Sie sind auf Seite 1von 33

Schweiz

Europäische Kulturen
Prof. Dr. Daniela Wawra / Prof. Dr. Ursula Reutner
Key Facts

Flagge
◼ Schweizerfahne
◼ weißes griechisches Kreuz
auf rotem Grund
Key Facts

◼ Nationalhymne: Text 1840, Melodie 1841


◼ Nationalfeiertag: 1. August
◼ Nationalheld: Wilhelm Tell
◼ Staatsgründung: Rütli-Schwur 1291
◼ Staatsform: parlamentarische Republik
◼ Hauptstadt: Bern
◼ Staatsaufbau: 26 Kantone
Übersicht

Teil 1
Sprachkulturen

Teil 2
Kulturgeschichte

Teil 3
Sprach- und Kulturpolitik
Teil 1

Sprachkulturen
Staatsaufbau
Gebietskörperschaften
◼ 26 Kantone
◼ 20 Kantone + 3 Kantone, die sich in jeweils 2
Halbkantone unterteilen (Appenzell, Basel und
Unterwalden)
Staatsaufbau

Karte 1: Die Kantone der Schweiz.


Geographische Verteilung

Karte 2: Sprachgrenzen in der Schweiz.


Geographische Verteilung
Deutsch
◼ 21 Kantone (4 davon mehrsprachig)
Französisch
◼ 7 Kantone (3 davon mehrsprachig)
Italienisch
◼ 2 Kantone (1 davon mehrsprachig)
Rätoromanisch
◼ 1 Kanton (mehrsprachig)
Einsprachige Kantone
Deutschsprachige Kantone (11 + 3)
Aargau, Appenzell (Ausserrhoden & Innerrhoden),
Basel (Stadt & Land), Glarus, Luzern, Sankt Gallen,
Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Thurgau,
Unterwalden (Obwalden & Nidwalden), Uri, Zug,
Zürich
Französischsprachige Kantone (4)
Jura (löste sich 1979 von Bern)
Neuchâtel (Neuenburg)
Vaud (Waadt)
Genève (Genf)
Italienischsprachiger Kanton (1)
Ticino (Tessin)
Mehrsprachige Kantone
Deutsch-französische Zweisprachigkeit (3)
Bern/Berne (mehrheitlich deutsch)
Freiburg/Fribourg (mehrheitlich französisch)
Wallis/Valais (mehrheitlich französisch)

Dreisprachiger Kanton (Deutsch, Italienisch,


Rätoromanisch)
Graubünden
Quantitative Verteilung

Karte 3: Sprachgruppen in der Schweiz.


Quantitative Verteilung
62,2 % Deutsch
22,9 % Französisch
8,0 % Italienisch
0,5 % Rätoromanisch

(Volkszählung 2016, BFS 2018)


Romandie und Tessin
Französisch
◼ Romandie: Kantone im Westen, an der Grenze zu
Frankreich (Jura, Neuchâtel, Vaud, Genève, Teile
von Bern, Freiburg, Wallis)

Italienisch
◼ Tessin: Kanton im Süden an der Grenze zu Italien
Graubünden
Deutsch
Italienisch
Rätoromanisch
◼ Räter: vorromanisches Volk, in Graubünden
ansässig
◼ Bündnerromanisch (Graubünden)
◼ Dolomitenladinisch (siehe Italien)
◼ Friaulisch (siehe Italien)
Graubünden
Deutsch
◼ dominant
Italienisch
◼ in vereinzelten Tälern (Misox und Calancatal, Bergell, Bivio
und Puschlav)
Rätoromanisch
◼ Vorderrheintal (Sursilvanisch) – z.B. Flims, Laax, Disentis
◼ Hinterrheintal (Sutsilvanisch)
◼ Albulatal (Surmiranisch)
◼ Oberengadin, Bergün (Puter) – z.B. St. Moritz
◼ Unterengadin (Valláder)
Teil 2

Kulturgeschichte
Historischer Überblick
◼ Romanisierung: v.a. Provinz Raetia nach dem Sieg
über die Räter unter Augustus, 15. v.Chr.
◼ Überschreitung des Limes durch die Alemannen
◼ 1291: Gründung der Eidgenossenschaft (Urkantone
Uri, Schwyz, Unterwalden bilden einen Schutzbund)
◼ Anschluss weiterer Kantone
◼ Ennetbirgische Feldzüge (1403–1515): Eidgenossen
erobern das Tessin (Vogteien Kantonen
zugewiesen)
◼ Helvetische Republik (1798–1813): Schweiz wird
unter Napoleon zum französischen Vasallenstaat
Nationenbildung
Nationalheld
◼ Wilhelm Tell, Tyrannenmörder
◼ 1307: Tell verweigert dem habsburgischen Landvogt
Gessler den Gruß – Strafe des Vogts: Tell soll einen
Apfel vom Kopf seines Sohns schießen – Tell trifft
den Apfel, soll nach Küssnacht überführt werden –
Tell entkommt, lauert dem Vogt auf und tötet ihn in
der „hohlen Gasse“ bei Küssnacht
◼ Sage ab dem 15. Jh.
◼ Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (1804)
◼ Schiller 4/3: „Durch diese hohle Gasse muss er
kommen. Es führt kein andrer Weg nach Küssnacht“
Nationenbildung
Nationalmythos
◼ Rütlischwur: Schutzbund der drei Urkantone
◼ der Legende nach im August auf dem Rütli
◼ 1291: Gründungsjahr der Schweiz
◼ 1. August: Schweizer Nationalfeiertag
◼ Schiller 2/2: „Wir wollen sein ein einzig Volk von
Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir
wollen frei sein, wie die Väter waren, eher den Tod,
als in der Knechtschaft leben. Wir wollen trauen auf
den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der
Macht der Menschen“
Sprachensituation
Einsprachigkeit
◼ bis 1789: rein deutschsprachiger Staatenbund
(Anderssprachige als Untertanen, „Zugewandte“)
Durchsetzung der Mehrsprachigkeit
◼ 1848 Aufnahme der Mehrsprachigkeit in die
Bundesverfassung
„Die drei Hauptsprachen der Schweiz, die deutsche,
französische und italienische, sind Nationalsprachen
des Bundes“ (V-CH 1848, Art. 109).
◼ 1938: Rätoromanischen als vierte Nationalsprache
◼ 1996: Rätoromanisch wird Amtssprache des Bundes
Teil 3

Sprach- und Kulturpolitik


Verfassung
Vier Amtssprachen
„1. Die Amtssprachen des Bundes sind Deutsch,
Französisch und Italienisch. Im Verkehr mit Personen
rätoromanischer Sprache ist auch das Rätoromanische
Amtssprache des Bundes“ (Art. 70).
Territorialitätsprinzip
„2. Die Kantone bestimmen ihre Amtssprachen. Um das
Einvernehmen zwischen den Sprachgemeinschaften zu
wahren, achten sie auf die herkömmliche sprachliche
Zusammensetzung der Gebiete und nehmen Rücksicht auf
die angestammten sprachlichen Minderheiten“ (Art. 70).
Verfassung
Verständigung zwischen den Sprachen
„3. Bund und Kantone fördern die Verständigung und den
Austausch zwischen den Sprachgemeinschaften. “ (Art. 70).
Unterstützung der mehrsprachigen Kantone
„4. Der Bund unterstützt die mehrsprachigen Kantone bei
der Erfüllung ihrer besonderen Aufgaben“ (Art. 70).
Förderung des Italienischen und des Rätoromanischen
„5. Der Bund unterstützt Massnahmen der Kantone
Graubünden und Tessin zur Erhaltung und Förderung der
rätoromanischen und der italienischen Sprache“ (Art. 70).
Verwaltung
Verwaltungsalltag
◼ Anfragen an und Antworten von Bundesbehörden in allen
vier Sprachen möglich
◼ Zusammensetzung der Verwaltung: Quoten für jede
Sprachgemeinschaft
◼ Höhere Verwaltungsangestelle: Forderung nach guten
aktiven Kenntnissen einer zweiten Amtssprache und
passiven Kenntnissen einer dritten
Verwaltung
Viersprachigkeit
◼ Offizielle Dokumente (z.B. Ausweise, Führerscheine
und Banknoten)
Zehn Franken – Diesch Francs.
Banknoten sind strafrechtlich
geschützt – Las bancnotas èn
protegidas dal dretg penal.

Dix Francs – Diechi Franchi.


Les billets de banque sont
protégés par le droit penal –
Le banconote sono protette dal
diritto penale.
Abbildung 1 und 2: Zehn-Franken-Schein mit Vorderseite
(links) und Rückseite (rechts)
Verwaltung
Viersprachigkeit
◼ Außenauftritt der Bundesbehörden (SpG, Art. 10–12)

Eidgenössisches Departement des Inneren


Département fédéral de l’Intérieuer
Dipartimento federale dell’interno
Departament federal da l’intern
Verwaltung
Straßenschilder
◼ nur Sprache(n) des jeweiligen Kantons

Abbildung 3: Französisch-deutsche Beschilderung im zweisprachigen Kanton Freiburg


(frz. Fribourg)
Schule
Unterrichtssprache
◼ Amtssprache(n) der Kantone
Fremdsprachen
◼ nach der allgemeinen Schulpflicht sollten
Schülerinnen und Schüler Kenntnisse mindestens
zweier Fremdsprachen (darunter eine
Landessprache) aufweisen.
◼ erste Fremdsprache ab dem 5. Schuljahr
◼ zweite Fremdsprache ab dem 7. Schuljahr (SpG, Art.
15.3)
◼ Englisch oder Landessprache als erste
Fremdsprache?
Medien
Printmedien
◼ u.a. D: Neue Zürcher Zeitung, F: Le Temps (Genf),
Le Matin (Lausanne), I: Corriere del Ticino (Lugano),
R: La Quotidiana (Chur)
Audiovisuelle Medien
◼ SRF (Schweizerische Radio- und Fernseh-
gesellschaft) bietet für jede Sprachregion eigene
Radio- und Fernsehprogramme (Fernsehen D: SRF,
F: RTS, I: LA)
◼ Neben den öffentlichen Sendern private Sender in
allen vier Sprachen
Normierung
Rätoromanisch
◼ Notwendigkeit einer Norm zur offiziellen Verwendung
◼ Problem: Normierung auf Basis einer der fünf
Varietäten ohne Akzeptant bei allen Sprechern
◼ Lösung: Entwicklung des Rumantsch Grischun =
bündnerromanische Dachsprache, die aus den fünf
Varietäten hervorging, ohne eine einzelne zu
bevorzugen
◼ 1982 entwickelt durch Heinrich Schmid
Abbildung 4: Rätoromanisches Ortsausgangsschild von Susch (Graubünden).
Literatur
Zum Nachlesen
Bossong, Georg (2008): Die romanischen Sprachen. Eine
vergleichende Einführung. Hamburg: Buske
Reutner, Ursula (2020): „Die Italoromania: Das Italienische im
Tessin“. In: Lobin, Antje/Meineke, Eva-Tabea (edd.): Handbuch
Italienisch. Sprache, Literatur, Kultur. Berlin: Schmidt.
Thibault, André (2017): „Suisse“, in: Reutner, Ursula (ed.): Manuel
des francophonies. Berlin/Boston: de Gruyter, 204–225.

Das könnte Ihnen auch gefallen