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ÖsterreicherInnen im Trend
BACHELORARBEIT
eingereicht an der
IMC Fachhochschule Krems
Fachhochschul-Bachelorstudiengang
Unternehmensführung und E-Business Management
von
Oliver HAMMERL
Finanzwirtschaft/Geldanlage/Nachhaltigkeit
„Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und
ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt
und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen und/oder
Gedanken als solche kenntlich gemacht habe. Dies gilt auch für Zeichnungen,
Skizzen, bildliche Darstellungen sowie für Quellen aus dem Internet.
Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form an keiner anderen
inländischen oder ausländischen Institution zur Beurteilung vorgelegt und
auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der einge-
reichten elektronischen Version.“
Datum: 04.05.2021
_______________________
(Oliver Hammerl)
I
Vorwort
In den ersten drei Semestern lernte ich viele neue Studienkolleginnen und Studien-
kollegen näher kennen, da hier ein physischer Unterricht in Krems möglich war. Wir
halfen und unterstützten uns gegenseitig und schafften ein optimales Klima für den
berufsbegleitenden Studienlehrgang. Den dadurch entstandene gute Teamspirit der
Kohorte schätzte ich in späteren Zeiten von „Social Distancing“ umso mehr, da der
Zusammenhalt und die Motivation für einen erfolgreichen Abschluss sorgten.
II
Danksagung
Ich möchte mich an dieser Stelle vor allem bei meiner Familie und meiner Partnerin
bedanken, die mich während der Erstellung meiner Bachelorarbeit unterstützten.
Die genannten Personen, aber auch meine Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen
und meine Fußballfreunde des Vereins SG Ottenschlag-Sallingberg begleiteten
mich und halfen mir durch das sechssemestrige Studium.
Ein besonderer Dank gilt dabei vor allem meiner Partnerin, die mich immer wieder
neu motivierte, diese Bachelorarbeit zu finalisieren. Sie stand immer an meiner
Seite und gab mir Rückhalt, damit ich mich vollkommen auf die Verfassung meiner
wissenschaftlichen Arbeit konzentrieren konnte.
Ebenfalls möchte ich mich herzlich bei den TeilnehmerInnen meiner Online-Befra-
gung bedanken. Sie waren essenziell, um den aktuellen Stand beziehungsweise
Trend widerzuspiegeln zu können.
Vor allem möchte ich mich bei meiner Betreuerin Dr. Eva Schwarz MPH bedanken.
Durch ihre langjährige Expertise im Finanzsektor und ihre berufliche Erfahrung
konnte sie mir stets mit ihrem fachlichen Input weiterhelfen. Außerdem unterstützte
sie mich sehr bei der Umsetzung der vorgegebenen Kriterien für meine wissen-
schaftliche Arbeit.
III
Abstract Deutsch
In dieser Arbeit wird der Zusammenhang zwischen dem immer stärker werdenden
Gedanken an die Umwelt und den Veranlagungsmöglichkeiten, die einen positiven
Beitrag dafür leisten können, sowie allgemeine Anlagegrundsätze untersucht. Die
Finanzgesellschaft beschäftigt sich immer mehr mit nachhaltigen Veranlagungs-
möglichkeiten, da die AnlegerInnen mit ihrem verfügbaren Kapital einen wirksamen
und umweltfreundlichen Beitrag für eine bessere Zukunft leisten können und auch
wollen.
Der Autor dieser Bachelorarbeit befasst sich mit der Interpretation der Thematik der
Nachhaltigkeit sowie ökologisch-nachhaltige Veranlagungen von Beiträgen von wis-
senschaftlichen Artikeln und Büchern. Mithilfe einer quantitativen Forschungsme-
thode einer Online-Befragung wird die Nachfrage von nachhaltigen Geldanlagen in
Österreich erforscht. Weiters wird auch die Marktentwicklung in Österreich in Bezug
auf ökologisch-nachhaltige Geldanlagen durch statistische Werte analysiert.
Die Auswertungen der Online-Befragung zeigen, dass bei Privatpersonen das Inte-
resse an Nachhaltigkeit und Ökologie bei einer Geldanlage vorhanden ist. Die Ent-
wicklung der Volumina nachhaltiger Geldanlagen hat in den letzten Jahren enorm
an Wert gewonnen. Ein positiver Trend für ökologisch-nachhaltige Veranlagungen
kann sowohl von den statistischen Werten vom „Forum Nachhaltige Geldanlagen“
als auch von der Online-Umfrage entnommen werden.
IV
Abstract English
The relationship between the increasingly strong environmental idea and its invest-
ment possibilities, which make a positive contribution to the environment, is exam-
ined in this bachelor thesis. For many people it is more important than ever to par-
ticipate positively for our environment to avoid future negative consequences or to
work against them by taking action. This issue has been interesting for the financial
sector. Investors can also make an effective and environmentally friendly impact for
a better future with their available capital.
The author of this bachelor thesis focuses on the interpretation of the topic of sus-
tainability as well as ecological-sustainable investments of scientific articles and
books. The demand for sustainable investments in Austria is analyzed with the help
of a quantitative research method of an online survey. Furthermore, the market de-
velopment in Austria regarding ecological-sustainable investments is analyzed by
statistical values.
The evaluations of the online survey show that the idea of sustainability is already
present in a financial investment in the private sector. The development of the vol-
umes of sustainable financial investments has increased enormously over the last
few years. A positive trend in ecologically sustainable investments can be gained
from statistical data from the “Forum Nachhaltige Geldanlagen” as well as from the
online survey.
V
Inhaltsverzeichnis
VI
5.1 Erhebungs- und Befragungsmethode ................................................ 38
5.2 Stichprobenplanung ........................................................................... 39
5.3 Gestaltung der Online-Umfrage ......................................................... 40
5.4 Ausarbeitung der Befragung .............................................................. 42
5.4.1 Soziodemografische Merkmale .................................................... 44
5.4.2 Angaben über Anlegerpräferenzen und Nachhaltigkeit ............... 45
5.4.3 Erfahrungen mit ökologisch-nachhaltigen Veranlagungen ........... 48
5.4.4 Einstellungen zu Nachhaltigkeitsthemen von ÖsterreicherInnen . 53
5.5 Gesamtüberblick der Auswertung der Online-Umfrage ..................... 54
6 Conclusio .................................................................................................... 59
6.1 Fazit ................................................................................................... 59
6.2 Handlungsempfehlung ....................................................................... 61
6.3 Forschungsausblick ........................................................................... 62
7 Literaturverzeichnis ..................................................................................... 63
Anhang .................................................................................................................. 70
Anhang 1 Fragebogen ....................................................................................... 71
VII
Abbildungsverzeichnis
VIII
Tabellenverzeichnis
IX
Abkürzungsverzeichnis
AG Aktiengesellschaft
CO2 Kohlenstoffdioxid
E-Business Electronic-Business
ETF Exchange-Traded-Funds
X
Einleitung
1 Einleitung
1.1 Titel
1
Einleitung
Die ökologischen und nachhaltigen Ziele zur Verbesserung unserer Natur bekom-
men von Jahr zu Jahr einen höheren Stellenwert. Das kann bereits im Alltag fest-
gestellt werden, da viele Verbraucher regionale BIO-Produkte gegenüber konventi-
onellen Produkten bevorzugen und dadurch die regionale Wirtschaft stärken. Die
Transportwege von Produkten, Lebensmitteln oder Tieren zu den Endkunden wer-
den kürzer und die damit verbundene Schadstofferzeugung minimiert. (Weteschnik
& Höllhumer, 2018, S. 1)
Der Klimawandel ist für die negative und rasante Entwicklung der Erderwärmung
verantwortlich und gefährdet somit unser Ökosystem. Seit Greta Thunberg, einer
engagierten Klimaaktivistin, steht der Klimawandel im Mittelpunkt der Öffentlichkeit.
(Markwalder, 2019, S. 23) Dieser Wandel wird vor allem durch die Nutzung fossiler
Brennstoffe, Viehzucht, Steigerung des Flugverkehrs und Rodungen von Wäldern
vorangetrieben. Die Schadstoffe, die in unsere Atmosphäre gelangen, fördern den
Treibhausgaseffekt und die Erhöhung der Temperatur auf dem gesamten Planeten.
Die negativen Folgen sind der Anstieg des Meeresspiegels durch die Schmelzun-
gen der Eis-Polarkappen und die Zunahme der ständigen Wetterextreme. In einigen
Regionen überwiegen bereits Trockenheit und Dürre, in anderen nehmen Nieder-
schlagsmengen, Unwetter, Überschwemmungen, Tornados oder Wirbelstürme be-
sorgniserregend schnell zu. Experten stellen sich bereits seit Längerem die Frage,
ob sich die Klimaerwärmung mit der rasant ansteigenden Temperaturentwicklung
überhaupt noch eindämmen lässt. Die negativen Folgen und Schäden in wirtschaft-
lichen und ökologischen Bereichen aufgrund des Klimawandels sind enorm.
(Neukirchen, 2019, S. XXII)
Eine weitere wichtige Herausforderung, die in den nächsten Jahren bewältigt wer-
den muss und immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist der Umgang mit Müll. Hier ist
es entscheidend, den produzierten Müll zu recyceln, fachgerecht zu distribuieren
und die Wiederverwertbarkeit großzuschreiben. Der steigende Konsum der einzel-
nen Wirtschaftsbereiche beschleunigt die Verunreinigung der Weltmeere mit Plas-
tikabfällen. Für unser Ökosystem ist es unumgänglich, bei Verpackungen biologisch
abbaubare Alternativen zu Plastik einzusetzen. Eine fachgerechte Mülltrennung ist
2
Einleitung
Die Kluft zwischen ärmeren und reicheren Bevölkerungsschichten, welche durch die
Globalisierung entsteht, nimmt immer mehr Oberhand. Die Produktion von Wirt-
schaftsgütern einiger führender Unternehmen treiben die Ausbeutung der Men-
schen in Entwicklungsländern voran, welche ein großes Problem darstellen. Mit den
teilweisen unmenschlichen und gefährlichen Arbeitsbedingungen in einigen Billig-
lohnländern werden Menschenleben gefährdet. Durch die kurzfristigen und ökono-
mischen Perspektiven, woraus Kostenreduktionen für globale Konzerne entstehen,
werden soziale und ökologische ärmere Bevölkerungsschichten benachteiligt. Au-
ßerdem werden die natürlichen Ressourcen von Entwicklungsländern ausgebeutet,
um Gewinne von Betrieben zu maximieren. Ein sinnvoller und langfristiger Abbau
von Rohstoffen oder Materialien wäre vom Vorteil, um das Gleichgewicht der Vege-
tation herzustellen und den Wiederaufbau dieser Regionen zu fördern. (Lange &
Santarius, 2018, S. 9)
Mit diesen Beispielen wird immer mehr Menschen bewusst, dass jeder einen wich-
tigen Beitrag für die Erholung unseres Ökosystems leisten kann. Der Trend der Zeit
erfordert ein Umdenken, deswegen gewinnt das Interesse an nachhaltigen Invest-
ments immer mehr an Bedeutung. Die nachhaltigen Veranlagungen tragen zu ei-
nem längerfristigen, gerechten und umweltfreundlichen Wandel bei. Sie dienen so-
mit der Bekämpfung des Klimawandels und der ungerechten Verteilung zwischen
ärmeren und reicheren Bevölkerungsschichten. Viele KapitalanlegerInnen haben
sich mittlerweile intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Wie viele nutzen be-
reits eine nachhaltige Veranlagung? (Rosen, 2009, S. 85-86)
3
Einleitung
Die Ökologie kann auch unter den ökonomischen und sozialen Perspektiven positiv
unterstützt werden. Es besteht bei immer mehr Menschen der Drang zur Förderung
von Regionalität und klimafreundlichen Handlungen. (Werner, 2009, S. 6) Diese po-
sitive Entwicklung soll in Bezug auf ökologische, ethische und wirtschaftliche Geld-
anlagen in der heutigen Zeit analysiert werden.
Ziel dieser Arbeit ist, die aktuelle Nachfrage der österreichischen PrivatanlegerIn-
nen nach ökologisch-nachhaltigen Veranlagungen am österreichischen Finanz-
markt zu untersuchen. Ein weiteres Ziel ist, die Bedeutsamkeit eins nicht finanziellen
Kriteriums wie die Nachhaltigkeit bei einer Investitionsentscheidung zu erforschen.
4
Einleitung
Ein definiertes „Nicht-Ziel“ dieser Arbeit ist die Investmentform von nachhaltigen
Veranlagungen gegenüber Herkömmlichen hervorzuheben, sondern auf die Aktua-
lität einzugehen. Dabei wird eruiert, wer bereits „grüne Geldanlagen“ nutzt und diese
gegenüber herkömmlichen Veranlagungen bevorzugt.
Der erste Teil umfasst die Interpretation von wissenschaftlichen Beiträgen, welche
von wissenschaftlichen Artikeln und Büchern stammen. Zur Erarbeitung der theore-
tischen Grundlagen für ökologisch-nachhaltige Veranlagungen wurde die Literatur-
recherche als Forschungsmethode gewählt. Die Literaturrecherche wurde mithilfe
von ausgewählten Fachbüchern, Forschungsstudien und Fachzeitschriften sowie
nationalen und internationalen Journalen durchgeführt. Die Begriffsdefinitionen der
nachhaltigen Veranlagung inklusive Abgrenzung, das Umweltbewusstsein und di-
verse grüne Anlageformen werden den Leserinnen und Lesern unter der herme-
neutischen Vorgehensweise nähergebracht. Bei der Literaturrecherche wurden
wichtige Auswahlkriterien wie Verfasser, Herausgeber, Verlag sowie Erscheinungs-
jahr berücksichtigt. (Berger-Grabner, 2016, S. 96-97)
5
Einleitung
Bei den Fragestellungen wurde besonders darauf geachtet, dass sie verständlich
formuliert und einfach zu beantworten sind. Die Standardisierung setzt voraus, dass
alle Personen gleich formulierte Fragen und in der gleichen Reihenfolge gestellt be-
kommen haben. Durch eine Standardisierung und Strukturierung der Inhalte und
der Fragen konnten vergleichbare Ergebnisse erzielt und damit eine Genauigkeit
und Verlässlichkeit der Ergebnisse hervorgerufen werden. (Petersen, 2014, S. 21)
Die Befragung strebt den Erhalt von Informationen über die allgemeine ökologische
Meinung einzelner Personen an, um in weiterer Folge Rückschlüsse ziehen zu kön-
nen. (Mayer, 2006, S. 59) Ein bedeutsamer und informativ wertvoller Erhebungs-
punkt war, wie sehr nachhaltige Investments im Trend lagen, wer diese Veranla-
gungen bereits nutzte und wie viele Personen Interesse daran hegten.
Diese Bachelorarbeit ist in sechs größeren Kapiteln gegliedert. Durch den ge-
wünschten Aufbau in Einleitung, Begriffsdefinitionen, Anlagegrundsätze und Zertifi-
zierungen für nachhaltige Veranlagungen, nachhaltige Anlageformen und die Mark-
tentwicklung nachhaltiger Veranlagungen in Österreich, empirische Untersuchung
6
Einleitung
und der Schlussteil soll die Verständlichkeit und Übersichtlichkeit dieser Arbeit ge-
geben sein.
In der Einleitung im ersten Kapitel werden Titel der Arbeit und die aktuelle Aus-
gangsstellung samt Problemstellung des Forschungsthemas behandelt. Danach
wird die Zielsetzung und die daraus resultierende Forschungsfrage festgelegt. Um
die Forschungsfrage möglichst repräsentativ beantworten zu können, wird auf die
methodische Vorgehensweise näher eingegangen. Diese beinhaltet die wissen-
schaftliche Literaturrecherche und die quantitative Forschungsmethode. Abschlie-
ßend rundet die Gliederung der Bachelorarbeit das erste Kapitel ab.
Im Hauptteil der Arbeit werden verschiedene Aspekte behandelt wie die Erläuterung
der Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „nachhaltige Veranlagungen mit ESG-Kriterien“,
um in späterer Folge ein besseres Verständnis zu gewähren. Danach werden allge-
meine Grundsätze für Veranlagungsberatung wie Anlagepyramide, magisches Vier-
eck oder der Portfolioansatz erörtert. Als Anlagegrundsätze wird Bezug auf eine
breite Streuung und eine gute Diversifizierung der verschiedenen Assetklassen ei-
ner Geldanlage als Anlagegrundsatz genommen. Die Kriterien und wichtige Formen
von Nachhaltigkeitszertifizierungen werden demonstriert. Zum Abschluss des
Hauptteils wird die Marktentwicklung der nachhaltigen Anlageformen in Österreich
in den vergangenen Jahren anhand statistischer Werte im vierten Kapitel analysiert.
Außerdem werden Anlageformen wie Aktien und Anleihen von nachhaltigen Unter-
nehmen und Nachhaltigkeitsfonds dargestellt.
7
Begriffsdefinition
2 Begriffsdefinition
Dieses Kapitel dient der Erläuterung und Definition der Hauptbegrifflichkeiten, wel-
che in dieser wissenschaftlichen Arbeit von größter Relevanz sind. In diesem Ab-
schnitt werden die themenrelevanten Begriffe wie Nachhaltigkeit, ökologisch-nach-
haltige Veranlagungen sowie ESG-Kriterien näher bestimmt, um die Bedeutungen
der Begriffe für diese Bachelorarbeit zu vereinheitlichen. Die Erklärungen der Be-
griffe sollen für die Verständlichkeit der LeserInnen dienen und werden im folgenden
Absatz näher definiert. In der Fachliteratur ist es nicht selten der Fall, dass es für
ein und denselben Begriff mehrere Definitionen gibt. Aufgrund dessen müssen die
Begrifflichkeiten eindeutig definiert werden, um ein einheitliches Verständnis der
vorliegenden Arbeit gewährleisten und Fehlinterpretationen vermeiden zu können.
2.1 Nachhaltigkeit
Beim Thema Nachhaltigkeit werden oft umweltschützende Maßnahmen für die Ver-
besserung unseres Lebensraumes in Verbindung gebracht. Der Begriff hat mehrere
Bedeutungen, er steht vor allem für die Erhaltung der natürlichen Ressourcen auf
der Erde, um positive Zukunftsentwicklungen für die nächsten Generationen zu si-
chern. Die gerechte Verteilung dieser Ressourcen soll im Anbetracht der Entwick-
lung im Mittelpunkt unserer Gesellschaft stehen. (Braun, 2020, S. 19)
Die oben genannte Abgrenzung des Begriffes fand im Jahr 1987 im Brundtland-
Bericht der World Commission of Environment and Development ihren Ursprung.
(Pufé, 2017, S. 42) Diese Interpretation der Begrifflichkeit hat für die fortführende
Arbeit einen hohen Stellenwert.
8
Begriffsdefinition
„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen
Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefähr-
den, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“
Ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Begrifflichkeit und das Bewusstsein für
Nachhaltigkeit war eine Studie, die im Jahr 1971 als Grenzen des Wachstums ver-
öffentlicht wurde. In diesem Bericht werden verschiedene negative Szenarien in den
Bereichen Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeu-
tung von Rohstoffreserven und Zerstörung des Lebensraums dargestellt. Es wurde
dadurch ein Umdenken und ein Wandel des Bewusstseins unserer Gesellschaft ge-
schaffen. (Grunwald & Kopfmüller, 2012, S. 21)
Die Geburt des Begriffes und die Definition stammen aus dem Brundtland Bericht,
welcher im Jahr 1987 für die Entwicklung der Umwelt und der Vereinten Nationen
veröffentlicht wurde. Der Brundtland-Bericht wurde nach dem ehemaligen norwegi-
schen Ministerpräsidenten Gro Harlem Brundtland benannt. Wirtschaft, Umwelt und
Gesellschaft wurden erstmals mit dem Thema Nachhaltigkeit in Verbindung ge-
bracht. (Braun, 2020, S. 22) Dieser Bericht sorgte dafür, dass Verordnungen und
Empfehlungen entwickelt wurden und diese von 172 Staaten im Jahr 1992 in der
Konferenz in Rio de Janeiro zur Umsetzung gebracht wurden. (Pufé, 2017, S. 52)
Weitere wichtige Punkte für die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele wurden im Jahr
1997 bei der Klimakonferenz im Kyoto (Japan) und in späterer Folge beim Pariser
9
Begriffsdefinition
Klimagipfel 2015 gesetzt. Oberstes Ziel waren die Einschränkungen von Emissio-
nen der Klimagase in den Industrieländern, um die Ausbreitung des Klimawandels
zu verlangsamen beziehungsweise diesem entgegenzuwirken. Bemerkenswert ist,
dass alle Länder auf der Erde das Pariser Klimaabkommen anerkennen und akzep-
tiert haben. Die Vereinbarung sieht vor, den weltweiten Anstieg der Durchschnitts-
temperatur deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. (Grunwald & Kopfmüller,
2012, S. 27) Zwischenzeitlich traten die Vereinigten Staaten von Amerika als einzi-
ges Land vom Pariser Klimaabkommen unter der Amtsleitung von Präsidenten Do-
nald Trump zurück, schlossen sich aber unter dem neuen Präsidenten Joe Biden
wieder dem Abkommen an.
Ökologie, Ökonomie und Soziales werden als die drei Säulen einer nachhaltigen
Wirtschaft und Gesellschaft definiert. Dieses Konzept wird oft von Finanzexperten-
Innen und VermögensverwalterInnen zur Einstufung von Finanzprodukten oder Un-
ternehmen genutzt. (Ringer, 2012, S. 47)
Quelle: „: https://utopia.de/ratgeber/drei-saeulen-der-nachhaltigkeit-modell/“
Ökologische Nachhaltigkeit steht für den Klimaschutz, die Erhaltung der Artenviel-
falt und einen bewussten und schonenden Umgang mit Ressourcen. Ein verant-
wortlicher Umgang mit der menschlichen Gesundheit ist für die ökologische Sicht-
weise wichtig, um negative Folgen für unser Ökosystem zu vermeiden. (Faust &
Scholz, 2014, S. 133)
10
Begriffsdefinition
Bei der sozialen Nachhaltigkeit werden die Einhaltungen der Rechte wie freie Mei-
nungsäußerung oder freie Entfaltung der Persönlichkeit deklariert. Ein fairer Um-
gang im privaten oder beruflichen Umfeld sowie Motivation und Förderung der Ar-
beitnehmer zur Stärkung des Selbstgefühls sind im Sinne der sozialen Nachhaltig-
keit. Ziel ist es, auf Dauer eine zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft zu schaf-
fen, um mehr Lebensqualität zu entwickeln. (Faust & Scholz, 2014, S. 134)
Die Kriterien Ökologie, Ökonomie und Soziales werden bei einer ökologisch-nach-
haltigen Veranlagung berücksichtigt. Ökologisch-nachhaltige Veranlagungen sind
Finanzprodukte, die eine konsequente Einbeziehung dieser Eigenschaften berück-
sichtigen. Im Vordergrund steht eine soziale und ökologisch verantwortliche Denk-
weise, die sich an einem wirtschaftlichen Nutzen, z. B. Ertrag, Gewinn oder Rendite
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Begriffsdefinition
orientiert. (Tucker & Scott, 2020, S. 57) Das Ziel dieser Investments beruht auf einer
zukunftsfähigen Entwicklung, da die Anforderungen in einem Gleichgewicht mit der
Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft stehen. (Werner M. , 2012, S. 35) Die Merk-
male einer ökologisch-nachhaltigen Geldveranlagung werden oft mit ESG-Kriterien
betitelt. ESG ist ein englisches Kürzel für „Environment“, „Social“ und „Governance“
steht also für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. (Sherwood & Pollard,
2019, S. 2-3)
Aus dem ökologischen Blickwinkel eines nachhaltigen Investments soll die langfris-
tige Gewinnerzielung im Einklang mit der Umwelt stehen. Ein Umweltmanagement,
welches die negativen ökologischen Auswirkungen im eigenem Produktportfolios
verhindern kann, ist ein relevanter Ansichtspunkt. (Braun, 2020, S. 31) Der effiziente
Einsatz der natürlichen Ressourcen, um den Energie- und Wasserverbrauch zu mi-
nimieren, zählt zu den Zielen des Umweltmanagements. Weitere wichtige Aspekte
wie Schadstoffminimierung wie CO2-Ausstoß zu reduzieren oder auch die Wieder-
verwertbarkeit beziehungsweise Wiedergewinnung von natürlichen Produktionsmit-
teln sind für die ökologische Betrachtungsweise von Bedeutung. Die Etablierung
eines Kreislaufs für die Herstellung der Produkte und keiner Einwegstrategie nach-
zugehen, ist eine wichtige Denkweise in der ökologischen Betrachtung. Die Ent-
wicklung und den Einsatz von neuen erneuerbaren Energieformen ist ein positiver
Antreiber, um die nachhaltigen Veranlagungen zu fördern. (Tucker & Scott, 2020,
S. 57)
Aus der sozialen Betrachtung einer nachhaltigen Geldanlage sollen die langfristigen
Gewinnerwartungen in Harmonie mit den Menschen und deren Bedürfnissen sein.
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Begriffsdefinition
Soziale Sichtweisen und Förderung des Wohlstandes einer Gesellschaft sind posi-
tive Faktoren für die Wahrung der Gesundheit der Allgemeinheit, die Sicherheitsbe-
dürfnisse, einen respektvollen Umgang jedes Einzelnen, Chancengleichheit, Work-
Life-Balance und die Flexibilisierung in der Arbeitswelt. (Klein, 2019, S. 16)
Bevor diese drei Sichtweisen für Finanzprodukte näher betrachtet und analysiert
werden, kommt es vorher zu einer Bestimmung von Ausschlussmerkmalen. Diese
Kriterien, die keine Berührungspunkte mit einer ökologisch-nachhaltigen Sichtweise
haben, werden aus den Investmentprozessen ausgegliedert. (Jaspert, 2020, S. 5)
Mit diesem Ansatz werden Unternehmen, die in gewissen Branchen tätig sind, un-
abhängig von der Unternehmensphilosophie ausgeschlossen. Typische Branchen,
die in der Regel ausgeschlossen sind Tabak-, Alkohol-, Waffen und Rüstungs-,
Glücksspiel-, Pornografie-, Gentechnik-, Energieindustrie in Atom-, Gas- und Koh-
lekraftwerke. Es können auch Staaten ausgrenzt werden, in denen die Menschen-
rechte und Tierrechte verletzt werden. Diskriminierung einzelner Bevölkerungsgrup-
pen, Verstoß gegen Arbeitsnormen wie Kinderarbeit und Korruption sind weitere
Eigenschaften, welche für den Ausschluss aus dem Investmentprozess für ökolo-
gisch- nachhaltige Investments sorgen. (Sherwood & Pollard, 2019, S. 59)
Nach den Ausschlusskriterien wird oft der „Best-in-Class“ Ansatz zur Ermittlung öko-
logisch-nachhaltiger Investments bestimmt. Rating- und Researchagenturen, die
sich in diesem Bereich spezialisiert haben, nutzen diesen ESG-Ansatzpunkt und
ermitteln daraus einen „ESG-Score“ für Finanzprodukte. Je höher dieser ESG-
Score ist, desto nachhaltiger und besser wird man eingestuft. (Rayer, 2017, S. 46)
Die „Best in Class“ Methode versucht die besten Unternehmen oder Projekte einer
Branche, einem Sektor oder einem Markt in Bezug auf die ESG-Merkmalen heraus-
zukristallisieren. Ziel des Ansatzes ist die Förderung eines positiven Wettbewerbs
zwischen den Unternehmen, um die Nachhaltigkeitsstandards zu verbessern.
(International Institute for Sustainable Development, 2020, S. 4) Eine Mischung aus
der Methode der Ausschlusskriterien und dem „Best-in-Class“ Ansatz ist für ökolo-
gisch-nachhaltige Investments vom Vorteil und wird in der Praxis oft angewandt.
(Pinner, 2019, S. 46)
13
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
„Das oberste Ziel des Kapitals ist nicht mehr Geld zu schaffen, sondern zu bewirken,
dass sich das Geld der Verbesserung des Lebens widmet“ (Henry Ford)
Die Aussage dieses Zitates bezieht sich auf die Schaffung und Verbesserung der
Lebensqualität in einer Gesellschaft. Mit gezielten Veranlagungen kann man aktiv
dazu beitragen, den Wohlstand einer Gesellschaft zu fördern. Diesen Gedanken
hatte Henry Ford schon bevor es die Begrifflichkeiten wie ökologisch-nachhaltige
Geldanlagen am Finanzmarkt gibt.
3.1 Anlagepyramide
Die AnlegerInnen stehen vor einer großen Herausforderung, die für sie passende
Investmentform zu finden. Jede Anlageform hat gegenüber den anderen Vor- be-
ziehungsweise Nachteile. Die herkömmlichen Geldanlageinstrumente beziehen
sich auf Faktoren wie Ertrag, Sicherheit und Verfügbarkeit, wobei sich diese je nach
Präferenz der AnlegerInnen in gewisser Weise gegenseitig konkurrieren. (May,
2009, S. 10) Die persönlichen Entscheidungskomponenten, die eine Geldanlage
beeinflussen, werden oft nach Wünschen, Beweggründen, Zielen und Lebenslagen
getroffen. Die Auswahl an Anlageprodukten, die es am Geld- oder Kapitalmarkt gibt,
14
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
Abbildung 2: Anlagepyramide
Quelle: „https://blog.raiffeisenfonds.at/fruehjahrsputz-in-der-geldanlage/?gene-
rate_pdf=3753“
Die Anlagepyramide wird in 5 Stufen eingeteilt, wobei die unterste Stufe das
Fundament darstellt. Die Chance auf Ertrag steigt von Stufe zu Stufe, der
Anlagehorizont nimmt zugleich zu und die Sicherheit ab. Für eine breite Streuung
und einer Risikominimierung der Veranlagung wäre es von Vorteil, in allen Stufen
in einem prozentuellen Ausmaß vertreten zu sein. (Lindmayer, 2010, S. 17)
Die erste Stufe, welche Giral-, Sparbuch- und Onlinespareinlagen beinhalten, ist ein
wichtiger Grundstein für die weiteren Veranlagungsmöglichkeiten. Hier ist die
Verfügbarkeit jederzeit gegeben und die Sicherheit ist als hoch einzustufen. (Ahrens
& Sedlacek, 2000, S. 115)
15
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
AnlegerInnen die vorher vertraglich festgelegte Summe ausbezahlt, wenn sie die
Vereinbarungen wie Einzahlungssumme und Laufzeit einhalten. (Ahrens &
Sedlacek, 2000, S. 116)
In der dritten Stufe, welche Anleihenfonds und Mischfonds umfasst, hat man als
Anleger den Vorteil, eine breite Streuung seines Investments in Form eines Fonds
vorzunehmen, wobei Kursschwankungen nicht ausgeschlossen werden können.
Der Vermögenswert ist ein prozentueller Anteil am Fondsvermögen, welcher vom
investierten Kapital- und Fondskurs berechnet wird. Bei Anleihenfonds werden nur
in Gläubigerpapiere wie Anleihen investiert. Beim Mischfonds werden in alle
Anlageklassen wie Anleihen, Aktien (Anteilspapiere), alternative Investments wie
Rohstoffe oder Immobilien, aber auch in weitere Fonds investiert. Das Risiko bezie-
hungsweise die Kursschwankungen sollen durch einen längeren Anlagehorizont
ausgeglichen werden. (Ahrens & Sedlacek, 2000, S. 116)
Die vierte Stufe beinhaltet Aktienfonds und Mischfonds, die ein hohes prozentuelles
Verhältnis an Aktien im Fondsvermögen aufweisen. Das Vermögen eines
Aktienfonds umfasst hauptsächlich Anteilspapiere wie Aktien und alternatives
Investments, die sich auf bestimmte Unternehmen, Regionen, Schwerpunkte und
Branchen konzentrieren. Diese Ebene unterliegt höheren Kursschwankungen, die
jedoch auf längere Sicht mit größeren Ertragschancen verbunden ist. (Ahrens &
Sedlacek, 2000, S. 116)
Die fünfte Stufe der Anlagepyramide bezieht sich auf Einzeltitel wie Aktien oder den
Kauf von physischen Goldbarren oder Goldmünzen. Bei einem Kauf eines
Einzeltitels beteiligt man sich direkt an einem Unternehmen und ist demnach auch
abhängig von der Kursentwicklung einer Aktiengesellschaft. Dieser Kurs spiegelt
die Analyse vom Unternehmen, der Branche und globale Wirtschaftskritrien wider.
Diese Ebene weist gegenüber den anderen Stufen ein höheres Risiko auf. Die
AnlegerInnen sind von einem Unternehmen oder Basiswert abhängig und können
deswegen nicht dieselbe breite Streuung wie in den unteren Stufen erreichen.
(Ahrens & Sedlacek, 2000, S. 117)
Oberhalb der fünften Stufe befinden sich hoch spekulative Veranlagungsformen wie
Optionen oder Futures, welche eine Hebelwirkung, aber auch eine
16
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
3.2 Portfolioansatz
Der Ansatz des Portfolios wurde von Harry M. Markowitz, einem bedeutenden
amerikanischen Ökonomen, im Jahr 1952 entwickelt. Portfolio ist der Fachbegriff für
eine Zusammenfassung verschiedener Anlageformen in einer Gruppe, die oft auch
als Assets oder Anlageklassen bezeichnet werden. Die Portfoliotheorie baut auf
eine breite Streuung beziehungsweise Diversifikation der Geldanlage auf, um das
Risiko und die Abhängigkeit eines Investments zu reduzieren. Für diesen Ansatz
und Gedanken wurde Harry M. Markowitz 1990 der Nobelpreis für Wirtschaft
verliehen. Die populären Anlageformen wie Giraleinlagen, Sparbucheinlagen,
Bauspareinlagen, kapitalbildende Versicherung, Anleihen, Aktien, Fonds und
Edelmetalle werden im oberen Abschnitt bei der Darstellung der Anlagepyramide
näher beschrieben. (Werner, 2009, S. 219)
Die prozentuelle Beimischung der einzelnen Faktoren hängt von den persönlichen
Zielen wie Ertragserwartung, Risikotoleranz und Anlagehorizont der InvestorInnen
ab. Der Bereich der ökologisch-nachhaltigen Veranlagungen spricht für eine
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Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
breitere Streuung der Geldanlage und kann somit bei einigen Portfolios für
institutionelle, aber auch private AnlegerInnen ein Bestandteil sein. (Ringer, 2012,
S. 71)
Quelle: „https://www.geld-boerse.at/das-magische-dreieck-der-veranlagung“
Anhand der Grafik lässt sich feststellen, dass es drei Veranlagungskriterien gibt,
die an den Eckpunkten des Dreiecks dargestellt werden. Bei dem Veranlagungs-
kriterium Sicherheit wird das Verlustrisiko so niedrig wie möglich gehalten, damit
das angelegte Kapitalvermögen vollständig erhalten bleiben kann. Bei der Liquidi-
tät ist es wichtig, dass das angelegte Vermögen wieder in Bankguthaben oder
Bargeld umgewandelt wird. Der Begriff Ertrag wird oft auch mit der Rendite in Ver-
bindung gebracht. Rendite beschreibt das Verhältnis des eingesetzten Kapitals in
Bezug zum jährlichen Ertrag. (Lindmayer & Dietz, 2020, S. 4-6)
18
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
Wie diese zum Teil konkurrierenden Komponenten zu gewichten sind, ist eine
Frage der persönlichen Vorlieben, der Überzeugungen und der Ziele der Anlege-
rInnen und können je nach Wunsch innerhalb des Dreiecks variieren. Ist also für
die Investorinnen und Investoren Ertrag am bedeutendsten, wird das Dreieck im
Bereich Sicherheit schmäler und das Kapital länger gebunden. (Gabriel &
Schlagnitweit, 2009, S. 114)
Es gibt KritikerInnen, die das magische Dreieck nicht mehr als zeitgerecht empfin-
den. Heutzutage möchten immer mehr AnlegerInnen mit ihrem Kapital nicht nur
wirtschaftliche Anlageziele verfolgen, sondern auch soziale und ökologische Sicht-
weisen berücksichtigen. Immer mehr VeranlagungsexpertenInnen setzen deswe-
gen auf das Veranlagungsviereck. Dieses beinhaltet die drei bereits bekannten
Kriterien Sicherheit, Rentabilität und Liquidität und das neue Thema Nachhaltig-
keit, welches als vierte Säule eine tragende Rolle spielt. (Werner, 2009, S. 38)
19
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
3.5 Nachhaltigkeitszertifizierungen
3.5.1 Nachhaltigkeitsrating
20
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
ratings, welche Hard- und Softfacts beinhalten, sondern sind als zusätzliche Infor-
mationsquellen über den Zustand ökologischer Verantwortung gleichzusetzen.
(Braun, 2020, S. 13)
Die Information, wie das Produkt einzustufen ist, ist für die AnlegerInnen ein wichti-
ges Beurteilungsinstrument und schafft eine grundlegende Basis für Investmenten-
tscheidungen. Transparenz ist einer der wichtigsten Bestandteile einer nachhaltigen
Geldanlage, da es Vertrauen gegenüber Investorinnen und Investoren schafft. Die
Produkte sind beim Thema Nachhaltigkeit für AnlegerInnen leichter vergleichbar
und regen den Wettbewerb der UnternehmerInnen untereinander an. Diese Ratings
sind teilweise sehr umstritten, da sie objektive Sichtweisen beinhalten und Zündholz
für Manipulation darstellen können. (Patel, 2018, S. 41)
Im nächsten Abschnitt werden vier Gütesiegel und Labels für nachhaltige Finanz-
produkte im internationalen, europäischen, deutschsprachigen und im österreichi-
schen Raum dargestellt. Alle vier Zertifizierungen garantieren eine transparente und
ökologisch-einwandfreie Umsetzung der ESG Kriterien. Diese Gütesiegel tragen
dazu bei, dass AnlegerInnen die Finanzprodukte als ökologisch-nachhaltige Geld-
anlage wahrnehmen können.
21
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
Quelle: https://yoursri.com/esg-and-carbon/quality-standards/yoursri-transparent-old
Dieser Kodex wurde im Jahr 2008 zur Umsetzung einer besseren Transparenz und
Qualitätssicherung nachhaltiger Veranlagungen im europäischen Bereich entwi-
ckelt. (Eurosif A.I.S.B.L., 2018, S. 2) Diese Zertifizierung schreibt keine ökologisch-
nachhaltigen Standards wie etwa die Zusammensetzung der Assetklassen, welche
in einem nachhaltigen Fonds enthalten sein müssen, vor. Im Vordergrund steht die
Transparenz gegenüber den AnlegerInnen für die Berichterstattung und die Aus-
wahl der Begutachtung der ESG-Kriterien. (Gietzelt, 2019, S. 48)
Quelle: „https://www.forum-ng.org/de/transparenz/transparenzlogo.html“
22
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
Quelle: „https://fng-siegel.org/siegelkriterien/“
23
Anlagegrundsätze & Nachhaltigkeitszertifizierungen
Quelle: „https://www.umweltzeichen.at/site/assets/files/1040/basispressemappe_umwelt-
zeichen_2020.pdf“
24
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Mit der wachsenden Nachfrage nach den nachhaltigen Geldanlagen hat nicht nur
die Zahl der am Markt vorhanden Produkte, sondern auch die Vielfalt zugenommen.
Die Produktpalette reicht von Aktien, Direktbeteiligungen, Investmentfonds, Lebens-
versicherungen bis zu ethischen Sparbüchern, Mikrofinanzierungen und Crowd-
Funding. (Kuzmina & Marija, 2017, S. 85) In dieser Arbeit stehen besonders nach-
haltige Fonds, Aktien und Anleihen, welche auch als „Green Bonds“ bekannt sind,
von nachhaltigen Unternehmen im Vordergrund, da sie von großer Bedeutung für
die Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft sind. Die Marktentwicklung der letzten
Jahre in Österreich wird anhand der Daten des „Forums Nachhaltige Geldanlage“
und der Statistik Austria analysiert und soll die Aktualität widerspiegeln.
Der entscheidende Faktor ist der Anlagestil der Investorinnen und Investoren. Die
Anlageformen, welche sozial-gesellschaftlich-ökologische Aspekte berücksichtigen,
konnten in der Vergangenheit besser wirtschaften. Dieser positive Effekt konnte die
AnlegerInnen mit einer höheren Performance zufriedenstellen. (Pinner, 2019, S. 81)
Der Begriff Aktie ist den meisten Menschen in den Medien schon nähergebracht
worden. Meist werden Aktien mit negativen Gedanken assoziiert wie zum Beispiel
Zockerpapiere, Spekulationspapiere oder Glücksspielanteile. Diese Eigenschaften
führen in unserer Gesellschaft zu einem Vertrauensverlust und zu einer größeren
25
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Eine Aktie ist ein Anteilspapier eines Unternehmens und zählt zu der Rubrik Wert-
papiere. Mit dem Kauf einer Aktie werden die AnlegerInnen zu TeileigentümerInnen
einer Aktiengesellschaft auch bekannt als AktionärIn. Sie beteiligen sich in Form
einer Aktie an einem Unternehmen und erwerben Anteile am Eigenkapital der Akti-
engesellschaft. Die Aktie wird zu einem bestimmten Kurs auf einer Börse, einem
Markt für Handelsobjekte nach Angebot und Nachfrage gehandelt, um einen Markt-
wert ermitteln zu können. Die bilanzierten Kennzahlen der Aktiengesellschaften
können vom Marktwert abweichen, da an den Börsen mit Erwartungen der Anlege-
rInnen gehandelt wird. Es können aber auch Aktiengesellschaften, welche nicht an
der Börse sind, ihre Aktien zum Handel freigeben. Gründe für außerbörsliche Ge-
schäfte sind eine zu geringe Marktkapitalisierung oder andere Unternehmensstra-
tegien. (Klein, 2019, S. 81)
Diese Anlageform wird oft auch als Direktinvestment gekennzeichnet, da das Kapi-
tal direkt in die ausgewählte Aktiengesellschaft fließt und keine VermittlerInnen oder
FachexpertInnen als Zwischenhändler für Vermittlungsprovisionen benötigt werden.
(Markwalder, 2019, S. 56) AktionärInnen sind mit Rechten und Pflichten ausgestat-
tet. Einmal im Jahr haben sie das Recht, an der Hauptversammlung der Aktienge-
sellschaft teilzunehmen, um ihr Stimmrecht auszuüben. Sie haben außerdem die
Möglichkeit, in einem gewissen Anteil an dem Gewinn der AG in Form einer Ge-
winnausschüttung beziehungsweise Dividende beteiligt zu werden. Die Rendite die-
ser Veranlagung geht aus der Differenz von Verkaufs- und Kaufkurs und der Divi-
dendenausschüttung hervor. (Zagst & Huber, 2020, S. 18 -19)
26
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Vorzugsaktien sind das Gegenteil von Stammaktien, da hier die Aktionärinnen und
Aktionäre kein Stimmrecht haben, sondern mit einer höheren Gewinnausschüttung
entschädigt werden. „Junge Aktien“ gehen bei einer Kapitalerhöhung einer Aktien-
gesellschaft hervor. Bei dieser Maßnahme benötigt die Aktiengesellschaft frisches
Kapital. (Sander, 2020, S. 224)
Bei der Beteiligung an einem Unternehmen in Form eines Aktienkaufs steht ein lan-
ger Anlagehorizont der InvestorInnen im Vordergrund, um Kursschwankungen aus-
gleichen zu können. Die Aktienkurse werden durch kurzfristige Spekulationen ne-
gativ beeinflusst. (Zagst & Huber, 2020, S. 23)
Die Entwicklung eines Aktienkurses kann aus einer Chartanalyse oder einer Fun-
damentalanalyse, die die Bewertungen zum Unternehmen, Branche oder volkswirt-
schaftliche Aspekte näher definieren, herausgelesen werden. (Lindmayer K. , 2012,
S. 102)
Ein Nachteil ist die Abhängigkeit von einer Aktiengesellschaft, im schlimmsten Fall
können AnlegerInnen im Falle einer Insolvenz des Unternehmens das eingesetzte
Kapital verlieren. Obwohl von einem hohen Risiko ausgegangen werden muss, kön-
nen auch höhere Ertragschancen gegenüber anderen Anlageformen lukriert wer-
den. (Klaus & Schlagnitweit, 2009, S. 147)
Die klassische Form von Aktien unterscheidet sich kaum von nachhaltigen Aktien.
Da Aktieninvestments eine Direktinvestition an einem Unternehmen darstellen, ist
die/der potenzielle KäuferIn auf verlässliche Informationen von den Unternehmens-
daten sowie auf Nachhaltigkeitsratings angewiesen. Sie/Er trägt die Eigenverant-
wortung, Unternehmen aus ihrem/seinem Investmentprozess auszuschließen, wel-
ches auf Kosten der Umwelt Profit machen. Die Daten sollten eine Hilfestellung für
eine wichtige Investmententscheidung sein, um richtig abschätzen zu können, ob in
nachhaltige Unternehmen, welches die Wertansätze der Ökologie, Ökonomie und
Soziales respektiert, veranlagt wird. (Sander, 2020, S. 38)
27
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
4.2 Anleihen
28
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
besser die Zahlungsfähigkeit, desto geringer ist die Höhe des Kupons. Die Einstu-
fung des Ausfalles wird mittels einer Note von unabhängigen amerikanischen Ra-
tingagenturen wie Fitch, Standard & Poors oder Moody’s beurteilt. Diese Beurtei-
lungen müssen jedoch die SchuldnerInnen beantragen. Für die Ausarbeitung der
wirtschaftlichen Verhältnisse der Ratingagenturen wird ein höherer Betrag fällig.
(Sander, 2020, S. 226)
Es kann auch zu Kursgewinnen und Kursverlusten kommen, wenn Anleihen vor der
vereinbarten Laufzeit an der Börse verkauft werden. Die Gründe für Kursschwan-
kungen können entweder durch Verbesserung oder Verschlechterung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse, aber auch von Veränderung der Kapitalmarktzinssätze
plausibiliert werden. Steigende Kapitalmarktzinsen bewirken fallende Anleihen-
kurse, da neu begebene Anleihen am Kapitalmarkt besser verzinst werden. Fal-
lende Kapitalmarktzinsen haben eine Steigerung der Kurse als Effekt, da neu bege-
bene Anleihen am Kapitalmarkt schlechter verzinst werden und somit die Nachfrage
für die neuen Anleihen sinkt. (Klein, 2019, S. 73)
Von der Grundform unterscheiden sich „Green Bonds“ von herkömmlichen Anleihen
kaum, da sie denselben Charakter für die Finanzierung großer Investitionsvorhaben
besitzen. (Ringer, 2012, S. 126) Die Geschäftstätigkeiten der SchuldnerInnen sind
genau zu durchleuchten, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen abschät-
zen zu können. Eine ökologisch-nachhaltige Bewertung ist in diesem Segment
leichter zu überprüfen, da die SchuldnerInnen wie Staaten oder UnternehmerInnen
bei jeder Herausgabe neuer Bonds seine/ihre Projekte und Verwirklichungsziele be-
kannt geben müssen. (Tang & Zhang, 2020, S. 1)
29
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
4.3 Nachhaltigkeitsfonds
Die meisten Menschen in Österreich setzen nach wie vor auf traditionelle Veranla-
gungsformen wie Sparbücher, da hier die Liquidität als oberste Ziel angestrebt wird.
Angesichts der Niedrigverzinsung in den letzten Jahren kann unter Berücksichti-
gung der Inflation und der Kapitalertragssteuer sogar ein realer Kaufkraftverlust auf-
treten. (OeNB, 2019) Die höhere Ertragschance ist durchaus ein gutes Argument,
warum man gerade jetzt eine Investition in einen Nachhaltigkeitsfonds vornehmen
und gleichzeitig mit seinem Geld etwas Gutes tun kann. (Glaser, Meier, Oberhauser
, & Pollanz, 2019, S. 15)
Ein Investmentfonds stellt das gemeinsame Vermögen von vielen dar. Nach Ein-
zahlung des zu investierenden Betrages werden entsprechende Anteile am Ge-
samtvermögen erworben. Dieser “Topf“ wird von FondsmanagerInnen verwaltet, die
das Kapital an den Finanzmärkten investieren. Darin können sich unter anderem
Aktien (Anteilspapiere), Anleihen (Gläubigerpapiere), andere Fonds oder auch eine
Kombination aus allen enthalten sein. Die Fondsgesellschaft gibt vor, welche Vo-
raussetzungen die Unternehmen erfüllen müssen, um Kapital vom Fonds zur Ver-
fügung gestellt zu bekommen. Die AnlegerInnen bekommen für ihre Investitionen
Anteile am Fondsvermögen, die ihr Miteigentum begründen. (Otte, 2017, S. 324)
30
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Der große Vorteil gegenüber dem Direktinvestment ist die breite Risikostreuung,
welche ein Nachhaltigkeitsfonds erzielen kann. Er investiert nicht in einzelne Titel,
sondern in viele Unternehmen, daher sind einzelne Ausfälle im Fondstopf kaum
spürbar. Es kann bereits mit kleineren Beträgen eine breite Streuung erzielt werden.
(Gabriel & Schlagnitweit, 2009, S. 104-105)
Finanzmärkte bewegen sich selten kontinuierlich in eine Richtung. Wenn das Pen-
del weit genug auf eine Seite ausschlägt, schwingt es früher oder später zurück. Bei
einer Veranlagung in einem Fonds soll eher ein langfristiges Ziel gesetzt werden,
da sich Kursschwankungen innerhalb einer längeren Laufzeit gut erholen können
und sich in weiterer Folge das Kapital entwickeln kann. Die Kursrückgänge von
nachhaltigen Fonds machten sich aufgrund von Covid-19 bemerkbar. Auffällig ist,
dass ökologisch-nachhaltige Unternehmen krisenfester sind und somit tendenziell
31
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
besser als traditionelle Unternehmen performen. Ein weiterer positiver Effekt, wel-
cher sich unter Covid-19 herauskristallisiert hat, ist, dass es bei nachhaltigen Fonds
mehr Zuflüsse als Abflüsse gab. Das Vertrauen gegenüber den Fondsanteilseigen-
tümern wurde somit bestärkt und bestätigt. (Jaspert, 2020, S. 1)
Bei regelmäßigen Investitionen, wie bei einem Fondsansparplan, können die Inves-
torInnen den „Cost-Average Effekt“ erzielen. Der Vorteil ist, dass AnlegerInnen bei
Kursrückgängen den Durchschnitt der Anteile bei gleichbleibenden Raten günstiger
erhalten, während sie bei unregelmäßigen Käufen zu unterschiedlich hohen Preisen
diesen Effekt nicht nutzen können. Somit können AnlegerInnen bei sinkenden Kur-
sen zukaufen und profitieren, da sie mehr Anteile erhalten. (Glaser, Meier,
Oberhauser , & Pollanz, 2019, S. 12).
Bei einem aktiv verwalteten Fonds wird ein Ausgabeaufschlag oder ein Serviceent-
gelt verlangt, welcher vom Investmentbetrag abgezogen wird. Das ist ein prozentu-
eller Wert des zu anlegenden Betrages und gleichzeitig die Voraussetzung, eine
Investition in einem nachhaltigen Fonds vornehmen zu können. Darüber hinaus sind
die laufenden Kosten insbesondere für Management und Verwaltung aktiver Fonds
deutlich höher als bei Direktinvestments. (Otte, 2017, S. 332, 333) Um einen Fonds
kaufen beziehungsweise verkaufen zu können, wird ein Depot benötigt, welches die
gekauften Werte elektronisch erfasst beziehungsweise verbucht. Meist verrechnen
Finanzdienstleister einen Kostenersatz in Form einer Depotgebühr.
Die AnlegerInnen ersparen sich durch das aktive Management viel Zeit und können
sich den täglichen Informationsaufwand über die Entwicklung der Märkte ersparen.
Die Transparenz der Fondsgesellschaften gegenüber AnlegerInnen ist entschei-
32
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
dend, da sie sich eine klare Übersicht über ihr veranlagtes Kapital verschaffen kön-
nen (Connaker & Madsbjerg, 2019, S. 5). Ein Fonds hat Vertragsbedingungen, in
denen Ziel, Zweck, Anlagestrategie, Rechenschaftsregeln und Gebühr der Verwal-
terInnen beinhaltet sein müssen.
Bei spekulativeren Veranlagungen steckt oft nur ein programmiertes System dahin-
ter, welches automatisch gesteuert wird. Die FondsmanagerInnen können ihre Er-
fahrungen optimal einsetzen. Ethische Geldanlagen sind aber nicht automatisch ri-
sikofrei, nur weil sie soziale und ökologische Projekte fordern. Hier spielt eine per-
sönliche Beratung für die potenziellen AnlegerInnen eine tragende Rolle. (Klein,
2019, S. 117)
Die Ausarbeitung der Entwicklung der nachhaltigen Fonds in Österreich wird an-
hand der Daten des „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ analysiert, welches ein ge-
meinnütziger Verein ist, der sich für mehr Nachhaltigkeit im Finanzwesen einsetzt.
(Geldanlage, 2020, S. 16) Unterstützend werden auch die Daten von der Statista
GmbH & der Statistik Austria herangezogen, welche mit den Daten von „Forum
Nachhaltige Geldanlagen“ übereinstimmen. In den nächsten Abbildungen wird die
Entwicklung der Angebotsseite, in welcher der Erwerb zertifizierter, nachhaltiger
Veranlagungsprodukte in Österreich angeführt ist, veranschaulicht. Danach wird
noch ein Durchschnittsportfolio aller angebotenen nachhaltigen Fonds und Mandate
in Österreich herangezogen. Abschließend wird auf die Entwicklung der Nachfra-
geseite der österreichischen-privaten und institutionellen AnlegerInnen eingegan-
gen. Dieses Forum zertifiziert auch ökologisch-nachhaltige Finanzprodukte mit den
FNG Siegel. Nähere Beschreibungen zu den FNG-Siegl finden Sie unter dem Kapi-
tel 3.5.2.3.
33
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
oder Staatskassen zur Verfügung stehen. Mandate werden oft als Spezialfonds be-
zeichnet, da die Anlagestrategie mit einem Mitspracherecht genau nach den Wün-
schen und Zielen der institutionellen InvestorInnen bestimmt wird. Mandate sind
durch einen oder mehrere InvestorInnen gekennzeichnet. Außerdem werden Kun-
deneinlagen in Höhe von € 788 Millionen in Österreich bei der Nachhaltigkeitsbank
Schelhammer & Schattera, die ihr finanzielles Geschäft nach den ökologischen und
sozialen Kriterien ausrichtet, dargestellt. In Österreich werden somit 30,1 Milliarden
Euro in nachhaltige Fonds, Mandate und Kundeneinlagen bei der einzigen Nach-
haltigkeitsbank veranlagt. (Geldanlage, 2020, S. 16)
Quelle: „https://fng-marktbericht.org/der-nachhaltige-anlagemarkt-oesterreich/#download“
Ein genauerer Blick der Steigerung der vergangenen Jahre der nachhaltigen Fonds
und Mandate in Österreich liefert die Abbildung 10. Besonders stark stieg das pro-
zentuelle und nominelle Gesamtvolumen in den Jahren 2018 und 2019. Hier kam
es von 2017 bis 2019 zu einer Verdoppelung der Beträge nachhaltiger Fonds und
Mandate am österreichischen Kapitalmarkt. Die Gesamtsumme in Höhe von € 29,33
Milliarden im Jahr 2019 setzt sich aus den nachhaltigen Fonds (€ 14,70 Milliarden)
und aus den nachhaltigen Mandaten (€ 14,63 Milliarden) zusammen. (Geldanlage,
2020, S. 16) Die Zahlenangaben der nachhaltigen Fonds und Mandate in Österreich
bewegen sich in milliardenstelligen Eurobereich. (Statista GmbH, 2020).
34
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Zahlenangaben der nachhaltigen Fonds und Mandate in Österreich sind in Milliarden Euros.
Quelle: „https://fng-marktbericht.org/der-nachhaltige-anlagemarkt-oesterreich/#download“
35
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Quelle:“https://fng-marktbericht.org/der-nachhaltige-anlagemarkt-oesterreich/#download“
Außerdem sind 63 % der in Österreich angebotene Fonds und Mandate mit einem
Nachhaltigkeitssiegel wie dem österreichischen Umweltzeichen oder dem FNG-Sie-
gel zertifiziert und spiegeln den Trend dieser Finanzprodukte wider. (Geldanlage,
2020, S. 17)
Die Abbildung 12 verrät die Aufteilung und die Wachstumsraten der letzten 3 Jahre
von österreichischen privaten und institutionellen InvestorInnen. PrivatanlegerInnen
haben einen Investitionsanteil von 25 %, welche in nachhaltige Fonds und Mandate
fließen. Die prozentuelle Steigerung von 77 % im Jahr 2019 gegenüber dem Jahr
2018 im privaten Sektor bestätigt den aktuellen Markttrend der ökologisch-nachhal-
tigen Veranlagungen in Österreich. Diese positive Bewegung ist durch die Steige-
rung des Angebotes an nachhaltigen Fonds und Mandaten in Österreich zu argu-
mentieren und zeigt, dass diese Finanzprodukte keine Nischenprodukte am öster-
reichischen Kapitalmarkt sind.
36
Nachhaltige Anlageformen & Marktentwicklung in Österreich
Quelle: „https://fng-marktbericht.org/der-nachhaltige-anlagemarkt-oesterreich/#download“
Bei einer Statistik Austria Befragung in Form eines Mikrozensus im Jahr 2019 wur-
den folgende Daten über den Besitz der ÖsterreicherInnen erhoben:
Abbildung 13: Beschäftigung mit Veranlagungen in umweltfreundliche Finanzprodukte
Quelle: „umweltbedingungen_umweltverhalten_2019_ergebnisse_des_mikrozensus.pdf“
10,6 % der TeilnehmerInnen des Mikrozensus der Statistik Austria besaßen im Jahr
2019 umweltfreundliche Finanzprodukte. (Männer: 13,2 %; Frauen 8,1 %) (Statstik
Austria, 2020, S. 160)
37
Empirische Untersuchung
5 Empirische Untersuchung
Bei empirischen Forschungen werden durch das Verknüpfen von Versuchen, Be-
obachtungen und Wahrnehmungen Theorien ermittelt. Die Basis von Beobachtun-
gen ist aber nicht nur für die Feststellungen von empirisch wissenschaftlichen Er-
fahrungen, sondern auch für sämtliche anderen Alltagserfahrungen relevant. Die
Abfrage von Wissen kann hierbei durch eine qualitative Methode (z. B. Expertenin-
terview) oder aber durch eine quantitative Methode (z. B. Umfragen, Fragebögen)
erfolgen. (Schirmer, 2009, S. 56-57)
Die Vorgehensweise, die Planung und die Abwicklung der Umfrage werden in die-
sem Kapitel behandelt. Danach werden wesentliche Ergebnisse eines tabellari-
schen Gesamtüberblickes der Umfrage dargestellt.
In den ersten Kapiteln wurden die Erkenntnisse der Literaturrecherche und der
Textanalysen von ökologisch-nachhaltigen Veranlagungen behandelt. Das daraus
gewonnene Wissen soll nun in den empirischen Teil miteinfließen, um die aktuellen
Meinungen der ÖsterreicherInnen zu erforschen. Um aus dieser Thematik die Be-
kanntheit, die Anlegerpräferenzen und den Besitz von ökologisch-nachhaltigen Ver-
anlagungen der ÖsterreicherInnen herauszufinden, ist die Methodik einer Befra-
gung zu bevorzugen. Das erklärte Ziel ist es, durch die abgeschlossene Forschung
die gestellte Forschungsfrage beantworten zu können.
Die Effektivität, die Umfrage online abzuhalten, eignet sich besonders für die Befra-
gung, da eine große homogene Gruppe erreicht werden kann. (Raab-Steiner &
38
Empirische Untersuchung
Benesch, 2015, S. 49) Die ältere Generation wird mit dieser Art von Befragung
schwerer erreichbar sein, da die meisten nicht so internetaffin sind, jedoch ist die
Methode der Datenerhebung kostengünstig und leicht umsetzbar. In Zeiten von
„Social-Distancing“ ist der Online-Fragebogen aufgrund diverser Hygienemaßnah-
men vom Vorteil. Das Risiko des vorzeitigen Abbruchs des Fragebogens, eine nicht
repräsentative Stichprobe oder eine Fehlinterpretation der Fragen sind Nachteile
einer solchen Online-Umfrage. Dennoch wird diese Art der Durchführung gewählt,
da die weitvorangeschrittene Digitalisierung es einfacher macht, diesen an viele ver-
schiedene Personen weiterzuleiten. Die leichte Auswertbarkeit im Vergleich eines
„F2F“-Fragebogens ist ein weiteres Argument für die Online-Befragung. (Petersen,
2014, S. 282 - 283)
Damit die Sicherung der Qualität der Fragen gegeben war, wurde vorab ein Pretest
erstellt. Der Fragebogen wurde anschließend auf seine Verständlichkeit von 6 Pro-
banden geprüft. Der Erstentwurf des Fragebogens wurde der Betreuerin Dr. Eva
Schwarz, MPH zur Durchsicht übermittelt, um etwaige Verbesserungsvorschläge zu
adaptieren. Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden ausgewertet und in die
Online-Umfrage dementsprechend eingearbeitet. Der finalisierte Onlinefragebogen
wurde über www.umfrageonline.com erstellt. Die Verteilung des Fragebogens an
die möglichen TeilnehmerInnen wurde über die sozialen Medien wie E-Mail,
WhatsApp oder Facebook weitergeleitet, um eine ausreichende Anzahl an Proban-
dInnen zu bekommen. Die Beantwortung des Fragebogens war zeitlich vom
06.03.2020 bis zum 29.03.2020 begrenzt.
5.2 Stichprobenplanung
Eine Einschränkung, die Umfrage online abzuhalten, ist durch die Personen gege-
ben, die weder einen Internetzugang besitzen oder weder aktiv das Internet nutzen.
In Österreich nutzten laut einer Befragung der Statistik Austria (Mikrozensus)
5.776.900 Menschen das Internet in den letzten Monaten. (Statistik Austria, 2020)
Ein weiteres Kriterium für die passende Stichprobe ist das Alter und der aktuelle
Wohnsitz. Es werden nur Personen, die zwischen 16-74 Jahre alt sind und in Ös-
terreich wohnhaft sind, für die Umfrage gewertet.
39
Empirische Untersuchung
Diese Kriterien beschränken somit die Grundgesamtheit. Die optimale Auswahl der
geeigneten Stichprobengröße in Bezug zur Umfrage und den Daten der Internet-
nutzer laut Statistik Austria wurde mit 267 Personen bestimmt. Für diese Annahme
der Stichprobengröße wurde die Grundgesamtheit mit 5.776.900 Personen und
eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 6 % in einem Konfidenzintervall von 95 % ange-
nommen. Um die Aussagekraft und Repräsentativität zu steigern, wurden insge-
samt 299 ÖsterreicherInnen befragt, wobei 276 der Befragten den Fragebogen voll-
ständig ausgefüllt haben. Die Anzahl der TeilnehmerInnen wird mit 276 Personen
gewertet, da die Vollständigkeit des Fragebogens eine Bedingung darstellt.
Neben der sorgfältigen Inhaltserstellung wurde auch ausreichend Zeit in die Ver-
ständlichkeit der Fragen investiert. Die ausgewählten Fragen wurden als Erstent-
wurf in Microsoft Word erstellt und vorab von 6 Bekannten getestet, die keine wis-
sentlichen Kenntnisse mit ökologisch-nachhaltigen Veranlagungen hatten. Dieser
Pretest zeigt auf, ob die Fragen verständlich sind, wie lange die Befragung dauert
und wo es mögliche Probleme beim Ablauf gibt. Als letzter Schritt wurden die Roh-
fassung von Dr. Eva Schwarz, MPH auf Verständlichkeit der Fragen überprüft. Die
Verbesserungsvorschläge wurden dann adaptiert und die Umfrage via UmfrageOn-
line erstellt.
40
Empirische Untersuchung
Die Fragengattungen wurden mit geschlossenen sowie halb offenen Fragen und
Skalenfragen bestimmt. Für die halb offen formulierten Fragen wurde ausreichend
Platz für individuelle Antwortmöglichkeiten integriert, damit alle Informationen auf-
gelistet werden können. Es wurde darauf geachtet, dass dieselbe Schriftart, Schrift-
größe und Textausrichtung bei den Fragen gegeben sind. Bei der Wahl der Schrift-
art steht weniger die Optik, sondern die Lesbarkeit im Vordergrund. Bei einem digi-
talen Fragebogen sind serifenlose Schriften wie Arial vom Vorteil. (Möhring &
Schlütz, 2010, S. 168)
Ziel des Aufbaus ist es, die Befragten bis zum Ende in der Befragungssituation zu
halten und ihre Aufmerksamkeit nicht zu verlieren. Beim erstellten Fragebogen geht
deutlich hervor, wie viel Zeit in Anspruch genommen wird, um die Beantwortungen
vornehmen zu können. Zu lange Fragebögen werden weniger häufig beantwortet
und zu viele Informationen können zu Schwierigkeiten beim Auswerten führen. Die
Bearbeitungszeit wurde mit 4 – 6 Minuten deklariert, um zu gewährleisten, dass der
41
Empirische Untersuchung
Fragebogen von den Befragten zur Gänze ausgearbeitet werden kann. In der heu-
tigen, oft stressigen Arbeits- und Freizeitwelt ist es besonders wichtig, eine Zeit-
dauer festzulegen. Außerdem nehmen sich die Befragten die Zeit, präzise und ehr-
lich zu antworten. Tritt eine Ermüdung bei den Befragten ein, kann es zur Verzer-
rung bei der Beantwortung kommen und das Forschungsergebnis der Umfrage ver-
ändern. (Berger-Grabner, 2016, S. 193)
Die Befragung strebt den Erhalt von Informationen über die allgemeine ökologisch-
nachhaltige Meinungen einzelner Personen an, um in weiterer Folge Rückschlüsse
ziehen zu können. Am Anfang wurden allgemeine Fragen zur Geldanlage und zum
Thema Nachhaltigkeit gestellt. Im Hauptteil des Fragebogens war dann ein bedeut-
samer, informativer und wertvoller Erhebungspunkt, wie hoch der Bekanntheitsgrad
nach ökologisch-nachhaltig Veranlagung bei den ÖsterreicherInnen liegt. Weiters
ist von großem Interesse, wie viel ÖsterreicherInnen bereits ökologisch-nachhaltige
Geldanlagen nutzen und wer diese Form von Veranlagungen weiterempfehlen
würde. Es werden aber auch die Gründe, wieso man noch keine ökologisch-nach-
haltigen Veranlagungen besitzt, erfragt. Abschließend wird das Anlagekriterium der
Nachhaltigkeit einer Veranlagung erforscht und auch, ob zukünftige ökologisch-
nachhaltige Veranlagungen geplant sind. Zum Schluss wurden Fragen über die ei-
gene Person wie Alter, Geschlecht, Bildungsstandard, Postleitzahl und aktuelles
monatliches Nettoeinkommen gestellt. Heikle Fragen oder Themen, die ein gewis-
ses Maß an Vertrauen erfordern, sollten am Ende des Fragebogens platziert wer-
den, da der Abbruch des Fragebogens bei einer Platzierung gleich zu Beginn sehr
wahrscheinlich wäre.
42
Empirische Untersuchung
formationen enthalten, klar gegliedert und nicht überfüllt sein. Weiters soll jede Gra-
fik veranschaulicht dargestellt werden. Prozentzahlen sollen möglichst in ganze
Zahlen jedoch mit maximal zwei Kommastellen gerundet sein. Grafiken sollen an
die Inhalte angepasst werden und dreidimensionale Effekte sollen vermieden wer-
den. Bei der Veröffentlichung der Ergebnisse ist darauf zu achten, dass das einge-
setzte Instrument für die LeserInnen klar verständlich ist. Es sind in jeder Tabelle
beziehungsweise Grafik die entsprechende Ausgangsfrage, die Anzahl der Befrag-
ten sowie die Ergebnisse anzuführen. Nachdem die Daten laut der Stichprobenaus-
wahl bereinigt wurden, kann die Berechnung, die Interpretation und die abschlie-
ßende Präsentation erfolgen. (Möhring & Schlütz, 2010, S. 182)
Bei der Auswertungsmethode wird eine Variable und nicht die Verknüpfungen zwi-
schen mehreren Variablen überprüft. Die betrachtete Auswertung hat somit einen
eindimensionalen Charakter, welche die Verteilungseigenschaften von absoluten
und relativen Häufigkeiten untersucht. (Berger-Grabner, 2016, S. 171)
Es nahmen 299 Personen an der Umfrage teil, wovon 276 TeilnehmerInnen den
gesamten Fragebogen vollständig ausgefüllt haben. Ein ausgefüllter Fragebogen
wurde vom Autor der Befragung gelöscht, da es sich um einen Teilnehmer mit deut-
scher Postleitzahl handelt und der dieser nicht die Kriterien für die vorher definierte
Grundgesamtheit erfüllt. Dieser wurde schon vorab von der Anzahl der 299 Teilneh-
merInnen abgezogen. Die optimale Stichprobengröße wurde mit einer 6 % Irrtums-
wahrscheinlichkeit in einem 95 % Konfidenzintervall mit 267 TeilnehmerInnen be-
gründet.
43
Empirische Untersuchung
Das Alter der 276 Teilnehmer schwankt zwischen 16 und 66 Jahren, wobei das
Durchschnittsalter mit 32,6 Jahren berechnet wurde. Das eher jüngere Durch-
schnittsalter ist aufgrund der Befragungsmethode einer Online-Umfrage rückzufüh-
ren, da diese Altersgruppe leichter via Facebook, E-Mail oder WhatsApp erreichbar
ist.
BILDUNGSSTATUS:
Fachschule
10%
Lehre
11%
Pflichtschule
1%
Matura
58%
n = 276
Hochschulabschluss 20%
161 (58,3 %) der Befragten weisen einen Schulabschluss mit Matura auf, gefolgt
von 56 Personen (20,3 %) mit einem Hochschulabschluss. Weiters haben 27 Per-
sonen (9,8 %) eine Fachschule und weitere 29 Personen (10,50 %) eine Lehre ab-
solviert. Ein sehr geringer Anteil von 3 Befragten (1,1 %) weisen die Absolvierung
in Form einer Pflichtschule auf.
44
Empirische Untersuchung
Bei der Frage nach dem Wohnort in Form der Postleitzahl gaben 241 Teilnehmer
an in Niederösterreich (87,3 %), gefolgt von 23 Teilnehmer in Wien (8,3 %) wohnhaft
zu sein. Außerdem nahmen 8 Befragte aus Oberösterreich (2,90 %), 2 Befragte aus
Salzburg (0,7 %) und jeweils 1 Befragter aus Tirol (0,3 %) und der Steiermark (0,3
%) teil. Der hohe Anteil der NiederösterreicherInnen erklärt sich durch die Verbrei-
tung der Umfrage des Autors dieser Bachelorarbeit und ist somit nicht repräsentativ
für Österreich, jedoch stellt die Auswertungen eine Indikation dar.
n = 276
45
Empirische Untersuchung
Die Aufteilung der Finanzprodukte wird in Abbildung 15 dargestellt. Von den 276
befragten TeilnehmerInnen nutzen 265 Personen nach wie vor konservative Veran-
lagungsformen wie Einlagen auf dem Girokonto (96,0 %) oder auf physische bezie-
hungsweise digitale Sparbücher (87,7 %), gefolgt von konservativen Anlageformen
wie Bausparen (70,3 %) oder einer Lebensversicherung (60,5 %), da das Anlage-
kriterium Sicherheit als wichtig empfunden wird. Am Kapitalmarkt tätige Finanzpro-
dukte wie Fonds (45,7 %), Aktien (31,2 %), Anleihen (9,8 %), ETFs (9,4 %) und
Zertifikate (6,2 %) werden aufgrund einer höheren Ertragschance immer beliebter.
Es wird oft ein Teilbetrag des Gesamtvermögens am Kapitalmarkt veranlagt. Die
Finanzprodukte Gold und Immobilien (Grund und Gebäude) besitzen 35,1 % bezie-
hungsweise 21,4 % aller Befragten, da diese Anlageformen als Absicherung und
gerne als krisensicher bezeichnet wurden. 14 Befragten gaben auch im optionalen
Feld an, dass sie Kryptowährungen wie Bitcoin (5,1%) als Finanzprodukt besitzen.
Finanzielle Anlagekriterien
200
177
180
160
133
140
116
120 108
96
100
80 72
60 52 47
40 27
20
0
wichtig eher wichtig nicht wichtig
46
Empirische Untersuchung
bücher oder Bausparguthaben wider. Die Rendite, sprich das prozentuelle Verhält-
nis des eingesetzten Kapitals zu den Erlösen minus Kosten für einen bestimmten
Zeitraum, wird als zweitwichtigstes Anlagekriterium der Befragten gesehen. Dies
reflektiert sich mit der immer stärker werdenden Beliebtheit an Finanzprodukten am
Kapitalmarkt wie Fonds, Aktien, Anleihen, ETFs oder Zertifikaten. Die Liquidität,
sprich die Umwandlung in Cash, wird gegenüber den anderen beiden finanziellen
Anlagekriterien als wenig wichtig empfunden.
Begrifflichkeit: nachhaltig
andere 6 n = 276
gesellschaftsfördernd 76
beständig 115
zukunftsfähig 189
Naturschutz 193
zielorientiert 46
ökologisch 223
langfrisitg 171
effektiv 62
ökonomisch 144
Die Abbildung 17 verrät, dass der Begriff Nachhaltigkeit nicht einfach zu definieren
ist und für verschiedene Bedeutungen verwendet werden kann. 223 von 276 Per-
sonen verbinden nachhaltig mit ökologischen Eigenschaften (80,8 %), gefolgt von
Naturschutz (69,9 %), zukunftsfähig (68,5 %) und langfristig (62,0 %). Diese Begriffe
deuten darauf hin, dass einerseits nachhaltig für die Umwelt, aber auch andererseits
für einen langen Zeithorizont steht. Weitere Bedeutungen wie ökonomisch (52,5 %)
und beständig (41,7 %) haben ca. die Hälfte aller der Befragten mit nachhaltig in
Verbindung gebracht. Rund ein Viertel aller Befragten verbinden nachhaltig mit ge-
sellschaftsfördernd (27,5 %), effektiv (22,5 %) und zielorientiert (16,7 %).
47
Empirische Untersuchung
In Abbildung 18 wird der Stellenwert der Ökologie, Ökonomie und Soziales bei einer
Geldanlage hinterfragt. Die Bewertung erfolgt durch die Berechnung des arithmeti-
schen Mittels mithilfe der Schulnotenskala (1 - sehr wichtig, 2 - wichtig, 3 - eher
wichtig, 4 - nicht wichtig und 5 - völlig unwichtig). Den höchsten Stellenwert bei einer
Geldanlage wird der Ökonomie (Wirtschaftlichkeit) mit einer durchschnitten Punk-
teanzahl von 2,05 zugeordnet. Dicht daraufgefolgt, bekommt auch die Ökologie
(Umwelt) einen hohen Stellenwert von durchschnittlichen 2,08 Punkten eingeräumt.
Soziales weist bei den 276 Befragten einen durchschnittlichen Wert von 2,21 Punk-
ten auf. Somit wird alle 3 Bereichen einen hohen Stellenwert bei einer Geldanlage
eingeräumt.
40
22 24
20 8 8 11
4
0
Umwelt Soziales Ökonomie
48
Empirische Untersuchung
42,03%
57,97%
Ja Nein n = 276
160 (57,97 %) von 276 Personen gaben an, dass ihnen nachhaltige Veranlagungen
bekannt sind. Mehr als der Hälfte ist der Begriff geläufig. 116 (42,03 %) von 276
Personen besitzen keine Kenntnisse über den Begriff „nachhaltige Geldanlage“.
Informaionsquellen zu nachhaltigen
Geldanlagen
andere 11 n = 160
keine Infos 3
Veranstaltung 12
Bekannte/Freunde 46
Fernsehen/Radio 32
Presse/Wirtschaftszeitung 75
Bankbetreuer 88
Internet 130
Von den 160 Befragten, die mit dem Begriff nachhaltige Geldanlagen vertraut sind,
wurden die Informationsquellen von nachhaltiger Geldanlage hinterfragt. Die popu-
49
Empirische Untersuchung
lärste Informationsquelle mit 81,3 % stellt das Internet dar, gefolgt vom Bankbe-
treuer (55,0 %) und Presse/Wirtschaftszeitung (46,9 %). Weitere Informationsquel-
len wie Bekannte/Freunde (28,8 %), Fernsehen/Radio (20,0 %) und Veranstaltung
(7,5 %) wurden von den 160 Befragten beantwortet. 3 Personen (1,9 %) gaben an,
keine Infos von nachhaltigen Geldanlagen zu beziehen. Das optionale Feld wurde
mit folgenden Informationsquellen wie Bildung (Schule oder Studium – 2,5 %), so-
ziale Medien (1,9 %) oder berufliche Informationsquellen (2,5 %) befüllt.
29,71%
70,29%
n = 276
Ja Nein
50
Empirische Untersuchung
33,0%
67,0%
ja Nein n = 276
51
Empirische Untersuchung
98,9%
ja nein
n = 91
Ein klares Statement wurde von den 91 Personen, die schon Erfahrungen mit nach-
haltigen Geldanlagen gemacht haben, gesetzt. 90 (98,9 %) von 91 Personen wür-
den nachhaltige Finanzprodukte weiterempfehlen. Lediglich 1 Befragter (1,1 %) gab
an, keine Weiterempfehlung für nachhaltige Geldanlagen auszusprechen. Dieses
Ergebnis ist ein weiteres Indiz, das für einen steigernden Trend nach ökologisch-
nachhaltigen Veranlagungen in Österreich herrscht. Dieses Ergebnis ist durch die
steigende Aufmerksamkeit der ÖsterreicherInnen zum Thema Nachhaltigkeit zu be-
gründen.
52
Empirische Untersuchung
29,0%
40,9%
n = 276
sehr wichtig wichtig eher wichtig nicht wichtig völlig unwichtig
Auf die Frage, wie wichtig den Befragten nicht finanzielle Anlagekriterien wie der
Nachhaltigkeitsaspekt für eine Investitionsentscheidung sei, beantworteten 23 (8,3
%) von 276 Personen mit „sehr wichtig“. Das Kriterium Nachhaltigkeit sehen 80 Be-
fragten (29,0 %) als wichtig und 113 (40,9 %) Personen als eher wichtig. 53 Perso-
nen (19,20 %) der Umfrage empfinden Nachhaltigkeit für eine Investitionsentschei-
dung für ein Finanzprodukt als nicht wichtig. 7 Personen (2,5 %) gaben an, dass
Nachhaltigkeit als Investitionsentscheidung für eine Geldanlage völlig unwichtig sei.
53
Empirische Untersuchung
Die Abbildung 25 zeigt Argumente auf, wieso der Nachhaltigkeitsaspekt für die Be-
fragten von Relevanz ist. 162 (58,7 %) von 276 Personen fühlen sich mit nachhalti-
gen Veranlagungen, die etwas Positives für die Umwelt tun, gut. 57 (20,7 %) von
276 Befragten sind überzeugt, dass nachhaltige Veranlagungen eine bessere Ren-
dite als herkömmliche Veranlagungen erzielen. Das Anlagekriterium Nachhaltigkeit
ist für 32 Personen (11,6 %) nicht wichtig. Weitere Argumente für eine Investition
unter der Berücksichtigung der Nachhaltigkeit sind eine Vorreiterrolle (7,2 %) einzu-
nehmen, gefolgt von dem Ansehen in der Gesellschaft zu verbessern (1,8 %).
Im folgenden Kapitel wird eine Analyse in tabellarische Form über die Ergebnisse
der Befragten für einen übersichtlichen Gesamtüberblick präsentiert. Abschließend
wird der positive Trend von ökologisch-nachhaltigen Veranlagungsformen mit Hilfe
einer Grafik dargestellt.
Das Thema Sparen, Vorsor- n = 276 150 Personen sehr interessant (54,4 %)
gen und Geldanlage ist für 99 Personen eher interessant (35,90 %)
mich… 25 Personen eher nicht interessant (9 %)
2 Personen gar nicht interessant (0,7 %)
An Finanzprodukten besitze n = 276 265 Personen Girokonto
ich: (Mehrfach- 242 Personen Sparbücher (onl. + phys.)
nennungen 194 Personen Bausparvertrag
möglich) 167 Personen Lebensversicherung
126 Personen Investmentfonds
98 Personen Goldbarren & Goldmünzen
86 Personen Aktien
61 Personen Immobilien
27 Personen Anleihen
26 Personen ETFs
54
Empirische Untersuchung
17 Personen Zertifikate
14 Personen Kryptowährungen (optional)
1 Person Oldtimer (optional)
Was verstehen Sie unter n = 276 223 ökologisch
nachhaltig? (Mehrfach- 193 Naturschutz
nennungen 189 zukunftsfähig
möglich) 171 langfristig
144 ökonomisch
115 beständig
76 gesellschaftsfördernd
62 effektiv
46 zielorientiert
6 Andere wie ethisch, wertebeständig
Ist Ihnen der Begriff „nach- n = 276 160 Personen JA (57,97 %)
haltige Geldanlagen“ be- 116 Personen NEIN (42,03 %)
kannt?
Welche nachhaltige Anlage- n = 160 121 Nachhaltigkeitsfonds
formen kennen Sie? (Mehrfach- 110 Beteiligung an Solar- & Windparks
nennungen 87 nachhaltige Aktien
möglich) 86 Green Bonds
84 grüne Sparformen
52 nachhaltige ETFs
43 nachhaltige Crowdinvestments
3 andere wie: Biomasse, Kryptowährung
Welche Informationsquellen n = 160 130 Internet
zu nachhaltigen Geldanla- (Mehrfach- 88 Bankbetreuer
gen haben Sie genutzt? nennungen 75 Presse/Wirtschaftszeitung
möglich) 46 Bekannte/Freunde
32 Fernsehen/Radio
12 Veranstaltung
3 keine Informationen
11 andere wie Schule, Beruf, Social-Me-
dia
Besitzen Sie derzeit nach- n = 276 82 Personen JA (29,71 %)
haltige Geldanlagen? 194 Personen NEIN (70,29 %)
55
Empirische Untersuchung
56
Empirische Untersuchung
57
Empirische Untersuchung
17,8%
82,2%
ja nein n = 276
58
Conclusio
6 Conclusio
6.1 Fazit
Der immer stärker werdende Drang, etwas Positives für die Umwelt und die Gesell-
schaft zu leisten, nimmt von Jahr zu Jahr in jeder Bevölkerungsschicht in Österreich
zu. Ein entscheidender Faktor für die schnelle Zunahme ist sicherlich die Medien-
landschaft des 21 Jahrhunderts, welche die raschen Verbreitungen von Missstän-
den unseres Ökosystems und unserer Gesellschaft aufzeigt. Eine klare Positionie-
rung zur Nachhaltigkeit bei Finanzprodukten kann auch als Chance und Treiber an-
gesehen werden, um sich für zukünftige Herausforderungen im Wirtschaftskreislauf
zu wappnen. Nachhaltigkeit soll bei Investitionsentscheidungen neben den anderen
finanziellen Kriterien wie Sicherheit, Rendite und Liquidität berücksichtigt werden
und als Entscheidungskomponente für eine Veranlagung dienen.
Weiters sind die Aufteilungen und die Wachstumsraten der InvestorenInnen von
großem Interesse. PrivatanlegerInnen besitzen im Jahr 2019 einen 25 %-Anteil an
nachhaltigen Fonds und Mandaten in Österreich. Die prozentuelle Steigerung der
PrivatanlegerInnen mit 77 % vom Jahr 2019 lässt eine positive Entwicklung nach
ökologisch-nachhaltigen Finanzprodukten vermuten. Diese Tendenz bestätigt die
steigende Nachfrage nach ökologisch-nachhaltigen Geldmarktprodukten in Öster-
reich.
59
Conclusio
60
Conclusio
6.2 Handlungsempfehlung
61
Conclusio
6.3 Forschungsausblick
Im Zuge der Erarbeitung dieser Bachelorarbeit für die Beantwortung der For-
schungsfrage und des vorgegebenen Ziels, die Nachfrage der ÖsterreicherInnen
nach ökologisch-nachhaltigen Veranlagungen am österreichischen Finanzmarkt zu
analysieren, ergaben sich weitere Fragestellungen.
Vor allem gilt es zu hinterfragen, welche Kriterien oder Vorschriften zur Erfüllung
eines ökologisch-nachhaltigen Finanzprodukts benötigt werden. Die Unterschei-
dung von einen „Green-Washing“-Ansatz oder eines echten nachhaltigen Ansatzes
wurde in dieser Arbeit nicht beleuchtet. Eine Vereinheitlichung der Regelung bezie-
hungsweise der Kriterien eines ESG-Labels auf internationaler oder europäischer
Basis würde einen Vorteil der Übersichtlichkeit für die AnlegerInnen und einen ver-
stärkten Wettbewerb der Finanzdienstleister untereinander mit sich bringen.
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Anhang
Anhang
70
Anhang
Anhang 1 Fragebogen
71
Anhang
72
Anhang
73
Anhang
74
Anhang
75
Anhang
76
Anhang
77
Anhang
78
Anhang
79
Anhang
80
Anhang
81