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Band 1
Prechtl, Adalbert:
Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik / Adalbert
PrechtJ. - Wien; New York : Springer.
Bd. 1(1994)
Vorwort
Dies sind die Vorlesungen "Grundlagen der Elektrotechnik", die ich seit Ende der
80er Jahre an der Technischen Universität Wien für alle Studierenden der
elektrotechnischen Studienzweige im ersten Jahr halte. Zusätzlich aufgenommen
wurden zahlreiche Wiederholungsfragen und viele Aufgaben mit Lösungen, die in
den begleitenden Rechenübungen besprochen werden. Ziel dieser Lehrveranstal-
tungen ist es, eine anwendungsnahe Einführung in die grundlegenden Begriffs-
bildungen, Prinzipien und Rechenmethoden der Elektrotechnik zu geben.
An mathematischen Kenntnissen wird zunächst recht wenig vorausgesetzt, der
Wissenszuwachs während des ersten Studienjahres ist jedoch angemessen berück-
sichtigt. Ganz verzichtet habe ich auf die lokalen vektoranalytischen Formulierungen
der Eigenschaften elektromagnetischer Felder zugunsten von Aussagen globaler
Art über Ladungen und Ströme, Spannungen und Flüsse. An Präzision und
formaler Einfachheit geht dabei nichts verloren. Im Gegenteil: Die Verbindungen
zur Netzwerktheorie und zu anderen Beschreibungsformen der elektromagnetischen
Erscheinungen-i-etwa den alternierenden DifTerentialformen ~ Ia sse n sich auf diese
Weise leichter herstellen.
Beim Erstellen der Lehrbehelfe. aus denen beide Bände entstanden sind, haben
mich die Angehörigen des Instituts für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik
kräftig unterstützt. Besonders herzlichen Dank sagen möchte ich meinem verehrten
Vorgänger, Herrn Professor Dr. Hellmut Hofmann, für sein förderndes Wohlwollen
und Herrn Professor Dr. Herbert Haas, dem ich für viele wertvolle Anregungen
verpflichtet bin .
Hinweise . xi
Literatur 424
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
Inhalt des zweiten Bandes
Die "Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik", deren erster Teil in
diesem Band dargelegt ist, sollen Sie mit den Grundzügen der Elektrizitätslehre
vertraut machen und Ihnen damit das Eintreten in unser weitverzweigtes Fachgebiet
ermöglichen. Das Schwergewicht liegt zunächst auf den allgemeineren physikali-
schen Begriffsbildungen und verlagert sich dann zu Begriffen wie der elektrischen
Ladung, dem elektrischen Strom und der elektrischen Spannung. Nach meiner
Erfahrung setzt das konstruktive und sichere Umgehen mit diesen doch recht
abstrakten Größen eine Gewöhnung voraus, die sich am besten durch das
Einnehmen unterschiedlicher Standpunkte und vor allem durch Übung erreichen
läßt. Haben Sie das Gerüst erst einmal gut verankert, wird Ihnen auch das Ver-
ständnis der spezielleren Methoden und Rechenverfahren nicht allzu schwer fallen .
Jedes der vierzehn Kapitel enthält eine Anzahl von Fragen. Verwenden Sie diese
Fragen zur Überprüfung, ob Sie den vorangehenden Text ausreichend verarbeitet
haben, aber auch als Anregung für weitere Fragen, die Sie sich beim Studium
selbst stellen. Bemühen Sie sich um eigene, klare Formulierungen der Antworten!
Wichtig ist auch die Bearbeitung der Rechenaufgaben. Dazu gehören die
möglichst vollständige Offenlegung der Voraussetzungen, der klare, lückenlose,
auch von jemand anders nachvollziehbare Rechen- oder Argumentationsgang und
die Überprüfung der Ergebnisse: Einheitenkontrolle, Sonderfälle, Plausibilität der
numerischen Resultate und ähnliches. Gesundes Mißtrauen gegen die eigenen
Rechenkünste ist hier immer angebracht. Ganz verkehrt wäre es, Lösungsgänge
oder auch nur "Kochrezepte" auswendig zu lernen. Wenig zielführend erscheint
mir auch das Kleben an speziellen Formeln, weil deren Voraussetzungen meist
nicht beachtet werden. Versuchen Sie, den Kern einer Aufgabe zu erkennen, eine
Lösungsstrategie festzulegen und dann durch Spezialisierung möglichst allgemeiner
Beziehungen eine Lösung zu erarbeiten! Die Lösungsvorschläge, im hinteren Teil
des Buche s zusammengestellt, sollten Sie erst dann konsultieren, wenn Sie eine
Aufgabe gelöst haben, oder wenn Sie trotz ernsthafter Anstrengung keinen Zugang
finden .
Kapitel 1
Jeder von uns hat eine gewisse natürliche Vorstellung von Zeit, die mit der Abfolge
von Ereignissen und der Dauer von Vorgängen zusammenhängt. Bis zum Beginn
unseres Jahrhunderts begriffen die Physiker die Zeit als etwas Absolutes, überall
und immer gleichartig Verfließendes. Inzwischen hat die Zeit ihren absoluten
Charakter verloren. Wir mü ssen bei phy sikalischen Vorgäng en, die mit hohen
Geschwindigkeiten oder starken Schwerefeldern zu tun haben, zumindest im
Prinzip immer genau die Bedingungen angeben, unter denen wir Zeitabschnitte
messen .
Wie alle grundlegenden Begriffe läßt sich auch die Zeit nicht wirklich definieren.
Das braucht uns aber weiters nicht zu stören. Wichtig ist, wie wir sie als physi-
kalische Größe mit Hilfe von Uhren messen. Präzise definieren läßt sich allerdings
die Basiseinheit der Zeit, die Sekunde (Einheitenzeichen s), und zwar über natürliche
periodische (immer gleichartig hintereinander ablaufende) Vorgänge.
Ein solcher periodischer Vorgang ist z.B. der durch die Erdrotation bestimmte
Tag. Allerdings hat der wahre Sonnentag (Zeitabstand von einem Sonnenhöchst-
stand bis zum nächsten) wegen der Schiefe der Ekliptik und der Ellipsenform der
Erdbahn eine merkbar unregelmäßige Dauer. Man erfand daher die dem Drehwinkel
der Erde genau proportionale mittlere Sonnenzeit mit dem mittleren Sonnentag
als Zeitmaß und der Sekunde als den 86400 sten Teil davon.
Dabei blieb es aber nicht. Bereits früher hatten Astronomen gewisse Unre-
gelmäßigkeiten in der Erddrehung (zurückzuführen auf Massenverlagerungen im
Erdinneren) und außerdem eine allmähliche Abbremsung der Erddrehung (wegen
der Gezeitenreibung) gemessen. Dies führte über eine weitere Zwischenstufe, dem
sogenannten tropischen Jahr, schließlich auf eine Sekundendefinition, die auf der
Zeitmessung mit höchstpräzisen Cäsium-Atomuhren beruht. Es werden dabei
bestimmte Eigenschwingungen von Cäsiumatomen z.B. mit einem abstimmbaren
Quarzoszillator abgetastet. Durch Teilung der Oszillatorfrequenz gewinnt man
schließlich Sekundenmarken, deren Folge eine Atomzeitskala darstellt. Es ist dies
die Internationale Atomzeitskala TAl (Ternps Atomique International).
Neben der Internationalen Atomzeitskala ist auch die auf der Erddrehung
beruhende Weltzeitskala UTI (Universal Time) weiterhin in Gebrauch. Weiters gibt
es, als Komprorniß, die koordinierte Weltzeit UTC (Universal Time Coordinated),
die auch von allen Zeitzeichensendern ausgestrahlt wird . Sie verwendet Atomzeit-
sekunden (TAl) und wird durch Einfügen oder Auslassen von Schalt sekunden mit
der UTl-Zeitskala in Übereinstimmung gehalten.
2 1 Ze it. Raum . Bewegu ng
i
j
Sek u n d en
6
Ei n Ja h r
10
Ein Tag
10 -0 - Pe r i o d c n d e u cr F a ll Radi o lH'll en
JI
Lich t du r ch qu ert e i n .·11 0 111
10 2'
Der uns umgebende Raum scheint ein recht vertra utes Obj ekt zu sein. Wir verbinde n
damit Vorstellungen wie die Ausdehnung von G egen ständen ode r den Abstand
zwischen zwei Orten. Auch in der Ph ysik nahm man früh er den Raum als etwa s
Absolutes und Gleichförmiges an , jedenfalls aber als etw as U nbeeinflußba res, als
eine Bühne, auf der sich die Welt a bspielt. Das hat sich inzwischen geä ndert. Der
Raum selbst wurde zum Gegen stand ph ysikalische r U nters uchunge n.
1.2 Der Raum und seine Geometrie 3
Durch Versuche mit Geräten zur Messung von Längen und Winkeln und mit
Linealen oder Lichtstrahlen als physikalischen Geraden können wir die bekannten
Aussagen der Elementargeometrie experimentell bestätigen, etwa den Satz über
die Winkelsumme eines Dreiecks oder den Lehrsatz des Pythagoras 1. Das ist nicht
verwunderlich, weil sich die gewöhnliche Geometrie aus den Aufgaben der
Landvermessung entwickelt hat. Die Elemente der Geometrie und ihre Lehrsätze
sind demnach Idealisierungen physikalischer Objekte und deren räumlicher
Eigenschaften. Im Bereich unserer gewöhnlichen Erfahrung ist die sogenannte
euklidische Geometrie? ein geeignetes mathematisches Modell für die physikalische
Geometrie.
Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Beziehungen der gewöhnlichen Geometrie -
etwa in der Astronomie - nicht uneingeschränkt verwendet werden können.
Die euklidische Geometrie ist unter diesen Umständen kein geeignetes mathe-
matisches Modell für die physikalische Geometrie, und wir müssen zu allgemeine-
ren, nichteuklidischen Geometrien übergehen. Wir sprechen dann von "gekrümmten
Räumen". Überdies wird die Naturbeschreibung in diesen Fällen etwas einfacher,
wenn anstelle des dreidimensionalen Ortsraumes eine Kombination aus Raum
und Zeit verwendet wird, die vierdimensionale Raum-Zeit.
Auf ähnliche und zusätzliche Probleme treffen wir beim Vordringen zu immer
kleineren Abständen. Es gibt Hinweise darauf, daß der physikalische Begriff der
Länge unterhalb von etwa 10- 34 Meter überhaupt seinen Sinn verliert.
Wir werden uns im folgenden ausschließlich mit Situationen beschäftigen, die
einer Beschreibung durch die euklidische Geometrie zugänglich sind. Ähnlich wie
bei der Zeitmessung müssen wir jedoch sorgfaltig auf die Bedingungen achten,
unter denen Längenmessungen vorgenommen werden. Dies gilt insbesondere für
Vorgänge, bei denen große Geschwindigkeiten auftreten.
Die genaue Angabe von räumlichen Abständen setzt voraus, daß wir einen
einheitlichen Längenbegriff zur Verfügung haben. Wir brauchen also eine ver-
bindliche Maßeinheit für die Länge.
Im Zuge der französischen Revolution sollte unter anderem die bis dahin
bestehende Vielfalt der Längenmaße beseitigt werden. Man verfertigte einen
Maßstab mit der Länge des zehnmillionsten Teils eines Viertels des Erdumfanges
und nannte ihn das Meter. Seit 1875 gibt es in Paris einen Maßstab aus einer Platin-
Iridium-Legierung, der das Urmeter als Prototyp repräsentiert. Diese Meterde-
finition galt bis zum Jahr 1960. Die neuere Festlegung nutzte die hohe Präzision
optischer Interferenzmessungen. Als geeignetes Normal wurde das Licht einer
Krypton-Lampe ausgewählt und das Meter als ein bestimmtes Vielfaches seiner
Wellenlänge fixiert. Damit konnte man hochgenaue Messungen im Prinzip überall
und jederzeit ausführen. Beispielsweise wurde durch Zusammenschalten mit einer
Atomuhr die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts im leeren Raum zu Co =
299792458 m/s bestimmt, mit einer kleinen Meßunsicherheit in der letzten Stelle.
Im Jahr 1983 wurde das Meter wiederum neu definiert. Man fixierte die
Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum mit Co = 299792 458 mls als exakten Wert
Me t e r
Ra n d d es Welt alls
Z u r n ä chst en Ga la x ie
Z um Ze n t r um uns erer Ga la x ie
'8
10
Zu m n ä ch st en S ter n
10 "
Beh n r e di us vo m Plu t.o
10 '2
Z u r S on n e
Z um Mon d
10 6
10 -J
Ein S a lzko r n
10 - 6
Ein Viru s
Radi us e ines At o m s
Radius e ines At o m k e r n s Abb. 1.2 Na türliche Entfernu ngen und Abm es-
sungen (nac h Feynma n)
1.3 Koordinaten
Stellen Sie sich drei feste, gerichtete Geraden im Raum vor, die einander in einem
Punkt, dem Ursprung, schneiden und die paarweise senkrecht aufeinander stehen.
Die Geraden heißen x-Achse, y-Achse und z-Achse. Wir legen (als willkürliche
Vereinbarung) ihre Reihenfolge so fest, daß sich beim Schwenken der x-Achse zur
y-Achse hin die Richtung der z-Achse im Sinn einer Recht sschr aube ergibt
(Abb. l .3a). Jede der Achsen wird , vom Ursprung ausgehend, mit einer Längenskal a
au sgestattet, wobe i in Pfeilrichtung positiv und entgegen der Pfeilrichtung negati v
gemessen wird (Abb. 1.3b).
1.3 Koordinaten 5
3m
2m
y
J----I~
x
a
Damit haben wir folgendes erreicht: Jeder Ort im Raum besitzt eine genau
angebbare Adresse, nämlich seine drei Koordinaten (x, y, z). Beispielsweise bedeutet
die Koordinatenangabe
für einen Punkt fJ! (Abb. 1.3b): "Gehen Sie vom Ursprung aus 1,51 m in Richtung
der x-Achse, dann 1,01 m in die Richtung parallel zur y-Achse und schließlich
1,25m in die Richtung entgegengesetzt (wegen des Minuszeichens) parallel zur
z-Achse. Dort ist der Ort des Punktes fJ!."
Ein skaliertes Achsenkreuz der beschriebenen Art nennt man ein kartesisches
Koordinatensystenr' und die drei Längen x""ygo,Z", die kartesischen Koordinaten
des Punktes fJ!. Beachten Sie: Die Wahl des Ursprungs und der Lage des
Achsenkreuzes ist an sich beliebig. Wir hätten auch eine andere Lage annehmen
können und dann natürlich andere Werte für die Koordinaten unseres Ortes &>
bekommen. Mit Hilfe geometrischer Beziehungen kann man jedoch die Koordinaten
eines Ortes bei bekannter gegenseitiger Lage der Koordinatensysteme ineinander
umrechnen (Koordinatentransformation).
Neben den kartesischen gibt es auch Koordinatensysteme anderer Art, z.B. die
geographischen Koordinaten (geographische "Länge" und "Breite") eines Ortes
auf der Erdoberfläche. Nimmt man etwa noch den Abstand vom Erdmittelpunkt
dazu , so lassen sich auch Orte außerhalb der Erdoberfläche in bezug auf die Erde
angeben. Es ist dies das Urbild der sogenannten Kugelkoordinaten.
Die Anzahl der Koordinaten, die zur Festlegung eines Ortes angegeben werden
müssen, nennt man die (geometrische) Dimension des Raumes. Der uns umgebende
Ortsraum besitzt die Dimension 3, er ist dreidimensional. In einer Ebene oder auf
\.
;)
.
~
' P)
1• j .'
. ;) . 1/
( \'
2 )
.1' .
der Erdoberfläche benötigen wir nur zwei Koordinaten, wir sprechen dann von
zweidimensionalen Räumen.
Mit der Einführung von Koordinaten lassen sich geometrische Beziehungen
bequem formulieren . So ist bekanntlich in einer Ebene (Abb . 1.4) der Abstand
zwischen einem Punkt ,0/' mit den Koordinaten (x.0", y.0') und einem Punkt 2. mit
den Koordinaten (X.hY'») (die Länge der Strecke ~2!) aus
(1.1)
zu berechnen. Ähnlich erhalten wir aus den kartesischen Koordinaten (x,J" y.J" 2.0")
und (X,h Y3, 2.») zweier Punkte für deren Abstand im Raum
(1.2)
In diesen Gleichungen drückt sich die Gültigkeit der euklidischen Geometrie aus.
/
x/ Abb. 1.6 Richtungen in einem kartesischen Koordinatensystem
(1.3)
Das bedeutet: "Gehen Sie von r!JI aus die Strecke r JifJJ in Richtung e Ji;? Dort liegt
:1." Man nennt r ~fJJ den Ortsvektor (Radiusvektor) von :1 in bezug auf f!I.
Natürlich können wir auch auf anderen Wegen von r!JI nach 2. gelangen, Z.B.
unter Verwendung eines kartesischen Koordinatensystemes (Abb. 1.8): "Gehen Sie
von r!JI aus die Strecke (x~ - x:J') in Richtung e" und weiter um die Strecke (Y:!l - Y0')
in Richtung ey, und weiter um die Strecke (z~ - z.'3') in Richtung z • Dort liegt e
2.." Wir schreiben dafür
(1.4)
und haben damit eine andere, gleichwertige Darstellung von r JifJJ gefunden, nämlich
die Entwicklung (oder Zerlegung) des gerichteten Abstands in einem kartesischen
8 I Zeit. Raum. Bewegun g
z
2
av Y 1X" y" z, J
z
e / /
x
Abb. 1.8 Gerichteter Abstand in einem kartesischen Koordinatensystem
darstellen läßt. Den Ortsvektor f !y ('j eines Ortes f!lJ in bezug auf den Ursprung (!)
eines gewählten Koordinatensystems bezeichnet man meist kürzer mit r J' und
nennt ihn den Ortsvektor von f!lJ. Gleichung (1.5) nimmt dann die Form
(1.6)
z 2
(1);:;= _
y
x
Abb. 1.9 Gerichteter Abstand unter Einbeziehung des Ursprungs
1.5 Bewegung 9
Dies stimmt, wie Sie sehen, genau mit der Entwicklung (1.4) überein.
1.5 Bewegung
Der physikalische Begriff Bewegung, wie wir ihn hier gebrauchen, bedeutet
Ortsveränderung in der Zeit. Sie alle kennen Ausdrücke wie Geschwindigkeit oder
Beschleunigung, die zur näheren Beschreibung der Bewegung gebraucht werden.
Wenn Sie mit dem Auto in zweieinhalb Stunden die Strecke von 300 Kilometer
zurücklegen, so fahren Sie durchschnittlich mit einer Geschwindigkeit von
120 km/h, Wenn Sie ihr Auto in 12 Sekunden aus dem Stand auf die Geschwindigkeit
100 krn/h bringen, dann beträgt Ihre durchschnittliche Beschleunigung
v=ve, (1.8)
:J' Abb. 1.10 Bewegung eines Objekts .:f entlang einer geraden Bahn
bleibt aber immer dieselbe . Sollte sich die Bewegungsrichtung umkehren, bekommt
v ein negatives Vorzeichen.
Auch die Beschleunigung, die momentane zeitliche Änderungsrate der
Geschwindigkeit, läßt sich durch einen Vektor erfassen. In unserem Beispiel der
geradlinigen Bewegung (Abb. 1.10) ist die Beschleunigung
a=ae, (1.9)
_ ' .1 -
v = -----'--
'- ,ey (1.10)
d.h.
r..J; = X,,/ e x + Y9'e y + Z9' e z = (2,71 m)e x + (7,45 m)e y + (4,79 m)ez ,
r 2 = X2e x + Y2ey + Z2 e z = (3,05 m)e x + (8,38 m)e y + (4,94m)e z '
und dam it
Dann ist
Nach diesem Schema kann man weiter verfahren und damit für den Ort f!J! (oder v
jeden anderen Ort auf der Bahnkurve) beliebig genau bestimmen. Symbolisch wird
die Geschwindigkeit v daher durch einen Grenzwert der Art
(1.13)
erkl ärt.
Der Ausdruck (1.12) stellt eine (näherungsweise) Entwicklung des Geschwin-
digkeit svektors v im Punkt f!J! nach dem Schem a
(1.14)
12 I Zeit. Raum. Bewegun g
dar. Dies besagt: " D as Objekt % bewegt sich momentan mit der Geschwindigkeit
Vx = 3,4 mls in Richtung der x-Achse, gleichzeitig mit vy = 9,3 mls in Richtung der
y-Achse, und gleichzeitig mit Vz = 2,0 ml s in Richtung der z-Achse." Wie schnell
bewegt sich da s Objekt nun insgesam t?
Nach dem pythagoräischen Lehrsatz können wir a us den Koordinaten ( 1.11)
die Länge des während des Ze itintervalls zwischen t,oY und t.1 durchlaufenen Wege s
näherungsweise berechnen:
Näherungsweise deshalb, weil wir dabei die Bahnkurve zwischen .01 und !i durch
ein Geradenstück ersetzen. Die Schnelligkeit (Betrag der Geschwindigkeit) ist
damit
Beachten Sie: v läßt sich au ch direkt aus den Entwicklungskoeffiz ienten gem äß
(1.1 6)
berechnen.
Die Beschleunigung ä in irgendeinem Punkt fI der Bahnkurve ist als zeitl iche
Änderungsrate der Geschwindigkeit definiert. Ähnlich wie in GI. (1.13) drücken
wir da s symbolisch durch den Grenzwert
_ . V;j-v;J'
a = 11m ._ - - (1.17)
l.i ~t., t ;j - ( J'
Haben wir etwa in unserem Beispiel zum Zeitpunkt t~ = 0,80 s die Geschwindigkeit
im Punkt ,0/ zu
Die Beschleunigung besitzt hier also eine Richtung entgegengesetzt zur z-Achse.
Beachten Sie: Im Gegensatz zur Geschwindigkeit weist die Beschleunigung im
allgemeinen nicht in Richtung der Bahnkurve. Ihre Richtung ist die Richtung der
auf un ser Objekt momentan wirkenden Kraft In den folgenden Abschnitten werden
wir un s kurz mit den Objekten der Bewegung, nämlich mit Körpern und Teilchen,
mit einer ihrer wesentlichen Eigenschaften, der Masse, und mit den Ursachen von
Bewegungsänderungen, den Kräften, beschäftigen,
1.6 Fragen
I. Warum wurde die Definition der Zeiteinh eit auf der Grundlage der Erdrotation a ufgegeben?
2. Welche Gerät e werden heute zur Darstellung der Zeiteinhe it verwendet? Warum gibt es gelegentlich
Schaltsekunden?
3. Warum gibt es unterschiedliche Geomet rien? Welches Modell der physikalischen Geom etrie
verwenden wir im täglichen Leben und in der klassischen Ph ysik?
4. Wie wurde früher und wie wird heute die Basiseinheit der Länge festgelegt?
5. Wozu dienen Koordinaten ? Was ist eine Koordinatentran sformat ion?
6. Wie konstruiert man ein kartesisches Koordinatensystem?
7. Wozu verwenden wir Vektoren? Was ist ein Ortsvektor?
8. Was bedeuten die Begriffe " Entwicklung (Zerlegung)", "Komponenten", und .Entwicklungsko -
effizienten (Koeffizienten , Ko ordin aten )" eines Vektors?
9. Was bedeut et "Bewegung" ?
10. Was ist "Geschwindigkeit", was "Beschleunigung", und du rch welche mathem atischen Objekte
werd en diese Größen erfaßt?
14 I Zeit. Raum. Bewegung
1.7 Aufgaben
AU Laufweg des Lichts: Welche Strecke legt das Licht während einer Nanose-
kunde (= Ins = 1 Milliardstel Sekunde) im leeren Raum zurück?
Al.3 Entfernungen: Wie groß ist der Erdumfang, der Abstand zwischen Erde und
Mond und zwischen Erde und Sonne? Wie lange braucht ein Signal, da s sich
mit der maximal möglichen Geschwindigkeit ausbreitet, um diese Strecken zu
durchlaufen?
Al.4 Richtungen: Eine beliebige Richtung e läßt sich in bezug auf ein kartesisches
Koordinatensystem durch eine Entwicklung der Art
angeben.
(i) Wie sind die Winkel a.. a y , a z geometrisch zu interpretieren?
(ii) Berechnen Sie a.. a y und az für die Richtung des Ortsvektors r :z;Y eines
Punktes 2., (x:z, y'p,z:z) = (2,31 m; 1,98m; 0,47 m), in bezug auf den Punkt
f!J, (xgo,y'g>,z",) =(1,19m; 3,05m; 1,26m).
(iii) Zeigen Sie, daß für eine Entwicklung dieser Art gilt:
Al.5 Körper auf Kreisbahn: Ein Körper (Sie können ihn .als Punktmasse annehmen)
durchläuft eine Krei sbahn mit dem Radius r = 1,5 m gleichförmig in der Umlaufzeit
T= 0,6 s. Geben Sie für jeden Punkt der Kreisbahn die Ge schwindigkeit, die
Beschleunigung und deren Richtungen an .
Kapitel 2
Ein räumlich ausgedehntes, materielles Objekt, etwa ein Sessel, ein Planet oder
ein Wassertropfen, nennen wir in der Physik einen Körper. Körper können fest,
flüssig oder auch gasförmig sein.
Die physikalischen Eigenschaften von Körpern sind durch die Art und die
Wechselwirkung ihrer Bestandteile bestimmt. In jedem Fall entdecken wir beim
Vordringen in immer kleinere räumliche Bereiche eine körnige Struktur der
Materie. Diese Körner nennt man Teilchen (Partikel, Korpuskel). So enthält z.B.
die uns umgebende Raumluft (es handelt sich dabei um ein Gemisch mit einem
Volumengehalt von 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 0,9% Argon, etwas Kohlendioxid
und Spuren weiterer Edelgase, etwas Wasserdampf) in jedem Kubikmillimeter
etwa 21,0'10 1 5 Moleküle Stickstoff, 5,6'10 1 5 Moleküle Sauerstoff und 0,2'10 1 5
Argonatome. Die Stickstoff- und Sauerstoffmoleküle bestehen wiederum aus je
zwei zusammenhängenden Stickstoff- bzw. Sauerstoffatomen.
Atome scheinen zunächst aus wenigen unterschiedlichen Bausteinen zusam-
mengesetzt zu sein. Gemäß seiner Stellung im Periodensystem der Elemente besitzt
ein Atom im Grundzustand eine bestimmte Zahl von Elektronen, die in einer
schalenartigen Struktur um den Atomkern angeordnet sind. Die Kerne selbst
bestehen aus Protonen und Neutronen. Atome haben Durchmesser der Größenord-
nung 10- 1 0 m, Atomkerne von etwa 10- 1 5 m. Wir stoßen hier allerdings in Bereiche
vor, die mit den Methoden der klassischen Physik nur unzulänglich beschreibbar
sind . Beispielsweise sind die Orte der Elektronen um einen Kern grundsätzlich
nicht genau bestimmbar, es können lediglich wahrscheinliche Aufenthaltsbereiche,
die vom Anregungszustand des Atoms abhängen, angegeben werden. Es sind dies
die bereits erwähnten Schalen. Ändert sich der Anregungszustand durch den
Übergang eines Elektrons von einer Schale höherer in eine Schale niedriger
Ordnung, so kann das Atom kleine Portionen elektromagnetischer Strahlung, z.B.
in Form von winzigen Lichtblitzen, aussenden. Im Sinne der Quantenmechanik
handelt es sich dabei ebenfalls um Teilchen, die Photonen . Umgekehrt kann ein
Atom durch Beschuß mit einem Photon in einen Anregungszustand höherer
Ordnung versetzt werden.
Das von uns wahrgenommene Licht besteht aus dem beständigen Strom einer
Vielzahl von Photonen. Sie breiten sich alle mit Lichtgeschwindigkeit aus und
besitzen eine "Farbe" entsprechend ihrer Frequenz. Photonen können auch
von Atomkernen ausgehen. Ihre Frequenz ist dann wesentlich höher (Gamma-
strahlen).
16 2 Körper und Teilchen . Masse und Stoffmenge
2.2 Festkörper
Ein großer Fortschritt im Verständnis der Bewegung von Körpern gelang Galilei '
und seinen Schülern, als sie das Prinzip der Trägheit entdeckten: Wenn man einen
Körper sich selbst überläßt, ihn nicht beeinflußt, dann bewegt er sich geradlinig
weiter mit konstanter Geschwindigkeit, falls er ursprünglich bewegt war, oder er
bleibt in Ruhe , falls er ursprünglich in Ruhe war. Diese Entdeckung ist deshalb
so grandios, weil sich die Vorgänge in der Natur so nie abzuspielen scheinen. Es
entspricht eher unserer Erfahrung, daß alle Körper zur Ruhe kommen, wenn sie
nicht ständig angeschoben werden. Tatsächlich ist dieses Verhalten aber auf die
meist vorhandene Reibung zurückzuführen, es liegt also eine Beeinflussung vor.
Die Änderung der momentanen Geschwindigkeit eines Körpers zeigt das
Wirken einer Kraft an . Dabei reagieren unterschiedliche Körper unter dem
Einfluß derselben Kraft im allgemeinen nicht gleich, wenn sie unterschiedlich
schwer sind. Dementsprechend galt lange Zeit die Schwere, das Gewicht eines
Körpers, als das Maß für seine Trägheit. Die Proportionalität von Trägheit und
Schwere (genauer: von träger und schwerer Masse) ist eine Merkwürdigkeit der
traditionellen Mechanik, die erst in unserem Jahrhundert mit der Schaffung einer
neuen Theorie der Schwerkraft (allgemeine Relativitätstheorie) ihre tiefere Begrün-
dung fand . Aber auch in der nichtrelativistischen Mechanik trennen wir heute
streng zwischen den Begriffen Trägheit und Gewicht. Die Präzisierung erfolgt über
den Begriff der Masse, einer physikalischen Größe. Sie beschreibt eine Eigenschaft
von Körpern, die sich sowohl in der Trägheit gegenüber Änderungen des Bewe-
gungszustandes, als auch in der Anziehung auf andere Körper (Gravitation) äußert.
Die Masse eines Körpers hängt nicht vom Ort ab, an dem er sich befindet. Das
Gewicht, oder besser, die Gewichtskraft oder Schwerkraft, ist die im Schwerefeld
(Gravitationsfeld) eines anderen Körpers (z.B. der Erde) von der Masse eines
Körpers bewirkte Kraft. Die Gewichtskraft ist grundsätzlich ortsabhängig, auch
wenn sie sich auf der Erdoberfläche von Ort zu Ort nur geringfügig ändert.
Die Einheit der Masse, das Kilogramm (Einheitenzeichen kg), wird seit 1885
bis heute durch einen in der Nähe von Paris aufbewahrten Metallkörper repräsen-
tiert. Die Unsicherheit bei der Weitergabe dieser Einheit durch Wägen liegt bei
etwa 10 -8 . Alle Bemühungen, die Prototypdefinition durch eine bequemere
Festlegung, die sich an Naturkonstanten orientiert, zu ersetzen, sind bisher an
dieser hohen Genauigkeit gescheitert.
Halten wir fest: Jedem Körper X' kann als eine kennzeichnende physikalische
Größe seine Masse m (X') zugeordnet werden (Abb. 2.2). Sie besitzt die Eigenschaft
der Additivität, d.h., wenn wir einen Körper X't mit der Masse m(X't) = m t und
einen Körper X'2 mit der Masse m(X'2) = m2 zu einem Gesamtkörper X' = X't U X'2
vereinigen, so erhalten wir die Masse m(X') = m des Gesamtkörpers durch Addition
m(x)
Abb. 2.2 Die Masse eines Körpers ist die Summe der Massen seiner Bestandteile
18 2 Körper und Teilchen. Masse und Stoffmenge
der Einzelrnassen:
(2.1)
oder kurz, m = m 1 + m2' Die Masse eines Körpers ist damit als Summe der Massen
seiner Bestandteile (können auch mehr als zwei sein) berechenbar', Enthält z.B.
ein St ückehen Kupferdraht die Anzahl N = 85'10 1 8 Kupferatome,jedes Atom mit
der Masse mcu = 1,05'10- 2 5 kg, dann ist seine Masse
Betrachten wir nun einen Körper X mit der Masse m = m(X) und dem Volumen
(Rauminhalt) V = V(X). Die volumenbezogene Masse, also den Quotienten
(! = mlt', (2.2)
nennt man (mittlere) Massendichte oder kurz (mittlere) Dichte. Unter festgelegten
Bedingungen wie Druck und Temperatur ist die Dichte eine kennzeichnende Größe
für das Material (den Stoff), aus dem der Körper besteht. Beispielsweise besitzt
unser St ückehen Kupferdraht die Masse m = 8,9 mg, das Volumen V = I mm 3
und daher die Dichte
6
(! = 8,9 mg = 8,9'10- kg = 8,9'103 kg/m ' = 8,9 g/crrr',
I mm' 1O- 9m 3
2 Dies gilt i.a. nicht für Kernreaktionen (Kernspaltung, Kernverschmelzung). Es tritt dabei ein
sogenannter Massendefekt auf, der sich in einem dazu proportionalen Energiebetrag ä ußert.
2.3 Trägheit und Schwere. Die Masse 19
Besitzt der k-te Teilkörper :ffk die Masse m k = m(:ffk ) und das Volumen Vk = V(:ffk ) ,
so ordnen wir ihm die Dichte
(2.4)
zu. Sie kann für die einzelnen Teilkörper unterschiedlich sein und gibt damit
Aufschluß über die Massenverteilung. Ist sie für einen Bereich größer als für einen
anderen, so ist die Materie dort dichter gepackt. Umgekehrt kann bei bekannter
Dichte (h und bei gegebenem Teilvolumen Vk die Masse des Teilkörpers berechnet
werden :
(2.5)
n
V = Vt + V 2 + ...+ Vn = L Vk> (2.6)
k=t
und seine Masse ist die Summe der Massen seiner Teilkörper,
n
m=m 1 +m 2 + ... +mn = L mk , (2.7)
k=l
n
m = (21 V1 + (12 V 2 + ...+ l!n Vn = L l!k Vk • (2.8)
k=l
Die Art der gedanklichen Zerlegung des Körpers ist an sich beliebig. Es ist jedoch
klar, daß wir bei stark ungleichförmiger Massenverteilung umsomehr an Information
erhalten, je feiner wir den Körper unterteilen. Das Bild einer beliebigen, für den
jeweils untersuchten Fall ausreichend feinen Zerlegung wird durch die folgende
symbolische Schreibweise ausgedrückt.
Teilvolumen Vk -+ Volumenelement dV
Teilmasse mk -+ Massenelement dm
Dichte des Teilkörpers l!k -+ Dich te(verteilung) l!
Summation über alle Teilkörper L~=l -+ Integration über den Körper J.xc
Wir schreiben also symbolisch
m= t mk = f x:
dm,
fe
k=l
m = t a, Vk = dV (2.9)
k=l .xc
20 2 Körper und Teilchen. Masse und Stoffmenge
und
dm
O = .. dm = n d V. (2.10)
~ dV ' "
Als eine der Masse begrifflich ähnliche, systematisch jedoch unabhängige physikali-
sche Größe gilt seit dem Jahre 1971 die Stoffmenge als international vereinbart.
Sie ist ein Maß für die Teilchenzahl. Ihre Einheit ist das Mol (Einheitenzeichen
mol), das ist die Stoffmenge eines Körpers, der aus ebensoviel Einzelteilchen besteht,
wie Atome in 0,012 kg de s Kohlenstoffnuklids 12C enthalten sind. " Ebenso viel
Einzelteilchen" bedeutet hier die Avogadro- Konstante?
m 8,9 mg
n= -= =0,14·1O - 3mol.
M 64g/mol
Dem entspricht die Anzahl der Kupferatome im Drahtstückehen (85 ' 10 18 ), geteilt
durch die Avogadro-Konstante.
2.5 Fragen
I. Aus welchen Bestandteilen sind Atome aufgebaut? Wodurch unterscheiden sich die Atome
unterschiedlicher Elemente voneinander?
2. Wodurch unterscheiden sich feste, flüssige und gasförmige Körper im wesentlichen?
3. Was versteht man unter einer kristallinen Struktur? Wie groß sind etwa die Abstände benachbarter
Gitterplätze?
4. Wie lautet das Trägheitsprinzip der klassischen Mechanik?
5. Worin äußert sich die Eigenschaft "Masse"?
6. Wie heißt die Basiseinheit der Masse und wodurch ist sie festgelegt?
7. Wie bestimmen Sie im Prinzip die Massendichte bei gleichförmiger und bei ungleichförmiger
Massenverteilung?
8. Wie findet man bei bekannter, i.a. von Punkt zu Punkt in einern Körper veränderlicher Massendichte
die Gesamtmasse des Körpers?
9. Was bedeutet die Einheit I mol und wie hängt sie mit der Avogadro-Konstanten zusammen?
10. Warum müssen Sie bei der Angabe der Stoffmenge immer auch die Art der Substanz bzw. der
Teilchen angeben?
2.6 Aufgaben
A2.1 Mittlere Massendichten: Vergleichen Sie die mittleren Massendichten von
Erde, Mond und Sonne (Massen mE= 5,97'10 24kg,mM= 7,35' 1022 kg, ms=
1,99'10 3 0 kg; Radien RE = 6,37' 10 6 m, RM = 1,74'10 6 m, R s = 6,91'10 8 m).
A2.2 Teilchendichte in Kochsalz, Germanium und Kupfer: Berechnen Sie die Dichte
der Atome (Anzahl der Atome durch Volumen) in NaCl, Ge und Cu . Verwenden
Sie dazu die stoffmengenbezogenen Massen M Na = 23 g/mol, MCI = 35 g/mol, M Ge =
73 g/mol, Mcu=64g/mol und die Massendichten eNaCI=2,16 g/crrr', eGe=5,36 g/cm ' ,
ecu = 8,92 g/cm ' .
A2.4 Atomare Masseneinheit: Die Definition des Mol fixiert zusammen mit der
Avogadro-Konstanten den Wert der atomaren Masseneinheit lu, der den 12ten
Teil der Masse eines Atoms des Nuklids 12Cangibt. Bestimmen Sie diesen Wert.
A2.5 Ionen in einer Lösung: In 11 chemisch reinem Wasser wird 1mg Kochsalz
gelöst. Wie groß sind dann die Teilchendichten der positiven Natriumionen und
der negativen Chlorionen in der Lösung? (Na : M = 23,0 g/rnol; Cl: M = 35,5 g/mol)
Kapitel 3
Bei der Betrachtung des Prinzips der Trägheit stellt sich die Frage, wodurch und
wie denn eine Änderung des Bewegungszustandes von Körpern zustande kommt.
Dies wurde von Newton 1 geklärt: Die zeitliche Änderungsrate einer Größe, genannt
Impuls des Körpers, ist gleich der Kraft auf den Körper.
Der physikalische Begriff Kraft umschreibt Wechselwirkungen unterschiedlichen
Ursprungs zwischen Körpern. (Newton: "Kraft ist, was Massen zu beschleunigen
vermag.") Kräfte besitzen immer räumliche Richtungen, sie werden demnach als
physikalische Größen durch Vektoren mathematisch erfaßt. Wir kennen Gravi-
tationskräfte, elektromagnetische Kräfte u.a. Wesentlich ist, daß wir wissen, wie
Kräfte zu berechnen bzw. zu messen sind.
Der Impuls eines Körpers ist zunächst einfach das Produkt aus Masse und
Geschwindigkeit, also ebenfalls eine gerichtete Größe:
p=m ·u . (3.1)
fJ.p- P~
tg - t~
Um genauer zu werden, lassen wir das Zeitintervall schrumpfen und damit die
Orte f2 und f!J zusammenrücken: Die zeitliche Änderungsrate des Impulses ist gleich
der Kraft,
Ändert sich die Masse m unseres Körpers während der Bewegung nicht, was wir
voraussetzen wollen, so können wir m im Zähler herausheben und überdies die
Definition (1.17) der Beschleunigung verwenden. Wir erhalten dann die kinetische
Grundgleichung " M asse mal Beschleunigung ist Kraft",
ma=F. (3.3)
a
Sie gilt für jeden Punkt der Bahnkurve, wenn und F die jeweiligen Momentanwerte
der Beschleunigung bzw. der gesamten, an unserem Körper angreifenden Kraft
darstellen.
Eine wichtige Anmerkung: Die kinetische Grundgleichung ist in der einfachen
Form (3.3) nur dann richtig, wenn die Beschleunigung und die Kraft in bezug auf
ein Inertialsystem bestimmt werden. Wir verstehen darunter ein Bezugssystem
(dargestellt z.B. durch ein kartesisches Koordinatensystem), in dem das Trägheits-
prinzip gilt, wenn wir einen Versuchskörper nach bestem Wissen von allen Kräften
freimachen. Für viele mechani sche Vorgänge kann ein mit der Erde fest verbundenes
Bezugssystem in ausreichender Genauigkeit als Inertialsystem angenommen werden.
Großräumige Vorgänge auf der Erde oder astronomische Vorgänge erfordern zu
ihrer Beschreibung aber ein besseres Inertialsystem, z.B. ein in der Sonne oder im
Fixsternhimmel verankertes. Haben wir ein Inertialsystem bestimmt, so kann auch
jedes andere, geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit dagegen bewegte Bezug s-
system als Inertialsystem verwendet werden. Irgend eine Beschleunigung ist dann
in beiden Bezugssystemen die gleiche.
Im Konzept des Inertialsystems manifestiert sich die über lange Zeit als selbst-
verständlich angenommene Auffassung vom Raum als einem absoluten Gebilde.
Erst die relativist ische Physik hat hier eine Revision der begrifflichen Grundlagen
mit sich gebracht und damit auch eine Wandlung un serer Auffassung von
Bezugssystemen. Wir beschäftigen uns zunächst nur mit Vorg ängen, die sich im
Rahmen der traditionellen, nichtrelativistischen Physik beschreiben lassen.
Als ein einfaches Beispiel für die direkte Anwendung der kinetischen Grund-
gleichung betrachten wir den freien Fall eines Körpers mit der Masse m = 1 kg.
In der N ähe der Erdoberfläche beträgt die Fallbeschleunigung (sie ist bekanntlich
für alle Körper gleich) etw a 9,81 m/ s 2 . Wählen wir eine Bezug srichtung e senkrecht
nach oben, so ist die Beschleunigung (Abb . 3.2) a = - (9,81 m/s") e, und damit die
Gewichtskraft
erteilt. Unser Ergebnis, die Gewichtskraft auf den Körper, ist also F = - (9,81 N)e.
Sie weist senkrecht nach unten.
Eine veraltete Krafteinheit ist das Kilopond (Einheitenzeichen kp). Sie stützt
sich ab auf dem Wert der sogenannten Normfallbeschleunigung g = 9,80665 m/s':
Ein Kilopond ist jene Kraft, die einem Körper der Masse I kg die Normfallbe-
schleunigung erteilt. Oder: I kp ist dem Betrag nach gleich der Gewichtskraft auf
einen Körper der Masse I kg am Ort der Normfallbeschleunigung. Damit gilt:
I kp = 9,80665 N.
Ist ein Körper, im Gegensatz zu der von uns bisher betrachteten Punktrnasse,
räumlich ausgedehnt, so können wir die kinetische Grundgleichung (3.3) ebenfalls
anwenden, wenn F die Gesamtkraft auf den Körper, m seine Gesamtmasse und
ädie Beschleunigung des Massenmittelpunktes (ungenauer: des "Schwerpunktes")
bezeichnet. Die Lage des Massenmittelpunktes im Körper läßt sich bei bekannter
Massenverteilung berechnen (in Sonderfällen kann er auch außerhalb des Körpers
liegen). Allerdings ist mit der Bewegung des Massenmittelpunktes die Gesamtbewe-
gung des Körpers noch nicht vollständig beschrieben. Beispielsweise kann sich ein
frei beweglicher, starrer Körper noch zusätzlich um eine Achse durch den Massen-
mittelpunkt drehen, und diese Achse kann überdies ihre Richtung mit der Zeit
ändern. Es werden dann noch andere Größen, etwa der Drehimpuls, eingeführt
und weitere Bewegungsgleichungen aufgestellt. Grundlage dafür ist aber immer
die kinetische Grundgleichung (3.3),angewendet aufTeile eines gesamten Körpers.
Beachten Sie auch noch folgendes: Wir haben bereits gesehen, daß die Richtungen
der Geschwindigkeit und der Beschleunigung einer Bewegung nicht übereinstimmen
müssen. Zusammen mit der kinetischen Grundgleichung folgt daraus, daß auch
die Richtung der Kraft nicht mit der Bewegungsrichtung zusammenfallen muß.
Wenn Sie z.B. einen Körper an einer Schnur herumwirbeln (Abb. 3.3), so liegt die
Geschwindigkeit immer tangential zur Kreisbahn. Die Kraft, die nötig ist, um den
Körper auf der Kreisbahn zu halten, üben Sie über die Schnur aus (Zentripetalkraft).
Bei gleichförmiger Drehung weist sie, wie auch die Beschleunigung, zum Kreismit-
telpunkt, sie steht also senkrecht auf die Bewegungsrichtung (Die Gewichtskraft
haben wir dabei nicht berücksichtigt).
Die Bedeutung der kinetischen Grundgleichung liegt einerseits darin, daß man
für die bekannte oder die gewünschte Bewegung eines Körpers die dabei auftretende
bzw. die dafür nötige Kraft berechnen kann (Bahnkurve --+ Geschwindigkeit -»
3.2 Das Gravitationsgesetz. Gravitationsfelder 25
/ Kr ei sb ah n
~--+------"'-
\ Kr e is =
m ill e lpu nk l Abb. 3.3 Ein Körper bewegt sich entlang einer Kreisbahn
Beschleunigung -+ Kraft). Andererseits läßt sich damit die Bewegung eines Körpers
bestimmen, wenn die Kraft zujedem Zeitpunkt bzw. an jedem Ort, an den der Körper
gelangt, bekannt ist (Kraft -+ Beschleunigung -+ Geschwindigkeit -+ Bahnkurve). Die
mathematischen Grundlagen zur Lösung von Problemen dieser Art (Infinitesimal-
rechnung) wurden ebenfalls von Newton und, unabhängig davon, von Leibniz?
geschaffen.
Für die Berechnung der Bewegung eines Körpers mit Hilfe der kinetischen
Grundgleichung müssen wir die wirksame Kraft kennen, und zwar zu jedem
Zeitpunkt und an jedem Ort, an den der Körper gelangt. Newton selbst hat ein
Kraftgesetz dieser Art angegeben: Zwei Körper ziehen einander entlang ihrer
Verbindungslinie mit einer Kraft an, die proportional dem Produkt ihrer Massen
und umgekehrt proportional dem Quadrat ihres Abstandes ist (Abb. 3.4). Wir
schreiben dies heute in der Form des Gravitationsgesetzes
-F- mt m2-
- - G ~- 2- e , (3.4)
r
(3.5)
Nach dieser Auffassung ist dann jedem Ort :?J! eine massenbezogene Kraft [
zugeordnet (Abb. 3.5), gleichgültig, ob sich an dieser Stelle gerade ein Testkörper
befindet oder nicht. Die Gesamtheit aller massenbezogenen Gravitationskräfte [ ,
die von einem Körper f 1 au sgehen , nennen wir das Gravitationsfeld (Schwerefeld)
des Körpers f 1 und den Vektor [ in irgendeinem Punkt die dort herrschende
Gravitationsfeldstärke (Schwerefeld stärke). Sie kann für Orte a ußerhalb von ')('1
nach GI. (3.5) berechnet werden. Auf einen Körper % mit der Masse m, der an
einen Ort gebracht wird, in dem die Gravitationsfeldstärke J herrscht, wirkt dann
die Kraft
F=m ·T (3.6)
erfährt. Sie ist zum Erdmittelpunkt hin gerichtet und hält ihn auf seiner Umlaufbahn.
I e=(l,6021892±0,OOO0042)'1O- 1 9C
I, (3.7)
einer Naturkonstanten, gemessen. Al1erdings kann ein Körper nicht nur positiv
elektrisch geladen sein, sondern auch negativ. Wir finden in der Natur negativ
geladene Teilchen, z.B. Elektronen (Q = - e), positiv geladene, z.B. Protonen
(Q = e), aber auch neutrale, d.h. elektrisch nicht geladene Teilchen, wie z.B.
Neutronen (Q = 0).
Ql ~
~ e ~
Elektrisch geladene Körper üben Kräfte aufeinander aus, und es war geradezu
eine wissenschaftliche Sensation, als man ein Kraftgesetz ähnlich dem des Gravita-
tionsgesetzes fand : Zwei Körper wirken aufeinander entlang ihrer Verbindungslinie
mit einer Kraft, die proportional dem Produkt ihrer elektrischen Ladungen und
umgekehrt proportional dem Quadrat ihres Abstandes ist (Abb. 3.6). Sie stoßen
einander ab, wenn beide Ladungen positiv oder wenn beide Ladungen negativ
sind ("gleichnamige Ladungen"), und sie ziehen einander an , wenn eine Ladung
positiv, die andere aber negativ ist ("ungleichnamige Ladungen"). Wir schreiben
dies heute in der Form des Coulomb-Gesetzes
(3.8)
elektrische Kraft
(3.10)
Gravitationskraft
eine unvorstellbar große Zahl. Die Stärke der elektrischen Wechselwirkung ist also
im Vergleich zur Gravitation überwältigend. Daß bei großen Körpern, etwa im
System Erde-Mond, die Gravitation überhaupt zum Tragen kommt, obwohl sie,
wie alle Körper, aus geladenen Teilchen aufgebaut sind, liegt daran, daß die
negativen Ladungen der Elektronen durch die positiven Ladungen anderer Teilchen
extrem genau ausgeglichen werden. Eine elektrische Ladung makroskopischer
Körper bedeutet immer nur eine extrem kleine Störung der Neutralität.
Ähnlich wie bei der Gravitation können wir auch im elektrischen Fall den
Begriff der Feldstärke einführen. Wir denken uns den ersten Ladungsträger
(elektrische Ladung Q d festgehalten und messen mit dem zweiten (elektrische
Ladung Q2) als Testkörper aus, wie der erste Körper in den umgebenden Raum
hinaus wirkt (Abb. 3.7). Wenn wir die jeweils gemessene Kraft auf die Ladung des
Testkörpers beziehen, erhalten wir die elektrische Feldstärke E = F /Q2 in jedem
Punkt f!J als ladungsbezogene Kraft,
(3.11)
Nach dieser Auffassung gibt es also um den geladenen Körper herum ein Kraftfeld,
gleichgültig, ob sich im betrachteten Punkt eine Testladung befindet oder nicht.
Die Gesamtheit aller Feldstärkevektoren E nennen wir vorerst das elektrische Feld.
Wird ein Körper mit der Ladung Q in ein elektrisches Feld gebracht, so erfährt
er dort die Kraft
F=Q'E, (3.12)
wenn E die elektrische Feldstärke am Ort des Körpers angibt, bevor wir ihn dorthin
gebracht haben. Wir müssen aber aufpassen, daß die ursprünglich vorhandene
Verteilung der Ladungen im Raum dabei nicht gestört wird.
Die Einführung des elektrischen Feldes anstelle der direkten Wechselwirkung
über das Coulomb-Gesetz mag zunächst als Umweg erscheinen, der kaum Vorteile
bringen kann. Mit dem Feldbegriff sind jedoch weitergehende Vorstellungen
30 3 Impul s und Kraft. Kraftfelder. Allgemeine Felder
verknüpft, die sich nach seiner Erfindung durch Farada y" als äußerst fruchtbar
erwiesen haben. So sehen wir heute das Feld als den eigentlichen Sitz der
wesentlichen elektrischen Erscheinungen an, während die elektrischen Ladungen
die Rolle von Singularitäten, gewissermaßen von Knoten im Feld, übernehmen.
Überdies sind bewegte Ladungsträger noch mit einem weiteren Feld verknüpft,
dem magnetischen Feld. Es bildet, wie wir noch sehen werden, zusammen mit
dem elektrischen Feld eine begriffliche Einheit, das elektromagnetische Feld. In
dieser Form kann sich das Feld sogar von seinen Quellen loslösen und z.B. in der
Ge stalt von Wellenpaketen davonfliegen, wie wir dies von den Photonen kennen.
es sich jedoch als günstiger, von der Verknüpfung eines Strömungsfeldes mit einem
Geschwindigkeitsfeld abzusehen, entweder, weil sich die Strömung aus mehreren,
einander überlagerten Teilströmungen zusammensetzt und diese Details nicht
interessieren, oder, weil die physikalische Begriffsbildung eine sinnvolle Zuordnung
von Geschwindigkeiten überhaupt nicht zuläßt. Ein Beispiel dafür ist der Wärme-
strom in einem Festkörper, für den wir zwar an jedem Ort einen Betrag und eine
Richtung angeben können und damit die mathematische Erfassung durch das
Vektorfeld der Wärmestromdichte möglich ist, ein zugehöriges Geschwindigkeitsfeld
aber i.a. nicht ins Konzept paßt. Anstelle von Strom und Stromdichte sprechen
wir in solchen Fällen bevorzugt von Fluß und Flußdichte. Wir werden Größen
dieser Art im Zusammenhang mit dem elektromagnetischen Feld kennenlernen,
z.B. den elektrischen Fluß (nicht zu verwechseln mit dem elektrischen Strom) und
den magnetischen Fluß. Auch sie werden lokal durch Vektorfelder erfaßt.
Nun zu einfacheren Feldern. Es gibt Situationen, in denen wir jedem Ort im
Raum oder innerhalb eines Körpers den Wert einer physikalischen Größe ohne
Richtungscharakter zuordnen. Ein Beispiel dafür ist die Temperatur: An jedem
Ort kann eine bestimmte Temperatur (genauer: die Temperatur des dort gerade
befindlichen Körpers) zumindest im Prinzip angegeben werden. Sie ändert sich i.a.
von Ort zu Ort und auch mit der Zeit. Wir sprechen dann von einer Temperatur-
verteilung oder von einem Temperaturfeld.
Mathematische Größen, mit denen wir physikalische Größen ohne Richtungs-
charakter darstellen, nennen wir Skalare, und die zugehörigen räumlichen Vertei-
lungen (Felder) heißen Skalarfelder. Eine räumliche Temperaturverteilung wird
also durch ein Skalarfeld T(~, r) erfaßt. Auch die diversen ungerichteten Dichten,
von denen wir die Massendichte bereits kennengelernt und die elektrische Ladungs-
dichte kurz erwähnt haben, gehören in diese Gruppe. So ist z.B. die Masse eines
Körpers eine ungerichtete Größe, also durch einen Skalar darstellbar (wir sagen
auch kurz: Die Masse ist ein Skalar). Wollen wir die Massenverteilung innerhalb
des Körpers erfassen, so geben wir das Skalarfeld p(f!J, r) der Massendichte an .
Neben ungerichteten und einfach gerichteten physikalischen Größen, die durch
Skalare bzw. durch Vektoren dargestellt werden, gibt es auch noch physikalische
Größen, für deren Charakterisierung mehr als eine Richtung notwendig ist. Die
zugehörigen mathematischen Objekte heißen Tensoren höherer Stufe, und ihre
räumlichen Verteilungen nennen wir Tensorfelder höherer Stufe. "Höherer Stufe"
deshalb, weil sich alle bereits erwähnten mathematischen Feldgrößen in eine
Hierarchie von Tensoren einordnen lassen: Skalare sind Tensoren nullter Stufe,
Vektoren sind Tensoren erster Stufe, und so gibt es eben auch Tensoren zweiter
Stufe, dritter Stufe usw. Wir benötigen Tensoren von höherer als der ersten Stufe
vorerst nicht.
3.5 Fragen
I. Was verstehen Sie unter dem Impuls eines Körpers und wie hängt diese Größe mit der resultierenden
Kraft auf den Körper zusammen? Welche Rolle spielt dabei der Begriff des Inertialsystems?
2. Wie nennen wir die Einheit der Kraft und wie hängt diese mit den Einheiten der Zeit, Länge und
Masse zusammen?
32 3 Impuls und Kr aft. Kraftfeld er. Allgemeine Felder
3. Was müsse n Sie bei der Anwendu ng de r kinetischen Grundgleich ung auf a usgedeh nte Festk örpe r
beach ten?
4. Wie kommt man vom G rav itati on sgesetz zum Begriff es G ravi tati onsfeldes?
5. Wie gro ß ist die elek trische Ladung eines Elek tro ns, eines Protons, eines Neutron s?
6. Was sagt das Co ulomb-Ge setz aus? Geben Sie auch seine Vora ussetzungen an.
7. Wie ko mmt man vom Co ulomb-Gesetz zum Begriff des elektri schen Feldes?
8. Welche Gemeinsam keiten besitzen die G röße n Masse und elektrische Lad ung und wodurch
unt erscheid en sie sich?
9. Was versteht man unt er physikalisch en Feldern und wie werden sie ma themati sch erfaßt ? Geben
Sie Beispiele an für physikalische Fe lder mit Richtungschar akter und ohne Richt ungscha rakt er.
10. Kann man Strömungen oder Flüssen immer eine lok ale Geschwindigke it zuo rdnen? Erlä utern Sie
den Sachverh alt anhand von Beispielen.
3.6 Aufgaben
A3.1 Bremsen eines Fahrzeuges: Ein Fahrzeug der M asse m = 800 kg fährt a uf
einer geraden Straße mit der Schnelligkeit v = 100 krn/h. Berechnen Sie den Impuls
des Fahrzeuges und die mittlere Kraft, die aufgebracht werden muß, um das
Fahrzeug innerha lb eines Zeitintervalls von t'J.t = 7 s anzu ha lten.
Die physikalische Einheit der Arbeit, das Newtonmeter, nennen wir auch Joule!
(Einheitenzeichen J),
(4.1 )
C h
Die Berechnung der Arbeit kann etwas umständlicher sein, wenn die Kraftrich-
tung nicht von vornherein mit der Verschiebungsrichtung übereinstimmt, oder
wenn sich die Kraft entlang des Weges ändert.
Behandeln wir zuerst den Fall unterschiedlicher Richtungen von Kraft und
Verschiebung. Eine Kraft kann bekanntlich in Teilkräfte (Komponenten) unter-
schiedlicher Richtungen aufgespalten werden, die in ihrer Auswirkung zusammen
der ursprünglichen Kraft völlig gleichwertig sind . Angenommen, wir wollen eine
Kraft F = Fe = (50 N)e in zwei Richtungen aufspalten (Abb. 4.2), in eine Richtung
e t, die mit der Kraftrichtung eden Winkel o: = 35° einschließt, und in eine zweite
e e e e
Richtung 2' die senkrecht zu t und in der durch und 1 aufgespannten Ebene
liegt. Die Aufspaltung stellen wir als Vektorsumme
(4.2)
der Kraftkomponenten F1 und F2 dar. F 1 und F 2 sind die Projektionen (in un-
serem speziellen Fall die Normalprojektionen) der Kraft F auf die vorgegebenen
Richtungen (Parallelogrammregel!). Wir können sie gemäß
berechnen und haben somit das Ergebnis: Die Kraft 50 N in Richtung ist völlig e
gleichwertig einer Kraft von 41 N in Richtung e 1 zusammen mit einer Kraft von
Wie fein die Zerlegung gewählt werden muß, hängt von der speziellen Situation
ab. Die Einzelbeiträge in der Summe (4.5) sind positiv, wenn im jeweiligen Abschnitt
die Kraftrichtung und die Verschiebungsrichtung einen spitzen Winkel einschließen,
und negativ, wenn dieser Winkel stumpf ist.
In der Physik haben wir es häufig mit Kraftfeldern zu tun, in denen sich die
positiven und die negativen Arbeitsbeiträge beim vollständigen Durchlaufen einer
beliebigen, geschlossenen Kurve immer genau ausgleichen. Auf den Teilstrecken
wird dabei i.a. Arbeit verrichtet oder gewonnen, bei einem vollständigen Umlauf
ist sie aber insgesamt stets null. Man nennt solche Kraftfelder konservative Kraft-
felder, weil die auf irgendeinem Weg verrichtete Arbeit konserviert wird, also im
Feld erhalten bleibt, und durch die Ergänzung eines offenen Weges zu einer
geschlossenen Kurve wieder gewonnen werden kann . Das Gravitationsfeld und
das elektrische Feld einer ruhenden Punktladung sind beispielsweise von dieser
Art.
Natürlich sind nicht alle Kräfte konservativ. Wenn Sie Z.B. den eingangs
erwähnten Sack entlang einer geschlossenen Kurve von , sagen wir, 8 m Länge auf
dem Boden schleifen, so müssen Sie zur Überwindung der Reibung ständig eine
Kraft in Bewegungsrichtung aufbringen. Angenommen, diese Kraft beträgt in jedem
Punkt der Strecke 200 N. Gemäß unserer Formel (4.5) haben Sie dann insge samt
1600 J an Arbeit zu verrichten, obwohl der Sack nachher wieder an derselben Stelle
liegt. Was ist mit dieser Arbeit geschehen? Sie wurde im wesentlichen in Wärme
umgewandelt.
Wenn wir gelegentlich von "Arbeit leisten" sprechen, so verwenden wir " leisten"
im umgangssprachlichen Sinn von "verrichten". Der physikalische Begriff der
Leistung bedeutet aber etwas Pr äzises, nämlich die zeitbezogene Arbeit. Je kürzer
der Zeitabschnitt t ist, den wir für die Verrichtung einer Arbeit A ben ötigen. desto
größer ist die erbrachte Leistung P,
P = Alt. (4.6)
Verrichten Sie Z.B. eine Arbeit von 737 Joule (Schultern unseres Sackes) in 3
Sekunden, so erbringen Sie die Leistung von (737 J)/(3 s) = 246J/s. Genau genommen
ist das die durchschnittliche oder mittlere Leistung, weil sie sich auf den ganzen
Vorgang bezieht. Die Momentanleistung zu einem bestimmten Zeitpunkt können
wir durch Bildung des Quotienten (4.6) für einen au sreichend kleinen Zeitabschnitt
und die darin verrichtete Arbeit bestimmen.
Die Einheit der Leistung, Joule pro Sekunde, nennt man auch Watt 2 (Ein-
heitenzeichen W):
(4.7)
Gebräuchlich ist auch das Kilowatt (I kW = 1000 W), veraltet dagegen die Pfer-
destärke (l PS = 0,736 kW). Umgekehrt kann man natürlich anstelle des Joule die
gleichwertige Arbeitseinheit Wattsekunde (l J = 1 Ws) verwenden, oder auch Viel-
fache bzw. Teile davon, wie etwa die Kilowattstunde,
Als Arbeitseinheit ausgedient haben die Kalorie (l cal = 4,19 J) und die Kilokalorie
(I kcal = 1000cal).
Maschinen erbringen Leistung und verrichten Arbeit. Woher stammt diese Arbeit?
Wenn Sie einen massiven Körper beschleunigen, ein Gewichtsstück hochheben
oder eine Feder spannen, verrichten Sie Arbeit. Was passiert damit? Wenn wir
solche Fragen stellen, sind wir einem Begriff auf der Spur, der sich durch die ganze
Physik und Technik zieht. Es handelt sich dabei um die vermutlich größte Erfin-
dung der theoretischen Physik, um den Energiebegriff. Gleichzeitig drücken wir
mit solchen Fragen die Vermutung aus, daß etwas so Wichtiges wie Arbeit nicht
einfach aus dem Nichts entstehen kann und wieder verschwindet.
Energie bedeutet Arbeitsvermögen, d.h., die Energie erfaßt als physikalische
Größe die Eigenschaft von Systemen, unter gewissen Bedingungen Arbeit verrichten
zu können. Der massive Körper besitzt in seiner Bewegung kinetische Energie
(Bewegungsenergie), und zwar in einem solchen Ausmaß, wie Sie Arbeit beim
Beschleunigen aufgewendet haben. Beim Verzögern des Körpers wird dieser
Energiebetrag wieder frei und steht, zumindest im Prinzip, zum Verrichten von
Arbeit zur Verfügung. Das Gewichtsstück erhält beim Hochheben einen Zuwachs
an potentieller Energie (Energie der Lage) vom Ausmaß der zum Heben erforder-
lichen Arbeit. Durch Absenken des Gewichtsstückes kann diese Arbeit wieder
zurückgewonnen werden. Wenn Sie den Körper einfach fallen lassen , dann wird
die potentielle Energie in kinetische Energie umgesetzt und die Arbeit wird beim
Abbremsen frei. Im Fall der gespannten Feder finden wir die Arbeit in deren
Verzerrungsenergie, einer Form von potentieller Energie. Beim Entspannen der
Feder kann wieder Arbeit verrichtet werden.
Wir kennen unterschiedliche Energiearten: Kinetische Energie und potentielle
Energie, die zusammen als mechanische Energie bezeichnet werden, elektrische
Energie, chemische Energie, Kernenergie, Wärmeenergie u.a. Sie alle können unter
bestimmten Bedingungen ineinander übergeführt werden (Energieumwandlung),
es gilt aber stets ein wunderbar einfaches Prinzip: Energie kann insgesamt weder
erzeugt noch vernichtet werden. Oder: Bei jedem in der Natur ablaufenden Prozeß
bleibt der Gesamtbetrag der Energie konstant. Oder: Die Energie ist eine Erhal-
tungsgröße. Dies alles sind Ausdrucksweisen für das grundlegende Prinzip der
Erhaltung der Energie, wobei Energiemengen in Arbeitseinheiten, also in Joule
(oder in davon abgeleiteten Einheiten) gemessen werden. Wenn man trotzdem
38 4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur
3 Der Ausdruck "K raftwerk" stammt aus einer Zeit, als die Begriffe Kraft und Energie noch nicht
ihre heutige Bedeutung besaßen .
4.3 Die Thermodyn amische Temperatur 39
Zwei Körper, die wir als unterschiedlich warm empfinden, tauschen bei Berüh-
rung Energie aus. Die dabei auftretende Energieform nennt man Wärme, wenn
wir nach bestem Wissen alle anderen bekannten Formen des Energieaustausches
ausschließen können. Wir sagen, Wärme fließt vom wärmeren zum kälteren
Körper, also vom Körper höherer zu dem niedrigerer Temperatur. Dabei passiert
folgendes . Die Teilchen, aus denen ein Körper besteht, führen völlig ungeordnete
Zitterbewegungen aus ; je größer die Temperatur, desto heftiger die Zitterbewe-
gungen. An der Berührungsfläche treten nun die Teilchen der beiden Körper durch
Stöße in Wechselwirkung und können Bewegungsenergie austauschen. Dieser
Energiefluß hört erst dann auf, wenn die Temperatur der beiden Körper gleich ist.
Ist also die Wärme nichts anderes als die kinetische Energie der ungeordneten
Bewegung aller Teilchen eines Körpers, und die Temperatur ein Maß für die
mittlere kinetische Energie eines Teilchens? Dieses Bild ist recht nützlich und trifft
auch im wesentlichen zu, zumindest für einfache Substanzen. Insgesamt zeigt sich
jedoch eine Schwierigkeit: Es ist im allgemeinen nicht möglich, die unterschiedlichen
Energiearten in einem Körper klar voneinander zu trennen. Wir werden daher
folgenden Standpunkt einnehmen:
Ein Körper, oder allgemeiner, ein System besitzt eine bestimmte Menge an
Energie (Gesamtenergie), unabhängig davon, auf welche Art sie gespeichert wird.
In Sonderfallen können wir die Energie additiv in Energieanteile aufspalten, wenn
dies aus irgendwelchen Gründen nützlich ist, Z.B. in die kinetische Energie der
makroskopischen (geordneten) Bewegung und in einen Rest, diesen wieder in die
makroskopisch elektromagnetische Energie und in die innere Energie, usw. Wir
müssen uns aber klar darüber sein, daß diese Aufspaltungen, erstens, nicht immer
möglich, und, zweitens, weitgehend willkürlich sind. Immer möglich ist dagegen
die additive Aufspaltung einer Energieänderung des Systems in Energieformen wie
mechanische Energie, elektrische Energie, chemische Energie, Wärme usw. Energie-
formen treten immer nur bei Zustandsänderungen (Prozessen) in Erscheinung und
sind mit Energieströmen verknüpft. Arbeit ist eine Energieform (mechanische
Energie), und der Begriff der Energieform ist eine Verallgemeinerung des Arbeits-
begriffs. In diesem Sinn ist die Wärme eine Energieform, aber kein Energieanteil.
Wir können durchaus sagen, einem System werden so und so viel Joule an Wärme
(eine bestimmte Wärmemenge) zugeliefert oder entzogen. Es ist aber problematisch
zu sagen , ein System enthalte eine bestimmte Wärmemenge.
Ihre Einheit, der Grad Celsius (Einheitenzeichen "C) ist gleich groß wie die Einheit
°
Kelvin . Eine Temperaturdifferenz kann in Kelvin oder in Grad Celsius angegeben
werden. Der absolute Nullpunkt liegt aber bei T = K bzw. 9 = - 273,15 °C, der
Tripelpunkt des Wassers bei T = 273,16 K bzw. 9 = 0,01 "C,
Die Messung der Temperatur erfolgt mit Thermometern. Ausgenutzt werden
dabei die Volumenvergrößerungen von Körpern bei Temperaturerhöhungen, oder
auch andere physikalische Effekte wie die Änderung des elektrischen Widerstandes
mit der Temperatur (Widerstandsthermometer), der thermoelektrische Effekt
(Thermoelement), oder die Energieabstrahlung heißer Körper (Strahlungsthermo-
meter) . Basis für die Temperaturmessung ist die von Zeit zu Zeit angepaßte
Internationale Temperaturskala ITS . Sie berücksichtigt reale Thermometer und
stellt die jeweils beste Annäherung an die Thermodynamische Temperaturskala
dar.
4.4 Fragen
I. Was bedeutet "Arbeit verrichten", was " Leistung erbringen" im physik alischen Sinn?
2. Wie berechnet man die Normalprojektion einer Kraft auf eine vorgegebene Richtung? Wie wird
die Arbeit berechnet , die ein Kraftfeld bei Verschiebung eines Körpers entlang einer beliebigen
Kurve verrichtet?
3. Was versteht man unter einem "konservativen Kraftfeld "?
4 William Thomson, Lord Kelvin of Larg s, 1824-1 907, schottischer Physik er und Ingenieur.
4.5 Aufgaben 41
4. Wie heißt die Einheit der Leistung und wie hängt sie mit anderen Einheiten zusammen? Was
bedeutet 1 kWh?
5. Was besagt das Prinzip der Erhaltung der Energie? Geben Sie ein Beispiel an. Welche Energie-
formen kennen Sie?
6. In welchen Einheiten werden Energieströme angegeben?
7. Warum nimmt Wärme unter den Energieformen eine Sonderstellung ein?
8. Was beschreibt die physikalische Größe "Temperatur"?
9. Wie ist die Einheit der thermodynamischen Temperatur erklärt? Wie hängen die thermodynamische
Temperatur und die Celsius-Temperatur zusammen?
10. Wie mißt man die Temperatur von Körpern? Geben Sie Beispiele für dazu benutzte physikalische
Effekte an.
4.5 Aufgaben
A4.1 Normalprojektion: Berechnen Sie den Wert der Normalprojektion F, der
Kraft F = (1,28 N)e x + (-4,13 N)e y + (0,11 N)e z auf die Verschiebungsrichtung
es = O,71e x + 0,63e y - 0,31ez ' Sie können dazu die Formel
A4.2 Homogenes Kraftfeld: Zeigen Sie, daß ein räumlich konstantes Kraftfeld
(Feldstärke an jedem Ort gleich) konservativ ist.
5MW
o-f----i------(
120s
L
600 s
Konstantfahrt
- 5 MW Beschleunigen
Bremsen _ _- J
Abb. A4.3
42 4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur
Abb. A4.5
A4.6 Wasserkraftwerk:
(i) Berechnen Sie den Energiestrom, der einem Wasserdurchsatz von 1 m 3 /s
bei einer Fallhöhe von 1m in einer Wasserturbine zukommt.
(ii) Angenommen, in einer Turbinen-Generator-Einheit werden ca 70% des
primären Energiestroms in eine elektrische Leistung von 150 MW umgesetzt.
Wie groß ist bei einer Fallhöhe von 43 m der erforderliche Wasserdurchsatz?
A4.8 Energiestrom der Sonne: Die Sonne sendet insgesamt einen Energiestrom
von 3,85' 102 6 Waus.
4.5 Aufgaben 43
S=800Wjm 2
Abb. A4.9
I= 1fT (5.1)
beträgt 50s - 1, d.h., es treten 50 Perioden in der Sekunde auf. Die Einheit Ifs
nennt man zur Kennzeichnung einer Frequenz auch Hertz! (Einheitenzeichen Hz);
die Frequenz in unserem Wechselstrom netz beträgt also 50 Hz.
Ingenieure gebrauchen den Begriff Schwingung in einem recht allgemeinen Sinn .
Sie verstehen darunter einen zeitlichen Vorgang, bei dem eine physikalische Größe
abwechselnd zu- und abnimmt. Dies schließt auch Vorgänge wie den in Abb . 5.2a
ein . Läuft der Vorgang aber immer wiederkehrend gleichartig ab , so spricht man
von einem periodischen Vorgang oder von einer periodischen Schwingung (Abb . 5.2b).
Die Periodendauer oder Schwingungsdauer ist dabei der kürzeste Zeitabschnitt,
nach dem der Vorgang sich wiederholt. Die Differenz zwischen dem Größtwert
und dem Kleinstwert der physikalischen Größe heißt Schwankung oder Schwin-
gungsbreite.
e le k l ris che Sp a n n u n g
1 I 100 V/DIV
l~ iT '
5 ms/DIV
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10
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I
T =2 0rns
~--- ~
Zei t Pe r io de n Ze il
a d a u er b
wobei T die Periodendauer, f = I/T die Frequenz, und w = Zn] die Kreisfrequenz
der Schwingung bedeutet. Die Kreisfrequenz w wird der Bequemlichkeit halber
eingeführt. Wir ersparen uns damit das häufige Schreiben des Faktors 2n = 6,283...
Eine Gleichung der Art
u = usin(wt) (5.3)
y =sin(9?)
5.2 Wellenerscheinungen
Ähnlich wie die Schwingungen sind auch die Wellen Erscheinungen, die in vielen
Zusammenhängen in Natur und Technik vorkommen. Wir denken natürlich sofort
an große Wasserwellen, die auf einen Strand zulaufen, oder an kleine Wasserwellen
in einem Teich, die sich nach einer Störung der glatten Wasseroberfläche kreis-
förmig ausbreiten. Wellen gibt es aber auch in Festkörpern, und zwar die
Kompressionswellen (Longitudinalwellen), bei denen die Teilchen des Körpers vor
und zurück in Richtung der Wellenausbreitung schwingen (auch die Schallwellen
in einem Gas sind von dieser Art), und die Scherwellen (Transversalwellen), bei
der die Teilchen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung schwingen . Ähnlich wie bei
den Störungen eines Wasserspiegels gibt es auch in Festkörpern Wellen, die haupt-
sächlich entlang von Oberflächen laufen (Oberflächenwellen). An der Erdoberfläche
ist dies die gefährlichste Art von Erdbebenwellen. Weitere Beispiele sind die
bekannten Seilwellen, sie sind ebenfalls Transversalwellen, und natürlich die
elektromagnetischen Wellen, mit denen wir uns noch eingehend beschäftigen
werden.
Wir sehen an den Beispielen: Wellen werden angeregt und breiten sich im
Raum aus. Es sind aber nicht die Teilchen des tragenden Mediums, die dabei mit
der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle durch den Raum fliegen. Wenn Sie
z.B. einen Korken auf die kleinen Wasserwellen setzen, so hüpft er zwar auf und
ab, er bewegt sich aber i.a. nicht in Laufrichtung der Welle. Es sind vielmehr die
Störungen selbst, die sich fortpflanzen (örtliches Anheben und Absenken der
Wasseroberfläche, Druckschwankungen bei den Schallwellen). Noch schwieriger
zu verstehen sind die Vorgänge bei den elektromagnetischen Wellen, weil wir hier
nicht einmal ein materielles Medium angeben können, das "sich wellt".
Wir wollen versuchen, uns an folgenden Wellenbegrilfzu gewöhnen. Eine Welle
ist jedes beliebige Signal, das von einem Teil des Raumes zu einem anderen mit
einer erkennbaren Geschwindigkeit übertragen wird. Das Signal kann irgendein
Merkmal einer physikalischen Größe sein, etwa das Maximum oder eine abrupte
Änderung, wenn es nur deutlich wahrgenommen werden kann, und wenn sein Ort
zu jeder Zeit zumindest im Prinzip feststellbar ist. Das Signal kann sich verformen,
seine Größe ändern und seine Geschwindigkeit ändern, vorausgesetzt, es bleibt
immer noch wahrnehmbar.
Betrachten wir die Ausbreitung einer elektromagnetischen Welle im leeren
Raum: An einem bestimmten Ort wird Z.B. der in Abb. 5.4 links dargestellte zeitliche
Verlauf der elektrischen Feldstärke erzeugt. An einem anderen Ort, sagen wir um
die Strecke x entfernt, läßt sich dann das in Abb. 5.4 rechts aufgezeichnete Signal
messen, allerdings um die Laufzeit t = xlco der Welle später. Co ist die bekannte
Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen im leeren Raum. Ihr
extrem großer Wert von ca. 300000 krn/s (genau 2,99792458 .10 8 m/s) ist die größte
Signalgeschwindigkeit überhaupt, die in der Natur vorkommt. Wesentlich kleiner
sind die Geschwindigkeiten der Ausbreitung von Schall in Luft (ca. 340 m/s) oder
in Wasser (ca. 1460 m /s), Natürlich ist die Physik der Wellenfortpflanzung völlig
unterschiedlich, je nachdem, mit welcher Art von Wellen wir es zu tun haben. Es
gibt jedoch Gemeinsamkeiten, und eine davon ist der Energietransport: Fort-
schreitende Wellen sind immer mit einem Energieftuß verknüpft.
48 5 Schwingungen und Wellen . Licht
t = x/c o
\
Zeit
' ...., -~
/ Raumkoordi~ x
/
Well e n lä n g e A
Stellen Sie sich nun vor, eine Welle breitet sich im Raum aus, und wir messen
an einigen festen Orten den zeitlichen Verlauf des Signals. Erhalten wir dabei
immer einen zeitlich periodischen Verlauf, so sprechen wir von einer periodischen
Welle. Sind die lokalen Schwingungen überdies harmonisch (sinusförmig), so
beobachten wir harmonische Wellen (Sinuswellen). Der Einfachheit halber wollen
wir annehmen, daß sich die Schwingungsamplitude von Ort zu Ort nicht ändert.
Die Momentanaufnahme einer harmonischen Welle sieht dann wie die ausgezogene
Kurve in Abb . 5.5 aus, wobei Sie sich eine unendliche Erstreckung nach links und
rechts vorstellen sollten. Kurze Zeit später zeigt eine weitere Momentanaufnahme
den gleichen Verlauf, die Welle ist aber inzwischen ein Stück in Ausbreitungsrichtung
gerückt (gestrichelte Kurve in Abb. 5.5). Die Messung an einem festen Ort, z.B.
x t , zeigt nun genau eine harmonische Schwingung.
Bei der mathematischen Darstellung können wir uns wieder der Kreisfunktionen
bedienen, wobei allerdings in das Argument neben der Zeitkoordinate t auch die
Raumkoordinate x eingebaut werden muß. Die Beziehung
genügt diesen Ansprüchen, wenn wdie Amplitude der Welle und w = 2nf = 2nlT
die zur Periodendauer T (zeitliche Periode der Welle) gehörige Kreisfrequenz angibt.
5.3 Das elektromagnetische Frequenzspektrum 49
Die Konstante k heißt Kreiswellenzahl. Sie ist mit der Wellenlänge ). (räumliche
Periode der Welle) durch die Beziehung
k = 2n/A. (5.5)
sie ist also gleich dem Quotienten aus der räumlichen und der zeitlichen Periode
bzw. gleich dem Produkt aus Wellenlänge und Frequenz. Beispielsweise hat die
Schallwelle des eingestrichenen a (f = 440 Hz) in Luft (c = 340 m/s) eine Wellenlänge
von ). = 0,77 m. Um in Luft eine elektromagnetische Welle derselben Wellenlänge
zu erzeugen, benötigen wir wegen der fast eine Million mal so großen Ausbreitungs-
geschwindigkeit (c ~ Co ~ 3'10 8 m/s) die Frequenz von / = 3,88'10 8 Hz = 388 MHz
(1 MHz = 1 Megahertz = 106 Hz).
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen in Körpern kann
deutlich niedriger liegen als im leeren Raum oder in Luft. Sie muß auch nicht
unbedingt eine Konstante sein, sondern kann Z.B. von der Frequenz abhängen.
Man spricht dann von Dispersion. Auf diesem Effekt beruht die Abhängigkeit der
Lichtbrechung an einem Glasprisma von der Lichtfarbe (Frequenz).
/\ / Me t e r
I
6
3 10
( 1k Hz ) 10
3
e 10 (Ik m)
( I MHz ) 10 Rad iow e lle n
9
( I GHz ) 10
I, Mi k ro we- Il e n
1: 10 - 3
( t mm ) .I
(I TH z )
"
10
i n f rur o t c s Li c h t
10 - 6 ( Ip m) f s ie h t bare s LIC ht
u l t ra vi o l .. l t p s Li c h t
9
'e - 10. (l n rn)
10
It ö n t ge ll st ru h len
. 1:..
'
10
- 15
24 - 10
10
f ilie rt z
ist die Ca ndela (Einheitenzeichen cd) die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung
einer Strahlungsquelle, die eine monochromatische (einfärbige) Strahlung der
Frequenz 540THz au ssendet und deren Strahlstärke in dieser Richtung (1/683)
W/sr beträgt. Z usammen mit der tabellarisch fixierten Abhängigkeit der HelIemp-
findlichkeit von der Wellenlänge (spektrale Hellempfindlichkeit) bildet die Definition
der Candela die Grundlage der Photometrie.
5.4 Fragen
I. Was verstehen Sie unter einer Schwingung?
2, Was bedeu tet .Periodendauer '' und was "Frequenz"? Wie nennt man allgemein die Einheit der
Frequenz und wie häng t sie mit der Basiseinheit der Zeit zusammen?
3. Was ist eine ha rmonische Schwing ung und wie kann man sie mathematisch darstellen? Was gibt
die Amplitude einer harmonischen Schwingung an ?
4. Wie hängt die Krei sfrequen z mit der Periodendauer und mit der Frequenz zusammen ?
5. Was verstehen Sie unter einer Welle? Geben Sie Beispiele an.
6. Wie groß ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektr omagnet ischer Wellen im leeren Raum ? Wie
groß ist etwa die Ausbre itun gsgeschwind igkeit von Schall in Luft und Wasser?
7. Was ist eine harm onische Welle und wie kann man sie mathematisch darstellen?
8. Was bedeutet "Wellenlänge" und .Kreiswellenzah l'' und wie hängen diese beiden Gr ößen
zusammen? Durch welche Beziehun g sind die Ausbreitungsgeschwind igkeit. die Wellenlän ge und
die Frequenz einer Welle im einfachsten Fall miteinander verkn üpft?
9. Wie groß ist etwa die Wellenlänge und die Frequenz von sichtba rem Licht?
10. Die Candela ist die Basiseinheit für welche physikalische Größe?
5.5 Aufgaben 51
5.5 Aufgaben
beschrieben. Geben Sie die Amplitude, die Schwingungsbreite, die Frequenz, die
Kreisfrequenz und die Periodendauer dieser Schwingung an .
Die elektrische Ladung ist als Eigenschaft von Teilchen und Körpern immer an
materielle Träger, an Ladungsträger gebunden. Sie kennen bereits die wesentlichsten
davon, nämlich Elektronen und Protonen. Zwei Beobachtungen sind in diesem
Zusammenhang höchst wichtig :
I. Die elektrische Ladung tritt immer in positiven oder negativen Vielfachen
eines winzigen Ladungsquantums, der Elementarladung e auf. Jedes Proton
besitzt genau die Ladung + e,jedes Elektron die genau entgegengesetzt gleich
große Ladung -e.
2. Das Universum scheint insgesamt eine genau gleich große Anzahl positiver
und negativer Elementarladungen zu enthalten. Wir stellen jedenfalls fest,
daß wir Ladung einer Polarität (plus oder minus) weder erzeugen, noch
6.1 Die elektrische Ladung 53
vernichten können. Wir können zwar eine positive Ladung mit einer genau
entgegengesetzt gleich großen (negativen) Ladung hervorbringen oder
wegschaffen (immer in Vielfachen der Elementarladung), insgesamt aber nie
einen Überschuß produzieren. Zu jeder positiven Ladung gibt es irgendwo
den negativen Partner, und umgekehrt. Die elektrische Ladung ist also eine
Erhaltungsgröße.
Ladungsträger
Ein Atom besteht au s einem POSItIV geladenen Kern und einer Anzahl von
Elektro nen, die in einer schalena rtigen Struktur um ihn herum angeordnet sind.
Im Grundzustand stimmt die Anzahl der Elektronen genau mit der Anzahl der
Elementa rlad ungen im Kern, der Kernladungszahl, überein, da s Atom ist elektrisch
neutral. Durch Stöße oder andere Anregungen kann es nun vorkommen, daß die
Schalen Elektronen verlieren oder daß sich zusätzliche Elektronen anlagern. Im
ersten Fall sind die Atome dann positiv, im zweiten Fall negativ geladen, und wir
sprechen von Ionen. Ionen sind ebenfalls Ladungsträger. Wir finden sie auch in
kondensierter Materie, also in Flüssigkeiten und in Festkörpern, wo sie entweder
frei beweglich oder an feste Plätze in einer Kri stall- oder Molekülstruktur gebunden
sind.
Besonders interessant ist da s Verhalten metalli scher Festkörper: Bei der Bildung
des Kri stallgitters ist ein Teil der Elektronen in den Metallatomen nur mehr so
schwach gebunden, daß sie sich im Gitter nahezu frei bewegen können. Wir können
uns dam it eine räumliche Gitterstruktur positiv geladener Metallionen vor stellen ,
die mit einem Schwarm qu asi-frei beweglicher Elektronen, dem " Elektro nengas"
durchsetzt ist. Die Atome von elektrisch sehr gut leitfähigen Metallen wie Kupfer
(29 Elektronen) oder Silber (47 Elektronen) steuern im Mittel je etwa ein Elektron
zum Elektronengas bei. Die restlichen Elektronen bleiben in den Schalen gebunden.
Die Teilchen des Elektronengases müssen wir uns in einer intensiven Bewegung
und stä ndig verwick elt in Stoßprozesse mit den an den Gitterplätzen zittern den
Metallionen vorstellen. Beispielsweise beträgt die mittlere Ge schwindigkeit der
Elektronen in Kupfer ca. 1,6'10 6 m/s (mehr als tausend Kilometer pro Sekunde!).
Dabei kann es natürlich vorkommen, daß ein Elektron über den Rand des Körpers
hinausschießt. Da nun aber der Körper positiv geladen zurückbleibt, tritt nach
dem Coulomb-Gesetz eine Kraft auf, die das Elektron sofort wieder zurückholt.
Tatsächlich finden wir an der Oberfläche metallischer Körper immer eine
sehr dünne Schicht gerade austretender und wieder eingefangener Elektronen
("Ladungswolke"). Insgesamt ist das Elektronengas aber an den Met allkörper
gebunden. Elektronen können ihn nur dann in einer merkbaren Zahl verlassen,
wenn an einer anderen Stelle gleichzeitig eine ebenso große Anzahl nachgeladen
wird.
Wie extrem genau die Zahl der positiven und nega tiven Ladungstr äger in einem
Körper ausgeglichen sein muß, können wir uns an folgendem Beispiel veranscha u-
lichen. Stellen Sie sich zwei Kupferstücke mit der Masse vonje I kg im Abstand von
I m vor. Jeder der beiden Körper enthält ca. 0,95 '10 2 5 Kupferatome und damit
54 6 Elektrische Ladungen. Ströme und Spannungen
Stellen Sie sich nun einen mit der Ladungsmenge Q elektrisch geladenen Körper
vor. Wie sind die überschüssigen Ladungsträger oder Fehlstellen im Körper
verteilt? Sind sie gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt, so sprechen wir
von einem gleichförmig elektrisch geladenen Körper . Die volumenbezogene Ladung,
die elektrische Ladungsdichte (Raumladungsdichte) läßt sich dann einfach über den
Quotienten
e=Q/V (6.1)
berechnen 1. Ist die Ladung nicht gleichmäßig verteilt , so gibt die Größe (6.1) die
mittlere elektrische Ladungsdichte an. Um in diesem Fall etwas mehr Information
über die Ladungsverteilung zu erhalten, können wir ähnlich wie bei der Untersuchung
der Massenverteilung vorgehen: Der Körper wird gedanklich in eine Anzahl von
Teilkörper zerlegt (Abb. 2.3). Für jeden wird der Quotient (6.1) gebildet. Je feiner
die Unterteilung, desto größer ist i.a. die gewonnene Information. Formal können
wir analog zu den Gleichungen (2.4) bis (2.10) verfahren, müssen jedoch berück-
sichtigen, daß im Gegensatz zur Massendichte die elektrische Ladungsdichte
I Den Buchstaben Q haben wir eigentlich schon als Formelzeichen für die Massendichte vergeben.
SolIte eine Verwechslungsgefahr bestehen, so können Sie Indizes zur Unterscheid ung verwenden.
6.1 Die elektri sche Ladung 55
Q sowohl positive wie auch negative Werte annehmen kann. Dies hat zur Folge, daß
in einem insgesamt ungeladenen Körper (Q = 0) nicht auch die Ladungsdichte in
der Umgebung jedes Körperpunktes null sein muß. Bei der gedanklichen Zerlegung
können sich einige der Teilkörper als positiv, andere als negativ oder auch als
ungeladen herausstellen. Nur in Summe muß sich Null ergeben.
Wie bereits erwähnt, sind an der Bildung von merkbaren pos itiven oder
negativen Ladungsüberschüssen in Körpern oder Körperteilen verglichen mit der
Gesamtzahl der Ladungsträger zwar relativ wenige, absolut gesehen aber immer
noch sehr viele Ladungsträger beteiligt. Bei einer räumlichen Ladungsverteilung
entfällt also auf jedes, vom makroskopischen Standpunkt bereits sehr kleine
Volumenelement immer noch eine sehr große Anzahl von überschüssigen Ladungs-
trägern. In den meisten Fällen ist es daher zulässig und auch hilfreich, wenn Sie
sich eine räumliche Ladungsverteilung nicht nur als eine Ansammlung von Punkt-
ladungen, sondern auch als kontinuierliche Verteilung, gewissermaßen "rä umlich
verschmiert" vorstellen.
In elektrisch gut leitfähigen Körpern, z.B. in Metallen, finden wir elektrische
Überschußladung im Gleichgewichtszustand nie im Körperinneren, sondern immer
in einer sehr dünnen Schicht an der Körperoberfläche verteilt. Dies hängt mit der
relativ großen Beweglichkeit der Ladungsträger in solchen Substanzen zusammen.
Stellen Sie sich Z.B. zwei Elektronen des Elektronengases vor, die keinen positiv
geladenen Partner in einem unmittelbar benachbarten Metallion finden. Nach dem
Coulomb-Gesetz stoßen die beiden Elektronen einander ab und nehmen wegen
ihrer leichten Beweglichkeit den größtmöglichen Abstand ein, sie wandern also an
entgegengesetzte Stellen des Randes. Endgültig verlassen können sie allerdings den
Körper erst dann, wenn die Ladungsdichte an der Oberfläche einen bestimmten
Wert überschreitet (Entladungserscheinungen). Demnach ist die Ladungsdichte im
Innern von sehr gut leitfähigen Körpern stets null.
Zur Beschreibung einer an der Oberfläche konzentrierten Überschußladung Q
ist es sinnvoll, diese auf den Flächeninhalt A der Oberfläche zu beziehen . Wir
führen damit die (mittlere) Flächenladungsdichte
Cl = Q/A (6.2)
ein. Ist die Ladung nicht gleichmäßig über die Oberfläche verteilt, so können wir diese
in Zellen unterteilen und für jede Zelle den Quotienten (6.2) aus der enthaltenen
Ladungsmenge und ihrem Flächeninhalt berechnen. Bei hinreichender Verfeinerung
bekommen wir so ein genaues Bild von der flächenhaften Ladungsverteilung.
Beispielsweisebesitzt eine Kupferkugel der Masse 1kg den Durchmesser d = 59,7 mm.
Denken Sie sich die Kugel elektrisch isoliert im Raum frei aufgehängt und mit
Q = - 2·10 - 7 C elektrisch geladen. In Luft kann sie eine Ladungsmenge etwa
dieser Größe gerade noch halten. Ist die Kugel weit von anderen Körpern entfernt,
so verteilt sich die Ladung gleichmäßig über die ganze Oberfläche des Inhalts
A = 112 cm". Die elektrische Flächenladungsdichte beträgt daher
56 6 Elektrische Ladungen, Str öme und Spannungen
Das Coulomb
Wie Sie sehen, ergibt sich als Einheit für die elektrische Stromstärke die
Ladungseinheit pro Zeiteinheit, also Coulomb pro Sekunde (Cis). Gebräuchlich
dafür ist der Name Ampere? (Einheitenzeichen A, I A = I Cis).
Wie das Vorzeichen der elektrischen Ladung, so ist auch die Richtung des
elektrischen Stromes eine Sache der Vereinbarung (Konvention). Gleichung (6.3)
liefert ein positives Vorzeichen für I, wenn Q positiv ist, wenn also eine positive
Ladungsmenge in Pfeilrichtung durch .s1 geschoben wird. Formal ist das völlig
gleichwertig mit dem Verschieben einer negativen Ladung in der entgegengesetzten
Richtung. Das Vorzeichen von I ist dasselbe. Wenn aber der Transport einer
positiven Ladungsmenge entgegen der Pfeilrichtung oder einer negativen Ladungs-
menge in Pfeilrichtung erfolgt, bekommt I ein negatives Vorzeichen.
Noch ein wichtiger Punkt: Wir sprechen zwar von der Richtung des elektrischen
Stromes, die elektrische Stromstärke ist aber keine geometrisch gerichtete Größe
im Sinne einer Kraft oder einer Geschwindigkeit und wird daher auch nicht durch
einen Vektor dargestellt. " Richtung" bedeutet hier lediglich " von innen nach außen"
oder "von hinten nach vorne" durch die Fläche .s1. Einen Pfeil, wie in Abb. 6.1
eingezeichnet, nennt man einen Bezugssinn, manchmal auch eine Bezugsrichtung
(Abb . 6.2). Dementsprechend nennt man die konventionelle Richtung des Stromes,
also die Durchtrittsrichtung. in welcher eine positive Ladungsmenge tatsächlich
verschoben wird , den Richtungssinn. Äquivalent ist natürlich das Verschieben einer
negativen Ladungsmenge in der entgegengesetzten Richtung. In der Wahl des
Bezugssinnes sind wir völlig frei. Ergibt dann GI. (6.3), oder eine andere Analyse,
ein positives Vorzeichen für I , so stimmt der Richtungssinn des Stromes mit dem
Bezugssinn überein.
Wir haben noch den allgemeinen Fall abzuhandeln, nämlich, wenn sich der
elektrische Strom während des Beobachtungszeitraums ändert. Gleichung (6.3)
liefert dann nur einen mittleren Wert für die elektrische Stromstärke, meistens wird
aber der Augenblickswert (Momentanwert) benötigt. Wie wir dabei im Prinzip
vorzugehen haben, ist klar: Um den betrachteten Zeitpunkt wird ein hinreichend
Abb.6.2 Durchtritt an einem Flächenstück ,r,1 . Der Bezugssinn stellt eine als
positiv angenommene Durchtrittsrichtung dar
2 Andre Marie Ampere , 1775-1 836, Französischer Ph ysiker und Mathemat iker.
6.2 Der elektrische Strom 59
kurzes Zeitintervall, sagen wir L\t, gewählt und gleichzeitig die Ladungsmenge L\Q
bestimmt, die während L\t im angenommenen Bezugssinn durch den Querschnitt
d (Abb. 6.1) tritt. Den Quotienten Q/t in GI. (6.3) ersetzen wir dann durch den
Quotienten L\Q/L\t. "Hinreichend kurzes Zeitintervall" heißt, daß eine weitere
Verkleinerung von L\t keinen genaueren Wert mehr für L\Q/L\t liefert. Dies schließt
auch den Grenzfall L\t --+ 0 ein, für den man den Quotienten üblicherweise als dQ/dt
schreibt und als Zeitableitung der Ladung bezeichnet. Einer ebenfalls üblichen
Schreibweise für allgemeine Ströme folgend verwenden wir hier bevorzugt einen
übergesetzten Punkt ("Newtonscher Fluxationspunkt"), also
10- t O m gebundenen, positiv geladenen Metallionen mehr oder weniger stark. Sie
stehen in ständiger Stoßwechselwirkung mit den negativ geladenen Elektronen,
die mit mittleren Geschwindigkeiten der Größenordnung 106 m/s in Zickzack-
bewegungen umherrasen. Ein elektrischer Strom bedeutet, daß dieser intensiven
inneren Bewegung des Elektronengases eine äußere, gerichtete Bewegung, eine
Drift überlagert ist, die zu einem gerichteten makroskopischen Ladungstransport
führt. Wie groß ist diese Driftgeschwindigkeit?
Eine Abschätzung ist nicht schwierig durchzuführen. Nehmen wir einen
Kupferdraht von A = I mm? Querschnittsfläche, in dem ein elektrischer Strom der
Stärke I = I A fließt. Die Teilchendichte der freien Elektronen in Kupfer beträgt
ca. ne = 8,5'10 1 9 / mm 3 , d.h., die Ladungsmenge von Qe = - \ C, ent sprechend
N e= -Qe/e= 6,2'10 18 Elektronen, nimmt ein Volumen von V = N elne=0,073 mrrr'
ein. Bei einer Querschnittsfläche von A = \ mrn? bedeutet dies einen Zylinder der
Höhe I = VIA = 0,073 mm . Fließt nun I = IA = \ CIs, so wird das Elektronengas
im Mittel je Sekunde um genau diese Strecke, also mit der Geschwindigkeit von
v = 0,073 rnrn/stl) verschoben, und zwar entgegen dem Richtungssinn des elektrischen
Stromes (wegen der negativen Elektronenladungen). Die po siti v geladenen Kupfer-
ionen tragen nichts zum Ladungstransport bei, weil sie wesentlich an ihre
Gitterplätze gebunden sind. Sie sorgen aber für die perfekte Einhaltung der
Neutralitätsbedingung im Drahtinneren.
Der niedrige Wert einer Transportgeschwindigkeit (Driftgeschwindigkeit) der
Größenordnung 0, \ rnrn/s, wie eben berechnet, mag Sie vielleicht überraschen.
Er ist aber durchaus repräsentativ. Sie ersehen daraus, daß ein sta rker elektrischer
Strom in wichtigen Metallen wie Kupfer nicht etwa durch besonders hohe
Driftgeschwindigkeiten, sondern durch die große Anzahldichte der Elektronen
zustandekommt.
Ladungsträger besitzen auch Ma sse. Wir können daher bei einem elektrischen
Strom gleichzeitig immer auch einen Massenstrom erw arten. Beispielsweise haben
wir in unserem Kupferdraht die Anzahl vo n N e = 6,2,10 1 8 Elektronen für die
Ladung von - I C; eine elektrische Stromstärke von \ A = I Cis bedeutet also eine
Teilchenstromstärke von Ne= - 6,2·10 18 / S. Die Masse eines Elektrons beträgt
m e = 9,1' 1O - 3 1 kg. Daher ist die mit der elektrischen Stromstärke von 1= \ A
verknüpfte Massenstromstärke der Elektronen "I = me ' tiJ e = - 5,6.10 - 1 2 kg/s(!)
Diesen Wert können wir getrost unberücksichtigt lassen ; der Massentransport
durch Elektronen ist unmeßbar klein. Nicht zu vernachlässigen ist der Ma ssentrans-
port allerdings dann, wenn am elektrischen Strom auch die um einige Größenord-
nungen mas sigeren Ionen beteiligt sind . Das ist Z.B. in flüssigen Leitern der Fall.
Die hohe Bedeutung der Elektrizität in nahezu allen technischen Bereichen hängt
mit der äußerst großen Vielfalt der Erscheinungen zusammen, die mit elektrischen
Strömen verknüpft sind . Grob vereinfachend können wir die Erscheinungen
zusammenfassen in
6.2 Der elektrische Strom 61
• Magnetfelder,
• Erwärmung von Leitern bei Stromdurchgang,
• chemische Wirkungen im weiteren Sinn, insbesondere in flüssigen und gas-
förmigen Leitern,
wir werden aber vorerst nicht näher darauf eingehen. Ich möchte Sie nur an einige
bekannte Tatsachen erinnern:
Als chemische Wirkung des elektrischen Stroms kennen Sie alle die Elektrolyse
von Wasser. Möglicherweise wird dieser oder ein ähnlicher Prozeß zur Gewinnung
von Wasserstoff für unsere künftige Energieversorgung große Bedeutung erlangen.
Eine Reihe weiterer Verfahren der Elektrochemie dient ebenfalls der großtechnischen
Erzeugung von Metallen und Gasen durch Elektrolyse. Erwähnen möchte ich auch
die Galvanotechnik zur Oberflächenbehandlung von Werkstoffen und natürlich
die lokale Erzeugung und Speicherung von elektrischer Energie in Batterien und
Akkumulatoren.
Die Wärmeentwicklung in stromdurchflossenen Leitern ist häufig eine uner-
wünschte Erscheinung, weil sie den Verlust höherwertiger Energieformen bedeutet
und damit den Wirkungsgrad von Energieumsetzungsprozessen verschlechtert.
Wie Sie wissen, hat sie aber auch ihre nützlichen Seiten, z.B. bei der Lichterzeugung
in Glühlampen, der Wärmeerzeugung in Heiz- und Kochgeräten und in Anlagen der
industriellen Elektrowärmetechnik.
Ausführlich beschäftigen werden uns die magnetischen Erscheinungen. Es
handelt sich dabei, grob gesprochen, um Kräfte zwischen bewegten Ladungsträ-
gern, also um Kräfte zwischen elektrischen Strömen. Wenn Sie beim Magnetismus
hauptsächlich an das Erdmagnetfeld und an Kompaßnadeln, an Magnete und
Eisenstücke denken, so werden Sie später sehen, daß wir es auch dabei letztlich
mit elektrischen Strömen, wenn auch nicht immer mit Leitungsströmen zu tun
haben. Großtechnisch genutzt wird der Magnetismus vorwiegend in elektrischen
Maschinen und Geräten zur elektromechanischen Energieumsetzung.
Das Ampere
Von den Wirkungen des elektrischen Stromes macht man auch bei der Messung
der elektrischen Stromstärke Gebrauch. Anzeigende Meßgeräte dieser Art nennt
man Strommesser oder Amperemeter, weil man mit ihnen den Zahlenwert der
elektrischen Stromstärke oder verwandter Kenngrößen in Ampere (einschließlich
Teilen und Vielfachen davon) mißt. Wir nehmen zunächst nur zur Kenntnis, daß
es solche Meßgeräte gibt, und daß wir damit die elektrische Stromstärke in jedem
Stromkreis und mit jeweils ausreichender Genauigkeit bestimmen können. Um
die Meßwerte aber auch sinnvoll weitergeben zu können ist es wichtig, daß
jedermann unter "einem Ampere" den selben Wert der elektrischen Stromstärke
versteht und daß die Strommesser entsprechend geeicht sind .
Bereits im Jahr 1948 hat man sich auf die folgende , auch heute noch international
gültige Festlegung geeinigt (Abb. 6.4)."Die Basiseinheit I Ampere (Einheitenzeichen
62 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen
A) ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen Stromes, der, durch zwei Im
Vakuum parallel im Abstand I Meter voneinander angeordnete geradlinige,
unendlich lange Leiter von vernachlässigbar kleinem, kreisförmigen Querschnitt
fließend, zwischen diesen Leitern je I Meter Leiterlänge elektrodynamisch die Kraft
von 2· 10- 7 Newton hervorrufen würde."
Wie sich schon aus den Worten "unendlich lang" und .vemachl ässigbar klein "
ergibt, ist der Definitionstext nicht direkt als Realisierungsvorschrift brauchbar.
Das ist aber auch nicht nötig. Es soll damit lediglich das magnetische Kraftgesetz
für einen einfachen Fall unter idealisierten Bedingungen in einer einwandfreien
Formulierung erfaßt werden. Etwas vorgreifend können wir das auch formeimäßig
ausdrücken, sogar etwas allgemeiner: Mit Bezug auf Abb. 6.4 ist die magnetische
Kraft F pro Leiterlänge I zwischen zwei geradlinigen, parallelen Linienleitern im
Abstand r, die von Strömen der Stärke 1I bzw. 12 durchflossen werden, im Vakuum
(und auch in Luft)
(6.5)
110 ist die magnetische Feldkonstante. Die beiden Leiter ziehen einander an, wenn
sie gleichsinnig durchflossen werden. Ist der Richtungssinn der beiden Ströme
unterschiedlich, so stoßen sie einander ab . Setzen wir nun die Werte der Ampere-
Definition, nämlich F = 2.10- 7 N, I = 1 m, 1 1 = 12 = 1 A und r = 1 m ein, so erhalten
wir
festgelegt. Beachten Sie, daß wegen der in den Gin. (6.3) bzw. (6.4) ausgedrückten
Begriffsbildung für die elektrische Stromstärke mit dem Ampere und der Zeiteinheit
6.3 Die elektrische Spannung 63
auch die Einheit für die elektri sche Ladung fixiert ist: 1 Coulomb = 1 Amperesekunde
(1 C = 1 A·l s = 1A s).
zerlegen, für jeden Abschnitt die Normalprojektion der Kraft auf die Verschiebungs-
richtung bestimmen und mit der Verschiebungsstreck e multiplizieren, aIles zu sam-
menzählen; wenn nötig, Zerlegung verfeinern. Die Wiederholung der Prozedur
für dieselbe Kurve ((5, aber mit Te stkörpern unterschiedlicher Ladungsmenge zeigt:
Das Ergebnis, die vo n den elektrischen Kräften verrichtete Arbeit, ist jeweil s
proportional der Ladungsmenge de s Te stk örper s (d oppelte Ladung-doppelte
Arbeit). Wir konnten auch nicht s anderes erwarten, weil sich ja die Kraft in jedem
Punkt bereits proportional zu Q erwiesen hat und damit jeder Teilbetrag unser er
Arbeitssumme in GI. (4.5) als F'k' Sk = QEsk ' Sk geschrieben werden kann." Esk ist
die Normalprojektion der elektrischen Feldstärke im k-ten Ab schnitt:
n
A(((5) =Fsl ·Sl+Fsz· sz+· ··+Fsn· sn = I r:«
k= 1
n
= QEs1'SI + QEsz's z + ... + QEsn ' sn = Q I Esk ·Sk· (6.7)
k= 1
Das Ergebnis unseres Gedankenexperiments: Wenn wir die von den elektrischen
Kräften bei der Verschiebung eines Testkörpers entlang einer Kurve '6 verr ichtete
Arbeit durch seine Ladung di vidieren, erhalten wir eine Größe, die allein vo m
momentanen Zustand des untersuchten Objekts, nämlich dem elektromagnetischen
Feld, und vom Verlauf der Kurve ((5 abhängt, nicht a ber vo n den Eigensch aften
des Te stkörpers. Die se Größe nennen wir elektrische Spannung,
n
Ure ) = A(((5)/Q = I E'k'Sk (6.8)
k= 1
Das Volt
Die Definitionsgleichung (6.8) gibt uns auch den richtigen H inweis auf die
physikalische Einheit der elektrischen Spannung: Wir messen d ie Arbeit in Joule
und die elektrische Ladung in Coulomb, also besitzt die elektrische Spannung, a ls
ladungsbezogene Arbeit a ufgefa ßt, die Einheit I Joule pro I Coulom b (I Jj C). In
4 Au f einen bewegten Testk örper wirkt im Untersc hied zu eine m ruh enden i.a. noch eine weite re
K raft . die mit dem M agn eti smu s zusa mmenhängt (Wechse lwirku ng bewegter Lad ungst räger). Sie
steht jedoch immer senk recht zur Bewegun gsrichtung. tr ägt als o nicht s zu r Arbe it bei. Unse r Ergebnis
ist allg emein gültig.
6.3 Die elektrische Spannung 65
Wir erhalten also insbesondere die Einheit der Leistung, das Watt, als Produkt
von I Volt und I Ampere.
Eine wichtige Anmerkung: Die elektrische Spannung ist immer einer orientierten
Kurve zugeordnet, d.h. einer Kurve mit Durchlaufsinn (Abb. 6.5). Dieser frei wähl-
bare Durchlaufsinn ist der Bezugssinn der elektrischen Spannung. Davon unabhän-
gig ist der Richtungssinn. Ergibt GI. (6.8), oder eine andere Analyse , ein positives
Vorzeichen für U, so stimmt der Richtungssinn mit dem Bezugssinn überein.
Wenn Sie also den Wert einer elektrischen Spannung, ob positiv oder negativ,
nennen, dann müssen Sie im Prinzip immer auch die zugehörige Kurve und ihren
Bezugssinn angeben. Allerdings gibt es technisch bedeutsame Ausnahmen. Stellt
sich nämlich heraus, daß die Spannung für alle Kurven, die innerhalb eines räum-
lich abgegrenzten Bereiches zwischen denselben Punkten verlaufen, den gleichen
2
En dp unkt
Abb.6.5 Innere Orientierung einer Kurve
Der Bezugssinn stellt einen als positi v
If, .
angenommenen Durchlaufsinn vom An-
Anfa ng spunkt fangspunkt I zum Endpunkt 2 da r
------- - ~ ~ '"
't5, __----..
X\ rä u m li c h abgegre nz ter
Be re ic h
\
\
I
I
f U('t5,) = UC(5 2) = U(f53 ) = Ut2= U
/
I
)
/
./
- - - - - - --- -- .-.-/
Abb.6.6 Angabe des Bezugssinn s. Ist die Spannung unabh ängig vom Verlauf der Ku rve zwischen zwei
Punkten, so genügt die Festlegung des Anfangs- und Endpunktes
66 6 Elektrische Ladungen, Str öme und Spannungen
Wert besitzt (Abb. 6.6), so brauchen wir lediglich anzugeben, welcher der beiden
Punkte der Anfangs- und welcher der Endpunkt ist. Man verwendet dafür
Kennzeichnungen für geordnete Punktepaare wie f!JJ und :!l, oder 1 und 2, oder
( +) und (-), oder man zeichnet einfach einen Pfeil direkt vom Anfangs- zum
Endpunkt. Der gewählte Bezugssinn ist damit klar.
Tatsächlich sind diese Ausnahmen in der Elektrotechnik der Regelfall. Wir
werden das später begründen und im Zusammenhang mit dem Induktionsgesetz
genauer untersuchen, können aber inzwischen ohne Gefahr von der "Spann ung
zwischen zwei Punkten" sprechen und demgemäß die vereinfachte Kennzeichnung
des Bezugssinns verwenden.
Fassen wir kurz das Wesentliche zusammen: Den Gesamtwert des elektrischen
Feldes entlang einer die Punkte 1 und 2 verbindenden Kurve ~ nennen wir die
elektrische Spannung U(~). Sie erfaßt gleichzeitig alle entlang und in Richtung der
Kurve potentiell vorhandenen elektrischen Kräfte. Verläuft die Kurve innerhalb von
Leitern, so werden die Kräfte an den beweglichen Ladungsträgern tatsachlich
wirksam und es kommt zu einem elektrischen Strom. Im Pr inzip können wir den
Wert der elektrischen Spannung durch Verschieben einer Testladung entlang ~
als die dabei von den elektrischen Kräften verrichtete ladungsbezogene Arbeit
bestimmen. Dies führt auf die Bildung der Kurvensumme GI. (6.8).
Wenn die Spannung für alle Kurven, die (innerhalb eines anzugebenden räum-
lichen Bereiches) von 1 nach 2 verlaufen, den selben Wert ergibt, dann sprechen
wir von der Spannung zwischen 1 und 2 und kennzeichnen sie durch U t z oder
einfach durch U, zusammen mit einem Bezugspfeil (Abb. 6.6). Diese Kennzeichnung
ist wichtig, weil, wie aus der Definition der elektrischen Spannung als Kurvensumme
folgt, eine Umkehrung des Bezugssinnes in der gleichen physikalischen Situ ation
(d.h. bei gleichem Richtungssinn) eine Umkehrung des Vorzeichens der elektrischen
Spannung bedeutet:
(6.10)
Ebenfalls aus der Definition als Kurvensumme folgt, daß sich bei einer
Unterteilung der Kurve rt' in Teilstücke (Abb. 6.7) die Gesamtspannung als Summe
der Teilspannungen ergibt:
I)
U(~) = U(~ + U(~ z) + u(rt' 3)'}
U I4 =U12+UZ3+U 34, (6.11)
U =U 1+U Z+U 3.
Die physikalische Einheit der elektrischen Spannung ist das Volt. Seine
Anbindung an die international vereinbarten Einheiten der Länge , der Masse ,
6.3 Die elektrische Spannung 67
~
1 234
<c:.> V
V = VI - u, + V3
Abb. 6.7 Unterteilung einer Kurv e «j in Teilstücke. Die G esamtspannung ist die Summe der Teilspannungen
der Zeit und der elektr ischen Stromstärke erfolgt durch die Einhe itengleichung
(6.12)
Der Wert einer elektrischen Spannung kann sich natürlich auch mit der Zeit
ändern. Beispielsweise können wir die Spannung zwischen zwei bezeichneten
Anschlußklemmen eines elektri schen Gerätes oder eines elektronischen Bauele-
mentes graphisch wie in Abb. 6.8 angeben. Ändert sich die Spannung mit der Zeit
nicht (Abb. 6.8c), so sprechen wir von Gleichspannung. Liegt dagegen ein period ischer
Zeitverlauf mit dem Mittelwert Null vor, so nennt man das Wechselspannung. In
der Abb. 5.1 ist eine techni sche Wechselsp annung, näml ich die sinusförmige
Spannung zwischen den Kontakten einer Steckdose da rgestellt.
a b c
---:;--
r ~ r ~
lv V
3
2 V
3
2
0 0
- 1 2 3 4 5 6s 7 0 2 m in 3
t - -., t - -.,
Abb. 6.8 Zeitverla uf der elektrisc hen Spa nnung. a Angabe des Bezugssinn s, bAlIgemeiner Zeitverl auf,
c Gl eich spannung
68 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen
Aus der großen Zahl möglicher chemischer Elemente hat man früher eine
bestimmte Bauart, ein "Normalelement" ausgewählt und seine Spannung mit
1,0186 V festgelegt. Auf dieser Grundlage konnte man die Geräte zur Messung der
elektrischen Spannung, Spannungsmesser oder kurz Voltmeter genannt, eichen.
Dieses Vorgehen ist überholt. Man erreicht heute auf anderem Weg Darstellungen
des Volt mit Unsicherheiten kleiner 10- 6 . Normale Voltmeter erreichen natürlich
nicht diese Genauigkeit.
Über die Funktionsweise von Spannungsmessern brauchen wir uns vorerst
keine Gedanken zu machen; nur soviel zu ihrem Gebrauch: Wollen wir die
elektrische Spannung messen , die zwischen zwei metallischen Kontaktpunkten
auftritt, so verbinden wir diese über geeignete Meßleitungen mit den beiden
Anschlußpunkten des Meßgerätes. Ein Strommesser, ein Amperemeter wird
dagegen in den meisten Fällen direkt in den Stromkreis geschaltet.
Betrachten wir nun folgende , in Abb . 6.9 schematisch dargestellte Anordnung.
Der Ausgang einer Gleichspannungsquelle (denken Sie an eine Batterie oder ein
Netzgerät) ist über elektrische Leitungen mit den Anschlüssen eines Verbrauchers,
Z.B. einer Glühlampe oder eines Heizgerätes verbunden. In den Stromkreis ist
zusätzlich ein Amperemeter zur Messung der Stromstärke I eingeschaltet. Gemessen
wird überdies die Spannung U mit einem Voltmeter am Ausgang der Quelle. Die
eingezeichneten Pfeile geben den von mir frei gewählten Bezugssinn für U und I
an . Beachten Sie: Wenn ich im oberen Zweig (Hinleitung) den Bezugssinn für den
Strom von der Quelle zum Verbraucher, im unteren Zweig (Rückleitung) vom
Verbraucher zur Quelle, und außerdem den gleichen Wert für die Stromstärke I
annehme, so setze ich voraus, daß weder in der Quelle noch im Verbraucher
insgesamt Überschußladungen gespeichert werden. Fließt eine bestimmte Ladungs-
menge über einen Anschluß in das Gerät, so muß die gleich große Ladungsmenge
das Gerät über den anderen Anschluß wieder verlassen, und zwar gleichzeitig. Wir
können diese Annahme überprüfen durch Einschalten eines zusätzlichen Strom-
messers in den unteren Zweig.
Noch ein Wort zu den Meßgeräten: Wir wollen, daß sie das Untersuchungs-
objekt möglichst wenig stören. Ein eventuell durch den Spannungsmesser fließender
Strom soll verachlässigbar klein sein gegen I, und eine eventuell zwischen den
beiden Anschlüssen des Strommessers auftretende Spannung soll vernachlässigbar
klein sein gegen U. Geeignet ausgewählte Meßgeräte erfüllen diese Bedingungen.
Nun zu unserer eigentlichen Aufgabe! Wir wollen die Energiemenge W
ausrechnen, die während eines Zeitabschnitts von Obis t von der Quelle an den
(+) I
A
Glei ch -
s pa n n ungs -
que lle
uj } Ver br a uc he r
H I
Abb.6.9 Die Gleichspannungsquelle speist einen Verbraucher. Gemessen werden Spannung und
Strom stärke
70 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen
Verbraucher geliefert wird . Erinnern Sie sich dazu an die Interpretation der
elektrischen Spannung als ladungsbezogene Arbeit beim Verschieben einer Test-
ladung (GI. (6.8)). Sie ist der Kurve ((j zugeordnet, die über die Leiterbahn vom
Anfangspunkt (+) durch den Verbraucher zum Endpunkt (-) führt. Fließt jetzt
tatsächlich ein Gle ichstrom der Stärke I , so wird entlang ((j während unseres
Zeitabschnitts die Ladungsmenge Q = I· t verschoben (siehe GI. (6.3)) und damit die
Arbeit A = V ·I ·t verrichtet. Diese Arbeit muß von der Spannungsquelle durch die
Abgabe einer genau gleichen Energiemenge W = A gedeckt werden (Energieer-
haltung!). Wir haben damit als Ergebnis
W= U rl -t. (6.13)
(Beachten Sie die Einhe itengleichungen (6.9)). Sie können GI. (6.13)direkt überprüfen,
indem Sie als Verbraucher z.B. einen Tauchsieder anschließen und die Energiemenge
W über ein Kalorimeter (Gerät zur Messung der Wärmemenge) bestimmen.
Beziehen wir die übertragene Energiemenge W = A auf die Zeit (siehe GI. (4.6)),
so erhalten wir die Leistung
I P= V 'II · (6.14)
Sie wird , wie Sie bereits wissen, in Watt gemessen. Das Wichtige an GI. (6.14) ist
ihre allgemeine Gültigkeit, unabhängig vom zeitlichen Verlauf der Größen V
und I . Wir müssen nur immer die gleichzeitig auftretenden Werte der Spannung
und der Stromstärke einset zen und erhalten dann die momentan von der Quelle
erbrachte und an den Verbraucher abgegebene Leistung, die Momentanleistung.
Ergibt GI. (6.14) einen negativen Wert für P, dann stimmt der Richtungssinn
entweder der Spannung oder des Stromes mit dem von uns gewählten Bezugssinn
momentan nicht überein: Es wird in diesem Augenblick Energie vom Verbraucher
an die Quelle zurückgeführt.
Wir kehren wieder zu der in Abb . 6.9 dargestellten Anordnung mit Gleichspannung
und Gleichstrom zurück, setzen aber voraus, daß der Verbraucher unter keinen
Umständen Energie an die Quelle zurückliefern kann. Man spricht dann auch von
einem dauernd passiv wirkenden Element. Angenommen, mit unserer Quelle kann
die Spannung V a uf unterschiedl iche Werte eingestellt werden. Wir messen dann
6.5 Elektrischer Widerstand und Ohmsches Gesetz 71
0,20
1
A
0.15
V
0.10
~ 0.05
- 8V -6 -5 -4 -3 -2 - I IV 2
V -
- 0.05
- 0.10
- 0.15
zu jedem V den Wert von I , tragen die zusammengehörenden Werte als Punkte
in ein Diagramm ein und verbinden die Punkte durch eine Kurve. Das ist die
Spannungs-Strom-Kennlinie des Verbrauchers. Abbildung 6.10 zeigt ein Beispiel.
Für dauernd passiv wirkende Elemente definiert man den Quotienten aus
Spannung und Strom als den elektrischen Widerstand,
R = V /I. (6.15)
Er hängt, wie Sie in Abb.6.10 sehen, i.a. in komplizierter Weise von der
Stromstärke bzw. von der Spannung ab . Nur in Sonderfällen, Z.B. in metallischen
Leitern konstanter Temperatur oder in eigens dafür hergestellten Bauelementen,
den "Widerständen"s, finden wir einen konstanten Wert für R. Diesen Sonderfall,
nämlich die direkte Proportionalität von Spannung und Stromstärke über einen
konstanten elektrischen Widerstand R bezeichnet man als Ohmsches Gesetz" (im
engeren Sinn)
(6.16)
5 Da s Wort " Widersta nd" wird in der Elektrotechnik sowohl für den Qu oti enten R = V /I . wie au ch
als Bezeichnung für Bauelemente gebraucht, deren wesentliche Eigenschaft der elektrische Widerstand
ist.
6 Georg Simon Ohm, 1789-1854, deutscher Physiker.
72 6 Elektrische Lad un gen. Ströme und Spannungen
'-;1--~
U= HI ['= - Hf
Abb.6.11 Schaltzeichen für elektrische Widerstände. Bezugs sinn e und Ohmschcs Ge set z
I als Stromstärke "Ohmsches Gesetz". Hängt dabei R von U bzw. I ab, so spricht
man auch von einem nichtlinearen Widerstand.
Eine wichtige Anmerkung: Bei der Anwendung des Ohmsehen Gesetzes müs sen
Sie immer den Bezugssinn von Spannung und Strom angeben . Wählen Sie nämlich
den Bezugssinn für Spannung und Strom unterschiedlich, so bekommt GI. (6.16)
auf der rechten oder linken Seite ein Minuszeichen. Dies zeigt Abb . 6.11, zusammen
mit dem Schaltzeichen fiir elektrische Widerstände.
Wie Sie aus GI. (6.15) sehen , ergibt sich die Einheit des elektrischen Widerstandes
als 1 Volt pro 1 Ampere. Es wurde dafür der Name Ohm (Einheitenzeichen n) ein-
geführt:
11 n = 1VIA I. (6.17)
Ein Stück Kupferdraht von 1 mm ' Querschnittsfläche und 1 m Länge besitzt Z.B.
bei Raumtemperatur den elektrischen Widerstand R = 17,8 mn (1 mn = 1 Milliohm =
10- 3 n). Widerstände von einigen Mn (1 Mn = 1 Megaohm = 106 n) sind als
Bauelemente in elektronischen Schaltungen durchaus üblich .
6.6 Fragen
1. Wie groß sind die elekt rischen Ladungen eines Protons und ein es Elektro ns?
2. Welche Er fahrung wird a usged rückt. wenn wir sagen. die elektrische Ladung ist eine Erh altungs-
gr öße ?
3. Was sind Ionen?
4. Wie stellen Sie sich das " Elektro nengas" in einem metallisch en Leiter vo r?
5. Was versteht man unter der "mittleren Ladungsdicht e"?
6. Wie kann man eine ungl eichförmige Ladungsverteilung in einem K örper besc hrei ben?
7. Wie sind Ü berschußlad ungen in einem Metallk örper angeordnet?
8. Was versteht man unt er .Fl ächenladungsdichte''?
9. Wa s ist ein elektrischer Strom ? Wodurch wird die elekt rische Leitfähigkeit im wesentlichen
bestimmt? Wa s versteht man unter einem Isol at or?
10. Wa s bedeutet "elektrische r Kontakt"?
11. Wie ist die elektrische Strom stärke erklä rt?
12. Was verstehen Sie unt er der "Richtung" des elektrischen St rom es? Was bedeutet .Bezugssinn" und
was .Richtungssinn '' des elektrischen Stromes?
13. Wa s verstehen Sie unter Gle ichstrom und was unter Wech selstrom?
14. Wie groß ist etw a die D riftgesch windigkeit der Elektronen. wen n in ein em Kupferdraht ein
elektrischer St rom fließt ?
6.7 Aufgaben 73
15. Warum können wir bei einem elektrischen Strom in Metallen den begleitenden Massentransport
La. vern achlässigen? Warum kann der Massentransport bei Ionenleitung eine Rolle spielen?
16. Was sind die wesentlichen Effekte elektris cher Ströme? Geben Sie jeweils Beispiele für ihre techn ische
Nutzung an.
17. Wie heißt die Basiseinhe it der elektrischen Stromstärke und wie ist sie definiert ? Welchen Wert
besitzt die magneti sche Feldkonstante ?
18. Was verstehen Sie unter dem Begriff "elektri sche Spannung"? Auf welche Weise läßt sich die
elektri sche Spannung als Kurven summe darstellen?
19. Unter welchen Bedingungen kann man von der elektri schen Spannung zwischen zwei Punkten
sprechen?
20. Wa s bedeuten .Bezugssinn'' und .Richtungssinn" im Zusammenhang mit der elektrischen
Spannung?
21. Wie nennt man die Einheit der elektrischen Spannung und wie ist sie erklärt?
22. Wie werden Teilspannungen entl ang einer Kurve zur Gesamt spannung zusamm engesetzt? Welche
Rolle spielt dabe i der Bezugssinn?
23. Was verstehen Sie unter Gleichsp annung und was unter Wechselspannung?
24. Was ist eine Spannungsqu elle und was bewirkt sie? Geben sie Beispiele an.
25. Wie nennt man Ger äte zur Messung der elektri schen Spannung und zur Messun g der elekt rischen
Stromstärk e? Welche Bedingungen müssen diese Ger äte erfüllen, dam it die Zu ständ e im zu
messenden Stromkreis möglichst wenig gestört werden ?
26. Wie bestimmen Sie bei bekannten Werten von Strom und Spannung die Momentanleistun g? Wie
ist ihr Zusammenhang mit der umgesetzten Energiemenge?
27. Welche Rolle spielen bei der Berechnung der Leistung die Bezugssinne und Richtungssinne von
Strom und Spannung?
28. Was verstehen Sie unter einer Spannungs-Strom-Kennlin ie?
29. Wie lautet das Ohmsehe Gesetz im engeren und weiteren Sinn? Welche Rolle spielen die Bezugssinn e
von Strom und Spannung bei der Formulierung des Ohm sehen Gesetzes?
30. Wie heißt die Einheit des elektrischen Widerstande s und wie ist sie erklärt ?
6.7 Aufgaben
A6.2 Ladung und Stromstärke: Durch den Querschnitt eines Leiters wird elektr ische
Ladung mit den in Abb. A6.2a-c dargestellten Zeitverl äufen verschoben.
I •
o 2s t
Abb. A6.2a
74 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen
i
o --- -- r --l-- :-r- -T- +
Abb. A6.2b
Q sin(wl)
(\
o +-- - - -
f
Abb. A6.2c
(i) Berechnen Sie für jeden Fall die Stromstärken in den einzelnen Zeitabschnitten.
(ii) Zeichnen Sie maßstabgerecht die jeweiligen Zeitverläufe der Stromstärken.
A6.3 Laden und Entladen: Mit einer Hochspannungsquelle wird elektrische Ladung
über einen Ladestrom getrennt, der 30 s lang mit einer mittleren Stärke von
10- 5 A fließt. In einer Funkenentladung, die etwa 1O - 6s dauert, gleicht sich die
Ladung wieder aus. Wie groß ist die mittlere Stärke des Entladestromes?
A6.7 Wasserstofferzeugung:
(i) Berechnen Sie die Elektrizitätsmenge, die nötig ist, um 1kg Wasserstoffgas
(H 2 ) durch Elektrolyse von Wasser (Abscheiden von H + -Ionen, M = 1 g/rnol)
zu gewinnen.
(ii) Wie groß ist die dazu benötigte elektrische Energie in kWh , wenn die
Spannung an der Elektrolysezelle 2 V beträgt?
A6.8 Herstellen von Kupferfolie: Zur Herstellung einer Kupferfolie werden zwei-
wertige Kupferionen an einer langsam rotierenden Trommel galvanisch abge-
schieden (Abb. A6.8). Wie groß ist die Abzugsgeschwindigkeit v einzustellen, wenn
eine Stromstärke von 30 A gewählt wird? (Kupfer : M = 63,7 g/mol , Q = 8,9 g/cm ')
Abb. A6.8
A6.9 Vernickelung eines Blechteils: Ein Metallblech von insgesamt 200 cm ? Ober-
fläche soll in einem Nickelsalzelektrolyten mit einer galvanisch abzuscheidenen
Nickelschicht versehen werden . Zur Abscheidung des Nickels wird die Stromstärke
1= 5 A eingestellt, wobei die Stromausbeute für die Reduktion der Ni 2 + -Ionen
85% beträgt. Nach welcher Zeit hat die Nickelschicht eine Dicke von 50 um
erreicht? (Nickel: Q = 9,0 g/crrr', M = 58,7 g/mol)
A6.10 Das Elektronvolt: Zur Angabe von Energiemengen wird bei mikroskopischen
Prozessen häufig die Einheit Elektronvolt (1 eV) verwendet. Sie ist erklärt als
Energiemenge, die ein Teilchen mit der Elementarladung e beim Durchlaufen einer
Spannung von 1 Verhält. Drücken Sie 1eV in der Einheit Joule aus.
Abb, A6.l2
IV~~
o
t
- IV
T=20ms
u u
Usi n(wt)
I
IV -- --. ~ .....- IV
o o-t-- - - t - - + - - -..
t
-IV - IV
T =20 ms T= 20 ms
oll-
UD
~ R=20
--~--
I~
o 0,7V UD
A6.15 Stromaufnahme von Glühlampen: Auf einer Glühlampe für einen Auto-
scheinwerfer sind z.B. die Daten 12V, 15Wangegeben. Wie groß ist die zugehörige
Stromstärke?
40W
I ~
4A - -~--
3 +----+- .
15W
2 -j---J'- - -t
U
OA---+--I----+----je-----t---+-
5 10 15V
Abb. A6.l6a
78 6 Elektrische Ladungen, Strö me und Spannu ngen
u = 12V
~
--~--
Abb. A6.16b
1
n = IOOOO min -
I E
E
oon
N
11
Q
M ot or und Ge triebe
Schl eifscheibe
Abb. A6.19
der Widerstand des elektrischen Kreises mit R = 2 n anzusetzen ist und andere
Verluste (Reibungsverluste) vernachlässigt werden können?
R = 2il
Speise-
gerät
v!
o
I=IOA
-e:::J-
Motor
und
Schlitten
m=50kg
Getriebe
" 11777777//7/'
Abb. A6.20
Kapitel 7
Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, ist das Umgehen mit phy sikalischen
Größen an gewisse Regeln gebunden. So sind z.B. 5 kg und 5 A nicht dass elbe,
o bwo hl in beiden Ausdrücken die 5 als Zahlenwert auftritt. Man nennt deshalb
die Werte physikalischer Größen manchmal " benannte Zahlen" und meint damit,
daß ihr Zahlenwert nur in bezug a uf eine gewählte Einheit gilt (kg, A), und daß
ihnen eine physikalische Dimension! (Masse, elektrische Stromstärke) zugeordnet
ist. Es hand elt sich a lso jedenfalls nicht um gewöhnliche Zahlen.
Wenn wir qu antitat ive Aussagen über ph ysikali sche Objekte wie Körper, Vor-
gänge oder Zu ständ e ma chen , dann verwenden wir dazu ph ysikali sche Größen
(kurz: Größen).Wir beschreiben dam it im Prinzip meßbare Eigenschaften, d.h., die
Wert e der Größen, die Größenwerte müssen, erstens, im Prinzip mit ähnlichen
Merkmalen anderer Objekt e vergl ichen werden können, und sie müssen, zweiten s,
sinnvoll vervielfachbar sein. Dan eben gibt es noch physikalische Konstanten, die
sich nicht unmittelbar auf ein Objekt beziehen, so ndern au s Gründen der Zweck-
mäßigkeit beim Aufbau eines Größensystem s eingeführt werden. Wir nennen sie
universelle Konstanten und zä hlen sie i.a. ebenfalls zu den Größen.
Die Forderung der prinzipiellen Meßbarkeit bedarf einer Erklärung: Wir haben
es in der Physik genaugenommen immer mit Theorien zu tun, und in jeder physi-
kalischen Theorie gibt es Begriffe und zugehörige Größen, die nicht in ihr erklärt
sind. Für den Bereich der kla ssischen Mechanik sind dies beispielsweise die Länge,
die Zeit und die Ma sse. Aus diesen Basisgrößen werden dann über die Formeln
und Gleichungen der Theorie die restlichen physikalischen Größen, die abgeleiteten
Größen definiert. Dam it wird a uch erkl ärt, wie die Größen im Prinzip zu messen
sind. Der Bezug auf eine Theorie ist besonders wichtig in der neueren Physik, er
tritt aber auch in der klassischen Physik zutage. Physikalische Größen werden
demnach nicht durch reale Meßvorschriften definiert. Vom formalen Standpunkt
a us sind sie entweder überhaupt nicht definiert (Basisgrö ßen), oder sie werden
innerhalb einer Theorie erkl ärt (a bgeleitete Größen). Wenn wir trotzdem z.B. von
der " Definition des Ampere" sprechen, so ist damit lediglich die Festlegung eines
I Der Begriff "physika lische Dimension" hat sich zwar a us "geometrische Dimension " entwick elt.
Eine weitere, wichtige Eigenschaft von physikalischen Größen betrifft die Dar-
stellung der Größ en werte. Wir schreiben m = 5 kg oder 1= 5 A, also immer einen
Ausd ruck der Formt"
2 Mathemat isch en tspricht dies der Aufspaltung einer Menge vo n phy sikali schen Größen in
Äq uivalenzk lassen .
3 Z.B. multiplizieren , di vidieren, pot en zier en .
4 G rundsä tzlich gilt dies a uch für Vektoren, Tenso ren höh ere r St ufe, Matrizen, O pera to ren u.ä. Wir
in Zeichen,
[G] = (I m)Q '(1 kg)ß'(1 s)Y'(1 A)ö'(1 K)' ·(I molf(1 cd)" (7.2)
mit rationalen Zahlen IX, ß,... , IJ dargestellt. Ist der Exponent einer Einheit null,
so ergibt der Faktor die Einheit I E' Z.B. (I m)? = I E' (1 mol)? = I E' Sie kann wegen 7
I E ' [G] = [G] in den restli chen F aktoren absorbiert werden. Natürlich ist die
Festlegung des Potenzproduktes für die Einheit einer Größe nicht willkürlich,
sondern sie muß im Einklang mit den Gleichungen ein er Theorie, in denen die
G röße vorkommt, durchgeführt werden. Beispielsweise erha lten wir für die
Geschwindigkeit, die Beschleunigung und die Kraft aus den GIn. (1.13), (1.17),
(3.2)
8 Dies ist gerechtfertigt, weil alle gewöhnlichen Größen der Einh eit I E (nicht Vektoren usw.)
zusammen einen algebraischen Körper bilden, der dem Körper der reellen bzw. komplexen Zahlen
isomorph ist.
84 7 Ph ysikalisch e G röße n. Einheiten und Dimensio nen
mit dem Umrechnungsfaktor a, einer reellen Za hl. Man nen nt so etwas eine
Einheirentransformatien". Für den Wert der Größe selbst, der ja einen ph ysikalischen
Sachverhalt darstellt, ist Ihre Einh eitenwahl belangl os, d.h, ein G rö ßenwe rt ist
invariant gegenüber Einheitentransformationen:
(7.4)
Mit der Einheit ändert sich a ber der Zahlenwert der G rö ße gemä ß
also umgekehrt proportional zur Einheit. Damit ist d ie neue Darstellung voll-
ständig.
Wir haben die ph ysikalischen Größen nach ihrem jewei ligen Sachbezug in vo n-
einander getrennte Größenarten eingeteilt und auße rde m je de r Art eine Einheit
zugeordnet. Um die Anzahl der Einheitensy m bo le, vor a llem a ber d ie Anza hl der
un iversellen Konstanten in unseren G leichungen a uf einem vernü nftigen Ma ß zu
halten, haben wir a ußerdem, sozusagen als K omprorni ß, sieben una bhä ngige
Basiseinheiten eingeführt und un s gleichzeitig dafür entschiede n, die Einheite n aller
anderen Größenarten durch Potenzprodukte der Fo rm (7.2) darzustellen. M an
nennt die Gesamtheit aller auf diese Weise abgeleiteten Einheiten zusammen mit
den Basisgrößen ein kohärentes Einheitensystem und sp richt von kohärenten
Einheiten . Spezielle Einh eiten können auch neue Nam en bek ommen, Z.B. das
Coulomb (l C = I A s), das Volt (l V = I rrr 'kg s " :' A - I) oder das Ohm (1 n =
I VjA = I m 2kgs - 3 A - 2). Wenn es sich dabei um koh ärente Einhei ten handelt .
dann erscheint in den Einh eitengleichungen als Zahl enfaktor imm er nur die Zahl I.
Wie bereits erw ähnt, ergibt sich daraus auch ein Nachteil, nämlich, daß Sie
a us der Einheit einer Größe allein nicht mehr auf den Sachbezug schließen können .
Beispielsweise kann 5,1 kgm 2 js 2 sowohl die Energiemenge 5,1 J, wie auch den
Betrag eines Drehmomentes von 5,1 Nm bedeuten. T ra gisch ist das nich t. weil
sich au s der Wahl des Formelzeichens und dem sachlichen Zu sammenhan g die
Bedeutung der Größe in der Regel klar feststellen läß t. Der Vorteil ist eine übe r-
sichtliche und eindeutige Zu sammenfassung unterschiedlicher Größenarten zu
GrößengaUungen. Welcher Größengattung eine Größe angehö rt, wird durch ihre
9 Die Umrechnu ng von Grad Celsius in Kelvin gemäß GI. (4.9) ist keine Einheitentra nsformati on .
weil 1°C = 1 K. Die Umrechnung von G rad Fa hrenheit in G rad Cel sius oder Kelvin lä ßt sich auf eine
Summen - bzw, Differen zbild ung und eine Gleichung der Fo rm (7.3) zu rückfü hren .
7.2 Gr ößengattungen und Dimensionen 85
physikalische Dimension festgelegt. Dabei brauchen wir weder auf den Sachbezug,
noch auf den mathematischen Charakter der Größe Rücksicht zu nehmen, was,
wie Sie noch sehen werden, vor allem für die rasche Kontrolle von komplizierten
Ausdrücken von Bedeutung ist. Tatsächlich ist das Konzept der physikalischen
Dimensionen allgemeiner und ursprünglicher als das Einheitenkonzept, weil die
spezielle Darstellung von Größenwerten dabei keine Rolle spielt.
Jede physikalische Theorie enthält, formal gesehen, physik alische Größen,
universelle Konstanten und Gleichungen, welche die Größen und Konstanten
miteinander verknüpfen. Eine bestimmte Anzahl von Größen wird als formal
undefiniert angesehen, obwohl nat ürlich jede davon eine phy sikalische Inter-
pretation besitzt. Es sind dies die Basisgrößen . Die restlichen Größen und die
Konstanten sind durch die Gleichungen zusammen mit deren physikalischen
Interpretationen erklärt. Jede Basisgr öße bestimmt eine eigene Größengattung und
bekommt ent sprechend ihrer Interpretation eine eigene Dimension zugeordnet.
Dies sind die Basisdimensionen. Um konkret zu sein, lege ich gleich einen Sat z
von Basisdimensionen fest, und zwar, um eine möglichst glatte Anbindung an das
international vereinbarte Einheitensystem zu ermöglichen, die Dimensionen der
Länge, Masse, Zeit , elektrischen Stromstärke, Temperatur, Stoffmenge und Licht-
stä rke, und ordne ihnen der Reihe nach die Symbole
zu. Die Dimension einer beliebigen Größe G, wir schreiben dafür x G >, läßt sich
dann durch da s Dimensionsprodukt
(7.7)
mit rationalen Exponenten IX, ß, ... ,IJ darstellen, wenn wir zusätzlich vereinbaren,
daß die Potenzen wie mit gewöhnlichen Zahlen gebildet werden, daß der Exponent
Null an irgendeiner Basisdimension die "Dimension Eins" I D ergibt (z.B. LO= ID)
und daß die Multiplikation einer beliebigen Dimension G mit der Dimension<>
Eins wieder die Dimension c G>
liefert (lD' < = G> <G>
)10.
Dazu ein Beispiel: Nach GI. (1.13) ist die Geschwindigkeit "Länge durch Zeit ",
>
also xü = L ·T- I . Nach GI. (1.17) ist die Beschleunigung "Geschwindigkeit durch
Zeit", also (ä>= <ü>·r 1 = L ·r 2 . Damit ergibt sich nach GI. (3.3)die Dimension
der Kraft als "Masse mal Beschleunigung" zu = (F> <m>'<ä>
= L · M ·T - 2 • D ies
ist ein Potenzprodukt der Form (7.7) mit IX = ß = I, Y = - 2, (j = e = ( = IJ = O.
Man kann a uf diese Weise das Ergebnis einer Rechnung "dimensionsmä ßig"
überprüfen (Dimensionskontrolle). Dazu ein weiteres Beispiel: Angenommen, Sie
haben für die Endgeschwindigkeit eines Körpers, der reibungsfrei aus einer Höhe
h zur Erd e fällt, die Beziehung v =.J29h
mit der Fallbeschleunigung gabgeleitet.
10 Mathemati sch gesehen besitzt die Menge aller Dimensionen die Struktur einer multiplikati v
geschriebenen abelschen Gruppe mit 10 als Einselernent , in der die Potenzen mit rat ional en Exponen ten
wie für die reellen Zahlen erkl ärt sind.
86 7 Ph ysikalische Gr ößen, Einheiten und Dimensionen
Kann das stimmen? Zahlen besitzen die Dimension 1 1 1D' 9 ist eine Beschleunigung
und h eine Länge, also
( 2) = I D , <g) = L 'T - 2,
<h) = L,
< 2gh)=(1o·L ·T - 2·L )l /2=L·r l .
Die rechte Seite besitzt demnach die Dimension " Länge durch Zeit ", ist also, wie
die linke Seite, eine Geschwindigkeit. Soweit ist alles in Ordnung. Natürlich ist
die positive Erledigung der Dimensionskontrolle nur eine notwendige, keine
hinreichende Bedingung, weil Sie z.B. das Fehlen der 2 unter der Wurzel nicht
entdeckt hätten (Die angegebene Formel ist korrekt).
Mit der Wahl des Satze s (7.6) ist jeder Basisdimension genau eine Basiseinheit
des Internationalen Einheitensystems zugeordnet. Für jede abgeleitete Dimension
des Internationalen Einheitensystems, dargestellt durch das Dimensionsprodukt
(7.7), finden wir die zugehörige, kohärente Einheit aus dem Einheitenprodukt (7.2)
mit den numerisch gleichen Exponenten. Nun ist es aber gerade im Bereich der
Elektrotechnik meisten s bequemer, anstelle der Ma sse als Basisgröße die elektrische
Spannung einzuführen und auf die Lichtstärke und die Stoffmenge überhaupt zu
verzichten. Wir verwenden dann statt (7.6) die Basisdimensionen
L, T, U, 1,8 (7.8)
(7.9)
(7.10)
1 1 Gr ößen der Dimension Eins, z.B. alle Zahlen und ZähIgr ößen und a lle G röße nverhä ltnisse
(Q uotien ten zweier G rößen gleicher Dimension, speziell Winkel ) nennt man in nachlässiger Ausdru cks-
weise meist "dimensionslose Größen".
7.3 Das Internationale Ein heitensy stem 87
SI-Basiseinheiten
12 In Übereinstimmung damit ist d ie Verwendung von Einheiten auch durch national e Ges etze
geregelt.
1 3 Wissenschaftlich gesehen ist das SI weitgehend willkürli ch, pragm ati sch gesehen jed och sehr
zweckmä ßig.
88 7 Phy sikali sche Größen , Einheiten und Dim ensionen
Länge Meter m
Masse Kilogramm kg
Zeit Sekunde s
Elektrische Stromstärke Ampere A
Thermodynamische Temperatur Kelvin K
Stoffmenge Mol mol
Lichtstärke Candela cd
Das Kelvin, die Einheit der thermodynamischen Temperatur, ist der 273,16 te
Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers.
Das Mol ist die Stoffmenge eines Systems, das aus ebensoviel Einzelteilchen
besteht wie Atome in 0,012 Kilogramm des Kohlenstoffnuklids 12C enthalten sind.
Bei Benutzung des Mol müssen die Einzelteilchen spezifiziert sein und können
Atome, Moleküle, Ionen, Elektronen sowie andere Teilchen oder Gruppen solcher
Teilchen genau angegebener Zusammensetzung sein.
Die Candela ist die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung einer Strah-
lungsquelle, die monochromatische Strahlung der Frequenz 540'10 1 2 Hertz
aussendet und deren Strahlstärke in dieser Richtung (1/683) Watt durch Steradiant
beträgt.
In Tabelle 7.1 sind die sieben Basisgrößen zusammen mit den Einheitenzeichen
nochmals aufgelistet.
Abgeleitete Einheiten
Die abgeleiteten Einheiten sind mit den Basiseinheiten und untereinander über
Potenzprodukte verknüpft, in denen ausschließlich der Zahlenfaktor 1 vorkommt
(kohärentes Einheitensystem). Es ist jedoch zweckmäßig, häufig gebrauchte abge-
leitete Einheiten ebenfalls mit eigenen Namen und Zeichen auszustatten, Wir
erhalten damit beim Rechnen mit Größenwerten übersichtlichere Ausdrücke.
Außerdem können wir damit leichter zwischen Größen unterschiedlicher Art aber
gleicher Gattung (Dimension) unterscheiden. Beispielsweise wird für die Frequenz
(nicht aber für die Kreisfrequenz) eines periodischen Vorgangs das Hertz, und für
die Aktivität einer radioaktiven Substanz (Zerfallsrate) das Becquerel anstelle von
1s - 1 bevorzugt. Ähnlich verwenden wir, wie bereits besprochen, für Energiemengen
das Joule und für Drehmomente das formal identische Newtonmeter. In Tabelle
7,2 finden Sie die abgeleiteten SI-Einheiten mit besonderem Namen. Bei der
Celsius-Temperatur müssen Sie außerdem GI. (4.9) beachten.
Bei der Darstellung eines Größenwertes in SI-Einheiten ergeben sich häufig
unhandlich große oder kleine Zahlenwerte. Wir benutzen dann entweder die
7.3 Da s Internationale Einheitensystem 89
Tabelle 7.2 Abgeleit ete SI-Einheiten mit besonderem Namen (koh är ente Einhe iten)
Größe SI-Einheit Beziehung
Nam e Zeichen
Schreibweise mit Zehnerpotenzen (z.B. 0,000 000 550 m = 5,50'10 - 7 m) oder wir
verwenden eines der in Tabelle 7.3 angegebenen Vorsatzzeichen (z.B.0,000 000 550 m =
0,550 um = 550 nm). Beachten Sie dabei folgendes :
• Verwenden Sie jewe ils nur ein Vorsatzzeichen (z.B. nicht J.lJ.lF anstelle von
pF) .
• Das Vor sat zzeichen bildet mit dem Einheitenzeichen eine neue Einheit (z.B.
lJ.lm- 1 =(I0- 6 m ) - 1 = 106m - I ) .
• m steht sowo hl für Milli als auch für Meter. Achten Sie darauf, daß keine
Mehrdeutigkeiten ent stehen . Verwenden Sie notfalls Klammern und schreiben
Sie da s m für Meter möglichst weit hinten, also 1 Nm für 1 Newtonmeter und
I mN für 1 Millin ewton. I mm? ist jedenfalls 1 Quadratmillimeter, nicht 1
Milliquadratmeter.
• Die Basiseinheit Kilogramm hat eine Sonderstellung, weil sie aus historischen
Gründen bereits mit einem passenden Vorsatz au sgestattet ist. Vorsätze
90 7 Physikalische Größen, Einheiten und Dimensionen
10- 1 8 Atto a
10- 15
Femto f
10- 12
Piko P
10- 9 Nano n
10- 6 Mikro Jl
10- 3 Milli m
10- 2
Zenti c
10- 1
Dezi d
101 Deka da
102 Hekto h
3
10 Kilo k
6
10 Mega M
9
10 Giga G
101 2 Tera T
101 5 Peta P
18
10 Exa E
werden hier mit dem Gramm (g) gebildet (z.B. 1 Mg = 1000 kg, 1 mg =
10- 6 kg).
• Besonders wichtig : Die mit Vorsätzen gebildeten Einheiten sind keine
kohärenten Einheiten des SI (Ausnahme: kg).
Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie auch andere Einheiten
außerhalb des SI vernünftig und sachlich richtig einsetzen, Eine Auswahl davon
finden Sie in Tabelle 7.4. Verwenden Sie diese Einheiten aber nicht mit Vors ätzen
(Ausnahmen: Liter (z.B, 1ml), Tonne (z.B, 1 Mt), Bar (z.B. 1mbar), Elektronvolt
(z.B, 1 MeV, 1 GeV)).
Die Definition der Einheiten ist eine Sache - ihre Darstellung in den internationalen
und nationalen Instituten zum Zweck der Weitergabe ist eine andere. Wie man
dabei tatsächlich vorgeht, zeigt für die elektrischen Einheiten das Schema in
Abb . 7.1. Die Festlegung des Kilogramm und der Sekunde ist soweit klar; ihre
Darstellung erfolgt durch den Kilogrammprototyp bzw. durch sogenannte Atom-
uhren. Von anderem Charakter ist dagegen die SI-Definition des Meter. Sie
7.3 Das Internationale Einheitensy stem 91
~ Größe IBeziehung
~
Einheit
Name IZeichen
Ebener Winkel Grad ° 1° = (7t/180) rad
Minute I ' = (I /60t
tU)
~
;:::l
..c:
<lJ
Ko n d en sato r
N
<lJ
OJ
I
Sp a n n u n g s waag e
Abb.7.1 Schema zur Darstellung der Einheiten . In den Kä stchen sind unten die Unsicherh eiten der
Realisierun gen angegeben (beim kg die Unsicherheit der Weitergabe )
ähnlicher Art ist auch die Amperedefinition. Sie fixiert , wie bereits besprochen,
ebenfalls eine universelle Konstante, die magnetische Feldkonstante 110 (GI. 6.6).
Es ist dann möglich, die Kräfte in realen Anordnungen stromdurchfiossener Leiter mit
Formeln ähnlich (6.5) recht genau vorauszuberechnen und mit einer Gewichtskraft
zu vergleichen. Man nennt solche Geräte Stromwaagen und stellt damit das Ampere
dar.
Im Zusammenhang mit dem Coulomb-Gesetz (3.8) haben wir noch eine weitere
universelle Konstante kennengelernt, die elektrische Feldkonstante Co ' Sie ist
allerdings nicht unabhängig, sondern mit der Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum
Co und der magnetischen Feldkonstanten 110 durch die Maxwell-Beziehung!"
(7.11)
Tabelle 7.S Einige ph ysikalische Kon stanten (Werte nach Bergm ann-Schäfer ). Die
Unsicher heit bezieht sich jewe ils a uf die beide n letzten angegebenen Stellen
trisehen Bereich bieten sich insbeso ndere die Elementarladung e und die Planck-
Kon stante (Wirkungsq ua ntum) h an , und es werden Effekte a usgenutzt, die bei
sehr tiefen Temperaturen auftreten. Beispielsweise läßt sich die elektrische Spannung
du rch den Jo sephson-Effekt und der elektrische Wid erstand durch den Quanten-
Hall-Effekt scho n recht gen au dar stellen . Zur Weitergabe des Volt und des Ohm
werde n ber eits heut e die Joseph son-Konstante- " K J = l e/h bzw. die v. Klitzing-
Kon stante !" R K = h/e 1 verwendet. In Tabelle 7.5 finden Sie einige ph ysikal ische
Konstanten.
V 5,0 V 5,7 1 V 3
]= -= - - = _ . =106 ,10 - A=106mA (7.12)
R 4,7 kn 4,7 103 V I A ' "
die Umrechnung 1 kn = 103 n = 103 V IA kann also direkt beim Auswerten der
Größengleichung erfolgen.
Das Mitschleppen der Einheiten in jedem der Terme wird gelegentlich als Last
empfunden, obwohl damit die Sicherheit beim Rechnen größer ist. Sie können das
zum Teil umgehen, wenn Sie konsequent die kohärenten SI-Einheiten benutzen,
also in unserem Beispiel neben der Spannung V = 5,0 V auch den Widerstand als
R = 4,7'10 3 n darstellen. Sie wissen dann im Vorhinein, daß sich der Zahlenwert
der elektrischen Stromstärke relativ zur kohärenten Einheit 1 A ergibt:
V 5,0 3
]= -= - -A=106
3
·1O- A.
R 4,7'10 '
Allerdings muß auch dann in jedem Term die zugeordnete (kohärente) Einheit
erscheinen, weil sonst ein Widerspruch zur allgemeinen Darstellung (7.1) von
Größenwerten vorliegt. Das Weglassen von Einheitenzeichen dort, wo richtigerweise
welche hingehören, sollten Sie ausschließlich den Künstlern im Umgang mit
Größen überlassen.
Noch ein wichtiger Punkt: Die eingeschränkte Additionsmöglichkeit von
Größen bringt auch Beschränkungen ihrer Verwendung als Argumente von
Funktionen mit sich. Beispielsweise kann die Variable t in f(t) = t + t 2 keine Größe
der Dimension Zeit (oder irgendeiner anderen Größe der Dimension ungleich I)
sein, weil Sie sonst bei der Auswertung eine Größe der Dimension T zu einer
solchen der Dimension T2 addieren müßten. Aus diesem Grund dürfen Sie in
Funktionen wie sint -), e'" oder lnt-) nur Argumente der Dimension I verwenden,
und sie liefern auch nur wieder Größen der Dimension I . Sehen Sie sich dazu Z.B.
die GI. (5.3) an.
Wenn man eine Formel in einem speziellen Fall immer auf die gleiche Weise
auswerten muß, ist es meistens bequem, sich eine Beziehung zwischen den Zah-
lenwerten allein zurechtzulegen. Man nennt das eine Zahlenwertgleichung. Nehmen
wir Z.B. die durch GI. (7.12) dargestellte Rechnung. Ausgehend von GI. (7.1)
schreiben wir zuerst
stellen also den jeweiligen Zahlenwert durch das Größensymbol mit der gewählten
Einheit als Index dar. Dann ist
U I . 1mA = U y' 1 V
1= - :
R mA R .1kO
kO
oder
u; 1V u; 1V
mA
I = R kO '1 mA ·l kO - R k o'1O- A'10 3V jA '
3
d.h.
Uy 5
I m A = - = - = 1,06.
RkO 4,7
Verwenden Sie Zahlenwertgleichungen nur in speziellen Fällen und geben Sie dann
immer die gewählten Einheiten als Index an!
7.5 Fragen
1. Was verstehen Sie allgemein unter einer physikalischen Größe und wodurch unterscheiden sich
physikalische Größenwerte von gewöhnlichen Zahlen?
2. Wie werden die Werte physikalischer Größen dargestellt?
3. Was verstehen Sie unter der "Einheit" einer physikalischen Größe? Auf welche Weise werden
Basiseinheiten zu abgeleiteten Einheiten kombiniert?
4. Was versteht man unter einer Einheitentransformation und wie ändert sich dabei der Zahlenwert
eines Größenwertes? Worauf beruht diese Umrechnung?
5. Was verstehen Sie unter einem kohärenten Einheitensystem?
6. Was ist der Unterschied zwischen "Dimension" und "Einheit" einer physikalischen Größe?
7. Welche Einheiten sind SI-Basiseinheiten und wie sind sie definiert? Welche abgeleiteten SI-Einheiten
mit besonderem Namen und besonderem Zeichen kennen Sie?
8. Wie heißen die international festgelegten Vorsätze, welche Zeichen werden dafür verwendet und
welche Zahlenfaktoren kürzen sie ab? In welchem Sinn nimmt das Kilogramm bezüglich der
Vorsatzzeichen eine Sonderstellung ein?
96 7 Ph ysikalische Grö ßen. Einheiten und Dimen sio nen
9. Warum si nd Einheiten, d ie au s koh är en ten SI-E inhei ten mit Vo rsätzen gebildet werd en . keine
kohärenten Einh eiten des SI?
10. Welche gebräu chl ichen Einheiten a uße rha lb des SI kennen Sie?
11. Welche Werte besitzen die folg enden ph ysikali schen Kon stanten (auf jeweil s drei Stellen ge runde t):
Vakuumlichtgeschwindigkeit, Elementarl adung, Ruhemasse des Elektrons, Ruhemasse des Pro ton s.
magn eti sche Fcldkon stant e, elektrische Fcldk on stante, Avogadro-K on stant e. Bolt zrnann-K on stant c,
Plan ck-K on stante?
12. Was m üssen Sie beim Ausführen von O perationen mit addi tivem C ha ra kter bezüg lich physi-
kalischer Grö ßen beacht en?
13. Was versteht man unt er einer G rößengle ichung? Welchen Vorteil bietet d ie ko nsequ en te Verwen-
d ung koh ärenter Einheiten?
14. Warum mu ß de r Definition sbereich von F unk tio nen wie sint), ln t) usw. im mer a us G rößen der
Dim ension 10 bestehen? Welch e Dim ensio n ist den Größe n des Wer tebereichs dieser F unkti o nen
zugeordnet?
15. Wozu d ienen Zahl enwertgleich un gen und was ist bei ihrer Verwend ung zu beacht e n'>
7.6 Aufgaben
A7.1 Abgeleitete Dimensionen: Stellen Sie die ph ysikal ischen Dimen sionen der
M as sendichte, der Kraft, der elektrisch en Feld st ä rke , der Energie, der elektrischen
Ladungsdichte, der elektrischen Sp annung und des elektrischen Widerst andes a ls
Potenzprodukte der Basisdimensionen der Länge, Masse, Zeit und elektrisch en
Stromstärke dar.
A7.2 Abgeleitete Einheiten: Geben Sie die kohärenten SI- Einheiten für den
elektrischen Widerstand, die Leistung, die Arbeit, d ie elektrische Ladung, die Kr aft,
die elektrische Fl ächenladungsdichte und die elektrische Feld stärke jeweils a ls
Potenzprodukt der SI-Basiseinheiten (a bgek ürzte Schreibweise) und als Potenz-
produkt der Einheiten Meter, Sekunde, Volt und Ampere a n.
A7.3 Einheiten des elektrostatischen cgs-Systems: Das elektrost ati sche cgs-System
verwendet als Basi seinheit für die Länge, die M asse und die Zeit die Werte l ern,
1 g, I s. Abgeleitete Einheiten sind u.a. 1dyn = I gcm /s? für d ie Kraft und I erg =
1 gcm 2 /s 2 für die Arbeit. Die Proportionalitätskonstante 1/(4m;o) im Co ulom b-
Gesetz wird als I angenommen und damit a uf die Einführung eine r elektrisch en
Basiseinheit verzichtet. Geben Sie die kohärenten Einheite n der elektrisch en
Ladung, der Stromstärke, der Spannung und des Widerstandes dieses Einheiten-
system s a ls Potenzprodukte der Basiseinheiten a n.
A7.4 Aufstellen einer Zahlenwertgleichung: Die Elektro nent heo rie der Met alle
liefert für den Zu sammenhang zwischen der elektrischen Leitfähigkeit y, der
W ärmeleitfähigkeit ), und der a bsoluten Temperatur T da s Wiedernann-Fran z-
Lorenz-Gesetz
7.6 Aufgaben 97
A7.5 Aufstellen einer Größengleichung: Angenommen, Sie finden in der Lit eratur
für einen nichtlinearen elektrischen Widerstand die Angab e
Die Umwandlung und die Übertragung elektrischer Energie und die Verarbeitung
elektrischer Signale erfolgt in Stromkreisen. Ihr Verständnis setzt die Kenntnis
einiger Regeln voraus, die zum Handwerkzeug jedes Elektrotechnikers gehören.
Bei der Besprechung der fundamentalen Wechselwirkungen haben wir die elektrische
Ladung kennengelernt als jene Eigenschaft von Teilchen, in der sich die elektro-
magnetische Wechselwirkung äußert. Sie kennen bereits die wichtigsten elemen-
taren Ladungsträger, nämlich die Protonen mit der positiven Elementarladung
e:::::; 1,602,10 - 19 C und die Elektronen mit der genau entgegengesetzt gleich großen
Ladung - e. Makroskopische Körper sind in hohem Maß elektrisch neut ral, d.h.
die positiven und die negativen Ladungen gleichen sich aus . Wenn trotzdem eine
Störung dieser Neutralität auftritt, dann sprechen wir von einer positiven oder
negativen Ladung des Körpers.
Sind nun in einem Körper frei bewegliche Ladungsträger vorhanden, so kann
elektrische Ladung auch im Körperinneren tr ansportiert werden: Es fließt ein
elektrischer Strom. Dieser wird quantitativerfaßt durch die momentane Trans-
portrate der durch ein orientiertes Flächenstück verschobenen Ladung, also durch
die dem Flächenstück zugeordnete elektrische Stromstärke.
Eine der fundamentalen Regeln der Physik besagt, daß die elektrische Ladung
unzerstörbar ist; sie geht nie verloren und wird nie erzeugt. Elektrische Ladungen
können sich von Ort zu Ort bewegen, positive und negative Ladungen können
sich ausgleichen und wieder trennen, aber Ladung einer Polarität entsteht und
verschwindet immer zusammen mit einer genau gleich großen Ladung der anderen
Polarität. Wir sagen, die elektrische Ladung bleibt erhalten, sie ist eine Erhaltungs-
größe. Wir werden diesen Erfahrungssatz nun vom makroskopischen Standpunkt
aus formulieren .
Stellen Sie sich irgendeinen beliebigen, abgeschlossenen Raumtcil v vor, zu-
sammen mit seiner Hülle (J'r. 1 Die Hülle statten wir mit einer (äußeren) Orien-
I r und ar sind als geometrische Gebilde aufzufassen, nicht als physikalische Größen; verstehen
Sie darunter also nicht den Volumeninhalt des Raumteils bzw. den Flächeninhalt seiner Hülle! Die
symbolische Schreibweise a-r für die Hülle , d.h. die geschlo ssene Oberfl äche eines Raumteils v ist
au s der Topologie entlehnt. Nehmen Sie das einfach als eine sinnvolle Bezeichnung hin.
8.1 Form ulierung der Ladungserhaltung 99
: i Z Ra u ffit e il r
A Ori entierung d er Hü ll e
(Bez ugss in n )
Abb.8.\ Raumteil 1/" mit Hülle iJ1/" und Orientierung von innen nach a ußen
tierung aus, mit einem Bezugssinn, der von innen nach außen weist (Abb . 8.1).
Natürlich muß die Hülle kein materielles Ding sein; es kann sich auch um ein
gedachtes Gebilde handeln. Innerhalb und außerhalb der Hülle können nun
irgendwelche phy sikalischen Vorgänge stattfinden. Das braucht uns im Detail nicht
zu interessieren. Eines wissen wir jedoch sicher: Wenn die im Bereich i/' insgesamt
enthaltene Ladung Q(i/') zunimmt oder abnimmt, so muß gleichze itig ein
Ladungstransport durch die Hülle ai/' von außen nach innen bzw. von innen nach
außen erfolgen. Es muß also ein elektrischer Strom [(ai/' ) durch die Hülle fließen.
Die momentane Änderung der Ladung wird durch die Änderungsrate erfaßt, d.h.
wir denken uns in zwei ben achbarten Zeitpunkten t 1 und t z den Wert Ql bzw. Qz
der Ladung best immt und den Quotienten 8Q = Qz - Ql durch 8t = t z - t 1
gebildet. Bei einem hinreichend kurzen Intervall um den betrachteten Zeitpunkt
gibt dies die momentane Änderungsrate, die wir durch einen übergesetzten Punkt
kennzeichnen wollen : Q(i/'). Damit lautet die Formulierung des Erhaltungssatzes
In Worten: Ein durch die geschlo ssene Oberfläche ai/' eines Raumteils i/' au stre-
tender elektrischer Strom der Stärke [( ai/') ist gleich der negativen Änderungs-
rate Q(i/') der im Raumteil i/' befindlichen Ladungsmenge Q( i/'). Kurz: " Der
Strom nach außen durch eine Hülle ist gleich der Abnahmerate der eingeschlo s-
senen Ladung". Stoßen Sie sich dabei nicht an "austretend"; natürlich kann Strom
auch von außen nach innen fließen, er wird mit un serem Bezugssinn dann negativ
gerechnet. In diesem Sinn ist eine positive Änderungsrate dasselbe wie eine positi ve
Zunahmerate oder eine negat ive Abnahmerate , und eine negati ve Änderungsrat e
ist gleichbedeutend mit einer negati ven Zunahmerate oder einer positiven Abnah-
mer ate.
In elektrotechnischen Systemen ist de r Ladungstran sport häufig an diskrete
Leiterbahnen, z.B. an Dr ähte, gebunden. Nehmen wir a lso an, daß der Strom unsere
gedachte Hülle nur in solchen Leiterbahnen durchsetzt (Abb. 8.2). Außerde m
hab en wir freie Hand bei der Wahl der Bezugssinn e, wenn dies in den Vor zeichen
100 8 Stromkreise und einfache St romkreiselement e
14 - - -
Abb.8.2 Der elektrische Strom durchsetzt die geda chte Hüllfläche in diskreten Leiterbahnen
oder allgemein, wenn wir insgesamt n Leiterbahnen haben und die Numerierung
der Ströme so wählen, daß die ersten k Ströme den Bezugssinn von innen nach
außen und die restlichen n - k Ströme den Bezugssinn von a ußen nach innen
besitzen,
k n
= I t, - I Ij •
j ;t j ;k +t
k n •
Llj - L l j= -Q (8.2)
j ;l j =k +l
"D ie Summe der abfließend gezählten weniger der Summe der zufließend gezählten
Ströme durch eine Hülle ist gleich der Abnahmerate der einge schlo ssenen Ladung".
Gehen wir nun noch einen Schritt weiter: Elektrotechnische Systeme sind in fast
allen Fällen aus einzelnen Elementen wie Widerständen, Spulen, Kondensatoren,
Spannungsquellen, Dioden, Transistoren usw. aufgebaut, oder sie lassen sich
8.2 Die erste KirchhotT-Regel (Knotenregel) 101
, \ /
/
,
\ ,/
Abb.8.3 Ausschnitte einer Schaltung. Der Zu sammenschluß mehrerer Leiterbahnen bildet einen
Knoten
I t + 12 + 13 - 14 - 15 = O.
Dieser Sonderfall der Ladungserh altung (8.2) wird durch die erste Kirchhoff-Regel!
("Knotenregel") au sgedrückt: " In jedem Knoten einer elektrischen Schaltung ist zu
jed em Zeitpunkt die Summe der abfließend gezählten Ströme gleich der Summe
der zufließend gezählten Ströme", d.h .
oder I i I) = TI I I· (8.3)
Ob eine Stromstärke in GI. (8.3) auf der link en oder auf der recht en Seite
erscheint und demgemäß als "a bfließend" oder "zufließend" gezählt wird , hängt
von dem jeweils gewähl ten Bezugs sinn a b. Wir können a lle Bezugssinne zum Kno-
ten hin wählen und erhalten dann "Die Summe aller zu einem Knoten fließenden
Ströme ist null ", oder wir können alle Bezugssinne vom Knoten weg wählen: "Die
Summe aller einen Knoten verlas send en Ströme ist null". In diesem Zu sammenhang
möchte ich Sie nochmals an den Unterschied zwischen dem für jeden Strom frei
wählbaren Bezugssinn und dem Richtungssinn erinnern. Der Richtungssinn gibt
an, in welcher Richtung eine positive Ladungsmenge tatsächlich verschoben wird
(äquivalent ist natürlich das Verschieben einer negativen Ladung in der entgegenge-
setzten Richtung). Die Analyse einer Schaltung liefert ein positives oder ein negatives
Vorzeichen für eine Stromstärke, wenn der Richtungssinn mit dem angenommenen
Bezugssinn übereinstimmt bzw. nicht übereinstimmt.
Eine Zusammenfassung von Funktionselementen oder Medien, in denen
elektrische Ströme fließen können, nennt man allgemein einen Stromkreis, und die
Funktionselemente Stromkreiselemente. Meistens sind die Stromkreiselemente so
konzipiert, daß sich ihr elektrisches Verhalten vollständig beschreiben läßt durch
die an den Anschlüssen (Polen) fließenden Ströme und die zwischen den Anschlüssen
auftretenden Spannungen. Wir nennen solche Elemente konzentrierte Stromkreis-
elemente oder kurz konzentrierte Elemente und ihre funktionsgerechte Kombi-
nation, wie erwähnt, eine Schaltung. Häufig ist es auch möglich und zweckmäßig,
komplizierte Stromkreiselemente durch eine Kombination einfacher, meist durch
ein ideales Verhalten gekennzeichneter, konzentrierter Elemente gedanklich zu
ersetzen und in einer Schaltung entsprechend graphisch darzustellen (wir kommen
darauf zurück). Man spricht dann von einer Ersatzschaltung. Für die Anwendung
der ersten Kirchhoff-Regel zur Analyse von Schaltungen ist es nun völlig belanglos,
ob es sich bei der Schaltung um eine tatsächlich aufgebaute Anordnung, um eine
graphische Darstellung mit "realen" konzentrierten Stromkreiselementen oder um
eine Ersatzschaltung mit idealen Elementen handelt. Da sie auf der fundamentalen
Erfahrung der Ladungserhaltung beruht ist sie immer richtig, wenn nur die getrof-
fenen Voraussetzungen erfüllt sind : Stromfluß außerhalb der konzentrierten
Elemente nur in den Schaltverbindungen. keine wesentlichen Überschußladungen
auf den Schaltverbindungen und in den Knoten. Bei den klassischen Verfahren zur
Untersuchung von Schaltungen, den Methoden der Netzwerkanalyse, wird die
Gültigkeit der Knotenregel sogar axiomatisch vorangestellt.
Der besprochene Sonderfall der Ladungserhaltung ist aber nicht auf die Knoten
einer Schaltung beschränkt. Definitionsgemäß gibt es nämlich in keinem konzen-
trierten Stromkreiselement insgesamt Überschußladungen, sodaß die Vorausset-
zungen der ersten Kirchhoff-Regel auch für konzentrierte, Stromkreiselernente. für
C
11 +12 +13 =0 13
I
I
ganze Schaltungen und für Schaltungsteile zutreffen. Nehmen Sie Z.B. den in
Abb . 8A a dargestellten Widerstand: Der momentan zufließende Strom ist gleich
dem momentan abfließenden. Oder den Transistor von Abb .8Ab: Die Summe
aller momentan zufließenden Ströme ist null.
Als Erweiterung der ersten Kirchhoff-Regel gilt allgemein: "An jedem kon zen-
trierten Stromkreiselement und für jede Zus ammenschaltung solcher Element e ist
zu jedem Zeitpunkt die Summe der abfl ießend gezählten Ströme gleich der Summe
der zufließend gezählten Ströme".
" H
~
/
/
I \
I A \
I \
I
I I
I I
I 1! 12 I
I I
I I
I
I
Re I
I
I
RB! CF I
I
I t, 'F
I
I
C ~----
I
I
t, I
I
[r
I + I
I
B JB I
I
I
I S T I
I I
I I
I 13 14 CG
I
I
I
I 'G
I
I ~----
I
I
CB RB 2 : 1G
I I
I I
I I
I I
I D [5 I
I
I --- - - - ----- --------
I
I
I
I
/ -,
\ 'a
\ \
\
\
-,
- - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - /
/
/
I 10
-, /
<, /
----- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- ~
Abb.8.5 Eine Verstärk erschaltung. F Verstärkerau sgang ; G Verstä rkereingang; 0 gemeinsame Klemme
für Eingang und Ausgang; H (gedachte ) Hülle; S Quelle zur Spannungsversor gung der Schaltung ;
T bipolarer Tr an sistor in Basisschaltung; RR! ' R B 2 , Re, R [ Widerständ e; CR' CF' C<; Kap azitä ten
(Kondensat oren); A, B, C, D, E innere Knot en. Der Bezugssinn für jeden Strom ist frei gewä hlt
104 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselem ente
Injedem Zweig der Schaltung ist ein Strom mit frei angenommenem Bezugssinn
eingetragen. (Beachten Sie, daß für jedes konzentrierte Element mit zwei Anschlüssen
der hineinfließende Strom gleich dem herausfließenden sein muß.) Wenden wir
nun die Knotenregel "Summe aller abfließenden Ströme ist gleich Summe aller
zufließenden Ströme" der Reihe nach auf alle inneren Knoten an, so folgt
Knoten A: 1t + 12 = Is (8.4a)
Knoten C: le + I F = 12 (8.4c)
Knoten D: Is = 10 + 13 + 14 + 15 (8.4d)
Wie in Abb. 8Ab kann auch der Transistor wie ein innerer Knoten beh andelt
werden:
Transistor T : (8Af)
Schließlich muß auch noch, wenn wir uns eine Hülle um die ganze Schaltung
denken, für die äußeren Ströme gelten
Hülle H: (SAg)
Die letzte Gleichung ist aber nicht unabhängig von den anderen. In den GIn . (8Aa)
bis (8Af) kommt nämlich jeder der inneren Zweigströme genau einmal auf der
linken und auf der rechten Seite vor. Sie heben sich damit weg, wenn wir alle diese
Gleichungen addieren, und es bleiben nur die ä ußeren Zweigströme übrig. Das
Ergebnis ist GI. (8Ag).
Die Anwendung der ersten Kirchhoff-Regelliefert die Beziehungen zwischen den
Strömen in einer Schaltung. Zusammen mit der zweiten Kirchhotf-Regel, die wir
gleich anschließend behandeln werden, und den Gleichungen zur Beschreibung
der Eigenschaften von Stromkreiselementen, Z.B. dem Ohmsehen Gesetz für
Widerstände, können Sie dann jede Schaltung analysieren.
Wir werden nun die Beziehungen zwischen den Spannungen untersuchen, die an
den Anschlüssen konzentrierter Stromkreiselemente in einer Schaltung auftreten.
Stellen Sie sich zuerst einen wirklich aufgebauten Stromkreis vor, z.B. den in
Abb. 8.6 schematisch dargestellten Ausschnitt aus einer Schaltung. Erinnern Sie
sich an den Begriff der elektrischen Spannung! Eine elektrische Spannung ist immer
8.3 Die zweite Kirchhoff-Regel (Maschenregel) 105
U4
~ - - -<;---- -
A C
~
<,
./
~
-,
/ /
/
I
/
+ Re I
I
U1 V S U3 ~\
\
\ \
B Abb.8.6 Ausschnitt aus einer Schaltung.
\
, RE \
-, Der darge stellte Stromkreis besteht au s
-, einer Spannungsquelle S, zwei Wid erstän-
D <, ~
./
E
- - -> - - - den Rc und REund dem Kollektor-Emitter-
U2 Zweig eines Transistor s
U 1 + U2 + U 3 + U 4 = O.
Es ist klar, daß diese Überlegungen unter den getroffenen Annahmen allgemein
gelten. Wir formulieren das in der zweiten Kirchhoff-Regel ("Maschenregel"): "F ür
jede einheitlich orientierte, geschlossene Kurve, die zwei oder mehrere Anschluß-
3 Wir setzen dam it vora us, da ß a ußer ha lb der konzentriert en Element e zeitlich verä nderliche
Magnetfeld er nicht vorha nde n sind ode r zumindest als unw esentlich vernac hlässigt werde n können.
Im Zu sammenhang mit dem Indu kti on sgesetz kommen wir darau f zurüc k.
106 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
punkte einer Schaltung miteinander verbindet, ist zu jedem Zeitpunkt die Summe
der Teilspannungen gleich Null ."
D.h., wenn wir entlang unserer Kurve n Teilspannungen haben, sie irgendwie
durchnumerieren und die Orientierung der Teilstrecken einheitlich in einem
Umlaufsinn wählen,
oder I0 L U = 0 I· (8.5)
Kurz: "F ür einen vollständigen Umlauf ist die Summe aller Spannungen gleich
Null."
Die zweite Kirchhoff-Regelläßt sich in gewissem Sinn als Ausdruck der Ener-
gieerhaltung interpretieren. Angenommen, wir halten in unserer Schaltung (Abb.
8.6) zu irgendeinem Zeitpunkt den momentanen Zustand mit all seinen beschrei-
benden physikalischen Größen (Felder, Ladungen, Ströme, Spannungen) fest und
verschieben eine Testladung entlang des strichlierten Weges von Klemme zu
Klemme. Die Spannung zwischen zwei Klemmen ist jeweils die von den Feldkräften
an der Testladung verrichtete Arbeit, dividiert durch die Ladungsmenge des
Testkörpers. Nun wissen wir, daß für einen vollständigen Umlauf die Summe der
Teilspannungen gleich Null ist, also ist auch die gesamte Arbeit gleich Null : Was
an einem Teil des Weges an Arbeit verloren geht, wird an den übrigen Teilen
wieder gewonnen. Dies ist, wie Sie wissen, die kennzeichnende Eigenschaft konser-
vativer Kraftfelder. Die zweite Kirchhoff-Regel ist demnach ein Ausdruck für die
Energieerhaltung in einem konservativen Kraftfeld, und Sie sehen , was unsere
Beschränkung auf konzentrierte Stromkreiselemente im Grunde meint: Das
elektrische Feld außerhalb der Stromkreiselemente ist konservativ.
Schaltung gewinnen. Wollen Sie z.B. in Abb.8.6 die Spannung zwischen den
Klemmen C und D wissen, so können Sie sofort entweder V CD = V 4 + V t oder
V CD = - V 3 - V 2 angeben. Dies entspricht einem geschlossenen Umlauf CDAC
bzw. CDEC.
Als Beispiel sehen wir uns wieder die Verstärkerschaltung aus Abb . 8.5 an . Sie
ist in Abb. 8.7 nochmals dargestellt. Anjedem Stromkreiselement ist ein eindeutiges
Größensymbol für die Spannung zwischen den Anschlußpunkten eingetragen,
ebenso zwischen den äußeren Anschlußpunkten. Denjeweiligen Bezugssinn können
Sie frei wählen; achten Sie jedoch bei der Verwendung von Doppelindizes wie
z.B. bei V FC darauf, daß der Bezugssinn tatsächlich vom Anfangspunkt F zum
Endpunkt C weist. Wir wenden nun die zweite Kirchhoff-Regel (8.5) auf die mit
römischen Ziffern bezeichneten "Fenster" unserer Schaltung an , das sind jene
geschlossenen Wege (Maschen), die keine weiteren inneren Zweige des ebenen
Netzwerks umschließen. Als Umlaufsinn wählen wir einheitlich den Gegenuhr-
zeigersinn. Beachten Sie die negativen Vorzeichen, wenn der Bezugssinn mit dem
Umlaufsinn nicht übereinstimmt:
'----_-----+-----~----o 0
Abb.8.7 Verstärkerschaltung au s Abb 8.5. Bezeichnet sind die Fenster und die Bezugssinne für die
Spannungen an den Stromkreiselementen, zwischen dem Verstärkerausgang F und dem Eingang G
und zwischen dem Eingang G und dem gemeinsamen Anschluß 0
108 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
Masche V: U FC + U C E - U GE - U FG = 0 (8.6e)
Natürlich gibt es auch noch andere Maschen und zugehörige Gleichungen, sie
sind aber von den angeschriebenen Gleichungen meist nicht un abhängig und liefern
daher keine zusätzliche Information. Eine Ausnahme bildet in unserer Schaltung
der ebenfalls a ls Fenster zählende Umlauf CBEC um den Transistor". Wir erhalten
damit eine weitere un abhängige Gleichung
Für jede andere Masche ergibt sich dann die zugehörige Maschengleichung als
Summe der Gleichungen für alle eingeschlossenen Maschen. Wenn Sie z.B. in
Abb. 8.7 den geschlossenen Weg um die ganze Schaltung außen herum durchlaufen,
dann gilt
U FG + U GO - Uq + Uc - U FC = 0,
und das ist die Summe aller Gin. (8.6a) bis (8.6g) . Wenn Sie wollen, können Sie
auch noch andere Spannungen einführen, Z.B. die Verstärkerausgangsspannung
U FO' Aus der Schaltung lesen Sie direkt UFO = U FG + U GO ab, was die Verknüpfung
mit den Sp annungsgrößen un seres Gleichungssatzes (8.6) herstellt.
Besonders hinweisen m öchte ich noch auf GI. (8.6c) der Masche III . Sie besagt
U 2 = U B' also die Spannungsgleichheit am Widerstand und am Kondensator. Die s
gilt allgemein für alle Zweige mit gleichem Anfangspunkt und gleichem Endpunkt.
Wenn Sie solche Parallelschaltungen erkennen, dann brauchen Sie dafür nur eine
einzige Spannung einzuführen und können damit Größen und Gleichungen ohne
Informationsverlust einsparen.
Mit den beiden Kirchhoff-Regeln sind Sie in der Lage, für jede Schaltung aus
konzentrierten Stromkreiselementen die Beziehungen zwischen den Strömen un-
tereinander und zwischen den Spannungen untereinander herauszufinden. Was
uns für die voll st änd ige Analyse noch fehlt , sind die Verknüpfungen der Ströme
mit den Spannungen. Das ist unsere nächste Aufgabe.
4 In eine r Darstellung de s Transistors durch e ine Kom bination von Elementen mit nur zwei
Anschlüssen (Er sat zschaltung mit Z weipo len) wird die se Ausnahme beseitigt.
8.4 Einige Stromkreiselemente 109
betrachten, ohne auf die inneren Vorgänge einzugehen. Dabei kommt uns ein
technischer Umstand zu Hilfe: Die Elemente sind in der Regel so konzipiert, daß
sich die wesentlichen Züge ihres Verhaltens allein durch die Ströme und Spannungen
an den Anschlüssen beschreiben lassen, gegebenenfalls auch durch deren Änder-
ungsraten und durch einige andere, von außen kontrollierbare physikalische
Größen. Dies gilt zumindest für den vorgesehenen Betriebsbereich und entspricht
der Darstellung von Schaltungen durch konzentrierte Stromkreiselernente. In
vielen Fällen können wir außerdem das reale Verhalten weitgehend idealisieren
und zur Beschreibung sogenannte ideale Stromkreiselemente oder Kombinationen
solcher Elemente (Ersatzschaltungen) verwenden. Damit wollen wir uns nun
befassen. Wir beginnen mit den Widerständen, werden dann ideale Spannungs- und
Stromquellen besprechen und schließlich noch ideale Dioden. Für die Behandlung
weiterer Stromkreiselemente wie Kondensatoren und Spulen müssen wir erst die
Erscheinungen der Influenz und der Induktion kennenlernen.
Widerstände
Sie kennen bereits den elektrischen Widerstand als physikalische Größe, nämlich
als Quotient Spannung durch Strom an einem Verbraucher in einem Gleich-
stromkreis. Mit demselben Namen bezeichnet man nun reale oder ideale Strom-
kreiselernente, deren wesentliche bzw. einzige Eigenschaft der elektrische Widerstand
ist.
Die gebräuchlichen Schaltzeichen für elektrische Widerstände finden Sie in
Abb . 8.8 zusammen mit der üblichen Kombination der Bezugssinne für Strom und
Spannung. Für diese gilt als beschreibende Gleichung das Ohmsehe Gesetz
(8.7)
mit einem konstanten Widerstandswert R. Kehren Sie genau einen Bezugssinn um,
so müssen Sie das im Ohmsehen Gesetz durch ein negatives Vorzeichen berück-
sichtigen (Abb. 6.11 rechts). Die Spannungs-Strom-Kennlinie (Gerade in Abb . 8.8c)
verläuft dann nicht im ersten und dritten Quadranten, sondern im zweiten und
vierten .
a b c
U
J ~-.... u
--~-- - -- - - - - -.,.
R
Abb. 8.8 Gebräuchliche Schaltzeichen und Kennlinie für Widerstände. a Bevorzugt zu verwenden ,
bAusweichsymbol, c Spannungs-Strom-Kennlinie
11 0 8 St romkrei se und einfac he Stro mk reiselerne nte
Die Beziehung zwischen dem Strom und der Spannung ist für wirk liche leitend e
Mat er ialien nur näh erungsweise eine direkte Pr oportion alität. Im spezie llen
beeinflußt a uch die Temper atur den Wert von R. Sie können das beobachten.
wen n Sie Z. B. d ie Ansc hlüsse der G lü hlampe eines Autoscheinwerfers an eine
passende Glei chspannung legen und dabei den Zeitverl auf des St rom es messen :
Sofo rt nach dem Einschalten ist d ie Stroms tä rke hoch . weil die Wendel kalt und
d amit der Wider stand klein ist. Beim Aufglühen steigt mit der Temperatur auch
der Widerstand und die Stro mstä rke nimmt ab . F ür beschränkte Temperaturin-
ter valle kann man die Abhä ngig keit eines Wid erstand swert es vo n der Temperatur
durch die Beziehung
(8.8)
erfassen , wobei Ra der Widerstandswert bei einer a nzugebende n Bezugst emper atur
ist, der Temperaturk oeffizient (X als Materialkonstante a us Tabellen entnommen
werden kann und 9 die Differenz Temperatur minu s Bezugstemperatur bed eut et.
(X wird meist für eine Bezu gstemper atur von 20 "C ents prechend 293 K a ngege ben.
Als Richtwert gilt (X ~ 0.004 K - 1 für rein e Met alle, (X ~ 0 für spezie lle Legierun gen
wie Kon stantan ode r Manganin, (X < 0 für Elektro lyte und Halbl eiter. Auße rde m
ist d ie a ngenä herte Pr oportion al ität zwischen Strom und Spa nn ung nur dann
un abhän gig von den Änd erungsrat en dieser Grö ßen, wenn die Fr equ enz nicht zu
hoch ist. Wie groß sie sein d arf, muß im Einzelfall ermittelt werde n.
Mit den eben erwä hnten Einsc hränkungen gilt d as Ohmsehe G esetz für belie-
bige Zeitverläufe . Es ist jed oc h übl ich, bei Wechselst romschalt ungen den Begr iff
des Wide rstandes etwas weiter zu fassen . Der gewö hnliche Widerstandswert R
heißt dann speziell ohmseher Widerstand ode r Resistanz. Der Keh rwert des W ider -
sta nds wertes hat ebenfalls einen Namen, er heißt ohmseher Leitwert ode r Konduk-
tanz:
1 G = I /R I· (8.9)
Im intern ationalen Einheitensys te m ist d ie kohär ent e Einheit des Wid erstand s-
wertes das Ohm (I 0) und die koh ärente Einhei t des Leitwertes d as Siemens
(I S = 10 - t).
Die momentane elektrische Leistung P = U ·I (GI. (6.14)), die an einem Wider-
sta nd a uftritt, wird sofo rt in Wärme umge setzt und ste llt damit ein en irreversiblen
Verlu st dar, die Joule-Wärme ode r den Joule-Verlust. Wir können ihn mit dem
Ohmsehen Gesetz zu
(8. 10)
berechnen. Beachten Sie, daß die Joule-W ärme una bhä ng ig vom Bezug ssinn ste ts
po sitiv ist". Liegt z.B. an einem Widerstand mit R = 4700 (d.h. G = 2,13 mS ) d ie
5 Keh ren Sie in Ab b. 8.8 gen au einen Bezugssin n um, so gilt P = - V ·I und gleichzeitig V = - R·I.
8.4 Einige Stromkreiselemente 111
Spannung U = 5 V, so fließt ein Strom der Stärke I = 10,6 mA und die momentane
Ver!ustleist ung beträgt P = 53 m W.
Spannungsquellen
__ r e ,11
a 1• b 1 c d
'r ~ (z n .)
1T
\
'\ ....-- id e a l
..>
\
\
\ 11,
U
U = Uq
Abb.8.9 Kennlinien und gebr äu chlich e Schalt zeichen für Spannungsquell en. a Reale Kennlin ie einer
Gl eichspannungsq uelle (Beispiel) und Idealisierung. b Bevorzugt an zuwendendes Schaltzeichen für
ideale Spannungsquellen. c Ausweichsymb ol. d Häufig als Symb ol für reale G leichspa nnungsq uellen
verwendet. Für die Darstellung elekt rom echanischer Gen eratoren gibt es eigene Scha ltzeichen
a b
j j
Eleme n t Elemen t
<===
p Jv oder
Scha ltu ng
o der
Scha ltung
j j
p =U· j P =U· j
Abb.8.10 Unterschiedliche Kombinationen der Bezugssinne für Strom und Spannung an einem
Zweipol. a Erzeugerbezugssystem. b Verbr au cherbe zugssystem
wie in Abb. 8.9b, U = Uq . Sollten Sie aus irgendwelchen Gründen den Bezugssinn
der Anschlußspannung vom Minuspol zum Pluspol wählen, so gilt U = - U q '
Ähnliches gilt für die Stromrichtung. Wenn positive Ladung vom Pluspol
abfließt und gleichzeitig dieselbe Ladungsmenge aus der angeschlossenen Schaltung
an den Minuspol zurückkehrt (erste Kirchhoff-Regel, Voraussetzung für konzen-
trierte Stromkreiselernente), dann entspricht dies der natürlichen Richtung des
Ladungsausgleichs und die Quelle gibt Energie ab . Stimmt also der Richtungssinn
mit dem in Abb .8.9b angegebenen Bezugssinn überein, so ist das Produkt
p = U1= UqI positiv. Es gibt die von der Spannungsquelle momentan abgegebene
Leistung an .
Vergleichen Sie nun die Bezugssinne in Abb . 8.9b und Abb. 8.8a: Sie passen
nicht zusammen. In Abb . 8.10 ist das nochmals deutlich für ein Anschlußpaar
dargestellt, zwischen dem irgendein StromkreiseIement oder eine Schaltung liegt
(Zweipol). In beiden Fällen berechnen wir die momentan übertragene Leistung
durch das Produkt P = U·I. Wenn der momentane Richtungssinn von Strom und
Spannung mit dem jeweiligen Bezugssinn übereinstimmt, dann sind die Größenwerte
U und I positiv und mit ihnen auch P. In Abb. 8.lOa bedeutet dies, daß der Zweipol
momentan die Leistung P abgibt, dagegen in Abb. 8.lOb, daß er momentan die
Leistung P aufnimmt. Man nennt die entsprechenden Kombinationen der Bezugs-
sinn e daher Erzeugerbezugssystem bzw. Verbraucherbezugssystem 7 . Stimmt im
ersten Fall genau einer der beiden Richtungssinne nicht mit dem Bezugssinn
überein, so ergibt sich P als negativ und es wird momentan Leistung aufgenommen.
Umgekehrt bedeutet ein negatives P im zweiten Fall, daß augenblicklich Leistung
abgegeben wird . Wenn aber beide Richtungssinne nicht mit den Bezugssinnen
übereinstimmen, dann haben wir wieder die ursprüngliche Situation.
Beachten Sie auch noch folgendes : Eine Kennlinienangabe wie in Abb . 8.9 ist
nur dann sinnvoll, wenn gleichzeitig auch der Bezugssinn von Strom und Spannung
angegeben wird . Drehen Sie nämlich einen Bezugssinn um, so vertauschen Sie
gleichzeitig die Rollen der zugehörigen positiven und negativen Halbachsen.
7 Andere Bezeichnungen sind .Erzcugcrz ählpfcilsystem" oder "generatorisches Bezugssystem " bzw.
a b
8 ..
E
E = U«
Abb.8.11 Die elektro mo to rische Kr aft (EMK) einer Spannungsquelle. a Die EMK kann die Quell en-
spa nnung a ls physikalische Größe ersetzen. Beachten Sie den unterschiedl ichen Richtungssinn
von Uq und E. b Die EMK wird manchmal a uch an stelle der Anschlußspannung verwendet
Die Funktion einer Spannungsquelle beruht auf kontinuierlich oder auch alter-
nierend wirkenden Mechanismen der Ladungstrennung, z.B. auf elektronischen,
elektrochemischen oder elektromagnetischen Effekten . Natürlich muß die abge-
gebene Energie entweder von außen zugeführt werden (als mechanische Energie,
als elektrische Energie, durch Wärmeleitung oder durch Strahlung), oder in der
Quelle muß Energie gespeichert sein (elektrochemische Primärelernente, Akkumu-
latoren). Stellen Sie sich also vor , daß im Inneren der Quelle irgendwelche Kräfte
zum Antreiben der Ladungen im Sinn einer Ladungstrennung wirk sam sind . Den
Ge samtwert dieser Kr äfte entlang eines inneren Weges faßt man zusammen zu
einer neuen phy sikali schen Größe namens elektromotorische Kraft, kurz EM K
(Formelzeichen E)8. Ihre Eigen schaften sind die einer elektrischen Spannung, sie
wird als Größe ab er dem Inneren der Quelle zugeschrieben und ihr Richtungssinn
weist vom Minuspol zum Plu spol. Tatsächlich ist die EMK einer Spannungsquelle
gleich dem Wert der Quellenspannung U q und sie kann diese ersetzen (Abb . 8.11a).
Die Verwendung der EMK als kennzeichnende Größe von Spannungsquellen wird
gelegentl ich als Vorteil empfunden, z.B. dann, wenn der Quellencharakter besonders
deutlich hervorgehoben werden soll. Man stellt sich vor, daß die EM K's in einem
Stromkreis elektrische Spannungen aufbauen, die an den anderen Stromkreis-
elementen wieder abfallen. Jede andere Spannung wird dann als Spannungsabfall
bezeichnet. Man sagt z.B., an einem Widerstand fällt eine Spannung von soundsoviel
Volt ab . In d iesem Sinn verz ichtet man manchmal überhaupt darauf, einer idealen
Spannungsquelle eine Anschlußspannung zuzuordnen und arbeitet direkt mit der
EMK (Abb. 8.llb). Die zweite Kirchhoff-Regel ist dann so zu formulieren : "Beim
vollständigen Umlauf einer Masche ist die Summe aller EMK's gleich der Summe
aller Spannungsabfälle" .
Ideale Gleichspannungsquellen sind durch einen konstanten Wert vo n U 4 voll-
ständig charakterisiert. Allgemein sprechen wir aber auch dann noch von einer
idealen Spannungsquelle, wenn der Wert der Quellenspannung einem vorgegebenen
Zeitverlauf folgt. Er muß nur unabhängig von der Stromstärke im Element sein.
Verläuft U q speziell nach einer Sinusfunktion, so nennen wir das eine ideal sinus-
förmige Wechselspannungsquelle oder einen idealen Wechselspannungsgenerator.
Für die Beschreibung von Halbleiterbauelementen durch Ersa tzschalt ungen ist
es manchmal zweckmäßig, gesteuerte Spannungsquellen einzuführen. Es sind dies
B Dieser a ntiq uie rt wirkende Nam e ist ein Relikt a us den früh en Zeiten de r Elekt ro technik.
J 14 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
Stromquellen
Eine ideale Stromquelle ist ein Stromkreisclement, bei dem der durchfließende
Strom - wir nennen ihn Quellenstrom I q - unabhängig von der Anschlußspannung
ist. Sie erkennen dieses Verhalten in Abb. 8.12a, der Spannungs-Strom-Kennlinie
einer idealen Gleichstromquelle (Iq = const). Der Strom durch das Element wird
als starrer Wert I q festgehalten, und zwar unabhängig von der gerade anliegenden
Anschlußspannung", Natürlich ist das nur dann möglich, wenn ein äußerer Strom-
kreis angeschlossen ist, durch den der Quellenstrom fließen kann. Grundsätzlich
gilt auch hier das für die Spannungsquellen Gesagte: Das Modell der idealen
Quelle ist als Näherung für das Verhalten realer Quellen innerhalb eines bestimm-
ten Betriebsbereichs brauchbar. Durch Kombination mit anderen Stromkreis-
elementen (Ersatzschaltung) läßt sich die Näherung in der Regel verbessern.
Der Strom I q fließt im Inneren des Elements immer vom Minuspol zum Pluspol.
Dies ist der Richtungssinn des Quellenstroms. Unabhängig davon ist der Bezugssinn
für Anschlußspannung und Strom prinzipiell frei wählbar, zweckmäßigerweise aber
so, daß der Bezugssinn des Stroms mit dem Richtungssinn von I q übereinstimmt I 0
(Abb . 8.12b) . Dann gilt 1= I q , im umgekehrten Fall 1= - I q . Die Quelle gibt
elektrische Leistung ab, wenn sich für die Bezugssinnkombination des Erzeuger-
bezugssystems (Abb . 8.lOa) das Produkt P = U· I als positiv oder im Verbraucher-
a b c d
I
I
Ä
+
real
(z .B)
ideal Iq I,y Iq
U
1= I q
Abb.8.12 Kennlinien und gebräuchliche Schaltzeichen für Stromquellen. a Reale Kennlinie einer
Gleichstromquelle (Beispiel) und Idealisierung. b Bevorzugt anzuwendendes Schaltzeichen für ideale
Stromquellen. c und d Ausweichsymbole
9 Der Wert der Anschlußspannung kann sich frei einstellen. Er wird durch die äußere Beschaltung
bestimmt.
\0 Bei Wechselstromquellen für einen vorgegebenen Zeitpunkt.
8.4 Einige Stromkrei sclemente 11 5
bezug ssystem (Abb. 8.lOb) als negativ ergibt. Andernfalls nimmt sie elektrische
Leistung au s der angeschlosse nen Schaltung auf.
Charakterisiert durch einen vorgegebenen, von der Anschlußspannung un-
abhä ngigen Ze itverlauf des Quellen stroms kennen wir speziell Gleichstromquellen
(/ q = const) und ideal sinusförmige Wechselstromquellen (/ q sinusförmig). Anstelle
eines vo rgegebene n Zeit verlaufs kann, analog zu den Sp annung squ ellen, der Quel-
lenstrom allein abhän gen vom Augenblickswert des Strom es oder der Spannung
in einem anderen Zweig der Schaltung. Wir sprechen dann von einer stromgesteuerten
bzw. von einer spannungsge steuerten Stromquelle. Von Bedeutung sind idea le
Elemente d ieser Art wiederu m für die Beschreibung des Verh altens von Halbl eiter-
bau elementen durch Ersat zschaltungen.
Dioden
Nach den Widerständen, den Spannungsquellen und den Stromquellen wollen wir
no ch kurz (Ha lbleiter -) Dioden besprechen. Es sind dies Stromkreiselemente
ähnlich den Wid erständen, sie verha lten sich aber unterschiedli ch für die beiden
Stromrichtungen: Während der Strom in der einen Richtung, der Durchlaßrichtung,
nah ezu ungeh indert fließen kann, wird dem St romfluß in der anderen Richtung,
der Sperrichtung , ein sehr großer Widerstand ent gegengesetzt. In einem Str omkreis
wirken die Diod en gewisse rmaßen als Ventile für den elektrischen Strom.
Die Spannungs-Str om-Kennlinie in Abb . 8.13 zeigt das Verh alt en einer idealen
Diod e zusammen mit ihrem Schalt zeichen und dem Bezu gssinn für Strom und
Spannung im Verb raucher bezugssystem: Fl ießt ein elektrischer St rom in Durchl a ß-
richtung, so tr itt , un abhän gig vo n der Stromstärke, höchsten s eine vernachläs-
sigba r kleine Spannung zwisc hen den Anschlüssen a uf. U mgeke hr t fließt in Sper-
richtung höch sten s ein Strom mit vernachlässigba r kleiner Stärke (U ~ 0, negati ve
Abszisse in Abb . 8.13a). Diese erwünschte Ventileigen sch aft vo n Diod en wird
erreicht du rch d ie Ausnutzung von ph ysikalischen Effekten an der G ren zschi cht
zwisc hen zwei unterschiedli ch pr äp ari erten (unterschiedlich dot iert en) Halbl eitern
(pn-Ü berga ng). N atürlich ist da s beschriebene Ide al verh alten nur eine mehr ode r
weniger br auchbar e N äh erung: Für einen merkbaren Strom in Durchla ßr ichtung
a
J
b
u= 0 für J > 0 u
J = 0 für U <f:. 0
~
J
- - - - - - +-----.
U
Abb. 8.13 Ideale Diode. a Spann ungs-Stro m-Kennlinie einer idealen Diode. b Schaltze ichen und
Bezugssinn für Stro m und Spannu ng (Der ho hle Pfeil gibt die Du rchla ßrich tung an). Dasselbe Symbol
wird a uch für "reale" Dioden verwendet
116 8 Stromkreise und einfache Stromkreisclemente
a b
[ [
- - - .......-+- - .
u 1 u
Abb.8.14 Einfachste Ersatzschaltungen für Dioden. a Nachbildung der Schwellenspannung. b Nach-
bildung der Schwellenspannung und des Bahnwiderstandes
Mit den beiden Kirchhoff-Regeln und den eben besprochenen Verknüpfungen der
Anschlußspannungen mit den Strömen für einige konzentrierte Stromkreiselemente
11 Zur Vermeidung von Mehrdeutigkeiten sollten Sie bei Bedarf daran denken, daß die reale Kenn-
linie einer gewöhnlichen Diode umkehrbar eindeutig durch den Ursprung verläuft, d.h . aus U = 0
folgt I = 0, und umgekehrt.
8.5 Berechn en einfacher Schaltungen 117
können Sie bereits die elek tri sehen Vorg änge in einer Reihe von technisch wich tigen
Schaltungen verstehen und berechnen. Wir wollen nun sehen, wie man dabei
vorgeht. Beginnen wir mit Kombinationen von mehreren Widerständen.
Angenommen, zwei oder mehrere Widerstände sind wie in Abb . 8.15a direkt hin-
tereinandergeschaltet. Wir nennen das eine Reihenschaltung oder Serienschaltung.
Ge strichelt eingezeichnet ist der Zweig mit der Spannungsquelle. Er ist für da s
folgende unwesentlich und soll lediglich daran erinnern, daß der Stromkreis
natürlich geschlossen sein muß, wenn ein Strom fließen soll. Zwischen den äußeren
Anschlußpunkten liege die Spannung U. Kennzeichnend für die Reihenschaltung
ist der gleiche Strom J durch jedes der Elemente. Was folgt daraus?
Wenden Sie die zweite Kirchhoff-Regel (8.5) zusammen mit dem Ohmsehen
Ge setz (8.7) an!
UI + U z + ... + Un- U = 0,
UI=RIJ , Uz=RzJ , · · ·, Un=RnJ·
Wenn Sie die Gl eichungen der zweiten Zeile in die erste Gleichung einsetzen, dann
können Sie den gemeinsamen Strom herausheben und Sie bekommen wieder eine
Beziehung in der Form des Ohmsehen Gesetzes:
U = (R I + R z + ... + Rn)J,
U=RJ .
Wir schließen daraus, daß eine Reihenschaltung von Widerständen durch einen
einzigen Widerstand ersetzt werden kann. Bezüglich der äußeren Klemmen ist
dieser Ersatzwiderstand völlig gleichwertig der ursprünglichen Schaltung; sein Wert
R ist gleich der Summe der Werte der Einzelwiderstände:
I R = R + R z + ... + Rn I·
I (8.11 a)
a UI u; Un b
R
o
~~
RI Rz
-----~
1 Rn 1
U ~ U
: :-e :
I
--9
I
--
L __________ + ___________ R = R I+R z + .. + R n
a / b /
r - - - - --O--t-----1~-_
I
~ u
I
R
...- - - - - -<>-----+---..1.....--
In Abb. 8.15b ist dieser Sachverhalt dargestellt. Machen Sie sich klar. daß da s
Ergebnis (8.11) unabhängig von der Wahl der äußeren Bezugssinne ist. und daß
zwischen den zugeordneten Leitwerten G= I/R bzw. GI = I /R 1 .G 2 = I/R 2 usw.
die Beziehung
I I I I
- = - + - + ... + - (8.llb)
G GI G2 Gn
gilt .
Den zweiten Extremfall sehen Sie in Abb. 8.16a, die direkte Parallelschaltung
von zwei oder mehreren Widerständen. Kennzeichnend dafür ist, daß an jedem
Element die gleiche Spannung V anliegt. Hier wenden Sie für den oberen oder
unteren Knoten die erste Kirchhoff-Regel (8.3) und für jeden Zweig das Ohmsehe
Gesetz (8.7) an
Sie setzen dann die Gleichungen der zweiten Zeile in die erste Gleichung ein, heben
den gemeinsamen Spannungswert V heraus und erhalten wiederum eine Beziehung
von der Form des Ohmsehen Gesetzes:
In bezug auf die äußeren Klemmen kann die ganze Parallelschaltung also durch
einen einzigen Ersatzwiderstand dargestellt werden (Abb . 8.16b) . Sein Wert Rist
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 119
1 1 1 1
- =- + - + ... + - (8.12a)
R RI u, Rn
verknüpft, und zwar unabhängig von der Wahl der einzelnen Bezugssinne. Unter
Verwendung der zugeordneten Leitwerte G = I /R bzw. GI = I/R I , Gz = I /R z usw.
können Sie diese Gleichung auch als
(8.12b)
schreiben.
Die Parallelschaltung zweier Widerstände mit den Werten R 1 und R z liefert
für den Ersatzwiderstand R (wir schreiben dafür abkürzend R = R 1 11 R z)
(8.12c)
a b c d
a b
werdenl ' :
Für R! = 30mO, R z = 1,2 kO, R 3 = 0,400, R4 = 20mO ist z.B. R = 0,4500. Wie
groß ist der Wert von R, wenn Sie den Widerstand R z aus der Schaltung heraus-
nehmen?
Ein weiteres Beispiel dieser Art sehen Sie in Abb. 8.18a zusammen mit dem
Ergebnis. Sind die Einzelwiderstandswerte bekannt, so ist es in komplizierteren
Schaltungen wie dieser meist empfehlenswert, den Wert des Ersatzwiderstandes R
nicht erst durch eine Formel auszudrücken, sondern direkt aus der abgekürzten
Darstellung zu berechnen.
Es gibt jedoch auch Schaltungen, für die der Ersatzwiderstand nicht direkt
durch eine Reihen- und Parallelkombination der Einzelwiderstände berechenbar
ist. Ein Beispiel dafür zeigt Abb . 8.18b!3. Wenn Sie in solchen Fällen die KirchhotT-
Regeln zusammen mit dem Ohmsehen Gesetz anwenden, kommen Sie immer zum
Ziel. Für die angegebene Schaltung läßt sich mit den Abkürzungen
(8.13)
12 In der abgekürzten Schreibweise besitzt das Parallel-Zeichen 11 die gleiche Priorität der Ausführung
wie ein Multiplikationszeichen.
13 Eine solche Konfiguration nennt man eine "Brücke".
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 121
U 1 + U2 - U =0,
U 1=R 1 / , U 2=R 2 / , U=(R 1+R 2 ) / .
Aus den Gleichungen der zweiten Zeile bilden wir dann folgende Quotienten:
(8.14)
Sie drü cken die Spannungsteilerregel aus: "Fließen durch zwei (Ersatz-) Widerstände
gleiche Ströme, so verh alten sich die Spannungen wie die ent spre chenden
Widerstandswerte".
Die Stromgleichheit ist wesentl ich, weil sich sonst bei der Quotientenbildung
der Strom nicht herauskürzt. Es muß deshalb der Strom l , an der mittleren
Ausgangsklemme gleich Null , oder zumindest vernachlässigbar klein gegen 1 sein.
Sie erkennen das in Abb .8.19b: Wenn Ra wesentlich größer als R 2 ist, gilt
R 2 11 Ra ~ R 2 und damit wieder die Spannungsteilerregel (8.14).
Die dualen Verhältnisse finden wir bei der Parallelschaltung von zwei Wi-
der ständen oder Widerstandskombinationen (Abb. 8.20a). Hier liefern die erste
Kirchhoff-Regel und das Ohmsehe Ge setz
1=/ 1 + / 2 ,
I I = UjR 1 , 12=U jR 2 , 1=(1 jR 1+1 jR 2)U .
Wenn wir wieder die Quotienten au s den Gleichungen der zweiten Zeile bilden,
a b
-.r--- +
J
U U
~O'
~u,
J a .
Z Uz a
UI=& UI _ ---.ß..J._
u, R z o; RzIIRa
Abb.8.19 Spannungsteiler. a Reihenschaltung zweier Widerstände . R 1 und R2 können auch Ersatzwider-
stände sein. b Spannungsaufteilung, wenn ein Wider stand Ra parallel zu R2 angesc hlossen ist
122 8 Stromkreise und einfache Str omkreiselemente
dann folgt
Rz IZ R1
i:t
- =---
I Rt + n,
(8.15)
Das ist die Stromteilerregel: "Die Ströme in zwei Zweigen, an denen die gleiche
Spannung liegt, verhalten sich wie die Leitwerte der Zweige und umgekehrt wie
die Widerstandswert e der Zweige. Ein Teil strom (z.B. I t ) verhä lt sich zum
Ge samtstrom (I) wie der Widerstand des anderen Zweiges (R z ) zum Ringwiderstand
der Masche (R I + R z ), in der die Stromaufteilung erfolgt".
Voraussetzung für die Gültigkeit der Stromteilerregel (8.15) ist, daß an den
beiden Widerständen tatsächlich die gleiche Spannung liegt. Vorsicht also , wenn
Sie wie in Abb. 8.20b einen Zweig "anzapfen"! Dabei ändert sich die Stromaufteilung,
außer, der zusätzliche Widerstand Ra ist gegen den ursprünglichen Zweigwiderstand
R z vernachlässigbar klein.
Zur Illustration der Spannungsteilerregel betrachten wir nochmals die Brücke
in Abb. 8.18b und stellen die Frage: Welche Bedingung mü ssen die Widerstände
R t bis R4 erfüllen, damit bei außen anliegender Spannung der Strom durch den
Wid erstand R s gleich Null ist? Ü berlegen Sie folgendes: Über R s fließt dann kein
Strom , wenn die Spannung zwischen den Punkten Bund 0 gleich Null ist. Die
ä ußere Spannung muß sich also in den Zweigen genau gleich aufteilen. Darau s
folgt mit (8.14) die gesuchte Bedingung
= (8.I 6)
a b
,
Abb.8.20 Stro mteiler. a Par allelsch altung zweier Widerst ände. R, und R 2 können a uch Ersatzwider-
ständ e sein. b Stromaufteilung, wenn ein Widerstand R. in Reihe zu R 2 ange schlossen ist
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 123
(8.17a)
Sie gibt an, wie sich die Anschlußspannung bei gegebener Leerlaufspannung V 0
und festem Innenwiderstand R, mit dem Belastungsstrom I ändert. Beachten Sie,
daß die Bezugssinne für Strom und Spannung gemäß dem Erzeugerbezugssystem
angenommen sind .
Der zweite Extremfall ist der Kurzschluß (Lastwiderstand R L = 0), d.h. die beiden
ä ußeren Anschlüsse sind ideal leitfähig verbunden, und es gilt V = O. Den dabei
auftretenden Strom nennt man den Kurzschlußstrom. Sein Wert I = I K läßt sich
aus GI. (8.17a) mit V = 0 und V 0 = V q zu I K = V q / R, berechnen, falls V q und R,
durch den i.a. großen Strom nicht beeinflußt werden. Meist handelt es sich jedoch
bei I K um eine fiktive Kenngröße zur Darstellung der Spannungsgleichung in der
Form
(8.17b)
(8.18)
a I b I
,....-----0- __ - --1
U = Uo - R j l
I
I
Uo = Uq
U ORc !K = Uq
R;
I
I
'-------0-- - - - - J
u
Abb.8.21 Spannungsquelle mit Innen widerstand. a Ersatzsch altung. b Spannungs-Strom-K ennl inie
einer Gleichspannungsquelle
124 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
Machen Sie sich klar, daß nicht nur im Leerlauf (l = 0), sondern auch im Kurz-
schluß (V = 0) an den Anschlüssen keine Leistung übertragen wird: Was die ideale
Quelle im Kurzschluß an Leistung erzeugt (VOlK), wird alles im Innenwiderstand
als Joule-Wärme (RJ~) verbraucht. Der erste Term auf der rechten Seite der
GI. (8.18) gibt allgemein die von der idealen Spannungsquelle erzeugte Leistung,
der zweite Term die am Innenwiderstand auftretende Verlustleistung an . Die
Differenz P wird nach außen abgegeben.
Zur Darstellung technischer Wechselspannungsquellen ist die Reihenschaltung
einer idealen Quelle mit einem Ohmsehen Widerstand als Ersatzschaltung häufig
nicht ausreichend. Man benötigt auch noch andere Strornkreiselernente, insbe-
sondere Spulen. Wir werden später darauf zurückkommen.
Sehen wir uns noch an was passiert, wenn zwei Spannungsquellen mit In-
nenwiderstand gleichzeitig auf ein und dieselbe Last "arbeiten" (Abb . 8.22). Der
Gesamtstrom I setzt sich aus den beiden Teilströmen I! und I z zusammen, an
beiden Zweigen liegt dieselbe Spannung V, und für beide Zweige gilt GI. (8.17a) also
V = V O! - Ri!/! = V oz - RiZl z
V=Vo-RJ,
Beachten Sie: Bereits im Leerlauf (l = 0) fließt zwischen den beiden Quellen ein
,..-------0-._-,
[ I
I
I
I U = U« ~ R,l
I
U ~RL
I
I
I u;
I
'-- o- J
Bei der Analyse von Schaltungen, die Dioden enthalten, tritt häufig folgendes
Problem auf: Sie wissen im Vorhinein nicht, ob eine Diode gerade leitet oder sperrt;
das hängt von den Spannungs- und Stromverteilungen in der Schaltung ab.
Umgekehrt hängen aber die Spannungs- und Stromverteilungen davon ab, ob die
Diode gerade leitet oder sperrt. Um hier weiterzukommen, nehmen Sie einfach
einen Diodenzustand an . Die nachfolgende Analyse zeigt dann, ob Ihre Annahme
richtig war oder falsch. Nach einiger Übung werden Sie auf Anhieb den passenden
Zustand treffen.
Sehen wir uns ein Beispiel an. Abbildung 8.23a zeigt eine einfache Diodenschal-
tung, die als elektrische Realisierung der logischen ODER-Verknüpfung dienen
kann 14. Die beiden Eingangsspannungen U EI und U E2 und die Ausgangsspannung
°
UA werden dabei als binäre logische Signale aufgefaßt: Sie repräsentieren die
logische Null ,,0", wenn ihre Werte in der Umgebung von Volt liegen, und die
logische Eins ,,1", wenn sie einen vorgegebenen Spannungspegel überschreiten.
Abbildungen 8.23b und c zeigen einen angenommenen Zeitverlauf der Eingangs-
spannungen. Der Spannungswert 0, z.B. 0 = 10 V, liege über dem Pegel für die
logische Eins. Das Ergebnis unserer Analyse ist in Abb . 8.23d vorweggenommen:
U AsteIlt genau dann ,,1" dar, wenn entweder U E I oder U~2 oder beide ,,1" sind!".
Wir sprechen deshalb von einer logischen ODER-Verknüpfung der beiden Ein-
gangs signale und nennen die elektrische Realisierung ein ODER-Gatter.
Nun zur Schaltung selbst. Übersteigt die Spannung an einer Diode in Durch-
laßrichtung den Wert der Schwellenspannung U s (z.B. U s = 0.7 V), so leitet die
Diode; bei kleineren oder negativen Spannungen sperrt sie, was einer Unterbrechung
des Schaltungszweiges gleichkommt. Mit einer Nachbildung der Dioden wie in
Abb . 8.14a gibt es daher die vier in Abb . 8.24 angegebenen Schaltzustände. Für
jede Kombination der Eingangsspannungswerte aus Abb . 8.23b, c müssen wir den
passenden Zustand herausfinden und die Ausgangsspannung UA = RI bestimmen,
a b
UEl 0 -b=rrr.= .
I I 1 1
I"
..0"
-- - ,
I
c
[k,oLU-lJ----
U-U-L
.r
0
0"
1 1 I I
R UA .1 I I 1
d I 1 1 1
I U - 1 1 I I ..1"
I
_ _ _ .J UA 0"
o t o i, t 2 t 3 t4
t - --
Abb.8.23 Diodenschaltung als ODER-Gatter. a Schaltung. b und c Zeitver lauf der Einga ngs-
spa nnungen. d Zeitverlauf der Ausgangsspannung als logische ODER-Verknüpfung der beiden
Eingangsspannungen
2 ~ 2 ~
0---0 [ -+---0
0- 0---0 [ -t---o
<>-:-
R R
I
a b c
o
d
Abb.8.24 Mögliche Schaltzu ständ e in der Dioden schaltung Abb. 8.23a. a D, und D 2 leiten. b D ,
leitet. D 2 sperrt. c D, sperrt. D 2 leitet. d D, und D 2 sperren
° °
wobei stets I ~ bzw. UA ~ (die Dioden können höchstens in Durchlaßrichtung
Strom führen) und U D ~ U s (jede Diode kann in Durchlaßrichtung höchstens die
Schwellenspannung aufnehmen) gelte n muß. Im Zeitintervall (t o, t 1 ) ist U E I =
U E 2 = O. Wenden wir die zweite Kirch hoff-Regel a uf d ie Schaltung 8.24a an, so
folgt U s = - U A < 0, was nicht stimmen ka nn (U s ~ 0,7 V). Mit demselben Argu -
ment scheide n (b) und (c) aus . Erst wenn beide Dioden gesperrt sind (d), lä ßt sich
U E I = U E2 = 0 erfüllen. Damit ist aber 1 = 0 und U A = 0.
Im Zeitintervall ist (t1 ,t 2) ist U E I = 0 und U E 2 = 0 > US o (a) und (b) scheiden
°
mit demselben Argument au s wie vorhin. (d) ist ebenfalls nicht möglich, weil bei
Sperrung beider Dioden 1=0, damit U A = und U D1 = U E2 > U s sein müßte
(Widerspruch zu U D 2 ~ U s ). Also paßt (c) mit U A = U - U s , U D I = - U A < U s
(Beispielsweise ist für U E2 = 0 = 10 V, U s = 0,7 V und R = I k!1: U A = 9,3 V,
1= UAI R = 9,3 m A),
Im Zeitintervall (t 2' l3) ist U E I = 0 > U sund U E2 = 0. Es liegt die gleiche
Situation vor wie im Intervall (r I' t 2), lediglich die Zweige I und 2 sind vertauscht.
Die passende Schaltung ist (b) zusammen mit U A = 0 - Uso
8.5 Berechnen einfacher Sch altungen 127
Im Zeitintervall (t3,l4) ist schließlich U E 1 = U E2 = 0 > Uso Es paßt hier (a) mit
U A = 0 - Us, als Grenzfall U 02 = Usund U 0 1 = Us wären auch (b) bzw. (c)
möglich, beide ebenfalls mit U A = 0 - Uso (d) scheidet mit U o = 0 > U s au s.
Der Verlauf der Ausgangsspannung ist also tatsächlich der in Abb. 8.23d
gezeichnete. Aus der eben durchgeführten Analyse können Sie die Methode
erkennen: Benutzen Sie die zweite Kirchhoff-Regel, um U 0 zu bestimmen. Ergibt
sich U 0 < Us, so sperrt die Diode, für U 0 > Us liegt ein Widerspruch vor. Die
Annahme einer leitenden Diode ist nur mit U 0 = Us verträglich (U s :::: 0,7 V).
Technische Stromkreise, beispielsweise elektronische Schaltungen, mü ssen häu-
fig mit Gleichspannung versorgt werden. Will man sie trotzdem aus dem öffent-
lichen Wech selspannungsnetz speisen, so ist dazu ein Gerät zur Umw andlung der
verfügbaren Wechselspannung in eine pa ssende Gle ichspannung erforderlich. M an
nennt solche Geräte, je nach Einsatzbereich, Gleichrichter, Speisegerät e, Net zgeräte,
Netzte ile oder Stromversorgungen. Für die eigentliche Umwandlung kann man
die Vent ileigenschaft der Dioden benutzen.
Das einfachste Beispiel dieser Art , einen Einweggleichrichter, sehen Sie in Abb.
8.25a . Er besteht au s einer Diode 0 und einem Wider stand R, wird von einer
Wechselspannungsquelle (z.B. dem öffentlichen Netz, Eingangsspa nn ung U E in
Abb . 8.25b) gespe ist und kann einen Lastwiderstand R L (z.B. Ers a tzwiderstand für
eine Schaltung) versorgen. Maßgebend für den Schaltzustand der Di od e sind
wiederum die Bedingungen U A ~ 0, U 0 ~ Us- Wir wollen außerdem jetzt annehmen,
daß d ie Schwellenspannung gegen die Amplitude der Eingangsspannung vernac h-
D
U
T
a b c
Abb.8.25 Ein Einweggleichrichter verso rgt einen Lastw ider stand. a Schaltung. bEingan gsspann un g.
c Ausgangsspannung
---, I
D1 D4 I UE UA
I
U U
~UE R UA ORc
I
Dz D3 I
I
T
___ J
a b c
Abb.8.26 Ein Vollweggleichricht er versorgt einen Lastwiderstand. a Schalt ung. b Eingang sspa nnung.
c Ausgangsspannung
128 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
8.6 Fragen
I. Wie läßt sich der Satz von der Erhaltung der elektrischen Ladung allg emein formulieren?
2. Was ver stehen Sie unter kon zentrierten Strornkreiselementen? Geben Sie Beispiele a n.
3. Was ist eine elektrische Schaltung?
4. Was bedeutet der Begr iff " K no ten" in einer elektrischen Schaltung?
5. Wie lautet die erste Kirchhoff-Rcgel ? U nter welchen Vorausset zungen gilt sie?
6. Wozu dienen Ersatzschaltungen?
7. Mit welch em Argument läßt sich die I.KR a uf Schaltungsteile und auf gan ze Sch altungen ver-
allgemeinern und wie lautet diese Ver allgemeinerung?
8. Welche Rolle spielen die angenommenen Bezugssinne bei der Anwendung der I.KR?
9. Warum ergeben sich bei der Anwendung der I.KR u.U. vonein ander abhängige Gl eichungen?
10. Welche Beziehung liefert die I.KR bei der Analyse von Schaltungen?
11. Wie wird die elektrische Spannung zwischen zwei Anschlüssen eine s konzentrierten Strom-
kr eiselernents d efiniert? Unter welcher Voraussetzung ist dies sin nvo ll'?
12. Was bed eut et der Begriff " Masche" in eine r elektrischen Schaltung?
J3. Wie lautet die zweite Kirchhoff-Regel? Unter welchen Voraussetzungen gilt sie?
14. Welche Rolle spielen die angenommenen Bezugs sinne bei der Anw endung der 2.KR ?
15. Warum ergeben sich bei der Anwendung der 2.KR U.U. voneinander abhän gige Gleichungen ?
16. Welche Beziehungen liefert die 2.KR bei der Analyse von Schaltungen?
17. Warum reichen die beid en Kirchhoff-Regeln allein zur vollständigen Anal yse vo n Schaltungen i.a.
nicht aus ?
18. Wa s verstehen Sie unter einem elektrischen Widerstand a ls einem idealen Stromkreiselernent ?
19. Wie lautet die besch reib ende Glei chung (Elementgleichung) für ideale Widerst ände? Was mü ssen
Sie bei Ihrer Angabe hinsichtlich der Bezugssinne beachten"
20. Wie ist der elektrische Leitwert erklärt und welche Ein heit besit zt er im Internationalen Ein -
heitensystem?
21. Wa s verstehen Sie unter dem Begriff Joule-Verluste? Wie berechnen Sie die Joule-Verluste
elek trischer Widerstände?
22. Wodurch sind ide ale Sp annungsquellen gekennzeichnet? Was unterscheidet reale von ide alen
Spannungsquellen ? Geben Sie U-I -K ennlinien an .
23. Wa s verstehen Sie unter "Q ue llens pa nn ung""
8.6 Fragen 129
24. Wie berechnen Sie die von einer idealen Spannungsquelle momentan abgegebene Leistung') Welche
Rolle spielen dabei die angenommenen Bezugssinne?
25. Was unterscheidet den Pluspol einer Spannungsquelle vom Minuspol und wie hängen diese
Beziehungen mit dem Richtungssinn der Quellenspannung zusammen?
26. Was ist ein Zweipol?
27. Was bedeuten .Erzeugerbczugssystem" und "Verbraucherbezugssystem "?
28. Wodurch unterscheidet sich die EMK einer Spannungsquelle von deren Quellenspannung?
29. Wodurch sind eine ideale Gleichspannungsquelle und eine ideal sinusförmige Wech selspannungs-
quelle charakterisiert?
30. Was verstehen Sie unter einer spannungsgesteuerten bzw. stromgesteuerten Spannungsquelle?
31. Wodurch sind ideale Stromquellen gekennzeichnet? Was unterscheidet reale von idealen Strom-
quellen? Geben Sie U-I -Kennlinien an .
32. Welche Bedingungen muß der angeschlossene Stromkreis erfüllen, damit das Modell der idealen
Stromquelle anwendbar ist?
33. Was verstehen Sie unter "Quellenstrom"?
34. Wie hängen Pluspol und Minuspol einer Stromquelle mit dem Richtungssinn des Quellenstroms
zusammen?
35. Wodurch wird die Anschlußspannung einer idealen Stromquelle bestimmt?
36. Wie berechnen Sie die von einer idealen Stromquelle momentan abgegebene Leistung')
37. Wodurch sind eine ideale Gleichstromquelle und eine ideal sinusförmige Wech selstromquelle
charak terisiert?
38. Was verstehen Sie unter einer spannungsgesteuerten bzw. stromgesteuerten Stromquelle?
39. Worin besteht die Ventileigenschaft einer Diode? Was verstehen Sie unter .Sperrichtung" und
.Durchlaßrichtung''?
40. Wodurch ist eine Diode gekennzeichnet? Geben sie die zugehörige U-I-Kennlinie an .
41. Was versteht man unter der Schwellenspannung einer Diode? Welchen Richtwert können Sie dafür
angeben und wie können Sie die Existenz der Schwellenspannung in einer Ersatzschaltung und
der zugehörigen U-I-Kennlinie berücksichtigen?
42. Welche typischen Werte besitzt der Bahnwiderstand einer Diode?
43. Durch welche Ersatzschaltung können Sie die Schwellenspannung und den Bahnwiderstand einer
Diode näherungsweise berücksichtigen und wie sieht die zugehörige U-I-Kennlinie aus ?
44. Unter welchen Umständen können Sie die Schwellenspannung bzw. den Rahnwiderstand einer
Diode vernachlässigen?
45. Wie nennt man das Zusammenbrechen des SperretTekts einer Diode')
46. Welche Bedingung kennzeichnet eine direkte Reihenschaltung von Widerständen')
47. Wie berechnen Sie den Ersatzwiderstand einer Reihenschaltung von Widerständen') Wie berechnen
Sie den Ersatzleitwert einer Reihenschaltung von Widerständen aus den Einzelleitwerten')
48. Welche Bedingung kennzeichnet eine direkte Parallelschaltung von Widerständen')
49. Wie berechnen Sie den Ersatzwiderstand einer Parallelschaltung von Widerständen') Wie berechnen
Sie den Ersatzleitwert einer Parallelschaltung von Widerständen aus den Einzelleitwertcn?
50. Wie lautet die Spannungsteilerregel?
51. Wie lautet die Stromteilerregel?
52. Was müssen Sie bei der Anwendung der Spannungsteilerregel und der Stromteilerregel im spe ziellen
beachten?
53. Lassen sich die Spannungsteilerregel und die Stromteilerregel auf mehr als zwei Widerstände
erweitern? Zeigen Sie, daß die Kombination von jeweils zwei (Ersatz-)Widerständen bereits den
allgemeinen Fall erfaßt.
54. Welche Kombination von Widerständen nennt man "Brücke"? Wie lautet die Abgleichbedingung
für eine Widerstands brücke?
55. Wie läßt sich eine Spannungsquelle mit Innenwiderstand im einfachsten Fall durch eine
Ersatzschaltung idealer Elemente darstellen?
56. Was verstehen Sie unter der Leerlaufspannung und dem Kurzschlußstrom einer Spannungsquelle
mit Innenwiderstand?
57. Wie lautet die beschreibende Gleichung (Elementgleichung] einer idealen Spannungsquelle mit
Innenwiderstand? Geben Sie die zugehörige U-I-Kennlinie an.
130 8 St romk reise und einfache Stromkreiselemente
58. U nter welchen Bedingungen sind ein e ideale Spannungsquelle mit Inn enwider st an d und eine idea le
St romquelle mit einem Parallelwiderst and bez üg lich der Au sgangskl emmen äquivalent?
59. Ist da s Modell der idealen Spa n nungsq uelle mit einer di rekten Par allelschaltung zweie r so lche r
Elemen te (ohne Reihenwide rst an d ) verträglich ? G ib t es bei einer Reihensch altung Probleme?
60. Ist das Mod ell der idealen Stromquelle mit eine r direkten Reihensch altung zweier so lcher Eleme nte
(ohne Parallelwider st and) verträgl ich? Gi bt es bei eine r Par allelschaltung Pr obleme')
8.7 Aufgaben
B D
+
C
Abb. A8.1a
A8.2 Verzweigter Strom: Durch den 5 Q- Widerstand der in Abb . A8.2a dargestellten
Kombination von ohmschen Widerständen fließt ein Wech selstrom der Stärke
1= (6A) sin (wt).
(i) Berechnen Sie die Ströme in den beiden anderen Widerständen, die
Spannung zwischen A und B und d ie Spannung zwischen Bund C.
(ii) Wie groß ist der zeitliche Mittelwert der in den dre i Widerständen
zusammen umge setzten Leistung?
8.7 Aufgaben 131
A c
Abb. A8.2a
AS.3 Erweitern einerSchaltung: Wie und mit welchem Widerstand ist die Schaltung
in Abb . A8.3a zu erweitern, damit der Ersatzwiderstand
(i) um 5% größer,
(ii) um 5% kleiner wird?
1300 700
A B
Abb. A8.3a
AS.4 Ersatzwiderstand: Berechnen Sie den Ersatzwiderstand für die in Abb . A8A
angegebene Widerstandskombination.
4,6kO IkO
5,6kO Ikn
3,3kO. 3,3kO
Abb. A8.4
0
1
==>
2 3 2 3
R 23
Abb. A8.5a
132 8 Stromkreise und einfache Stro mkreise1emenle
c, = LG
1= I
IO
für d ie Leitwert e ab .
(ii) Warum ist die umgekehrte Umwa nd lung nur im Fall n = 3 möglich?
2
~
\ ==:>
\ / GZk
k
<, /
'- ;'
r
/
./
Abb. A8 .6
A8.7 Ersatzwiderstand: Berechnen Sie den Ersat zwid er stand der Schaltung au s
Abb . A8.7a mit H ilfe der Formeln für die Dreieck-Stern-Umwandlung.
non l30n
A B
Abb. A8.7a
A8.8 Ersatzwiderstand: Berechnen Sie den Ersat zwiderstand für die in Abb . A8.8a
dargestellte Kombinat ion , wenn a lle Einzelwiderstä nde den gleichen Wert R
besitzen.
Abb. A8.8a
8.7 Aufgaben 133
A8.9 Ersatzwiderstände eines Zweitors: Gegeben ist die Schaltung aus Abb . A8.9a.
(i) Berechnen Sie den Widerstand RAH bei
(a) offenem Ausgang CD,
(b) kurzgeschlossenem Ausgang CD.
(ii) Berechnen Sie den Widerstand R eD bei
(a) offenem Eingang AB,
(b) kurzgeschlossenem Eingang AB.
Abb. A8.9a
Abb. A8.IOa
2n
+
40V
Abb. A8.11a
134 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
A8.12 Spannungsteiler: Um wieviel % ändert sich in der Schaltung aus Abb . A8.12
das Spannungsteilerverhältnis a = U2/U I' wenn
(i) der Widerstand R 2 ,
(ii) der Widerstand R I '
(iii) beide Widerstände
um je 2% vergrößert werden?
+
Abb. A8.12
Ion sn
rsn
Abb. A8.l3a
A8.14 Erforderliche Quellenspannung: Wie groß muß in der Schaltung aus Abb .
A8.14a der Wert der Quellenspannung sein, damit durch den 50-Widerstand ein
Strom der Stärke 14 A fließt?
co
Abb. A8.14a
A8.15 Erforderlicher Widerstand: Wie groß müssen Sie in der Schaltung aus
Abb. A8.l5a den Wert des Widerstandes R jeweils wählen, damit zwischen den
Anschlüssen A und B die Spannungen U = 25 V, 50 V, 75 V, 100 V, 125 V auftreten?
8.7 Aufgaben 135
20n
A
L- --Q B
Abb. A8.l5a
A8.l6 Abgegebene Leistung von Spannungsquellen: Wie groß ist in der Schaltung
aus Abb. A8.16a die von jeder der beiden idealen Spannungsquellen abgegebene
Leistung?
+
25V 5V
Abb. A8.16a
I A
U v
Geben Sie die Param eter einer linearen Ersatzquelle für die Batterie an . Wie groß
ist die maximal abgebbare Anschlußleistung?
R.
Abb. A8.18a
A8.t9 Äquivalenz von linearen Quellen: Es sind die beiden Quellen a us Abb . A8.19
zu untersuchen.
136 8 Stromkreise und einfache Stro mkreiselemente
(i) Geben Sie die beschreibend en Gleichungen (Zusa mmenha ng von Anschluß-
spannung und Ansc hlußs tro m) für eine ideale Spa nnu ngsq uelle mit Reihen-
wide rstand und für eine idea le Stromquelle mit Par alleIwiderstand an.
(ii) Welche Bedi ngun gen müssen die Par ameter U q ' R j , I q und R ; erfü llen,
damit sich die beiden Quellen bezüglich der äußeren Anschlüsse völlig
gleich verhalten?
(iii) Zeigen Sie, da ß diese Äqui valenz nicht für den inn eren Leistungsum sat z
gilt.
'" ffi
I
=
Abb. A8.I9
A8.20 Ersatzschaltung eines aktiven Zweipols: Ersetzen Sie die In Abb . A8.20a
dar gestellte Schaltung bezüglich der ä ußeren Ansc hlüsse
(i) durch eine ideale Spannungsqu elle U q mit Reihen widerstand R ;
(ii) durch eine ideale Stromq uelle I q mit Par allelwiders ta nd R ;.
(iii) Zeigen Sie, da ß die Ersa tzschaltungen für die Berechnung des inn eren
Leistungsum sat zes nicht brau chb ar sind.
Abb. A8.20a
B
Abb. A8.21a
A8.22 Ersatzquellen: Die Ermittlung einzelner Ströme und Spannungen in einer
Schaltung linearer Stromkreiselemente kann häufig durch folgende Methode
vereinfacht werden:
I. Auftrennen der Schaltung an der Stelle der gesuchten Größen (zwei Pole
"freilegen").
2. Bestimmen je einer Ersatzquelle für die beiden resultierenden Zweipole.
3. Berechnen der gesuchten Größe aus der Zusammenschaltung der beiden
Ersa tzq uellen.
Berechnen Sie auf diese Weise den Strom I in der Schaltung aus Abb . A8.22a.
zn +. ZOV
6n
ZOV
15V 15V
+
B
Abb. A8.22a
A8.23 Meßfehler bei Strommessung: Im Stromkreis aus Abb. A8.23a ist der Strom
durch den Widerstand R 4 mit einem Amperemeter zwischen den Klemmen A und
B zu messen . Wie groß darf der Instrumentenwiderstand R( des Amperemeters
höchstens sein, damit der Meßfehler durch das Einfügen des Instruments höchstens
0,5';', beträgt?
R2
IOn
30n IOn
A
+ B
Abb. A8.23a
138 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
A8.24 Meßfehler bei Spannungsmessung: In der Schaltung aus Abb . A8.24a soll
die Spannung zwischen den Punkten A und B mit einem Voltmeter gemes sen
werden. Wie groß muß der Innenwiderstand Ru des Voltmeters mindesten s sein,
damit der Meßfehler durch das Anschließen des Instruments höchstens 0,5%
beträgt?
R2 A
Abb. A8.24a
A8.25 Meßbereichserweiterung:
(i) Ein Voltmeter besitze den Innenwiderstand Ru. Sein Meßbereich soll durch
einen Vorwiderstand R; auf den p-fachen Wert vergrößert werden. Wie
groß muß R; sein?
(ii) Ein Amperemeter besitze den Innenwiderstand R I . Sein Meßbereich soll
durch einen Parallel wider stand (Shunt) R s auf den p-fachen Wert vergrößert
werden. Wie groß muß R s sein?
+
R.
Abb. A8.26a
A8.28 Nichtlineare Quelle: Bei welchem Wert des Wider stands R wird von der in
Abb. A8.28a angegebenen Quelle die größte elektrische Leistung geliefert ? Wie
groß ist diese?
u
I IOV
7,5 V-t--------=~
40 55mA
Abb. A8.28a
A8.29 Schaltung mit Stromquelle: Gegeben ist die Schaltung a us Abb . A8.29a.
Ikn 4,7kn
20 mA 3,3kn
C B
5,6kn
Abb. A8.29a
A8.30 Strommeßgerät: Ein Meßwerk (oberer Zweig in Abb . A8.30) besitzt den
Innenwiderstand R, = 400 und bei 1= 0,6mA den Vollausschlag der Anzeige.
Bestimmen Sie die Nebenwider stände R 1 und R 2 für die angegebenen Strom -
meßbereiche.
R,
+ +
150mA 3 mA
Abb. A8.30
140 8 St romkreise und einfache St romkreiselem enl e
A8.31 Spannungsmeßgerät: Das Meßwerk Maus Abb . A8.31a wird als Voltmeter
mit einstellbarem Meßbereich verwendet. Es besitzt den Innenwiderstand R, = 40 n
und für 1= 0,6 mA den Vollau sschlag der Anzeige. Best imm en Sie die Vo rwider-
stä nde R l' R 2' R 3 für d ie a ngegebenen Spannungsmeßbereiche.
I~
~ ~~....-:.3.;..0_V _
Abb. A8.31a
A8.32 Teilerschaltung: Wie sind in der Schaltung aus Abb . A8.32a die Teilwider-
stände R 1 und R 2 einzustellen, damit die Stromstärke durch den Verbraucher-
widerstand R; genau l ; = 1 A beträgt?
er: Ci1C}
R;= 2n R, +R 2 =lOn
IOV
U' "
Rv =6n
Abb. A8.32a
A8.33 Belasteter Spannungsteiler: Ein Spannungste iler gemäß Abb . A8.33a liegt a n
der starren Spannung U 0 = 120 V. Er soll bei Belastung mit dem Strom 1 = 0,3 A
die Spannung U = 42 V liefern und bei Belastung mit 1 = 0,7 A die Spannung
U = 39 V. Welche Werte sind für die Widerstände R I und R 2 zu wählen?
R,
Uo
R2
lu,
Abb. A8.33a
;>
N
11
::J
R 3 = 7,5kQ
Abb. A8.34a
erfaßt. Bestimmen Sie den Wert des Vorwiderstandes und die insgesamt von der
Schaltung aufgenommene Leistung.
A8.37 Stromkreis mit Lichtbogen: In der Anordnung aus Abb . A8.37a wird au s
einer starren Gleichspannungsquelle über einen einstellbaren Widerstand Rein
Lichtbogen B gespeist, dessen Strom-Spannungskennlinie näherungsweise durch
den in Abb . A8.37b angegebenen hyperbolischen Zusammenhang mit festen
Werten V l ' 11 darstellbar ist. Berechnen und skizzieren Sie, qualitativ richtig, die
Werte der bezogenen Stromstärke i = 1/11 als Funktion des bezogenen Widerstandes
r = RI 1 / V 1 für einen festen Wert der bezogenen Speisespannung u = V q/V r -
v·l~7 }v, B
o 4 T o-+---!------
1 o 11 1
Abb. A8.37a Abb. A8.37b
142 S Stromkreise und einfache Stromkreiselemente
Abb. A8.38a
A8.39 Wheatstone-Brücke: Berechnen und skizzieren Sie für feste Werte V q' R 2 ,
R 3 , R 4 der in Abb . A8.39a angegebenen Brücke die Abhängigkeiten
(i) V(R I ) für R; -+ co,
(ii) I(R 1 ) für Rs=O.
Abb. A8.39a
R-.1.R
Abb. A8.40a
8.7 Aufgaben 143
RN Rl. Rx
R2 RJ R4
I
L - ---- ----- -----"
UMQ RM
Abb. A8.41a
!·-·_·_·-·-·-·i
},
I; 10 JA
(B 1,6kO CI
U"'~
c: c c c
1210<
.>(
.>( .>( .>(
0
e- U, 0 r- '0
"!" V) ..f' .,)
U, EI
IE
L._ ._._._._._ .-1
Abb. A44a
beschreiben. Bestimmen Sie für den konkreten Fall die Werte der vier Parameter
z.;
1kn IOn
Abb. A8.45a
L ._._._._._._.-l
Abb. A8.46
freie Übertragung in ein Stromsignal umgewandelt wird. Geben Sie die Spannung
V M als Funktion von AR an .
r '- '-'-'--'
~--f------,'--<l
. I ~ iI
! lUdE? YUdi
..------,.,--0 !
L._._._._.J
Abb. A8.47a
i 5
J 1
10 mA
4 f\ I T0
~o [)I
1
I
3 1\
<z:»
Uo /
2 \ /
\ I
IJ
1" - ./
°
°
- 1
- 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 V
Abb. A8.48a
(i) Geben Sie den jeweiligen Ausdruck für die Funktion I (V) in den Bereichen
V > V S' - V z < V < V s und V < - V z a n.
(ii) Skizzieren Sie die Kennl inie I (V ).
Abb. A8.49a
A8.50 Schaltung mit Diode: Nehmen Sie für die Diode in der Schaltung a us
Abb . A8.50 die Schwellenspannung mit 0,7 V an und berechnen Sie die Wert e von
I , V Io V 2 und VA für Vq = 5 V; - 5 V; -15V.
VI vD
I
l~~
4,6kn
+ I
IOV
1u, v
q
u,
+
Abb. A8.50
A8.51 Diodenschaltung als UND-Gatter: Zeigen Sie, da ß die in Abb. A8.5 1a dar-
gestellte Diodenschaltung eine logische U N D-Verknüpfung realisiert. Wie groß
sind die Pegel zu wählen und welche Wert e der Ausgan gsspannung ergeben sich
damit? (Schwellenspa nnung ;:::: 0,7 V).
1v,
Ikn
V E1 u
1 "'
0
Abb. A8.Sla
A8.52 Schaltung mit Dioden: In der Schaltung aus Abb. A8.52a kann für die
Dioden eine Sch wellenspannung vo n 0,7 V und ein Bahnwiderstand von Ion
angenommen werden. Bestimmen Sie die Werte der Spannungen V 10 ' V 20 und
des Stromes I DI '
8.7 Aufgaben 147
Ikn o 5.6kn 0
2
+ 10 1
20V
0, O2
Abb. A8.52a
2kn
Hn
2kn
Abb. A8.53a
-- - ~- UE1
vJ
0
-- -
R
Iv' 0
v,,1 °2
-0
Abb. A8.54
Abb. A8.55a
v,j Uq 1 u,
- - 0
Abb.A8.56a
UE IOkO
0
IOV
-IOV
0
V, j 8V
1v•
Abb. A8.57a
IOkO
Abb. A8.58a
8.7 Aufgaben 149
A8.59 Spannungsquelle: Wie groß ist für die Schaltung aus Abb . A8.59a die an
den Ausgangsklemmen maximal abgcbbare Leistung? Nehmen Sie für jede Diode
eine Schwellenspannung von 0,7 V an .
Abb. A8.59a
A8.60 Stromquelle: Die Schaltung aus Abb . A8.60a soll bezüglich der Ausgangs-
klemmen 1,2 eine Konstantstromquelle darstellen (Der strichliert eingegrenzte
Bereich ist eine Bauelernent-Ersatzschaltung), Wie groß ist die gelieferte Stromstärke
I, und bis zu welchem Spannungswert U ist der Konstantstrombetrieb möglich?
Vernachlässigen Sie die Schwellenspannungen.
2
Abb. A8.60a
Kapitel 9
Wir beginnen nun mit der systematischen Erarbeitung der grundlegenden Beschrei-
bungsformen elektromagnetischer Erscheinungen. Die gesamte Theorie des Elektro-
magnetismus läßt sich in einigen wenigen Gleichungen zusammenfassen. Es ist
aber nicht ganz einfach , den physikalischen Gehalt dieser formalen Eigenschaften
zu verstehen und sie in brauchbare Methoden zur Behandlung elektrotechnischer
Probleme umzusetzen. Wir werden uns deshalb zuerst mit möglichst einfachen
Situationen beschäftigen, und zwar mit solchen, in denen wir die elektrischen
Erscheinungen als unabhängig von den magnetischen betrachten können. Dies
sind die Gebiete der Elektrostatik und der Quasi-Elektrostatik.
Die Anwesenheit elektrisch geladener Körper versetzt den Raum in einen besonderen
Zustand, den wir "elektrisches Feld " nennen: Es werden Kräfte zwischen den
Körpern übertragen. Stellen Sie sich vor, wir verschieben ein elektrisch geladenes
Testkörperehen entlang irgendwelcher Kurven und bestimmen dabei die jeweil s
von den Feldkräften verrichtete Arbeit. Wie Sie wissen, erhalten wir damit die dem
Kurvenstück zugeordnete elektrische Spannung, wenn wir die Arbeit durch die
Ladung des Testkörpers dividieren. Voraussetzung ist, daß während dieses "Gedan-
kenexperiments" die anderen Ladungen ihre Orte nicht verändern. Die so ermittelte
Spannungsverteilung kann zur Beschreibung des elektrischen Feldes benutzt werden .
Sehen wir uns an, wie man das macht.
Fassen wir zuerst kurz zusammen, was wir über die Eigen schaften der elektrischen
Spannung bereits wissen:
Elektrische Spannungen sind immer irgendwelchen orientierten, d.h. mit einem
Durchlaufsinn versehenen Kurven C(; zugeordnet. Ihre Werte U(c(;) werden im
Internationalen Einheitensystem in Volt gemessen und geben jeweils den Gesamt-
wert des elektrischen Feldes entlang der Kurve C(; an . Dem entspricht die Darstellung
(6.8) als ladungsbezogene Arbeit bzw. als Kurvensumme. Ist eine Kurve a us
mehreren Teilstücken zusammengesetzt, so berechnen wir die Gesamtspannung als
9.1 Die elektrische Spannung 151
_ _ _>f'Flä Ch en st ü c k A
~~ ~~~
/~ "-
'\
Summe der Teilspannungen (Abb. 6.7). Beim Umkehren des Durchlaufsinns wechseii
die zugehörige Spannung das Vorzeichen.
Eine weitere, spezielle Eigenschaft der elektrischen Spannung haben wir bereits
im Zus ammenhang mit der zweiten Kirchhoff-Regel benutzt: Für jede geschlossene ,
einheitlich orientierte Kurve ist die insgesamt zugeordnete Spannung gleich Null. Im
Hinblick auf eine spätere Verallgemeinerung drücken wir das jetzt folgendermaßen
a us:
Sei si irgendein beliebiges Flächenstück und a"d seine Randkurve ' (Abb. 9.1).
Für die zugeordnete Spannung U(asi), wir nennen sie Umlaufspannung, gilt
I U(asl) = 0 I· (9.1)
Die wesentliche Folgerung aus der Eigenschaft (9.I) ist die Wegunabhängigkeit der
elektrischen Spannung, d.h., wenn eine Kurve Cf} einen Ort q> mit einem Ort :d
verbindet, so hängt die zugeordnete Spannung U(Cf}) nur von der Lage der Orte :Y'
und f2 ab, nicht aber vom Verlauf der Kurve dazwischen. W ichtig für da s Vorzeichen
der Spannung ist hingegen die Orientierung (Durchlaufsinn, Bezugssinn) der
Kurve, also welcher von den beiden Orten {J}J und f2 der Anfangspunkt und welcher
der Endpunkt ist. Sie können das anhand der Abb. 9.2 verstehen. Bedeuten (f) l ' Cf} 2
I Der Einfachheit halber wollen wir ann ehm en, daß das Flächen stück einfach zusamm enh äng end ist.
152 9 Das elektrische Feld
Abb,9.2 Ist die elektri sche Umlaufspa nnung stets gleich Null, so hän gt die Spannung zwischen zwei
festen Orten g> und :'2 nicht vom Verlauf der Verbindungslinie a b
a :p b
\ rp~ep)
([J
Abb.9.3 a Das elektri sche Pot enti al <p(9") eines Ortes g> ist die Spannung zwischen .~ (Anfangspunkt)
und einem Bezugsort (') (Endpunkt). b D ie Spannung zwischen zwei Punkten läßt sich als Potenti al-
differen z darstellen
2 Vora ussetzu ng dafür ist die G ültigkeit der G I. (9.1) für jed e geschlossene Ku rve in einem einfach
zusammenhängenden Bereich .
9.1 Die elektrische Spannung 153
Sie sehen das in Abb . 9.3b. Gleichung (9.2)enthält auch die Definition des Potentials,
wenn Sie dem Bezugspunkt 0 den Potentialwert Null zuordnen, qJ(0) = 0, und 2.
mit (!J zusammenfallen lassen : U :'J0 = qJ(.9').
Mit Hilfe des Potentials können wir uns eine räumliche Vorstellung des
elektrischen Feldes verschaffen. Als Vorbereitung dazu wollen wir überlegen, was
mit dem Potential in einem elektrisch leitfähigen Körper passiert: Kennzeichnend
für einen elektrischen Leiter ist das Vorhandensein einer großen Anzahl nahezu frei
beweglicher Ladungsträger. Denken Sie etwa an das Elektronengas in Metallen.
Fließt in dem Leiter ein elektrischer Strom, so sind dazu Feldkräfte erforderlich,
was bedeutet, daß an einem beliebigen Kurvenstück im Leiter i.a. eine elektrische
Spannung auftreten muß. Wenn es dagegen keinen Strom im Leiter gibt, Z.B. weil
keine leitenden Verbindungen mit Anschlüssen einer Spannungsquelle bestehen,
dann verschwindet auch die Spannung an jedem Kurvenst ück.:' Wegen GI. (9.2)
bedeutet das den gleichen Potentialwert für jeden Körperpunkt: "Ein stromfreier,
elektrisch leitfähiger Körper ist ein Bereich konstanten elektrischen Potentials.'?'
Wenn beispielsweise ein leitfähiger Körper in ein elektrisches Feld gebracht wird ,
dann ordnen sich die freien Ladungsträger im Mittel so an, daß jeder Körperpunkt
(makroskopisch gesehen) das gleiche elektrische Potential besitzt. In einem Metall-
körper geht das sehr rasch, in einem weniger gut leitfähigen Körper kann sich dieser
Gleichgewichtszustand u.U . erst nach einiger Zeit einstellen. Im übrigen wandern
die Überschußladungen, wie wir noch sehen werden, stets an die Oberfläche des
Leiters.
Stellen Sie sich nun zwei elektrisch geladene, leitfähige Körper vor. Wie die
Überschußladungen auf den Oberflächen angeordnet sind, braucht uns momentan
nicht zu interessieren. Wir wissen aber, daß jeder der beiden Körper ein konstantes
elektrisches Potential besitzt, sagen wir qJn bzw. qJo, und zwar in bezug auf irgendeinen
festen Punkt 0 . Wie ist das Potential im Raum zwischen den Körpern verteilt?
Angenommen, es gilt qJn > qJo. Wir zerlegen die Differenz qJn - qJo in n gleiche Teile
ßqJ = (qJn - qJo)/n und erhalten die Potentialwerte qJk = qJo + k· ßqJ, k = 0, 1,. . . , n,
wobei qJo < tp , < ... < qJn" Dann suchen wir nacheinander die geometrischen Orte
aller Punkte mit den Potentialwerten qJo , qJ I ' qJ2 usw. auf. Für qJo und qJn ist
alles klar: Die geometrischen Orte sind die Körper einschließlich ihrer Oberflächen.
Die zum Potentialwert qJI gehörigen Punkte finden wir etwas von der Oberfläche
qJo abgerückt; sie liegen alle auf einer Fläche.· Noch etwas weiter außen befindet
sich eine Fläche, die alle Punkte mit dem Potentialwert qJ2 enthält, usw. Das Ergebnis
ist eine Flächenschar im Außenraum der beiden Körper, ähnlich der Schnittdarstel-
lung in Abb. 9.4. Die Flächen erscheinen hier als Schnittlinien mit der Zeichenebene.
Wir nennen die Flächen konstanten Potentials die Äquipotentialflächen oder kurz
Potentialflächen. Ihre Verteilung liefert ein anschauliches Bild vom elektrischen
Feld . Man kann die Potentialflächen mit geeigneten Sonden meßtechnisch ermitteln,
meistens werden sie jedoch berechnet. Wir werden das später für einige Anordnungen
durchführen.
Ag u i p ol e n t ia l fla c h en
/
!P5 !Ps
\
Abb.9.4 Schnitt durch zwei elektrisch gelad ene. leitfäh ige Kör per. Die Äq uipatentia lfläc hen sind
inn erhalb eines begrenzten Bereiches a ls Schnittlinien mit der Zeichenebe ne dar gestellt
Von Sonderfällen absehend, legen wir uns folgende s Bild zurecht. Potenti alfl ächen
sind immer geschlossene Flächen, manchmal schließen sie sich jedoch erst im
Unendlichen . Jedenfalls besitzen sie keinen Rand, sie sind also immer die Hülle
eine s räumlichen Bereiches und dieser Bereich enthält ste ts elektrische Ladungen .
Zwei Potentialftächen mit unterschiedlichen Potentialwert en können ein ander
auch nicht schneiden, weil sonst die Punkte auf der Schnittlinie kein eindeutiges
Potential besäßen.
Abschließend wollen wir uns noch vergewissern, daß da s Bild der Potentialftächen
die wesentliche Eigen schaft der elektrischen Spannung, nämlich ihre Wegunabhän-
gigkeit, richtig wiedergibt. Betrachten Sie dazu den Ausschnitt in Abb . 9.5. Die
Potentialwerte C{J o, C{Jt , · · · seien wieder aufsteigend geordnet, C{J a < C{J I < " ', und
unterscheiden sich jeweil s um den festen Betrag !:!C{J (z.B. !:!C{J = 10 V). Um die
Spannung entlang eine s Weges mit dem Anfangspunkt f!I' und dem Endpunkt .:2
zu bestimmen, brauchen wir lediglich gerichtet abzuzählen, wie oft auf unserem
Weg eine Potentialftäche durchstoßen wird: Wir zählen po sitiv, wenn ein e Fläche
in Richtung abfallender Potentialwerte durchsetzt wird , und negativ in der
umgekehrten Richtung. Ergibt dieser Abzählmodus die Zahl k, so ist die zugehörige
Spannung k ·!:!C{J. Beispiel sweise erhalten wir in Abb. 9.5 auf dem rechts liegenden
Weg von f!I' nach fl. k = - 5, weil die Flächen C{J 2 bis C{J s alle in Richtung a ufsteigende r
Potentialwerte durchstoßen werden. Auf dem linksliegenden Weg durchstoßen wir
auch C{J 6 ' zuerst negativ und dann po sitiv. Da s Ergebnis ist wiederum k = - 5, mit
!:! C{J = lOV also U ;JIfi = -50V. Wie Sie dem Bild entnehmen, gilt da s für jeden
beliebigen Weg zwischen f!J und fl.. In sbesondere ist irgendeine U mla ufspa nn ung
stets gleich Null. In unserem Beispiel können wir die Spannung lediglich in Schritten
9.1 Die elektrische Spannung 155
Ric h t u n g s sin n
d er
S p a n n u ng
Abb.9.5 Ausschn ill au s einem System von Pot ent ialflächen. Die elektrische Spannung entla ng eines
Weges zwischen den Orten .0/' und fil läßt sich durch gerichtetes Abzähl en der durchstoßenen
Potentialflächen bestimm en
von 10 Vermitteln. Ist diese Auflösung zu gering, so wählen wir für AqJ einen
kleineren Wert und dam it eine größere Anzahl von Potentialflächen.
Die elektrische Spannung gibt den Gesamtwert des elektrischen Feldes entla ng
einer Kurve an . Daneben wollen wir uns nun ein lokales Maß für die Intensität
des elektrischen Feldes scha ffen, zunächst mit Hilfe der Potentialverteilung, später
für den allgemeinen Fall.
Angenommen, wir haben in der Umgebung eines Ortes ~ eine Reihe von
Potentialflächen bestimmt, wobei sich aufeinanderfolgende Flächen jeweils um den
kon stanten Potentialwert AqJ unterscheiden. Wir legen dann durch f!I' eine Kurve,
und zwar so, daß sie die Potentialflächen senkrecht durchstößt und in Richtung
steigender Potentialwerte orientiert ist. Außerdem besitze die Kurve eine Längen-
skala mit wachsenden Werten im Sinn der Orientierung (Abb. 9.6a). Je größ er für
einen festen Wert AqJ die Anzahl der Flächen ist, die unsere Kurve auf einem
gegebenen Längenabschnitt durchsetzt, desto größer ist der Betrag der zugeordneten
Spannung. Grob gesprochen: Je dichter die Potentialflächen liegen, desto stä rker
ist da s elektrische Feld . Ein Maß für diese Dichte ist der Quotien t AqJ/AI, also die
Potentialdifferenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Potentialflächen geteilt
156 9 Das e1ektrische Feld
~ ~
1 Po l e n ti a l c ~
c(' 12 .- :J
c(' fl ä ch en rJJ ~
rJJ ~
~<1:l
t::o.
!P2 > !PI 3m
..c .
!PI
.-
O -(])
0:::'0
/:).!P = !P2 - rp..
/:). 1 = 12 -1 1
a b
Abb.9.6 Einem System von Potenti alflächen lä ßt sich als lok ales Ma ß für die Int ensität des elektrischen
Feldes die elektrische Feldstärke zuordnen
durch ihren Abstand. Gleichzeitig können wir aber auch die räumliche Lage der
Potentialflächen in der Umgebung von ;JjJ durch die Angabe der Richtung der e/
skalierten Kurve in ;JjJ erfassen. In sgesamt legen wir fest: Die elektrische Feldstärke
E ist eine gerichtete phy sikalische Größe. Ihr Wert in einem Punkt ;JjJ läßt sich
im elektrostatischen und qu asi-elektrostatischen Fa1l5 au s
oder (9.3)
bestimmen (Abb. 9.6 b), wobe i tJ.cp die Potentiald ifferen z zwischen zwei aufe inander-
folgenden Potentialflächen und tJ.l ihren Normalabstand ang ibt. e, ist die Normalen-
richtung in ;JjJ im Sinne steiger Potentialwerte. Fall s nötig, kann die Auflösung durch
Verkleinerung von tJ.cp erhöht werden (damit ergibt sich a uch ein kleinerer Abstand
tJ.l). Dies wird durch eine besondere Schreibweise in GI. (9.3) rechts ausgedrückt:
tJ.cp und damit tJ.l wird so klein gewählt, daß der Quotient innerhalb der gewün schten
Genauigkeit nicht mehr von der speziellen Wahl abhängt. Man ersetzt den .Dif-
ferenzenquotienten" tJ.cp/tJ.l durch den "Differentialquotienten" dcp/dl . Das negative
Vorzeichen in GI. (9.3) zusammen mit der Festlegung der Normalenrichtung
bewirkt, daß die elektrische Feld stärke genau in die Richtung des größten Potentialab-
falls weist. Diese stimmt im wesentlichen mit dem Richtungssinn der elektrischen
Spannung überein.
Betrachten wir dazu ein Beispiel: Angenommen zwischen zwei großen parallelen
Metallplatten im Abstand a = 50 mm liegt eine Gleichspannung U = 100 V (Abb .
9.7a) . Die untere Platte ist außerdem zu einem durchlaufenden Wulst aufgebördelt.
Abbildung 9.7b zeigt einen Querschnitt in der Umgebung des Wulstes, zusammen
mit den Potentialflächen. Wäre der Wulst nicht vorh anden Abb . 9.7, so würde sich
die Spannung U gleichm äßig über den Zwischenraum aufteilen. Die Potentialflächen
wären dann äq uidista nte Ebenen parallel zu den Platten, z.B. im Abstand von
5 D.h., d ie Bed ingun g (9. 1) ist exa kt bzw. näh erun gsweise erfü llt.
9.1 Die elektrische Spannung 157
(u
Melallpl a tt e n
Abb.9.7 Zwischen zwei Metallplatten liegt die elektri sche Spannung U. a Die unter e Platte besitzt
einen durchgehenden Wulst. b Ausschnitt aus der Verteilung des elektrischen Feldes. Die Plattenränder
sind als weit entfernt angenommen
Rücktransport in den Bezugspunkt wieder gewinnen können . Wenn wir jetzt noch
die Energie durch die Ladung dividieren, erhalten wir genau das Potential: " D as
elektrische Potential an irgendeinem Ort im elektrostatischen Feld ist gleich der
ladungsbezogenen Arbeit, die gegen die Feldkräfte verrichtet werden muß, um einen
Te stkörper von einem festen Bezugspunkt an den betrachteten Ort zu bringen".
Damit ist der Zusammenhang zum Kraftfeld und auch zur elektrischen Spannung
hergestellt.
Tatsächlich ist die Fe stlegung der elektrischen Feldstärke als ladungsbezogene
Kraft auf ein (ruhendes) Testk örperehen allgemeiner als die Ableitung au s dem
Potential, weil sie nicht nur für den elektrostatischen und quasi-elektrostatischen
Fall gilt. Sie ist ebenso allgemeingültig wie der Spannungsbegriff selbst, als dessen
lokalen Repräsentanten wir die elektrische Feldstärke aufzufassen haben. Kennen
wir die Feldstärke in jedem Punkt eines Bereiches, so läßt sich die elektrische
Spannung entlang jeder Kurve innerhalb des Bereiches berechnen. Daran möchte
ich Sie anhand der Abb. 9.8 erinnern: Einen Wert E der elektrischen Feldstärke
in einem Punkt können wir stets durch die Angabe ihres Betrages E (Zahlenwert
mal Einheit, z.B. 5,0 VIm) und ihrer Richtung als E = e Ee
darstellen. Bezeichnet
es e
irgendeine andere Richtung, die mit den Winkel a einschließt, so nennt man
den Wert Es = E 'cos(a) die Normalprojektion von E a uf es,
und der zugehörige
Vektor Es= Eses heißt die Komponente von E in Richtung es
(Abb. 9.8a) . Zur
Berechnung der elektrischen Spannung entlang einer Kurve "C zerlegen wir ((j in
n Geradenstücke der Längen SI ' S Z" " 'Sn (Abb . 9.8b) , bilden für jeden Abschnitt
unter Berücksichtigung des Durchlaufsinnes von "C die Normalprojektionen EsI '
Esz, oo. ,Esn und zählen dann alle Produkte Esk's k, k = I,oo . ,n, zu sammen. Wenn
nötig, kann die Zerlegung verfeinert werden. Das Ergebnis ist die Darstellung der
elektrischen Spannung als Kurvensumme der elektrischen Feldstärke
U("C) =
n
L Esk' Sk
k= 1
oder U("C) = f'(,
Es'ds . (9.4)
n
Es = E- co s(a.) U (YJ ) = "'[ESk Sk
k =1
Abb.9.8 Die einer Kur ve '(j' zugeordnete elektrische Spannung U( '6') lä ßt sich als Kurvensumme der
elektrischen Felds tä rke d arstellen. aNormalprojektion der Feldstä rke auf eine vorgegebene Richtung.
b Zerle gung und Bildun g der Kur vensu mme
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 159
Die rechte Schreibweise soll eine "allgemeine, aber hinreichend feine Zerlegung"
ausdrücken, d.h. so fein, daß das Ergebnis im Rahmen der gewünschten Genauigkeit
nicht mehr von der speziellen Art der Zerlegung abhängt. Man ersetzt den
Bogenlängenabschnitt symbolisch durch das .Längenelement'' ds, da s Summen-
zeichen durch das Integralzeichen und spricht von "Integration über die Kurve {fS" .
Nach der elektrischen Spannung und ihren Eigenschaften werden wir jetzt ein
zweites Merkmal des elektrischen Feldes besprechen, den elektrischen Fluß. Dazu
gleich ein wichtiger Hinweis: Verwechseln Sie den elektrischen Fluß nicht mit dem
elektrischen Strom. Während wir den elektrischen Strom, die summarische Be-
schreibung des Transportes von Ladungsträgern, noch als etwas Materielles
auffassen können, müssen wir beim Begriff des elektrischen Flusses unser Vorstel -
lungsvermögen stärker strapazieren. Elektrisch geladene Körper beeinflussen ein-
ander, und nach der FeldaufTassung begreifen wir das so, daß die Wechselwirkung
durch den Zwischenraum von Punkt zu Punkt übertragen wird, also gewissermaßen
von einem Körper zum anderen fließt. Von einer räumlichen Bewegung, die wir
meist mit "fließen" assoziieren, ist demnach nicht die Rede . Trotzdem besitzt der
elektri sche Fluß in seiner quantitativen Fassung als physikalische Größe strukturelle
(mathematische) Eigenschaften ä hnlich denen einer wirklichen Strömung, und
daher stammt auch der Name "Fluß". Eine gewisse Vorstellung dieses Feldaspektes
können wir uns anhand folgender Anordnung verschaffen: Aus einer Metallfolie
werden Konturen geschnitten und auf eine waagrechte Glasplatte geklebt. Darüber
streut man elektrisch isolierenden Faserstaub und lädt zwei Folienstücke durch
Anlegen einer hohen Gleichspannung gegeneinander elektrisch auf (Ladungstren-
nung) . Zu beobachten ist dann eine Ausrichtung der Fasern wie in Abb. 9.9, die
tatsächlich den Eindruck von einem Fluß vermittelt, der z.B. am Körper b entsteht
und an a wieder verschwindet. Innerhalb des ringförmigen Bereichs können wir
keine Vorzugsrichtung ausmachen, obwohl c nicht aufgeladen wurde. Der Fluß
erscheint dort unterbrochen.
Als Interpretation bietet sich folgendes an : Wir wissen, daß sich Überschuß-
ladungen auf Leitern immer an der Oberfläche versammeln, a uf a die positiven
Ladungen, aufb die negativen. Der Ring c ist zwar insgesamt ungeladen, die beweg-
lichen Ladungsträger können sich aber so anordnen, daß sich auf der dem positiv
geladenen Körper b zugewandten Seite mehr negative und auf der dem negativ
geladenen Körper a zugewandten mehr positive befinden. Diese Tendenz besteht,
weil Ladungsträger unterschiedlichen Vorzeichens einander anziehen. Wir können
uns vorstellen, daß an den positiven Überschußladungen der elektrische Fluß
entsteht (sie sind sozusagen die Quellen) und an den entgegengesetzt gleich großen,
negativen Überschußladungen wieder verschwindet (Senken des Flusses). Die
negativen Ladungen am rechten äußeren Rand des Ringes vernichten nun den
auftreffenden Fluß vollständig, und die entgegengesetzt gleich großen Ladungen am
linken äußeren Rand lassen ihn in gleicher Größe wieder entstehen. Dies zeigt die
160 9 Das elektrische Feld
Abb.9.9 Durch Fa serstaub kann man das elektrische Feld zwischen geladenen Met allfolien a und b
sichtha r machen. a trägt eine negative Überschußlad ung. b die entgegengesetzt gleich große, posi tive.
c ist insgesamt urigeladen
pr inzipielle Möglichkeit auf, den elektrischen Fluß über die Ladungsmenge an einer
Unterbrechung quantitativ zu erfassen. Damit wollen wir uns nun beschäftigen.
Stellen Sie sich zuerst irgendeine kontinuierliche Strömung vor, z.B. einen
räumlich verteilten elektrischen Strom in einem ausgedehnten Körper. Jedem
Flächenstück ,r:1 innerhalb des Strömungsgebietes ist zu jedem Zeitpunkt ein Wert
J(s1) der Stromstärke zugeordnet. Wir wählen nun speziell in der Umgebung eines
Punktes rJ}J ein kleines, ebenes Flächenstück si mit dem Flächeninhalt A und
S l ro m u ngs r ic h l u ng
a b
I(A ) =/ 0
Abb.9.10 Die Stromstärke (der Fluß) 1(.<:1) durch ein kleines Flächenstück ,<:1 hängt von der Lage der
Normalenrichtung zur Strömungsrichtung ab . a Die Richtungen e n und e fallen zusammen . 1 nimmt
den Größtwert 10 an . b Die Richtungen e n und e schließen den Winkel Ci ein
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 161
untersuchen, wie sich die zugehörige Stromstärke 1(.#) mit seiner Lage in der
Strömung ändert. Als erstes stellen wir fest, daß es eine Lage maximaler Stromstärke
10 gibt. Die Normalenrichtung endes Flächenstücks fällt hier genau mit der
Strömungsrichtung e zusammen, und der Strömung wird deshalb der größte
Durchtrittsquerschnitt dargeboten (Abb.9.10a). Auf diese Weise kann man im
Prinzip die Strömungsrichtung feststellen. Ist jedoch die Normalenrichtung e n
gegen die Strömungsrichtung e um den Winkel o: geneigt (Abb . 9.10b), so findet
die Strömung nur mehr den wirksamen Durchtrittsquerschnitt A -cost«), Dement-
sprechend ist die Stromstärke auf Io'cos(a) reduziert. Diese Eigenschaft übernehmen
wir allgemein für Flüsse, insbesondere für die Ermittlung der lokalen Flußrichtung.
Influenz
Auf einem ursprünglich ungeladenen elektrischen Leiter ordnen sich die vorhan-
denen, beweglichen Ladungsträger zu einer neuen Verteilung, wenn er in die Nähe
eines elektrisch geladenen Körpers gebracht wird. Es kommt dabei zur Bildung
von Überschußladungen verschiedenen Vorzeichens auf unterschiedlichen Teilen
der Oberfläche. Man nennt diese Erscheinung Influenz. Sie folgt aus der Tatsache,
daß sich ungleichnamige Ladungen anziehen und gleichnamige abstoßen.
Auf dem ringförmigen Bereich der Abb . 9.9 haben wir eine Ladungstrennung
dieser Art festgestellt. Sie führte zu einer Unterbrechung des elektrischen Flusses,
weil die influenzierten Überschußladungen als Flußsenken bzw. Flußquellen
wirken. Angenommen, wir bringen nun zwei aneinandergelegte Metallscheibchen
in das elektrische Feld zwischen geladenen Körpern (Abb. 9.11a). An der dem
negativ geladenem Körper zugewandten Seite gibt es dann einen positiven, auf der
anderen Seite einen negativen Ladungsüberschuß. Wenn nun die Scheibchen im
Feld voneinander getrennt werden (Abb. 9.11b), dann bleiben die unterschiedlichen
Ladungen auf ihnen gefangen und der elektrische Fluß dazwischen ist unterbrochen.
Jetzt können wir die Scheibchen aus dem Feld nehmen und die Ladungen messen
a b %-
~-
~~
+ m- +
+ %J -
~-
+
+
g;-~ +
Abb.9.11 Der elektrische Fluß läßt sich über die Influenzladungen in einem Doppelscheibchen
bestimmen. a Die beiden Scheibchen stehen in elektrischem Kontakt. b Die Scheibchen werden im
Feld getrennt. Beim Herausnehmen können sich die Ladungen nicht mehr ausgleichen
162 9 Das elektris che Feld
a b
Abb.9.12 Die Verteilung des elektrischen Flusses im Raum kann man sich a ls ein System a neinander-
gelegter Flußröhren vorstellen . a Entsp ringt an einer Leiterobertl äch e eine Flußröhre, so sitzt dort
eine positive Flächenladung. b Ausschnitt aus einer Flußverteilung. Der einem Flächenstück .<1
zugeordnete Fluß läßt sich bestimmen durch Abzählen der durchsetzenden Flußröhren
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 163
Richtungssinn des elektrischen Stromes. Sie paßt, wie Sie sehen werden, auf
vernünftige Art zu unseren bisherigen Vereinbarungen.
(9.5)
In Worten: Ein durch die geschlossene Oberfläche a j " eines Raumteils r austre-
tender elektrischer Fluß lfI(o 'f") ist gleich der im Raumteil r befindlichen Ladungs-
menge Q(1'} Kurz: "Der elektrische Fluß nach außen durch eine Hülle ist gleich der
eingeschlossenen Ladung". (Natürlich kann der Fluß auch eintreten, er wird dann
als negativ gezählt.)
Beachten Sie folgendes. Gilt für eine Hülle lfI( o"'l') = 0, so folgt daraus i.a. nur,
daß keine Überschußladungen eingeschlossen sind . Es heißt nicht notwendig, daß
es in dieser Gegend überhaupt keinen elektrischen Fluß gibt. Wenn Sie sich z.B.
in die Flußverteilung der Abb . 9.12 beinen ladungsfreien Bereich eingebettet
denken, dann tritt genau die gleiche Anzahl von Flußröhren ein wie aus . Wir
werden später sogar Situationen kennenlernen, wo nirgends merkbare Überschuß-
ladungen zu finden sind und es trotzdem einen elektrischen Fluß gibt. Die
Flußröhren bilden dann ein in sich geschlossenes System, d.h. jede Flußröhre läuft
in sich selbst zurück. Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß ist jedenfalls allgemein-
gültig.
a b
n
Q('1'-) = L Qk . (9.6)
k =1
Gelegentlich ist es nötig, sich die Ladung entlang von Kurven kontinuierlich
verteilt vorzustellen, Z.B. auf linienförmigen Leitern, wie dünnen Drähten. Man
nennt das eine Linienladung, wobei die Kurve durchaus nicht gleichförmig mit
elektrischer Ladung belegt sein muß. Sie zerlegen dann die Kurve in eine Anzahl
von Abschnitten mit den Längen SI'S2""'Sn und bestimmen für jeden die darin
enthaltene Ladung QI ,Q2, ... , Qn'6 Der Quotient
die Linienladungsdichte, ist ein Maß für die Ladungskonzentration entlang der
Kurve. Wollen Sie umgekehrt für bekannte Werte der Linienladungsdichte die
einem Raumteil "f/ zukommende Ladung berechnen, so teilen Sie das ins' liegende
Kurvenstück '?? n "f/ in Intervalle, multiplizieren den jeweiligen Wert der Lini-
6 Je feiner Sie die Zerlegung wählen. desto größer ist i.a. die erhaltene Information.
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 165
enladungsdichte mit der Intervallänge (Abb . 9.13b) und zählen das Ergebnis
zusammen:
LrdTdS ,
n
Q(1"") = L
k:J
'sk 'Sk oder Q(1"") = (9.8)
die wir durch eine ausreichend feine Zerlegung der Fläche in Einzelteile mit den
Flächeninhalten A J' A 2 " ' " An im Prinzip bestimmen können. Die einem Raumteil
1"" zukommende Ladung wird wieder über eine Summation berechnet (Abb . 9.13c),
L,n
n
Q(1"") = L (fk ' Ak oder Q(1"") = ja dA , (9.10)
k :J
wenn d n 1"" den innerhalb von 1"" liegenden Teil der Fläche bedeutet.
Eine kontinuierliche Verteilung elektrischer Ladung im Raum nennt man
Raumladung. Wir finden sie z.B. in der Erdatmosphäre oder als Raumladungszonen
im Inneren von Halbleitern. Sie kennen bereits die zugehörige Dichte; es ist die
Raumladungsdichte oder kurz Ladungsdichte als Ergebnis einer ausreichend feinen
Zerlegung:
Ist umgekehrt die Ladungsdichte in einem Bereich 1"" von Punkt zu Punkt bekannt,
so läßt sich die zugeh örige Ladung durch den Summationsprozeß (Abb. 9.13d)
I QW)~ J, edV
n
bestimmen.
Die jeweils rechtsstehende, symbolische Schreibweise der Gin. (9.7) bis (9.12)
drückt, wie bereits besprochen, das Bild einer hinreichend feinen Unterteilung
des jeweiligen Bereiches aus. Man nennt ds, dA und d V der Reihe nach Längenele-
rnent , Flächenelement und Volumenelement und dQ dementsprechend Ladungsele-
ment 7 . Wenn Sie später auch elegante mathematische Methoden zur Berechnung
7 Sie brauchen sich diese Größen nicht notwendig als " unend lich klein " vorzustellen .
166 9 Das elektrische Feld
Raum ladung
p o s itive
Fläc he n lad u ng
Abb.9.14 Vor einer positiv geladenen Leiteroberfläche befindet sich eine negative Raumladungswolke.
Der elektrische Fluß wird kontinuierlich aufgezehrt und die Flußröhren verschwinden
der als Integrale bezeichneten Summen kennenlernen, dann sollten Sie über all
den rechentechnischen Details trotzdem nie den zugrundeliegenden elementaren
Summationsprozeß und seine physikalische Bedeutung vergessen.
Ein Wort noch zum Bild der Flußröhren: Im Fall einer elektrischen Raumladung
sind die Quellen bzw. Senken des elektrischen Flusses kontinuierlich über den
Raum verteilt. Es können sich dann neue, gewissermaßen offene Röhren bilden
und auch wieder verschwinden. Nehmen Sie als Beispiel den in Abb. 9.14 dargestellten
Ausschnitt einer Flußverteilung: Vor einer positiv geladenen Leiteroberfläche
befindet sich eine Raumladungswolke entgegengesetzt gleich großer Ladung. Mit
der Annahme eines Flußquantums d'P entspringt an jedem Oberflächenstück, das
die Ladung dQ = d'P enthält, eine Flußröhre. Durch die negative Raumladung
wird der Fluß kontinuierlich aufgezehrt, sodaß ab einem bestimmten Abstand
praktisch kein elektrisches Feld mehr existiert.
oder (9.13)
8 Ande re Namen für die elektrische Flußdichte sind "dielektrische Verschiebung" und "elektrische
Erregung".
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 167
Abb.9.15 Die elektrische Flußdichte wird über die influenzierbare Flächenladungsdichte festgelegt
fest, d.h. als die mit der lokalen Flußrichtung versehene influenzierbare Flächen-
ladungsdichte (T i an einem Testscheiben in Normalstellung (Abb. 9.15). Der Flä-
cheninhalt A ist so klein anzunehmen, daß der Quotient (Ti = QJA unabhängig von
A wird.
Einen Wert ii der elektrischen Flußdichte in einem Punkt können wir stets
durch die Angabe ihres Betrages D (Zahlenwert mal Einheit, z.B. I,2'lC/ m 2 =
1,2'10 - 6 As/m 2) und ihrer Richtung e als ii = De darstellen. Bezeichnet en
irgendeine andere Richtung (z.B. die lokale Richtung einer Flächennormalcn), die
mit e den Winkel o: einschließt, so nennt man den Wert D n = D cost«) die Normal-
projektion von ii auf e n (Normalprojektion auf die Normalenrichtung, kurz
e
"Normalenprojektion") und der zugehörige Vektor ii n = D n n heißt die Komponente
von ii in Richtung e n (Normalkomponente, Abb. 9.16a). Der Name "elektrische
Flußdichte" deutet es bereits an: Der elektrische Fluß durch eine Fläche ,9/ läßt sich
aus ihr über einen Summationsprozeß gewinnen. Wir ersetzen dazu den Bereich
a b Du r chtriU s s in n
~~-=: :~~
: -.
,
D n = D · c os ( ex ) ~ (A) = L o.: »;
k = l
Abb.9.16 Der einer Fläche d zugeordnete elektrische Fluß P(.Id) läßt sich als Flächensumme der
elektrischen Flußdichte darstellen. aNormalprojektion der Flußdichte auf die Normalenrichtung.
b Zerlegung der Fläche und Bildung der Flächensumme
168 9 Das elektr ische Feld
sI durch eine Anzahl kleiner Ebenenst ücke mit den Flächeninhalt en Al ' A z, " " A m
und bestimm en für jedes Element d ie Richtung en der Flächenno rrnalen, d ie a uf
die gleiche Seite wie der angeno mme ne Du rchtritt ssinn von .w (äuße re O rientieru ng)
weist (Abb. 9.16b) Der Flu ß durch ein Flächenelement ist gleich dem Pr oduk t a us
de m Flächeninhalt und der No rmale nprojek tio n der Flu ßd icht e (Abb . 9.IOb und
9.16a). Als Ge samtwer t erha lte n wir d ie Darstellung des elektrischen Flusses als
Flächensumme der elektrischen Flußdichte
lfI (.cI ) =
k
m
I o.; A
~ 1
k oder I 'P("<1)~ L
D""dA I " (9. 14)
Die Schreibweise als .Fl ächenintegral' ' symb olisiert eine "a Ilgemeine, a ber hin-
reichend feine" Zerl egung.
Wenn Sie einen elastischen Körper einem System von Kr äften aussetzen, so
wird er sich verformen. Wenn Sie umgekehrt einen elast ischen Körper verformen ,
dann erzeug en Sie dami t ein System vo n Kr äften. K räfte und Verformunge n in
einem elastischen Körper sind also stets mit ein ander verkn üpft, a bhä ngig vo n den
spezieIlen Eigensc hafte n des Kö rpers. Eine ä hnliche Situa tio n finde n wir a uch im
elektrischen Feld vo r: Elek trische Spannungen und elek trische Flüsse treten stets
geme insam a uf, und die Art ihrer Verknüpfung hän gt vo n den speziellen Eigenscha f-
ten des betrachteten Raumteils und der darin entha ltenen Mat er ie ab. Im U nter-
schied zu den mech an ischen Feldern ben öt igen die elektrischen Felder a llerdi ngs
nicht notwendig materieIle Träger, sie können a uch im leeren Ra um existieren. Die
Beziehungen zwischen den elektrischen Spannungen und den elektrischen Flü ssen
sind dann besonders einfach . Sie werden am bequ emsten mit Hilfe ihrer lok alen
Repräsentanten, der elektrischen Feldstärk e und der elektrischen Flußdicht e,
formuliert. Damit woIlen wir uns als erstes beschäftigen.
Stellen Sie sich im leeren Raum eine einzelne Punktladung mit der positiven
Ladungsmenge Q vor. Aus ihr quillt elektrischer Fluß vom Ge samtausma ß lfI = Q
(Sa tz vom elektrischen Hüllenftuß), und zwar rad ial und gleichmä ßig nach a Ilen
Raumrichtungen, wenn sich in ihrer Umgebung keine a nde ren Körper befind en.
Diese gleichmäßige Ver teilung auf alle Raumrich tungen bedeutet, daß ein in der
Punktladung zentriertes Raumsegment mit dem Raumwinkel n als Fl ußröhre den
elektris chen Fluß I1lf1 = Q' n /4n füh rt (Abb. 9.17). Im Abstand r vom Zentru m hat
9.3 Verknüpfungen elektrischer Spannungen und Flü sse 169
Raumw in k el \2
~ Fluß rö h re l1>Y = Q O/47T
• ~
. ~ _/ Flä ch e l1A = 1' 2 (1
J .
" t /
Punkll ad un g Q r
~ Z'~ -- D -- ~ e
I ' 4711' 2 r
Abb.9.17 Ausschnitt der Flußverteilung um eine einzelne Punktladung im leeren Raum. Dargestellt
ist eine Flußröhre mit dem Raumwinkel n
- Q - (9.15)
D = - - 2 er '
4nr
Sehen Sie sich im Vergleich dazu die Abb. 3.7 und den Ausdruck (3.11) für die
elektrische Feldstärke an , auf den wir bei der Untersuchung des Kraftfeldes
ebenfalls in der Umgebung einer einzelnen Punktladung im leeren Raum gest oß en
sind :
(9.16)
Die Gin. (9.15) und (9.16) passen genau dann zusammen, wenn zwischen der
elektrischen Feldstärke und der elektrischen Flußdichte die Verknüpfungsbeziehung
im leeren Raum
(9.17)
besteht. Die Konstante 1:0 nennen wir elektrische Feldkonstante oder Influenz-
konstante. Ihr Wert beträgt, wie wir bereits wissen
\ - 12 As 10- 9 As
1:0 =- = 8,854. . .. \0 - ;:::: - - - - (9.18)
J1o C~ Vm 36n V m
Q
- - I'
U
- (9.20)
A- '0 I
mit einer Konstanten Bo zusammenfassen. Sie ahnen es sicher schon: Co erweist sich
als unsere elektrische Feldkonstante (9.19).Wie ist dieses Ergebnis zu interpretieren?
Die elektrischen Überschußladungen verteilen sich hauptsächlich auf den
Innenseiten der Platten gleichmäßig (abgesehen von den Rändern) in dünnen
Schichten mit den Flächenladungsdichten (J = Q/ A bzw. - (J = - Q/ A . Dort ent-
springt bzw. verschwindet der elektrische Fluß, und zwar mit dem Flußdichtebetrag
Y Wir werd en spä ter sehen. warum die Anwesenheit von Luft bei elektros ta tischen Versuchen dieser
Art nicht stört.
10 Für genaue Messungen verwendet man Plattenpaa re mit einem sogena nnten Schutzring. Die
Störung des homogenen Feldverlaufs a n den Rändern läßt sich damit meßtechnisch beseitigen.
9.3 Verknüpfungen elektrischer Spannungen und Flüsse 171
/
Ladung + Q , Flä c heninha lt A
...---,..
ju
Lad un g - Q , Fläch enin halt A
Abb.9.18 Schnitt durch zwei planparallele, entgegengesetzt gleich groß geladene Metallplatten. Zwischen
den Platten bildet sich ein hom ogenes elektrisches Feld au s
a b Flußrohren
.....
.....
.....
'--f--'-
.....
,,- 1
P o te ntial -
fl ä ch e
/
Flußro h r e
Paten tial fläc hen
Abb.9.19 Bildliehe Darstellung des elektrischen Feldes im leeren Raum . a Potentialflächen werden
von Flußröhren senkrecht durchsetzt. b Schnitt durch die Feldverteilung in der Umgebung zweier
entgegengesetzt gleich groß geladen er Leiter. Die Systeme der Potentialflächen und der Flußröhren
bilden zusammen eine orthogonale Zellenstruktur
172 9 Das elektrische Feld
Die Kapazität
Das in GI. (9.20) zusammengefaßte Ergebnis des Versuches mit den beiden plan -
parallelen Metallplatten (Abb. 9.18)können wir auch auffolgende Weise ausdrücken.
Für eine gegebene Anordnung der Platten im leeren Raum ändert sich bei einer
Variation der Spannung U zwischen den Platten zwar die insgesamt verschobene
Ladungsmenge Q, die Größen Q und U erweisen sich jedoch als proportional, d.h.
Die Proportionalitätskonstante
C = BoA/l (9.22)
heißt die Kapazität der Plattenanordnung im leeren Raum. Eine solche Proportio-
nalität besteht bei jedem Paar von Leitern im leeren Raum 11, wenn eine positive
Ladung auf dem einen und eine gleiche negative Ladung auf dem anderen liegt.
Die Formel (9.22) können wir allerdings nur dann zur Berechnung der Kapazität
verwenden, wenn sich das elektrische Feld zwischen den beiden Leitern im leeren
Raum homogen ausbildet. Auch für die Doppelplatte ist diese Formel nicht exakt
gültig, weil sie die Feldinhomogenitäten an den Rändern nicht erfaßt. Je kleiner
aber der Abstand I im Vergleich zu den Querabmessungen ist, desto kleiner wird
auch der Fehler. Sie werden später allgemeine Verfahren zur rechnerischen Bestim-
mung von Kapazitäten kennenlernen. Natürlich kann man sie auch durch Messungen
bestimmen, entweder direkt am zu untersuchenden Objekt, oder durch geeignete
Modellversuche.
Die Einheit der Kapazität im Internationalen Einheitensystem können Sie direkt
aus GI. (9.21) ablesen : 1 Coulomb durch I Volt. Sie hat den Namen Farad erhalten,
11 Und auch bei Anwesenheit von elektrisch isolierenden Werk stoffen, deren Verhalten wir als
also
1l F = I C/V = 1 A s/ V I. (9.23)
Z.B. besitzt ein planparalleles Plattenpaar mit der Fläche A = 1 drn? und dem
Abstand / = I mm nach der Formel (9.22) die Kapazität
coA pF 10- 2 m 2
C= -=8,85 - 3 ::::;89pF,
/ m 10- m
also einen relativ kleinen Wert. Er wird größer, wenn Sie den Plattenabstand /
verkleinern oder den Flächeninhalt A vergrößern. Man kann etwa zwischen zwei
langen Streifen einer Aluminiumfolie einen Papierstreifen von sagen wir 0,02 mm
Dicke legen und das ganze aufrollen. Das ergibt Kapazitäten von einigen Mikrofarad.
Früher wurden elektrische Kondensatoren (das sind Bauelemente, deren wesentliche
Eigenschaft die Kapazität ist) tatsächlich häufig auf diese Art hergestellt.
Sehen wir nun nochmals das radialsymmetrische Feld einer einzelnen Punkt-
ladung Q an. Sie kennen aus den Gin. (9.15) und (9.16) bereits die Werte der
elektrischen Feldstärke E und der elektrischen Flußdichte 15 in jedem Punkt,
nämlich
- I Q_ - - Q-
E = - '- e"
-2 D = coE = - -2 er ' (9.24)
Co 4rcr 4rcr
1 Q
cp= - - , (9.25)
Co 4rcr
I Q 1 Q Q M
flcp= - ·- - - - ·- = - - ,
c0 4rc r + flr c0 4rc r c0 4rc r(r + Ar)
E=_flCPe,= _l_. Q er
fl/ c0 4rc r(r + flr)
und , wenn wir "hinreichend verfeinern", d.h. die Potentialflächen mit M -+ 0 zusam-
menrücken, genau den ersten Ausdruck in (9.24).
174 9 Das elektrische Feld
Abb.9.20 Schni tt durch einen Kugelkondensat or. Die Feldko nfigura tion
im Bereich , I ~ r ~ ' 2 entsp rich t der einer Punkt lad ung im Zentrum. Im
Außenrau m gibt es kein elektrisches Feld
(9.26)
und dar au s folgt mit C = Q/ U (G I.(9.2 1)) für d ie Kapazität des leeren Kugelkonden-
sators
(9.27)
Wir haben den Begriff der Kapazität in bezug auf ein Leiterpaar eingeführt.
Gelegentlich spricht man aber auch von der Kapazität eines einzelnen Leiters .' ?
und stellt sich dabei vo r, daß sich der Partner irgendwo weit entfernt befindet, z.B.
durch den Boden, die Wände und die Decke eines Zimmers gebildet wird . Die
G estalt de s zweiten Leiters spielt dann für den Wert der Kapazität kaum eine Rolle ,
weil sich da s elektrische Feld in der U mgebung des ersten Leiters konzentriert
12 Der Kapazität sbegrilf lä ßt sich a uch a uf System e von drei und mehr Leitern erweitern . Wir
und die Feldstärke mit wachsender Entfernung rasch abnimmt. Ein Beispiel dafür
ist die Kapazität einer Kugel im leeren Raum, deren Wert wir au s der Formel (9.27)
für einen Kugelkondensator mit r2» r t erhalten:
C = c0 4nr 1 . (9.28)
Gleichzeitig folgt au s (9.24) und (9.26) für die elektrische Feldstärke an der
;e
Kugeloberfläche (E = E r ) bzw. für die Spannung der Kugel gegen die Umgebung
Q
Er = - -2' u= -Q- , (9.29)
co4nr 1 co4nr t
(9.30)
Wenn also die elektrische Spannung V der Kugel gegenüber anderen, im Vergleich
zur Größe des Radius r t weit entfernten Leitern bekannt ist, dann finden Sie die
elektrische Feldstärke an der Kugeloberfläche auf einfache Weise als Quotient
V [r i - Dieses Ergebnis ist technisch wichtig. Man kann nämlich jede scharfe Ecke
oder Spitze in erster Ann äherung als Kugeloberfläche vom kleinen Krümmungs-
radius r 1 betrachten (Abb . 9.21). Je kleiner der Radius, desto geringer ist der Einfluß
des restl ichen Leiters, und es treten schon bei technisch durchaus üblichen
Spannungen sehr hohe Feldstärken unmittelbar vor der Spitze auf. Dabei kann Z.B.
die umgebende Luft ihr Isolationsvermögen verlieren, weil einige der stets vo rhan-
denen freien Elektronen oder Ionen stark beschleunigt werden und über Stöße
weitere Ladungsträger erzeugen. Es kommt dann zu unterschiedlichen Formen
von Entladungserscheinungen, und im Grenzfall, durch eine Art von Kettenreaktion,
zu einer Funkenentladung oder einem Lichtbogen. Wenn Sie also Leiter auf einer
hohen elektrischen Spannung halten wollen und keine Entladungen wünschen,
dann mü ssen Sie scharfe Spitzen und Kanten vermeiden.
Po te n t.ia lf lac h e n
Abb.9.21 An der scha rfen Spitze eines geladenen Leiters ist die elektr ische Feldstärke stark erh öh t
176 9 Das elektrische Feld
9.4 Dielektrika
Unsere bisherige Diskussion der Verknüpfung elektrischer Spannungen und
elektrischer Flüsse war im wesentlichen auf elektrische Felder im leeren Raum oder
in Luft beschränkt. Dabei haben wir die lokale Beziehung D = D oE entdeckt. Gilt
sie auch im Inneren von Kö rpern?
Dazu eine Anmerkung: Wir beschreiben die Eigenschaften der Körper hier
vom makroskopischen Standpunkt au s, d.h. wir arbeiten auf der Basis von Längen-
skaien, bei denen die körnige Struktur der Materie noch nicht zutage tritt. Die
physikalischen Felder erscheinen dann als räumlich kontinuierlich, abgesehen von
vereinzelten Punkten, Kurven oder Fl ächen, z.B. an den Körpergrenzen. Man nennt
diese Art der Beschreibung ein Kontinuumsmodell.
Im Inneren von stromfreien Leitern gibt es überhaupt kein elektrisches Feld ,
auch dann nicht, wenn sie elektrisch geladen sind . Sie bilden immer einen Bereich
konstanten elektrischen Potentials. D ies gilt i.a. nicht mehr, wenn ein Leiter von
elektrischem Strom durchflossen ist. Damit werden wir uns im Abschnitt 12.2
beschäftigen. Hier soll un s das Verhalten elektrisch isolierender Stoffe interessieren,
wenn sie von elektrischen Feldern durchsetzt werden. Man nennt ein isolierendes
Material in diesem Zusammenhang allgemein ein Dielektrikum.
Stellen Sie sich vor , wir bringen die beiden Metallplatten aus Abb . 9.18 in eine
isolierende Flüssigkeit, Z.B. in Transformatoröl oder in chemisch reine s Wasser,
ohne dabei die elektrische Ladung Q und den Plattenabstand I zu verändern.
Aufgrund des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß und der Gleichförmigkeit des
Dielektrikums erwarten wir, daß sich an der Verteilung des elektrischen Flus ses
zwischen den Platten nichts ändert. Dies läßt sich durch Messungen der Influenz-
ladungen auf Doppelscheibchen (Abb . 9.11) auch best ätigen. Was wir jedoch
feststellen, ist eine deutlich niedrigere Spannung zwischen den Platten, z.B. bei
Transformatoröl etwas weniger als die Hälfte, bei Wasser sogar nur etwa ein
Achtzigstel des ursprünglichen Wertes. Wie ist da s zu verstehen?
Angenommen, wir bringen anstelle des Dielektrikums einen flachen, ungeladenen
Metallkörper gleicher Querabmessungen zwischen die beiden Platten (Abb . 9.22a).
Bei unveränderter Plattenladung sinkt dann die Spannung ebenfalls ab, weil sich
durch Influenz an der Leiteroberfläche entgegengeset zt gleich große Flächenl adungen
ansammeln und damit das Leiterinnere feldfrei ist, d.h. anstelle des ursprünglichen
Abstandes I nur mehr der Abstand 1- d als wirksame Länge der Flußröhren
auftritt. Unser Dielektrikum besteht nun ebenfalls aus Ladungsträgern, die al-
lerdings nicht frei beweglich, sondern in neutralen Aggregaten wie Atomen und
Molekülen gebunden sind . Wir können uns aber ä hnlich dem groben Bild in
Abb . 9.22b vorstellen, daß es innerhalb der Aggregate zu einer Ladungsverschiebung
kommt, was letztlich wiede rum eine Verkürzung der Flußröhren bewirkt. Man
nennt diesen Vorgang elektrische Polarisierung. Makroskopisch finden wir in einem
Dielektrikum im Vergleich zum leeren Raum bei gleichbleibender elektrischer
Flußdichte einen kleineren Wert der elektrischen Feldstärke.
Die einfache Verknüpfungsbeziehung D = D oE mit der elektrischen Feld-
konstanten Co ist also für elektrische Felder innerhalb von Körpern i.a. nicht gültig.
Wir müssen sie durch eine andere, die speziellen StofTeigenschaften berücksichti-
9.4 Dielektrika 177
~ ~
U/
;I .~
----=-~
1 d Leiter U
(9.31)
schreiben. Die Größe I: heißt Permittivität 13 . Es ist üblich, die Permittivität als
Produkt
(9.32)
Man nennt die elektrische Feldko nsta nte deshalb a uch .Perminivität des leeren Raum es".
1J
Fe rroe lektrisc he Sto ffe erreichen sehr hoh e Wert e der Permitti vität szahl z.B. bis er ::::: 1000 in
14
Bar iumtita na t.
. 5 Dar au s leitet sich ein weite rer gebräu chl icher Na me für die elekt rische Feld ko nsta nte r., a b:
Dielek trizität skon stant e des leeren Raum es.
178 9 Das elektrisch e Feld
St olT e,
Hel ium 1,0000 6
Luft 1.00059
Ben zol 2.3
Tran sforrn at o r öl 2.2 · · · 2.5
Wasser 81
Eis (bei O"C) 3
Pap ier 1.8 .. · 2.6
Hartpor zellan 5.0 .. · 6.5
tätszahlen . Sie er sehen daraus u.a., daß zwischen der Permittivität des leeren
Raumes und der Luft kaum ein Unterschied besteht. Bemerken swert ist auch die
große Dielektrizität szahl von Wasser. Sie kommt zustande, weil in den Wasser-
molekülen po siti ve und negati ve elektrische Ladungen auch o hne ein ä ußeres
elektrisches Feld bereits gegeneinander versch oben sind ("po la re M oleküle"). Bei
ein er elektrischen Polarisierung werd en sie im Feld led iglich a usge richtet, was im
festen Zu stand (Eis) nicht mehr mögl ich ist. De sh alb sinkt die Dielektrizit ät szahl
beim Gefrieren sta rk ab. In zeitl ich ra sch verä nderlichen elektrisch en Feld ern
machen sich bei den Polarisierungsprozessen überdies die dynam ischen Eigen-
schaften der Atome und Moleküle bemerkbar. Wir stellen dann eine Frequenzab-
hängigkeit der Permittivität fest. Ein typ isches Beispiel dafür ist Wa sser , für das die
bei niedrigen Frequenzen relativ hohe Dielektrizitätszahl ab einigen Megahertz
bis zu optischen Frequenzen auf den Wert von L r ;:::: 1,8 a bsinkt. Diesen hochfre-
quenten Wechselfeldern können die Moleküle wegen ihrer Rotati on strägheit nicht
mehr folgen .
Neben den isotro pen M aterialien gibt es au ch Stoffe, bei denen die ph ysikalischen
Eigen schaften von der lokalen Richtung innerhalb des Körpers a bhä ngen. Dies
kann Z.B. durch den Herstellprozeß bedingt sein (etwa unterschi edliche Eigen-
schaften in Walz- oder Zugrichtung und quer dazu), oder wenn sich eine mikrosk o-
pische Kristallstruktur auch im Makroskopischen zeigt. Wir nennen solche Stoffe
anisotrop. In Dielektrika dieser Art stimmt auch die Richtung der elektrischen
Flußdichte jj mit der Richtung der elektrischen Feldstärke E i.a. nicht mehr
überein, und wir müssen GI. (9.31) durch eine Beziehung von anderer Form er setzen .
Im Zusammenhang mit der Klassifizierung von Materialeigen schaften werden
Sie neben den Begriffspaaren "linea r - nichtlinear" und "iso tro p - a nisot ro p" a uc h
a uf "homogen - inhomogen" treffen . Wir bezeichnen einen K örper als homogen,
wenn seine lokalen makroskopischen M aterialeigenschaften, also z.B. die Dielektrizi-
tätszahl, in jedem K örperpunkt dieselben sind . Ist das nicht de r F all, so nennen
wir ihn inhomogen. Wir sagen z.B., reines Wasser ist ein homogene s linea res
isotropes Dielektrikum mit der niederfrequenten Dielektrizität szahl s, = 8 1 (bei
20°C).
Sie sehen, der Zusammenhang von elektrischem Fluß und elektrischer Spannung
bzw . deren lokalen Repräsentanten, elektrischer Flußdichte und elektrisch er Feld-
9.5 Fragen 179
stärke, kann recht kompliziert sein. Glücklicherweise gibt es aber eine Reihe
technisch wichtiger Stoffe und Bereiche der elektrischen Feldstärke, für die wir das
Kontinuumsmodell eines homogenen linearen isotropen Dielektrikums, also kon-
stante Permittivität voraussetzen können. Besonders einfach liegen die Verhältnisse,
wenn der gesamte Feldraum mit einem Medium dieser Art ausgefüllt ist. Wegen
der formalen Ähnlichkeit der lokalen Verknüpfungen D = BoE und D = BE mit
B = const. brauchen wir dann lediglich die elektrische Feldkonstante Bo durch
die Dielektrizitätskonstante B = BoB, zu ersetzen. Die Feldkonfigurationen sind
geometrisch ähnlich denen im Vakuum, bei gleicher Spannungsverteilung ergibt
sich jedoch der e.-fache elektrische Fluß bzw. bei gleicher elektrischer Flußverteilung
die l /Br-fache Spannung. Insbesondere erhalten wir anstelle der Formeln (9.22) und
(9.27) für die Kapazität des Plattenkondensators bzw. des Kugelkondensators die
Ausdrücke
(9.33)
also jeweils den B,-fachen Wert. Durch Verwendung von Dielektrika mit hohen
Permittivitätszahlen kann man demnach Kondensatoren mit großer Kapazität bei
kleinem Volumen herstellen.
9.5 Fragen
20. Wie läßt sich die elektrische Spannung allgemein als Kurvensumme der elektri schen Feldstärke
darstellen?
21. In welchem Sinn sprechen wir von einem "elektrischen Fluß"?
22. Was verstehen Sie unter den "Q uellen" und "Senken" des elektrischen Flu sses') Durch welche
physikalische Gr öße werden sie beschrieben?
23. Was bedeutet .Jnfluenz''?
24. Wie läßt sich der elektrische Fluß mit Hilfe von Doppelscheibchen im Prinzip quantitativ erfassen"
25. Auf welche Weise erfaßt das Bild der Flußröhren eine elektri sche Flußverteilung
26. Welche SI-Einheit ist dem elektrischen Fluß zugeordnet?
27. Wie lautet der Satz vom elektrischen Hüllenlluß?
28. Warum enth ält eine elektrische Flußverteilung die vollständige Information über die elektrische
Ladungsverteilung?
29. Was verstehen Sie unter den Begriffen Punktladung, Linienladung, Flächenladung und Raumladung')
Wie werden diese mathematisch erfaßt ?
30. Was beschreibt die elektrische Flußdichte?
31. Welche Art von Feld verwenden wir zur mathematischen Darstellung der elektrischen flußdichte"
32. Welche SI-Einheit ist der elektrischen Flußdichte zugeordnet?
33. Wie läßt sich der elektrische Fluß allgemein als Flächensumm e der elektrischen Flußdichte
darstellen?
34. Welches elektrische Feld stellt sich in der Umgebung einer einzelnen Punktladung im leeren Raum
ein? Geben Sie Formeln an für die elektrische Feldstärke und für die elektrische Flußdichte.
35. Wie lautet die Verknüpfungsbeziehung zwischen der elektrischen Feldstärke und der elektri schen
Flußdichte im leeren Raum ?
36. Welchen Wert besitzt die elektrische Feldkonstante?
37. Was bedeutet die Verknüpfungsbeziehung im leeren Raum geometrisch für die Bilder der Potential-
lIächen und Flußröhren?
38. Wie ist der Begriff der Kapazität einer Zweileiteranordnung erklärt? Geben Sie auch die Vorau s-
setzungen dafür an .
39. Welche SI-Einheit ist der Kapazität zugeordnet?
40. Wie lauten die Formeln für die Kapazitäten eines leeren Plattenkondensators und eines leeren
Kugelkondensators?
41. Was verstehen Sie unter einem .Kcntinuurnsmodell "?
42. Was ist ein "Dielektrikum"?
43. Was bedeutet "e1ektrische Polarisierung"?
44. Unter welchen Umst änden bezeichnet man ein Dielektrikum als isotrop?
45. Wie lautet die Verknüpfungsbeziehung zwischen elektri scher Feldstärke und elektrischer Flußdichte
in isotropen Dielektrika?
46. Welche SI-Einheiten sind der Permittivität und der Permittivitätszahl zugeordnet')
47. Wann bezeichnet man ein Dielektrikum als linear, wann als nichtlinear?
48. Was verstehen Sie unter "Dielektrizitätskonstante", was unter .Dielcktrizit ätszahl "?
49. Welchen Wert besitzt die Dielektrizitätszahl von Luft unter normalen Bedingungen')
50. Wie beschreiben Sie ein lineares homogenes isotropes Dielektrikum?
9.6 Aufgaben
A9.1 Elektrostatisches Feld: Der Körper 1 aus Abb. A9.1a wird durch kurzzeitigen
Kontakt mit einer Spannungsquelle gegenüber Erde 2 elektrisch aufgeladen und
anschließend in eine leitfähige, ungeladene, isoliert aufgestellte Hülle 3 gebracht.
(i) Skizzieren Sie, qualitativ richtig, Potentialflächen und Flußröhren innerhalb
und außerhalb der Hülle.
9.6 Aufgaben 181
(ii) Die Hülle wird nun über einen Draht mit Erde verbunden ("geerdet"). Wie
ändert sich das elektrische Feld?
Abb. A9.la
F F
Abb. A9.3
182 9 Das elektrische Feld
A9.4 Streifenleitung: Ein dielektrischer Streifen nach Abb . A9.4 ist beidseitig metal-
lisch beschichtet ("Sandwich"). Berechnen Sie die längen bezogene Kapazität.
h =lmm
Abb. A9 .4
A9.5 Bauvolumen eines Kondensators: Nach dem in Abb . A9.5 skizzierten Aufbau-
prinzip von Kondensatoren werden einseitig metallisierte Kunststoffschichten
gestapelt. Wie groß ist für einen so ausgeführten Kondensator mit C = 1,5flF das
mindestens erforderliche Bauvolumen?
Metallschicht. 50 nm dick
Kunst st o ffschicht .
1,5 um d ick . E, = 2,7
Abb. A9 .5
A9.7 Drehkondensator: Berechnen Sie für den in Abb. A9.7 angegebenen Kreisplatten-
Drehkondensator die Kapazität als Funktion des Drehwinkels rx zuerst allgemein,
dann für r = 5 mm , R = 20 mrn, d = 0,2 mm und n = 10.
9.6 Aufgaben 183
J"
~
., +, S",",,"""
,I
d lld
Abb. A9.7
a a
-r--r-r-
I
I A
I E,= 1
I
1~-<> 2
~
Abb. A9.8a
A9.9 Plattenanordnung: Die Plattenanordnung aus Abb . A9.9a wird zunächst wie
angegeben geladen. Nach Trennung von den Spannungsquellen wird dann die
mittlere Platte zur oberen hin verschoben (Abb. A9.9b). Wie groß sind die sich
jetzt einstellenden Spannungen V'I und V~?
Abb. A9.9a
184 9 Das elektrische Feld
Abb. A9.9b
A9.I0 Elektromechanischer Wandler: Abb. A9.10 zeigt das Prinzip eines elektro-
mechanischen Wandlers. Wird der Plattenabstand zwischen den Werten XI und X 3
periodisch vergrößert und verkleinert, so wird, wie die Analyse zeigt, bei vernachläs-
sigter Streuung sowie ideal angenommenen Dioden und Spannungsquellen in
einem vollständigen Zyklus der rechts angegebene Kreisprozeß durchlaufen.
Bestimmen Sie für gegebene Werte U I' U 2' X I' X 3 , A und einen vollst ändigen Zyklus
(i] die von der Quelle 1 gelieferte Arbeit,
(ii) die der Quelle 2 zugeführte Arbeit,
(iii) die an dem System durch die Plattenverschiebung verrichtete mechanische
Arbeit.
u
2
U 2 -r---s>---.....----::~ 3
XJ x
Abb. A9.1O
Kapitel 10
10.1 Kondensatoren
(10.1 )
d.h., wenn der momentane Richtungssinn der Spannung mit dem Bezugssinn
übereinstimmt (U positiv ist), dann trägt die mit Q gekennzeichnete Elektrode die
positive Überschußladung Q = CU, die andere Elektrode die entgegengesetzt gleich
große Ladung - Q. Nehmen Sie entweder den Bezugssinn von U entgegengesetzt
an oder bezeichnen Sie die andere Elektrode mit Q, so müssen Sie anstelle von
(10.1) die Gleichung Q = -CU verwenden. Abbildung 10.lc zeigt die Kennlinie
eines idealen Kondensators, d.h. die Kapazität besitzt einen konstanten Wert. Bei
186 10 Schaltungen mit Kondensatoren
a b c
U Q
o--H~-o ~o
C
Q= CU
U
Abb 10.I a Schaltzeichen für Kondensatoren, bAngabe derBezugssinne für Anschlußspannung und
Ladung, c Spannungs-Ladungs-Kennlinie des idealen Kondensators
II=C(jl· (10.2)
a -: <, b c
/ '\ U U
\ \
.. ~ QI +-+--0;---
il
. ~ ~
- - o 11 0 --~I-----
1 " / / 1 1 C 1 C
~~~ a 'f:
1 = Q<; - ar 2 1 I =CU 1= - CU
Abb 10.2 a Die zeitlich Änderungstrate der Ladung einer Kondensatorelektr ode ist gleich dem
zufließenden Strom. Bezugssinne von Strom und Spannung und zugehö rige Elementgleichung im
Verbraucherbezugssystem b und im Erzeugerbezugs system c
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 187
und der Kondensat or ist mit Q = CV I geladen. Springt nun die angelegte Spannung
V zum Zeitpunkt t = 0 auf den Wert V 2' so hält der Kondensator im ersten
Augenblick, wie wir später begr ünden werden , seine Ladung und dam it seine
Spannung V e = V I fest, und a m Widerstand liegt die Spannung V R = V - V e =
U 2 - VI' d.h.
Mit dem Strom I wird der Kondensator zunehmend geladen. Seine Anschluß-
spa nnung V e wächst, gleichzeitig aber nimmt die Spannung V R = V 2 - V e a b und
mit ihr der Strom I = V Rj R so wie die Änderungsrate u;
= l j C. Der ganze Vorg ang
U
u2 1-- - - - - - - -
1 = CUc ---~ UI
- - - - - - t -- - - - - - -.
o t
Abb. 10.3 An de r Reihenschalt ung eines Kondensator s mit einem Widerstand liegt die G leichspan nung
U = U i - Zum Zeitpun kt t = 0 wird über die ä ußere Scha ltu ng (nicht gezeichnet) d ie Spannung
spr ungartig auf den konstanten Wer t U = U 2 geän de rt
188 10 Schaltungen mit Kondensatoren
(10.3)
der in der mathematischen Darstellung der Übergänge mit Hilfe der natürlichen
Exponentialfunktion erscheint. Sie sehen, daß der Strom I zur Zeit t = 0 von Null
auf den Wert (U 2 - U I)/R springt und dann asymptotisch wieder gegen den Wert
Null strebt. Die Ladungsänderung des Kondensators ist ebenfalls ein asymptotischer
Vorgang, wie der Verlauf der Spannung Uc zeigt. Als praktische Regel können
wir den ganzen Vorgang auf eine Dauer von etwa 5 Zeitkonstanten beschränken,
d.h. zum Zeitpunkt t = Sr haben alle Größen ihren Endwert mit ausreichender
Genauigkeit erreicht. Beispielsweise gilt für R = 5,6 kil, C = 0,1 J.lF
V As
r = RC = 5, 6kil·0, I/1F
r:
= 5, 6 .10 3 _A'
.01.10- 6 - V
f
T = IOTo
V2 - V I
R V2 - VI e- VT
I
R
VR = Rf
0 To 2 To t
Ve
T =To
_ fiT
Ve = V 2 ~ (V2 - VI) e
T = IOTo
V Q = C Vc
0 To 2 To t
Abb. 10.4 Die an der Reihenschaltung in Abb. 10.3 liegende Spannung U ändert sich zum Zeitpunkt
t = 0 sprungartig vom Wert U 1 auf den Wert U 2. Dargestellt ist der anschließende Zeitverlauf des
Stromes I und der Kondensatorspannung U c für unterschiedliche Werte der Zeitkonstanten r = Re
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 189
Der Wert der Zeitkonstanten einer R-C- Reihenschaltung legt einen Zeitmaß-
stab fest, gegenüber dem zeitliche Vorgänge als langsam oder als rasch ab laufend
eingestuft werden können. Insbesondere haben wir damit die Möglichkeit, die
Auswirkung von Wechselströmen und Wechselspannungen unterschiedlicher Fre-
quenz durch Vergleich der Periodendauer mit der Zeitkonstanten zu beurteilen.
Nehmen wir Z.B. an , die Anschlußspannung U der Scha ltung in Abb. 10.3 ist eine
Wechselspannung mit rechteckförmigem Verlauf (Abb . 10.5). Ist die halbe Perio-
dendauer klein gegen die Umladezeit, d.h.
I I I
T / 2 « Sr oder f =- » - = --, (10.4)
T 10r 10RC
a b c
U '
~h
-+++7
Ul 1
RU
-
U
0 1 -r - U1 - -U 1/ R
, T/ 2, T/ 2 , j T/2 j T/2 j
! ! !
a b c
o; UE
01 ' U1
Abb. 10.6 Am Eingang der Schaltung a liegt eine rechteckförmige Wechselspannung b. Bei Frequenzen
f » Ij(IORC) erscheint d ie Eingang sspannung am Ausgang um den negat iven Wert der Amplitude
verscho ben c
190 10 Schaltungen mit Kondensatoren
Schaltung in Abb . 10.5 durch eine Diode, die parallel zum Widerstand liegt. Wir
interessieren uns für den Zeitverlauf der Ausgangsspannung VA' wenn die Eingangs-
spannung V E als rechteckförmige Wechselspannung hoher Frequenz, also I » 1/
(lORe) vorgegeben ist. Der Wider stand R berücksichtigt gegebenenfalls eine an den
Ausgangsklemmen angeschlossene Schaltung (Ersatzwiderstand) . Die Diode verhalte
sich ideal mit V D::::; 0 im Durchlaßbereich (Abb. 8.13).
Nun zur Analyse: Angenommen, der Kondensator wäre zur Zeit t = 0 zunächst
ungeladen . Springt dann die Eingangsspannung V E auf den Wert V I' so lädt er
sich stoßartig über den Diodenzweig bis zur Spannung V c = V 1 auf, da im
Durchlaßbereich der Diode V D ::::; O. Im Intervall von t = 0 bis t = T/ 2 ist demnach
die Ausgangsspannung VA = V E - V C = VI - V I = O. Anschließend springt V E auf
den Wert - V r - Wegen V D = VE - V c = - 2V 1 < 0 sperr t die Diode, und wegen
T /2 « 5r ent läd t sich der Kondensator über den Wider stand nicht wesentlich, er
behä lt also die Spannung V c = V 1 während des ganzen Intervalls t = T / 2 bis t = T
bei. Somit gilt VA = V E - V C = - 2V i - Beim nachfo lgenden Spr ung von V E auf
V 1 stellt sich wieder VA = V E - V C = VI - VI = 0 ein usw. Das Ergebni s sehen
Sie in Abb. I0.6c. Die Eingangsspann ung erscheint am Ausgang um den konstanten
Wert - V 1 verschoben, d.h. V A = V E - V 1 .1 Dies ist wiederum eine " Rechteck-
spannung", aber keine Wechselspannung mehr im üblichen Sinn. Wir sprechen auch
von einer "Wechsel spannung mit überlagertem Gleichanteil" (Mischspannung).
Als zweites Beispiel vertauschen wir in Abb. 1O.6a die Plätze von Kondensat or
und Diode, wir wollen also den Zeitverlauf der Ausgang sspannung der Schaltung
in Abb. 10.7 bei einer rechteckförmigen Wechselspannung am Eingang unter sonst
gleichen Bedingungen wissen. Für die Analyse nehmen wir wieder einen zum
Zeitpunkt t = 0 zun äch st ungeladenen Kondensator an. Ähn lich wie im vorher-
gehenden Beispiel lädt er sich dann beim Sprung der Eingangsspannung V E auf den
Wert V I über die Diode stoßartig auf und nimmt die Spannung V c = V I an. Im
gesamten Intervall von t = 0 bis t = T /2 ist daher die Ausgang sspannung V A =
V c = VI ' Anschließend springt V E auf den Wert -V I und die Diode sperrt
(V D = V E - V c = - 2V 1 < 0). Wegen T /2 « 5r ist eine Entladung des Konden sators
a b C
UD
~ lA {jA'
-lfi
UI ( ;1 I
R ju. 0 o- ~ - -- - - - - ._- --.
0
-U I
T/ 2 ! ~ __
UE = UD u; = VD+ VA
Abb. 10.7 Am Eingang der Schaltung a liegt eine rechteckförmige Wechselspannung b. Bei Freq uenzen
f » 1/(I0RC) ersc heint
am Ausgang eine Gleichspannung e
I Wenn Sie die Di ode in der Scha ltung umdrehen, dann ergibt sich U A = U" + U I '
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 191
Q I + Ql + ... + Qn = Q,
QI=CIU, Ql=ClU" ", Qn=CnU,
Wenn Sie die Gleichungen der zweiten Zeile in die erste Zeile einsetzen, dann
können Sie die gemeinsame Spannung herausheben und erhalten wieder eine
Beziehung in der Form der Elementgleichung für einen Kondensator,
Wir schließen daraus, daß die Parallelschaltung idealer Kondensatoren durch einen
einzigen Kondensator ersetzt werden kann (Abb. 1O.8b). Seine Kapazität ist gleich
der Summe der Einzelkapazit äten.
(10.5)
a b
C = Cl + C2 + . . + C;
Abb. 10.8 Parallel schaltung von Kondensatoren. a Ursprüngliche Schaltung. b Ersatzkondensator
192 10 Schaltungen mit Kondensatoren
n
UI u; u:
~
~ ~-- ~~ l
l M~/J
CI C2 Cn
U ~
Auch für die Reihenschaltung von zwei oder mehreren idealen Kondensatoren
läßt sich, wie in Abb. 10.9 dargestellt, die Kapazität eines Ersatzkondensators
angeben. Sammelt sich hier nach dem Anlegen der Spannung V auf der bezeichneten
Elektrode des ersten Kondensators die Ladung Q an, so trägt, wie immer, die
zweite Elektrode die entgegengesetzt gleich große Ladung - Q. Diese wird von
der ersten Elektrode des zweiten Kondensators abgezogen, sodaß dort wiederum
die Überschußladung Q verbleibt, usw. Alle Kondensatoren der Reihenschaltung
sind also gleich geladen, obwohl sie i.a. unterschiedliche Kapazitäten besitzen.
Weiters ist die Gesamtspannung gleich die Summe der Einzelspannungen, also
V I + V 2 + .. · + V n = V,
VI =Q/C I , V 2=Q /C 2 , .. ·, Vn = Q/Cn·
Einsetzen der Gleichungen der zweiten Zeile in die erste Zeile liefert dann
1
V= CQ,
1 1 1 1
- =- + - + .. . + - (10.6)
C Cl C2 Cn
Machen Sie sich klar, daß die Gin. (10.5) und (10.6) unabhängig von der Wahl der
Bezüge gelten. Außerdem sind die Kapazitäten idealer Kondensatoren stets positiv.
Bei jeder Parallelschaltung ist daher die Ersatzkapazität immer größer als jede
Einzelkapazität, bei einer Reihen schaltung dagegen immer kleiner.
10.3 Teilkapazitäten 193
10.3 Teilkapazitäten
Zum Schluß dieses Kapitels wollen wir uns noch mit der angekündigten Erweiterung
des Kapazitätsbegrilfs auf mehr als zwei Leiter beschäftigen. Es ist allgemein üblich,
das Kondensator-Schaltzeichen nicht nur als Symbol für konzentrierte Bauelemente
zu verwenden, sondern generell zur Darstellung der Kapazität von Leiterpaaren
in Ersatzschaltungen. Gibt es in einer Anordnung nun mehr als zwei Leiter, dann
können wir dies in einer Ersatzschaltung vollständig erfassen, wenn wir jedem
Leiter einen Knoten zuordnen und je zwei Knoten über einen Kondensator
verbinden. Betrachten wir als Beispiel die in Abb . 1O.lOa dargestellte Struktur von
drei Metallstreifen auf einem Dielektrikum. In der Ersatzschaltung Abb . 1O.lOb
wird jeder Leiterstreifen durch einen Knoten zusammen mit den damit verbundenen
Elektroden der Ersatzkondensatoren repräsentiert. Wir erhalten also für die
Ladungen die Verknüpfungen mit den Spannungen zwischen den Knoten gem äß
Qt = Qt 2 + QI 3 = Cl 2 U I 2 + C 13 U 13'
Q2= -QI2+Q2 3= -CI2UI2+C23U23, (10.7)
Q3 = -Q13 -Q23 = -C 13U13 - C 23U23·
Sie ersehen daraus die Bedingung für die Darstellung durch eine Kondensator-
Ersatzschaltung: QI + Q2 + Q3 = 0, d.h. das System trägt insgesamt keine Über-
schußladung'. Die Summanden der rechten Seiten in (10.7) stellen jeweils elektrische
Teilftüsse in der ursprünglichen Anordnung dar. So ist z.B. C 12U 12 der elektrische
Fluß vom Körper I zum Körper 2 und C 13U 13 der elektrische Fluß vom Körper
1 zum Körper 3. Man nennt die Kapazitätswerte C\2' C I 3 und C 23 auch Teil-
kapazitäten.
Die Erweiterung des Kapazitätsbegriffs auf Systeme von mehr als drei, sagen
wir, n Leiter kann ganz analog vorgenommen werden. Jeder Knoten, der in der
3
Abb. 10.10 Kapazitive Ersat zschaltung einer Dreileiteranordnung
2 Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, dann müssen Sie das System durch die Ein beziehun g jener
Körper erweit ern, welche die Ergänzungsladungen tragen .
194 10 Schaltungen mit Kondensatoren
Ersatzschaltung einen Leiter repräsentiert, ist dann mit jedem anderen, ebensolchen
Knoten über einen Kondensator verbunden. Wir erhalten also insgesamt n(n - 1)/2
Teilkapazitäten. Die Gin. (10.7) erweisen sich als spezielle Form des allgemeinen
Schemas
10.4 Fragen
10.5 Aufgaben
AI0.1 Anfangsstrom über einen Schalter: An der RC-Kombination aus Abb. AIO.la
liegt über lange Zeit bei geöffnetem Schalter S die Gleichspannung 10 V. Zum
Zeitpunkt t = 0 wird S geschlossen.
(i) Wie groß ist der Strom I. über den Schalter unmittelbar nach dem Schließen
von S?
(ii) Welchen Wert nimmt I . lange Zeit nach dem Schließen von San?
IOOnF 18011
211 22011
15011
+
1 ~F 1 ~F
s 4,7k11
IOV
Abb. AIO.Ia
Abb. AIO.2a
1k11
U j 2k11
Abb. AIO.3a
196 10 Schaltungen mit Kondensatoren
1=
o
o t
1u•
<>----4------0
Abb. AIO.4a
AIo.S Brückenschaltung mit Kondensator: Der Schalter S in Abb. A1O.5a ist zunächst
lange Zeit geöffnet und wird zum Zeitpunkt t = 0 geschlossen.
(i) Berechnen Sie die Werte der Spannung U A am leerlaufenden Ausgang unmit-
telbar vor, unmittelbar nach und lange Zeit nach dem Schließen des
Schalters.
(ii) Skizzieren Sie, maßstäblich richtig, den Zeitverlauf von U A ' Berechnen Sie
die zugehörige Zeitkonstante.
S
300n
+
10V
ioon
Abb. AIO.Sa
2
Abb. AIO.6a
10.5 Aufgaben 197
IMO
u. 0
tu,
10V +
u. 0,1 J.IF Ikn
0
0 Ims
Abb. AIO.8a
A10.9 Wechselanteil einer Spannung: Am Eing ang des RC-Gliedes au s Abb. A 10.9a
liegt die angegebene Spannung U E' Geben Sie den Zeitverlauf der Ausgangs-
spa nn ung U A unter der Voraussetzung T /2 « 5 Re an.
UE o
U2
U, l
o 0-------0
T /2 T /2 t
Abb. AIO.9a
UE
o
t
-U I
kT
T
Abb. AIO.IOa
198 10 Sch altungen mit Kondensat o re n
A lO.ll Differentiation durch RC-Glied: Am Einga ng des RC-Gl iedes aus Abb . 1O. l la
liegt d ie angegebene periodisc he Spannung U E• Bestimmen Sie den Zeitverl auf der
Ausgangss pa nnung U A für d ie Grenzfälle hoh er und nied riger F req uenz, d.h.,
(i) f» l/(lOr),
(ii) f« l/ (lOr).
- -;--1 0
u,j R
j u,
k 1'
T
Abb. AIO.lla
A 10.12 Integration durch RC-Glied: Bestimmen Sie für d ie recht eckförm ige Wech-
selspa nnung U E a m Einga ng des Re -Gliedes a us Abb. A IO. 12a den Zeitverlauf
der Ausgangss pa nn ung U A unter der Vora ussetzu ng f » l/(l Or).
v E
V,
o
t
1'/ 2 1'/ 2
Abb. A IO.12a
~t-I_Il_F o---o
u E f= 1kHz
IOV
o t
u,j 5V
-20V
+
T /2 T /2
Abb. AIO.14a
IO~±='
o I
Abb. AIO.l5a
°
AIO.16 Laden eines Kondensators mit Parallelzweig: Am Eingang der Schaltung
Abb. AIO.16a wird zur Zeit t = sprungartig ein konstanter Gleichstrom von
200 10 Scha lt ungen mit K onden sat o ren
1,5 mA eingeprägt. Skizzieren Sie, maßstäblich richt ig, den Zeitverlauf der Spannung
am leerlaufenden Ausgang . Nehmen Sie für die Diode eine Schwellenspannung
von 0,7 V an .
n on
j
IOIlF
3mn u,
0
Abb. AIO.I6a
CI
IO C o
T /2 T /2 I
Abb. A IO.17
C
o
+
5V R
Co
o I
TI T,
Abb. AIO.I8a
L-
1Uc
----J Met allelektrode
Abb. AIO.19
AI0.20 Influenz: Das Dreileitersystem aus Abb . A1O.20a ist zunächst ungeladen
und durch die Teilkapazitäten
Abb. AIO.20a
Kapitel 11
Aus der ladungsbezogenen Kr aft, als die uns die elektrische Feldstärke im Zu -
sa mmenha ng mit dem Co ulom b-G esetz erstmals begegnete, ist inzwisch en eine
eigenstä nd ige ph ysikalische Größe geworden, nämlich der lokale Repräsentant
einer elektrischen Spannungsverteilung. Zu sammen mit einer Verteilung des elek-
tris chen Flus ses, a ls deren lokalen Repräsentanten wir die elektrische Flußd ichte
kennengelernt haben, bildet die elektrische Spannungsverteilung ein elektrisches
Feld. Als wesentlich hat sich noch die Verknüpfung von Spannung und Fluß
herausgestellt , die in den einfachsten, ab er technisch bedeut samen Fällen, das sind
die des leeren Raums und der linear homogenen isotropen Dielektrika, lokal durch
die Proportionalität der Felds tä rke und der Flußdichte dargestellt wird , und global,
d.h. für ganze Feldgebiete. auf den Begriff der Kapazität führt.
Eine universelle Eigenschaft de s elektrischen Feldes haben wir im Satz vom
elektrischen Hüllenfluß (9.5) formuliert. Er liefert den Zu sammenhang mit den
Feldquellen, den elektrischen Ladungen. Dagegen ist der Satz (9.1) über das Ver-
schwinden der elektrischen Umlaufspannung nicht allgemein anwendbar, sondern
drückt die spezielle Eigenschaft elektrostatischer und quasi-elektrostatischer Felder
au s. Seine direkte Konsequenz ist die Existenz des elektrostatischen Potentials,
einer Funktion, die jedem Ort innerhalb des Feldgebietes einen Potentialwert
zuordnet. Die elektrische Spannung entlang einer orientierten Kurve läßt sich dann
einfach als Potentialdifferenz (9.2) zwischen Anfangspunkt und Endpunkt angeben
und ist unabhängig vom speziellen Kurvenverlauf. Weiters haben wir die Bezie-
hungen (9.3) und (9.4) zwischen der elektrischen Feld stärke und der Spannung und
die Beziehungen (9.13) und (9.14) zwischen der elektrischen Flußdichte und dem
elektrischen Fluß zur Verfügung. Die lokalen Verknüpfungen (9.17) im leeren Raum
od er, wie (9.31), in Körpern vervollständigen die bestimmenden Eigenschaften des
elek trisehen Feldes.
Wie gehen Sie nun vor , wenn Sie ein Feld, z.B. die elektrische Feldstärke an
jedem Ort, tatsächlich berechnen wollen ? Die einfachsten Fälle haben wir bereits
kennengelernt, etwa das Feld in der Umgebung einer Punktladung oder zwischen
zwei planparallelen, entgegengesetzt geladenen Metallplatten. Für die Behandlung
komplizierterer Anordnungen gibt es unterschiedliche mathematische und experi-
mentelle Methoden, mit denen wir uns später, das erste Mal im Kapitel 13,
systematisch besch äftigen werden. Eine Reihe von interessanten und nützlichen
Eigenschaften läßt sich aber auch ohne Detailkenntnisse des Feldes behandeln,
und einige davon werden wir nun besprechen.
11.1 Extremwerte des Potentials und der Feldstärke 203
Stellen Sie sich im zunächst leeren Raum eine feste Anordnung stromfreier Leiter
vor, von denen jeder eine Überschußladung (positiv, negativ oder null) trägt. Der
Bereich außerhalb der Leiter, das Feldgebiet, wird durch die Leiteroberflächen
"berandet" und kann sich unendlich weit erstrecken' (Abb. 11.1a). Im Feldgebiet
seien aber, das ist wesentlich, keine weiteren Ladungen vorhanden. Nun wissen
wir, daß die stromfreien Leiter jeweils Bereiche konstanten, i.a. a ber unterschiedli-
chen Potentials darstellen. Sind diese Werte bekannt, so können wir das Potential
an jedem Ort im Feldgebiet im Prinzip berechnen. Unabhängig davon läßt sich
aber ohne weitere s eine wichtige Feststellung treffen:
"In einem leeren, ladungsfreien Feldgebiet liegen die Extremwerte (Maxima
und Minima) des elektrostatischen Potentials immer an den Rändern."
Sie können sich davon leicht überzeugen durch die Annahme des Gegenteils,
daß also z.B. in einem inneren Feldpunkt &> ein größerer Potentialwert q>(&') als in
allen Punkten seiner näheren Umgebung vorliegt (lokales Maximum). Von q>(&»
aus in kleinen Schritten !:iq> absteigend lassen sich dann um &> geschlossene Poten-
tialflächen angeben, auf denen jeweils die Punkte mit den Potentialwerten q>(&»-
!:iq>, q>(&') - 2!:iq> usw. liegen (Abb. 11 .1b). Es gibt damit notwendig einen elektrischen
Fluß von innen nach außen und dieser kann nur an positiven Überschußladungen
in der unmittelbaren Umgebung von &> entspringen. Das steht aber im Widerspruch
zu unserer Voraussetzung der Ladungsfreiheit im Inneren des Feldgebiets. Also
kann es kein lokales Maximum geben . Mit demselben Argument, nur unter
umgekehrten Vorzeichen, schließen Sie auch die Existenz eines Potentialminimums
im Inneren des Feldgebiets aus .
Diese Aussage ist deshalb wichtig, weil wir damit allein aus der Kenntnis der
Potentialwerte an den Rändern die Orte und Größen der Extrema des Potentials
Abb. Ll.I a Schnitt durch eine Anordnung von Leitern. Die Ränder des sonst ladungsfreien Feldgebiet s
sind die Leiteroberftächen. b Gäbe es in einem inneren Feldpunkt & ein lokales Max imum
des elektrostatischen Potentials, so müßten in seiner unmittelbaren Umgebung Flußröhren entspringen .
Dies steht im Widerspruch zur vorausgesetzten Ladungsfreiheit
I Dies bedeutet, daß unsere Leiteranordnung so weit von allen anderen Körpern entfernt ist, daß
,,
I
, I \ I
ep(J')+2t1ep ,I : \ \ep~) - 2t1ep
ep~) + t1ep ep(J') ep(j) - t1ep
Abb, 11.2 Die Annahme. daß der Betrag der elektrischen Feldstärke in einem inneren Punkt & des
ladungsfreien Feldgebiets ein Maximum besitzt, führt auf einen Widerspruch
bestimmen können. Wir wissen dann auch sofort, zwischen welchen Punkten die
größten Spannungen auftreten.
Ein ähnliches Ergebnis läßt sich interessanterweise auch für die elektrische
Feldstärke angeben:
"In einem leeren, ladungsfreien Feldgebiet liegen die Maximalwerte des
Betrages der elektrischen Feldstärke (und damit auch der elektrischen
Flußdichte) im statischen Fall immer an den Rändern".
Nehmen wir wiederum das Gegenteil an , d.h. der Betrag der elektrischen
Feldstärke besitze in einem inneren Feldpunkt f!I ein lokales Maximum E(::?I). In
der unmittelbaren Umgebung von f!Jlliegen dann die Potentialflächen dichter als in
den benachbarten Punkten (Abb. 11.2). Außerdem betrachten wir eine Flußr öhre.
die in f!Jl die (kleine) Querschnittsfläche A(.9) besitzt und demnach den Fluß
tp = eoE(f!Jl)A(f!Jl) führt. Die Bedingung, daß die Flußröhren im leeren Raum die
Potentialflächen immer senkrecht treffen, hat nun aber zur Folge, daß A(f!Jl) größer
ist als die Querschnittsfläche in benachbarten Punkten, z.B. in 22, also A(.9 ) > A(.:2).
Wegen tp = eoE(f!Jl)A(ßP) = eoE(i!2)A (i!2 ) gilt dann E(ßP) < E(i!2), und das ist ein
Widerspruch zu unserer Annahme, daß E(f!I) ein lokales Maximum darstellt.
Wie groß die Maximalwerte der Feldstärke sind, läßt sich i.a. nicht ohne weiteres
angeben. Es ist aber hilfreich zu wissen, wo wir sie zu suchen haben. In Sonderfällen
ist überdies eine Abschätzung z.B. mit Hilfe der Beziehung (9.30) möglich. Für die
Gültigkeit der beiden Sätze über die Lage der Extremwerte des elektrostatischen
Potentials bzw. der Maxima des Betrages der Feldstärke im elektrostatischen Feld
ist es übrigens belanglos, ob die Ränder des Feldraums durch Leiteroberflächen
gebildet werden oder nicht. Sie können irgendwelche anderen, auch gedachte
Flächen als Rand verwenden" . Die Aussagen bleiben auch dann gültig, wenn das
gesamte Feldgebiet mit demselben linearen homogenen isotropen Dielektrikum
ausgefüllt ist, d.h., wenn an jedem Ort die Beziehung 15 = eE mit konstantem e
besteht. Wesentlich ist hingegen die Ladungsfreiheit an jedem Ort des Feldgebiets
und der (quasi-)statische Charakter des Feldes.
11.2 Feldlinien
Zur Veranschaulichung der Eigenschaften elektrischer Felder haben wir bisher
Systeme von Potentialflächen und Flußröhren benutzt. Das ist jedoch nicht die
einzig mögliche Art der Betrachtung. Wir werden uns nun eine andere geome-
trische Darstellungsform derartiger Felder ansehen, das System der Feldlinien.
Angenommen, in einem räumlichen Bereich fJl ist ein Vektorfeld gegeben, d.h.,
jedem Ort &efJl ist genau ein Vektor v(&) nach Betrag und Richtung zugeordnet 3 .
Stellen Sie sich vor, wir starten an einem Ort f!J o und rücken um eine kleine Strecke
in Richtung des Vektors v(f!Jo) vor an den Ort f!J1 ' Dort sitzt der Vektor V(&1)'
Wir setzen nun unseren Weg in seiner Richtung um eine kleine Strecke fort und
gelangen an einen Ort &2' dann weiter in Richtung v(f!J2) nach &3 usw. (Abb. 11.3a).
Je kleiner die Schritte gewählt werden, desto glatter verläuft der Weg. Natürlich
können Sie diese Konstruktion im Prinzip für alle Punkte des Bereichs durchführen.
Sie gewinnen damit eine ganze Kurvenschar, nämlich das zum Vektorfeld
gehörende System von Vektorlinien. Durch jeden Ort gibt es dann eine Kurve,
mit deren Verlauf Sie die Richtung des dort vorhandenen Vektors darstellen.
Um neben der Richtung auch den Betrag v(&) des Vektors v(f!J) an jedem Ort
f!J erfassen zu können, müssen wir eine zusätzliche Vereinbarung treffen. Wir
spannen dazu in f!J ein kleines Flächenstück si mit dem Flächeninhalt Anormal
zur Feldrichtung auf und legen fest: Die Flächendichte der gerichtet durchtretenden
Vektorlinien ist proportional dem Betrag des Vektors. D.h., wenn das Flächenstück
von n Vektorlinien gerichtet durchsetzt wird (Abb. l l .Jb), dann gilt
v= knf A (11.1)
mit einer für den gesamten Bereich festen Konstanten k. Je kleiner k gewählt wird,
desto größer ist die Auflösung der Darstellung. Auf diese Weise entsteht ein System
von Feldlinien des gegebenen Vektorfeldes.
a b
v =kn!4
Abb. 11.3 11 Jedem Vektorfeld ist eine Schar von Vektorlinien zugeordnet. b Durch die Verknüpfung
der Liniendichte mit dem Vektorbetrag entsteht aus der Schar von Vektorlinien ein System von
Feldlinien
3 Unsere Betrachtung bezieht sich zunächst auf einen festen Zeitpunkt und stetige Vektorfelder.
206 11 Ergänzendes zum elektri schen Feld
4 Denken Sie z.B. an ein Vektorfeld konstanter Richtung, aber räumlich veränderlichen Betrages .
5 D.h. die beiden Scharen von Vektorlinien sind dieselben .
6 Vergleichen Sie dazu S. 153.
11.3 Das elektri sche Feld in der Umgebung stromfreier Leiter 207
(11.2)
!:.Q =a!:.A
,
\
\
/ F 1Ußröhre
Abb. 11.5 Schnitt durch einen geladenen Leiter und das umgebende elektrische Feld. Dargestellt sind
die Spuren der Flußröhren (ausgezogen) und der Potentialflächen (strichliert)
208 11 Ergänzendes zum elektrischen Feld
Sie können das direkt aus der Betrachtung einer (notwendig senkrecht stehenden)
Flußröhre um f!J ablesen (vgl. Sie dazu Abb. 9.l2a).
Wir werden nun anhand eines Beispiels das elektrische Feld in der Umgebung
stromfreier Leiter betrachten, wollen uns dabei aber auf den sonst leeren Raum
oder ein Dielektrikum mit konstanter Permittivität beschränken. Stellen Sie sich
zuerst einen einzelnen Leiter vor, auf dem eine positive Überschußladung Q als
Oberflächenladung sitzt (Abb. 11.5). Abhängig von der Form der Oberfläche
entspringen dort Flußröhren (oder, äquivalent, Feldlinien entsprechender Dichte)
mehr oder weniger gleichmäßig und verteilen sich im Raum. Die zunehmende
Aufweitung entspricht dabei einer abnehmenden Flußdichte. An den Enden der
Flußröhren befinden sich die beim Laden des Körpers erzeugten negativen Über-
schußladungen, insgesamt - Q. Um den Körper haben wir uns eine Schar geschlos-
sener Potentialflächen vorzustellen. Wird nun in die Umgebung des ersten, geladenen
Leiters ein zweiter, insgesamt ungeladener Leiter gebracht (Abb. 11.6), so beobachten
wir die Erscheinung der elektrischen Influenz: Das Innere des Leiters b muß
ebenfalls feldfrei sein und einen Bereich konstanten Potentials darstellen. Es findet
daher eine Ladungstrennung statt, eine Störung des ursprünglich gleichförmig
neutralen Zustandes, und zwar so, daß sich auf der dem positiv geladenen Leiter
a zugewandten Seite der Oberfläche negative Überschußladungen ansammeln, auf
der abgewandten Seite eine entgegengesetzt gleich große Menge positiver (der
Leiter b bleibt insgesamt ungeladen, wenn er elektrisch isoliert ist, d.h. wenn keine
elektrisch leitende Verbindung zu anderen Körpern besteht). Ein Teil der von a
ausgehenden Flußröhren endet dann zunächst auf b, entspringt aber wieder am
gegenüberliegenden Teil der Oberfläche. Insgesamt geht von beiden Leitern die
gleiche Anzahl von Flußröhren aus wie ursprünglich vom Leiter a allein (Satz
vom elektrischen Hüllenfluß). Auf dem Leiter a finden wir außerdem die Über-
schußladung an der Oberfläche (geringfügig) umgeordnet. Sie sehen das in der
Deformation der nächstliegenden Potentialflächen. Weiter außen liegende Po-
Abb. 11.6 In die Nähe des geladenen Leiters a aus Abb. 11.5 wird ein ungeladener Leiter b gebracht
11.3 Das elektrische Feld in der Umgebung stromfreier Leiter 209
tentialflächen umschließen beide Körper. Bemerkenswert ist speziell die in Abb. 11.6
eingetragene "besondere Potentialfl äche", weil es so aussieht, als ob sie eine andere
Potentialfläche schneidet (die Oberfläche des Leiters b), Tatsächlich handelt es
sich dabei nur um eine einzige Potentialfläche, die aus zwei Teilen besteht. Die
"besondere Potentialfläche" trägt daher das Potential des Leiters b. Wo sie auf b
trifft, liegt genau die Grenze zwischen den Bereichen positiver und negativer
Oberflächenladungen. Entlang dieser Linie ist außerdem die elektrische Feldstärke
gleich Null. Noch ein Hinweis : In elektrostatischen Situationen wie der eben
besprochenen werden Sie nie eine Flußröhre und damit auch nie eine Feldlinie
finden, die auf einem Leiter entspringt, durch den umgebenden Raum läuft und
wieder auf demselben Leiter endet; auch dann nicht, wenn der Leiter wie b in
Abb . 11.6 Flächenladungen unterschiedlichen Vorzeichens trägt. Warum das so
ist, können Sie sich selbst anhand des Bildes der Potentialflächen oder, dazu
äquivalent, mit Hilfe des Satzes von der elektrischen Umlaufspannung (9.1)
klarmachen.
In einem nächsten Schritt verbinden wir die beiden Körper mit einem leitfähigen
Draht (Abb. 11.7). Ein Teil der auf a befindlichen Überschußladung wandert dann
nach b, und wir erhalten ein zusammenhängendes Gebiet konstanten Potentials,
bestehend aus den Leitern a, b und dem Drahtstück. Die ursprüngliche Über-
schußladung Q verteilt sich zwar i.a. nicht gleichmäßig auf die Teilkörper, sie bleibt
aber insgesamt erhalten, und damit ändert sich auch der gesamte elektrische Fluß
nicht. Alle Potentialflächen umhüllen nun die ganze Anordnung.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auf eine interessante, allgemeine Eigen-
schaft des elektrostatischen Feldes hinweisen : Wenn irgendeine Potentialfläche mit
einer dünnen, leitfähigen Schicht (z.B. einer Metallfolie) belegt wird, dann ändert
sich die Feldverteilung nicht. Sie können sogar das ganze, von der Potentialfläche
umhüllte Gebiet mit leitfähigem Material ausfüllen. Wenn Sie dabei den Gesamtwert
Dr a h t s tü c k
, V Flu ßr öhre
Abb. 11.7 Die beiden Leiter aus Abb. 11.6 werden über einen Draht elektrisch leitend verbunden . a, b
und das Drahtstück bilden zusammen einen einzigen stromfreien Leiter
210 11 Ergänzendes zum elektrischen Feld
/ F'lußr öh r e
... - -- .............
... ...
...
\
\~ Poten tialfläc he
\
1--- - - I,
I
J
J
I
I
I
I
I
~/
-~~
Abb. 11.8 Die beiden Leiter a us Abb. 11.6 seien nun entgegengesetz t gleich groß geladen. Es gibt keine
Potentialfläche , die beide Körper einschließt
11.4 Das elektri sche Feld im Hohlraum eines stromfreien Leiters 211
Wie Sie wissen, gibt es im Inneren eines stromfreien Leiters kein makroskopisches
elektrisches Feld , unabhängig davon, ob der Leiter geladen ist oder nicht. Aber :
Welche Feldverteilung finden wir im Inneren von Leiterhohlräumen? Gibt es am
Rand eines Hohlraumes Oberflächenladungen und wie verteilen sich diese?
Betrachten wir zuerst einen einfach zusammenhängenden, im Inneren ladungs-
freien Hohlraum. Er kann entweder leer, oder mit einem Stoff konstanter Permit-
tivität ausgefüllt sein (Abb. 11.9a). Der Leiter besitzt einen festen Wert des
Potentials, sagen wir, ({)o, was natürlich auch für den Rand des Hohlraums, seine
Hülle o j/~ gilt. Nun treten nach dem Satz von den Extremwerten des elektro-
statischen Potentials (Abschnitt 11.1)dessen Maxima und Minima immer am Rand
des Feldgebietes auf, in unserem Fall also an o"f/'. Wir finden daher im Inneren
von j /' keinen Ort, dessen Potential größer oder kleiner ist als ({)o' Demnach besitzt
der ganze Bereich den konstanten Potentialwert ({)o: Im ladungsfreien, einfach
zusammenhängenden Hohlraum eines stromfreien Leiters gibt es kein elektrisches
Feld und daher auch keine Oberflächenladungen am inneren Rand o"f/'. Diese
Beobachtung ist technisch wichtig, weil man damit elektrische Felder dort beseitigen
kann, wo sie stören. Man nennt das elektrostatische Abschirmung: Der zu
schützende Raum, er enthält z.B. ein elektronisches Gerät, ist mit einer leitfähigen
Hülle zu umgeben. Ein äußeres elektrisches Feld influenziert dann zwar an der
Außenwand elektrische Ladungen, der Hohlraum bleibt aber völlig feldfrei. Die
Hülle braucht dazu nicht einmal völlig geschlossen zu sein - in den meisten Fällen
ist sogar ein nicht zu weitmaschiges Drahtnetz ausreichend (Faraday-Käfig,
Abb . 11.9b).
Eine wichtige Einschränkung sollten Sie nicht übersehen: Der Hohlraum muß
ladungsfrei sein. Gibt es dort Ladungen, so finden wir auch elektrische Felder. Ein
Beispiel ist der in Abb. 9.20 dargestellte Kugelkondensator. Wenn die leitfähige
Hülle außerdem insgesamt ungeladen ist, dann sorgt die Er scheinung der Influenz
zwar durch Ansammlung von Flächenladungen am inneren Rand der Umhüllung
a b
s t r o m fre ie r Leit er
la d u n g s fr e ie r Ho hl r a u m
Abb. 11.9 Elektrisches Feld im Hohlraum eines Leiters. a Im ladungsfreien Hohlraum gibt es kein
elektrisches Feld . b Ein Faraday-Käfig schirmt den umhüllten Raum gegen ä ußere Felder ab
212 11 Ergänzendes zum elektri schen Feld
a b
BUa
: Bl1
I
:/ B7Jz
I
I
I
,I
--------------_/
Abb. I I.lO Elektrisches Feld im Hohlraum eines Leiters. a Der elektrische Fluß einer Ladung wird
an der leitfähigen Umhüllung zwar unterbrochen, er setzt sich aber i.a. außen fort. b Versuch mit
zwei ungeladenen Metallbechern und einem geladenen Körper
für die Feldfreiheit im Leiter selbst, die entgegengesetzt gleich große Ladungsmenge
bleibt jedoch am äußeren Rand zurück und bewirkt ein elektrisches Feld im
Außenraum (Abb. IUOa). Dies folgt unmittelbar aus dem Satz vom elektrischen
Hüllenfluß. Die elektrostatische Abschirmung funktioniert also i.a. nicht von innen
nach außen.
In diesem Zusammenhang ist folgender Versuch sehr instruktiv. Zwei ungeladene
Metallbecher werden ineinandergesetzt. bleiben jedoch voneinander elektrisch
isoliert. Bringen wir nun einen mit der positiven Überschußladung Q belegten
Körper in den Hohlraum, ohne dabei die Becher zu berühren (Abb. l l .IOb), so
entsteht durch Influenz an den Becherinnenseiten jeweils die Flächenladung - Q
und an den Becheraußenseitenjeweils + Q. Durch die (gedachten) Hüllen a1/o, a1/ 1
und a1/2 tritt jeweils der Fluß 'I' = Q von innen nach außen. Wenn nun die beiden
Becher kurzzeitig über ein Drahtstück miteinander verbunden werden, dann bricht
das elektrische Feld zwischen ihnen zusammen: Die Ladungen an der Außenseite
des Bechers 1 und an der Innenseite des Bechers 2 gleichen sich aus, und es gilt
'I'(a1/1 ) = 0, 'I'(a1/2 ) = 'I'(a1/o) = Q. Daran ändert sich nichts, wenn der Kurzschluß
der Becher wieder beseitigt wird. Als nächstes entfernen wir den geladenen Körper
aus dem Hohlraum, der dann feldfrei zurückbleibt. Einen elektrischen Fluß finden
wir jetzt lediglich zwischen den Bechern, und zwar 'I'(a1/d = - Q, 'I'(a1/2 ) = O.
Der innere Becher kann sogar herausgenommen werden: Auf 1 ist die Ladung - Q,
auf 2 die Ladung + Q gefangen . Der zuerst eingebrachte und dann wieder entfernte
Ladungsträger wurde in keiner Weise verändert?
Wir wollen nun überlegen, auf welche Art man elektrische Ladung von Leitern
portionsweise abnimmt und zuführt, und wie man diese Erkenntnisse zum Bau
von Hochspannungsgeneratoren nutzen kann. Ein Metallplättchen, auf die Ober-
fläche eines geladenen Leiters gelegt, übernimmt einen Teil von dessen Ober-
flächenladung (Abb. I I.I Ja), die auch beim Abheben auf dem Plättchen bleibt.
Angenommen, Sie wollen diese Ladung einem anderen Leiter zuführen, Z.B. dem
Becher aus Abb. 1I.I Ib. Sie brauchen dazu nur den Ladungsträger an die Außen-
wand zu legen. Nach mehrmaligem Wiederholen dieses Vorgangs werden Sie aber
bemerken, daß das Verfahren nicht mehr funktioniert, nämlich dann, wenn die
lokalen Flächenladungsdichten am Becher und am Körper, von dem die Ladung
abgeschöpft wird, denselben Wert erreichen. Interessanterweise gilt diese Beschr än-
kung nicht für den Weg 2, weil es an der Innenseite des Bechers nur die vom
Ladungsträger selbst influenzierten negativen Flächenladungen gibt. Im Gegensatz
zur äußeren Oberfläche können Sie hier nahezu beliebig große Ladungsmengen
abladen, die sofort nach außen wandern. Mit der zunehmenden Ladung wächst
die Spannung des Bechers gegen die Körper in seiner Umgebung.
a b
Abb. 11.11 Mit Hilfe eines Metallplättchens kann man elektrische Ladung von einem geladenen Leiter
a bschöpfen a und einem anderen Leiter zuführen b
Hohl k u g el a us
Me t all
Hilfs sp a nnung s =
t ~ Tran sportb and
quell e
Eine Anwendung findet dieser Effekt in den soge nannten Bandgeneratoren zur
Erzeugung sehr hoher Glei chspannungen (Abb. 11.l2). Der Ladungstransport
erfolgt dabei über ein umlaufendes Band aus Seide, Gummi oder Kunststoff, auf
das über einen Metallkamm I elektrische Ladung aus einer Hilfsspannungsquelle
aufgesprüht oder aufgeschmiert wird . Ein ähnlicher Kamm 2 nimmt die Ladung
im Inneren der Hohlkugel wieder ab und führt sie restlos der Kugeloberfläche zu,
die sich damit kontinuierlich auflädt. Bandgeneratoren werden für Spannungen
bis ca. 12 MV gebaut. Eine Ausführung für 2 MV ist etwa 2 m hoch , mit einem
Kugeldurchmesser von 1 m. Der entnehmbare Strom liegt in der Größenordnung
von 0,1 mA, d.h. die abgebbare Leistung beträgt etwa 200 W.
Es wird Sie vielleicht überraschen: Unsere Erde ist von einem elektrischen Feld
umgeben, und die Feldstärke ist nicht unbeträchtlich. Bei wolkenlosem Himmel
lassen sich im ebenen Gelände Feldstärken mit einem Betrag von etwa 100 V/rn
bis zu 300 V/rn und einer Richtung von oben nach unten feststellen ". Im lang-
jährigen Mittel über Land und über See können wir mit einem Richtwert von
E = 130 V/rn rechnen". Nun beträgt der Inh alt der Erdoberfläche (als glatte Kugel)
A = 5,1'10 1 4 m' , also trägt die Erde eine elektrische Überschußladung von rund
Q = - coE ' A = - 6.10 5 C. Wo befinden sich die zugehörigen positiven Ladungen?
Messungen der elektrischen Feldstärke in unterschiedlichen Höhen ergeben im
Mittel die in Abb. 11.l3a dargestellten Werte, was einem wesentli ch stä rkeren
Feldabfall als dem für eine geladene Kugel im leeren Raum entspr icht. Die po sitiven
Ladungen müssen demnach in der Erdatmosphäre als Raumladungen verteilt sein.
Tatsächlich enthält die Lufthülle der Erde positive (etwas mehr) und negati ve
(etwa s weniger) Ionen, und zwar in der Nähe des Erdbodens etwa 103 cm - 3
a E b
400V
150
V/rn ~
~
300 V
100
200V
50
100V
0
0 2 4 6 8 10 12 k m Höh e OV /////////////~ ////////
Abb. 11.13 a Verlauf der mittleren Stärk e des elektr ischen Erdfeldes mit der Höhe über dem Erd boden.
b Die ursprünglich gleichförm ige Potenti alverteilung wird dur eh leitfähige Körper verzerrt
8 Man mißt dies mit sogena nnten Potent ialsonden ode r mit Hilfe eines um eine horizontale Achse
(Teilchendichte der Moleküle rund 3'10 19 cm - 3). Die Ionendichte nimmt mit der
Höhe zu. In 10km Höhe beträgt sie das ca. 30-fache des Bodenwertes. Von 100 km
bis zu 300 km Höhe gibt es eine Schicht sehr starker Ionisation, die Ionosphäre.
Wenn es zwischen einem Punkt in 2 m Höhe und dem Erdboden eine elektrische
Spannung von etwa 260 V gibt, warum spüren wir nichts davon? Warum kann
man diese Potentialdifferenz nicht technisch nutzen? Die Erklärung dafür sehen
Sie in Abb. 11.13b: Der menschliche Körper ist, ebenso wie der Boden, ein relativ
guter Leiter. Ist er mit dem Boden in Kontakt, so bilden die beiden zusammen
eine Potentialfläche, und die Potentialdifferenz zwischen Scheitel und Sohle ist
immer noch gleich Null . Dies ist auch der Grund, warum man elektrische Felder
nicht einfach mit einem gewöhnlichen Voltmeter ausmessen kann.
11.7 Fragen
I. Was besagen die Sätze von den Extremwerten des elektrostatischen Potentials und der elektrischen
Feldstärke?
2. Wie sind die zu einem Vektorfeld gehörenden Vektorlinien erklärt und wie entstehen daraus
Feldlinien?
3. Was sind elektrische Feldstärkelinien und elektrische Flußdichtelinien und wann sprechen wir
einfach von elektrischen Feldlinien?
4. Welche geometrische Bedingung gilt für die Vektorlinien der elektrischen Feldstärke an der
Oberfläche stromfreier Leiter? Wie ist sie zu begründen?
5. Warum verschwindet im ladungsfreien, einfach zusammenhängenden Hohlraum eines stromfreien
Leiters da s elektrische Feld?
6. Wozu dient ein Faraday-Käfig und wie funktioniert er?
7. Warum wirkt eine elektrostatische Abschirmung zwar von außen nach innen , La. nicht aber
umgekehrt?
8. Wie sind elektrostatische Bandgeneratoren grundsätzlich aufgebaut und wie funktionieren sie?
9. Welchen Wert besitzt das mittlere elektrische Erdfeld in Bodennähe nach Betrag und Richtung?
10. Warum läßt sich das elektrische Erdfeld technisch nicht nutzen?
Kapitel 12
Bei unserer Untersuchung der Eigenschaften des elektrischen Feldes haben wir
häufig Stromfreiheit vo n Leitern vorausgesetzt. Damit konnten wir die Leiter als
Bereiche kon stanten Potentials und verschwindender elektrischer Feld stärke
betrachten, und die Ge stalt einiger Potentialflächen war im Vorhinein bekannt.
Es gibt natürlich Situ at ionen, in denen diese Voraussetzung nicht zutrifft , Z.B.
dann, wenn ein Leiter in einen geschlossenen Stromkreis eing ebunden ist. Der
elektrische Strom verteilt sich dann über die zur Verfügung stehende Strombahn,
und wir finden ein elektrisches Feld i.a. auch innerh alb de s Leiter s. Diese
Zu sammenhänge wollen wir uns jetzt näher an sehen .
Elektrische Ström e sind Elektro nen oder ande re Ladungsträger mit einer re-
sultierende n Drift- ode r Strömungsbewegung. Wie bereit s besprochen , sehen wir
in eine r makroskopi schen Beschreibung (Kontinuums mo dell) von den Details der
Ladungsträgerbewegungen a b und erfassen die momentanen Transportraten der
elektrischen Ladung durch die den einzelnen Flächenstücken .rd zugeordneten
Werte der elektrischen Str om stärke /( ,,1).
Ähnlich wie für den elektrischen Fluß gibt es für die räumliche Verteilung
elektrischer Ströme ein nüt zliche s geometrisches Bild: Ein System lückenlos
aneina ndergelegter Rohren, wobei jeder Röhre der gleiche Wert der elektrischen
Stromstärke zugeordnet ist. Durch die Wah l eines ent sprechend kleinen Strom-
quantum s ka nn die Struktur beliebig verfeinert werden. Wollen Sie die Stromstärke
durch eine orientierte, d.h. mit einem Durchtrittssinn (= Bezugssinn) versehene
Fläche bestimmen, so br auchen Sie lediglich die durch setzenden Stromrö hren
gerichtet abzuzählen. Allerdings besitzt das elektrische Strömungsfeld i.a. auch
Quellen und Senken, und zwa r dort, wo sich die Verte ilung von elektrischen
Überschußladungen zeitlich ändert. Dies wird im Sat z von der Erhaltung der
elektrischen Ladung, GI. (8. 1), quantitativerfaßt. Im allgemeinen Fall haben wir
also mit einem Ent stehen und Verschwinden von Stromröhren zu rechnen.
Die lokale Beschreibung des elektrischen Str ömungsfeldes erfolgt durch die
elekt rische Stromdichte, einer vektoriellen Größe . Stellen Sie sich dazu in der
Umgebung eine s beliebigen Punktes f!} ein ebenes Flächenstü ck si mit dem kleinen
Flächeninhalt A vor, so klein , daß wir die Str ömung durch si als räumlich gleich-
förmig (homogen) betrachten können. Die zugeordnete Stromstärke [( si) ä ndert
12.1 Das elektri sche Str ömungsfeld 217
a Flä ch e n in h alt A b A3
Al /
/.
I
(
!
~J
1I~
% /.
~
~\
%
en
~I
/.
I
J nk = [l A
Abb. 12.1 a Gleichstr öme und Wechselströme niedriger Frequenz verteilen sich in einem Draht gleich-
förmig über den Querschn itt. b In der Umgebung spru nghafter Querschnittsänd erungen ist die
Str om verteilung inhomog en
sich mit der Lage des Flächenstücks. Sie nimmt zu einem festen Zeitpunkt dann
ihren Höchstwert 10 an , wenn .91 genau senkrecht in der Strömung liegt, wenn
also die Richtung en der Fl ächennormalen ' mit der Strömungsrichtung e
zusammenfällt (Abb. 9.10). Wir vereinbaren: Der Betrag J der Stromdichte J in f!lJ
ist gleich dem Quotienten 10 / A, und ihre Richtung ist die lokale Strömungsrichtung
e, also
J=/ o/A , (12.1)
Sowohl der Betrag wie a uch die Richtung der Stromdichte können sich i.a.
von Ort zu Ort und auch mit der Zeit ändern. Ist die Stromdichte in einem Bereich
räumlich konstant, so sprechen wir dort von einem homogenen Strömungsfeld.
Beispielsweise verteilen sich Gle ichströme und auch Wech selströme kleiner Fre-
quenz in einem Draht gleichförmig über den Querschnitt (Abb. 12.1 a), und die
Normalprojektion J n der Stromdichte auf die Normalenrichtung e n läßt sich als
Quotient Stromstärke durch Inhalt der Querschnittsfläche berechnen (für 1 > 0 ist
J n = J ). D ies gilt auch dann näherungsweise, wenn sich die Querschnittsfläche
entlang des Drahtes nur langsam ändert, oder, bei einer spru nga rtigen Änderung,
in a usreichendem Abstand von den SprungsteIlen (Abb. 12.Ib).
Die elektrische Stromdichte ist der lokale Repr äsentant einer elektrischen
Stromverteilung. Wie der Übergang zu einer globalen Größe, der einer orientierten
Fläche .91 zugeordneten Stromstärke 1(.91) erfolgt, ist mit Abb. 12.2 klar (vergleichen
Sie die dazu analoge Vorgehensweise beim elektrischen Fluß, Abb .9.16). Wir
erh alten damit die Darstellung der elektrischen Stromstärke als Flächensumme der
elektrischen Stromdichte
~~~\
m
Abb. 12.2 Die einer Fläche .si zugeordnete elektrische Stromstärke [(.si) läßt sich als Flächensumme
der elektrischen Stromdichte darstellen. aNormalprojektion der Stromdichte auf die Normalenrichtung.
b Zerlegung der Fläche und Bildung der Flächensumme
K = lo /s, (12.3)
Umgekehrt berechnen wir den Strom durch eine Fläche d, die von einer Flä-
chenstromverteilung durchsetzt wird, über die Zerlegung der Schnittlinie und die
Abb. 12.3 a Ausschnitt einer Flächenstromverteilung. b Die Fläche .si wird von einer Flächen-
stromverteilung auf.'l' durchsetzt. Die Richtungen aller Vektoren Kkund Knk liegen tangential zur
Fläche .'l'
12.2 Da s lokale Ohmsehe Gesetz 219
m
I(s;/)= I Knk's k oder I(d)=f «, ds (12.4)
k ~l
si nY'
Dies ist die Darstellung der elektrischen Stromstärke als Kurvensumme der elek-
trischen Flächenstromdichte.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich hier nochmals die bereit s bei der ersten
Kirchhoff-Regel verwendete dritte Art der Erfassung, nämlich die Darstellung der
elektrischen Stromstärke als Summe von Linienströmen,
m
I(d ) = I I k , (12.5)
k~l
p in der Beziehung
(12.6)
I y = l/p I (12.7)
I U I
U = RI = p - I oder - = p- . (12.8)
A I A
~ Stoff I y/Sm - 1 I
p/ilm
Wegen der vorausgesetzten Homogenität geben die Quotienten U j/ und I]A die
Beträge der elektrischen Feldstärke bzw. der Stromdichte an , und wir erhalten,
wenn wir noch die Strömungsrichtung e einführen, das Ohmsehe Gesetz in der
vektoriellen Form (lokales Ohmsches Gesetz)
(12.9)
Stimmen, wie durch diese Gleichungen ausgedrückt, die Richtungen der Feld-
stärke und der Stromdichte in jedem Feldpunkt überein, auch wenn sich diese
gemeinsame Richtung von Punkt zu Punkt ändert, so sprechen wir von einem
isotropen Leiter. Linear wirkend oder kurz linear heißen Leiter dann, wenn im
Grad der geforderten oder erreichten Genauigkeit und im betrachteten Bereich
die Konduktivität unabhängig vom Betrag der Feldstärke bzw. der Stromdichte
ist. Gleichungen der Form (12.9) mit konstanten Werten von p bzw. y beschreiben
die Materialeigenschaften linear homogen isotroper Leiter im Rahmen eines
Kontinuumsmodells.
Sehen wir uns nochmals den in Abb. 12.5 skizzierten Ausschnitt einer gleich-
förmigen Stromverteilung an . Zwischen den beiden aufeinanderfolgenden Quer-
schnitten tritt die Spannung U auf, es wird deshalb dort die Leistung P = U1= RI 2
in Wärme umgesetzt (1oule- Verlust) . Bezogen auf den Volumeninhalt V = A . /
ergibt sich daraus mit GI. (12.8) und den Beträgen E = U j/ bzw. J = I j A die Dichte
p = PjV der Joule-Verluste
(12.10)
Die Wärmeproduktion müssen wir uns verteilt über den Leiter vorstellen. Sie ist
an jedem Ort proportional dem Quadrat der dort herrschenden Stromdichte bzw.
Feldstärke. Beachten Sie: Die Beziehungen (12.10) sind auch für inhomogene
elektrische Strömungsfelder anwendbar (p ändert sich dann i.a. von Ort zu Ort,
und die Berechnung der Gesamtverluste erfolgt durch "Integration"), sie sind aber
an die Gültigkeit des lokalen Ohmsehen Gesetzes (12.9) gebunden. In der Regel
ist auch die Temperaturabhängigkeit von p bzw. y zu berücksichtigen.
Als Beispiel für die Anwendung des lokalen Ohmsehen Gesetzes untersuchen
wir die Feldverteilung in einem Halbraum, der mit einem linear homogen isotropen
Medium ausgefüllt ist. An der Oberfläche trete über eine halbkugeIförmige Elektrode
mit dem Radius ' 0 ein elektrischer Gleichstrom der Stärke I ein (Abb. 12.6), der
sich kugelsymmetrisch über den Halbraum verteilt. Auf einer Halbkugelfläche mit
222 12 Verteilte elektrische Ströme
- J- 1 _ - _ pI_
J= rer= - -2e" E = Er er = - -2 e r' (12.11)
2rcr 2rcr
Der radiale Verlauf der Feldstärke entspricht dem eines Coulomb-Feldes (vgl. Sie
dazu (9.24) und (9.25)) mit dem Potential
pI
q>= - . (12.12)
2rcr
(12.13)
oder, wenn wir 1 auf die Elektrode und 2 in große Entfernung davon legen,
R oo = -P- . (12.14)
2rcro
12.3 Fragen
I. Welches geometrische Bild können Sie zur Veranschaulichung eines elektrischen Strömungs-
feldes verwenden?
2. Wie ist die elektrische Stromdichte erklärt?
12.4 Aufgaben 223
12.4 Aufgaben
Cu '/Y/A.~ Ag
d=0,2mm
Abb. AU.1
E
E -f-1'777:""':'777:""
"" +-I""~~"6l
D =20mm
Abb. AI2.3a
A12.4 Stromeinspeisung in Platte: In eine große Metallplatte der Dicke b und der
Konduktivität y wird nach Abb . AI 2.4a ein elektrischer Strom der Stärke I
eing espeist. Wie groß ist dann die zwischen den Punkten I und 2 zu messend e
elektrische Spannung?
1 = IOA
y = 5·10' S/m
Abb. A12.4a
A 12.5 Widerstand eines keilförmigen Leiters: Berechnen Sie allgem ein den elek-
tr ischen Widerstand des in Abb . A12.5a skizzierten, keilfärmigen Blocke s bei
annähernd radi aler Durchstr ömung (Leit fähigkeit )' des Blockes « Leitfähigkeit
des Elektro de nma ter ials).
Abb. AI2.5a
12.4 Aufga ben 225
A12.6 Widerstand einer Scheibenhälfte: Bei der in Abb. A12.6a skizzierten, halben
Kreisringscheibe aus schwach leitfähigem Material wird über metallische Elektro-
denflächen E Strom zu- bzw. abgeführt. Berechnen Sie den zugehörigen elektrischen
Widerstand. Hinweis: Nehmen Sie die Stromlinien halbkreisförmig an .
Y = O,2S/m
--I
Abb. A12.6a
AU.7 Umlenkung: In einer Strombahn liegt die in Abb. A12.7a skizzierte Um-
lenkung, die a us zwei Werkstoffen der (gegenüber den Metalleitern relativ kleinen)
Leitfähigkeit 1' 1 bzw. 1'2 besteht. Berechnen Sie allgemein den Widerstand, den die
Umlenkung in der Strombahn darstellt.
Yz
Abb. A12.7a
A12.8 Stromführung über einen Blechkegel: Gemäß Abb . A12.8a ist ein Leiter mit
Kreisquerschnitt über ein kreiskegelförmiges Zwischenstück aus Aluminiumblech
mit einem Rohr elektrisch leitend verbunden. Berechnen Sie den elektrischen Wider-
stand des Zwi schenstückes in der Strombahn.
226 12 Verteilte elektrische Ströme
Rohr Kegel
y = 34· 106 S/m
E ~r:a--"'-+-E
E E
o o
'<T
20mm
Abb. AIUa
±
Abb. A12.9a
Abb. A12.l0a
Kapitel 13
Sie haben bereits eine Reihe von Eigenschaften des elektrischen Feldes kennenge-
lern t: Da s Verschwinden der Umlaufspannung im (quasi-)elektrostatischen Fall
und die daraus folgende Existenz des elektrostatischen Potentials, den Satz vom
elektrischen Hüllenfluß, die Verknüpfung der lokalen Repr äsentanten elektrische
Feldstärke und elektrische Flußdichte im leeren Raum und in einfachen dielektri-
schen Stoffen und da s Verhalten des elektrischen Feldes in stromfreien und einfachen
stromdurchflossenen Leitern. Tatsächlich läßt sich aus diesen Eigenschaften das
elektrische Feld in den genannten Fällen vollständig bestimmen, Z.B. das Potential
in jedem Punkt berechnen und daraus die Feldstärke bzw. Flußdichte ableiten.
Im allgemeinen führt dies auf sogenannte Randwertprobleme mit partiellen Dif-
ferentialgle ichungen, für die unterschiedliche, z.T. recht anspruchsvolle Lösungs-
methoden analytischer und numerischer Art entwickelt wurden.
Wir beginnen mit den einfachsten Situationen, nämlich solchen, in denen die
Orte von Ladungen im leeren Raum und deren Mengen im vorhinein bekannt
sind. Die Feldberechnung reduziert sich dann, wie Sie sehen werden, im wesentlichen
auf Summationsprozesse. Bei vielen praktisch wichtigen Feldproblemen wissen wir
aber anfänglich nicht, wie sich die Ladungen verteilen. Die Anordnung der Ladungen
hängt nämlich häufig vom elektrischen Feld ab, das seinerseits wieder durch die
Ladungsverteilung beeinflußt wird - denken Sie Z.B. an die Influenz oder an Vorgänge
in dielektrischen Stoffen. Man kann dabei auf sehr verwickelte und interessante
Probleme stoßen, von denen wir einige in diesem Kapitel behandeln werden .
Elektrische Felder besitzen eine nützliche Eigenschaft, die wir schon mehrfach
stillschweigend verwendet haben: Angenommen, eine Verteilung elektrischer
Ladungen erzeugt ein bestimmtes elektrisches Feld, z.B. an irgeinem Ort &' die
elektrische Feldstärke EI (&'). Nehmen wir weiter an, eine andere Ladungsverteilung
bewirkt für sich allein in .9 die Feldstärke E2(&')' Beide Ladungsverteilungen
zusammen erzeugen dann in & die Feldstärke E(&') = EI (&') + E2(&) ' Diese
wichtige Erfahrungstatsache - sie gilt auch für die zugehörigen Potentiale - nennen
wir Überlagerungsprinzip (Superpositionsprinzip). Seien Sie aber bei der Anwendung
des Prinzips vorsichtig: Sie müssen streng darauf achten, daß bei einer tatsächlichen
Überlagerung die beiden Ladungsverteilungen nicht geändert werden! Beispiels-
228 13 Elementare Methoden der Berechnung elektri scher Felder
(13.1)
wobei r.c? t den Abstand zwischen 9 und I bedeutet und e" 1 die Richtung von I
nach 9 angibt. Kompliziertere Felder werden durch Überlagerung solcher Ele-
mentarfelder aufgebaut.
Befinden sich im sonst leeren Raum insgesamt n Punktladungen Q l ' Q2" ' " Qn
(Abb . 13.1), so finden Sie das elektrische Feld am Ort 9 durch Summation von
Feldern der Art (13.1), also
(\ 3.2)
Bei bekannten Orten und Größen der Punktladungen kann damit für jeden Ort
9 , der nicht mit dem Sitz einer Punktladung zusammenfällt, eine Auswertung
vorgenommen werden.
Untersuchen wir als Beispiel das elektrische Feld von zwei gleich großen,
positiven Punktladungen, die sich in einem kartesischen Koordinatensystem auf
Q, ~, k
92 o..k:~
• • J;z~
rn
Q IJ;, /
..y
Q 2 Abb, 13.2 Zwei gleich große, positive Punktladungen
x im Abstand / voneinander
der z-Achse an den Stellen z = l/2 bzw. z = - 1/2 befinden (Abb. 13.2). Besitzt der
betrachtete Ort !!Ji die kartesischen Koordinaten (x, y, z) und bedeuten r1J' t und
r1JZ die Ortsvektoren von !!Ji bezüglich der Ladungsorte 1 bzw. 2, d.h.
r.<1'1 =J x z + yZ + (z -1/2)Z,
rd'Z =# + yZ + (z + l/2)Z, (13.4)
Die Werte des Potentials und der Feldstärke an einem beliebigen Ort [lj! (ausge-
nommen die Ladungsorte) können Sie damit aus den Beziehungen (13.2) berechnen,
die sich im vorliegen Fall auf
cp(!!Ji)= - Q -
4m;o rd'1
(1 +-1),rd'Z
(13.5)
reduzieren.
Zur Veranschaulichung der Feldverteilung in der Umgebung des Ladungspaares
bestimmt man alle Orte mit jeweils dem gleichen Potential, und zwar für eine Folge
von Potentialwerlen mit konstantem Schritt. Die resultierende Schar der Potential-
flächen besteht aus Rotationsflächen mit der z-Achse als Rotationsachse. In Abb .
13.3 sehen Sie die Schnittlinien (strichliert) einer solchen Schar mit der yz-Ebene:
In der näheren Umgebung jeder der beiden Ladungen ergeben sich angenähert
Kugeln mit den Ladungsorten als Zentren (Nahfelder der einzelnen Punktladungen).
Dagegen erscheinen die beiden Ladungen aus einer großen Entfernung r » 1 wie
eine einzige Punktladung 2Q im Ursprung (Fernfeld des gleichnamigen Ladungs-
paares) - die zugehörigen Potentialflächen sind Kugeln mit dem Ursprung als
Zentrum. Im dazwischenliegenden Übergangsbereich erscheinen die Flächen ent-
230 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder
",.
/-
...---
Abb. 13.3 Elektrisches Feld zweier gleich großer, positiver Punktladungen im Abstand /. Darge stellt
sind Schnittlinien von Potentialflächen mit der Zeichenebene (strichliert. Potentialschritt Ii<p = Q/(4nr.ol) )
und Vektorlinien der elektrischen Feld stärke (durchgezogen)
Elektrische Dipole
Als ein weiteres Beispiel betrachten wir eine Anordnung ähnlich der in Abb. 13.2,
aber mit entgegengesetzt gleich großen Punktladungen. Angenommen, die positive
1 Stellen Sie sich die seitliche Begrenzung der Flußröhren als jene Flächen vor, die durch Rotation
der dargestellten Vektorlinien um die z-Achse entstehen. Mit einem Fächer von Ebenen. von denen
jede die z-Achse enthält, ergänzen Sie das Bild der Flußröhren zu einem .Kanalsystcm".
13.1 Punktladungen. Elektrische Punktdipole 231
(1 1)
qJ(f!I)= - Q - - - ,
4m;o r.~ 1 r ~ 2
(13.6)
------ '1' =0 -- - --
Abb. 13.5 Elektrisches Feld zweier entgegengesetzt gleich großer Punktladungen im Abst and l.
Dargestellt sind Schnittlinien von Potentialflächen mit der Zeichenebene (strichliert, Potentialschritt
ßrp = Q/(81tE ol)) und Vektorlinien der elektrischen Feldstärke (dur chgezogen)
232 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder
Rotationsachse. Ähnlich wie in Abb. 13.3 ist auch hier die Darstellung der Vek-
torlinien so gewählt, daß diese gleichzeitig als Begrenzung aneinanderliegender
Flußröhren aufgefaßt werden können ".
Es gibt einen wichtigen Grenzfall für das ungleichnamige Ladungspaar, nämlich
dann, wenn die beiden Ladungen sehr nahe beiein ander liegen - d.h., wir interes-
sieren uns für das elektrische Feld in einer Entfernung, die groß gegen den Ladungs-
abstand I ist. Wir sprechen dann von einem elektrischen Dipol bzw. von einem
elektrischen Dipolfeld. Elektrische Dipole und ihre Felder kommen in der Elektro-
technik und in der Elektrophysik häufig vor. Beispielsweise können wir uns ein
elektrisch polarisiertes Dielektrikum als die Ansammlung einer großen Anzahl
atomarer oder molekularer Dipole vorstellen (denken Sie an das in Abb . 9.22 b
dargestellte, grobe Modell): Unter dem Einfluß eines elektrischen Feldes bleiben
die Atome bzw. Moleküle zwa r als Ganzes elektrisch neutral, ihre positiv geladenen
Bestandteile werden jedoch im Mittel ein wenig in Feldrichtung verschoben, die
negativen in der entgegengesetzten Richtung. Insgesamt entsteht also ein Dipol,
wobei es, wie wir noch sehen werden, auf die Details der Ladungsverteilung nicht
wesentlich ankommt. Manche Moleküle besitzen bereits aufgrund ihres Aufbaus
die Eigenschaft eines elektrischen Dipols, ohne daß da zu ein polarisierendes elektri-
sches Feld nötig ist. Wassermoleküle sind Z.B. von dieser Art.
Für die Ableitung des elektrischen Dipolfeldes aus dem Feld des ungleichnamigen
Ladungspaares fassen wir zuerst die beiden Punktladungen und ihre gegenseitige
räumliche Lage zu einer Vektorgröße zusammen (Abb. 13.6). Bedeutet T den
gerichteten Abstand der po siti ven von der negativen Ladung, so nennen wir
(13.7)
#
Ql = Q> O ,
1 e'2
- 1 T= l e12 '
p =lQ
J p- -- p e12 -- TQ Abb. 13.6 Elektrisches Mom ent p zweier
Q2= -Q entg egengesetzt gleich große r Punktladun-
2 gen
r = re, = xe , + ye y + ze v
r= J x 2+y 2+ z2, e , =rjr, (13.8)
I 1 lz
- -- ' - = 3 {l + o [(//r) ] },
2
r "'l r'''' 2 r
e,
- 2.-,. t
- e.
- 2.-,. 2 = 3I ( 3 -z -e,- -«, ) {l + o [(//r)2 ] }. (13.9)
r.-1' t r•.,. 2 r r
Wenn wir dann den Betr ag des elektrischen Moments p = IQ einführ en, die Terme
O[(//r)2] wegen I « r im Vergleich mit 1 null setzen und außerde m den Winkel 9
zwischen der D ipolrichtung und der Richtung des Ortsvektors von ,9 benutzen
(Abb . 13.7, cos(9 ) = z/r), so folgt au s den Gin. (13.6) für das ungleichnami ge
Punktladungspaar die Dar stellung des elektrischen Feldes für einen Punktdipol
qJ= -
p cos(9)
- -- - ,
f = _ P_ _3 _co_s_(_9_)-_e ,-'-_ e-"z (13.10)
4nEo r2 4nEo r3 .
Eine Auswertung dieser Beziehungen finden Sie in Abb . 13.8, wobei als cha-
rakteristische Länge ein Radius a verwendet wurde. Je weiter der betrachtete
Feldpunkt vom Ur sprung entfernt ist, desto ähnlicher werden die Feldkonfigura-
tionen des ungleichnamigen Ladungspaares (Abb . 13.5) und des Punktdipols.
Natürlich ist die Angab e des Dipolfeldes durch Formeln der Art (13.10) nicht
a n die spezielle Lage des dab ei verwendeten kartesischen Koordinat ensystems
gebunden. Befindet sich näml ich der Punktdipol mit dem elektrischen Moment p
3 Das Land au-S ymbol O[g( x)] (..gro ß 0 von g(x)"l bede ute t folgendes. Seien f (x ) und g( x) ;:> 0 zwei
Fu nkt ion en. Dan n dr ückt fIx) = O[g(x) ] aus: Es gibt eine Kon stante K derart. daß gilt If(x )I,;; K g( x )
für alle x. Man sagt da nn. ,,fIx ) ist von gleicher (oder kleinerer) G rößen ordnu ng wie g(x r. In den
G in. (13.9) bedeutet dies speziell, da ß der relative Fe hlerbetrag höchstens von der Größe no rdnung {I/ r) 2
ist. wen n wir die Wert e in den geschl unge nen Klam mern d urch I ersetzen.
234 13 Elementare M eth oden de r Berechn ung elektrisch er Fe lder
\
"' ...
..... -
Abb. 13.8 Ele k trisc hes Feld eines Punk td ip ols. D ie Feld darstellung ist inne rhalb einer K ugel mit dem
Radi us a um den U rsprung a usgespart. Gezeichnet sin d Schnittlinien von Pot en tia lfläch en mit der
Zeich eneben e (strichliert, Pot en tialsch ritt ßq> = pj(321!E oa 2 ) ) und Vektorlinien der elek trisc hen Feldstärke
(d urchgezogen)
(13.11)
Bemerk enswert ist an diesen Ausdrücken u.a. folgendes. Im Vergleich mit den
Gin. (13.1) sehen Sie, daß mit wac hsender Entfern ung vom Ladungsort 1 das
Potential der Punktladung wie Ilrflt abnimmt, da s Potential des Punktdipols
dagegen wie Ilr ; I' Die elektrische Feld stärke verhä lt sich dann bei der Punktla-
dung wie Ilr ; 1 und beim Punktdipol wie I lr~ I ' Elektrische Dipolfelder klingen
Abb. 13.9 Am Ort I sitzt ein elek trische r D ip ol mit d em elektrischen M oment p. Das elek trisc he Feld
a m O rt .9' ist zu be rechn en
13.1 Punktladungen. Elektri sche Punktdipole 235
f!) /
/
/
I
I
~a
\ ',Qn
/ d"
-,
-----
Abb. 13.10 In der Umgebung eines Ortes 19, begrenzt durch eine Kugel mit dem Radius a, befindet
sich eine Ansammlung von Punktladungen. Zu berechnen ist das elektr ische Feld in einem Abstand
groß gegen a
also mit wachsender Entfernung rascher ab als die elektrischen Felder von Punkt-
ladungen.
In den Anwendungen kommt der Fall zweier benachbarter, entgegengesetzt
gleich großer Punktladungen eher selten vor. Trotzdem spielen elektrische Di-
polfelder eine wichtige Rolle, und das hängt mit Folgendem zusammen. Stellen Sie
sich in der Umgebung eines Ortes @ eine Ansammlung von Punktladungen vor.
Wir denken uns um @ eine Kugel mit dem Radius a gelegt, die alle Punktladungen
im Inneren enthält (Abb. 13.10), und wir interessieren uns für das elektrische Feld
in einem Abstand groß gegen a. Werden die gerichteten Abst ände der Ladungsorte
von ~ mit d k' k = 1,2, .. . , n, bezeichnet und bedeutet dk.9 f) die Normalprojektion
von d k auf die Richtung e !3' f), so gilt für den reziproken Abstand des betrachteten
Feldpunktes f!} vom Ladungsort k
(13.12)
wobei der durch Punkte angedeutete Reihenrest Terme der Größenordnung von
(a/r9'f))2 oder kleiner enthält. Einsetzen in den allgemeinen Ausdruck (13.2)1 für
das Potential einer Ansammlung von Punktladungen liefert dann
(13.13)
Als nächstes fassen wir die Einzelladungen zur Gesamtladung Q zusammen und
erweitern die Definition des elektrischen Moments p auf eine Ansammlung von
Punktladungen gemäß
Q= L"
k =1
Qk' (13.14)
(Da rin ist die bisherige Festlegung (13.7) z.B. mit n = 2, d l = 1/2, QI = Q, d 2 =
- 1/2, Q2 = - Q enthalten.) Mit der Normalprojektion p,pf) des Vektors p auf die
236 13 Elementare Methoden de r Berechnung elektrischer Felder
Richtung e in; können wir daher den Ausdruck (13.13) in der Form
q>(ßP)= -
1 [Q
- + -2 - + '"
P ,c?' @ ]
(13.15)
4n(;0 r J' @ r ,c?' @
schreiben. Das ist ein interessantes Ergebnis: Eine beliebige, räumlich begrenzte
Ladungsverteilung läßt sich durch ihre Gesamtladung (Ladungsmoment nullter
Ordnung), durch ihr elektrisches Moment (Ladungsmoment erster Ordnung) und
durch eine Folge von Ladungsmomenten höherer Ordnung darstellen. Im Aus-
druck für das Potential erscheinen die Ladungsmomente jedoch zusammen mit
zunehmend höheren Potenzen des reziproken Abstandes, ihr Einfluß wird also
mit wachsendem Abstand immer kleiner, und aus sehr großer Entfernung ist
lediglich das Feld einer Punktladung (Coulomb-Feld) wahrzunehmen. Bei einer
Annäherung bemerken wir zuerst ein dem Coulomb-Feld überlagertes Dipolfeld,
bei einer weiteren Ann äherung die Felder der Momente höherer Ordnung (Qua-
drupolfeld, Oktopolfeld usw.). Wenn nun aber die Gesamtladung Q des Aggregats
wie z.B. in neutralen Atomen oder Molekülen gleich Null ist, dann dominiert das
Dipolfeld - das Teilchen erscheint als Dipol. Wir nennen GI. (13.15) allgemein den
Anfang der Multipolentwicklung des Potentials einer Ladungsverteilung.
Im Zusammenhang mit der Definition (13.14}z des elektrischen Moments ist
noch etwas zu beachten: Eine andere Wahl des Bezugsortes (0 liefert i.a. einen
anderen Wert von p. Verschieben wir nämlich den Bezugsort um den gerichteten
Abstand d von (!) nach O', so erhalten wir das neue elektrische Moment
also
P =P- - d-Q .
-r-r (13.16)
4 Wir müssen dabei i.a. voraussetzen, daß sich ~ nicht in da s Unendliche erst reckt.
13.2 Linienladungen. Elektri sche Liniendipo le 237
Zerleg ung der Trägerkur ve rrJ liefert für die In tervalle die Ladungsmengen Qt =
rtSt, Q2 = r 2s 2 usw. und daher, analog zu GI. (13.2), für das Potential und die
Feldstärke in &>
(13.17)
e2
o e
tIj
r e,
f2
cp =
r
41tGO
l'dS
0 -; ,
(13.19)
mit
_ 1-sr 1 _ s r 2_
e = - - ' - e +-. - e (13.20)
I r 1 I r 2
bei festen Werten r l' r 2 ' I und festen Richtungen e 1 , e2 zu berechnen. Dies liefert
mit der Abkürzung
(13.21)
Abb. 13.13 Elektri sches Feld eines gleichförm ig geladenen . dünnen Sta bes. Die Potential flächen werden
durch eine Schar konfok aler gestre ckter Rotationsellipsoide mit den Stabe nden als Brennpunkten und
der Stabachse als Rot at ionsachse gebildet. Dargestellt sind ihre Spuren (strichliert. Potent ialschrill
ß <p = , /(8nGo»' Die Vekt orlin ien der elektri schen Feldstärk e (du rchgezogen) gehö ren zu einer Scha r
ko nfoka ler Hyperbeln
13.2 Linienladungen. Elektrische Liniendipole 239
die Ausdrücke
2/(e 1 + e 2 )
<p= _'_ln(L+/), ~
E= -
r
' . (13.22)
4nso L-I 4nso (L + I)(L -I)
Wollen Sie damit das Potential bzw. die Feldstärke an einem Ort f!I! berechnen,
so ermitteln Sie zuerst gemäß Abb. 13.12 die Abstände r 1 und t z des Ortes .?J von
den Stabenden 1 und 2 und die Richtungen e 1 und e 2 • Mit den zusätzlichen
Angaben folgen die gesuchten Größen dann über GI. (13.21) aus den GIn. (13.22).
Die bildliehe Darstellung einer solchen Auswertung sehen Sie in Abb. 13.13. Für
Punkte in der Mittenebene (Ebene senkrecht zur Stabachse durch den Stab-
mittelpunkt) gilt speziell, wenn (l den Abstand von der Stabachse und eil die
Richtung senkrecht zur Stabachse bedeutet (Abb. 13.14)
<P = _ '_ ln
2nso
(J (l + (l (//2)2 + 1/2), (13.23)
Daraus läßt sich das elektrische Feld für einen wichtigen Sonderfall ableiten,
dem einer beidseitig unendlich ausgedehnten, gleichförmig elektrisch geladenen
Geraden. Allerdings können wir den Grenzübergang I->ex) in GI. (13.23)1 nicht
direkt ausführen (s. Fußnote auf S. 236). Dieses Problem läßt sich sofort beseitigen,
indem der Bezugsort für den Potentialwert Null aus dem Unendlichen an einen
Ort im Abstand (10 von der Achse verlegt wird". Anstelle von GI. (13.23)1 verwenden
wir also
TZ
2
Abb. 13.14 Zur Berechnung des elektrischen Feldes in der Mittenebene eines gleichförmig geladenen
Stabes
5 Für /10 können Sie eine beliebige, feste Länge annehmen, weil die Wahl des Bezugsortes für das
Potential physikalisch belanglos ist.
240 13 Elementare Methoden der Berechnung elekt rischer Felder
Abb. 13.15 Ausschnitt der Flußverteilung um eine beidseitig unendlich au sgedehnte. gleichförmig mit
der elektrischen Ladungsdichte r belegte Gerade im leeren Raum . Dargestellt ist eine Flußröhre mit
dem Öffnungswinkel Cl
was lediglich die Addition eines konstanten Potentialwertes bedeutet. Der Grenzfall
1---+ CIJ entspricht dann
d.h. die Potentialflächen sind koaxiale Kreiszylinder. und der Betrag der elektri-
schen Feldstärke verläuft umgekehrt proportional zum Abstand von der geladenen
Geraden.
Die hohe Symmetrie des Feldes einer beidseitig unendlich ausgedehnten, gleich-
förmig elektrisch geladenen Geraden ermöglicht eine direkte Berechnung mit Hilfe
des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß, ähnlich wie wir dies bereits im Fall einer
Punktladung durchgeführt haben (s. Abb. 9.17): Nehmen wir an, die konstante Dichte
t der Linienladung ist positiv. Der auf einem Abschnitt der Länge / entspringende
elektrische Fluß 'f' = tl ist radial nach außen gerichtet und verteilt sich gleichförmig,
sodaß eine keilförmige Flußröhre mit dem Öffnungswinkel o: (Abb. 13.15) den
Anteil ~ 'f' = r/rJ./(2n) führt. Im Abstand Q von der Trägergeraden hat die Quer-
schnittsfläche dieser Flußröhre den Inhalt ~A = rJ.Q/, also beträgt dort die Flußdichte
D = ~ 'f'/~A = r/(2nQ). Zusammen mit der Richtung e g und der Verknüpfung
l5 = eoE folgt daraus die Beziehung (13.25}z für die elektrische Feldstärke.
Elektrische Liniendipole
Kompliziertere als die bisher behandelten Felder bekannter Verteilungen von Linien-
ladungen können Sie grundsätzlich durch Auswerten der allgemeinen Beziehungen
(13.17) oder (13.18) mit Methoden der Analysis oder der numerischen Mathematik
berechnen. In Einzelfällen führt aber auch eine direkte Kombination bereits
bekannter Felder mit Hilfe des Überlagerungsprinzips zum Ziel. Stellen Sie sich
beispielsweise zwei parallele Geraden im Abstand / vor, gleichförmig mit entgegen-
gesetzt gleich großen Linienladungen der Dichte r bzw. - r belegt (Abb. 13.16).
Überlagerung der durch die Ausdrücke (13.25) beschriebenen Felder liefert un-
13.2 Linienladungen. Elektrische Liniendipole 241
a b
Y
PI
1
P-
19
I Pz
x
2
z
Abb. 13.16 Zwei parallele Geraden im Abstand 1, gleichförmig mit entgegenge setzt gleich großen
Linienladungen belegt. a Lage des benutzten kartesischen Koordinatensystems. bAus Symmetr iegründen
genügt die Betra chtung des Feldes in der xy-Ebene
mittelbar
cp T
= -~In
2m;o
(rh)
-
el '
(13.26)
Rücken nun die beiden Linien zusammen, oder, anders ausgdrückt, interessieren
wir un s für das elektrische Feld in einem Abstand e » I von der z-Ach se, so können
wir mit Bezug a uf Abb. 13.16b in den Gin. (13.26) die Ausdr ücke "
(13.27)
p' cos(.9)
cp= - -- - - , E = _p_'_ _2 _co_s_(_.9---;re:-Il~-_e~y (13.28)
2m;o e 2m;o e2 •
(Vergleichen Sie damit die en tsp rechenden Ausdrücke (13.I0) für einen Punktdipol).
Eine Auswertung finden Sie in Abb . 13.I 7. Die gezeichneten Vektorlinien sind
übrigens sowohl als elektrische Feldlinien wie a uch als Begrenzungslinien von
Flußröhren interpretierbar (bezogen auf einen Längenabschnitt ~z trägt jede Röhre
den elektrischen Fluß ~ lJ'j~z = p'j(24a)).
6 S. Fußno te a uf S. 233.
242 13 Elementare Method en der Be rechn ung elektrischer Fe lde r
,,-
.,,--- -- -- ........... , ,
/
,-
,,-
,,
/ \
I \
I \
I \
I I
..
X
I I
\ I
\ I
I
,,
\
\ /
,
/
.- /
Abb.I3.17 Elektrische s Feld eines Liniendipols. Die Felddar stellung ist innerhalb eines Kreiszyl inders
mit dem Rad ius a um die z-Achse a usges part. D ie Poten tialflä chen sind Kr eiszylinder. Dargestellt sind
ihre Sp ure n in der xy- Ebene (strichliert, Pot ent ialschritt tJ.cp = p'j(81tEoa) ) und die Vektorl inien der
elek trische n Feld stärke (d u rchgezogene Kr eisb ogen )
13.3 Flächenladungen
Die Berechnung des elektrischen Feld es einer bek annten, flächenhaften Verteilung
elektrischer Überschußladungen können Sie grundsätzlich nach dem allgem einen
Schema durchführen: Zerlegung der Tr ägerfläche si in ausrei chend kleine Elemente,
Überlagerung (Summ at ion) der Beiträge aller Elemente zum elektrischen Feld a m
betrachteten Ort f7' (Abb. 13.1 8). Mit der Flächenladungsdichte a (GI. (9.9)) führt
dies a uf die Darstellun gen für das Potential und die Feldstärke in &>
(13.29)
<p(.o/') = _ 1_
4m,o
f
.cI
a(2)dA
r ,'? !2
(13.30)
13.3 Flächenl adungen 243
(13.3 1)
g le ic h fö rm ig e le kt r is c h
~ ge lad e n e Eb e n e
..
Abb.I3.19 Berechn en des elektrischen Feldes einer gleichförmig geladen en Ebene durch direkte
Anwendung des Satze s vom elektri schen H üllenflu ß
? "unendlich a usgedehnt" bedeut et, da ß wir den Einfluß der seitlichen Ränd er nicht berü cksicht igen.
244 13 Elementare Methoden der Berechnung elekt rischer Felder
a o b
(J o - (J
•I /
I ?
Abb. 13.20 Elektrisches Feld zweier paralleler Ebenen mit gleichen a bzw. mit entgegen gesetzt gleichen
b, gleichförmig verteilt en Fläch enladungen
Eine gleichförmig geladene Ebene im leeren Raum erzeugt demnach auf beiden
Seiten homogene elektrische Felder mit entgegengesetzt gleichen Feldstärken
senkrecht a uf die Ebene. Die ses Ergebnis ist deshalb wichtig, weil man damit durch
Überlagerung wiederum andere Feld er konstruieren kann. Beispielsweise folgt
daraus sofort das elektrische Feld von zwei parallelen Ebenen mit gleichen bzw.
mit entgegengesetzt gleichen, gleichförmigen Flächenladungen (Abb. 13.20). Die
Methode der direkten Anwend ung des Sat zes vom elektrischen Hüllenfluß zur
Feldberechnung kann natürlich a uch bei Vorliegen von Kugelsymm etrie oder
Kreiszylindersymmetrie angewendet werden.
13.4 Raumladungen
Als Raumladung bezeichnen wir, wie Sie wissen, eine (zumindest stückweise)
kontinuierliche, dre idimensionale Ladungsverteilung. Im mak roskopischen Bild
stellen wir uns die elektrische Ladung gewissermaßen als räumlich verschmiert
vor und erfassen die lok ale Ladungskonzentration durch die Angabe des Skalarfel-
des der elektrischen Raumladungsdichte, kurz: der Ladungsdichte (} (GI. (9.11» .
Wenn Sie das elektrische Feld einer solchen Ladungsverteilung allgemein darstellen
p(.2) d V
wollen, beginnen Sie mit einer ausreichend feinen Zerlegung des Trägerbereichs
"1/' (Abb. 13.21). Jedes Volumenelement wird dann zusammen mit der darin
enthaltenen Ladung als Punktladung Qk = f2k Vk bzw. dQ = (!d V aulgefaßt, an-
schließend wird nach dem Muster der Gin. (13.2) summiert, also
1 fL. o, - 1 n e- 12 V
cp(.o/) = - . - -
Vk
, E( .9 ) = _. L -''' \ kk , (13.32)
4m;0 k = 1 r Y k 4n:c o k = 1 rYk
cp(Y') =- I f
4n:co "
{!(..'2)dV
- - -
r y:!
(13.33)
a b
Ij r
Abb.13.22 Gleichförmig elektrisch geladene, dickwandige Kugel schale. a Im Bereich r ~ , ~ ' 2 ist
die Ladungsdichte konstant. b Verlauf der elektrischen Feldstä rke mit dem Abstand vom Zentrum
246 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder
Die restliche Information liefert der Satz vom elektrischen Hüllenfluß: Eine kugel-
förmige Hülle (Ji,,'"1 mit dem Radius r ~ r 1 enthält keine Ladung, also gilt 4n:r 2 D, = 0,
Flußdichte und Feldstärke sind in diesem Bereich gleich Null. Dagegen umfaßt
eine konzentrische Hülle (}'f/~2 im Bereich r l ~ r ~ r 2 die Ladung (}(r 3 - ri)4n:/3 =
4n:r 2D r • Eine konzentrische Hülle mit dem Radius r ~ t : schließt die Gesamtladung
Q = Q(r~ - ri)4n:/3 = 4n:r 2 D, ein . Wir haben daher
Er = o für
für
(13.34)
für
Beachten Sie: Das Feld für r ~ t : entspricht genau dem Feld einer Punktladung
Q = (}(r~ - ri)4n:/3 im Zentrum. Und: Im ladungsfreien Inneren ist das elektrische
Feld null.
Die Ausdrücke (13.34) beschreiben auch zwei Grenzfälle: Erstens, r l = O.
Gleichförmig geladene Vollkugel. Die elektrische Feldst ärke ist im Bereich 0 ~ r ~ t :
proportional dem Radius r. Zweitens, r l ~ r 2 . Gleichförmig geladene, dünnwandige
Kugelschale mit der Flächenladungsdichte (J = Q/(4n:r~). Wir haben dann
r
Er = 0 für r < r2 ,
E = -(J ~
(' für r > r2 , (13.35)
r <:0 r
_L ln(sn)'
(10)
lfJ, - 2m;0
- Lln(~)
lfJz - 2neo
D/2'
Zusammen mit Q' = CU ist daraus unmittelbar die Formel für die längenbezogene
Kapazität (den Kapazitätsbelag) einer Koaxialleitung ablesbar:
C = 2m,0 (13.36)
In{D /d)
Wenn der Feldraum nicht leer, sondern mit einem Dielektrikum konstanter Per-
mittivität ausgefüllt ist, dann ersetzen Sie eo durch e,
Ähnlich nützliche Ergebnisse lassen sich aus dem elektrischen Feld . zweier
paralleler, entgegengesetzt gleich groß geladener Geraden (Abb . 13.16) ableiten. Mit
Bezug auf GI. (13.26), stellen wir als erstes fest, daß auch hier die Potentialflächen
durch eine Schar paralleler Kreiszylinder gebildet werden", die jedoch nicht mehr
8 In einer Ebene ist der geometrische Ort aller Punkte mit einem konstanten Verhältnis (h /lh der
Abstände Ih und 1!2 von zwei festen Punkten ein Kreis .
248 13 Eleme nta re Meth oden der Berech nun g elektrisc her Felde r
--1----1'-+_ Cf' =0
koaxial zueinander liegen. Zwischen den Durchmessern d zweier solcher Krei szy-
linder mit den Potentialwerten tp , und lpz = - lpl' ihrem Ach sabstand D und dem
Ab stand I der ursprünglichen Linienladungen (Abb. 13.23) bestehen die geo-
metrischen Zusammenhänge
= I = JD2~d z . (13.37)
Wir kennen damit das elektrische Feld von zwei parallelen Drähten. Im speziellen
folgt au s den Gin. (13.26)1 und (13.37), wenn Q' = T und - Q' die längenbezogenen
Ladungen angeben,
lpl = - Q'- In
2nco
JV+l
-- =-~ I n
D- I
Q'
2nco
(D + JD Z ~d-Z ) ,
d
(13.38)
und damit für die längenbezogene Kapazität (den Kapazitätsbel ag) C = Q'/ U der
Doppelleitung
wobei der letzte Ausdruck im Fall (d/D )z « I anwendbar ist, also bei relati v großem
Abstand der Leiter. Für eine Einbettung in ein Dielektrikum kon stanter Permit-
tivität ersetzen Sie wiederum co durch s,
Die Mittenebene y = 0 in Abb.13.16 bzw. in Abb. 13.23 ist ebenfalls eine
Potentialfläche, und zwar lp = O. Wir können daher den Bereich y ~ 0 mit leit-
fähigem Material ausfüllen, ohne die Feldkonfiguration im Halbraum y ~ 0 zu
ändern. Dabei entsteht eine Anordnung, die beispiel sweise als Modell einer Ein-
13.5 Verwenden von Ausschnitten beka nnter Felder 249
Abb. 13.24 Eine Leitun g mit dem Durchm esser d verlä uft in
einer Höhe h par allel zu m Erd bo de n
fachleitung über dem Erdboden brauchbar ist (Abb. 13.24). Gleichung (13.38) liefert
hier mit h = D/2 und U = qJ1 in der N äherung (d/D)2 « I für den Kapazitätsbelag
in Dipolrichtung, also
qJ = (-p-
4m:
~
or
- Eor)cOS(.9).
Demnach ist auf einer Kugel mit dem Radius r = a überall qJ = 0, wenn p =
4na 3 coE o' Wir können deshalb den Bereich r ~ a mit leitfähigem Material ausfüllen
oder durch eine leitfähige Kugel schale ersetzen und haben dann im Außenraum
r ): a die Darstellung (z = rcos(.9))
qJ = - Eoz [ I- ( ~ rJ
E = Eo{3 ;(~rer+[I -(~rJez}. (13.42)
qJ = 0, (13.43)
250 13 Elementa re Meth od en der Berechnung elektrischer Felder
- cp = 0
-tTTi T TT r r
Abb. 13.25 Eine ungelad ene, leitfähige Kugel (Radi us a) wird in ein hom ogenes elektrisches Feld der
Stä rke E o gebracht. Der Schnitt zeigt die Spuren der Potenti alflächen (stric hliert. Poten tialsch ritt
/';.<p = Eoa/2) und die Vekto rlinien der elektrisc hen Felds tä rke
13.6 Fragen
1. Was besagt das Überlagerungsprin zip für elektrische Felder und wo ra uf müssen Sie bei seiner
Anwend ung im speziellen ac hten?
2. Wie lauten die Fo rmeln für das Pot ent ial und die Felds tä rke einer Ansammlung ruh end er
Punktladungen im leeren Raum?
3. Wie sieht das elektrische Feld eines Paare s gleich große r Punktladungen in ihrer näh eren Umgebung
und in großem Abstand davon a us?
4. Welche Feldk on figur ation stellt sich in der Umgebung eines ungleichnamigen Punk tlad ungspaares
ein?
5. Wie ist da s elektrische Momen t zweier entgegeng esetzt gleich große r Punktladu ngen erklärt ?
6. Was verstehen Sie unter einem Pun ktdipol?
13.7 Aufgaben 251
7. Wie lauten die Formeln für das Potential und die Feldstärke eines Punktdipols in allgemeiner
Lage?
8. Wie ist das elektrische Moment einer Ansammlung von Punktladungen erklärt und wann ist sein
Wert unabhängig vom Bezugsort?
9. Unter welchen Umständen nimmt das elektrische Feld einer allgemeinen Ladungsverteilung den
Charakter eines Dipolfeldes an'?
10. Wann sprechen wir von elektrischen Linienladungen'? Geben Sie die allgemeinen Ausdrücke für
das Potential und die Feldstärke einer Linienladung im leeren Raum an .
11. Welche Gestalt besitzen die Potentialflächen und die Flußröhren in der Umgebung eines
gleichförmig geladenen, geraden Stabes'?
12. Wie lauten die Formeln für Potential und Feldstärke einer gleichförmig geladenen Geraden
(beidseitig unendlich ausgedehnt)? Welche Gestalt besitzen die zugehörigen Potentialflächen und
Feldlinien?
13. Was verstehen Sie unter einer Flächenladung'? Geben Sie die allgemeinen Ausdrücke ' für das
Potential und die Feldstärke einer Flächenladung im leeren Raum an .
14. Wie hängen die Werte der elektrischen Feldstärke im Raum zwischen und neben zwei parallelen,
gleichförm ig geladenen Ebenen mit den Flächenladungsdichten zusammen, wenn die Ebenen gleich
bzw. wenn sie entgegengesetzt gleich geladen sind?
15. Wie lauten die allgemeinen Ausdrücke für das Potential und die Feldstärke einer Raumladung?
16. Wie verläuft die elektrische Feldstärke innerhalb und außerhalb einer gleichförmig elektrisch
geladenen Vollkugel?
17. Auf welche Weise können Sie Ausschnitte bekannter Felder für die Ermittlung von Feldgrößen
bei gegebenen Potential-Rand werten benützen? Geben Sie Beispiele an .
18. Wie lautet die Formel für die längenbezogene Kapazität einer Koaxialleitung?
19. Wie lauten die Formeln für die längen bezogenen Kapazitäten einer Doppelleitung und einer
Einfachleitung über dem Erdboden in der Näherung großer Abstände?
20. Wie groß ist die maximale Feldstärke an einer insgesamt ungeladenen, leitfähigen Kugel , wenn
diese in ein ursprünglich homogenes elektrisches Feld gebracht wird? Wo tritt dieser Maximalwert
auf?
13.7 Aufgaben
AI3.I Elektrisches Moment eines Moleküls: Berechnen Sie das elektrische Moment
("elek trisches Dipolmoment") des in Abb. A13.1 a dargestellten, gleichschenkeligen
(hypothetischen) Moleküls.
-2e
104°
e + 1,53 '1O- lom
Abb. A13.la
- e
E
:1-
on 2e
Qo eS
y
2e 1;),
~~~
O,6~m
x
e = Elementarladung
Abb. A13.2
A13.3 Dipolantenne: Berechnen Sie für die in Abb . A13.3 a ngegebene Linien-
ladungsverteilung mit r = const allgemein das elektrische Moment bezüglich des
Ur sprungs.
zr
1/2
- r
?'~I 1/2
Abb. AI3.3
A13.4 Drei Punktladungen: Berechnen Sie für die in Abb . A13.4 gegebene An-
o rd nung von Punktladungen das Potential und die elektrische Feld stärke in der
Näh erung r » I, d.h. für große Abstände vom Ur sprung.
-Q
y
Abb. A13.4
13.7 Aufgaben 253
A13.S Quadrupol: Berechnen Sie für die in Abb. A13.5a gegebene Anordnung von
Punktladungen im leeren Raum das Potential an Orten in Abständen r» 1 vom
Ursprung.
Abb. A13.Sa
A13.6 Elektrisches Feld zweier Linienleiter: Parallel zur z-Achse verlaufen, wie in
Abb . A13.6a dargestellt, zwei entgegengesetzt gleichförmig geladene Linienleiter.
Berechnen Sie für r > 0 allgemein den Betrag und die Richtung (Einsvektor) der
elektrischen Feldstärke im Punkt f!J, gekennzeichnet durch die kartesischen
Koordinaten (x, y, z) = (2a, a, 0).
x
a
Abb. A13.6a
.1
D
d
eo a
Abb. A13.7a
Stellen Sie d ie elektrische Feld stä rke an der z-Achse durch den Dre iecksm ittel -
punkt nach Betr ag und Richtung als Zeitfunktion dar.
Abb. Al3.8a
A13.9 Gela dene Kreislinie: Eine Kreislinie im leeren Raum (Abb. AI3. 9a) ist
gleichförmig mit der Linienladungsdichte r belegt. Berechn en und skizzieren Sie
die Verläufe de s Pot ent ials und der Feld stärke entlang der z-Achse.
Abb. Al3.9a
b b
I
I
I
- .4&. -
·0
Q - Q
Abb. AI3.10a
U = 80 kV
Abb. A13.11a
Abb. A13.l2
f.,= 1
f., = 5
Abb . A13.13
A13.IS Widerstand in einer Flüssigkeit: Eine met alli sche Kugelelektrode mit iso-
lierter Zuleitung befindet sich gemäß Abb. A 13.15 in einem Metallbeh ält er . der
mit einer Flüssigkeit der relativ kleinen Konduktivität y gefüllt ist. Die Abstände
von den Beh älterwänden sind groß gegenüber dem Kugeldurchmesser. Leiten Sie
eine Formel für den elektrischen W iderstand zwis chen den An schlüssen ab.
~J
--1
-
"---
- - 11- - -
- - - -- - 11 - - - -- -
-_-_-_ 11--
=- =-- ;
-- -- -
_- _- .: d .
=-
r
-=. -=.
-==-- - =-
-
s: _-_
f----- - -
Abb. A13.15
A13.16 Kapazität zweier Metallkugeln: Berechnen Sie die K apazit ät der beiden in
Luft befindlichen Metallkugeln a us Abb. A 13.16a . Berück sichtigen Sie dabei
os «,,«;
Abb. A13.16a
13.7 Aufgaben 257
Al3.I? Störung eines Homogenfeldes: Eine der beiden in Abb . A13.17a darge-
stellten Metallplatten besitzt eine halbkugelförmige Erhebung mit dem Radius
a « I. Berechnen Sie den Verlauf der elektrischen Feldstärke an dieser Platte.
Abb. A13.17a
Abb. A13.18a
1 = 500A
Abb. A13.19a
258 13 Elementare Meth od en der Berechnung elektrischer Feld er
A13.20 Zählrohr: Die Intensität ionisierender Strahlung läßt sich über Stoß-
ionisation z.B. mit kreiszylindrischen Zählrohren nach dem in Abb . A l3 .20a
angegebenen Prinzip messen . Berechnen Sie für die skizzierte Anordnung die Werte
der elektrischen Feld stärke am Draht und an der Innenseite des Metallrohrs.
Metallrohr
E
....E
Abb. A13.20a
IOmm
80mm
Abb. A13.22
wird. Wie groß ist das Verhältnis Dld zu wählen? Wie groß ist dann die längen-
bezogene Kapazität?
\OOkV
20
40
80
Abb. A13.2Sa
Auße nleiter
....H
"'----6 /1' ;-' ~:--_ E<t = 5,0
Innenleiter
20 mm
30mm
40mm
Abb. A13.26
e, = 5,5 I
E:. r =
DI5
Abb. A13.27
- u
Abb. A13.28a
13.7 Aufgaben 261
Abb. A13.29a
Abb. A13.30
Abb. A I3 .31a
A 13.32 Teilkapa zitäten dreier koaxi aler Rohre: Zwisc hen den drei koaxialen .
d ünn wandigen Metallro hre n a us Abb. A 13.32a befinde n sich Die lektri ka unter-
schied licher Permitt ivität. Berechnen Sie die län genbezogenen Tei lkapazitäten
dieses D reileitersystems.
E, =I
E E E
E, = 2.5
E E E
0 0 0
'-D '1" N
11 11 11
~
Q r:::::" Q
3
2
Abb. A13.32a
Abb. A13.33a
13.7 Aufgaben 263
geführt. Leiten Sie eine Formel ab für die gesamten Joule-Verluste in diesen Blech-
teilen .
Abb. A13.34a
4 4
y = 56 '10" S/m
0,1
Abb. A13.35a
Abb. A\3.36
264 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder
Leiter---+___
Leiter
Dielektrikum -+""-7"\'l}\
s, = 10
Abb. A13.37a
Abb. AI3.38a
malwert der Feldstärke a uf und wie groß ist er? (Hinweis: Überlagern Sie das Feld
eines Liniendipols mit dem Homogenfeld ).
Abb. A 13.39a
ein. Berechnen Sie die durch Influen z auf dem Rohr ent stehende Ladungsvertei-
lung.
Eoj iiijijiiij
2b
2a
Abb. A13.40
A13.41 Rotationsellipsoid: Das elektrische Feld eines gelad enen , gestreckten Rot a-
tion sellipsoid s au s leitfäh igem Material (Ha lbachsen a und b, Exzentrizität e =
p-= b 2 / a) im so nst leeren Raum läßt sich a us dem Feld eines geladenen Geraden-
stüc ks a bleiten.
(i) Wie groß ist die Kapazität des Ellipsoids im leeren Raum (Verallgemeinerung
des Ausdrucks für eine Kug el)?
266 13 Elementare Methoden der Berechnung elektri scher Felder
(ii) Das Ellipsoid besitze gegenüber dem weit entfernten Bezugsort ep = 0 die
Spannung U. Wie groß ist die Gesamtladung und wie groß sind die Flächen-
ladungsdichten in den Scheiteln und entlang des Gürtels?
A13.42 Spiegelung einer Punktladung an einer Ebene: Vor einer leitfähigen Ebene
befindet sich im leeren Raum die Punktladung Q (Abb . A l3.42a).
(i) Bestimmen Sie die Verteilung der influenzierten Oberflächenladung.
(ii) Wie groß ist die Kraft auf die Punktladung nach Betrag und Richtung
("Spiegelkraft")?
Abb. A13.42a
gelten.
(ii) Setzen Sie nun eine dritte Punktladung Q3 = - Q! in den Kugelmittelpunkt
(!). Außerhalb von K ergibt sich dann das elektrische Feld einer Punktladung
(Q2) vor einer leitfähigen, insgesamt ungeladenen Kugel. Geben Sie die
Verteilung der auf der Leiterkugel influenzierten Flächenladung für den
Fall b = 2a an (Rechnung und Skizze).
(iii) Bestimmen Sie die Kraft zwischen der ungeladenen Leiterkugel und der
Punktladung als Funktion des Abstandes d = b - a (Skizze, Vergleich mit
Coulomb- Kraft).
....L.----1>-2
Abb. A13.43a
13.7 Aufgaben 267
Abb. A13.44a
A13.45 Schrittspannung: Wie tief muß der isoliert gespeiste Kugel erder K au s
Abb . A13.45a mindestens eingegraben sein, damit die Schrittspannung Us im
Abstand h/J2 (O rt der grö ßten Tangentialfeldstärke Es) für den angegebenen Fall
den Wert 30 V nicht übersteigt?
2 kA U, ::::: E, ·SOcm
~E,
_
h/J2
h
Abb. A13.45a
Abb. A13.46a
268 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder
A13.47 Draht vor Metallplatte: In der Anordnung nach Abb. A13.47a verläuft ein
gerader Metalldraht parallel zu einer Metallplatte. Zwischen diesen beiden Leitern
liegt eine elektrische Spannung von 5 kV. Berechnen Sie den Maximalwert des
Betrages der elektrischen Feldstärke an der Platte.
e
N
e
e
s
V"l
Abb. A13.4711
A13.48 Feldstärke an einem Erdseil: Abb. A13.48a zeigt ein parallel zur Erdober-
fläche verlaufendes, geerdetes Leiterseil, d.h. die Spannung zwischen der Leitung
und Erde ist Null. Nehmen Sie das ungestörte elektrische Erdfeld mit 130 VIm an
und berechnen Sie näherungsweise die elektrische Feldstärke an der Oberfläche
des Erdseils .
7mm
111
l30Y/m
15m
Abb. A13.48l1
Abb. A13.4911
13.7 Aufgaben 269
A13.50 Drahtring vor Platte: Parallel zu einer leitfähigen Platte liegt eine kreis-
förmige Drahtschleife (Abb. A13.50a). Die Kapazität der Anordnung ist C = 1,5 pF.
Berechnen Sie die elektrische Feld stärke in [Jj! nach Betrag und Richtung.
D=30rnrn
lu h
= 8 kV..,..,..,..,..,..,..,..,..,..,-r70Q-70-r7"7'7"7'7"7'7"7'7_t- = 15rnrn
b=5rnrn
Abb. Al3.50a
Kapitel 14
Es ist dies eine globale Eigenschaft, weil sie allgemein für ganze Raumteile und ihre
Hüllen gilt. Je nach der Art der räumlichen Ladungsverteilung verwenden wir
für Q(1/) unterschiedliche Darstellungen mit Hilfe von lok alen Repräsentanten
(Abb. 9.13, Gin. (9.6) bis (9.12)): Als Summe von Punktladungen, als Kurvensumme
einer Linienladungsdichte r, als Flächensumme einer FIächenladungsdichte (J oder
als Volumensumme einer Raumladungsdichte {l . Analog dazu wird eine elektrische
Stromverteilung lokal repräsentiert durch die elektrische Stromdichte 7, die
Flächenstromdichte K oder durch Linienströme, und demgemäß wird /(d) darge-
stellt als Flächensumme, als Kurvensumme bzw. als Summe von Linienströmen
(Abb. 12.2 bis 12.4, Gin. (12.1) bis (12.5)).
Betrachten wir nun die Oberfläche eines Körpers oder, etwas allgemeiner, eine
Grenzfläche zwischen zwei Körpern. Da sich beim Überschreiten einer solchen
Grenze die Materialeigenschaften (z.B. Permittivität, Konduktivität) i.a. ändern,
sind entsprechende Änderungen auch in den lokalen Feldgrößen zu erwarten. In
einem Kontinuumsmodell beschreiben wir dies durch sprungartige Unstetigkeiten
und nennen eine Fläche, an der solche Sprünge von Feldgrößen auftreten, allgemein
eine Sprungfläche. Besitzt irgendeine Feldgröße A bei Annäherung von vorn an
einen Flächenpunkt den Grenzwert A + und bei Annäherung von hinten an
14.1 Der Satz von der Erhaltung der elektrischen Ladung 271
Spr u ng [ A ] = A+ - A-
/ A+ Durchtrittssinn
,ep ~ vorn ( +) ( äus s ere Orientierung)
t hinten ( -)
A-7
Abb. 14.1 An einer Sprungfläche .'I' besitzt eine Feldgröße A bei Annäherung an denselben Flächen-
punkt von vorn und von hinten i.a. die unterschiedlichen Grenzwerte A + bzw. A -
a b
h
1
1
1
1-
1 Jn- =Jn- e n
Abb. 14.2 a Die elektrische Stromdichte J ist an der Kontaktfläche .'I' zweier Leiter i.a. unstetig .
b Zur Anwendung des Satzes von der Erhaltung der Ladung wird um den betrachteten Flächenpunkt
9 ein schachteIförmiges Volumen gelegt
(14.2)
der Sprung von A. Angenommen, durch die Kontaktfläche !/ zweier Leiter fließt
elektrischer Strom. Es wird dann die Stromdichte 7 auf den beiden Seiten unter-
schiedliche Werte annehmen (Abb . 14.2a). Wie hängen 7+ und 7- zusammen?
Wir bilden zuerst im betrachteten Flächenpunkt flJ nach dem Muster von Abb. 12.2a
die beiden Normalprojektionen J: und J;: auf die mit der angenommenen
Orientierung von !/ gleichsinnig gewählte Normalenrichtung e n (Abb . 14.2a).
Dann denken wir uns um f!J! ein kleines, schachtelförrniges Volumen (Abb . 14.2b,
Bodenfläche A, Höhe h) gelegt und wenden darauf den Satz von der Erhaltung
der elektrischen Ladung an. !/ kann auch eine Flächenladung der Dichte a tragen,
Flächenströme sollen aber ausgeschlossen sein. Außerdem sei h so klein, daß der
Strom durch den Mantel der Schachtel nicht berücksichtigt werden muß. Dann gilt
also
(14.3)
272 14 Gl obale und lokale Eigenscha fte n elekt risch er Felder
" Der Sprung der Normalenprojektion der elektrischen Stromdichte ist gleich der
negativen zeitlichen Änderungsrate der Fl ächcnladungsdichte". Die se lokale Eigen-
schaft elektrischer Strom-Ladungsverteilungen ist für alle Punkte einer Sprungfläche
gültig, wenn es dort keinen Fl ächenstrom gibt. Am direkten Übergang zwischen
metallischen Leitern und für niederfrequente Vorgänge können Sie ä in der Regel
vernachlässigen. Die Sprungbedingung (14.3) bedeutet nun die Stetigkeit der Normal-
komponente J n der elektrischen Stromdichte. Ist überdies einer der beiden Körper
ein Nichtleiter, so ist die N ormalk omponente der Stromdichte auf beiden Seiten
gleich Null, d .h. der St rom im Leiter kann in der Nähe der Oberfläch e höchstens
in tangentialer Richtung fließen .
Eine weit ere lokale Eigenschaft elektrischer Strom-Ladungsverteilungen läßt
sich au s folgender Ü berlegung a bleiten. Wir betrachten die Strom vert eilung im
Inneren eines Körpers in der Umgebung eine s festen Ortes fJjJ (kartesische Koordi-
naten x, y, z) zum Zeitpunkt t. Verl äuft die Stromdichte J dort ausreichend glatt,
so können wir sie durch eine lineare Funktion J' approximieren. D .h., wir können
den Wert der Stromdichte an ein em benachbarten Ort ::2, der in bezug auf 21 die
kartesischen Koordinat en ( ~, 1], 0 besit zt, aus
bere chnen, wobei die festen Vektoren J .x ,1.y und J,z gem äß
T, = J x,xe x + JY'Xey + J z,xe Z'
J ,y = J x,ye X + i.». + J z,ye Z' usw.,
au s den sogena nnten partiellen Ableitungen
aJx • I
J x,x= - = !I m - [J x (x + ~ , y, z, t ) - J x (x, y, z , t ) ] ,
ax ~ ~ o ~
aJx • I
J x.y = - = lim - [1 x(x, Y + 1], z, t) - J .(x, y, z, t)] , usw,
ay ~ ~o I]
aufgebaut sind. Wird nun um ,0/ ein kleines, qu aderförmiges Volumen parallel zu
i / __
I
I er --
~1
o,. ~ J ;,L:? Abb. 14.3 U m den betrachtet en O rt :'/ wird ein
kl eines, qu aderfö rmiges Volumen gelegt und
da ra uf der Sa tz von der Erha lt ung der Ladung
J(.'P) +.I,.(:P)l x/ 2 a nge wendet
14.2 Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß 273
den Koordinatenachsen gelegt (Abb. 14.3),so ist der insgesamt austretende Strom
Zusammen mit der eingeschlossenen Ladung Q('j/) = el./y/z. bzw. deren zeitlicher
Änderungsrate
.
Q('j/) = -oeIxIyIz' oe = l Im
-
' -1[ e(x,y,z , t + T) - e(x,y, z, t)],
ot ot ,-0 T
folgt dann aus GI. (14.1) die lokale Erhaltungsgleichung der elektrischen Ladung
("Kontinuitätsgleichung der Ladung")
oJ . oJ oJ oe
- +-y +-z = - - (14.4)
ox oy oz ot
Sie ist eine direkte Konsequenz der globalen Erhaltungsgleichung (14.1), und sie
gilt an allen Orten, an denen die vorkommenden partiellen Ableitungen eindeutig
definiert sind (keine Unstetigkeiten!).
"Ein durch die geschlossene Oberfläche o'j/ eines Raumteils 'j/ austretender elek-
trischer Fluß 'P(o'j/) ist gleich der im Raumteil 'j/ befindlichen Ladungsmenge
Q('j/)", d.h. (s. Abb. 8.1 und GI. (9.5))
Aus dieser allgemeingültigen, globalen Eigenschaft lassen sich mit den unterschied-
lichen Darstellungen von Q('j/) und von 'P(d) (Abb. 9.16, GI. (9.14)) wiederum
Aussagen über die lokalen Repräsentanten ableiten. So erhalten wir etwa an einer
Sprungfläche [I' (Abb. 14.1), auf der eine elektrische Flächenladung mit der Dichte
(J verteilt ist, durch Anwendung des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß auf ein
(14.6)
"Der Sprung der Normalenprojektion der elektrischen Flußdichte ist gleich der
Flächenladungsdichte", Diese wichtige lokale Eigenschaft elektrischer Flußver-
274 14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder
teilungen haben wir schon mehrmals verwendet, z.B. in den Abb. 13.19 und 13.20
oder in GI. (11.2) (in diesem Fall gilt speziell D- = 0). Gibt es im betrachteten Punkt
keine Flächenladung, dann ist dort die Normalkomponente 15n der elektrischen
Flußdichte stetig.
Die bei der Ableitung von GI. (14.4) skizzierte Prozedur läßt sich hier analog
anwenden. Sie liefert die lokale Form des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß
"In der (Quasi-) Elektrostatik ist die der Randkurve od eines Flächenstückes
d zugeordnete Umlaufspannung U( os1') gleich Null", d.h. (s. Abb . 9.1 und
GI. (9.1»
Aus der Gültigkeit dieser globalen Beziehung für jede geschlossene Kurve in einem
einfach zusammenhängenden Gebiet folgt, wie Sie wissen, die Existenz des elektro-
statischen Potentials. Die einem Kurvenstück C(f mit dem Anfangspunkt f!lJ und
dem Endpunkt .:!2 zugeordnete elektrische Spannung U(C(f) läßt sich dann als
Differenz
angeben.
Angenommen, die Kurve C(f durchsetzt eine Sprungfläche Y , und wir lassen den
Anfangspunkt und den Endpunkt auf der jeweiligen Seite gegen denselben Flächen-
punkt wandern (Abb. 14.4). Im Normalfall verschwindet mit der Bogenlänge von
C(f auch die zugeordnete Spannung U(C(f) (s. die Darstellungen (9.4) mit beschränkten
'fJ
(+) \ \ _~0.32
~
. - ) ,~ ~ ; <:J'U
,? ,.,
/ ' Abb. 14.4 Das Kurvenstück f{i durchsetzt eine Sprungfläche !I'
14.3 Der Satz von der elektrischen Umlaufspannung 275
Abb.14.5 Auf die beiden Randkurven der senkrecht zur Sprungftäche Y' liegenden Streifen si, und
sl2 wird der Satz von der elektriscen Umlaufspannung angewendet
(14.10)
(14.11 )
Sie enthält GI. (14.10) als Spezialfall: "Verschwindet an einer Sprungfläche die
Kontaktspannung, so ist dort das elektrostatische Potential stetig."
Für den Normalfall verschwindender Kontaktspannung können wir auch eine
einfache Bedingung für das Verhalten derelektrischen Feldstärke an Sprungflächen
angeben. Wir denken uns dazu in den betrachteten Flächenpunkt f!J ein kartesisches
Koordinatensystem mit der Richtung der z-Achse als Normalenrichtung gelegt
(Abb. 14.5), um auf jeder der beiden Seiten die elektrische Feldstärke als Summe
ihrer Normalkomponente En und ihrer Tangentialkomponente EI gemäß
E = En + EI'
En = e.«; E, = Exex+ Eyey, (14.12)
darzustellen. Anwenden des Satzes von der elektrischen Umlaufspannung auf den
Rand zweier schmaler, kurzer Flächenstreifen liefert nun
I Stellen Sie sich vor, die elektrische Feldstärke nimmt in der Grenzschicht sehr große Werte
a lso
(14.13)
"An ein er Sprungftäche ist die Tangentialkomponente der elektrischen Feld stärke
stetig."?
Betrachten wir nun die Spannungsverteilung in der Umgebung ein es festen
Ortes s" (ka rtesische Koord inat en x, y, z). Verläuft das Potential <p do rt a usreichend
glatt , so kann es durch eine lineare Funktion <p' approx imie rt werde n. D.h. , der Wert
des Potentials an einem ben achbarten Ort !!2, der in bezu g a uf f/J die kartesischen
Ko ordinaten ( ~, I} , 0 besitzt, läßt sich au s
o<p . 1 ]
<px= - = hm - [ <p(x + ~, y, z) - <p(x, y, z) , usw.
. ox ~ - o ~
berechnen. Die einem Kurvenstück von f!I nach !!2 zugeo rdn ete Sp annung ist dann
(s. GI. (9.4))
Es handelt sich dabei um die Normalprojektionen der Beziehung (9.3) auf die
Richtungen eine s kartesischen Koordinatensystems. Die Darstellung (14.14) zieht
übrigen s eine weitere lokale Eigen schaft der elektrischen Feld stärke im (quas i-)
elektrostatischen Feld nach sich, nämlich
2 Die Sprungbedi ngu ng (14.13) gilt auch für Flächen mit konstanter Kont aktspann ung.
14.4 Materiaigieichungen 277
Sie folgt aus der Unabhängigkeit des Wertes (stetiger) gemischter partieller
Ableitungen von der Reihenfolge, in der die partiellen Ableitungen ausgeführt
werden.
14.4 Materialgleichungen
Eine spezielle Art der Verknüpfung lokaler Feldgrößen tritt bei der makroskopischen
Beschreibung des Verhaltens von Körpern mit Hilfe von Materialgleichungen auf.
Wir beschränken uns hier auf isotrope Körper, d.h. auf Materialgleichungen der
Form
(14.16)
(14.17)
für isotrope Leiter (s. Gin . (9.31) bzw. (12.9)). Dabei müssen die Permittivität 8 und
die elektrische Leitfähigkeit y nicht notwendig konstant sein; die elektrischen
Eigenschaften des leeren Raumes werden aber mit 8 = 8 0 und y = 0 formal erfaßt.
Die Werte der Materialgrößen 8 und y beeinflussen das Verhalten der Feldgrößen
natürlich auch an Sprungflächen. Beispielsweise folgt an der Oberfläche eines
stromfreien Leiters (Bezugssinn von innen (-) nach außen ( +)) wegen E- =0 au s
der Sprungbedingung (14.13) Et+ =0. Die Feldstärke besitzt also an der Oberfläche
eines stromfreien Leiters höchstens eine Normalkomponente, mit anderen Worten,
E+ steht immer senkrecht auf der Oberfläche. Befindet sich im Außenraum ein
isotropes Dielektrikum mit dem Oberflächenwert 8+ der Permittivität, dann liefern
die Gin . (14.16) und (14.6) mit jj - = Ö zusätzlich
(14.18)
(14.19)
und speziell: "An einer ladungsfreien (0" = 0) Grenzfläche zwischen zwei Dielektrika
278 14 Globale und lokale Eigenschaft en elekt rischer Felder
(14.20)
Üb erdies
_ erhalten
_ wir wegen E n+ = J n jy + und E-n = J n jy- aus GI. (14.6) zusammen
mit D ± = f:oE ±
(14.21)
An der Kontaktfläche stellt sich demnach infolge des Stromübertritts auch eine
(i.a. sehr kleine) Flächenladung ein.
14.5 Fragen
I. Wie laut et der Sat z von der Erhaltung der elektrischen Ladung? Gilt er allgemein')
2, Was verstehen Sie unter einer Sprungfläche?
3. Wie wirkt sich der Sat z von der Erh altung der elektrischen Ladung an einer Sprungfläche au s')
4. Wie laut et die lokale Kontinuität sgleichung für die elektrische Ladung?
5. Welche Form nimmt der Sat z vom elekt rischen Hüllenfluß an Sprungflächen a n?
6. Welche s Verh alt en des elektrostatischen Potentials an Sprungflächen folgt au s dem Sat z von de r
elektrischen U mlaufspa nnung? Gilt dieser Sat z allgemein ?
7. Wie verh ält sich die elektrische Feld stärke an einer Sprungfläc he?
8. Wie verhä lt sich die elektrische Stro mdichte speziell an der G renzfläche eines Leiters zu einem
Isolator ?
9. Durch welche Materialgleichungen werd en isotrop e Dielektrika und isot rop e Leiter in einfachen
Fä llen beschri eben ?
10. Warum gibt es beim stat ionä ren St romübertritt an eine r Kontaktfläche i.a. Flächenladungen?
14.6 Aufgaben
A14.2 Elektrisches Feld an einer Grenzfläche: Der Halbraum z < 0 sei von einem
Dielektrikum mit er = 2 ausgefüllt ; es herrsche dort die elektrische Feldstärke E =
(- 30-e x+ 40-ey- 20-e z) kVIm. Bestimmen Sie die Feldstärke im angrenzenden
Halbraum z > 0, wenn sich dort ein Dielektrikum mit er = 6,5 befindet und die
Grenzfläche ladungsfrei ist.
A14.4 Sprung der elektrischen Feldstärke: Auf der einen Seite der Grenzfläche
zwischen zwei schwach leitfähigen Dielektrika (Abb. A14.4) ist die elektrische
Feldstärke
bekannt. Berechnen Sie daraus die Feldstärke E2 auf der anderen Seite der
Grenzfläche im stationären Zustand.
Abb. A14.4
Abb. A14.5
280 14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder
(i) Geben Sie eine Ersatzschaltung aus idealen Kondensatoren und Wider-
ständen an .
(ii) Es liegt (über lange Zeit) eine Gleichspannung U = 220 V an den Klemmen.
Geben Sie die elektrischen Feldstärken in den beiden Schichten
(a) unter Vernachlässigung,
(b) unter Berücksichtigung der Leitfähigkeit an .
(iii) Die lang anliegende Gleichspannungsquelle wird vom Kondensator
getrennt und die Kondensatorklemmen werden kurzzeitig kurzgeschlossen.
Wie ist der Zeitverlauf der Spannung zwischen den wieder offenen Klem-
men?
ul ~~«~ t::~:
t'2 = 5; Y2 = 4.10 - 12 Sjm
Abb.AI4.6a
A14.7 Restspannung eines Kondensators: Bei einem Kondensator nach Abb. A14.7a
(aktive Fläche A = 3,5 m 2 , Elektrodenabstand d = 1 mm) befindet sich zwischen
dem schwach leitfähigen Dielektrikum (I:, = 10;}' ~ 10- t2 S/m) und einer Elektrode
eine leere Schicht (Dicke 1J = 0,1 mm).
(i) Geben Sie eine Ersatzschaltung mit idealen Kondensatoren und Wider-
ständen an .
(ii) An den ungeladenen Kondensator wird die Gleichspannung U = 500 V
gelegt. Geben Sie den Zeitverlauf der elektrischen Feldstärke im Dielek-
trikum und in der leeren Schicht an .
(iii) Der Kondensator liegt lange Zeit an U = 500 V. Dann werden die Klemmen
von der Quelle getrennt und kurzzeitig miteinander verbunden (Kurzschluß) .
Geben Sie den Zeitverlauf der Spannung zwischen den wieder offenen
Klemmen an.
U[W~#ffi~ t o, Y=0
Abb. A14.7a
14.6 Aufgaben 281
I x I
I I
I ,,(x) I
I I
1,,+-+-_ - ;
Abb. A14.8a
0 -+-- +-- - -
x
Abb. A14.9a
282 14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder
Abb. A14.lOa
o--_ x
E,=5
!! =0,1 C/m 3
Abb. Al4.12a
A = I cm?
E
:1.
E
:1.
o
Abb. A14.l3a
Abb. A14.l4a
Leiten Sie daraus Ausdrücke für die elektrische Feldstärke E( x) und für die
Raumladungsdichte e(x) ab . Wie hängt e von qJ ab?
Anod e
x
a
Kathod e
Abb. A14.lS
284 14 Globale und lokale Eigenschaften elektri scher Felder
mit Yo = I Szrn, a = 20 mm erfaßt wird . Durch die Schicht fließt ein elektrischer
Strom der Dichte J = 10 A/cm 2 • Die elektrische Feldstärke in den Metallelektroden
kann vernachlässigt werden. Berechnen und skizzieren sie
(i) den Verlauf des Potentials qJ(x) und den Wert der elektrischen Spannung U,
(ii) den Verlauf der Dichte der Joule-Verluste p(x),
(iii) die Verteilung der elektrischen Ladung (Raumladungsdichte Q(x) in der
Schicht und Flächenladungsdichten an den Elektroden).
+--.. x
u
Abb. A14.16a
(J = 15 nC/cm 2
o. in
E
:1-
o
Metallelek trode
Zwischenraum. s, = I
Abb. A14.1.7a
14.6 Aufgaben 285
"Pi l
A~ u~ ~ +
b ~
-_-
1';0
3~
- -
l' = 0; 00
-- ----_ V
Abb. A14.l8a
E
E
o
§ J~ ~ ~ P
9
q q ql
// qq
~ jv
d
I
V') ) /. ~ 9~(
ll..---O
0, = 6,5
Abb. A14.19a
Oxid
20nm
10mm
Abb. A14.20a
Lösungen der Aufgaben
15 10
Atomkern: D K ::::: 10- m, Atom: DA::::: 10- m.
10 em 0,1 m
Vergrößerung J1 = 5 = = 10 14 ,
10- 1 m 1O - 1 5 m
vergrößert es Atom : D ~ =J1D A ::::: 10 14 ' 1O - 1om
= 10km.
A1.3 Entfernungen:
UE 4 ·10 7m
t= - = - - -=O 13 s
Co 3· 108 mls ' .
A 1.4 Richtungen:
Vergleich mit
(i) cx x, cx y, CX z sind die Winkel zwischen der Richtung e und den Achsenrich-
tungen.
(ii) r g ,p = (Xg - x &'lex + (yg - y,p)e y + (Zg - Z,p )e z
= (1,12m)e x + (-1,07 m)e y + (-0,79 m)e z = rg.,!" e g&"
rg.q.t = J(X g - X,p)2 + (yg - y,p)2 + (Z2 - Z,p)2 = 1,74m,
e g&, = r g&, /rg.q.t = O,64e x - 0,62e y - 0,45e z
= cos(cxx)ex + cos(cxy)ey+ cos(cxz)ez,
CX x = arccos(0,64) = 0,88 = 50°,
cx y = arccos( -0,62) = 2,24 = 128°,
CX z = arccos( - 0,45) = 2,04 = 117°.
(iii) r = re = rcos(cxx)ex + rcos(cxy)ey + rcos(cxz)ez,
r 2 = [rcos(cxx)J2 + [rcos(cxy)]2 + [rcos(cxz)]2,
1 = cos 2(cx x) + cos 2(cx) + cos 2(cx z).
z" = rcos(1X z)
e.
X tJ' = r costa.)
Abb. A1.4
tg - t,p = (cx/2n)T,
288 Lösun gen der Aufgab en
Geschwindigkeit
23
N ) =(!Ge NA =5,36~ 6,02 ' 10 mol-I =442 '1022cm -3 .
( V Ge M Ge cm 73 g mol " 1
Kupfer:
23 I
N) =(!Cu NA =8,92~ 6,02' 10 m_oll- =8,39 '1022cm -3 .
( V Cu M Cu cm 64gmol
N N 3
NE1= -VEI= -a .
V V
Kochsalz:
Germanium:
N EI = 4,42'10 22 cm -3'(5,65'10- 10 m)" ::::: 8.
(Diamantstruktur, wie C, Si, Sn)
Kupfer:
N EI = 8,39'10 22 cm -3 '(3,6 '10- 10 m):' ::::: 4.
(Kubisch-f1ächenzentriert)
290 Lösungen der Aufgahen
Stotfmenge n = N/ N A,
Atomare Masseneinheit
lu = ~ ( m ) = 1,66.10 - 2 7 kg.
12 N 1 2C
1u :=::; Protonenmasse .
2 3rnol I 3
6,02·10 - -- -
- --
- .--,----
IO- g 03101 5 cm - 3 .
= I ,.
58,5 g mol - 1 010 3 cm'
Impuls
8 102 kg -LO" m
0
Mittlere Bremskraft
entgegen Bewegungsrichtung.
A3.2 Neutronensterne:
Lösun gen der Aufgabe n 291
m m Nm 22 '10 3 0kg'l kg
(ii) F = G_ I _2 = 6,670 , 10- 1 1 - - = 1,3 '10 12 N.
,2 kg 2 (10 4 m) 2
~
m 6 '4,8 , 108 kg
d=3 - - =3 3
~ 49 m.
ne Fe n '7,9 '10 kg/m '
F = QE = - eE = - eEe =
Elektron beginnt Bewegung entgegen Richtung von E.
Allgemein: Für geradlinige Bewegung mit konstanter Beschleunigung a, Start bei
t = 0 mit v = 0, ist
e
F =m e a= -eEe, a= -ae , a= - E,
me
19 2
v= J2 e Es = 2 _1,_6 '_1_0_- _ _C-o-·,.-1_0_ k-o-g_m
_. 10- 2 m = 0 59· 106 m/s .
me 9,ll '1O - 3 1kgs2C '
Graph ische Darstellung in Abb. A3.4. Beachten Sie den relat iv sta rken Abfall.
292 Lösungen der Aufg ab en
4
\
\
-,
--
2
r
o
o 2 3
Abb. A3.4
Fü r Elektronen ist
A4.1 Normalprojektion:
Begründung:
F. = 1" cost«),
F, = Fcos(a Fx)' F; = Fcos(a Fy), F; = Fcos(a Fz)'
co s(a) = cos( a Fx) cos( a x) + cos( a Fy) cos(a y) + cos(a Fz)co s(a z ),
F. = F [cos (aFx) cos(a x) + ...] = F xcos( a x) + ....
Konservatives Kraftfeld: Die Arbeit A(~) entl ang jeder geschlo ssenen Kurve ~
ist gleich Null. Zerlegung der Kurve ~ gem äß Abb . A4.2 in Abschnitte in Richtung
der Feldstärke und senkrecht dazu ; beliebige Verfeinerung und dam it hinre ichend
genaue Ann äherung an ~ möglich . Abschnitte senkrecht zur Feld stärke liefern
Lösungen der Aufgaben 293
x4
.,/ ........
..... ~
/ 1-r-z-
--
)
-, /"
X3
......
J
Abb. A4.2
A4.3 Zuggarnitur:
Bezeichnen P I ' P 2 "" die mittleren Leistungen wä hre nd der Zeitabschnitte tlt l'
tlt 2 , • • • , so gilt
9
A = 1,41 ,10 J = 39 1,7 kW h.
.. A 1,41 , 109 Ws
(11) P = - = = 1,679 ' 106 W = 1,679 M W.
t 840s
A4.4 Crash-Testanlage:
A4.5 Handhabungsgerät:
W 1 =mgh,
dk m 500
P = W 1dk/ d t = mgh - = 20 kg·9,81- ·3 m ·- - = 81,8W.
dt S2 3600 s
A4.6 Wasserkraftwerk:
..
(ii) P=
150MW =2 14,3 · 103k W,
0,7
. P 214,3. 10 3 k W vm -rrr'
V=- = = 508m 3/s.
P'h 9,81kW ·s·43 m
A4.7 Brunnenpumpe:
3
p=rilgh = VQgh= 2 m . 103 kg . 9,8 1 ~ . 6 m = 82 W.
YJP 'Ip 3600 s m' S2 0,4
SE= - r,
-2- =SS - ( Rs )2= 64,2· 106 2W (6,91. 10 m) 2 = 1,36kW/m 2,
8
11
4nR sE RSE m 1,5·10 m
A~
~ E
Thermische Leistung
Temperaturerhöhung
2
tl.9=t1~LS= 0,75'lm '4m '0,8kW/m =5,73K=5,73 °C.
Vec O,II/s'l kg/I '4,19kWs/(kgK)
kJ kg
P= cmtl.9 =4,19 - - '0,1- '50K= 21 kW,
kgK s
Die Darstellung ist von der Form a = asin(wt) . Damit ist die
Amplitude a= 3 um,
Schwingungsbrei te 2a = 6 um,
3
= ~ = 9,43 '10 S-I = 15kHz
Frequenz I 2n 2n "
Kreisfrequenz w= 9,43 ,10 3 S-I,
Periodendauer T= 1/1 = 0,67 ms.
AS.2 Schallwelle:
Amplitude a = 10 um,
l
Kreisfrequenz w=2nl=2n-440s- 1 =2,76 '10 3s - ,
3s 1
w 2,76'10 - 8 3 -I
Kreiswellenzahl k= -= = 1 m
c 340m S-I ' .
Damit ist
c 340ms- 1
Wellenl änge }. = - = 1 = 0,77 m,
I 440s-
1 1
Periodendauer T= -= =227ms
I 440s- 1 ' ,
ist
a=(lOJlm)Sin[2n(- x _ _ t
0,77 m 2,27 ms
)J.
AS.3 Elektromagnetische Welle:
AS.4 Ultrakurzwellenbereich:
C 3.10 8 m/s
A =~= = 343m
1 !1 87,5' 10 6 /s ' ,
8
). = Co = 3.10 m/s = 2 78 m.
2 !2 108'10 6 /s '
AS.S Strahlstärke:
10- 3 A -t------,
O -+---+---~---
I
....
o 2s
Abb. A6.2d
298 Lösungen der Aufgaben
1ü- 3 A - -
i
4 5
0-!---4--........-.....----.,i----Ji----.---
o 2 3 6s
0-+--\-----+--+--_
- i -+---~
20ms
A6.4 Driftgeschwindigkeit:
Teilchendichte
elektrische Stromdichte
J = - eneuD = I/A ,
Driftgeschwindigkeit
I -300Acm 3
UD = - - - = = - 3,2.10- 3 cm/s = - 32 um/s,
Aen e 7cm 2 ·1,6·10- 1 9 As·8,37 ·10 2 2
A6.5 Faraday-Konstante:
19
F = eN A = 1,602.10 - C ·6,022·10 2 3 mol -I = 96486 C/mol.
Lösungen der Aufgaben 299
m 1,118,10- 6 kg
Q = eN = neN A = - F = '9,6486' 10 4 Czmol = 1,00 C.
M 0,108 kg /mol
A6.7 Wasserstofferzeugung:
N m
Q = It =eN = -eN A = -eN A
NA M
103 g
= · 1 6.10- 19 AS'6 02'10 2 3 /mol = 9 63 '10 7 C.
1 g/mol ' , ,
Unter Normalbedingungen ist eH2 = 0,09 kg/m ', d.h. 1 kg H 2-Gas besitzt
das Normalvolumen 11,1 rrr',
(ii) W= UIt= UQ=2Y'9,63'10 7C= 192,6MJ= 53,5kWh.
m M N M I
v= - = - - = - - - -
e M NAeM 2eN Ae M
63,7 g/mol 30 A
- - - --,------
3
- -- - - 3 - -- - - = 0,0742 cm/s = 2,67 m/h,
2 '96,4 '10 As/moI8,9 g/cm '15 cm'10- 3 cm
Abzuscheidende Masse
Q = 2eN = nlt
(i) Verbraucherbezugssystem,
I = V / R, P = V I = RI z = V z/ R; R = I n.
(iii) P = U 2 jR ;
a) PI = U 2j (nR), P I = Pjn ;
b) P 2 = (nU)2j R, P 2 = Pn 2.
I
I I
IA ~ p
I
o IW
!
- lA o
t
T =20ms T= 20 ms
p
IA - P-
I,OW
o
! O,5 W - -1-- - - -
o
-lA
T= 20 ms
T= 20 ms I
'1
!
i sin(wt)
IA p
Psin2(w t)
I,OW
0
O,5W
-lA 0
T = 20 ms T = 20 ms
o+--H---4---i
o :1 2 3V
I
0,7V
v -
Abb. A6.14c
(i) Aus der Kennlinie für die Reihenschaltung (strichliert in Abb. A6.16c) und
aus den Einzelkennlinien folgt
I I = 12 = I ~ 1,15 A;
U I ~ 11 Y (l5W-Lampe); U2~ 1 Y (40W-Lampe).
(ii) PI=UJI~12,7W;P2=U212~1,1W.
(iii) Die 15 W-Lampe.
4
V2
A
3
1
I
2
VI
V = V I +V 2
5 10 I 15V
J
12V
Abb. A6.16c
Lösungen der Aufgaben 303
Daraus folgt
I = Pm = SOO kW = 784 A.
'IV 0,8S'7S0 Y
Daraus folgt
A6.19 Schleifmaschinenantrieb:
Daraus folgt
A6.20 Beschleunigungsantrieb:
Daraus folgt a = v2 /(2s), und mit F = rna = const ist die zugehörige mechanische
Leistung
v3
P =Fv=rn -
rn 2s
Pe = R f 2 +P rn= ut,
ergibt sic h dann
EI. Ladung [Q] = [ )Fr] = (l dyn)I /2' (1 cm) = (1 g)I /2'(1 cm) 3/2'(1 s) - 1,
-
R
= 2 36 -
( U )0.25
1 kil ' 1 kV '
d.h., im Verbraucherbezugssystem,
( u;
~ ) 0 . 7 5 _ 2,36kil _ 1
- 1- -,
lkV 10
also
lkV
mit 10 = = 0424A.
2,36kil '
I, ...---::--...
;"-,
t '" I_/ A
I
t'
B D
~/4 16~
12 V4
... -, U•
~!~) ;~~)
'- ;"
C
Abb. A8.tb
(i) U2 = R2/ ,
13 = -U 2 = -R 2 I = -
50- ' 6 A -sin
- tcor) = 2 A "Slfl
. (wt) .
R3 R3 150
I 1 = 1 + 13 = 8A ·sin(wt).
UAß = UI =RI/ I = 100·8A·sin(wt)=80Y ·sin(wt).
U BC = U 2 = R 21 = 50 ·6 A -sintcor) = 30 Y·sin(wt).
(ii) Momentanleistung
A c
R3
Abb. A8.2b
Lösungen der Aufgaben 307
R = RABR p ~ 0 95R
' AB '
R AB + Rp
0,95
=- Rp= - R AB= 19R AB= 1,9kO.
0,05
RAR RR
~
A B
A8.4 Ersatzwiderstand:
A8.S Dreieck-8tern-Umwandlung:
und analog
Abkürzung: .Dreieckswiderstand"
308 Lösun gen der Aufgabe n
Weiter s ist
1
1
l [(I) - (II ) + (I1I)] =R 10 = -[RdR 2 3 + R 3d-R dR 31 + Rd+ R 31(R12 + RdJ
2R o
= R 12R31/Rn,
also
und analog
R IO
vI =---?
vi R 20
0
R JO
2 R 23
2
A bb. A8.5b
Abkürzung: "Sternleitwert"
und analog
Lösun gen der Aufgaben 309
Damit folgt
I
H(I) + (11) -(111)] = G 1Z = - [G10(G ZO+ G3 0 ) + G ZO(G 30 + G IO) + G3 0(G 10 + G ZO)]
2Gs
= GIOGZ O/Gs'
also
und analog
o
G 3 (l
3
2 L-- ~
Abb. AB.Sc
A8.6 Stern-Polygon-Umwandlung:
zugeführt, wobei die Sternspannung U kOals Differenz CfJk - CfJo der "Knoten-
potentiale" dargestellt wird. Weiters ist
I n n
= CfJo = -G
sr
L G,oCfJ"
= I
Gs = LG
1= I
lO •
Damit folgt
also
I =
k
fL... GkOG rOU
G kr s
r= 1 5
310 Lösungen der Aufgaben
i, =L Gk,U k,
,=1
entspricht. Die beiden letzten Beziehungen müssen für beliebige Wahl der
U kr identisch sein. Daraus folgt die angegebene Umwandlungsformel.
(ii) Die Umkehrung ist i.a. nicht möglich, weil sich n(n - 1)/2 Bedingungen zur
Bestimmung von n Widerständen ergeben.
A8.7 Ersatzwiderstand:
R D = 1,32kn,
R = 0,22'0,1 kn = 1667 n
10 1,32 "
0,22'1
R 2 0= - -kn= 166,7n,
1,32
°
R 3 0 = - '1·1
- kn = 75,76n.
1,32
R = R lO + (R 2 0 + R4) II (R 3 0 + R s) = 164,Sn.
2 l30n
R 20 R4
R IO
B
A 0
RJ O 220n
3 Rs
Abb. A8.7b
A8.8 Ersatzwiderstand:
R R/3 R/3
A o-N=~---e=}--.,..-{=::J---O B
R/3
Abb. A8.8b
Lösun gen der Aufgaben 311
A 2R R
\ 2R
2R 2R
2~
R
B
B
Abb. A8.9b Abb. A8.ge
2.rI3!
2R R C R C
2R 2R
~D D
R
Abb. A8.9d Abb. A8.ge
A8.10 Widerstandskette:
also
312 Lösungen der Aufgaben
Abb. A8.10b
A8.1l Teilerregeln:
Abb. A8.11b
A8.t2 Spannungsteiler:
(ii)
11 !X2 = R2 !Xo
=- - = -!X2 - - !Xo = -1- - 1 = --~
- P - p,
(1+p)R 1 1 + p !Xo l+p I+p
fzl O,28fH 2
W 2,81n ' / 2
Ion sn
2n isn
W 1,39 n ' / 2
föl O,94n'/ 2
Abb. A8.13b
1 = 2/ 1 =28A;
Rges = zn + IOn [I IOn 11 sn = 4,sn
Uq = Rges / = 4,s n' 28 A = l26V.
1= 211
11 11
2n 1(
2 2
Uq~
IOn 100
Abb. A8.14b
Daraus folgt
R; A
c[J]~
B
Abb. A8.15b
-Uq l + R I + Uq 2=O
folgt dann
1= (U q l - UdIR,
und damit sind die abgegebenen Leistungen der Quellen
Abb. A8.16b
Lösungen der Aufgaben 315
AU 0,5 V
Uq = Uo=4,5V; R. =-= - -=250.
I M 0,2A '
p = Uq.fk= U~ =203W
max 2 2 4R. ' ,
1
,
\
0,4
\
0,2
\,
\
o
o 2
u--+•
3 4 i 5V
U o=4,5V
A8.I8 Grundstromkreis:
R. U R./R j
(i) U= Uq => Abb . A8.18b.
Rj+R. Uq 1 + R./R;'
Uq I _ Uq I 1
(ii) 1= k- => Abb . A8.18c.
R;+R.' Rj Ik 1 + R./R;'
,',0 1,0
U 0,5 -+-+7,I""--+---If---1 r
I
0,5 -+--'r'i"'---+---I~-1
Uq I:
-- --
0-+---'1---+-+----1
2 3 4 o 2 3 4
Ra Ra
R; R;
t, = V s/R lo R ; = R 1 11 R 2.
Abb. A8.20b
Lösungen der Aufgaben 317
(i) Ersatzspannungsquelle
Berechnen des Ersatzinnenwiderstandes (Abb. A8.21 b):
U q1 - U q2 - R 21q3
11 = --""--- "-'-- ---"----'-'-
R 1+R2+R 4
Uq = U q 1 - (R 1 + R 4 ) / 1,
(ii) Ersatzstromquelle
Berechnen des Ersatzinnenwiderstandes (Abb. A8.21b):
Rückeinsetzen von I 1 in
liefert
Abb. A8.2ld
A8.22 Ersatzquellen:
R , = 20 115,350 = 1,460;
Uq =Ri(U qt + U q 2
e; R j 2
)=1,460(202 + 1O,37)A
5,35
= 17,43V.
20V
r'60, 'Ö
16V
P-Bl
16V
=> I
A 1,60 ~
~
3,750
D 5,63 V
L---6- -l
Abb. A8.22b
Lösungen der Aufgaben 319
A I A
Daraus folgt
I=(15-17,43)V =-021A.
(10 + 1,46)0 '
Fehlerbetrag
Daraus folgt
R
I
=R'1-1/1'
-.llL
und für II I « 1:
Für \/1 < 0,5% muß daher R) < 0,5% . R j = 0,15 0 sein.
320 Lösungen der Aufgaben
.----oA
I
'---~B
Abb . A8.23b
Fehlerbetrag
Daraus folgt
R =R
1 - 1/ 1
u I I/I '
Ru;::,RJI/I·
.-------<;) A
u~~ '----oB
Abb. A8.24b
Lösungen der Aufgaben 321
A8.25 Meßbereichserweiterung:
(p -1)V
=> R v = (p - I)R u ·
V
Rs I
- = => R s=R./(p-l).
R, (p - 1)1
(p-I)U U
Ä~Ä
~
pU
~ (p-I)l R,
Pa VI V Ra
'1 = - = - = - = - ---"--
Pq V i V q Rj + Ra
--
100
r %
/ -
TI··
75
/ 1/
I
V
Y
50
25
IJ
o
o 2 3
a
R 4 5 _
6
R;
•
Abb. A8.26b
U2 r
abgegebene Leistung
Pa = Ra = PO(I + r)2'
innere Verlustleistung
Po
P j = Pq - Pa= - - -2'
(1 + r)
Graphische Darstellung in Abb. A8.27b.
(ii) Die abgegebene Leistung
r
p=p - -
a 0( 1 +r)2
P a •max = Po/4.
Pa r I
1J = - = - - = - = 50%.
Pq 1 + r 2
Po +.w~I.--+-----j--+----j
2
Uq~ 2 3
Ra
r = -
4 5
•
'-----0---'
R;
Abb. A8.27a Abb. A8.27b
U
1 = ~ = 80 mA > 40 mA.
2R il
dP I
d1 = U 0 2 - 2R i21 ~ 0 =>
U
1 = ~ = 27,5 mA < 40 mA.
2R i2
-
30 ,.-..
V 0 2 = 27,5V / V = V02 - Ri 21
\ ,
25
V ,~
1
V
20
"
" V = Vo,- R
15
V O I = IOV
'VV / 1',
11
7,5V "-,
5
'\
-,
i
0
0 10 20 30 40 50 60mA
1--+ 55mA
Abb. A8.28b
U 7,67 V
1= q = = 1,14mA.
R j+R BC 6,75kO
U 8,49 V
I=-q = = 157mA.
2R j 2'2,71 kO '
I. D 8 kn B B
~
I,
=:>
c c
Abb. A8.29b
D 3,3 kn
I,
C 3,3 kn 115,6 kn B B
Abb. A8.29c
A8.30 Strommeßgerät:
0,6mA 0,6mA
=> R 1 + R 2 = - - ,40 0 = 100;
2,4mA 2,4mA
0,6mA
150mA
=> R
1
= 0,6mA ·500 = 20'
150mA
° "
R2 = 100 - 0,20 = 9,80.
Lösungen der Aufgaben 325
A8.31 Spannungsmeßgerät:
1_----- 4 • ..---
Daraus folgt
R I = (3 +J9
+ 32)0 = 9,4030,
R 2 = 100-R I =0,5970.
326 Lösungen der Aufgaben
I,
Abb. A8.32b
ergibt sich
d.h.
1 R 1 u;
-R + -= --1.
U 1 R2 U
gelten, also
Abb. A8.33b
Lösungen der Aufgaben 327
Daraus folgt
u2
PYmax= -q =O ,8mW.
. 4Rj
u~
Abb. A8.34b
°
Für die geforderte halbe Nennleistung, P/P N = 1/2, und mit der Abkürzung x=(I/ I N ) 2
ergibt sich daraus die quadratische Gleichung 3x 2 + x - 2 = mit der positiven
Lösung x = 2/3, also
P /2
UL= - N -=735V
I '
328 Lösungen der Aufgaben
und damit
R; = V N - V L = 1,710.
1
Abb. A8.35
A8.36 Lampenschaltung:
R = V I /1R = 8 V/0,25 A = 32 O.
Abb. A8.36
Lösungen der Aufgaben 329
also
u = ri + I/i.
Die bezogene Stromstärke i ergibt sich somit als Lösung der quadratischen
Gleichung ri2 - ui + 1 = 0 zu
. u+ Ju 2 -4r
1= .
2r
tO/u
u;-I
r= - -
;2
st«
2/u - t - - - - + _
I /u-+--~
o- + - - - - - t - - -
o r
Abb, A8.37c
Die gesuchten Koeffizienten folgen daraus durch Vergleich mit der gegebenen,
allgemeinen Form:
sn I)
I, 4n sn 12
I, - I) 12 + I )
u,j Ion
ju,
Abb. A8.38b
A8.39 Wheatstone-Brücke:
mit x = R IR 3 !(R 2R 4 ), a = R 4 !R 3 •
(ii) Abb . A8.39c,
/= R 2R 4 - R IR 3 V = V q . l -x
R IRz(R 3 + R 4 ) + R 3R 4 (R I + R 2 ) q R 3 I + bx
Lösungen der Aufgaben 331
Abb. A8.39b
-~ -t------=""----
bR J
Abb. A8.39c
Abb. A8.40b
332 Lösungen der Aufgaben
voneinander subtrahiert,
also
A8.41 Thomsonbrücke:
liefert dann
(RN + Ra)k = R, + kR a,
Abb. A8.41b
ergibt sich
/l
=S077
' '1O- 3S 'V q
+2442
' ·1O- 5S ·V A ,
/B = 2,722'10- 5 S' u, -7,SI3 ·1O- 7 S' VA>
und , nach Eintragen in
die Beziehung
10 + 12 10 IA
E:
3 5520
IkO
l,5kO
12
5600
I A-/o+/ t
1U.
4
Abb. A8.42b A bb. A8 .42c
d.h., bezüglich des Eingangs verhä lt sich die Schaltung wie ein Widerstand mit
50S0.
I
II 10 30010
U,
Abb. A8.43b
334 Lösungen der Aufgaben
A8.44 Verstärkerschaltung:
R, = R11IR 2 + R 3 ~ R. + R 3 = 2,6kO;
R7 = R411 Rsll R 6 = 2,43 kO;
Aus
folgt dann
(X V A = V~ - RiB = - (XßR 7 I B
und d araus
sowie
R3
Vj = R 3 I B- (XV A = (R 3 + (XßR 7 )I B ~ Vs ,
R. + R3
Vs - u, VS ßR 7
Ij = ~ , VA = - ßR 7 I B ~ - Vs ,
R. R. + R3 R. + R3
IA=VA~_ ßR 7 u;
R6 R 6(R . + R 3 )
Für Os= 10 mV ergeben sich schließlich die Amplituden
)u, u,B~}'
11 i, RJ ,IA i,
R4 R, R6
u.~ • ~ PIs
A8.45 Zweitorparameter:
Nach der in Abb . A8.45b angegebenen Stromverteilung läßt sich mit der Maschen-
gleichung
d.h.
=5020./ 1 +4,980 ,/ 2,
U2=100·U2+91/3)=100 · ( 12 + 91-100/1-/2)
----'----------"
201
= 4530'/ 1 + 5,470 ./ 2,
Die Koeffizienten 2 ik folgen daraus durch Vergleich mit den angegebenen, allge-
meinen Beziehungen:
2 1 1 = 5020 ; 2 12 = 4,980;
2 2 1 = 453 0; 2 22 = 5,47 O.
ioon
I
11 IJ 12
V, ...;-
I..,
[v,
....
Abb. A8.4Sb
aus
336 Lösungen der Aufgaben
liefert
d.h.
Mit den Bezeichnungen aus Abb. A8.47b folgt aus der Stromteilerregel
2R 2R + L1R
1= I 1= I
1 4R+L1R q' 2 4R+L1R q -
die in das dazu proportionale Stromsignal yUd umgesetzt wird . Bei vernachläs-
sigbarem Laststrom IM tritt daher am Widerstand RM , unabhängig vom Leitungs-
widerstand R L , die Spannung
U - R U _ yRMI q • L1R
M - MY d - 4 1 + L1Rj(4R)
auf.
Abb. A8.47b
U •
U
~ / D
J
'""\. UR
~r).
"-~ 1
7
UR
~
UD
"
1\ ' .
,
\ /
3
2
~ "
/
I~ ""
,
-U R= -RI U\
UR
<,
D 'J<
I'-V ~
o =t'5V
"x \
U ~
-1
I
-0,5 -0,4 - 0,3 -0,2 -0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 V
Abb. A8.48b
,,
~
ID
I U ~ I
•
3
", I
IR R
I D=I-IR,I=4mA ,
IR = U/R , R = l()()!}
2 ~" ", IJ
I
ID I~ -,
-,
J
1"- J~
o I~
-1 K IR IR $,
A I=4mA
-2
-3
-U=-RI R -,
-4 ~
-0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 V
U •
Abb. A8.48c
338 Lösungen der Aufgaben
(d)
3~---++--+'1-----I-----#-'--++1--l----1-
2 --!--+J--+-+~--+--:'-t+--t---i,....
o~f----/l'----+---+---+--+---l----1-
- 1----"fL----H--+--\---+--+---+----11-
- 0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 V
U ~
Abb. A8.48d
. V V+V
2) D z leitet: Analog I), / = - + z, V < - V z, D F sperrt.
RL Rz
V
3) DF und Dz sperren: / = - , - Vz < V< Vs'
RL
(ii) Abbildung A8.49c.
I
I)
2)
Bedingungen: I ~ 0, V D~ V s = 0,7 V.
Maschengleichung: V E = (R I + R 2 ) / + V D- V q; R 1 = 4,6 il; R 2 = 2,2 kil.
Zwei mögliche Zustande:
I) Diode leitet, V D = Vs, / = (V E - U; + Vq)/(R I + R 2 ) > O.
(a) Vq=5V : /=(10-0,7 + 5)V/(4,6 + 2,2)kil = 2,lOmA.
VI =R I/=9,67V; V 2=R 2/=4,63V;
V A=V 2 - Vq= -0,37V.
(b) Vq= -5V: /=(1O-0,7-5)V/(4,6+2,2)kil=0,63mA.
V 1= R 11 = 2,91 V; V 2 = R 21 = 1,39V;
VA = V 2 - V q = 6,39 V.
(c) V q = - 15 V: Führt auf / < 0, nicht möglich.
2) Diode sperrt, / = 0, V D< V s'
(c) Vq=-15V: V D=V E+V q=-5V.
/ = 0; VI = 0; V 2 = 0;
VA = - V q=15V .
U Dl = U D2 = Us, Uq = RI + U, + U E l = RI + U, + U E2 => U E l = U E2 ;
I=(Uq-US-UEl)/R>O => UEl=UE2<Uq-Us=9,3V;
UA = U q - RI = UE 1 •2 + Us < tOV.
U Dl = u; U D2 < Us
Uq = RI + Us + U E 1 => I = (U q - Us - U E l)/ R > 0,
Uq = RI + U D2 + U E2 => U D2 = U, + U E l - U E2 < U., U E l < U E2;
UE l < U q - U, = 9,3 V;
U E2 > U E l ;
UA = UE l + U, < lOV.
(c) D, sperrt, D 2 leitet: Analog zu (b),
U E l > U E2;
U E2<U q-U s=9,3V;
U A=U E2+Us<lOV .
U0 1
~
D1
D2
~
U0 2 I
Abb. A8.51b
Lösungen der Aufgaben 341
Die "O"-Pegel der Eingangsspannung sind < 9,3 V, die ,,l"-Pegel der Eingangs-
spannung sind> 9,3 V zu wählen. Damit ergeben sich Ausgangsspannungen < 10 V
für ,,0" und lOV für ,,1".
Logische UND-Verknüpfung: Der Ausgang ist genau dann (d.h. dann und
nur dann) ,,1", wenn beide Eingänge ,,1" sind .
Aus
Vq = Rli + U, + RFl ol,
0= U; + RFl ol - (R z + RF)loz - V s ,
l=lol+loz
folgt dann
(R l+ RF)lol + Rll oz = Vq V s,
°
-
RFl ol - (R z + RF)loz =
und weiter
Schließlich ist
V 10 = Vs + RFl ol = 0,7 V + 0,19 V = 0,89 V;
V zo = U; + RFl oz = 0,7 V + 0,0003 V = 0,70 V.
342 Lösungen der Aufgaben
Abb. A8.52b
A8.53 Gleichrichter:
I = UE =~ UE>o·
o R 11 (2R) 2 R '
UA = RI = Rl o /3 = UE/2, Usp = UE - UA = UE/2.
(b) U E < 0, Ersatzschaltung nach Abb . A8.53 c, R = 2 k!1;
UE 3 UE
1=- =- - ->0'
o R 11(2R) 2 R '
UA = RI = Rl o /3 = - U E/2, U sp = - U E - UA = - U E/2.
~u.
Abb. A8.53b Abb. A8.53c
Lösungen der Aufgaben 343
A8.54 Gleichrichterschaltung:
insgesamt also
UA = IUEI = Olsin(wt)l.
Die beiden Eingangsspannungen werden meist von einer Transformatorwicklung
mit Mittenanzapfung geliefert.
U E = Uq + UD + U A, UA = RI ~ O.
Ü-t---j_.Jo--olr--+---f--_
Zeitverlauf der Ausgangsspanung für OE> U q in Abb. A8.56c. Für OE< U q sperrt
die Diode dauernd, U A = U E'
O--l---j---\--f---/--..
- OE -t-------300IL--
1=0, U A= U E ,
Lösu ngen der Aufgabe n 345
V 01 = V E - V q 1 < 0,
V 02= -V E-Vq2 < 0 => - Vq 2< V E< V ql '
Abb. AS.57b
1mA -+----,r-
0,6mA
U. I = 6 V -r---;-O+-or
0,4 mA;::t:=t::t:)~
O-J;-- -+-- -\-- t -----,- ..
t
°-,I........4...l....~....,:+r-t--
- 0,2 mA -+------'lrl-flo
..
Abb. AS.57c
Aus
346 Lösungen der Aufgaben
folgt
also
Unter Berücksichtigung von R z » R l' R F , d.h . I z :::::: 0, läßt sich die Rechnung
vereinfachen:
U z - 2U s
- ---
2RF
12
},
R1 ID
2RF
R2
2US~
Abb. A8.58b
A8.59 Spannungsquelle:
Uq = 4 V; R = IOn; U , = 0,7 V;
U = U q - R(l + 10 ),
Dar stellung der Kennlinie in Abb . A8.59c. Wegen 2U s < Uq /2 tritt die maxim ale
Leistung im Kn ickpunkt auf:
P m a x = I,4Y·O,26A=0,36W.
4
,,
r V ,
u 3 ,,
,,
R
2 ,,
I 1,4 V
i\.
1
~
° I'
A8.60 Stromquelle:
Aus den beiden Beziehungen für 1z folgt 1,331 - 1,0561= 1mA, d.h.
1= 3,6mA;
12 lkn
i:
I 2
A
.............
r\
.... \
~~o °
\
5kn 1,111 <,
<,
IOV~ -2
<,
0,111
r-,
5kn
lu -4
° 2 4 6 8 10 12 14 V
0
u-:-:«
Abb. A8.60b Abb. A8.6Oc
348 Lösun gen der Aufgab en
und a us
U D 2 = U - 10 V + I kQ · I, II I = U - 6 V ~ 0
folgt
U~ 6 V .
Abb. A 9.lb
Abb. A9.2c
Lösun gen der Aufga ben 349
A9.3 Tropfengenerator:
N = 5· 3600 = 1,8'10 4
Q = N QT = 1,8'10 - 7 C.
U = Q/C = 1Q,2kV.
A9.4 Streifenleitung:
A9.6 Metallpapier-Kondensator:
erforderliche Streifenlänge
+------
:~
~ b~ ;'mm .1
Abb. A9.6
A9.7 Drehkondensator:
_ l~oA~
C0 -
d
\ I
\ /
1\....... - J
-/
2
r-. ~
V
o -t
-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
xla •
Abb. A9.8b
A9.9 Plattenanordnung:
Mit den Bezeichnungen aus Abb. A9.9c ist, ohne Berücksichtigung von Randstörun-
gen, zunächst
Nach Trennung von den Spannungsquellen bleiben die Ladungen auf den
Platten erhalten,
Daraus folgt
,;JA
j
2
u, 12
UI~ I1
0
Abb. A9,9c
352 Lösungen der Aufgaben
9,7V
I (0 +) = -- - = 44 mA.
s 2200
(ii) Lange Zeit nach dem Schließen von S (t -+ (0 ) ist mit Abb . AI 0.1d
IOV
I (00) = - -- = 27 mA.
s 3720
~ 4'7kn
Abb. AIO.lb Abb. AIO.le
Lösungen der Aufgaben 353
an 150n 220n
AIO.2 Umladevorgang:
(iii) Lange Zeit nach dem Schließen von S (t --+ (0) ist
Aus der Ladungserhaltung und der Spannungsteilerregel folgt mit den Bezeichnun-
gen aus Abb . AIO.3b
und da rau s
d.h.
Abb. AIO.3b
t =O -; U; =0, VA =0;
t =O+: Vc=O, VA=VE= IOV;
R1 2,5 kO
t = co: VA = - - -VE= - - - · IOV = 2V .
R 1 + R2 12,5 kO
~
~ r\.
4 1\" r-,
R,
\ t"- 1--- ....
~
2
r
o
-0,1 0 0.1 0.2 0,3 0,4 0.5 0,6 0.7 0,8 0.9 l.Orns
•
Abb. Al0.4b Abb. AIO.4c
Lösungen der Aufgaben 355
I/
~ - - 7,5V
2 11
o f
-2
/
- - 2,5 V
-4
- 10 o 10 20 30 40 50m s
..
Abb. AIO.5b Abb. AIO.5c
AIO.6 Umladung:
t = 00: I=U q 2 - Uq \
R 1 +R 2 '
356 Lösungen der Aufgaben
Zeitkonstante
t = (RIII R 2)C = 1,11 ms.
80
f
U12
mV ~rt
11 76,3 mV
l,...---
75
tV
70
V
-1 o 2 3 4 5ms
t_
Abb. A10.6b Abb. AlMe
Al 0.7 Kondensator-Reihenschaltung:
die Beziehungen
CI
V2 = - V I = 4,5 V.
C2
2
(b) V 2=100V : V=(1+ ,2) 'I00V=2300V;
0,1
C2
VI = - V 2 = 2200V.
CI
Die Reihenschaltung kann demnach an maximal 105 V betrieben werden.
UI u2
~~
~ U
Abb. AIO.7
Lösungen der Aufgaben 357
UA = R z1 = U q - U c s
1=1 1+1e , U e=R J1 J , 1e=CUe·
U A= Rz Uq~RzUq=10mV~0(verglichenmit U q=10V) ;
R 1 + s, RJ
Ue~Uq=lOV.
t=lms+ : Uq=O; U e~lOV; UA=-Ue~-10V.
t> 1 ms: Zeitkonstante r = 0,1 ms;
alle Ströme und Spannungen streben exponentiell mit der Zeitkon-
stanten r gegen Null.
Zeitverlauf von U A in Abb . AlO.8c.
10 V + - - - - - - - - - - - ,
1,0ms
o-+-+---::~"_T----+__-----:::: 4---
o r 0,5ms
-10 V - i - - - - - - - - - - - - - J ' - -
- C
1=-[U e(t+ T)- Ue(t)] =0
T
358 Lösungen der Aufga ben
also der Wechsel anteil de r Eingangsspannung. Der Gleich anteil (Mi ttelwert) wird
unterdrückt. Den Ze it verl auf vo n U A zeigt Abb. A 10.9b.
u A
~ (U2 - U , )
o
(
- T/ 2 T/ ~
A bb. A IO.9b
Im eingeschw ungenen Zu st and verla ufen alle Grö ßen zeitlich period isch . Da mit
folgt aus I = CU e (Bezugs sinne a us Abb. AI O. lOb) für den Ze itmitte lwer t des
Strom s
k 0 1/ 3 1/2 2/3 I
U A für 0< t < kT (10 V) 6,67 V SV 3,33 V 0
U A für kT < t < T 0 - 3,33 V -5V -6,67 V (-10 V)
V,
o
-- - -- I- -- --v E
-
VI
kT
T
Abb. AIO.lOb
Im eingesc hwu ngenen Zustand verla ufen alle Größen zeitlich periodisch . Dam it
folgt aus 1 = CU c (Bezugssinne aus Abb. A IO.l l b) für den Zeitmitt elwer t des
Stroms
und , wegen U A = RI, auch für den Zeitm ittelwert der Ausga ngsspa nnung tJ A =
RT = o. Es gilt also
wobei
. r
O<t<kT: UA~rUE=-Ul'
kT
,.-1~)
~ VA
V I /2 -+------,.-----------",-
o -+----+----j-\-;;---r-- - - ..
Abb. AIO.I Ib
VA
r
-kT V 1
0
I
kT
T
Abb. AIO.llc
Für f» l/(lOr), d.h. T« IOr ist in erster Näherung U c~ Oe= 0, daher (Bezugssinne
nach Abb. A10.12b) UR = RI ~ U E und damit in zweiter Näherung I = CU A ~
UE/R, also
T
- U1 - + - - - " ' - - -- ---;'"'
4r
o-+-+--t--~--c- ~----
T
-- u4r 1
T I2 TC-/2_-+-_
Abb. AIO.12b
AIO.13 Operationsverstärker:
12 = VA - V..'! = (1
R2
+ ~) VA,
V R2
I E = V E - Vd
R1
= V~
s,
+!!~ ,
vR l
12 + / E = -
v: = VA
- - .
s, »e,
Daraus folgt
R2
VA = - -R V E;
•
invertierender Verstärker.
1
Abb. AIO.I3e
. 1
UA = - - UE ; invertie rend er Int egrat or.
r
n iE UA/R UE/R
~
1 c o(
R R 0
u, 1 u,j
u, oe 1 u;
UA
2SV
0
-sv t
T /2 T/2
Q I .. c-5,7V
UA = - = - 1 fur 0 ::::; 1 < 11 = = 57 ms;
C C I
o-iL-----.-~---~_
o IOOms
Bezeichnungen nach Abb . A10.16b. Der Diodenzweig ist für U A < U s = 0,7 V
gesperrt, d.h. der Kondensator wird zunächst mit konstanter Stromstärke I
geladen.
I _ UsC _ 0,7 V' 10 l1 F _ 6
U =-1 ' 11 - - -- -4,7ms.
AC' I 1,5mA
Abb. AIO.16b
364 Lösungen der Aufgaben
r= 33 ms
1,2
V
1
V
1,0 /' .-I--~
-: V
l---"
0,7;/ I,.o!~
0,6
0,4
/
V
0,2 /
V
o V
o 2 3 4 i 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14ms
4,67ms
Abb. AIO.I6c
AIO.17 Ladungspumpe:
Beim obereren C 1-Wert wird elektrische Ladung von der Quelle in den ersten
Kondensator übernommen (0 1 leitet). Beim unteren Cl-Wert wird elektrische
Ladung vom ersten in den zweiten Kondensator geschoben (0 1 sperrt, 0z leitet).
Der zweite Kondensator wird wegen T« RC z nicht merkbar entladen.
VA
50V
5V
0
t
Abb. AIO.l8b
Lösungen der Aufgaben 365
AI0.19 Kondensatormikrophon:
gilt
C = eoA = eoA Co - -
= ---
x x o + xcos(!2t) x
1 + -cos(Dt)
xo
und damit
x
V R = - V cos(ilt) = 2,5 _
V
.x cos(!2 t).
xo um
Die Bedingung !2 > l /(RC) ~ l /(RC o) bedeutet hier mit Co = eoA/x o = 111 pF die
Beschränkung
AI0.20 Influenz:
Daraus folgt
C 12 50pF
V 20 = V 1o= - -·3kV= 1,25kV .
C 20+C12 120pF
366 Lösungen der Aufgaben
Abb. AIO.20b
Daraus folgt
A Ag= YCuA
- Cu'
YAg
2
A = 2/ = 2 '(20,91 A)2 = 6,25 mm" .
-r; 56 ~ '25 VA
V mm? ' m
A12.3 Überspannungsableiter:
80
n
1
R
70
60
50
40
30 \
\
--
20
10
\
<,
o
o 2 3 4 5 6 7 8 9 10kV
IUI----
Abb. A12.3b
1
Abb. A12.4b
368 Lösungen der Aufgaben
- I - - I
I=J(Q)Qßl = J = -el!' E =J jy= -el!=E(Q)el!'
ß1Q ßIQY
Abb. Al2.Sb
Mit der Annahme kreisförmiger Stromlinien und den Bezeichnungen aus Abb .
A12.6b gilt
Daraus folgt
Q1t
U = Q1tE(O) = - J (O),
y
D/2 yhU fD/2 dQ yhU (D)
I=h f ~2 J(Q)dQ= - 1t ~2 -Q = - 1t ln -d .
Der wirksame Widerstand ist
U 1t 1t
R =- = = = 1,364 kil.
I yh ln(Djd) O,2Sjm'5'1O- 3m'ln(1O)
Abb. A12.6b
Lösungen der Aufgaben 369
At2.7 Umlenkung:
R = nl 2
b[Yl ln ((l2/(1 d + Y2 In ((l3/ (1 2)]
Abb. A12.7b
Ausgehend von Stromlinien entlang der Kegelerzeugenden gilt mit den Bezeich-
nungen aus Abb. A12.8b
I d D-d
J . = 2nb(l' (I = 2" + x tan (a), tan (a) =---u/;
J. I x H
E.= -= - - , S= - -, SI = - - ·
Y 2n yb(l cos (a) cos (a)
370 Lösunge n der Aufga ben
U=
I SI
0
I
Esds = 21lyb sin( cc)
1- -d-'
11
0
dx
x+ - - -
2ta n( cc)
d
x
J"E,
H
~I
Abb. A 12.8b
A 12.9 Flächenstromdichte:
\
-,
'-
Abb. A12.9b
A12.10 Flächenstromverteilung:
Abb. A12.10b
p = eil + el 2 = eacot(rJ./2)e
19
= 1,60'10 - C ' 1,53 '10 - 10
m 'cot(500)e = 1,91 ,10- 2 9 Cm e .
e + + e
Abb. 13.1b
(i) Das elektrische Moment p ist unabhängig vom Bezugspunkt, wenn die
GesamtIadung verschwindet:
A13.3 Dipolantenne:
Da die Gesamtladung der Verteilung ver schw indet, ist das elektrisc he M om ent
unabhängig vom Bezugspunkt.
Die GesamtIadung ist gleich Null, r » I bedeutet Dipolnäherung mit dem elektri-
schen Moment
Lösungen der Aufgaben 373
d.h.
Bedeutet
wobei IX den Winkel zwischen e und er angibt. Damit folgt für das elektrostatische
Potential
1 Pr P X+Y QI X + Y
<p= - -=
2
- - - '- - = - - ' - -
4neo r 4ne or 2
.fir 4neo r3
- 3Pr-P QI.fi __
E= 3 =--3[3cOS(IX)er-e],
4ne or 4neOr
wobei
X+y _ 1( )
() =- - -,
COSIX er=-Xex+yey+Ze z •
.fir r
A13.5 Quadrupol:
Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.5b läßt sich der reziproke Abstand l/r,'1' 1
gemäß
L-
00 1 ( -1 -0 )" -1
"=on! OZ r'
zu
<p(&)= -
4nco
Q ( - -2 + - I + - 1) = - Q
r rd' 1 reJ' 2 4nco r
{/2[ 3 (Z)2
3 -
r
- I I
r
4} ,
] + -O[(llr)]
mit Berü ck sicht igung von Ur «. 1 also
3 -Z)2 - 1]
[( 2(9)
<p(Y') = -
QF
- 3
QF 3 cos-
= -' - 3 ··-
- 1
'
4m;or r 4nco r
z -+-----~ !11
r.Y 1
1
s
o-<!f.--+---
-I 2
Abb. A13.Sb
liefert mit
(! 1 = aCe x + e y), Qi = 2a 2
,
den Ausdruck
oder E = Fe mit
Lösungen der Aufgaben 375
x
a
Abb. A13.6b
A13.7 Bündelleiter:
({JI = ({J2 bedeutet demnach TI;:;:: T2· Nun gilt Q' = CU mit Q' = Tl + T2, also
TI;:;:: T2 = Q' /2. Daraus folgt
376 Lösungen der Aufgaben
C'= neo d =~
In(2D/d e ) ' e
D/2 D/2
a a
(1."1
,01
Abb. A13.7b
A 13.8 Dreileiteranordnung:
(i) Mit dem Bezugspunkt im Ursprung, dem Umkreisradius (20 = a/J3 und
mit, 1+'2 + '3 = 0 ist das Potential in einem allgemeinen Punkt f!jJ
Analoge Ausdrücke geiten für ({J 2 und ({J3 ' Aus, 1 = C'12 V 12 + C'13 V 13 und
wegen der Symmetrie C'12 = C~3 = C'13 := C; folgt weiters
Cf = 2 neo
I 3In(2a/d)
Lösung en der Aufgab en 377
Nun ist
somit
- = - 3C;
E - [ 3U 2 3-e x - Vh3( )- ]
J U 12-U 3 1 ey
4ne oa
2 0'---;---....::.0 3
Abb. A13.8b
378 Lösungen der Aufgaben
Aus dem Überlagerungsprinzip folgt mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.9b für
das Potential
m(/1Jj)
-rer
1_ fr ds r = const,
4nto '{} r
r= Ja 2
+ Z2 = const, f'{} ds = 2na,
Abb. A13.9b
also
r 1
cp(z) =- -;::::::==~
2t o J l + (zla)2
Verlauf von cp entlang der z-Achse in Abb . A13.9c. Ähnlich gilt für die elektrische
Feldstärke
----:(i1l» -_ _1
E- er 4t
f'{} 7erds ' T = const,r = const, e = cos(.9)e z + sin(.9)ee '
o
wegen
cos(.9)= zfr, f
'f5
e ds = 2na =e z
r
also
I
- 3 - 2 -1 o 2 3 zta
Abb. A13.9c
J2
-3 - 2 - 1
2 3 zla
r
~~4- - 0,385-
2soa
Abb. A13.9d
also
mit
f«() = W + (}-3/2, (= bla.
f«() besitzt für ( = bla = l/fi den Maximalwert 2/(3J3) . In diesem Fall ist
380 Lösungen der Aufgaben
r
a
()( ez
h
e
-e ee
Abb. Al3.10b
C/~
In(2D/d)
für den Kapazitätsbelag und a us der Spannung V ist der Ladungsbelag Q' = C' V
zu berechnen. Daraus folgt
lE Im a x ~ 2neIQ'I/2 ~ d In(2D/d)
IVI = 151 kv /cm .
,
od
Der Maximalwert des Betrages der elektrischen Feldstärke tr itt in den in Abb .
A13.llb mit flJ markierten Punkten auf.
U
~~$_QI
9 9
A13.12 Kugelkondensator:
Der maxim ale Feldstärkebetrag Ern ax= IE Im_x' E = Erer> tritt an der inneren Kugel
auf, wobei (Satz vom elektrischen H üllenfluß , Kugels ymmetrie)
Die Funktion
Lösungen der Aufgaben 381
nimmt für feste Werte E rna x und D bei d = D/2 ein Maximum an . Die zugehörige
Kapazität folgt aus V = - Q/(2nf.D) = - Q/C zu C = 2nf.D mit e = f.Of. r •
q>(r)
ba1 -
= - V - _· _, E(r) = - V - - · 2.
ba er
b-ar b-ar
A13.14 Überschußelektronen:
N .ü = lL = f.o nd 2E D = 52,1.10 9 •
- e e
- I - I I
J = -
4nr
-2 er, E = -
4nyr
-2 er> q>= -
4nyr
382 Lösungen der Aufgaben
aus . Da die Behälterwände weit entfernt sind, spielt die Abweichung von der Kugel-
symmetrie in relativ großem Abstand keine Rolle, d.h., die elektrische Spannung
zwischen der Kugelelektrode und dem Behälter wird nahezu vollständig in der
Umgebung der Kugel aufgebracht:
I V I
V;::: - - , R= -;::: - - .
4nyd/2 I 2nyd
In der betrachteten Näherung ist mit den Bezeichnungen aus Abb . A13.16b
also
Q = C V liefert dann
Q ---()~--~-~ -Q
PI
Abb. A13.l6b
Unter der Voraussetzung a« I entspricht das gesuchte elektrische Feld aus Sym-
metriegründen dem einer leitenden Kugel im ursprünglich homogenen Feld der
Stärke ti; = Eoev Eo = - V/I. Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.17b ist daher
Abb. A13.17b
U(r)= - 1(1 1) 1
-- -
2ny r0 r
~ --=const
2nyr0
.
fur r »ro;
U 1
R oo= -= - - '
1 2nyro
1
y = - = O,159 S/m.
nroR
~u(r)
Abb. A13.l8b
- 1 - 1- 1 I
J = - -2 er> E = -J = - -2er> ({)(&) = -2- ,
Znr y 2nyr ny'
I 1
({)3= - -- - -,
2nyr13 2nyr23
384 Lösungen der Aufgaben
U 34 = ({J 3 - ({J4 = _ I_ ( _1 _ _ I _ _I + _1 )
2rry r 13 r23 r 14 r24
rry
(Ia Ja1)
= -I - -
+F 2
= 71 ,66Y;::::70Y.
I
/
9
e,
Abb. A13.l9b
A13.20 Zählrohr:
C = 2rreol
In (D/d)
für die Kapazität (ohne Randstörungen) gilt für die Rad ialprojektion der Feldstärk e
in dem kreiszylindrischen elektrischen Feld
E
I!
= ~= U
2rreo(! oIn(D /d) '
speziell also
2U
EI! = = 3,47 MY/rn;
d In(D /d)
D 2U
(!= - ; EI! = = 0,046MY/rn.
2 Dln(D/d)
Abb. A13.20b
Lösungen der Aufgaben 385
Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.21 folgt unter Vernachlässigung von Rand-
störungen aus
c= 2n1>01
In{D/d)
zunächst
E = Q/l UC/l 2U
rnax 2nsod/2 2nsod/2 dln{D/d)
2U 2·140kV 9
d= =55 mm '
Erna.In{D/d) 60kV/cm'0,834 ' ,
D = 2,304 d = 128,8 mm .
d
D
Abb. AB.21
Der Maximalbetrag E; der Radialfeldstärke EI! tritt an der Kontur des Innenleiters
(Durchmesser d) auf. Die längenbezogene Ladung folgt aus (jj = eE; zu Q' = dnsE;.
Zu dem kreiszylindrischen elektrischen Feld gehört der logarithmische Potential-
verlauf
Bedeutet]' den längenbezogenen, radial nach außen fließenden Strom, so sind mit
den Bezeichnungen aus Abb. A13.23 die Stromdichte und die zugehörige Feldstärke
- 1- ]'
E = -J = - -ee '
y 2n:yg
(D)
U=
f D/ 2
sn
Ee dg = - ln -
2n:y d
]'
G'=-= -
r 2n:y
- - .
U ln(Djd)
Abb. A13.23
Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.24a gilt zunächst für den Kapazitätsbelag
c= -~ .
ln(Djd}
Q' CU 2U
E.= - - = - - = -- -
I 2n:edj2 ned d In (Djd)
Lösungen de r Aufgaben 387
Ihr Verlauf Ei = 2U/f(d) als Funktion von d für feste Werte U und D, in Abb .
A13.24b skizziert, besitzt ein Minimum (f(d) ein Maximum) im Intervall 0< d < D:
Ztu:
C' = - - = 2m; = 125,7pF/m.
In(D/d)
D 0-+------1-+
d
o D
Abb. AI3.24a
Abb. A13.24b
A13.25 Hochspannungsdurchftihrung:
Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß liefert in Verbindung mit der Kreiszylinder-
symmetrie und den Bezeichnungen aus Abb . A13.25b
f
DI 2 Q'
U = E(a) da =- [t ln(2) + In(2)]
412 2ne
I
E
kv~m
50
40
48,1 kV/cm
1\
\
I
~
r-, r-,
30
<, 24kV/cm ~
20
d 10
2d
o
4d o 10 20 30 40mm
Der Satz vom elektrischen Hü llenfluß liefert in Verbindung mit der Kreiszylinder-
symmetrie De = Q'j(2n(! ) und daher
[ 1ln (d)
-!. + - 1ln (d)J
f
2 Z
U= Q'
e d(! = - - - --.3.
d 1 E
dol Z 2neo <:' 1 do e,z dl
e, ( ~) = __ ~' - = 25,489 kY
= 5,10 kV[cstv;
2 2n<:0[;, t d o/2 5· I cm
Q' 25,489 kV
Ee ( -d t + ) = - - - = - -- ·-=6,80kV/cm .
2 2n[;0[;, zd1/2 2,5' 1,5 cm
Der Größtwert des Betrages der elektrischen Feldstärke tritt am Innenrand des
äußeren Dielektrikums auf und ist 6,80kV/cm.
Lösungen der Aufgaben 389
längenbezogen also
Cf = Cf (~ + ~) Cf = 2neo
o 5 5' 0 In(D /d) '
wobei C~ den Kapazitätsbelag des leeren Kabels angibt. Die relative Erhöhung
beträgt demnach
C f - Cf0 = er -
I
= 900
C' 5 %.
o
ist stetig an der Grenzfläche z = I. Die Konstante K bestimmt sich aus der
gegebenen Spannung über
D/ 2
U =- f d /2
Ee d(l = - K In(D /d),
somit
- U ee d D
E(n z)= - - - - -<n< -- O<z <L
"', In(D /d) (I ' 2 '" 2' ,
(ii) 7 = yE,
e'
- y1U e e d D
J((I ,z) = -ln(D/d)
<< o -c-« O<z<l,
2 '" 2'
... 1= 2n(!"- U-
(111) -1[Yt f + Yz(L-f )] ,
In(D/d ) o
2nU
1= - - [Yt f + yz(L - f )].
In(D/d)
A13.29 Geschwindigkeitsverteilung:
Au s der allgeme inen Form des Potentialverlaufs für die vorli egende Symmetrie,
In (e/a)
qJ(e) = U In (b/a) .
D ie Elektronen bewegen sich radial nach außen. Die Ene rgieer ha ltung liefert dann
(nichtrelativistisc h), wegen v(a) ~ 0 und qJ(a) = 0,
1,0
......- .>:V/I
~
0,9 ....- -: /
1 ./
V /
V Y /
v«(I) 0,8 "r
0/
f I~Y
v(b) 0,7
0,6 / /
)1/ ...,
i/ 1/
0,5
0,4 / / ~I ~
r-----OI r--
I
~.
I
er
0,3 /
I I
0,2
0, I
°° 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0
(li b
Abb. AI3 .29b
Lösungen der Aufgab en 391
also
e
V(b)=J2 U.
me
Aus der allgemeinen Form der elektrischen Feldst ärke für die vorliegende Symmetrie,
- K
E =-ee' K =const,
Q
b dQ
U=
fa
K -=Kln(b/a)
Q
der Ausdruck
- -U- ee
E= -,
ln(b /a) Q
V2 _ _ _ eU ee
-m -e =F = -eE = - - - -
Q e ln(b /a) Q
liefert dann
m (b)911 '10-
U= -v 2In - = ' 19
m
3 1kg
' 10 14 - ln (3) = 624,7 V;
2
e a 1,602'10- C S2
A13.31 Potentialsteuerung:
Unter Verwendung der Bezeichnungen aus Abb . A13.31 b verläuft die radial
gerichtete Feldstärke im Bereich d j2 < Q < dM/2 gemäß
dj2
E(Q) = Ei -- .
Q
392 Lösungen der Aufgaben
Daraus folgt
f d, (dM)
M
d /2
V I= E(e)de=Ej~ln - =18,39kV
d;/2 2 dj
und, mit der Spannungsteilerregel,
VI
- - = 0,582.
V-VI
.J -«
....z..- _
Abb. A13.31b
, 2m:o
C I2 = C~I = = 80,3 pF/m;
In(D 2 /D 1 )
C I3 = C~I = O.
1/2 1
J = - -= - = yE
o (j(!1r/2 n(je e
I (D)d
f
D 2
/
u= Eede= - l n ~ .
~2 ny(j
rr/2
1/2
Abb. A13.33b
Aus dem Überlagerungsprinzip folgt mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.34b
für die Stromdichte in einem allgemeinen Plattenpunkt
394 Lösungen de r Aufga ben
-
J (x )= -
I ( 1
- - +--
2m) al2 + x al2 - x
1)e X'
a -d
Ixl ~ -- .
2
Damit lä ßt sich über d ie Fe ldstä rke E = J/y d ie Sp an nung zwische n den Bol zen
berechnen ,
U=
l
(a - d / 2
E. dx = -
I- l
f (a - d /2 (- --I + - _I 0) dx = -In
I (2a -
---
d).
f - (a - dl/2 21t}'b - ( a - dl/2 al2 + x al2 - x 1t}'b d
In(2ald )
R = - o- -- .
1t}'b
---t'H--+ e x
a/2 a/2
Abb. A 13.34b
U nte r Verzic ht a uf die gena uere Beschreibung der St rö mung in den Ü bergangs-
ber eich en folgt unter den Anna hme n eines radial sym metrischen Fe ldes un d de m
n äherungsweisen Ersa tz der T ra peze d urc h Kr eissekt oren nach Abb. A 13.35 b
I 1
Je = - _o, Ee = Je'
CI.(!d }'
für die Tei lspa nnung U 1 und den zugehö rige n Te ilwiders ta nd R I a lso
Lösun gen de r Aufgab en 395
1
R 2 = - =O,357mil,
')'bd
e
.,..,e
ö I e l= l rnrn
I .,..,e
I N
I
- 1- I
E = -] =- - e
')' 27rQ')'1 o
I ln (D)
U=
f D' 2
d/2
Ee dQ = -
Zn»]
- .
d
In(D/d ) 2
P = U! = - -! .
2n')'l
396 Lösu ngen de r Aufgabe n
A13.37 Grabenkondensator:
Mit den Bezeichnungen aus Abb. AI1 37b sind die Kap azität sbc1äge der Grab en-
wände und des Grab enbodens
[;b
C~~ -,
d
0,3511m
-rr
I[
.
l'f
-
i ~ .-
I
I I
I
I
i
.j I..
0,2 11m
Abb. A13.37b
Über t/< = Q~ = C~U ergibt sich dann der Kapazitätsbelag der Abschrägung zu
s ( 1 +-h 2 )
C s, = -ln .
IX h1
11,
Q I = ~. ~
sm (x)
Abb. A13.38b
Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.39b gilt für das Potential und die Feldstärke
des Liniendipols
p' cos(.9)
qJ= ~~ ~--,
E_ _p_'__2_co_s_(_.9---,)-=-e~Q_-_e~y
2neo (} - 2neo (}2 '
p' 1 )
qJ =
( -2ne -(} - E o(} cos(.9) .
o
Soll das Potential an der Kontur (} = a verschwinden, muß p' gemäß p' = 2na2 eoEo
gewählt werden. Damit wird
Abb. A 13.39b
A 13.41 Rotationsellipsoid:
Für ein gestrecktes Rot ationsellipsoid (Abb. A13.41) gilt r 1 + r 2 = L= const ("Gärt-
nerk on struktion" einer Ellip se), wenn r 1 und r 2 die Abstände eines Punktes flJ' vo n
den Brennpunkten bedeut en. Liegt f!1' im Scheitel , so ist speziell r 1 = a - 1/2,
r ri r;
2
2 = a + 1/2, also L = 2a. Für flJ> a m Gürtel ist andererseits = = (//2)2 + b , also
L= 2r 1 = 2J (I/2)2 + b 2 = 2a. Daraus folgt a2 - b2 = (//2)2 ode r, mit der Exzentrizi-
tät e = J a2 - b 2/a, die Beziehung 1= 2ae.
t
cp(f!1')= - -ln
4nco
-
L -I
(L+ I)
,
Q Q
,= -= -,
1 2ae
cp(flJ»
Q
= U =-
C
c = Q = _ , 1_ = _ 4-:-n_c_o_'2_a_e----:- e
- - - - CK ,
U cp(flJ» In ( 2a + 2ae) In)1 + e
2a - 2ae 1- e
wobei C K = 4n coa die Kap azität einer Kugel mit dem Radius a angibt.
Lösun gen der Aufga ben 399
€o U e
o"s = €oEs = -
a - -- - - -
(l - e 2)ln J@+e
--
l- e
Abb. A13.41
Das elektrische Feld im betrachteten Halbraum läßt sich über die Anordnung von
Er satzladungen im leeren Raum nach Abb . A13.42b berechnen ("Spiegelungs-
methode"):
400 Lösungen der Aufgaben
Q
(10= - 2 "
2nl
(J
2 3
or-.....L----=:;:::::;; --Q/I
I
- 2-e.
r
-Q
Die Beziehung r~ 1 /r~2 = jZjb = const definiert nun als geometrischen Ort
der Punkt &> in der Ebene einen Kreis, im Raum eine Kugel. Aus der
speziellen Lage ,0} = &>0'
r~l_a-c_ rc
r~2 - b-a - -Vb'
folgt schließlich die Beziehung a = jb;:.
2 2
folgt
a = r 1 cos(cx 1) - CCOS(.9)}
a = r 2 cos(cx 2 ) - bcos(.9)
und damit
Q b2 _a 2
E=-
r - - -3 .
4nf: o ar2
402 Lösungen der Aufgab en
E
r
=~(~ ~_ b
4m,o b a2
2
_a
ar32
2
) =-Q-[l-
47rB ab
(b -a)b(b +a)]
r 32 '
o
wobei
folgt
0,5 -+------\'"'-----t---------l
(1
O.16-+-_~
8
O-+-----~--t_--
0 + - - - ---+- --=""""-1
o 2
- I -+---------"4- 11 = d/a
oder
Ann ahme: Die Kugel ist so weit vom Boden (und anderen leitenden Körpern)
entfernt, daß sich die Ladung annähernd gleichförmig über die Kugeloberfläche
verteilt. Ist die Isolatorsäule elektrisch nicht polarisierbar, so folgt aus Er = Uj a
mit dem Kugelradius a = dj2
2U 2·2MV
dm i n = - - = = 1,33 m.
e..: 30kVjcm
E(Y'):::::: - Q-+
r 4na 2
Q
4n(2h + a)2
= - Q [ 1 + ( -a-
4na 2 2h + a
)2J.
Die Abwei chung von der Kugelsymmetrie durch den zweiten Term in der eckigen
Klammer beträgt nur et wa 1%. D ie Näherung ist daher gerechtfertigt.
Q
a
9
h +a
E,(9)
h+a
- Q
Abb. AI3.44b
A13.45 Schrittspannung:
h= ~ l -- ~ 18,1 m.
3J3rr/'Es
I 2
4rr 3hz
h J,
h/.,ß
h
hj3ii
Abb. A13.4Sb
Die gesuchten Kräfte lassen sich über die Ersatzanordnung Abb . A13.46b im leeren
Raum aus dem Coulomb-Gesetz berechnen. Es gilt
also
2 y 1
- Q e-----t----. Q
x
a
Abb. A 13.46b
zu berechnen, also
2U 2·5 kV
Eo = = = I,36kV/cm .
h In(4h/d) 2 cm ·ln (40)
d«h
Q'
rp = U +-}----,r-
z
h
rp=o - - -
h
-Q'
rp=-U-
Abb. A13.47b
406 Lös ungen der Aufgabe n
Ersa tza no rdnung nach Abb . A 13.48 b: Zwei par allele, län genbezogen mit ± Q'.
gelad ene Leiterseile im leeren Rau m. Die Spannung 2U I zwischen den Seilen
wird so gewä hlt, daß sich nach Überlageru ng des ursprünglichen Homogenfeldes
die Spannung N ull ergibt, also 2U I = E 02 h. Für die Ersatzano rd nung gilt dann
rrco
- Q'I = C ·2U 1= - - - E0 2h,
In (4 h/d )
EI = - -
Q'I
- = - -
2h e;
-- - ~ - 62 kV/ m.
2rrcod/2 d In(4 h/d)
Wegen Ei l » E o ist dies bere its die gesuchte Feld stärk e an der Oberfl äche des
1
Erdseils. O bwohl das Seil geerd et ist, stellt sich demnach an seiner Oberfl äche ein
erheblicher Feldstärkebetr ag ein.
2h
Abb. A 13.48b
Ersa tzanordnung im leeren Raum nach Abb. A13.49b mit den Ersatz-Linien-
ladungen TI und Tz'
(i) Wird der Feldpunkt ;JjJ a n die Leiter I bzw. 2 gelegt, so liefert dies die
Potentialwerte
2
lfJ l , z = - I - [ Tl,zln (4h) + Tz.lln (J(2h
-- -)Z + - )J
- -D .
2rr~ d D
wo bei T2 =- TI und
also
T1 2h[ 1 1 ]
E = 2m;o h 2 + (x - D/2)2 - h 2 + (x + D/2)2
z
Tl 4hDx
2n:e o [(x + D/2)2 + h 2] [(x - D/2)2 + h 2] ·
D/2 D/2
h
h
Nach Einführung der bezogenen Koordinate ~ und der bezogenen Höhe 1],
x h
~ = D/2' I] = D/2'
und damit Eo = 1,43 kV/m . Der Verlauf ist in Abb . A13.49d skizziert.
E,
0,31E o = 442 V/rn
-2,45
-7 -6 -5 -4 -3 - 2 - I
3 4 5 6 7 .x
~ =
D/2
~ = 2,45,;, x = 2,45 rn
-0,3IE o = - 442 V/rn
Abb. A13.49d
-(
E ?J) = 2- -
4m:o
r f-
'6'
e zcos(a)
r
+ eil sin(a)d S=
2 - -
r cost«) D -
- - - 2-
2m:o r
ne:
Mit
Q = rDn = CU, r = Jh 2 + (D/2)2 = 21,2 mm, cos( a) = h/r
folgt dann
Lösungen der Aufgaben 409
Abb. A13.50b
A14.1 Flächenladungsdichte:
Abb. A14.1
wegen en = ez also
E+ = e- E- = - ~ 20 kY/m = - 6,15kY/m .
z e+ z 6,5
Abb. A14.2
Mit den Bezeichnungen au s Abb . A14.3 folgt a us der Sprungbedingung zum Sat z
von der Erhaltung der elektrischen Ladung (stationärer Fall, 0- = 0), au s dem
lokalen Ohmsehen Ge setz und aus der Sprungbedingung zum Satz vom elektrischen
Hüllenfluß
e. ·[1 ] = 0:
Bei Stromübertritt vom besser zum schlechter leitenden Metall ist die Flächen-
ladungsdichte po sitiv. Ist im vo rliegenden Kontakt (1) Kupfer und (2) Messing,
so gilt
Abb. A 14.3
insgesamt also
Mit dem Ursprung im Kugelmittelpunkt gilt wegen der Radialsymmetrie und der
Bedingung [ EI] = 0
l
OO K K
U = stz ;:z dr = d/2
folgt dann K = Ud /2, für die von der Kugel ausgehenden elektrischen Teilflüsse
also
Damit ist
1 U
u l
= RI U= ~-U, EI = - = 14,7 MV/rn ;
R I +R 2 YI + Y2 1 + YI!Y2 I1
U 2= R 2 U= _ Y_I_ U , 1 U
E2 = - = 7,3 MV/rn.
R I +R 2 Y I + Y2 1 + Y2!YI 12
Daraus folgt
mit
'I = R I CI = f, 1!Y I = 8,85 s; '2 = R 2C2 = f, 2/Y2 = 11,07 s;
,= (R I + R 2)(C I + C 2 ) = 46,46 s.
Skizze der Zeitverläufe in Abb. A 14.6c. U I und U 2 klingen exponentiell
mit den Zeitkonstanten bzw . '1 '2
ab. N ach dem Kurzschluß kann sich
demnach für # '1 '2
zwischen den wieder offenen Klemmen des Konden-
sators eine nicht unerhebliche Sp annung aufbauen, die allmählich wieder
ver sch windet.
lOV
E
'lf
sv V=V I + V 2
Cl
RI :-QI I ~O
0
I I ,,-
!I !2
vI »<.
Q2
L ____ I
R2
-rc: -10V
-sv
V+I
VI
crcOA d-c5
Cl = - -=0 344I1F R l = - -=257MD.;
d-c5 ' r, yA
(ii) Unmittelbar nach dem Anlegen der Spannung stellen sich Teilspannungen
und damit Feldstärken ein gemäß
Lange Zeit nach dem Anlegen der Spannung findet keine Um ladung mehr
statt, IR = 0 =
V l = 0, E l = 0;
V 2 = 500V, E 2 = V 2/c5 = 5,0MVIm.
V ~ = 0, V -; = V = 500V.
j
E
Mv
m
5
3
«:
~
y
'/
~
V
- ----
2
l-
EI
o
0 (00 3OOs
200 t _ _
.-.-
300
V 1--
200
...., 1- -~!~--
/ ~ I
i-'" U=U'+U 2
100 / /'
/
o
1/ -- -- -
UI
f
- 100
V
- 200
L
- 300
0 100 200 3OOs
Abb. A14.7d
A 14.8 Halbleiterübergang:
und es gilt
dD x dq>
- - = Q, - = - Ex '
dx dx
Verlauf der Feld st ärke Ex = Dx/e und des Potentials in Abb. AI4.8b, wobei
Lösungen der Aufgaben 415
E,
0---1:----\---+-----
x
-+---"""'"-+---_ CfJ,
0---+"'=----1----+-----...
x
Abb. A14.8b
(i) Anwenden des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß (Abb. A14.9b) liefert
mit 15 = Dxe x' E = Exe x für die beiden Bereiche
lR<x<l: DX=0"1+QR1R'
folgt
Abb. A14.9b
Abb. A14.9c
Abb. A14.10b
Lösungen der Aufgaben 417
Mit de n Bezeichnungen aus Abb . A14.11 ist ohne Berücksichtigung von Rand-
effekten
C - eoA C _ eoe,A C= Co ,
1 - 1- e5" 2 - e5 ' I - (I - l/e,}e5/1
A
.r
T C, => I
V ==>
--r;- C T C
2
Abb. AI4.l 1
Anwend en des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß (Abb. AI4.12b) liefert mit
iS = DJI.. E = Exe x
I
D'; = a 1 + QX', + QX j.
r
Ex = - (a l
e
Somit ist
418 Lös ungen der Aufgaben
x'=x - l
20
1kV/ m
10
E0
E,
o V
-10
-E o
1/
-20
o 5 10 15 20 25 30jlm
x_
Abb. A14.12c
A 14.13 Ladungsaufteilung:
Bezeichnungen nach Abb . A 14.13b. Lange Zeit na ch dem Anlegen der Spannung ist
IR = 0, U 2 = RI R = 0, U 1 = U
und damit
Abb. A14.13b
Lösungen der Aufgaben 419
= 12min.
A14.14 Raumladungswolke:
As V
(J = D x = coE x = - 8,85.10 - 12_ . 10 7 - = - 88,5I1C/m2 .
Vm m
L~ 0 1
~ E,
10 20 30
Abb. A14.14b
A14.15 Vakuumröhre:
Mit dem gegebenen Ausdruck für das Potential folgt für die Feldstärke
dD x dE x c0 U
Q= - = co- = - -2 - -
4(a)2/3.
dx dx a 9 x
Elimination von x mit Hilfe von xla = (ep/U)3 /4 liefert die Abhängigkeit der
Raumladungsdichte vom Potential zu
420 Lösungen der Aufgaben
(i) Mit Y = Fex, E = E(xfe x ergibt sich für die Feldstärke und daraus für die
Spannung
U= f'
o
E(x)dx = [( 1 + ~) { = 562,5 V.
2a Yo
E(I) -t----~_
E(O) - 1 - = - - - - - - l u
04------4---+ o-f-----4--''--+
x x
o o
Abb. A14.16b
e = -dD = Bo -dE = ~
BoJ
= 44,3 pC/em 3 ,.
dx dx ayo
BoJ
(1 I = BoE(O) = _. = 88,5 pC/em 2 ,
Yo
p(l) -+-----~
p(O) --t"""'----------i
0-+-------+--
x
o
Abb. AI4.16c
A14.17 Elektretmikrophon:
Somit gilt
Abb. A14.17b
A14.18 Grenzflächenladung:
°
t=o- : Qz-Q\ =0, a=O;
t = + : Noch kein merkbarer Ladungstransport über R z, Qz - Q\
t--+ oo: Uz=O, U\=U, Qz-Q\=-Q\= -C\U=aooA,
= 0, o = 0;
C\U coU
o; > - - - = - - .
A a
_ _ _...J/ (1
o --ir--+-------_
u~
A 14.19 Durchschlagsspannung:
°
Aus der Sprungbedingung [Dn ] = folgt mit den Bezeichnungen au s Abb . A 14.19b
d.h. , die Durchschlagsfeldstärke der Luft ist maßgebend. Die anliegende Spannung
darf demnach höch stens
betragen.
Lösun gen der Aufgaben 423
1/ 1/ ~E 1/ 1/ 1/
1/f1~1/1/
11 11 11 1/ 11
Abb. A14.19b
I
31,5W !L'
p
20
V"
1O,5W/ V
10 -f--
~
o
L,'" '"
0 5 10 15 20 25
Abb. A14.20b
Literatur
Kap azitä t, elek trisc he 89, 168, 172, 185 Ku rzschlu ß 123
- , lä ngenbezogene 247ff K urzsc hlußstro m 123
Kap azität sbelag 247ff
Kar tesische Koo rd inat en 5 Ladung, elektrische 27, 52, 89, 98, 163
Ka th ode 26 1,283 Ladungsdi ch te 54, 165, 244
Kelvin 40, 88 Ladungserh altung 52, 98, 2 16, 270
Kern ladungsza hl 53 Lad un gsm om en t 236
Kilo 90 Ladungspumpe 200, 364
Kilogr amm 17, 87 Ladungsträger 52f
Kilop ond 24, 83 Ladungstr an spo rt 56
Kilo wattstunde 37 Ladungstrennung 68
kinetische Grundgleichung 22 Ladungswolk e 53,283, 4 19
Kirchh off-Regel, er ste 100, 103 Ladungsverteilung 54f, 163
- , zweite 104 Länge 3,88
Klit zing-K on stante 93 Laufzeit, Welle 47
Kn oten 101 Leerlauf 123
Kn ot enregel 101 Leerl aufspannung 123
- , erweiterte 103 Leistung 36, 38, 89
Koaxi alk ab el 247, 258, 386 - , elektrisc he 68
Koaxi alleitung 247 -, Spannungsqu elle 112, 123
koh ärente Einheit 84 - , Wide rstand 110
Kollektor schaltung 143, 333 -, Zweipol 112
Kompression swellen 47 Leistungsanpassun g 138, 322
Komponente, Vekto r 8,34, 158 Leiter , elekt rischer 56f
Kond ensat or 173, 182, 185, 349 Leiterbahn 99
- , idea ler 185 Leitfäh igkeit, elektrisc he 16, 220
Ko ndensat orm ikroph o n 200, 365 Leitung 248, 255, 268, 380, 406
Ko nduk ta nz 110 Leitungsqu ersch nitt 223, 366
Kondu kt ivität 220 Leitwert, elek trisc her 89, 110
ko nse rvatives K raftfeld 36,41,292 Lich t 49
Kon stanta n 110 Lichtbogen 141, 329
Kon stan ten, ph ysikalische 93 Lichtgesch wind igkeit 3, 93
Kon ta kt, elektrischer 'Y7 Licht stärke 49, 88
Kont a ktfl äche 279, 4 10 Licht st rom 89
Kont aktspannung 275, 285 linear 177, 22 1
Kont inu ität sgleichung 273 Liniendipol, elektrisc her 236, 24 1
Kont inu um sm od ell 176, 216, 221 Linienladung 164, 236
konz entriert es Str omkreiselem ent 102 Linienladungsdich te 164, 236
Koord inat e 4 Lin ienstrom 2 19
Koordinat entransformati on 5 Liter 91
Kör per 1 5 lok ale Eigenscha ften 270
Korpuskel 15 lok ales Ohmsches Ge setz 219,221
K raft 22, 89 Longitudinalw elle 47
Kr aftfeld 26ff, 35f Luft 15
- , hom o genes 41, 292 Lumen 89
- , ko nse rva tives 36, 4 1,292 Lux 89
K raftgeset z, Cou lombsches 28
- , Newton sches 25 magnet ische Fcld ko nsta nte 62, 93
K raftme ßeinri chtung 142 - Fl ußd ichte 89
Kr a ftwerk 38 magn et ischer F luß 89
Kr eisfrequ en z 46, 48 magn eti sches Fe ld 30
K reiswellen zahl 49 ~ a schen regel 105
Kr istall gitt er 16 M aschine, elektrische 6 1
Ku gelkon densa to r 174, 179, 255, 380 Masse 17, 88, 91
K upfer 16 Ma ßeinheit 8 1
430 Sachverzeichnis
Strom , elekt rischer 16, 30, 56, 98, 216 UN D-Ga tter 146, 339
Strombahn 101 universelle Kon stant e 80, 83, 93
Stromdi chte, elektrisc he 30,2 16,271 UT I, Universal Time 1
stro mfreier Leiter 153, 206 UTC, Universal Time Coo rdinated
Stromkreis 69, 98, 102
Stro mkreiselement, idea les 108 Vaku umröhre 283, 4 19
- , kon zentr iert es 102 van de Gr aalf-Generat or 213
Stro mmesser 61, 69, 139, 324 Vektor 7
Stromquelle 114 Vektoraddition 8
- , gesteuerte 115 Vekto rfeld 30, 205
- , ideale 114, 125 Vektorl inie 205
Stromröhre 216 Verbr aucher 69
Strom stärke , elektri sche 57,88, 217 Verbraucherb ezugssystem 112
Stromte iler 122 Verbraucherzählpfeilsystem 112
Stromteilerregel 122 Verknüpfung 168
Strömungsfeld 30 Verknüpfungsbeziehun g 169
- , elektrisches 216 Verschiebung, dielektri sche 166
Stromversorgung 68, 127 Verstärkerersat zschaltung 144, 334
Stromw aage 92 verteilte elektrische Str öme 216
Stunde 91 Vollweggleichr ichter 128
Superpositio nsprinzip 227 Volt 65, 89
Voltm eter 69
Tag 91 Volumen 18, 91
TAl , Temp s Atomique Intern at ion al Volumen element 19
Teilchen 15 Vorsat zzeichen 90
Teilchendi chte 21, 289 Vorwiderstand 138, 321
Teilchenzahl 20
Teilerregeln 12lf Wärm e 38f
Teilerschaltung 140, 325 Wärmeentwicklung 6 1,22 1
Teilkap azität 193 Wärmek ap azität, spezifische 43, 295
Temperatur 381f Wärmem enge 38
Temp eraturfeld 31 Wärm estrahlung 49
Tensor 31 Wärm estrom 31
Tenso rfeld 31 Wärme str omd ichte 31
Tera 90 Wasserk raftwerk 42, 294
Tesla 89 Wasserstolferzeugung 75, 299
Testkörper 26, 29, 63 Wasserwelle 47
The or ie, physikalische 80 Watt 36, 65, 89
Thermod ynami sche Temperatur 39, 88 Weber 89
Th ermometer 40 Wechselante il 197, 357
Thomsonbrücke 143, 332 Wechselspannung 67, 189
Tr ägheit 16 Wechselspannungsgenerat or 113
Tr ägheitsprinzip 16, 23 Wechselspannungsquelle 113
Tr an sistorverstärker 143, 332f Wechselstrom 59
Transversalwellen 47 Wechselstromquelle 115
Tr ipelpunkt 40 Wegun abh ängigkeit, elektrisc he Spannung 151
Tr opfengenerator 181, 349 Welle 47
Tonn e 91 Wellenau sbr eitun g 47
Tunneldiode 145, 336 Wellenlän ge 49
Wellenzahl 49
Überlagerungsprinzip 227 Wheatston ebr ücke 142, 330
Übe rspa nnungsa bleiter 223, 366 Wickelkondensat or 182, 349
UK W-Bereich 51,297 Widerstand, elektr ischer 70, 89, 109
ultravio lettes Licht 49f - , spezifischer elektrischer 220
Umlaufspannung, elektrische 151, 274 -, Temper atu rabh än gigkeit 110
Sachverzeichnis 433
Da s Buch befaßt sich mit dem Aufbau der Stoffe und mit den technisch
bedeutsamen Werkstoffeigenschaften. Insbesondere stehen hier die elektri-
schen Eigenschaften der Halbleiter, der Metalle und der Isolatoren sowie die
magnetischen Werktstoffeig enschaften im Mittelpunkt des Interesses.
A. Weinmann
Da s Buch vermittelt sowohl theoretische Fundamente für die Anal yse von
linearen und linearisierten Regelkreisen als auch Methoden zum Entwurf und
zur Einstellung einschließlich praktisch-betrieblicher Aspekte. Es ist Unterlage
für Studierende an Technischen Universitäten wie für industriell tätige
Ingeniere und Physiker gedacht.
Preisänd erungen vorhehalten
• •
Sachsen plat z 4-6, P.O.Box 89, A-1201 Wien · 175 Fifrh Avenue, New York, NY IODID, USA
Heidelb erger Platz 3, D-141 97 Berlin . 3-13, Hongo 3-chome, Bunkyo-ku, Tokyo 113, Japan
R. Patzelt, H. W. Fürst (Hrsg.)
Elektrische Meßtechnik
1993.319 Abbildungen. XV, 370 Seiten.
Broschiert DM 53,-, öS 370,-
ISBN 3-211 -82442-1
Dieses Lehrbuch ist für Studierende der Elektrotechnik gedacht. Es gibt eine
Einführung in die grundlegenden Begriffe und Definitionen, die fundamentalen
Meßprinzipien und Meßverfahren sowie die Geräte, wie sie heute verwendet
werden. Die Eigenschaften dieser Meßeinrichtungen werden analysiert und
erläutert. Die Darstellung erfolgt großteils in Begriffen oder graphisch, um
Vernachlässigungen zu vermeiden, die in Formeln oft nötig sind.
H. Weinrichter, F. Hlawatsch
Stochastische Grundlagen
nachrichtentechnischer Signale
1991. 61 Abbildungen. VIII, 169 Seiten.
Broschiert DM 39,-, öS 270,-
ISBN 3-211 -82303-4
Dieses Buch bietet eine Einführung in die Theorie der statistischen Signal-
beschreibung mit spezieller Betonung der digitalen Nachrichten übertra-
gungstechnik.
Sachsenplatz 4-6, P.O.Box 89, A-120 1 Wien· 175 Fifth Avenue, New York, NY 10010, USA
Heide lberger Platz 3, 0-1 4197 Berlin . 3-13, H ongo 3-chome, Bunkyo-ku, Tokyo 113, Japan