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 Vorbereitungen: Aussagenlogik, Mengen und die Frage: „was sind Beweise“ ?

 Zahlenmengen: Von den Natürlichen zu den Reellen Zahlen


 Algebra der Zahlen
 Ordnung der Zahlen
 Ungleichungen
 Absolutbetrag

Literatur:
James Stewart: Calculus 7E, Appendix A
Umdruck: „Review of Algebra“

Dieses Kapitel wiederholt zum Einen viele Dinge aus der Schulmathematik und stellt sie
zum Anderen gleichzeitig „hochschul-tauglich“ dar.

„Hochschul-tauglich“ bedeutet in diesem Zusammenhang oftmals einen höheren


Abstraktionsgrad, der es erlauben soll, bestimmte Zusammenhänge leichter auf neue
Situationen anzuwenden.

In diesem Kapitel gibt es also viele Dinge, die aus der Schule bekannt sein und von den
Studenten beherrscht werden sollten, aber auch etliche neue Dinge.
Definition: Aussage (proposition) Beispiele:
Eine Aussage ist ein Satz, von dem a) Berlin ist die Hauptstadt
man eindeutig entscheiden kann, ob Deutschlands.
er wahr (w,W,1,True) oder falsch
b) 1+5=6
(f,F,0,False) ist. (Wahrheitswert)
c) 5 ist kleiner als 3.
Prinzip der Zweiwertigkeit
d) Guten Abend!
Prinzip vom ausgeschlossenen
Dritten: nur w und f e) x+3=5

Prinzip vom ausgeschlossenen f) Heute ist Montag.


Widerspruch: entweder w oder f g) Die Zahl 2m-1 ist eine Primzahl.
h) Die Gleichung x³-x=0 hat genau
zwei reelle Lösungen.
a) Berlin ist die Hauptstadt Deutschlands Aussage, Wahrheitswert: w
b) 1+5=6 Aussage, Wahrheitswert: w
c) 5 ist kleiner als 3. Aussage, Wahrheitswert: f
d) Guten Abend! Keine Aussage !
e) x+3=5 Keine Aussage aber
Aussageform
f) Heute ist Montag. Keine Aussage aber
Aussageform
g) Die Zahl 2m-1 ist eine Primzahl. Keine Aussage aber
Aussageform
h) Die Gleichung x³-x=0 hat genau zwei
reelle Lösungen. Aussage, Wahrheitswert: f
Definition: Aussageform, Prädikat
Eine Aussage, die freie, ungebundene Variablen enthält, heißt Aussageform
oder Prädikat. Durch Belegen der Variablen mit einem oder mehreren
zulässigen Werten, entsteht eine Aussage der klassischen, Aussagenlogik.

Beispiele:
Der Wertevorrat der Variablen muss also p(x) : x >2, Grundbereich: ℕ
zwingend angegeben werden oder aber
aus dem Kontext eindeutig hervorgehen! p(1) ist falsche Aussage,
Dieser Wertevorrat heißt Grundbereich. p(3) ist wahre Aussage

p(x, y) : 2x = y, Grundbereich ℕ
p(2,4) ist wahre Aussage
p(4,2) ist falsche Aussage

ℕ : Menge der natürlichen Zahlen, inklusive oder exklusive


der 0. (Geht aus dem Kontext hervor!)
Definition: Allquantor und Existenzquantor
Es sei p(x) eine Aussageform, in der x als freie Variable vorkommt
und G der zugehörige Grundbereich.
1. Dann ist  p( x)
xG
"für alle x  G gilt p ( x )"
eine Aussage der Aussagenlogik, welche genau dann den
Wahrheitswert W annimmt, wenn p(x) für jedes x des
Grundbereiches eine wahre Aussage ist.
2. Dann ist  p( x) "es existiert ein x  G, so dass p(x) gilt"
xG
eine Aussage der Aussagenlogik, welche genau dann den
Wahrheitswert F annimmt, wenn p(x) für jedes x des
Grundbereiches eine falsche Aussage ist.
 ( x  2) „Alle Natürlichen Zahlen sind größer als 2“

( x  2)
x (falsche Aussage)
„Es existiert (mindestens!) eine natürliche Zahl, die
x größer als 2 ist“ (wahre Aussage)

Gaußsche Summenformel:
n
 n
i 
 i 0
n( n  1) 
2 

   2  2
 
n
n 1
i
 1
Summe der Zweierpotenzen: n i 0 
n n

 i : 1  2  3  4  ...  n
i 1
 2
i 0
i
: 1  2  4  8  ...2 n

:= heißt: die linke Seite ist durch die rechte Seite definiert
=: heißt: die rechte Seite ist durch die linke Seite definiert
Definition: Verneinung (nicht, not, Funktor: ¬)

Die Verneinung einer Aussage p ist genau dann wahr, wenn p falsch ist.

Definition: Konjunktion (und, and, Funktor: ∧)


Die Konjunktion zweier Aussagen p, q ist eine Aussage, die genau dann
wahr ist, wenn beide Aussagen p und q wahr sind
Definition: Disjunktion (oder, or, Funktor: ∨)
Die Disjunktion zweier Aussagen p, q ist eine Aussage, die genau dann
wahr ist, wenn mindestens eine der beiden Aussagen p oder q wahr ist.
Funktoren (Verknüpfungssymbole: ¬ ∧ ∨
p q p∧q p∨q
Wahrheitstabellen: f f f f

¬p f w f w
p
w f f w
f w
w f w w w w
Definition: Implikation (pgq)
Die Implikation zweier Aussagen p, q ist eine Aussage, die nur dann falsch ist,
wenn p (die Prämisse) wahr und q (die Konklusion) falsch ist. Man sagt auch:
„Aus p folgt q“, „p ist hinreichend für q“ und „q ist notwendig für p“.

Definition: Äquivalenz (pnq)


Die Äquivalenz zweier Aussagen p, q ist eine Aussage, die genau dann wahr
ist, wenn beide Aussagen p und q den gleichen Wahrheitswert haben. Man sagt
auch: „p ist notwendig und hinreichend für q“ sowie: „p ist (logisch) äquivalent
zu q“.

Funktoren: g n
p q pgq pnq
f f w w
Wahrheitstabellen:
f w w f
w f f f
w w w w
In mathematischen Aussagen werden fast immer die Symbole
⇒ : semantische Implikation („Wenn p dann q“)
und
⇔ : semantische Äquivalenz („Wenn p dann q und wenn q dann p“)
verwendet.
Diese haben eine tiefergehende mathematische Bedeutung, die wir hier
nicht erläutern wollen.

Für uns reicht folgender Sachverhalt:

p⇒q bedeutet : (immer) wenn p wahr ist, dann muss auch q wahr sein!
(aber nicht unbedingt auch umgekehrt!)
Sprachgebrauch: „Aus p folgt q“, „p ist hinreichend für q“,
„q ist notwendig für p“

p⇔q bedeutet : (immer) wenn p wahr ist, dann ist auch q wahr und
(immer) wenn q wahr ist, dann ist auch p wahr!
Sprachgebrauch: „p ist äquivalent zu q“
„p ist notwendig und hinreichend für q“
Kette von Äquivalenzumformungen: Keine Äquivalenzumformung:
x2  2  0
x2  2  0
 x2  2
 x2  2
 x 2  x 2

 x 2

Wenn x 2  2 ist, dann muss nicht x   2 sein; es könnte ja auch x   2 sein.

Es gilt aber x  2  x 2  2 und auch x   2  x 2  2

Beide Implikationen sind richtig! Keine der Implikationen lässt sich zur
Äquivalenz erweitern!

Denn es gilt nicht x  2  x   2 und auch nicht x  2  x   2


2 2

Im Sprachgebrauch:“ x   2 ist hinreichend dafür, dass x  2 ist.


2

aber: x   2 ist nicht notwendig dafür, dass x 2  2 ist!


Es gilt 0=1, wie die folgende Kette von Umformungen „beweist“:

62  6 11  52  5 11
2 2
 11   11 
6  6 11   
2
 5  5 11   
2

2 2
2 2
 11   11 
 6    5 
 2  2
11 11
6  5
2 2
6  5
1  0
Es gilt 0=1, wie die folgende Kette von Umformungen „beweist“:

62  6 11  52  5 11  62  6 11  52  5 11


2 2 2 2
 11   11   11   11 
6  6 11   
2
 5  5 11   
2
 6  6 11   
2
 5  5 11   
2

2 2 2 2


2 2 2 2
 11   11   11   11 
 6    5    6    5 
 2  2  2  2
11 11 11 11
6  5  6  5
2 2 2 2
6  5  6  5
1  0  1  0

2 2

Es gilt zwar:  11   11  11 11
 6  
  5    6   5 
 2  2 2 2
2 2
 11   11  11 11
Aber nicht: 6    5    6  5
 2  2 2 2
Es gilt folgender Satz über Mittelwerte:
Satz:
Das arithmetische Mittel zweier verschiedener, positiver, reeller
Zahlen ist stets größer als das geometrische Mittel.


a ,b



( a , b  0  a  b ) 
ab
2
 a  b



Wir sehen in diesem Beispiel den typischen Aufbau von Sätzen in der Mathematik:
1. Es wird eine Aussage über alle reelle Zahlen a, b getroffen (Allquantor)
2. Es gibt Voraussetzungen hier: a, b  0  a  b
3. Die Aussage wird in Form einer Implikation „⇒“ getroffen

„Wenn a und b größer als 0 sind und a und b verschieden sind, dann ist das
arithmetische Mittel stets (für alle solchen Zahlen a und b) größer als das geometrische
Mittel“

Allgemeine Form eines Satzes in der Mathematik:


„Wenn die Voraussetzungen (auch Prämissen genannt) wahr sind, dann sind
auch die Schlussfolgerungen (auch Konklusionen genannt) wahr.“
Satz:
Das arithmetische Mittel zweier verschiedener, positiver, reeller
Zahlen ist stets größer als das geometrische Mittel.


a ,b



( a , b  0  a  b ) 
ab
2
 a  b


Wir wollen uns nun dem Beweis dieses Satzes widmen.

Beweisen bedeutet nichts anderes, als zu erklären, warum eine Aussage wahr ist oder unter
welchen Voraussetzungen eine Aussage wahr ist.
Die Frage nach dem „Warum“ ist in allen Lebensbereichen des Menschen von fundamentaler
Bedeutung!

„Beweis“ ~ „Warum ist das so oder so ?“

Einen Beweis zu führen bedeutet also nichts anderes, als Argumente für oder gegen eine
bestimmte Aussage zu finden: Verifizieren versus falsifizieren
Satz:
Das arithmetische Mittel zweier verschiedener, positiver, reeller
Zahlen ist stets größer als das geometrische Mittel.


a ,b



( a , b  0  a  b ) 
ab
2
 a  b



Wir wollen nun den Beweis dieses Satzes führen:
Sei also a  b
Wir wissen jetzt also, dass die Aussage a  b
 a b  0 gleichbedeutend (äquivalent) zur Aussage  a  b   4ab
2

ist.
 a  b  0
2

Wenn wir nun zusätzlich, wie in den Voraussetzungen


 a  2ab  b  0
2 2
des Satzes gefordert,a  0  b  0 fordern, so können wir
folgendermaßen argumentieren:
 a  2ab  b  4ab
2 2

Seien also a  0  b0  a  b  4ab


2
 a  b  4ab
2

Bis hierhin sind alle Umformungen  a  b  2 ab


Äquivalenzumformungen: ab
Die Folgerungen können in beide   ab q. e. d.
Richtungen ausgeführt werden 2
Aufgabe: was passiert, wenn die Voraussetzung a  b
fallengelassen wird ?
Für die gesamte Lehrveranstaltung benötigen wir immer wieder ein
paar Grundlagen aus der Mengenlehre:
Definition: Menge (set) (Cantor)
Eine Menge ist eine Zusammenfassung wohlunterschiedener Objekte der
Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen. Die Objekte
heißen die Elemente der Menge.
Die Schreibweise a∈S bedeutet, dass das Objekt a in der Menge S
enthalten ist, wohingegen a∉S bedeutet, dass das Objekt a nicht in der
Menge S enthalten ist.
Die Schreibweise S=T bedeutet, dass die beiden Mengen S und T exakt
die gleichen Elemente enthalten.
Die Schreibweise |S| bezeichnet die Anzahl der Elemente, auch
Mächtigkeit genannt, der Menge S.
Reihenfolge und Mehrfachnennung der Elemente haben keine
Bedeutung.
Eine Menge, die keine Elemente enthält heißt leere Menge, in Zeichen ∅
Beispiele:
S={1,2,3,4,5,6,3,2,2} dann ist 2∈S und 7∉S und |S|=6
T={x | x∈ℕ ∧ x<7} wiederum gilt: 2∈T und 7∉T sowie |T|=6
Ferner gilt offensichtlich: T=S
Aufzählende Schreibweise : S={1,2,3,4,5,6}
explizite Nennung der Elemente

Beschreibende Schreibweise : T={x | x∈ℕ ∧ x>0 ∧ x<7}


Beschreibung der Elemente durch
Sind S und T identisch? ein Prädikat

Die Leere Menge ∅=:{} kann durch ein Prädikat beschrieben werden, dass
nie erfüllt ist, z.B.: ∅={x | x≠x}

Veranschaulichung von Mengen durch Venn-Diagramme:

Menge a c
Elemente
d
b
Definition: Schnittmenge, Vereinigungsmenge und Differenzmenge

Durchschnitt 2er Mengen S und T : S∩T:={ x | x∈S ∧ x∈T }

Vereinigung 2er Mengen S und T : S∪T:={ x | x∈S ∨ x∈T }

Differenz 2er Mengen S und T : S\T:={ x | x∈S ∧ x∉T }

Beispiel: Es seien S={1,3,5,7}, T={2,3,4}, U={3,5} Aufgabe: Bilden Sie


S∩T={3} S∪T={1,2,3,4,5,7} S\T={1,5,7} T\S={2,4} alle Verknüpfungen
von S und U !
Definition: Teilmenge und echte Teilmenge
Eine Menge T heißt Teilmenge einer Menge S, in Zeichen T⊆S, wenn gilt:
T S :  x  S 
xT
T heißt echte Teilmenge von S, in Zeichen T⊂S, wenn gilt:
T  S : T  S    x  T 
xS
Die einfachste Zahlenmenge ist die Menge der natürlichen Zahlen:
 {1, 2,3,...} oder  {0,1, 2,3,...}
In diesen Zahlenmengen sind die Operationen der Addition und Multiplikation uneingeschränkt
ausführbar:
 a  b 
a ,b
 a b  
Doch schon bei der Subtraktion merken wir, dass dies nicht mehr in jedem Fall erfüllt ist: 3-5∉ℕ
Wir können auch sagen: In dem Moment in dem der Mensch angefangen hat, Schulden zu machen,
war die Einführung einer Zahlenerweiterung von ℕ nach ℤ, der Menge der ganzen Zahlen
unumgänglich!
 {...  3, 2, 1, 0,1, 2,3,...} (ℤ : integer)
In dieser Zahlenmenge ist die Subtraktion uneingeschränkt ausführbar:
 a  b 
a ,b

Gleiches gilt jedoch nicht für die Division von Zahlen, z.B. 5/3∉ℤ.
Um auch diese Operation uneingeschränkt ausführbar zu machen, benötigen wir die Menge der
rationalen Zahlen, also die Menge aller Brüche:
m 
 m  n n0 
n 
Die Zahlenmenge ℚ stellt den vorläufigen Höhepunkt unserer Zahlerweiterungen dar, da in ihr die
4 Grundrechenarten uneingeschränkt ausführbar sind (bis auf die Division durch 0)
In dem Moment, in dem der Mensch angefangen hat Teile von einem Ganzen
zu bilden, war die Einführung der rationalen Zahlen unumgänglich!
(Z.B. Teilen eines Kuchens)
Für die beiden Grundrechenarten Addition und Multiplikation lassen sich eine Reihe von
Rechengesetzen zusammenstellen. Diese Rechengesetze sind besonders wichtig und treten an
vielen Stellen in der Mathematik immer wieder auf. Wir geben deshalb zunächst etwas
allgemeinere Definitionen:
Definition: Gruppe
Eine nicht leere Menge V von Elementen, im Folgenden Zahlen genannt,
zusammen mit einer binären Verknüpfung“∘“ heißt Gruppe wenn
folgendes gilt:   a b V  Abgeschlossenheit

  a b c    a
a ,bV

b c Assoziativgesetz

  a e  a 
a ,b , cV

Gesetz vom neutralen Element

  a i  e
eV aV

a Gesetz vom inversen Element


aV ia V

Wenn zusätzlich gilt


 a b  b
a ,bV
a Kommutativgesetz

so heißt die Gruppe: Abelsche Gruppe oder kommutative Gruppe


Anmerkung: Die Menge V könnte z.B. die Menge der rationalen
Zahlen ℚ sein. Die binäre Verknüpfung „∘“ könnte die Addition
„+“ oder die Multiplikation „⋅“ sein.
Wir überzeugen uns davon, dass die Menge der ganzen Zahlen zusammen mit der Addition als
Verknüpfung eine Abelsche Gruppe bilden:

Abgeschlossenheit:
Ist erfüllt, da die Summe 2er ganzer Zahlen immer wieder eine ganze Zahl ergibt!

Assoziativgesetz:
Davon machen wir seit der Grundschule stets Gebrauch. Z.B.: 3+(27+19)=(3+27)+19=30+19=49

Gesetz vom neutralen Element:


Die Menge ℤ enthält die Zahl 0, die genau die gewünschten Eigenschaften hat: a+0=a. Es gibt in
der ganzen Menge ℤ nur eine einzige Zahl mit dieser Eigenschaft!
Es gibt nur ein einziges neutrales Element der Addition!

Gesetz vom inversen Element:


Zu jeder ganzen Zahl a, z.B. der Zahl 3 gibt es genau eine weitere ganze Zahl, die wir mit –a
bezeichnen wollen, im Beispiel also die Zahl -3, so dass a+(-a)=0 ist: 3+(-3)=3-3=0
Jede Zahl hat ihr eigenes inverses Element der Addition!

Kommutativgesetz:
Von diesem Gesetz machen wir ebenfalls schon seit der Grundschulzeit gebrauch: Es kommt auf
die Reihenfolge beim Addieren von ganzen Zahlen nicht an: a+b=b+a, z.B.: 3+5=5+3=8

Also bildet das Paar (ℤ,+) eine Abelsche Gruppe !


Durch die neutralen und inversen Elemente lässt sich die Subtraktion auf die Addition
zurückführen:
a-b:=a+(-b)
In Worten: Die Subtraktion einer Zahl b von einer Zahl a ist die Addition der Zahl a mit dem
inversen Element (der „Gegenzahl“) von b.
Wir benötigen also nicht beide Grundrechenarten „Addition“ und „Subtraktion“.

Nachdem erklärt ist, wie man das inverse Element zu einer Zahl bildet, ist die Subtraktion
nichts weiter als die Addition dieses inversen Elementes:

Man braucht Rechengesetze nur für die Addition erklären!

Das Bilden des inversen Elementes, im Falle der Addition das Bilden der Gegenzahl, ist eine
sogenannte unäre Operation:
Aus einem Eingang (der Zahl) wird das inverse Element gebildet

Die Addition (und auch die Subtraktion) ist eine binäre Operation:
Man benötigt 2 Eingänge (die beiden Zahlen) um eine Summe bilden zu können.
Wir untersuchen analog zu (ℤ,+) die einzelnen Gesetze, die für eine Gruppe erfüllt sein müssen:

Abgeschlossenheit:
Ist erfüllt, da das Produkt 2er ganzer Zahlen immer wieder eine ganze Zahl ergibt!

Assoziativgesetz:
Davon machen wir seit der Grundschule stets Gebrauch. 2⋅(5⋅3)=(2⋅5)⋅3=10⋅3=30

Gesetz vom neutralen Element:


Die Menge ℤ enthält die Zahl 1, die genau die gewünschten Eigenschaften hat: a⋅1=a. Es gibt in
der ganzen Menge ℤ nur eine einzige Zahl mit dieser Eigenschaft!
Es gibt nur ein einziges neutrales Element der Multiplikation!

Gesetz vom inversen Element:


Das ist das einzige Gesetz, dass nicht erfüllt ist. Z.B. hat die Zahl 2 kein inverses Element in ℤ, da
2⋅ ½ =1 ist, die Zahl ½ aber nicht zu ℤ gehört !
Keine ganze Zahl hat ein inverses Element der Multiplikation innerhalb von ℤ!

Kommutativgesetz:
Von diesem Gesetz machen wir ebenfalls schon seit der Grundschulzeit gebrauch: Es kommt auf
die Reihenfolge beim Multiplizieren von ganzen Zahlen nicht an: a⋅b=b⋅a, z.B.: 3⋅5=5⋅3=15

Bis auf das Gesetz vom inversen Element sind also alle Gesetze erfüllt. Die nicht-Existenz der
inversen multiplikativen Elemente in ℤ ist jedoch ein schweres Manko:
Die Division ist in ℤ eben nicht uneingeschränkt ausführbar!
Um auch die Multiplikation und Division vollständig ausführbar zu machen, benötigen wir, wie
bereits angesprochen die Zahlenerweiterung von ℤ nach ℚ.
Dazu betrachten wir die Gleichung, die in ℤ nicht in allen Fällen zu lösen ist:

n x  m
Zwar ist für n=3 und m=15 die Lösung x=5 eine ganze Zahl, da 3⋅5=15 ist, für n=15 und m=3
können wir jedoch keine ganze Zahl x finden, die die Gleichung 15x=3 löst.

Wir brauchen also zwingend neue Zahlen, um die wir die alte Zahlenmenge ℤ erweitern können, so
dass alle Gleichungen der obigen Form in dieser neuen Menge lösbar sind.

Wir wollen diese Zahlen als Tupel schreiben n  x  m  x  (m, n) und definieren eine neue
Zahlenmenge ℚ gemäß:

 (m, n) m   n n0
Die Einschränkung n  0 ist wichtig, da schon von den ganzen Zahlen her bekannt ist, dass die
Gleichung 0  x  m entweder keine Lösung ( m  0 ) oder aber unendlich viele Lösungen (m=0) hat.

Man beachte, dass die Schreibweise (m,n) lediglich ein Symbol für die Lösung einer Gleichung ist.
Insbesondere ist bis hier her noch nicht von Brüchen oder Division die Rede!
Natürlich wollen wir in der neuen Zahlenmenge ℚ genauso rechnen können, wie in der
alten Zahlenmenge ℤ, nur soll jetzt eben auch die Bildung der inversen Elemente, bzw.
die Lösung der Gleichung n  x  m möglich sein.
Betrachten wir nun 2 Gleichungen der obigen Form
n x  m  q y  p  x  ( m, n )  y  ( p, q )
So können wir nach den Rechenregeln für ganze Zahlen diese beiden Gleichungen
miteinander multiplizieren und erhalten:

(n  x)  (q  y )  m  p  (n  q )  ( x  y )  m  p

Die Lösung der Gleichung ( n  q )  z  m  p ist aber durch z  ( m  p, n  q ) gegeben,


womit wir die bekannte Regel für die Multiplikation von Brüchen erhalten haben:

 m p m p  Auf die gleiche Art und


(m, n)  ( p, q)  (m  p, n  q)     Weise können wir die
 n q nq  Regel für die Division
von Brüchen herleiten!

Ebenso erhalten wir die Regel für die Addition von Brüchen: (Übungsaufgabe!)

 m p mq  n p 
(m, n)  ( p, q)  (m  q  n  p, n  q)    
 n q nq 
Jetzt können wir den Bogen zur Division und damit zur „normalen“ Darstellung von
Brüchen spannen:
Die Gleichung nx=m würden wir (innerhalb von ℤ) durch Division durch n nach x
auflösen: x=m/n. Das geht innerhalb von ℤ jedoch nur, wenn n ein Teiler von m ist. Da
wir mit den neuen Zahlen (ℚ) genauso rechnen wollen, wie mit den alten Zahlen,
identifizieren wir also die neue Zahl (m,n) mit dem Bruch m/n.

Wir stellen noch einmal die Rechenregeln für Brüche zusammen:

m  ist die Menge der rationalen Zahlen


 m  n n0 
n 
m p mq  n p
Addition und Subtraktion von rationalen Zahlen:  
n q nq

m p m p m p mq
Multiplikation und Division von rationalen Zahlen:    : 
n q nq n q n p
Addition und Multiplikation bilden in der Menge der rationalen Zahlen jeweils Abelsche
Gruppen.
Subtraktion ist als Addition der Gegenzahl erklärt!
Division ist als Multiplikation mit dem Kehrwert erklärt!

Wir benötigen also eigentlich nur 2 Grundrechenarten (+,⋅) sowie die


beiden unären Operationen „Bilden der Gegenzahl“ und „Bilden des
Kehrwertes“
Neben den Rechengesetzen für die Addition und Multiplikation, gilt in ℚ (wie auch schon
in ℕ und ℤ) das Distributivgesetz:

Distributivgesetz: p  (q  s )  p  q  p  s
Dieses Gesetz regelt die „Verträglichkeit“ der beiden Grundrechenarten:

Von links nach rechts gelesen ist es das Gesetz zur Auflösung von Klammern.
Von rechts nach links gelesen ist es das Gesetz vom Ausklammern.

Die Konstellation, dass für eine Menge bezüglich 2er Verknüpfungen Abelsche Gruppen
vorliegen und das zusätzlich das Distributivgesetz gilt, kommt in der Mathematik häufig
vor und ist von herausragender Bedeutung. Deshalb hat man dieser Konstellation einen
eigenen Namen gegeben: Körper oder auch Zahlenkörper.

Definition: Körper
Eine nicht leere Menge V von Elementen, im Folgenden Zahlen genannt,
zusammen mit zwei binären Verknüpfungen“+,⋅“ heißt Körper, wenn gilt:
i. (V,+) ist Abelsche Gruppe
ii. (V,⋅) ist Abelsche Gruppe
iii. Distributivgesetz:   p  (q  s )  p  q  p  s 
p , q , sV
In der Menge ℚ der rationalen Zahlen sind die 4 Grundrechenarten uneingeschränkt ausführbar.
Man kann deshalb hoffen, dass sich alles mit diesen rationalen Zahlen darstellen lässt.
Leider wird diese Hoffnung nicht erfüllt:

Satz: (Euklid)
Es gibt keine rationale Zahl x mit der Eigenschaft x²=2
Dieser Satz wurde bereits vor unserer Zeitrechnung von Euklid bewiesen (Übungsaufgabe)

Allerdings stellt sich heraus, dass sich jede solcher als irrational bezeichneten Zahlen durch eine
Folge von rationalen Zahlen approximieren lässt.

Beispiel 1: Heronsches Verfahren zur näherungsweisen Berechnung von 2 : 1.4142135...


xn  2 xn
Führt man die Iteration x0  1 ; xn 1  mehrmals hintereinander aus, so ergeben
2
sich immer bessere Näherungen für den gesuchten Zahlenwert von 2 (an der Tafel!)

Beispiel 2: Summiert man die Kehrwerte der Fakultäten der natürlichen Zahlen auf, so ergeben
sich immer bessere Näherungen für die Eulersche Zahl e=2,71828…
1/0!=1 1/0!+1/1!=1+1=2 1/0!+1/1!+1/2!=5/2=2.5 1/0!+1/1!+1/2!+1/3!=8/3
1/0!+1/1!+1/2!+1/3!+1/4!=8/3+1/24=65/24=2,7083

1
Allgemein: 
k 0 k !
 1  1  1/ 2  1/ 6  1/ 24  1/120  ...  e  2.71828...
Die rationalen Zahlen lassen sich auf einer sogenannten Zahlengeraden veranschaulichen:

Da aber z.B. 2 Oder auch die Zahlen e und π keine rationalen Zahlen sind, braucht man
eine erneute Erweiterung der Zahlenmenge, damit die Zahlengerade vollständig wird.
Diese Erweiterung heißt dann die Menge der reellen Zahlen, ℝ.
In dieser Menge gelten alle Rechengesetze von rationalen Zahlen weiterhin, zusätzlich
sind alle Wurzeln und auch Zahlen wie e und π enthalten:

Satz: Menge der reellen Zahlen


Die Menge der reellen Zahlen füllt die Zahlengerade lückenlos aus.
Jede irrationale Zahl lässt sich durch rationale Zahlen approximieren

Bei konkreten Rechnungen sind wir immer gezwungen, mit rationalen Näherungen für
reelle Zahlen zu arbeiten! Wir haben immer nur eine endliche Rechengenauigkeit zur
Verfügung!

Von hier an folgt die Darstellung des Stoffes dem


Anhang A des Buches von James Stewart!
Schon die Verwendung einer Zahlengeraden suggeriert den Eindruck, dass die reellen
Zahlen geordnet sind:

Satz: Ordnung in ℝ, Kleiner-als-Relation


Zwischen je 2 reellen Zahlen a,b∈ℝ besteht eine Ordnung:
 a  b  b  a  a  b
a ,b

Auf der Zahlengeraden ist a<b genau dann, wenn a weiter links als b liegt.

Alle anderen Ordnungen in ℝ lassen sich auf die kleiner-als Relation zurückführen:
a  b : a  b  a  b
a  b : b  a
a  b : b  a  b  a
Es genügt also, Regeln für den Umgang mit Ordnungen in ℝ für die <-Relation zu notieren.
Vorher wollen wir noch mit Hilfe der Ordnung Intervalle reeller Zahlen einführen…
Offene Intervalle:

(a, b) :  x | a  x  b

Geschlossene Intervalle:

[a, b] :  x | a  x  b
Satz: Regeln für die Ordnung in ℝ (Regeln für Ungleichungen)
1. ab  ac bc
2. a  b  c  d  ac bd
3. a  b  c  0  a  c  b  c
4. ab   b  a
1 1
5. 0  a  b  
b a
Aus (4) und (5) folgt: 6. a  b  c  0  b  c  a  c

Diese Regeln benötigen wir immer wieder beim Lösen von Ungleichungen.

Beispiel 1: Löse die Ungleichung 1 x  7x  5


Lösung: Die Ungleichung zu lösen, bedeutet herauszufinden, für welche Werte von x die
Ungleichung erfüllt ist. Wir erwarten, als Lösung eine Teilmenge der reellen Zahlen zu erhalten:
1  x  7 x  5 | 1
x  7x  4 |  7x
Die Ungleichung wird also von
6 x  4 | : (6) allen reellen Zahlen, die größer als
x  2 / 3 -2/3 sind, erfüllt.
Beispiel 2: Löse die Ungleichung x2  5x  6  0
Lösung: Wieder müssen wir herausfinden, für welche reellen Zahlen x die Ungleichung erfüllt ist:
Hier kann es hilfreich sein, sich die Funktion y=x²-5x+6 anzuschauen:

Anhand des Graphen entnehmen wir


die Lösung:
2 x3
Oder als Lösungsmenge formuliert:

L  [2,3]
Dies lesen wir als:
„Die Lösungsmenge ist das
Abgeschlossene Intervall [2,3]“

Das Ablesen der Lösung aus der Grafik ist


sicher recht praktisch, funktioniert aber
leider in komplizierteren Fällen nicht immer
ohne Weiteres, bzw. das Erzeugen des Graphen ist u.U. aufwendiger als das mathematische Lösen
der Ungleichung. Deshalb wollen wir uns nun anschauen, wie man die Lösung durch „Rechnen“
erhalten kann…
Zunächst faktorisieren wir den Ausdruck x²-5x+6 durch Lösen der quadratischen Gleichung
x²-5x+6=0:

x 2  5 x  6  ( x  2)  ( x  3)  0

Ein Produkt von 2 Zahlen kann aber nur dann kleiner oder gleich 0 sein, wenn einer der beiden
Faktoren (x-2) oder (x-3) nicht negativ (≥0) und der andere Faktor nicht positiv (≤0) ist:

 x  2  0  x  3  0   x  2  0  x  3  0
Der erste dieser beiden Fälle kann aber nie eintreten, da nach den Regeln für das Rechnen mit
Ungleichungen x-2 immer größer als x-3 ist! Verbleibt also nur die 2. Möglichkeit, die aber
gerade das Intervall beschreibt, das wir vorher schon aus der grafischen Darstellung abgelesen
haben. Wir haben also die Lösung durch Rechnung und Argumentation erhalten!

Durch die beiden Nullstellen der quadratischen Funktion wird die reelle x-Achse also in 3
Intervalle unterteilt:
Der Betrag einer reellen Zahl a ist der Abstand der Zahl vom Punkt 0 der Zahlengeraden.
Der Betrag ist somit stets positiv oder 0:
a 0
a0  a a
a0  a  a

Beispiele 1: |3|=3 |-3|=3 |0|=0 2 1  2 1 3   3

Beispiel 2: Man drücke |3x-2| ohne Verwendung des Betragszeichen aus

Lösung:
 3x  2 für 3 x  2  0
3x  2  
(3 x  2) für 3 x  2  0
3 x  2 für x  2 / 3

2  3 x für x  2 / 3
Das -Symbol meint immer die „positive Quadratwurzel der Zahl“ Also:
r  s : s 2  r  s  0
Die Gleichung a 2  a ist nicht immer wahr! Sie ist nur dann wahr, wenn a≥0.

Wenn jedoch a<0 ist, so ist –a>0 und damit a 2  a.

Dies können wir nun kompakt durch a2  a ausdrücken.

Diese Gleichung ist immer wahr!


Satz: Eigenschaften des Betrages Abstand (Metrik) zweier Punkte a
und b auf der Zahlengeraden:
Es seien a und b reelle Zahlen. Dann gilt:
1. a 0   a 0a0  positive Definiertheit
2. a b  a  b Linearität des Betrages
3. ab  a  b Dreiecksungleichung

Anmerkung: Im Rahmen der Vektorrechnung lernen wir


den Begriff der Norm eines Vektors kennen. Für diese
Norm gelten exakt die gleichen Eigenschaften wie hier für
den Betrag!

Satz: Weitere Eigenschaften des Betrages


Es seien a und x reelle Zahlen. Dann gilt:
1. x a  x   a  x  a  x  a 
2. x  a  a  x  a
3. x a  x  a  x  a

Anwendungen der Eigenschaften des Betrages finden Sie auf dem Übungsblatt 1 !

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