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Bild 1. Kategorie-1-Schäden
Fig. 1. Category-1-damages
562 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 86 (2017), Heft 7
N. Stranghöner/C. Lorenz/H. Friedrich · Instandsetzung und Verstärkung von Stahlbrücken mit Kategorie-1-Schäden
schlussnähte zwischen Längsrippen und Deckblech sowie (BASt) durchgeführt (s. Abschnitt 4). Am Institut für Me-
eine geeignete Verstärkungsmaßnahme, um die Beanspru- tall- und Leichtbau und dem Institut für Straßenbau und
chungen der Schweißnähte zu reduzieren. Verkehrswesen, beide Universität Duisburg-Essen, wurde
Die Instandsetzung der gerissenen Schweißnähte er- 2016 ein Forschungsvorhaben zur Verwendung eines mo-
folgt in der Regel nach den Empfehlungen nach DVS- difizierten Asphaltbelags aus einem hohlraumreichen As-
Merkblatt 1709 [2], auf die im Rahmen dieses Beitrags phaltgerüst mit nachträglicher Verfüllung (HANV) zur
nicht weiter eingegangen wird. Die Schäden in den Erhöhung der mittragenden Wirkung des Asphaltbelags
Schweißnähten treten vornehmlich in den Rollspuren des abgeschlossen. Die wichtigsten Ergebnisse hieraus sind in
Schwerlastverkehrs infolge der aus den Radlasten hohen Abschnitt 3 dargestellt.
örtlichen Ermüdungsbeanspruchung auf. Da sich gerade in
den Sommermonaten die lastverteilende Wirkung des As- 2.1 Sandwich Plate System
phaltbelags durch eine Verringerung der Steifigkeit deut-
lich reduziert, müssen Verstärkungsmaßnahmen auch in Das Sandwich-Platten-System (SPS) besteht aus zwei
den Sommermonaten eine ausreichende Steifigkeit aufwei- Stahlblechen, welche durch einen Polyurethan-Elastomer-
sen, damit sich die Beanspruchungen in den Schweißnäh- Kern kraftschlüssig miteinander verbunden werden (s.
ten permanent reduzieren lassen. Bild 3). Die Herstellung des SPS erfolgt in zwei Schritten:
Verstärkungsmaßnahmen für Kategorie-1-Schäden Zunächst werden die Verstärkungsbleche mit Abstandshal-
lassen sich nach [3] in die folgenden drei Bereiche untertei-
len:
–– Verstärkung der Stahlstruktur
–– (Teil-)Substitution des Asphaltbelags und
–– Modifikation des Asphaltbelags
tern und Randleisten auf das Deckblech montiert, so dass auch die Hängebrücke über die Saar bei Mettlach instand-
ein luftdichter Hohlraum entsteht. Anschließend wird das gesetzt. Dabei wurde der SPS-Überbau aus einzelnen Pa-
Polyurethan in den Hohlraum injiziert, wodurch nach dem neelen hergestellt, die komplett in der Werkstatt vorgefer-
Erhärten eine zug- und schubfeste Verbundkonstruktion tigt wurden und dann auf der Baustelle nur noch zusam-
entsteht. mengefügt werden mussten. Die gesamte Montagezeit
Ursprünglich wurde das SPS für den Schiffbau entwi- konnte hierbei im Vergleich zu klassischen Bauweisen um
ckelt, wo es der Verstärkung von Fahrbahnkonstruktionen die Hälfte reduziert werden (s. auch [13]). Zusätzlich kam
wie beispielsweise bei Lkw-Decks von Fährschiffen diente. das SPS-System bei der Verstärkung der orthotropen Fahr-
Wegen des Erfolgs im Schiffbau wurde die SPS-Technik bis bahnplatte der Brücke Grande-Duchesse Charlotte in Lu-
hin zum Einsatz bei einem Pilotprojekt, der Schönwasser- xemburg zum Einsatz, bei der infolge einer geplanten Nut-
parkbrücke auf der BAB 57 bei Krefeld, auch als Instand- zungsänderung der Verkehrsquerschnitt angepasst und die
setzungsmaßnahme für orthotrope Fahrbahnplatten auf orthotrope Fahrbahnplatte verstärkt wurde (s. auch [14]).
Stahlbrücken weiterentwickelt. Umfangreiche Beschrei-
bungen des Projekts sowie der durchgeführten Unter 2.2 Stahlfaserverstärkter ultrahochfester Beton
suchungen bis hin zum Einbau beim Pilotprojekt sind u. a.
in [4] bis [10] gegeben. Nachfolgend werden die wichtigs- Der Einsatz von hochfestem Beton mit Stahlfasern
ten Ergebnisse des Projekts dargestellt. (UHPC) wurde in den Niederlanden bis hin zur Praxisreife
Mit Hilfe der SPS-Technik lässt sich eine deutliche entwickelt (s. u. a. [10] und [15] bis [19]). Hierbei wird der
lokale Spannungsreduktion im Deckblech von bis zu 50 % herkömmliche Asphaltbelag durch einen stahlfaserver-
erzielen [10]. Daraus resultiert auch eine erhebliche Redu- stärkten, bewehrten Hochleistungsbeton ersetzt, der in
zierung der Spannungsschwingbreiten, wodurch die Wirk- Ortbetonbauweise hergestellt wird. Um die Wirksamkeit
samkeit des SPS als Instandsetzungsmaßname von ortho- dieser Methode zu gewährleisten, ist ein ausreichender
tropen Fahrbahnplatten eindeutig nachgewiesen ist. Mitt- Verbund zwischen Deckblech und Betonbelag sicherzu-
lerweite ist die SPS-Maßnahme seit 10 Jahren auf der stellen. Ein zweikomponentiges Epoxidharz mit einge-
Schönwasserparkbrücke im Einsatz und weist keine er- streutem Bauxit-Korn hat sich als beste Methode erwiesen,
kennbaren Beschädigungen auf. Daher kann das SPS-Sys- um eine kraftschlüssige Verbindung zwischen Deckblech
tem derzeit auch als dauerhaft eingestuft werden. Die Pra- und Belag herzustellen. Anfängliche Probleme bezüglich
xistauglichkeit wurde im Rahmen der Untersuchungen zu der Gradiente des Stahldeckblechs sowie der Ebenheit der
dem Pilotprojekt ebenfalls nachgewiesen. Durch die Wahl Fahrbahn konnten im Rahmen von Weiterentwicklungen
eines „Standardasphaltbelags“ von mindestens 8 cm Dicke weitestgehend gelöst werden. Um Hohlräume zu vermei-
ist eine Belagserneuerung mit den üblichen Verfahren den, wurden die Bewehrungsführung sowie die Lage und
möglich. Untersuchungen an Fahrbahnelementen der D- die Durchmesser der Bewehrung optimiert. Eine ausrei-
Brücke sowie das Pilotprojekt der Schönwasserparkbrücke chende und gleichmäßige Griffigkeit des Fahrbahnbelags
belegen die Beständigkeit des SPS gegen Heißasphalt wurde dadurch geschaffen, dass die Betonoberfläche auf-
einbau. geraut und anschließend ein Dünnbelag aufgebracht
Bei der Durchführung des Pilotprojekts zeigten sich wurde. Die Verwendung von Betonfertigern sorgt für eine
jedoch auch die Grenzen des SPS. Der Einbau des SPS ist ebenere Fahrbahn gegenüber dem Betoneinbau mittels Ab-
witterungsabhängig und feuchteempfindlich, so dass eine zugsbohle.
Einhausung der Arbeitsstelle zwingend erforderlich wird. Die Reduzierung der Spannungen und Dehnungen im
Durch den erhöhten Fahrbahnaufbau werden ergänzende Deckblech durch die Verwendung des hochfesten Betons
bauliche Maßnahmen an den Fahrbahnübergängen sowie mit Stahlfaserverstärkung konnte sowohl im Labor als
an den Schrammborden notwendig. Dadurch wird das auch bei den durchgeführten Pilotprojekten eindeutig
SPS zu einer sehr kostenintensiven Verstärkungsmaß- nachgewiesen werden. Allerdings birgt auch diese Instand-
nahme. Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass durch das setzungsmaßnahme Herausforderungen. Der Einbau des
SPS je nach Dicke des oberen Bleches ein Zusatzgewicht hochfesten Betons erfordert eine sehr hohe Ausführungs-
von etwa 100 kg/m2 auf die bestehende Brücke aufge- qualität. Wie beim SPS muss auch für eine Instandsetzung
bracht wird. mit hochfestem Beton der gesamte Arbeitsbereich einge-
Aufbauend auf den am Pilotprojekt gewonnenen Er- haust werden. Das Aufbringen des zusätzlichen Dünn
fahrungen wurde die SPS-Technologie stetig weiterent belags geht mit einer geringfügigen Erhöhung des Gesamt-
wickelt. Umfangreiche numerische und experimentelle gewichts einher und kann die Kosten dieser Instandset-
Untersuchungen, insbesondere in Bezug auf die Ermü- zungsmaßnahme um das Doppelte steigern [10]. Inwieweit
dungsfestigkeit des SPS-Systems, wurden in [11] durchge- der aufgebrachte Dünnbelag dauerhaft ist bzw. in welchen
führt. Auch in der Praxisanwendung wurde die SPS-Tech- Intervallen dieser erneuert werden muss, was mit zusätz
nologie weiter optimiert, wobei sich hierbei nicht nur auf lichen Kosten einherginge, ist noch zu untersuchen.
die Instandsetzung bestehender Brückenbauwerke, son- Als Pilotprojekt in Deutschland wurde stahlfaser
dern auch auf eine SPS-Anwendung in neuen Brückenbau- verstärkter, ultrahochfester Beton im Rahmen von In-
werken konzentriert wurde (s. auch [12]). standsetzungsmaßnahmen einer Bahnquerung der Landes-
Als Verstärkungsmaßnahme für bestehende Brücken- straße L 1239 in Beimerstetten eingesetzt. Die aus diesem
bauwerke kam das SPS-System noch vier weitere Male zur Pilotprojekt gewonnenen Erkenntnisse sollen als Grund-
Anwendung. Bei der Sanierung zweier Brückenbauwerke lage dafür dienen, dieses Verfahren auch bei der Instand-
in Kanada wurde die bestehende Betonfahrbahnplatte setzung der Rheinbrücke Maxau der BAB 10 bei Karlsruhe
durch ein SPS-System ersetzt. In ähnlicher Weise wurde einzusetzen.
der Steifigkeit um 10 % auf, diese fällt jedoch geringer aus Versuche bei +50 °C ausgewertet. Die Ergebnisse belegten,
als der Verzicht auf die Pufferschicht beim Gussasphalt dass sich die Versuche bei +50 °C nicht dazu eignen, das
(Steigerung 17 %). Zusätzlich ließ sich beobachten, dass Tragverhalten der untersuchten Varianten bei hohen Tem-
die Gussasphalt-Prüfkörper nach Versuchsende deutlich peraturen zu bewerten.
Eindrückungen im Bereiche der Lasteinleitungsplatten Die Ergebnisse der dynamischen Versuche sind in
auswiesen. An den mit HANV-Belag ausgeführten Prüfkör- Tabelle 4 zusammengefasst. Die Ergebnisse bei +20 °C zei-
pern konnten keine sichtbaren Schädigungen festgestellt gen, dass der Verzicht auf die Pufferschicht die mit
werden. tragende Wirkung des Gussasphalts erhöht. Bei reiner
Die Ergebnisse der statischen Versuche bei +50 °C las- Betrachtung der Verformungsmodule weisen die HANV-
sen zunächst vermuten, dass die Verwendung von unter- Varianten größere Werte auf. Bei den dynamischen Versu-
schiedlichen Belagsvarianten keinen Einfluss auf die Stei- chen ist jedoch gerade die Bewertung der Dauerhaftigkeit
figkeit des Verbundsystems Stahlblech + Belag haben. Im von Interesse. Die Prüfkörper aus Gussasphalt versagten,
Rahmen der Versuchsauswertung wurde jedoch deutlich, unabhängig von der Pufferschicht, bei Raumtemperatur
dass sich die Imperfektionen der Stahlbleche aufgrund des bereits nach wenigen 10 000 Lastwechseln, während die
reduzierten Lastniveaus bei diesen Versuchen nicht aus- HANV-Varianten die kompletten 1 Millionen Lastwechsel
gleichen lassen. Auf diesem geringen Lastniveau wurden ohne sichtbare oder messbare Schädigung aufnehmen
die gemessenen Verformungen mehr von den vorhande- konnten.
nen Imperfektionen der Bleche als von der Steifigkeit des Bei den dynamischen Versuchen bei –5 °C zeigt sich
Belags beeinflusst. Dies ließ sich zum einen durch den Ab- ein ähnliches Bild. Die Verformungsmodule liefern für die
gleich mit den Kraft-Verformung-Kurven bei +20 °C erken- Variante Gussasphalt ohne Pufferschicht die besten Werte,
nen, die erst ab einem Lastniveau von ca. 20 kN komplett wobei die Differenz zu den HANV-Varianten nicht so deut-
„angedrückt“ waren, was sich durch den Knick in den Kur- lich ausfällt wie bei den Versuchen bei Raumtemperatur.
ven äußert. Zum anderen wurden die Versuche bei +20 °C Bei –5 °C konnten alle Varianten 1 Millionen Lastwechsel
zum Vergleich auch auf dem gleichen Lastniveau wie die ohne sicht- oder messbare Schädigungen aufnehmen.
Bild 8. Normierte Kraft-Verformung-Kurven der dynamischen Versuche – exemplarische Darstellung einer Variante
Fig. 8. Normalized load-displacement diagram of dynamic tests – generic representation of one variation
3.2 Bewertung der Verstärkungsmaßnahme HANV +20 °C, dass die Verformungsmodule der HANV-Varianten
höhere Werte aufwiesen und diese die 1 Millionen Last-
Eine abschließende Bewertung der untersuchten Varianten wechsel ohne Schädigung aufnehmen konnten, während
konnte anhand der durchgeführten Versuche nicht vorge- die Gussasphalt-Varianten versagten. Ohne weiterfüh-
nommen werden. Prinzipiell gilt für alle Varianten, dass je rende Untersuchungen lässt sich somit keine eindeutige
Variante und Temperatur nur zwei Prüfkörper getestet Aussage über die untersuchten Varianten treffen. Eine Ten-
wurden. Da es teilweise zu großen Streuungen in den Ein- denz, dass ein verfüllter offenporiger Asphaltbelag eine
zelergebnissen kam, reicht der Prüfumfang nicht aus, um erhöhte mittragende Wirkung gegenüber herkömmlichem
eine eindeutige Bewertung der Varianten vorzunehmen. Gussasphalt aufweist, ist jedoch erkennbar.
Die statischen Versuche bei +50 °C konnten aufgrund der
Imperfektionen der Prüfkörper in Kombination mit dem 3.3 Numerische Untersuchungen
geringen Lastniveau nicht zur Bewertung herangezogen
werden. Obwohl die ermittelten Verformungsmodule di- Zur prinzipiellen Bewertung des Einflusses der Belagsstei-
rekt den Einfluss der mittragenden Wirkung widerspiegeln figkeit auf die Spannungen in den Verbindungen zwischen
sollten, zeigte sich bei den dynamischen Versuchen bei Deckblech und Längsrippen wurden numerische Unter
4.1 Computer-Simulation
gen in der Schweißnaht zwischen dem Deckblech und plikationsverfahren auf die erzielten Klebschichtdicken
den in Richtung der Fahrstreifen verlaufenden aussteifen- und die in Erscheinung getretenen Fehlstellen.
den Blechen entscheidend reduziert werden können (s. Um die optimale Blechgröße zu ermitteln, wurden bei
Bild 11). den Versuchen Bleche unterschiedlicher Länge und Breite
Damit ist der rechnerische Nachweis erbracht, dass verwendet. Aufgrund des relativ geringen Anteils an Fehl-
die Verstärkung des Deckblechs eine sinnvolle Maßnahme stellen auch bei den größeren Blechen sind für den späte-
ist, die orthotropen Platten bestehender Stahlbrücken ren Praxiseinsatz Verstärkungsbleche mit Abmessungen
nachhaltig instand zu setzen, um Risse im Fahrbahnbelag, von etwa 900 mm × 300 mm zu empfehlen. Für potenzielle
im Deckblech und in der untersuchten Schweißnaht zu Klebstoffe wurden bestimmte Anforderungen in Bezug auf
vermindern. Voraussetzung für eine Anwendung in der den Gebrauchszustand und die Verarbeitbarkeit definiert.
Praxis ist, dass der Verbund zwischen der bestehenden Die verwendeten Klebstoffe haben sich als tauglich erwie-
Fahrbahnplatte und dem verstärkenden Blech, der durch sen und sollten auch weiterhin im Rahmen des Forschungs-
Kleben erreicht werden soll, den Belastungen des Schwer- vorhabens „Verstärkung des Deckblechs orthotroper Fahr-
verkehrs standhält. bahnplatten durch Aufkleben von Stahlblechen“ Anwen-
dung finden. Durch die Applikation des Klebstoffs mit
4.2 Optimierung der Klebtechnologie unterschiedlichen Zahnspachteln wurden sowohl die
Klebschichtdicke als auch der Anteil der Fehlstellen maß-
Das vorrangige Ziel des Projekts „Optimierung der Kleb- geblich beeinflusst (s. Bild 12).
technologie“ war es, den klebtechnischen Prozess auf die Die erarbeiteten Randbedingungen und Vorgaben für
speziellen Rahmenbedingungen abzustimmen, die bei der Bleche, Klebstoffe und Applikationsverfahren repräsentie-
Instandsetzung von orthotropen Fahrbahnplatten vorherr- ren eine optimierte Lösung für den klebtechnischen Pro-
schen. Sowohl Klebstoff und Applikationsverfahren als zess. Die gewonnenen Ergebnisse bilden eine wesentliche
auch die aufzuklebenden Bleche müssen im Hinblick auf Grundlage sowohl für die Durchführung der weiteren Pro-
einen erfolgreichen Praxiseinsatz bestimmte Anforderun- jekte im Gesamtvorhaben als auch für eine Anwendung
gen erfüllen. Diese Anforderungen wurden definiert, geeig- der Klebtechnik auf Stahlbrücken generell.
nete Produkte bzw. Verfahren ausgewählt, ein Versuchs-
programm erarbeitet und die entsprechenden Klebver 4.3 Dauerfestigkeitsuntersuchungen
suche durchgeführt. Im Rahmen des Projekts wurden 24
Probekörper mit den Abmessungen 1 000 mm × 500 mm × Ziel des Projekts „Dauerfestigkeitsuntersuchungen“ war
18 mm hergestellt. Die Klebungen erfolgten mit Epoxid- es, sowohl die Existenz einer Dauerfestigkeit der für die
harz-Klebstoffen, die für die Bauteilverstärkung mit Stahl- Instandsetzung von orthotropen Fahrbahnplatten opti-
lamellen zugelassen sind. Die Probekörper unterscheiden mierten Klebverbindungen nachzuweisen als auch zu zei-
sich durch die jeweilige Kombination der Bleche, Kleb- gen, dass das Niveau dieser Dauerfestigkeit ausreicht, um
stoffe und Applikationsverfahren. den Beanspruchungen infolge des Straßenverkehrs nach-
Um die Klebflächen beurteilen und bewerten zu kön- haltig zu widerstehen.
nen, wurden die hergestellten Klebverbindungen nach ei- Für eine Beurteilung der Ergebnisse der Dauerfestig-
ner ausreichend langen Aushärtezeit wieder getrennt. An- keitsversuche sind Vergleichswerte aus den tatsächlich auf-
hand von Gegenüberstellung und Vergleichsbetrachtungen tretenden Beanspruchungen infolge des Straßenverkehrs
konnten Rückschlüsse und Empfehlungen für die Praxis von orthotropen Fahrbahnplatten erforderlich. Um die
abgeleitet werden. Das Hauptaugenmerk richtete sich da- maßgeblichen Werte zu ermitteln, wurden unterschied
bei auf die Einflüsse von Blechgröße, Klebstoffen und Ap- liche Ansätze verfolgt:
Bild 13. Wöhler-Diagramm
Fig. 13. Wöhler diagram
–– Schlussfolgerungen aus einem Belastungskollektiv, das dargestellt (s. Bild 13). Aufgrund der großen Streuungen
bei zurückliegenden Untersuchungen der BASt-Projekte wurde darauf verzichtet, aus diesen Werten eine Wöhler-
ermittelt wurde kurve zu generieren. Größere Abweichungen der Kleb-
–– Gegenüberstellung unterschiedlicher Lastmodelle aus schichtdicke innerhalb eines Probekörpers scheinen sich
den gültigen Bemessungsvorschriften (DIN EN 1991-2) negativ auf die Dauerfestigkeit der Klebverbindung auszu-
–– Betrachtung der aktuellen Entwicklung bei den Achs wirken. Das gleiche gilt für Probekörper mit einem hohen
lasten und bei den Lkw-Reifen Anteil an Fehlstellen. Die erzielten Ergebnisse zeigen je-
doch auch, dass es bei der Verwendung hinreichend ebe-
Im Rahmen der Dauerfestigkeitsprüfungen wurden 35 Pro- ner Bleche möglich sein sollte, die Abweichungen zu be-
bekörper in 5-Punkt-Biegeversuchen an der BASt-Hydro- schränken.
pulsanlage getestet. Aus den aufgezeichneten Daten lassen Unter der Voraussetzung der vorgenannten Ausfüh-
sich die Durchbiegungen darstellen und die kritischen rungsqualität erreichen sämtliche bei einer Oberlast von
Lastwechselzahlen ermitteln. Für die weitere Versuchsaus- 60 kN getesteten Probekörper eine Anzahl von 107 Last-
wertung wurden die geklebten Bleche mit Hilfe von Ham- wechseln schadlos. Die Versuchsergebnisse liegen selbst
mer und Meißel getrennt. Anschließend wurden die Kleb- gegenüber den Einwirkungen des Lastmodells 1 (55,5 kN)
flächen der Bleche fotografiert, die tatsächliche Kleb- auf der sicheren Seite. Verglichen mit dem maximalen pra-
schichtdicke bestimmt und der Anteil der Fehlstellen (d. h. xisrelevanten Wert (44 kN) beträgt der Abstand 16 kN
die nicht verklebten Flächen) ermittelt. bzw. 36 %. Gegenüber dem Ermüdungslastmodell 3
Anhand der gemessenen Durchbiegungen wird das (22,2 kN) beträgt der Abstand 37,7 kN bzw. 63 %.
Potenzial der Verstärkung durch Aufkleben von Stahlble- Im Rahmen des Projekts konnte nachgewiesen wer-
chen deutlich. Die Messwerte liegen um mehr als 60 % un- den, dass sich mit dem Fügeverfahren Kleben für diesen
ter den rechnerischen ermittelten Durchbiegungen für Ble- Anwendungsfall dauerfeste Verbindungen herstellen las-
che ohne Verbund. Für alle getesteten Probekörper mit sen. Die erzielten Ergebnisse zeigen, dass sich die zwischen
einem Fehlstellenanteil von weniger als 25 % sind die er- den Längsrippenstößen auftretenden Durchbiegungen
zielten Lastwechselzahlen in einem Wöhler-Diagramm durch aufgeklebte Bleche signifikant reduzieren lassen.
Literatur
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[18] Leendertz, J. S., de Jong, F. B. P.: Schadens-, Reparatur- und Fassung EN 1991-2-:2003 + AC:2010. Berlin: Beuth Verlag
Ertüchtigungsmaßnahmen an Stahlbrücken mit orthotropen GmbH.
Fahrbahnplatten in den Niederlanden. Stahlbau 76 (2007),
H. 7, S. 503–508. Autoren dieses Beitrages:
[19] Leendertz, J. S., den Besten, C., van Dooren, F., Sliedrecht, Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Natalie Stranghöner,
H., de Vries, J.: Erfahrungen aus den Niederlanden. Experten- natalie.stranghoener@uni-due.de,
gespräch: Neue Entwicklungen im Stahlbrückenbau, BASt, Christoph Lorenz, M.Sc.,
Bergisch Gladbach, 22.10.2008. christoph.lorenz@uni-due.de,
[20] ZTV-ING Teil 7, Abschnitt 4:2010-10: Zusätzliche Techni-
sche Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbau- Universität Duisburg-Essen,
ten, Brückenbelag auf Stahl mit einem Dichtungssystem. Institut für Metall- und Leichtbau,
FGSV-Verlag 2010. Universitätsstraße 15,
[21] Stranghöner, N., Lorenz, C., Raake, V., Straube, E., Knauff, 45141 Essen
M.: Verstärkung von Stahlbrücken mit Kategorie-1-Schäden.
Universität Duisburg-Essen, Abschlussbericht zum For- Dipl.-Ing. Heinz Friedrich,
schungsprojekt FE 15.0473/2009/CRB, im Auftrag der Bun- Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt),
desanstalt für Straßenwesen (BASt), Bergisch Gladbach. BASt Referat B2 – Stahlbau, Korrosionsschutz,
Schriftenreihe B; Heft B 136. Dortmund: Verkehrsblatt-Verlag Brüderstraße 52,
2017. http://bast.opus.hbz-nrw.de/frontdoor.php?source_ 51427 Bergisch Gladbach,
opus=1799 friedrich@bast.de