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Herr Brucker
1. Geschichtliche Hinführung zur Zeitdilatation
Nach sorgfältiger Analyse stellte Einstein auch fest, dass die Uhren von Physiker A und B
unterschiedlich gehen: Physiker A im Zug behauptet, dass die Uhr am Bahnhof langsamer
tickt, während Physiker B am Bahnhof sagt, dass die Uhr im Zug langsamer geht. Auch wenn
diese Behauptungen paradox erscheinen, werden diese deutlich, wenn man die Zeit, die A und
B wahrnehmen, mittels „Lichtuhren“ und Spiegel misst und vergleicht6.
Diese Erkenntnis führt zur sog. Zeitdilatation.
1
Ritt auf dem Lichtstrahl – Einsteins Weg zur Relativitätstheorie. In: Der Spiegel, 2005, Heft 3, S.134
2
Albert Einstein (1879 – 1955), deutscher Physiker und Mathematiker
3
Ritt auf dem Lichtstrahl – Einsteins Weg zur Relativitätstheorie, S.134
4
ebenda
5
ebenda
6
Das genaue Experiment wird auf Seite 3 mit der anschließenden Herleitung der „Zeitdilatationsformel“
durchgeführt.
1
2. Die Zeitdilatation
7
Mit Inertialsystem wird ein Bezugssystem gemeint, welches sich gleichförmig bewegt und nicht beschleunigt
wird (frei nach http://de.wikipedia.org/wiki/Inertialsystem am 07.02.07).
8
http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitdilatation am 07.02.07
9
Zur Vereinfachung der Grafik wird in der Lichtuhr A der Weg des Lichtes von oben nach unten nicht
orthogonal, sondern etwas „versetzt“ angezeigt.
2
einem Bahnsteig bewegt sich die Zeituhr in Fahrtrichtung mit der entsprechenden
Geschwindigkeit v des Zuges. Während sich das Licht auf dem Weg zum Spiegel befindet,
fährt der Zug weiter, der Weg für das Licht wird also länger. Die Zeit für das Licht wird
dadurch auch größer, da die Strecke s1 zurückgelegt werden muss. Dasselbe gilt ebenfalls für
den Rückweg. Für den Beobachter am Bahnsteig würde die Uhr folglich im Rhythmus „tiiik –
taaak“ verlaufen, also langsamer als für den Reisenden im Zug.10
Die Formel der Zeitdilatation wird anhand der Grafik von S.3 hergeleitet.
Seien v die Geschwindigkeit des Zuges, c die Lichtgeschwindigkeit und t R die Zeit, die der
Beobachter am Bahnsteig „empfindet“.
Aus der Lichtuhr A ergibt sich die Beziehung l = c ⋅ t aufgrund des Weg-Zeit-Gesetzes.
l
Daraus ergibt sich also, dass t = die Zeit in der Uhr A ist.
c
In der Lichtuhr B folgen die zwei Beziehungen s1 = c ⋅ t R und s2 = v ⋅ t R . Durch den Satz des
v2
Nach Umformen wird daraus t = t R ⋅ 1 − 2 . Zieht man nun die Wurzel erhält man die
2 2
c
Formel
v2
t = tR ⋅ 1 − ,
c2
was die Formel der Zeitdilatation ist.
Rechenbeispiel:
km km
Falls die Geschwindigkeit des Zuges v = 200 = 0, 05 ist und auf dem Bahnsteig eine
h s
10
vgl. Dr. Erich Übelacker, Moderne Physik – Was ist Was Band 79. Nürnberg: Tessloff Verlag, S. 8
3
5. Das Myonenexperiment
Das nun vereinfacht beschriebene Myonenexperiment war eines der ersten Beweise für die
Richtigkeit der Einsteinschen speziellen Relativitätstheorie.
Durch Einwirkung kosmischer Strahlen entstehen in der Atmosphäre, ca. 20km über der Erde,
sog. Myonen. Diese Teilchen leben so kurz, dass ihre Hälfte schon nach 1,5 Mikrosekunden
verfallen ist. Eigentlich dürften Myonen, obschon sie näherungsweise mit
Lichtgeschwindigkeit auf die Erde „fallen“, gar nicht auf der Erde ankommen, sondern
müssten nach ungefähr 450m wieder zerfallen. Trotzdem erreichen viele von ihnen die Erde.
Wie das möglich ist erklärt die Relativitätstheorie: Da die Myonen fast Lichtgeschwindigkeit
erreichen, funktionieren ihre „Uhren“, im Vergleich zur Uhr der Erde, langsamer. Wenn für
sie 1,5 Mikrosekunden vergehen, läuft der Uhrzeiger auf der Erde schneller weiter (ca. 80
Mikrosekunden), sodass die Teilchen in der viel längeren Zeit die Erdoberfläche erreichen
können.11
6. Das „Zwillingsparadoxon“
Einer der größten Träume der Menschheit ist sicherlich mit einer „Zeitmaschine“ in die
Zukunft zu reisen. Theoretisch gesehen ist dieser Traum mithilfe der Zeitdilatation möglich.
Das sog. „Zwillingsparadoxon“, das jahrelang für Aufsehen gesorgt hat, zeigt, dass ein
Mensch theoretisch gesehen in die Zukunft reisen kann.
Folgendes Gedankenexperiment liegt dahinter: Falls ein Mensch mit einem schnellen
Raumschiff, das sich mit z.B. 99,94% der Lichtgeschwindigkeit fortbewegt, reist, würden auf
der Erde 2000 Jahre vergehen, wobei er selbst nur um 68 Jahre altern würde. Sein Leben
erscheint somit also „verlängert“.12
Das Zwillingsparadoxon zeigt dieses unglaubliche Phänomen noch deutlicher auf:
Ein Raumfahrer verabschiedet sich von seinem 20-jährigen Zwillingsbruder, um einen weit
entfernten Stern zu erforschen. Nach 20 Jahren Bordzeit kehrt er wieder auf die Erde zurück.
Als der Raumfahrer seinen Zwillingsbruder wieder sieht, bemerkt er, dass sein Bruder auf der
Erde um 50 Jahre älter ist als er.13
Folgendes „Comic“14 verdeutlicht dieses unglaubliche Paradoxon:
11
vgl. Dr. Erich Übelacker, Moderne Physik – Was ist Was Band 79. Nürnberg: Tessloff Verlag, S. 9
12
Man kommt ungefähr auf das Ergebnis, wenn man die Werte auf die in S.3 hergeleitete Formel einsetzt.
13
vgl. Dr. Erich Übelacker, Moderne Physik – Was ist Was Band 79. Nürnberg: Tessloff Verlag, S. 12f
14
ebenda, S.13
4
Das Zwillingsparadoxon bleibt jedoch noch ein Gedankenexperiment und kann, meiner
Meinung nach, als „unrealistisch“ eingestuft werden, da es unmöglich ist ein Raumschiff über
viele Jahre lang mit einer so hohen Geschwindigkeit anzutreiben.