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Mit diesem Kapitel beginnt die Analysis, neben der linearen Algebra der zweite

grundlegende Zweig der Mathematik, der besondere Bedeutung für die Natur- und
Ingenieurwissenschaften hat.
Die Darstellung des Stoffes orientiert sich ziemlich eng an der Darstellung im Calculus
von Stewart.
Funktionen sind die fundamentalen Objekte mit
denen man sich in der Analysis beschäftigt.
Wir unterscheiden im Wesentlichen 4 Arten der
Darstellung einer Funktion:

1. Darstellung durch einen formelmäßigen


Zusammenhang (algebraische Darstellung)
A(r )    r 2
2. Darstellung durch eine Wertetabelle
Bevölkerungszahlen werden oft in einer solchen Tabelle
dargestellt.
3. Darstellung durch einen Graphen (siehe links und
unten)
Anzahl der Tageslicht-Stunden in Abhängigkeit von 4. Darstellung durch eine Beschreibung in Worten:
der Jahreszeit für verschiedene geografische Breiten Die Kosten für die Versendung eines Briefes mit der Post
in Abhängigkeit vom Gewicht des Briefes lässt sich am
einfachsten durch Worte beschreiben.
Darstellung einer Funktion
als Wertetabelle
Gemessene Beschleunigungen während
eines Erdbebens als Funktion der Zeit

Was also
ist eine
Funktion?
Definition: Funktion, Abbildung
Eine Funktion oder Abbildung ist eine Vorschrift, die jedem x aus einer Menge D, genannt Definitionsbereich
(domain), genau ein y einer Menge E, genannt Wertebereich (codomain), zuordnet. Das Bild B (range, image)
einer Funktion ist die Menge aller Funktionswerte, die tatsächlich angenommen werden. Wir schreiben den
Zusammenhang zwischen x und y als
f :DE Eindeutigkeit: jedem x wird genau
ein (und nur ein!) y zugeordnet
x y  f ( x)
und geben damit der Funktion den Namen f(x). (lies: „f von x“, „f of x“) Ein Symbol, das einen beliebigen Wert
aus dem Definitionsbereich bezeichnet heißt unabhängige Variable. Ein Symbol, dass einen beliebigen Wert
aus dem Wertebereich bezeichnet heißt abhängige Variable.

Anmerkung 1: Das Bild ist eine Teilmenge des Wertebereichs:

B   y | y  f ( x)  E
Dieses Bild besteht also aus all den Werten y, die sich tatsächlich als
y=f(x) schreiben lassen. Die Menge E kann also größer als B sein.
B Beispiel:
Für die Funktion y=f(x)=x² wird häufig als Definitionsbereich und
Wertebereich ℝ angegeben. Das Bild dieser Funktion ist aber nur ℝ +,
also die Menge der nicht-negativen reellen Zahlen.
Achtung: Die Begriffe Wertebereich und Bild werden in der Literatur oft
in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet.

Anmerkung 2: Mathematischer versus physikalischer Definitionsbereich:

Beispiel: Flächeninhalt eines Kreises: A(r )    r


2

Mathematisch gesehen ist der Definitionsbereich die gesamte Menge der reellen Zahlen.
Tatsächlich macht es aber physikalisch gesehen keinen Sinn für den Radius negative
Werte zuzulassen: Wir würden deshalb den Definitionsbereich gerne auf ℝ + beschränken.
Man kann sich eine Funktion als eine Art „Maschine“ vorstellen, die die
Berechnungsvorschrift und den Definitionsbereich kennt:
Erhält die Maschine als Eingabe ein x∈D, so antwortet sie mit einem y∈B –
Die Maschine funktioniert !
Zur Visualisierung einer Funktion bedienen wir uns häufig des Graphen einer Funktion:

Definition: Graph einer Funktion


Der Graph einer Funktion f ist die Menge der geordneten Tupel  x, y  | x  D  y  f ( x) ,
also eine Menge von Punkten.

Für den Fall, dass Definitionsbereich und Wertebereich Teilmengen reeller Zahlen sind, ergibt sich
hieraus die Möglichkeit, durch eine graphische Darstellung zu visualisieren: Der Graph ist dann eine
Kurve in der x-y Ebene.
Aber: Nicht jede Kurve in der x-y-Ebene ist der Graph einer Funktion!

Für das rechte Bild gebe man f(1), f(5), sowie D und das Bild von f an.
Funktion Keine Funktion

Nur die linke Kurve ist der Graph einer Funktion, da im rechten Graphen die Eindeutigkeit verletzt ist:
Bei einer Funktion darf jedem x ein und nur ein y zugeordnet sein

Test der vertikalen Linie:


Eine Kurve in der x-y-Ebene ist dann und nur dann der Graph einer Funktion, wenn jede
vertikale Linie die Kurve höchstens einmal schneidet.

Im Gegensatz dazu ist es durchaus erlaubt, dass eine horizontale Linie die Kurve mehr als einmal schneidet!
In vielen Fällen benötigen wir Funktionen, die in verschiedenen Bereichen ihres Definitionsbereiches unterschiedlich
definiert sind:

Beispiel 1: Die Betragsfunktion


Die Funktion
f ( x)  x
ist eine stückweise definierte Funktion, denn wir können schreiben:
 x wenn x  0
f ( x)  
 x wenn x  0

Beispiel 2: Stufenfunktion oder Treppenfunktion

Die Funktion C(w) ist in mehreren Stücken definiert:


 0.3 0  w  1
 0.5 1  w  2

C ( w)   0.8 2  w  3
 1.0 3  w  4

 1.3 4  w  5
Definition: Gerade und ungerade Funktion
Eine Funktion f(x) heißt gerade (even), wenn für alle Werte x aus dem Definitionsbereich gilt:
f ( x)  f ( x)
Eine Funktion f(x) heißt ungerade (odd), wenn für alle Werte von x aus dem Definitionsbereich
gilt:
f ( x)   f ( x)
Definition: Monotonie von Funktionen
Eine Funktion f heißt streng monoton fallend, wenn gilt: x1  x2  f ( x1 )  f ( x2 )

F heißt monoton fallend, wenn gilt: x1  x2  f ( x1 )  f ( x2 )

Eine Funktion f heißt streng monoton steigend, wenn gilt: x1  x2  f ( x1 )  f ( x2 )

F heißt monoton steigend, wenn gilt: x1  x2  f ( x1 )  f ( x2 )


In Physik und Technik dienen Funktionen der mathematischen Modellierung realer Probleme.

1. Formulierung eines mathematischen Modells


2. Lösung oder Umformung des mathematischen Modells
3. Interpretieren der mathematischen Schlussfolgerungen für das reale Problem

Die „Kunst“ besteht in der Formulierung des Modells:

- Was sind die unabhängigen und abhängigen Variablen ?


- Was sind die zugrundeliegenden (physikalischen, technischen) Gesetze ?
- Geeignete Annahmen
- Geeignete Vereinfachungen

Das Aufstellen eines mathematischen Modells ist oftmals ein iterativer Prozess:
Die Annahmen führen zu Vorhersagen, die nicht durch das Experiment gedeckt sind. Also muss
das Modell verfeinert und dann erneut überprüft werden. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis das
Modell einen zufriedenstellenden Grad an Genauigkeit und „Vorhersagekraft“ hat.
Lineare Modelle:
Lineare Modelle gehören zu den Wichtigsten!

1. Viele Phänomene zeigen lineares Verhalten


2. Viele Phänomene zeigen zumindest in einem gewissen
Bereich der unabhängigen Variablen lineares Verhalten
3. Lineare Modelle sind einfach!

Lineares Modell: y  f ( x)  m  x  b
Besonders wichtig ist die Steigung:

Die Steigung (m) gibt die (konstante) Änderungsrate (rate


of change) der abhängigen Variablen an.

Nicht-lineare Modelle haben keine konstante


Änderungsrate!
Die Tabelle zeigt die CO2-Konzentration (C) der
Atmosphäre in Abhängigkeit von der Zeit (t)

Die Annahme eines linearen Zusammenhangs


erscheint sinnvoll !

Die Geradengleichung für die optimale Gerade


durch die Messpunkte erhält man durch
lineare Regression.

C (t )  1.55192  t  2734.55
Durch Interpolation können wir den CO2-Level im
Jahre 1987 abschätzen:

C (1987)  349.12
Durch Extrapolation können wir den CO2-Level für
2010 vorhersagen:

C (2010)  384.81
Misst man die Temperatur der Atmosphäre an einem
bestimmten Tag in verschiedenen Höhen h, so
ergibt sich in guter Näherung ein linearer
Zusammenhang:

T (h)  10  h  20
Am Boden (h=0) wurde eine Temperatur von 20°C
gemessen.

Die Änderungsrate lässt sich aus der


Thermodynamik unter der Annahme einer
adiabatisch geschichteten Atmosphäre herleiten:

M  g  1
m   9.79 C km  10 C km
R 
M: molare Masse der Luft. M=0.02896 kg/mol
g: Erdbeschleunigung. g=9.807m/s²
R: universelle Gaskonstante. R=8.314J/°C/mol
κ: Adiabaten-Exponent. Für trockene Luft: κ=1.402
Definition: Polynom
Eine Funktion p(x) heißt Polynom vom Grad n (n≥0), wenn Sie in der Form
p ( x)  a0  a1  x  a2  x 2  an  x n
geschrieben werden kann. Der Definitionsbereich eines Polynoms ist stets die Menge der
reellen Zahlen. Die Zahlen a0, a1,…an heißen Koeffizienten des Polynoms.

Beispiele:

n=0 : p(x)=a0=const. sind die konstanten Funktionen

n=1: p(x)=a0+a1x sind die linearen Funktionen, die wir als y=mx+b kennengelernt haben.

n=2: p(x)=a0+a1x+a2x² sind die quadratischen Funktionen.

Polynome vom Grad 2


(quadratische Polynome)
Im Beispiel sehen wir je ein Polynom vom Grad 3, 4 und 5. Die Vielfalt
und Freiheit der Modellierung nimmt mit wachsendem Grad zu!
Ein Ball wird aus 450m Höhe frei fallen gelassen. In Folge der Erdanziehung führt der Ball
eine gleichförmig beschleunigte Bewegung aus:
g 2
Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz: h(t )    t  h0 g  10m/s² h0  450m  h(t )  5  t 2  450
2
Der Ball schlägt nach etwa t=9.6s auf dem Erdboden auf.
Die Geschwindigkeit des Balls nimmt linear mit der Zeit zu: v(t )   g  t
Definition: Potenzfunktion
Eine Funktion f(x) heißt Potenzfunktion, wenn Sie in der Form f ( x)  x a mit beliebigem a∈ℝ
geschrieben werden kann.
Die reelle Zahl a heißt Exponent der Potenzfunktion.
Wir unterscheiden verschiedene Fälle:

Monome:
a=n∈ℕ: f(x)=xn wird auch als Monom (engl.: monomial), im Unterschied zu Polynom bezeichnet

Ist n eine gerade Zahl, so ist das Monom xn eine gerade Funktion. Ist n ungerade, so ist das Monom xn eine
ungerade Funktion.
Jedes Polynom ist eine Linearkombination von Monomen. Enthält ein Polynom nur gerade Monome, so ist das
Polynom selbst eine gerade Funktion. Enthält ein Polynom nur ungerade Monome, so ist das Polynom selbst eine
ungerade Funktion. Der Definitionsbereich eines Monoms ist stets die Menge der reellen Zahlen.
Alle Monome gehen durch die Punkte (0,0) und (1,1).
Gerade Monome gehen zusätzlich durch den Punkt (-1,1).
Ungerade Monome gehen zusätzlich durch den Punkt (-1,-1).
Diese Eigenschaften werden durch die Symmetrie der Monome bedingt.
Für |x|>1 nimmt der Betrag der Steigung (Änderungsrate) mit wachsendem n zu.
Für |x|<1 nimmt der Betrag der Steigung (Änderungsrate) mit wachsendem n zu.
Gerade Monome sind für x>0 streng monoton steigend und für x<0 streng monoton fallend.
Ungerade Monome sind auf ihrem ganzen Definitionsbereich streng monoton steigend.
Wir unterscheiden verschiedene Fälle:

Wurzelfunktionen:
a=1/n n∈ℕ: f ( x)  x1 n : n x wird auch als Wurzelfunktion bezeichnet

Ist n eine gerade Zahl, so ist der Definitionsbereich der Wurzelfunktion die Menge der nicht-negativen reellen
Zahlen. Ist n ungerade, so ist der Definitionsbereich die ganze Menge der reellen Zahlen.
Alle Wurzelfunktionen gehen durch die Punkte (0,0) und (1,1).
Wurzelfunktionen sind auf ihrem gesamten Definitionsbereich streng monoton steigend.
Wir unterscheiden verschiedene Fälle:

Reziproke Funktionen:
a=-1 f ( x)  x 1  1/ x wird als reziproke Funktion oder auch als Hyperbel bezeichnet.

Beispiel:
Das Boylesche Gesetz besagt, dass für ein
ideales Gas das Volumen V proportional zum
Kehrwert des Drucks p ist.
1
V  c
p

Der Definitionsbereich der reziproken Funktion ist ℝ\{0}. Die reziproke Funktion ist ungerade.
Definition: rationale oder gebrochen rationale Funktion
Eine Funktion f(x) heißt rationale Funktion, wenn sie als Quotient zweier Polynome geschrieben
werden kann.
p ( x) a0  a1 x 
m
 am x
f ( x)   , m, n 
q ( x) b0  b1 x   bn x n

Beispiel:
2x4  x2  1
f ( x) 
x2  4

Definitionsbereich: D=ℝ\{-2,2}

Allgemein ist der Definitionsbereich einer rationalen Funktion


die Menge aller reellen Zahlen, für die das Nennerpolynom q(x)
nicht 0 ist:
D  x  | q ( x)  0
Eine rationale ist Funktion ist gerade, wenn Zähler- und Nennerpolynom
beide gerade oder beide ungerade sind.
Eine rationale Funktion ist ungerade, wenn eines der beiden Polynome
gerade und das andere ungerade ist.
Definition: algebraische Funktion
Eine Funktion f(x) heißt algebraische Funktion, wenn sie durch algebraische Operationen wie
Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division und Wurzelziehen gebildet werden kann.

Alle bisher betrachteten Funktionen sind also auch algebraische Funktionen.


Weitere Beispiele:

In der speziellen Relativitätstheorie ist der Zusammenhang zwischen der trägen Masse m und der Geschwindigkeit v
eines Körpers eine algebraische Funktion:
(m0 ist die sogenannte Ruhemasse des Körpers)
m0
m  f (v )  , c  3 108 m/s
1  v2 c2
Die trigonometrischen Funktionen sin und cos sind bereits in Kapitel 2 ausführlich besprochen worden.

f ( x)  tan x
Der Definitionsbereich von sin x und cos x ist die Menge der reellen Zahlen.
Das Bild von sin x und cos x ist das Intervall [-1,1]
Die trigonometrischen Funktionen sin und cos haben die Periode 2π.

Die trigonometrische Funktion tan x hat Definitionsbereich


D  x  | x  (2n  1)   2  n  
Das Bild der Funktion tan x ist die Menge der reellen Zahlen.
Die Periode von tan x ist π.

Trigonometrische Funktionen werden zur Modellierung periodischer


Vorgänge verwendet:
Modelle für Ebbe und Flut. Schwingungen und Wellen. Kreisbewegungen
Definition: Exponentialfunktion
Eine Funktion f(x) heißt Exponentialfunktion, wenn sie in der Form f(x)=ax mit a>0 geschrieben
werden kann.

Der Definitionsbereich einer Exponentialfunktion ist stets die Menge der reellen Zahlen.
Das Bild einer Exponentialfunktion ist stets das offene Intervall (0,∞)

Exponentialfunktionen werden u. A. zur


Modellierung von Wachstumsprozessen,
z.B. Bevölkerungswachstums,
zur Beschreibung von Dämpfungen
(gedämpfte Schwingung), aber auch als
Modell des radioaktiven Zerfalls
verwendet.

An dieser Stelle wiederholen wir die


Rechengesetze für den Umgang mit
Potenzen, die sogenannten „Potenzgesetze“ ,
da diese für den Umgang mit Exponential-
funktionen essentiell sind.
Die Darstellung entspricht weitestgehend
Dem Abschnitt 1.5 in Stewarts Calculus.

Wir gehen auf die Übungsaufgaben zu Exponentialfunktionen ein und geben einen
Einblick in sogenannte „Funktionalgleichungen“.
Die Funktionalgleichungen für die Exponentialfunktionen und die trigonometrischen
Funktionen bieten eine Möglichkeit, die Euler-Relation zu motivieren.
Von allen Exponentialfunktionen mit Basis a>0 suchen wir diejenige, deren Tangente bei x=0 die
Steigung m=1 hat:

Die Eulersche Zahl e


Es gibt genau eine Zahl e, die zwischen 2 und 3 liegt, so dass
die Steigung der Exponentialfunktion f(x)=ex genau 1 ist.
Diese Zahl ist transzendent und wird als Eulersche Zahl
bezeichnet:
e  2.71828...
Zur genaueren Spezifizierung der Eulerschen Zahl benötigen wir
die Begriffe „Grenzwert“ und „Ableitung“, die im nächsten
Kapitel besprochen werden.

Die Funktion
f(x)=ex
zur Basis e ist die in Mathematik und Naturwissenschaft
bedeutendste Exponentialfunktion!
Alle nicht-algebraischen Funktionen heißen transzendente Funktionen. Zu dieser Klasse
von Funktionen gehören die trigonometrischen Funktionen, die Exponentialfunktionen und
die noch zu besprechenden Logarithmusfunktionen.
Logarithmusfunktionen sind die inversen Funktionen (Umkehrfunktionen) der
Exponentialfunktionen
Funktionen können punktweise, das heißt für jedes x∈D zu neuen Funktionen verknüpft werden:
f  g  ( x) : f ( x)  g ( x)  f  g  ( x) : f ( x)  g ( x) f / g  ( x) : f ( x) / g ( x)
Der Definitionsbereich ist jeweils die Schnittmenge der Definitionsbereiche der Einzelfunktionen:
D  D( f )  D( g )
Im Falle der Division zweier Funktionen muss darauf geachtet werden, dass nicht durch 0 dividiert
wird:
D   D( f )  D( g )  \  x  D( g ) | g ( x)  0

Definition: Verkettung von Funktionen (composite function)


Die Verkettung zweier Funktionen f(x) und g(x) ist definiert durch f g  ( x) : f  g ( x) 
Der Definitionsbereich der verknüpften Funktion ist die Menge aller x∈D(g), für die u=g(x)∈D(f) ist.

Beispiel: „Maschine“ zur Be-


y  f (u )  u  u  g ( x)  x 2  1 rechnung der ver-
knüpften Funktion
 f g  ( x)  f  g ( x)   x 2  1

Aber: y  f (u )  u  u  g ( x)  x 2  1

g f  ( x)  g  f ( x)    x
2
 1  x 1
Man sieht also: Die Verkettung ist nicht kommutativ!
Wir wollen uns nun den sogenannten Umkehrfunktionen zuwenden. Dazu benötigen wir zunächst den Begriff der
bijektiven Funktion:

Definition: injektiv, surjektiv, bijektiv


Es sei f:D→E eine Funktion mit Definitionsbereich D, Wertebereich E und Bild B.

i. Die Funktion f heißt injektiv, wenn gilt: x1  x2  f  x1   f  x2  , d.h. wenn f niemals


an 2 oder mehr Stellen den gleichen Wert annimmt.

ii. Die Funktion f heißt surjektiv, wenn E=B gilt, d.h. wenn alle Werte des Wertebereichs auch
tatsächlich als Funktionswert für ein x∈D angenommen werden.

iii. Die Funktion heißt bijektiv oder ein-eindeutig, wenn f sowohl injektiv als auch surjektiv ist.

Anmerkung:
Wenn wir den Wertebereich einer Funktion von
vornherein und immer so festlegen, dass
dieser gleich dem Bild der Funktion ist, so
benötigen wir den Begriff „surjektiv“ nicht.

Test der waagerechten Linie


f ist injektiv, g nicht!
Eine Funktion ist genau dann injektiv, wenn
es keine Parallele zur x-Achse gibt, die die
Funktion mehr als einmal schneidet.

f ist nicht injektiv !


Nehmen wir zunächst die Funktion f(x)=x² mit
Definitionsbereich und Wertebereich D=E=ℝ:

Dann ist f weder injektiv noch surjektiv!

Reduzieren wir den Wertebereich auf E=ℝ+=(0,∞) ,


so wird f(x) dadurch surjektiv: jeder Wert aus E wird
tatsächlich (mindestens!) einmal als Funktionswert
angenommen.

Es gibt aber immer noch zu jedem Funktionswert 2


zugehörige x-Werte: f besteht den Test der
waagerechten Linie nicht, also ist f nicht injektiv!

Um dies zu erreichen müssen wir den


Definitionsbereich ebenfalls auf D=ℝ+ einschränken,
also den linken Halb-Ast der Parabel ausblenden.

Jetzt ist f sowohl injektiv als auch surjektiv und damit


bijektiv oder ein-eindeutig.
Definition: inverse Funktion oder Umkehrfunktion
Sei f eine ein-eindeutige Funktion mit Definitionsbereich A und Wertebereich B.

Dann ist die inverse Funktion definiert durch: y  f ( x) : f 1 ( y )  x für jedes y∈B.

Der Definitionsbereich von f-1 ist der Wertebereich von f und der Wertebereich von f-1 ist
der Definitionsbereich von f.

Wenn also f einen x-Wert nach y abbildet, so bildet f-1 diesen


y-Wert nach x ab.

Voraussetzung für die Existenz der Umkehrfunktion ist die


Bijektivität der ursprünglichen Funktion:

Wäre die Sürjektivität von f nicht gewährleistet, so gäbe es y-


Werte aus dem Definitionsbereich von f-1, zu denen es keinen
passenden Funktionswert f-1(y) gibt!

Wäre die Injektivität von f nicht gewährleistet, so gäbe es y-


Werte aus dem Definitionsbereich von f-1, denen kein
Anmerkung:
eindeutiger Funktionswert zugeordnet werden könnte!
Die Schreibweise f-1(x) hat nichts mit dem
Kehrwert zu tun:
1 Beide Verletzungen würden dazu führen, dass das, was wir
  f ( x) 
1
f 1 ( x)  gerne als Umkehrfunktion bezeichnen würden keine Funktion
f ( x) darstellt, also nicht existiert.
Die nachstehende Abbildung verdeutlicht noch einmal das Zusammenspiel von f und f -1 :

Das Symbol x wird traditionell für die Bestimmung der inversen Funktion:
unabhängige Variable einer Funktion f genutzt.
Konzentrieren wir uns also auf die
i. Man notiere y=f(x)
Umkehrfunktion, so werden wir auch hier wieder
die unabhängige Variable mit dem Symbol x ii. Löse diese Gleichung nach x auf.
anstatt mit dem Symbol y bezeichnen: iii. Tausche die Symbole y und x.
f 1 ( x)  y  x  f ( y ) Beispiel:
f 1  f ( x)   x für alle x  A f ( x)  x 3  2  x 3 y2
f  f 1 ( x)   x für alle x  B Also lautet die Umkehrfunktion:

f 1 ( x)  3 x  2
Liegt der Punkt mit den Koordinaten (a,b) auf dem Graphen von
f, so ist f(a)=b. Dann ist aber f-1(b)=a, so dass der Punkt mit
den Koordinaten (b,a) auf dem Graphen von f-1 liegt.

Das entspricht einer Spiegelung an der Winkelhalbierenden.

Beispiel:
Man gebe Definitions- und Wertebereich von f ( x)  1  x so an, dass f
ein-eindeutig ist. Man skizziere die Graphen von f und ihrer
Umkehrfunktion und gebe den Definitions- und Wertebereich von f-1 an.

Lösung: f: A=(-∞,-1] →B=ℝ+ f-1: B=ℝ+→A= =(-∞,-1]


Exponentialfunktionen f(x)=ax mit a>0 sind auf ganz ℝ definiert und dort entweder streng monoton steigend
(a>1) oder streng monoton fallend (a<1). Der Fall a=1 ist uninteressant, da dann f(x)=1 für alle x gelten
würde. Beschränken wir den Wertebereich auf ℝ+, also das eigentliche Bild der Exponentialfunktionen, so sind
diese auf ihrem gesamten Definitionsbereich bijektiv und damit umkehrbar:

Satz und Definition: Logarithmus, Logarithmusfunktion


Es sei f:ℝ→(0,∞) , f(x)=ax eine Exponentialfunktion mit a>0 und a≠1. Dann ist f auf ganz ℝ
umkehrbar. Die Umkehrfunktion wird mit
y  f 1 ( x)  log a x : x  f ( y)  a y
bezeichnet. Sprich „Logarithmus zur Basis a von x“
Der Definitionsbereich der Logarithmusfunktionen ist (0,∞). Das Bild der
Logarithmusfunktionen ist die Menge ℝ der reellen Zahlen.

Es gilt:

log a  a x   x für alle x 


a loga x  x für alle x  0
Aus den Potenzgesetzen folgen die sogenannten Spezielle Logarithmen:
Logarithmusgesetze, da die Logarithmusfunktionen die
Umkehrfunktionen der Exponentialfunktionen sind:
Von besonderer Bedeutung sind die
Potenzgesetze Logarithmusgesetze folgenden Logarithmusfunktionen:

i. Logarithmus Naturalis a=e


a x  a y  a x y log a  x  y   log a x  log a y
ln x : log e x
ax x y x
 a log a    log a x  log a y ii. Dekadischer Logarithmus a=10
ay  y
lg x : log10 x
a  log a  x   y  log
y x y
x
a y
a x iii. Logarithmus Dualis : a=2
ax  bx   a  b ld x : log 2 x
x
log a x 
logb x
logb a

(Nachweise an der Tafel)

Wachstum der
Logarithmusfunktionen im
Vergleich zur Wurzelfunktion
Wir wollen nun die inversen Funktionen der trigonometrischen Funktionen bestimmen. Dabei macht uns
zunächst die Periodizität dieser Funktionen zu schaffen: Diese verhindert die Bijektivität von sin, cos und tan:

y  sin x

Für die Umkehrfunktion der Sinusfunktion müssen wir den


Definitionsbereich auf [-π/2,+π/2] einschränken und den
Wertebereich auf [-1,1] festlegen:

Definition: arcsin
y  arcsin x
1
y  arcsin x : sin x : sin y  x  2  y   2 
 

arcsin  sin x   x   2  x   2 
sin  arcsin x   x  1  x  1
Für die Umkehrfunktion der Kosinusfunktion müssen wir
den Definitionsbereich auf [0,π] einschränken und den
Wertebereich auf [-1,1] festlegen:

Definition: arccos

y  arccos x : cos 1 x : cos y  x 0  y   


arccos  cos x   x 0  x   
cos  arccos x   x  1  x  1

y  cos x y  arccos x
Für die Umkehrfunktion der Tangensfunktion müssen wir
den Definitionsbereich auf [- π/2,π/2] einschränken und
den Wertebereich auf R festlegen:

Definition: arccos

y  arctan x : tan 1 x : tan y  x   2  y   2 


arctan  tan x   x   2  x   2 
tan  arctan x   x    x   

y  tan x y  arctan x

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