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Hönig ] Abdominoplastik
Johannes Franz Hönig
Abdominoplastik
Prinzip und Technik
Johannes F. Hönig
Inhaltsverzeichnis
] Muskuläre Abdominalwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Muskuläre Abdominoklassifikation Typ A . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Muskuläre Abdominoklassifikation Typ B . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Muskuläre Abdominoklassifikation Typ C . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Muskuläre Abdominoklassifikation Typ D . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Indikationen und Kontraindikationen für eine Abdominoplastik . . 40
Indikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Kontraindikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Präoperative Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Vorbereitende Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Lagerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Anästhesie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
] Muskuloaponeurotische Plastiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
– M.-rectus-abdominis-Faszien-Plastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
– M.-obliquus-Advancement-Plastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
– Korsettplastiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Korsettplastik nach Appiani . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Korsettplastik nach Gonzales und Guerrerosantos . . . . . . . . . . . . 65
Superiore Korsettplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Inferiore Korsettplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Pararektale vertikale Korsettplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
– H-förmige muskuloaponeurotische Plastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
– Ventrale Hernienplastiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Technik der Hernienplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
] Reinsertionen und Plastiken des Bauchnabels . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
– V-förmige Umbilikoplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
– I-förmige Umbilikoplastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
Fettgewebsplastiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Hautresektionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Steppnähte des Dermis-Fett-Lappens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
1 Historische Entwicklung
der Abdominoplastik
A bdominoplastiken sind heute sowohl bei 1899. Vielen seinen Patienten verhalf er da-
Frauen als auch bei Männern häufig durch- durch zu einer verbesserten Körperkontur
geführte Operationen, nachdem sich seit den und ermöglichte ihnen ein unbeschwerteres
1970er Jahren das ästhetische Körperbe- Leben ohne die vielmals quälende Intertrigo.
wusstsein deutlich verändert hat. Es sind je- Seit jener Zeit ist eine Vielzahl verschiede-
doch überwiegend Frauen, die sich einer Ab- ner Techniken, Methoden und Regime ent-
dominoplastik unterziehen wollen, da sie wickelt worden, die sich vornehmlich in ihren
mehr dem Modediktat unterworfen sind und Schnittführungen, Muskel-, Faszien- und/
auch in der Dessous- und Bademode eine oder Fettgewebsplastiken unterscheiden
„gute Figur“ zeigen möchten. (Abb. 2). Sowohl vertikale, mediale und trans-
Der Literatur zufolge wurde erstmals eine versale Schnittführungen wie auch die Kom-
Abdominoplastik bei einer Patientin zur bination dieser Möglichkeiten wurden be-
Behandlung einer Abdominalhernie am schrieben, die zu mehr oder minder zufrie-
5. April 1890 von Darmers und Marx über denstellenden Ergebnissen führten (Abb. 3).
eine transversale suprapubische spindel- Hatte man dem für die Ästhetik wichtigen
förmige Inzision, die von der Spina iliaca Nabel bislang wenig Beachtung geschenkt,
anterior zur Gegenseite reichte, durch- änderte sich das nach der Veröffentlichung
geführt. Dabei resezierten die Chirurgen zur der Arbeit von Beck im Jahre 1917. Er
Konturverbesserung des Abdomens 2 kg des schlug vor, den Nabel in die transversale
Dermis-Fett-Gewebes. Bis zu jener Zeit hatte Narbe zu integrieren und die Neoposition
man sich auf konservative Behandlungs- des Nabels erstmals oberhalb der transver-
methoden beschränkt, die u. a. diätetische
Maßnahmen, physikalische Therapien und
die Anlage supportiver Korsetts vorsahen.
Chirurgische Behandlungen des protusiven
Abdomens bestanden nicht.
Erst durch den Gynäkologen Howard At-
wood Kelley (Abb. 1), Professor am John
Hopkins Hospital in Baltimore, USA, erlang-
te die Abdominoplastik aus rein ästhetisch
plastisch-chirurgischer Sicht neue Bedeu-
tung. Er gilt heute als Vater der Abdomino-
plastik. Sein Verdienst war es nicht nur, die
Gynäkologie von der Geburtshilfe zu trennen
und sie als eigenständiges Fach zu etablie-
ren, sondern auch die Fettschürzenplastik zu
inaugurieren. Er setzte sich intensiv mit der
operativen Fettschürzenkorrektur aus ästhe-
tischer Sicht auseinander und veröffentlichte
die Technik der Abdominoplastik erstmals Abb. 1. Howard Atwood Kelly.
2 ] 1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik
Abb. 2. Entwicklung der Abdominoplastiken. AP = Abdominoplastik; FNP = Floated Navel Plasty; Endo-AP = endoskopisch assis-
tierte Abdominoplastik; MIC = minimalinvasiv chirurgische Abdominoplastik.
salen Inzisionslinie mit in das chirurgische das chirurgische Konzept der Abdomino-
Konzept einzubeziehen, um den ästhetischen plastik, die auf die Beschreibungen von Ted
Anforderungen Rechnung tragen zu können. Lockwood Anfang der 1990er Jahre zurück-
1940 erweiterte Somalo die Abdominoplastik geht, ließen sich gegen Ende des 20. Jahr-
und beschrieb die zirkuläre Dermolipekto- hunderts Verbesserungen der funktionellen
mie. Spadafora führte 1962 die anterolaterale und ästhetischen postoperativen Langzeit-
horizontale Hautresektion zur Straffung der ergebnisse erzielen. Ein verfeinertes intra-
inguinalen und lateralen hypogastrischen und postoperatives Management führte im
Region ein, die die Basis der modernen weiteren Verlauf der Jahre schließlich zu re-
transversalen Schnittführungen der folgen- duzierten Komplikationsraten und kosme-
den Jahre darstellt. Mit der Einbeziehung tisch zufriedenstellenden postoperativen Er-
des superfiziellen Fasziensystems (SFS) in gebnissen (Abb. 4).
1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik ] 3
Ziel aller dieser in einem Zeitraum von Nach den ursprünglich in den 1960er Jah-
100 Jahren entwickelten Techniken ist die ren propagierten horizontalen Schnittfüh-
Konturverbesserung des Abdomens durch rungen von Spodafora, Callia und modifi-
Resektion überschüssigen Gewebes sowie ziert nach Pitanguy, die die inguinale Region
durch Muskel- und Faszienraffung und die in Höhe des Mons pubis überquerten und
Vermeidung von ästhetisch unbefriedigenden entsprechend der damaligen Mode die Nar-
sichtbaren Narben bei gleichzeitiger Verjün- ben durch die Bikinihöschen verdecken lie-
gung der Nabel- und Mons-pubis-Region. ßen, etablierte sich in den 1970er Jahren die
so genannte W-Schnittführung nach Reg-
1 Historische Entwicklung der Abdominoplastik ] 5
Abb. 7. Schräg-laterale Ansicht der weiblichen Abdomenkon- Abb. 8. Ideale weibliche Abdominalkontur in frontolateraler
tur. Deutlich erkennbar ist die dezente S-förmige anteriore Ansicht. Der Abstand zwischen der unteren kostochondralen
und laterale Bauchwandsilhouette. Thoraxapertur und der oberen Beckenkammschaufel beträgt
in der Regel zwischen 7 und 9 cm; er ist mitbestimmend für
die Definition der Taille.
Beim weiblichen Geschlecht hingegen seits nicht deutlich hervortreten und die
überragt der laterale Rand des Beckens deut- Übergänge zwischen Abdomen und unterer
lich die kostochondrale Apertur, sodass die Extremität im Bereich der Inguinalregion ei-
Taille akzentuiert wird – ein Kennzeichen nen „sanften“ flachen Übergang aufweisen.
der weiblichen Körperkontur (Abb. 10). Die Auch ist das Ausmaß hypogastrischer Rek-
weniger stark ausgebildete Abdominalmus- tusdiastasen bei Frauen wesentlich größer als
kulatur und deutlicher ausgeprägte subkuta- bei Männern.
ne Fettansammlungen erschweren die Ab- Im Vergleich zum Mann ist das subkutane
grenzung einzelner muskulärer Strukturen Fettgewebe bei der Frau unterhalb und um
des Abdomens. Dennoch lässt sich die ana- den Nabel herum deutlich vermehrt, über-
tomische muskuläre Struktur erahnen, trotz ragt die laterale Prominenz der Mm. recti in
der Tatsache, dass die Mm. recti mit ihren Form einer Lyra, begrenzt durch die Linea
Intersectiones tendineae und die Linea semi- semilunaris, und läuft zum Mons pubis hin.
lunaris sowie die Mm. obliqui externi beid- Fettansammlungen in dieser Region führen
Ideale ästhetische Abdominalkontur und geschlechtsspezifische Unterschiede ] 9
Abb. 9. Frontale Ansicht des männlichen Abdomens. Durch Abb. 10. Weibliche Konfiguration des Abdomens in frontaler
die stärkere muskuläre Ausprägung der Abdominalwand ist Ansicht. Der laterale Rand des Beckens überragt – im Gegen-
die Taille weniger ausgeprägt als beim weiblichen Geschlecht. satz zum Mann – deutlich die kostochondrale Apertur. Die
Der kostochondrale Rand bildet mit dem oberen Becken- Taille wird dadurch betont.
kammrand nahezu eine Linie.
Abb. 12. Nabel im 4.–5. Dezennium. Er ist zunehmend hori- Abb. 13. Nabel nach Gewichtszunahme und Multiparus. Es
zontal-ovalär orientiert und wird kranial durch eine subkuta- findet sich hier eine horizontal erweiterte Formveränderung
ne, tiefe paraumbilikale Fettansammlung verdeckt. des Nabels.
Mons-pubis-Region ] 11
Mons-pubis-Region
Die Mons-pubis-Region stellt eine ästheti- stellen. Die dreieckförmige Mons-pubis-Re-
sche Einheit dar, die besondere Aufmerk- gion steht in einem engen ästhetischen Zu-
samkeit in der Abdominoplastik erfordert. sammenhang mit dem Abdomen und sollte
Ebenso wie das Haarwachstum im Bereich keinesfalls im Rahmen einer Abdomino-
des Körperstammes weist auch die Mons-pu- plastik in ihrer Konfiguration durch exzessi-
bis-Region geschlechtsspezifische Unterschie- ve Nahtspannungen beim Wundverschluss
de auf, die u. a. durch die äußere Form und verformt werden. Deshalb ist bei der
das Haarwachstum in diesem Gebiet gekenn- Konzeption des Schnittführungsdesigns da-
zeichnet sind. Im Vergleich zu den männ- rauf zu achten, dass es infolge der Wund-
lichen Personen ist beim weiblichen Ge- kontraktion nicht zu einer kranialen Verzie-
schlecht die Körperbehaarung weniger stark hung des Mons pubis mit Exposition der an-
ausgeprägt und mehr oder minder scharf auf terioren Vulvakommissur kommen kann,
die Mons-pubis-Region beschränkt. Ihre was zu schmerzhaften Irritationen führen
Oberbegrenzung ist bei Frauen deutlicher als würde. Um dieses Risiko einer kranialwärts
bei Männern definiert und ragt selten transluzierten Mons-pubis-Region zu ver-
2–3 cm über die Mons-pubis-Region hinaus. mindern, ist es nach Abschluss der Muskel-
Nach eigener Erfahrung ist in den meisten Faszien-Plikation ratsam, die Mons-pubis-
Fällen eine Reduktion des suprapubischen Region und den kranialen Dermis-Fett-Lap-
Fett- und Haaranteils im Rahmen der Abdo- pen mit einer tiefen Ankernaht an der su-
minoplastik erforderlich, um eine Harmonie perfiziellen Faszie im Bereich der Symphyse
zwischen Xiphoid und Mons pubis herzu- zu fixieren.
3 Anatomie und Physiologie
der Abdominalwand
D ie Anatomie der Bauchwand baut sich aus Die Abdominalkontur ist das Ergebnis
Haut, subkutanem Fett, superfizieller Fettfas- von Funktion und Struktur verschiedener
zie (Campers-Faszie), einer tiefen Fettfaszie anatomischer Schichten der Abdominalwand,
(Scarpa-Faszie), Muskeln und ihren Aponeu- wobei der Abdominalinhalt die äußere Form
rosen, Fascia transversa und Peritoneum auf mit bestimmt.
(Abb. 14).
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Abb. 15. Querschnitt durch die vordere Bauchwand oberhalb des Nabels.
1 = Kutis; 2 = Fettgewebe; 3 = Faszie des M. obliquus externus abdominis;
4 = M. obliquus externus abdominis; 5 = M. obliquus internus abdominis;
6 = M. transversus abdominis; 7 = M. rectus abdominis
Abb. 17. Querschnitt durch die vordere Bauchwand oberhalb 1 = Fascia ventralis des M. obliquus externus abdominis;
des Nabels unter besonderer Berücksichtigung der Rektus- 2 = subkutanes Fettgewebe; 3 = tiefes Fettgewebe; 4 = M. ob-
scheide. In der Mitte angeordnet sind der M. rectus abdomi- liquus externus abdominis; 5 = M. obliquus internus abdomi-
nis und lateral von oben nach unten der M. obliquus externus nis; 6 = M. transversus abdominis; 7 und 10 = Fascia transver-
mit dem darunter liegenden M. obliquus internus abdominis salis und Peritoneum parietale; 8 und 11 = M. rectus abdomi-
und weiter unten dem M. transversus abdominis. Deutlich zu nis; 9 Vagina rectus abdominis (Lamina posterior)
erkennen ist die Beteiligung der Aponeurose der seitlichen
Bauchwandmuskeln am Aufbau der Rektusscheide.
16 ] 3 Anatomie und Physiologie der Abdominalwand
Im Bereich des Beckenkamms und des in- ] Nerven, Gefäße und Lymphe
guinalen Ligamentes wird das fibröse Netz-
werk der subkutanen Schicht zunehmend Nervale Versorgung
dichter. Es ist fest mit dem darunter liegen-
den Gewebe verbunden, speziell in der In- Die kutane nervale Versorgung der Abdomi-
guinalregion. Deshalb sollte das Gebiet der nalwand erfolgt durch die interkostalen Ner-
vaskulären Versorgung des superfiziellen Ge- ven der spinalen Nervenäste T6 bis T12 so-
webes, das den tieferen Schichten des Abdo- wie die Nn. ilioinguinales und iliohypogast-
mens zugeordnet wird, im Rahmen der Ab- rici (Abb. 18). Nach einer Abdominoplastik
dominoplastik soweit wie möglich geschont sind die Dermatome in der Regel verändert.
werden, um Ischämien und Nekrosen zu ver-
meiden. Präoperative nutritive Versorgung
Die nutritive Versorgung der Haut erfolgt
durch segmentale Äste der subkostalen, in-
terkostalen und lumbalen Arterien, der su-
Abb. 18. Thorakoabdominale Nerven. Abb. 19. Nutritive Versorgung der äußeren Abdominalwand
1 = Interkostalnerv durch segmentale Äste der subkostalen, interkostalen und
2 = Ramus cutanaeus des lateralen Subkostalnerven (Th 12) lumbalen sowie Femoralarterienäste. Die motorische Versor-
3 = N. cutanaes lateralis gung des M. rectus abdominis (1 und 2) erfolgt von der Un-
4 = Schnittrand M. obliquus externus abdominis terseite her.
5 = Schnittrand M. obliquus internus abdominis 1 = M. rectus abdominis, ventrale Ansicht; 2 = M. rectus ab-
dominis, dorsale Ansicht; 3 = Vagina des M. rectus abdominis
(Lamina posterior); 4 = A. epigastrica inferior; 5 = A. femoralis
Äußere Abdominalwand ] 17
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Abb. 20. Epi- und hypogastrisch arterielle nutritive Versor- Abb. 21. Richtlinien für eine sichere Liposuktion nach Matta-
gung der Bauchwand. rasso in Anlehnung an die nutritive Versorgung der Bauch-
1 = A. epigastria superior mit periumbilikalen Perforatorarte- decke nach Huger.
rien; 2 = A. epigastrica inferior superficialis; 3 = A. circumflexa A = kritische Zone der Liposuktion; B = limitierte Zone der Li-
iliaca superficialis; 4 = A. femoralis mit cranial abgesetzter A. posuktion; C = unkritische Zone; D = sichere Zone
epigastria superficialis
perfiziellen und inferioren Perforansgefäße lauf von der A. femoralis communis in die
der M.-rectus-abdominis-Scheide sowie Scarpa-Faszie, die muskulokutanen Perfo-
durch die superfiziellen Äste der Femoralar- ransgefäße, durchtrennt und ligiert.
terien (Abb. 19 u. 20). Weil in der Regel die paraumbilikal kali-
Der venöse Abfluss hingegen variiert, läuft berstärkeren und zahlreicher werdenden Ge-
aber in der Regel parallel zu den Arterien. fäße im weiteren Verlauf der Präparation zu
Bei der initialen kaudalen Inzision der unterbinden sind, ist bei der klassischen Ab-
Haut werden bei der Abdominoplastik die dominoplastik darauf zu achten, die Perfo-
superfiziellen inferioren epigastrischen Gefä- ransgefäße aus dem M. obliquus im Bereich
ße und die Äste der suprafiziellen puden- der lateralen Präparationsgrenze soweit wie
dalen sowie iliakalen Gefäße in ihrem Ver- möglich zu schonen, um eine ausreichende
18 ] 3 Anatomie und Physiologie der Abdominalwand
Abb. 22. Anatomische Übersicht der muskulären Bauchwand. Abb. 23. Muskeln des Stammes in der lateralen Ansicht;
1 = Schnittrand des M. pectoralis major; 2 = M. pectoralis mi- M. pectoralis major und M. obliquus externus abdominis wur-
nor; 3 = oberer Schnittrand des M. rectus abdominis; den entfernt.
4 = Schnittrand des M. internus abdominis; 5 = Vagina des M. 1 = M. pectoralis minor; 2 = M. serratus anterior; 3 = Schnitt-
rectus abdominis (Lamina posterior) mit Übergang zur Linea rand des M. pectoralis major; 4 = Gallaudet-Faszie; 5 = subkuta-
arcuata; 6 = Peritoneum; 7 = unterer Schnittrand des M. nes Fett; 6 = M. obliquus internus abdominis; 7 = Scarpa-Faszie;
rectus abdominis; 8 = M. pectoralis major; 9 = M. obliquus ex- 8 = Spina iliaca anterior superior
ternus abdominis; 10 = ventrale Faszie und Aponeurose des
M. rectus abdominis; 11 = M. rectus abdominis; 12 = Fibrae
intercrurales; 13 = M. pyramidalis
Der etwa 1 cm breite, aus straffem Binde- gewebe vorzufinden ist, kommt es zu einer
gewebe bestehende Streifen, die Linea alba, grubenförmigen Vertiefung, in der der Na-
zieht vom Xiphoid zur Symphyse (Abb. 24 u. belstrang als narbiger Rest übrig geblieben
25). Im Bereich des Nabels befindet sich eine ist. Die Struktur der Linea alba und ihrer
Aussparung der Linea alba, deren Rand als Faszien ist sehr komplex. Die Faszien setzen
Anulus umbilicalis palpabel ist. Da im Gebiet sich aus der Aponeurose der drei Muskeln
des Nabelrings spärliches subkutanes Fett- des Abdomens zusammen.
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Abb. 24. Querschnitt des Abdomens oberhalb des Nabels 1 = Linea alba; 2 = subkutanes Fett; 3 = tieferes Fettgewebe;
unter besonderer Berücksichtigung der Rektusscheide und 4 = M. rectus abdominis; 5 = Vagina des M. rectus abdominis
des Peritoneums. (Lamina posterior)
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Abb. 25. Querschnitt durch die Bauchwand in Höhe des Na- 1 = Linea alba; 2 = subkutanes Fett; 3 = tieferes Fettgewebe;
bels, der sich in der Mitte nach vorne wölbt. Lateral davon 4 = M. rectus abdominis; 5 = Vagina des M. rectus abdominis
sind M. rectus abdominis, Peritoneum parietale und Fascia (Lamina posterior)
transversalis zu erkennen.
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Abb. 26. Querschnitt durch das Abdomen unterhalb der Li- 1 = Linea alba; 2 = subkutanes Fett; 3 = tieferes Fettgewebe;
nea arcuata. Die Muskelbäuche des M. rectus abdominis sind 4 = M. rectus abdominis; 5 = Peritoneum parietale und Fascia
stärker ausgebildet und dichter zusammengerückt. Deutlich transversalis
zu erkennen ist die Vagina des M. rectus abdominis mit der
Lamina anterior und der Lamina posterior.
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Abb. 28. Querschnitt durch die vordere Bauchwand oberhalb 1 = Vagina des M. rectus abdominis (Lamina anterior);
des Nabels unter besonderer Berücksichtigung der Faszien 2 = Faszie des M. obliquus externus abdominis; 3 = subkuta-
und Muskeln zueinander. In der Mitte angeordnet der M. rectus nes Fettgewebe; 4 = M. obliquus externus abdominis; 5 = La-
abdominis (9 und 11) und lateral von oben nach unten der M. mina des M. obliquus externus abdominis inferior; 6 = M. ob-
obliquus externus abdominis (4) mit dem darunter liegenden liquus internus abdominis; 7 = M. transversus abdominis;
M. obliquus internus abdominis (6), weiter unten der M. trans- 8 = Peritoneum parietale und Fascia transversalis; 9 = M.
versus abdominis (7). Deutlich zu erkennen ist die unterschied- rectus abdominis; 10 = Linea alba; 11 = Vagina des M. rectus
liche Beteiligung der Aponeurosen der seitlichen Bauchwand- abdominis (Lamina posterior)
muskulatur am Aufbau der Rektusscheide.
Es erübrigt sich daher von selbst, bei der ] Mm. obliqui externus et internus
muskuloaponeurotischen Plastik auf eine be- und M. transversus abdominis
sonders sorgfältige Rekonstruktion mit kräf-
tigen Materialien hinzuweisen, um Hernien Die drei Muskeln, Mm. obliqui externus et in-
und Bauchdeckenerschlaffungen zu vermei- ternus abdominis sowie M. transversus abdo-
den. Dabei spielt der M. rectus abdominis minis, die die anteriore laterale Abdominal-
an sich eine untergeordnete Rolle, vielmehr wand bilden, sind einander so zugeordnet,
kommt den Faszien die größte Bedeutung dass ein Netz aus zwei schrägen Muskeln,
zu, vor allem im Hinblick auf das Auftreten den Mm. obliqui internus et externus abdomi-
von Hernien. Unter Hernien versteht man nis, und einem transversalen Muskel, dem M.
ein Hervortreten von parietalem Peritoneum transversus abdominis, gebildet wird. Durch
mit oder ohne Bruchsackinhalt durch eine die spezielle Winkelanordnung der Muskeln
Lücke im Bereich der Linea alba. Im Gegen- zueinander ist es möglich, den Abdominalin-
satz dazu ist die Rektusdiastase durch ein halt zu vergrößern, ohne die Abdominalspan-
weites Auseinanderweichen der medianen nung zu erhöhen (Abb. 30 u. 31).
Ränder der Rektusmuskeln gekennzeichnet.
Abb. 30. Verspannung der Bauchwand durch die einzelnen Abb. 31. Verspannung der Bauchwand. An der vertikalen
Muskeln. Die Quergurtung des Abdomens erfolgt durch die Verspannung beteiligen sich unterhalb des Nabels ungekreuz-
horizontale Muskelschlinge des M. transversus abdominis, die te Anteile der Aponeurose des M. obliquus externus abdomi-
Schräggurtung durch die schräg verlaufende Muskelschlinge nis (rot); schräg verlaufend dazu die Muskelschlinge des
des M. obliquus externus abdominis einer Seite (rot) mit M. obliquus externus et internus abdominis.
dem M. obliquus internus abdominis der Gegenseite (hell-
blau). Die vertikale Verspannung erfolgt durch die Mm. recti
abdominis (schwarz).
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Abb. 33. Querschnitt durch die vordere Bauchwand oberhalb 1 = Vagina des M. rectus abdominis (Lamina anterior);
des Nabels unter besonderer Berücksichtigung der Faszien 2 = Faszien des M. rectus abdominis und des M. obliquus ex-
und Muskeln zueinander. In der Mitte angeordnet der M. rectus ternus abdominis; 3 = subkutanes Fettgewebe; 4 = M. obliqu-
abdominis (9 und 11) und lateral von oben nach unten der M. us externus abdominis; 5 = Lamina des M. obliquus externus
obliquus externus abdominis (4) mit dem darunter liegenden abdominis superior; 6 = M. obliquus internus abdominis;
M. obliquus internus abdominis (6), weiter unten der M. trans- 7 = M. transversus abdominis; 8 = Peritoneum parietale und
versus abdominis (7). Deutlich zu erkennen sind die unter- Fascia transversalis; 9 = M. rectus abdominis dexter; 10 = Li-
schiedlichen Beteiligungen der Aponeurosen der seitlichen nea alba; 11 = Vagina des M. rectus abdominis (Lamina pos-
Bauchwandmuskulatur am Aufbau der Rektusscheide. terior)
Muskuloaponeurotische Schicht ] 25
Abb. 34. Muskeln des Stammes in der lateralen Ansicht. Abb. 35. Anatomie der muskulären Bauchwand mit M. rectus
M. pectoralis major und M. obliquus externus abdominis wur- abdominis, Mm. obliqui externus et internus sowie M. trans-
den entfernt. versus abdominis.
1 = M. pectoralis minor; 2 = M. serratus anterior; 3 = Schnitt- 1 = Schnittrand des M. obliquus externus abdominis
rand des M. pectoralis major; 4 = Gallaudet-Faszie; 5 = sub- 2 = Schnittrand des M. obliquus internus abdominis
kutanes Fettgewebe; 6 = M. obliquus internus abdominis;
7 = Scarpa-Faszie; 8 = Spina iliaca anterior superior
26 ] 3 Anatomie und Physiologie der Abdominalwand
So wird dem M. transversus abdominis Plikation der Rektusscheide und dies, ob-
die Aufgabe der Konturierung der Abdomi- wohl man vielfach der Auffassung ist, dass
nalwand zuteil, speziell der Formung der dadurch keine ästhetisch befriedigende Tail-
Taille. Einige Autoren nutzten dieses Prinzip, lenkonturierung und keine Korrektur der
wie z. B. Pina 1980, indem sie eine Plikation epigastrischen Fülle zu erzielen sind. Es kön-
sowohl der anterioren als auch der posterio- nen nämlich nur der M. obliquus externus
ren Rektusscheide und damit des M. trans- abdominis und ein Teil des M. obliquus in-
versus abdominis vornahmen, allerdings auf ternus abdominis gespannt werden, der M.
Kosten einer Inzision der anterioren Rektus- transversus abdominis bleibt unbeeinflusst.
scheide. Dabei ist jedoch anzumerken, dass Darüber hinaus wird die spinale Stabilität
der M. transversus abdominis nicht leicht durch den funktionellen Einfluss der abdo-
zugänglich ist. Deshalb bevorzugen einige minalen Muskulatur beeinträchtigt, die einen
Autoren bei der muskulären Erschlaffung Effekt auf den intraabdominalen Druck aus-
der Bauchwand nach wie vor die anteriore übt.
Abb. 36. Querschnitt des Abdomens oberhalb des Nabels 1 = Linea alba; 2 = subkutanes Fettgewebe; 3 = tieferes Fett-
unter besonderer Berücksichtigung der Rektusscheide und gewebe; 4 = M. rectus abdominis; 5 = Vagina des M. rectus
des Peritoneums. abdominis (Lamina posterior)
4 Pathophysiologie
der anterioren Bauchwand
] Rektusmuskeldiastasen
Abb. 39. Bei Vorliegen einer epigastrischen Rektusdiastase kommt es zur Vorwölbung
von intraabdominalem Gewebe.
4 Pathophysiologie der anterioren Bauchwand ] 29
] Ventrale Hernien
Unter Hernien der Mittellinie des Abdomens tur und ihrer Muskelscheiden. Es handelt sich
versteht man ein Hervortreten von parieta- hierbei nicht um eine echte Hernie, sie ist je-
lem Peritoneum mit oder ohne Bruchsack- doch häufig mit einer Nabelhernie vergesell-
inhalt durch eine Lücke im Bereich der Li- schaftet (Abb. 40).
nea alba. Die Hernien der Mittellinien wer- Epigastrische Hernien entstehen durch ei-
den eingeteilt in epigastrische Hernien, Na- nen unphysiologischen Überdruck im Abdo-
belhernien und gemischte Hernien, welche men, durch Zwerchfellkontraktionen im
aus einer epigastrischen und einer Nabelher- Rahmen aller bronchopulmonalen Erkran-
nie bestehen. kungen sowie bei Aszites. Eine posttraumati-
Die Rektusdiastase ist eine Verbreiterung sche Ursache infolge eines direkten Traumas
der Linea alba zu einer ausgedünnten, meist ist ebenfalls beschrieben worden, kommt
schwachen Aponeurose. Beim Stehen oder aber sehr selten vor. Ätiologisch betrachtet
Pressen tritt eine Vorwölbung ohne Bruch- liegt der epigastrischen Hernie eine Textur-
sack auf, es kommt dabei zu einem Auseinan- schwäche der medianen Aponeurose zugrun-
derweichen der Rektus-abdominis-Muskula- de, vermutlich aufgrund einer verminderten
2
3a
Abb. 40. Ventrale Hernien; bei der epigastrischen Hernie Die schwierig zu diagnostizierende Spieghel-Hernie ist im la-
kommt es zu einem Auseinanderweichen der beiden Rektus- teralen Hypogastrium lokalisiert (3a) und gelegentlich bei as-
muskeln und der medianen Aponeurose. Der Querschnitt ver- thenischen Patienten durch dezente Vorwölbung der Bauch-
deutlicht die Hernierung des Peritoneums (1). Bei der Nabel- decke charakterisiert, da sie von der Aponeurose des M. obli-
hernie wölbt sich das Peritoneum bis unter die Haut vor, da quus abdominis bedeckt ist (3).
im Nabelbereich das subkutane Gewebe fehlt (2).
30 ] 4 Pathophysiologie der anterioren Bauchwand
Anzahl von Sehnenfasern, die die Mediane Die Spieghel-Hernie, benannt nach dem Ana-
kreuzen. Die Inzidenz der Hernien bei Er- tom Adrian van den Spieghel, tritt durch die
wachsenen beträgt bis zu 5%. Lücke in der fascia Spiegheli, also dem Teil
Die Ätiopathogenese der Nabelhernie ent- der Bauchwandaponeurose, der am Kreu-
spricht der der epigastrischen Hernie, wobei zungspunkt der linea arcuata und dem latera-
sich bei der Nabelhernie das Peritoneum bis len Rand der Rektusscheide liegt. Diese selte-
an die Haut des Nabels vorwölben kann, da ne Hernie durchbricht die Aponeurose des M.
im Nabelbereich das Subkutangewebe fehlt. obliquus internus abdominis und befindet
Sie tritt bei Patienten mit sehr adipösen sich somit unterhalb der Aponeurose des M.
Bauchdecken auf. obliquus externus (Abb. 40). Bei der Narben-
hernie handelt es sich um eine echte iatrogene
Hernie, die vorwiegend nach Wundinfektio-
nen und nach Längsinzisionen auftritt.
5 Vorbereitung einer Abdominoplastik
Abb. 41. Algorithmus der Abdominoplastiken entsprechend rurgische, endoskopisch assistierte Abdominoplastik; OAP = ob-
ihrer Klassifikation. liquus externus abdominis Plastik; RFP = Rektus-Faszien-Plika-
AP = Abdominoplastik; FNP = Floated Navel Plasty; INF-RSP = tion; SNP = superiore Nabelplastik; TMP = transversale Muskel-
inferiore Rektus-Scheiden-Plikation; MIC = minimalinvasiv chi- plastik
32 ] 5 Vorbereitung einer Abdominoplastik
] Abdominoklassifikation Typ II
Patienten ohne nennenswerte Erschlaffung
der muskuloaponeurotischen Schicht und
mit einem geringgradigen hypogastrischen
Hautüberschuss sowie Tonizitätsverlust gehö-
ren dieser Klassifikation an. Sie weisen zum
Teil geringe suprapubische Fettansammlun-
gen auf (Abb. 44 u. 45).
] Abdominoklassifikation Typ IV
Patienten mit einer Erschlaffung der musku-
loaponeurotischen Schicht vom Xiphoid bis
zum Mons pubis, einem moderaten hypogas-
trischen Hautüberschuss, einer mäßigen bis
deutlichen Hauterschlaffung und einer An-
sammlung von unterschiedlichen Mengen an
Fett sowie einer Nabel-Pubis-Distanz von
mehr als 14 cm gehören dieser Gruppe an
(Abb. 48 u. 49).
] Abdominoklassifikation Typ V
Signifikante Haut- und Muskelerschlaffungen
mit ober- und unterhalb des Nabels unter-
schiedlich großen Mengen von Fettansamm-
lungen, einem Tonizitätsverlust der Haut und
einer Erschlaffung der Muskulatur sowie des
aponeurotischen Systems charakterisieren
diese Patienten der Typklassifikation V (Abb.
50 u. 51).
] Abdominoklassifikation Typ VI
Patienten dieser Klassifikation kennzeichnen
größere Mengen an Hautüberschuss oder
unerwünschten Fettansammlungen oberhalb
des Bauchnabels im Epigastrium. Häufig be-
steht gleichzeitig eine Indikation zu einer
Mastopexie, Brustaugmentation oder Mam-
mareduktion; oft weisen diese Patienten be-
reits submammäre Narben nach Mamma-
plastiken auf (Abb. 52 u. 53).
Abb. 54. Muskuläre Abdominoklassifikation vom Typ A, die Abb. 55. Muskuläre Abdominoklassifikation vom Typ B.
durch eine dezente Rektusdiastase charakterisiert ist. Diese ist gekennzeichnet durch eine Rektusdiastase wie bei
Typ A, aber mit zusätzlicher Erschlaffung des lateralen und
hypogastrischen muskuloaponeurotischen Systems.
Klassifikationen der Abdominalwand ] 39
Abb. 56. Abdominoklassifikation vom Typ C. Abb. 57. Abdominoklassifikation vom Typ D.
Definitionsgemäß liegt hier eine kongenitale laterale Fehlin- Diese ist gekennzeichnet durch eine deutliche Rektusdiastase
sertion des M. recti abdominis am Rippenbogen vor. bei nicht definierter Taille.
40 ] 5 Vorbereitung einer Abdominoplastik
Lagerung Anästhesie
Die Positionierung des Patienten für die Ab- In der Regel empfiehlt es sich, die Abdomi-
dominoplastik ist ähnlich bedeutsam wie der noplastik in allgemeiner Intubationsnarkose
operative Eingriff bei Mammaplastiken. Der durchzuführen, wobei auch eine Kehlkopf-
Patient befindet sich in Supinationsstellung maske zur Anwendung kommen kann. Alter-
mit Anhebung des Oberkörpers um 158. Die nativ können hohe Epiduralanästhesien
Arme werden dabei in einem Winkel von durchgeführt werden in Kombination mit In-
40–508 beidseits abduziert. Das Gesäß des filtrationsanästhesien im superioren Dissek-
Patienten sollte sich in der Ruheposition des tionsbereich. Dabei empfehlen sich eine nor-
OP-Tisches befinden, sodass der Trochanter motensive Hypotension und eine periopera-
zwischen der Verbindung zum Rücken und tive i.v. Antibiotikagabe; ein entsprechendes
dem Unterteil des OP-Tisches positioniert Flüssigkeitsregime ist anzustreben.
ist. Dabei wird es möglich, den Patienten in
eine 308-Flexionsstellung zu bringen, der so
genannten „Semi-Flower“-Position, die einen
spannungsfreien Wundverschluss ermöglicht
(Abb. 60).
] Anatomie der Fettzellen. Das Fettgewebe die tiefe Fettschicht ein irreguläres fibröses
kommt als eigenständiges Gewebe in Form und lockeres Netzwerk mit darin einge-
so genannter Fettorgane vor sowie vermischt schlossenen areolaren Fettkörpern aufweist.
mit anderen Bindegewebsarten, meist mit lo- Makroskopisch lässt sich das subkutane Fett
ckerem Bindegewebe. Die einzelnen Fettge- durch die vertikale Kompartimentierung er-
webszellen sind von vertikalen Fasern umge- kennen, während das tiefe Kompartiment ei-
ben. Zwischen den Fettzellen liegen Bündel
kollagener Fibrillen. Die einzelnen Fettzellen
werden vom Bindegewebe zu traubenförmi-
gen Läppchen zusammengeschlossen, die
makroskopisch erkennbar sind. Das Fett-
gewebe ist reichlich mit Blutgefäßen und
marklosen Nervenfasern versorgt. Zusätzlich
enthält das Fettgewebe neben Adipozyten
auch Fibroblasten und Makrophagen.
] Indikationen
Abb. 63. Erfassung der postoperativen Hautretraktion. Bei ei- wird zur Erfassung der Retraktionsfähigkeit des Gewebes in
nem Längenverlust einer definierten Strecke an der lateralen der liegenden Position ein 30 cm langes Maßband am obe-
Oberschenkelseite zwischen stehender und liegender Position ren und unteren Ende auf dem lateralen Oberschenkelbereich
des Patienten von mehr als 1/6 ist damit zu rechnen, dass fixiert und die Strecke auf der Haut mit A und auf dem
die Haut eine schlechte Retraktionskraft aufweist. Klinisch Maßband mit A' markiert.
Liposuktionen ] 47
Abb. 64. Beim Wechsel aus der liegenden in die stehende Abb. 65. Klinische Erfassung der Retraktionsfähigkeit der
Position wird bei dieser Illustration deutlich, dass es in die- Haut. Kommt es beim Wechsel aus der liegenden in die ste-
sem Fall nicht zu einem Längenverlust der Markierungslinie hende Position zu einem Längenverlust von mehr als 1/6 an
auf der lateralen Oberschenkelhaut gekommen ist. A und A' der markierten Strecke an der lateralen Oberschenkelseite, so
korrespondieren (entsprechen einander). Es handelt sich hier ist nur mit äußerster Zurückhaltung eine Liposuktion ange-
um einen idealen Kandidaten für eine Lipoplastik. zeigt. A und A' weichen voneinander ab. Eine Retraktion der
Haut ist nur in geringem Umfang zu erwarten.
Traditionelle Aspirationslipoplastik
Eine definierte Flüssigkeitsmenge wird in Pumpen, gezielt Fett abgesaugt. Dies wird
Abhängigkeit von der zu erwartenden aspi- nach mehrmaliger Tunnelierung mit stump-
rativen Fettmenge mit dem Ziel der mecha- fen Kanülen ohne Unterdruck kreuzweise
nischen Blutstillung und der besseren Lös- ausgeführt unter weitgehender Schonung der
lichkeit des Fettgewebes infiltriert. Dann Gefäß-Nerven-Bündel und der Hautligamen-
wird in Abhängigkeit von der zu entfernen- te. Dabei ist eine radiäre Absaugung über
den Fettmenge in der Regel in Intubations- mehrere Hautinzisionen vorzunehmen, bis
narkose unter perioperativer Antibiotikagabe die gewünschte Fettmenge entfernt ist.
bei einem Unterdruck von 1 bar Nach Verschluss der Inzisionen werden
(= 100 000 Pa) mit nach vorn abgerundeten Kompressionsverbände oder auch Strümpfe
Kanülen muskelnah maschinell, d. h. mit bzw. Strumpfhosen und/oder Mieder unun-
48 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
Illouz infiltrierte bei seinen angegebenen und in den ersten postoperativen Stunden be-
Verfahren unabhängig von der Menge des währt. Bei Aspirationsvolumina < 2500 cm3 ist
aspirativen Fettgewebes pro Region zwischen zusätzlich mehrstündlich eine Ausschei-
100 und 300 cm3 einer definierten Flüssig- dungsbilanz zu erstellen, um die zu ersetzen-
keit, sodass nur noch 20–25% des Aspirati- de Flüssigkeitsmenge zu bestimmen, wobei
onsvolumens Blut aufwiesen. Hetter setzte die größte Flüssigkeitsmenge postoperativ zu
1983 der von Illouz angegebenen Lösung substituieren ist. Größere Aspirationsvolumi-
1 : 400 000 Epinephrin und 0,25% Lidocain na sollten nach allgemeiner Auffassung unter
hinzu und erzielte eine weitere Abnahme des stationärer Überwachung und unter Monito-
Blutverlustes. ring zur Flüssigkeitsbilanzierung sowie -sub-
Durch Infiltration von definierten Lösun- stitution durchgeführt werden.
gen und Mengen lässt sich das Fettgewebs-
kompartiment temporär vergrößern bei
gleichzeitiger mechanischer Blutstillung ] Liposuktionen einzelner Körperregionen
(Abb. 67). So wird die Verwendung von
kleinkalibrigen Kanülen möglich mit dem ] Abdomen. Als Zugang werden die bilatera-
Ziel der gezielten Modellation der Fettge- le Stichinzision in der Leistengegend sowie
websregionen. eine Stichinzision im Nabel gewählt (Abb.
Etabliert haben sich die als Wet- und Su- 68). Die Absaugung erfolgt tunnelierend in
perwet-Technik bezeichneten Verfahren, wo- der „Criss-cross“-Technik, ohne die großen
bei sich im Unterschied zur Wet-Technik bei perforierenden Gefäße um den Nabel zu ver-
der Superwet-Technik das Verhältnis der letzen. Für eine präzise Lokalisation der Fett-
Aspiration zur Infiltrationsmenge zwischen 1 gewebsansammlung ist das Einzeichnen von
und 3 bewegt bzw. die Haut durch die Infilt- topographischen Höhenkurven präoperativ
rationsmenge einen blassen Charakter auf- im Stehen mit anschließender Kontrolle im
weist. Dadurch lassen sich der Anteil des Liegen von entscheidender Bedeutung, um
Blutvolumens in der aspirativen Fettgewebs- auch die Lageveränderung des Pannikulus
menge auf 2–3% reduzieren und eine Blut- zu ermessen. Es erleichtert intraoperativ Art
transfusion vermeiden. Die Indikation zur und Umfang der Liposuktion.
Bluttransfusion richtet sich bei der aspirati-
ven Lipoplastik nach dem Abfall des Volu- ] Hüften. Entsprechend den Hautspaltlinien
mens und der Größe des Hämatokritwertes, werden die Stichinzisionen neben der Spina
wobei ein Volumenabfall um 25% oder ein iliaca angelegt.
HK-Wert unter 30 nach wie vor eine Indika-
tion zur Bluttransfusion darstellt. ] Gesäß und Oberschenkel. Bei der Fettpols-
Nach Auffassung von Rohrich und eigenen terentfernung im Gesäßbereich ist darauf zu
klinischen Erfahrungen hat sich bei einem zu achten, dass mediokaudal in der Glutealregi-
erwartenden Aspirationsfettvolumen von on nur moderat Fett entfernt wird, um Kon-
1000–2500 cm3 die Infusion von kristalloiden turdefekte mit Weichteilabsenkungen, die
Lösungen im Verhältnis 1 : 1 intraoperativ zur Verdeckung der Infraglutealfalte führen
können, zu vermeiden. Der horizontale Fett-
Menge Substanz
wulst unterhalb der Gesäßfalte, der häufig in
der Literatur als „Banana-Region“ bezeichnet
1000 ml Ringer Lactat wird, lässt sich in Kombination mit der
50 ml Lidocain 1% trochantären Liposuktion korrigieren, wenn
1 ml Epinephrin 1 : 1000 der Zugang lateral der Infraglutealfalte ange-
1051 ml erwärmt auf 38 8C legt wird. Entsprechend lässt sich auch über
die Inzision mit einer gebogenen Kanüle das
Abb. 67. Zusammensetzung der Tumeszenzlösungen nach unerwünschte Fettpolster im medialen Ober-
Hönig. schenkelbereich absaugen.
50 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
] Schnittführungsdesign
Abb. 70. Lagerung zur Liposuktion des Hypo- und Epigastri- quadrantenweise. Die Kanüle wird dabei parallel zur Abdomi-
ums. Der Patient wird in supiner hyperextendierter Position nalwand geführt. Die Gleichmäßigkeit der Fettgewebsabsau-
gelagert. Dies wird erreicht, indem ein Kissen unter dem Ge- gung im tieferen Fettgewebe lässt sich durch den Pinchtest
säß bis in die Lumbalregion platziert wird, um eine Lordosie- kontrollieren.
rung der Lumbalregion zu erzielen. Die Aspiration beginnt
52 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
Abb. 74. Längsschnitt der Floated Navel Plasty. Navel Plasty sollte der Nabel postoperativ nicht mehr als
Der Bauchnabel wurde epifaszial der Rektusscheide von der 4 cm kaudalwärts verlagert werden, um den ästhetisch stö-
Basis abgesetzt, nachdem die Gefäße umstochen und der renden Disproportionen vorzubeugen.
Stumpf an der Rektusscheide fixiert wurden. Bei der Floated
54 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
M.-obliquus-Advancement-Plastik
Um die Taille bei deutlich erschlaffter Abdo- Fettgewebe reduziert bzw. entfernt werden.
minalmuskulatur zu betonen und zu akzen- Zur Medialverlagerung der Mm. obliqui exter-
tuieren, können zusätzlich die Mm. obliqui ni abdominis wird die laterale Rektusfaszie im
externi abdominis nach der Technik von unteren Abdomen inzidiert. Dann wird
Psillakis medialwärts verlagert werden. Zwar stumpf in die avaskuläre Schicht zwischen
wurde auch die mediale Verlagerung des der Aponeurose des M. obliquus externus
sehr dünnen M. obliquus internus von eini- und internus abdominis eingegangen. Die in-
gen Autoren beschrieben, dieses Verfahren nere Schicht der Aponeurose des M. obliquus
wurde aber vielfach wieder verlassen, weil externus abdominis wird lateral der Rektus-
die Ergebnisse in keinem akzeptablen Nut- scheide von kaudal im suprapubischen Be-
zen-Risiko-Verhältnis standen. reich in einer nach lateral verlaufend kon-
Form und Größe der Taille werden be- kaven Linie bis zu den Rippen separiert.
stimmt durch die Dicke des subkutanen Fett- Lateral wird die Dissektion bis zur vorderen
gewebes und die Position der Mm. obliqui in- Axillarlinie fortgesetzt, ohne die dort reichlich
terni und externi abdominis. Deshalb sollten vorhandenen Gefäße zu verletzen. Nach aus-
zur Betonung der Taille die Mm. obliqui ex- reichender Mobilisation erfolgt zur Betonung
terni medial approximiert und das subkutane der Taille die mediokaudale Verlagerung des
Abb. 80. Querschnitt durch die vordere Bauchwand unter- mitte). Schematische Darstellung nach Rektus-Faszien-Rha-
halb des Nabels. Deutlich zu erkennen sind die Diastase phie unterhalb des Nabels (unten im Bild). Durch sich über-
zwischen den Mm.-recti-abdominis-Bäuchen und die Faden- kreuzende Einzelknopfnähte im Übergangsbereich von der
führung zur Approximation der Mm. recti abdominis (oben Vagina der Mm. recti abdominis zu der Linea alba lassen sich
im Bild). Approximation und Plikation der Rektusfaszie (Bild- die beiden Rektusbäuche approximieren.
Dissektionen ] 59
Muskels, die nicht selten bei deutlicher Er- Weil sich in der Regel in Höhe des Nabels
schlaffung der abdominalen Muskulatur die im Hypogastrium die größte Distanz zwi-
Mittellinie überschreiten kann (Abb. 80–84). schen den Mm. recti abdominis befindet,
Um eine Verziehung des Nabels zu ver- sollte zur Betonung der Taille in allen ande-
meiden, empfiehlt es sich, die Fixierung der ren Fällen bei moderater muskulärer Er-
approximierten schrägen Muskeln mit zwei schlaffung der Bauchwand zusätzlich eine
nicht resorbierbaren Nähten der Stärke 2 ´ 0 vertikale semilunare Plikation der Faszie des
in Höhe des Nabels beidseits vorzunehmen. M. obliquus externus abdominis von den
Durch diese Maßnahme lässt sich der Tail- Rippenbögen bis zur Spina iliaca anterior
lenumfang im Durchschnitt um 10 cm redu- superior erfolgen, wobei die semilunare Dis-
zieren, wobei die Variation zwischen 6 und tanz in ihrer größten Ausdehnung 4 cm
18 cm liegt. oberhalb des Nabels aufweisen sollte.
dominis werden unter Funktionserhalt durch riert wird, sondern dass bei dem Verfahren
Einzelknopfnähte wieder adaptiert (Abb. 87). nach Psillakis der Medialverlagerung des M.
Die herausgelösten Muskelstreifen werden obliquus externus abdominis etwa 1,5 cm
ventral unterhalb des Nabels überlappend im unterhalb des Nabels ein anteriores Rektus-
Sinne eines Gürtels bzw. Korsetts mit nicht re- Faszien-Segment der Größe 6 ´ 6 cm mit he-
sorbierbaren Nähten vereinigt (Abb. 88). Das rausgelöst und nach Mobilisation des M. ob-
dient der Akzentuierung der Taille, unterstützt liquus externus abdominis beide Anteile un-
die Rektusmuskulatur und wirkt auf die Re- terhalb des Nabels überlappend vernäht wer-
duktion der abdominellen Protuberanz ein. den (Abb. 89–92). Damit werden eine ver-
Modifikationen dieses Prinzips bestehen mehrte Stabilität und ein funktioneller Ein-
darin, dass nicht ein Muskelstreifen des M. fluss auf die untere Abdominalkonfiguration
obliquus externus abdominis herauspräpa- erzielt.
Abb. 93. Korsettplastik nach Gonzales und Guerrerosantos. Anschließend wird in Supination der Punkt A'' definiert, der
Die schraffierten Zonen markieren die deepithelisierten Antei- der Spina iliaca superior anterior entspricht. Das überschüs-
le der kutanen Flaps. Beim stehenden Patienten wird das la- sige adipodermale Gewebe wird unterhalb des Bauchnabels
terale hypogastrische adipodermale Gewebe cranial oberhalb gefaßt und Punkt C bestimmt. Er ergibt sich aus dem
der Spina iliaca superior anterior verlagert und unter Span- Schnittpunkt der Falte mit der vorderen Axillarlinie oberhalb
nung des Gewebes die Spina iliaca superior anterior mit A der Spina iliaca superior.
markiert. Im relaxierten Zustand verlagert sich dieser Punkt Punkt B definiert den lateralen Endpunkt der suprapubischen
laterokaudal ca. 3–6 cm unterhalb der Spina iliaca superior Inzision. Er liegt etwa 3–4 cm von der Mittellinie entfernt.
anterior. Der so entstehende zu deepithelisierende Hautanteil wird zur
Pexie des Flankengewebes herangezogen.
66 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
] Pararektale vertikale Korsettplastik. Sie ist des M. obliquus externus abdominis kaudal-
indiziert bei nicht adipösen Patienten mit ei- und medialwärts über der unteren Thoraxa-
ner weiten kaudalen Thoraxapertur zwischen pertur zu erzielen. Dies akzentuiert die Taille
der 8. und 10. Rippe. Dabei wird nach der und macht die Resektion der unteren Rippen
anterioren Rektus-Scheiden-Plikation 1 cm in der Regel überflüssig. Die anschließende
lateral der Mittellinie der M. obliquus exter- Fixation erfolgt mit einer doppellagigen
nus abdominis semilunar von der Mons-pu- Nahtreihe, wobei der mediale Anteil des M.
bis-Region in Höhe der medialen Axillarlinie obliquus externus abdominis mit dem latera-
zwischen der 10. und 11. Rippe unter Scho- len Anteil durch Transfixationsnähte in einer
nung der Interkostalnerven inzidiert. Die an- vertikal bogenförmig verlaufenden Linie ver-
schließende Dissektion erfolgt mit der Sche- einigt wird. Allerdings ist die Position dieser
re in Richtung des Muskelfaserverlaufs im Naht je nach Ausprägungsgrad und Spann-
Spatium zwischen dem M. obliquus externus kraft der Bauchwandmuskulatur individuell
abdominis und dem M. obliquus internus unterschiedlich angeordnet. In seltenen Fäl-
abdominis. Die Dissektion wird großzügig len kann die Naht auf der Rektusscheide zu
ausgeführt, um eine maximale Verlagerung liegen kommen.
70 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
Die Nabelform ist von erheblicher ästhetischer eine gewisse Fülle bei gleichzeitiger Nabelde-
Bedeutung. Um ein anspruchsvolles kosmeti- pression und freier Mobilisation des Nabel-
sches Ergebnis zu erzielen, ist die postoperati- stiels zu ermöglichen (Abb. 104 u. 105).
ve Form des Nabels entscheidend. Zur Wieder- Die Reinsertion des Nabels sollte mit äu-
herstellung der natürlichen anatomischen ßerster Sorgfalt erfolgen, um den modernen
Struktur des Nabels haben sich zwei Verfahren ästhetischen Kriterien Rechnung zu tragen.
herauskristallisiert. Ihnen gemeinsam ist, dass Dabei haben sich generell zwei Methoden
die Fascia superficialis mit der Haut des Na- etabliert: die umgekehrte V- und die I-förmi-
bels vereinigt wird, um der Nabelumgebung ge Umbilikoplastik.
Abb. 104. Reinsertion des Bauchnabels. Abb. 105 a, b. Reinsertion des Bauchnabels.
Nach Öffnung der Bauchdecke für die Reinsertion des Bauch- a Querschnitt durch die Bauchdecke. b Um der Nabelumge-
nabels wird zur Wiederherstellung der natürlichen anato- bung eine gewisse Fülle bei gleichzeitiger Nabeldepression
mischen Struktur des Nabels die Fascia superficialis mit der zu verleihen, wird die Fascia superficialis mit der Haut des
Haut des Nabels vereinigt. Dadurch wird der Nabelumgebung Nabels vereinigt und anschließend der Nabelstiel durch Sus-
eine gewisse Fülle verliehen und eine freie Mobilisation des pensionsnähte im Bereich der Rektus-Faszien-Scheide ge-
Nabelstiels bei gleichzeitiger Nabeldepression ermöglicht. staucht.
Dissektionen ] 75
V-förmige Umbilikoplastik
Der umgekehrten V-förmigen Nabelöffnung
wird dann der Vorzug gegeben, wenn der
Nabel in seinem kranialen Anteil einen
leichten Hautüberhang aufweist und in sei-
nem unteren Bereich flach in die abdominale
Kontur auslaufen soll.
Es wird eine nach oben V-förmige Inzisi-
on der Abdomenkutis von 1,5 cm in der Mit-
tellinie in einem Abstand von ca. 15–17 cm
oberhalb der anterioren Vulvakommissur an-
gelegt, die durch die Spannung, d. h. die Mo-
bilisation des abdominalen Gewebelappens, a
nach kaudal aufklappt. Mit zwei Klemmen
wird das in der Schnittfläche sichtbar gewor-
dene subkutane Fettgewebe erfasst und unter
Zug wird ein breitbasiger flacher Konus he-
rausgelöst, um eine entsprechende natürliche
Depression paraumbilikal zu erzeugen. Aus
dem zuvor ausgeschnittenen Nabel wird kau-
dal zwischen 7 und 5 Uhr ein dreieckförmi-
ges Hautsegment bis in Höhe der Aponeuro-
se scharf herausgetrennt, in das der kaudal
gestreckte Kutislappen der Bauchdecke ein-
gepasst und mit Naht sowohl an der Apo-
neurose als auch an der Nabelbasis fixiert
wird (Abb. 106). Dadurch wird zum einen
die Spannung der Bauchdecke nach der Ver-
lagerung reduziert und zum anderen eine
natürliche para- und subumbilikale Konkavi- b
tät nach modellierenden subkutanen Fett-
plastiken wieder hergestellt. Dieses Vorgehen
vermindert eine zirkuläre Narbenbildung. Es
Abb. 106 a, b. Reinsertion des Bauchnabels; Längsschnitt.
handelt sich bei der umgekehrten V-förmi- a Dargestellt ist die V-förmige Umbilikoplastik. In einem Ab-
gen Umbilikoplastik um eine Modifikation stand von 15–17 cm oberhalb der anterioren Vulvakommissur
der von Juri u. Mitarb. beschriebenen Tech- wird in der Mittellinie des Dermis-Fett-Lappens eine V-förmi-
nik. ge Inzision vorgenommen. b Der Nabelstiel wird vom Nabel-
teller bis zu seiner Basis eingeschnitten. Die Spitze des „V“
des Dermis-Fett-Lappens wird an der Basis des Nabels einge-
näht und mit dem Nabelstiel und dem Nabelteller vereinigt
(A und B). Dadurch wird eine zirkuläre Narbenbildung ver-
mieden und die Wundrandspannung im suprapubischen Be-
reich reduziert.
76 ] 6 Allgemeine Prinzipien und Techniken der Abdominoplastik
I-förmige Umbilikoplastik
Um den ästhetischen Ansprüchen bei mini- operativ einen tiefen vertikal positionierten
malem Risiko der Minderperfusion des sub- Umbilikus. Die Nahtdistanz von der Dermis
umbilikalen Gewebes gerecht zu werden, hat des Nabels zur Linea alba hängt dabei von
sich die vertikale schlitzförmige Reinsertion der Dicke des Pannikulus ab und variiert er-
des Nabels ohne Durchtrennung von Gefä- heblich. Anschließend erfolgt die vertikale
ßen bewährt. Inzision der Kutis im Bereich der Neopositi-
Nach schmaler, längsovalärer Umschnei- on des Nabels, wobei nach Empfehlungen
dung des Bauchnabels unter Belassung eines von Pascal und LeLouarn die Neoposition
minimalen paraumbilikalen Fettanteils er- des Nabels etwa 2–5 cm kranial der errech-
folgt nach myoaponeurotischer Abdomino- neten Neoposition erfolgen sollte, um die
plastik und Festlegung der Neoposition des hypogastrische Spannung im Bereich des
Bauchnabels zunächst die subdermale Fixie- verlagerten abdominalen Gewebelappens zu
rung des Nabels superior und inferior an reduzieren. Dazu wird ein vertikales lan-
der Linea alba mit nicht resorbierbaren Näh- zettförmiges Kutisstück von ca. 1,2–1,5 cm
ten der Stärke 3 ´ 0. Diese Nähte fixieren den Länge reseziert; anschließend wird eine ver-
Nabel in der Mittellinie, verlagern die Narbe tikale Spreizung des residualen subkutanen
tief in den Nabel hinein und kreieren post- Fettgewebes mit einer Schere durchgeführt.
Fettgewebsplastiken Hautresektionen
Die Formangleichung des subkutanen Fett- Die Größe der Hautresektionen hängt ab vom
gewebes ist ein wichtiger Bestandteil der Ab- Hautüberschuss und den unterschiedlichen
dominoplastik zur Erzielung eines ästhetisch Abdominoklassifikationen. Während die
ansprechenden postoperativen Ergebnisses. Hautresektionen bei der Typ-II- bis Typ-IV-
Erzielt werden kann diese durch Liposuktion Abdominoklassifikation die Inguinallinie
bzw. eine Kombination mit scharfer Resekti- nicht überschreiten, sind bei Typ-V-Klassifi-
on des Fettgewebes unter Sicht. kationen Hautresektionen bis zum Nabel
Bei Patienten der Typ-III-Abdominoklassi- und lateral bis zur Spina iliaca superior – ggf.
fikation besteht das Ziel darin, durch Fett- extendiert bis zur posterioren Axillarlinie und
absaugung wieder eine Lyraform des Abdo- im Extremfall sogar darüber hinaus nach dem
mens zu erreichen, indem das Fettgewebe in Vorschlag von Lockwood – vorzunehmen, um
der Mittellinie oberhalb des M. rectus semi- die gewünschte ästhetische Konfiguration des
lunar und infraumbilikal reduziert wird. Bei Abdomens zu erzielen.
der direkten Fettresektion wird scharf unter- Bei Mini-Abdominoplastiken (Typ II bis
halb der superfiziellen Faszie Fett bis zur III) wird die zu resezierende Haut maximal
Höhe des Nabels reseziert. Zur Akzentuie- nach mediokaudal verlagert und mit der Pi-
rung der Mittellinie in der epigastrischen tanguy- bzw. Lockwood-Hautmarkierungs-
Region empfiehlt sich die streifenförmige zange wird in dieser Position der Hautüber-
Resektion einschließlich einer Reduktion von schuss markiert. Dann werden der Gewebe-
Anteilen der Fascia superficialis vom Xi- lappen moderat relaxiert. Der Überschuss
phoid bis zum Nabel. Dies kann durch Lipo- wird markiert sowie scharf nach kaudal
suktion oder durch Lipektomie erfolgen. Al- schräg verlaufend abgesetzt, nachdem zuvor
lerdings nicht selten zu Lasten einer mögli- der Gewebelappen in der Mitte gespalten
chen vermehrten Serombildung. und mit einer Situationsnaht fixiert worden
Bei der Maxi-Abdominoplastik besteht die ist. Es ist ratsam, den lateralen Anteil des
Notwendigkeit der Ausdünnung des Abdo- Abdominalflaps nach medial zu transluzie-
minalflaps, um stufenförmige Übergänge zu ren, um so möglichst lateralen „Dog-Ear“-
vermeiden. Aus eigener klinischer Erfahrung Bildungen vorzubeugen.
hat sich dabei bewährt, die subkutane Mons- Bei Medi-Abdominoplastiken wird in der
pubis-Region durch Liposuktion und in Aus- Regel lediglich ein großer hypogastrischer
nahmefällen durch Lipektomie zu resezieren. Hautanteil reseziert, wobei die kaudale Inzi-
Nur wenig subkutanes Fettgewebe sollte zur sion an ihren Enden bogenförmig oder
Gewährleistung einer sicheren Nutrition im winklig – je nach Ausmaß – in der inguina-
hypogastrischen Anteil des abdominalen len Region in Richtung Spina iliaca anterior
Flaps entfernt werden. Ist allerdings aus äs- in einer entsprechenden Hautfalte verläuft.
thetischen Gründen die subkutane Fett- Das Prinzip der Hautresektion ist gleich.
schicht im Abdominalflap zu konturieren, so Die Maxi-Abdominoplastiken erfordern
sollte man sich auf die Entfernung des Fett- der Einfachheit halber schon zu Beginn der
gewebes unterhalb der Scarpa-Faszie bis ca. supraumbilikalen Dissektion die mediale
7–8 cm oberhalb des Nabels und nach lateral Spaltung des Lappens. Nach erfolgter myofas-
auslaufend beschränken. zialer Abdominoplastik wird der kraniale
Hautmantel unter Spannung latero- und me-
diokaudal mit mehrfach fixierten Backhaus-
Klemmen transluziert. Der Hautüberschuss
wird mit der Lockwood-Hautmarkierungs-
zange markiert, relaxiert und erneut markiert
und kaudal schräg auslaufend scharf reseziert,
Hautresektionen ] 79
wobei sich die Resektion des Hautüberschus- nach kranialer Translokation des submam-
ses in vier Teilen, dem Vorschlag von Baroudi mären Gewebes nicht in jedem Fall reseziert,
folgend, empfiehlt (Abb. 109). sondern deepithelisiert und ggf. zur Mam-
Bei der Reverse-Abdominoplastik (Typ maaugmentation herangezogen werden kann,
VI) wird nach dem Vorschlag von Rebello nachdem zuvor im Bereich der Mittellinie
und Franco und modifiziert von Baroudi der Hautgewebslappen in Höhe des Ster-
ähnlich vorgegangen, allerdings mit dem Un- nums mit einer Situationsnaht fixiert worden
terschied, dass der laterale Hautüberschuss ist (Abb. 110).
Abb. 116. Lagerung zur Liposuktion des Hypo- und Epigas- quadrantenweise. Die Absaugkanüle wird dabei parallel zur
triums. Der Patient wird in supiner hyperextendierter Position Abdominalwand geführt und mit der Handfläche kontrolliert.
gelagert. Dies wird erreicht, indem ein Kissen unter dem Ge- Die Gleichmäßigkeit der Fettgewebsabsaugung im tieferen
säß bis in die Lumbalregion platziert wird, um eine Lordosie- Fettgewebe wird durch den Pinchtest erfasst.
rung der Lumbalregion zu erzielen. Die Aspiration beginnt
84 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
Aufgrund der ähnlichen Charakteristik er- decke eine bis zum Nabel reichende suprapu-
folgt bei Patienten der Typ-III-Abdominoklas- bische Rektusscheidenrhaphie der Aponeuro-
sifikation zusätzlich zur Korrektur der musku- se der Mm. recti abdominis (Abb. 119, 120).
loaponeurotischen Erschlaffung der Bauch-
Abb. 121. Längsschnitt der Floated Navel Plasty. Floated Navel Plasty sollte der Nabel postoperativ nicht mehr
Der Bauchnabel wurde epifaszial der Rektusscheide von der als 4 cm kaudalwärts verlagert werden, um ästhetisch stören-
Basis abgesetzt, nachdem die Gefäße umstochen und der den Disproportionen vorzubeugen.
Stumpf an der Rektusscheide fixiert worden ist. Bei der
Abb. 122. a Medi-Abdominoplastik: wenn die Floating Navel-Variante nicht möglich ist. b Illustra-
diese Art der Abdominoplastik kann die Ausscheidung und tion nach Abschluss der Medi-Abdominoplastik mit Reinser-
anschließende Reinsertion des Nabels erforderlich machen, tion des Nabels und Verschluss der alten Nabelposition.
Medi-Abdominoplastik (Typ IV) ] 87
zur Korrektur von moderatem suprapubi- Nach erfolgter Liposuktion im hypo- und
schem Hautüberschuss und unterschiedlich epigastrischen sowie lateralen Abdomenbe-
großen Mengen unerwünschter Fettansamm- reich wird eine muskuloaponeurotische Plas-
lungen, bei Erschlaffungen des muskuloapo- tik, vorzugsweise eine Rektusscheidenplikati-
neurotischen Systems vom Xiphoid bis zum on vom Xiphoid bis zur Symphyse, ggf. un-
Mons pubis über eine erweiterte suprapubi- ter basaler Absetzung des Nabels und an-
sche Inzision durchgeführt, die in der Regel schließender Refixierung 2–3 cm unterhalb
nicht länger als 20 cm sein sollte seiner ursprünglichen Position (Floated Um-
(Abb. 123–126). bilicus nach Wilkinson) vorgenommen und
anschließend eine großzügige elliptische
2
2
Zur Korrektur des überschüssigen hypogast- Abb. 127. Bestimmung der Nabelposition, der Mittellinie
rischen Hautgewebes kann es erforderlich und der anschließenden „High-Bikini-Cut-Inzision“.
werden, die suprapubische Inzision bogen-
förmig oder leicht abgewinkelt nach kranial
in Richtung Spina iliaca superior anterior zu
verlängern. Zur Vermeidung potenzieller
Dog-Ear-Bildungen nach Mobilisation und
Fixierung des hypogastrischen Flaps emp-
fiehlt sich die Tunnelierung des subkutanen
Fettgewebes im Bereich der Dog Ears mit
gleichzeitiger moderater Fettabsaugung.
Wie bei der Micro- und Mini-Abdomino-
plastik erfolgt auch bei der Medi-Abdomino-
plastik die Konturierung des Epigastriums
durch ergänzende Fettabsaugung (Lipoabdo-
minoplastik nach Saldanha).
90 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
Abb. 128. Anzeichnung der Grenzen des Bikini-Höschen (ge- Abb. 129. Inzisions- und Resektionslinien bei der Typ-V-Ab-
punktete Linie) zur Festlegung des späteren Narbenverlaufs. dominoklassifikation in stehender Position; „High-Bikini-Cut-
Inzision“. Die Punkte A und B definieren die Endpunkte der
horizontalen Mons-pubis-Inzision, E und F die Region der
Spina iliaca anterior superior, C und D den lateralen Rand
des M. rectus abdominis oberhalb des Nabels. Die spätere
Narbe zwischen den Punkten E A B F läßt sich durch die Bi-
kini-Hose verdecken.
Maxi-Abdominoplastik (Typ V) ] 91
Schenkel der Inzisionen ca. 5–6 cm seitlich jeweils einen kleinen Wundhaken in 12- und
der Mittellinie, die etwa den lateralen Be- 6-Uhr-Position platziert, den Nabel eleviert
grenzungen der Mm. recti abdominis ent- und anschließend mit einem 11er-Messer
sprechen, temporär mit einem Faden mar- den Nabel perpendikulär zum Nabelstiel auf
kiert (Abb. 128, 129). beiden Seiten umschneidet. Die Haken wer-
Nach Infiltration der Tumeszenzlösung den umgesetzt in die 3- und 6-Uhr-Position,
und nach erfolgter Liposuktion wird der Na- erneut wird der Nabel eleviert, und die Inzi-
bel sparsam längs ovalär bis zur Faszie um- sion wird vervollständigt im superioren und
schnitten. Erleichtert wird dies, indem man inferioren Bereich (Abb. 130).
Die weitere Präparation bis zur Faszie und Dissektion der Muskelfaszie unter Belas-
wird mit der Metzenbaum-Schere durchge- sung von epifaszialem Fett paramedian bis
führt. Es schließt sich die suprapubische stu- zum Nabel. Die stufenförmige Inzision des
fenförmige Dissektion nach dem Vorschlag Gewebes bis in Höhe des Nabels ist ratsam,
von LeLouarn und Pascal an. Dabei wird bis um die suprapubischen Lymphbahnen mög-
zur Muskelfaszie inzidiert unter Durchtren- lichst zu schonen und dadurch eine schnel-
nung und Ligation bzw. Koagulation der su- lere Rekonvaleszenzzeit zu ermöglichen
perfiziellen inferioren epigastrischen Gefäße (Abb. 131).
Der infraumbilikale Lappen wird in der Spreizen der Scherenbranchen die Gefäße
Mittellinie von der Nabelbasis bis zur supra- elongieren, ohne dass sie dabei durchtrennt
pubischen Region eingeschnitten und die la- werden müssen.
teralen Gewebslappen werden eleviert. Die Hernien und Diastasen werden geschlos-
M.-rectus-Perforantes werden doppelt unter- sen und myofasziale Plastiken je nach Indi-
bunden bzw. geklippt und durchtrennt, um kation vorgenommen.
unerwünschte Blutungen postoperativ zu Erfahrungsgemäß ist in allen Fällen bei
vermeiden. Die weitere Unterminierung und der Maxi-Abdominoplastik eine Plikation
Dissektion des Abdominalflaps wird entlang der anterioren medialen Rektusscheide zur
der Rektusmuskeln bis zum medialen Rip- Rekonstruktion der Rektusdiastase bzw. zur
penbogen und Xiphoid trapezförmig fortge- Konturierung der Abdominalwand durchzu-
führt. Größere Gefäße im Bereich der ante- führen, gelegentlich auch in Kombination
rioren Axillarlinie sollten identifiziert und mit einer M.-obliquus-externus-abdominis-
soweit wie möglich geschont werden, um ei- Advancement-Plastik oder einer semilunaren
ne sichere postoperative Durchblutung des vertikalen oder horizontalen Plastik nach
mobilisierten Abdominalflaps zu gewährleis- Psillakis, evtl. ist auch eine Korsettplastik
ten. In der Regel lassen sich durch vertikales vorzunehmen (Abb. 132, 133).
Abb. 132. Plikationen der Faszie des M. rectus abdominis; Abb. 133. Querschnitt der anterioren Bauchdeckenmuskula-
intraoperativer Situs. tur unterhalb des Nabels bei Diastasenbildung. Um eine si-
chere Approximation der Rektusmuskelbäuche zu gewährleis-
ten, werden zunächst die anteriore Rektusscheide und die
Aponeurose des M. obliquus externus abdominis inzidiert
(obere Abbildung). Nach Approximation der Rektusmuskulatur
und Vereinigung der Rektus-Faszien-Scheiden der Gegenseite
erfolgt die Approximation der Aponeurose des M. obliquus
abdominis oberhalb der Rektusbäuche zur Verstärkung der
Bauchwand (mittlere Abbildung). Durch diese Maßnahme wird
die muskuläre Bauchdecke wieder gespannt und die Taille
durch eine M.-obliquus-Advancement-Plastik betont (untere
Abbildung).
94 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
In Flexion des Patienten von 20–308 wird ne laterale Liposuktion, die sich bis zur
der Abdominalflap kaudal unter Zug über Postaxillarlinie erstrecken kann, erfolgen. Li-
den kaudalen Schnittrand verlagert. Die zuvor posuktionen oberhalb der Scarpa-Faszie
markierten superioren und inferioren mit Fä- sollten zur Vermeidung nutritiver Beein-
den markierten Punkte sollten dabei nach Fi- trächtigungen des Abdominalflaps nur mit
xierung des Mons pubis im Bereich der Mit- äußerster Vorsicht unter Vermeidung kreuz-
tellinie korrespondieren. Der überschüssige weiser Fettabsaugung durchgeführt werden.
infraumbilikale Hautanteil wird mit der Lock- Selektive supraumbilikale Fettresektionen,
wood-Hautmarkierungszange markiert, die vorzugsweise in der Mittellinie, können zur
Haut relaxiert, erneut 1–1,5 cm unterhalb Akzentuierung der Rektusmuskulatur beitra-
der alten Markierung markiert und nach Fi- gen. Unter Belassung der suprapubischen Si-
xierung des Abdominalflaps scharf schräg tuationsnähte erfolgt die Neopositionierung
nach unten reseziert (Abb. 136–140). und Reinsertion des Nabels in der Mittellinie
Falls erforderlich, kann zur Konturierung in einem Abstand von ca. 15–17 cm zur an-
und zur Vermeidung möglicher Dog Ears ei- terioren Vulvakommissur.
Abb. 136. Mobilisation des Dermis-Fett-Lappens nach abge- Abb. 137. Mediale Spaltung des überschüssigen kaudalen
schlossenen Muskel-Faszien-Plastiken. Durch die ausreichende Abdominalgewebes (Dermis-Fett-Lappen) knapp oberhalb des
Mobilisation des Dermis-Fett-Lappens kann die Inzision zur ausgeschnittenen Bauchnabels bis in Höhe der unteren Re-
Umschneidung des Bauchnabels unterhalb der Mons-pubis- sektionslinie.
Inzisionslinie verlagert werden.
Maxi-Abdominoplastik (Typ V) ] 97
Abb. 138. Markierung des überschüssigen kaudalen lipoder- Abb. 139. Schlüsselnähte zur temporären Fixation des Dermis-
malen Gewebes mit der Markierungszange nach Lockwood. Fett-Flaps und Anzeichnung der Resektionslinien.
Dabei wird zunächst das Gewebe laterokaudal maximal ge-
spannt, anschließend relaxiert und dann markiert. Dadurch
wird die postoperative Spannung des Gewebes nach lateral
verlagert und eine ästhetisch störende Elevation des Mons
pubis vermieden.
98 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
Abb. 140. Resektion des überschüssigen kaudalen Dermis- Abb. 141. Mehrschichtiger Wundrandverschluss mit Vereini-
Fett-Flaps und Reinsertion des Bauchnabels. Im Inguinal- gung der Scarpa-Faszie.
bereich ist deutlich ein Klaffen der Wundränder zu erkennen.
Nach Vereinigung der inguinalen Wundränder wird die Span-
nung im suprapubischen Bereich reduziert. Dadurch wird die
Taille stärker betont und das inguinale Gewebe zusätzlich ge-
spannt.
Maxi-Abdominoplastik (Typ V) ] 99
wechselnd stumpf und scharf die Dissektion Die entstandenen lateralen Dreiecke wer-
des epigastrischen Haut-Fett-Lappens medial den ggf. bei einer geplanten autogenen
bis in Höhe des Nabels und lateral bis knapp Mammaaugmentation deepithelisiert und
unterhalb des Nabels fortgesetzt. Falls not- subglandulär nach entsprechender Konturie-
wendig werden die Perforatorgefäße unter- rung mit mehreren resorbierbaren PDS-Näh-
bunden bzw. geklippt und anschließend ten der Stärke 2 ´ 0 an der Faszie des M.
durchtrennt. Nach sorgfältiger Blutstillung pectoralis fixiert oder entsprechend für ei-
wird das epigastrische Gewebe nach kranial nen spannungsfreien submammären Wund-
mobilisiert (Abb. 148). Zur Bestimmung des verschluss reseziert (Abb. 149). Ein mehr-
Ausmaßes des zu resezierenden bzw. des zu schichtiger Wundverschluss sowie die Anlage
deepithelisierenden Gewebes wird der Der- von Stützverbänden beenden die Abdomino-
mis-Fett-Lappen in der Medianlinie inzidiert plastik.
und mit einer Schlüsselnaht am Periost des
Sternums fixiert.
102 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
Abb. 148. Reverse-Abdominoplastik der Typ-VI-Abdomino- nach kranial verlagert und Anteile des Gewebes nach De-
klassifikation. Nach ausreichender Dissektion und Mobilisation epithelisation zur autogenen Mammaaugmentation herange-
lipodermalen Gewebes können das Abdominalgewebe weit zogen werden.
Abb. 149. Reverse-Abdominoplastik der Typ-VI-Abdomino- gert und kranial an der Pektoralisfaszie fixiert wird. Im Be-
klassifikation. Punkt A markiert im Bereich der linken Brust reich der rechten Mamma wurde bereits das deepithelisierte
den deepithelisierten oberen lipodermalen Gewebsanteil, der Dermis-Fett-Gewebe subglandulär zur Augmentation einge-
subglandulär im Sinne einer Augmentationsplastik eingela- lagert.
Modifizierte Abdominoplastiken ] 103
Durch die Einbeziehung des superfiziellen die Anzeichnung der zu erwartenden Naht-
Fasziensystems in das chirurgische Konzept linie in Form eines „U“, wobei die Basis des
der Abdominoplastik, die auf die Beschrei- „U“ etwa in Höhe der Schambehaarung liegt;
bung von Lockwood zurückgeht, lassen sich die Schenkel des „U“ sind gegen die Spina
auch nach eigener Erfahrung bei der M-U- iliaca anterior superior gerichtet. Korrespon-
Technik die bislang bei der konventionellen dierend zu dieser Linie wird nun das zu re-
Abdominoplastik nicht selten zu beobachten- sezierende, meist schlaffe Inguinalgewebe
den suprapubischen Depressionen, die durch bestimmt, wobei der Resektionsrand des In-
die Retraktion des SFS und die Fettresorption guinalgewebes nach der Straffung mit der
zustande kommen, vermeiden. geplanten Nahtlinie übereinstimmen soll
Das Verfahren der M-U-Technik stellt eine (Abb. 150).
erwägenswerte Alternative zur Standardtech- Es ist von Bedeutung, dass exakt soviel
nik dar. Das Risiko der Wundheilungsstö- überschüssiges Inguinalgewebe reseziert
rung infolge von Nutritionsbeeinträchtigung wird, dass der Resektionsrand des Inguinal-
durch eine großflächige Unterminierung, wie
sie beim Standardverfahren gelegentlich zu
beobachten ist, lässt sich bei diesem Verfah-
ren durch den weitgehenden Erhalt der Per-
forantes und eine verbesserte Nutrition des
Hautgewebes verringern.
flaps, der später mit dem Abdomialflap ver- Schenkel des „M“ mehrere Zentimeter lang
einigt wird, nicht oberhalb der Nahtlinie zu und die Basis des „M“ geschwungen konfigu-
liegen kommt. Bei exakter Resektion des riert sein sollte. Durch diese Vorgehensweise
überschüssigen Inguinalgewebes lässt sich in entspricht die kraniale der kaudalen Inzisi-
der Regel der Inguinalflap nicht oberhalb onslänge. Bei Patientinnen mit moderatem
der zuvor bestimmten Nahtlinie elevieren, bis deutlichem zentralen epigastrischen Ge-
da sich das superfizielle Fasziensystem, das websüberschuss wird eine Transposition des
eine Adhärenz entlang und unterhalb des Nabels nötig, wobei wir die basale Abset-
Lig. inguinale aufweist, nur bedingt elevieren zung des Umbilikus bevorzugen, wenn eine
lässt und damit gestrafft wird. Transposition des Nabels bis zu maximal
Obwohl die Größe des Abdominalgewebes 3 cm zu erwarten ist. Anderenfalls wird bei
erst nach erfolgter Muskel- und Faszienrha- deutlichem zentralen Gewebsüberschuss –
phie bestimmt werden kann, ist es aus Pla- wie bei der Standardtechnik – der Umbilikus
nungs- und Symmetriegründen sinnvoll, es umschnitten und der Nabel neu inseriert.
bereits präoperativ mit einzubeziehen und
zu markieren. Um eine maximale Gewebs- ] Operationstechnik. Nach perioperativer An-
resektion im Bereich der Taille – also lateral tibiotikagabe erfolgt in Allgemeinnarkose
– zu erzielen, wird die Länge der kaudalen und auf einem um 308 inklinierten OP-Tisch
U-förmigen Inzision, die unterhalb der die U-förmige Inzision des Gewebes entlang
Nahtlinie angezeichnet ist, auf einen Seiden- der Schambehaarung, in die Inguinalregion
faden der Stärke 2 ´ 0 übertragen, der dann reichend und heraufführend bis zur Spina
entsprechend gekürzt wird. Der Faden wird iliaca anterior superior. Der gesamte untere
nun kranial der Nahtlinie zu einem „M“ auf Abdominalanteil wird bis zum Nabel unter-
der Bauchdecke konfiguriert. In einem Win- miniert. Ist keine Transposition des Nabel
kel zwischen 608 und 908 stoßen die Enden vorgesehen, so wird der Nabel von seiner
des Fadens für die zu planende M-förmige Basis abgesetzt, um für die zu erfolgende
Inzision an die Enden der U-förmigen kau- Muskel- und Faszienrhaphie einen besseren
dalen Inzision an, wobei die aufsteigenden Operationssitus zu ermöglichen (Abb. 151).
Der Nabel wird anschließend etwa 2–4 cm 152–154). Bei ausgeprägten Rektusdiastasen
unterhalb seiner ursprünglichen Position an können zusätzlich M.-obliquus-Advancement-
der Muskelfaszie neu inseriert. Die weitere Plastiken nach Psillakis durchgeführt werden.
Unterminierung der Bauchdecke oberhalb Es schließt sich die weitere diskontinuierliche
des Nabels wird lediglich auf die Mm. recti Unterminierung des übrigen Abdominalgewe-
beschränkt, um eine Muskel- und Faszienrha- bes durch vertikales Spreizen des Gewebes
phie vom Xiphoid bis zum Mons pubis mit mit großen Scheren an.
PDS-Fäden vornehmen zu können (Abb.
Abb. 153. M-U-Abdominoplastik und Dissektion der Bauch- bels wird das Gewebe oberhalb der Rektusfaszie im Sinne ei-
decke mit anschließender Muskel- und Faszienrhaphie. Wenn nes Tunnels (kleines Bild oben) präpariert, sodass hier eine
keine Reinsertion und extreme Transposition des Nabels vor- Faszienrhaphie durchgeführt werden kann. Ist präoperativ ab-
gesehen sind, wird der Nabel von seiner Basis abgesetzt. Da- zusehen, dass im Rahmen der Bauchdeckenplastik der Nabel
durch wird für die Muskel- und Faszienrhaphie ein besserer um mehr als 4 cm kaudalwärts verlagert werden soll, dann
Operationssitus ermöglicht, ohne lateral eine großzügige Dis- empfiehlt sich zuvor die Umschneidung des Nabels mit an-
sektion des Gewebes vornehmen zu müssen. Kranial des Na- schließender Neoposition und Neokonfiguration des Nabels.
Entlang der M-förmigen Markierungslinie niunterteilrandes. Aus der Naht oberhalb der
wird der redundante Gewebsanteil reseziert, Schambehaarung werden zwei Redon-
wobei darauf zu achten ist, dass der Haupt- Schläuche nach sorgfältiger Blutstillung aus-
anteil der Spannung im lateralen Anteil, also geleitet, die für etwa 2 Tage belassen werden
der Taille, zur Betonung derselben, liegt und bzw. so lange, bis sich nur noch 30 ml Flüs-
die Neoposition des Nabels markiert (Abb. sigkeit in die Drainageflaschen entleeren.
155). Bei entsprechender Vorgehensweise be- Der Wundverschluss erfolgt dreischichtig
findet sich dann die Naht in der zuvor fest- (Abb. 156).
gelegten und angezeichneten Höhe des Biki-
Ist keine Verlagerung des Nabels vorgese- (Abb. 157). Abschließend wird für 10 Tage
hen, kann zusätzlich zu seiner Rejuvenation ein Verband ohne nennenswerten Druck an-
eine vertikale, schmale, dreieckförmige Inzi- gelegt.
sion von ca. 1–1,5 cm Länge oberhalb des Bei den Abdomenklassifikationen vom
Nabels angelegt werden. Dadurch wird eine Typ III und Typ IV kann der Nabel alterna-
natürliche, jugendliche, ovale Konfiguration tiv auch basal abgesetzt und im Sinne eines
des Nabels erzielt. Nach modellierender Fett- „Floating Navel“ kaudal verlagert werden,
gewebsplastik wird der proximale Nabelteller ohne eine nennenswerte ästhetische Dishar-
dann mit dem abdominalen Gewebe vernäht monie zu erzeugen.
Sie markieren den kranialen Resektionsrand Der Vorteil dieser modifizierten Medi-Ab-
der Fettschürze (Abb. 160). dominoplastik besteht in einer besseren Nar-
Nach Festlegung der Inzisionslinien erfolgt benbildung bei gleichzeitiger Alternative zu
zunächst in Tumeszenzanästhesie die Lipo- einer umgekehrten T-Narbe. Es kann ein
suktion des Epi- und Hypogastriums mit vorhersagbares Ausmaß der Hautresektion
kleinkalibrigen Fettabsaugekanülen. Nach ohne Relokation des Nabels angegeben und
der Faszienplikation, die ggf. im Sinne des durch Resektion der oberen Grenze des
„Floated Navel“ durchgeführt werden kann, Mons pubis ein jugendlicheres Aussehen der
schließen sich die Hautresektion und der Mons-pubis-Region ermöglicht werden bei
Hautverschluss an. gleichzeitiger lateraler transversaler Haut-
spannung in den natürlichen Hautlinien.
112 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
Endoskopisch
unterstützte Abdominoplastiken
] Videoendoskopisch assistierte Abdominoplas-
tik. Marco Aurelio Faria-Correa aus Brasilien
war der erste, der die endoskopisch assistier-
te Abdominoplastik im Jahre 1991 durch-
führte, obwohl Endoskopien des subkutanen
Gewebes bereits durch Teimorian und Kroll
1984 erfolgt waren. Zwar wurden gleichzeitig
in Birmingham, Alabama, USA Anfang der
1990er Jahre endoskopisch assistierte intra-
peritoneale Abdominoplastiken im Rahmen
wissenschaftlicher Untersuchungen durchge-
führt, allerdings ohne nennenswerte Erfolge,
sodass sich die subkutane videoendosko-
pisch assistierte, von Faria-Corea beschrie-
bene Technik, die in ihren Varianten später
auch von vielen anderen Zentren publiziert
wurde, durchsetzte.
Der Vorteil der videoendoskopisch assis-
tierten Dissektion besteht im Erhalt der su-
perfiziellen epigastrischen Gefäße, ohne die
Gefahr Hautnekrosen zu provozieren, bei
gleichzeitiger Reduktion der Narben.
] Indikationen und Kontraindikationen. Die
Indikation für die endoskopisch assistierte
Abdominoplastik ist wesentlich enger zu
stellen als für die zuvor beschriebenen klas-
sischen Techniken. Als ideale Kandidaten
Abb. 160. Inzisionslinien der Medi-Abdominoplastik.
Nach Festlegung der Punkte A' und A sowie dem Einzeich- werden Patientinnen unter 40 Jahren mit
nen einer horizontalen Linie durch den Punkt A, die bis zu post partum moderater Diastase der Rektus-
den Inguinalfalten reicht und deren Endpunkte mit B' be- muskulatur ohne nennenswerte Fettansamm-
zeichnet werden, schließt sich die Definition der Endpunkte lungen und ohne Abdominalnarben einge-
C an. Sie liegen 1,5 cm medial der Spina iliaca anterior supe-
stuft, wobei die Familienplanung abgeschlos-
rior. Die Länge der Strecken A'–B' und B'–C wird in Zenti-
metern gemessen und ein Kreis mit dem Radius B' minus sen sein sollte.
0,5 cm um A geschlagen, gefolgt von einem Kreis mit dem Ventrale Hernien stellen an sich keine Kon-
Radius B'–C minus 1 cm um den Punkt C bei gespannter hy- traindikation dar, sofern es sich um dezente
pogastrischer Haut. Die Schnittpunkte der Kreise definieren zentrale Hernien handelt, die kleiner als
die Punkte B. Nach Festlegung der Punkte B werden diese
6 cm sind. Striae gravidarum bedeuten relati-
bogenförmig, konvex, mit den Punkten A und C verbunden.
Sie markieren den kranialen Resektionsrand der Fettschürze. ve Kontraindikationen, so lange die Haut und
die Muskeln keine deutlichen Erschlaffungs-
erscheinungen bei gut erhaltener Elastizität
der Haut aufweisen. Patienten der Typ-III-Ab-
domenklassifikation sollten allerdings nach
wie vor durch herkömmliche klassische Ab-
dominoplastiken behandelt werden, weil nur
eine hypogastrische Hautresektion zu ästhe-
tisch zufriedenstellenden Ergebnissen führt.
Endoskopisch unterstützte Abdominoplastiken ] 113
] Instrumente. Zur Grundausstattung der en- Während die überwiegende Zahl der Kol-
doskopischen Instrumente kommen speziell legen die Aufstellung von 2 Monitoren be-
entwickelte hinzu, die die Ausführung der Ab- vorzugt – einen für den Operateur und den
dominoplastiken erleichtern. Ein im Durch- anderen für den oder die Assistenten (Abb.
messer 10 mm großes Laparoskop mit abge- 161) – lässt Faria-Correa lediglich einen Mo-
winkelter Optik von 308, ein abgewinkelter nitor am Kopf des Patienten aufstellen, wäh-
Wundretraktor zur Aufnahme eines Endosko- rend er zwischen den Beinen des Patienten
pes (Endoskopretraktor), lange Elektrokauter, steht (Abb. 162) – eine Variante, die aus ei-
Dissektionsnadeln bzw. kleine Messer, endo- gener Erfahrung die Dissektion erleichtert.
skopische Scheren, laparoskopische Nadelhal-
ter und Fasszangen usw. sowie eine Lichtquel- ] Ballondissektion. Unter endoskopischer
le, die mehr als 300 W aussendet, stellen das Kontrolle – wobei das Endoskop durch den
ergänzende notwendige Instrumentarium dar. Ballondissektor geschoben wird – wird dieser
Als Besonderheit hat Faria-Correa alternativ durch die umbilikale Inzision inseriert, in die
zum Laparoskop ein „Tumoskop“ entwickelt, einzelnen abdominalen Quadranten vorge-
das einen entsprechenden keilförmigen Auf- schoben und anschließend insuffliert. Durch
satz zur Dissektion besitzt. Schonung der Gefäße wird dadurch eine blut-
Abb. 161. Anordnung der Monitore sowie der Positionen des Abb. 162. Positionierung von Operateur, Schwester und As-
Operateurs, der Assistenten und der Schwester bei der video- sistent bei der videoendoskopisch assistierten Bauchdecken-
endoskopisch assistierten Bauchdeckenplastik. Dabei teilen plastik. Hier ist der Operateur kaudal des Operationstisches
sich Operateur und Schwester einen Monitor; der Assistent zwischen den unteren Extremitäten der Patientin positioniert.
blickt auf den gegenüberliegenden Monitor, sofern der Ope- Operateur, Assistent und Schwester blicken gemeinsam auf
rateur rechts neben dem Patienten steht. einen Monitor, der am Kopfteil des Patienten aufgestellt ist.
114 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
arme Präparation bei gleichzeitiger Expansion on wird zur Vermeidung von Komplikatio-
des Dermis-Fett-Lappens ermöglicht. Aller- nen bei sekundären umbilikalen Plastiken
dings wurde die früher gelegentlich von eini- unter Erhalt des Nabels die ovaläre Um-
gen Autoren propagierte Ballondissektion zu- schneidung des Umbilikus ausgeführt. Dann
gunsten der direkten endoskopisch assistierten erfolgt unter Sicht die direkte Präparation
Dissektion weitgehend wieder verlassen. entlang des Nabelstiels bis zur anterioren
Rektusfaszie. Stumpf wird die weitere Dis-
] Prinzipien und Techniken. Der Vorteil der sektion unter Sicht fortgeführt zur Herstel-
endoskopisch assistierten Dissektion besteht lung einer optischen Kavität. Im Bereich der
im Erhalt der superfiziellen epigastrischen Schamhaargrenze wird eine ca. 4–5 cm lange
Gefäße, ohne die Gefahr Hautnekrosen zu horizontale Inzision angelegt – die wahlwei-
provozieren, bei gleichzeitiger Reduktion der se auch vertikal nach dem Vorschlag von Fa-
Narben. ria-Corea ausgeführt werden kann – und die
Bei moderaten abdominalen Fettansamm- die hypogastrische Dissektion unter Sicht so
lungen erfolgt zunächst die superfizielle Li- weit wie möglich erleichtert.
posuktion mit Mercedes-Kanülen über einen Die hypogastrischen und epigastrischen
suprapubischen und umbilikalen Zugang Kavitäten werden in der Mittellinie durch
nach Tumeszenzinfiltration im Epi- und Hy- stumpfe Präparation verbunden. Sie bilden
pogastrium. Dabei hat sich die superfizielle den Beginn der endoskopisch assistierten
Liposuktion bewährt, um eine bessere Haut- Abdominoplastik nach Einführung des Lapa-
retraktion an das darunter liegende, neu ge- roskops mit dem entsprechenden Retraktor
formte muskuloaponeurotische Gewebe zu über den suprapubischen Tunnel (Abb. 163).
ermöglichen. Nach Abschluss der Liposukti- Mit einem Retraktor, der im Bereich des Na-
Abb. 163. Videoendoskopisch assistierte Bauchdeckenplastik eine semilunare Inzision im umbilikalen Nabeltellerbereich er-
über einen suprapubischen und umbilikalen Zugang. Im Be- folgt die epigastrische Präparation einer Kavität. Nach Verbin-
reich der Schamhaargrenze wird eine ca. 4–5 cm lange hori- dung der hypogastrischen und epigastrischen Kavität werden
zontale Inzision angelegt, über die die hypogastrische Dissek- die Mittellinien durch stumpfe Präparation verbunden. Dies
tion so weit wie möglich unter Sicht vorgenommen werden stellt den Beginn der endoskopisch assistierten Abdomino-
kann. Anschließend wird das Videoendoskop eingeführt. Über plastik dar.
Endoskopisch unterstützte Abdominoplastiken ] 115
Abb. 168. Prinzip der endoskopischen Rektus-Faszien-Rha- nach dorsal (Bildmitte). Nach Abschluss der Rektus-Faszien-
phie und die Anordnung der Fadenführung (oben im Bild). Rhaphie findet eine Approximation der Mm. recti abdominis
Durch Approximation der anterioren Rektusfaszie nähern sich statt (unten im Bild).
die beiden Muskelbäuche, und die Linea alba wölbt sich
Abb. 169. Videoendoskopische Rektus-Faszien-Plikation über links) und anschließend wird über den suprapubischen Zu-
einen suprapubischen videoendoskopisch assistierten Zugang. gang die hypogastrische Rektusplikation vorgenommen (klei-
Zunächst erfolgt die Rektus-Faszien-Plikation im epigastri- nes Bild Mitte).
schen Bereich über den umbilikalen Zugang (kleines Bild
118 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
tet wird, eine I- bzw. umgekehrte V-Umbiliko- des Nabelstiels die Rektus-Faszien-Scheide
plastik durchgeführt und ein Verband ange- (Floated Navel) plissiert und der Nabel wird
legt. Ist mit einer Kaudalverlagerung des Na- kaudal an der Rektusfaszie refixiert. Zu ach-
bels nach Abschluss der Abdominoplastik ten ist dabei auf Nabelhernien, die die Ein-
von weniger als 4 cm zu rechnen (Abdomino- beziehung entsprechender Plastiken mit in
klassifikation Typ III A = mäßige bis moderate das Designkonzept erfordern. Die endosko-
Erschlaffung der muskulären Bauchwand vom pisch assistierten Hernienplastiken werden
Xiphoid bis zum Mons pubis ohne nennens- häufig in ihrem Schwierigkeitsgrad unter-
werten Hautüberschuss), wird auf eine längs- schätzt. Sie sind chirurgisch sehr anspruchs-
ovaläre Umschneidung des Nabels verzichtet voll, ähnlich wie die basale Refixation des Na-
und eine Floated-Navel-Plastik vorgenom- belstiels nach Abschluss der muskuloaponeu-
men. Dabei wird unter basaler Absetzung rotischen Plastik.
Postoperatives Management ] 119
] Primäre Infektionen. Diese sind ebenfalls ben. Sie werden gehäuft nach zirkulärer
extrem selten und dann häufig Folge eines Reinsertion des Nabels in der Typ-V-Abdo-
Seroms, eines Hämatoms, einer Ischämie minoklassifikation beobachtet, wenn es infol-
bzw. einer Hautnekrose. Die Behandlung be- ge der Narbenkontraktur zu einer mangel-
schränkt sich auf Drainage, Débridement der haften Hygiene des Nabels kommt. In der-
Nekrose und lokale Behandlung einschließ- artigen Fällen können physikalische Narben-
lich einer antibiotischen Abschirmung sowie behandlungen und/oder die Injektion von
einer Erregerbestimmung. Cortison zur Verbesserung der Narbe beitra-
gen; andernfalls ist eine chirurgische Nar-
] Pulmonale Embolien. Sie sind keine typi- benrevision in Kombination mit einer Umbi-
schen Komplikationen, die der Abdomino- likusplastik unumgänglich.
plastik anhaften, und sind mit unter 0,1% zu
vernachlässigen. Dennoch sollten die intra-
und postoperativen antithrombotischen Pro- ] Elevationen des Mons pubis. Derartige Ele-
phylaxemaßnahmen strikt eingehalten wer- vationen mit deutlicher Exposition der ante-
den. rioren Vulvakommissur sind keine Seltenheit
und Folge einer exzessiven Hautresektion
] Narbenhypertrophien und Keloide. Diese mit Vernachlässigung der Fixation des Mons
Komplikationen können auftreten und wer- pubis an der superfiziellen Faszie. Sie sind
den mit unter 4% in der Literatur angege- nur schwierig zu korrigieren.
122 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
Subpektorale Mammaaugmentation
Adjuvante Maßnahmen
Bei der subpektoralen Präparation werden der
Nicht selten begehren Patienten, die sich im inferiore Anteil sowie partiell die mediokau-
Rahmen einer gewünschten Abdominoplas- dalen Fasern des M. pectoralis major wie bei
tik vorstellen, weitere operative Korrekturen der herkömmlichen Mammaplastik abgelöst
wie Mammaaugmentationsplastiken, kosto- und eine Tasche zur Aufnahme des Implanta-
chondrale Transplantationsplastiken, Eigenge- tes unter sorgfältiger Blutstillung videoendo-
websunterfütterungen, Faszien-Transplanta- skopisch assistiert präpariert (Abb. 172).
tionsplastiken oder auch Dermis-Fett-Trans- Zur sicheren Definition der Submammär-
plantationen, wie sie z. B. im Rahmen eines falte, die durch diesen Zugang unterbrochen
Faceliftings notwendig werden können. wurde, werden Nähte vor Insertion des Im-
plantates gelegt und erst nach Einlage und
Überprüfung der Lage des Implantates ge-
] Brustaugmentation knotet. Anschließend wird die Abdomino-
plastik fortgeführt.
Im Anschluss an die Präparation und Eleva-
tion des abdominalen Flaps werden bilatera-
le Tunnels von ca. 4–6 cm Breite und 6–8 cm Subglanduläre Mammaaugmentation
Länge lateral des Xiphoids oberhalb des Rip- Die subglanduläre Taschenpräparation stellt
penbogens und lateral der M.-rectus-Faszie sich ungleich einfacher als die subpektorale
in Richtung der Submammärfalte angelegt. Präparation dar. Erleichtert wird die sub-
Nach Identifikation der Rektusfaszie wird glanduläre Präparation, indem sie lateral des
die weitere Präparation entweder subpekto- Zentrums der Brust angelegt wird und die
ral oder subglandulär fortgesetzt. Identifikation des lateralen Anteils des M.
pectoralis major ermöglicht. In den übrigen
Fällen ist die kaudale Verlagerung der Sub-
mammärfalte nicht erforderlich. Die er-
schlaffte Brusthaut legt sich gut über das
Implantat.
Abb. 174. Autogene Gewebsentnahme zur gleichzeitigen au- dermale Grafts können zusammen mit dem entfernten Panni-
togenen Augmentations- und Transplantationsplastik im Rah- kulus entnommen und für spätere Augmentationsplastiken
men einer Abdominoplastik. Rektus-Faszien-Streifen können asserviert bzw. in Stickstoff eingefroren werden. Dadurch
zur Lippen-, Glabella- und Nasolabialfalten- oder Mittel- werden weitere Eingriffe vermieden, ohne zusätzliche Narben
gesichtsaugmentation herangezogen werden, Fett- oder lipo- zu provozieren.
] Dog-Ear-Bildungen. Diese lassen sich intra- ] Drainagen. Drainagen, die für 3–4 Tage be-
operativ am sichersten vermeiden, wenn der lassen werden, sollten aus der kaudalen Inzi-
Abdominalflap von lateral nach medial ver- sion ausgeleitet werden; anschließend sollte
lagert und fixiert wird und die Unterminie- die Naht angezogen werden.
rung im lateralen Schenkel der Inzision mit
Fettabsaugekanülen (Mercedes-Kanülen) er- ] Nabelposition. Bei der Nabelfixation ist da-
folgt. rauf zu achten, dass die Länge des Nabelstiels
bereits durch die M.-rectus-abdominis-Plas-
] Postoperativer Schmerz. Lokalanästhetika, tik reduziert wurde. Ist der Nabel zentriert,
appliziert in der Rektusscheide und im Be- aber hoch bei epigastrischem Hautüber-
reich des M. obliquus externus abdominis, schuss, ist eine „Floated Umbilikusplastik“
reduzieren den postoperativen Schmerz. nicht indiziert. Eine Neoinsertion des Nabels
nach längs-ovalärer Ausschneidung mit an-
] Wundheilungsstörungen. Fett unterhalb der schließendem vertikalen Verschluss der ur-
Scarpa-Faszie ist postoperativ durchblu- sprünglichen Narbe ist sinnvoll; die Narbe
tungsgefährdet und wird deshalb reseziert, ist in der Regel kosmetisch unauffällig.
es sollte auch zur Vermeidung von Spätkom-
plikationen wie Seromen oder Infektionen ] Postoperative epigastrische Protrusion. Bei
reseziert bzw. reduziert werden. Um eine Mini- und Medi-Abdominoplastiken wird
vermehrte Wundrandspannung sowie Durch- häufig ein „Pouch“ im Oberbauch post opera-
blutungsstörungen im kaudalen Lappenbe- tionem beobachtet, dem man am besten
reich zu umgehen und zur Minderung des durch Liposuktion mit kleinkalibrigen Kanü-
Risikos hypertropher Narben haben sich die len begegnet und zwar im Bereich der Mittel-
Wundrandadaptation im flexierten Zustand linie oberhalb der Rippenbögen und im Ge-
des Patienten von 25–308 und die anschlie- biet der Flanken, wobei die Flanken in Rich-
ßende postoperative Heilungsphase mit an- tung der Gefäßverläufe (458) abzusaugen sind.
gewinkelten Beinen bewährt. Andernfalls ist eine supraumbilikale video-
endoskopisch assistierte Rektusplikation als
] Fettnekrosen. Zur Vermeidung von zentra- minimalinvasive Maßnahme zu diskutieren.
len Fettnekrosen sollte das subkutane Fett la-
teral ausgedünnt und im zentralen Bereich ] Rektusdiastase. Liegt eine ausgeprägte
nur reduziert werden. Diastase vor, kann die mediale Rektusschei-
de eröffnet und mit der kontralateralen Seite
] Serom- und Hämatombildungen. Die Reduk- vereinigt werden, um eine Verstärkung der
tion der „Dead Spaces“ durch Steppnähte Mittellinienstrukturen zu erzielen.
zwischen Faszie und muskuloaponeuroti-
schem System vermindert deutlich das Risi- ] Plikationsplastiken. Bei den M.-rectus-ab-
ko von Serom- und Hämatombildungen. Ver- dominis-Plikationsplastiken sollte darauf ge-
einigungen der Scarpa-Faszien im suprapu- achtet werden, dass die Knoten der 8er-Liga-
bischen Bereich reduzieren zudem die Haut- turen invertiert sind, da sonst Patienten mit
spannungen. dünner Haut häufig über die subkutanen
palpablen Knoten klagen.
] Ödeme. Ödembildungen der abdominalen Verlagerungen der intraabdominalen Or-
Haut und im Bereich des subkutanen Fett- gane nach muskuloaponeurotischen Plasti-
gewebes persistieren in der Regel über meh- ken führen zu einer temporären Einschrän-
rere Wochen post operationem und führen kung der Diaphragmabeweglichkeit und da-
gelegentlich zur Enttäuschung der Patienten. mit zu Ventilationsstörungen, vornehmlich
Deshalb empfehlen sich kaudalwärts gerich- bei adipösen Patienten, die vermehrt zur
tete Massagen zur Ödemreduktion, die in Bauchatmung neigen. Deshalb sollten die Pa-
vielen Fällen sehr hilfreich sind. tienten besonders auf diesen Umstand hinge-
126 ] 7 Spezielle Prinzipien und Techniken der klassischen Abdominoplastik
wiesen werden, um eine bessere postoperati- Fett abzusaugen als eine Konkavität aufzufül-
ve Compliance zu erzielen. len.
] Nähte. Intrakutane Nähte sollten, soweit ] Narben. Narben bei der Reverse-Abdomi-
sie entfernt werden müssen, nur eine Länge noplastik, die die Mittellinie kreuzen, sind
von 8–10 cm aufweisen. äußerst unattraktiv und stellen die Patienten
selten zufrieden. Die Patienten sollten sorg-
] Stufenbildungen. Zur Vermeidung von Stu- fältig darauf hingewiesen werden.
fenbildungen im suprapubischen Bereich
sollte das subkutane Fett der Mons-pubis- ] Striae. Alle Striae können nicht vollständig
Region reduziert und keine aggressive Fett- beseitigt werden; nur solche, die im unteren
reduktion im hypogastrischen Mittellinien- Abdomen lokalisiert sind, können im Rah-
bereich vorgenommen werden. Es ist leichter men der Hautresektion mit entfernt werden.
8 Allgemeine Konzepte
der Abdominoplastik
M oderne operative Techniken und Kon- der jugendlichen Form wieder angeglichen
zepte der Abdominoplastiken unter Einbezie- (neokonfiguriert).
hung der Körperfaszien, der nutritiven Ver- Weiterentwicklungen in der minimalinva-
sorgung, der gezielten Fettabsaugungen und siven Chirurgie führten zur videoendosko-
der speziellen videoendoskopischen Verfah- pisch assistierten Abdominoplastik bei Pa-
ren in das Designkonzept ermöglichen es tienten unter 40 Jahren mit postpartaler mo-
heute, Altersveränderungen der Körpersil- derater Diastase der Rektusmuskulatur ohne
houette besonders im epi- und hypogastri- nennenswerte Fettansammlungen. Der Vor-
schen Bereich, wenn – neben vermehrter teil dieser videoendoskopisch assistierten
Fettansammlung – das darunter liegende Dissektion besteht im Erhalt der superfiziel-
Haut- und Muskelgewebe erschlafft ist, unter len epigastrischen Gefäße, ohne die Gefahr
ästhetisch anspruchsvollen Kriterien zu kor- Hautnekrosen zu provozieren bei gleichzeiti-
rigieren. Bei Erschlaffung des Haut- und ger Reduktion der Narben, was vor allem bei
Muskelgewebes, was häufig z. B. nach mehr- jungen weiblichen Personen eine große Rolle
fachen Schwangerschaften auftreten kann, spielt. Bei diesem Verfahren wird unter basa-
oder bei Verlust der Hautelastizität, was be- ler Absetzung des Nabelstiels die Rektus-Fas-
sonders oft bei Patienten mit leichtem Über- zien-Scheide (Floated Navel) plissiert und
gewicht zu beobachten ist, kann es nach ei- der Nabel kaudal an der Rektusfaszie refi-
ner extremen Gewichtsabnahme zu „Hautsa- xiert. Zu achten ist dabei auf Nabelhernien,
ckungen“ besonders in der unteren Bauch- die die Einbeziehung entsprechender Plas-
region kommen, ein Zustand, der sich mit tiken mit in das Designkonzept erfordern.
einer Abdominoplastik beheben lässt. Bei ei- Allerdings werden die endoskopisch assis-
ner Abdominoplastik wird überschüssiges tierten Hernienplastiken häufig in ihrem
Haut- und Fettgewebe aus der unteren und Schwierigkeitsgrad unterschätzt. Sie sind
mittleren Bauchregion über einen „Bikini- chirurgisch sehr anspruchsvoll, ähnlich wie
schnitt“ in der Regel unter Vollnarkose ent- die basale Refixation des Nabelstiels nach
fernt. Dabei wird auch Gewebe verlagert und Abschluss der muskuloaponeurotischen Plas-
fixiert. Moderne Operationsverfahren ver- tik. Dennoch scheinen diese Techniken ein
meiden jegliche Elevation der Mons-pubis- großes Entwicklungspotenzial in sich zu tra-
Region und damit die Exposition der Labia gen und könnten in Zukunft möglicherweise
minora. Erschlaffte Haut wird so wieder ge- die eine oder andere Methode ganz oder
spannt, die Taille betont und die untere teilweise ablösen bzw. die vorhandenen Ver-
Bauchregion durch ergänzende Muskelplas- fahren der Abdominoplastik verbessern oder
tiken und unter Einbeziehung des superfizi- verfeinern und damit zu mehr Sicherheit
ellen Fasziensystems abgeflacht. Der Bauch- beitragen.
nabel wird gegebenenfalls dabei versetzt und
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Sachverzeichnis
D – ultraschallassistierte 43
Fettansammlungen 8, 9, 44, 127
Darmers und Marx 1 Fettgewebe 8, 14, 43, 44, 78, 127
Datenblätter 46 – Embryologie 43
Dead Spaces 125 Fettgewebsplastik 1, 76–78
Débridement 121 – neoparumbilikale 76
Dermatochalasis 100 Fettgraft 123
Dermatolipochalasis 100 Fettkörper, areolare 44
Dermatome 16 Fettlobulae 14
Dermis-Fett-Graft 123 Fettnekrosen 125
Dermis-Fett-Transplantation 122 Fettschicht 14, 44, 45
Desinfektionen 124 Fettschichtdicke 45
Diaphragmabeweglichkeit 125 Fettschürzenplastik 1
Diastase 93, 127 Fettverteilung 44
Diathesen 120 Fettverteilungsmuster 44
Dissektionen 56 – androide 44
Dog-Ear-Bildung 89, 125 Fettzellen 43, 44
Dog-Ears 96, 103 Fibrae intercrurales 19
Drainagen 119, 120, 125 Fibrillen 44
Druck, intraabdomineller 124 Fibroblasten 44
Dysmorphophobie 40 Fischer-Technik 43
Flanken 125
E Flesch-Thebesius 3
Flexionsstellung 42
Eigengewebsunterfütterung 122 Floated Navel Plasty (FNP) 2, 31, 53, 86, 88, 99,
Einfuhrbilanz 124 111, 118, 127
El Baz 3 Floated Umbilikusplastik 125
Embolien 121 Foged 4
Embryologie 43
Endoskop 116 G
Endoskopie 112
Endoskopretraktor 113 Gallaudet-Faszie 14, 19, 25
Epiduralanästhesie 42 Galtier 3
Epigastrium 7, 28, 51, 65, 72, 83, 111, 124 Gerinnungsstatus 120
Erregerbestimmung 121 Gewebe, inguinales 7
Extension 120 Gewichtsabnahme 127
Gewichtsreduktion 41
F Gillies und Millard 4
Glabellafalten 124
Facelifting 122 Gonzalez-Ulloa 3
Fadenentfernung 119 Grazer 3, 4
Faria-Correa 4
Fascia abdominalis 18 H
Fascia lata 45
Fascia Spiegheli 30 Haarwachstum 11
Fascia superficialis 74 Hämatokritwert 49
Fascia transversalis 13, 15, 20, 21, 24 Hämatom 120, 121
Fascia ventralis 15 Hämatombildungen 125
Fasern 44 Hauterschlaffung 5
Fasszangen 113 Hautgewebe 127
Faszie 18, 19, 24, 122 Hautmarkierungszange 78, 96
– des M. rectus abdominis 88 Hautnekrosen 120
Faszienrhaphie 95, 103, 105, 107 Hautreaktionsfähigkeit 46
Fasziensystem, superfizielles 2, 4, 50, 66, 81, Hautresektion 78
103–105, 127 Hautspaltlinien 49
Faszien-Transplantationsplastiken 122 Hautspannung 120, 125
Femoralarterienäste 16 – suprapubische 50
Fettabsaugekanülen 125 Hauttraktion 46
Fettabsaugung 127 Hautüberschuss 46
– superfizielle 43 Hernien 21, 23, 28, 29, 41, 93
Sachverzeichnis ] 141
Q Steristrips 119
Sternum 79, 101
Quergurtung 23 Stichinzisionen 51, 82
Stickstoff 124
R Striae 14, 126
Striae gravidarum 112
Ramirez 3 Stufenbildungen 126
Rectus-Scheiden-Plikation 4 Sublay-Netz, alloplastisches 71
Régnault 3–5 Submammärfalte 56, 100, 101, 122, 124
Reithosendeformität 46, 50 Superwet-Technik 49
Rekonvaleszenzzeiten 92 Syringe-Technik 48
Rektusdiastase 29, 38, 70, 125
– epigastrische 71 T
Rektusfaszie 107, 127
Rektus-Faszien-Plastik 116 Taille 5, 7, 39, 50, 58, 62, 69, 95, 103, 105, 127
Rektus-Faszien-Plikation 94 Thoraxapertur 8, 68, 69
Rektus-Faszien-Rhaphie 85, 117 Thorax-Übersichtsaufnahme 123
Rektus-Faszien-Scheide 115 Thorek 3, 4
Rektus-Faszien-Scheiden-Approximation 71 Tonizitätsverlust 27
Rektus-Faszien-Streifen 123 Toranto 4
Rektusmuskeldiastasen 281 Traktionsnähte 77
Rektusmuskulatur 39, 57, 93, 115 TRAM-flap 21
Rektusplikation 125 Transplantat 123
– videoendoskopisch assistierte 118 Transplantationsplastik 122
Rektusscheide 7, 15, 18, 20, 22, 26, 30, 39, 53, 58, Trochanter 42, 45
72, 85, 86, 93, 125 Tumeszenzanästhesie 82, 111
Rektus-Scheiden-Plikation 39, 40, 57, 59, 69 Tumeszenzlösungen 49
Retraktor 114 Tumeszenzverfahren 43
Reverse-Abdominoplastik 79, 101, 102, 126 Tumoskop 113
Rippe 123 Typ, gynoider 44
Rippenbögen 124
Rippenelevatorium 123 U
Rippenentnahme 123
Umbilikoplastik 7, 10, 75, 90, 97, 105, 114, 121
S – I-förmige 74, 76
– V-förmige 74, 75
Saldanha 4 – – umgekehrte 118
Sandsäcke 41
Scarpa-Faszie 4, 13, 17, 19, 25, 78, 94, 96, 98, 125 V
Schambehaarung 5
Schepelmann 3 V. portae 18
Scherkräfte 80 Vagina rectus abdominis 15
Schlaufennähte 116 Valsalva-Versuch 41
Schmerz 125 Ventilationsstörungen 125
Schnittführung, horizontale 4 Verbände 119
Schwangerschaft 10, 27, 40 Verbrauchskoagulopathie 120
Serombildungen 125 Verfahren, videoendoskopische 127
Serome 80, 120, 121, 125 Vernon 3, 4
Slit-Navel-Plastik 89 Videoendoskop 114
Slit-Navel-Variante 86 V-Nabelplastik 97
Somalo 2 Vulvakommissur 11, 54, 70, 96, 110, 120
Sonde, nasogastrale 124 V-Umbilikoplastik, umgekehrte 118
Spadafora 2, 3
Spalthaut 120 W
Spieghel-Hernien 29, 30
Spina iliaca anterior 7 Wärmedecken 124
Spina iliaca anterior superior 25, 89, 105, 112 Wasserscheiden 18
Spina iliaca superior 54, 78, 110 Weinhold 3
Spodafora 4 Wet-Technik 49
Steppnähte 80, 125 Wirbelkörperfortsätze 25
144 ] Sachverzeichnis
W-Schnittführung 4 Z
Wundheilungsstörungen 125
Wundrandadaptation 120 Zellteilung 43
Wundrandverschluss, mehrschichtiger 98 Zellulitis 48
Wundrandspannung 125 Zwerchfellkontraktionen 29
Wundverschluss 5, 81
X
Xiphoid 7, 10, 54, 71, 80, 87, 89, 94, 106, 115