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nichr als erwiesen betrachte.“ In diesem Falle hätten wir ein theore.
tisches Problem gelöst, denn es wäre erkennbar, daß der Ursprung
„Entweder wollen die Götter die Ungerechtigkeit in der Welt der Welt auf ein handelndes Wesen zurückgeht. Allerdings ist der
können es nicht -
Glaube an Gott, wie die meisten Theologen immer betonen, eine
absch
sie können es und wollen es nicht – danm sind sie schlech. praktische Angelegenheit. D.h. er soll Auswirkungen in. dder Ge-
oder sie können es nicht und wollen es nicht - dann sind sie taltung unseres Lebens haben, er soll unser Handeln bestimm
thwach und schleclt; oder sie kö nen es und wollen es - Für einen derartigen praktischen Gottesbezuy ist die Lösung des
rum tun sie es dann nicht?" EPIKUR (1985). S. 51. Problems der Herkunht des Seienden allein völlig wertlos. Wenn es

einen Gott gibr, der die Dinge und ihre Ordnungen erschaffen hat
(nennen wir ihn Schöpfergott), dann bleibt immer noch die für a
Auschwitz ist zu einem Inbegriff des sinnl sere Praxis entscheidende Frage offen: Welches Verhältnis hat die-
eidens ge worden. Wo ist Gott berall dem? Diese Frage beschät.
pei Gott 1zu den Menschen und zu n

rigr die Leidenden, die Gläubigen und die Philosophen. Die Frage Ist Gott gut oder schlecht? Liebt er mich, wie die Bibel sagı, oder
weist auf ein tiefliegendes Problem hin, das sich inzwischen als der hat er gar kein Interesse an mir? Nur wenn ich diese Fragen beant-
Prüfstein für den Glauben an Gott schlechthin entpuppr hat. Die- vorten kann, komme ich zu den Punkten, die für fast alle Gläubi-—
ses Problem trägt den Namen Theodizeeproblem gen das Zentrum des Glaubens sind: Werde ich für meine Hand-
Das Theodizeeproblem ist das Problem der Rechtfertigung Gor- lungen von Gott zur Rechenschaft gezogen? Hört Gott meine Ge.
tes angesichts des Übels in der Welt. Wie konnte Gott das zulas bete, und hat er ein Interesse, sie zu erhören? Wird mir Gott das
wenn es ihn gibr? Das ist die Kurzform der dem Problem zugrun- euige Leben gewähren? Werde ich von Gott geliebt, so daß
deliegenden Frage. Damit aus dieser Frage ein Problem entsteht, Leben daraus seinen Sinn beziehen kann?
muß man iü ber ein bes otresbild bzw. über einen be- Dies Fragen nenne ich von nur

4IALe11 Gottesbegriff verfügen, der zu folgenden Aussagen sind es, die dem Glauben an Gort seinen zentralen prakrischen Ge-
führt: halt geben. Läßt man diese Punkte unbeachtet, bleibt Gott e
ebenso abstrakte Ursache wie der Urknall. Für die Praxis macht es
1. Gotr ist allmächtig.
jedenfalls keinen Unterschied, ob ein Gott existiert oder nicht,
2. Got ist allw
3. Gort ist allgün
wenn man die obigen Fragen mit „Nein" beantwortet. All die be.
annten wichtigen Fragen hängen mit der Auflösung des Theodi-
Was die drei hier angesprochenen Eigenschaften genauer bedeu- sproblems zusammen. Wenn es Gott gibt, dann ist er eventuell
en, werden wir noch diskutieren müssen. Festzuhalten ist, daß sie schlecht, falls das Theodizeeproblem nicht positiv (im Sinne einer
dem Gotresbegriff der christlichen, aber auch fast aller anderen gelungenen Rechtfertigung Gotres) gelöst wird. Gott wird - falls
Religionen entsprechen. Der Gott der christlich-jüdischen Theolo- die positive Lösung mißlingt – vielleicht niche die guten Handlun
gie soll jedenfalls diese drei Anforderungen erfülle gen belohnen. Er wird das ewige Leben unter Umständen nicht
Das Theodizeeproblem ist das Problem der Vereinbarkeit der nach gerechten Maßstäben verteilen, und daß er mich liebt, ist
drei benanncen Aussagen über Gottes Eigenschaften mir der Exi- auch nicht gewiß.
stenz des Übels in der Wwelt. Wenn Gott aligütig, also vollkommen Was ich damit zeigen will, ist, daß die eigentiche Frage nach
gut ist, dann wünscht er eine Welr ohne Übel. enn er zudem all- Gott erst mit dem Theodizeeproblem beginnt. Die kosmologische
māchtig ist, dann gibr es offenbar nichts, was für ihn unmöglich und teleologische Dimension ist für die große Mehrheit der The
L D.I

Wenn er aber wünscht, da es kein Leid in der Welt gibt, weshalb trum stellen, jedoch bedient man sich dann eines in unserem Kon-
bat er es geschaffen, oder weshalb lßt er es zu? Ein allmächtiger texT unproblematischen Gotresbegriffs.) Wenn man beim Theodi-
Gor könnte seinen leidenden Geschöpfen helfen bzw. hätce sie nie- sproblem zu der Ansicht kommt, dGott sei nicht zu rechtfertigen,
mals leiden lassen müssen. Weshalb leiden die Menschen und Tiere dann muß man einen bösen Gott akzeptieren. Viel cher wird man
trorzdem: Die Ausflucht, daß Gort nicht um das Leid in seine dann jedoch dazu neigen, diese befremdliche Vorstellung zu ver-
Schöpfung weiß, wied durch die Behauptung;, daß Gott allwissend meiden und die gesamte Hypothese, daß ein Gott existiert, aufge-
ist, verwehr. ben. Die „Sinnstiftung“, die man mit dieser Hypothese erreichen
mir der wollte, ist dann jedenfalls unerceichbar.
ereinbar ist, daß Gott vollkommen gut ist, dann können wir eben Angesichts der Tatsache, daß
di die Politik der verschiede-
laraus schließen, daß unsere Welt nicht von (einem den Theodi- nen kirchlichen Institutionen heute für viele Gläubige untragbar
zeevoraussetzungen genügenden) Gott erschaffen wurde. Das ist geworden ist, ist zu beobachten, daß sich ein neues, „kircher
gleichbedeutend mit der Auffassung, daß es keinen (vorausser- freies“ Gortesbild herauskriscallisiert. Viele glauben an Got als
agsgerechten) Schöpfergott gibt. eine Art ursprünglicher Energie, die auf die Frage nach dem Ur.
sprung des Seins eine Antwort bietet. Ein solcher Gott hat weder
Man kann versuchen, die Existenz Gottes als die wahrschein- mit dem kirchlichen noch mit dem christlichen Gott viel gemein-
lichste Antwort auf die kosmologischen und teleologischen Fragen sam. Insbesondere die New-Age-Philosophie weist diese Tendenz
zu betrachten. Auf diese Weise hat z. B. der Philosoph F uf Asiatische und buddhistische de Einflüsse werden zu wichtigen
burne vor kurzer Zeit versucht, Gott nachzuweisen. Wenn wir
Bausteinen dieses „postmodernen“ Gottresverscändnisses.
über die Frage, ob es einen Gott gibt, nachdenken, bewegen wir Natürlich gehtes so nicht. Ein Gott, gedacht als nicht näher cha—
uns auf zwei Ebenen. Die eine ist die des Theodizeeproblems, die rakterisierte Ursache des Seins, bietet keine An wort auf die prak
andere die der plausiblen Erklärungen für das Sein bestimmter tischen Elementarfragen nach Sinn, Liebe und Moral. Dieser Gotr
Dinge oder Strukturen. Es ist nun häufig zu beobachten, daß viele, hat kein persönliches Verhältnis zu seinen Geschöpfen, allein des—
die sich über die Existenz Gorzes Gedanken machen, Argumence halb, weil er kaum noch als Person gedacht wird. Er ist eine Ar
aus beiden Bereichen vermischen. Sie kö nen z. B. keine befriedi- Urkraft oder Energiefeld, wobei wohl kaum jemand angeber
wor auf das Theodizee
eeproblem finden, halten aber
ll.
ras das genau bedeuten soll. Uas New-Age-0ttesDI |la e b

otzdem an ihrer Uberzeugung fest, daßß es einen Gott gibo


bt. Die
seiner Schwammigkeit. Ein New-Age-Gott hat für die Praxis
Gründe dafür beziehen sie aus der Tarsache, daß Gort für sie höchstens die Bedeutung einer mystischen Erfahrungsquelle. Die
plausible Erklärung für kosmologische und teleologische Fragen Elementarfragen tangiert er nicht. Eine Urkraft hat kein Inte
lieferr. Defizite aus dem Bereich des Theodizeeproblems werden i an irgendetwas, insbesondere nicht an uns, denn solche Incere
diesen Fällen durch vermeindliche Vorzüge aus dem kosmologia— haben nur selbstbewußte Personen. Man kann sich die Substanzlo-
schen oder teleologischen Bereich aufgewogen. Diesc Positio
sigkeit eines derartigen Gottesbegriffs dadurch veranschauliche
führ allerdings zu einigen schwerwiegenden Probleme daß man sich die Frage stellt, was sich in der persönlichen Praxi
Der Fragę, ob eine Erklärung des Seienden durch Gott wirklich andern — würde, wenn es einen derartigen Gort nicht gābe.
plausibler iśt als eine naturwissenschaftliche, will ich nicht nachge-
An dieser Stelle will ich aber überlegen: Was wäre, wenn der
Theist im Recht ist? Angenommen, die theistische Erklärung hätre
forteile gegenüber der naturwissenschaftlichen, was ich natürlich
bc fa
Das Problem der natürlichen Übel Aus dieser realen Möglichkeit zum Bösen ergibt sich das Beste-
hen bestimmter moralischer Übel. Der freie Wille, d.h. die Fähig-
Die konkrete Diskussion der Theodizeeversuche möchte ich mir keit, zwischen verschiedenen alternativen Handlungen fre .
Del
eba :Übo
Ubel begin
innen. Es geht dabo
wählen, ist nach der Free-will-defence ein derarcig hohes Gut, daß
lich vorrangig um „echtes“ narürliches Übel, das nicht von Men es all die zu seiner Ermöglichung unumgänglichen Ubel wert ist.
schen provoziert wurde. Ein erstes Argument zur Verteidigung der Nur wenn wir zwischen Gut und Böse wählen und beides in die
Existenz natürlicher und moralischer Ubel lautet wie folge: Das Tat umsetzen können, sind wir wirklich frei, so das Argur

Übel muß existieren, damit es auch das Gute geben kann. Ohnd Gort wäre damit der Verantworlung für das moralische Übel ent
das Úbel wäre das Gute ein für uns nicht mehr wahrnehmbater hoben, denn dieses Übel geht dem vorliegenden Ansatz folgend auf
Dauerzustand. Wir könnten es nicht mehr würdigen. Deshalb den freien Menschen zurück. Gott weiß um dieses Übel, und er
wāre es schlecht, wenn Gott das Übel beseitigen würde: Übel und verabscheut es. Er wäre auch in der Lage es abzustellen, allerdings
Leid sind notwendige Bestandreile unserer Welt. den Preis, den freien Willen des Menschen zu beschneiden.
C... W s ih Pin eiveu l jcs rwce▇ halkeu ? va ddieser
Da Preis zu hoch ist, greift Gott nicht ein.
(Dena ai häl aneh Muncaike ns por e Fuka Eine gute Zusammenfassung des Arguments gibt Kreiner: 5

Das i Argument der Willensfreiheit besagt, daß Gott die Menschen als
Eine zweite Verteidigung aller nur erdenklichen Ubel in der Welt freie Wesen erschaffen hat. Es besagt darüber hinaus, daß der freie Wille
ist die sogenannte Kompensationsthese. Zwar gibt es in der Welt einen schr hohen Wert darstellt. Und es besagt schließlich, daß mit der
eine Unzahl von Leiden, aber all diese Ubel werden im Jenseits von Willensfreiheir unausweichlich die Möglichkeit verknüpht ist, anderer
Gor ausgeglichen oder kompensiert. Um der reichhaltigen Ent Wesen Schmerz und Leid zufügen zu können. Gott kann nicht einerseits
schädigung willen lohnt es sich für uns, das Leiden (beschwingr Wesen erschaffen und andererseits alles Leid verhindern. Mir der
in unbändiger Vorfreude) auf uns zu nchmen – so das Argun
Diese Position ist in zweifachem Sinne eine Ad-hoc-Annahme: noch rechtfertigt der hohe Wer der Freiheit die Möglichkeir des Mi .
1. Wir haben keinerlei Indiz dafür, daß es ein Leben im Jens brauchs und damit auch das Leid, das aus diesem Mißbrauch resul-
gibt. Es gibt keine unabhängigen Belege für diese Aussage. ie.

2. Daß das Jenseits eine viel bessere Welt als die unsere ist, kann Die free-will-defence ist ein Spezialfall der Theorie vom konstruk-
man ebenfalls nicht belegen. wia ehter hià Ko er ▇ doArga tiven Leiden, weil moralische Übel um eines wertvolleren Zweckes
Wie N. Hoerster bemerkt, kennen wir aus unserer Erfahrung ein tohiu! Willen in Kauf genommen werden. Im Normalfall der The
durch Leid geprägtes Diesseits."' Daß das vom selben Organ konstruktiven Leiden ist der angestrebte Wert eine bestim
eingerichtete Jenseits nun viel besser sein soll als das Diesseits, ist Tugend. Im Spezialfall der Free-will-defence besteht dieser Wert o
|keine plausible Annahme. Nachdem ein Gastgeber schon cine im BBesitz einer Fäbigkeit, nämlich der Fähigkeit, frei entscheiden
scheußliche Vorspeise serviert hat, wird man kaum annehmen, zu können. Diese Fähigkeit ist vielleicht keine Tugend, allerdings
daß er eine gute Hauprspeise zustande bringt. B. Russell bringt e ist sie die Bedingung aller Tugenden, denn wenn es keine Freiheit
An D, el. .
gābe, wären unsere Tugenden keine Tugenden, sondern RReflexe
auf bestimmte Übel. Das hängt mit der schon erwähnten no wen-
„Nehmen Sie an, Sie bekommen eine Kisce Orangen und beim Öffnen
Kiste stellen Sie fest, daß die ganze oberste Lage Orangen verdorben digen Verknüpfung von Freiheit und Moral zusammen, weil „Tu-
st. Sie würden daraus sicher nicht den Schluß ziehen ,Die u gend“ eben ein Begriff aus dem Bereich der Moral ist.
Orangen müssen dafür gur sein, damit es sich ausgleich .' Leider weist auch die Free-will-defence erhebliche Mängel auf.

Der Schluß auf ein gutes Jenseits ist also nicht nur nicht begründet, Strategie keine Verteidigung des natürlichen Übels. Zum andere
er läuft sogar plausiblen Schlußweisen zuwider.
macht sie von der Einschränkung der göttlichen Allmacht durch
35 Die Leistungsfähigkeit der Vorstellung, daß gegenwärtige Lei- logische Zwänge Gebrauch. Gott konnte nicht gleichzeitig einen
den durch zukünftige Freuden aufgehoben werden, ist zudem frag. freien und einen volikommen guten Menschen schaffen, weil das
ürdig. Das gegeawärtige Leid wird in der Gegenwart als ein Ubel logisch unmöglich ist, so die These. Drittens ist die free-will-de-
empfunden, und das gegenwärtige Empfinden ist nicht zwangsläu- fence nur auf die Menschen anwendbar, die über einen freien Wil-
fig geringer zu achten, als das zukünttige. Ein allgüriger Gort darf len verfügen.
deshalb auch keine kurzfristigen Übel zulassen. Eine Komper
tion ist daher nur der zweitbeste Weg, besser wäre es gewesen, erst werfen den T in- Weiterhin vor, daß es keines-
gar nichts zu schaffen, was zu kompensieren ist. Gott soll aber falls notwendig ist, daß wir tatsächlich auch das Bôse tun, um ei-
nen freien Willen zu haben.
den Theodizeevorausseczungen folgend vollkommen gut sein, d.h. Gott hat jedenfalls
er muß den besten Weg wählen. einen freien Willen, und er tut das Böse nicht. Gott muß erstens ei-
Wenn es ein Jenseits gibt, in dem die Kompensation erfolgt,
nen freien Willen haben, denn sonst würde er unrer irgendeine
dana auch eine Hölle. Das Jenseits ist ja nicht für alle Menschen
Zwang stchen, was mit der These seiner Allmacht nicht vereinbar
gedacht. Die bösen Menschen können nicht an ihm Teil haben.4 wäre. Gott darf zweitens niches Böses tun, ansonsten wäre er nicht
Gleichwohl haben auch diese Menschen im Diesseits gelitcen, und allgütig. Diese Überlegung demonstriert offenbar mit Nachdruck,
die M hl ihrer Leiden geht wohl nicht auf ihre Schuld zurück.

Für dieses Leiden kann die Kompensationsthese keinen Ausgleich daß ein frfreier Wille ohne böse Taten möglich ist.48
abieten. (Auch das Leiden der Tiere müßte man in diesem Zu- leucks nesdiue kilt de Fou -Wia -hpmab e?
sammenhang bedenken.)
baez,
har
michb " Arqament konn shchnnpk
alische Übel – der Preis der Freiheit?. oll. fevu di Aemayo
das leiclen entpuiye den poen itleande
Die Theisten meinen nun allerdings, daß es cinen Spezialfall der Täle, pa rk p nbls neahe
Theorie vom konstruktiven Leiden gebe, der es erlaube, mit dem
Problem des moralischen Ubels fertig zu werden. Gemeint ist die kiane pi in dae handeln de Mosdon
ogenannte Verteidigung über die Willensfreiheir (Free-will-de-
fence). Diese Strategie besagt, daß das aus moralisch verwerflichen
linaitchen , Vokahon dud bruze ( re

Handlungen resultierende Leid deshalb gerechtfertigt ist, weil nur Ukillen Manipudios et, un budes en besirken.
dann ein freier Wille des Menschen exiscieren kann, wenn die
Möglichkeit dazu besteht, Leid durch schlechte Handlungen zu
verursachen. Nicht das schlechte Handeln oder das Úbel selbst Theo ozie WissensehafHlehe Cehre von elne a
die N glichkeir, ad moralische U roraus zesełehn Relizion( fehileduden )
erzeugen, setzt uns crst instand, einen freien Willen zu haben.
7rh hor nics Widepptuch
J Der hemchende Gort und die ihn verehrenden Geschöpfe -
eine perverse Grundkonstellation? .,Der religiöse Mensch richtet nicht mit Gott vor dem Richterstuhl sei-
ner, des Menschen, Vernunh, sondern er umcrwirfr und fügt sich,( ... ) Y
Theologisch isr die Vernunft Gabe Gones und kann nicht als Selbster· iS
Den mächrigung des Menschen zum Richter Gones gedacht werden. Wenn
christlichen Vorstellungen zufolge schafft der all~ächrige Gott Gott allmächtig isc, warum sollte er sich dann vor dem Gerichtshof der
Geschöpfe. Diese Geschöpfe sind unvollkommener Natur, sie sind Vernunft seines Un_terranen, des Menschen, vera-~cworren? Und umge•
weder vollkommen gut";·,noch haben sie vollkommenes Wissen kehrt: Wie kann die menschliche Vernunft autonom Gott richten wol-
r oder absolute Macht. Sie köMen sieb jedoch der Vollkommenheit len, der doch die Vernunft geschaffen bat und sie übcrscciar?" 78 lJ
annähern, indem sie bcsriindig lernen. Gott schuf K. Rahner und K.H. Weger bedienen sich desselben Arguments:
demnach den Menschen „n;ch seinem Ebenbild~. D.h. der .Setzen Proteste gegen Gott und seine Exisccnz im Namen der Güte und
Mensch ist Gott ähnlich. Allerdings ist et das zum Zeitpunkt sei- Liebe nicht voraus, daß wir Gon unter das Gesetz unserer eigenen Mo-
-rp ner Geburt nur bedingt. Er ist noch keine wirkliche Ptrson mit mo·
ral und Lebensansprüche stellen können, daß wir ihn also verstehen als
ralischen Einstclluilgcn und Tugenden. Vidmehr entwickelt sich einen, der sich vor uns mit unseren Ma«srtbcn rechtfertigen muß, wäh• l'i"
rend er, so ec wirklich Gott sein soll, gerade der ist, in den hinein unsere
der Mensch im laufe seines Lebens beständig und erreicht somit &griffe, unsere Ma8stlibc verschwinden, und diese A-la8sräbe und Wer·
eine sretig anwachsende Gottähnlichkeit, wobei er allerdings cungen dabei nur i11sol'ern eine &dcurung erhalten, als wir mit Recht
kaum ans Ziel gelangen kann. Die Entwicklung einer eigenen Per- hoffen, daß dieser Verzehr unserer Maßstäbe in der Unbegreiflichkeic
sönlichkeit ist - Hkk folgend - Gottes Bestimmung für den Men- L Gottes noch einmal zu unserem Bestand und Heil ausschlägr?•?t J•;_
schen. Der Mensch soll diesen Prozeß durchlaufen, das ist Gottes
wme. Gott ist der gütige und barmherzige· Vater der M.ensi:hen, \ ·· wtnn abtr Gottes Güte etwas ganz antkres ist, als das, was wir un- . ' ·
der sie bei ihrem Entwicklungsprozeß begleitet, der Mitleid mit ih- ter Gilte verstehen, was fiir einen Sinn bat es dann, den Begriff du
nen hat (Moltmann). Dafür wird Gott von seinen Geschöpfen ge- Güte noch zu gebrauchen/ Wenn Gott nicht „in unserem Sinne"
h liebt und verehrt. Gott ist ·zugleich auch der gestrenge_Ricliter, der gütig ist, dann ist er es überha11pt nicht, denn der Begriff der Güte
über die Verfehlungen auf dem Wege der Entwicklungen wacht ist ein von uns gemachter, auf unsere Perspektive zugeschnittener. 1 f

t
Es wäre also, wenn man Rahner folgt, vorstellbar, daß Gott ein
1
und diese lerzdich bestraft. Dafür wird Gott von seinen Gcschöp-
nach unserer Begrifflichkeit sadistisches Handeln für „giltigft hälc,
fcn gcacl:ucr und gefürchtet.
weil sein Maßstab für Güte nichc der unsere ist Gottes _Güte, als
Dies ist in etwa die Grundsrruktur des Vethälmisses von Gon völlig von der unseren unterscbiedene, köMte der pure Sadismus
l; und Mensch, wie sie das Christentum, das Judentum und der Islam sein. Gleichwohl müßten wir ihn, der gerade referierten Position· 110
annehmen. Man muß nun auch einmal die Frage stellen dürfen, folgend, als „allgütig« beschreiben, denn Gottes Maßstäbe zählen,
was für einen Gott an dieser Konstellation interessant sein soll nicht die unseren. Alles, was Gott tut oder tun könnte, wäre dem-
bzw._wie wir uns ein Wesen vorstellen müssen, das an so etwas _In- nach mit seiner Allgüte verträglich.
teresse findet. Daß der angesp~ochene Lernprozeß in der Welt in Die Hoffnung, daß angesichts dieser Strategie noch etwaS "zu
Jo seinem Aufbau mißglückt ist, was das Problem des mit ihm ver- unserem Heil ausschlägt", ist ebenfalls irreführend. Die Oberzcu- ff"
bundenen Übels angeht, wollen wir dabei unbeachtet lassen. Es gung, daß Gott z.B. im Jenseits unser Heil herstell~ die erlittencil
geht hier nur um den Sinn der beschriebenen Grundstruktur. Ungereduigkeiten ausgleicht usw., geht davon aus, daß Gott das-
Die Vorstellung, daß jemand ihm hoffnungslos unrerlcgene l.e• selbe unter „Heil" und „Ungerechtigkeit" versteht wie wii:. W:eM
bewcscn erzeugt. um sich an ihrer Abhängigkeit von ihm und än aber der gütige Gott auch ein Sadist sein könnte, entbehrt diese '
1; ihrer Verehrung für ihn zu erfreuen, hat m. E. ecwas nahezu Perver- Hoffnung der Grundlage. Alles, was wir uns in praktischer Hin-· jp
ses an sich. Sie ist deshalb pervers, weil sie nur über ein eklatantes sieht von Gott versprechen, basiert auf der Idee, da8 unser und 1
Machtgefälle funktioniert. Die Freude, die Gott bei einer derarti- Gones Urteil über Moral etc. wenigstens einander ähnlich sind. ·
gen Konstellation empfinden kann, ist insbesondtre "die dll1' Macht Screminger faßt diesen Argumenrationssuang gut zusammen:
über andere. Wenn Menschen Kinder zeugen, liegt hingegen eine
.Ist Gon nichc in unsetcm Sinn gut, dann gibc es keinen Unterschied
1" andere Siruation vor. Wtr können nicht anders, als erst einmal un• _mehr _zwischen IHM und dem fürcbrerlicmtcn Jyranncn, ilcr ja auch r;
terlegene Wesen in die Welt zu setzen, Wir können nicht anders, als \'On sie~ bchaup~n kön,nte, sei~ m~alisches Empfinden sie zwar gut,
erst einmal von uns in \'icler Hinsicht unterlegenen Kindern geliebt ~her mu mcnschlic~en Kategonen mcbt zu erfassen. Wer der Meinung
zu werden. · 1st, daß das, was wir als Bosheit und Grausamkeic empfinden, für Gott
Ein allmächtiger Gott könnte jedoch gleichberechtigte Partner Liebe und Güte bcdeum, macht IHN vom Teufel ununrerscheidbai:. ••
l<S' hervorbringen, mit denen er eine Beziehung auf einer anderen Ba-
sis als der von Macht und Abhängigkeit auEbauen könnte. Ein Von einer atheistischen Perspektive aus stellt dieses Verfahren
Mensch, der sich nur mir schwächeren Sozialparme.rn befaßt, wird • de°: Höhepunkt dessen ~r, was H. A!bert _als lnrmu11isienmgsstra-
zurecht gefragt, wie es ·um sein Sclbscveruauen und seine Fähigkeit tegie des Glaubens bezeichnet hat.8• Weil der Glaube einer ver-
steht, soziale Bindungen jenseits von Herrschaft und Mache auszu- nünftigen Kritik an der Achillesferse des Theodizccproblems in
'""' bilden. Können wie Gott nichr dieselbe Frage stellen? Der Gott des keiner Weise scan4halten kann, zieht er sich dogmatisch hinter die
alten Testaments bestätige zumind~t den gerade erzeugten Ein- Grenzen der Vernunft zurück.
druck. ü verkörpert die ~-!oral eines reaktionären Despoten, der .
rachsüchtig über seine Anberung wacht. Schon das ersce -der zehn "Im Zusammenhang mit solchen lmmunisierungsvcrsucbcn findet man
1 Gebote stimmt in diesem Sinne nachdenklich. :-1 · sehr oft die (... ) moralische Prämiierung des schlichcen und naiven
r c.._1 ./;~'"' ,,,dJ ,;f„l.~;t 114,/..t-1.t<'il. l Glaubens, der keine Zweifel kennt und daher unerschütterlich ist, als ei•
ner Tugend und dementsprechend eine Diffamierung kritischen Den·
kens für den betreffenden Bereich als unsittlich, zersetzend. (... ) Glau- 1'11
Die AnmaGuns der Vernunft - Mittelalter oder Moderne? bensgehotsam, Glaubenseifer und ähnliche .Tugeoden', deren histori-
sche Wirkung wir nur allzuguc kennen, werden im Zusammenhang mic
speziellen Inhalten immer wieder als moralisch wenvoll akzentuien. ·
Somit gelangen wir zur dritten Lösungsscraregie des Theodizee• Die Tugenden des Fanatikers und des Inquisitors .finden in autoritären
problems. Diese Strategie bringe gegen den Atheismus das „Argu- S)'Stemen offenbar die Anerkennung. die ihnen für die Erh3lrung sol- ~S"'
ment" vor, daß die ganze Untersuchung der T~eodizeefragt eine cher Systeme zukommen mag. •U
A1un;1ß11ng sei. Der 3llmächrige Gott könne und dürfe nicht zum
r Gegenstand einer menschlichen "Gerichcsverhandlung" gemacht . Was Albert hier anspricht, ist folgendes. Es ist nicht einf;w:b eine
werden. Er sei den menschlichen Maßstäben immer schon entzo- folgenlose Handlung, die Kritik zu verbiecen und dem Dogmatis-
gen. Diese Argumentationsweise kann man in mehretc Typen un• mus Vocrang zu· geben, Wir rec_htfertigen damit im naclifljiein ei>1t
Gnmdeinstellung der Inquisition des Mittelalters und d'u friiht11 iv
terreilen.
Befassen wir uns als erstes mit der vollständigen Zurückweisung Neuzeit!$
1/J der Vernunft im Zusammenhang mit dem Theodizceproblem. Bei ,v,- Pc, «1 e,,,~~.. ..1. A, r.~ /;e,I Hrl. .,,. . ,(;- •../4..

.r.i.d1,-~,/;llirr<r..
P. Koslowski finden sich folgende Zeilen, die diesen Srandpunkr i!« ~,I • [Md.lM/. dJ. ...(c
verdeutlichen: · ?t¼--< . I . '7 ...
W"4n&~ 11.lte.,,
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