▪▪Wie unterstützt die Kosten- und ▪▪Wie beeinflusst die Wettbewerbs- Lernziele dieses Kapitels
Erlösrechnung die Führungsaufgaben strategie eines Unternehmens die
des Managements? Aufgaben der Kosten- und Erlösrech-
nung?
▪▪Welche Besonderheiten zeichnen
die Kosten- und Erlösrechnung als ▪▪Worin unterscheidet sich die Kosten-
interne Rechnung aus? und Erlösrechnung in Industrieunter-
nehmen von der in Dienstleistungs-
▪▪Auf Basis welcher Überlegungen unternehmen?
entscheiden Kostenrechner und Mana-
ger über den Ausbau der Kosten- und ▪▪Wie kann ein Kostenrechner verein-
Erlösrechnung? facht ein komplexes Unternehmensge-
schehen abbilden?
▪▪Wie intensiv nutzt die Unternehmens-
praxis die Kosten- und Erlösrechnung?
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Die Kosten- und Erlösrechnung Die Kosten- und Erlösrechnung unterstützt das Management eines Unter-
unterstützt das Management, indem nehmens, indem es Informationen bereitstellt, die für das Führen des Ge-
es Informationen bereitstellt, die samtunternehmens oder einzelner Bereiche erforderlich sind. Dies gilt für
für das Führen des Unternehmens Industrieunternehmen wie BASF, Beiersdorf oder Daimler ebenso wie für
notwendig sind. Dienstleistungsunternehmen wie Allianz oder Lufthansa. Auch in Non-Profit-
Unternehmen wie der Technischen Universität München oder der Deutschen
Flugsicherung liefert die Kosten- und Erlösrechnung nützliche Informationen
für das Management.
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1.1 Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Kapitel 1
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
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Rechnungs-
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Mit dem Begriff „Unternehmensrech- Informationen der Kosten- und Erlösrechnung sind eine wichtige Grundlage
nung“ bezeichnet man die Menge der dafür, dass Manager ihren Aufgaben sinnvoll nachkommen können. Zur
Rechnungssysteme. Führung greifen Manager aber auch auf Informationen anderer Teilsysteme
der Unternehmensrechnung zurück. Hierzu zählen Bilanzrechnung, Investi-
tions- und Finanzrechnung, aber auch Rechnungen, die die Zufriedenheit von
Kunden oder die Qualität von Produkten und Produktionsprozessen abbil-
den.
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1.1 Beitrag der Kosten- und Erlösrechnung zur Unternehmensführung Kapitel 1
gen an den Zielen der Gesellschaft ausrichtet. Das lässt sich erreichen, indem
sein Gehaltsbonus an den realisierten Bereichsgewinn gekoppelt wird. Sofern
„richtige“ Entscheidungen (aus Sicht von Brunnenthal) zu einem maximalen
Bereichsgewinn und damit einem größtmöglichen Bonus führen, hat Schulze
kein Interesse an anderen, „falschen“ Entscheidungen.
Wie sorgfältig die Dokumentation erfolgt, variiert mit der Verwendung der do-
kumentierten Größen. Wird die Information lediglich für Prognosen verwen-
det, so ist eine einfache Speicherung in einer Datenbank ausreichend. Knüpft
man hingegen an die Abweichung einer dokumentierten Größe von einer
Vorgabe weitreichende Konsequenzen wie die Bonuszahlung an Mitarbeiter,
so ist eine nachprüfbare Dokumentation sinnvoll, damit bei Streitigkeiten die
Berechnungen gerichtsfest sind.
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Die Trennung in internes und externes Eine wichtige Gliederung ist die Trennung in internes Rechnungswesen (Ma-
Rechnungswesen orientiert sich an nagerial oder Management Accounting) und externes Rechnungswesen (Fi-
den Adressaten einer Rechnung. nancial Accounting). Diese Trennung orientiert sich entsprechend Abbil-
dung 1.2 an den Adressaten der Rechnung. Während das interne Rech-
nungswesen Informationen für Unternehmensangehörige (d. h. intern) bereit-
stellt, richten sich die Informationen des externen Rechnungswesens primär
an unternehmensexterne Personen und Institutionen. Zu den Unternehmens-
angehörigen zählen Manager aller Hierarchieebenen, aber auch Sachbearbeiter,
Maschinenbediener oder andere Arbeiter; Unternehmensexterne umfassen
Aktionäre, Banken, Lieferanten, aber auch den Fiskus. Kern des internen Rech-
nungswesens ist die Kosten- und Erlösrechnung, während im Mittelpunkt des
externen Rechnungswesens die Bilanzrechnung steht.
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1.2 Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Kapitel 1
bestehen. Für das externe Rechnungswesen existieren Vorgaben des Handels- Für das externe Rechnungswesen
gesetzbuchs, internationaler Rechnungslegungsstandards wie den Internatio- existieren Vorgaben des HGB,
nal Financial Reporting Standards (IFRS) und des Steuerrechts. Die für Unter- internationaler Rechnungslegungs-
nehmensexterne bereitgestellten Informationen sollen primär zuverlässig, standards wie den International
konsistent und überprüfbar sein. Es handelt sich um Istrechnungen, die in der Financial Reporting Standards (IFRS)
Bilanz das vorhandene Vermögen und die bestehenden Verbindlichkeiten und des Steuerrechts.
gegenüberstellen sowie in der Gewinn- und Verlustrechnung den Erfolg des
abgelaufenen Jahres bestimmen. Da es für externe Informationsempfänger
wichtig ist, ein vollständiges Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage zu
erhalten, beziehen sich sowohl Bilanz als auch Gewinn- und Verlustrechnung
auf das gesamte Unternehmen. Den Gewinn von einzelnen Produkten kann
man hieraus jedoch nicht ablesen.
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Für die Ausgestaltung des internen Für das interne Rechnungswesen existieren demgegenüber nahezu keine Vor-
Rechnungswesens existieren nahezu gaben. Das Management kann deshalb die internen Rechnungen so ausgestal-
keine Vorgaben. ten, dass die Rechnungszwecke bestmöglich erfüllt werden. Insbesondere
können sich die Rechnungen an den individuellen Bedürfnissen der zu infor-
mierenden Manager orientieren. Wichtig ist, dass jeder Manager die für seine
Zwecke relevanten Informationen erhält. Bei der Ausgestaltung ist dabei ins-
besondere zu beachten, dass Manager zumeist nur für Teilbereiche des Unter-
nehmens zuständig sind. Die Rechnungen sind deshalb in der Regel disaggre-
giert und informieren beispielsweise über den Erfolg des Vertriebs in einer
geographischen Region oder die Kosten der Fertigung eines Produktes. Wie
häufig die Berichte erstellt werden, richtet sich nach der Handlungs- und Ent-
scheidungsrhythmik der Adressaten und variiert zwischen Tages- und Jahres-
berichten. Schließlich kann es sich um eine interne Planrechnung handeln, die
mit erwarteten Kosten und Erlösen Informationen zur Entscheidungsfindung
bereitstellt, oder um eine interne Istrechnung, die mit realisierten Kosten und
Erlösen Informationen für Kontrollzwecke erzeugt.
Grundlage für das interne und exter- Gemeinsame Grundlage für das interne und externe Rechnungswesen ist die
ne Rechnungswesen ist die Erfas- Erfassung von Geschäftsvorfällen in der Finanzbuchhaltung. Dort ordnet man
sung von Geschäftsvorfällen in der fortlaufend die angefallenen Geschäftsvorfälle nach sachlichen sowie zeitli-
Finanzbuchhaltung. chen Kriterien und bucht sie auf Konten. Der Abschluss dieser Konten ergibt
die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung. Dabei sind beispielsweise
die dokumentierten Güterverbräuche eine wichtige Grundlage für die Kosten-
und Erlösrechnung. Weitere Zusammenhänge bestehen bei der Kalkulation,
d. h. der Bestimmung der Kosten eines Produktes: Die Information über die
Kosten ist intern für Preisentscheidungen von Managern bedeutend und sie
wird im externen Rechnungswesen zur Bewertung der Bestände an Halb- und
Fertigerzeugnissen herangezogen.
Für viele kleinere Unternehmen rentiert es sich oftmals nicht, ein eigenes in-
ternes Rechnungswesen einzurichten. Das gilt insbesondere für Handwerks-
betriebe. Bei diesen Unternehmen übernimmt dann vielfach der Steuerberater
die Aufgabe des Kostenrechners. Dieser verwendet beispielsweise die mit
der Software der DATEV eG, einer Genossenschaft für Steuerberater und
Wirtschaftsprüfer, erfassten Daten der Finanzbuchhaltung, um den steuer-
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1.2 Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Kapitel 1
In Wissenschaft und Unternehmenspraxis werden seit einiger Zeit die Empirische Ergebnisse
Notwendigkeit einer Trennung zwischen internem und externem
Rechnungswesen in Frage gestellt und die Vor- sowie Nachteile einer Har-
monisierung beider Rechnungen diskutiert. Erstens fallen für die Einrich-
tung zweier getrennter Rechnungen beträchtliche Kosten an. Zweitens
kann es für unternehmensinterne wie -externe Personen verwirrend sein,
wenn zwischen den Ergebnissen der internen und der externen Rechnung
große Unterschiede bestehen.
Infolge der unterschiedlichen Restriktionen für das externe und interne Rech-
nungswesen bestehen auch größere Differenzen in deren Schwerpunkten.
Beim externen Rechnungswesen stehen die Erfassung von Geschäftsvorfällen
in der Finanzbuchhaltung und die Anwendung der jeweils maßgebenden
Rechnungslegungsstandards im Mittelpunkt. Beim internen Rechnungswesen
werden demgegenüber verstärkt die Entscheidungen des Managements und
dessen Informationsbedarf thematisiert. Da das interne Rechnungswesen un-
ternehmensindividuell ausgestaltet ist, gibt es kein standardisiertes Vorgehen
z. B. der Kalkulation, welches von allen Unternehmen gewählt wird. Vielmehr
haben sich Gestaltungsempfehlungen für unterschiedliche Rechnungszwecke
herausgebildet. Im internen Rechnungswesen werden deshalb beispielsweise
verschiedene Kalkulationsmöglichkeiten und die mit ihnen verbundenen Vor-
und Nachteile diskutiert (siehe Kapitel 3).
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Zeitwert des Geldes = ein Euro, den Ein weiterer Unterschied betrifft die Frage, wie die Rechnungen den Zeit-
man heute erhält, hat einen höheren punkt des Erfolgs berücksichtigen. Die langfristigen Erfolgswirkungen von
Wert als ein Euro, den man erst in Investitionen erstrecken sich über mehrere Jahre hinweg. Bei deren Zusam-
einem Jahr erhält. menfassung kommt dem genauen Zeitpunkt deshalb eine besondere Bedeu-
tung zu. Hierbei ist der Zeitwert des Geldes zu beachten, d. h. bei der Zusam-
menfassung der Erfolgswirkungen berücksichtigt man, dass ein Euro, den man
heute erhält, einen höheren Wert hat als ein Euro, den man erst in einem Jahr
erhält.
Nicht-monetäre Kennzahlen
Die Kosten- und Erlösrechnung informiert über die Kosten- und Erlöswirkun-
gen von Entscheidungen. Für viele Manager ist das allerdings nicht ausrei-
chend. Sie ziehen für operative Entscheidungen oder zur Kontrolle von Pro-
zessen deshalb auch nicht-monetäre Kennzahlen heran. Beispielsweise werden
Produktionsverfahren hinsichtlich ihrer Durchlaufzeiten oder der erzielbaren
Auslastung von Anlagen bewertet. Um die Qualität der Entscheidungen von
Mitarbeitern beurteilen zu können, nutzen Manager nicht-monetäre Kenn-
zahlen wie den Anteil pünktlicher Lieferungen, die Kundenzufriedenheit,
den Ausschuss im Produktionsprozess oder das Ausmaß an erforderlichen
Nacharbeiten.
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1.2 Stellung der Kosten- und Erlösrechnung in der Unternehmensrechnung Kapitel 1
Finanzielle Perspektive
„Wie schätzen unsere Aktionäre
das Unternehmen ein?“
Interne Prozessperspektive
Kundenperspektive
Wettbewerbs- „Welche internen Prozesse sind für
„Wie schätzen unsere Kunden das
strategie die Wettbewerbsvorteile
Unternehmensangebot ein?“
verantwortlich?“
Innovationsperspektive
„Wie lassen sich interne Prozesse
kontinuierlich verbessern und neue
Produkte entwickeln?“
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Für jede Perspektive legt das Management Ziele sowie Kennzahlen fest, anhand derer
die Zielerreichung bestimmt werden soll. Zudem werden Maßnahmen formuliert, die
angeben, wie die Ziele erreicht werden können.
Quelle: Kaplan, Robert S./Norton, David P.: The Balanced Scorecard: Measures That Drive Performance,
in: Harvard Business Review, Vol. 70, 1992 (January-February), S. 71–79.
Wie der Vergleich des internen mit dem externen Rechnungswesen zeigt,
bestehen nahezu keine Restriktionen für die Ausgestaltung der Kosten- und
Erlösrechnung. Die Rechnung wird vielmehr so gestaltet, dass die Rechnungs-
zwecke bestmöglich erreicht werden. Dann stellt sich aber die Frage, auf Basis
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1.3 Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
Grundlage dieser Entscheidung ist die Überlegung, dass Informationen ge- Informationen der Kosten- und Erlös-
nauso wie Rohstoffe oder Maschinenleistungen ein Gut darstellen. Man kann rechnung sollten aktuell, genau und
zu viel oder zu wenig von dem Gut „Information“ haben und das Gut kann relevant sein.
eine hohe oder eine niedrige Qualität aufweisen. Ausgangspunkt für den
Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung ist deshalb eine Kosten-Nutzen-Ab-
wägung. Offensichtlich treffen Manager umso bessere Entscheidungen, je
spezieller die Informationen an ihren Bedürfnissen ausgerichtet sind. Infor-
mationen der Kosten- und Erlösrechnung sollten demnach
▪▪ aktuell,
▪▪ genau und
▪▪ relevant sein.
Für das Bereitstellen aktueller, genauer und relevanter Informationen ist das
Rechnungswesen auszubauen. Je genauer die Informationen beispielsweise
sein sollen, desto mehr Auswertungen sind erforderlich. Hierfür sind zusätz-
liche Mitarbeiter im Rechnungswesen einzustellen bzw. weitere Geräte zur
automatischen Betriebsdatenerfassung anzuschaffen. Dies verursacht Kosten,
die bei der Kosten-Nutzen-Abwägung zu berücksichtigen sind.
Für den Ausbau ist maßgeblich, dass der Nutzen einer besseren Entscheidung
bzw. Steuerung die Kosten der Erzeugung der zusätzlichen Informationen
übersteigt. Abbildung 1.3 veranschaulicht schematisch diesen Zusammenhang
und deutet an, dass es einen optimalen Ausbau der Kosten- und Erlösrechnung
Kosten des
Ausbaus
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
gibt. Für diesen Ausbaugrad ist die Differenz zwischen dem Nutzen und den
Kosten des Ausbaus maximal.
Für die Kosten- und Erlösrechnung impliziert dies, dass eine standardisierte
Ausgestaltung nicht sinnvoll ist. Vielmehr hängt der optimale Ausbau von
zahlreichen Einflussgrößen ab. Hierzu zählen
▪▪ alternative Informationsquellen,
▪▪ die verfolgten Rechnungszwecke,
▪▪ die Verhaltenswirkungen von Informationen,
▪▪ das Wettbewerbsumfeld mit der Wettbewerbsstrategie sowie
▪▪ die Komplexität und Unsicherheit der Produktionsprozesse in Industrie-
oder Dienstleistungsunternehmen.
Wie nützlich die Informationen der Kosten- und Erlösrechnung sind, ist von
deren Verwendung abhängig. Für die Ausgestaltung sind dabei vor allem zwei
Rechnungszwecke von Bedeutung:
Entscheidungsunterstützende Infor- ▪▪ Rechnungszweck der Planung: Informationen sollen einen Manager bei
mationen sollen einen Manager bei seinen Entscheidungen unterstützen. Man spricht deshalb auch von „ent-
seinen Entscheidungen unterstützen. scheidungsunterstützenden Informationen“.
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1.3 Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
nager jedoch über deutlich mehr Sachverhalte. Für Steuerungszwecke muss die
Istrechnung deshalb tendenziell eine geringere Anzahl an Größen bereitstellen
als die Planrechnung für die Entscheidungsunterstützung.
Bonuszahlungen erfolgen häufig nur einmal jährlich und beziehen sich dabei
auf das Ergebnis des vergangenen Jahres. Für Steuerungszwecke ist deshalb
ein einziger Berichtszeitpunkt ausreichend, der nach dem Ende des Geschäfts-
jahres liegt. Anderseits treffen Manager fortlaufend Entscheidungen. Über
neue Entwicklungen sind sie deshalb kontinuierlich zu informieren, zum
Beispiel in Form von Monats- oder sogar Wochenberichten.
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1.3 Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
Bei Ausbau und Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung ist zudem zu
beachten, dass die kognitiven Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung in
der Regel beschränkt sind. Insbesondere kann eine Informationsüberflutung
eintreten, wenn einem Manager zu viele Informationen zugehen. In diesem
Fall kann er relevante nicht mehr von irrelevanten Informationen trennen, so
dass Entscheidungen möglicherweise an Qualität verlieren.
Aufgaben und Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung hängen auch von
der Wettbewerbsstrategie des Unternehmens ab, d. h. von dem Vorteil, den
das Unternehmen gegenüber seinen Wettbewerbern am Markt zu erzielen ver-
sucht. Als idealtypische Wettbewerbsstrategien unterscheidet man zwischen
▪▪ Kostenführerschaft und
▪▪ Differenzierung.
Bei Kostenführerschaft setzen Unternehmen darauf, der kostengünstigste Bei Kostenführerschaft setzen Unter-
Anbieter zu sein. Erreichen lässt sich das Ziel dieser Strategie durch Standort- nehmen darauf, der kostengünstigste
vorteile, das Ausnutzen von Größeneffekten oder Prozessoptimierung. Bei der Anbieter zu sein. Bei der Differenzie-
Differenzierungsstrategie zielen Unternehmen hingegen darauf ab, Güter rungsstrategie zielen Unternehmen
anzubieten, die über einzigartige und für den Kunden wichtige Eigenschaften hingegen auf ein einzigartiges Ange-
verfügen. Diese können auf den technischen Funktionen eines Produktes, bot ab, welches für den Kunden über
seiner Qualität, dem angebotenen Service oder dem Vertriebsweg beruhen. wichtige Eigenschaften verfügt.
Auch bei einer Differenzierungsstrategie müssen die Unternehmen versuchen,
die Kosten zu kontrollieren.
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Ein enger Zusammenhang existiert auch zwischen der Strategie eines Unter-
nehmens und den zentralen Kennzahlen:
▪▪ Steht im Rahmen einer Differenzierungsstrategie beispielsweise das An-
gebot innovativer Produkte im Mittelpunkt, so werden tendenziell solche
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1.3 Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
In einer empirischen Erhebung von 700 deutschen Großunternehmen stellt Empirische Ergebnisse
Kajüter fest, dass die Zielsetzung der Kostenrechnung bei Unternehmen mit
Kostenführerschaftsstrategie primär im Bereich der Kostensenkung liegt.
Unternehmen mit Differenzierungsstrategie zielen demgegenüber mit der
Kostenrechnung vor allem auf eine Stärkung des Kostenbewusstseins ab.
Für 61 große australische Industrieunternehmen beobachten Mia und Clarke
auf Basis strukturierter Interviews und Fragebögen, dass Manager von
Geschäftsbereichen mit hoher Wettbewerbsintensität verstärkt Vergleichs-
und Kontrollinformationen des Rechnungswesens nutzen. Die verstärkte
Nutzung geht einher mit einer höheren Performance der Geschäftsbereiche.
Quellen: Kajüter, Peter: Kostenmanagement in der deutschen Unternehmenspraxis – Em-
pirische Befunde einer branchenübergreifenden Feldstudie, in: Zeitschrift für betriebs-
wirtschaftliche Forschung, 57. Jg., 2005, Heft 1, S. 79–100. Mia, Lokman/Clarke, Brian:
Market Competition, Management Accounting Systems and Business Unit Performance,
in: Management Accounting Research, Vol. 10, 1999, No. 2, S. 137–158.
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Ge
unterstützende
Quelle: Michael E. Porter: Competitive
win
Aktivitäten
Advantage, Free Press, New York 2004. Technologieentwicklung
n
Beschaffung
Aktivitäten
primäre
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Ausgangslogistik besonders untersuchen, während ein Konsumgüterhersteller
speziell die Produktion betrachtet.
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1.3 Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
Die Kosten- und Erlösrechnung verwendet nach dieser Sichtweise eine verein-
fachte Abbildung bzw. ein vereinfachtes Modell des Unternehmensgeschehens.
Im Hinblick auf ihre Ausgestaltung haben Kostenrechner gemeinsam mit
Managern die Aufgabe, angemessene Abbildungsregeln zu finden, die trotz
einer vereinfachten Abbildung gute Entscheidungen des Managements ermög-
lichen. Entsprechend Abbildung 1.6 können sie hierzu auf folgende Prinzipien
zurückgreifen:
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
▪▪ Aggregation,
▪▪ Linearisierung und Durchschnittsbildung,
▪▪ Vernachlässigung von Unsicherheit und
▪▪ Vernachlässigung des Zeitwertes von Geld.
beziehen. Durch die Aggregation lässt sich die Anzahl zu erfassender und
zu unterscheidender Sachverhalte reduzieren. Für die Akquisition von Kun-
den fallen beispielsweise Fahrt- und Übernachtungskosten, aber auch Be-
wirtungskosten oder Kosten für Werbegeschenke an. Zur Vereinfachung
kann man diese zu einer Kategorie „Kundenakquisitionskosten“ zusammen-
fassen. Die Zusammenfassung einer erbrachten Leistung lässt sich an der
Abrechnung von Beratungsprojekten veranschaulichen: Diese Projekte wer-
den typischerweise von mehreren Beratern durchgeführt. Für die Abrech-
nung des Projekts ist jedoch einzig relevant, wie viele Beratertage insgesamt
abgerechnet werden, nicht welcher Berater speziell vor Ort an dem Projekt
gearbeitet hat.
Mit der Aggregation ist häufig eine vereinfachte Wiedergabe des Unter-
nehmensgeschehens mittels Linearisierung und Durchschnittsbildung
verbunden. Ein Kostenrechner ermittelt beispielsweise die Kosten je Stück,
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1.3 Ausgestaltung der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
40.000
30.000
20.000
10.000
50 100 Fertigungsmenge
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Dass die Kosten- und Erlösrechnung den Zeitwert des Geldes nicht berück-
sichtigt, haben wir bereits bei dem Vergleich der Kosten- und Erlösrechnung
mit der Investitionsrechnung kennen gelernt. Demnach vernachlässigt man in
der Kosten- und Erlösrechnung weitgehend die Tatsache, dass beispielsweise
Material an unterschiedlichen Tagen während eines Jahres verbraucht oder
Maschinen zeitlich wechselhaft genutzt werden. Begründen lässt sich diese
Vereinfachung damit, dass bei einer zeitlichen Reichweite von nur einem Jahr
Zinseffekte betragsmäßig vernachlässigbar sind.
Aus den genannten Prinzipien leiten sich generelle Eigenschaften der Kosten-
und Erlösrechnung ab. Demnach handelt es sich um eine Rechnung, die das
Unternehmensgeschehen aggregiert abbildet und dabei überwiegend von
linearen Zusammenhängen ausgeht. Zinseffekte sowie Unsicherheiten sind
weitgehend aus der Betrachtung ausgeklammert.
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1.4 Systeme der Kosten- und Erlösrechnung Kapitel 1
entwickelt. Vielmehr geht es bei ihr im Kern darum, den vorgegebenen bzw.
geplanten Größen realisierte Werte gegenüberzustellen. Insofern lässt sich der
Rechnungszweck der Kontrolle mithilfe von Informationen aus Ist-, Plan- und
Sollrechnungen erreichen.
Weiterhin kann man die Systeme nach dem Umfang der Kostenverrechnung Werden die gesamten Kosten des
ordnen. Demnach ist zu unterscheiden, ob etwa die gesamten Kosten des Unternehmens vollständig auf die
Unternehmens vollständig auf die einzelnen Absatzprodukte verrechnet einzelnen Absatzprodukte verrech-
werden (Vollkostenrechnung) oder ob nur ein Teil verrechnet wird, der Rest net, so spricht man von Vollkosten-
jedoch nicht weiter aufgeschlüsselt wird (Teilkostenrechnung). Beispielsweise rechnung. Die Teilkostenrechnung
könnte letzteres bedeuten, dass man die Kosten für die Miete der Bürogebäude verrechnet dagegen nur einen Teil
von Brunnenthal nicht auf die einzelne Getränkeflasche umlegt. der Kosten; der Rest wird nicht weiter
geschlüsselt.
In diesem Lehrbuch behandeln wir die Systeme der Kostenrechnung in ver-
schiedenen Kapiteln:
▪▪ Kalkulation mit Ist-, Normal- und Prognosekosten in Kapitel 3,
▪▪ Deckungsbeitragsrechnung in Kapitel 7,
▪▪ Standardkostenrechnung auf Teil- und Vollkostenbasis in Kapitel 10,
▪▪ Grenzplankostenrechnung in Kapitel 11,
▪▪ Prozesskostenrechnung in Kapitel 12 und
▪▪ Target Costing in Kapitel 13.
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Empirische Ergebnisse In einer Erhebung bei 3.500 deutschen Unternehmen der chemischen In-
dustrie, der Ernährungswirtschaft, des Maschinen- und Anlagenbaus so-
wie der Elektrotechnik haben Schäffer und Steiners die Nutzung verschie-
dener Teilsysteme der Kostenrechnung erfasst. Für das Jahr 2003 zeigt die
Studie eine breite Nutzung der Systeme der Kosten- und Erlösrechnung:
90%
81%
80%
70%
58% 57%
60%
50% 47%
40% 34%
30%
23%
20%
10%
10%
Systeme der
0% Kosten- und
Erlösrechnung
Deckungsbeitrags-
rechnung
Plankosten-
rechnung
Vollkosten-
rechnung
Absatzsegment-
rechnung
Target Costing
Prozesskosten-
rechnung
Produktlebenszyklus-
rechnung
Die Studie verdeutlicht zudem, dass „moderne“ Systeme wie Prozess-
kostenrechnung oder Target Costing intensiver in Unternehmen genutzt
werden, die eine hohe Marktdynamik aufweisen. Das Wettbewerbsumfeld
stellt somit eine bedeutende Einflussgröße auf den Ausbau der Kosten- und
Erlösrechnung dar.
In einer vergleichbaren Studie für die Schweiz zeigt sich, dass auch schwei-
zerische Unternehmen eine breite Palette an Systemen der Kosten- und
Erlösrechnung einsetzen. Bei 50 % der antwortenden Unternehmen kommt
eine Vollkostenrechnung und bei 17 % eine Teilkostenrechnung zum Ein-
satz. Immerhin 28 % verwenden eine Kombination aus Teil- und Vollkos-
tenrechnung.
Quelle: Schäffer, Utz/Steiners, Daniel: Wie nutzen Geschäftsführer und Vorstände in
deutschen Industrieunternehmen ihre Kostenrechnung?, in: Controlling, 17. Jg., 2005, Heft 6,
S. 321–325. Schiller, Ulf/Keimer, Imke/Egle, Ulrich/Keune, Hugo: Kostenmanagement in
der Schweiz – Eine empirische Studie, in: Controlling, 19. Jg., 2007, Heft 6, S. 301–307.
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Literatur Kapitel 1
Literatur
Atkinson, Anthony A./Kaplan, Robert S./Matsumura, Ella Mae/Young, S.
Mark: Management Accounting: Information for Decision-Making and Stra-
tegy Execution, 6. Auflage, Prentice-Hall, Upper Saddle River 2011, Kapitel 1.
Kaplan, Robert S./Norton, David P.: The Strategy-focused Organization: How
Balanced Scorecard Companies Thrive in the New Business Environment,
Harvard Business Press, Boston 2000.
Hilton, Ronald W./Platt, David E.: Managerial Accounting – Creating Value
in a Dynamic Business Environment, 10. Auflage, McGraw-Hill Education,
New York 2013, Kapitel 1.
Horngren, Charles, T./Datar, Srikant M./Rajan, Madhav: Cost Accounting – A
Managerial Emphasis, 15. Auflage, Pearson Education, Upper Saddle River
2014, Kapitel 1.
Schweitzer, Marcell/Küpper, Hans-Ulrich/Friedl, Gunther/Hofmann, Christi-
an/Pedell, Burkhard: Systeme der Kosten- und Erlösrechnung, 11. Auflage,
Vahlen, München 2016, Kapitel 1.
Verständnisfragen
a) Nennen Sie wichtige Führungsaufgaben und geben Sie jeweils ein Beispiel an.
b) Welchen Sachverhalt beschreibt der Rechnungszweck? Nennen Sie zwei
Beispiele.
c) Kennzeichnen Sie die Wettbewerbsstrategie für ein selbst gewähltes Un-
ternehmen und diskutieren Sie die Auswirkungen dieser Strategie auf die
Kosten- und Erlösrechnung.
d) Vergleichen Sie systematisch das externe und das interne Rechnungswesen.
e) Beschreiben Sie den Aufbau der Balanced Scorecard und nennen Sie Bei-
spiele für nicht-monetäre Kennzahlen.
f) Kennzeichnen Sie die Unterschiede von entscheidungsbeeinflussenden und
entscheidungsunterstützenden Informationen.
g) Beschreiben Sie mögliche Verhaltenswirkungen von Informationen.
h) Nennen Sie verschiedene Möglichkeiten eines Kostenrechners, das Unter-
nehmensgeschehen vereinfacht mit der Kosten- und Erlösrechnung abzu-
bilden.
i) Geben Sie einen systematischen Überblick über die Systeme der Kosten- und
Erlösrechnung.
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
Zu Beginn der Markteinführung wurde mit jeder verkauften Xbox bzw. Xbox 360 ein
Verlust gemacht. Während die Aktionäre nur recht allgemeine Informationen über die
genaue Höhe dieses Verlusts erhielten, dürfte das Management im Geschäftsbereich
„Computing and Gaming Hardware“ über detailliertere Informationen des internen
Rechnungswesens verfügt haben. Da diese Berichte nicht veröffentlicht wurden,
können Unternehmensexterne den Verlust nur näherungsweise bestimmen. Der US-
Analysedienst iSupply schätzte beispielsweise im Jahre 2005, dass die Bauteile der
Xbox 360 einen Wert von 470$ haben. Rechnet man hierzu noch die Kosten für Netz-
teil und Kabel, so betragen die variablen Herstellkosten 525$ je Konsole. Bei einem
Angebotspreis von 399$ ergibt sich demnach ein Verlust von 126$ je verkaufter Xbox
360.
Trotz des Verlusts je verkaufter Spielkonsole und der hohen Entwicklungskosten kann
es aus Sicht von Microsoft dennoch eine gute Entscheidung gewesen sein, eine eigene
Spielkonsole auf den Markt zu bringen. Mit den anderen Anbietern von Spielkonsolen
wie Sony oder Nintendo herrscht ein intensiver Verdrängungswettbewerb. Das Ma-
nagement begründete seine Entscheidung deshalb ggf. mit der Erwartung, wie bei
der Software im Laufe der Zeit den Marktanteil deutlich ausbauen zu können. Eine
intensive Kostenkontrolle in Verbindung mit einer größeren Erfahrung in der Herstel-
lung von Spielkonsolen könnte dann dazu führen, dass die Herstellkosten je Konsole
deutlich sinken.
Generell lassen sich die Zukunftserwartungen, auf denen Entscheidungen wie Produkt-
neueinführungen beruhen, nur eingeschränkt aus den veröffentlichten Informationen
ableiten. Zudem ist bei neuen Produkten der Verlust eines Jahres nur bedingt ein Indi-
kator für das Ergebnis über die gesamte Lebenszeit des Produktes. Für den Geschäfts-
bereich „Computing and Gaming Hardware“ gilt beispielsweise, dass in den Jahren
2006 und 2007 ein operativer Verlust in Höhe von 1,3 Milliarden US$ bzw. 2,0 Mil-
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Übungsaufgaben Kapitel 1
liarden US$ erwirtschaftet wurde, gefolgt von einem operativen Gewinn in Höhe von
426 Millionen US$ im Jahre 2008. In 2012 betrug der operative Gewinn 364 Millionen
US$. Dieser Gewinn wird nach Unternehmensangaben vor allem auf den Verkauf der
Xbox 360 zurückgeführt.
Schließlich bleibt bei der obigen Diskussion vollkommen unberücksichtigt, dass die
Hersteller von Spielkonsolen ihren Gewinn häufig aus dem Verkauf von Spielesoft-
ware oder von Zusatzkomponenten bestreiten. Diese Erfolgswirkungen werden ver-
nachlässigt, wenn man lediglich die Herstellkosten mit dem Verkaufspreis vergleicht.
Berücksichtigt man jedoch die operativen Gewinne aus dem Verkauf von Spielesoft-
ware und Zusatzkomponenten, so kann die Einführung einer eigenen Spielkonsole,
trotz Verlustes bei Fertigung und Vertrieb der Konsole, eine insgesamt wirtschaftlich
sinnvolle Entscheidung für Microsoft gewesen sein. Die Ergebnisse einzelner Rech-
nungen sind deshalb stets auch im Kontext der in der Rechnung ausgeklammerten
Sachverhalte zu sehen.
Quelle: „Microsoft macht mit jeder Xbox Verlust“, Handelsblatt vom 23.11.2005. Geschäftsbericht von
Microsoft Corp.
Übungsaufgaben
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Kapitel 1 Kosten- und Erlösrechnung als Teilbereich der Unternehmensrechnung
c) Die Leiterin einer Forschungseinheit soll über die Ausstattung ihres Be-
reiches mit Druckern entscheiden. Für den Kauf steht ihr ein beschränktes
Budget zur Verfügung.
d) Der Geschäftsführer eines Friseurstudios erstellt eine Personaleinsatzpla-
nung für seine Mitarbeiterinnen.
e) Das Vergütungskomitee einer Aktiengesellschaft verhandelt mit dem
Vorstand über die Ausgestaltung seiner Bezüge.
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Übungsaufgaben Kapitel 1
Im ersten Jahr stehen den Erlösen, neben den operativen Kosten, relativ hohe
Marketing- und Mitarbeiterschulungskosten gegenüber, welche zu einem
negativen Erfolgsbeitrag führen. Erst ab dem zweiten Jahr können Erlöse
generiert werden, die die jährlich anfallenden Kosten übersteigen.
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