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Die Interpretation zu Lessings, Der Tanzbär

封韦帆 19060011

Das Lehrgedicht „Der Tanzbär“ von Gotthold Ephraim Lessing handelt es sich um
eine Fabel in der Form eines Lehrgedichts, in der entgegen dem seit Äsop geläufigen
Muster - nur eine Tierart, nämlich Bären, auftritt. Das Gedicht ist in zwei Strophen
geteilt. Die erste Strophe erzählt die Geschichte eines Tanzbären, der dressiert wurde
aber zu seinen Artgenossen in den Wald zurückkehrt und dort mit seinen Künsten
prahlt. Ein älterer Bär entlarvt das Gehabe des jungen Tanzbären und bezichtigt ihn,
dass er sich ganz der Sklaverei, die ihm zu einem Tanzbären gemacht habe, angepasst
habe. Das zeige seinen niederen Geist, auch wenn die Kunststücke, die er beherrsche
wohl „rar“ und „schwer“ seien.

Zuerst stellte der Schriftsteller Lessing den Hintergrund und die Erfahrung von dem
Bären, der man aus der Natur in die Zivilisation geholt hat. Der Bär kann sich jedoch
befreien, aber hat seiner Herkunft entfremdet, d.h. Das Tier ist zwar äußerlich frei
geworden, aber innerlich immer noch an das Gelernte gebunden und auch noch stolz
darauf und es fühlt sich seinen alten Artgenossen überlegen.

Der Tanzbär beginnt von sich aus, den Tanz vorzuführen. Der Erzähler bezeichnet
den Tanz als „Meisterstück“ (Z. 3), wobei aufgrund der ungewöhnlichen Umstellung
des Attributs „gewohnt“ (bei „Hinterfüßen“, es gehört zu „Meisterstück“: Enallage
oder Hypallage) zunächst nicht auffällt, dass diese Wertung eigentlich an die Sicht
des Tanzbären gebunden ist, vom Erzähler ironisch zitiert wird. Dass der Erzähler
dem Tanzbären gegenüber Distanz wahrt, erkennt man am Verb „schrie“ (Z. 5), mit
dem er die Eigenreklame des Tanzbären abwertend bezeichnet. Dieser nennt seine
Aufführung „Kunst“ (Z. 5), was dem „Meisterstück“ (Z. 3) entspricht; er grenzt den
Bereich seines früheren Wirkens, die „Welt“ (Z. 5), gegen den „Wald“ (Z. 2) als die
Heimat von dem Bären ab. Die Aufforderung von dem Tanzbären „Tut es mir nach“
(Z. 6) ist aufgrund der beiden folgenden Einschränkungen eine Provokation; mit der
ersten („wenn’s euch gefällt“, Z. 6) wird der Kunstverstand der Wald-Bären, mit der
zweiten ihr technisches Können bezweifelt. Er redet von sich aus so, bevor er es
unternommen hat, überhaupt mit ihnen ein Wort zu sprechen. Durch diese Erzählung
des Geschehens wird der Bär nicht nur als provokant dargestellt. Schlimmer noch:
Obwohl er entflohen und in den Wald als Heimat zurückgekehrt, hält er an den Kunst-
Normen seiner ehemaligen Welt fest und demonstriert sie, wobei er auf die Gangart
der Waldbären hinabblickt. Damit ist die Frage gestellt, ob das wohl richtig sein kann.

Diese Frage wird durch das kluge Wort eines alten und weisen Bären „entschieden“;
dessen Überlegenheit demonstriert der Erzähler auch durch die Bezeichnung
„brummen“ (Z. 7). Mit der Aufforderung „Geh“ (Z. 7), gebietet er dem Tanzbären,
mit Tanzen und Reden aufzuhören; er entlarvt „dergleichen Kunst“ (Z. 8,
„dergleichen“ wertet ab!) als Ausdruck eines Sklavengeistes (Z. 10), ohne ihre
Brillanz ausdrücklich zu bezweifeln (Konzessionen: „schwer“ und „rar“, Z. 9).

In dieser Zeile gibt es einen Umschwung. Einem maximalen Anspruch steht


maximaler Widerstand gegenüber, bezeichnenderweise im Imperativ „Geh“
formuliert, was sicher bedeutet: „Ach, lass mal!“, aber eben auch „Verschwinde“
bedeuten kann. Der alte Bär als Vertreter natürlicher und zugleich traditionelle
Weisheit und Erfahrung akzeptiert durchaus, dass der Tanzbär etwas gelernt hat und
darin ihnen überlegen ist, aber entscheidend ist nicht das „rar“, also selten oder in
diesem Umfeld außergewöhnlich, sondern entscheidend ist, was dahintersteht,
nämlich, dass es „niederer Dienst“, den das Gegenteil vom Anspruch, und sogar
„Sklaverei“ zeigt.

Daran schließt Lessing eine sehr direkte Hofkritik an. Diese Strophe ist ein fließender
Übergang von der eigentlichen Geschichte zum im weiteren Sinne präsentierten
Realität. Er wendet sich gegen die ehrgeizige Hofmänner, die mit Schmeichelei, List,
Intrigen und falschen Komplimenten in dem Hof gegeneinander intrigieren und die
Gunst des regierenden Fürsten erlangen. Dahingegen sind Verstand und tugendhaftes
Leben ebenso wie gehaltene Schwüre etwas, das diesen Männern fern ist. Im
Kommentar bezieht der Erzähler diese Entscheidung auf die Möglichkeit einer
beruflichen Karriere an den Höfen zu Lessings Zeit: „Ein großer Hofmann sein“ (Z.
11, 16), wobei er durch die Wiederholung dieser Wendung und die negative Wertung
höfischen Verhaltens („Schmeichelei, List, Kabalen, Komplimente“ an Stelle von
„Witz und Tugend“) zu erkennen gibt, dass er „groß“ ironisch meint. Deshalb ist die
Schlussfrage nur rhetorisch offen: Man kann nicht mit bösen Absichten einen guten
Hofmann sein. Der Kommentar geht in seinem Zeitbezug und vor allem mit der
moralischen Wertung des Hoflebens über das hinaus, was die Erzählung als Lehre
hergibt.
Im Kommentar Lessings wird die „Welt“ des Tanzbären als die Welt der Fürstenhöfe
identifiziert, das Leben dort aus bürgerlichem Freiheitssinn und bürgerlicher Moral
kritisiert. Erläuterung der Fabel „Der Tanzbär“ von Lessing, in der ein uneigentliches
Leben aufs Korn genommen wird. In ihm kann man zwar zu besonderen - auch
künstlerischen - Leistungen kommen, es bleibt aber Sklavendienst.

Am Ende fragt das lyrische Ich „Schließt das Lob oder Tadel ein?“ Es wird also in
Frage gestellt, ob es ein erstrebenswertes Ziel sei, ein „großer“ Hofmann zu werden.
Nach meiner Meinung wird die Moral der Geschichte so klar formuliert, dass
eigentlich kein Fehlurteil mehr möglich ist, auch wenn das Urteil - wie bei einer
rhetorischen Frage - dem Leser scheinbar offen überlassen wird. Die Abfolge der
beiden Strophen, ebenso wie krasse Zeichnung des Hofmanns als verschlagenen
Intriganten, gibt die Antwort auf diese Frage vor. Damit ist es weniger als kunstvolle
Satire, denn als deftige Hofkritik zu qualifizieren. Der Tanzbär hat zwar sich aus den
Ketten entrisse und ist zurück in seinem natürlichen Habitat, aber er kann zuletzt nicht
die Servilität abschütteln.

In dieser Zeile spricht Lessing nicht mehr über den Bären, sondern das lyrische Ich.
Es überträgt den Inhalt der Fabel auf das Gemeinte, nämlich die höfische Welt. Der
Tanzbär wird dem großen „Hofmann“ gleichgesetzt, der wird durch Charakterzüge
gekennzeichnet, die wirklich moralisch etwas Niedriges haben und eher einem
Sklaven zugerechnet werden. Deutlich wird der Gegensatz von „Schmeichelei und
List“ zu „Witz“ im Sinne von Klugheit und „Tugend“. Dann wird es auf den Punkt
gebracht: Ein solcher Hofmann steigt eben nur durch „Kabalen“, also Hofintrigen auf
und ist eigentlich nur ein Dieb, der die die Gunst des Fürsten „stiehlt“. Statt wirklich
etwas zu leisten, wird das leichtfertig mit dem „Wort“ eines Mannes, das früher etwas
galt, und sogar einem Schwur umgegangen wie mit Komplimenten, also schönen,
aber letztlich nichtssagenden Sprüchen, mit denen man dem mehr oder weniger
übertreibt bei der Hervorhebung von irgendetwas Gutem. Dort, wo seine Fähigkeiten
nicht gefragt sind, weil sie in der Natur sinnlos erscheinen, versucht er mit ihnen zu
prahlen. Das deutet auch an, dass die Fähigkeiten der Hofmänner in der realen Welt,
wenig Nutz haben. Der alte Bär entlarvt es als Angeberei und Aufdeckung der
Dummheit des Tanzbären.

Nach der Analyse können wir einen Abschlusswort machen. Der seiner natürlichen
Lebensweise mit Gewalt entfremdete Tanzbär kehrt als vermeintlicher Künstler in
seine ursprüngliche Weltabgeschiedenheit zurück. Offensichtlich hat er sich in der
Welt Prahlerei und Geltungsbedürfnis zu eigen gemacht. Das Missfallen des Alten
zielt auf die kritiklose Anpassung des jungen Bären, der sich seiner Natur hat
entfremden lassen und stolz auf die Kunst derer ist, die ihn versklavt haben.

Ohne Umschweife und mit dem für die Aufklärung typischen Selbstbewusstsein des
bürgerlichen Dichters und Gelehrten zieht Lessing nun einen Vergleich zwischen
einem großen Hofmann, der zur Zeit des Barocks noch in hohem Ansehen stand, mit
dem Tanzbären. Seine belehrende Absicht, sein Bestreben, nicht missverstanden zu
werden, lassen den Dichter auf raffinierte, elegante Satire verzichten. Er nennt die
Dinge beim Namen: Der Hofmann zeichnet sich weder durch Witz noch Tugend,
sondern durch Schmeichelei und List aus. Er erwirbt die Gunst der Fürsten nicht
durch ehrliche Arbeit, sondern durch Kabalen und durch falsches Spiel mit Worten
und Schwüren, die diesen als Komplimente gelten. Die beiden letzten Zeilen beenden
das Gedicht mit einer rhetorischen Frage, die jedoch doppeldeutig ist. Nun ist
deutlich, wer Lessings Kritikgegenstand sind. Es sind neben den Höflingen auch
Bürger niederen Geistes (Z.10), die sich ihrer Welt entfremden und sich in der
höfischen Welt sonnen.
Das Besondere an diesem Gedicht äußert deutlich, dass diese bestimmte Art von
höfischer Kultur den Charakter so verdirbt, dass selbst eine Befreiung und Rückkehr
in die alte Natürlichkeit dort kein wirkliches Ankommen mehr ermöglicht. Man
nimmt die neue internalisiert „Natur“ mit und gilt das als selbstverständlich. In
diesem Gedicht zeigt, dass der Bär eigentlich nicht „gehen“. Er ist noch
eingeschlossen und ist gezähmt. Nur wenn man auf einer natürlicher, eigene Würde
verfolgte Weise leben, kann man die Freiheit erlangen.

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