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Adalbert Prechtl

Vorlesungen über die


Grun lagen der
Elektrotechnik
Mit 265 Wiederholungsfragen,
225 Aufgaben und Lösungen

Band 1

Springer-Verlag Wien GmbH


O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Adalbert Prechtl
Institut für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik
Technische Universität Wien, Österreich

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.


Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes , der Entnahme
von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und
der Speicherung in Datenverarbe itungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung , vor-
behalten .

ISBN 978-3-7091-3834-2 ISBN 978-3-7091-3833-5 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-7091-3833-5

© 1994 Springer-Verlag Wien


Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Wien New York 1994
Softcover reprint of the hardcover I st edition 1994

Satz: Thomson Press (India) Ltd., New Delhi, 11()()() I


Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier - TCF

Mit 336 Abbildungen

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einhe itsaufnahme

Prechtl, Adalbert:
Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik / Adalbert
PrechtJ. - Wien; New York : Springer.

Bd. 1(1994)
Vorwort

Dies sind die Vorlesungen "Grundlagen der Elektrotechnik", die ich seit Ende der
80er Jahre an der Technischen Universität Wien für alle Studierenden der
elektrotechnischen Studienzweige im ersten Jahr halte. Zusätzlich aufgenommen
wurden zahlreiche Wiederholungsfragen und viele Aufgaben mit Lösungen, die in
den begleitenden Rechenübungen besprochen werden. Ziel dieser Lehrveranstal-
tungen ist es, eine anwendungsnahe Einführung in die grundlegenden Begriffs-
bildungen, Prinzipien und Rechenmethoden der Elektrotechnik zu geben.
An mathematischen Kenntnissen wird zunächst recht wenig vorausgesetzt, der
Wissenszuwachs während des ersten Studienjahres ist jedoch angemessen berück-
sichtigt. Ganz verzichtet habe ich auf die lokalen vektoranalytischen Formulierungen
der Eigenschaften elektromagnetischer Felder zugunsten von Aussagen globaler
Art über Ladungen und Ströme, Spannungen und Flüsse. An Präzision und
formaler Einfachheit geht dabei nichts verloren. Im Gegenteil: Die Verbindungen
zur Netzwerktheorie und zu anderen Beschreibungsformen der elektromagnetischen
Erscheinungen-i-etwa den alternierenden DifTerentialformen ~ Ia sse n sich auf diese
Weise leichter herstellen.
Beim Erstellen der Lehrbehelfe. aus denen beide Bände entstanden sind, haben
mich die Angehörigen des Instituts für Grundlagen und Theorie der Elektrotechnik
kräftig unterstützt. Besonders herzlichen Dank sagen möchte ich meinem verehrten
Vorgänger, Herrn Professor Dr. Hellmut Hofmann, für sein förderndes Wohlwollen
und Herrn Professor Dr. Herbert Haas, dem ich für viele wertvolle Anregungen
verpflichtet bin .

Wien, im März 1994 Adalbert Prechtl


Inhaltsverzeichnis

Hinweise . xi

1 Zeit. Raum. Bewegung 1


1.1 Die Zeit 1
1.2 Der Raum und seine Geometrie 2
1.3 Koordinaten . . . . . . . . . . . . 4
1.4 Richtungen und gerichtete Abst ände 6
1.5 Bewegung 9
1.6 Fragen . 13
1.7 Aufgaben . 14

2 Körper und Teilchen. Masse und Stoffmenge . 15


2.1 Die Bausteine . 15
2.2 Fe stkörper . 16
2.3 Trägheit und Schwere. Die Masse 16
2.4 Die Stoffmenge 20
2.5 Fragen . 21
2.6 Aufgaben . . . . 21

3 Impuls und Kraft. Kraftfelder. Allgemeine Felder 22


3.1 Die kinetische Grundgleichung . 22
3.2 D as Gravitationsgesetz. Gravitationsfelder 25
3.3 Das Coulomb-Gesetz. Elektrische Felder 27
3.4 Allgemeine Felder 30
3.5 Fragen . 31
3.6 Aufgaben . . . . . 32

4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur . 33


4.1 Der Arbeitsbegriff . 33
4.2 Die Energie als Erhaltungsgröße . . 37
4.3 Die Thermodynamische T emperatur 39
4.4 Fragen . 40
4.5 Aufgaben . 41

5 Schwingungen und Wellen. Licht 44


5.1 Periodische Vorgänge 44
5.2 Wellenerscheinungen . .. . 47
VIII Inhaltsverzeichnis

5.3 Das elektromagnetische Frequenzspektrum 49


5.4 Fragen . 50
5.5 Aufgaben . 51

6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen 52


6.1 Die elektrische Ladung 52
6.2 Der elektrische Strom . , 56
6.3 Die elektrische Spannung 63
6.4 Die elektrische Leistung . 68
6.5 Elektrischer Widerstand und Ohmsches Gesetz 70
6.6 Fragen . 72
6.7 Aufgaben . 73

7 Physikalische Größen, Einheiten und Dimensionen 80


7.1 Größenarten und Einheiten . . . .. 80
7.2 Größengattungen und Dimensionen 84
7.3 Das Internationale Einheitensystem 87
7.4 Rechnen mit physikalischen Größen 93
7.5 Fragen . 95
7.6 Aufgaben . 96

8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente 98


8.1 Formulierung der Ladungserhaltung 98
8.2 Die erste Kirchhoff-Regel (Knotenregel) 100
8.3 Die zweite Kirchhoff-Regel (Maschenregel) 104
8.4 Einige Stromkreiselemente 108
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 116
8.6 Fragen . 128
8.7 Aufgaben .. . . 130

9 Das elektrische Feld 150


9.1 Die elektrische Spannung 150
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 159
9.3 Verknüpfungen elektrischer Spannungen und Flüsse.
Die Kapazität 168
9.4 Dielektrika 176
9.5 Fragen . 179
9.6 Aufgaben . 180

10 Schaltungen mit Kondensatoren 185


10.1 Kondensatoren . 185
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 187
10.3 Teilkapazitäten 193
10.4 Fragen . 194
10.5 Aufgaben . . . . 195
Inhaltsverzeichnis IX

11 Ergänzendes zum elektrischen Feld . . . . . . . . . . . 202


Il.l Extremwerte des Potentials und der Feldstärke 203
11 .2 Feldlinien 205
11.3 Das elektrische Feld in der Umgebung stromfreier Leiter 206
11.4 Das elektrische Feld im Hohlraum eines stromfreien Leiters. 211
11.5 Der van de Graaff'-Generator 213
I\.6 Das elektrische Feld der Erde 214
11.7 Fragen 215

12 Verteilte elektrische Ströme 216


12.1 Das elektrische Strömungsfeld 216
12.2 Da s lokale Ohmsehe Ge setz 219
12.3 Fragen . 222
12.4 Aufgaben . . . . . . . . . . . . 223

13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder 227


13.1 Punktladungen. Elektrische Punktdipole 227
13.2 Linienladungen. Elektrische Liniendipole 236
13.3 Flächenladungen 242
13.4 Raumladungen 244
13.5 Verwenden von Ausschnitten bekannter Felder 246
13.6 Fragen . 250
13.7 Aufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251

14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder 270


14.1 Der Satz von der Erhaltung der elektrischen Ladung 270
14.2 Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß . . . . . . 273
14.3 Der Satz von der elektrischen Umlaufspannung 274
14.4 Materialgleichungen 277
14.5 Fragen . 278
14.6 Aufgaben . . . 278

Lösungen der Aufgaben 286

Literatur 424

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
Inhalt des zweiten Bandes

15. Magnetische Erscheinungen


16. Das magnetische Feld
17. Elementare Methoden der Berechnung magnetischer Felder
18. Magnetische Kreise
19. Globale und lokale Eigenschaften magnetischer Felder,
20. Induktionserscheinungen
21. Schaltungen mit Spulen und Transformatoren
22. Sinusschwingungen
23. Komplexe Behandlung von Wechselstrom kreisen
24. Resonanzerscheinungen
25. Mehrphasensysteme
26. Das elektromagnetische Feld
27. Elektromagnetische Wellen
28. Energie im Elektromagnetismus
Hinweise

Die "Vorlesungen über die Grundlagen der Elektrotechnik", deren erster Teil in
diesem Band dargelegt ist, sollen Sie mit den Grundzügen der Elektrizitätslehre
vertraut machen und Ihnen damit das Eintreten in unser weitverzweigtes Fachgebiet
ermöglichen. Das Schwergewicht liegt zunächst auf den allgemeineren physikali-
schen Begriffsbildungen und verlagert sich dann zu Begriffen wie der elektrischen
Ladung, dem elektrischen Strom und der elektrischen Spannung. Nach meiner
Erfahrung setzt das konstruktive und sichere Umgehen mit diesen doch recht
abstrakten Größen eine Gewöhnung voraus, die sich am besten durch das
Einnehmen unterschiedlicher Standpunkte und vor allem durch Übung erreichen
läßt. Haben Sie das Gerüst erst einmal gut verankert, wird Ihnen auch das Ver-
ständnis der spezielleren Methoden und Rechenverfahren nicht allzu schwer fallen .
Jedes der vierzehn Kapitel enthält eine Anzahl von Fragen. Verwenden Sie diese
Fragen zur Überprüfung, ob Sie den vorangehenden Text ausreichend verarbeitet
haben, aber auch als Anregung für weitere Fragen, die Sie sich beim Studium
selbst stellen. Bemühen Sie sich um eigene, klare Formulierungen der Antworten!
Wichtig ist auch die Bearbeitung der Rechenaufgaben. Dazu gehören die
möglichst vollständige Offenlegung der Voraussetzungen, der klare, lückenlose,
auch von jemand anders nachvollziehbare Rechen- oder Argumentationsgang und
die Überprüfung der Ergebnisse: Einheitenkontrolle, Sonderfälle, Plausibilität der
numerischen Resultate und ähnliches. Gesundes Mißtrauen gegen die eigenen
Rechenkünste ist hier immer angebracht. Ganz verkehrt wäre es, Lösungsgänge
oder auch nur "Kochrezepte" auswendig zu lernen. Wenig zielführend erscheint
mir auch das Kleben an speziellen Formeln, weil deren Voraussetzungen meist
nicht beachtet werden. Versuchen Sie, den Kern einer Aufgabe zu erkennen, eine
Lösungsstrategie festzulegen und dann durch Spezialisierung möglichst allgemeiner
Beziehungen eine Lösung zu erarbeiten! Die Lösungsvorschläge, im hinteren Teil
des Buche s zusammengestellt, sollten Sie erst dann konsultieren, wenn Sie eine
Aufgabe gelöst haben, oder wenn Sie trotz ernsthafter Anstrengung keinen Zugang
finden .
Kapitel 1

Zeit. Raum. Bewegung

1.1 Die Zeit

Jeder von uns hat eine gewisse natürliche Vorstellung von Zeit, die mit der Abfolge
von Ereignissen und der Dauer von Vorgängen zusammenhängt. Bis zum Beginn
unseres Jahrhunderts begriffen die Physiker die Zeit als etwas Absolutes, überall
und immer gleichartig Verfließendes. Inzwischen hat die Zeit ihren absoluten
Charakter verloren. Wir mü ssen bei phy sikalischen Vorgäng en, die mit hohen
Geschwindigkeiten oder starken Schwerefeldern zu tun haben, zumindest im
Prinzip immer genau die Bedingungen angeben, unter denen wir Zeitabschnitte
messen .
Wie alle grundlegenden Begriffe läßt sich auch die Zeit nicht wirklich definieren.
Das braucht uns aber weiters nicht zu stören. Wichtig ist, wie wir sie als physi-
kalische Größe mit Hilfe von Uhren messen. Präzise definieren läßt sich allerdings
die Basiseinheit der Zeit, die Sekunde (Einheitenzeichen s), und zwar über natürliche
periodische (immer gleichartig hintereinander ablaufende) Vorgänge.
Ein solcher periodischer Vorgang ist z.B. der durch die Erdrotation bestimmte
Tag. Allerdings hat der wahre Sonnentag (Zeitabstand von einem Sonnenhöchst-
stand bis zum nächsten) wegen der Schiefe der Ekliptik und der Ellipsenform der
Erdbahn eine merkbar unregelmäßige Dauer. Man erfand daher die dem Drehwinkel
der Erde genau proportionale mittlere Sonnenzeit mit dem mittleren Sonnentag
als Zeitmaß und der Sekunde als den 86400 sten Teil davon.
Dabei blieb es aber nicht. Bereits früher hatten Astronomen gewisse Unre-
gelmäßigkeiten in der Erddrehung (zurückzuführen auf Massenverlagerungen im
Erdinneren) und außerdem eine allmähliche Abbremsung der Erddrehung (wegen
der Gezeitenreibung) gemessen. Dies führte über eine weitere Zwischenstufe, dem
sogenannten tropischen Jahr, schließlich auf eine Sekundendefinition, die auf der
Zeitmessung mit höchstpräzisen Cäsium-Atomuhren beruht. Es werden dabei
bestimmte Eigenschwingungen von Cäsiumatomen z.B. mit einem abstimmbaren
Quarzoszillator abgetastet. Durch Teilung der Oszillatorfrequenz gewinnt man
schließlich Sekundenmarken, deren Folge eine Atomzeitskala darstellt. Es ist dies
die Internationale Atomzeitskala TAl (Ternps Atomique International).
Neben der Internationalen Atomzeitskala ist auch die auf der Erddrehung
beruhende Weltzeitskala UTI (Universal Time) weiterhin in Gebrauch. Weiters gibt
es, als Komprorniß, die koordinierte Weltzeit UTC (Universal Time Coordinated),
die auch von allen Zeitzeichensendern ausgestrahlt wird . Sie verwendet Atomzeit-
sekunden (TAl) und wird durch Einfügen oder Auslassen von Schalt sekunden mit
der UTl-Zeitskala in Übereinstimmung gehalten.
2 1 Ze it. Raum . Bewegu ng

i
j
Sek u n d en

'6 Alter de s Un iversun i s


Alt er d er Er d e
10
10 '5
Ers te Men s ch en
10 ' 2

10 9 Leben sd auer e i nes Monrc -ti e n

6
Ei n Ja h r
10
Ein Tag

Lic ht l äuft , ' Oll So n ne z u r Erd»

Pe ri o d e nde u er V Oll Sch u llwelh -n

10 -0 - Pe r i o d c n d e u cr F a ll Radi o lH'll en

10 -9 - Li c h t d u r c hläuft ;W (' 1Il

:.. Periodenda uer \"(JlI Licht

JI
Lich t du r ch qu ert e i n .·11 0 111

10 2'

10 -2', Li c h t durc h qu erl ei nen At o mk e r n

Abb. 1.1 Dauer nat ürlicher Vo rgä nge (nach Feynma n)

Mit guten Atomuhren erreicht man heute Genauigkeiten vo n einem Teil in 10 13 ,


oder besser. Dies ent spricht der Abwei chung von einer Sekunde in ca. 300000
Jahren! Kleinere Zeitabschnitte als etwa 10- 13 Sekunden können derzeit nur
indirekt bestimmt werden, etwa über die von Elementa rteilchen bekannter Ge-
schwindigkeiten durchlaufenen Strecken.

1.2 Der Raum und seine Geometrie

Der uns umgebende Raum scheint ein recht vertra utes Obj ekt zu sein. Wir verbinde n
damit Vorstellungen wie die Ausdehnung von G egen ständen ode r den Abstand
zwischen zwei Orten. Auch in der Ph ysik nahm man früh er den Raum als etwa s
Absolutes und Gleichförmiges an , jedenfalls aber als etw as U nbeeinflußba res, als
eine Bühne, auf der sich die Welt a bspielt. Das hat sich inzwischen geä ndert. Der
Raum selbst wurde zum Gegen stand ph ysikalische r U nters uchunge n.
1.2 Der Raum und seine Geometrie 3

Durch Versuche mit Geräten zur Messung von Längen und Winkeln und mit
Linealen oder Lichtstrahlen als physikalischen Geraden können wir die bekannten
Aussagen der Elementargeometrie experimentell bestätigen, etwa den Satz über
die Winkelsumme eines Dreiecks oder den Lehrsatz des Pythagoras 1. Das ist nicht
verwunderlich, weil sich die gewöhnliche Geometrie aus den Aufgaben der
Landvermessung entwickelt hat. Die Elemente der Geometrie und ihre Lehrsätze
sind demnach Idealisierungen physikalischer Objekte und deren räumlicher
Eigenschaften. Im Bereich unserer gewöhnlichen Erfahrung ist die sogenannte
euklidische Geometrie? ein geeignetes mathematisches Modell für die physikalische
Geometrie.
Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Beziehungen der gewöhnlichen Geometrie -
etwa in der Astronomie - nicht uneingeschränkt verwendet werden können.
Die euklidische Geometrie ist unter diesen Umständen kein geeignetes mathe-
matisches Modell für die physikalische Geometrie, und wir müssen zu allgemeine-
ren, nichteuklidischen Geometrien übergehen. Wir sprechen dann von "gekrümmten
Räumen". Überdies wird die Naturbeschreibung in diesen Fällen etwas einfacher,
wenn anstelle des dreidimensionalen Ortsraumes eine Kombination aus Raum
und Zeit verwendet wird, die vierdimensionale Raum-Zeit.
Auf ähnliche und zusätzliche Probleme treffen wir beim Vordringen zu immer
kleineren Abständen. Es gibt Hinweise darauf, daß der physikalische Begriff der
Länge unterhalb von etwa 10- 34 Meter überhaupt seinen Sinn verliert.
Wir werden uns im folgenden ausschließlich mit Situationen beschäftigen, die
einer Beschreibung durch die euklidische Geometrie zugänglich sind. Ähnlich wie
bei der Zeitmessung müssen wir jedoch sorgfaltig auf die Bedingungen achten,
unter denen Längenmessungen vorgenommen werden. Dies gilt insbesondere für
Vorgänge, bei denen große Geschwindigkeiten auftreten.
Die genaue Angabe von räumlichen Abständen setzt voraus, daß wir einen
einheitlichen Längenbegriff zur Verfügung haben. Wir brauchen also eine ver-
bindliche Maßeinheit für die Länge.
Im Zuge der französischen Revolution sollte unter anderem die bis dahin
bestehende Vielfalt der Längenmaße beseitigt werden. Man verfertigte einen
Maßstab mit der Länge des zehnmillionsten Teils eines Viertels des Erdumfanges
und nannte ihn das Meter. Seit 1875 gibt es in Paris einen Maßstab aus einer Platin-
Iridium-Legierung, der das Urmeter als Prototyp repräsentiert. Diese Meterde-
finition galt bis zum Jahr 1960. Die neuere Festlegung nutzte die hohe Präzision
optischer Interferenzmessungen. Als geeignetes Normal wurde das Licht einer
Krypton-Lampe ausgewählt und das Meter als ein bestimmtes Vielfaches seiner
Wellenlänge fixiert. Damit konnte man hochgenaue Messungen im Prinzip überall
und jederzeit ausführen. Beispielsweise wurde durch Zusammenschalten mit einer
Atomuhr die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts im leeren Raum zu Co =
299792458 m/s bestimmt, mit einer kleinen Meßunsicherheit in der letzten Stelle.
Im Jahr 1983 wurde das Meter wiederum neu definiert. Man fixierte die
Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum mit Co = 299792 458 mls als exakten Wert

1 Pythagoras, 6. Jh. v. Chr ., griechischer Philosoph und Mathematiker.


2 Euklid von Alexandria. 3. Jh . v. Chr., griechischer Mathematiker.
4 I Zeit. Raum . Bewegun g

Me t e r

Ra n d d es Welt alls

Z u r n ä chst en Ga la x ie

Z um Ze n t r um uns erer Ga la x ie
'8
10
Zu m n ä ch st en S ter n
10 "
Beh n r e di us vo m Plu t.o
10 '2

Z u r S on n e

Z um Mon d
10 6

10 -J

Ein S a lzko r n
10 - 6
Ein Viru s

Radi us e ines At o m s

Radius e ines At o m k e r n s Abb. 1.2 Na türliche Entfernu ngen und Abm es-
sungen (nac h Feynma n)

(ohne Unsicherheit) und verknüpfte so die Längeneinheit mit der Zeiteinheit: Da s


Meter (Einheitenzeichen m) ist die Länge der Strecke, die Licht im leeren Raum
während der Dauer von (l /299 792 458)s zurücklegt.

1.3 Koordinaten

Stellen Sie sich drei feste, gerichtete Geraden im Raum vor, die einander in einem
Punkt, dem Ursprung, schneiden und die paarweise senkrecht aufeinander stehen.
Die Geraden heißen x-Achse, y-Achse und z-Achse. Wir legen (als willkürliche
Vereinbarung) ihre Reihenfolge so fest, daß sich beim Schwenken der x-Achse zur
y-Achse hin die Richtung der z-Achse im Sinn einer Recht sschr aube ergibt
(Abb. l .3a). Jede der Achsen wird , vom Ursprung ausgehend, mit einer Längenskal a
au sgestattet, wobe i in Pfeilrichtung positiv und entgegen der Pfeilrichtung negati v
gemessen wird (Abb. 1.3b).
1.3 Koordinaten 5

3m

2m

y
J----I~

x
a

Abb. 1.3 Kartesisches Koordinatensystem

Damit haben wir folgendes erreicht: Jeder Ort im Raum besitzt eine genau
angebbare Adresse, nämlich seine drei Koordinaten (x, y, z). Beispielsweise bedeutet
die Koordinatenangabe

(x gp,ygp,zgo) = (1 ,51 m; 1,01 m; -1,25m)

für einen Punkt fJ! (Abb. 1.3b): "Gehen Sie vom Ursprung aus 1,51 m in Richtung
der x-Achse, dann 1,01 m in die Richtung parallel zur y-Achse und schließlich
1,25m in die Richtung entgegengesetzt (wegen des Minuszeichens) parallel zur
z-Achse. Dort ist der Ort des Punktes fJ!."
Ein skaliertes Achsenkreuz der beschriebenen Art nennt man ein kartesisches
Koordinatensystenr' und die drei Längen x""ygo,Z", die kartesischen Koordinaten
des Punktes fJ!. Beachten Sie: Die Wahl des Ursprungs und der Lage des
Achsenkreuzes ist an sich beliebig. Wir hätten auch eine andere Lage annehmen
können und dann natürlich andere Werte für die Koordinaten unseres Ortes &>
bekommen. Mit Hilfe geometrischer Beziehungen kann man jedoch die Koordinaten
eines Ortes bei bekannter gegenseitiger Lage der Koordinatensysteme ineinander
umrechnen (Koordinatentransformation).
Neben den kartesischen gibt es auch Koordinatensysteme anderer Art, z.B. die
geographischen Koordinaten (geographische "Länge" und "Breite") eines Ortes
auf der Erdoberfläche. Nimmt man etwa noch den Abstand vom Erdmittelpunkt
dazu , so lassen sich auch Orte außerhalb der Erdoberfläche in bezug auf die Erde
angeben. Es ist dies das Urbild der sogenannten Kugelkoordinaten.
Die Anzahl der Koordinaten, die zur Festlegung eines Ortes angegeben werden
müssen, nennt man die (geometrische) Dimension des Raumes. Der uns umgebende
Ortsraum besitzt die Dimension 3, er ist dreidimensional. In einer Ebene oder auf

3 Rene Descartes (laI. Cartcsius), 1596-1650, französischer Philosoph und Mathematiker.


6 I Zeit. Raum . Bewegung

\.
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2 )
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x Abb. 1.4 Abstand zwischen zwei Punkten in einer Ebene

der Erdoberfläche benötigen wir nur zwei Koordinaten, wir sprechen dann von
zweidimensionalen Räumen.
Mit der Einführung von Koordinaten lassen sich geometrische Beziehungen
bequem formulieren . So ist bekanntlich in einer Ebene (Abb . 1.4) der Abstand
zwischen einem Punkt ,0/' mit den Koordinaten (x.0", y.0') und einem Punkt 2. mit
den Koordinaten (X.hY'») (die Länge der Strecke ~2!) aus

(1.1)

zu berechnen. Ähnlich erhalten wir aus den kartesischen Koordinaten (x,J" y.J" 2.0")
und (X,h Y3, 2.») zweier Punkte für deren Abstand im Raum

(1.2)

In diesen Gleichungen drückt sich die Gültigkeit der euklidischen Geometrie aus.

1.4 Richtungen und gerichtete Abstände

Bei der Einführung von Koordinatensystemen haben wir die Koordinatenachsen


durch gerichtete Geraden im Raum dargestelIt. Wir wolIen nun räumliche Rich-
tungen etwas alIgemeiner erfassen und bedienen uns dazu mathematischer Größen,
die wir zunächst einfach als Richtungen bezeichnen und als Pfeil darstelIen (Abb . 1.5).
Die räumliche Ausdehnung (die "Länge" des Pfeils) ist dabei unwesentlich; es
handelt sich gewissermaßen um einen Wegweiser.
Zur symbolischen DarstelIung von Richtungen verwenden wir bevorzugt die
Schreibweise e, wobei zur näheren Kennzeichnung meist noch ein Index oder eine
Indexgruppe angefügt wird. Beispielsweise bezeichnen wir die Richtungen der
Achsen eines kartesischen Koordinatensystems im Raum der Reihe nach mit e"
ey, », (Abb. 1.6).

Abb. I.S Darstellung einer Richtung


1.4 Richtungen und gerichtete Abstände 7

/
x/ Abb. 1.6 Richtungen in einem kartesischen Koordinatensystem

Abb. 1.7 Abstand rd.cJ' und gerichteter Abstand r cU zweier Orte

Die Richtungen bilden eine spezielle Klasse etwas allgemeinerer mathematischer


Objekte, der sogenannten Vektoren. Wie Sie sehen werden, kann man mit Hilfe
von Vektoren physikalische Größen mit räumlichem Richtungscharakter, etwa
Kräfte oder Geschwindigkeiten, mathematisch darstellen und bei Beachtung einiger
Regeln auch recht bequem damit rechnen.
Angenommen, wir wollen den gerichteten Abstand eines Ortes :1 vom Ort r!JI
darstellen (Abb. 1.7). Ist r(:1r!J1) = r ~9 der Abstand der beiden Orte, so schreiben
wir für den gerichteten Abstand

(1.3)

Das bedeutet: "Gehen Sie von r!JI aus die Strecke r JifJJ in Richtung e Ji;? Dort liegt
:1." Man nennt r ~fJJ den Ortsvektor (Radiusvektor) von :1 in bezug auf f!I.
Natürlich können wir auch auf anderen Wegen von r!JI nach 2. gelangen, Z.B.
unter Verwendung eines kartesischen Koordinatensystemes (Abb. 1.8): "Gehen Sie
von r!JI aus die Strecke (x~ - x:J') in Richtung e" und weiter um die Strecke (Y:!l - Y0')
in Richtung ey, und weiter um die Strecke (z~ - z.'3') in Richtung z • Dort liegt e
2.." Wir schreiben dafür

(1.4)

und haben damit eine andere, gleichwertige Darstellung von r JifJJ gefunden, nämlich
die Entwicklung (oder Zerlegung) des gerichteten Abstands in einem kartesischen
8 I Zeit. Raum. Bewegun g

z
2
av Y 1X" y" z, J
z
e / /

(x" ,y" ,z,,)

x
Abb. 1.8 Gerichteter Abstand in einem kartesischen Koordinatensystem

Koordinatensystem. Man nennt die gerichteten Strecken (X ;i - x ;Jf'fe" (Y ;i - yjo')ey ,


(Z g - Z9' )e z die Komponenten des Vektors r g :? (es handelt sich dabei selbst wieder
um Vektoren), und die Richtungen ex , ey , ez die drei Basisvektoren (kurz: die Basis)
des gewählten Koordinatensystems. (X ;i - X,'i')' (Y;i - y,p ), (Z;i - z,?) sind die Ent-
wicklungskoeffizienten (kurz: die Koeffizienten, auch Koordinaten) von r #
bezüglich der gewählten Basis. Die Pluszeichen in GI. (104) bedeuten eine Anein-
anderreihung der gerichteten Strecken (Vektoraddition). Ist ein Entwicklungsko-
effizient negativ, so schreiten wir entgegengesetzt zur zugehörigen Richtung fort.
Wir vereinbaren allgemein: Bezeichnet r ;u den gerichteten Abstand von !!J nach
fl , dann ist - r :29' der gerichtete Abstand von fl nach f!lJ, also - r ;if = f J'.J.
Betrachten wir noch einen anderen Weg von f!lJ nach fl, der über den Ursprung
(!) unseres Koordinatensystems führt (Abb. 1.9) und der sich durch die Vorschrift

f .JJ' =f e;,Jf' +r I!l ('j =- f J' I! +f I!l O =f H - f ,n (1.5)

darstellen läßt. Den Ortsvektor f !y ('j eines Ortes f!lJ in bezug auf den Ursprung (!)
eines gewählten Koordinatensystems bezeichnet man meist kürzer mit r J' und
nennt ihn den Ortsvektor von f!lJ. Gleichung (1.5) nimmt dann die Form

(1.6)

z 2

(1);:;= _
y

x
Abb. 1.9 Gerichteter Abstand unter Einbeziehung des Ursprungs
1.5 Bewegung 9

an. Unter Verwendung von Koordinaten ist schließlich

r !i(SJ = (Xg - ore x + (Y!i - orey + (Zg - Ofez


=xge x + Y!iey+z!iez=r!i,
r ~ (SJ = (x,go> - O)ex + (y~ - O)ey + (z~ - O)ez
= X,go>e x + y,cpe y + Z9 e z = r 9,
also
-r !i,go> = -r !i - -r 9
X!ie x + Y:?ley + Z!ie z
-Xge x-Yg e Y - Zgez
= (X:?l - X9)e x + (Y:?l - y~)ey + (Z:?l - Z9)e z' (1.7)

Dies stimmt, wie Sie sehen, genau mit der Entwicklung (1.4) überein.

1.5 Bewegung

Der physikalische Begriff Bewegung, wie wir ihn hier gebrauchen, bedeutet
Ortsveränderung in der Zeit. Sie alle kennen Ausdrücke wie Geschwindigkeit oder
Beschleunigung, die zur näheren Beschreibung der Bewegung gebraucht werden.
Wenn Sie mit dem Auto in zweieinhalb Stunden die Strecke von 300 Kilometer
zurücklegen, so fahren Sie durchschnittlich mit einer Geschwindigkeit von
120 km/h, Wenn Sie ihr Auto in 12 Sekunden aus dem Stand auf die Geschwindigkeit
100 krn/h bringen, dann beträgt Ihre durchschnittliche Beschleunigung

100 km/h = 100'1000 m = 2,31 m/s' ,


12s 3600s·12s

d.h., Sie erhöhen Ihre Geschwindigkeit in jeder Sekunde um durchschnittlich


2,31 m/s = 8,32 km /h, Wie schnell Sie zu jedem Zeitpunkt tatsächlich fahren, zeigt
der Tachometer an . Er mißt die Momentangeschwindigkeit.
Etwas mehr an Information können wir in den Geschwindigkeitsbegriff hinein-
packen, wenn die Geschwindigkeit stets als Momentangeschwindigkeit aufgefaßt
und neben dem Maß gleichzeitig auch die Richtung der momentanen Bewegung
angegeben wird . Wir stellen die Geschwindigkeit damit durch einen Vektor dar.
Bewegt sich z.B. ein Objekt x entlang einer Geraden vom Ort r!J nach 2 (Abb . 1.10),
so ist seine Geschwindigkeit

v=ve, (1.8)

wenn v den Momentanwert des Geschwindigkeitsmaßes angibt. ist die Richtung e


von r!J nach 2. v kann sich im Laufe der Bewegung natürlich ändern, die Richtung
10 Zeit. Raum. Bewegung

:J' Abb. 1.10 Bewegung eines Objekts .:f entlang einer geraden Bahn

bleibt aber immer dieselbe . Sollte sich die Bewegungsrichtung umkehren, bekommt
v ein negatives Vorzeichen.
Auch die Beschleunigung, die momentane zeitliche Änderungsrate der
Geschwindigkeit, läßt sich durch einen Vektor erfassen. In unserem Beispiel der
geradlinigen Bewegung (Abb. 1.10) ist die Beschleunigung

a=ae, (1.9)

wenn a den Momentanwert des Beschleunigungsmaßes angibt. Ist die Geschwin-


digkeit zeitlich konstant, so gilt a = O.
Etwas komplizierter wird die Situation, wenn sich unser Objekt X" entlang
einer gekrümmten Bahn bewegt (Abb. 1.11). Wir müssen dann auch die ständigen
Richtungsänderungen mit berücksichtigen. Angenommen, unser Objekt X" startet
zur Zeit t = 0, durchläuft zum Zeitpunkt tt!' den Ort & (Ortsvektor ' ,y) und befindet
sich kurz darauf, zum Zeitpunkt t !b am Ort.2 (Ortsvektor ' .1). Gemäß unserem
Geschwindigkeitsbegriff als zeitlicher Änderungsrate des Ortes schreiben wir, zunächst
symbolisch,

_ ' .1 -
v = -----'--
'- ,ey (1.10)

Die tatsächliche Berechnung wird in einem kartesischen Koordinatensystem

Abb. 1.11 Bewegung eines Objektes .JI' entlang


x einer gekrümmten Bahn
1.5 Bewegung 11

durchgeführt. Sei z.B.

t9' = 0,80 s; (x.,?" Ygo, z&,) = (2,71 m; 7,45 m; 4,79 m),


t 2=0,90s; (X2,Y2,Z2) = (3,05 m;8 ,38 m;4,94m),

d.h.

r..J; = X,,/ e x + Y9'e y + Z9' e z = (2,71 m)e x + (7,45 m)e y + (4,79 m)ez ,
r 2 = X2e x + Y2ey + Z2 e z = (3,05 m)e x + (8,38 m)e y + (4,94m)e z '
und dam it

0,34m_ 0,93m_ 0,15m_


= - - e x+ - -
0,10 s 0,10 s
e + - -ez
y 0,1 s °
= (3,4 mjs)ex + (9,3 mjs)ey + (1,5 mjs)e z '

Der eben berechnete Vektor v


stellt natürlich nur eine Näherung für die
Ge schwindigkeit z.B. im Punkt 9 dar. Eine bessere Annäherung an die tats ächl iche
Ge schwindigkeit im Punkt f!J! ist zu erwarten, wenn wir ein kleineres Zeitintervall
wählen (ß! rückt näher zu 9 ) und gleichzeitig die Position genauer messen , etwa

t.e;; = 0,80s; (X9',Y9" zgo) = (2,712m; 7,448 m; 4,786 m),


t 2=0, 81s; (X2,Y2, Z2) =(2,746m;7,541m;4,806m). (1.11)

Dann ist

_ 0,034 m _ 0,093 m _ 0,020 m_


v= e + e + ez
0,01 s x 0,01 s y 0,01 s
= (3,4 mjs)e x + (9,3 mjs)ey + (2,0 mjs)e z ' (1.12)

Nach diesem Schema kann man weiter verfahren und damit für den Ort f!J! (oder v
jeden anderen Ort auf der Bahnkurve) beliebig genau bestimmen. Symbolisch wird
die Geschwindigkeit v daher durch einen Grenzwert der Art

(1.13)

erkl ärt.
Der Ausdruck (1.12) stellt eine (näherungsweise) Entwicklung des Geschwin-
digkeit svektors v im Punkt f!J! nach dem Schem a

(1.14)
12 I Zeit. Raum. Bewegun g

dar. Dies besagt: " D as Objekt % bewegt sich momentan mit der Geschwindigkeit
Vx = 3,4 mls in Richtung der x-Achse, gleichzeitig mit vy = 9,3 mls in Richtung der
y-Achse, und gleichzeitig mit Vz = 2,0 ml s in Richtung der z-Achse." Wie schnell
bewegt sich da s Objekt nun insgesam t?
Nach dem pythagoräischen Lehrsatz können wir a us den Koordinaten ( 1.11)
die Länge des während des Ze itintervalls zwischen t,oY und t.1 durchlaufenen Wege s
näherungsweise berechnen:

r(fi , .o/') = J (X::l - X",) 2 + (y.1 - Y9'f + (Z.1 - Z.oY )2

= J (0,034 m)2 + (0,093 m)2 + (0,020 m) i = 0,101 m.

Näherungsweise deshalb, weil wir dabei die Bahnkurve zwischen .01 und !i durch
ein Geradenstück ersetzen. Die Schnelligkeit (Betrag der Geschwindigkeit) ist
damit

r(fi, .o/') 0,101 m


v= - - = - - - = 10,1 rn/s,
tj - t ;7 0,01 s

und die Geschwindigkeit besitzt im Punkt fI die Richtung y der Tangente an e


die Bahnkurve im Durchlaufsinn (Abb.' I. 12). Wir schreiben dafür

v = vey = (10,1 m/s)e,~ . (1.15)

Beachten Sie: v läßt sich au ch direkt aus den Entwicklungskoeffiz ienten gem äß

(1.1 6)

berechnen.
Die Beschleunigung ä in irgendeinem Punkt fI der Bahnkurve ist als zeitl iche
Änderungsrate der Geschwindigkeit definiert. Ähnlich wie in GI. (1.13) drücken
wir da s symbolisch durch den Grenzwert

_ . V;j-v;J'
a = 11m ._ - - (1.17)
l.i ~t., t ;j - ( J'

au s, wobei V .1 und vy die jeweilige Geschwindigkeit am Ort !i bzw . .oJ> angibt.

Abb. 1.12 Geschwindigke it im Punkt .:J/ der Bah nkurve


1.6 Fra gen 13

Haben wir etwa in unserem Beispiel zum Zeitpunkt t~ = 0,80 s die Geschwindigkeit
im Punkt ,0/ zu

1).0/' = (3,4 m/sre x + (9,3 m/s)"e y + (2,0 m/s)"ez ,


und zum Zeitpunkt t .1 = 0,81 s die Geschwindigkeit im Punkt !!2 zu

I):} = (3,4 m/s)"ex + (9,3 m/sfe y + (1,9 m/s)"ez ,

bestimmt, so ist näherungsweise

_ 1).1- 1):0/' Vd - V ? _ vy jl - v y? _ Vz jl - Vz.go _


a = ---~ - - - x- e x + ey+ - - - - e z
t .1 - t~ t :} - t~ t g - 1.go

Om/s _ Om/s_ -0,1 m/s ;


= - - ex+ - - e y+ e,
0,01 s 0,01 s 0,01 s
= (-lOm/s 2)"e z ·

Die Beschleunigung besitzt hier also eine Richtung entgegengesetzt zur z-Achse.
Beachten Sie: Im Gegensatz zur Geschwindigkeit weist die Beschleunigung im
allgemeinen nicht in Richtung der Bahnkurve. Ihre Richtung ist die Richtung der
auf un ser Objekt momentan wirkenden Kraft In den folgenden Abschnitten werden
wir un s kurz mit den Objekten der Bewegung, nämlich mit Körpern und Teilchen,
mit einer ihrer wesentlichen Eigenschaften, der Masse, und mit den Ursachen von
Bewegungsänderungen, den Kräften, beschäftigen,

1.6 Fragen

I. Warum wurde die Definition der Zeiteinh eit auf der Grundlage der Erdrotation a ufgegeben?
2. Welche Gerät e werden heute zur Darstellung der Zeiteinhe it verwendet? Warum gibt es gelegentlich
Schaltsekunden?
3. Warum gibt es unterschiedliche Geomet rien? Welches Modell der physikalischen Geom etrie
verwenden wir im täglichen Leben und in der klassischen Ph ysik?
4. Wie wurde früher und wie wird heute die Basiseinheit der Länge festgelegt?
5. Wozu dienen Koordinaten ? Was ist eine Koordinatentran sformat ion?
6. Wie konstruiert man ein kartesisches Koordinatensystem?
7. Wozu verwenden wir Vektoren? Was ist ein Ortsvektor?
8. Was bedeuten die Begriffe " Entwicklung (Zerlegung)", "Komponenten", und .Entwicklungsko -
effizienten (Koeffizienten , Ko ordin aten )" eines Vektors?
9. Was bedeut et "Bewegung" ?
10. Was ist "Geschwindigkeit", was "Beschleunigung", und du rch welche mathem atischen Objekte
werd en diese Größen erfaßt?
14 I Zeit. Raum. Bewegung

1.7 Aufgaben

AU Laufweg des Lichts: Welche Strecke legt das Licht während einer Nanose-
kunde (= Ins = 1 Milliardstel Sekunde) im leeren Raum zurück?

AI.2 Atomare Abmessungen: Welche ungefähren Durchmesser schreiben wir


Atomkernen und ganzen Atomen zu? Angenommen, Sie könnten den Durchmesser
eines Atomkerns auf l Ocm vergrößern. Welchen Durchmesser hätte dann etwa
ein Atom?

Al.3 Entfernungen: Wie groß ist der Erdumfang, der Abstand zwischen Erde und
Mond und zwischen Erde und Sonne? Wie lange braucht ein Signal, da s sich
mit der maximal möglichen Geschwindigkeit ausbreitet, um diese Strecken zu
durchlaufen?

Al.4 Richtungen: Eine beliebige Richtung e läßt sich in bezug auf ein kartesisches
Koordinatensystem durch eine Entwicklung der Art

angeben.
(i) Wie sind die Winkel a.. a y , a z geometrisch zu interpretieren?
(ii) Berechnen Sie a.. a y und az für die Richtung des Ortsvektors r :z;Y eines
Punktes 2., (x:z, y'p,z:z) = (2,31 m; 1,98m; 0,47 m), in bezug auf den Punkt
f!J, (xgo,y'g>,z",) =(1,19m; 3,05m; 1,26m).
(iii) Zeigen Sie, daß für eine Entwicklung dieser Art gilt:

Al.5 Körper auf Kreisbahn: Ein Körper (Sie können ihn .als Punktmasse annehmen)
durchläuft eine Krei sbahn mit dem Radius r = 1,5 m gleichförmig in der Umlaufzeit
T= 0,6 s. Geben Sie für jeden Punkt der Kreisbahn die Ge schwindigkeit, die
Beschleunigung und deren Richtungen an .
Kapitel 2

Körper und Teilchen. Masse und Stoffmenge

2.1 Die Bausteine

Ein räumlich ausgedehntes, materielles Objekt, etwa ein Sessel, ein Planet oder
ein Wassertropfen, nennen wir in der Physik einen Körper. Körper können fest,
flüssig oder auch gasförmig sein.
Die physikalischen Eigenschaften von Körpern sind durch die Art und die
Wechselwirkung ihrer Bestandteile bestimmt. In jedem Fall entdecken wir beim
Vordringen in immer kleinere räumliche Bereiche eine körnige Struktur der
Materie. Diese Körner nennt man Teilchen (Partikel, Korpuskel). So enthält z.B.
die uns umgebende Raumluft (es handelt sich dabei um ein Gemisch mit einem
Volumengehalt von 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 0,9% Argon, etwas Kohlendioxid
und Spuren weiterer Edelgase, etwas Wasserdampf) in jedem Kubikmillimeter
etwa 21,0'10 1 5 Moleküle Stickstoff, 5,6'10 1 5 Moleküle Sauerstoff und 0,2'10 1 5
Argonatome. Die Stickstoff- und Sauerstoffmoleküle bestehen wiederum aus je
zwei zusammenhängenden Stickstoff- bzw. Sauerstoffatomen.
Atome scheinen zunächst aus wenigen unterschiedlichen Bausteinen zusam-
mengesetzt zu sein. Gemäß seiner Stellung im Periodensystem der Elemente besitzt
ein Atom im Grundzustand eine bestimmte Zahl von Elektronen, die in einer
schalenartigen Struktur um den Atomkern angeordnet sind. Die Kerne selbst
bestehen aus Protonen und Neutronen. Atome haben Durchmesser der Größenord-
nung 10- 1 0 m, Atomkerne von etwa 10- 1 5 m. Wir stoßen hier allerdings in Bereiche
vor, die mit den Methoden der klassischen Physik nur unzulänglich beschreibbar
sind . Beispielsweise sind die Orte der Elektronen um einen Kern grundsätzlich
nicht genau bestimmbar, es können lediglich wahrscheinliche Aufenthaltsbereiche,
die vom Anregungszustand des Atoms abhängen, angegeben werden. Es sind dies
die bereits erwähnten Schalen. Ändert sich der Anregungszustand durch den
Übergang eines Elektrons von einer Schale höherer in eine Schale niedriger
Ordnung, so kann das Atom kleine Portionen elektromagnetischer Strahlung, z.B.
in Form von winzigen Lichtblitzen, aussenden. Im Sinne der Quantenmechanik
handelt es sich dabei ebenfalls um Teilchen, die Photonen . Umgekehrt kann ein
Atom durch Beschuß mit einem Photon in einen Anregungszustand höherer
Ordnung versetzt werden.
Das von uns wahrgenommene Licht besteht aus dem beständigen Strom einer
Vielzahl von Photonen. Sie breiten sich alle mit Lichtgeschwindigkeit aus und
besitzen eine "Farbe" entsprechend ihrer Frequenz. Photonen können auch
von Atomkernen ausgehen. Ihre Frequenz ist dann wesentlich höher (Gamma-
strahlen).
16 2 Körper und Teilchen . Masse und Stoffmenge

Abb.2.1 Regelmäßige Anordnung von Kupferatomen in einem


kubisch flächenzentrierten Kristallgitter. Die Struktur setzt sich
gleichartig nach a llen Richtungen fort

2.2 Festkörper

In Festkörpern sind die Atome wesentlich dichter zusammengepackt als in Gasen.


Häufig finden wir dabei eine (zumindest im Kleinen) regelmäßige Anordnung der
Atome in Form eines Kristallgitters. Beispielsweise enthält Kupfer in der Struktur
eines kubisch flächenzentrierten Gitters (Abb. 2.1)je Kubikmillimeter etwa 85'1O t 8
Kupferatome. Die am schwächsten gebundenen Elektronen der Kupferatome
können sich dabei annähernd frei im Gitter bewegen. Sie bilden das sogenannte
Elektronengas, wobei im Mittel jedes Kupferatom ein Elektron beisteuert. Der
intensiven, ungeordneten Bewegung innerhalb dieses Elektronenschwarms (man
kann jedem Elektron im Mittel eine Geschwindigkeit von etwa 1,6'10 6 m/s
zuschreiben) kann eine geordnete Driftbewegung überlagert sein. Wir sprechen
dann von einem elektrischen Strom. Die Existenz des Elektronengases in Kupfer
und anderen Metallen ist verantwortlich für deren hohe elektrische Leitfähigkeit.
Dringen wir nun weiter vor, in den Atomkern hinein, und untersuchen, was
ihn zusammenhält, so erweist sich unser Baukasten aus Neutronen, Protonen,
Elektronen und Photonen als unvollständig. Im Lauf der Zeit wurde eine große
Anzahl unterschiedlicher Teilchen entdeckt, die aber zum Teil nur sehr kurzlebig
sind . Einige davon lassen sich auch in der Höhenstrahlung nachweisen. Ordnung
in diese Vielfalt zu bringen und die grundlegenden Wechselwirkungen aufzuklären,
ist Aufgabe der Elementarteilchenphysik.

2.3 Trägheit und Schwere. Die Masse

Ein großer Fortschritt im Verständnis der Bewegung von Körpern gelang Galilei '
und seinen Schülern, als sie das Prinzip der Trägheit entdeckten: Wenn man einen
Körper sich selbst überläßt, ihn nicht beeinflußt, dann bewegt er sich geradlinig
weiter mit konstanter Geschwindigkeit, falls er ursprünglich bewegt war, oder er
bleibt in Ruhe , falls er ursprünglich in Ruhe war. Diese Entdeckung ist deshalb
so grandios, weil sich die Vorgänge in der Natur so nie abzuspielen scheinen. Es

1 Galileo Galilei, 1564-1642, italienischer Physiker und Astronom.


2.3 Trägheit und Schwere. Die Masse 17

entspricht eher unserer Erfahrung, daß alle Körper zur Ruhe kommen, wenn sie
nicht ständig angeschoben werden. Tatsächlich ist dieses Verhalten aber auf die
meist vorhandene Reibung zurückzuführen, es liegt also eine Beeinflussung vor.
Die Änderung der momentanen Geschwindigkeit eines Körpers zeigt das
Wirken einer Kraft an . Dabei reagieren unterschiedliche Körper unter dem
Einfluß derselben Kraft im allgemeinen nicht gleich, wenn sie unterschiedlich
schwer sind. Dementsprechend galt lange Zeit die Schwere, das Gewicht eines
Körpers, als das Maß für seine Trägheit. Die Proportionalität von Trägheit und
Schwere (genauer: von träger und schwerer Masse) ist eine Merkwürdigkeit der
traditionellen Mechanik, die erst in unserem Jahrhundert mit der Schaffung einer
neuen Theorie der Schwerkraft (allgemeine Relativitätstheorie) ihre tiefere Begrün-
dung fand . Aber auch in der nichtrelativistischen Mechanik trennen wir heute
streng zwischen den Begriffen Trägheit und Gewicht. Die Präzisierung erfolgt über
den Begriff der Masse, einer physikalischen Größe. Sie beschreibt eine Eigenschaft
von Körpern, die sich sowohl in der Trägheit gegenüber Änderungen des Bewe-
gungszustandes, als auch in der Anziehung auf andere Körper (Gravitation) äußert.
Die Masse eines Körpers hängt nicht vom Ort ab, an dem er sich befindet. Das
Gewicht, oder besser, die Gewichtskraft oder Schwerkraft, ist die im Schwerefeld
(Gravitationsfeld) eines anderen Körpers (z.B. der Erde) von der Masse eines
Körpers bewirkte Kraft. Die Gewichtskraft ist grundsätzlich ortsabhängig, auch
wenn sie sich auf der Erdoberfläche von Ort zu Ort nur geringfügig ändert.
Die Einheit der Masse, das Kilogramm (Einheitenzeichen kg), wird seit 1885
bis heute durch einen in der Nähe von Paris aufbewahrten Metallkörper repräsen-
tiert. Die Unsicherheit bei der Weitergabe dieser Einheit durch Wägen liegt bei
etwa 10 -8 . Alle Bemühungen, die Prototypdefinition durch eine bequemere
Festlegung, die sich an Naturkonstanten orientiert, zu ersetzen, sind bisher an
dieser hohen Genauigkeit gescheitert.
Halten wir fest: Jedem Körper X' kann als eine kennzeichnende physikalische
Größe seine Masse m (X') zugeordnet werden (Abb. 2.2). Sie besitzt die Eigenschaft
der Additivität, d.h., wenn wir einen Körper X't mit der Masse m(X't) = m t und
einen Körper X'2 mit der Masse m(X'2) = m2 zu einem Gesamtkörper X' = X't U X'2
vereinigen, so erhalten wir die Masse m(X') = m des Gesamtkörpers durch Addition

m(x)

Abb. 2.2 Die Masse eines Körpers ist die Summe der Massen seiner Bestandteile
18 2 Körper und Teilchen. Masse und Stoffmenge

der Einzelrnassen:

(2.1)

oder kurz, m = m 1 + m2' Die Masse eines Körpers ist damit als Summe der Massen
seiner Bestandteile (können auch mehr als zwei sein) berechenbar', Enthält z.B.
ein St ückehen Kupferdraht die Anzahl N = 85'10 1 8 Kupferatome,jedes Atom mit
der Masse mcu = 1,05'10- 2 5 kg, dann ist seine Masse

m = N 'm cu = 85.10 1 8.1,05.10- 2 5 kg = 8,9'1O - 6kg = 8,9mg.

Betrachten wir nun einen Körper X mit der Masse m = m(X) und dem Volumen
(Rauminhalt) V = V(X). Die volumenbezogene Masse, also den Quotienten

(! = mlt', (2.2)

nennt man (mittlere) Massendichte oder kurz (mittlere) Dichte. Unter festgelegten
Bedingungen wie Druck und Temperatur ist die Dichte eine kennzeichnende Größe
für das Material (den Stoff), aus dem der Körper besteht. Beispielsweise besitzt
unser St ückehen Kupferdraht die Masse m = 8,9 mg, das Volumen V = I mm 3
und daher die Dichte

6
(! = 8,9 mg = 8,9'10- kg = 8,9'103 kg/m ' = 8,9 g/crrr',
I mm' 1O- 9m 3

eine Materialeigenschaft von Kupfer.


Die Masse eines Körpers muß nicht notwendig gleichförmig über den Körper
verteilt sein. Um auch ungleichförmige Verteilungen beschreiben zu können,
zerlegen wir den Körper X gedanklich in eine Anzahl von, sagen wir n, Teilkörpern
Xl' x 2 , • •• , X. (Abb .2.3), die zusammen wieder den ursprünglichen Körper
ergeben:

X=X1UX2U ···uX.= U se; (2.3)
k;1

Abb. 2.3 Zerlegung eines Körpers in eine Anzahl von Teilkörpern

2 Dies gilt i.a. nicht für Kernreaktionen (Kernspaltung, Kernverschmelzung). Es tritt dabei ein

sogenannter Massendefekt auf, der sich in einem dazu proportionalen Energiebetrag ä ußert.
2.3 Trägheit und Schwere. Die Masse 19

Besitzt der k-te Teilkörper :ffk die Masse m k = m(:ffk ) und das Volumen Vk = V(:ffk ) ,
so ordnen wir ihm die Dichte

(2.4)

zu. Sie kann für die einzelnen Teilkörper unterschiedlich sein und gibt damit
Aufschluß über die Massenverteilung. Ist sie für einen Bereich größer als für einen
anderen, so ist die Materie dort dichter gepackt. Umgekehrt kann bei bekannter
Dichte (h und bei gegebenem Teilvolumen Vk die Masse des Teilkörpers berechnet
werden :

(2.5)

Das Volumen des Körpers ist die Summe der Teilvolumina,

n
V = Vt + V 2 + ...+ Vn = L Vk> (2.6)
k=t

und seine Masse ist die Summe der Massen seiner Teilkörper,

n
m=m 1 +m 2 + ... +mn = L mk , (2.7)
k=l

oder, unter Verwendung von GI. (2.5)

n
m = (21 V1 + (12 V 2 + ...+ l!n Vn = L l!k Vk • (2.8)
k=l

Die Art der gedanklichen Zerlegung des Körpers ist an sich beliebig. Es ist jedoch
klar, daß wir bei stark ungleichförmiger Massenverteilung umsomehr an Information
erhalten, je feiner wir den Körper unterteilen. Das Bild einer beliebigen, für den
jeweils untersuchten Fall ausreichend feinen Zerlegung wird durch die folgende
symbolische Schreibweise ausgedrückt.

Teilvolumen Vk -+ Volumenelement dV
Teilmasse mk -+ Massenelement dm
Dichte des Teilkörpers l!k -+ Dich te(verteilung) l!
Summation über alle Teilkörper L~=l -+ Integration über den Körper J.xc
Wir schreiben also symbolisch

m= t mk = f x:
dm,

fe
k=l

m = t a, Vk = dV (2.9)
k=l .xc
20 2 Körper und Teilchen. Masse und Stoffmenge

und
dm
O = .. dm = n d V. (2.10)
~ dV ' "

Der Ausdruck .Dichteverteilung'' ist so zu verstehen: Für jeden Punkt eine s


Körpers können wir im Prinzip angeben, wie groß die Dichte eines kleinen, ihn
umgebenden Teilkörpers ist. Ist die Masse, vom makroskopischen Standpunkt au s
gesehen, in einem Körper gleichmäßig verteilt, so ist die Dichte konstant. Bei
ungleichmäßiger Verteilung ändert sie sich von Punkt zu Punkt.

2.4 Die Stoffmenge

Als eine der Masse begrifflich ähnliche, systematisch jedoch unabhängige physikali-
sche Größe gilt seit dem Jahre 1971 die Stoffmenge als international vereinbart.
Sie ist ein Maß für die Teilchenzahl. Ihre Einheit ist das Mol (Einheitenzeichen
mol), das ist die Stoffmenge eines Körpers, der aus ebensoviel Einzelteilchen besteht,
wie Atome in 0,012 kg de s Kohlenstoffnuklids 12C enthalten sind. " Ebenso viel
Einzelteilchen" bedeutet hier die Avogadro- Konstante?

N A = 6,022 1367.10 2 3 mol -I , (2.11)

die über Messungen an Silizium-Einkristallen derzeit mit einer relativen Unsicherheit


von 0,6 ,10- 6 festliegt. Wichtig ist, daß bei der Benutzung des Mol die Art der
Einzelteilchen spezifiziert werden muß. Es kann sich dabei um Atome, Moleküle,
Ionen, Elektronen sowie andere Teilchen oder Gruppen solcher Teilchen mit genau
angegebener Zusammensetzung handeln.
Die Verbindung der Stoffmenge n eines Körpers mit seiner Masse m läßt sich
über die stoffmengenbezogene Masse M ("Atomgewicht", " M olekula rgewicht"),eine
für den jeweiligen Stoff charakteristische, aus Tabellen entnehmbare Größe her stel-
len:

m=n ·M. (2.12)

Kupfer besitzt beispielsweise die stoffmengenbezogene Masse M = 64 g/rnol =


64 kg/kmol = 0,064 kg /rnol ("Atomgewicht"). Für unser Stückehen Kupferdraht
der Masse m = 8,9 mg erhalten wir damit die Stoffmenge

m 8,9 mg
n= -= =0,14·1O - 3mol.
M 64g/mol

Dem entspricht die Anzahl der Kupferatome im Drahtstückehen (85 ' 10 18 ), geteilt
durch die Avogadro-Konstante.

J Amadeo Avogadro, 1776-1 856. italienischer Ph ysiker.


2.6 Aufgaben 21

2.5 Fragen

I. Aus welchen Bestandteilen sind Atome aufgebaut? Wodurch unterscheiden sich die Atome
unterschiedlicher Elemente voneinander?
2. Wodurch unterscheiden sich feste, flüssige und gasförmige Körper im wesentlichen?
3. Was versteht man unter einer kristallinen Struktur? Wie groß sind etwa die Abstände benachbarter
Gitterplätze?
4. Wie lautet das Trägheitsprinzip der klassischen Mechanik?
5. Worin äußert sich die Eigenschaft "Masse"?
6. Wie heißt die Basiseinheit der Masse und wodurch ist sie festgelegt?
7. Wie bestimmen Sie im Prinzip die Massendichte bei gleichförmiger und bei ungleichförmiger
Massenverteilung?
8. Wie findet man bei bekannter, i.a. von Punkt zu Punkt in einern Körper veränderlicher Massendichte
die Gesamtmasse des Körpers?
9. Was bedeutet die Einheit I mol und wie hängt sie mit der Avogadro-Konstanten zusammen?
10. Warum müssen Sie bei der Angabe der Stoffmenge immer auch die Art der Substanz bzw. der
Teilchen angeben?

2.6 Aufgaben
A2.1 Mittlere Massendichten: Vergleichen Sie die mittleren Massendichten von
Erde, Mond und Sonne (Massen mE= 5,97'10 24kg,mM= 7,35' 1022 kg, ms=
1,99'10 3 0 kg; Radien RE = 6,37' 10 6 m, RM = 1,74'10 6 m, R s = 6,91'10 8 m).

A2.2 Teilchendichte in Kochsalz, Germanium und Kupfer: Berechnen Sie die Dichte
der Atome (Anzahl der Atome durch Volumen) in NaCl, Ge und Cu . Verwenden
Sie dazu die stoffmengenbezogenen Massen M Na = 23 g/mol, MCI = 35 g/mol, M Ge =
73 g/mol, Mcu=64g/mol und die Massendichten eNaCI=2,16 g/crrr', eGe=5,36 g/cm ' ,
ecu = 8,92 g/cm ' .

A2.3 Atome je Elementarwürfel: NaCI, Ge und Cu kristallisieren in kubischen


Gittern. Wie viele Atome sind bei diesen Substanzen im Elementarwürfel enthalten?
Die Gitterkonstanten (= Seitenlängen der Elementarwürfel) betragen a NaCI =
5,63,10- 1 0 m,a Ge = 5,65'10- 1 0 m, acu = 3,6'10- 1 0 m. Verwenden Sie Ergebnisse
aus Aufgabe 2.2.

A2.4 Atomare Masseneinheit: Die Definition des Mol fixiert zusammen mit der
Avogadro-Konstanten den Wert der atomaren Masseneinheit lu, der den 12ten
Teil der Masse eines Atoms des Nuklids 12Cangibt. Bestimmen Sie diesen Wert.

A2.5 Ionen in einer Lösung: In 11 chemisch reinem Wasser wird 1mg Kochsalz
gelöst. Wie groß sind dann die Teilchendichten der positiven Natriumionen und
der negativen Chlorionen in der Lösung? (Na : M = 23,0 g/rnol; Cl: M = 35,5 g/mol)
Kapitel 3

Impuls und Kraft. Kraftfelder. Allgemeine Felder

3.1 Die kinetische Grundgleichung

Bei der Betrachtung des Prinzips der Trägheit stellt sich die Frage, wodurch und
wie denn eine Änderung des Bewegungszustandes von Körpern zustande kommt.
Dies wurde von Newton 1 geklärt: Die zeitliche Änderungsrate einer Größe, genannt
Impuls des Körpers, ist gleich der Kraft auf den Körper.
Der physikalische Begriff Kraft umschreibt Wechselwirkungen unterschiedlichen
Ursprungs zwischen Körpern. (Newton: "Kraft ist, was Massen zu beschleunigen
vermag.") Kräfte besitzen immer räumliche Richtungen, sie werden demnach als
physikalische Größen durch Vektoren mathematisch erfaßt. Wir kennen Gravi-
tationskräfte, elektromagnetische Kräfte u.a. Wesentlich ist, daß wir wissen, wie
Kräfte zu berechnen bzw. zu messen sind.
Der Impuls eines Körpers ist zunächst einfach das Produkt aus Masse und
Geschwindigkeit, also ebenfalls eine gerichtete Größe:

p=m ·u . (3.1)

Bewegen sich Teile des Körpers mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, so


müssen wir die Impulse der Teile bestimmen und zum Gesamtimpuls kombinieren
(die Vektorsumme bilden) . Nehmen wir zuerst einen kleinen Körper der Masse m,
der geometrisch als Punkt dargestellt werden kann ("Punktmasse") und der sich
entlang einer Raumkurve bewegt (Abb . 3.1). Durchläuft er den Ort .0;> zur Zeit (~
mit dem Impuls p,y = mu,y und den Ort f2 zur Zeit t ;2 mit dem Impuls Pd = mUd,
so ist die zeitliche Änderungsrate des Impulses

fJ.p- P~
tg - t~

Um genauer zu werden, lassen wir das Zeitintervall schrumpfen und damit die
Orte f2 und f!J zusammenrücken: Die zeitliche Änderungsrate des Impulses ist gleich
der Kraft,

lim mUg - mu ,y = F. (3.2)


r.1~ r,,, 1;1 - t,y

1 Isaac Newton , 1642-1727, englischer Physiker und Mathematiker.


3.1 Die kinetische Grundgleichung 23

Abb.3.1 Bewegung einer Punktmasse im Raum

Ändert sich die Masse m unseres Körpers während der Bewegung nicht, was wir
voraussetzen wollen, so können wir m im Zähler herausheben und überdies die
Definition (1.17) der Beschleunigung verwenden. Wir erhalten dann die kinetische
Grundgleichung " M asse mal Beschleunigung ist Kraft",

ma=F. (3.3)

a
Sie gilt für jeden Punkt der Bahnkurve, wenn und F die jeweiligen Momentanwerte
der Beschleunigung bzw. der gesamten, an unserem Körper angreifenden Kraft
darstellen.
Eine wichtige Anmerkung: Die kinetische Grundgleichung ist in der einfachen
Form (3.3) nur dann richtig, wenn die Beschleunigung und die Kraft in bezug auf
ein Inertialsystem bestimmt werden. Wir verstehen darunter ein Bezugssystem
(dargestellt z.B. durch ein kartesisches Koordinatensystem), in dem das Trägheits-
prinzip gilt, wenn wir einen Versuchskörper nach bestem Wissen von allen Kräften
freimachen. Für viele mechani sche Vorgänge kann ein mit der Erde fest verbundenes
Bezugssystem in ausreichender Genauigkeit als Inertialsystem angenommen werden.
Großräumige Vorgänge auf der Erde oder astronomische Vorgänge erfordern zu
ihrer Beschreibung aber ein besseres Inertialsystem, z.B. ein in der Sonne oder im
Fixsternhimmel verankertes. Haben wir ein Inertialsystem bestimmt, so kann auch
jedes andere, geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit dagegen bewegte Bezug s-
system als Inertialsystem verwendet werden. Irgend eine Beschleunigung ist dann
in beiden Bezugssystemen die gleiche.
Im Konzept des Inertialsystems manifestiert sich die über lange Zeit als selbst-
verständlich angenommene Auffassung vom Raum als einem absoluten Gebilde.
Erst die relativist ische Physik hat hier eine Revision der begrifflichen Grundlagen
mit sich gebracht und damit auch eine Wandlung un serer Auffassung von
Bezugssystemen. Wir beschäftigen uns zunächst nur mit Vorg ängen, die sich im
Rahmen der traditionellen, nichtrelativistischen Physik beschreiben lassen.
Als ein einfaches Beispiel für die direkte Anwendung der kinetischen Grund-
gleichung betrachten wir den freien Fall eines Körpers mit der Masse m = 1 kg.
In der N ähe der Erdoberfläche beträgt die Fallbeschleunigung (sie ist bekanntlich
für alle Körper gleich) etw a 9,81 m/ s 2 . Wählen wir eine Bezug srichtung e senkrecht
nach oben, so ist die Beschleunigung (Abb . 3.2) a = - (9,81 m/s") e, und damit die
Gewichtskraft

F = mii = - (1 kg ·9,81 m/s 2 )e = - (9,81 kg m/s2 )e .

Die Einheitenkombination kg m s - 2 wird Newton (Einheitenzeichen N) genannt:


1 N ist jene Kraft, die einem Körper der Masse 1 kg die Beschleunigung 1 m/ s 2
24 3 Impul s und Kraft. Kraftfelder . Allgemeine Felder

Abb.3.2 Freier Fall eines Körpers der Masse m

erteilt. Unser Ergebnis, die Gewichtskraft auf den Körper, ist also F = - (9,81 N)e.
Sie weist senkrecht nach unten.
Eine veraltete Krafteinheit ist das Kilopond (Einheitenzeichen kp). Sie stützt
sich ab auf dem Wert der sogenannten Normfallbeschleunigung g = 9,80665 m/s':
Ein Kilopond ist jene Kraft, die einem Körper der Masse I kg die Normfallbe-
schleunigung erteilt. Oder: I kp ist dem Betrag nach gleich der Gewichtskraft auf
einen Körper der Masse I kg am Ort der Normfallbeschleunigung. Damit gilt:
I kp = 9,80665 N.
Ist ein Körper, im Gegensatz zu der von uns bisher betrachteten Punktrnasse,
räumlich ausgedehnt, so können wir die kinetische Grundgleichung (3.3) ebenfalls
anwenden, wenn F die Gesamtkraft auf den Körper, m seine Gesamtmasse und
ädie Beschleunigung des Massenmittelpunktes (ungenauer: des "Schwerpunktes")
bezeichnet. Die Lage des Massenmittelpunktes im Körper läßt sich bei bekannter
Massenverteilung berechnen (in Sonderfällen kann er auch außerhalb des Körpers
liegen). Allerdings ist mit der Bewegung des Massenmittelpunktes die Gesamtbewe-
gung des Körpers noch nicht vollständig beschrieben. Beispielsweise kann sich ein
frei beweglicher, starrer Körper noch zusätzlich um eine Achse durch den Massen-
mittelpunkt drehen, und diese Achse kann überdies ihre Richtung mit der Zeit
ändern. Es werden dann noch andere Größen, etwa der Drehimpuls, eingeführt
und weitere Bewegungsgleichungen aufgestellt. Grundlage dafür ist aber immer
die kinetische Grundgleichung (3.3),angewendet aufTeile eines gesamten Körpers.
Beachten Sie auch noch folgendes: Wir haben bereits gesehen, daß die Richtungen
der Geschwindigkeit und der Beschleunigung einer Bewegung nicht übereinstimmen
müssen. Zusammen mit der kinetischen Grundgleichung folgt daraus, daß auch
die Richtung der Kraft nicht mit der Bewegungsrichtung zusammenfallen muß.
Wenn Sie z.B. einen Körper an einer Schnur herumwirbeln (Abb. 3.3), so liegt die
Geschwindigkeit immer tangential zur Kreisbahn. Die Kraft, die nötig ist, um den
Körper auf der Kreisbahn zu halten, üben Sie über die Schnur aus (Zentripetalkraft).
Bei gleichförmiger Drehung weist sie, wie auch die Beschleunigung, zum Kreismit-
telpunkt, sie steht also senkrecht auf die Bewegungsrichtung (Die Gewichtskraft
haben wir dabei nicht berücksichtigt).
Die Bedeutung der kinetischen Grundgleichung liegt einerseits darin, daß man
für die bekannte oder die gewünschte Bewegung eines Körpers die dabei auftretende
bzw. die dafür nötige Kraft berechnen kann (Bahnkurve --+ Geschwindigkeit -»
3.2 Das Gravitationsgesetz. Gravitationsfelder 25

/ Kr ei sb ah n
~--+------"'-

\ Kr e is =
m ill e lpu nk l Abb. 3.3 Ein Körper bewegt sich entlang einer Kreisbahn

Beschleunigung -+ Kraft). Andererseits läßt sich damit die Bewegung eines Körpers
bestimmen, wenn die Kraft zujedem Zeitpunkt bzw. an jedem Ort, an den der Körper
gelangt, bekannt ist (Kraft -+ Beschleunigung -+ Geschwindigkeit -+ Bahnkurve). Die
mathematischen Grundlagen zur Lösung von Problemen dieser Art (Infinitesimal-
rechnung) wurden ebenfalls von Newton und, unabhängig davon, von Leibniz?
geschaffen.

3.2 Das Gravitationsgesetz. Gravitationsfelder

Für die Berechnung der Bewegung eines Körpers mit Hilfe der kinetischen
Grundgleichung müssen wir die wirksame Kraft kennen, und zwar zu jedem
Zeitpunkt und an jedem Ort, an den der Körper gelangt. Newton selbst hat ein
Kraftgesetz dieser Art angegeben: Zwei Körper ziehen einander entlang ihrer
Verbindungslinie mit einer Kraft an, die proportional dem Produkt ihrer Massen
und umgekehrt proportional dem Quadrat ihres Abstandes ist (Abb. 3.4). Wir
schreiben dies heute in der Form des Gravitationsgesetzes

-F- mt m2-
- - G ~- 2- e , (3.4)
r

Abb.3.4 Anziehung zweier Körper durch die Schwerkraft (Gravitation)

2 Gottfried Wilhe1m Leibniz, 1646-1716 , deutscher Philosoph und Mathematiker.


26 3 Impuls und Kraft. Kraftfelder. Allgemeine Felder

mit der Gravitationskonstanten G = 6,670'10 -11 Nm 2 /kg 2 als Proportionalitäts-


faktor. Damit konnten die Planetenbewegungen recht genau berechnet werden ,
ein grandioser Erfolg der Physik des 18. Jahrhunderts.
Das Gravitationsgesetz (3.4) setzt zunächst voraus, daß die Abmessungen der
Körper viel kleiner sind als ihr Abstand. Wir können diese Beschr änkung aber
umgehen, wenn in einem großen Körper die Masse kugelsymmetrisch vert eilt ist,
und wenn wir den Abstand vom Kugelzentrum (= Massenmittelpunkt) au s messen.
Beispielsweise besitzt die Erde eine Mas se von ca. m 1 = 5,97' 102 4 kg und einen
mittleren Radius von R = 6371 km. In der Nähe der Erdoberfläche ist dann die
Kraft auf einen Körper mit der Masse m 2 = 1 kg

also genau die zum Erdmittelpunkt gerichtete Gewichtskraft.


Betrachten wir die Sache nun von einem etwas anderen Standpunkt aus. Wir
denken uns den Körper f 1 mit der Masse m 1 irgendwie im Raum festgeh alten.
Er wirkt nun gewissermaßen in den ihn umgebenden Raum hinaus, indem er
andere Körper anzieht. Wir können diese Wirkung au smessen , wenn wir einen
Testkörper f 2 mit der Ma sse m 2 an alle möglichen Orte bringen und die auf ihn
dort ausgeübte Kraft bestimmen. Das Ergebnis ist wieder das Gravitati onsge setz
(3.4). Da nun die Kr aft jeweils proportional zu m 2 ist (was wir im Prinzip du rch
Verwendung unterschiedlicher Testkörper feststellen können), ist es möglich, den
Einfluß unseres Meßgerätes (Testkörper) dadurch zu beseitigen, daß wir die Kraft
auf seine Masse beziehen :

(3.5)

Nach dieser Auffassung ist dann jedem Ort :?J! eine massenbezogene Kraft [
zugeordnet (Abb. 3.5), gleichgültig, ob sich an dieser Stelle gerade ein Testkörper
befindet oder nicht. Die Gesamtheit aller massenbezogenen Gravitationskräfte [ ,
die von einem Körper f 1 au sgehen , nennen wir das Gravitationsfeld (Schwerefeld)
des Körpers f 1 und den Vektor [ in irgendeinem Punkt die dort herrschende
Gravitationsfeldstärke (Schwerefeld stärke). Sie kann für Orte a ußerhalb von ')('1

Abb. 3.5 Gr avitationsfeldstärke J eines Körpers an einem beliebigen Ort I?


3.3 Da s Co ulomb-Gesetz. Elektri sche Felder 27

nach GI. (3.5) berechnet werden. Auf einen Körper % mit der Masse m, der an
einen Ort gebracht wird, in dem die Gravitationsfeldstärke J herrscht, wirkt dann
die Kraft

F=m ·T (3.6)

Die Gravitationsfeldstärke der Erde beträgt an der Erdoberfläche

(beachten Sie die Einheitengleichung N/kg = m/s''), wobei e


die Richtung vom
Erdmittelpunkt zum betrachteten Punkt angibt. Die Feldstärke nimmt ab. je weiter
wir uns von der Erde entfernen. Beispielsweise beträgt sie im Abstand r = 384700 km
vom Erdmittelpunkt nur mehr J
= - (2,69 '10 - 3 m/s 2 )e . Dort befindet sich der
Mond mit einer Masse von m = 7,33'10 22 kg, der demnach im Schwerefeld der
Erde die Anziehungskraft

erfährt. Sie ist zum Erdmittelpunkt hin gerichtet und hält ihn auf seiner Umlaufbahn.

3.3 Das Coulomb-Gesetz. Elektrische Felder


Das Gravitationsfeld ist nur eines von vielen Kraftfeldern, die in der Natur
vorkommen. Ausgiebig beschäftigen wird uns ein anderes Kraftfeld, das elektrische
Feld . Im Gegensatz zum Schwerefeld, das auf die Masse von Körpern wirkt, reagiert
ein Körper im elektrischen Feld infolge einer anderen Eigenschaft, seiner elektrischen
Ladung. Es handelt sich dabei um eine mengenartige Größe ähnlich der Masse;
sie erfaßt jedoch nicht die Trägheit, sondern den elektrischen Zustand eines
Körpers.
Die elektrische Ladung Q wird in Coulomb" (Einheitenzeichen C), oder auch
in Vielfachen der sogenannten Elementarladung

I e=(l,6021892±0,OOO0042)'1O- 1 9C
I, (3.7)

einer Naturkonstanten, gemessen. Al1erdings kann ein Körper nicht nur positiv
elektrisch geladen sein, sondern auch negativ. Wir finden in der Natur negativ
geladene Teilchen, z.B. Elektronen (Q = - e), positiv geladene, z.B. Protonen
(Q = e), aber auch neutrale, d.h. elektrisch nicht geladene Teilchen, wie z.B.
Neutronen (Q = 0).

3 CharIes Augustin Coulomb, 1736-1806, franz ösischer Ingenieur und Physiker.


28 3 Impul s und Kraft. Kraftfelder. Allgemein e Felder

Ql ~
~ e ~

\. ~ Abb. 3.6 Abstoßung zweier gleichnamig elektrisch geladener Körper

Elektrisch geladene Körper üben Kräfte aufeinander aus, und es war geradezu
eine wissenschaftliche Sensation, als man ein Kraftgesetz ähnlich dem des Gravita-
tionsgesetzes fand : Zwei Körper wirken aufeinander entlang ihrer Verbindungslinie
mit einer Kraft, die proportional dem Produkt ihrer elektrischen Ladungen und
umgekehrt proportional dem Quadrat ihres Abstandes ist (Abb. 3.6). Sie stoßen
einander ab, wenn beide Ladungen positiv oder wenn beide Ladungen negativ
sind ("gleichnamige Ladungen"), und sie ziehen einander an , wenn eine Ladung
positiv, die andere aber negativ ist ("ungleichnamige Ladungen"). Wir schreiben
dies heute in der Form des Coulomb-Gesetzes

(3.8)

mit der Proportionalitätskonstanten

_ 1_ = 8,987'109 N m2jC2 (3.9)


4neo

(Den Sinn dieser besonderen Schreibweise der Proportionalitätskonstanten werden


wir noch kennenlernen. 1:0 = 8,854'10 - 1 2 C 2j(N m') ist die elektrische Feldkonstante).
Wichtig ist dabei, daß die Abmessungen der beiden Körper viel kleiner sind als
ihr Abstand ("Punktladungen"), und daß der umgebende Raum, zumindest über
einen großen Abstand, sonst völlig leer ist. Genau genommen müssen wir auch
voraussetzen, daß sich die beiden Körper in bezug auf ein Inertialsystem in Ruhe
befinden.
Zwei Körper treten also einerseits über die Gravitationskraft und andererseits,
wenn sie elektrisch geladen sind, über die elektrische Kraft miteinander in
Wechselwirkung. Wir können die relative Stärke dieser Wechselwirkungen über
das Verhältnis der durch das Gravitationsgesetz (3.4) und das Coulomb-Gesetz
(3.8) gegebenen Kraftbeträge abschätzen:

elektrische Kraft
(3.10)
Gravitationskraft

Beispielsweise ist für zwei Elektronen (Q1 = Q2 = -e = -1,60 '10- 1 9 C,


3.3 Das Coulomb-Gesetz. Elektrische Felder 29

Abb.3.7 Elektrische Feldstärke E eines geladenen Körpers an


einem beliebigen Ort 9

mt = m2 = 9,11 '1O- 3 t kg)

elektrische Kraft 8,99'10 9 N m 2/C 2 (1,60 '10- t9 C)2


Gravitationskraft 6,67 ,10- 1 1 Nm 2/kg 2 (9,11'1O- 3 1kg)2
= 4,16'10 4 2 ,

eine unvorstellbar große Zahl. Die Stärke der elektrischen Wechselwirkung ist also
im Vergleich zur Gravitation überwältigend. Daß bei großen Körpern, etwa im
System Erde-Mond, die Gravitation überhaupt zum Tragen kommt, obwohl sie,
wie alle Körper, aus geladenen Teilchen aufgebaut sind, liegt daran, daß die
negativen Ladungen der Elektronen durch die positiven Ladungen anderer Teilchen
extrem genau ausgeglichen werden. Eine elektrische Ladung makroskopischer
Körper bedeutet immer nur eine extrem kleine Störung der Neutralität.
Ähnlich wie bei der Gravitation können wir auch im elektrischen Fall den
Begriff der Feldstärke einführen. Wir denken uns den ersten Ladungsträger
(elektrische Ladung Q d festgehalten und messen mit dem zweiten (elektrische
Ladung Q2) als Testkörper aus, wie der erste Körper in den umgebenden Raum
hinaus wirkt (Abb. 3.7). Wenn wir die jeweils gemessene Kraft auf die Ladung des
Testkörpers beziehen, erhalten wir die elektrische Feldstärke E = F /Q2 in jedem
Punkt f!J als ladungsbezogene Kraft,

(3.11)

Nach dieser Auffassung gibt es also um den geladenen Körper herum ein Kraftfeld,
gleichgültig, ob sich im betrachteten Punkt eine Testladung befindet oder nicht.
Die Gesamtheit aller Feldstärkevektoren E nennen wir vorerst das elektrische Feld.
Wird ein Körper mit der Ladung Q in ein elektrisches Feld gebracht, so erfährt
er dort die Kraft

F=Q'E, (3.12)

wenn E die elektrische Feldstärke am Ort des Körpers angibt, bevor wir ihn dorthin
gebracht haben. Wir müssen aber aufpassen, daß die ursprünglich vorhandene
Verteilung der Ladungen im Raum dabei nicht gestört wird.
Die Einführung des elektrischen Feldes anstelle der direkten Wechselwirkung
über das Coulomb-Gesetz mag zunächst als Umweg erscheinen, der kaum Vorteile
bringen kann. Mit dem Feldbegriff sind jedoch weitergehende Vorstellungen
30 3 Impul s und Kraft. Kraftfelder. Allgemeine Felder

verknüpft, die sich nach seiner Erfindung durch Farada y" als äußerst fruchtbar
erwiesen haben. So sehen wir heute das Feld als den eigentlichen Sitz der
wesentlichen elektrischen Erscheinungen an, während die elektrischen Ladungen
die Rolle von Singularitäten, gewissermaßen von Knoten im Feld, übernehmen.
Überdies sind bewegte Ladungsträger noch mit einem weiteren Feld verknüpft,
dem magnetischen Feld. Es bildet, wie wir noch sehen werden, zusammen mit
dem elektrischen Feld eine begriffliche Einheit, das elektromagnetische Feld. In
dieser Form kann sich das Feld sogar von seinen Quellen loslösen und z.B. in der
Ge stalt von Wellenpaketen davonfliegen, wie wir dies von den Photonen kennen.

3.4 Allgemeine Felder

Wir haben Kraftfelder kennengelernt als den "Inbegriff möglicher Kraftwirkungen


auf geeignete Testk örper", im speziellen das Gravitationsfeld, wo an jedem Ort
eine massenbezogene Kraft angesetzt wird, und das elektrische Feld, wo wir jedem
Ort eine ladungsbezogene Kraft zuordnen. So liegt also z.B. im elektrischen Feld
die Information über das Ausmaß (den Betrag) und über die Richtung der dort
potentiell vorhandenen, ladungsbezogenen Kraft vor. Die mathematische Erfassung
erfolgt über ein Vektorfeld , d.h., jedem Punkt f!} wird ein Vektor E nach Betrag
und Richtung zugeordnet. Wir haben ihn die elektrische Feldstärke genannt. Die
elektrische Feldstärke kann sich natürlich von Ort zu Ort und auch mit der Zeit
ändern, was wir, wenn nötig, durch E(Y', t) oder, unter Verwendung des Ortsvektors
er,
F, durch E t), oder, mit der Angabe von Koordinaten, durch E(x, y, z, t) als
Schreibweise für das Vektorfeld au sdrücken.
Vektorfelder werden auch zur Darstellung anderer physikalischer Felder mit
Richtungscharakter verwendet. Sie müssen nicht notwendig Kraftfelder sein. Stellen
Sie sich z.B. eine strömende Flüssigkeit vor. Wenn wir von der Zitterbewegung
der Moleküle einmal absehen, können wir jedem Ort die dort vorhandene
momentane Geschwindigkeit der Flüssigkeit zuordnen. Dies ist ein Geschwindig-
keitsfeld.
Wir kennen in der Physik mengenartige Größen, die im Raum verteilt sind,
und die auch von einem Ort zum anderen strömen können. Wir sprechen dann
von Strömungsfeldern. Eine Größe dieser Art ist z.B. die Masse der erwähnten
Flüssigkeit. Ihre Strömung heißt Massenstrom, und wir können dieses Strömungfeld
durch Angabe eines Vektors injedem Punkt, der Massenstromdichte, mathematisch
erfassen. Die Massenstromdichte ergibt sich übrigens durch Multiplikation des
Geschwindigkeitsvektors v mit der örtlichen Massendichte (} als Vektorfeld (}v.
Eine weitere Größe dieser Art ist die elektrische Ladung. Ihre Strömung nennen
wir elektrischen Strom und erfassen das zugehörige Strömungsfeld mathematisch
durch das Vektorfeld der elektrischen Stromdichte. In Sonderfällen ist auch hier
wieder ein einheitliches Geschwindigkeitsfeld derart angebbar, daß wir die Strom-
dichte in jedem Punkt durch die Multiplikation eines Geschwindigkeitsvektors
mit einer örtlichen Dichte, der Ladungsdichte, berechnen können. Häufig erwei st

4 Michael Fa ra day , 1791- 1867, eng lischer Physiker und Chemiker.


3.5 Fragen 31

es sich jedoch als günstiger, von der Verknüpfung eines Strömungsfeldes mit einem
Geschwindigkeitsfeld abzusehen, entweder, weil sich die Strömung aus mehreren,
einander überlagerten Teilströmungen zusammensetzt und diese Details nicht
interessieren, oder, weil die physikalische Begriffsbildung eine sinnvolle Zuordnung
von Geschwindigkeiten überhaupt nicht zuläßt. Ein Beispiel dafür ist der Wärme-
strom in einem Festkörper, für den wir zwar an jedem Ort einen Betrag und eine
Richtung angeben können und damit die mathematische Erfassung durch das
Vektorfeld der Wärmestromdichte möglich ist, ein zugehöriges Geschwindigkeitsfeld
aber i.a. nicht ins Konzept paßt. Anstelle von Strom und Stromdichte sprechen
wir in solchen Fällen bevorzugt von Fluß und Flußdichte. Wir werden Größen
dieser Art im Zusammenhang mit dem elektromagnetischen Feld kennenlernen,
z.B. den elektrischen Fluß (nicht zu verwechseln mit dem elektrischen Strom) und
den magnetischen Fluß. Auch sie werden lokal durch Vektorfelder erfaßt.
Nun zu einfacheren Feldern. Es gibt Situationen, in denen wir jedem Ort im
Raum oder innerhalb eines Körpers den Wert einer physikalischen Größe ohne
Richtungscharakter zuordnen. Ein Beispiel dafür ist die Temperatur: An jedem
Ort kann eine bestimmte Temperatur (genauer: die Temperatur des dort gerade
befindlichen Körpers) zumindest im Prinzip angegeben werden. Sie ändert sich i.a.
von Ort zu Ort und auch mit der Zeit. Wir sprechen dann von einer Temperatur-
verteilung oder von einem Temperaturfeld.
Mathematische Größen, mit denen wir physikalische Größen ohne Richtungs-
charakter darstellen, nennen wir Skalare, und die zugehörigen räumlichen Vertei-
lungen (Felder) heißen Skalarfelder. Eine räumliche Temperaturverteilung wird
also durch ein Skalarfeld T(~, r) erfaßt. Auch die diversen ungerichteten Dichten,
von denen wir die Massendichte bereits kennengelernt und die elektrische Ladungs-
dichte kurz erwähnt haben, gehören in diese Gruppe. So ist z.B. die Masse eines
Körpers eine ungerichtete Größe, also durch einen Skalar darstellbar (wir sagen
auch kurz: Die Masse ist ein Skalar). Wollen wir die Massenverteilung innerhalb
des Körpers erfassen, so geben wir das Skalarfeld p(f!J, r) der Massendichte an .
Neben ungerichteten und einfach gerichteten physikalischen Größen, die durch
Skalare bzw. durch Vektoren dargestellt werden, gibt es auch noch physikalische
Größen, für deren Charakterisierung mehr als eine Richtung notwendig ist. Die
zugehörigen mathematischen Objekte heißen Tensoren höherer Stufe, und ihre
räumlichen Verteilungen nennen wir Tensorfelder höherer Stufe. "Höherer Stufe"
deshalb, weil sich alle bereits erwähnten mathematischen Feldgrößen in eine
Hierarchie von Tensoren einordnen lassen: Skalare sind Tensoren nullter Stufe,
Vektoren sind Tensoren erster Stufe, und so gibt es eben auch Tensoren zweiter
Stufe, dritter Stufe usw. Wir benötigen Tensoren von höherer als der ersten Stufe
vorerst nicht.

3.5 Fragen
I. Was verstehen Sie unter dem Impuls eines Körpers und wie hängt diese Größe mit der resultierenden
Kraft auf den Körper zusammen? Welche Rolle spielt dabei der Begriff des Inertialsystems?
2. Wie nennen wir die Einheit der Kraft und wie hängt diese mit den Einheiten der Zeit, Länge und
Masse zusammen?
32 3 Impuls und Kr aft. Kraftfeld er. Allgemeine Felder

3. Was müsse n Sie bei der Anwendu ng de r kinetischen Grundgleich ung auf a usgedeh nte Festk örpe r
beach ten?
4. Wie kommt man vom G rav itati on sgesetz zum Begriff es G ravi tati onsfeldes?
5. Wie gro ß ist die elek trische Ladung eines Elek tro ns, eines Protons, eines Neutron s?
6. Was sagt das Co ulomb-Ge setz aus? Geben Sie auch seine Vora ussetzungen an.
7. Wie ko mmt man vom Co ulomb-Gesetz zum Begriff des elektri schen Feldes?
8. Welche Gemeinsam keiten besitzen die G röße n Masse und elektrische Lad ung und wodurch
unt erscheid en sie sich?
9. Was versteht man unt er physikalisch en Feldern und wie werden sie ma themati sch erfaßt ? Geben
Sie Beispiele an für physikalische Fe lder mit Richtungschar akter und ohne Richt ungscha rakt er.
10. Kann man Strömungen oder Flüssen immer eine lok ale Geschwindigke it zuo rdnen? Erlä utern Sie
den Sachverh alt anhand von Beispielen.

3.6 Aufgaben

A3.1 Bremsen eines Fahrzeuges: Ein Fahrzeug der M asse m = 800 kg fährt a uf
einer geraden Straße mit der Schnelligkeit v = 100 krn/h. Berechnen Sie den Impuls
des Fahrzeuges und die mittlere Kraft, die aufgebracht werden muß, um das
Fahrzeug innerha lb eines Zeitintervalls von t'J.t = 7 s anzu ha lten.

A3.2 Neutronensterne: Die sogenannten Neutronensterne besitzen etw a die M asse


unserer Sonne (::::: 2.1 0 3 0 kg) und typische Durchmesser von et wa 20 km. Ihre
mittl ere Ma ssend icht e ist ungefähr die eines Atomkern s.
(i) Wie groß ist d iese mittl ere Massendi cht e?
(ii) Wie schwer wäre nach dem Gra vitat ion sgesetz vo n Newton ein Ge wicht s-
stüc k der M asse von I kg an der Oberfläche eine s Neutronen sterns?
(iii) Wie schwer wäre I rnm ' Ne utronenstern ma terie a uf der Erde und welch en
Durchmesser besäß e eine Eisenkugel derselben Masse?

A3.3 Beschleunigen eines Elektrons: Angenommen, ein freies Elektron (me =


9,11' 1O - 3 t kg, Q = - e) besitzt momentan die Ges chwindigkeit Null und wird in
einem elektrischen Feld der Stärke E = (100 N/ C) e beschleunigt. In welche
Richtung beginnt sich d as Elektro n zu bewegen? Welche Ge schwindigkeit erreicht
es nach Durchlaufen einer Strecke von 1 cm und wie lang braucht es dazu?

A3.4 Coulomb-Wechselwirkung zweier Elektronen: Skizzieren Sie maßstäblich


richtig den Verlauf des Betr ages der Kr aft, mit der zwei Elektro nen in Abständen
von 0,5'10 - 10 m bis 5,0'IO - t O m einander nach dem Coulomb-Gesetz ab stoßen.

A3.5 Coulomb-Kraft und Gravitationskraft: Zwei gleichartige Teilchen stehen über


die Co ulomb-K raft und über die Gravitationskraft miteinander in Wech selwirkung.
Wie groß müßte das Verh ältnis Ladung durch Masse sein, wäre der Betrag der
Co ulomb-K raft gleich dem der Gravitation skraft? Wie groß ist dieses Verh ältnis
für Elektronen?
Kapitel 4

Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur

4.1 Der Arbeitsbegriff

Der physikalische Arbeitsbegriff unterscheidet sich erheblich vom umgangssprach-


lichen Gebrauch der Wörter "Arbeit" und "arbeiten". Wir müssen deshalb gleich
diesen Punkt klären.
Wenn Sie einen schweren Sack am Boden schleifen, verrichten Sie Arbeit. Wenn
Sie ihn aufheben und schultern, verrichten Sie auch Arbeit. Ebenso, wenn Sie den
Sack in das nächste Stockwerk hinauftragen. Wenn Sie ihn aber im selben Stock-
werk herumtragen, verrichten Sie, vom mechanischen Standpunkt aus gesehen,
keine Arbeit, und wenn Sie ihn vom Erdgeschoß in den Keller tragen, gewinnen
Sie sogar noch Arbeit, obwohl Sie natürlich "arbeiten". Physikalisch Arbeit zu
verrichten heißt immer, Körper im Raum zu verschieben und in Richtung der
Verschiebung eine Kraft aufzubringen. Wenn Sie den Sack am Boden schleifen,
verrichten Sie Arbeit, weil Sie ihn in die Bewegungsrichtung ziehen müssen, um
die Reibung zu überwinden. Beim Herumtragen im seiben Stockwerk verschieben
Sie ihn zwar auch, nämlich horizontal, aber die Kraft, die Sie aufbringen müssen,
weist senkrecht nach oben (entgegengesetzt gleich zur Gewichtskraft). Keine Kraft
in Bewegungsrichtung - keine Arbeit. Wenn Sie dabei trotzdem müde werden, so
hat das physiologische Gründe: Die Muskeln, die für das Tragen zuständig sind,
müssen zum Erzeugen einer Kraft laufend aktiviert werden.
Angenommen, unser Sack besitzt eine Masse von 50 kg und wird 1,5m hoch
gehoben (Abb. 4.1). Wie groß ist die dabei zu verrichtende Arbeit? Die Arbeit ist
die Verschiebungslänge mal dem Kraftausmaß in Verschiebungsrichtung. Nun ist
der Betrag der Kraft

F = 50 kg'9,81 m/s 2 = 491 N

und daher die Arbeit ("Kraft mal Verschiebung")

A = F ·h = 491 N 'I,5m = 737Nm.

Die physikalische Einheit der Arbeit, das Newtonmeter, nennen wir auch Joule!
(Einheitenzeichen J),

(4.1 )

1 lames Prescott Joule, 1818-1889, englischer Physiker.


34 4 Arbeit und Leistung. Energie . Wärme und Temperatur

C h

/ ~ Abb.4.1 Kraft Fund Verschiebungslänge h beim Heben eine s Sacke s

Die Berechnung der Arbeit kann etwas umständlicher sein, wenn die Kraftrich-
tung nicht von vornherein mit der Verschiebungsrichtung übereinstimmt, oder
wenn sich die Kraft entlang des Weges ändert.
Behandeln wir zuerst den Fall unterschiedlicher Richtungen von Kraft und
Verschiebung. Eine Kraft kann bekanntlich in Teilkräfte (Komponenten) unter-
schiedlicher Richtungen aufgespalten werden, die in ihrer Auswirkung zusammen
der ursprünglichen Kraft völlig gleichwertig sind . Angenommen, wir wollen eine
Kraft F = Fe = (50 N)e in zwei Richtungen aufspalten (Abb. 4.2), in eine Richtung
e t, die mit der Kraftrichtung eden Winkel o: = 35° einschließt, und in eine zweite
e e e e
Richtung 2' die senkrecht zu t und in der durch und 1 aufgespannten Ebene
liegt. Die Aufspaltung stellen wir als Vektorsumme

(4.2)

der Kraftkomponenten F1 und F2 dar. F 1 und F 2 sind die Projektionen (in un-
serem speziellen Fall die Normalprojektionen) der Kraft F auf die vorgegebenen
Richtungen (Parallelogrammregel!). Wir können sie gemäß

F 1 =F'cos(a) =50N 'cos(35°)=41 N


F 2 = F ·sin(a) = 50 N 'sin(35°) = 29 N (4.3)

berechnen und haben somit das Ergebnis: Die Kraft 50 N in Richtung ist völlig e
gleichwertig einer Kraft von 41 N in Richtung e 1 zusammen mit einer Kraft von

Abb.4.2 Aufspalten einer Kraft in zwei orthogonale Komponenten


4.1 Der Arbeitsbegriff 35

29 N in Richtung e2' d.h.


F = (50 N)e = (41 N)e! + (29 N)e 2 '
Der Winkel rx in Abb . 4.2 könnte auch zwischen 90° und 180° liegen. Wir würden
dann aus GI. (4.3) für die Normalprojektion F! einen negativen Wert erhalten.
Die von einer Kraft F bei einer Verschiebung verrichtete Arbeit ist gleich der
Normalprojektion F, der Kraft auf die Verschiebungsrichtung mal dem Ver- es
schiebungsweg s, also

A = Fss = F·cos(rx)·s. (4.4)

Demnach ist nur die Kraftkomponente i', in Verschiebungsrichtung zu berück-


sichtigen (Abb . 4.3). Eine Kraftkomponente senkrecht zur Verschiebungsrichtung
liefert keinen Beitrag. Die verrichtete Arbeit kann auch negativ sein (es wird Arbeit
e
gewonnen), nämlich dann, wenn die Kraftrichtung und die Verschiebungsrichtung
es einen stumpfen Winkel einschließen.
Als nächstes behandeln wir gleich den allgemeinen Fall. Es soll die Arbeit
berechnet werden, die eine Kraft bei der Verschiebung entlang einer Kurve C(j
verrichtet. Der Kraftvektor F kann sich entlang der Kurve ändern, sei aber in
jedem Punkt nach Betrag und Richtung bekannt (Kraftfeld). Wie wir vorgehen,
sehen Sie in Abb. 4.4: Die Kurve C(j wird vom Anfangspunkt flJ bis zum Endpunkt
f2 in eine Anzahl, sagen wir n, Geradenstücke mit den Längen s!' S2 ' ... , Sn zerlegt.
Auf jedes Element unserer Zerlegung können wir dann die Formel (4.4) mit der
jeweiligen Normalprojektion Fs ! ' Fs 2 " '" Fsn anwenden und schließlich alles
zusammenzählen. Das Ergebnis ist die Arbeit, von der gegebenen Kräfteverteilung

Abb.4.3 Projektion einer Kraft auf die Versch iebungsrichtung

Abb.4.4 Zur Berechnung der Arbeit A(~, die eine


gegebene Kr äfteverteilung entlang der Kurve Cf} ver-
richt et
36 4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur

bei Verschiebung entlang der Kurve {tJ im markierten Durchlaufsinn verrichtet:


n
A({tJ)=Fst ·st+Fs2 ·s2+ ···+Fsn·sn= L Fsk'Sk (4.5)
k =!

Wie fein die Zerlegung gewählt werden muß, hängt von der speziellen Situation
ab. Die Einzelbeiträge in der Summe (4.5) sind positiv, wenn im jeweiligen Abschnitt
die Kraftrichtung und die Verschiebungsrichtung einen spitzen Winkel einschließen,
und negativ, wenn dieser Winkel stumpf ist.
In der Physik haben wir es häufig mit Kraftfeldern zu tun, in denen sich die
positiven und die negativen Arbeitsbeiträge beim vollständigen Durchlaufen einer
beliebigen, geschlossenen Kurve immer genau ausgleichen. Auf den Teilstrecken
wird dabei i.a. Arbeit verrichtet oder gewonnen, bei einem vollständigen Umlauf
ist sie aber insgesamt stets null. Man nennt solche Kraftfelder konservative Kraft-
felder, weil die auf irgendeinem Weg verrichtete Arbeit konserviert wird, also im
Feld erhalten bleibt, und durch die Ergänzung eines offenen Weges zu einer
geschlossenen Kurve wieder gewonnen werden kann . Das Gravitationsfeld und
das elektrische Feld einer ruhenden Punktladung sind beispielsweise von dieser
Art.
Natürlich sind nicht alle Kräfte konservativ. Wenn Sie Z.B. den eingangs
erwähnten Sack entlang einer geschlossenen Kurve von , sagen wir, 8 m Länge auf
dem Boden schleifen, so müssen Sie zur Überwindung der Reibung ständig eine
Kraft in Bewegungsrichtung aufbringen. Angenommen, diese Kraft beträgt in jedem
Punkt der Strecke 200 N. Gemäß unserer Formel (4.5) haben Sie dann insge samt
1600 J an Arbeit zu verrichten, obwohl der Sack nachher wieder an derselben Stelle
liegt. Was ist mit dieser Arbeit geschehen? Sie wurde im wesentlichen in Wärme
umgewandelt.
Wenn wir gelegentlich von "Arbeit leisten" sprechen, so verwenden wir " leisten"
im umgangssprachlichen Sinn von "verrichten". Der physikalische Begriff der
Leistung bedeutet aber etwas Pr äzises, nämlich die zeitbezogene Arbeit. Je kürzer
der Zeitabschnitt t ist, den wir für die Verrichtung einer Arbeit A ben ötigen. desto
größer ist die erbrachte Leistung P,

P = Alt. (4.6)

Verrichten Sie Z.B. eine Arbeit von 737 Joule (Schultern unseres Sackes) in 3
Sekunden, so erbringen Sie die Leistung von (737 J)/(3 s) = 246J/s. Genau genommen
ist das die durchschnittliche oder mittlere Leistung, weil sie sich auf den ganzen
Vorgang bezieht. Die Momentanleistung zu einem bestimmten Zeitpunkt können
wir durch Bildung des Quotienten (4.6) für einen au sreichend kleinen Zeitabschnitt
und die darin verrichtete Arbeit bestimmen.
Die Einheit der Leistung, Joule pro Sekunde, nennt man auch Watt 2 (Ein-
heitenzeichen W):

(4.7)

2 James Watt. 1736-1819. englischer Ingenieur.


4.2 Die Energie als Erhaltungsgröße 37

Gebräuchlich ist auch das Kilowatt (I kW = 1000 W), veraltet dagegen die Pfer-
destärke (l PS = 0,736 kW). Umgekehrt kann man natürlich anstelle des Joule die
gleichwertige Arbeitseinheit Wattsekunde (l J = 1 Ws) verwenden, oder auch Viel-
fache bzw. Teile davon, wie etwa die Kilowattstunde,

1 kW h = 1000W ·3600s = 3,6'10 6 J. (4.8)

Als Arbeitseinheit ausgedient haben die Kalorie (l cal = 4,19 J) und die Kilokalorie
(I kcal = 1000cal).

4.2 Die Energie als Erhaltungsgröße

Maschinen erbringen Leistung und verrichten Arbeit. Woher stammt diese Arbeit?
Wenn Sie einen massiven Körper beschleunigen, ein Gewichtsstück hochheben
oder eine Feder spannen, verrichten Sie Arbeit. Was passiert damit? Wenn wir
solche Fragen stellen, sind wir einem Begriff auf der Spur, der sich durch die ganze
Physik und Technik zieht. Es handelt sich dabei um die vermutlich größte Erfin-
dung der theoretischen Physik, um den Energiebegriff. Gleichzeitig drücken wir
mit solchen Fragen die Vermutung aus, daß etwas so Wichtiges wie Arbeit nicht
einfach aus dem Nichts entstehen kann und wieder verschwindet.
Energie bedeutet Arbeitsvermögen, d.h., die Energie erfaßt als physikalische
Größe die Eigenschaft von Systemen, unter gewissen Bedingungen Arbeit verrichten
zu können. Der massive Körper besitzt in seiner Bewegung kinetische Energie
(Bewegungsenergie), und zwar in einem solchen Ausmaß, wie Sie Arbeit beim
Beschleunigen aufgewendet haben. Beim Verzögern des Körpers wird dieser
Energiebetrag wieder frei und steht, zumindest im Prinzip, zum Verrichten von
Arbeit zur Verfügung. Das Gewichtsstück erhält beim Hochheben einen Zuwachs
an potentieller Energie (Energie der Lage) vom Ausmaß der zum Heben erforder-
lichen Arbeit. Durch Absenken des Gewichtsstückes kann diese Arbeit wieder
zurückgewonnen werden. Wenn Sie den Körper einfach fallen lassen , dann wird
die potentielle Energie in kinetische Energie umgesetzt und die Arbeit wird beim
Abbremsen frei. Im Fall der gespannten Feder finden wir die Arbeit in deren
Verzerrungsenergie, einer Form von potentieller Energie. Beim Entspannen der
Feder kann wieder Arbeit verrichtet werden.
Wir kennen unterschiedliche Energiearten: Kinetische Energie und potentielle
Energie, die zusammen als mechanische Energie bezeichnet werden, elektrische
Energie, chemische Energie, Kernenergie, Wärmeenergie u.a. Sie alle können unter
bestimmten Bedingungen ineinander übergeführt werden (Energieumwandlung),
es gilt aber stets ein wunderbar einfaches Prinzip: Energie kann insgesamt weder
erzeugt noch vernichtet werden. Oder: Bei jedem in der Natur ablaufenden Prozeß
bleibt der Gesamtbetrag der Energie konstant. Oder: Die Energie ist eine Erhal-
tungsgröße. Dies alles sind Ausdrucksweisen für das grundlegende Prinzip der
Erhaltung der Energie, wobei Energiemengen in Arbeitseinheiten, also in Joule
(oder in davon abgeleiteten Einheiten) gemessen werden. Wenn man trotzdem
38 4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur

gelegentlich von Energieerzeugung spricht, so bedeutet dies immer Erzeugung einer


Energieart auf Kosten einer anderen, also eine Energieumwandlung.
Beispielsweise wandelt ein elektrischer Generator ( = Erzeuger) in einem Kraft-
werk:' mechanische Energie in elektrische Energie um. Die mechanische Energie
kommt aus der antreibenden Turbine. Diese bezieht ihre Energie aus dem potentiel-
len Energievorrat eines Stausees, der letztlich von der Sonnenenergie aufgefüllt
wird, oder, über einen Dampfprozeß, aus der bei einer Verbrennung umgesetzten
chemischen Energie, die wiederum von der Sonne stammt. Die elektrische Energie
wird über elektrische Netze (Freileitungen und Kabel) verteilt und dann wieder
umgesetzt: In Wärmeenergie und chemische Energie beim Kochen, in mechanische
Energie in elektrischen Motoren usw. Wir können die Analyse beliebig fortsetzen:
Nichts geht verloren, die Energiebilanz stimmt immer. Diese erstaunliche Tatsache
erscheint allerdings bei genauerem Hinsehen nicht mehr ganz so verwunderlich:
Der Energiebegriff wurde genau so geschaffen, daß die Bilanz immer stimmt. Tritt
bei der Untersuchung irgendeines Prozesses tatsächlich ein Energieüberschuß oder
ein Energiedefizit auf, dann haben wir entweder eine bereits bekannte Energieart
übersehen, oder wir müssen eine neue erfinden.
Die Energie tritt in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Sie kann
gespeichert werden , z.B. als mechanische Energie in Schwungrädern, Stauseen und
elastischen Federn, als chemische Energie in elektrischen Batterien und Brennstoffen
(einschließlich Nahrungsmitteln), als elektromagnetische Energie in elektrischen
Kondensatoren und magnetischen Kreisen. Energie kann aber auch fortgeleitet
werden, wie z.B. durch chemische Energieströme in Pipelines, elektrische Energie-
ströme in Verteilnetzen, oder im elektromagnetischen Energiestrom, der von der
Sonne ausgeht (Wärme, Licht u.a.). Ein Energiestrom bedeutet "pro Zeitintervall
transportierte Energiemenge", also eine zeitbezogene Energiemenge. Wir messen
den Energiestrom daher in Joule pro Sekunde, also in Watt, oder in Vielfachen
(z.B. kW) bzw. Teilen davon. Es ist auch üblich , einen Energiestrom direkt als
Leistung zu bezeichnen. Wenn wir sagen, ein elektrischer Heizstrahler besitzt eine
Leistung von 2 Kilowatt, so meinen wir damit, er nimmt über das Anschlußkabel
einen elektrischen Energiestrom von 2 kW ( = 2000J/s) auf und gibt einen Wärmest rom
derselben Größe über den Heizkörper an die Umgebung ab .
Welche Stellung nimmt die Wärme in diesem Wechselspiel ein? Wärme ist eine
Energieform. Es ist wichtig, diesen Sachverhalt deutlich hervorzuheben, weil der
umgangssprachliche Ausdruck "warm" etwas anderes meint. Ein "warmer Sommer"
ist ein Sommer mit vergleichsweise hoher Durchschnittstemperatur. Oder: Wenn
wir zwei unterschiedlichen Körpern die gleiche Wärmemenge (gemessen in Joule)
zuführen, so werden sie i.a. "unterschiedlich warm", d.h., sie besitzen unterschiedliche
Temperaturen. Wie groß die angenommenen Temperaturen sind, hängt von der
Wärmekapazität der beiden Körper ab . Wir müssen also streng zwischen der
Wärme, einer Energieform, der Wärmemenge, einem Energiebetrag, und der
Temperatur, einem Intensitätsmaß für den Wärmezustand eines Körpers, unter-
scheiden.

3 Der Ausdruck "K raftwerk" stammt aus einer Zeit, als die Begriffe Kraft und Energie noch nicht
ihre heutige Bedeutung besaßen .
4.3 Die Thermodyn amische Temperatur 39

Zwei Körper, die wir als unterschiedlich warm empfinden, tauschen bei Berüh-
rung Energie aus. Die dabei auftretende Energieform nennt man Wärme, wenn
wir nach bestem Wissen alle anderen bekannten Formen des Energieaustausches
ausschließen können. Wir sagen, Wärme fließt vom wärmeren zum kälteren
Körper, also vom Körper höherer zu dem niedrigerer Temperatur. Dabei passiert
folgendes . Die Teilchen, aus denen ein Körper besteht, führen völlig ungeordnete
Zitterbewegungen aus ; je größer die Temperatur, desto heftiger die Zitterbewe-
gungen. An der Berührungsfläche treten nun die Teilchen der beiden Körper durch
Stöße in Wechselwirkung und können Bewegungsenergie austauschen. Dieser
Energiefluß hört erst dann auf, wenn die Temperatur der beiden Körper gleich ist.
Ist also die Wärme nichts anderes als die kinetische Energie der ungeordneten
Bewegung aller Teilchen eines Körpers, und die Temperatur ein Maß für die
mittlere kinetische Energie eines Teilchens? Dieses Bild ist recht nützlich und trifft
auch im wesentlichen zu, zumindest für einfache Substanzen. Insgesamt zeigt sich
jedoch eine Schwierigkeit: Es ist im allgemeinen nicht möglich, die unterschiedlichen
Energiearten in einem Körper klar voneinander zu trennen. Wir werden daher
folgenden Standpunkt einnehmen:
Ein Körper, oder allgemeiner, ein System besitzt eine bestimmte Menge an
Energie (Gesamtenergie), unabhängig davon, auf welche Art sie gespeichert wird.
In Sonderfallen können wir die Energie additiv in Energieanteile aufspalten, wenn
dies aus irgendwelchen Gründen nützlich ist, Z.B. in die kinetische Energie der
makroskopischen (geordneten) Bewegung und in einen Rest, diesen wieder in die
makroskopisch elektromagnetische Energie und in die innere Energie, usw. Wir
müssen uns aber klar darüber sein, daß diese Aufspaltungen, erstens, nicht immer
möglich, und, zweitens, weitgehend willkürlich sind. Immer möglich ist dagegen
die additive Aufspaltung einer Energieänderung des Systems in Energieformen wie
mechanische Energie, elektrische Energie, chemische Energie, Wärme usw. Energie-
formen treten immer nur bei Zustandsänderungen (Prozessen) in Erscheinung und
sind mit Energieströmen verknüpft. Arbeit ist eine Energieform (mechanische
Energie), und der Begriff der Energieform ist eine Verallgemeinerung des Arbeits-
begriffs. In diesem Sinn ist die Wärme eine Energieform, aber kein Energieanteil.
Wir können durchaus sagen, einem System werden so und so viel Joule an Wärme
(eine bestimmte Wärmemenge) zugeliefert oder entzogen. Es ist aber problematisch
zu sagen , ein System enthalte eine bestimmte Wärmemenge.

4.3 Die Thermodynamische Temperatur


Unter den Energieformen nimmt die Wärme eine Sonderstellung ein. Bei fast allen
Energieumformungen tritt zusätzlich Wärme auf, meistens störend, weil sie die
Ausbeute (den Wirkungsgrad) verschlechtert. Überdies kann Z.B. Arbeit zwar
vollständig in Wärme umgewandelt werden, bei der Umkehrung gibt es aber ein
Problem: In einem gleichförmig ablaufenden Prozeß, z.B. dem Dampfprozeß in
einem Wärmekraftwerk, ist es nicht möglich, die zugeführte Wärme vollständig in
Arbeit überzuführen. Es tritt notwendig immer ein erheblicher Anteil an Abwärme
40 4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur

auf. Dies wird im sogenannten zweiten Hauptsatz der Thermodynamik formuliert


(der erste Hauptsatz der Thermodynamik ist das Prinzip der Erhaltung der
Energie).
Eine Folge des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik ist auch die Existenz
einer absoluten thermodynamischen Temperaturskala. Insbesondere gibt es einen
absoluten Nullpunkt der Temperatur, der zwar annähernd, nie aber ganz erreicht
werden kann. Zur Vervollständigung der Skala brauchen wir neben dem Nullpunkt
noch einen zweiten Punkt, und für diesen wurde die Temperatur des Tripelpunktes
von Wasser gewählt, eine präzisere Fassung des Schmelzpunktes von Eis (nur in
diesem thermodynamischen Zustand existieren die drei Phasen des reinen Wassers -
Wasserdampf, Wasser und Eis - gleichzeitig und im Gleichgewicht miteinander).
In Anlehnung an die bis dahin bestehende Temperaturskala wurde im Jahr 1968
international vereinbart:
Die Einheit der physikalischen Größe Thermodynamische Temperatur (For-
melzeichen T) ist das Kelvin" (Einheitenzeichen K), das als der 273,16 te Teil der
Thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers definiert ist.
Die Celsius-Temperatur (Formelzeichen t oder 9) erhalten wir aus der Bezie-
hung

9 =T- 273,15 K . (4.9)

Ihre Einheit, der Grad Celsius (Einheitenzeichen "C) ist gleich groß wie die Einheit

°
Kelvin . Eine Temperaturdifferenz kann in Kelvin oder in Grad Celsius angegeben
werden. Der absolute Nullpunkt liegt aber bei T = K bzw. 9 = - 273,15 °C, der
Tripelpunkt des Wassers bei T = 273,16 K bzw. 9 = 0,01 "C,
Die Messung der Temperatur erfolgt mit Thermometern. Ausgenutzt werden
dabei die Volumenvergrößerungen von Körpern bei Temperaturerhöhungen, oder
auch andere physikalische Effekte wie die Änderung des elektrischen Widerstandes
mit der Temperatur (Widerstandsthermometer), der thermoelektrische Effekt
(Thermoelement), oder die Energieabstrahlung heißer Körper (Strahlungsthermo-
meter) . Basis für die Temperaturmessung ist die von Zeit zu Zeit angepaßte
Internationale Temperaturskala ITS . Sie berücksichtigt reale Thermometer und
stellt die jeweils beste Annäherung an die Thermodynamische Temperaturskala
dar.

4.4 Fragen

I. Was bedeutet "Arbeit verrichten", was " Leistung erbringen" im physik alischen Sinn?
2. Wie berechnet man die Normalprojektion einer Kraft auf eine vorgegebene Richtung? Wie wird
die Arbeit berechnet , die ein Kraftfeld bei Verschiebung eines Körpers entlang einer beliebigen
Kurve verrichtet?
3. Was versteht man unter einem "konservativen Kraftfeld "?

4 William Thomson, Lord Kelvin of Larg s, 1824-1 907, schottischer Physik er und Ingenieur.
4.5 Aufgaben 41

4. Wie heißt die Einheit der Leistung und wie hängt sie mit anderen Einheiten zusammen? Was
bedeutet 1 kWh?
5. Was besagt das Prinzip der Erhaltung der Energie? Geben Sie ein Beispiel an. Welche Energie-
formen kennen Sie?
6. In welchen Einheiten werden Energieströme angegeben?
7. Warum nimmt Wärme unter den Energieformen eine Sonderstellung ein?
8. Was beschreibt die physikalische Größe "Temperatur"?
9. Wie ist die Einheit der thermodynamischen Temperatur erklärt? Wie hängen die thermodynamische
Temperatur und die Celsius-Temperatur zusammen?
10. Wie mißt man die Temperatur von Körpern? Geben Sie Beispiele für dazu benutzte physikalische
Effekte an.

4.5 Aufgaben
A4.1 Normalprojektion: Berechnen Sie den Wert der Normalprojektion F, der
Kraft F = (1,28 N)e x + (-4,13 N)e y + (0,11 N)e z auf die Verschiebungsrichtung
es = O,71e x + 0,63e y - 0,31ez ' Sie können dazu die Formel

verwenden. Wie ist diese Formel zu begründen?

A4.2 Homogenes Kraftfeld: Zeigen Sie, daß ein räumlich konstantes Kraftfeld
(Feldstärke an jedem Ort gleich) konservativ ist.

A4.3 Zuggarnitur: Der elektrische Antrieb einer Zuggarnitur nimmt beispielsweise


während eines Fahrspiels die Leistung nach Abb . A4.3 auf (1 MW = 166 W).
(i) Wie groß ist die während dieses Fahrspiels insgesamt verbrauchte elektrische
Energie?
(ii) Wie groß ist die mittlere aufgenommene Leistung?

5MW

o-f----i------(

120s

L
600 s

Konstantfahrt
- 5 MW Beschleunigen
Bremsen _ _- J

Abb. A4.3
42 4 Arbeit und Leistung. Energie. Wärme und Temperatur

A4.4 Crash-Testanlage: In einer Crash-Testanlage wird ein Fahrzeug samt Schlit-


ten, m = 900 kg, über einen elektrischen Linearmotor durch eine Strecke S = 20 m
mit der konstanten Kraft F = 5 kN gleichförmig beschleunigt.
(i) Wie groß ist die dazu nötige elektrische Energie in kWh bei Vernachläs-
sigung aller Verluste?
(ii) Wie groß ist die erreichte Endgeschwindigkeit?
Während des anschließenden Aufprallvorganges wird das Fahrzeug innerhalb einer
Strecke von SI = 80cm zum Stillstand gebracht.
(iii) Wie groß ist die mittlere Kraft, die dabei auf einen fiktiven, angegurteten
Insassen, m l = 80 kg, wirkt?

A4.5 Handhabungsgerät: Von einem Handhabungsgerät H (Abb. A4.5) sollen


Werkstücke der Masse m = 20 kg entlang einer vertikalen Kreisbahn vom Ort 1
an den Ort 2 gebracht werden, wobei 500 Stück/Stunde zu fördern sind . Wie groß
ist die dafür benötigte mittlere Leistung? Vernachlässigen Sie für diese Abschätzung
alle Energieverluste.

Abb. A4.5

A4.6 Wasserkraftwerk:
(i) Berechnen Sie den Energiestrom, der einem Wasserdurchsatz von 1 m 3 /s
bei einer Fallhöhe von 1m in einer Wasserturbine zukommt.
(ii) Angenommen, in einer Turbinen-Generator-Einheit werden ca 70% des
primären Energiestroms in eine elektrische Leistung von 150 MW umgesetzt.
Wie groß ist bei einer Fallhöhe von 43 m der erforderliche Wasserdurchsatz?

A4.7 Brunnenpumpe: Eine elektrornotorisch angetriebene Brunnenpumpe soll


Wasser aus 6 m Tiefe mit einem Volumenstrom von 2000 l/h fördern . Der Wirkungs-
grad der Pumpe beträgt etwa 40%, der des Motors etwa 70%. Ein Motor welcher
Leistung ( = abgegebene mechanische Leistung) ist dazu erforderlich?

A4.8 Energiestrom der Sonne: Die Sonne sendet insgesamt einen Energiestrom
von 3,85' 102 6 Waus.
4.5 Aufgaben 43

(i) Wie groß ist die Energiestromdichte an der Sonnenoberfläche? (Sonnen-


radius R, = 6,91'10 8 m)
(ii) Wie groß ist die Stromdichte der Sonnenenergie beim Eintritt in die
Erdatmosphäre auf der Verbindungslinie Erde - Sonne? (Abstand RSE =
1,5,10 1 1 m)
(iii) Etwa 30% der insgesamt auf die Erdatmosphäre treffenden Sonnenstrahlung
werden sofort reflektiert. Wie groß ist ungefähr der Strom an Sonnenenergie,
der die Erdoberfläche erreicht? Was passiert letztlich mit diesem Energie-
strom?

A4.9 Solarthermisches Kraftwerk: In einem solarthermischen Kraftwerk wird


Sonnenenergie der Energiestromdichte S über nachgeführte Spiegel Sp in der Form
parabolischer Zylinder (Abb. A4.9)der Länge (senkrecht zur Zeichenebene) L = 4 m
und der Weite a = 1 m jeweils einem Rohr R (Länge L) zugeführt, das entlang der
Brennlinie verläuft. Das Rohr wird von Wasser (c = 4,19 kJj(kgK) mit dem Volu-
menstrom V = O,ll/s durchsetzt. Nehmen Sie einen Spiegel- und Absorptionswir-
kungsgrad von zusammen 75% an und berechnen Sie die Temperaturerhöhung des
Wassers nach Durchlaufen des Rohres.

S=800Wjm 2

Abb. A4.9

A4.10 Anschlußleistung eines Durchlauferhitzers: Angenommen, Sie wollen einen


elektrischen Durchlauferhitzer ohne Speicher entwerfen, der einen Wasserstrom
von 0, Il/s von 10 "C auf 60 "C erwärmt. Wie groß ist die mindestens erforderliche
elektrische Anschlußleistung? (Spezifische Wärmekapazität von Wasser : c =
4,19 kJ j(kgK)).
Kapitel 5

Schwingungen und Wellen. Licht

5.I Periodische Vorgänge

Unsere öffentliche Versorgung mit elektrischer Energie erfolgt durch Wechsel-


strom. Sie wissen das, und vielleicht haben Sie es auch schon einmal selbst bemerkt,
wenn Sie bei der Installation Ihrer Stereoanlage nicht sorgfaltig genug vorgegangen
sind und den "Netzbrumm" hörten. Was Sie dabei mit Ihren Ohren aufgenommen
haben sind Schallwellen, die von einer erzwungenen Schwingung der Lautsprecher-
membranen erzeugt wurden: Einer hin- und hergehenden Bewegung, und zwar
50 mal in einer Sekunde.
Wir können diesen Wechselvorgang nicht nur akustisch sondern auch optisch
darstellen, indem wir die beiden Pole einer Steckdose über ein elektrisches Kabel
mit den Meßeingängen eines geeigneten Oszilloskops verbinden. Am Bildschirm
erscheint dann eine Kurve (Abb . 5.1), aus der wir zu jedem Zeitpunkt (horizontale
Lage eines Bildpunktes 21') unseres Beobachtungsintervalls den Momentanwert
(vertikale Lage des Bildpunktes 21') der elektrischen Spannung entnehmen können.
Im Moment ist für uns wichtig, daß ein elementarer Vorgang in immer genau
derselben Weise, wir sagen periodisch, abläuft und genau 20 Millisekunden dauert.
Wir sagen, die Periodendauer beträgt 20 Millisekunden, T = 20 ms = 0,02 s, oder,
die Frequenz

I= 1fT (5.1)

beträgt 50s - 1, d.h., es treten 50 Perioden in der Sekunde auf. Die Einheit Ifs
nennt man zur Kennzeichnung einer Frequenz auch Hertz! (Einheitenzeichen Hz);
die Frequenz in unserem Wechselstrom netz beträgt also 50 Hz.
Ingenieure gebrauchen den Begriff Schwingung in einem recht allgemeinen Sinn .
Sie verstehen darunter einen zeitlichen Vorgang, bei dem eine physikalische Größe
abwechselnd zu- und abnimmt. Dies schließt auch Vorgänge wie den in Abb . 5.2a
ein . Läuft der Vorgang aber immer wiederkehrend gleichartig ab , so spricht man
von einem periodischen Vorgang oder von einer periodischen Schwingung (Abb . 5.2b).
Die Periodendauer oder Schwingungsdauer ist dabei der kürzeste Zeitabschnitt,
nach dem der Vorgang sich wiederholt. Die Differenz zwischen dem Größtwert
und dem Kleinstwert der physikalischen Größe heißt Schwankung oder Schwin-
gungsbreite.

I Heinrich Hertz , 1857-1894, deutscher Physiker.


5.1 Periodische Vorgänge 45

e le k l ris che Sp a n n u n g

1 I 100 V/DIV

l~ iT '
5 ms/DIV

\ !
Fi7~\
I 4- /

:P

/ \ I
1/ \ i \ /
1\ f 1\ / Ze il

\ / \ /
10
I
0%
\/ \/
I

T =2 0rns

Abb.5.1 Darstellung einer elektrischen Spannung des öffentlichen Netze s

phys ika lisc h e Gr ö ße p h y si k ali s ch e Gr öß e

~--- ~

Zei t Pe r io de n Ze il
a d a u er b

Abb. 5.2 Schwingungen. a Allgemeine Schwingung. b Periodische Schwingung

Im engeren Sinn des Wortes sind Schwingungen Vorgänge in einem schwin-


gungsfähigen System . Meist besteht ein solches System aus mindestens zwei
unabhängigen Energiespeichern, zwischen denen ein Energieaustausch stattfinden
kann. Die Schwingungen können von außen durch periodisch wirkende Kräfte
angeregt werden (erzwungene Schwingung), aber auch im System selbst entstehen,
wie im mechanischen oder elektrischen Schwingungserzeuger (Oszillator) Ihrer
46 5 Schwingungen und Wellen . Licht

Armbanduhr (selbsterregte Schwingung). Die einfachsten schwingungsfähigen Sy-


steme, etwa ein frei aufgehängtes Pendel, zeigen nach einem einmaligen Anstoßen
eine freie Schwingung (im Gegensatz zu einer erzwungenen Schwingung), die aber
i.a. wegen unvermeidbarer Verluste in ihrer Schwingungsbreite mit der Zeit
abnimmt. Wir sprechen dann von einer gedämpften oder abklingenden Schwingung.
Unter allen möglichen Schwingungsverläufen nehmen die harmonischen
Schwingungen eine Sonderstellung ein. Dies ist deshalb so, weil den meisten schwin-
gungsfähigen Systemen bestimmte harmonische Schwingungen als eine natürliche
Eigenschaft mitgegeben sind (Eigenschwingungen, Eigenfrequenzen). Wenn Sie
beispielsweise eine Stimmgabel leicht anschlagen, so hören Sie eine harmonische
Schwingung als reinen Ton, etwa das eingestrichene a mit der Frequenz von 440 Hz
(Eigenfrequenz der Stimmgabel).
Die mathematische Erfassung von harmonischen Schwingungen ist besonders
einfach, weil dafür genau passende mathematische Standardfunktionen zur Ver-
fügung stehen: Die Kreisfunktionen Sinus und Cosinus (Abb. 5.3). Zur Darstellung
der harmonischen Schwingung einer physikalischen Größe u brauchen wir lediglich
die Funktionswerte sin(lp) mit dem Maximalwert von u innerhalb einer Periode,
der Amplitude (Scheitelwert, Spitzenwert) u zu multiplizieren. Die Anpassung der
allgemeinen Eingangsvariablen lp an die Werte t unserer Zeitskala erfolgt nach
passender Wahl der Nullmarke über

<p = 2rrt/T = 2nft = wt, (5.2)

wobei T die Periodendauer, f = I/T die Frequenz, und w = Zn] die Kreisfrequenz
der Schwingung bedeutet. Die Kreisfrequenz w wird der Bequemlichkeit halber
eingeführt. Wir ersparen uns damit das häufige Schreiben des Faktors 2n = 6,283...
Eine Gleichung der Art

u = usin(wt) (5.3)

repräsentiert also eine harmonische Schwingung der Amplitude u~ 0 und der


Frequenz f = w/(2n) bzw. der Periodendauer T = 2n/w . Beispielsweise ist für die
in Abb . 5.1 aufgezeichnete Schwingung u= 310 V und w = 314 s - 1. Harmonische
Schwingungen werden wegen der Darstellung (5.3) bevorzugt Sinusschwingungen
genannt.

y =sin(9?)

Abb. 5.3 Graphische Darstellung der Sinusfunktion


5.2 Wel1cnerscheinungen 47

5.2 Wellenerscheinungen

Ähnlich wie die Schwingungen sind auch die Wellen Erscheinungen, die in vielen
Zusammenhängen in Natur und Technik vorkommen. Wir denken natürlich sofort
an große Wasserwellen, die auf einen Strand zulaufen, oder an kleine Wasserwellen
in einem Teich, die sich nach einer Störung der glatten Wasseroberfläche kreis-
förmig ausbreiten. Wellen gibt es aber auch in Festkörpern, und zwar die
Kompressionswellen (Longitudinalwellen), bei denen die Teilchen des Körpers vor
und zurück in Richtung der Wellenausbreitung schwingen (auch die Schallwellen
in einem Gas sind von dieser Art), und die Scherwellen (Transversalwellen), bei
der die Teilchen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung schwingen . Ähnlich wie bei
den Störungen eines Wasserspiegels gibt es auch in Festkörpern Wellen, die haupt-
sächlich entlang von Oberflächen laufen (Oberflächenwellen). An der Erdoberfläche
ist dies die gefährlichste Art von Erdbebenwellen. Weitere Beispiele sind die
bekannten Seilwellen, sie sind ebenfalls Transversalwellen, und natürlich die
elektromagnetischen Wellen, mit denen wir uns noch eingehend beschäftigen
werden.
Wir sehen an den Beispielen: Wellen werden angeregt und breiten sich im
Raum aus. Es sind aber nicht die Teilchen des tragenden Mediums, die dabei mit
der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle durch den Raum fliegen. Wenn Sie
z.B. einen Korken auf die kleinen Wasserwellen setzen, so hüpft er zwar auf und
ab, er bewegt sich aber i.a. nicht in Laufrichtung der Welle. Es sind vielmehr die
Störungen selbst, die sich fortpflanzen (örtliches Anheben und Absenken der
Wasseroberfläche, Druckschwankungen bei den Schallwellen). Noch schwieriger
zu verstehen sind die Vorgänge bei den elektromagnetischen Wellen, weil wir hier
nicht einmal ein materielles Medium angeben können, das "sich wellt".
Wir wollen versuchen, uns an folgenden Wellenbegrilfzu gewöhnen. Eine Welle
ist jedes beliebige Signal, das von einem Teil des Raumes zu einem anderen mit
einer erkennbaren Geschwindigkeit übertragen wird. Das Signal kann irgendein
Merkmal einer physikalischen Größe sein, etwa das Maximum oder eine abrupte
Änderung, wenn es nur deutlich wahrgenommen werden kann, und wenn sein Ort
zu jeder Zeit zumindest im Prinzip feststellbar ist. Das Signal kann sich verformen,
seine Größe ändern und seine Geschwindigkeit ändern, vorausgesetzt, es bleibt
immer noch wahrnehmbar.
Betrachten wir die Ausbreitung einer elektromagnetischen Welle im leeren
Raum: An einem bestimmten Ort wird Z.B. der in Abb. 5.4 links dargestellte zeitliche
Verlauf der elektrischen Feldstärke erzeugt. An einem anderen Ort, sagen wir um
die Strecke x entfernt, läßt sich dann das in Abb. 5.4 rechts aufgezeichnete Signal
messen, allerdings um die Laufzeit t = xlco der Welle später. Co ist die bekannte
Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen im leeren Raum. Ihr
extrem großer Wert von ca. 300000 krn/s (genau 2,99792458 .10 8 m/s) ist die größte
Signalgeschwindigkeit überhaupt, die in der Natur vorkommt. Wesentlich kleiner
sind die Geschwindigkeiten der Ausbreitung von Schall in Luft (ca. 340 m/s) oder
in Wasser (ca. 1460 m /s), Natürlich ist die Physik der Wellenfortpflanzung völlig
unterschiedlich, je nachdem, mit welcher Art von Wellen wir es zu tun haben. Es
gibt jedoch Gemeinsamkeiten, und eine davon ist der Energietransport: Fort-
schreitende Wellen sind immer mit einem Energieftuß verknüpft.
48 5 Schwingungen und Wellen . Licht

t e lek t r isc he Fe lds tär ke

t = x/c o

\
Zeit
' ...., -~

Abb.5.4 Laufzeit einer elektromagnetischen Welle

/ Raumkoordi~ x
/
Well e n lä n g e A

Abb.5.5 Ausbreitung einer harmonischen Welle

Stellen Sie sich nun vor, eine Welle breitet sich im Raum aus, und wir messen
an einigen festen Orten den zeitlichen Verlauf des Signals. Erhalten wir dabei
immer einen zeitlich periodischen Verlauf, so sprechen wir von einer periodischen
Welle. Sind die lokalen Schwingungen überdies harmonisch (sinusförmig), so
beobachten wir harmonische Wellen (Sinuswellen). Der Einfachheit halber wollen
wir annehmen, daß sich die Schwingungsamplitude von Ort zu Ort nicht ändert.
Die Momentanaufnahme einer harmonischen Welle sieht dann wie die ausgezogene
Kurve in Abb . 5.5 aus, wobei Sie sich eine unendliche Erstreckung nach links und
rechts vorstellen sollten. Kurze Zeit später zeigt eine weitere Momentanaufnahme
den gleichen Verlauf, die Welle ist aber inzwischen ein Stück in Ausbreitungsrichtung
gerückt (gestrichelte Kurve in Abb. 5.5). Die Messung an einem festen Ort, z.B.
x t , zeigt nun genau eine harmonische Schwingung.
Bei der mathematischen Darstellung können wir uns wieder der Kreisfunktionen
bedienen, wobei allerdings in das Argument neben der Zeitkoordinate t auch die
Raumkoordinate x eingebaut werden muß. Die Beziehung

W = wsin(kx - wt) (5.4)

genügt diesen Ansprüchen, wenn wdie Amplitude der Welle und w = 2nf = 2nlT
die zur Periodendauer T (zeitliche Periode der Welle) gehörige Kreisfrequenz angibt.
5.3 Das elektromagnetische Frequenzspektrum 49

Die Konstante k heißt Kreiswellenzahl. Sie ist mit der Wellenlänge ). (räumliche
Periode der Welle) durch die Beziehung

k = 2n/A. (5.5)

verknüpft. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist ebenfalls enthalten,

c = w/k = )'/ = )./T, (5.6)

sie ist also gleich dem Quotienten aus der räumlichen und der zeitlichen Periode
bzw. gleich dem Produkt aus Wellenlänge und Frequenz. Beispielsweise hat die
Schallwelle des eingestrichenen a (f = 440 Hz) in Luft (c = 340 m/s) eine Wellenlänge
von ). = 0,77 m. Um in Luft eine elektromagnetische Welle derselben Wellenlänge
zu erzeugen, benötigen wir wegen der fast eine Million mal so großen Ausbreitungs-
geschwindigkeit (c ~ Co ~ 3'10 8 m/s) die Frequenz von / = 3,88'10 8 Hz = 388 MHz
(1 MHz = 1 Megahertz = 106 Hz).
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen in Körpern kann
deutlich niedriger liegen als im leeren Raum oder in Luft. Sie muß auch nicht
unbedingt eine Konstante sein, sondern kann Z.B. von der Frequenz abhängen.
Man spricht dann von Dispersion. Auf diesem Effekt beruht die Abhängigkeit der
Lichtbrechung an einem Glasprisma von der Lichtfarbe (Frequenz).

5.3 Das elektromagnetische Frequenzspektrum


Je nach Frequenz treten die elektromagnetischen Wellen als Radiowellen, als
Mikrowellen, als Wärmestrahlung (infrarotes Licht), als sichtbares und als
ultraviolettes Licht und als Röntgenstrahlen auf. Abbildung 5.6 gibt eine Übersicht
des ganzen elektromagnetischen Frequenzspektrums, zusammen mit den Wellen-
längen im leeren Raum.
Der Bereich des sichtbaren Lichtes erstreckt sich von der Wellenlänge A. =
380 nm bis zu A. = 780 nm (1 nm = 1 Nanometer = 10- 9 m). Beim Tagessehen ist
die Hellempfindlichkeit am größten für das einfarbig grünliche Licht der Wellen -
länge 555 nm (entsprechend einer Frequenz von 540THz; 1THz = 1Terahertz =
101 2 Hz). Zu kleineren Wellenlängen hin (blau) nimmt sie genauso ab wie zu
größeren (rot). Beim Nachtsehen ist die Empfindlichkeit generell größer, da s
Maximum aber auch zu kürzeren Wellenlängen hin verschoben. Abgesehen von
dieser Bewertung durch das menschliche Auge hängt die Stärke einer Lichtquelle
von dem Energiefluß der ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen , der Strah-
lungsleistung ab. Sie wird in Joule pro Sekunde, also in Watt, gemessen. Ist die
Strahlung nach verschiedenen Raumrichtungen hin unterschiedlich stark, so kann
für jede Richtung auch eine raumwinkelbezogene Strahlungsleistung, eine Strahl-
stärke, angegeben werden. Ihre Einheit ist Watt pro Steradiant (W/sr) .
Im Jahre 1979 wurde eine internationale Vereinbarung getroffen über die
Festlegung einer neuen Einheit für die Lichtstärke einer Strahlungsquelle. Demnach
50 5 Schwingungen und Wellen. Licht

/\ / Me t e r

I
6
3 10
( 1k Hz ) 10

3
e 10 (Ik m)
( I MHz ) 10 Rad iow e lle n

9
( I GHz ) 10
I, Mi k ro we- Il e n
1: 10 - 3
( t mm ) .I
(I TH z )
"
10
i n f rur o t c s Li c h t
10 - 6 ( Ip m) f s ie h t bare s LIC ht
u l t ra vi o l .. l t p s Li c h t
9
'e - 10. (l n rn)
10
It ö n t ge ll st ru h len
. 1:..
'
10

- 15
24 - 10
10
f ilie rt z

Abb.5.6 Das elektromagnetische Frequenzspektrum

ist die Ca ndela (Einheitenzeichen cd) die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung
einer Strahlungsquelle, die eine monochromatische (einfärbige) Strahlung der
Frequenz 540THz au ssendet und deren Strahlstärke in dieser Richtung (1/683)
W/sr beträgt. Z usammen mit der tabellarisch fixierten Abhängigkeit der HelIemp-
findlichkeit von der Wellenlänge (spektrale Hellempfindlichkeit) bildet die Definition
der Candela die Grundlage der Photometrie.

5.4 Fragen
I. Was verstehen Sie unter einer Schwingung?
2, Was bedeu tet .Periodendauer '' und was "Frequenz"? Wie nennt man allgemein die Einheit der
Frequenz und wie häng t sie mit der Basiseinheit der Zeit zusammen?
3. Was ist eine ha rmonische Schwing ung und wie kann man sie mathematisch darstellen? Was gibt
die Amplitude einer harmonischen Schwingung an ?
4. Wie hängt die Krei sfrequen z mit der Periodendauer und mit der Frequenz zusammen ?
5. Was verstehen Sie unter einer Welle? Geben Sie Beispiele an.
6. Wie groß ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektr omagnet ischer Wellen im leeren Raum ? Wie
groß ist etwa die Ausbre itun gsgeschwind igkeit von Schall in Luft und Wasser?
7. Was ist eine harm onische Welle und wie kann man sie mathematisch darstellen?
8. Was bedeutet "Wellenlänge" und .Kreiswellenzah l'' und wie hängen diese beiden Gr ößen
zusammen? Durch welche Beziehun g sind die Ausbreitungsgeschwind igkeit. die Wellenlän ge und
die Frequenz einer Welle im einfachsten Fall miteinander verkn üpft?
9. Wie groß ist etwa die Wellenlänge und die Frequenz von sichtba rem Licht?
10. Die Candela ist die Basiseinheit für welche physikalische Größe?
5.5 Aufgaben 51

5.5 Aufgaben

AS.! Kenngrößen einer harmonischen Schwingung: Die Schwingung in einem Punkt


einer schallabstrahlenden Fläche werde durch

a = (3 umj-sin [(9,43 '10 3 s-) )t]

beschrieben. Geben Sie die Amplitude, die Schwingungsbreite, die Frequenz, die
Kreisfrequenz und die Periodendauer dieser Schwingung an .

AS.2 Schallwelle: Stellen Sie eine harmonische Schallwelle in Luft (Ausbreitungsge-


schwindigkeit c ;:::: 340 m/s) mit der Verschiebungsamplitude cl = 10 um und der
Frequenz f = 440 Hz durch eine Sinusfunktion dar.

AS.3 Elektromagnetische Welle: In einer elektromagnetischen Sinuswelle der


Frequenz f = 10 GHz liegen der erste und der 26. Nulldurchgang in einem Abstand
von 3,47 mm. Berechnen Sie die Kreiswellenzahl und die Wellenlänge.

AS.4 Ultrakurzwellenbereich: Der UKW-Bereich des Hörfunks benutzt das Fre-


quenzband von 87,5 MHz bis 108 MHz. Welchem Wellenlängenbereich entspricht
das?

AS.S Strahlstärke: Eine annähernd punktförmige Strahlungsquelle ermttiert


räumlich gleichmäßig verteilt den Energiefluß P = 73 l /s in den umgebenden Raum.
Wie groß ist ihre Strahlstärke?
Kapitel 6

Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen

6.1 Die elektrische Ladung

Nach unserem heutigen Kenntnisstand gibt es vier fundamentale Arten von


Wechselwirkungen zwischen Teilchen. Geordnet nach zunehmender Stärke sind
dies die Gravitation, die sogenannte schwache Wechselwirkung, die elektro-
magnetische Wechselwirkung und die starke Wechselwirkung. Die starke Wechsel-
wirkung ist für die Kräfte innerhalb der Atomkerne verantwortlich, ihre Reichweite
erstreckt sich jedoch nur über Distanzen von etwa 10- 1 5 m. Die schwache Wechsel-
wirkung macht sich bemerkbar bei den sogenannten schwachen Zerfallsarten von
Teilchen (ß-Zerfall), z.B. beim gelegentlichen Zerfall eines Neutrons in ein Proton,
ein Elektron und ein Neutrino. Sie ist mit der elektromagnetischen Wechselwirkung
verwandt und wird daher zusammen mit dieser auch als elektroschwache Wechsel-
wirkung bezeichnet. In der Gravitation äußert sich die Masse, und in der
elektromagnetischen Wechselwirkung eine weitere Eigenschaft von Teilchen, ihre
elektrischeLadung. Die einfachste Form der elektromagnetischen Wechselwirkung
zwischen ruhenden Ladungsträgern haben wir im Coulomb-Gesetz (3.8) bereits
kennengelernt. Dabei ergab eine Abschätzung des Verhältnisses der elektrischen
und der Gravitationskraft für Elektronen die unvorstellbar große Zahl von ca. 104 2 •
Wenn wir von den Kernkräften einmal absehen, ist also für den Aufbau von
Atomen, Molekülen und Körpern ausschließlich die elektromagnetische Wechsel-
wirkung von Bedeutung.

Quantisierung und Erhaltung der Ladung

Die elektrische Ladung ist als Eigenschaft von Teilchen und Körpern immer an
materielle Träger, an Ladungsträger gebunden. Sie kennen bereits die wesentlichsten
davon, nämlich Elektronen und Protonen. Zwei Beobachtungen sind in diesem
Zusammenhang höchst wichtig :
I. Die elektrische Ladung tritt immer in positiven oder negativen Vielfachen
eines winzigen Ladungsquantums, der Elementarladung e auf. Jedes Proton
besitzt genau die Ladung + e,jedes Elektron die genau entgegengesetzt gleich
große Ladung -e.
2. Das Universum scheint insgesamt eine genau gleich große Anzahl positiver
und negativer Elementarladungen zu enthalten. Wir stellen jedenfalls fest,
daß wir Ladung einer Polarität (plus oder minus) weder erzeugen, noch
6.1 Die elektrische Ladung 53

vernichten können. Wir können zwar eine positive Ladung mit einer genau
entgegengesetzt gleich großen (negativen) Ladung hervorbringen oder
wegschaffen (immer in Vielfachen der Elementarladung), insgesamt aber nie
einen Überschuß produzieren. Zu jeder positiven Ladung gibt es irgendwo
den negativen Partner, und umgekehrt. Die elektrische Ladung ist also eine
Erhaltungsgröße.

Ladungsträger

Ein Atom besteht au s einem POSItIV geladenen Kern und einer Anzahl von
Elektro nen, die in einer schalena rtigen Struktur um ihn herum angeordnet sind.
Im Grundzustand stimmt die Anzahl der Elektronen genau mit der Anzahl der
Elementa rlad ungen im Kern, der Kernladungszahl, überein, da s Atom ist elektrisch
neutral. Durch Stöße oder andere Anregungen kann es nun vorkommen, daß die
Schalen Elektronen verlieren oder daß sich zusätzliche Elektronen anlagern. Im
ersten Fall sind die Atome dann positiv, im zweiten Fall negativ geladen, und wir
sprechen von Ionen. Ionen sind ebenfalls Ladungsträger. Wir finden sie auch in
kondensierter Materie, also in Flüssigkeiten und in Festkörpern, wo sie entweder
frei beweglich oder an feste Plätze in einer Kri stall- oder Molekülstruktur gebunden
sind.
Besonders interessant ist da s Verhalten metalli scher Festkörper: Bei der Bildung
des Kri stallgitters ist ein Teil der Elektronen in den Metallatomen nur mehr so
schwach gebunden, daß sie sich im Gitter nahezu frei bewegen können. Wir können
uns dam it eine räumliche Gitterstruktur positiv geladener Metallionen vor stellen ,
die mit einem Schwarm qu asi-frei beweglicher Elektronen, dem " Elektro nengas"
durchsetzt ist. Die Atome von elektrisch sehr gut leitfähigen Metallen wie Kupfer
(29 Elektronen) oder Silber (47 Elektronen) steuern im Mittel je etwa ein Elektron
zum Elektronengas bei. Die restlichen Elektronen bleiben in den Schalen gebunden.
Die Teilchen des Elektronengases müssen wir uns in einer intensiven Bewegung
und stä ndig verwick elt in Stoßprozesse mit den an den Gitterplätzen zittern den
Metallionen vorstellen. Beispielsweise beträgt die mittlere Ge schwindigkeit der
Elektronen in Kupfer ca. 1,6'10 6 m/s (mehr als tausend Kilometer pro Sekunde!).
Dabei kann es natürlich vorkommen, daß ein Elektron über den Rand des Körpers
hinausschießt. Da nun aber der Körper positiv geladen zurückbleibt, tritt nach
dem Coulomb-Gesetz eine Kraft auf, die das Elektron sofort wieder zurückholt.
Tatsächlich finden wir an der Oberfläche metallischer Körper immer eine
sehr dünne Schicht gerade austretender und wieder eingefangener Elektronen
("Ladungswolke"). Insgesamt ist das Elektronengas aber an den Met allkörper
gebunden. Elektronen können ihn nur dann in einer merkbaren Zahl verlassen,
wenn an einer anderen Stelle gleichzeitig eine ebenso große Anzahl nachgeladen
wird.
Wie extrem genau die Zahl der positiven und nega tiven Ladungstr äger in einem
Körper ausgeglichen sein muß, können wir uns an folgendem Beispiel veranscha u-
lichen. Stellen Sie sich zwei Kupferstücke mit der Masse vonje I kg im Abstand von
I m vor. Jeder der beiden Körper enthält ca. 0,95 '10 2 5 Kupferatome und damit
54 6 Elektrische Ladungen. Ströme und Spannungen

ebensoviel quasi-freie Teilchen im Elektronengas. Angenommen, wir schaffen 1%


davon, das sind 0,95'10 2 3 Elektronen von einem Körper zum anderen, so erscheint
wegen des Wertes von e aus GI. (3.7) der erste Körper mit Q1 = 1,5'104 C, der zweite
mit Q2 = -1 ,5'10 4 C geladen. Das Coulomb-Gesetz (3.8) liefert dann für ihre
gegenseitige Anziehung den unsinnig großen Wert von 2,0,10 1 8 N (diese Kraft
entspricht dem Gewicht von 28 Millionen Cheops-Pyramiden!). Wir haben richtig
gerechnet, aber die Voraussetzung, daß auch nur 1% der Elektronen verschoben
werden könnte, ist unsinnig. Um eine handlichere Kraft von, sagen wir, ION zu
erhalten, dürften wir nicht ein Elektron aus hundert, sondern nur eines aus 45
Milliarden verschieben. Aber auch das ist noch immer nicht realistisch. Tatsächlich
könnten die beiden relativ kleinen Kupferstücke Ladungen dieser Größe nicht
halten. Sie würden sich über eine Funkenentladung ausgleichen.
Halten wir fest: Makroskopische Körper sind immer in einem hohen Maß
elektrisch neutral. "Elektrische Ladung" bedeutet also nur eine extrem kleine
Störung der Neutralität. Ein Körper ist positivelektrisch geladen, wenn er einen
Überschuß an positiven oder einen Mangel an negativen Ladungsträgern aufweist.
Im umgekehrten Fall ist er negativ geladen. Absolut gesehen ist die Anzahl der
Ladungsträger, die bei der Bildung eines merkbaren Ladungszustandes aus einem
Körper abgezogen oder zusätzlich in ihn hineingebracht werden, sehr groß.
Bezogen auf die Anzahl der insgesamt im Körper vorhandenen Ladungsträger ist
sie jedoch sehr klein.

Raumladungen und Flächenladungen

Stellen Sie sich nun einen mit der Ladungsmenge Q elektrisch geladenen Körper
vor. Wie sind die überschüssigen Ladungsträger oder Fehlstellen im Körper
verteilt? Sind sie gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt, so sprechen wir
von einem gleichförmig elektrisch geladenen Körper . Die volumenbezogene Ladung,
die elektrische Ladungsdichte (Raumladungsdichte) läßt sich dann einfach über den
Quotienten

e=Q/V (6.1)

berechnen 1. Ist die Ladung nicht gleichmäßig verteilt , so gibt die Größe (6.1) die
mittlere elektrische Ladungsdichte an. Um in diesem Fall etwas mehr Information
über die Ladungsverteilung zu erhalten, können wir ähnlich wie bei der Untersuchung
der Massenverteilung vorgehen: Der Körper wird gedanklich in eine Anzahl von
Teilkörper zerlegt (Abb. 2.3). Für jeden wird der Quotient (6.1) gebildet. Je feiner
die Unterteilung, desto größer ist i.a. die gewonnene Information. Formal können
wir analog zu den Gleichungen (2.4) bis (2.10) verfahren, müssen jedoch berück-
sichtigen, daß im Gegensatz zur Massendichte die elektrische Ladungsdichte

I Den Buchstaben Q haben wir eigentlich schon als Formelzeichen für die Massendichte vergeben.

SolIte eine Verwechslungsgefahr bestehen, so können Sie Indizes zur Unterscheid ung verwenden.
6.1 Die elektri sche Ladung 55

Q sowohl positive wie auch negative Werte annehmen kann. Dies hat zur Folge, daß
in einem insgesamt ungeladenen Körper (Q = 0) nicht auch die Ladungsdichte in
der Umgebung jedes Körperpunktes null sein muß. Bei der gedanklichen Zerlegung
können sich einige der Teilkörper als positiv, andere als negativ oder auch als
ungeladen herausstellen. Nur in Summe muß sich Null ergeben.
Wie bereits erwähnt, sind an der Bildung von merkbaren pos itiven oder
negativen Ladungsüberschüssen in Körpern oder Körperteilen verglichen mit der
Gesamtzahl der Ladungsträger zwar relativ wenige, absolut gesehen aber immer
noch sehr viele Ladungsträger beteiligt. Bei einer räumlichen Ladungsverteilung
entfällt also auf jedes, vom makroskopischen Standpunkt bereits sehr kleine
Volumenelement immer noch eine sehr große Anzahl von überschüssigen Ladungs-
trägern. In den meisten Fällen ist es daher zulässig und auch hilfreich, wenn Sie
sich eine räumliche Ladungsverteilung nicht nur als eine Ansammlung von Punkt-
ladungen, sondern auch als kontinuierliche Verteilung, gewissermaßen "rä umlich
verschmiert" vorstellen.
In elektrisch gut leitfähigen Körpern, z.B. in Metallen, finden wir elektrische
Überschußladung im Gleichgewichtszustand nie im Körperinneren, sondern immer
in einer sehr dünnen Schicht an der Körperoberfläche verteilt. Dies hängt mit der
relativ großen Beweglichkeit der Ladungsträger in solchen Substanzen zusammen.
Stellen Sie sich Z.B. zwei Elektronen des Elektronengases vor, die keinen positiv
geladenen Partner in einem unmittelbar benachbarten Metallion finden. Nach dem
Coulomb-Gesetz stoßen die beiden Elektronen einander ab und nehmen wegen
ihrer leichten Beweglichkeit den größtmöglichen Abstand ein, sie wandern also an
entgegengesetzte Stellen des Randes. Endgültig verlassen können sie allerdings den
Körper erst dann, wenn die Ladungsdichte an der Oberfläche einen bestimmten
Wert überschreitet (Entladungserscheinungen). Demnach ist die Ladungsdichte im
Innern von sehr gut leitfähigen Körpern stets null.
Zur Beschreibung einer an der Oberfläche konzentrierten Überschußladung Q
ist es sinnvoll, diese auf den Flächeninhalt A der Oberfläche zu beziehen . Wir
führen damit die (mittlere) Flächenladungsdichte

Cl = Q/A (6.2)

ein. Ist die Ladung nicht gleichmäßig über die Oberfläche verteilt, so können wir diese
in Zellen unterteilen und für jede Zelle den Quotienten (6.2) aus der enthaltenen
Ladungsmenge und ihrem Flächeninhalt berechnen. Bei hinreichender Verfeinerung
bekommen wir so ein genaues Bild von der flächenhaften Ladungsverteilung.
Beispielsweisebesitzt eine Kupferkugel der Masse 1kg den Durchmesser d = 59,7 mm.
Denken Sie sich die Kugel elektrisch isoliert im Raum frei aufgehängt und mit
Q = - 2·10 - 7 C elektrisch geladen. In Luft kann sie eine Ladungsmenge etwa
dieser Größe gerade noch halten. Ist die Kugel weit von anderen Körpern entfernt,
so verteilt sich die Ladung gleichmäßig über die ganze Oberfläche des Inhalts
A = 112 cm". Die elektrische Flächenladungsdichte beträgt daher
56 6 Elektrische Ladungen, Str öme und Spannungen

Beachten Sie: Um die Überschußladung Q zu erzeugen, sind 1,25 '10 1 2 Elektronen


erforderlich. Verglichen mit der Anzahl aller im Elektronengas vorh andenen
Elektronen, nämlich 0,95'10 25 , entspricht dies etwa dem Verhältnis von einem
Sandkorn in einer Tonne Sand!

Das Coulomb

Sehen wir uns ab schließend die Einheit der elektrischen Ladungsmenge, da s


Coulomb, etwas näher an . Wir haben ihre Größe stillschweigend und vorläufig
über das Coulomb-Gesetz (3.8) durch die Angabe der Konstanten (3.9) fixiert.
Natürlich könnte man die Einheit der Ladungsmenge auch über eine bestimmte
Anzahl von Ladungsquanten e festlegen, also etwa "die Einheit der elektrischen
Ladung entspricht der Ladungsmenge von 6,241 15'10 1 8 Elementarladungen". Dies
würde, wie Sie mit dem Wert (3.7) feststellen können, wieder auf unser Coulomb
führen und wäre grundsätzlich auch recht befriedigend, weil die Ladung e des
Protons und - e des Elektrons nach bester Kenntnis eine Naturkonstante darstellt.
Um die höchstmögliche Präzision zu erreichen, geht man aber anders vor. Die
Ladungseinhe it wird über die Einheit der elektrischen Stromstärke, und diese
wiederum durch die Festlegung der magnetischen Feldkonstanten fixiert (wir
kommen in Kürze darauf zurück). Da nun seit dem Jahr 1983 die Vakuumlichtge-
schwindigkeit exakt angegeben werden kann, ist die Konstante (3.9) des Coulomb-
Ge setzes beliebig genau berechenbar.

6.2 Der elektrische Strom


Wenn elektrische Ladung auf irgendeine Weise transportiert wird, so nennt man
das einen elektrischen Strom. Nun ist die elektrische Ladung immer gebunden a n
Teilchen, an Ladungsträger wie Elektronen und Ionen, soda ß ein elektrischer
Strom gleichzeitig auch eine Bewegung von Ladungsträgern bedeutet.
Innerhalb von ruhenden Körpern kann ein elektrischer Strom nur dann
zustande kommen, wenn eine au sreichende Anzahl beweglicher Ladungsträger
vorhanden ist. Denken Sie beispielsweise an ein Stück Kupferdraht. Nach unserer
vereinfachten Vorstellung schießen dabei negativ geladene Elektronen in einer
intensiven Bewegung umher, stä ndig in Stoßprozesse verwickelt mit zitternden,
aber an die Gitterplätze gebundenen positiven Metallionen, im Pr inzip aber nahezu
frei beweglich . Solche Körper sind zum inneren Ladungstransport besten s geeignet ,
sie können "einen elektrischen Strom leiten ". Wir nennen sie daher elektrische
Leiter. Sind keine frei beweglichen Ladungsträger vorhanden, so sprechen wir von
elektrischen Isolatoren.
6.2 Der elektrische Strom 57

Isolatoren und Leiter


Es gibt keinen Leiter schlechthin und keinen Isolator schlechthin. Alle Substanzen
sind mehr oder weniger elektrisch leitfähig, quantitativ finden wir jedoch krasse
Unterschiede. Metalle sind immer relativ gute Leiter. Porzellan, Glas und die
meisten Kunststoffe sind dagegen gute Isolatoren. Auch chemisch reines Wasser
ist ein ganz schlechter Leiter. Streuen Sie aber etwas Kochsalz (NaCl) ein, so gehen
die bereits in den Kristallen vorhandenen positiven Natriumionen und negativen
Chlorionen getrennt in Lösung (Dissoziation) und Sie erhalten einen recht guten
Leiter. Auch in Luft und anderen Gasen finden wir normal nur relativ wenige
ungebundene Ladungsträger. Durch hohe Temperaturen, Beschuß mit ionisierenden
Strahlen oder starke elektrische Felder können jedoch auch hier über Stoßprozesse
Ionen gebildet werden (Ionisation), manchmal sogar lawinen artig wie bei Funkenent-
ladungen. Etwas schwieriger zu verstehen ist Ladungstransport in den sogenannten
Halbleitern, weil dabei in der Regel sowohl gezielt als Störstellen in das Kristallgitter
eingebrachte Fremdatome, als auch mit zunehmender Temperatur vermehrt aus
der atomaren Bindung freigesetzte Elektronen eine Rolle spielen. Letztlich kommt
es aber auch hier auf die Anzahl der vorhandenen Ladungsträger und ihre
Beweglichkeit an .
In festen und flüssigen Leitern sind die Ladungsträger, auch wenn sie sich
weitgehend frei bewegen können, an den Körper als Ganzes gebunden. Bringen
wir aber zwei Leiter miteinander in Berührung, so können Ladungsträger,
insbesondere Elektronen, von einem Körper zum anderen übertreten. Wir sagen,
die Körper befinden sich in elektrischem Kontakt. Über solche Kontaktpunkte
oder Kontaktflächen kann also ein elektrischer Strom fließen, z.B., wenn wir zwei
entgegengesetzt gleich groß geladene Metallkörper, sagen wir, mit den Ladungen
Q bzw. - Q, über ein Stück Kupferdraht miteinander verbinden: Aus dem negativ
geladenen Körper treten die überschüssigen Elektronen an der einen KontaktsteIle
in den Draht ein und eine gleichgroße Anzahl von Elektronen wird dem positiv
geladenen Körper an der anderen KontaktsteIle zugeführt. Insgesamt wird die
Ladungsmenge Q durch den Draht verschoben, beide Körper bleiben ungeladen
zurück.

Die elektrische Stromstärke


Ob in einem Draht augenblicklich elektrische Ladung verschoben wird, wie groß
die momentane Transportrate ist und in welche Richtung der Transport erfolgt,
wird durch die elektrische Stromstärke erfaßt. Stellen Sie sich einen Abschnitt aus
unserem Draht wie in Abb . 6.1 vor , und nehmen wir zun ächst einen während

~ l--+E Abb. 6.1 Elektrischer Strom in einem Draht


58 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen

des Beobachtungszeitraums unveränderlichen elektrischen Strom an. Wir legen


fest: Wird im Zeit intervall von 0 bis t durch einen Querschnitt .s1 die Ladungsmenge
Q in Pfeilrichtung verschoben, so beträgt die elektrische Stromstärke

I1= Qlt I· (6.3)

Wie Sie sehen, ergibt sich als Einheit für die elektrische Stromstärke die
Ladungseinheit pro Zeiteinheit, also Coulomb pro Sekunde (Cis). Gebräuchlich
dafür ist der Name Ampere? (Einheitenzeichen A, I A = I Cis).
Wie das Vorzeichen der elektrischen Ladung, so ist auch die Richtung des
elektrischen Stromes eine Sache der Vereinbarung (Konvention). Gleichung (6.3)
liefert ein positives Vorzeichen für I, wenn Q positiv ist, wenn also eine positive
Ladungsmenge in Pfeilrichtung durch .s1 geschoben wird. Formal ist das völlig
gleichwertig mit dem Verschieben einer negativen Ladung in der entgegengesetzten
Richtung. Das Vorzeichen von I ist dasselbe. Wenn aber der Transport einer
positiven Ladungsmenge entgegen der Pfeilrichtung oder einer negativen Ladungs-
menge in Pfeilrichtung erfolgt, bekommt I ein negatives Vorzeichen.
Noch ein wichtiger Punkt: Wir sprechen zwar von der Richtung des elektrischen
Stromes, die elektrische Stromstärke ist aber keine geometrisch gerichtete Größe
im Sinne einer Kraft oder einer Geschwindigkeit und wird daher auch nicht durch
einen Vektor dargestellt. " Richtung" bedeutet hier lediglich " von innen nach außen"
oder "von hinten nach vorne" durch die Fläche .s1. Einen Pfeil, wie in Abb. 6.1
eingezeichnet, nennt man einen Bezugssinn, manchmal auch eine Bezugsrichtung
(Abb . 6.2). Dementsprechend nennt man die konventionelle Richtung des Stromes,
also die Durchtrittsrichtung. in welcher eine positive Ladungsmenge tatsächlich
verschoben wird , den Richtungssinn. Äquivalent ist natürlich das Verschieben einer
negativen Ladungsmenge in der entgegengesetzten Richtung. In der Wahl des
Bezugssinnes sind wir völlig frei. Ergibt dann GI. (6.3), oder eine andere Analyse,
ein positives Vorzeichen für I , so stimmt der Richtungssinn des Stromes mit dem
Bezugssinn überein.
Wir haben noch den allgemeinen Fall abzuhandeln, nämlich, wenn sich der
elektrische Strom während des Beobachtungszeitraums ändert. Gleichung (6.3)
liefert dann nur einen mittleren Wert für die elektrische Stromstärke, meistens wird
aber der Augenblickswert (Momentanwert) benötigt. Wie wir dabei im Prinzip
vorzugehen haben, ist klar: Um den betrachteten Zeitpunkt wird ein hinreichend

Abb.6.2 Durchtritt an einem Flächenstück ,r,1 . Der Bezugssinn stellt eine als
positiv angenommene Durchtrittsrichtung dar

2 Andre Marie Ampere , 1775-1 836, Französischer Ph ysiker und Mathemat iker.
6.2 Der elektrische Strom 59

kurzes Zeitintervall, sagen wir L\t, gewählt und gleichzeitig die Ladungsmenge L\Q
bestimmt, die während L\t im angenommenen Bezugssinn durch den Querschnitt
d (Abb. 6.1) tritt. Den Quotienten Q/t in GI. (6.3) ersetzen wir dann durch den
Quotienten L\Q/L\t. "Hinreichend kurzes Zeitintervall" heißt, daß eine weitere
Verkleinerung von L\t keinen genaueren Wert mehr für L\Q/L\t liefert. Dies schließt
auch den Grenzfall L\t --+ 0 ein, für den man den Quotienten üblicherweise als dQ/dt
schreibt und als Zeitableitung der Ladung bezeichnet. Einer ebenfalls üblichen
Schreibweise für allgemeine Ströme folgend verwenden wir hier bevorzugt einen
übergesetzten Punkt ("Newtonscher Fluxationspunkt"), also

I I(d) = Q(d) I (6.4)

Wörtlich: Die elektrische Stromstärke aneinem Flächenstück d ist derLadungsstrom


durch d (zeitliche Durchsatzrate der durch ein Flächenstück d gerichtet ver-
schobenen elektrischen Ladungsmenge). Das Flächenstück d besitzt eine äußere
Orientierung, einen Bezugssinn (Abb. 6.2), und das über die Stromrichtung, den
Bezugssinn und den Richtungssinn gesagte gilt natürlich auch hier, sinngemäß auf
Augenblickswerte angewandt.
Während eines Vorganges wird sich die elektrische Stromstärke I i.a. mit der
Zeit ändern. Wir können das z.B. graphisch wie in Abb. 6.3 darstellen. Die Ordinaten-
werte, in geeignetem Maßstab aufgetragen, geben für jeden Zeitpunkt (Abszissen-
wert) eines Beobachtungszeitraumes die momentane Stromstärke an . Ändert sich
die Stromstärke mit der Zeit nicht (Abb. 6.3b), so sprechen wir von Gleichstrom.
Liegt dagegen ein periodischer Zeitverlauf mit dem Mittelwert Null vor , so ist das
Wechselstrom. Abbildung 6.3c zeigt einen technischen Wechselstrom (sinusförmiger
Verlauf) mit einer Frequenz von 50 Hz.
Die Definitionsgleichung (6.4) für die elektrische Stromstärke ist recht allgemein,
weil sie nur auf die Änderungsrate der insgesamt verschobenen Ladungsmenge
bezug nimmt, nicht aber auf die Art der Ladungsträger, ihre Dichten und ihre
Geschwindigkeiten. Trotzdem ist es günstig, sich eine zumindest in groben Zügen
zutreffende Vorstellung von den mikroskopischen Vorgängen zu machen. Wir
greifen dazu auf das schon mehrfach verwendete Modell des Kristallgitters von
Kupfer und des quasifreien Elektronengases zurück: Je nach der Höhe der
Temperatur zittern die an die Gitterknoten in Abständen der Größenordnung

Abb. 6.3 Zeitverlauf der elektrischen Stromstärke. a Allgemeiner Zeitverlauf, b Gleichstrom,


e Wechselstrom
60 6 Elektrische Ladungen. Str öm e und Spannun gen

10- t O m gebundenen, positiv geladenen Metallionen mehr oder weniger stark. Sie
stehen in ständiger Stoßwechselwirkung mit den negativ geladenen Elektronen,
die mit mittleren Geschwindigkeiten der Größenordnung 106 m/s in Zickzack-
bewegungen umherrasen. Ein elektrischer Strom bedeutet, daß dieser intensiven
inneren Bewegung des Elektronengases eine äußere, gerichtete Bewegung, eine
Drift überlagert ist, die zu einem gerichteten makroskopischen Ladungstransport
führt. Wie groß ist diese Driftgeschwindigkeit?
Eine Abschätzung ist nicht schwierig durchzuführen. Nehmen wir einen
Kupferdraht von A = I mm? Querschnittsfläche, in dem ein elektrischer Strom der
Stärke I = I A fließt. Die Teilchendichte der freien Elektronen in Kupfer beträgt
ca. ne = 8,5'10 1 9 / mm 3 , d.h., die Ladungsmenge von Qe = - \ C, ent sprechend
N e= -Qe/e= 6,2'10 18 Elektronen, nimmt ein Volumen von V = N elne=0,073 mrrr'
ein. Bei einer Querschnittsfläche von A = \ mrn? bedeutet dies einen Zylinder der
Höhe I = VIA = 0,073 mm . Fließt nun I = IA = \ CIs, so wird das Elektronengas
im Mittel je Sekunde um genau diese Strecke, also mit der Geschwindigkeit von
v = 0,073 rnrn/stl) verschoben, und zwar entgegen dem Richtungssinn des elektrischen
Stromes (wegen der negativen Elektronenladungen). Die po siti v geladenen Kupfer-
ionen tragen nichts zum Ladungstransport bei, weil sie wesentlich an ihre
Gitterplätze gebunden sind. Sie sorgen aber für die perfekte Einhaltung der
Neutralitätsbedingung im Drahtinneren.
Der niedrige Wert einer Transportgeschwindigkeit (Driftgeschwindigkeit) der
Größenordnung 0, \ rnrn/s, wie eben berechnet, mag Sie vielleicht überraschen.
Er ist aber durchaus repräsentativ. Sie ersehen daraus, daß ein sta rker elektrischer
Strom in wichtigen Metallen wie Kupfer nicht etwa durch besonders hohe
Driftgeschwindigkeiten, sondern durch die große Anzahldichte der Elektronen
zustandekommt.
Ladungsträger besitzen auch Ma sse. Wir können daher bei einem elektrischen
Strom gleichzeitig immer auch einen Massenstrom erw arten. Beispielsweise haben
wir in unserem Kupferdraht die Anzahl vo n N e = 6,2,10 1 8 Elektronen für die
Ladung von - I C; eine elektrische Stromstärke von \ A = I Cis bedeutet also eine
Teilchenstromstärke von Ne= - 6,2·10 18 / S. Die Masse eines Elektrons beträgt
m e = 9,1' 1O - 3 1 kg. Daher ist die mit der elektrischen Stromstärke von 1= \ A
verknüpfte Massenstromstärke der Elektronen "I = me ' tiJ e = - 5,6.10 - 1 2 kg/s(!)
Diesen Wert können wir getrost unberücksichtigt lassen ; der Massentransport
durch Elektronen ist unmeßbar klein. Nicht zu vernachlässigen ist der Ma ssentrans-
port allerdings dann, wenn am elektrischen Strom auch die um einige Größenord-
nungen mas sigeren Ionen beteiligt sind . Das ist Z.B. in flüssigen Leitern der Fall.

Auswirkungen des elektrischen Stromes

Die hohe Bedeutung der Elektrizität in nahezu allen technischen Bereichen hängt
mit der äußerst großen Vielfalt der Erscheinungen zusammen, die mit elektrischen
Strömen verknüpft sind . Grob vereinfachend können wir die Erscheinungen
zusammenfassen in
6.2 Der elektrische Strom 61

• Magnetfelder,
• Erwärmung von Leitern bei Stromdurchgang,
• chemische Wirkungen im weiteren Sinn, insbesondere in flüssigen und gas-
förmigen Leitern,
wir werden aber vorerst nicht näher darauf eingehen. Ich möchte Sie nur an einige
bekannte Tatsachen erinnern:
Als chemische Wirkung des elektrischen Stroms kennen Sie alle die Elektrolyse
von Wasser. Möglicherweise wird dieser oder ein ähnlicher Prozeß zur Gewinnung
von Wasserstoff für unsere künftige Energieversorgung große Bedeutung erlangen.
Eine Reihe weiterer Verfahren der Elektrochemie dient ebenfalls der großtechnischen
Erzeugung von Metallen und Gasen durch Elektrolyse. Erwähnen möchte ich auch
die Galvanotechnik zur Oberflächenbehandlung von Werkstoffen und natürlich
die lokale Erzeugung und Speicherung von elektrischer Energie in Batterien und
Akkumulatoren.
Die Wärmeentwicklung in stromdurchflossenen Leitern ist häufig eine uner-
wünschte Erscheinung, weil sie den Verlust höherwertiger Energieformen bedeutet
und damit den Wirkungsgrad von Energieumsetzungsprozessen verschlechtert.
Wie Sie wissen, hat sie aber auch ihre nützlichen Seiten, z.B. bei der Lichterzeugung
in Glühlampen, der Wärmeerzeugung in Heiz- und Kochgeräten und in Anlagen der
industriellen Elektrowärmetechnik.
Ausführlich beschäftigen werden uns die magnetischen Erscheinungen. Es
handelt sich dabei, grob gesprochen, um Kräfte zwischen bewegten Ladungsträ-
gern, also um Kräfte zwischen elektrischen Strömen. Wenn Sie beim Magnetismus
hauptsächlich an das Erdmagnetfeld und an Kompaßnadeln, an Magnete und
Eisenstücke denken, so werden Sie später sehen, daß wir es auch dabei letztlich
mit elektrischen Strömen, wenn auch nicht immer mit Leitungsströmen zu tun
haben. Großtechnisch genutzt wird der Magnetismus vorwiegend in elektrischen
Maschinen und Geräten zur elektromechanischen Energieumsetzung.

Das Ampere
Von den Wirkungen des elektrischen Stromes macht man auch bei der Messung
der elektrischen Stromstärke Gebrauch. Anzeigende Meßgeräte dieser Art nennt
man Strommesser oder Amperemeter, weil man mit ihnen den Zahlenwert der
elektrischen Stromstärke oder verwandter Kenngrößen in Ampere (einschließlich
Teilen und Vielfachen davon) mißt. Wir nehmen zunächst nur zur Kenntnis, daß
es solche Meßgeräte gibt, und daß wir damit die elektrische Stromstärke in jedem
Stromkreis und mit jeweils ausreichender Genauigkeit bestimmen können. Um
die Meßwerte aber auch sinnvoll weitergeben zu können ist es wichtig, daß
jedermann unter "einem Ampere" den selben Wert der elektrischen Stromstärke
versteht und daß die Strommesser entsprechend geeicht sind .
Bereits im Jahr 1948 hat man sich auf die folgende , auch heute noch international
gültige Festlegung geeinigt (Abb. 6.4)."Die Basiseinheit I Ampere (Einheitenzeichen
62 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen

Abb.6.4 Schematische Darstellung der Ampere-Definition

A) ist die Stärke eines zeitlich unveränderlichen Stromes, der, durch zwei Im
Vakuum parallel im Abstand I Meter voneinander angeordnete geradlinige,
unendlich lange Leiter von vernachlässigbar kleinem, kreisförmigen Querschnitt
fließend, zwischen diesen Leitern je I Meter Leiterlänge elektrodynamisch die Kraft
von 2· 10- 7 Newton hervorrufen würde."
Wie sich schon aus den Worten "unendlich lang" und .vemachl ässigbar klein "
ergibt, ist der Definitionstext nicht direkt als Realisierungsvorschrift brauchbar.
Das ist aber auch nicht nötig. Es soll damit lediglich das magnetische Kraftgesetz
für einen einfachen Fall unter idealisierten Bedingungen in einer einwandfreien
Formulierung erfaßt werden. Etwas vorgreifend können wir das auch formeimäßig
ausdrücken, sogar etwas allgemeiner: Mit Bezug auf Abb. 6.4 ist die magnetische
Kraft F pro Leiterlänge I zwischen zwei geradlinigen, parallelen Linienleitern im
Abstand r, die von Strömen der Stärke 1I bzw. 12 durchflossen werden, im Vakuum
(und auch in Luft)

(6.5)

110 ist die magnetische Feldkonstante. Die beiden Leiter ziehen einander an, wenn
sie gleichsinnig durchflossen werden. Ist der Richtungssinn der beiden Ströme
unterschiedlich, so stoßen sie einander ab . Setzen wir nun die Werte der Ampere-
Definition, nämlich F = 2.10- 7 N, I = 1 m, 1 1 = 12 = 1 A und r = 1 m ein, so erhalten
wir

Berücksichtigen wir noch die Einheitengleichung 1 N = 1 kg m/s", folgt daraus:


Durch die Ampere-Definition wird der Wert für die magnetische Feldkonstante mit

I 110 = 4w 10- 7 kg m/(As)2 I (6.6)

festgelegt. Beachten Sie, daß wegen der in den Gin. (6.3) bzw. (6.4) ausgedrückten
Begriffsbildung für die elektrische Stromstärke mit dem Ampere und der Zeiteinheit
6.3 Die elektrische Spannung 63

auch die Einheit für die elektri sche Ladung fixiert ist: 1 Coulomb = 1 Amperesekunde
(1 C = 1 A·l s = 1A s).

6.3 Die elektrische Spannung


Zu sammen mit dem elektrischen Strom ist die elektrische Spannung der wicht igste
Begriff der Elektrotechnik. Sie ist gewissermaßen die "treibende Kraft" hinter den
elektrischen Strömen. Ähnlich wie die elektrische Stromstärke ist auch die
elektrische Spannung eine physikalische Größe. Man kann ihre Werte mit
geeigneten Meßgeräten, den elektrischen Spannungsmessern bestimmen, und es
gibt für sie auch eine physikalische Einheit, das Vo1t 3 • Bevor wir darauf näh er
eingehen, wollen wir uns eine allgemeine Vorstellung des Begriffes "elektrische
Spannung" verschaffen .
Ein elektrisch geladener Körper erfahrt in einem elektromagnetischen Milieu
eine Kraft. Umgekehrt kann man elektrisch geladene Körper gezielt zur Unter-
suchung elektromagnetischer Felder verwenden. Meist geschieht das in sogenannten
Gedankenexperimenten, also in Versuchen, die nicht tatsächlich au sgeführt werden
(und oft auch gar nicht au sführbar wären) , sondern die nur der Klärung grund-
sätzlicher Zuammenhänge unter idealisierten Bedingungen dienen. Wir können
dam it die räumliche Ausdehnung und auch die elektrische Ladung unseres Test-
kö rpers beliebig klein machen, so klein, daß wir annehmen können, da s zu unter-
suchende Objekt werde durch die Anwesenheit des Testk örpers in keiner Weise
gestör t. Auch über die tat sächliche Messung der a n der Testladung angreifenden
Kr aft brauchen wir uns keine Gedanken zu machen. Wir nehmen einfach an , daß
wir sie zu jeder Zeit und an jedem Ort nach Betr ag und Richtung bestimm en
können. Wie Sie sich erinnern, sind wir bei der Untersuchung des elektrischen
Kraftfeldes mit Hilfe des Coulomb-Gesetzes ähnlich vorgega ngen. Insbesondere
erwies sich die Kraft auf den Testkörper zu jeder Zeit an jedem Ort als proportion al
zu seiner elektrischen Ladung GI. (3.12). Den Proportion alit ät sfaktor, eine vek-
torielle Größe, haben wir elektrische Feld stärke E genannt.
Machen wir nun das folgende Gedankenexperiment. Stellen Sie sich irgendein
elektromagnetisches Szenario aus geladenen Körpern, wechselwirkenden Teilch en,
Strömen und Wellen vor; je allgemeiner, desto besser. Wir denken uns das G an ze
zu irgendeinem Zeitpunkt festgehalten, auch die Momentanwerte aller phy sikali-
schen Größen. Dann bringen wir eine Reihe unterschiedl ich geladener Testk örper-
chen abwe chselnd an einen beliebigen Ort und stellen als erstes fest, daß die Kr aft
dort jeweils proportional zur Ladungsmenge des Testkörpers ist (doppelte Ladungs-
menge -doppelte Kr aft, ab er in gleicher Richtung). Als nächstes verschieben wir
einen der Testkörper entlang irgendeiner Kurve C(i und bestimmen die Arbeit A(C(i),
die dabei von den elektrischen Kr äften verrichtet wird . Wie man hier vorgehen
kann, sehen Sie in Abb .4.4: Ku rve C(i in eine Anzahl gerade r Verschiebungen

J Alessand ro Volta, 1745- 1827, italienischer Physiker.


64 6 Elektrische Ladungen. Ström e und Sp annungen

zerlegen, für jeden Abschnitt die Normalprojektion der Kraft auf die Verschiebungs-
richtung bestimmen und mit der Verschiebungsstreck e multiplizieren, aIles zu sam-
menzählen; wenn nötig, Zerlegung verfeinern. Die Wiederholung der Prozedur
für dieselbe Kurve ((5, aber mit Te stkörpern unterschiedlicher Ladungsmenge zeigt:
Das Ergebnis, die vo n den elektrischen Kräften verrichtete Arbeit, ist jeweil s
proportional der Ladungsmenge de s Te stk örper s (d oppelte Ladung-doppelte
Arbeit). Wir konnten auch nicht s anderes erwarten, weil sich ja die Kraft in jedem
Punkt bereits proportional zu Q erwiesen hat und damit jeder Teilbetrag unser er
Arbeitssumme in GI. (4.5) als F'k' Sk = QEsk ' Sk geschrieben werden kann." Esk ist
die Normalprojektion der elektrischen Feldstärke im k-ten Ab schnitt:

n
A(((5) =Fsl ·Sl+Fsz· sz+· ··+Fsn· sn = I r:«
k= 1

n
= QEs1'SI + QEsz's z + ... + QEsn ' sn = Q I Esk ·Sk· (6.7)
k= 1

Das Ergebnis unseres Gedankenexperiments: Wenn wir die von den elektrischen
Kräften bei der Verschiebung eines Testkörpers entlang einer Kurve '6 verr ichtete
Arbeit durch seine Ladung di vidieren, erhalten wir eine Größe, die allein vo m
momentanen Zustand des untersuchten Objekts, nämlich dem elektromagnetischen
Feld, und vom Verlauf der Kurve ((5 abhängt, nicht a ber vo n den Eigensch aften
des Te stkörpers. Die se Größe nennen wir elektrische Spannung,

n
Ure ) = A(((5)/Q = I E'k'Sk (6.8)
k= 1

In Worten: Die einer orientierten Kurve (C momentan zugeordnete elektrische


Spannung U(((5) ist die Kurvensumme der elektrischen Feldstärke entlang ({,. Ihr
Wert ist gleich der ladungsbezogenen Arbeit, die von den elekt rischen Kr äften
beim Verschieben einer Testladung entlang rc verrichtet wird, und ist unabhängig
von den Eigenschaften der Te stladung.

Das Volt
Die Definitionsgleichung (6.8) gibt uns auch den richtigen H inweis auf die
physikalische Einheit der elektrischen Spannung: Wir messen d ie Arbeit in Joule
und die elektrische Ladung in Coulomb, also besitzt die elektrische Spannung, a ls
ladungsbezogene Arbeit a ufgefa ßt, die Einheit I Joule pro I Coulom b (I Jj C). In

4 Au f einen bewegten Testk örper wirkt im Untersc hied zu eine m ruh enden i.a. noch eine weite re

K raft . die mit dem M agn eti smu s zusa mmenhängt (Wechse lwirku ng bewegter Lad ungst räger). Sie
steht jedoch immer senk recht zur Bewegun gsrichtung. tr ägt als o nicht s zu r Arbe it bei. Unse r Ergebnis
ist allg emein gültig.
6.3 Die elektrische Spannung 65

der Elektrotechnik wurde dafür die Bezeichnung Volt (Einheitenzeichen V) ein-


geführt. Berücksichtigen wir überdies die bereits ermittelten Zusammenhänge
I J = I Nm, I J = I Ws und I C = I As, so folgen daraus die wichtigen Einheiten-
gleichungen

11 = I kgm 2 j s2 = I Nm = I Ws = 1 V As, (6.9)


1W = I VA.

Wir erhalten also insbesondere die Einheit der Leistung, das Watt, als Produkt
von I Volt und I Ampere.

Bezugssinn und Richtungssinn

Eine wichtige Anmerkung: Die elektrische Spannung ist immer einer orientierten
Kurve zugeordnet, d.h. einer Kurve mit Durchlaufsinn (Abb. 6.5). Dieser frei wähl-
bare Durchlaufsinn ist der Bezugssinn der elektrischen Spannung. Davon unabhän-
gig ist der Richtungssinn. Ergibt GI. (6.8), oder eine andere Analyse , ein positives
Vorzeichen für U, so stimmt der Richtungssinn mit dem Bezugssinn überein.
Wenn Sie also den Wert einer elektrischen Spannung, ob positiv oder negativ,
nennen, dann müssen Sie im Prinzip immer auch die zugehörige Kurve und ihren
Bezugssinn angeben. Allerdings gibt es technisch bedeutsame Ausnahmen. Stellt
sich nämlich heraus, daß die Spannung für alle Kurven, die innerhalb eines räum-
lich abgegrenzten Bereiches zwischen denselben Punkten verlaufen, den gleichen

2
En dp unkt
Abb.6.5 Innere Orientierung einer Kurve
Der Bezugssinn stellt einen als positi v
If, .
angenommenen Durchlaufsinn vom An-
Anfa ng spunkt fangspunkt I zum Endpunkt 2 da r

------- - ~ ~ '"

't5, __----..
X\ rä u m li c h abgegre nz ter
Be re ic h

\
\
I
I
f U('t5,) = UC(5 2) = U(f53 ) = Ut2= U
/
I
)
/
./
- - - - - - --- -- .-.-/
Abb.6.6 Angabe des Bezugssinn s. Ist die Spannung unabh ängig vom Verlauf der Ku rve zwischen zwei
Punkten, so genügt die Festlegung des Anfangs- und Endpunktes
66 6 Elektrische Ladungen, Str öme und Spannungen

Wert besitzt (Abb. 6.6), so brauchen wir lediglich anzugeben, welcher der beiden
Punkte der Anfangs- und welcher der Endpunkt ist. Man verwendet dafür
Kennzeichnungen für geordnete Punktepaare wie f!JJ und :!l, oder 1 und 2, oder
( +) und (-), oder man zeichnet einfach einen Pfeil direkt vom Anfangs- zum
Endpunkt. Der gewählte Bezugssinn ist damit klar.
Tatsächlich sind diese Ausnahmen in der Elektrotechnik der Regelfall. Wir
werden das später begründen und im Zusammenhang mit dem Induktionsgesetz
genauer untersuchen, können aber inzwischen ohne Gefahr von der "Spann ung
zwischen zwei Punkten" sprechen und demgemäß die vereinfachte Kennzeichnung
des Bezugssinns verwenden.

Eigenschaften der elektrischen Spannung

Fassen wir kurz das Wesentliche zusammen: Den Gesamtwert des elektrischen
Feldes entlang einer die Punkte 1 und 2 verbindenden Kurve ~ nennen wir die
elektrische Spannung U(~). Sie erfaßt gleichzeitig alle entlang und in Richtung der
Kurve potentiell vorhandenen elektrischen Kräfte. Verläuft die Kurve innerhalb von
Leitern, so werden die Kräfte an den beweglichen Ladungsträgern tatsachlich
wirksam und es kommt zu einem elektrischen Strom. Im Pr inzip können wir den
Wert der elektrischen Spannung durch Verschieben einer Testladung entlang ~
als die dabei von den elektrischen Kräften verrichtete ladungsbezogene Arbeit
bestimmen. Dies führt auf die Bildung der Kurvensumme GI. (6.8).
Wenn die Spannung für alle Kurven, die (innerhalb eines anzugebenden räum-
lichen Bereiches) von 1 nach 2 verlaufen, den selben Wert ergibt, dann sprechen
wir von der Spannung zwischen 1 und 2 und kennzeichnen sie durch U t z oder
einfach durch U, zusammen mit einem Bezugspfeil (Abb. 6.6). Diese Kennzeichnung
ist wichtig, weil, wie aus der Definition der elektrischen Spannung als Kurvensumme
folgt, eine Umkehrung des Bezugssinnes in der gleichen physikalischen Situ ation
(d.h. bei gleichem Richtungssinn) eine Umkehrung des Vorzeichens der elektrischen
Spannung bedeutet:

(6.10)

Ebenfalls aus der Definition als Kurvensumme folgt, daß sich bei einer
Unterteilung der Kurve rt' in Teilstücke (Abb. 6.7) die Gesamtspannung als Summe
der Teilspannungen ergibt:

I)
U(~) = U(~ + U(~ z) + u(rt' 3)'}
U I4 =U12+UZ3+U 34, (6.11)
U =U 1+U Z+U 3.

Die physikalische Einheit der elektrischen Spannung ist das Volt. Seine
Anbindung an die international vereinbarten Einheiten der Länge , der Masse ,
6.3 Die elektrische Spannung 67

~
1 234

<c:.> V
V = VI - u, + V3
Abb. 6.7 Unterteilung einer Kurv e «j in Teilstücke. Die G esamtspannung ist die Summe der Teilspannungen

der Zeit und der elektr ischen Stromstärke erfolgt durch die Einhe itengleichung

(6.12)

Der Wert einer elektrischen Spannung kann sich natürlich auch mit der Zeit
ändern. Beispielsweise können wir die Spannung zwischen zwei bezeichneten
Anschlußklemmen eines elektri schen Gerätes oder eines elektronischen Bauele-
mentes graphisch wie in Abb. 6.8 angeben. Ändert sich die Spannung mit der Zeit
nicht (Abb. 6.8c), so sprechen wir von Gleichspannung. Liegt dagegen ein period ischer
Zeitverlauf mit dem Mittelwert Null vor, so nennt man das Wechselspannung. In
der Abb. 5.1 ist eine techni sche Wechselsp annung, näml ich die sinusförmige
Spannung zwischen den Kontakten einer Steckdose da rgestellt.

a b c

---:;--
r ~ r ~
lv V
3
2 V
3

2
0 0

- 1 2 3 4 5 6s 7 0 2 m in 3
t - -., t - -.,
Abb. 6.8 Zeitverla uf der elektrisc hen Spa nnung. a Angabe des Bezugssinn s, bAlIgemeiner Zeitverl auf,
c Gl eich spannung
68 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen

6.4 Die elektrische Leistung


Sie werden sich vielleicht schon gefragt haben, wie denn nun eigentlich elektrische
Spannungen entlang einer Kurve oder zwischen zwei Punkten zustande kommen.
Nach unseren bisherigen Überlegungen ist das gleichbedeutend mit der Frage nach
der Entstehung eines elektrischen Feldes, und dafür gibt es zwei Ursachen:

1. Elektrische Ladungen. In der Umgebung von Ladungsträgern finden wir


immer ein elektrisches Feld. Auf diese Art macht sich eine elektrische Ladung
ja überhaupt erst bemerkbar. Wenn wir also auf irgendeine Weise in einem
Körper oder Körperteil eine positive, und damit im Rest der Welt die gleich
große, aber negative Menge an Überschußladungen erzeugen, so finden wir
auch elektrische Spannungen.
2. Zeitlich veränderliche Magnetfelder. Im Zusammenhang mit dem Induk -
tionsgesetz werden wir die Verknüpfung elektrischer Felder mit zeitlich
veränderlichen Magnetfeldern genauer untersuchen. Sind elektrische Leiter
vorhanden, so kommt es auch hier zur Bildung von Überschußladungen.

Es sind also insbesondere Mechanismen der Ladungstrennung, die zur Erzeugung


elektrischer Spannungen genutzt werden. Technische Geräte dieser Art nennt
man allgemein Spannungsquellen, Generatoren oder auch Stromversorgungen, wobei
die elektrische Spannung an den Ausgangsklemmen zur Verfügung steht. Schließen
wir das zu versorgende Gerät an, so fließt ein elektrischer Strom. Ein kontinuierlich
wirkender Mechanismus der Ladungstrennung sorgt dann für die Aufrechterhaltung
von Spannung und Strom. (Im Falle von Wechselspannung und Wechselstrom
ändert sich der Richtungssinn periodisch.) Technische Spannungsquellen sind also
i.a. auch Stromquellen und damit Lieferanten elektrischer Energie .
Eine grobe Einteilung technischer Spannungsquellen können wir in den Arten
der genutzten Energieumformprozesse sehen:

• Elektrochemische Spannungsquellen im weiteren Sinn


• Elektromechanische Spannungserzeuger
• Rein elektrische Umformgeräte

Rein elektrische Umformgeräte dienen zur Umsetzung einer Spannung in eine


andere Spannung. Dabei kann sich auch die Frequenz ä ndern, Z.B. bei der
Umformung von Wechselspannung in Gleichspannung. In diese Gruppe gehören
neben den Netzgeräten zur Versorgung elektronischer Geräte auch die Frequenzum-
richter zur Speisung von elektrischen Maschinen. Die umgesetzte elektrische
Energie wird in der Regel a us dem öffentlichen Netz bezogen. Elektromechanische
Spannungserzeuger sind rotierende elektrische Maschinen. In der öffentlichen
Stromversorgung werden heute ausschließlich Wechselspannungsgeneratoren ein-
gesetzt. Die elektrochemischen Spannungsquellen im engeren Sinn erzeugen Gleich-
spannungen von einigen Volt . Sie kennen diese Elemente als "Batterien" oder
"Akkus". Beispielsweise liefert eine Zelle des Bleiakkumulators einer Autobatterie
etwa 2 Volt. Benötigen Sie eine höhere Gleichspannung, dann schalten Sie mehrere
Zellen so zusammen, daß sich die Einzelspannungen addieren (Reihenschaltung).
6.4 Die elektrisch e Leistung 69

Aus der großen Zahl möglicher chemischer Elemente hat man früher eine
bestimmte Bauart, ein "Normalelement" ausgewählt und seine Spannung mit
1,0186 V festgelegt. Auf dieser Grundlage konnte man die Geräte zur Messung der
elektrischen Spannung, Spannungsmesser oder kurz Voltmeter genannt, eichen.
Dieses Vorgehen ist überholt. Man erreicht heute auf anderem Weg Darstellungen
des Volt mit Unsicherheiten kleiner 10- 6 . Normale Voltmeter erreichen natürlich
nicht diese Genauigkeit.
Über die Funktionsweise von Spannungsmessern brauchen wir uns vorerst
keine Gedanken zu machen; nur soviel zu ihrem Gebrauch: Wollen wir die
elektrische Spannung messen , die zwischen zwei metallischen Kontaktpunkten
auftritt, so verbinden wir diese über geeignete Meßleitungen mit den beiden
Anschlußpunkten des Meßgerätes. Ein Strommesser, ein Amperemeter wird
dagegen in den meisten Fällen direkt in den Stromkreis geschaltet.
Betrachten wir nun folgende , in Abb . 6.9 schematisch dargestellte Anordnung.
Der Ausgang einer Gleichspannungsquelle (denken Sie an eine Batterie oder ein
Netzgerät) ist über elektrische Leitungen mit den Anschlüssen eines Verbrauchers,
Z.B. einer Glühlampe oder eines Heizgerätes verbunden. In den Stromkreis ist
zusätzlich ein Amperemeter zur Messung der Stromstärke I eingeschaltet. Gemessen
wird überdies die Spannung U mit einem Voltmeter am Ausgang der Quelle. Die
eingezeichneten Pfeile geben den von mir frei gewählten Bezugssinn für U und I
an . Beachten Sie: Wenn ich im oberen Zweig (Hinleitung) den Bezugssinn für den
Strom von der Quelle zum Verbraucher, im unteren Zweig (Rückleitung) vom
Verbraucher zur Quelle, und außerdem den gleichen Wert für die Stromstärke I
annehme, so setze ich voraus, daß weder in der Quelle noch im Verbraucher
insgesamt Überschußladungen gespeichert werden. Fließt eine bestimmte Ladungs-
menge über einen Anschluß in das Gerät, so muß die gleich große Ladungsmenge
das Gerät über den anderen Anschluß wieder verlassen, und zwar gleichzeitig. Wir
können diese Annahme überprüfen durch Einschalten eines zusätzlichen Strom-
messers in den unteren Zweig.
Noch ein Wort zu den Meßgeräten: Wir wollen, daß sie das Untersuchungs-
objekt möglichst wenig stören. Ein eventuell durch den Spannungsmesser fließender
Strom soll verachlässigbar klein sein gegen I, und eine eventuell zwischen den
beiden Anschlüssen des Strommessers auftretende Spannung soll vernachlässigbar
klein sein gegen U. Geeignet ausgewählte Meßgeräte erfüllen diese Bedingungen.
Nun zu unserer eigentlichen Aufgabe! Wir wollen die Energiemenge W
ausrechnen, die während eines Zeitabschnitts von Obis t von der Quelle an den

(+) I
A
Glei ch -
s pa n n ungs -
que lle
uj } Ver br a uc he r

H I

Abb.6.9 Die Gleichspannungsquelle speist einen Verbraucher. Gemessen werden Spannung und
Strom stärke
70 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen

Verbraucher geliefert wird . Erinnern Sie sich dazu an die Interpretation der
elektrischen Spannung als ladungsbezogene Arbeit beim Verschieben einer Test-
ladung (GI. (6.8)). Sie ist der Kurve ((j zugeordnet, die über die Leiterbahn vom
Anfangspunkt (+) durch den Verbraucher zum Endpunkt (-) führt. Fließt jetzt
tatsächlich ein Gle ichstrom der Stärke I , so wird entlang ((j während unseres
Zeitabschnitts die Ladungsmenge Q = I· t verschoben (siehe GI. (6.3)) und damit die
Arbeit A = V ·I ·t verrichtet. Diese Arbeit muß von der Spannungsquelle durch die
Abgabe einer genau gleichen Energiemenge W = A gedeckt werden (Energieer-
haltung!). Wir haben damit als Ergebnis

W= U rl -t. (6.13)

Wird Z.B. während t = Imin = 60 s die Gleichspannung V = 12 V zusammen mit


einem Gleichstrom der Stärke I = 0,2 A gemessen, dann ist die von der Quelle
während dieses Zeitabschnitts gelieferte und im Verbr aucher gleichzeitig umgesetzte
Energiemenge

W= 12V ·O,2A ·60s= 144J.

(Beachten Sie die Einhe itengleichungen (6.9)). Sie können GI. (6.13)direkt überprüfen,
indem Sie als Verbraucher z.B. einen Tauchsieder anschließen und die Energiemenge
W über ein Kalorimeter (Gerät zur Messung der Wärmemenge) bestimmen.
Beziehen wir die übertragene Energiemenge W = A auf die Zeit (siehe GI. (4.6)),
so erhalten wir die Leistung

I P= V 'II · (6.14)

Sie wird , wie Sie bereits wissen, in Watt gemessen. Das Wichtige an GI. (6.14) ist
ihre allgemeine Gültigkeit, unabhängig vom zeitlichen Verlauf der Größen V
und I . Wir müssen nur immer die gleichzeitig auftretenden Werte der Spannung
und der Stromstärke einset zen und erhalten dann die momentan von der Quelle
erbrachte und an den Verbraucher abgegebene Leistung, die Momentanleistung.
Ergibt GI. (6.14) einen negativen Wert für P, dann stimmt der Richtungssinn
entweder der Spannung oder des Stromes mit dem von uns gewählten Bezugssinn
momentan nicht überein: Es wird in diesem Augenblick Energie vom Verbraucher
an die Quelle zurückgeführt.

6.5 Elektrischer Widerstand und Ohmsches Gesetz

Wir kehren wieder zu der in Abb . 6.9 dargestellten Anordnung mit Gleichspannung
und Gleichstrom zurück, setzen aber voraus, daß der Verbraucher unter keinen
Umständen Energie an die Quelle zurückliefern kann. Man spricht dann auch von
einem dauernd passiv wirkenden Element. Angenommen, mit unserer Quelle kann
die Spannung V a uf unterschiedl iche Werte eingestellt werden. Wir messen dann
6.5 Elektrischer Widerstand und Ohmsches Gesetz 71

0,20

1
A
0.15

V
0.10

~ 0.05

- 8V -6 -5 -4 -3 -2 - I IV 2
V -
- 0.05

- 0.10

- 0.15

Abb.6.10 Spannungs-Strom-Kennlinie einer Silizium-Zenerdiode

zu jedem V den Wert von I , tragen die zusammengehörenden Werte als Punkte
in ein Diagramm ein und verbinden die Punkte durch eine Kurve. Das ist die
Spannungs-Strom-Kennlinie des Verbrauchers. Abbildung 6.10 zeigt ein Beispiel.
Für dauernd passiv wirkende Elemente definiert man den Quotienten aus
Spannung und Strom als den elektrischen Widerstand,

R = V /I. (6.15)

Er hängt, wie Sie in Abb.6.10 sehen, i.a. in komplizierter Weise von der
Stromstärke bzw. von der Spannung ab . Nur in Sonderfällen, Z.B. in metallischen
Leitern konstanter Temperatur oder in eigens dafür hergestellten Bauelementen,
den "Widerständen"s, finden wir einen konstanten Wert für R. Diesen Sonderfall,
nämlich die direkte Proportionalität von Spannung und Stromstärke über einen
konstanten elektrischen Widerstand R bezeichnet man als Ohmsches Gesetz" (im
engeren Sinn)

(6.16)

Die Spannungs-Strom-Kennlinie ist dann eine Gerade durch den Ursprung


(gleichmäßige Teilungen der Abszissen- und Ordinatenachse vorausgesetzt); es
besteht ein linearer Zusammenhang zwischen Spannung und Stromstärke. Im
weiteren Sinn nennt man jede Gleichung der Form (6.16) mit V als Spannung und

5 Da s Wort " Widersta nd" wird in der Elektrotechnik sowohl für den Qu oti enten R = V /I . wie au ch
als Bezeichnung für Bauelemente gebraucht, deren wesentliche Eigenschaft der elektrische Widerstand
ist.
6 Georg Simon Ohm, 1789-1854, deutscher Physiker.
72 6 Elektrische Lad un gen. Ströme und Spannungen

'-;1--~
U= HI ['= - Hf

Abb.6.11 Schaltzeichen für elektrische Widerstände. Bezugs sinn e und Ohmschcs Ge set z

I als Stromstärke "Ohmsches Gesetz". Hängt dabei R von U bzw. I ab, so spricht
man auch von einem nichtlinearen Widerstand.
Eine wichtige Anmerkung: Bei der Anwendung des Ohmsehen Gesetzes müs sen
Sie immer den Bezugssinn von Spannung und Strom angeben . Wählen Sie nämlich
den Bezugssinn für Spannung und Strom unterschiedlich, so bekommt GI. (6.16)
auf der rechten oder linken Seite ein Minuszeichen. Dies zeigt Abb . 6.11, zusammen
mit dem Schaltzeichen fiir elektrische Widerstände.
Wie Sie aus GI. (6.15) sehen , ergibt sich die Einheit des elektrischen Widerstandes
als 1 Volt pro 1 Ampere. Es wurde dafür der Name Ohm (Einheitenzeichen n) ein-
geführt:

11 n = 1VIA I. (6.17)

Ein Stück Kupferdraht von 1 mm ' Querschnittsfläche und 1 m Länge besitzt Z.B.
bei Raumtemperatur den elektrischen Widerstand R = 17,8 mn (1 mn = 1 Milliohm =
10- 3 n). Widerstände von einigen Mn (1 Mn = 1 Megaohm = 106 n) sind als
Bauelemente in elektronischen Schaltungen durchaus üblich .

6.6 Fragen
1. Wie groß sind die elekt rischen Ladungen eines Protons und ein es Elektro ns?
2. Welche Er fahrung wird a usged rückt. wenn wir sagen. die elektrische Ladung ist eine Erh altungs-
gr öße ?
3. Was sind Ionen?
4. Wie stellen Sie sich das " Elektro nengas" in einem metallisch en Leiter vo r?
5. Was versteht man unter der "mittleren Ladungsdicht e"?
6. Wie kann man eine ungl eichförmige Ladungsverteilung in einem K örper besc hrei ben?
7. Wie sind Ü berschußlad ungen in einem Metallk örper angeordnet?
8. Was versteht man unt er .Fl ächenladungsdichte''?
9. Wa s ist ein elektrischer Strom ? Wodurch wird die elekt rische Leitfähigkeit im wesentlichen
bestimmt? Wa s versteht man unter einem Isol at or?
10. Wa s bedeutet "elektrische r Kontakt"?
11. Wie ist die elektrische Strom stärke erklä rt?
12. Was verstehen Sie unt er der "Richtung" des elektrischen St rom es? Was bedeutet .Bezugssinn" und
was .Richtungssinn '' des elektrischen Stromes?
13. Wa s verstehen Sie unter Gle ichstrom und was unter Wech selstrom?
14. Wie groß ist etw a die D riftgesch windigkeit der Elektronen. wen n in ein em Kupferdraht ein
elektrischer St rom fließt ?
6.7 Aufgaben 73

15. Warum können wir bei einem elektrischen Strom in Metallen den begleitenden Massentransport
La. vern achlässigen? Warum kann der Massentransport bei Ionenleitung eine Rolle spielen?
16. Was sind die wesentlichen Effekte elektris cher Ströme? Geben Sie jeweils Beispiele für ihre techn ische
Nutzung an.
17. Wie heißt die Basiseinhe it der elektrischen Stromstärke und wie ist sie definiert ? Welchen Wert
besitzt die magneti sche Feldkonstante ?
18. Was verstehen Sie unter dem Begriff "elektri sche Spannung"? Auf welche Weise läßt sich die
elektri sche Spannung als Kurven summe darstellen?
19. Unter welchen Bedingungen kann man von der elektri schen Spannung zwischen zwei Punkten
sprechen?
20. Wa s bedeuten .Bezugssinn'' und .Richtungssinn" im Zusammenhang mit der elektrischen
Spannung?
21. Wie nennt man die Einheit der elektrischen Spannung und wie ist sie erklärt?
22. Wie werden Teilspannungen entl ang einer Kurve zur Gesamt spannung zusamm engesetzt? Welche
Rolle spielt dabe i der Bezugssinn?
23. Was verstehen Sie unter Gleichsp annung und was unter Wechselspannung?
24. Was ist eine Spannungsqu elle und was bewirkt sie? Geben sie Beispiele an.
25. Wie nennt man Ger äte zur Messung der elektri schen Spannung und zur Messun g der elekt rischen
Stromstärk e? Welche Bedingungen müssen diese Ger äte erfüllen, dam it die Zu ständ e im zu
messenden Stromkreis möglichst wenig gestört werden ?
26. Wie bestimmen Sie bei bekannten Werten von Strom und Spannung die Momentanleistun g? Wie
ist ihr Zusammenhang mit der umgesetzten Energiemenge?
27. Welche Rolle spielen bei der Berechnung der Leistung die Bezugssinne und Richtungssinne von
Strom und Spannung?
28. Was verstehen Sie unter einer Spannungs-Strom-Kennlin ie?
29. Wie lautet das Ohmsehe Gesetz im engeren und weiteren Sinn? Welche Rolle spielen die Bezugssinn e
von Strom und Spannung bei der Formulierung des Ohm sehen Gesetzes?
30. Wie heißt die Einheit des elektrischen Widerstande s und wie ist sie erklärt ?

6.7 Aufgaben

A6.1 Raumladungsdichte: Zur Erhöhung der Ladungsträgerkonzentration in halb-


leitendem Silizium (l cm' Silizium enthält ca. 5.1022 Atome) werden in da s
Kristallgitter der 4-wertigen Si-Atome z.B. 5-wertige Phosphoratome eingebaut
(n-Dotierung), Die P-Atome stellen das überschüssige Valenzelektron zur Strom-
leitung ab . Eine typische Dotierungsrate ist ein P-Atom in einer Million Si-Atome.
Wie groß ist die mittlere Ladungsdichte des Gitters allein?

A6.2 Ladung und Stromstärke: Durch den Querschnitt eines Leiters wird elektr ische
Ladung mit den in Abb. A6.2a-c dargestellten Zeitverl äufen verschoben.

I •
o 2s t

Abb. A6.2a
74 6 Elektrische Ladungen, Ströme und Spannungen

i
o --- -- r --l-- :-r- -T- +

_ 1O 'C ~_2 3_~_S 6s I

Abb. A6.2b

Q sin(wl)

(\
o +-- - - -
f

Abb. A6.2c

(i) Berechnen Sie für jeden Fall die Stromstärken in den einzelnen Zeitabschnitten.
(ii) Zeichnen Sie maßstabgerecht die jeweiligen Zeitverläufe der Stromstärken.

A6.3 Laden und Entladen: Mit einer Hochspannungsquelle wird elektrische Ladung
über einen Ladestrom getrennt, der 30 s lang mit einer mittleren Stärke von
10- 5 A fließt. In einer Funkenentladung, die etwa 1O - 6s dauert, gleicht sich die
Ladung wieder aus. Wie groß ist die mittlere Stärke des Entladestromes?

A6.4 Driftgeschwindigkeit: In einer Kupferschiene mit dem rechteckigen Quer-


schnitt 1 cm x 7 cm fließt ein Gleichstrom der Stärke I = 300 A. Berechnen Sie die
zugehörige Driftgeschwindigkeit der Leitungselektronen. (Cu : (! = 8,9 g/cm ' , M =
64 gjmol, jedes Atom stellt im Mittel ein Leitungselektron zur Verfügung)

A6.5 Faraday-Konstante: Beim Ladungstransport in Flüssigkeiten spielt die Faraday-


Konstante F = eN A eine Rolle . Berechnen Sie ihren Wert.

A6.6 Ladungstransport durch Ionen: Beim sogenannten Galvanisieren werden


positiv geladene Metallionen als Ladungsträger benutzt. Sie wandern zur negativ
geladenen Elektrode (Kathode) und bilden dort einen dünnen Überzug. Wie groß
ist die zu transportierende Ladungsmenge, um auf diese Weise 1,118 mg einwertigen
Silbers (Ionenladung = e) an der Kathode abzuscheiden? (MAg = 0,108 kgjmol)
6.7 Aufgaben 75

A6.7 Wasserstofferzeugung:
(i) Berechnen Sie die Elektrizitätsmenge, die nötig ist, um 1kg Wasserstoffgas
(H 2 ) durch Elektrolyse von Wasser (Abscheiden von H + -Ionen, M = 1 g/rnol)
zu gewinnen.
(ii) Wie groß ist die dazu benötigte elektrische Energie in kWh , wenn die
Spannung an der Elektrolysezelle 2 V beträgt?

A6.8 Herstellen von Kupferfolie: Zur Herstellung einer Kupferfolie werden zwei-
wertige Kupferionen an einer langsam rotierenden Trommel galvanisch abge-
schieden (Abb. A6.8). Wie groß ist die Abzugsgeschwindigkeit v einzustellen, wenn
eine Stromstärke von 30 A gewählt wird? (Kupfer : M = 63,7 g/mol , Q = 8,9 g/cm ')

Abb. A6.8

A6.9 Vernickelung eines Blechteils: Ein Metallblech von insgesamt 200 cm ? Ober-
fläche soll in einem Nickelsalzelektrolyten mit einer galvanisch abzuscheidenen
Nickelschicht versehen werden . Zur Abscheidung des Nickels wird die Stromstärke
1= 5 A eingestellt, wobei die Stromausbeute für die Reduktion der Ni 2 + -Ionen
85% beträgt. Nach welcher Zeit hat die Nickelschicht eine Dicke von 50 um
erreicht? (Nickel: Q = 9,0 g/crrr', M = 58,7 g/mol)

A6.10 Das Elektronvolt: Zur Angabe von Energiemengen wird bei mikroskopischen
Prozessen häufig die Einheit Elektronvolt (1 eV) verwendet. Sie ist erklärt als
Energiemenge, die ein Teilchen mit der Elementarladung e beim Durchlaufen einer
Spannung von 1 Verhält. Drücken Sie 1eV in der Einheit Joule aus.

A6.11 Reihenschaltung von Widerständen: Durch die in Abb. A6.11 dargestellte


Reihenschaltung von Widerständen fließt ein Gleichstrom I = 20 mA.
(i) Wie groß sind die Teilspannungen U l' U 2' U 3 (Bezugssinne beachten!) und
wie groß ist die Gesamtspannung U?
(ii) Wie groß sind die Leistungen an den einzelnen Widerständen und wie groß
ist die Gesamtleistung?

R, = IOn R 2 = 120n R, = 120n


Abb. A6.l1
76 6 Ele ktrische Ladungen, Ströme und Spannungen

A6.12 Parallelschaltung von Widerständen: An der in Abb , A6,12 dargestellten


Parallelschaltung von Widerständen liegt die Spannung U = 5 V,
(i) Wie groß sind die Teilströme 11 , 12 , 13? (Bezugssinne beachten!)
(ii) Wie groß sind die Leistungen an den einzelnen Widerständen und wie groß
ist die Gesamtleistung?

Abb, A6.l2

A6.13 Leistung an einem Ohmsehen Widerstand: Zwischen den Anschlüssen eines


Ohmsehen Widerstandes von R = I n liegen elektrische Spannungen mit den in
Abb . A6, I 3a-d angegebenen Zeitverl äufen.
(i) Berechnen Sie für jeden Fall die Stromstärken und die Momentanleistungen.
Wie groß ist jeweils die mittlere Leistung?
(ii) Zeichnen Sie maßstabgerecht die Zeitverläufe der Ströme und Momentan-
leistungen .
(iii) Wie groß sind die mittleren Leistungen, wenn Sie
(a) den n-fachen Widerstandswert bei gleichen Spannungsverläufen ver-
wenden,
(b) die Scheitelwerte der Spannungen bei gleichem Widerstand auf den
n-fachen Wert erhöhen?
u
IV r0-

IV~~
o
t

- IV
T=20ms

Abb. A6.13a Abb. A6.l 3b

u u
Usi n(wt)
I

IV -- --. ~ .....- IV

o o-t-- - - t - - + - - -..
t

-IV - IV
T =20 ms T= 20 ms

Abb. A6.l3c Abb. A6.l 3d


6.7 Aufgaben 77

A6.14 Reihenschaltung Diode-Widerstand:


(i) Zeichnen Sie maßstabgerecht die Spannungs-Strom-Kennlinie der Reihen-
schaltung Abb . A6.14a einer Diode D mit der idealisierten Spannungs-
Strom-Kennlinie Abb. A6.14b und eines 2 n - Widerstandes für den Bereich
O~ I ~ 1 A.
(ii) Welche Leistungen werden jeweils im Widerstand und in der Diode für
I = 0,5 A und für I = 1 A umgesetzt?

oll-
UD
~ R=20
--~--
I~
o 0,7V UD

Abb. A6.14a Abb. A6.14b

A6.15 Stromaufnahme von Glühlampen: Auf einer Glühlampe für einen Auto-
scheinwerfer sind z.B. die Daten 12V, 15Wangegeben. Wie groß ist die zugehörige
Stromstärke?

A6.16 Reihenschaltung von Glühlampen: Zwei Glühlampen 12 V, 15 W bzw. 12 V,


40W besitzen Spannungs-Strom-Kennlinien nach Abb . A6.16a. Angenommen, Sie
schalten die beiden Lampen in Reihe an 12 V (Abb. A6.16b).
(i) Welche Werte von Stromstärke und Spannung kommen jeder der beiden
Lampen etwa zu?
(ii) Wie groß ist ungefähr die jeweils aufgenommene Leistung?
(iii) Welche der beiden Lampen leuchtet heller?

40W
I ~
4A - -~--

3 +----+- .
15W

2 -j---J'- - -t

U
OA---+--I----+----je-----t---+-
5 10 15V

Abb. A6.l6a
78 6 Elektrische Ladungen, Strö me und Spannu ngen

u = 12V
~
--~--

Abb. A6.16b

A6.17 Stromaufnahme einer Zuggarnitur: Eine elektri sch betriebene Zuggarnitur


hat auf ebener Strecke bei 80 km/h den Fahrwiderstand (Bremskraft) 22,5 kN zu
überwinden. Wie groß ist bei einer Gleich spannungsversorgung von 850 V die
dabei auftretende Stromstärke, wenn der Wirkungsgrad des Antriebs 85% beträgt ?

A6.18 Antrieb eines Schilfskrans: Der elektrische Gleichstromantrieb eines Schiffs-


krans ist so ausgelegt, daß eine Last von 100 t mit der Geschwindigkeit 0,5 m/s
gehoben werden kann (Nennbetrieb). Der Gesamtwirkungsgrad beträgt ca 75%,
die Spannung des Bordnetzes ist 600 V (Nennspannung). Wie groß ist der
Motorstrom im Nennbetrieb?

A6.l9 Schleifmaschinenantrieb: Der Antriebsmotor eine r Schleifma schine (Abb.


A6.19) wird über einen Gle ichspannungszwischenkreis mit U = 270 V gespeist,
wobei die max imale Stromaufn ahme mit 1= 40 A begrenzt ist. Berechnen Sie die
von der Schleifscheibe ma ximal a ufzubringende Umfangskra ft, wenn Motor und
Getriebe zusammen den Wirkungsgrad '1 = 78% besitzen.

1
n = IOOOO min -

I E
E
oon
N
11
Q

M ot or und Ge triebe

Schl eifscheibe

Abb. A6.19

A6.20 Beschleunigungsantrieb: In einer Werkzeugm aschin e soll ein Gle ichstrom-


motor einen Schlitten der Ma sse m = 50 kg au s dem Stillst and gleichförmig
beschleunigen (Abb. A6.20). Nach der Wegstrecke s = I m soll die Ge schwindigkeit
v = 4 mls betragen. Welche Spannung U muß das Speisegerät maxim al liefern,
wenn während des Vorgan gs ein konsta nter Strom von I = 10 A eingeprägt wird ,
6.7 Aufgaben 79

der Widerstand des elektrischen Kreises mit R = 2 n anzusetzen ist und andere
Verluste (Reibungsverluste) vernachlässigt werden können?

R = 2il

Speise-
gerät
v!
o
I=IOA
-e:::J-
Motor
und
Schlitten
m=50kg
Getriebe
" 11777777//7/'
Abb. A6.20
Kapitel 7

Physikalische Größen, Einheiten


und Dimensionen

7.1 Größenarten und Einheiten

Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, ist das Umgehen mit phy sikalischen
Größen an gewisse Regeln gebunden. So sind z.B. 5 kg und 5 A nicht dass elbe,
o bwo hl in beiden Ausdrücken die 5 als Zahlenwert auftritt. Man nennt deshalb
die Werte physikalischer Größen manchmal " benannte Zahlen" und meint damit,
daß ihr Zahlenwert nur in bezug a uf eine gewählte Einheit gilt (kg, A), und daß
ihnen eine physikalische Dimension! (Masse, elektrische Stromstärke) zugeordnet
ist. Es hand elt sich a lso jedenfalls nicht um gewöhnliche Zahlen.
Wenn wir qu antitat ive Aussagen über ph ysikali sche Objekte wie Körper, Vor-
gänge oder Zu ständ e ma chen , dann verwenden wir dazu ph ysikali sche Größen
(kurz: Größen).Wir beschreiben dam it im Prinzip meßbare Eigenschaften, d.h., die
Wert e der Größen, die Größenwerte müssen, erstens, im Prinzip mit ähnlichen
Merkmalen anderer Objekt e vergl ichen werden können, und sie müssen, zweiten s,
sinnvoll vervielfachbar sein. Dan eben gibt es noch physikalische Konstanten, die
sich nicht unmittelbar auf ein Objekt beziehen, so ndern au s Gründen der Zweck-
mäßigkeit beim Aufbau eines Größensystem s eingeführt werden. Wir nennen sie
universelle Konstanten und zä hlen sie i.a. ebenfalls zu den Größen.
Die Forderung der prinzipiellen Meßbarkeit bedarf einer Erklärung: Wir haben
es in der Physik genaugenommen immer mit Theorien zu tun, und in jeder physi-
kalischen Theorie gibt es Begriffe und zugehörige Größen, die nicht in ihr erklärt
sind. Für den Bereich der kla ssischen Mechanik sind dies beispielsweise die Länge,
die Zeit und die Ma sse. Aus diesen Basisgrößen werden dann über die Formeln
und Gleichungen der Theorie die restlichen physikalischen Größen, die abgeleiteten
Größen definiert. Dam it wird a uch erkl ärt, wie die Größen im Prinzip zu messen
sind. Der Bezug auf eine Theorie ist besonders wichtig in der neueren Physik, er
tritt aber auch in der klassischen Physik zutage. Physikalische Größen werden
demnach nicht durch reale Meßvorschriften definiert. Vom formalen Standpunkt
a us sind sie entweder überhaupt nicht definiert (Basisgrö ßen), oder sie werden
innerhalb einer Theorie erkl ärt (a bgeleitete Größen). Wenn wir trotzdem z.B. von
der " Definition des Ampere" sprechen, so ist damit lediglich die Festlegung eines

I Der Begriff "physika lische Dimension" hat sich zwar a us "geometrische Dimension " entwick elt.

hat abe r heute nicht s mehr dam it gemeinsam .


7.1 Grö ßenarten und Einheit en 8\

bestimmten Wertes der elektrischen Stromstärke als Referenzgröße gemeint, nicht


aber die " Definition der elektrischen Stromstärke".
Wenn Sie sich mit irgendeinem Gebiet der Phy sik oder Technik beschäftigen,
werden Sie sofort unterschiedliche Arten von phy sikalischen Größen antreffen. Es
gibt Größen von der Art einer Länge (Abstand, Breite, Höhe, Wellenl änge), eines
Winkels, Flächeninhalte, Volumeninhalte, Energiemengen, Energiedichten usw.
Neben diesen ungerichteten gibt es auch geometrisch gerichtete Größen wie Kr äfte
und Geschwindigkeiten, die jeweil s eine eigene Art darstellen. Um welche Art von
Größe es sich handelt, muß in jedem Fall aus dem sachlichen Zusammenhang klar
werden. Halten wir also fest: Jede physikalische Größe ist genau einer Größenart
zuge ordnet 2 .
Es folgen nun ein paar wichtige Eigenschaften: Sie können ph ysikalische Größen
mit reellen oder komplexen Zahlen multiplizieren und a ußerdem mit ihnen alle
Operationen von multiplikativem Charakter ausführen, die Sie vom Umgehen mit
gewöhnlichen Zahlen kennen :' (Handelt es sich um Vektoren o.ä., dann müs sen
Sie die ent sprechenden Rechenregeln beachten). Sie können aber zwei x-beliebige
Größen nicht sinnvoll zusammenzählen: Operationen von additivem Charakter
sind nur innerhalb einer Größenart a usführba r. Die Addition zweier Größen der
gleichen Art oder die Multiplik ati on mit einer gewöhnlichen Zahl liefert wieder
eine Größe gleicher Art. Wenn Sie ab er Größen gleicher Art multiplizieren, so
ergibt da s i.a. eine Größ e anderer Art.
Hinter diesen Eigen schaften steckt ein Formalismu s, nämlich die algebraische
Struktur der phy sikali schen Größen. Beispielsweise bildet jede Größenart für sich
einen Modul über dem Körper der reellen oder komplexen Zahlen, also einen
linearen Raum . Ich will hier nicht näher darauf eingehen; Sie sollen a ber wissen,
daß es eine solche Struktur gibt und daß sie sich von der Struktur gewöhnlicher
Zahlen unterscheidet.

Dar stellung von Größen

Eine weitere, wichtige Eigenschaft von physikalischen Größen betrifft die Dar-
stellung der Größ en werte. Wir schreiben m = 5 kg oder 1= 5 A, also immer einen
Ausd ruck der Formt"

I Größenwert = Zahlenwert · Einheit I

2 Mathemat isch en tspricht dies der Aufspaltung einer Menge vo n phy sikali schen Größen in
Äq uivalenzk lassen .
3 Z.B. multiplizieren , di vidieren, pot en zier en .

4 G rundsä tzlich gilt dies a uch für Vektoren, Tenso ren höh ere r St ufe, Matrizen, O pera to ren u.ä. Wir

kommen dar auf zurück.


5 In eine r eher meß techn isch or ien tiert en Ausdrucksweise spricht man a uch von Meßw ert , Ma ßzahl
und Maßeinheit.
82 7 Physikali sche Größen, Einheiten und Dimen sionen

in Zeichen,

I G = {G} '[G] I· (7.1)

Der Größenwert G in GI. (7.1) wird im konkreten Darstellungsfall durch ein


geeignetes Formelzeichen (Größensymbol) repräsentiert. Im Prinzip haben Sie freie
Hand bei der Wahl eines Formelzeichens; Sie sollten aber nur in begründeten
Fällen von den gültigen Normen" abweichen. In jedem Fall müssen Sie klar
a usd rücken, was mit Ihrem Zeichen gemeint ist. Gibt es beispielsweise in einer
Schaltung mehrere elektrische Ströme, dann bezeichnen Sie die Stromstärken der
Reihe nach mit 11 , 12 " " und tragen diese Symbole zusammen mit dem jeweiligen
Bezugssinn in eine graphische Darstellung der Schaltung ein .
Das Zeichen [G] steht für die gewählte Einheit, Z.B. [m] = 1 kg, [I] = 1 A. Es
handelt sich dabei um einen speziellen Größenwert derselben Art wie die jeweils
darzustellende Größe. Sie können deshalb mit den Einheiten die gleichen mathe-
matischen Operationen ausführen wie mit den Größen, also Multiplikation mit
reellen oder komplexen Zahlen und überhaupt alle Operationen von multiplikativem
Charakter wie bei den gewöhnlichen Zahlen. Operationen von additivem Charakter
a ber nur mit Einheiten derselben Art!
Jeder Größenart ist eine Einheit zugeordnet, Z.B. der Länge das Meter (I m),
der Masse das Kilogramm (I kg), der Energiemenge das Joule (I J) usw. Sie können
sich vorstellen, daß das zu einer unübersehbaren Einheitenvielfalt und zu einer
großen Anz ahl universeller Konstanten führt. Man hat daher vereinbart, sich für
den gesamten Bereich der Physik und Technik auf nur sieben unabhängige Einheiten,
die Basiseinheiten zu beschränken, nämlich auf das Meter (I m), das Kilogramm
(I kg), die Sekunde (I s), das Ampere (I A), das Kelvin (I K), das Mol (I mol) und
die Candela (I cd). Jede andere Einheit ist eine abgeleitete Einheit und wird im
Internationalen Einheitensystem durch ein Potenzprodukt der Form

[G] = (I m)Q '(1 kg)ß'(1 s)Y'(1 A)ö'(1 K)' ·(I molf(1 cd)" (7.2)

mit rationalen Zahlen IX, ß,... , IJ dargestellt. Ist der Exponent einer Einheit null,
so ergibt der Faktor die Einheit I E' Z.B. (I m)? = I E' (1 mol)? = I E' Sie kann wegen 7
I E ' [G] = [G] in den restli chen F aktoren absorbiert werden. Natürlich ist die
Festlegung des Potenzproduktes für die Einheit einer Größe nicht willkürlich,
sondern sie muß im Einklang mit den Gleichungen ein er Theorie, in denen die
G röße vorkommt, durchgeführt werden. Beispielsweise erha lten wir für die
Geschwindigkeit, die Beschleunigung und die Kraft aus den GIn. (1.13), (1.17),
(3.2)

[ v] =(1 m)I '(1 S)- I = I m /s,


[ a]= (I m)I '(1 S)- 2 = I m /s ' ,
[F] = (1 kg)I '(I m)I '(1 S)-2 = I kg rn/s",

6 ÖNORM A 6438, ÖNORM A 6401, DIN 1304.


7 l E ist da s Einselement einer multipl ikativ geschriebenen abelschen G ruppe.
7.1 Größenarten und Einheiten 83

wobei nach dem zweiten Gleichheitszeichen jeweils die übliche, vereinfachte


Schreibweise angegeben ist. Unabhängig davon kann man häufig gebrauchte Ein-
heitenkombinationen durch eigene Zeichen abkürzen und ihnen einen besonderen
Namen geben . Das geschieht z.B. im Fall der Krafteinheit namens Newton, 1 N =
I kg m/s 2. Eine Liste dieser Abkürzungen finden Sie im Abschnitt 7.3.
Grundsätzlich könnten wir auch eine unabhängige Krafteinheit einführen und
sie z.B. 1 kp (1 Kilopond) nennen. Die kinetische Grundgleichung hätte dann nicht
die Form (3.3), sondern F = fmä mit einer universellen Konstanten f. Tatsächlich
wurde das in Ingenieurkreisen zusammen mit f=0,102kp s2/(kgm) einige Zeit
lang praktiziert. Später legte man jedoch f = 1 fest, erhielt daraus die Einheiten-
gleichung 1 kp = 9,81 kg m/s? und gab damit die Unabhängigkeit des Kilopond auf.
Die Beschränkung auf nur sieben Basiseinheiten und die damit verknüpfte
Reduzierung der Anzahl universeller Konstanten bringt den Nachteil mit sich, daß
in einigen Fällen völlig artverschiedenen Größen die gleiche Einheit zugeordnet
wird . Beispielsweise ergibt sich 1 kg m?/S2 als Einheit sowohl für die Energiemenge
als auch für das Drehmoment. Auch wenn wir als Energieeinheit bevorzugt das
Joule (l J = I kg m 2/s 2) und als Drehmomenteinheit bevorzugt das Newtonmeter
(l Nm = I kg m 2/s 2) verwenden, bleibt diese Gleichheit bestehen.
Als besonders störend wird manchmal das Auftreten der Einheit 1E bei der
Bildung von Größenverhältnissen empfunden, d.h. der Division einer Größe durch
eine Größe gleicher Art. Es wurden daher für I E unterschiedliche Namen erfunden,
Z.B. für ebene Winkel der Radiant (l E = 1 rad , ebener Vollwinkel = 2n- I E = 211: rad =
360°) und für Raumwinkel der Steradiant (lE = 1 sr, räumlicher Vollwinkel = 411: '
I E = 411: sr). Für Teile von l E verwendet man auch Prozent und Promille (1 % = 0,01 '
I E' 10/00 = 0,00 1· 1d sowie ppm u.ä. Es ist auch allgemein üblich, die Einheit I E
einfach als 1zu schreiben und mit der gewöhnlichen Zahl I zu identifizieren". Wir
werden uns dem anschließen.
Das Zeichen {G} in GI. (7.1) steht für den Zahlenwert der Größe in bezug auf
die gewählte Einheit [G]. Im einfachsten Fall ist {G} eine reelle Zahl und gibt an ,
wie die gewählte Einheit vervielfacht werden muß, um den Größenwert G zu
ergeben. In einem allgemeineren Sinn kann {G} eine komplexe Zahl darstellen
oder auch vektorwertig u.ä, sein, wenn G diesen mathematischen Charakter besitzt.
Wichtig ist im Zusammenhang mit GI. (7.1) noch folgende s: Häufig erweisen
sich die angegebenen Basiseinheiten oder die aus ihnen durch Potenzprodukte der
Art (7.2) abgeleiteten und mit besonderen Symbolen versehenen Einheiten als
unhandlich groß oder klein. Sie können dann in einer Darstellung auch Teile oder
Vielfache der Einheit verwenden, bevorzugt solche auf Dezimalbasis und durch
genormte Vorsätze gekennzeichnete (z.B. 1km = 1000 m, I um = 10- 6 m). Eine
Liste dieser Vorsätze finden Sie ebenfalls im Abschnitt 7.3. Manchmal stellt sich
auch das Problem der Umrechnung von heute nicht mehr gebräuchlichen oder
bei uns nicht üblichen Einheiten (z.B. 1cal = 4,19 J, 1 in = 25,4 mm = 0,0254 m).

8 Dies ist gerechtfertigt, weil alle gewöhnlichen Größen der Einh eit I E (nicht Vektoren usw.)

zusammen einen algebraischen Körper bilden, der dem Körper der reellen bzw. komplexen Zahlen
isomorph ist.
84 7 Ph ysikalisch e G röße n. Einheiten und Dimensio nen

Wir haben dann eine Beziehung der Art

[ GJall = a ' [GJneu (7.3)

mit dem Umrechnungsfaktor a, einer reellen Za hl. Man nen nt so etwas eine
Einheirentransformatien". Für den Wert der Größe selbst, der ja einen ph ysikalischen
Sachverhalt darstellt, ist Ihre Einh eitenwahl belangl os, d.h, ein G rö ßenwe rt ist
invariant gegenüber Einheitentransformationen:

(7.4)

Mit der Einheit ändert sich a ber der Zahlenwert der G rö ße gemä ß

{G}neu = a' {G}alt ' (7.5)

also umgekehrt proportional zur Einheit. Damit ist d ie neue Darstellung voll-
ständig.

7.2 Größengattungen und Dimensionen

Wir haben die ph ysikalischen Größen nach ihrem jewei ligen Sachbezug in vo n-
einander getrennte Größenarten eingeteilt und auße rde m je de r Art eine Einheit
zugeordnet. Um die Anzahl der Einheitensy m bo le, vor a llem a ber d ie Anza hl der
un iversellen Konstanten in unseren G leichungen a uf einem vernü nftigen Ma ß zu
halten, haben wir a ußerdem, sozusagen als K omprorni ß, sieben una bhä ngige
Basiseinheiten eingeführt und un s gleichzeitig dafür entschiede n, die Einheite n aller
anderen Größenarten durch Potenzprodukte der Fo rm (7.2) darzustellen. M an
nennt die Gesamtheit aller auf diese Weise abgeleiteten Einheiten zusammen mit
den Basisgrößen ein kohärentes Einheitensystem und sp richt von kohärenten
Einheiten . Spezielle Einh eiten können auch neue Nam en bek ommen, Z.B. das
Coulomb (l C = I A s), das Volt (l V = I rrr 'kg s " :' A - I) oder das Ohm (1 n =
I VjA = I m 2kgs - 3 A - 2). Wenn es sich dabei um koh ärente Einhei ten handelt .
dann erscheint in den Einh eitengleichungen als Zahl enfaktor imm er nur die Zahl I.
Wie bereits erw ähnt, ergibt sich daraus auch ein Nachteil, nämlich, daß Sie
a us der Einheit einer Größe allein nicht mehr auf den Sachbezug schließen können .
Beispielsweise kann 5,1 kgm 2 js 2 sowohl die Energiemenge 5,1 J, wie auch den
Betrag eines Drehmomentes von 5,1 Nm bedeuten. T ra gisch ist das nich t. weil
sich au s der Wahl des Formelzeichens und dem sachlichen Zu sammenhan g die
Bedeutung der Größe in der Regel klar feststellen läß t. Der Vorteil ist eine übe r-
sichtliche und eindeutige Zu sammenfassung unterschiedlicher Größenarten zu
GrößengaUungen. Welcher Größengattung eine Größe angehö rt, wird durch ihre

9 Die Umrechnu ng von Grad Celsius in Kelvin gemäß GI. (4.9) ist keine Einheitentra nsformati on .
weil 1°C = 1 K. Die Umrechnung von G rad Fa hrenheit in G rad Cel sius oder Kelvin lä ßt sich auf eine
Summen - bzw, Differen zbild ung und eine Gleichung der Fo rm (7.3) zu rückfü hren .
7.2 Gr ößengattungen und Dimensionen 85

physikalische Dimension festgelegt. Dabei brauchen wir weder auf den Sachbezug,
noch auf den mathematischen Charakter der Größe Rücksicht zu nehmen, was,
wie Sie noch sehen werden, vor allem für die rasche Kontrolle von komplizierten
Ausdrücken von Bedeutung ist. Tatsächlich ist das Konzept der physikalischen
Dimensionen allgemeiner und ursprünglicher als das Einheitenkonzept, weil die
spezielle Darstellung von Größenwerten dabei keine Rolle spielt.
Jede physikalische Theorie enthält, formal gesehen, physik alische Größen,
universelle Konstanten und Gleichungen, welche die Größen und Konstanten
miteinander verknüpfen. Eine bestimmte Anzahl von Größen wird als formal
undefiniert angesehen, obwohl nat ürlich jede davon eine phy sikalische Inter-
pretation besitzt. Es sind dies die Basisgrößen . Die restlichen Größen und die
Konstanten sind durch die Gleichungen zusammen mit deren physikalischen
Interpretationen erklärt. Jede Basisgr öße bestimmt eine eigene Größengattung und
bekommt ent sprechend ihrer Interpretation eine eigene Dimension zugeordnet.
Dies sind die Basisdimensionen. Um konkret zu sein, lege ich gleich einen Sat z
von Basisdimensionen fest, und zwar, um eine möglichst glatte Anbindung an das
international vereinbarte Einheitensystem zu ermöglichen, die Dimensionen der
Länge, Masse, Zeit , elektrischen Stromstärke, Temperatur, Stoffmenge und Licht-
stä rke, und ordne ihnen der Reihe nach die Symbole

L, M, T, 1,O, N,J (7.6)

zu. Die Dimension einer beliebigen Größe G, wir schreiben dafür x G >, läßt sich
dann durch da s Dimensionsprodukt

(7.7)

mit rationalen Exponenten IX, ß, ... ,IJ darstellen, wenn wir zusätzlich vereinbaren,
daß die Potenzen wie mit gewöhnlichen Zahlen gebildet werden, daß der Exponent
Null an irgendeiner Basisdimension die "Dimension Eins" I D ergibt (z.B. LO= ID)
und daß die Multiplikation einer beliebigen Dimension G mit der Dimension<>
Eins wieder die Dimension c G>
liefert (lD' < = G> <G>
)10.
Dazu ein Beispiel: Nach GI. (1.13) ist die Geschwindigkeit "Länge durch Zeit ",
>
also xü = L ·T- I . Nach GI. (1.17) ist die Beschleunigung "Geschwindigkeit durch
Zeit", also (ä>= <ü>·r 1 = L ·r 2 . Damit ergibt sich nach GI. (3.3)die Dimension
der Kraft als "Masse mal Beschleunigung" zu = (F> <m>'<ä>
= L · M ·T - 2 • D ies
ist ein Potenzprodukt der Form (7.7) mit IX = ß = I, Y = - 2, (j = e = ( = IJ = O.
Man kann a uf diese Weise das Ergebnis einer Rechnung "dimensionsmä ßig"
überprüfen (Dimensionskontrolle). Dazu ein weiteres Beispiel: Angenommen, Sie
haben für die Endgeschwindigkeit eines Körpers, der reibungsfrei aus einer Höhe
h zur Erd e fällt, die Beziehung v =.J29h
mit der Fallbeschleunigung gabgeleitet.

10 Mathemati sch gesehen besitzt die Menge aller Dimensionen die Struktur einer multiplikati v

geschriebenen abelschen Gruppe mit 10 als Einselernent , in der die Potenzen mit rat ional en Exponen ten
wie für die reellen Zahlen erkl ärt sind.
86 7 Ph ysikalische Gr ößen, Einheiten und Dimensionen

Kann das stimmen? Zahlen besitzen die Dimension 1 1 1D' 9 ist eine Beschleunigung
und h eine Länge, also

( 2) = I D , <g) = L 'T - 2,
<h) = L,
< 2gh)=(1o·L ·T - 2·L )l /2=L·r l .

Die rechte Seite besitzt demnach die Dimension " Länge durch Zeit ", ist also, wie
die linke Seite, eine Geschwindigkeit. Soweit ist alles in Ordnung. Natürlich ist
die positive Erledigung der Dimensionskontrolle nur eine notwendige, keine
hinreichende Bedingung, weil Sie z.B. das Fehlen der 2 unter der Wurzel nicht
entdeckt hätten (Die angegebene Formel ist korrekt).
Mit der Wahl des Satze s (7.6) ist jeder Basisdimension genau eine Basiseinheit
des Internationalen Einheitensystems zugeordnet. Für jede abgeleitete Dimension
des Internationalen Einheitensystems, dargestellt durch das Dimensionsprodukt
(7.7), finden wir die zugehörige, kohärente Einheit aus dem Einheitenprodukt (7.2)
mit den numerisch gleichen Exponenten. Nun ist es aber gerade im Bereich der
Elektrotechnik meisten s bequemer, anstelle der Ma sse als Basisgröße die elektrische
Spannung einzuführen und auf die Lichtstärke und die Stoffmenge überhaupt zu
verzichten. Wir verwenden dann statt (7.6) die Basisdimensionen

L, T, U, 1,8 (7.8)

und anstelle von (7.7) und (7.2) die Potenzprodukte

(7.9)

(7.10)

für die abgeleiteten Dimensionen bzw. kohärenten Einheiten. Beispielsweise ist in


diesem Fall die Masse wie die Kraft eine abgeleitete Größe der Dimension
<m) = L- 2 ·T 3 . U·I bzw. <F ) = L- I ·T· U ·I und der zugehörigen Einheit [m] =
1 kg = 1 VAs 3 j m 2 bzw. [F] = 1 N = 1VAsjm. Wie Sie sehen, wird dabei bis auf
eine teilweise Vertauschung der Rollen von .Basis-" und "abgeleitet" nichts
geändert.
Manche Physiker empfinden es auch heute noch als vorteilhaft, die früher
gebräuchlichen cgs-Einheitensysteme zu verwenden. Hier ist höchste Vorsicht
geboten, weil in der Regel dann auch die universellen Konstanten anders festgelegt
sind, die Schreibweise der Gleichungen eine andere ist, die Größen anders erklärt
sind und damit eine einfache Umrechnung der Art (7.3) nicht möglich ist.

1 1 Gr ößen der Dimension Eins, z.B. alle Zahlen und ZähIgr ößen und a lle G röße nverhä ltnisse

(Q uotien ten zweier G rößen gleicher Dimension, speziell Winkel ) nennt man in nachlässiger Ausdru cks-
weise meist "dimensionslose Größen".
7.3 Das Internationale Ein heitensy stem 87

7.3 Das Internationale Einheitensystem


Fassen wir kurz zusammen: Auf einem phy sikalischen oder technischen Gebiet
arbeiten wir mit physikalischen Größen (einschließlich universeller Konstanten)
und Beziehungen zwischen diesen Größen (den "Gleichungen"). Jede Größe ist
formal genau einer Größengattung zugeordnet, der wiederum genau eine phys ika-
lische Dimension entspricht. Aus Gründen der Einfachheit wählen wir einen Sat z
von Basisdimensionen au s (z.8. (7.6) oder (7.8)) und können dann, im Einklang
mit den Gleichungen und den universellen Konstanten, die Dimension einer
beliebigen Größe als Potenzprodukt angeben (z.8. (7.7) oder (7.9)). Analog dazu
wählen wir für die Darstellung von Größeneinheiten einen Satz von Basiseinheiten
aus und geben die Einheit einer beliebigen Größe als Potenzprodukt an (z.8. (7.2)
oder (7.10)). Alle zusammen bilden sie ein kohärentes Einheitensystem . Natürlich
ist das ganze nur dann sinnvoll, wenn über die präzi se qu antitative Bedeutung der
Einheiten eine weitgehende Übereinkunft besteht. Eine solche gibt es, und zwar
da s Internationale Einheitensystem (Systeme International d'Unites, Kurzzeichen
SI)t2.

SI-Basiseinheiten

Im SI unterscheiden wir ebenfall s zwischen Basiseinheiten und abgeleiteten Ein-


heiten . Obwohl nicht eindeutig durch die Phy sik geboten l ' , wurde eine Einigung
über die Festlegung der bereits erwähnten Basiseinheiten für die Länge , die Mas se,
die Zeit , die elektrische Stromstärke, die thermodynamische Temperatur, die
Stoffmenge und die Lichtstärke erzielt.
In den vor angehenden Kapiteln haben wir die den Basiseinheiten zugrunde
liegenden physikalischen Größen eingehend besprochen . Ich kann mich daher auf
eine knappe Wiederholung beschränken:
Das Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer
von (1/299792 458) Sekunden durchläuft.
Das Kilogramm ist die Einheit der Masse; es ist gleich der Masse des Inter-
nationalen Kilogrammprototyps.
Die Sekunde ist das 9192631 770 fache der Periodendauer der dem Übergang
zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen
des Nuklids 13 3CS entsprechenden Strahlung.
Das Ampere ist die Stärke eines konstanten elektrischen Stromes, der, durch
zwei parallele, unendlich lange und im Vakuum im Abstand von einem Meter
voneinander angeordnete Leiter von vern achl ässigbar kleinem, kreisförmigem
Querschnitt fließend, zwischen diesen Leitern je einem Meter Leiterlänge die Kr aft
2·10- 7 Newton hervorrufen würde.

12 In Übereinstimmung damit ist d ie Verwendung von Einheiten auch durch national e Ges etze

geregelt.
1 3 Wissenschaftlich gesehen ist das SI weitgehend willkürli ch, pragm ati sch gesehen jed och sehr

zweckmä ßig.
88 7 Phy sikali sche Größen , Einheiten und Dim ensionen

Tabelle 7.1 Sl-Basiseinheiten


Basisgr öße Sl-Basiseinheit
Name Zeichen

Länge Meter m
Masse Kilogramm kg
Zeit Sekunde s
Elektrische Stromstärke Ampere A
Thermodynamische Temperatur Kelvin K
Stoffmenge Mol mol
Lichtstärke Candela cd

Das Kelvin, die Einheit der thermodynamischen Temperatur, ist der 273,16 te
Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers.
Das Mol ist die Stoffmenge eines Systems, das aus ebensoviel Einzelteilchen
besteht wie Atome in 0,012 Kilogramm des Kohlenstoffnuklids 12C enthalten sind.
Bei Benutzung des Mol müssen die Einzelteilchen spezifiziert sein und können
Atome, Moleküle, Ionen, Elektronen sowie andere Teilchen oder Gruppen solcher
Teilchen genau angegebener Zusammensetzung sein.
Die Candela ist die Lichtstärke in einer bestimmten Richtung einer Strah-
lungsquelle, die monochromatische Strahlung der Frequenz 540'10 1 2 Hertz
aussendet und deren Strahlstärke in dieser Richtung (1/683) Watt durch Steradiant
beträgt.
In Tabelle 7.1 sind die sieben Basisgrößen zusammen mit den Einheitenzeichen
nochmals aufgelistet.

Abgeleitete Einheiten

Die abgeleiteten Einheiten sind mit den Basiseinheiten und untereinander über
Potenzprodukte verknüpft, in denen ausschließlich der Zahlenfaktor 1 vorkommt
(kohärentes Einheitensystem). Es ist jedoch zweckmäßig, häufig gebrauchte abge-
leitete Einheiten ebenfalls mit eigenen Namen und Zeichen auszustatten, Wir
erhalten damit beim Rechnen mit Größenwerten übersichtlichere Ausdrücke.
Außerdem können wir damit leichter zwischen Größen unterschiedlicher Art aber
gleicher Gattung (Dimension) unterscheiden. Beispielsweise wird für die Frequenz
(nicht aber für die Kreisfrequenz) eines periodischen Vorgangs das Hertz, und für
die Aktivität einer radioaktiven Substanz (Zerfallsrate) das Becquerel anstelle von
1s - 1 bevorzugt. Ähnlich verwenden wir, wie bereits besprochen, für Energiemengen
das Joule und für Drehmomente das formal identische Newtonmeter. In Tabelle
7,2 finden Sie die abgeleiteten SI-Einheiten mit besonderem Namen. Bei der
Celsius-Temperatur müssen Sie außerdem GI. (4.9) beachten.
Bei der Darstellung eines Größenwertes in SI-Einheiten ergeben sich häufig
unhandlich große oder kleine Zahlenwerte. Wir benutzen dann entweder die
7.3 Da s Internationale Einheitensystem 89

Tabelle 7.2 Abgeleit ete SI-Einheiten mit besonderem Namen (koh är ente Einhe iten)
Größe SI-Einheit Beziehung
Nam e Zeichen

Ebener Winkel Radiant rad I rad = I m/rn


Raumwinkel Steradiant sr Isr =lml/m l
Frequenz Hert z Hz I Hz = I S- l
Aktiv ität Becquerel Bq IBq =l s - 1

Kr aft Newton N IN=lkgm/s l


Druck, mech. Spannung Pascal Pa I Pa = I N /m l
Arbe it, Energiemenge Joul e J IJ = I Nm= I Ws
Leistung, Energ iestrom Wall W I W= I J/s
Energiedosis Gray Gy I Gy = I J/kg
Elektrische Ladungsmenge Coul omb C lC = lAs
Elektrische Spannung Volt V I V = I J/C
Elektrische Kapazität Far ad F I F = I C/V
Elektrischer Wider stand Ohm Q IQ =IV/A
Elektrischer Leitwert Siemens S IS = IQ -l

Magnetischer Fluß Weber Wb I Wb = I Vs


Magn etisch e Flußdichte Tesla T I T = I Wb /rn!
Induktivität Henry H I H = I Wb/A
Celsius-Tempera tur Grad Celsius °C I °C = IK
Licht strom Lumen Im 11m = I cdsr
Beleuchtungsstärk e Lux Ix Ilx = l lm/m?

Schreibweise mit Zehnerpotenzen (z.B. 0,000 000 550 m = 5,50'10 - 7 m) oder wir
verwenden eines der in Tabelle 7.3 angegebenen Vorsatzzeichen (z.B.0,000 000 550 m =
0,550 um = 550 nm). Beachten Sie dabei folgendes :
• Verwenden Sie jewe ils nur ein Vorsatzzeichen (z.B. nicht J.lJ.lF anstelle von
pF) .
• Das Vor sat zzeichen bildet mit dem Einheitenzeichen eine neue Einheit (z.B.
lJ.lm- 1 =(I0- 6 m ) - 1 = 106m - I ) .
• m steht sowo hl für Milli als auch für Meter. Achten Sie darauf, daß keine
Mehrdeutigkeiten ent stehen . Verwenden Sie notfalls Klammern und schreiben
Sie da s m für Meter möglichst weit hinten, also 1 Nm für 1 Newtonmeter und
I mN für 1 Millin ewton. I mm? ist jedenfalls 1 Quadratmillimeter, nicht 1
Milliquadratmeter.
• Die Basiseinheit Kilogramm hat eine Sonderstellung, weil sie aus historischen
Gründen bereits mit einem passenden Vorsatz au sgestattet ist. Vorsätze
90 7 Physikalische Größen, Einheiten und Dimensionen

Tabelle 7.3 International festgelegte


Vorsatzzeichen
Faktor Vorsatz
Name Zeichen

10- 1 8 Atto a
10- 15
Femto f
10- 12
Piko P
10- 9 Nano n
10- 6 Mikro Jl
10- 3 Milli m
10- 2
Zenti c
10- 1
Dezi d
101 Deka da
102 Hekto h
3
10 Kilo k
6
10 Mega M
9
10 Giga G
101 2 Tera T
101 5 Peta P
18
10 Exa E

werden hier mit dem Gramm (g) gebildet (z.B. 1 Mg = 1000 kg, 1 mg =
10- 6 kg).
• Besonders wichtig : Die mit Vorsätzen gebildeten Einheiten sind keine
kohärenten Einheiten des SI (Ausnahme: kg).
Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie auch andere Einheiten
außerhalb des SI vernünftig und sachlich richtig einsetzen, Eine Auswahl davon
finden Sie in Tabelle 7.4. Verwenden Sie diese Einheiten aber nicht mit Vors ätzen
(Ausnahmen: Liter (z.B, 1ml), Tonne (z.B, 1 Mt), Bar (z.B. 1mbar), Elektronvolt
(z.B, 1 MeV, 1 GeV)).

Darstellung von Einheiten

Die Definition der Einheiten ist eine Sache - ihre Darstellung in den internationalen
und nationalen Instituten zum Zweck der Weitergabe ist eine andere. Wie man
dabei tatsächlich vorgeht, zeigt für die elektrischen Einheiten das Schema in
Abb . 7.1. Die Festlegung des Kilogramm und der Sekunde ist soweit klar; ihre
Darstellung erfolgt durch den Kilogrammprototyp bzw. durch sogenannte Atom-
uhren. Von anderem Charakter ist dagegen die SI-Definition des Meter. Sie
7.3 Das Internationale Einheitensy stem 91

Tabelle 7.4 Gebräuchliche Einheiten außerhalb des SI (nichtkohärente


Einheiten)

~ Größe IBeziehung
~
Einheit
Name IZeichen
Ebener Winkel Grad ° 1° = (7t/180) rad
Minute I ' = (I /60t

Sekunde " I" = (1/60)'


Fläche Ar a la = 102 m 2
Hekt ar ha Iha=10 4m 2
Volumen Liter I 11= l drn '
Zeit Minute min Imin = 60 s
Stunde h I h =6Omin
Tag d I d = 24h
Gemeinjahr a 1a = 8760h
Masse Tonne t 1 t = 103 kg
atomare
Masseneinheit u lu~I ,661 '1O -2 7k g

Druck Bar bar I bar = 10' Pa


Energie Elektronvolt eV I eV ~ 1,602' 10- 19 J

tU)
~
;:::l
..c:
<lJ
Ko n d en sato r
N
<lJ
OJ
I

Sp a n n u n g s waag e

Abb.7.1 Schema zur Darstellung der Einheiten . In den Kä stchen sind unten die Unsicherh eiten der
Realisierun gen angegeben (beim kg die Unsicherheit der Weitergabe )

fixiert eine universelle Konstante, nämlich den Wert Co der Lichtgeschwindigkeit


unter Ausschaltung von Brechung, Beugung und Gravitation. Die Darstellung des
Meter gründet sich auf die Beziehung (5.6) zwischen Wellenlänge , Ausbreitungsge-
schwindigkeit und Frequenz, ). = co/ f , ist damit an die Sekundendarstellung
geknüpft und wird durch Interferenzmessungen mit Laserlicht realisiert. Von
92 7 Ph ysikalische Größen. Einh eiten und Dimen sionen

ähnlicher Art ist auch die Amperedefinition. Sie fixiert , wie bereits besprochen,
ebenfalls eine universelle Konstante, die magnetische Feldkonstante 110 (GI. 6.6).
Es ist dann möglich, die Kräfte in realen Anordnungen stromdurchfiossener Leiter mit
Formeln ähnlich (6.5) recht genau vorauszuberechnen und mit einer Gewichtskraft
zu vergleichen. Man nennt solche Geräte Stromwaagen und stellt damit das Ampere
dar.
Im Zusammenhang mit dem Coulomb-Gesetz (3.8) haben wir noch eine weitere
universelle Konstante kennengelernt, die elektrische Feldkonstante Co ' Sie ist
allerdings nicht unabhängig, sondern mit der Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum
Co und der magnetischen Feldkonstanten 110 durch die Maxwell-Beziehung!"

(7.11)

verknüpft, also exakt berechenbar.


In den Anfängen der Elektrophysik gab es noch kein einheitliches Konzept für
die elektrischen Größen. Man setzte im Coulomb-Gesetz (3.8) die Proportiona-
litätskonstante 1/(4n:co) gleich 1 und erhielt damit für die elektrische Ladung die
Dimension c Q ) 1 = L3 / 2. M 1/ 2. T - 1 . Gleichzeitig nahm man aber auch in GI. (6.5)
für die Proportionalitätskonstante 110/(4n:) (es wurde die doppelte Länge 2/ verwendet)
<
den Wert 1 an , was für die Stromstärke I ) = L1/2 . M 1/ 2 . T - 1 und, wegen
"Stro mstä rke = Ladung durch Zeit", für die Dimension der elektrischen Ladung
< Q )2 = L1/2 . M 1/2 . T- 2 liefert. Es gab also zwei unterschiedliche Ladungsbegriffe,
die sich, wie Sie sehen, durch eine Konstante der Dimension L· T- I, also durch
eine Geschwindigkeit unterscheiden. Maxwell erkannte in dieser Geschwindigkeit
die Lichtgeschwindigkeit. Heute, da wir mit einem einheitlichen Ladungsbegriff
arbeiten, drückt sich das alles in der Beziehung (7.11) aus.
Zwei elektrisch geladene Metallkörper üben eine Kraft aufeinander aus. Man
kann sie mit Beziehungen ähnlich dem Coulomb-Gesetz (3.8) berechnen, die
Ladungen durch die elektrische Spannung zwischen den beiden Körpern ausdrücken
und die Kraft mit einer Gewichtskraft vergleichen. Solche Anordnungen, man
nennt sie Spannungswaagen, dienen zur Darstellung des Volt.
Schließlich läßt sich in speziellen Anordnungen zweier Metallkörper (Kon-
densatoren) das Verhältnis zwischen Ladung und Spannung allein aus den geo-
metrischen Abmessungen und der Konstanten Co recht genau berechnen. Man nennt
dieses Verhältnis die Kapazität des Kondensators (Einheit 1 Farad = 1 F = 1 As/V).
In sogenannten Wechselstrombrücken kann man die Kapazität mit elektrischen
Widerstandswerten vergleichen und erhält so eine Darstellung des Ohm. Überdies
liefert das Ohmsehe Gesetz (6.16) wegen der Einheitenbeziehung (6.17) noch eine
weitere Verknüpfung. Soweit zum Verständnis der Abb, 7. L Sie erkennen daraus
eine Verflechtung der Einheiten bei ihrer Darstellung.
In der Entwicklung der Definitionen, Darstellungen und der Weitergabe von
Einheiten ist eindeutig eine Tendenz erkennbar. Es wird versucht, alles soweit wie
möglich auf die Festlegung universeller Konstanten zu reduzieren. Für den elek-

14 James Clerk Maxwell, t831 -1879, schottischer Physiker.


7.4 Rechn en mit ph ysikalischen G röß en 93

Tabelle 7.S Einige ph ysikalische Kon stanten (Werte nach Bergm ann-Schäfer ). Die
Unsicher heit bezieht sich jewe ils a uf die beide n letzten angegebenen Stellen

~ Na me I Wert I Unsic he rhe it ~


Lichtgesch w. im leeren Raum Co = 299 792458 m/s ±O
Elementarlad ung e = 1,602 189 2 · \0 - 19 As ± 46
Ruhemasse des Elekt ro ns m, = 9,109 534 · \0 - 31 kg ± 47
Ruhemasse des Prot on s mp = 1,672648 5' \0 - 27kg ± 86
Magnetische Feld ko nstante J10 = 4n ·\O - 7 Vs/(Am ) ±O
Elektrische Feldk on stante Co = ( lloC~) - I ±O
Avogadro-K on stante NA = 6,022 135 8· \0 23/mol ± 41
Bolt zmann-K on stante k = 1,380662·\O - 231/K ± 44
Planck-K on stante h = 6,6261 76·\O - 341 s
±36
Magnetisches Moment
des Elektrons Il , = 9,284 832,\0 - 24 Am 2 ± 36

trisehen Bereich bieten sich insbeso ndere die Elementarladung e und die Planck-
Kon stante (Wirkungsq ua ntum) h an , und es werden Effekte a usgenutzt, die bei
sehr tiefen Temperaturen auftreten. Beispielsweise läßt sich die elektrische Spannung
du rch den Jo sephson-Effekt und der elektrische Wid erstand durch den Quanten-
Hall-Effekt scho n recht gen au dar stellen . Zur Weitergabe des Volt und des Ohm
werde n ber eits heut e die Joseph son-Konstante- " K J = l e/h bzw. die v. Klitzing-
Kon stante !" R K = h/e 1 verwendet. In Tabelle 7.5 finden Sie einige ph ysikal ische
Konstanten.

7.4 Rechnen mit physikalischen Größen

Phy sikalische Größ en sind keine gewöhnlichen Zahlen. Es gibt unterschiedliche


Größengattungen,jeweils gekennzeichnet durch eine phy sikalische Dimension , und
es gibt Einheiten, deren Wahl den Zahlenwert einer Größe mitbestimmt. Das
müssen Sie beim Umgehen mit Größen stets beachten. Sie können zwar irgendwelche
Größen unter Berücksichtigung ihre s mathematischen Ch ar akters durch Opera-
tionen multiplik at iver Art mit ein ander verknüpfen, Operationen von additiver Art
sind jedoc h nur innerhalb der gleichen Größengattung möglich. Über allem steht
natürlich die sachliche Richtigkeit innerhalb des jeweiligen ph ysikalischen Zu sam -
menh anges.
Alle Gl eichungen einer respektablen ph ysikal ischen Th eorie sind Größen-
gleichungen. Die Größ en erscheinen darin als K on stanten ode r Variablen und

15 Brian Da vid 1oseph so n, geb. 1940, britische r Physiker.


10 Kla us von Klitzing, geb. 1943, deut sche r Physiker.
94 7 Physik alische Größen. Einheiten und Dimen sionen

werden durch Größensymbole (Formelzeichen) repräsentiert. Wichtig ist, daß die


Größengleichungen unabhängig von den gewählten Einheiten gelten . Wenn Sie
einer Konstanten oder Variablen einen bestimmten Wert zuteilen, dann ersetzen
Sie das entsprechende Formelzeichen durch eine Größendarstellung der Art (7.1),
also als Produkt von Zahlenwert und Einheit.
Nehmen wir Z.B. das Ohmsehe Gesetz (6.16). Liegt zwischen den Anschlüssen
eines Widerstandes mit dem Wert R die elektrische Spannung V , so können Sie die
Stromstärke aus] = V I R berechnen (Bezugssinn entsprechend Abb. 6.11 links).
Angenommen, Sie haben V = 5,0 V und R = 4,7 kn. Dann ist

V 5,0 V 5,7 1 V 3
]= -= - - = _ . =106 ,10 - A=106mA (7.12)
R 4,7 kn 4,7 103 V I A ' "

die Umrechnung 1 kn = 103 n = 103 V IA kann also direkt beim Auswerten der
Größengleichung erfolgen.
Das Mitschleppen der Einheiten in jedem der Terme wird gelegentlich als Last
empfunden, obwohl damit die Sicherheit beim Rechnen größer ist. Sie können das
zum Teil umgehen, wenn Sie konsequent die kohärenten SI-Einheiten benutzen,
also in unserem Beispiel neben der Spannung V = 5,0 V auch den Widerstand als
R = 4,7'10 3 n darstellen. Sie wissen dann im Vorhinein, daß sich der Zahlenwert
der elektrischen Stromstärke relativ zur kohärenten Einheit 1 A ergibt:

V 5,0 3
]= -= - -A=106
3
·1O- A.
R 4,7'10 '

Allerdings muß auch dann in jedem Term die zugeordnete (kohärente) Einheit
erscheinen, weil sonst ein Widerspruch zur allgemeinen Darstellung (7.1) von
Größenwerten vorliegt. Das Weglassen von Einheitenzeichen dort, wo richtigerweise
welche hingehören, sollten Sie ausschließlich den Künstlern im Umgang mit
Größen überlassen.
Noch ein wichtiger Punkt: Die eingeschränkte Additionsmöglichkeit von
Größen bringt auch Beschränkungen ihrer Verwendung als Argumente von
Funktionen mit sich. Beispielsweise kann die Variable t in f(t) = t + t 2 keine Größe
der Dimension Zeit (oder irgendeiner anderen Größe der Dimension ungleich I)
sein, weil Sie sonst bei der Auswertung eine Größe der Dimension T zu einer
solchen der Dimension T2 addieren müßten. Aus diesem Grund dürfen Sie in
Funktionen wie sint -), e'" oder lnt-) nur Argumente der Dimension I verwenden,
und sie liefern auch nur wieder Größen der Dimension I . Sehen Sie sich dazu Z.B.
die GI. (5.3) an.
Wenn man eine Formel in einem speziellen Fall immer auf die gleiche Weise
auswerten muß, ist es meistens bequem, sich eine Beziehung zwischen den Zah-
lenwerten allein zurechtzulegen. Man nennt das eine Zahlenwertgleichung. Nehmen
wir Z.B. die durch GI. (7.12) dargestellte Rechnung. Ausgehend von GI. (7.1)
schreiben wir zuerst

] = ]mA '1 mA,


7.5 Fragen 95

stellen also den jeweiligen Zahlenwert durch das Größensymbol mit der gewählten
Einheit als Index dar. Dann ist

U I . 1mA = U y' 1 V
1= - :
R mA R .1kO
kO

oder

u; 1V u; 1V
mA
I = R kO '1 mA ·l kO - R k o'1O- A'10 3V jA '
3

d.h.

die zugehörige Zahlenwertgleichung. Meistens taucht in Gleichungen dieser Art


noch ein zusätzlicher Zahlenfaktor auf. In jedem Fall dürfen Sie nur Zahlenwerte
mit Bezug auf die angegebene Einheit einsetzen, also in unserem Beispiel (7.12)

Uy 5
I m A = - = - = 1,06.
RkO 4,7

Das Ergebnis ist demnach

Verwenden Sie Zahlenwertgleichungen nur in speziellen Fällen und geben Sie dann
immer die gewählten Einheiten als Index an!

7.5 Fragen
1. Was verstehen Sie allgemein unter einer physikalischen Größe und wodurch unterscheiden sich
physikalische Größenwerte von gewöhnlichen Zahlen?
2. Wie werden die Werte physikalischer Größen dargestellt?
3. Was verstehen Sie unter der "Einheit" einer physikalischen Größe? Auf welche Weise werden
Basiseinheiten zu abgeleiteten Einheiten kombiniert?
4. Was versteht man unter einer Einheitentransformation und wie ändert sich dabei der Zahlenwert
eines Größenwertes? Worauf beruht diese Umrechnung?
5. Was verstehen Sie unter einem kohärenten Einheitensystem?
6. Was ist der Unterschied zwischen "Dimension" und "Einheit" einer physikalischen Größe?
7. Welche Einheiten sind SI-Basiseinheiten und wie sind sie definiert? Welche abgeleiteten SI-Einheiten
mit besonderem Namen und besonderem Zeichen kennen Sie?
8. Wie heißen die international festgelegten Vorsätze, welche Zeichen werden dafür verwendet und
welche Zahlenfaktoren kürzen sie ab? In welchem Sinn nimmt das Kilogramm bezüglich der
Vorsatzzeichen eine Sonderstellung ein?
96 7 Ph ysikalische Grö ßen. Einheiten und Dimen sio nen

9. Warum si nd Einheiten, d ie au s koh är en ten SI-E inhei ten mit Vo rsätzen gebildet werd en . keine
kohärenten Einh eiten des SI?
10. Welche gebräu chl ichen Einheiten a uße rha lb des SI kennen Sie?
11. Welche Werte besitzen die folg enden ph ysikali schen Kon stanten (auf jeweil s drei Stellen ge runde t):
Vakuumlichtgeschwindigkeit, Elementarl adung, Ruhemasse des Elektrons, Ruhemasse des Pro ton s.
magn eti sche Fcldkon stant e, elektrische Fcldk on stante, Avogadro-K on stant e. Bolt zrnann-K on stant c,
Plan ck-K on stante?
12. Was m üssen Sie beim Ausführen von O perationen mit addi tivem C ha ra kter bezüg lich physi-
kalischer Grö ßen beacht en?
13. Was versteht man unt er einer G rößengle ichung? Welchen Vorteil bietet d ie ko nsequ en te Verwen-
d ung koh ärenter Einheiten?
14. Warum mu ß de r Definition sbereich von F unk tio nen wie sint), ln t) usw. im mer a us G rößen der
Dim ension 10 bestehen? Welch e Dim ensio n ist den Größe n des Wer tebereichs dieser F unkti o nen
zugeordnet?
15. Wozu d ienen Zahl enwertgleich un gen und was ist bei ihrer Verwend ung zu beacht e n'>

7.6 Aufgaben

A7.1 Abgeleitete Dimensionen: Stellen Sie die ph ysikal ischen Dimen sionen der
M as sendichte, der Kraft, der elektrisch en Feld st ä rke , der Energie, der elektrischen
Ladungsdichte, der elektrischen Sp annung und des elektrischen Widerst andes a ls
Potenzprodukte der Basisdimensionen der Länge, Masse, Zeit und elektrisch en
Stromstärke dar.

A7.2 Abgeleitete Einheiten: Geben Sie die kohärenten SI- Einheiten für den
elektrischen Widerstand, die Leistung, die Arbeit, d ie elektrische Ladung, die Kr aft,
die elektrische Fl ächenladungsdichte und die elektrische Feld stärke jeweils a ls
Potenzprodukt der SI-Basiseinheiten (a bgek ürzte Schreibweise) und als Potenz-
produkt der Einheiten Meter, Sekunde, Volt und Ampere a n.

A7.3 Einheiten des elektrostatischen cgs-Systems: Das elektrost ati sche cgs-System
verwendet als Basi seinheit für die Länge, die M asse und die Zeit die Werte l ern,
1 g, I s. Abgeleitete Einheiten sind u.a. 1dyn = I gcm /s? für d ie Kraft und I erg =
1 gcm 2 /s 2 für die Arbeit. Die Proportionalitätskonstante 1/(4m;o) im Co ulom b-
Gesetz wird als I angenommen und damit a uf die Einführung eine r elektrisch en
Basiseinheit verzichtet. Geben Sie die kohärenten Einheite n der elektrisch en
Ladung, der Stromstärke, der Spannung und des Widerstandes dieses Einheiten-
system s a ls Potenzprodukte der Basiseinheiten a n.

A7.4 Aufstellen einer Zahlenwertgleichung: Die Elektro nent heo rie der Met alle
liefert für den Zu sammenhang zwischen der elektrischen Leitfähigkeit y, der
W ärmeleitfähigkeit ), und der a bsoluten Temperatur T da s Wiedernann-Fran z-
Lorenz-Gesetz
7.6 Aufgaben 97

wobei k = 1,381.10 - 2 3 J/K die Boltzmann-Konstante und e die Elementarl adung


bedeuten. Leiten Sie daraus auf formal korrekte Weise eine Zahlenwertgleichung
ab , die Zahlenwerte von ). in bezug auf die Einheit W/(Kcm) durch Zahlenwerte
vo n )' und T in bezug a uf die Einheiten m/(il mrrr') bzw. K darstellt.

A7.5 Aufstellen einer Größengleichung: Angenommen, Sie finden in der Lit eratur
für einen nichtlinearen elektrischen Widerstand die Angab e

R = 2,36 UO.2 5 , R in kil, U in kV.

Leiten Sie daraus eine Größengleichung der Form U/U o = f (1 /l o ) mit U o = I kV


ab, die keine Zahlenfaktoren enthält. Wie groß ist 1o?
Kapitel 8

Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

Die Umwandlung und die Übertragung elektrischer Energie und die Verarbeitung
elektrischer Signale erfolgt in Stromkreisen. Ihr Verständnis setzt die Kenntnis
einiger Regeln voraus, die zum Handwerkzeug jedes Elektrotechnikers gehören.

8.1 Formulierung der Ladungserhaltung

Bei der Besprechung der fundamentalen Wechselwirkungen haben wir die elektrische
Ladung kennengelernt als jene Eigenschaft von Teilchen, in der sich die elektro-
magnetische Wechselwirkung äußert. Sie kennen bereits die wichtigsten elemen-
taren Ladungsträger, nämlich die Protonen mit der positiven Elementarladung
e:::::; 1,602,10 - 19 C und die Elektronen mit der genau entgegengesetzt gleich großen
Ladung - e. Makroskopische Körper sind in hohem Maß elektrisch neut ral, d.h.
die positiven und die negativen Ladungen gleichen sich aus . Wenn trotzdem eine
Störung dieser Neutralität auftritt, dann sprechen wir von einer positiven oder
negativen Ladung des Körpers.
Sind nun in einem Körper frei bewegliche Ladungsträger vorhanden, so kann
elektrische Ladung auch im Körperinneren tr ansportiert werden: Es fließt ein
elektrischer Strom. Dieser wird quantitativerfaßt durch die momentane Trans-
portrate der durch ein orientiertes Flächenstück verschobenen Ladung, also durch
die dem Flächenstück zugeordnete elektrische Stromstärke.
Eine der fundamentalen Regeln der Physik besagt, daß die elektrische Ladung
unzerstörbar ist; sie geht nie verloren und wird nie erzeugt. Elektrische Ladungen
können sich von Ort zu Ort bewegen, positive und negative Ladungen können
sich ausgleichen und wieder trennen, aber Ladung einer Polarität entsteht und
verschwindet immer zusammen mit einer genau gleich großen Ladung der anderen
Polarität. Wir sagen, die elektrische Ladung bleibt erhalten, sie ist eine Erhaltungs-
größe. Wir werden diesen Erfahrungssatz nun vom makroskopischen Standpunkt
aus formulieren .
Stellen Sie sich irgendeinen beliebigen, abgeschlossenen Raumtcil v vor, zu-
sammen mit seiner Hülle (J'r. 1 Die Hülle statten wir mit einer (äußeren) Orien-

I r und ar sind als geometrische Gebilde aufzufassen, nicht als physikalische Größen; verstehen
Sie darunter also nicht den Volumeninhalt des Raumteils bzw. den Flächeninhalt seiner Hülle! Die
symbolische Schreibweise a-r für die Hülle , d.h. die geschlo ssene Oberfl äche eines Raumteils v ist
au s der Topologie entlehnt. Nehmen Sie das einfach als eine sinnvolle Bezeichnung hin.
8.1 Form ulierung der Ladungserhaltung 99

: i Z Ra u ffit e il r

A Ori entierung d er Hü ll e
(Bez ugss in n )
Abb.8.\ Raumteil 1/" mit Hülle iJ1/" und Orientierung von innen nach a ußen

tierung aus, mit einem Bezugssinn, der von innen nach außen weist (Abb . 8.1).
Natürlich muß die Hülle kein materielles Ding sein; es kann sich auch um ein
gedachtes Gebilde handeln. Innerhalb und außerhalb der Hülle können nun
irgendwelche phy sikalischen Vorgänge stattfinden. Das braucht uns im Detail nicht
zu interessieren. Eines wissen wir jedoch sicher: Wenn die im Bereich i/' insgesamt
enthaltene Ladung Q(i/') zunimmt oder abnimmt, so muß gleichze itig ein
Ladungstransport durch die Hülle ai/' von außen nach innen bzw. von innen nach
außen erfolgen. Es muß also ein elektrischer Strom [(ai/' ) durch die Hülle fließen.
Die momentane Änderung der Ladung wird durch die Änderungsrate erfaßt, d.h.
wir denken uns in zwei ben achbarten Zeitpunkten t 1 und t z den Wert Ql bzw. Qz
der Ladung best immt und den Quotienten 8Q = Qz - Ql durch 8t = t z - t 1
gebildet. Bei einem hinreichend kurzen Intervall um den betrachteten Zeitpunkt
gibt dies die momentane Änderungsrate, die wir durch einen übergesetzten Punkt
kennzeichnen wollen : Q(i/'). Damit lautet die Formulierung des Erhaltungssatzes

I [(ai/') = - Q(i/') I· (8.1)

In Worten: Ein durch die geschlo ssene Oberfläche ai/' eines Raumteils i/' au stre-
tender elektrischer Strom der Stärke [( ai/') ist gleich der negativen Änderungs-
rate Q(i/') der im Raumteil i/' befindlichen Ladungsmenge Q( i/'). Kurz: " Der
Strom nach außen durch eine Hülle ist gleich der Abnahmerate der eingeschlo s-
senen Ladung". Stoßen Sie sich dabei nicht an "austretend"; natürlich kann Strom
auch von außen nach innen fließen, er wird mit un serem Bezugssinn dann negativ
gerechnet. In diesem Sinn ist eine positive Änderungsrate dasselbe wie eine positi ve
Zunahmerate oder eine negat ive Abnahmerate , und eine negati ve Änderungsrat e
ist gleichbedeutend mit einer negati ven Zunahmerate oder einer positiven Abnah-
mer ate.
In elektrotechnischen Systemen ist de r Ladungstran sport häufig an diskrete
Leiterbahnen, z.B. an Dr ähte, gebunden. Nehmen wir a lso an, daß der Strom unsere
gedachte Hülle nur in solchen Leiterbahnen durchsetzt (Abb. 8.2). Außerde m
hab en wir freie Hand bei der Wahl der Bezugssinn e, wenn dies in den Vor zeichen
100 8 Stromkreise und einfache St romkreiselement e

14 - - -
Abb.8.2 Der elektrische Strom durchsetzt die geda chte Hüllfläche in diskreten Leiterbahnen

der einzelnen Stromstärken berücksichtigt wird . In der dargestellten Anordnung


ist dann der insgesamt austretende Strom

oder allgemein, wenn wir insgesamt n Leiterbahnen haben und die Numerierung
der Ströme so wählen, daß die ersten k Ströme den Bezugssinn von innen nach
außen und die restlichen n - k Ströme den Bezugssinn von a ußen nach innen
besitzen,

k n

= I t, - I Ij •
j ;t j ;k +t

Un ser Erhaltungssatz lautet dann

k n •
Llj - L l j= -Q (8.2)
j ;l j =k +l

"D ie Summe der abfließend gezählten weniger der Summe der zufließend gezählten
Ströme durch eine Hülle ist gleich der Abnahmerate der einge schlo ssenen Ladung".

8.2 Die erste Kirchhoff-Regel (Knotenregel)

Gehen wir nun noch einen Schritt weiter: Elektrotechnische Systeme sind in fast
allen Fällen aus einzelnen Elementen wie Widerständen, Spulen, Kondensatoren,
Spannungsquellen, Dioden, Transistoren usw. aufgebaut, oder sie lassen sich
8.2 Die erste KirchhotT-Regel (Knotenregel) 101

, \ /
/
,
\ ,/

Abb.8.3 Ausschnitte einer Schaltung. Der Zu sammenschluß mehrerer Leiterbahnen bildet einen
Knoten

zumindest ersatzweise durch eine Kombination solcher Komponenten darstellen.


Die funktion sgerechte elektrische Verknüpfung der Einzelelemente nennt man eine
elektrische (elektronische) Schaltung. Kennzeichnend für diese Betrachtungsweise
ist, daß sich alle wesentlichen Vorgänge im Inneren der Bauelemente abspielen;
die Anschlüsse dienen lediglich zur Herstellung der elektrischen Verbindungen der
Elemente untereinander durch ideale Strombahnen (Schaltverbindungen). Sind
mehrere Anschlüsse oder Strombahnen direkt miteinander elektrisch leitend
verbunden, so sprechen wir von einem Knoten (Abb.8.3). Wesentlich ist nun
folgendes: Auf den Schaltverbindungen und in den Knoten gibt es keine po sitiven
oder negativen Überschußladungen, jedenfalls aber nicht in einem Ausmaß, daß
ihre Änderungsraten die fließenden Ströme merkbar verändern. Legen wir also
wie in Abb. 8.3 eine Hüll e um den Knoten, so können wir die Änderungsrate der
eingeschlossenen Ladung gleich Null setzen und wir erh alten die Gleichung

I t + 12 + 13 - 14 - 15 = O.

Dieser Sonderfall der Ladungserh altung (8.2) wird durch die erste Kirchhoff-Regel!
("Knotenregel") au sgedrückt: " In jedem Knoten einer elektrischen Schaltung ist zu
jed em Zeitpunkt die Summe der abfließend gezählten Ströme gleich der Summe
der zufließend gezählten Ströme", d.h .

oder I i I) = TI I I· (8.3)

Ob eine Stromstärke in GI. (8.3) auf der link en oder auf der recht en Seite
erscheint und demgemäß als "a bfließend" oder "zufließend" gezählt wird , hängt
von dem jeweils gewähl ten Bezugs sinn a b. Wir können a lle Bezugssinne zum Kno-
ten hin wählen und erhalten dann "Die Summe aller zu einem Knoten fließenden
Ströme ist null ", oder wir können alle Bezugssinne vom Knoten weg wählen: "Die
Summe aller einen Knoten verlas send en Ströme ist null". In diesem Zu sammenhang

2 G ustav Rob ert KirchhotT, 1824-1 887, de utsche r Ph ysiker.


102 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemenle

möchte ich Sie nochmals an den Unterschied zwischen dem für jeden Strom frei
wählbaren Bezugssinn und dem Richtungssinn erinnern. Der Richtungssinn gibt
an, in welcher Richtung eine positive Ladungsmenge tatsächlich verschoben wird
(äquivalent ist natürlich das Verschieben einer negativen Ladung in der entgegenge-
setzten Richtung). Die Analyse einer Schaltung liefert ein positives oder ein negatives
Vorzeichen für eine Stromstärke, wenn der Richtungssinn mit dem angenommenen
Bezugssinn übereinstimmt bzw. nicht übereinstimmt.
Eine Zusammenfassung von Funktionselementen oder Medien, in denen
elektrische Ströme fließen können, nennt man allgemein einen Stromkreis, und die
Funktionselemente Stromkreiselemente. Meistens sind die Stromkreiselemente so
konzipiert, daß sich ihr elektrisches Verhalten vollständig beschreiben läßt durch
die an den Anschlüssen (Polen) fließenden Ströme und die zwischen den Anschlüssen
auftretenden Spannungen. Wir nennen solche Elemente konzentrierte Stromkreis-
elemente oder kurz konzentrierte Elemente und ihre funktionsgerechte Kombi-
nation, wie erwähnt, eine Schaltung. Häufig ist es auch möglich und zweckmäßig,
komplizierte Stromkreiselemente durch eine Kombination einfacher, meist durch
ein ideales Verhalten gekennzeichneter, konzentrierter Elemente gedanklich zu
ersetzen und in einer Schaltung entsprechend graphisch darzustellen (wir kommen
darauf zurück). Man spricht dann von einer Ersatzschaltung. Für die Anwendung
der ersten Kirchhoff-Regel zur Analyse von Schaltungen ist es nun völlig belanglos,
ob es sich bei der Schaltung um eine tatsächlich aufgebaute Anordnung, um eine
graphische Darstellung mit "realen" konzentrierten Stromkreiselementen oder um
eine Ersatzschaltung mit idealen Elementen handelt. Da sie auf der fundamentalen
Erfahrung der Ladungserhaltung beruht ist sie immer richtig, wenn nur die getrof-
fenen Voraussetzungen erfüllt sind : Stromfluß außerhalb der konzentrierten
Elemente nur in den Schaltverbindungen. keine wesentlichen Überschußladungen
auf den Schaltverbindungen und in den Knoten. Bei den klassischen Verfahren zur
Untersuchung von Schaltungen, den Methoden der Netzwerkanalyse, wird die
Gültigkeit der Knotenregel sogar axiomatisch vorangestellt.
Der besprochene Sonderfall der Ladungserhaltung ist aber nicht auf die Knoten
einer Schaltung beschränkt. Definitionsgemäß gibt es nämlich in keinem konzen-
trierten Stromkreiselement insgesamt Überschußladungen, sodaß die Vorausset-
zungen der ersten Kirchhoff-Regel auch für konzentrierte, Stromkreiselernente. für

C
11 +12 +13 =0 13
I
I

Abb.8.4 Erweiterung der ersten Kirchhoff-Regel auf konzentrierte Bauelemente, a Widerstand.


b bipolarer Transistor
8.2 Die erste Kirchhoff-Regel (Knotenregel) 103

ganze Schaltungen und für Schaltungsteile zutreffen. Nehmen Sie Z.B. den in
Abb . 8A a dargestellten Widerstand: Der momentan zufließende Strom ist gleich
dem momentan abfließenden. Oder den Transistor von Abb .8Ab: Die Summe
aller momentan zufließenden Ströme ist null.
Als Erweiterung der ersten Kirchhoff-Regel gilt allgemein: "An jedem kon zen-
trierten Stromkreiselement und für jede Zus ammenschaltung solcher Element e ist
zu jedem Zeitpunkt die Summe der abfl ießend gezählten Ströme gleich der Summe
der zufließend gezählten Ströme".

Anwendung der ersten Kirchhoff-Regel


Sehen wir uns die in Abb . 8.5 dargestellte Schaltung eines Transistorverstärkers
an . Die Arbeitsweise des Verst ärkers br aucht uns hier nicht zu interessieren, wir
wollen lediglich sehen, wie die erste Kirchhoff-Regel funkti on iert.

" H
~
/
/
I \
I A \
I \
I
I I
I I
I 1! 12 I
I I
I I
I
I
Re I
I
I
RB! CF I
I
I t, 'F
I
I
C ~----
I
I
t, I
I
[r
I + I
I
B JB I
I
I
I S T I
I I
I I
I 13 14 CG
I
I
I
I 'G
I
I ~----
I
I
CB RB 2 : 1G
I I
I I
I I
I I
I D [5 I
I
I --- - - - ----- --------
I
I
I
I
/ -,
\ 'a
\ \
\
\
-,
- - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - /
/
/
I 10
-, /
<, /
----- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- ~

Abb.8.5 Eine Verstärk erschaltung. F Verstärkerau sgang ; G Verstä rkereingang; 0 gemeinsame Klemme
für Eingang und Ausgang; H (gedachte ) Hülle; S Quelle zur Spannungsversor gung der Schaltung ;
T bipolarer Tr an sistor in Basisschaltung; RR! ' R B 2 , Re, R [ Widerständ e; CR' CF' C<; Kap azitä ten
(Kondensat oren); A, B, C, D, E innere Knot en. Der Bezugssinn für jeden Strom ist frei gewä hlt
104 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselem ente

Injedem Zweig der Schaltung ist ein Strom mit frei angenommenem Bezugssinn
eingetragen. (Beachten Sie, daß für jedes konzentrierte Element mit zwei Anschlüssen
der hineinfließende Strom gleich dem herausfließenden sein muß.) Wenden wir
nun die Knotenregel "Summe aller abfließenden Ströme ist gleich Summe aller
zufließenden Ströme" der Reihe nach auf alle inneren Knoten an, so folgt

Knoten A: 1t + 12 = Is (8.4a)

Knoten B: 13 + /4+/Jl=/ 1 (8.4b)

Knoten C: le + I F = 12 (8.4c)

Knoten D: Is = 10 + 13 + 14 + 15 (8.4d)

Knoten E: 15 =IG+/ E · (8.4e)

Wie in Abb. 8Ab kann auch der Transistor wie ein innerer Knoten beh andelt
werden:

Transistor T : (8Af)

Schließlich muß auch noch, wenn wir uns eine Hülle um die ganze Schaltung
denken, für die äußeren Ströme gelten

Hülle H: (SAg)

Die letzte Gleichung ist aber nicht unabhängig von den anderen. In den GIn . (8Aa)
bis (8Af) kommt nämlich jeder der inneren Zweigströme genau einmal auf der
linken und auf der rechten Seite vor. Sie heben sich damit weg, wenn wir alle diese
Gleichungen addieren, und es bleiben nur die ä ußeren Zweigströme übrig. Das
Ergebnis ist GI. (8Ag).
Die Anwendung der ersten Kirchhoff-Regelliefert die Beziehungen zwischen den
Strömen in einer Schaltung. Zusammen mit der zweiten Kirchhotf-Regel, die wir
gleich anschließend behandeln werden, und den Gleichungen zur Beschreibung
der Eigenschaften von Stromkreiselementen, Z.B. dem Ohmsehen Gesetz für
Widerstände, können Sie dann jede Schaltung analysieren.

8.3 Die zweite Kirchhoff-Regel (Maschenregel)

Wir werden nun die Beziehungen zwischen den Spannungen untersuchen, die an
den Anschlüssen konzentrierter Stromkreiselemente in einer Schaltung auftreten.
Stellen Sie sich zuerst einen wirklich aufgebauten Stromkreis vor, z.B. den in
Abb. 8.6 schematisch dargestellten Ausschnitt aus einer Schaltung. Erinnern Sie
sich an den Begriff der elektrischen Spannung! Eine elektrische Spannung ist immer
8.3 Die zweite Kirchhoff-Regel (Maschenregel) 105

U4
~ - - -<;---- -
A C
~
<,
./
~
-,

/ /
/
I
/
+ Re I
I
U1 V S U3 ~\
\
\ \
B Abb.8.6 Ausschnitt aus einer Schaltung.
\
, RE \
-, Der darge stellte Stromkreis besteht au s
-, einer Spannungsquelle S, zwei Wid erstän-
D <, ~
./
E
- - -> - - - den Rc und REund dem Kollektor-Emitter-
U2 Zweig eines Transistor s

einer orientierten, d.h. mit einem Durchlaufsinn versehenen Kurve zugeordnet,


und sie kann als ladungsbezogene Arbeit interpretiert werden, verrichtet von den
elektrischen Kräften bei der Verschiebung einer Testladung entlang der Kurve
vom Anfangspunkt bis zum Endpunkt. Wir definieren nun die Anschlußspannung
eines konzentrierten Stromkreiselernents als jene Spannung, die einer orientierten,
außerhalb jedes Elements verlaufenden (gedachten) Verbindungslinie zwischen zwei
Anschlußpunkten (Polen) zugeordnet ist. Natürlich ist diese Festlegung nur dann
sinnvoll, wenn die Spannung nicht davon abhängt, wie die Kurve zwischen dem
Anfang spunkt und dem Endpunkt im Detail verläuft oder wie lang sie ist. Aber
genau das wollen wir als eine bestimmende Eigenschaft konzentrierter Stromkreis-
elemente annehmen. Wichtig ist, daß die Kurve außerhalb jedes Elements liegt,
weil son st unsere Annahme i.a. nicht mehr gilt '.
Sehen wir uns an hand der Abb .8.6 an , was die Wegunabhängigkeit der
elektrischen Spannung zwischen zwei Polen bedeutet. Zuerst gehen wir direkt von
A nach D über die gestrichelte Kurve und erhalten, sagen wir, die Spannung
U AD = U I ' Dann weiter über die gestrichelte Kurve von D nach E, von E nach
C und von C zurück nach A. Gemäß Abb . 6.7 setzt sich die Gesamtspannung aus
den einzelnen Teilspannungen zusammen, also ist U DA = U 2 + U 3 + U4 ' Jetzt
kommt das Argument der Wegunabhängigkeit: Der Umweg DECA ist für die
Ermittlung der Spannung zwischen A und D völlig gleichberechtigt mit dem
direkten Weg AD , es sind lediglich die Rollen von Anfangspunkt und Endpunkt
vertauscht. Beide Wege müssen also die gleiche Spannung liefern, aber mit ent-
gegengesetztem Vorzeichen: UAD = - U DA oder UAD + U DA = 0 (Wir haben das
bereits in GI. (6.10) festgestellt). Zusammen mit den Teilspannungen folgt daraus

U 1 + U2 + U 3 + U 4 = O.
Es ist klar, daß diese Überlegungen unter den getroffenen Annahmen allgemein
gelten. Wir formulieren das in der zweiten Kirchhoff-Regel ("Maschenregel"): "F ür
jede einheitlich orientierte, geschlossene Kurve, die zwei oder mehrere Anschluß-

3 Wir setzen dam it vora us, da ß a ußer ha lb der konzentriert en Element e zeitlich verä nderliche
Magnetfeld er nicht vorha nde n sind ode r zumindest als unw esentlich vernac hlässigt werde n können.
Im Zu sammenhang mit dem Indu kti on sgesetz kommen wir darau f zurüc k.
106 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

punkte einer Schaltung miteinander verbindet, ist zu jedem Zeitpunkt die Summe
der Teilspannungen gleich Null ."
D.h., wenn wir entlang unserer Kurve n Teilspannungen haben, sie irgendwie
durchnumerieren und die Orientierung der Teilstrecken einheitlich in einem
Umlaufsinn wählen,

oder I0 L U = 0 I· (8.5)

Kurz: "F ür einen vollständigen Umlauf ist die Summe aller Spannungen gleich
Null."
Die zweite Kirchhoff-Regelläßt sich in gewissem Sinn als Ausdruck der Ener-
gieerhaltung interpretieren. Angenommen, wir halten in unserer Schaltung (Abb.
8.6) zu irgendeinem Zeitpunkt den momentanen Zustand mit all seinen beschrei-
benden physikalischen Größen (Felder, Ladungen, Ströme, Spannungen) fest und
verschieben eine Testladung entlang des strichlierten Weges von Klemme zu
Klemme. Die Spannung zwischen zwei Klemmen ist jeweils die von den Feldkräften
an der Testladung verrichtete Arbeit, dividiert durch die Ladungsmenge des
Testkörpers. Nun wissen wir, daß für einen vollständigen Umlauf die Summe der
Teilspannungen gleich Null ist, also ist auch die gesamte Arbeit gleich Null : Was
an einem Teil des Weges an Arbeit verloren geht, wird an den übrigen Teilen
wieder gewonnen. Dies ist, wie Sie wissen, die kennzeichnende Eigenschaft konser-
vativer Kraftfelder. Die zweite Kirchhoff-Regel ist demnach ein Ausdruck für die
Energieerhaltung in einem konservativen Kraftfeld, und Sie sehen , was unsere
Beschränkung auf konzentrierte Stromkreiselemente im Grunde meint: Das
elektrische Feld außerhalb der Stromkreiselemente ist konservativ.

Anwendung der zweiten Kirchhoff-Regel


Ähnlich wie bei der ersten Kirchhoff-Regel ist es auch für die Anwendung der
zweiten Kirchhoff-Regel zur Analyse von Schaltungen völlig belanglos, ob es sich
bei der Schaltung um eine tatsächlich aufgebaute Anordnung, um eine graphische
Darstellung mit "realen" konzentrierten Stromkreiselementen oder um eine
Ersatzschaltung mit idealen Elementen handelt. Gelegentlich, jedenfalls aber bei
Hochfrequenzschaltungen, sollten Sie aber daran denken, daß die Voraussetzungen
für konzentrierte Elemente erfüllt sein müssen. In der Wahl der Bezugssinne für
die Spannungen haben Sie freie Hand. Stimmt der Bezugssinn einer Spannung mit
dem ebenfalls frei wählbaren Umlaufsinn (Orientierung der geschlossenen Kurve)
nicht überein, so nehmen Sie diese Spannung einfach negativ. Berücksichtigen Sie
weiters, daß den Schaltverbindungen als idealen Strombahnen keine Spannung
(d.h. die Spannung Null) zukommt; sie können also übersprungen werden! Nach
einiger Übung im Umg ang mit der zweiten Kirchhoff-Regel können Sie gezielt die
benötigten Informationen über die Spannungsverteilungen in einer vorliegenden
8.3 Die zweite Kirchhoff-Regel (Maschenregel) 107

Schaltung gewinnen. Wollen Sie z.B. in Abb.8.6 die Spannung zwischen den
Klemmen C und D wissen, so können Sie sofort entweder V CD = V 4 + V t oder
V CD = - V 3 - V 2 angeben. Dies entspricht einem geschlossenen Umlauf CDAC
bzw. CDEC.
Als Beispiel sehen wir uns wieder die Verstärkerschaltung aus Abb . 8.5 an . Sie
ist in Abb. 8.7 nochmals dargestellt. Anjedem Stromkreiselement ist ein eindeutiges
Größensymbol für die Spannung zwischen den Anschlußpunkten eingetragen,
ebenso zwischen den äußeren Anschlußpunkten. Denjeweiligen Bezugssinn können
Sie frei wählen; achten Sie jedoch bei der Verwendung von Doppelindizes wie
z.B. bei V FC darauf, daß der Bezugssinn tatsächlich vom Anfangspunkt F zum
Endpunkt C weist. Wir wenden nun die zweite Kirchhoff-Regel (8.5) auf die mit
römischen Ziffern bezeichneten "Fenster" unserer Schaltung an , das sind jene
geschlossenen Wege (Maschen), die keine weiteren inneren Zweige des ebenen
Netzwerks umschließen. Als Umlaufsinn wählen wir einheitlich den Gegenuhr-
zeigersinn. Beachten Sie die negativen Vorzeichen, wenn der Bezugssinn mit dem
Umlaufsinn nicht übereinstimmt:

Masche I: Vq-VB-V I =0 (8.6a)

Masche 11: VI - V C B - V c =0 (8.6b)

Masche III : VB - V2 =0 (8.6c)

Masche IV: V2 - V E- VBE =0 (8.6d)

'----_-----+-----~----o 0
Abb.8.7 Verstärkerschaltung au s Abb 8.5. Bezeichnet sind die Fenster und die Bezugssinne für die
Spannungen an den Stromkreiselementen, zwischen dem Verstärkerausgang F und dem Eingang G
und zwischen dem Eingang G und dem gemeinsamen Anschluß 0
108 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

Masche V: U FC + U C E - U GE - U FG = 0 (8.6e)

Masche VI: =0. (8.6f)

Natürlich gibt es auch noch andere Maschen und zugehörige Gleichungen, sie
sind aber von den angeschriebenen Gleichungen meist nicht un abhängig und liefern
daher keine zusätzliche Information. Eine Ausnahme bildet in unserer Schaltung
der ebenfalls a ls Fenster zählende Umlauf CBEC um den Transistor". Wir erhalten
damit eine weitere un abhängige Gleichung

Masche CBEC: U CB + U BE - U CE = O. (8.6g)

Für jede andere Masche ergibt sich dann die zugehörige Maschengleichung als
Summe der Gleichungen für alle eingeschlossenen Maschen. Wenn Sie z.B. in
Abb. 8.7 den geschlossenen Weg um die ganze Schaltung außen herum durchlaufen,
dann gilt

U FG + U GO - Uq + Uc - U FC = 0,

und das ist die Summe aller Gin. (8.6a) bis (8.6g) . Wenn Sie wollen, können Sie
auch noch andere Spannungen einführen, Z.B. die Verstärkerausgangsspannung
U FO' Aus der Schaltung lesen Sie direkt UFO = U FG + U GO ab, was die Verknüpfung
mit den Sp annungsgrößen un seres Gleichungssatzes (8.6) herstellt.
Besonders hinweisen m öchte ich noch auf GI. (8.6c) der Masche III . Sie besagt
U 2 = U B' also die Spannungsgleichheit am Widerstand und am Kondensator. Die s
gilt allgemein für alle Zweige mit gleichem Anfangspunkt und gleichem Endpunkt.
Wenn Sie solche Parallelschaltungen erkennen, dann brauchen Sie dafür nur eine
einzige Spannung einzuführen und können damit Größen und Gleichungen ohne
Informationsverlust einsparen.
Mit den beiden Kirchhoff-Regeln sind Sie in der Lage, für jede Schaltung aus
konzentrierten Stromkreiselementen die Beziehungen zwischen den Strömen un-
tereinander und zwischen den Spannungen untereinander herauszufinden. Was
uns für die voll st änd ige Analyse noch fehlt , sind die Verknüpfungen der Ströme
mit den Spannungen. Das ist unsere nächste Aufgabe.

8.4 Einige Stromkreiselemente

Die Vorgänge im Inneren von realen Stromkreiselementen sind meistens ziemlich


kompliziert, und um sie zu verstehen, müßten wir uns eingehend mit den Kon-
struktionsprinzipien, den Eigenschaften der verwendeten Werk stoffe und den ab-
laufenden physikalischen Prozessen beschäftigen. Unser Ziel ist vorerst weniger
weit gesteckt. Wir wollen die Stromkreiselemente gewissermaßen nur von außen

4 In eine r Darstellung de s Transistors durch e ine Kom bination von Elementen mit nur zwei

Anschlüssen (Er sat zschaltung mit Z weipo len) wird die se Ausnahme beseitigt.
8.4 Einige Stromkreiselemente 109

betrachten, ohne auf die inneren Vorgänge einzugehen. Dabei kommt uns ein
technischer Umstand zu Hilfe: Die Elemente sind in der Regel so konzipiert, daß
sich die wesentlichen Züge ihres Verhaltens allein durch die Ströme und Spannungen
an den Anschlüssen beschreiben lassen, gegebenenfalls auch durch deren Änder-
ungsraten und durch einige andere, von außen kontrollierbare physikalische
Größen. Dies gilt zumindest für den vorgesehenen Betriebsbereich und entspricht
der Darstellung von Schaltungen durch konzentrierte Stromkreiselernente. In
vielen Fällen können wir außerdem das reale Verhalten weitgehend idealisieren
und zur Beschreibung sogenannte ideale Stromkreiselemente oder Kombinationen
solcher Elemente (Ersatzschaltungen) verwenden. Damit wollen wir uns nun
befassen. Wir beginnen mit den Widerständen, werden dann ideale Spannungs- und
Stromquellen besprechen und schließlich noch ideale Dioden. Für die Behandlung
weiterer Stromkreiselemente wie Kondensatoren und Spulen müssen wir erst die
Erscheinungen der Influenz und der Induktion kennenlernen.

Widerstände

Sie kennen bereits den elektrischen Widerstand als physikalische Größe, nämlich
als Quotient Spannung durch Strom an einem Verbraucher in einem Gleich-
stromkreis. Mit demselben Namen bezeichnet man nun reale oder ideale Strom-
kreiselernente, deren wesentliche bzw. einzige Eigenschaft der elektrische Widerstand
ist.
Die gebräuchlichen Schaltzeichen für elektrische Widerstände finden Sie in
Abb . 8.8 zusammen mit der üblichen Kombination der Bezugssinne für Strom und
Spannung. Für diese gilt als beschreibende Gleichung das Ohmsehe Gesetz

(8.7)

mit einem konstanten Widerstandswert R. Kehren Sie genau einen Bezugssinn um,
so müssen Sie das im Ohmsehen Gesetz durch ein negatives Vorzeichen berück-
sichtigen (Abb. 6.11 rechts). Die Spannungs-Strom-Kennlinie (Gerade in Abb . 8.8c)
verläuft dann nicht im ersten und dritten Quadranten, sondern im zweiten und
vierten .

a b c

U
J ~-.... u
--~-- - -- - - - - -.,.
R
Abb. 8.8 Gebräuchliche Schaltzeichen und Kennlinie für Widerstände. a Bevorzugt zu verwenden ,
bAusweichsymbol, c Spannungs-Strom-Kennlinie
11 0 8 St romkrei se und einfac he Stro mk reiselerne nte

Die Beziehung zwischen dem Strom und der Spannung ist für wirk liche leitend e
Mat er ialien nur näh erungsweise eine direkte Pr oportion alität. Im spezie llen
beeinflußt a uch die Temper atur den Wert von R. Sie können das beobachten.
wen n Sie Z. B. d ie Ansc hlüsse der G lü hlampe eines Autoscheinwerfers an eine
passende Glei chspannung legen und dabei den Zeitverl auf des St rom es messen :
Sofo rt nach dem Einschalten ist d ie Stroms tä rke hoch . weil die Wendel kalt und
d amit der Wider stand klein ist. Beim Aufglühen steigt mit der Temperatur auch
der Widerstand und die Stro mstä rke nimmt ab . F ür beschränkte Temperaturin-
ter valle kann man die Abhä ngig keit eines Wid erstand swert es vo n der Temperatur
durch die Beziehung

(8.8)

erfassen , wobei Ra der Widerstandswert bei einer a nzugebende n Bezugst emper atur
ist, der Temperaturk oeffizient (X als Materialkonstante a us Tabellen entnommen
werden kann und 9 die Differenz Temperatur minu s Bezugstemperatur bed eut et.
(X wird meist für eine Bezu gstemper atur von 20 "C ents prechend 293 K a ngege ben.

Als Richtwert gilt (X ~ 0.004 K - 1 für rein e Met alle, (X ~ 0 für spezie lle Legierun gen
wie Kon stantan ode r Manganin, (X < 0 für Elektro lyte und Halbl eiter. Auße rde m
ist d ie a ngenä herte Pr oportion al ität zwischen Strom und Spa nn ung nur dann
un abhän gig von den Änd erungsrat en dieser Grö ßen, wenn die Fr equ enz nicht zu
hoch ist. Wie groß sie sein d arf, muß im Einzelfall ermittelt werde n.
Mit den eben erwä hnten Einsc hränkungen gilt d as Ohmsehe G esetz für belie-
bige Zeitverläufe . Es ist jed oc h übl ich, bei Wechselst romschalt ungen den Begr iff
des Wide rstandes etwas weiter zu fassen . Der gewö hnliche Widerstandswert R
heißt dann speziell ohmseher Widerstand ode r Resistanz. Der Keh rwert des W ider -
sta nds wertes hat ebenfalls einen Namen, er heißt ohmseher Leitwert ode r Konduk-
tanz:

1 G = I /R I· (8.9)

Im intern ationalen Einheitensys te m ist d ie kohär ent e Einheit des Wid erstand s-
wertes das Ohm (I 0) und die koh ärente Einhei t des Leitwertes d as Siemens
(I S = 10 - t).
Die momentane elektrische Leistung P = U ·I (GI. (6.14)), die an einem Wider-
sta nd a uftritt, wird sofo rt in Wärme umge setzt und ste llt damit ein en irreversiblen
Verlu st dar, die Joule-Wärme ode r den Joule-Verlust. Wir können ihn mit dem
Ohmsehen Gesetz zu

(8. 10)

berechnen. Beachten Sie, daß die Joule-W ärme una bhä ng ig vom Bezug ssinn ste ts
po sitiv ist". Liegt z.B. an einem Widerstand mit R = 4700 (d.h. G = 2,13 mS ) d ie

5 Keh ren Sie in Ab b. 8.8 gen au einen Bezugssin n um, so gilt P = - V ·I und gleichzeitig V = - R·I.
8.4 Einige Stromkreiselemente 111

Spannung U = 5 V, so fließt ein Strom der Stärke I = 10,6 mA und die momentane
Ver!ustleist ung beträgt P = 53 m W.

Spannungsquellen

Im Gegensatz zu den ohmschen Widerständen, die stets nur elektrische Leistung


verbrauchen, versorgen die nun zu besprechenden Quellen andere Stromkreisele-
mente mit elektrischer Energie. Eine ideale Spannungsquelle ist ein Strom-
krei selement, des sen Anschlußspannung - wir nennen sie Quellenspannung U'I -
unabhängig vom Strom ist, der gerade durch das Element fließt. Was das bedeutet,
sehen Sie in der Sp annungs-Strom-Kennlinie Abb . 8.9 a eine r idealen Gleich-
spannungsquelle (U q = const). Die Anschlußspannung wird als sta rr er Wert U 'I
festgehalten . gleichgültig, ob und in welche Richtung ein St rom durch das Eleme nt
fließt. In der Regel ist das nur eine N äherung, brauchbar innerhalb eine s zu
bestimmenden Stromintervalls. Wir können diese N äherung aber, wenn nötig,
durch die Kombination einer idealen Spannungsquelle mit anderen Stromkreis-
elementcn, meistens Widerst änden, verbessern und damit dem tatsächlichen
Verhalten realer Spannungsquellen recht gut anpassen (Ersatzschaltung).
Sehen Sie sich nun die zus ätzlichen Angaben in Abb . 8.9b genauer a n: Durch
den Mechanismus der Ladungstrennung ist bei Quellen ein innerer Richtungssinn
vorgegeben, die beiden Anschlußpunkte (Pole) sind a lso physikalisch nicht gleich-
wertig. Wir bezeichnen jenen Anschlußpunkt. an dem (mom entan) ein positiver
Ladungsüberschuß auftritt, als den po sitiv en Pol oder Pluspol der Spannungsquelle
und den a nde ren Anschlußpunkt als den negativen Pol oder Minuspol. Der
Richtungssinn der Quellenspannung U'I weist stets vom Pluspol zum Minuspol.
D agegen ist der Bezugssinn der Anschlußspannung, wie immer, grundsät zlich frei
wählbar. In der Regel ist es aber zweckmäßig, den Bezugssinn der Anschlußspannung
gleich dem Richtungssinn der Quellenspannung a nz unehmen" . Wir erhalten dann,

__ r e ,11
a 1• b 1 c d
'r ~ (z n .)

1T
\
'\ ....-- id e a l
..>
\
\
\ 11,

U
U = Uq
Abb.8.9 Kennlinien und gebr äu chlich e Schalt zeichen für Spannungsquell en. a Reale Kennlin ie einer
Gl eichspannungsq uelle (Beispiel) und Idealisierung. b Bevorzugt an zuwendendes Schaltzeichen für
ideale Spannungsquellen. c Ausweichsymb ol. d Häufig als Symb ol für reale G leichspa nnungsq uellen
verwendet. Für die Darstellung elekt rom echanischer Gen eratoren gibt es eigene Scha ltzeichen

b Bei Wechselspannungsquell en macht man das für einen vorgegebenen Zeitpunkt.


112 8 Stro mkreise und einfache Stromkreiselemente

a b
j j
Eleme n t Elemen t
<===
p Jv oder
Scha ltu ng
o der
Scha ltung
j j

p =U· j P =U· j
Abb.8.10 Unterschiedliche Kombinationen der Bezugssinne für Strom und Spannung an einem
Zweipol. a Erzeugerbezugssystem. b Verbr au cherbe zugssystem

wie in Abb. 8.9b, U = Uq . Sollten Sie aus irgendwelchen Gründen den Bezugssinn
der Anschlußspannung vom Minuspol zum Pluspol wählen, so gilt U = - U q '
Ähnliches gilt für die Stromrichtung. Wenn positive Ladung vom Pluspol
abfließt und gleichzeitig dieselbe Ladungsmenge aus der angeschlossenen Schaltung
an den Minuspol zurückkehrt (erste Kirchhoff-Regel, Voraussetzung für konzen-
trierte Stromkreiselernente), dann entspricht dies der natürlichen Richtung des
Ladungsausgleichs und die Quelle gibt Energie ab . Stimmt also der Richtungssinn
mit dem in Abb .8.9b angegebenen Bezugssinn überein, so ist das Produkt
p = U1= UqI positiv. Es gibt die von der Spannungsquelle momentan abgegebene
Leistung an .
Vergleichen Sie nun die Bezugssinne in Abb . 8.9b und Abb. 8.8a: Sie passen
nicht zusammen. In Abb . 8.10 ist das nochmals deutlich für ein Anschlußpaar
dargestellt, zwischen dem irgendein StromkreiseIement oder eine Schaltung liegt
(Zweipol). In beiden Fällen berechnen wir die momentan übertragene Leistung
durch das Produkt P = U·I. Wenn der momentane Richtungssinn von Strom und
Spannung mit dem jeweiligen Bezugssinn übereinstimmt, dann sind die Größenwerte
U und I positiv und mit ihnen auch P. In Abb. 8.lOa bedeutet dies, daß der Zweipol
momentan die Leistung P abgibt, dagegen in Abb. 8.lOb, daß er momentan die
Leistung P aufnimmt. Man nennt die entsprechenden Kombinationen der Bezugs-
sinn e daher Erzeugerbezugssystem bzw. Verbraucherbezugssystem 7 . Stimmt im
ersten Fall genau einer der beiden Richtungssinne nicht mit dem Bezugssinn
überein, so ergibt sich P als negativ und es wird momentan Leistung aufgenommen.
Umgekehrt bedeutet ein negatives P im zweiten Fall, daß augenblicklich Leistung
abgegeben wird . Wenn aber beide Richtungssinne nicht mit den Bezugssinnen
übereinstimmen, dann haben wir wieder die ursprüngliche Situation.
Beachten Sie auch noch folgendes : Eine Kennlinienangabe wie in Abb . 8.9 ist
nur dann sinnvoll, wenn gleichzeitig auch der Bezugssinn von Strom und Spannung
angegeben wird . Drehen Sie nämlich einen Bezugssinn um, so vertauschen Sie
gleichzeitig die Rollen der zugehörigen positiven und negativen Halbachsen.

7 Andere Bezeichnungen sind .Erzcugcrz ählpfcilsystem" oder "generatorisches Bezugssystem " bzw.

"Verbra ucherzählpreilsystem" oder "motorisches Bezugssystem" .


8.4 Einige Stromkreisclement e 113

a b

8 ..
E
E = U«
Abb.8.11 Die elektro mo to rische Kr aft (EMK) einer Spannungsquelle. a Die EMK kann die Quell en-
spa nnung a ls physikalische Größe ersetzen. Beachten Sie den unterschiedl ichen Richtungssinn
von Uq und E. b Die EMK wird manchmal a uch an stelle der Anschlußspannung verwendet

Die Funktion einer Spannungsquelle beruht auf kontinuierlich oder auch alter-
nierend wirkenden Mechanismen der Ladungstrennung, z.B. auf elektronischen,
elektrochemischen oder elektromagnetischen Effekten . Natürlich muß die abge-
gebene Energie entweder von außen zugeführt werden (als mechanische Energie,
als elektrische Energie, durch Wärmeleitung oder durch Strahlung), oder in der
Quelle muß Energie gespeichert sein (elektrochemische Primärelernente, Akkumu-
latoren). Stellen Sie sich also vor , daß im Inneren der Quelle irgendwelche Kräfte
zum Antreiben der Ladungen im Sinn einer Ladungstrennung wirk sam sind . Den
Ge samtwert dieser Kr äfte entlang eines inneren Weges faßt man zusammen zu
einer neuen phy sikali schen Größe namens elektromotorische Kraft, kurz EM K
(Formelzeichen E)8. Ihre Eigen schaften sind die einer elektrischen Spannung, sie
wird als Größe ab er dem Inneren der Quelle zugeschrieben und ihr Richtungssinn
weist vom Minuspol zum Plu spol. Tatsächlich ist die EMK einer Spannungsquelle
gleich dem Wert der Quellenspannung U q und sie kann diese ersetzen (Abb . 8.11a).
Die Verwendung der EMK als kennzeichnende Größe von Spannungsquellen wird
gelegentl ich als Vorteil empfunden, z.B. dann, wenn der Quellencharakter besonders
deutlich hervorgehoben werden soll. Man stellt sich vor, daß die EM K's in einem
Stromkreis elektrische Spannungen aufbauen, die an den anderen Stromkreis-
elementen wieder abfallen. Jede andere Spannung wird dann als Spannungsabfall
bezeichnet. Man sagt z.B., an einem Widerstand fällt eine Spannung von soundsoviel
Volt ab . In d iesem Sinn verz ichtet man manchmal überhaupt darauf, einer idealen
Spannungsquelle eine Anschlußspannung zuzuordnen und arbeitet direkt mit der
EMK (Abb. 8.llb). Die zweite Kirchhoff-Regel ist dann so zu formulieren : "Beim
vollständigen Umlauf einer Masche ist die Summe aller EMK's gleich der Summe
aller Spannungsabfälle" .
Ideale Gleichspannungsquellen sind durch einen konstanten Wert vo n U 4 voll-
ständig charakterisiert. Allgemein sprechen wir aber auch dann noch von einer
idealen Spannungsquelle, wenn der Wert der Quellenspannung einem vorgegebenen
Zeitverlauf folgt. Er muß nur unabhängig von der Stromstärke im Element sein.
Verläuft U q speziell nach einer Sinusfunktion, so nennen wir das eine ideal sinus-
förmige Wechselspannungsquelle oder einen idealen Wechselspannungsgenerator.
Für die Beschreibung von Halbleiterbauelementen durch Ersa tzschalt ungen ist
es manchmal zweckmäßig, gesteuerte Spannungsquellen einzuführen. Es sind dies

B Dieser a ntiq uie rt wirkende Nam e ist ein Relikt a us den früh en Zeiten de r Elekt ro technik.
J 14 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

Spannungsquellen, bei denen U q allein abhängt vom Augenblickswert der Spannung


oder des Stromes in einem anderen Zweig der Schaltung. Wir nennen sie deshalb
spannungsgesteuerte bzw. stromgesteuerte Spannungsquellen. Auch dabei ist der
Strom durch die Quelle im Idealfall ohne Einfluß auf U q '

Stromquellen

Eine ideale Stromquelle ist ein Stromkreisclement, bei dem der durchfließende
Strom - wir nennen ihn Quellenstrom I q - unabhängig von der Anschlußspannung
ist. Sie erkennen dieses Verhalten in Abb. 8.12a, der Spannungs-Strom-Kennlinie
einer idealen Gleichstromquelle (Iq = const). Der Strom durch das Element wird
als starrer Wert I q festgehalten, und zwar unabhängig von der gerade anliegenden
Anschlußspannung", Natürlich ist das nur dann möglich, wenn ein äußerer Strom-
kreis angeschlossen ist, durch den der Quellenstrom fließen kann. Grundsätzlich
gilt auch hier das für die Spannungsquellen Gesagte: Das Modell der idealen
Quelle ist als Näherung für das Verhalten realer Quellen innerhalb eines bestimm-
ten Betriebsbereichs brauchbar. Durch Kombination mit anderen Stromkreis-
elementen (Ersatzschaltung) läßt sich die Näherung in der Regel verbessern.
Der Strom I q fließt im Inneren des Elements immer vom Minuspol zum Pluspol.
Dies ist der Richtungssinn des Quellenstroms. Unabhängig davon ist der Bezugssinn
für Anschlußspannung und Strom prinzipiell frei wählbar, zweckmäßigerweise aber
so, daß der Bezugssinn des Stroms mit dem Richtungssinn von I q übereinstimmt I 0
(Abb . 8.12b) . Dann gilt 1= I q , im umgekehrten Fall 1= - I q . Die Quelle gibt
elektrische Leistung ab, wenn sich für die Bezugssinnkombination des Erzeuger-
bezugssystems (Abb . 8.lOa) das Produkt P = U· I als positiv oder im Verbraucher-

a b c d
I
I

Ä
+

real
(z .B)
ideal Iq I,y Iq

U
1= I q
Abb.8.12 Kennlinien und gebräuchliche Schaltzeichen für Stromquellen. a Reale Kennlinie einer
Gleichstromquelle (Beispiel) und Idealisierung. b Bevorzugt anzuwendendes Schaltzeichen für ideale
Stromquellen. c und d Ausweichsymbole

9 Der Wert der Anschlußspannung kann sich frei einstellen. Er wird durch die äußere Beschaltung

bestimmt.
\0 Bei Wechselstromquellen für einen vorgegebenen Zeitpunkt.
8.4 Einige Stromkrei sclemente 11 5

bezug ssystem (Abb. 8.lOb) als negativ ergibt. Andernfalls nimmt sie elektrische
Leistung au s der angeschlosse nen Schaltung auf.
Charakterisiert durch einen vorgegebenen, von der Anschlußspannung un-
abhä ngigen Ze itverlauf des Quellen stroms kennen wir speziell Gleichstromquellen
(/ q = const) und ideal sinusförmige Wechselstromquellen (/ q sinusförmig). Anstelle
eines vo rgegebene n Zeit verlaufs kann, analog zu den Sp annung squ ellen, der Quel-
lenstrom allein abhän gen vom Augenblickswert des Strom es oder der Spannung
in einem anderen Zweig der Schaltung. Wir sprechen dann von einer stromgesteuerten
bzw. von einer spannungsge steuerten Stromquelle. Von Bedeutung sind idea le
Elemente d ieser Art wiederu m für die Beschreibung des Verh altens von Halbl eiter-
bau elementen durch Ersat zschaltungen.

Dioden
Nach den Widerständen, den Spannungsquellen und den Stromquellen wollen wir
no ch kurz (Ha lbleiter -) Dioden besprechen. Es sind dies Stromkreiselemente
ähnlich den Wid erständen, sie verha lten sich aber unterschiedli ch für die beiden
Stromrichtungen: Während der Strom in der einen Richtung, der Durchlaßrichtung,
nah ezu ungeh indert fließen kann, wird dem St romfluß in der anderen Richtung,
der Sperrichtung , ein sehr großer Widerstand ent gegengesetzt. In einem Str omkreis
wirken die Diod en gewisse rmaßen als Ventile für den elektrischen Strom.
Die Spannungs-Str om-Kennlinie in Abb . 8.13 zeigt das Verh alt en einer idealen
Diod e zusammen mit ihrem Schalt zeichen und dem Bezu gssinn für Strom und
Spannung im Verb raucher bezugssystem: Fl ießt ein elektrischer St rom in Durchl a ß-
richtung, so tr itt , un abhän gig vo n der Stromstärke, höchsten s eine vernachläs-
sigba r kleine Spannung zwisc hen den Anschlüssen a uf. U mgeke hr t fließt in Sper-
richtung höch sten s ein Strom mit vernachlässigba r kleiner Stärke (U ~ 0, negati ve
Abszisse in Abb . 8.13a). Diese erwünschte Ventileigen sch aft vo n Diod en wird
erreicht du rch d ie Ausnutzung von ph ysikalischen Effekten an der G ren zschi cht
zwisc hen zwei unterschiedli ch pr äp ari erten (unterschiedlich dot iert en) Halbl eitern
(pn-Ü berga ng). N atürlich ist da s beschriebene Ide al verh alten nur eine mehr ode r
weniger br auchbar e N äh erung: Für einen merkbaren Strom in Durchla ßr ichtung

a
J
b

u= 0 für J > 0 u
J = 0 für U <f:. 0
~
J
- - - - - - +-----.
U
Abb. 8.13 Ideale Diode. a Spann ungs-Stro m-Kennlinie einer idealen Diode. b Schaltze ichen und
Bezugssinn für Stro m und Spannu ng (Der ho hle Pfeil gibt die Du rchla ßrich tung an). Dasselbe Symbol
wird a uch für "reale" Dioden verwendet
116 8 Stromkreise und einfache Stromkreisclemente

a b
[ [

- - - .......-+- - .
u 1 u
Abb.8.14 Einfachste Ersatzschaltungen für Dioden. a Nachbildung der Schwellenspannung. b Nach-
bildung der Schwellenspannung und des Bahnwiderstandes

brauchen wir einen Mindestwert der Anschlußspannung (Schwellenspannung). Der


Strom in Sperrichtung ist i.a. tatsächlich sehr klein; wenn aber die Anschlußspan-
nung in Sperrichtung einen bestimmten Wert übersteigt, kommt es zum Durchbruch
und die Diode wird auch in dieser Richtung leitend. Einem Beispiel für die " reale"
Spannungs-Strom-Kennlinie sind wir in Abb. 6.10 bereits begegnet. Allerdings wird
bei dieser Art von Dioden (Zenerdiode) gerade der Durchbruchbereich technisch
genutzt, der Wert der Durchbruchspannung ist deshalb verhältnismäßig klein .
Wenn nötig, können Sie die Beschreibung einer realen Diode durch die Kombi-
nation einer idealen Diode mit anderen idealen Elementen verbessern. So läßt sich
z.B. die Existenz der Schwellenspannung (auch Flußspannung genannt) durch das
Einfügen einer passenden Spannungsquelle nachbilden (Abb. 8.14a). Wollen Sie
überdies berücksichtigen, daß die Anschlußspannung mit zunehmendem Strom
wächst, so fügen Sie zusätzlich einen Widerstand in den Zweig ein 11 . Der Wert
der Schwellenspannung U; hängt vom Diodentyp ab und wird mit zunehmender
Temperatur kleiner. Merken Sie sich für Siliziumdioden bei Raumtemperatur als
Richtwert etwa U s ::::; 0,7 V. Werte für den Ersatzwiderstand R F liegen bei Dioden
für Betriebsströme von etwa 1 A in der Größenordnung von R F ::::; 0, I n und für
Dioden mit Betriebsströmen im Bereich von 10 mA in der Größenordnung
R F ::::; IOn. Ob Sie Usund R F bei der Analyse einer Schaltung zu berücksichtigen
haben, hängt davon ab, inwieweit diese Größen für das Verhalten ihrer Schaltung
von Bedeutung sind . Sie müssen das im Einzelfall entscheiden. Für hohe Frequenzen
und für diverse Sonderbauformen von Dioden sind andere als die angegebenen
Ersatzschaltungen zweckmäßiger.

8.5 Berechnen einfacher Schaltungen

Mit den beiden Kirchhoff-Regeln und den eben besprochenen Verknüpfungen der
Anschlußspannungen mit den Strömen für einige konzentrierte Stromkreiselemente

11 Zur Vermeidung von Mehrdeutigkeiten sollten Sie bei Bedarf daran denken, daß die reale Kenn-

linie einer gewöhnlichen Diode umkehrbar eindeutig durch den Ursprung verläuft, d.h . aus U = 0
folgt I = 0, und umgekehrt.
8.5 Berechn en einfacher Schaltungen 117

können Sie bereits die elek tri sehen Vorg änge in einer Reihe von technisch wich tigen
Schaltungen verstehen und berechnen. Wir wollen nun sehen, wie man dabei
vorgeht. Beginnen wir mit Kombinationen von mehreren Widerständen.

Reihenschaltung und Parallelschaltung von Widerständen

Angenommen, zwei oder mehrere Widerstände sind wie in Abb . 8.15a direkt hin-
tereinandergeschaltet. Wir nennen das eine Reihenschaltung oder Serienschaltung.
Ge strichelt eingezeichnet ist der Zweig mit der Spannungsquelle. Er ist für da s
folgende unwesentlich und soll lediglich daran erinnern, daß der Stromkreis
natürlich geschlossen sein muß, wenn ein Strom fließen soll. Zwischen den äußeren
Anschlußpunkten liege die Spannung U. Kennzeichnend für die Reihenschaltung
ist der gleiche Strom J durch jedes der Elemente. Was folgt daraus?
Wenden Sie die zweite Kirchhoff-Regel (8.5) zusammen mit dem Ohmsehen
Ge setz (8.7) an!

UI + U z + ... + Un- U = 0,
UI=RIJ , Uz=RzJ , · · ·, Un=RnJ·

Wenn Sie die Gl eichungen der zweiten Zeile in die erste Gleichung einsetzen, dann
können Sie den gemeinsamen Strom herausheben und Sie bekommen wieder eine
Beziehung in der Form des Ohmsehen Gesetzes:

U = (R I + R z + ... + Rn)J,
U=RJ .

Wir schließen daraus, daß eine Reihenschaltung von Widerständen durch einen
einzigen Widerstand ersetzt werden kann. Bezüglich der äußeren Klemmen ist
dieser Ersatzwiderstand völlig gleichwertig der ursprünglichen Schaltung; sein Wert
R ist gleich der Summe der Werte der Einzelwiderstände:

I R = R + R z + ... + Rn I·
I (8.11 a)

a UI u; Un b
R

o
~~

RI Rz
-----~
1 Rn 1
U ~ U

: :-e :
I
--9
I
--
L __________ + ___________ R = R I+R z + .. + R n

Abb.8.15 Reihenschaltung von Widerständen. a Ursprüngliche Schaltung. b Ersa tzwidersta nd


118 8 Stromkreise und ein fach e Stromkreiselemente

a / b /
r - - - - --O--t-----1~-_­
I

~ u
I
R

...- - - - - -<>-----+---..1.....--

Abb.8.16 Parallelschaltung von Wid erständen. a Ursprüngliche Schaltung. b Ersa tzwiderstand

In Abb. 8.15b ist dieser Sachverhalt dargestellt. Machen Sie sich klar. daß da s
Ergebnis (8.11) unabhängig von der Wahl der äußeren Bezugssinne ist. und daß
zwischen den zugeordneten Leitwerten G= I/R bzw. GI = I /R 1 .G 2 = I/R 2 usw.
die Beziehung

I I I I
- = - + - + ... + - (8.llb)
G GI G2 Gn

gilt .
Den zweiten Extremfall sehen Sie in Abb. 8.16a, die direkte Parallelschaltung
von zwei oder mehreren Widerständen. Kennzeichnend dafür ist, daß an jedem
Element die gleiche Spannung V anliegt. Hier wenden Sie für den oberen oder
unteren Knoten die erste Kirchhoff-Regel (8.3) und für jeden Zweig das Ohmsehe
Gesetz (8.7) an

11+1 2+ ···+1 n=l,


11 = V /R I , 12 = V /R 2 , · · · , 1n = V /Rn'

Sie setzen dann die Gleichungen der zweiten Zeile in die erste Gleichung ein, heben
den gemeinsamen Spannungswert V heraus und erhalten wiederum eine Beziehung
von der Form des Ohmsehen Gesetzes:

In bezug auf die äußeren Klemmen kann die ganze Parallelschaltung also durch
einen einzigen Ersatzwiderstand dargestellt werden (Abb . 8.16b) . Sein Wert Rist
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 119

mit den Einzelwiderständen über

1 1 1 1
- =- + - + ... + - (8.12a)
R RI u, Rn

verknüpft, und zwar unabhängig von der Wahl der einzelnen Bezugssinne. Unter
Verwendung der zugeordneten Leitwerte G = I /R bzw. GI = I/R I , Gz = I /R z usw.
können Sie diese Gleichung auch als

(8.12b)

schreiben.
Die Parallelschaltung zweier Widerstände mit den Werten R 1 und R z liefert
für den Ersatzwiderstand R (wir schreiben dafür abkürzend R = R 1 11 R z)

(8.12c)

Leiten Sie diese Formel aus (8.12a) ab!


Im Normalfall ist jeder Widerstand und damit auch jeder Leitwert positiv. Bei
einer Reihenschaltung ist dann der Wert des Ersatzwiderstandes immer größer als
jeder einzelne Widerstandswert, bei einer Parallelschaltung dagegen immer kleiner.
Für die Leitwerte gilt genau das Umgekehrte.
Sind Sie mit der Anwendung der Regeln (8.11) und (8.12) erst einmal vertraut, so
wird Ihnen die Rückführung auch komplizierterer Widerstandskombinationen auf
einen einzigen Ersatzwiderstand keine Probleme bereiten. Voraussetzung dafür ist
natürlich, daß die Widerstandskombination überhaupt als Zweipol darstellbar ist.
Auf die Kirchhoff-Regeln brauchen Sie in den meisten Fällen gar nicht mehr
zurückzugreifen. Nehmen wir als Beispiel die Schaltung aus Abb . 8.17a. Zuerst
werden R 3 und R 4 zu einem Widerstand mit dem Wert R 3 + R4 zusammengefaßt
(GI. (8.11a), dazu R z parallel geschaltet (abgekürzte Schreibweise Rzil (R 3 + R4 )
aus GI. (8.12c) und dazu liegt R 1 in Reihe. Das Ergebnisfür den Ersatzwiderstand
R kann also sofort angeschrieben und mit GI. (8.12c) als Formel ausgedrückt

a b c d

Abb.8.17 Darstellung einer Widerstandskombination durch einen Ersatzwiderstand. a Ursprüngliche


Schaltung. bund c Zwischenstufen der Umwandlung. dErsatzwiderstand
120 8 Stromkreise und einfache Stromkrei selemente

a b

Abb.8.18 Widerstandsschaltungen. a Ersatzwiderstand durch Reihen- und Parallclkombination von


Einzelwiderständen direkt berechenbar. b Ersatzwiderstand nicht nach dieser Methode berechenbar

werdenl ' :

Für R! = 30mO, R z = 1,2 kO, R 3 = 0,400, R4 = 20mO ist z.B. R = 0,4500. Wie
groß ist der Wert von R, wenn Sie den Widerstand R z aus der Schaltung heraus-
nehmen?
Ein weiteres Beispiel dieser Art sehen Sie in Abb. 8.18a zusammen mit dem
Ergebnis. Sind die Einzelwiderstandswerte bekannt, so ist es in komplizierteren
Schaltungen wie dieser meist empfehlenswert, den Wert des Ersatzwiderstandes R
nicht erst durch eine Formel auszudrücken, sondern direkt aus der abgekürzten
Darstellung zu berechnen.
Es gibt jedoch auch Schaltungen, für die der Ersatzwiderstand nicht direkt
durch eine Reihen- und Parallelkombination der Einzelwiderstände berechenbar
ist. Ein Beispiel dafür zeigt Abb . 8.18b!3. Wenn Sie in solchen Fällen die KirchhotT-
Regeln zusammen mit dem Ohmsehen Gesetz anwenden, kommen Sie immer zum
Ziel. Für die angegebene Schaltung läßt sich mit den Abkürzungen

R6 = R t 11 R4 + Rzil R 3 , R 7 = (R! + R z)ll(R 3 + R4 ) ,


R8 = (R 1 + R4 ) 11(R z + R 3 )

der Ersatzwiderstand übrigens als

(8.13)

darstellen. Beachten Sie die Grenzfalle R s -+ 0 und R s -+ 00 .

12 In der abgekürzten Schreibweise besitzt das Parallel-Zeichen 11 die gleiche Priorität der Ausführung
wie ein Multiplikationszeichen.
13 Eine solche Konfiguration nennt man eine "Brücke".
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 121

Spannungsteilerregel und Stromteilerregel


Sehen Sie sich nun die Reihenschaltung zweier Widerstände in Abb . 8.19 nochmals
an (R 1 und R 2 können auch die Ersatzwiderstände von Widerstandskombinationen
sein). Die zweite Kirchhoff-Regelliefert zusammen mit dem Ohmsehen Gesetz

U 1 + U2 - U =0,
U 1=R 1 / , U 2=R 2 / , U=(R 1+R 2 ) / .

Aus den Gleichungen der zweiten Zeile bilden wir dann folgende Quotienten:

(8.14)

Sie drü cken die Spannungsteilerregel aus: "Fließen durch zwei (Ersatz-) Widerstände
gleiche Ströme, so verh alten sich die Spannungen wie die ent spre chenden
Widerstandswerte".
Die Stromgleichheit ist wesentl ich, weil sich sonst bei der Quotientenbildung
der Strom nicht herauskürzt. Es muß deshalb der Strom l , an der mittleren
Ausgangsklemme gleich Null , oder zumindest vernachlässigbar klein gegen 1 sein.
Sie erkennen das in Abb .8.19b: Wenn Ra wesentlich größer als R 2 ist, gilt
R 2 11 Ra ~ R 2 und damit wieder die Spannungsteilerregel (8.14).
Die dualen Verhältnisse finden wir bei der Parallelschaltung von zwei Wi-
der ständen oder Widerstandskombinationen (Abb. 8.20a). Hier liefern die erste
Kirchhoff-Regel und das Ohmsehe Ge setz

1=/ 1 + / 2 ,
I I = UjR 1 , 12=U jR 2 , 1=(1 jR 1+1 jR 2)U .

Wenn wir wieder die Quotienten au s den Gleichungen der zweiten Zeile bilden,

a b

-.r--- +
J

U U
~O'
~u,
J a .

Z Uz a
UI=& UI _ ---.ß..J._
u, R z o; RzIIRa
Abb.8.19 Spannungsteiler. a Reihenschaltung zweier Widerstände . R 1 und R2 können auch Ersatzwider-
stände sein. b Spannungsaufteilung, wenn ein Wider stand Ra parallel zu R2 angesc hlossen ist
122 8 Stromkreise und einfache Str omkreiselemente

dann folgt

Rz IZ R1
i:t
- =---
I Rt + n,
(8.15)

Das ist die Stromteilerregel: "Die Ströme in zwei Zweigen, an denen die gleiche
Spannung liegt, verhalten sich wie die Leitwerte der Zweige und umgekehrt wie
die Widerstandswert e der Zweige. Ein Teil strom (z.B. I t ) verhä lt sich zum
Ge samtstrom (I) wie der Widerstand des anderen Zweiges (R z ) zum Ringwiderstand
der Masche (R I + R z ), in der die Stromaufteilung erfolgt".
Voraussetzung für die Gültigkeit der Stromteilerregel (8.15) ist, daß an den
beiden Widerständen tatsächlich die gleiche Spannung liegt. Vorsicht also , wenn
Sie wie in Abb. 8.20b einen Zweig "anzapfen"! Dabei ändert sich die Stromaufteilung,
außer, der zusätzliche Widerstand Ra ist gegen den ursprünglichen Zweigwiderstand
R z vernachlässigbar klein.
Zur Illustration der Spannungsteilerregel betrachten wir nochmals die Brücke
in Abb. 8.18b und stellen die Frage: Welche Bedingung mü ssen die Widerstände
R t bis R4 erfüllen, damit bei außen anliegender Spannung der Strom durch den
Wid erstand R s gleich Null ist? Ü berlegen Sie folgendes: Über R s fließt dann kein
Strom , wenn die Spannung zwischen den Punkten Bund 0 gleich Null ist. Die
ä ußere Spannung muß sich also in den Zweigen genau gleich aufteilen. Darau s
folgt mit (8.14) die gesuchte Bedingung

= (8.I 6)

Man nennt sie die Abgleichbedingung für die Brücke.


Brücken werden z.B. zur präzisen Messung vo n Widerständen verwendet. Man
ersetzt dann den Widerstand R s durch einen empfindlichen Stromindikator. An-
gen ommen, R z , R 3 und R 4 sind Widerstände mit genau bekannten Werten, R 4 ist
außerdem einstellbar und R 1 ist der Widerstand, dessen Wert bestimmt werden
sol!. Man legt eine pas sende Spannung an die Brücke und verändert R 4 solange,
bis der Indikator im Zweig BD die Stromstärke Null meldet. Der Wert R 1 läßt
sich dann aus der Abgleichbedingung (8.16) errechnen.

a b

,
Abb.8.20 Stro mteiler. a Par allelsch altung zweier Widerst ände. R, und R 2 können a uch Ersatzwider-
ständ e sein. b Stromaufteilung, wenn ein Widerstand R. in Reihe zu R 2 ange schlossen ist
8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 123

Spannungsquellen mit Innenwiderstand

Reale Spannungsquellen haben meist die Eigenschaft, daß die Anschlußspannung


mit zunehmendem Laststrom kleiner wird. Wir können dieses Verhalten durch
die Reihenschaltung einer idealen Spannungsquelle und eines Widerstandes,
genannt Innenwiderstand, näherungsweise nachbilden (Abb. 8.21a). Ist der Strom
durch die Quelle gleich Null (Lastwiderstand R L-+ 00), so sprechen wir vom
Leerlauf. An den äußeren Klemmen tritt dann die Quellenspannung V q der idealen
Quelle auf. Wir nennen sie deshalb auch die Leerlaufspannung V o = Vq • Wenn
aber Strom fließt, dann liefert die zweite Kirchhoff-Regel zusammen mit dem
Ohmsehen Gesetz am Innenwiderstand R, die Spannungsgleichung

(8.17a)

Sie gibt an, wie sich die Anschlußspannung bei gegebener Leerlaufspannung V 0
und festem Innenwiderstand R, mit dem Belastungsstrom I ändert. Beachten Sie,
daß die Bezugssinne für Strom und Spannung gemäß dem Erzeugerbezugssystem
angenommen sind .
Der zweite Extremfall ist der Kurzschluß (Lastwiderstand R L = 0), d.h. die beiden
ä ußeren Anschlüsse sind ideal leitfähig verbunden, und es gilt V = O. Den dabei
auftretenden Strom nennt man den Kurzschlußstrom. Sein Wert I = I K läßt sich
aus GI. (8.17a) mit V = 0 und V 0 = V q zu I K = V q / R, berechnen, falls V q und R,
durch den i.a. großen Strom nicht beeinflußt werden. Meist handelt es sich jedoch
bei I K um eine fiktive Kenngröße zur Darstellung der Spannungsgleichung in der
Form

(8.17b)

Eine Graphik davon sehen Sie in Abb. 8.21b.


Wie groß ist die an den Anschlüssen momentan abgegebene Leistung? Wir
können ihre Abhängigkeit vom Laststrom I durch Einsetzen der GI. (8.17a) in die
allgemeine Beziehung P = V I leicht ausrechnen:

(8.18)

a I b I
,....-----0- __ - --1
U = Uo - R j l
I
I
Uo = Uq
U ORc !K = Uq
R;
I
I
'-------0-- - - - - J
u
Abb.8.21 Spannungsquelle mit Innen widerstand. a Ersatzsch altung. b Spannungs-Strom-K ennl inie
einer Gleichspannungsquelle
124 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

Machen Sie sich klar, daß nicht nur im Leerlauf (l = 0), sondern auch im Kurz-
schluß (V = 0) an den Anschlüssen keine Leistung übertragen wird: Was die ideale
Quelle im Kurzschluß an Leistung erzeugt (VOlK), wird alles im Innenwiderstand
als Joule-Wärme (RJ~) verbraucht. Der erste Term auf der rechten Seite der
GI. (8.18) gibt allgemein die von der idealen Spannungsquelle erzeugte Leistung,
der zweite Term die am Innenwiderstand auftretende Verlustleistung an . Die
Differenz P wird nach außen abgegeben.
Zur Darstellung technischer Wechselspannungsquellen ist die Reihenschaltung
einer idealen Quelle mit einem Ohmsehen Widerstand als Ersatzschaltung häufig
nicht ausreichend. Man benötigt auch noch andere Strornkreiselernente, insbe-
sondere Spulen. Wir werden später darauf zurückkommen.
Sehen wir uns noch an was passiert, wenn zwei Spannungsquellen mit In-
nenwiderstand gleichzeitig auf ein und dieselbe Last "arbeiten" (Abb . 8.22). Der
Gesamtstrom I setzt sich aus den beiden Teilströmen I! und I z zusammen, an
beiden Zweigen liegt dieselbe Spannung V, und für beide Zweige gilt GI. (8.17a) also

V = V O! - Ri!/! = V oz - RiZl z

mit V O! = Vq l und V oz = Vqz. Daraus folgt: Die Parallelschaltung der beiden


Quellen läßt sich durch eine einzige Spannungsquelle mit einer neuen Leerlaufspan-
nung V 0 und einem neuen Innenwiderstand R, ersetzen,

V=Vo-RJ,

Vo= -~~+ V oz , (8.19)


1 + Ril /R iZ 1 + RiZ/R il

und der Laststrom teilt sich auf gemäß

Beachten Sie: Bereits im Leerlauf (l = 0) fließt zwischen den beiden Quellen ein

,..-------0-._-,
[ I
I
I
I U = U« ~ R,l
I

U ~RL
I
I
I u;
I
'-- o- J

Abb.8.22 Parallelschaltung von zwei Spannungsquellen mit Innenwiderstand


8.5 Berechnen einfacher Schaltungen 125

Ausgleichsstrom 10 = (U 01 - U 02)/(R il + R j2) = 1 1 = - 12, Dabei gibt die Quelle


mit der größeren Quellenspannung Leistung P = U 0 10 an die andere Quelle ab .
Bei Belastung überlagert sich in jedem Zweig ein Zusatzstrom, nämlich die Auftei-
lung von I gemäß der Stromteilerregel (8.15). Die idealen Spannungsquellen tragen
nichts zu den Zweigwiderständen bei, sie verhalten sich wie Stromkreiselemente
mit einem Innenwiderstand gleich Null. Dagegen wirken ideale Stromquellen in
einer Schaltung wie Elemente mit einem unendlich großen Innenwiderstand,
abgesehen davon, daß sie einen Strom durch die Schaltung treiben. Wenn man
ihnen einen Widerstand R, parallelschaltet, dann verhalten sie sich nach außen
wie Spannungsquellen mit einem Innenwiderstand R, und einer Leerlaufspannung
U 0 = RJ q ' Sie können das selbst leicht nachprüfen.

Schaltungen mit Dioden

Bei der Analyse von Schaltungen, die Dioden enthalten, tritt häufig folgendes
Problem auf: Sie wissen im Vorhinein nicht, ob eine Diode gerade leitet oder sperrt;
das hängt von den Spannungs- und Stromverteilungen in der Schaltung ab.
Umgekehrt hängen aber die Spannungs- und Stromverteilungen davon ab, ob die
Diode gerade leitet oder sperrt. Um hier weiterzukommen, nehmen Sie einfach
einen Diodenzustand an . Die nachfolgende Analyse zeigt dann, ob Ihre Annahme
richtig war oder falsch. Nach einiger Übung werden Sie auf Anhieb den passenden
Zustand treffen.
Sehen wir uns ein Beispiel an. Abbildung 8.23a zeigt eine einfache Diodenschal-
tung, die als elektrische Realisierung der logischen ODER-Verknüpfung dienen
kann 14. Die beiden Eingangsspannungen U EI und U E2 und die Ausgangsspannung

°
UA werden dabei als binäre logische Signale aufgefaßt: Sie repräsentieren die
logische Null ,,0", wenn ihre Werte in der Umgebung von Volt liegen, und die
logische Eins ,,1", wenn sie einen vorgegebenen Spannungspegel überschreiten.
Abbildungen 8.23b und c zeigen einen angenommenen Zeitverlauf der Eingangs-
spannungen. Der Spannungswert 0, z.B. 0 = 10 V, liege über dem Pegel für die
logische Eins. Das Ergebnis unserer Analyse ist in Abb . 8.23d vorweggenommen:
U AsteIlt genau dann ,,1" dar, wenn entweder U E I oder U~2 oder beide ,,1" sind!".
Wir sprechen deshalb von einer logischen ODER-Verknüpfung der beiden Ein-
gangs signale und nennen die elektrische Realisierung ein ODER-Gatter.
Nun zur Schaltung selbst. Übersteigt die Spannung an einer Diode in Durch-
laßrichtung den Wert der Schwellenspannung U s (z.B. U s = 0.7 V), so leitet die
Diode; bei kleineren oder negativen Spannungen sperrt sie, was einer Unterbrechung
des Schaltungszweiges gleichkommt. Mit einer Nachbildung der Dioden wie in
Abb . 8.14a gibt es daher die vier in Abb . 8.24 angegebenen Schaltzustände. Für
jede Kombination der Eingangsspannungswerte aus Abb . 8.23b, c müssen wir den
passenden Zustand herausfinden und die Ausgangsspannung UA = RI bestimmen,

14 Diese einfache Schaltung ist in mancher Hinsicht verbesserungsfähig .


15 Die logische Vcrknüpfung ; a ODER b" bedeutet "entweder a oder b oder a und b''.
126 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

a b

UEl 0 -b=rrr.= .
I I 1 1
I"
..0"

-- - ,
I
c
[k,oLU-lJ----
U-U-L
.r

0
0"
1 1 I I
R UA .1 I I 1
d I 1 1 1
I U - 1 1 I I ..1"
I
_ _ _ .J UA 0"
o t o i, t 2 t 3 t4
t - --
Abb.8.23 Diodenschaltung als ODER-Gatter. a Schaltung. b und c Zeitver lauf der Einga ngs-
spa nnungen. d Zeitverlauf der Ausgangsspannung als logische ODER-Verknüpfung der beiden
Eingangsspannungen

2 ~ 2 ~
0---0 [ -+---0
0- 0---0 [ -t---o
<>-:-

R R
I
a b c
o
d
Abb.8.24 Mögliche Schaltzu ständ e in der Dioden schaltung Abb. 8.23a. a D, und D 2 leiten. b D ,
leitet. D 2 sperrt. c D, sperrt. D 2 leitet. d D, und D 2 sperren

° °
wobei stets I ~ bzw. UA ~ (die Dioden können höchstens in Durchlaßrichtung
Strom führen) und U D ~ U s (jede Diode kann in Durchlaßrichtung höchstens die
Schwellenspannung aufnehmen) gelte n muß. Im Zeitintervall (t o, t 1 ) ist U E I =
U E 2 = O. Wenden wir die zweite Kirch hoff-Regel a uf d ie Schaltung 8.24a an, so
folgt U s = - U A < 0, was nicht stimmen ka nn (U s ~ 0,7 V). Mit demselben Argu -
ment scheide n (b) und (c) aus . Erst wenn beide Dioden gesperrt sind (d), lä ßt sich
U E I = U E2 = 0 erfüllen. Damit ist aber 1 = 0 und U A = 0.
Im Zeitintervall ist (t1 ,t 2) ist U E I = 0 und U E 2 = 0 > US o (a) und (b) scheiden

°
mit demselben Argument au s wie vorhin. (d) ist ebenfalls nicht möglich, weil bei
Sperrung beider Dioden 1=0, damit U A = und U D1 = U E2 > U s sein müßte
(Widerspruch zu U D 2 ~ U s ). Also paßt (c) mit U A = U - U s , U D I = - U A < U s
(Beispielsweise ist für U E2 = 0 = 10 V, U s = 0,7 V und R = I k!1: U A = 9,3 V,
1= UAI R = 9,3 m A),
Im Zeitintervall (t 2' l3) ist U E I = 0 > U sund U E2 = 0. Es liegt die gleiche
Situation vor wie im Intervall (r I' t 2), lediglich die Zweige I und 2 sind vertauscht.
Die passende Schaltung ist (b) zusammen mit U A = 0 - Uso
8.5 Berechnen einfacher Sch altungen 127

Im Zeitintervall (t3,l4) ist schließlich U E 1 = U E2 = 0 > Uso Es paßt hier (a) mit
U A = 0 - Us, als Grenzfall U 02 = Usund U 0 1 = Us wären auch (b) bzw. (c)
möglich, beide ebenfalls mit U A = 0 - Uso (d) scheidet mit U o = 0 > U s au s.
Der Verlauf der Ausgangsspannung ist also tatsächlich der in Abb. 8.23d
gezeichnete. Aus der eben durchgeführten Analyse können Sie die Methode
erkennen: Benutzen Sie die zweite Kirchhoff-Regel, um U 0 zu bestimmen. Ergibt
sich U 0 < Us, so sperrt die Diode, für U 0 > Us liegt ein Widerspruch vor. Die
Annahme einer leitenden Diode ist nur mit U 0 = Us verträglich (U s :::: 0,7 V).
Technische Stromkreise, beispielsweise elektronische Schaltungen, mü ssen häu-
fig mit Gleichspannung versorgt werden. Will man sie trotzdem aus dem öffent-
lichen Wech selspannungsnetz speisen, so ist dazu ein Gerät zur Umw andlung der
verfügbaren Wechselspannung in eine pa ssende Gle ichspannung erforderlich. M an
nennt solche Geräte, je nach Einsatzbereich, Gleichrichter, Speisegerät e, Net zgeräte,
Netzte ile oder Stromversorgungen. Für die eigentliche Umwandlung kann man
die Vent ileigenschaft der Dioden benutzen.
Das einfachste Beispiel dieser Art , einen Einweggleichrichter, sehen Sie in Abb.
8.25a . Er besteht au s einer Diode 0 und einem Wider stand R, wird von einer
Wechselspannungsquelle (z.B. dem öffentlichen Netz, Eingangsspa nn ung U E in
Abb . 8.25b) gespe ist und kann einen Lastwiderstand R L (z.B. Ers a tzwiderstand für
eine Schaltung) versorgen. Maßgebend für den Schaltzustand der Di od e sind
wiederum die Bedingungen U A ~ 0, U 0 ~ Us- Wir wollen außerdem jetzt annehmen,
daß d ie Schwellenspannung gegen die Amplitude der Eingangsspannung vernac h-

D
U

T
a b c
Abb.8.25 Ein Einweggleichrichter verso rgt einen Lastw ider stand. a Schaltung. bEingan gsspann un g.
c Ausgangsspannung

---, I
D1 D4 I UE UA
I
U U
~UE R UA ORc
I
Dz D3 I
I
T
___ J

a b c

Abb.8.26 Ein Vollweggleichricht er versorgt einen Lastwiderstand. a Schalt ung. b Eingang sspa nnung.
c Ausgangsspannung
128 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

lässigbar klein ist (U s ~ 0). Die zweite Kirchhoff- Regel liefert U E - U A - UD = O.


Während der positiven Halbschwingungen von U E kann die Diode leiten : Es gilt
UD = 0, und mit U A = U E ist auch U A ~ 0 erfüllt. Während der negativen Halb-
schwingungen von U E sperrt die Diode, weil sich dann wegen U A = U E - U D ~ 0
die Diodenspannung UD als negativer Wert ergibt. Eine gesperrte Diode bedeutet
aber U A = O. Das Ergebnis sehen Sie in Abb . 8.25c: Nur die positiven Halbschwin-
gungen werden durchgelassen, während der negativen ist U A = O. Allerdings ist
die Schaltung in dieser Form wegen der großen Spannungslücken kaum brauchbar.
Durch Zusammenschalten von vier Dioden zu einer Brücke (Abb. 8.26a) kann
man die Ausgangsspannung (Abb. 8.26c) deutlich verbessern . Diese Schaltung heißt
Vollweggleichrichter. Ihre Funktionsweise sollten Sie nach der beschriebenen
Methode selbst ergründen. Eine weitere Verbesserung der Ausgangsspannung
läßt sich durch eine zusätzliche Beschaltung mit energiespeichernden Stromkreis-
elementen wie Kondensatoren und Spulen erreichen. Wir werden uns später damit
beschäftigen.

8.6 Fragen

I. Wie läßt sich der Satz von der Erhaltung der elektrischen Ladung allg emein formulieren?
2. Was ver stehen Sie unter kon zentrierten Strornkreiselementen? Geben Sie Beispiele a n.
3. Was ist eine elektrische Schaltung?
4. Was bedeutet der Begr iff " K no ten" in einer elektrischen Schaltung?
5. Wie lautet die erste Kirchhoff-Rcgel ? U nter welchen Vorausset zungen gilt sie?
6. Wozu dienen Ersatzschaltungen?
7. Mit welch em Argument läßt sich die I.KR a uf Schaltungsteile und auf gan ze Sch altungen ver-
allgemeinern und wie lautet diese Ver allgemeinerung?
8. Welche Rolle spielen die angenommenen Bezugssinne bei der Anwendung der I.KR?
9. Warum ergeben sich bei der Anwendung der I.KR u.U. vonein ander abhängige Gl eichungen?
10. Welche Beziehung liefert die I.KR bei der Analyse von Schaltungen?
11. Wie wird die elektrische Spannung zwischen zwei Anschlüssen eine s konzentrierten Strom-
kr eiselernents d efiniert? Unter welcher Voraussetzung ist dies sin nvo ll'?
12. Was bed eut et der Begriff " Masche" in eine r elektrischen Schaltung?
J3. Wie lautet die zweite Kirchhoff-Regel? Unter welchen Voraussetzungen gilt sie?
14. Welche Rolle spielen die angenommenen Bezugs sinne bei der Anw endung der 2.KR ?
15. Warum ergeben sich bei der Anwendung der 2.KR U.U. voneinander abhän gige Gleichungen ?
16. Welche Beziehungen liefert die 2.KR bei der Analyse von Schaltungen?
17. Warum reichen die beid en Kirchhoff-Regeln allein zur vollständigen Anal yse vo n Schaltungen i.a.
nicht aus ?
18. Wa s verstehen Sie unter einem elektrischen Widerstand a ls einem idealen Stromkreiselernent ?
19. Wie lautet die besch reib ende Glei chung (Elementgleichung) für ideale Widerst ände? Was mü ssen
Sie bei Ihrer Angabe hinsichtlich der Bezugssinne beachten"
20. Wie ist der elektrische Leitwert erklärt und welche Ein heit besit zt er im Internationalen Ein -
heitensystem?
21. Wa s verstehen Sie unter dem Begriff Joule-Verluste? Wie berechnen Sie die Joule-Verluste
elek trischer Widerstände?
22. Wodurch sind ide ale Sp annungsquellen gekennzeichnet? Was unterscheidet reale von ide alen
Spannungsquellen ? Geben Sie U-I -K ennlinien an .
23. Wa s verstehen Sie unter "Q ue llens pa nn ung""
8.6 Fragen 129

24. Wie berechnen Sie die von einer idealen Spannungsquelle momentan abgegebene Leistung') Welche
Rolle spielen dabei die angenommenen Bezugssinne?
25. Was unterscheidet den Pluspol einer Spannungsquelle vom Minuspol und wie hängen diese
Beziehungen mit dem Richtungssinn der Quellenspannung zusammen?
26. Was ist ein Zweipol?
27. Was bedeuten .Erzeugerbczugssystem" und "Verbraucherbezugssystem "?
28. Wodurch unterscheidet sich die EMK einer Spannungsquelle von deren Quellenspannung?
29. Wodurch sind eine ideale Gleichspannungsquelle und eine ideal sinusförmige Wech selspannungs-
quelle charakterisiert?
30. Was verstehen Sie unter einer spannungsgesteuerten bzw. stromgesteuerten Spannungsquelle?
31. Wodurch sind ideale Stromquellen gekennzeichnet? Was unterscheidet reale von idealen Strom-
quellen? Geben Sie U-I -Kennlinien an .
32. Welche Bedingungen muß der angeschlossene Stromkreis erfüllen, damit das Modell der idealen
Stromquelle anwendbar ist?
33. Was verstehen Sie unter "Quellenstrom"?
34. Wie hängen Pluspol und Minuspol einer Stromquelle mit dem Richtungssinn des Quellenstroms
zusammen?
35. Wodurch wird die Anschlußspannung einer idealen Stromquelle bestimmt?
36. Wie berechnen Sie die von einer idealen Stromquelle momentan abgegebene Leistung')
37. Wodurch sind eine ideale Gleichstromquelle und eine ideal sinusförmige Wech selstromquelle
charak terisiert?
38. Was verstehen Sie unter einer spannungsgesteuerten bzw. stromgesteuerten Stromquelle?
39. Worin besteht die Ventileigenschaft einer Diode? Was verstehen Sie unter .Sperrichtung" und
.Durchlaßrichtung''?
40. Wodurch ist eine Diode gekennzeichnet? Geben sie die zugehörige U-I-Kennlinie an .
41. Was versteht man unter der Schwellenspannung einer Diode? Welchen Richtwert können Sie dafür
angeben und wie können Sie die Existenz der Schwellenspannung in einer Ersatzschaltung und
der zugehörigen U-I-Kennlinie berücksichtigen?
42. Welche typischen Werte besitzt der Bahnwiderstand einer Diode?
43. Durch welche Ersatzschaltung können Sie die Schwellenspannung und den Bahnwiderstand einer
Diode näherungsweise berücksichtigen und wie sieht die zugehörige U-I-Kennlinie aus ?
44. Unter welchen Umständen können Sie die Schwellenspannung bzw. den Rahnwiderstand einer
Diode vernachlässigen?
45. Wie nennt man das Zusammenbrechen des SperretTekts einer Diode')
46. Welche Bedingung kennzeichnet eine direkte Reihenschaltung von Widerständen')
47. Wie berechnen Sie den Ersatzwiderstand einer Reihenschaltung von Widerständen') Wie berechnen
Sie den Ersatzleitwert einer Reihenschaltung von Widerständen aus den Einzelleitwerten')
48. Welche Bedingung kennzeichnet eine direkte Parallelschaltung von Widerständen')
49. Wie berechnen Sie den Ersatzwiderstand einer Parallelschaltung von Widerständen') Wie berechnen
Sie den Ersatzleitwert einer Parallelschaltung von Widerständen aus den Einzelleitwertcn?
50. Wie lautet die Spannungsteilerregel?
51. Wie lautet die Stromteilerregel?
52. Was müssen Sie bei der Anwendung der Spannungsteilerregel und der Stromteilerregel im spe ziellen
beachten?
53. Lassen sich die Spannungsteilerregel und die Stromteilerregel auf mehr als zwei Widerstände
erweitern? Zeigen Sie, daß die Kombination von jeweils zwei (Ersatz-)Widerständen bereits den
allgemeinen Fall erfaßt.
54. Welche Kombination von Widerständen nennt man "Brücke"? Wie lautet die Abgleichbedingung
für eine Widerstands brücke?
55. Wie läßt sich eine Spannungsquelle mit Innenwiderstand im einfachsten Fall durch eine
Ersatzschaltung idealer Elemente darstellen?
56. Was verstehen Sie unter der Leerlaufspannung und dem Kurzschlußstrom einer Spannungsquelle
mit Innenwiderstand?
57. Wie lautet die beschreibende Gleichung (Elementgleichung] einer idealen Spannungsquelle mit
Innenwiderstand? Geben Sie die zugehörige U-I-Kennlinie an.
130 8 St romk reise und einfache Stromkreiselemente

58. U nter welchen Bedingungen sind ein e ideale Spannungsquelle mit Inn enwider st an d und eine idea le
St romquelle mit einem Parallelwiderst and bez üg lich der Au sgangskl emmen äquivalent?
59. Ist da s Modell der idealen Spa n nungsq uelle mit einer di rekten Par allelschaltung zweie r so lche r
Elemen te (ohne Reihenwide rst an d ) verträglich ? G ib t es bei einer Reihensch altung Probleme?
60. Ist das Mod ell der idealen Stromquelle mit eine r direkten Reihensch altung zweier so lcher Eleme nte
(ohne Parallelwider st and) verträgl ich? Gi bt es bei eine r Par allelschaltung Pr obleme')

8.7 Aufgaben

A8.I Anwenden der Kirchhoff-Regeln: Die in Abb . A8.! a dargestellte Schaltung


aus idealen Spannungsquellen und Widerständen besitzt z = 6 Zweige.
(i) Stellen Sie für die k = 4 Knoten Abis 0 die Knotenglei chungen a uf. Wie
viele davon sind voneinander unabhängig? (Hinweis: Eliminieren Sie nach-
einander die Zweig ströme 16 , /5 usw.)
(ii) Geben Sie für die Fenster die Maschengleichungen an . Können Sie noch
eine weitere, dav on unabhängige Ma schengleichung finden ?
(iii) Zeigen Sie, daß die voneinander un abhängigen Knoten- und Ma schenglei-
chungen zusammen mit den Elementgleichungen (Ohmsche s Ges etz) gen au
au sreichen, um alle Zweigströme zu berechn en.

B D
+

C
Abb. A8.1a

A8.2 Verzweigter Strom: Durch den 5 Q- Widerstand der in Abb . A8.2a dargestellten
Kombination von ohmschen Widerständen fließt ein Wech selstrom der Stärke
1= (6A) sin (wt).
(i) Berechnen Sie die Ströme in den beiden anderen Widerständen, die
Spannung zwischen A und B und d ie Spannung zwischen Bund C.
(ii) Wie groß ist der zeitliche Mittelwert der in den dre i Widerständen
zusammen umge setzten Leistung?
8.7 Aufgaben 131

A c

Abb. A8.2a

AS.3 Erweitern einerSchaltung: Wie und mit welchem Widerstand ist die Schaltung
in Abb . A8.3a zu erweitern, damit der Ersatzwiderstand
(i) um 5% größer,
(ii) um 5% kleiner wird?

1300 700

A B

Abb. A8.3a

AS.4 Ersatzwiderstand: Berechnen Sie den Ersatzwiderstand für die in Abb . A8A
angegebene Widerstandskombination.

4,6kO IkO

5,6kO Ikn

3,3kO. 3,3kO

Abb. A8.4

AS.S Dreieck-Stern-Umwandlung: Eine Dreieckschaltung von Widerständen


(Abb . A8.5a) soll durch eine bezügl ich der Anschlußklemmen 1,2,3 äquivalente
Sternkonfiguration ersetzt werden. Berechnen Sie die Widerstandswerte der
Sternschaltung aus denen der Dreieckschaltung. Zeigen Sie, daß bei einer
Rückwärtsumwandlung analoge Beziehungen für die Leitwerte gelten .

0
1

==>
2 3 2 3
R 23
Abb. A8.5a
132 8 Stromkreise und einfache Stro mkreise1emenle

A8.6 Stern-Polygon-Umwandlung: Eine Sternschaltung von n Widerständen gemäß


Abb . A8.6 läßt sich, bezügl ich der Klemmen 1,2, ... , n äq uivalent, in eine voll-
ständ ige Pol ygonschaltung von n(n - 1)/2 Widerständen um wandeln.
(i) Leiten Sie die U mwa ndlungsformel

c, = LG
1= I
IO

für d ie Leitwert e ab .
(ii) Warum ist die umgekehrte Umwa nd lung nur im Fall n = 3 möglich?

2
~

\ ==:>
\ / GZk

k
<, /
'- ;'
r
/
./

Abb. A8 .6

A8.7 Ersatzwiderstand: Berechnen Sie den Ersat zwid er stand der Schaltung au s
Abb . A8.7a mit H ilfe der Formeln für die Dreieck-Stern-Umwandlung.

non l30n

A B

Abb. A8.7a

A8.8 Ersatzwiderstand: Berechnen Sie den Ersat zwiderstand für die in Abb . A8.8a
dargestellte Kombinat ion , wenn a lle Einzelwiderstä nde den gleichen Wert R
besitzen.

Abb. A8.8a
8.7 Aufgaben 133

A8.9 Ersatzwiderstände eines Zweitors: Gegeben ist die Schaltung aus Abb . A8.9a.
(i) Berechnen Sie den Widerstand RAH bei
(a) offenem Ausgang CD,
(b) kurzgeschlossenem Ausgang CD.
(ii) Berechnen Sie den Widerstand R eD bei
(a) offenem Eingang AB,
(b) kurzgeschlossenem Eingang AB.

Abb. A8.9a

A8.t 0 Widerstandskette: Berechnen Sie allgemein den Eingangswiderstand R der


unendlichen Widerstandskette aus Abb. A8.! Oa.
Hinwei s: R ändert sich nicht beim Hinzufügen eines weiteren Kettengliedes.

Abb. A8.IOa

A8.tl Teilerregeln: Berechnen Sie den Strom durch den 47 Q- Widerstand m


Abb. A8.ll a
(i) mit der Spannungsteilerregel.
(ii) mit der Stromteilerregel.

2n

+
40V

Abb. A8.11a
134 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

A8.12 Spannungsteiler: Um wieviel % ändert sich in der Schaltung aus Abb . A8.12
das Spannungsteilerverhältnis a = U2/U I' wenn
(i) der Widerstand R 2 ,
(ii) der Widerstand R I '
(iii) beide Widerstände
um je 2% vergrößert werden?

+
Abb. A8.12

A8.13 Reihenschaltung von zwei Parallelschaltungen: Gegeben ist die Widerstands-


kombination aus Abb. A8.l3a.
(i) Berechnen Sie den Gesamtwiderstand zwischen den Anschlüssen A und B.
(ii) In welchem der Widerstände wird die größte Leistung umgesetzt, wenn
zwischen den Anschlüssen A und B ein Strom der Stärke I fließt? (Raten
Sie zuerst!)

Ion sn

rsn
Abb. A8.l3a

A8.14 Erforderliche Quellenspannung: Wie groß muß in der Schaltung aus Abb .
A8.14a der Wert der Quellenspannung sein, damit durch den 50-Widerstand ein
Strom der Stärke 14 A fließt?

co

Abb. A8.14a

A8.15 Erforderlicher Widerstand: Wie groß müssen Sie in der Schaltung aus
Abb. A8.l5a den Wert des Widerstandes R jeweils wählen, damit zwischen den
Anschlüssen A und B die Spannungen U = 25 V, 50 V, 75 V, 100 V, 125 V auftreten?
8.7 Aufgaben 135

20n
A

L- --Q B

Abb. A8.l5a

A8.l6 Abgegebene Leistung von Spannungsquellen: Wie groß ist in der Schaltung
aus Abb. A8.16a die von jeder der beiden idealen Spannungsquellen abgegebene
Leistung?

+
25V 5V

Abb. A8.16a

A8.t7 Ersatzquelle einer Batterie: An den Polen einer Ta schenlampenbatterie


werden mit Hilfe eines einstellbaren Lastwiderstandes folgende Daten gemessen :

I A
U v

Geben Sie die Param eter einer linearen Ersatzquelle für die Batterie an . Wie groß
ist die maximal abgebbare Anschlußleistung?

A8.t8 Grundstromkreis: Berechnen und zeichnen Sie maßstabgerecht für den in


Abb. A8.18a angegebenen Grundstromkreis die Zu sammenhänge
(i) U/U q = f(R . /R;),
(ii) I/I K = g(R. /R J

R.

Abb. A8.18a

A8.t9 Äquivalenz von linearen Quellen: Es sind die beiden Quellen a us Abb . A8.19
zu untersuchen.
136 8 Stromkreise und einfache Stro mkreiselemente

(i) Geben Sie die beschreibend en Gleichungen (Zusa mmenha ng von Anschluß-
spannung und Ansc hlußs tro m) für eine ideale Spa nnu ngsq uelle mit Reihen-
wide rstand und für eine idea le Stromquelle mit Par alleIwiderstand an.
(ii) Welche Bedi ngun gen müssen die Par ameter U q ' R j , I q und R ; erfü llen,
damit sich die beiden Quellen bezüglich der äußeren Anschlüsse völlig
gleich verhalten?
(iii) Zeigen Sie, da ß diese Äqui valenz nicht für den inn eren Leistungsum sat z
gilt.

'" ffi
I

=
Abb. A8.I9

A8.20 Ersatzschaltung eines aktiven Zweipols: Ersetzen Sie die In Abb . A8.20a
dar gestellte Schaltung bezüglich der ä ußeren Ansc hlüsse
(i) durch eine ideale Spannungsqu elle U q mit Reihen widerstand R ;
(ii) durch eine ideale Stromq uelle I q mit Par allelwiders ta nd R ;.
(iii) Zeigen Sie, da ß die Ersa tzschaltungen für die Berechnung des inn eren
Leistungsum sat zes nicht brau chb ar sind.

Abb. A8.20a

A8.21 Ersatzspannungsquelle und Ersatzstromquelle: Beim Ersetzen einer Kombi-


nat ion aus konstanten Widerständen und idealen un abh än gigen Spannungs- und
Stromquellen durch eine idea le Spannungsquelle mit Reihenw ider stand ode r durch
eine ideale Stromquelle mit Pa rallelwiderstand kann man so vorgehen:
I. Berechnen des Ersa tzinnenwiderstandes der Ersatzqu elle. Dazu werd en alle
unabh ängigen Spannungsquellen durch K urzschlüsse und alle unabh ängigen
Stromquellen durch Unterbrechungen ersetzt.
2. Berechnen der Ersatz-Q uellenspa nnung. Dazu wird Leerla uf an den Aus-
ga ngsklemm en a ngenommen. Oder:
3. Berechn en des Ersa tz-Q uellenstro ms. Die Ausgan gsklemm en werde n dazu
kurzgeschlossen.
Best immen Sie nach dieser Meth od e (i) die Ersa tzspa nn ungsq uelle (U q- R j ) und (ii)
die Ersa tzstro mq uelle (l q ' R;) für die Scha ltung a us Abb . A8.21a.
8.7 Aufgaben 137

B
Abb. A8.21a
A8.22 Ersatzquellen: Die Ermittlung einzelner Ströme und Spannungen in einer
Schaltung linearer Stromkreiselemente kann häufig durch folgende Methode
vereinfacht werden:
I. Auftrennen der Schaltung an der Stelle der gesuchten Größen (zwei Pole
"freilegen").
2. Bestimmen je einer Ersatzquelle für die beiden resultierenden Zweipole.
3. Berechnen der gesuchten Größe aus der Zusammenschaltung der beiden
Ersa tzq uellen.
Berechnen Sie auf diese Weise den Strom I in der Schaltung aus Abb . A8.22a.

zn +. ZOV

6n

ZOV

15V 15V
+
B
Abb. A8.22a

A8.23 Meßfehler bei Strommessung: Im Stromkreis aus Abb. A8.23a ist der Strom
durch den Widerstand R 4 mit einem Amperemeter zwischen den Klemmen A und
B zu messen . Wie groß darf der Instrumentenwiderstand R( des Amperemeters
höchstens sein, damit der Meßfehler durch das Einfügen des Instruments höchstens
0,5';', beträgt?
R2
IOn
30n IOn
A

+ B

Abb. A8.23a
138 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

A8.24 Meßfehler bei Spannungsmessung: In der Schaltung aus Abb . A8.24a soll
die Spannung zwischen den Punkten A und B mit einem Voltmeter gemes sen
werden. Wie groß muß der Innenwiderstand Ru des Voltmeters mindesten s sein,
damit der Meßfehler durch das Anschließen des Instruments höchstens 0,5%
beträgt?

R2 A

Abb. A8.24a

A8.25 Meßbereichserweiterung:
(i) Ein Voltmeter besitze den Innenwiderstand Ru. Sein Meßbereich soll durch
einen Vorwiderstand R; auf den p-fachen Wert vergrößert werden. Wie
groß muß R; sein?
(ii) Ein Amperemeter besitze den Innenwiderstand R I . Sein Meßbereich soll
durch einen Parallel wider stand (Shunt) R s auf den p-fachen Wert vergrößert
werden. Wie groß muß R s sein?

A8.26 Wirkungsgrad einer Spannungsquelle: Der Wirkungsgrad IJ einer Span-


nungsquelle mit Innenwiderstand (Abb . A8.26a) ist erklärt als das Verh ältnis der
abgegebenen, im Außenwiderstand Ra umgesetzten Leistung P a ZU der von der
idealen Quelle erzeugten Leistung Pq • Stellen Sie den Wirkungsgrad IJ = Pa/P q als
Funktion des Widerstandsverhältnisses Ra / R, graphisch dar.

+
R.

Abb. A8.26a

A8.27 Leistungsumsatz im Grundstromkreis: Eine Spannungsquelle mit Innen-


widerstand ist durch feste Werte U q und R, charakterisiert (Abb. A8.26a). Die
Größe Po = U ~ / R j heißt "angebotene Leistung" der Quelle.
(i) Berechnen Sie die von der idealen Quelle umgesetzte Leistung Pq' die nach
außen abgegebene, in Ra umgesetzte Leistung Pa und die innere Verlust-
leistung P, = P q - Pa' alles als Funktion des Widerstandsverhältnisses
Ra/R j • Stellen Sie diese Kurven in einem gemeinsamen Diagramm für das
Intervall 0 ~ R.IR, ~ 5 graphisch dar.
(ii) Für welchen Wert Ra/R j ist die abgegebene Leistung P a maximal (Leistungs-
8.7 Aufgaben 139

anpassung)? Wie groß ist diese "verfügbare Leistung" im Verhältnis zur


"angebotenen Leistung" Po?
(iii) Wie groß ist im Fall der Leistungsanpassung der Wirkungsgrad YJ = PaI Pq
der Spannungsquell e?

A8.28 Nichtlineare Quelle: Bei welchem Wert des Wider stands R wird von der in
Abb. A8.28a angegebenen Quelle die größte elektrische Leistung geliefert ? Wie
groß ist diese?
u
I IOV

7,5 V-t--------=~

40 55mA
Abb. A8.28a

A8.29 Schaltung mit Stromquelle: Gegeben ist die Schaltung a us Abb . A8.29a.

(i) Berechnen Sie die Stromstärke im Zweig Be.


(ii) Zwischen den Klemmen A und B soll ein zusätzlicher Widerstand ange-
schlosssen werden , dessen Wert dem Innenwider stand der ur sprünglichen
Schaltung ent spricht (Anpassung). Wie groß ist dieser Widerstand? Geben
Sie den Strom durch den neuen Widerstand a n.
D 3,3kn
A

Ikn 4,7kn
20 mA 3,3kn
C B

5,6kn
Abb. A8.29a

A8.30 Strommeßgerät: Ein Meßwerk (oberer Zweig in Abb . A8.30) besitzt den
Innenwiderstand R, = 400 und bei 1= 0,6mA den Vollausschlag der Anzeige.
Bestimmen Sie die Nebenwider stände R 1 und R 2 für die angegebenen Strom -
meßbereiche.

R,
+ +
150mA 3 mA
Abb. A8.30
140 8 St romkreise und einfache St romkreiselem enl e

A8.31 Spannungsmeßgerät: Das Meßwerk Maus Abb . A8.31a wird als Voltmeter
mit einstellbarem Meßbereich verwendet. Es besitzt den Innenwiderstand R, = 40 n
und für 1= 0,6 mA den Vollau sschlag der Anzeige. Best imm en Sie die Vo rwider-
stä nde R l' R 2' R 3 für d ie a ngegebenen Spannungsmeßbereiche.

M~- '- ~- '-'

I~
~ ~~....-:.3.;..0_V _

Abb. A8.31a

A8.32 Teilerschaltung: Wie sind in der Schaltung aus Abb . A8.32a die Teilwider-
stände R 1 und R 2 einzustellen, damit die Stromstärke durch den Verbraucher-
widerstand R; genau l ; = 1 A beträgt?

er: Ci1C}
R;= 2n R, +R 2 =lOn

IOV
U' "

Rv =6n
Abb. A8.32a

A8.33 Belasteter Spannungsteiler: Ein Spannungste iler gemäß Abb . A8.33a liegt a n
der starren Spannung U 0 = 120 V. Er soll bei Belastung mit dem Strom 1 = 0,3 A
die Spannung U = 42 V liefern und bei Belastung mit 1 = 0,7 A die Spannung
U = 39 V. Welche Werte sind für die Widerstände R I und R 2 zu wählen?

R,

Uo

R2
lu,
Abb. A8.33a

A8.34 Verlustleistung eines Photowiderstandes: In der in Abb . A8.34a skizz ierten


Schaltung für eine Lichtschranke ist der Photowiderstand R I in einen Span-
nungsteiler eingebunden. R 1 ändert sich zwischen 10 Mn bei völliger Dunkelheit
und loon bei max imaler Beleuchtungsstärke. R 3 stellt den Eingangswiderstand
für den nachgeschalt eten Grenzwertmelder dar. Wie gro ß ist die ma ximale Ver-
lustlei stung, die der Ph ot ow ider stand a ufzu nehmen hat ?
8.7 Aufgaben 141

;>
N

11
::J

R 3 = 7,5kQ

Abb. A8.34a

A8.35 Glühlampe mit Vorwiderstand: Eine Glühlampe mit der Nennspannuhg


V N = 12V, der Nennleistung P N = 40 W und dem zugehörigen Nennstrom IN =
PN /V N soll an einem l2V-Netz über einen Vorwiderstand mit der halben
Nennleistung betrieben werden. Die Spannungs-Strom-Kennlinie der Lampe wird
angenähert durch

erfaßt. Bestimmen Sie den Wert des Vorwiderstandes und die insgesamt von der
Schaltung aufgenommene Leistung.

A8.36 LampenschaItung: Zwei Glühlampen mit den Nenndaten (8 V, 10 W) bzw.


(4 V, 6 W) sollen gemeinsam mit genau diesen Daten an einem 12 V-Netz betrieben
werden . Da s ist mit nur einem zusätzlichen Widerstand möglich . Geben Sie die
Schaltung, den Widerstandwert und die im Widerstand zusätzlich verbrauchte
Leistung an .

A8.37 Stromkreis mit Lichtbogen: In der Anordnung aus Abb . A8.37a wird au s
einer starren Gleichspannungsquelle über einen einstellbaren Widerstand Rein
Lichtbogen B gespeist, dessen Strom-Spannungskennlinie näherungsweise durch
den in Abb . A8.37b angegebenen hyperbolischen Zusammenhang mit festen
Werten V l ' 11 darstellbar ist. Berechnen und skizzieren Sie, qualitativ richtig, die
Werte der bezogenen Stromstärke i = 1/11 als Funktion des bezogenen Widerstandes
r = RI 1 / V 1 für einen festen Wert der bezogenen Speisespannung u = V q/V r -

v·l~7 }v, B

o 4 T o-+---!------
1 o 11 1
Abb. A8.37a Abb. A8.37b
142 S Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

A8.38 Überbrücktes T-Glied: Zwischen den Eingangs- und Ausgangsgrößen des


überbrückten T-Gliedes aus Abb . A8.38a bestehen allgemein die Beziehungen

VI =Z11 1 1 +Z12 12 '


V2 = Z 2 1 11 +Z22 12 '

Geben Sie die speziellen Werte der vier Parameter Zik an .


sn

Abb. A8.38a

A8.39 Wheatstone-Brücke: Berechnen und skizzieren Sie für feste Werte V q' R 2 ,
R 3 , R 4 der in Abb . A8.39a angegebenen Brücke die Abhängigkeiten
(i) V(R I ) für R; -+ co,
(ii) I(R 1 ) für Rs=O.

Abb. A8.39a

A8.40 Brückenschaltung zur Meßwertumsetzung: In einer Kraftmeßeinrichtung


wird die Kraft über zwei geeignet plazierte Dehnungsmeßstreifen zuerst in
Widerstandsänderungen +llR bzw. -llR und dann über die in Abb. A8.40a
dargestellte Brückenschaltung in die Spannung V M umgesetzt. Geben Sie die
Beziehung zwischen VM und llR für feste Werte l q,R und R M an .

R-.1.R

Abb. A8.40a
8.7 Aufgaben 143

A8.41 Thomsonbrücke: Die Thomsonsche Widerstandsbrücke aus Abb . A8.4la


dient zur Messung eines Widerstandes R; durch Vergleich mit dem Normal-
widerstand RN' Dabei lassen sich die Widerstände gemeinsam gemäß R 3 = kR 2 und
R4 = kR I mit festem, bekanntem k einstellen . Leiten Sie die Abgleichbedingung
(U M = 0) für die Brücke ab .
U q
+

RN Rl. Rx

R2 RJ R4
I
L - ---- ----- -----"

UMQ RM

Abb. A8.41a

A8.42 Transistorverstärker in Emitterschaltung: Ein Transistorverstärker V in


Emitterschaltung mit der in Abb . A8.42a angegebenen Ersatzschaltung wird am
Eingang 1,2 mit einer linearen Spannungsquelle betrieben. Ersetzen Sie die gesamte
Schaltung durch eine lineare Quelle bezüglich des Ausgangs 3,4.

V -F='_._.- . 260~~ 'j


i i
1,5kn i 10 j
Ikn
iI
l,Skn 56n
i
i
2 l_. _ ._ ._ ._._ ._. _ i
Abb. A8.42a

A8.43 Transistorverstärker in Kollektorschaltung: Ein Transistorverst ärk er V in


Kollektorschaltung mit der in Abb. A8.43a angegebenen Ersatzschaltung wird am
Ausgang mit einem tOO-Widerstand belastet. Geben Sie die Beziehung zwischen
den Eingangsgrößen U 1 und 11 an .
r'- '- '-'- '- '-~v
I, i 10 I
Ikn iI
. 600n 33n i
I i
L..._._._._._ . _ . -.J
Abb. A8.43a
144 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselemente

A8.44 Verstärkerschaltung: Bei der Beschreibung des Kleinsignalverhaltens eines


Transistorverstärkers ergibt sich die Ersatzschaltung nach Abb . A8.44a . Berechnen
Sie für eine sinusförmige Wechselspannung V s mit der Amplitude Os = IOmV die
Amplituden von i; u; I A , VA-

!·-·_·_·-·-·-·i

},
I; 10 JA

(B 1,6kO CI

U"'~
c: c c c
1210<
.>(
.>( .>( .>(
0
e- U, 0 r- '0
"!" V) ..f' .,)

U, EI
IE
L._ ._._._._._ .-1
Abb. A44a

A8.45 Zweitor parameter: Eine Verstärkerersatzschaltung nach Abb . A8.45a läßt


sich allgemein durch die Beziehungen

VI =Zl1 1 1 +ZI2 12'


V 2 = Z 2 1 11 + Z 22 12

beschreiben. Bestimmen Sie für den konkreten Fall die Werte der vier Parameter
z.;

1kn IOn

Abb. A8.45a

A8.46 Parameter einer Ersatzquelle: Die Quellen im eingerahmten Schaltungsteil


der Abb. A8.46 sind linear gesteuert. Bestimmen Sie die Parameter V q und R, einer
Ersatzspannungsquelle.

L ._._._._._._.-l
Abb. A8.46

A8.47 Umsetzung und Übertragung einer Meßgröße: Das Sensorelement Saus


Abb. A8.47a setzt eine Meßgröße in die Widerstandsänderung AR um . In der
Brücke entsteht daraus die Differenzspannung V d- die für eine möglichst störungs-
8.7 Aufgaben 145

freie Übertragung in ein Stromsignal umgewandelt wird. Geben Sie die Spannung
V M als Funktion von AR an .

r '- '-'-'--'
~--f------,'--<l
. I ~ iI
! lUdE? YUdi
..------,.,--0 !
L._._._._.J

Abb. A8.47a

A8.48 Nichtlineares Stromkreiselernent: Abb . A8.48a zeigt die Spannung-Strom-


Kennlinie einer Tunneldiode (TD).
(i) Die TD liege in Reihe mit einem Widerstand von 100 n. Bestimmen Sie
graphisch die Spannungsaufteilung, wenn an der Reihenschaltung eine
Gesamtspannung von 0,5 V liegt.
(ii) Durch die Parallelschaltung der TD mit einem 100 n-Widerstand fließt
ein Gesamtstrom von 4 mA. Bestimmen Sie graphisch die Stromaufteilung.
(iii) Konstruieren Sie die V-I-Kennlinien
(a) der Reihen schaltung der TD mit einem Widerstand von 100 n ,
(b) der Par allelschaltung der TD mit einem Widerstand von 100n.

i 5
J 1
10 mA
4 f\ I T0
~o [)I
1
I
3 1\
<z:»
Uo /
2 \ /
\ I
IJ

1" - ./
°
°
- 1
- 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 V

Abb. A8.48a

A8.49 Ersatzschaltung für eine Diode: D ie V-I-Kennlinie einer "realen" Diod e


läßt sich durch drei Geradenstücke annähern. Dazu gehört die in Abb. A8.49a
dargestellte Ersatzschaltung mit idealen Elementen und Vz > V s > 0.
146 8 Stro m k reise und einfache Stro mk reiseleme nte

(i) Geben Sie den jeweiligen Ausdruck für die Funktion I (V) in den Bereichen
V > V S' - V z < V < V s und V < - V z a n.
(ii) Skizzieren Sie die Kennl inie I (V ).

Abb. A8.49a

A8.50 Schaltung mit Diode: Nehmen Sie für die Diode in der Schaltung a us
Abb . A8.50 die Schwellenspannung mit 0,7 V an und berechnen Sie die Wert e von
I , V Io V 2 und VA für Vq = 5 V; - 5 V; -15V.

VI vD

I
l~~
4,6kn
+ I
IOV
1u, v
q
u,
+
Abb. A8.50

A8.51 Diodenschaltung als UND-Gatter: Zeigen Sie, da ß die in Abb. A8.5 1a dar-
gestellte Diodenschaltung eine logische U N D-Verknüpfung realisiert. Wie groß
sind die Pegel zu wählen und welche Wert e der Ausgan gsspannung ergeben sich
damit? (Schwellenspa nnung ;:::: 0,7 V).

1v,
Ikn
V E1 u
1 "'
0

Abb. A8.Sla

A8.52 Schaltung mit Dioden: In der Schaltung aus Abb. A8.52a kann für die
Dioden eine Sch wellenspannung vo n 0,7 V und ein Bahnwiderstand von Ion
angenommen werden. Bestimmen Sie die Werte der Spannungen V 10 ' V 20 und
des Stromes I DI '
8.7 Aufgaben 147

Ikn o 5.6kn 0
2
+ 10 1
20V
0, O2

Abb. A8.52a

A8.53 Gleichrichter: Am Eingang des Gleichrichters a us Abb . A8.53a liegt eine


sinu sförmige Wechselspannung mit der Amplitude OE= lOV. Vernachlässigen Sie
die Schwellenspannungen der Dioden und bestimmen Sie
(i] den Zeitverlauf und den Maximalwert der Ausgang sspannung VA'
(ii) die Max imalwerte der an den Dioden in Sperrichtung a uftretenden Span-
nungen (Spitzensperrspannung).

2kn

Hn

2kn

Abb. A8.53a

A8.54 Gleichrichterschaltung: An den beiden Eingängen der Schaltung au s


Abb. A8.54 liegen die sinusförmigen Wechselspannungen V E I und V E2 = V El o
Geben Sie den Zeitverl auf der Ausgangsspannung VA an.

-- - ~- UE1

vJ
0

-- -
R
Iv' 0

v,,1 °2
-0

Abb. A8.54

A8.55 Gleichrichter mit Zusatzspannung: Am Eingang der Schaltung au s


Abb. A8.55a liegt eine sinusförmige Wechselspannung mit der Amplitude OE'
Skizzieren Sie den Zeitverl auf der Ausgangs spannung für OE> V q > 0 und für
OE< V q' Die Schwellen spannung der D iode kann vern achl ässigt werden.
148 8 Stromkreise und einfache Stromkreiselement e

Abb. A8.55a

A8.56 Abschneiden einer positiven Spitze: Bestimmen Sie in der Schaltung au s


Abb. A8.56a den Zeitverlauf der Ausgangsspannung U A für eine sinusförmige
Eingangsspannung U E der Ampl itude OE' und zwar für OE > u; und für OE < U q .
Vernachlässigen Sie dazu die Schwellenspannung der Diode.
0
0
R

v,j Uq 1 u,
- - 0

Abb.A8.56a

A8.57 Schaltung mit Dioden und Spannungsquellen: Am Eingang der Schaltung


au s Abb . A8.57a liegt eine dreieckförmige Wech selspannung der Amplitude 10 V.
Die Schwellen spannungen der Dioden sind in den Spannungsquellen bereit s
enthalten, brauchen also nicht berücksichtigt zu werden. Bestimmen Sie die
Zeitverläufe der Ausgangsspannung U A und des Eingangsstro ms I.

UE IOkO
0
IOV

-IOV
0
V, j 8V
1v•
Abb. A8.57a

A8.58 Einfache Spannungsstabilisierung: Die Eingangsspannung U 1 der Schaltung


aus Abb . A8.58a schwankt im Bereich von 2,5 V bis 3,7 V. In welchem Bereich
schwankt dabei die Ausgangsspannung U 2 ' wenn Sie jede der beiden Dioden durch
die Schwellen spannung 0,7 V und den Ersatzwiderstand 70 mil darstellen können?
4,10

IOkO

Abb. A8.58a
8.7 Aufgaben 149

A8.59 Spannungsquelle: Wie groß ist für die Schaltung aus Abb . A8.59a die an
den Ausgangsklemmen maximal abgcbbare Leistung? Nehmen Sie für jede Diode
eine Schwellenspannung von 0,7 V an .

Abb. A8.59a

A8.60 Stromquelle: Die Schaltung aus Abb . A8.60a soll bezüglich der Ausgangs-
klemmen 1,2 eine Konstantstromquelle darstellen (Der strichliert eingegrenzte
Bereich ist eine Bauelernent-Ersatzschaltung), Wie groß ist die gelieferte Stromstärke
I, und bis zu welchem Spannungswert U ist der Konstantstrombetrieb möglich?
Vernachlässigen Sie die Schwellenspannungen.

Ikn r - - --- ----,


I
I
I
+
IGY
I
I 0,9/, I
L J

2
Abb. A8.60a
Kapitel 9

Das elektrische Feld

Wir beginnen nun mit der systematischen Erarbeitung der grundlegenden Beschrei-
bungsformen elektromagnetischer Erscheinungen. Die gesamte Theorie des Elektro-
magnetismus läßt sich in einigen wenigen Gleichungen zusammenfassen. Es ist
aber nicht ganz einfach , den physikalischen Gehalt dieser formalen Eigenschaften
zu verstehen und sie in brauchbare Methoden zur Behandlung elektrotechnischer
Probleme umzusetzen. Wir werden uns deshalb zuerst mit möglichst einfachen
Situationen beschäftigen, und zwar mit solchen, in denen wir die elektrischen
Erscheinungen als unabhängig von den magnetischen betrachten können. Dies
sind die Gebiete der Elektrostatik und der Quasi-Elektrostatik.

9.1 Die elektrische Spannung

Die Anwesenheit elektrisch geladener Körper versetzt den Raum in einen besonderen
Zustand, den wir "elektrisches Feld " nennen: Es werden Kräfte zwischen den
Körpern übertragen. Stellen Sie sich vor, wir verschieben ein elektrisch geladenes
Testkörperehen entlang irgendwelcher Kurven und bestimmen dabei die jeweil s
von den Feldkräften verrichtete Arbeit. Wie Sie wissen, erhalten wir damit die dem
Kurvenstück zugeordnete elektrische Spannung, wenn wir die Arbeit durch die
Ladung des Testkörpers dividieren. Voraussetzung ist, daß während dieses "Gedan-
kenexperiments" die anderen Ladungen ihre Orte nicht verändern. Die so ermittelte
Spannungsverteilung kann zur Beschreibung des elektrischen Feldes benutzt werden .
Sehen wir uns an, wie man das macht.

Eigenschaften der elektrischen Spannung

Fassen wir zuerst kurz zusammen, was wir über die Eigen schaften der elektrischen
Spannung bereits wissen:
Elektrische Spannungen sind immer irgendwelchen orientierten, d.h. mit einem
Durchlaufsinn versehenen Kurven C(; zugeordnet. Ihre Werte U(c(;) werden im
Internationalen Einheitensystem in Volt gemessen und geben jeweils den Gesamt-
wert des elektrischen Feldes entlang der Kurve C(; an . Dem entspricht die Darstellung
(6.8) als ladungsbezogene Arbeit bzw. als Kurvensumme. Ist eine Kurve a us
mehreren Teilstücken zusammengesetzt, so berechnen wir die Gesamtspannung als
9.1 Die elektrische Spannung 151

_ _ _>f'Flä Ch en st ü c k A

~~ ~~~
/~ "-
'\

o r ien t ie r t e Randk urv e 8A


Abb.9.1 Einfach zusammenhängendes Flächenstück .cI und Randkurve (l.cI mit (innerer) Orientierung

Summe der Teilspannungen (Abb. 6.7). Beim Umkehren des Durchlaufsinns wechseii
die zugehörige Spannung das Vorzeichen.
Eine weitere, spezielle Eigenschaft der elektrischen Spannung haben wir bereits
im Zus ammenhang mit der zweiten Kirchhoff-Regel benutzt: Für jede geschlossene ,
einheitlich orientierte Kurve ist die insgesamt zugeordnete Spannung gleich Null. Im
Hinblick auf eine spätere Verallgemeinerung drücken wir das jetzt folgendermaßen
a us:
Sei si irgendein beliebiges Flächenstück und a"d seine Randkurve ' (Abb. 9.1).
Für die zugeordnete Spannung U(asi), wir nennen sie Umlaufspannung, gilt

I U(asl) = 0 I· (9.1)

Kurz: "Die elektrische Umlaufspannung ist stets gleich Null ".


Eine wichtige Anmerkung: Gleichung (9.1) ist ein Sonderfall des Induktions-
gesetze s, das wir später besprechen werden. Sie gilt unter der Voraussetzung einer
verschwindenden oder zumindest vernachlässigbaren zeitlichen Änderungsrate des
magnetischen Flusses, und wir werden sie vorerst als universelle Eigenschaft der
elektrischen Spannung annehmen. Gleichung (9.1) gilt insbesondere dann exakt,
wenn sich die Verteilung der elektrischen Ladungen im Raum mit der Zeit nicht
ändert und überhaupt keine Magnetfelder vorkommen. Wir sp rechen dann von
Elektrostatik. Gilt sie n äherungsweise, so nennen wir da s Quasi-Elektrostatik.

Das elektrische Potential

Die wesentliche Folgerung aus der Eigenschaft (9.I) ist die Wegunabhängigkeit der
elektrischen Spannung, d.h., wenn eine Kurve Cf} einen Ort q> mit einem Ort :d
verbindet, so hängt die zugeordnete Spannung U(Cf}) nur von der Lage der Orte :Y'
und f2 ab, nicht aber vom Verlauf der Kurve dazwischen. W ichtig für da s Vorzeichen
der Spannung ist hingegen die Orientierung (Durchlaufsinn, Bezugssinn) der
Kurve, also welcher von den beiden Orten {J}J und f2 der Anfangspunkt und welcher
der Endpunkt ist. Sie können das anhand der Abb. 9.2 verstehen. Bedeuten (f) l ' Cf} 2

I Der Einfachheit halber wollen wir ann ehm en, daß das Flächen stück einfach zusamm enh äng end ist.
152 9 Das elektrische Feld

U('6I) - U('62 ) :::: 0 , U( 'B2 ) - U('63 ) :::: 0

U('6 1 ) :::: U('62 ) :::: (f ('63 ) :::: U:f'2

Abb,9.2 Ist die elektri sche Umlaufspa nnung stets gleich Null, so hän gt die Spannung zwischen zwei
festen Orten g> und :'2 nicht vom Verlauf der Verbindungslinie a b

a :p b

\ rp~ep)

UJ'O( rp(:p) :::: UJ' O

([J

Abb.9.3 a Das elektri sche Pot enti al <p(9") eines Ortes g> ist die Spannung zwischen .~ (Anfangspunkt)
und einem Bezugsort (') (Endpunkt). b D ie Spannung zwischen zwei Punkten läßt sich als Potenti al-
differen z darstellen

und 15 3 irgendwelche Kurven, so liefert die Berechnung der Umlaufspannung


U(l5 d - U(l5 2) = 0 und U(l5 2) - U(l5 3) = 0, demnach für die Spannung zwischen
r!J und fl entlang jeder Kurve den gleichen Wert U.y .:} = U(l5 1) = U(l5 2) = U(l5 3)'
Wir gehen noch einen Schritt weiter. Denken Sie sich irgendwo im Raum einen
festen Ort (!) als Bezugspunkt festgelegt. Wir können dann jedem beliebigen Ort
f!J den Wert <p(f!J) einer physikalischen Größe <p zuord nen, die wir elektrisches
Potential nennen und die als Spannung zwischen r!J als Anfangspunkt und (!) als
Endpunkt definiert wird (Abb. 9.3a). Mathematisch gesehen ist das elektrische
Potential <p ein skalares Feld . Wenn Sie einen Bezugspunkt (!) festgelegt haben,
dann besitzt" jeder Ort f!J im elektrischen Feld einen eindeutigen? Wert <p(f!J),
gemessen in Volt, Es ist dies die ladungsbezogene Arbeit, die von den Feldkräften
bei der Verschiebung einer Testladung entlang irgendeines Weges von [JJ nach (!)
verrichtet wird, oder umgekehrt, die Sie beim Verschieben einer Testladung von
(!) nach f!J aufbringen müs sen.
Ist die Verteilung des elektrischen Potentials bekannt, so kann die Spannung
zwischen zwei Punkten [JJ und fl als Differenz .Potentialwert <p(r!J) im Anfangspunkt
minus Potentialwert <p(fl) im Endpunkt" berechnet werden:

1 U J'fl = <p(r!J) - <p(fl) I· (9.2)

2 Vora ussetzu ng dafür ist die G ültigkeit der G I. (9.1) für jed e geschlossene Ku rve in einem einfach

zusammenhängenden Bereich .
9.1 Die elektrische Spannung 153

Sie sehen das in Abb . 9.3b. Gleichung (9.2)enthält auch die Definition des Potentials,
wenn Sie dem Bezugspunkt 0 den Potentialwert Null zuordnen, qJ(0) = 0, und 2.
mit (!J zusammenfallen lassen : U :'J0 = qJ(.9').
Mit Hilfe des Potentials können wir uns eine räumliche Vorstellung des
elektrischen Feldes verschaffen. Als Vorbereitung dazu wollen wir überlegen, was
mit dem Potential in einem elektrisch leitfähigen Körper passiert: Kennzeichnend
für einen elektrischen Leiter ist das Vorhandensein einer großen Anzahl nahezu frei
beweglicher Ladungsträger. Denken Sie etwa an das Elektronengas in Metallen.
Fließt in dem Leiter ein elektrischer Strom, so sind dazu Feldkräfte erforderlich,
was bedeutet, daß an einem beliebigen Kurvenstück im Leiter i.a. eine elektrische
Spannung auftreten muß. Wenn es dagegen keinen Strom im Leiter gibt, Z.B. weil
keine leitenden Verbindungen mit Anschlüssen einer Spannungsquelle bestehen,
dann verschwindet auch die Spannung an jedem Kurvenst ück.:' Wegen GI. (9.2)
bedeutet das den gleichen Potentialwert für jeden Körperpunkt: "Ein stromfreier,
elektrisch leitfähiger Körper ist ein Bereich konstanten elektrischen Potentials.'?'
Wenn beispielsweise ein leitfähiger Körper in ein elektrisches Feld gebracht wird ,
dann ordnen sich die freien Ladungsträger im Mittel so an, daß jeder Körperpunkt
(makroskopisch gesehen) das gleiche elektrische Potential besitzt. In einem Metall-
körper geht das sehr rasch, in einem weniger gut leitfähigen Körper kann sich dieser
Gleichgewichtszustand u.U . erst nach einiger Zeit einstellen. Im übrigen wandern
die Überschußladungen, wie wir noch sehen werden, stets an die Oberfläche des
Leiters.
Stellen Sie sich nun zwei elektrisch geladene, leitfähige Körper vor. Wie die
Überschußladungen auf den Oberflächen angeordnet sind, braucht uns momentan
nicht zu interessieren. Wir wissen aber, daß jeder der beiden Körper ein konstantes
elektrisches Potential besitzt, sagen wir qJn bzw. qJo, und zwar in bezug auf irgendeinen
festen Punkt 0 . Wie ist das Potential im Raum zwischen den Körpern verteilt?
Angenommen, es gilt qJn > qJo. Wir zerlegen die Differenz qJn - qJo in n gleiche Teile
ßqJ = (qJn - qJo)/n und erhalten die Potentialwerte qJk = qJo + k· ßqJ, k = 0, 1,. . . , n,
wobei qJo < tp , < ... < qJn" Dann suchen wir nacheinander die geometrischen Orte
aller Punkte mit den Potentialwerten qJo , qJ I ' qJ2 usw. auf. Für qJo und qJn ist
alles klar: Die geometrischen Orte sind die Körper einschließlich ihrer Oberflächen.
Die zum Potentialwert qJI gehörigen Punkte finden wir etwas von der Oberfläche
qJo abgerückt; sie liegen alle auf einer Fläche.· Noch etwas weiter außen befindet
sich eine Fläche, die alle Punkte mit dem Potentialwert qJ2 enthält, usw. Das Ergebnis
ist eine Flächenschar im Außenraum der beiden Körper, ähnlich der Schnittdarstel-
lung in Abb. 9.4. Die Flächen erscheinen hier als Schnittlinien mit der Zeichenebene.
Wir nennen die Flächen konstanten Potentials die Äquipotentialflächen oder kurz
Potentialflächen. Ihre Verteilung liefert ein anschauliches Bild vom elektrischen
Feld . Man kann die Potentialflächen mit geeigneten Sonden meßtechnisch ermitteln,
meistens werden sie jedoch berechnet. Wir werden das später für einige Anordnungen
durchführen.

.1 Denk en Sie a n das Ohmsehe Gesetz.


4 Gen augenommen müssen wir a uch vo ra ussetzen, daß der Körper eine kon stante Temper atur
besitzt.
154 9 Das elektrische Feld

Ag u i p ol e n t ia l fla c h en

/
!P5 !Ps
\

Abb.9.4 Schnitt durch zwei elektrisch gelad ene. leitfäh ige Kör per. Die Äq uipatentia lfläc hen sind
inn erhalb eines begrenzten Bereiches a ls Schnittlinien mit der Zeichenebe ne dar gestellt

Von Sonderfällen absehend, legen wir uns folgende s Bild zurecht. Potenti alfl ächen
sind immer geschlossene Flächen, manchmal schließen sie sich jedoch erst im
Unendlichen . Jedenfalls besitzen sie keinen Rand, sie sind also immer die Hülle
eine s räumlichen Bereiches und dieser Bereich enthält ste ts elektrische Ladungen .
Zwei Potentialftächen mit unterschiedlichen Potentialwert en können ein ander
auch nicht schneiden, weil sonst die Punkte auf der Schnittlinie kein eindeutiges
Potential besäßen.
Abschließend wollen wir uns noch vergewissern, daß da s Bild der Potentialftächen
die wesentliche Eigen schaft der elektrischen Spannung, nämlich ihre Wegunabhän-
gigkeit, richtig wiedergibt. Betrachten Sie dazu den Ausschnitt in Abb . 9.5. Die
Potentialwerte C{J o, C{Jt , · · · seien wieder aufsteigend geordnet, C{J a < C{J I < " ', und
unterscheiden sich jeweil s um den festen Betrag !:!C{J (z.B. !:!C{J = 10 V). Um die
Spannung entlang eine s Weges mit dem Anfangspunkt f!I' und dem Endpunkt .:2
zu bestimmen, brauchen wir lediglich gerichtet abzuzählen, wie oft auf unserem
Weg eine Potentialftäche durchstoßen wird: Wir zählen po sitiv, wenn ein e Fläche
in Richtung abfallender Potentialwerte durchsetzt wird , und negativ in der
umgekehrten Richtung. Ergibt dieser Abzählmodus die Zahl k, so ist die zugehörige
Spannung k ·!:!C{J. Beispiel sweise erhalten wir in Abb. 9.5 auf dem rechts liegenden
Weg von f!I' nach fl. k = - 5, weil die Flächen C{J 2 bis C{J s alle in Richtung a ufsteigende r
Potentialwerte durchstoßen werden. Auf dem linksliegenden Weg durchstoßen wir
auch C{J 6 ' zuerst negativ und dann po sitiv. Da s Ergebnis ist wiederum k = - 5, mit
!:! C{J = lOV also U ;JIfi = -50V. Wie Sie dem Bild entnehmen, gilt da s für jeden
beliebigen Weg zwischen f!J und fl.. In sbesondere ist irgendeine U mla ufspa nn ung
stets gleich Null. In unserem Beispiel können wir die Spannung lediglich in Schritten
9.1 Die elektrische Spannung 155

Ric h t u n g s sin n
d er
S p a n n u ng

Abb.9.5 Ausschn ill au s einem System von Pot ent ialflächen. Die elektrische Spannung entla ng eines
Weges zwischen den Orten .0/' und fil läßt sich durch gerichtetes Abzähl en der durchstoßenen
Potentialflächen bestimm en

von 10 Vermitteln. Ist diese Auflösung zu gering, so wählen wir für AqJ einen
kleineren Wert und dam it eine größere Anzahl von Potentialflächen.

Die elektrische Feldstärke

Die elektrische Spannung gibt den Gesamtwert des elektrischen Feldes entla ng
einer Kurve an . Daneben wollen wir uns nun ein lokales Maß für die Intensität
des elektrischen Feldes scha ffen, zunächst mit Hilfe der Potentialverteilung, später
für den allgemeinen Fall.
Angenommen, wir haben in der Umgebung eines Ortes ~ eine Reihe von
Potentialflächen bestimmt, wobei sich aufeinanderfolgende Flächen jeweils um den
kon stanten Potentialwert AqJ unterscheiden. Wir legen dann durch f!I' eine Kurve,
und zwar so, daß sie die Potentialflächen senkrecht durchstößt und in Richtung
steigender Potentialwerte orientiert ist. Außerdem besitze die Kurve eine Längen-
skala mit wachsenden Werten im Sinn der Orientierung (Abb. 9.6a). Je größ er für
einen festen Wert AqJ die Anzahl der Flächen ist, die unsere Kurve auf einem
gegebenen Längenabschnitt durchsetzt, desto größer ist der Betrag der zugeordneten
Spannung. Grob gesprochen: Je dichter die Potentialflächen liegen, desto stä rker
ist da s elektrische Feld . Ein Maß für diese Dichte ist der Quotien t AqJ/AI, also die
Potentialdifferenz zwischen zwei aufeinanderfolgenden Potentialflächen geteilt
156 9 Das e1ektrische Feld

~ ~
1 Po l e n ti a l c ~
c(' 12 .- :J
c(' fl ä ch en rJJ ~
rJJ ~
~<1:l
t::o.
!P2 > !PI 3m
..c .
!PI
.-
O -(])
0:::'0
/:).!P = !P2 - rp..
/:). 1 = 12 -1 1
a b

Abb.9.6 Einem System von Potenti alflächen lä ßt sich als lok ales Ma ß für die Int ensität des elektrischen
Feldes die elektrische Feldstärke zuordnen

durch ihren Abstand. Gleichzeitig können wir aber auch die räumliche Lage der
Potentialflächen in der Umgebung von ;JjJ durch die Angabe der Richtung der e/
skalierten Kurve in ;JjJ erfassen. In sgesamt legen wir fest: Die elektrische Feldstärke
E ist eine gerichtete phy sikalische Größe. Ihr Wert in einem Punkt ;JjJ läßt sich
im elektrostatischen und qu asi-elektrostatischen Fa1l5 au s

oder (9.3)

bestimmen (Abb. 9.6 b), wobe i tJ.cp die Potentiald ifferen z zwischen zwei aufe inander-
folgenden Potentialflächen und tJ.l ihren Normalabstand ang ibt. e, ist die Normalen-
richtung in ;JjJ im Sinne steiger Potentialwerte. Fall s nötig, kann die Auflösung durch
Verkleinerung von tJ.cp erhöht werden (damit ergibt sich a uch ein kleinerer Abstand
tJ.l). Dies wird durch eine besondere Schreibweise in GI. (9.3) rechts ausgedrückt:
tJ.cp und damit tJ.l wird so klein gewählt, daß der Quotient innerhalb der gewün schten
Genauigkeit nicht mehr von der speziellen Wahl abhängt. Man ersetzt den .Dif-
ferenzenquotienten" tJ.cp/tJ.l durch den "Differentialquotienten" dcp/dl . Das negative
Vorzeichen in GI. (9.3) zusammen mit der Festlegung der Normalenrichtung
bewirkt, daß die elektrische Feld stärke genau in die Richtung des größten Potentialab-
falls weist. Diese stimmt im wesentlichen mit dem Richtungssinn der elektrischen
Spannung überein.
Betrachten wir dazu ein Beispiel: Angenommen zwischen zwei großen parallelen
Metallplatten im Abstand a = 50 mm liegt eine Gleichspannung U = 100 V (Abb .
9.7a) . Die untere Platte ist außerdem zu einem durchlaufenden Wulst aufgebördelt.
Abbildung 9.7b zeigt einen Querschnitt in der Umgebung des Wulstes, zusammen
mit den Potentialflächen. Wäre der Wulst nicht vorh anden Abb . 9.7, so würde sich
die Spannung U gleichm äßig über den Zwischenraum aufteilen. Die Potentialflächen
wären dann äq uidista nte Ebenen parallel zu den Platten, z.B. im Abstand von

5 D.h., d ie Bed ingun g (9. 1) ist exa kt bzw. näh erun gsweise erfü llt.
9.1 Die elektrische Spannung 157

(u
Melallpl a tt e n

Abb.9.7 Zwischen zwei Metallplatten liegt die elektri sche Spannung U. a Die unter e Platte besitzt
einen durchgehenden Wulst. b Ausschnitt aus der Verteilung des elektrischen Feldes. Die Plattenränder
sind als weit entfernt angenommen

jeweils lil = 5 mm bei einem Potentialschritt liq> = 10 V. Diese Konfiguration finden


wir auch in Abb . 9.7b ab einer gewissen seitlichen Entfernung vom Wulst. Da da s
Potential von oben nach unten zunimmt, ist die zugehörige Feldstärke E0 nach
oben ger ichtet und besitzt wegen liq>/lil = 10 V/(5 mm) = 2 k v/m den Wert E0 =
(2 kV/m)e o- Wir nennen diese Bereiche gleichmäßiger Spannungsaufteilung ein
homogenes elektrisches Feld , weil sich die elektrische Feldstärke von Punkt zu
Punkt nicht merklich ändert. In der unmittelbaren Umgebung des Wul stes ist die
homogene Verteilung erheblich gestört; wir sprechen dann von einem inhomogenen
elektrischen Feld . Die Oberflächen der beiden Metallkörper bilden jedenfalls die
Äquipotentialflächen 0 V bzw. 100 V, die Flächen 10 V, 20 V usw. verteilen sich
über den dazw ischenliegenden Raum. An der Spitze sind sie am stä rksten zusam-
mengedrängt was eine große elektrische Feldstärke bedeutet. Angenommen, der
Abstand der 90 V-Fl äche von der 100 V-Oberfl äche beträgt dort 0,8 mm, so finden
wir für die Feld stärke wegen liq>/lil=lOV/(0,8mm)=12,5kV/mden Wert E[ =
(12,5 kV /m)e l ' also den 6,25-fachen Betrag der Homogenfeldstärke. Dagegen liegen
die Flächen in der Nähe der Sohle weniger dicht. Wir erhalten dort Z.B. Ez =
(I ,OkV /m)e z·
Der elektrischen Feldstärke E als physikalischer Größe sind wir schon früher
begegnet, nämlich in GI. (3.12) und im Abschnitt 6.3 bei unserer ersten Diskussion
der elektrischen Spannung: Sie wurde als ladungsbezogene Kraft a uf ein (ruhendes)
Testkörperehen eingeführt. Wie paßt das mit der Ableitung aus dem elektrischen
Potential zusammen?
Das elektrostatische Feld ist ein konservatives Kraftfeld, d.h., wenn Sie einen
Testkörper, an dem die Feldkräfte angreifen, entl ang irgendeiner geschl ossenen
Kurve wieder in den Ausgangspunkt zurückschieben, dann ist die insgesamt geleistete
Arbeit gleich Null. Dies drückt sich in der Bedingung (9.1) für das Verschwinden
der Umlaufspannung au s. Man kann nun einem K örper an jedem O rt in einem
konservativen Kr aftfeld einen Wert der sogenannten potentiellen Energie zuordnen:
Sie ist gleich jener Arbe it, die verrichtet werden muß, um den Körper von einem
Bezugspunkt an den betrachteten Ort zu bringen - egal, auf welchem Weg. Im
Einklang mit dem Prinzip der Energieerhaltung stellen wir un s vo r, daß diese
Arbeit irgendwie im Kraftfeld als Energiebetrag gespeichert wird weil, wir sie beim
158 9 Das elektrische Feld

Rücktransport in den Bezugspunkt wieder gewinnen können . Wenn wir jetzt noch
die Energie durch die Ladung dividieren, erhalten wir genau das Potential: " D as
elektrische Potential an irgendeinem Ort im elektrostatischen Feld ist gleich der
ladungsbezogenen Arbeit, die gegen die Feldkräfte verrichtet werden muß, um einen
Te stkörper von einem festen Bezugspunkt an den betrachteten Ort zu bringen".
Damit ist der Zusammenhang zum Kraftfeld und auch zur elektrischen Spannung
hergestellt.
Tatsächlich ist die Fe stlegung der elektrischen Feldstärke als ladungsbezogene
Kraft auf ein (ruhendes) Testk örperehen allgemeiner als die Ableitung au s dem
Potential, weil sie nicht nur für den elektrostatischen und quasi-elektrostatischen
Fall gilt. Sie ist ebenso allgemeingültig wie der Spannungsbegriff selbst, als dessen
lokalen Repräsentanten wir die elektrische Feldstärke aufzufassen haben. Kennen
wir die Feldstärke in jedem Punkt eines Bereiches, so läßt sich die elektrische
Spannung entlang jeder Kurve innerhalb des Bereiches berechnen. Daran möchte
ich Sie anhand der Abb. 9.8 erinnern: Einen Wert E der elektrischen Feldstärke
in einem Punkt können wir stets durch die Angabe ihres Betrages E (Zahlenwert
mal Einheit, z.B. 5,0 VIm) und ihrer Richtung als E = e Ee
darstellen. Bezeichnet
es e
irgendeine andere Richtung, die mit den Winkel a einschließt, so nennt man
den Wert Es = E 'cos(a) die Normalprojektion von E a uf es,
und der zugehörige
Vektor Es= Eses heißt die Komponente von E in Richtung es
(Abb. 9.8a) . Zur
Berechnung der elektrischen Spannung entlang einer Kurve "C zerlegen wir ((j in
n Geradenstücke der Längen SI ' S Z" " 'Sn (Abb . 9.8b) , bilden für jeden Abschnitt
unter Berücksichtigung des Durchlaufsinnes von "C die Normalprojektionen EsI '
Esz, oo. ,Esn und zählen dann alle Produkte Esk's k, k = I,oo . ,n, zu sammen. Wenn
nötig, kann die Zerlegung verfeinert werden. Das Ergebnis ist die Darstellung der
elektrischen Spannung als Kurvensumme der elektrischen Feldstärke

U("C) =
n

L Esk' Sk
k= 1
oder U("C) = f'(,
Es'ds . (9.4)

n
Es = E- co s(a.) U (YJ ) = "'[ESk Sk
k =1

Abb.9.8 Die einer Kur ve '(j' zugeordnete elektrische Spannung U( '6') lä ßt sich als Kurvensumme der
elektrischen Felds tä rke d arstellen. aNormalprojektion der Feldstä rke auf eine vorgegebene Richtung.
b Zerle gung und Bildun g der Kur vensu mme
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 159

Die rechte Schreibweise soll eine "allgemeine, aber hinreichend feine Zerlegung"
ausdrücken, d.h. so fein, daß das Ergebnis im Rahmen der gewünschten Genauigkeit
nicht mehr von der speziellen Art der Zerlegung abhängt. Man ersetzt den
Bogenlängenabschnitt symbolisch durch das .Längenelement'' ds, da s Summen-
zeichen durch das Integralzeichen und spricht von "Integration über die Kurve {fS" .

9.2 Der elektrische Fluß. Influenz

Nach der elektrischen Spannung und ihren Eigenschaften werden wir jetzt ein
zweites Merkmal des elektrischen Feldes besprechen, den elektrischen Fluß. Dazu
gleich ein wichtiger Hinweis: Verwechseln Sie den elektrischen Fluß nicht mit dem
elektrischen Strom. Während wir den elektrischen Strom, die summarische Be-
schreibung des Transportes von Ladungsträgern, noch als etwas Materielles
auffassen können, müssen wir beim Begriff des elektrischen Flusses unser Vorstel -
lungsvermögen stärker strapazieren. Elektrisch geladene Körper beeinflussen ein-
ander, und nach der FeldaufTassung begreifen wir das so, daß die Wechselwirkung
durch den Zwischenraum von Punkt zu Punkt übertragen wird, also gewissermaßen
von einem Körper zum anderen fließt. Von einer räumlichen Bewegung, die wir
meist mit "fließen" assoziieren, ist demnach nicht die Rede . Trotzdem besitzt der
elektri sche Fluß in seiner quantitativen Fassung als physikalische Größe strukturelle
(mathematische) Eigenschaften ä hnlich denen einer wirklichen Strömung, und
daher stammt auch der Name "Fluß". Eine gewisse Vorstellung dieses Feldaspektes
können wir uns anhand folgender Anordnung verschaffen: Aus einer Metallfolie
werden Konturen geschnitten und auf eine waagrechte Glasplatte geklebt. Darüber
streut man elektrisch isolierenden Faserstaub und lädt zwei Folienstücke durch
Anlegen einer hohen Gleichspannung gegeneinander elektrisch auf (Ladungstren-
nung) . Zu beobachten ist dann eine Ausrichtung der Fasern wie in Abb. 9.9, die
tatsächlich den Eindruck von einem Fluß vermittelt, der z.B. am Körper b entsteht
und an a wieder verschwindet. Innerhalb des ringförmigen Bereichs können wir
keine Vorzugsrichtung ausmachen, obwohl c nicht aufgeladen wurde. Der Fluß
erscheint dort unterbrochen.
Als Interpretation bietet sich folgendes an : Wir wissen, daß sich Überschuß-
ladungen auf Leitern immer an der Oberfläche versammeln, a uf a die positiven
Ladungen, aufb die negativen. Der Ring c ist zwar insgesamt ungeladen, die beweg-
lichen Ladungsträger können sich aber so anordnen, daß sich auf der dem positiv
geladenen Körper b zugewandten Seite mehr negative und auf der dem negativ
geladenen Körper a zugewandten mehr positive befinden. Diese Tendenz besteht,
weil Ladungsträger unterschiedlichen Vorzeichens einander anziehen. Wir können
uns vorstellen, daß an den positiven Überschußladungen der elektrische Fluß
entsteht (sie sind sozusagen die Quellen) und an den entgegengesetzt gleich großen,
negativen Überschußladungen wieder verschwindet (Senken des Flusses). Die
negativen Ladungen am rechten äußeren Rand des Ringes vernichten nun den
auftreffenden Fluß vollständig, und die entgegengesetzt gleich großen Ladungen am
linken äußeren Rand lassen ihn in gleicher Größe wieder entstehen. Dies zeigt die
160 9 Das elektrische Feld

Abb.9.9 Durch Fa serstaub kann man das elektrische Feld zwischen geladenen Met allfolien a und b
sichtha r machen. a trägt eine negative Überschußlad ung. b die entgegengesetzt gleich große, posi tive.
c ist insgesamt urigeladen

pr inzipielle Möglichkeit auf, den elektrischen Fluß über die Ladungsmenge an einer
Unterbrechung quantitativ zu erfassen. Damit wollen wir uns nun beschäftigen.
Stellen Sie sich zuerst irgendeine kontinuierliche Strömung vor, z.B. einen
räumlich verteilten elektrischen Strom in einem ausgedehnten Körper. Jedem
Flächenstück ,r:1 innerhalb des Strömungsgebietes ist zu jedem Zeitpunkt ein Wert
J(s1) der Stromstärke zugeordnet. Wir wählen nun speziell in der Umgebung eines
Punktes rJ}J ein kleines, ebenes Flächenstück si mit dem Flächeninhalt A und

S l ro m u ngs r ic h l u ng
a b

I(A ) =/ 0
Abb.9.10 Die Stromstärke (der Fluß) 1(.<:1) durch ein kleines Flächenstück ,<:1 hängt von der Lage der
Normalenrichtung zur Strömungsrichtung ab . a Die Richtungen e n und e fallen zusammen . 1 nimmt
den Größtwert 10 an . b Die Richtungen e n und e schließen den Winkel Ci ein
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 161

untersuchen, wie sich die zugehörige Stromstärke 1(.#) mit seiner Lage in der
Strömung ändert. Als erstes stellen wir fest, daß es eine Lage maximaler Stromstärke
10 gibt. Die Normalenrichtung endes Flächenstücks fällt hier genau mit der
Strömungsrichtung e zusammen, und der Strömung wird deshalb der größte
Durchtrittsquerschnitt dargeboten (Abb.9.10a). Auf diese Weise kann man im
Prinzip die Strömungsrichtung feststellen. Ist jedoch die Normalenrichtung e n
gegen die Strömungsrichtung e um den Winkel o: geneigt (Abb . 9.10b), so findet
die Strömung nur mehr den wirksamen Durchtrittsquerschnitt A -cost«), Dement-
sprechend ist die Stromstärke auf Io'cos(a) reduziert. Diese Eigenschaft übernehmen
wir allgemein für Flüsse, insbesondere für die Ermittlung der lokalen Flußrichtung.

Influenz
Auf einem ursprünglich ungeladenen elektrischen Leiter ordnen sich die vorhan-
denen, beweglichen Ladungsträger zu einer neuen Verteilung, wenn er in die Nähe
eines elektrisch geladenen Körpers gebracht wird. Es kommt dabei zur Bildung
von Überschußladungen verschiedenen Vorzeichens auf unterschiedlichen Teilen
der Oberfläche. Man nennt diese Erscheinung Influenz. Sie folgt aus der Tatsache,
daß sich ungleichnamige Ladungen anziehen und gleichnamige abstoßen.
Auf dem ringförmigen Bereich der Abb . 9.9 haben wir eine Ladungstrennung
dieser Art festgestellt. Sie führte zu einer Unterbrechung des elektrischen Flusses,
weil die influenzierten Überschußladungen als Flußsenken bzw. Flußquellen
wirken. Angenommen, wir bringen nun zwei aneinandergelegte Metallscheibchen
in das elektrische Feld zwischen geladenen Körpern (Abb. 9.11a). An der dem
negativ geladenem Körper zugewandten Seite gibt es dann einen positiven, auf der
anderen Seite einen negativen Ladungsüberschuß. Wenn nun die Scheibchen im
Feld voneinander getrennt werden (Abb. 9.11b), dann bleiben die unterschiedlichen
Ladungen auf ihnen gefangen und der elektrische Fluß dazwischen ist unterbrochen.
Jetzt können wir die Scheibchen aus dem Feld nehmen und die Ladungen messen

a b %-
~-
~~
+ m- +
+ %J -
~-
+
+
g;-~ +

Abb.9.11 Der elektrische Fluß läßt sich über die Influenzladungen in einem Doppelscheibchen
bestimmen. a Die beiden Scheibchen stehen in elektrischem Kontakt. b Die Scheibchen werden im
Feld getrennt. Beim Herausnehmen können sich die Ladungen nicht mehr ausgleichen
162 9 Das elektris che Feld

(dafür gibt es geeignete Meßgeräte). Durch Wiederholungen des Versuches an


derselben Stelle läßt sich eine ausgezeichnete Lage bestimmen, für die der Betrag
der influenzierten Ladungen am gr ößten ist. Die Normalenrichtung des Doppel-
scheibchens entspricht dann der lokalen Richtung des elektrischen Flusses (Dieser
Fall ist in Abb . 9.11 dargestellt). Messen wir dabei die Ladungsmengen + Q bzw.
- Q, so sind diese gleich dem Wert des unterbrochenen Flusses.
Allgemein legen wir fest: Der Wert lf'(s#) des elektrischen Flusses an einem
Flächenstück si ist gleich dem Wert der dort influenzierbaren elektrischen Ladung.
Das Bild vom elektrischen Fluß kann damit vervollständigt werden: Die
Quellen (und Senken = negative Quellen) des elektrischen Flusses sind die elektri-
schen Ladungen. Befindet sich an der Oberfläche eines Leiters oder auf einem Teil
davon die po sitive (negative) Ladungsmenge Q, so ent springt (verschwindet) dort
ein elektrischer Fluß gleichen Ausmaßes. Seine Verteilung im Raum können Sie sich
als ein System aneina nderliegender Kanäle, der elektrischen Flußröhren. vorstellen,
von denen jede einen elektrischen Fluß gleicher Größe Ll tp führt (Abb . 9.l2a). Wo
eine Flußröhre entspringt, finden Sie die positive Ladung LlQ = Ll tp, und wo sie
wieder verschwindet, die negative Ladung der Größe - Ll tp. Zur Bestimmung des
Flusses tp( s:I), der durch eine gegebene Fläche .<:1 tritt, ist lediglich die Anzahl der
durchsetzenden Flußröhren abzuzählen (Abb.9.12b). Dabei muß die gewählte
Orientierung von .<:1 (als positiv angenommener Durchtrittssinn, Bezugs sinn)
berücksichtigt werden (positive Zählung, falls die Röhre im Bezugssinn durch .<:1
tritt, sonst negative). Wurde z.B. in Abb . 9.12b für das Flußquantum einer Röhre
Ll 'P = 20 pe ( = 2· 10- 11 As) gewählt, so folgt tp (.<:1) = 12·Ll tp = 240 pe. Natürlich
kann durch die Wahl kleinerer Werte Ll tp die Zerlegung verfeinert und damit die
Auflösung erhöht werden. Die Annahme der Flußrichtung von den positiven zu
den negativen Ladungen ist eine reine Konvention, ähnlich der Festlegung für den

a b

\, /""__-'_ 0-- Flä ch enlad u n g


6Q

Abb.9.12 Die Verteilung des elektrischen Flusses im Raum kann man sich a ls ein System a neinander-
gelegter Flußröhren vorstellen . a Entsp ringt an einer Leiterobertl äch e eine Flußröhre, so sitzt dort
eine positive Flächenladung. b Ausschnitt aus einer Flußverteilung. Der einem Flächenstück .<1
zugeordnete Fluß läßt sich bestimmen durch Abzählen der durchsetzenden Flußröhren
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 163

Richtungssinn des elektrischen Stromes. Sie paßt, wie Sie sehen werden, auf
vernünftige Art zu unseren bisherigen Vereinbarungen.

Der Satz vom elektrischen Hüllenfiuß


Den Zusammenhang zwischen der elektrischen Ladung und dem elektrischen
Fluß werden wir nun ganz allgemein formulieren. Betrachten Sie da zu nochmals
das in Abb. 8.1 dargestellte Gebilde: Irgendein Raumteil j /" ist durch seine Hülle? 'I .
vom Rest der Welt abgegrenzt. Stellen Sie sich die Hülle am besten nicht als ein
materielles Gebilde vor, sondern als eine gedachte Fläche mit einem positiven
Durchtrittssinn (äußere Orientierung) von innen nach außen. Im speziellen kann
01' " mit der Oberfläche von Körpern zusammenfallen; wir können aber auch einen
Körper gedanklich durchschneiden, sodaß ein Teil davon in 'i . und der Rest nicht
in 1'" liegt. Wenn der Raumteil insgesamt eine positive Überschußladung trägt,
dann bildet er eine Quelle des elektrischen Flusses, bei negativer eine Senke. Tritt
also ein elektrischer Fluß lfI(01'") durch die Hülle o r , so wissen wir, daß der
Bereich j /" eine entsprechende Ladungsmenge Q(i/") enthält. Dies wird im Satz vom
elektrischen Hüllenfluß ausgedrückt:

(9.5)

In Worten: Ein durch die geschlossene Oberfläche a j " eines Raumteils r austre-
tender elektrischer Fluß lfI(o 'f") ist gleich der im Raumteil r befindlichen Ladungs-
menge Q(1'} Kurz: "Der elektrische Fluß nach außen durch eine Hülle ist gleich der
eingeschlossenen Ladung". (Natürlich kann der Fluß auch eintreten, er wird dann
als negativ gezählt.)
Beachten Sie folgendes. Gilt für eine Hülle lfI( o"'l') = 0, so folgt daraus i.a. nur,
daß keine Überschußladungen eingeschlossen sind . Es heißt nicht notwendig, daß
es in dieser Gegend überhaupt keinen elektrischen Fluß gibt. Wenn Sie sich z.B.
in die Flußverteilung der Abb . 9.12 beinen ladungsfreien Bereich eingebettet
denken, dann tritt genau die gleiche Anzahl von Flußröhren ein wie aus . Wir
werden später sogar Situationen kennenlernen, wo nirgends merkbare Überschuß-
ladungen zu finden sind und es trotzdem einen elektrischen Fluß gibt. Die
Flußröhren bilden dann ein in sich geschlossenes System, d.h. jede Flußröhre läuft
in sich selbst zurück. Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß ist jedenfalls allgemein-
gültig.

Darstellung von Ladungsverteilungen


Elektrische Überschußladungen können auf unterschiedliche Weise im Raum
verteilt sein . Sind sie in vereinzelten Punkten konzentriert, so sprechen wir von
Punktladungen und berechnen die gesamte, einem Bereich j / " zugeordnete Ladung
164 9 Das elektrische Feld

a b

Abb.9.13 Ladungsverteilungen im Raum . a Punktladungen. b Linienladung. e Fl ächenladung.


d Raumladung

durch Summation der darin enthaltenen Einzelladungen (Abb. 9.13a),

n
Q('1'-) = L Qk . (9.6)
k =1

Gelegentlich ist es nötig, sich die Ladung entlang von Kurven kontinuierlich
verteilt vorzustellen, Z.B. auf linienförmigen Leitern, wie dünnen Drähten. Man
nennt das eine Linienladung, wobei die Kurve durchaus nicht gleichförmig mit
elektrischer Ladung belegt sein muß. Sie zerlegen dann die Kurve in eine Anzahl
von Abschnitten mit den Längen SI'S2""'Sn und bestimmen für jeden die darin
enthaltene Ladung QI ,Q2, ... , Qn'6 Der Quotient

oder r = dQ /ds, (9.7)

die Linienladungsdichte, ist ein Maß für die Ladungskonzentration entlang der
Kurve. Wollen Sie umgekehrt für bekannte Werte der Linienladungsdichte die
einem Raumteil "f/ zukommende Ladung berechnen, so teilen Sie das ins' liegende
Kurvenstück '?? n "f/ in Intervalle, multiplizieren den jeweiligen Wert der Lini-

6 Je feiner Sie die Zerlegung wählen. desto größer ist i.a. die erhaltene Information.
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 165

enladungsdichte mit der Intervallänge (Abb . 9.13b) und zählen das Ergebnis
zusammen:

LrdTdS ,
n

Q(1"") = L
k:J
'sk 'Sk oder Q(1"") = (9.8)

Ähnlich gehen wir vor, wenn elektrische Überschußladungen auf Flächen


angesammelt sind, z.B. auf den Oberflächen von Leitern. Wir sprechen dann von
Flächenladungen. Als lokales Maß für Ladungskonzentration dient die Flächen-
ladungsdichte

oder a = dQ /dA, (9.9)

die wir durch eine ausreichend feine Zerlegung der Fläche in Einzelteile mit den
Flächeninhalten A J' A 2 " ' " An im Prinzip bestimmen können. Die einem Raumteil
1"" zukommende Ladung wird wieder über eine Summation berechnet (Abb . 9.13c),

L,n
n
Q(1"") = L (fk ' Ak oder Q(1"") = ja dA , (9.10)
k :J

wenn d n 1"" den innerhalb von 1"" liegenden Teil der Fläche bedeutet.
Eine kontinuierliche Verteilung elektrischer Ladung im Raum nennt man
Raumladung. Wir finden sie z.B. in der Erdatmosphäre oder als Raumladungszonen
im Inneren von Halbleitern. Sie kennen bereits die zugehörige Dichte; es ist die
Raumladungsdichte oder kurz Ladungsdichte als Ergebnis einer ausreichend feinen
Zerlegung:

oder p=dQ/dV. (9.11)

Ist umgekehrt die Ladungsdichte in einem Bereich 1"" von Punkt zu Punkt bekannt,
so läßt sich die zugeh örige Ladung durch den Summationsprozeß (Abb. 9.13d)

I QW)~ J, edV
n

Q(1"") = L Pk ' Vk oder (9.12)


k:J

bestimmen.
Die jeweils rechtsstehende, symbolische Schreibweise der Gin. (9.7) bis (9.12)
drückt, wie bereits besprochen, das Bild einer hinreichend feinen Unterteilung
des jeweiligen Bereiches aus. Man nennt ds, dA und d V der Reihe nach Längenele-
rnent , Flächenelement und Volumenelement und dQ dementsprechend Ladungsele-
ment 7 . Wenn Sie später auch elegante mathematische Methoden zur Berechnung

7 Sie brauchen sich diese Größen nicht notwendig als " unend lich klein " vorzustellen .
166 9 Das elektrische Feld

Raum ladung

p o s itive
Fläc he n lad u ng

Abb.9.14 Vor einer positiv geladenen Leiteroberfläche befindet sich eine negative Raumladungswolke.
Der elektrische Fluß wird kontinuierlich aufgezehrt und die Flußröhren verschwinden

der als Integrale bezeichneten Summen kennenlernen, dann sollten Sie über all
den rechentechnischen Details trotzdem nie den zugrundeliegenden elementaren
Summationsprozeß und seine physikalische Bedeutung vergessen.
Ein Wort noch zum Bild der Flußröhren: Im Fall einer elektrischen Raumladung
sind die Quellen bzw. Senken des elektrischen Flusses kontinuierlich über den
Raum verteilt. Es können sich dann neue, gewissermaßen offene Röhren bilden
und auch wieder verschwinden. Nehmen Sie als Beispiel den in Abb. 9.14 dargestellten
Ausschnitt einer Flußverteilung: Vor einer positiv geladenen Leiteroberfläche
befindet sich eine Raumladungswolke entgegengesetzt gleich großer Ladung. Mit
der Annahme eines Flußquantums d'P entspringt an jedem Oberflächenstück, das
die Ladung dQ = d'P enthält, eine Flußröhre. Durch die negative Raumladung
wird der Fluß kontinuierlich aufgezehrt, sodaß ab einem bestimmten Abstand
praktisch kein elektrisches Feld mehr existiert.

Die elektrische Flußdichte


Eine elektrische Spannung ist immer einer Kurve im Raum zugeordnet, und ein
elektrischer Fluß immer einer Fläche. Ähnlich wie wir in der elektrischen Feldstärke
als ladungsbezogene Kraft auf ruhende Punktladungen ein lokales Maß für die
Feldintensität gefunden haben, werden wir un s nun auch für den elektrischen Fluß
einen lokalen Repräsentanten verschaffen.
Ausgangspunkt ist der Versuch mit den Doppelscheibchen, der für die Umgebung
eines Punktes sowohl die räumliche Richtung des Flusses, sagen wir e, wie auch die
Werte der dort influenzierten positiven und negativen Ladung liefert. Angenommen,
die Scheibchenfläche beträgt A, und es tritt in der Normalstellung die Ladung Qi
bzw. - Qi auf (Abb. 9.15). Wir legen dann eine gerichtete physikalische Größe, die
elektrische Flußdichte", als

oder (9.13)

8 Ande re Namen für die elektrische Flußdichte sind "dielektrische Verschiebung" und "elektrische

Erregung".
9.2 Der elektrische Fluß. Influenz 167

Abb.9.15 Die elektrische Flußdichte wird über die influenzierbare Flächenladungsdichte festgelegt

fest, d.h. als die mit der lokalen Flußrichtung versehene influenzierbare Flächen-
ladungsdichte (T i an einem Testscheiben in Normalstellung (Abb. 9.15). Der Flä-
cheninhalt A ist so klein anzunehmen, daß der Quotient (Ti = QJA unabhängig von
A wird.
Einen Wert ii der elektrischen Flußdichte in einem Punkt können wir stets
durch die Angabe ihres Betrages D (Zahlenwert mal Einheit, z.B. I,2'lC/ m 2 =
1,2'10 - 6 As/m 2) und ihrer Richtung e als ii = De darstellen. Bezeichnet en
irgendeine andere Richtung (z.B. die lokale Richtung einer Flächennormalcn), die
mit e den Winkel o: einschließt, so nennt man den Wert D n = D cost«) die Normal-
projektion von ii auf e n (Normalprojektion auf die Normalenrichtung, kurz
e
"Normalenprojektion") und der zugehörige Vektor ii n = D n n heißt die Komponente
von ii in Richtung e n (Normalkomponente, Abb. 9.16a). Der Name "elektrische
Flußdichte" deutet es bereits an: Der elektrische Fluß durch eine Fläche ,9/ läßt sich
aus ihr über einen Summationsprozeß gewinnen. Wir ersetzen dazu den Bereich

a b Du r chtriU s s in n

~~-=: :~~
: -.
,

D n = D · c os ( ex ) ~ (A) = L o.: »;
k = l

Abb.9.16 Der einer Fläche d zugeordnete elektrische Fluß P(.Id) läßt sich als Flächensumme der
elektrischen Flußdichte darstellen. aNormalprojektion der Flußdichte auf die Normalenrichtung.
b Zerlegung der Fläche und Bildung der Flächensumme
168 9 Das elektr ische Feld

sI durch eine Anzahl kleiner Ebenenst ücke mit den Flächeninhalt en Al ' A z, " " A m
und bestimm en für jedes Element d ie Richtung en der Flächenno rrnalen, d ie a uf
die gleiche Seite wie der angeno mme ne Du rchtritt ssinn von .w (äuße re O rientieru ng)
weist (Abb. 9.16b) Der Flu ß durch ein Flächenelement ist gleich dem Pr oduk t a us
de m Flächeninhalt und der No rmale nprojek tio n der Flu ßd icht e (Abb . 9.IOb und
9.16a). Als Ge samtwer t erha lte n wir d ie Darstellung des elektrischen Flusses als
Flächensumme der elektrischen Flußdichte

lfI (.cI ) =
k
m
I o.; A
~ 1
k oder I 'P("<1)~ L
D""dA I " (9. 14)

Die Schreibweise als .Fl ächenintegral' ' symb olisiert eine "a Ilgemeine, a ber hin-
reichend feine" Zerl egung.

9.3 Verknüpfungen elektrischer Spannungen und Flüsse.


Die Kapazität

Wenn Sie einen elastischen Körper einem System von Kr äften aussetzen, so
wird er sich verformen. Wenn Sie umgekehrt einen elast ischen Körper verformen ,
dann erzeug en Sie dami t ein System vo n Kr äften. K räfte und Verformunge n in
einem elastischen Körper sind also stets mit ein ander verkn üpft, a bhä ngig vo n den
spezieIlen Eigensc hafte n des Kö rpers. Eine ä hnliche Situa tio n finde n wir a uch im
elektrischen Feld vo r: Elek trische Spannungen und elek trische Flüsse treten stets
geme insam a uf, und die Art ihrer Verknüpfung hän gt vo n den speziellen Eigenscha f-
ten des betrachteten Raumteils und der darin entha ltenen Mat er ie ab. Im U nter-
schied zu den mech an ischen Feldern ben öt igen die elektrischen Felder a llerdi ngs
nicht notwendig materieIle Träger, sie können a uch im leeren Ra um existieren. Die
Beziehungen zwischen den elektrischen Spannungen und den elektrischen Flü ssen
sind dann besonders einfach . Sie werden am bequ emsten mit Hilfe ihrer lok alen
Repräsentanten, der elektrischen Feldstärk e und der elektrischen Flußdicht e,
formuliert. Damit woIlen wir uns als erstes beschäftigen.

Die elektrische Feldkonstante

Stellen Sie sich im leeren Raum eine einzelne Punktladung mit der positiven
Ladungsmenge Q vor. Aus ihr quillt elektrischer Fluß vom Ge samtausma ß lfI = Q
(Sa tz vom elektrischen Hüllenftuß), und zwar rad ial und gleichmä ßig nach a Ilen
Raumrichtungen, wenn sich in ihrer Umgebung keine a nde ren Körper befind en.
Diese gleichmäßige Ver teilung auf alle Raumrich tungen bedeutet, daß ein in der
Punktladung zentriertes Raumsegment mit dem Raumwinkel n als Fl ußröhre den
elektris chen Fluß I1lf1 = Q' n /4n füh rt (Abb. 9.17). Im Abstand r vom Zentru m hat
9.3 Verknüpfungen elektrischer Spannungen und Flü sse 169

Raumw in k el \2
~ Fluß rö h re l1>Y = Q O/47T

• ~
. ~ _/ Flä ch e l1A = 1' 2 (1

J .
" t /

Punkll ad un g Q r
~ Z'~ -- D -- ~ e
I ' 4711' 2 r

Abb.9.17 Ausschnitt der Flußverteilung um eine einzelne Punktladung im leeren Raum. Dargestellt
ist eine Flußröhre mit dem Raumwinkel n

die Querschnittsfläche dieser Flußröhre den Inhalt ~A = r 2 n, also beträgt dort


die Flußdichte D = ~ 'f'/~A = Q/(4nr 2 ), und sie ist radial nach außen gerichtet. Wir
haben damit die elektrische Flußdichte im Abstand r von einer einzelnen Punkt-
ladung berechnet:

- Q - (9.15)
D = - - 2 er '
4nr

Sehen Sie sich im Vergleich dazu die Abb. 3.7 und den Ausdruck (3.11) für die
elektrische Feldstärke an , auf den wir bei der Untersuchung des Kraftfeldes
ebenfalls in der Umgebung einer einzelnen Punktladung im leeren Raum gest oß en
sind :

(9.16)

Die Gin. (9.15) und (9.16) passen genau dann zusammen, wenn zwischen der
elektrischen Feldstärke und der elektrischen Flußdichte die Verknüpfungsbeziehung
im leeren Raum

(9.17)

besteht. Die Konstante 1:0 nennen wir elektrische Feldkonstante oder Influenz-
konstante. Ihr Wert beträgt, wie wir bereits wissen

\ - 12 As 10- 9 As
1:0 =- = 8,854. . .. \0 - ;:::: - - - - (9.18)
J1o C~ Vm 36n V m

oder, mit der abgeleiteten SI-Einheit Farad (\ F = \ As/V),

1 1:0 = 8,854... pFIm I· (9.19)


170 9 Das elektri sche Feld

Es erhebt sich natürlich die Frage, ob die Verknüpfungsbeziehung (9.17) eine


allgemeine Eigenschaft des elektrischen Feldes im leeren Raum erfaßt, oder ob sie nur
eine spezielle Eigenschaft des elektrischen Feldes einer einzelnen Punktladung, de s
sogenannten Coulomb-Feldes, ausdrückt. Tatsächlich ist (9.17) als lokale Beziehung
im leeren Raum allgemein gültig, und Bo ist eine universelle Konstante, unabhängig
vom räumlichen und zeitlichen Verlauf des elektrischen Feldes. Dies hat dazu
geführt, daß der elektrische Fluß häufig nicht als eigenständige Größe anerkannt,
sondern seine Flußdichte über die Verknüpfungsbeziehung im leeren Raum durch
die elektrische Feldstärke erklärt wird . Konsequenterweise gibt es dann keinen
physikalischen Grund, im leeren Raum i5 und E überhaupt zu unterscheiden. In
diesem Sinn ist Bo physikalisch bedeutungslos und wird lediglich zur Anbindung
a n die praktischen Einheiten des Internationalen Einheitensystems akzeptiert.
Wir haben hier den elektrischen Fluß a ls begrifflich eigenständige Größe über
die influenzierbare Ladung eingeführt und, unabhängig davon, die elektrische
Spannung über die ladungsbezogene Arbeit bzw., wie allgemein üblich, die elektrische
Feldstärke über die ladungsbezogene Kr aft auf eine ruhende Testladung. Die
Verknüpfungsbeziehung (9.17) erkennen wir als eine Beziehung an , in der sich
physikalische Eigenschaften des leeren Raumes ausdrücken, Z. B. die phy sikalische
Geometrie. Für die formale Entwicklung ist es jedoch völlig belanglos, welche
Größen wir als fundamental und welche wir als abgeleitet betrachten.
Betrachten wir noch eine andere Anordnung, nämlich zwei planparallele
Metallplatten im leeren Raum oder in Luft", elektrisch isoliert aufgestellt (Abb. 9.18).
Wird von der einen Platte z.B. durch kurzzeitiges Anschließen einer Spannungsquelle
eine Ladungsmenge Q auf die andere Platte verschoben, so erscheint die erste
Platte mit - Q, die zweite mit + Q geladen. Wir finden dann zwischen den Platten
den elektrischen Fluß gleichförmig verteilt, wenn ihr Abstand I klein gegen die
Querabmessungen ist. Lediglich an den Rändern wird er geringfügig herausgedrängt.
Man kann diesen Versuch tatsächlich mit Plattenpaaren unterschiedlichen
Flächeninhalts A ausführen, dabei den Abstand I variieren und für unterschiedliche
Werte der Spannung U zwischen den Platten die Ladungsmenge Q bestimmen.
Alle Meßergebnisse lassen sich im wesentlichen 10 in der einfachen Gleichung

Q
- - I'
U
- (9.20)
A- '0 I

mit einer Konstanten Bo zusammenfassen. Sie ahnen es sicher schon: Co erweist sich
als unsere elektrische Feldkonstante (9.19).Wie ist dieses Ergebnis zu interpretieren?
Die elektrischen Überschußladungen verteilen sich hauptsächlich auf den
Innenseiten der Platten gleichmäßig (abgesehen von den Rändern) in dünnen
Schichten mit den Flächenladungsdichten (J = Q/ A bzw. - (J = - Q/ A . Dort ent-
springt bzw. verschwindet der elektrische Fluß, und zwar mit dem Flußdichtebetrag

Y Wir werd en spä ter sehen. warum die Anwesenheit von Luft bei elektros ta tischen Versuchen dieser
Art nicht stört.
10 Für genaue Messungen verwendet man Plattenpaa re mit einem sogena nnten Schutzring. Die

Störung des homogenen Feldverlaufs a n den Rändern läßt sich damit meßtechnisch beseitigen.
9.3 Verknüpfungen elektrischer Spannungen und Flüsse 171

/
Ladung + Q , Flä c heninha lt A
...---,..

ju
Lad un g - Q , Fläch enin halt A
Abb.9.18 Schnitt durch zwei planparallele, entgegengesetzt gleich groß geladene Metallplatten. Zwischen
den Platten bildet sich ein hom ogenes elektrisches Feld au s

D gleich der positiven Flächenladungsdichte, D = Q/ A (vergleichen Sie dazu


Abb . 9.15). Das ist die linke Seite von GI. (9.20). Auf der rechten Seite steht neben Co
der Quotient U/1, und der ist, wie Sie wissen, im homogenen Feldbereich zwischen
den Platten gleich dem Betrag der elektrischen Feldstärke E. Gleichung (9.20)
drückt also wiederum die Verknüpfungsbeziehung (9.17) aus . Für den leeren Raum
haben wir damit die universelle Proportionalität der elektrischen Flußdichte 15 zur
elektrischen Feldstärke E über die elektrische Feldkonstante Bo als Erfah-
rungstatsache festgestellt. Im speziellen besitzt hier der Vektor 15 immer die gleiche
Richtung wie der Vektor E.
Erinnern Sie sich an die bildliehe Darstellung des elektrischen Flusses: Die
elektrische Flußdichte 15gibt an jedem Ort die Richtung einer Flußröhre an . Im

a b Flußrohren

.....
.....
.....

'--f--'-
.....

,,- 1
P o te ntial -
fl ä ch e

/
Flußro h r e
Paten tial fläc hen
Abb.9.19 Bildliehe Darstellung des elektrischen Feldes im leeren Raum . a Potentialflächen werden
von Flußröhren senkrecht durchsetzt. b Schnitt durch die Feldverteilung in der Umgebung zweier
entgegengesetzt gleich groß geladen er Leiter. Die Systeme der Potentialflächen und der Flußröhren
bilden zusammen eine orthogonale Zellenstruktur
172 9 Das elektrische Feld

elektrostatischen Feld haben wir überdies zur Veranschaulichung der Spannungs-


verteilung die Potentialflächen eingeführt, wobei der Vektor E der elektrischen
Feldst ärke immer senkrecht dazu steht. Sind nun i5 und E gleichgerichtet, so heißt
das daß die Potentialflächen von den Flußröhren im leeren Raum stets senkrecht
durchsetzt werden (Abb. 9.19a). Das Schichtensystem der elektrischen Spannungs-
verteilung und das Röhrensystem der elektrischen Flußverteilung bilden zusammen
eine orthogonale Zellenstruktur. Den Schnitt durch eine derartige Struktur des
elektrischen Feldes in der Umgebung zweier entgegengesetzt gleich groß geladener
Leiter sehen Sie in Abb. 9.19b . Da die Oberflächen stromloser Leiter immer auch
Potentialflächen sind, werden sie von den Flußröhren im leeren Raum senkrecht
getroffen. An den Enden jeder Flußröhre sitzen positive bzw. negative Ladungen
von genau dem Ausmaß, wie die Röhre elektrischen Fluß führt.

Die Kapazität

Das in GI. (9.20) zusammengefaßte Ergebnis des Versuches mit den beiden plan -
parallelen Metallplatten (Abb. 9.18)können wir auch auffolgende Weise ausdrücken.
Für eine gegebene Anordnung der Platten im leeren Raum ändert sich bei einer
Variation der Spannung U zwischen den Platten zwar die insgesamt verschobene
Ladungsmenge Q, die Größen Q und U erweisen sich jedoch als proportional, d.h.

1 Q=C 'U I· (9.21)

Die Proportionalitätskonstante

C = BoA/l (9.22)

heißt die Kapazität der Plattenanordnung im leeren Raum. Eine solche Proportio-
nalität besteht bei jedem Paar von Leitern im leeren Raum 11, wenn eine positive
Ladung auf dem einen und eine gleiche negative Ladung auf dem anderen liegt.
Die Formel (9.22) können wir allerdings nur dann zur Berechnung der Kapazität
verwenden, wenn sich das elektrische Feld zwischen den beiden Leitern im leeren
Raum homogen ausbildet. Auch für die Doppelplatte ist diese Formel nicht exakt
gültig, weil sie die Feldinhomogenitäten an den Rändern nicht erfaßt. Je kleiner
aber der Abstand I im Vergleich zu den Querabmessungen ist, desto kleiner wird
auch der Fehler. Sie werden später allgemeine Verfahren zur rechnerischen Bestim-
mung von Kapazitäten kennenlernen. Natürlich kann man sie auch durch Messungen
bestimmen, entweder direkt am zu untersuchenden Objekt, oder durch geeignete
Modellversuche.
Die Einheit der Kapazität im Internationalen Einheitensystem können Sie direkt
aus GI. (9.21) ablesen : 1 Coulomb durch I Volt. Sie hat den Namen Farad erhalten,

11 Und auch bei Anwesenheit von elektrisch isolierenden Werk stoffen, deren Verhalten wir als

"linea r" bezeichnen .


9.3 Verknüpfungen elektrische r Spannungen und Flüsse 173

also

1l F = I C/V = 1 A s/ V I. (9.23)

Z.B. besitzt ein planparalleles Plattenpaar mit der Fläche A = 1 drn? und dem
Abstand / = I mm nach der Formel (9.22) die Kapazität

coA pF 10- 2 m 2
C= -=8,85 - 3 ::::;89pF,
/ m 10- m

also einen relativ kleinen Wert. Er wird größer, wenn Sie den Plattenabstand /
verkleinern oder den Flächeninhalt A vergrößern. Man kann etwa zwischen zwei
langen Streifen einer Aluminiumfolie einen Papierstreifen von sagen wir 0,02 mm
Dicke legen und das ganze aufrollen. Das ergibt Kapazitäten von einigen Mikrofarad.
Früher wurden elektrische Kondensatoren (das sind Bauelemente, deren wesentliche
Eigenschaft die Kapazität ist) tatsächlich häufig auf diese Art hergestellt.
Sehen wir nun nochmals das radialsymmetrische Feld einer einzelnen Punkt-
ladung Q an. Sie kennen aus den Gin. (9.15) und (9.16) bereits die Werte der
elektrischen Feldstärke E und der elektrischen Flußdichte 15 in jedem Punkt,
nämlich

- I Q_ - - Q-
E = - '- e"
-2 D = coE = - -2 er ' (9.24)
Co 4rcr 4rcr

Das zugehörige elektrische Potential beträgt

1 Q
cp= - - , (9.25)
Co 4rcr

d.h. die Flächen konstanten Potentials, die Äquipotentialflächen sind konzentrische


Kugelflächen. Davon können Sie sich anhand des Zusammenhanges (9.3) der
elektrischen Feldstärke mit dem Potential überzeugen: Zwischen zwei Potential-
flächen mit den Radien r bzw. r+M (d.h. fl/=flr) liegt die Potentialdifferenz

I Q 1 Q Q M
flcp= - ·- - - - ·- = - - ,
c0 4rc r + flr c0 4rc r c0 4rc r(r + Ar)

Damit liefert GI. (9.3) mit e/ = e" der radialen Richtung,

E=_flCPe,= _l_. Q er
fl/ c0 4rc r(r + flr)

und , wenn wir "hinreichend verfeinern", d.h. die Potentialflächen mit M -+ 0 zusam-
menrücken, genau den ersten Ausdruck in (9.24).
174 9 Das elektrische Feld

Abb.9.20 Schni tt durch einen Kugelkondensat or. Die Feldko nfigura tion
im Bereich , I ~ r ~ ' 2 entsp rich t der einer Punkt lad ung im Zentrum. Im
Außenrau m gibt es kein elektrisches Feld

Angenommen, wir ersetzen jetzt die Punktladung durch eine konzentrische


Metallkugel mit dem Radius r 1, auf deren Oberfläche die Ladungsmenge Q
gleichmäßig verteilt ist. Für Radien r ~ r t haben wir dann immer noch da s
elektrische Feld (9.24), so la nge keine anderen Körper in der Nähe sind (dies folgt
a us der Kugelsymmetrie der Anordnung und aus dem Satz vom elektrischen
Hüllenfluß). Wir können soga r noch einen Schritt weitergehen und die Kugel mit
einer konzentrischen Metallkugelschale mit dem inneren Radius r2 umgeben, a uf
d ie wir eine entgegengesetzt gleich große Überschußladung - Q aufbringen (Abb.
9.20) Im Bereich r l :::; r :::; r 2 ände rt sich weiterhin nichts, die Konfiguration des
elektrischen Feldes bleibt d ie der einzelnen Punktladung im leeren Raum . Im
Außenraum allerdings verschwindet das elektrische Feld, weil der Flu ß durch d ie
a n der Innenfläche befindli che Ladung - Q genau kompensiert wird . Wir haben
hier die typische Zwei-Leiter-Anordnung und können au ch die Kapazität berechnen:
Die elektrische Spannung zwischen den beiden Leitern ergibt sich, wenn wir den
Bezugssinn von innen nach a ußen annehmen, wegen GI. (9.2) und GI. (9.25) als
Potentiald ifferenz zu

(9.26)

und dar au s folgt mit C = Q/ U (G I.(9.2 1)) für d ie Kapazität des leeren Kugelkonden-
sators

(9.27)

Wir haben den Begriff der Kapazität in bezug auf ein Leiterpaar eingeführt.
Gelegentlich spricht man aber auch von der Kapazität eines einzelnen Leiters .' ?
und stellt sich dabei vo r, daß sich der Partner irgendwo weit entfernt befindet, z.B.
durch den Boden, die Wände und die Decke eines Zimmers gebildet wird . Die
G estalt de s zweiten Leiters spielt dann für den Wert der Kapazität kaum eine Rolle ,
weil sich da s elektrische Feld in der U mgebung des ersten Leiters konzentriert

12 Der Kapazität sbegrilf lä ßt sich a uch a uf System e von drei und mehr Leitern erweitern . Wir

werd en das im Abschn itt 10.3 disk utie ren.


9.3 Verknüpfungen elektri scher Spannungen und Flüsse 175

und die Feldstärke mit wachsender Entfernung rasch abnimmt. Ein Beispiel dafür
ist die Kapazität einer Kugel im leeren Raum, deren Wert wir au s der Formel (9.27)
für einen Kugelkondensator mit r2» r t erhalten:

C = c0 4nr 1 . (9.28)

Gleichzeitig folgt au s (9.24) und (9.26) für die elektrische Feldstärke an der
;e
Kugeloberfläche (E = E r ) bzw. für die Spannung der Kugel gegen die Umgebung

Q
Er = - -2' u= -Q- , (9.29)
co4nr 1 co4nr t

und durch Zusammenfassen der beiden letzten Gleichungen

(9.30)

Wenn also die elektrische Spannung V der Kugel gegenüber anderen, im Vergleich
zur Größe des Radius r t weit entfernten Leitern bekannt ist, dann finden Sie die
elektrische Feldstärke an der Kugeloberfläche auf einfache Weise als Quotient
V [r i - Dieses Ergebnis ist technisch wichtig. Man kann nämlich jede scharfe Ecke
oder Spitze in erster Ann äherung als Kugeloberfläche vom kleinen Krümmungs-
radius r 1 betrachten (Abb . 9.21). Je kleiner der Radius, desto geringer ist der Einfluß
des restl ichen Leiters, und es treten schon bei technisch durchaus üblichen
Spannungen sehr hohe Feldstärken unmittelbar vor der Spitze auf. Dabei kann Z.B.
die umgebende Luft ihr Isolationsvermögen verlieren, weil einige der stets vo rhan-
denen freien Elektronen oder Ionen stark beschleunigt werden und über Stöße
weitere Ladungsträger erzeugen. Es kommt dann zu unterschiedlichen Formen
von Entladungserscheinungen, und im Grenzfall, durch eine Art von Kettenreaktion,
zu einer Funkenentladung oder einem Lichtbogen. Wenn Sie also Leiter auf einer
hohen elektrischen Spannung halten wollen und keine Entladungen wünschen,
dann mü ssen Sie scharfe Spitzen und Kanten vermeiden.

Po te n t.ia lf lac h e n

Abb.9.21 An der scha rfen Spitze eines geladenen Leiters ist die elektr ische Feldstärke stark erh öh t
176 9 Das elektrische Feld

9.4 Dielektrika
Unsere bisherige Diskussion der Verknüpfung elektrischer Spannungen und
elektrischer Flüsse war im wesentlichen auf elektrische Felder im leeren Raum oder
in Luft beschränkt. Dabei haben wir die lokale Beziehung D = D oE entdeckt. Gilt
sie auch im Inneren von Kö rpern?
Dazu eine Anmerkung: Wir beschreiben die Eigenschaften der Körper hier
vom makroskopischen Standpunkt au s, d.h. wir arbeiten auf der Basis von Längen-
skaien, bei denen die körnige Struktur der Materie noch nicht zutage tritt. Die
physikalischen Felder erscheinen dann als räumlich kontinuierlich, abgesehen von
vereinzelten Punkten, Kurven oder Fl ächen, z.B. an den Körpergrenzen. Man nennt
diese Art der Beschreibung ein Kontinuumsmodell.
Im Inneren von stromfreien Leitern gibt es überhaupt kein elektrisches Feld ,
auch dann nicht, wenn sie elektrisch geladen sind . Sie bilden immer einen Bereich
konstanten elektrischen Potentials. D ies gilt i.a. nicht mehr, wenn ein Leiter von
elektrischem Strom durchflossen ist. Damit werden wir uns im Abschnitt 12.2
beschäftigen. Hier soll un s das Verhalten elektrisch isolierender Stoffe interessieren,
wenn sie von elektrischen Feldern durchsetzt werden. Man nennt ein isolierendes
Material in diesem Zusammenhang allgemein ein Dielektrikum.
Stellen Sie sich vor , wir bringen die beiden Metallplatten aus Abb . 9.18 in eine
isolierende Flüssigkeit, Z.B. in Transformatoröl oder in chemisch reine s Wasser,
ohne dabei die elektrische Ladung Q und den Plattenabstand I zu verändern.
Aufgrund des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß und der Gleichförmigkeit des
Dielektrikums erwarten wir, daß sich an der Verteilung des elektrischen Flus ses
zwischen den Platten nichts ändert. Dies läßt sich durch Messungen der Influenz-
ladungen auf Doppelscheibchen (Abb . 9.11) auch best ätigen. Was wir jedoch
feststellen, ist eine deutlich niedrigere Spannung zwischen den Platten, z.B. bei
Transformatoröl etwas weniger als die Hälfte, bei Wasser sogar nur etwa ein
Achtzigstel des ursprünglichen Wertes. Wie ist da s zu verstehen?
Angenommen, wir bringen anstelle des Dielektrikums einen flachen, ungeladenen
Metallkörper gleicher Querabmessungen zwischen die beiden Platten (Abb . 9.22a).
Bei unveränderter Plattenladung sinkt dann die Spannung ebenfalls ab, weil sich
durch Influenz an der Leiteroberfläche entgegengeset zt gleich große Flächenl adungen
ansammeln und damit das Leiterinnere feldfrei ist, d.h. anstelle des ursprünglichen
Abstandes I nur mehr der Abstand 1- d als wirksame Länge der Flußröhren
auftritt. Unser Dielektrikum besteht nun ebenfalls aus Ladungsträgern, die al-
lerdings nicht frei beweglich, sondern in neutralen Aggregaten wie Atomen und
Molekülen gebunden sind . Wir können uns aber ä hnlich dem groben Bild in
Abb . 9.22b vorstellen, daß es innerhalb der Aggregate zu einer Ladungsverschiebung
kommt, was letztlich wiede rum eine Verkürzung der Flußröhren bewirkt. Man
nennt diesen Vorgang elektrische Polarisierung. Makroskopisch finden wir in einem
Dielektrikum im Vergleich zum leeren Raum bei gleichbleibender elektrischer
Flußdichte einen kleineren Wert der elektrischen Feldstärke.
Die einfache Verknüpfungsbeziehung D = D oE mit der elektrischen Feld-
konstanten Co ist also für elektrische Felder innerhalb von Körpern i.a. nicht gültig.
Wir müssen sie durch eine andere, die speziellen StofTeigenschaften berücksichti-
9.4 Dielektrika 177

a F läc henlad u ngsd ic h le o b

~ ~
U/
;I .~

----=-~
1 d Leiter U

Fla c h eril a du n gsd ic h t. e - u


Abb. 9.22 a Bringt man einen Leiter zwischen zwei entge gengesetzt gleich groß gelade ne Met allpl atten,
so sinkt bei gleichble ibender Ladung die Spannung im Verhältnis (1 - d )fl . b Die Influenz einer
Anordnung von Metallkugeln gibt ein grobes Bild der elektrischen Polari sierun g in einem Dielektrikum

gende Beziehung ersetzen. Stimmt die Richtung der elektrischen Flußdichte D in


jedem Feldpunkt mit der Richtung der elektrischen Feldstärke E überein, so
sp rechen wir von einem isotropen Dielektrikum und können die Verknüpfung in
der Form

(9.31)

schreiben. Die Größe I: heißt Permittivität 13 . Es ist üblich, die Permittivität als
Produkt

(9.32)

der elektrischen Feldkonstante s., und der Permittivitätszahl (relative Permittivität)


1:, darzustellen. Der Wert von 1:, hängt von der Art des Dielektrikums ab, aber
auch von anderen physikalischen Größen wie Temperatur und Druck. Gelegentlich,
besonders bei hohen elektrischen Feldstärken und in den sogena n nten ferroelektri-
schen Stoffen t 4, macht sich eine Abhängigkeit vom Betrag der elektrischen
Feldstärke bemerkbar. Man nennt sie nichtlinear wirkende oder kurz nichtlineare
Dielektrika. Stoffe, bei denen im Grad der geforderten oder erreichten Genauigkeit
und im betrachteten Bereich die Permittivität unabhängig vom Betrag der Feld stärke
ist, bei denen also D und E einander proportional sind, heißen linear wirkende od er
kurz lineare Dielektrika. In diesen Fällen nennt man die Permittivität auch
Dielektrizitätskonstante und die Permittivitätszahl auch Dielektrizitätszahl (rela tive
Dielektrizit ätskonstantej! ". In Tabelle 9.1 finden Sie einige Werte für Dielektrizi-

Man nennt die elektrische Feldko nsta nte deshalb a uch .Perminivität des leeren Raum es".
1J

Fe rroe lektrisc he Sto ffe erreichen sehr hoh e Wert e der Permitti vität szahl z.B. bis er ::::: 1000 in
14

Bar iumtita na t.
. 5 Dar au s leitet sich ein weite rer gebräu chl icher Na me für die elekt rische Feld ko nsta nte r., a b:
Dielek trizität skon stant e des leeren Raum es.
178 9 Das elektrisch e Feld

Tabelle 9.1 D ielek tri zität szahl en eini-


ger St olTe für 20 VC
und Normald ru ck

St olT e,
Hel ium 1,0000 6
Luft 1.00059
Ben zol 2.3
Tran sforrn at o r öl 2.2 · · · 2.5
Wasser 81
Eis (bei O"C) 3
Pap ier 1.8 .. · 2.6
Hartpor zellan 5.0 .. · 6.5

tätszahlen . Sie er sehen daraus u.a., daß zwischen der Permittivität des leeren
Raumes und der Luft kaum ein Unterschied besteht. Bemerken swert ist auch die
große Dielektrizität szahl von Wasser. Sie kommt zustande, weil in den Wasser-
molekülen po siti ve und negati ve elektrische Ladungen auch o hne ein ä ußeres
elektrisches Feld bereits gegeneinander versch oben sind ("po la re M oleküle"). Bei
ein er elektrischen Polarisierung werd en sie im Feld led iglich a usge richtet, was im
festen Zu stand (Eis) nicht mehr mögl ich ist. De sh alb sinkt die Dielektrizit ät szahl
beim Gefrieren sta rk ab. In zeitl ich ra sch verä nderlichen elektrisch en Feld ern
machen sich bei den Polarisierungsprozessen überdies die dynam ischen Eigen-
schaften der Atome und Moleküle bemerkbar. Wir stellen dann eine Frequenzab-
hängigkeit der Permittivität fest. Ein typ isches Beispiel dafür ist Wa sser , für das die
bei niedrigen Frequenzen relativ hohe Dielektrizitätszahl ab einigen Megahertz
bis zu optischen Frequenzen auf den Wert von L r ;:::: 1,8 a bsinkt. Diesen hochfre-
quenten Wechselfeldern können die Moleküle wegen ihrer Rotati on strägheit nicht
mehr folgen .
Neben den isotro pen M aterialien gibt es au ch Stoffe, bei denen die ph ysikalischen
Eigen schaften von der lokalen Richtung innerhalb des Körpers a bhä ngen. Dies
kann Z.B. durch den Herstellprozeß bedingt sein (etwa unterschi edliche Eigen-
schaften in Walz- oder Zugrichtung und quer dazu), oder wenn sich eine mikrosk o-
pische Kristallstruktur auch im Makroskopischen zeigt. Wir nennen solche Stoffe
anisotrop. In Dielektrika dieser Art stimmt auch die Richtung der elektrischen
Flußdichte jj mit der Richtung der elektrischen Feldstärke E i.a. nicht mehr
überein, und wir müssen GI. (9.31) durch eine Beziehung von anderer Form er setzen .
Im Zusammenhang mit der Klassifizierung von Materialeigen schaften werden
Sie neben den Begriffspaaren "linea r - nichtlinear" und "iso tro p - a nisot ro p" a uc h
a uf "homogen - inhomogen" treffen . Wir bezeichnen einen K örper als homogen,
wenn seine lokalen makroskopischen M aterialeigenschaften, also z.B. die Dielektrizi-
tätszahl, in jedem K örperpunkt dieselben sind . Ist das nicht de r F all, so nennen
wir ihn inhomogen. Wir sagen z.B., reines Wasser ist ein homogene s linea res
isotropes Dielektrikum mit der niederfrequenten Dielektrizität szahl s, = 8 1 (bei
20°C).
Sie sehen, der Zusammenhang von elektrischem Fluß und elektrischer Spannung
bzw . deren lokalen Repräsentanten, elektrischer Flußdichte und elektrisch er Feld-
9.5 Fragen 179

stärke, kann recht kompliziert sein. Glücklicherweise gibt es aber eine Reihe
technisch wichtiger Stoffe und Bereiche der elektrischen Feldstärke, für die wir das
Kontinuumsmodell eines homogenen linearen isotropen Dielektrikums, also kon-
stante Permittivität voraussetzen können. Besonders einfach liegen die Verhältnisse,
wenn der gesamte Feldraum mit einem Medium dieser Art ausgefüllt ist. Wegen
der formalen Ähnlichkeit der lokalen Verknüpfungen D = BoE und D = BE mit
B = const. brauchen wir dann lediglich die elektrische Feldkonstante Bo durch
die Dielektrizitätskonstante B = BoB, zu ersetzen. Die Feldkonfigurationen sind
geometrisch ähnlich denen im Vakuum, bei gleicher Spannungsverteilung ergibt
sich jedoch der e.-fache elektrische Fluß bzw. bei gleicher elektrischer Flußverteilung
die l /Br-fache Spannung. Insbesondere erhalten wir anstelle der Formeln (9.22) und
(9.27) für die Kapazität des Plattenkondensators bzw. des Kugelkondensators die
Ausdrücke

(9.33)

also jeweils den B,-fachen Wert. Durch Verwendung von Dielektrika mit hohen
Permittivitätszahlen kann man demnach Kondensatoren mit großer Kapazität bei
kleinem Volumen herstellen.

9.5 Fragen

I. Wie lassen sich elektrische Spannungsverteilungen im Prinzip mit Testladungen ausmessen?


2. Durch welche allgemeinen Eigenschaften sind elektrische Spannungen gekennzeichnet?
3. Welche speziellen Eigenschaften besitzen elektrische Spannungsverteilungen im elektrostatischen
und im quasielektrostatischen Fall?
4. Wie lautet der Satz von der elektrischen Umlaufspannung?
5. Wie hängt der Satz von der elektrischen Umlaufspannung mit der zweiten Kirchhoff-Regel
zusammen?
6. Mit welcher Argumentation folgt aus der Gültigkeit des Satze s von der elektrischen Umlaufspan -
nung die Wegunabhängigkeit der elektrischen Spannung?
7. Unter welchen Bedingungen existiert ein elektrostatisches Potential?
8. Wie hängen das elektrostatische Potential und die elektrische Spannung zusammen?
9. Welche SI-Einheit ist dem elektrostatischen Potential zugeordnet?
10. Durch welche Art von Feld läßt sich das elektrostatische Potential mathematisch erfassen ?
11. Warum stellt ein stromfreier. elektrisch leitfähiger Körper einen Bereich konstanten Potentials dar?
12. Wa s verstehen Sie unter einer Potentialfläche?
13. Aufweiche Art wird im Bild der Potentialflächen die Wegun abhängigkeit der elektrischen Spannung
erfaßt?
14. Wie läß t sich im elektrostati schen Fall aus dem Bild der Potentialflächen der Begriff der elektrischen
Feldstärke ableiten?
15. Welche Art von Feld verwenden wir zur mathemati schen Dar stellung der elektrischen Feld stärke?
16. Welche SI-Einheit ist der elektrischen Feldstärke zugeordnet?
17. Wa s verstehen Sie unter einem hom ogenen elektrischen Feld?
18. Wie hängt da s elektrostatische Potential mit dem Begriff der potentiellen Energie zusammen?
19. Warum ist die Festlegung der elektrischen Feldstärke als ladungsbezogene Kraft allgeme iner als
die über da s Potential?
180 9 Das elektrische Feld

20. Wie läßt sich die elektrische Spannung allgemein als Kurvensumme der elektri schen Feldstärke
darstellen?
21. In welchem Sinn sprechen wir von einem "elektrischen Fluß"?
22. Was verstehen Sie unter den "Q uellen" und "Senken" des elektrischen Flu sses') Durch welche
physikalische Gr öße werden sie beschrieben?
23. Was bedeutet .Jnfluenz''?
24. Wie läßt sich der elektrische Fluß mit Hilfe von Doppelscheibchen im Prinzip quantitativ erfassen"
25. Auf welche Weise erfaßt das Bild der Flußröhren eine elektri sche Flußverteilung
26. Welche SI-Einheit ist dem elektrischen Fluß zugeordnet?
27. Wie lautet der Satz vom elektrischen Hüllenlluß?
28. Warum enth ält eine elektrische Flußverteilung die vollständige Information über die elektrische
Ladungsverteilung?
29. Was verstehen Sie unter den Begriffen Punktladung, Linienladung, Flächenladung und Raumladung')
Wie werden diese mathematisch erfaßt ?
30. Was beschreibt die elektrische Flußdichte?
31. Welche Art von Feld verwenden wir zur mathematischen Darstellung der elektrischen flußdichte"
32. Welche SI-Einheit ist der elektrischen Flußdichte zugeordnet?
33. Wie läßt sich der elektrische Fluß allgemein als Flächensumm e der elektrischen Flußdichte
darstellen?
34. Welches elektrische Feld stellt sich in der Umgebung einer einzelnen Punktladung im leeren Raum
ein? Geben Sie Formeln an für die elektrische Feldstärke und für die elektrische Flußdichte.
35. Wie lautet die Verknüpfungsbeziehung zwischen der elektrischen Feldstärke und der elektri schen
Flußdichte im leeren Raum ?
36. Welchen Wert besitzt die elektrische Feldkonstante?
37. Was bedeutet die Verknüpfungsbeziehung im leeren Raum geometrisch für die Bilder der Potential-
lIächen und Flußröhren?
38. Wie ist der Begriff der Kapazität einer Zweileiteranordnung erklärt? Geben Sie auch die Vorau s-
setzungen dafür an .
39. Welche SI-Einheit ist der Kapazität zugeordnet?
40. Wie lauten die Formeln für die Kapazitäten eines leeren Plattenkondensators und eines leeren
Kugelkondensators?
41. Was verstehen Sie unter einem .Kcntinuurnsmodell "?
42. Was ist ein "Dielektrikum"?
43. Was bedeutet "e1ektrische Polarisierung"?
44. Unter welchen Umst änden bezeichnet man ein Dielektrikum als isotrop?
45. Wie lautet die Verknüpfungsbeziehung zwischen elektri scher Feldstärke und elektrischer Flußdichte
in isotropen Dielektrika?
46. Welche SI-Einheiten sind der Permittivität und der Permittivitätszahl zugeordnet')
47. Wann bezeichnet man ein Dielektrikum als linear, wann als nichtlinear?
48. Was verstehen Sie unter "Dielektrizitätskonstante", was unter .Dielcktrizit ätszahl "?
49. Welchen Wert besitzt die Dielektrizitätszahl von Luft unter normalen Bedingungen')
50. Wie beschreiben Sie ein lineares homogenes isotropes Dielektrikum?

9.6 Aufgaben

A9.1 Elektrostatisches Feld: Der Körper 1 aus Abb. A9.1a wird durch kurzzeitigen
Kontakt mit einer Spannungsquelle gegenüber Erde 2 elektrisch aufgeladen und
anschließend in eine leitfähige, ungeladene, isoliert aufgestellte Hülle 3 gebracht.
(i) Skizzieren Sie, qualitativ richtig, Potentialflächen und Flußröhren innerhalb
und außerhalb der Hülle.
9.6 Aufgaben 181

(ii) Die Hülle wird nun über einen Draht mit Erde verbunden ("geerdet"). Wie
ändert sich das elektrische Feld?

Abb. A9.la

A9.2 Elektrostatische Abschirmung: Das Paar entgegengesetzt gleich groß geladener


Körper aus Abb. A9.2 befindet sich (a) außerhalb, (b) innerhalb einer metallenen
Hülle F (Faraday-Käfig). Skizzieren Sie, qualitativ richtig, das elektrische Feld
(Potentialflächen und Flußröhren) für beide Fälle innerhalb und außerhalb der
Hülle.

F F

Abb. A9.2a Abb. A9.2b

A9.3 Tropfengenerator: In dem in Abb. A9.3 dargestellten elektrostatischen


Generator werden Wassertropfen vor dem Abreißen durch Influenz auf etwa QT =
10pC elektrisch geladen und in einem flachen, isoliert aufgestellten Metallbehälter
aufgefangen. Wie groß ist die Spannung U zwischen dem Behälter und Erde nach
einer Stunde, wenn je Sekunde 5 Tropfen fallen?

Abb. A9.3
182 9 Das elektrische Feld

A9.4 Streifenleitung: Ein dielektrischer Streifen nach Abb . A9.4 ist beidseitig metal-
lisch beschichtet ("Sandwich"). Berechnen Sie die längen bezogene Kapazität.

h =lmm

Abb. A9 .4

A9.5 Bauvolumen eines Kondensators: Nach dem in Abb . A9.5 skizzierten Aufbau-
prinzip von Kondensatoren werden einseitig metallisierte Kunststoffschichten
gestapelt. Wie groß ist für einen so ausgeführten Kondensator mit C = 1,5flF das
mindestens erforderliche Bauvolumen?

Metallschicht. 50 nm dick

Kunst st o ffschicht .
1,5 um d ick . E, = 2,7

Abb. A9 .5

A9.6 Metallpapier-Kondensator: Durch Aufwickeln zweier Metallfolienstreifen mit


einer aktiven Breite von 15 mm wird ein Wickelkondensator hergestellt. Als
Dielektrikum werden imprägnierte Papierstreifen mit einer effektiven Dicke von
8 flm und einer Dielektrizitätszahl von e, = 5 verwendet.
(i) Wie groß ist für eine Kapazität von 220 nF die erforderliche Streifenlänge?
(ii) Wie groß ist die zulässige Betriebsspannung, wenn da s Dielektrikum die
maximale Feldstärke Ern a x = 200 kVjcm sicher aufnehmen kann?

A9.7 Drehkondensator: Berechnen Sie für den in Abb. A9.7 angegebenen Kreisplatten-
Drehkondensator die Kapazität als Funktion des Drehwinkels rx zuerst allgemein,
dann für r = 5 mm , R = 20 mrn, d = 0,2 mm und n = 10.
9.6 Aufgaben 183

11 Rot orpl atten

J"
~
., +, S",",,"""
,I
d lld

Abb. A9.7

A9.8 Kapazitive Anordnung mit verschiebbarer Platte: In der skizzierten Plat-


tenanordnung aus Abb. A9.8a mit der wirksamen Plattenfläche A ist die mittlere
Platte parallel zu sich selbst a us der Mittellage verschiebbar (Lagekoordinate x ).
Berechnen und skizzieren Sie den Verlauf der Kapazität C 12 als Funktionen von
x la ohne Berücksichtigung von Randstörungen.

a a

-r--r-r-
I
I A

I E,= 1
I
1~-<> 2
~
Abb. A9.8a

A9.9 Plattenanordnung: Die Plattenanordnung aus Abb . A9.9a wird zunächst wie
angegeben geladen. Nach Trennung von den Spannungsquellen wird dann die
mittlere Platte zur oberen hin verschoben (Abb. A9.9b). Wie groß sind die sich
jetzt einstellenden Spannungen V'I und V~?

Abb. A9.9a
184 9 Das elektrische Feld

Abb. A9.9b

A9.I0 Elektromechanischer Wandler: Abb. A9.10 zeigt das Prinzip eines elektro-
mechanischen Wandlers. Wird der Plattenabstand zwischen den Werten XI und X 3
periodisch vergrößert und verkleinert, so wird, wie die Analyse zeigt, bei vernachläs-
sigter Streuung sowie ideal angenommenen Dioden und Spannungsquellen in
einem vollständigen Zyklus der rechts angegebene Kreisprozeß durchlaufen.
Bestimmen Sie für gegebene Werte U I' U 2' X I' X 3 , A und einen vollst ändigen Zyklus
(i] die von der Quelle 1 gelieferte Arbeit,
(ii) die der Quelle 2 zugeführte Arbeit,
(iii) die an dem System durch die Plattenverschiebung verrichtete mechanische
Arbeit.

u
2
U 2 -r---s>---.....----::~ 3

XJ x

Abb. A9.1O
Kapitel 10

Schaltungen mit Kondensatoren

10.1 Kondensatoren

Konzentrierte Stromkreiselemente mit zwei elektrischen Anschlüssen, deren we-


sentliche Eigenschaft die Kapazität ist, nennen wir Kondensatoren. Je nach
Verwendungszweck, Größe der Kapazität und Höhe der im Einsatzfall auftretenden
Spannungen gibt es viele unterschiedliche Ausführungsformen. Das Prinzip ist
jedoch immer geieh: Zwei gegeneinander elektrisch isolierte Leiter, wir nennen sie
Elektroden, nach dem Grundmuster der Plattenanordnung in Abb. 9.18, dazwischen
Dielektrikum. Die Elektroden sind mit jeweils einem der beiden äußeren Anschlüsse
elektrisch leitend verbunden und können so über einen Stromkreis entgegengesetzt
gleich große Überschußladungen aufnehmen. Das Dielektrikum bewirkt die elek-
trische Isolierung, sorgt für eine ausreichende Spannungsfestigkeit (verhindert
elektrische Durchschläge) und erhöht die Kapazität (er> I).
Der Grund für den breiten Einsatz von Kondensatoren liegt hauptsächlich in
ihrem Verhalten in Stromkreisen mit zeitlich veränderlichen Strömen und Span-
nungen. Beispielsweise stellen sie für die Gleichströme in einer Schaltung eine
vollständige Barriere dar, während Wechselströme, wie Sie noch sehen werden,
mit steigender Frequenz zunehmend ungehindert passieren. Außerdem können sie
Energie speichern und diese auch rasch wieder zur Verfügung stellen . Wir finden
in elektrotechnischen Schaltungen, Geräten und Anlagen Kondensatoren mit
Kapazitäten von einigen Pikofarad bis zu großen Kondensatorbatterien mit einigen
Millifarad bis Farad, z.B. in Stromversorgungsanlagen.
Als Schaltzeichen für Kondensatoren wird eine stilisierte Darstellung der Dop-
pelplatte verwendet (Abb, 10.1a). Außerdem benötigen wir in der Regel eine
Festlegung für den Bezugssinn der Anschlußspannung und eine Annahme, welche
der beiden Elektroden als die positive gewählt wird . Für die Festlegung in
Abb. 1O.lb gilt die Grundgleichung (9.21) in ihrer ursprünglichen Form

(10.1 )

d.h., wenn der momentane Richtungssinn der Spannung mit dem Bezugssinn
übereinstimmt (U positiv ist), dann trägt die mit Q gekennzeichnete Elektrode die
positive Überschußladung Q = CU, die andere Elektrode die entgegengesetzt gleich
große Ladung - Q. Nehmen Sie entweder den Bezugssinn von U entgegengesetzt
an oder bezeichnen Sie die andere Elektrode mit Q, so müssen Sie anstelle von
(10.1) die Gleichung Q = -CU verwenden. Abbildung 10.lc zeigt die Kennlinie
eines idealen Kondensators, d.h. die Kapazität besitzt einen konstanten Wert. Bei
186 10 Schaltungen mit Kondensatoren

a b c

U Q

o--H~-o ~o
C
Q= CU
U
Abb 10.I a Schaltzeichen für Kondensatoren, bAngabe derBezugssinne für Anschlußspannung und
Ladung, c Spannungs-Ladungs-Kennlinie des idealen Kondensators

Verwendung eines Dielektrikums, das im Betriebsbereich nichtlineares Verhalten


a ufweist, finden wir eine Abhängigkeit der Kapazität von der Anschlußspannung.
Anstelle der Geraden in Abb . 10.lc wird der Zusammenhang von Ladung und
Spannung dann durch eine gekrümmte Linie beschrieben. Man nennt einen
Kondensator dieser Art nichtlinear wirkend oder kurz nichtlinear. Gelegentlich
reicht für die Beschreibung des Verhaltens eine Beziehung der Form (10.1) auch
mit spannungsabhängigen Werten von C nicht au s. Für die Behandlung der artiger
Fälle gibt es spezielle Methoden.
Beachten Sie: Wenn wir von "der Ladung eines Kondensators" spre chen, dann
ist damit die Überschußladung Q an der bezeichneten Elektrode gemeint. Da die
andere Elektrode notwendig die entgegengesetzt gleich große Ladungsmenge trägt,
ist der Kondensator insgesamt ungeladen!
Sehen wir uns nun das Verhalten eines idealen Kondensa tors bei zeitlichen
Änderungen seiner Ladung an : Angenommen, wir legen um das ganze Bauelement
eine Hülle ai/I (Abb . 1O.2a). Die insgesamt eingeschlo ssene Ladung ist stets gleich
Null, also gilt die erweiterte erste Kirchholf-Regel: " Der momentan zufließende
Strom ist gleich dem momentan abfließenden". Wenn jedoch eine Hülle wie j) j /2
den Raum zwischen den beiden Elektroden durchsetzt, dann ist die eingeschl ossene
Ladung gleich der Überschußladung auf der umfaßten Elektrode, und ihre zeitliche
Änderungsrate ist nach der Formulierung (8.1) des Erhaltungssatzes (Bezugssinn
beachten!) gleich dem zufließenden elektrischen Strom, also Q= I . Unter der
Voraussetzung konstanter Kapazität C folgt dann a us GI. (10.1), wenn wir a uf
beiden Seiten die zeitlichen Änderungsraten nehmen,

II=C(jl· (10.2)

a -: <, b c
/ '\ U U
\ \
.. ~ QI +-+--0;---
il
. ~ ~
- - o 11 0 --~I-----
1 " / / 1 1 C 1 C
~~~ a 'f:
1 = Q<; - ar 2 1 I =CU 1= - CU
Abb 10.2 a Die zeitlich Änderungstrate der Ladung einer Kondensatorelektr ode ist gleich dem
zufließenden Strom. Bezugssinne von Strom und Spannung und zugehö rige Elementgleichung im
Verbraucherbezugssystem b und im Erzeugerbezugs system c
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 187

In Worten: An einem idealen Kondensator ist die Stromstärke proportional der


zeitlichen Änderungsrate der Anschlußspannung. Der konstante Proportionalitäts-
faktor ist die Kapazität des Kondensators.
Wichtig sind noch die in Abb. 1O.2b angegebenen Bezugssinne. In Ergänzung
zu Abb. 10.1 b fließt der Strom a uf die mit Q bezeichnete Elektrode zu. Ist, wie in
Abb . 10.2c, einer der beiden Bezugssinne umgekehrt, so tritt in GI. (10.2) zusätzlich
ein Minuszeichen au f.

10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren

An einem elektrischen Widerstand ist die Stromstärke proportional der Anschluß-


spannung, an einem Kondensator ist sie proportional der zeitlichen Änderungsrate
der Anschlußspannung. Wir werden uns später eingehend mit dem Verhalten von
Kondensatoren in Wech selstromkreisen beschäftigen. Ein paar grundlegende
Dinge können wir a ber jet zt schon behandeln, z.B., wie die Reihenschaltung eines
Kondensators mit einem Widerstand a uf einen Spannungssprung reagiert (Abb . 10.3).
Angenommen, an den ä ußeren Anschlü ssen liegt über lange Zeit eine Spannung
mit dem kon stanten Wert V I ' Alle Änd erungsraten sind dann null; im speziellen gilt

t < 0: u; = 0, => I = CU e = 0, => UR= RI = 0, => Ve = V = VI

und der Kondensat or ist mit Q = CV I geladen. Springt nun die angelegte Spannung
V zum Zeitpunkt t = 0 auf den Wert V 2' so hält der Kondensator im ersten
Augenblick, wie wir später begr ünden werden , seine Ladung und dam it seine
Spannung V e = V I fest, und a m Widerstand liegt die Spannung V R = V - V e =
U 2 - VI' d.h.

Mit dem Strom I wird der Kondensator zunehmend geladen. Seine Anschluß-
spa nnung V e wächst, gleichzeitig aber nimmt die Spannung V R = V 2 - V e a b und
mit ihr der Strom I = V Rj R so wie die Änderungsrate u;
= l j C. Der ganze Vorg ang

U
u2 1-- - - - - - - -

1 = CUc ---~ UI

- - - - - - t -- - - - - - -.
o t

Abb. 10.3 An de r Reihenschalt ung eines Kondensator s mit einem Widerstand liegt die G leichspan nung
U = U i - Zum Zeitpun kt t = 0 wird über die ä ußere Scha ltu ng (nicht gezeichnet) d ie Spannung
spr ungartig auf den konstanten Wer t U = U 2 geän de rt
188 10 Schaltungen mit Kondensatoren

dauert so lange, bis der Kondensator die neue Ladung Q = CU 2 angenommen


hat. Die Details des auf den Spannungssprung folgenden Überganges sehen Sie in
Abb. 10.4. Charakteristisch für den Zeitverlauf ist der Wert der sogenannten
Zeitkonstanten

(10.3)

der in der mathematischen Darstellung der Übergänge mit Hilfe der natürlichen
Exponentialfunktion erscheint. Sie sehen, daß der Strom I zur Zeit t = 0 von Null
auf den Wert (U 2 - U I)/R springt und dann asymptotisch wieder gegen den Wert
Null strebt. Die Ladungsänderung des Kondensators ist ebenfalls ein asymptotischer
Vorgang, wie der Verlauf der Spannung Uc zeigt. Als praktische Regel können
wir den ganzen Vorgang auf eine Dauer von etwa 5 Zeitkonstanten beschränken,
d.h. zum Zeitpunkt t = Sr haben alle Größen ihren Endwert mit ausreichender
Genauigkeit erreicht. Beispielsweise gilt für R = 5,6 kil, C = 0,1 J.lF

V As
r = RC = 5, 6kil·0, I/1F
r:
= 5, 6 .10 3 _A'
.01.10- 6 - V

= 0,56 .10- 3 S = 0,56 ms.

Nach 5r = 2,8 ms ist die Umladung praktisch abgeschlossen.

f
T = IOTo
V2 - V I
R V2 - VI e- VT
I
R

VR = Rf
0 To 2 To t

Ve
T =To

_ fiT
Ve = V 2 ~ (V2 - VI) e

T = IOTo

V Q = C Vc

0 To 2 To t
Abb. 10.4 Die an der Reihenschaltung in Abb. 10.3 liegende Spannung U ändert sich zum Zeitpunkt
t = 0 sprungartig vom Wert U 1 auf den Wert U 2. Dargestellt ist der anschließende Zeitverlauf des
Stromes I und der Kondensatorspannung U c für unterschiedliche Werte der Zeitkonstanten r = Re
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 189

Der Wert der Zeitkonstanten einer R-C- Reihenschaltung legt einen Zeitmaß-
stab fest, gegenüber dem zeitliche Vorgänge als langsam oder als rasch ab laufend
eingestuft werden können. Insbesondere haben wir damit die Möglichkeit, die
Auswirkung von Wechselströmen und Wechselspannungen unterschiedlicher Fre-
quenz durch Vergleich der Periodendauer mit der Zeitkonstanten zu beurteilen.
Nehmen wir Z.B. an , die Anschlußspannung U der Scha ltung in Abb. 10.3 ist eine
Wechselspannung mit rechteckförmigem Verlauf (Abb . 10.5). Ist die halbe Perio-
dendauer klein gegen die Umladezeit, d.h.

I I I
T / 2 « Sr oder f =- » - = --, (10.4)
T 10r 10RC

dann bleibt die Kondensatorspannung vernachlässigbar klein gegen den Scheitelwert


U I ' und die Spannung UR = R I ist praktisch gleich der angelegten Spannung U.
Die Reihenschal tu ng verhält sich bezüglich einer Wec hselspannung hoher Frequenz
so, als ob der Kondensat or durch einen Leiter überbrückt wär e.
Ein qualitativ anderes Verhalten von Ko ndensatoren zeigt sich im Zusammen-
arbeiten mit Dioden. Wir wollen uns dies an hand von zwei Beispielen anse hen.
Betrachten wir zuerst die Scha ltung in Abb . 10.6. Sie unterscheidet sich von der

a b c
U '
~h
-+++7
Ul 1

RU
-

U
0 1 -r - U1 - -U 1/ R
, T/ 2, T/ 2 , j T/2 j T/2 j
! ! !

Abb. 10.5 An der R-C-Reihenschaltung a liegt eine Wechselspannung U mit rechteckförmigem


Verlauf b. Gilt T j2 « Sr, so läßt der Kondensator den Wechselstrom nahezu ungehindert passieren c

a b c
o; UE

01 ' U1

0 O--+-- ---,-- - --,.-- j.-


u, cu,( R UA t t
- U1
• - 2U1
j T/ 2 j T/ 2 j

Abb. 10.6 Am Eingang der Schaltung a liegt eine rechteckförmige Wechselspannung b. Bei Frequenzen
f » Ij(IORC) erscheint d ie Eingang sspannung am Ausgang um den negat iven Wert der Amplitude
verscho ben c
190 10 Schaltungen mit Kondensatoren

Schaltung in Abb . 10.5 durch eine Diode, die parallel zum Widerstand liegt. Wir
interessieren uns für den Zeitverlauf der Ausgangsspannung VA' wenn die Eingangs-
spannung V E als rechteckförmige Wechselspannung hoher Frequenz, also I » 1/
(lORe) vorgegeben ist. Der Wider stand R berücksichtigt gegebenenfalls eine an den
Ausgangsklemmen angeschlossene Schaltung (Ersatzwiderstand) . Die Diode verhalte
sich ideal mit V D::::; 0 im Durchlaßbereich (Abb. 8.13).
Nun zur Analyse: Angenommen, der Kondensator wäre zur Zeit t = 0 zunächst
ungeladen . Springt dann die Eingangsspannung V E auf den Wert V I' so lädt er
sich stoßartig über den Diodenzweig bis zur Spannung V c = V 1 auf, da im
Durchlaßbereich der Diode V D ::::; O. Im Intervall von t = 0 bis t = T/ 2 ist demnach
die Ausgangsspannung VA = V E - V C = VI - V I = O. Anschließend springt V E auf
den Wert - V r - Wegen V D = VE - V c = - 2V 1 < 0 sperr t die Diode, und wegen
T /2 « 5r ent läd t sich der Kondensator über den Wider stand nicht wesentlich, er
behä lt also die Spannung V c = V 1 während des ganzen Intervalls t = T / 2 bis t = T
bei. Somit gilt VA = V E - V C = - 2V i - Beim nachfo lgenden Spr ung von V E auf
V 1 stellt sich wieder VA = V E - V C = VI - VI = 0 ein usw. Das Ergebni s sehen
Sie in Abb. I0.6c. Die Eingangsspann ung erscheint am Ausgang um den konstanten
Wert - V 1 verschoben, d.h. V A = V E - V 1 .1 Dies ist wiederum eine " Rechteck-
spannung", aber keine Wechselspannung mehr im üblichen Sinn. Wir sprechen auch
von einer "Wechsel spannung mit überlagertem Gleichanteil" (Mischspannung).
Als zweites Beispiel vertauschen wir in Abb. 1O.6a die Plätze von Kondensat or
und Diode, wir wollen also den Zeitverlauf der Ausgang sspannung der Schaltung
in Abb. 10.7 bei einer rechteckförmigen Wechselspannung am Eingang unter sonst
gleichen Bedingungen wissen. Für die Analyse nehmen wir wieder einen zum
Zeitpunkt t = 0 zun äch st ungeladenen Kondensator an. Ähn lich wie im vorher-
gehenden Beispiel lädt er sich dann beim Sprung der Eingangsspannung V E auf den
Wert V I über die Diode stoßartig auf und nimmt die Spannung V c = V I an. Im
gesamten Intervall von t = 0 bis t = T /2 ist daher die Ausgang sspannung V A =
V c = VI ' Anschließend springt V E auf den Wert -V I und die Diode sperrt
(V D = V E - V c = - 2V 1 < 0). Wegen T /2 « 5r ist eine Entladung des Konden sators

a b C

UD
~ lA {jA'

-lfi
UI ( ;1 I
R ju. 0 o- ~ - -- - - - - ._- --.
0
-U I
T/ 2 ! ~ __
UE = UD u; = VD+ VA
Abb. 10.7 Am Eingang der Schaltung a liegt eine rechteckförmige Wechselspannung b. Bei Freq uenzen
f » 1/(I0RC) ersc heint
am Ausgang eine Gleichspannung e

I Wenn Sie die Di ode in der Scha ltung umdrehen, dann ergibt sich U A = U" + U I '
10.2 Berechnen einfacher Schaltungen mit Kondensatoren 191

im Intervall t = T /2 bis t = T nicht merkbar, und somit gilt weiterhin UA = Uc = U i -


Dies setzt sich in den folgenden Intervallen fort. Wir erhalten also am Ausgang eine
Gleichspannung. Schaltungen dieser Art werden als Gleichrichter verwendet (ver-
gleichen Sie dazu Abb. 8.25 und den zugehörigen Text).

Parallelschaltung und Reihenschaltung von Kondensatoren

In elektrotechnischen Schaltkreisen finden wir gelegentlich direkte Kombinationen


von Kondensatoren. Angenommen, die Anschlüsse von zwei oder mehreren
Kondensatoren sind wie in Abb. 10.8a so miteinander verbunden, daß an jedem
Element die gleiche Spannung U liegt. Man nennt das, wie Sie aus der Behandlung
von Widerstandskombinationen bereits wissen, eine Parallelschaltung. Wir fassen
zunächst die Überschußladungen auf den bezeichneten Elektroden zu einer gesamten
Überschußladung Qzusammen und schreiben für jeden Kondensator die Element-
gleich ung (I O.I) a n:

Q I + Ql + ... + Qn = Q,
QI=CIU, Ql=ClU" ", Qn=CnU,

Wenn Sie die Gleichungen der zweiten Zeile in die erste Zeile einsetzen, dann
können Sie die gemeinsame Spannung herausheben und erhalten wieder eine
Beziehung in der Form der Elementgleichung für einen Kondensator,

Q= (Cl + Cl + '" + Cn)U,


Q=CU,

Wir schließen daraus, daß die Parallelschaltung idealer Kondensatoren durch einen
einzigen Kondensator ersetzt werden kann (Abb. 1O.8b). Seine Kapazität ist gleich
der Summe der Einzelkapazit äten.

(10.5)

a b

C = Cl + C2 + . . + C;
Abb. 10.8 Parallel schaltung von Kondensatoren. a Ursprüngliche Schaltung. b Ersatzkondensator
192 10 Schaltungen mit Kondensatoren

n
UI u; u:

~
~ ~-- ~~ l
l M~/J
CI C2 Cn

U ~

Abb. 10.9 Reihenschaltung von Kondensatoren. a ursprüngl iche Schaltung. b Ersatzkondensator

Auch für die Reihenschaltung von zwei oder mehreren idealen Kondensatoren
läßt sich, wie in Abb. 10.9 dargestellt, die Kapazität eines Ersatzkondensators
angeben. Sammelt sich hier nach dem Anlegen der Spannung V auf der bezeichneten
Elektrode des ersten Kondensators die Ladung Q an, so trägt, wie immer, die
zweite Elektrode die entgegengesetzt gleich große Ladung - Q. Diese wird von
der ersten Elektrode des zweiten Kondensators abgezogen, sodaß dort wiederum
die Überschußladung Q verbleibt, usw. Alle Kondensatoren der Reihenschaltung
sind also gleich geladen, obwohl sie i.a. unterschiedliche Kapazitäten besitzen.
Weiters ist die Gesamtspannung gleich die Summe der Einzelspannungen, also

V I + V 2 + .. · + V n = V,
VI =Q/C I , V 2=Q /C 2 , .. ·, Vn = Q/Cn·

Einsetzen der Gleichungen der zweiten Zeile in die erste Zeile liefert dann

V= (~+ ~+ ... + ~)Q,


Cl C c, 2

1
V= CQ,

also für den Wert C der Ersatzkapazität

1 1 1 1
- =- + - + .. . + - (10.6)
C Cl C2 Cn

Machen Sie sich klar, daß die Gin. (10.5) und (10.6) unabhängig von der Wahl der
Bezüge gelten. Außerdem sind die Kapazitäten idealer Kondensatoren stets positiv.
Bei jeder Parallelschaltung ist daher die Ersatzkapazität immer größer als jede
Einzelkapazität, bei einer Reihen schaltung dagegen immer kleiner.
10.3 Teilkapazitäten 193

10.3 Teilkapazitäten
Zum Schluß dieses Kapitels wollen wir uns noch mit der angekündigten Erweiterung
des Kapazitätsbegrilfs auf mehr als zwei Leiter beschäftigen. Es ist allgemein üblich,
das Kondensator-Schaltzeichen nicht nur als Symbol für konzentrierte Bauelemente
zu verwenden, sondern generell zur Darstellung der Kapazität von Leiterpaaren
in Ersatzschaltungen. Gibt es in einer Anordnung nun mehr als zwei Leiter, dann
können wir dies in einer Ersatzschaltung vollständig erfassen, wenn wir jedem
Leiter einen Knoten zuordnen und je zwei Knoten über einen Kondensator
verbinden. Betrachten wir als Beispiel die in Abb . 1O.lOa dargestellte Struktur von
drei Metallstreifen auf einem Dielektrikum. In der Ersatzschaltung Abb . 1O.lOb
wird jeder Leiterstreifen durch einen Knoten zusammen mit den damit verbundenen
Elektroden der Ersatzkondensatoren repräsentiert. Wir erhalten also für die
Ladungen die Verknüpfungen mit den Spannungen zwischen den Knoten gem äß

Qt = Qt 2 + QI 3 = Cl 2 U I 2 + C 13 U 13'
Q2= -QI2+Q2 3= -CI2UI2+C23U23, (10.7)
Q3 = -Q13 -Q23 = -C 13U13 - C 23U23·

Sie ersehen daraus die Bedingung für die Darstellung durch eine Kondensator-
Ersatzschaltung: QI + Q2 + Q3 = 0, d.h. das System trägt insgesamt keine Über-
schußladung'. Die Summanden der rechten Seiten in (10.7) stellen jeweils elektrische
Teilftüsse in der ursprünglichen Anordnung dar. So ist z.B. C 12U 12 der elektrische
Fluß vom Körper I zum Körper 2 und C 13U 13 der elektrische Fluß vom Körper
1 zum Körper 3. Man nennt die Kapazitätswerte C\2' C I 3 und C 23 auch Teil-
kapazitäten.
Die Erweiterung des Kapazitätsbegriffs auf Systeme von mehr als drei, sagen
wir, n Leiter kann ganz analog vorgenommen werden. Jeder Knoten, der in der

3
Abb. 10.10 Kapazitive Ersat zschaltung einer Dreileiteranordnung

2 Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, dann müssen Sie das System durch die Ein beziehun g jener
Körper erweit ern, welche die Ergänzungsladungen tragen .
194 10 Schaltungen mit Kondensatoren

Ersatzschaltung einen Leiter repräsentiert, ist dann mit jedem anderen, ebensolchen
Knoten über einen Kondensator verbunden. Wir erhalten also insgesamt n(n - 1)/2
Teilkapazitäten. Die Gin. (10.7) erweisen sich als spezielle Form des allgemeinen
Schemas

o + + ... + Ci.n - I V i.n - I + ClnV ln


CZIV Z t + + " ,+CZ .n -tVZ .n -1 + CZnV Zn
(10.8)
Qn -I = C n- I.1 V n- I.1 + Cn-i.ZVn -i.Z + ... + 0 + Cn-i.nVn -i.n
Qn = CnlV nl + CnzV nZ + " ,+Cn.n -IVn.n-l+ 0,

wobei wieder QI + Qz + ... + Qn = 0 gilt. Beachten Sie außerdem C IZ = C ZL usw .,


allgemein C ik = C ki ("Symmetrie" der Teilkapazitäten) sowie V ZI = - V IZ usw .,
allgemein V ik = - V ki (Vorzeichen wechsel bei Umkehrung des Bezugssinnes). Ein
Summand CikV ik gibt den elektrischen Teilfluß vom Körper i zum Körper k an.
Es ist manchmal vorteilhaft, die Spannungen zwischen den Körpern durch die
Differenzen der elektrischen Potentiale der Körper auszudrücken, z.B. V IZ =
({JI - ({Jz, allgemein V ik = ({Ji - ({Jk ' In diesem Fall geht das Gleichungssystem
(10.8), wenn wir die Abkürzungen eil = 0 + C IZ+ C\3 + .. . + C Ln ' C ZZ = C Z 1 +
0+ C Z3 + ... + C Zn usw . einführen, in die Form

Q1= CLl({Jt-CIZ({JZ- ",-Cln({Jn


Qz =- C Z I({J1 + C 22({Jz - ... - CZn({Jn
(10.9)

über. Auch diese Gleichungen sind wegen Q 1 + Qz + ... + Qn = 0 nicht voneinander


unabhängig.

10.4 Fragen

1. Nach welchem Prinzip sind eiekirische Kondensatoren grundsätzlich aufgebaut?


2. Wozu dient ein Dielektrikum in Kondensatoren?
3. Wie lautet die Grundgleichung von Kondensatoren und was müssen Sie bei ihrer Angabe
hinsichtlich der Bezugssinne beacht en?
4. Was bedeutet "Ein Kondensator ist geladen "?
5. Wodurch ist das Modell eines idealen Kondensators gekennzeichnet?
6. Wie lautet die dynamische Gleichung idealer Kondensatoren?
7. Wie ist die Zeitkonstante einer R-C-Reihenschaltung erklärt und worin liegt ihre Bedeutung?
8. Wie lauten die Formeln für die Ersatzkapazität einer direkten Parallelschaltung und einer direkten
Reihenschaltung von Kondensatoren?
9. Auf welche Weise läßt sich der Kapazitätsbegriff auf mehr als zwei Leiter erweitern?
10. Was bedeutet der Begriff'i.Teilkapazit ät" und wie hängt er mit den elektrischen Flüssen zusammen?
10.5 Aufgaben 195

10.5 Aufgaben
AI0.1 Anfangsstrom über einen Schalter: An der RC-Kombination aus Abb. AIO.la
liegt über lange Zeit bei geöffnetem Schalter S die Gleichspannung 10 V. Zum
Zeitpunkt t = 0 wird S geschlossen.
(i) Wie groß ist der Strom I. über den Schalter unmittelbar nach dem Schließen
von S?
(ii) Welchen Wert nimmt I . lange Zeit nach dem Schließen von San?

IOOnF 18011

211 22011

15011
+
1 ~F 1 ~F
s 4,7k11
IOV

Abb. AIO.Ia

A 10.2 Umladevorgang: Eine Stromquelle speist die in Abb . A IO.2a dargestellte


RC-Kombination mit dem Gleichstrom I q •
(i) Der Schalter S ist über lange Zeit geöffnet. Wie groß ist die Kondensator-
spannung U c?
(ii) Zum Zeitpunkt t = 0 wird der Schalter S geschlossen. Welche Werte
nehmen die Kondensatorspannung U C' ihre Änderungsrate Uc und der
Strom 12 unmittelbar danach an?
(iii) Wie groß sind Uc und 12 lange Zeit nach dem Schließen von S?
(iv) Skizzieren Sie den Zeitverlauf von U; während des Umladevorganges.

Abb. AIO.2a

AI0.3 Spannungsaufteilung in einer Re-Schaltung: Relativ lange Zeit nach dem


Anlegen einer Gleichspannung U soll sich in der Schaltung aus Abb . AI O.3a die
Spannung U; = 10 V einstellen. Berechnen Sie den dazu erforderlichen Wert von U.

1k11

U j 2k11

Abb. AIO.3a
196 10 Schaltungen mit Kondensatoren

AIO.4 Spannungssprung an RC-Schaltung: An den Eingang der RC-Schaltung aus


Abb . A lO.4a wird eine Gleichspannung von 10 V gelegt. Berechnen Sie den
Anfangswert und den Endwert der Ausgangsspannung (Ausgangsstrom = 0) und
skizzieren Sie, maßstäblich richtig, ihren Zeitverlauf.
IOkn

1=
o

o t
1u•
<>----4------0
Abb. AIO.4a

AIo.S Brückenschaltung mit Kondensator: Der Schalter S in Abb. A1O.5a ist zunächst
lange Zeit geöffnet und wird zum Zeitpunkt t = 0 geschlossen.
(i) Berechnen Sie die Werte der Spannung U A am leerlaufenden Ausgang unmit-
telbar vor, unmittelbar nach und lange Zeit nach dem Schließen des
Schalters.
(ii) Skizzieren Sie, maßstäblich richtig, den Zeitverlauf von U A ' Berechnen Sie
die zugehörige Zeitkonstante.
S

300n
+
10V

ioon

Abb. AIO.Sa

AIO.6 Umladung: In dem in Abb . AlO.6a dargestellten elektrischen Ersatzkreis


einer Zellmembran ist der Schalter S relativ lang geöffnet und wird dann geschlossen .
Berechnen Sie den Wert der Spannung U 12 vor , unmittelbar nach und lange Zeit
nach dem Schalten. Berechnen Sie die für den Ausgleichsvorgang maßgebende
Zeitkonstante und skizzieren Sie den Zeitverlauf von U 12 '

2
Abb. AIO.6a
10.5 Aufgaben 197

AIO.7 Kondensator-Reihenschaltung: Zwe i Kondensatoren mit den Kapazit äten


0,1 J.l F und 2,2 J.lF sind jeweils für die Betr iebsspannung 100 V zug elassen . An
welch er max imalen Spannung kann ihre Reihenschaltung betrieben werden?

A10.8 Rechteckpuls an Re-Kombination: Skizzieren Sie, maßstäbl ich richtig, den


Zeitverlauf der Ausgangsspannung U A für die Schaltung in Abb . A lO.8a.

IMO
u. 0

tu,
10V +
u. 0,1 J.IF Ikn

0
0 Ims

Abb. AIO.8a

A10.9 Wechselanteil einer Spannung: Am Eing ang des RC-Gliedes au s Abb. A 10.9a
liegt die angegebene Spannung U E' Geben Sie den Zeitverlauf der Ausgangs-
spa nn ung U A unter der Voraussetzung T /2 « 5 Re an.

UE o
U2

U, l
o 0-------0
T /2 T /2 t

Abb. AIO.9a

A10.10 Ausfiltern des Mittelwertes: An der RC-Kombination a us Abb. AlO.lOa


liegt die angegebene rechteckförmige Spannung U E'
(i) Prüfen Sie, ob die Bedingung f» 1/(10,) er füllt ist.
(ii) Geben Sie den Zeit verlauf der Ausg angsspannung U A zuerst a llgemein,
dann für U 1 = 5 V und die Werte k = 0; 1/ 3; 1/2; 2/3 und I an .

UE

o
t
-U I
kT
T

Abb. AIO.IOa
198 10 Sch altungen mit Kondensat o re n

A lO.ll Differentiation durch RC-Glied: Am Einga ng des RC-Gl iedes aus Abb . 1O. l la
liegt d ie angegebene periodisc he Spannung U E• Bestimmen Sie den Zeitverl auf der
Ausgangss pa nnung U A für d ie Grenzfälle hoh er und nied riger F req uenz, d.h.,
(i) f» l/(lOr),
(ii) f« l/ (lOr).

- -;--1 0

u,j R
j u,

k 1'
T
Abb. AIO.lla

A 10.12 Integration durch RC-Glied: Bestimmen Sie für d ie recht eckförm ige Wech-
selspa nnung U E a m Einga ng des Re -Gliedes a us Abb. A IO. 12a den Zeitverlauf
der Ausgangss pa nn ung U A unter der Vora ussetzu ng f » l/(l Or).

v E

V,
o
t

1'/ 2 1'/ 2

Abb. A IO.12a

A 10.13 Operationsverstärker: Eine geste uerte Spannungsqu elle nach dem in


Abb A lO.13a dargestellten Mu ster kann als vereinfachtes Model für einen D ifferenz-
verstä rker dienen . Der Grenzfall R d -> 00 , V -> 00 definiert , für einen bestimmten
Ber eich der Au sgangssp annung, einen idealen Operati on sver stärk er.
(i) Geben Sie für den mit den zwei Wider ständen R 1 und R z na ch Abb . Al O.13b
beschalteten Verstärker die Beziehung zwischen U A und U E a n, zuerst für

Abb. AIO.13a Abb. A IO. l3b


10.5 Aufgaben 199

endliche Werte Rd und v, dann für den Grenzfall des idealen


Operationsverstärkers.
(ii) Geben Sie für die beiden RC-Beschaltungen Abb. AIO.13c,d eines idealen
Operationsverstärkers die Beziehungen zwischen Eingangsspannung und
Ausgangsspannung an.

Abb. AIO.l3c Abb. AIO.I3d

AIO.14 Periodisches Rechtecksignal an ReD-Kombination: Am Eingang der in


Abb. AIO.14a dargestellten RCD-Kombination mit einer zusätzlichen Spannungs-
quelle liegt die angegebene periodische Rechteckspannung U E' Wie verläuft die
Ausgangsspannung U A? Vernachlässigen Sie die Schwellenspannung der Diode.

~t-I_Il_F o---o
u E f= 1kHz

IOV
o t
u,j 5V

-20V
+
T /2 T /2

Abb. AIO.14a

AIO.15 Laden eines Kondensators mit Spannungsbegrenzung: Am Eingang der


Schaltung aus Abb. AIO.15a wird, beginnend mit t = 0, ein konstanter Strom
eingeprägt. Berechnen und skizzieren Sie den Verlauf der Spannung U A am
leerlaufenden Ausgang . Nehmen Sie dazu für die Diode eine Schwellenspannung
von 0,7 V an und vernachlässigen Sie deren Bahnwiderstand.

IO~±='
o I

Abb. AIO.l5a

°
AIO.16 Laden eines Kondensators mit Parallelzweig: Am Eingang der Schaltung
Abb. AIO.16a wird zur Zeit t = sprungartig ein konstanter Gleichstrom von
200 10 Scha lt ungen mit K onden sat o ren

1,5 mA eingeprägt. Skizzieren Sie, maßstäblich richt ig, den Zeitverlauf der Spannung
am leerlaufenden Ausgang . Nehmen Sie für die Diode eine Schwellenspannung
von 0,7 V an .

n on

j
IOIlF

3mn u,
0

Abb. AIO.I6a

AI0.17 Ladungspumpe: Die Kapazität des Kondensat or s C l a us Abb. AlO.17 wird


wie angegeben period isch geändert. Berechnen Sie den sta tionä ren Wert der
Ausgang sspannung dieser "Lad ungspumpe" für T « RC 2 . Nehmen Sie dazu die
D ioden als ideal an .

CI

IO C o

T /2 T /2 I

Abb. A IO.17

AI0.l8 Schaltung mit veränderlicher Kapazität: Die Kapazität C des Kondensators


aus Abb . AI O.18a wird wie angegeben periodisch geändert. Berechnen und skizzieren
Sie den Zeit verlauf der Ausgangsspannung U A für den Fall T 2 « RCo . Nehmen
Sie dazu die Diode als ideal an.

C
o

+
5V R
Co
o I
TI T,

Abb. AIO.I8a

A10.19 Kondensatormikrophon: Berechn en Sie für das in Abb . A10.19 skizzierte


Mod ell eines Kondensatormikrophons den Zeitverlauf der Spannung UR für
relat iv große Frequenzen, d.h. Q > I j(R C). (Hinweis: Die Kondensatorladung ist
10.5 Aufgaben 201

für relativ große Frequenzen konstant = CoU, wenn Co Kapazität für x= 0


bedeutet.)

Met allmembran . A = Sem ?

+ 50M!} ~iim$irt x = Xo + xcos (!} t).


xo = 40 ~m
lOOV
U

L-
1Uc
----J Met allelektrode

Abb. AIO.19

AI0.20 Influenz: Das Dreileitersystem aus Abb . A1O.20a ist zunächst ungeladen
und durch die Teilkapazitäten

C IO = 80pF, C 2 0 = 70pF, C I 2 = 50pF

gekennzeichnet. Wenn zwischen die Leiter 1 und 0 die elektrische Spannung


U I 0 = 3 kV gelegt wird, wie groß ist dann die durch Influenz sich einstellende
Spannung U 20 zwischen den Leitern 2 und O?

Abb. AIO.20a
Kapitel 11

Ergänzendes zum elektrischen Feld

Aus der ladungsbezogenen Kr aft, als die uns die elektrische Feldstärke im Zu -
sa mmenha ng mit dem Co ulom b-G esetz erstmals begegnete, ist inzwisch en eine
eigenstä nd ige ph ysikalische Größe geworden, nämlich der lokale Repräsentant
einer elektrischen Spannungsverteilung. Zu sammen mit einer Verteilung des elek-
tris chen Flus ses, a ls deren lokalen Repräsentanten wir die elektrische Flußd ichte
kennengelernt haben, bildet die elektrische Spannungsverteilung ein elektrisches
Feld. Als wesentlich hat sich noch die Verknüpfung von Spannung und Fluß
herausgestellt , die in den einfachsten, ab er technisch bedeut samen Fällen, das sind
die des leeren Raums und der linear homogenen isotropen Dielektrika, lokal durch
die Proportionalität der Felds tä rke und der Flußdichte dargestellt wird , und global,
d.h. für ganze Feldgebiete. auf den Begriff der Kapazität führt.
Eine universelle Eigenschaft de s elektrischen Feldes haben wir im Satz vom
elektrischen Hüllenfluß (9.5) formuliert. Er liefert den Zu sammenhang mit den
Feldquellen, den elektrischen Ladungen. Dagegen ist der Satz (9.1) über das Ver-
schwinden der elektrischen Umlaufspannung nicht allgemein anwendbar, sondern
drückt die spezielle Eigenschaft elektrostatischer und quasi-elektrostatischer Felder
au s. Seine direkte Konsequenz ist die Existenz des elektrostatischen Potentials,
einer Funktion, die jedem Ort innerhalb des Feldgebietes einen Potentialwert
zuordnet. Die elektrische Spannung entlang einer orientierten Kurve läßt sich dann
einfach als Potentialdifferenz (9.2) zwischen Anfangspunkt und Endpunkt angeben
und ist unabhängig vom speziellen Kurvenverlauf. Weiters haben wir die Bezie-
hungen (9.3) und (9.4) zwischen der elektrischen Feld stärke und der Spannung und
die Beziehungen (9.13) und (9.14) zwischen der elektrischen Flußdichte und dem
elektrischen Fluß zur Verfügung. Die lokalen Verknüpfungen (9.17) im leeren Raum
od er, wie (9.31), in Körpern vervollständigen die bestimmenden Eigenschaften des
elek trisehen Feldes.
Wie gehen Sie nun vor , wenn Sie ein Feld, z.B. die elektrische Feldstärke an
jedem Ort, tatsächlich berechnen wollen ? Die einfachsten Fälle haben wir bereits
kennengelernt, etwa das Feld in der Umgebung einer Punktladung oder zwischen
zwei planparallelen, entgegengesetzt geladenen Metallplatten. Für die Behandlung
komplizierterer Anordnungen gibt es unterschiedliche mathematische und experi-
mentelle Methoden, mit denen wir uns später, das erste Mal im Kapitel 13,
systematisch besch äftigen werden. Eine Reihe von interessanten und nützlichen
Eigenschaften läßt sich aber auch ohne Detailkenntnisse des Feldes behandeln,
und einige davon werden wir nun besprechen.
11.1 Extremwerte des Potentials und der Feldstärke 203

11.1 Extremwerte des Potentials und der Feldstärke

Stellen Sie sich im zunächst leeren Raum eine feste Anordnung stromfreier Leiter
vor, von denen jeder eine Überschußladung (positiv, negativ oder null) trägt. Der
Bereich außerhalb der Leiter, das Feldgebiet, wird durch die Leiteroberflächen
"berandet" und kann sich unendlich weit erstrecken' (Abb. 11.1a). Im Feldgebiet
seien aber, das ist wesentlich, keine weiteren Ladungen vorhanden. Nun wissen
wir, daß die stromfreien Leiter jeweils Bereiche konstanten, i.a. a ber unterschiedli-
chen Potentials darstellen. Sind diese Werte bekannt, so können wir das Potential
an jedem Ort im Feldgebiet im Prinzip berechnen. Unabhängig davon läßt sich
aber ohne weitere s eine wichtige Feststellung treffen:
"In einem leeren, ladungsfreien Feldgebiet liegen die Extremwerte (Maxima
und Minima) des elektrostatischen Potentials immer an den Rändern."
Sie können sich davon leicht überzeugen durch die Annahme des Gegenteils,
daß also z.B. in einem inneren Feldpunkt &> ein größerer Potentialwert q>(&') als in
allen Punkten seiner näheren Umgebung vorliegt (lokales Maximum). Von q>(&»
aus in kleinen Schritten !:iq> absteigend lassen sich dann um &> geschlossene Poten-
tialflächen angeben, auf denen jeweils die Punkte mit den Potentialwerten q>(&»-
!:iq>, q>(&') - 2!:iq> usw. liegen (Abb. 11 .1b). Es gibt damit notwendig einen elektrischen
Fluß von innen nach außen und dieser kann nur an positiven Überschußladungen
in der unmittelbaren Umgebung von &> entspringen. Das steht aber im Widerspruch
zu unserer Voraussetzung der Ladungsfreiheit im Inneren des Feldgebiets. Also
kann es kein lokales Maximum geben . Mit demselben Argument, nur unter
umgekehrten Vorzeichen, schließen Sie auch die Existenz eines Potentialminimums
im Inneren des Feldgebiets aus .
Diese Aussage ist deshalb wichtig, weil wir damit allein aus der Kenntnis der
Potentialwerte an den Rändern die Orte und Größen der Extrema des Potentials

Abb. Ll.I a Schnitt durch eine Anordnung von Leitern. Die Ränder des sonst ladungsfreien Feldgebiet s
sind die Leiteroberftächen. b Gäbe es in einem inneren Feldpunkt & ein lokales Max imum
des elektrostatischen Potentials, so müßten in seiner unmittelbaren Umgebung Flußröhren entspringen .
Dies steht im Widerspruch zur vorausgesetzten Ladungsfreiheit

I Dies bedeutet, daß unsere Leiteranordnung so weit von allen anderen Körpern entfernt ist, daß

wir eine Wechselwirkung vernachl ässigen können.


204 11 Ergänzendes zum elektrischen Feld

,,
I

!2 : ~t = GO E(J') A(J') = [0 E(.2)A(!2)

, I \ I
ep(J')+2t1ep ,I : \ \ep~) - 2t1ep
ep~) + t1ep ep(J') ep(j) - t1ep

Abb, 11.2 Die Annahme. daß der Betrag der elektrischen Feldstärke in einem inneren Punkt & des
ladungsfreien Feldgebiets ein Maximum besitzt, führt auf einen Widerspruch

bestimmen können. Wir wissen dann auch sofort, zwischen welchen Punkten die
größten Spannungen auftreten.
Ein ähnliches Ergebnis läßt sich interessanterweise auch für die elektrische
Feldstärke angeben:
"In einem leeren, ladungsfreien Feldgebiet liegen die Maximalwerte des
Betrages der elektrischen Feldstärke (und damit auch der elektrischen
Flußdichte) im statischen Fall immer an den Rändern".
Nehmen wir wiederum das Gegenteil an , d.h. der Betrag der elektrischen
Feldstärke besitze in einem inneren Feldpunkt f!I ein lokales Maximum E(::?I). In
der unmittelbaren Umgebung von f!Jlliegen dann die Potentialflächen dichter als in
den benachbarten Punkten (Abb. 11.2). Außerdem betrachten wir eine Flußr öhre.
die in f!Jl die (kleine) Querschnittsfläche A(.9) besitzt und demnach den Fluß
tp = eoE(f!Jl)A(f!Jl) führt. Die Bedingung, daß die Flußröhren im leeren Raum die
Potentialflächen immer senkrecht treffen, hat nun aber zur Folge, daß A(f!Jl) größer
ist als die Querschnittsfläche in benachbarten Punkten, z.B. in 22, also A(.9 ) > A(.:2).
Wegen tp = eoE(f!Jl)A(ßP) = eoE(i!2)A (i!2 ) gilt dann E(ßP) < E(i!2), und das ist ein
Widerspruch zu unserer Annahme, daß E(f!I) ein lokales Maximum darstellt.
Wie groß die Maximalwerte der Feldstärke sind, läßt sich i.a. nicht ohne weiteres
angeben. Es ist aber hilfreich zu wissen, wo wir sie zu suchen haben. In Sonderfällen
ist überdies eine Abschätzung z.B. mit Hilfe der Beziehung (9.30) möglich. Für die
Gültigkeit der beiden Sätze über die Lage der Extremwerte des elektrostatischen
Potentials bzw. der Maxima des Betrages der Feldstärke im elektrostatischen Feld
ist es übrigens belanglos, ob die Ränder des Feldraums durch Leiteroberflächen
gebildet werden oder nicht. Sie können irgendwelche anderen, auch gedachte
Flächen als Rand verwenden" . Die Aussagen bleiben auch dann gültig, wenn das
gesamte Feldgebiet mit demselben linearen homogenen isotropen Dielektrikum
ausgefüllt ist, d.h., wenn an jedem Ort die Beziehung 15 = eE mit konstantem e
besteht. Wesentlich ist hingegen die Ladungsfreiheit an jedem Ort des Feldgebiets
und der (quasi-)statische Charakter des Feldes.

2 Insbesondere zur Ausgrenzung ev. vorh andener Ladungen.


11.2 Feldlinien 205

11.2 Feldlinien
Zur Veranschaulichung der Eigenschaften elektrischer Felder haben wir bisher
Systeme von Potentialflächen und Flußröhren benutzt. Das ist jedoch nicht die
einzig mögliche Art der Betrachtung. Wir werden uns nun eine andere geome-
trische Darstellungsform derartiger Felder ansehen, das System der Feldlinien.
Angenommen, in einem räumlichen Bereich fJl ist ein Vektorfeld gegeben, d.h.,
jedem Ort &efJl ist genau ein Vektor v(&) nach Betrag und Richtung zugeordnet 3 .
Stellen Sie sich vor, wir starten an einem Ort f!J o und rücken um eine kleine Strecke
in Richtung des Vektors v(f!Jo) vor an den Ort f!J1 ' Dort sitzt der Vektor V(&1)'
Wir setzen nun unseren Weg in seiner Richtung um eine kleine Strecke fort und
gelangen an einen Ort &2' dann weiter in Richtung v(f!J2) nach &3 usw. (Abb. 11.3a).
Je kleiner die Schritte gewählt werden, desto glatter verläuft der Weg. Natürlich
können Sie diese Konstruktion im Prinzip für alle Punkte des Bereichs durchführen.
Sie gewinnen damit eine ganze Kurvenschar, nämlich das zum Vektorfeld
gehörende System von Vektorlinien. Durch jeden Ort gibt es dann eine Kurve,
mit deren Verlauf Sie die Richtung des dort vorhandenen Vektors darstellen.
Um neben der Richtung auch den Betrag v(&) des Vektors v(f!J) an jedem Ort
f!J erfassen zu können, müssen wir eine zusätzliche Vereinbarung treffen. Wir
spannen dazu in f!J ein kleines Flächenstück si mit dem Flächeninhalt Anormal
zur Feldrichtung auf und legen fest: Die Flächendichte der gerichtet durchtretenden
Vektorlinien ist proportional dem Betrag des Vektors. D.h., wenn das Flächenstück
von n Vektorlinien gerichtet durchsetzt wird (Abb. l l .Jb), dann gilt

v= knf A (11.1)

mit einer für den gesamten Bereich festen Konstanten k. Je kleiner k gewählt wird,
desto größer ist die Auflösung der Darstellung. Auf diese Weise entsteht ein System
von Feldlinien des gegebenen Vektorfeldes.

a b

v =kn!4

Abb. 11.3 11 Jedem Vektorfeld ist eine Schar von Vektorlinien zugeordnet. b Durch die Verknüpfung
der Liniendichte mit dem Vektorbetrag entsteht aus der Schar von Vektorlinien ein System von
Feldlinien

3 Unsere Betrachtung bezieht sich zunächst auf einen festen Zeitpunkt und stetige Vektorfelder.
206 11 Ergänzendes zum elektri schen Feld

Beachten Sie folgendes: Im Grenzfall unendlich feiner Auflösung ergibt sich


das Bild einer gewissermaßen verschmierten faserartigen Struktur mit kontinuier-
lich variabler Dichte. Durch die Diskretisierung bei endlicher Auflösung müssen
wir i.a. damit rechnen, daß Feldlinien innerhalb des Bereichs entstehen und
verschwinden". Dies ist eine Folge der Verknüpfung der Liniendichte mit dem
Vektorbetrag und unterscheidet u.a. die Feldlinien von den Vektorlinien.
Die Idee der Feldlinien läßt sich speziell auf die Vektoren E und l5 des elektri-
schen Feldes anwenden. Die zur elektrischen Feldstärke gehörenden Feldlinien
werden wir elektrische Feldstärkelinien nennen. Da ihre Richtung lokal mit der
Richtung des Feldstärkevektors übereinstimmt, durchsetzen sie die Flächen
konstanten elektrostatischen Potentials, die Potentialflächen stets senkrecht. Die
Feldlinien der elektrischen Flußdichte bezeichnen wir als elektrische Flußdichtelinicn.
Sie verlaufen immer entlang der Flußröhren, wobei, wie wir aus GI. (Il.I) mit
v = D und ~ If' = D· A ablesen, auf jede Röhre mit dem Fluß ~ If' die feste Anzahl
n = ~ If'/k von Feldlinien entfällt. Mit dem Entstehen und Verschwinden von Fluß-
röhren an Orten elektrischer Überschußladungen entstehen bzw. verschwinden
auch die Flußdichtelinien.
Im leeren Raum und im Inneren eines linear homogen isotropen Dielektrikums
sind die Vektoren l5 und E einander über einen im ganzen Bereich konstanten
Faktor proportional. Durch die passende Wahl von k in GI. (Il.I) lassen sich demnach
die Flußdichtelinien mit den Feldstärkelinien in Übereinstimmung bringen, sodaß
nicht zwischen ihnen unterschieden werden muß. Wir sprechen dann einfach von
elektrischen Feldlinien. Ist ein Dielektrikum isotrop, aber nicht homogen oder nicht
linear, so stimmen zwar die Richtungen der Feldstärke- und Flußdichtelinien
überein", die Liniendichten sind jedoch unterschiedlich und können i.a. nicht durch
passende Wahl von k in GI. (I 1.1) für den ganzen Bereich ineinander übergeführt
werden. Wir müssen hier also zwischen Feldstärkelinien und Flußdichtelinien un-
terscheiden. Dies ist natürlich auch bei Feldern in anisotropen Dielektrika notwendig,
weil dort i.a. schon die Richtungen von l5 und E unterschiedlich sind .

11.3 Das elektrische Feld in der Umgebung stromfreier Leiter

In elektrostatischen Situationen, wie wir sie hier betrachten, werden stromfreie


Leiter als Bereiche konstanten elektrischen Potentials dargestellt", d .h. die elektrische
Feldstärke verschwindet in jedem inneren Körperpunkt. Um Sonderfälle aus-
zuschließen, die uns vorerst nicht interessieren, nehmen wir außerdem an, daß mit
der elektrischen Feldstärke auch die elektrische Flußdichte im Leiterinneren gleich
Null ist. Damit ergibt sich aber etwas Bemerkenswertes: Durch keine -geschlossene
Fläche, die vollständig im Leiterinneren verläuft, gibt es einen elektrischen Fluß,
und deshalb kann auch keine dieser Hüllen eine elektrische Überschußladung

4 Denken Sie z.B. an ein Vektorfeld konstanter Richtung, aber räumlich veränderlichen Betrages .
5 D.h. die beiden Scharen von Vektorlinien sind dieselben .
6 Vergleichen Sie dazu S. 153.
11.3 Das elektri sche Feld in der Umgebung stromfreier Leiter 207

einschließen. Wenn sich nun aber im ganzen Leiter keine Überschußladungen


ansammeln können, wie kann er dann "geladen" werden? Wo sind die Ladungen?
Den Überschußladungen steht nur die Leiteroberfläche zur Verfügung. Sie
verteilen sich dort im Mittel innerhalb von ein oder zwei Atomlagen, makrosko-
pisch gesehen also flächenhaft. Knapp außerhalb des Leiters, an der äußeren Seite
der Oberfläche, finden wir nie eine Tangentialkomponente der elektrischen Feld-
stärke . Gäbe es eine solche, so würden sich die Ladungen entlang der Leiteroberfläche
bewegen. Anders ausgedrückt: Die elektrischen Feldstärkelinien bilden immer einen
rechten Winkel mit der Oberfläche eines stromfreien Leiters, weil diese eine Fläche
konstanten Potentials darstellt. Befindet sich außerhalb des Körpers leerer Raum
oder ein isotropes Dielektrikum, so gilt dies auch für die elektrischen Flußdichtelinien.
In diesem Fall können wir außerdem eine einfache Beziehung zwischen der
Flächenladungsdichte und der Flußdichte bzw. Feldstärke an der Oberfläche
angeben. Besitzt nämlich die Oberfläche in einem Punkt fY> die äußere Normalen-
e
richtung n , und ist die Umgebung von f!J mit der Flächenladungsdichte (J belegt
(Abb. 11.4), so beträgt die elektrische Flußdichte unmittelbar vor der Leiteroberfläche

(11.2)

!:.Q =a!:.A

Abb.l1.4 Wenn da s umgebende Dielek-


trikum isotrop ist, dann stehen die Rich-
tungen der elektrischen Flußdichte und der
elektrischen Feldst ärke senkrecht auf der
Oberfläche eines stromfreien Leiters

,
\
\

/ F 1Ußröhre

Abb. 11.5 Schnitt durch einen geladenen Leiter und das umgebende elektrische Feld. Dargestellt sind
die Spuren der Flußröhren (ausgezogen) und der Potentialflächen (strichliert)
208 11 Ergänzendes zum elektrischen Feld

Sie können das direkt aus der Betrachtung einer (notwendig senkrecht stehenden)
Flußröhre um f!J ablesen (vgl. Sie dazu Abb. 9.l2a).
Wir werden nun anhand eines Beispiels das elektrische Feld in der Umgebung
stromfreier Leiter betrachten, wollen uns dabei aber auf den sonst leeren Raum
oder ein Dielektrikum mit konstanter Permittivität beschränken. Stellen Sie sich
zuerst einen einzelnen Leiter vor, auf dem eine positive Überschußladung Q als
Oberflächenladung sitzt (Abb. 11.5). Abhängig von der Form der Oberfläche
entspringen dort Flußröhren (oder, äquivalent, Feldlinien entsprechender Dichte)
mehr oder weniger gleichmäßig und verteilen sich im Raum. Die zunehmende
Aufweitung entspricht dabei einer abnehmenden Flußdichte. An den Enden der
Flußröhren befinden sich die beim Laden des Körpers erzeugten negativen Über-
schußladungen, insgesamt - Q. Um den Körper haben wir uns eine Schar geschlos-
sener Potentialflächen vorzustellen. Wird nun in die Umgebung des ersten, geladenen
Leiters ein zweiter, insgesamt ungeladener Leiter gebracht (Abb. 11.6), so beobachten
wir die Erscheinung der elektrischen Influenz: Das Innere des Leiters b muß
ebenfalls feldfrei sein und einen Bereich konstanten Potentials darstellen. Es findet
daher eine Ladungstrennung statt, eine Störung des ursprünglich gleichförmig
neutralen Zustandes, und zwar so, daß sich auf der dem positiv geladenen Leiter
a zugewandten Seite der Oberfläche negative Überschußladungen ansammeln, auf
der abgewandten Seite eine entgegengesetzt gleich große Menge positiver (der
Leiter b bleibt insgesamt ungeladen, wenn er elektrisch isoliert ist, d.h. wenn keine
elektrisch leitende Verbindung zu anderen Körpern besteht). Ein Teil der von a
ausgehenden Flußröhren endet dann zunächst auf b, entspringt aber wieder am
gegenüberliegenden Teil der Oberfläche. Insgesamt geht von beiden Leitern die
gleiche Anzahl von Flußröhren aus wie ursprünglich vom Leiter a allein (Satz
vom elektrischen Hüllenfluß). Auf dem Leiter a finden wir außerdem die Über-
schußladung an der Oberfläche (geringfügig) umgeordnet. Sie sehen das in der
Deformation der nächstliegenden Potentialflächen. Weiter außen liegende Po-

Abb. 11.6 In die Nähe des geladenen Leiters a aus Abb. 11.5 wird ein ungeladener Leiter b gebracht
11.3 Das elektrische Feld in der Umgebung stromfreier Leiter 209

tentialflächen umschließen beide Körper. Bemerkenswert ist speziell die in Abb. 11.6
eingetragene "besondere Potentialfl äche", weil es so aussieht, als ob sie eine andere
Potentialfläche schneidet (die Oberfläche des Leiters b), Tatsächlich handelt es
sich dabei nur um eine einzige Potentialfläche, die aus zwei Teilen besteht. Die
"besondere Potentialfläche" trägt daher das Potential des Leiters b. Wo sie auf b
trifft, liegt genau die Grenze zwischen den Bereichen positiver und negativer
Oberflächenladungen. Entlang dieser Linie ist außerdem die elektrische Feldstärke
gleich Null. Noch ein Hinweis : In elektrostatischen Situationen wie der eben
besprochenen werden Sie nie eine Flußröhre und damit auch nie eine Feldlinie
finden, die auf einem Leiter entspringt, durch den umgebenden Raum läuft und
wieder auf demselben Leiter endet; auch dann nicht, wenn der Leiter wie b in
Abb . 11.6 Flächenladungen unterschiedlichen Vorzeichens trägt. Warum das so
ist, können Sie sich selbst anhand des Bildes der Potentialflächen oder, dazu
äquivalent, mit Hilfe des Satzes von der elektrischen Umlaufspannung (9.1)
klarmachen.
In einem nächsten Schritt verbinden wir die beiden Körper mit einem leitfähigen
Draht (Abb. 11.7). Ein Teil der auf a befindlichen Überschußladung wandert dann
nach b, und wir erhalten ein zusammenhängendes Gebiet konstanten Potentials,
bestehend aus den Leitern a, b und dem Drahtstück. Die ursprüngliche Über-
schußladung Q verteilt sich zwar i.a. nicht gleichmäßig auf die Teilkörper, sie bleibt
aber insgesamt erhalten, und damit ändert sich auch der gesamte elektrische Fluß
nicht. Alle Potentialflächen umhüllen nun die ganze Anordnung.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auf eine interessante, allgemeine Eigen-
schaft des elektrostatischen Feldes hinweisen : Wenn irgendeine Potentialfläche mit
einer dünnen, leitfähigen Schicht (z.B. einer Metallfolie) belegt wird, dann ändert
sich die Feldverteilung nicht. Sie können sogar das ganze, von der Potentialfläche
umhüllte Gebiet mit leitfähigem Material ausfüllen. Wenn Sie dabei den Gesamtwert

Dr a h t s tü c k

, V Flu ßr öhre

Abb. 11.7 Die beiden Leiter aus Abb. 11.6 werden über einen Draht elektrisch leitend verbunden . a, b
und das Drahtstück bilden zusammen einen einzigen stromfreien Leiter
210 11 Ergänzendes zum elektrischen Feld

der eingeschlossenen Ladung unverändert lassen, so ergibt sich im Außenraum


trotz einer anderen Verteilung der Oberflächenladungen wieder da s gleiche
elektrische Feld. Der Innenraum wird also nach außen vollständig vertreten durch
die Gestalt der einhüllenden Potentialfläche und den Wert ihres Potentials. Interessant
und nützlich ist diese Eigenschaft deshalb, weil dam it d ie für eine bestimmte La-
dungsverteilung ermittelte Feldkonfiguration auf eine gan ze Schar von Leiteranord-
nungen übertragen werden kann.
Als letztes Beispiel für die Ausbildung des elektrischen Feldes in der U mgebung
von Leitern betrachten wir den Fall zweier entgegengesetzt gleich großer Ladungs-
mengen (Abb. 11.8). Sie können diesen Ladungszustand z.B. durch kurzzeitig es
Anschließen einer Spannungsquelle zwischen zwei isolierten Metallk örpern herstel-
len. Alle Flußröhren, die auf dem Leiter a entspringen, enden am Leiter b. Deshalb
gibt es auch keinen resultierenden Fluß durch eine Hülle über beide Körper (die
Gesamtladung ist gleich Null), und es gibt keine Potentialfläche, die beide Körper
umfangt.
Auch dazu eine allgemeine Anmerkung: Die Kapazität C einer Anordnung von
zwei Leitern wie in Abb . 11.8 wird allein durch die Ge stalt der Leiteroberflächen,
ihre gegenseitige räumliche Lage und die (als konstant vor au sgesetzte) Permitti vität
des Umgebungsmediums bestimmt. Angenommen, Sie verbinde n die beiden Leiter
mit einer Spannungsquelle und erzeugen damit zwischen ihnen eine feste Spannung
U durch Verschieben der Ladungsmenge Q = CU. Vergrößern Sie nun den Abstand
zwischen den beiden Leitern (diese sind noch immer mit der Quelle verbunden,
d.h. U = konst.), so wird die Kapazität kleiner und die Ladung Q nimmt ab. Wenn
Sie aber die Spannungsquelle nach dem Aufladen der Leiter entfern en und erst
dann ihren Abstand vergrö ßern, so bleibt die Ladung kon stant und die Spannung
nimmt mit der kleiner werdenden Kapazität zu. Auf die se Weise läßt sich Z.B. d ie
Spannung zwischen den Elektroden eines Plattenkondensators a uf ein Vielfaches
ihres ur sprünglichen Wertes anheben.

/ F'lußr öh r e

... - -- .............
... ...
...
\
\~ Poten tialfläc he

\
1--- - - I,
I
J
J
I
I
I
I
I
~/
-~~

Abb. 11.8 Die beiden Leiter a us Abb. 11.6 seien nun entgegengesetz t gleich groß geladen. Es gibt keine
Potentialfläche , die beide Körper einschließt
11.4 Das elektri sche Feld im Hohlraum eines stromfreien Leiters 211

11.4 Das elektrische Feld im Hohlraum eines stromfreien Leiters

Wie Sie wissen, gibt es im Inneren eines stromfreien Leiters kein makroskopisches
elektrisches Feld , unabhängig davon, ob der Leiter geladen ist oder nicht. Aber :
Welche Feldverteilung finden wir im Inneren von Leiterhohlräumen? Gibt es am
Rand eines Hohlraumes Oberflächenladungen und wie verteilen sich diese?
Betrachten wir zuerst einen einfach zusammenhängenden, im Inneren ladungs-
freien Hohlraum. Er kann entweder leer, oder mit einem Stoff konstanter Permit-
tivität ausgefüllt sein (Abb. 11.9a). Der Leiter besitzt einen festen Wert des
Potentials, sagen wir, ({)o, was natürlich auch für den Rand des Hohlraums, seine
Hülle o j/~ gilt. Nun treten nach dem Satz von den Extremwerten des elektro-
statischen Potentials (Abschnitt 11.1)dessen Maxima und Minima immer am Rand
des Feldgebietes auf, in unserem Fall also an o"f/'. Wir finden daher im Inneren
von j /' keinen Ort, dessen Potential größer oder kleiner ist als ({)o' Demnach besitzt
der ganze Bereich den konstanten Potentialwert ({)o: Im ladungsfreien, einfach
zusammenhängenden Hohlraum eines stromfreien Leiters gibt es kein elektrisches
Feld und daher auch keine Oberflächenladungen am inneren Rand o"f/'. Diese
Beobachtung ist technisch wichtig, weil man damit elektrische Felder dort beseitigen
kann, wo sie stören. Man nennt das elektrostatische Abschirmung: Der zu
schützende Raum, er enthält z.B. ein elektronisches Gerät, ist mit einer leitfähigen
Hülle zu umgeben. Ein äußeres elektrisches Feld influenziert dann zwar an der
Außenwand elektrische Ladungen, der Hohlraum bleibt aber völlig feldfrei. Die
Hülle braucht dazu nicht einmal völlig geschlossen zu sein - in den meisten Fällen
ist sogar ein nicht zu weitmaschiges Drahtnetz ausreichend (Faraday-Käfig,
Abb . 11.9b).
Eine wichtige Einschränkung sollten Sie nicht übersehen: Der Hohlraum muß
ladungsfrei sein. Gibt es dort Ladungen, so finden wir auch elektrische Felder. Ein
Beispiel ist der in Abb. 9.20 dargestellte Kugelkondensator. Wenn die leitfähige
Hülle außerdem insgesamt ungeladen ist, dann sorgt die Er scheinung der Influenz
zwar durch Ansammlung von Flächenladungen am inneren Rand der Umhüllung

a b
s t r o m fre ie r Leit er

la d u n g s fr e ie r Ho hl r a u m

Abb. 11.9 Elektrisches Feld im Hohlraum eines Leiters. a Im ladungsfreien Hohlraum gibt es kein
elektrisches Feld . b Ein Faraday-Käfig schirmt den umhüllten Raum gegen ä ußere Felder ab
212 11 Ergänzendes zum elektri schen Feld

a b

BUa
: Bl1
I
:/ B7Jz
I
I
I
,I

--------------_/

Abb. I I.lO Elektrisches Feld im Hohlraum eines Leiters. a Der elektrische Fluß einer Ladung wird
an der leitfähigen Umhüllung zwar unterbrochen, er setzt sich aber i.a. außen fort. b Versuch mit
zwei ungeladenen Metallbechern und einem geladenen Körper

für die Feldfreiheit im Leiter selbst, die entgegengesetzt gleich große Ladungsmenge
bleibt jedoch am äußeren Rand zurück und bewirkt ein elektrisches Feld im
Außenraum (Abb. IUOa). Dies folgt unmittelbar aus dem Satz vom elektrischen
Hüllenfluß. Die elektrostatische Abschirmung funktioniert also i.a. nicht von innen
nach außen.
In diesem Zusammenhang ist folgender Versuch sehr instruktiv. Zwei ungeladene
Metallbecher werden ineinandergesetzt. bleiben jedoch voneinander elektrisch
isoliert. Bringen wir nun einen mit der positiven Überschußladung Q belegten
Körper in den Hohlraum, ohne dabei die Becher zu berühren (Abb. l l .IOb), so
entsteht durch Influenz an den Becherinnenseiten jeweils die Flächenladung - Q
und an den Becheraußenseitenjeweils + Q. Durch die (gedachten) Hüllen a1/o, a1/ 1
und a1/2 tritt jeweils der Fluß 'I' = Q von innen nach außen. Wenn nun die beiden
Becher kurzzeitig über ein Drahtstück miteinander verbunden werden, dann bricht
das elektrische Feld zwischen ihnen zusammen: Die Ladungen an der Außenseite
des Bechers 1 und an der Innenseite des Bechers 2 gleichen sich aus, und es gilt
'I'(a1/1 ) = 0, 'I'(a1/2 ) = 'I'(a1/o) = Q. Daran ändert sich nichts, wenn der Kurzschluß
der Becher wieder beseitigt wird. Als nächstes entfernen wir den geladenen Körper
aus dem Hohlraum, der dann feldfrei zurückbleibt. Einen elektrischen Fluß finden
wir jetzt lediglich zwischen den Bechern, und zwar 'I'(a1/d = - Q, 'I'(a1/2 ) = O.
Der innere Becher kann sogar herausgenommen werden: Auf 1 ist die Ladung - Q,
auf 2 die Ladung + Q gefangen . Der zuerst eingebrachte und dann wieder entfernte
Ladungsträger wurde in keiner Weise verändert?

7 Man kann solche Anordnungen zur Messung gebundener Überschußladungen verwenden.


11.5 Der van de Graaff - Gener ator 213

11.5 Der van de Graaff - Generator

Wir wollen nun überlegen, auf welche Art man elektrische Ladung von Leitern
portionsweise abnimmt und zuführt, und wie man diese Erkenntnisse zum Bau
von Hochspannungsgeneratoren nutzen kann. Ein Metallplättchen, auf die Ober-
fläche eines geladenen Leiters gelegt, übernimmt einen Teil von dessen Ober-
flächenladung (Abb. I I.I Ja), die auch beim Abheben auf dem Plättchen bleibt.
Angenommen, Sie wollen diese Ladung einem anderen Leiter zuführen, Z.B. dem
Becher aus Abb. 1I.I Ib. Sie brauchen dazu nur den Ladungsträger an die Außen-
wand zu legen. Nach mehrmaligem Wiederholen dieses Vorgangs werden Sie aber
bemerken, daß das Verfahren nicht mehr funktioniert, nämlich dann, wenn die
lokalen Flächenladungsdichten am Becher und am Körper, von dem die Ladung
abgeschöpft wird, denselben Wert erreichen. Interessanterweise gilt diese Beschr än-
kung nicht für den Weg 2, weil es an der Innenseite des Bechers nur die vom
Ladungsträger selbst influenzierten negativen Flächenladungen gibt. Im Gegensatz
zur äußeren Oberfläche können Sie hier nahezu beliebig große Ladungsmengen
abladen, die sofort nach außen wandern. Mit der zunehmenden Ladung wächst
die Spannung des Bechers gegen die Körper in seiner Umgebung.

a b

gela den er Lei t e r


Meta ll b e c her
Met a ll p lä U ch en /-- ~
/ \
(Lad un g s tr ä g e r ) / I

Ladu n g strä ger

Abb. 11.11 Mit Hilfe eines Metallplättchens kann man elektrische Ladung von einem geladenen Leiter
a bschöpfen a und einem anderen Leiter zuführen b

Hohl k u g el a us
Me t all

Hilfs sp a nnung s =
t ~ Tran sportb and
quell e

Abb. 11.12 Schema des Bandgenerators von van de Gr aatf


214 11 Ergän zendes zum elektrischen Feld

Eine Anwendung findet dieser Effekt in den soge nannten Bandgeneratoren zur
Erzeugung sehr hoher Glei chspannungen (Abb. 11.l2). Der Ladungstransport
erfolgt dabei über ein umlaufendes Band aus Seide, Gummi oder Kunststoff, auf
das über einen Metallkamm I elektrische Ladung aus einer Hilfsspannungsquelle
aufgesprüht oder aufgeschmiert wird . Ein ähnlicher Kamm 2 nimmt die Ladung
im Inneren der Hohlkugel wieder ab und führt sie restlos der Kugeloberfläche zu,
die sich damit kontinuierlich auflädt. Bandgeneratoren werden für Spannungen
bis ca. 12 MV gebaut. Eine Ausführung für 2 MV ist etwa 2 m hoch , mit einem
Kugeldurchmesser von 1 m. Der entnehmbare Strom liegt in der Größenordnung
von 0,1 mA, d.h. die abgebbare Leistung beträgt etwa 200 W.

11.6 Das elektrische Feld der Erde

Es wird Sie vielleicht überraschen: Unsere Erde ist von einem elektrischen Feld
umgeben, und die Feldstärke ist nicht unbeträchtlich. Bei wolkenlosem Himmel
lassen sich im ebenen Gelände Feldstärken mit einem Betrag von etwa 100 V/rn
bis zu 300 V/rn und einer Richtung von oben nach unten feststellen ". Im lang-
jährigen Mittel über Land und über See können wir mit einem Richtwert von
E = 130 V/rn rechnen". Nun beträgt der Inh alt der Erdoberfläche (als glatte Kugel)
A = 5,1'10 1 4 m' , also trägt die Erde eine elektrische Überschußladung von rund
Q = - coE ' A = - 6.10 5 C. Wo befinden sich die zugehörigen positiven Ladungen?
Messungen der elektrischen Feldstärke in unterschiedlichen Höhen ergeben im
Mittel die in Abb. 11.l3a dargestellten Werte, was einem wesentli ch stä rkeren
Feldabfall als dem für eine geladene Kugel im leeren Raum entspr icht. Die po sitiven
Ladungen müssen demnach in der Erdatmosphäre als Raumladungen verteilt sein.
Tatsächlich enthält die Lufthülle der Erde positive (etwas mehr) und negati ve
(etwa s weniger) Ionen, und zwar in der Nähe des Erdbodens etwa 103 cm - 3

a E b
400V
150
V/rn ~

~
300 V
100
200V

50
100V

0
0 2 4 6 8 10 12 k m Höh e OV /////////////~ ////////

Abb. 11.13 a Verlauf der mittleren Stärk e des elektr ischen Erdfeldes mit der Höhe über dem Erd boden.
b Die ursprünglich gleichförm ige Potenti alverteilung wird dur eh leitfähige Körper verzerrt

8 Man mißt dies mit sogena nnten Potent ialsonden ode r mit Hilfe eines um eine horizontale Achse

drehbaren Plattenkond ensat or s.


9 Dieses Feld hat nicht s zu tun mit den örtl ich begrenzten, hohen elektr ischen Feldern, die in

Gewittern ent stehen und die Blitze hervorrufen.


11.7 Fragen 215

(Teilchendichte der Moleküle rund 3'10 19 cm - 3). Die Ionendichte nimmt mit der
Höhe zu. In 10km Höhe beträgt sie das ca. 30-fache des Bodenwertes. Von 100 km
bis zu 300 km Höhe gibt es eine Schicht sehr starker Ionisation, die Ionosphäre.
Wenn es zwischen einem Punkt in 2 m Höhe und dem Erdboden eine elektrische
Spannung von etwa 260 V gibt, warum spüren wir nichts davon? Warum kann
man diese Potentialdifferenz nicht technisch nutzen? Die Erklärung dafür sehen
Sie in Abb. 11.13b: Der menschliche Körper ist, ebenso wie der Boden, ein relativ
guter Leiter. Ist er mit dem Boden in Kontakt, so bilden die beiden zusammen
eine Potentialfläche, und die Potentialdifferenz zwischen Scheitel und Sohle ist
immer noch gleich Null . Dies ist auch der Grund, warum man elektrische Felder
nicht einfach mit einem gewöhnlichen Voltmeter ausmessen kann.

11.7 Fragen

I. Was besagen die Sätze von den Extremwerten des elektrostatischen Potentials und der elektrischen
Feldstärke?
2. Wie sind die zu einem Vektorfeld gehörenden Vektorlinien erklärt und wie entstehen daraus
Feldlinien?
3. Was sind elektrische Feldstärkelinien und elektrische Flußdichtelinien und wann sprechen wir
einfach von elektrischen Feldlinien?
4. Welche geometrische Bedingung gilt für die Vektorlinien der elektrischen Feldstärke an der
Oberfläche stromfreier Leiter? Wie ist sie zu begründen?
5. Warum verschwindet im ladungsfreien, einfach zusammenhängenden Hohlraum eines stromfreien
Leiters da s elektrische Feld?
6. Wozu dient ein Faraday-Käfig und wie funktioniert er?
7. Warum wirkt eine elektrostatische Abschirmung zwar von außen nach innen , La. nicht aber
umgekehrt?
8. Wie sind elektrostatische Bandgeneratoren grundsätzlich aufgebaut und wie funktionieren sie?
9. Welchen Wert besitzt das mittlere elektrische Erdfeld in Bodennähe nach Betrag und Richtung?
10. Warum läßt sich das elektrische Erdfeld technisch nicht nutzen?
Kapitel 12

Verteilte elektrische Ströme

Bei unserer Untersuchung der Eigenschaften des elektrischen Feldes haben wir
häufig Stromfreiheit vo n Leitern vorausgesetzt. Damit konnten wir die Leiter als
Bereiche kon stanten Potentials und verschwindender elektrischer Feld stärke
betrachten, und die Ge stalt einiger Potentialflächen war im Vorhinein bekannt.
Es gibt natürlich Situ at ionen, in denen diese Voraussetzung nicht zutrifft , Z.B.
dann, wenn ein Leiter in einen geschlossenen Stromkreis eing ebunden ist. Der
elektrische Strom verteilt sich dann über die zur Verfügung stehende Strombahn,
und wir finden ein elektrisches Feld i.a. auch innerh alb de s Leiter s. Diese
Zu sammenhänge wollen wir uns jetzt näher an sehen .

12.1 Das elektrische Strömungsfeld

Elektrische Ström e sind Elektro nen oder ande re Ladungsträger mit einer re-
sultierende n Drift- ode r Strömungsbewegung. Wie bereit s besprochen , sehen wir
in eine r makroskopi schen Beschreibung (Kontinuums mo dell) von den Details der
Ladungsträgerbewegungen a b und erfassen die momentanen Transportraten der
elektrischen Ladung durch die den einzelnen Flächenstücken .rd zugeordneten
Werte der elektrischen Str om stärke /( ,,1).
Ähnlich wie für den elektrischen Fluß gibt es für die räumliche Verteilung
elektrischer Ströme ein nüt zliche s geometrisches Bild: Ein System lückenlos
aneina ndergelegter Rohren, wobei jeder Röhre der gleiche Wert der elektrischen
Stromstärke zugeordnet ist. Durch die Wah l eines ent sprechend kleinen Strom-
quantum s ka nn die Struktur beliebig verfeinert werden. Wollen Sie die Stromstärke
durch eine orientierte, d.h. mit einem Durchtrittssinn (= Bezugssinn) versehene
Fläche bestimmen, so br auchen Sie lediglich die durch setzenden Stromrö hren
gerichtet abzuzählen. Allerdings besitzt das elektrische Strömungsfeld i.a. auch
Quellen und Senken, und zwa r dort, wo sich die Verte ilung von elektrischen
Überschußladungen zeitlich ändert. Dies wird im Sat z von der Erhaltung der
elektrischen Ladung, GI. (8. 1), quantitativerfaßt. Im allgemeinen Fall haben wir
also mit einem Ent stehen und Verschwinden von Stromröhren zu rechnen.
Die lokale Beschreibung des elektrischen Str ömungsfeldes erfolgt durch die
elekt rische Stromdichte, einer vektoriellen Größe . Stellen Sie sich dazu in der
Umgebung eine s beliebigen Punktes f!} ein ebenes Flächenstü ck si mit dem kleinen
Flächeninhalt A vor, so klein , daß wir die Str ömung durch si als räumlich gleich-
förmig (homogen) betrachten können. Die zugeordnete Stromstärke [( si) ä ndert
12.1 Das elektri sche Str ömungsfeld 217

a Flä ch e n in h alt A b A3
Al /
/.
I

(
!

~J
1I~
% /.
~
~\
%
en
~I
/.
I

J nk = [l A
Abb. 12.1 a Gleichstr öme und Wechselströme niedriger Frequenz verteilen sich in einem Draht gleich-
förmig über den Querschn itt. b In der Umgebung spru nghafter Querschnittsänd erungen ist die
Str om verteilung inhomog en

sich mit der Lage des Flächenstücks. Sie nimmt zu einem festen Zeitpunkt dann
ihren Höchstwert 10 an , wenn .91 genau senkrecht in der Strömung liegt, wenn
also die Richtung en der Fl ächennormalen ' mit der Strömungsrichtung e
zusammenfällt (Abb. 9.10). Wir vereinbaren: Der Betrag J der Stromdichte J in f!lJ
ist gleich dem Quotienten 10 / A, und ihre Richtung ist die lokale Strömungsrichtung
e, also
J=/ o/A , (12.1)

Sowohl der Betrag wie a uch die Richtung der Stromdichte können sich i.a.
von Ort zu Ort und auch mit der Zeit ändern. Ist die Stromdichte in einem Bereich
räumlich konstant, so sprechen wir dort von einem homogenen Strömungsfeld.
Beispielsweise verteilen sich Gle ichströme und auch Wech selströme kleiner Fre-
quenz in einem Draht gleichförmig über den Querschnitt (Abb. 12.1 a), und die
Normalprojektion J n der Stromdichte auf die Normalenrichtung e n läßt sich als
Quotient Stromstärke durch Inhalt der Querschnittsfläche berechnen (für 1 > 0 ist
J n = J ). D ies gilt auch dann näherungsweise, wenn sich die Querschnittsfläche
entlang des Drahtes nur langsam ändert, oder, bei einer spru nga rtigen Änderung,
in a usreichendem Abstand von den SprungsteIlen (Abb. 12.Ib).
Die elektrische Stromdichte ist der lokale Repr äsentant einer elektrischen
Stromverteilung. Wie der Übergang zu einer globalen Größe, der einer orientierten
Fläche .91 zugeordneten Stromstärke 1(.91) erfolgt, ist mit Abb. 12.2 klar (vergleichen
Sie die dazu analoge Vorgehensweise beim elektrischen Fluß, Abb .9.16). Wir
erh alten damit die Darstellung der elektrischen Stromstärke als Flächensumme der
elektrischen Stromdichte

1(.91)= L Jnk'A k oder (12.2)


k=l

1 Sie soll gleichzeitig den Bezugssinn angeben.


218 12 Verte ilte elektrische Ströme

a b Dur ch tri U s sinn

~~~\
m

i: = J ' c os (cx ) I (A) =L, Jnk 'A k


k =l

Abb. 12.2 Die einer Fläche .si zugeordnete elektrische Stromstärke [(.si) läßt sich als Flächensumme
der elektrischen Stromdichte darstellen. aNormalprojektion der Stromdichte auf die Normalenrichtung.
b Zerlegung der Fläche und Bildung der Flächensumme

Die Schreibweise als .Flächenintegral" symbolisiert eine "allgemeine, aber hin-


reichend feine" Zerlegung.
In manchen Fällen sind elektrische Ströme in dünnen Schichten konzentriert,
z.B. an der Oberfläche von Körpern. Wir sprechen dann von Flächenströmen und
benutzen für ihre lokale Erfassung die Flächenstromdichte K. Stellen Sie sich die
Situation wie in Abb. 12.3a vor: In einer Flächenstromverteilung kennen wir am
Ort f!J die Strömungsrichtung e. Tritt durch ein senkrecht dazu stehendes, kurzes
Kurvenstück der Länge s ein elektrischer Strom der Stärke 10 , dann ist der Betrag
K der Flächenstromdichte K in f!J gleich dem Quotienten lo /s, und ihre Richtung
ist die lokale Strömungsrichtung e, also

K = lo /s, (12.3)

Umgekehrt berechnen wir den Strom durch eine Fläche d, die von einer Flä-
chenstromverteilung durchsetzt wird, über die Zerlegung der Schnittlinie und die

Abb. 12.3 a Ausschnitt einer Flächenstromverteilung. b Die Fläche .si wird von einer Flächen-
stromverteilung auf.'l' durchsetzt. Die Richtungen aller Vektoren Kkund Knk liegen tangential zur
Fläche .'l'
12.2 Da s lokale Ohmsehe Gesetz 219

Abb. 12.4 Eine Fläche .r:1 wird von einer Anzahl


von Linienstr öm en durch setzt

üblichen Projektionen für jeden Abschnitt (Abb. 12.3b), d.h.

m
I(s;/)= I Knk's k oder I(d)=f «, ds (12.4)
k ~l
si nY'

Dies ist die Darstellung der elektrischen Stromstärke als Kurvensumme der elek-
trischen Flächenstromdichte.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich hier nochmals die bereit s bei der ersten
Kirchhoff-Regel verwendete dritte Art der Erfassung, nämlich die Darstellung der
elektrischen Stromstärke als Summe von Linienströmen,

m
I(d ) = I I k , (12.5)
k~l

wobei die Linienströme z.B. eine Anzahl stromdurchflossener Dr ähte repräsen-


tieren (Abb. 12.4). In diesem Zusammenhang nennt man den G esamtwert I (d )
der Stromstärke auch die elektrische Durchflutung.

12.2 Das lokale Ohmsehe Gesetz


Wir werden nun für eine bestimmte Klasse von Materialien die elektrische Strom-
dichte mit der elektrischen Feldstärke verknüpfen. Dazu eine Beobachtung im
Zusammenhang mit dem elektrischen Widerstand: Angenommen, Sie verbinden
die beiden Enden eines Drahtstücks mit dem Ausgang einer Gleichstromquelle
und messen die Stromstärke I sowie die Spannung V zwischen den Drahtenden.
Der positive Quotient R = V /I gibt den elektrischen Widerstand an. Nehmen Sie
Drahtstücke unterschiedlicher Länge, aber gleicher Querschnittsfläche und gleichen
Materials, so werden Sie eine direkte Proportionalität zwischen dem Widerstand
und der Drahtlänge I feststellen, wenn die Drahttemperatur jeweils die gleiche ist.
Andererseits finden Sie für Drahtstücke gleicher Länge a ber unt erschiedlicher
Dicke eine umgekehrte Proportionalität zwischen dem Wide rstand und dem
Flächeninhalt Ader Drahtquerschnitte. Dieses Ergebnis läßt sich mit einem Faktor
220 12 Verteilte elektri sche Ströme

p in der Beziehung

(12.6)

zusammenfassen. p heißt spezifischer elektrischer Widerstand oder Resistivität und


ist eine materialspezifische Größe. Für Metalle und ähnliche Leiter, in denen
Ladungsträger mit großer, unveränderlicher Teilchendichte für den Ladungs-
transport zur Verfügung stehen, sind die Werte von p in guter Näherung kon stant
(Gültigkeit des Ohmsehen Ge setzes), allerdings temperaturabhängig (vergleichen
Sie dazu GI. (8.8)).Neben dem spezifischen Widerstand ist auch dessen Reziprokwert,
die elektrische Leitfähigkeit oder Konduktivität

I y = l/p I (12.7)

in Gebrauch. Zahlenwerte für einige technisch wichtige Materialien finden Sie in


Tabelle 12.1. Damit können Sie über GI. (12.6) den elektrischen Widerstand von
Drähten oder anderen Körpern berechnen, sofern ein (zumindest ab schnittsweise)
homogenes Strömungsfeld vorliegt.
Als nächstes betrachten wir in Abb . 12.5 den Ausschnitt eine s homogen durch-
strömten Leiters (es kann sich auch um die Stromröhre einer hinreichend feinen
Unterteilung eines allgemeinen elektrischen Strömungsfeldes handeln). Ist I der
Gesamtwert der elektrischen Stromstärke, und tritt zwischen zwei Querschnitts-
flächen des Inhalts A im Abstand I die elektrische Spannung U auf, so gilt mit
GI. (12.6)

I U I
U = RI = p - I oder - = p- . (12.8)
A I A

Tabelle 12.1 Elektrische Leitfäh igkeit und spezifischer


Wider stand einiger Stoffe für 20 e 0

~ Stoff I y/Sm - 1 I
p/ilm

Silber 62'10 6 1,62 '10 - 8


Kupfer , rein 59.10 6
1,69 '10 - 8
Leitungskupfer 56.10 6 1,78 '10 - 8
Alum inium 34.10 6 2,95' 10- 8
Eisen, rein 10.10 6 9,85'10 - 8

Seewasser :::: 3 ::::0,3


Wa sser, rein :::: 10- 4 ~ 104
Erde 10- 4 bis 10- 2 102 bis 104
Glas ~2 ' 1O -8 ~ 5. 107

Porzellan ~ 10- 8 ~ 108


12.2 Das lokale Ohmsehe Gesetz 221

Abb. 12.5 Ausschnitt eines gleichförmig durchstr öm -


ten Leiters

Wegen der vorausgesetzten Homogenität geben die Quotienten U j/ und I]A die
Beträge der elektrischen Feldstärke bzw. der Stromdichte an , und wir erhalten,
wenn wir noch die Strömungsrichtung e einführen, das Ohmsehe Gesetz in der
vektoriellen Form (lokales Ohmsches Gesetz)

(12.9)

Stimmen, wie durch diese Gleichungen ausgedrückt, die Richtungen der Feld-
stärke und der Stromdichte in jedem Feldpunkt überein, auch wenn sich diese
gemeinsame Richtung von Punkt zu Punkt ändert, so sprechen wir von einem
isotropen Leiter. Linear wirkend oder kurz linear heißen Leiter dann, wenn im
Grad der geforderten oder erreichten Genauigkeit und im betrachteten Bereich
die Konduktivität unabhängig vom Betrag der Feldstärke bzw. der Stromdichte
ist. Gleichungen der Form (12.9) mit konstanten Werten von p bzw. y beschreiben
die Materialeigenschaften linear homogen isotroper Leiter im Rahmen eines
Kontinuumsmodells.
Sehen wir uns nochmals den in Abb. 12.5 skizzierten Ausschnitt einer gleich-
förmigen Stromverteilung an . Zwischen den beiden aufeinanderfolgenden Quer-
schnitten tritt die Spannung U auf, es wird deshalb dort die Leistung P = U1= RI 2
in Wärme umgesetzt (1oule- Verlust) . Bezogen auf den Volumeninhalt V = A . /
ergibt sich daraus mit GI. (12.8) und den Beträgen E = U j/ bzw. J = I j A die Dichte
p = PjV der Joule-Verluste

(12.10)

Die Wärmeproduktion müssen wir uns verteilt über den Leiter vorstellen. Sie ist
an jedem Ort proportional dem Quadrat der dort herrschenden Stromdichte bzw.
Feldstärke. Beachten Sie: Die Beziehungen (12.10) sind auch für inhomogene
elektrische Strömungsfelder anwendbar (p ändert sich dann i.a. von Ort zu Ort,
und die Berechnung der Gesamtverluste erfolgt durch "Integration"), sie sind aber
an die Gültigkeit des lokalen Ohmsehen Gesetzes (12.9) gebunden. In der Regel
ist auch die Temperaturabhängigkeit von p bzw. y zu berücksichtigen.
Als Beispiel für die Anwendung des lokalen Ohmsehen Gesetzes untersuchen
wir die Feldverteilung in einem Halbraum, der mit einem linear homogen isotropen
Medium ausgefüllt ist. An der Oberfläche trete über eine halbkugeIförmige Elektrode
mit dem Radius ' 0 ein elektrischer Gleichstrom der Stärke I ein (Abb. 12.6), der
sich kugelsymmetrisch über den Halbraum verteilt. Auf einer Halbkugelfläche mit
222 12 Verteilte elektrische Ströme

Abb. 12.6 Übertritt eines elektrischen Stromes


in einen leitfähigen Körper großer Ausdehnung

dem Radius r?: ro finden wir daher, wenn er


die jeweilige radiale Richtung
bezeichnet, für die Stromdichte und die Feldstärke

- J- 1 _ - _ pI_
J= rer= - -2e" E = Er er = - -2 e r' (12.11)
2rcr 2rcr

Der radiale Verlauf der Feldstärke entspricht dem eines Coulomb-Feldes (vgl. Sie
dazu (9.24) und (9.25)) mit dem Potential

pI
q>= - . (12.12)
2rcr

So gibt es Z.B. zwischen zwei Punkten an der Oberfläche im Abstand r 1 bzw. r2


von der Eintrittsstelle (Abb. 12.6) die elektrische Spannung

(12.13)

oder, wenn wir 1 auf die Elektrode und 2 in große Entfernung davon legen,

R oo = -P- . (12.14)
2rcro

Die im gesamten Halbraum in Wärme umgesetzte elektrische Leistung läßt sich


aus p 00 = R ooI 2 berechnen. Die untersuchte Anordnung können Sie als besonders
einfaches Modell eines Stromübertritts in den Erdboden verwenden. Gleichung
(12.13) dient dann zur Abschätzung der sogenannten Schrittspannung.

12.3 Fragen

I. Welches geometrische Bild können Sie zur Veranschaulichung eines elektrischen Strömungs-
feldes verwenden?
2. Wie ist die elektrische Stromdichte erklärt?
12.4 Aufgaben 223

3. Welche SI-Einheit ist der elektrischen Stromdichte zugeordnet?


4. Was verstehen Sie unter einem homogenen, was unter einem inhomogenen elektrischen Str ö-
mungsfeld?
5. Wie läßt sich die elektrische Stromstärke allgemein als Flächensumme der elektrischen Stromdichte
darstellen?
6. Wann spricht man von .Flächenstr ömen''?
7. Wie ist die elektrische Flächenstromdichte erklärt? Welche SI-Einheit ist ihr zugeordnet?
8. Was versteht man unter .Durchäutung"?
9. Wie lautet das Ohmsehe Gesetz in vektorieller Form?
10. Welchen Wert besitzt die elektrische Leitfähigkeit von Leitungskupfer bei 20 °C?

12.4 Aufgaben

Al2.l Kupferdraht mit Silberüberzug: Ein dünner Kupferdraht (y = 56.10 6 S/m)


wird mit einer Silberschicht (y = 60'106 S/m) der Dicke J überzogen (Abb. A12.1).
Wie groß muß J sein, damit sich der ursprüngliche Gleichstromwiderstand halbiert?

Cu '/Y/A.~ Ag

d=0,2mm

Abb. AU.1

A12.2 Erforderlicher Leitungsquerschnitt: Für eine Gleichsstrorn-Doppelleitung,


bestehend aus zwei Kupferleitern (y = 56.106 S/m), ist eine längenbezogene Ver-
lustieistung von maximal 2,5 W/m zulässig . Die Leitung soll einen Verbraucher
mit 220 V versorgen, der dabei die Leistung 4,6 kW aufnimmt. Wie groß muß die
Querschnittsfläche jedes der beiden Leiter mindestens sein?

A12.3 Überspannungsableiter: Aus einem nichtlinear elektrisch leitfähigen Mate-


rial, beschrieben durch die Gleichungen

7= y(E)E, y(E) = (E/E I )2 . S 7 S/m,


E = lE I, EI = 356kV/m,

wird ein Überspannungsableiter in Form einer Kreisscheibe mit den angegebenen


Abmessungen hergestellt (Abb. A12.3a). Geben Sie die Spannungsabhängigkeit des
elektrischen Widerstandes in der Form

R(I VI) = (I VI/V dein


an und zeichnen Sie diesen Verlauf, maßstäblich richtig, für den Bereich
O<IVI~lOkV.
224 12 Verte ilte elektrisch e Ströme

E
E -f-1'777:""':'777:""
"" +-I""~~"6l

D =20mm

Abb. AI2.3a

A12.4 Stromeinspeisung in Platte: In eine große Metallplatte der Dicke b und der
Konduktivität y wird nach Abb . AI 2.4a ein elektrischer Strom der Stärke I
eing espeist. Wie groß ist dann die zwischen den Punkten I und 2 zu messend e
elektrische Spannung?

1 = IOA

____---,,0:----<:.>-=-- .\ -7JSl<-- - - j'

y = 5·10' S/m

Abb. A12.4a

A 12.5 Widerstand eines keilförmigen Leiters: Berechnen Sie allgem ein den elek-
tr ischen Widerstand des in Abb . A12.5a skizzierten, keilfärmigen Blocke s bei
annähernd radi aler Durchstr ömung (Leit fähigkeit )' des Blockes « Leitfähigkeit
des Elektro de nma ter ials).

Abb. AI2.5a
12.4 Aufga ben 225

A12.6 Widerstand einer Scheibenhälfte: Bei der in Abb. A12.6a skizzierten, halben
Kreisringscheibe aus schwach leitfähigem Material wird über metallische Elektro-
denflächen E Strom zu- bzw. abgeführt. Berechnen Sie den zugehörigen elektrischen
Widerstand. Hinweis: Nehmen Sie die Stromlinien halbkreisförmig an .

Y = O,2S/m

--I

Abb. A12.6a

AU.7 Umlenkung: In einer Strombahn liegt die in Abb. A12.7a skizzierte Um-
lenkung, die a us zwei Werkstoffen der (gegenüber den Metalleitern relativ kleinen)
Leitfähigkeit 1' 1 bzw. 1'2 besteht. Berechnen Sie allgemein den Widerstand, den die
Umlenkung in der Strombahn darstellt.

Yz

Abb. A12.7a

A12.8 Stromführung über einen Blechkegel: Gemäß Abb . A12.8a ist ein Leiter mit
Kreisquerschnitt über ein kreiskegelförmiges Zwischenstück aus Aluminiumblech
mit einem Rohr elektrisch leitend verbunden. Berechnen Sie den elektrischen Wider-
stand des Zwi schenstückes in der Strombahn.
226 12 Verteilte elektrische Ströme

Rohr Kegel
y = 34· 106 S/m

E ~r:a--"'-+-E
E E
o o
'<T

20mm

Abb. AIUa

A12.9 Flächenstromdichte: In eine dünne, leitfähige Schicht wird ein elektrischer


Strom der Stärke I eingespeist (Abb. A12.9a). Leiten Sie eine Formel für die
Flächenstromdichte in der Umgebung der Einspeisestelle ab.

±
Abb. A12.9a

A12.10 Flächenstromverteilung: Am Rand einer dünnen, leitfähigen Platte wird


ein elektrischer Strom der Stärke I eingespeist (Abb. A12.lOa). Leiten Sie eine
Formel für die Flächenstromdichte in der Umgebung der Einspeisestelle ab.

Abb. A12.l0a
Kapitel 13

Elementare Methoden der


Berechnung elektrischer Felder

Sie haben bereits eine Reihe von Eigenschaften des elektrischen Feldes kennenge-
lern t: Da s Verschwinden der Umlaufspannung im (quasi-)elektrostatischen Fall
und die daraus folgende Existenz des elektrostatischen Potentials, den Satz vom
elektrischen Hüllenfluß, die Verknüpfung der lokalen Repr äsentanten elektrische
Feldstärke und elektrische Flußdichte im leeren Raum und in einfachen dielektri-
schen Stoffen und da s Verhalten des elektrischen Feldes in stromfreien und einfachen
stromdurchflossenen Leitern. Tatsächlich läßt sich aus diesen Eigenschaften das
elektrische Feld in den genannten Fällen vollständig bestimmen, Z.B. das Potential
in jedem Punkt berechnen und daraus die Feldstärke bzw. Flußdichte ableiten.
Im allgemeinen führt dies auf sogenannte Randwertprobleme mit partiellen Dif-
ferentialgle ichungen, für die unterschiedliche, z.T. recht anspruchsvolle Lösungs-
methoden analytischer und numerischer Art entwickelt wurden.
Wir beginnen mit den einfachsten Situationen, nämlich solchen, in denen die
Orte von Ladungen im leeren Raum und deren Mengen im vorhinein bekannt
sind. Die Feldberechnung reduziert sich dann, wie Sie sehen werden, im wesentlichen
auf Summationsprozesse. Bei vielen praktisch wichtigen Feldproblemen wissen wir
aber anfänglich nicht, wie sich die Ladungen verteilen. Die Anordnung der Ladungen
hängt nämlich häufig vom elektrischen Feld ab, das seinerseits wieder durch die
Ladungsverteilung beeinflußt wird - denken Sie Z.B. an die Influenz oder an Vorgänge
in dielektrischen Stoffen. Man kann dabei auf sehr verwickelte und interessante
Probleme stoßen, von denen wir einige in diesem Kapitel behandeln werden .

13.1 Punktladungen. Elektrische Punktdipole

Elektrische Felder besitzen eine nützliche Eigenschaft, die wir schon mehrfach
stillschweigend verwendet haben: Angenommen, eine Verteilung elektrischer
Ladungen erzeugt ein bestimmtes elektrisches Feld, z.B. an irgeinem Ort &' die
elektrische Feldstärke EI (&'). Nehmen wir weiter an, eine andere Ladungsverteilung
bewirkt für sich allein in .9 die Feldstärke E2(&')' Beide Ladungsverteilungen
zusammen erzeugen dann in & die Feldstärke E(&') = EI (&') + E2(&) ' Diese
wichtige Erfahrungstatsache - sie gilt auch für die zugehörigen Potentiale - nennen
wir Überlagerungsprinzip (Superpositionsprinzip). Seien Sie aber bei der Anwendung
des Prinzips vorsichtig: Sie müssen streng darauf achten, daß bei einer tatsächlichen
Überlagerung die beiden Ladungsverteilungen nicht geändert werden! Beispiels-
228 13 Elementare Methoden der Berechnung elektri scher Felder

weise erzeugt eine Punktladung im leeren Raum ein kugelsymmetrisches Feld,


ein ungeladener Leiter dagegen, allein im leeren Raum, erzeugt überhaupt kein
elektrisches Feld. Wenn Sie nun die Punktladung in die Nähe des Leiters bringen,
dann ergibt sich insgesamt nicht das Feld der Punktladung allein (Überlagerung
der beiden ursprünglichen Felder). Bei Annäherung der Punktladung ändert sich
nämlich durch Influenz die Ladungsverteilung auf dem Leiter.
Alle Berechnungsverfahren, die wir in diesem Abschnitt besprechen, beruhen
auf dem Überlagerungsprinzip. Wir schreiben dazu die bereits abgeleiteten
Beziehungen (9.25) und (9.24) für das Potential bzw. die Feldstärke an irgendeinem
Ort 9, die von einer Punktladung Qt am festen Ort 1erzeugt werden, in der Form

(13.1)

wobei r.c? t den Abstand zwischen 9 und I bedeutet und e" 1 die Richtung von I
nach 9 angibt. Kompliziertere Felder werden durch Überlagerung solcher Ele-
mentarfelder aufgebaut.

Ansammlung von Punktladungen

Befinden sich im sonst leeren Raum insgesamt n Punktladungen Q l ' Q2" ' " Qn
(Abb . 13.1), so finden Sie das elektrische Feld am Ort 9 durch Summation von
Feldern der Art (13.1), also

(\ 3.2)

Bei bekannten Orten und Größen der Punktladungen kann damit für jeden Ort
9 , der nicht mit dem Sitz einer Punktladung zusammenfällt, eine Auswertung
vorgenommen werden.
Untersuchen wir als Beispiel das elektrische Feld von zwei gleich großen,
positiven Punktladungen, die sich in einem kartesischen Koordinatensystem auf

Q, ~, k

92 o..k:~
• • J;z~

rn

Abb.13.1 Ansammlung von Punktladungen . Das elektri-


sche Feld am Ort .0/' ist zu berechnen
13.1 Punktladungen. Elektrische Punktdipole 229

Q IJ;, /

..y
Q 2 Abb, 13.2 Zwei gleich große, positive Punktladungen
x im Abstand / voneinander

der z-Achse an den Stellen z = l/2 bzw. z = - 1/2 befinden (Abb. 13.2). Besitzt der
betrachtete Ort !!Ji die kartesischen Koordinaten (x, y, z) und bedeuten r1J' t und
r1JZ die Ortsvektoren von !!Ji bezüglich der Ladungsorte 1 bzw. 2, d.h.

r d' 1 = r.'3'led' 1 = xe x + ye y + (z -1/2)e z ,


r .'3'Z = rd'Zed'Z = xe x + ye y + (z + 1/2)e z , (13.3)

dann gilt für die zugehörigen Abstände und Richtungen

r.<1'1 =J x z + yZ + (z -1/2)Z,
rd'Z =# + yZ + (z + l/2)Z, (13.4)

Die Werte des Potentials und der Feldstärke an einem beliebigen Ort [lj! (ausge-
nommen die Ladungsorte) können Sie damit aus den Beziehungen (13.2) berechnen,
die sich im vorliegen Fall auf

cp(!!Ji)= - Q -
4m;o rd'1
(1 +-1),rd'Z
(13.5)

reduzieren.
Zur Veranschaulichung der Feldverteilung in der Umgebung des Ladungspaares
bestimmt man alle Orte mit jeweils dem gleichen Potential, und zwar für eine Folge
von Potentialwerlen mit konstantem Schritt. Die resultierende Schar der Potential-
flächen besteht aus Rotationsflächen mit der z-Achse als Rotationsachse. In Abb .
13.3 sehen Sie die Schnittlinien (strichliert) einer solchen Schar mit der yz-Ebene:
In der näheren Umgebung jeder der beiden Ladungen ergeben sich angenähert
Kugeln mit den Ladungsorten als Zentren (Nahfelder der einzelnen Punktladungen).
Dagegen erscheinen die beiden Ladungen aus einer großen Entfernung r » 1 wie
eine einzige Punktladung 2Q im Ursprung (Fernfeld des gleichnamigen Ladungs-
paares) - die zugehörigen Potentialflächen sind Kugeln mit dem Ursprung als
Zentrum. Im dazwischenliegenden Übergangsbereich erscheinen die Flächen ent-
230 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder

",.
/-
...---

Abb. 13.3 Elektrisches Feld zweier gleich großer, positiver Punktladungen im Abstand /. Darge stellt
sind Schnittlinien von Potentialflächen mit der Zeichenebene (strichliert. Potentialschritt Ii<p = Q/(4nr.ol) )
und Vektorlinien der elektrischen Feld stärke (durchgezogen)

sprechend deformiert. In Abb . 13.3 sind überdies Vektorlinien der elektrischen


Feldstärke (durchgezogen) eingetragen. Die Darstellung ist so gewählt, daß die
Vektorlinien gleichzeitig als Begrenzung aneinanderiiegender Flußröhren inter-
pretiert werden können 1 .

Elektrische Dipole
Als ein weiteres Beispiel betrachten wir eine Anordnung ähnlich der in Abb. 13.2,
aber mit entgegengesetzt gleich großen Punktladungen. Angenommen, die positive

1 Stellen Sie sich die seitliche Begrenzung der Flußröhren als jene Flächen vor, die durch Rotation
der dargestellten Vektorlinien um die z-Achse entstehen. Mit einem Fächer von Ebenen. von denen
jede die z-Achse enthält, ergänzen Sie das Bild der Flußröhren zu einem .Kanalsystcm".
13.1 Punktladungen. Elektrische Punktdipole 231

Abb. 13.4 Zwei entgegengesetzt gleich gro ße Punkt-


ladungen im Abstand [ voneinander

Punktladung Q > 0 sitzt auf der z-Achse eines kartesischen Koordinatensystems an


der Stelle z = 1/2 und ihr negativer Partner - Q an der Stelle z = - 1/2 (Abb. 13.4).
Mit den zugehörigen Abst änden und Richtungen aus den Gin. (13.3) und (13.4)
folgt dann aus den Darstellungen (13.2) für die Werte des Potentials und der
Feldstärke an einem beliebigen Ort f!I (ausgenommen die Ladungsorte)

(1 1)
qJ(f!I)= - Q - - - ,
4m;o r.~ 1 r ~ 2
(13.6)

Eine Auswertung dieser Beziehungen in Form von Potentialflächen und Vektor-


linien der elektrischen Feldstärke sehen Sie in Abb . 13.5. Die Schar der Flächen
konstanten Potentials besteht wieder aus Rotationsflächen mit der z-Achse als

------ '1' =0 -- - --

Abb. 13.5 Elektrisches Feld zweier entgegengesetzt gleich großer Punktladungen im Abst and l.
Dargestellt sind Schnittlinien von Potentialflächen mit der Zeichenebene (strichliert, Potentialschritt
ßrp = Q/(81tE ol)) und Vektorlinien der elektrischen Feldstärke (dur chgezogen)
232 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder

Rotationsachse. Ähnlich wie in Abb. 13.3 ist auch hier die Darstellung der Vek-
torlinien so gewählt, daß diese gleichzeitig als Begrenzung aneinanderliegender
Flußröhren aufgefaßt werden können ".
Es gibt einen wichtigen Grenzfall für das ungleichnamige Ladungspaar, nämlich
dann, wenn die beiden Ladungen sehr nahe beiein ander liegen - d.h., wir interes-
sieren uns für das elektrische Feld in einer Entfernung, die groß gegen den Ladungs-
abstand I ist. Wir sprechen dann von einem elektrischen Dipol bzw. von einem
elektrischen Dipolfeld. Elektrische Dipole und ihre Felder kommen in der Elektro-
technik und in der Elektrophysik häufig vor. Beispielsweise können wir uns ein
elektrisch polarisiertes Dielektrikum als die Ansammlung einer großen Anzahl
atomarer oder molekularer Dipole vorstellen (denken Sie an das in Abb . 9.22 b
dargestellte, grobe Modell): Unter dem Einfluß eines elektrischen Feldes bleiben
die Atome bzw. Moleküle zwa r als Ganzes elektrisch neutral, ihre positiv geladenen
Bestandteile werden jedoch im Mittel ein wenig in Feldrichtung verschoben, die
negativen in der entgegengesetzten Richtung. Insgesamt entsteht also ein Dipol,
wobei es, wie wir noch sehen werden, auf die Details der Ladungsverteilung nicht
wesentlich ankommt. Manche Moleküle besitzen bereits aufgrund ihres Aufbaus
die Eigenschaft eines elektrischen Dipols, ohne daß da zu ein polarisierendes elektri-
sches Feld nötig ist. Wassermoleküle sind Z.B. von dieser Art.
Für die Ableitung des elektrischen Dipolfeldes aus dem Feld des ungleichnamigen
Ladungspaares fassen wir zuerst die beiden Punktladungen und ihre gegenseitige
räumliche Lage zu einer Vektorgröße zusammen (Abb. 13.6). Bedeutet T den
gerichteten Abstand der po siti ven von der negativen Ladung, so nennen wir

(13.7)

das elektrische Moment des Ladungspaares. Beachten Sie: Die Richtung de s


elektrischen Moments weist stets von der negativen zur positiven Ladung. Im
Hinblick auf den zu betrachtenden Grenzfall (Ermittlung des elektrischen Feldes in
einer Entfernung groß gegen den Ladungsabstand) ist es günstig, sich den Dipol
als ein punktförmiges Gebilde ohne räumliche Ausdehnung, aber mit einer
Richtung vorzustellen, d.h . den Dipol allein durch das elektrische Moment Ti am
Dipolort zu charakterisieren ("Punktdipol"). Angenommen, ein Dipol mit dem
elektrischen Moment Ti sitzt im Ursprung des kartesischen Koordinatensystems
und ist in z-Richtung orientiert (Abb . 13.7), also Ti = pez . Mit den Bezeichnungen

#
Ql = Q> O ,
1 e'2
- 1 T= l e12 '
p =lQ
J p- -- p e12 -- TQ Abb. 13.6 Elektrisches Mom ent p zweier
Q2= -Q entg egengesetzt gleich große r Punktladun-
2 gen

2 S. Fußnote auf S. 230.


13.1 Punktladungen. Elektrische Punktdipole 233

Abb. 13.7 Im Ursprung des kartesischen Koordinatensystems


sitzt ein elektrischer Dipol, der in Richtung der z-Achse
o rientiert ist

(1 3.4) und dem Ortsvektor r von f!J bezüglich des Ursprungs,

r = re, = xe , + ye y + ze v
r= J x 2+y 2+ z2, e , =rjr, (13.8)

gelten für die Geometriegrößen in den Gin. (13.6) die Ausdrücke.'

I 1 lz
- -- ' - = 3 {l + o [(//r) ] },
2

r "'l r'''' 2 r
e,
- 2.-,. t
- e.
- 2.-,. 2 = 3I ( 3 -z -e,- -«, ) {l + o [(//r)2 ] }. (13.9)
r.-1' t r•.,. 2 r r

Wenn wir dann den Betr ag des elektrischen Moments p = IQ einführ en, die Terme
O[(//r)2] wegen I « r im Vergleich mit 1 null setzen und außerde m den Winkel 9
zwischen der D ipolrichtung und der Richtung des Ortsvektors von ,9 benutzen
(Abb . 13.7, cos(9 ) = z/r), so folgt au s den Gin. (13.6) für das ungleichnami ge
Punktladungspaar die Dar stellung des elektrischen Feldes für einen Punktdipol

qJ= -
p cos(9)
- -- - ,
f = _ P_ _3 _co_s_(_9_)-_e ,-'-_ e-"z (13.10)
4nEo r2 4nEo r3 .

Eine Auswertung dieser Beziehungen finden Sie in Abb . 13.8, wobei als cha-
rakteristische Länge ein Radius a verwendet wurde. Je weiter der betrachtete
Feldpunkt vom Ur sprung entfernt ist, desto ähnlicher werden die Feldkonfigura-
tionen des ungleichnamigen Ladungspaares (Abb . 13.5) und des Punktdipols.
Natürlich ist die Angab e des Dipolfeldes durch Formeln der Art (13.10) nicht
a n die spezielle Lage des dab ei verwendeten kartesischen Koordinat ensystems
gebunden. Befindet sich näml ich der Punktdipol mit dem elektrischen Moment p

3 Das Land au-S ymbol O[g( x)] (..gro ß 0 von g(x)"l bede ute t folgendes. Seien f (x ) und g( x) ;:> 0 zwei
Fu nkt ion en. Dan n dr ückt fIx) = O[g(x) ] aus: Es gibt eine Kon stante K derart. daß gilt If(x )I,;; K g( x )
für alle x. Man sagt da nn. ,,fIx ) ist von gleicher (oder kleinerer) G rößen ordnu ng wie g(x r. In den
G in. (13.9) bedeutet dies speziell, da ß der relative Fe hlerbetrag höchstens von der Größe no rdnung {I/ r) 2
ist. wen n wir die Wert e in den geschl unge nen Klam mern d urch I ersetzen.
234 13 Elementare M eth oden de r Berechn ung elektrisch er Fe lder

\
"' ...
..... -

Abb. 13.8 Ele k trisc hes Feld eines Punk td ip ols. D ie Feld darstellung ist inne rhalb einer K ugel mit dem
Radi us a um den U rsprung a usgespart. Gezeichnet sin d Schnittlinien von Pot en tia lfläch en mit der
Zeich eneben e (strichliert, Pot en tialsch ritt ßq> = pj(321!E oa 2 ) ) und Vektorlinien der elek trisc hen Feldstärke
(d urchgezogen)

am Ort 1 in allgemeiner Lage und bedeutet Pfl l d ie Komponente von P in Richtung


e.Y' 1 (Abb. 13.9), so erhalten wir für das
Potential und die elektrische Feldstärke
a n einem allgemeinen Ort f!J!

(13.11)

Bemerk enswert ist an diesen Ausdrücken u.a. folgendes. Im Vergleich mit den
Gin. (13.1) sehen Sie, daß mit wac hsender Entfern ung vom Ladungsort 1 das
Potential der Punktladung wie Ilrflt abnimmt, da s Potential des Punktdipols
dagegen wie Ilr ; I' Die elektrische Feld stärke verhä lt sich dann bei der Punktla-
dung wie Ilr ; 1 und beim Punktdipol wie I lr~ I ' Elektrische Dipolfelder klingen

Abb. 13.9 Am Ort I sitzt ein elek trische r D ip ol mit d em elektrischen M oment p. Das elek trisc he Feld
a m O rt .9' ist zu be rechn en
13.1 Punktladungen. Elektri sche Punktdipole 235

f!) /
/

/
I
I

~a
\ ',Qn
/ d"
-,
-----
Abb. 13.10 In der Umgebung eines Ortes 19, begrenzt durch eine Kugel mit dem Radius a, befindet
sich eine Ansammlung von Punktladungen. Zu berechnen ist das elektr ische Feld in einem Abstand
groß gegen a

also mit wachsender Entfernung rascher ab als die elektrischen Felder von Punkt-
ladungen.
In den Anwendungen kommt der Fall zweier benachbarter, entgegengesetzt
gleich großer Punktladungen eher selten vor. Trotzdem spielen elektrische Di-
polfelder eine wichtige Rolle, und das hängt mit Folgendem zusammen. Stellen Sie
sich in der Umgebung eines Ortes @ eine Ansammlung von Punktladungen vor.
Wir denken uns um @ eine Kugel mit dem Radius a gelegt, die alle Punktladungen
im Inneren enthält (Abb. 13.10), und wir interessieren uns für das elektrische Feld
in einem Abstand groß gegen a. Werden die gerichteten Abst ände der Ladungsorte
von ~ mit d k' k = 1,2, .. . , n, bezeichnet und bedeutet dk.9 f) die Normalprojektion
von d k auf die Richtung e !3' f), so gilt für den reziproken Abstand des betrachteten
Feldpunktes f!} vom Ladungsort k

(13.12)

wobei der durch Punkte angedeutete Reihenrest Terme der Größenordnung von
(a/r9'f))2 oder kleiner enthält. Einsetzen in den allgemeinen Ausdruck (13.2)1 für
das Potential einer Ansammlung von Punktladungen liefert dann

(13.13)

Als nächstes fassen wir die Einzelladungen zur Gesamtladung Q zusammen und
erweitern die Definition des elektrischen Moments p auf eine Ansammlung von
Punktladungen gemäß

Q= L"
k =1
Qk' (13.14)

(Da rin ist die bisherige Festlegung (13.7) z.B. mit n = 2, d l = 1/2, QI = Q, d 2 =
- 1/2, Q2 = - Q enthalten.) Mit der Normalprojektion p,pf) des Vektors p auf die
236 13 Elementare Methoden de r Berechnung elektrischer Felder

Richtung e in; können wir daher den Ausdruck (13.13) in der Form

q>(ßP)= -
1 [Q
- + -2 - + '"
P ,c?' @ ]
(13.15)
4n(;0 r J' @ r ,c?' @

schreiben. Das ist ein interessantes Ergebnis: Eine beliebige, räumlich begrenzte
Ladungsverteilung läßt sich durch ihre Gesamtladung (Ladungsmoment nullter
Ordnung), durch ihr elektrisches Moment (Ladungsmoment erster Ordnung) und
durch eine Folge von Ladungsmomenten höherer Ordnung darstellen. Im Aus-
druck für das Potential erscheinen die Ladungsmomente jedoch zusammen mit
zunehmend höheren Potenzen des reziproken Abstandes, ihr Einfluß wird also
mit wachsendem Abstand immer kleiner, und aus sehr großer Entfernung ist
lediglich das Feld einer Punktladung (Coulomb-Feld) wahrzunehmen. Bei einer
Annäherung bemerken wir zuerst ein dem Coulomb-Feld überlagertes Dipolfeld,
bei einer weiteren Ann äherung die Felder der Momente höherer Ordnung (Qua-
drupolfeld, Oktopolfeld usw.). Wenn nun aber die Gesamtladung Q des Aggregats
wie z.B. in neutralen Atomen oder Molekülen gleich Null ist, dann dominiert das
Dipolfeld - das Teilchen erscheint als Dipol. Wir nennen GI. (13.15) allgemein den
Anfang der Multipolentwicklung des Potentials einer Ladungsverteilung.
Im Zusammenhang mit der Definition (13.14}z des elektrischen Moments ist
noch etwas zu beachten: Eine andere Wahl des Bezugsortes (0 liefert i.a. einen
anderen Wert von p. Verschieben wir nämlich den Bezugsort um den gerichteten
Abstand d von (!) nach O', so erhalten wir das neue elektrische Moment

also

P =P- - d-Q .
-r-r (13.16)

Das elektrische Moment einer Ladungsverteilung ist dann unabhängig vom


Bezugsort, wenn die Gesamtladung gleich Null ist.

13.2 Linienladungen. Elektrische Liniendipole


Stellen Sie sich eine Kurve im leeren Raum vor, entlang der elektrische Über-
schußladung kontinuierlich verteilt ist (Abb. 13.11). Wir sprechen dann von einer
Linienladung. Ist die elektrische Linienladungsdichte r (GI. (9.7)) in jedem Punkt
der Kurve CC bekannt, so können wir das elektrische Feld an einem beliebigen Ort
f!l''iCC mit unserem Summationsverfahren berechnen": Eine ausreichend feine

4 Wir müssen dabei i.a. voraussetzen, daß sich ~ nicht in da s Unendliche erst reckt.
13.2 Linienladungen. Elektri sche Liniendipo le 237

Abb. 13.11 Kont inuier liche Verteilung von Überschußladung


entl ang einer Linie. Da s elektri sche Feld am Ort .0/' ist zu
berechnen
'i Sj

Zerleg ung der Trägerkur ve rrJ liefert für die In tervalle die Ladungsmengen Qt =
rtSt, Q2 = r 2s 2 usw. und daher, analog zu GI. (13.2), für das Potential und die
Feldstärke in &>

(13.17)

oder, als Integrale gesch rieben,

cp(&» = _ 1- f r(.2)ds (13.18)


4m;o 'C r !y f:l

Wir werden diese Beziehungen jetzt auf spezielle Situationen anwenden.


Betrachten wir zuerst einen gleichförmig elektrisch geladenen, dünnen Stab der
Länge I, dargestellt als Linienladung mit der konstanten Linien ladungsdichte
r (Abb . 13.12). Gemäß GI. (13.18) sind da nn, wenn die Kennzeichnung der Orte g>

e2
o e
tIj

r e,
f2

Abb. 13.12 Ein dünner Stab der Länge I ist gleichförmig


geladen . Da s result ierend e elektrische Feld am Ort [1/ soll
2 bestimmt werden
238 13 Elementare Meth oden der Berechnung elektrischer Felde r

und fl der Einfachheit halber unterdrückt wird , die Integrale

cp =
r
41tGO
l'dS
0 -; ,
(13.19)

mit

r= J 2 + [(r; - ri -12 )/1] s + ri,


S

_ 1-sr 1 _ s r 2_
e = - - ' - e +-. - e (13.20)
I r 1 I r 2

bei festen Werten r l' r 2 ' I und festen Richtungen e 1 , e2 zu berechnen. Dies liefert
mit der Abkürzung

(13.21)

Abb. 13.13 Elektri sches Feld eines gleichförm ig geladenen . dünnen Sta bes. Die Potential flächen werden
durch eine Schar konfok aler gestre ckter Rotationsellipsoide mit den Stabe nden als Brennpunkten und
der Stabachse als Rot at ionsachse gebildet. Dargestellt sind ihre Spuren (strichliert. Potent ialschrill
ß <p = , /(8nGo»' Die Vekt orlin ien der elektri schen Feldstärk e (du rchgezogen) gehö ren zu einer Scha r
ko nfoka ler Hyperbeln
13.2 Linienladungen. Elektrische Liniendipole 239

die Ausdrücke

2/(e 1 + e 2 )
<p= _'_ln(L+/), ~
E= -
r
' . (13.22)
4nso L-I 4nso (L + I)(L -I)

Wollen Sie damit das Potential bzw. die Feldstärke an einem Ort f!I! berechnen,
so ermitteln Sie zuerst gemäß Abb. 13.12 die Abstände r 1 und t z des Ortes .?J von
den Stabenden 1 und 2 und die Richtungen e 1 und e 2 • Mit den zusätzlichen
Angaben folgen die gesuchten Größen dann über GI. (13.21) aus den GIn. (13.22).
Die bildliehe Darstellung einer solchen Auswertung sehen Sie in Abb. 13.13. Für
Punkte in der Mittenebene (Ebene senkrecht zur Stabachse durch den Stab-
mittelpunkt) gilt speziell, wenn (l den Abstand von der Stabachse und eil die
Richtung senkrecht zur Stabachse bedeutet (Abb. 13.14)

<P = _ '_ ln
2nso
(J (l + (l (//2)2 + 1/2), (13.23)

Daraus läßt sich das elektrische Feld für einen wichtigen Sonderfall ableiten,
dem einer beidseitig unendlich ausgedehnten, gleichförmig elektrisch geladenen
Geraden. Allerdings können wir den Grenzübergang I->ex) in GI. (13.23)1 nicht
direkt ausführen (s. Fußnote auf S. 236). Dieses Problem läßt sich sofort beseitigen,
indem der Bezugsort für den Potentialwert Null aus dem Unendlichen an einen
Ort im Abstand (10 von der Achse verlegt wird". Anstelle von GI. (13.23)1 verwenden
wir also

<P = _ '_ ln ((l0 .J (]2 + (//2)2 + 1/2) (13.24)


2nso (1 J (1~ + (//2)2 + 1/2 '

TZ

2
Abb. 13.14 Zur Berechnung des elektrischen Feldes in der Mittenebene eines gleichförmig geladenen
Stabes

5 Für /10 können Sie eine beliebige, feste Länge annehmen, weil die Wahl des Bezugsortes für das
Potential physikalisch belanglos ist.
240 13 Elementare Methoden der Berechnung elekt rischer Felder

Fluß rö hre ll-Y = Tlcx j(27T)

Flä che llA =cxpl

Abb. 13.15 Ausschnitt der Flußverteilung um eine beidseitig unendlich au sgedehnte. gleichförmig mit
der elektrischen Ladungsdichte r belegte Gerade im leeren Raum . Dargestellt ist eine Flußröhre mit
dem Öffnungswinkel Cl

was lediglich die Addition eines konstanten Potentialwertes bedeutet. Der Grenzfall
1---+ CIJ entspricht dann

cp = -~- ln (~()) (13.25)


2m;o Q

d.h. die Potentialflächen sind koaxiale Kreiszylinder. und der Betrag der elektri-
schen Feldstärke verläuft umgekehrt proportional zum Abstand von der geladenen
Geraden.
Die hohe Symmetrie des Feldes einer beidseitig unendlich ausgedehnten, gleich-
förmig elektrisch geladenen Geraden ermöglicht eine direkte Berechnung mit Hilfe
des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß, ähnlich wie wir dies bereits im Fall einer
Punktladung durchgeführt haben (s. Abb. 9.17): Nehmen wir an, die konstante Dichte
t der Linienladung ist positiv. Der auf einem Abschnitt der Länge / entspringende
elektrische Fluß 'f' = tl ist radial nach außen gerichtet und verteilt sich gleichförmig,
sodaß eine keilförmige Flußröhre mit dem Öffnungswinkel o: (Abb. 13.15) den
Anteil ~ 'f' = r/rJ./(2n) führt. Im Abstand Q von der Trägergeraden hat die Quer-
schnittsfläche dieser Flußröhre den Inhalt ~A = rJ.Q/, also beträgt dort die Flußdichte
D = ~ 'f'/~A = r/(2nQ). Zusammen mit der Richtung e g und der Verknüpfung
l5 = eoE folgt daraus die Beziehung (13.25}z für die elektrische Feldstärke.

Elektrische Liniendipole
Kompliziertere als die bisher behandelten Felder bekannter Verteilungen von Linien-
ladungen können Sie grundsätzlich durch Auswerten der allgemeinen Beziehungen
(13.17) oder (13.18) mit Methoden der Analysis oder der numerischen Mathematik
berechnen. In Einzelfällen führt aber auch eine direkte Kombination bereits
bekannter Felder mit Hilfe des Überlagerungsprinzips zum Ziel. Stellen Sie sich
beispielsweise zwei parallele Geraden im Abstand / vor, gleichförmig mit entgegen-
gesetzt gleich großen Linienladungen der Dichte r bzw. - r belegt (Abb. 13.16).
Überlagerung der durch die Ausdrücke (13.25) beschriebenen Felder liefert un-
13.2 Linienladungen. Elektrische Liniendipole 241

a b
Y

PI
1
P-
19
I Pz
x

2
z

Abb. 13.16 Zwei parallele Geraden im Abstand 1, gleichförmig mit entgegenge setzt gleich großen
Linienladungen belegt. a Lage des benutzten kartesischen Koordinatensystems. bAus Symmetr iegründen
genügt die Betra chtung des Feldes in der xy-Ebene

mittelbar

cp T
= -~In
2m;o
(rh)
-
el '
(13.26)

Rücken nun die beiden Linien zusammen, oder, anders ausgdrückt, interessieren
wir un s für das elektrische Feld in einem Abstand e » I von der z-Ach se, so können
wir mit Bezug a uf Abb. 13.16b in den Gin. (13.26) die Ausdr ücke "

(13.27)

benutzen . Mit dem längenbezogenen axialen elektrischen Moment p' = Ir der


beid en Linienladungen und mit yj e = cos(.9) erhalten wir schließlich, wenn die
Terme O[ (l/e) 2J im Vergleich mit I nullgesetzt werden, die Darstellung de s
elektrischen Feldes für einen Liniendipol

p' cos(.9)
cp= - -- - - , E = _p_'_ _2 _co_s_(_.9---;re:-Il~-_e~y (13.28)
2m;o e 2m;o e2 •

(Vergleichen Sie damit die en tsp rechenden Ausdrücke (13.I0) für einen Punktdipol).
Eine Auswertung finden Sie in Abb . 13.I 7. Die gezeichneten Vektorlinien sind
übrigens sowohl als elektrische Feldlinien wie a uch als Begrenzungslinien von
Flußröhren interpretierbar (bezogen auf einen Längenabschnitt ~z trägt jede Röhre
den elektrischen Fluß ~ lJ'j~z = p'j(24a)).

6 S. Fußno te a uf S. 233.
242 13 Elementare Method en der Be rechn ung elektrischer Fe lde r

,,-
.,,--- -- -- ........... , ,
/
,-
,,-
,,
/ \
I \
I \
I \
I I

..
X

I I
\ I
\ I
I
,,
\
\ /

,
/
.- /

'" --_ .... "

Abb.I3.17 Elektrische s Feld eines Liniendipols. Die Felddar stellung ist innerhalb eines Kreiszyl inders
mit dem Rad ius a um die z-Achse a usges part. D ie Poten tialflä chen sind Kr eiszylinder. Dargestellt sind
ihre Sp ure n in der xy- Ebene (strichliert, Pot ent ialschritt tJ.cp = p'j(81tEoa) ) und die Vektorl inien der
elek trische n Feld stärke (d u rchgezogene Kr eisb ogen )

13.3 Flächenladungen

Die Berechnung des elektrischen Feld es einer bek annten, flächenhaften Verteilung
elektrischer Überschußladungen können Sie grundsätzlich nach dem allgem einen
Schema durchführen: Zerlegung der Tr ägerfläche si in ausrei chend kleine Elemente,
Überlagerung (Summ at ion) der Beiträge aller Elemente zum elektrischen Feld a m
betrachteten Ort f7' (Abb. 13.1 8). Mit der Flächenladungsdichte a (GI. (9.9)) führt
dies a uf die Darstellun gen für das Potential und die Feldstärke in &>

(13.29)

oder, als Integrale geschrieben ,

<p(.o/') = _ 1_
4m,o
f
.cI
a(2)dA
r ,'? !2
(13.30)
13.3 Flächenl adungen 243

Abb. 13.18 Kontinu ierliche Verteilung von Übe rschuß-


ladungen auf einer Fläche .<1. Ge sucht ist da s elektrische
Feld am Ort .0/'

Eine andere Darstellungsmöglichkeit bietet die Überlagerung bereits bekannter


Felder von Linienladungen, indem Sie z.B. durch Drehen einer geladenen Linie
um eine feste Achse eine Rotationsfläche oder durch Verschieben entlang einer
festen Achse eine Zylinderfläche erzeugen. In manchen Fällen liefert die Anwendung
des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß direkt die lokalen Feldgrößen, nämlich
dann, wenn ein hohes Maß an räumlicher Symmetrie vorliegt. Das einfachste
Beispiel dieser Art, da s aber gleichzeitig ein wichtiges Resultat liefert, ist folgendes.
Wir berechnen da s Feld einer ebenen, unendlich 7 ausgedehnten, gleichförmig
elektrisch geladenen Schicht. Gibt es außer der konstanten Flächenladungsdichte
(J keine felderzeugenden Ladungen im Raum, so folgern wir aus der Symmetrie,
daß sich der elektrische Fluß auf beiden Seiten der Ebene spiegelsymmetrisch und
vollkommen gleichförmig über den jeweiligen Halbraum verteilt. Die Flußrichtung
und damit auch die Richtung der Feldstärke (leerer Raum!) liegt überall senkrecht
zur Trägerebene. Um den Satz vo m elektrischen Hüllenfluß anzuwenden, denken
wir un s wie in Abb . 13.19 ein schachteIfö rmiges Volumen um einen Flächenpunkt
gelegt , wobe i Deckel und Bod en der Schachtel jeweils den Flächeninhalt A besitzen.
Die Ge samtladung innerhalb der Schachtel, (JA , ist gleich dem austretenden
elektrischen Fluß, also D I A + D 2A = 2D IA = (JA , und damit

(13.3 1)

g le ic h fö rm ig e le kt r is c h
~ ge lad e n e Eb e n e

Flä ch en inh alt A

..

Abb.I3.19 Berechn en des elektrischen Feldes einer gleichförmig geladen en Ebene durch direkte
Anwendung des Satze s vom elektri schen H üllenflu ß

? "unendlich a usgedehnt" bedeut et, da ß wir den Einfluß der seitlichen Ränd er nicht berü cksicht igen.
244 13 Elementare Methoden der Berechnung elekt rischer Felder

a o b
(J o - (J
•I /
I ?

Ez = (ol Ea) (- e) E =O E2 = 0 E =(q/':ol e EI = 0


• .. ...

Abb. 13.20 Elektrisches Feld zweier paralleler Ebenen mit gleichen a bzw. mit entgegen gesetzt gleichen
b, gleichförmig verteilt en Fläch enladungen

Eine gleichförmig geladene Ebene im leeren Raum erzeugt demnach auf beiden
Seiten homogene elektrische Felder mit entgegengesetzt gleichen Feldstärken
senkrecht a uf die Ebene. Die ses Ergebnis ist deshalb wichtig, weil man damit durch
Überlagerung wiederum andere Feld er konstruieren kann. Beispielsweise folgt
daraus sofort das elektrische Feld von zwei parallelen Ebenen mit gleichen bzw.
mit entgegengesetzt gleichen, gleichförmigen Flächenladungen (Abb. 13.20). Die
Methode der direkten Anwend ung des Sat zes vom elektrischen Hüllenfluß zur
Feldberechnung kann natürlich a uch bei Vorliegen von Kugelsymm etrie oder
Kreiszylindersymmetrie angewendet werden.

13.4 Raumladungen

Als Raumladung bezeichnen wir, wie Sie wissen, eine (zumindest stückweise)
kontinuierliche, dre idimensionale Ladungsverteilung. Im mak roskopischen Bild
stellen wir uns die elektrische Ladung gewissermaßen als räumlich verschmiert
vor und erfassen die lok ale Ladungskonzentration durch die Angabe des Skalarfel-
des der elektrischen Raumladungsdichte, kurz: der Ladungsdichte (} (GI. (9.11» .
Wenn Sie das elektrische Feld einer solchen Ladungsverteilung allgemein darstellen

p(.2) d V

Abb. 13.21 Kontin uierliche Verteilung von Überschu ß-


ladungen in einem Raumbereich "I~. Gesucht ist da s
elekt rische Fe ld am O rt !!P, de r auc h inner halb von
~ liegen kann
13.4 Raumladungen 245

wollen, beginnen Sie mit einer ausreichend feinen Zerlegung des Trägerbereichs
"1/' (Abb. 13.21). Jedes Volumenelement wird dann zusammen mit der darin
enthaltenen Ladung als Punktladung Qk = f2k Vk bzw. dQ = (!d V aulgefaßt, an-
schließend wird nach dem Muster der Gin. (13.2) summiert, also

1 fL. o, - 1 n e- 12 V
cp(.o/) = - . - -
Vk
, E( .9 ) = _. L -''' \ kk , (13.32)
4m;0 k = 1 r Y k 4n:c o k = 1 rYk

oder, als Integrale geschrieben,

cp(Y') =- I f
4n:co "
{!(..'2)dV
- - -
r y:!
(13.33)

Man nennt in diesem Zusammenhang die Ladungsorte :l auch Quellpunkte und


die Orte .9 , an denen die Feldgrößen ausgewertet werden, Aufpunkte oder
Feldpunkte. Wir werden die Formeln (13.33) in dieser allgemeinen Form nur selten
für konkrete Feldberechnungen benutzen. Sie bilden jedoch einen günstigen
Ausgangspunkt für grundsätzliche Überlegungen, weil sie zeigen, wie die lokalen
Repräsentanten des elektrischen Feldes im statischen Fall mit den Feldquellen.
den elektrischen Ladungen, zusammenhängen.
Ein Beispiel für da s Feld einer Raumladung: Angenommen, im Bereich zwischen
den Abständen r 1 und r 2 > r l von einem Zentrum ist elektrische Ladung im sonst
leeren Raum kugelsymmetrisch mit der konstanten Dichte 12 verteilt (Abb. 13.22).
Aus Symmetriegründen können wir annehmen, daß die Flußdichte 15 und die Feld-
stärke E = 15/c o radial gerichtet sind (15 = D,e" E = E,e,) und daß ihr jeweiliger
Betrag an allen Orten, die in derselben Entfernung r vom Zentrum liegen, gleich ist.

a b

kon slanl e La d u ngsvcr -t.ci l u ng p

Ij r

Abb.13.22 Gleichförmig elektrisch geladene, dickwandige Kugel schale. a Im Bereich r ~ , ~ ' 2 ist
die Ladungsdichte konstant. b Verlauf der elektrischen Feldstä rke mit dem Abstand vom Zentrum
246 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder

Die restliche Information liefert der Satz vom elektrischen Hüllenfluß: Eine kugel-
förmige Hülle (Ji,,'"1 mit dem Radius r ~ r 1 enthält keine Ladung, also gilt 4n:r 2 D, = 0,
Flußdichte und Feldstärke sind in diesem Bereich gleich Null. Dagegen umfaßt
eine konzentrische Hülle (}'f/~2 im Bereich r l ~ r ~ r 2 die Ladung (}(r 3 - ri)4n:/3 =
4n:r 2D r • Eine konzentrische Hülle mit dem Radius r ~ t : schließt die Gesamtladung
Q = Q(r~ - ri)4n:/3 = 4n:r 2 D, ein . Wir haben daher

Er = o für

für
(13.34)

für

Beachten Sie: Das Feld für r ~ t : entspricht genau dem Feld einer Punktladung
Q = (}(r~ - ri)4n:/3 im Zentrum. Und: Im ladungsfreien Inneren ist das elektrische
Feld null.
Die Ausdrücke (13.34) beschreiben auch zwei Grenzfälle: Erstens, r l = O.
Gleichförmig geladene Vollkugel. Die elektrische Feldst ärke ist im Bereich 0 ~ r ~ t :
proportional dem Radius r. Zweitens, r l ~ r 2 . Gleichförmig geladene, dünnwandige
Kugelschale mit der Flächenladungsdichte (J = Q/(4n:r~). Wir haben dann

r
Er = 0 für r < r2 ,

E = -(J ~
(' für r > r2 , (13.35)
r <:0 r

d.h. im Außenraum ein Coulomb-Feld und im Innenraum einen Bereich konstanten


Potentials.

13.5 Verwenden von Ausschnitten bekannter Felder

Elektrostatische Feldberechnungsaufgaben sehen häufig so aus: Gegeben ist eine


Anordnung stromfreier Leiter mit bekannten Werten des Potentials oder, gleich -
bedeutend, der elektrischen Spannungen zwischen den Leitern. Gesucht ist das
elektrische Feld oder daraus ableitbare globale Größen, etwa die zugeordneten
Kapazitäten. Wir müssen in diesem Fall ein Feld derart bestimmen, daß für alle
geschlossenen Kurven der Satz von der Umlaufspannung und für alle Hüllen der
Satz vom Hüllenfluß erfüllt ist, daß die lokalen Verknüpfungsbeziehungen gelten
(z.B. im Vakuum 15 = eoE) und daß das Potential an den Leiteroberflächen die
vorgeschriebenen Werte annimmt. Solche Aufgaben lassen sich generell mit
analytischen oder numerischen Methoden der Potentialtheorie lösen .
Es gibt aber auch eine indirekte Methode, mit der man, wenn sie anwendbar ist,
meistens rasch zum Ziel kommt. Grundlage dafür ist eine bereits im Abschnitt
11.3 erwähnte Eigenschaft: Äquipotentialflächen eines elektrostatischen Feldes
13.5 Verwenden von Ausschnitten bekannter Felder 247

können stets als Oberflächen stromfreier Leiter entsprechenden Potentials interpretiert


werden. Bei dieser Methode werden also Ausschnitte bereits bekannter Felder
benutzt. Nehmen wir Z.B. das Feld einer einzelnen Punktladung im leeren Raum!
Die Potentialflächen sind hier konzentrische Kugeln. Wird das Innere einer solchen
Kugel mit leitfähigem Material ausgefüllt, so ändert sich nichts an der äußeren
Feldkonfiguration. Es erscheint lediglich die ursprüngliche Punktladung über die
Kugeloberfläche verteilt. Wenn wir zusätzlich den Raum außerhalb einer zweiten
Potentialfläche mit leitfähigem Material ausfüllen, dann bleibt im leeren Zwi-
schenraum weiterhin das Coulomb-Feld erhalten. Der verbleibende Ausschnitt ist
das in Abb. 9.20 dargestellte Feld eines Kugelkondensators.
Analog können wir mit dem elektrischen Feld einer beid seitig unendlich aus-
gedehnten, gleichförmig geladenen Geraden, beschrieben durch die Gin. (13.25),
verfahren. Die Potentialflächen sind koaxiale Kreiszylinder. Stellen Sie sich nun
einen Draht mit kreisförmigem Querschnitt vor, der den Durchmesser d besitzt
und der von einem zweiten, rohrförmigen Leiter mit dem Innendurchmesser D > d
koaxial umgeben ist. Zweileiteranordnungen dieser Art finden wir beispielsweise
in Koaxialkabeln. Besitzen die beiden Leiter die Potentialwerte tp , bzw. lfJz , so
wird das elektrische Feld im leeren Raum dazwischen durch die GIn . (13.25) mit
d/2 ~ (1 ~ D/2 erfaßt. Die ursprüngliche Linienladung erscheint nun als Flächenla-
dung der Dichte r /(nd) am inneren Leiter bzw. der Dichte - r /{nD) an der inneren
Oberfläche des äußeren Leiters. Bezogen auf einen axialen Längenabschnitt haben
wir also auf den Leitern die Überschußladungen Q' = t bzw. - Q'. Nun gilt

_L ln(sn)'
(10)
lfJ, - 2m;0
- Lln(~)
lfJz - 2neo
D/2'

also für die Spannung

Zusammen mit Q' = CU ist daraus unmittelbar die Formel für die längenbezogene
Kapazität (den Kapazitätsbelag) einer Koaxialleitung ablesbar:

C = 2m,0 (13.36)
In{D /d)

Wenn der Feldraum nicht leer, sondern mit einem Dielektrikum konstanter Per-
mittivität ausgefüllt ist, dann ersetzen Sie eo durch e,
Ähnlich nützliche Ergebnisse lassen sich aus dem elektrischen Feld . zweier
paralleler, entgegengesetzt gleich groß geladener Geraden (Abb . 13.16) ableiten. Mit
Bezug auf GI. (13.26), stellen wir als erstes fest, daß auch hier die Potentialflächen
durch eine Schar paralleler Kreiszylinder gebildet werden", die jedoch nicht mehr

8 In einer Ebene ist der geometrische Ort aller Punkte mit einem konstanten Verhältnis (h /lh der
Abstände Ih und 1!2 von zwei festen Punkten ein Kreis .
248 13 Eleme nta re Meth oden der Berech nun g elektrisc her Felde r

--1----1'-+_ Cf' =0

Abb. 13.23 Die Pot enti alflächen der Linien ladungen a us


Abb . 13.16 sind Kreiszylinder. Sie können als Oberflächen
krei szylindrischer Leiter aufgefaßt werd en

koaxial zueinander liegen. Zwischen den Durchmessern d zweier solcher Krei szy-
linder mit den Potentialwerten tp , und lpz = - lpl' ihrem Ach sabstand D und dem
Ab stand I der ursprünglichen Linienladungen (Abb. 13.23) bestehen die geo-
metrischen Zusammenhänge

= I = JD2~d z . (13.37)

Wir kennen damit das elektrische Feld von zwei parallelen Drähten. Im speziellen
folgt au s den Gin. (13.26)1 und (13.37), wenn Q' = T und - Q' die längenbezogenen
Ladungen angeben,

lpl = - Q'- In
2nco
JV+l
-- =-~ I n
D- I
Q'
2nco
(D + JD Z ~d-Z ) ,
d
(13.38)

U = Cf'1 - lpz = 2lpl '

und damit für die längenbezogene Kapazität (den Kapazitätsbel ag) C = Q'/ U der
Doppelleitung

C'= ~ ----'- (13.39)


In[(D +J Dz - dZ)/dJ In(2D/d)

wobei der letzte Ausdruck im Fall (d/D )z « I anwendbar ist, also bei relati v großem
Abstand der Leiter. Für eine Einbettung in ein Dielektrikum kon stanter Permit-
tivität ersetzen Sie wiederum co durch s,
Die Mittenebene y = 0 in Abb.13.16 bzw. in Abb. 13.23 ist ebenfalls eine
Potentialfläche, und zwar lp = O. Wir können daher den Bereich y ~ 0 mit leit-
fähigem Material ausfüllen, ohne die Feldkonfiguration im Halbraum y ~ 0 zu
ändern. Dabei entsteht eine Anordnung, die beispiel sweise als Modell einer Ein-
13.5 Verwenden von Ausschnitten beka nnter Felder 249

Abb. 13.24 Eine Leitun g mit dem Durchm esser d verlä uft in
einer Höhe h par allel zu m Erd bo de n

fachleitung über dem Erdboden brauchbar ist (Abb. 13.24). Gleichung (13.38) liefert
hier mit h = D/2 und U = qJ1 in der N äherung (d/D)2 « I für den Kapazitätsbelag

C'= 2m:o (13.40)


In (4h/d)

Sind die Leiterdurchmesser klein gegenüber ihren Abständen, so lassen sich in


Verbindung mit dem Überlagerungsprinzip auch Feldprobleme für mehrere parallele
Leiter auf ähnliche Weise lösen.
Noch ein Beispiel für die Anwendung der indirekten Methode: Das elektrische
Feld eines Punktdipols, dargestellt durch die Gin. (13.10), hat folgende interessante
Eigensc haft. Angenommen, wir überl agern ein homogene s Feld

qJ = - Eoz = - Eorcos(.9), (13.41)

in Dipolrichtung, also

qJ = (-p-
4m:
~
or
- Eor)cOS(.9).

Demnach ist auf einer Kugel mit dem Radius r = a überall qJ = 0, wenn p =
4na 3 coE o' Wir können deshalb den Bereich r ~ a mit leitfähigem Material ausfüllen
oder durch eine leitfähige Kugel schale ersetzen und haben dann im Außenraum
r ): a die Darstellung (z = rcos(.9))

qJ = - Eoz [ I- ( ~ rJ
E = Eo{3 ;(~rer+[I -(~rJez}. (13.42)

Auf der Kugel r = a gilt

qJ = 0, (13.43)
250 13 Elementa re Meth od en der Berechnung elektrischer Felder

- cp = 0

-tTTi T TT r r
Abb. 13.25 Eine ungelad ene, leitfähige Kugel (Radi us a) wird in ein hom ogenes elektrisches Feld der
Stä rke E o gebracht. Der Schnitt zeigt die Spuren der Potenti alflächen (stric hliert. Poten tialsch ritt
/';.<p = Eoa/2) und die Vekto rlinien der elektrisc hen Felds tä rke

und in großer Entfernung vo m Kugelzentrum (r » a) stellt sich das Homogenfeld


(G I. (13.41)) ein . Welcher Anordnung entspricht das? Ein elektrisches Feld dieser
Art stellt sich dann ein , wenn eine ungeladene, leitfähige Kugel oder Kugelschale
in ein ursprünglich homogenes Feld der Stärke Eo gebracht wird . Sie sehen da s in
Abb. 13.25, einer Au swertung der Gin. (13.42). Der Maximal wert der elektrischen
Feldstärke stellt sich an der Kugeloberfläche bei z = ± a ein; er beträgt gem äß
GI. (13.43) 3 Eo, also da s Dreifache der Homogenfeldstärke. D ies zeigt den meist
ungünstigen Effekt der Feldstärkeüberhöhung an metallischen Einschlüssen in
Dielektrika.

13.6 Fragen
1. Was besagt das Überlagerungsprin zip für elektrische Felder und wo ra uf müssen Sie bei seiner
Anwend ung im speziellen ac hten?
2. Wie lauten die Fo rmeln für das Pot ent ial und die Felds tä rke einer Ansammlung ruh end er
Punktladungen im leeren Raum?
3. Wie sieht das elektrische Feld eines Paare s gleich große r Punktladungen in ihrer näh eren Umgebung
und in großem Abstand davon a us?
4. Welche Feldk on figur ation stellt sich in der Umgebung eines ungleichnamigen Punk tlad ungspaares
ein?
5. Wie ist da s elektrische Momen t zweier entgegeng esetzt gleich große r Punktladu ngen erklärt ?
6. Was verstehen Sie unter einem Pun ktdipol?
13.7 Aufgaben 251

7. Wie lauten die Formeln für das Potential und die Feldstärke eines Punktdipols in allgemeiner
Lage?
8. Wie ist das elektrische Moment einer Ansammlung von Punktladungen erklärt und wann ist sein
Wert unabhängig vom Bezugsort?
9. Unter welchen Umständen nimmt das elektrische Feld einer allgemeinen Ladungsverteilung den
Charakter eines Dipolfeldes an'?
10. Wann sprechen wir von elektrischen Linienladungen'? Geben Sie die allgemeinen Ausdrücke für
das Potential und die Feldstärke einer Linienladung im leeren Raum an .
11. Welche Gestalt besitzen die Potentialflächen und die Flußröhren in der Umgebung eines
gleichförmig geladenen, geraden Stabes'?
12. Wie lauten die Formeln für Potential und Feldstärke einer gleichförmig geladenen Geraden
(beidseitig unendlich ausgedehnt)? Welche Gestalt besitzen die zugehörigen Potentialflächen und
Feldlinien?
13. Was verstehen Sie unter einer Flächenladung'? Geben Sie die allgemeinen Ausdrücke ' für das
Potential und die Feldstärke einer Flächenladung im leeren Raum an .
14. Wie hängen die Werte der elektrischen Feldstärke im Raum zwischen und neben zwei parallelen,
gleichförm ig geladenen Ebenen mit den Flächenladungsdichten zusammen, wenn die Ebenen gleich
bzw. wenn sie entgegengesetzt gleich geladen sind?
15. Wie lauten die allgemeinen Ausdrücke für das Potential und die Feldstärke einer Raumladung?
16. Wie verläuft die elektrische Feldstärke innerhalb und außerhalb einer gleichförmig elektrisch
geladenen Vollkugel?
17. Auf welche Weise können Sie Ausschnitte bekannter Felder für die Ermittlung von Feldgrößen
bei gegebenen Potential-Rand werten benützen? Geben Sie Beispiele an .
18. Wie lautet die Formel für die längenbezogene Kapazität einer Koaxialleitung?
19. Wie lauten die Formeln für die längen bezogenen Kapazitäten einer Doppelleitung und einer
Einfachleitung über dem Erdboden in der Näherung großer Abstände?
20. Wie groß ist die maximale Feldstärke an einer insgesamt ungeladenen, leitfähigen Kugel , wenn
diese in ein ursprünglich homogenes elektrisches Feld gebracht wird? Wo tritt dieser Maximalwert
auf?

13.7 Aufgaben

AI3.I Elektrisches Moment eines Moleküls: Berechnen Sie das elektrische Moment
("elek trisches Dipolmoment") des in Abb. A13.1 a dargestellten, gleichschenkeligen
(hypothetischen) Moleküls.

-2e

104°
e + 1,53 '1O- lom

Abb. A13.la

A13.2 Elektrisches Moment einer Ladungsanordnung: Gegeben ist erne Punkt-


ladungsverteilung nach Abb. A13.2.
(i) Wählen Sie die Ladung im Ursprung so, daß das elektrische Moment der
ganzen Ladungsanordnung unabhängig von einem Bezugspunkt ist.
(ii) Berechnen Sie dieses elektrische Moment.
252 13 Element a re Meth od en der Berechnung elekt rischer Felder

- e
E
:1-
on 2e
Qo eS
y

2e 1;),
~~~
O,6~m

x
e = Elementarladung

Abb. A13.2

A13.3 Dipolantenne: Berechnen Sie für die in Abb . A13.3 a ngegebene Linien-
ladungsverteilung mit r = const allgemein das elektrische Moment bezüglich des
Ur sprungs.

zr

1/2

- r
?'~I 1/2

Abb. AI3.3

A13.4 Drei Punktladungen: Berechnen Sie für die in Abb . A13.4 gegebene An-
o rd nung von Punktladungen das Potential und die elektrische Feld stärke in der
Näh erung r » I, d.h. für große Abstände vom Ur sprung.

-Q
y

Abb. A13.4
13.7 Aufgaben 253

A13.S Quadrupol: Berechnen Sie für die in Abb. A13.5a gegebene Anordnung von
Punktladungen im leeren Raum das Potential an Orten in Abständen r» 1 vom
Ursprung.

Abb. A13.Sa

A13.6 Elektrisches Feld zweier Linienleiter: Parallel zur z-Achse verlaufen, wie in
Abb . A13.6a dargestellt, zwei entgegengesetzt gleichförmig geladene Linienleiter.
Berechnen Sie für r > 0 allgemein den Betrag und die Richtung (Einsvektor) der
elektrischen Feldstärke im Punkt f!J, gekennzeichnet durch die kartesischen
Koordinaten (x, y, z) = (2a, a, 0).

x
a

Abb. A13.6a

A13.7 Bündelleiter: Eine Doppelleitung bestehe aus je zwei miteinander elektrisch


verbundenen Teilleitern (Abb . A13.7a). Geben Sie eine Formel für die längen-
bezogene Kapazität in der Näherung d« a« Dan.

.1
D

d
eo a

Abb. A13.7a

A13.8 Dreileiteranordnung: Gemäß Abb. A 13.8a verlaufen drei Leitungen mit


Kreisquerschnitt (Durchmesser d) parallel zueinander im leeren Raum mit dem
gegenseitigen Abstand a » d.
254 13 Elementare Method en der Berech nun g elektrischer Felde r

(i) Berechnen Sie die längenbezogenen Te ilkapazitäten.


(ii) Zwischen den Leitern liegen die ph asen versch obenen Sinu sspannungen

V 12 = 0 cos(wt + 2n/ 3), V 23 = 0 cos( wt), V 3 1 = 0 cos( wt - 2n/3).

Stellen Sie d ie elektrische Feld stä rke an der z-Achse durch den Dre iecksm ittel -
punkt nach Betr ag und Richtung als Zeitfunktion dar.

Abb. Al3.8a

A13.9 Gela dene Kreislinie: Eine Kreislinie im leeren Raum (Abb. AI3. 9a) ist
gleichförmig mit der Linienladungsdichte r belegt. Berechn en und skizzieren Sie
die Verläufe de s Pot ent ials und der Feld stärke entlang der z-Achse.

Abb. Al3.9a

A 13.10 Elektroneno ptische Anordnung: In einer elektronenoptischen Anordnung


gemä ß Abb . A13.lOa sind zwei gleichgroße, koaxiale, dünne Kre isringe mit dem
Radius a en tgegengesetzt elektrisch gelad en . Wie ist da s Verh ältnis b]a zu wählen,
dam it der Betrag der elek trisc hen Feldstärke im Mittelpunkt f!J maximal wird?
Wie groß ist dieser Bet rag und wie ist die Richtung der Feldstärke in f!J?
13.7 Aufgaben 255

b b
I
I
I
- .4&. -

·0
Q - Q

Abb. AI3.10a

A13.11 Maximalfeldstärke an Doppelleitung: Wo tritt im Feldraum der Doppel-


leitung nach Abb . A13.1 la der Maximalwert des Betrages der elektrischen Feld-
stärke auf und wie groß ist dieser unter Berücksichtigung von d « D?

U = 80 kV

Abb. A13.11a

A13.12 Kugelkondensator: Das Dielektrikum des in Abb. A13.12 skizzierten


Kugelkondensators kann maximal die elektrische Feldstärke E m a x aufnehmen. Wie
groß muß bei gegebenem Außendurchmesser D der Innendurchmesser d gewählt
werden, damit eine möglichst große Spannung U angelegt werden kann? Wie groß
ist dann die Kapazität?

Abb. A13.l2

A13.13 Halbgeftillter Kugelkondensator: Der Raum zwischen den beiden leit-


fähigen Kugelschalen in Abb . Al3.!3 ist zur Hälfte mit einem Dielektrikum der
Permittivitätszahl er = 5 gefüllt. Zwischen den Elektroden liegt die Spannung U =
4 kV. Berechnen Sie die Ladungsverteilung auf der inneren Schale.
256 13 Elemen ta re Methoden der Berechnung elek trischer Feld er

f.,= 1

f., = 5

Abb . A13.13

A13.I4 Überschußelektronen: Eine Kupfer-Vollkugel. Durchmesser d = I cm, kann


in Luft höchstens so stark negativ elektrisch geladen werden , daß sich an der
Oberfläche die Durchbruchsfeldstärke EI) ~ 3 MV /rn au sb ildet. Berechnen Sie für
diesen Zustand das Verhältnis N ej N e der Anzahl der Überschußelektronen zur
Gesamtzahl der Leitungselektronen (Jedes Kupferatom stellt im Mittel ein Leitungs-
elektron zur Verfügung, p = 8,9 g/cm ', M = 64 g/m ol).

A13.IS Widerstand in einer Flüssigkeit: Eine met alli sche Kugelelektrode mit iso-
lierter Zuleitung befindet sich gemäß Abb. A 13.15 in einem Metallbeh ält er . der
mit einer Flüssigkeit der relativ kleinen Konduktivität y gefüllt ist. Die Abstände
von den Beh älterwänden sind groß gegenüber dem Kugeldurchmesser. Leiten Sie
eine Formel für den elektrischen W iderstand zwis chen den An schlüssen ab.

~J
--1
-

"---
- - 11- - -
- - - -- - 11 - - - -- -
-_-_-_ 11--

=- =-- ;
-- -- -
_- _- .: d .
=-
r
-=. -=.
-==-- - =-
-
s: _-_
f----- - -

Abb. A13.15

A13.16 Kapazität zweier Metallkugeln: Berechnen Sie die K apazit ät der beiden in
Luft befindlichen Metallkugeln a us Abb. A 13.16a . Berück sichtigen Sie dabei
os «,,«;

Abb. A13.16a
13.7 Aufgaben 257

Al3.I? Störung eines Homogenfeldes: Eine der beiden in Abb . A13.17a darge-
stellten Metallplatten besitzt eine halbkugelförmige Erhebung mit dem Radius
a « I. Berechnen Sie den Verlauf der elektrischen Feldstärke an dieser Platte.

Abb. A13.17a

AI3.18 Abschätzung der Leitfähigkeit: Zur Abschätzung der elektrischen Leit-


fähigkeit eines Materials werden gemäß Abb. A13.18a zwei metallische Prüfspitzen
mit dem Spitzenradius '0 = 0,1 mm aufgesetzt. Zwischen diesen beiden Elektroden
wird der Widerstand R = 20 kil gemessen, und zwar unabhängig vom Abstand L,
solange L» '0 gilt. Wie groß ist die so ermittelte Leitfähigkeit?

Abb. A13.18a

A13.19 Ohmsehe Beeinflussung: Zwischen den in Abb . A13.19a markierten


Erdungspunkten 1 und 2 einer energietechnischen Anlage fließt ein elektrischer
Gleichstrom der Stärke I. Die Punkte 3 und 4 sind als Erdungspunkte einer Signal-
leitung vorgesehen. Berechnen Sie für die Abschätzung der möglichen ohmschen
Beeinflussung die Spannung U 34 '

1 = 500A

Abb. A13.19a
258 13 Elementare Meth od en der Berechnung elektrischer Feld er

A13.20 Zählrohr: Die Intensität ionisierender Strahlung läßt sich über Stoß-
ionisation z.B. mit kreiszylindrischen Zählrohren nach dem in Abb . A l3 .20a
angegebenen Prinzip messen . Berechnen Sie für die skizzierte Anordnung die Werte
der elektrischen Feld stärke am Draht und an der Innenseite des Metallrohrs.

Metallrohr

E
....E

Abb. A13.20a

A13.21 Entwurf eines Hochspannungskondensators: Entwerfen Sie einen Hoch-


spannungs-Zylinderkondensa tor der Kapazität 30 pF für eine Maximalspannung
von 140 kV. Für die wirk same axiale Länge stehen 450 mm zur Verfügung. Als
Dielektrikum ist SF 6 - Gas (Sr:::: 1, maxim al zulässige Feldstärke 60 kV/cm)
vorge sehen . Geben Sie die kleinstmöglichen Elektrodendurchmesser an.

A13.22 Größtspannung eines Kabels: Die Polyäthylenisolierung (sr:::: 2,26) des in


Abb . A13.22 angegebenen Ko axialkabels kann eine elektrische Feldstärke von
höch stens 18,1 MV Im aufnehmen. Wie groß ist die zugehörige Maximal spannung?

IOmm

80mm

Abb. A13.22

A13.23 Querleitwert eines Koaxialkabels: In einem Koaxialkabel mit den Durch-


messern d und D des Innen- bzw. Außenleiters besitzt da s Dielektrikum die (kleine)
Leitfähigkeit y. Leiten Sie die Formel für den längenbezogenen Querleitwert ab.

A13.24 Auslegung eines Koaxialkabels: Ein Koaxialkabel (Außend urchmesser D,


Innendurchmesser d) mit Pol yäthylenisolierung (s, = 2,26) soll so a usgelegt werden,
daß für eine gegebene Betriebsspannung die Maximalfeldst ärke möglichst klein
13.7 Aufgaben 259

wird. Wie groß ist das Verhältnis Dld zu wählen? Wie groß ist dann die längen-
bezogene Kapazität?

A13.25 Hochspannungsdurchführung: Das Dielektrikum der kreiszylindrischen


Hochspannungsdurchführung aus Abb. A13.25a (Längenmaße in mm) besteht aus
zwei koaxialen Schichten. Berechnen und skizzieren Sie, quantitativ richtig, den
Verlauf der elektrischen Feldstärke über der Radialkoordinate.

\OOkV

20

40

80

Abb. A13.2Sa

A13.26 Kabel mit geschichtetem Dielektrikum: Das Dielektrikum des in Abb .


A13.26 skizzierten Koaxialkabels besteht aus zwei Schichten unterschiedlicher
Permittivität. Zwischen dem Innenleiter und dem Außenleiter liegt die elektrische
Spannung U = 5 kV. Wo tritt in dem Querschnitt der größte Betrag der elektrischen
Feldstärke auf und wie groß ist dieser?

Auße nleiter

....H
"'----6 /1' ;-' ~:--_ E<t = 5,0
Innenleiter

20 mm

30mm

40mm

Abb. A13.26

A13.27 Koaxialkabel mit Führungsscheiben: Das in Abb . A13.27 im Längsschnitt


dargestellte Koaxialkabel besitzt in regelmäßigen Abständen dielektrische F üh-
rungsscheiben. Um wieviel Prozent wird dadurch der mittlere Kapazitätsbelag
gegenüber einem leeren Kabel erhöht?
260 13 Elemen tare Meth oden der Berechnung elektrischer Felde r

e, = 5,5 I
E:. r =

DI5

Abb. A13.27

A13.28 Zylindrische Anordnung: Entlang der Achse des kreiszylindrischen Metall-


rohres Maus Abb. A 13.28 verläuft der kreiszylindrische Metallstab S. Das da-
zwischenliegende Dielektrikum ist axial zweigeteilt (Konduktivitäten 1' 1 und 1'2
deutlich kleiner als die Konduktivitäten der Metallteile) und ist innen und außen
gut kontaktiert. Berechnen Sie allgemein für gegebene Materialwert, Abmessungen
und die Spannung U
(i) die elektrische Feldstärke ElP,z),
(ii) die elektrische Stromdichte J (p, z),
(iii) die elektrische Stromstärke I .
Randstörungen sind zu verna chlässigen.

- u

Abb. A13.28a
13.7 Aufgaben 261

A13.29 Geschwindigkeitsverteilung: Der Raum zwischen den beiden konzentrischen,


metallenen Kreiszylinderelektroden aus Abb. A13.29a ist evakuiert. Elektronen
werden an der inneren Elektrode (Kathode K) mit vernachlässigbar kleiner
Geschwindigkeit emittiert und laufen , beschleunigt durch da s elektrische Feld
zufolge der anliegenden Spannung U, zur äußeren Elektrode (Anode A). Berechnen
Sie die Geschwindigkeitsverteilung v(g) unter Vernachlässigung der Raumladung.

Abb. A13.29a

A13.30 Elektronen auf Kreisbahn: Im Raum zwischen den beiden konzentrischen,


metallenen Kreiszylindern aus Abb . A13.30 sollen Elektronen (m = 9, l1 0 ·10 - 31 kg)
mit der Geschwindigkeit v = 107 m/s auf Kreisbahnen gehalten werden. Wie groß
ist die dazu erforderliche elektrische Spannung U?

Abb. A13.30

A13.31 Potentialsteuerung: Bei einer kreiszylindrischen Hochspannungsdurch-


führung nach Abb. A13.31a wird zur Herabsetzung der elektrischen Feldstärke am
Innenleiter in das Dielektrikum eine Metallfolie M koaxial eingelegt, deren Spannung
gegenüber den beiden anderen Leitern durch einen (Ersatz-)Spannungteiler fixiert
ist ("Potentialsteuerung"). Wie groß ist das Verh ältnis R 1 IR 2 zu wählen, wenn der
Feldstärkebetrag Ei am Innenleiter den Wert 20kV/cm nicht überschreiten soll'?
262 13 Elementare Methoden der Berechnu ng elektrisc her Felder

Abb. A I3 .31a

A 13.32 Teilkapa zitäten dreier koaxi aler Rohre: Zwisc hen den drei koaxialen .
d ünn wandigen Metallro hre n a us Abb. A 13.32a befinde n sich Die lektri ka unter-
schied licher Permitt ivität. Berechnen Sie die län genbezogenen Tei lkapazitäten
dieses D reileitersystems.

E, =I

E E E
E, = 2.5
E E E
0 0 0
'-D '1" N
11 11 11
~

Q r:::::" Q

3
2

Abb. A13.32a

A 13.33 Jo ule-Verluste in Blechteilen: In der in Abb . A 13.33a skizzierten An-


ord nung wird elektrischer Strom der Stärke I über zwei sektorförmige Blechteile
(Blechdic ke <5. Ko ndu ktivität 1') vom In nen leiter in den rohrförmigen Außenleiter

Abb. A13.33a
13.7 Aufgaben 263

geführt. Leiten Sie eine Formel ab für die gesamten Joule-Verluste in diesen Blech-
teilen .

A13.34 Stromführung über Metallplatte: In zwei Kreisbohrungen einer großen, dün-


nen Metallplatte ist je ein Kontaktbolzen eingeschweißt (Abb. A 13.34a). Berechnen
Sie allgemein den elektrischen Widerstand der Platte in der Strom bahn.

Abb. A13.34a

A13.35 Widerstand eines Engebereichs: Berechnen Sie näherungsweise den Wider-


stand des Engebereichs der in Abb . A13.35a (Längenmaße in mm) skizzierten
Leiterbahn.
Engebereich

4 4

y = 56 '10" S/m
0,1

Abb. A13.35a

A13.36 Joule-Verluste in einer Hülse: In der in Abb . A13.36 gezeichneten Anord-


nung wird einer Platte über einen Bolzen und eine kreiszylindrische Hülse (Innen-
durchmesser d, Außendurchmesser D, Länge I, Konduktivität y) Gleichstrom der
Stärke I zugeführt. Leiten Sie eine Formel für den gesamten Joule-Verlust in der
Hülse ab .

Abb. A\3.36
264 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder

A13.37 Grabenkondensator: In einer mikroelektronischen Grabenstruktur nach


Abb . A13.37a wird ein Kondensator wie angegeben realisiert. Wie groß ist die
längenbezogene Kapazität?

Leiter---+___

Leiter

Dielektrikum -+""-7"\'l}\

s, = 10

Abb. A13.37a

A13.38 Kapazitätsbeitrag einer Abschrägung: In der mikroelektronischen Struk tur


nach Abb . A13.38a (Querschnitt) verläuft eine seitlich abgeschrägte Leiterbahn
parallel zu einem leitenden Halbraum (Modell). Der Beitrag C:
der schrägen
Seitenfläche zur längenbezogenen Kapazität ist näherungsweise zu berechnen.
Nehmen Sie dazu kreisbogenförmige Feldlinien an und bestimmen Sie den
längenbezogenen elektrischen Fluß 1/<. Das Dielektrikum ist isotrop mit der
Dielektrizitätszahl Cr '
Leiter

Abb. AI3.38a

A13.39 Kreiszylinder im Transversalfeld: Ein kreiszylindrisches Rohr aus leit-


fähigen Material wird in ein ursprünglich homogenes, transversales elektrisches
Feld großer Ausdehnung gebracht (Abb . A l3 .39a). Geben Sie die Ausdrücke für
das resultierende Potential und die zugehörige Feldstärke an . Wo tritt der Maxi-
13.7 Aufgaben 265

malwert der Feldstärke a uf und wie groß ist er? (Hinweis: Überlagern Sie das Feld
eines Liniendipols mit dem Homogenfeld ).

Abb. A 13.39a

A13.40 Influenzierte Ladungsverteilung: Ein insgesam tungeladenes, metallisches


Kreiszylinderrohr wird in ein ursprünglich homogenes, transversales elektrisches
Feld großer Ausdehnung gebracht (Abb. A 13.40). Für p > a stellt sich dann die
Feldstärke

ein. Berechnen Sie die durch Influen z auf dem Rohr ent stehende Ladungsvertei-
lung.

Eoj iiijijiiij

2b

2a

Abb. A13.40

A13.41 Rotationsellipsoid: Das elektrische Feld eines gelad enen , gestreckten Rot a-
tion sellipsoid s au s leitfäh igem Material (Ha lbachsen a und b, Exzentrizität e =
p-= b 2 / a) im so nst leeren Raum läßt sich a us dem Feld eines geladenen Geraden-
stüc ks a bleiten.
(i) Wie groß ist die Kapazität des Ellipsoids im leeren Raum (Verallgemeinerung
des Ausdrucks für eine Kug el)?
266 13 Elementare Methoden der Berechnung elektri scher Felder

(ii) Das Ellipsoid besitze gegenüber dem weit entfernten Bezugsort ep = 0 die
Spannung U. Wie groß ist die Gesamtladung und wie groß sind die Flächen-
ladungsdichten in den Scheiteln und entlang des Gürtels?

A13.42 Spiegelung einer Punktladung an einer Ebene: Vor einer leitfähigen Ebene
befindet sich im leeren Raum die Punktladung Q (Abb . A l3.42a).
(i) Bestimmen Sie die Verteilung der influenzierten Oberflächenladung.
(ii) Wie groß ist die Kraft auf die Punktladung nach Betrag und Richtung
("Spiegelkraft")?

Abb. A13.42a

A13.43 Spiegelung einer Punktladung an einer Kugel: An den Orten 1 und 2 im


leeren Raum befinden sich Punktladungen Q! bzw. Q2 (Abb . A13.43a).
(i) Zeigen Sie, daß die Kugel Keine Potentialfläche (ep = 0) darstellt, falls die
Beziehungen

gelten.
(ii) Setzen Sie nun eine dritte Punktladung Q3 = - Q! in den Kugelmittelpunkt
(!). Außerhalb von K ergibt sich dann das elektrische Feld einer Punktladung
(Q2) vor einer leitfähigen, insgesamt ungeladenen Kugel. Geben Sie die
Verteilung der auf der Leiterkugel influenzierten Flächenladung für den
Fall b = 2a an (Rechnung und Skizze).
(iii) Bestimmen Sie die Kraft zwischen der ungeladenen Leiterkugel und der
Punktladung als Funktion des Abstandes d = b - a (Skizze, Vergleich mit
Coulomb- Kraft).

....L.----1>-2

Abb. A13.43a
13.7 Aufgaben 267

A13.44 Maximalspannung einer Metallkugel: Auf einer Isolatorsäule sitzt eine


Metallkugel (Abb. A13.44a), die gegenüber Erde die Spannung U = 2 MV aufnehmen
soll. Wie groß muß der Kugeldurchmesser minde stens sein? (D urchschlagsfeldstä rke
der Luft ca. 30kV/cm ).

Abb. A13.44a

A13.45 Schrittspannung: Wie tief muß der isoliert gespeiste Kugel erder K au s
Abb . A13.45a mindestens eingegraben sein, damit die Schrittspannung Us im
Abstand h/J2 (O rt der grö ßten Tangentialfeldstärke Es) für den angegebenen Fall
den Wert 30 V nicht übersteigt?

2 kA U, ::::: E, ·SOcm
~E,
_

h/J2
h

Abb. A13.45a

A13.46 Kräfte an Punktladungen: Vor einer elektrisch leitfähigen Schicht befinden


sich gemäß Abb . A13.46a zwei entgegengesetzt gleiche Punktladungen. Berechnen
Sie allgemein die Kr äfte a uf die beiden Ladungen nach Betrag und Richtung.
y
-Q Q

Abb. A13.46a
268 13 Elementare Methoden der Berechnung elektrischer Felder

A13.47 Draht vor Metallplatte: In der Anordnung nach Abb. A13.47a verläuft ein
gerader Metalldraht parallel zu einer Metallplatte. Zwischen diesen beiden Leitern
liegt eine elektrische Spannung von 5 kV. Berechnen Sie den Maximalwert des
Betrages der elektrischen Feldstärke an der Platte.

e
N
e

e
s
V"l

Abb. A13.4711

A13.48 Feldstärke an einem Erdseil: Abb. A13.48a zeigt ein parallel zur Erdober-
fläche verlaufendes, geerdetes Leiterseil, d.h. die Spannung zwischen der Leitung
und Erde ist Null. Nehmen Sie das ungestörte elektrische Erdfeld mit 130 VIm an
und berechnen Sie näherungsweise die elektrische Feldstärke an der Oberfläche
des Erdseils .
7mm

111
l30Y/m
15m

Abb. A13.48l1

A13.49 Doppelleitung über dem Erdboden: Zwei Leitungen mit Kreisquerschnitt


(Durchmesser d = 20 mm) verlaufen gemäß Abb. A13.49a parallel zueinander im
Abstand D = 2 m in einer Höhe h = 4 m über dem Erdboden.
D

Abb. A13.4911
13.7 Aufgaben 269

(i) Wie groß sind die Teilkapazitäten?


(ii) Zwischen den Leitern liegen die Spannungen U 12 = U = 30 kV, U 10 =
- U 20 = U / 2. Berechnen und skizzieren Sie den Verlauf der elektrischen
Feld stärke am Boden.

A13.50 Drahtring vor Platte: Parallel zu einer leitfähigen Platte liegt eine kreis-
förmige Drahtschleife (Abb. A13.50a). Die Kapazität der Anordnung ist C = 1,5 pF.
Berechnen Sie die elektrische Feld stärke in [Jj! nach Betrag und Richtung.

D=30rnrn

lu h
= 8 kV..,..,..,..,..,..,..,..,..,..,-r70Q-70-r7"7'7"7'7"7'7"7'7_t- = 15rnrn
b=5rnrn

Abb. Al3.50a
Kapitel 14

Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder

Im vorangehenden Kapitel haben wir beispielhaft eine Reihe von Feldkonfigura-


tionen kennengelernt. Trotz ihres unterschiedlichen Aussehen s sind ihnen allen
einige grundlegende Eigenschaften gemeinsam, durch die sie letztlich bestimmt
werden . Fassen wir also zusammen, was wir über die formalen Eigenschaften elek-
trischer Felder wissen, und ziehen wir weitere Folgerungen daraus.

14.1 Der Satz von der Erhaltung der elektrischen Ladung


"Ein durch die geschlossene Oberfläche 01/ eines Raumteils 1/ austretender elek-
trischer Strom der Stärke /( 01/) ist gleich der negativen Änderungsrate Q(1/) der
im Raumteil r" befindlichen Ladungsmenge Q(1/)", d.h. (s. Abb . 8.1 und GI. (8.1))

I /( 01/) = - Q(1/) I· (14.1)

Es ist dies eine globale Eigenschaft, weil sie allgemein für ganze Raumteile und ihre
Hüllen gilt. Je nach der Art der räumlichen Ladungsverteilung verwenden wir
für Q(1/) unterschiedliche Darstellungen mit Hilfe von lok alen Repräsentanten
(Abb. 9.13, Gin. (9.6) bis (9.12)): Als Summe von Punktladungen, als Kurvensumme
einer Linienladungsdichte r, als Flächensumme einer FIächenladungsdichte (J oder
als Volumensumme einer Raumladungsdichte {l . Analog dazu wird eine elektrische
Stromverteilung lokal repräsentiert durch die elektrische Stromdichte 7, die
Flächenstromdichte K oder durch Linienströme, und demgemäß wird /(d) darge-
stellt als Flächensumme, als Kurvensumme bzw. als Summe von Linienströmen
(Abb. 12.2 bis 12.4, Gin. (12.1) bis (12.5)).
Betrachten wir nun die Oberfläche eines Körpers oder, etwas allgemeiner, eine
Grenzfläche zwischen zwei Körpern. Da sich beim Überschreiten einer solchen
Grenze die Materialeigenschaften (z.B. Permittivität, Konduktivität) i.a. ändern,
sind entsprechende Änderungen auch in den lokalen Feldgrößen zu erwarten. In
einem Kontinuumsmodell beschreiben wir dies durch sprungartige Unstetigkeiten
und nennen eine Fläche, an der solche Sprünge von Feldgrößen auftreten, allgemein
eine Sprungfläche. Besitzt irgendeine Feldgröße A bei Annäherung von vorn an
einen Flächenpunkt den Grenzwert A + und bei Annäherung von hinten an
14.1 Der Satz von der Erhaltung der elektrischen Ladung 271

Spr u ng [ A ] = A+ - A-
/ A+ Durchtrittssinn
,ep ~ vorn ( +) ( äus s ere Orientierung)
t hinten ( -)
A-7

Abb. 14.1 An einer Sprungfläche .'I' besitzt eine Feldgröße A bei Annäherung an denselben Flächen-
punkt von vorn und von hinten i.a. die unterschiedlichen Grenzwerte A + bzw. A -

a b

h
1
1
1
1-
1 Jn- =Jn- e n

Abb. 14.2 a Die elektrische Stromdichte J ist an der Kontaktfläche .'I' zweier Leiter i.a. unstetig .
b Zur Anwendung des Satzes von der Erhaltung der Ladung wird um den betrachteten Flächenpunkt
9 ein schachteIförmiges Volumen gelegt

denselben Punkt den Grenzwert A - (Abb. 14.1), so heißt

(14.2)

der Sprung von A. Angenommen, durch die Kontaktfläche !/ zweier Leiter fließt
elektrischer Strom. Es wird dann die Stromdichte 7 auf den beiden Seiten unter-
schiedliche Werte annehmen (Abb . 14.2a). Wie hängen 7+ und 7- zusammen?
Wir bilden zuerst im betrachteten Flächenpunkt flJ nach dem Muster von Abb. 12.2a
die beiden Normalprojektionen J: und J;: auf die mit der angenommenen
Orientierung von !/ gleichsinnig gewählte Normalenrichtung e n (Abb . 14.2a).
Dann denken wir uns um f!J! ein kleines, schachtelförrniges Volumen (Abb . 14.2b,
Bodenfläche A, Höhe h) gelegt und wenden darauf den Satz von der Erhaltung
der elektrischen Ladung an. !/ kann auch eine Flächenladung der Dichte a tragen,
Flächenströme sollen aber ausgeschlossen sein. Außerdem sei h so klein, daß der
Strom durch den Mantel der Schachtel nicht berücksichtigt werden muß. Dann gilt

also

(14.3)
272 14 Gl obale und lokale Eigenscha fte n elekt risch er Felder

" Der Sprung der Normalenprojektion der elektrischen Stromdichte ist gleich der
negativen zeitlichen Änderungsrate der Fl ächcnladungsdichte". Die se lokale Eigen-
schaft elektrischer Strom-Ladungsverteilungen ist für alle Punkte einer Sprungfläche
gültig, wenn es dort keinen Fl ächenstrom gibt. Am direkten Übergang zwischen
metallischen Leitern und für niederfrequente Vorgänge können Sie ä in der Regel
vernachlässigen. Die Sprungbedingung (14.3) bedeutet nun die Stetigkeit der Normal-
komponente J n der elektrischen Stromdichte. Ist überdies einer der beiden Körper
ein Nichtleiter, so ist die N ormalk omponente der Stromdichte auf beiden Seiten
gleich Null, d .h. der St rom im Leiter kann in der Nähe der Oberfläch e höchstens
in tangentialer Richtung fließen .
Eine weit ere lokale Eigenschaft elektrischer Strom-Ladungsverteilungen läßt
sich au s folgender Ü berlegung a bleiten. Wir betrachten die Strom vert eilung im
Inneren eines Körpers in der Umgebung eine s festen Ortes fJjJ (kartesische Koordi-
naten x, y, z) zum Zeitpunkt t. Verl äuft die Stromdichte J dort ausreichend glatt,
so können wir sie durch eine lineare Funktion J' approximieren. D .h., wir können
den Wert der Stromdichte an ein em benachbarten Ort ::2, der in bezug auf 21 die
kartesischen Koordinat en ( ~, 1], 0 besit zt, aus

bere chnen, wobei die festen Vektoren J .x ,1.y und J,z gem äß
T, = J x,xe x + JY'Xey + J z,xe Z'
J ,y = J x,ye X + i.». + J z,ye Z' usw.,
au s den sogena nnten partiellen Ableitungen

aJx • I
J x,x= - = !I m - [J x (x + ~ , y, z, t ) - J x (x, y, z , t ) ] ,
ax ~ ~ o ~
aJx • I
J x.y = - = lim - [1 x(x, Y + 1], z, t) - J .(x, y, z, t)] , usw,
ay ~ ~o I]
aufgebaut sind. Wird nun um ,0/ ein kleines, qu aderförmiges Volumen parallel zu

i / __
I
I er --

~1
o,. ~ J ;,L:? Abb. 14.3 U m den betrachtet en O rt :'/ wird ein
kl eines, qu aderfö rmiges Volumen gelegt und
da ra uf der Sa tz von der Erha lt ung der Ladung
J(.'P) +.I,.(:P)l x/ 2 a nge wendet
14.2 Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß 273

den Koordinatenachsen gelegt (Abb. 14.3),so ist der insgesamt austretende Strom

Zusammen mit der eingeschlossenen Ladung Q('j/) = el./y/z. bzw. deren zeitlicher
Änderungsrate

.
Q('j/) = -oeIxIyIz' oe = l Im
-
' -1[ e(x,y,z , t + T) - e(x,y, z, t)],
ot ot ,-0 T

folgt dann aus GI. (14.1) die lokale Erhaltungsgleichung der elektrischen Ladung
("Kontinuitätsgleichung der Ladung")

oJ . oJ oJ oe
- +-y +-z = - - (14.4)
ox oy oz ot

Sie ist eine direkte Konsequenz der globalen Erhaltungsgleichung (14.1), und sie
gilt an allen Orten, an denen die vorkommenden partiellen Ableitungen eindeutig
definiert sind (keine Unstetigkeiten!).

14.2 Der Satz vom elektrischen Hüllenftuß

"Ein durch die geschlossene Oberfläche o'j/ eines Raumteils 'j/ austretender elek-
trischer Fluß 'P(o'j/) ist gleich der im Raumteil 'j/ befindlichen Ladungsmenge
Q('j/)", d.h. (s. Abb. 8.1 und GI. (9.5))

I 'P(o'j/) = Q('j/) I· (14.5)

Aus dieser allgemeingültigen, globalen Eigenschaft lassen sich mit den unterschied-
lichen Darstellungen von Q('j/) und von 'P(d) (Abb. 9.16, GI. (9.14)) wiederum
Aussagen über die lokalen Repräsentanten ableiten. So erhalten wir etwa an einer
Sprungfläche [I' (Abb. 14.1), auf der eine elektrische Flächenladung mit der Dichte
(J verteilt ist, durch Anwendung des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß auf ein

schachteiförmiges Volumen (Abb. 14.2) die Sprungbedingung für die elektrische


Flußdichte

(14.6)

"Der Sprung der Normalenprojektion der elektrischen Flußdichte ist gleich der
Flächenladungsdichte", Diese wichtige lokale Eigenschaft elektrischer Flußver-
274 14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder

teilungen haben wir schon mehrmals verwendet, z.B. in den Abb. 13.19 und 13.20
oder in GI. (11.2) (in diesem Fall gilt speziell D- = 0). Gibt es im betrachteten Punkt
keine Flächenladung, dann ist dort die Normalkomponente 15n der elektrischen
Flußdichte stetig.
Die bei der Ableitung von GI. (14.4) skizzierte Prozedur läßt sich hier analog
anwenden. Sie liefert die lokale Form des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß

eo, eo, eo,


- + - + - = (1 (14.7)
ox oy 02

eine direkte Konsequenz der globalen Eigenschaft (14.5).

14.3 Der Satz von der elektrischen Umlaufspannung

"In der (Quasi-) Elektrostatik ist die der Randkurve od eines Flächenstückes
d zugeordnete Umlaufspannung U( os1') gleich Null", d.h. (s. Abb . 9.1 und
GI. (9.1»

I U(od) 0 I·= (14.8)

Aus der Gültigkeit dieser globalen Beziehung für jede geschlossene Kurve in einem
einfach zusammenhängenden Gebiet folgt, wie Sie wissen, die Existenz des elektro-
statischen Potentials. Die einem Kurvenstück C(f mit dem Anfangspunkt f!lJ und
dem Endpunkt .:!2 zugeordnete elektrische Spannung U(C(f) läßt sich dann als
Differenz

I U(C(f) = <p(.o/') - <p(.:!2) I (14.9)

angeben.
Angenommen, die Kurve C(f durchsetzt eine Sprungfläche Y , und wir lassen den
Anfangspunkt und den Endpunkt auf der jeweiligen Seite gegen denselben Flächen-
punkt wandern (Abb. 14.4). Im Normalfall verschwindet mit der Bogenlänge von
C(f auch die zugeordnete Spannung U(C(f) (s. die Darstellungen (9.4) mit beschränkten

'fJ
(+) \ \ _~0.32

~
. - ) ,~ ~ ; <:J'U
,? ,.,
/ ' Abb. 14.4 Das Kurvenstück f{i durchsetzt eine Sprungfläche !I'
14.3 Der Satz von der elektrischen Umlaufspannung 275

Abb.14.5 Auf die beiden Randkurven der senkrecht zur Sprungftäche Y' liegenden Streifen si, und
sl2 wird der Satz von der elektriscen Umlaufspannung angewendet

Werten der Feldstärke), sodaß

(14.10)

Für die makroskopische Beschreibung physikalischer Vorgänge in Grenzschichten


ist es jedoch manchmal von Vorteil, der Sprungfläche !/' als Modell einer dünnen
Grenzschicht in jedem Flächenpunkt einen Spannungswert, die Kontaktspannung
zuzuordnen I. Wir verwenden dann die etwas allgemeinere Sprungbedingung

(14.11 )

Sie enthält GI. (14.10) als Spezialfall: "Verschwindet an einer Sprungfläche die
Kontaktspannung, so ist dort das elektrostatische Potential stetig."
Für den Normalfall verschwindender Kontaktspannung können wir auch eine
einfache Bedingung für das Verhalten derelektrischen Feldstärke an Sprungflächen
angeben. Wir denken uns dazu in den betrachteten Flächenpunkt f!J ein kartesisches
Koordinatensystem mit der Richtung der z-Achse als Normalenrichtung gelegt
(Abb. 14.5), um auf jeder der beiden Seiten die elektrische Feldstärke als Summe
ihrer Normalkomponente En und ihrer Tangentialkomponente EI gemäß

E = En + EI'
En = e.«; E, = Exex+ Eyey, (14.12)

darzustellen. Anwenden des Satzes von der elektrischen Umlaufspannung auf den
Rand zweier schmaler, kurzer Flächenstreifen liefert nun

U(od l ) = E: ', - E; ',


= [E']/ x = 0,
U(od 2 ) = E; Iy- E; Iy= [Ey]/y = 0,

I Stellen Sie sich vor, die elektrische Feldstärke nimmt in der Grenzschicht sehr große Werte

gegenüber denen außerhalb der Schicht an .


276 14 G lobale und lo kale Eigenschaften elekt rische r Fe lder

a lso

(14.13)

"An ein er Sprungftäche ist die Tangentialkomponente der elektrischen Feld stärke
stetig."?
Betrachten wir nun die Spannungsverteilung in der Umgebung ein es festen
Ortes s" (ka rtesische Koord inat en x, y, z). Verläuft das Potential <p do rt a usreichend
glatt , so kann es durch eine lineare Funktion <p' approx imie rt werde n. D.h. , der Wert
des Potentials an einem ben achbarten Ort !!2, der in bezu g a uf f/J die kartesischen
Ko ordinaten ( ~, I} , 0 besitzt, läßt sich au s

über die partiellen Ableitungen

o<p . 1 ]
<px= - = hm - [ <p(x + ~, y, z) - <p(x, y, z) , usw.
. ox ~ - o ~

berechnen. Die einem Kurvenstück von f!I nach !!2 zugeo rdn ete Sp annung ist dann
(s. GI. (9.4))

U('6') = E. · ~ + Ey'l} + E z '


= <p(Y') - <p'(!!2) =- <P .•' ~ - <P,y' l} - qJ,,,',
und daraus folgt, weil f2 zwar nahe zu f!I!, sonst ab er beliebig gelegt werde n kann,
die lokale Darstellung der elektrischen Feldstärke durch das elektrostatische Potential

o<p E = _ o<p E = _ o<p


E=-
x
-
ox' y oy ' z oz
(14.14)

Es handelt sich dabei um die Normalprojektionen der Beziehung (9.3) auf die
Richtungen eine s kartesischen Koordinatensystems. Die Darstellung (14.14) zieht
übrigen s eine weitere lokale Eigen schaft der elektrischen Feld stärke im (quas i-)
elektrostatischen Feld nach sich, nämlich

eu, es, = -ee,


- (14.15)
oz ox oy

2 Die Sprungbedi ngu ng (14.13) gilt auch für Flächen mit konstanter Kont aktspann ung.
14.4 Materiaigieichungen 277

Sie folgt aus der Unabhängigkeit des Wertes (stetiger) gemischter partieller
Ableitungen von der Reihenfolge, in der die partiellen Ableitungen ausgeführt
werden.

14.4 Materialgleichungen

Eine spezielle Art der Verknüpfung lokaler Feldgrößen tritt bei der makroskopischen
Beschreibung des Verhaltens von Körpern mit Hilfe von Materialgleichungen auf.
Wir beschränken uns hier auf isotrope Körper, d.h. auf Materialgleichungen der
Form

(14.16)

für isotrope Dielektrika und

(14.17)

für isotrope Leiter (s. Gin . (9.31) bzw. (12.9)). Dabei müssen die Permittivität 8 und
die elektrische Leitfähigkeit y nicht notwendig konstant sein; die elektrischen
Eigenschaften des leeren Raumes werden aber mit 8 = 8 0 und y = 0 formal erfaßt.
Die Werte der Materialgrößen 8 und y beeinflussen das Verhalten der Feldgrößen
natürlich auch an Sprungflächen. Beispielsweise folgt an der Oberfläche eines
stromfreien Leiters (Bezugssinn von innen (-) nach außen ( +)) wegen E- =0 au s
der Sprungbedingung (14.13) Et+ =0. Die Feldstärke besitzt also an der Oberfläche
eines stromfreien Leiters höchstens eine Normalkomponente, mit anderen Worten,
E+ steht immer senkrecht auf der Oberfläche. Befindet sich im Außenraum ein
isotropes Dielektrikum mit dem Oberflächenwert 8+ der Permittivität, dann liefern
die Gin . (14.16) und (14.6) mit jj - = Ö zusätzlich

(14.18)

eine Bestätigung des Ergebnisses aus Abb. 11.4.


An der Grenzfläche zwischen zwei isotropen Dielektrika gelten allgemein die
Sprungbedingungen (14.6) und (14.13) zusammen mit iS± = 8±' E±. Wir erhalten
daraus

(14.19)

und speziell: "An einer ladungsfreien (0" = 0) Grenzfläche zwischen zwei Dielektrika
278 14 Globale und lokale Eigenschaft en elekt rischer Felder

sind die Normalkomponente der Flußdichte und die Tangentialkomponente der


Feldstärke stetig, die Tangentialkomponente der Flußdichte und die Normal-
komponente der Feldstärke dagegen i.a. un stetig."
Als letztes Beispiel betrachten wir den (quasi-) stationären Stromübertritt an der
Kontaktfläche zwischen zwei isotropen Leitern (Abb. 14.2a), d.h. wir setzen in der
Sprungbedingung (14.3) die zeitliche Änderungsrate der Flächenladungsdichte
gleich Null. Die Normalkomponente der Stromdichte ist dann stetig, ihre T angen-
tialkomponente dagegen, wie a us den Gin. (14.13) und (14.17) folgt, i.a. unstetig:

(14.20)

Üb erdies
_ erhalten
_ wir wegen E n+ = J n jy + und E-n = J n jy- aus GI. (14.6) zusammen
mit D ± = f:oE ±

(14.21)

An der Kontaktfläche stellt sich demnach infolge des Stromübertritts auch eine
(i.a. sehr kleine) Flächenladung ein.

14.5 Fragen

I. Wie laut et der Sat z von der Erhaltung der elektrischen Ladung? Gilt er allgemein')
2, Was verstehen Sie unter einer Sprungfläche?
3. Wie wirkt sich der Sat z von der Erh altung der elektrischen Ladung an einer Sprungfläche au s')
4. Wie laut et die lokale Kontinuität sgleichung für die elektrische Ladung?
5. Welche Form nimmt der Sat z vom elekt rischen Hüllenfluß an Sprungflächen a n?
6. Welche s Verh alt en des elektrostatischen Potentials an Sprungflächen folgt au s dem Sat z von de r
elektrischen U mlaufspa nnung? Gilt dieser Sat z allgemein ?
7. Wie verh ält sich die elektrische Feld stärke an einer Sprungfläc he?
8. Wie verhä lt sich die elektrische Stro mdichte speziell an der G renzfläche eines Leiters zu einem
Isolator ?
9. Durch welche Materialgleichungen werd en isotrop e Dielektrika und isot rop e Leiter in einfachen
Fä llen beschri eben ?
10. Warum gibt es beim stat ionä ren St romübertritt an eine r Kontaktfläche i.a. Flächenladungen?

14.6 Aufgaben

A14.1 Flächenladungsdichte: An der Grenzfläche emes stromfreien Leiters zu


einem Dielektrikum mit er = 2,3 herrscht die elektrische Feldstärke E =
(-30e x+40e y -20e z ) kVjm . Wie groß ist dort der Betrag der Fl ächenladungs-
dichte?
14.6 Aufgaben 279

A14.2 Elektrisches Feld an einer Grenzfläche: Der Halbraum z < 0 sei von einem
Dielektrikum mit er = 2 ausgefüllt ; es herrsche dort die elektrische Feldstärke E =
(- 30-e x+ 40-ey- 20-e z) kVIm. Bestimmen Sie die Feldstärke im angrenzenden
Halbraum z > 0, wenn sich dort ein Dielektrikum mit er = 6,5 befindet und die
Grenzfläche ladungsfrei ist.

A14.3 Stromübertritt zwischen Metallen: Durch eine Kontaktfläche zwischen Kupfer


(y = 58m/(Qmm 2 ) ) und Messing (y = 14m/(Qmm 2 ) ) tritt elektrischer Strom der
Dichte 200 A/cm 2 • Wie groß ist die sich einstellende Flächenladungsdichte? Nehmen
Sie die Permittivitätszahlen beider Metalle zu 1 an und machen Sie den Zusammen-
hang zwischen der Stromrichtung und dem Vorzeichen der Flächenladungsdichte
deutlich.

A14.4 Sprung der elektrischen Feldstärke: Auf der einen Seite der Grenzfläche
zwischen zwei schwach leitfähigen Dielektrika (Abb. A14.4) ist die elektrische
Feldstärke

bekannt. Berechnen Sie daraus die Feldstärke E2 auf der anderen Seite der
Grenzfläche im stationären Zustand.

Abb. A14.4

A14.5 Metallkugel in Grenzfläche: In der Grenzfläche zweier ausgedehnter dielek-


trischer Körper ist gemäß Abb. A14.5 eine Metallkugel plaziert. Berechnen sie
deren Kapazität gegenüber der weit entfernten, zweiten Elektrode.

Abb. A14.5
280 14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder

A14.6 Kondensator mit inhomogenem Dielektrikum: Das Dielektrikum des in


Abb. A14.6a skizzierten Kondensators besteht aus zwei unterschiedlichen, schwach
leitfähigen Schichten.

(i) Geben Sie eine Ersatzschaltung aus idealen Kondensatoren und Wider-
ständen an .
(ii) Es liegt (über lange Zeit) eine Gleichspannung U = 220 V an den Klemmen.
Geben Sie die elektrischen Feldstärken in den beiden Schichten
(a) unter Vernachlässigung,
(b) unter Berücksichtigung der Leitfähigkeit an .
(iii) Die lang anliegende Gleichspannungsquelle wird vom Kondensator
getrennt und die Kondensatorklemmen werden kurzzeitig kurzgeschlossen.
Wie ist der Zeitverlauf der Spannung zwischen den wieder offenen Klem-
men?

A =2m 2 e, =2; y, =2'10 - 12S jm

ul ~~«~ t::~:
t'2 = 5; Y2 = 4.10 - 12 Sjm

Abb.AI4.6a

A14.7 Restspannung eines Kondensators: Bei einem Kondensator nach Abb. A14.7a
(aktive Fläche A = 3,5 m 2 , Elektrodenabstand d = 1 mm) befindet sich zwischen
dem schwach leitfähigen Dielektrikum (I:, = 10;}' ~ 10- t2 S/m) und einer Elektrode
eine leere Schicht (Dicke 1J = 0,1 mm).
(i) Geben Sie eine Ersatzschaltung mit idealen Kondensatoren und Wider-
ständen an .
(ii) An den ungeladenen Kondensator wird die Gleichspannung U = 500 V
gelegt. Geben Sie den Zeitverlauf der elektrischen Feldstärke im Dielek-
trikum und in der leeren Schicht an .
(iii) Der Kondensator liegt lange Zeit an U = 500 V. Dann werden die Klemmen
von der Quelle getrennt und kurzzeitig miteinander verbunden (Kurzschluß) .
Geben Sie den Zeitverlauf der Spannung zwischen den wieder offenen
Klemmen an.

U[W~#ffi~ t o, Y=0

Abb. A14.7a
14.6 Aufgaben 281

A14.8 Halbleiterübergang: An der Grenze zwischen zwei unterschiedlich dotierten


Halbleitern bildet sich eine Raumladungszone, vereinfacht durch den in Abb. A14.8a
angegebenen Verlauf der Ladungsdichte Q(x). Die Raumladungszone ist insgesamt
neutral, d.h. Q+ 1+ + Q -1- = O. Skizzieren Sie den zugehörigen Verlauf der Feldstärke
und des Potentials (für konstante Permittivität).

I x I
I I
I ,,(x) I
I I
1,,+-+-_ - ;

Abb. A14.8a

A14.9 Dielektrische Schicht mit Raumladungszone: Eine dielektrische Schicht der


Dicke I ist nach Abb. A14.9a beidseitig mit metallischen Elektroden belegt,
zwischen denen die elektrische Spannung V angelegt wird. Vor einer der beiden
Elektroden stellt sich eine Raumladungszone der Dicke IR ein. Die Anordnung ist
insgesamt ungeladen.
(i) Berechnen Sie allgemein die Werte der Flächenladungsdichte an den beiden
Elektroden.
(ii) Berechnen und skizzieren Sie die Verläufe der Flußdichte D(x), der Feldstärke
E(x) und des Potentials qJ(x) für QR < O.

0 -+-- +-- - -
x

Abb. A14.9a
282 14 Globale und lokale Eigenschaften elektrischer Felder

A14.10 Kondensator mit verschiebbarem Dielektrikum: Zwischen den Elektroden


eines Plattenkondensators nach Abb. A14.lOa ist eine Platte aus isotropem, nicht-
linear dielektrischem Material verschiebbar angeordnet. Geben Sie die Ladung an
als Funktion der Verschiebung x, 0 ~ x < b, und der Spannung U. Vernachl ässigen
Sie Randeffekte .

Abb. A14.lOa

A14.11 Kapazitive Dickenkontrolle: Zur Kontrolle der Dicke einer Papierbahn


wird ein Plattenkondensator (Elektrodenfläche 0,4 m 2 , Elektrodenabstand 1mm)
verwendet. Dazu wird die Papierbahn (er = 2,3) durch den Feldraum gezogen. In
welchem Intervall bewegt sich die Kapazität, wenn die Papierdicke mit ± 10% um
den Nennwert d = 0,2 mm schwankt?

A14.I2 Feldstärke in Raumladungsschicht: Zwischen zwei kurzgeschlossenen, elek-


trisch sehr gut leitfähigen Elektroden befinde sich gemäß Abb. A14.l2a eine
isolierende Schicht, die eine konstante Raumladungsdichte trägt. Berechnen und
skizzieren Sie den Verlauf der elektrischen Feldstärke im Bereich 0 < x < 31.

o--_ x

E,=5
!! =0,1 C/m 3

Abb. Al4.12a

A14.13 Ladungsaufteilung: Das in der Anordnung nach Abb. A14.13a zwischen


den beiden Metallbelägen befindliche Dielektrikum besteht aus zwei Schichten.
Die eine Schicht ist schwach leitfähig, die andere sehr gut isolierend . An die
Elektroden wird eine Gleichspannung U gelegt. Wie groß sind jeweils die Ladungen,
die sich nach langer Zeit auf den Metallbelägen einstellen? Was bedeutet hier
"nach langer Zeit"?
14.6 Aufgaben 283

A = I cm?
E
:1.
E
:1.
o

Abb. A14.l3a

A14.14 Raumladungswolke: Vor einer negativ geladenen Leiteroberftäche befinde


sich eine Wolke positiv geladener Ionen (Abb. A14.14a). Der Verlauf des Potentials
werde durch

qJ(X) = qJoe- X/).D


mit qJo = - 100 V und einer Debye-Länge )'D = 10 11m beschrieben.
(i) Skizzieren Sie maßstabgerecht den Verlauf des Potentials und der Feldst ärke
als Funktion von x.
(ii) Geben Sie Betrag, Richtung und Ort der maximalen Feldstärke an .
(iii) Wie groß ist die Flächenladungsdichte auf der Leiteroberftäche ?
x

Abb. A14.l4a

A14.15 Vakuumröhre: Abbildung A14.15 zeigt das stark vereinfachte, eindimen-


sionale Modell einer Vakkuumröhre. Eine der Elektroden, die Glühkathode,
emittiert Elektronen, sodaß sich eine Raumladungswolke einstellt. Die Rechnung
liefert für das elektrostatische Potential

qJ(X) = U ·(x ja)4/3.

Leiten Sie daraus Ausdrücke für die elektrische Feldstärke E( x) und für die
Raumladungsdichte e(x) ab . Wie hängt e von qJ ab?

Anod e

x
a

Kathod e
Abb. A14.lS
284 14 Globale und lokale Eigenschaften elektri scher Felder

A14.16 Inhomogene Leitfähigkeit: Zwischen zwei ebenen Metallelektroden befinde


sich nach Abb. A14.16a eine 1= 5 mm dicke Schicht eine s Materials, dessen
elektrische Leitfähigkeit angenähert durch

y(X) = yo/(1 + x/al

mit Yo = I Szrn, a = 20 mm erfaßt wird . Durch die Schicht fließt ein elektrischer
Strom der Dichte J = 10 A/cm 2 • Die elektrische Feldstärke in den Metallelektroden
kann vernachlässigt werden. Berechnen und skizzieren sie
(i) den Verlauf des Potentials qJ(x) und den Wert der elektrischen Spannung U,
(ii) den Verlauf der Dichte der Joule-Verluste p(x),
(iii) die Verteilung der elektrischen Ladung (Raumladungsdichte Q(x) in der
Schicht und Flächenladungsdichten an den Elektroden).

+--.. x
u
Abb. A14.16a

A14.17 Elektretmikrophon: In einem Elektretmikrophon nach dem Prinzip der


Abb . A14.17 a ist die dielektrische Platte auf der einen Seite met allisch beschichtet
und trägt auf der anderen Seite die gebundene Flächenladung (J . Berechnen Sie
für den Ruhezustand die elektrische Feldstärke im Dielektrikum (er = 5,2) und
im Zwischenraum (er = I).
Metallschicht

dielektrische Platt e; E, = 5,2

(J = 15 nC/cm 2

o. in

E
:1-
o

Metallelek trode
Zwischenraum. s, = I

Abb. A14.1.7a
14.6 Aufgaben 285

A14.18 Grenzflächenladung: Zwischen den beiden in Abb. A14.18a dargestellten,


parallelen Plattenelektroden (Fläche A) befindet sich eine Flüssigkeit (Leitfähigkeit
y, Permittivität c) und darüber eine Luftschicht. Das System ist zunächst ungeladen,
und zum Zeitpunkt t = 0 wird durch Schließen des Schalters Seine Gleichspannung
U angelegt. Berechnen und skizzieren Sie den Zeitverlauf der Flächenladungsdichte
(J an der Flüssigkeit-Luft-Grenzfläche.

"Pi l
A~ u~ ~ +

b ~
-_-

1';0
3~
- -

l' = 0; 00
-- ----_ V

Abb. A14.l8a

A14.19 Durchschlagspannung: Zwischen zwei ebenen Metallelektroden befinden


sich gemäß Abb. A14.19a eine Glasplatte und Luft. Wie groß darf die anliegende
Spannung höchstens sein, wenn kein Durchschlag auftreten soll? (Durchschlagfeld-
stärken: Luft ca 30 kVlern, Glas ca 290 kVlern).

E
E
o
§ J~ ~ ~ P
9
q q ql
// qq
~ jv
d

I
V') ) /. ~ 9~(

ll..---O

0, = 6,5
Abb. A14.19a

A14.20 Strom durch Oxidschicht: An einem Stromübergang nach Abb . A 14.20a


tritt wegen einer dünnen Oxidschicht zwischen den Kontaktstücken eine Kontakt-
spannung U c auf, die im betrachteten Stromdichtebereich als angenähert konstant
mit 1,4 V angenommen werden kann. Berechnen und skizzieren Sie den Verlauf
der Verlustleistung an der Kontakstelle in Abhängigkeit vom übertragenen Strom.

Oxid

20nm

10mm

Abb. A14.20a
Lösungen der Aufgaben

A I.I Laufweg des Lichts:

s = cot, Co = 2,998 '10 8 m/s, t = Ins = 10- 9 s;


S = 2,998 '10 8 m/s'10 - 9 s = 0,2998 m se 30 em .

A1.2 Atomare Abmessungen:

15 10
Atomkern: D K ::::: 10- m, Atom: DA::::: 10- m.
10 em 0,1 m
Vergrößerung J1 = 5 = = 10 14 ,
10- 1 m 1O - 1 5 m
vergrößert es Atom : D ~ =J1D A ::::: 10 14 ' 1O - 1om
= 10km.

A1.3 Entfernungen:

Erd umfang U E = 40000 km = 4 .10 7 m,

UE 4 ·10 7m
t= - = - - -=O 13 s
Co 3· 108 mls ' .

Abstand Mond-Erde R ME ::::: 385 000 km = 3,85'10 8 m,

Abstand Sonne-Erde R S E ::::: 1,5'10 1 1 rn,

RSE 1,5 ,10" m 00 83 '


t = -::::: 8
=5 S=, mm.
Co 3'10 mls

A 1.4 Richtungen:

Ortsvektor eines Punktes f!J (Abb. A 1.4):


_ _ _ _ X .-1' _ y,,_ Z.-1' _
r = re = x" e x + y" e + Zd' e z = y e = - e x + - e y + - e z;
r r r
Lösungen der Aufgaben 287

Vergleich mit

liefert die Projektionen

x &' = r cos(cx x), Y.'!" = r cos(cxy),

(i) cx x, cx y, CX z sind die Winkel zwischen der Richtung e und den Achsenrich-
tungen.
(ii) r g ,p = (Xg - x &'lex + (yg - y,p)e y + (Zg - Z,p )e z
= (1,12m)e x + (-1,07 m)e y + (-0,79 m)e z = rg.,!" e g&"
rg.q.t = J(X g - X,p)2 + (yg - y,p)2 + (Z2 - Z,p)2 = 1,74m,
e g&, = r g&, /rg.q.t = O,64e x - 0,62e y - 0,45e z
= cos(cxx)ex + cos(cxy)ey+ cos(cxz)ez,
CX x = arccos(0,64) = 0,88 = 50°,
cx y = arccos( -0,62) = 2,24 = 128°,
CX z = arccos( - 0,45) = 2,04 = 117°.
(iii) r = re = rcos(cxx)ex + rcos(cxy)ey + rcos(cxz)ez,
r 2 = [rcos(cxx)J2 + [rcos(cxy)]2 + [rcos(cxz)]2,
1 = cos 2(cx x) + cos 2(cx) + cos 2(cx z).

z" = rcos(1X z)

e.
X tJ' = r costa.)

Abb. A1.4

Al.5 Körper auf Kreisbahn:

Gleichförmige Bewegung (Abb. A1.5a),

tg - t,p = (cx/2n)T,
288 Lösun gen der Aufgab en

Geschwindigkeit

_ I' ' :1-


V = Im - - - = Im
' .-p I' rsin(a) _ Lnr - . -
eJ'= - e ;; = ve" ,
:1 - ,;; t:1 - t.-p ,-0(a/2n )T T '
2n- 1,5 m
V= -= 15 7 m/s
0,6 s ' ,

e,;; ist Tangentenrichtung der Bahnkurve am jeweiligen Ort f!/.


Beschleunigung (Abb. A 1.5b)

a = I'Im V:1 - V,;; = I'Im -


- vsi n (a) ( _ )
-- - - e = - -2n v _e = - ae
-
::1 - .';; t ::1 - t..;; ,-0 (a/2n)T r T r "

a= ( -2n ) 2r= (2n)


- 2' 1,5 m = 164m/s 2
T 0,6s

in Richtung zum Kreismittelpunkt.

Abb. A I.5a Abb. AI.5b

A2.. Mittlere Massendichten:

Allgemein: Mittlere Massendichte = Masse/Volumen, Q = mf V.


Erde: vE = 4n /3 R E3 = 108·
' 102 1 m 3 ,
rn 5,97'10 2 4 kg 3
QE =~= 2 3 = 5,51'10 kg/rn ' = 5,51 g/cm ' .
VE 1,08'10 1 m
Mond: VM = 4n/3 R~ = 2,21'10 19 m' ,
2 2kg=333
=rn M= 7,35·10 ·10 3k /m 3 '= 3 33 /cm 3 .
QM VM 2,21. 1019 m 3 ' g , g
Sonne: Vs = 4n/3 R ~ = 1,38'10 27 rn' ,
rn 199 '10 3 0 kg 3
Qs =~= ' 27 3 = 1,44'10 kg/m ' = 1,44g/cm ' ,
Vs 1,38'10 m
Lösungen der Aufgaben 289

(Hauptsächlich dichter Wasserstoff. Unter Normalbedingungen


ist eH2 = 0,084 '10 - 3 g/cm ")

A2.2 Teilchendichte in Kochsalz, Germanium und Kupfer:

Allgemein: m=nM=eV = V/n=M/(!,


N NA NA
N=nN A - = - = (! - .
, V V/n M

Kochsalz: M NaCI = M Na + MCI = 58 g/mol,


N) NA g 6,02' 1023 mol-I 22-3
(- = (!NaCI - - = 2,16 - 3 -I =2,24'10 cm ,
V NaCI M NaCI cm 58 g mol

d.h., 2,24'10 22 Na-Atome und gleich viele Cl-Atome je cm ', insgesamt


N / V = 4,48 '10 22 Atome/ern",
Germanium:

23
N ) =(!Ge NA =5,36~ 6,02 ' 10 mol-I =442 '1022cm -3 .
( V Ge M Ge cm 73 g mol " 1

Kupfer:

23 I
N) =(!Cu NA =8,92~ 6,02' 10 m_oll- =8,39 '1022cm -3 .
( V Cu M Cu cm 64gmol

A2.3 Atome je Elementarwürfel:

Allgemein : Anzahl der Atome im Elementarvolumen


= Anzahldichte der Atome x Elementarvolumen,

N N 3
NE1= -VEI= -a .
V V
Kochsalz:

Germanium:
N EI = 4,42'10 22 cm -3'(5,65'10- 10 m)" ::::: 8.
(Diamantstruktur, wie C, Si, Sn)
Kupfer:
N EI = 8,39'10 22 cm -3 '(3,6 '10- 10 m):' ::::: 4.
(Kubisch-f1ächenzentriert)
290 Lösungen der Aufgahen

A2.4 Atomare Masseneinheit:

Stotfmenge n = N/ N A,

Masse m nM M 0,012 kg/rnol


= 1 99 ·1 0 - 2 6 kg
Teilchenzahl N N NA 6,022 ·10 2 3 /mol' .

Atomare Masseneinheit

lu = ~ ( m ) = 1,66.10 - 2 7 kg.
12 N 1 2C
1u :=::; Protonenmasse .

A2.5 Ionen in einer Lösung:

Masse des Kochsalzes

Tei1chendichte der Na-Ionen = Te ilchendicht e der CI-Ionen

2 3rnol I 3
6,02·10 - -- -
- --
- .--,----
IO- g 03101 5 cm - 3 .
= I ,.
58,5 g mol - 1 010 3 cm'

A3.1 Bremsen eines Fahrzeuges:

Impuls

8 102 kg -LO" m
0

p = mv = 800 kg-IOü km /h = = 22,2 010


3
kg rn/so
3,6 3 s
010

Mittlere Bremskraft

entgegen Bewegungsrichtung.

A3.2 Neutronensterne:
Lösun gen der Aufgabe n 291

m m Nm 22 '10 3 0kg'l kg
(ii) F = G_ I _2 = 6,670 , 10- 1 1 - - = 1,3 '10 12 N.
,2 kg 2 (10 4 m) 2

(iii) m = eV = 4,8 '10 1 7 k~ '10 - 9 rrr' = 4,8 '10 8 kg,


m
F = mg = 4,8'10 8 kg'9,81 m/ s 2 = 4,7'10 9 N.
e Fe = 7,9 '10 3 kg/rn' , V = d 3n/6 = mi eFe'

~
m 6 '4,8 , 108 kg
d=3 - - =3 3
~ 49 m.
ne Fe n '7,9 '10 kg/m '

A3.3 Beschleunigen eines Elektrons:

F = QE = - eE = - eEe =
Elektron beginnt Bewegung entgegen Richtung von E.
Allgemein: Für geradlinige Bewegung mit konstanter Beschleunigung a, Start bei
t = 0 mit v = 0, ist

v = at, S = iat2 = v = ,j2iS.

F ür d as Elektron gilt daher

e
F =m e a= -eEe, a= -ae , a= - E,
me
19 2
v= J2 e Es = 2 _1,_6 '_1_0_- _ _C-o-·,.-1_0_ k-o-g_m
_. 10- 2 m = 0 59· 106 m/s .
me 9,ll '1O - 3 1kgs2C '

t v Jm- - s= 3,37 ' 10-


=- = e2
8 S.
a e E

A3.4 Coulomb-Wechselwirkung zweier Elektronen:

Graph ische Darstellung in Abb. A3.4. Beachten Sie den relat iv sta rken Abfall.
292 Lösungen der Aufg ab en

4
\
\

-,
--
2
r
o
o 2 3

Abb. A3.4

A3.5 Coulomb-Kraft und Gravitationskraft:

6670 .10 - 1 1 Nm 2 /kg 2


- '- ~~- = 8 62 '10 - 1 1 C/ k .
8,987 '10 9 Nm 2 /C 2 ' g

Fü r Elektronen ist

A4.1 Normalprojektion:

F. = (1,28'0,71 - 4,13 '0,63 - 0,11 '0 ,31)N = - 1,73 N.

Begründung:

F. = 1" cost«),
F, = Fcos(a Fx)' F; = Fcos(a Fy), F; = Fcos(a Fz)'
co s(a) = cos( a Fx) cos( a x) + cos( a Fy) cos(a y) + cos(a Fz)co s(a z ),
F. = F [cos (aFx) cos(a x) + ...] = F xcos( a x) + ....

A4.2 Homogenes Kraftfeld:

Konservatives Kraftfeld: Die Arbeit A(~) entl ang jeder geschlo ssenen Kurve ~
ist gleich Null. Zerlegung der Kurve ~ gem äß Abb . A4.2 in Abschnitte in Richtung
der Feldstärke und senkrecht dazu ; beliebige Verfeinerung und dam it hinre ichend
genaue Ann äherung an ~ möglich . Abschnitte senkrecht zur Feld stärke liefern
Lösungen der Aufgaben 293

keinen Beitr ag zu A((t&') (Normalp rojektion = Null). Insgesam t gleiche Strecken in


Feldricht ung wie entgegengesetzt dazu durchl aufen:

x4
.,/ ........
..... ~
/ 1-r-z-

--
)
-, /"
X3

......

J
Abb. A4.2

A4.3 Zuggarnitur:

Bezeichnen P I ' P 2 "" die mittleren Leistungen wä hre nd der Zeitabschnitte tlt l'
tlt 2 , • • • , so gilt

A = P1M 1 + P 2 M 2 + ... = I PkM k.


k

(i) P 1 = t'7MW, tlt 1 = 120 s, P 1tl t 1 = 0,42 ' 109 Ws


P2 = 2MW, tlt 2 = 6oos, P 2tl 12 = 1,20 '10 9 Ws
P 3 = - t '7 MW , M 3 = 60s, P 3 tl13 = - 0,2 1'10 9 Ws
P4 = 0, tl1 4 = 60s, P 4 tl1 4 = 0

1= 840s = 14min, I PkM k = 1,41'1 0 9 J;


k

9
A = 1,41 ,10 J = 39 1,7 kW h.
.. A 1,41 , 109 Ws
(11) P = - = = 1,679 ' 106 W = 1,679 M W.
t 840s

A4.4 Crash-Testanlage:

G leichförmige Beschleu nigung:


(i) W =F's=5kN '20 m = l OOkWs= 0,028 kW h.
(ii) W = mv2 /2 = v = J 2W/m = 14,91 m/s = 53,7 krn/h.
Aufp rallvorgang:
(iii) W 1 =F1s 1=m 1v2 /2 = F 1 =m 1v2 /(2sd = 11,1 kN .
294 Lösun gen der Aufgaben

A4.5 Handhabungsgerät:

Hubhöhe h, Anzahl der Werkstücke k:

W 1 =mgh,
dk m 500
P = W 1dk/ d t = mgh - = 20 kg·9,81- ·3 m ·- - = 81,8W.
dt S2 3600 s

A4.6 Wasserkraftwerk:

Fallhöhe h, Yolumenstrom (Wasserdurchsatz) V = Vlt , Massenstrom m= mit ,


Energiestrom P = W,

P = mqhlt = mqh = ggh V,


P kW
P'= - . =(W = 9,81- - 3 .
hV m·m / s

(i) P = P'<h- V= 9,81 kW (Richtwert: ~ IOkW).

..
(ii) P=
150MW =2 14,3 · 103k W,
0,7
. P 214,3. 10 3 k W vm -rrr'
V=- = = 508m 3/s.
P'h 9,81kW ·s·43 m

A4.7 Brunnenpumpe:

3
p=rilgh = VQgh= 2 m . 103 kg . 9,8 1 ~ . 6 m = 82 W.
YJP 'Ip 3600 s m' S2 0,4

A4.8 Energiestrom der Sonne:

Gesamter Energiestrom der Sonne Ps = 3,85.10 26 W.


(i) Energiestromdichte an der Sonnenoberfläche (Abb. A4.8a)
26
_Ps -_ ~_
Ss- - 3,85· 10 8 W -- 642 MW/ m 2
A 4nR ~ 4n(6,91 ·10 mf ' .

(ii) Energiestromdichte an der Erdatmosphäre (Abb. A4.8b)

SE= - r,
-2- =SS - ( Rs )2= 64,2· 106 2W (6,91. 10 m) 2 = 1,36kW/m 2,
8
11
4nR sE RSE m 1,5·10 m

"extraterrestrische Solarkonstan te".


Lö sungen der Au fga ben 295

(iii) Die Erdoberfläche erreichen insgesamt (Abb. A4.8c)

Gesamtenergie der Erde e konstant = empfangener Energiestrom wird


wieder abgestrahlt.

A~
~ E

Abb. A4.8a Abb. A4.8b Abb. A4.8c

A4.9 Solarthermisches Kraftwerk:

Thermische Leistung

Temperaturerhöhung
2
tl.9=t1~LS= 0,75'lm '4m '0,8kW/m =5,73K=5,73 °C.
Vec O,II/s'l kg/I '4,19kWs/(kgK)

A4.10 Anschlußleistung eines Durchlauferhitzers:

Volumenstrom v= O,l l/s,


Massenstrom m= eV = 0, I kg /s,
erforderliche Wärmeleistung

kJ kg
P= cmtl.9 =4,19 - - '0,1- '50K= 21 kW,
kgK s

::::: elektrische Anschlußle istun g bei kleinem Wärmeverlust.


Kommentar: Die Anschlußle istung ist relati v groß. Wird der Warmwasserstrom
nicht stä ndig benötigt, ist ein elektrisch beheizter Warmwasserspeicher jedenfalls
sinnvoller als ein elektrischer Durchlauferh itzer.
296 Lösungen der Aufgaben

AS.l Kenngrößen einer harmonischen Schwingung:

Die Darstellung ist von der Form a = asin(wt) . Damit ist die
Amplitude a= 3 um,
Schwingungsbrei te 2a = 6 um,
3
= ~ = 9,43 '10 S-I = 15kHz
Frequenz I 2n 2n "
Kreisfrequenz w= 9,43 ,10 3 S-I,
Periodendauer T= 1/1 = 0,67 ms.
AS.2 Schallwelle:

Allgemeine Darstellung a = asin (kx - wt) mit

Amplitude a = 10 um,
l
Kreisfrequenz w=2nl=2n-440s- 1 =2,76 '10 3s - ,

3s 1
w 2,76'10 - 8 3 -I
Kreiswellenzahl k= -= = 1 m
c 340m S-I ' .

Damit ist

a = (lOJlm)sin[(8,13 m-I)x -(2,76 '10 3 S-I)t].

Oder: Ausgehend von a = asin[2n(x/), - t/T)] mit

c 340ms- 1
Wellenl änge }. = - = 1 = 0,77 m,
I 440s-
1 1
Periodendauer T= -= =227ms
I 440s- 1 ' ,

ist
a=(lOJlm)Sin[2n(- x _ _ t
0,77 m 2,27 ms
)J.
AS.3 Elektromagnetische Welle:

Wellenlänge }, = 347 mm/12,5 = 27,76 mm

(26 Nulldurchgänge entsprechen 25 Halbwellen).

Kreiswellenzahl k = 2n/}, = 226,34 rn-I .


Lösungen der Aufgab en 297

AS.4 Ultrakurzwellenbereich:

Wellenlänge A = cl] mit C = Co ~ 3.10 8 m/s;

C 3.10 8 m/s
A =~= = 343m
1 !1 87,5' 10 6 /s ' ,
8
). = Co = 3.10 m/s = 2 78 m.
2 !2 108'10 6 /s '

Wellenlängenbereich von 2,78 m bis 3,43 m.

AS.S Strahlstärke:

Str ahlungsleistung P = 73 W, Raumwinkel n = 4n sr,


P 73W
Str ahl stärke I = - = - - = 5,81 W/sr.
n 4nsr
A6.1 Raumladungsdichte:

Teilchendicht e der P-Atome

Ladungsdichte = Teilchenladung x Teilchendichte, d.h.

bei vollstä ndiger Ion isat ion der Phosphoratome .

A6.2 Ladung und Stromstärke:

Elektrische Stromstärke 1= Ladungsstrom Q= lim !1Q/!!J.t, Abb . A6.2d - f.


dl- O

10- 3 A -t------,

O -+---+---~---
I
....
o 2s

Abb. A6.2d
298 Lösungen der Aufgaben

1ü- 3 A - -

i
4 5
0-!---4--........-.....----.,i----Ji----.---
o 2 3 6s
0-+--\-----+--+--_

- i -+---~
20ms

Abb. A6.2e Abb. A6.2f

A6.3 Laden und Entladen:

Q = It für 1= const oder für I als mittlerer Stromstärke.


Ladungserhaltung: 11 t l = I 2 t 2 ,

Anmerkung: Funkenentladungen erfolgen meist oszillatorisch.

A6.4 Driftgeschwindigkeit:

Teilchendichte

~ = NA(! =837 '10 22cm - 3


V M '

= Dichte der Leitungselektronen ne ,

elektrische Stromdichte

J = - eneuD = I/A ,

Driftgeschwindigkeit

I -300Acm 3
UD = - - - = = - 3,2.10- 3 cm/s = - 32 um/s,
Aen e 7cm 2 ·1,6·10- 1 9 As·8,37 ·10 2 2

entgegen der konventionellen Stromrichtung.

A6.5 Faraday-Konstante:

19
F = eN A = 1,602.10 - C ·6,022·10 2 3 mol -I = 96486 C/mol.
Lösungen der Aufgaben 299

A6.6 Ladungstransport durch Ionen:

Masse m=nM, Stoffmenge n=N/N A, Faraday-Konstante F=eN A, elektrische


Ladung

m 1,118,10- 6 kg
Q = eN = neN A = - F = '9,6486' 10 4 Czmol = 1,00 C.
M 0,108 kg /mol

Anmerkung: Alte Ampere-Definition. 1 A als jene Stromstärke, die im Silber-


voltameter unter genau festgelegten Bedingungen je Sekunde 1,118mg Silber
elektrolytisch abscheidet.

A6.7 Wasserstofferzeugung:

(i) .Elektrizitätsmenge" = Ladungsmenge

N m
Q = It =eN = -eN A = -eN A
NA M
103 g
= · 1 6.10- 19 AS'6 02'10 2 3 /mol = 9 63 '10 7 C.
1 g/mol ' , ,

Unter Normalbedingungen ist eH2 = 0,09 kg/m ', d.h. 1 kg H 2-Gas besitzt
das Normalvolumen 11,1 rrr',
(ii) W= UIt= UQ=2Y'9,63'10 7C= 192,6MJ= 53,5kWh.

A6.8 Herstellen von Kupferfolie:

Volumenstrom j; = m/e = bbv,


Massenstrom m=nM = NM/NA'
Ladungsstrom 1= 2eN (2-wertige Cu-Ionen).
Daraus folgt

m M N M I
v= - = - - = - - - -
e M NAeM 2eN Ae M
63,7 g/mol 30 A
- - - --,------
3
- -- - - 3 - -- - - = 0,0742 cm/s = 2,67 m/h,
2 '96,4 '10 As/moI8,9 g/cm '15 cm'10- 3 cm

A6.9 Vernickelung eines Blechteils:

Abzuscheidende Masse

m = oAd mit A = 2oocm 2,d = 50 11m.


300 Lösun gen der Aufgaben

Die Anzahl der Ni 2 + -Ionen,

entspricht der Ladungsmenge

Q = 2eN = nlt

mit 'I = 85%. Somit ist

t = 2eN = 2eN A eAd = 2eN


A
s.z.,
'11 '11 M M '11
9 g/cm ' 200cm 2
= 2 ,96,4 ,10 3 As/mol .50 . 10- 4 cm
58,7 g/rnol 0,85' 5 A
=6955s= 116min.

A6.10 Das Elektronvolt:

A = Fss = QEss = QV , Q = e = 1,602,10 - 1 9 As,


I eV = 1,602,10 - 1 9 AS 'I V = 1,602'10 - 1 9 J.

A6.11 Reihenschaltung von Widerständen:

(i) VI =R I / = 0 ,2V; V 2= - Rz I = - 2,4V; V 3=R 3/=2,4V ;


V = V I - V Z + V 3 = 5 V.
(ii) PI = VII =4mW; P 2 = - V z1 =48mW; P 3 = V 31 =48mW;
P=P I +P Z+P 3= IOOmW=O,1 W.

A6.12 Parallelschaltung von Widerständen:

(i) 11 = V /R I =0,500A; 12 = - V /R z = -0,042A; 13 = V /R 3 =0,042A.


(ii) PI = V 2/R I = 2,500W; P 2 = V2/R z = 0,208 W; P 3 = V 2/R 3 = 0,208 W;
P = PI + P 2 + P 3 = 2,92 W.

A6.13 Leistung an einem Ohmsehen Widerstand:

(i) Verbraucherbezugssystem,

I = V / R, P = V I = RI z = V z/ R; R = I n.

(ii) Zu Abb. A6.13a : Abb . A6.13e,f; P = 1 W.


Zu Abb. A6.13b: Abb. A6.13g,h; P= 1 W.
Zu Abb. A6.13c: Abb. A6.13i,j ; P = 0,5 W.
Zu Abb. A6.13d : Abb. A6.13k, I; P = 0,5 W.
Lösun gen der Aufgaben 301

(iii) P = U 2 jR ;
a) PI = U 2j (nR), P I = Pjn ;
b) P 2 = (nU)2j R, P 2 = Pn 2.

Abb. A6.13e Abb. A6.13f

I
I I

IA ~ p
I

o IW
!

- lA o
t
T =20ms T= 20 ms

Abb. A6.l3g Abb. A6.13h

p
IA - P-
I,OW
o
! O,5 W - -1-- - - -
o
-lA
T= 20 ms
T= 20 ms I
'1
!

Abb. A6.13i Abb. A6.13j

i sin(wt)
IA p
Psin2(w t)
I,OW
0
O,5W

-lA 0
T = 20 ms T = 20 ms

Abb. A6.13k Abb. A6.131


302 Lösungen der Aufgaben

A6.14 Reihenschaltung Diode-Widerstand:


(i) Abb. A6.14c, U = UD + UR ; UD = 0,7 Y, UR = RI , R = zu
(ii) 1= 0,5 A: PD = UDI = 0,7 Y'0,5 A = 0,35 W;
PR = RI 2 = 212'(0,5 A)2 = 0,5 W.
1= 1,0A: PD = UDI = 0,7 Y'I,OA = 0,70W;
PR = RI 2 = 212'(1 A)2 = 2,00W.
1,0 -.--.,...----,-...---.

o+--H---4---i
o :1 2 3V
I
0,7V
v -
Abb. A6.14c

A6.15 Stromaufnahme von Glühlampen:

I=P jU= 15Wj12Y= 1,25A.

A6.l6 Reihenschaltung von Glühlampen:

(i) Aus der Kennlinie für die Reihenschaltung (strichliert in Abb. A6.16c) und
aus den Einzelkennlinien folgt
I I = 12 = I ~ 1,15 A;
U I ~ 11 Y (l5W-Lampe); U2~ 1 Y (40W-Lampe).
(ii) PI=UJI~12,7W;P2=U212~1,1W.
(iii) Die 15 W-Lampe.
4
V2
A
3

1
I
2
VI
V = V I +V 2

5 10 I 15V
J
12V

Abb. A6.16c
Lösungen der Aufgaben 303

A6.17 Stromaufnahme einer Zuggarnitur:

Die mechanische Leistung bei der angegeben Konstantfahrt,

Pm = Fv = 22,S kN ·80 krn/h = 22,S' 80/3,6 kW = SOO kW,


bedingt die aufzunehmende elektrische Leistung

Daraus folgt

I = Pm = SOO kW = 784 A.
'IV 0,8S'7S0 Y

A6.18 Antrieb eines Schiffskrans:

Die aufzubringende mechanische Leistung

Pm= Fv= mgv

erfordert die elektrische Leistung

Daraus folgt

A6.19 Schleifmaschinenantrieb:

Mit der Umfangskraft F und der Umfangsgeschwindigkeit v = Dttn ist die


mechanische Leistung

Daraus folgt

'lVI 0,78 ·270Y·40A


F= - = = 64,3SN.
Dnn 0,2S'w 104/60'm/s

A6.20 Beschleunigungsantrieb:

Bei gleichförmig beschleunigter Bewegung, a = const, ergibt sich, vom Stillstand


ausgehend, nach Durchlaufen der Wegstrecke s die Geschwindigkeit v =~.
304 Lösungen der Aufgaben

Daraus folgt a = v2 /(2s), und mit F = rna = const ist die zugehörige mechanische
Leistung

v3
P =Fv=rn -
rn 2s

Über die zugeführte elektrische Leistung,

Pe = R f 2 +P rn= ut,
ergibt sic h dann

U = Rl + Pm = 2Q .tOA + 50 kg '(4 m/s)3 = 180V.


f tOA·2·1m

A7.1 Abgeleitete Dimensionen:

M assendichte <Qrn) = <rn/ V)


= L - 3' M,
Kraft <F) = <rna) = L·M·r 2 ,
eI. Feldstärke <E) = <F/Q) = L·M·r 3 r 1,
Energie <A) = <Fs) = L2 ·M·r 2 ,
eI. Ladungsdichte <Q) = <Q/ V) = L - 3·T ·I,
eI. Spannung <U ) = <A/Q) = L2 ·M·r 3 r 1 ,
eI. Widerst and <R) = <U/ I) = L2 ·M ·T - 3 ·1- 2 •

A7.2 Abgeleitete Einheiten:

EI. W iderstand [R] = 1 kgm 2/(A 2s 3)= 1 VIA,


Le istung [P] = 1 kgm 2 /s3 = 1 VA,
Arbeit [A] = 1 kgm 2/s 2 = 1 VAs,
eI. Ladung [Q] = 1 As = 1 As,
Kraft [F] = 1 kg m /s? = 1 VAs/m,
eI. Fl ächenladungsdichte [a] = 1As/m? = 1As/m',
eI. Feldstärke [E] = 1 kgm/(As 3) = 1 V/rn .

A7.3 Einheiten des elektrostatischen cgs-Systems:

EI. Ladung [Q] = [ )Fr] = (l dyn)I /2' (1 cm) = (1 g)I /2'(1 cm) 3/2'(1 s) - 1,

eI. Stromstärke [I] = [Q/t] = (1 g)I /2'(1 cm)3/2'(1 S)-2 ,


eI. Sp annung [U] = [A/Q] = (1 erg) : [Qr 1 = (1 g)I/2'(1 cm)I /2'(1 s) -1 ,
eI. W iderstand [R] = [U/I] =(lcm)-I ·(l s).
Lösungen der Aufgaben 305

A7.4 Aufstellen einer Zahlenwertgleichung:

). .~_Tr2(1,38l '10 -23 J)2 ._ m_ T. .K


'W/Kcm Kcm - 3 1,602'1O-1 9KAs Ym/flmm2 ilmm2 K ,
2(138l)2 2m W 2 S 2
). - -Tr - ' - '10 - 8 . K'10 - m·A·K
'y ' T.
K 2A 2s 2 V '1O-6 m2 m/flmm 2 K,
• .
'W/Kcm- 3 1,602 W

AW/Kcm = 2,445 ·1O-4 ·Ym/flmm2 · TK •

A7.5 Aufstellen einer Größengleichung:

Der angegebenen Zahlenwertgleichung entspricht die Größengleichung

-
R
= 2 36 -
( U )0.25
1 kil ' 1 kV '

d.h., im Verbraucherbezugssystem,

~ = 2 36kil( ~)0.25 ~ = 2,36 kil 1( ~)0.25.


l ' u; ' u; lkV u;
Daraus folgt

( u;
~ ) 0 . 7 5 _ 2,36kil _ 1
- 1- -,
lkV 10

also

lkV
mit 10 = = 0424A.
2,36kil '

AS.! Anwenden der Kirchhoff-Regeln:

(i) Knotengleichungen (Abb . A8.! b)


A: 14 + 15 + 16 = 0,
B: - 1 1 - 12 - 14 = 0,
C: 12 + 13 - 15 = 0,
D: 11 - 13 - 16 = 0,
drei davon sind unabhängig.
(ii) Maschengleichungen (Abb . A8.l b)
I: U 1 - U4 + U 6 = Uq 1 ,
11: - U 2 + U 4 - U 5 = - U q2 '
111: U 3+U 5 - U 6 = Uq 3 •
Es gibt keine weitere unabhängige Maschengleichung.
306 Lösungen der Aufgaben

(iii) z = 6 Zweigströme, d.h. 6 Unbekannte.


6 mal Ohmsches Gesetz: U I , · · · , U6 -+/ " . . . ,/ 6 -
3 unabhängige Knotengleichungen und 3 unabhängige Maschengleichungen:
6 unabhängige Gleichungen für 6 Unbekannte.
VI v.
.-----....
1

I, ...---::--...
;"-,
t '" I_/ A
I

t'
B D
~/4 16~
12 V4

... -, U•

~!~) ;~~)
'- ;"

C
Abb. A8.tb

A8.2 Verzweigter Strom:

Abbildung A8.2b mit R I = 100,R 2 = SO,R 3 = 150.

(i) U2 = R2/ ,
13 = -U 2 = -R 2 I = -
50- ' 6 A -sin
- tcor) = 2 A "Slfl
. (wt) .
R3 R3 150
I 1 = 1 + 13 = 8A ·sin(wt).
UAß = UI =RI/ I = 100·8A·sin(wt)=80Y ·sin(wt).
U BC = U 2 = R 21 = 50 ·6 A -sintcor) = 30 Y·sin(wt).
(ii) Momentanleistung

P = 11(U 1+ U 2) = 8 A ·110 V 'sin 2(wt) = 880 W-sin 2(wt)


= Psirr'(ox),
zeitlicher Mittelwert

A c

R3
Abb. A8.2b
Lösungen der Aufgaben 307

AS.3 Erweitern einer Schaltung:

R AB = (1300 + 700)112000 = 1000.

(i) Erweiterung Z.B. durch Reihenwiderstand (Abb . A8.3 b):

(ii) Erweiterung Z.B. durch Parallelwiderstand (Abb. A8.3c):

R = RABR p ~ 0 95R
' AB '
R AB + Rp
0,95
=- Rp= - R AB= 19R AB= 1,9kO.
0,05

RAR RR
~
A B

Abb. A8.3b Abb.A8.3c

A8.4 Ersatzwiderstand:

R = 1 kO + (2,2 kO + 3,3 kO 113,3 kO) 11 (4,6 kO + 1 kO 11 (5,6 kO + 3,3 kO))


= 3,26kO.

A8.S Dreieck-8tern-Umwandlung:

Dreieck ---+ Stern: Gemäß Abb . A8.5b ist

Gleichheit von U/I in beiden Konfigurationen erfordert

und analog

(11): R 2 0 + R 30 = R 2 311(R 3 1 + Rd,


(III) : R 3 0 + RiO = R 3 111(R 12 + RB)'

Abkürzung: .Dreieckswiderstand"
308 Lösun gen der Aufgabe n

Weiter s ist

1
1
l [(I) - (II ) + (I1I)] =R 10 = -[RdR 2 3 + R 3d-R dR 31 + Rd+ R 31(R12 + RdJ
2R o

= R 12R31/Rn,
also

und analog

" Produkt der anliegenden Widerstände dividiert durch Dreieckswiderstand".

R IO

vI =---?
vi R 20
0
R JO

2 R 23
2

A bb. A8.5b

Stern -+ Dreieck : Gem äß Abb. A8.Sc ist

Abkürzung: "Sternleitwert"

Gleichheit von I/U in beiden Konfigurationen erfordert

und analog
Lösun gen der Aufgaben 309

Damit folgt

I
H(I) + (11) -(111)] = G 1Z = - [G10(G ZO+ G3 0 ) + G ZO(G 30 + G IO) + G3 0(G 10 + G ZO)]
2Gs
= GIOGZ O/Gs'
also

und analog

"Produkt der anliegenden Leitwerte dividiert durch Sternleitwert".


I

o
G 3 (l

3
2 L-- ~

Abb. AB.Sc

A8.6 Stern-Polygon-Umwandlung:

(i) Dem Anschluß k wird der Strom

zugeführt, wobei die Sternspannung U kOals Differenz CfJk - CfJo der "Knoten-
potentiale" dargestellt wird. Weiters ist

I n n

= CfJo = -G
sr
L G,oCfJ"
= I
Gs = LG
1= I
lO •

Damit folgt

also

I =
k
fL... GkOG rOU
G kr s
r= 1 5
310 Lösungen der Aufgaben

was einer Darstellung der Form


n

i, =L Gk,U k,
,=1
entspricht. Die beiden letzten Beziehungen müssen für beliebige Wahl der
U kr identisch sein. Daraus folgt die angegebene Umwandlungsformel.
(ii) Die Umkehrung ist i.a. nicht möglich, weil sich n(n - 1)/2 Bedingungen zur
Bestimmung von n Widerständen ergeben.

A8.7 Ersatzwiderstand:

Dreieck-Stern-Umwandlung nach Abb. A8.7b,

R D = 1,32kn,

R = 0,22'0,1 kn = 1667 n
10 1,32 "

0,22'1
R 2 0= - -kn= 166,7n,
1,32

°
R 3 0 = - '1·1
- kn = 75,76n.
1,32
R = R lO + (R 2 0 + R4) II (R 3 0 + R s) = 164,Sn.
2 l30n

R 20 R4
R IO
B
A 0
RJ O 220n

3 Rs

Abb. A8.7b

A8.8 Ersatzwiderstand:

Dreieck-Stern-Umwandlung nach Abb. A8.8b;

R R/3 R/3
A o-N=~---e=}--.,..-{=::J---O B

R/3

Abb. A8.8b
Lösun gen der Aufgaben 311

A8.9 Ersatzwiderstände eines Zweitors:

(i) (a) Abb . A8.9b, RA B•L = (2R) 11 (3R) = 1, 2R.


(b) Abb. A8.9c, R A B•K = (2R) 11 (2R + (2R) 11 R) = 1,14 R.

(ii) (a) Abb . A8.9d, RCD.L = R 11 (R + (2R) 11 (4R» = 0,7R.


(b) Abb . A8.ge, RCD,K = R 11 (2R) = 0,67 R.

A 2R R

\ 2R
2R 2R
2~
R
B

B
Abb. A8.9b Abb. A8.ge

2.rI3!
2R R C R C

2R 2R

~D D
R
Abb. A8.9d Abb. A8.ge

A8.10 Widerstandskette:

Ersat zschaltung Abb. A8.1 b, °


R=R 11I (R2 + R ) = R 1(R 2+R) ,
R1 + R2 + R
R 2 + RR 1 + RR 2 = R 1R 2 + RR 1 •
Daraus folgt

also
312 Lösungen der Aufgaben

Abb. A8.10b

A8.1l Teilerregeln:

Bezeichnungen nach Abb. A8.11 b, R 4 = R 2 11 R 3 = 470 112200 = 38,73O.

Abb. A8.11b

A8.t2 Spannungsteiler:

!X ändert sich um + 2%.

(ii)
11 !X2 = R2 !Xo
=- - = -!X2 - - !Xo = -1- - 1 = --~
- P - p,
(1+p)R 1 1 + p !Xo l+p I+p

!X ändert sich um - 2%.

!X ändert sich nicht.


Lösungen der Aufgaben 313

A8.13 Reihenschaltung von zwei Parallelschaltungen:

(i) R=10n Il 2n+sn lllsn=(20 + 7S)n=S,42n.


12 20

(ii) Stromteilerregel liefert Stromverteilung und damit Leistungsverteilung


nach Abb. A8.13 b. Die größte Leistung wird im Sn-Widerstand umgesetzt
(2,81 o 12 ).

fzl O,28fH 2
W 2,81n ' / 2

Ion sn

2n isn
W 1,39 n ' / 2
föl O,94n'/ 2

Abb. A8.13b

A8.14 Erforderliche Quellenspannung:

Die Stromverteilung folgt direkt au s der Stromteilerregel (Abb. A8.14b),

1 = 2/ 1 =28A;
Rges = zn + IOn [I IOn 11 sn = 4,sn
Uq = Rges / = 4,s n' 28 A = l26V.

1= 211

11 11
2n 1(
2 2

Uq~
IOn 100

Abb. A8.14b

A8.15 Erforderlicher Widerstand:

Ersatz schaltung nach Abb. A8.1Sb mit

R, = 2 n + 20n liSOn = 16,29n, Uq = 100V,


R-
U =U q- R J =Uq-~U .
R
3 14 Lösungen der Aufgaben

Daraus folgt

U =25 V :R =5,430; U =50V :R = 16,30; U =75 V :R=48,90; U = l00V :R= 00


(Leerlauf); U = 125V:Mit positiven Widerstandswerten nicht möglich.

R; A

c[J]~
B
Abb. A8.15b

A8.16 Abgegebene Leistung von Spannungsquellen:

Die Widerstandskombination läßt sich gemäß Abb. A8.16b im Ersatzwiderstand


R zusammenfassen:

Aus der Maschengleichung

-Uq l + R I + Uq 2=O

folgt dann

1= (U q l - UdIR,
und damit sind die abgegebenen Leistungen der Quellen

PI = UqJ = (Uq l - Uq2)UqJ!R = 50W,


P 2 = - Uq2 I = - (U q I - Uq2) Uq21R = - 10W.

Die 5 V-Quelle nimmt demn ach Leistung auf.

Abb. A8.16b
Lösungen der Aufgaben 315

A8.I7 Ersatzquelle einer Batterie:

Idealisierte Spannungs-Strom-Kennlininie nach Abb. A8.I7 a. Ersatzspannungs-


quelle nach Abb . A8.17b mit

AU 0,5 V
Uq = Uo=4,5V; R. =-= - -=250.
I M 0,2A '

Maximale Abgabeleistung bei Leistungsanpassung, R. = R;:

p = Uq.fk= U~ =203W
max 2 2 4R. ' ,
1

vorausgesetzt, die gerade Kennlinie gilt bis I = 0,9 A.

,
\

0,4
\
0,2
\,
\
o
o 2
u--+•
3 4 i 5V

U o=4,5V

Abb. A8.17. Abb. A8.17b

A8.I8 Grundstromkreis:

R. U R./R j
(i) U= Uq => Abb . A8.18b.
Rj+R. Uq 1 + R./R;'

Uq I _ Uq I 1
(ii) 1= k- => Abb . A8.18c.
R;+R.' Rj Ik 1 + R./R;'

,',0 1,0

U 0,5 -+-+7,I""--+---If---1 r
I
0,5 -+--'r'i"'---+---I~-1

Uq I:

-- --
0-+---'1---+-+----1
2 3 4 o 2 3 4
Ra Ra
R; R;

Abb. A8.18b Abb. A8.18c


316 Lö sungen der Aufgaben

A8.19 Äquivalenz von linearen Quellen:

(i) Spannungsquelle V=Vq -RJ;


Stromquelle V = (/q - l) R; .
(ii) Bedingungen e, = R ;, V q = RJq .
(iii) Spannungsquelle r, = VqI, P; = RJ 2;
V V2
Stromquelle P
q
= VI q =(V q -Kl) ---!!=---!!
R. I R.
- V I
q ,
I I

A8.20 Ersatzschaltung eines aktiven Zweipols:

Bezeichnungen nach Abb . A8.20b

(ii) 1= V s - V _ ~ = Vs _ (~+ ~) V ~ I _ V =:>


R1 R2 R 1 R1 R2 q R;

t, = V s/R lo R ; = R 1 11 R 2.

(iii) Verlustleistung in der ur sprünglichen Schaltung:

P v=R 1I i+ R2(/1-l)2= V; +(R 11IR2)I 2


R 1 +R 2
R +R R2 2
1 2 V 2 + KI 2 = _ 1 _ 1 + KI2 .
R~ q I R q I
1R2

Abb. A8.20b
Lösungen der Aufgaben 317

Verlustleistung in der Ersatzspannungsquelle: P; = RJ2,


Verlustleistung in der Ersatzstromquelle: P; = Rj(Iq - 1)2.
Die drei Verlustleistungen stimmen La. nicht überein.

A8.2I Ersatzspannungsquelle und Ersatzstrornquelle:

(i) Ersatzspannungsquelle
Berechnen des Ersatzinnenwiderstandes (Abb. A8.21 b):

Berechnen der Ersatz-Quellenspannung (Abb. A8.21c):

(R 1 +R 4 ) / 1 - U q1 + Uq2 +R 2(I1 +/ q 3 ) = Ü =>

U q1 - U q2 - R 21q3
11 = --""--- "-'-- ---"----'-'-
R 1+R2+R 4
Uq = U q 1 - (R 1 + R 4 ) / 1,

Uq=[R 211(R 1+R 4 )J( Uql + -U q2


+ /q 3 ) ·
R 1 + R4 R2

(ii) Ersatzstromquelle
Berechnen des Ersatzinnenwiderstandes (Abb. A8.21b):

Berechnen des Ersatz-Quellenstroms (Abb. A8.21d):

Rsl q = U q1 - (R 1 + R 4 ) / 1 = U q2 - R 2(Iq - I q 3 - 11) =>


U q1 - U q2 + R 2(Iq - I q 3 )
I1= .
R 1+R 2+R 4

Rückeinsetzen von I 1 in

liefert

mit U q aus (i).

Vorsicht: Das angegebene Verfahren funktioniert i.a. nicht für gesteuerte


Quellen!
318 Lösun gen der Aufgaben

Abb. A8.21b Abb. A8.21c

Abb. A8.2ld

A8.22 Ersatzquellen:

Teilumwandlungen liefern zunächst die Schaltung au s Abb. A8.22b, dann die


Schaltung aus Abb. A8.22c und schließlich die Zusammenschaltung Abb . A8.22d
der beiden Ersatzquellen, wobei

R , = 20 115,350 = 1,460;

Uq =Ri(U qt + U q 2
e; R j 2
)=1,460(202 + 1O,37)A
5,35
= 17,43V.

20V

r'60, 'Ö
16V

P-Bl
16V

=> I
A 1,60 ~

~
3,750

D 5,63 V
L---6- -l

Abb. A8.22b
Lösungen der Aufgaben 319

A I A

Abb. A8.22c Abb. A8.22d

Daraus folgt

I=(15-17,43)V =-021A.
(10 + 1,46)0 '

A8.23 Meßfehler bei Strommessung:

Ersatzspannungsquelle bezüglich AB, Abb. A8.23b, mit

u~ braucht nicht berechnet zu werden.

Stromstärke Jfür R. = 0: 10 = U~ /Rj'


Stromstärke I für R, > 0: Im = I~ /(Ri + R,).

Fehlerbetrag

Daraus folgt

R
I
=R'1-1/1'
-.llL
und für II I « 1:

Für \/1 < 0,5% muß daher R) < 0,5% . R j = 0,15 0 sein.
320 Lösungen der Aufgaben

.----oA
I

'---~B

Abb . A8.23b

A8.24 Meßfehler bei Spannungsmessung:

Ersatzspannungsquelle bezüglich AB, Abb. A8.24b , mit

u~ braucht nicht berechnet zu werden.

Spannung U für Ru = 00: U0 = U~,


Spannung U für Ri;« 00: Um = U~Ru/(Ri + Ru)'

Fehlerbetrag

Daraus folgt

R =R
1 - 1/ 1

u I I/I '

und für I/I « 1:

Ru;::,RJI/I·

Für I/I< 0,5% muß daher Ru> RJO,5% = 1,09 Mn sein.

.-------<;) A

u~~ '----oB

Abb. A8.24b
Lösungen der Aufgaben 321

A8.25 Meßbereichserweiterung:

(i) Spannungsteiler, Abb. A8.25a,

(p -1)V
=> R v = (p - I)R u ·
V

(ii) Stromteiler, Abb. A8.25b,

Rs I
- = => R s=R./(p-l).
R, (p - 1)1

(p-I)U U

Ä~Ä
~
pU
~ (p-I)l R,

Abb. A8 .25a Abb. A8.25b

A8.26 Wirkungsgrad einer Spannungsquelle:

Abbildung A8.26b mit

Pa VI V Ra
'1 = - = - = - = - ---"--
Pq V i V q Rj + Ra

--
100

r %
/ -

TI··
75

/ 1/
I
V

Y
50

25
IJ
o
o 2 3
a
R 4 5 _
6

R;

Abb. A8.26b

A8.27 Leistungsumsatz im Grundstromkreis:

"Angebotene Leistung" Po = V~ / R p Abkürzung (Abb. A8.27 a) r = Ra! R j •


V~ Po
(i) Quellenleistung P - - -
q - Ra + R, 1 + r'
322 Lösun gen der Aufgaben

U2 r
abgegebene Leistung
Pa = Ra = PO(I + r)2'

innere Verlustleistung
Po
P j = Pq - Pa= - - -2'
(1 + r)
Graphische Darstellung in Abb. A8.27b.
(ii) Die abgegebene Leistung

r
p=p - -
a 0( 1 +r)2

ist maximal für r = I, d.h. Ra = R, (Leistungsanpassung).


"Verfügba re Leistung"

P a •max = Po/4.

(iii) r = 1 => Wirkungsgrad

Pa r I
1J = - = - - = - = 50%.
Pq 1 + r 2

Po +.w~I.--+-----j--+----j
2

Uq~ 2 3
Ra
r = -
4 5

'-----0---'
R;
Abb. A8.27a Abb. A8.27b

A8.28 Nichtlineare Quelle:

Darstellung der Kennl inie in Abb. A8.28b mit

Uot = IOV; Rjt=62,50; U 0 2 =27,5 V ; R j 2 = 500 0 .


Lösungen der Aufga ben 323

(a) Bereich 0< 1< 40mA:

U
1 = ~ = 80 mA > 40 mA.
2R il

(b) Bereich 40 mA < 1 < 55 mA:

dP I
d1 = U 0 2 - 2R i21 ~ 0 =>

U
1 = ~ = 27,5 mA < 40 mA.
2R i2

Somit gibt es keine an alytischen Extremwerte im Inneren der beiden Intervalle,


d.h., der Punkt maximaler Leistung ist der Knickpunkt 1 = 1 1 = 40 mA, U = U 1 =
7,5 V:

-
30 ,.-..

V 0 2 = 27,5V / V = V02 - Ri 21
\ ,
25
V ,~
1
V
20
"
" V = Vo,- R
15

V O I = IOV
'VV / 1',
11
7,5V "-,
5
'\
-,
i
0
0 10 20 30 40 50 60mA
1--+ 55mA

Abb. A8.28b

A8.29 Schaltung mit Stromquelle:

(i) Festlegen einer Ersatzspannungsquelle bezüglich Be ohne den Widerstand


R BC = 3,3 kO, Abb. A8.29b, mit

e, = 5,6 kO 11 (1 + 3,3 + 4,7) kO = 3,45 kO;


11 1 kO
--~ => 1 1 = 1,37mA; Uq = 5,6kO '1 1 = 7,67V.
1q 14,6kO
324 Lösungen der Aufgaben

Damit ist der Strom durch RRC (Bezugssinn von B nach C)

U 7,67 V
1= q = = 1,14mA.
R j+R BC 6,75kO

(ii) Festlegen einer Ersatzspannungsquelle bezüglich AB, Abb. A8.29c, mit

s, = 4,7 kO 11 (3,3 + 1 + 3,3115,6) kO = 2,71 kO;


1kO
11 = ' 20 mA = 1,81 mA; Uq = 4,7 kO ' I 1 = 8,49 V.
11,08 kO

Anp assung: Ra = R, = 2,71 kO.


Damit ist der Strom durch den neuen Zweig (Bezugssinn von A nach B)

U 8,49 V
I=-q = = 157mA.
2R j 2'2,71 kO '

I. D 8 kn B B

~
I,

=:>
c c
Abb. A8.29b

D 3,3 kn
I,

C 3,3 kn 115,6 kn B B

Abb. A8.29c

A8.30 Strommeßgerät:

Unter Verwendung der Stromteilerregel folgt

0,6mA 0,6mA
=> R 1 + R 2 = - - ,40 0 = 100;
2,4mA 2,4mA
0,6mA
150mA
=> R
1
= 0,6mA ·500 = 20'
150mA
° "
R2 = 100 - 0,20 = 9,80.
Lösungen der Aufgaben 325

A8.31 Spannungsmeßgerät:

Aus den in Abb. A8.31 bangegebenen Teilspannungen für den Maximalausschlag


folgt mit I = I max = 0,6 mA

R = 36 mV = 60 O' R = 2,94 V = 49 kO' R 3 = 27 V = 45 kO.


I 0,6mA ' 2 0,6mA " 0,6mA

1_----- 4 • ..---

Daraus folgt

also die quadratische Gleichung für R I

mit den Koeffizienten

und der Lösung

R I = (3 +J9
+ 32)0 = 9,4030,
R 2 = 100-R I =0,5970.
326 Lösungen der Aufgaben

I,

Abb. A8.32b

AS.33 Belasteter Spannungteiler:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A8.33bund

ergibt sich

d.h.
1 R 1 u;
-R + -= --1.
U 1 R2 U

Diese Gleichung muß für die beiden Paare

(U ,1) = (U 1,1 I) = (42 V;0,3 A),

(U,1) = (U 2,1 2) = (39 V;0,7 A)

gelten, also

Abb. A8.33b
Lösungen der Aufgaben 327

Daraus folgt

A8.34 Verlustleistung eines Photowiderstandes:

Ersatzspannungsquelle nach Abb. A8.34b mit

Die Verlustleistung PY in R 1 ist maximal für R 1 = R, = 5 kQ und beträgt

u2
PYmax= -q =O ,8mW.
. 4Rj

u~
Abb. A8.34b

A8.35 Glühlampe mit Vorwiderstand:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A8.35 und dem Nennstrom

folgt aus der angegebenen Spannungs-Strom-Kennlinie die Leistungskennlinie der


Lampe

°
Für die geforderte halbe Nennleistung, P/P N = 1/2, und mit der Abkürzung x=(I/ I N ) 2
ergibt sich daraus die quadratische Gleichung 3x 2 + x - 2 = mit der positiven
Lösung x = 2/3, also

P /2
UL= - N -=735V
I '
328 Lösungen der Aufgaben

und damit

R; = V N - V L = 1,710.
1

Die insgesamt aufgenommene Leistung beträgt

Abb. A8.35

A8.36 Lampenschaltung:

Schaltung nach Abb . A8.36.

Lampe LI : VI =8V, PI = lOW = 11 = 1,25A;


Lampe Ly: V 2=4V, P 2 = 6W = 12 = 1,5 A;
Über

ergibt sich der Widerstandswert

R = V I /1R = 8 V/0,25 A = 32 O.

Die zusätzlich verbrauchte Leistung ist

Abb. A8.36
Lösungen der Aufgaben 329

A8.37 Stromkreis mit Lichtbogen:

Aus den Beziehungen

also

folgt der Zusammenhang in bezogenen Größen

u = ri + I/i.

Die bezogene Stromstärke i ergibt sich somit als Lösung der quadratischen
Gleichung ri2 - ui + 1 = 0 zu

. u+ Ju 2 -4r
1= .
2r

Graphische Darstellung in Abb. A8.37c.

tO/u
u;-I
r= - -
;2

st«

2/u - t - - - - + _
I /u-+--~

o- + - - - - - t - - -
o r

Abb, A8.37c

Zu jedem Widerstandswert R < U~ /(4U 1 I tl gibt es bei festem Uq zwei Strom-


werte I, wobei jedoch der zum kleineren Strom gehörende Arbeitspunkt instabil
ist: Es stellt sich der größere der beiden Stromwerte ein. Wird der Widerstand
über den Wert U~ /(4U1Il) hinaus vergrößert, so reißt der Lichtbogen mit dem
Mindeststrom 2U1I 1 /U q ab.
330 Lösungen der Aufgaben

A8.38 Überbrücktes T-Glied:

Anwenden der Ma schenregel (Abb. A8.38b ) liefert

80./ 3 + 80·(12 + / 3)- 40 ·(11- / 3) = ° ~ / 3 = 0,2/ 1- 0,4/ 2;


VI =40'(11-/ 3) + 100 ·(11 + /2) = (4+ 10-0,8)0 ./ 1 + (10 + 1,6)0 ./ 2
= 13,20 ./ 1 + 11,60 ./ 2;
V 2 = 8 o· (12 + /3) + 10 o·(1I + / 2) = (10 + 1,6) o·/ I + (8 + 10 - 3,2) o·/ 2
= 11,60./ 1 + 14,80'/ 2·

Die gesuchten Koeffizienten folgen daraus durch Vergleich mit der gegebenen,
allgemeinen Form:

Z 11 = 13,20; Z 12 = Z 21 = 11,60; Z 22 = 14,8O.

sn I)

I, 4n sn 12

I, - I) 12 + I )

u,j Ion
ju,

Abb. A8.38b

A8.39 Wheatstone-Brücke:

(i) Abb. A8.39b,

mit x = R IR 3 !(R 2R 4 ), a = R 4 !R 3 •
(ii) Abb . A8.39c,

/= R 2R 4 - R IR 3 V = V q . l -x
R IRz(R 3 + R 4 ) + R 3R 4 (R I + R 2 ) q R 3 I + bx
Lösungen der Aufgaben 331

Abb. A8.39b

-~ -t------=""----
bR J
Abb. A8.39c

A8.40 Brückenschaltung zur Meßwertumsetzung:

Mit den Bezeichnungen aus Abb . A8.40b und

liefern die beiden Maschengleichungen

(R + f1R)I 1 - (R - f1R)I 2 - RMIM = 0,


R(Il + IM) - R(I2 - IM) + RMIM = 0,

Abb. A8.40b
332 Lösungen der Aufgaben

voneinander subtrahiert,

also

A8.41 Thomsonbrücke:

Durch Dreieck-Stern-Transformation entsteht aus der Thomsonbrücke die Wheat-


stonebrücke Abb . A8.4! b, wobei

Die Abgleichbedingung für die Wheatstonebrücke (Spannungsteilerregel),

liefert dann

(RN + Ra)k = R, + kR a,

also die gesuchte Bedingung

Abb. A8.41b

A8.42 Transistorverstärker in Emitterschaltung:

Aus den Maschengleichungen (Abb . A8.42b)

= 3,902 kO ' [ 1 - 1158 kO '[ H,


Lösung en der Aufgab en 333

v q = 1,5 kO '(12 + / B) + 1,5 kO ' / 2 = 3 kO ' / 2 + 1,5 kO ' / B,


V q = 1,5 kO '(12 + /B) + 1 kO '/ B+ 560·/ \ = 560'/\ + I ,? kO '/ 2 + 2,5 kO '/ B

ergibt sich

/l
=S077
' '1O- 3S 'V q
+2442
' ·1O- 5S ·V A ,
/B = 2,722'10- 5 S' u, -7,SI3 ·1O- 7 S' VA>
und , nach Eintragen in

die Beziehung

Sie entspricht der Ersatzspannungsquelle nach Abb. AS.42c.


38460 301/ 0 - / ,

10 + 12 10 IA

E:
3 5520
IkO
l,5kO

12
5600

I A-/o+/ t
1U.

4
Abb. A8.42b A bb. A8 .42c

A8.43 Transistorverstärker in Kollektorschaltung:

Mit den Bezeichnungen aus Abb.AS.43b gilt

V \ = 1 kO ' /B + 7,660'301 t; = 3,3 kO ' /a ,


V\ =6oo0 ·(1\-/a).
Daraus folgt

d.h., bezüglich des Eingangs verhä lt sich die Schaltung wie ein Widerstand mit
50S0.

I
II 10 30010

U,

Abb. A8.43b
334 Lösungen der Aufgaben

A8.44 Verstärkerschaltung:

Die Ersatzschaltung, Abb. A8.44b mit

R. = 1 kO; R 2 = 470 kO; R 3 = 1,6 kO;


R 4 = 50 kO; R s = 4,7 kO; R 6 = 5,6 kO;
(X = 2· 10- 4; ß = 110;
läßt sich durch Zusammenfassen zu Abb. A8.44c vereinfachen, wobei

R, = R11IR 2 + R 3 ~ R. + R 3 = 2,6kO;
R7 = R411 Rsll R 6 = 2,43 kO;

Aus

folgt dann
(X V A = V~ - RiB = - (XßR 7 I B
und d araus

sowie
R3
Vj = R 3 I B- (XV A = (R 3 + (XßR 7 )I B ~ Vs ,
R. + R3
Vs - u, VS ßR 7
Ij = ~ , VA = - ßR 7 I B ~ - Vs ,
R. R. + R3 R. + R3
IA=VA~_ ßR 7 u;
R6 R 6(R . + R 3 )
Für Os= 10 mV ergeben sich schließlich die Amplituden

i, = 3,9 pA; O, = 6,15mV; JA = 0,18 mA; 0 A= 1,03 V.

)u, u,B~}'
11 i, RJ ,IA i,

R4 R, R6
u.~ • ~ PIs

Abb. A8.44b Abb. A8.44c


Lösungen der Aufgaben 335

A8.45 Zweitorparameter:

Nach der in Abb . A8.45b angegebenen Stromverteilung läßt sich mit der Maschen-
gleichung

d.h.

der Strom 13 eliminieren:

=5020./ 1 +4,980 ,/ 2,

U2=100·U2+91/3)=100 · ( 12 + 91-100/1-/2)
----'----------"
201
= 4530'/ 1 + 5,470 ./ 2,

Die Koeffizienten 2 ik folgen daraus durch Vergleich mit den angegebenen, allge-
meinen Beziehungen:

2 1 1 = 5020 ; 2 12 = 4,980;
2 2 1 = 453 0; 2 22 = 5,47 O.

ioon

I
11 IJ 12

V, ...;-
I..,
[v,
....
Abb. A8.4Sb

A8.46 Parameter einer Ersatzquelle:

Eliminieren von limit Hilfe der Maschengleichung

aus
336 Lösungen der Aufgaben

liefert

d.h.

durch Vergleich mit U 2 = Uq - RJ2 also

A8.47 Umsetzung und Übertragung einer Meßgröße:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A8.47b folgt aus der Stromteilerregel

2R 2R + L1R
1= I 1= I
1 4R+L1R q' 2 4R+L1R q -

Damit ist die Differenzspannung

die in das dazu proportionale Stromsignal yUd umgesetzt wird . Bei vernachläs-
sigbarem Laststrom IM tritt daher am Widerstand RM , unabhängig vom Leitungs-
widerstand R L , die Spannung

U - R U _ yRMI q • L1R
M - MY d - 4 1 + L1Rj(4R)
auf.

Abb. A8.47b

A8.48 Nichtlineares Stromkreiselement:

(i) Reihenschaltung, Abb. A8.48b.


Drei Lösungen: I) UR = 0,45 V; UD = 0,05 V;
2) UR = 0,40 V; UD = 0,10 V;
3) UR = 0,12 V; UD= 0,38 V.
Lösungen der Aufgaben 337

U •

U
~ / D
J

'""\. UR
~r).
"-~ 1
7
UR

~
UD
"
1\ ' .
,
\ /
3

2
~ "
/
I~ ""
,
-U R= -RI U\
UR

<,
D 'J<

I'-V ~
o =t'5V
"x \
U ~

-1
I
-0,5 -0,4 - 0,3 -0,2 -0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 V

Abb. A8.48b

,,
~
ID

I U ~ I

3
", I
IR R
I D=I-IR,I=4mA ,
IR = U/R , R = l()()!}
2 ~" ", IJ
I
ID I~ -,
-,
J
1"- J~
o I~

-1 K IR IR $,
A I=4mA
-2

-3
-U=-RI R -,
-4 ~
-0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 V
U •
Abb. A8.48c
338 Lösungen der Aufgaben

(ii) Parallelschaltung, Abb . A8.48c.


Drei Lösungen: I) I D= 3,65 mA; IR = 0,35 mA;
2) I D = 2,70 mA; IR = 1,30mA;
3) I D = 0,65 mA; IR = 3,35 mA.
(iii) "Gescherte" Kennlinien, Abb. A8.48d .
(a) V-I-Zusammenhang für die Reihenschaltung, Werte V = VR+ V D
zu jedem Wert I.
(b) V-I-Zusammenhang für die Parallelschaltung, Werte I = IR + I D zu
jedem Wert V .
(c) Gegebener VD-/ D-Zusammenhang für die Diode.
(d) VR-/R-Zusammenhang für den Widerstand, VR= RI R •

(d)

3~---++--+'1-----I-----#-'--++1--l----1-

2 --!--+J--+-+~--+--:'-t+--t---i,....

o~f----/l'----+---+---+--+---l----1-

- 1----"fL----H--+--\---+--+---+----11-
- 0,1 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 V
U ~

Abb. A8.48d

A8.49 ErsatzschaItung für eine Diode:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A8.49b ist

I=/ F+/ L-/ z , V=V.+RF/F+V DF,


V=RL/ L, -V=Vz+Rz/z+VDZ'

(i) I) DFleitet : VDF=O, V= V.+RF/F>O = D z sperrt;


V = Rdl - I F) = V . + RF/ F,
I F = (RLI - V .)/(R L + R F ) > 0 = I> V. /R L,
V V - V. V .
1= -+ - - -> - = V>V•.
RL RF RL
Lösungen der Aufgaben 339

. V V+V
2) D z leitet: Analog I), / = - + z, V < - V z, D F sperrt.
RL Rz
V
3) DF und Dz sperren: / = - , - Vz < V< Vs'
RL
(ii) Abbildung A8.49c.

I
I)

2)

Abb. A8.49b Abb. A8.49c

A8.50 Schaltung mit Diode:

Bedingungen: I ~ 0, V D~ V s = 0,7 V.
Maschengleichung: V E = (R I + R 2 ) / + V D- V q; R 1 = 4,6 il; R 2 = 2,2 kil.
Zwei mögliche Zustande:
I) Diode leitet, V D = Vs, / = (V E - U; + Vq)/(R I + R 2 ) > O.
(a) Vq=5V : /=(10-0,7 + 5)V/(4,6 + 2,2)kil = 2,lOmA.
VI =R I/=9,67V; V 2=R 2/=4,63V;
V A=V 2 - Vq= -0,37V.
(b) Vq= -5V: /=(1O-0,7-5)V/(4,6+2,2)kil=0,63mA.
V 1= R 11 = 2,91 V; V 2 = R 21 = 1,39V;
VA = V 2 - V q = 6,39 V.
(c) V q = - 15 V: Führt auf / < 0, nicht möglich.
2) Diode sperrt, / = 0, V D< V s'
(c) Vq=-15V: V D=V E+V q=-5V.
/ = 0; VI = 0; V 2 = 0;
VA = - V q=15V .

A8.51 Diodenschaltung als UND-Gatter:

Bezeichnungen nach Abb. A8.51b mit R = 1 kil, Vq = lOV.


Bedingungen: / ~ 0, VDI ~ u; V D 2 ~ u; u, = 0,7 V.
340 Lösungen der Aufgaben

(a) D, und D 2 leiten:

U Dl = U D2 = Us, Uq = RI + U, + U E l = RI + U, + U E2 => U E l = U E2 ;
I=(Uq-US-UEl)/R>O => UEl=UE2<Uq-Us=9,3V;
UA = U q - RI = UE 1 •2 + Us < tOV.

(b) D, leitet, D 2 sperrt:

U Dl = u; U D2 < Us
Uq = RI + Us + U E 1 => I = (U q - Us - U E l)/ R > 0,
Uq = RI + U D2 + U E2 => U D2 = U, + U E l - U E2 < U., U E l < U E2;
UE l < U q - U, = 9,3 V;
U E2 > U E l ;
UA = UE l + U, < lOV.
(c) D, sperrt, D 2 leitet: Analog zu (b),

U E l > U E2;
U E2<U q-U s=9,3V;
U A=U E2+Us<lOV .

(d) n, und D 2 sperren:

1=0, UDl < u; U D2< Us ;


Uq = UDl + U E l => U Dl = Uq - U E 1 < Us,
Uq = U D2 + U E2 => U D2 = Uq - U E2 < Us;
U E l > Uq- Us=9,3V;
U E2 > Uq - o, = 9,3 V;
U A = U q = tOV.

U0 1
~
D1
D2
~
U0 2 I

Abb. A8.51b
Lösungen der Aufgaben 341

Die "O"-Pegel der Eingangsspannung sind < 9,3 V, die ,,l"-Pegel der Eingangs-
spannung sind> 9,3 V zu wählen. Damit ergeben sich Ausgangsspannungen < 10 V
für ,,0" und lOV für ,,1".

1. VE l = 0, V EZ = 0: Fall (a), VA = U; = 0,7 V; entspricht ,,0",


2. V El = 0, V EZ = 10 V: Fall (b), VA = U; = 0,7 V; entspricht ,,0",
3. VEl = 10V , V EZ =0: Fall (c), VA = V s = 0,7 V; entspricht ,,0",
4. VE l = 10V, V EZ = 10V: Fall (d), VA = 10 V; entspricht ,,1".

Logische UND-Verknüpfung: Der Ausgang ist genau dann (d.h. dann und
nur dann) ,,1", wenn beide Eingänge ,,1" sind .

A8.52 Schaltung mit Dioden:

Bezeichnungen aus Abb. A8.52 b mit

Annahme: D, und D z leiten =:>

Aus
Vq = Rli + U, + RFl ol,
0= U; + RFl ol - (R z + RF)loz - V s ,
l=lol+loz
folgt dann
(R l+ RF)lol + Rll oz = Vq V s,
°
-

RFl ol - (R z + RF)loz =
und weiter

Schließlich ist
V 10 = Vs + RFl ol = 0,7 V + 0,19 V = 0,89 V;
V zo = U; + RFl oz = 0,7 V + 0,0003 V = 0,70 V.
342 Lösungen der Aufgaben

Abb. A8.52b

A8.53 Gleichrichter:

(i) Zeitverlauf der Ausgangsspannung


(a) U E > 0, Ersatzschaltung nach Abb . A8.53 b, R = 2 k!1;

I = UE =~ UE>o·
o R 11 (2R) 2 R '
UA = RI = Rl o /3 = UE/2, Usp = UE - UA = UE/2.
(b) U E < 0, Ersatzschaltung nach Abb . A8.53 c, R = 2 k!1;
UE 3 UE
1=- =- - ->0'
o R 11(2R) 2 R '
UA = RI = Rl o /3 = - U E/2, U sp = - U E - UA = - U E/2.

Insgesamt ist also

(ii) Spitzensperrspannung Usp = 5 V.


Kommentar: Für allgemeine Ausgangswiderstände RA ist

~u.
Abb. A8.53b Abb. A8.53c
Lösungen der Aufgaben 343

Eine "Sparschaltung" dieser Art für Vollweggleichrichtung (Einsparung zweier


Dioden gegenüber der vollständigen Diodenbrücke) ist in der Regel für kleine
Ausgangsströme brauchbar.

A8.54 Gleichrichterschaltung:

U E 1 = U E 2 = U E• Ideale Dioden vorausgesetzt, gilt für


(a) U E > 0: D 1 leitet, D 2 sperrt,

(b) U E < 0: D 1 sperrt, D 2 leitet,

insgesamt also

UA = IUEI = Olsin(wt)l.
Die beiden Eingangsspannungen werden meist von einer Transformatorwicklung
mit Mittenanzapfung geliefert.

A8.55 Gleichrichter mit Zusatzspannung:

Bezeichnungen nach Abb . A8.55b .


Bedingungen: U D ~ 0, 1 ~ O.

U E = Uq + UD + U A, UA = RI ~ O.

(a) Diode leitet: UD=O, UA = U E - Uq > 0;


(b) Diode sperrt: 1=0, UA = 0, UD = U E - Uq < O.

Zeitverlaufder Ausgangsspannungfür OE > Uq in Abb. A8.55c. Für OE < Uq sperrt


die Diode dauernd, U A = O.

Ü-t---j_.Jo--olr--+---f--_

Abb. A8.55b Abb. A8.55c


344 Lösungen der Aufgaben

A8.56 Abschneiden einer positiven Spitze:

Bezeichnungen nach Abb. A8.56b .


Bedingungen: U D ~ 0, 1 ~ 0.

(a) Diode leitet: UD = 0, 1 = (U E - Uq)/R > 0,

(b) Diode sperrt: 1 = 0, UD = U E - U q < 0,

Zeitverlauf der Ausgangsspanung für OE> U q in Abb. A8.56c. Für OE< U q sperrt
die Diode dauernd, U A = U E'

O--l---j---\--f---/--..

- OE -t-------300IL--

Abb. A8.56b Abb. A8.S6c

A8.57 Schaltung mit Dioden und Spannungsquellen:

Bezeichnungen nach Abb . A8.57b mit

R=lokn, Uq l=6V, Uq 2=8V.


U E=R1+U A, UA=UDI+Uql= -UD2-Uq2'

(a) 0 1 leitet, O 2 sperr t:

UA = U q l , 1 = (U E - Uql)/R > °= UE > Uq l ,


U D2 = - U A - U q2 = - (U q l + Uq2) < 0.
(b) 0 1 und O 2 sperren:

1=0, U A= U E ,
Lösu ngen der Aufgabe n 345

V 01 = V E - V q 1 < 0,
V 02= -V E-Vq2 < 0 => - Vq 2< V E< V ql '

(c) D 1 sperrt, D 2 leitet:

VA =- V q2, 1= (V E + V q2)/ R < 0 => V E < - V q2,


V 01 = VA - V q l = -(V q l + V q2) < 0.
Zeitverläufe in Abb . A8.57c.

Abb. AS.57b

1mA -+----,r-
0,6mA
U. I = 6 V -r---;-O+-or
0,4 mA;::t:=t::t:)~
O-J;-- -+-- -\-- t -----,- ..
t
°-,I........4...l....~....,:+r-t--
- 0,2 mA -+------'lrl-flo
..

- U. 2 = - 8 V -+------'Mr" -0,8 mA -+--------'<-++-


- IOV -r- - - - - - -1 mA - + - - - - - -.......

Abb. AS.57c

A8.58 Einfache Spannungsstabilisierung:

Ersa tzscha itung Abb. A8.58 b für leitende Dioden mit

Aus
346 Lösungen der Aufgaben

folgt

also

Unter Berücksichtigung von R z » R l' R F , d.h . I z :::::: 0, läßt sich die Rechnung
vereinfachen:

U z - 2U s
- ---
2RF

12

},
R1 ID

2RF
R2

2US~
Abb. A8.58b

A8.59 Spannungsquelle:

Bezeichnungen aus Abb. A8.59b mit

Uq = 4 V; R = IOn; U , = 0,7 V;

U = U q - R(l + 10 ),

(a) Dioden leiten :

U=2U s=1 ,4V; I o=(U q -2UJ/R-I >0 => I «U q -2UJ/R=0,26A.

(b) Dioden sperren: 10 = 0,


U=Uq -RI, (lK=U q/R=O,4A)
U=2Uo=Uq-RI~2U
s => I ?;(U q-2U s)/R=0,26A.
Lösun gen der Aufgaben 347

Dar stellung der Kennlinie in Abb . A8.59c. Wegen 2U s < Uq /2 tritt die maxim ale
Leistung im Kn ickpunkt auf:

P m a x = I,4Y·O,26A=0,36W.

4
,,
r V ,
u 3 ,,
,,
R
2 ,,
I 1,4 V
i\.
1

~
° I'

° 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5A


0, 2 6 A / -
Abb. A8.59b Abb, A8.59c

A8.60 Stromquelle:

Für hinreichend kleine Werte von U (z.B. U = 0) leitet 0 1 und sperrt D z.


Er sat zschaltung na ch Abb. A8.6Gb:

10 Y = (I z - 1,11 1)' 5 kO + (I z - I)- 5 kO


=lOkO '1 z -5kO '2 ,lll = 1z-I,0561 =lmA;
IkO 'I ,lll=5kO '(I z-I ,III) = 1z=I ,331.

Aus den beiden Beziehungen für 1z folgt 1,331 - 1,0561= 1mA, d.h.

1= 3,6mA;

12 lkn
i:
I 2
A
.............
r\
.... \
~~o °
\
5kn 1,111 <,
<,

IOV~ -2
<,
0,111
r-,
5kn
lu -4
° 2 4 6 8 10 12 14 V
0
u-:-:«
Abb. A8.60b Abb. A8.6Oc
348 Lösun gen der Aufgab en

und a us
U D 2 = U - 10 V + I kQ · I, II I = U - 6 V ~ 0
folgt
U~ 6 V .

Konstantstrombetrieb mit I = 3,6 mA ist demnach für Spannungswerte U ~ 6 V


möglich . Für U > 6 V leitet D 2 . Zunächst leitet auch noch D l ' a b U = 10 V sperrt
D 1 • Darstellung der Kennlinie in Abb . A8.60c.

A9.1 Elektrostatisches Feld:

(i) Abbildung A9.! b


(ii) Abgesehen von Störungen in der Umgebung der Öffnung bleibt das
elektrostatische Feld im Innenraum unverändert, der Außenraum wird
dagegen feldfrei.

Abb. A 9.lb

A9.2 Elektrostatische Abschirmung:

Skizze der Felder in Abb . A9.2c

Abb. A9.2c
Lösun gen der Aufga ben 349

A9.3 Tropfengenerator:

Nach ein er Stunde ist die Anzahl der Tropfen

N = 5· 3600 = 1,8'10 4

und dam it die Ge samtladung

Q = N QT = 1,8'10 - 7 C.

Über die Kap azität

C ;:::: f.o A/ l = 17,7 pF

folgt die Spannung zu

U = Q/C = 1Q,2kV.

A9.4 Streifenleitung:

Wegen d « b ist der Kap azit ätsbelag

' f.of.r b 8,854 pF/m ' 2,5'1 mm


C = - - = = 2,21 nF/m .
d 0,01 mm

A9.5 Bauvolumen eines Kondensators:

Bezeichnet dK die Dicke der Kunststolfschicht, dM die Dicke der Metallschicht


und n die Zahl der Schicht en , so folgt aus der Beziehung C = nf.A/d K für die
Kapazität die erforderliche Fläche zu nA = dKC/ f. und damit das min imale
Volumen zu

A9.6 Metallpapier-Kondensator:

Wickelprinzip nach Abb. A9.6

(i) Erforderliche " Feldfläche"

Cd 220· 1Q3pF' 8' 10- 6 m


A= - = = 3 976·1Q- 2 m 2.
f.Of.r 5·8,854 pF/m ' ,
350 Lösungen der Aufgaben

erforderliche Streifenlänge

AI2 3976 '10 - 2 m 2


I;:::;; - = ' = 1,33m je Elektrode.
b 2·0,OI5m

(ii) Maximal zulässige Betriebsspannung

+------

:~
~ b~ ;'mm .1
Abb. A9.6

A9.7 Drehkondensator:

Mit der wirksamen Feldfläche

ergibt sich die Kapazität zu

_ l~oA~
C0 -
d

Im vorliegenden Fall ist

8,854 pF/m ' IOn(20 2 - 5 2) '10- 6 m 2


Co = . _ -- -- = 522 pF,
2 '1O - 4 m
C(a) = 522 pF ·ct/n = (166 pF /rad)« = (2,897 pF /G rad)«.

A9.8 Kapazitive Anordnung mit verschiebbarer Platte:

Unter Vernachlässigung der Randstörungen ist

BoA BoA Co 21:o A


C12 = - - + - ·_ = - --, Co = --
a+x a- x I - (x/a)2 a

Graphische Darstellung in Abb. A9.8b .


Lösungen der Aufgaben 351

\ I

\ /
1\....... - J
-/
2
r-. ~
V

o -t
-1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
xla •
Abb. A9.8b

A9.9 Plattenanordnung:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A9.9c ist, ohne Berücksichtigung von Randstörun-
gen, zunächst

Nach Trennung von den Spannungsquellen bleiben die Ladungen auf den
Platten erhalten,

Daraus folgt

V'I =lJ. V I =9rnrn· 100 V= 900V.


/1 1 rnrn
, 1 -1'1 , 1rnrn
V 2 = - 2 -(V 2 - V I) + VI = - -'I00V + 900 V = 911 V.
12 -li 9 rnrn

,;JA
j
2

u, 12
UI~ I1
0
Abb. A9,9c
352 Lösungen der Aufgaben

A9.10 Elektromechanischer Wandler:

1 -+ 2: 0 1 und O 2 sperren; keine Ladungen verschoben.


2 -+ 3: 0 1 sperrt, O 2 leitet; U = U 2' Ladung !!.Q2 = f-oA(U I /XI - U2/X3) durch
Quelle 2 gegen U 2 verschoben, Energie W 23 = U2!!.Q2 an Quelle 2 abgegeben.
3 -+ 4: 0 1 und O 2 sperren; keine Ladungen verschoben.
4 -+ 1: 0 1 leitet, O 2 sperrt; U = U I ' Ladung !!.QI = f-oA(U 2/X3 - U I!x l ) = - !!.Q2
durch Quelle 1 mit'U I verschoben, Energie - W4 1 = - U I!!.QI von Quelle 1
geliefert.
Damit werden die Energiebeträge
(i) - W4 1 =f-oA(UI /x l - U 2/X 3)UI von Quelle I geliefert,
(ii) WB = f-oA(U I /XI - U 2/X3)U 2 an Quelle 2 abgegeben.
Die zugeführte mechanische Arbeit ist (Energieerhaltung)
(iii) Wrne c h = WB + W4 1 = f-OA(U 1/x I - U 2/X 3)(U2 - Ud·

AI0.1 Anfangsstrom über einen Schalter:

(i) Zum Zeitpunkt t = 0 -, unmittelbar vor dem Schließen des Schalters S,


~nt mit Abb. AI0.Lb

U (0-)= 10V (0,22 + 4,7)kO =9,7V.


c (0,152 + 0,22 + 4,7)kO

Keine sprunghafte Änderung von Kondensatorladungen über Kreise mit


Widerständen e-Zum Zeitpunkt t = 0+, unmittelbar nach dem Schließen
des Schalters S, ist Uc(O+ ) = Uc(O-) und damit (Abb. A10.1c)

9,7V
I (0 +) = -- - = 44 mA.
s 2200

(ii) Lange Zeit nach dem Schließen von S (t -+ (0 ) ist mit Abb . AI 0.1d

IOV
I (00) = - -- = 27 mA.
s 3720

~ 4'7kn
Abb. AIO.lb Abb. AIO.le
Lösungen der Aufgaben 353

an 150n 220n

r=:J Abb. AIO.ld


1JOO1

AIO.2 Umladevorgang:

(i) Schalter S über lange Zeit bis t = 0 - geöffnet: U c(O- ) = R 1 I q.


(ii) Schalter bei t = 0 geschlossen. Keine sprunghaften Änderungen von
Kondensatorladungen über Kreise mit Widerständen e-rnit Abb. AlO.2b

(iii) Lange Zeit nach dem Schließen von S (t --+ (0) ist

(iv) Zeitverlauf von U; nach Abb. AlO.2c mit r = (R111 Rz)C.

(R, 11 R 2)Iq -t -- - -'r-- - - .:::.


O-+-----f-----+
o
Abb. AIO.2b Abb. AIO.2c

AIO.3 Spannungsaufteilung in einer Re-Schaltung:

Aus der Ladungserhaltung und der Spannungsteilerregel folgt mit den Bezeichnun-
gen aus Abb . AIO.3b

-Ql+QZ+Q3=0 => -CIUc+CZUZ+C3U3=0,


U Z = U - U c' U 3 = U/3- U c
354 Lösungen der Aufgaben

und da rau s

d.h.

Abb. AIO.3b

AIO.4 Spannungssprung an Re-Schaltung:

Mit den Bezeichn un gen aus Abb . A 10.4b ist für

t =O -; U; =0, VA =0;
t =O+: Vc=O, VA=VE= IOV;
R1 2,5 kO
t = co: VA = - - -VE= - - - · IOV = 2V .
R 1 + R2 12,5 kO

Zeitverl auf vo n VA zeigt Abb . A 10.4c mit

r = (R 1 11 R 2 )C = (2,5 kO 11 10 kO)'O,IIlF = 0,2 ms.

~
~ r\.
4 1\" r-,
R,
\ t"- 1--- ....

~
2
r

o
-0,1 0 0.1 0.2 0,3 0,4 0.5 0,6 0.7 0,8 0.9 l.Orns

Abb. Al0.4b Abb. AIO.4c
Lösungen der Aufgaben 355

AIO.5 Brückenschaltung mit Kondensator:

(i) Mit den Bezeichnungen aus Abb. Al O.5b ist für

t=O- : UA=O, Ue=O;


R3
t=O+ : Ue=O, UA = - U3 = - U = - 2,5 V;
R1 + R 3
t = 00 : le = 0, U 2 = R 21 e = 0,
R\
UA = U 1 = U = 7,5 V.
R1 + R3

(ii) Zeitverlauf von U A zeigt Abb. AIO.5c mit der Zeitkonstanten

I/
~ - - 7,5V

2 11
o f
-2
/
- - 2,5 V
-4
- 10 o 10 20 30 40 50m s
..
Abb. AIO.5b Abb. AIO.5c

AIO.6 Umladung:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. AIO.6b ist für

t=O- : U\2=U q 1=70mV;


t = 0 + : U e(O +) = U e(O -), U 12 = 70 mV;

t = 00: I=U q 2 - Uq \
R 1 +R 2 '
356 Lösungen der Aufgaben

Zeitkonstante
t = (RIII R 2)C = 1,11 ms.

Zeitverlauf von V 12 in Abb . AlO.6c.

80

f
U12
mV ~rt
11 76,3 mV
l,...---
75

tV
70
V
-1 o 2 3 4 5ms
t_
Abb. A10.6b Abb. AlMe

Al 0.7 Kondensator-Reihenschaltung:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. AlO.7 folgen aus

die Beziehungen

(a) VI = 100 V: V= ( 1 + -0,1) ·100V= 1045V'


2,2 ' ,

CI
V2 = - V I = 4,5 V.
C2
2
(b) V 2=100V : V=(1+ ,2) 'I00V=2300V;
0,1
C2
VI = - V 2 = 2200V.
CI
Die Reihenschaltung kann demnach an maximal 105 V betrieben werden.

UI u2
~~

~ U
Abb. AIO.7
Lösungen der Aufgaben 357

AIO.8 Rechteckpuls an Re-Kombination:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. AI0.8b gelten die Beziehungen

UA = R z1 = U q - U c s
1=1 1+1e , U e=R J1 J , 1e=CUe·

t <0: Alle Ströme und Spannungen gleich Null.


t=O+ : U q=10V ; Ue=O; U A=Uq=10V ;
1= U A/RZ = l, = lOmA ; u, = 1e/C =
lOOV/ms.
0< t < 1 ms: Zeitkonstante t = (R 1 11 Rz)C ~ RzC = 0,1 ms;
Umladevorgang nach 0,5 ms praktisch abgeschlossen;

U A= Rz Uq~RzUq=10mV~0(verglichenmit U q=10V) ;
R 1 + s, RJ
Ue~Uq=lOV.
t=lms+ : Uq=O; U e~lOV; UA=-Ue~-10V.
t> 1 ms: Zeitkonstante r = 0,1 ms;
alle Ströme und Spannungen streben exponentiell mit der Zeitkon-
stanten r gegen Null.
Zeitverlauf von U A in Abb . AlO.8c.

10 V + - - - - - - - - - - - ,

1,0ms
o-+-+---::~"_T----+__-----:::: 4---
o r 0,5ms

-10 V - i - - - - - - - - - - - - - J ' - -

Abb. AIO.8b Abb. AIO.8c

AIO.9 Wechselanteil einer Spannung:

Im eingeschwungenen Zustand verlaufen alle Größen zeitlich periodisch. Damit


folgt aus I = CU e(Bezugssinne aus Abb . lO.9b)für den Zeitmittelwert des Stroms I

- C
1=-[U e(t+ T)- Ue(t)] =0
T
358 Lösungen der Aufga ben

und, wegen U A = RI , auch für den Zeitmittelwert der Ausgangsspannung iJA =


RI = O. w eiters ist UA = U E - U e , also iJ A = iJE - iJe = 0 und so m it

Nun ändert sich für T /2 « 5r die Kondensatorsp annung nur un wesentlich,


U e ~ iJe' Am Ausgang erschei nt deshalb die Sp annung

also der Wechsel anteil de r Eingangsspannung. Der Gleich anteil (Mi ttelwert) wird
unterdrückt. Den Ze it verl auf vo n U A zeigt Abb. A 10.9b.

u A

~ (U2 - U , )

o
(

- T/ 2 T/ ~

A bb. A IO.9b

AIO.1O Ausfiltern des Mittelwertes:

Im eingeschw ungenen Zu st and verla ufen alle Grö ßen zeitlich period isch . Da mit
folgt aus I = CU e (Bezugs sinne a us Abb. AI O. lOb) für den Ze itmitte lwer t des
Strom s

und, wegen UA = RI , au ch für den Zeitmittelwert der Ausgangsspannung iJA =


RI = O. Weiters ist UA = U E - Ue , also iJ A = iJE - ü, = 0 und somit ü, = iJE ·
Für f » 1/(lOr} gilt außerdem U e ~ iJ e = cons t, d ah er

(i) r = RC = 100Hl·l ~F = 0,1 s;


1/(lOr) = 1 Hz « 100 Hz, Bedingung erfü llt.

(ii) iJE = ~[ U ! 'kT- U ! '(I - k}T J = (2k -l)U I ; UA ~ U E - iJE ;


T
0< t < kT: UA~ U 1 - ( 2 k - I ) U ! = 2(I -k)U! ,
kT <t < T : UA~ - U 1 - (2k-I)U! = - 2kU!.
Lösu ngen de r Aufgaben 359

Graphische Dar stellung in Abb. AIO.l0b.


Für U 1 = 5 V ist

k 0 1/ 3 1/2 2/3 I
U A für 0< t < kT (10 V) 6,67 V SV 3,33 V 0
U A für kT < t < T 0 - 3,33 V -5V -6,67 V (-10 V)

V,
o
-- - -- I- -- --v E

-
VI

kT
T

Abb. AIO.lOb

AI0.l l Differentiation durch Re-Glied:

Im eingesc hwu ngenen Zustand verla ufen alle Größen zeitlich periodisch . Dam it
folgt aus 1 = CU c (Bezugssinne aus Abb. A IO.l l b) für den Zeitmitt elwer t des
Stroms

und , wegen U A = RI, auch für den Zeitm ittelwert der Ausga ngsspa nnung tJ A =
RT = o. Es gilt also

(i) F ür f» 1/(10r ) ist U c ~ tJ c = const, dah er

wobei

Verlauf von U A in Abb . A10.11b. Am Ausgang erscheint das Eingangs-


signal mit unterdrücktem Mittelwert.
360 Lösungen der Aufgaben

(ii) Für f« l/(lOr) ist näherungsweise u, ~ U E, daher

. r
O<t<kT: UA~rUE=-Ul'
kT

Verlauf von UA in Abb. AlO.llc. Das Ausgangssignal ist proportional der


Zeitableitung des Eingangssignals.

,.-1~)
~ VA
V I /2 -+------,.-----------",-

o -+----+----j-\-;;---r-- - - ..

Abb. AIO.I Ib

VA

r
-kT V 1
0
I

kT
T

Abb. AIO.llc

AIO.12 Integration durch Re-Glied:

Für f» l/(lOr), d.h. T« IOr ist in erster Näherung U c~ Oe= 0, daher (Bezugssinne
nach Abb. A10.12b) UR = RI ~ U E und damit in zweiter Näherung I = CU A ~
UE/R, also

Zeitverlauf von U A in Abb . A10.12b.


Lösungen der Aufgaben 361

T
- U1 - + - - - " ' - - -- ---;'"'
4r

o-+-+--t--~--c- ~----

T
-- u4r 1

T I2 TC-/2_-+-_

Abb. AIO.12b

AIO.13 Operationsverstärker:

(i) Mit den Bezeichnungen aus Abb. A 1O.13e gilt

12 = VA - V..'! = (1
R2
+ ~) VA,
V R2
I E = V E - Vd
R1
= V~
s,
+!!~ ,
vR l

12 + / E = -
v: = VA
- - .
s, »e,
Daraus folgt

und im Grenzfal1 v -> 00:

R2
VA = - -R V E;

invertierender Verstärker.
1

Abb. AIO.I3e

(ii) Nach Abb. AlO.13f ist


362 Lösunge n der Aufgaben

Dar au s folgt mit r = R C die Beziehung

UA = - rU E; invertierende r D ifferentiat or.

Nach Abb. AI O.13g ist

Daraus folgt mit r = R C die Beziehung

. 1
UA = - - UE ; invertie rend er Int egrat or.
r

n iE UA/R UE/R

~
1 c o(
R R 0

u, 1 u,j
u, oe 1 u;

Abb. AIO.l3f Abb. Alo.tJg

AIO.14 Periodisches Rechtecksignal an ReD-Kombination:

D ie Zeitkonstante beträgt r = R C = lOOkn 'lllF = 0, 1s, es gilt also

1/( lOr) = 1 Hz « f = 1 kHz .


Während der Sperrphase der Di ode ist somit Uc :::::: co nst.
a) Diode leitet: Bezeichnungen nach Abb . A1O.14b. U E = - 20 V; Konden sat o r
auf U c = U E + 5 V = - 15 V geladen; U A = - 5 V.
b) Diod e sperrt: U E = 10 V; Diodenspannung (Bezugssinn in Durchlaßrichtung)
U D= U; - U E - 5 V = - 30V < 0; U A = U E - U; = 25 V.
Zeitverl auf der Ausgangsspannung in Abb . AIO.14c. Glei che Schwingungsbreite
wie Eingangsspannung, Kleinstwert a uf den Wert der Quellenspannung fixiert.

UA

2SV

0
-sv t
T /2 T/2

Abb. AIO.14b Abb. AIO.I4c


Lösungen der Aufgaben 363

AIO.15 Laden eines Kondensators mit Spannungsbegrenzung:

Bezeichnungen nach Abb . AIO.15b. Der Diodenzweig sperrt für UD = U A - U q


< U s , d.h. für U A < U q + U, = 5,7 V, und leitet für U A = 5,7 V. Selbst bei der Gr ößt-
spannung U A = 5,7 V am Widerstand ist IR = UAIR = 11,411A gegen 1= 10 mA
vernachlässigbar, sodaß I c ~ I . Daraus folgt wegen I = const

Q I .. c-5,7V
UA = - = - 1 fur 0 ::::; 1 < 11 = = 57 ms;
C C I

Zeitverlauf von U A in Abb . AI 0.15c. UA


5,7V
sv
1

o-iL-----.-~---~_
o IOOms

Abb. AIO.15b Abb. Al o.t5c:

AIO.16 Laden eines Kondensators mit Parallelzweig:

Bezeichnungen nach Abb . A10.16b. Der Diodenzweig ist für U A < U s = 0,7 V
gesperrt, d.h. der Kondensator wird zunächst mit konstanter Stromstärke I
geladen.
I _ UsC _ 0,7 V' 10 l1 F _ 6
U =-1 ' 11 - - -- -4,7ms.
AC' I 1,5mA

Dann übernimmt der Diodenzweig einen Strom der Stärke IR = (U A - Us)/R .


1~11 : Der Kondensator wird mit der Zeitkonstanten r=RC=330n '1011F=
3,3 ms bis zur Spannung U A = Us + RI = 1,195 V ~ 1,2 V weiter aufgeladen. Zeit-
verlauf von U A in Abb . A10.16c.

Abb. AIO.16b
364 Lösungen der Aufgaben

r= 33 ms

1,2
V
1
V
1,0 /' .-I--~
-: V
l---"

0,7;/ I,.o!~
0,6

0,4
/
V
0,2 /
V

o V
o 2 3 4 i 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14ms

4,67ms

Abb. AIO.I6c

AIO.17 Ladungspumpe:

Beim obereren C 1-Wert wird elektrische Ladung von der Quelle in den ersten
Kondensator übernommen (0 1 leitet). Beim unteren Cl-Wert wird elektrische
Ladung vom ersten in den zweiten Kondensator geschoben (0 1 sperrt, 0z leitet).
Der zweite Kondensator wird wegen T« RC z nicht merkbar entladen.

a) Cl = lOCo, 0 1 leitet, Q1 = lOCOVE·


b) Cl = lOCo, 0 1 sperrt, n, leitet;
ohne Cz: Q1 = const = lOCOVE = CoV A' VA = lOVE;
mit Cz, im eingeschwungenen Zustand: C z ist auf VA geladen.

Am Ausgang stellt sich im eingeschwungenen Zustand die Gleichspannung VA =


lOVE = lOOV ein.

VA
50V

5V
0
t

Abb. AIO.l8b
Lösungen der Aufgaben 365

AI0.18 Schaltung mit veränderlicher Kapazität:

a) C = lOCo, 0 leitet, VA = V E = 5V, Q = IOCOUE •


b) C = Co, 0 sperrt, VA = Q/C o = lOVE = 50V ~ const wegen T 2 « RCo.

Zeitverlauf von VA in Abb. A10.18b.

AI0.19 Kondensatormikrophon:

In der Näherung konstanter Kondensatorladung,

gilt

Weiters ist unter Vernachlässigung von Randstörungen

C = eoA = eoA Co - -
= ---
x x o + xcos(!2t) x
1 + -cos(Dt)
xo
und damit
x
V R = - V cos(ilt) = 2,5 _
V
.x cos(!2 t).
xo um

Die Bedingung !2 > l /(RC) ~ l /(RC o) bedeutet hier mit Co = eoA/x o = 111 pF die
Beschränkung

f> 1/(2nRC o) = 29 Hz.

AI0.20 Influenz:

Gemäß der Ersatzschaltung Abb. AI0.20b ist

Daraus folgt

C 12 50pF
V 20 = V 1o= - -·3kV= 1,25kV .
C 20+C12 120pF
366 Lösungen der Aufgaben

Abb. AIO.20b

A12.1 Kupferdraht mit Silberüberzug:

Leitwert ohne Überzug

Leitwert mit Überzug

Daraus folgt

A Ag= YCuA
- Cu'
YAg

und, als Lösung der quadratischen Gleichung für b,

b = (J1 + YCuIYAg- l)d/2 = 39 11m.


A12.2 Erforderlicher Leitungsquerschnitt:

Bedeutet R' = l /(yA) den Widerstandsbelag der Einzelleitung, so ist P~ = 2R '/ = 2


2/ 2 /(yA ) der Verlustbelag der Doppelleitung. Daraus folgt mit der Stromstärke
1 = P/V = 4,6 kW /220 V = 20,91 A die erforderliche Querschnittsfläche

2
A = 2/ = 2 '(20,91 A)2 = 6,25 mm" .
-r; 56 ~ '25 VA
V mm? ' m

A12.3 Überspannungsableiter:

Unter Vernachlässigung der Randstörungen ist

R= ~=(El)2 .57nm . ~=(El1)2 .5 7nm . 0,005m =( ~)2.5 7n


yA E A lVI (0,02m)2 n /4 lVI
Lösungen der Aufgaben 367

mit VI = 5,225 kV; oder, als Zahlenwertgleichung,

R =( lVI )- 2.57 =70051V 1-2.57.


n 5,225 kV ' kV

Graphische Darstellung der Spannungsabhängigkeit des Widerstandes in Abb.


AI2.3b.

80
n
1
R
70

60

50

40

30 \
\

--
20

10
\
<,
o
o 2 3 4 5 6 7 8 9 10kV
IUI----
Abb. A12.3b

A12.4 Stromeinspeisung in Platte:

Radialsymmetrische Stromverteilung, radialsymmetrische Spannungsverteilung,


Abb. AI2.4b;

1
Abb. A12.4b
368 Lösungen der Aufgaben

A12.5 Widerstand eines keilförmigen Leiters:

Radial gerichtetes Feld (Abb. AI2.5b), unabhängig von der Axialkoordinate;

- I - - I
I=J(Q)Qßl = J = -el!' E =J jy= -el!=E(Q)el!'
ß1Q ßIQY

U = JI!2 E(Q)dQ = ~ln((12) = RI = R = In(02jod .


I!I ßIy 01 ßly

Abb. Al2.Sb

A12.6 Widerstand einer Scheibenhälfte:

Mit der Annahme kreisförmiger Stromlinien und den Bezeichnungen aus Abb .
A12.6b gilt

Daraus folgt
Q1t
U = Q1tE(O) = - J (O),
y
D/2 yhU fD/2 dQ yhU (D)
I=h f ~2 J(Q)dQ= - 1t ~2 -Q = - 1t ln -d .
Der wirksame Widerstand ist

U 1t 1t
R =- = = = 1,364 kil.
I yh ln(Djd) O,2Sjm'5'1O- 3m'ln(1O)

Abb. A12.6b
Lösungen der Aufgaben 369

At2.7 Umlenkung:

Mit der Annahme kreisbogenförmiger Stromlinien und den Bezeichnungen au s


Abb . A 12.7b gilt

Weiters sind mit den Vorau ssetzungen üb er d ie Leitfähigkeiten die Flächen


a = 0 und a = nl 2 Potentialflächen für das innere elektrische Feld, sodaß

Die Verknüpfung mit dem G esamtstrom wird durch

1= b 1(1 3J ((I)d (l = bU [ Ylln((l 2) + Y2 In ( (l3) J


(I . nl2 (11 (12

hergestellt. Der wirksa me Widerstand folgt damit aus R = UI I zu

R = nl 2
b[Yl ln ((l2/(1 d + Y2 In ((l3/ (1 2)]

Abb. A12.7b

At2.8 Stromführung über einen Blechkegel:

Ausgehend von Stromlinien entlang der Kegelerzeugenden gilt mit den Bezeich-
nungen aus Abb. A12.8b

I d D-d
J . = 2nb(l' (I = 2" + x tan (a), tan (a) =---u/;

J. I x H
E.= -= - - , S= - -, SI = - - ·
Y 2n yb(l cos (a) cos (a)
370 Lösunge n der Aufga ben

Ü ber die Verknü pfung mit der Spannung,

U=
I SI

0
I
Esds = 21lyb sin( cc)
1- -d-'
11

0
dx

x+ - - -
2ta n( cc)

folgt dann wegen R = U/ I für den Wid er st and

R= ~- - - fll ~~ _ _= ~ll_~~ H tan(cc)/dl


21ly<5 sint«) 0 d 21lyb sint«)
x +- - --
2ta n( cc)

= lTIf2H/(l)-=-~)]2 1~(D/d ) = j1- -t(4l3)2 ln (4) = 10 8 J.1Q


21ly<5 21l" 34 '1 0 3 S ' .

d
x

J"E,

H
~I
Abb. A 12.8b

A 12.9 Flächenstromdichte:

Au s der Drehsymmetrie folgt mit den Bezeichnungen a us Abb. A 12.9b

also für d ie Fläc he nstromdichte


Lösung en der Aufgaben 371

\
-,
'-

Abb. A12.9b

A12.10 Flächenstromverteilung:

Bezeichnungen nach Abb . A12.10b, gleichförmige Verteilung des Flächenstroms


über den Winkelbereich 0 < o: < n,

Abb. A12.10b

A13.1 Elektrisches Moment eines Moleküls:

Gesamtladung = 0 => Das elektrische Moment ist unabhängig vom Bezugspunkt.


Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.1bist

p = eil + el 2 = eacot(rJ./2)e
19
= 1,60'10 - C ' 1,53 '10 - 10
m 'cot(500)e = 1,91 ,10- 2 9 Cm e .

Anmerkung: Die Abmessungen entsprechen denen des Wassermoleküls. Tatsäch-


lich ist jedoch IpHzol = 0,63'10 - 2 9 Cm . Wegen der Überlappung der Ladungsver-
teilungen ist das Punktladungsmodell für die Berechnung molekularer elektrischer
Momente nur bedingt brauchbar.
372 Lösun gen der Aufgab en

e + + e

Abb. 13.1b

A13.2 Elektrisches Moment einer Ladungsanordnung:

(i) Das elektrische Moment p ist unabhängig vom Bezugspunkt, wenn die
GesamtIadung verschwindet:

Qo +2e+2e- e =0 = Qo= - 3e = - 4,806· 1O - 19


C.

(ii) Bezugspunkt im Ursprung,


3 _

P= I d kQk = O,4llm e x' 2e + 0,61lm e y ' 2e


k= I

- (0,4Ilm e x + 0,61lme y + 0,51lm ez }e


= (0,4Ilm e x + 0,61lm e y - 0,51lm e z}e
= (6,408e x + 9,612e y - 8,0IOe z }' 1O - 2 6 Cm.
p=pe mit
p = 1,406'10 - 25
Cm, e = 0,456e x + 0,684e y - 0,570e z.

A13.3 Dipolantenne:

Nach Definition ist das elektrische Moment da s Ladungsmoment er ster Ordnung,


also bezüglich des Ursprungs

Da die Gesamtladung der Verteilung ver schw indet, ist das elektrisc he M om ent
unabhängig vom Bezugspunkt.

A13.4 Drei Punktladungen:

Die GesamtIadung ist gleich Null, r » I bedeutet Dipolnäherung mit dem elektri-
schen Moment
Lösungen der Aufgaben 373

d.h.

Bedeutet

den ürtsvektor, so ist die Komponente von P in Richtung er


X+y
Pr = pCOS(IX) = - p - - ,
.fir

wobei IX den Winkel zwischen e und er angibt. Damit folgt für das elektrostatische
Potential
1 Pr P X+Y QI X + Y
<p= - -=
2
- - - '- - = - - ' - -
4neo r 4ne or 2
.fir 4neo r3

und für die elektrische Feldstärke

- 3Pr-P QI.fi __
E= 3 =--3[3cOS(IX)er-e],
4ne or 4neOr

wobei
X+y _ 1( )
() =- - -,
COSIX er=-Xex+yey+Ze z •
.fir r

A13.5 Quadrupol:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.5b läßt sich der reziproke Abstand l/r,'1' 1
gemäß

L-
00 1 ( -1 -0 )" -1
"=on! OZ r'

zu

entwickeln. Analog ist (/ --. - I)


374 Lös ungen der Aufga be n

Für das elektrostatische Pot ential der Ladungsanordnung gilt daher

<p(&)= -
4nco
Q ( - -2 + - I + - 1) = - Q
r rd' 1 reJ' 2 4nco r
{/2[ 3 (Z)2
3 -
r
- I I
r
4} ,
] + -O[(llr)]
mit Berü ck sicht igung von Ur «. 1 also

3 -Z)2 - 1]
[( 2(9)
<p(Y') = -
QF
- 3
QF 3 cos-
= -' - 3 ··-
- 1
'
4m;or r 4nco r

wobei cos(9) = zlr.

z -+-----~ !11
r.Y 1
1
s

o-<!f.--+---

-I 2

Abb. A13.Sb

A13.6 Elektrisches Feld zweier Linienleiter:

Die Überlagerung der Teilfelder der beiden Linienleiter gem äß Ab b. A13.6b,

liefert mit
(! 1 = aCe x + e y), Qi = 2a 2
,

(!2= a(3e x +e y ), Q ~=lOa 2

den Ausdruck

oder E = Fe mit
Lösungen der Aufgaben 375

x
a

Abb. A13.6b

A13.7 Bündelleiter:

Bezeichnungen nach Abb. A13.7b. Bezugspunkt 0, Teilleiter 1 und 2 und Teilleiter


3 und 4 miteinander elektrisch verbunden: ({Jo = 0, ({JI = ({J2' ({J3 = ({J4' Aus Sym-
metriegründen gilt ({J 4 = - ({J I' U = 2({J I' und für die Ersatz-Linienladungen
T3 = -T 2, T4 = -TI ' Das Potential in einem allgemeinen Punkt g> folgt durch
Überlagerung der Beiträge aller Teilleiter zu

Punkt g> speziell an Teilleiter 1 gelegt, d « a« D:

Q:II1 = d/2, (}:1I2;:;:: a, Q!1'3;:;:: D, Q:fP4;:;:: D;


1
({JI = - - [TI In(2D/d) + T2In(D/a)] = U/2.
2m;o

Punkt g> speziell an Teilleiter 2 gelegt, d« a« D:

{}:1I1 = a, {}:1I2 = d/2, Q:fP3;:;:: D, Q,'J'4 ;:;:: D;


1
({J2 = - - [TI In(D/a) + T3In(2D /d)] = U/2.
2nl:o

({JI = ({J2 bedeutet demnach TI;:;:: T2· Nun gilt Q' = CU mit Q' = Tl + T2, also
TI;:;:: T2 = Q' /2. Daraus folgt
376 Lösungen der Aufgaben

d.h. der Kapazitätsbelag ist über

C'= neo d =~
In(2D/d e ) ' e

wie für die gewöhnliche Doppelleitung mit einem Ersatz-Leiterdurchmesser d, zu


berechnen.

D/2 D/2

a a

(1."1
,01

Abb. A13.7b

A 13.8 Dreileiteranordnung:

(i) Mit dem Bezugspunkt im Ursprung, dem Umkreisradius (20 = a/J3 und
mit, 1+'2 + '3 = 0 ist das Potential in einem allgemeinen Punkt f!jJ

und speziell für &' am Leiter 1 ((2.9' 1 = d/2, (2.9'2::::: a, (2.9'3::::: a)

Analoge Ausdrücke geiten für ({J 2 und ({J3 ' Aus, 1 = C'12 V 12 + C'13 V 13 und
wegen der Symmetrie C'12 = C~3 = C'13 := C; folgt weiters

mit 2, 1 - '2 - '3 = 3, 1 also für die Teilkapazitätsbeläge

Cf = 2 neo
I 3In(2a/d)
Lösung en der Aufgab en 377

(ii) Mit den Richtungen aus Abb . A13.8b,

-e 1 =- -e y' -e 2 = 1:l( Vh3-e x + -)


J ey ,

gilt für die elektrische Feldstärke an der z-Achse

Nun ist

somit

- = - 3C;
E - [ 3U 2 3-e x - Vh3( )- ]
J U 12-U 3 1 ey
4ne oa

= -9C;- U[ cos (wt)ex-sm(wt


- . ey ts ]
4n eoa

oder E = Ee(t) mit


9C'U
E = _ _I - , e(t) = cos(wt)ex - sin(wt)ey •
4ne oa

Die elektrische Feldstärke besitzt demnach an der z-Achse einen zeitlich


konstanten Betrag und eine Richtung senkrecht zur z-Achse, die mit der
Winkelgeschwindigkeit to rotiert.

2 0'---;---....::.0 3

Abb. A13.8b
378 Lösungen der Aufgaben

A13.9 Geladene Kreislinie:

Aus dem Überlagerungsprinzip folgt mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.9b für
das Potential

m(/1Jj)
-rer
1_ fr ds r = const,
4nto '{} r

wobei für jeden festen Punkt f!J' auf der z-Achse

r= Ja 2
+ Z2 = const, f'{} ds = 2na,

Abb. A13.9b
also
r 1
cp(z) =- -;::::::==~
2t o J l + (zla)2
Verlauf von cp entlang der z-Achse in Abb . A13.9c. Ähnlich gilt für die elektrische
Feldstärke

----:(i1l» -_ _1
E- er 4t
f'{} 7erds ' T = const,r = const, e = cos(.9)e z + sin(.9)ee '
o
wegen

cos(.9)= zfr, f
'f5
e ds = 2na =e z
r
also

Verlauf von E entlang der z-Achse in Abb. AI3 .9d.


Lösungen der Aufgaben 379

I
- 3 - 2 -1 o 2 3 zta

Abb. A13.9c

J2
-3 - 2 - 1

2 3 zla

r
~~4- - 0,385-
2soa

Abb. A13.9d

A13.10 Elektronenoptische Anordnung:

Mit den Bezeichnungen aus Abb . A13.l0b gilt

also

mit
f«() = W + (}-3/2, (= bla.

f«() besitzt für ( = bla = l/fi den Maximalwert 2/(3J3) . In diesem Fall ist
380 Lösungen der Aufgaben

r
a
()( ez
h
e
-e ee

Abb. Al3.10b

A13.11 Maximalfeldstärke an Doppelleitung :

Aus der für d « D gültigen Beziehung

C/~
In(2D/d)

für den Kapazitätsbelag und a us der Spannung V ist der Ladungsbelag Q' = C' V
zu berechnen. Daraus folgt

lE Im a x ~ 2neIQ'I/2 ~ d In(2D/d)
IVI = 151 kv /cm .
,
od

Der Maximalwert des Betrages der elektrischen Feldstärke tr itt in den in Abb .
A13.llb mit flJ markierten Punkten auf.

U
~~$_QI
9 9

Abb. Al3 .lIb

A13.12 Kugelkondensator:

Der maxim ale Feldstärkebetrag Ern ax= IE Im_x' E = Erer> tritt an der inneren Kugel
auf, wobei (Satz vom elektrischen H üllenfluß , Kugels ymmetrie)

Q=nd2eE,(d/2), v =JL ( _ 1 _ _ 1 )= ~ E(d/2)(d2 -d) .


4n e D/ 2 d/2 2' D

Die Funktion
Lösungen der Aufgaben 381

nimmt für feste Werte E rna x und D bei d = D/2 ein Maximum an . Die zugehörige
Kapazität folgt aus V = - Q/(2nf.D) = - Q/C zu C = 2nf.D mit e = f.Of. r •

A13.13 Halbgefüllter Kugelkondensator:

Die Spannungsverteilung ist kugelsymmetrisch, d.h. mit der Radialkoordinate r,


a::::; r::::; b, gilt q>(r) = K ]r. Die Konstante K ist aus V = q>(b) - q>(a) = K(1 /b - I/a)
zu bestimmen. Daraus folgt

q>(r)
ba1 -
= - V - _· _, E(r) = - V - - · 2.
ba er
b-ar b-ar

Die Flächenladungsdichte an der inneren Schale ist im nicht gefüllten Bereich

und im gefüllten Bereich

CT 1 = f.rf.O E r( a ) = f.rCTo = - 17,7J1C/m 2 •

A13.14 Überschußelektronen:

Kugelsymmetrisches elektrisches Feld , konstante (negative) Flächenladungsdichte


CTan der Kugeloberfläche: CT = - f.OE D , Q = CTA. Damit ist die Anzahl der Über-
schußelektronen

N .ü = lL = f.o nd 2E D = 52,1.10 9 •
- e e

Andererseits folgt aus m=QV=Mn=MN/N A , N~N. , die Ge samtzahl der Lei-


tungselektronen zu

Das gesuchte Verhältnis ist demnach

A13.15 Widerstand in einer Flüssigkeit:

In der Umgebung der Kugelelektrode bildet sich ein kugelsymmetrisches Strö-


mungsfeld mit der Stromdichte, der Feldstärke und dem Potential

- I - I I
J = -
4nr
-2 er, E = -
4nyr
-2 er> q>= -
4nyr
382 Lösungen der Aufgaben

aus . Da die Behälterwände weit entfernt sind, spielt die Abweichung von der Kugel-
symmetrie in relativ großem Abstand keine Rolle, d.h., die elektrische Spannung
zwischen der Kugelelektrode und dem Behälter wird nahezu vollständig in der
Umgebung der Kugel aufgebracht:

I V I
V;::: - - , R= -;::: - - .
4nyd/2 I 2nyd

A13.16 Kapazität zweier Metallkugeln:

In der betrachteten Näherung ist mit den Bezeichnungen aus Abb . A13.16b

also

Q = C V liefert dann

Q ---()~--~-~ -Q

PI
Abb. A13.l6b

A 13.17 Störung eines Homogenfeldes:

Unter der Voraussetzung a« I entspricht das gesuchte elektrische Feld aus Sym-
metriegründen dem einer leitenden Kugel im ursprünglich homogenen Feld der
Stärke ti; = Eoev Eo = - V/I. Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.17b ist daher

r e a, z=o (9 = n/2): E=Eo[l-(~YJez;


r=a, z=acos(.9): E=3Eocos(9)e r •
Lösungen der Aufgaben 383

Abb. A13.17b

A13.18 Abschätzung der Leitfähigkeit:

Überlagerung zweier kugelsymmetrischer Strömungsfelder nach Abb. A13.18b,


wobei nur die Nahbereiche der KontaktsteIlen maßgebend sind:

U(r)= - 1(1 1) 1
-- -
2ny r0 r
~ --=const
2nyr0
.
fur r »ro;

U 1
R oo= -= - - '
1 2nyro

Im vorliegenden Fall ist R = 2R oo' also

1
y = - = O,159 S/m.
nroR

~u(r)

Abb. A13.l8b

A13.19 Ohmsehe Beeinflussung:

Eine Überlagerung der kugelsymmetrischen Felder nach Abb. A13.19b ,

- 1 - 1- 1 I
J = - -2 er> E = -J = - -2er> ({)(&) = -2- ,
Znr y 2nyr ny'

liefert für die Potentiale in den Punkten 3 und 4

I 1
({)3= - -- - -,
2nyr13 2nyr23
384 Lösungen der Aufgaben

und damit für die gesuchte Spannung

U 34 = ({J 3 - ({J4 = _ I_ ( _1 _ _ I _ _I + _1 )
2rry r 13 r23 r 14 r24

rry
(Ia Ja1)
= -I - -
+F 2
= 71 ,66Y;::::70Y.

I
/
9
e,
Abb. A13.l9b

A13.20 Zählrohr:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.20b, Q = CU und dem Ausdruck

C = 2rreol
In (D/d)

für die Kapazität (ohne Randstörungen) gilt für die Rad ialprojektion der Feldstärk e
in dem kreiszylindrischen elektrischen Feld

E
I!
= ~= U
2rreo(! oIn(D /d) '
speziell also
2U
EI! = = 3,47 MY/rn;
d In(D /d)
D 2U
(!= - ; EI! = = 0,046MY/rn.
2 Dln(D/d)

Abb. A13.20b
Lösungen der Aufgaben 385

Al3.21 Entwurf eines Hochspannungskondensators:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.21 folgt unter Vernachlässigung von Rand-
störungen aus

c= 2n1>01
In{D/d)
zunächst

In (~) = 2nsol = 2n'8,854pF/m '0,45m = 0 834'


d C 30pF "

also Dld = 2,304. Der Feldstärkebetrag ist maximal am Innenzylinder,

E = Q/l UC/l 2U
rnax 2nsod/2 2nsod/2 dln{D/d)

Daraus ergibt sich

2U 2·140kV 9
d= =55 mm '
Erna.In{D/d) 60kV/cm'0,834 ' ,
D = 2,304 d = 128,8 mm .

d
D

Abb. AB.21

Al3.22 Größtspannung eines Kabels:

Der Maximalbetrag E; der Radialfeldstärke EI! tritt an der Kontur des Innenleiters
(Durchmesser d) auf. Die längenbezogene Ladung folgt aus (jj = eE; zu Q' = dnsE;.
Zu dem kreiszylindrischen elektrischen Feld gehört der logarithmische Potential-
verlauf

cp{e) = K ln(eo) = E;dIn (eo),


2ns e 2 e
386 Lösungen der Aufgaben

und daraus folgt für die Spannung

U=cp ("2d)-cp (D) Eid ln (D)


"2 =2 d = 188kV.

A13.23 Querleitwert eines Koaxialkabels:

Bedeutet]' den längenbezogenen, radial nach außen fließenden Strom, so sind mit
den Bezeichnungen aus Abb. A13.23 die Stromdichte und die zugehörige Feldstärke

- 1- ]'
E = -J = - -ee '
y 2n:yg

Über die Spannung

(D)
U=
f D/ 2

sn
Ee dg = - ln -
2n:y d
]'

folgt dann der Querleitwertbelag zu

G'=-= -
r 2n:y
- - .
U ln(Djd)

Abb. A13.23

A13.24 Auslegung eines Koaxialkabels:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.24a gilt zunächst für den Kapazitätsbelag

c= -~ .
ln(Djd}

Die Maximalfeldstärke tritt am Innenleiter auf und beträgt

Q' CU 2U
E.= - - = - - = -- -
I 2n:edj2 ned d In (Djd)
Lösungen de r Aufgaben 387

Ihr Verlauf Ei = 2U/f(d) als Funktion von d für feste Werte U und D, in Abb .
A13.24b skizziert, besitzt ein Minimum (f(d) ein Maximum) im Intervall 0< d < D:

f(d) = dln(D /d), f'(d) = In(D/d) - 1=0 =- In(D/d) = 1, Dld = e = 2,718.


Somit ist der Kapazitätsbelag

Ztu:
C' = - - = 2m; = 125,7pF/m.
In(D/d)

D 0-+------1-+
d
o D

Abb. AI3.24a
Abb. A13.24b

A13.25 Hochspannungsdurchftihrung:

Der Satz vom elektrischen Hüllenfluß liefert in Verbindung mit der Kreiszylinder-
symmetrie und den Bezeichnungen aus Abb . A13.25b

d/2 < o < 2d: iS = D(e)"eu' D(e) = Q'/(2ne),


d/2<e<d: E = E 1(e)"eU' E 1(e) = Q'/(2ne1e) ,
d« a < 2d: E = Eie)eu' E 2(a) = Q'/(2ne2a),

wobei e1 = 2e, e2 = s, s = 2,5eo. Über die Spannung

f
DI 2 Q'
U = E(a) da =- [t ln(2) + In(2)]
412 2ne

folgt dann Q'/(2ne) = U/ lnf i = 96,2 kV, insgesamt also

10mm < e < 20mm: E 1(a) = 48,1 kVle:


20 mm < a < 40 mm: E 2 (a) = 96,2 kV j e.

Darstellung des Verlaufs in Abb . A13.25c.


388 Lösungen der Aufgaben

I
E
kv~m
50

40
48,1 kV/cm

1\
\
I
~
r-, r-,
30
<, 24kV/cm ~
20

d 10

2d
o
4d o 10 20 30 40mm

Abb. A13.25b Abb. A 13.25c

Al3.26 Kabel mit geschichtetem Di elektrikum:

Der Satz vom elektrischen Hü llenfluß liefert in Verbindung mit der Kreiszylinder-
symmetrie De = Q'j(2n(! ) und daher

do/2 < o < d 1 /2 : Ee = Q'/(2m;I(! )'


d l /2 < (! < d zl2 : Ee = Q'/(2nez(!) ,
wobei
do = 20mm, d, = 30mm, dz = 40mm.
Aus

[ 1ln (d)
-!. + - 1ln (d)J
f
2 Z

U= Q'
e d(! = - - - --.3.
d 1 E
dol Z 2neo <:' 1 do e,z dl

folgt mit dem angegebenen Spannungswert Q'/(2neo) = 25,489 kV und damit

e, ( ~) = __ ~' - = 25,489 kY
= 5,10 kV[cstv;
2 2n<:0[;, t d o/2 5· I cm
Q' 25,489 kV
Ee ( -d t + ) = - - - = - -- ·-=6,80kV/cm .
2 2n[;0[;, zd1/2 2,5' 1,5 cm

Der Größtwert des Betrages der elektrischen Feldstärke tritt am Innenrand des
äußeren Dielektrikums auf und ist 6,80kV/cm.
Lösungen der Aufgaben 389

A13.27 Koaxialkabel mit Führungsscheiben:

Die Kapazität einer Teilung der Länge D ist

längenbezogen also

Cf = Cf (~ + ~) Cf = 2neo
o 5 5' 0 In(D /d) '

wobei C~ den Kapazitätsbelag des leeren Kabels angibt. Die relative Erhöhung
beträgt demnach

C f - Cf0 = er -
I
= 900
C' 5 %.
o

A13.28 Zylindrische Anordnung:

(i) Die elektrische Feldstärke (Kreiszylindersymmetrie)

ist stetig an der Grenzfläche z = I. Die Konstante K bestimmt sich aus der
gegebenen Spannung über

D/ 2
U =- f d /2
Ee d(l = - K In(D /d),

somit
- U ee d D
E(n z)= - - - - -<n< -- O<z <L
"', In(D /d) (I ' 2 '" 2' ,

wobei Randstörungen bei z = 0 und z = L nicht berücksichtigt werden.

(ii) 7 = yE,

e'
- y1U e e d D
J((I ,z) = -ln(D/d)
<< o -c-« O<z<l,
2 '" 2'

J ((I, z) = - In(D /d) e'


- U
Y2 ee d D
- < n <- l-c z-c L.
2 '" 2'
390 Lösungen der Aufga ben

... 1= 2n(!"- U-
(111) -1[Yt f + Yz(L-f )] ,
In(D/d ) o
2nU
1= - - [Yt f + yz(L - f )].
In(D/d)

A13.29 Geschwindigkeitsverteilung:

Au s der allgeme inen Form des Potentialverlaufs für die vorli egende Symmetrie,

qJ(e) = K In (e/eo), K = co nst,

folgt m it qJ(a) = 0 und qJ(b) = U zunächst

In (e/a)
qJ(e) = U In (b/a) .

D ie Elektronen bewegen sich radial nach außen. Die Ene rgieer ha ltung liefert dann
(nichtrelativistisc h), wegen v(a) ~ 0 und qJ(a) = 0,

1,0

......- .>:V/I
~

0,9 ....- -: /
1 ./
V /
V Y /
v«(I) 0,8 "r

0/
f I~Y
v(b) 0,7

0,6 / /
)1/ ...,
i/ 1/
0,5

0,4 / / ~I ~
r-----OI r--

I
~.

I
er

0,3 /
I I
0,2

0, I

°° 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1,0

(li b
Abb. AI3 .29b
Lösungen der Aufgab en 391

also

mit der Endgeschwindigkeit

e
V(b)=J2 U.
me

Eine graphische Darstellung des bezogenen Geschwindigkeitsverlaufs für unter-


schiedliche Radienverhältnisse alb zeigt Abb . A13.29b.

A13.30 Elektronen auf Kreisbahn:

Aus der allgemeinen Form der elektrischen Feldst ärke für die vorliegende Symmetrie,

- K
E =-ee' K =const,
Q

folgt zunächst über die Spannung

b dQ
U=
fa
K -=Kln(b/a)
Q

der Ausdruck
- -U- ee
E= -,
ln(b /a) Q

wobei a = 20 mm, b = 60 mm . Die Bewegungsgleichung

V2 _ _ _ eU ee
-m -e =F = -eE = - - - -
Q e ln(b /a) Q
liefert dann
m (b)911 '10-
U= -v 2In - = ' 19
m
3 1kg
' 10 14 - ln (3) = 624,7 V;
2

e a 1,602'10- C S2

unabhängig vom Bahnradius.

A13.31 Potentialsteuerung:

Unter Verwendung der Bezeichnungen aus Abb . A13.31 b verläuft die radial
gerichtete Feldstärke im Bereich d j2 < Q < dM/2 gemäß

dj2
E(Q) = Ei -- .
Q
392 Lösungen der Aufgaben

Daraus folgt

f d, (dM)
M
d /2
V I= E(e)de=Ej~ln - =18,39kV
d;/2 2 dj
und, mit der Spannungsteilerregel,

VI
- - = 0,582.
V-VI

.J -«

....z..- _

Abb. A13.31b

A13.32 Teilkapazitäten dreier koaxialer Rohre:

Die längenbezogenen Teilkapazitäten C;k = C~i des Dreileitersystems sind durch

(I) Q'I = CJ2 V 12 + C\3 V 13'


(2) Q~ = C~I V 21 + C~3V 23'
(3) Q~=C~IV31 +C~2V32

definiert. Sie lassen sich am bequemsten durch Herstellen spezieller Verbindungen


berechnen:
(a) Abbildung A 13.32 b, V 12 = V, V 23 = 0; Raum zwischen Rohren 2 und 3
feldfrei, d.h . Q~ = O. Rohre 1 und 2 bilden ein Zweileitersystem. Q~ = - Q'J .
Aus Gin. (2) und (3) folgt damit - Q'1 = - C~I V bzw. 0 = - C:\1 V, also

, 2m:o
C I2 = C~I = = 80,3 pF/m;
In(D 2 /D 1 )
C I3 = C~I = O.

(b) Abbildung A 13.32c, V 12 = 0, VB = V; Raum zwischen Rohren I und 2


feldfrei, d.h. Q'I = O. Rohre 2 und 3 bilden ein Zweileitersystem. Q:~ = - Q~ .
Aus Gin. (I) und (2) folgt damit 0 = C 13V bzw . Q~ = C~3V , also
Lösungen der Aufgaben 393

Abb. A13.32b Abb. A13.32c

A13.33 Joule-Verluste in Blechteilen:

Unter Annahme einer radialsymmetrischen Strömung in den Blechteilen (Abb.


A13.33b) mit der Stromdichte

1/2 1
J = - -= - = yE
o (j(!1r/2 n(je e

folgt für die Spannung zwischen Innen- und Außenrand

I (D)d
f
D 2
/
u= Eede= - l n ~ .
~2 ny(j

D ie gesamten Joule-Verluste (beide Teile) sind daher

rr/2

1/2

Abb. A13.33b

A13.34 Stromflihrung über Metallplatte:

Aus dem Überlagerungsprinzip folgt mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.34b
für die Stromdichte in einem allgemeinen Plattenpunkt
394 Lösungen de r Aufga ben

und speziell entlang der Verbindungslin ie 75,

-
J (x )= -
I ( 1
- - +--
2m) al2 + x al2 - x
1)e X'
a -d
Ixl ~ -- .
2

Damit lä ßt sich über d ie Fe ldstä rke E = J/y d ie Sp an nung zwische n den Bol zen
berechnen ,

U=
l
(a - d / 2
E. dx = -
I- l
f (a - d /2 (- --I + - _I 0) dx = -In
I (2a -
---
d).
f - (a - dl/2 21t}'b - ( a - dl/2 al2 + x al2 - x 1t}'b d

R = U11 liefert sc hließlic h unter Verwe nd ung vo n d « a für de n wirksame n Wide r-


sta nd

In(2ald )
R = - o- -- .
1t}'b

---t'H--+ e x

a/2 a/2

Abb. A 13.34b

A ] 3.35 Widerstand eines Engebereichs:

U nte r Verzic ht a uf die gena uere Beschreibung der St rö mung in den Ü bergangs-
ber eich en folgt unter den Anna hme n eines radial sym metrischen Fe ldes un d de m
n äherungsweisen Ersa tz der T ra peze d urc h Kr eissekt oren nach Abb. A 13.35 b

I 1
Je = - _o, Ee = Je'
CI.(!d }'

tan t«) = 0,5 = CI. = 0,464; d = 0,1 mm ;

für die Tei lspa nnung U 1 und den zugehö rige n Te ilwiders ta nd R I a lso
Lösun gen de r Aufgab en 395

Der Widerstand des rechteckförmigen Mittelstücks Abb. A l3 .35c, berechnet in


der Näherung eines hom ogenen Strömungsfeldes, ist

1
R 2 = - =O,357mil,
')'bd

der Gesamtwiderstand des Engebereichs daher

e
.,..,e
ö I e l= l rnrn
I .,..,e
I N
I

Abb. A13.35b Abb. A13.35c

A13.36 Joule-Verluste in einer Hülse:

Unter der Annahme einer radialsymmetrischen Stromverteilung in der Hülse


unabhängig von der Axialkoordinate (gerechtfertigt, wenn die Konduktivität des
Hülsenm aterials deutlich kleiner ist als die Konduktivität des Bolzenm ateri als)
folgt mit der Rad ialkoordinate Q für die Stromdichte und die Feldstärke

- 1- I
E = -] =- - e
')' 27rQ')'1 o

und damit für die Spannung

I ln (D)
U=
f D' 2

d/2
Ee dQ = -
Zn»]
- .
d

Daher sind die Joule-Verluste

In(D/d ) 2
P = U! = - -! .
2n')'l
396 Lösu ngen de r Aufgabe n

A13.37 Grabenkondensator:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. AI1 37b sind die Kap azität sbc1äge der Grab en-
wände und des Grab enbodens

[;b
C~~ -,
d

Zus ammen ist

C' ~ 2C~ + C~ ~ [; 0[; [2b + _ _ t:_ _ ]


r d In(1 + dia)

~ 8,854 PF /m 'lo[ _2'_3 + _ _tt ] = 5,998 '\0 3 pF /m;


0,1 In(1 + 0,1/0,2)
C' ~ 6pF/mm.

0,3511m
-rr
I[
.
l'f
-
i ~ .-
I
I I

I
I
i
.j I..
0,2 11m
Abb. A13.37b

A13.38 Kapazitätsbeitrag einer Abschrägung:

Mit der Annahme kreisbogenförmiger Feldlinien und den Bezeichnungen a us


Abb . A13.38b folgt au s der Spannung U = E alXQ die Flußdichte
Lösungen der Aufgaben 397

und daraus der längenbezogene elektrische Fluß

Über t/< = Q~ = C~U ergibt sich dann der Kapazitätsbelag der Abschrägung zu

s ( 1 +-h 2 )
C s, = -ln .
IX h1

11,
Q I = ~. ~
sm (x)

Abb. A13.38b

A13.39 Kreiszylinder im Transversalfeld:

Mit den Bezeichnungen aus Abb. A13.39b gilt für das Potential und die Feldstärke
des Liniendipols

p' cos(.9)
qJ= ~~ ~--,
E_ _p_'__2_co_s_(_.9---,)-=-e~Q_-_e~y
2neo (} - 2neo (}2 '

und des Homogenfelds

Die Überlagerung der beiden Potentiale liefert zunächst

p' 1 )
qJ =
( -2ne -(} - E o(} cos(.9) .
o
Soll das Potential an der Kontur (} = a verschwinden, muß p' gemäß p' = 2na2 eoEo
gewählt werden. Damit wird

Der Maximalwert des Feldstärkebetrages tritt an den Erzeugenden .9 = 0 und .9 = t:


des Zylinders (} =a auf, IElmax =2IEol .
398 Lösungen der Aufgab en

Abb. A 13.39b

A 13.40 Influenzierte Ladungsverteilung:

Es ent steht eine Flächenladungsverteilung an der äußeren Grenzfläche (! = a. Der


Rest des Rohrs bleibt ladungsfrei.

l! = a + : y = a sin (a), E = Eo 2 sin (a)""e e.

Die zugehörige Flächenladungsd ichte ist

A 13.41 Rotationsellipsoid:

Für ein gestrecktes Rot ationsellipsoid (Abb. A13.41) gilt r 1 + r 2 = L= const ("Gärt-
nerk on struktion" einer Ellip se), wenn r 1 und r 2 die Abstände eines Punktes flJ' vo n
den Brennpunkten bedeut en. Liegt f!1' im Scheitel , so ist speziell r 1 = a - 1/2,
r ri r;
2
2 = a + 1/2, also L = 2a. Für flJ> a m Gürtel ist andererseits = = (//2)2 + b , also
L= 2r 1 = 2J (I/2)2 + b 2 = 2a. Daraus folgt a2 - b2 = (//2)2 ode r, mit der Exzentrizi-
tät e = J a2 - b 2/a, die Beziehung 1= 2ae.

(i) Die Potentialflächen eines gleichförmig geladenen, dünnen Stabes sind


konfokale gestreckte Rot ationsellip soide. Somit läßt sich das elektrische
Feld eine s elektrisch leitfähigen, geladenen gestreckt en Rotationsellipsoid s
im Außenraum durch da s Feld des geladenen Stabes beschreiben . Aus

t
cp(f!1')= - -ln
4nco
-
L -I
(L+ I)
,
Q Q
,= -= -,
1 2ae
cp(flJ»
Q
= U =-
C

folgt für die gesuchte Kap azit ät

c = Q = _ , 1_ = _ 4-:-n_c_o_'2_a_e----:- e
- - - - CK ,
U cp(flJ» In ( 2a + 2ae) In)1 + e
2a - 2ae 1- e

wobei C K = 4n coa die Kap azität einer Kugel mit dem Radius a angibt.
Lösun gen der Aufga ben 399

(ii) Die Ge samtladung beträgt Q = CU . Der Ausdruck

für die elektrische Feld stärke am Ellipsoid liefert die Flächenladungsdichten


ce
im Scheitel wegen 1 + e 2)/2 = eszu

€o U e
o"s = €oEs = -
a - -- - - -
(l - e 2)ln J@+e
--
l- e

und am Gürtel wegen (e 1 + e 2)/2 = ~eI! zu

Abb. A13.41

A13.42 Spiegelung einer Punktladung an einer Ebene:

Das elektrische Feld im betrachteten Halbraum läßt sich über die Anordnung von
Er satzladungen im leeren Raum nach Abb . A13.42b berechnen ("Spiegelungs-
methode"):
400 Lösungen der Aufgaben

also ist in der Ersatzanordnung an der Ebene z = 0

(i) In der ursprünglichen Anordnung gilt damit für die Flächenladungsdichte


(Abb. A13.42c)

Q
(10= - 2 "
2nl

(ii) Wegen der Gleichwertigkeit der elektrischen Felder der ursprünglichen


Anordnung und der Ersatzanordnung im Bereich z > 0 ist die gesuchte
Kraft direkt über das Coulomb-Gesetz zu berechnen:

(J

2 3
or-.....L----=:;:::::;; --Q/I
I
- 2-e.
r
-Q

Abb. A 13.42b Abb. A 13.42c

A13.43 Spiegelung einer Punktladung an einer Kugel:

(i) Aus Abb . A13.43b folgt

<p(fl') = 0 bedeutet demnach


Lösungen der Aufgaben 401

Die Beziehung r~ 1 /r~2 = jZjb = const definiert nun als geometrischen Ort
der Punkt &> in der Ebene einen Kreis, im Raum eine Kugel. Aus der
speziellen Lage ,0} = &>0'

r~l_a-c_ rc
r~2 - b-a - -Vb'
folgt schließlich die Beziehung a = jb;:.

2 2

Abb. A 13.43b Abb. A13.43c

(ii) Ohne Zusatzladung Q3 in (!) (Abb. A13.43c) gilt mit Ql = - Qalb, Q2 = Q


für die Feldstärke

Aus den geometrischen Beziehungen

ri = a2 + c2 + 2aCCOS(.9)} c2 = ri + a2 - 2r1aCOS(CX 1)}


r~ = a 2 + b2 + 2abcos(.9) b2 = r~ + a2 - 2r2acos(cx 2 )

folgt

a = r 1 cos(cx 1) - CCOS(.9)}
a = r 2 cos(cx 2 ) - bcos(.9)

und damit

Q b2 _a 2
E=-
r - - -3 .
4nf: o ar2
402 Lösungen der Aufgab en

Mit Zusatzladung Q3 = - Q1 = Qalb in (!) ist dann

E
r
=~(~ ~_ b
4m,o b a2
2
_a
ar32
2
) =-Q-[l-
47rB ab
(b -a)b(b +a)]
r 32 '
o
wobei

Für b = 2a gilt speziell

Die gesuchte Flächenladungsdichte auf der Kugel folgt dann au s a = l:oE, zu

Skizze in Abb. AI3.43d.


(iii) Die Kraft F2 = Fze z an der Ladung im Punkt 2 läßt sich aus der
Coulomb-Wechselwirkung des Er satzladungssystems berechnen. Aus

folgt

0,5 -+------\'"'-----t---------l
(1

O.16-+-_~
8
O-+-----~--t_--

0 + - - - ---+- --=""""-1
o 2
- I -+---------"4- 11 = d/a

Abb. AI3.43d Abb. A13.43e


Lösu ngen der Aufga be n 403

oder

Verlauf in Abb. A 13.43e. Bei kleinen und großen Abständen gilt

A13.44 Maximalspannung einer Metallkugel:

Ann ahme: Die Kugel ist so weit vom Boden (und anderen leitenden Körpern)
entfernt, daß sich die Ladung annähernd gleichförmig über die Kugeloberfläche
verteilt. Ist die Isolatorsäule elektrisch nicht polarisierbar, so folgt aus Er = Uj a
mit dem Kugelradius a = dj2

2U 2·2MV
dm i n = - - = = 1,33 m.
e..: 30kVjcm

Ü berprüfung der Ann ahme (Abb. A 13.44 b):

E(Y'):::::: - Q-+
r 4na 2
Q
4n(2h + a)2
= - Q [ 1 + ( -a-
4na 2 2h + a
)2J.
Die Abwei chung von der Kugelsymmetrie durch den zweiten Term in der eckigen
Klammer beträgt nur et wa 1%. D ie Näherung ist daher gerechtfertigt.

Q
a
9
h +a
E,(9)

h+a

- Q

Abb. AI3.44b

A13.45 Schrittspannung:

Ersa tza no rd n ung na ch Abb . A 13.45b: Zwei Punktquellen gleicher Stärk e im


ganzen Raum kon stanter Leitfäh igke it y. Aus der Stromdichte und der Feldstärk e
im betrachteten Punkt,
404 l ösungen der Aufgaben

ergibt sich mit


U 30V
Es~ - = - - = 37,5V/m
ßs O,8m

die erforderliche Tiefe

h= ~ l -- ~ 18,1 m.
3J3rr/'Es

I 2
4rr 3hz
h J,

h/.,ß

h
hj3ii

Abb. A13.4Sb

A 13.46 Kräfte an Punktladungen:

Die gesuchten Kräfte lassen sich über die Ersatzanordnung Abb . A13.46b im leeren
Raum aus dem Coulomb-Gesetz berechnen. Es gilt

also

mit dem Betrag

und den Richtungen (Einsvektoren)


Lösungen der Aufgaben 405

2 y 1
- Q e-----t----. Q

x
a

Abb. A 13.46b

A 13.47 Draht vor Metallplatte:

Ersatzanordnung nach Abb. AI3.47b: Zwei dünne, parallele Drähte im leeren


Raum. Daraus folgt
Q'
ii; = - Eoe z , Eo=2 - - .
2m;oh

Der Ladungsbelag ist au s

Q'=C'U, C' = 2m;o


In(4h/d)'

zu berechnen, also

2U 2·5 kV
Eo = = = I,36kV/cm .
h In(4h/d) 2 cm ·ln (40)

d«h
Q'
rp = U +-}----,r-

z
h

rp=o - - -

h
-Q'
rp=-U-

Abb. A13.47b
406 Lös ungen der Aufgabe n

At 3.48 Feldstärke an einem Erdseil:

Ersa tza no rdnung nach Abb . A 13.48 b: Zwei par allele, län genbezogen mit ± Q'.
gelad ene Leiterseile im leeren Rau m. Die Spannung 2U I zwischen den Seilen
wird so gewä hlt, daß sich nach Überlageru ng des ursprünglichen Homogenfeldes
die Spannung N ull ergibt, also 2U I = E 02 h. Für die Ersatzano rd nung gilt dann

rrco
- Q'I = C ·2U 1= - - - E0 2h,
In (4 h/d )

und so mit für die Feldstärk e a m oberen Leiter seil (d « h)

EI = - -
Q'I
- = - -
2h e;
-- - ~ - 62 kV/ m.
2rrcod/2 d In(4 h/d)

Wegen Ei l » E o ist dies bere its die gesuchte Feld stärk e an der Oberfl äche des
1

Erdseils. O bwohl das Seil geerd et ist, stellt sich demnach an seiner Oberfl äche ein
erheblicher Feldstärkebetr ag ein.

2h

Abb. A 13.48b

A 13.49 Doppelleitung über dem Erdboden:

Ersa tzanordnung im leeren Raum nach Abb. A13.49b mit den Ersatz-Linien-
ladungen TI und Tz'
(i) Wird der Feldpunkt ;JjJ a n die Leiter I bzw. 2 gelegt, so liefert dies die
Potentialwerte
2
lfJ l , z = - I - [ Tl,zln (4h) + Tz.lln (J(2h
-- -)Z + - )J
- -D .
2rr~ d D

Aus der Definition der lä ngenbezogenen Teilkap azitäten,


Lösun gen der Aufgab en 407

folgen mit C'IO = C~o' C'12 = C~ I die Ausdrücke

und daraus mit obigen Potentialwerten

(ii) Die Ersatzanordnung liefert mit den Bezeichnungen au s Abb. A13.49 c

wo bei T2 =- TI und

also

T1 2h[ 1 1 ]
E = 2m;o h 2 + (x - D/2)2 - h 2 + (x + D/2)2
z

Tl 4hDx
2n:e o [(x + D/2)2 + h 2] [(x - D/2)2 + h 2] ·

D/2 D/2

h
h

Abb. A13.49b A bb. A13.49c


408 Lösungen der Aufgaben

Nach Einführung der bezogenen Koordinate ~ und der bezogenen Höhe 1],

x h
~ = D/2' I] = D/2'

läßt sich das Ergebnis in der Form

schreiben. Im vorliegenden Fall ist I] = 4,

und damit Eo = 1,43 kV/m . Der Verlauf ist in Abb . A13.49d skizziert.

E,
0,31E o = 442 V/rn
-2,45

-7 -6 -5 -4 -3 - 2 - I

3 4 5 6 7 .x
~ = ­
D/2
~ = 2,45,;, x = 2,45 rn
-0,3IE o = - 442 V/rn

Abb. A13.49d

AB.50 Drahtring vor Platte:

Die Ersatzananordnung im leeren Raum nach Abb . AI 3.50b - zwei koaxiale,


entgegengesetzt gleichförmig geladene Kreisschleifen - liefert für die gesuchte Feld-
stärke zunächst

-(
E ?J) = 2- -
4m:o
r f-
'6'
e zcos(a)
r
+ eil sin(a)d S=
2 - -
r cost«) D -
- - - 2-
2m:o r
ne:

Mit
Q = rDn = CU, r = Jh 2 + (D/2)2 = 21,2 mm, cos( a) = h/r
folgt dann
Lösungen der Aufgaben 409

Abb. A13.50b

A14.1 Flächenladungsdichte:

An einem stromfreien Leiter liegt die elektrische Feldstärke notwendig senkrecht


zur Oberfläche (Abb. AI4 .1, [ EI] = 0). Daraus folgt

E; = ± JE; + E; + E; = ± 53,85 kv /m;


o = Dn = eoerE n = ± 1,097'10- 6 C/m 2;
also [o ] = 1,10~C/m2 .

Abb. A14.1

A14.2 Elektrisches Feld an einer Grenzfläche:

An der Grenzfläche z = 0 (Abb. A14.2) liefert die Sprungbedingung [E t ] = 0


Et- = (-30e x + 40ey)kY/m = Et ·
Aus der Sprungbedingung [Dn ] = 0 folgt weiters, zusammen mit den Material-
-+
gleichungen D - = e-+-+
E -,

wegen en = ez also
E+ = e- E- = - ~ 20 kY/m = - 6,15kY/m .
z e+ z 6,5

Insgesamt ist demnach


410 Lösu ngen der Aufga ben

Abb. A14.2

A14.3 Stromübertritt zwischen Metallen:

Mit den Bezeichnungen au s Abb . A14.3 folgt a us der Sprungbedingung zum Sat z
von der Erhaltung der elektrischen Ladung (stationärer Fall, 0- = 0), au s dem
lokalen Ohmsehen Ge setz und aus der Sprungbedingung zum Satz vom elektrischen
Hüllenfluß

e. ·[1 ] = 0:

Bei Stromübertritt vom besser zum schlechter leitenden Metall ist die Flächen-
ladungsdichte po sitiv. Ist im vo rliegenden Kontakt (1) Kupfer und (2) Messing,
so gilt

(J = eo (~- ~)Jn = 8,854 PF. (~ _ ~)n mm2 ' 200 ~


Y2 YI m 14 58 m cm'
= 0,960 pCjm 2 •
(I) (2)

Abb. A 14.3

A14.4 Sprung der elektrischen Feldstärke:

Mit der Normalenrichtung e. = ey gilt im sta tionä ren Fall (0- = 0)

[EI] = 0 = E2 x = e.; E2 z = e.;


[Jn] = J 2 y - J I y = Y2E 2y - y l E l y = 0;
Lösungen der Aufgaben 411

insgesamt also

AI4.5 Metallkugel in Grenzfläche:

Mit dem Ursprung im Kugelmittelpunkt gilt wegen der Radialsymmetrie und der
Bedingung [ EI] = 0

wobei K = const im ganzen Feldraum. Aus

l
OO K K
U = stz ;:z dr = d/2

folgt dann K = Ud /2, für die von der Kugel ausgehenden elektrischen Teilflüsse
also

x-c O: IjJI = 2nr 2D r = 2nf.1Ud/2,


x> 0: ljJ 2 = 2nr 2 D, = 2nf.2 U d/2.

Damit ist

A14.6 Kondensator mit inhomogenem Dielektrikum:

(i) Ersatzschaltung nach Abb. A14.6b, wobei

(ii) (a) Unter Vernachlässigung der Leitfähigkeiten:


412 Lösungen der Aufgaben

(b) Unter Berücksichtigung der Leitfähigkeiten :

1 U
u l
= RI U= ~-U, EI = - = 14,7 MV/rn ;
R I +R 2 YI + Y2 1 + YI!Y2 I1
U 2= R 2 U= _ Y_I_ U , 1 U
E2 = - = 7,3 MV/rn.
R I +R 2 Y I + Y2 1 + Y2!YI 12

(iii) Lange Ze it nach dem Anlegen der Gleichspannung U = 220 V ist

Unmittelbar nach dem Kurzschluß bleibt -QI + Q2 erhalten (Abb . AI4.6c),


d .h., mit u; U;
+ = 0,

Daraus folgt

mit
'I = R I CI = f, 1!Y I = 8,85 s; '2 = R 2C2 = f, 2/Y2 = 11,07 s;
,= (R I + R 2)(C I + C 2 ) = 46,46 s.
Skizze der Zeitverläufe in Abb. A 14.6c. U I und U 2 klingen exponentiell
mit den Zeitkonstanten bzw . '1 '2
ab. N ach dem Kurzschluß kann sich
demnach für # '1 '2
zwischen den wieder offenen Klemmen des Konden-
sators eine nicht unerhebliche Sp annung aufbauen, die allmählich wieder
ver sch windet.

lOV

E
'lf
sv V=V I + V 2
Cl
RI :-QI I ~O
0
I I ,,-
!I !2

vI »<.
Q2
L ____ I
R2
-rc: -10V
-sv
V+I
VI

Abb. A14.6b Abb. A14.6c


Lösungen der Aufgaben 413

A14.7 Restspannung eines Kondensators:

(i) Ersatzschaltung nach Abb. A l4.7b, wobei

crcOA d-c5
Cl = - -=0 344I1F R l = - -=257MD.;
d-c5 ' r, yA

(ii) Unmittelbar nach dem Anlegen der Spannung stellen sich Teilspannungen
und damit Feldstärken ein gemäß

Lange Zeit nach dem Anlegen der Spannung findet keine Um ladung mehr
statt, IR = 0 =

V l = 0, E l = 0;
V 2 = 500V, E 2 = V 2/c5 = 5,0MVIm.

Der Übergang zwischen dem Anfangszustand und dem Endzustand erfolgt


nach Exponentialfunktionen mit der Zeitkonstanten r = R 1 (C 1 + C 2) =
168 s (Abb. AI4.7c).
(iii) Vor dem Kurzschluß ist

V ~ = 0, V -; = V = 500V.

j
E
Mv
m
5

3
«:
~
y
'/
~
V

- ----
2

l-
EI
o
0 (00 3OOs
200 t _ _

Abb. A14.7b Abb. A14.7c


414 Lösun gen der Aufgaben

Während des (kurzzeitigen) Kurzschlusses ä ndert sich Q , - Q2 nicht. Somit


gilt , wegen U; + U; =0,

Anschließend bleibt der Wert von Q2 und damit U 2 = U ; = 237 Verhalten,


während U , mit der Zeitkonstanten r 1 = R 1 C, = 88,4 s verschwindet (Abb.
AI4.7d).
Kommentar: Kurzzeitiges " Entladen" des Kondensators reicht nicht
aus. Die Spannung an den Klemmen kehrt wieder!

.-.-
300
V 1--
200
...., 1- -~!~--
/ ~ I
i-'" U=U'+U 2
100 / /'
/
o
1/ -- -- -
UI

f
- 100
V
- 200
L
- 300
0 100 200 3OOs

Abb. A14.7d

A 14.8 Halbleiterübergang:

In den raumladungsfreien Bereichen - sie entsprechen stro mfreien Leitern - ist


E = 0, "5 = O. Anwenden des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß liefert

- /- < x < 0: Dx = Q- (1- + x ),


o< x < / + : Dx = Q- /- + Q+ x = - Q+ (I + - x) ,

und es gilt

dD x dq>
- - = Q, - = - Ex '
dx dx

Verlauf der Feld st ärke Ex = Dx/e und des Potentials in Abb. AI4.8b, wobei
Lösungen der Aufgaben 415

E,

0---1:----\---+-----
x

-+---"""'"-+---_ CfJ,

0---+"'=----1----+-----...
x

Abb. A14.8b

A14.9 Dielektrische Schicht mit Raumladungszone:

(i) Anwenden des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß (Abb. A14.9b) liefert
mit 15 = Dxe x' E = Exe x für die beiden Bereiche

O<x<IR : DX=O"J +QRX,

lR<x<l: DX=0"1+QR1R'

Aus Ex = Dx/e und

folgt

und, über die Neutralitätsbedingung 0" 1 + QRIR + 0" 2 = 0,

(ii) Verläufe für QR < 0 in Abb. A14.9c.


416 Lösungen der Aufgaben

Abb. A14.9b

0+-- - +-- - -+- - x


o x

Abb. A14.9c

A14.10 Kondensator mit verschiebbarem Dielektrikum:

Unter Vernachlässigung der Randstörungen ist im ganzen Feldraum zwischen den


Platten (Abb. A14.lOb) E= Uld und damit

Die Gesamtladung ergibt sich daraus zu

Q = axa 1 + a(b - x)(1' 2

Abb. A14.10b
Lösungen der Aufgaben 417

A14.11 Kapazitive Dickenkontrolle:

Mit de n Bezeichnungen aus Abb . A14.11 ist ohne Berücksichtigung von Rand-
effekten

C - eoA C _ eoe,A C= Co ,
1 - 1- e5" 2 - e5 ' I - (I - l/e,}e5/1

wobe i Co = eoA/1= 3,54 nF. Weiters gilt für

e5 = 1,ld = 0,22 mm: I - (I - l/e,}e5/1 = 0,876;


e5 = 0,9d = 0,18 mm : I - (l - l/e,}e5/1 = 0,898.

Die Kapazität schwankt daher zwischen den Werten

Cmin = 3,94 nF; C max = 4,04 nF.

A
.r
T C, => I
V ==>
--r;- C T C
2

Abb. AI4.l 1

A14.12 Feldstärke in Raumladungsschicht:

Anwend en des Satzes vom elektrischen Hüllenfluß (Abb. AI4.12b) liefert mit
iS = DJI.. E = Exe x
I
D'; = a 1 + QX', + QX j.
r
Ex = - (a l
e

Aus der Spannungsbedingung

lassen sich zusammen mit der Neutralität sbedingung a 1 + Ql + a 2 = 0 die Fl ächen-


ladungsdichten berechnen:

Somit ist
418 Lös ungen der Aufgaben

oder, unter Verwendung der ursprünglichen Längenkoordinate x,

Ex = Eo{2 x jl- 3), I < x < 2/,


wobei
I}I
Eo = - = 11,29kVjm = 11,29mVjJlm.
2 1>0

Den Verlauf zeigt Abb. AI4.12c.

x'=x - l

20

1kV/ m
10
E0

E,
o V
-10
-E o
1/
-20
o 5 10 15 20 25 30jlm
x_

Abb. A14.12c

A 14.13 Ladungsaufteilung:

Bezeichnungen nach Abb . A 14.13b. Lange Zeit na ch dem Anlegen der Spannung ist

IR = 0, U 2 = RI R = 0, U 1 = U
und damit

Abb. A14.13b
Lösungen der Aufgaben 419

"Lange Zeit" bedeutet hier

= 12min.

A14.14 Raumladungswolke:

Verlauf des Potentials und der Feldstärke in Abb. A14.l4b.


(ii) Die Feldstärke nimmt ihren maximalen Betrag E rnax = lepoPol = 107 V/rn
bei x = 0 an und besitzt dort die Richtung -ex.
(iii) Die Flächenladungsdichte an x = 0 berechnet sich zu

As V
(J = D x = coE x = - 8,85.10 - 12_ . 10 7 - = - 88,5I1C/m2 .
Vm m

L~ 0 1
~ E,

10 20 30

Abb. A14.14b
A14.15 Vakuumröhre:

Mit dem gegebenen Ausdruck für das Potential folgt für die Feldstärke

E = e.s; Ex = _ dep = _ U ~( ~)1 /3


dx a 3 a
und für die Raumladungsdichte

dD x dE x c0 U
Q= - = co- = - -2 - -
4(a)2/3.
dx dx a 9 x

Elimination von x mit Hilfe von xla = (ep/U)3 /4 liefert die Abhängigkeit der
Raumladungsdichte vom Potential zu
420 Lösungen der Aufgaben

A14.16 Inhomogene Leitfähigkeit:

(i) Mit Y = Fex, E = E(xfe x ergibt sich für die Feldstärke und daraus für die
Spannung

E(x) = J jy(x ) = (1 + x /a)J jyo;


E(O) = 1,00 V/ern; E(I)= 1,25kV/em ;

U= f'
o
E(x)dx = [( 1 + ~) { = 562,5 V.
2a Yo

Der Zusammenhang do /dx = - E(x) liefert dann das zugehörige Potential

cp(x) = (1- X)(l + [ + x){ = (1- x)(2a + [ + x) u.


2a Yo [(2a + I)

Skizze der Verläufe in Abb. A14.16b.


E

E(I) -t----~_

E(O) - 1 - = - - - - - - l u

04------4---+ o-f-----4--''--+
x x
o o
Abb. A14.16b

(ii) Die Dichte der Joule-Verluste,

p(x) = J 2 jy(x) = (1 + x/a)J 2 /yo;


p(O) = 1O,OkW/cm 3 ; p(l)= 12,5kW/em 3 ;

verläuft gemäß Abb. A14.16e.


(iii) Für die Ladungsverteilung ergibt sich

e = -dD = Bo -dE = ~
BoJ
= 44,3 pC/em 3 ,.
dx dx ayo
BoJ
(1 I = BoE(O) = _. = 88,5 pC/em 2 ,
Yo

(J2 =- BoE(I) = - (1 + i ) BOJ = - 110,7 pC/em 2 •


a Yo
Die Neutralitätsbedingung (JI + Q[ + (12 = 0 ist damit erfüllt.
Lösungen der Aufgaben 421

p(l) -+-----~

p(O) --t"""'----------i

0-+-------+--
x
o

Abb. AI4.16c

A14.17 Elektretmikrophon:

Im Ruhezustand ist mit den Bezeichnungen aus Abb. A14.l7b

Weiters folgt aus [D n ] = D z - D, = (J

Somit gilt

Abb. A14.17b

A14.18 Grenzflächenladung:

Ersatzschaltung nach Abb . A14.18b mit


422 Lösun gen der Aufgaben

Dann ist zu den Zeiten

°
t=o- : Qz-Q\ =0, a=O;
t = + : Noch kein merkbarer Ladungstransport über R z, Qz - Q\
t--+ oo: Uz=O, U\=U, Qz-Q\=-Q\= -C\U=aooA,
= 0, o = 0;
C\U coU
o; > - - - = - - .
A a

Mit der Zeitkonstanten

ergibt sich der Zeitverlauf der Flächenladungsdichte

dargestellt in Abb. AI4.18c.

_ _ _...J/ (1

o --ir--+-------_
u~

Abb. A14.18b Abb. A14.18c

A 14.19 Durchschlagsspannung:

°
Aus der Sprungbedingung [Dn ] = folgt mit den Bezeichnungen au s Abb . A 14.19b

d.h. , die Durchschlagsfeldstärke der Luft ist maßgebend. Die anliegende Spannung
darf demnach höch stens

betragen.
Lösun gen der Aufgaben 423

1/ 1/ ~E 1/ 1/ 1/
1/f1~1/1/
11 11 11 1/ 11

Abb. A14.19b

A14.20 Strom durch Oxidschicht:

Bei annä hern d gleichförmiger Stromverteilung ist

I=JA=(5 bis 15)Ajcm 2'1 ,5cm 2=(7 ,5bis 22,5)A,

und damit die Verlu stleistung

p= UcI = I,4Y '(7,5 bis 22,5)A=(10,5 bis 31,5) W.

Darstellung der Stromabhäng igkeit in Abb. A14.2Gb.

I
31,5W !L'
p
20
V"
1O,5W/ V
10 -f--
~

o
L,'" '"
0 5 10 15 20 25

Abb. A14.20b
Literatur

Physikalische Grundlagen (Auswahl)


Bergmann/Schaefer, 1992: Lehrbuch der Experimentalphysik.
Bd. 11: Elektrizität und Magnetismus. 7. Aufl. de Gruyter, Berlin.
DIN- Taschenbuch, 1984: Bd. 22: Einheiten und Begriffe für physikalische Größen.
Normen. 6. Aufl. Beuth, Berlin.
FeynmanjLeightonjSands, 1991: Feynman Vorlesungen über Physik , 2. Aufl.
Bd. I: Mechanik, Strahlung, Wärme.
Bd.lI: Elektromagnetismus und Struktur der Materie. Oldenbourg, München.
Physikalisch Technische Bundesanstalt, 1989: Die SI- Basiseinheiten. PTB,
Braunschweig.

Grundlagen der Elektrotechnik (Auswahl bewährter deutschsprachiger Lehr- und


Übungsbücher)
Bosse, G., 1988: Grundlagen der Elektrotechnik.
Bd. I: Das elektrostatische Feld und der Gleichstrom. 2. Aufl. Bibliographisches
Institut, Mannheim.
ClausertjWiesemann, 1992: Grundgebiete der Elektrotechnik.
Bd. 1: Gleichstrornnetze, Operationsverst ärkerschaltungen. elektrische und
magnetische Felder. 5. Aufl. Oldenbourg, München.
Frohne, R : Einführung in die Elektrotechnik.
Bd. 1: Grundlagen und Netzwerke. 5. Aufl. 1987.
Bd. 2: Elektrische und magnetische Felder. 5. Aufl. 1989. Teubner, Stuttgart.
Hofmann, H., 1986: Das elektromagnetische Feld, 3. Aufl. Springer, Wien.
Küpfmüller, K., 1990: Einführung in die theoretische Elektrotechnik, 13. Aufl.
Springer, Berlin.
Lunze, K., 1991: Einführung in die Elektrotechnik. Lehrbuch, 13. Aufl. Verlag
Technik, Berlin.
LunzejWagner, 1991: Einführung in die Elektrotechnik. Arbeitsbuch, 7. Aufl.
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Moeller, H. u.a., 1986: Grundlagen der Elektrotechnik, 17. Aufl. Teubner, Stuttgart.
Paul, R., 1993: Elektrotechnik.
Bd. I: Felder und einfache Stromkreise. 3. Aufl. Springer, Berlin.
Philippow, E., 1993: Grundlagen der Elektrotechnik, 9. Aufl. Verlag Technik,
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Literatur 425

Wiesemann/Mecklenbräuker, 1989: Übungen in Grundlagen der Elektrotechnik I


(Erg. z. Bd. I d. Lehrbuchs v. G . Bosse), 2. Aufl. Bibliographisches Institut,
Mannheim.

Klassiker der Elektrizitätslehre


Maxwell, J.c., 1883: Lehrbuch der Electricität und des Magnetismus, Bd. 1, 2.
Springer, Berlin .
Mie, G., 1941: Lehrbuch der Elektrizität und des Magnetismus, 2. Aufl. Enke,
Stuttgart.
Pohl, R.W., 1961: Elektrizitätslehre, 18. Aufl. Springer, Berlin.

Geschichte der Elektrotechnik und des Elektromagnetismus


Eckert/Schubert, 1986: Kristalle, Elektronen, Transistoren. Rowohlt Taschenbuch,
Hamburg.
Lindner, H., 1985: Strom. Rowohlt Taschenbuch, Hamburg.
Meya/Sibum, 1987: Das fünfte Element. Rowohlt Taschenbuch, Hamburg.
Simonyi, K., 1990: Kulturgeschichte der Physik. Deutsch, Thun.
Whittaker, E., 1973: A History of the Theories of Aether and Electricity, vols. 1,2.
Humanities Press, New York.
Sachverzeichnis

a bgeleitete Dimension 86 Beeinflussun g, ohmsehe 257, 383


- Einheit 82, 88 Beleuchtungsstärke 89
- Größe 80 Bequ erel 89
Abgleichbedingung 122, 143, 332 Berechnen, Scha ltun gen 116. 187
abklingende Sch wingung 46 - , elektrische Fe lder 227
Abschirmung, elekt rostatische 211 Besch leun igun g 12
a bso luter Nullpunkt 40 Beschleun igungsantrieb 78, 303
Abstand , gerichteter 7 Bewegung 9
- zweier O rte 6 Bezugssinn 58, 65
Akkum ulato r 61,68 - , Spa nnung 65, 106
Ak tivität 89 - , Strom 58, 102
Amp ere 6 1,87 Boltzmann-K on stan te 93
Ampereme ter 61,69 Brückenschaltun g 120
Amplitud e 46, 48 - , Abgleichbedin gu ng 122, 143, 332
aniso tro p 178 - , Dioden 128
Anod e 261, 283 - , Widerständ e 120, 142.330
Anp assun g 139, 322, 324 Bünd elleiter 253, 375
Anschlu ßspannung 105
Ant rieb 78, 303 Ca ndela 50, 88
Äquipo tentia lfläche 153 Celsi us-Tem peratur 40, 89
Äq uiva lenz linear er Qu ellen 135, 316 cgs-Einheitensystem 86, 96, 304
Ar 9 1 Co ulomb 27, 56, 89
Arbe it 33, 39, 89 Co ulomb-G esetz 27
Arbeitsverm ögen 37 Co ulomb-Kra ft 28, 32, 292
Atom 15, 53 Co ulomb-Wechselwirkung 32, 29 1
atoma re Abmessu ngen 14f
- Massen einheit 21,9 1,290 Darstellun g von Einhei ten 90
Atomgewich t 20 - von G rö ßen 8 1
Atom zeitskala 1 Debye-Län ge 283
Att o 90 Dehn ungsmeßstr eifen 142
Aufpunkt 245 Deka 90
Ausbr eitungsgeschwindigkeit 47ff Dezi 90
Ausschnitte bek ann ter Felder 246 Dicht e, elektrische Ladung 54, IMf
Avogadro-K on stant e 20,93 - , Masse 18,21 , 288
- , Teilchen 21,289
Ba hnk urve 10 Dielektr ikum 176, 185
Bahn widerstand 116 dielektr ische Verschie bu ng 166
Bandgenerat or 214 Dielektr izität skon stant e 177
Bar 91 Dielektri zität szahl 177f
Basisd imension 85 Different iati on durch RC-Glied 198. 359
Basiseinh eit 82, 87 Differenti ator 362
Basisgrö ße 80, 85 Dimension , geo metrisc he 5
Basisvekt or 8 - , physika lische 80, 85. 96, 304
Batterie 61,68 Dimension skont ro lle 85
Sach verzeichn is 427

Diod e 71, 115, 145 - a rt 37


- , Sch altung mit 125, 189 - austa usch 39
Dipol, elektrischer 232 - dosis 89
Di polantenne 252, 372 - erha lt ung 37
Dipolfeld, elektrisches 232 - erzeugung 38
Dispersion 49 - form 38f
Dissozia tion 57 - menge 37lf, 89
Doppelleitung 248, 255, 268, 380, 406 - speiche rung 38
Doti erung 73 - strom 38f, 89
Dr ehimpuls 24 ~ transp ort 38
D reh kond en sat or 182, 350 - um wandlung 37f
Dreieck sch altun g 131 Erde r 222, 267, 403
Dr eieck-St ern -Umw andl un g 131, 307 Erdfeld, elektrisches 214
Drift 16,60 Erdseil 268, 406
Driftgeschwindigkeit 60, 74, 298 Erh altung, Energie 37
Druck 89, 9 1 - , Ladung 52,98,2 16,270
Durchbruchsfeldstärke 256, 285, 422 Erhalt ungsgrö ße 37, 53, 98
Durchflutung 219 Erregung, elektrische 166
Durchl aßrichtung 115 Ersatzq uelle I351T, 3151T
Durchl auferh itzer 43, 295 Ersat zschaltung 102, 109, 193
Durchschl agsspannung 285, 422 - , aktiver Zweipol 136, 3 16
Erzeugerbezugssystem I 12
ebene r Win kel 89,9 1 Erzeuger zählpfeilsystem 112
Eigenfreq uenz 46 Exa 90
Eigenschwing ung 46 Extremwert , Feld stärk e 204
Einheit, abgeleitete 88, 96, 304 - , Pot ent ial 203
- , ko hä ren te 84, 88
- , physik al ische 82 Fallbesc hleunigung 23f
Ein heitentra nsfo rmati o n 84 Fa rad 89, 172
Einweggleichrichte r 127 Fa raday -Käfig 18 1, 211, 348
Elek tretmi kro pho n 284, 42 1 Faraday - Konsta nte 74, 298
elekt risches Feld 27, 150, 202, 270 Feld 30f
Elektrochemie 6 1 -, elektrisches 27, 150, 202, 270
Elektrode 185 -, elektromagnetisches 30
elektro mag netisches Feld 30 - , elektros ta tisc hes 151
- F req uenzs pektrum 49 - , magn etisches 30
elektro mag netische Wechselwirkun g 52 -, qu asi-elektrost ati sches 15I
- Welle 47 Feldkonstante, elektrische 28,93, 168
elektro mo to rische Kraft 113 - , magnetische 62, 93
Elektron 15, 52 Feldlinien 205
- , elektrische Ladung 52 elektrische 206
-r- ,

- , ma gnetisches Moment 93 Feldpunkt 245


- , Ruh ema sse 93 Feld stärke, elektrische 29, 64, 155, 275
Elektro nengas 16, 53, 59 - , Gra vitati on 26
Elektro nvo lt 75, 91, 300 Felds tä rkelinien, elektrische 206
elek tros chwac he Wech selwirkung 52 Femto 90
Elektros ta tik 15 I ferroelektrisch 177
elektros ta tische Abschi rmung 211 Festk örper 16
Elektrowärmetechnik 6 1 Fläche 91
Elementa rladu ng 27, 52, 93 Flächenladung 55, 165, 242
Emitte rsehal tung 143, 332 Fläche nlad ungsdic hte 55, 165, 242
EM K 11 3 Flächen str om 218
Energie 37, 70 Fläche nstromdic hte 2 18,226, 370f
- än de rung 39 Fluß 31
- anteil 39 - , elek trischer 159
428 Sa ch ver zeich nis

Fluß (Fortsetzung) Gr ößengleichung 93, 97, 305


- , mag netischer 89 G rößensymbo l 82
Flußd ichte 3 1 Größenverhält nis 83
- , elek trische 166, 273 G rößenwert 80
- , magnetische 89 G ru ndstromk reis 135, 31 5
Fl uß d ich telinie n. elektr isch e 206 Le istungsumsatz 138, 321
-r- ,

Fl uß r öh re. elek trisc he 162


F lu ßsp annung 116 Hal bleiter 57, 73, 28 1, 297,4 14
Formelzeiche n 82 Han d ha bungsger ä t 42, 294
freie Schwingu ng 46 harmonische Schwingung 46
Freq uenz 44, 89 - Well e 48
Fre q uenzs pe kt rum, elek tromagnetisches 49 Hek tar 9 1
Frequenzu mrich ter 68 Hekt o 90
F un ke ne ntladu ng 74, 298 Henry 89
Hert z 44, 89
Galva n isieren 74f, 299 Hoch sp annungsdurchführung 259, 387
Galva no tec hn ik 6 1 Hoch spannungsk onden sat or 258, 385
Gammas tra hlung 15 H ohl raum 2 11
gedäm pfte Schwingu ng 46 homogen es elekt risches Feld 157
Gedan kenex perime nt 63 - Kr a ftfeld 41, 292
Ge me inja hr 9 1 - M at eri al 178
Ge ne ra to r 38, 68 - St rö m ungs feld 2 17, 220
genora to risc hes Bezu gssystem 112 H üllenfluß. elektrische r 163, 273
Geometrie 2f
ge richte ter Abs ta nd 7
Impuls 22
German iu m 21,289
In duktion sgeset z 15 1
Ge sc hwindig ke it 9ff
Indu ktivitä t 89
- , Welle 47ff
Inertialsystem 23
Ge schw indigkei tsfeld 30
In fluenz 159, 161, 208
Gewicht 17, 26
In fluenzk o nsta nt e 169
G iga 90 infra ro tes Licht 49f
Gi tter ko ns ta n te 21 inho mogenes elekt risc hes Feld 157
G leicha nteil 190 - Mat eria l 178
G leic hrich te r 12 7, 147,1 91, 342f - St rö m ungsfeld 217,22 1
G leic hs pa n nung 67 Innen wid er st and 123
G leic hs pa n n ungs q ue lle 111 Integr ati on d urc h RC-Gl ied 198, 360
G leichstrom 59 Int egr at or 362
G leichs tro mq uelle 114 Intern ationale'Temperatur skala 40
G lo ba le Eigen sch aft en 270 Intern at ion ales Einheitensys te m 87
G lü hla m pe 77, 141, 302, 327
Ion 53, 2 14
G ra benko ndensa to r 264, 396
Ioni sati on 57
G ra d, Wi nkel 91
Ion osph äre 2 15
- Ce lsius 40, 89 Isola tor , elektrisch er 56f
G ravita tio n 17, 25, 52
isot rop 177f, 22 1
Gravita tio nsfeld 17,26 IT S, In ternati on ale T emperatursk ala 40
Gravi ta tio ns felds tä rke 26f
Gravi ta tio ns k onstante 26
Ja hr 9 1
Gravi ta tio nsgesetz 25
Josep hson-K o nstan te 93
Gray 89
Joule 33, 89
Grenzfläc he 270 ff, 279, 409
Jo ule-Ve rlust l lO, 221. 262f, 393fT
G röße, a bgeleitete 80
Jo ule-W ärme 110
- , ph ysikal isch e 80
Größena rt 80
Gr öße nd ar stellung 8 1 Ka lor ie 37
Gr ößenga tt ung 84 Ka lor imeter 70
Sach ver zeichn is 429

Kap azitä t, elek trisc he 89, 168, 172, 185 Ku rzschlu ß 123
- , lä ngenbezogene 247ff K urzsc hlußstro m 123
Kap azität sbelag 247ff
Kar tesische Koo rd inat en 5 Ladung, elektrische 27, 52, 89, 98, 163
Ka th ode 26 1,283 Ladungsdi ch te 54, 165, 244
Kelvin 40, 88 Ladungserh altung 52, 98, 2 16, 270
Kern ladungsza hl 53 Lad un gsm om en t 236
Kilo 90 Ladungspumpe 200, 364
Kilogr amm 17, 87 Ladungsträger 52f
Kilop ond 24, 83 Ladungstr an spo rt 56
Kilo wattstunde 37 Ladungstrennung 68
kinetische Grundgleichung 22 Ladungswolk e 53,283, 4 19
Kirchh off-Regel, er ste 100, 103 Ladungsverteilung 54f, 163
- , zweite 104 Länge 3,88
Klit zing-K on stante 93 Laufzeit, Welle 47
Kn oten 101 Leerlauf 123
Kn ot enregel 101 Leerl aufspannung 123
- , erweiterte 103 Leistung 36, 38, 89
Koaxi alk ab el 247, 258, 386 - , elektrisc he 68
Koaxi alleitung 247 -, Spannungsqu elle 112, 123
koh ärente Einheit 84 - , Wide rstand 110
Kollektor schaltung 143, 333 -, Zweipol 112
Kompression swellen 47 Leistungsanpassun g 138, 322
Komponente, Vekto r 8,34, 158 Leiter , elekt rischer 56f
Kond ensat or 173, 182, 185, 349 Leiterbahn 99
- , idea ler 185 Leitfäh igkeit, elektrisc he 16, 220
Ko ndensat orm ikroph o n 200, 365 Leitung 248, 255, 268, 380, 406
Ko nduk ta nz 110 Leitungsqu ersch nitt 223, 366
Kondu kt ivität 220 Leitwert, elek trisc her 89, 110
ko nse rvatives K raftfeld 36,41,292 Lich t 49
Kon stanta n 110 Lichtbogen 141, 329
Kon stan ten, ph ysikalische 93 Lichtgesch wind igkeit 3, 93
Kon ta kt, elektrischer 'Y7 Licht stärke 49, 88
Kont a ktfl äche 279, 4 10 Licht st rom 89
Kont aktspannung 275, 285 linear 177, 22 1
Kont inu ität sgleichung 273 Liniendipol, elektrisc her 236, 24 1
Kont inu um sm od ell 176, 216, 221 Linienladung 164, 236
konz entriert es Str omkreiselem ent 102 Linienladungsdich te 164, 236
Koord inat e 4 Lin ienstrom 2 19
Koordinat entransformati on 5 Liter 91
Kör per 1 5 lok ale Eigenscha ften 270
Korpuskel 15 lok ales Ohmsches Ge setz 219,221
K raft 22, 89 Longitudinalw elle 47
Kr aftfeld 26ff, 35f Luft 15
- , hom o genes 41, 292 Lumen 89
- , ko nse rva tives 36, 4 1,292 Lux 89
K raftgeset z, Cou lombsches 28
- , Newton sches 25 magnet ische Fcld ko nsta nte 62, 93
K raftme ßeinri chtung 142 - Fl ußd ichte 89
Kr a ftwerk 38 magn et ischer F luß 89
Kr eisfrequ en z 46, 48 magn eti sches Fe ld 30
K reiswellen zahl 49 ~ a schen regel 105
Kr istall gitt er 16 M aschine, elektrische 6 1
Ku gelkon densa to r 174, 179, 255, 380 Masse 17, 88, 91
K upfer 16 Ma ßeinheit 8 1
430 Sachverzeichnis

Massendichte 18,21 ,288 Ohmsches Ge setz 71, 109


Masseneinheit, atoma re 21, 91, 290 - , lokales 219,221
Massenelement 19 Oktopolfeld 236
Massenmittelpunkt 24 Operationsverstärker, idealer 198, 361
Massen strom 30, 60 Ort svektor 7
Massen str omdichte 30 Oszillator 45
Mass entran sport 60
Mass envert eilung 18 Paralleldrahtleitung 248
Maßz ahl 81 Parallelogramm regel 34
Materialgleiehung 277 Parallelschaltung 108
Maxwell-Be ziehung 92 - , Kondensatoren 191
mechani sche Welle 47 - , Spannungsquellen 124
Mega 90 - , Widerständ e 11 8
Meßbarkeit, prinzipielle 80 Partikel 15
Meßbereich 138,321 Pasc al 89
Meßfehler, Spannungsmessung 138, 320 Periode 44
- , Strommessung 137,319 Per iodendauer 44
Meßwe rt 81 Periodenfrequen z 44
Meter 3,87 periodische Schwingung 44
Mikro 90 - Welle 48
mikroelektronische Struktur 264, 396 periodi scher Vorgang 44
Mikrowellen 49f Perm itt ivität 177
Milli 90 Permittivität szahl 177
Minu spol 1I 1 Peta 90
Minute 91 Photon 15, 30
Mischspannung 190 Photowiderstand 140, 327
Mol 20,88 physikalische Dimensi on 80, 85
Molekül 15 - Gr öße 80
Molekulargewicht 20 - Konst ant en 93
Moment, elektri sches 232, 235, 241 - Theo rie 80
Momentanleistung 70 Piko 90
motorisches Bezugssystem 112 Planck-Konstante 93
Multipolentwicklung 236 Plattenkondensator 171 f, 179
Plusp ol 111
Nano 90 pn-Übergang 281,414
Netzgerät 68, 127 polares Molekül 178, 232
Netzteil 127 Polari sierung, elektrische 176, 232
Netzwerkanalyse 102 Polygonschaltung 132
Neutron 15 Potential, elektrisches 151, 274
Neutronenstern 32, 290 Potentialfläche 153, 172
Newton 23, 89 Potentialsteuerung 261, 39 1
nichtlinear 177 Potentialtheorie 246
nichtlineare Quelle 139, 322 pot entielle Energie 37, 157
Normalelement 69 Proton 15, 52
Normalenprojektion 167 - , Ruhemasse 93
Normalkomponente 167 Prozeß 39
Normalprojektion 35, 158, 167 PS, Pferdestärke 37
Normfallb eschleunigung 24 Pumpe 42, 294
Punktdipol, elektri scher 227, 232
Oberfl ächenwellen 47 Punktladung 28, 163,227,235
ODER-G atter 125 Punktmasse 22
Ohm 72,89, 110
Ohm sehe Beeinflussung 257, 383 Quadrupol 253, 373
Ohmscher Leitwert 110 Quadrupolfeld 236
- Wider stand 110 Quantisierung der Ladung 52
Sach verzeichni s 431

Q uasi-Elekt rostatik 151 schwingungsfähiges Syste m 45


Q uellenspa nnu ng 111 Seku nde I, 87, 91
Q uellens tro m 114 selbsterregte Schwingu ng 46
Quellpunkt 245 Serienschalt ung, Ko ndens ato ren 192, 197, 356
Q uerleitwert 258, 386 -r-, Widerstände 117
Shu nt 138, 321
Rad iant 83, 89 SI, Systeme Intern ational d'Unites 87
Rad iowellen 49f SI-Basiseinheiten 87
Radi usvekt or 7 sichtbares Lich t 49f
Rau m 2 SI-Einheiten 87
Rauminh alt 18 Siemens 89, 110
Rauml ad ung 54, 165, 244 Signal 47
Rauml adungsd icht e 54, 165, 244 Signalgeschwindigkeit. maximale 47
Raumlad ungswolke 283, 4 19 Silizium 73
Raumlad ung szon e 281, 4 15 Siliziumdiod e 116
Raumwinkel 89, 168 Sinu sschwin gu ng 46
Raum-Zeit 3 Sinu swelle 48
RC-Sch altung 187, 195ff, 352ff Skal ar 31
RCD-Schaltung 189, 199f, 362ff Skalarfeld 31
Realisierung von Einhei ten 91 Solarenergie 42, 294
Rechte ckpuls 197, 357 Sonn enenergie 42, 294
Rechte cksp annung 189, 197, 357f Spannung. elektr ische 63, 89, 150, 274
Reihenschalt ung, Kondensat oren 192, 197, 356 Spannung, mechan ische 89
- , Widerständ e 117 Spannungsabfall 113
Resistan z 110 Span nun gsfestigkeit 185
Resist ivität 220 Spannungsmesser 63. 69. 140. 325
Restsp ann ung 280, 413 Spannungsqu elle 68. 111, 123
Richtung 6, 14, 286 - , ideale 111
Richtu ngsk osinus 14, 287 - , geste uerte 113
Richtu ngssinn. Span nung 65 Spannu ngsteiler 121. 134, 140. 312, 326
- , stro m 58, 102 Spannungsteilerregel 121
Rönt genstr ah len 49f Spa nnungsteiler verhält nis 134
Ruh em asse 93 Spannungswaage 92
Speisegerät 127
Schallwelle 47, 51, 296 Sperr ichtung 115
Schaltsek unde 1 spezifische Wä rmekap azität 43, 295
Schaltung, elektris che lOH, 116, 187 spezifische r Leit wert 220
Schalt verbindung 101 spezifische r Widerst and 220
Scheit elwert 46 Spiegelkr aft 266, 400
Scherwelle 47 Spiegelun gsmeth od e 266ff, 399ff
Schiffskran 78, 303 Spitzenwert 46
Schleifmaschine 78, 303 Sprung 271
Schnelligkei t 12 Sprungbedi ngung 27 1ff
Schr itl spannung 222, 267, 403 Sprungfläche 270
schwache Wechselwirkung 52 Sprungunstetigkeit 270
Schwankung 44 sta rke Wechselwirkun g 52
Schwellenspa nnung 116 Ste radi ant 83, 89
Schwere 17 Stern-Dreieck- Um wandlung 131, 307
Schwerefeld 26 Stern- Polygon- U mwandlung 132, 309
Schwerefelds tär ke 26 Stern sch altung 131f
Schwerkraft 17, 25 Stoffmenge 20, 88
Schwerpun kt 24 stoffmengenbezogene Masse 20
Schwingun g 44 Strah lstärke 49, 51, 297
Sch wingungsb reite 44f St ra hlungs leistung 49
Schwingu ngsdauer 44 Streifenleitung 182, 349
432 Sachverzeichn is

Strom , elekt rischer 16, 30, 56, 98, 216 UN D-Ga tter 146, 339
Strombahn 101 universelle Kon stant e 80, 83, 93
Stromdi chte, elektrisc he 30,2 16,271 UT I, Universal Time 1
stro mfreier Leiter 153, 206 UTC, Universal Time Coo rdinated
Stromkreis 69, 98, 102
Stro mkreiselement, idea les 108 Vaku umröhre 283, 4 19
- , kon zentr iert es 102 van de Gr aalf-Generat or 213
Stro mmesser 61, 69, 139, 324 Vektor 7
Stromquelle 114 Vektoraddition 8
- , gesteuerte 115 Vekto rfeld 30, 205
- , ideale 114, 125 Vektorl inie 205
Stromröhre 216 Verbr aucher 69
Strom stärke , elektri sche 57,88, 217 Verbraucherb ezugssystem 112
Stromte iler 122 Verbraucherzählpfeilsystem 112
Stromteilerregel 122 Verknüpfung 168
Strömungsfeld 30 Verknüpfungsbeziehun g 169
- , elektrisches 216 Verschiebung, dielektri sche 166
Stromversorgung 68, 127 Verstärkerersat zschaltung 144, 334
Stromw aage 92 verteilte elektrische Str öme 216
Stunde 91 Vollweggleichr ichter 128
Superpositio nsprinzip 227 Volt 65, 89
Voltm eter 69
Tag 91 Volumen 18, 91
TAl , Temp s Atomique Intern at ion al Volumen element 19
Teilchen 15 Vorsat zzeichen 90
Teilchendi chte 21, 289 Vorwiderstand 138, 321
Teilchenzahl 20
Teilerregeln 12lf Wärm e 38f
Teilerschaltung 140, 325 Wärmeentwicklung 6 1,22 1
Teilkap azität 193 Wärmek ap azität, spezifische 43, 295
Temperatur 381f Wärmem enge 38
Temp eraturfeld 31 Wärm estrahlung 49
Tensor 31 Wärm estrom 31
Tenso rfeld 31 Wärme str omd ichte 31
Tera 90 Wasserk raftwerk 42, 294
Tesla 89 Wasserstolferzeugung 75, 299
Testkörper 26, 29, 63 Wasserwelle 47
The or ie, physikalische 80 Watt 36, 65, 89
Thermod ynami sche Temperatur 39, 88 Weber 89
Th ermometer 40 Wechselante il 197, 357
Thomsonbrücke 143, 332 Wechselspannung 67, 189
Tr ägheit 16 Wechselspannungsgenerat or 113
Tr ägheitsprinzip 16, 23 Wechselspannungsquelle 113
Tr an sistorverstärker 143, 332f Wechselstrom 59
Transversalwellen 47 Wechselstromquelle 115
Tr ipelpunkt 40 Wegun abh ängigkeit, elektrisc he Spannung 151
Tr opfengenerator 181, 349 Welle 47
Tonn e 91 Wellenau sbr eitun g 47
Tunneldiode 145, 336 Wellenlän ge 49
Wellenzahl 49
Überlagerungsprinzip 227 Wheatston ebr ücke 142, 330
Übe rspa nnungsa bleiter 223, 366 Wickelkondensat or 182, 349
UK W-Bereich 51,297 Widerstand, elektr ischer 70, 89, 109
ultravio lettes Licht 49f - , spezifischer elektrischer 220
Umlaufspannung, elektrische 151, 274 -, Temper atu rabh än gigkeit 110
Sachverzeichnis 433

Wiedemann-Franz-Lorenz-Gesetz 96 Zählrohr 258, 384


Winkel 89,91 Zeit 1,88, 91
Winkelfrequenz 46, 48 Zeitkonstante. Re-Schaltung 188
Wirkungsgrad 42, 61, 78 Zenerdiode 71, 116
- , Spannungsquelle 138, 321 Zenti 90
Wirkungsquantum 93 Zentripetalkraft 24
Zuggarnitur 41, 78, 293, 303
Zahlenwert 81,83 Zustandsänderung 39
Zahlenwertgleichung 94f, 96, 305 Zweipol 112
Zählpfeilsystem 112 Zweitorparameter 144, 335
G. Fasching

Werkstoffe für die Elektrotechnik


Mikrophysik, Struktur, Eigenschaften

1994 .398 Abbildungen. XXI , 678 Seiten.


Gebunden DM 140,-, öS 980,-
ISBN 3-211-82610-6

Da s Buch befaßt sich mit dem Aufbau der Stoffe und mit den technisch
bedeutsamen Werkstoffeigenschaften. Insbesondere stehen hier die elektri-
schen Eigenschaften der Halbleiter, der Metalle und der Isolatoren sowie die
magnetischen Werktstoffeig enschaften im Mittelpunkt des Interesses.

A. Weinmann

Regelungen. Analyse und technischer Entwurf


Band 1: Systemtechnik linearer und linearisierter Regelungen
auf anwendungsnaher Grundlage

Dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage


1994 . 192 Abbildungen. IV, 258 Seiten.
Gebunden DM 89,-, öS 620,-
Hörerpreis: öS 496 ,-. ISBN 3-211-82556-8

Da s Buch vermittelt sowohl theoretische Fundamente für die Anal yse von
linearen und linearisierten Regelkreisen als auch Methoden zum Entwurf und
zur Einstellung einschließlich praktisch-betrieblicher Aspekte. Es ist Unterlage
für Studierende an Technischen Universitäten wie für industriell tätige
Ingeniere und Physiker gedacht.
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R. Patzelt, H. W. Fürst (Hrsg.)

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1993.319 Abbildungen. XV, 370 Seiten.
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Meßprinzipien und Meßverfahren sowie die Geräte, wie sie heute verwendet
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erläutert. Die Darstellung erfolgt großteils in Begriffen oder graphisch, um
Vernachlässigungen zu vermeiden, die in Formeln oft nötig sind.

H. Weinrichter, F. Hlawatsch

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