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brasilianische Gebiet hinein unternehmen. Dann ist ihnen aber fast immer reiche
Beute gewifS. Mit den Pfeilen mit Bambusspitzen oder mit den zweiseitigen Holz-
sigen, deren Zacken fiirchterliche Wunden reifen, bringen sie die Schweine siche
zur Strecke. Fir die Affen, auch fiir die grofen schwarzen Kletteraften, geniigen
die Geschosse mit einreihig angeordneten Zacken oder mit Knochenspitze. Selten
Mi
werden Pfeile mit Rochenstachelspitze verwendet.
Das Fleisch wird an Ort und Stelle auf Bratrosten gebraten und hilt dann etwa zwe
bis drei Tage vor, so da auch die Daheimgebliebenen Anteil an der Jagdbeute erhalres
Kleine Végel wiirden durch spitze Pfeile zu sehr zerrissen werden. Um sie zu erleges
werden daher Geschosse mit stumpfem Ende verwendet. Sie machen die Beute dur<=
den heftigen Anprall zumindest fúir kurze Zeit besinnungslos, die fiir die scharte-
Augen des Jágers genúgt, um die Beute im Urwalddickicht aufzufinden.
Im Allgemeinen setzt sich der Pfeil aus drei Teilen zusammen: dem gefiederte=
Schaft, dem Holzeinsatz und der aus verschiedenem Material bestehenden Spitze
Der Schaft besteht bei den Moré und Itoreauhip aus einem ziemlich feinen Pfeilros=
das an seinem unteren Ende eingekerbt und mit zwei zurechtgeschnittenen Fede
hálften versehen ist. Die Art der Befestigung nennt der Ethnologe Nahtfiederu==
Dicht úber dem Federansatz ist er háufig mit einem Kennzeichen des Eigners ver-
sehen, mit einem Farbfleck, einem Federschmuck oder einer Federkielumwick!
Eines Tages tauchten Pfeile mit drei und vier Federn auf. Sie sollen augenschein!
das Geschof zu einer schnellen Drehung in der Luft veranlassen. Der schwedische
Forscher Nordenskiéld hat schon daraufhingewiesen, daf diese Art Fiederune
in Súdamerika sehr selten ist. Nachgewiesen sind sie bisher nur von dem Spa
Oviedo bei den lingst ausgestorbenen Timbus und Carcaraes am unteren Parana. =
dem Argentinier Ambrosetti bei dem Guaranistamm der Caingua, und, wenn >
nicht irre, neuerdings bei den Urubus im Staate Pará. Nordenskióld sieht in diese
Befiederung ein sehr altes Kulturelement, eins von denen, die die Uramerikaner ==
siidlichen Siidamerika mit solchen im nérdlichen Nordamerika verbindet.
Fiir die Jagd auf Wasservégel errichten die Moré und Itoreauhip bienenkorbar==
Jagdhiitten, die sie ins Wasser der tiberschwemmten Pampa und spater in die z
bleibenden Túmpel oder in die toten Arme der Flússe stellen. Nur durch Ta:
kónnen sie in diese Behausung gelangen. Von dort aus vermógen sie aber les
ahnungslos herankommende Enten, Lóffelreiher, echte Reiher und Stórche ==
ihrem Pfeil zu erreichen. Diese Jagd ist bei weitem die ergiebigste in der unm ==
baren Umgebung der Indianersiedlungen.
Die Moré und Itoreauhip sind auch gewandte Fischer. Sehr friih schon am Moss
ziehen drei oder vier Minner an den Fluf. Unter Wasser oder im Gestripy =
borgen, sind ihre bis ro Meter langen, meist aus so genanntem Zedernholz ===»
enen Einbáume. Die ursprúnglich ohne Knauf mit nur schmalem Blatt gearbe==
Ruder werden vom Heim mitgebracht. Ich fiihlte mich zuerst sehr unsicher i= Ges
Fahrzeugen; aber wie ich einst radeln lernte, gewohnte ich mich allmâhlich ==» =
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diese schwankenden Boote. Die Indianer halten sogar stehend wihrend der Fahrt
das Gleichgewicht.
Wir fahren zu einer Sandbank. Wenn die Sonne ihre Strahlen schrág vom Himmel
sendet, sind im seichten Wasser deutlich die dunklen Leiber grófferer Fische, des
Surubim, Tucunaré, Pirarucu und mancher anderer zu erkennen. Eine der braunen
Gestalten nimmt den Bogen und einen ein- oder dreispitzigen Knochenpfeil und
erhebt sich im Bug des schwankenden Bootes; von den iibrigen rudert nur noch
der Steuermann. Der taucht sein Paddel nur vorsichtig ins Wasser, reif$t es dann
aber doch kriiftig durch, so daf§ das Fahrzeug immer noch ziemliche Fahrt macht.
Nach dem Wink des Schiitzen steuert er es dann, bis der Pfeil abschnellt. Ich habe
bei den Moré und Itoreauhip nicht einen einzigen Fehlschuf erlebt, obgleich doch
der Brechungswinkel der Wasseroberfliche in Betracht gezogen werden mu$. Nur
selten gehen Fische verloren, eigentlich nur, wenn der Schaft dicht tiber dem Riik-
ken abbricht. Verwundete Tiere kommen an das Ufer aus Furcht vor den Piranhas,
jenen in einzelnen Gewissern, insbesondere in Seen massenhaft auftretenden Raub-
fischen, die allen verwundeten Tieren nachjagen und bisweilen auch dem Menschen
gefiihrlich werden.
Die Moré und Itoreauhip kennen aber auch noch andere Arten der Fischerei. Schmale
Flufarme und Báche sperren sie gern mit Palmbláttern ab und setzen dazwischen
sehr lange, allmáhlich enger werdende Reusen. Die Fische schwimmen hinein und
bleiben dann im engen Teil festsitzen, so daf sie an Land getragen und auf dem
trockenen Boden ausgeschúttet werden kónnen.
In stillstehende Gewisser bringen sie gern zerschlagene Stiicke einer Giftliane. Die
darin lebenden Fische kommen dann in kurzer Zeit an die Oberfliche und kón-
nen mit den Hiinden abgesammelt werden. Der Genuf dieser Beute schadet den
Indianern nicht.
Wenn Friichte des Waldes oder der Savanne reifen, ziehen die Moré und Troreauhip
an die Stellen,
wo sie zahlreich vorhanden sind, und bauen sich dort ein so genanntes
Mam. Das ist ein mit Blittern der wilden Banane zum Schutz vor Regen bedeckter,
meist dreieckiger Unterschlupf. Von ihm aus kônnen in aller Ruhe das auf dem Boden
liegende Obst oder die Nússe gesammelt werden. Eine groffe Rolle im Haushalt
dieser Indianer spielen simtliche Palmfriichte, die Pardnuf, die wilden Kakaoarten
und die Mangaba.
Sehr fleifig sind die Moré und Itoreauhip in ihren Rodungen. In der Trockenzeit
fillen die Manner mit den schon seit geraumer Zeit von den Zivilisierten erbeu-
teten Stahlixten und mit den Buschmessern Baume und Strauchwerk einer nicht
unbetrichtlichen Waldfliche. Einige Wochen spiter, besonders zur Zeit der ersten
Regenfille, wird das Holz in Brand gesetzt. Mit widerstandsfihigen Stécken with-
len dann die Indianer in unregelmáfigen Zwischenráumen Lócher in den mit der
Asche bedeckten Boden und setzen je drei Stecklinge der Maniok hinein [Abb.
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Schmerz verursachen. Letztere werden auf Tontellern úber dem offenen Feuer zu
einer bróckligen Holzkohle verbrannt und dann mit Lehm und Wasser vermengt.
Aus dieser Mischung wird zunáchst der Boden geformt. Bei den kleineren Tópfen
ist er flach, bei den gréeren jedoch kegelf6rmig spitz zulaufend, so daf er in den
Sand oder in die aufgelockerte Erde der Feuerstelle gebohrt werden kann und das
Gefiff Halt findet. Dann werden Tonwúlste geformt, úbereinander gelegt und durch
Kneten mit den Fingern und Bearbeiten mit Muschel und Kiesel eine verháltnis-
miiftig dúnne, zusammenhángende, glatte Wandung gebildet [Abb. 12 nach S. 48:
»ltoyuiwo gibt einer Tonschale den letzten Schliff”]. Viel Geduld wird darauf ver-
wandt, und noch wihrend der folgenden Tage, wenn das Werk in der Luft trocknet,
geht immer wieder die Herstellerin daran, es mit der Muschel oder mit dem Stein
nach Betupfen mit Wasser zu verbessern. SchlieSlich wird es umgestiilpt und ein
Kleines Feuer darunter angefacht, das den Ton allmihlich austrocknet [Abb. 13 nach
S. 64: Ein Tongefáf wird gebrannt. Im Hintergrund meine Hángematte und mein
Hut“]. Mit Pazohublittern schiittzt man das Gefifi, damit kein Wind die Flamme
zu stark werden lat und dadurch es zum Springen bringt. Hellgrau gliinzt es dann;
doch ist es noch zu spréde. Nachdem einige Fehler ausgebessert sind, wird es noch
einmal tiber Feuer gebracht, und dann Holz rundherum aufgeschichtet, so daf es
eine Zeit lang von voller Glut umgeben ist. Schwarz kommt es daraus hervor. Sel-
ten wird es danach auften mit geometrischen Mustern bemalt; gewôhnlich fehlt
hierfiir Zeit und Talent.
Ein Teil der kleineren Tépfe wird mit Griff zum Anfassen versehen. Auch erhalten
die Miidelchen winzige Gefiike zum Spiel. Sogar allerlei Figuren, welche Menschen
und Menschenteile, Tiere und Pflanzen vorstellen sollen, werden aus Ton gebrannt
[Abb. 8 nach S. 32: ,Itoyudotto bei der Herstellung einer Tonpuppe (Im Hintergrunde
meine Hángematte)“].
Merkwúrdigerweise kennen aber die Moréfrauen keine irdenen Spindeln. Sie fer-
tigen sie vielmehr aus rundlichen, anfangs grúnen, spáter schwarzen Frúchten oder
aus mehreren Scheiben eines korkartigen Holzes an. Die Spindelstábe sind aus dem
Stamm einer Astrocaryumpalme geschnitzt, zugespitzt und am unteren Ende háufig
mit einem Widerhaken aus dem gleichen Material oder aus Knochen versehen. Die
Befestigung erfolgt durch feine Umschniirung, verstrichen mit Wachs.
Bei den Moré und Itoreauhip gibt es niimlich beide indianischen Spinnmethoden
nebeneinander, je nachdem feine, widerstandsfihige Fáden fúr Zwecke des Heftens
und Bindens, oder aber dickere fiir das Knúpfen der Hingematten hergestellt werden
sollen. Fiir die erste Art werden die Spindeln mit der runden Frucht verwandt. An
den Widerhaken ist der bereits fertige Faden durch eine Umschlingung festgemacht.
Mit der rechten Hand wird dann, soweit sie reicht, der neue Teil aus der vorher an
einem kleinen Bogen aufgelockerten Baumwolle herausgewickelt und darauf mit
einem gehórigen Schwung die Spindel zum Drehen gebracht. Frei hingend kann sie
auslaufen [Abb. 14 nach S. 64: ,Spinnende Moréfrau“]. Dann wird das Stiick Faden
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aufgerollt, und die Arbeit beginnt von vorne. Das auf diese Weise hergestellte Garn
wird, in Knáuel aufgewickelt, zam gróften Teil den Mánnern úberlassen, die es fúr
ihre Pfeile gebrauchen und das Nihen der Rindenstofthemden fiir sich und ihre
Frauen besorgen.
Fúr die andere Methode werden die Spindeln mit den Holzscheiben benutzt. An
ihnen ist gewóhnlich kein Widerhaken vorhanden. Der Faden, der gesponnen wer-
den soll, liuft um die zweite und dritte Zehe des rechten Fufes und wird mit der
rechten Hand aus den Baumwollflocken gebildet. Mit der linken dreht die Her-
stellerin die Spindel auf dem linken Oberschenkel solange, bis die Schnur die not-
wendige Festigkeit erreicht hat. Die gefiillten Spindeln bleiben noch Wochen im
Arbeitskérbchen, denn das gewonnene Garn muf noch ein oder sogar mehrere Male
nachgesponnen werden.
Die langen, dicken Faden werden dann um zwei unter dem Hiittendach in gehéri-
ger Entfernung voneinander eingerammte Pfihle gewunden. Sie bilden die Kette,
die an den Schuf geknotet und dadurch fest miteinander verbunden werden. Die
Enden werden um einen Stab oder einen Knochen zusammengefakt. So haben sie
Halt, wenn die Indianer sie in an den Stiitzpfihlen in der Hútte befestigte Schlingen
hiingen [Abb. 15 oben nach S. 64: ,Kniipfen einer Hingematte“].
Auf einem Apparat, der als der primitivste Weberahmen gelten kann, den es tiber-
haupt gibt, verfertigen die Moré und Itoreauhip-Frauen die Schniire, die sie sich und
ihren Angehórigen um Arm- und Beinmuskeln binden. An irgendeine Zweigga-
bel werden zwei Querhólzer gebunden. Sie haben voneinander einen Abstand, der
der Liinge des herzustellenden Bandes entspricht. Um sie wird einer der diinneren
Faden vier- bis achtmal gewunden. Mit Hilfe eines kurzen Stiickchens einer bieg-
samen Rute, mitunter mit einem widerstandsfihigen Grashalm, werden sie dann
durch einen Einschlagfaden miteinander verflochten und dann gleich an Arm oder
Bein festgeknotet.
Das Flechten der etwa ein halbes Meter langen Sitz und Schutzmatten, der vier-
eckigen Feuerficher, der viereckigen Kórbe und der Tragkórbe ist im allgemeinen
ebenfalls Frauenarbeit. Als Material werden die Fiedern verschiedener Palmblátter
verwendet. Die Manner verfertigen nur leichte Taschen, die nur einmal dazu dienen,
Friichte des Feldes oder Beute der Jagd und des Fischfanges heimzutragen.
Das Náhen aber ist Mánnerarbeit. Die Moré und Itoreauhip bauen sich gern, um unge-
stórt zu sein, ein besonderes, kleines Hiiuschen, in dem sie arbeitend und plaudernd
beieinanderhocken. Die Frauen kommen nur selten hinein. Aber grófere Buben
miissen schon wacker helfen und wenigstens ihre Kleidungsstiicke selber schneidern.
Zunichst gehen sie mit in den Wald und suchen sich passende Báume, die entwe-
der weifen, briunlichen oder schwirzlichen Stoff liefern. An ihnen wird dann die
Borke entfernt, so dafS der darunter liegende Bast zu Tage tritt. Dieser wird durch
stiindiges Klopfen mit der mit Kerben versehenen Kante eines flachen Holzkniip-
pels von seiner Unterlage gelést und dann in der gewiinschten Gréfe abgeschnitten.
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Dann wird er auf einem geglátteten Stammstúck mit dem gleichen Klopfer weich-
geschlagen [Abb. 15 unten nach S. 64: ,,Katoma klopft Rindenbast weich*]. Nachdem
der Baststreifen gehórig gewaschen, mehrere Male ausgewrungen und getrocknet
ist, kann die Schneiderei beginnen. Jede Hálfte des Hemdes wird besonders vorge-
nommen [Abb. 16 rechts nach S. 64: ,Katzé náht ein Rindenhemd“]. In manchen
Fillen werden einfach auf die zurecht geschnittene schwárzliche Unterlage weife
Streifen aufgeheftet; ebenso hiufig aber an breitere Seitenflichen verschiedenfarbige
Streifen aneinandergenáht. Als Werkzeug bedient man sich einer diinnen Nadel
aus Astrocaryumholz oder einem Knochensplitter. Fiir die Weiber fertigt man bis-
weilen auch einfarbige Hemden an; doch sorgen im allgemeinen die Manner dafiir,
ihre Frauen so hiibsch als nur méglich zu machen. Gewohnlich sind die einfacher
gekleideten bereits Witwen.
Die Abfille des Rindenbastes werden dazu benutzt, allerlei Girtel und Binder her-
zustellen. Das Abzeichen eines verheirateten Mannes bei festlichen Gelegenheiten
ist bei Kalinté und Mora ein etwa handbreiter Giirtel aus hellem Rindenstoff, der
mit zwei rótlichen und einem schwarzen Streifen besetzt ist. Er dient auch dazu,
das Hemd enger an den Leib zu bringen, die ,, Taille“ zu betonen. Andere Gruppen
bemalen die Giirtel mit geometrischen Figuren: Punkte, Kreise, Striche, Kreuze,
Vierecke und Zusammensetzungen von ihnen sind sehr beliebt. Nur selten wagen
einige Kiinstler schwierigere Zeichnungen. Es sind die Leute, die auch ihre Bam-
buspfeilspitzen mit Motiven versehen. Vielfach ist es eine Aufeinanderfolge von
schlangenartigen Haken, die abwechselnd nach rechts und links sich ófínen. Nur in
vereinzelten Fillen ist eine Art Kopf gezeichnet. Es dauert lange, bis ich den Namen
erfahre. Gewohnlich wird es mir als ,maramsche“, das heift Kritzelei, Schwarzma-
lerei erklárt; endlich aber als karakau = Schlange. Und das erweist sich als richtig.
Da die Moré vor jeder noch so kleinen Giftschlange eine auferordentliche Scheu
haben, soll ihre Zeichnung den Kriegspfeilen wohl magische Kraft verleihen, damit
sie hart genug den Feind treffen.
Auch die andern Ornamente besitzen Namen. Runde Kreise stellen die Schildkróte
dar; Kreuze und mit den Riicken zueinander stehende Klammern )( sind Spuren
von Tieren. Bei vielen Zeichen stellen sich verschiedene Leute, sofern sie nicht aus
der gleichen Horde stammen, auch voneinander abweichende Sachen vor. Sie sind
also sehr individuell.
Merkwiirdig verhalten sich die Moré und Itoreauhip Abbildungen in einem Buche
und Photographien gegeniiber. Darauf, daf sie sie von der Seite oder umgekehrt
betrachten wiirden, bin ich gefaft, weil das ja viele Forscher erlebt haben. Aber die
Indianer sind augenscheinlich nicht imstande, sich selber oder einen Gefáhrten auf
Lichtbildern zu erkennen. Zunichst betrachten sie auch sie als ,maramsche*. Spáter
erkliren sie sie einfach fúr ,Puppen”.
Die Moré und Itoreauhip tragen die Muster nicht immer aus freier Hand auf. Sie stel-
len einfache Geráte her, derer sie sich bedienen. Punkte werden durch Aufdriicken
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mit der Spitze eines Hôlzchens erzeugt; schmilere Kreise druckt man mit einem
Stiick Rohr; um die als Spuren gedeuteten Zeichen herstellen zu kônnen, schneiden
es die Indianer der Linge nach durch und befestigen die Hiilften mit den Riicken
aneinander. Auch die Frucht-Spindel des Maises wird als Malpinsel benutzt.
Bemalt werden sehr hiufig auch schmale Bander. Sie dienen als Handgelenkschutz,
damit die zuriickschnellende Bogensehne nicht die Haut verletzte. Die Itoreauhip
sichern mit ihnen den Haarknoten, der diesen Stamm von den Moré unterschei-
det. Als Brustband finden Sie Verwendung und als Verband, um die Wundrinder
zwecks schnellen Verheilens aneinanderzupressen, wenn einer sich eine Schnitt-
wunde zugefúgt hat.
Diese Bánder sind, ebenso wie breite, háufig mit Bemalung und Federschmuck ver-
sehene Stirnreife, aus Baumbast gefertigt.
Ungemein haufig treffe ich die Moré- und Itoreauhip-Minner beim Hausbau. Krankheit
und Tod eines der Einwohner veranlassen die Indianer, ihren Wohnort zu wechseln.
Vier bis etwa 12 Meter hohe Pfosten werden tief in die Erde gerammt und durch mit
Baststricken befestigte Querbalken miteinander verbunden. An sie lehnen die India-
ner dann lange Stangen, die, im Abstand von etwa zwei Meter, schrág vom Boden
aufsteigen und in Mannshóhe durch eine weitere Stiitzreihe gehalten werden. Diese
Stangen werden von unten nach oben mit jungen Blittern der Motacu-Palme bedeckt,
deren Fiedern erst geéffnet werden miissen. Dachziegelartig liegen sie iibereinander.
Wenn der Bau des Hauses so weit fortgeschritten ist, daf es notdiirftig gegen Regen
Schutz bietet, lassen sich die Indianer mit der Weiterarbeit Zeit. Auf den Giingen
in die Umgegend wird immer ein kleines Búndel Palmstroh mitgebracht. Wihrend
gelegentlicher Mufestunden wird es dann verarbeitet [Abb. 11 nach S. 48: ,Zurecht-
machen der Palmblitter fiir das Dachdecken'“]. So dauert es eine ganze Weile, bevor
das hohe Schrigdach fertig ist. Dann stellt man zum Schutz vor zu starker Sonnen-
bestrahlung lange Wedel der Astrocaryum-Palme auf der andern Seite gegen den Bau.
Und erst ganz allmáhlich wird auch dort ein Dach errichtet, so dab allmáhlich sich
der Windschirm in ein Giebelhaus verwandelt. Nur in zwei Fiillen habe ich gesehen,
daft die Stirnseiten ausgebaut worden sind. Es hat sich da um sehr alte Wohnungen
gehandelt, deren Insassen sicherlich mehrere Jahre an dem gleichen Ort gehaust haben.
Die Frauen helfen beim Hausbau nur durch gelegentliche kleine Handreichungen.
Von den Minnern werden auch alle Holzarbeiten ausgefiúhrt. Aufer den Einbãu-
men sind das in erster Linie die Tróge, in denen Mais zermahlen wird. Wird ein
geeigneter Stein nicht gefunden, weiff der Hausvater einen gefálligen Stampfer aus
Holz herzustellen.
Aus Holz sind auch die Sitze mit den langen Fliigeln verfertigt. Sie dienen allerdings
nur bei zeremoniellen Gelegenheiten. Fúr gewóhnlich genúgt ein Baumstamm, wenn
nicht die Hângematte vorgezogen wird.
Die Moré und Itoreauhip haben sich bereits an Stahl- und Eisenwerkzeuge gewôhnt.
Solange sie mit den Zivilisierten im Kriege lagen, gewannen sie sie durch Raub. Aber
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auch heute noch sind mit Rohrstiel versehene Messer und Hobel aus den Záhnen von
Nagetieren, besonders dem Aguti, aus den Kiefern des Piranha-Fisches und aus Vogel-
brustbeinen im Gebrauch. Noch heute werden spitze Knochen als Meifel oder Pfriem
verwendet und verschiedene Kiesel und Muschelschalen zum Glátten und Polieren.
zusammen. Ich driicke meine Sorge davor aus, daf ich naf$ werden kénnte. Da macht
Kalintó heftig mit dem Munde: , ft, [ff und schlenkert mit der Hand von sich fort.
Auch fordert er mich auf, zu rauchen und Dampf gegen die Wolken zu blasen. Und
siehe, der Himmel klart sich auf.
Ein anderes Mal klappt die Geschichte nicht. Da erklirt er mir, da eben ein anderer
Mann, der michtiger sei als wir, das kostbare Naf fiir seine Felder brauche.
Das bifchen Zauberei verhiitet aber nicht das Sterben vieler Moré und Itoreauhip.
Ich bin niemals Zeuge von dem Tode eines dieser Indianer gewesen. Aber ich habe
zahllose Graber gesehen.
Nach dem Tode wird der Leichnam in der Hiitte begraben. Ein Familienvater,
Tschitschikat, ist sogar eine Tagereise weit in seiner Hiangematte dorthin getragen
worden. Andere sind draufen verscharrt worden, wo sie gestorben sind. Dort wird
dann in der Regel ein Windschutz iiber dem Grabe errichtet. Hat der Verstorbene
eine angesehene Stellung gehabt, wird eine Umzáunung aus Reisig oder Palmstroh
gemacht und Schmuck oder andere Habe des Toten auf das Grab gelegt. Spáter
scheinen die Gebeine wieder ausgegraben zu werden. Denn ich habe eine geéftnete
Grube gesehen und an den Dachsparren verlassener Hauser zahllose Deckelkérbe
mit angebrannten Menschenknochen [Abb. 18 nach $. 80: ,Grab mit Totenmal und
Knochenkórbe der Moré*]. Ganz in der Náhe wohnen mitunter die úbrig geblie-
benen Familienmitglieder. Sie zeigen keine Furcht vor diesen Státten, ófíneten mir
die Kórbe und erklárten mir, wessen Gebeine sie enthielten. Zu meinem grofen
Leidwesen habe ich bei meinem zweiten Aufenthalt im Oktober und November
1934 feststellen miissen, das von manchen meiner braunen Freunde, von dem lan-
gen Katoma, dem freundlichen Kalinté, dem alten Purito und vielen, vielen andern
nichts als diese Knochen geblieben waren.