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Naturgeschichte

Naturgeschichte, genannt auch Naturkunde und Naturlehre sowie Naturforschung, ist eine historische
Sammelbezeichnung für Wissensgebiete, die gewöhnlich mehreren verschiedenartigen Wissenschaften,
überwiegend Naturwissenschaften, zugeordnet werden. Dazu zählen die Erforschung der Lebewesen
(Biologie, darunter Botanik und Zoologie) sowie Mineralogie, Paläontologie, Ökologie und zum Teil auch
Archäologie, Geologie mit Petrologie, Astronomie, Physik und Meteorologie. Erforscher dieser
Wissensgebiete werden als Naturforscher bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis
Naturgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Naturgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert


Allgemein galt ein sich mit Naturgeschichte beschäftigender
Mensch als Naturforscher, Naturkundler oder Naturalist.
Naturforscher im allgemeinen Sinne gab es jedoch schon in der
Antike und im Mittelalter.[1] Die „Naturkunde“[2] war in der
Neuzeit im Wesentlichen eine dilettantische Laien-Beschäftigung,
wie sie etwa Goethe ausübte, und nicht ein Beruf. Im 18.
Jahrhundert und weit ins 19. Jahrhundert hinein wurde der Begriff
Naturgeschichte verwendet, um alle wissenschaftlichen Studien, im
Gegensatz zur politischen oder kirchlichen Geschichte, zu
bezeichnen. Diese umfassende Bezeichnung wird auch heute noch
für einige Museen und Gesellschaften verwendet. Traditionell
wurde die vorwiegend beschreibende Naturgeschichte der mehr
erklärenden Naturphilosophie entgegengestellt.

Charakteristika der Naturgeschichte sind:

Die Vorstellung einer „Kette der Wesen“:[3] Gott hat die


größtmögliche Anzahl verschiedenartiger Dinge
erschaffen. Diese bilden (insbesondere hinsichtlich ihrer
Morphologie) eine kontinuierliche Abfolge, sodass sich Tables of natural history aus der
zwischen allen distinkten Wesen Mittelglieder finden 1728 erschienenen Cyclopaedia, or
lassen. an Universal Dictionary of Arts and
Sciences
„Die Naturgeschichte verfügt über keinen
temporalisierten Begriff der Entwicklung.“[4] Sofern von
„Entwicklung“ die Rede ist, meint man entweder im Sinne des lateinischen evolvere wörtlich
die Aus-/Ent-wicklung oder Ent-faltung bereits bestehender Strukturen oder die Realisierung
vorherbestimmter Möglichkeiten, nicht aber die Entstehung von unvorhersehbarem Neuem
(wie in der modernen, darwinistischen Evolutionsbiologie).

Bekannte Naturkundemuseen sind das Natural History Museum in London, das Museum für Naturkunde
in Berlin, das Naturhistorische Museum in Wien und das Muséum national d’histoire naturelle in Paris.

Siehe auch
Naturalis historia
Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels ein Werk von Immanuel Kant
Geschichte der Naturwissenschaften
Liste naturhistorischer Museen
Naturphilosophie

Literatur
Albrecht von Haller: Onomatologia medica completa […] oder Vollständiges Lexicon […] der
Naturgeschichte. Frankfurt am Main 1758.
Wolf Lepenies: Das Ende der Naturgeschichte. Wandel kultureller Selbstverständlichkeiten
in der Wissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts. Hanser, München/Wien 1976, ISBN 3-
446-12185-4.
Herbert H. Egglmaier: Naturgeschichte. Wissenschaft und Lehrfach. Akademische Druck- u.
Verlagsanstalt, Graz 1988, ISBN 3-201-01448-6.
Brian W. Ogilvie: The Science of Describing. Natural History in Renaissance Europe. The
University of Chicago Press, Chicago/London 2006, ISBN 0-226-62087-5.
Lorenz Oken: Ueber den Werth der Naturgeschichte, besonders für die Bildung der
Deutschen. (Akademische Rede) Friedrich Frommann, Jena 1809. (online) (http://bvbm1.bib
-bvb.de/view/action/nmets.do?DOCCHOICE=2776201.xml&dvs=1329673670280~601&loc
ale=de_DE&search_terms=&adjacency=&VIEWER_URL=/view/action/nmets.do?&DELIVE
RY_RULE_ID=25&usePid1=true&usePid2=true).
Hans Querner, Heinrich Schipperges (Hrsg.): Wege der Naturforschung 1822–1972 im
Spiegel der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte. Springer-Verlag, Berlin/
Heidelberg/ New York 1972, ISBN 3-540-05887-7.

Weblinks
Commons: Naturgeschichte (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Natural_history?us
elang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Naturforscher – Zitate
Wiktionary: Naturgeschichte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Literatur von und über Naturgeschichte (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSear
ch&query=4205673-1) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Einzelnachweise
1. Hermann Fischer: Die Heilige Hildegard von Bingen. Die erste deutsche Naturforscherin
und Ärztin. Ihr Leben und Werk (= Münchener Beiträge zur Geschichte und Literatur der
Naturwissenschaften und Medizin. Band 7/8). München 1927.
2. Vgl. zu älterer Begriffsverwendung etwa Ria Jansen-Sieben: De natuurkunde van het
gehaalal. Een 13de-eeuws middelnederlandse leerdicht. Brüssel 1968.
3. Arthur O. Lovejoy: Die große Kette der Wesen. Geschichte eines Gedankens. Suhrkamp,
Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-28704-4; engl. Originalausgabe: The great chain of
being. A study of the history of an idea. 1936.
4. Wolf Lepenies: Das Ende der Naturgeschichte. Wandel kultureller Selbstverständlichkeiten
in den Wissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts. Hanser, München 1976, ISBN 3-446-
12185-4, S. 45.

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Diese Seite wurde zuletzt am 3. März 2023 um 21:21 Uhr bearbeitet.

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