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Literatur:
James Stewart: Calculus 7E, Appendix A
Umdruck: „Review of Algebra“
Dieses Kapitel wiederholt zum Einen viele Dinge aus der Schulmathematik und stellt sie
zum Anderen gleichzeitig „hochschul-tauglich“ dar.
In diesem Kapitel gibt es also viele Dinge, die aus der Schule bekannt sein und von den
Studenten beherrscht werden sollten, aber auch etliche neue Dinge.
Definition: Aussage (proposition) Beispiele:
Eine Aussage ist ein Satz, von dem a) Berlin ist die Hauptstadt
man eindeutig entscheiden kann, ob Deutschlands.
er wahr (w,W,1,True) oder falsch
b) 1+5=6
(f,F,0,False) ist. (Wahrheitswert)
c) 5 ist kleiner als 3.
Prinzip der Zweiwertigkeit
d) Guten Abend!
Prinzip vom ausgeschlossenen
Dritten: nur w und f e) x+3=5
Beispiele:
Der Wertevorrat der Variablen muss also p(x) : x >2, Grundbereich: ℕ
zwingend angegeben werden oder aber
aus dem Kontext eindeutig hervorgehen! p(1) ist falsche Aussage,
Dieser Wertevorrat heißt Grundbereich. p(3) ist wahre Aussage
p(x, y) : 2x = y, Grundbereich ℕ
p(2,4) ist wahre Aussage
p(4,2) ist falsche Aussage
( x 2)
x (falsche Aussage)
„Es existiert (mindestens!) eine natürliche Zahl, die
x größer als 2 ist“ (wahre Aussage)
Gaußsche Summenformel:
n
n
i
i 0
n( n 1)
2
2 2
n
n 1
i
1
Summe der Zweierpotenzen: n i 0
n n
i : 1 2 3 4 ... n
i 1
2
i 0
i
: 1 2 4 8 ...2 n
:= heißt: die linke Seite ist durch die rechte Seite definiert
=: heißt: die rechte Seite ist durch die linke Seite definiert
Definition: Verneinung (nicht, not, Funktor: ¬)
Die Verneinung einer Aussage p ist genau dann wahr, wenn p falsch ist.
¬p f w f w
p
w f f w
f w
w f w w w w
Definition: Implikation (pgq)
Die Implikation zweier Aussagen p, q ist eine Aussage, die nur dann falsch ist,
wenn p (die Prämisse) wahr und q (die Konklusion) falsch ist. Man sagt auch:
„Aus p folgt q“, „p ist hinreichend für q“ und „q ist notwendig für p“.
Funktoren: g n
p q pgq pnq
f f w w
Wahrheitstabellen:
f w w f
w f f f
w w w w
In mathematischen Aussagen werden fast immer die Symbole
⇒ : semantische Implikation („Wenn p dann q“)
und
⇔ : semantische Äquivalenz („Wenn p dann q und wenn q dann p“)
verwendet.
Diese haben eine tiefergehende mathematische Bedeutung, die wir hier
nicht erläutern wollen.
p⇒q bedeutet : (immer) wenn p wahr ist, dann muss auch q wahr sein!
(aber nicht unbedingt auch umgekehrt!)
Sprachgebrauch: „Aus p folgt q“, „p ist hinreichend für q“,
„q ist notwendig für p“
p⇔q bedeutet : (immer) wenn p wahr ist, dann ist auch q wahr und
(immer) wenn q wahr ist, dann ist auch p wahr!
Sprachgebrauch: „p ist äquivalent zu q“
„p ist notwendig und hinreichend für q“
Kette von Äquivalenzumformungen: Keine Äquivalenzumformung:
x2 2 0
x2 2 0
x2 2
x2 2
x 2 x 2
x 2
Beide Implikationen sind richtig! Keine der Implikationen lässt sich zur
Äquivalenz erweitern!
62 6 11 52 5 11
2 2
11 11
6 6 11
2
5 5 11
2
2 2
2 2
11 11
6 5
2 2
11 11
6 5
2 2
6 5
1 0
Es gilt 0=1, wie die folgende Kette von Umformungen „beweist“:
2 2
Es gilt zwar: 11 11 11 11
6
5 6 5
2 2 2 2
2 2
11 11 11 11
Aber nicht: 6 5 6 5
2 2 2 2
Es gilt folgender Satz über Mittelwerte:
Satz:
Das arithmetische Mittel zweier verschiedener, positiver, reeller
Zahlen ist stets größer als das geometrische Mittel.
a ,b
( a , b 0 a b )
ab
2
a b
Wir sehen in diesem Beispiel den typischen Aufbau von Sätzen in der Mathematik:
1. Es wird eine Aussage über alle reelle Zahlen a, b getroffen (Allquantor)
2. Es gibt Voraussetzungen hier: a, b 0 a b
3. Die Aussage wird in Form einer Implikation „⇒“ getroffen
„Wenn a und b größer als 0 sind und a und b verschieden sind, dann ist das
arithmetische Mittel stets (für alle solchen Zahlen a und b) größer als das geometrische
Mittel“
a ,b
( a , b 0 a b )
ab
2
a b
Beweisen bedeutet nichts anderes, als zu erklären, warum eine Aussage wahr ist oder unter
welchen Voraussetzungen eine Aussage wahr ist.
Die Frage nach dem „Warum“ ist in allen Lebensbereichen des Menschen von fundamentaler
Bedeutung!
Einen Beweis zu führen bedeutet also nichts anderes, als Argumente für oder gegen eine
bestimmte Aussage zu finden: Verifizieren versus falsifizieren
Satz:
Das arithmetische Mittel zweier verschiedener, positiver, reeller
Zahlen ist stets größer als das geometrische Mittel.
a ,b
( a , b 0 a b )
ab
2
a b
Wir wollen nun den Beweis dieses Satzes führen:
Sei also a b
Wir wissen jetzt also, dass die Aussage a b
a b 0 gleichbedeutend (äquivalent) zur Aussage a b 4ab
2
ist.
a b 0
2
Die Leere Menge ∅=:{} kann durch ein Prädikat beschrieben werden, dass
nie erfüllt ist, z.B.: ∅={x | x≠x}
Menge a c
Elemente
d
b
Definition: Schnittmenge, Vereinigungsmenge und Differenzmenge
a b c a
a ,bV
b c Assoziativgesetz
a e a
a ,b , cV
a i e
eV aV
Abgeschlossenheit:
Ist erfüllt, da die Summe 2er ganzer Zahlen immer wieder eine ganze Zahl ergibt!
Assoziativgesetz:
Davon machen wir seit der Grundschule stets Gebrauch. Z.B.: 3+(27+19)=(3+27)+19=30+19=49
Kommutativgesetz:
Von diesem Gesetz machen wir ebenfalls schon seit der Grundschulzeit gebrauch: Es kommt auf
die Reihenfolge beim Addieren von ganzen Zahlen nicht an: a+b=b+a, z.B.: 3+5=5+3=8
Nachdem erklärt ist, wie man das inverse Element zu einer Zahl bildet, ist die Subtraktion
nichts weiter als die Addition dieses inversen Elementes:
Das Bilden des inversen Elementes, im Falle der Addition das Bilden der Gegenzahl, ist eine
sogenannte unäre Operation:
Aus einem Eingang (der Zahl) wird das inverse Element gebildet
Die Addition (und auch die Subtraktion) ist eine binäre Operation:
Man benötigt 2 Eingänge (die beiden Zahlen) um eine Summe bilden zu können.
Wir untersuchen analog zu (ℤ,+) die einzelnen Gesetze, die für eine Gruppe erfüllt sein müssen:
Abgeschlossenheit:
Ist erfüllt, da das Produkt 2er ganzer Zahlen immer wieder eine ganze Zahl ergibt!
Assoziativgesetz:
Davon machen wir seit der Grundschule stets Gebrauch. 2⋅(5⋅3)=(2⋅5)⋅3=10⋅3=30
Kommutativgesetz:
Von diesem Gesetz machen wir ebenfalls schon seit der Grundschulzeit gebrauch: Es kommt auf
die Reihenfolge beim Multiplizieren von ganzen Zahlen nicht an: a⋅b=b⋅a, z.B.: 3⋅5=5⋅3=15
Bis auf das Gesetz vom inversen Element sind also alle Gesetze erfüllt. Die nicht-Existenz der
inversen multiplikativen Elemente in ℤ ist jedoch ein schweres Manko:
Die Division ist in ℤ eben nicht uneingeschränkt ausführbar!
Um auch die Multiplikation und Division vollständig ausführbar zu machen, benötigen wir, wie
bereits angesprochen die Zahlenerweiterung von ℤ nach ℚ.
Dazu betrachten wir die Gleichung, die in ℤ nicht in allen Fällen zu lösen ist:
n x m
Zwar ist für n=3 und m=15 die Lösung x=5 eine ganze Zahl, da 3⋅5=15 ist, für n=15 und m=3
können wir jedoch keine ganze Zahl x finden, die die Gleichung 15x=3 löst.
Wir brauchen also zwingend neue Zahlen, um die wir die alte Zahlenmenge ℤ erweitern können, so
dass alle Gleichungen der obigen Form in dieser neuen Menge lösbar sind.
Wir wollen diese Zahlen als Tupel schreiben n x m x (m, n) und definieren eine neue
Zahlenmenge ℚ gemäß:
(m, n) m n n0
Die Einschränkung n 0 ist wichtig, da schon von den ganzen Zahlen her bekannt ist, dass die
Gleichung 0 x m entweder keine Lösung ( m 0 ) oder aber unendlich viele Lösungen (m=0) hat.
Man beachte, dass die Schreibweise (m,n) lediglich ein Symbol für die Lösung einer Gleichung ist.
Insbesondere ist bis hier her noch nicht von Brüchen oder Division die Rede!
Natürlich wollen wir in der neuen Zahlenmenge ℚ genauso rechnen können, wie in der
alten Zahlenmenge ℤ, nur soll jetzt eben auch die Bildung der inversen Elemente, bzw.
die Lösung der Gleichung n x m möglich sein.
Betrachten wir nun 2 Gleichungen der obigen Form
n x m q y p x ( m, n ) y ( p, q )
So können wir nach den Rechenregeln für ganze Zahlen diese beiden Gleichungen
miteinander multiplizieren und erhalten:
(n x) (q y ) m p (n q ) ( x y ) m p
Ebenso erhalten wir die Regel für die Addition von Brüchen: (Übungsaufgabe!)
m p mq n p
(m, n) ( p, q) (m q n p, n q)
n q nq
Jetzt können wir den Bogen zur Division und damit zur „normalen“ Darstellung von
Brüchen spannen:
Die Gleichung nx=m würden wir (innerhalb von ℤ) durch Division durch n nach x
auflösen: x=m/n. Das geht innerhalb von ℤ jedoch nur, wenn n ein Teiler von m ist. Da
wir mit den neuen Zahlen (ℚ) genauso rechnen wollen, wie mit den alten Zahlen,
identifizieren wir also die neue Zahl (m,n) mit dem Bruch m/n.
m p m p m p mq
Multiplikation und Division von rationalen Zahlen: :
n q nq n q n p
Addition und Multiplikation bilden in der Menge der rationalen Zahlen jeweils Abelsche
Gruppen.
Subtraktion ist als Addition der Gegenzahl erklärt!
Division ist als Multiplikation mit dem Kehrwert erklärt!
Distributivgesetz: p (q s ) p q p s
Dieses Gesetz regelt die „Verträglichkeit“ der beiden Grundrechenarten:
Von links nach rechts gelesen ist es das Gesetz zur Auflösung von Klammern.
Von rechts nach links gelesen ist es das Gesetz vom Ausklammern.
Die Konstellation, dass für eine Menge bezüglich 2er Verknüpfungen Abelsche Gruppen
vorliegen und das zusätzlich das Distributivgesetz gilt, kommt in der Mathematik häufig
vor und ist von herausragender Bedeutung. Deshalb hat man dieser Konstellation einen
eigenen Namen gegeben: Körper oder auch Zahlenkörper.
Definition: Körper
Eine nicht leere Menge V von Elementen, im Folgenden Zahlen genannt,
zusammen mit zwei binären Verknüpfungen“+,⋅“ heißt Körper, wenn gilt:
i. (V,+) ist Abelsche Gruppe
ii. (V,⋅) ist Abelsche Gruppe
iii. Distributivgesetz: p (q s ) p q p s
p , q , sV
In der Menge ℚ der rationalen Zahlen sind die 4 Grundrechenarten uneingeschränkt ausführbar.
Man kann deshalb hoffen, dass sich alles mit diesen rationalen Zahlen darstellen lässt.
Leider wird diese Hoffnung nicht erfüllt:
Satz: (Euklid)
Es gibt keine rationale Zahl x mit der Eigenschaft x²=2
Dieser Satz wurde bereits vor unserer Zeitrechnung von Euklid bewiesen (Übungsaufgabe)
Allerdings stellt sich heraus, dass sich jede solcher als irrational bezeichneten Zahlen durch eine
Folge von rationalen Zahlen approximieren lässt.
Beispiel 2: Summiert man die Kehrwerte der Fakultäten der natürlichen Zahlen auf, so ergeben
sich immer bessere Näherungen für die Eulersche Zahl e=2,71828…
1/0!=1 1/0!+1/1!=1+1=2 1/0!+1/1!+1/2!=5/2=2.5 1/0!+1/1!+1/2!+1/3!=8/3
1/0!+1/1!+1/2!+1/3!+1/4!=8/3+1/24=65/24=2,7083
1
Allgemein:
k 0 k !
1 1 1/ 2 1/ 6 1/ 24 1/120 ... e 2.71828...
Die rationalen Zahlen lassen sich auf einer sogenannten Zahlengeraden veranschaulichen:
Da aber z.B. 2 Oder auch die Zahlen e und π keine rationalen Zahlen sind, braucht man
eine erneute Erweiterung der Zahlenmenge, damit die Zahlengerade vollständig wird.
Diese Erweiterung heißt dann die Menge der reellen Zahlen, ℝ.
In dieser Menge gelten alle Rechengesetze von rationalen Zahlen weiterhin, zusätzlich
sind alle Wurzeln und auch Zahlen wie e und π enthalten:
Bei konkreten Rechnungen sind wir immer gezwungen, mit rationalen Näherungen für
reelle Zahlen zu arbeiten! Wir haben immer nur eine endliche Rechengenauigkeit zur
Verfügung!
Auf der Zahlengeraden ist a<b genau dann, wenn a weiter links als b liegt.
Alle anderen Ordnungen in ℝ lassen sich auf die kleiner-als Relation zurückführen:
a b : a b a b
a b : b a
a b : b a b a
Es genügt also, Regeln für den Umgang mit Ordnungen in ℝ für die <-Relation zu notieren.
Vorher wollen wir noch mit Hilfe der Ordnung Intervalle reeller Zahlen einführen…
Offene Intervalle:
(a, b) : x | a x b
Geschlossene Intervalle:
[a, b] : x | a x b
Satz: Regeln für die Ordnung in ℝ (Regeln für Ungleichungen)
1. ab ac bc
2. a b c d ac bd
3. a b c 0 a c b c
4. ab b a
1 1
5. 0 a b
b a
Aus (4) und (5) folgt: 6. a b c 0 b c a c
Diese Regeln benötigen wir immer wieder beim Lösen von Ungleichungen.
L [2,3]
Dies lesen wir als:
„Die Lösungsmenge ist das
Abgeschlossene Intervall [2,3]“
x 2 5 x 6 ( x 2) ( x 3) 0
Ein Produkt von 2 Zahlen kann aber nur dann kleiner oder gleich 0 sein, wenn einer der beiden
Faktoren (x-2) oder (x-3) nicht negativ (≥0) und der andere Faktor nicht positiv (≤0) ist:
x 2 0 x 3 0 x 2 0 x 3 0
Der erste dieser beiden Fälle kann aber nie eintreten, da nach den Regeln für das Rechnen mit
Ungleichungen x-2 immer größer als x-3 ist! Verbleibt also nur die 2. Möglichkeit, die aber
gerade das Intervall beschreibt, das wir vorher schon aus der grafischen Darstellung abgelesen
haben. Wir haben also die Lösung durch Rechnung und Argumentation erhalten!
Durch die beiden Nullstellen der quadratischen Funktion wird die reelle x-Achse also in 3
Intervalle unterteilt:
Der Betrag einer reellen Zahl a ist der Abstand der Zahl vom Punkt 0 der Zahlengeraden.
Der Betrag ist somit stets positiv oder 0:
a 0
a0 a a
a0 a a
Lösung:
3x 2 für 3 x 2 0
3x 2
(3 x 2) für 3 x 2 0
3 x 2 für x 2 / 3
2 3 x für x 2 / 3
Das -Symbol meint immer die „positive Quadratwurzel der Zahl“ Also:
r s : s 2 r s 0
Die Gleichung a 2 a ist nicht immer wahr! Sie ist nur dann wahr, wenn a≥0.
Anwendungen der Eigenschaften des Betrages finden Sie auf dem Übungsblatt 1 !