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Seminar 2

VIII. Semester
Funktionale Stile in der deutschen Stilistik.

1. Definition des Funktionalstils.


2. Problem der Stilklassifikation im Deutschen.
3. Funktionalstil der Massenmedien.
4. Funktionalstil des öffentlichen Verkehrs.
5. Funktionalstil der Alltagsrede.
6. Funktionalstil der Wissenschaft.
7. Funktionalstil der schönen Literatur.
8. Stilwerte und Stileffekte bei Wörtern mit systematisch oder regional eingegrenztem
Geltungsbereich und bei zeitverschobenen Ausdrücken.
9. Praktische Aufgaben.

Kurt Marti: Meine Angst lässt grüßen


Meine Angst, wurde mir ausgerichtet, lasse grüßen, sie erfreue sich bester Gesundheit. Ich hatte
sie, aber das ist schon fast zwei Wochen her, zwischen Lausanne und Fribourg aus dem Zug
geworfen. Warum, fiel mir damals plötzlich ein, sollte man sich einer so lästigen Klette nicht
entledigen können? Da außer mir gerade niemand im Abteil war, die gute Gelegenheit mir
aufmunternd zunickte, hab ich’s dann also getan. Soviel mir bekannt, ist eine solche Handlung nicht
strafbar. Nur vergaß ich natürlich im Überschwang meines Entschlusses, dass Ängste überaus zäh
sind. Sie überleben alles, sie überleben auch uns. Meine Angst zum Beispiel ist, bevor sie auf mich
kam, die meiner Mutter gewesen. Und meine Mutter hat sie vielleicht schon von einer Tante gekriegt,
dass weiß ich schon nicht mehr. Wie immer: Wir, Menschen, kommen und gehen, doch ungerührt
bleiben die Ängste am Leben und wählen sich neue Träger aus. Kein Wunder, dass es einer Angst
überhaupt nichts ausmacht, aus dem fahrenden Zug geworfen zu werden. Deshalb ist meine
euphorische Handlung ein sinnloser Akt gewesen. Wie zu erwarten war, stellt sich nunmehr heraus,
dass die würzige Waldluft des Waadtlandes meine Angst erst recht gekräftigt hat. Schon also lässt sie
mich grüßen. Bald wird sie wiederum da sein, ausgeruht und erholt für ihren Erwählten, für mich.
Treue, hört man heute oft klagen, sei selten geworden. So kann nur reden, wer für einen Augenblick
seine Angst vergessen hat, vielleicht hat vergessen wollen. Aber niemand bleibt uns so unentwegt treu
wie die Angst.
Interpretationsarbeit
1. Makroanalyse
• Zum Leben und Schaffen von Kurt Marti
2. Mikroanalyse
Textarbeit
3. Allgemeine Charakteristik des Textes
1. Erläutern Sie die charakteristischen Merkmale dieser Kurzgeschichte!
2. Was wird durch die Ich-Form erreicht?
3. Interpretieren Sie den Wir- Satz (Wie immer: Wir Menschen...)!
4. Was für eine Rolle spielt die Rahmenkonstruktion?
5. Bestimmen Sie die Wirkung der Zeitformen!
6. Wodurch werden im Text Expressivität und Emotionalität erreicht?
7. Was ist für die Wortwahl des Textes typisch?
8. Erläutern Sie die Funktionen von Angst und Ängsten sowie von anderen abstrakten Substantiven
im Text!
9. Wodurch kommt die Ironie des Textes zum Ausdruck und wem gilt sie?
Vollständige linguostilistische Interpretation des Textes
4. Unterhaltung
1. Sprechen Sie über positive und negative Seiten des Angst-Gefühls!
2. Haben Sie viele Ängste? Diskutieren Sie über die Möglichkeiten sie zu bekämpfen!
5. Nehmen Sie Stellung zu folgenden Worten!
Die Angst bindet Menschen, sie bündelt Schicksale (Günther Weisenborn, "Der Verfolger")
6. Schriftliches. Schreiben Sie 10 Gebote der Angstbekämpfung!

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