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Vertreibung
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Der Tabubruch
Offiziere bekennen sieh zur Tradition
DM*. Verehrter
Leser,
Abwehrschlachten mitten im Grollen der Waffen, die den Libanon zerstören, im Ber
sten der Häuser und Wimmern der Kinder wird in Deutschland
einmal mehr eine Schlacht um die Vergangenheit geführt. 1944:
Die Kriegsgeschich
te des II. SS-Pan-
Der 17jährige Schüler und Hitleijunge Günter Grass aus Danzig
zerkorps mit den wird zur Waffen-SS eingezogen. 62 Jahre später, 2006: Der in
SS-Panzerdivisio- zwischen 78jährige Grass, längst ein weltberühmter Literat,
nen „Hohenstau macht dieses bisher geheimgehaltene Detail seiner Biographie im
fen“ und „Frunds- Zusammenhang mit einer Buch-Neuerscheinung öffentlich. Die
berg“ wird in die Kommentatoren überschlagen sich, von blankem Entsetzen bis
sem Standardwerk zum ideologisch verbrämten milden Verständnis reichen die Re
packend geschil
dert. Damit wer
aktionen. Über eines jedoch sind sich alle einig: Mit seiner Waf-
den Großverbände fen-SS-Vergangenheit befleckt nun „das Böse“ die Vita des Über
vorgestellt, die - vaters der permanenten Vergangenheitsbewältigung, des Predi
erst nach der Ka gers von der immerwährenden deutschen Schuld.
tastrophe von Sta Über keine Truppe aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges exi
lingrad aufgestellt stieren so viele Mißverständnisse, so viele Fehlurteile und so
und ausgebildet - viele Falschbehauptungen wie über die Waffen-SS. Anstatt zu
die Last der schwe
ren letzten Kriegs informieren, wird diffamiert. Die vorliegende Sonderausgabe
ja h re zu tragen der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) will deshalb die Sach-
hatten. Es waren informationen liefern, die in der Debatte der letzten Wochen zu
die schnellen gepanzerten Divisionen, die die Groß kurz gekommen sind. Namhafte Historiker, allen voran Heinz
offensiven der Gegner Deutschlands im Westen und Höhne - 30 Jahre lang Ressortleiter Zeitgeschichte beim SPIE
Osten abstoppen mußten. Neben der nüchternen GEL und Verfasser des Standardwerkes Der Orden unter dem
Sachinformation sind Berichte der Kommandeure
und Soldaten der Waffen-SS in diesem Werk enthal-
Totenkopf haben wesentliche Aspekte zu Geschichte und
Einsätzen dieser Militärformation des Dritten Reiches zu
sammengetragen. Höhne, der seit Jahrzehnten als führender
Experte in Sachen Schutzstaffel (SS) gilt, ist ein Vertreter je
ner Generation, die den Zweiten Weltkrieg und das Dritte
Reich noch selbst erlebt hat. Für die Redaktion der DMZ da
gegen ist das in diesem Heft beschriebene Geschehen Vergan
genheit, die vergangen ist. Meist Angehörige der Geburtsjahr
gänge der 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, wirkt
der erhobene Zeigefinger eines Günter Grass auf uns nicht
mehr drohend sondern nur noch kurios. Die Moralkeulen (Wal
ser) von „Scham“ bis „Schuld“ wecken keine Betroffenheit,
sondern nähren den Verdacht, daß historische Fakten zugun
Die deutsche Militärzeitschrift DMZ ist eine unabhängige sten ideologisch begründeter Zweckdarstellungen verbogen
und überparteiliche Publikation, die sich an die Erlebnis werden sollen. Um dem Leser im Für und Wider der öffent
generation des Zweiten Weltkriegs, an die Soldaten und
Reservisten der Bundeswehr und an alle zeitgeschichtlich lichen Debatte belastbares Faktenwissen über die militärische
interessierten Mitbürger wendet. Ebenso angesprochen Eliteeinheit „Waffen-SS“ an die Hand zu geben, haben wir die
sind die ehemaligen Angehörigen der NVA. Wir wollen ses Heft sine ira et studio (Ohne Zorn und Eifer) zusammenge-
Brücken schlagen zwischen den Generationen und mit un
seren Möglichkeiten Ost und West zusammenführen. Die
Verknüpfung zwischen Geschichte und aktuellen militäri
schen und militärpolitischen Themen ist eines unserer
Hauptanliegen. Darüber hinaus fühlen wir uns verpflich
tet, Mißstände offen anzusprechen, auch wenn es dem
Zeitgeist nicht entspricht. Wir sehen uns in der Tradition
einer wahrheitsgetreuen Berichterstattung. Frei von jeg
licher Ideologie gelten für unsere Arbeit die Werte der frei
heitlichen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland.
D er Aristokrat Fronteinsatz
Erfolgsautor Joachim Fernau An den Brennpunkten im Osten
M it der SS-Kavallerie im O sten
n n D er Journalist
Geschichte einer
4 4 Wolfgang Venohr und die Waffen-SS
berittenen Truppe
H idequnge Günter Grass
Tulle und Oradour
^ Das lange Schweigen des Literaten
Die SS-Panzerdivision
D er M äzen „Das Reich“
Der Unternehmer im Partisanenkrieg
Otto Beisheim I M Verstümm elt und gefoltert
■ » o D ie Kampagne ^ Alliierte Kriegsverbrechen an Soldaten
Der Fall Schönhuber der Waffen-SS
O r t Q u oten -K ön ig Geschick
« TV-Drehbuchautor Herbert Reinecker
W iederbewaffnung
So' 34 Ehemalige Waffen-SS-
Soldaten in der Bundeswehr
D er Beste
Hauptsturmführer Michael Wittmann D ie Verfügungstruppe
44 Die Vorgängerin der Waffen-SS
D er Befreier des D uce
38 Der Allmächtige
Kommandofüh
Kommandoführer
Otto Skorzeny
50 Reichsführer-SS Heinrich Himmler
Geächtet und geachtet
Waffen-SS 94 Das Bild der Waffen-SS in der frühen BRD
D ie W affen-SS Nürnberg
16 Eine umstrittene 107 Die Waffen-SS auf
Elitetruppe der Anklagebank
20 Todesverachtung in Todesgefahr
Das f. SS-Panzerkorps im Abwehrkampf
M ord aus Staatsräson?
gegen die alliierte Invasion 1944
56 Wie England Heinrich Himmler beseitigte
A rnheim 1944
60 D er Fall M alm edy
Waffen-SS im Abwehr
kampf im Westen
110 Jochen Peiper auf der Anklagebank
62 M enschlichkeit Impressum
2.200 britische Verwun
dete gerettet 114 Impressum
Den gemeinsamen Besuch des Bitburger Soldatenfriedhofs durch US-Präsident Ronald Reagan und Bundeskanzler
Helmut Kohl 1985 machten die linken Medien zum Skandal. Grass sprach damals von „Geschichtsklitterung“.
„Deutscher Schuldkomplex'
1 ¡HÜj j j j US-Journalist Dave Fornell im DMZ- Gespräch
DMZ; Im Jahr 1985,40 Jahre nach Ende des Fornell. Die amerikanischen Medien haben
Zweiten Weltkrieges, besuchten US-Präsident darüber kaum berichtet. Dennoch ist nichts
Ronald Reagan und der deutsche Bundes dabei, vor 60 Jahren Soldat gewesen zu
kanzler Helmut Kohl den Soldatenfriedhof in sein. Ich denke, das war der Normalzustand.
Bitburg. D a dort auch 49 Angehörige der Waf Dazu mußte man nicht überzeugter Natio
fen-SS bestattet sind, gab es vor allem in nalsozialist sein. - Unter Amerikanern ist es
Deutschland Proteste gegen diese Geste. W ie aber weitgehend Konsens, daß die heutigen
sah man den Besuch in den USA? Deutschen einen großen Schuldkomplex
Fornell: Ich war damals gerade mal 13 Jahre wegen des Krieges haben. Sie müssen be
alt, als Reagan Bitburg besuchte. Ich kann reits in ihrer Kindheit lernen, wie schreck
mich allerdings noch gut daran erinnern, daß Dave Fornell, Jahrgang 1972, ist lich Deutschland damals war und daß ihre
es damals große Debatten gab, ob diese Geste Präsident der „Worldwar II histori Großeltern für alle möglichen Schandtaten
von Reagan richtig war. Da Reagan noch zur cal re-enaetment society“, die histo verantwortlich zu machen seien. Die Deut
Generation gehörte, die selbst am Zweiten rische Schlachten des Zweiten Welt schen scheinen sich permanent für ihr Land
Weltkrieg teilnahm, war es für die meisten krieges nachstellt. Fornell studierte entschuldigen zu wollen. Natürlich ist es
US-Amerikaner kein Problem. Für uns von Politik, Geschichte und Journa sinnvoll, die Erinnerung an die Zeit des
der „Worldwar II historical re-enactment so- lismus und arbeitet als Redakteur Nationalsozialismus wachzuhalten, aber
ciety“ ist es wichtig, den US-Amerikanern für mehrere Zeitungen in Chicago. daß viele junge Deutsche glauben, sich für
klarzumachen, daß die meisten Wehrmacht- Dinge entschuldigen zu müssen, die zwei
und Waffen-SS-Angehörigen normale Soldaten und oftmals Generationen her sind, scheint mir skurril. Das wäre so, als
sehr jung waren - wie die amerikanischen Soldaten auch. Sie würde ich mich bei allen Schwarzen in meinem Land für mei
waren sich nicht unähnlich: Beide wollten für ihre Länder ne Vorfahren zwischen den Jahren 1700 und 1800 für die
kämpfen oder einfach nur den Krieg überleben. Sklaverei entschuldigen. Heutige Generationen sollten nicht
DMZ: Einer der lautesten deutschen Kritiker dieses Besuchs, für Dinge verantwortlich gemacht werden, die bereits mehr als
Günter Grass, offenbarte nun vor wenigen W ochen, selbst als 60 Jahre her sind.
17jähriger Angehöriger der W affen-SS gewesen zu sein... DMZ: Herr Fornell, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Historikerstreit
Auch in den USA kam es nach dem Reagan-Besuch Hätte Grass, was er heute sagt und schreibt - daß man
in Bitburg zu heftigen Protesten. bei der Waffen-SS gewesen sein konnte, ohne deswegen
automatisch zum Verbrecher, ja auch nur zum unanstän
digen Menschen zu werden - schon früher verbreitet, ei
wäre niemals zu soviel Geld, Ansehen und Macht ge
kommen. Er war eben nicht nur treibende Kraft, er wai
auch Getriebener und opportunistisches Werkzeug.
Seitdem hat sich die Vergangenheitsbewältigung zum Herz
stück einer bizarren deutschen Geschichtspolitik entwickelt,
die mit dem Historikerstreit von 1986/87 praktisch institutio
nalisiert wurde. Damals wurde die verbrecherische „Einma
ligkeit“ des deutschen Nationalsozialismus gesellschaftlich
verbindlich dekretiert, allerdings nicht durch die Überzeu
gungskraft wissenschaftlicher Argumente, sondern durch ei
ne publizistische Übermacht. Seit den 90er Jahren setzt diese
Geschichtspolitik sich sogar ihre eigenen Denkmäler.
Der Dienst bei der Flak galt bei der HJ als Ehrensache. Die Probleme, die sich daraus ergeben, sind keineswegs
Viele meldeten sich freiwillig als Flakhelfer. bloß abstrakter Natur. Die extreme Verengung des Ge
schichtsbildes in Deutschland hat zu einem degenerierten
politischen Denken geführt, in dessen Rahmen die For
mulierung, erst recht die Wahrnehmung, eines natür
lichen deutschen Selbstinteresses wie der Rückfall in die
„Nazi-Barbarei“ erscheint. Die jahrzehntelange Ver
schleppung des Asylproblems oder jetzt die Behandlung
des Nahostkonflikts sind nur zwei Beispiele dafür.
-L
höheren G efühlsw ert, „Mit seinem Bekenntnis fällt ein
auch der E nttäuschung, schwerer Schatten gerade au f die
DMZ-Farbbildkalender für 2007
hat. Ich kann das n ich t moralische Integrität eines M annes, bereits jetzt lieferbar
sehen, weil die W affen- der immer und überall seine Stimme
i SS praktisch eine W ehr- erhob und anderen Lektionen erteil
' m achtsfunktion gehabt te. Er hat, a u f Grund der These vom
hat, w e h rm a c h ts ä h n - „Verhindern der hum anitären Kata
licher w urde.“ strophe“ im Kosovo, die Luftangriffe
Egon Bahr, auf Jugoslaw ien befürw ortet.“
SPD-Politiker Zeitung Politika, Serbien
Gastkommentar
Die 10. W affen-SS-Panzerdivision „Frundsberg“
stand in den letzten Kriegsmonaten 1945 in erbitterten
Abwehrschlachten gegen die zahlenmäßig weit überle
gene Rote Armee. Der Division „Frundsberg“ wird
nicht einmal von linksradi
kalen Kritikern unterstellt,
sogenannte „Kriegsverbre
chen“ begangen zu haben,
was an sich schon bemer
kenswert ist. Günter Grass
mag also auch einer jener
jungen Idealisten gewesen 2 8 .0 9 . - 1 2 .1 1 .2 0 0 6 Panzer
sein, die sich noch bis zum Waffen
Schluß mit aller Kraft gegen "5 0 J a h re
die sowjetische Invasion Bundeswehr Fahrzeuge
stemmten. Das ist nichts Eh in M u n s te r" Uniformen
Brigadegeneral a.D. renrühriges, im Gegenteil! Orden
Reinhard Günzel Da mag es eher verwundern,
daß Grass, obwohl er die Ka E in e F o to a u s s te liu n g d e r Dokumente
meradschaft und den Idealismus eines militärischen Eli B u n d e s w e h r M u n s te r Modelle
teverbandes wie der Waffen-SS selbst miterleben durfte, in
der Nachkriegszeit zum linken Vergangenheitsbewältiger
mutierte. Wie hoch muß der Grad der Selbstverleugnung
denn sein, um kurze Zeit danach eine solche Karriere im
linken Establishment hinzulegen? Grenzt das nicht bereits
Deutsches!
an Schizophrenie? Es ist letztendlich das Leiden einer gan Panzermuseum
zen Generation von Intellektuellen, die nach dem Kriege
aus wohl opportunistischen Gründen nur noch den Weg Munster I ËÊÈÊ?
des geringsten Widerstandes zu gehen vermochten. Sie
sind, und das sage ich ganz bewußt, Feiglinge. Das gilt M ärz bis N o ve m b e r H ans-K rüger-S tr. 33
D ienstag - S onntag 29633 M unster
auch für Günter Grass. REINHARD GÜNZEL
1 0 .0 0 - 18.00 U hr Tel. 0 5 1 9 2 /2 5 5 2
Der Autor war Kommandeur des Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.
m ontags g e sch losse n w w w .m unster.de
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Und sie schämeten Disteln fü r »D E U T S C H LA N D
sich nicht
EINE Hagen D E U TS C H LA N D
GESCHICHTE
DER LIEBE BESTANDS ÜBER ALLES...«
A U FN A H M E
DER DEUTSCHEN
SEELE
Hering Herbig
M K H B IG M BBM IG
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„Beeindruckende Heldentat“
Als Wittmann nach diesem Gefecht - seiner Kompanie
weit voraus -w eiter in die Ortschaft Villers-Bocage vor
preschte, erhielt sein „Tiger“ einen schweren Pak-Treffer in
die Kette. Trotzdem vernichtete Wittmann noch alle in
Reichweite befindlichen Fahrzeuge und Geschütze und zer
sprengte den Verband. Daraufhin bootete er und seine Be
satzung aus dem bewegungsunfähigen Panzer aus und
schlugen sich zu Fuß - quer durchs Gefechtsfeld - 15 Ki
lometer weit bis zur südlich stehenden Panzerlehrdivision
durch. Ohne Pause führte Wittmann sofort 15 Panzer
kampfwagen IV dieser Division nach Villers-Bocage,
schloß die noch offene Frontlücke und setzte die inzwi
schen auf die Ortschaft angetretene 1. Kompanie der
schweren SS-Panzerabteilung 101 nach seinen eigenen Le
geeindrücken auf die im Ort befindlichen Feindkräfte an.
Der angesehene amerikanische Militärhistoriker und
Kriegsveteran Charles E. White bezeichnete Wittmanns An Die SS-Panzerabteilung 101 verlegt am 7. Juni 1944 an
griff bei Villers-Bocage Jahre nach dem Krieg als „eine der die Invasionsfront. Der „Tiger“ 131 von SS-Untersturm-
beeindruckendsten Heldentaten des gesamten Krieges“. fiihrer Walter Hahn der 1. Kompanie kurz nach einem
Für die Abwehr des für die gesamte Caen-Front gefähr glücklich überstandenen Jagdbomberangriff in Morgny.
lichen Panzerangriffes sowie insgesamt 138 Panzer- und
132 Pak-Abschüsse wurde Wittmann mit Nachdruck für die mann, aus allen Rohren feuernd, einem in der Flanke auf
Verleihung der Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub tauchenden „Sherman“-Rudel des 1. Nordhampshire Gar
eingereicht. Am 22. Juni 1944 erhielt der SS-Obersturm- deregiments entgegen. Dann verloren ihn die anderen „Ti
führer die Auszeichnung als 71. Soldat und einziger Pan ger“-Kommandanten aus den Augen. Als er sich am
zerkommandant der Waffen-SS verliehen. Zudem wurde er Abend des Tages noch immer nicht zurückgemeldet hat
am 23. Juni 1944 zum SS-Hauptsturmführer befördert. te, schickte die Division einen Suchtrupp los. Man fand
Wittmanns „Tiger“ inmitten einer Reihe ausgebrannter
Feindpanzer. Er war nach einem kurzen Feuergefecht mit
Am 8. August 1944 führte Michael Wittmann einen An den britischen „Shermans“ weiter nach Norden vorgesto
griff gegen amerikanische Stellungen bei Cintheaux. Nach ßen und nach Überquerung einer Hügelkette mitten in ei
einem Fernduell mit einigen Feindpanzern fuhr Witt- ne feindliche Übermacht hineingefahren.
Von drei Seiten eingeschlossen, wurde sein „Tiger“ nach
heftiger Gegenwehr schließlich völlig zusammengeschos
sen. Kein Mitglied der hochdekorierten Besatzung über
lebte diesen Einsatz.
Bis zu seinem letzten Gefecht hatte SS-Hauptsturmführer
Wittmann insgesamt 138 Feindpanzer und 132 Pak-Ge-
schütze abgeschossen, hinzu kamen 118 Schützenpanzer
und Transporter und unzählige vernichtete MG-Stellungen.
Im Jahre 1983 wurden Wittmann und seine Besatzung aus
ihrem Soldatengrab exhumiert und auf dem Soldaten
friedhof La Cambe beigesetzt. Q
HAGEN FRIESER
Militärische Eliteeinheit
Der israelische Sicherheitsexperte Mirza David im DA/Z-Gespräch
D M '/. Herr David, Günter Grass Waffen-SS waren nicht zuletzt in den blutigen
wählte für die Nachricht, er sei in und harten Kämpfen an der Ostfront gegen ei
seiner Jugend Angehöriger der ne zahlenmäßig weit überlegene Rote Armee er
Waffen-SS gewesen, die Form ei folgreich eingesetzt.
nes „Geständnisses“. Ist es tatsäch DMZ: W ie erklären Sie sich die heftigen D i
lich eine Schande, Soldat in dieser skussionen?
Truppe gewesen zu sein? y D ^ 0 : E m Grund wird sein, daß der Blick auf
Davul: Nein, es ist natürlich keine die Geschichte immer ein subjektiver ist, wobei
Schande, Angehöriger einer militä die unterschiedlichen Einstellungen der Be
rischen Eliteeinheit gewesen zu trachter eine große Rolle spielen. Wir kennen
sein. Für jede Einheit gilt übrigens: ähnliche Debatten um die Einsätze der US-Ar-
Der einzelne Soldat kann nicht be Mirza David ist Leiter der re mee während des Pazifikkrieges gegen Japan
einflussen, was er zu tun hat. Sei nommierten privaten „Interna oder während des Vietnamkrieges. Die Spann
ne soldatische Pflicht besteht dar tionalen Sicherheitsakademie“ weite der Beurteilung der US-Soldaten reichte
in, Befehlen Folge zu leisten. Viel in Herzeliya/Israel und der von „Kriegsverbrechern“ bis zu „unsterblichen
leicht ist es eines der größten Ver Internationalen Sicherheits Helden“.
säumnisse, daß viel zu wenig öf schule „Iberica“ in Spanien. Er DM Z: Herr David, wir danken für das Gespräch.
fentlich darauf hingewiesen wird, sei überfiinfzig, in Israel gebo
daß die Waffen-SS eine militäri ren und war in leitender Posi
sche Eliteeinheit und nicht für Be- tion im israelischen Sicher International Security Academy/
wachungs- oder gar Mordaufga heitswesen tätig - mehr ist er Counter Terrorism Training Centers
Postfach 5833 • Herzeliya 46000, Israel
ben in den Konzentrationslagern „aus Sicherheitsgründen“ Weltnetz: www.SecurityAcademy.com
eingesetzt war. Die Divisionen der nicht bereit mitzuteilen.
Erster Gegenschlag
Die wenigen verfügbaren Informationen zu Angriffs
zeitpunkt und Landungsgebiet waren widersprüchlich
oder wurden falsch interpretiert. Das einzige, was unbe
stritten blieb, war die Tatsache der Invasion selbst. Die La
ge konnte brenzliger nicht sein. Weshalb aber war Gene
ralfeldmarschall Erwin Rommel, der als Kommandeur der
Heeresgruppe B die Verantwortung für die gesamte Inva
sionsküste trug, nicht vor Ort und weilte just am 6. Juni
1944 zu Hause in Herrlingen auf dem Geburtstag seiner
Frau? Dennoch bleibt festzuhalten: Die Ignoranz auf hö
herer Kommandoebene wurde auf seiten der für einen er Als SS-Oberstgruppenführer war Sepp Dietrich
sten Gegenschlag zur Verfügung stehenden Kampfeinhei Kommandierender General des I. SS-Panzerkorps.
ten durch Disziplin und Einsatzwillen weitgehend kom Im Bild als SS-Obergruppenführer
pensiert. Exemplarisch hierfür standen im Anfangssta
ten Luftstreitkräfte landeinwärts ziehen. Demgegenüber
dium der Kämpfe in Nordfrankreich vor allem die jungen
standen an der Kanalfront nur 119 einsatzfähige deutsche
Männer der 12. SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“ unter
Jagdflugzeuge. Der Generalinspekteur der Panzertruppen,
SS-Brigadeführer Fritz Witt. Tief in der Nacht, zum Teil
Generaloberst Heinz Guderian, sah die Situation als höchst
erst am frühen Morgen, erreichten sie die Stadt Caen, die
alarmierend: „Die Tapferkeit der Panzertruppe allein ist
sie in der Folgezeit mit stählernem Willen gegen die
nicht in der Lage, den Ausfall zweier Wehrmachtsteile - der
feindlichen Angriffe halten sollten.
Luftwaffe und der Kriegsmarine - wettzumachen.“
Ihre Späher schlichen sich durch die feindlichen Stellun
gen und drangen vereinzelt bis zur Küste vor. Der Anblick,
der sich ihnen dort bot, übertraf die schlimmsten Befürch
Hauptakteure: 1. und 12. SS-Panzerdivision
Wie war es ihr dennoch möglich, den Invasoren zehn
tungen bei weitem: Eine ganze Armada aus Schlachtschif
verlustreiche Wochen lang standzuhalten, ihren Vor
fen, Kreuzern und Zerstörern lag bereit, um die deutschen
marsch oft buchstäblich auf Schneckentempo zu reduzie
Verteidigungslinien zu attackieren. Dazu sahen sie über
ren, Sieg um Sieg zu vereiteln, ihnen letztlich den unge
sich zu Tausenden die Bomber und Jagdflieger der alliier-
trübten Triumph zu stehlen? Eine plausible Antwort liefert
der britische Generalmajor Michael Reynolds in seinem
Amerikanische Kriegsschiffe laufen kurz vor der Buch Ein Gegner wie Stahl: Das I. SS-Panzerkorps in der
Invasion im Juni 1944 in einen britischen Hafen ein Normandie 1944. Diesem zufolge kommt ein herausra-
gendes Verdienst in bezug auf die Erfolge bei den A
wehrkämpfen jenen beiden Divisionen der Waffen-SS z
die Hitlers Namen trugen: der 12. SS-Panzerdivision „Hi
Nach der Ausrufung des Totalen Krieges sollte die leijugend“ (unter Fritz Witt beziehungsweise nach dessi
wehrfähige und militärisch vorausgebildete Jugend in Tod unter Kurt Meyer) und der 1. SS-Panzerdivision „Lei
einer Freiwilligendivision die Opferbereitschaft und Standarte Adolf Hitler“ (unter Teddy Wisch). Erstere w
den Durchhaltewillen der deutschen Jugend zum Aus zwar noch unerprobt, sollte aber bald einen soldatisch»
druck bringen. Außerdem war man gezwungen, die Geist unter Beweis stellen, der den Gegner in manche Ki
hohen personellen Verluste im Ostfeldzug auszuglei se stürzte und ihm allen Respekt abnötigte. General Heii
chen. Daher plante man bei einer Bewährung dieser rieh Eberbach, dem ab Anfang Juli die Panzergruppe We
Division auch die Auffüllung anderer Divisionen mit unterstand, würdigte ihre Leistung rückblickend als a
Jugendlichen. Adolf Hitler erließ im Juni 1943 nach „vorbildlicher Erziehung und Ausbildung“ beruhend. D
Beratung mit Reichsjugendführer Artur Axmann die LAH dagegen - sie stand noch immer in Belgien und wu
notwendigen Befehle. Die neue Division sollte als Pan- de dort erst am 9. Juni in Marsch gesetzt - hatte seit Se
zer-Grenadierdivision aufgestellt werden, den perso tember 1939 beinahe ununterbrochen gekämpft und w
nellen Stamm sollte die 1. SS-Panzerdivision „Leib zur wohl gefürchtetsten Waffen-SS-Division avancie
standarte SS Adolf Hitler“ abtreten. Die beiden Divi Beide Verbände zusammen bildeten das von Sepp Dietrit
sionen sollten zusammen das I. SS-Panzerkorps bilden. kommandierte I. SS-Panzerkorps.
nie verwelkt!
Fritjof Schaulen: Eichenlaubträger 1 9 4 0 -1 9 4 5
Zeitgeschichte in Farbe. — Das 1813 erstmalig als höchste preußische Kriegsauszeichnung ge
stiftete Eiserne Kreuz wurde 1939 erneuert und in seiner Erweiterung als „Ritterkreuz m it Eichen
laub“ bis Kriegsende an insgesamt 882 Soldaten verliehen. Die dieses Ehrenzeichen erhielten, gel
Zeitge*chkhte in Farbe * I • Abin&aro Huppem
ten unter Militärhistorikern als die besten Soldaten ihrer Epoche. Von über 350 von ihnen liegen
durch glückliche Umstände hochkarätige Farbfotos vor. Alle in dieser Trilogie abgebildeten Eichen
laubträger werden mit Kurzbiographien gewürdigt und in gestochen scharfen, meist unveröffent
lichten farbigen Porträts gezeigt.
Eichenlaubträger Band I Eichenlaubträger Band II Eichenlaubträger Band III
Abraham - Huppertz. - 160 S., Ihlefeld - Prim ozic. - 144 S., R adusch - Z w ernem ann. -
durchgängig vierfarbig, geb. im durchgängig vierfarbig, geb. im 144 S., durchgängig vierfarbig, Eichenlaubträger
Adas-Großformat. Atlas-Großformat. geb. im Adas-Großformat.
Art. 102201 Art. 1 0 2 2 1 4 Art. 1 0 2 2 2 7
€ 25,95 (D M 50,75) € 25,95 (DM 50,75) € 25,95 (DM 50,75)
Heinrich Ehrler Eduard Dieri Erich Bärenfänger Heinrich Boigk Johannes Blaskowitz
Eichenlaubträger
Vierter Wehrmachtteil
Andere ehemalige Soldaten der Waffen-SS wählten ei
nen anderen persönlichen Stil beim Umgang mit ihrem
Wehrdienst im „vierten Wehrmachtteil“. Ein herausragen
des Beispiel dafür war der promovierte Historiker, Jour
nalist, Buchautor und Filmemacher Wolfgang Venohr. Als
Programmchef von Stern-TV und Lübbe-TV wurde er in
den zwei Jahrzehnten von 1965 bis 1985 mit rund 80 Er stand fü r Fernsehdokumentationen ohne erhobenen
Fernsehfilmen für ZDF, ORF und die Sender der ARD zu Zeigefinger: Wolfgang Venohr.
einem Synonym für „Geschichtsdokumentation im Fern
sehen“. In seinen Filmen stellte er sich immer wieder sper-
rigen Themen. Aber das „Nachtreten“ lag ihm nicht,
hielt es für eine Zumutung, die deutsche Geschichte ni
Auszug aus „Die Abwehrschlacht“ von W. Venohr:
von den dunklen Seiten des Dritten Reiches, „von A\
schwitz her“, zu sehen, sondern er vermittelte auch, de
V a 'l e r a r Ä t S s i J e i ^ ^ ? Sen' in * TOi" sich Glanz, Größe und Tragik der deutschen National^
nes Tages, im JanuaM qI o ? w?rden war- Als ich ei- schichte über die Jahrhunderte hinweg in immer neue
platzes in ein Kino ginq sah ich T f d6S Wilhelms- Facetten entfaltet hatten. Das hat ihm nicht nur Freunc
film, der den E insiL Hot ♦^ halbstündigen Vor-
gebracht, insbesondere nicht bei jenen „Eliten“, zu dene
te SS Adolf Hitler' zetate iS w J ^ egiments -Leibstandar-
Grass gehörte, die in den Deutschen nicht mehr viel ar
Dreimal ging ich ns Kino n , T VOm Blitz h o f f e n .
deres als eine Schuld- und Sühne-Gemeinschaft sehe
Was ich sah war de o f f p n ^ r ? 6Sen R,m zu seh®"-
truppe, die ausschlieRlirh o v^chwung einer Jugend- wollten. Wolfgang Venohr war einer der wenigen deul
die im bestend und sehen Journalisten ohne die eingebaute „Schere im Kopf
tionären Dynamik m oderne mn? 9 mit der revo|u- Zeigefinger kamen in seinen Sendungen nicht vor. Sein
* Gegne? Kriegführung jeweils mehrteiligen Fernsehdokumentationen beispiels
von der Fairness dem gesch L e „ i „ f T be9els,ert weise über die Deutsche Wehrmacht, über Hitler und di
denn im Kommentarton ^ nde gegenüber, Deutschen oder auch über „Kriegsverbrechen der Alliier
ten“ (Ost und West!) dokumentierten die historischen Fak
ten, waren frei von Agitation, erzählten, „wie es denn ge
kriegsfreiwillig zum o J t t Z S X Z E Z l * ; . " * * wesen“. Und sie liefen zur besten Sendezeit! Das gilt aucl
für den von ihm produzierten Dreiteiler über die Waffen
28 Deutsche Militärzeitschritt - Sonderausgabe Waffen-SS DRK
SS (Drehbuch zusammen mit Spie- w ar SS-Standarten-O berjunker
geZ-Redakteur Heinz Höhne), der (Oberfähnrich), er war Träger hoher
1979 im gemeinsamen Weihnachts- militärischer Orden. Über diese Jah
Block-Sonderprogramm der Dritten re als Kriegsfreiwilliger der Waffen-
Programme gelaufen ist. SS hat er ein ehrliches und ergrei
Sieht man sich die Videoaufzeich fendes Buch geschrieben, das alle
nungen dieser Sendungen heute Fragen, die sich in diesem Zu
noch einmal an, hat man einen er sammenhang stellten, beantwortete.
nüchternden Gradmesser dafür, wie
engstirnig, einseitig, kleinkariert und Militärische Eliteeinheit
verbogen das Spektrum der öffent Von sich aus kam er auf seinen
lichen Meinung der Bundesrepublik Dienst in der Waffen-SS nicht zu
in den vergangenen 25 Jahren ge sprechen. An die große Glocke hat
worden ist. er ihn nie gehängt. Wer ihn aber
nach seiner militärischen Vergan
Höhepunkte deutscher Geschichte genheit fragte - ob das die Pro
Den größten Quotenerfolg erziel grammverantwortlichen bei ZDF,
te Venohr mit seiner neunteiligen WDR, BR oder ORF waren, denen
ZDF-Serie Dokumente deutschen er seine Produktionen lieferte, oder
Daseins. Mit ihr begründete er die Venohr 1943 als junger Waffen-SS-Rotten die Programmchefs jener Buchver
Darstellung von Geschichte als „Se führer. A u f den Tag genau war er zweiein lage, für die er seine zeitgeschicht
midokumentation“. In dieser Serie halb Jahre „dabei“. lichen Dokumentationen schrieb -
ließ er wesentliche Höhe- und Wendepunkte der deut dem hat Venohr auch reinen Wein eingeschenkt. „Mehr
schen Geschichte in Spielszenen nachspielen. Die gegen fach bin ich nach dem Krieg gefragt worden, warum ich
sätzlichen Positionen des historischen Prozesses machte mich denn 1942 kriegsfreiwillig zur Waffen-SS gemeldet
er mit Streitgesprächen zwischen dem im Dritten Reich hätte, ob das Ausdruck meiner prononciert nationalsozi
nach England emigriert gewesenen Publizisten Sebasti alistischen Gesinnung gewesen sei. Hanns Werner
an Haffner und dem in Erlangen lehrenden und gesamt Schwarze, ein bekannter Fernsehkollege von mir, lang
deutsch orientierten Geschichtsprofessor Hellmut Diwald jähriger Leiter des politischen Magazins Kennzeichen D,
deutlich. stellte mir beispielsweise Anfang der Sechziger Jahre die
Sich auch unbequemen Themen der Zeitgeschichte zu se Frage, als er einen Zweiteiler über die Waffen-SS für
stellen, war für Venohr immer auch die Aufarbeitung ei das ZDF plante. Venohrs Antwort war stets dieselbe: „Es
gener Erfahrungen, ein Ringen um eigene Positionen. ging kaum einer dieser 17-, 18jährigen aus nationalsozi
Venohr gehörte nacheinander folgenden Einheiten der alistischen Motiven zur Waffen-SS. Man sah 1942 als
Waffen-SS an: Der 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte Schüler überhaupt keinen Unterschied, denn schließlich
Adolf Hitler“ (LAH) (1942-1944), der 12. SS-Panzerdivi- hielten wir alle damals die ganze Wehrmacht für natio
sion „Hitlerjugend“ (1944), danach dem 86. Freiwilligen nalsozialistisch. Man hätte sich in der Klasse oder in der
Grenadierregiment „Schill“ (1944) und zum Schluß dem Hitlerjugend lächerlich gemacht, wenn man gesagt hätte,
87. Freiwilligen-Grenadierregiment „Kurmark“ (1945). man melde sich aus politischen Gründen freiwillig zur
Auf den Tag genau war er zweieinhalb Jahre „dabei“. In Waffen-SS. Man ging zur Waffen-SS, wie man sich zu
dieser Zeit war er vom Kradschützen zum Kompaniefüh den Fallschirmjägern meldete. Man wollte zu einer mili
rer avanciert. Zwölf Monate lang hatte er im vordersten tärischen Eliteeinheit, das war das Ziel.“ □
Fronteinsatz gestanden, vierzigmal im Nahkampf alles auf
eine Karte gesetzt - und überlebt. Sein letzter Dienstgrad DR. GÜNTHER DESCHNER
WoltyangVenohr
9 %
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Wolfgang Venohr
FridericusRex pPQLEÖN
FricdrkJiilcrtimOt: -s
Portrat einer
Doppelnaiur
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[in Deutschland DIE ABWEHR
SCHLACHT A .
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Sebastian Haffner
Wolfgang Venohr
Preußens
Soldaten
könig
Preußische
Jugenderinneningen 1940-1955
Profile
tuscSwnbweh'
558 Seiten - € 6,90 368 Seiten - € 24,90 304 Seiten - € 19,90 360 Seiten - € 24,80 304 Seiten - € 12,45
In seinem Werk Die Blechtrommel ging es Günter Grass um eine Abrechnung m it dem von ihm gehaßten Bürgertum.
Der infantile Held Oskar (in der Verfilmung von David Bennent dargestellt) weigert sich, erwachsen zu werden.
er Grass
Eine Sternstunde für Steidl. Schon 1983 erklärte er in ei
ner Sendung des Österreichischen Fernsehens zusammen
mit Wolfgang Hildesheimer, daß sie „angesichts der dro
henden Katastrophe“ (Erderwärmung, Atomkrieg?) auf
hören wollten, zu schreiben. Grass hielt diesen Schwur
nicht, sondern schrieb den Roman Die Rättin - ein Ver
such, sich an die Ökobewegung und ihre Trends anzu
hängen. Danach sucht er sein Heil in Indien, kommt ziem
lich schnell und enttäuscht zurück und schreibt, schon
Leser mit dieser etwas verqueren, pubertären Pornogra von Krankheit gezeichnet, einen gewaltigen 784 Seiten-
phie und werden große Verkaufserfolge. Roman Ein weites Feld, Ein bewundernswerter, fast rüh
render Versuch, in Anlehnung an sein Vorbild Fontane zu
Grass in der Politik dem alten schönen Erzählton der frühen Jahre zurückzu
Danach geht Grass zielsicher in die Politik. Er unter finden. Ein epischer Fluß ohne Ufer, politisch ein verbit
stützt Willy Brandt, der mächtig im Kommen ist, singt das tertes, grantiges Alterswerk gegen die Wiedervereinigung,
„Loblied auf Willy“ und die EsPeDe. Nach dem Wahl in dem sein Haß gegen die siegreiche Bundesrepublik
kampf von 1972 zieht sich der Dichter von der SPD zu durchschlägt und er die DDR, die er 1961 in einem Brief
rück, von der er sich nicht mehr genug beachtet fühlt, erst an Anna Seghers ein von Ulbricht kommandiertes „Kon
1982 tritt er wieder in die Partei ein, 1993 aus Protest ge zentrationslager“ genannt hatte, jetzt als eine „kommode
gen den „Asylkompromiß“ wieder aus. Er ist ein strenger Diktatur“ bezeichnet. Danach wird es still um ihn. Hat
Herr und leicht beleidigt. 1988 in den Vorstand des Ver Grass sich ausgeschrieben?
bandes deutscher Schriftsteller (VS) eingetreten, verließ er
diesen Posten im Dezember des gleichen Jahres nach ei Grass entdeckt die Wilhelm Gustloff für sich
nem Streit mit Kollegen. 1987 wurde er Beirat im Auto Da entdeckt der Danziger plötzlich 2002 sein Herz für
renrat des Luchterhand-Verlags. 1992 schied er, auch mit die Flüchtlinge aus dem deutschen Osten, beschreibt
diesen Kollegen verkracht, aus Autorenrat und Verlag aus Flucht und Vertreibung und den Untergang der „Wilhelm
Aufmarsch der Hitlerjugend: Die meisten waren begeistert dabei und standen hinter dem Grundsatz
„Jugend soll von Jugend geführt werden“ Auch bei der Hitlerjugend war der junge Günter Grass aktiv dabei.
Regierungsparteien hinein Zustim Ex-SPD-Mitglied Grass: „Er ist ein diese Totenehrung „eine Geschieht
mung. Genau in diesem Augenblick strenger Herr und leicht beleidigt. “ klitterung, deren auf Medienwirkm
erscheint Grass’ Buch über das Ende bedachtes Kalkül Juden, Amerikan
der „Wilhelm Gustloff“, über deren Torpedierung vorher und Deutsche gleichermaßen verletze“. Hatte er seine (
nicht geschrieben und gesprochen werden sollte, weil die gene Biographie vergessen? Oder alles verheimlicht? „I
Versenkung des Schiffes mit über 10.000 Flüchtlingen an breche mein Schweigen“, sagt Grass heute. Er hat zu la
Bord offenkundig ein Kriegsverbrechen ersten Ranges war ge geschwiegen, finden wir.
und man über Kriegsverbrechen an Deutschen am besten
nicht sprach. Grass’ Buch Im Krebsgang verstärkt den DR. KLAUS RAINER RÖ1
Trend und kanalisiert ihn zugleich: Das Buch wird ein rie
siger Verkaufserfolg, es steht monatelang auf den Best
sellerlisten.
Wieder, 60 Jahre nach Kriegsende, gibt es einen neuen
Trend in der Öffentlichkeit: eine nüchterne, unbefangene
Diskussion über bestimmte, lange tabuisierte Themen.
Über die Zeit vor 1945, die NS-Zeit: Über Prominente, die
mitgemacht haben. Der Bildhauer Arno Breker, der Archi
tekt Albert Speer, der Schriftsteller John Knittel (Via ma
la), die Filmregisseurin Leni Riefenstahl, der Komponist
Richard Strauss, der Schauspieler Gustaf Gründgens. Alle
waren „verstrickt“, aber zu Unrecht verfemt. Ein auffälli
ger Trend. Der Verleger Steidl hat eine Erstauflage von
130.000 Exemplaren für das neue Buch von Grass druk-
ken lassen. Inzwischen ist die zweite Auflage von 100.000
Exemplaren am Markt. „Ich war bei der Waffen-SS!“, auf Dr. Klaus Rainer Röhl (77) war bis 1944 als Schüle
allen Kanälen, eine achtseitige Sonderbeilage in der FAZ am Danziger Conradinum Mitschüler von Günter Grasi
zum Erst-Verkaufstag am 19. August, das ist wahrhaft der in seine Parallelklasse ging.
großes Marketing. Gigantisch. Wie Brekers Statuen. Röhl gründete 1957 die linksradikale Zeitschrift Kon
kret, die mit ihrer Mischung aus Sex und Revolutioi
Zu langes Schweigen maßgeblich die Studentenbewegung der sechziger Jah
Hitlerjugend - warum nicht? Alle waren ja begeistert re beeinflußte und bis 1964 von der DDR beeinfluß
dabei und freuten sich über den Grundsatz „Jugend soll und finanziert wurde. Röhls Ehefrau Ulrike Meinho
von Jugend geführt werden“. Grass war dabei und glaub war 1962-1964 Chefredakteurin von Konkret uni
te bis 1946 nicht an den Massenmord an Juden. Waffen- schrieb bis kurz vor dem Beginn ihres mörderische]
SS - warum nicht? Es war schließlich eine kämpfende RAF-Engagements für die Linkspostille. Zu den Redak
Truppe, gefürchtet bei allen Gegnern. Freiwillig hat sich teuren gehörte auch der jetzige SPIEGEL-Chefredakteu
der 17jährige gemeldet, weil er eigentlich zur Marine Stefan Aust. Später wandte sich Röhl von seinen frü
wollte und sich die Kriegsfreiwilligen die Waffengattung heren politischen Idealen ab, promovierte 1993 be
aussuchen konnten. Aber plötzlich kam die Einberufung Prof. Emst Nolte in Berlin und bezeichnet sich seithe
zur Waffen-SS. Stand da überhaupt Waffen-SS auf dem als Nationalliberalen.
Einberufungsbefehl? Der 78jährige kann sich daran nicht
Kein Widers
Waffen-SS-Veteran Eberhard Heder im DA/Z-Gespräch
Herr Heder, welche Rolle spielte bei Gründung beschäftigt, und es kam ihm offensichtlich darauf an,
der Bundeswehr der Personalgutachterausschuß festzustellen, ob meine Angaben auch in den Einzel
(PGA)? heiten zutrafen.
Heder Der PGA hatte Bewerber im Obersten- und Ge D M Z Im Nürnberger Prozeß wurde die Waffen-SS als
neralsrang hinsichtlich ihrer charakterlichen, mensch Bestandteil der Allgemeinen SS zu denverbrecherischen
lich-charakterlichen, politischen und geistigen Eignung Organisationen gerechnet. Der PGA entschied 1956,
zu prüfen und Richtlinien für die Prüfung von Bewer daß ehemalige Angehörige der Waffen-SS bis zum
bern der Dienstgrade abwärts vom Oberstleutnant für Hauptsturmfuhrer mit ihrem alten Dienstgrad einge
die Freiwilligen-Annahmestellen der Bundeswehr aus stellt werden können. Wurde das nicht als Widerspruch
zuarbeiten. wahrgenommen?
D M Z: Sie waren ehema Heder: In Nürnberg ha
liger Waffen-SS-Haupt- ben die Sieger, nicht die
sturmfuhrer. Was wur Bundesrepublik, die Waf
den Sie damals gefragt? fen-SS zu einer verbre
Heder: Vor zwei solcher cherischen Organisation
Annahmestellen gela erklärt. Die Bundesrepu
den, wurde ich einge blik hat, wie ich deutlich
hend nach meinen Ver in Erinnerung habe, die
wendungen und Einsät ses Urteil gemäß ihrer
zen während des Krieges Rechtsauffassung nicht
befragt. Darüberhinaus anerkannt. So hat Bun
waren es Fragen, die sich deskanzler Konrad Ade
auf meine Einstellung nauer (CDU), wie be
zur freiheitlich-demo Eberhard Heder, Jahrgang 1918, erhielt sein Ritterkreuz am kannt, vor dem Bundes
kratischen Grundord 18.11.1944 als SS-Hauptsturmflihrer (linkes Bild) und Füh tag eine Ehrenerklärung
nung der Bundesrepublik rer des SS-Panzerpionierbataillons 5. 1976 verließ er die für alle Soldaten des
Deutschland und auf das Bundeswehr als Oberst (rechts). Zweiten Weltkrieges -
Kriegsvölkerrecht sowie auch für die der Waffen-
das Recht überhaupt bezogen. SS - abgegeben. So gab es für mich keinen Widerspruch.
D M Z: Hatten Sie als ehemaliger Angehöriger der Waf- D M Z: W ie war der Umgang mit ehemaligen Waffen-
fen-SS in der Bundeswehr Probleme? SS-Angehörigen bei der Bundeswehr?
Heder: Als besonderes Problem kann angesehen wer Heder: Ich habe meine Dienstzeit bei der Bundeswehr in
den, daß ich - wie andere Bewerber der ehemaligen guter Erinnerung und denke an meine Kameraden gern
Waffen-SS auch - ein zweites Mal, und zwar vor einem zurück. An Auseinandersetzungen zum Thema Waffen-
erweiterten Ausschuß, geprüft worden bin. Dieser hat SS kann ich mich nicht erinnern.
sich besonders intensiv mit meiner Kriegsverwendung D M Z: Herr Heder, vielen Dank fiir das Gespräch.
Gmithet Meaning
Aula
heitliche Magazin
iliche Magazin
usion !
So viel Meinungsfreiheit
gration sollten Sie sich gönnen!
-nu-
Was wird aus
Deutsch-Südtirol?
Monat für Monat neu.
#
Reichsm inister Heinz Schön
Rudolf Heß
Zeitgeschichte in Bildern
1 i f Führerhauptquartier
mm*™
Zeitgeschichte in Farbe
ein „Kampfbund gegen den Faschismus“ und ein illegal tätiger „Mili
tärpolitischer Apparat“ der KPD die Vorbereitung des bewaffneten
Aufstandes fort.
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später, beim Regierungsantritt der Nationalsozialisten, je
doch schon 50.000. Aus ihren Reihen wurden 1933 die er
sten Freiwilligen für eine bewaffnete und kasernierte SS-
Verfügungstruppe (VT) geworben, die für die Abwehr
kommunistischer Aufstände vorgesehen war. Sie unter
schied sich somit von anderen bewaffneten Kräften in
Deutschland wie auch von den nichtkasernierten Ange
hörigen der SS. Es entstanden vier Einheiten der Verfü
gungstruppe, die nach und nach die Stärke und Gliede
rung von Regimentern, genannt Standarten, erreichten. In
Berlin wurde die „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ gebildet,
in München die Standarte „Deutschland“ und in Hamburg
die Standarte „Germania“. Nach dem Zusammenschluß
Österreichs mit dem Deutschen Reich kam in Wien noch
die Standarte „Der Führer“ hinzu. Bei Ausbruch des Zwei
ten Weltkriegs gehörten zur Verfügungstruppe 18.000
In den Wirren nach dem Ersten Weltkrieg gediehen extre
Mann. Besoldet wurde sie durch den Reichsminister des
me Gruppierungen wie der rote Spartakusbund. Doch
Innern.
gleichzeitig regte sich immerfort Widerstand gegen die
Zu dem befürchteten kommunistischen Aufstand kam es
marxistischen Umtriebe (oben im Berliner Lustgarten).
jedoch nicht, und so konnte die Truppe zunehmend für re
Kommunistische Partei keine »geheimen Aufstandspläne1, präsentative Aufgaben eingesetzt und auf eine militäri
sondern bereitet frei und offen mit den Massen die ge sche Verwendung vorbereitet werden. Ihre Gliederung,
waltsame Erhebung gegen die Hitlerdiktatur vor.“ Die Bewaffnung und Ausbildung erfolgten daher nach dem
Reichsregierung und die sie mehrheitlich tragende Natio Vorbild des Heeres, und dessen Oberkommando sollte sie
nalsozialistische Deutsche Arbeiter-Partei (NSDAP) hatten auch im Kriegsfall unterstehen. Der Reichsverteidigungs
also mit dem Versuch einer bewaffneten Machtübernah minister kommandierte deshalb auch zur Verfügungs
me der Kommunisten zu rechnen. Wäre er erfolgreich ge truppe Lehroffiziere, ließ SS-Führer zur Dienstleistung
wesen, dann hätten in Deutschland, wie bereits im bol
schewistischen Rußland, millionenfacher Mord und die
Terrorisierung ungezählter Menschen gedroht. Für die Ab
wehr kommunistischer Aufstände war die Polizei kaum
geeignet, denn sie war zur Einhaltung der gesetzlichen
Ordnung mit nichtmilitärischen Mitteln ausgebildet wor
den und auch von ihrer Zahl und Bewaffnung her dem
Gegner nicht gewachsen. Die Reichswehr hingegen hatte
sich nur auf einen Krieg mit den Streitkräften eines feind
lichen Staates vorbereitet. Die Niederschlagung einer be
waffneten Erhebung im eigenen Land erforderte jedoch
eine andere Kampfesweise, und für den militärischen Ein
satz gegen Landsleute wäre auch sicher nicht jeder Sol
dat psychisch stark genug gewesen.
47
p
hatte inzwischen auch bildung begann dann
zu einer Ausbildung ge die Zusammenarbeit im
funden, die sich von der Stoßtrupp, in dem MG-
des Heeres unterschied. Schützen, Scharfschüt
Entwickelt hatte sie Fe zen, Gewehrgranaten-
lix Steiner, Komman schützen und Handgra
deur des Regiments natenwerfer wie in ei
„Deutschland“, auf ner wohlgeölten Ma
grund seiner Erfahrun schine zusammenspiel
gen aus dem Ersten ten und jeder von ih
Weltkrieg. Er verfolgte nen einen scharfumris-
damit des Ziel, be senen Kampfauftrag
sonders geschulte An besaß.“ Das Konzept
griffstruppen für Offen Steiners, ganze Regi
sivaufgaben zu schaf menter in Stoßtrupps
fen. Steiner schrieb zu gliedern, die dem
über sein Ausbildungs Feind in Nahkämpfen
programm: „Jeder Sol überlegen waren und so
dat mußte ein Leicht Reichsführer-SS Heinrich Himmler (links) am 4. Juni 1939 a u f eine geringere Zahl von
athlet werden. Er mußte dem Großdeutschen Reichskriegertag in Kassel. Neben ihm sitzen Soldaten ausgleichen
ebenso schnell laufen, der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht Generaloberst konnten, setzte sich in
wie blitzschnell, hoch Wilhelm Keitel, der Oberbefehlshaber des Heeres Generaloberst kürzester Zeit in der
und weit springen, weit Walter von Brauchitsch und der Oberbefehlshaber ganzen Verfügungs
werfen und ausdauernd der Kriegsmarine Großadmiral Erich Raeder. truppe durch.
marschieren können. ...
Nach einem Jahr täglicher Körperausbildung und darauf Erste Bewährung
aufgebauter leichtathletischer Arbeit hatte sich im gan Die hervorragende Ausbildung und der Kampfgeist ih
zen Regiment ein sportlicher Soldatentypus entwickelt, rer Männer bewährten sich zum erstenmal im September
dem die tägliche sportliche Betätigung zur zweiten Na 1939 im Polenfeldzug und waren die Voraussetzung da
tur geworden war und Nikotin und Alkohol kein Be für, daß nach ihrem Vorbild im Verlauf des Krieges 38
dürfnis mehr w aren .... Der so ausgebildete Soldat konn Panzer-, Panzergrenadier-, Grenadier-, Gebirgs- und Ka-
te in kurzen Sprüngen drei Kilometer in 20 Minuten vor vallerie-Divisionen in einer Stärke von einer Million Sol
wärts hechten, ohne dabei Atemnot zu bekommen. Er daten aufgestellt wurden, die an allen Fronten ihre Pflicht
verstand es, sich wie ein Indianer geräuschlos und un erfüllten. Den Grundstock dieser ab November 1939 so
ter Ausnutzung aller vorhandenen Deckungen an sein bezeichneten Waffen-SS bildete die Verfügungstruppe.
Ziel heranzupirschen und es dann blitzschnell anzu Damit endete ihre Geschichte. □
springen, nachdem er es mit Handgranaten und MP-Feu-
er niedergehalten hatte. Nach einer solchen Grundaus REINHART OLTMANN
1 i f Führerhauptquartier
mm*™
Zeitgeschichte in Farbe
Heinrich Himmler mit Frau Margarete Himmler als enger Vertrauter Hitlers a u f dem Berghof.
und Tochter Gudrun im Jahr 1930. Hitler übertrug ihm immer weitere Kompetenzen.
Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler nimmt 1938 a u f dem Heldenplatz in Wien die Vereidigung
der österreichischen Polizei a u f A dolf Hitler vor.
Der R eichsführer SS
J L
Chef d. pers. Personal Chef des Verwaltungs- Reichs-Arzt Amt für Bevöl
Stabes RF SS kanzlei SS-Gerichts Chef SS SS kerungspolitik
SS-HaiLiptamt
Chef d. SS-Hpt.-Amtes
Führer der
Totenkopf-
Verbände
Adjutantur Stabs
Sicherheitsdienst u. Insp. KL kommandant Rasse- u. Siedlungs-
Hauptamt Hauptamt
Chef d. SD.-Hpt.-Amtes Inspekteur der Inspekteur der Chef d. RuS.-Hpt.-Amtes
I Verf.-Truppe u. Grenz- und 1
Stabsführer der Führer-Schul, Wacheinheiten Stabsführer
T
Amt für Amt für Amt f. Nach
Führungs Personal Verwal Sanitäts Ergän Archiv Beschaf
Sicherheits- Leibes richtenver
amt amt tungsamt amt zungsamt amt fungsamt
Aufgaben übungen bindungen
I II IV V VI VIII IX
VII X XI
Schulterklappen
1 SS-Unter-
E
! scharführer SS
I SS-Junker Re
„Leibstandarte Unterführeran- ■ Nachrichten- Au
SS Adolf Hitler“ wärter SS „D“ ! einheiten
I Kriegsberichter
Rechte Kragenspiegel der Stammeinheiten der Waffen-SS
/
bis Obersturmbannführer sowie Namenszüge und Buchstaben a u f
Schulterstücken und Schulterklappen am 1. September 1939 [IB S 1
G f
„Leibstandarte SS-Standarte SS-Standarte SS-Standarte
SS Adolf Hitler“ „Deutschland“ „Germania“ „Der Führer“
EEEE7 SS-Unterscharführer
SS-Junker
Verwaltungsdienste
SS-0
d. R. ;
SS-Sturmmann Mannschaften Offiziere SS-Panzerdivision vefüh
SS-Fla-MG-Abt. der ab 1941 „Das Reich“ Wc
SS-Verfügungsdivision Unterführer und M annschaften in Weiß-Stickerei, Führer in Aluminumgespinst W<
1939/40
19. Waffen- 20. Waffen- 21. Waffen-Grena- 22. Freiwilligen- 23. SS-Freiwilli- 24. Waffen-Ge- 25. Waffen-Grena- 26. Waffen-Grena- 27. SS-Freiwilli- 28. SS-Freiwilli-
Grenadier-Division Grenadier-Division dier-Division der Kavallerie-Division gen-Panzergrena- birgs-Division der dier-Division der dier-Division der gen-Grenadier-Di- gen-Grenadier-Di-
der SS der SS SS „Skanderberg“ „Maria Theresia“ dier-Division SS „Karstjäger“ SS „Hunyadi“ SS „Hungaria“ vision der SS vision der SS
(lettische Nr. 2) (estnische Nr. 1) (albanische Nr. 1) „Nederland“ (ungarische Nr. 1) (ungarische Nr. 2) „Langemarck“ „Wallonien“
I
SS-Standarten- SS-Untersturm- SS-Obersturm-
oberjunker führer führer
Infanterie Panzerpioniere Sanitätsdienste
Jnter-
führer SS-Scharführer SS-Oberscharführer
unker Reitereinheiten, Artillerie,
ichten- Aufklärungsein- Flakeinheiten
Leiten heiten
»erichter
v
&
I
SS-Sturmschar-
führer
Versorgungstruppen
SS-Oberscharfuhrer
d. R. z. V. und Reser- SS-Standarten- SS-Oberführer
veführeranwärter der SS-Obersturmführer/ führer Infanterie
Waffen-SS z.V. Unterführerdegen Bataillonsadjutant Gebirgsjäger
Wehrgeologen mit Portepee SS-Panzer-Division „Totenkopf4
Die Kragenspiegel wurden beiderseits getragen
9. SS-Panzer- 10. SS-Panzer- 11. SS-Freiwilli- 12. SS-Panzer- 13. Waffen-Ge- 14. Waffen- 15. Waffen- 16. SS-Panzergre- 17. SS-Panzergre- 18. SS-Freiwilli-
Division Division gen-Panzergrena- Division birgs-Division der Grenadier-Division Grenadier-Division nadier-Division nadier-Division gen-Panzergrena-
„Hohenstaufen“ „Frundsberg“ dier-Division „Hitlerjugend“ SS „Handschar“ der SS der SS „Reichsfiihrer-SS“ „Götz von dier-Division
„Nordland“ (kroatische Nr. 1) (galizische Nr. 1) (lettische Nr. 1) Berlichingen“ „Horst Wessel“
29. Waffen- 30. Waffen-Grena- 31. SS-Freiwilli- 32. SS-Freiwilli- 33. Waffen-Grena- 34. SS-Grenadier- 35. SS-Polizei- 36. Waffen- 37. SS-Freiwilli- 38. SS-Grenadier-
Grenadier-Division dier-Division der gen-Grenadier- gen-Grenadier- dier-Division der Öivision Grenadier- Grenadier-Division gen-Kavallerie- Division
der SS SS (weißrutheni- Division Division SS „Charlemagne“ „Landstorm Division der SS Division „Lützow“ „Nibelungen“
(italienische Nr. 1) sehe Nr. 1) „30. Januar“ (französische Nr. 1) Nederland“
Mord aus S
ber den Tod Himmlers und über seine letzten Lebens
U wochen war bisher eher wenig bekannt. Diesem Miß
stand hat der amerikanische Historiker Joseph Bellinger mit
einer aufregenden Studie (Himmlers Tod. Freitod oder
Mord? Die letzten Tage des Reiehsführers-SS) abgeholfen, in
der er die letzten Lebenswochen Himmlers minutiös aufge
rollt und dabei bizarre Ereignisse zutage gefördert hat. Das
spektakulärste Ergebnis seiner Untersuchungen dürfte wohl
der Nachweis sein, daß Himmler sich am 23. Mai 1945 in ei
ner britischen Dienststelle in Lüneburg keineswegs mit einer
Zyankalikapsel das Leben nahm, wie die offizielle Darstel
lung bisher lautet, sondern von Mitarbeitern des britischen
Geheimdienstes ermordet wurde.
r
Schon seit 1943 war Himmler im Visier alliierter Ge
heimdienste gewesen. Bei den Überlegungen, wie man die
NS-Führung auseinanderdividieren könne, hatte er als
latsräson?
h Himmler beseitigte
Zielperson eine zentrale Rolle gespielt. So hatte der Agent
Allen Welsh Dulles des US-amerikanischen Geheimdien
stes OSS in der Schweizer Hauptstadt Bern ein Büro er
öffnet und von dort aus Kontakte mit Angehörigen deut
scher Widerstandskreise geknüpft. Er spannte systemati
sche Fäden in die Umgebung Himmlers und erweckte sei
nen Gesprächspartnern gegenüber den Eindruck, daß
Himmler ein begehrter und emstzunehmender Gesprächs
partner des Westens sein würde, wenn Hitler, der „Verrück
te“, erst einmal aus dem Weg geräumt sei. Im Frühjahr
1945 traten diese Kontakte in eine konkrete Phase. Insbe
sondere Walter Schellenberg, nach dem Sturz von Admi
ral Wilhelm Canaris im Jahre 1945 Chef des deutschen
Geheimdienstes, begann massiv auf Himmler einzuwir
ken, sich von Hitler loszusagen und Verhandlungen mit A m 24. M ai 1945 wurde H immlers Leichnam aus ver
den Westmächten über einen Sonderfrieden zu führen. schiedenen Perspektiven aufgenommen. Die Bilder zei
Schellenberg, SS-Brigadeführer und Generalmajor der gen unter anderem Flecken von B lut und Wasser a u f
Waffen-SS, unterhielt enge Verbindungen mit dem Vize dem Boden. Die offensichtlich zerbrochene Brille ist
präsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke durch eine frem de ersetzt, die Nase gebrochen.
Bernadotte, der seinerseits mit Briten und US-Amerika- Roten Armee erkennen, was für eine Gefahr der Bolsche
nem kooperierte. Himmlers dubioser Umgang, z.B. mit wismus für Westeuropa darstelle und sich in letzter Minute
seinem finnischen Masseur Felix Kersten und dem Ham gegen den Vormarsch der Roten Armee nach Westen stellen.
burger Astrologen Wilhelm Wulff erschwerten seine Po- In dieser Situation wollte Himmler sich, gestützt auf die
zusätzlich, denn beide arbeiteten ebenfalls mit
R Vertretern der Alliierten zusammen und wirkten
massiv auf Himmler ein, sich von Hitler loszu
Waffen-SS, an die Seite der Briten stellen.
Was er nicht ahnte, war die Tatsache, daß es eine blan
ke Illusion war, die Vereinigten Staaten von Amerika oder
sagen. Bellinger versteht es meisterhaft, die England könnten oder wollten ernsthaft mit ihm Z u
ses komplizierte Geflecht von Ränkespielen sammenarbeiten. Stets war es das Ziel der Geheimdienste
im Umfeld Himmlers offenzulegen. beider Länder gewesen, Himmler und Hitler auseinander
zudividieren, und in der letzten Phase des Krieges war ih
nen dies nun gelungen. Als Reaktion auf das Bekannt
Angesichts der Exzesse der Roten Armee in werden der unautorisierten Sonderverhandlungen Himm
Ostpreußen und Schlesien und der massiven lers wurde dieser im April 1945 von Hitler aller Ämter
Propaganda, der er durch Schellenberg, Ker enthoben und sogar aus der NSDAP ausgestoßen.
sten und Wulff ausgesetzt war, entfremdete Nicht nur, daß es keine Verhandlungsbereitschaft der
sich Himmler von dem Zwei-Frontenkampf, Engländer mit Himmler gab, ganz im Gegenteil beabsich
den Hitler nach wie vor gegen den Osten und tigten die Briten, mit Himmler „kurzen Prozeß“ zu ma
den Westen zugleich führte und forcierte in sei chen. Bei den drei Hauptalliierten hatten sich verschiede
nen letzten Lebenswochen aktiv Gespräche, ins ne Vorstellungen darüber herausgeschält, wie sie mit den
besondere mit den Engländern, über einen Repräsentanten des Dritten Reiches nach einer militäri
Sonderfrieden im Westen. Himmler war der schen Niederlage zu verfahren gedächten. Stalin wollte
festen Überzeugung, Großbritan mindestens 50.000 Offiziere und Militärs kurzerhand li
nien müsse angesichts der quidieren und nur einer größeren Gruppe von Haupt
i Gewaltexzesse der funktionären einen kurzen, aber spektakulären Schaupro-
Zweiter Weltkrieg
zeß bereiten, an dessen Ende deren Todesurteile stehen in Schleswig-Holstein verborgen halten. Zusammen mit
sollten. Die Amerikaner planten einen halbwegs rechts seinen beiden Adjutanten, dem SS-Obersturmbannfiihrer
staatlichen Prozeß gegen die sogenannten „Hauptkriegs Werner Grothmann und dem SS-Sturmbannführer Heinz
verbrecher“. Die Briten dagegen hatten die Absicht, eine Macher konnte er von dort unerkannt über die Elbe setzen
größere Zahl von NS-Spitzenpolitikern unmittelbar bei und gelangte nach Niedersachsen. Während seines Fuß
deren Gefangennahme zu liquidieren und nur einzelnen marsches nach Süden hoffte er immer noch verzweifelt
ausgewählten NS-Politikern einen öffentlichkeitswirksa auf Antwort auf einen Brief, den er an Feldmarschall Ber-
men Prozeß zu machen. Auf der Liste der zu Liquidieren nard Montgomeiy gerichtet und in dem er um ein Ge
den stand Heinrich Himmler ganz oben. spräch gebeten hatte. Nachdem er am 22. Mai zusammen
mit seinen beiden Adjutanten in Bremervörde in britische
Fußmarsch nach Süden Gefangenschaft geraten war, verlangte er bei erster Gele
Nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 konnte Himm genheit, Montgomeiy zu sprechen.
ler sich mit einigen Männern der Waffen-SS eine Zeitlang Am 23. Mai wurde Himmler in ein britisches Verhörzen
trum in der Uelzener Straße 31 a in Lüneburg gebracht. Die
bisherige Geschichtsschreibung geht davon aus, daß
Himmler dort während einer Leibesvisitation auf eine Zy
Der Autor zeichnet die letzten Le ankalikapsel gebissen und sich damit das Leben genommen
benswochen des Reichsführers-SS
nach - u.a. seine Verhandlungen um
haben soll. Bellinger kann jetzt einen völlig anderen Ablauf
eine Teilkapitulation im Westen und beweisen. Himmler besaß in der Tat wie andere hohe NS-
sein Treffen mit einem hochrangigen Führer eine Zyankalikapsel, die er allerdings nur für den
Vertreter des Jüdischen Weltkon Fall bei sich trug, daß er in russische Hände fallen würde.
gresses - und belegt faktenreich, daß
Himmler keineswegs selber Hand an Davor hatte er panische Angst. Die Kapsel wurde jedoch
sich legte, sondern von den Briten unmittelbar nach seiner Gefangennahme unversehrt bei
umgebracht wurde. Das Buch ist im ihm gefunden. Der Obduktionsbefund und eine Analyse der
ARNDT-Verlag erschienen und ko
stet € 25,95. 400 S., viele Abb., geb.
Fotos des Leichnams Himmlers zeigen, daß Himmler vor
im Großformat. seinem Tod massiven Mißhandlungen ausgesetzt war. Ver
schiedene Hämatome und vor allem die gebrochene Nase
Rostock
Neuhaus/Oste* Lübeck©
23 April
^Bremerhay
Wilhelmsl Schwerin
Hamburg Neubrandenburg
Bremervörde^ " 26. April I
j, 18. Mai-22. Mai ]
Westertimke
iLüneburg Ludwigslust
Barnstedt. 23. Mai '
20.4., Berlin Hitlers Geburtstag im Führer Hohenlychen
26. April
bunker
23.4., Lübeck Treffen mit Schellenberg
und Bernadotte Fallingbostel
26.4., Hohenlychen Himmler verlegt sein H aupt
quartier nach Schwerin
30.4. /4.5., Plön Treffen mit Dönitz
6.5., Flensburg Dönitz enthebt Himmler
seiner Ämter
[Hannover BERLIN
10.5., Flensburg Himmler verläßt Flensburg 20 April
mit 14 Mann
12.5., Marne Zurücklassen der Fahrzeuge, Braunschweig
Übersetzen über die Elbe [Magdeburg
nach N euhaus/O ste
18.5., Bremervörde Übernachtung im Haus der
Familie Dankers
22.5., Bremervörde Gefangennahme zusammen
mit Grothmann und Macher
23.5., Lüneburg Tod Heinrich Himmlers
______v_
KARTE
EWALD TRITSCHLER
Arnheim
Oosterbeek
Ponton:
Heekum brücke;
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brücke
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Heteren KARTEI
Die größten Luftlandeoperationen
des Zweiten Weltkriegs y Zwei berühmte Militärhistoriker erwei
sen Wehrmacht und Waffen-SS Reve
renz: Die Luftlandeoperationen von
Kreta und Arnheim dienen als Para
digmen, um zu untersuchen, welchem
„Geheimrezept“ die Deutschen ihre
Motivation und ihre Kampfkraft ver
dankten, die oft zum Sieg über überle
gene Gegner führten. Das Ergebnis
verblüfft... Das Buch ist im Stocker-
Verlag erschienen und kostet € 24,90. 288 S., viele s/w. Abb., geb.
Hilfe im
Am 23. September beauftragt der Divisionskommandeur
der 9. SS-Panzerdivision „Hohenstaufen“, SS-Standarten-
führer Walter Harzer, seinen Divisionsarzt Hauptsturm-
führer Dr. Egon Skalka, mit den Briten Kontakt aufzu
nehmen. Dr. Skalka: „Mit allen Vollmachten ausgestattet,
fahre ich am nächsten Tag frühmorgens - es ist der 24.
September 1944 - in den Einschließungsraum der 1. bri
tischen Fallschirmjäger-Division. Zur Sicherheit setze ich
einen gefangenen Engländer mit einer Rote-Kreuz-Fahne
auf die Kühlerhaube meines Autos. So passiere ich nach
fünf Minuten Fahrt die Hauptkampflinie, die mit zahlrei
chen Panzerabwehrgeschützen gesichert ist. Aus den Kel-
Colonnel Warrack und noch ein Dolmetscher fahren
dann mit mir zum Divisionsgefechtsstand der 9. SS-Pan-
zerdivision, wo ich erst einmal vom Divisionsführer einen
Anpfiff einstecken muß, weil ich beiden Offizieren die Au
gen nicht verbunden habe. Ich persönlich war überzeugt,
daß bei meiner schnellen Fahrt durch Arnheim sich nie
mand orientieren konnte.
Unter anderem fragt mich Warrack, warum ich keine
Rote-Kreuz-Binde trage. Ich sage ihm, daß unsere Kran-
ken-Kraftwagen ständig von der gegnerischen Luftwaffe
angegriffen werden. Daher verzichte ich auf diese Kenn
zeichnung.“ s i
Der Kommandierende General des II. SS-Panzerkorps
SS-Obergruppenführer Wilhelm Bittrich verfügt darauf,
daß Feuerpausen vereinbart werden, während denen ins
gesamt 2.200 britische Verwundete evakuiert und ärztlich
versorgt wurden.
Dr. Skalka weiter: „Im Zuge der Hilfsaktion sagt mir im
St. Elisabeth-Feldlazarett der katholische Priester: ,Ganz
England wird Ihnen für diese Hilfsaktion danken.1
Der Dank tritt nach Kriegsende auch prompt ein; über
zwei Jahre bin ich Gast seiner britischen Majestät in ei
nem englischen Kriegsgefangenenlager.“
MORITZ FINKSCHOR
Germanische Rekruten
Das entsprach auch einem schon lan
ge gehegten Motiv bei Himmler. Bereits
1938 hatte er, als der Krieg noch nicht
unmittelbar in Sicht war, den Entschluß
gefaßt, auch im Ausland Freiwillige
„germanischen Blutes“ zu werben. So
wie der Soldatenkönig einst seine Wer
ber durch ganz Europa geschickt hatte,
um die „Langen Kerls“ für seine Potsda
mer Garde zusammenzusuchen, so
suchte Himmler nun Rekruten für seine
Regim enter. Aber erst der Krieg gab
ihm dazu die Möglichkeit. Und ein er
stes Ergebnis jenes Fischzugs nach ger
Wallonisches Werbeplakat: manischen Rekruten waren nun die bei
„Wallonien - kom m ’ zu uns!“ den als Regimenter bezeichneten Aus
länderverbände der „Wiking“-Division.
Bei der Werbung hatte Himmlers ober
ster Freiwilligen-Werber, der SS-Grup-
penführer (General) Gottlob Berger, ge
schickt die politischen Gemeinsamkei
ten und Differenzen von flämischen
und holländischen Nationalisten ausge
nutzt. In Flandern beispielsweise stan
den sich zwei Hauptrichtungen natio
nalistisch inspirierter Kräfte in scharfer
Konkurrenz gegenüber: Während Staf
de Clerqs „Vlaams Nationaal Verbond“ Dieses deutsche Propagandaplakat sollte suigcri
(VNV) auf die Schaffung einer hollän-
disch-flämischen, also gesamtniederländischen Union abzielte, die mit dem
Großdeutschen Reich eine Partnerschaft begründen sollte, ließ sich Jef van de
Wieles „Deutsch-Flämische Arbeitsgemeinschaft“ (DEVLAG) vom Gedanken ei
ner späteren Einverleibung wenigstens Flanderns in das Großdeutsche Reich lei
ten. Dementsprechend fuhr Berger seinen Werbefeldzug auf zwei Gleisen. Den
Wajfen-SS-Plakat aus Flandern großniederländischen Träumer Staf de Clerq wußte er durch das Versprechen ei-
#
nes gemischten flämisch-holländischen Verbandes zu gewinnen, während er den STRIiDT NEE ONDER EIGEN VIAC
reichsorientierten Flamen Jef van de Wiele mit der Aussicht auf eine eigene flä TEGEN HET BOISJEWISME!
mische Truppe im Rahmen eines deutschen Großverbands lockte.
Große Freiwilligenwelle
Dennoch setzte die große Freiwilligenwelle erst nach dem Beginn des Ruß
landkrieges ein. Noch im Juni 1941 stimmte Hitler den Vorschlägen der Waffen-
SS für die Aufstellung nationaler Legio
nen zum Kampf gegen den Bolsche
wismus zu. In jedem der besetzten Län
der West- und Nordeuropas sollte eine
dieser Legionen gebildet werden, auch
die politisch befreundeten Staaten wie
Spanien und Kroatien wollte man um
die Entsendung von eigenen Freiwilli
genverbänden bitten. Am 29. Juni 1941
brachte die NS-Tageszeitung Völkischer Die Freiwilligenlegion „Nederland“:
Beobachter (VB) auf ihrer Titelseite fast „Streiten w ir unter eigener Flagge
ausschließlich Nachrichten über eine gegen den Bolschewismus /“
hohe Meldebereitschaft in vielen Län
dern des Kontinents: So gab der in Nor
wegen residierende Reichskommissar
Josef Terboven in Oslo bekannt, „daß
der Führer den Wunsch des norwegi
schen Volkes erfüllt und der sofortigen
Aufstellung einer Norwegischen Legion
zugestimmt“ habe. In Dänemark rief die
Führung des aus dänischen Berufsoffi
zieren gebildeten Komitees für ein
„Freikorps Dänemark“ alle militärisch
ausgebildeten waffenfähigen Männer
ebenfalls zur Meldung für den „Kampf
gegen den Bolschewismus“ auf. In Spa
nien wurden die Meldebüros regelrecht
gestürmt. Allein am ersten Einschrei
bungstag, dem 27. Juni, meldeten sich In Anlehnung an die Wikinger
über 40.000 Mann. „In den Schlangen warben die Norweger fü r
vor den Musterungsstellen“, so berich die Waffen-SS.
tete der VB, „finden sich alle Klassen
und Altersstufen bis zu alten Männern
von 60 Jahren, die hoffen, sich irgend
wo nützlich machen zu können.“
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Waffen-SS
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den nationalen Eigentümlichkeiten und den politischen gezeichnet. Bei einem Abwehrkampf südlich des Ladoga
und psychologischen Hintergründen des jeweiligen Frei sees hatte er mit seiner Pak an einem Tag 13 sowjetische
willigenkontingents bekanntmachen sollte. Gutausgebil- Panzer abgeschossen.
dete ausländische Führer sollten wenigstens die unteren
und mittleren Ränge des Offizierskorps besetzen. Die er „Europäische Orientierung“
sten Ausländer rückten in die Offiziersschule Bad Tölz Nacheinander entstand nun aus einer neuaufgestellten
als Junker ein. Die von der vorzeitigen Verwendung an und vergrößerten flämischen „SS-Sturmbrigade Lange-
der Ostfront schwer angeschlagenen Legionsverbände marck“ die 27. SS-Freiwilligen-Panzergrenadierdivision
wurden zu einer eigenen Division gruppiert, die den Na gleichen Namens. Aus den französischen und walloni
men „Nordland“ erhielt (später: 11. SS-Panzergrenadier- schen Regimentern, die bislang im Rahmen der Wehr
division „Nordland“). Die Reste des Freikorps Dänemark, macht gedient hatten, wuchsen die 28. SS-Freiwilligen-
der Legion Norwegen und der Legion Niederlande wur Grenadierdivision „Wallonie“ und die 33. Waffen-Grena-
den zu je einem Panzergrenadierregiment umgeformt. dierdivision der SS „Charlemagne“. Während etwa der
Durch Versetzungen von der „Wiking“ und durch neue amerikanische Historiker Hariy Stein für das Aufblühen
Freiwillige aus den germanischen Ländern, jedoch kei der Freiwilligenbewegung die Angst prodeutscher und
ne Legions-Freiwilligen, wurde auf Kriegsstärke aufge- faschistischer Kreise vor der zu erwartenden alliierten In-
Leon Degrelle wurde zu r Ikone der wallonischen Auch in den deutsch besetzten Teilen der Sowjetunion
Freiwilligenbewegung. Das Bild zeigt ihn noch hingen deutsche Propagandaplakate, die die Russen
als W ehrmachtsoldaten. zum K a m p f gegen Stalin aujforderten.
füllt. Der neue Geist schlug in der Namensgebung durch. vasion verantwortlich machte („Vielen dieser Männer
Die drei Panzergrenadierregimenter hießen nun in je schienen die unbestimmten Gefahren der Ostfront weni
weils nationaler Schreibweise „Nederland“; „Danmark“ ger erschreckend als die sehr realen Gefahren zuhause“),
und „Norge“. 1943 war das Jahr der stärksten Entfaltung sahen die Freiwilligen ihre Motivation anders: Jedenfalls
dieser germanischen Waffen-SS. Trotz der schlechten in ihren Nachkriegsmemoiren hielten sie, von einem
Entwicklung der Kriegslage für Deutschland meldeten durch das Rußlanderlebnis selbstverständlich geworde
sich in den west- und nordeuropäischen Ländern immer nen Antibolschewismus abgesehen, eine „europäische
mehr Freiwillige für den Dienst in der Waffen-SS. Als Orientierung“ für die wesentliche Triebfeder ihres Han
ein französisches Gesetz im Juli 1943 den Eintritt von delns.
französischen Freiwilligen auch in die Waffen-SS ge „Die letzten echten Söhne des Kriegsgottes, welche die
stattete - und nicht nur in die „Legion Volontaire Fran Erde gesehen hat“, so der deutsche Historiker Ernst Nolte,
çaise“ (LVF) der Wehrmacht - meldeten sich monatlich seien ausgezogen, um ein „Neues Europa“ zu schaffen. Ei
rund 600 Franzosen, während es für die LVF nur 150 ner ihrer Regimentskommandeure, der wallonische Poli
waren. tiker und SS-Gruppenführer (General) Leon Degrelle, be
Ende 1943 löste das SS-Führungshauptamt auf Grund schrieb das im spanischen Nachkriegsexil so: „Ein gleicher
der Freiwilligenzahlen das niederländische Regiment aus Wille einte uns alle: Ruhmvoll unser Volk inmitten der
der Division „Nordland“ wieder heraus, die nun eine dreißig Völkerschaften zu vertreten, die zum Kampf her
deutsch-skandinavische Einheit wurde. Die Niederländer beigeströmt waren. Unsere Pflicht dadurch zu erfüllen,
stellten hinfort die 23. Freiwilligen-Panzergrenadierdivi- daß wir für Europa kämpften. Für unser Vaterland einen
sion „Nederland“. ln ihren Reihen wurde als erster Soldat ehrenvollen Platz in der Gemeinschaft des Kontinents, die
der europäischen Freiwilligeneinheiten der erst 18jährige aus dem Kriege hervorgehen mußte, zu erringen und
Sturmmann Gerardus Mooyman mit dem Ritterkreuz aus- schließlich Kampftruppen zu schaffen, deren Gewicht für
Franz W. Seidler
Mit dem Ostfeldzug bekam der 2. Welt
A van tgarde krieg eine neue Dimension: Die Ausein
für Europa andersetzung mit dem Bolschewismus
Ausländische Freiwillige empfanden Menschen aller europäi
in Wehrmacht und Waffen-SS
schen Nationen als ihr ureigenstes An
liegen. Auch wenn ihr Land von deut
schen Truppen besetzt war, waren sie
bereit, an deutscher Seite für ein freies,
antibolschewistisches Europa der selbst
bestimmten Völker zu kämpfen. Tausen
de meldeten sich daher als Freiwillige
und wurden in multinationalen Einhei
Pour te Merite ten der Waffen-SS und der deutschen
Wehrmacht ausgebildet und im Osten
eingesetzt. Am Ende kämpften rund eine halbe Million Ausländer unter
deutschem Kommando. Der Kampf ging verloren, und die Masse der
Freiwilligen mußte ihren Einsatz an deutscher Seite nach Kriegsende
grausam büßen - aber die Bolschewisierung unseres ganzen Kontinents
hatten sie stoppen können. Der Autor untersucht die Frage, ob es sich bei
Freiwilligenmeldestelle in Estland: Noch heute müssen die diesen freiwilligen Ausländem um die Vorkämpfer der europäischen Ein
heit gehandelt hat. Das Buch ist im Pour-le-Merite-Verlag erschienen
ehemaligen estnischen Waffen-SS-Angehörigen und kostet € 29,80. 448 S., davon 32 Bildseiten, geb. im Großformat.
um ihre Anerkennung als Kriegsveteranen kämpfen.
Neue Europa-Konzeption hatte, schickte sich an, die bislang in Teilen der SS-Füh-
Jeder Schritt jedoch, den die größte Freiwilligenarmee, rung gängige „Untermenschen“-Theorie zu unterlaufen.
die die Geschichte je gesehen hat, in Richtung auf eine Stück für Stück brach er die Vorbehalte seines Reichsfüh
vorerst nur vage erkennbare aber leidenschaftlich ange rers gegen Freiwillige der „Ostvölker“ nieder.
strebte Europa-Konzeption tat, brachte sie in Gegensatz
zu ihrem Reichsführer-SS und ihrem Obersten Kriegsherrn Ostvölker beteiligen sich
Adolf Hitler. Zwar hatte Himmler noch zugestanden, in Den Anfang machte das Baltikum. Der Haß gegen die
der zukünftigen europäischen Neuordnung solle jede Na Sowjets, die erst 1940 die baltischen Länder annektiert
tion ihren Platz entsprechend ihrem im Kriege geleisteten hatten, ließ Esten, Litauer und Letten den deutschen Ein
Beitrag zugewiesen erhalten. Aber jenes Europa, das ihm marsch 1941 als eine Befreiung empfinden. Gleich im Ju
vorschwebte, war dennoch nur denkbar mit dem Groß li 1941 hatten sich die ersten baltischen Freiwilligen zum
deutschen Reich als dominierender Zentralmacht an der Kampf gegen den Bolschewismus gemeldet. Zuerst als
Spitze. Flandern, Wallonien und die Niederlande waren „Schutzmannsbataillone“ im Polizeidienst eingesetzt,
ihm nicht anders denn als mehr oder weniger autonome wurden diese Freiwilligen in den Folgejahren zusammen
Reichsgaue vorstellbar. Und die germanischen Nachbarn mit acht estnischen Freiwilligenbataillonen der Wehr
im Norden sollten das Großdeutsche zu einem Germani macht zu eigenen Legionen und Divisionen formiert.
schen Reich überhöhen. Diese Verbände kämpften in den Abwehrschlachten des
Gerade ihre Herkunft aus meist nationalistischen Bewe Jahres 1944 verzweifelt um ihre Heimat und dann bis zum
gungen hinderte die Freiwilligen jedoch daran, über aller Schluß in Pommern, Schlesien und Böhmen. Hatte Himm
Verachtung, die sie aus ihren zusammengebrochenen De lers Mißtrauen gegen „rassenfremde“ Verbände bei den
mokratien für den Parlamentarismus mitbrachten, auch Esten und Letten keine Nahrung gefunden, griff es bei den
ihr nationales Empfinden preiszugeben. Der immer härter Russen und Ukrainern umso stärker. Schon im April 1941,
noch vor dem Ostfeldzug, hatte Berger damit begonnen, und Kosaken hatten auch mehr als 70 Bataillone Russen
ukrainische Freiwillige aus dem geschlagenen Polen an die graue Wehrmachtuniform angezogen. Bis zum Kriegs
zuwerben, war aber von Himmler gebremst worden. Erst ende hatte ihre Zahl fast die Millionengrenze erreicht.
im Frühjahr 1943 war es soweit. Himmler bestand jedoch Das Mißtrauen Hitlers in eine mit deutschen Waffen
darauf, das Wort „Ukraine“ nicht in den Namen der Divi- ausgerüstete russische Armee jedoch, nicht zuletzt aber
son aufzunehmen. So wurde der Aufruf für eine „galizi- auch der Kompetenzkampf verschiedenster deutscher
sche“ Division erlassen. Trotz dieser Demütigung des Stellen um ihre rußlandpolitischen Pfründen, verhinderte
ukrainischen Nationalstolzes war der Erfolg überwälti die Aufstellung einer Wlassow-Armee bis Ende 1944.
gend: 100.000 Freiwillige trugen sich sofort in die Wer Zwei Kosakendivisionen, die unter dem deutschen Gene
belisten ein, knapp 30.000 wurden angenommen. Die dar ral Helmuth von Pannwitz zum 1. Kosakenkorps zu
aus formierte 14. Waffen-Grenadierdivision der SS (gali- sammengefaßt waren, hatten schon vorsichtig ihre Unter
zische Nr. 1) wurde 1944 in Abwehrkämpfen eingesetzt stellung unter Wlassow sondiert, sich dann aber, „um
und schlug sich unter hohen Verlusten hervorragend. Erst mehr Waffen zu erhalten“ (so der Wlassow-Biograf Sven
im Januar 1945 wurde ihre Umbenennung in „ukrainische Steenberg) dem SS-Hauptamt unterstellt.
Nr. 1“ gestattet.
Mit der Anwerbung von Ukrainern war die Slawen
skepsis der SS-Führung endgültig durchbrochen. Nun war Auch Wlassow selbst mußte feststellen, daß ihn Ver
auch an russische SS-Verbände zu denken. Zwei Russen- handlungen mit der SS-Führung eher an das Ziel seiner
divisonen solltenaufgestellt werden, gerieten jedoch über Hoffnungen bringen konnten, als die zermürbenden Dis
Regimentsstärke nicht hinaus und bildeten bald den kussionen mit der Wehrmacht. Der SD-Offizier und Chef
Grundstock für die erste Division der sogenannten Wlas- redakteur der SS-Zeitung Das Schwarze Korps, Gunter d’
Alquen, brachte Wlassow im September 1944 mit Himm
ler zusammen. Der Reichsführer hörte sich bei diesem
Treffen widerspruchslos Wlassows Abrechnung mit
W B m den begangenen deutschen Fehlern an. Als man
li Ü auseinanderging, war die Aufstellung von we
general Aiidrej Andrejewitsch Wli nigstens zwei Divisionen einer russischen ..Be-
der erste russische General, dem
“war, die bfitzkrieggewohnte" We H sehen Gegenregierung, beide unter Wlassows
Stillstand zu bringen. Im Sommer Führung, beschlossene Sache. Am 16. Februar
bei der völligen Zerschlagung dt 1945 konnte,die erste Wlassow-Division ih-
chowkessels, war er an der men rem Befehlshaber übergeben werden. Aber
schenverachtenden und eigen jjH n i ^ über allem stand^ein „zu spät“ und ein
sinnigen Politik Stalins ver
zweifelt. N a c h d e m e r : . , i
Schonungslose Rückschau
Schönhuber wählte den Weg der schonungslosen Rück
schau, den einer Autobiographie, um der Öffentlichkeit
darzulegen, wie sein Leben verlief. Vor allem seiner Zeit bei
der Waffen-SS, zu der sich der 1923 im bayerischen Trost
berg geborene Schönhuber im Jahr 1942 meldete, räumte
er großen Platz ein. Jeder sollte nachlesen können, weshalb
sich ein 19jähriger Metzgersohn dazu entschied, zur „Elite
der Elite“ zu gehören, wie er die „Leibstandarte Adolf Hit
ler“ nannte, zu der er kam. Später gelangte Schönhuber zur
aus Franzosen gebildeten Waffen-SS-Division „Charle-
magne“ wo er im Dienstgrad eines Unterscharführers als
Dolmetscher tätig war und das Eiserne Kreuz zweiter Klas
se erhielt. Ich w ar dabei lautete der trotzige Titel, den
Schönhuber seiner Autobiographie verpaßte.
Ich war dabei war vor allem ein Angriff auf das Medien
establishment. Statt der üblichen grobschlächtigen und ein
seitigen Angriffe auf die umstrittene Truppe der Waffen-SS
wählte er den Weg einer differenzierten Rückschau.
Doch anstatt die Rufmordkampagne gegen Schönhuber
zu beenden, wurde sie durch die Autobiographie erst
recht angeheizt. Die meisten Kommentatoren, die nun ih
ren Stab über Schönhuber brachen, dürften das Buch
nicht einmal gelesen haben, ihnen genügte das „Ge-
Er gehörte zu den beliebtesten Femsehjoumalisten
Deutschlands: Franz Schönhuber.
ständnis“, ehemaliger Waffen-SS-Angehöriger gewesen fentlich aber nicht wahrgenommen. Einen Beleidigungs
zu sein. Dabei hatte Schönhuber das auch zuvor nie ver prozeß gegen einen Journalisten, der behauptete, das Buch
heimlicht. Die Neider freuten sich über seine Offenheit, sei rechtsextremistisch und verherrliche den Nationalsozi
die ihn letztendlich zu Fall brachte. Bald darauf wurde er alismus, gewann Schönhuber spielend. Das Landgericht
als „untragbar“ vom Bayerischen Rundfunk entlassen. Er München attestierte Ich w ar dabei sogar eine „deutliche
durfte keine Sendungen mehr moderieren. Selbst seinen Distanzierung zum NS-Regime“. Selbst die Bundesprüfstel
Ehrenvorsitz beim Bayerischen Journalistenverband le für jugendgefährdende Schriften widmete sich den
mußte er abgeben. Im Trommelfeuer der öffentlichen An Schönhuber-Memoiren, freilich konnten die Gutachter kei
griffe ging indes der Inhalt seines Buches völlig unter. ne Gefährdung der Jugend erkennen. Der Fall des einsti
gen Medienlieblings Schönhuber, Träger des Bayerischen
Juristisch erfolgreich Verdienstordens, war trotzdem nicht mehr aufzuhalten. □
Auch sein juristisches Vorgehen gegen die haltlosen An
griffe bescherte ihm zwar vor Gericht Erfolg, wurde öf- CARSTEN FROMM
teilige Kriminalfdme und widmete sich anschließend zahlreiche Episoden für ZDF-Reihen, sowie die Senioren-
weitgehend dem Verfassen von Drehbüchern seiner Fem- Reihe Jakob und A dele und einige Beiträge für die Serie
sehserie Der Kom missar, mit der das Konzept amerikani Das Traumschiff.
sche Serienproduktionen für den gänzlich anderen deut Herbert Reinecker lebt heute hochbetagt zurückgezogen
schen Geschmack adaptiert wurden. Nicht Verfolgungs am Starnberger See. Im Gegensatz zu Günter Grass stand
jagden und wilde Schießereien standen hier im Vorder er stets zu seiner Vergangenheit, hat sich selbst allerdings
grund, sondern die Charaktere von Opfern, Tätern und Er auch nie in den medialen Mittelpunkt gestellt, so daß sei
mittlern. Als Nachfolgeserie schuf er in den siebziger Jah ne Werke bekannter sind als er selbst. □
ren die Serie Derrick, für die er bis 1998 alle 281 Folgen
schrieb. Außer für diese Serien schrieb Reinecker noch MARKUS SCHWERDTFEGER
B U r nh ßc nn
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Z iUrl 7 H T T r c c r u i r u T c
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Erich Kempka Die letzten Tage mit Adolf Hitler Erich Kern Generalfeldm arschall Schörner
erweitert von Erich Kern Ein deutsches Soldatenschicksal
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rerbunker beschäftigt die Phantasie der Menschen bis heute und Dieses Dokumentarwerk Ist ein Zeugnis für die untadelige innere
läßt die Grenzen von Wahrheit und Propaganda allzu stark verwi und äußere Haltung des großen Soldaten Schörner, Es entzerrt das
schen. Der Haßausbruch des sowjetischen Propaganda-Historikers verschwommene Naehkriegsbild dieses pflichttreuen Mannes, das
Lew Besymenski ist ebenso unreal wie die Ergüsse des Oxford-
Historikers Trever-Roper, nach dessen „Bearbeitung“ der weltweit mit Unterstellung, Entstellung, Mißdeutung, Lügen und Halbwahr
bekannte Film „Hitler, die letzten 10 Tage“ gedreht wurde. heiten angereichert wurde. Schörner war der letzte Oberbefehls
haber der Deutschen Wehrmacht.
Jean-Claude Perrigauit/Rolf Meister
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nadierdivisionen bildeten eine deutscherseits noch nie ka prallten vier sowjetische Panzerkorps, die von der Aus
aufgebotene Stoßkraft. Die modernsten Panzertypen, stattung her einer deutschen Panzerdivision entsprachen,
nämlich „Tiger“ und „Panther“, die Jagdpanzer „Ferdi auf die 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte“ und auf Tei
nand“ und die Panzerjäger „Marder“ wurden bereitge le der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“. 200 deutschen
stellt. Allein das II. SS-Panzerkorps mit seinen drei Divi Panzern und Sturmgeschützen standen mehr als 500 so
sionen verfügte über 567 Panzer und Sturmgeschütze, die wjetische gegenüber. Der Chef des Generalstabes, Mar
auf einer Frontbreite von nur 21 Kilometern zum Einsatz schall Vassiljevskij, war am Vortag an der Front einge
kamen. troffen und hatte persönlich den Angriff ohne Rücksicht
Das Panzerkorps stieß bereits am 1. Angriffstag, dem auf das ungünstige Gelände befohlen.
5. Juli, durch die gegnerischen Stellungen, durchbrach die
6. Gardearmee, warf mehrere sowjetische Panzerkorps zu Im Feuer der „ Tiger“
rück und bildete gemeinsam mit dem linken Nachbar Die „Leibstandarte“, die mit 100 Panzern und Sturmge
korps bis zum 9. Juli einen 35 Kilometer tiefen Keil, der schützen im Mittelpunkt der Schlacht steht, wehrt die rol
kurz vor dem operativen Durchbruch auf Kursk stand. Die lenden Angriffe der massiert vorstoßenden T-34-Panzer mit
frontnahen sowjetischen Reserven waren verbraucht oder Bravour ab, die sich auf Grund des engen Geländes nicht
abgedrängt. In dieser Lage schickte sich das II. SS-Pan- entfalten können. Rotmistrow wirft rücksichtslos Panzer
zerkorps an, nach Nordosten vorzustoßen, um die Bedro brigade um Panzerbrigade in die Schlacht, setzt sogar sei
hung seiner rechten Flanke auszuschalten. Doch das so ne Reserven ein, doch die Einheiten behindern sich gegen
wjetische Oberkommando warf ihm aus der strategischen seitig und werden nacheinander abgeschossen. Die sowje-
Reserve in Eilmärschen die 5. Garde-Panzerarmee unter
Generalleutnant Rotmistrow entgegen, wodurch es am Trotz der ungünstigen Verhältnisse behauptete sich die
12. Juli bei Prochorovka zu einer der größten Panzer Waffen-SS gegenüber den zahlenmäßig w eit überlegenen
schlachten des Krieges kam. Im Umkreis vor Prochorov Kräften der Roten Armee.
tischen Panzersoldaten geraten in
heillosen Schrecken, wenn sie von
den schweren „Tigern“ unter Feu
er genommen werden. Eine einzi
ge Kompanie der „Leibstandarte“
schießt an diesem Tag 20 Sowjet
panzer ab. Rotmistrow befiehlt ei
nen Flankenangriff gegen die Di
vision „Das Reich“, der stellen
weise in erbitterten Nahkämpfen
abgewehrt wird. Am Abend dieses
Tages muß die 5. Garde-Panzerar-
mee völlig erschöpft und dezi
miert zur Verteidigung übergehen.
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SS-Rwtey-iürmi d3 -m fffo d
n n •r / “ II J J r \ •
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Vom 1. SS-Totenkopf-Reiterregiment
zur SS-Reiter-Brigade Fegelein
Vom 1. SS-fotenkopf-Reiterregirrieri|
I zur $S-Reiter-Brigade
L Fegefein
Die SS-Reiterei geht auf den Münchener Reitersturm aus dem Jahre 1930
zurück, danach entstanden im ganzen Reich SS-Reiter-Standarten. Zwei
Schwadronen waren bei Beginn des Polenfeldzuges in der Partisanenbe
kämpfung eingesetzt. Es wurden rasch weitere Schwadronen geschaffen,
und im Winter 1939/40 wurde daraus das 1. SS-Totenkopf-Reiterregi
ment, dann eine Brigade und schließlich im Herbst 1943 die 8. SS-Kaval-
lerie-Division „Florian Geyer“. Von den Jahren 1939 bis 1942, meist un
ter SS-Standartenflihrer Hermann Fegelein, handelt dieser Bildband, der
1944 von der SS-Kavallerie-Brigade herausgegeben wurde. Dieser Nach
druck des Originals begeistert durch Hunderte von aktionsreichen Fotos
vom Kampf der Waffen-SS an den Brennpunkten der Ostfront. 208 S., ca.
300 s/w. Abb., geb. im Adas-Großformat, Schutzumschlag. € 39,95
Ohne zu Zögern Fegelein (li.) Von Dorfzu Dorf, von Stadt zu Vorwärts über Das Grab des ersten Toten,
wird dem Feind nachgesetzt. mit Bittrich Stadt rücken die Soldaten vor. den Pripjet von Volksdeutschen hergerichtet.
undesrepublik Deutschland
einigten wiederum, was einst in der SS auseinanderstrebte, die Mörder und die
Soldaten, die Ehrgeizlinge und die Idealisten.“
Kurt Schumacher gegen kollektive Haftbarmachung Das Volk steht zu seiner Waffen-SS
In diesem Zusammenhang schrieb der frühere SPD-Vorsit- Die Anteilnahme kommunaler Politiker und der Bevöl
zende (1946 bis 1952) Dr. Kurt Schumacher im Jahre 1951 das kerung an Treffen der Waffen-SS-Veteranen war späte
Folgende: „Die Waffen-SS ist weder mit der Allgemeinen SS stens ab Mitte der fünfziger Jahre groß. Die Verbandsver
noch mit den speziellen Organisationen der Menschenver treter wurden in den Rathäusern empfangen, und Verei
nichtung und -Verfolgung gleichzusetzen, sondern hat sich ne stellten Abordnungen. Als Kurt Meyer 1954 aus der
selbst als eine Art vierter Wehrmachtsteil gefühlt und ist da Haft entlassen wurde, empfing ihn sein Wohnort im Tri
mals auch so gewertet worden. (...) Die SPD ist ausgegangen
umphzug samt Feuerwehrkapelle und Kirchenchor.
und geht aus von jeder Ablehnung und Bekämpfung der Kol
lektivschuld. Uns scheint es eine menschliche und staatsbür Dennoch gab es auch immer wieder Stimmen - be
gerliche Notwendigkeit zu sein, diesen Ring der kollektiven sonders unter Gewerkschaftsfunktionären und linken So
Haftbarmachung zu sprengen und der großen Masse der frü zialdemokraten -, die ein Verbot der HIAG forderten. Sie
heren Angehörigen der Waffen-SS den Weg zu Lebensaussicht argumentierten, daß die sozialen Anliegen der HIAG mit
und Staatsbürgertum freizumachen.“ den gesetzlichen und materiellen Zugeständnissen erfüllt
seien, und daß andererseits in der Rhetorik der Kamerad
DHE Deutsche Militärzeitschrift - Sonderausgabe Waffen-SS 97
schaftstreffen und Ver Angehörigen ab. Ohne
sammlungen der „alte größeres Aufsehen
SS-Ungeist“ - begün konnte z.B. 1970 der
stigt durch einen anti damalige Heeresinspek
kommunistischen Zeit teur der Bundeswehr an
geist - wieder fröhliche Paul Haussers 90. Ge
Urständ feiere. Doch al burtstag teilnehmen.
len Fällen zum Trotz, in Das änderte sich Mit
denen solche ideologi te der achtziger Jahre;
sche Rückwärtsge als Bundeskanzler Dr.
wandtheit tatsächlich Helmut Kohl und der
oder bloß vermeintlich amerikanische Präsi
zutage trat, gab es gera dent Ronald Reagan
de von den prominente den Bitburger Militär
ren Ehemaligen auch friedhof am 5. Mai
ganz andere Töne zu Der erste SPD-Bundesvorsitzende Kurt Schumacher reichte 1985 besuchten, um an
hören. So erklärte der den ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS ebenfalls die Hand. den Gräbern der Gefal
HIAG-Vorsitzende Kurt lenen beider Seiten die
Meyer: „Extremisten wollen das ewige Gesetz vom rol Versöhnung zu bekräftigen, erregten sich Teile der ver
lenden Rad der Geschichte nicht wahrhaben. Sie leben öffentlichten Meinung wegen der dort bestatteten knapp
noch im Gestern und jagen nationalen Träumen nach. ... 50 Waffen-SS-Soldaten. In der Debatte über den Bit-
Soviel sollten gewisse Träumer eigentlich mitbekommen burg-Besuch tauchte auf einmal wieder die Unterschei
haben, um zu wissen, daß man heute keinen jungen Men dung zwischen „normaler“ Wehrmacht einerseits und
schen mehr mit nationalen Phrasen formen oder erziehen „böser“ Waffen-SS andererseits auf. Dies änderte sich
kann, die erbärmlich, verlogen und heuchlerisch auf eine paradoxerweise erst wieder mit den Veröffentlichungen
Jugend wirken, die heute noch unter den Auswirkungen eines Teils heutiger (linker) Militärhistoriker, die es sich
des letzten Krieges leidet.“ Und weiter führte er bei einem zur Aufgabe gemacht haben, die Wehrmacht einseitig als
Treffen aus: „Jawohl, meine Kameraden, diese Bundesre willfähriges Instrument eines „Vernichtungskrieges“ dar
publik ist unser Staat......Geht es diesem Staat gut und zustellen.
kann ihm der Frieden erhalten bleiben, geht es uns allen Damit ist - wenn auch unter negativen Vorzeichen - der
gut. ... Ein Lump und ein Wahnwitziger, der die Existenz Unterschied zwischen Wehrmacht und Waffen-SS in der
dieses Staates durch leichtfertige Experimente gefährden öffentlichen Wahrnehmung wieder nivelliert worden. Q
wollte.“ Mit der Zeit ebbte die öffentliche Auseinander
setzung über die Rolle der Waffen-SS und ihrer früheren ERICH FISCHER
1 i f Führerhauptquartier
mm*™
Zeitgeschichte in Farbe
Immer wieder fielen deutsche Soldaten den Angriffen von Partisanen zum Opfer. Oftmals wurden die Deutschen dabei
grauenhaft verstümmelt. Das Foto zeigt die Beerdigung eines von Partisanen ermordeten deutschen Landsers. s;
i dour
Oradour-sur-Glane
l
Kirche
n Partisanenkrieg
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den“ sind. Die Spitze des Marsches bildete das SS-Regi-
ment „Der Führer“. Gegen 18 Uhr ereigneten sich die er DMZ
: KARTE
sten kleineren Kampfhandlungen. Es wurden bewaffnete
Zivilisten beobachtet, die scheinbar andere Widerstands was auch den Zustand ihrer Leichen erklärte. Manche konn
gruppen alarmierten. In dem Ort Brive wurde dem Divi ten nicht einmal identifiziert werden. Nachdem man in dem
sionskommandeur durch den Standortkommandanten Ort - in einem Polizeilager - englische Waffen und Muni
mitgeteilt, daß es in Tülle zu heftigen Kämpfen zwischen tion gefunden hatte, wurden alle männlichen Bewohner un
dem Sicherungsregiment 95 und dem Maquis gekommen ter Mithilfe des Bürgemeisters versammelt, die unbekann
sei. Die Division bekam vom übergeordneten Armeekorps ten und auswärtigen herausgefiltert und die einheimischen
den Auftrag, das bereits eingeschlossene III. Bataillon des im Laufe des Tages wieder nach Hause geschickt. 120 Ver
Sicherungsregiments freizukämpfen. dächtige wurden als Sühnemaßnahme - im Einklang mit
den völkerrechtlichen Bestimmungen - zum Tode durch Er
Heftige Kämpfe in Hille hängen bestimmt. Doch einige junge Franzosen wurden
Die mit diesem Auftrag befohlene Panzer-Aufklärungs- durch Fürsprache noch begnadigt. Schließlich wurden als
Abteilung wurde in Tülle in heftige Kämpfe verwickelt. Tei Abschreckungsmaßnahme 99 Verdächtige erhängt.
le der eingeschlossenen Besatzung von Tülle konnten be
freit werden, doch wurden neun Soldaten tot und mehrere Sturmbannführer Kämpfe is t verschwunden
verwundet geborgen. Der deutsche Divisionsgefechtsstand Am selben Tag - dem 9. Juni - fiel der Bataillonskom
wurde in Tülle errichtet. Die linke Marschgruppe folgte dem mandeur Sturmbannführer Helmut Kämpfe den Maquis
III. Bataillon des Regiments „Der Führer“ in den Raum Li ards in die Hände. Wenige Minuten nachdem er das letz
moges. Dort kam es am 9. Juni an, was die dortigen deut te mal gesehen wurde, fand man seinen leeren Wagen und
schen Dienststellen erleichtert aufnahmen, denn sie waren Kampfspuren. Französische Verbindungsleute meldeten
seit zwei Tagen durch die Maquisards von der Außenwelt inzwischen an die SD-Stelle in Limoges, daß sich in Ora
abgeschnitten. Es ging das Gerücht um, die Partisanen dour-sur-Glane ein Gefechtsstand der Maquis befände.
planten einen konzentrischen Angriff auf die Stadt. Am 10. Juni fand man mitten in Limoges die Papiere
Auf dem Weg zu ihren Unterkünften ergaben sich für von Sturmbannführer Kämpfe. Man ging davon aus, daß
die Männer des Regiments „Der Führer“ die ersten Feuer er verschleppt worden sei und es geschafft habe, die Pa
gefechte und Verluste. Zahlreiche Baumsperren mußten piere als Zeichen aus dem Fahrzeug zu werfen. Schließlich
beseitigt werden. Die Division „Das Reich“ bekam nun den kam die Meldung von französischen Zivilisten, in Oradour
Auftrag, in der Region eingeschlossene deutsche Trup würde ein hoher Offizier festgehalten, der feierlich er
penteile zu befreien. schossen und verbrannt werden solle. Der ganze Ort ar-
1 i f Führerhauptquartier
mm*™
Zeitgeschichte in Farbe
Ein besonders tragisches Kriegsverbrechen: Der fran zösische General Philip A m Ort der Ermordung der Franzo
p e Leclerc steh t am 8. M ai 1945 vor z w ö lf französischen Waffen-SS-Frei- sen wurde im Jahr 1981 ein schlich
willigen. Diese französischen Patrioten und Vorkämpfer Europas sterben tes M etallkreuz aufgestellt, das an
wenige Stunden später im Kugelhagel ihrer eigenen Landsleute. das Kriegsverbrechen erinnern soll.
Juristisch fragw ürdig: Beim Nürnberger Siegertribunal wurden ganze Gruppen und Vereinigungen ,
wie auch die W affen-SS , als „verbrecherische Organisationen “ eingestuft. Ganz rechts a u f der Anklagebank
E rnst Kaltenbrunner ; der quasi stellvertretend fü r den bereits toten Heinrich H im m ler angeklagt war.
Zwar hat der Bundesminister der Justiz am 2. Januar der „Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisa
1961 dieses Urteil des Nürnberger Tribunals abgeschwächt tion“ versehen waren. Der Autor des Standardwerkes über
mit der Feststellung, daß dieses nach deutschem Recht die SS „Der Orden unter dem Totenkopf1Heinz Höhne re
keine Rechtswirkungen und lediglich deklaratorische Be sümierte: „Der Nürnberger Urteilsspruch stempelte die
deutung habe. Eine Strafverfolgung sei nach den Geset Sigrunen der SS zu Kainszeichen eines politischen Ver
zen der BRD nur dann möglich, wenn einem Mitglied der brechertums, die von nun an jedem anhafteten, der jemals
Waffen-SS persönliche Verantwortung für eine Straftat die Uniform des Schwarzen Ordens getragen hatte.“
nachgewiesen werden könne. Doch für den Kenner der historischen Wahrheit reicht
der Mythos der Waffen-SS als kämpferisches Beispiel
Beispiel deutschen Soldatentums deutschen Soldatentums bis in die Gegenwart. □
Trotzdem registrierten die Hunderttausende Frontsolda
ten der Waffen-SS verbittert, daß sie nun mit dem Odium RICHARD LOBSIEN
Skurrile Siegerwillkür
Um einen der ihren nicht zu belasten, eingetreten und gehörte ihr bis 1935 an.
sprach das Internationale Militärtribunal
(IMT) 1946 die Reiter-SS frei. Im Urteil
1937 heiratete er mit dem Segen der SS-
Führung und Adolf Hitlers die holländi
F
des IMT heißt es wörtlich: „In die SS sche Kronprinzessin Juliane, deren ge
schließt der Gerichtshof alle Personen meinsame Tochter Beatrix heute hollän
ein, die offiziell als Mitglieder in die SS dische Königin ist. Doch bei dem deut
aufgenommen worden waren, ein schen Einmarsch in die Niederlande
schließlich der Mitglieder der Allgemei 1940 setzte er sich nach London ab, von
nen SS, der Mitglieder der Waffen-SS, wo aus er sich als alliierter Bomberpilot
der Mitglieder der SS-Totenkopfverbände sogar an der Bombardierung deutscher
und der Mitglieder aller verschiedenen Städte beteiligte. Dieses Prachtexemplar
Polizeiabteilungen, welche Mitglieder der am Himmel des europäischen Hochadels
SS waren.“ Und völlig ohne Begründung - später in den Lockheed-Schmiergeld-
und - scheinbar - unmotiviert heißt es skandal verwickelt und Gründer des
dann weiter: „Der Gerichtshof begreift Superreichen-Geheimbundes „Bilder-
nicht die sogenannte Reiter-SS mit ein.“ berg-Konferenz“ - sollte durch das IMT-
Grund dafür war ein einziges promi Urteil über die SS nicht desavouiert wer
nentes Mitglied der Reiter-SS: Prinz den, weshalb man die Reiter-SS, der er
Bernhard der Niederlande, 1911 als angehört hatte, von dem Verdikt, eine Bernhard Prinz zu r L ippe
Sohn des Prinzen Bernhard zur Lippe verbrecherische Organisation gewesen Biesterfeld, P rinz der
geboren, war freiwillig in die Reiter-SS zu sein, ausdrücklich ausnahm. Niederlande (1 9 1 1 -2 0 0 4 )
Amerikanische Folter
Nachdem sich das Office of War Information (OWI) mit
seinem Amt „Moral Operations Branch“, im Auftrag des OSS
Träger der „Schwarzen Propaganda“, des „Falles Malmedy“
angenommen hatte und den Soldaten der 1. SS-Panzerdi-
vision als „Verdächtige“ die Schutzrechte für Kriegsgefan
gene abgesprochen worden waren, wurden im November
1945 über 1.100 SS-Männer in das Untersuchungsgefäng
nis der „War Crimes Commission“ verbracht und dort hoch
Nach der „Entlassung“ aus der Kriegsgefangenschaft notpeinlichen Verhören unterzogen. Die eingesetzten Unter
w ird Peiper in den Status eines Internierten überführt suchungsbeamten durften dort ungestraft Methoden an
und in Dachau vor Gericht gestellt, wo er am 16. Juli wenden, die in den USA selbst keine Anwendung finden
vor dem Richter seinem Urteil entgegensieht (unten): durften: Dunkelhaft, fehlende Waschgelegenheiten, hartes
Tod durch Erhängen Lager und Verhöre bei Nacht. Aus Deutschland stammende
fuhren sie ineinander oder suchten auszubrechen. Das „Neo“-Amerikaner schlugen mit Messing- und Eisenstücke
Chaos war vollständig. Die Fahrzeugkolonne brannte aus. die Gefangenen zusammen, erdachten sich grausame Me
Als sich die Panzer näherten, ergab sich ein Teil der de thoden der Schmerzzufügung, führten Scheinverhandlun
moralisierten US-Soldaten, andere jedoch leisteten Wider gen, Scheinhinrichtungen usw. durch, um Geständnisse zu
stand oder versuchten, fliehend den nahen Waldrand zu erpressen. Und dies von Männern, die mit Ausnahme der
erreichen. Die Kommandanten der fünf deutschen Panzer Offiziere meist noch nicht einmal das 20. Lebensjahr erreicht
kümmerten sich nicht weiter um die überrumpelten Ame hatten. Es ist dem rastlosen Bemühen des US-Chefverteidi-
rikaner. Sie hatten frontalen Widerstand zu brechen und gers Lt.Col. Everett und einigen amerikanischen Frontoffi
ohne Rücksicht auf Flankenbedrohung ihren Vormarsch zieren zu verdanken, daß die Verantwortlichen der Verbre
auf Engelsdorf fortzusetzen. Das Gelände beiderseits der chen von Schwäbisch-Hall später vor eine US-Untersu-
Straße blieb ungesichert. Die sich ergebenden Amerikaner chungskommission kamen und die Peinigung von Gefan
wurden nach Osten verwiesen. In etwa zehn Minuten Ab genen aufhörte. Dennoch vollendete die US-Rachejustiz ih
stand folgte die Vorhut der Panzergruppe. Auch sie muß re Pläne: 43 Todesurteile, 22 Urteile zu lebenslänglicher
te die US-Soldaten an der Straßenkreuzung als Feind Haft, 2 Urteile zu schwerem Kerker und mehrere Urteile zu
truppe ansprechen, weil sich die am Kampfplatz verblie 10 und 15 Jahren Haft. Berufungen wurden verworfen. Am
benen Amerikaner zum erneuten Widerstand eingerichtet 17. und 18. Juli 1946 wurden die Verurteilten in das „Kriegs
verbrecher-Gefängnis in Landsberg am Lech überstellt.
I Joachim Peiper: Dreiundvierzig von ihnen wurden die roten Kapuzenjacke
Joachim „Jochen“ Peiper wurde am 30. Januar 1915 als der zum Tode Verurteilten übergezogen. Trotz Einsprüchen
Sohn eines preußischen Hauptmanns in Berlin-Wil- der Sowjets gelang es dem Chefverteidiger Everett eine Teil
I mersdorf geboren. Früh faßte er den Entschluß, Soldat f begnadigung am 20. März 1948 zu erreichen. Zwölf Män
I und Offizier zu werden. Als Schüler meldete er sich zur ner, darunter der „Hauptmörder“ Jochen Peiper, erwarteten
SS. Weihnachten 1934 verließ Peiper mit Oberprimarei weiterhin von Morgen zu Morgen ihren „hanging day“, bis
fe die Goethe-Oberrealschule in Berlin und widmete sich
ganz der soldatischen Laufbahn. Nach zahlreichen Lehr
gängen kam er schließlich zur „Leibstandarte SS Adolf
Hitler“. Bei Kriegsbeginn wurde er zur Feldtruppe ver
setzt. Im West-, Balkan- und zu Beginn des Ostfeldzugs
führte er als Chef die 11. Kompanie, wurde im Septem-
I ber 1942 Führer und ab 30. Januar 1943 Kommandeur
I des III. (gepanzerten) Bataillons im SS-Panzergrena-
! dierregiment 2, übernahm ab 1. Dezember die Führung
des SS-Panzerregiments 1 und wurde am 30. Januar
1944 dessen Kommandeur. Am 11. Januar 1945 erhielt
I Peiper die 199. Schwerter verliehen.
112
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