Helden gab, die dann nach 1945 als solche weder ganz totgeschwiegen, oder Schumacher selbst wird
Namensgeber von Kasernen und Bundeswehreinheiten in eine fragwürdige Ecke gestellt. Hier müssen wir uns
wurden, das ist normal. Mit solchen Tabuisierungen kön­ endlich einmal hinstellen und sagen: Nein, es war anders!
nen wir großen Flurschaden anrichten. Damit erschweren Lesen Sie das vollständige Interview in der DMZ Nr. 45.

98 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


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Tülle und Om
Die SS-Panzerdivision „Das Reich" imP
I eit 1944 spielen die Vorgänge in Tülle und Oradour Auf dem Weg an die Invasionsfront
| bei der Bewertung der Waffen-SS in Deutschland Die Invasion der Westalliierten am 6. Juni 1944 war ge­
und in Frankreich eine herausragende Rolle, ohne daß al­ glückt. Die SS-Division „Das Reich“ befand sich zu dieser
le Hintergründe aufgedeckt wurden. Tülle und Oradour Zeit in Südfrankreich und bekam den Verlegungsbefehl.
dienen vielfach als Symbol - als ein Mahnmal für Ver­ Am 7. Juni wurde als Sammelpunkt der Division der
brechen, die im Namen der Waffen-SS und der national­ Raum Tulle-Limoges befohlen. Dieses Gebiet war eine
sozialistischen Rassen- und Unterdrückungspolitik be­ Hochburg der Maquisards (französische Partisanen). Da
gangen worden sein sollen. Solch schwere Vorwürfe las­ einige Zeit zuvor eine deutsche Großaktion gegen die Par­
sen eine genauere Betrachtung der Vorgänge zwingend tisanentätigkeit abgesagt werden mußte, war anzuneh­
notwendig erscheinen. men, daß dies nun nachgeholt werden sollte, bevor die
Es gilt vorab festzuhalten, daß die französischen Wider­ Verlegung in die Normandie erfolgte.
standskämpfer mit ihrem Heckenschützenkrieg nicht nur Am 8. Juni erging der Divisionsbefehl zur Zerschlagung
gegen die Genfer Konvention und die Haager Landkriegs­ der französischen Widerstandskräfte. Es wurde ausdrück­
ordnung, sondern auch gegen den deutsch-französischen lich festgehalten, daß bei Feindwiderstand rücksichtslos
Waffenstillstandsvertrag verstießen. Sie mußten also mit durchzugreifen sei, daß aber „Übergriffe gegen die unbe­
Repressalien rechnen. Was war nun passiert? teiligte Zivilbevölkerung ... mit allen Mitteln zu unterbin-

Immer wieder fielen deutsche Soldaten den Angriffen von Partisanen zum Opfer. Oftmals wurden die Deutschen dabei
grauenhaft verstümmelt. Das Foto zeigt die Beerdigung eines von Partisanen ermordeten deutschen Landsers. s;

100 Deutsche Militärzeitschrltt - Sonderausgabe Waffen-SS n


Der französische Ort

i dour
Oradour-sur-Glane

l
Kirche

n Partisanenkrieg
*"V |
den“ sind. Die Spitze des Marsches bildete das SS-Regi-
ment „Der Führer“. Gegen 18 Uhr ereigneten sich die er­ DMZ
: KARTE
sten kleineren Kampfhandlungen. Es wurden bewaffnete
Zivilisten beobachtet, die scheinbar andere Widerstands­ was auch den Zustand ihrer Leichen erklärte. Manche konn­
gruppen alarmierten. In dem Ort Brive wurde dem Divi­ ten nicht einmal identifiziert werden. Nachdem man in dem
sionskommandeur durch den Standortkommandanten Ort - in einem Polizeilager - englische Waffen und Muni­
mitgeteilt, daß es in Tülle zu heftigen Kämpfen zwischen tion gefunden hatte, wurden alle männlichen Bewohner un­
dem Sicherungsregiment 95 und dem Maquis gekommen ter Mithilfe des Bürgemeisters versammelt, die unbekann­
sei. Die Division bekam vom übergeordneten Armeekorps ten und auswärtigen herausgefiltert und die einheimischen
den Auftrag, das bereits eingeschlossene III. Bataillon des im Laufe des Tages wieder nach Hause geschickt. 120 Ver­
Sicherungsregiments freizukämpfen. dächtige wurden als Sühnemaßnahme - im Einklang mit
den völkerrechtlichen Bestimmungen - zum Tode durch Er­
Heftige Kämpfe in Hille hängen bestimmt. Doch einige junge Franzosen wurden
Die mit diesem Auftrag befohlene Panzer-Aufklärungs- durch Fürsprache noch begnadigt. Schließlich wurden als
Abteilung wurde in Tülle in heftige Kämpfe verwickelt. Tei­ Abschreckungsmaßnahme 99 Verdächtige erhängt.
le der eingeschlossenen Besatzung von Tülle konnten be­
freit werden, doch wurden neun Soldaten tot und mehrere Sturmbannführer Kämpfe is t verschwunden
verwundet geborgen. Der deutsche Divisionsgefechtsstand Am selben Tag - dem 9. Juni - fiel der Bataillonskom­
wurde in Tülle errichtet. Die linke Marschgruppe folgte dem mandeur Sturmbannführer Helmut Kämpfe den Maquis­
III. Bataillon des Regiments „Der Führer“ in den Raum Li­ ards in die Hände. Wenige Minuten nachdem er das letz­
moges. Dort kam es am 9. Juni an, was die dortigen deut­ te mal gesehen wurde, fand man seinen leeren Wagen und
schen Dienststellen erleichtert aufnahmen, denn sie waren Kampfspuren. Französische Verbindungsleute meldeten
seit zwei Tagen durch die Maquisards von der Außenwelt inzwischen an die SD-Stelle in Limoges, daß sich in Ora­
abgeschnitten. Es ging das Gerücht um, die Partisanen dour-sur-Glane ein Gefechtsstand der Maquis befände.
planten einen konzentrischen Angriff auf die Stadt. Am 10. Juni fand man mitten in Limoges die Papiere
Auf dem Weg zu ihren Unterkünften ergaben sich für von Sturmbannführer Kämpfe. Man ging davon aus, daß
die Männer des Regiments „Der Führer“ die ersten Feuer­ er verschleppt worden sei und es geschafft habe, die Pa­
gefechte und Verluste. Zahlreiche Baumsperren mußten piere als Zeichen aus dem Fahrzeug zu werfen. Schließlich
beseitigt werden. Die Division „Das Reich“ bekam nun den kam die Meldung von französischen Zivilisten, in Oradour
Auftrag, in der Region eingeschlossene deutsche Trup­ würde ein hoher Offizier festgehalten, der feierlich er­
penteile zu befreien. schossen und verbrannt werden solle. Der ganze Ort ar-

Die Vorgänge in liille


Am selben Tag entdeckten die deutschen Truppen nach
der Wiedereinnahme von Tülle 40 ermordete und verstüm­
melte Männer des Sicherungsregiments 95, die sich nach
Zeugenaussagen von Einwohnern den Maquisards schon Sensationell sind die Ergebnisse der
ergeben hatten. Unter den Trümmern der von den Partisa­ Untersuchungen und die Tatsache,
nen angezündeten Unterkunft der Deutschen wurden wei­ daß ein französischer Wissenschaft­
ler die Waffen-SS freispricht - darum
tere Leichen vermutet, da das Sicherungsregiment insge­ wurde der Autor in Frankreich in­
samt 80 Soldaten vermißte. Bis zum 10. Juni wurden 64 Lei­ zwischen mit Prozessen überzogen.
chen aufgefunden. Die Augenzeugenaussagen waren schok- In Deutschland ist das Buch im Druf-
fel-Verlag erschienen und kostet
kierend. Die deutschen Soldaten müssen seitens der Parti­ € 19,90. 448 S., s/w. Abb, Pb.
sanen unvorstellbaren Torturen ausgesetzt gewesen sein,

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 101


beite mit den Partisanen zu­ Die noch in der Norman­
sammen, weshalb sich dort die 1944 eingeleiteten Un­
auch ein hoher Stab befände. tersuchungen gegen Diek­
Mehrere ähnliche Aussagen mann ergaben, daß er auf
unterschiedlicher Informan­ dem Weg in den Ort eine
ten lagen den Deutschen vor. grausam ermordete, eigent­
Somit gab es in kürzester lich unter internationalem
Zeit mehrere Hinweise auf Schutz stehende und unbe­
Widerstandstätigkeiten in waffnete Sanitätsstaffel ge­
Oradour. Da kein anderer ho­ funden hatte. Unter diesem
her Offizier vermißt wurde, Eindruck stand sein hartes
ging man davon aus, daß es Vorgehen in Oradour. Die
sich bei dem Gefangenen um Untersuchungen konnten
Kämpfe handele. nicht zu Ende gebracht wer­
WÊÈmËM den, da Diekmann und über
Diekmann w ill Heute befindet sich in Oradour eine „M ahnstätte“, 70 Prozent seines Bataillons
seinen Freund befreien wo regelmäßig Gedenkfeierlichkeiten m it hohen in harten Kämpfen fielen.
Sturmbannführer Adolph Staatsgästen stattfinden.
Diekmann bat daher um den Der Prozeß um Oradour
Befehl, seinen persönlichen Freund befreien zu dürfen. Der Oradour-Prozeß vom 13. Januar bis 12. März 1953
Standartenführer Sylvester Stadler machte allerdings zur in Bordeaux diente offensichtlich dem französischen
Auflage, daß Kämpfe möglichst auf dem Verhandlungs­ Interesse an einer Mythologisierung der Resistance. Der
wege zu befreien, Gewalt nur im Notfall anzuwenden sei. Öffentlichkeit wurden 45 Todesurteile gegen Deutsche
Falls Kämpfe nicht befreit werden könne, sollten mög­ präsentiert, ihr wurde aber verschwiegen, daß es sich um
lichst viele Gefangene für einen Austausch gemacht wer­ Phantomurteile handelte, denn nur zwei der Verurteilten
den. waren im Prozeß wirklich anwesend, der Rest war längst
Stadler versuchte alles, um Blutvergießen zu vermeiden. gefallen oder vermißt. Die beiden anwesend zum Tode
Er ließ dem Gegner ein Angebot unterbreiten, das die Frei­ Verurteilten wurden schon 1959 aus der Haft entlassen,
lassung von 30 Partisanen, 40.000 Francs Lösegeld und alle zu Gefängnisstrafen Verurteilten wurden bereits nach
den freien Abzug des Unterhändlers vorsah. Nach dem wenigen Monaten wieder auf freien Fuß gesetzt.
Krieg wurde bekannt, daß das Angebot angekommen, aber Was bewog die französische Justiz dazu, der Öffentlich­
von den Maquisards schließlich abgelehnt worden war - keit gegenüber Härte zu demonstrieren und die Verurteil­
entweder weil ihnen Kämpfe mehr als 30 eigene Leute wert ten dann in aller Stille wieder zu entlassen? Die französi­
war oder weil dieser schon nicht mehr am Leben war. sche Justiz hatte längst Kenntnis von den tatsächlichen
Vorgängen in Oradour, wollte jedoch einen nationalen
Die Vorgänge in Oradour französischen Mythos nicht beschädigen: Der SS-Sturm-
Als Diekmann aus Oradour zurückkam, berichtete er, bannführer Adolph Diekmann hatte mit seiner Repressalie
daß er auf Widerstand gestoßen und von Dorfbewohnern gegen 180 männliche Bewohner des Ortes im Juni 1944
beschossen worden sei. Sturmbannführer Kämpfe habe er befehlswidrig und übermäßig scharf reagiert, hinsichtlich
nicht gefunden. Nach der Besetzung des Ortes habe man der Anzahl der Erschossenen auch nicht mehr im Rahmen
die Leichen ermordeter deutscher Soldaten und in den des geltenden Kriegsvölkerrechtes. Das Abbrennen der
Häusern viele Waffen und Munition gefunden. Während Häuser der Ortschaft war durch das Kriegsrecht gedeckt.
des Abbrennens der Häuser, in denen man fündig gewor­ Ein besonders grausames Kriegsverbrechen dagegen wäre
den sei, sei plötzlich auch die Kirche explodiert. Die 180 die Ermordung der Frauen und Kinder des Ortes in der Kir­
männlichen Einwohner habe man wegen ihres gewaltsa­ che von Oradour gewesen. Der Tod dieser unschuldigen Zi­
men Widerstandes erschossen. In seiner ersten Meldung vilisten ging jedoch auf das Konto des französischen
verschwieg er den Tod von Frauen und Kindern. Auch Widerstandes und nicht der Waffen-SS. Die Maquisards
hatte er keine Gefangenen gemacht. Der Regimentskom­ hatten große Mengen Munition im Kirchstuhl und im Kel­
mandeur Stadler war empört über diese Meldung und be­ ler der Kirche versteckt, so daß die zu ihrer eigenen Si­
antragte eine kriegsgerichtliche Untersuchung, die ihm cherheit in die Kirche verbannten Frauen und Kinder vom
zugesagt wurde, sobald es die Lage erlaube. Regen in die Traufe geraten waren. Die einzige bis heute
ungeklärte Frage ist, wodurch die Munition in Brand geriet.
Die Untersuchung der Vorfälle Nach einer sorgfältigen Studie des französischen Histori­
Erst einige Zeit später, mitten im Abwehrkampf in der kers Vincent Reynouard („Le massacre d’Oradour“) spricht
Normandie, erreichte die Division eine Beschwerde des vieles dafür, daß die Explosion von Maquisards, die in den
Präfekten von Limoges zu den Vorgängen in Oradour. Kirchturm geflohen waren, gezielt ausgelöst wurde, nach­
Erstmals wurde französischerseits berichtet, die gesamte dem sie ihre Lage als aussichtslos erkannt hatten. Q
Bevölkerung des Ortes sei umgekommen. Die Division und
das Regiment mußten Stellung nehmen. WALTER FRITZ

102 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS DMZ


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stets aufrechten Lebens sind Bildband zeigt in einmali­
farbig, geb. im Atlas-Groß­ geb. im Atlas-Großformat,
format, € 25,95. - Dieser € 25,95. - Dieser Bildband
lichten in diesem Bildband nachge­ gen Farbaufnahmen die
zeichnet. Vom Stellvertreter Zeit vor, während und
Bildband zeigt all die Er­ ist eine umfangreiche
eignisse des 20. April 1939 Text- und Bilddokumenta­
Farbfotos Hitlers, über den Friedens­ nach dem Anschluß sowie
flug bis nach Spandau. das Leben in Südtirol.
in überwiegend noch nie tion über die KdF-Schiffe
veröffentlichten Farbfotos. und ihre Traumziele.

RICHARD LOBSIEN VIKTOR ULLRICH STUART RUSSELL HANS-JOACHIM AREND V0SSELMAN


LEGION C O N D O R REICHSPARTEITAG FRONTSOLDAT VON LEESEN REICHSAUTOBAHN
Sie flogen jenseits 1938 „GROSS­ HITLER BOMBENTERROR Schönheit, Natur, Technik
der Grenzen. DEUTSCHLAND“ Der Freiwillige Der Luftkrieg über 176 S., viele s/w. u. farb.
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griffen deutsche Luftwaf­ teitag 1938 ersteht in bisher 25,95. - Dieser Band fuhrt 25,95. - Die grausamen Fol­ oft farbigen - Bildern mit
fensoldaten in den Spani­ unveröffentlichten Farbfo­ uns an die Plätze, an denen gen der alliierten Luftangrif­ einer sachkundigen Ein­
schen Bürgerkrieg ein. tos zu neuem Leben. Hitler seinen Dienst versah. fe in dramatischen Bildern. führung.

1 i f Führerhauptquartier

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Richter, Kläger, Angeklag­ daten in großformatigen, des Führers und Reichs­ Hitler seine Gäste aus dem ben in dem FHQ Wolf­
ten und Verteidiger gezeigt. oft farbigen Fotos. kanzlers Adolf Hitler. In- und Ausland. schanze in Ostpreußen.

ARNDT-Verlag •Postfach 3603 •D-24035 Kiel


Tel.: 04384/59 70-0 • Fax: 04384/59 70-40
Alliierte Kriegsverbrechen an Soldaten c
enn Angehörige der Waffen-SS in feindliche Hän- Division im August 1941 eine SS-Einheit ein Waldstück
| de gerieten, war ihr Schicksal oft bereits besiegelt. aufgeben müssen. Es wurde von einer anderen Formation
Soweit sie an der Uniformierung nicht zu erkennen w a­ zurückerobert. Dabei fand man alle Verwundeten der SS-
ren, enthüllte die in der Regel auf dem Oberarm eintäto­ Formation tot und verstümmelt vor. Allen waren die Schä­
wierte Blutgruppe die Waffen-SS-Mitgliedschaft. Auf dem del eingeschlagen, vielen außerdem mit dem Bajonett der
östlichen Kriegsschauplatz wurden SS-Männer nach der Leib aufgeschlitzt, der Hals durchschnitten, anderen die
Gefangennahme oder wenn sie den Russen verwundet in Augen ausgestochen und die Geschlechtsteile abgeschnit­
die Hände fielen, meistens sofort erschossen, nicht selten ten.“ Oder im Fall 28 des 3. Bandes: „Mit Hilfe eines Dol­
jedoch zuvor grausam verstümmelt und gefoltert. Die metschers stellte ich nun folgendes fest: die beiden Ver­
amtliche Wehrmacht-Untersuchungsstelle (WUSt) hat sol­ wundeten, SS-Unterscharführer G. und SS Schütze B. wur­
che Fälle zu Hunderten dokumentiert. den in der Nacht vom 6.7.41 auf 7.7.41. durch die ukraini­
sche Bevölkerung in Häuser geholt und verbunden. Den be­
Verdienstvolki Wehrmacht-Untersuchungsstelle helfsmäßigen Verband, Leinentücher usw., sowie Holzlatten
So heißt es unter Fall 098 des 1. Bandes einer Dokumen­ zum Schienen habe ich später selbst festgestellt. Während
tation der WUSt: „Beim Vormarsch auf Leningrad, etwa 80 des Verbindens ist nach der Aussage eines ukrainischen
km nordöstlich Strugi-Krasnije, hatte im Abschnitt der 269. Bauern ein Jude in Uniform eines Kommissars gekommen

Deutsche MHftärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


und gefoltert
der Waffen-SS
und hat nach den Verwundeten gesucht. Als der Kommis­
sar die Verwundeten gefunden hatte, sagte er zu dem Bau­
ern sinngemäß folgendes: ,Laßt das Verbinden bleiben, für
die werden wir schon sorgen.‘ Darauf wurden die Verwun­
deten durch den Kommissar weggeschafft. [...] Der ver­
wundet gewesene SS-Unterscharführer G. und der ver­
wundet gewesene SS-Schütze B. waren halb ausgezogen.
Bei beiden war die Schädeldecke derart zugerichtet, daß
ohne jeden Zweifel mit einem qualvollen Tod der Verwun­ A m 7. Juli 1941 werden die beiden Angehörigen der A uf­
deten gerechnet werden muß. Beiden fehlte der gesamte klärung skompanie des SS-Regiments „ Germania“ SS-
Hinterkopf, die Weichteile waren herausgenommen, sodaß Unterscharführer G. und SS-Schütze B. zusammen m it
man bis in den Schlund sehen konnte. dem gefallenen SS-Rottenführer R. bei Weselec von
Nach Aussagen des SS Scharführer Bockei, der beide ukrainischen Bauern aufgefunden (Fall 28).
Verwundete kurz vor dem Zurückgehen des Spähtrupps
gesehen hatte, war keiner der beiden Verwundeten am
Kopf verwundet.“

Tschechen erschießen SS-Soldaten


Ihr Martyrium endete aber auch nach Kriegsende nicht,
dabei taten sich Tschechen besonders hervor. So werden
in Nordböhmen hunderte 17- bis 18jährige SS-Männer
willkürlich ermordet, ein unbewaffneter Trupp von SS-
Reitern wird am 13. Mai 1945 westlich Melin von tsche­
chischen Ortswehren festgenommen, in eine Waldlich­
tung geführt und dort mit Maschinenpistolen erschossen.
In Zinnwald/Erzgebirge erschießen Tschechen am 12. Mai
fünf Waffen-SS-Männer. Noch Mitte Mai schießen Tsche­
chen wahllos in der Scharnhorst-Kaserne in Prag-Dewitz
in die deutschen Gefangenen hinein. Die Keller der Ka­
serne sind bereits mit den Leichen unzähliger meist ju n ­
ger Waffen-SS-Männer angefüllt, die dauernd mit Last­
wagen ab transportiert werden. Auf der Flucht ins Reichs­
gebiet kommt am 11. Mai in Teplitz-Schönau eine unbe­
kannte Zahl von Waffen-SS-Angehörigen bei einem Mas­
saker ums Leben.
Auf westalliierter Seite begehen vor allem US-Truppen
zahlreiche Kriegsverbrechen an Waffen-SS-Soldaten, die
oft unmittelbar nach der Gefangennahme liquidiert wer­
den.
In zahllosen Lagern , hier ein Lager in der Nähe Nichts deutet heute mehr daraufhin , daß der Wenzelsplatz
von Bologna im A p ril 1945, leben die Deutschen in Prag am 8. Mai 1945 Ort eines makabren Schauspiels
zusamm engepfercht und rechtelos - gleichgültig wurde. An jenem Tag wurden Angehörige der Waffen-SS
ob Z ivilist oder Soldat , ob Angehöriger des Heeres von Tschechen kopfüber an Laternen aufgehängt und dann
oder der W affen-SS , ob Mann oder Frau. als lebende Fackeln angezündet.

MHZ Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 105


Kot in Kübeln muß mit den Händen wieder eingefüllt werden. Die Wa­
Am 2. Dezember 1944 verübten Franzosen ein Mas- chen demütigen die Gefangenen durch Peitschenhiebe,
senkriegsverbrechen an deutschen Waffen-SS-Angehö- Stöße und Beinstellen absichtlich.
rigen. Bei Herbsheim im Elsaß sonderte Panzerkomman­
dant Unterleutnant Robert Galley vom 501. R.C.C. unter Ausländische Freiw illige
den versammelten 800 Kriegsgefangenen die Waffen- Ein besonders tragisches Kapitel ist das Schicksal der
SS-Angehörigen aus und befahl ihre Erschießung. Es ausländischen Freiwilligen der Waffen-SS. Soweit es sich
waren 200. um Menschen aus Osteuropa handelt, liefern die Westal­
Insbesondere in amerikanischen Kriegsgefangenenla­ liierten sie skrupellos an die Sowjetunion aus, obwohl sie
gern sind Waffen-SS-Angehörige unglaublichen Tortu­ wissen, daß diese Personen ausnahmslos direkt nach der
ren ausgesetzt, die sich teilweise nach der Übergabe der Übergabe mit Genickschuß liquidiert werden.
Lager an Frankreich noch steigern. Am 21. Juli werden Am 8. Mai 1945 nehmen amerikanische Soldaten bei
im Lager Sinzig die Waffen-SS-Angehörigen einer Spe­ Bad Reichenhall zwölf französische Soldaten der Waffen-
zialbehandlung unterworfen. Nachdem sie so lange mit SS-Division „Charlemagne“ fest und übergeben sie der
Kolben und Peitschen geschlagen worden sind, daß sie 2. französischen Panzerdivision unter General Philippe
zu Boden fallen, müssen sie sich nackt ausziehen, wo­ Leclerc. Der vernimmt sie persönlich und herrscht sie an,
bei man ihnen erneut mit Stöcken und Peitschen auf die ob sie sich nicht schämten, eine fremde Uniform zu tra­
Geschlechtsteile schlägt. Am 22. Juli werden sie in ei­ gen. Darauf erwidert Leutnant Briffaut, der Ranghöchste
nem 18 km langen Todesmarsch unter ständigen Miß­ unter den Gefangenen: „Sie tragen ja auch eine fremde
handlungen in das Lager Andernach getrieben, viele Uniform.“ Wütend ordnet der tatsächlich eine US-ameri­
kommen dabei um. Am 12. August 1945 werden im kanische Uniform tragende General Leclerc die Erschie­
Camp IV des Lagers Andernach hunderte Waffen-SS- ßung der zwölf an. Um 17 Uhr werden die Männer in drei
Angehörige mit Knüppeln, Seitengewehren, Keulen und Gruppen zu je vier Mann am Kugelbach in Karlstein er­
Schlagwerkzeugen so mißhandelt, daß fast 100 von ih­ schossen. Vor den Schüssen des Peletons rufen die dem
nen in schwerverletztem Zustand in ein Hospital einge­ Tode geweihten französischen Waffen-SS-Männer: „Es le­
liefert werden müssen. Im Lager Thorrée wird am 11. Au­ be Frankreich!“ □
gust ein Transport von Waffen-SS-Männern eingeliefert,
die dermaßen mißhandelt werden, daß die Männer blut­ MARK WEINREICH
Quellen:
überströmt, teils ohnmächtig zusammenbrechen; viele Franz W. Seidler, Alfred M. de Zayas, Kriegsverbrechen in Europa und im Na­
werden totgeschlagen. Im selben Lager müssen Waffen- hen Osten im 20. Jahrhundert, Hamburg/Berlin/Bonn 2002
Alliierte Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kiel 2001
SS-Angehörige den täglichen Abtransport der Latri­ Franz W. Seidler, Verbrechen an der Wehrmacht, Selent 1997
nenkübel vornehmen. Aus den Kübeln laufender Kot Franz W. Seidler, Kriegsgreuel der Roten Armee, Selent 2000

Ein besonders tragisches Kriegsverbrechen: Der fran zösische General Philip A m Ort der Ermordung der Franzo­
p e Leclerc steh t am 8. M ai 1945 vor z w ö lf französischen Waffen-SS-Frei- sen wurde im Jahr 1981 ein schlich­
willigen. Diese französischen Patrioten und Vorkämpfer Europas sterben tes M etallkreuz aufgestellt, das an
wenige Stunden später im Kugelhagel ihrer eigenen Landsleute. das Kriegsverbrechen erinnern soll.

106 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS MHZ


Nürnberg
Die Waffen-SS auf der Anklagebank
ie Waffen-SS bestand aus Elite-Einheiten mit sehr das außer über 22 führende Repräsentanten des Dritte
hohem Kampfwert, die mit großen Verlusten an fast Reiches auch über verschiedene Organisationen und Grup
allen Fronten des Zweiten Weltkrieges kämpften und de­ pen zu Gericht saß, erklärte in seinem Kollektivurteil aller
nen selbst der militärische Gegner seine Anerkennung zoll­ dings die Waffen-SS für „verbrecherisch“. Durch dieses un
te. Ursprünglich als modern bewaffnete Truppe der NSDAP gerechtfertigte Verdikt wurde die Waffen-SS zur „Arme<
konzipiert, wurden die Divisionen der Waffen-SS während der Geächteten“ und zum Synonym für Verbrechen größ­
des Krieges unter der taktischen Führung der Wehrmacht ten Ausmaßes. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, stell­
eingesetzt, und ihre Männer waren, wie der ehemalige Ge­ ten sich nicht einmal Offizierskorps und Generalität dei
neralleutnant der Reichswehr und spätere Generaloberst Wehrmacht vor ihre ehemaligen Kameraden, sondern dis­
der Waffen-SS Paul Hausser schrieb, „Soldaten wie andere tanzierten sich von der Waffen-SS, die nun als bequemes
auch“. Das 1945/46 tagende Internationale Militärtribunal, „Alibi der Nation“ fungierte.

Juristisch fragw ürdig: Beim Nürnberger Siegertribunal wurden ganze Gruppen und Vereinigungen ,
wie auch die W affen-SS , als „verbrecherische Organisationen “ eingestuft. Ganz rechts a u f der Anklagebank
E rnst Kaltenbrunner ; der quasi stellvertretend fü r den bereits toten Heinrich H im m ler angeklagt war.

H K Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 107


Geschichte

später zu Lasten der Männer der Waffen-SS ausge­


legt, obwohl sie während des Krieges de facto aus­
schließlich im Rahmen der Wehrmacht eingesetzt
war. Der Hitler-Erlaß vom 18. Mai 1939 faßte die 4
Regimenter der Verfügungstruppe zu einer Division
von 18.000 Mann zusammen, der außerdem noch
ein Regiment leichter Artillerie sowie je eine Pan­
zerabwehr-, eine Flak- und eine Aufklärungsein­
heit zugeordnet wurden. Die Waffen-SS, wie die
Verfügungstruppe seit November 1939 genannt
wurde, wuchs in den folgenden Jahren personell
immer weiter und umfaßte gegen Kriegsende 38
Divisionen.

Schauprozeß ohne Rechtsgrundlage


Auch wenn heute noch vielfach die Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesse zum wegweisenden Forum
der Gerechtigkeit stilisiert werden, zeigen die Fakten
ein anderes Bild. Mit dem sogenannten Londoner
Statut wurde ein Surrogat für die fehlenden Rechts­
grundlagen geschaffen, mit Rechtsbeugungen und
unter Verletzung international anerkannter Rechts­
grundsätze wurde Rahmenbedingungen geschaffen,
wonach der Ausgang dieser Gerichtsverfahren nach
dem Muster kommunistischer Schauprozesse von
vornherein feststand. Ziel war nicht Rechtsfindung,
sondern die Abrechnung mit der nationalsozialisti­
SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Oswald Pohl schen Ideologie und die sichere Verurteilung ihrer
in einem der Nürnberger Nachfolgeprozesse a u f der Repräsentanten und Organisationen. Juristisch be­
Anklagebank. Dabei ging es um seine Rolle als Leiter des sonders prekär war, daß in Nürnberg nicht mehr das
S S-W irtschaftsverw altungshauptam tes (WVHA) und nicht um Prinzip der persönlichen Verantwortlichkeit, sondern
Kriegshandlungen der Waffen-SS. Er wurde 1951 hingerichtet. eine kollektive Haftung gelten sollte. So wurden
auch Organisationen summarisch für „verbreche­
Historische Wahrheit w ar anders risch“ erklärt, um möglichst viele Einzelpersonen bestrafen
In den folgenden Jahrzehnten wurde die pauschale zu können. Diese wurden allein wegen ihrer Eigenschaft als
Stigmatisierung der Waffen-SS durch undifferenzierte, Angehörige dieser „verbrecherischen“ Organisationen
verzerrende und zum Teil schlicht falsche Darstellungen mittelbar als mitschuldig an Kriegsverbrechen und Verbre­
zementiert. Gerade hinsichtlich der Waffen-SS halten es chen gegen die Menschlichkeit eingestuft.
viele Zeitgeist-Historiker nicht mit der Maxime des Be­
gründers der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung Le­ Vierter Wehrmachtsteil
opold von Ranke, der als Historiker darlegen wollte, „wie Der Senior der Waffen-SS, Generaloberst Paul Hausser,
es wirklich gewesen war“. Daher weicht das Bild dieser wurde vor dem Militärtribunal als Hauptzeuge der Vertei­
Kampftruppe, das heute unter dem zunehmenden Druck digung vom Pflichtverteidiger Dr. Pelckmann zur Rolle der
der „Political Correctness“ in der Öffentlichkeit gezeichnet Waffen-SS befragt und stellte mit stark belegter Beweis­
wird, grundlegend von der historischen Wahrheit ab. führung die Rolle seiner Kampftruppe heraus: „Wir waren
Die Waffen-SS geht auf die im März 1933 als Kern ei­ vollständig in das Heer einrangiert, und der Begriff als
ner persönlichen Garde Hitlers gebildete Stabswache zu­ »Vierter Wehrmachtsteil' ist zwar nicht offiziell geprägt,
rück, deren militärische Ausbildung durch die Reichswehr aber im Grunde zutreffend.“ Er beschrieb detailliert Grund­
erfolgte und die ab 9. November 1933 „Leibstandarte lagen und Entwicklung der Waffen-SS und betonte, daß
Adolf Hitler“ genannt wurde. Im September 1934 wurde die Waffen-SS nach den Bestimmungen der Haager Land­
die sogenannte SS-Verfügungstruppe in Divisionsstärke kriegsordnung und der Genfer Konvention ausgebildet
aufgestellt, die analog der Organisation der Infanterie-Re- worden sei und sich auch unter dem Oberbefehl der Wehr­
gimenter der Reichswehr organisiert und von dieser mili­ macht stets an das geltende Kriegsrecht gehalten habe.
tärisch geschult wurde. Dennoch konnte auch Hausser nicht verhindern, daß am
Die eigentliche Geburtsstunde der Waffen-SS schlug am 30. September 1946 schließlich die gesamte SS einschließ­
17. August 1938, als Adolf Hitler die SS-Verfügungstrup­ lich der Waffen-SS für verbrecherisch erklärt wurde. Von
pe in einem Erlaß als stehende Truppe anerkannte. Die diesem Schuidspruch gab es einige Ausnahmen, z. B. für
Tatsache, daß dieser Erlaß expressis verbis festhält, daß die Soldaten der Reiter-SS oder für SS-Männer, die keine
die Verfügungstruppe kein Teil der Wehrmacht sei, wurde Freiwilligen, sondern Zwangsverpflichtete waren.

108 Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS


Ein Sensationsfund sind die hier
RIEUÎ TA
Die Nürnberger Prozesse 194 5 -4 8
überwiegend erstmals publizierten
Farbfotos von den Nürnberger Pro­
zessen! Beim Anblick der bis zur
■ • f j
J f m ^— '• ii Unkenntlichkeit abgehungerten A n­
Zeitgeschichte in Farbe
geklagten wie Rudolf Heß, Hermann
Göring, Wilhelm Keitel, Joachim
. ; *'äi;:!!*if'£ i!~s von Ribbentrop, fragt sich der Be­
trachter, ob hier wirklich persönlich
Schuldige vor Gericht standen oder
das gesamte deutsche Volk an den
Pranger gestellt war. 60 Jahre da­
nach erleben wir in diesem Bildband
das gesamte Innenleben des Prozesses, von der Torwache bis zu
den Zellen, Sekretärinnen, Übersetzer, Fotografen, A ngeklagte
und ihre Verteidiger, A nkläger und Richter der vier Feindm äch­
te. Der sachkundige Text vermittelt, was die Bilder nicht zeigen:
Rechtsbeugung, Willkür, Erpressung und Folter als Alltag dieser
SS-Obergruppenführer und General der Polizei, antideutschen Prozesse. Das Buch ist im ARNDT-Verlag erschie­
nen und kostet € 25,95. 160 S., durchgängig farbig, geb. im
E m st Kaltenbrunner, wurde 1946 von Großformat.
den Siegermächten gehängt.

Zwar hat der Bundesminister der Justiz am 2. Januar der „Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisa­
1961 dieses Urteil des Nürnberger Tribunals abgeschwächt tion“ versehen waren. Der Autor des Standardwerkes über
mit der Feststellung, daß dieses nach deutschem Recht die SS „Der Orden unter dem Totenkopf1Heinz Höhne re­
keine Rechtswirkungen und lediglich deklaratorische Be­ sümierte: „Der Nürnberger Urteilsspruch stempelte die
deutung habe. Eine Strafverfolgung sei nach den Geset­ Sigrunen der SS zu Kainszeichen eines politischen Ver­
zen der BRD nur dann möglich, wenn einem Mitglied der brechertums, die von nun an jedem anhafteten, der jemals
Waffen-SS persönliche Verantwortung für eine Straftat die Uniform des Schwarzen Ordens getragen hatte.“
nachgewiesen werden könne. Doch für den Kenner der historischen Wahrheit reicht
der Mythos der Waffen-SS als kämpferisches Beispiel
Beispiel deutschen Soldatentums deutschen Soldatentums bis in die Gegenwart. □
Trotzdem registrierten die Hunderttausende Frontsolda­
ten der Waffen-SS verbittert, daß sie nun mit dem Odium RICHARD LOBSIEN

Skurrile Siegerwillkür
Um einen der ihren nicht zu belasten, eingetreten und gehörte ihr bis 1935 an.
sprach das Internationale Militärtribunal
(IMT) 1946 die Reiter-SS frei. Im Urteil
1937 heiratete er mit dem Segen der SS-
Führung und Adolf Hitlers die holländi­
F
des IMT heißt es wörtlich: „In die SS sche Kronprinzessin Juliane, deren ge­
schließt der Gerichtshof alle Personen meinsame Tochter Beatrix heute hollän­
ein, die offiziell als Mitglieder in die SS dische Königin ist. Doch bei dem deut­
aufgenommen worden waren, ein­ schen Einmarsch in die Niederlande
schließlich der Mitglieder der Allgemei­ 1940 setzte er sich nach London ab, von
nen SS, der Mitglieder der Waffen-SS, wo aus er sich als alliierter Bomberpilot
der Mitglieder der SS-Totenkopfverbände sogar an der Bombardierung deutscher
und der Mitglieder aller verschiedenen Städte beteiligte. Dieses Prachtexemplar
Polizeiabteilungen, welche Mitglieder der am Himmel des europäischen Hochadels
SS waren.“ Und völlig ohne Begründung - später in den Lockheed-Schmiergeld-
und - scheinbar - unmotiviert heißt es skandal verwickelt und Gründer des
dann weiter: „Der Gerichtshof begreift Superreichen-Geheimbundes „Bilder-
nicht die sogenannte Reiter-SS mit ein.“ berg-Konferenz“ - sollte durch das IMT-
Grund dafür war ein einziges promi­ Urteil über die SS nicht desavouiert wer­
nentes Mitglied der Reiter-SS: Prinz den, weshalb man die Reiter-SS, der er
Bernhard der Niederlande, 1911 als angehört hatte, von dem Verdikt, eine Bernhard Prinz zu r L ippe­
Sohn des Prinzen Bernhard zur Lippe verbrecherische Organisation gewesen Biesterfeld, P rinz der
geboren, war freiwillig in die Reiter-SS zu sein, ausdrücklich ausnahm. Niederlande (1 9 1 1 -2 0 0 4 )

Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 109


it welchem Erfolg deutschfeindliche Ressentiments den. Nach Berichten ihrer geflohenen Kameraden wurden
erzeugt werden, beweisen die Ortsnamen Lidice, sie von den Deutschen erschossen, als sie sich bereits er­
Oradour, Malmedy und Marzabotto. geben hatten oder gerade ergeben wollten.” Damit war der
Aus diesen einst allgemein unbekannten Ortschaftsbe­ Ursprung für eine „Kriegsverbrecher“-Legende gegeben,
zeichnungen wurden Begriffe, deren Bedeutung gleich ei­ die unter der Bezeichnung „Malmedy-Fall“ noch heute
nem Markenzeichen feststeht - identisch mit deutschen Unwissende erregt und Böswilligen als Anlaß für die Des­
„Kriegsverbrechen“. Den propagandistisch überhöhten avouierung des deutschen Volkes, seiner Armee und ins­
Vorwand für die Einstufung der Schutzstaffel (SS) unter besondere der Waffen-SS dient. Die US-amerikanische
Einschluß der Waffen-SS als „verbrecherische Organisa­ Presse hatte den „Fall“ überdies bedenkenlos ausgebeutet
tion“ durch das internationale Militärtribunal in Nürnberg und die Zahl der Toten auf „400 Ermordete“ erhöht.
vom 1. Oktober 1946 bildete der „Fall Malmedy“. Doch
handelte es sich in diesem und in anderen Fällen wirklich
immer um Kriegsverbrechen? Die kriegsgeschichtlichen Tatsachen: Am 16. Dezember
1944 stand die im Raum westlich Köln-Bonn versammelte
6. (SS-) Panzerarmee unter dem Befehl von Generaloberst
Grundlage: Am 17. Dezember 1944 fielen im Verlauf ei­ Josef „Sepp“ Dietrich zum Angriff bereit. Um 5:30 Uhr zer­
nes Begegnungsgefechtes mit Spitzenpanzern der von riß der Feuerschlag der deutschen Artillerie die Stille des
Obersturmbannführer Joachim Peiper geführten gepan­ diesigen Wintermorgens, erfaßte die rückwärtigen Stellun­
zerten Kampfgruppe der f. SS-Panzerdivision südostwärts gen der 28. und 106. US-Infanteriedivision und schreckte
Malmedy 71 US-Soldaten auf verhältnismäßig engem die Stäbe des V. US-Korps aus dem Schlaf. Im Berggelände
Raum. Wenige Tage später - am 20. Dezember 1944 - ver­ der Ardennen und der Schnee-Eifel, am Hohen Venn und
fälschte der von Sefton Delmer geleitete britische Propa­ in der westlichen Rheinprovinz durchstießen deutsche Gre­
gandasender „Calais“ den Vorgang. Die gezielte Falsch­ nadiere und Panzer den gegnerischen Aufmarschraum, zer­
meldung lautete: „Bei Rückgewinnung des Geländes süd­ schlugen im ersten Anlauf sechs amerikanische Infanterie­
lich Malmedy wurden bei der Straßenkreuzung nahe Thi- divisionen und drängten dem kopflos zurückflutenden
rimont ungefähr 60 tote amerikanische Soldaten gefun- Gegner auf schlammigen Straßen nach. Die Schlacht in den
Ardennen hatte begonnen. Mit dem Auftrag, von Stadtkyll
über Stavelot zur Maas durchzustoßen, trat die gepanzert
Kampfgruppe der 1. SS-Panzerdivision unter ihrem Kom- 1
mandeur Obersturmbannführer (Oberstleutnant) Joachim 1
Peiper zum Angriff an. Die Wucht ihres Stoßes warf nach J
schwerem Kampf den Feind aus seinen Stellungen bei Bül- -
lingen, zerbrach im Sturmangriff die amerikanische Pan­
zerabwehr und führte die Truppe, jeden Feindwiderstand J
brechend, bis La Gleize-Stoumont. Am 17. Dezember zw jjj
sehen 12 und 13 Uhr erreichten die fünf Spitzenpanzer del j l
Gruppe die Straßenkreuzung südostwärts Malmedy im glei-J
chen Augenblick als eine von Malmedy kommende US-
amerikanische motorisierte Kolonne die Marschstraße der®
Panzer schnitt und in Richtung St. Vith nach Süden rollte. j |
Die erste Kriegsweihnacht verlebt Jochen Peiper (links) Das sofort auf mittlere Entfernung eröffnete Feuer der deut-Jl
1 939 in Berlin im Kreise seiner Familie. Neben seinem sehen Panzerwaffen wirkte verheerend. Die völlig über-tl
Vater Woldemar sitzt Jochens Bruder Horst, ebenfalls raSchten Amerikaner verloren die Nerven. Teils sprangen 1
Angehöriger der Waffen-SS. sie von den in voller Fahrt befindlichen Fahrzeugen ab, teilsÄj
und ihre Offiziere die Fortführung des Kampfes befohlen
hatten. Erst als das Feuer der Vorhut neue Verluste brach­
te, ergaben sich die verbliebenen Feindsoldaten zum zwei­
tenmal. Es gelang nur wenigen zu fliehen.
Das war der ganze Tatbestand, abgelaufen innerhalb
von zwölf Minuten. Die Aussagen überlebender amerika­
nischer Zeugen bewiesen deutlich, daß an der gegen­
ständlichen Straßenkreuzung keine kriegsrechtswidrige
Gefangenentötung geschehen war.

Amerikanische Folter
Nachdem sich das Office of War Information (OWI) mit
seinem Amt „Moral Operations Branch“, im Auftrag des OSS
Träger der „Schwarzen Propaganda“, des „Falles Malmedy“
angenommen hatte und den Soldaten der 1. SS-Panzerdi-
vision als „Verdächtige“ die Schutzrechte für Kriegsgefan­
gene abgesprochen worden waren, wurden im November
1945 über 1.100 SS-Männer in das Untersuchungsgefäng­
nis der „War Crimes Commission“ verbracht und dort hoch­
Nach der „Entlassung“ aus der Kriegsgefangenschaft notpeinlichen Verhören unterzogen. Die eingesetzten Unter­
w ird Peiper in den Status eines Internierten überführt suchungsbeamten durften dort ungestraft Methoden an­
und in Dachau vor Gericht gestellt, wo er am 16. Juli wenden, die in den USA selbst keine Anwendung finden
vor dem Richter seinem Urteil entgegensieht (unten): durften: Dunkelhaft, fehlende Waschgelegenheiten, hartes
Tod durch Erhängen Lager und Verhöre bei Nacht. Aus Deutschland stammende
fuhren sie ineinander oder suchten auszubrechen. Das „Neo“-Amerikaner schlugen mit Messing- und Eisenstücke
Chaos war vollständig. Die Fahrzeugkolonne brannte aus. die Gefangenen zusammen, erdachten sich grausame Me­
Als sich die Panzer näherten, ergab sich ein Teil der de­ thoden der Schmerzzufügung, führten Scheinverhandlun­
moralisierten US-Soldaten, andere jedoch leisteten Wider­ gen, Scheinhinrichtungen usw. durch, um Geständnisse zu
stand oder versuchten, fliehend den nahen Waldrand zu erpressen. Und dies von Männern, die mit Ausnahme der
erreichen. Die Kommandanten der fünf deutschen Panzer Offiziere meist noch nicht einmal das 20. Lebensjahr erreicht
kümmerten sich nicht weiter um die überrumpelten Ame­ hatten. Es ist dem rastlosen Bemühen des US-Chefverteidi-
rikaner. Sie hatten frontalen Widerstand zu brechen und gers Lt.Col. Everett und einigen amerikanischen Frontoffi­
ohne Rücksicht auf Flankenbedrohung ihren Vormarsch zieren zu verdanken, daß die Verantwortlichen der Verbre­
auf Engelsdorf fortzusetzen. Das Gelände beiderseits der chen von Schwäbisch-Hall später vor eine US-Untersu-
Straße blieb ungesichert. Die sich ergebenden Amerikaner chungskommission kamen und die Peinigung von Gefan­
wurden nach Osten verwiesen. In etwa zehn Minuten Ab­ genen aufhörte. Dennoch vollendete die US-Rachejustiz ih­
stand folgte die Vorhut der Panzergruppe. Auch sie muß­ re Pläne: 43 Todesurteile, 22 Urteile zu lebenslänglicher
te die US-Soldaten an der Straßenkreuzung als Feind­ Haft, 2 Urteile zu schwerem Kerker und mehrere Urteile zu
truppe ansprechen, weil sich die am Kampfplatz verblie­ 10 und 15 Jahren Haft. Berufungen wurden verworfen. Am
benen Amerikaner zum erneuten Widerstand eingerichtet 17. und 18. Juli 1946 wurden die Verurteilten in das „Kriegs­
verbrecher-Gefängnis in Landsberg am Lech überstellt.
I Joachim Peiper: Dreiundvierzig von ihnen wurden die roten Kapuzenjacke
Joachim „Jochen“ Peiper wurde am 30. Januar 1915 als der zum Tode Verurteilten übergezogen. Trotz Einsprüchen
Sohn eines preußischen Hauptmanns in Berlin-Wil- der Sowjets gelang es dem Chefverteidiger Everett eine Teil­
I mersdorf geboren. Früh faßte er den Entschluß, Soldat f begnadigung am 20. März 1948 zu erreichen. Zwölf Män­
I und Offizier zu werden. Als Schüler meldete er sich zur ner, darunter der „Hauptmörder“ Jochen Peiper, erwarteten
SS. Weihnachten 1934 verließ Peiper mit Oberprimarei­ weiterhin von Morgen zu Morgen ihren „hanging day“, bis
fe die Goethe-Oberrealschule in Berlin und widmete sich
ganz der soldatischen Laufbahn. Nach zahlreichen Lehr­
gängen kam er schließlich zur „Leibstandarte SS Adolf
Hitler“. Bei Kriegsbeginn wurde er zur Feldtruppe ver­
setzt. Im West-, Balkan- und zu Beginn des Ostfeldzugs
führte er als Chef die 11. Kompanie, wurde im Septem-
I ber 1942 Führer und ab 30. Januar 1943 Kommandeur
I des III. (gepanzerten) Bataillons im SS-Panzergrena-
! dierregiment 2, übernahm ab 1. Dezember die Führung
des SS-Panzerregiments 1 und wurde am 30. Januar
1944 dessen Kommandeur. Am 11. Januar 1945 erhielt
I Peiper die 199. Schwerter verliehen.

112
Zweiter Weltkrieg

endlich der Staatssekretär für die US-Armee, Kenneth C.


Die bis zum 1. Weltkrieg
Royall, den Hinrichtungsstop verfügte und eine Heereskom­
deutsche Stadt Malmedy
mission zur Überprüfung einsetzte. Unterdessen traten 255
Deutsche in Landsberg den Weg zum Galgen an. Nach Über­ in Belgien
windung unzähliger Widerstände und unter dem Eindruck Aachen
der Proteste hoher weltlicher und kirchlicher Autoritäten in Malmedy O
aller Welt wandelte General Handy die letzten Todesurteile Eupcn®/ Koblenz
aus dem Malmedy-Prozeß in lebenslängliche Haftstrafen
um. In aller Stille erfolgten die ersten Freilassungen. Oberst
Peiper und eine Reihe seiner Leidensgefährten blieben bis Mainz
1955 in Haft. Am 22. Dezember 1956 wurde Oberst Peiper LyXEMBi
als letzter von den Amerikanern entlassen. Das ist die Wahr­
heit über Malmedy und damit über eines der vielen dunklen
Kapitel der alliierten „Kriegsverbrecher-Prozesse“.

„Malmedy“ wurde dem begabten und noblen Beaifsofii-


zier, letztem Kommandeur des SS-Panzerregiments 1 der 1. KARTE
SS-Panzerdivision „Leibstandarte SS Adolf Hitler”, Joachim
Peiper, Träger des Eichenlaubes mit Schwertern zum Rit­ dings nicht die verdienten Früchte tragen. Zweimal sorg­
terkreuz des Eisernen Kreuzes, auch weiterhin zum Schick­ ten die Organe der IG-Metall des DGB dafür, daß Peiper
sal und schließlich zum Verhängnis. Zehn Jahre zermür­ entlassen werden mußte. Der alternde Soldat sollte auf
bender Haft, davon lange Zeit gemeinster Behandlung aus­ deutschem Boden nicht mehr zur Ruhe kommen. Daher
gesetzt und obendrein der seelischen Marter eines Todge­ suchte er seine Ruhe unter französischen Bauern, rodete ein
weihten unterworfen, hatten Peiper nicht zerbrechen kön­ erworbenes Grundstück nahe dem ostfranzösischen Dorf
nen. Er stellte sich mutig den Zwängen einer vom herr­ Través an der Saone und baute sich ein kleines Haus. Da­
schenden Zeitgeist nicht selten korrumpierten Umwelt, um hin zog er sich fortan zurück, wenn er als Lektor, Überset­
sich - endlich in Freiheit - eine bürgerliche Existenz auf­ zer englischsprachiger Werke und Schriftsteller arbeitete.
zubauen. Seine Leistungen als Angestellter der Kraftfahr­
zeugindustrie fanden rasche Anerkennung, durften aller-
Aber dem Europäer Peiper war in Europa keine Bleibe ge­
gönnt. Am 21. Juni 1976 eröffnete das Parteiorgan der KPF
US -Infanteristen üben
eine Mordhetze gegen den „Kriegsverbrecher“, am selben
den Sturm f ü r den Ein­
Tag noch eifrig unterstützt von der Ost-Berliner Nachrich­
satz in Europa. Vor
tenagentur ADN. Eine Welle von Morddrohungen erreichte
^ ^ P e ip e rs Panzern in
die französischen Behörden und Peiper persönlich; sie gip­
den Ardennen
felte in der Ankündigung: „In der Nacht zum 14. Juli ma­
PK flohen sie.
chen wir Dich zu Schutt und Asche!“ Joachim Peiper dach­
te nicht daran, einer Gefahr auszuweichen und sich feige
davonzuschleichen. Nachdem er seine Frau veranlaßt hat­
te, sich in die Sicherheit der in Württemberg lebenden übri­
gen Familie zu begeben, lieh er sich bei einem französischen
Freund ein Jagdgewehr und erwartete den Feind. Die
schwerbewaffneten Mörder kamen um ein Uhr nachts und
ließen dem einsamen Mann keine Chance. Verwundet starb
Peiper in seinem durch Molotow-Cocktails in Brand gesetz­
ten Heim. Bürgermeister Rigoulot berichtete: „Er hat ge­
schossen, bis er von den Flammen überwältigt wurde. So
war er!“ In einer kritischen Stellungnahme der Frankfurter
Allgemeinen vom 19. Juli 1976 hieß es: „Die Mörder konn­
ten trotz unmißverständlicher Ankündigung kommen, mor­
den und völlig unbehelligt abziehen. Selten war die öffent­
liche Meinung so perfekt, so systematisch auf einen politi­
schen Mord präpariert, selten war so infam gedroht worden
wie im Falle Peiper.“ Joachim Peiper fiel vor dem Feind. Sei­
ne hervorragende Führerpersönlichkeit war zu diesem Zeit­
punkt längst in die Kriegsgeschichte eingegangen. Q

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