Sie sind auf Seite 1von 106

Schriftenreihe

des Bundesbeauftragten für


Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung
Band 7

Hochbau des Bundes

Wirtschaftlichkeit bei Baumaßnahmen

Zweite, überarbeitete Auflage

Empfehlungen des Präsidenten des Bundesrechnungshofes als


Bundesbeauftragter für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung
für das wirtschaftliche Planen und Ausführen von
Hochbaumaßnahmen des Bundes

Verlag W. Kohlhammer
Zweite, überarbeitete Auflage 2003
Alle Rechte vorbehalten
 2001: Präsident des Bundesrechnungshofes
als Bundesbeauftragter für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung, 53048 Bonn
Redaktion: Andreas Rahm, Ministerialrat als Mitglied des Bundesrechnungshofes, Potsdam
Michael Baraitaru, Ministerialrat als Mitglied des Bundesrechnungshofes, Bonn
Paul-Gerhard Lange, Direktor eines Prüfungsamtes des Bundes, Stuttgart
Michael Woweries, Baudirektor, Potsdam
Herstellung: Druckerei Plump OHG, Rheinbreitbach
Verlag: W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Printed in Germany
ISBN 3-17-017994-2
Zum Geleit Vorwort zur zweiten Auflage
Die Präsidentin des Bundesrechnungshofes als Bundesbeauftragte für Die anhaltende Nachfrage aus den Bauverwaltungen des Bundes, der Länder und
Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung wirkt auf eine wirtschaftliche Erfüllung der Kommunen, aber insbesondere auch von freiberuflichen Architekten und Ingenieuren
Bundesaufgaben hin. Sie berät Parlament, Bundesregierung und Verwaltung. nach diesem BWV-Band erfordert nun bereits nach einem Jahr eine zweite Auflage.
Das rege Interesse bestärkt mich, diesen Weg breitgestreuter Beratung, den meine
Der vorliegende Bericht stellt auf der Grundlage der Prüfungserkenntnisse des Bundes-
Amtsvorgängerin Frau Dr. von Wedel hier beschritten hat, weiter zu verfolgen.
rechnungshofes zu Hochbaumaßnahmen die besonderen Aspekte einer wirtschaftlichen
Planung und Durchführung von Hochbaumaßnahmen dar. Er legt dabei sein In dieser zweiten Auflage ist die Währungsumstellung von der Deutschen Mark zur
Augenmerk nicht vorwiegend auf große Repräsentationsbauten. Schwerpunkt sind Währungseinheit Euro berücksichtigt, im Übrigen blieb der Text bis auf geringfügige
vielmehr die vielen ‘normalen’ Bauten, die die Verwaltung benötigt, um ihre Funktio- Änderungen unverändert.
nen für den Bürger zu erfüllen.
Wirtschaftlichkeit ist nichts Statisches, sie muss ständig neu errungen werden. Dies gilt
Dieser Band richtet sich nicht nur an diejenigen in der öffentlichen Verwaltung, deren auch für das Baugeschehen. So hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau- und
Tätigkeit sich dem Hochbau widmet. Sein Ziel ist es, das Bestreben aller am Bau Wohnungswesen zum 1. Januar 2002 die Richtlinien für die Durchführung von
Beteiligten zu fördern, wirtschaftlich zu denken und zu handeln. Die Angehörigen der Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen
Bauverwaltungen sollen dazu ebenso Anregungen erhalten wie diejenigen in anderen (RBBau) mit dem Ziel geändert, die haushaltsmäßige Anerkennung und die Durch-
Verwaltungen, die mit Hochbaumaßnahmen nur gelegentlich oder erstmalig in führung von Großen Baumaßnahmen deutlich zu beschleunigen. Grundgedanke des
Berührung kommen – in vielen Fällen sind dies die künftigen Nutzer der zu gestrafften Verfahrens ist u. a., dass die Bauverwaltung mit einer gegenüber der
errichtenden Gebäude. Je mehr Aufgaben im Bereich des staatlichen Hochbaus aus der bisherigen Haushaltsunterlage –Bau– vereinfachten Entscheidungsunterlage –Bau–
Verwaltung auf freiberuflich Tätige oder Unternehmen verlagert werden, umso größer vom Bedarfsträger einen eindeutigen Auftrag über das durchzuführende Bauvorhaben
wird die Mitverantwortung von Auftragnehmern für die Wirtschaftlichkeit einer erhält. Die Ausführungen zu den Prüfungserkenntnissen des Bundesrechnungshofes
Baumaßnahme. Daher richtet sich dieser Band auch an Architekten, Ingenieure und und die Anhänge in der vorliegenden, insoweit unveränderten 2. Auflage beruhen auf
Unternehmen, die auf der Seite der Auftragnehmer der öffentlichen Hand der bis Dezember 2001 gültigen Fassung der RBBau. Die in diesem Band enthaltenen
Hochbaumaßnahmen planen und/oder durchführen oder deren Interesse es ist, bei Hinweise und Empfehlungen zur inhaltlichen Gestaltung einer Planung können gerade
diesen Aufgaben mitzuwirken – aber auch an deren Verbände und Kammern, die sich auch bei schnelleren Verfahrensabläufen dazu beitragen, die richtigen Entscheidungen
in ihrer Tätigkeit mit dem Hochbau befassen. zu treffen.
Ich danke allen, die an diesem Band mitgewirkt haben, vor allem Herrn Direktor beim
Bundesrechnungshof Friedrich Hausmann, Herrn Ministerialrat als Mitglied des
Bonn, im Dezember 2002
Bundesrechnungshofes Andreas Rahm, Herrn Direktor eines Prüfungsamtes des
Bundes Michael Baraitaru sowie den Herren Baudirektoren Paul-Gerhard Lange und
Michael Woweries beim Bundesrechnungshof.
Prof. Dr. Dieter Engels

Bonn, im März 2001


Präsident des Bundesrechnungshofes
als Bundesbeauftragter für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung
Dr. Hedda von Wedel

Präsidentin des Bundesrechnungshofes


als Bundesbeauftragte für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung

I II
Inhaltsüberblick Inhaltsverzeichnis

1 Planen von Hochbaumaßnahmen....................................................................... 1 Zum Geleit.............................................................................................................I


Vorwort zur zweiten Auflage............................................................................. II
2 Einsatz freiberuflich Tätiger bei
Hochbaumaßnahmen ........................................................................................ 32 Abkürzungen.................................................................................................... VII
Vorbemerkung...................................................................................................IX
3 Vergabe von Hochbaumaßnahmen .................................................................. 53
1 Planen von Hochbaumaßnahmen....................................................................... 1
4 Bauausführung .................................................................................................. 85
1.1 Planungsentscheidungen ..................................................................................... 1
Gestaltungsfreiheit und Wirtschaftlichkeit – Aufstellen der Nutzerforderungen –
Anhänge: Nachträgliche Nutzerforderungen – Planungsalternativen – Musterplanungen –
Neu-, Um- oder Ausbaualternativen – Immobilienmanagement
1 Das Bauwesen des Bundes............................................................................... 103 1.2 Kostenermittlung................................................................................................. 9

2 Richtlinien für die Kostenermittlung ............................................................. 111 1.3 Optimierung der Planung ................................................................................. 12
1.3.1 Liegenschaftsweite Planung.............................................................................. 12
3 Aufgaben der freiberuflich Tätigen ............................................................... 113 1.3.2 Bauentwurf und Raumbedarf .......................................................................... 13
Raumbedarf – Flächenoptimierung – Nebenflächen
4 EU-weite Ausschreibung ................................................................................. 117 1.3.3 Bautechnische Elemente.................................................................................... 17
Fassaden und Wandelemente – Glasfassaden – Energiesparende
5 Zulässigkeit eines Angebots im Falle fehlender Einheitspreise.................... 120 Fassadenkonstruktionen – Sonnenschutzeinrichtungen – Dächer, Balkone,
Eingangsbereiche und Übergänge – Ausbauelemente
6 Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 1.3.4 Betriebstechnik .................................................................................................. 25
zum Thema Hochbau des Bundes Auslegung der Betriebstechnik – Raumbedarf für die Betriebstechnik
der Jahre 1995 bis 2000................................................................................... 121 Zu einzelnen technischen Anlagen: Wasser- und Abwasseranlagen – Wärmever-
sorgung – Raumlufttechnische Anlagen – Stromversorgung

2 Einsatz freiberuflich Tätiger bei Hochbaumaßnahmen ................................. 32


2.1 Aufträge an freiberuflich Tätige ...................................................................... 32
Auswahl von freiberuflich Tätigen – Vergabe an Wettbewerbssieger – Folgen bei
nicht rechtzeitigem schriftlichem Vertragsabschluss – Verträge mit
Projektsteuerern – Bauordnungsrechtliche Verantwortung

2.2 Honorare freiberuflich Tätiger ........................................................................ 40


Anrechenbare Kosten auf der Basis von Kostenermittlungsarten und die
Auswirkungen auf das Honorar – Anrechenbare Kosten aus vorhandener
Bausubstanz – Ermittlung der Honorarzone – Abweichende Honorarermittlung –
Erfolgshonorar – Honorarzuschläge bei Umbauten und Instandhaltungen –
Zuschläge für Leistungen der Generalplanung – Honorare für
Projektsteuerungsleistungen – Nebenkosten

III IV
3 Vergabe von Hochbaumaßnahmen .................................................................. 53
4.3 Technische Baumängel...................................................................................... 93
3.1 Vergabeverfahren.............................................................................................. 53 Mängelbeseitigung während der Bauausführung – Abnahme – Gewährleistung
3.2 Besondere Fragestellungen bei der Vergabe ................................................... 55 4.4 Abrechnung........................................................................................................ 97
Abschlagsrechnungen und rechnungsbegründende Nachweise – Stundenlohnarbeiten –
3.2.1 Vergabe im Wettbewerb ................................................................................... 55
Lohngleitklauseln bei Bauverträgen
Öffentliche Ausschreibung – Beschränkte Ausschreibung – Freihändige Vergabe –
Auswahl des Teilnehmerkreises 4.5 Manipulationen bei der Vergabe, Ausführung und Abrechnung
3.2.2 Formen des Unternehmereinsatzes .................................................................. 59 von Baumaßnahmen........................................................................................ 100
Vergabe in Fachlosen – Zusammenfassen von Fachlosen (Vergabe in Paketen) –
Generalunternehmer – Totalunternehmer – Vergabe durch nutzende Verwaltungen
3.2.3 Alternative Realisierungsformen mit privater Finanzierung ........................ 64
Anhänge:
Haushaltsrechtliche Gesichtspunkte – Wirtschaftlichkeit privatfinanzierter
staatlicher Baumaßnahmen

3.3 Verdingungsunterlagen..................................................................................... 66 1 Das Bauwesen des Bundes............................................................................... 103


3.3.1 Bestandteile und wesentliche Inhalte der Bundesbauverwaltung – Bauverwaltung der Länder – Regelungen für alle
Verdingungsunterlagen..................................................................................... 66 Baumaßnahmen – Ablauf einer Großen Baumaßnahme – Zuwendungen –
Vertragsbedingungen – Anforderungen an die Leistungsbeschreibung Veränderungen im Bauwesen des Bundes

3.3.2 Einzelfragen zur Leistungsbeschreibung......................................................... 69 2 Richtlinien für die Kostenermittlung ............................................................. 111
Mehrfache Ausschreibung von Leistungen – Wahl- und Bedarfspositionen –
Produktneutrale Ausschreibung – Mengenangaben beim Einheitspreisvertrag –
3 Aufgaben der freiberuflich Tätigen ............................................................... 113
Stundenlohnvertrag Nicht delegierbare Aufgaben der Bauverwaltung – Freiberuflich Tätige –
Architekten, Ingenieure und Generalplaner – Projektsteuerer
3.3.3 Besondere Formen der Leistungsbeschreibung und des
Vertrages ............................................................................................................ 73 4 EU-weite Ausschreibung ................................................................................. 117
Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm – Pauschalvertrag
5 Zulässigkeit eines Angebots im Falle fehlender Einheitspreise.................... 120
3.4 Prüfung und Wertung von Angeboten............................................................. 76
6 Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
Eröffnungstermin, Zuschlags- und Bindefrist – Anforderungen an die Prüfung und
Wertung von Angeboten – Mängel in den Angeboten und bei der
zum Thema Hochbau des Bundes
Angebotswertung – Aufklärung des Angebotsinhalts – Verhandlungen mit Bietern der Jahre 1995 bis 2000................................................................................... 121
– Änderungsvorschläge und Nebenangebote – Ablauf der Zuschlags- und Auszüge aus den Bemerkungen 1995.................................................... 124
Bindefrist
Auszüge aus den Bemerkungen 1996.................................................... 135
3.5 Aufhebung von Ausschreibungen..................................................................... 83
Voraussetzungen – Freihändige Vergabe nach Aufhebung einer Ausschreibung Auszüge aus den Bemerkungen 1997.................................................... 143
Auszüge aus den Bemerkungen 1998.................................................... 156
4 Bauausführung .................................................................................................. 85
Auszüge aus den Bemerkungen 1999.................................................... 166
4.1 Risikobereiche und Grundlagen der Bauausführung..................................... 85
Bauunterlagen – Kostenrahmen, baubegleitende Kostenkontrolle – Bauzeitvorgabe
Auszüge aus den Bemerkungen 2000.................................................... 188
– Terminsichernde Maßnahmen – Störungen im Bauablauf

4.2 Nachträgliche Vereinbarung von Leistungen während der


Bauausführung .................................................................................................. 91
Zusätzliche oder geänderte Leistungen – Unnötige Nachaufträge für bereits
beauftragte Leistungen – Neue Preise bei Mengenänderungen

V VI
Abkürzungen
AGB-Gesetz Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen
Geschäftsbedingungen
AFU –Bau– Ausführungsunterlage –Bau–
ATV Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen
(=VOB/C)
BHO Bundeshaushaltsordnung
BMVBW Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
[vor Oktober 1998 Bundesministerium für Raumordnung,
Bauwesen und Städtebau (BMBau) bzw. Bundesministerium
für Verkehr (BMV)]
DIN Normen des Deutschen Instituts für Normung e.V.
GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
HOAI Verordnung über die Honorare für Leistungen der Architekten
und der Ingenieure (Honorarordnung für Architekten und
Ingenieure)
HU –Bau– Haushaltsunterlage –Bau–
RBBau Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes
im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen
RLT-Anlagen Raumlufttechnische Anlagen
VHB Vergabehandbuch für die Durchführung von Bauaufgaben des
Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen
VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen
VOB/A VOB Teil A: Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von
Bauleistungen
VOB/B VOB Teil B: Allgemeine Vertragsbedingungen für die
Ausführung von Bauleistungen
VOB/C VOB Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für
Bauleistungen (ATV)
VOF Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen
VOL Verdingungsordnung für Leistungen – außer Bauleistungen –
Vorl. VV zur BHO Vorläufige Verwaltungsvorschriften zur
Bundeshaushaltsordnung
ZBau Baufachliche Ergänzungsbestimmungen zu den vorläufigen
Verwaltungsvorschriften zu den §§ 44, 44a BHO

VII VIII
Ich übergehe die grenzenlose Höhe der Bethäuser, ihre übermäßige Länge und
unnötige Breite, den kostspieligen Glanz und die bis ins kleinste ausgearbeiteten
Abbildungen.
Bei Gott, wenn man sich schon nicht dieser Albernheiten schämt, warum tut es
einem nicht wenigstens um die Kosten leid.
Der hl. Bernhard von Clairvaux im Jahre 1125 in der Apologia ad Guillelmum Abbatem 1
[Bernhards Streitschrift gegen den Luxus in den Klöstern]

Vorbemerkung
Alljährlich, wenn der Präsident des Bundesrechnungshofes in seiner Pressekonferenz
den Bericht des Bundesrechnungshofes zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des
Bundes vorstellt, finden die im Bereich des Hoch- und Straßenbaus festgestellten
Mängel rege Aufmerksamkeit. Dies ist nicht verwunderlich, liegen Baumaßnahmen
doch buchstäblich im Blickfeld der Öffentlichkeit. Zudem ist das Baugeschehen in
seinen Grundzügen meist leicht zu verstehen, und die Mängel sind - erst einmal aufge-
deckt - in vielen Fällen offensichtlich.
Besonders herausragende Beanstandungen und Ergebnisse seiner Prüfungs- und
Beratungstätigkeit legt der Bundesrechnungshof im Rahmen seiner Bemerkungen zur
Haushalts- und Wirtschaftsführung dem Deutschen Bundestag, dem Bundesrat und der
Bundesregierung vor2. Der Bundesrechnungshof hat bereits im Jahre 1985 berichtet,
dass bei Planung und Ausführung der Baumaßnahmen des Bundes auffällig oft viele
gleichartige Fehler gemacht werden. Auch bei seinen Prüfungen der letzten Jahre hat
der Bundesrechnungshof im gesamten Bauablauf, von der Planung über die Vergabe
und Durchführung bis hin zur Abrechnung, regelmäßig wiederkehrende Mängel
festgestellt, die erhebliche vermeidbare Ausgaben verursachten. Soweit er die Mängel
bei einzelnen Baumaßnahmen frühzeitig, z. B. bereits anhand der Pläne, feststellte,
konnten außerordentliche Einsparungen erzielt oder unnötige Ausgaben vermieden
werden. Der Bundesrechnungshof zeigte auf, dass die Verwaltung bedeutende Wirt-
schaftlichkeitsreserven nutzbar machen kann, wenn sie solche Fehler von vornherein
vermeidet.
Diese Veröffentlichung will durch das Aufzeigen beispielhafter Prüfungsergebnisse zu
solch wirtschaftlichem Verhalten beitragen. Sicherlich ist jede Baumaßnahme ein
besonderer Einzelfall, und allzu leicht wird daraus abgeleitet, die auftretenden
Probleme seien einzigartig und im Detail mit anderen Maßnahmen schwer oder gar
nicht vergleichbar. Sind bei der Prüfung der Planung von Baumaßnahmen durchaus
differenzierte Maßstäbe anzulegen, liegen bei der Vergabe und Ausführung jedoch
weitgehend einheitliche Prüfungsmaßstäbe - die sich überwiegend aus Vorschriften und
vertraglichen Regelungen ergeben - zu Grunde. Dabei soll diese Veröffentlichung auch
zeigen, dass regelgerechtes Handeln (Ordnungsmäßigkeit) ein wesentlicher Teil
wirtschaftlichen Handelns ist.

1
Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke lateinisch/deutsch von Gerhard B. Winkler, Band 2, Innsbruck 1992 — S. 138ff.
2
Den Hochbau betreffende Bemerkungen der letzten Jahre sind im Anhang 6 abgedruckt.
IX
1 Planen von Hochbaumaßnahmen Gestaltungsfreiheit und Wirtschaftlichkeit
Grundlage der Planung einer einzelnen Baumaßnahme muss in aller Regel das Spar-
samkeitsprinzip (§ 7 Bundeshaushaltsordnung – BHO) sein, nach dem ein bestimmtes
1.1 Planungsentscheidungen Ergebnis, bei Baumaßnahmen die Befriedigung der berechtigten Nutzerforderungen,
mit einem möglichst geringen Mitteleinsatz, hier also in der Regel mit den geringsten
Seite Kosten, zu erzielen ist. Unter dem Kostenbegriff sind nicht nur die direkten Investi-
Gestaltungsfreiheit und Wirtschaftlichkeit........................2 tionskosten zu verstehen, sondern auch die Folgekosten, wie Betriebskosten und
Aufstellen der Nutzerforderungen.....................................3 Reinvestitionskosten auf Grund unterschiedlicher Nutzungszeiträume.
Nachträgliche Nutzerforderungen .....................................4 Es mag überraschen, dass ausschließlich das Sparsamkeitsprinzip als Grundlage
Planungsalternativen..........................................................5 einer Bauplanung betont wird, enthält der Wirtschaftlichkeitsbegriff doch neben
Musterplanungen ...............................................................6 diesem Prinzip (Minimalprinzip) auch das Ergiebigkeitsprinzip (Maximalprinzip).
Neu-, Um- oder Ausbaualternativen..................................7 Danach wäre mit einem bestimmten Mitteleinsatz das bestmögliche Ergebnis zu erzie-
Immobilienmanagement ....................................................8 len. Nicht selten wird dem Bundesrechnungshof bei seinen Prüfungen von den Verwal-
tungen dieses Stichwort entgegengehalten, wenn er beanstandet, dass vorgegebene
Kostengrenzen voll ausgeschöpft wurden, um an sich nicht gerechtfertigte und unnötig
aufwendige Ausstattungswünsche zu befriedigen. Dabei lassen die Verwaltungen außer
Die Planung einer Baumaßnahme3 ist ein Gemeinschaftswerk von nutzender Ver-
Acht, dass auch im Rahmen des Maximalprinzips nur notwendige Ausgaben gerecht-
waltung und Bauverwaltung. Der Nutzer liefert dabei mit seinen Bedarfsanforderungen
fertigt sind. Der Bundesrechnungshof sieht sich bei solchen Einwänden veranlasst, die
sowie seiner Vorentscheidung über die Art der Bedarfsdeckung (Miete, Kauf,
Verwaltung an die Finanzierungsprobleme im Bundeshaushalt zu erinnern, auf Grund
Eigenbau) die Planungsgrundlage. Die Bauverwaltung4 und die beauftragten Planer,
derer der Bund derzeit und wohl auch noch für die absehbare Zukunft nicht über
seien sie nun innerhalb der Verwaltung oder als freiberuflich Tätige Auftragnehmer des
genügend Finanzmittel verfügt, um alle aus Nutzersicht wünschenswerten Investitionen
Bauherrn, haben daraus eine Bauplanung zu entwickeln, die den funktionalen Bedarf
zu tätigen. Die Finanzenge erzwingt Prioritätensetzungen und führt zwangsläufig dazu,
optimal umsetzt. Dabei trägt nicht nur die Bauverwaltung die Verantwortung für eine
dass viele Baumaßnahmen, die an sich aus Nutzersicht gerechtfertigt wären, zurück-
wirtschaftliche Lösung der Bauaufgabe, auch der Nutzer trägt mit seinen Vorgaben ein
gestellt oder gar nicht realisiert werden können.
hohes Maß an Mitverantwortung für den Erfolg der Baumaßnahme.
Der Bundesrechnungshof bewertet bei seinen Prüfungen nicht die architektonische
Es ist allgemein anerkannt, dass der Einfluss auf die Kostenentwicklung einer Baumaß-
Gestaltung des Gebäudes an sich, sondern die Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme.
nahme zu Beginn der Bedarfsüberlegungen am größten ist. Er nimmt mit zunehmender
Dabei ist zu berücksichtigen, dass für den wirtschaftlichen Wert eines Gebäudes dessen
Planungstiefe ab und ist bei der Bauausführung relativ gering. Der Bundes-
Gestaltung durchaus nicht bedeutungslos ist. Ein ansprechend gestaltetes Gebäude
rechnungshof findet bei seinen Prüfungen von Baumaßnahmen im Planungsstadium
wirkt positiv auf Nutzer und Besucher. Es kann dadurch auch bewirken, dass sie es mit
immer wieder ein weites Feld nicht genutzter Einsparmöglichkeiten vor. Es „lohnt“
einer gewissen Achtung, also schonender, behandeln.
sich auch, eine weitgehend oder vollständig fertig gestellte Planung unter dem
Gesichtspunkt der Kostenminimierung zu überprüfen. Um dies deutlich zu machen, Solange die Prüfung des Bundesrechnungshofes im Wesentlichen nach Fertigstellung
sind im Folgenden typische Mängel und die finanzielle Dimension der Einspar- der Baumaßnahmen stattfand, beanstandete er zwar unnötige oder zu aufwendige bauli-
möglichkeiten anhand einzelner Beispiele aus der Prüfungspraxis des che Lösungen, eine Änderung oder gar Beseitigung der beanstandeten Elemente kam
Bundesrechnungshofes herausgestellt. wegen des abgeschlossenen Bauzustandes jedoch nicht mehr in Frage.
Seit der Bundesrechnungshof bereits in frühen Planungsstadien (Teil-)Entscheidungen der
Verwaltung prüft und Hinweise zur wirtschaftlichen Gestaltung gibt, folgen die Nutzer
und die Bauverwaltung diesen Vorschlägen in vielen Fällen. Der Bundesrechnungshof ist
dabei bestrebt, so frühzeitig zu prüfen, dass seine Hinweise in aller Regel noch ohne
3
Die Baumaßnahmen des Bundes umfassen neben dem Hochbau auch den Wasser- und Fernstraßenbau. Der vorliegende Band weiteres umsetzbar sind. Nur in wenigen Fällen musste bisher zwischen den Kosten einer
konzentriert sich auf den Hochbau, auf die anderen Bereiche wird nicht weiter eingegangen. Für die am Thema Straßenbau
Interessierten sei auf die im September 1997 von der Präsidentin des Bundesrechnungshofes als Beauftragte für
Umplanung oder Verzögerung und den erzielbaren Einsparungen abgewogen werden.
Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung herausgegebenen „Empfehlungen zum besseren Planen, Vorbereiten, Durchführen und Allerdings ist an dieser Stelle zu betonen, dass der Bundesrechnungshof Änderungen der
Abrechnen von Straßenbaumaßnahmen des Bundes“ hingewiesen.
4
Planung lediglich anregen kann. Die Entscheidung darüber, ob und in welchem Umfang
Interessierte Leser, die mit dem Bauwesen des Bundes nicht vertraut sind, finden in Anhang 1 „Das Bauwesen des Bundes“
einen Überblick über die Organisation der Bauverwaltung und das Zusammenwirken von Bund und Ländern bei den dem Bundesrechnungshof gefolgt wird, liegt allein bei der Verwaltung.
Baumaßnahmen des Bundes.

1 2
Obwohl sich der Bundesrechnungshof bei der Für die Baumaßnahme eines Gerichtsgebäudes unerfüllbar und gewissermaßen beliebig teuer. Ein Hallenboden lässt sich fertigungs-
Bewertung der architektonischen Gestaltung waren neben den Gebäudeaußenfassaden an bedingt nur in gewissen Toleranzen „eben“ herstellen. Werden an die Ebenheit von
immer bewusst zurückhält, bleibt allen Fassaden der Innenhöfe - auch in den Flächen erhöhte Anforderungen gestellt, so sind die dann vom Bauunternehmer zu
festzuhalten, dass er im Zielkonflikt zwischen ständig unbesonnten Bereichen - aus Gründen treffenden Maßnahmen besondere, zusätzlich zu vergütende Leistungen.
architektonischer Gestaltung und Wirtschaft- einer einheitlichen äußeren Gestaltung des
Gebäudes aufwendige Sonnenschutzanlagen aus Die Bauverwaltung sollte nach Auffassung des Bundesrechnungshofes bereits bei der
lichkeit in besonderem Maße der
lichtbrechendem Glas geplant. Die Forderung Aufstellung des Bauantrages den Nutzer umfassender beraten und ihm zumindest die
Wirtschaftlichkeit verpflichtet ist. Es kann
des Bundesrechnungshofes, angesichts der feh- finanziellen Konsequenzen möglicher Entscheidungsalternativen vor Augen führen.
daher erwartet werden, dass er auch künftig
lenden gestalterischen Außenwirkung auf den
bauliche Großzügigkeiten aufzeigt, die - auch geplanten Einbau der Sonnenschutzanlagen zu
vor der angespannten Haushaltslage des verzichten, führte zu Einsparungen in Höhe von Nachträgliche Nutzerforderungen
Bundes - kein Verständnis finden können. rd. 1,2 Mio. EUR. (Siehe Bemerkung Nr. 30 aus
dem Jahre 1998 [im Anhang 6 ab S. 161] ) . Für große Baumaßnahmen hat die nutzende Verwaltung (der Nutzer) den Bauantrag
rechtzeitig zu stellen. Dabei steht der Nutzer in einem Spannungsfeld: einerseits sein
Aufstellen der Nutzerforderungen Bemühen, alle seine Forderungen geschlossen und verbindlich zu Beginn der Planung
Die genehmigenden Instanzen der nutzenden Verwaltungen erhalten im Grunde zwei oder doch zumindest spätestens mit Abschluss der Planung einzubringen - ein Vorgang,
Mal die Gelegenheit, den erarbeiteten Bedarf nach erforderlichem Umfang und anhal- der in der Regel insbesondere bei größeren Organisationen erheblicher Zeit bedarf -
tender Notwendigkeit zu prüfen: und andererseits sein Bedürfnis, das Gebäude möglichst schnell, häufig zu einem von
außen vorgegebenen Termin, zu nutzen.
… bei der Genehmigung des Bauantrages - dem eigentlichen Nutzerdokument -
und Der Bundesrechnungshof hat wiederholt
Ein Nutzer forderte für „ca. 200 Büroräume, Be-
festgestellt, dass während der Planungs-
… bei der Zustimmung zur Haushaltsunterlage –Bau– (HU –Bau–) - dem für die sprechungszimmer und sonstige Nebenräume phase und teilweise während der
Durchführung der Baumaßnahme maßgeblichen Planungsdokument. (Teeküchen u. a.)“ einen Neubau in Fertigbau-Bauphase die Nutzer nachträgliche
Der Nutzer sollte bei längeren Zeitabständen weise ohne nähere Angaben über Personalum-
Noch im Jahre 1997 plante und baute die Forderungen einbrachten, sei es auf
zwischen dem Formulieren des Bedarfs und fang, Größe der Büroräume usw. Einen qualifi-
Bundeswehr übereinstimmend mit ihren Richt- Grund veränderter Aufgabenstrukturen,
zierten Stellen- und Raumbedarfsplan reichte er
dem Fertigstellen der Planung den Bauantrag linien in Kasernen Pflegehallen u. a. für die neuer Vorstellungen über die
erst zwei Monate nach Beginn des Bauvorha-
nochmals kritisch überdenken. Dabei sollte er Wartung von Privatkraftfahrzeugen mit Kosten Funktionsabläufe oder noch nicht
bens nach. Ergebnis: ein erheblich zu großer
auch so grundlegende Fragen stellen, wie: von bis zu 500 000 EUR je Halle. Dies hat der
Baukörper. (Vermeidbar: 250 000 EUR) berücksichtigter Veränderungen im Per-
Braucht er das Bauwerk oder die technische Bundesrechnungshof als nicht mehr zeitgemäß
bezeichnet, da auf Grund des mittlerweile sehr sonalbestand. Dies führte in der Regel zu
Ausrüstung überhaupt noch? Kann die erheblichen Planungsänderungen bis hin
hohen Standes der Automobiltechnik
Deckung des Bedarfs noch zeitlich Eigenreparaturen Risiken bergen und deswegen Die Herrichtung eines Altbaus zur Unterbrin- zum Umgestalten oder gelegentlich sogar
verschoben werden? Nicht selten wird erst der begründete Bedarf der Soldaten gering sei. gung eines Ministeriums wurde auf der bis zum Abriss bereits erstellter Teile des
auf Grund des Ergebnisses solcher Zwar mag der Bau solcher Hallen früher Grundlage der bestehenden Organisation des Baukörpers.
Nachfragen erkennbar, ob die Begründung gerechtfertigt gewesen sein, auf Grund der Nutzers geplant, obwohl bis zum Einzug in das
nach wie vor nachvollziehbar und veränderten Anforderungen ist dies jedoch nicht Gebäude erhebliche Organisationsänderungen Das Bundesministerium der Finanzen hat
ausreichend ist3. mehr gegeben. Auch der Rechnungsprüfungs- erfolgen sollten. Mit der Gebäudeplanung für bei einigen Baumaßnahmen wegen
ausschuss des Deutschen Bundestages stimmte den Altbau wurde u. a. angestrebt, auf der fehlender Stellen- und Raumbedarfspläne
Ungenaue Formulierungen in den Bedarfs- dem Vorschlag des Bundesrechnungshofes zu Grundlage der bestehenden Organisation seine Mitwirkung versagt. Der
forderungen des Nutzers können erhebliche und beschloss, auf die Errichtung von Pflege- optimale Raumbeziehungen zu erreichen; Bundesrechnungshof hält dieses Verhal-
Mehrkosten verursachen, die bei einer hallen für Privatkraftfahrzeuge der Soldaten hierzu sollten zahlreiche Raumtrennwände ab-
ten des Bundesministeriums für richtig,
genaueren Abstimmung zwischen Planer und künftig zu verzichten. (Siehe Bemerkung Nr. 66 gerissen und neu errichtet werden. Der Bun-
aus dem Jahre 1998 und Nr. 96 aus dem Jahre desrechnungshof hat den hohen Aufwand der sieht dieses jedoch nur als letztmögliche
Nutzer über Art, Inhalt und Gewicht der Reaktion auf das Fehlen der Stellen- und
2000 [im Anhang 6 ab S. 164 und 195].) geplanten Eingriffe in die Struktur des Gebäu-
Forderungen vermeidbar sind: Wenn z. B. für des bemängelt. Er hat auf deren Nutzlosigkeit Raumbedarfspläne an. Denn schon die
eine Werkhalle, in der Fahrzeuge gewartet werden sollen, gefordert wird, der Hallen- sowie weitere Kosten für erneute Eingriffe und Technische Aufsicht der Mittelinstanzen,
boden sei „absolut eben“ auszuführen, so ist diese Forderung genau genommen Änderungen auf Grund der Organisationsände- ja sogar schon der Nutzer durfte ohne
rungen hingewiesen. klare Vorstellung von den Forderungen
3
Zum Thema „Nutzerforderungen“ s. auch die Bemerkungen Nr. 26.2 und Nr. 26.4 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab
an das Bauwerk die eigenen Handlungs-
S. 124] sowie die Bemerkung Nr. 59 aus dem Jahre 2000 [im Anhang 6 ab S. 191]. phasen nicht abschließen.
3 4
Besonders bei Repräsentationsbauten war zu beobachten, dass Wünsche und Forde- einen erheblichen Ermessensspielraum. Diesen können sie aber überhaupt nur dann
rungen, die erst während der Bauausführung eingebracht wurden, die Bauzeit richtig ausfüllen, wenn sie tatsächlich Alternativen erarbeiten, diese prüfen und nach
verlängerten und Änderungen bereits erbrachter Bauleistungen verursachten, z. B. weil wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewerten und optimieren. Bisher ist dies in nur unzu-
nachträglich Natursteinböden statt bereits verlegter Teppichböden verlangt wurden reichendem Maße festzustellen.
oder Veränderungen der Raumanordnungen zu Änderungen am bereits verlegten
Die Entscheidung für die wirtschaftlich beste Alternative darf nicht nur anhand der
Lehrrohrsystem führten.
Baukosten gefällt werden. Höhere Investitionen für qualitativ bessere Baustoffe können
Der Bundesrechnungshof hat - insbesondere bei Baumaßnahmen der Zuwendungs- mitunter zu einer erheblichen Minderung der Ausgaben für die spätere Bauunterhaltung
empfänger - wiederholt Bauverwaltung und Nutzer darauf hingewiesen, dass Richtig- - z. B. durch Verlängerung der Renovierungsintervalle - führen. Die künftigen Bau-
keit und Vollständigkeit des Bauantrages wegen seiner grundlegenden Bedeutung unterhaltungs- und Folgekosten sind in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Die
für die Planung und Ausführung einer Bau- späteren Betriebskosten sind in der HU –Bau– darzustellen. Der Bundesrechnungshof
maßnahme unverzichtbar sind. Gerade Umor- So konnte ein bereits erteilter Auftrag über musste feststellen, dass die Plausibilität dieser Angaben im vorgeschriebenem Form-
ganisationen beim Nutzer führen nicht selten 800 000 EUR für die Lüftungsanlage einer blatt8 nur selten nachvollziehbar ist. Die den Daten des Formblattes zu Grunde liegende
zu verlorenen Planungen und damit zu Druckerei rechtzeitig storniert werden, weil der Ermittlung der Bauunterhaltungs- und Folgekosten werden dem Bundesrechnungshof
Nutzer infolge einer Umorganisation keinen
vermeidbaren Honorarzahlungen an die Bedarf mehr für eine Druckerei an dieser Stelle in der Regel erst auf ausdrückliche Nachfrage seitens der Planer, z. B. beauftragter
beauftragten Planer sowie zu unnötigen Bau- hatte. Das Bauamt hatte keine Kenntnis von freiberuflich Tätiger, geliefert. Daraus muss geschlossen werden, dass die Bauverwal-
ausgaben, wenn die veränderten Anforde- dieser Umorganisation und wurde erst im Zuge tungen der Richtigkeit der künftigen Bauunterhaltungs- und Folgekosten nicht die
rungen erst während der Bauausführung einer Prüfung des Bundesrechnungshofes auf erforderliche Aufmerksamkeit widmen.
berücksichtigt werden. Sofern eine neue Nut- das Problem aufmerksam.
zung in einen vorhandenen Baukörper
eingepasst werden soll und dieser Baukörper für die vorgesehene Nutzung geeignet ist, Musterplanungen
gebietet es ein wirtschaftliches Vorgehen, dass sich das Nutzungskonzept auch den
Muster- und Standardplanungen (hier einheitlich als Musterplanungen bezeichnet)
vorhandenen Baulichkeiten anpasst. Einen Sonderfall der nachträglichen Nutzerforde-
stellen ein wichtiges Element wirtschaftlichen Bauens bei gleichartigen
rung stellt die so genannte "baubegleitende Planung" dar. Dabei macht der Nutzer
Baumaßnahmen dar, die in größerer Anzahl an verschiedenen Standorten zu errichten
bewusst einen unvollständigen Bauantrag zur Grundlage des weiteren Vorgehens und
sind, z. B. Unterkunftsgebäude der Bundeswehr. Mit Musterplanungen können die
vervollständigt seine Forderungen erst während der Planung oder gar nach Baubeginn.
Kosten für Baumaßnahmen wesentlich gesenkt werden, weil die standortunabhängigen
Es ist allgemein anerkannt, dass eine baubegleitende Planung schwer beherrschbare
Anforderungen vereinheitlicht sind und nur noch die standortabhängigen Bedingungen
Risiken birgt, die vielfach zu Planungsänderungen, Bauablaufverzögerungen und in der
berücksichtigt werden müssen. Auch scheinbar geringe Kosteneinsparungen infolge
Regel zu erheblichen Mehrkosten führen6.
einer Verbesserung der Musterplanung erreichen durch die Mehrfachnutzung der
Planungen ein beachtliches Einsparungspotenzial. Durch Musterplanungen können
Planungsalternativen zudem nicht nur Baumaßnahmen schneller durchgeführt, sondern auch z. B.
Wirtschaftliches und sparsames Handeln erfordert grundsätzlich, bei der Planung von Planungsleistungen und damit Kosten eingespart werden.
Maßnahmen alternative Lösungsmöglichkeiten und deren Kosten einschließlich der An Musterplanungen sind hohe Anforderungen zu stellen, denn durch die gewollte
Folgekosten zu untersuchen. Dies schließt betriebswirtschaftliche Kostenvergleiche Vielzahl von Anwendungen einer Musterplanung vervielfachen sich nicht nur mögliche
über Bauteile und Anlagen der Technischen Ausrüstung ein, die Hilfsmittel bei der Vorteile, sondern auch eventuelle Nachteile, z. B. überhöhte Flächenansätze und deren
Entscheidungsfindung über Planungsalternativen sind und als Nachweis der Kosten. Würde eine unwirtschaftliche Planung eines Gebäudes bei anderen noch zu
Wirtschaftlichkeit dienen.7 bauenden Gebäuden wiederholt, so könnte dies schnell statt zu einer Kosteneinsparung
Es gibt kein allgemein verbindliches Regelwerk, aus dem unmittelbar und für alle zu einem Schaden für den Bund in Millionenhöhe führen.
Bauwerke die beste Lösung abgeleitet werden könnte. Vielmehr müssen jeweils im
Einzelfall die sich bietenden zahlreichen technischen und wirtschaftlichen Alternativen
bewertet und vielversprechende Varianten entwickelt werden. Dabei haben Nutzer und
Bauverwaltung bei ihren Untersuchungen und den darauf aufbauenden Entscheidungen
6
Vergleiche die Ausführungen zu den Problemen während des Bauablaufes in Kap. 4 „Bauausführung“.
7
Vergleiche Abschnitt K 23 der Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der
Finanzbauverwaltungen (RBBau) und Arbeitshinweise zu Wirtschaftlichkeitsberechnungen im Rahmen der Richtlinien für die
Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen - RBBauWU“ (MinBlFin
8
1988 S. 66). In der Regel die Daten des Formblattes nach Anlage 1 zu Muster 7 RBBau.

5 6
Trotz der vorgenannten Risiken hält der Bun- Bei einem Sanitätszentrum war die geplante und Nach den Erfahrungen des Bundesrechnungshofes und der Verwaltung ist bei einem
desrechnungshof Musterplanungen im Grund- dann gebaute Bruttogeschossfläche um 30 v. H. Kostenvergleich eine Sanierung in der Regel nur dann wirtschaftlich, wenn die Sanie-
satz für besonders geeignet, wirtschaftliches größer als bei entsprechender Anwendung der rungskosten nicht mehr als 80 v. H. der zu erwartenden Kosten für einen Neubau betra-
Bauen zu fördern. Seine Prüfungen haben Musterplanung (Vermeidbar: 700 000 EUR) gen. In diesem Erfahrungswert spiegeln sich auch die letztlich nicht vollständig mone-
gezeigt, dass von den vorhandenen Muster- Für Panzerwaschanlagen liegen bei der Bundes- tär erfassbaren Vorteile eines Neubaus wider. So kann dieser in der Regel auf die
planungen nicht immer ausreichend Gebrauch wehr Musterplanungen vor, die u. a. unterschied- Forderungen des Nutzers maßgeschneidert werden, auch die Lebensdauer eines
gemacht wird. Teilweise wurde von den liche Hallen für Vor-, Haupt- und Nachwäschen Neubaus ist länger anzusetzen als bei einem sanierten Gebäude.
Musterplanungen wesentlich abgewichen; sowie mehrere Wasserbecken zur Wasserauf-
Eine fehlerhafte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung führt schnell zu falschen Schlussfolge-
dies hatte meist höhere Kosten als bereitung vorsehen. Damit Panzer auch bei Frost
gewaschen werden können, befinden sich diese rungen. Der Bundesrechnungshof hat mehrfach festgestellt, dass sich Nutzer für die
erforderlich (in Einzelfällen bis zum Doppel-
befahrbaren Wasserbecken, in denen sich falsche Alternative entschieden. So wäre in einem Fall an Stelle der Sanierung und
ten) zur Folge.
Schlamm absetzen soll, in einer beheizbaren Halle. Erweiterung eines vorhandenen Gebäudes ein kompletter Neubau wirtschaftlich
Eine Musterplanung enthebt den Nutzer aber Der Schlamm kann so mit Radladern aus den gewesen10.
nicht der Verpflichtung, die konkreten Wasserbecken entfernt werden. Bei der erst-
Rahmenbedingungen des Einzelfalls zu maligen Umsetzung dieser Musterplanung hatte
beachten. Das nebenstehende Beispiel zeigt, der Nutzer bereits auf den Bau der Vor- und Immobilienmanagement
Nachwaschhalle verzichtet. Der Bundesrech-
dass auch dann, wenn Musterplanungen vor- nungshof beanstandete insbesondere die aufwen-
liegen, die Notwendigkeit der einzelnen Bei der Suche nach der besten Lösung für einen staatlichen Nutzer kann die Frage eines
dige bauliche Lösung der Musterplanung für die geeigneten Grundstücks oder der Immobilienpreise von entscheidender Bedeutung sein
Baumaßnahme beim Aufstellen und im Wasseraufbereitung. Der Nutzer verzichtete auch
Genehmigungsgang des Bauantrages nach- und den Bund veranlassen, vom üblichen Eigenbau abzusehen und nach Alternativen
auf die befahrbaren Wasserbecken mit der beheiz-
gewiesen werden muss9. Insbesondere bei baren Halle. Nun soll der abgesetzte Schlamm
der Bedarfsdeckung zu suchen. Zum Beispiel, wenn ein für den Unterbringungsbedarf
Bauanträgen, die schon mehrere Jahre alt mittels einer Pumpe in Container abgesaugt und vorteilhaftes Grundstück nicht im Besitz des Bundes, sondern in der Hand eines
sind, muss die anhaltende Eignung der abtransportiert werden. (Kosteneinsparungen Investors ist und eine Bebauung für Zwecke des Bundes nur im Rahmen eines Leasing-
Musterplanung geprüft werden, bevor mit der insgesamt rd. 1,5 Mio. EUR) oder Mietkaufverfahrens möglich ist11.
konkreten Planung begonnen wird. Aber auch dann, wenn der Bund eine grundsätzlich für die Erfüllung eines Unterbrin-
gungsbedarfes geeignete Immobilie
besitzt, können sich alternative Lösungen
Neu-, Um- oder Ausbaualternativen Der Bund versuchte über mehrere Jahre, für eine
Auslandsvertretung, die in einem Mietgebäude als wirtschaftlich deutlich vorteilhafter
In der Regel muss schon der Nutzer prüfen, ob sein baulicher Bedarf durch untergebracht war, ein Dienstgebäude auf einem darstellen. So kann der Marktwert einer
im Besitz des Bundes befindlichen Grundstück bundeseigenen Immobilie erheblich
… einen Neubau auf derselben Liegenschaft, errichten zu lassen. Eine erst nach mehrmaliger höher sein als ihr Nutzwert für den
… einen Neubau an einem anderen Ort, Aufforderung des Bundesrechnungshofes erstellte Eigenbedarf.
Wirtschaftlichkeitsberechnung ergab erhebliche
… die Sanierung / Erweiterung eines vorhandenen Gebäudes oder Der Bundesrechnungshof hat festgestellt,
wirtschaftliche Vorteile für eine Mietlösung. Dies
… durch das Anmieten eines Gebäudes führte zur Aufgabe der Neubaupläne und der dass die Verwaltungen des Bundes bei
weiteren Unterbringung der Auslandsvertretung in
Unterbringungskonzeptionen nicht immer
wirtschaftlich gedeckt werden kann. Die Wahlfreiheit kann auf Grund äußerer Ein-
einem Mietgebäude. Bei der Veräußerung des den Wert des dafür vorgesehenen
flüsse, z. B. Erhaltungsauflagen des Denkmalschutzes, aber auch funktionaler, Grundstückes erzielte der Bund einen Erlös von
räumlicher und städtebaulicher Zusammenhänge, eingeschränkt sein. Grundstückes genügend berücksichtigten.
rd. 43 Mio. EUR.
Er führt Mängel in der zielgerichteten
Der Entscheidung muss eine objektive und insoweit nachvollziehbare Wirtschaftlich- Suche nach der unter allen
keitsbetrachtung vorausgehen. Soweit hierfür Gutachten eingeholt werden, ist darauf zu Gesichtspunkten wirtschaftlichsten Form der Bedarfsdeckung u. a. darauf zurück, dass die
achten, dass nicht durch die Aufgabenstellung die Auswahlentscheidung bereits vor- Zuständigkeiten für Immobilien, für den Bedarf und die Errichtung von Gebäuden auf
weggenommen wird. Sonst hätte das in der Regel kostenaufwendige Gutachten ledig- mehrere Stellen der Bundesverwaltung aufgeteilt sind.
lich eine Alibifunktion für die von vornherein gewollte Entscheidung.
Der Bundesrechnungshof hat angeregt, dass bei allen Maßnahmen zur Deckung des

10
Siehe hierzu die Bemerkung Nr. 40 aus dem Jahre 1997 [im Anhang 6 ab S. 148].
9 11
Siehe auch die Bemerkungen Nr. 66 aus dem Jahre 1998 und Nr. 96 aus dem Jahre 2000 [im Anhang 6 ab S. 164 und ab Zum Thema “Standortfragen“ siehe auch die Bemerkungen Nr. 26.3 und Nr. 26.5 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab
S. 195]. S. 124].

7 8
Bedarfs an Immobilien Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen zwingend zu erstellen sind,
auch wenn die wirtschaftlichste Alternative später aus anderen, z. B. politischen
Das Instrument einer Kostenobergrenze - eine so genannte Kostendeckelung - enthebt
Gründen, nicht gewählt wird. Er hat empfohlen, dass ergänzend zu bisher bestehenden
nicht von der Verpflichtung eine zutreffende Kostenermittlung zu erstellen. Zu bean-
Verfahren für die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen die Aufgabenvertei-
standen ist, dass die Bauverwaltung die Baukosten wider besseren Wissens zu niedrig
lung innerhalb der Verwaltung und die Verfahrensabläufe bei Kauf- und Mietentschei-
veranschlagt, um eine vom Nutzer vorher gesetzte Kostenobergrenze scheinbar einzu-
dungen sowie Tausch-, Leasing- und Investorenverträgen für Immobilien neu geregelt
halten, und erst später, wenn es für den Nutzer kein Zurück mehr gibt, die wahre
werden, weil diese Alternativen der Bedarfsdeckung künftig verstärkt nach wirtschaft-
Kostensituation offenbart. Sicherheitsdenken führt in der Regel jedoch dazu, die
lichen Kriterien zu vergleichen sein werden. Im Hinblick auf die Komplexität von
Kostenobergrenze zu hoch anzusetzen. Eine zu hohe Veranschlagung führt regelmäßig
sachgerechten Wirtschaftlichkeitsvergleichen für derartige Alternativen hat der
dazu, dass während der Bauausführung unnötig aufwendige und unwirtschaftliche
Bundesrechnungshof angeregt, entsprechende Untersuchungen und Entscheidungen
Baulösungen verwirklicht werden.
nach dem Vorbild der Privatwirtschaft und abweichend von bisher aufgeteilten Zustän-
digkeiten in der Verwaltung in einem Immobilienmanagement zusammenzufassen12. Die folgenden Beispiele zeigen, dass die in den Kostenschätzungen angesetzten Einzel-
kosten erheblich von den sonst dokumentierten Erfahrungswerten abweichen:

1.2 Kostenermittlung
Für die insgesamt 3 000 m² große „Fassade mit vorgehängten Sichtbetonschalen“ für zwei gleichar-
tige Gebäude legte ein Planer für das eine Gebäude einen Preis von 430 EUR/m² und für das andere
Transparenz und Sicherheit von Planungs- und Kostendaten gewinnen für die frühzei- 215 EUR/m² zu Grunde. Der Bundesrechnungshof beanstandete den nicht gerechtfertigten höheren
tige Beurteilung eines Bauvorhabens immer mehr an Bedeutung. Prioritäten bei Preisansatz. Zudem war davon auszugehen, dass die Betonschalen wegen der großen Anzahl vorge-
konkurrierenden Baumaßnahmen oder Lösungen für die Alternativen Miete, Leasing, fertigt noch kostengünstiger herstellbar sind, als der Planer bei der niedrigeren Preisvariante annahm.
Investorbau oder eigener Neubau sind ohne Kenntnis der finanziellen Auswirkung Unnötiger Kostenansatz: rd. 670 000 EUR.
nicht sachgerecht zu ermitteln. Solche frühzeitig notwendigen Entscheidungen, aber Ein Planer ermittelte für einen Bauabschnitt einen Gesamtpreis von 44,5 Mio. EUR. Das Sub-
auch die angespannte Finanzlage des Bundes, verlangen nachdrücklich nach zutreffen- missionsergebnis lag um etwa 4 Mio. EUR niedriger. Wesentliche Ursache der Differenz war,
den Kostenermittlungen. dass der Planer bei der Kostenschätzung der Position „Flachgründung“ einen Stahleinsatz von
640 kg/m³-Beton statt angemessener etwa 170 kg/m³-Beton zu Grunde gelegt hatte. Dies allein
Nutzer und Bauverwaltung müssen deshalb schon zu Beginn des Planungsprozesses entsprach einer Kostendifferenz von rd. 2,5 Mio. EUR.
Planungsdaten, Qualitätsanforderungen, Programmkosten sowie Termine benennen
können. Dazu gehört - noch im Rahmen des Bauantrages - eine möglichst verlässliche Für eine Zu- und Abluftanlage einer Werkstatt mit einer Leistung von rd. 56 500 m³/h für Werkstät-
Programmkostenermittlung, die haushaltsmäßig zur Festlegung von Kostenobergrenzen ten, Lager, Labors und Sozialräume schätzte der Planer auf Grund eines m³-Preises von 8,70 EUR
genutzt werden kann13. Gesamtkosten in Höhe von 480 000 EUR. In der Fachliteratur werden für eine Raumlufttechnische
Anlage dieser Größe Kosten in Höhe von 4 bis 5 EUR/m³ Luftvolumenstrom angegeben. Bei der in
Der Bundesrechnungshof stellt bei seinen In einer HU –Bau– waren die Baukosten wissent- Rede stehenden Anlage reduzierte sich die zu veranschlagende Bausumme um rd. 280 000 EUR.
Prüfungen der Baumaßnahmen des Bundes lich um 6 Mio. EUR zu niedrig veranschlagt, um
mehr und mehr fest, dass die Bauverwaltung so die Vorgabe der Kostenobergrenze durch den Ein Sanitätsgebäude teilte der planende Architekt in vier Nutzungszonen (Bettenstation, Behand-
aus unterschiedlichsten Gründen Kosten Nutzer (50 Mio. EUR) einzuhalten. lungsbereich für drei Ärzte, den Verwaltungsbereich und den Keller als Lagerbereich) ein, für die er
weder rechtzeitig noch in der notwendigen jeweils ihm geeignet erscheinende Vergleichskostenwerte aus einer Baupreisliste entnahm. Der
Qualität ermittelt und beurteilt. Die Kostenobergrenze eines Vorhabens mit Architekt wandte für den ärztlichen Behandlungsbereich den obersten Wert dieser Liste an, der für
knapp 150 Mio. EUR war um 16,7 Mio. EUR zu Spezialkrankenhäuser galt und Baukosten von 1 916 EUR/m² vorsah. Die Liste enthielt auch Kos-
Eine um beispielsweise 10 v. H. überhöhte hoch angesetzt. Von dem zu viel angesetzten tensätze für ärztliche Gruppenpraxen (mittlerer Standard: 1 144 EUR/m²) und für Zahnarztpraxen
Kostenermittlung ist ebenso mangelhaft wie Betrag waren mindestens 12,8 Mio. EUR auf (mittlerer Standard: 1 623 EUR/m²). Diese für den Behandlungsbereich angemessenen Sätze verrin-
eine um 10 v. H. zu niedrige. Dies gilt auch für Fehler des beauftragten Planers zurückzuführen. gerten die Summe der Kostenermittlung um rd. 690 000 EUR.
atypische Baumaßnahmen. Bei diesen ist die
Ein Planer legte bei der Kostenermittlung Die Kostenansätze (insgesamt 89 Mio. EUR) in einer von freiberuflich Tätigen erstellten Planungs-
Bauverwaltung besonders gefordert, durch falsche Preisindizes zu Grunde, dadurch wurden
sachgerechte Veranschlagung und durch die unterlage waren wesentlich überhöht. Der Bundesrechnungshof hat bereits im Planungsstadium eine
die Kosten in der HU –Bau– um Reduzierung der veranschlagten Baukosten auf 63 Mio. EUR angeregt. Nach langem Widerstand
modernen Mittel der Kostensteuerung die rd.1,9 Mio. EUR überhöht ausgewiesen. kürzte das Bundesministerium die Baukosten stufenweise auf 77 Mio. EUR. Erst der Haushaltsaus-
Kosten zutreffend zu planen und zu steuern.
schuss des Deutschen Bundestages reduzierte die veranschlagten Baukosten gegen den Widerstand
des Bundesministeriums um weitere 7,7 Mio. EUR. Die weitere Kostenentwicklung deutet darauf
12
Siehe hierzu die Bemerkung Nr. 5 aus dem Jahre 1997 [im Anhang 6 ab S. 143]. hin, dass der vom Bundesrechnungshof bereits im Planungsstadium genannte Betrag zumindest
13
Zu den einzelnen Richtlinien der RBBau für die Kostenermittlung sei hier auf Anhang 2 verwiesen. erreicht wird. (Siehe die Bemerkung Nr. 47 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 182].)
9 10
Solche Mängel in der Kostenermittlung sind auch deshalb bedeutsam, weil eine über-
höhte Kostenberechnung in der HU –Bau– die Möglichkeit eröffnet, dass ein unge-
1.3 Optimierung der Planung
rechtfertigt hohes Honorar an den Planer und einen ggf. beauftragten Projektsteuerer
gezahlt wird und bei den Ausschreibungen überhöhte Angebote nicht oder nur schwer Seite
erkannt werden können. 1.3.1 Liegenschaftsweite Planung ...............................12
Die Bauverwaltung begründet ein wesentliches Über- oder Unterschreiten der geschätz- 1.3.2 Bauentwurf und Raumbedarf ............................13
ten Baukosten häufig mit der Entwicklung der Konjunktur, um von der eigenen Fehl- Raumbedarf...................................................................... 14
einschätzung der Baukosten abzulenken. Auch der häufig vorgebrachte Einwand, Flächenoptimierung ......................................................... 15
Fehler in der Kostenschätzung der Planungsunterlagen seien nicht bedeutsam, da kein Nebenflächen ................................................................... 16
Schaden entstünde, weil in der späteren Ausschreibung der Leistungen ja tatsächliche 1.3.3 Bautechnische Elemente .....................................17
Wettbewerbspreise ermittelt würden und insofern die Wirtschaftlichkeit letztlich Fassaden und Wandelemente........................................... 17
gewahrt sei, greift zu kurz. Gerade bei größeren Bauvorhaben haben Fehler bei der Glasfassaden .................................................................... 19
Kostenermittlung erhebliche Auswirkungen: Energiesparende Fassadenkonstruktionen....................... 20
… Fehlerhafte Kostenwerte können zu falschen „kostengünstigsten“ Varianten Sonnenschutzeinrichtungen............................................. 21
führen. Dächer, Balkone, Eingangsbereiche und Übergänge...... 21
… Durch überhöhte Mittelanmeldungen werden unnötige Haushaltsmittel blockiert Ausbauelemente............................................................... 23
und stehen nicht für andere Baumaßnahmen zur Verfügung. Prioritätsentschei- 1.3.4 Betriebstechnik....................................................25
dungen können dadurch fehlgehen. Auslegung der Betriebstechnik........................................ 25
… Die durch zu hoch genehmigten Kosten entstandenen finanziellen Reserven Raumbedarf für die Betriebstechnik................................ 26
werden häufig für nachträgliche Forderungen oder Ausführungsverbesserungen Zu einzelnen technischen Anlagen:
verwendet und nicht eingespart. Wasser- und Abwasseranlagen........................................ 26
… Die in der Planung geschätzten Baukosten verlieren ihren Wert als Kontrollgröße Wärmeversorgung............................................................ 27
bei der Überwachung der finanziellen Situation der Baumaßnahme14. Raumlufttechnische Anlagen........................................... 28
Der Bund hat bisher keine Verfahren für die Kostenermittlung sowie für die Optimie- Stromversorgung.............................................................. 30
rung einer Planung vorgegeben. Die Regelungen der Bauverwaltung zur Kostenermitt-
lung sind so allgemein gehalten, dass es dem Aufsteller überlassen bleibt, welche
Erfahrungswerte er dafür einsetzt und ob und welche Hilfsmittel er dabei nutzt. Wie die
Vergangenheit gezeigt hat, führt dieses freizügige Verwaltungshandeln im Hinblick auf
1.3.1 Liegenschaftsweite Planung
die Baukosten nicht selten zu Fehleinschätzungen.
In vielen Fällen betrifft eine Baumaßnahme nicht nur ein einzelnes Gebäude auf einem
Die bisher entwickelten Verfahren zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von Planun-
eigenen Grundstück, vielmehr ist das betreffende Gebäude eingebunden in eine größere
gen und Ermittlung der Bauwerkskosten sind im Hinblick auf die Vollständigkeit der
Ansammlung von Gebäuden auf demselben oder auf angrenzenden Grundstücken. Die
dokumentierten Bauvorhaben noch verbesserungsfähig. Unabhängig davon haben die
Gebäude beeinflussen sich dann nicht nur mit ihrer Architektur gegenseitig, sondern sie
Verfahren zur Programmkostenermittlung inzwischen eine Qualität erreicht, dass sie
haben auch Auswirkungen auf das städtebauliche Ensemble. Zumeist haben sie zudem
auch für Baumaßnahmen des Bundes angewendet werden können. Der Bundesrech-
gemeinsame Ent- und Versorgungseinrichtungen und Außenanlagen.
nungshof empfahl daher, gemeinsam mit den Ländern eine zentrale Dokumentation
vorzuhalten und daraus Orientierungswerte für wirtschaftliche Planungen seiner Bau- Liegenschaftsweite Konzepte, die alle räumlich zusammengehörenden Gebäude und
maßnahmen zu erarbeiten und vorzugeben15. Baumaßnahmen gemeinsam betrachten, können durch Vereinheitlichung und gemein-
same Nutzung von Einrichtungen, z. B. bei der Wärmeversorgung, Kosten sparend
wirken. Bei unterschiedlichen Lösungsmöglichkeiten sind Wirtschaftlichkeitsuntersu-
chungen erforderlich. So erfordert eine Fernwärmeversorgung nur geringe Investitions-
kosten im Vergleich zu einem Blockheizkraftwerk, jedoch sind die Folgekosten bei der
Fernwärmeversorgung höher.
14
Zu den Auswirkungen zu hoher, aber auch zu niedriger Kostenberechnungen sei auf das Kap. 4 „Bauausführung“ verwiesen.
15
Zu Baukosten-Vergleichswerten des Bundes und der Länder für die Kostenermittlung siehe Anhang 2. Vgl. auch die
Bemerkung Nr. 46 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 180].

11 12
Soweit solche liegenschaftsweiten Konzepte auch architektonische und andere gestalte- hohen Investitionskosten werden jedoch in der Regel nicht durch die ersparten Energie-
rische Vorgaben machen, enthalten sie Vorentscheidungen, die sich in der Ausgestal- kosten während des Betriebes ausgeglichen. Daher ist beim Einsatz von Wärmerück-
tung jeder einzelnen Baumaßnahme niederschlagen. Hier entsteht das besondere Prob- gewinnungsanlagen ein Wirtschaftlichkeitsnachweis erforderlich. Nach der Prüfungser-
lem, dass zu einem sehr frühen Zeitpunkt Herstellungs- und Folgekosten häufig nicht fahrung des Bundesrechnungshofes gelingt dieser Nachweis meist nicht.
oder nicht ohne erheblichen Aufwand beziffert werden können. Insbesondere gestalte-
rische Vorgaben für einheitlich zu verwendende Materialien, wie Naturstein oder Glas
für Fassaden usw. können leicht zu nicht gerechtfertigten hohen Ausgaben führen. Raumbedarf
Ausschlaggebend für die Begründung des Raumbedarfs der nutzenden Verwaltung
1.3.2 Bauentwurf und Raumbedarf sind die im Bauantrag enthaltenen Forderungen. Zumindest in der Vergangenheit stand
die Prüfung dieser Forderungen höchstens bei der Aufstellung des Bauantrages im
Vordergrund. Die Erfahrungen des Bundesrechnungshofes der letzten Zeit zeigen, dass
Für die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudeentwurfs ist eine Vielzahl von Parametern insbesondere dann, wenn zwischen dem Aufstellen der Forderungen bis zum Abschluss
maßgebend, u. a. Gebäudegeometrie, Gebäudeorientierung, Umfang der Außenwand- der Planung erhebliche Zeit vergangen ist, im Zuge der Prüfung und Genehmigung der
flächen, Tragwerk und Größe sowie Anord- Planung einer Baumaßnahme die zu Grunde liegenden Forderungen auf ihre anhaltende
Durch spitzwinklig zulaufende Gebäudeteile
nung der Räume, Treppen und Flure. entstanden Flächen, die der Architekt als Warte- Berechtigung hin geprüft werden müssen.
Das nebenstehende Beispiel zeigt, welche zonen oder als Lufträume zwischen Geschossen Soweit es Raum- und Flächennormen gibt
ausbildete und mit Glasdächern überspannte, die In einem Kantinengebäude wären im Speise-
erheblichen finanziellen Auswirkungen saal bei Einhaltung der Flächennormen - wie zum Beispiel für Büro- oder Kantinen-
aber vom Nutzer nicht gefordert und durch die
architektonisch vielleicht interessante, aber Gebäudenutzung nicht gerechtfertigt waren. rd. 180 m² einzusparen gewesen. (Vermeidbar: räume in Bundesbehörden - sind diese zu
funktional nicht erforderliche Flächen haben (Vermeidbar: 600 000 EUR) rd. 370 000 EUR) Grunde zu legen. Allerdings muss dabei be-
können. achtet werden, dass auch solche Flächenvor-
Ein Ressort legte in Planungsvorgaben für die gaben falsch angewendet oder überhaupt ver-
Ein wesentlicher Gesichtspunkt für einen wirtschaftlichen Bauentwurf ist der künftige Bemessung der Räume wesentlich größere altet sein können. Wie bei Musterplanungen
Energieverbrauch. Möglichkeiten eines energiesparenden Bauens, mit dem ggf. auf- Flächen zu Grunde als zulässig. Dadurch wurden
sind stets die für eine Norm geltenden Vor-
wendige raumlufttechnische Anlagen vermieden werden können, sind z. B. das Aus- in einem Gebäude der Kantinenbereich um
richten von Gebäuden nach klimatisch vorteilhaften Himmelsrichtungen, das Vermei- 250 m² und der Verwaltungsbereich um 150 m² aussetzungen und Annahmen zu beachten.
zu groß. (Vermeidbar: 180 000 EUR allein im So ist z. B. die Größe der Speisesäle von der
den starker Gebäudegliederung - da kompaktes Bauen den Wärmebedarf reduziert - Anzahl der Verpflegungsteilnehmer ab-
Kantinenbereich)
und der Einbau von Wärmedämmung. Insbesondere wenn eine Klimaanlage hängig; da in der Regel nicht alle Bediens-
einzubauen ist, muss es für den Architekten selbstverständlich sein, bereits bei der teten am Kantinenessen teilnehmen - in manchen Dienststellen weniger als die Hälfte -
Bauplanung auf eine Reduzierung der Kühllast zu achten. Dies bedeutet z. B. die ist eine realistische Schätzung der voraussichtlichen Teilnehmerzahl zu Grunde zu
Planung möglichst außen liegender Sonnenschutzanlagen. legen und nicht etwa die größere Gesamtzahl der Mitarbeiter. Eine wesentliche Verrin-
Neben der Umsetzung der Wärmeschutzverordnung und den dafür erforderlichen Maß- gerung der Flächen von Speisesälen lässt sich erreichen, wenn die Essensteilnehmer
nahmen bei Hochbauten für den Wärmeschutz ist insbesondere die Ausrichtung der zeitlich gestaffelt (so genannter Schichtbetrieb)16 erscheinen. Dies lässt sich z. B. bei
Gebäude von Bedeutung. Durch die Fortbildungseinrichtungen unter anderem durch eine entsprechende Organisation des
Vorlesungsbetriebes erreichen.
… Anordnung von Nutzungseinheiten zu bestimmten Himmelsrichtungen,
Weiterhin ist zu prüfen, ob und inwieweit der Planer den Raumbedarf erfüllt oder
… Verwendung von geeigneten Baustoffen,
ihn überschritten hat. Der Vergleich der Forderungen des Nutzers mit den geplanten
… Ausbildung und den Aufbau der Fassaden sowie die Räumen kann erhebliche Diskrepanzen aufzeigen. Größere Abweichungen zwischen
… Gebäudegeometrie der Forderung und der Planung sind manchmal nur erkennbar, wenn neben dem Ver-
kann über den gesamten Jahreszeitraum der Energiebedarf positiv für die Kühlung im gleich der Gesamtflächen auch jeweils die Flächen je Raum in die Überprüfung ein-
Sommer und für die Beheizung im Winter beeinflusst werden. bezogen werden.

Allerdings darf nicht davon ausgegangen werden, dass alle energieeinsparenden Maß-
nahmen von vornherein wirtschaftlich sind. So reduziert der Einbau von Wärmerück-
gewinnungsanlagen zwar den Primärenergieaufwand und die Schadstoffemission, die

16
Vergleiche RBBau Muster 13 (Anlage 4) Richtwerte für die Raumgrößen von Behördenkantinen.

13 14
Besonders große Auswirkungen haben ver- Ein Zuwendungsempfänger überschritt bei eine größere Grundfläche benötigt würde. In vielen Fällen zeigt sich aber, dass bei
meintlich kleine Überschreitungen von Flä- einem Internatsgebäude die Flächenvorgaben einer Planungsoptimierung über alle Stockwerke hinweg die Flächenüberschreitungen
chenvorgaben bei Standardräumen wie Un- für Ein- und Zweibettzimmer um 3 und 3,4 m². deutlich reduziert werden können. Eine Umstellung des Kantinenbetriebes von Zwei-
terkunftszimmer, Büroräume, Lehrsäle usw. Dies führte zu Flächenüberschreitungen Schichtbetrieb auf Drei-Schichtbetrieb lässt erhebliche Flächeneinsparungen im
Da diese Räume in einem Gebäude mehrfach, von insgesamt 125 m². (Vermeidbar: Speisesaal zu. Dies verdeutlicht, dass im Einzelfall eine intensive Auseinandersetzung
teilweise sogar in größerer Anzahl verwirk- rd. 180 000 EUR) mit den betrieblichen Abläufen in einem Gebäude und den Organisationsvorstellungen
licht werden, multiplizieren sich vermeintlich des Nutzers erforderlich ist.
Für ein Krankenhaus mit Nebengebäuden
kleine Überschreitungen schnell zu großen wurden unnötig breite Übergänge und Flure
In einem Lehrgebäude brauchte bei einer ent- Eine Reduzierung der notwendigen
Überhangflächen mit entsprechend großen gebaut. Außerdem wurden genehmigte
sprechenden Organisation des Vorlesungs- Flächen kann auch durch eine verbesserte
Kostenauswirkungen. Nutzflächen bei der Bauausführung
betriebes an Stelle zweier Hörsäle und eines Ausnutzung der geplanten Flächen
überschritten. (Vermeidbar: mehr als
Gibt es keine zutreffenden Vorschriften, so 500 000 EUR — siehe die Bemerkung Nr. 64
ursprünglich geplanten weiteren aufwendigen erreicht werden. So kann der Raumbedarf
sollten vergleichende Betrachtungen mit an- großen Hörsaales nur ein teilbarer großer Hör- dadurch minimiert werden, dass Räume
aus dem Jahre 1998 [im Anhang 6 ab S. 162].)
deren Gebäuden der gleichen Zweckbestim- saal gebaut werden. durch Mehrfachnutzung anderer Räume
mung durchgeführt werden. entfallen können.
Lagerflächen sollten generell unter Wirt- Ein Lager sollte 875 m² auf 2 Ebenen mit je 5 m Gerade bei Werkstätten werden die für die Werkstattgeräte und deren Bedienung erfor-
schaftlichkeitsgesichtspunkten kritisch gesehen Raumhöhe umfassen. Für den Lagerbedarf tat- derlichen Flächen einschließlich der notwendigen Verkehrsflächen nicht sorgfältig
werden. Gerade hier stellte der Bundesrech- sächlich ausreichend waren 400 m² auf einer bestimmt. Die diesbezüglichen Flächenvorgaben des Nutzers sind häufig lediglich erste
nungshof fest, dass die vom Nutzer geforderten Ebene. (Einsparung: 250 000 EUR) Grobvorstellungen über die Nutzung oder Aufstellung der Geräte, die der Planer erst
Flächen überhöht waren. Es genügt nicht, die detaillieren und dann im Flächenverbrauch optimieren muss.
vorhandenen Lagerflächen auf einen künftigen Bedarf hochzurechnen. Zum einen haben
Vorschlägen des Bundesrechnungshofes, planungsbedingte Flächenüberhänge zurück-
sich die Aufgaben häufig verändert. So werden z. B. Wartung und Reparatur heute in
zuführen, wurde zwar nicht in allen, so doch in vielen Fällen gefolgt. Trotz des in den
größerem Umfang nicht mehr von der Verwaltung selbst erledigt, sondern an Auftrag-
Richtlinien vorgesehenen Flächenabgleichs hat sich im Bundesrechnungshof insgesamt
nehmer vergeben, wodurch entsprechende Lagerflächen entfallen. Zudem ist - wie auch in
der Eindruck gefestigt, dass Bauverwaltung und Nutzer zu wenig bestrebt sind, die
der Industrie - der Bedarf an vorzuhaltenden Ersatzteilen eher zurückgegangen.
Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme durch Vermindern der Flächenüberschreitungen
zu verbessern.
Flächenoptimierung
Flächenoptimierung setzt ein auf dieses Ziel hin orientiertes planerisches Denken vor- Nebenflächen
aus. Wegen der Vielgestaltigkeit von Nutzerforderungen, Planungsansätzen, Grund-
Der Nutzer fordert in der Regel nur die für seine unmittelbaren Aufgaben benötigten
rissen und technischen Möglichkeiten stellt dies eine besondere Herausforderung an
Räume genau nach Anzahl und Fläche. Dagegen fordert er z. B. die Betriebstechnik
den Planer dar.
meist nur funktional. Die Bestimmung der dafür erforderlichen Räume, der sog. Funk-
Architekten rechtfertigen Flächenüberschreitung häufig mit vermeintlichen Zwängen, tionsräume, ist dann Sache des Planers. Die Notwendigkeit und erforderliche Größe der
die sich aus den gewählten Grundrasterschritten ergäben. Zunächst ist jedoch der Funktionsräume hängt in der Regel von den unterzubringenden technischen Anlagen
Architekt in der Pflicht, seine Planung und Bei sechs Werkstätten mit insgesamt 1 500 m² ab17.
damit auch die gewählten Rasterschritte so Fläche konnten durch optimierte Aufstellung der
Besonderes Augenmerk ist auf ein angemessenes Verhältnis von Nutzflächen und
auszuwählen, dass den Forderungen mög- Werkbänke und Vermeiden von Leerflächen
Nebenflächen zu legen. Ein ungerechtfertigt hoher Anteil der Nebenflächen erhöht die
lichst genau entsprochen wird; zudem zeigen 225 m² entfallen. (Einsparung: 160 000 EUR)
Bau- und Unterhaltskosten und wirkt sich oft nachteilig auf die Betriebsabläufe aus.
die Prüfungen des Bundesrechnungshofes,
dass sich in vielen Fällen die Überhangflächen weitgehend reduzieren lassen, wenn ein
Planungsschritt mit dem konkreten Ziel der Flächenreduzierung durchgeführt wird. Bei
geprüften Baumaßnahmen waren regelmäßig Kostenreduzierungen von einigen
100 000 EUR erreichbar, weil überflüssige oder nicht zwingend notwendige Flächen-
überschreitungen durch Planungsoptimierung des Bundesrechnungshofes beseitigt
wurden. Ebenso wird bei Prüfungen häufig vorgebracht, die an sich nicht benötigten
Flächen in einem Geschoss seien deshalb erforderlich, weil in einem anderen Geschoss 17
Siehe Kap. 1.3.4 „Betriebstechnik“.

15 16
Bei der Bemessung der notwendigen Flur- Die in einigen Lehrgebäuden geplanten Dass bereits ein Kostenvergleich bei der Fassadenauswahl wertvolle Entscheidungs-
breiten gehen die Planer oft unterschiedlich Flurbreiten (7,30 m und 3,60 m) reduzierte die hilfe liefern kann, zeigen folgende drei Beispiele:
vor. Bauverwaltung auf 2,74 m erst als der
Fall A: Für einen Neubau schlug der Architekt Fall B: Beim Neubau einer OFD untersuchte die
Bundesrechnungshof die ursprünglichen Breiten
Soweit Richtlinien zur Ausgestaltung der aus gestalterischen Gründen eine Aluminiumfas- Bauverwaltung verschiedene Fassadentypen mit
bemängelt hatte.
Flure Aussagen enthalten, wird nicht selten sade vor. Auf Grund einer gemeinsamen Wirt- Herstellkosten von 120 EUR/m² bis 444 EUR/m²,
schaftlichkeitsuntersuchung von Bauverwaltung Jahresunterhaltskosten von 15 bis 28 EUR/m² und
dagegen verstoßen. Vergleichende Betrach- In einem weiteren Fall wies der Bundes-
rechnungshof darauf hin, dass an Stelle der und Architekt wurde statt der klassischen Alumi- Nutzungsdauern zwischen 45 und 80 Jahren. Auf
tungen mit anderen Bauwerken, um die funk- nium-Vorhangfassade eine preiswertere Alumini- Grund der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung kam
tional begründbaren Flurbreiten zu ermitteln, geplanten Flurbreite von 2,20 m bis 2,30 m
eine Flurbreite von 1,80 m ausreicht. Dieses umbekleidung aus industriemäßig hergestelltem die Bauverwaltung von der ursprünglich
werden vom Nutzer nicht angestellt, sondern Bandmaterial in Wellenform gewählt. Dies redu- vorgesehenen Natursteinfassade (Kosten von
Maß ist auch für eine behindertengerechte
in der Regel wird es dem Architekten überlas- zierte die Kosten der Fassade von ursprünglich mind. 388 EUR/m²) ab und entschied sich für eine
Nutzung ausreichend. Im ganzen Gebäude
sen, welche Maßstäbe er auswählt und an- hätten damit 200 m² eingespart werden 215 EUR/m² bis 300 EUR/m² (je nach Ausfüh- Vormauerschale aus Mauerwerksziegeln mit
wendet. Die beiden Beispiele zeigen, dass die können. (Einsparung: 220 000 EUR) rung) auf 180 EUR/m². Kosten von 202 EUR/m².
relativ einfache Frage nach den Anforderun-
Fall C: Bei zwei Gebäuden planten Architekten eine Natursteinfassade aus gelbem Sandstein für die
gen an die Flure erhebliche finanzielle
rund 19 000 m² große Außenwand. Der Bundesrechnungshof regte unter Hinweis auf Fall B an, auch
Bedeutung gewinnen kann. hier kostengünstigere Fassaden zu verwenden. Die Untersuchungen der Bauverwaltung bestätigten
zwar mögliche Einsparungen in Höhe von jeweils mind. 400 000 EUR. Da jedoch schon die Ausfüh-
rungsunterlage –Bau– erarbeitet sei, müssten Umplanungskosten von rd. 250 000 EUR berücksichtigt
werden, die den Kostenvorteil nahezu aufzehrten. Im Ergebnis wurden beide Natursteinfassaden,
wenn auch modifiziert, beibehalten.
1.3.3 Bautechnische Elemente
Vor dem Hintergrund solcher Preisunterschiede19 ist es nicht hinnehmbar, dass für die
Fassaden und Wandelemente Entscheidung über die Fassadengestaltung Kostenvergleiche weitgehend nicht heran-
gezogen werden, obwohl die Bauverwaltungen und die Planer auf Grund ihrer Erfah-
Fassaden sind ein wesentlicher Bestandteil eines Gebäudes und prägen entscheidend rung die unterschiedlichen Preise für die verschiedenen Fassadenelemente kennen und
sein Erscheinungsbild. Daher sind Planer in der Regel um deren Gestaltung besonders Preisvergleiche daher im Grunde nicht aufwendig sind. Der Bundesrechnungshof muss
bemüht. Häufig kollidiert der Gestaltungswille der Planer mit dem Grundsatz der wirt- jedoch immer wieder feststellen, dass von Planern und Bauverwaltungen - ohne Alter-
schaftlichen und sparsamen Verwendung von Die sechs Büroflügel eines Verwaltungsneubaus nativen zu bedenken - aus gestalterischen Gründen nur eine einzige Lösung angestrebt
Haushaltsmitteln, d. h. den möglichen Ein- waren über zwei zentrale Treppenhäuser er- und der Nutzer nicht auf preiswerte und gestalterisch befriedigende Alternativen hin-
sparungen durch die Wahl einer preiswerten schlossen. Auf Grund brandschutztechnischer gewiesen wird. Häufig weiß der Nutzer deshalb nicht, wie unverhältnismäßig teuer die
Fassadenkonstruktion. Forderungen wurden zusätzlich sechs außen lie- beabsichtigte Fassadengestaltung ist.
gende Nottreppenhäuser in einer Stahlkonstruk-
Der Bundesrechnungshof beobachtet bei sei- tion errichtet und mit einer vorgehängten Alu- Bei der Gestaltung von Fassaden soll natürlich nicht außer Acht bleiben, welchem
nen Prüfungen häufig, dass insbesondere die minium-Glas-Fassade verkleidet. Ohne funktio- Zweck Gebäude dienen. Allerdings ist eine gestalterisch anspruchsvolle und in der
Planer nicht immer hinreichend auf Wirt- nale Nachteile in Kauf zu nehmen, hätte die Regel teure Fassade nur selten gerechtfertigt. Insbesondere dann nicht, wenn die
schaftlichkeit und Sparsamkeit achten18. Nach Verwaltung - wie bei vergleichbaren anderen Gebäude, wie häufig bei Liegenschaften des Bundesministeriums der Verteidigung, im
den Feststellungen des Bundesrechnungs- Gebäuden des Nutzers - die Nottreppenhäuser Allgemeinen der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und kaum eine Außenwirkung
hofes wirkt auch die Bauverwaltung bei der als „offene Treppenhäuser“ ausführen können. entfalten.
Fassadengestaltung nicht genügend auf eine (Vermeidbar: 660 000 EUR)
wirtschaftliche Planung und Ausführung hin und lässt so teure Materialien und Die angespannte Haushaltslage des Bundes hat dazu geführt, dass bei der Wahl des
aufwendige Bauteile zu. Besonders bei geneigten und gekrümmten Außenwänden Baustoffes für Außenwandbekleidungen in zunehmendem Maße wirtschaftliche
erhöhen sich die Kosten nicht unerheblich. Gesichtspunkte Vorrang vor gestalterischen Aspekten erhalten. Auch die Bundesanstalt
für Arbeit20 hat Ende 1993 hinsichtlich der Fassadengestaltung für ihren Bereich

19
Zu den in den Beispielen aus der Prüfungspraxis des Bundesrechnungshofes enthaltenen Preis- und Kostenangaben sei
angemerkt, dass deren Nennung hier nur Kostenverhältnisse und mögliche Einsparpotenziale verdeutlichen sollen und nur für
die jeweilige damalige Markt- und Wettbewerbssituation gültig waren. Diese Werte können daher nicht ohne weiteres auf
einen anderen Fall übertragen werden.
18 20
Siehe auch die Bemerkung Nr. 33 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab S. 132]. Zu den „Grundsätzen der neuen Bescheidenheit“ vgl. die Bemerkung Nr. 60.3 aus dem Jahre 1996 [im Anhang 6 ab S. 139].

17 18
festgelegt, dass einfache, angemessene Konstruktionen (z. B. Mauerwerksfassaden, zusätzlichen aufwendigen Paneelen mit Wärmedämmung erforderlich, die die Glas-
Putzfassaden usw.) zu wählen seien. Auf großflächige Verglasungen, vorgeblendete flächen insoweit verdecken. So wurden z. B. an Pfeilern zwischen raumhohen Fenstern
Natursteinfassaden, aufwendige Metallsonderkonstruktionen sei zu verzichten. besondere Heizkörper eingesetzt, die wesentlich teurer waren als die sonst üblichen
Heizkörper. In einem Fall wurde damit sogar der Einbau einer aufwendigen Fußboden-
Die Beispiele zeigen, dass gerade Kostenvergleiche dann wirkungsvoll zur Wirtschaft-
heizung gerechtfertigt. Ein hoher Glasflächenanteil an Fassaden reduziert auch die
lichkeit der Baumaßnahme beitragen, wenn sie dem Entscheider in der Bauverwaltung
thermische Speicherfähigkeit eines Gebäudes.
Informationen zur Entscheidungsfindung liefern. In diesem Fall kann er durch Fakten
begründet abwägen, wie die finanziellen Unterschiede zu bewerten sind, ob er sich also Glasfassaden haben - unabhängig von der Wärmeproblematik - den Nachteil, dass sie
für die Nutzung des Einsparpotenzials entscheidet oder die Mehrausgaben angesichts leichter beschädigt werden können und sowohl die Reparatur- als auch die Reinigungs-
des etwaigen nutzerseitigen Anspruchs an die Gestaltung des Bauwerks für vertretbar kosten höher als bei üblichen Wandaufbauten sind. Insbesondere z. B. in Lager- und
hält. Werkstattbereichen, bei denen zudem ggf. sperrige Materialtransporte stattfinden, sind
Glasflächen im Bodenbereich zu vermeiden. Daher hat sich der Bundesrechnungshof
auch gegen vollverglaste Werkstatt-Tore ausgesprochen, da hier bereits Tore mit Sicht-
Glasfassaden fenstern den Forderungen der Arbeitssicherheit entsprechen.
Glasfassaden sind bei Bundesbauten häufig auf Grund der hohen Investitionskosten
und der späteren Betriebskosten nicht wirtschaftlich.
Bei seinen Prüfungen stellte der Bundesrech-
Energiesparende Fassadenkonstruktionen
Bei der Prüfung zweier Gebäude eines Schu-
nungshof fest, dass in letzter Zeit eine beachtli- lungszentrums beanstandete der Bundes- Ein sinnvoller Einsatz von verglasten Fassaden kann neben den zuvor genannten Nach-
che Anzahl von Fassaden mit repräsentativem rechnungshof, dass große Teile der Fassaden
teilen bei entsprechender Konstruktion aber auch wirtschaftliche Vorteile bieten, z. B.
Charakter entworfen und ausgeführt wurden, mit raumhoher Isolierverglasung und zudem
Sonnenschutz auch an der Nordseite vor- günstigere Betriebskosten auf Grund verringerter Energiekosten. Dafür ist bei der Planung
bei denen raumhohe Fenster oder vollständige
gesehen waren. Auf Grund der Bean- von Bauobjekten insbesondere die Nutzung der passiven Sonnenenergie zu bedenken.
Glasfassaden an Stelle der sonst üblichen
standungen reduzierte die Verwaltung die Hierzu bedarf es der richtigen Ausrichtung des Gebäudes, des Verwendens von wärme-
Fenster, die erst oberhalb einer bis zu etwa 1 m
Glasflächen und wählte stattdessen speichernden Baustoffen im Gebäude und eines geeigneten Fassadenaufbaus21.
hohen Brüstung beginnen, bevorzugt wurden. Beton/Klinker, Mauerwerk/Klinker- oder
Die davon erhoffte Transparenz des Gebäudes Beton/Mauerwerk/Putzkonstruktionen und Derzeit werden immer häufiger Fassaden mit Sonnenschutzeinrichtungen und zusätzlichen
führt gegenüber einer geschlossenen Bauweise verzichtete auf den Sonnenschutz der transparenten Bauteilen vor der Fassade errichtet. Diese Fassadenkonstruktionen haben
(mit Beschränkung auf die notwendigen Fens- Nordseite. (Einsparung: 300 000 EUR) vor allem in den Übergangsjahreszeiten oder an sonnenscheinreichen Tagen im Winter im
tergrößen, Brüstungen und Stürze) zu erhebli- Vergleich zu konventionellen Fassadenkonstruktionen - unabhängig von höheren Bau-
chen Mehrkosten bei der Fassade. und Unterhaltungskosten - einen geringeren Energieverbrauch.
Gegen solche Lösungen sprechen häufig sowohl technische als auch finanzielle Die energiesparenden Fassadensysteme mit außen liegenden transparenten Wärme-
Gründe: Bei raumhohen Fenstern sind im Vergleich zu Fensterlösungen mit Brüstungen dämmstoffen - aus Glas oder/und Kunststoff entweder vor einer massiven Wand oder
höhere Aufwendungen zur Vermeidung von Wärmeverlusten erforderlich. Die für den einem Fenster im Innenbereich - dienen der zusätzlichen „Beheizung“ des Gebäudes
Wärmeverlust maßgeblichen Kennwerte sind für hochwertige Isolierverglasungen rd. mittels passiver Sonnenenergie und damit dem schonenden Umgang der vorhanden
drei Mal höher als für wärmegedämmtes Mauerwerk. Der damit dreifach höhere Energieressourcen in den Übergangsjahreszeiten.
Wärmeverlust über die entsprechenden Glasflächen bedeutet einen erheblich höheren
Der Bundesrechnungshof empfiehlt jedoch, zu Beginn der Planung eines Gebäudes mit
Energieverbrauch bei der Gebäudeheizung.
transparentem Wärmedämmsystem22 zur passiven Energienutzung insbesondere Stand-
Das Anbringen der Heizkörper in Räumen, in denen sich Personen aufhalten, bereitet ort, Orientierung, Nutzung und Geometrie eines neuen oder bestehenden Gebäudes zu
bei Glasfassaden und bei raumhohen Fenstern Probleme. In der Regel werden die Heiz- prüfen und die Wirtschaftlichkeit für den Einsatz eines solchen Systems rechtzeitig vor
körper vor der Brüstung unterhalb des Fensters angeordnet. Das ungeschützte Anbrin- der weiterführenden Planung nachzuweisen.
gen der Heizkörper vor Glasflächen, z. B. bei bodenständigen Fenstern, erfordert
besondere Maßnahmen um die Wärmeschutzverordnung einzuhalten. Wenn nicht be-
sonders teures Wärmeschutzglas verwendet werden soll, ist z. B. das Anbringen von
21
Vergleiche hierzu auch Kap. 1.3.2 „Bauentwurf und Raumbedarf“.
22
Transparente Wärmedämmsysteme (sog. TWD) können aus einem oder mehreren Materialien bestehen, verringern den
Wärmeverlust von innen nach außen und lassen das Sonnenlicht nach innen durchscheinen, so dass dem Innenraum
Wärmeenergie geliefert wird und dies zur zusätzlichen Beheizung des Innenraumes beiträgt.

19 20
Sonnenschutzeinrichtungen Ein Architekt plante beim Bau von 5 Hallen je Bei Hallen für Lager oder Werkstätten bieten
einen Holzdachstuhl. Das Bauamt hatte kurz sich häufig unterschiedliche Dachkonstrukti-
Oftmals geben geplante und ausgeführte Son- zuvor fünf andere Hallen gebaut, bei denen für onen an. Die Entscheidung sollte grundsätz-
Bei einem Lehr- und Verwaltungsgebäude
nenschutzeinrichtungen wegen ihrer aufwen- das Dach Stahlträger und eine Eindeckung aus lich mittels Wirtschaftlichkeitsuntersuchun-
sollte auf rd. 2 000 m² ein außen liegender
Stahltrapezblechen verwandt wurden. Hätte das gen untermauert werden, da teilweise erheb-
digen Konstruktion und den daraus resultie- Sonnenschutz aus beweglichen Holzlammellen
Bauamt oder der Architekt für die fünf neuen
renden hohen Investitionskosten Grund zur auf einer Stahlkonstruktion mit Kosten von liche Kostenunterschiede bestehen.
Hallen einen Wirtschaftlichkeitsvergleich der
Beanstandung. So wurden aufwendige Lamel- 800 EUR/m² errichtet werden. Der Bundes-
beiden Konstruktionen angestellt, hätten sie er-
Gelegentlich wollen Planer die Flure mit
lenkonstruktionen mit elektromotorischer rechnungshof empfahl, stattdessen auch hier
kennen können und müssen, dass die Stahlkon-
teilweise verglasten Dächern oder mit Dach-
Verstellung preiswerteren Lösungen (Jalou- den an anderer Stelle des Gebäudes auf
struktion hier erheblich günstiger gewesen wäre.
3 900 m² vorgesehenen außen liegenden Son- flächenfenstern versehen, weil so die natürli-
sien oder Markisen) vorgezogen. Bewegliche, (Vermeidbar: 230 000 EUR)
che Belichtung in den Fluren verbessert wer-
nenschutz mit elektrisch betriebenen Jalousien
aber auch feststehende Sonnenschutzeinrich- zum Preis von 140 EUR/m² vorzusehen und den soll. In der Regel sind die dadurch
tungen an zum Norden gerichteten Fassaden dadurch rd. 1,3 Mio. EUR einzusparen. Die entstehenden Mehrausgaben nicht gerechtfertigt. Eine zwar geringere aber
sind durchweg überflüssig. Das hierfür gele- Verwaltung folgte dem Vorschlag nicht und ausreichende Belichtung kann anders meist preiswerter erreicht werden: durch Fenster
gentlich angeführte Argument, diese Sonnen- ersetzte lediglich das Material Holz durch
an den Flurenden und/oder Innenfenstern zwischen Fluren und Büroräumen. Generell
schutzeinrichtungen seien als Bauelemente Aluminium, was nur zu geringen Einsparungen
führte. sollten jedoch Verglasungen in oder über Innentüren sowie in Innenwänden auf das
für das Aussehen des Gebäudes so prägend, erforderliche Minimum beschränkt werden.
dass eine einheitliche Fassadengestaltung dies
erfordere, überzeugt in der Regel nicht. Bei der Genehmigung einer Planung ist neben der Rechtfertigung der geplanten Räume
auch zu prüfen, ob die sonstigen geforderten oder geplanten architektonischen
Der Bundesrechnungshof forderte wiederholt Elemente, wie Balkone, Wendeltreppen und Außentreppen, aber auch die Übergänge
Ein Bauamt hat bei einem Gebäudeteil eines
die Bauverwaltung auf, die Wirtschaftlichkeit Krankenhausneubaus für Nordfassaden zwischen Gebäuden für die Funktion der Gebäude notwendig sind. In nicht wenigen
bei der Wahl des Sonnenschutzes stärker zu außen liegende Sonnenschutzeinrichtungen Fällen bestanden keine förmlichen Forderungen des Nutzers, sondern der Planer berief
berücksichtigen, dabei auch kostengünstige geplant und beauftragt. Die Kosten betrugen sich auf meist mündliche Abstimmungen mit dem Nutzer. Für besondere bauliche
Alternativen zu betrachten und darüber hin- bei einem m²-Preis von fast 110 EUR Lösungen muss aber ein überzeugender Nachweis der Notwendigkeit und Wirtschaft-
aus vor allem den notwendigen Sonnenschutz insgesamt über 40 000 EUR. Bei anderen
lichkeit vorliegen.
nur dort vorzusehen, wo Sonnenstrahlen auf Gebäudeteilen wurde ein äußerer Sonnen-
die Fassade treffen können. Auf Sonnen- schutz ebenfalls an der Nordseite mit einem Überdachte Übergänge zwischen einzelnen Baukörpern sind ein besonders kostspieli-
schutz an Nordfassaden oder ohnehin ver- m²-Preis in Höhe von 380 EUR und ges Element, auf die nach den Erfahrungen des Bundesrechnungshofs die Nutzer nur
Gesamtkosten von mehr als 10 000 EUR
schattete Fassaden muss nach Auffassung des ungern verzichten, die aber nur selten funktional tatsächlich erforderlich sind. Wenn
beauftragt.
Bundesrechnungshofes im Sinne der Wirt- der Bundesrechnungshof die Kosten und die funktionale Notwendigkeit kritisch gegen-
schaftlichkeit verzichtet werden. überstellt, verzichten Nutzer immer wieder
Auf Empfehlung des Bundesrechnungshof ver- auf solche Elemente. Sie sind dann häufig
zichtete ein Nutzer auf insgesamt fünf verglaste auch bereit, Abstriche im gestalterischen
Dächer, Balkone, Eingangsbereiche und Übergänge Übergänge zwischen mehreren Gebäuden. Bereich hinzunehmen. Dies wird besonders
(Einsparung: 345 000 EUR)
an nebenstehendem Beispiel deutlich.
Geneigte Dächer sind in der Regel wirtschaftlicher als Flachdächer. Funktion, Lage,
Form und Grundriss des Gebäudes können jedoch dazu führen, dass ein Flachdach Ein rd. 120 m² großer überdachter Holzbalkon Balkone an Bauten der öffentlichen Hand sind
sinnvoll ist. Die Notwendigkeit eines Flachdaches ist daher im Einzelfall nachzuwei- mit außenführender Holztreppe und einer Über- äußerst selten gerechtfertigt und sollten in
sen. Der Einbau von Dachgauben, auch bei der Sanierung von Gebäuden, ist nur bei dachung aus Glas, um die dahinterliegenden jedem Einzelfall besonders geprüft werden.
berechtigten Nutzerforderungen oder gestalterischen Zwängen, z. B. durch den Denk- Räume nicht zu stark zu verdunkeln, sowie ein Auch wenn es sich um Wohngebäude für die
malschutz oder auf Grund der Einheitlichkeit zur angrenzenden Bebauung, angebracht. Balkon mit abwärtsführender Wendeltreppe wa- Unterbringung von Lehrgangsteilnehmern han-
ren als Fluchtbalkone unnötig; zudem war die delt, sind Balkone nicht gerechtfertigt. Insbe-
Wendeltreppe als Fluchttreppe nicht zulässig. sondere bei der Begründung „Fluchtbalkon“ ist
(Vermeidbar: 184 000 EUR)
das funktionale Erfordernis oft nicht gegeben.

21 22
Die Wände einer Eingangshalle waren vollverglast geplant. Zusätzlich sollte ein zentrales Dachflä- Bei der Herrichtung eines Gebäudes zur Nutzung Die Bauverwaltungen achteten insbesondere
chenfenster mit einem Durchmesser von rd. 15 m und Sonnenschutzglas mit Kosten von 1 170 EUR/m² durch ein Ministerium lagen für den Innenausbau bei der Wahl von Materialien oder Einrich-
eingebaut werden. Für eine zusätzliche Brücke über dem Dach zur Wartung des Dachflächenfensters der Bürobereiche Alternativ- und Nebenangebote tungsobjekten nicht genügend auf eine spar-
waren 80 000 EUR veranschlagt. Der Bundesrechnungshof empfahl, das Dachflächenfenster mit ledig- vor (andere Leuchten, kunststoffbeschichtete oder same und wirtschaftliche Ausführung. Der
lich lichtdurchlässiger Industrieverglasung zu Kosten von rd. 710 EUR/m² auszuführen. Wegen des zu lackierte Oberflächen statt Holzfurnier, andere Bundesrechnungshof hat wiederholt die
erwartenden geringeren Reinigungsbedarfs konnte auch die Wartungsbrücke entfallen. (Einspar- Querschnitte für Sockelleisten). Obwohl die alter-
Verwendung von teurem Naturstein anstatt
potenzial: 180 000 EUR) nativen Ausführungsarten im Vergleich zu den
Hauptpositionen um rd. 1,2 Mio. EUR kosten- kostengünstigerem Betonwerkstein bei
Bei der Gestaltung von Eingangsbereichen Für ein Gebäude wurde ein 220 m² großer günstiger angeboten worden waren, wurden sie Innenfensterbänken oder -treppen bemängelt.
ist zu beobachten, dass häufig zu großzügig Eingangsbereich und ein 100 m² großer Aus- nur unzureichend gewertet und nicht beauftragt. In einem Fall, bei dem die Bauverwaltung
und mit zu wenig Rücksicht auf den Spar- stellungsbereich geplant, bei denen unter Be- erst auf Grund von Hinweisen des Bundes-
samkeitsgrundsatz vorgegangen wird23. rücksichtigung einer repräsentativen Gestal- Bei der Herrichtung eines Gerichtsgebäudes be-
tung des Haupteingangs Flächen von 70 m² gründete die Bauverwaltung den Einsatz von rechnungshofes von der Verwendung von
Insbesondere Eingangshallen sind oft größer und 50 m² ausreichend gewesen wären. Glasfasergewebe in Büroräumen - unter anderem Designerleuchten absah, wurde durch die
als den betrieblichen Erfordernissen ange- (Vermeidbar: 360 000 EUR) auch für Räume die für Richter bestimmt waren - Beauftragung handelsüblicher Produkte eine
messen wäre. So waren in mehreren Fällen mit dem mechanischen Schutz der neu zu errich- Einsparung von rd. 400 000 EUR erzielt.
mehr als 100 m² große Eingangsbereiche zu großzügig ausgelegt und in dieser Größe tenden Gipskartonwände. Darüber hinaus sollten Häufig wurden bei den Gewerken für den
weitere vorhandene Wände des denkmalgeschütz- Innenausbau neben aufwendigen Lösungen
auch gegenüber vorliegenden Musterplanungen nicht erforderlich.
ten historischen Gebäudes mit Glasfasergewebe kostengünstigere Alternativen zwar ausge-
versehen und angestrichen werden. Der Hinweis
schrieben und angeboten, jedoch nicht ausge-
des Bundesrechnungshofes, auf den Einsatz von
Ausbauelemente Glasfasergewebe an nicht mechanisch bean- führt.
spruchten Wänden zu verzichten und auch dem Immer wieder wird ein erhöhter Aufwand im
Der Innenausbau von Gebäuden (Wände, Decken, Fußböden, Einbauten, Sanitär- historischen Erscheinungsbild des Gebäudes ge-
objekte, Leuchten etc.) hat einen nicht unerheblichen Anteil an den Baukosten und Innenausbau von Gebäuden der öffentlichen
recht zu werden, wurde vom zuständigen Bundes-
bietet große Gestaltungsspielräume. Er ist daher für eine sparsame und wirtschaftliche ministerium aufgenommen. (Einsparungen fast Hand mit repräsentativen Erfordernissen
Gebäudekonzeption von großer Bedeutung. 500 000 EUR) begründet. Nach Feststellungen des Bundes-
rechnungshofes sind jedoch auch in den der
Nicht immer beschränkt sich bei Bauten des Die Flure in einem Bürobereich sollten nach den Beim Vergleich der Kosten für bestimmte Ele- reinen Verwaltungstätigkeit dienenden Büro-
Bundes der Innenausbau - beispielsweise in Plänen durch Innenfenster in den Flur- mente des Innenausbaus in den Bürobereichen bereichen hohe Ausbaustandards anzutreffen,
Erschließungs-, Büro- und Sanitärbereichen - trennwänden und verglaste Treppenhäuser na- von zwei Ministerien (u. a. Oberflächen von Tü-
z. B. aufwendige Einbauschränke und holz-
auf das funktional und gestalterisch notwen- türliches Licht erhalten. Die geplanten Teekü- ren und Holzverkleidungen, Wandbehandlung,
Bodenbeläge) wurden erhebliche Unterschiede
verkleidete Raumoberflächen, Fußboden-
dige Maß. Eine Überbetonung der Gestaltung chen sollten zum Flur hin offen sein. Da dies
nicht den Brandschutzanforderungen entsprach, festgestellt. Die Mehrkosten für die aufwendige- leisten aus Echtholz mit großdimensionierten
sowie aufwendige Raumausstattungen und ren Innenausbaustandards des einen Gebäudes Querschnitten und die Verwendung von
sollten die Teeküchen Stahlglas-Flurtrennwände
teure Einbauten führten häufig zu unnötigen, mit einem Glastürelement erhalten. Die Kosten betrugen rd. das dreifache gegenüber einfache- Naturholzfurnier anstatt einer Kunststoff-
teilweise erheblichen Mehrkosten24. Dabei der Stahlglastrennwände in der geforderten ren Standards des anderen Gebäudes. (Mehr- beschichtung bei Innentüren und Ein-
wurde auch gegen die geltenden baufach- Qualität betrugen rund 1 500 EUR je m², dage- kosten rd. 1,5 Mio. EUR) bauschränken. Bei der Einzelbetrachtung
lichen Richtlinien verstoßen - z. B. durch gen die für die Büros vorgesehenen Metallstän- eines typischen Büroraumes mögen die kostenmäßigen Auswirkungen von Gestaltungs-
raumhohes Fliesen in Sanitärräumen, die auf- derwand nur rd. 60 EUR je m². Der Bundes- oder Materialalternativen auf den ersten Blick als geringfügig erscheinen. Bei einer
wendige Ausstattung von Teeküchen und die rechnungshof sah zwar die Vorteile einer natür- Vielzahl von gleichartigen Räumen können sie zu erheblichen Mehrkosten führen. Bei
Abweichung von vorgegebenen Büro- lichen Belichtung der Flurbereiche, hielt aber
der Konzeption und Bemusterung von Büroraumstandards sollten daher restriktive
standards. Der Entscheidung für aufwendige die geplanten Oberlichter und die Transparenz
der Treppenhäuser für ausreichend. Er empfahl, Maßstäbe angelegt werden.
Innenausbaustandards lag nur in den wenigs-
für die Teeküchen ebenfalls Metallständerwände Sparsamkeit beim Innenausbau bedeutet weder eine schlechte Arbeitsplatzqualität noch
ten Fällen eine Wirtschaftlichkeitsuntersu- einzusetzen. (Einsparung: 500 000 EUR)
chung zu Grunde. einen völligen Verzicht auf repräsentative Wirkung. Ein sparsamer Mitteleinsatz erfor-
dert allerdings eine besonders kreative Gestaltung sowie ein Setzen von Schwer-
punkten. So kann z. B. in zentralen Erschließungs- und Kommunikationsbereichen von
Verwaltungsgebäuden oder dem Leitungsbereich eines Ministeriums ein gehobener
Innenausbaustandard angemessen sein, wenn besondere repräsentative Anforderungen
23
Zum Thema „Eingangsbereich“ siehe auch die Bemerkung Nr. 60 aus dem Jahre 1996 [im Anhang 6 ab S. 139]. zu erfüllen sind.
24
Siehe auch die Bemerkung Nr. 39.1.2 aus dem Jahre 1997 [im Anhang 6 ab S. 147].

23 24
1.3.4 Betriebstechnik Raumbedarf für die Betriebstechnik
Die Maschinen und Geräte der technischen Anlagen werden in der Regel in separaten
Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Technikräumen untergebracht. Bei der Bemessung von solchen Technikräumen legen
Planern des Hochbaus und den Planern der technischen Anlagen (auch als betriebs- die Planer oft den überholten Flächenbedarf älterer Techniken zu Grunde. Die Räume
technische oder haustechnische Anlagen bezeichnet) in der Regel zu spät einsetzt und können inzwischen wesentlich kleiner ausgelegt werden. Unmittelbar ist dies beim
deshalb die Fachplanungen nicht optimal integriert sind. Übergang der Heizungstechnik von Festbrennstoffen auf Öl oder gar Gas zu erkennen.
In einem 315 m² großen zweigeschossigen Soweit der Bundesrechnungshof in seinen
Der Bundesrechnungshof sieht eine der Ursachen hierfür in der Organisation der Bau-
Haustechnikanbau waren die Technikräume zu Prüfungen überflüssige oder überdimensio-
verwaltung. Die Aufgaben für Hochbau und Haustechnik werden in getrennten Sach-
groß geplant und ein Sanitäts- und Aufenthalts- nierte Maschinen und Anlagen der Betriebs-
gebieten oder Referaten wahrgenommen, die Federführung bei der Projektleitung ist in
raum nicht erforderlich. Da insgesamt 155 m² technik feststellte, waren in aller Regel auch
der Regel bei den Sachgebieten für Hochbau angesiedelt, denen es überlassen bleibt, nicht erforderlich waren, konnte das Oberge- die geplanten Flächen der Technikräume zu
wann die Planer für die technischen Anlagen eingeschaltet werden. Daher sind für ein schoss entfallen. (Einsparung: 150 000 EUR) groß. Erhebliche Kosteneinsparungen können
funktionstüchtiges, technisch und wirtschaftlich optimales Bauwerk mit geringen Bau-
sich daher über die reinen Anlagenkosten
nutzungskosten - die wesentlich von der Betriebstechnik abhängen - alle wesentlichen Ein Architekt plante für ein Gebäude die RLT- hinaus ergeben, wenn auch die Haus-
Fragen frühzeitig in einer integrierten Zusammenarbeit zwischen den Sachgebieten Anlagen unter dem Dach auf einer Fläche von technikräume auf die erforderliche Größe
Hochbau und Technische Gebäudeausstattung zu klären. Dies gilt in besonderem Maße 476 m², daneben sah er Technikräume im Keller
zurückgeführt werden oder gar ganz entfallen
dort, wo die Bauverwaltung nicht selbst plant, sondern freiberufliche Architekten und von insgesamt 236 m² Größe vor, die nach der
zu Grunde liegenden Musterplanung ebenfalls können. Der Bundesrechnungshof stellte fest,
Ingenieure mit den Planungen beauftragt.
für die RLT-Anlagen vorgesehen waren. Tat- dass die Bauverwaltungen gelegentlich zwar
sächlich erforderlich waren im Keller rd. 106 m² überflüssige RLT-Anlagen aus den Plänen
Auslegung der Betriebstechnik und unter dem Dach rd. 120 m². (Einsparung: streichen, jedoch darauf verzichten, auch
560 000 EUR) die Technikräume dementsprechend zu
Für die Bemessung der erforderlichen Leistungsfähigkeit der technischen Anlagen sind verkleinern.
die Forderungen des Nutzers ausschlaggebend. Dieser wird jedoch seine Forderungen
in der Regel nicht in konkreten Anforderungen an einzelne Anlagen - z. B. die Raum-
lufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) - benennen. Stattdessen wird er die sich aus Zu einzelnen technischen Anlagen
seiner Aufgabe oder seiner Tätigkeit ergebenden funktionalen Anforderungen z. B. an Wasser- und Abwasseranlagen
die Raumluftverhältnisse beschreiben. Es ist Aufgabe des technischen Planers, daraus
die Anforderungen an die einzelnen Anlagen zu erarbeiten. Der Planer hat dabei alle Die ermittelte Trinkwassermenge soll sich am tatsächlichen Bedarf orientieren; dabei
relevanten Vorschriften und Normen zu berücksichtigen und eine wirtschaftliche ist der Gleichzeitigkeitsfaktor zu beachten. Sind in einer Liegenschaft mehrere
Lösung zu erarbeiten. Gebäude mit Trinkwasser zu versorgen, so muss ein Wirtschaftlichkeitsvergleich
nachweisen, ob eine Ringleitung oder Stichleitungen günstiger sind. Die Frage der
Der sich ständig fortentwickelnde „Stand der Technik“ hat nicht nur für die Planungs- Versorgungssicherheit ist in der Regel jedoch kein Auswahlgrund, da kurzfristige
phase, sondern auch für die Bauphase enorme Auswirkungen. Ein Bauherr kann erwar- Unterbrechungen der Wasserversorgung meist hinnehmbar sind.
ten, dass das Bauwerk von den Auftragnehmern so errichtet wird, dass es den aner-
kannten Regeln der Technik zum Zeitpunkt der Abnahme entspricht. DIN-Normen Bei mehreren Baumaßnahmen wurde gegen die Gemäß der Richtlinie für die Planung und
können die anerkannten Regeln der Technik wiedergeben oder hinter diesen zurück- nebenstehende Regel verstoßen, sei es dass Ausführung von Heiz- und Warmwasser-
bleiben. Der Bundesgerichtshof hat dies in einem Urteil25 betont. Insoweit reicht es sämtliche Handwaschbecken mit Untertisch- erzeugungsanlagen in öffentlichen Gebäuden
grundsätzlich nicht aus, lediglich die DIN-Normen einzuhalten. Maßgebend ist nach (Heizungsbau 95) ist erwärmtes Wasser für
speicher ausgestattet waren, die warmes Wasser
bereiten, oder dass z. B. die WC-Vorräume an Handwaschbecken in Büro- und Verwal-
Ansicht des Bundesgerichtshofs nicht, welche DIN-Norm gilt, sondern ob die Bauaus- eine zentrale Warmwasserversorgung ange-
führung zur Zeit der Abnahme den anerkannten Regeln der Technik entspricht. tungsgebäuden nicht vorzusehen. Auch wenn
schlossen werden sollten.
in Einzelfällen Warmwasser erforderlich sein
sollte, rechtfertigt dies nicht, das Ausstattungsmerkmal Warmwasser auf das ganze
Gebäude zu übertragen. Es sind bisher keine Erkenntnisse der Hygiene bekannt, die in
Gebäuden grundsätzlich Warmwasser erfordern. Im Gegenteil: Warmwasseranschlüsse
sind nach wie vor energieaufwendig - insofern auch den Bemühungen der Bundesregie-
rung um die Verringerung der CO2-Emmissionen widersprechend - und teuer sowohl
25
Urteil vom 14. Mai 1998 - VII ZR 184/97 -, in: Betriebsberater 1998, Seite 1605. bei der Installation als auch im Betrieb.
25 26
Die Notwendigkeit von Abwasserbehandlungsanlagen ist nach Art und Menge der Raumlufttechnische Anlagen
Schadstoffe kritisch zu prüfen. Reserven z. B. im Hinblick auf eine spätere Umnutzung
oder eine (noch nicht konkret geplante) Erweiterung sind nicht vorzuhalten. Sonder- Zu den technischen Anlagen gehören unter anderem neben den Raumlufttechnischen
abwässer sollten möglichst am Ort aufgefangen und getrennt entsorgt werden. Anlagen zur mechanischen Be- und Entlüftung von Räumen - ggf. auch zur Befeuch-
Bei Funktionalräumen z. B. im Sozialbereich (Aufenthaltsräume, Duschräume, WC- tung der Raumluft - die so genannten Prozesslufttechnischen Anlagen, bei denen die
Anlagen) fordert der Nutzer in der Regel nicht im Einzelnen die Ausstattung. Grund- Luft zur Durchführung eines technischen Prozesses innerhalb von Apparaten, Kabinen
sätzlich obliegt dem Planer die Aufgabe, hier Bei der Sanierung von Unterkunftsgebäuden wa- oder Maschinen geführt wird.
wirtschaftliche Vorschläge zu machen. Bei ren in den Nasszellen zunächst aufwendige maß- RLT-Anlagen verursachen in der Regel hohe Investitionskosten, aber auch hohe
der Wahl der Ausstattungsgegenstände sind geschneiderte Einrichtungen (u. a. Spiegel- Betriebskosten. Werden nicht erforderliche RLT-Anlagen verhindert oder überdimensi-
einfache, funktionale Ausführungen zu ver- schränke aus Chromnickelstahl) geplant. Auf onierte Anlagen auf das erforderliche Maß vermindert, lassen sich erhebliche Einspa-
wenden. Das nebenstehende Beispiel zeigt, Grund der Hinweise des Bundesrechnungshofs rungen erzielen, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen:
dass auch Nutzer und auftraggebende Bauver- ließ der Nutzer bei einem niedrigeren Ausstat-
waltung bei ihrer Prüfung der Vorschläge der tungsstandard stattdessen handelsübliche Pro- Für drei mit PC-Arbeitsplätzen ausgerüstete Schulungsräume war eine RLT-Anlage für 79 000 EUR,
dukte einbauen. (Einsparung: 1 Mio. EUR) für drei weitere Räume mit PC-Ausstattung eine weitere Anlage für 61 000 EUR geplant. Fünf dieser
Planer auf Einsparmöglichkeiten achten kön-
nen und müssen. Die Anzahl der Sanitärobjekte sollte kritisch geprüft werden. Die sechs Räume hatten für eine freie Lüftung ausreichende Fensterflächen. Da moderne PC dafür aus-
gelegt sind, in nicht klimatisierten Büroräumen genutzt zu werden, war nur ein Raum mit einem nicht
WC-Anlagen für das Personal sind nach dem örtlichen Bedarf zu bemessen. Der ausreichenden kleinen Fenster künstlich zu belüften. (Einsparung: insgesamt rd. 125 000 EUR)
Bundesrechnungshof hat hier Planungen vorgefunden, in denen die Anzahl der
Sanitärobjekte das Doppelte des gerechtfertigten Bedarfs erreichte.26 Für eine Bereichsbibliothek forderte der Nutzer eine konstante Luftfeuchtigkeit von 40-60 v. H. Die
Planung sah eine RLT-Anlage mit vollständigem Außenluftbetrieb einschließlich Kühlung und Be-
feuchtung vor, obwohl die Voraussetzungen für eine freie Lüftung ausreichend waren. Als Folge des
Wärmeversorgung Wegfalls dieser und weiterer RLT-Anlagen war auch eine Teilunterkellerung des Gebäudes nicht
mehr erforderlich. (Einsparung insgesamt: mehr als 230 000 EUR)
Moderne Heizungsanlagen zeichnen sich durch eine wirtschaftliche Betriebsweise ver-
bunden mit geringst möglichen Schadstoffemissionen aus. Welche Anlagen für die Von sechs zusammenhängenden Werkstatträumen sollte ein Raum durch eine Glastrennwand geteilt
werden. In einem Teil sollte ein Rechner aufgestellt werden, wofür der Nutzer eine Klimatisierung
Wärmeerzeugung, die Abgasbehandlung, die Wärmeverteilung, aber auch welche Ener-
forderte. Während der Planung forderte der Nutzer für zwei weitere Räume die Einhaltung bestimm-
giearten verwendet werden sollen, ist in der Regel durch eine Wirtschaftlichkeitsbe- ter Klimawerte. In Abstimmung mit den Beteiligten sah der Planer RLT-Anlagen für insgesamt
rechnung zu bestimmen. Hierauf kann nur verzichtet werden, wenn durch äußere Gege- 700 000 EUR für den gesamten Werkstattbereich einschließlich Flur vor, für die ein knapp 100 m²
benheiten, z. B. ein liegenschaftsweites Wärmeversorgungskonzept, bereits Vorent- großer Haustechnikraum über zwei Stockwerke erforderlich war. Zudem sollten alle Räume mit
scheidungen bestehen. Auch beim Ermitteln des Gesamtwärmebedarfs sind Gleich- einem druckdichten 60 cm hohen Doppelboden ausgestattet werden. Bei der Prüfung zeigte sich, dass
zeitigkeitsfaktoren zu berücksichtigen. Auf Reservevorhaltungen ist zu verzichten. neben dem Rechnerraum lediglich in einem weiteren Raum die angegebenen elektrischen
Verbrauchswerte eine Lüftungsanlage mit Kühlung, jedoch ohne Feuchte-Regelung erforderten. In
Ein Beheizen von Räumen, die nicht dem ständigen Aufenthalt von Personen dienen, der Folge konnte der Haustechnikraum erheblich verkleinert werden und der Doppelboden entfallen.
ist nicht erforderlich. So kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass ein Keller (Einsparung: mehr als 600 000 EUR)
frostfrei ist. Dies wird noch dadurch begünstigt, dass durch Kellerräume häufig die
Heizleitungen für die darüber liegenden Räume geführt werden. Nur wenn besondere, Ein etwa 140 m² großer Hörsaal mit einer 15 m langen Fensterfront sollte mit einer RLT-Anlage
für rd. 38 000 EUR ausgestattet werden, weil der Planer der RLT-Anlage davon ausging, dass die
im Einzelfall vom Nutzer spezifizierte Anforderungen - z. B. an die Lagerbedingun-
für eine freie Lüftung erforderliche geöffnete Fensterfläche von 5,6 m² nicht vorhanden sei. Der
gen - nachgewiesen werden, kann eine Heizung von Kellerräumen in Betracht Architekt bestätigte jedoch, dass die vorhandene Fensterfläche mit etwa 25 m² Lüftungsquer-
kommen. schnitt für die freie Lüftung nutzbar sei. Die RLT-Anlage war damit nicht erforderlich. (Einspa-
rung: rd. 38 000 EUR)
Wände und Decken von Heizzentralen brauchen nicht gefliest zu werden. Zwar muss
der Heizraum frei von ansaugbaren Verunreinigungen sein um Brennerstörungen zu In verschiedenen Labor- und Werkstatträumen mit schadstoffproduzierenden Arbeitsgängen
vermeiden. Diese Forderung erfüllen aber auch ein ölfester Mehrfachanstrich des (Ätzbäder, Löteinrichtungen, chem. Laboratorien) waren in einem Schulungsgebäude RLT-Anlagen
Estrichbodens und mit Dispersionsfarbe gestrichene Wände in ausreichendem Maße. vorgesehen, um die in die Luft abgegebenen Schadstoffe abzusaugen. Ein Abgleich der geplanten
Für einen Heizraum können so leicht 5 000 EUR eingespart werden. Anlagenleistungen mit den Forderungen der Arbeitsstättenrichtlinien zeigte, dass die Anlagen über-
dimensioniert waren. (Einsparung: 90 000 EUR)

26
Zu weiteren Einzelheiten vergleiche RBBau - Muster 13 Anlage 4.

27 28
Grundsätzlich sind zwei Forderungsbereiche zu unterscheiden: Räume, in denen der Nicht immer ist es angebracht, für die RLT-Anlagen eigene Flächen innerhalb des Bau-
Aufenthalt von Personen die dominierende Rolle spielt, also z. B. Büro- und Versamm- körpers auszuweisen. Wenn z. B. bei Sanierungen die vorhandene Lüftungstechnik
lungsräume oder Speisesäle. Zum anderen Räume, in denen die funktionalen Arbeits- unzureichend und veraltet war und gegen eine neue Lüftungstechnik ausgetauscht wer-
prozesse und/oder die installierten Geräte und Anlagen betriebsbedingt besondere den soll und die Flächen der bisherigen Lüftungszentrale nicht ausreichen oder anders
Anforderungen an die Raumluft stellen. genutzt werden sollen, ist eine Alternative die Montage von dezentralen Geräten in
wetterfester Containerbauweise. Der Markt bietet für derartige lüftungstechnische Auf-
Ein standardisiertes Klima mit gleich bleibenden Werten für die Raumlufttemperatur
gaben eine Vielzahl unterschiedlicher Ausführungen an, bei denen die Lüftungsanlagen
und die Luftfeuchtigkeit kann für bestimmte Produktionsabläufe und Anlagen optimal
als Dachgeräte je nach Größe in vormontiertem Zustand auf eigens dafür angefertigten
sein, für das Wohlbefinden der Mitarbeiter ist es das erwiesenermaßen nicht. Bei
Profilstahlrahmen eingesetzt werden. Dies kann deutlich preiswerter sein als der Bau
Räumen, in denen sich Personen ständig aufhalten, ist daher grundsätzlich freie
einer großen Lüftungszentrale innerhalb des Bauwerks, insbesondere wenn erhebliche
Lüftung anzustreben. Insoweit ist also nicht nur aus Kostengründen auf den Einsatz von
Umbauten erforderlich wären, um die Deckentragfähigkeit im Gebäude zu erhöhen.
RLT-Anlagen möglichst zu verzichten. Sie sind nur dort einzubauen, wo sie aus
technischen Gründen notwendig sind. Darüber hinaus ist der Einsatz raumlufttechni-
scher Anlagen nur dann erforderlich, wenn eine ausreichende freie Lüftung (z. B. durch
Fenster) nicht möglich ist oder ein ausreichender Luftwechsel durch freie Lüftung nicht Stromversorgung
gewährleistet werden kann.
Bei Gebäuden mit leistungsstarken Verbrau-
Ein Bauamt ließ von einem Architekten für drei
Die Notwendigkeit von RLT-Anlagen kann sich daher bei Versammlungsräumen mit
chern elektrischer Energie, z. B. technischen
Trafostationen je 50 m² große Gebäude planen,
großer Personenzahl und Räumen mit nicht ausreichender Fensteröffnungsfläche für die in der HU –Bau– Kosten von je Laborgebäuden, Werkstattgebäuden oder
ergeben. Auch können technische Anlagen, z. B. Großrechner, Druckereimaschinen, 90 000 EUR eingeplant waren. An anderer Wirtschaftsgebäuden, wird der vom Strom-
Werkstattanlagen usw. mehr oder weniger genau einzuhaltende Werte für Temperatur, Stelle hatte dieses Bauamt ein Jahr zuvor für im
versorger als Hoch- oder Mittelspannung
Luftfeuchtigkeit und Schadstoffgehalt erfordern und den Einbau von RLT-Anlagen Wesentlichen gleiche technische Anforderungen
ein 30 m² großes Trafogebäude in ansprechen-
zugeführte Strom in die im Gebäude benö-
erforderlich machen.
tigte elektrische Energie (Mittel- und Nieder-
der äußerer Ausführung (u. a. verklinkerte Fas-
Bei RLT-Anlagen ist eine Vielzahl von Parametern mitentscheidend dafür, ob die sade) für 39 000 EUR einschl. Gründung ge- und ggf. Sonderspannungen) in der Regel
Anlagen richtig dimensioniert sind: z. B. Luftvolumenstrom, Kühllast, Kanalabmessun- gebäudenah transformiert. Die Transformato-
baut. Das Bauamt sagte die Nutzung des kosten-
gen, Ventilatorleistung und die Wirkungs- Die Bauämter gehen bei der Planung von RLT- günstigeren Vorbildes zu ren werden meist außerhalb der Nutzer-
(Einsparung:
gradbestimmung. Für die Auslegung der An- Anlagen nicht immer schlüssig vor: So ver- rd. 150 000 EUR) gebäude in separaten kleinen Bauwerken, den
lagen sind in der Regel die Forderungen des zichtete ein Bauamt für einen Hörsaal auf eine so genannten Trafostationen untergebracht.
Nutzers nach bestimmten, einzuhaltenden Pa- RLT-Anlage, weil die natürliche Be- und Ent- Trafostationen können heute weitgehend standardisiert aus Fertigteilen gebaut werden,
rametern des Raumklimas maßgebend. Die lüftung ausreichte, ein anderes plante in dersel- teilweise werden standardisierte komplette Trafostationen angeboten. Verfügbare
Ermittlung der Luftmengen ist streng am tat- ben Liegenschaft für einen baugleichen Hörsaal Flächen vorausgesetzt, sind diese einzelstehenden Trafostationen erheblich kosten-
sächlichen Bedarf zu orientieren. Reserve- jedoch eine RLT-Anlage. (Einsparung durch günstiger als der Bau entsprechender Flächen in Gebäuden. Bei standardisierten Forde-
Verzicht auf die Anlage: 39 000 EUR) rungen kann zudem auf Grund des breiten Marktes mit günstigen Wettbewerbs-
luftleistungen sind nicht vorzuhalten.
ergebnissen gerechnet werden.
Da nach den Erfahrungen des Bundesrech- Bei neu geplanten Dachaufbauten zur Büronut-
nungshofes Forderungen im Detail zwischen zung mit allseitig verglasten Außenwänden wa- Forderungen für eine Notstromversorgung sind stets anhand des Leistungsbedarfs der
Planer und Nutzer häufig erst bei der Planung ren zur Kühlung der Raumtemperatur von frei- einzelnen zu versorgenden Geräte zu stellen. Keinesfalls darf einfach der Gesamtstrom-
der Anlagen abgestimmt werden, sind hier beruflich tätigen Ingenieuren Kühldecken ge- bedarf eines Gebäudes zu Grunde gelegt werden. Auch wenn eine RLT-Anlage not-
besonders auch die Nutzer gefragt, sich bei plant. Auf Grund des Nachweises des Bundes- stromberechtigt sein sollte, ist zu unterscheiden, ob dies nur für die Be- und Entlüftung
rechnungshofes, dass die Kühlleistung der ge-
ihren Forderungen auf das Notwendige zu oder auch für Kühlung und Befeuchtung gelten soll. Letztere dürften bei einem Strom-
planten Kühldeckenflächen nicht ausreichen
beschränken und „großzügige“ Planungsvor- würde, um behagliche Temperaturen zu erzie-
ausfall eher nicht berechtigt sein.
schläge zurückzuweisen. Aber auch die Bau- len, hat die Bauverwaltung von den bereits be-
verwaltung sollte von sich aus in ihrem auftragten Kühldecken Abstand genommen.
Kontrollprozess nachdrücklich die Einspar- Stattdessen werden Gebläsekonvektoren mit
möglichkeiten in diesem Bereich nutzen. ausreichender Kühlleistung eingebaut. (Ein-
sparung: rd. 230 000 EUR)

29 30
Grundsätzlich sollten aus Kostengründen für Beleuchtungsanlagen Serienleuchten und
-produkte verwandt werden. Sonderleuchten sind in der Regel teuer und führen insbe- 2 Einsatz freiberuflich Tätiger bei
sondere zu erhöhten Betriebskosten bei
Wartung und Ersatz. Bei einer in der Pla- In einer fertig gestellten Baumaßnahme stellte
Hochbaumaßnahmen
nungsphase geprüften Baumaßnahme der Bundesrechnungshof in Büroräumen jeweils
mind. 4 Stück aufwendige Sonderbeleuchtung
erbrachte der Verzicht auf Designerleuchten fest, die zu einem Einzelpreis von 441 EUR
eine Einsparung von rd. 410 000 EUR. Ange- eingebaut worden waren. Bei der späteren Nut- 2.1 Aufträge an freiberuflich Tätige
merkt sei, dass im nebenstehenden Beispiel zung war die Hälfte der Beleuchtung aus Ener-
nicht nur zu viele Sonderleuchten beschafft gieeinspargründen immer ausgeschaltet, da be- Seite
wurden. Vielmehr hatte zuvor die technische reits die eine Hälfte der Leuchten die ausrei- Auswahl von freiberuflich Tätigen.................................. 34
Aufsichtsinstanz vergeblich eine kostengüns- chende Beleuchtungsstärke erreichte. Vergabe an Wettbewerbssieger ....................................... 34
tigere Beleuchtung gefordert. Es ist kein Einzelfall, dass berechtigte Einwände der Folgen bei nicht rechtzeitigem schriftlichem
prüfenden Aufsichtsinstanzen bei der Ausführung nicht beachtet werden und zudem die Vertragsabschluss ............................................................ 35
Aufsichtsinstanz es weitgehend widerspruchslos hinnimmt, dass ihren Auflagen Verträge mit Projektsteuerern.......................................... 37
entgegengehandelt wird. Bauordnungsrechtliche Verantwortung........................... 38

Die Bauverwaltung hat die Möglichkeit freiberuflich tätige Architekten, Ingenieure und
andere Fachleute zu beauftragen, wenn sie Baumaßnahmen aus fachlichen, rechtlichen
oder personellen Gründen nicht vollständig selbst planen und durchführen kann27. Hin-
sichtlich der Ergebnisse der freiberuflich Tätigen bleibt jedoch die Bauverwaltung dem
Bauherrn für die ordnungsgemäße Erfüllung der Bauplanungs- und Baudurchführungs-
aufgaben verantwortlich28.

Bei der Durchführung von Bauaufgaben auf Die Einschaltung freiberuflich Tätiger hat
dem Gebiet der neuen Bundesländer wollte eine dort ihre Grenzen, wo für den Bauherrn
Landesbauverwaltung Teile der eigenen Verant- Entscheidungen mit Auswirkungen auf
wortung auf einen freiberuflich tätigen Projekt-
… Qualität,
steuerer übertragen, indem dieser zum Beispiel
mit dem … Termine und
„ Wahrnehmen der Rechte des Auftraggebers … Kosten
bei Vergleichen, Konkursen, Pfändungen,
Abtretungen, zu fällen sind.
Einleiten von Beweissicherungsverfahren,
„
Derzeit untersucht der Bundesrechnungshof
„ Freigeben von Firmenlisten bei beschränkten
Ausschreibungen, flächendeckend den Zusammenhang
„ Durchführen der Angebotseröffnung und zwischen der Verschlankung der Bauverwal-
„ Freigeben von Sicherheitsleistungen tungen, den mangelhaften Leistungen der
betraut werden sollte. freiberuflich Tätigen in den privatisierten
Der Bundesrechungshof forderte mit Erfolg unter Bereichen und der unzureichenden Kontrolle
Hinweis darauf, dass besonders korruptionsanfäl- der freiberuflich Tätigen durch die Bauver-
lige Tätigkeitsbereiche nicht ohne weiteres an waltungen. Dabei ist aufgefallen, dass
Private delegiert werden dürfen, diese Tätigkeiten
Baumängel häufig durch fehlerhafte
wieder in die Bauverwaltung einzugliedern.

27
Eine Beschreibung der Aufgaben der freiberuflich Tätigen sowie der nicht delegierbaren Aufgaben der Bauverwaltung enthält
Anhang 3 dieses Bandes.
28
Entsprechend der wahrzunehmenden Aufgaben beschäftigt sich dieses Kapitel des Buches mit den planenden freiberuflich
tätigen Auftragnehmern und der dazugehörenden Vertragsgestaltung, während das Kapitel 3 „Vergabe von
Hochbaumaßnahmen“ sich mit den bauausführenden Verträgen auseinander setzt.

31 32
Planungen oder unzureichende Objektüberwachung der freiberuflich tätigen Auswahl von freiberuflich Tätigen
Architekten und Ingenieure zu vertreten sind. Dies trifft auch auf fehlerhaft erstellte
Kostenermittlungen, fehlerhafte Beschreibungen des Leistungsumfanges, vermeidbare Der Bundesrechnungshof fordert bei Bundesbaumaßnahmen einen reibungslosen und
Nachtragsvereinbarungen sowie fehlerhafte Abrechnungen zu. wirtschaftlichen Ablauf der Planung und der Baudurchführung. Die Aufträge sollen
Die Bauverwaltungen überwachen nach den Erkenntnissen des Bundesrechnungshofes deshalb nur an geeignete Architekten und/oder Ingenieure vergeben werden, wobei sich
nicht hinreichend die Leistungen der von ihnen beauftragten Architekten und Ingeni- die Eignung an
eure. Die Mängel dieser Leistungen sowie regelwidriges Handeln der freiberuflich … der Fachkunde, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit,
Tätigen werden häufig nicht erkannt. Der Bundesrechnungshof hat in seinen Prüfungs- … der Erfahrung und
mitteilungen und Bemerkungen im Zusammenhang mit dem vermehrten Einsatz von … der Gewähr einer wirtschaftlichen Planung und Bauausführung
freiberuflich Tätigen wiederholt darauf hingewiesen: Auch bei einer Verschlankung der
Bauverwaltungen muss sichergestellt sein, dass sie ihre Bauherren- und Kontrollfunk- orientiert. Für die Auswahl der Bewerber sind die Kriterien der erwarteten fachlichen
tionen uneingeschränkt wahrnehmen können. Mit dem Einschalten freiberuflich Tätiger Leistung vor dem Verfahren festzulegen und bekannt zu geben. Insbesondere die
darf kein zusätzliches finanzielles Risiko für den Bund verbunden sein29. Qualität, aber auch die Ästhetik und die Zweckmäßigkeit des Entwurfs, die Fristen
sowie der Preis und/oder das Honorar der erwarteten fachlichen Leistung sollen über
Im Rahmen einer freiberuflichen Tätigkeit erbringen die Vergabe entscheiden32. Die Bauverwaltung kommt ihrer Pflicht zur sachgerechten
Architekten und Ingenieure
…
Auswahl nur nach, wenn sie das Bewerberverfahren für die Vergabe der freiberuflichen
Generalplaner
… Leistungen gewissenhaft durchführt.
Projektsteuerer
…
Seit Mitte des Jahres 1997 hat die Bauverwaltung bei Aufträgen, deren geschätzter
Leistungen30 für die Bauverwaltungen. Wert ohne Mehrwertsteuer 200 000 EUR oder mehr entspricht, die Vergaberegeln der
Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) zwingend zu befolgen. Eine
Da für eine Baumaßnahme häufig mehrere dieser Berufsgruppen tätig sind, müssen ihre entscheidende Bedeutung kommt hierbei einem aussagefähigen Vergabevermerk zu,
Aufgaben und ihre Verantwortung bei der Beauftragung klar unterschieden und der Nachprüfungen der Vergabegerichte standhält.33 Die Bauämter haben aber auch
beschrieben werden. Die Beschreibung und damit auch die Abgrenzung der Aufgaben unterhalb des Schwellenwertes ein nachprüfbares Verfahren anzuwenden und auch in
ergibt sich aus der Verordnung über Honorare für Leistungen der Architekten und der diesen Fällen bei der Vergabe die Fachkunde, Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit
Ingenieure – Honorarordnung für Architekten und Ingenieure – (HOAI) und den der späteren Auftragnehmer sorgfältig zu prüfen und zu dokumentieren.
Bestimmungen der RBBau31. Der Inhalt der
Eine Bauverwaltung beauftragte einen Ingenieur
den einzelnen freiberuflich Tätigen über-
mit der Vor- und Entwurfsplanung für ein
tragenen Aufgaben ist der Bauverwaltung Gebäude. Zuvor hatte bereits ein anderer Inge- Vergabe an Wettbewerbssieger
jedoch zuweilen nicht hinreichend bewusst, nieur die gleichen Leistungen soweit erbracht,
so dass es immer wieder zu Doppelbeauftra- dass die Haushaltsunterlage genehmigt war und Bei bedeutenden Baumaßnahmen des Bundes kann die Bauverwaltung auf der Grund-
gungen kommt, indem z. B. Teile der Auf- der Bauverwaltung ein Auftrag für die Ausfüh- lage entsprechender Richtlinien Wettbewerbe mit dem Ziel durchführen, Planungs-
gaben der Architekten zusätzlich an Projekt- rungsplanung vorlag. alternativen zu finden und weiter zu entwickeln34. Im Anschluss an die Durchführung
steuerer vergeben werden. und Auslobung des Wettbewerbs erhalten ein oder mehrere Wettbewerbssieger einen
Auftrag zur weiteren Bearbeitung und Planung des Wettbewerbsentwurfs.

29
Siehe z. B. für den Bereich der Erstellung von Verdingungsunterlagen durch Freiberufliche die Bemerkung Nr. 34 aus dem
Jahre 1995 [im Anhang 6 ab S. 133] und für den Bereich der Wirtschaftlichkeit der Planung die Bemerkungen Nr. 84 aus dem
32
Jahre 1997 [ab S. 154] und Nrn. 30 und 64 bis 66 aus dem Jahre 1998 [ab S. 161], zum Thema Projektmanager die Bemerkung Siehe § 16 VOF.
Nr. 98 aus dem Jahre 1999 [ab S. 185]. 33
Siehe Teil 4 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB).
30
Zur Aufgabenbeschreibung der einzelnen Gruppen siehe Anhang 3 dieses Bandes. 34
Siehe RBBau Abschnitt K 13 und die „Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raumplanung, des
31
RBBau Abschnitt K 12. Städtebaues und des Bauwesens - GRW 1995 -“ veröffentlicht im Bundesanzeiger vom 30.03.1996.

33 34
Nach Durchführung von Planungswettbewerben
Der Wettbewerb bringt die Bauverwaltung für Bundesbaumaßnahmen waren schwierige und Wenn zudem schon vor der Erteilung des Planungsauftrags von der nutzenden Dienst-
häufig in die Lage, dass mit dem siegenden langwierige Verhandlungen mit den für die wei- stelle ein fester - aber im Grunde unrealistischer - Übergabetermin für das Gebäude
Architekten ein Vertrag in einer Situation tere Bearbeitung ausgewählten Preisträgern erfor- gewünscht wurde, kann das Bauamt nicht ohne weiteres den anfänglichen „Verzug“ im
geschlossen werden muss, in der die Auffas- derlich, um sachgerechte Verträge vereinbaren zu Zeitplan bis zur Fertigstellung und Übergabe des Gebäudes aufholen.
sungen von Bauverwaltung und Architekt können. Insbesondere das Einordnen der Baumaß-
über die honorarbeeinflussenden Faktoren nahmen in die richtige Honorarzone, die Mindest- Nach den Feststellungen des Bundesrechnungshofes wird in solchen Fällen der frei-
oder/und Höchstsätze der Honorarzone und die in beruflich Tätige bereits während der Vertragsverhandlungen tätig, weil er sich - in
der HOAI zum Teil voneinander abweichen. der HOAI nicht festgeschriebenen Vom-
Der Architekt ist durch den Wettbewerbssieg Kenntnis des geforderten Zeitrahmens - nicht in der Lage sieht, seinen Planungsauftrag
hundertsätze von Honoraren für Gebäude mit zu erfüllen, wenn er die schriftliche Auftragserteilung durch das Bauamt abwartet.
bei der Vertragsgestaltung in einer für ihn mehr als 25 Mio. EUR anrechenbarer Kosten
günstigeren Ausgangsposition als die Bau- sowie die Höhe des zu veranschlagenden Umbau-
Bei einer Prüfung von Verträgen mit freiberuf- Wird der freiberuflich Tätige auf Grund
verwaltung, weil er sicher ist, den Auftrag zu zuschlags erwiesen sich bei der Vertragsgestal-
lich Tätigen schlossen die Bauämter die Mehr-
tung als schwierig. lediglich mündlicher Absprachen ohne
erhalten. zahl der geprüften Verträge erst schriftlich ab, schriftliche Vereinbarung tätig, birgt dies für
nachdem die freiberuflich Tätigen bereits beide Vertragsparteien erhebliche Risiken.
Hier bieten die Richtlinien die Möglichkeit, den Wettbewerbsteilnehmern in den Aus-
mehrere Monate mit der Planung befasst waren
lobungsbedingungen Art und Umfang der beabsichtigten Beauftragung sowie die So gelten als Honorarbasis die jeweiligen
oder diese bereits beendet hatten. Ein Bauamt
Honorargestaltung vorzugeben. Der Bundesrechnungshof hat daher angeregt, bereits überzahlte einen freiberuflich Tätigen für das Mindestsätze der HOAI als vereinbart37. Der
mit Beginn der Auslobung im Wettbewerb auch honorarbeeinflussende Vertrags- Erstellen einer Realisierbarkeitsuntersuchung, Bundesrechnungshof hat darauf hingewiesen,
bestandteile bekannt zu geben. Mit der frühzeitigen Mitteilung verbindlicher Honorar- weil es nachträglich höhere Stundensätze ver- dass diese vom Gesetz angeordnete Mindest-
regelungen ergibt sich für die Vertragsverhandlungen im Anschluss an Wettbewerbe einbarte und abrechnete, als es die HOAI zu- satzvereinbarung auch durch eine nachträg-
ein ausgewogenes Verhältnis. lässt. Der Bundesrechnungshof hat gefordert, lich anders lautende Vereinbarung nicht
rd. 250 000 EUR der Bundeskasse zurück- rückwirkend außer Kraft gesetzt werden
Entsprechend den tatsächlichen Planungsanforderungen des Gebäudes sollten zuführen. kann.
insbesondere
…der Mindest- oder Höchstsatz der vorgesehenen Honorarzone, Das Thema „rechtzeitiger schriftlicher Vertrags- Des Weiteren kann der fehlende schriftliche
…ein festgeschriebener Honorarverlauf für anrechenbare Kosten oberhalb abschluss“ hat der Bundesrechnungshof in Prü- Vertrag auch zur Folge haben, dass das Bau-
25,56 Mio. EUR35 und/oder fungsmitteilungen bereits mehrfach aufgegrif- amt in eine ungünstige Verhandlungsposition
…ein fester Vomhundertsatz für den Umbauzuschlag fen: gegenüber dem freiberuflich Tätigen gerät. Bis
zum schriftlichen Vertragsabschluss sind die
vorab von der Bauverwaltung bekannt gegeben werden. Nach § 4 Abs. 1 HOAI muss das Honorar bei
Auftragserteilung schriftlich vereinbart wer-
Allgemeinen Vertragsbedingungen nicht ver-
den. Dieses Schriftformerfordernis ist nach einbart. Schon aus Gründen der Rechtssicher-
Folgen bei nicht rechtzeitigem schriftlichem Vertragsabschluss § 126 BGB nur gewahrt, wenn der Vertrag von heit sollten jedoch die Rechte und Pflichten
Verträge mit freiberuflich Tätigen sind nach § 4 Abs. 1 HOAI in schriftlicher Form zu beiden Parteien auf derselben Urkunde der Beteiligten - insbesondere die Haftung -
schließen. Auch nach dem Haushaltsrecht sind derartige vertragliche Verpflichtungen unterzeichnet ist. Eine nicht dieser Schriftform eindeutig und abschließend geregelt sein,
entsprechende Honorarvereinbarung ist bevor der freiberuflich Tätige für das Projekt
des Bundes nur vor Leistungserbringung und nur in Schriftform zulässig36.
unwirksam (§ 134 BGB). Jedoch gelten in mit seinen Leistungen entsprechend der HOAI
Nach den Feststellungen des Bundesrechnungshofes verstoßen die Bauverwaltungen diesem Fall gemäß § 4 Abs. 4 HOAI nur die tätig wird. Denn nur auf diese Weise können
vielfach gegen diese Schriftformerfordernisse. Eine wesentliche Ursache hierfür ist, jeweiligen Mindestsätze des Honorars und
spätere Meinungsverschiedenheiten über
Zeithonorars als vereinbart. Nachträglich an-
dass das Bauamt häufig mit der Kostenvoranmeldung oder dem Bauantrag einen Auf- Leistungspflicht und Honoraranspruch
ders lautende Vereinbarungen sind nichtig.
stellungstermin für die HU –Bau– nennt, der im weiteren zeitlichen Planungsablauf Ein Anspruch auf ein höheres Honorar wegen vermieden werden.
- z. B. wegen fehlendem Planungsauftrag - nicht eingehalten werden kann. Nach ungerechtfertigter Bereicherung (§§ 812 ff
Erkenntnissen des Bundesrechnungshofes beruhen die nicht zutreffenden zeitlichen Ein häufig auftretender Grund für zeitliche
BGB) oder wegen Geschäftsführung ohne
Einschätzungen insbesondere auf Auftrag scheidet aus. Verzögerungen des Abschlusses schriftlicher
Verträge ist die unzureichende Entschei-
… den Genehmigungszeiten der vorgesetzten Dienststellen oder
dungskompetenz der Vertreter der Bauverwaltung. Sei es, dass die Mitarbeiter des Bau-
… dem Bestreben, einem Wunsch der vorgesetzten Dienststelle nachzukommen oder amtes aufgrund von Zustimmungsvorbehalten der Technischen Aufsicht in der
… einem vermeintlich politisch begründeten Zeitdruck bestehen zu wollen. Mittelinstanz nur vorläufige Entscheidungen treffen können, sei es, dass Vertrags- und
Honorarfachleute nicht direkt an den Verhandlungen teilnehmen. Für einen rechtzeiti-
35
25,56 Mio. EUR (HOAI, ab 1. Januar 2002) entsprechen rd. 50 Mio. DM (HOAI, bis 31. Dezember 2001)
36 37
Siehe hier z. B. auch RBBau Abschnitt K 12 Nr. 3. HOAI § 4 Abs. 4.

35 36
gen schriftlichen Vertragsabschluss ist es daher geboten, möglichst frühzeitig alle ver- Auftragnehmers (Bauherrn) an einer Minimierung der Baukosten überein. Die Höhe
waltungsseitigen Entscheidungsbeteiligten in die Verhandlungen einzubinden. Die ein- des Honorars sollte nicht in Abhängigkeit von der Höhe der Bausumme stehen, sondern
heitlichen Vertragsmuster der RBBau für Verträge mit freiberuflich Tätigen sind auch sich nach dem tatsächlich erforderlichen Aufwand des Beraters bemessen.
deshalb geschaffen worden, um das Verwaltungshandeln zu beschleunigen.
Für den Abschluss von Verträgen über Projektsteuerungsleistungen gibt es derzeit
keine spezifischen gesetzlichen Vorschriften. Vorgaben des zuständigen Ministeriums
in Form von Vertragsmustern wären für die Bauverwaltung hilfreich.39
Das Bundesministerium der Verteidigung hat in
den letzten Jahren vom Bundesrechnungshof re-
Verträge mit Projektsteuerern gelmäßig als mangelhaft beanstandete Leistungen Bauordnungsrechtliche Verantwortung
der Landesbauverwaltungen und die unzurei-
Insbesondere wenn ein Projekt gewisse chende Kontrolle mangelhafter Leistungen der Baumaßnahmen des Bundes unterliegen den
Treppen müssen unfallsicher begangen werden
Größenordnungen überschreitet, wachsen mit freiberuflich Tätigen zum Anlass genommen, bei Bauvorschriften des Bundes und der jeweili-
können, insbesondere dann, wenn es sich um
dem Planungsaufwand auch die Anforderun- komplexen Baumaßnahmen im Rahmen von Pi- gen Bundesländer. Wenn Entwurfsarbeiten
Rettungswege handelt. Neben einem rutsch-
gen an die Bauverwaltung in ihrer Funktion lotprojekten die ministerielle Fachaufsicht durch und Bauüberwachung unter der Leitung
sicheren Treppenstufenbelag ist auch ein gleich-
als Bauherrenvertreter in technischer, rechtli- Einschalten von freiberuflichen Projektmanagern mäßiges Höhenmaß der aufeinander folgenden
eines Bediensteten der Bauverwaltung mit
cher und wirtschaftlicher Hinsicht. Ein in zu stärken. Das Bundesministerium möchte damit Stufen zu gewährleisten. Neben dem bauleiten-
seine Interessen als Bauherr verfolgen. Der Bun-
der Befähigung zum höheren technischen
letzter Zeit öfter beschrittener Weg, das viel- den freiberuflich Tätigen übersah auch die bau-
Verwaltungsdienst durchgeführt werden,
desrechnungshof hat dazu festgestellt, dass diese rechtlich verantwortliche Bauverwaltung die
fach offenkundige Kontrolldefizit zu beheben, genügt an Stelle der Baugenehmigung eine
Maßnahme eine Folge des Personalabbaus sowohl unterschiedlich hergestellten Stufenhöhen - im
liegt darin, auch Aufgaben des Projekt- im Bundesministerium selbst als auch bei den Zustimmung der zuständigen Bauaufsichts-
Wechsel zwischen 17 bis 20,5 cm. Auf Forde-
managements, der Projektsteuerung und des Bauverwaltungen und damit eine Folge der Pri- behörde des Landes (Zustimmungsverfah-
rung des Bundesrechnungshofes wurde die
Projektcontrollings an freiberuflich Tätige zu vatisierung nahezu sämtlicher Planungsleistungen ren). Teile der Aufgaben und die Verant-
Treppe bautechnisch auf Kosten des ausführen-
vergeben38. und der damit zusammenhängenden Qualitätsde- wortung der Genehmigungsbehörden über-
den Unternehmens so verändert, dass die Treppe
fizite ist. (Vergleiche die Bemerkung Nr. 98 aus als Rettungsweg nutzbar ist. nimmt dann dieser Bedienstete. Bei bauli-
Der Einsatz eines Projektsteuerers soll zur dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 185].)
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Pla- chen Anlagen, die der Landesverteidigung
nung und Durchführung beitragen. Seine Eine Bauverwaltung hat bei großen Baumaß- dienen, wird vor Baubeginn die Baumaßnahme der zuständigen Stelle schriftlich zur
Tätigkeit muss auch darin liegen, auf kosten- nahmen Leistungen des Projektmanagements an Kenntnis gebracht (Kenntnisgabe)40.
günstigere bauliche Lösungen hinzuweisen. freiberuflich Tätige vergeben. Diese Baumaß-
Die Aufgaben der baurechtlichen Verantwortung werden innerhalb der Bauämter
Daher ist der Projektsteuerer (bzw. im neben- nahmen waren in ihrer Planung bereits so weit
fortgeschritten, dass eine Optimierung der häufig unterschätzt, denn auch die baulichen Anlagen des Bundes müssen den Vor-
stehenden Beispiel der Projektmanager) auch schriften entsprechen. Dazu gehören unter anderem, dass
Planung kaum mehr möglich sein wird.
nicht bei Baumaßnahmen einzuschalten, die (Vermeidbares Honorar: fast 1 Mio. EUR)
bereits so weit fortgeschritten sind, dass eine Die einzige Treppe in einem Turm wies unge- … die öffentliche Sicherheit und/oder
fähr in der Mitte des Turmes lediglich eine Ordnung, insbesondere Leben und
Optimierung der Planung kaum mehr möglich Der Bundesrechnungshof hat empfohlen, den lichte Durchgangshöhe von 1,70 m statt der
ist. Bauämtern und den Projektsteuerern - beide
Gesundheit nicht gefährdet werden,
mindestens erforderlichen 2,00 m auf. Die Bau-
sind verpflichtet, die Planung auf ihre Wirt- verwaltung hat die über dem Treppenlauf vor- … die bauliche Anlage mit ihrer Umge-
Ziel der Projektsteuerung ist es, die Kosten zu schaftlichkeit zu prüfen - eine Berichtspflicht bung in Einklang steht und nicht ver-
handene Podestkante in Kopfhöhe mit schwarz-
optimieren und die Bauzeit zu verkürzen. über Einsparungsmöglichkeiten an die oberste gelb gekennzeichnetem Schaumstoff abgepols- unstaltend wirkt und
Dieses Ziel hat der Projektsteuerer als der technische Instanz des Ministeriums aufzuerle- tert. Auf Forderung des Bundesrechnungshofes … die Berücksichtigung des Umwelt-
Vertreter des Bauherrn gegenüber den gen. Damit könnte das Ministerium unmittelbar wurde das vorhandene Podest nunmehr baulich
prüfen, ob und welche Vorschläge der Pro-
schutzes hinreichend Beachtung findet.
anderen am Bau Beteiligten durchzusetzen. so verändert, dass das baurechtliche Mindest-
Der Projektsteuerer befindet sich dabei in jektsteuerer bezüglich der Wirtschaftlichkeit maß zu Lasten des Bauunternehmers hergestellt
einem Interessenskonflikt, weil sich sein gemacht, wie die technische Aufsicht in der wurde.
Mittelinstanz geprüft und weshalb sie Vor-
Honorar in der Regel an den Baukosten
schläge abgelehnt hat.
orientiert und bei höheren Kosten steigt. An Stelle des Zustimmungsverfahrens kann der öffentliche Bauherr auch ein Genehmi-
Daher stimmt sein eigenes wirtschaftliches Interesse nicht mit dem Interesse seines gungsverfahren, entsprechend den Vorgaben des jeweiligen Landes, durchführen. Die

38
Die Begriffe Projektmanagement, Projektsteuerung und Projektcontrolling werden bei der Vertragsgestaltung nicht einheitlich 39
verwendet. Die HOAI definiert lediglich die Projektsteuerung in § 31. Im Weiteren wird daher in diesem Band nur der Begriff Vergleiche hierzu den Abschnitt „Erfolgshonorar“ im Kapitel 2.2 „Honorare freiberuflich Tätiger“
40
Projektsteuerung verwendet. Siehe RBBau Abschnitt K 24 und L 1 sowie Anhänge 10 bis 15 und Musterbauordnung §§ 61 und 61a.

37 38
bauordnungsrechtliche Verantwortung wird dann - gegen zusätzliche Verwaltungsge-
bühren - bei den Genehmigungsverfahren auf die genehmigende Bauordnungsbehörde
übertragen. Dabei werden in den Ländern unterschiedliche Gebühren für Zustimmungs- 2.2 Honorare freiberuflich Tätiger
oder Genehmigungsverfahren erhoben. Während für Baumaßnahmen des Bundes
Zustimmungsverfahren in einigen Ländern von Gebühren befreit sind, kann z. B. das Seite
Land Niedersachsen zwei Drittel der Gebühren eines Genehmigungsverfahrens erhe- Anrechenbare Kosten auf der Basis von
ben. Aus wirtschaftlichen Gründen sollte daher die Bauverwaltung für genehmigungs- Kostenermittlungsarten und die Auswirkungen auf
pflichtige Bundesbaumaßnahmen die baurechtliche Verantwortung selbst wahrnehmen das Honorar...................................................................... 41
und das Zustimmungsverfahren nutzen. Anrechenbare Kosten aus vorhandener Bausubstanz ..... 44
Ermittlung der Honorarzone............................................ 45
Abweichende Honorarermittlung .................................... 46
Erfolgshonorar ................................................................. 47
Honorarzuschläge bei Umbauten und
Instandhaltungen.............................................................. 48
Zuschläge für Leistungen der Generalplanung ............... 50
Honorare für Projektsteuerungsleistungen ...................... 50
Nebenkosten .................................................................... 52

Bei 19 Verträgen mit freiberuflich Tätigen ent- Ebenso wie die Leistungen wird auch die
hielt das RBBau-Formblatt „Honorarermittlung“ Höhe der Honorare der freiberuflich Tätigen
bei der „Gesamtsumme“ für den Eintrag der auf der Grundlage der Honorarordnung für
geschätzten Bruttokosten keine Angaben. Auf Architekten und Ingenieure (HOAI) ermittelt.
die Frage, auf welchen Grundlagen die Die Höhe des Honorars ist im Wesentlichen
anrechenbaren Kosten bei Vertragsabschluss abhängig von
geschätzt wurden, gab das Bauamt die Aus-
kunft, dass die mit der Vertragserstellung be- … der Höhe der so genannten anrechen-
fassten Sachbearbeiter nicht mehr beim Bauamt baren Kosten,
beschäftigt seien und damit in den meisten Fäl- … der Einstufung des Gebäudes in eine
len kein Nachweis geführt werden könne. Die Honorarzone in Abhängigkeit vom
noch im Bauamt beschäftigten Sachbearbeiter
Schwierigkeitsgrad der planerischen
bemühten sich, die eingestellten Schätzkosten
für die vorläufige Honorarermittlung aus der Aufgabe und
Erinnerung zu belegen, dies gelang jedoch … der zu erbringenden Leistung.
auch nur teilweise.

Die HOAI beschreibt die von Architekten und Ingenieuren als Auftragnehmer zu
erbringenden Leistungen in Form so genannter Leistungsbilder, die sich in
… Grundleistungen und
… Besondere Leistungen gliedern.
Grundleistungen sind im Allgemeinen zur ordnungsgemäßen Erfüllung eines Auftrages
erforderlich. Zusammengehörende Grundleistungen sind in der HOAI zu einer
Leistungsphase zusammengefasst.

39 40
Die Planungsleistungen der Architekten gliedern sich in folgende Leistungsphasen: Dabei unterscheiden sich HOAI und RBBau insofern, als die ermittelten Kosten einer
1 Grundlagenermittlung Haushaltsunterlage –Bau– eine höhere Genauigkeit aufweisen und damit näher an den
tatsächlich erforderlichen Baukosten liegen, als die Kosten die auf der Grundlage der
2 Vorplanung Leistungsphase 4 ermittelt wurden.
3 Entwurfsplanung
Ein Zuwendungsempfänger hat die Sanierung Die Leistungen der freiberuflich Tätigen bis
4 Genehmigungsplanung einschließlich dem Erarbeiten der Haushalts-
eines zusammenhängenden Gebäudes, das nur
5 Ausführungsplanung in seiner Gesamtheit technisch und wirtschaft- unterlage –Bau– sind auf Grund der bau-
6 Vorbereitung der Vergabe lich genutzt werden kann, mit drei Haushalts- fachlich geprüften und genehmigten Kosten-
unterlagen für drei wesentlich zeitgleich durch- berechnung zu honorieren43. Dem Ermitteln
7 Mitwirkung bei der Vergabe
zuführende „Große Baumaßnahmen“ beantragt. der Kosten für eine Haushaltsunterlage
8 Objektüberwachung Das für die Prüfung zuständige Ministerium hat kommt somit bei Verträgen mit der staatli-
9 Objektbetreuung und Dokumentation die zeitgleiche Durchführung der drei Baumaß-
nahmen genehmigt. Für jede Baumaßnahme
chen Bauverwaltung eine besondere Bedeu-
Besondere Leistungen können zu den Grundleistungen hinzu oder an deren Stelle wurden mit dem freiberuflich tätigen Architek- tung zu. Denn die Mengen- und Kostenan-
treten, wenn an die Ausführung des Auftrages besondere Anforderungen gestellt ten die gleichen vertraglichen Vereinbarungen sätze müssen hinreichend genau sein, damit
werden. Die HOAI nennt zudem die notwendigen Voraussetzungen für eine ange- hinsichtlich Honorarzone, Umbauzuschlag, mit- die Baumaßnahme mit den zutreffenden
messene und übliche Honorierung dieser Leistungen. zuverarbeitende Bausubstanz sowie Nebenkos- Kosten in den Haushalt eingestellt werden
tenpauschale getroffen - ebenso mit dem Fach- kann, aber auch damit der freiberuflich
ingenieur für Gebäudetechnik. Auf Grund des Tätige kein zu niedriges oder - was häufiger
Anrechenbare Kosten auf der Basis von Kostenermittlungsarten degressiven Aufbaus der Honorartafeln für vorkommt - überhöhtes Honorar erhält.
Architekten und Ingenieure führte die Teilung
und die Auswirkungen auf das Honorar der Gesamtbaumaßnahme in Einzelbaumaßnah- Je nach Vertrag - z. B. für die Gebäudepla-
men zu überhöhten Honoraren. Es sind zusätz-
nung, technische Ausrüstung oder Trag-
Die Ermittlung der anrechenbaren Kosten richtet sich bei Neubaumaßnahmen nach lich Honorarkosten von mehr als 500 000 EUR
dem Wert der noch zu planenden und zu bauenden Bausubstanz. Dieser Wert wird mit werksplanung - sind anfallende Baukosten
verausgabt worden, weil das Honorar auf der
Hilfe so genannter Kostenermittlungsarten bestimmt. Im Laufe des Fortschritts der nicht immer vollständig, sondern nur zur
Basis der einzelnen anrechenbaren Kosten der
Bauplanung und Baudurchführung werden die Kostenermittlungsarten – von der Teilbaumaßnahmen und nicht der Summe der Hälfte oder gar nur zu Teilen anrechenbar44.
Kostenschätzung, über die Kostenberechnung zum Kostenanschlag – immer anrechenbaren Kosten der Gesamtbaumaßnah- Die HOAI regelt derzeit immer noch auf der
genauer und enden mit der Feststellung der tatsächlich entstandenen Kosten. Sowohl me ermittelt wurde. Grundlage der DIN 276 in der Fassung vom
Honorarordnung als auch RBBau regeln die endgültigen Honorarzahlungen in Stufen April 1981, welche Kosten für die jeweiligen
(Vomhundertsätze) entsprechend den fortgeschriebenen Kostenermittlungsarten. Nach Leistungsphasen anrechenbar sind45. Diese Kosten werden ermittelt, indem von den
der HOAI41 werden die Leistungen Gesamtbaukosten die für das Honorar nicht vollständig anrechenbaren Kosten (z. B.
Kosten für fachtechnische Anlagen, Außenanlagen oder Kunstwerke)46 anteilig abge-
… der Leistungsphasen 1 bis 4 nach der Kostenberechnung, zogen werden. Die nicht korrekt durchgeführte Trennung von anrechenbaren Kosten ist
… der Leistungsphasen 5 bis 7 nach dem Kostenanschlag und eine vom Bundesrechnungshof häufig gerügte Fehlerquelle.
die Leistungsphasen 8 und 9 nach der Kostenfeststellung
Die Umsatzsteuer ist nicht Bestandteil der
…

Bei drei Verträgen hatte das Bauamt anstatt der


honoriert. Nettobeträge die Bruttobeträge einer Kosten- anrechenbaren Kosten47. Daher kommt es zu
berechnung als „anrechenbare Kosten“ in das falschen Berechnungen, wenn der Brutto-
Gemäß RBBau42 werden die Leistungen
RBBau-Formblatt übernommen und auf dieser betrag als Ausgangswert für die Honorarer-
… der Leistungsphasen 1 bis 4 sowie Teile von 5 nach der Kostenberechnung und Grundlage das Honorar ermittelt. (Ungerechtfer- mittlung angesetzt wird, also die anrechen-
… der Leistungsphasen 6 bis 8 sowie die verbleibenden Teile von 5 nach der tige Honorarzahlungen: fast 20 000 EUR) baren Kosten zuzüglich Mehrwertsteuer.
Kostenfeststellung
honoriert. 43
Vergleiche Musterverträge der RBBau Anhang 10 bis 15.
44
Die Regelungen im Einzelnen sind in der HOAI (Grundlagen des Honorars) dargestellt. Siehe insbesondere §§ 10, 52, 62, 69
und 97 HOAI.
45
Zur hier erwähnten DIN 276 vom April 1981 sei ergänzend bemerkt, dass es mittlerweile eine Fortschreibung vom Juni 1993
gibt. Insbesondere bei der Definition von Begriffen wäre es zu begrüßen gewesen, wenn der Gesetzgeber in der HOAI Ausgabe
von 1996 die neue DIN von 1993 für eine praktikablere Handhabung eingeführt hätte.
41 46
Vergleiche HOAI § 10. Für Leistungen bei Gebäuden, Freianlagen und raumbildende Ausbauten siehe HOAI § 10.
42 47
Vergleiche z. B. Vertragsmuster Gebäude § 6. Siehe HOAI § 9.

41 42
Der Bundesrechnungshof hat bei Prüfungen Bei einer Baumaßnahme waren die Kosten mit Anrechenbare Kosten aus vorhandener Bausubstanz
durch Vergleiche mit Marktpreisen aufge- über 87 Mio. EUR in der HU –Bau– veran-
zeigt, dass bei einer Vielzahl von durch frei- schlagt und genehmigt. Der Bundesrechnungs- Die Ermittlung der anrechenbaren Kosten
Über die Weiterführung der Planung für ein im
beruflich Tätige erstellten Haushaltsunter- hof hat Vorschläge zu Standardreduzierungen ergibt sich bei Neubaumaßnahmen aus der
Rohbau vorhandenes Gebäude hat das Bauamt
lagen –Bau– die Kosten auf der Grundlage unterbreitet und auf erheblich überhöhte Kos-
einen Umbauzuschlag in Höhe von 20 v. H. noch zu bauenden Bausubstanz. Bei
überhöhter Preisanschläge oder Kosten- tenansätze hingewiesen. Die Ausschreibungser-
sowie zusätzlich anrechenbare Kosten in Höhe Erweiterungsbauten,
ansätze ermittelt wurden. Die Bauverwaltung gebnisse und die Vergabesummen bestätigten …

von über 400 000 EUR für die vorhandene Bau-


das eingeschätzte Reduzierungsvolumen in Umbauten,
bestätigte entgegen ihrer baufachlichen Prü- substanz mit einem Architekten vereinbart. In …

Höhe von 38 v. H. Der Bundesrechnungshof


fungspflicht die in den Haushaltsunterlagen – den Bauakten gab es weder eine Begründung für … Modernisierungen und
geht deshalb davon aus, dass die Kosten in der
Bau– zu hoch veranschlagten Kostenansätze. die Höhe des vereinbarten Umbauzuschlags Instandsetzungen
Kostenberechnung zur HU –Bau– mindestens …

Tatsachlich hätten die Kosten erheblich nied- noch Angaben zum Umfang der vorhandenen
30 v. H. zu hoch ermittelt, veranschlagt, geprüft ist dagegen eine Bausubstanz bereits vor-
Bausubstanz, die technisch und gestalterisch
riger angesetzt werden müssen. In der Folge und festgesetzt wurden. In der Folge wurde al-
handen. Diese ist bei den anrechenbaren
mitverarbeitet werden sollte. Tatsächlich hatte
der zu hoch berechneten Kostenansätze wur- lein dem für die Hochbauplanung verantwortli-
der Architekt für seine Tätigkeit nur das Ergeb-
chen Architekten ein um mehr als 500 000 EUR Kosten angemessen zu berücksichtigen, aber
den auf Grund des schriftlich geschlossenen nis der Planung des freiberuflich tätigen Fach-
zu hohes Honorar bezahlt. (Vergleiche Bemer- nur wenn sie bei Baumaßnahmen technisch
Vertrages für Leistungen von freiberuflich planers der technischen Ausrüstung im Wesent-
kung Nr. 47 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 oder gestalterisch mitverarbeitet wird48. Die
Tätigen ungerechtfertigt hohe Honorarzah- lichen für Toiletten und einen Aufzug in seine
ab S. 182].) Berücksichtigung der vorhandenen Bausub-
lungen geleistet. Diese hätten auf das tat- Planung zu übernehmen. (Geschätzte Mehrkos-
ten für Honorarzahlungen: über 35 000 EUR) stanz soll dem planenden Architekten
sächlich erforderliche Maß reduziert werden
und/oder Ingenieur49 einen Ausgleich für den
können. Ein mit der Tragwerksplanung beauftragter frei- beim Umbau nicht möglichen Rückgriff auf den Wert neu herzustellender Bausubstanz
beruflich Tätiger rechnete den anrechenbaren gewähren. Der Umfang der Anrechnung hängt jedoch auch vom Umfang der Leistung
Die Bauverwaltung muss insgesamt ihre Ver-
Kosten unter anderem auch die Kosten der
antwortung zum wirtschaftlichen und spar- des Auftragnehmers ab, d. h. erfordert die Mitverarbeitung nur geringe Leistungen, so
Gebäudereinigung und der Beschilderung hinzu.
samen Planen wahrnehmen und die ihr vom Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass werden auch nur in entsprechend geringem Umfang die Kosten anerkannt werden
freiberuflich Tätigen vorgelegten Kosten- weder die Gebäudereinigung noch die Beschil- können50.
ansätze gewissenhaft kontrollieren und derung anrechenbare Kosten für Verträge der
Beim Ermitteln der anrechenbaren Kosten aus vorhandener Bausubstanz sind unter
prüfen. Tragwerksplanung sind.
anderem das Material, die Qualität des Baustoffs oder Bauteils sowie deren Verarbei-
Der Bundesrechnungshof hat wiederholt darauf hingewiesen, dass Kostenansätze, die tung, aber auch der Herstellungswert, das Alter und die verbleibende technische
Reserven beinhalten, nicht ordnungsgemäß ermittelte Kostenansätze sind und deshalb Lebensdauer angemessenen zu berücksichtigen.
auch nicht für die Ermittlung des Honorars herangezogen werden dürfen.
Im Rahmen seiner Tätigkeit hat ein Bauamt für Die Bauverwaltung bereitet im Rahmen ihrer
Sind Gründe für die Angemessenheit der geschätzten anrechenbaren Kosten nicht eine Umbaumaßnahme zunächst einen Umbau- Aufgaben51 den Vertrag vor. Dies schließt
aktenkundig, so ist davon auszugehen, dass die Kostenangaben ohne hinreichende zuschlag ermittelt und nach Verhandlungen mit auch das Berücksichtigen der vorhanden
Grundlage und daher mit Risikozuschlag ermittelt wurden. Ungerechtfertigt hohe dem freiberuflich Tätigen den Umbauzuschlag Bausubstanz ein. Viele Streitigkeiten zwi-
Abschlagszahlungen an die freiberuflich Tätigen können die Folge sein. Dies kann mit der Begründung erhöht, es seien zusätzlich schen Bauverwaltung und dem Architekten
zwar mit Vorlage der Kostenberechnung korrigiert werden, der Bundesrechnungshof anrechenbare, aber nicht näher ermittelte Kosten können vermieden werden, wenn im Vertrag
aus vorhandener Bausubstanz zu berück- eindeutig festgelegt ist, wie die vorhandene
hat jedoch darauf hingewiesen, dass im Falle des vorzeitigen Planungsabbruchs die
sichtigen.
Möglichkeit der Honoraranpassung nicht mehr besteht. Bausubstanz angerechnet werden soll.

48
Vergleiche Begriffsbestimmungen HOAI § 3a.
49
Für Hochbauten siehe HOAI: Gebäudeplanung, Tragwerksplanung, Technische Ausrüstung, Thermische Bauphysik,
Schallschutz und Raumakustik.
50
Siehe „Amtliche Begründung“ zum § 10 Absatz 3a HOAI Ausgabe 1996.
51
RBBau Anhang 10 Nr. 2.11 „Leistungen des Auftraggebers“.

43 44
Der Bundesrechnungshof weist immer wieder darauf hin, dass die Honorare für Werden an die zu übertragenden Aufgaben die Mindestanforderungen gestellt, ist der
Leistungen52 Mindestsatz zu vereinbaren. Dies soll bei Baumaßnahmen des Bundes der Regelfall
… für Umbauten und Modernisierungen und/oder sein. Werden weitere, über den Mindestsatz hinaus gehende Anforderungen übertragen,
ist ein entsprechend höheres Honorar - zwischen Mindest- und Höchstsatz - festzule-
… für Instandhaltungen und Instandsetzungen gen56. Die Gründe hierfür sind schriftlich festzuhalten.
sowie
Die nebenstehende Grafik zeigt die
… den anrechenbaren Kosten wegen vorhandener Bausubstanz Honorarhöhe in Abhängigkeit Höhe der Honorare bei unterschiedlich
getrennt zu ermitteln und nicht gegeneinander aufzurechnen sind. von anrechenbaren Kosten anrechenbaren Kosten für die gesamte
und Honorarzonen Leistung (100 v. H.) einer Gebäude-
planung sowie der Mindest- als auch
Ermittlung der Honorarzone Honorarzone I min. der Höchsthonorierung (HZ I mini-
Honorarzone V max. mum und HZ V maximum). Die
Bei der vertraglichen Festlegung der Höhe Ein Bauamt vereinbarte bei der Planung eines 2.500.000 Grafik verdeutlicht darüber hinaus die
des Honorars im Vertrag ist auch die Hono- Gebäudes einschließlich Apothekenlager als Ver- 2.250.000

Honorar in Euro
gütungsgrundlage unter anderem den Honorar- Höhe der Honorarspannen bei gleichen
rarzone (HZ)53 ein wesentliches honorarbe- 2.000.000
mindestsatz der Honorarzone III zuzüglich 1.750.000 anrechenbaren Kosten. Sie zeigt daher
einflussendes Kriterium und daher genau zu 50 v. H. der Differenz zum Höchstsatz. Das Bau- 1.500.000 auf, wie wichtig es ist, die anrechen-
ermitteln und in der Folge festzulegen. amt begründete die Abweichung vom Mindestsatz 1.250.000 baren Kosten und die Honorarzone
damit, dass bei der Einordnung in eine der 1.000.000 genau zu ermitteln und korrekt
Die fünf Honorarzonen - I bis V - für Leistun- 750.000
Honorarzonen Kriterien sowohl für die Honorar- festzulegen.
gen bei Gebäuden werden auf Grund des zone III als auch die Honorarzone IV vorlagen. 500.000
Schwierigkeitsgrades ermittelt. Die HOAI gibt Der Bundesrechnungshof wies hier darauf hin, 250.000
hierfür Bewertungsmerkmale vor. Häufig vor- 0
dass das Bauamt weder darlegte noch erkennen Abweichende

10 Mio.
15 Mio.
20 Mio.

25 Mio.
5 Mio.
kommende Gebäude sind in einer Objektliste54 ließ, dass der Bearbeitungsaufwand über die
für Gebäude erfasst und erleichtern die Mindestanforderungen hinausging. (Vermeidbar: Honorarermittlung
Anwendung der HOAI. Sofern Bewertungs- fast 15 000 EUR)
merkmale aus mehreren Honorarzonen Die derzeit geltende Honorarordnung
Anrechenbare Kosten in
anwendbar sind und Zweifel an der Honorar- Für den Umbau eines Krankenhauses zur Nutzung für Architekten und Ingenieure bindet
als Bürogebäude mit durchschnittlicher
Euro
zone für ein Gebäude bestehen, ist die Hono- das Honorar an die Höhe der
Ausstattung wurde in dem Objektplanungsvertrag Baukosten. Bei den beauftragten
rarzone für das entsprechende Gebäude unter mit dem freiberuflich Tätigen die Honorarzone IV
Anwendung einer Bewertung nach Punkten55 zu freiberuflich tätigen Architekten
für Bürogebäude mit überdurchschnittlicher Aus-
ermitteln. Die Anzahl der Bewertungspunkte und/oder Ingenieuren kann dies im
stattung vereinbart. Der Bundesrechnungshof hat
dient jedoch nur der Einordnung des Gebäudes festgestellt, dass bei der Eingruppierung eines Einzelfall ein mangelndes Interesse an einer wirtschaftlichen Planung und
in eine Honorarzone (z. B. II oder III), Schlüsse Gebäudes in eine Honorarzone die Honorarzone Durchführung der Baumaßnahme hervorrufen. Seit dem Jahre 1996 hat der
auf den Mindest- oder Höchstsatz innerhalb der des künftigen Gebäudes - also nach dem Umbau - Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen57, das Planungshonorar auf Grundlage der
Honorarzone dürfen daraus jedoch nicht maßgebend ist. Auch ist für einen Umbau die voraussichtlichen Herstellungskosten durch
Honorarzone, wenn überhaupt, nur in sehr gerin-
gezogen werden. … Kostenberechnung oder
gem Umfang mit den planerischen Anforderungen
Nach der Ermittlung der Honorarzone ist im an die Einbindung in die Umgebung, die … Kostenanschlag
Weiteren eine Festlegung über den Mindest- Gestaltung im Außenbereich und/oder den Denk- zu ermitteln und schriftlich mit der Auftragserteilung zu vereinbaren. Notwendige
malschutz zu begründen. Der Denkmalschutz
oder Höchstsatz innerhalb der Honorarzone Mehrleistungen des Auftragnehmers sind zusätzlich zu honorieren, wenn er deren
kann dabei zwar als Begründung für eine ange-
zu treffen. messene Abweichung vom Mindestsatz herange- Ursache und Umstände nicht zu vertreten hat. Die Bauverwaltung sollte bei Verträgen
zogen werden, aber nicht für die Einordnung in mit freiberuflich Tätigen von dieser neuen HOAI-Regelung gerade dann Gebrauch
eine höhere Honorarzone. (Vermeidbares Hono- machen, „wenn zu erwarten ist, dass die jeweilige nachprüfbare Kostenermittlung der
rar: 250 000 EUR) voraussichtlichen Herstellungskosten unter den Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit
52
Siehe HOAI § 10 Abs. 3a sowie die §§ 24 und 27.
53
Siehe HOAI § 11.
54 56
Siehe HOAI § 12. Siehe RBBau Anhang 10 bis 15.
55 57
Siehe HOAI § 11 Abs. 2 und 3. Im Jahre 1996 hat der Gesetzgeber den § 4a in die HOAI eingefügt.

45 46
und Sparsamkeit eine hohe Verlässlichkeit aufweisen wird“58. steuerers, die technisch-wirtschaftlichste Lösung anzustreben.
Das nebenstehende Beispiel zeigt, dass diese Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die
An vorgenanntem Beispiel wird eine verbreitete Einstellung von Bauverwaltung und
Regelung auch Gefahren beinhaltet. Eine Bauverwaltung des Bundes für vier bedeutende
große Baumaßnahmen von der abweichenden Projektsteuerern deutlich, die weder den Pflichten aus dem Projektsteuerungsvertrag
Kostenberechnung darf nicht in so erhebli- noch dem Interesse des Auftraggebers an einer wirtschaftlichen Baumaßnahme gerecht
Honorarermittlung des § 4a HOAI Gebrauch
chem Maße durch die Auftragssumme unter- wird. Denn die wesentliche Aufgabe des Projektsteuerers ist es, während des gesamten
gemacht hat. Das Honorar für die Leistungen von
schritten werden. Erst recht nicht, wenn sie Generalplanern wurde nach der genehmigten Projektzeitraumes gegenüber den anderen freiberuflich Tätigen für realistische und
der Honorarermittlung dient und gleichzeitig HU –Bau– ermittelt und in den Verträgen schrift- Kosten senkende Vorgaben zu sorgen und nicht etwa vom Sparinteresse abzugehen,
voraussichtliche Herstellungskosten einer lich vereinbart. Die zu Grunde gelegten Kosten nur weil die Vergabebeträge im Kostenrahmen liegen60.
Baumaßnahme darstellt. Derart überhöhte der genehmigten HU –Bau– für die abweichende
Veranschlagungen bei Kostenberechnungen Honorarermittlung waren bei allen vier Baumaß- Für die Vereinbarung eines Erfolgshonorars fehlt ein fester Bezugspunkt, an dem die
führen auf Grund des schriftlich vereinbarten nahmen höher als die Kosten der Auftragssumme Kostensenkung gemessen werden kann. Selbst bei einer nachgewiesenen Kosten-
Vertrages zu nicht gerechtfertigten und über- der jeweiligen Generalunternehmervergaben. Bei senkung wäre nicht feststellbar, ob
zwei der vier Baumaßnahmen betrug die Abwei-
höhten Honorarzahlungen an freiberuflich die Kostensenkung im Rahmen der ohnehin bestehenden Verpflichtung der frei-
chung der Kosten sogar nahezu 28 v. H. und …

Tätige. 32 v. H. Die Kostendifferenz zwischen verein- beruflich Tätigen zu wirtschaftlicher Planung oder
Der Bundesrechnungshof hat bereits im Jahre bartem Honorar und einem fortzuschreibenden … tatsächlich durch die Besondere Leistung des freiberuflich Tätigen erzielt wurde
Honorar wird voraussichtlich 700 000 EUR zu
1993 in seiner Stellungnahme zur geplanten und deshalb zusätzlich honoriert werden muss.
Lasten des Bundeshaushalts betragen.
Änderung der HOAI Ausgabe 1996 auf die
Probleme dieser Regelung hingewiesen: Ein freiberuflich Tätiger (Planer und/oder Geschäftstüchtige Planer könnten zudem bei der Vertragsvereinbarung die Kosten der
Projektsteuerer) wird einer Vereinbarung nur dann zustimmen, wenn ihm daraus keine Baumaßnahme zunächst sehr hoch veranschlagen und sich im Laufe der Planungs- und
Nachteile entstehen. Er wird demnach geneigt sein, sein Honorar auf einer überhöhten Ausführungsphase Kosten senkende Maßnahmen als zusätzliche Leistung mit einem
Kostenberechnung zu ermitteln. Sind derartige Vergütungsregelungen vereinbart, Erfolgshonorar vergüten lassen.
werden keine kostenbegrenzenden Initiativen des freiberuflich Tätigen mehr zu
erwarten sein, denn die kostenmäßige Entwicklung hat keine Auswirkungen mehr auf
seine Vergütung. Andererseits hat er trotz einer Vergütungsregelung selbst dann einen
Honorarzuschläge bei Umbauten und Instandhaltungen
Anspruch auf ein zusätzliches Honorar, wenn der Auftraggeber selbst nachträglich in Derzeit geht der Bedarf des Bundes an
Für die Modernisierung eines Bauprojektes von
der Planungs- oder Durchführungsphase eingreift, um kostenbegrenzende Maßnahmen fast 500 Wohnungen in 9 gleichen, spiegelglei- Planungen und Bautätigkeiten für Neubau-
durchzusetzen. chen oder im Wesentlichen gleichartigen Gebäu- maßnahmen zurück. Zunehmend werden sich
den wurde mit einem freischaffenden Architek- die öffentlichen Bauverwaltungen auch mit
turbüro im Vertrag ein Umbauzuschlag in Höhe Planungen an bestehenden Bauwerken aus-
Erfolgshonorar von 33 v. H. vereinbart. Das Architekturbüro hatte
einander setzen müssen. Daher gewinnt bei
vor Vertragsabschluß einen Umbauzuschlag von
Seit dem Jahre 1996 sieht die HOAI auch vor, den freiberuflich Tätigen ein Erfolgs- 25 v. H für die Gebäudeplanung und 20 v. H. für der Vertragsgestaltung mit freiberuflich Täti-
honorar59 zu gewähren, sofern dies zuvor die Gebäudetechnik angeboten. Es begründete gen nicht nur das Berechnen der mitzuverar-
schriftlich vereinbart wurde. So kann für Die Aufnahme der Sparinteressen des Auftragge- dies damit, dass keine Umbauten die Tragkon- beitenden vorhandenen Bausubstanz61 son-
Besondere Leistungen des freiberuflich Täti- bers in Verträge über Projektsteuerungsleistungen struktion berührten und vorgesehen sei die dern auch das Vereinbaren von Zuschlägen
gen ein Erfolgshonorar vereinbart werden. führte nach Feststellungen des Bundesrechnungs- Gebäudetechnik insgesamt neu zu installieren. Für immer größere Bedeutung.
hofes bislang nicht dazu, dass Möglichkeiten zum Wiederholungen von im Wesentlichen gleicharti-
Dies tritt ein, wenn während der Planungs- Einsparen genutzt wurden. Unter anderem wurden Für die Honorarberechnung wird unterschie-
gen Gebäuden wurde keine Honorarminderung -
phasen unter Ausschöpfung der technisch- keine planerischen Leistungen zur Entwicklung so wie es die HOAI vorsieht - vereinbart. Nach den zwischen Zuschlägen für
wirtschaftlichen Lösungsmöglichkeiten von Varianten für Ausschreibungen und keine den Feststellungen des Bundesrechnungshofes
wesentliche Kostensenkungen bei unverän- planerischen Leistungen zur Angleichung der … Umbauten und/oder Modernisierungen
wird derzeit geprüft, ob nachträglich eine Minde-
dertem Standard erzielt werden. Unabhängig Bürostandards erbracht. Bauverwaltungen und rung des Honorars durchsetzbar ist. (Zusätzliche sowie
von der Möglichkeit ein Erfolgshonorar Projektsteuerer begründeten das mangelnde Spar- Honorarkosten über 500 000 EUR) … Instandhaltungen und/oder Instand-
gemäß HOAI zu vereinbaren, gehört es ohne- interesse damit, dass man zum Zeitpunkt der setzungen.
hin zum üblichen Leistungsbild des Projekt- Vergaben im Kostenrahmen der Haushaltsunter-
lagen –Bau– lag.
58 60
Erlass des damaligen BMBau vom 25. Januar 1996 Az. B I 1 - B 1005 02. Siehe hierzu Anhang 3 Abschnitte „Projektsteuerer“ und „Verträge für Proje ktsteuerer“.
59 61
Siehe HOAI § 5 Abs. 4a. Siehe hierzu Abschnitt „Anrechenbare Kosten aus vorhandener Bausubstanz“.

47 48
Bei Umbauten und Modernisierungen ist das Honorar für den freiberuflich Tätigen in Zuschläge für Leistungen der Generalplanung
Form eines Zuschlags (Vomhundertsatz) auf das Honorar zu vereinbaren. Dies gilt
dann, wenn Umgestaltungen an vorhandenen Objekten zur nachhaltigen Erhöhung des Die staatliche Bauverwaltung versucht im Zuge ihrer Verschlankung insbesondere bei
Gebrauchswertes führen. Außerdem muss die Die Bauverwaltung vereinbarte mit einem Gene- größeren Baumaßnahmen derzeit Teile des Managements und der Koordinierungs-
Umgestaltung des Objektes mit wesentlichen ralplaner für die Anlagen der technischen Gebäu- aufgaben an Dritte zu übertragen. Eine Möglichkeit hierzu ist die Vergabe von
Eingriffen in Konstruktion oder Bestand ver- deausrüstung einen Umbauzuschlag in Höhe von Planungs- und Baudurchführungsaufgaben an einen Generalplaner.
bunden sein und/oder das vorhandene Objekt 20 v. H. Auch in diesem Fall wurden die techni-
erweitert werden. Die Höhe dieser Zuschläge schen Ausrüstungen zunächst restlos beseitigt und Der Generalplaner, der federführend Architekten- und Ingenieurleistungen entspre-
für Umbauten und Modernisierungen richtet anschließend vollständig neu geplant. Die Schaf- chend der Honorarordnung ausführt, erbringt zum Teil Grundleistungen, Besondere
sich insbesondere nach dem Schwierigkeits- fung von Interimslösungen vor Abriss und Besei- Leistungen und/oder Projektsteuerungsleistungen nach HOAI.
tigung der alten Anlagen rechtfertigt keinen Um-
grad der zu erbringenden Leistung. Die Bauverwaltung muss bei der Vertragsgestaltung mit einem Generalplaner darauf
bauzuschlag. Die damit eventuell verbundenen
Für Leistungen an vorhandenen Objekten, die Leistungen des freiberuflich tätigen Generalpla- achten, dass die zur Erfüllung des Vertrages innerhalb einer Planungsgruppe notwendi-
der Instandhaltung und Instandsetzung bauli- ners hätten gesondert, z. B. als Besondere Leis- gen internen Leistungen nicht dem Generalplaner honoriert werden. Denn diese sind
tung, honoriert werden müssen. (Vermeidbar: wie innerbetriebliche Leistungen einer Arbeitsgemeinschaft, Planungsgesellschaft oder
cher Maßnahmen dienen, kann eine Erhöhung
100 000 EUR) Partnerschaft zu bewerten.
des Honorars um bis zu 50 v. H. vereinbart
werden. Sie muss schriftlich mit dem Auftrag erteilt sein. Die Erhöhung des Honorars Der Bundesrechnungshof hat bei den bisher
Bei einer Baumaßnahme wurde die Koordinie-
durch diese Zuschläge beschränkt sich jedoch nur auf die Honoraranteile für die Bau- geprüften Verträgen über vereinbarte Gene-
rungsleistung des Generalplaners mit zusätzlich
überwachung und Bauoberleitung, weil insbesondere bei dieser Leistungsphase Mehr- ralplanungszuschläge erhebliche Unter-
insgesamt mehr als 700 000 EUR honoriert. Der
arbeit für den freiberuflich Tätigen anfallen kann62. Bundesrechnungshof vertritt auf Grund von schiede festgestellt. Die Bauverwaltung hat
Vergleichen mit anderen Baumaßnahmen die für durchaus vergleichbare Baumaßnahmen
Häufig wird ein zu hoher oder ein nicht Für die notwendigen Leistungen der technischen Auffassung, dass der Zuschlag um fast Zuschläge in ganz unterschiedlicher Höhe
gerechtfertigter Umbauzuschlag vereinbart. Ausrüstung auf Grund der Sanierung eines 250 000 EUR höher als erforderlich war.
Der Bundesrechnungshof hat deshalb wieder- Wohngebäudes vereinbarte das Bauamt mit dem vereinbart. Zudem waren die vereinbarten
holt gefordert, dass die einzelnen Teilbereiche freiberuflich Tätigen zuzüglich zum Zuschläge für die Koordinierungsleistungen der Generalplaner bei einigen Baumaß-
(z. B. raumbildender Ausbau, Gebäude- Grundhonorar einen Umbauzuschlag in Höhe nahmen wesentlich zu hoch, so dass ungerechtfertigt hohe Honorare gezahlt wurden.
planung, Tragwerksplanung oder technische von 30 v. H. Die vorhandenen technischen An-
Ausrüstung) für die Planung und Durchfüh- lagen wurden vor der Sanierung vollständig ent-
fernt. Die technischen Anlagen wurden für das Honorare für Projektsteuerungsleistungen
rung eines Bauwerks als eigenständige Berei- bestehende Gebäude - ohne vorhandene techni-
che anzusehen sind. sche Anlagen - neu geplant. (Vermeidbar: Die Höhe der Honorare für Leistungen der Projektsteuerer ist - anders als die Vergü-
Häufig liegt der Fall vor, dass es sich bei der 5 000 EUR) tung für Architekten- und Ingenieurleistungen - nicht in der HOAI geregelt. Sie ist
Gesamtmaßnahme zwar um eine Sanierung vielmehr frei zu vereinbaren. Diese Vereinbarung muss bei Auftragserteilung
oder einen Umbau für das gesamte Gebäude Für die Leistungen der technischen Ausrüstung schriftlich erfolgen. Der Bundesrechnungshof hat wiederholt das Fehlen solcher
handelt, die technische Ausrüstung jedoch für den Umbau eines bestehenden Kasernen- schriftlichen Vereinbarungen gerügt.63
nicht in vorhandene Konstruktionen einge- gebäudes wurde ein Umbauzuschlag in Höhe
von 38 v. H. auf das Honorar vereinbart. Die Die Honorierung von Projektsteuerungsleistungen freiberuflich Tätiger ist uneinheit-
fügt, sondern gänzlich erneuert wird. Dann ist lich. Daher besteht Regelungsbedarf, insbesondere weil die Vergabe von delegierbaren
gesamte technische Ausrüstung wurde nach
ein Zuschlag für die Planungsleistungen der vorherigem Abriss der vorhandenen Anlagen Bauherrenaufgaben derzeit stetig steigt.
technischen Gebäudeausrüstung nicht vollständig erneuert. (Vermeidbar auch hier:
gerechtfertigt. Hier liegt - wie nebenstehende 5 000 EUR)
Beispiele zeigen - eine häufige und kosten-
wirksame Fehlerquelle.

62
Bei Umbauten und Modernisierungen siehe „Amtliche Begründung“ zum § 24 Absatz 1 HOAI Ausgabe 1996 und §§ 3, 24, 25,
59, 66 und 76 HOAI; bei Instandhaltungen und Instandsetzungen siehe §§ 3, 27 und 60 HOAI; vergleiche hierzu auch in
63
diesem Kapitel den Abschnitt „Anrechenbare Kosten aus vorhandener Bausubstanz“. Siehe hierzu auch im Anhang 3 Abschnitt den „Verträge mit Projektsteuerern“.

49 50
Für Projektsteuerungsleistungen von zu mo- Bei Verträgen mit Projektsteuerern, deren verein- ein Angebot dar, welches sich in der Honorarhöhe überwiegend an der Obergrenze der
dernisierenden Wohngebäuden wurde mit einer barte Leistungen im Wesentlichen übereinstim- oben dargestellten Grafik orientiert. Das Honorar bleibt frei vereinbar. Bei
freiberuflich tätigen Baugesellschaft ein Pau- mend waren, waren vollkommen unterschiedliche 30 Mio. EUR anrechenbarer Kosten empfiehlt der Deutsche Verband der Projektsteue-
schalbetrag in Höhe von 2 v. H. der geschätz- Honoraransätze für die anrechenbaren Kosten und
rer ein Honorar für die Gesamtleistung von bis zu 2 v. H. und bei 5 Mio. EUR rund
ten Baukosten vereinbart. Die Höhe des Vom- Vomhundertsätze zu Grunde gelegt worden, so
hundertsatzes entspricht nicht den üblichen dass bei vergleichbaren Gebäuden, Bauleistungen 3 v. H..
Sätzen und die geschätzten Baukosten entspre- und Baukosten erhebliche Honorarunterschiede Die Honorare für Aufträge der Projektsteuerungsleistungen betragen häufig mehr als
chen nicht der üblichen Grundlage des Pro- auftraten. Im Ergebnis lagen die Vomhundertsätze
200 000 EUR ohne Mehrwertsteuer. Diese Leistungen müssen daher entsprechend den
jektsteuerungshonorars. Denn nicht die anfangs bei Baukosten von 87 Mio. EUR bei 2,2 v. H.,
geschätzten Baukosten, sondern die an- von 128 Mio. EUR bei 1 v. H. und von Vorschriften der Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen durch das Bauamt
rechenbaren Kosten in Verbindung mit der er- 153 Mio. EUR bei 1,6 v. H. Nach der Prüfung ausgeschrieben werden. Die Bewerber und deren Angebote sind entsprechend dem
mittelten Honorarzone und dem Leistungsum- durch den Bundesrechnungshof hätten bei Vor- Vergabeverfahren zu werten. Neben den qualitätsbestimmenden Kriterien für die Auf-
fang bilden die Basis für einen solchen Vertrag. gaben zur Honorierung von Projektsteuerungs- tragserteilung bietet sich bei diesen Vergabeverfahren für die Bauämter die Möglich-
Der freiberuflich Tätige stellte dennoch leistungen, etwa entsprechend der nachfolgend keit, das Wertungskriterium des Preises und/oder Honorars maßgeblich in die Bewer-
mehrfach einen Antrag auf Erhöhung des angeführten Untersuchung, hier mehrere Millio- tung mit einfließen zu lassen. Insbesondere bei Projektsteuerungsleistungen sollte daher
schriftlich vereinbarten Honorars. nen EUR eingespart werden können. der Auftrag an den Bewerber vergeben werden, der die bestmögliche Leistung zu dem
Der Bundesrechnungshof stellt bei der Bauverwaltung immer wieder Unsicherheit fest, niedrigsten Honorar erwarten lässt.
in welcher Höhe das frei zu vereinbarende Honorar festgelegt werden soll.
Für die Bauverwaltung gibt es keine Nebenkosten
verbindlichen Vorgaben für die Honorar- Honorarentwicklung für
höhe von Projektsteuerungsleistungen. Projektsteuerungsleistungen Sofern ein freiberuflich Tätiger eine vereinbarte Leistung erbringt, entstehen stets
Zur Orientierung veranschaulicht die zusätzliche Kosten, die nicht mit dem für die Leistung vereinbarten Honorar der HOAI
nebenstehende Grafik die Honorarent- abgegolten sind. Dies können z. B. Telefon- und Postgebühren oder Kosten für Verviel-
wicklung für Projektsteuerungsleistungen Honorarzone III fältigungen von Plänen oder Fahrten zum Auftraggeber und/oder der Baustelle sein.
bei Gebäuden der Honorarzone III und Honorarzone IV Diese Nebenkosten hat der Auftraggeber dem Auftragnehmer zu erstatten. Im über-
3.500.000 wiegenden Anteil werden bei Verträgen mit freiberuflich Tätigen Pauschalen für
IV bei unterschiedlichen anrechenbaren
Mögliches Honorar in Euro

Kosten64. Das Honorar beträgt nach Vor- 3.000.000 Nebenkosten angestrebt, wobei die Einzelansätze zur Ermittlung der Pauschalen
stellung der Auftragnehmerseite bei Bau- schriftlich zu vermerken sind. Sofern eine
2.500.000 Bei Baumaßnahmen wurden Pauschalen für die Pauschale bei Auftragsvereinbarung nicht
maßnahmen mit anrechenbaren Kosten
Nebenkostenerstattungen in Höhe von bis zu
von 50 Mio. EUR in den oben genannten vereinbart wird, sind die Nebenkosten im
2.000.000 8,6 v. H. des eigentlichen Honorars vereinbart.
Honorarzonen rund 1,5 v. H. und bei an- Die Bauverwaltung hat für vergleichbare Ge-
Einzelnachweis zu vergüteten65:
rechenbaren Kosten von 250 Mio. EUR 1.500.000 bäude und Leistungen der freiberuflich Tätigen
Bei Prüfungen des Bundesrechnungshofes
rund 1,2 v. H.. bei einigen Verträgen auch Pauschalen von
1.000.000 wiesen Verträge häufig nicht nachprüfbare
6 v. H. vereinbart. Der Bundesrechnungshof
Die vorstehenden Angaben der Honora- und/oder nicht vergleichbare Pauschalsätze
stellte fest, dass bei einer angemessenen Neben-
re für die Leistungen von Projektsteu- 500.000 für Nebenkosten in Höhe von 4 bis 10 v. H.
kostenvergütung für diese Baumaßnahmen
erern bilden nur einen Anhaltswert für Kosten in Höhe von mehr als 610 000 EUR der zu berechnenden Honorare aus - dies ist
0
deren Vergütung. Für die Bauverwal- hätten eingespart werden können. eine Differenz von 6 v. H. Die Bauämter
100 Mio.

200 Mio.
30 Mio.
1 Mio.

5 Mio.

tung stellen die Angaben keine ver- hatten die Höhe der vereinbarten Vomhun-
bindliche Regelung dar und schon gar dertsätze weder begründet noch schriftlich vermerkt. Zum Beispiel beträgt bei anre-
nicht eine Verpflichtung, derartige Ho- chenbaren Baukosten von 25 Mio. EUR das Architektenhonorar bei Honorarzone VI
norare schriftlich zu vereinbaren. Diese Anrechenbare Kosten in Euro im Mittel rund 2 Mio. EUR, d. h. bei einer vom Bundesrechnungshof festgestellten
von anbietenden Projektsteuerern ge- Differenz der Nebenkostenpauschalen von 6 v. H. können somit nicht notwendige
nannte Honorarbasis stellt für die Bau- Mehrbelastungen des Bundeshaushalts in Höhe von 120 000 EUR entstehen.
verwaltung als Auftraggeber lediglich

64
Grundlage dieses Schaubildes sind Honorarwerte einer Veröffentlichung, die der Deutsche Verband der Projektsteuerer mit
65
dem Ausschuss der Ingenieurverbände und Ingenieurkammern für die Honorarordnung e. V. zum Thema „Untersuchungen Siehe § 7 HOAI (Nebenkosten) und RBBau Anhang 10 Nr. 2.10 und im Anhang 20/7 mit Bezug zum Bundesreisekostengesetz
zum Leistungsbild des § 31 HOAI und zur Honorierung für die Projektsteuerung“ erarbeitet und herausgegeben hat. und Steueränderungsgesetz (1979).

51 52
(z. B. durch Ausschluss eines preisgünstigen, aber unvollständigen Angebots), fallen
3 Vergabe von Hochbaumaßnahmen dem gegenüber nicht ins Gewicht. Sie werden insgesamt durch den Vorteil eines funk-
tionierenden Wettbewerbswesens und einer leistungsfähigen Bauwirtschaft mehr als
aufgewogen67.
3.1 Vergabeverfahren
Die Bedeutung des Wettbewerbs wird auch darin deutlich, dass der gemeinsame euro-
päische Markt zur Schaffung europäischer Richtlinien geführt hat, mit denen die Chan-
Öffentliche Aufträge haben einen nicht unerheblichen Anteil am Bruttoinlandsprodukt cengleichheit von Unternehmen im europäischen Binnenmarkt beim Zugang zu öffent-
und sind von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung für die öffentlichen Haushalte und lichen Aufträgen unabhängig von der nationalen Herkunft gesichert werden soll. Diese
die private Wirtschaft. Um das öffentliche Bestimmungen greifen, wenn der Gesamtauftragswert einer Baumaßnahme den
In Deutschland vergeben derzeit etwa 3 500
Auftragswesen im Interesse aller Beteiligten Schwellenwert in Höhe von 5 Mio. EUR überschreitet. Seit dem 01. Januar 1999
öffentliche Auftraggeber in Bund, Ländern und
zu regeln, wurde im Konsens zwischen Bau- Gemeinden Aufträge in einem Umfang von besteht mit der Neufassung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)
wirtschaft und öffentlicher Verwaltung die etwa 200 Mrd. EUR jährlich. Das entspricht eine rechtliche Grundlage, welche bei der Vergabe öffentlicher Aufträge oberhalb des
Verdingungsordnung für Bauleistungen etwa 7 v. H. des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Schwellenwertes den Bietern ein subjektives Recht auf Beachtung der Verga-
(VOB) geschaffen. Ihr Teil A ist für öffentli- der Bundesrepublik. Im Bereich des Europäi- bevorschriften einräumt. Der verbesserte Rechtsschutz greift bei der Verletzung von
che Auftraggeber verbindlich. Ziele der ver- schen Binnenmarktes sind die Zahlen ähnlich Vergabevorschriften, die zum Schutz der Bieterinteressen dienen, und kann mittels
gaberechtlichen Regelungen sind u.a.: eindrucksvoll: Über 500 000 öffentliche Auf- eines gerichtlichen Nachprüfungsverfahrens geltend gemacht werden. Er verleiht dem
traggeber vergeben jährlich Aufträge von
… Die sparsame und wirtschaftliche Ver- etwa 350 Mrd. EUR. Die Aufträge der Öffentli- Wettbewerbsaspekt bei öffentlichen Bauaufträgen ein erheblich größeres Gewicht als
wendung der Haushaltsmittel chen Hand machen etwa 12 v. H. des gesamten bisher. Die Beachtung der Vergabevorschriften liegt auf Grund der mit einem
BIP der EU aus.66 Nachprüfungsverfahren verbundenen Gefahr der Verzögerung der betroffenen
… Ein funktionierender Wettbewerb
Baumaßnahmen auch im Interesse des öffentlichen Auftraggebers.
… Eine breite Beteiligung von Unternehmen
… Die Förderung einer mittelständisch geprägten Struktur. Aus den o. a. Gründen misst der Bundesrechnungshof einem Vergabeverfahren unter
strikter Einhaltung der Regelungen - einschließlich der Formvorschriften, die im Ein-
Als Instrument zur Sicherung eines ordnungsgemäßen Wettbewerbs stellt die VOB/A zelfall zwar keine unmittelbar erkennbaren wirtschaftlichen Auswirkungen haben, aber
auch ein wesentliches Element der Korruptionsbekämpfung dar. der Sicherung eines regelgerechten Verfahrens dienen - große Bedeutung zu. Er macht
Die nachfolgend beispielhaft aufgeführten Grundsätze dienen der Verwirklichung dies immer wieder zu einem Schwerpunkt seiner Prüfungen. Da die erheblichen wirt-
dieser Ziele: schaftlichen Interessen der Beteiligten einen Anreiz darstellen, durch unlautere Mittel
den Wettbewerb bewusst zu unterlaufen und sich dadurch Vorteile zu verschaffen,
… Vergabe an fachkundige, leistungsfähige und zuverlässige Bieter zu angemesse- achtet der Bundesrechnungshof bei der Prüfung von Vergabeverfahren auch auf Anzei-
nen Preisen. chen für Manipulationen und Korruption.68
… Wettbewerb als Regelfall, Bekämpfung wettbewerbsbeschränkender Verhaltens-
weisen.
… Vorrang der öffentlichen Ausschreibung.
… Vorrang der Vergabe nach Losen.
… Gleichbehandlung aller Bewerber oder Bieter.

Nach den Erfahrungen des Bundesrechnungshofes hat sich die VOB/A als ein wesentli-
ches Instrument zur wirtschaftlichen und sparsamen Verwendung der für Bauzwecke
eingesetzten Haushaltsmittel erwiesen. Wirtschaftliche Nachteile, die im Einzelfall auf
Grund einer konsequenten Handhabung der Vergabebestimmungen entstehen mögen

67
Siehe hierzu auch die Bemerkung Nr. 23 des Jahres 1998 [im Anhang 6 ab S. 160].
68
Zu den beispielhaft aufgeführten Grundsätzen bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge siehe die § 2 Nr. 1, §§ 3 , 4 und 8 Nr. 1
VOB/A sowie § 55 Abs. 1 BHO. Diese Grundsätze haben bei einer EU-weiten Vergabe oberhalb des EU-Schwellenwertes
Gesetzesqualität (siehe § 100 Abs. 1, § 97 Abs. 2 - 5 und § 101 Abs. 5 GWB). Zur den Europäischen Vergaberichtlinien und
dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen siehe auch Anhang 4 „EU-weite Ausschreibung“. Zu Manipulationen und
66
Nach: Nessler, Öffentliche Auftragsvergabe unterliegt jetzt EU-Recht, Handelsblatt 06.01.1999, Seite 7. Korruption siehe auch Kap. 4.5 „Manipulationen bei der Vergabe, Ausführung und Abrechnung von Baumaßnahmen“.

53 54
Bei einem Bauvorhaben zur Unterbringung eines
Bei Öffentlichen Ausschreibungen
3.2 Besondere Fragestellungen bei der Vergabe anderen Ministeriums wurde bei der Prüfung der
…

liegen in der Regel mehr Angebote vor


Vergaben festgestellt, dass die Auftragssummen
deutlich von den Kostenschätzungen abwichen, als bei Beschränkten Ausschreibungen.
Seite und zwar nach öffentlicher Ausschreibung bis zu … Bei Öffentlicher Ausschreibung sind in
3.2.1 Vergabe im Wettbewerb.....................................55 60 v. H. stets nach unten, nach beschränkter Aus- der Regel günstigere Angebotsergeb-
Öffentliche Ausschreibung.............................................. 55 schreibung und bei freihändiger Vergabe jedoch nisse als bei einer Beschränkten Aus-
bis zu 60 v. H. stets nach oben.
Beschränkte Ausschreibung ............................................ 56 schreibung zu erwarten.
Freihändige Vergabe........................................................ 58 Die Öffentliche Ausschreibung ist am ehesten geeignet, Preisabsprachen und Manipu-
Auswahl des Teilnehmerkreises ...................................... 59 lationen bei der Vergabe von Bauleistungen entgegenzuwirken, da durch den unbe-
3.2.2 Formen des Unternehmereinsatzes....................59 grenzten Bieterkreis entsprechende Versuche erheblich erschwert werden.
Vergabe in Fachlosen ...................................................... 60
Zusammenfassen von Fachlosen (Vergabe in
Paketen) ........................................................................... 60 Beschränkte Ausschreibung
Generalunternehmer ........................................................ 61
Eine Beschränkte Ausschreibung ist u. a. nur dann zulässig,
Totalunternehmer............................................................. 63
Vergabe durch nutzende Verwaltungen .......................... 63 … wenn die Öffentliche Ausschreibung einen Aufwand verursachen würde, der zu
3.2.3 Alternative Realisierungsformen mit dem erreichbaren Vorteil oder dem Wert der Leistung im Missverhältnis stehen
privater Finanzierung.........................................64 würde und
Haushaltsrechtliche Gesichtspunkte................................ 64 … wenn die Öffentliche Ausschreibung aus anderen Gründen (z. B. Dringlichkeit,
Wirtschaftlichkeit privatfinanzierter staatlicher
Geheimhaltung) unzweckmäßig ist.
Baumaßnahmen ............................................................... 65 In vielen Fällen schrieben die Bauverwaltungen und Empfänger öffentlicher Zuwen-
dungen Bauleistungen beschränkt aus, ohne dass die dabei angeführten Begründungen
stichhaltig waren.
3.2.1 Vergabe im Wettbewerb
Bei einer Baumaßnahme für eine Forschungsein- Dabei beanstandet der Bundesrechnungshof
richtung des Bundes schrieb die Bauverwaltung immer wieder Fälle, in denen Bauverwaltun-
von 110 geprüften Aufträgen mit Abrechnungs- gen das Abweichen von der Öffentlichen
Öffentliche Ausschreibung summen zwischen jeweils rd. 50 000 EUR und Ausschreibung mit Dringlichkeit begründen,
rd. 2 Mio. EUR nur 19 (17 v. H.) öffentlich aus.
Dem Abschluss von Verträgen über Lieferungen und Leistungen der Öffentlichen Hand die sie auf Grund von Verzögerungen bei der
78 v. H. der Aufträge wurden nach Beschränkter
muss eine Öffentliche Ausschreibung (bei EU - weiten Vergaben: Offenes Verfahren) Ausschreibung und 12 v. H. freihändig vergeben. vorausgegangenen Planung selbst zu vertre-
vorausgehen, sofern nicht die Natur des Geschäfts oder besondere Umstände eine Bei den beschränkten Ausschreibungen sind häu- ten haben.
Ausnahme rechtfertigen.69 fig nur 1 bis 4 Angebote eingegangen.
Zudem war das Argument der Dringlichkeit
Der Bundesrechnungshof weist die Bauver- Die Heizungsinstallation und Raumlufttechnik häufig unzutreffend, weil trotz enger Termine
Bei einem Bauvorhaben zur Unterbringung für eine Werkhalle einer Kaserne wurde be- die Zeit für eine Öffentliche Ausschreibung
waltung immer wieder auf den Vorrang der eines Ministeriums ergab die Prüfung von Ver-
Öffentlichen Ausschreibung und die damit schränkt ausgeschrieben, um Verzögerungen bei ausgereicht hätte. Die Bauverwaltungen
gaben, dass die Auftragssummen der EU-weit der Planung auszugleichen, obwohl auch nach beachteten zu wenig, dass in der Regel durch
verbundenen Vorteile hin: im Offenen Verfahren ausgeschriebenen Leis- den Planungsänderungen genügend Zeit für eine eine Beschränkte Ausschreibung kein Zeit-
Nur die Öffentliche Ausschreibung tungen im Durchschnitt 20 v. H. unter den zuvor Öffentliche Ausschreibung gewesen wäre.
…
ermittelten Kosten lagen, während die Auf- gewinn zu erreichen ist. Die oft als zeit-
gewährleistet einen uneingeschränkten raubend angesehene Bekanntmachung der Öffentlichen Ausschreibung kann - bei
tragssummen für die beschränkt ausgeschrieben
Wettbewerb und insoweit eine wirt- Leistungen die ermittelten Kosten um bis zu frühzeitiger Termin- und Arbeitsplanung - bereits vor der Fertigstellung der Leistungs-
schaftliche und sparsame Verwendung 50 v. H. überschritten. verzeichnisse erfolgen.
der Haushaltsmittel auf Grund günstiger
Angebotsergebnisse.

69
Siehe § 3 und § 3a Nr. 2 VOB/A; vgl. § 101 Abs. 5 GWB.

55 56
Mit Dringlichkeit begründete Beschränkte Dachdeckungs- und Klempnerarbeiten für ein Freihändige Vergabe
Ausschreibungen führten teilweise auch zu Truppengebäude wurden in der engeren Region
keinem annehmbaren Ergebnis und damit zu beschränkt ausgeschrieben mit der Begründung, Bei der Freihändigen Vergabe findet im Gegensatz zu der Öffentlichen und Beschränk-
einer Wiederholung des Wettbewerbs. Dies das Dach rechtzeitig vor Beginn der Frostperiode ten Ausschreibung kein förmlicher Wettbewerb statt. Sie ist nur dann zulässig, wenn
erforderte insgesamt mehr Zeit- und Verwal- fertig zu stellen. Nachdem zum Eröffnungstermin die Öffentliche und die Beschränkte Ausschreibung unzweckmäßig sind, z. B. weil
tungsaufwand als bei einer von Beginn an kein Angebot vorlag, wurden die Bauleistungen
erneut beschränkt ausgeschrieben und der einzige für die Leistung aus besonderen Gründen (z. B. Patentschutz, besondere
Öffentlichen Ausschreibung.
…

Bieter Anfang des Monats November mit der Erfahrung oder Geräte) nur ein bestimmter Unternehmer in Betracht kommt
Von den untersuchten, aus vermeintlicher Ausführung beauftragt. Der Zeitraum von der … sich eine kleine Leistung von einer vergebenen größeren nicht ohne Nachteil
Dringlichkeit beschränkt ausgeschriebenen ersten Ausschreibung (Mitte des Monats August)
trennen lässt oder
Leistungen, hätte deshalb ein erheblicher An- bis zum ursprünglich vorgesehen Baubeginn
(Oktober) hätte ausgereicht, eine Öffentliche Aus- … nach Aufhebung einer Öffentlichen oder Beschränkten Ausschreibung eine er-
teil öffentlich ausgeschrieben werden müssen. neute Ausschreibung kein annehmbares Ergebnis verspricht.
schreibung durchzuführen.
Der Bundesrechnungshof hat in diesem
Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Planungen so rechtzeitig ausschreibungsreif Ebenso wie die Beschränkten Ausschreibun-
Ein Bauamt begründete die Freihändige Ver-
zu machen sind, dass das Gebot der Öffentlichen Ausschreibung nicht durch vermeid- gabe von Elektroleistungen als „Folgeauftrag“
gen entsprechen auch die vom Bundesrech-
bare Verzögerungen eingeschränkt wird. Auf Grund seiner Prüfungserkenntnisse hält unzureichend damit, dass der Auftragnehmer nungshof geprüften Freihändigen Vergaben
der Bundesrechnungshof die immer wieder geäußerte Meinung, das Gebot der Öffent- zwei Jahre zuvor entsprechende Leistungen in nicht immer den Zulässigkeitsvoraussetzun-
lichen Ausschreibung führe zur Verlängerung der Bauzeit bei Baumaßnahmen der einem anderen Stockwerk desselben Gebäudes gen. Die entsprechenden Leistungen hätten
öffentlichen Hand, nicht für stichhaltig. Wird auf Grund von Eilbedürftigkeit dennoch durchgeführt habe. Die Leistungen waren nach deshalb einem förmlichen Wettbewerb unter-
Auffassung des Bundesrechnungshofes ohne stellt werden müssen.
beschränkt ausgeschrieben, ist der Zeitvorteil im Einzelnen nachzuweisen und nach-
Nachteil voneinander zu trennen.
vollziehbar zu begründen, warum dies die Einschränkung des Wettbewerbs rechtfertigt. Die Einschränkungen für die Freihändige
Bei einer Baumaßnahme zur Herrichtung einesVergabe gelten auch für Nachaufträge. Diese
Die Bauverwaltungen begründeten Ein Bauamt begründete die Beschränkte Aus-
Ministeriums vergab die Bauverwaltung die stellen eine der am häufigsten angewendeten
Beschränkte Ausschreibungen auch mit schreibung für den Neubau einer Tankstelle Bauhauptleistungen (z. B. Maurer- und Stahl-
einem zu hohen Aufwand für die Öffentliche (Geschätzte Angebotssumme 180 000 EUR) mit Form der Freihändigen Vergabe dar. Als
betonarbeiten) freihändig in Form von Nachträ-
Ausschreibung. Davon ist jedoch nur bei einem zu hohen Aufwand für Auftraggeber sowie Grund wird hierbei meist angeführt, dass sich
gen an das Unternehmen, welches zuvor als Er-
geringwertigen Vergabefällen auszugehen. fehlendem Vorteil bei einer Öffentlichen Aus- gebnis eines Wettbewerbs mit den Abbruchar-eine kleine von einer vergebenen größeren
Bei Kostenschätzungen in der im Beispiel schreibung. Leistung nicht ohne Nachteil trennen lasse.
beiten beauftragt worden war. Die freihändige
genannten Höhe (180 000 EUR) ist diese Annahme im Allgemeinen nicht zutreffend. Vergabe der Bauhauptleistungen in Form von Dies ist nicht immer stichhaltig70. Der Bun-
Der Bundesrechnungshof hat auch bei Bauleistungen mit einem Auftragswert von unter Nachträgen zum Auftrag „Abbrucharbeiten“ desrechnungshof stellt bei Nachaufträgen
war unzulässig, da es sich hierbei um einen an-
immer wieder fest, dass die nicht dem Wett-
50 000 EUR Bedenken gegen einen generellen Verzicht auf die Öffentliche Ausschrei-
deren Leistungsbereich handelte. Die Summe bewerb unterstellten Angebotspreise über-
bung geäußert, da Bieter bestimmter Regionen sich in ihrem Handeln darauf einstellen der Nachaufträge für die Bauhauptleistungen in
können und damit Manipulationen und Preisabsprachen begünstigt werden. Selbst höht sind. Er sieht dies als Bestätigung dafür,
Höhe von rd. 17 Mio. EUR stand in einem
wenn bei Öffentlichen Ausschreibungen die Prüfung der Fachkunde, Leistungsfähigkeit dass der Wettbewerb und die strikte Beach-
krassen Missverhältnis zum Umfang des Haupt-
und Zuverlässigkeit einer größeren Anzahl von Bietern für die Bauverwaltung tung der dafür geltenden Bestimmungen
auftrages (Abbrucharbeiten) mit einer Auftrags-
aufwendiger ist, rechtfertigt dies - auch nach Auffassung der Rechtsprechung - eine summe von rd. 4 Mio. EUR. nicht nur im Hinblick auf ein ordnungsgemä-
Beschränkung des Wettbewerbs nicht. ßes Verwaltungshandeln, sondern vor allem
im Hinblick auf eine wirtschaftliche und sparsame Verwendung der Haushaltsmittel
Der Bundesrechnungshof hat auch in Fällen, in Ein Bauamt schrieb Tiefbauleistungen für den von großer Bedeutung sind.
denen die Bauverwaltung die Beschränkte Bau einer anderen Tankstelle (voraussichtliche
Ausschreibung auf Grund der Eigenart der Auftragssumme 125 000 EUR) beschränkt aus.
Leistung wählte, die Stichhaltigkeit dieser Es begründete die Einschränkung des Wettbe-
Begründung häufig bezweifelt. Nach seinen werbs damit, dass wegen der Eigenart der Leis-
tungen nur Tiefbauunternehmen mit Erfahrun-
Feststellungen konnten entsprechende Leistun-
gen im Tankstellenbau, die zudem aus der Re-
gen von einem so großen Kreis von Unter- gion kommen sollten, geeignet seien.
nehmen ausgeführt werden, dass ohne weiteres
öffentlich auszuschreiben war. Er musste auch wiederholt darauf hinweisen, dass eine
Beschränkung des Wettbewerbs auf Bewerber aus einer bestimmten Region unzulässig ist. 70
Siehe hierzu auch die Bemerkung Nr. 45.1 des Jahres 1999 [im Anhang 6 ab S. 178].

57 58
Auswahl des Teilnehmerkreises Vergabe in Fachlosen
Bei Beschränkter Ausschreibung und Freihändiger Vergabe ist im Gegensatz zur Umfangreiche Bauleistungen sollen gemäß der VOB/A möglichst in Fachlosen - d.h.
Öffentlichen Ausschreibung vor der Aufforderung zur Angebotsabgabe eine Bewerber- nach Fachgebieten oder Gewerbezweigen getrennt - vergeben werden.
auswahl zu treffen. Dabei soll unter den Bewerbern möglichst gewechselt werden.
Die Bevorzugung der Vergabe in Fachlosen ist in der traditionell gewachsenen, weit-
Auch ist - anders als bei der Öffentlichen Ausschreibung - die Eignung der Bewerber
gehend mittelständischen Struktur der Bauwirtschaft begründet, durch die u. a. eine
vor der Aufforderung zur Angebotsabgabe zu prüfen71.
breite Wettbewerbsbasis gewährleistet ist. An der Erhaltung und Förderung dieser
Der Bundesrechnungshof stellt immer wieder fest, dass gegen diese Vorschriften der Struktur hat der Bund sowohl im Rahmen seiner wirtschaftspolitischen Gesamtverant-
VOB/A verstoßen wird und dass dies weitere Regelverletzungen sowie Nachteile zur wortung ein Interesse als auch in seiner Rolle als bedeutender öffentlicher Auftrag-
Folge hat. Weil Bauverwaltungen z. B. versäumt hatten, bei Beschränkten Ausschrei- geber ein wirtschaftliches Eigeninteresse.
bungen die Eignung von Bietern vor der Aufforderung zur Angebotsabgabe zu prüfen,
Nach den Erfahrungen des Bundesrechnungshofes ist eine Aufteilung der Bauleistun-
sahen sie sich dann vorschriftenwidrig bei der Wertung der Angebote gezwungen, un-
gen in Fachlose für die Mehrzahl der Baumaßnahmen des Bundes nicht nur vergabe-
geeignete Bieter auszuschließen. Auch hat sich mehrfach bestätigt, dass bei einem
rechtlich geboten, sondern auch die geeignetste und zweckmäßigste Form der Auf-
begrenzten Bewerberkreis die Gefahr von Preisabsprachen besteht. Dies trifft grund-
tragsvergabe, da sie flexibel gehandhabt und an unterschiedliche Erfordernisse ange-
sätzlich auf Beschränkte Ausschreibungen zu und gilt in besonderem Maße dann, wenn
passt werden kann74.
unter den Bewerbern nicht genügend gewechselt wird und eine vertrauliche Behand-
lung von sog. „Bieterlisten“ nicht gewährleistet ist72.
Zusammenfassen von Fachlosen (Vergabe in Paketen)
3.2.2 Formen des Unternehmereinsatzes Bei der Vergabe von Bauleistungen für eine Bau- Wenn Fachlose in Paketen zusammengefasst
maßnahme fasste das Bauamt Fachlose zusam- oder insgesamt gebündelt an einen General-
men, um den Koordinierungsaufwand zu verrin- unternehmer vergeben werden, stellt dies
Der Bund führt seine Bauten überwiegend als so genannte Eigenbaumaßnahmen durch, gern. Bei einem der Ausschreibungspakete musste
d.h. er finanziert sie aus Haushaltsmitteln und trägt - vertreten durch die Bauverwaltung - eine Abweichung vom Regelfall der Vergabe
die Ausschreibung aufgehoben werden. Die
als Bauherr die Verantwortung für eine fach- und sachgerechte Planung und Ausführung. danach in Fachlose auf mehrere Unternehmen nach Fachlosen dar. Hierzu bedarf es beson-
Der Bund vergibt dabei die Bauleistungen in der Regel in einzelnen Fachlosen (auch als aufgeteilten Vergabe ergab Einsparungen von rd. derer technischer oder wirtschaftlicher Grün-
Gewerke bezeichnet) an unterschiedliche Fachunternehmer. In Ausnahmefällen können 20 v. H. (250 000 EUR) gegenüber dem Ergebnis de, deren Stichhaltigkeit vom Einzelfall
Bauleistungen zu einer Vergabe in sog. Paketen (mehrere Fachlose an ein Unternehmen) der paketweisen Ausschreibung. abhängt. Die Bauverwaltung erwartet durch
oder zu einer Vergabe sämtlicher Lose an einen Generalunternehmer zusammengefasst eine Bündelung von Bauleistungen meist
Für die Sanierung der Fassaden bundeseigener
werden. Übernimmt ein Auftragnehmer neben den zusammengefassten Bauleistungen Wohnhäuser fasste das Bauamt mehrere Gewerke … eine umfassende Gewährleistung,
auch die Planungsleistungen, handelt es sich um einen Totalunternehmer73. zusammen (Gerüst- und Demontagearbeiten, Me- … eine eindeutige Haftung,
tallbau-, Schlosser-, Verglasungs- und Trocken- … eine weitgehend durch Unternehmen
Die herkömmliche Vergabe in Einzelgewerken wird gelegentlich kritisiert und stattdessen bauarbeiten, Maler- und Fensterreinigungs-
garantierte Einhaltung von Kosten- und
die Errichtung eines Gebäudes „aus einer Hand“ verlangt. Der Bundesrechnungshof sieht arbeiten). Nach Feststellungen des Bundes-
rechnungshofes haben die 3 mindestfordernden
Terminzielen,
sich deshalb immer wieder veranlasst, auf die Voraussetzungen und Konsequenzen der
unterschiedlichen Möglichkeiten des Unternehmereinsatzes hinzuweisen. Bieter jeweils für einen von 3 Teilbereichen der … eine Entlastung von Koordinations- und
Ausschreibung günstigere Angebotspreise als die Steuerungsaufwand sowie
Mitbewerber kalkuliert. Bei der getrennten … eine Verminderung der sonst von ihr
Vergabe dieser Fachlose an den jeweils mindest- selbst zu tragenden Verantwortlichkei-
fordernden Bieter hätten Kosten in Höhe von bis ten und Risiken.
71
Zum Vorrang der Öffentlichen Ausschreibung und zur Zulässigkeit der Beschränkten Ausschreibung und der Freihändigen
zu 750 000 EUR / 15 v. H. eingespart werden
Vergabe siehe § 55 Abs. 1 BHO sowie § 3 Nr. 2 - 4 VOB/A. Zur Auswahl des Teilnehmerkreises siehe § 8 VOB/A. Zu den können.
entsprechenden Vergabearten bei EU-weiten Vergaben siehe die entsprechenden a-Paragrafen der VOB/A. Zur Bekannt-
machung der Öffentlichen Ausschreibung siehe § 17 Nr. 1 VOB/A. Zur Dauer der Angebots-/Bewerbungsfrist siehe § 18 oder
§ 18a VOB/A.
72
Zu überhöhten Preisen bei Angeboten, die nicht dem Wettbewerb unterstellt sind, siehe Kap. 3.4 „Prüfung und Wertung von
Angeboten“. Hinweise des Bundesrechnungshofes zur Vermeidung von Preisabsprachen bei Beschränkter Ausschreibung auch
in Kap. 4.5 „Manipulationen bei der Vergabe, Ausführung und Abrechnung von Baumaßnahmen“.
73 74
Der Einsatz eines „Generalübernehmers“ sowie eines „Totalübernehmers“ (diese erbringen keine Bauleistungen mit dem Zum Vorrang der Vergabe in Fachlosen siehe § 4 VOB/A. Für den Bereich der EU-Vergaben ist der Vorrang der Vergabe in
eigenen Betrieb) wird nicht näher behandelt, da er nach der VOB unzulässig ist und für die Bundesbauverwaltung keine Fachlosen in der zum 1. Januar 1999 in Kraft getretenen Neufassung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB)
praktische Bedeutung hat. auch gesetzlich geregelt (§ 97 Abs. 7 GWB). Siehe hierzu auch Anhang 4 „EU-weite Ausschreibung“.

59 60
Der Bundesrechnungshof hat wiederholt fest- Ein Bauamt holte für eine Neubaumaßnahme im Die unter Zeitdruck stehende Herrichtung eines Die Bundesbauverwaltung vergibt Bauleis-
gestellt, dass zusammengefasste Vergaben Rahmen einer Parallelausschreibung einmal Altbaus für die Nutzung durch ein Bundes- tungen an einen Generalunternehmer in der
nicht ausreichend begründet waren. Die in sie Angebote von Generalunternehmern und zum ministerium wurde auf Vorgabe der Leitung der Regel auf der Grundlage von Leistungs-
gesetzten Erwartungen, die zu ihrer Begrün- anderen Angebote für einzelne Fachlose ein. Bauverwaltung an einen Generalunternehmer beschreibungen mit Leistungsverzeichnissen,
dung dienten, erfüllten sich zudem häufig Das einzige von einem Generalunternehmer vergeben, obwohl die ausführende Bauverwal- wobei den Leistungsverzeichnissen eine von
eingegangene Angebot lag um 32 v. H. über der tung und der beauftragte Planer eine gewerke-
nicht. dem Generalunternehmer unabhängig erar-
Vergabesumme für alle Fachlose. weise Vergabe aus Termingründen für zweck-
mäßiger hielten. Auch bei anderen terminkriti- beitete Architektenplanung zu Grunde liegt.
Nach aller Erfahrung entstehen bei der Zu-
Eine Verwaltung fasste bei einer Ausschreibung schen Bauvorhaben hatten Vertreter der Bau- Damit eine derartige Generalunternehmer-
sammenfassung von Fachlosen Mehrkosten,
von Bauleistungen unterschiedliche Fachlose verwaltung diese Auffassung vertreten. lösung ihre angestrebten Vorteile entfalten
z. B. dadurch, dass Auftragnehmer die ihnen
zusammen und begründetet dies mit kurzen kann, muss die Beschreibung aller Bauleis-
zufallenden Koordinationsleistungen und Planungs- und Ausführungszeiten. Einige Die Errichtung eines Neubauabschnittes wurde tungen vor Abgabe der Verdingungsunter-
-risiken in ihre Angebotspreise ein- Unternehmen boten nur bestimmte Fachlose an. als Generalunternehmerleistung ausgeschrieben, lagen an die Bewerber vollständig vorliegen
kalkulieren. Den Mehrkosten, die im Mittel Die Verwaltung hob wegen der unvollständigen obwohl zum Zeitpunkt der Ausschreibung der
Planungsstand unzureichend war. Auf Grund
und die Planung einschließlich aller Ausbau-
etwa 10 v. H., teilweise bis über 20 v. H. Angebote die Ausschreibung auf und vergab die
umfangreicher Nachträge ist sowohl die Ein- details abgeschlossen sein75. Auf Grund des
betragen, stehen nicht immer entsprechende Bauleistungen freihändig in Fachlosen.
haltung der Kosten als auch der Termine dadurch längeren Planungsvorlaufes ist eine
Einsparungen gegenüber.
Eine private Baugesellschaft des Bundes, die gefährdet. Generalunternehmervergabe unter Termin-
Bei einer Ausschreibung zusammengefasster mit der Durchführung bestimmter Bauvorhaben gesichtspunkten gegenüber einer Vergabe in
betraut war, hatte zunächst versucht, die Leis- Eine Bauverwaltung ließ von einem General- Fachlosen nicht grundsätzlich vorteilhaft.
Fachlose ist auch zu berücksichtigen, dass der
tungen verschiedener Gewerke in wenigen unternehmer ein Gebäude für eine Auslands-
Bieterkreis und damit das Angebotsspektrum
großen „Paketen“ zusammenzufassen und Liegen bei einer Generalunternehmervergabe
vertretung errichten. Die Bauausgaben betrugen
und somit auch der Wettbewerb einge- das Doppelte des ursprünglichen Auftrages an
jeweils an einen Bieter zu vergeben. Dadurch Planungs- und Verdingungsunterlagen aus
schränkt wird. Bieter können von den unter- den Generalunternehmer, weil zahlreiche Bau-
kam es vereinzelt zu überhöhten Angeboten, Zeitmangel nur unvollständig vor, sind
schiedlichen Leistungen häufig nur einen Teil welche die Aufhebung von Ausschreibungen leistungen erst nachträglich während der Bau-
Störungen im Bauablauf und Abweichungen
in ihrem eigenen Betrieb ausführen und müs- erforderten. Die Gesellschaft bevorzugte danach ausführung in Auftrag gegeben wurden. Anlass
von den vertraglichen Festlegungen vorpro-
für die Verzögerung war u. a., dass zum Zeit-
sen deshalb auf Subunternehmer zurückgrei- die Vergabe nach Fachlosen. grammiert. Die Erwartungen bezüglich einer
punkt des Baubeginns nur eine unzureichende
fen. Aus diesem Grund führt die Zusammen-
Für ein Museumsgebäude schrieb die Bauver- Planung vorlag. reibungslosen und zügigen Bauausführung
fassung von Fachlosen teilweise zu überhöh-
waltung alle Leistungen der Haustechnik in und der Einhaltung der Termin- und Kosten-
ten Angebotspreisen oder unvollständigen
einem „Paket“ aus. Die Angebote enthielten ziele, die dem Einsatz eines Generalunternehmers zu Grunde lagen, erfüllen sich in
Angeboten. In der Folge kann es zur Aufhe-
weit überhöhte Preise für den Leistungsteil solchen Fällen nicht immer.
bung der Ausschreibung und Verzögerungen Nachrichten- und Sicherheitstechnik. Die Aus-
kommen, wodurch die mit einer zusammen- schreibung wurde deshalb aufgehoben. Die an- Wenn die Bauverwaltung die Einschaltung eines Generalunternehmers erwägt, muss
gefassten Vergabe angestrebten Terminvor- schließend gesonderte Ausschreibung dieses sie vorher die rechtliche Zulässigkeit prüfen und ihre Gründe eingehend in einem
teile und Verwaltungsvereinfachungen in Leistungsteils führte zu annehmbaren Ange- Vergabevermerk darlegen. Die Rechtsprechung hat in letzter Zeit in mehreren
Frage gestellt werden. boten. Entscheidungen den Vorrang der Fach- und Teillosvergabe gegenüber der Vergabe an
einen Generalunternehmer hervorgehoben.
Die Bauverwaltung bleibt deshalb aufgefordert, Fachlose nur ausnahmsweise und in
rechtlich zulässigen, d.h. wirtschaftlich oder technisch begründeten Fällen zusammen- Die Bauverwaltung muss sich auch bewusst sein, dass die seit dem 01.01.1999 mögli-
zufassen. che Nachprüfung der Vergabe öffentlicher Aufträge nach Teil 4 des Gesetzes gegen
Wettbewerbsbeschränkungen jedem potenziellen Fach- oder Teillosanbieter ein Nach-
prüfungsrecht einräumt, wenn er sich wegen einer nur an Generalunternehmer
Generalunternehmer gerichteten Ausschreibung an einer Bewerbung gehindert sieht76.
Die Vergabe aller Bauleistungen eines Bauvorhabens an einen Generalunternehmer
(„schlüsselfertige“ Fertigstellung) erscheint privaten und öffentlichen Bauherren häufig
als eine besonders Erfolg versprechende Möglichkeit, um Termin- und Kostenrisiken
zu begrenzen und einen zügigen und reibungslosen Bauablauf zu erreichen, sowie eine
zweifelsfreie und umfassende Gewährleistung sicherzustellen. 75
Siehe hierzu auch die Bemerkung Nr. 44 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 176].
76
Auf die restriktiven Maßstäbe, denen eine zusammengefasste Vergabe auf Grund der Rechtsprechung und der gerichtlichen
Überprüfbarkeit unterworfen ist, wird in Anhang 4 „EU-weite Ausschreibung“ näher eingegangen.

61 62
Totalunternehmer Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass derartige Versuche von nutzenden Ver-
waltungen, Baumaßnahmen in eigener Regie durchzuführen, zu erheblichen Schäden
Mit einer zusammengefassten Vergabe aller Planungs- und Bauleistungen erwartet ein führten78. Die Vergabe an einen Generalunternehmer kann die grundsätzliche fachliche
Auftraggeber, von Lenkungs- und Steuerungsaufgaben sowie von bestimmten Risiken Verantwortlichkeit der Bauverwaltung, die sie für den Bund wahrnimmt, nicht
der Baudurchführung noch mehr als bei der Vergabe an einen Generalunternehmer ersetzen. Der Erfolg einer Bauausführung und das Beherrschen ihrer Risiken hängen
entlastet zu werden. nach der Erfahrung des Bundesrechnungshofes vor allem davon ab, mit welcher
Fachkunde und Sorgfalt die Verdingungsunterlagen erstellt, die Angebotsunterlagen
Die zusammengefasste Vergabe aller Planungs- und Bauausführungsleistungen an
gewertet und die Bauarbeiten überwacht werden. Diese Anforderungen können nur
einen Totalunternehmer unterliegt den gleichen vergaberechtlichen Einschränkungen
durch eine fachkundige Bauverwaltung erfüllt werden.
wie eine Zusammenfassung von Fachlosen. Darüber hinaus dürfen die wirtschaftlichen
Risiken einer zusammengefassten Vergabe der Planung und Bauausführung nicht über-
sehen werden. Der Auftraggeber muss sämtliche Leistungsinhalte für eine Baumaß-
nahme in einem frühen Projektstadium defi-
Eine Bauverwaltung schrieb die Leistungen für
nieren und vertraglich festlegen. Da er die die Planung und Errichtung eines Gebäudes zu- 3.2.3 Alternative Realisierungsformen mit privater
Leistungen ohne die zu diesem Zeitpunkt sammen aus. In den unter äußerstem Termindruck
fehlende Planung nicht detailliert beschreiben erstellten Ausschreibungsunterlagen war die zu
Finanzierung
kann, bedeuten die Auslegungsspielräume das erbringende Leistung so ungenau und unvollstän-
Risiko von Baumängeln, Mehrkosten und dig beschrieben, dass damit zu rechnen war, dass Als Alternative zur üblichen Durchführung staatlicher Baumaßnahmen als haushalts-
Konflikten. die Bewerber die Risiken ihres Angebots in die finanzierte Eigenbaumaßnahmen wird immer wieder eine verstärkte Einbeziehung
Preise einrechnen oder im Vertrauen auf weite Privater gefordert. Dabei liegt dann nicht nur die Errichtung, sondern auch die Finan-
Der Bundesrechnungshof fordert daher, dass vertragliche Auslegungsspielräume mit der
vor Abschluss eines derartigen Vertrages die zierung und ggf. auch der Gebäudebetrieb in der Hand eines privaten Anbieters. Als
Durchsetzung billiger Auftragsvarianten spekulie-
Planung zumindest bis zur Planungsreife ren würden. Der Abschluss des Investor-Vertrages Gründe für derartige Leistungsbündelungen in der Hand Privater führen die Befürwor-
gemäß HU –Bau– entwickelt sein muss. Da ohne eine ausgereifte Planung hätte das Risiko ter Effizienzvorteile bei der Bauerstellung sowie Finanzierungsvorteile an. Der Bund
der Zeitbedarf für einen entsprechenden einer langjährigen Bindung an ein ungeeignetes hat Privatfinanzierungsmodelle bei seinen Hochbaumaßnahmen im Gegensatz zu den
Planungsstand in jedem Fall und unabhängig Gebäude bedeutet. Die Verwaltung sah später von Ländern und Kommunen bisher nur selten eingesetzt, jedoch in Einzelfällen erwogen.
von der auftragsmäßigen Zuordnung der einer weiteren Verfolgung dieses Verfahrens ab,
weil sich der ursprünglich diesem Vorgehen zu
Planungsleistung besteht, darf auf diese Haushaltsrechtliche Gesichtspunkte
Grunde gelegte Termindruck als unnötig erwies.
Planungsreife nicht auf Grund eines Termin-
drucks verzichtet werden.77 Der Bundesrechnungshof hat sowohl in seinen Bemerkungen79 als auch im Zusammen-
hang mit Prüfungsfeststellungen darauf hingewiesen, dass private Vorfinanzierungen in
Vergabe durch nutzende Verwaltungen ihren Auswirkungen Kreditaufnahmen des Staates gleichzusetzen sind. Sie verlagern
die notwendige Bereitstellung von Mitteln zur Errichtung eines Gebäudes auf den Dar-
Nutzende Verwaltungen haben nicht immer Ein Bundesministerium ließ Hochbaumaßnahmen lehensgeber, der diese außerhalb des Bundeshaushaltes beschafft. Über die Ratenzah-
das volle Vertrauen in die Bauverwaltung, mit Gesamtkosten in Höhe von rd. 12 Mio. EUR lungen müssen diese Mittel aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden. Sie werden
dass diese die vorgegebenen Termine und die abweichend von den Vorschriften nicht durch eine
Bauverwaltung durchführen, sondern durch eine
außerhalb des vom Parlament vorgegebenen Kreditrahmens abgewickelt, obwohl sie
veranschlagten Kosten von Baumaßnahmen bauunkundige nachgeordnete Stelle der eigenen den haushaltspolitischen Handlungsspielraum für die Zukunft in ähnlichem Maße ein-
auch einhält. Die Nutzer versuchen daher Verwaltung. Diese sollte die Bauaufträge zur engen wie eine unmittelbare staatliche Kreditaufnahme. Eine private Vorfinanzierung
gelegentlich die vermeintliche Risikoquelle Errichtung schlüsselfertiger Gebäude an General- kann als Instrument missbraucht werden, um die im normalen Haushaltsverfahren zu
Bauverwaltung auszuschließen, indem sie die unternehmer vergeben. Sie verstieß dabei gegen vollziehenden Prioritätenentscheidungen zu umgehen und die notwendige Selbst-
Bauleistungen insgesamt an einen General- Haushalts- und Vergabevorschriften, indem sie beschränkung der öffentlichen Haushalte zu unterlaufen.
unternehmer direkt vergeben. ohne Vorliegen der Voraussetzungen die Bau-
aufträge freihändig ohne Ausschreibung vergab
und durch unwirtschaftliches Handeln einen
Schaden in Millionenhöhe verursachte.

78
77
Auf die beim Einsatz eines „Totalunternehmers“ erforderliche besondere Form der Leistungsbeschreibung mit Siehe hierzu auch die Bemerkung Nr. 20 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 170].
79
Leistungsprogramm wird in Kap. 3.3.3 „Besondere Formen der Leistungsbeschreibung und des Vertrages“ ausführlicher Die Bemerkung Nr. 3.2 aus dem Jahre 1995 ist im Anhang 6 nicht abgedruckt (s. Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
eingegangen. 1995 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung — Bundestags-Drucksache 13/2600 vom 09.10.1995).

63 64
Grundsätzlich stellt die private Finanzierung von Bauvorhaben nach Auffassung des
Bundesrechnungshofes keine wirksame Entlastung der öffentlichen Haushalte dar. Die
3.3 Verdingungsunterlagen
zeitliche Streckung der Finanzierung eines Bauvorhabens kann auf Grund der damit
verbundenen Probleme nur in Ausnahmefällen eine Alternative zur herkömmlichen Seite
Haushaltsfinanzierung von Baumaßnahmen sein. 3.3.1 Bestandteile und wesentliche Inhalte der
Verdingungsunterlagen ......................................66
Vertragsbedingungen....................................................... 67
Wirtschaftlichkeit privatfinanzierter staatlicher Baumaßnahmen Anforderungen an die Leistungsbeschreibung................ 68
Die Finanzierung staatlicher Hochbaumaßnahmen durch private Investoren muss sich 3.3.2 Einzelfragen zur Leistungsbeschreibung ..........69
am Grundsatz der Wirtschaftlichkeit messen lassen. Mögliche Kostenvorteile einer Mehrfache Ausschreibung von Leistungen..................... 69
solchen Finanzierung müssen dargelegt und Wahl- und Bedarfspositionen .......................................... 70
der Eigenbaulösung gegenübergestellt wer- Die Bauleistungen zur Herrichtung eines Ge- Produktneutrale Ausschreibung ...................................... 71
den. Die notwendige Wirtschaftlichkeitsunter- bäudes für ein Bundesministerium wurden Mengenangaben beim Einheitspreisvertrag .................... 72
parallel als herkömmlich finanzierte Leistung
suchung muss sich auf die geplante Stundenlohnvertrag.......................................................... 73
und als Ratenkaufvariante (Abzahlung der Ge-
Maßnahme selbst beziehen und gesamt- neralunternehmerleistung über mehrere Jahre) 3.3.3 Besondere Formen der
wirtschaftliche Gesichtspunkte sowie die ausgeschrieben. Bei der Angebotswertung Leistungsbeschreibung und des Vertrages........73
steuerlichen Auswirkungen der Leasing- erwies sich die konventionelle Vergütung der Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm............. 73
finanzierung berücksichtigen. Bauleistungen und deren Finanzierung über den
Pauschalvertrag................................................................ 74
Haushalt als wirtschaftlicher.
Der Bundesrechnungshof hat bei Baumaß-
nahmen, für die private Finanzierungen an- Bei einem aus öffentlichen Mitteln finanzierten
geboten wurden, festgestellt, dass eine Haus- Museumskomplex wurde eine als haushaltsfi-
haltsfinanzierung wirtschaftlicher war. Er hat nanzierter Eigenbau geplante Cafeteria wegen
darauf hingewiesen, dass ein privater Investor
knapper Haushaltsmittel aufgegeben. Bei einem 3.3.1 Bestandteile und wesentliche Inhalte der
danach als Alternative vorgesehenen Modell
kaum günstigere Finanzierungsbedingungen sollte ein Investor und Betreiber gegen die lang- Verdingungsunterlagen
anbietet, als der Bund auf dem Kapitalmarkt fristige Übertragung von weitgehenden Cate-
zu erzielen vermag. Aus diesen Gründen sind ring- und Betreiberrechten auf seine Kosten ein In den Verdingungsunterlagen werden auf der Grundlage der Planungskonzeption die
von einer bloßen Finanzierung aus privaten Besucherrestaurant errichten. Dieses Modell
Bauleistungen beschrieben und die Anforderungen festgelegt, die die bauausführenden
Mitteln i. d. R. für den Bund keine Wirt- wurde in seiner Gesamtwirtschaftlichkeit jedoch
nicht nachgewiesen und fallen gelassen. Der Unternehmen zu erbringen und zu erfüllen haben. Die Verdingungsunterlagen bilden
schaftlichkeitsvorteile zu erwarten.
Bundesrechnungshof hat hier darauf hingewie- die Grundlage für
Wenn eine private Finanzierung im Ver- sen, dass eine Entlastung des Haushalts allein … die Ausschreibung der Bauleistungen und die Abgabe von Angeboten (als Aus-
bund mit Bau- und Baumanagement- kein ausreichender Grund für eine Privatfinan-
schreibungsunterlagen),
leistungen und sogar Betreiberleistungen in zierung an Stelle eines haushaltsfinanzierten
Eigenbaus ist. Soweit die bauliche Konzeption … die Vergabe der Bauleistungen (als Vergabeunterlagen) sowie
Frage kommt, reicht es nicht, nur den Finan-
für das Restaurant gemäß dem Betreibermodell die Ausführung und Abrechnung der Bauleistungen (als Vertragsinhalt).
zierungsaspekt zu betrachten. Vielmehr ist die gegenüber dem ursprünglichen Konzept für den
…

Gesamtheit der Leistungen unter allen bedeut- Eigenbau erhebliche Einsparmöglichkeiten ent-
samen Gesichtspunkten auf ihre Wirtschaft- halte, seien diese auch mit einer geänderten Die Verdingungsunterlagen sind - aufbauend auf einer ausgereiften Planung - maß-
lichkeit hin zu untersuchen. Der ent- Eigenbaumaßnahme realisierbar.
gebend für die wirtschaftliche und störungsfreie Ausführung einer Baumaßnahme. Bei
sprechende Nachweis ist im Einzelfall zu
Streitigkeiten zwischen den Vertragspartnern dienen sie als Maßstab für eine außer-
führen.
gerichtliche Einigung oder eine gerichtliche Klärung.
Eine Verdingungsunterlage besteht i. d. R. aus
… einer Leistungsbeschreibung, die die jeweilige Bauaufgabe sowie die Leistun-
gen, die im Einzelnen zu ihrer Realisierung erforderlich sind, beschreibt und

65 66
… den Vertragsbedingungen, die die immer wiederkehrenden allgemeinen recht- Unwirksamkeit von weiteren Teilen des Vertrages.
lichen und technischen Anforderungen definieren oder die grundsätzliche Fragen
Wiederholungen der vorformulierten Vertragsklauseln oder gar Abweichungen davon
bei einer Baumaßnahme regeln.80
beruhen teilweise auf der unzureichenden Kenntnis der vorformulierten Vertragsbedin-
gungen und auf Unkenntnis der Rechtsfolgen. Dies betrifft gerade auch freiberuflich
Vertragsbedingungen Tätige, die mit dem Erstellen von Verdingungsunterlagen beauftragt sind82, so dass die
Bauverwaltung in diesem Bereich hinsichtlich ihrer Kontrolle der freiberuflich Tätigen
Der Bund als öffentlicher Auftraggeber legt seinen Verdingungsunterlagen folgende besonders gefordert ist. Diese Unkenntnis kann auch dazu führen, dass die Bauverwal-
Vertragsbedingungen zu Grunde: tung während der Baudurchführung ihre vertraglichen Ansprüche nicht durchsetzt oder
… Die Allgemeinen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (AVB) und die Leistungen zusätzlich vergütet, zu denen ein Auftragnehmer gemäß den AVB oder
Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV). ATV bereits auf Grund des Hauptauftrags verpflichtet ist. Eine genaue Kenntnis der
Sie sind identisch mit der VOB/B und Teilen von VOB/C. vorformulierten Vertragsbestandteile ist deshalb sowohl für die Erstellung der Verdin-
gungsunterlagen als auch für die Bauausführung und -abrechnung unerlässlich.
… Die Zusätzlichen technischen Vertragsbedingungen (ZTV) und die Zusätzli-
chen Vertragsbedingungen (ZVB). Sie ergänzen die ATV und AVB (s.o.) durch
spezielle technische Normen und Regelungen für Bundesbauvorhaben. Anforderungen an die Leistungsbeschreibung
… Die Besonderen Vertragsbedingungen (BVB). In ihnen werden für die jeweili-
ge Bauaufgabe grundsätzliche Fragen geregelt - z. B. zu Ausführungsfristen und Auf Grund der umfassenden Bedeutung und Verbindlichkeit der Verdingungsunter-
Rechnungsstellungen.81 lagen werden an ihren wesentlichsten Bestandteil, die Leistungsbeschreibung, beson-
ders hohe Anforderungen gestellt. Die Leistung ist eindeutig und so erschöpfend zu
Dieses Gefüge aus Vertragsbedingungen bildet zusammen mit der Leistungsbeschrei-
beschreiben, dass alle Bewerber
bung eine Verdingungsunterlage, in der einerseits die einzelfallspezifische Bauleistung
genau beschrieben und andererseits bewährte In der Vorbemerkung eines Leistungsverzeich- … die Beschreibung im gleichen Sinn verstehen und
auftraggeberspezifische und allgemeine Rege- nisses wurde dem Unternehmen die Beweislast … ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können.83
lungen eingebracht werden. dafür auferlegt, dass innerhalb der Gewährleis-
In der Regel soll die Leistung durch ein in die einzelnen Teilleistungen gegliedertes
tungsfrist evtl. auftretende Risse im Mauerwerk
Der Bundesrechnungshof stellt immer oder Beton nicht auf sein Verschulden zurück- Leistungsverzeichnis beschrieben werden. Hierzu muss - im Gegensatz zu der Leis-
wieder fest, dass in den Leistungsbeschrei- zuführen seien. Gemäß § 11 Nr. 15 a AGB- tungsbeschreibung mit Leistungsprogramm - eine ausgereifte Planung zu Grunde
bungen oder in den Vorbemerkungen dazu Gesetz war diese Vorbemerkung unzulässig und liegen, um den o. a. Forderungen nach Eindeutigkeit und Vollständigkeit der Leistungs-
Regelungen wiederholt oder gar abgeändert damit unwirksam, weil sie im Widerspruch beschreibung entsprechen zu können.
werden, die bereits Gegenstand der im Ver- zu § 12 VOB/B steht, wonach die Beweislast für
Der Bundesrechnungshof stellt immer wieder fest, dass Leistungsverzeichnisse
gabehandbuch vorformulierten Vertrags- die Ursache von Mängeln nach der Abnahme
dem Auftraggeber obliegt. ungenau und unvollständig sind und die zu Grunde liegenden Planungsvoraussetzungen
muster und Vertragsklauseln der VOB/B
nicht erfüllt werden.
sind. Dies stört die Klarheit der Vertragsbedingungen. Bei der Kalkulation der Preise
kann dies zu Unsicherheiten und damit erhöhten Risikozuschlägen führen. Ein ungenaues Leistungsverzeichnis führt zu Auslegungsspielräumen. Dies ist häufig
mit späteren Auseinandersetzungen verbunden. Soweit Bieter die Risiken einer unge-
Teilweise trifft die Bauverwaltung in den Vorbemerkungen zur Leistungsbeschrei-
nauen Leistungsbeschreibung als Wagnis in ihre Preise einkalkulieren, ohne dass der
bung und in den BVB Regelungen, die so wesentlich von der VOB/B abweichen,
Auftraggeber dies bei der Angebotsprüfung und -wertung erkennen kann, können sie zu
dass sie gegen das Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen
Wettbewerbsverzerrungen und Mehrkosten führen. In besonderen Fällen sind mangel-
Geschäftsbedingungen (AGB-Gesetz) verstoßen und daher unwirksam sind. Dies
hafte Bauleistungen die Folge.
kann die Ausgewogenheit der VOB/B hinsichtlich der Interessen von Auftragnehmer
und Auftraggeber so stark stören, dass jede einzelne Regelung der VOB/B einer
Inhaltskontrolle nach § 9 AGB-Gesetz unterliegt. Dies führt dann zur
80
Zu den Verdingungsunterlagen und ihren Bestandteilen siehe § 9 und § 10 Nr. 1 Abs. 1 - 2 und Nrn. 2 - 4 VOB/A sowie die
Aufzählung in § 1 Nr. 1 VOB/B. Für den Fall von Widersprüchen im Vertrag ist in den Allgemeinen Vertragsbedingungen die
Rangfolge der Vertragsbestandteile dahingehend geregelt, dass der jeweils konkretere und einzelfallbezogene Vertrags-
bestandteil Vorrang vor dem jeweils allgemeineren Vertragsbestandteil hat (§ 1 VOB/B). Die Leistungsbeschreibung ist dem
gemäß der Vertragsbestandteil mit dem größten Gewicht.
81
Die Einbeziehung der VOB/B und VOB/C als Bestandteil des Vertrages ist in § 10 Nr. 1 Abs. 2 VOB/A verbindlich vorge- 82
schrieben und geschieht z. B. über das Vertragsmuster EVM (B) Ang des Vergabehandbuches. Die zusätzlichen Vertragsbedin- Vergleiche hierzu die Bemerkung Nr. 34 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab S. 133].
83
gungen sowie die Besonderen Vertragsbedingungen sind als vorformulierte Vertragsmuster im Vergabehandbuch enthalten. Zu den Anforderungen an eine Leistungsbeschreibung siehe § 9 VOB/A und VHB, Richtlinie Nr. 1.1 zu § 9 VOB/A.

67 68
Mangelhafte Leistungsbeschreibungen führen in der Regel dazu, dass während der unbemerkt doppelt in Rechnung gestellt und abgerechnet wird. Die Bauverwaltung muss
Bauausführung zusätzliche oder vom Hauptvertrag abweichende Leistungen vereinbart solchen Irrtümern durch besondere Sorgfalt beim Erstellen und Prüfen der Aus-
werden müssen. Da diese Nachtragsangebote nicht dem Wettbewerb unterliegen, muss schreibungsunterlagen vorbeugen.
der Auftraggeber mit vergleichsweise höheren
Bei der Herrichtung eines Gebäudes zur Unter-
Preisen rechnen. Nachträge sind insoweit
bringung eines Bundesministeriums umfassten
unwirtschaftlich. Durch sie kann zudem die die auf Grund unzureichender Verdingungsun-
Wahl- und Bedarfspositionen
Kosten- und Terminkontrolle erheblich er- terlagen an ein Unternehmen beauftragten Es kann für den Auftraggeber in bestimmten Fällen vorteilhaft sein, sich in der
schwert werden oder dem Bauherrn sogar Nachtragsleistungen rd. 70 v. H. des Gesamt- Leistungsbeschreibung mehrere Möglichkeiten offen zu halten. Dies betrifft ausge-
entgleiten. auftragsvolumens. Stichprobenartige Prüfungen schriebene Leistungen,
bei den Bauhauptleistungen begründen die An-
Aus o. a. Hinweisen wird deutlich, dass mangel- nahme, dass die Kosten für die Nachtragsleis- … über deren Ausführung zum Zeitpunkt der Ausschreibung ausnahmsweise noch
hafte Leistungsbeschreibungen auch Spielräume tungen um durchschnittlich 20 v. H. überhöht nicht entschieden werden kann (Wahl- oder Alternativpositionen) oder
für Manipulationen und Ansatzpunkte für sind (rd. 4 Mio. EUR Mehrkosten). … die noch nicht konkret absehbar sind (Bedarfs- oder Eventualpositionen; z. B.
Korruption darstellen. witterungsabhängige Maßnahmen, Wasserhaltung).
Wahl- und Bedarfspositionen dürfen nur in begründeten Fällen verwendet werden. Der
Umfang der Bedarfspositionen darf in der Regel 10 v. H. des geschätzten Auftrags-
3.3.2 Einzelfragen zur Leistungsbeschreibung wertes nicht überschreiten.85
Der Bundesrechnungshof hat wiederholt fest-
Neben den vorstehenden Ausführungen zu grundsätzlichen Anforderungen an die Bei einer Umbau- und Modernisierungsmaß-
gestellt, dass Wahl- und Bedarfspositionen
nahme an Wohngebäuden schrieb das Bauamt
Leistungsbeschreibung gibt es eine Reihe weiterer Gesichtspunkte, die bei der Erstel- unbegründet und damit unzulässig waren:
für den ersten Bauabschnitt die Umsetzung
lung einer Leistungsbeschreibung von Bedeutung sind. Sie werden im Folgenden eines Stahlrohrgerüstes als Bedarfsposition aus. Sie wurden häufig deshalb ausge-
beispielhaft ohne den Anspruch auf Vollständigkeit angesprochen.
…

Dies war unbegründet, da eine Umsetzung des schrieben, weil die der Ausschreibung
Gerüstes erst bei der Beauftragung des zweiten
zu Grunde liegende Planung noch
Bauabschnittes erforderlich gewesen wäre.
Mehrfache Ausschreibung von Leistungen Außerdem überstieg der Gesamtpreis für die
nicht abgeschlossen war.
Bedarfsposition das zulässige Maß von 10 v. H. … Teilweise dienten sie lediglich zum
Der Bundesrechnungshof stößt bei seiner Prüfung von Vergaben immer wieder darauf, erheblich. Zweck der Preisabfrage, d. h. für ver-
dass eine bestimmte Leistung in unterschiedlichen Fach- oder Teillosen doppelt ausge- gabefremde Zwecke.
schrieben wird. Teilweise geschieht dies irrtümlich, teilweise aber auch in der Absicht, Ein Leistungsverzeichnis für Gerüstbauarbei-
ten an einem großen Altbau wies einen hohen … Bedarfspositionen überschritten das
für die betreffende Leistung die Wahlmöglichkeiten im Hinblick auf Angebotspreise zulässige Maß teilweise erheblich.
Anteil an Wahlpositionen aus. Der Grund
und Ausführungsoptionen zu erhöhen. hierfür waren Konzeptionsänderungen zum Der Bundesrechnungshof hat die unsachge-
Die doppelte oder mehrfache Ausschreibung einer Leistung kann Zeitpunkt der Ausschreibung. Die Wahlposi- mäße Verwendung von Wahl- oder Bedarfs-
tionen wurden in die Angebotswertung einbe- positionen insbesondere wegen damit ver-
zu Unklarheiten bei der Angebotswertung,
… zogen. Dadurch wurde ein Vergleich der An-
gebote erheblich erschwert. Während die an-
bundener Risiken bemängelt:
zu Verzerrungen des Wettbewerbs und
…

gebotenen Einheitspreissummen der Grundpo- … Angebote werden unübersichtlich,


zur Begünstigung von Manipulationen
…
sitionen zwischen rd. 2 Mio. EUR und … ihre vergleichende Wertung wird
führen.84 14 Mio. EUR lagen, führte die Einbeziehung erschwert und
der Wahlpositionen in die Auswertung zu
Soweit eine Leistung irrtümlich doppelt ausge- Für ein Museumsgebäude wurde das Errichten es ergeben sich Spielräume für Mani-
Preisen von rd. 3,5 Mio. EUR bis zu …

schrieben und beauftragt wird, ergeben sich fast eines Vordachs ausgeschrieben und für rd. pulationen.
rd. 3,8 Mrd. EUR.
zwangsläufig Auseinandersetzungen, weil bei 80 000 EUR beauftragt. Ein Jahr später wurde
einem der Unternehmen die Leistung storniert für dasselbe Museumsgebäude - ohne ersicht-
lichen Grund - in einer anderen Ausschreibung Auf Grund der o.a. Nachteile sind Wahl- und Bedarfspositionen kein geeignetes Mittel,
werden muss. Erhält jeweils das gleiche dasselbe Vordach nochmals ausgeschrieben und einen unzulänglichen Planungsstand oder vermeidbare Entscheidungsdefizite zum
Unternehmen den Zuschlag, entsteht die diesmal für rd. 170 000 EUR beauftragt. Zeitpunkt der Ausschreibung auszugleichen. Eine unzureichende Planung rechtfertigt
Gefahr, dass die einmal ausgeführte Leistung
daher die Aufnahme von Wahl- und Bedarfspositionen nicht.
84 85
Vergleiche auch § 16 Nr. 2 VOB/A. Zu Wahl- und Bedarfspositionen siehe auch VHB, Richtlinie Nr. 4 zu § 9 VOB/A.

69 70
Produktneutrale Ausschreibung markenneutrale Ausschreibung zu intensivieren. Sie ist in dieser Hinsicht bei der
Prüfung von Leistungsverzeichnissen, die durch freiberuflich Tätige erstellt werden,
Ausschreibungen haben in allen Leistungspositionen produktneutral zu sein. Nur besonders gefordert, zumal einem durch eine derartige Leistungsbeschreibung benach-
ausnahmsweise dürfen Bezeichnungen für bestimmte Erzeugnisse oder Verfahren, z. B. teiligten Bieter die gerichtliche Nachprüfung der Vergabe möglich ist.87
Fabrikatsangaben und Markennamen verwendet werden - jedoch nur mit dem Zusatz
„oder gleichwertiger Art“ -, wenn eine Beschreibung durch hinreichend genaue,
allgemein verständliche Bezeichnung nicht möglich ist.86
Mengenangaben beim Einheitspreisvertrag
Immer wieder wird - insbesondere im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung - Bauleistungen sollen in der Regel als Einheitspreisvertrag vergeben werden. Durch die
von dem Grundsatz einer produktneutralen Ausschreibung abgewichen. Dies kann zu Aufgliederung in Mengen und Einheitspreise ermöglicht der Einheitspreisvertrag auch
erheblichen Beeinträchtigungen des Wettbewerbs führen: dann eine eindeutige Abrechnung der Bauleistung, wenn die tatsächlich ausgeführten
…Da die Anbieter in der Auswahl des Fabrikats nicht mehr frei sind, unterbleiben Mengen von den ausgeschriebenen Mengen abweichen. Damit wird Unwägbarkeiten
dadurch häufig Angebote von wirtschaftlicheren Produkten, in Einzelfällen Rechnung getragen, die bei der Ausführung von Bauleistungen nicht immer vermeidbar
unterbleiben Angebote ganz. sind. Allerdings müssen die Abweichungen in einem angemessenen Rahmen liegen.
…Kleinere Hersteller werden vom Wettbewerb ausgeschlossen, die marktbeherr- Erhebliche Unterschiede (z. B. Erdaushub in der Menge von 1 m³, 10 m³ oder
schende Stellung anderer Erzeuger wird gefördert. 1 000 m³) verändern den Arbeitsaufwand (hier entweder mit Handarbeit, kleinen
Hilfsmaschinen oder Einsatz von Großgeräten) und damit die Kalkulation grundlegend.
Durch das Nennen von Erzeugnissen in einer Ausschreibung können Bieter durch
Bei Mengenabweichungen von mehr als 10 v. H. kann daher von einem der Vertrags-
…

Nachfrage bei dem Hersteller die Namen der Mitbewerber kennen lernen und
partner eine neue Vergütung verlangt werden88.
Preisabsprachen treffen.
Die ungerechtfertigte Vorgabe von Produkt- Bei der Sanierung von Wärmeversorgungsanla- Der Bundesrechnungshof hat bei seiner
Nach einer Ausschreibung von Leistungen der gen in großen Liegenschaften führten unzutref- Prüfungstätigkeit immer wieder erhebliche
bezeichnungen führt wegen der Einschrän- Betriebstechnik für ein Museum wurden bei fende Mengenermittlungen und eine unausge- Abweichungen zwischen ausgeschriebenen
kung des Wettbewerbs immer wieder zur bestimmten, mit Markennamen vorgegebenen reifte Ausführungsplanung zu 31 Nachtragsver-
Abgabe überhöhter Preise. Im Einzelfall kann und tatsächlich ausgeführten Mengen
Produkten, überhöhte Preise festgestellt, die einbarungen. Die Auftragssumme erhöhte sich
dies die Aufhebung der Ausschreibung zur erhebliche Auswirkungen auf den Gesamtange- bemängelt und auf damit verbundene Nach-
von rd. 3 Mio. EUR auf rd. 6 Mio. EUR.
Folge haben. botspreis hatten. Die Ausschreibung wurde teile hingewiesen:
daraufhin mit dem Ziel aufgehoben, bei den ent- Beim Errichten eines Museumsgebäudes über- Wesentliche Vertragsinhalte müssen
…
In den meisten Fällen, in denen in einer Aus- scheidenden Positionen günstigere Angebots- schritten die ausgeschriebenen Mengen einer neu verhandelt werden.
schreibung ein bestimmtes Produkt genannt preise zu erzielen. Leistungsposition die tatsächlich ausgeführten
wird, wäre es nach den Feststellungen des Der Auftragnehmer kann versuchen,
…
Mengen um rd. 230 v. H. Der Auftragswert für
Bundesrechnungshofes der Bauverwaltung und insbesondere den mit der Fertigstellung diese überhöhten Mengenansätze betrug durch nachträgliche Forderungen seine
der Leistungsverzeichnisse beauftragten freiberuflich Tätigen durchaus möglich gewe- rd. 770 000 EUR. im Wettbewerb angebotenen Preise zu
sen, Anforderungen an ein Erzeugnis so zu beschreiben, dass ohne die Nennung von erhöhen.
Markennamen die geforderte Qualität deutlich wird. Ein bestimmtes Erzeugnis gilt … Das Wettbewerbsergebnis kann - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - verfälscht
jedoch nicht erst dann als vorgeschrieben, wenn es durch einen Produkt-, Hersteller- werden, wenn sich durch Vergleich der unzutreffend ausgeschriebenen mit den
oder Markennamen ausdrücklich bezeichnet wird. Dies gilt vielmehr bereits dann, tatsächlich benötigten Mengen eine andere Reihenfolge der Bieter ergibt.
wenn es in der vermeintlich neutralen Leistungsbeschreibung nach Form, Stofflichkeit, … Die Kostenkontrolle des Auftraggebers wird erschwert. Haushaltsmittel werden
Aussehen und technischen Merkmalen so präzise definiert ist, dass dem Bieter keine u. U. unnötig gebunden.
Wahlmöglichkeit verbleibt. Unzutreffend ist die häufige Auffassung, eine
Beschreibung sei bereits dann ausreichend neutral, wenn neben der Vorgabe eines
Produkts der Zusatz „oder gleichwertiger Art“ verwendet wird. Es genügt nicht, das
Angebot eines gleichwertigen Produkts zuzulassen. Die zusätzliche Voraussetzung,
dass eine hinreichend genaue, allgemeinverständliche Bezeichnung nicht möglich ist,
muss ebenfalls gegeben sein. Die Bauverwaltung hat daher ihre Bemühungen um eine

87
Siehe auch die Bemerkung Nr. 34 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab S. 133]. Zum Nachprüfungsverfahren siehe Anhang 4
„EU-weite Ausschreibung“.
88
Zum Einheitspreisvertrag und zu Mengenangaben siehe § 5 Nr. 1 a VOB/A. Zu Mengenabweichungen gegenüber dem Vertrag
86
§ 9 Nr. 5 Abs. 2 VOB/A. siehe § 2 Abs. 3 VOB/B.

71 72
Stundenlohnvertrag Leistungsprogramme dürfen deshalb nur verwendet werden, wenn dies nach Abwägen
aller Umstände zweckmäßig ist90. Eilbedürftigkeit oder die Suche nach gestalterischen
Bei der Vergabe von Stundenlohnarbeiten wird - im Gegensatz zum Leistungsvertrag - Lösungen allein ist kein Grund für die Wahl dieser Ausschreibungsart. Unabdingbare
lediglich der Stundenlohn einem Wettbewerb unterstellt und vertraglich festgelegt, Planungsgrundlagen und Voraussetzungen sind
nicht aber die dabei zu erbringende Leistung. … eine genehmigte HU –Bau–,
Stundenlohnarbeiten … abschließend festgelegte Forderungen der nutzenden Verwaltung und der Bauauf-
Bei Umbau - und Erweiterungsmaßnahmen
stellen keinen Leistungsanreiz für den sichtsbehörden sowie
…
an einer Reha-Klinik lag auf Grund einer
Auftragnehmer dar und kurz bemessenen Planungs- und Ausfüh- … ein angemessenes Nutzen-Kosten-Verhältnis bei den durch Bieter erbrachten
bieten Ansätze für Manipulationen, da
… rungszeit keine sorgfältige und terminge- Planungsleistungen.
nach Beendigung der Ausführung die rechte Planung vor. Der Auftraggeber ging
Angemessenheit der dabei erbrachten daraufhin den für ihn zwar einfachen, nach
den Regelungen aber unzulässigen Weg, Pauschalvertrag
Leistungen nur sehr eingeschränkt nach-
Leistungen zu Stundenverrechnungssätzen in
vollziehbar und kontrollierbar ist. z. T. erheblichem Umfang zu vergeben (z. B. Bauleistungen können in geeigneten Fällen für eine Pauschalsumme vergeben werden,
Daher dürfen nur Bauleistungen geringeren Um- im Gewerk Dachdeckungsarbeiten in Höhe wenn
fanges, die überwiegend Lohnkosten verur- von 150 000 EUR).
… die Leistung nach Ausführungsart und Umfang genau bestimmt ist und
sachen, in Ausnahmefällen im Stundenlohn
vergeben werden89. … mit einer Änderung bei der Ausführung nicht zu rechnen ist.
Bei einem Pauschalvertrag bestehen deshalb besondere Anforderungen91 an
eine ausgereifte und bis ins Detail erarbeitete Planung und
3.3.3 Besondere Formen der Leistungsbeschreibung
…

… den Ausschluss von Risiken, die insbesondere in der Bausubstanz (z. B. Altbau-
und des Vertrages ten) oder in besonderen Teilleistungen (z. B. Erdarbeiten) liegen können.
Diejenigen Teile der Leistungen, die sich nach Art und Umfang zum Zeitpunkt der
Vergabe noch nicht genau bestimmen lassen - z. B. Gründungsarbeiten - sind zu Ein-
Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm heitspreisen zu vergeben.
Um die technisch, wirtschaftlich, gestalterisch sowie funktional beste Lösung der Bau- Die Bauarbeiten für die Herrichtung eines Altbaus Die Bauverwaltung vergab Bauleistungen
aufgabe zu ermitteln, kann die Leistung in bestimmten Fällen statt durch ein Leistungs- als Dienstsitz für ein Bundesministerium wurden wiederholt zum Pauschalpreis, um die
verzeichnis auch durch ein Leistungsprogramm beschrieben werden. Hierbei wird mit dem Ziel einer schlüsselfertigen Errichtung Abrechnung zu vereinfachen und um früh-
neben der Bauausführung auch der Entwurf dem Wettbewerb unterstellt. Das durch einen Generalunternehmer zu einem zeitig einen Festpreis garantiert zu
Pauschalfestpreis ausgeschrieben. Auf Grund der bekommen. Dieses Vorgehen führte nach
Leistungsprogramm kann sich auf das gesamte Bauwerk, aber auch auf bestimmte
unausgereiften Planung sowie der Unwäg-
Teile erstrecken. Hierfür bieten sich z. B. solche Teilleistungen an, die eine fertigungs- Feststellungen des Bundesrechnungshofes
barkeiten der Altbausubstanz waren nachträgliche
gerechte Planung erfordern oder bei denen mehrere technische Lösungen möglich sind, Planungsergänzungen sowie Mengenänderungen
teilweise deshalb nicht zum Erfolg, weil die
die nicht im Einzelnen neutral beschrieben werden können. zu erwarten. Dies bestätigte sich nach der Leistungen auf Grund eines unzureichenden
Auftragserteilung. Über mehrere Monate hinweg Planungsstandes unvollständig ausgeschrie-
Die Anwendung von Leistungsprogrammen wird allerdings durch besondere Risiken wurde über die Höhe des Pauschalpreises ben waren und weil die Baumaßnahmen in
eingeschränkt: nachverhandelt, insbesondere über im Ursprungs- Altbauten stattfanden und daher wenig für
… Der Wettbewerb kann beeinträchtigt sein, da nur bestimmte Unternehmen die leistungsverzeichnis nicht enthaltene und auf eine Pauschalvergabe geeignet waren.
Leistungsfähigkeit besitzen, sowohl Pläne auszuarbeiten als auch Bauleistungen Grund von Planungsfortschreibungen geänderte
Leistungen. Die Erhöhung des Leistungsumfanges
zu erbringen.
diente dem Auftragnehmer auch als Argument,
… Die Angebote sind nicht immer gut vergleichbar. eine Verlängerung der vertraglich festgelegten
… Auf Grund der Auslegungsspielräume von Leistungsprogrammen sowie in Fällen Bauzeit zu fordern.
nachträglicher Abweichungen vom Vertragsinhalt kann es zu schwer wiegenden
Vertragsstreitigkeiten kommen.
90
Zur Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm siehe § 9 Nrn. 10 - 12 VOB/A und VHB, Richtlinie Nr. 7 zu § 9 VOB/A.
89 91
Zum Stundenlohnvertrag siehe § 5 Nr. 2 VOB/A. Zum Pauschalvertrag siehe § 5 Nr. 1b VOB/A und VHB, Richtlinie Nr. 1.2.2 zu § 5 VOB/A.

73 74
Durch nachträgliche Leistungsänderungen
oder -ergänzungen werden die mit einem
Bei der vorgenannten Baumaßnahme wurden den
Bietern in den Verdingungsunterlagen Kalkulati-
3.4 Prüfung und Wertung von Angeboten
Pauschalvertrag angestrebten Vorteile häufig onsrisiken auferlegt: Die Bieter sollten Mengen-
in ihr Gegenteil verkehrt, weil diese Leistun- angaben in der Ausschreibung eigenverantwort- Seite
gen nicht von der Pauschale abgedeckt sind lich überprüfen, ggf. die dem Vertragsziel einer Eröffnungstermin, Zuschlags- und Bindefrist................. 76
schlüsselfertigen Fertigstellung entsprechenden
und der Auftragnehmer dies ausnutzt, den Anforderungen an die Prüfung und Wertung von
erforderlichen Mengen eigenverantwortlich ermit-
vereinbarten Pauschalpreis durch entspre- Angeboten........................................................................ 77
teln und bei evtl. Lücken der Ausschreibungsun-
chend begründete Nachtragsangebote erheb- terlagen gegenüber diesem Vertragsziel ausrei- Mängel in den Angeboten und bei der
lich aufzubessern. In diesen Fällen wird der chend Reserven kalkulieren. Der Auftraggeber Angebotswertung............................................................. 78
Bauablauf meist zusätzlich durch Verzöge- musste bei derartigen Ausschreibungsbedingun- Aufklärung des Angebotsinhalts – Verhandlungen
rungen und Auseinandersetzungen belastet. gen mit überhöhten Angebotspreisen rechnen. mit Bietern ....................................................................... 80
Änderungsvorschläge und Nebenangebote ..................... 81
Wenn die Bauverwaltung Ausführungsänderungen und Mengenmehrungen, die auf Ablauf der Zuschlags- und Bindefrist ............................. 81
Grund einer unzureichenden Planung zu erwarten sind, den Auftragnehmern als Risiko
aufbürdet, kalkulieren diese das Risiko in einer für den Auftraggeber nicht durchschau-
baren Weise in die Angebote ein. Dadurch wird die Prüf- und Vergleichbarkeit der
Angebote erschwert. Überhöhte Angebotspreise sind nicht auszuschließen. Aus diesen Eröffnungstermin, Zuschlags- und Bindefrist
Gründen hält der Bundesrechnungshof eine strikte Beachtung der Anwendungsvoraus-
setzungen für den Pauschalvertrag für unabdingbar. Nachdem in der Phase der Angebotseinholung die Bieter durch die Erarbeitung ihrer
Angebote ihren Beitrag zum Wettbewerb im Wesentlichen erbracht haben, obliegt es
dem Auftraggeber, die Angebote innerhalb der Zuschlagsfrist zu prüfen und zu werten
sowie eine Vergabeentscheidung zu treffen. Insbesondere beim Eröffnungstermin, aber
auch bei der Behandlung der Angebote während der Zuschlags- und Bindefrist muss
sich der öffentliche Auftraggeber an Regeln halten, die - ungeachtet ihres teilweise
formalen Charakters - für einen funktionierenden Wettbewerb von großer Bedeutung
sind.
Bei der Öffnung und Verlesung (Eröffnung) der Angebote gilt u.a.:
† Bis zum Eröffnungstermin sind die Angebote, die beim Eingang auf dem
ungeöffneten Umschlag zu kennzeichnen sind, unter Verschluss zu halten.
† Zur Eröffnung zuzulassen sind nur Angebote, die dem Verhandlungsleiter bei
Öffnung des ersten Angebotes vorliegen.
† Die Angebote werden in allen wesentlichen Teilen gekennzeichnet. Es wird
bekannt gegeben, ob und von wem Änderungsvorschläge oder Nebenangebote
eingereicht sind.92

92
Vergleiche § 22 VOB/A.

75 76
Der Bundesrechnungshof stellt immer wieder - nachstehend beispielhaft aufgeführt - Von einem Bauamt wurden nach Beendigung Änderungen an den Verdingungsunterlagen
Regelverstöße und Mängel beim Eröffnungstermin fest. sind unzulässig. Angebote, die diese Anfor-
der Submission alle Verdingungsunterlagen an
derungen nicht erfüllen, werden von der
den freiberuflich Tätigen zur rechnerischen und
fachtechnischen Prüfung übergeben. Das Bau-Wertung ausgeschlossen. Die übrigen Ange-
† Beim Eröffnungstermin wurde versäumt, eingereichte Angebote ordnungsgemäß zu kennzeichnen. amt kontrollierte die eingereichten Leistungs-
bote sind rechnerisch, technisch und wirt-
† Räume, in denen der Eröffnungstermin stattfand, waren unzureichend gekennzeichnet; dies kann verzeichnisse hinsichtlich fehlender oder fehler-
schaftlich zu prüfen. Die rechnerische
dazu führen, dass Bieter sich bei der Angebotsabgabe verspäten können und deren u. U. günstige hafter Bietereintragungen nicht und überließ
Angebote deshalb nicht gewertet werden dürfen. Prüfung der Angebote hat allein das Bauamt
auch die Nachrechnung und das Erstellen des
In Gebäuden mit Publikumsverkehr waren Submissionsräume und Kennzeichnungsmaschinen und durchzuführen, die Vergabe dieser Leistun-
†
Preisspiegels dem freiberuflich Tätigen.
- in Abwesenheit von Mitarbeitern der Bauverwaltung - unverschlossene Arbeitszimmer sowie gen an freiberuflich Tätige ist nicht gestattet.
Bieterunterlagen auf Tischen frei zugänglich. Der Bundesrechnungshof hat die Einführung dieser Regelung93 als Maßnahme zur
† Verspätet eingegangene Angebote wurden nicht regelgerecht behandelt. Korruptionsvorbeugung empfohlen und prüft ihre Einhaltung. Die Regelung dient ins-
† Den Preis betreffende Angaben (z. B. Nachlässe in Angebotsbegleitschreiben) wurden bei der besondere dazu, Auffälligkeiten (z. B. fehlende Einheitspreise) durch das Bauamt
Eröffnung der Angebote nicht oder nur unzureichend erkannt oder verlesen und vermittelten kenntlich zu machen und nachträgliche Manipulationsmöglichkeiten an den Leistungs-
dadurch den Anwesenden ein unzutreffendes Bild über die Angebotspreise.
verzeichnissen weitgehend auszuschließen.
† Leere Blätter des Leistungsverzeichnisses oder dem Angebot zweimal - einmal mit Preisen und
einmal leer oder beide mit unterschiedlichen Preisen - beigefügte Seiten des Leistungsverzeichnis- Bei der Wertung der Angebote ist insbesondere die Angemessenheit der Preise sowie
ses blieben beim Eröffnungstermin unbemerkt und wurden mit Paginierstempel gelocht. - bei öffentlicher Ausschreibung - die Eignung der Bieter (Fachkunde, Leistungsfähig-
keit und Zuverlässigkeit) für die Auftragserfüllung zu beurteilen. Der Zuschlag soll auf
das Angebot erteilt werden, das unter Berücksichtigung aller technischen und wirt-
Durch derartige Nachlässigkeiten werden wesentliche Ziele des Vergabehandelns in schaftlichen, ggf. auch gestalterischen und funktionsbedingten Gesichtspunkte als das
Frage gestellt, nämlich annehmbarste erscheint. Der niedrigste Angebotspreis allein ist nicht entscheidend.
† die Transparenz des Verfahrens, Eine mangelhafte Prüfung und Wertung von Angeboten kann zu erheblichen wirt-
† die Gleichbehandlung der Bieter sowie schaftlichen Nachteilen führen. Beurteilt die Bauverwaltung z. B. die Eignung von
† der Schutz vor Manipulationen. Bietern nicht richtig, kann dies im Fall einer Auftragsvergabe zu erheblichen Verzöge-
rungen bei der Bauausführung oder zu Baumängeln führen. Täuscht sich die Bauver-
Der Bundesrechnungshof betont insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Korrup- waltung bei der Feststellung des preisgünstigsten Angebots und erteilt den Zuschlag
tionsabwehr die Bedeutung eines regelgerechten Ablaufs bei der Eröffnung der nicht an den tatsächlich Mindestbietenden, verteuert sich die Bauleistung entsprechend.
Angebote. Vor allem soll dabei verhindert werden, Wertet die Bauverwaltung die Qualitäten oder Risiken einer angebotenen Ausführungs-
† dass Bieter sich durch vorzeitige Kenntnis der Angebote von Mitbewerbern art oder eines angebotenen Fabrikats nicht zutreffend, können ebenfalls erhebliche
Vorteile verschaffen, indem sie diese gezielt unterbieten und Mehrkosten oder Baumängel entstehen.
† dass nachträgliche Ergänzungen oder verdeckte Änderungen an den Angebots- Häufig sind Nachteile auf Grund von Mängeln beim Prüfen und Werten von Angeboten
unterlagen (z. B. Austausch von Blättern und damit von Preisen) vorgenommen monetär nicht bezifferbar. Jedoch sind auch in derartigen Fällen Verstöße gegen ver-
werden. gaberechtliche Bestimmungen bedenklich, da sie den Wettbewerb beeinträchtigen94.

Mängel in den Angeboten und bei der Angebotswertung


Anforderungen an die Prüfung und Wertung von Angeboten
Mängel bei der Angebotswertung treten nach Feststellungen des Bundesrechnungs-
Um überhaupt geprüft und gewertet zu werden, müssen Angebote insbesondere hofes besonders häufig im Zusammenhang mit unvollständigen, unklaren oder
folgende Anforderungen erfüllen: geänderten Angeboten sowie in Form unzulässiger Verhandlungen mit Bietern auf. Der
† Sie sollen nur die Preise und die geforderten Erklärungen enthalten. Bundesrechnungshof sieht als wesentliche Ursache dafür die bei den Bauverwaltungen
† Sie müssen mit rechtsverbindlicher Unterschrift versehen sein. und den freiberuflich Tätigen weit verbreitete Annahme, bei Mängeln in den
Angeboten Mindestbietender aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit
† Änderungen des Bieters an seinen Eintragungen müssen zweifelsfrei sein.
Abstriche an der Ordnungsmäßigkeit des Vergabehandelns machen zu können.

93
Siehe § 23 VOB/A und VHB, Richtlinie Nr. 1.1 zu § 23 VOB/A.
94
Zur Prüfung und Wertung der Angebote siehe §§ 23 und 25 VOB/A in Verbindung mit § 21 VOB/A.

77 78
Der Bundesrechnungshof hat gegenüber den Bauverwaltungen wiederholt betont, dass Unvollständige oder unklare Angebote sowie deren nachträgliche Ergänzung oder
Verstöße gegen die Ordnungsmäßigkeit nicht ohne weiteres durch wirtschaftliche Änderung eröffnen Spielräume für Manipulationen und Ungleichbehandlungen von
Überlegungen gerechtfertigt werden können. Bietern. In derartigen Fällen könnten Bieter Angebotsmängel (z. B. fehlende oder dop-
pelte Preiseintragungen, das Fehlen von Fabrikatangaben oder der Unterschrift) je nach
Die Bauverwaltung erteilte in einigen Fällen den Zuschlag auf unvollständige Ange- Wettbewerbslage bewusst dazu benutzen, um ihre Angebote nachträglich in der für sie
bote. Dies betraf z. B. das Fehlen von günstigsten Weise zu korrigieren oder zu interpretieren. Die Wertung von mangelhaften
geforderten Einheitspreisen, Einem Mindestbietenden wurde der Zuschlag
† Angeboten kann zu einer unzutreffenden Bieterreihenfolge und einer fehlerhaften
erteilt, obwohl er zu allen 28 Forderungen nach
† Fabrikatangaben, der Angabe eines Fabrikats (von 72 Positionen
Erteilung des Zuschlages führen.95
† Angebotsseiten sowie im Leistungsverzeichnis) keine Angaben
gemacht hatte.
† rechtsverbindlichen Unterschriften. Aufklärung des Angebotsinhalts – Verhandlungen mit Bietern
Fabrikatangaben und Einheitspreise sind in der Regel maßgebliche Angebotsbestand-
teile, ohne die ein Angebot unvollständig und damit von der Wertung auszuschließen Bei Ausschreibungen darf der Auftraggeber nach Öffnung der Angebote bis zur
ist. Das Gleiche gilt für das Fehlen von Angebotsseiten und rechtsverbindlichen Unter- Zuschlagserteilung mit einem Bieter nur unter eng begrenzten Voraussetzungen
schriften. Letztere sind bei Ausschreibungen des Bundes auf besonderen Formblättern verhandeln, insbesondere um sich über
zu leisten, dabei hat sich der Bieter auch mit den Vertragsbedingungen des Bundes ein- † die Fachkunde, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Bieters,
verstanden zu erklären. Unterschriften auf Angebotsbegleitschreiben oder auf dem † Einzelheiten des Angebots und
Deckblatt des Leistungsverzeichnisses reichen regelmäßig nicht aus, weil in diesen † die Angemessenheit der Preise
Fällen unklar bleibt, ob sich die Unterschrift auf alle Angebotsteile bezieht.
Bei einer Baumaßnahme führte der vom zustän- zu unterrichten. Diese Verhandlungen dürfen
Teilweise wertete die Bauverwaltung Ange- Bei einer Ausschreibung hatte der Mindestbie- digen Bauamt beauftragte freiberuflich Tätige mit nur der Aufklärung dienen. Änderungen des
bote, bei denen die Bieter im Text von tende, der den Zuschlag erhielt, bei zwei Positi- dem preisgünstigsten Bieter ein Gespräch, um die Angebots oder der Preise oder Ver-
Leistungsverzeichnissen Änderungen onen in der Spalte Einheitspreis jeweils zwei Fachkunde und die zuverlässige Ausführung der handlungen darüber sind unstatthaft, soweit
unterschiedliche Preiseintragungen vorgenom- angegebenen Leistungen zu überprüfen. Er stellte
† zu Mengenansätzen, sie nicht aus bestimmten Gründen bei
men. Bei der Nachrechnung wurde der zum dabei Mängel hinsichtlich der technischen Lösung
zur technischen Ausführung, Gesamtbetrag der jeweiligen Position passende Nebenangeboten, Änderungsvorschlägen
und der Sicherheit fest. Daraufhin forderte der
†

† zu den Abmessungen sowie Einheitspreis als der gültige Preis angenommen, freiberuflich Tätige den Bieter auf, ein neues und Angeboten auf Grund eines Leistungs-
obwohl das Angebot nicht zweifelsfrei war. Angebot zu erstellen. Dieses enthielt neue Preise programms nötig sind.
† zum Leistungsumfang
und wiederum technische Mängel. Das Bauamt
vorgenommen hatten. In derartigen Fällen Bei der Wertung der Angebote für Leistungen Nicht immer wird diese Grenze zwischen
erteilte wegen dieser Mängel dem Min-
müssen die Angebote daraufhin untersucht der Nachrichtentechnik für ein Museumsgebäu- zulässigen
destbietenden nicht den Zuschlag, unterließ es Aufklärungsgesprächen und
werden, ob die Änderungen ein Nebenange- de wurden Einheitspreise, bei denen Unstim- unzulässigen Verhandlungen eingehalten.
aber, die unzulässigen Verhandlungen des freibe-
bot des Bieters oder eine unzulässige Ände- migkeiten im Vergleich zu den Additionssum- ruflich Tätigen zu beanstanden. Letztere waren insbesondere in solchen
men erkennbar waren, durch die Auftraggeber- Fällen festzustellen, in denen ein unvoll-
rung an den Verdingungsunterlagen gemäß
seite entsprechend „korrigiert“; außerdem wurde ständiges oder unklares Angebot vorlag. So führten z. B. fehlende Fabrikat- oder Preis-
§ 21 Nr. 1 Abs. 2 VOB/A darstellen. Ange- eine fehlende Angebotsseite nachgereicht.
bote, in denen Änderungen des Bieters an angaben häufig zu einer Nachfrage der Auftraggeberseite beim Bieter oder zu entspre-
seinen Eintragungen - ggf. nach einem Aufklärungsgespräch - nicht zweifelsfrei sind chenden Angaben oder „Klarstellungen“ durch den Bieter. Derartige „Aufklärungen“
(z. B. doppelte Preiseintragungen), müssen von der Wertung ausgeschlossen werden. sind - wenn sie nicht Geringfügigkeiten betreffen und auf die Bieterreihenfolge ohne
Sie dürfen nicht durch die Auftraggeberseite „korrigiert“ werden, da dies ebenfalls eine Einfluss sind - unzulässig, da sie Verhandlungen über eine Änderung des Angebots
unzulässige Änderung darstellt. oder der Preise darstellen. Werden auf der Grundlage solcher Verhandlungen Änderun-
gen an den Verdingungsunterlagen vorgenommen mit dem Ziel, den an sich gebotenen
Nicht bei allen Änderungen in Verdingungsunterlagen war klar, von wem und zu wel- Ausschluss zu vermeiden, ist dies zudem ein Verstoß gegen das Änderungsverbot und
chem Zeitpunkt sie vorgenommen wurden (z. B. Preiseintragungen durch Überlacken das Ausschlussgebot. Dessen sind sich freiberuflich Tätige, die in zunehmendem Maße
und Überschreiben). Die zuständigen Bauämter hatten derartige Änderungen weder mit der Wertung von Angeboten beauftragt werden, nicht immer bewusst96.
gekennzeichnet noch bei der Wertung dazu Feststellungen getroffen. Der Bundesrech-
nungshof hat darauf hingewiesen, dass Auffälligkeiten an Angeboten möglichst früh 95
Zur Wertung von unvollständigen oder geänderten Angeboten siehe § 25 Nr. 1 Abs. 1b VOB/A. Im Falle fehlender
(bei oder unmittelbar nach dem Eröffnungstermin) aktenkundig zu machen sind, um die Einheitspreise kann nach der neueren Rechtssprechung in bestimmten Fällen von einem Ausschluss des Angebotes abgesehen
werden. Näheres siehe hierzu im Anhang 5 „Zulässigkeit eines Angebots im Falle fehlender Einheitspreise“. Diese
Urheberschaft zu dokumentieren und den Verdacht zu vermeiden, die Änderungen Ausführungen dürften sinngemäß für fehlende Fabrikatsangaben gelten.
könnten erst im Geschäftsbereich des Auftraggebers vorgenommen worden sein. 96
Vergleiche auch die Bemerkung Nr. 34 aus dem Jahre 1995 [im Anhang 6 ab S. 133].

79 80
Ein besonders schwer wiegender Regelver- Bei der Baumaßnahme eines Zuwendungsempfän- Der Bundesrechnungshof hat bei seinen Prüfungen festgestellt, dass in einigen Fällen
stoß liegt dann vor, wenn der zur Anwendung gers versprach im Zuge der Vergabe der Rohbauar- die Zuschlagsfrist
der VOB/A verpflichtete Auftraggeber nach beiten ein Bieter einen Nachlass von rd. † das in der VOB vorgesehene Maß erheblich überschritt oder
Angebotsabgabe mit einem Bieter einen 1,5 Mio. EUR auf seine Angebotssumme von
Preisnachlass vereinbart und dieser erst auf 15,3 Mio. EUR unter der Bedingung, dass er ohne † auf Grund unverhältnismäßig langer Bearbeitungszeiten für die Angebotswertung
dieser Grundlage zum Mindestfordernden die in der VOB vorgesehene Zustimmung des Auf- und Auftragserteilung nicht eingehalten wurde.
wird und den Zuschlag erhält. Der Preisvor- traggebers Leistungen an Nachunternehmer ohne Eine lange Angebotsbindefrist bedeutet ein Risiko für den Anbieter. Sie kann deshalb
die Anwendung der VOB weitergeben könne. Erst
teil für den Auftraggeber rechtfertigt die zu Wagniszuschlägen führen. Eine kurze Zuschlagsfrist ist deshalb auch im Interesse
unter Berücksichtigung der nachträglichen Verein-
unzulässige Begünstigung des Bieters und die barung hatte das Angebot den niedrigsten Preis. des Auftraggebers.
Verfälschung des Wettbewerbsergebnisses Der Bieter erhielt sodann als Mindestfordernder Die Bieter sind nach Ablauf der Zuschlagsfrist nicht mehr an ihre Angebote gebunden.
nicht.97 den Auftrag. Der Auftraggeber rechtfertigte dies
Für den Auftraggeber kann eine Überschreitung der Zuschlagsfrist erhebliche Nach-
mit dem Hinweis auf eine „sparsame Mittel-
verwendung“. teilen zur Folge haben:
Bei einer Liegenschaft des Bundes wurde † Der günstigste Bieter kann aus seinem
das Auftragschreiben für Gerüstbauarbei- Angebot „aussteigen“ und Mehrforde-
Änderungsvorschläge und Nebenangebote ten an den Mindestbietenden (Auftragshöhe rungen stellen.
rd. 64 000 EUR) erst nach Ablauf der Zu- Bei anderweitiger Auftragsvergabe
Etwaige Änderungsvorschläge oder Nebenangebote müssen auf besonderer Anlage
†

schlagsfrist abgesandt. Der Bieter lehnte den


oder nochmaliger Ausschreibung sind
gemacht und als solche deutlich gekennzeichnet werden. Sie sind zu werten, es sei Auftrag ab, da er seine Gerüste anderweitig ein-
gesetzt habe. Durch die Auftragserteilung an in der Regel ebenfalls höhere Baukos-
denn, der Auftraggeber hat sie in der Bekanntmachung oder in den Vergabeunterlagen
einen anderen Bieter entstanden Mehrkosten in ten oder Terminverzögerungen mit
nicht zugelassen.
Höhe von rd. 17 000 EUR. nachteiligen finanziellen Folgen zu
Nach Feststellungen des Bundesrechnungs- Ein Bieter wies in seinem Angebotsschreiben erwarten.
hofes sind Änderungsvorschläge von Bietern darauf hin, dass gegenüber der Leistungs- Die Verwaltung muss daher alle Möglichkeiten zur Einhaltung der Zuschlagsfrist und
nicht immer als Nebenangebot deutlich beschreibung geringfügig geänderte Aus- zu einer zügigen und dennoch gründlichen Bearbeitung der Angebote ausschöpfen,
gekennzeichnet oder klar in ihrer Ausfüh- führungsarten kalkuliert seien, u. a. sei entgegen
z. B. durch
rungsart beschrieben. Vom zuständigen Bau- der Leistungsbeschreibung keine schwarze Ab-
amt wurden derartige Nebenangebote oder dichtung der erdberührten Bauteile kalkuliert. † Verbesserung der verwaltungsinternen Koordination,
Ausreichende Einzelheiten über die geänderte Verkürzung der Postwege und
Änderungsvorschläge in einigen Fällen nicht †
Ausführungsart waren weder dem Angebots-
erkannt, in anderen Fällen nicht sachgemäß schreiben noch dem Vergabevermerk oder † Terminvorgaben für die einzelnen Bearbeitungsschritte.
aufgeklärt und gewertet98. sonstigen Prüfberichten zu entnehmen. Obwohl
die geänderte Ausführungsart auf Grund ihrer
Erteilt die Bauverwaltung auf ein abweichen-
unzureichenden Beschreibung Auslegungsspiel-
des Angebot den Zuschlag, ohne dass Klar- räume bot, erhielt der Bieter den Zuschlag.
heit über die Ausführungsart besteht, geht sie
ein hohes Risiko ein, dass die Abweichung
zum Nachteil des Auftraggebers gereicht.

Ablauf der Zuschlags- und Bindefrist


Bei der Angebotseinholung ist vorzusehen, dass der Bieter bis zum Ablauf der
Zuschlagsfrist an sein Angebot gebunden ist (Bindefrist, siehe § 19 VOB/A). Die
Zuschlagsfrist soll so kurz wie möglich und nicht länger bemessen werden, als der
Auftraggeber für eine zügige Prüfung der Angebote benötigt.

97
Zu der Zulässigkeit von Aufklärungen siehe § 24 VOB/A. Siehe auch § 21 Nr. 1 Abs. 2 und § 25 Nr. 1 Abs. 1b VOB/A zur
Unzulässigkeit von Angebotsänderungen.
98
Zu Änderungsvorschlägen und Nebenangeboten und deren Wertung siehe auch § 21 Nr. 3 und § 25 Nr. 4 VOB/A.

81 82
Prüfungserkenntnisse des Bundesrechnungs-
3.5 Aufhebung von Ausschreibungen Nach Aufhebung einer EU-weit im Nichtoffe-
nen Verfahren durchgeführten Ausschreibung hofes zeigen, dass eine Freihändige Vergabe
führte das Bauamt auf der Grundlage von kos- oder ein Verhandlungsverfahren nach der
Seite tensparend abgeänderten Leistungen ein Ver- Aufhebung einer Ausschreibung nicht in
Voraussetzungen.............................................................. 83 handlungsverfahren mit den drei günstigsten allen Fällen zulässig war. Ergebnisse der
Bietern aus der aufgehobenen Ausschreibung
Freihändige Vergabe nach Aufhebung einer Freihändigen Vergabe oder eines Verhand-
durch. Das Verfahren war unzulässig. Es führte
Ausschreibung ................................................................. 83 lungsverfahrens waren teilweise gegenüber
auch nicht zu einer erheblichen Kostenminde-
rung, da der Angebotspreis des Bieters mit der der aufgehobenen Ausschreibung nicht so
Voraussetzungen günstigsten Ausführungsvariante immer noch vorteilhaft, dass sie die Aufhebung oder den
um rd. 37,5 v. H. über der Kostenermittlung zur Verzicht auf eine erneute Ausschreibung
Eine Ausschreibung kann unter bestimmten Voraussetzungen aufgehoben werden, z. B. HU –Bau– lag. rechtfertigten.
wenn die Verdingungsunterlagen geändert werden müssen oder wenn andere schwer
Nach der öffentlichen Ausschreibung eines Bei einer ungerechtfertigten Freihändigen
wiegende Gründe bestehen. Dabei sind strenge Maßstäbe anzulegen.
Gewerkes durch einen Zuwendungsempfänger, Vergabe in Verbindung mit einer ebenfalls
Teilweise haben Bauverwaltungen und Emp- Bei der Ausschreibung von Bauhauptleistungen der zur Anwendung der VOB/A verpflichtet ungerechtfertigten Aufhebung der voran-
fänger öffentlicher Zuwendungen Ausschrei- für ein Parkhaus lag das preisgünstigste Ange- war, gingen 13 Angebote ein. Der Zuwendungs- gegangenen Ausschreibung hält der Bundes-
bungen mit Hinweis auf angeblich schwer bot - dessen Preise nicht unangemessen hoch empfänger schloss die ersten 5 Bieter wegen rechnungshof den Vorwurf des Scheinwett-
fehlender Fachkunde, Leistungsfähigkeit und
wiegende Gründe aufgehoben, ohne dass ein waren - um rd. 70 v. H. über der unzutreffenden bewerbs für berechtigt. Er sieht in einem
Kostenermittlung zur HU –Bau–. Das Bauamt Zuverlässigkeit aus. Er hob die Ausschreibung
entsprechender Grund vorlag und in den Bau- derartigen Vorgehen einen erheblichen Ver-
hob die Ausschreibung nach § 26 Nr. 1c VOB/A mit dem pauschalen Hinweis auf § 26 VOB/A
unterlagen festgehalten war. Ein berechtigter auf und begründetet dies mit der erheblichen auf und vergab die Leistungen anschließend
stoß gegen die Wettbewerbsregeln101.
Grund ist nach der Rechtsprechung des Abweichung bei den Kosten. freihändig an ein Unternehmen, das im Rahmen
Bundesgerichtshofes ein dem Ausschreibenden der Ausschreibung kein Angebot abgegeben
erst nach Beginn der Ausschreibung bekannt gewordener Umstand für Änderungen der hatte. Nach Verhandlungen mit diesem Unter-
Anforderungen. Dies macht deutlich, dass sich der Auftraggeber vor der Ausschreibung nehmen lag dessen Angebotspreis geringfügig
hinreichend über die Einzelheiten der beabsichtigten Bauherstellung im Klaren sein muss. unter dem Preis des bei der Ausschreibung an
sechster Stelle gelegenen Bieters.
Der Grund für die Aufhebung darf nicht vorhersehbar gewesen sein, weshalb Fehler bei
der Bedarfsermittlung keine Aufhebung rechtfertigen. Auch liegt noch kein die
Aufhebung rechtfertigender schwer wiegender Grund darin, dass kein Angebot die
Preisvorstellungen des Auftraggebers erreicht. Dasselbe gilt, wenn der Auftraggeber erst
durch die vorgelegten Angebote darauf aufmerksam gemacht wird, dass die für die
Baumaßnahme vorgesehenen Finanzmittel nicht ausreichen.99

Freihändige Vergabe nach Aufhebung einer Ausschreibung


Nach Aufhebung einer Ausschreibung ist eine Freihändige Vergabe zulässig, wenn eine
erneute Ausschreibung kein annehmbares Ergebnis verspricht. Im Bereich der EU-
Vergabe sind nach der Aufhebung eines Offenen Verfahrens oder eines Nichtoffenen
Verfahrens besondere Bedingungen zu beachten. So erfordert in diesem Fall z. B. die
Durchführung eines Verhandlungsverfahrens100, dass die ursprünglichen Verdingungs-
unterlagen nicht grundlegend geändert werden. Ein Verhandlungsverfahren, welches
nach Aufhebung einer Ausschreibung auf der Grundlage veränderter Verdingungs-
unterlagen durchgeführt würde, wäre unzulässig. In diesem Fall ist eine erneute Aus-
schreibung geboten.

99
Zu den Zulässigkeitsvoraussetzungen für die Aufhebung einer Ausschreibung siehe § 26 Nr. 1 VOB/A und das Urteil des BGH
vom 08. September 1998 - X ZR 99/96.
100 101
Das Verhandlungsverfahren entspricht der Freihändig en Vergabe. Zur Zulässigkeit einer Freihändigen Vergabe nach Aufhebung einer Ausschreibung siehe § 3 Nr. 4e VOB/A.

83 84
sowie den Kosten- und Terminrahmen - mit
4 Bauausführung Bei einer Baumaßnahme lag zum Zeitpunkt des Er-
stellens der Leistungsverzeichnisse noch keine ge- großer Sorgfalt gestalten. Auch darf die Aus-
nehmigte Ausführungsplanung vor. Gewerkeweise führung von anspruchsvollen Bauvorhaben,
abgestimmte Schlitz- und Durchbruchpläne, aus de- die bereits in sich eine große Herausforde-
4.1 Risikobereiche und Grundlagen der nen Größe und Lage von Durchbrüchen und Schlit- rung darstellt, nicht noch durch anderweitige
zen für die Rohbauarbeiten hätten entnommen wer- Erschwernisse - z. B. Unsicherheiten in der
Bauausführung den können, fehlten. Deshalb wurden in das Leis-
Finanzierung - belastet werden102.
tungsverzeichnis für die Rohbauarbeiten in größerem
Seite Umfang Positionen für das nachträgliche Herstellen
Bauunterlagen .................................................................. 86 von Durchbrüchen und Installationsschlitzen in
Stahlbetondecken und -Wänden aufgenommen. Das
Bauunterlagen
Kostenrahmen, baubegleitende Kostenkontrolle............. 87
nachträgliche Herstellen von Durchbrüchen und
Bauzeitvorgabe ................................................................ 88 Vor Baubeginn müssen ausführliche Bau-
Schlitzen ist erheblich unwirtschaftlicher als die Her-
Terminsichernde Maßnahmen ......................................... 88 stellung während der Bewehrungs-, Schalungs- und unterlagen vorliegen103. Hierzu gehören ins-
Störungen im Bauablauf .................................................. 89 Betonierarbeiten. Abgesehen von den höheren besondere
Kosten ist es aus statischen Gründen häufig auch † fortgeschriebene Entwurfs- und Geneh-
nicht in dem gewünschten Umfang realisierbar.
Die Ausführungsphase einer Baumaßnahme wird von mehreren Risikobereichen migungspläne,
beherrscht, die den Bauablauf beeinträchtigen und zu Baumängeln führen können: Kostenberechnungen und
In einem Bauablaufplan war vorgesehen, die Aus- †

† Mangelhafte Bauunterlagen und Termindruck, führungsplanung 3 Wochen vor der Genehmigung † Leistungsverzeichnisse mit Mengenbe-
† besondere Begleitumstände eines Bauvorhabens (z. B. Baugrund, Witterung, der HU –Bau– und die Bauarbeiten 2 Monate vor rechnungen als Verdingungsunterlagen.
Genehmigung der Ausführungsunterlagen –Bau– zu
Altbausubstanz, Baukonjunktur, Reaktion der Nachbarschaft) sowie Der Bundesrechnungshof stellte immer wie-
beginnen. In den auf die Erstellung des Leistungsver-
† Vertragsverletzungen und Leistungsmängel bei der Bauausführung und -über- zeichnisses folgenden 10 Monaten schloss das Bau- der fest, dass die erforderlichen Planungsun-
wachung. amt 4 Nachtragsvereinbarungen in Höhe von rd. terlagen bei Baubeginn häufig nicht vorlagen,
Ein störungsfreier Bauablauf ist auf Grund der 24 v. H. der Auftragssumme ab. Die Nachträge wur- auch wurde die sachlich gebotene Abfolge
Ein im Rohbau befindliches Bauvorhaben des den zumeist damit begründet, dass die Leistungen
Risiken und Besonderheiten des Bauens nicht der Schritte bei der Planung und Bau-
Bundes wurde durch Auftrieb auf Grund eines nicht im Leistungsverzeichnis enthalten waren.
selbstverständlich. Die meisten Baumaßnah- Hochwassers stark geschädigt. Teilbereiche, die
ausführung nicht immer eingehalten.
men sind Unikate und deshalb - anders als zur Abdichtung gegen Hochwasser dienen soll-
Bei der Herrichtung eines bestehenden Gebäudes zur Dabei sind häufig Kettenreaktionen von
Serienprodukte - in ihrem Produktionsprozess ten, waren bei dessen Eintritt nicht fertig ge-
Unterbringung eines Bundesministerium wurde auf Störungen zu verzeichnen:
nur begrenzt optimierbar. Angesichts des stellt. Der Schaden wurde vom Bund mit meh-
Grund eines engen Terminrahmens mit der Bauaus-
Einsatzes erheblicher Finanz- und Produktions- reren Hundert Millionen EUR beziffert, darunter † Mangelhafte Ausführungspläne haben
führung begonnen, obwohl keine Ausführungsunter-
erhebliche Kosten für den Baustillstand. unzureichende Verdingungsunterlagen
mittel bei der Bauausführung ist ein reibungs- lagen vorlagen. Grundlage beim Baubeginn war eine
loser Ablauf jedoch von großer wirtschaftlicher zu diesem Zeitpunkt bereits überholte HU -Bau-. Die zur Folge, die wiederum zu Nachtrags-
Bedeutung. Baumängel oder Störungen, die zu öffentlich rechtliche Zustimmung durch die zustän- angeboten führen. Diese haben meist
Der Bund senkte kurzfristig Finanzierungsbei-
einer verlängerten Vorhaltung von Personal- träge, die zur Durchführung des umfangreichen dige Bauaufsichtsbehörde war bei Baubeginn noch überhöhte Preise.
Bauprogramms einer Stiftung dienten. Auf nicht einmal beantragt. Als sie später mit erheblichen
und Produktionskapazitäten oder einer verspä- Einschränkungen erteilt wurde, erforderten die geän-
teten Nutzung des Gebäudes führen, können Grund der reduzierten Finanzmittel musste die
Bauzeit für eine laufende Baumaßnahme um derten Vorgaben bei der zwischenzeitlich zu rd.
erhebliche wirtschaftliche Nachteile zur Folge 70 v. H. fertig gestellten Baumaßnahme umfang-
mehr als 1 Jahr verlängert werden. Als Folge
haben. In ungünstigen Fällen stellen Baurisiken des finanzierungsbedingten Eingriffs in den reiche Planungs- und Ausführungsänderungen. Auf
und Mängel in der Bauausführung die Investi- vertraglich weitgehend festgelegten Bauablauf Grund der baubegleitenden Planung entstanden im
tionen für ein ganzes Gebäude in Frage und entstanden Mehrkosten in Höhe von Vergleich zu einem regelgerechten Bauablauf ver-
führen schnell zu schwer wiegenden Auseinan- rd. 4,6 Mio. EUR. meidbare Mehrkosten in zweistelliger
dersetzungen zwischen den am Bau Millionenhöhe.
Beteiligten.
102
Um Risiken bei der Ausführung einer Baumaßnahme zu vermeiden oder zu beherr- Siehe auch die Bemerkung Nr. 9 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 168].
103
Anforderungen an die Bauunterlagen vor Baubeginn siehe § 54 Abs. 1 BHO sowie Abschnitte E 3.3 und F 3 RBBau. Zu den
schen, müssen die Bauverantwortlichen alle vorhersehbaren und beeinflussbaren fortgeschriebenen Entwurfs- und Genehmigungsplänen der Ausführungsunterlage –Bau– gehören insbesondere Ausführungs-
Grundlagen und Randbedingungen - insbesondere die Bauverträge, die Bauunterlagen zeichnungen in den Maßstäben 1:50 bis 1:1, ergänzt um bautechnische und bauphysikalische Nachweise (z. B. geprüfter Stand-
sicherheitsnachweis, Wärmeschutznachweis).

85 86
… Die im Zusammenhang mit einem unzu- Bis kurz vor der Fertigstellung der im vorge- Bauzeitvorgabe
reichenden Planungsstand häufig prak- nannten Beispiel baubegleitend geplanten Her-
tizierte baubegleitende Planung bedingt richtung eines Gebäudes berichtete der mit der Für die Festlegung der Bauzeit können sehr unterschiedliche Faktoren bestimmend
unwirtschaftliche nachträgliche Ände- Kostenkontrolle beauftragte freiberuflich Tätige, sein:
rungen von bereits ausgeführten Bau- dass sich die Baumaßnahme im geplanten Kos-
tenrahmen bewege. Eine Woche vor Übergabe Die Nutzung des Gebäudes.
arbeiten, behindert den Ablauf der
†

des Gebäudes wurden durch „überraschende Der optimale Einsatz von Gerät und Personal der ausführenden Unternehmen.
Bauarbeiten und beeinträchtigt die Nachtragsforderungen“ Mehrkosten von rd.
†

Kontrolle und Steuerung der Kosten 4 Mio. EUR bekannt. Der freiberuflich Tätige † Der Finanzierungsaufwand während der Bauzeit.
und Termine104. räumte ein, dass ihm die Kostenkontrolle „aus Zu lange Bauzeiten sind vor allem unter Finanzierungsgesichtspunkten, aber auch unter
dem Ruder gelaufen“ sei. baubetrieblichen Gesichtspunkten unwirtschaftlich:
† Die Übergabe des Gebäudes wird hinausgeschoben.
† Die investierten Baumittel bleiben für den Nutzer solange ohne Gegenwert.
Kostenrahmen, baubegleitende Kostenkontrolle † Die Produktionsmittel der Bauunternehmen werden nicht genügend ausgelastet.

Für die Ausführung einer Baumaßnahme ist nicht nur die Planungskonzeption, sondern Kurze Bauzeiten sind zwar unter Finanzierungsgesichtspunkten vorteilhafter. Unter
auch der veranschlagte Kostenrahmen verbindlich. Liegen ausführliche Pläne nicht vor, baubetrieblichen Gesichtspunkten haben sie jedoch Risiken und Nachteile, z. B.
so ist die Kostenberechnung in der Regel mit großen Unsicherheiten behaftet. Ohne Bei einem Neubau eines Betriebswerks † Baumängel auf Grund von Zeitdruck
einen zuverlässig ermittelten Kostenrahmen fehlen wesentliche Grundlagen und Maß- rechnete die zuständige Verwaltung auf Grund und sich gegenseitig behindernde Bau-
stäbe für eine wirksame baubegleitende Kostenkontrolle und die Beurteilung der Wirt- der vorgegebenen kurzen Fristen für die arbeiten.
schaftlichkeit der Angebote. Planung und Bauausführung mit um bis † Mehrkosten, wenn Feiertags- oder
zu 25 Mio. EUR höheren Kosten. Dennoch Nachtarbeit eingesetzt oder wenn die
Trotz aller Sorgfalt bei den bauvorbereitenden Planungsschritten, den Kostenberech- sollte die zeitliche Minimierung bei der Planung
nungen und den Ausschreibungen, ist es manchmal unvermeidbar, dass Kostenabwei- wirtschaftliche Auslastungsgrenze der
und Baudurchführung Vorrang vor anderen
chungen auf Grund spezifischer Unwägbarkeiten auftreten. Häufige Ursachen hierfür Kriterien haben, um den festgesetzten Termin
Produktionsmittel überschritten wird.
sind insbesondere für die Inbetriebnahme einzuhalten. Die Ist die Gesamtzeit für die Durchführung eines
Verwaltung verzichtete auf die Ausführungs- Bauprojektes (Planung einschließlich Bau-
† der Wettbewerb und die Baukonjunktur sowie planung als Grundlage für Ausschreibungen und ausführung) knapp bemessen, führt dies meist
† unvorhersehbare Verhältnisse (z. B. im Baugrund, in der Altbausubstanz, versuchte, dem zeitlich eng gesteckten Rahmen
zu
Witterung). des Bauvorhabens in Form einer
baubegleitenden Planung Rechnung zu tragen. † einem verfrühten Baubeginn und
Je genauer die baubegleitende Kostenkontrolle ist, desto früher können drohende Dies führte zu zahlreichen Änderungen der † einer baubegleitenden Planung mit den
Budgetüberschreitungen durch Gegenmaßnahmen ausgeglichen oder aufgefangen Planung und der beauftragten Leistungen. bereits oben dargestellten nachteiligen
werden. Soweit Einsparungen zum Ausgleich von Kostensteigerungen nicht möglich Folgen.
sind, müssen für unabweisbare Mehrkosten die benötigten Mittel rechtzeitig beantragt
und genehmigt werden, um eine Verzögerung der Bauarbeiten oder sogar einen Nicht immer sind bei Baumaßnahmen des Bundes enge Terminrahmen und die daraus
Baustillstand wegen fehlender Haushaltsmittel zu vermeiden. Bemühungen, während erwachsenden Risiken und Nachteile gerechtfertigt. Häufig drängt die nutzende
der Baudurchführung den Kostenrahmen einzuhalten, müssen dort ihre Grenzen finden, Verwaltung nach Abschluss der Planungsphase auf eine rasche Fertigstellung des
wo im Falle unabweisbarer Mehrkosten sinnvolle Einsparpotenziale erschöpft sind und Gebäudes. Dies ist insbesondere dann wenig überzeugend, wenn zuvor durch unklare
Einsparungen zu unwirtschaftlichen Lösungen führen würden.105 Vorgaben sowie zeitaufwendige Abstimmungen und Änderungswünsche der nutzenden
Verwaltung die Planung unnötig zu Lasten der Bauausführungszeit verzögert wurde.

Terminsichernde Maßnahmen
Wenn der Terminrahmen für die Ausführung einer Baumaßnahme knapp bemessen ist,
bedient sich die Bauverwaltung häufig einer differenzierten Terminsteuerung und
-kontrolle mit Unterstützung durch freiberuflich Tätige.
104
Siehe auch die Bemerkung Nr. 45 aus dem Jahre 1999 [im Anhang 6 ab S. 178].
105
Zur Verbindlichkeit des Kostenrahmens siehe §§ 24 und 54 BHO. Wesentliche Voraussetzungen für die Wirksamkeit einer baubegleitenden Terminsteue-
87 88
rung sind diejenigen Bestimmungen in den Bauverträgen, mit denen die Termine und Eine Bauverwaltung setzte sich nach Fertigstel- Wenn Auftragnehmer Vertragspflichten
Fristen verbindlich festgelegt sind. Außerdem lung eines Gebäudes mit Auftragnehmern über sowie Weisungen der Bauverwaltung wieder-
können Vertragsstrafen und Beschleuni- Bei der Herrichtung eines Altbaus zur Unter- eine Bauzeitverlängerung auseinander. Die Ver- holt nicht nachkommen, stellt sich die Frage
gungsvergütungen vereinbart werden, um bringung eines Bundesministeriums vereinbarte waltung konnte dabei die Frage, wer die Verlän- nach einem Auftragsentzug und einer Ersatz-
Auftragnehmern verstärkte Anreize zu geben, die Bauverwaltung Vertragsstrafen für die als gerung zu vertreten hatte und ob diese auf eine vornahme. Die Bauverwaltung greift wäh-
vereinbarte Bauzeiten einzuhalten oder zu Generalunternehmer-Leistung vergebenen Bau- nicht fristgerechte Bereitstellung von Plänen rend einer laufenden Maßnahme nur zöger-
arbeiten sowie für die anderweitig beauftragten zurückzuführen war, nachträglich anhand der
unterschreiten. lich zu diesen letzten Mitteln, da sie meist die
vorgezogenen Abbruch- und Demontagearbei- projektbegleitend geführten Unterlagen nicht
ten. Nach Beendigung der Abbrucharbeiten ent- damit verbundenen Risiken scheut (z. B.
Der Bundesrechnungshof stellt allerdings beantworten.
stand ein Baustillstand von rd. einem Monat, da Verzögerungen, Mehrkosten, ungewisser
immer wieder fest, dass Vertragsstrafen im Ausgang einer gerichtlichen Auseinanderset-
sich die Vergabe der folgenden Generalunter- Nachdem bei einer gerade fertig gestellten Bau-
Ergebnis nicht wirksam sind, weil die Bauzeit nehmer-Leistung verzögert hatte. Während zung). Sie hofft darauf, Konflikte und Forde-
maßnahme eine betriebstechnische Anlage ausge-
nicht realistisch veranschlagt, der Leistungs- deren Ausführung forderte der Generalunterneh- fallen war, schaltete die Bauverwaltung Gutachter rungen nach Beendigung der Bauarbeiten
umfang nachträglich erweitert oder dem Auf- mer eine nachträgliche Verlängerung der ver- ein. Versuche der Bauverwaltung, die Gutachter- aufarbeiten und durchsetzen zu können (z. B.
tragnehmer aus anderen, von der Bauverwal- einbarten 15-monatigen Bauzeit, die er mit kosten den Auftragnehmern anzulasten, welche durch Abzüge von der Schlussrechnung). Die
tung zu vertretenden Gründen Gelegenheit erheblichen nachträglichen Zusatzleistungen für das Funktionsfähigkeit der Anlage verant- Bauverwaltung muss in solchen Fällen aller-
gegeben wird, sich der Termineinhaltung zu und Änderungen begründete. wortlich waren, führten nicht zu dem gewünsch-
dings damit rechnen, dass der Anspruchs-
entziehen. ten Erfolg
„ wegen des hohen Umfangs der beauftragten gegner sich nachträglichen Forderungen zu
Da sich bei der Vereinbarung von Vertragsstrafen für den Bieter das Wagnis erhöht, Gutachterleistungen, entziehen sucht, indem er auf die vorange-
wird er dies in seinen Angebotspreis einkalkulieren. Daher sollten Vertragsstrafen nur „ weil den Auftragnehmern keine Nachbesse- gangene Duldung von Leistungsmängeln
dann vorgesehen werden, wenn sie zur Einhaltung von Terminen zwingend notwendig rungsrechte als Alternative zur Einschaltung oder auf die Vermischung von - nachträglich
und im Bedarfsfall auch durchsetzbar sind. von Gutachtern eingeräumt wurden und schwer aufzuklärenden - Verantwortlichkei-
„ wegen der fehlenden Aufschlüsselung und ten verweist.
Zuordnung auf die von den Auftragnehmern
Störungen im Bauablauf verursachten Mängel.

Die Ausführungsphase einer Baumaßnahme ist auf Grund ihrer Dynamik und der Viel-
zahl der an ihr Beteiligten in besonderem Maße gefährdet, durch unsachgemäßes Vor- Um Vertragsverstöße, Eigenmächtigkeiten und Leistungsmängel von Auftragnehmern
gehen sowie eigenmächtiges oder vertrags- zu vermeiden oder abzustellen, sollte die Bauverwaltung
widriges Handeln von Beteiligten außer Bei der Ausführung einer Baumaßnahme des … frühzeitig und angemessen reagieren,
Kontrolle zu geraten. Fehlt ein straffes Bau- Bundes äußerte die Bauverwaltung gegenüber
vorbeugend deutlich machen, dass sie notfalls bis zur letzten Konsequenz
management, kann es leicht zu einer Häufung Auftragnehmern wiederholt Vorwürfe eines
…

(Vertragskündigung) gehen wird,


von Störungen im Bauablauf sowie zu vertragswidrigen Verhaltens. Sie verzichtete je-
unübersichtlichen Überschneidungen von doch auf zeitnahe durchgreifende Maßnahmen … die Verantwortlichkeiten der Auftragnehmer vertraglich eindeutig und umfassend
(z. B. in Verzug setzen, Vertragskündigung, Er- festlegen,
Verantwortlichkeiten und unentwirrbaren satzvornahme) und stellte die Klärung von An-
gegenseitigen Schuldzuweisungen kommen. sprüchen und die Durchsetzung von monetären … eine ausreichende Dokumentation des Bauablaufes sicherstellen,
Nicht in allen geprüften Fällen war die Forderungen bis zur Fertigstellung der Baumaß- … unnötige Eingriffe in Verantwortungsbereiche von Auftragnehmern vermeiden.
projektverantwortliche Bauverwaltung in der nahme zurück. Die nachträgliche Aufarbeitung
Lage, Regel- und Vertragsverstöße und und die dabei erzielten Vergleiche erbrachten
Beeinträchtigungen des Bauablaufs (z. B. für den Bund nicht die ursprünglich angestreb-
durch baubegleitende Planung, Terminüber- ten Ergebnisse. Die Bauverwaltung selbst führte
schreitungen, Behinderungen und Ausfüh- dies nachträglich u. a. auf die vorangegangene
Duldung sowie eine unübersichtliche Vielzahl
rungsänderungen) abzustellen sowie anhal- weiterer Gründe und Verantwortlichkeiten
tende Konflikte mit Unternehmen oder zurück.
freiberuflich Tätigen beizulegen.

89 90
Teilweise handelte es sich dabei um so
4.2 Nachträgliche Vereinbarung von Leistungen Die Bauverwaltung beauftragte die Errichtung
eines Dachfanggerüstes als Nachtrags- genannte Nebenleistungen, die in den Allge-
während der Bauausführung vereinbarung zum Hauptauftrag Dach- meinen Technischen Vertragsbedingungen
deckerarbeiten, obwohl im Hauptauftrag für für Bauleistungen enthalten und vom
die Gerüstarbeiten der Ausbau des Gerüstes Auftragnehmer ohne gesonderte Vergütung zu
Seite als Dachfanggerüst vorgesehen war.
erbringen sind (z. B. Baureinigungsarbeiten).
Da sie somit bereits in die Preise der entspre-
Zusätzliche oder geänderte Leistungen ........................... 91 Bei einer Baumaßnahme wurden im Zuge von chenden Aufträge einkalkuliert sind, führt ihre
Unnötige Nachaufträge für bereits beauftragte Rest-, Umbau- und Ergänzungsarbeiten inner- gesonderte Beauftragung zu einer Dop-
Leistungen........................................................................ 91 halb eines Jahres gesondert Baureinigungsar- pelvergütung. Durch eine eingehende Kennt-
Neue Preise bei Mengenänderungen ............................... 92 beiten in Höhe von rd. 30 000 EUR in Auftrag
nis der Vertragsbestimmungen sowie eine
gegeben, obwohl solche gemäß § 2 Nr. 1
VOB/B und DIN 18299 Nr. 4.1.11 VOB/C als sorgfältige Bauüberwachung ist sicher-
Nebenleistungen vereinbart und damit bereits zustellen, dass vertraglich bereits vereinbarte
im Preis der Hauptleistung enthalten waren. Leistungen nicht erneut und gesondert
Zusätzliche oder geänderte Leistungen beauftragt werden. In diesem Zusammenhang
ist auch besonders darauf zu achten, dass sich Auftragnehmer ihrer vertraglichen
Wenn während der Bauausführung von den Bauverträgen abgewichen werden muss, Verpflichtung zum Erbringen von Nebenleistungen - z. B. zur Beseitigung des von
sind die erforderlichen Nachtragsvereinbarungen für die zusätzlichen oder geänderten ihnen herrührenden Bauschutts oder der von ihnen verursachter Verunreinigungen -
Leistungen vor deren Ausführung zu vereinbaren. Die Bauverwaltung hat dabei auch nicht entziehen.
die Angemessenheit der Preise von Nachtragsangeboten zu prüfen und vom Auftrag-
nehmer die zur Ermittlung des neuen Preises erforderlichen Unterlagen und Auskünfte
zu verlangen. Neue Preise bei Mengenänderungen
Werden Preise erst nach Beginn oder Fertigstellung der Arbeiten vereinbart, wird es für Für den Fall, dass die ausgeführte Menge der unter einem Einheitspreis erfassten Leis-
den Bund als Auftraggeber schwieriger, unangemessene Preisforderungen abzuwehren tungen den Mengenansatz des Vertrages um mehr als 10 v. H. überschreitet, ist auf
und eigene Preisvorstellungen durchzusetzen. Der Bundesrechnungshof hat bei seinen Prüfun- Verlangen ein neuer Preis unter Berücksichtigung der Mehr- und Minderkosten zu ver-
Dies führt meist zu finanziellen Nachteilen, gen festgestellt, dass Preisvereinbarungen für einbaren. Größere Mengen bedeuten in der Regel niedrigere Einkaufspreise für den
da bei Nachtragsangeboten erfahrungsgemäß zusätzliche oder veränderte Leistungen häufig erst Auftragnehmer und führen darüber hinaus zu
höhere Preise zu erwarten sind als bei im getroffen wurden, nachdem die Arbeiten begon- Bei den Rohbauarbeiten für zwei Baumaßnah- niedrigeren Kostenanteilen bei der Umlage
men auf einer Liegenschaft wurden in nicht un-
Wettbewerb angebotenen Leistungen. Zudem nen oder ausgeführt waren. Die Bauverwaltung der allgemeinen Geschäftskosten auf die
erheblichem Maße Teilleistungen mit den im
ist eine zeitnahe Prüfung und Vereinbarung verzichtete teilweise darauf, sich für geänderte Leistungsverzeichnis enthaltenen Einheitsprei- Teilleistungen.
von Nachtragsleistungen auch Voraussetzung Leistungen Kalkulationen vorlegen zu lassen, die sen abgerechnet, obwohl die abzurechnenden
für eine wirksame Kostenkontrolle der
Ermittlung der neuen Preise schriftlich zu be- Die Bauverwaltung nutzte wiederholt der-
gründen und den Vermerk den Abrechnungsun- Mengen die im Leistungsverzeichnis enthalte-
gesamten Baumaßnahme.106 artige Möglichkeiten nicht, obwohl sie
terlagen beizufügen. nen Mengenansätze teilweise erheblich - wie
nachfolgend beispielhaft dargestellt - über- niedrigere Einheitspreise für die Teil-
schritten: Baugrubenaushub 218 v. H., Streifen- leistungen, die über die Toleranzgrenze
Unnötige Nachaufträge für bereits beauftragte Leistungen fundament 1 305 v. H., Betonstabstahl hinausgehen, hätte fordern können.
522 v. H., Gerüstgebrauch 188 v. H., Schalung
Die Bauverwaltung vergab in einigen Fällen Nachaufträge, obwohl die Leistungen 540 v. H., Mauerwerk innen 545 v. H., Spritz-
bewurf 506 v. H., Innenputz 496 v. H.
bereits im Hauptauftrag oder in den Hauptaufträgen anderer Auftragnehmer enthalten
waren.

106
Zur Ermittlung und Vereinbarung von Preisen bei vom Vertrag abweichenden Leistungen siehe § 2 Nrn. 3, 5 und 6 VOB/B.

91 92
Der Bundesrechnungshof hält auf Grund der
4.3 Technische Baumängel Nach dem Umbau von Gebäuden in Platten-
von ihm festgestellten Baumängel eine größere
bauweise waren Dichtungen in Bewegungs-
fugen an Fenstereinfassungen nach zwei- bis Sorgfalt bei der Planung und Bauvorbereitung
Seite vierjähriger Gebäudenutzung so stark ver- sowie eine größere Sensibilität im Hinblick auf
Mängelbeseitigung während der Bauausführung............ 94 schlissen, dass sie mit einem Kostenaufwand die Qualität der Ausführung für erforderlich.
Abnahme .......................................................................... 95 von rd. 120 000 EUR zu erneuern waren. Eine Wenn für Planungsfehler in der Phase der Bau-
Gewährleistung ................................................................ 96 solche Erneuerung wird auch künftig in Zeit- ausführung noch Korrekturmöglichkeiten
abständen von rd. 6 Jahren zu wiederholen
bestehen, sollten diese genutzt werden, um
sein. Ein derartiger Bauunterhaltungsaufwand
Bei der Instandsetzung von vier Gebäuden wur- wäre bei einer fachgerechteren konstruktiven späteren Mehraufwand und Folgekosten zu
Bei einem Bauvertrag hat der Auftraggeber Lösung vermeidbar gewesen. vermeiden. Vor allem aber sollten durch eine
den die Außenwände mit einem System aus
Anspruch auf eine Bauleistung, die Wärmedämmung, Gewebe und Außenputz ein- sorgfältige Bauüberwachung ausführungs-
† die vertraglich zugesicherten Eigen- schließlich neuer Außenfensterbänke verkleidet. bedingte Baumängel vermieden werden.
schaft hat, An keinem der Gebäude wurde das System ent-
sprechend den Herstellerangaben angebracht und
† den anerkannten Regeln der Technik verarbeitet. Bereits einige Monate nach der Ab- Mängelbeseitigung während der Bauausführung
entspricht und nahme wies die Außenputzfläche Risse auf. Zwi-
† nicht mit Fehlern behaftet ist. schen der Unterseite der Fensterbänke und dem Bei einer Baumaßnahme wurden gleichzeitig Wird die Leistung eines Auftragnehmers vor
Außenputz waren nicht verfüllte Fugen gut sicht- mehrere Gewerke ausgeführt. Weil vom Maler der Abnahme beschädigt oder zerstört, muss
Der Bundesrechnungshof hat bei Gebäuden, bar, die Fensterbänke waren zu kurz und außer-
die zum Zeitpunkt seiner Prüfungen erst seit
gestrichene Wände und Decken bei der Ausfüh- er den entstandenen Schaden tragen, da er die
dem deren Überstände vor der Außenwandfläche rung anderer Arbeiten beschädigt wurden, von ihm ausgeführten Leistungen bis zur
kurzem fertig gestellt und genutzt waren, nicht ausreichend bemessen. Darüber hinaus musste der Maler Ausbesserungsarbeiten vor-
wiederholt technische Baumängel festgestellt, fehlten bei fast allen Anschlüssen zwischen
Abnahme vor Beschädigungen zu schützen
nehmen. Die Leistungen des Malers waren zum hat. Werden Leistungen des Auftragnehmers
die weder bei der Prüfung der Planunterlagen Fenstern und Außenputz die Abdichtungen. Auch Zeitpunkt der Beschädigungen noch nicht durch
noch bei der Bauausführung noch während waren der untere waagerechte Putzabschluss aus- während der Ausführung als mangelhaft oder
den Auftraggeber abgenommen. Reparatur- und
der Bauausführung noch bei der Abnahme der gefranst und teilweise abgerissen ausgeführt. Die Ausbesserungsarbeiten des Malers in Höhe von vertragswidrig erkannt, hat der Auftragneh-
Bauleistungen erkannt und gerügt worden
zuständige Bauverwaltung hat dennoch die un- zusammen 3 900 EUR bezahlte der Bund, ob- mer diese auf eigene Kosten durch mangel-
fachgerecht ausgeführten handwerklichen Leis- wohl die Verantwortung für die erbrachten freie zu ersetzen. Kommt er der Pflicht zur
waren. tungen abgenommen und bezahlt. Durch mangel- Leistungen zum Zeitpunkt der Beschädigung Mängelbeseitigung nicht nach, so kann ihm
Häufig treffen Planungs- und Ausführungs- hafte Ausführung und Bauüberwachung sind hier noch bei dem Maler lag und damit für den Bund der Auftraggeber eine angemessene Frist zur
Schäden in Höhe von rd. 36 000 EUR entstanden. keine zusätzlichen Kosten hätten berechnet
fehler zusammen. Bei vielen der geprüften Beseitigung des Mangels setzen und erklären,
Bauvorhaben sind auf Grund von Planungs- werden dürfen. dass er ihm nach fruchtlosem Ablauf der Frist
Bei einer Baumaßnahme war die Planung und
und Ausführungsfehlern sowie mangelndem Ausführung der Dachabdichtungen so mangel- den Auftrag entziehe.
Qualitätsanspruch des Bauüberwachenden haft, dass bereits einige Monate nach der Fertig-
allein durch Eindringen von Niederschlags- Bei einer Baumaßnahme achtete die Bauleitung Der Bundesrechnungshof stellt immer wieder
stellung erhebliche Bauschäden auftraten. Die
wasser in Gebäude Schäden in Höhe von fest, dass bei der Bauüberwachung eine man-
nicht rechtzeitig auf eine mängelfreie Bauaus-
dachabdichtenden Kunststoffbahnen der Flachdä-
führung. Sie stellte fehlerhaft ausgeführte Bau-
gelhafte Bauausführung nicht oder nicht
jeweils mehreren hunderttausend EUR ent- cher wurden ungeschützt verarbeitet, zeigten unter
leistungen erst auf Hinweise der Auftragnehmer
zeitnah erkannt wird. Im Falle von erkannten
standen. anderem erhebliche Faltenbildung, gerissene
der Folgegewerke fest. Die Mängel führten zu Mängeln hat die Bauverwaltung versäumt,
Nähte, unsachgerechte Ausbildungen an Dach-
zusätzlichen Kosten bei den Nachfolgegewerken
Baumängel beeinflussen wesentlich die Qua- durchdringungen, waren undicht und verursachten die Mängelbeseitigung vom verantwortlichen
in Höhe von rd. 170 000 EUR. Die Bauleitung
lität und damit auch die Haltbarkeit und die dadurch erhebliche Feuchtigkeitsschäden im Auftragnehmer einzufordern. Teilweise führ-
beabsichtigte daraufhin, die Mehrkosten von der
Lebensdauer sowie die jährlichen Bauunter- Inneren des Gebäudes. Die geplante und ausge- ten mangelhafte Leistungen zur Behinderung
Schlussrechnung der Verursacher der mangel-
haltungskosten eines Bauwerks. Die Kosten führte Dachkonstruktion ist auf Dauer schadens- von Nachfolgegewerken. Kosten für die
haften Leistungen abzuziehen.
geneigt, so dass nur ein anderer Dachaufbau
für die Beseitigung der Mängel und von Fol- Mängelbeseitigung und mängelbedingte
weitere Bauschäden verhindern kann. Die Kosten
geschäden sowie für den mängelbedingten für die Konstruktionsänderung und die Sanierung Mehrkosten können in der Regel nur dann von der Rechnung des Verursachers abgezo-
Mehraufwand bei der Bauunterhaltung betragen insgesamt 50 000 EUR. Die schadensan- gen werden, wenn dem eine erfolglose Aufforderung zur Mängelbeseitigung voranging.
können erheblich sein. fällige Dachkonstruktion wurde an fünf weiteren Ein rechtlich unsachgemäßes Vorgehen des Auftraggebers bei der Mängelbeseitigung
Gebäuden gleicher Bauart errichtet. beeinträchtigt die Durchsetzbarkeit seiner Ansprüche. Um unnötige Mehrausgaben des

93 94
Bundes für mangelhafte Bauleistungen zu vermeiden, sollte bei der Bauüberwachung Gewährleistung
sichergestellt werden, dass Mängel zeitnah entdeckt und durch den verantwortlichen
Auftragnehmer unverzüglich beseitigt werden107. Werden Mängel erst nach der Abnahme festgestellt, hat der öffentliche Bauherr bei der
Durchsetzung seines Anspruchs auf Mängelbeseitigung die dann geltenden Besonder-
Abnahme heiten zur Beweissicherung zur Verjährungsfrist sowie die entsprechenden Regelungen
der VOB zu beachten. Die Dauer der Gewährleistungsfrist ist abhängig vom Vertrag
Nach der Fertigstellung einer Bauleistung kann der Auftragnehmer deren Abnahme und der Art der ausgeführten Leistung. Sie kann ein Jahr, zwei oder auch mehrere Jahre
durch den Auftraggeber verlangen. Der Auftraggeber kann wegen ihm bekannter betragen. Der Ablauf der Gewährleistungsfrist führt nicht zum Erlöschen der Ansprü-
Mängel Vorbehalte geltend machen und wegen wesentlicher Mängel die Abnahme bis che des Auftraggebers. Der Auftragnehmer ist aber berechtigt, die Leistung zu verwei-
zur Beseitigung verweigern. gern, indem er die Einrede der Verjährung erhebt.
Mit der Abnahme Bei einer Instandsetzung lösten sich die Schrauben, Teilweise fehlten in den Bauunterlagen
… wird die Leistung als vertragsgemäß ausgeführt gebilligt, mit denen Türdrückergarnituren befestigt waren, be- Übersichten zu den in den Bauverträgen
reits nach kurzer Zeit des Gebrauchs. Anstatt den festgelegten Verjährungsfristen (Fristen-
… beginnt die Verjährungsfrist für Gewährleistungsansprüche, Gewährleistungsanspruch über das Bauamt geltend blätter) für die Gewährleistung. Der
… geht die Gefahr für die Bauleistung auf den Auftraggeber über. zu machen, tauschte der Nutzer selbst die gelösten Bundesrechnungshof hat die Notwendig-
Schrauben gegen neue dickere Schrauben aus und
Nach der Abnahme Ein Bauamt hat folgende Planung und Ausfüh-
keit derartiger Übersichten betont, um
veränderte so die ursprüngliche Leistung. Auch die
rung als mangelfrei abgenommen: Der für die dickeren Schrauben lösten sich erneut nach kurzer mit ihrer Hilfe Gewährleistungsansprü-
können Ansprüche auf Beseitigung
che rechtzeitig vor dem vertraglich
†

Bedienung einer Heizungsanlage notwendige Zeit. Der Bundesrechnungshof hat bei seiner Prü-
bereits erkannter und nicht ausdrücklich
Schaltschrank wurde - von einem freiberuflich fung festgestellt, dass der Gewährleistungsanspruch vereinbarten Fristablauf gegenüber den
vorbehaltener Mängel nicht mehr Tätigen (Ingenieur) - in einem benachbarten gegenüber dem ausführenden Handwerker mittler- bauausführenden Unternehmen geltend
durchgesetzt werden, Raum der Heizungsanlage geplant, so dass die weile verjährt war und darüber hinaus der Auftrag- zu machen109.
† hat der Auftraggeber zu beweisen, dass räumliche Trennung beider Funktionsteile einen nehmer wegen der Eigeninitiative des Nutzers die
später festgestellte Mängel auf ver- erheblichen Bedienungsmangel darstellt, weil die Beseitigung des Mangels ablehnt.
tragswidrige Leistung zurückzuführen Auswirkungen beim Bedienen nicht an der Hei-
sind, zungsanlage beobachtbar sind. Außerdem wurde
der Schaltschrank so angeordnet, dass der nach
† können Vertragsstrafen, die nicht vorbe- Norm geforderte Fluchtweg bei geöffneten Türen
halten sind, nicht mehr verlangt werden. des Schaltschrankes nicht gegeben war.

Der Bundesrechnungshof stellt immer wieder Für ein Ziegeldach waren von einem Bauamt
fest, dass bei der Abnahme Mängel nicht er- schwarze Ziegel ausgeschrieben und beauftragt.
kannt oder wegen eines zu geringen Qualitäts- Das Ziegeldach wurde mit großflächigen erheb-
anspruches nicht gerügt werden. Dies ist be- lichen Farbschattierungen - von tiefschwarz bis
denklich, weil die Abnahme weit reichende hellgrau - hergestellt und anschließend vom Bau-
amt abgenommen und vollständig ohne Preis-
rechtliche Folgen hat. Sie erschwert dem Auf-
minderung bezahlt.
traggeber die Durchsetzung von bis dahin nicht
geltend gemachten Ansprüchen auf die Besei- Die Durchgangshöhe für eine Fluchttreppe eines
tigung von Mängeln sowie auf Minderung und Flughafentowers betrug nur 1,70 m. Neben er-
Schadensersatz erheblich. Deshalb darf die heblichen Verletzungsrisiken stellen derartig
Bauverwaltung sich nicht auf die nach der eingeschränkte Durchgangshöhen im Brandfall
Abnahme eintretende Gewährleistung verlas- eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Das Bauamt
sen, sondern muss Mängel bereits vor oder hat die Planung und Ausführung der Treppe
spätestens bei der Abnahme erkennen und abgenommen.
dementsprechende Vorbehalte machen und gegebenenfalls die Abnahme verweigern108.

107
Zur Verpflichtung des Auftragnehmers zur Mängelbeseitigung siehe § 4 Nrn. 5 und 7 sowie § 8 Nr. 3 VOB/B.
108 109
Zur Abnahme siehe § 12 VOB/B sowie die entsprechende Richtlinie des VHB. Zur Gewährleistung siehe § 13 VOB/B. Zur Einrede der Verjährung siehe VHB, Richtlinie Nr. 4 zu § 13 VOB/B.

95 96
Den vorgelegten Abschlagsrechnungen waren nur ungenügende Nachweise (z. B.
4.4 Abrechnung …

Aufmaße) beigefügt, die zudem aufgrund des Baufortschritts nicht mehr nach-
Seite geholt werden konnten.
Abschlagsrechnungen und rechnungsbegründende Der Bundesrechnungshof hat auf die Unver-
Bei einer Baumaßnahme des Bundes wurden Bau-
Nachweise........................................................................ 97 zichtbarkeit von rechnungsbegründenden
leistungen durch Abschlagszahlungen bestätigt,
Stundenlohnarbeiten ........................................................ 98 die jedoch nie ausgeführt und in der Schlussrech- Unterlagen hingewiesen. Ein gemeinsames
Lohngleitklauseln bei Bauverträgen................................ 99 nung durch im schriftlichen Vertrag nicht verein- Aufmaß ist für eine korrekte und nachvoll-
barte Leistungen ersetzt wurden. Auch andere in ziehbare Abrechnung der Bauleistungen er-
der Schlussrechnung berechnete Leistungen forderlich. Bei vom Baufortschritt verdeckten
Die Abrechnung von Bauleistungen erfolgt sowohl baubegleitend mittels Abschlags- waren nicht Bestandteil der Haupt- oder Nachauf-
rechnungen und -zahlungen als auch nach Fertigstellung durch eine Schlussrechnung. Leistungen wie Abbruch- und Schutzmaß-
träge oder es war bei ihnen kein zeitlicher oder
Bei Baumaßnahmen des Bundes darf die in Rechnung gestellte Leistung nur bezahlt nahmen ist ein zeitnahes Aufmaß von beson-
räumlicher Zusammenhang zum Auftrag er-
werden, wenn kennbar. Sie wurden durch die Auftraggeberseite derer Bedeutung. Das Anerkennen und Be-
ohne eine eindeutige Klärung der Widersprüche zahlen von Abschlagsrechnungen ohne aus-
… die Leistung in Art, Güte und Umfang, wie berechnet, vertragsgemäß und fach- reichende Nachweise der erbrachten Leistun-
anerkannt.
gerecht ausgeführt worden ist, gen bedeutet Manipulationsgefahr. Es führt
… die Vertragspreise eingehalten worden sind, Bei einer Abschlagszahlung für Bauarbeiten wur- häufig zu Überzahlungen und zu Unstimmig-
den rd. 600 000 EUR ausgezahlt. Die der Rech-
alle Maße, Mengen, Einzelansätze und Ausrechnungen richtig sind. keiten bei der Schlussrechnung. Soweit sol-
…
nung zu Grunde liegenden Aufmaße und Mengen-
berechnungen waren fachtechnisch und che Überzahlungen überhaupt erkannt wer-
Die entsprechende Prüfung und Feststellung ist eine wesentliche Aufgabe der Bauüberwa-
rechnerisch nicht geprüft. Gemeinsame örtliche den, ist ihre Rückforderung später nicht mehr
chung. Soweit sie nicht von der Bauverwaltung wahrgenommen, sondern an freiberuflich
Aufmaße und Aufmaßskizzen lagen nicht vor, in jedem Fall durchsetzbar. Unabhängig
Tätige übertragen wird, obliegt diesen laut Vertrag die Prüfung und Feststellungsbefugnis.
obwohl für rd. 400 000 EUR Sicherungs- und davon sind Überzahlungen auch deshalb zu
Die Bauverwaltung trägt jedoch - wie bei allen Tätigkeiten der von ihr beauftragten freibe-
Abbrucharbeiten abgerechnet waren, die durch den vermeiden, weil sie praktisch einen zinslosen
ruflich Tätigen - eine Mitverantwortung insoweit, dass sie die Leistungen der freiberuflich Baufortschritt nicht mehr nachvollziehbar waren. Kredit für den Auftragnehmer zu Lasten des
Tätigen zu überwachen und stichprobenweise zu überprüfen hat.110
Bundes darstellen. Dieser ist gemäß den zu-
Erst bei der Vorlage der Schlussrechnung für
Leistungen der Betriebstechnik stellte das Bauamt
sätzlichen Vertragsbedingungen des Bundes
Abschlagsrechnungen und rechnungsbegründende Nachweise fest, dass bei den bis dahin über vier Jahre ge- im Falle der Rückforderung der Überzahlung
leisteten Abschlagszahlungen Überzahlungen in mit 4 v. H. zu verzinsen.
Bei Baumaßnahmen des Bundes haben Auftraggeberseite und ausführendes Unter- Höhe von rd. 560 000 EUR entstanden waren.
nehmen die Feststellungen, die für die Abrechnung notwendig sind, dem Fortgang der
Leistung entsprechend möglichst gemeinsam vorzunehmen. Für Leistungen, die bei
Weiterführung der Arbeiten nur schwer feststellbar sind, hat der Auftragnehmer recht- Stundenlohnarbeiten
zeitig gemeinsame Feststellungen zu beantragen. Die für die Bauüberwachung Verant-
wortlichen haben gemäß den Richtlinien des Bundes Mengenberechnungen, Abrech- Stundenlohnarbeiten sind vom Auftragnehmer auf Stundenlohnzetteln kurzfristig beim
nungszeichnungen und Kostenrechnungen in fachtechnischer und rechnerischer Auftraggeber einzureichen und von diesem innerhalb von 6 Werktagen zurückzugeben.
Hinsicht unverzüglich und vollständig zu prüfen111. Dabei kann der Auftraggeber Einwendungen erheben. Nicht fristgemäß zurückgege-
bene Stundenlohnzettel gelten als anerkannt.112
Der Bundesrechnungshof hat dabei insbesondere folgende Mängel festgestellt:
Bei einer Neubaumaßnahme wurden Stundenlohn- Der Bundesrechnungshof hat bei der Prüfung
… Rechnungen und rechnungsbegründende Nachweise waren nur unzureichend arbeiten u.a. für Rohbauarbeiten in Höhe von von Stundenlohnarbeiten wiederholt auf
geprüft. rd. 58 000 EUR und für Zimmerarbeiten in Höhe unzureichende Nachweise hingewiesen und
… Die für die Bauüberwachung Verantwortlichen erkannten auch Rechnungen an, von rd. 22 000 EUR abgerechnet. Der mit der Ob- bemängelt, dass sie von der Auftraggeber-
die wegen Widersprüchen nicht nachvollziehbar waren oder die nicht ausgeführte jektüberwachung beauftragte Architekt hatte die seite teilweise nicht geprüft wurden.
Leistungen enthielten. Notwendigkeit der Stundenlohnarbeiten nicht be-
gründet und anerkannte die Stundenlohnzettel ohne
Datumsangabe.
110
Zu Mängeln bei der Abrechnung von Baumaßnahmen siehe auch die Bemerkung Nr. 50 aus dem Jahre 2000 [im Anhang 6 ab
S. 190].
111
Zur Prüfung und Feststellung von Rechnungen und rechnungsbegründenden Unterlagen siehe Anlage 1 der Vorl. VV-BHO zu
112
§ 34 BHO sowie § 14 Nr. 2 VOB/B; vgl. auch Anhang 10, Ziffer 3.5.2 RBBau. Siehe § 15 Nr. 3 VOB/B.

97 98
Häufige Mängel waren dabei z. B.
4.5 Manipulationen bei der Vergabe, Ausführung und
fehlende Begründungen für die Stundenlohnarbeiten,
…
Abrechnung von Baumaßnahmen
… fehlende Angaben zur Arbeitszeit,
… zu späte oder undatierte Anerkennung durch den Auftraggeber. Ein Bediensteter der Bauverwaltung veranlasste Der Bundesrechnungshof achtet bei seinen
Bei Stundenlohnarbeiten ist es auf Grund der Manipulationsgefahren unerlässlich, dass überflüssige Maßnahmen, erkannte Leistungen als Prüfungen von Baumaßnahmen auf Anzei-
die Bauleitung erbracht an, obwohl diese nicht ausgeführt chen von Manipulationen und Korruption. Er
worden waren und akzeptiert bei der Auftragsver- hat in seinen Bemerkungen wiederholt über
… die Arbeiten besonders sorgfältig überwacht, gabe Preise, die teilweise das Dreifache vergleich-
von ihm festgestellte Manipulationen bei
die Belege zeitnah prüft und barer Wettbewerbsergebnisse betrugen. Der Bun-
…

desrechnungshof hat zudem den Eindruck ge-


Bauvorhaben und Hinweise auf Preisab-
… dafür Sorge trägt, dass die Belege vollständig und eindeutig ausgefüllt werden. sprachen berichtet und auf z.T. erhebliche
wonnen, dass bei der Vergabe der Bauaufträge
kein ernsthafter Wettbewerb stattfinden sollte. finanzielle Nachteile für den Bund hinge-
Derselbe Bieter erhielt stets den Zuschlag. Eine wiesen115.
Kontrolle des Bediensteten durch seine Vorge-
Lohngleitklauseln bei Bauverträgen setzten fand über Jahre hinweg nicht statt. Um der Korruption vorzubeugen, sind bei
Baumaßnahmen des Bundes die Funktionen
Für Bauleistungen sind grundsätzlich feste Preise ohne Preisvorbehalte zu vereinbaren. Bei neun Beschränkten Ausschreibungen für Planung, Vergabe und Abrechnung öffentli-
Sind jedoch wesentliche Änderungen der Preisermittlungsgrundlagen zu erwarten, eine Baumaßnahme legte ein Bediensteter des cher Bauaufträge organisatorisch streng zu
deren Eintritt oder Ausmaß ungewiss ist, kann eine angemessene Änderung der Ver- zuständigen Bauamtes in der für jede Vergabe trennen und das „Vier-Augen-Prinzip“ bei
gütung in den Verdingungsunterlagen vorgesehen werden. neu zu erstellenden „Liste der aufzufordernden
Vergabeentscheidungen strikt einzuhalten.
Unternehmen“ einen nahezu identischen Bieter-
Die Änderung der Vergütung im Falle einer Bei den in einem Zeitraum von 3 Jahren geprüften kreis fest. Es fanden sich Hinweise auf Preisab- Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass
Lohnsteigerung wird mit einem so genannten Fällen betrug die Abweichung zwischen sach- sprachen der Bieter. Dem Bund entstand ein durch Beschränkte Ausschreibungen Preisab-
Änderungssatz beziffert. Der angebotene gerechtem und tatsächlichen Änderungssatz bis zu finanzieller Nachteil in Höhe von rd.
sprachen erheblich begünstigt werden. Um
Änderungssatz ist in die Wertung der Ange- rd. 1 300 v. H. Auf Grund der Hinweise des 600 000 EUR.
diese zu erschweren, hat er gefordert:
bote einzubeziehen. Bei der Ermittlung der Bundesrechnungshofes an die geprüften Bau-
Angemessenheit des Änderungssatzes haben verwaltungen konnten u. a. bei noch nicht … Im Falle einer unumgänglichen Beschränkten Ausschreibung sollte ein ausrei-
die Bauverwaltungen einschlägige Richtlinien abgerechneten Leistungen zu erwartende Über- chend großer und immer wieder wechselnder Bieterkreis zusammengestellt
zahlungen in Höhe von rd. 600 000 EUR werden.
zu beachten und nach einem vorgegebenen vermieden werden113.
Berechnungsgang zu verfahren114. … Die Liste der aufzufordernden Unternehmen sollte von Amtsvorständen oder
wechselnden Vergabebeauftragten abgeändert werden und vertraulich behandelt
Nach Feststellungen des Bundesrechnungshofes wurden die Bestimmungen nicht sowie sorgfältig verwahrt werden.
immer beachtet. In vielen Fällen prüfte die Bauverwaltung angebotene Änderungssätze … Beim Einsatz freiberuflich Tätiger sollten diese keine Bewerber bestimmen, die
nicht ausreichend. Folglich wurden überhöhte Änderungssätze vereinbart und entspre- Liste der aufzufordernden Unternehmen nicht zur Kenntnis erhalten und auch
chend überhöhte Lohnerhöhungskosten abgerechnet. keine Verdingungsunterlagen versenden oder auslegen.
… Aus den Verdingungsunterlagen sollte nicht erkennbar sein, von welchem frei-
beruflich Tätigen sie erstellt wurden.
… In den Leistungsverzeichnissen sollten nur in unbedingt erforderlichen Fällen
bestimmte Erzeugnisse, Verfahren, Ursprungsorte oder Bezugsquellen genannt
werden, um zu erschweren, dass der Bieterkreis bei einem Hersteller oder Liefe-
ranten bekannt und dieses Wissen zu Preisabsprachen genutzt wird.
Der Bundesrechnungshof hat sich auch dagegen ausgesprochen, dass Projektsteuerer
mit der Durchführung von Angebotseröffnungsterminen und dem Freigeben von
Firmenlisten bei Beschränkten Ausschreibungen betraut werden.
113
Siehe auch die Bemerkung Nr. 85 aus dem Jahre 1997 [im Anhang 6 ab S. 155].
114 115
Bestimmungen in den Verdingungsunterlagen zu Preisänderungen siehe § 15 VOB/A. Wertung des Änderungssatzes siehe Siehe hierzu auch die Bemerkungen Nr. 47 aus dem Jahre 1996 [im Anhang 6 ab S. 137] und Nr. 45.2 aus dem Jahre 1997 [ab
VHB, Richtlinie Nr. 1.2 zu § 15 VOB/A und Richtlinie Nr. 3 zu §§ 15 und 25 VOB/A. S. 152].

99 100
Der Bundesrechnungshof ist sich mit den Rechnungshöfen der Länder einig über die
wesentlichen Maßnahmen zur Korruptionsabwehr:
… Öffentliche Ausschreibung möglichst auch in den Fällen, in denen eine
beschränkte Ausschreibung zulässig wäre.
… Verbesserung der Ausbildung und Fortbildung der mit Vergaben betrauten
Bediensteten.
… Rotation Bediensteter in korruptionsgefährdeten Bereichen - soweit organisato-
risch möglich.
… Wirksamere Kontrollen der einzelnen Vergabevorgänge und des Vergabeverhal-
tens insgesamt durch Leitungskräfte.
… Wechselnder Bewerberkreis bei Beschränkten Ausschreibungen und Freihändi-
gen Vergaben.
Der Bundesrechnungshof sieht seine - wenn auch nur stichprobenweise - Prüfungen als
wesentlichen Beitrag zur Vorbeugung und Abwehr von Korruption an. Die Bauverwal-
tungen müssen damit rechnen, dass Unregelmäßigkeiten jederzeit aufgedeckt werden
können. Die Prüfungsmitteilungen des Bundesrechnungshofes fördern zudem bei der
Verwaltung die Sensibilität für Manipulationsgefahren und die Einsicht in die Bedeu-
tung von Ordnungsvorschriften. Die vorbeugende Wirkung der Prüfungs- und Bera-
tungstätigkeit wird insbesondere dann wirksam, wenn die Verwaltung Empfehlungen
des Bundesrechnungshofes in Vorschriften zur Korruptionsbekämpfung umsetzt und
selbsttätig auf deren Einhaltung achtet.

101 102
Anhang 1 Bauverwaltung der Länder
Der Bund - vertreten durch das BMVBW - hat die Erledigung seiner Bauaufgaben den
örtlichen Landesbehörden und die Leitung dieser Aufgaben den Landesvermögens- oder
Landesbauabteilungen der Oberfinanzdirektionen auf der Basis von Verwaltungsabkom-
Das Bauwesen des Bundes men mit den jeweiligen Ländern übertragen118.
Seite Der Aufbau der für den Bund wirkenden Bauverwaltung ist in den einzelnen Ländern
Bundesbauverwaltung .................................................... 103 unterschiedlich. In der Regel steht an der Spitze der Bauverwaltung das für Bauangele-
Bauverwaltung der Länder ............................................. 104 genheiten zuständige Landesministerium. Technische Aufsichtsbehörden in der
Regelungen für alle Baumaßnahmen.............................. 104 Mittelinstanz (Technische Aufsicht) sind in der Regel die bei den Oberfinanzdirektionen
Ablauf einer Großen Baumaßnahme .............................. 106 eingerichteten Landesbauabteilungen. Die einzelnen Bauämter bilden die Ortsinstanz.
Zuwendungen ................................................................. 108 Technische Aufsicht und Bauämter sind hinsichtlich der für den Bund wahrgenommenen
Veränderungen im Bauwesen des Bundes ..................... 109 Bauaufgaben fachlich nur den Weisungen der zuständigen Bundesbehörden unterworfen.
In Ergänzung zu den o. a. Verwaltungsabkommen mit den Ländern hat der Bund, vertre-
ten durch das Bundesministerium der Finanzen, gesonderte Vereinbarungen über die
Erstattung der den Ländern für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes entstehen-
den Verwaltungsaufwendungen abgeschlossen. Diese Verwaltungskostenerstattung belief
Das Bauwesen des Bundes ist nicht einheitlich gegliedert. Einen Teil seiner Baumaß- sich im Jahre 1981 auf rd. 360 Mio. EUR. Sie stieg bis zum Jahre 1989 auf 700 Mio. EUR
nahmen führt der Bund in eigener Regie durch. Den überwiegenden Teil der inländi- an und ging seither auf einen Betrag von rd. 610 Mio. EUR (im Jahre 1996) zurück. Im
schen Baumaßnahmen erledigen in seinem Auftrag die Länder im Wege der Organ- Haushaltsplan für das Jahr 1998 ist eine Gesamtsumme der zu zahlenden Erstattungen von
leihe. Sonderregelungen bestehen für die Baumaßnahmen der bundesunmittelbaren rd. 640 Mio. EUR angesetzt119.
Körperschaften und der Zuwendungsempfänger des Bundes.

Regelungen für alle Baumaßnahmen


Bundesbauverwaltung
Wegen der großen finanziellen Auswirkungen der bei Baumaßnahmen zu treffenden
Die Gesamtverantwortung für das Bundesbauwesen in den Zuständigkeitsbereichen der Entscheidungen der Verwaltung hat der Haushaltsgesetzgeber besondere Bestimmungen
Bundesbauverwaltung, der Bauverwaltungen der Länder und in Berlin obliegt dem für das Verfahren bei Baumaßnahmen getroffen. Die wichtigsten Bestimmungen enthält
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen116 (BMVBW). Oberste die Bundeshaushaltsordnung (BHO):
technische Instanzen des Bundes sind das BMVBW für die zivilen Bauaufgaben und
das Bundesministerium der Verteidigung für die Verteidigungsbauaufgaben. „Ausgaben und Verpflichtungsermächtigungen für Baumaßnahmen dürfen erst veran-
schlagt werden, wenn Pläne, Kostenermittlung und Erläuterungen vorliegen, aus
Das BMVBW leitet die Bundesbauverwaltung. Das Bundesamt für Bauwesen und denen die Art der Ausführung, die Kosten der Baumaßnahme, des Grunderwerbs und
Raumordnung ist als Bundesoberbehörde in der Regel für die Bauangelegenheiten der der Einrichtungen sowie die vorgesehene Finanzierung und ein Zeitplan ersichtlich
Verfassungsorgane des Bundes, der Obersten Bundesbehörden sowie für die Auslands- sind. Den Unterlagen ist eine Schätzung der nach Fertigstellung der Maßnahme ent-
bauten zuständig. Angemerkt sei, dass in diesem Bundesamt die frühere Bundesbau- stehenden jährlichen Haushaltsbelastungen beizufügen.“ (§ 24 Abs. 1 BHO)
direktion aufgegangen ist. Abweichend davon hat der Bund seine Bauaufgaben in „Baumaßnahmen dürfen nur begonnen werden, wenn ausführliche Entwurfszeich-
Berlin im Bereich des sog. Spreebogens einer eigens gegründeten bundeseigenen nungen und Kostenberechnungen vorliegen, es sei denn, dass es sich um kleine Maß-
Gesellschaft des privaten Rechts, der Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, übertragen117. nahmen handelt. In den Zeichnungen und Berechnungen darf von den in § 24
Die sonstigen Bauaufgaben des Bundes in Berlin werden durch drei Bundesbauämter bezeichneten Unterlagen nur insoweit abgewichen werden, als die Änderung nicht
der Oberfinanzdirektion Berlin erledigt. erheblich ist; weitergehende Ausnahmen bedürfen der Einwilligung des Bundes-
ministeriums der Finanzen.“ (§ 54 Abs. 1 BHO)

116
Im Oktober 1998 sind die Bundesministerien für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (BMBau) und für Verkehr (BMV)
118
zum Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) verbunden worden. Rechtsgrundlage für die Verwaltungsvereinbarungen ist § 8 Abs. 7 des Gesetzes über die Finanzverwaltung (Finanz-
117
Gesetz über die Bundesbauverwaltung vom 18. März 1975 (BGBl. I S. 705, 714) geändert durch Änderungsgesetz vom verwaltungsgesetz - FVG).
119
11. März 1993 (BGBl. I S. 311) sowie Gesetz über die Errichtung eines Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung vom Zu den Problemen der Verwaltungskostenerstattung siehe auch die Bemerkungen Nr. 12 aus dem Jahre 1996, Nr. 21 aus dem
15. Dezember 1997 (BGBl. I S. 2902). Jahre 1999 und Nr. 87 aus dem Jahre 2000 [im Anhang 6 auf den Seiten 136, 173 und 194].

103 104
Das Verfahren für die Planung, Durchführung und Abrechnung von Baumaßnahmen Ablauf einer Großen Baumaßnahme
des Bundes ist in den „Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des
Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen“ (RBBau) einheit- Das folgende Ablaufbild zeigt den typischen Ablauf einer Großen Baumaßnahme im
lich und verbindlich für alle beteiligten Verwaltungen geregelt. Die in Abschnitte Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltungen.
gegliederte RBBau enthält u. a. zu folgenden Themen allgemein verbindliche Regelun-
gen: Phasen einer Baum aßnahm e
… Unterhaltung der Grundstücke und baulichen Anlagen („Bauunterhaltung“
einschl. kleiner baulicher Änderungen mit Kosten von bis zu 51 129 EUR) —
Baufachliche TA/BA Nutzer
RBBau Abschnitt C. Beratung
Bauantrag
… Kleine Neu-, Um- und Erweiterungsbauten („Kleine Baumaßnahmen“ mit Kosten Prüfung, OIN
von bis zu 1 Mio. EUR) — Abschnitt D. Genehm igung, Bauantrag
… Große Neu-, Um- und Erweiterungsbauten („Große Baumaßnahmen“ mit Kosten OTI/TA
Planungsauftrag
über 1 Mio. EUR) — Abschnitt E/F.
… Bauausführung, Bauübergabe und Rechnungslegung — Abschnitte G/H/J. HU-Bau BA/ggf.FBT Einverständnis- N u tzer

Planungsphase
erklärung zur HU-Bau
… Sonderregelungen für einzelne Bereiche, z. B. für die Bauangelegenheiten des
Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundesanstalt für Arbeit — Baufachl. TA
Abschnitt L. Prüfung der H U-Bau

Nicht nur für Bundesbauten, sondern allgemein für alle Baumaßnahmen der öffentli- Festsetzung OTI
chen Hand gelten für die Vergabe, Ausführung und Abrechnung von Bauleistungen die der K osten,
G enehm ig. der H U-Bau Einstellung O IN
„Verdingungsordnung für Bauleistungen“ (VOB), ggf. die „Verdingungsordnung für in den H aushalt
Leistungen - außer Bauleistungen“ (VOL) und die „Verdingungsordnung für freiberuf- TA
AFU veranlassen

Ausführungsphase
liche Leistungen“ (VOF).
Ergänzend zu den Verdingungsordnungen hat das BMVBW das „Vergabehandbuch für BA/ggf.FBT
AFU erarbeiten
die Durchführung der Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanz-
bauverwaltungen“ herausgegeben, das zu einem einheitlichen und fehlerfreien Verwal- Bauauftrag OTI Haushaltsmittel O IN
tungshandeln beitragen soll. Das Vergabehandbuch (VHB) erläutert in Richtlinien zur erteilen zuweisen

Bauphase
VOB (Teile A und B) deren Anwendung.
Vergabe und B A /ggf.F B T

RBBau und Vergabehandbuch - die Länder haben vergleichbare Regelungen für ihre Bauüberwachung
Baumaßnahmen - sind von zentraler Bedeutung für die Abwicklung der Bauaufgaben Bauw erk BA Bauw erk N u tzer
des Bundes. Sie stellen die komprimierte Erfahrung der Verwaltung für ein wirtschaft- übergeben übernehm en
liches und ordnungsgemäßes Bauen dar. Verstöße gegen die Vorgaben der RBBau und
BA N u tzer
des Vergabehandbuchs stellen in aller Regel auch unwirtschaftliches Handeln dar. Bauunterhaltung Bauunterhaltung

AF U = Ausführun gsunterlage –B a u– B A = B au am t
FBT = Freiberuflich T ätiger (Archite kt, P laner) H U-B au = H a ushaltsunterla ge –B a u–
O IN = O berste Insta nz des N utzers O T I = O berste techn ische In stanz (B M V B W /B M Vg )
T A = T echnische Au fsicht in der M ittelinstanz

Ausgangslage ist ein ungedeckter Bedarf der nutzenden Verwaltung (des Nutzers). Der
Nutzer ermittelt seinen Bedarf und meldet diesen mit einem Bauantrag an. Dieser soll
den Stellenplan, einen Raumbedarfsplan, ergänzende Angaben zu den Nutzerforderungen,
ggf. einen Groblageplan oder Strichskizzen und eine Programmkostenermittlung
enthalten. Bei Bundeswehrbauten enthält der Bauantrag in der Regel als Nutzerforderung
die „Militärische Infrastrukturforderung“ (MIF). Die Bauverwaltung, hier die Technische
Aufsicht oder das Bauamt, soll den Nutzer beim Erarbeiten des Bauantrages unterstützen.

105 106
In dieser Phase bestimmt der Nutzer das Verfahren. Die Forderungen und Festlegungen wenn umfassend freiberuflich tätige Architekten und Ingenieure eingeschaltet werden.
des Nutzers bestimmen bereits hier weitgehend die späteren Baukosten. Die oberste Es hat dann vor allem Überwachungs- und Lenkungsaufgaben wahrzunehmen.
Instanz des Nutzers, in der Regel das Ministerium, prüft abschließend und genehmigt
den Bauantrag. Bei der Prüfung hat sie das Bundesministerium der Finanzen und das Die Ausführung der Baumaßnahme beginnt mit dem Abschluss des ersten Bauvertra-
BMVBW zu beteiligen. ges. Zu den ersten Ausschreibungen gehören in der Regel die für den Rohbau und die
technische Ausrüstung. Das Bauamt darf mit der Ausführung der Baumaßnahme erst
Voraussetzung für eine rationelle, wirtschaftliche Planung ist ein verbindliches Nut- beginnen, wenn zumindest alle Pläne und Berechnungen vorliegen, die die Ausführung
zungskonzept, das sämtliche für die bautechnische Bearbeitung wesentlichen Anforde- der Rohbauarbeiten und die technische Ausrüstung beeinflussen. Der Nutzer ist nicht
rungen eindeutig und abschließend festgelegt. Der genehmigte Bauantrag ist daher für berechtigt, in die Bauausführung einzugreifen. Etwaige Wünsche und Forderungen hat
den Nutzer und die Bauverwaltung bindend. Erhebliche Abweichungen sind nur aus er mit der Technischen Aufsicht zu klären.
zwingenden Gründen zulässig und bedürfen in der Regel als Nachtragsbauantrag wie
ein Bauantrag der Genehmigung des Bundesministeriums der Finanzen (§ 54 Abs. 1 Das Bauamt übergibt das Bauwerk oder die bauliche Anlage dem Nutzer, sobald das
Satz 2 BHO). Was an Nutzerforderungen im Bauantrag noch fehlt, muss jedoch spätes- Bauwerk zweckentsprechend genutzt werden kann, eine teilweise Übergabe ist
tens mit der Bauunterlage oder der HU –Bau– erfasst sein. zulässig. Die Baumaßnahme ist mit der Abrechnung aller damit zusammenhängender
Verträge abgeschlossen.
Der Bauantrag wird dem BMVBW als oberster technischer Instanz zugeleitet. Dieses
veranlasst mit einem Planungsauftrag die Aufstellung der Haushaltsunterlage –Bau–
(HU –Bau–), die Grundlage für die Mittelveranschlagung und -genehmigung im Haus- Zuwendungen
haltsplan des Bundes ist120. Das Bauamt untersucht verschiedene planerische Lösungs-
Neben den eigenen Baumaßnahmen des Bundes, die er mit Hilfe der staatlichen Bau-
möglichkeiten (Alternativen) und erarbeitet auf der Grundlage der vom Nutzer
verwaltungen durchführt, finanziert der Bund - zum Teil in Verbindung mit den
ausgewählten Lösung den Bauentwurf. Ggf. beauftragt sie dafür einen freiberuflich
Ländern - auch Baumaßnahmen im Rahmen von Zuwendungen. Der Begriff der
Tätigen. Die vom Bauamt aufgestellte HU –Bau– soll den Bauentwurf anhand von
Zuwendung ist im Wesentlichen als freiwillige Geldleistung eines Zuwendungsgebers
Entwurfsplänen, Erläuterungsberichten sowie Kostenberechnungen die Art der
- Bund und/oder Land - an einen Zuwendungsempfänger - z. B. ein Forschungsinstitut -
Ausführung und die erforderlichen Kosten darstellen.
für einen bestimmten Zweck - z. B. ein Gebäude - definiert. Zuwendungen finden sich
Das Bauamt legt die HU –Bau– mit der Einverständniserklärung des Nutzers der Tech- insbesondere in den Bereichen der Forschung, aber auch der Medizin und Fortbildung,
nischen Aufsicht vor. Diese prüft die HU –Bau– insbesondere auf Übereinstimmung der Kultur- sowie der Jugend- und Familienpolitik. Nur ein Teil der Zuwendungen
mit dem Bauantrag, die Vollständigkeit der Unterlagen, die Zweckmäßigkeit und Wirt- betrifft Hochbaumaßnahmen. Im Bundeshaushalt waren in den Jahren 1997 und 1998
schaftlichkeit der Planung unter Berücksichtigung der Folgekosten, der Erfüllung der insgesamt jeweils rund 1 Mrd. EUR an Zuwendungen allein für Baumaßnahmen
öffentlich-rechtlichen Bestimmungen und die Richtigkeit der Kostenschätzung. Die vorgesehen.
Technische Aufsicht legt die geprüfte HU –Bau– ihrerseits (über das Ministerium des
Da eine Vielzahl von Förderungen durch den Bund und/oder ein Land gemeinsam
Nutzers) dem BMVBW vor, das die HU –Bau– genehmigt. Die von BMVBW und
finanziert werden und dennoch eine einheitliche Handhabung der Verfahrensweise auf
Bundesministerium der Finanzen genehmigte HU –Bau– ist die haushaltsbegründende
Bundes- und Landesebene sichergestellt sein soll, stimmt das Zuwendungsrecht beider
Unterlage nach § 24 BHO für die Veranschlagung der erforderlichen Mittel im Haus-
Ebenen weitgehend überein. Das Verfahren für Zuwendungen des Bundes ist unter
haltsplan.
anderem geregelt in der Bundeshaushaltsordnung, den dazugehörigen Verwaltungsvor-
Mit der Ausführungsunterlage –Bau– (AFU –Bau–) wird die Planung im Einzel- schriften und deren Baufachlichen Ergänzungsbestimmungen (ZBau).
nen festgelegt. Die AFU –Bau– wird vom Bauamt aufgestellt und - soweit sich die
Damit der Zuwendungsempfänger bei einer beabsichtigten und zu fördernden Baumaß-
Technische Aufsicht die Prüfung vorbehalten hat - von der Technischen Aufsicht
nahme eine Zuwendung vom Bund und/oder dem Land erhält, bedarf es eines Antrages
genehmigt.
und einer Bewilligung.
Wenn die Ausgabemittel zugewiesen oder die erforderlichen Verpflichtungsermächti-
Zunächst hat der Zuwendungsempfänger die Voraussetzungen für die Planung der
gungen erteilt sind und keine anderen rechtlichen Hindernisse der Bebauung entgegen-
Baumaßnahme zu schaffen. Er stellt ein Raumprogramm auf und schließt gegebenen-
stehen, kann die Technische Aufsicht dem Bauamt den Bauauftrag erteilen.
falls mit freiberuflich tätigen Architekten und Ingenieuren Verträge und veranlasst das
Das Bauamt ist neben der Planung auch für die Durchführung der Baumaßnahme, Erarbeiten und Aufstellen der Antrags- und Bauunterlagen. Art und Umfang der Unter-
also die Beschreibung der Leistungen, die Vergabe der Aufträge, die Überwachung der lagen gibt die ZBau vor, sie entsprechen den Anforderungen der RBBau an Bauunter-
Bauausführung und die Abnahme und Abrechnung verantwortlich. Dies gilt auch, lagen. Sämtliche Unterlagen werden dem Zuwendungsgeber vorgelegt. Bei großen
Baumaßnahmen - Gesamtkosten mehr als 1 Mio. EUR - beauftragt der Zuwendungs-
120
Zu vereinfachten Verfahrensabläufen siehe den Abschnitt „Veränderungen im Bauwesen des Bundes“ auf Seite 109.

107 108
geber die Bauverwaltung mit der Wahrnehmung der baufachlichen Begleitung. Gemäß Zwischen Bund und Ländern bestehen dabei wegen der unterschiedlichen Interessen
ZBau gehören zu den wesentlichen Aufgaben der Bauverwaltung bis zur Genehmigung nahe liegende Auffassungsunterschiede. So halten die Länder einen Anteil von Eigen-
der Baumaßnahme: planungen von 15 bis 35 v. H. der Baumaßnahmen für erstrebenswert, weil sie zu Recht
… das Mitwirken bei der Vorbereitung des Antrags, davon ausgehen, dass den Bauverwaltungen im Bereich von Planung und Durchfüh-
rung so viele Eigenleistungen verbleiben müssen, dass ihnen durch die unmittelbare
… das Beraten bei der Aufstellung und Beschäftigung mit diesen Aufgaben ihre Sicherheit als fachkundiger, erfahrener und
… das Festlegen des Umfangs sowie qualifizierter Sachwalter der Bauherrn erhalten bleibt. Der Bund geht dem entgegen
… das Prüfen der Bauunterlagen. grundsätzlich vom Verzicht auf Eigenplanung aus. Allerdings besteht mit den Ländern
Bei kleinen Baumaßnahmen - Gesamtkosten bis 1 Mio. EUR - entfällt die Beteiligung Übereinstimmung in den grundsätzlichen Zielen, dass das staatliche Bauen wirtschaft-
der Bauverwaltung. licher werden soll und die für den Bund tätigen Landesbauverwaltungen verschlankt
und schrittweise auf eine Baumanagement- und Bauherrenverwaltung hin entwickelt
Der Zuwendungsgeber genehmigt das Raumprogramm und erteilt den Zuwendungs- werden sollen. Die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern sind noch im Gange.
bescheid nach positiver Beurteilung und baufachlicher Stellungnahme der Bauverwal-
tung zu den Antrags- und Bauunterlagen. Das zuständige Bauamt begleitet und kon- Unabhängig von der Frage des Aufgabenverhältnisses zwischen Bund und Ländern
trolliert stichprobenartig die Ausführung der Baumaßnahme. Der Zuwendungsempfän- wird von der Verwaltung das aufwendige Genehmigungsverfahren für die haushalts-
ger soll das Bauamt regelmäßig über den Sachstand, die Vergabearten, den Baubeginn mäßige Anerkennung des Mittelbedarfs nach § 24 BHO als Hindernis für eine zügige
und den Baufortschritt informieren. Zur Sicherung und Kontrolle der zweckentspre- und damit wirtschaftliche Bauweise angesehen. Dies hat dazu geführt, dass z. B. die
chenden Verwendung der Mittel legt der Zuwendungsempfänger nach Beendigung der Bundesministerien der Verteidigung und der Finanzen die Verfahrensabläufe für Bau-
Baumaßnahme einen Verwendungsnachweis mit dazugehörenden Baurechnungen über maßnahmen der Bundeswehr gestrafft haben. Damit kann für das Verfahren der Veran-
den Zuwendungsgeber an die Bauverwaltung vor. Sie prüft den Verwendungsnachweis schlagung insbesondere in den Fällen, in denen eine genehmigte, so genannte
in baufachlicher Hinsicht anhand der Baurechnungen. „Grundsätzliche Militärische Infrastrukturforderung“ vorliegt, an Stelle der HU –Bau–
eine vereinfachte „Bauunterlage“ genutzt werden, die im Wesentlichen aus einem bau-
Kommt es im Verlauf der Baumaßnahme zu erheblichen Abweichungen oder zu fachlichen Gutachten (RBBau K 1) und einer Kostenermittlung besteht.
wesentlichen Kostenüberschreitungen, muss der Zuwendungsempfänger vor weiteren
Ausführungen einen begründeten Nachtrag vorlegen. Die Bauverwaltung entscheidet Eine weitere Vereinfachung wird im Bereich des Bauunterhalts angestrebt. Die Bauver-
über die bautechnische Notwendigkeit des Nachtrages und der Zuwendungsgeber über waltungen der Länder erledigen bisher einen Anteil von 70 bis 80 v. H. aller Maßnah-
die Bereitstellung eventuell weiterer Mittel. men zum Bauunterhalt an Gebäuden des Bundes. Künftig soll ein größerer Teil der
Gesamtausgaben von rd. 1 Mrd. EUR, die sog. einfache Bauunterhaltung, durch die
hausverwaltenden Dienststellen (also in der Regel durch den Nutzer) wahrgenommen
Veränderungen im Bauwesen des Bundes werden.
Auf Grund der in den alten Bundesländern im Verhältnis zu den Bauausgaben zu hohen
Verwaltungskosten, dem tendenziellen Rückgang des Bauvolumens in Verbindung mit
einer Schwerpunktverschiebung hin zu Umbau und Modernisierungs-, Sanierungs- und
Bauunterhaltsarbeiten sowie der generellen Bestrebung der „Verschlankung“ des Ver-
waltungskörpers verfolgt der Bund auch im Bereich des Hochbaus für den Bund
Reformbestrebungen121.
Die Bundesregierung strebt dabei eine „Bauherrenverwaltung“ an, die sich - bei
wesentlich kürzeren und schnelleren Entscheidungswegen und größerer Kostentranspa-
renz - auf die nicht delegierbaren Bauherrenaufgaben beschränken und ansonsten auch
Planungsleistungen zunehmend an freiberufliche und ggf. gewerbliche Auftragnehmer
vergeben soll. Die erwarteten Kosteneinsparungen setzen voraus, dass es gelingt, die
Mitarbeiterzahl in den Ländern (vorwiegend in den Flächenstaaten der alten Bundes-
länder) im Ganzen etwa zu halbieren.

121
Siehe hierzu auch Berichte des BMBau (jetzt BMVBW) an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages (Haushalts-
Ausschuss-Drucksachen 13/2834 und 13/3327) und den „Dritten Bericht über die künftige Durchführung der Bauaufgaben des
Bundes“ des Bundesministeriums der Finanzen vom 16. Juni 1999.

109 110
Programmkosten
Anhang 2
Als erste Stufe der Kostenplanung sieht die RBBau die Ermittlung der Programmkosten
vor, die zu Beginn der Planung auf der Grundlage von konkreten Nutzerforderungen
vorzunehmen ist. Bei der Berechnung der Programmkosten ist von Erfahrungswerten
Richtlinien für die Kostenermittlung auszugehen, z. B. EUR je m²-Hauptnutzfläche; die Kostenansätze sind zu belegen.
Soweit Kosten nicht nach Erfahrungswerten ermittelt werden, sind überschlägige Men-
genberechnungen mit Angabe der ermittelten Kosten aufzustellen (RBBau - F 2.14).
Die RBBau regelt für alle Baumaßnahmen die einzelnen Schritte der Kostenermittlung: Diese Regelungen sind so allgemein gehalten, dass es dem Aufsteller überlassen bleibt,
welche Erfahrungswerte er dafür einsetzt und ob und welche Hilfsmittel er dabei nutzt.
Bearbeitungsphase Kostenermittlung Regelwerk Um verlässliche Kostenansätze zu erhalten, sind vergleichbare, aufbereitete Daten und
(vgl. RBBau - K 21) Informationen aus einer Vielzahl aktuell dokumentierter, abgeschlossener Baumaß-
Bauantrag Programmkosten RBBau - E 2.2 nahmen notwendig. Das Bundesamt für Raumordnung und Bauwesen sammelt
RBBau - Muster 6
Kostenvoranmeldung –Bau– Kostenschätzung RBBau - E 3.1.2
Planungs- u. Kostendaten über geplante und abgerechnete Objekte des Bundes und
(KVM –Bau–) RBBau - Muster 6 stellt sie für den BMVBW der Bundesbauverwaltung und den Finanzbauverwaltungen
RBBau - F 1 der Länder in einer Dokumentation zur Verfügung. Das Land Baden-Württemberg
HOAI § 15 Leistungsphase 2 dokumentiert im Auftrag der Länder alle Länderbaumaßnahmen zentral und stellt die
(Kostenschätzung nach DIN 276)
Haushaltsunterlage –Bau – Kostenberechnung RBBau - E 3.1.2 Ergebnisse allen Ländern zur Verfügung. Die Aufgabe wird von der Zentralstelle für
(HU –Bau–) RBBau - Muster 6 Bedarfsbemessung und wirtschaftliches Bauen (ZBWB) wahrgenommen. Auch in
RBBau - F 2 der Privatwirtschaft werden Kostensammlungen zu Baupreisen geführt und entspre-
HOAI § 15 Leistungsphase 3
(Kostenschätzung nach DIN 276)
chende Auswertungen angeboten. (Siehe auch die Bemerkung Nr. 46 aus dem Jahre
1999 [im Anhang 6 ab S. 180].)
Auf das Thema Kostenschätzung und Kostenberechnung in der HU –Bau– und deren
Die Programmkosten sind zu Beginn der Planung auf der Grundlage der Nutzerforde- Problematik in Zusammenhang mit den Honoraren freiberuflich Tätiger wird im Haupt-
rungen zu ermitteln. Die Kostenschätzung dient der überschlägigen Ermittlung der teil in Kap. 2.2 „Honorare freiberuflich Tätiger“ eingegangen. Mit den Risiken auf
Gesamtkosten und gründet sich auf Angaben des Bedarfs und planerischen Darstellun- Grund fehlerhafter Kostenermittlungen in der Bauausführung beschäftigt sich auch das
gen z. B. in Form von Strichskizzen. Die Kostenberechnung für die HU –Bau– basiert Kap. 4.1 „Risikobereiche und Grundlagen der Bauausführung“.
auf errechneten Erfahrungswerten aus Mengen- und Kostenansätzen der
Bauverwaltung oder einen für sie handelnden freiberuflich Tätigen. Der
Kostenanschlag beinhaltet je nach Projektfortschritt bereits die Preise aus vergebenen
Leistungen und dient somit der genauen Ermittlung der tatsächlich zu erwartenden
Kosten. Nach der Ausführung dient die Kostenfeststellung dem Nachweis der
tatsächlich entstandenen Kosten.
Für die Kostenangaben in der HU –Bau– ist der Preisstand zum Zeitpunkt der Auf-
stellung durch das Bauamt maßgebend (RBBau E 3.2 und Anhang 1). Sollte sich der
Preisstand zwischen Aufstellung und Genehmigung der HU –Bau– oder der Bauausfüh-
rung wesentlich verändert haben, führt dies - sofern die Maßnahme zutreffend ver-
anschlagt wurde - zwangsläufig zu Überschreitungen der genehmigten Kosten. Die
genehmigende Instanz trägt dem durch eine Fortschreibung in vereinfachten Nachträ-
gen Rechnung, die die allgemeine Kostenentwicklung auf Grund von Lohn- und Stoff-
preissteigerungen berücksichtigen.

111 112
Freiberuflich Tätige
Anhang 3
Freiberuflich Tätige im Sinne der RBBau sind Personen oder Personengruppen, die
- durch die Bauverwaltung beauftragt - für eine Baumaßnahme die Tätigkeiten von
Ingenieuren und anderen Fachleuten ausüben. Z. B. für ein einzelnes Bauwerk, eine
Aufgaben der freiberuflich Tätigen städtebauliche Anlage oder eine Landschafts- oder Verkehrsanlage. Die RBBau nennt
folgende Berufe oder Berufsgruppen als freiberuflich Tätige: Architekten, Garten- und
Die Bauverwaltung benötigt für die Planung und Durchführung in allen Phasen neben Landschaftsarchitekten, Ingenieure und sonstige Fachleute für bauliche Aufgaben124.
ihrer eigenen Fachkenntnis zusätzlich fachliche Unterstützung. Meistens von Architek- Die Aufgaben, die freiberuflich Tätige für das Planen und Durchführen von Baumaß-
ten, Ingenieuren und anderen Fachleuten, z. B. für statische Berechnungen, fachtech- nahmen übertragen werden sollen, sind in den Vertragsmustern und den Hinweisen zu
nische Planungen, Landschaftsplanungen. den Vertragsmustern der RBBau vorgegeben. Näheres regelt die Verordnung über
Honorare für Leistungen der Architekten und der Ingenieure – Honorarordnung für
Architekten und Ingenieure – (HOAI).
Nicht delegierbare Aufgaben der Bauverwaltung
Das folgende Schaubild verdeutlicht die Stellung der Bauverwaltung und die am Bau
Zu den wesentlichen Bauherrenaufgaben für die Durchführen eines Bauprojektes Beteiligten, ohne jedoch einzelne Verknüpfungen und Abhängigkeiten darzustellen.
gehört insbesondere das Treffen von Entscheidungen mit Auswirkungen auf Qualität,
Termine und Kosten. Solche Entscheidungen sind nicht delegierbar und ausschließlich Bauherr
Nutzende Verwaltung
von der Bauverwaltung wahrzunehmen122.
Auch die Vorgabe des baulichen Ziels, das Schaffen der Voraussetzungen für die Projektleitungsaufgaben der
Durchführung der Baumaßnahme sowie das Überwachen der Leistungserfüllung Bauverwaltung
bleiben unmittelbare Aufgaben der Bauverwaltung. Im Wesentlichen gehören dazu:
† Definition des mit dem Bauwerk Gewollten und Festlegungen der nutzende Projektsteuerungaufgaben
Verwaltung, der freiberuflich Tätigen
† Festlegen verbindlicher Vorgaben für die zu erbringende Leistungen, technischen Generalunternehmer
Gebäudeplanende Architekten
Lösungen und Standards, Gewerke, z.B.:
Vorgabe der Termine und Fristen, in denen die baulichen Lösungen verwirklicht Erdarbeiten

Weitere Fachplaner
†

werden sollen,

Innenarchitekt
Mauerarbeiten

Fachplaner Technik

Tragwerksplaner

Bauphysiker
† Abschluss sämtlicher Vereinbarungen mit rechtlichen und finanziellen Auswir- Zimmerarbeiten

kungen für die öffentliche Hand. Daher hat sie Stahlbauarbeiten


Klempnerarbeiten
„ das Einholen von Angeboten, deren abschließende Wertung, die Entschei-
Malerarbeiten
dung über den Zuschlag und den Vertragsabschluss,
Weitere Gewerke
„ das Verhandeln mit Bietern – so weit dies zulässig ist –,
„ insbesondere auch die abschließende Auswahl und das Beauftragen von Generalplaner
freiberuflich Tätigen sowie deren Überwachung und die Abnahme ihrer
Leistungen,
„ die Verfolgung von Schadenersatz- und Gewährleistungsansprüchen und Die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure beschreibt die Aufgaben für die
die Abnahme von Bauleistungen ordnungsgemäße Abwicklung einer Hochbaumaßnahme. Diese Aufgaben sind nach
selbst wahrzunehmen. Berufen oder Berufsgruppen jeweils getrennt beschrieben. Zum Beispiel:

Außerdem ist die Haushaltsführung und -überwachung sowie das Leisten von Zahlun- † Leistungen der Gebäudeplanung, Freianlagen und raumbildenden Ausbauten für
gen, bis zur endgültigen Feststellung der Kosten der Baumaßnahme123 Aufgabe der Architekten, Gartenarchitekten und Innenarchitekten,
Bauverwaltung im Auftrag des Bauherren. † Landschaftsplanerische Leistungen für Landschaftsarchitekten,

122
RBBau Anhang 2 „Aufgaben der Bauverwaltung“ Nr. 2 Objektbezogene Aufgaben.
123 124
RBBau Abschnitt G 3 „Kostenkontrolle während der Bauausführung“. RBBau Abschnitt K 12.

113 114
† Leistungen bei Gutachten und Wertermittlungen für sachverständige Fachleute Ziel der Projektsteuerung ist es, die Baumaßnahme im Hinblick auf
und Ingenieure, … Kostensicherheit,
† Leistungen der Tragwerksplanung, der technischen Ausrüstung, der thermischen … Termintreue und
Bauphysik, des Schallschutzes und der Raumakustik sowie der Bodenmechanik,
des Erd- und Grundbaus für Fachingenieure, Statiker und/oder Bauphysiker, … Baukostenoptimierung
† Vermessungstechnische Leistungen für Vermessungsingenieure. zu verfolgen und ggf. steuernd einzugreifen. Dazu gehört auch, die Tätigkeiten der
projektbeteiligten Architekten, Ingenieure und sonstigen Beteiligten
Die gesamte Leistung eines Berufes oder einer Berufsgruppe wird als Leistungsbild
bezeichnet und beschreibt einzelne Leistungsphasen von der Grundlagenermittlung bis … zu koordinieren und
zur Dokumentation sehr genau. Eher nur grob umrissen werden in der HOAI dagegen … zu kontrollieren.
die projektsteuernden Aufgaben. Die von Projektsteuerern zu erbringenden Leistungen sind jedoch nicht in Verordnun-
gen oder Vorschriften definiert, sondern ergeben sich aus der schriftlichen Vereinba-
Architekten, Ingenieure und Generalplaner rung. Im Vertrag sind die Aufgaben besonders in zweierlei Hinsicht genau zu
definieren.
Architekt, Ingenieur und Generalplaner treten heute nicht mehr nur als Einzelperson in
Erscheinung, sondern vermehrt als 1. Das Bauamt darf dem Projektsteuerer keine der nichtdelegierbaren Bauherren-
aufgaben übertragen.
… alleiniger Auftragnehmer mit leistungsfähigem Büro,
… federführendes Mitglied einer Planungs-, Architekten- und Ingenieurgruppe 2. Das Bauamt darf keine Koordinations- und Überwachungsaufgaben übertragen, die
(Team), ohnehin bereits der beauftragte Architekt oder Generalplaner wahrzunehmen hat.
… für das Projekt gebildete Arbeitsgemeinschaft, Die Projektsteuerung ist Aufgabe des Bauherren. Die Bauverwaltung vertritt den Bau-
… Planer, Architekten- und/oder Ingenieurpartnerschaften oder herrn und ist Auftraggeber.125 Auftraggeber und Auftragnehmer verfolgen bei der selben
… Bauplanungs- und Durchführungsgesellschaft für freiberufliche Leistungen. Baumaßnahme unterschiedliche Interessen, daher darf z. B. ein freiberuflich tätiger
Objektplaner - der Auftragnehmer mit unternehmerischen Zielen ist - nicht zugleich in
Die Bauverwaltung überträgt durch schriftlichen Vertrag dem Architekt und weiteren
einer Person auch Projektsteuerer sein. Die Interessen beider Parteien, insbesondere die
fachlich Beteiligten Teile von Aufgaben oder dem Generalplaner das für die Baumaß-
hinsichtlich der Höhe der Baukosten, sind gegensätzlich. Das Honorar für die
nahme erforderliche gesamte Spektrum der Leistungen, die im Einzelnen in der HOAI
Projektsteuerung steigt in der Regel mit den Baukosten. Der Bauherr ist jedoch eher an
beschrieben sind. Dabei gehört es zu den Grundleistungen des Architekten, die Leistun-
einer Baukostenreduzierung interessiert. Die amtliche Begründung zum entsprechenden
gen anderer an der Planung fachlich Beteiligter
Paragrafen der HOAI geht von einer Trennung der Aufgaben des Projektsteuers
… in seine Vor- und Entwurfsplanung zu integrieren, (Auftraggebervertreter) und den Leistungen der Architekten und Ingenieure
… in der Genehmigungs- und Ausführungsplanung zu verarbeiten, (Auftragnehmer) aus.
… für die Vorbereitung der Vergabe zu verwenden und Projektsteuerungsleistungen für Bauwerke sind in der Honorarordnung für Architekten
… die an der Objektüberwachung fachlich Beteiligten zu koordinieren. und Ingenieure im § 31 Teil III „Zusätzliche Leistungen“ beschrieben. Jedoch ist weder
Die hier beschriebenen Aufgaben der Architekten sind der Bauverwaltung zuweilen der Inhalt des Paragrafen noch die amtliche Begründung aussagekräftig. Detaillierte
nicht vollständig bewusst, so dass es zu Doppelbeauftragungen kommt, indem Teile Leistungen, Leistungsbilder, Leistungsphasen oder die dafür angemessenen Honorare
dieser Aufgaben zusätzlich an freiberuflich tätige Projektsteuerer vergeben werden können nicht abgeleitet werden. Verbindliche Verordnungen oder Regelungen bezüg-
oder der Architekt die Aufgaben besonders honoriert bekommt. Bei der Vergabe von lich der Leistungen der Projektsteuerung, auf die sich die Bauämter für ihre Tätigkeit
Leistungen an einen Generalplaner verstehen sich diese Aufgaben von selbst. berufen könnten, liegen derzeit nicht vor.
Der Deutsche Verband der Projektsteuerer hat mit dem Ausschuss der Ingenieurver-
Projektsteuerer bände und Ingenieurkammern für die Honorarordnung e. V. eine Veröffentlichung zum
Thema „Untersuchungen zum Leistungsbild des § 31 HOAI und zur Honorierung für
Die Bauverwaltung hat auch die Möglichkeit zusätzlich neben den beauftragten Archi- die Projektsteuerung“ erarbeitet und herausgegeben. Auf der Grundlage dieser Veröf-
tekten und Ingenieuren oder gar dem Generalplaner zur Unterstützung ihrer eigenen fentlichung werden nunmehr immer häufiger Projektsteuerungsleistungen definiert,
Bauherrenaufgaben die Projektsteuerung an einen weiteren freiberuflich Tätigen zu beauftragt und auch honoriert.
vergeben. Der Projektsteuerer übt Aufgaben des Auftraggebers aus. Die Aufgaben sind
daher von denen der Architekten und Ingenieure als Auftragnehmer zu trennen. 125
Siehe Kap. 3.1.2 „Aufgaben von freiberuflich Tätigen“.

115 116
Anlage erreicht sind. Die Bauverwaltung wird bei der Planung ihrer Vergaben darauf
Anhang 4 zu achten haben, dass zur Erfüllung der 80 v. H - Quote möglichst die Lose mit höhe-
rem Auftragswert herangezogen werden. Nur so kann sie vermeiden, dass sie die anfal-
lenden Klein- und Kleinstaufträgen je in einem EU-weiten Vergabeverfahren vergeben
muss. Nach dem gegenwärtigen Verständnis des § 100 Abs. 1 GWB erfasst allerdings
EU-weite Ausschreibung das Vergabenachprüfungsverfahren nach Teil 4 des GWB bei Erreichen oder Über-
schreiten des Schwellenwertes sämtliche Fach- und Teillose, also auch jene, die nicht
unter die mit 80 v. H. des geschätzten Gesamtauftrages fallenden Teile gemäß § 1a
Nr. 1 Abs. 2 VOB/A fallen.
Auf Grund der europäischen Richtlinien wurde das nationale Vergaberecht um entspre-
chende Bestimmungen ergänzt. So enthält z. B. die VOB/A in ihrem Abschnitt 1 als
nationales Vergaberecht die Basisparagrafen und in ihrem Abschnitt 2 die Basispara- Neufassung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen
grafen mit zusätzlichen Bestimmungen (die sog. a-Paragrafen) nach der EU-Baukoor-
dinierungsrichtlinie126. Der Abschnitt 2 der VOB/A gilt für die Vergabe von Bauaufträ- Mit dem Vergaberechtsänderungsgesetz vom 26. August 1998, das dem Inhalt nach als
gen, die den Schwellenwert der EU-Baukoordinierungsrichtlinie in Höhe von neuer vierter Teil „Vergabe öffentlicher Aufträge“ dem Gesetz gegen Wettbewerbs-
5 Mio. EUR erreichen oder übersteigen (§ 1a VOB/A). Er betrifft nicht nur den Bund, beschränkungen angegliedert wurde und so am 01. Januar 1999 in Kraft getreten ist,
sondern alle öffentliche Auftraggeber, die zur Anwendung der EU-Baukoordinierungs- wurde ein weiterer Schritt in der Umsetzung europäischer Richtlinien vollzogen.
richtlinie verpflichtet sind.
Mit dieser Neuregelung hat das öffentliche Auftragswesen in Deutschland erstmals eine
Die Regelungen der a-Paragrafen modifizieren lediglich einen Teil der rechtliche Grundlage erhalten, die den Bietern bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ober-
Basisparagrafen. Dies betrifft z. B. die Arten der Vergabe (§ 3a), die Aufhebung der halb des Schwellenwertes ein subjektives Recht auf Beachtung bestimmter Vergabevor-
Ausschreibung (§ 26a), die Anwendung gemeinschaftsrechtlicher technischer schriften, das auch gerichtlich geltend gemacht werden kann, einräumt. Die Schutzvor-
Spezifikationen (§ 9a) und modifizierte Verfahrensabläufe wie u. a. die EU-weite schriften greifen dann, wenn der öffentliche Auftraggeber Vergabebestimmungen mit
Bekanntmachung (§ 17a und 28a) sowie Fristen (§ 18a). Wegen der weitgehenden drittschützender Wirkung verletzt. Für das - vor Zuschlagserteilung zu beantragende -
inhaltlichen, teilweise wörtlichen Übereinstimmung von Abschnitt 1 und Abschnitt 2 Nachprüfungsverfahren ist ein eigenständiger und ausschließlicher Rechtsweg über zwei
wird bei den Ausführungen in diesem Buch, soweit sie typische und immer Instanzen (Vergabekammer, Oberlandesgericht) mit dem Ziel geschaffen worden, die
wiederkehrende Mängel im Vergabewesen behandeln, grundsätzlich nur auf die Rechtmäßigkeit des Vergabeverfahrens und der Zuschlagserteilung sicherzustellen.
Basisparagrafen Bezug genommen; auf Besonderheiten der a-Paragrafen oder anderer Während des Nachprüfungsverfahrens besteht grundsätzlich Zuschlagsverbot. Das Ver-
gemeinschaftsrechtlicher Regelungen wird nur in Ausnahmefällen besonders fahren kann bei Ausschöpfung des Rechtsweges bis zu 12 Wochen dauern.
eingegangen. Erreicht oder überschreitet der Gesamtauftragswert einer Baumaßnahme
Schutzvorschriften, deren Verletzung ein Nachprüfungsverfahren begründet, sind teil-
den Schwellenwert in Höhe von 5 Mio. EUR, sind die Bauleistungen EU-weit
weise im GWB enthalten, z. B. der Vorrang der Fach- und Teillosvergabe und das
auszuschreiben. Bei den einzelnen Vergaben ist dies gemäß § 1a Nr. 1 Abs. 2 VOB/A
Gebot des Zuschlages auf das wirtschaftlichste Angebot sowie der Vorrang des offenen
der Fall
Verfahrens (§§ 97 und 101 GWB). Weitere Schutzvorschriften befinden sich vor allem
… bei jedem Los mit einem geschätzten Auftragswert von 1 Mio. EUR und mehr in den über die Verweisung des § 97 Abs. 6 GWB hier ebenfalls zu beachtenden Ver-
… unabhängig davon bei allen Bauaufträgen, bis mindestens 80 v. H. des geschätzten dingungsordnungen (VOB, VOL und VOF). Als Tatbestände kommen z. B. in Frage:
Gesamtauftragswertes aller Bauaufträge für die bauliche Anlage erreicht sind 127. Die Einschränkung des Wettbewerbs durch Wahl einer unzutreffenden Vergabeart, die
Nichtberücksichtigung der Grundsätze der Ausschreibung, der Verstoß gegen das
Nach Feststellungen des Bundesrechnungshofes wird gegen das Gebot der EU-weiten
Nachverhandlungsverbot, die regelwidrige Wertung der Angebote und die Aufhebung
Ausschreibung teilweise verstoßen und dabei insbesondere die letztere der beiden o. a.
der Ausschreibung ohne Vorliegen der Voraussetzungen1. Welche Verstöße - vor allem
Vorschriften nicht beachtet. Diese Regelung ist wesentlich weitergehend, als die Bau-
im Bereich der Form- und Ordnungsvorschriften - wegen Geringfügigkeit unbedenklich
verwaltung in der Praxis unterstellt. Hat eine Baumaßnahme einen Gesamtauftragswert
sind oder durch Nachholen geheilt werden können, wird sich erst durch die künftige
von 5 Mio. EUR oder mehr, ist der Auftraggeber verpflichtet, die einzelnen Lose unab-
Rechtsprechung im Einzelnen genauer herausstellen128.
hängig von ihrem jeweiligen Auftragswert EU-weit auszuschreiben, bis mindestens
80 v. H. des geschätzten Auftragswerts aller Bauaufträge für die betreffende bauliche

126
Richtlinie des Rates vom 26. Juli 1971 über die Koordinierung der Verfahren zur Vergabe öffentlicher Bauaufträge
(71/305/EWG), geändert durch die Richtlinie des Rates vom 18. Juli 1989 zur Änderung der Richtlinie 71/305/EWG über die
Koordination der Verfahren zur Vergabe öffentlicher Bauaufträge (89/440/EWG).
127 128
Siehe § 1a Nr. 1 Abs. 2 VOB/A. Vergleiche Rahm, in Heuer, Kommentar zum Haushaltsrecht, RN 17 zu § 55 BHO.

117 118
Die folgende Entscheidung einer Vergabekammer129 verdeutlicht am Beispiel einer zu-
sammengefassten Vergabe die restriktiven Maßstäbe bei der gerichtlichen Überprüfung Anhang 5
und die hohen Anforderungen an die Vergabebegründung der Bauverwaltung. Zur
Begründetheit einer Gesamtvergabe an einen Generalunternehmer wird dort ausgeführt:
„Dabei reicht es nicht aus, wenn der Auftraggeber lediglich pauschale Begrün-
dungen für die ausnahmsweise Durchführung der Gesamtvergabe anführt. Da die Zulässigkeit eines Angebots im Falle
Fachlosvergabe einem grundsätzlichen Gebot der Zweckmäßigkeit und Wirt-
schaftlichkeit entspricht, kann es zur Begründung einer Ausnahme nach § 4 Nr. 3 fehlender Einheitspreise
VOB/A nicht ausreichen, auf allgemeine Vorteile einer Gesamtvergabe hinzuwei-
sen, wie sie mehr oder weniger bei jeder Ausschreibung auftreten können. Die
Gesamtvergabe kann daher nicht darauf gestützt werden, dass dadurch die Um die Rechtsauffassung, dass Einheitspreise maßgebliche Angebotsbestandteile sind,
Koordinierung durch den Auftragnehmer erfolgt und eine zweifelsfreie, umfas- ohne die ein Angebot unvollständig und damit von der Wertung auszuschließen ist,
sende Gewährleistung erreicht wird. Keine Rolle spielt die Erwägung, dass der auch für den Bieter zu verdeutlichen, ist in den Bewerbungsbedingungen und den
Auftragnehmer bei einer Gesamtvergabe nur einen Auftragnehmer als Vertrags- zusätzlichen Vertragsbedingungen des Bundes aufgenommen worden, dass für die
partner hat.“ Wertung der Einheitspreis maßgebend und der Einheitspreis der vertragliche Preis ist.
In dem speziellen Fall fehlender Einheitspreise hält das Oberlandesgericht Oldenburg130
die Zuschlagserteilung dann für zulässig, wenn die Auswirkungen der fehlenden Preis-
angaben im Hinblick auf den kalkulatorischen Nachvollzug so gering und neben-
sächlich sind, dass sie für die Wertung keinerlei Bedeutung haben, Manipulationen
ausgeschlossen sind und der öffentliche Auftraggeber sich bewusst nach realistischer
wirtschaftlicher Bewertung des nicht mit einer Preisangabe versehenen Angebotsteils
für eine Zulassung entschlossen hat.
Der Bundesrechnungshof hat Bedenken geäußert, dass das o.a. Urteil zu einer Fehlein-
schätzung von Manipulationsgefahren führen könnte. Fehlende Einheitspreise eröffnen
in den meisten Fällen die Möglichkeit, dass ein Bieter sich für den Zeitpunkt nach
Eröffnung der Angebote einen Manipulationsspielraum schaffen könnte, z. B. indem er
den Einheitspreis nachträglich festlegen will, um ein für ihn günstiges Nachrechnungs-
ergebnis zu erzielen oder indem ein Mindestbietender über die nachträgliche Angabe
von Preisen „Luft“ zum Zweitbietenden „herauslässt“. Der Bundesrechnungshof hat
jedoch auch darauf hingewiesen, dass ein mindestfordernder Bieter wegen eines fehlen-
den Einheitspreises nicht ohne weitere Aufklärung und Abwägung ausgeschlossen
werden darf, wenn der fehlende - möglicherweise in anderen Positionen einkalkulierte -
Preis eine untergeordnete Leistung betrifft und ein Wechsel in der Bieterreihe nicht zu
befürchten ist und wenn überdies dem Bund durch die Beauftragung des nächst-
mindestfordernden Bieters erhebliche Mehrkosten entstehen. Der Bundesrechnungshof
hat wegen der Häufigkeit fehlender Einheitspreise, wegen der im Einzelfall
schwierigen Abwägungen und im Hinblick auf spätere gerichtliche
Auseinandersetzungen der Bauverwaltung empfohlen, in derartigen Fällen die
Mitteleinstanz zu beteiligen und die Entscheidung in einem Vergabevermerk
nachvollziehbar zu begründen. Aufklärungsgespräche mit dem Bieter sollten von der
Bauverwaltung und nicht allein von freiberuflich Tätigen geführt werden.

129
Bundeskartellamt, 2. Vergabekammer des Bundes, abgedruckt in: Zeitschrift für deutsches und internationales Vergaberecht,
130
5. Ausgabe 1999, S. 223. Urteil des OLG Oldenburg Az: 8 U 248/95 vom 21. März 1996; nach: Betriebs-Berater 1997, Nr. 11.

119 120
Nr. 41 Baumaßnahmen für die Truppenunterkunft in Sanitz............................................ 151
Anhang 6 Nr. 45 Preisabsprachen bei der Vergabe von Baumaßnahmen ......................................... 152
Nr. 62 Nutzerkonzept und Bauunterhaltung für eine bundeseigene Liegenschaft ........... 153

Bemerkungen des Bundesrechnungshofes Nr. 84 Bildungszentrum der Bundesfinanzverwaltung in Plessow .................................. 154
Nr. 85 Abrechnung von Lohnkosten bei Bauverträgen mit Preisvorbehalt...................... 155
zum Thema Hochbau des Bundes Auszüge aus den Bemerkungen 1998 ............................................................. 156
der Jahre 1995 bis 2000 Nr. 5 Liegenschaftsverwaltung bei Dienstwohnungen ................................................... 156

einschließlich der dazu gefassten Beschlüsse Nr. 9 Beheizung von Gebäuden des Bundesgrenzschutzes ............................................ 159
des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages Nr. 23 Neubau eines Berufsförderungswerkes.................................................................. 160
Nr. 30 Neubau des Bundesarbeitsgerichtes in Erfurt........................................................ 161
Seite Nr. 64 Neubau eines Bundeswehrkrankenhauses ............................................................. 162
Nr. 65 Baumaßnahmen für eine Marinetechnikschule...................................................... 163
Auszüge aus den Bemerkungen 1995 .............................................................. 124
Nr. 66 Baumaßnahmen für zwei Wirtschaftsgebäude....................................................... 164
Nr. 26 Bauausgaben für militärische Anlagen .................................................................. 124
Auszüge aus den Bemerkungen 1999 ............................................................. 166
Nr. 32 Bund-Länder-Projekt ISYBAU.............................................................................. 126
Nr. 4 Einsatz von Controllinginstrumenten auf der Grundlage der Kosten- und
Nr. 33 Überprüfen und Genehmigen von Haushaltsunterlagen für Baumaßnahmen ....... 132 Leistungsrechnung ................................................................................................. 166
Nr. 34 Überwachung der Leistungen der für Hochbaumaßnahmen des Bundes Nr. 9 Auswirkungen von Mittelkürzungen auf ein Bauvorhaben der Stiftung
tätigen freiberuflichen Architekten und Ingenieure durch Bauverwaltungen Preußischer Kulturbesitz ........................................................................................ 168
des Beitrittsgebietes................................................................................................ 133
Nr. 20 Durchführen von Baumaßnahmen durch die Zoll- und Verbrauchsteuer-
Auszüge aus den Bemerkungen 1996 ............................................................. 135 abteilung einer Oberfinanzdirektion ...................................................................... 170
Nr. 3 Finanzierung von Planungskosten ......................................................................... 135 Nr. 21 Verwaltungskostenerstattung an Länder................................................................ 173
Nr. 12 Erstattung von Verwaltungskosten ........................................................................ 136 Nr. 42 Anwendung der Lohngleitklausel bei Bauverträgen der Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung........................................................................................... 175
Nr. 47 Vergabe von Baumaßnahmen ................................................................................ 137
Nr. 44 Neubau einer Residenz........................................................................................... 176
Nr. 60 Neubau von Dienstgebäuden für Arbeitsämter...................................................... 139
Nr. 45 Umbaumaßnahmen für die Außenstelle Berlin des Bundesministeriums für
Nr. 75 Entwicklung und Bau eines Gefechtsübungszentrums des Heeres ...................... 140
Wirtschaft ............................................................................................................... 178
Nr. 88 Sanierung bundeseigener Wohnungen in den neuen Bundesländern.................... 142
Nr. 46 Nutzung von Dokumentationsdaten für Baumaßnahmen des Bundes .................. 180
Auszüge aus den Bemerkungen 1997 ............................................................. 143 Nr. 47 Planung der Baumaßnahmen für das Bundesverwaltungs-gericht in Leipzig....... 182
Nr. 5 Dienstwohnung des Generalkonsuls in Hongkong................................................ 143 Nr. 98 Wirtschaftlichkeit der Planung und Ausführung bei Hochbaumaßnahmen
Nr. 39 bis 41 Baumaßnahmen des Bundesministeriums der Verteidigung ......................... 147 Einsatz von Projektmanagern................................................................................. 185

Nr. 39 Baumaßnahmen für die Offizierschule des Heeres in Dresden ............................. 147 Nr. 99 Planung der dauerhaften Unterbringung des Bundesinstituts für
Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn .......................................................... 186
Nr. 40 Baumaßnahmen für die Marinetechnikschule in Parow ........................................ 148

121 122
Auszüge aus den Bemerkungen 2000.............................................................. 188
Nr. 19 Einsatz von Haushaltsmitteln für Baumaßnahmen im Ausland ............................ 188 Auszüge aus den Bemerkungen 1995 (BT-Drs. 13/2600 v. 6. Oktober 1995)
Nr. 50 Abrechnung von Baumaßnahmen des Bundes ...................................................... 190 empfohlen, seine Planungen zu ändern. Er hat darauf
Nr. 26 Bauausgaben für militärische
Nr. 59 Fließgewässersimulationsanlage des Umweltbundesamtes................................... 191 hingewiesen, dass die Marinefliegerlehrgruppe und
Anlagen das Sanitätsausbildungszentrum aufgelöst würden
Nr. 83 Durchführung der Baumaßnahmen für die Unterbringung des Bundesver- (Kapitel 14 12 Titelgruppe 01) und die Standortschießanlage künftig nur noch von
26.0 284 Rekruten statt bisher von insgesamt 530
waltungsgerichtes im Gebäude des ehemaligen Reichsgerichtes in Leipzig ........ 193
Das Bundesministerium hat auf Grund von Rekruten der Marineversorgungsschule genutzt
Nr. 87 Verwaltungskostenerstattung an Länder................................................................ 194 Prüfungsfeststellungen des Bundesrechnungs- werden würde. Organisatorische Änderungen bei der
hofes anstehende Bauvorhaben eingestellt, ge- Schießausbildung und geringe bauliche Anpassungs-
Nr. 91 Neubau der Hauptverwaltung der Landesversicherungsanstalt Freie und ändert oder im Umfang vermindert. Es hatte maßnahmen an der vorhandenen Schießanlage
Hansestadt Hamburg .............................................................................................. 194 zunächst das Gebot der Wirtschaftlichkeit würden einen zweiten Schießstand entbehrlich
nicht hinreichend beachtet. machen.
Nr. 96 Wirtschaftlichkeit der Planung der Baumaßnahmen für die allgemeine Wegen der verringerten Schießausbildung hat der
26.1 Allgemeines
Infrastruktur des Gefechtsübungszentrums des Heeres (Colbitz-Letzinger Bundesrechnungshof auch den Umfang der
Wegen der mit der Verkleinerung der Bundeswehr
Heide, Sachsen-Anhalt).......................................................................................... 195 verbundenen Auswirkungen auf die Infrastruktur
vorgesehenen Lärmschutzmaßnahmen in Zweifel
gezogen. Er hat dabei zu bedenken gegeben, dass mit
prüft der Bundesrechnungshof gegenwärtig bei allen
dem Bereich der Standortschießanlage auf dem
Teilstreitkräften und der Territorialen Wehrver-
Standortübungsplatz und der Wohnsiedlung
waltung schwerpunktmäßig, ob und inwieweit
Grundstücke unterschiedlicher Nutzungsart
geplante Bauvorhaben überhaupt noch notwendig
aneinander grenzten. Die Rechtsprechung habe in
und wirtschaftlich vertretbar sind.
vergleichbaren Fällen entschieden, dass von den
Im Folgenden berichtet der Bundesrechnungshof über betroffenen Anliegern im Wohngebiet höhere
Prüfungen, bei denen die Erörterungen mit dem Bun- Immissionswerte hinzunehmen seien.
desministerium im Wesentlichen abgeschlossen sind 26.2.3
und den Anregungen des Bundesrechnungshofes ent-
Das Bundesministerium hat auf Grund der
sprochen wurde.
Beanstandungen des Bundesrechnungshofes auf einen
26.2 Umbau- und Lärmschutzmaßnahmen an gesonderten MG/Pistolenschießstand verzichtet und
der Standortschießanlage List/Sylt den Umfang der Lärmschutzmaßnahmen reduziert
26.2.1 (voraussichtliche Kosteneinsparung rd. 2,7 Mio. DM).
Die im Jahre 1959 errichtete Standortschießanlage 26.3 Verlegung der Standortverwaltung Frei-
diente bislang im Wesentlichen der Ausbildung am burg nach Eschbach / Bremgarten
Gewehr G 3 von Rekruten der Marineversorgungs- 26.3.1
schule List, der Marinefliegerlehrgruppe Westerland Im Zusammenhang mit der Verkleinerung der Bun-
und des Sanitätsausbildungszentrums 600 Hörnum. deswehr wurde u. a. das Aufklärungsgeschwader 51
Die Schießanlage liegt am südwestlichen Ortsrand in Bremgarten aufgelöst und die
der Gemeinde List/Sylt auf dem Gelände des Deutsch-Französische Brigade im etwa 15 km vom
Standortübungsplatzes. Die nächste Wohnbebauung Flugplatz Bremgarten entfernten Standort Müllheim
ist etwa 200 m vom Schießstand entfernt. stationiert. In diesem Zusammenhang war
Auf Grund von Klagen über den Schießlärm sah sich vorgesehen, die Standortverwaltung Freiburg an den
das Bundesministerium im Jahre 1989 veranlasst, Sitz ihrer bisherigen Außenstelle nach Eschbach - auf
nach Schallpegelmessungen, die für ein Wohngebiet das Gelände des ehemaligen Flugplatzes
zu hohe Immissionswerte ergaben, Lärmschutz- Bremgarten - zu verlegen.
maßnahmen durchzuführen. Sie sollten eine Der Unterbringung der Standortverwaltung mit ihren
Vollabschirmung der Anlage mit einer nach oben Werkstatt- und Lagerbereichen sollten das ehemalige
offenen schallabsorbierenden Kassettendecke in Areal der Außenstelle sowie andere bisher von der
Aluminiumausführung umfassen. Im Zusammenhang Luftwaffe genutzte Gebäude am Rande des Flugplat-
mit den notwendigen Lärmschutzmaßnahmen plante zes dienen. Die Gebäude, zum Teil Steinbaracken,
das Bundesministerium zusätzlich, die Standort- waren auf einer Grundstücksfläche von etwa 12 ha
schießanlage um einen MG/Pistolenschießstand zu weiträumig verteilt. Zur Sicherstellung der
erweitern. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme liegenschaftsmäßigen Betreuung der Kasernenanlage
waren mit rd. 5,3 Mio. DM veranschlagt. Der in Müllheim war die Einrichtung einer
Baubeginn war im Oktober 1994 vorgesehen. Bezirksverwaltung mit zusätzlichem Büro- und
26.2.2 Lagerraum vorgesehen.
Der Bundesrechnungshof hat das Bauvorhaben als zu Das Bundesministerium unterstellte bei seiner
aufwendig beanstandet und dem Bundesministerium
123 124
Entscheidung für Eschbach als Sitz der Standort- festgestellt, dass von den 90 Appartements des für in einer einzigen Kaserne (Marseille-Kaserne) Beschluss des Haushaltsausschusses zu
verwaltung, dass es wirtschaftlicher sei, die dort 11 Mio. DM errichteten Wohnheimes in München durchzuführen. Prüfbemerkung Nummer 26:
vorhandenen Gebäude für etwa 3 Mio. DM herzu- zwei Jahre nach Bezugsfertigkeit nur etwa 15 v. H.
Der Bundesrechnungshof hat zudem bezweifelt, dass
richten, als die Standortverwaltung mit Lager- und der Wohnungen an den berechtigten Personenkreis
die Sprachausbildung an der Unteroffizierschule a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
Werkstattbereich in Müllheim für rd. 13 Mio. DM vermietet waren. Von den 27 Appartements des im
durchgeführt werden muss. Soweit nicht das Bun- zustimmend Kenntnis.
neu zu bauen. Jahre 1993 von den US-Streitkräften übernommenen
dessprachenamt für diese Ausbildung zuständig sei, b) Er fordert den Bundesminister auf, bei
26.3.2 Wohnheimes in Stuttgart hatte das Bundes-
sollte die Ausbildung wegen der hohen Investitions-
Der Bundesrechnungshof hat bezweifelt, dass die
ministerium nach etwa einem Jahr Nutzung nur ein
kosten für ein neues Sprachlehrgebäude und den Bau
der Beurteilung des Bedarfs und der
Appartement zweckentsprechend vermieten können. Planung von Baumaßnahmen verstärkt
Entscheidung des Bundesministeriums für den von Internatsplätzen an einem Standort stattfinden, an
Standort Eschbach die wirtschaftlichere Lösung sei. Der Bundesrechnungshof hat daher auf den fehlenden dem Lehrsäle und Unterkünfte durch die die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit zu
Die Tatsache allein, dass in Bremgarten Gebäude zur Bedarf an Wohnheimplätzen in München und Truppenreduzierung verfügbar geworden seien. beachten.
Unterbringung der Standortverwaltung vorhanden Stuttgart hingewiesen und die Notwendigkeit des 26.5.3 [Auszug aus BT-Drucksache 13/7215
sind, könne die Entscheidung für den Standort Baues eines Wohnheimes in Düsseldorf bezweifelt.
Das Bundesministerium hat daraufhin das Bauvorha- vom 14. März 1997 - Seite 22]
Eschbach nicht rechtfertigen. Zudem beruhe die 26.4.3 ben in der Eggerstedt-Kaserne aufgegeben. Es will
Annahme, dass die Herrichtung dieser Gebäude
Das Bundesministerium hat auf Grund dieser Prü- dem Vorschlag des Bundesrechnungshofes entspre- Nr. 32 Bund-Länder-Projekt
geringere Kosten als ein Neubau in Müllheim
fungsfeststellungen des Bundesrechnungshofes von chend die Sprachausbildung an einen anderen
verursachen würde, nur auf einer groben Schätzung.
der Errichtung des Wohnheimes in Düsseldorf Standort mit geeigneter Infrastruktur verlegen und die
ISYBAU
Als Grundlage für eine sachgerechte
Abstand genommen. Unteroffizierschule der Luftwaffe nur noch in der 32.0
Stationierungsentscheidung sei eine Gegenüber-
Marseille-Kaserne in Appen unterbringen. Das mit dem Bund-Länder-Projekt
stellung aller Kosten vonnöten (Investitions-, 26.5 Bau eines Sprachlehrgebäudes in Pinne-
Betriebs- und eingesparte Personalkosten beim Durch die Aufgabe der Eggerstedt-Kaserne in Pinne- "Integriertes System der Datenverarbeitung
berg für die Unteroffizierschule der für die Bauverwaltungen des Bundes und der
Neubau in Müllheim). Luftwaffe berg entfallen somit alle dort geplanten Baumaßnah-
men und es werden dadurch Haushaltsmittel in erheb- Länder" angestrebte Ziel, den Bauverwaltun-
26.3.3 26.5.1 gen ein integriertes einheitliches DV-Verfah-
lichem Umfang eingespart. Weiterhin entfallen damit
Das Bundesministerium hat nach Erstellung der vom Die Unteroffizierschule der Luftwaffe, die bisher auf ren für die Durchführung von Bauaufgaben
die Betriebskosten der Liegenschaft und durch den
Bundesrechnungshof geforderten Wirtschaftlichkeits- mehrere Standorte verteilt war, wurde seit dem zur Verfügung zu stellen, ist nach mehr als
Verkauf der Kaserne werden dem Bund Einnahmen
untersuchung seine erste Entscheidung berichtigt und Jahre 1988 in der Marseille-Kaserne in Appen sowie zehn Jahren nicht erreicht worden. Trotz der
zugeführt werden können.
sich für den Neubau in Müllheim entschieden. Durch in der 10 km entfernten Eggerstedt-Kaserne in Pinne- bisherigen Ausgaben des Bundes von rd.
diese Entscheidung werden künftig Kosten in Höhe berg eingerichtet. Die Marseille-Kaserne sollte zwei 26.6 Zusammenfassende Würdigung 469 Mio. DM ist der angestrebte Nutzen bis-
von mindestens 300 000 DM pro Jahr eingespart. Lehrgruppen, die Eggerstedt-Kaserne eine Lehr- Der Bundesrechnungshof begrüßt, dass das her ausgeblieben. Die Bereitstellung von DV-
26.4 Bedarf an Wohnheimen für die territori- gruppe aufnehmen. In den drei Lehrgruppen sollten Bundesministerium die Empfehlungen des Programmen hat sich um Jahre verzögert.
ale Wehrverwaltung in Ballungsräumen künftig etwa 2 300 Lehrgangsteilnehmer jährlich Bundesrechnungshofes in den aufgezeigten Fällen Einige Länder haben inzwischen eigene Pro-
26.4.1 ausgebildet werden, von denen etwa 400 die der aufgegriffen und schließlich umgesetzt hat. Er gramme für ihre Bauverwaltungen
Schule zugewiesene Sprachausbildung von bemängelt aber, dass das Bundesministerium bei der entwickelt. Die angestrebte Einheitlichkeit
Das Bundesministerium unterhält in den
Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften für Prüfung der Baumaßnahmen nicht so sorgfältig der Datenverarbeitung in Bund und Ländern
Landeshauptstädten München und Stuttgart, Sitz der
besondere Verwendungen durchlaufen sollten. vorgegangen ist, dass von vornherein sowie die davon erwarteten Kostenvorteile
Wehrbereichsverwaltungen VI und V, je ein
Fehlinvestitionen ausgeschlossen waren. sind in Frage gestellt. Zudem weist die
Wohnheim für ledige Bedienstete mit geringem Allein in der Eggerstedt-Kaserne waren längerfristig
Einkommen. Es beabsichtigte, in der Landes- Baumaßnahmen von insgesamt 75 Mio. DM geplant, Die Prüfungsfeststellungen des Bundesrechnungs- Projektorganisation erhebliche Mängel auf.
hauptstadt Düsseldorf auf dem Grundstück der davon für den Neubau eines Sprachlehrgebäudes hofes sollten das Bundesministerium daher Die veränderten Personal- und
Wehrbereichsverwaltung III ebenfalls ein Wohnheim 11,4 Mio. DM. Das bisher für die Sprachausbildung veranlassen, sein Verwaltungshandeln insoweit Aufgabenstrukturen in den Bauverwaltungen
zu errichten. Die Kosten hierfür wurden auf genutzte Kompaniegebäude in der Marseille-Kaserne grundsätzlich zu verbessern. wurden unzureichend berücksichtigt.
7,8 Mio. DM geschätzt. Mit dem Bau des Wohn- sollte wegen fehlender Unterkunftskapazität Der Bundesrechnungshof hat Zweifel, ob die
Das Bundesministerium wird zu diesem Zweck
heimes sollte im Oktober 1994 begonnen werden. vorrangig wieder zu Unterkünften hergerichtet für die Jahre 1995 bis 1998 vorgesehenen
künftig bei der Beurteilung des Bedarfs und der
werden. Das Bundesministerium hielt trotz des weiteren Ausgaben von rd. 521 Mio. DM für
Die vorgesehene Baumaßnahme hatte das Bundesmi- Planung von Baumaßnahmen verstärkt die
inzwischen drastisch verminderten Umfangs der das Projekt gerechtfertigt sind.
nisterium damit begründet, dass jungen geringverdie- Grundsätze der Wirtschaftlichkeit zu beachten haben.
Bundeswehr den Neubau eines Sprachlehrgebäudes 32.1 Vorbemerkung
nenden Beamten und Arbeitnehmern der Bundeswehr Der Bundesrechnungshof wird weiterhin die
in der Eggerstedt-Kaserne für dringend erforderlich.
in Düsseldorf Wohnungen zu angemessenen Preisen Bauplanungen des Bundesministeriums kritisch Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen
Der Baubeginn stand zum Zeitpunkt der Prüfung
angeboten werden sollten. Damit könne dem Perso- beobachten. und Städtebau (Bundesministerium) beabsichtigt, den
durch den Bundesrechnungshof unmittelbar bevor.
nalmangel insbesondere beim Wehrbereichsgebührni- Bauverwaltungen des Bundes und der Länder ein ein-
samt III entgegengewirkt werden. Die hohen Miet- 26.5.2 heitliches DV-Verfahren zur Verfügung zu stellen.
preise im Großraum Düsseldorf würden diesen Perso- Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass das Im Jahre 1984 richtete es deshalb die Bund-Länder-
nenkreis nämlich davon abhalten, Düsseldorf als Bundesministerium ungeachtet der durch die Arbeitsgruppe "Integriertes System der
Arbeitsplatz zu wählen. Truppenverminderung geänderten Verhältnisse am Datenverarbeitung für die Bauverwaltungen des
26.4.2 Neubau des Sprachlehrgebäudes in der Eggerstedt- Bundes und der Länder" (ISYBAU) ein, unter deren
Kaserne festhielt. Durch den Bau des Sprach- Leitung das DV-System erarbeitet wird. Die
Der Bundesrechnungshof hat anhand der bestehenden
lehrgebäudes würde sich das Bundesministerium die Gesamtverantwortung für das ISYBAU-Projekt liegt
Einrichtungen in München und Stuttgart untersucht,
Möglichkeit nehmen, die aus wirtschaftlichen und beim Bundesministerium. Der Bund trägt den
ob nach der Personalverminderung der Bundeswehr
organisatorischen Gründen mittelfristig notwendige überwiegenden Teil der bei den Ländern anfallenden
für die territoriale Bundeswehrverwaltung überhaupt
Konzentration der Unteroffizierschule der Luftwaffe Sach- und Personalkosten über die Verwaltungs-
noch Bedarf an Wohnheimen besteht. Er hat

125 126
kostenerstattung für die Bauverwaltungen (Kapitel 08 einem geringeren Personalbestand angemessen bewertet und nicht eingesetzt. Rechnung tragen. Allerdings habe sich in einem
07 Titel 632 01). erfüllen. ISYBAU hat daher bisher nicht zu einer Rechenmodell bei einer Automatisierung aller
Die nach dem Konzept aus dem Jahre 1986 ange-
32.2 Ziele und Dauer des Projekts Senkung der Personalkosten beigetragen. Im Tätigkeiten in einem Bauamt eine 90 v. H.-
strebte Integration der DV-Programme, d. h. das
32.2.1 Übrigen dürfte sich ISYBAU noch nicht auf die Geräteausstattung als sachgerecht herausgestellt.
Ineinandergreifen der Programme bei der
Leistungsfähigkeit ausgewirkt haben, da die mit
Nach dem Konzept der Arbeitsgruppe ISYBAU aus Bearbeitung von Baumaßnahmen vom Bauantrag Das Bundesministerium stimme mit dem Bundesrech-
dem Projekt verfolgten Ziele bislang bei weitem
dem Jahre 1986 wird mit dem ISYBAU-Projekt das über die Planung bis zur Abrechnung einschließlich nungshof darin überein, dass die fachlichen Schwer-
nicht erreicht sind.
Ziel verfolgt, die Arbeit der Bauverwaltungen durch der Bauunterhaltung und ein Datenaustausch mit DV- punkte des "Kernprogramms" schnellstmöglich ab-
ein einheitliches DV-Verfahren zu erleichtern, ihre Der Bundesrechnungshof stimmt der Auffassung zu, Systemen Dritter, ist bisher nicht erreicht. In schließend erarbeitet und eingeführt werden müssten.
Qualität zu steigern und die Personalkosten zu dass eine wirkungsvolle DV-Ausstattung für die Bau- Demonstrationen wurden bisher nur punktuelle Dies habe bisher noch nicht in vollem Umfang
senken. Danach sollte die Produktivität der verwaltungen - gerade auch bei einem geringeren Verknüpfungen einzelner Programme vorgeführt. Das erreicht werden können, weil die auf dem Markt
Bauverwaltungen um 30 bis 40 v. H. gesteigert Personalbestand - unverzichtbar ist und alsbald zum Ziel der Integration wird mit erheblichem verfügbaren Programme nicht den Anforderungen
werden. Durch das ISYBAU-Projekt sollten Doppel- Einsatz kommen sollte. Nach seiner Ansicht sollten Mitteleinsatz verfolgt. Für die Entwicklung der entsprächen und deshalb eigene Grundlagen
und Mehrfachentwicklungen beim Bund und in den aber die Ziel-, Zeit- und Kostenvorgaben für das Integrationsprogramme "Aktivitäten- und In- entwickelt werden müssten. Zudem hätten einige
Ländern vermieden werden. Das DV-Verfahren sollte Projekt ISYBAU überarbeitet und die Aktivitäten auf formations-Management-System (AIMS)" und Programme Mängel, die die Einführung verzögerten
bis zum Jahre 1991 zur Verfügung stehen. Diese die von den Bauverwaltungen dringend benötigten "Elektronischer Datenaustausch (EDI)" sollen künftig und das Interesse der Länder an diesen Programmen
Ziele sind bisher nicht erreicht worden. Das Programme konzentriert werden. noch Aufträge in Höhe von rd. 144 Mio. DM verringerten. Derzeit könnten die Bauverwaltungen
ISYBAU-Projekt, für das der Bund bis zum Jahre 32.3 Ausstattung der Bauverwaltungen mit vergeben werden. 35 DV-Programme anwenden. Darunter seien 22
1994 rd. 469 Mio. DM ausgegeben hat, wird nach DV-Geräten und -Programmen Die Länder haben wiederholt ihre grundsätzliche Einzelprogramme des "Kernprogramms", wovon
Angaben des Bundesministeriums frühestens im 32.3.1 Bereitschaft erklärt, die ISYBAU-Programme auch etwa die Hälfte auf ISYBAU-Entwicklungen entfalle.
Jahre 1998 vollendet sein. für Landesbauaufgaben anzuwenden, falls sie ihren Grund für die geringe Auslastung der Geräte mit DV-
Bis Ende 1994 sind in den für den Bund tätigen Lan-
32.2.2 Anforderungen genügen. Wegen des Fehlens Programmen seien Umsetzungsdefizite in einzelnen
desbauverwaltungen 8 526 Arbeitsplätze mit DV-Ge-
geeigneter ISYBAU-Programme haben sieben Länder Ländern.
Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass die räten ausgestattet und über die Verwaltungskostener-
jedoch in den letzten Jahren eigene DV-Programme -
mit dem ISYBAU-Projekt angestrebten Ziele trotz stattung finanziert worden. Zu dieser Zeit waren rd. Das Bundesministerium hat ferner darauf
z. B. für den Haushaltsvollzug, die Kostenkontrolle
des hohen finanziellen Aufwandes nicht innerhalb 18 220 Bedienstete in den Bauverwaltungen der Län- hingewiesen, dass die Länder nur in Ausnahmefällen
und technische Aufgaben - eingeführt.
des vorgegebenen Zeitrahmens und sogar bis heute der tätig, von denen rd. 12 000 für Bundesbau- von der vereinbarten einheitlichen Nutzung
noch nicht erreicht sind. aufgaben eingesetzt waren. 32.3.2 abgewichen seien. Es beabsichtige aber, den Ländern
Der Bundesrechnungshof hat den Ausstattungsgrad künftig mehr Flexibilität bei der Beschaffung und
Nach den Erfahrungen des Bundesrechnungshofes Das Bundesministerium hat nach der Prüfung des
mit DV-Geräten von 50 und 70 v. H. der dem Einsatz von DV-Programmen nach vom Bund
mit dem bisherigen Projektverlauf ist nicht damit zu Bundesrechnungshofes im Jahre 1994 einen Beschaf-
Arbeitsplätze in den Bauverwaltungen für vorgegebenen oder noch festzulegenden Schnitt-
rechnen, dass bei unveränderter Vorgehensweise die fungsstop veranlasst. Danach sollen DV-Geräte nur
ausreichend gehalten und befürwortet deshalb den stellen und Parametern einzuräumen.
erwarteten Ziele in absehbarer Zeit erreicht werden. noch in begründeten Fällen und bei
Er hält deshalb die Beschränkung der Ziel- und Ersatzbeschaffungen im Rahmen der Verwaltungs- vom Bundesministerium verfügten Beschaffungsstop. Schließlich hat das Bundesministerium erklärt, es
Kostenvorgaben auch im Hinblick auf die künftige kostenerstattung finanziert werden. Der Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes sind die werde die Integrationsprogramme im Rahmen des
Personal- und Aufgabenstruktur der Bauver- Beschaffungsstop führte bereits im Jahre 1994 zu DV-Geräte nicht ausreichend ausgelastet, weil der Kernprogramms zunächst nicht weiter verfolgen und
waltungen für erforderlich. Einsparungen von 22,6 Mio. DM. guten Geräteausstattung eine unzureichende Pro- das ISYBAU-Projekt insgesamt auf die sich
32.2.3 grammausstattung für die Kernaufgaben gegenüber- verändernden Aufgabenstrukturen der Bauverwaltung
Für die DV-Geräte sind Programme im Rahmen des
steht. Dies bildet auch die Ursache für eigene Pro- ausrichten. Da die Bauverwaltung künftig als reine
Das Bundesministerium hat eingeräumt, dass das ISYBAU-Projekts erworben oder entwickelt und zur
grammentwicklungen in den Ländern. Das Erreichen "Bauherrenverwaltung" tätig sein werde, müssten
angestrebte Zeitziel nicht erreicht sei. Dies sei aber Anwendung freigegeben worden. Die bisher einge-
des Ziels eines einheitlichen DV-Verfahrens in Bund künftig verstärkt Programme zur Steuerung von
darauf zurückzuführen, dass die Arbeitsgruppe setzten Programme werden auf einem geringen Anteil
und Ländern wird dadurch in Frage gestellt. Kosten, Terminen und Qualitäten sowie Informa-
ISYBAU erst die fachlichen Voraussetzungen für der DV-Arbeitsplätze genutzt, weil sie nur für einen
tionssysteme für den Gebäudebestand eingesetzt
das angestrebte DV-Verfahren habe erarbeiten begrenzten Anwenderkreis bestimmt sind. Program- Der Bundesrechnungshof hat es für geboten gehalten, werden.
müssen und die Bauverwaltungen in der Testphase me für die breite Anwendung auf den 8 526 bisher umgehend DV-Programme für die Kernaufgaben der
ständig Programmerweiterungen wünschten. mit DV-Geräten ausgestatteten DV-Arbeitsplätzen 32.3.4
Bauverwaltung zur Verfügung zu stellen. Es besteht
fehlen mit Ausnahme des Programms für kein dringender Bedarf für aufwendige Integrations- Der Bundesrechnungshof hält die Entscheidung, den
Ferner sei ein deutlicher Personalabbau in den Bau-
Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA). programme. Wichtiger sind dagegen einfache Prüf- Beschaffungsstop für DV-Geräte aufrechtzuerhalten,
verwaltungen zu verzeichnen. Bei der Erhaltung
Vorläuferprogramme von AVA waren vor Beginn des und Kontrollprogramme. für sachgerecht. Er hält es für erforderlich, diesen bis
ihrer Leistungsfähigkeit habe sich ISYBAU
ISYBAU-Projekts bei den Bauverwaltungen im zu einer wesentlichen Änderung der Personal- und
bewährt. Der Bundesrechnungshof hat empfohlen, die Zielset-
Einsatz. Aufgabenstruktur der Bauverwaltungen beizu-
32.2.4 zung der Teilprojekte von ISYBAU - vor allem die behalten. Auf jeden Fall sieht er zurzeit keinen
Im Jahre 1990 hat das Bundesministerium beschlos- Integrationsprogramme - unter Berücksichtigung der
Das Bundesministerium trägt die Verantwortung für Anlass, für die DV-Geräte von einem Ausstattungs-
sen, die Aktivitäten des Projekts ISYBAU auf das so künftigen Aufgabenstruktur der Bauverwaltung und
die fachlichen Voraussetzungen und die grad von 90 v. H. der in den Bauverwaltungen
genannte "Kernprogramm" zu konzentrieren, nämlich der Kosten zu überprüfen. Dabei sollte auch die Not-
Programmabwicklung des Projekts ISYBAU. Es hat Beschäftigten auszugehen.
auf die Programme für den Haushaltsvollzug, für die wendigkeit einheitlicher DV-Verfahren für Bund und
daher nach Auffassung des Bundesrechnungshofes
Kosten- und Terminplanung, für das Raum- und Länder überprüft werden. Der Bundesrechnungshof sieht die vom
den Zeitverzug zu vertreten.
Gebäudebuch sowie für die Liegenschaftsdaten- Bundesministerium angeführten Gründe für den
Der Personalabbau in den Bauverwaltungen ent- erfassung. Testversionen einiger Programme werden 32.3.3 Verzug des Kernprogramms als typisch für das
spricht dem allgemeinen Rückgang der inzwischen bei ausgewählten Bauämtern erprobt. Das Bundesministerium hat erklärt, dass es im Jahre ISYBAU-Projekt an, weil wegen des bisherigen
Bauinvestitionen, insbesondere in den alten Einige von ISYBAU als einsatzreif bezeichnete und 1995 an dem "Hardwarestop" festhalten werde. Künf- Integrationsziels zu hohe Anforderungen an die
Bundesländern. Wegen dieses Rückgangs konnten einige eingeführte Programme werden von den tig werde es für eine flexible Anpassung an den Programme gestellt wurden, die den Entwicklungs-
die Bauverwaltungen ihre Aufgaben auch mit Bauverwaltungen als ungeeignet oder zu aufwendig Bedarf sorgen und dabei auch dem Personalabbau aufwand und die Fehlerträchtigkeit erhöhten. Er

127 128
unterstützt die Absicht des Bundesministeriums, die liegen nicht vor. bar, weil eine innerbetriebliche Kostenrechnung in lenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen zu den
Programme für die Kernaufgaben der Bauver- 32.4.2 der öffentlichen Verwaltung fehle. Im Übrigen sei der ISYBAU-Teilprojekten überzeugt nicht. Danach
waltungen schnellstmöglich einzuführen. Er weist betriebswirtschaftliche Nutzen im Stadium der könnte es entgegen der Regelung in § 7 BHO in der
Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass trotz der
aber darauf hin, dass das Bundesministerium bereits Entwicklung solcher komplexer Maßnahmen schwer Verwaltung keinerlei Wirtschaftlichkeitsnachweise
bisherigen Ausgaben des Bundes in Höhe von rd.
im Jahre 1990 diese Absicht geäußert hatte. Ferner zu quantifizieren. In der Fachliteratur seien zu geplanten Maßnahmen geben. Pauschalangaben
469 Mio. DM die Projektziele nicht erreicht wurden
decken die vom Bundesministerium genannten 35 zur Einsparungen mit 10 bis 15 v. H. bei den aus der Literatur oder aus Untersuchungen in der
und die DV-Geräte wegen fehlender Programme zu
Verfügung stehenden Programme bei weitem nicht Investitionen und mit 10 bis 40 v. H. bei den Privatindustrie liefern nur grobe Anhaltswerte; sie
gering ausgelastet waren. Er hat außerdem Zweifel
den Bedarf der Bauverwaltungen im Bereich der Betriebskosten genannt. Die Angaben aus dem Jahre können aber - wie in diesem Fall - wegen geringer
geäußert, ob der vorgesehene Mitteleinsatz des Bundes
Kernaufgaben ab, da sie zu einem großen Teil für 1986 zum Nutzen von ISYBAU seien nach wie vor Vergleichbarkeit der Aufgabenstellungen freibe-
von 521 Mio. DM in den kommenden Haushaltsjahren
Aufgaben außerhalb des Kernprogramms vorgesehen berechtigt, würden aber überarbeitet. Hierzu seien die ruflich Tätiger und ausführender Bauunternehmen
für das ISYBAU-Projekt noch gerechtfertigt und auf
sind oder lediglich Programme unterschiedlicher Länder aufgefordert worden, alle ISYBAU- mit den Bauherrenaufgaben der Bauverwaltungen
Grund der derzeitigen Personal- und Aufgabenstruktur
Hersteller für dieselben Aufgaben sind. Einzelprojekte durch eine konkrete Kosten-Nutzen- nicht als Wirtschaftlichkeitsnachweis dienen.
der Bauverwaltung sinnvoll ist. Er geht davon aus, dass
Einschätzung zu überprüfen.
Das Ziel, in allen Ländern dieselben DV-Programme mit erheblich geringeren Ausgaben die dringend Der Bundesrechnungshof hält es für geboten, dass
anzuwenden, ist bereits durchbrochen, auch wenn das benötigte DV-Unterstützung für die Kernaufgaben der Die Kostenbeteiligung der Länder mit zurzeit das Bundesministerium alsbald anhand von Kosten-
Bundesministerium dies noch als Ausnahme ansieht. Bauverwaltungen zur Verfügung gestellt werden kann. 24,6 v. H. sei auch nach seiner Auffassung zu gering. Nutzen-Untersuchungen über die Teilprojekte von
Der jetzt beabsichtigte Weg, Schnittstellen und Para- Es strebe an, die Länder auch an den Kosten zu betei- ISYBAU neu entscheidet und künftig nachweist, dass
Im Übrigen hält der Bundesrechnungshof die derzei-
meter zur Erhöhung der Flexibilität bei der Beschaf- ligen, die bisher vollständig vom Bund getragen die erwarteten Einsparungen auch haushaltswirksam
tige Beteiligung der Länder an den ISYBAU-Gesamt-
fung und Anwendung von Programmen vorzugeben, würden. umgesetzt werden.
kosten für zu gering. Wie bei der Beschaffung von
ist auch nach Auffassung des Bundesrechnungshofes 32.4.4 32.5 Organisation
DV-Geräten sollten auch die Kosten für Entwicklung
der bessere Weg, die Akzeptanz des ISYBAU- 32.5.1
und Erprobung sowie für den Erwerb von General- Der Bundesrechnungshof hält die Behauptung des
Projekts in den Ländern zu erhöhen.
lizenzen für die Software und die Erstschulung von Bundesministeriums, der Bund hätte bei selbstständi- Das Bundesministerium begleitete das ISYBAU-
Der Bundesrechnungshof sieht die Entscheidung des Ausbildern nicht vollständig vom Bund, sondern ger Einführung der Datenverarbeitung durch die Län- Projekt mit drei Personen, die den Vorsitz in der
Bundesministeriums, die kosten- und zeitaufwendig anteilig auch von den Ländern getragen werden. der erheblich mehr zahlen müssen, für unzutreffend. Arbeitsgruppe ISYBAU (Plenum) haben. Das
Integrationsprogramme zunächst zurückzustellen und Die Länder hätten ein solches aufwendiges Plenum, dem 35 Vertreter des Bundes und der Länder
Der Bundesrechnungshof hat ferner beanstandet, dass
die künftige Entwicklung der Bauverwaltungen bei integriertes DV-Projekt schon wegen der hohen im Jahre 1994 angehörten, trifft die für das ISYBAU-
die Wirtschaftlichkeit des Projekts und seiner Teile
der Gestaltung der DV-Programme zu berück- haushaltsmäßigen Belastungen nicht begonnen. Dies Projekt grundlegenden Entscheidungen. Es legt die
nicht hinreichend untersucht und nachgewiesen
sichtigen, als einen wesentlichen Schritt zur belegen die von den Ländern eingeführten DV- Arbeitsbereiche, die Ziele und die fachlichen
worden ist.
erfolgreichen Einführung der Datenverarbeitung in Programme, die auf eine Integration verzichten und Anforderungen fest und richtet Arbeitskreise für die
die Bauverwaltungen an. 32.4.3 dadurch erheblich kostengünstiger sind. Erarbeitung des DV-Verfahrens ein.
Das Bundesministerium hat darauf verwiesen, dass
Er empfiehlt, alsbald die für die Kernaufgaben der Das Bundesministerium kann seine Behauptung, Zum Zeitpunkt der Prüfung waren nach Angaben des
der Bund von den bisherigen Projektkosten in Höhe
Bauverwaltung benötigten Programme einzuführen ISYBAU habe zu einer Verringerung der Verwal- Bundesministeriums für die rd. 80 Teilprojekte 30
von 469 Mio. DM ohnehin 262 Mio. DM
und zur Beseitigung der Umsetzungsdefizite in den tungskostenerstattung geführt, nicht belegen. Wenn Arbeitskreise eingesetzt, in denen jeweils etwa 10 bis
entsprechend seinem Anteil an den Verwaltungs-
Ländern verstärkt Schulungen zu unterstützen. die Verwaltungskostenerstattung in den letzten Jah- 20 Personen tätig waren. Mit der Leitung eines
kosten der Landesbauverwaltungen hätte tragen
32.4 Kosten und Wirtschaftlichkeit des Pro- ren nicht gestiegen und bei einigen Ländern sogar Arbeitskreises war jeweils ein Land beauftragt; die
müssen. Für die restlichen 207 Mio. DM seien 27
jekts gesunken ist, liegt dies ausschließlich an der übrigen Mitglieder des Arbeitskreises wurden von
Softwarepakete entwickelt und beschafft sowie
32.4.1 Verringerung der Personal- und Sachausgaben den anderen Ländern und vom Bund gestellt.
Grundlagenarbeiten betrieben worden. Bei Einzel-
wegen zurückgehender Bauausgaben. Die vom Insgesamt waren bundesweit nach einer
Der Bund wird nach den Aufstellungen des beschaffung und -entwicklung der Programme durch
Bundesministerium als belegte Einsparung be- Anschriftenliste rd. 280 Personen zeitweise oder
Bundesministeriums für das Projekt ISYBAU bis die Länder hätte sich dieser Betrag mindestens
zeichneten 78 Mio. DM bei den Beschaffungs- ständig mit dem ISYBAU-Projekt befasst.
zum Jahre 1998 rd. 990 Mio. DM kosten. Die verdoppelt. Das ISYBAU-Projekt habe bei den
kosten für ISYBAU-Programme entsprechen dem
Folgekosten für DV-Personal, Personalschulung, Verwaltungskosten eine Kostenreduzierung durch Über die Ergebnisse der Arbeitskreise befindet das
Gebot wirtschaftlichen Handelns bei der
Wartung und Pflege der Hard- und Software sollen gemeinsame Beschaffungen im Rahmen des Plenum. Das Bundesministerium und die zuständigen
Projektabwicklung. Sie haben lediglich eine
nach den Schätzungen des Bundesministeriums rd. ISYBAU-Projekts bewirkt; nachweisbar sei zu- Ministerien der Länder veranlassen danach jeweils
weitere Steigerung der Projektkosten verhindert,
77 Mio. DM jährlich betragen. mindest die Einsparung in Höhe von 78 Mio. DM. für ihren Bereich die Einführung der DV-Verfahren
nicht aber die Verwaltungskostenerstattung
und die hierzu notwendigen Beschaffungen.
Bis Ende 1994 hatte der Bund für das ISYBAU-Projekt Das Bundesministerium hat ferner darauf gesenkt. Diese ist vielmehr in Höhe der ISYBAU-
rd. 469 Mio. DM ausgegeben; weitere rd. 521 Mio. DM hingewiesen, dass es gegenwärtig den von den Projektkosten von 469 Mio. DM gestiegen. Die Für die Teilprojekte wurden keine oder unzu-
sind für die Jahre 1995 bis 1998 vorgesehen. Ländern angemeldeten Mittelbedarf für die einzelnen zusätzlichen Ausgaben für ISYBAU haben sich bis reichende fachliche und zeitliche Vorgaben gemacht.
Vorhaben und Beschaffungsmaßnahmen im Rahmen heute noch nicht amortisiert. Dadurch konnten die Projekte nicht zentral überwacht
Die Länder tragen rd. 20 v. H. der Projektkosten. Der
der verbesserten Projektsteuerung überprüfe. Es und gesteuert werden. Als Folge dessen wurden
hohe Bundesanteil ist darauf zurückzuführen, dass Der Bundesrechnungshof unterstützt die Absicht des
werde den Mitteleinsatz für die folgenden Jahre um Programme fehlerhaft entwickelt, die mit
der Bund sich bereit erklärt hat, die Kosten für den Bundesministeriums, den Mittelbedarf für das
mindestens die Hälfte verringern; für das Jahr 1995 erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand
Erwerb von Software-Generallizenzen, für die ISYBAU-Projekt zu überprüfen und in den folgenden
seien dies rd. 70 Mio. DM. nachgebessert werden mussten. Andere, bereits zur
Entwicklung und Erprobung sowie für die Jahren um rd. 50 v. H. zu verringern; das entspricht
Anwendung freigegebene Programme wiesen Mängel
Erstschulung von Ausbildern zu 100 v. H. zu Im Übrigen seien die Ausgaben für ISYBAU nicht einem Gesamtbetrag von rd. 260 Mio. DM bis zum
auf und wurden deshalb von den Ländern nicht
übernehmen. überhöht, zumal die Bauindustrie ihre DV-Kosten mit Jahre 1998. Er geht außerdem davon aus, dass die
angewendet. Einige konnten zudem nicht auf
3 bis 6 v. H. des Umsatzes bemesse; ISYBAU liege Kostenbeteiligung der Länder, wie vom
Aussagen zu den erwarteten und erreichten gängigen DV-Betriebssytemen installiert werden. Die
unterhalb dieser Ansätze. Bundesministerium angestrebt, künftig auf alle
Einsparungen bei den Bauverwaltungen sowie andere einzelnen Arbeitskreise trafen unkoordinierte und
Maßnahmen von ISYBAU ausgedehnt wird.
Kosten-Nutzen-Betrachtungen zum Gesamtprojekt Der Nutzen von ISYBAU ist nach den Aussagen des zum Teil widersprüchliche Entscheidungen, durch die
ISYBAU oder zu den rd. 80 ISYBAU-Teilprojekten Bundesministeriums vorhanden, aber nicht nachweis- Die Begründung des Bundesministeriums für die feh- die Entwicklung dringend benötigter Programmteile

129 130
verzögert und verteuert wurde. Durch diese Es bleibt aber festzustellen, dass die vom Bundesmi- Nr. 33 Überprüfen und Genehmigen Einsparungen ohne bedeutsame Beeinträchtigungen
Schwierigkeiten verzögerte sich die Bereitstellung nisterium angekündigten Maßnahmen schon vor meh- des architektonischen Gesamtbildes möglich.
und Einführung der benötigten DV-Programme reren Jahren hätten durchgeführt werden müssen. Ob
von Haushaltsunterlagen für Außerdem hat er das Bundesministerium gebeten,
erheblich. Es entstanden zusätzliche Kosten und das sie sich noch wesentlich auf Kosten und Qualität des Baumaßnahmen künftig die Genehmigung großer Baumaßnahmen
ISYBAU-Projekt verlor bei den Ländern an Akzep- Projekts auswirken werden, bleibt abzuwarten. mehr als bisher von der Vorlage von Wirtschaft-
tanz. 33.0 lichkeitsuntersuchungen abhängig zu machen, die
32.6 Abschließende Empfehlung
Das Bundesministerium achtete bei der Ge- insbesondere wesentliche Bauteile und Anlagen
32.5.2 Der Bundesrechnungshof unterstützt die Absicht des nehmigung von Haushaltsunterlagen für berücksichtigen.
Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die Or- Bundesministeriums, die Aufgabenwahrnehmung der einzelne Baumaßnahmen nicht hinreichend
ganisation des ISYBAU-Projekts nicht den Anforde- Bauverwaltungen durch Datenverarbeitung zu 33.3
auf Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit.
rungen genügt, die an ein solches Projekt gestellt verbessern. Nach seinen Feststellungen ist dies Das Bundesministerium hat die Empfehlung des
werden. besonders dringlich für die Kernaufgaben, für die seit Auf Grund von Hinweisen des Bundesrech- Bundesrechnungshofes aufgegriffen, eine Vergleichs-
Jahren DV-Programme angekündigt werden. nungshofes hat das Bundesministerium in rechnung angestellt, die genehmigten Planungen
Nach seiner Auffassung können drei Mitarbeiter des Einzelfällen nachträglich Planungen geändert überprüft und geändert. Es hat durch diese
Bundesministeriums das Projekt, das aus rd. 80 Teil- Dabei geht der Bundesrechnungshof davon aus, dass und dadurch Mittel in Höhe von rd. Änderungen bei der Außenwandverkleidung und der
projekten besteht und von 35 Angehörigen des angesichts der geänderten Anforderungen an die Bau- 2,7 Mio. DM eingespart. Unnötige Kosten in künstlerischen Ausgestaltung rd. 2,7 Mio. DM einge-
Plenums sowie 30 Arbeitskreisen aus 16 Bundesl- verwaltungen alsbald über deren künftige Aufgaben- Höhe von rd. 0,9 Mio. DM mussten spart. Weitere mögliche Einsparungen in Höhe von
ändern mit insgesamt 280 beteiligten Bundes- und struktur entschieden wird. Er unterstreicht seine Auf- hingenommen werden, da insoweit ein rd. 0,9 Mio. DM hielt es wegen der damit
Landesbediensteten bearbeitet wird, nicht wirksam fassung, dass ein wirtschaftliches Verwaltungs- Umplanen nicht mehr wirtschaftlich war. verbundenen Umplanungskosten und des Baufort-
steuern. Außerdem fehlt ein Konzept für die handeln der Bauverwaltungen nur zu erreichen ist,
33.1 schrittes für nicht mehr vertretbar.
Projektsteuerung. Angesichts der Eigenständigkeit wenn ihre Organisation optimiert und das DV-
der Länder müssen die Kompetenzen des Bundes- Verfahren darauf abgestimmt wird. Das Bundesministerium trägt die Gesamtverantwortung Unabhängig davon äußerte das Bundesministerium,
ministeriums und des Plenums eindeutig festgelegt für das Bundesbauwesen. Es hat als oberste technische die Kritik des Bundesrechnungshofes an der
werden. Kosten- und Zeitziele für die Teilprojekte
Beschluss des Haushaltsausschusses Instanz die Haushaltsunterlagen für große Baumaßnah- Überprüfung der Haushaltsunterlagen treffe nicht
wurden nicht vorgegeben, so dass eine wirksame zu Prüfbemerkung Nummer 32: men (so genannte Große Neu-, Um- und Erweiterungs- uneingeschränkt zu. In einem Falle habe nicht das
Erfolgskontrolle insoweit nicht möglich ist. a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung bauten) zu genehmigen, die von den Bauverwaltungen Bundesministerium, sondern die von ihm zur
zustimmend Kenntnis. der Länder erstellt werden. Dabei hat es die grundsätz- Beschleunigung des Verfahrens und Verminderung des
Die unzureichende Koordinierung der 30 lich bedeutsamen Angaben und Daten in den
b) Er erwartet, dass der Bundesministers ent- Verwaltungsaufwandes ermächtigte Oberfinanz-
Arbeitskreise hat zu Zeitverzug und zusätzlichen Unterlagen zu überprüfen. Es kann das Genehmigungs-
sprechend den Anregungen des Bundes- direktion die Haushaltsunterlagen genehmigt.
Kosten geführt und verhindert zudem die verfahren auf die Landesbauabteilungen der Ober-
Konzentration der ISYBAU-Aktivitäten auf die so rechnungshofes das Projekt ISYBAU unter finanzdirektionen übertragen, die ihm fachlich unter- Außerdem seien in den vom Bundesrechnungshof bean-
genannten Kernprogramme. Berücksichtigung der Personal- und stellt sind. standeten Fällen zwar keine Wirtschaftlichkeitsuntersu-
32.5.3 Aufgabenstruktur der Bauverwaltung chungen erstellt worden; gleichwohl seien die Außen-
Nach den für die Bauverwaltung maßgebenden Richt- wandverkleidungen beim Aufstellen der Haushalts-
Das Bundesministerium hat erklärt, es arbeite an überarbeitet und über die veranlassten linien ist den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und unterlagen unter Berücksichtigung der Wirtschaft-
Verbesserungen der Projektleitung für ISYBAU. Es Maßnahmen in Abstimmung mit dem Sparsamkeit bei der Planung dadurch zu entsprechen, lichkeit geprüft worden. Trotzdem hätten damals
habe deshalb ein Wirtschaftsberatungsbüro Bundesrechnungshof bis zum 1. Oktober dass für "Maßnahmen alternative Lösungs- repräsentative und städtebauliche Erwägungen die
eingeschaltet. 1996 berichtet. möglichkeiten und die Kosten einschließlich der Entscheidung für den hohen baulichen Standard und
Die Zahl der das Projekt steuernden Mitarbeiter im Folgekosten zu untersuchen sind". somit für die teuren Baustoffe gerechtfertigt.
Bundesministerium sei erhöht worden. Außerdem [Auszug aus BT-Drucksache 13/7215 Nach den Feststellungen des Bundesrechnungshofes 33.4
werde geprüft, ob die Zahl der Arbeitskreise und vom 14. März 1997 - Seite 25] wurden bei verschiedenen Baumaßnahmen u. a. für Der Bundesrechnungshof hält seine Kritik aufrecht.
Teilprojekte sowie die Zahl der Mitarbeiter verringert Außenwandverkleidungen Baustoffe genehmigt, die
werden könnten. Von den in einer Adressenliste einem überdurchschnittlich hohen baulichen Standard Nach seiner Auffassung ist es in diesem Zusammen-
genannten 280 Personen seien im 1. Halbjahr 1995 entsprechen. Eine Untersuchung über die technische, hang unerheblich, dass in einem Fall das Genehmigen
nur noch etwa 80 Personen für ISYBAU eingesetzt wirtschaftliche und gestalterische Möglichkeit, der Haushaltsunterlagen übertragen worden war. Das
worden. andere Baustoffe zu verwenden, lag dabei nicht vor. Bundesministerium hätte im Rahmen seiner
Kosten- und Zeitziele würden künftig in so genannten 33.2 Gesamtverantwortung rechtzeitig und nicht erst nach
Projekthandbüchern festgelegt, auf deren Grundlage Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass beim Hinweisen des Bundesrechnungshofes durch ver-
das Bundesministerium über weiterzuführende, zu Überprüfen und Genehmigen die Grundsätze von stärktes Einwirken auf die Oberfinanzdirektionen,
streckende oder einzustellende Teilprojekte entschei- Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit nicht hinreichend insbesondere im Hinblick auf wirtschaftliches Bauen,
den werde. Die Teilprojekte würden mit einem neu beachtet wurden. darauf hinwirken müssen, dass bei diesen
eingeführten Berichtswesen zeitlich und kostenmäßig Baumaßnahmen keine unnötigen Kosten entstehen.
kontrolliert. Er hat insbesondere darauf aufmerksam gemacht,
dass der überdurchschnittlich hohe bauliche Standard Die nachträglich erzielten Einsparungen belegen an-
32.5.4 bei Außenwandverkleidungen im Allgemeinen nicht schaulich, dass die hohen Kosten für die
Der Bundesrechnungshof befürwortet das Bemühen mehr als vertretbar angesehen wird. Außenwandverkleidungen nicht zwingend geboten
des Bundesministeriums, die Organisation des waren. Auch durch die kostengünstigere Baugestaltung
ISYBAU-Projekts zu verbessern, indem die Arbeit in Der Bundesrechnungshof hat daher dem Bundesmi- wurden repräsentative und städtebauliche Belange
den Arbeitskreisen gestrafft, Zahl, Kosten und Zeit nisterium unter Hinweis auf die angespannte Haus- angemessen berücksichtigt. Nach Auffassung des
der Teilprojekte überprüft sowie deren Erfolg haltslage empfohlen, die genehmigten Planungen zu Bundesrechnungshofes waren die Wirtschaftlich-
wirksam kontrolliert werden sollen. überprüfen und nach Möglichkeit Kosten keitsüberlegungen bei der Aufstellung der
einzusparen; nach seiner Auffassung waren Haushaltsunterlagen unzureichend. Sie konnten die

131 132
zumindest für wesentliche Bauteile und Anlagen not- chen noch nicht ausreichend die Leistungen der von eröffnet diese Verfahrensweise erhebliche Bundesministerium wird dafür zu sorgen haben, dass
wendige Wirtschaftlichkeitsuntersuchung nicht ihnen mit der Planung, Vergabevorbereitung, Durch- Manipulationsspielräume. die freiberuflich Tätigen mit diesen Regeln besser
ersetzen. führung und Abrechnung der Baumaßnahmen des vertraut gemacht werden.
Der Bundesrechnungshof hat daher die
33.5 Bundes beauftragten freiberuflich Tätigen. Sie erken- 34.5
Bauverwaltungen wiederholt darauf hingewiesen, die
nen daher noch zu häufig nicht die Mängel dieser
Das Bundesministerium sollte künftig wirkungsvoll Angabe bestimmter Fabrikate nur dann zu verlangen, Das Bundesministerium hatte Gelegenheit zur
Leistungen und regelwidriges Handeln der freiberuf-
und rechtzeitig dafür sorgen, dass den haushaltsrecht- wenn dies durch die Art der geforderten Leistungen Stellungnahme und hat keine Einwände erhoben.
lich Tätigen. Dies hat der Bundesrechnungshof
lichen Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit und Spar- unumgänglich oder eine Bestimmung der geforderten
besonders in folgenden Bereichen festgestellt:
samkeit angemessen Rechnung getragen wird. Leistung nicht anders möglich ist.
34.2.1 Beschluss des Haushaltsausschusses zu
Beschluss des Haushaltsausschusses zu 34.2.3
Obgleich die vom Bundesministerium zur Ver- Prüfbemerkung Nummer 34:
Prüfbemerkung Nummer 33: Freiberuflich Tätige, die im Rahmen förmlicher Ver-
wendung vorgegebenen Vertragsbedingungen des
gaben mit der Wertung der Angebote beauftragt
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Bundes für Bauleistungen - zu denen z. B. auch die a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
waren, führten in einzelnen Fällen auch unzulässige
zustimmend Kenntnis. Verdingungsordnung für Bauleistungen Teil B zustimmend Kenntnis.
Preisverhandlungen mit Bietern, insbesondere dann,
(VOB/B) gehört - grundsätzlich ausreichen, werden
b) Er erwartet, dass der Bundesminister wenn Bieter geforderte Preise nicht angegeben hatten b) Er fordert den Bundesminister auf, dafür
von freiberuflich Tätigen sehr häufig Regelungen in
künftig mehr auf Wirtschaftlichkeit und und ihre Angebote deshalb wegen Unvollständigkeit Sorge zu tragen, dass die Bauverwaltungen
die Verdingungsunterlagen aufgenommen, die diesen
Sparsamkeit achtet, auch wenn es das Ge- zwingend vom Wettbewerb auszuschließen waren. der neuen Bundesländer, die Baumaßnah-
Vertragsbedingungen widersprechen.
nehmigen der Haushaltsunterlagen auf Auch diese Verfahrensweise eröffnet erhebliche men des Bundes durchführen, die für diese
Dies verursacht bei vielen Bauverträgen rechtliche
eine Oberfinanzdirektion übertragen hat. Unklarheiten und Auslegungsschwierigkeiten.
Manipulationsmöglichkeiten. Maßnahmen tätigen Freiberuflichen über-
[Auszug aus BT-Drucksache 13/7215 Werden Regelungen abbedungen, die zum 34.3 wachen, dass wesentliche Mängel in allen
vom 14. März 1997 - Seite 25] Kernbereich der VOB/B gehören, kann dies zur Die Bauverwaltung eines Bundeslandes hat dazu Bereichen erkannt und ausgeschlossen
Unwirksamkeit sogar von Teilen des Vertrages erklärt, ein Bauamt habe die Richtigkeit der in den werden. Der Bundesminister wird auch
wegen Verstoßes gegen das Gesetz zur Regelung des Leistungsverzeichnissen von freiberuflich Tätigen Sorge zu tragen haben, dass die freibe-
Nr. 34 Überwachung der Leistungen Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausgewiesenen Mengen nicht kontrolliert, da die ruflich Tätigen mit den für den Bund als
führen. Ferner werden den Auftragnehmern durch zutreffende Angabe dieser Größen nach Erachten des
der für Hochbaumaßnahmen von der VOB/B abweichende Regelungen zum Teil Amtes ausschließlich im Verantwortungsbereich der
Auftraggeber von Bauleistungen verbindli-
des Bundes tätigen Risiken auferlegt, die sich unnötig kostenerhöhend freiberuflich Tätigen liege. Die Bauverwaltung eines chen Regeln besser vertraut gemacht
freiberuflichen Architekten auswirken können, weil die Bieter Risikozuschläge in anderen Bundeslandes verwies darauf, dass die werden.
und Ingenieure durch ihre Preise einrechnen. Kontrolle der Arbeitsergebnisse der Freiberuflichen
meist unter erheblichem Zeitdruck und [Auszug aus BT-Drucksache 13/7215
Bauverwaltungen des 34.2.2
Personalmangel geschehe. Nach Auffassung des vom 14. März 1997 - Seite 25f]
Beitrittsgebietes Besonders häufig ist in den von freiberuflich Tätigen
Bundesrechnungshofes dürfte dies für alle
aufgestellten Leistungsverzeichnissen die Forderung
Bauverwaltungen des Beitrittsgebietes gelten.
34.0 an die Bieter enthalten, im Angebot die von ihnen
ausgewählten Fabrikate anzugeben, die sie zur 34.4
Die mit der Durchführung von Baumaßnah-
men des Bundes betrauten Bauverwaltungen Erfüllung der Leistungen verwenden wollen. Auf die Der Bundesrechnungshof begrüßt das Bemühen,
des Beitrittsgebietes überwachen noch nicht Angabe von bestimmten Fabrikaten kann jedoch durch verstärkten Einsatz freiberuflich Tätiger das
ausreichend die Leistungen der von ihnen be- verzichtet werden, wenn die zugesagten Leistungen Personal der Bauverwaltungen zu verringern und
auftragten Architekten und Ingenieure. Sie in den Leistungsverzeichnissen bereits eindeutig und öffentliche Baumaßnahmen wirtschaftlicher
erkennen daher noch zu häufig nicht die erschöpfend beschrieben sind oder eine solche durchzuführen. Allerdings verbleibt auch bei dieser
Mängel dieser Leistungen und regelwidriges Beschreibung möglich und dann auch geboten ist. Entlastung durch freiberuflich Tätige die Gesamtver-
Handeln der freiberuflich Tätigen. antwortung für eine ordnungsgemäße und wirt-
Die Vielzahl vermeidbarer Forderungen nach Angabe
schaftliche Durchführung der Baumaßnahmen des
34.1 des Fabrikats hat dazu geführt, dass die Bieter dieser
Bundes bei den Bauverwaltungen.
Die Bauverwaltungen des Beitrittsgebietes nehmen Angabe nicht mehr die erforderliche Bedeutung bei-
die Hochbauaufgaben des Bundes jeweils in ihren messen und sie daher oftmals auch in jenen Fällen Sie haben durch eine stichprobenweise und ggf.
Gebieten wahr. Oberste technische Instanzen sind das unterlassen, in denen die Angabe wertungserheblich gezielte Überwachung der freiberuflich Tätigen
Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und und daher notwendig ist und in denen das Angebot sicherzustellen, dass wesentliche Mängel der
Städtebau (Bundesministerium) für die zivilen und bei Fehlen der Angabe wegen Unvollständigkeit vom Vertragserfüllung in allen Bereichen erkannt und
das Bundesministerium der Verteidigung für die Wettbewerb auszuschließen ist. Deshalb ist häufig ausgeschlossen werden.
militärischen Bauaufgaben. Die Gesamtver- der Zuschlag auf das preisgünstigste Angebot nicht
Das Bundesministerium sollte darauf hinwirken, dass
antwortung für das Bundesbauwesen in den zulässig und das Ausschreibungsergebnis für den
die Bauverwaltungen des Beitrittsgebietes diese
Zuständigkeitsbereichen der beiden Ministerien Bund finanziell nachteilig. Offenbar verlassen sich
Grundsätze beachten und dazu ihre für den Bund täti-
obliegt dem Bundesministerium. Um das die Bieter darauf - und die Praxis bestätigt dies -, dass
gen Bauämter personell angemessen ausstatten.
umfangreiche Bauvolumen zeitgerecht bewältigen zu sie die Fabrikate nachträglich benennen können. Eine
nachträgliche Angabe wertungserheblicher Fabrikate Der Bundesrechnungshof sieht eine wesentliche
können, haben die Bauverwaltungen des Bei-
verstößt jedoch gegen das Nachverhandlungsverbot Ursache der geschilderten Mängel in der
trittsgebietes in erheblichem Umfang freiberuflich tä-
des § 24 Nr. 3 VOB/A und ist unstatthaft. Als Folge unzureichenden Kenntnis der für den Bund als
tige Architekten und Ingenieure eingeschaltet.
hat der Bundesrechnungshof eine Vielzahl fehler- Auftraggeber von Bauleistungen verbindlichen
34.2 hafter Vergabeentscheidungen festgestellt. Zudem Regeln bei einem Teil der freiberuflich Tätigen. Das
Die Bauverwaltungen des Beitrittsgebietes überwa-
133 134
mindestens um 1,6 Mio. DM geringer ausfallen kön- Nr. 12 Erstattung von
nen. Zudem steht zu befürchten, dass bei einem
Verwaltungskosten
Auszüge aus den Bemerkungen 1996 (BT-Drs. 32/5700 v. 16. Oktober 1995) Abbruch des Vorhabens noch weitere Forderungen
auf den Bund zukommen. (Kapitel 08 07 Titel 632 01 und Kapitel
3.3 14 12 Titel 632 01)
neben der Grundlagenermittlung und Vorplanung 12.0
Nr. 3 Finanzierung von Planungs- Das Bundesministerium hat sein Vorgehen mit dem
(Leistungsphasen 1 und 2 nach § 15 der Verordnung Interesse des Hochleistungssports vor dem Hinter- Das Bundesministerium leistete an zwei neue
kosten über die Honorare für Leistungen der Architekten Bundesländer für die Durchführung der Bau-
grund einer verstärkt aufkommenden Dopingproble-
(Kapitel 06 02 Titel 882 11) und der Ingenieure - HOAI -) auch auf die matik begründet. Mit dem Projekt sei in jeder aufgaben des Bundes nicht gerechtfertigte
Ausführungsplanung, die Planung der Technischen Hinsicht Neuland betreten worden. Eine Konsequenz Zahlungen in Höhe von 51 Mio. DM, die erst
3.0 Gebäudeausrüstung und die Tragwerksplanung auf Grund der Prüfung des Bundesrech-
aus der Aufschiebung der Realisierung des Projektes
Das Bundesministerium bewilligte für den einschließlich des Wärmeschutznachweises sowie die sei die anteilige Förderung der entstandenen nungshofes ausgeglichen werden sollen.
Neubau eines Regenerationszentrums für den Vorbereitung einer europaweiten Ausschreibung. Die Planungskosten auf Antrag des beteiligten 12.1
Hochleistungssport eine Zuwendung für Pla- Stadt beantragte für die in Rechnung gestellten Bundeslandes gewesen. Die Bewilligung der Der Bund vereinbarte mit den neuen Bundesländern,
nungskosten, obwohl die im Bundeshaushalt Planungsleistungen beim Bundesland und beim Bund Planungskosten sei in Übereinstimmung mit der dass er die Verwaltungskosten, die den Bundesländern
für diese Baumaßnahme vorgesehenen Mittel Zuwendungen in entsprechender Höhe. Das Rechtsauffassung des Bundesministeriums der für die Durchführung von Bauaufgaben im Auftrag des
gesperrt und später gestrichen worden Bundesministerium bewilligte dem Bundesland als Finanzen erfolgt, welches eine Finanzierung von Bundes entstehen, in gleicher Weise wie den alten Bun-
waren. Das Bundesministerium wirkte seit unmittelbarem Zuwendungsempfänger im Jahre 1993 Planungskosten dann für zulässig halte, wenn zur desländern erstattet. Danach ist bei der Abrechnung die-
1988 an den Planungen zur Errichtung der ausgehend von 2,6 Mio. DM zuwendungsfähiger Mitfinanzierung rechtliche Verpflichtungen ser Kosten zu unterscheiden zwischen so genannten
Einrichtung weit reichend mit und löste Kosten eine nicht rückzahlbare Zuwendung in Höhe eingegangen worden sind. Die Planungen seien von trennbaren Kosten, die einer Baumaßnahme des Bundes
infolgedessen Zahlungsverpflichtungen für von rd. 1,83 Mio. DM. Das Bundesland leitete die den beteiligten Zuwendungsgebern von Anfang an in direkt zurechenbar sind, und so genannten nicht
den Bund aus. Es sind unnötige Ausgaben in Mittel an die Stadt weiter, die damit anteilig das allen Varianten beauftragt, mitgestaltet und trennbaren Kosten, die über einen bestimmten Schlüssel
Höhe von mindestens 1,6 Mio. DM Planungsbüro bezahlte. Das Bundesministerium freigegeben worden, woraus dem Planer auf Bund und Bundesland zu verteilen sind.
entstanden. nahm für die Zuwendung einen Titel aus dem Vertrauensschutz und Ansprüche erwachsen seien.
3.1 Bundeshaushalt in Anspruch, der für Zuschüsse für Die ausgeführten und abgerechneten Planungen seien Zwei neue Bundesländer berechneten die vom Bund zu
die Errichtung, Erstausstattung und Bauunterhaltung für die Entscheidungsfindung erforderlich gewesen. erstattenden Kosten teilweise abweichend von den Ver-
Das Bundesministerium sprach sich im Jahre 1988 zu- einbarungen mit der Folge, dass Verwaltungskosten für
(Bundesleistungszentren) von Sportstätten für den
sammen mit einem Bundesland und einer Stadt sowie 3.4 Baumaßnahmen sowohl als trennbare als auch als nicht
Hochleistungssport sowie für den Bau von
im Einvernehmen mit dem Deutschen Sportbund und Der Bundesrechnungshof sieht seine Bedenken durch trennbare Kosten abgerechnet wurden. Durch diese
Sportstätten im ehemaligen Zonenrandgebiet
dessen Fachverbänden für die Errichtung eines die Einlassungen des Bundesministeriums nicht doppelte Erstattung des Bundes entstanden ihm
bestimmt war.
Regenerationszentrums für den Hochleistungssport aus. ausgeräumt. Die vom Bundesministerium mit Mehrausgaben in Höhe von insgesamt rd. 43 Mio. DM.
In Absprache mit den künftigen Zuwendungsgebern 3.2
veranlassten Planungsleistungen gehen weit über das Außerdem forderte ein Bundesland über die
erstellte ein Planungsbüro daraufhin zwischen den Der Bundesrechnungshof hat dem Bundes- Erforderliche hinaus. vereinbarten Verwaltungskosten hinaus zu Unrecht
Jahren 1988 und 1991 vier inhaltlich verschiedene ministerium vorgehalten, dass es Zuwendungen für weitere rd. 8 Mio. DM für angeblich hohen
Entwürfe. Das Regenerationszentrum sollte mit Planungskosten bewilligte, obwohl der Sport- und der Der Bundesrechnungshof hält daran fest, dass das
Bundesministerium sich bei Vorhaben, die nicht Koordinierungsaufwand beim Einsatz einer so
Zuwendungen des Bundes (70 v. H.), des Bundeslandes Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages der genannten Patenbauverwaltung (Tätigwerden der
(20 v. H.) und der Stadt (10 v. H.) finanziert werden. geplanten Baumaßnahme nicht zugestimmt hatten genehmigt oder deren Finanzierungen nicht gesichert
sind, im Vorfeld der Antragstellung, z. B. bei der Bauverwaltung eines alten Bundeslandes).
Dafür legte ein im Jahre 1991 eigens für den Bau und und genehmigte Mittel für die Baumaßnahme nicht
Betrieb des Regenerationszentrums gegründetes zur Verfügung standen. Mitwirkung an vorbereitenden Planungen, zurück- Die Abrechnung der Verwaltungskosten prüfte die Bun-
Unternehmen die Planung und Kostenberechnung des halten muss. Das schließt eine Beteiligung bei der desvermögensabteilung der jeweils zuständigen Oberfi-
Grundsätzlich hat ein Zuwendungsempfänger bei Grundlagenermittlung zwar nicht aus, der vom nanzdirektion und legte sie dem Bundesministerium
zuletzt vom Planungsbüro fertig gestellten Entwurfes
einer Ablehnung eines Antrages keinen Anspruch auf Bundesministerium zu verantwortende Planungs- vor. Dieses erkannte zwar, dass die Abrechnungen dem
den Zuwendungsgebern vor. Das Bundesministerium
Erstattung seiner Planungskosten. Der Bundesrech- aufwand ist aber bis zur endgültigen Entscheidung Grunde nach nicht der Vereinbarung entsprachen. Statt
unterbreitete das Projekt dem Sportausschuss des
nungshof hat daher bemängelt, dass das über das Vorhaben stets auf das unabweisbar die finanziellen Auswirkungen der nicht belegten
Deutschen Bundestages. Dieser vermisste ein
Bundesministerium sich vom Jahre 1988 an in die Erforderliche zu beschränken. Forderungen zu ermitteln und die Abrechnung um
Gesamtkonzept für den Betrieb und die Einbeziehung
Vorbereitung und Planung des Projektes so stark diesen Betrag zu kürzen, forderte es lediglich von den
der neuen Bundesländer. Er veranlasste daraufhin beim Beschluss des Haushaltsausschusses zu
einbinden ließ, dass das Bundesministerium sich zu Bundesländern ergänzende Begründungen, die
Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, die im
finanziellen Leistungen verpflichtet fühlte. Bei Prüfungsbemerkung Nummer 3: allerdings bis heute trotz Mahnung ausstehen.
Bundeshaushalt des Jahres 1991 für das Vorhaben ein-
seinem Engagement hätte es wenigstens darauf
gestellten Mittel qualifiziert zu sperren. Die Mittel blie- Insgesamt führten diese Mängel zu einer Überzahlung
achten müssen, dass der Planungsaufwand auf das für a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
ben auch im Haushaltsjahr 1992 gesperrt. Sie wurden an die Bundesländer in Höhe von rd. 51 Mio. DM.
die Antragstellung Nötige beschränkt wird. Der zustimmend Kenntnis.
im Zuge der Einsparungen bei der Aufstellung des
Bundesrechnungshof hält für die Beantragung und Auf vergleichbare Mängel hatte der Bundes-
Haushaltes für das Jahr 1993 schließlich ganz
Genehmigung der Maßnahme eine Grundlagen-
b) Er fordert das Bundesministerium auf, in
gestrichen. Die Bundesregierung erklärte daraufhin das derartigen Fällen dafür zu sorgen, dass der rechnungshof bereits in seinen Bemerkungen 1994
ermittlung und Vorplanung (Leistungsphasen 1 und 2 (Drucksache 12/8490 Nr. 87) hingewiesen.
Projekt für vorläufig zurückgestellt. Planungsaufwand auf das für den Zuwen-
nach der HOAI) für ausreichend. Zumindest den
Im Jahre 1992 übernahm auf Veranlassung der Zu- darüber hinausgehenden – für die Genehmigung des dungsantrag Notwendige beschränkt bleibt. 12.2
wendungsgeber die Stadt die Trägerschaft für das Regenerationszentrums nicht erforderlichen – Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass das
Projekt von dem Unternehmen, das jedoch Vertrags- Architekten- und Ingenieurleistungen hätte deshalb Bundesministerium die überhöhten Zahlungen zuließ.
[Auszug aus BT-Drucksache 13/9799
partner des Planungsbüros blieb. Bis dahin hatte das das Bundesministerium nicht zustimmen dürfen. Es hätte unverzüglich die Höhe des nicht
vom 5. Februar 1998 - Seite 10] vereinbarungsgemäßen Anteils der Abrechnungen
Planungsbüro Planungsleistungen von mehr als Wären die Leistungen auf das Notwendige be-
3 Mio. DM erbracht. Die Arbeiten erstreckten sich schränkt worden, hätte die erforderliche Zuwendung

135 136
ermitteln und die Zahlungen an die Bundesländer Gebiet wahr. Oberste technische Instanzen sind das 47.2.2 erleichtert es eine solche Konstellation, die ganze
dementsprechend kürzen müssen. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Im Rahmen der Baumaßnahme veranlasste der Aufbau- Bandbreite möglicher Manipulationen im Bau-
12.3 Städtebau (Bundesministerium) für die zivilen und helfer bei fünf Gebäuden die vertikale Innenabdichtung geschehen auszuschöpfen. Der Bundesrechnungshof
das Bundesministerium der Verteidigung für die mili- der Außenwände der Keller gegen drückendes Wasser, hält es daher für geboten, die Funktionen zur
Das Bundesministerium hat die festgestellten Mängel
tärischen Bauaufgaben. Die Gesamtverantwortung für obwohl er bereits die Planungen für eine spätere Außen- Planung, Vergabe und Abrechnung öffentlicher Bau-
in der Abrechnung der Bundesländer anerkannt und
das Bundesbauwesen in den Zuständigkeitsbereichen abdichtung eingeleitet hatte, die die Innenabdichtung aufträge organisatorisch streng zu trennen. Das
mitgeteilt, es werde im Jahre 1996 für einen
der beiden Ministerien obliegt dem Bundes- überflüssig machte und zudem fachgerechter war. Auf Bundesministerium wird gegenüber den Landes-
finanziellen Ausgleich zu Gunsten des Bundes
ministerium. die Kellerböden ließ er zum Teil neuen Estrich aufbrin- bauverwaltungen darauf hinzuwirken haben, dass der
sorgen.
gen - die Böden erhielten jedoch keine Sperre gegen Organisationsgrundsatz der Funktionstrennung auch
Der Bundesrechnungshof hat bei einer Baumaßnahme
Im Übrigen vertrat das Bundesministerium die Auffas- eindringende Feuchtigkeit. Sowohl die Innen- als auch bei der Schaffung „schlanker“ Bauverwaltungen
des Bundesministeriums der Verteidigung in einem
sung, Versäumnisse seinerseits hätten nicht vorgelegen, die später ausgeführte Außenabdichtung waren wegen angewandt wird.
neuen Bundesland erhebliche Mängel der Planung,
da sein Prüfungsverfahren erst habe abgeschlossen wer- des undichten Kellerbodens wirkungslos. Im Januar
Vergabe und Abrechnung festgestellt, die den Auch durch die Einflussnahme auf die Auswahl der
den können, nachdem der Bundesrechnungshof im 1995, rd. drei Jahre nach Beginn der Baumaßnahme,
Verdacht der Manipulation begründen. Verant- Bewerber bei der Vergabe öffentlicher Aufträge
Zuge seines „Prüfungsauftrages zur Unterstützung der konnten die Keller in den Gebäuden wegen starker
wortlich hierfür war in erster Linie ein Bediensteter bestehen erhebliche Manipulationsmöglichkeiten.
Bundesverwaltung“ die Rechnungen geprüft habe. Durchfeuchtung nicht oder nur zu einem geringen Teil
der Bauverwaltung eines alten Bundeslandes, der als Zur Vorbeugung gegen Korruption sollte daher
12.4 so genannter Aufbauhelfer ein im Aufbau genutzt werden. Durch die Mängel entstand dem Bund konsequent entsprechend den Regelungen öffentlich
Dieser Auffassung des Bundesministeriums kann der befindliches Bauamt eines neuen Bundeslandes ein Schaden in Höhe von rd. 1 Mio. DM. ausgeschrieben werden.
unterstützen sollte. 47.2.3 47.4
Bundesrechnungshof nicht folgen, da das Bundesmi-
nisterium seiner Verantwortung unabhängig von der Der Bundesrechnungshof berichtet an dieser Stelle Für die Sanierung von Rissen in den Kellerdecken Die beiden Bundesministerien haben zum Einzelfall
- auf Stichproben beschränkten - externen Finanzkon- über diesen besonderen Einzelfall, weil an ihm die hätte ein Auspressen mit Zementmilch ausgereicht. nicht Stellung genommen. Sie haben mit dem
trolle gerecht werden muss. grundsätzliche Bedeutung organisatorischer Maßnah- Der Aufbauhelfer forderte stattdessen ein Bundesrechnungshof darin übereingestimmt, dass der
men zur Schadensverhinderung deutlich wird. aufwendiges Verfahren, das üblicherweise für das öffentlichen Ausschreibung bei der Vorbeugung
Das Bundesministerium darf sich künftig nicht darauf Füllen von Rissen in Brücken, Tunneln und
47.2 gegen Korruption eine hohe Bedeutung zukommt.
beschränken, bei Zweifeln an der Zulässigkeit von vergleichbaren Ingenieurbauwerken eingesetzt wird.
47.2.1 Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen
Forderungen lediglich nachträgliche Erklärungen der Diese und weitere Leistungen wurden beauftragt, und Städtebau hat mit einem Erlass an die
Bundesländer zu fordern. Um Überzahlungen zu ver- Zu der Baumaßnahme gehörten sechs Einzelaufträge vom Aufbauhelfer als erbracht bestätigt und dem Landesbauverwaltungen Maßnahmen zur Vorbeu-
meiden, muss es vielmehr bei der Prüfung der Ver- zur Kellersanierung, bei denen stets derselbe Bieter den ausführenden Unternehmen bezahlt. Der Bundes- gung gegen mögliche Korruption bei der Bauvergabe
waltungskostenabrechnung verstärkt dafür Sorge Zuschlag erhielt. Vier Aufträge wurden freihändig und rechnungshof geht auf Grund seiner örtlichen angeregt und darauf hingewiesen, dass die
tragen, dass nicht ausreichend belegte Forderungen zwei in beschränktem Wettbewerb vergeben, da in Erhebungen davon aus, dass die Risse nicht in dem Verhinderung der Korruption ganz wesentlich mit der
zurückgewiesen werden. Darüber hinaus wird es Übereinstimmung mit den für Baumaßnahmen in den aufwendigen Verfahren saniert wurden und dem strikten Einhaltung allgemeinverbindlicher Vergabe-
sicherzustellen haben, dass der zugesagte finanzielle neuen Bundesländern geltenden Sonderregelungen auf Bund damit ein finanzieller Nachteil in Höhe von rd. bestimmungen beginne. Das Bundesministerium hat
Ausgleich im Jahre 1996 auch tatsächlich vollzogen die Durchführung öffentlicher Vergaben verzichtet 180 000 DM entstand. Rund 100 000 DM bezahlte mitgeteilt, das Thema sei auch Gegenstand von
wird. wurde. Der Aufbauhelfer bestimmte in allen sechs der Bund für das Abstemmen nicht vorhandenen Arbeitstagungen mit den Landesbauverwaltungen
Fällen, welche Unternehmen zur Angebotsabgabe Putzes. Bei weiteren angeblich erbrachten Leistungen
Beschluss des Haushaltsausschusses zu aufgefordert wurden. Er forderte überwiegend
gewesen. Dabei sei das Mehraugenprinzip – nach
Prüfungsbemerkung Nummer 12: in Höhe von rd. 360 000 DM hat der Bundesrech- dem ein Einzelner nicht gleichzeitig planen, Aufträge
Unternehmen auf, die im Raum seines Entsende- nungshof erhebliche Zweifel, ob sie tatsächlich aus- erteilen, Rechnungen prüfen und anweisen können
Bauamtes ansässig waren, Unternehmen aus den neuen geführt wurden und hat von der zuständigen Landes-
Der Ausschuss hat die Bemerkung soll – als wichtiges Kontrollinstrument gesehen
Bundesländern beteiligte er – obwohl er durch bauverwaltung gutachterliche Nachprüfung gefordert. worden. Dementsprechende organisatorische Voraus-
zustimmend zur Kenntnis genommen. entsprechende Regelungen dazu angehalten war – nicht.
47.2.4 setzungen seien inzwischen in den Bauämtern
Der Bundesrechnungshof hat mit Unterstützung einer Auf Grund der Feststellungen der Finanzkontrolle geschaffen worden oder seien in Vorbereitung. Dabei
[Auszug aus BT-Drucksache 13/9799 Vorprüfungsstelle des Bundes festgestellt, dass den wurde ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungs- hätten sich nach derzeitigem Kenntnisstand ein
vom 5. Februar 1998 - Seite 14f] Bietern eine ordnungsgemäße Kalkulation ihrer verfahren eingeleitet. Das Ermittlungsverfahren war eigenes Vergabesachgebiet im Bauamt oder spezielle
Angebote wegen wesentlicher Mängel in den vom Mitte des Jahres 1996 noch nicht abgeschlossen. Eine Vergabeämter bewährt.
Aufbauhelfer aufgestellten Leistungsverzeichnissen Vorprüfungsstelle des Bundes unterstützt im Wege 47.5
Nr. 47 Vergabe von Baumaßnahmen nur sehr eingeschränkt möglich war. Zudem ist zwei- der Amtshilfe die Staatsanwaltschaft bei ihren Der Bundesrechnungshof hält die ergriffenen organi-
felhaft, ob ein Teil der ausgesuchten Mitbewerber zur Ermittlungen. Die Ersatzansprüche des Bundes
47.0 satorischen Maßnahmen für geeignet, zur Vor-
Durchführung der ausgeschriebenen Leistungen fach- werden zurzeit geprüft.
Mängel der Planung, Vergabe und Abrech- beugung gegen Korruption beizutragen. Ihr Erfolg
lich überhaupt in der Lage war. Der Bundesrech-
nung bei einer Baumaßnahme in einem neuen 47.3 wird von ihrer konsequenten Umsetzung in den
nungshof hat daher den Eindruck gewonnen, dass ein
Bundesland führten zu einem finanziellen Der Bundesrechnungshof ist der Auffassung, dass der Landesbauverwaltungen abhängen. Der
ernsthafter Wettbewerb gar nicht stattfinden sollte.
Nachteil des Bundes in Höhe von mehr als geschilderte Fall - obgleich er sich in der Bundesrechnungshof wird sich bei künftigen
Der Bundesrechnungshof hat weiter festgestellt, dass Sondersituation nach Wiederherstellung der Einheit Prüfungen von der Wirksamkeit der Maßnahmen
2 Mio. DM und begründen den Verdacht der
der Aufbauhelfer bei der Prüfung der Angebote abspielte - die Notwendigkeit einer korruptions- überzeugen.
Manipulation. Die Funktionen Planung, Ver-
Einheitspreise in den Angeboten des späteren hemmenden Organisation der Arbeitsabläufe und der
gabe und Abrechnung öffentlicher Bauauf-
Auftragnehmers anerkannte, die zum Teil das Dreifache Zuständigkeiten zeigt. Die Möglichkeit von
träge sind organisatorisch streng zu trennen,
vergleichbarer Wettbewerbspreise betrugen. Dadurch Manipulationen wird vor allem dadurch erleichtert,
um der Korruption vorzubeugen.
entstand dem Bund ein Schaden in Höhe von rd. dass Bedienstete sowohl an der Planung als auch an
47.1 800 000 DM. der Vergabe und der Abrechnung der Leistungen
Die Bauverwaltungen der Bundesländer nehmen die wesentlich beteiligt sind. In Verbindung mit
Hochbauaufgaben des Bundes jeweils in ihrem unzureichender Aufsicht durch Vorgesetzte

137 138
Beschluss des Haushaltsausschusses zu breiter werden, als es die Planungsrichtlinien der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit vereinbar ist. 680 Mio. DM, die Munitionsräumung und Altlasten-
Bundesanstalt vorsahen. Die Haushaltsunterlage für das sanierung des Platzes mehr als 1 Mrd. DM kosten.
Prüfungsbemerkung Nummer 47: Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die
Arbeitsamt in Karlsruhe enthielt einen Luftraum im
Bundesanstalt aus eigener Überzeugung bei ihren Nach Beendigung der Definitionsphase im Jahre 1995
a) Der Ausschuss nimmt die Bemerkung Eingangsbereich vom Erd- bis ins dritte Obergeschoss,
derzeitigen Planungen von Arbeitsämtern - wurde nunmehr mit einem Aufwand in Höhe von
zustimmend zur Kenntnis. ein Tonnendach über dem Verbindungsgang und
insbesondere in den neuen Bundesländern - den 20 Mio. DM begonnen, ein Funktions- und Erprobungs-
b) Er fordert das Bundesministerium auf, unterhalb der Dachtraufe ein zusätzliches Gesims.
baulichen Standard reduziert, ihre Richtlinien besser muster zu erstellen, in dem verstärkte Kampfkompanien
- in sämtlichen Bauämtern, welche über Einen Verbindungsgang plante der Architekt erheblich
beachtet und von Architekten entworfene Lufträume mit bis zu 600 Übungsteilnehmern die Funktions-
breiter, als es die Richtlinien der Bundesanstalt
keine organisatorische Trennung der vorsahen.
zum großen Teil gestrichen hat. fähigkeit der Konzeption für das Übungszentrum
Bereiche Planung, Vergabe und 60.5 nachweisen sollen. Anfang 1996 beauftragte das
Abrechnung verfügen, unverzüglich die Ohne an den Vorlagen der Architekten Wesentliches Bundesministerium in einem so genannten
Das Bundesministerium für Arbeit und
zu ändern, legte die Bundesanstalt die Haushaltsun- „Systemvertrag“ im Wert von rd. 75 Mio. DM ein
geeigneten Maßnahmen für die struktu- Sozialordnung wird im Rahmen seiner Aufsicht
terlagen mit Kosten von rd. 87 Mio. DM in Dortmund Unternehmen mit dem industriellen System-
relle Trennung in die Wege zu leiten, darauf hinzuwirken haben, dass die Bundesanstalt bei
und rd. 79 Mio. DM in Karlsruhe der Baukommission management, das die Integration der Einzelkom-
- dem Rechnungsprüfungsausschuss in der künftigen Planung von Neubauten die Grundsätze
des Verwaltungsrates und des Vorstandes der ponenten und die Übernahme der Gesamtverantwortung
der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit beachtet.
der 1. Sitzung nach der parlamentari- Bundesanstalt zur Zustimmung vor, die diese jeweils durch die Industrie sichern soll. Den Bau des Übungs-
schen Sommerpause über den erfolg- erteilte. Auf die für die Funktion der Bauwerke nicht Beschluss des Haushaltsausschusses zu zentrums selbst will das Bundesministerium entspre-
reichen Abschluss der Maßnahmen notwendigen Bauwerksteile entfielen Ausgaben in Prüfungsbemerkung Nummer 60: chend den Erprobungsergebnissen stufenweise im Rah-
Bericht zu erstatten. Höhe von rd. 3 Mio. DM in Dortmund und rd. men dieses Systemvertrages in Auftrag geben. Über ein
Er fordert das Ministerium weiterhin auf,
1,4 Mio. DM in Karlruhe. Ende 1995 bezogen die a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Betreibermodell für den späteren Betrieb und die Unter-
Arbeitsämter die fertig gestellten Neubauten. zustimmend Kenntnis. haltung des Übungszentrums hat das Bundes-
gegen die Bediensteten sowie gegen die ministerium bisher noch nicht entschieden.
Bauunternehmer die notwendigen straf-
60.2 b) Er erwartet, dass das Bundesministerium
rechtlichen Schritte zu unternehmen. Auch Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass die für Arbeit und Sozialordnung im Rahmen 75.2
Bundesanstalt im Verfahren zur Genehmigung der seiner Aufsicht darauf hinwirkt, dass die Der Bundesrechnungshof hat die Entscheidungen zur
insoweit erwartet der Ausschuss zu gege- Haushaltsunterlagen die Grundsätze der Wirtschaft-
bener Zeit einen Bericht. Bundesanstalt bei künftigen Neubauten Freigabe zum Bau und zur Auswahl des Hauptauftrag-
lichkeit und Sparsamkeit und ihre eigenen Planungs-
den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit be- nehmers zum Anlass genommen, das Vorhaben im Hin-
[Auszug aus BT-Drucksache 13/9799 richtlinien nicht beachtete. Seiner Auffassung nach blick auf seine technischen, zeitlichen,
hätte sie 4,4 Mio. DM einsparen können, wenn sie die achtet.
vom 5. Februar 1998 - Seite 30f] organisatorischen und finanziellen Realisierungsrisiken
Entwürfe nicht uneingeschränkt übernommen hätte,
[Auszug aus BT-Drucksache 13/9799 zu prüfen. Bei der Besichtigung eines ähnlichen
Nr. 60 Neubau von Dienstgebäuden sondern sie - wie vorgesehen - nach wirtschaftlichen Übungszentrums, das die USA in Hohenfels
Gesichtspunkten überarbeitet hätte. vom 5. Februar 1998 - Seite 36]
für Arbeitsämter unterhalten, hat sich der Bundesrechnungshof zwar
60.0 60.3 Nr. 75 Entwicklung und Bau eines überzeugt, dass ein solches Übungszentrum einen
Nach Ansicht der Bundesanstalt sind die beanstandeten Gefechtsübungszentrums erheblichen Fortschritt für ein realitätsnahes Üben
Die Bundesanstalt für Arbeit stimmte dem
Bauwerksteile wesentliche Gestaltungselemente der bedeuten kann. Er hat aber auch die beim Betrieb des
Neubau zweier Arbeitsämter zu, ohne ausrei-
prämierten Entwürfe. Der Verzicht auf diese Bau-
des Heeres Übungszentrums in Hohenfels auftretenden technischen
chend auf Wirtschaftlichkeit und
werksteile sei mit dem Gestaltungswillen der (Kapitel 14 15 Titel 554 05, Kapitel 14 Probleme, die Übungs„künstlichkeiten“ und die
Sparsamkeit zu achten. Dadurch entstanden
Architekten nicht vereinbar. Die Bundesanstalt hat aber 20 Titel 551 11, Kapitel 14 12 Titel 556 Unzulänglichkeiten der zentralen Auswertung gesehen.
unnötige Ausgaben in Höhe von insgesamt rd.
4,4 Mio. DM. auch darauf verwiesen, dass diese Entwürfe in Zeiten 19)
Auf Grund seiner weiteren Prüfungsergebnisse hat er
ausreichender Haushaltsmittel entstanden sind. Künftig 75.1 das Bundesministerium darauf hingewiesen, dass zwei
60.1 werde sie „auf Grund der bekannten Grundsätze der Auf dem Truppenübungsplatz Altmark (Colbitz- wesentliche Probleme der Infrastruktur, die die gesamte
Für Neubauten der Arbeitsämter in Dortmund und neuen Bescheidenheit“ der Bundesanstalt mehr auf Letzlinger Heide) bei Magdeburg will das Realisierung des Vorhabens gefährden, vorrangig zu
Karlsruhe schrieb die Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit achten und dabei Bundesministerium der Verteidigung lösen sind.
(Bundesanstalt) Architektenwettbewerbe aus. Nach insbesondere die Eingangshallen einer kritischeren (Bundesministerium) ein Gefechtsübungszentrum
den Wettbewerbsbedingungen behielt sie sich das Wertung unterziehen. Das Bundesministerium für (Übungszentrum) als zentrale Ausbildungseinrichtung So bestand noch keine Einigkeit mit dem Land
Recht vor, den Entwurf nachträglich zu ändern, um Arbeit und Sozialordnung hat nicht Stellung des Heeres errichten, das bis zum Jahre 2002 seinen Sachsen-Anhalt über die Nutzungsmöglichkeiten des
die Wirtschaftlichkeit der Neubauten beeinflussen zu genommen. vollen Übungsbetrieb aufnehmen soll. Das Truppenübungsplatzes, beispielsweise der für die
können. Der jeweilige Sieger des Architektenwett- Übungszentrum soll eine einsatznahe Ausbildung ver- Übung des Orts- und Häuserkampfes benötigten
60.4
bewerbes erhielt den Auftrag, den Neubau des stärkter Einheiten und Verbände der Kampftruppen bis Gebiete. Auch wenn der Bund als Platzeigentümer über
Arbeitsamtes auf der Grundlage des preisgekrönten Der Bundesrechnungshof verkennt nicht die Wirkung die Nutzung entscheiden kann, bleiben wasser-
der Elemente architektonischer Gestaltung, die von den zur Größe eines Bataillons ohne scharfen Schuss
Entwurfs zu planen und die Haushaltsunterlage für ermöglichen, wobei das Gefecht verbundener Waffen wirtschaftliche und baurechtliche Einfluss-
diese Baumaßnahme zu erstellen. beanstandeten Bauwerksteilen - insbesondere dem Luft- möglichkeiten des Bundeslandes, die die Nutzung als
raum im Eingangsbereich - ausgeht. Er weist aber auch einschließlich unterstützender Elemente wie z. B.
Artillerie, Pioniere, Flugabwehr, Aufklärung und Übungszentrum im geplanten Umfang praktisch
Die von den Architekten erstellten Haushaltsunterlagen darauf hin, dass solche baulichen Maßnahmen vor dem
Sanitätswesen geübt werden kann. Dazu sollen verhindern können, zumindest aber langwierige
enthielten architektonische Elemente, die für die Funk- Hintergrund der angespannten Haushaltslage des
insbesondere lasergestützte Duellsimulatoren, die rechtliche Auseinandersetzungen befürchten lassen. Die
tion der Gebäude nicht notwendig waren und Bau- Bundes und der Kürzungen der Leistungen an
Nutzung des satellitengestützten Systems GPS (Global Termine für den Bau und die Inbetriebnahme des
werksteile, die nicht den Planungsrichtlinien der Arbeitnehmer oft kein Verständnis in der Gesellschaft
Positioning System) zur Positionsbestimmung sowie die Übungszentrums, die auch die inzwischen beauftragten
Bundesanstalt entsprachen. Die Haushaltsunterlage für und bei den Arbeitslosen finden. Der Bundes-
Funkübertragung der Treffer- und Positionsdaten in Leistungen des Systemvertrages beeinflussen,
das Arbeitsamt in Dortmund sah u. a. einen Luftraum rechnungshof hält deshalb an seiner Auffassung fest,
eine Auswertungszentrale dienen. Entwicklung und Bau unterliegen insoweit erheblichen Risiken.
(Halle) von der Eingangsebene bis ins fünfte dass der durch die nicht notwendigen Bauwerksteile
Obergeschoss und Balkone in den einzelnen verursachte Mehraufwand nicht mit den Geboten der des Übungszentrums werden einschließlich der Ebenfalls fehlte ein mit dem Land Sachsen-Anhalt
Geschossen vor. Außerdem sollten Flure erheblich Infrastruktur des Truppenübungsplatzes mehr als abgestimmtes konkretes Konzept für die
139 140
Munitionsräumung des Truppenübungsplatzes und die Räumtiefen und eine deutlich verbesserte Räumtechnik Beschluss des Haushaltsausschusses zu Prü- Dächern durch, ohne dass die Nutzung der
Entsorgung seiner Altlasten. Weder waren die vor. Die für die Munitionsräumung notwendigen Haus- Dachräume als Trockenboden oder der Ausbau zu
fungsbemerkung Nummer 75:
anzuwendenden Techniken der Räumung und haltsmittel werde es zeitgerecht zur Verfügung stellen, Wohnungen geklärt war. In einem weiteren Fall
Entsorgung noch ihr Zeitbedarf festgelegt. Zudem war vorerst seien jährlich 50 Mio. DM vorgesehen, die aus- sollten lediglich die Fugen der Fassaden saniert
nicht geklärt, wie die entstehenden Räumungs- und reichen sollten, die bis zur vollen Inbetriebnahme des Der Ausschuss hat die Bemerkung zu- werden, obwohl Durchfeuchtungen und Schimmel-
Entsorgungskosten von mehr als 1 Mrd. DM bezahlt Übungszentrums im Jahre 2002 erforderliche Fläche zu stimmend zur Kenntnis genommen. bildungen in den Wohnungen nahe legten, dass an
werden sollen. Ausreichende Haushaltsmittelansätze räumen. Der Betrag könne bei Bedarf erhöht werden. den Fassaden zusätzliche Wärmedämmarbeiten
entsprechend den Vorhabenterminen plante das [Auszug aus BT-Drucksache 13/9799 erforderlich waren. Da in diesen Fällen bei der
Darüber hinaus sei der Systemvertrag zum Bau und zur
Bundesministerium nicht ein. Bislang hat es für diesen vom 5. Februar 1998 - Seite 42] Fortsetzung der Sanierungen in bereits ausgeführte
Einrichtung des Übungszentrums vorerst nur Platz
Zweck nur 50 Mio. DM pro Jahr vorgesehen. Das hätte Arbeiten eingegriffen werden muss, sah der
unabhängig und mit außerordentlicher Kündbarkeit
entweder eine Verschiebung der Inbetriebnahme des
abgeschlossen worden. Weiter sei das Vorhaben- Nr. 88 Sanierung bundeseigener Bundesrechnungshof die Gefahr unnötig hoher
Übungszentrums um mehrere Jahre oder in großem Sanierungskosten, vermeidbarer Mietminderungen
management insbesondere hinsichtlich der Wohnungen in den neuen
Umfang die Verdrängung sonstiger eingeplanter und unnötiger Belastungen für die Mieter durch un-
Infrastrukturarbeiten organisatorisch verbessert, ein Bundesländern
Infrastrukturinvestitions- und –unterhaltungsmaß- abgestimmte Baumaßnahmen.
Beauftragter zur Koordinierung aller mit dem Vorhaben
nahmen zur Folge. (Kapitel 08 01 Titel 711 09 und 88.2
befassten ministeriellen Stellen benannt und im
Der Bundesrechnungshof hat das Bundesministerium Führungsstab des Heeres ein neues Referat mit den Kapitel 08 07) Der Bundesrechnungshof hat dem Bundesministe-
vor der beabsichtigten Auftragsvergabe darauf Aufgaben Simulation, Ausbildungseinrichtungen/- 88.1 rium empfohlen, Kostenrichtwerte festzulegen, ab
hingewiesen, dass es die Entscheidungen zum mittel und Gefechtsübungszentrum eingerichtet worden. Das Bundesministerium für Raumordnung, denen es die Haushaltsunterlagen selbst genehmigt,
Baubeginn und zur Beauftragung eines Unternehmens Bauwesen und Städtebau (Bundesministerium) ist um auf diese Weise die Wirtschaftlichkeit der Maß-
Den weiteren Empfehlungen des oberste technische Instanz des Bundes für die
mit dem industriellen Systemmanagement davon nahmen besser überwachen zu können.
Bundesrechnungshofes zu den Folgerungen aus den Wohngebäude im Allgemeinen Grundvermögen des
abhängig machen sollte, dass diese Hauptrisiken
Problemen beim Betrieb des Übungszentrums in Bundes. Die Ausgaben für deren Unterhaltung sind Der Bundesrechnungshof hat auch darauf
ausgeräumt sind. In diesem Zusammenhang hat er auch
Hohenfels, zur Überprüfung des Unterbringungs- im Einzelplan des Bundesministeriums der hingewiesen, dass der wirtschaftliche und
Verbesserungsvorschläge zum Vorhabenmanagement,
konzeptes und zum „Market-Testing-Verfahren“ für das Finanzen veranschlagt. Die bundeseigenen zweckmäßige Einsatz der für Wohnungs-
insbesondere bei der Abstimmung der Infrastruktur-
Betreibermodell will das Bundesministerium folgen. Wohngebäude werden in der Regel von den instandsetzungen zur Verfügung gestellten Mittel
planungen und -vorgaben, gemacht.
Landesbauverwaltungen der Bundesländer im voraussetzt, dass die jeweilige Sanierung nur auf
Die für den Verteidigungshaushalt zuständige
Darüber hinaus hat der Bundesrechnungshof Auftrage des Bundes instandgesetzt. Für die neuen der Grundlage eines schlüssigen Gesamtkonzeptes
Berichterstattergruppe des Haushaltsausschusses des
empfohlen, die beim Betrieb des Übungszentrums in Bundesländer legte das Bundesministerium für durchgeführt wird, das erst eine sinnvolle
Deutschen Bundestages hat dem Abschluss des
Hohenfels erkannten Probleme durch geeignete bestimmte Gebäudetypen Kostenrichtwerte für Reihenfolge der einzelnen Sanierungsschritte
Systemvertrages zugestimmt, damit aber wegen des
Maßnahmen bei der Entwicklung und beim Bau des Maßnahmen zur Gebäudesanierung fest, die u. a. ermöglicht und von vornherein eine zutreffende
erheblichen finanziellen Umfangs des Vorhabens und
Übungszentrums von vornherein zu vermeiden. Er hat die Prüfung der Wirtschaftlichkeit der einzelnen In- Kostenschätzung und eine Beurteilung der
seiner Risiken eine regelmäßige Berichtspflicht des
weiter angeregt, die Auswahl des Betreibermodells für standsetzungsmaßnahmen erleichtern sollten. Wirtschaftlichkeit der Gesamtmaßnahme gestattet.
Bundesministeriums verbunden.
das Übungszentrum auf ein „Market-Testing- 88.3
Verfahren“ (Ermittlung des wirtschaftlichsten Bieters 75.4 Die tatsächlichen Ausgaben überschritten die
Richtwerte zum Teil deutlich. So entstanden bei Das Bundesministerium hat beide Anregungen auf-
im Wettbewerb zwischen Bundeswehreinrichtungen Die Zweifel des Bundesrechnungshofes an der
einer Maßnahme in der Stadt Cottbus Kosten in gegriffen. Es hat mitgeteilt, dass es nunmehr
und industriellen Auftragnehmern für ausgewählte Finanzierung der Räumungs- und Entsorgungskosten
Höhe von rd. 3 400 DM/m², der für diesen bereits im Planungsauftrag spezifisch für die
Leistungen) zu stützen, und hat gefordert, das nach von mehr als 1 Mrd. DM sind durch die Darstellungen
Gebäudetyp festgelegte Kostenrichtwert betrug jeweilige Einzelmaßnahme Kostenrichtwerte
seiner Auffassung unzureichende Konzept für die des Bundesministeriums nicht ausgeräumt. Es wird für
jedoch nur 1 400 DM/m². festlege. Dabei ziehe es bewusst einen engen
Unterbringung der Übungsteilnehmer im Hinblick auf die rechtzeitige Bereitstellung der erforderlichen Mittel
Rahmen, bei dessen Überschreiten es zusammen
die vorgesehenen Durchlaufzahlen (bis zu 3 700 Sol- Sorge tragen müssen. Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass die mit dem Bundesministerium der Finanzen
daten sollen gleichzeitig üben) und den Hauptübungs- mit der Durchführung der Maßnahmen beauftragten
Der Bundesrechnungshof wird die Angelegenheit insbesondere unter Wirtschaftlichkeitsge-
zweck zu überprüfen. Landesbauverwaltungen dem Bundesministerium
wegen ihrer finanziellen Bedeutung - ggf. in einer sichtspunkten entscheide, ob die Maßnahmen
Seine Bedenken hat der Bundesrechnungshof im erneuten Prüfung - weiter verfolgen. Er wird zunächst Kosten genannt hatten, deren Höhe im unabwendbar sind und wie sie durchgeführt werden
Februar 1996 auch der für den Verteidigungshaushalt insbesondere beobachten, mit welchen Auswirkungen Rahmen der Richtwerte lagen. Die Kostenberech- sollen. Das Bundesministerium verweist dazu auf
zuständigen Berichterstattergruppe des Haushaltsaus- auf die Nutzbarkeit des Truppenübungsplatzes die vom nungen zu den Haushaltsunterlagen für diese Maß- Beispiele, bei denen es durch diese Verfah-
schusses des Deutschen Bundestages vorgetragen. Bundesministerium erwartete Einigung mit dem Land nahmen überschritten jedoch bereits deutlich die rensweise gelungen sei, Kosten einzusparen. Z. B.
75.3 Sachsen-Anhalt verbunden sein wird, und ob die Richtwerte. Hiervon erhielt das Bundesministerium habe bei zwei Sanierungsmaßnahmen der zunächst
rechtzeitige Räumung und Sanierung des Platzes keine Kenntnis, da es im Rahmen eines für die vorgegebene Kostenrahmen von jeweils rd.
Das Bundesministerium hat die Feststellungen des Bun- neuen Bundesländer geltenden so genannten Ver-
technisch und finanziell sichergestellt werden kann. 27 Mio. DM in einem Fall um rd. 7 Mio. DM, im
desrechnungshofes als im Wesentlichen zutreffend einfachten Verfahrens die abschließende Prüfung anderen Fall um rd. 2,6 Mio. DM reduziert werden
anerkannt und einen Teil seiner Empfehlungen und Genehmigung dieser Haushaltsunterlagen den können. Wegen der hohen Kosten der vom Bundes-
aufgegriffen. Es habe seine Anstrengungen zur Landesbauverwaltungen überlassen hatte. rechnungshof beanstandeten Sanierung des Gebäu-
Einigung mit dem Land Sachsen-Anhalt so verstärkt,
Darüber hinaus stellte der Bundesrechnungshof in des in Cottbus werde auf die Instandsetzung eines
dass die Verhandlungen nach seiner Auffassung in
einigen Fällen fest, dass die Landesbau- vergleichbaren Nachbargebäudes verzichtet.
absehbarer Zeit zu einem akzeptablen Ergebnis führen
werden. Ein Erstes, noch allgemein gehaltenes Konzept verwaltungen an den Gebäuden einzelne
für die Munitionsräumung auf dem Truppen- Sanierungsschritte ausführten, ohne dass ein
übungsplatz Altmark sei erstellt worden. Es sehe den schlüssiges Gesamtkonzept für die Sanierung
Einsatz moderner Detektionsverfahren, eine vorlag. So erneuerten sie z. B. Fenster, ohne
differenzierte Festlegung unterschiedlich benötigter gleichzeitig die erforderliche Fassadensanierung
durchzuführen, und führten Dämmarbeiten an
141 142
Den Hinweis des Bundesrechnungshofes auf die Beschluss des Haushaltsausschusses zu haltsunterlage für den Neubau vor, ohne den nach dem Wohnungen neben dem geplanten Wohngebäude des
Notwendigkeit eines frühzeitigen schlüssigen Leitfaden des Auswärtigen Amtes erforderlichen Nach- Generalkonsuls eine wirtschaftliche Nutzung des
Prüfungsbemerkung Nummer 88:
Gesamtkonzeptes für Sanierungsmaßnahmen haben weis der Wirtschaftlichkeit beizufügen. wertvollen Grundstücks erreichen. Da das Auswärtige
sowohl das Bundesministerium als auch das Bun- Amt jedoch keinen Eigenbedarf für Dienstwohnungen
Die Bemerkung wurde zustimmend zur Das Auswärtige Amt bestand entgegen der oben
desministerium der Finanzen in Erlassen an die in Hongkong sah, war auch die erneute Initiative der
Kenntnis genommen. genannten Empfehlung des Bundesrechnungshofes
Landesbauverwaltungen der neuen Bundesländer Bundesbaudirektion, eine Baumaßnahme des Bundes
weiterhin auf einem Neubau; es reduzierte jedoch den
aufgenommen. auf dem Grundstück durchzuführen, gescheitert.
Raumbedarf um rd. 200 m2 Hauptnutzfläche, weil ein
88.4 [Auszug aus BT-Drucksache 13/9799 weiteres Generalkonsulat für Südchina in Kanton ein- 5.1.5
Dem Anliegen des Bundesrechnungshofes ist damit vom 5. Februar 1998 - Seite 44] gerichtet werden sollte. Im Einvernehmen mit dem Auswärtigen Amt und
hinreichend Rechnung getragen. Er wird sich zu dem Bundesministerium für Raumordnung, Bau-
Der Bundesrechnungshof empfahl daraufhin im
gegebener Zeit von der Wirksamkeit der wesen und Städtebau verhandelte die Bundesbau-
Jahre 1994 nochmals, auf den Neubau zu verzichten
veränderten Regelungen überzeugen. direktion anschließend in Hongkong mit potenziellen
und die Nutzungsrechte an dem Grundstück
Investoren und schlug vor, ein Investoren
möglichst bald zu verkaufen, wenn es nicht unter
neuen Gesichtspunkten gelänge nachzuweisen, dass Investorenvorhaben auszuschreiben. Danach sollte
Auszüge aus den Bemerkungen 1997 (BT-Drs. 13/8550 v. 8. Oktober 1997) der Neubau unter Einbeziehung des der Bieter etwa zwei Drittel des Grundstücks für
Grundstückswertes wirtschaftlich sei. eigene Zwecke kaufen und auf dem verbleibenden
Drittel das Wohngebäude für den Generalkonsul
Von dem neuen Raumbedarfsplan des Auswärtigen
Nr. 5 Dienstwohnung des General- wollte das Auswärtige Amt damals das Gebäude abrei- schlüsselfertig errichten. Das Bundesministerium der
Amtes mit 519 m2 Hauptnutzfläche genehmigte das
ßen und durch einen etwa gleich großen Neubau Finanzen stimmte dem Investorenvorhaben im
konsuls in Hongkong ersetzen lassen. Nachdem die Planung abgeschlossen
Bundesministerium der Finanzen nur 399 m2 und ver-
August 1996 grundsätzlich zu; ein Nachweis der
langte mit Hinweis auf die Forderung des
(Kapitel 05 03 Titel 739 11) war, musste das Bauvorhaben im Jahre 1983 wegen Wirtschaftlichkeit lag zum Zeitpunkt der
Bundesrechnungshofes u. a. den Nachweis der Wirt-
5.0 fehlender Haushaltsmittel aufgeschoben werden. Entscheidung nicht vor.
schaftlichkeit eines Neubaus unter Einbeziehung des
Das Auswärtige Amt sowie das Bundesministe- Wegen der Grundstücksrisiken auf Grund weiterer Grundstückswertes. Auf Grund der von der Bundesbaudirektion erarbeite-
rium für Raumordnung, Bauwesen und Städte- Abrutschbewegungen wollte das Auswärtige Amt im 5.1.3 ten Investorenausschreibung vom September 1996
bau versuchten fast 16 Jahre lang ohne Erfolg, Jahre 1987 zunächst auf den Neubau verzichten und das gingen mehrere Angebote ein.
Für die erforderlichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtun-
für den Generalkonsul in Hongkong eine neue Grundstück verkaufen oder tauschen. Nachdem elf zu
gen erhielt das Generalkonsulat im Jahre 1994 Im Oktober 1996 bat der Bundesrechnungshof um die
Dienstwohnung zu bauen, nachdem das Bishe- diesem Zweck begutachtete Kauf- und Mietobjekte
„unverbindliche Wertschätzungen“ von drei Maklern Vorlage des Nachweises der Wirtschaftlichkeit für
rige eigene Dienstgebäude durch Erdrutsche nicht geeignet erschienen, befürwortete die
zwischen 82,8 bis 97,7 Mio. DM für das Nutzungs- das Investorenvorhaben. Erst danach stellte das
beschädigt worden war. Da die Bundes- Bundesbaudirektion wiederum einen Neubau mit
recht an dem Grundstück. Da das Auswärtige Amt Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und
ministerien nicht hinreichend auf die zusätzlichen baulichen Hangsicherungen; die
die Wirtschaftlichkeit für den kleinen Neubau auf Städtebau entsprechende Berechnungen an und teilte
Wirtschaftlichkeit und die Koordinierung ihrer Wirtschaftlichkeit der Maßnahme wurde nicht belegt.
dem großen, wertvollen Grundstück nicht nachweisen dem Auswärtigen Amt mit, dass der Neubau unter
Bemühungen achteten, scheiterten mehrere Ein Jahr später gab das Auswärtige Amt die Nutzung konnte, beabsichtigte es nunmehr einen Grundstücks- Einbeziehung des Bodenwertes einer Investition für
Neubauplanungen, ein Grundstückstausch der Liegenschaft wegen der zunehmenden tausch mit Wertausgleich. die Dienstwohnung des Generalkonsuls von
sowie ein Investorenvorhaben. Das schwer- Gebäudeschäden auf und mietete für den Generalkonsul insgesamt mindestens 33,7 Mio. DM gleichzusetzen
fällige Handeln der Verwaltung verursachte ein Wohngebäude für rd. 360 000 DM je Jahr. Seitdem Nach der Begutachtung mehrerer Tauschgrundstücke
sei. Zinsen und Abschreibungen dafür seien um ein
einen ungewöhnlich hohen Sach- und Personal- war das alte Dienstwohngebäude ungenutzt. schloss das Auswärtige Amt im Dezember 1995
Mehrfaches höher als die - inzwischen auf rd.
aufwand von mehreren Millionen DM. Der hierzu einen „bedingt rechtsverbindlichen Vertrag“
5.1.2 736 000 DM je Jahr gestiegenen - Mietkosten für die
Bundesrechnungshof empfiehlt, die Ver- ab, ohne über ein baufachliches Gutachten sowie
Residenz des Generalkonsuls. Außerdem gab es zu
fahrensabläufe der Bundesministerien zur Im Jahre 1989 griff das Auswärtige Amt die Neubauab- Wertermittlungen zu verfügen und ohne die oben
bedenken, dass zudem terminliche Risiken und
Bedarfsdeckung mit Immobilien für den Aus- sicht wieder auf, weil Hongkong auch künftig politisch genannten Wertangaben der drei Makler zu
weitere Kosten- sowie Planungsunsicherheiten für
wärtigen Dienst neu zu regeln und dabei auch und wirtschaftlich bedeutend sei und die Repräsentati- berücksichtigen. Nachdem die Bundesbaudirektion
das Investorenvorhaben bestünden. Daraufhin führte
zu prüfen, ob eine Bündelung der Aufgaben für onsaufgaben des Generalkonsuls zunehmen würden. Es auf Verlangen des Bundesministeriums der Finanzen
das Auswärtige Amt das Grundstück am 28.
das Immobilienmanagement sinnvoll und wirt- erhöhte deshalb den Raumbedarf auf 709 m2 Anfang 1996 die Werte der Tauschobjekte geprüft
November 1996 dem Allgemeinen Grundvermögen
schaftlich ist. Die Bundesministerien haben zu- Hauptnutzfläche. Nachdem die hierzu erarbeitete und festgestellt hatte, dass der vorgesehene
des Bundes zu.
gesagt, die entsprechenden Verfahrensregelun- Planung eines freiberuflichen Architekten keine Grundstückstausch zu einem Verlust von rd.
gen zu verbessern. Zustimmung gefunden hatte, legte die 38 Mio. DM für den Bund führen würde, lehnte das 5.1.6
5.1 Bundesbaudirektion im Jahre 1992 einen eigenen Auswärtige Amt das Angebot innerhalb der Die Bundesbaudirektion bestritt die Risiken und die
Vorentwurf mit geschätzten Gesamtkosten von rd. Erklärungsfrist ab und wollte das Grundstück nun an Unwirtschaftlichkeit des Investorenvorhabens,
5.1.1 13,7 Mio. DM vor. Nach Prüfung der Unterlagen teilte das Bundesministerium der Finanzen zum Verkauf obwohl sie bereits früher über anders lautende
Die Bundesrepublik Deutschland besaß bis März 1997 das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen abgeben. Informationen verfügte, die sie aber nicht
in Hongkong ein dem deutschen Erbbaurecht und Städtebau dem Auswärtigen Amt mit, dass der 5.1.4 weitergeleitet hatte. Stattdessen befürwortete sie noch
vergleichbares, bis zum Jahre 2032 laufendes britisches Neubau gegenüber der derzeitigen Miete unwirt- im November 1996 den Neubau und verlängerte die
„Crown lease“ für ein Grundstück. Auf diesem rd. Als sich das Scheitern des Grundstückstausches im Ap-
schaftlich sei. Zuschlagsfrist für die Auftragserteilung, obwohl ihr
6 700 m2 großen Hanggrundstück befand sich das ril 1996 abzeichnete, ließ die Bundesbaudirektion -
vorab fernmündlich mitgeteilt worden war, dass das
Dienstwohngebäude des Generalkonsuls mit rd. 350 m2 Der Bundesrechnungshof empfahl auf Grund einer Prü- zwar nach Vorgesprächen mit dem Auswärtigen Amt
Grundstück dem Allgemeinen Grundvermögen
Hauptnutzfläche. fung im Jahre 1992, auf den Neubau zu verzichten. und dem Bundesministerium für Raumordnung,
zugeführt werden sollte. Erst eine entsprechende
Ungeachtet dessen wurde die Maßnahme im Haushalt Bauwesen und Städtebau, jedoch ohne Planungsauftrag
Das Gebäude wurde Ende der 70er-Jahre durch mehrere Entscheidung des Auswärtigen Amtes und des
des Jahres 1994 veranschlagt. - eine weitere Bebauungsstudie für das Grundstück
Erdrutsche beschädigt. Da die Bundesbaudirektion die Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen
erstellen. Sie wollte durch den Bau von 14 zusätzlichen
Sanierung des Gebäudes als nicht vertretbar ansah, Die Bundesbaudirektion legte im Jahre 1993 eine Haus- und Städtebau auf Ministerebene veranlasste die

143 144
Bundesbaudirektion, ihre Aktivitäten einzustellen Mietbelastung und zuletzt der unter Zeitdruck Untersuchungen und Entscheidungen zunehmend in Raumordnung, Bauwesen und Städtebau auch für die
und die Ausschreibung aufzuheben. erfolgte Verkauf des Grundstücks unter Verzicht auf einem Immobilienmanagement zusammengefasst. In Zusammenarbeit und für den Informationsfluss mit
die sonst übliche Ausschreibung. der Verwaltung sind in diesem Bereich seiner nachgeordneten Bundesbaudirektion ein-
Das Grundstück wurde im März 1997 ohne weitere
Teilentscheidungen und Teilaktivitäten auf mehrere geräumt; deshalb habe es die Entscheidungsprozesse
Ausschreibung für 85 Mio. DM verkauft. Zudem ließ Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen
Entscheidungsträger aufgeteilt, wodurch Ent- nicht ausreichend unterstützen können. Es wolle die
das Auswärtige Amt den bestehenden Mietvertrag für und Städtebau hat den Entscheidungsprozess des
scheidungsprozesse auf Grund mangelnder Arbeitsabläufe mit der Bundesbaudirektion
rd. 736 000 DM je Jahr zum 31. März 1997 kündigen, Auswärtigen Amtes nicht ausreichend durch
Koordinierung zeit- und kostenaufwendiger sowie feh- verbessern.
nicht zuletzt wegen der wiederholten Kritik an der Beratung unterstützt. Es hat das Interesse der ihr
lerträchtiger sind. Daher sollte auch geprüft werden, ob
Miethöhe in der Presse und der vom Vermieter in nachgeordneten Bundesbaudirektion, einen Neubau Das Bundesministerium der Finanzen hat eingeräumt,
eine Bündelung von Aufgaben und Entscheidungen für
Aussicht gestellten erneuten Mieterhöhung um rd. 20 zu errichten, nicht ausreichend aufsichtlich gelenkt dass keine Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen des Aus-
Immobilien sinnvoll und wirtschaftlich ist.
v. H. Inzwischen wurde eine andere Dienstwohnung und Planungsaktivitäten ohne Auftrag zugelassen. wärtigen Amtes im Falle Hongkong vorgelegen
für rd. 480 000 DM pro Jahr gemietet. Zudem hat es nicht sichergestellt, dass ein ständiger, 5.3 haben - auch nicht bei seinen wegen des
5.1.7 umfassender Informationsfluss von der Bundes- Das Auswärtige Amt hat zum Sachstand erklärt, dass Souveränitätsübergangs Hongkongs unter Zeitdruck
baudirektion besteht und diese rechtzeitig das Grundstück trotz der vom Käufer zu tragenden stehenden Zustimmungen zum Grundstückstausch
Der Entscheidungsprozess für die Unterbringung des
vollständige Unterlagen bereitstellt. Dies hat dazu erheblichen finanziellen und genehmigungsrechtlichen und zum Investorenverfahren; beide Zustimmungen
Generalkonsuls in Hongkong dauerte fast 16 Jahre
beigetragen, dass Kostenvergleiche und Werter- Risiken (z. B. Bebauung, Nutzung, Hangsicherung) für seien unter Vorbehalten erfolgt.
und kostete die Verwaltung etwa 2 bis 3 Mio. DM für
mittlungen für Entscheidungen fehlten. Außerdem hat 85 Mio. DM - d. h. 20 v. H. über der letzten Werter-
Sach- und Personalaufwand einschließlich der Hono- Abschließend hat das Bundesministerium der
die Bundesbaudirektion ihr bekannte Informationen mittlung - günstig veräußert worden sei. Außerdem
rare für Architekten, Gutachter und Rechtsanwälte Finanzen erklärt, dass die Koordinierung zwischen
zur Unwirtschaftlichkeit des Investorenvorhabens habe es für den Generalkonsul eine kleinere
sowie erhebliche Kosten für zahlreiche Dienstreisen den Ressorts verbessert werden müsse und dass es
weder ausreichend geprüft noch weitergegeben und Dienstwohnung zu weitaus günstigeren Miet-
nach Hongkong. Der ungewöhnlich hohe Arbeitsauf- künftig verstärkt auf eine geordnete Planung von
stattdessen an ihren Neubauplänen festgehalten. Dies konditionen als bisher gemietet. Insoweit sei man den
wand der Beteiligten zeigt sich zudem auch in einer Vorhaben hinwirken werde. Eine Bündelung von
war ebenfalls mitursächlich dafür, dass wichtige Empfehlungen des Bundesrechnungshofes nachge-
Vielzahl von Akten mit inzwischen mehreren tausend Aufgaben und Entscheidungen beim Immobilien-
Entscheidungen, wie der Verzicht auf einen Neubau kommen.
Schriftstücken. management müsse aber nicht zwangsläufig zu einer
und der Verkauf des Grundstücks, um mehrere Jahre
5.2 Das Auswärtige Amt hat zur Frage der Wirt- Verfahrensbeschleunigung und zu Kostenein-
verzögert wurden.
schaftlichkeit seiner Maßnahmen angemerkt, dass sparungen führen.
Der Bundesrechnungshof hat den Entscheidungsprozess
Das Bundesministerium der Finanzen hat den Kon- ressorteigene Grundstücke für Auslandsvertretungen 5.4
zur Unterbringung des Generalkonsuls in Hongkong als
zepten des Auswärtigen Amtes zur Bedarfsdeckung unter Berücksichtigung von Faktoren politischer und
zu langwierig und zu aufwendig beanstandet. Er hat Der Bundesrechnungshof nimmt zur Kenntnis, dass
vorbehaltlich der Vorlage weiterer Unterlagen, insbe- repräsentativer Art einzusetzen seien. Die rein
zudem das zögerliche, widersprüchliche und nicht das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für
sondere Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, grund- rechnerische Betrachtung lasse die langfristig nicht
kostenorientierte Handeln der Verwaltung kritisiert. Die Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Schwach-
sätzlich zugestimmt, ohne in der Folgezeit hin- vorhersehbaren Entwicklungen auf dem Immobilien-
jahrelangen erfolglosen Versuche der Bedarfsdeckung stellen bei der Bedarfsdeckung und erhebliche
reichend auf der Beachtung seiner Vorbehalte markt außer Betracht. Es habe außerdem objektiv nicht
haben zu den überdurchschnittlich hohen Verwaltungs- Schwierigkeiten im Verwaltungshandeln im Falle der
bestanden zu haben. vorhersehen können, dass der Neubau einmal aus
kosten und dann schließlich zu einem Verkauf des Dienstwohnung für den Generalkonsul eingeräumt
fiskalischen Gründen verschoben werden musste und
Grundstücks unter Zeitdruck geführt. Insgesamt hält der Bundesrechnungshof die Zusam- haben. Gemeinsam haben die Bundesministerien
dass politische Überlegungen zu Änderungen des
menarbeit der Bundesministerien und der ihnen nach- erklärt, die für die Bedarfsdeckung mit Immobilien
Die beteiligten Bundesministerien sind den Empfeh- Raumbedarfs führten. Wegen des näherrückenden
geordneten Dienststellen bei der Entscheidungs- im Ausland geltenden Regelungen zu überarbeiten
lungen des Bundesrechnungshofes aus den Jah- Souveränitätsübergangs Hongkongs habe das
findung für unzureichend. Insbesondere beim und die Verfahrensabläufe verbessern zu wollen.
ren 1992 bis 1994, auf einen Neubau zu verzichten Auswärtige Amt mit dem Grundstückstausch eine
Grundstückstausch und beim Investorenmodell
oder andernfalls die Wirtschaftlichkeit der Bedarfsde- schnelle Lösung der Unterbringungsproblematik ange- Bei diesem in Aussicht gestellten Bemühen ist nach
bestehen Unsicherheiten bei der Aufgabenverteilung
ckung unter Einbeziehung des Grundstückswertes zu strebt. Hinsichtlich des Investorenverfahrens habe das Auffassung des Bundesrechnungshofes insbesondere
und Defizite bei der Erstellung von Wirtschaft-
ermitteln, erst im Jahre 1996 gefolgt. Bei Auswärtige Amt bei der Bedarfsdeckung Neuland darauf hinzuwirken, dass Wirtschaftlichkeitsuntersu-
lichkeitsrechnungen als einer wesentlichen
rechtzeitigen Wertermittlungen und Wirtschaftlich- betreten. Der Fall Hongkong habe allerdings Schwach- chungen bei allen Maßnahmen zur Deckung des
Entscheidungsgrundlage für die Bedarfsdeckung.
keitsvergleichen gemäß dem mit Unterstützung des stellen aufgezeigt. Bedarfs an Immobilien zwingend zu erstellen sind, auch
Bundesrechnungshofes entwickelten Leitfaden des Der Bundesrechnungshof empfahl, dass die Bundes- wenn die wirtschaftlichste Alternative später aus
Das Auswärtige Amt hat weiterhin erklärt, dass das
Auswärtigen Amtes für Unterbringungsmaßnahmen ministerien gemeinsam die Entscheidungsprozesse anderen, z. B. politischen oder repräsentativen Gründen
bestehende Regelwerk des Bundes für Inlands-
wäre von vornherein erkennbar gewesen, dass weder und Verfahrensabläufe für die Bedarfsdeckung des nicht gewählt wird. Solche Gründe rechtfertigen nicht
baumaßnahmen den komplexen Anforderungen des
ein Neubau noch der Grundstückstausch oder das Auswärtigen Dienstes mit Immobilien überprüfen. das Fehlen von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen, da
Bau- und Immobilienmanagements im Ausland nicht
Investorenmodell wirtschaftlich zu vertreten waren. Ergänzend zu den bestehenden Verfahren für die die finanziellen Auswirkungen als wichtige Grundlage
mehr genüge. Es halte deshalb eine Änderung der
Planung und Durchführung von Baumaßnahmen hält für Verwaltungsentscheidungen über finanzwirksame
Der Bundesrechnungshof hat insbesondere Verwaltungsabläufe für erforderlich, ein externes
es der Bundesrechnungshof auch für dringend er- Maßnahmen in jedem Fall zur Verfügung stehen
bemängelt: Immobilienmanagement aber für problematisch. Die
forderlich, die Aufgabenverteilung zwischen den müssen; das betrifft auch Planungen und Vorverträge.
Überarbeitung der Verwaltungsregelungen sei
Das Auswärtige Amt hat nicht rechtzeitig und ausrei- Bundesministerien und die Verfahrensabläufe bei
gemeinsam mit dem Bundesministerium für Auch die Einlassung des Auswärtigen Amtes, wonach
chend Klarheit über den (vier Mal geänderten) Raum- Kauf- und Mietentscheidungen sowie Tausch-,
Raumordnung, Bauwesen und Städtebau eingeleitet. die Nutzung des Grundstücks in Hongkong wegen des
bedarf für das Wohngebäude des Generalkonsuls Leasing- und Investorenverträgen für Immobilien zu
baldigen Souveränitätsübergangs Hongkongs als einzig
geschaffen. Zudem hat es seine Verpflichtung, die regeln, weil diese Alternativen der Bedarfsdeckung Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen
sinnvolle und wirtschaftliche Maßnahme erschien, ist
Wirtschaftlichkeit der Alternativen für die Bedarfs- künftig verstärkt nach wirtschaftlichen Kriterien zu und Städtebau hat gleichfalls darauf verwiesen, dass
durch die nachträglich auf Verlangen des Bundesrech-
deckung (Neubau, Grundstückstausch, Investoren- vergleichen sein werden. sich bei dem im Falle Hongkong erstmals
nungshofes ermittelten Zahlen über die finanziellen
vorhaben) nachzuweisen, nicht erfüllt und dadurch begangenen Weg der Deckung des Baubedarfs durch
Dabei verkennt der Bundesrechnungshof nicht, dass Auswirkungen widerlegt. Der beabsichtigte
ebenfalls eine zielgerichtete, zügige Ent- privatfinanzierte Investorenprojekte im Ausland
sachgerechte Wirtschaftlichkeitsvergleiche der oben Grundstückstausch und das eingeleitete
scheidungsfindung beeinträchtigt. Dies zeigen auch zahlreiche, nicht leicht zu lösende Fragestellungen
genannten Alternativen komplex sind. In der Privat- Investorenvorhaben waren Fehlentscheidungen mit
die verzögerte Änderung der als zu hoch erkannten ergäben. Probleme hat das Bundesministerium für
wirtschaft werden damit zusammenhängende Folgekosten in Millionenhöhe, die bei vorheriger

145 146
Wirtschaftlichkeitsuntersuchung vermeidbar gewesen Nr. 39 Baumaßnahmen für die es wolle Einsparungen mit eigenen Alternativen errei- günstigen Ausschreibungsergebnisse sind nicht das
wären. chen. Durch eine geringfügige Veränderung der Verdienst des Bundesministeriums.
Offizierschule des Heeres in Glasfassade des Wirtschaftsgebäudes, eine kleinere
Der Bundesrechnungshof begrüßt die Absicht der Bun- Dresden Der Bundesrechnungshof bekräftigt seine Forderung an
Sonnenschutzanlage an der Schwimmhalle, die Wahl
desministerien, die Verwaltungsverfahren zu das Bundesministerium, künftig bereits bei der Planung
39.0 eines anderen Materials für die Sonnenschutzlamellen
verbessern. Er stimmt mit dem Bundesministerium der von Baumaßnahmen wesentlich stärker auf wirtschaftli-
Die Sanierung und der Neubau von sowie eine kleine Verringerung der Glasdachfläche der
Finanzen darin überein, dass die Koordinierung che Lösungen zu Achten und Planungen sorgfältiger
Gebäuden für die Offizierschule des Heeres Schwimmhalle verminderte es die Kosten allerdings nur
zwischen den Ressorts verbessert werden muss. auf Einsparungsmöglichkeiten zu prüfen.
in Dresden waren unnötig aufwendig geplant. um rd. 1,1 Mio. DM.
Der Bundesrechnungshof hält allerdings die Zweifel 39.2
Einsparungsvorschläge des Bundes-
des Bundesministeriums der Finanzen an einer
rechnungshofes führten zu einer Ersparnis in Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass das Beschluss des Haushaltsausschusses zu Be-
Verfahrensverbesserung durch die Bündelung von
Höhe von rd. 4,7 Mio. DM. Weitere Bundesministerium die Planung der Baumaßnahmen merkung Nummer 39:
Aufgaben nicht für überzeugend. Er hält daher an seiner
Vorschläge zur Einsparung von Kosten in nicht sorgfältig genug auf mögliche Einsparungen hin a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
Empfehlung fest, bei den Überlegungen zur
Höhe von mehreren Mio. DM lehnte das geprüft hat. Er hat die hohen Kosten beanstandet, die
Verbesserung des Verwaltungshandelns auch zu prüfen, zustimmend Kenntnis.
Bundesministerium aus gestalterischen das Bundesministerium allein aus gestalterischen
inwieweit eine - in der Privatwirtschaft bereits b) Er fordert das Bundesministerium mit
Gründen ab. Gründen in Kauf genommen hat. Der
weitgehend praktizierte - Bündelung der Aufgaben und Nachdruck auf, künftig bei seinen Bau-
39.1 Bundesrechnungshof hat dabei die Auffassung
Entscheidungskompetenzen für das maßnahmen bereits bei der Planung we-
39.1.1 vertreten, dass seine Vorschläge wegen der
Immobilienmanagement sinnvoll und wirtschaftlich ist.
Das Bundesministerium beabsichtigt, verschiedene, in
geringfügigen Änderungen einer angemessenen Ges- sentlich stärker auf wirtschaftliche Lösun-
taltung der Gebäude nicht entgegenstehen. gen zu achten und Planungen sorgfältiger
unterschiedlichen Standorten untergebrachte Ausbil-
Beschluss des Haushaltsausschusses zur dungseinrichtungen der Offizierschule des Heeres in Er hat das Bundesministerium aufgefordert, künftig auf Einsparungsmöglichkeiten zu prüfen.
Bemerkung Nummer 5: der Albertstadt-Kaserne in Dresden zusammenzufassen. bereits bei der Planung von Baumaßnahmen wesentlich [Auszug aus BT-Drucksache 13/10904
Für die Sanierung der weiter verwendbaren Gebäude, stärker auf wirtschaftliche Lösungen zu achten und vom 3. Juni 1998 - Seite 23]
den Abbruch der übrigen Gebäude und die Errichtung Planungen sorgfältiger auf Einsparungsmöglichkeiten
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
neuer Gebäude hatte das Bundesministerium für den zu prüfen.
zustimmend Kenntnis. Zeitraum von 1992 bis 1998 Ausgaben in Höhe von 39.3 Nr. 40 Baumaßnahmen für die
b) Er bittet das Auswärtige Amt sowie das insgesamt knapp 300 Mio. DM veranschlagt.
Bundesministerium für Raumordnung, Das Bundesministerium hat mitgeteilt, es habe den Marinetechnikschule in
39.1.2
Bauwesen und Städtebau, die Verfahrens-
Empfehlungen des Bundesrechnungshofes soweit ent- Parow
Der Bundesrechnungshof hat in den Jahren 1995 und sprochen, wie dies möglich gewesen sei. Es hat
regelungen für die Bedarfsdeckung mit 1996 die Planungen einiger Baumaßnahmen für die bestätigt, dass dadurch Einsparungen in Höhe von rd. 40.0
Immobilien zu überarbeiten ... Offizierschule des Heeres in Dresden geprüft und 4,7 Mio. DM erzielt worden seien. Die weiter gehenden Das Bundesministerium plante Gebäude für
Einsparungsmöglichkeiten festgestellt. Einsparungsvorschläge seien überprüft worden, hätten die Marinetechnikschule in Parow unnötig
[Auszug aus BT-Drucksache 13/10904 aber auch wegen des Planungs- und Baufortschritts aufwendig. Einsparungsvorschläge des Bun-
Auf Grund der Hinweise des Bundesrechnungshofes desrechnungshofes führten zu einer
vom 03.Juni 1998 - Seite 10 f] nicht mehr realisiert werden können. Unabhängig davon
verzichtete das Bundesministerium bei der Sanierung Ersparnis in Höhe von rd. 10,6 Mio. DM. Bei
habe das Bundesministerium alle Baukonstruktionen
der Unterkunftsgebäude in den Nasszellen auf eine bereits erstellten Gebäuden entstanden durch
dem Wettbewerb unterstellt und sich Alternativen
aufwendige, maßgeschneiderte Einrichtung (Einsparung unwirtschaftliche bauliche Lösungen
Nr. 39 bis 41 anbieten lassen. Durch günstige Submissionsergebnisse
rd. 1,9 Mio. DM) sowie bei den Neubauten auf vermeidbare Kosten in Höhe von
und Standardreduzierungen seien rd. 12 Mio. DM
Baumaßnahmen des Designerleuchten (Einsparung rd. 0,8 Mio. DM) und rd. 2,8 Mio. DM.
eingespart worden. Das Bundesministerium habe unter
verwendete stattdessen handelsübliche Produkte. Ein
Bundesministeriums der überflüssiger, lediglich der architektonischen Wirkung
Berücksichtigung der erzielten Einsparungen die 40.1
Verteidigung Kosten für die Offizierschule des Heeres nunmehr auf
dienender Übergang zwischen zwei parallel Das Bundesministerium beabsichtigt, verschiedene,
höchstens 273,5 Mio. DM festgelegt und die
(Kapitel 14 12) verlaufenden Gebäudeteilen (Kosten rd. 0,6 Mio. DM) in unterschiedlichen Standorten angesiedelte Ausbil-
Bauverwaltung angewiesen, die Maßnahme auch
entfiel ebenso wie ein entbehrliches Oberlicht auf dem dungseinrichtungen der Marine in der Strelasund-
weiterhin auf Kosteneinsparungen zu prüfen.
Vorbemerkung zu den Nrn. 39 bis 41 Wirtschaftsgebäude. Bei den beiden Sporthallen Kaserne in Parow bei Stralsund zusammenzufassen.
wurden die zunächst aufwendig geplanten Fassaden, die 39.4 Für die Sanierung der weiter verwendbaren Gebäude,
Der Bundesrechnungshof hat
Baumaßnahmen des Bundesministeriums zudem den Sicherheitsanforderungen nicht entsprachen, Die Antwort des Bundesministeriums bestätigt, dass die den Abbruch der übrigen Gebäude und die Errichtung
geprüft und immer wieder gleichartige wirtschaftlich und sicher gestaltet. Insgesamt konnten Planung für die Offizierschule unnötig aufwendige neuer Gebäude und Anlagen plant das Bundes-
Mängel, z. B. die Errichtung überflüssiger Einsparungen in Höhe von rd. 3,6 Mio. DM erzielt Lösungen vorsah. Im Gegensatz zum Bundes- ministerium für den Zeitraum von 1992 bis 2005
Verbindungsgänge zwischen Gebäuden, werden. ministerium ist der Bundesrechnungshof allerdings der Ausgaben in Höhe von insgesamt rd. 500 Mio. DM.
festgestellt. Baumaßnahmen für die 39.1.3 Ansicht, dass es der Baufortschritt gestattet hätte, die
Der Bundesrechnungshof hat in den Jahren 1994 bis
Offizierschule des Heeres in Dresden, die aufgezeigten Einsparungsmöglichkeiten in größerem
Der Bundesrechnungshof hat weitere Einsparungsmög- 1997 eine Reihe von Baumaßnahmen für die Marine-
Marinetechnikschule in Parow und die Umfang zu nutzen, und dass das Bundesministerium
lichkeiten in Höhe von insgesamt rd. 7,4 Mio. DM z. B. technikschule mit einem Investitionsvolumen von
Truppenunterkunft in Sanitz sind Beispiele allein aus gestalterischen Gründen an seiner
darin gesehen, dass das Bundesministerium beim Wirt- insgesamt rd. 164 Mio. DM geprüft. Im Vordergrund
dafür, dass das Bundesministerium vielfach überzogenen Planung, z. B. an den aufwendigen und an
schafts- und bei anderen Gebäuden auf großflächige seiner Prüfungen standen Baumaßnahmen, die sich
unangemessen aufwendig plante und baute. den Nordwestfassaden sogar überflüssigen Sonnen-
Glasfassaden sowie -dächer verzichtet, Sonnenschutz- noch im Planungsstadium befanden.
schutzanlagen, festhält. Auf Grund der Vorschriftenlage
anlagen weniger aufwendig gestaltet und nur dort Beim geplanten Neubau eines Wirtschaftsgebäudes
hält es der Bundesrechnungshof für selbstverständlich,
anbringt, wo sie notwendig sind. empfahl der Bundesrechnungshof u. a. eine preiswer-
dass das Bundesministerium die Vergabe seiner
Das Bundesministerium lehnte diese konkreten Vor- Bauleistungen dem Wettbewerb unterstellt hat. Die tere Variante für eine Metallfassade, eine den Richtli-
schläge aus gestalterischen Gründen ab, erklärte jedoch, nien des Bundesministeriums angepasste Lüftungsan-

147 148
lage und den Verzicht auf nicht notwendige Das Bundesministerium setzte in den Jahren 1992 bis architektonischen Gesamtkonzeptes für die sicherzustellen, dass die ihm zuarbeitenden Stellen
Terrassen, Balkone und Außentreppen. Die Ein- 1996 ein Sanitätsgebäude von Grund auf in Stand Marinetechnikschule verwiesen. besonders auf die Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit
sparungsmöglichkeiten betragen rd. 0,8 Mio. DM. und vergrößerte es durch einen Erweiterungsbau. Bei der Planungen von Baumaßnahmen achten und dabei
Generell hat das Bundesministerium keinen Anlass
einem Abriss des alten Gebäudes und einem voll- alle Einsparungsmöglichkeiten nutzen. Bei der
Ein mehrstufiges Regenrückhaltebecken mit kaska- gesehen, Haushaltsunterlagen künftig sorgfältiger auf
ständigen Neubau des Sanitätsgebäudes hätten, bei Genehmigung der Haushaltsunterlagen sollte das
denartigen Überläufen war zu aufwendig und Straßen mögliche Einsparungen hin zu prüfen. Seine
Beschränkung auf die notwendigen Flächen, Kosten Bundesministerium auch die Berechtigung und
waren zu breit geplant. Durch eine Beschränkung auf Prüfungen seien nach den Vorschriften auf die
in Höhe von rd. 1,4 Mio. DM eingespart werden Aktualität der Forderungen des Nutzers und deren
das Notwendige können Kosten in Höhe von mindes- grundsätzlich bedeutsamen Angaben und Daten
können. finanzielle Auswirkungen kritisch prüfen. Bei einer
tens 0,9 Mio. DM eingespart werden. beschränkt, eine darüber hinausgehende Prüfung sei
solchen Prüfung wäre der überwiegende Teil der vom
Das Bundesministerium gestaltete ein im Jahre 1996 von ihm personell nicht durchführbar und
Bei einem Betreuungsgebäude waren unnötige Flä- Bundesrechnungshof gemachten Einsparungsvor-
fertig gestelltes Hörsaalgebäude aufwendig, z. B. mit widerspreche der Absicht der Bundesregierung, die
chen, eine nicht erforderliche Wendeltreppe, eine ver- schläge auch vom Bundesministerium erkannt worden.
besonders teuren Formsteinen in den Fluren und in Bundesministerien auf Kernaufgaben zurückzu-
zichtbare Überdachung sowie zu aufwendige raum-
den Fassaden sowie unnötig breiten Fluren. Fenster führen. Es wies darauf hin, dass die Die Grundlagen für das Recht des Bundesrechnungsho-
hohe Glasfassaden und mehrere überflüssige Dach-
wurden raumhoch ausgeführt, obwohl hinter ihnen Haushaltsunterlagen bereits von den jeweils fes, frühzeitig zu prüfen und das Ergebnis auch dem
fenster vorgesehen. Vom Bundesrechnungshof vorge-
durchgehende Brüstungen angebracht waren. Mit zuständigen Oberfinanzdirektionen u. a. auf Wirt- Bundesministerium der Finanzen mitzuteilen, sind ein-
schlagene Alternativen führten zu Einsparungen in
angemessenen baulichen Lösungen hätten Kosten in schaftlichkeit der Planung geprüft würden. deutig. Er hat dies dem Bundesministerium anhand der
Höhe von rd. 0,4 Mio. DM.
Höhe von knapp 1 Mio. DM eingespart werden einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen im
Im Übrigen hat es Bedenken dagegen geäußert, dass der
Bei den drei Baumaßnahmen hatte das können. Einzelnen erläutert und darauf hingewiesen, dass
Bundesrechnungshof bei den Ressortverhandlungen
Bundesministerium die jeweilige Haushaltsunterlage Planungsfehler meist kostenträchtig sind und ihnen nur
Ein im Jahre 1996 fertig gestelltes Stabsgebäude hat anwesend war. Es hat darin die Gefahr gesehen, dass
geprüft und genehmigt, ohne von sich aus die wirksam zu begegnen ist, wenn sie rechtzeitig erkannt
einen unnötig großen Anteil an Verkehrsflächen. Die die gesetzlichen Verantwortlichkeiten der beteiligten
vorgenannten Einsparungsmöglichkeiten zu nutzen. und korrigiert werden. Der Bundesrechnungshof wird
nicht notwendigen Verkehrsflächen kosten rd. Bundesministerien im Entscheidungsprozess einge-
Damit die Feststellungen des Bundesrechnungshofes daher auch in Zukunft sehr zeitnahe Prüfungen von
0,4 Mio. DM. schränkt sein könnten. Auch sei nicht auszuschließen,
bereits vor Baubeginn in die Entscheidungen der Bauplanungen durchführen, über seine Feststellungen
dass der Bundesrechnungshof später das Nichtbe-
zuständigen Stellen einfließen konnten, hat er sie 40.2 umgehend informieren und seine Vorschläge zur
rücksichtigen seiner Einsparungsvorschläge beanstande.
jeweils frühzeitig über seine Prüfungserkenntnisse Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass das Einsparung von Kosten so rechtzeitig unterbreiten, dass
und seine daraus abgeleiteten Einsparungsvorschläge 40.4 sie frühzeitig in die Planungen vor Baubeginn
Bundesministerium die Haushaltsunterlagen der Bau- Der Bundesrechnungshof verkennt nicht, dass die neue
unterrichtet. maßnahmen nicht sorgfältig geprüft und damit auf einfließen können. Dadurch wird aber die
zentrale Ausbildungsstätte der Marine ein bedeutendes Verantwortung des Bundesministeriums für seine
Bei drei Hörsaalgebäuden wies der mögliche Einsparungen verzichtet hat. Selbst offen- Bauvorhaben ist. Er hat bei seinen Einsparungs-
kundig unwirtschaftliche und überzogene bauliche Entscheidungen nicht eingeschränkt.
Bundesrechnungshof schon frühzeitig auf vorgesehene, vorschlägen größtmögliche Zurückhaltung geübt und
unangemessen aufwendige Lösungen, z. B. zu breite Lösungen hat es vorbehaltlos hingenommen. Der nur solche Vorschläge unterbreitet, die ohne Darüber hinaus wird der Bundesrechnungshof in Fällen
Flure und nicht notwendige Übergänge zwischen den Bundesrechnungshof hat seine Feststellungen auch wesentliche Abstriche an der architektonischen Ge- von finanzieller Bedeutung auch künftig das Bundesmi-
Gebäuden hin, so dass die örtlich zuständige dem Bundesministerium der Finanzen mitgeteilt. staltung umsetzbar waren. nisterium der Finanzen über seine Einspar-
Bauverwaltung die Pläne noch vor der Genehmigung ungsvorschläge so rechtzeitig unterrichten, dass sie bei
40.3 Er begrüßt, dass das Bundesministerium den Einspa-
der Haushaltsunterlage änderte, was zu Einsparungen der haushaltsmäßigen Anerkennung berücksichtigt
Das Bundesministerium hat im Grundsatz die Ansicht rungsvorschlägen in vielen Fällen gefolgt ist. Die Mehr-
von mehr als 4,3 Mio. DM führte. Im weiteren Verlauf werden können. Er wird auch weiterhin auf Einladung
vertreten, dass wegen der Bedeutung und der stufigkeit des Regenrückhaltebeckens hatte der Bundes-
der Prüfung der inzwischen vom Bundesministerium an den Ressortverhandlungen zwischen dem
besonderen örtlichen Lage der Marinetechnikschule rechnungshof aufgegriffen, weil das Bundesministerium
genehmigten Haushaltsunterlage schlug der Bundes- Bundesministerium und dem Bundesministerium der
unter Beachtung wirtschaftlicher Gesichtspunkte den Vorschlag der Bauverwaltung, auf die Kaskaden zu
rechnungshof weitere Vereinfachungen vor, u. a. den Finanzen teilnehmen.
auch ein Mindestanspruch an die architektonische verzichten, zunächst nicht angenommen hatte.
Verzicht auf einen großen Hörsaal und nicht
Gestaltung zu stellen sei. Im Übrigen wird der Bundesrechnungshof die
erforderliche lüftungstechnische Anlagen. Dadurch Der Bundesrechnungshof bleibt bei seiner Prüfung der Baumaßnahmen für die
wurden zusätzliche Einsparungen in Höhe von Beim Wirtschafts- und beim Betreuungsgebäude habe Auffassung, dass die Grundinstandsetzung und Marinetechnikschule fortsetzen und ggf. erneut
rd. 4,2 Mio. DM erzielt. In diesen Einsparungen sind es die Einsparungsmöglichkeiten in Höhe von Erweiterung des Sanitätsgebäudes unwirtschaftlich berichten. Er wird dabei nicht nur die Planung der
Kosten in Höhe von rd. 0,4 Mio. DM für drei unnötige insgesamt rd. 1,2 Mio. DM berücksichtigt. Die war. Die vergleichende Kostenbetrachtung des weiteren Bauabschnitte zeitnah verfolgen, sondern
Übergänge enthalten. Kostenminderung beim Regenrückhaltebecken sei Bundesministeriums ist unzutreffend, weil sie bei der auch Gebäude in seine Erhebungen einbeziehen, die
allein der Bauverwaltung zuzuschreiben, weil diese von Alternative Neubau von größeren als in der
Der Bundesrechnungshof stellte weiter fest, dass die bereits errichtet sind.
sich aus auf den mehrstufigen Aufbau verzichtet habe. Musterplanung für Sanitätsgebäude vorgesehenen
Haushaltsunterlage auf Grund fehlerhafter Be-
rechnung Kosten auswies, die um einen Betrag von Den Vorschlägen des Bundesrechnungshofes zur Flächen ausgeht. Der ungewöhnlich hohe
rd. 3,8 Mio. DM zu hoch waren. Kostenreduzierung bei den drei Hörsaalgebäuden ist gestalterische Aufwand beim Hörsaal- und
das Bundesministerium gefolgt. Die falsche Stabsgebäude kann nicht mit dem Hinweis auf die
Der Bundesrechnungshof hat das Bundesministerium Erfordernisse des architektonischen Gesamtkonzeptes
Kostenberechnung hat es bestätigt.
und das Bundesministerium der Finanzen über seine gerechtfertigt werden. Er verdeutlicht allerdings, dass
Einsparungsvorschläge unterrichtet. Die Baumaß- Die Beanstandungen des Bundesrechnungshofes bei das Bundesministerium bereits mit Anerkennung des
nahme war vor ihrer haushaltsmäßigen Anerkennung den fertig gestellten Baumaßnahmen Sanitäts-, Hör- Gesamtkonzeptes die Grundlage für die
Gegenstand von Ressortverhandlungen, an denen der saal- und Stabsgebäude hat das Bundesministerium unwirtschaftlichen baulichen Lösungen legte.
Bundesrechnungshof auf Einladung des Bundes- für unzutreffend gehalten. Nach seiner eigenen Wirt-
ministeriums der Finanzen teilgenommen hat. schaftlichkeitsberechnung wäre beim Sanitäts- Die Vielzahl und der erhebliche Kostenumfang der fest-
gebäude ein Neubau teurer als die gewählte gestellten Einsparungsmöglichkeiten bestätigen die Ein-
Bei bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen der Ma- schätzung des Bundesrechnungshofes, dass die Hau-
Grundinstandsetzung mit Erweiterung gewesen. Beim
rinetechnikschule hat der Bundesrechnungshof eben- haltsunterlagen nicht sorgfältig auf Wirtschaftlichkeit
Hörsaal- und Stabsgebäude hat das Bundes-
falls unwirtschaftliche Lösungen und einen unange- geprüft werden. Soweit das Bundesministerium nicht
ministerium auf die Erfordernisse des
messen hohen Gestaltungsaufwand festgestellt. selbst prüft, gehört es zu seinen Kernaufgaben

149 150
Beschluss des Haushaltsausschusses zu dungsgang sei vom Nutzer gefordert worden, um Beschluss des Haushaltsausschusses zu dem Bewerberkreis vergeben.
die Arbeitsabläufe innerhalb des Stabsgebäudes
Bemerkung Nummer 40: Bemerkung Nummer 41: Diese Feststellungen begründen den Verdacht, dass
rationell und witterungsunabhängig zu gestalten.
die Bieter in allen neun Fällen bei der Bewerbung um
Das nur über eine Außentreppe erreichbare a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung die Bauaufträge Preisabsprachen trafen. Da den
Obergeschoss sei bewusst vom Stabsteil getrennt
zustimmend Kenntnis. zustimmend Kenntnis. Bewerbern der Bieterkreis bekannt war, liegt der Ver-
worden, weil es der Unterbringung von Soldaten
b) Er fordert das Bundesministerium auf, dacht nahe, dass die Preisabsprachen aus dem
b) Er fordert das Bundesministerium auf, diene. Der Verbindungsgang habe neben der
zuständigen Bauamt heraus unterstützt wurden.
künftig dem Grundsatz der Wirtschaft- betrieblichen auch eine gestalterische Funktion, künftig besser auf die Wirtschaftlichkeit
lichkeit und Sparsamkeit in allen Phasen weil er gleichzeitig Eingangsbereich sei. seiner Bauplanungen zu achten und dabei Nach Einschätzung des Bundesrechnungshofes ent-
der Planung von Baumaßnahmen stärker Funktionalität und Gestaltung seien unter vor allem bei Verbindungsbauten zwi- stand dem Bund durch die vermuteten
Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit und schen Gebäuden strengere Maßstäbe Preisabsprachen mit der Folge unangemessen hoher
Rechnung zu tragen und darauf zu achten, Sparsamkeit angemessen in die Planung einge- Preise ein finanzieller Nachteil in Höhe von rd.
dass die Haushaltsunterlagen sorgfältiger anzulegen als bisher
flossen. Die Kosten des Verbindungsganges seien 1,2 Mio. DM.
auf Einsparungsmöglichkeiten geprüft mit 225 000 DM veranschlagt, die Baumaßnahme [Auszug aus BT-Drucksache 13/10904 45.3
werden. sei noch nicht abgerechnet. Die jährlichen vom 3. Juni 1998 - Seite 23f] Der Bundesrechnungshof hat seine Feststellungen
[Auszug aus BT-Drucksache 13/10904 Betriebskosten beliefen sich auf rd. 2 500 DM.
dem Bundesministerium mitgeteilt und darauf
vom 3. Juni 1998 -S.23] 41.4 Nr. 45 Preisabsprachen bei der hingewiesen, dass, wie die geschilderten Fälle erneut
Der Bundesrechnungshof bleibt bei seiner Auffassung, Vergabe von Baumaßnahmen gezeigt haben, Preisabsprachen durch beschränkte
dass der Verbindungsgang funktional überflüssig ist. Ausschreibungen wesentlich begünstigt werden.
Nr. 41 Baumaßnahmen für die (Einzelplan 25)
Eines gemeinsamen Eingangsbereiches zwischen den Sollte im Einzelfall eine beschränkte Ausschreibung
45.0
Truppenunterkunft in Sanitz beiden Stabsgebäuden hätte es auch nicht bedurft. Dies
Es besteht der begründete Verdacht, dass
unumgänglich sein, ist es daher umso wichtiger,
gilt unabhängig davon, für welchen Zweck das Oberge- Preisabsprachen z. B. dadurch zu erschweren, dass
41.0 Bieter bei der Vergabe von Bauleistungen in
schoss des einen Gebäudes genutzt wird. ein ausreichend großer und immer wieder
Bei der Sanierung von zwei Gebäuden für die mehreren Fällen Preisabsprachen getroffen wechselnder Bieterkreis zusammengestellt wird.
Truppenunterkunft in Sanitz verursachte das Die vom Bundesministerium genannten Kosten sind haben und dem Bund daraus ein Nachteil von
Bundesministerium durch die Errichtung unvollständig. Nicht erfasst sind u. a. die Kosten für über 1 Mio. DM entstanden ist. Die Möglich- Die geschilderten Fälle zeigen auch die
eines unnötigen Verbindungsganges vermeid- die Anbindung des Verbindungsganges an die beiden keit von Preisabsprachen wurde durch man- Notwendigkeit auf, dass die Liste der aufzu-
bare Kosten in Höhe von rd. 0,4 Mio. DM. Gebäude und für die Installation der Heizung sowie gelhaftes Verwaltungshandeln begünstigt. fordernden Unternehmen von Amtsvorständen oder
der Elektrotechnik. Die jährlichen Betriebskosten hat wechselnden Vergabebeauftragten abgeändert wird,
das Bundesministerium sehr niedrig angesetzt. 45.1 indem diese Streichungen vornehmen und neue
41.1 Der Bundesrechnungshof hatte in seinen Unternehmen hinzusetzen. Das Formblatt „Liste der
Das Bundesministerium baute im Jahre 1994 in der Der Bundesrechnungshof sieht in dem überflüssigen Bemerkungen 1996 (Drucksache 13/5700 Nr. 47) aufzufordernden Unternehmen“ sollte so abgefasst
Truppenunterkunft Sanitz u. a. zwei Gebäude mit gläsernen Verbindungsgang ein Beispiel für den über von ihm festgestellte Manipulationen bei werden, dass vom Amtsvorstand oder vom
einem Investitionsvolumen von insgesamt rd. sorglosen Umgang mit Steuergeldern. Bauvorhaben des Bundesministeriums der Vergabebeauftragten regelmäßig eine Abänderung
5,3 Mio. DM zu Stabsgebäuden um. 41.5 Verteidigung berichtet. des Bieterkreises verlangt wird. Der Verzicht auf eine
Zwischen den in rd. 20 m Entfernung parallel Der Bundesrechnungshof weist nachdrücklich darauf Abänderung ist zu begründen. Die Bieterlisten sind
zueinander stehenden, zweigeschossigen Gebäuden hin, dass er bei seinen Prüfungen immer wieder vertraulich zu behandeln und sorgfältig zu ver-
errichtete es einen ebenerdigen, vollverglasten gleichartige Mängel feststellt, die überwiegend durch Seitdem hat er bei weiteren Baumaßnahmen des wahren.
Verbindungsgang mit einem aufwendigen Eingangs- das Bundesministerium zu vertreten sind. Bei den Bundesministeriums der Verteidigung Hinweise auf
Preisabsprachen gefunden. Wegen des vermehrten Einsatzes freiberuflich Tätiger
bereich in der Mitte. Die Baukosten für den drei Baumaßnahmen Offizierschule des Heeres
durch die zunehmend „verschlankten“ Bauverwaltun-
Verbindungsgang betragen rd. 0,4 Mio. DM. Die Dresden, Marinetechnikschule Parow und Truppen- 45.2 gen hat der Bundesrechnungshof über die geschilder-
jährlichen Betriebskosten belaufen sich auf mehrere unterkunft Sanitz hat es nicht notwendige Bei neun beschränkten Ausschreibungen - diese Ver- ten Einzelfälle hinaus darauf hingewiesen, dass auch
Tausend DM. Verbindungsgänge zwischen Gebäuden mit Kosten in gabeart war auf Grund der für die neuen an der Baumaßnahme beteiligte freiberuflich Tätige
Höhe von rd. 1,4 Mio. DM gefordert. Erst auf Bundesländer geltenden Sonderregelungen zulässig -
Das Obergeschoss des einen Gebäudes ist nicht durch keine Bewerber bestimmen und die Liste nicht zur
nachdrückliches Drängen des Bundesrechnungshofes legte ein Bediensteter des zuständigen Bauamtes in
eine Innentreppe, sondern nur über eine Außentreppe Kenntnis erhalten sollten.
hat es auf die Verbindungsgänge in Parow und der für jede Vergabe neu zu erstellenden „Liste der
erreichbar. Auf dem Weg zu diesem Obergeschoss Dresden verzichtet. Um Preisabsprachen bei Beteiligung freiberuflich
müssen Nutzer ungeachtet des Verbindungsganges aufzufordernden Unternehmen“ einen nahezu
identischen Bieterkreis fest. Ein Bewerber besaß eine Tätiger zu erschweren, sollten diese weder
etwa 50 m im Freien zu dieser Außentreppe gehen. Das Bundesministerium wird seiner Gesamtverant-
Kopie einer dieser Listen des Bauamtes. Aus einem Vergabeunterlagen noch Pläne oder dergleichen
wortung für den sparsamen Umgang mit Haushalts-
41.2 Vermerk ging die Verabredung der Bewerber zu versenden oder auslegen. In den Leistungsver-
mitteln bisher nicht in vollem Umfang gerecht. Der
Der Bundesrechnungshof hat den Verbindungsgang einem Treffen hervor. Es fanden sich auch Hinweise, zeichnissen sollten nur in den unbedingt
Bundesrechnungshof erwartet, dass es künftig den
für entbehrlich gehalten. Den in den Gebäuden dass einer der Bewerber die Preise für die anderen in erforderlichen Fällen bestimmte Erzeugnisse,
Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit in
beschäftigten Soldaten ist es zuzumuten, die kurze deren Leistungsverzeichnissen „vorgeschrieben“ Verfahren, Ursprungsorte oder Bezugsquellen
allen Phasen der Planung von Baumaßnahmen stärker
Wegstrecke zwischen den Gebäuden auch bei hatte. benannt werden, um zu erschweren, dass der
beachtet und dafür Sorge trägt, dass Einsparungs-
schlechter Witterung im Freien zurückzulegen. Dies Bieterkreis bei einem Hersteller oder Lieferanten
möglichkeiten konsequent genutzt werden. Bei allen Vergaben erhielt das mindestfordernde
gilt erst recht, wenn ein Teil der Nutzer ohnehin bekannt und dieses Wissen zu Preisabsprachen
gezwungen ist, sich auf dem Weg zum Obergeschoss Unternehmen aus dem beschränkten Bewerberkreis genutzt wird. Nach den Prüfungserkenntnissen des
des einen Gebäudes der Witterung auszusetzen. den Zuschlag. Von den neun Aufträgen gingen acht, Bundesrechnungshofes wird der Grundsatz,
sie beinhalteten durchweg Hochbauleistungen, an ein Leistungen neutral zu beschreiben, gerade von
41.3 Unternehmen. Lediglich ein Auftrag mit Tiefbau- freiberuflich Tätigen zu wenig beachtet, um den
Das Bundesministerium hat mitgeteilt, der Verbin- leistungen wurde an ein anderes Unternehmen aus

151 152
Aufwand für die Beschreibung der Bauleistungen zu Nr. 62 Nutzerkonzept und Sitzungssälen und nach einem weiteren Neubau für Nr. 84 Bildungszentrum der
verringern. die Bibliothek und die Dokumentationsstelle auf dem
Bauunterhaltung für eine Gelände des bislang von der Bundesanwaltschaft
Bundesfinanzverwaltung in
Der Bundesrechnungshof hat das Bundesministerium bundeseigene Liegenschaft Plessow
genutzten Nordgebäudes.
aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um Preisab-
sprachen weiter zu erschweren. (Kapitel 07 03) Nach dem derzeitigen Stand wird die Bundesanwalt- 84.1
62.1 schaft im Jahre 1998 Teile der bisherigen Dienstge- Der Bundesrechnungshof stellt bei Prüfungen von
Der Bundesrechnungshof hat seine Feststellungen
Seit mehr als 25 Jahren bestehen Überlegungen zur bäude des Bundesgerichtshofes frei machen und in Baumaßnahmen immer wieder fest, dass Bauverwal-
auch der Bauverwaltung (Oberfinanzdirektion)
baulichen Erweiterung des Bundesgerichtshofes und ein anderweitig errichtetes Dienstgebäude umziehen. tungen mit aufwendigen Bauweisen gegen den
desjenigen Bundeslandes mitgeteilt, die in ihrem
der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Da die beiden Grundsatz der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit
Gebiet die hier betroffenen Hochbauaufgaben des Für Abfindungen und Entschädigungen sowie die
Institutionen auf dem vorhandenen Grundstück nicht verstoßen (vgl. Nrn. 39 bis 41). Der Bundes-
Bundes wahrnimmt. Er hat gefordert, einen bauliche Sicherung und Instandhaltung der nunmehr
vollständig untergebracht werden können, wurden für rechnungshof ist daher bestrebt, Baumaßnahmen
Ausschluss der betroffenen Unternehmen von den seit 20 Jahren leer stehenden, einsturzgefährdeten
den Bundesgerichtshof mehrere Außenstellen einge- bereits im Planungsstadium zu prüfen, um frühzeitig
Bauaufträgen des Bundes zu prüfen und mögliche Häuser auf den Grundstücken Blumenstraße 9 - 13
richtet. Für einen Erweiterungsbau sowie aus Sicher- auf mögliche Kosteneinsparungen hinweisen zu
Schadensersatzansprüche geltend zu machen. wurden bisher Haushaltsmittel in Höhe von rd.
heitsgründen erwarb die Bundesrepublik können.
45.4 2,4 Mio. DM aufgewendet. Daneben sind dem Land
Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium Baden-Württemberg durch verstärkte Polizei- Mit diesem Ziel hat der Bundesrechnungshof u. a.
Das Bundesministerium hat gegen die der Justiz (Bundesministerium), neben anderen überwachung der leer stehenden Häuser erhebliche zwei Gebäude des Bildungszentrums der Bundesfi-
Sachdarstellung, die Bewertung und das Petitum des Grundstücken in den Jahren 1975/1977 die Haus- Aufwendungen entstanden. nanzverwaltung in Plessow geprüft, deren Planung
Bundesrechnungshofes keine Einwände erhoben. Es grundstücke Blumenstraße 9, 11 und 13, die an das 62.2 das zuständige Landesbauamt einem freiberuflich
hat anerkannt, dass es wegen des vermehrten Gelände des Bundesgerichtshofes angrenzen. tätigen Architekten übertragen hatte. Die
Einsatzes von freiberuflich Tätigen notwendig Der Bundesrechnungshof hält die seit zwei Jahrzehn-
Im Jahre 1977 versuchten Terroristen aus einem der Gesamtverantwortung für die beiden Baumaßnahmen
werden kann, über die bereits vom Bundes- ten ungeklärte Nutzung der bundeseigenen Grundstü-
erworbenen Häuser einen Anschlag auf das Dienstge- oblag dem Bundesministerium für Raumordnung,
ministerium getroffenen Maßnahmen hinaus weitere cke Blumenstraße 9 - 13 für nicht länger hinnehmbar.
bäude der Bundesanwaltschaft. Die bis dahin Bauwesen und Städtebau (Bundesministerium).
der Korruption entgegenwirkende Regelungen zu Er hat angesichts der jährlich weiter wachsenden
treffen. bewohnten Häuser wurden daraufhin umgehend Ausgaben für die ungenutzten Grundstücke und die Für den Neubau des Kasinos plante der Architekt eine
geräumt. Den Bewohnern wurden Abfindungen abbruchreife Bausubstanz das Bundesministerium größere Fläche als vom Bundesministerium der
Die zuständige Oberfinanzdirektion hat verfügt, dass gezahlt und Ersatzwohnraum bereitgestellt. Erstmals wiederholt, aber bislang ohne Erfolg aufgefordert, ein Finanzen genehmigt. Zudem sah der Architekt für den
an fünf der beteiligten Unternehmen bis zur Klärung Ende 1978 beantragte der Bundesgerichtshof den mit den anderen beteiligten Bundesministerien abge- Gastraum eine aufwendige Fassadenkonstruktion mit
von Schadensersatzansprüchen keine Zahlungen Abriss der Gebäude. Die Stadt Karlsruhe, der Regie- stimmtes, wirtschaftlich tragfähiges Nutzerkonzept zu raumhoher Isolierverglasung vor. Die Nord- und
mehr geleistet werden dürfen, dass sie im Rahmen rungspräsident in Karlsruhe und das Landesamt für erstellen. Südfassade der Sporthalle plante er ebenfalls mit
beschränkter Ausschreibungen nicht mehr zur Denkmalschutz versagten eine Abbruchgenehmigung 62.3 raumhoher Isolierverglasung. Teile der Außenwände
Angebotsabgabe aufzufordern und bei öffentlichen und stellten die Gebäude unter Denkmalschutz. beabsichtigte er mit einer Betonstein-Vormauerschale
Ausschreibungen auf Grund von Zweifeln an ihrer Das Bundesministerium hat mitgeteilt, um die
Auf Grund eines Architektenwettbewerbes für die zu versehen.
Eignung nicht zu beauftragen sind. Angelegenheit voranzubringen, werde es dem
Erweiterungsvorhaben des Bundesgerichtshofes und Bundesministerium der Finanzen in Kürze einen Sowohl das zuständige Landesbauamt als auch die
Der Bundesrechnungshof erwartet, dass das Bundes- der Bundesanwaltschaft auf dem vorhandenen Bauantrag für den vom Bundesgerichtshof ange- mit der Prüfung der Haushaltsunterlage-Bau-
ministerium auf der Grundlage seiner zustimmenden Grundstück wurde im Jahre 1988 eine baureife meldeten Erweiterungsbedarf vorlegen. Es sei beauftragte Oberfinanzdirektion nahmen diese
Äußerung zu den Vorschlägen des Bundesrechnungs- Planung erstellt. Die denkmalgeschützten Häuser beabsichtigt, die Planungskosten für das Erweiter- baulichen Lösungen hin.
hofes unverzüglich entsprechende Regelungen trifft, waren in die Planung einbezogen. Da im Jahre 1989 ungsvorhaben im Rahmen der Berichterstatter-
um Preisabsprachen weiter zu erschweren. die Entscheidung fiel, die Bundesanwaltschaft auf Das Bundesministerium stellt derzeit Überlegungen
gespräche zum Haushalt 1998 zu erörtern.
einem anderen Grundstück unterzubringen, wurde an, Baumaßnahmen des Bundes künftig von
Beschluss des Haushaltsausschusses zu 62.4 „schlanken Bauverwaltungen“ durchführen zu lassen.
Bemerkung Nummer 45: das Vorhaben nicht verwirklicht.
Der Bundesrechnungshof erwartet vom Bundesminis- Dies bedingt, dass Planung und Bauleitung von
Im Mai 1996 stellte die Stadt Karlsruhe in einem terium, dass es unter Berücksichtigung der mit dem Bauvorhaben in verstärktem Maße freiberuflich
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Vorbescheid ihre Zustimmung zum Abriss der Auszug der Bundesanwaltschaft freiwerdenden Tätigen übertragen werden und die „schlanken
zustimmend Kenntnis. denkmalgeschützten Häuser Blumenstraße 9 - 13 Räume alsbald eine Entscheidung über die Bauverwaltungen“ sich weitgehend auf eine
b) Er fordert das Bundesministerium auf, ihm unter der Bedingung in Aussicht, dass ein Neubau auf Notwendigkeit einer baulichen Erweiterung des Bauherren- und Kontrollfunktion beschränken.
den Grundstücken errichtet wird. Auf Voranfrage des Bundesgerichtshofes herbeiführt. Sofern die 84.2
über die ergriffenen Maßnahmen zur Bundesministeriums an das Bundesministerium der Grundstücke Blumenstraße 9 - 13 nicht für einen
Erschwerung von Preisabsprachen bis zum Finanzen, ob Haushaltsmittel des Bundes für die Erweiterungsbau benötigt werden, sollte sie das
Der Bundesrechnungshof hat die Planungen der
1. Juni 1998 zu berichten. angestrebten Neubaumaßnahmen zur Verfügung beiden Gebäude als unwirtschaftlich beanstandet und
Bundesministerium nunmehr zügig einer
stünden, lehnte dieses im September 1996 eine darauf hingewiesen, dass bei einer Beschränkung auf
wirtschaftlich vertretbaren Verwendung zuführen.
Stellungnahme ab, da den Bedarf begründende die genehmigte Fläche, bei Verzicht auf aufwendige
[Auszug aus BT-Drucksache 13/10904 Fassaden und Verminderung der Glasflächen durch
Unterlagen nicht vorgelegt wurden. In diesem Beschluss des Haushaltsausschusses zu
vom 3. Juni 1998 - Seite 25] eine Brüstung sowie bei Verzicht auf die aufwendige
Zusammenhang wies es darauf hin, dass nach seinen Bemerkung Nummer 62:
Informationen ein Bedarf für eine Neubaumaßnahme Vormauerschale durch Verklinkern oder Verputzen
nicht begründet sei. Es lehnte es ab, einen Ansatz für der Außenwände Kosten in Höhe von annähernd
Der Ausschuss hat von der Bemerkung 1 Mio. DM eingespart werden können. Dies sind rd.
Planungskosten in den Entwurf des Bundes- zustimmend Kenntnis genommen.
haushaltsplanes 1998 einzustellen. Im Dezember 10 v. H. der Baukosten.
1996 unterbreitete der Bundesgerichtshof dem Der Bundesrechnungshof hat das Bundesministerium
Bundesministerium seinen Wunsch nach einem Er-
[Auszug aus BT-Drucksache 13/10904
gebeten, alle aufgezeigten Einsparungsmöglichkeiten
weiterungsbau für fünf Senate einschließlich vom 3. Juni 1998 - Seite 31] bei der Genehmigung der Haushaltsunterlage -Bau-

153 154
zu berücksichtigen. Er hat darüber hinaus darauf hin- Nr. 85 Abrechnung von Lohnkosten Der Bundesrechnungshof hat das Bundesministerium Beschluss des Haushaltsausschusses zu
gewiesen, dass der geschilderte Fall beispielhaft die aufgefordert, im Rahmen seiner Fachaufsicht bei den
Folgen verdeutlicht, die entstehen, wenn keine
bei Bauverträgen mit Bauverwaltungen für eine einheitliche und sachge-
Bemerkung Nummer 85:
besonderen Anstrengungen unternommen werden, die Preisvorbehalt rechte Anwendung der Lohngleitklausel zu sorgen,
Baukosten durch entsprechende Planungen niedrig zu und zwar nicht erst bei der Abrechnung. Der Ausschuss hat die Bemerkung ohne
Bauverträge beinhalten oft Leistungen, deren Ausfüh- Beratung zur Kenntnis genommen.
halten. Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes
rung sich über einen langen Zeitraum hinzieht. In die- Das Bundesministerium hat keine Einwände gegen
nutzten sowohl der Architekt als auch die ihn
sen Fällen ist bei den zur Kalkulation die Darstellung des Sachverhaltes erhoben. Es hat
überwachende Bauverwaltung ihre beträchtlichen [Auszug aus BT-Drucksache 13/10904
herangezogenen Preisermittlungsgrundlagen mit zugesagt, die Bauverwaltungen unverzüglich zur
Einwirkungsmöglichkeiten im Stadium des vom 3. Juni 1998 - Seite 38]
wesentlichen Änderungen zu rechnen, deren Eintritt sachgerechten Anwendung der Lohngleitklausel
Entwurfes auf die Wirtschaftlichkeit von
oder Ausmaß jedoch ungewiss ist. Um den anzuhalten.
Baumaßnahmen nicht im erforderlichen Maße. Der
Auftragnehmern bei der Preisermittlung kein
Bundesrechnungshof sieht hierin einen der Gründe Der Bundesrechnungshof wird die weitere Entwick-
ungewöhnliches Wagnis aufzubürden, kann nach den
für die allgemein verbreitete Auffassung, die lung beobachten.
einschlägigen Bestimmungen in Bauverträgen ein
öffentliche Hand baue zu teuer.
Preisvorbehalt in Form einer Lohngleitklausel
84.3 vereinbart werden.
Das Bundesministerium hat die Anregungen des Bun-
Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen
Auszüge aus den Bemerkungen 1998 (BT-Drs. 14/29 v. 23. November 1998)
desrechnungshofes aufgegriffen und die Ober-
und Städtebau (Bundesministerium) hat für
finanzdirektion in seinem Genehmigungserlass
Baumaßnahmen des Bundes vorgesehen, dass in
entsprechend angewiesen. Es hat weiter mitgeteilt, Nr. 5 Liegenschaftsverwaltung bei sachgerechte Bedarfsermittlung, wie z. B. besondere
Bauverträgen eine Lohngleitklausel vereinbart werden
seine Erfahrungen stimmten mit den Feststellungen Repräsentationspflichten, die jeweilige Gefährdungs-
des Bundesrechnungshofes grundsätzlich überein.
kann, wenn die Zeitspanne von der Angebotsabgabe bis Dienstwohnungen lage oder örtliche Entwicklungen auf dem
zur Vertragserfüllung mehr als zehn Monate beträgt.
84.4 Immobilienmarkt, sind in einem Runderlass des
Die Änderung der Vergütung im Falle einer
(Kapitel 05 03 Titel 124 01, 131 01, 517 Bundesministeriums dargelegt.
Der Bundesrechnungshof begrüßt, dass das Bundesmi- Lohnsteigerung wird mit einem so genannten
„Änderungssatz“ beziffert, dessen Höhe vom 01, 518 01, 519 01 und Titelgruppe 01)
nisterium die Einsparungsvorschläge aufgegriffen und Der Bundesrechnungshof stellte im Rahmen seiner
damit die ungenügende Wirtschaftlichkeit der Planung Personalkostenanteil an der Bauleistung und von der 5.0 Prüfung fest, dass das Bundesministerium wiederholt
für die zwei Gebäude der Bundesfinanzverwaltung in Höhe des für die Bauleistung maßgeblichen Stunden- Bedarfsermittlungen ohne Anwendung seiner eigenen
Das Bundesministerium hat für seine etwa
Plessow bestätigt hat. lohnes abhängt. Den Berechnungsgang für die Maßstäbe auf der Grundlage pauschaler Bewertungen
1 180 Dienstwohnungen im Ausland wieder-
Bestimmung eines angemessenen Änderungssatzes hat der Auslandsvertretungen vorgenommen hatte. Teil-
Er erwartet, dass das Bundesministerium und die holt den Bedarf nicht ordnungsgemäß ermit-
das Bundesministerium vorgegeben. weise ergaben die Akten keinen Hinweis darauf, dass
Bauverwaltungen ihre Bauherren- und Kontroll- telt oder festgestellten Bedarf nach Änderung
Bedarfsermittlungen stattgefunden hatten. Darüber
funktion uneingeschränkt wahrnehmen, auch wenn Der Bundesrechnungshof hat die Anwendung von der Verhältnisse nicht überprüft. Es hat sich
hinaus fehlte es in zahlreichen Fällen auch an einer
sie die Durchführung von Baumaßnahmen freibe- Lohngleitklauseln bei Bauverträgen der Jahre 1992 bis zudem im Rahmen der Bedarfsdeckung in
dokumentierten Prüfung, ob ein Dienstwohnungsbe-
ruflich Tätigen übertragen haben. Der Planungsphase 1995 geprüft und in einer Vielzahl von Fällen zu hohe einigen Fällen nicht erkennbar bemüht, die
darf fortbestand. In manchen Fällen hatten Berichte
kommt dabei vor allem Bedeutung zu, weil nach Änderungssätze in den Abrechnungen der Lohnkosten kostengünstigste Unterbringungsmöglichkeit
der Auslandsvertretungen inzwischen eingetretene
allgemeiner Erfahrung in diesem Stadium die festgestellt. Die Abweichung zwischen sachgerechtem zu finden.
Veränderungen ergeben, wie z. B. ein steigendes An-
Investitions- und Folgekosten eines Bauvorhabens und tatsächlichem Änderungssatz betrug bis zu So hält es z. B. in einem Falle seit mindestens gebot auf dem privaten Wohnungsmarkt oder - bei
wesentlich bestimmt werden. Das Bundesministerium rd. 1 300 v. H. Nach einem Urteil des Oberlandes-
sechs Jahren ohne erkennbaren Bedarf eine bundeseigenen Dienstwohnungen - anstehende erheb-
sollte daher durch geeignete Maßnahmen gerichtes Köln verstößt die Vereinbarung eines
269 m² große Dienstwohnung auf einem liche Instandhaltungskosten. Auch Versetzungen,
sicherstellen, dass bereits in der Planungsphase überhöhten Änderungssatzes gegen das Währungs-
Grundstück von 4 666 m² vor, die einen aktu- auslaufende Mietverträge oder längere Leerstände der
besondere Anstrengungen unternommen werden, die gesetz. Der Bauvertrag ist insoweit unwirksam. In
ellen Verkehrswert von rd. 540 000 DM ver- Wohnungen führten nicht zu Bedarfsüberprüfungen.
Kosten niedrig zu halten, und dass freiberufliche einem solchen Fall hat der Auftragnehmer keinen
körpert. In einem anderen Falle stand eine
Planer auf diesen Grundsatz so verpflichtet werden, Vergütungsanspruch auf den überhöhten Teil des 5.1.2
Liegenschaft mit einem Verkehrswert von rd.
dass mit ihrem Einschalten kein finanzielles Risiko Änderungssatzes. Soweit darauf Zahlungen geleistet Soweit ein Dienstwohnungsbedarf besteht, sind für
3,9 Mio. DM, deren Herrichtung als Residenz
für den Bund verbunden ist. wurden, können sie vom Auftraggeber zurück- die Bedarfsdeckung alle in Betracht kommenden
geplant ist, fast sechs Jahre leer, während seit
gefordert werden. Handlungsalternativen (in der Regel Kauf,
Die uneingeschränkte Wahrnehmung der Bauherren- mehr als dreieinhalb Jahren gleichzeitig
und Kontrollfunktion zur Sicherstellung Auf Grund der Hinweise des Bundesrechnungshofes Mietzuschüsse und Mietentschädigung für die Anmietung oder Bau einer Dienstwohnung, seit dem
wirtschaftlicher Planungen wird wegen der an die Finanzbauverwaltungen der Länder Privatwohnung der Botschafterin anfallen. Jahre 1990 auch Übernahme von DDR-Liegen-
beabsichtigten „schlanken Bauverwaltungen“ künftig (Bauverwaltungen) konnten bei noch nicht abgerech- schaften in das Ressortvermögen) auf die kosten-
noch an Bedeutung gewinnen. neten Leistungen zu erwartende Überzahlungen in 5.1 günstigste Unterbringungsmöglichkeit zu unter-
Höhe von rd. 1,2 Mio. DM vermieden werden. Dar- 5.1.1 suchen. Bei den vom Bundesrechnungshof geprüften
Beschluss des Haushaltsausschusses zu über hinaus forderten einzelne Oberfinanzdirektionen Fällen stellte sich heraus, dass sich das
Das Bundesministerium verfügt weltweit über etwa
Bemerkung Nummer 84: unter Hinweis auf das Urteil des Oberlandesgerichtes Bundesministerium mehrfach nur auf eine Lösungs-
1 180 bundeseigene sowie gemietete Dienstwohnungen.
Köln Überzahlungen in Höhe von insgesamt rd. Die Dienstwohnungen sollen entsandten Bediensteten möglichkeit konzentriert hatte, ohne weitere in
Der Ausschuss hat die Bemerkung ohne 1,5 Mio. DM zurück. Betracht kommende Alternativen zu prüfen. Auch zu
im Ausland zur Verfügung gestellt werden, wenn diese
Beratung zur Kenntnis genommen. späteren Zeitpunkten nahm es Veränderungen in der
Die Häufigkeit des dargestellten Mangels legt die am Dienstort innerhalb einer zumutbaren Frist keine
geeignete Unterkunft zu angemessenen Bedingungen Belegung oder auf dem örtlichen Immobilienmarkt
[Auszug aus BT-Drucksache 13/10904 Vermutung nahe, dass bei den Bauverwaltungen im nicht zum Anlass für eine Prüfung, ob eine
Gesamten Bundesgebiet Unklarheit über eine sachge- finden oder wenn die dienstlichen und örtlichen
vom 3. Juni 1998 - Seite 38] Verhältnisse es erfordern (§ 27 des Gesetzes über den Alternative ggf. kostengünstiger als die gegenwärtige
rechte Anwendung der Lohngleitklausel herrscht. Unterbringung wäre. Hierbei wirkte sich negativ aus,
Auswärtigen Dienst - GAD -). Maßstäbe für eine
dass DV-gestützte Bestandsübersichten mit grund-

155 156
legenden Daten nicht vorhanden sind. Dadurch fehlt bedingte Wasserschäden in den Privaträumen der und Wien kritisiert. Er hat im Falle Daressalam in Zukunft nicht beabsichtigt, vielmehr sei eine
dem Bundesministerium ein Überblick über die alten Residenz auf, so dass der damalige Botschafter ausgeführt, dass spätestens seit August 1992, als das Gemeinschaftskanzlei mit EU-Partnern Gegenstand
Kostenentwicklung beim Betrieb und Unterhalt der und seine Nachfolgerin eine private Wohnung mieten Bundesministerium die Absicht eines Kanzleineubaus aktueller Überlegungen.
einzelnen Objekte ebenso wie bei Baumaßnahmen. mussten. Hierfür hat das Bundesministerium an Miet- auf dem Grundstück aufgab, kein Bedarf für die
Das Eigentum an der Villa in der Auhofstraße in
zuschüssen und Mietentschädigung bis Ende 1998 Liegenschaft mehr vorlag. Ein solcher ergab sich
5.1.3 Wien sei im Dezember 1991 auf die Bundesrepublik
des Jahres rd. 136 000 DM zu tragen. weder aus der zehnmonatigen Zwischennutzung im
Die vorgenannten Mängel führten in Einzelfällen zu Deutschland umgeschrieben worden. Die Planungs-
Jahre 1993 noch aus der seit November 1995
Fehlentwicklungen mit erheblichen finanziellen Bis zum Juli 1996 stand die Liegenschaft in der vorbereitungen für die erstmalige Herrichtung zur
vorgenommenen Belegung mit einem Bediensteten
Nachteilen. Auhofstraße leer. Das Bundesministerium überließ künftigen Botschafterresidenz liefen seit Mai 1995.
der Besoldungsgruppe A 7. Das Bundesministerium
sie danach für rd. ein Jahr einer Schwerbehinderten- Der hierfür benötigte hohe Zeitbedarf sei nicht
5.1.3.1 hätte die ehemalige Botschafterresidenz zur
organisation gegen Zahlung der Bewirtschaftungs- vorhersehbar gewesen. Eine wirtschaftliche
So hatte das Bundesministerium im März 1992 Verwertung freigeben oder zumindest in Betracht
kosten. Im Anschluss an eine Wirtschaftlichkeits- Zwischennutzung der Villa hätte kostenträchtigen
gegenüber dem Bundesministerium der Finanzen ziehen sollen, sie bis zum Neubau einer
untersuchung vom August 1997 soll die Villa Herrichtungsaufwand erfordert.
Bedarf für die bis dahin nicht genutzte, in einem Gemeinschaftskanzlei mit einem Partner vorü-
nunmehr bis zum Jahresende 1998 als Residenz 5.4
bevorzugten Wohnviertel gelegene Residenz des bergehend durch die Kanzlei der Botschaft zu nutzen,
hergerichtet werden.
ehemaligen DDR-Botschafters in Daressalam um Mietkosten einzusparen. Der Bundesrechnungshof begrüßt die Bereitschaft
angemeldet, um dort eine neue Kanzlei zu errichten. 5.2 des Bundesministeriums, bei der Ermittlung und
Der Bundesrechnungshof hat weiter die Auffassung
Im August desselben Jahres änderte es sein Der Bundesrechnungshof hat das Liegenschaftsmana- Überprüfung des Bedarfs an Dienstwohnungen im
vertreten, dass die unterlassene Nutzung der Liegen-
Nutzungskonzept, nachdem ein deutsch-britisches gement des Bundesministeriums für seine Dienstwoh- Ausland künftig Wirtschaftlichkeitsaspekte stärker
schaft in Wien über einen Zeitraum von mehr als
Interesse an einem gemeinsamen Kanzleineubau auf nungen beanstandet. als bisher zu berücksichtigen. Nach seiner
sechs Jahren ebenfalls nicht den Anforderungen an
einem britischen Grundstück festgestellt worden war. Auffassung kommt dabei der Mitwirkung der
Eine an den Vorgaben des GAD orientierte Bedarfs- ein wirtschaftliches Liegenschaftsmanagement
Im Jahre 1993 nutzte es die Liegenschaft mit der Auslandsvertretungen, insbesondere durch sorgfältige
ermittlung für Dienstwohnungen setzt eine entspre- entsprach. Bei rechtzeitiger Planung und Durch-
ehemaligen Residenz (269 m² Wohnfläche, 4 666 m² Beobachtung des örtlichen Wohnungsmarktes und
chend aussagefähige Berichterstattung der Auslands- führung des Umbauvorhabens hätten sich zumindest
Grundstücksgröße, Verkehrswert im Jahre 1998: etwa entsprechend aussagefähige Berichterstattung,
vertretungen über die örtlichen Wohnungsmarktver- die Mietzuschüsse und Mietentschädigung für die
540 000 DM) für zehn Monate als Ausweichquartier besondere Bedeutung zu. Dabei sollte es auch ohne
hältnisse voraus. Sie muss in Verbindung mit den Privatwohnung der Botschafterin seit dem Jahre 1994
und richtete sie anschließend für 205 000 DM als übermäßigen Arbeitsaufwand möglich sein,
dienstlichen Erfordernissen Entscheidungsgrundlage vermeiden lassen.
Dienstwohnung her. Seit dem 1. November 1995 nachvollziehbar zu dokumentieren, dass Bedarf an
für die Bereitstellung von Dienstwohnungen sein. Die 5.3 Dienstwohnungen fortbesteht und dass die
wird sie von einem Beamten der Besoldungsgruppe A Berichte der Auslandsvertretungen genügten diesen
7 bewohnt. Die Dienstwohnungsvergütung beträgt Das Bundesministerium hat in seiner Stellungnahme Rahmenbedingungen für die Bedarfsdeckung
Anforderungen vielfach nicht, zum Teil waren selbst eingeräumt, dass Wirtschaftlichkeitsüberlegungen bei unverändert geblieben sind. Nur so kann eine
monatlich knapp 1 000 DM, den Mietwert der die Grundlagen für eine sachgerechte Bedarfsermitt-
Liegenschaft hat das Bundesministerium mit rd. Ermittlung und Deckung des Bedarfs an Dienstwoh- sachbezogene, objektive Entscheidung durch das
lung nicht erkennbar. Der Bundesrechnungshof hat nungen in der Vergangenheit nicht immer Bundesministerium gewährleistet werden. Das
3 700 DM ermittelt. Die Kanzlei der Botschaft auch bemängelt, dass einmal festgestellter Bedarf
Daressalam ist weiterhin in drei Stockwerken eines hinreichend Beachtung geschenkt worden sei. Bundesministerium wird auch die eingeleitete, DV-
nicht überprüft wurde, insbesondere wenn für eine Zumindest habe das Ressort die Erledigung dieser gestützte Liegenschaftsverwaltung mit Nachdruck
gemieteten Gebäudes untergebracht. Das Bun- solche Prüfung ein konkreter Anlass bestand (z. B.
desministerium wandte hierfür über 1,4 Mio. DM an Aufgabe nicht immer hinreichend aktenkundig vorantreiben müssen, um so zur notwendigen
bei Versetzung des Inhabers einer Dienstwohnung gemacht. Es wolle deshalb künftig stärker als bisher Kostentransparenz beizutragen. Es wird auch hierbei
Mietkosten im Zeitraum zwischen dem 1. Oktober oder bei auslaufendem Mietvertrag).
1990 und dem 31. August 1997 auf. Hinweise auf Wirtschaftlichkeitsaspekte berücksichtigen, dabei darauf achten müssen, dass die Auslandsvertretungen
eine Prüfung, ob die ehemalige Residenz auf Dauer Der Bundesrechnungshof hat ferner beanstandet, dass aber Überprüfungen des Bedarfs und der die erforderlichen Daten vor Ort ordnungsgemäß
als Dienstwohnung benötigt wurde oder für eine sich das Bundesministerium bei der erstmaligen De- Bedarfsdeckung wegen des beträchtlichen erheben und darüber nachvollziehbar berichten.
zeitlich befristete Unterbringung der ckung des Bedarfs vielfach nicht erkennbar bemühte, Arbeitsaufwandes auf die Fälle beschränken, in
Der Bundesrechnungshof bleibt bei seiner
Botschaftskanzlei - ggf. nach Herrichtung - in die kostengünstigste Unterbringungsmöglichkeit zu denen sich erkennbare Veränderungen ergeben
Auffassung, dass die Fehlentwicklungen in
Betracht kam, befanden sich nicht in den Akten. finden und auch nicht auf Veränderungen bei der hätten.
Zusammenhang mit den Liegenschaften in
Wohnungsbelegung oder auf zwischenzeitliche Ent- Die Verbesserung des Dienstwohnungs- Daressalam und Wien bei bedarfsorientierter und
5.1.3.2 wicklungen auf dem örtlichen Wohnungsmarkt mit Managements durch eine DV-gestützte Liegen- wirtschaftlicher Vorgehensweise hätten vermieden
In Wien verfügt das Bundesministerium seit dem der Prüfung günstigerer Handlungsalternativen schaftsverwaltung zum Zwecke der Kosten- werden können.
Jahre 1990 über die Liegenschaft Auhofstraße 28-30, reagierte. überwachung bei Betrieb und Unterhalt sowie
ein 3 430 m² großes Grundstück mit einer Die Abgabe einer Mietwohnung in Daressalam zeigt,
Im Hinblick auf den großen Bestand an Dienstwoh- laufender Bedarfsprüfung sei eingeleitet; bis zur
Jugendstilvilla, die eine Gesamtfläche von knapp dass die Bediensteten der Auslandsvertretung auch
nungen und den Vermögenswert hat der Bundesrech- angestrebten umfassenden Nutzung werde jedoch
1 200 m² aufweist. Der im Jahre 1997 geschätzte ohne die übernommene, ehemalige Residenz ausrei-
nungshof die erhebliche Bedeutung eines bedarfsge- noch längere Zeit benötigt.
Verkehrswert beläuft sich auf rd. 3,9 Mio. DM. Das chend untergebracht waren. Indem das
Bundesministerium beabsichtigt seit dem Jahre 1991 rechten und wirtschaftlichen Managements hervorge- Zu den beiden angesprochenen Einzelfällen hat das Bundesministerium die größere Residenz nicht zur
das Gebäude als neue Residenz für den deutschen hoben. Unabdingbare Voraussetzung dafür sind Auf- Bundesministerium ausgeführt: Verwertung freigab, band es einen Veräußerungserlös
Botschafter in der Bundesrepublik Österreich herzu- bau und Pflege eines DV-gestützten Bestandsver- in Höhe des Verkehrswertes.
zeichnisses, das die entscheidungsrelevanten Die Herrichtung und Nutzung der ehemaligen Botschaf-
richten, da insbesondere die privaten Räumlichkeiten
aktuellen Daten enthält. Der Bundesrechnungshof hat terresidenz in Daressalam als Dienstwohnung habe dem Der fast sechsjährige Leerstand der aus DDR-Beständen
der alten Residenz in der Metternichgasse nicht mehr
empfohlen, in diesem Zusammenhang die Er- Verfall des Gebäudes entgegenwirken sollen. Das Bun- übernommenen Villa in der Wiener Auhofstraße bleibt
dem heutigen Standard entsprechen und für die
fahrungen Dritter (Gebietskörperschaften, Unter- desministerium habe dafür eine gemietete Dienstwoh- ebenfalls zu beanstanden. Der Einwand des Bundesmi-
angrenzende Kanzlei der Botschaft sowie der
nehmen, Software-Anbieter) zu nutzen. nung aufgegeben. Da die beabsichtigte Belegung durch nisteriums, es habe den für den Umbau erforderlichen,
Ständigen Vertretung bei der Organisation für
einen Beamten des höheren Dienstes rotationsbedingt hohen Zeitbedarf nicht vorhersehen können, überzeugt
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ein Der Bundesrechnungshof hat schließlich das nicht nicht habe verwirklicht werden können, sei die Dienst- nicht. Ihm steht entgegen, dass die Planungs-
unabweisbarer zusätzlicher Raumbedarf besteht. sachgerechte Vorgehen des Bundesministeriums bei wohnung einem anderen Bediensteten vorläufig vorbereitungen erst mit vierjähriger Verzögerung
Außerdem traten im Sommer 1994 erhebliche, wetter- den übernommenen Liegenschaften in Daressalam zugewiesen worden. Eine Nutzung als Kanzlei sei auch eingeleitet wurden. Da die Villa nun nach Erstellung

157 158
der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung im August 1997 sorgten Liegenschaften abgesehen, rd. 55 eigener angeraten, eine vom Bundesrechnungshof erarbeitete Nr. 23 Neubau eines
binnen 16 Monaten hergerichtet werden soll, hätte sie Heizungszentralen. Check- und Fehlerliste zu erproben und ggf.
bei rechtzeitigem Beginn der Planung und weiterzuentwickeln.
Berufsförderungswerkes
Wie schon zuvor bei der Bundeswehr (vgl.
Verwirklichung bereits im Sommer 1994 genutzt (Kapitel 11 02 Titelgruppe 01 Titel 893
Bemerkungen 1993, Drucksache 12/5650 Nr. 103 9.3
werden können. Zusätzlicher Mieträume hätte es dann 11)
und Bemerkungen 1994, Drucksache 12/8490 Nr. 98) Das Bundesministerium hat die Mängel anerkannt.
nicht bedurft. 23.0
hat der Bundesrechnungshof nunmehr auch den Angesichts der Sparpotenziale hält es das Bundesmi-
Einsatz der Wärmeenergie in den Liegenschaften des Ein Berufsförderungswerk änderte bei der Vergabe
nisterium für notwendig, nunmehr alle Möglichkeiten
Bundesgrenzschutzes, für den jährlich von Bauleistungen nach Angebotsabgabe die Ver-
zur Senkung der Liegenschaftskosten auszunutzen
Beschluss des Haushaltsausschusses zu rd. 18 Mio. DM verausgabt werden, auf dessen tragsbedingungen zu Gunsten eines Bieters. Dadurch
und dies durch eine verstärkte Dienst- und
Bemerkung Nummer 5: Wirtschaftlichkeit untersucht. Dabei hat er darauf Fachaufsicht sicherzustellen. So habe es bereits
wurde das Wettbewerbsergebnis verfälscht. Das Bun-
geachtet, ob das Bundesministerium die Forderungen desministerium als Zuwendungsgeber hat dies erst
folgende Maßnahmen eingeleitet:
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung des Energieeinsparungsgesetzes vom 22. Juli 1976 - auf Drängen des Bundesrechnungshofes beanstandet.
- Erstellung liegenschaftsbezogener Energiekon-
zustimmend Kenntnis. zuletzt geändert am 20. Juni 1980 - und der 23.1
zepte,
b) Das Bundesministerium wird im An- Heizungsanlagen-Verordnung vom 24. Februar 1982 Der Neubau und das Herrichten bestehender Gebäude
in der Fassung vom 22. März 1994 erfüllt hat. - Beobachtung der Verbrauchsentwicklung für
schluss an die Bemerkungen des Bundes- eines Berufsförderungswerkes wurden mit rd.
Wärmeenergie und andere Bewirtschaftungsauf-
rechnungshofes Der Bundesrechnungshof hat festgestellt, dass techni- 135 Mio. DM Gesamtkosten veranschlagt. Das
wendungen,
sche, organisatorische und betriebliche Möglichkeiten Bundesministerium, die Bundesanstalt für Arbeit, die
- zur Übernahme von DDR-Auslandslie- - Verstärkte Schulung und Fortbildung des
zum sparsamen und bedarfsgerechten Wärmeverbrauch Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und die
genschaften (Drucksache 13/2600 Nr. 4) Liegenschafts- und betriebstechnischen Bundesknappschaft bewilligten davon insgesamt rd.
nicht in dem möglichen Umfang genutzt wurden. So
- zum Erwerb einer Residenz für den Personals sowie der Energiebeauftragten der 78 Mio. DM als Zuwendung. Zusätzlich wurden
wurden viele Gebäude unnötig hoch beheizt. Außerdem
Ständigen Vertreter der Bundesrepublik Standorte bei verstärkter Einbindung in ein Mittel des Landes und der Landesver-
fehlte häufig eine wirksame Nacht- und Wochenendab-
Deutschland bei der UNESCO Energiesparprogramm, sicherungsanstalt gewährt. Das Bundesministerium
senkung der Raumtemperaturen. Auch die Gebäudenut-
(Drucksache 13/8550 Nr. 4) zer verursachten Verluste von Wärmeenergie durch - Wiedereinsetzung einer Energiesparkom- setzte im Einverneh mit den anderen
und den dazu gefassten Beschlüssen des ständig geöffnete Fenster oder durch nicht abgesenkte mission, die die Standorte künftig untersuchen Zuwendungsgebern die Kosten, den Finanzierungs-
Beheizung von ungenutzten Räumen. soll. schlüssel und die Bewilligungsbedingungen fest. In
Ausschusses vom 6. Juni 1997 und den Bewilligungsbedingungen gab es dem
12. Dezember 1997 sowie vom 14. Januar Der überhöhte Energieverbrauch beruhte im Außerdem hat das Bundesministerium darauf hinge-
wiesen, dass es eine umfassende Checkliste zur Berufsförderungswerk als Bauherrn und
1998 aufgefordert, zügig alle erforderli- Wesentlichen auf Zuwendungsempfänger auf, die zuständige Bauver-
bedarfsgerechten und sparsamen Betriebsführung
chen Maßnahmen zu ergreifen, um ein be- - dem Einsatz zum Teil veralteter Steuerungstech- erarbeite sowie ein bereits herausgegebenes waltung rechtzeitig über vorgesehene Auftrags-
darfsgerechtes und wirtschaftliches Mana- nik für die Bereitstellung der Wärme (trotz Merkblatt über energiesparendes Verhalten vergaben zu unterrichten und die Verdingungs-
gement des gesamten Liegenschaftsbe- Ablauf gesetzlicher Nachrüstpflichten), aktualisiere. ordnung für Bauleistungen (VOB) uneingeschränkt
reichs zu gewährleisten. - unvollständigen organisatorischen Vereinbarun- anzuwenden.
9.4
gen zwischen Betreiber und Nutzer, Im Zuge der Vergabe der Rohbauarbeiten für den
Der Bundesrechnungshof regt an, die Zusammen-
[Auszug aus BT-Drucksache 14/1257 - zum Teil fehlenden und ungenauen Handlungs- Neubau versprach ein Bieter dem Berufsförderungs-
arbeit mit dem für die Betriebsüberwachung
vom 23. Juni 1999 - Seite 11] anweisungen für den Betreiber der Anlagen wie werk einen Nachlass von rd. 2,9 Mio. DM auf seine
zuständigen Bundesministerium für Raumordnung,
für den Nutzer als so genannter Endenergie- Angebotssumme von rd. 30 Mio. DM unter der
Bauwesen und Städtebau und den zuständigen Stellen
Nr. 9 Beheizung von Gebäuden des verbraucher, der Finanzbauverwaltungen der Länder zu
Bedingung, dass er ohne die in der VOB vorgesehene
Zustimmung des Auftraggebers Leistungen an
Bundesgrenzschutzes - unzureichender Betriebsführung und Überwa- intensivieren.
Nachunternehmer ohne die Anwendung der VOB
chung der Wärmeversorgungsanlagen – insbe- Da die angekündigten oder eingeleiteten Maßnahmen
(Kapitel 06 25) weitergeben könne. Erst unter Berücksichtigung der
sondere Nichtbefolgung bereits bestehender noch umgesetzt werden müssen, wird der
9.0 nachträglichen Vereinbarung hatte das Angebot den
Betriebsanweisungen und unzureichender Bundesrechnungshof das Vorgehen des Bundes-
Bei der Bewirtschaftung von Liegenschaften Analyse des Betriebserfolges durch den niedrigsten Preis.
ministeriums und die künftige Entwicklung auf dem
des Bundesgrenzschutzes werden technische, Anlagenbetreiber - sowie Gebiet der rationellen Energieverwendung weiter Der Bieter erhielt dann als so genannter Mindestfor-
organisatorische und betriebliche Möglich-
- unzureichender Dienst- und Fachaufsicht. beobachten und ggf. erneut darüber berichten. dernder den Auftrag. Die Bauverwaltung wurde über
keiten zum sparsamen und bedarfsgerechten diese von der VOB abweichenden Vergabe nicht
Wärmeverbrauch nicht genügend genutzt. Im Hinblick darauf, dass bei üblichen Heiztemperatu- Beschluss des Haushaltsausschusses zu rechtzeitig informiert. Das Berufsförderungswerk
Das Bundesministerium hat die aufgezeigten ren schon ein Grad an Temperaturreduzierung erfah- Bemerkung Nummer 9: bezeichnete zunächst im Einvernehmen mit dem Bun-
Mängel anerkannt. Angesichts des jährlichen rungsgemäß zu einer Energiekosteneinsparung von
desministerium sein Vorgehen als „sparsame Mittel-
Einsparpotenzials von etwa 2 bis 4 Mio. DM rd. 6 v. H. führt, hat der Bundesrechnungshof das
Der Ausschuss hat die Bemerkung zu- verwendung“.
hat es bereits eine Reihe von Maßnahmen gesamte Einsparpotenzial auf jährlich insgesamt
eingeleitet und insbesondere die Dienst- und zwischen 2 bis 4 Mio. DM geschätzt (10 bis stimmend zur Kenntnis genommen. 23.2
Fachaufsicht sowie die Schulung und 20 v. H.). Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes hätte
Fortbildung seines Personals intensiviert. 9.2
[Auszug aus BT-Drucksache 14/1257 das Bundesministerium die Missachtung der
9.1 vom 23. Juni 1999 - Seite 13] Bewilligungsbedingungen durch das Berufsförder-
Der Bundesrechnungshof hat das Bundesministerium ungswerk, spätestens nach der Mitteilung des
Das Bundesministerium bewirtschaftet in den Grenz- aufgefordert, die Mängel abzustellen, und ins- Bundesrechnungshofes, beanstanden müssen.
schutzpräsidien der alten Bundesländer rd. besondere empfohlen, den Unzulänglichkeiten in der Stattdessen hat es zunächst die Begründung des
1,43 Mio. m2 Gebäudenutzfläche, wovon rd. Betriebsführung und Betriebsüberwachung durch Berufsförderungswerkes für den Verstoß gegen die
1,165 Mio. m2 beheizt werden. Hierzu bedient sich eine wirksamere Dienst- und Fachaufsicht entgegen- Bewilligungsbedingungen übernommen.
das Bundesministerium, von wenigen fernwärmever- zuwirken. Dabei hat er dem Bundesministerium
159 160
Der Verstoß des Berufsförderungswerkes gegen die für den Neubau des Bundesarbeitsgerichtes (Nutzer) rückgewiesen, beide hätten unangemessene Beschluss des Haushaltsausschusses zu
Zuwendungs- und Vergabevorschriften lässt sich in Erfurt sahen u. a. vor, nicht nur an allen vier Ansprüche gestellt. Der Bundesrechnungshof habe
Bemerkung Nummer 30:
nicht mit dem Hinweis auf „sparsame Mittel- Gebäudeaußenfassaden, sondern auch an allen acht zur Fassade eine kontraproduktive und der Sache
verwendung“ rechtfertigen, weil der abgesenkte Fassaden der beiden Innenhöfe - dort selbst in den nicht dienliche Debatte geführt. Die von ihm a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
Angebotspreis rechtliche und wirtschaftliche unbesonnten Bereichen - eine aufwendige Sonnen- vorgeschlagene Lochfassade sei primitiv und dem
zustimmend Kenntnis.
Rahmenbedingungen des Wettbewerbs außer Kraft schutzanlage anzubringen. Diese ist für die äußere Bauvorhaben nicht angemessen. Ein vergleichbares
gesetzt hat. Dadurch wurde ein Bieter begünstigt. Gestaltung des Gebäudes prägend und war für die Objekt wie der Dienstsitz des 5. Senats des b) Das Bundesministerium und das Bundesar-
Wettbewerbsentscheidung mit ausschlaggebend. Bundesgerichtshofes in Leipzig habe einen deutlich beitsgericht sollten sich hinsichtlich ihrer
Nicht ordnungsgemäßes Vergabeverhalten öffent- Ansprüche an den Ausstattungsstandard
Hierfür sollten rd. 1 800 an ihrer Oberfläche höheren baulichen Ausstattungsstandard.
licher Auftraggeber kann über den Einzelfall hinaus
durch Wettbewerbsverzerrungen schwer wiegende
angeätzte Glasscheiben (so genannte Glas-
30.4
öffentlicher Gebäude künftig mehr dem
schiebeschilde), die hinter Natursteinplatten Gebot der Wirtschaftlichkeit verpflichten
wirtschaftliche Nachteile haben. Der Bundesrechnungshof begrüßt das Einlenken des
„geparkt“ werden, im Bedarfsfall elektromotorisch und überzogene Nutzerforderungen
23.3 vor die Fenster geschoben werden. Die Fassaden Bundesministeriums. Sein Verzicht auf die aufwendige
Ausstattung der Innenhöfe bestätigt deren Entbehrlich- unterlassen.
Das Bundesministerium hat mitgeteilt, es habe nun- sollten zudem aus aufwendig herzustellenden,
mehr den Verstoß gegen die Bewilligungs- besonders filigranen Betonfertigteilen errichtet keit und damit die Kritik des Bundesrechnungshofes. Er
sieht seine Auffassung auch durch die Antwort des [Auszug aus BT-Drucksache 14/1257
bedingungen gegenüber diesem Berufsförderungs- werden. Ferner sah die Planung fünf Aufzüge vor.
werk gerügt und darüber hinaus alle Einrichtungen Bundesministeriums bestätigt, in der es auf die vom 23. Juni 1999 - Seite 22]
30.2
des Berufsförderungswerkes in den neuen Notwendigkeit von Glasschiebeschilden in den Innen-
Der Bundesrechnungshof hat das Bauvorhaben höfen und damit die Kritik des Bundesrechnungshofes Nr. 64 Neubau eines
Bundesländern nochmals nachdrücklich auf die
Einhaltung der Bewilligungsbedingungen der
bereits im Planungsstadium geprüft, um frühzeitig auf im konkreten Fall nicht eingegangen ist. Bundeswehrkrankenhauses
Möglichkeiten zur Kosteneinsparung hinweisen zu
Zuwendungsgeber hingewiesen. Stattdessen hat es sich zu den Außenfassaden geäußert, (Kapitel 14 12)
können. In einer frühen Planungsphase hatte er auf
23.4 wobei die Auffassung, eine Lochfassade sei primitiv, 64.0
Grund bautechnischer Bedenken gegen die derart an
Bei der Vergabe öffentlicher Leistungen wird das noch keinem anderen Gebäude errichtete Sonnen- die überzogenen Maßstäbe von Bundesministerium und Bei Neubauten für das Bundeswehr-
Bundesministerium rechtzeitig für die Einhaltung sei- schutzanlage empfohlen, statt der Wettbe- Nutzer veranschaulicht. Denn Lochfassaden sind z. B. krankenhaus Leipzig sind Mehrausgaben in
ner Bewilligungsbedingungen zu sorgen haben, damit werbsfassade gebräuchliche und der Bedeutung des auch bei einigen Bauten für das Parlament in Berlin Höhe von rd. 1 Mio. DM entstanden, weil die
bei Verstößen die Möglichkeit einer wirksamen Gerichtes angemessene Mauerwerksfassaden mit oder in großem Umfang bei den repräsentativen genehmigten Flächen zum Teil um rd. 10 v. H.
Nachsteuerung besteht. Fenstern (Lochfassaden) mit konventionellem Neubauten am Potsdamer Platz in Berlin zu finden. überschritten wurden. Das Bundesministerium
Sonnenschutz zu errichten. Nachdem mehrere hat nunmehr zugesagt, verstärkte Maßnahmen
Bei Auftragsvergaben von Baumaßnahmen wird das Der Aufwand für das Gebäude des Bundesgerichtshofes
Glasschiebeschilde auf einem Teststand geprüft zur Einhaltung der genehmigten Flächen zu
Bundesministerium gemeinsam mit der Bauve- in Leipzig eignet sich nicht als Vergleichsmaßstab, da
wurden, hat der Bundesrechnungshof seine Bedenken ergreifen. Es will außerdem die vom
rwaltung darauf zu achten haben, dass die es sich dort nicht um einen Neubau, sondern um eine
zurückgestellt. Er hat jedoch gefordert, in jedem Fall Bundesrechnungshof festgestellten Flächen-
wettbewerblichen Vergabevorschriften eingehalten etwa im Jahre 1910 errichtete denkmalgeschützte
in den Innenhöfen angesichts der hier fehlenden überschreitungen zum Teil im Rahmen der
werden. ehemalige Fabrikantenvilla handelt, die zudem keine
gestalterischen Außenwirkung auf den geplanten Fortsetzung der Baumaßnahmen einsparen.
Innenhöfe besitzt.
Beschluss des Haushaltsausschusses zu Einbau von 362 Glasschiebeschilden zu verzichten, 64.1
weil ein derart aufwendiger und sowohl bei den Der Bundesrechnungshof hält an seiner Auffassung
Bemerkung Nummer 23: Für das Bundeswehrkrankenhaus in Leipzig errichtete
Investitions- als auch den Folgekosten teurer Sonnen- fest, dass bei der Planung des Neubaus des
das Bundesministerium ein Schwesternwohnheim. Die
schutz in diesem Bereich selbst den für ein oberstes Bundesarbeitsgerichtes aus gestalterischen Gründen
Der Ausschuss hat die Bemerkung von ihm mit dem Bauantrag und dem Raumplan geneh-
Bundesgericht angemessenen hohen gestalterischen eine sehr aufwendige Fassadenkonstruktion gewählt
zustimmend zur Kenntnis genommen. migten Nutzflächen wurden in der anschließenden kon-
Standard überschreitet. Soweit in den Innenhöfen wurde, deren plangemäße Durchführung auch in den
kreten Bauplanung und später auch in der
überhaupt ein Sonnenschutz erforderlich ist, hat er Innenhöfen wegen der dort fehlenden Außenwirkung
Bauausführung um rd. 10 v. H. überschritten. Dadurch
[Auszug aus BT-Drucksache 14/1257 das Anbringen üblicher Lamellen-Raff-Jalousien selbst den für ein oberstes Bundesgericht gesetzten
entstanden Mehrausgaben in Höhe von rd.
vom 23. Juni 1999 - Seite 19] empfohlen. Diese Lösung kostet lediglich ein Rahmen überschritten hätte.
500 000 DM.
Zwölftel der geforderten Ausstattung mit Glas- Der Bundesrechnungshof erwartet, dass sich das Bun-
Nr. 30 Neubau des Bundes- schiebeschilden und bedeutet insgesamt eine desministerium und das Bundesarbeitsgericht hin-
Beim Gebäude der Sanitätsschülerkompanie führten
arbeitsgerichtes in Erfurt Einsparung in Höhe von 2,2 Mio. DM. Ferner hat der Flächenüberschreitungen zu Mehrausgaben in Höhe
sichtlich ihrer Ansprüche an den Ausstattungsstan-
Bundesrechnungshof gefordert, auf zwei entbehrliche von 265 000 DM. Bei anderen Gebäuden dieser
(Kapitel 11 05) dard öffentlicher Gebäude stärker dem Gebot der
Aufzüge zu verzichten (Einsparung 267 000 DM). Liegenschaft entstanden durch den Bau unnötig breiter
30.0 Wirtschaftlichkeit verpflichten und künftig
Übergänge und Flure Mehrausgaben in Höhe von
30.3 überzogene Nutzerforderungen unterlassen.
Der Bundesrechnungshof hat den Neubau des 250 000 DM.
Bundesarbeitsgerichtes in Erfurt bereits im Das Bundesministerium und der Nutzer sind den Ein-
In allen Fällen war die zum Teil über den genehmigten
Planungsstadium geprüft und konnte so früh- sparungsvorschlägen des Bundesrechnungshofes
Raumplan hinausgehende Bauplanung einschließlich
zeitig auf mögliche Kosteneinsparungen hin- gefolgt. Hinsichtlich des Sonnenschutzes für die
der Haushaltsunterlagen-Bau- von freiberuflichen
weisen. Das Bundesministerium und das Innenhöfe geschah dies allerdings erst nach längerem
Planern erarbeitet und die Haushaltsunterlagen –Bau–
Bundesarbeitsgericht sind den Einsparungs- Zögern und nach Durchführung einer Ausschreibung
von der Landesbauverwaltung (Oberfinanzdirektion)
vorschlägen in Höhe von rd. 2,5 Mio. DM für diese aufwendige Lösung.
u. a. auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft und genehmigt
gefolgt. Die dabei erkennbar gewordenen
Insgesamt konnten so Kosten in Höhe von rd. worden.
baulichen Ansprüche der beteiligten Stellen
2,5 Mio. DM eingespart werden. 64.2
sind überzogen.
Das Bundesministerium hat im Benehmen mit dem Der Bundesrechnungshof hat die über den genehmigten
30.1
Nutzer den Vorwurf des Bundesrechnungshofes zu- Raumplan hinausgehenden Bauplanungen und ihre
Der Wettbewerbsentwurf (1. Preis) und die Planung

161 162
Ausführung als unnötig und unwirtschaftlich Nr. 65 Baumaßnahmen für eine unnötig aufwendiger und teurer Bausteine vor. Vom Beschluss des Haushaltsausschusses zu
beanstandet. Nach den Prüfungserfahrungen des
Bundesrechnungshofes sind Flächenüberschreitungen
Marinetechnikschule Bemerkung Nummer 65:
Bundesrechnungshof vorgeschlagene Alternativen er-
dieser Größenordnung auch nicht als üblich und 65.0
möglichen Einsparungen in Höhe von rd. 2,2 Mio. DM, a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
vertretbar anzusehen. Bei zwei noch in der Planung befindlichen das entspricht rd. 15 v. H. der genehmigten Kosten. zustimmend Kenntnis.
Die Fälle geben Anlass, auf ein Grundproblem bei der Gebäuden sollten unnötig aufwendige
Einschaltung freiberuflich tätiger Planer hinzuweisen: Planungen realisiert werden; die Der Bundesrechnungshof hat darüber hinaus darauf hin- b) Das Bundesministerium wird verstärkte
Einsparungsvorschläge des Bundesrechnungs- gewiesen, dass die beiden Fälle beispielhaft die Folgen Anstrengungen zu unternehmen haben, um
Die Honorare der freiberuflich Tätigen bemessen sich
hofes führten hier zu einer Kostenersparnis in verdeutlichen, die eintreten, wenn Nutzer bei ihren For- – insbesondere bei der Beteiligung
im Wesentlichen nach der Höhe der Baukosten. Auch
Höhe von rd. 5,9 Mio. DM. Der Bun- derungen, freiberuflich Tätige und Bauverwaltungen
erfordert die Erarbeitung kostengünstiger Lösungen freiberuflich tätiger Planer – überhöhten
desrechnungshof hält bei Baumaßnahmen ver- bei der Planung und das Bundesministerium bei der
häufig einen höheren Planungsaufwand. Daher bedarf Bauaufwand zu vermeiden.
stärkte Anstrengungen zur Beschränkung auf Genehmigung der Haushaltsunterlage -Bau- keine
es - besonders wenn bei einer schlanken Bauherren-
den erforderlichen Aufwand für geboten. ausreichenden Anstrengungen unternehmen, die
verwaltung Planungsleistungen im Wesentlichen von [Auszug aus BT-Drucksache 14/1257
Baukosten niedrig zu halten. Der Bundesrechnungshof
freiberuflich Tätigen ausgeführt werden - einer 65.1
Bauverwaltung, welche die Bauherren- und
hat gezeigt, dass die Gebäude noch kostengünstiger vom 23. Juni 1999 - Seite 35]
Das Bundesministerium fasst verschiedene, in unter- errichtet werden können, ohne dass Qualität und
Kontrollfunktionen so ausübt, dass mit dem Einschalten schiedlichen Standorten angesiedelte Ausbildungsein- Nr. 66 Baumaßnahmen für zwei
gestalterische Belange darunter leiden. Wesentlich ist
freiberuflich Tätiger kein finanzielles Risiko für den richtungen der Marine in der Strelasund-Kaserne in
Bund verbunden ist. Das Hinnehmen einer Parow bei Stralsund zusammen. Für die Sanierung der
nach Auffassung des Bundesrechnungshofes auch, die Wirtschaftsgebäude
freiberuflich Tätigen auf dieses Ziel zu verpflichten,
Überschreitung des Flächen- und Finanzbedarfs um rd. weiterverwendbaren Gebäude, den Abbruch der übrigen (Kapitel 14 12)
damit die angestrebte „schlanke Bauverwaltung“, die
10 v. H., das einen Freiraum für unwirtschaftliches Gebäude und die Errichtung neuer Gebäude und 66.0
ihre Bauplanungen nahezu ausschließlich von
Bauen eröffnet, wird dieser Forderung nicht gerecht. Anlagen plant das Bundesministerium für den Zeitraum Die Planung mehrerer Gebäude sah einen
Freiberuflern erstellen lassen wird, den Nachweis
64.3 von 1992 bis 2005 investive Ausgaben in Höhe von wirtschaftlichen Bauens erbringen kann. Wegen der unnötig hohen Bauaufwand vor. Die
Das Bundesministerium hat die Beanstandung der zu insgesamt rd. 500 Mio. DM. Abhängigkeit der Honorare dieser Leistungserbringer Vorschläge des Bundesrechnungshofes hierzu
breiten Übergänge und Flure von Anfang an anerkannt Der Bundesrechnungshof hat im Jahre 1997 seine Prü- von der Höhe der Baukosten ist hier besondere Wach- führen zu einer Kostenersparnis in Höhe von
und künftige Beachtung zugesichert. Nach fungen von Baumaßnahmen für die Marine- samkeit geboten (vgl. grundsätzlich dazu Nr. 64). rd. 3,8 Mio. DM und zur Überarbeitung
anfänglichem Widerspruch hat es auch eingeräumt, dass technikschule fortgesetzt (vgl. Bemerkungen 1997, veralteter und deswegen unwirtschaftlicher
65.3
eine Flächenüberschreitung von fast 10 v. H. bei Drucksache 13/8550 Nr. 40) und bisher ein baulicher Lösungen in einer Musterplanung
Neubauten als zu hoch und damit unwirtschaftlich Das Bundesministerium und die Bauverwaltung haben des Bundesministeriums. Auf die Errichtung
Investitionsvolumen von insgesamt rd. 215 Mio. DM die Einsparungsvorschläge des Bundesrechnungshofes
anzusehen ist. Es hat angekündigt, die aufgetretenen geprüft. Im Vordergrund seiner Prüfungen standen von Pflegehallen für Privatfahrzeuge der
Flächenüberschreitungen im Rahmen der weiteren in den vorliegenden Fällen aufgegriffen und Soldaten kann generell verzichtet werden.
erneut Baumaßnahmen, die sich noch im entsprechende Umplanungen veranlasst. Das Bundes-
Baumaßnahmen an dem Bundeswehrkrankenhaus Planungsstadium befanden. Damit seine Feststellungen 66.1
einzusparen und künftig verstärkt auf die Einhaltung ministerium hat darüber hinaus erklärt, es werde alle
in die Entscheidungen der zuständigen Stellen bereits Anstrengungen unternehmen, um auf die Einhaltung der Der Bundesrechnungshof hat die Neubauplanung für
der genehmigten Flächen bei Neubauten zu achten. Es vor Baubeginn einfließen, hat er die betroffenen Stellen Grundsätze von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zwei Wirtschaftsgebäude in Laage und Hohe Düne
werde insbesondere alle großen Neubaumaßnahmen in jeweils frühzeitig über seine Prüfungsergebnisse und - auch bei Beteiligung freiberuflich Tätiger - zu und für Gebäude des Technischen Bereiches sowie
den neuen Bundesländern daraufhin überprüfen, da hier seine daraus abgeleiteten Einsparungsvorschläge drängen. die Umbauplanung für ein Betreuungsgebäude in
die Entwürfe fast ausschließlich von freiberuflich unterrichtet. Hohe Düne geprüft, um frühzeitig auf mögliche
Tätigen gefertigt würden. 65.4
65.2 Kosteneinsparungen hinweisen zu können. Das
64.4 Der Bundesrechnungshof begrüßt, dass seinen Einspa- zuständige Landesbauamt hatte die Planungen
Der Bundesrechnungshof begrüßt die Zusagen des Bun- Der Bundesrechnungshof hat die Planung zweier Ge- rungsvorschlägen in den vorliegenden Fällen gefolgt
bäude als unwirtschaftlich beanstandet und das Bundes- freiberuflich Tätigen übertragen, die zum Teil
desministeriums und wird sich von der Wirksamkeit der wurde. Er erwartet, dass das Bundesministerium und die Musterplanungen des Bundesministeriums ver-
angekündigten Maßnahmen im Rahmen seiner weiteren ministerium und die Bauverwaltung gebeten, die aufge- Bauverwaltungen bei der Planung von Bauten Anstren-
zeigten Einsparungsmöglichkeiten zu berücksichtigen. wandten. Die Haushaltsunterlage-Bau- für das
Prüfungen überzeugen. gungen unternehmen, die Gebäude noch Wirtschaftsgebäude Hohe Düne war vom
Beim geplanten Neubau des Ausbildungsgebäudes kostengünstiger zu errichten. Er wird die Wirksamkeit Bundesministerium bereits genehmigt, die
Beschluss des Haushaltsausschusses zu der angekündigten Bemühungen des
„Waffentechnik“ empfahl der Bundesrechnungshof u. a. Bauunterlagen für die anderen Gebäude waren ganz
Bemerkung Nummer 64: kostengünstigere Fassadenlösungen, den Wegfall von Bundesministeriums um erhöhte Wirtschaftlichkeit - überwiegend bereits von der zuständigen
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung nicht erforderlichen Flächen und den Verzicht auf einen insbesondere auch bei der Beteiligung freiberuflicher Oberfinanzdirektion auf ihre Wirtschaftlichkeit hin
zustimmend Kenntnis. Übergang zu einem weiteren Gebäude. Dies ermöglicht Planer - weiter beobachten. geprüft.
b) Er erwartet, dass das Bundesministerium die gegenüber der von einem freiberuflich Tätigen
66.2
erstellten Planung eine Kosteneinsparung in Höhe von
zugesagten Maßnahmen zur Einhaltung der rd. 3,7 Mio. DM, d. h. rd. 10 v. H. der ermittelten 66.2.1
genehmigten Flächen alsbald umsetzt. Kosten. Bei den Wirtschafts- und Betreuungsgebäuden hat
der Bundesrechnungshof u. a. kostengünstigere
[Auszug aus BT-Drucksache 14/1257 Für den Neubau des Gebäudes der „Zivil anerkannten
Fassadenlösungen, den Verzicht auf nicht er-
vom 23. Juni 1999 - Seite 35] Weiterbildung“ sah die Bauverwaltung infolge einer
forderliche Flächen, die Anpassung der
überzogenen Forderung des Nutzers fast das Doppelte
raumlufttechnischen Anlagen an die tatsächlichen
der erforderlichen Flächen für das Lager vor (rd. 750 m²
Erfordernisse und die Verkleinerung von vier zu
anstatt rd. 400 m²). Sie plante mit einem freiberuflich
groß geplanten Trafogebäuden empfohlen. Für
Tätigen entbehrliche Flächen für die Ausbildung, nicht
jedes Wirtschaftsgebäude war ein baulich viel zu
geforderte Räume, ein nicht notwendiges Glasdach, zu
aufwendiges Müllgebäude vorgesehen. Beide
aufwendige Fassadenlösungen und sah die Verwendung

163 164
waren überflüssig, weil die Abfallentsorgung werden. Die Hinweise des Bundesrechnungshofes zu
grundsätzlich keiner gesonderten Gebäude bedarf der Musterplanung seien zwischenzeitlich im
und sowohl die Stellflächen für die Abfallbehälter Wesentlichen berücksichtigt und Bestandteil der jetzt
als auch die dazu funktional erforderlichen Flächen vorliegenden Musterplanung. Auf die Errichtung der Auszüge aus den Bemerkungen 1999 (BT-Drs. 14/1667 v. 11. Oktober 1999)
in den Wirtschaftsgebäuden vorhanden waren. Pflegehallen für private Kraftfahrzeuge will das
Zudem beruhte die Planung für die Müllgebäude Bundesministerium auf der Liegenschaft Hohe Düne
auf einer für die Abfallentsorgung nicht mehr verzichten. Nr. 4 Einsatz von Controlling- Seine Aufgaben (Kostenträger) hat das Amt in einem
zeitgemäßen Musterplanung des Bun- hierarchisch gegliederten Produktkatalog zusammen-
desministeriums. Die entsprechenden Einsparungs-
66.4 instrumenten auf der gestellt, der auch Zusammenfassungen, z. B. nach
Der Bundesrechnungshof begrüßt, dass seinen Einspa- Grundlage der Kosten- und
vorschläge des Bundesrechnungshofes beinhalteten Produktgruppen, vorsieht. Produktbeschreibungen
rungsvorschlägen gefolgt wurde. Inwieweit die vom
eine Kostenreduzierung von insgesamt rd.
Bundesministerium zum Teil bereits nach § 24 BHO
Leistungsrechnung sollen Angaben zu Produkteigenschaften und
2,6 Mio. DM. Zielgruppen sowie Qualitätskriterien (z. B.
genehmigten und ansonsten ganz überwiegend von der
Akzeptanz, Vollständigkeit, Pünktlichkeit) bereit-
Bei den Neubauten des Technischen Bereiches sah Oberfinanzdirektion bereits auf ihre Wirtschaftlichkeit 4.0 stellen. Das Amt will mit Hilfe eines Ver-
die Planung u. a. nicht bedarfsgerecht ausgelegte hin geprüften Planungen auch ohne die Prüfungen des Mit dem bisherigen Einsatz von Controlling- rechnungssystems interne Leistungsbeziehungen rea-
Arbeitsstände in einer Werkhalle und nicht Bundesrechnungshofes noch optimiert worden wären, instrumenten im Presse- und Informations- listisch abbilden und Personalkosten produktbezogen
erforderliche Pflegehallen für private Kraft- steht dahin. Weitere Einsparungen in Millionenhöhe amt der Bundesregierung können erst Teile ermitteln. Zur Erfassung kalkulatorischer Kosten ist
fahrzeuge der Soldaten vor. Durch die sind möglich, wenn das Bundesministerium künftig der geplanten Ziele und fachlichen der Aufbau einer Anlagenbuchhaltung geplant.
Überarbeitung der Planung lassen sich rd. generell - wie hier bei der Liegenschaft Hohe Düne Anforderungen verwirklicht werden.
1,2 Mio. DM einsparen. bereits geschehen - auf die Errichtung von Pflegehallen Wesentliche Teilbausteine sind noch zu Seit Januar 1998 befindet sich das Controllingsystem
für private Kraftfahrzeuge verzichtet. entwickeln und einzuführen, um die nach Darstellung des Amtes im Wirkbetrieb. Die
Die vom Bundesrechnungshof unterbreiteten Vor-
erforderlichen Zielsetzungen zu erreichen. Kosten des Projektes beliefen sich bis Ende des
schläge eröffneten insgesamt ein Einsparvolumen Der Bundesrechnungshof fordert das Bundesministe-
Jahres 1998 auf etwa 4 Mio. DM.
von rd. 3,8 Mio. DM. rium auf, künftig dem Grundsatz der 4.1
Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit bei Baumaß- 4.2
66.2.2 Das Presse- und Informationsamt der
nahmen insbesondere auch dadurch Rechnung zu Bundesregierung (Amt) hat als eine der ersten Der Bundesrechnungshof hat Einführungsstand und
Der Bundesrechnungshof hat generell beanstandet,
tragen, dass es darauf drängt, dass Bauplanungen Bundesverwaltungen im Dezember 1995 mit der Einsatz des Controllingsystems im Amt geprüft.
dass bei der Planung nicht nur unwirtschaftliche, son-
bereits von den Bauverwaltungen und den von ihnen Entwicklung eines Konzeptes für ein Dabei hat er insbesondere untersucht, welche Ziele
dern auch veraltete Lösungen verfolgt wurden und
beschäftigten freiberuflichen Planern so erstellt Controllingsystem auf der Grundlage einer Kosten- bereits erreicht wurden und welche weiteren Schritte
das Bundesministerium und die Bauverwaltung bei
werden, dass spätere Nachbesserungen hinsichtlich und Leistungsrechnung begonnen. Ziele dieses zur Optimierung der vorgefundenen Ansätze sowie
der Prüfung der Bauunterlagen nicht hinreichend auf
der Wirtschaftlichkeit in dem hier aufgezeigten Controllingsystems sind insbesondere eine zur Erreichung der geplanten Ziele notwendig sind.
offenkundig mögliche Einsparungen hingewirkt
Umfang nicht mehr erforderlich sind, zumal verbesserte Planung, Steuerung und Kontrolle von Der Bundesrechnungshof hat bei seiner Prüfung im
haben. Er hat das Bundesministerium gebeten, seine
Planungsänderungen oftmals aus Zeitgründen und Kosten und Leistungen und die Unterstützung des Wesentlichen festgestellt:
Einsparungsvorschläge zu berücksichtigen. Weiter
wegen der Kosten der Umplanung nicht mehr Haushaltsverfahrens bei Aufstellung und Vollzug.
hat er empfohlen, die Musterpläne für Die mit dem Controllingsystem verfolgte Zielsetzung,
möglich sind. Durch größere Transparenz sollen Aufgaben
Wirtschaftsgebäude hinsichtlich der Abfallent- Planung, Steuerung und Kontrolle von Kosten und
sorgung zu aktualisieren. Beschluss des Haushaltsausschusses zu effizienter bewältigt und Zielsetzungen schneller
erreicht werden. Das System hat auch die Funktion, Leistungen zu unterstützen, hat das Amt bisher noch
Die aufgezeigten Beispiele verdeutlichen die Bemerkung Nummer 66: nicht erreicht. So sind Planungsgrößen und Sollwerte,
die Umstellung von einer inputorientierten
Notwendigkeit, dass die am Bau Beteiligten - der Finanzmittelplanung auf eine outputorientierte an denen die tatsächlichen Istdaten gemessen und
Nutzer bei seinen Forderungen, der freiberuflich a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Kostenplanung und eine Steuerung auf der Basis von mögliche Abweichungen untersucht werden könnten,
Tätige und die Bauverwaltung bei ihrer Planung und zustimmend Kenntnis. Soll-Ist-Vergleichen zu unterstützen. bisher nicht verfügbar. Auch ein empfängerorientiertes
das Bundesministerium bei seiner Genehmigung der b) Auf die Errichtung von Pflegehallen für Berichtswesen und ergänzende Kennzahlen, mit denen
Bauunterlagen - verstärkt Anstrengungen unter- Grundlage des Controllingsystems soll ein Planungs- Aufgabensteuerung und Leitungsentscheidungen
Privatkraftfahrzeuge der Soldaten soll und Zielsystem sein, das für die einzelnen Aufgaben des
nehmen, die Baukosten niedrig zu halten. unterstützt werden sollen, waren noch in der
künftig verzichtet werden. Amtes abteilungsspezifische Planungen des Personal-, Entwicklung. Zwar liegt bereits ein umfangreicher
Die Errichtung von Pflegehallen für private Sach- und sonstigen Ressourceneinsatzes ermöglicht. Produktkatalog vor, die für die einzelnen Produkte
Kraftfahrzeuge (Kosten jeweils bis zu 1 Mio. DM) [Auszug aus BT-Drucksache 14/1257 Daraus abgeleitete Zielvereinbarungen sollen Führung angestrebten quantifizierbaren Qualitätskennzahlen
hat der Bundesrechnungshof wiederholt als nicht und Steuerung wesentlich verbessern. Als Instrument
mehr zeitgemäß bezeichnet.
vom 23. Juni 1999 - Seite 35f] befinden sich jedoch noch in Bearbeitung.
zur laufenden Information über Kosten und Leistungen Gleichermaßen waren die Ermittlung von
66.3 sind periodische Berichte und Ad-hoc-Berichte Produktpreisen und die Bereitstellung von Daten für die
Das Bundesministerium und die Bauverwaltung vorgesehen, die jeweils empfängerorientiert Daten und Haushaltsplanung noch nicht realisiert. In den
haben die Anregungen des Bundesrechnungshofes Indikatoren bereitstellen. Für den Aufbau des Bereichen Kostenarten- und Kostenträgerrechnung,
weitgehend aufgegriffen und entsprechende Controllingsystems wurde eine Stabsstelle eingerichtet. Leistungsverrechnung sowie bei den vorgelagerten
Umplanungen veranlasst. Das Bundesministerium ist Grundbausteine des Controllingsystems sind Kosten- Aufgaben wie Personalkostenermittlung, Logistik und
jedoch der Auffassung, dass die Planungen auch ohne arten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnungen. Anlagenbuchhaltung bestehen teilweise noch offene
die Einwirkung des Bundesrechnungshofes noch Diese fußen auf einem einheitlichen, dezentralen Fragestellungen. Standardberichte liegen u. a. zu den
optimiert worden wären. Auf den Bau von Erfassungs- und Buchungssystem, das mittels Gesamt- und Personalkosten der Kostenträger sowie zu
aufwendigen Müllgebäuden soll künftig verzichtet integrierter Software sowohl Daten für die Kosten- den Personalkosten je Kostenstelle vor.
und Leistungsrechnung als auch für die kamerale Dem Controllingsystem wurde von den Führungsebe-
Rechnungslegung bereitstellt, um Datenkonsistenz zu nen bisher nur eingeschränkte Akzeptanz
gewährleisten und Doppelerfassungen zu vermeiden. entgegengebracht. So waren Zielsetzungen oder

165 166
spezielle Anforderungen an Berichtsformen und - Umstellung auf eine outputorientierte Kostenplanung Nr. 9 Auswirkungen von 9.2
inhalte von den Leitungskräften noch nicht im näher zu kommen. 9.2.1
erforderlichen Umfang an die Stabsstelle Controlling
Mittelkürzungen auf ein
Das Amt sollte die Kostenarten- und Kosten- Gemäß der mittelfristigen Finanzplanung für die Bau-
herangetragen worden. Auch bereits verfügbare Bauvorhaben der Stiftung ausgaben der Stiftung waren Anfang des Jahres 1994
trägerrechnung, die interne Leistungsverrechnung
Standardberichte wurden kaum für Führungs- und
sowie die vorgelagerten Bereiche Personalkosten- Preußischer Kulturbesitz für die Jahre 1995 bis 1997 Mittel in Höhe von
Steuerungsaufgaben genutzt. Im Übrigen hatte sich jeweils 120 Mio. DM eingeplant. Im Frühjahr 1994
ermittlung, Logistik und Anlagenbuchhaltung weiter- (Kapitel 04 05, früher Einzelplan 06
die Mehrzahl der Abteilungsleiter noch nicht in senkte das Bundesministerium im Einvernehmen mit
entwickeln und dabei die Anregungen des Kapitel 06 03 Titel 893 31)
größerem Umfang an Schulungen beteiligt. dem Bundesministerium der Finanzen anlässlich der
Bundesrechnungshofes aus dem Prüfungsverfahren 9.0
4.3 mit aufgreifen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz führt Haushaltsplanung den für das Jahr 1995
Der Bundesrechnungshof misst der Einführung von ein umfangreiches Bauprogramm in Berlin vorgesehenen Finanzierungsbeitrag des Bundes.
4.4
Controllinginstrumenten und einer Kosten- und Leis- durch. Zusammen mit der anteiligen Senkung des
Das Amt hat gegen die Ausführungen des Bundes- Finanzierungsbeitrags des Landes Berlin verringerten
tungsrechnung beim Amt eine große Bedeutung bei.
rechnungshofes keine grundsätzlichen Bedenken Auf Grund von kurzfristigen Kürzungsvorga- sich die Baumittel der Stiftung für dieses Jahr
Es handelt sich um ein anspruchsvolles und zentrales
erhoben. Hinsichtlich der eingeschränkten Akzeptanz ben des Bundes im Jahre 1994 wurden die insgesamt um 20 auf 100 Mio. DM.
Pilotprojekt mit Referenzcharakter für die gesamte
und der noch nicht ausreichenden Unterstützung des Baumittel der Stiftung für das Jahr 1995 um
Bundesverwaltung. Der Bundesrechnungshof unter- 9.2.2
Controllingsystems hat es darauf hingewiesen, dass 20 Mio. auf 100 Mio. DM abgesenkt. In der
stützt die ehrgeizigen Ziele des Controllingverfahrens
es im Jahre 1998 drei verschiedene Amtschefs Folge musste die laufende Baumaßnahme der Der Stiftungsrat beauftragte im Juni 1994 eine
und verkennt auch nicht, dass in erheblichem Umfang
gegeben habe. Der derzeitige Amtschef wolle den Gemäldegalerie um mehr als ein Jahr verlän- Arbeitsgruppe, das Gesamtkonzept aller Baumaß-
Pionierleistungen erbracht werden, die andere
Ausbau des Controllingsystems weiter voranbringen. gert werden. Dies führte zu Mehrkosten in nahmen entsprechend dem vorgegebenen
Behörden der Bundesverwaltung später nutzen
Dabei seien die Hinweise des Bundesrechnungshofes Höhe von rd. 9 Mio. DM. verringerten Finanzierungsrahmen zu überarbeiten.
können. Insgesamt sieht der Bundesrechnungshof den
zur Fortführung der Projektarbeit von Bedeutung. Die Arbeitsgruppe kam im Oktober 1994 u. a. zu dem
methodischen und konzeptionellen Ansatz des Amtes Der Bundesrechnungshof sieht eine verlässli-
für den Einsatz von Controllinginstrumenten als 4.5 che Finanzierung als notwendig an, um eine Ergebnis, dass für die im Bau befindliche
zweckmäßig für eine künftig stärker ergebnis- Der Bundesrechnungshof misst der Einführung verzögerungsfreie und wirtschaftliche Ab- Gemäldegalerie wegen der Absenkung der
orientierte Steuerung und Führung an. geeigneter betriebswirtschaftlicher Instrumente in der wicklung einer begonnenen Baumaßnahme zu Bauausgaben eine Bauzeitverlängerung um rund ein
Bundesverwaltung große Bedeutung zu. Er verfolgt gewährleisten. Bei kurzfristiger Vorgabe von Jahr sowie kostensteigernde Eingriffe in die bereits
Der Bundesrechnungshof hat zum Projektstand abgeschlossenen Verträge notwendig würden. Nach
den Aufbau solcher Verfahren und berät die Einsparungen sollten laufende Baumaßnah-
festgestellt, dass wesentliche Teile der geplanten Auffassung der Arbeitsgruppe gab es hierzu im
Verwaltung auf diesem Gebiet. In den Bemerkungen men, wenn unwirtschaftliche Mehrausgaben
Ziele und fachlichen Anforderungen noch nicht Bauprogramm der Stiftung keine Alternative, da
1997 (Drucksache 13/8550 Nr. 63) hat der zu befürchten sind, von Kürzungen ausge-
umgesetzt wurden. Es ist notwendig, das sonst eine nicht hinnehmbare Verzögerung anderer
Bundesrechnungshof querschnittlich über die schlossen werden.
Controllingprojekt weiterzuentwickeln, die dringlicher Instandsetzungsmaßnahmen bei den
„Einführung von Kosten- und Leistungsrechnungen 9.1
Akzeptanz zu verbessern und den Wirkbetrieb Bauten auf der Museumsinsel eingetreten wäre.
in der Bundesverwaltung“ berichtet.
schrittweise den erforderlichen Zielsetzungen Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Stiftung)
anzunähern. Hierzu hat der Bundesrechnungshof dem Mit dem Aufbau seines Controllingsystems nimmt betreibt und errichtet zur Bewahrung, Pflege und Vertreter der Stiftung und der Bauverwaltung forder-
Amt folgende Hinweise gegeben: das Amt eine Vorreiterrolle in der Bundesverwaltung Ergänzung des aus preußischen Sammlungen ten den Verzicht auf die Absenkung bzw. eine
ein. Deshalb wird der Bundesrechnungshof das Amt stammenden Kulturguts Museen und Bibliotheken. Erhöhung der Baumittel. Das fachaufsichtlich für die
Der gegenwärtige Projektstand sollte im Rahmen Baumaßnahme zuständige Bundesministerium für
weiter beim Ausbau des Systems beraten. Schwerpunkte des umfangreichen Bauprogramms der
einer Fortschrittskontrolle kritisch erfasst und in eine Verkehr, Bau- und Wohnungswesen gab wiederholt zu
Stiftung in Berlin sind die Neubauten im Bereich
konkrete Projektplanung (Aufgaben-, Zeit- und Beschluss des Haushaltsausschusses zu bedenken, dass der Eingriff in den Bauablauf der
Tiergarten (u. a. die Gemäldegalerie) sowie die
Kostenplan) mit Prioritätensetzung für die noch Bemerkung Nummer 4: Gemäldegalerie in hohem Maße unwirtschaftlich sei
Instandsetzung und Ergänzung bestehender
offenen Bausteine und Ziele umgesetzt werden. a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung und im Widerspruch zu dem bis dahin auf Drängen der
Museumsgebäude auf der so genannten
Deren Realisierung sollte von der Leitungsebene Stiftung beschleunigten Bauablauf stehe. Das im
zustimmend Kenntnis. Museumsinsel. Der Bund und das Land Berlin
gefördert und überwacht werden. Stiftungsrat vertretene Bundesministerium sowie das
b) Er erwartet eine Darstellung des Presse- finanzieren die Bauausgaben der Stiftung zu jeweils
Die Projektarbeit sollte durch den Einsatz angemesse- gleichen Teilen. Die Finanzierungsbeiträge des dort ebenfalls vertretene Bundesministerium der
und Informationsamtes der Bundesregie- Finanzen sahen sich außer Stande, durch
ner Projektmanagementinstrumente gestärkt und die rung bis zum 30. April 2000, die Auskunft Bundes waren bis zum Haushaltsjahr 1998 im
Leitungsebene über Projektfortschritt und Zielerrei- Einzelplan 06 des Bundesministeriums des Innern Umschichtungen im Haushalt des Bundesministeriums
chung regelmäßig unterrichtet werden. Bei maßgebli-
darüber gibt, wie es auf die Einlassungen die Mittel für einen planmäßigen und
(Bundesministerium) veranschlagt. Mit dem
chen Abweichungen von der ursprünglichen Projekt- des Bundesrechnungshofes zu reagieren Organisationserlass des Bundeskanzlers vom 27. verzögerungsfreien Bauablauf der Gemäldegalerie
planung ist die Leitungsebene in den Entscheidungs- gedenkt. Oktober 1998 sind die Zuständigkeiten auf den bereitzustellen.
prozess einzubeziehen. c) Er fordert das Presse- und Informationsamt Beauftragten der Bundesregierung für Der Stiftungsrat beschloss im Dezember 1994 u. a., dass
Die Führungsebenen sollten das Projekt aktiv der Bundesregierung auf, das Controlling- Angelegenheiten der Kultur und der Medien beim den weiteren Planungen bis auf weiteres das Konzept
fördern. Hierfür ist es notwendig, dass sie ihren projekt zügig weiterzuentwickeln, die Ak- Bundeskanzler (Beauftragter) übergegangen und die der Arbeitsgruppe - einschließlich der
Informationsbedarf für ein geeignetes Berichtswesen zeptanz zu verbessern und den Betrieb Finanzierungsbeiträge in Kapitel 04 05, Titel 893 31 finanzierungsbedingten Verlängerung der Bauzeit der
festlegen und dieses zur Grundlage ihrer ausgewiesen. Gemäldegalerie - zu Grunde zu legen sei.
schrittweise den erforderlichen Zielsetzun-
Entscheidungen machen. gen anzunähern. Ein Bericht darüber ist Die wesentlichen Entscheidungen für die Angelegen- Das mit der Baudurchführung der Gemäldegalerie
Die Unterstützung der Haushaltsplanung, - ebenfalls bis zum 30. April 2000 vorzule- heiten der Stiftung trifft der Stiftungsrat. In ihm sind beauftragte Bundesamt für Bauwesen und
die Finanzierungsträger vertreten. Raumordnung hatte zuvor die Mehrkosten für die
ausführung und -überwachung sollte durch gen.
Verbindung des Controllingverfahrens mit dem finanzierungsbedingte Verlängerung der Bauzeit auf
[Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 Grund einer groben Kostenschätzung mit insgesamt rd.
bestehenden Haushaltsverfahren weiter vom 7. Juli 2000 - Seite 11]
vorangebracht werden, um dem Ziel einer 5,9 Mio. DM angegeben. Das Bundesministerium für
Verkehr, Bau- und Wohnungswesen bezifferte nach

167 168
Fertigstellung der Baumaßnahme im Jahre 1998 vorliegenden Fall keine Einsparalternativen gegeben bereits mit der Mittelabsenkung in Kraft getretenen ausgehen musste, überwachte es deren
gegenüber dem Bundesrechnungshof die Mehrkosten habe, um eine Absenkung des Bauhaushaltes der Haushalt wäre zu prüfen, ob die haushaltsrechtlichen Tätigkeit nur unzureichend und wirkte an
mit rd. 9,6 Mio. DM. Es betonte in diesem Stiftung abzuwenden. Das Bundesministerium hat dabei Möglichkeiten im Haushaltsvollzug - wie z. B. ein im fehlerhaften Entscheidungen sogar selbst mit.
Zusammenhang nochmals, dass die Finanzierung von haushaltsrechtliche Gründe (keine Deckungsfähigkeit) Folgejahr auszugleichender Vorgriff gemäß § 37 Abs. 6 20.1
begonnenen Baumaßnahmen sichergestellt werden sowie anderweitige dringliche Maßnahmen innerhalb BHO - genutzt werden können, um kostensteigernde
Nach den Richtlinien für die Durchführung von Bau-
müsse, um das grundsätzliche Gebot der Wirtschaftlich- des Kulturplafonds angeführt. Verzögerungen zu vermeiden.
aufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der
keit und die Planungssicherheit komplexer Baupro- 9.4.3 Bei der Haushaltsplanung sollten künftig die verzöge- Finanzbauverwaltungen sind Hochbaumaßnahmen
gramme gewährleisten zu können.
Der Beauftragte hat bei einer gemeinsamen Erörterung rungsfreie, wirtschaftliche Abwicklung begonnener für die Zollverwaltung von den regional zuständigen
9.3 des Bemerkungsentwurfs mit dem Bundesministerium Maßnahmen sowie die Erfüllung eingegangener Ver- Landesbauverwaltungen durchzuführen. Weil das
9.3.1 der Finanzen, dem Bundesministerium für Verkehr, pflichtungen sichergestellt werden und Vorrang haben Bundesministerium im Jahre 1994 die
Der Bundesrechnungshof ist der Auffassung, dass die Bau- und Wohnungswesen sowie der Stiftung angeregt, gegenüber Maßnahmen, die ohne die oben genannten Leistungsfähigkeit der Landesbauverwaltung eines
Bauzeitverlängerung unwirtschaftlich ist, weil durch die eine verlässliche Finanzierung durch Selbstbe- wirtschaftlichen Nachteile verschoben werden können. neuen Bundeslandes für unzureichend hielt und
Verschiebung von Bauausgaben in Höhe von wirtschaftungsmittel oder eine hochrangige Etatisierung Dies auch für Baumaßnahmen der Stiftung sicherzustel- meinte, Baumaßnahmen ohne die Landesbau-
20 Mio. DM Mehrkosten in Höhe von rd. 9 Mio. DM von Verpflichtungsermächtigungen sicherzustellen. Das len, wird - im Zusammenwirken mit dem verwaltung schneller und preiswerter durchführen zu
entstanden sind. Der Bundesrechnungshof hat Bundesministerium der Finanzen hat diesen Vorschlag Bundesministerium der Finanzen - eine wichtige können, beauftragte es die bauunerfahrene Zoll- und
dargelegt, dass diese Mehrkosten bei einer von nicht mitgetragen und auf die Notwendigkeit finanz- Aufgabe des Beauftragten sein. Verbrauchsteuerabteilung der Oberfinanzdirektion
vornherein länger geplanten Bauzeit im Wesentlichen politischer Spielräume hingewiesen. dieses Landes (Zollabteilung), Hochbaumaßnahmen
nicht entstanden wären, sondern Folge des
Beschluss des Haushaltsausschusses zu durchzuführen. Dazu sollte die Zollabteilung auch die
9.5
finanzierungsbedingten nachträglichen Eingriffs in den Bemerkung Nummer 9: Bauaufträge zur Errichtung schlüsselfertiger Gebäude
9.5.1
terminlich und vertraglich festgelegten Bauablauf sind. in Systembauweise an Generalunternehmer vergeben.
Der Bundesrechnungshof sieht in den angekündigten a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung An diesen Entscheidungen beteiligte das
9.3.2 Maßnahmen zur künftig besseren Abstimmung von zustimmend Kenntnis. Bundesministerium nicht das ehemalige Bundes-
Der Bundesrechnungshof hat darauf hingewiesen, Finanzierung und Bauprogramm einen richtigen Schritt. b) Er erwartet, dass der Beauftragte des Bun- ministerium für Raumordnung, Bauwesen und
dass die planmäßige Finanzierung von begonnenen Ob mit diesen Maßnahmen Finanzierungsengpässe bei
des für Angelegenheiten der Kultur und der Städtebau, obwohl diesem die Gesamtverantwortung
Baumaßnahmen sichergestellt werden muss. Er ver- laufenden Baumaßnahmen künftig völlig verhindert
Medien im Zusammenwirken mit dem für das Bundesbauwesen u. a. auch gegenüber den in
kennt dabei nicht die Notwendigkeit von werden können, bleibt abzuwarten.
Bundesministerium der Finanzen künftig Organleihe für den Bund tätigen Landesbau-
Einsparungen zur Konsolidierung des Gesamthaus-
Die Hinweise des Bundesministeriums auf die Komple- verwaltungen obliegt und das deshalb auch für
haltes. Er hat aber einen finanzierungsbedingten eine ausreichende und verlässliche Finan-
xität des Bauprogramms und damit verbundene unver- Fragen der ordnungsgemäßen Leistungserbringung
Eingriff in eine laufende Maßnahme - insbesondere,
meidbare Änderungen kann der Bundesrechnungshof zierung von Baumaßnahmen sicherstellt, durch diese Bauverwaltungen zuständig ist.
wenn dieser so kurzfristig wie im vorliegenden Fall damit unwirtschaftliche Eingriffe in begon-
sachlich nachvollziehen. Nach seiner Auffassung ist
erfolgt - als nicht hinnehmbar bezeichnet, weil damit nene Baumaßnahmen vermieden werden. Die Zollabteilung wusste weder über das
aber daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass bei
erhebliche Störungen und wirtschaftliche Nachteile Vergaberecht hinreichend Bescheid, noch kannte sie
komplexen Bauprogrammen der Finanzierungsrahmen
verbunden sind und demgegenüber die durch den potenziellen Anbieterkreis für Systembauten. Sie
besonders verlässlich sein muss. Nicht nur bei einem [Auszug aus BT-Drucksache 14/3869
zeitliche Streckung von Ausgaben erzielte ermittelte mit Hilfe der „Gelben Seiten“ des
anspruchsvollen Einzelbauvorhaben, sondern mehr vom 7. Juli 2000 - Seite 13f]
Einsparung keinen angemessenen Vorteil bietet. Der Telefonbuches und einer Beratungsstelle des Landes
noch bei einem Bauprogramm dürfen damit verbundene
Bundesrechnungshof hat auch darauf hingewiesen, drei Unternehmen.
Unwägbarkeiten und Erschwernisse nicht durch eine
dass bei Erkennbarwerden derartiger Nachteile Alter-
kurzfristige Absenkung des Finanzrahmens noch
Nr. 20 Durchführen von Diesen übergab sie für die Errichtung von fünf
nativen im Bundeshaushalt geprüft werden müssen. Baumaßnahmen durch die
zusätzlich vergrößert werden. Gebäuden - darunter das Grenzzollamt
9.4 Zoll- und Seifhennersdorf und die Raumschießanlage Löbau -
9.5.2
9.4.1 Raumbedarfs- und Lagepläne sowie funktional
Die Hinweise des Bundesministeriums auf fehlende Verbrauchsteuerabteilung
Das Bundesministerium hat dargelegt, dass es erläuternde zollspezifische Hinweise, anhand derer
angesichts der Vielzahl und Schwierigkeit der bei der
Einsparalternativen lassen beim Bundesrechnungshof einer Oberfinanzdirektion die Unternehmen Detailplanungen als General-
Zweifel offen, ob eine Absenkung des Bauhaushaltes
Stiftung in Vorbereitung bzw. Durchführung (Kapitel 08 04 Titel 712 01) unternehmer erarbeiten und für jedes Gebäude einen
der Stiftung und somit der Schaden durch den Eingriff
befindlichen Baumaßnahmen immer Abweichungen 20.0 Pauschalpreis nennen sollten. Da die Zollabteilung
in den Bauablauf der Gemäldegalerie unabwendbar
von der ursprünglichen Planung geben könne. Das Bundesministerium ließ Hochbaumaß- unsicher war, ob die Unternehmen zollspezifische
waren. Der Bundesrechnungshof hält insbesondere bei
nahmen mit Gesamtkosten in Höhe von rd. Bauten überhaupt errichten können, verzichtete sie
Das Bundesministerium hat ferner auf Maßnahmen zur begonnenen Baumaßnahmen ein derartiges
23 Mio. DM abweichend von den auf förmliche Angebotsaufforderungen und erbat
verbesserten Abwicklung des Bauprogramms hingewie- Missverhältnis zwischen haushaltsbedingter „Ein-
Vorschriften nicht durch eine Bauverwaltung lediglich unverbindliche Angebote.
sen. Der Stiftungsrat habe im Dezember 1997 einen sparung“ und daraus resultierenden Mehrkosten wie im
Grundsatzbeschluss gefasst, mit dem Verfahrensfragen vorliegenden Fall für nicht hinnehmbar. Er ist der durchführen, sondern durch die Die drei Unternehmen reichten daraufhin Angebote
zur Umsetzung des Bauprogramms geklärt und Auffassung, dass für die störungsfreie und bauunerfahrene Zoll- und Verbrauch- ein. Ein Angebot, das für eines der Gebäude den
präzisiert worden seien. Für die Zukunft sei danach zu wirtschaftliche Durchführung von Baumaßnahmen im steuerabteilung einer Oberfinanzdirektion. niedrigsten Pauschalpreis enthielt, wurde von der
erwarten, dass Prioritäten zur Durchführung der Bundeshaushalt grundsätzlich genügend Spielräume Diese verstieß gegen Haushalts- und Zollabteilung nicht weiter beachtet, weil es als Fax
Baumaßnahmen unter Berücksichtigung baufachlicher bestehen. Ggf. wäre ein Verzicht auf eine Absenkung Vergabevorschriften, indem sie ohne Vorlie- und deshalb ohne verbindliche Unterschrift
und finanzieller Gesichtspunkte festgelegt werden des Mittelansatzes mit der Folge einer entsprechend gen der Voraussetzungen die Bauaufträge eingegangen war. In den beiden restlichen Angeboten
können. höheren Neuverschuldung zu prüfen, wenn andernfalls freihändig ohne Ausschreibung vergab. waren die Pauschalpreise für die Gebäude entweder
eine unwirtschaftliche Durchführung der Maßnahme Durch unwirtschaftliches Handeln nicht oder nur so grob aufgegliedert, dass die
9.4.2
und eine damit verbundene Mehrbelastung verursachte sie einen Schaden in Vergleichbarkeit der Angebote erheblich einge-
Zudem hat das Bundesministerium auf haushaltsmäßige Millionenhöhe. Obwohl das Bundes-
nachfolgender Haushaltsjahre drohen, die die aktuelle schränkt war.
Rahmenbedingungen und auf das Bestehen finanzpoliti- ministerium von einer mangelnden Sach- und
„Mitteleinsparung“ überkompensieren. Bei einem
scher Zwänge hingewiesen. Es hat dargelegt, dass es im Fachkenntnis der von ihm Beauftragten Dennoch fragte die Zollabteilung bei den beiden ver-

169 170
bliebenen Unternehmen an, ob diese ihre unverbindli- angewandt werden. es nicht von einer ausreichenden Sach- und dargelegt, es habe das Bundesministerium für
chen Angebote im Bedarfsfall auch als verbindlich 20.2 Fachkenntnis der Beauftragten ausgehen konnte und Raumordnung, Bauwesen und Städtebau nicht
ansehen würden, was beide bejahten. Bei der sich nicht ausreichend darum kümmerte, ob und beteiligt, da es sich um keine grundlegenden
Der Bundesrechnungshof hat die Verstöße der
Wertung der beiden Angebote kam die inwieweit die Zollabteilung die ihr übertragenen Änderungen der Aufgabenverteilung gehandelt habe.
Zollabteilung gegen Vergabe- und Haushaltsrecht
Zollverwaltung für das Grenzzollamt Seifhennersdorf Aufgaben ordnungsgemäß erledigte. Es sei zudem von der Vorstellung ausgegangen, dass
beanstandet, an denen das Bundesministerium eine
zu dem Ergebnis, dass nur ein Angebot der probeweise Erwerb schlüsselfertiger System-
ausschlaggebende Mitverantwortung trägt. Die Da das Bundesministerium die Leistungsfähigkeit der
(6,5 Mio. DM) verwertbar sei, da das andere bauten fachlich von der Landesbauabteilung begleitet
Baumaßnahmen hätten - einschließlich der Landesbauverwaltung für unzureichend hielt, hätte es
(4,8 Mio. DM) die an ein Grenzzollamt zu stellenden werde.
Nachtragsleistungen - ausgeschrieben werden ein erfahrenes Bauamt aus den alten Bundesländern
funktionalen Anforderungen nicht erfülle. Die Das Bundesministerium hat ausführlich auf die Erfor-
müssen, da die strengen Voraussetzungen für den mit den Baumaßnahmen betrauen müssen. Dieses
Zollabteilung gab diesem preiswerteren Bieter, der derlichkeit einer raschen Verbesserung der Situation
Ausnahmefall einer freihändigen Vergabe nicht Verfahren war in den Jahren nach der Wiederherstel-
sein Angebot in der Annahme der Unverbindlichkeit im Grenzverkehr hingewiesen, wobei in den Jahren
vorlagen. Die Art der Ermittlung des Bieterkreises lung der deutschen Einheit gängige Praxis.
erarbeitet hatte, jedoch keine Gelegenheit zur Überar- bis 1994 wertvolle Zeit durch langwierige Planungen
durch die Zollabteilung zeigt deren Unerfahrenheit
beitung seines Angebotes, da dies nach ihrer Auffas- Es war auch geboten, die mit der Landesbauverwal- verstrichen sei. Auch bei Einschaltung von
ebenso deutlich wie das ungerechtfertigte
sung zu einer Ungleichbehandlung der Bieter geführt tung aufgetretenen Probleme mit dem hierfür Bauämtern aus den alten Bundesländern sei mit
Aussondern des für eines der Gebäude preisgünstigs-
hätte. zuständigen Bundesministerium für Raumordnung, einem Realisierungszeitraum von weiteren fünf
ten Faxangebotes, das ausdrücklich unverbindlich
sein sollte und deshalb zunächst keiner verbindlichen Bauwesen und Städtebau zu beraten, um gemeinsam Jahren zu rechnen gewesen.
Dagegen gestattete die Zollabteilung dem anderen
Unterschrift bedurfte. Fehlerhaft war auch die für eine sachgerechte Abhilfe zu sorgen. Stattdessen Das Bundesministerium hat eingeräumt, dass es Ver-
Bieter, sein Angebot für die Raumschießanlage von
Entscheidung, dem für das Grenzzollamt günstigsten wählte das Bundesministerium ein erkennbar sehr stöße der Zollverwaltung gegen das Vergaberecht
Massivbauweise auf Systembauweise umzuändern,
Bieter keine Nachbesserungen an seinem Angebot zu risikobehaftetes Verfahren, für dessen Ergebnisse es gegeben hat, was die Zollabteilung irrtümlich nicht
woraufhin dieser ein neues Angebot einreichte, das
gestatten. Verhandlungen über das Angebot sind bei die Verantwortung mitträgt. Dies gilt insbesondere bemerkt habe. Der Zollabteilung hätten u. a. quali-
bis hin zu Schreibfehlern mit dem seines
freihändigen Vergaben statthaft und waren hier auch für seine Ermächtigungen zur Erteilung der fizierte Bausachbearbeiter gefehlt. Es sei aber auch
Konkurrenten identisch war und bei den Preisen
wegen der Preisdifferenz von 1,7 Mio. DM dringend Bauaufträge, obwohl ihm dazu die Zollabteilung nicht Sinn des gewählten Verfahrens gewesen, die
durchgehend um 15 v. H. höher lag.
geboten. Ob die Zollabteilung dabei wirklich der vorschriftswidrig unzureichende Unterlagen vorlegte. Zollabteilung mit baufachlichen Aufgaben zu
Ende März 1995 legte die Zollabteilung in einer irrigen Auffassung war, derartige Verhandlungen Dabei ist die schriftliche Dokumentation wesentlicher beschäftigen. Vielmehr sollte probeweise der
Besprechung dem Bundesministerium den Vorschlag würden gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz Verwaltungsvorgänge eine selbstverständliche und Versuch unternommen werden, Planungen für
vor, den Zuschlag für die Errichtung des verstoßen, muss bezweifelt werden, weil sie im Falle unverzichtbare Grundlage für deren Nachvollzieh- schlüsselfertige Lösungen durch Dritte entwickeln
Grenzzollamtes auf das über 6,5 Mio. DM lautende der Raumschießanlage einem anderen Bieter barkeit und damit für das ordnungsmäßige Handeln und durchführen zu lassen und die entsprechenden
Pauschalangebot zu erteilen. Auch für die Vergabe gestattete, grundlegende Änderungen an seinem der Verwaltung. Objekte zu erwerben. Da der mündliche Vortrag der
der Aufträge zur Errichtung der anderen vier Angebot vorzunehmen. Auch wären die Der Bundesrechnungshof hat in der Vergangenheit Zollverwaltung und deren Vergabevorschlag aus
Gebäude machte es Vorschläge. Das Bundes- umfangreichen Nachtragsvereinbarungen ganz bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die Auf- Sicht des Bundesministeriums zufrieden stellend
ministerium ermächtigte daraufhin die Zollabteilung, überwiegend vermeidbar gewesen, da bei sorgfältiger tragsvergabe bei Baumaßnahmen besonders korrup- gewesen seien, habe es auf der Besprechung Ende
die Aufträge gemäß diesen Vorschlägen zu erteilen. Planung und Substanzuntersuchung die Erfor- tionsanfällig ist. Gleichwohl ließen Bundes- März 1995 die Zollabteilung ermächtigt, die Verträge
Entgegen den einschlägigen Bestimmungen lag dem derlichkeit der entsprechenden Leistungen von ministerium und Zollabteilung in den vorliegenden zur schlüsselfertigen Errichtung von Systembauten zu
Bundesministerium bei dieser Entscheidung kein Anfang an erkennbar gewesen wäre. Dies betrifft z. Fällen die vorhandenen Erkenntnisse zum Vermeiden schließen. Das Bundesministerium sei von formell
Vergabevermerk vor. In diesem wäre z. B. zu B. die nachträglich beauftragten Verbesserungen des von korruptionsbegünstigendem Verhalten außer ordnungsgemäßen Ausschreibungen ausgegangen. Es
begründen gewesen, weshalb man auf die Baustandards, den Bau einer Abwasserleitung Acht, denn ihr Handeln war in besonderem Maße betonte, die Vergabepraxis der Zollabteilung sei von
Durchführung von Ausschreibungen verzichtet, nur (0,2 Mio. DM) sowie Erschwernisse bei Abbruchar- geeignet, Manipulationen zu erleichtern. So stellt der ihm weder gewollt noch gebilligt gewesen.
drei Bieter zur Angebotsabgabe aufgefordert, das beiten, insbesondere an einer Asphaltdecke Umstand, dass das nachgebesserte Angebot für die
Faxangebot unbeachtet gelassen, auf Verhandlungen Das Bundesministerium hat behauptet, dass die Not-
(0,2 Mio. DM). Raumschießanlage mit einem Konkurrenzangebot in wendigkeit des Baus der Abwasserleitung sowie die
mit dem preiswerteren Bieter für das Grenz- hohem Maße identisch war, ein deutliches Indiz für
zollgebäude verzichtet und die Zuschläge für die Durch die Wahl der falschen Vergabeart, das Aus- Erschwernisse bei den Abbrucharbeiten nicht vorher-
ein unkorrektes Verfahren dar. sehbar gewesen seien.
Errichtung der vier Gebäude auf der Grundlage von scheiden des Faxangebotes und durch den Irrtum der
lediglich zwei sehr eingeschränkten vergleichbaren Zollabteilung, mit dem Mindestbietenden nicht Der Bundesrechnungshof hat dem Bundes-
Weiter hat das Bundesministerium mitgeteilt, bei den
Angeboten erteilt hatte. Auch das Bundesministerium verhandeln zu dürfen, kam letztlich kein Wettbewerb ministerium dringend davon abgeraten, Hochbau-
betreffenden Maßnahmen handele es sich nicht um
dokumentierte die Gründe seiner Entscheidung nicht. zu Stande, obwohl dieser auch bei freihändiger maßnahmen künftig weiter durch die Zollabteilungen
Baumaßnahmen, sondern um Beschaffungsmaßnah-
Vergabe durch eine ausreichende Anzahl vergleich- von Oberfinanzdirektionen durchführen zu lassen. Es
Insgesamt vergab die Zollabteilung Bauaufträge in men, zudem habe es - auch im Sinne der Empfehlung
barer Angebote sicherzustellen ist. solle sicherstellen, dass diese Baumaßnahmen künftig
Höhe von rd. 23 Mio. DM freihändig und damit ohne des Bundesrechnungshofes - im November 1995 ver-
in wirtschaftlich und rechtlich einwandfreier Weise
ausreichenden Wettbewerb. Nach Einschätzung des Bundesrechnungshofes hat das anlasst, dass weitere Beschaffungsmaßnahmen in
durchgeführt werden.
fehlerhafte Handeln der Zollabteilung allein beim Systembauweise in jedem Fall durch eine Landesbau-
Für das Grenzzollamt betrugen die Gesamtkosten Grenzzollgebäude mit Außenanlage durch das nicht 20.3 verwaltung entsprechend der Vergabeordnung ausge-
letztlich nicht nur - wie zunächst beauftragt - berücksichtigte, rd. 1,7 Mio. DM niedrigere Das Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen schrieben würden.
6,5 Mio. DM, sondern 8 Mio. DM, weil die Zollab- Vergleichsangebot zu einem großen finanziellen und Städtebau hat mitgeteilt, dass der
teilung wesentliche erforderliche Leistungen nach Eine Mitverantwortung an den fehlerhaften Vergaben
Nachteil geführt. Auch bei den anderen Baumaßnahmen Vorgehensweise des Bundesministeriums und der
beauftragen musste. hat das Bundesministerium nicht eingeräumt.
wären im Wettbewerb erfahrungsgemäß günstigere Zollabteilung ein Verwaltungsabkommen vom März
Bei den zum Abschluss der Erhebungen im April Preise zu erzielen gewesen, so dass insgesamt von 1991 zwischen dem Bund und dem Land über die Das Bundesministerium sieht die Baumaßnahmen als
1997 geführten Erörterungen erklärte das einem Schaden in Millionenhöhe ausgegangen werden Erledigung von Bauaufgaben des Bundes sowie die wirtschaftlich an. Dabei seien neben den geringen
Bundesministerium dem Bundesrechnungshof, die muss. vom Bundesministerium für Raumordnung, Herstellungskosten auch die Vorteile aus der raschen
gewählte Verfahrensweise sei ein erfolgreiches Bauwesen und Städtebau in Abstimmung mit dem Realisierung zu sehen. Der vom Bundesrechnungshof
Das Bundesministerium muss sich die Fehler der Bundesministerium erlassenen Baurichtlinien ent- befürchtete Schaden sei nicht eingetreten.
Modellvorhaben gewesen und solle künftig auf Zollabteilung und ihre Folgen zurechnen lassen, weil
weitere Hochbaumaßnahmen der Zollverwaltung gegenstehen. Dagegen hat das Bundesministerium

171 172
20.4 Beschluss des Haushaltsausschusses zu Programme konzentriert (Bemerkungen 1995, Abrechnung der Verwaltungskosten im Wesentlichen
Der Bundesrechnungshof begrüßt, dass das Bundes- Drucksache 13/2600 Nr. 32). Um diese anerkannt. Es hat zugesagt, die aus dem Einzelplan
Bemerkung Nummer 20:
ministerium das Scheitern des Modellvorhabens Konzentration sicherzustellen und über das Nötigste des Bundesministeriums geleisteten Überzahlungen
erkannt hat, und dass es künftig wieder den hinausgehende Ausgaben zu vermeiden, wies das in Höhe von rd. 4,3 Mio. DM „mit den baufachlichen
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Bundesministerium seine Oberfinanzdirektionen vierteljährlichen Abschlagszahlungen des auf den
Vorschriften entsprechend bauen will. Die
Auffassung, es habe sich um keine grundlegende zustimmend Kenntnis. (Bund) seit dem Jahre 1994 wiederholt an - u. a. auch Abrechnungszeitraum folgenden Haushaltsjahres so
Änderung der Aufgabenverteilung gehandelt und b) Er erwartet, dass das Bundesministerium durch Weitergabe von Verfügungen des zu verrechnen, dass der Bund vollen finanziellen
deshalb sei das Bundesministerium für Raum- seine Zusage einhält, weitere Baumaß- Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Woh- Ausgleich erlangt“.
ordnung, Bauwesen und Städtebau nicht zu beteiligen nahmen dieser Art in jedem Fall durch nungswesen -, DV-Ausgaben im Baubereich nur noch
Außerdem hat das Bundesministerium alle
gewesen, kann der Bundesrechnungshof nicht teilen. in einvernehmlicher Abstimmung und mit
eine baukundige Landesbauverwaltung Oberfinanzdirektionen beauftragt, die Abrechnungen
qualifizierter Begründung zu erstatten. In einer
Die Errichtung eines Gebäudes durch einen Generalun- entsprechend der Vergabeordnung ausfüh- der Länder für den Zeitraum 1994 bis 1997
diesbezüglichen Weisung des Bundesministeriums
ternehmer nach den Wünschen des Bauherrn ist ren zu lassen. eingehend zu prüfen, ob dem Bund Kosten für das
aus den Jahren 1996 und 1997 heißt es: „Die
eindeutig eine Baumaßnahme und keine [Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 ehemalige Projekt ISYBAU berechnet wurden, die er
Oberfinanzdirektionen (Bund) sind angewiesen, ohne
Beschaffungsmaßnahme. Das Bundesministerium nicht zu tragen hat.
vom 7. Juli 2000 - Seite 19] Vorlage der entsprechenden schriftlichen Maß-
widerspricht sich, indem es die Bauvorhaben einerseits nahmenzustimmung des Bundesministeriums für Das Bundesministerium hat aber die Feststellung des
zwar als Beschaffungsmaßnahmen bezeichnet, Verkehr, Bau- und Wohnungswesen durch die auf Bundesrechnungshofes, es habe seine Fachaufsicht
andererseits aber gleichzeitig darlegt, dass es die Nr. 21 Verwaltungskostenerstattung Landesseite zuständige Stelle keine Kostenerstattung nicht ausreichend wahrgenommen, als unzutreffend
Leistungen künftig wieder durch eine Lan- an Länder für das ehemalige Projekt ISYBAU zu leisten“. zurückgewiesen. Sie stehe im Widerspruch zu den
desbauverwaltung ausschreiben lassen will. Darüber dem Bundesministerium zur Verfügung stehenden
(Kapitel 08 02 Titel 632 11) 21.2
hinaus hätte die Zollabteilung entgegen der Auffassung Ressourcen, dem geleisteten hohen Arbeitsaufwand
21.0 Das Prüfungsamt des Bundes Stuttgart hat im Auftrag
des Bundesministeriums bei einer sorgfältigen Planung und werde dem weit über die normale tägliche
alle unter Nr. 20.1 genannten Nachtragsleistungen von Das Bundesministerium verausgabte zu Las- des Bundesrechnungshofes in fünf Ländern (Hessen,
ten des Titels „Verwaltungskostenerstattung Arbeitszeit hinausgehenden Engagement nicht
vornherein berücksichtigen können, weil dann z. B. die Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und
an Länder“ nicht vereinbarungsgemäß gerecht.
tatsächliche Stärke der Asphaltdecke erkannt worden Sachsen) die Verwaltungskostenabrechnungen hin-
wäre. begründete und nicht ordnungsgemäß sichtlich der DV-Ausgaben im Baubereich geprüft. Im Übrigen seien die Abrechnungen im Prüfungszeit-
abgerechnete Mittel in Höhe von zusammen raum nicht nur seitens der Oberfinanzdirektionen,
Es ist zwar anzuerkennen, dass durch die mangelhaften rd. 14,8 Mio. DM, von denen zumindest rd. Es hat festgestellt, dass in vier Ländern die zuständi-
sondern auch durch die damals noch bestehenden
Zustände an der Grenze (lange Wartezeiten, schlechte 4,3 Mio. DM durch Verrechnung rückforder- gen Oberfinanzdirektionen für DV-Beschaffungen
Vorprüfungsstellen des Bundes geprüft worden. Die
Unterbringung) eine zügige Lösung der Probleme durch bar sind. Mittel in Höhe von insgesamt rd. 10,5 Mio. DM aus
Prüfungen seien durch eindeutige, präzise und
das Bundesministerium geboten war. Doch hätte ein dem Einzelplan des Bundesministeriums veraus-
Der Bundesrechnungshof hat die mangelhafte lückenlose Erlasse des Bundesministeriums begleitet
fachkompetentes Bauamt - z. B. aus den alten Bundes- gabten, obwohl entgegen der Weisung des
Prüfung der Verwaltungskostenabrechnung und überwacht worden. Der nachgeordnete
ländern - die Baumaßnahmen in vergleichbarer Zeit Bundesministeriums keine einvernehmlichen Ab-
durch die Oberfinanzdirektionen (Bund) und Geschäftsbereich habe diese Erlasse sodann eigen-
realisiert, wenn es unter denselben Erleichterungen tätig stimmungen und qualifizierten Begründungen vor-
nicht ausreichend wirkungsvolle Fachaufsicht verantwortlich umzusetzen. Nach allgemeinem
geworden wäre (lediglich funktionale Beschreibung der lagen.
des Bundesministeriums beanstandet. Verständnis bedeutete die Aufsicht in der
Leistung, Vergabe an Generalunternehmer), und hätte Darüber hinaus hat das Prüfungsamt in zwei Ländern öffentlichen Verwaltung nicht eine umfassende,
dabei die vom Bundesrechnungshof aufgezeigten wirt- 21.1 selbstständiges Handeln dauernd und gänzlich
Doppelvergütungen und in zwei Ländern unzutref-
schaftlichen Vorteile erzielt. Die vom Bundes- Der Bund zahlt für die Erledigung seiner fende Kostenverteilung festgestellt. Diese Abrech- ausschließende Alleingestaltung durch die
ministerium behaupteten geringen Herstellungskosten Bauaufgaben (Hochbau) den Ländern so genannte nungsfehler führten zu nicht gerechtfertigten Aufsichtsbehörde. Nur so sei die Fachaufsicht
vermag der Bundesrechnungshof nicht zu erkennen. Entschädigungen, die im Bundeshaushaltsplan beim Ausgaben des Bundes in Höhe von rd. 4,3 Mio. DM. sinnvoll und - angesichts der Forderungen nach
Hinsichtlich der zeitlichen Abwicklung verweist der Geschäftsbereich des Bundesministeriums als Verschlankung der Verwaltung einerseits und der
21.3
Bundesrechnungshof auch auf die Aussage des Ausgaben für die Verwaltungskostenerstattung Tatsache, dass die ursprünglich für die Innenrevision
Bundesministeriums, dass in den Jahren bis 1994 veranschlagt sind. Dazu gehören auch Ausgaben für Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass die
vorgesehenen Stellen aus dem Bereich der früheren
bereits wertvolle Zeit durch langwierige Planungen Entwicklungen von DV-Verfahren, die das Oberfinanzdirektionen die Weisungen des Bundesmi-
Vorprüfung vom Parlament nicht dauerhaft bewilligt
verstrichen sei, so dass insgesamt von einer raschen Zusammenwirken von Bund und Ländern im nisteriums nicht beachteten und bei der Prüfung der
wurden - auch durchführbar. Eine generelle Kontrolle
Realisierung nicht die Rede sein kann. Baubereich vereinheitlichen und erleichtern sollen. In Verwaltungskostenabrechnungen der Länder die
könne nicht gefordert werden, während Kontrollen
diesem Zusammenhang stellte das Bun- notwendige Sorgfalt vermissen ließen. Er hat das
An der Stellungnahme des Bundesministeriums fällt aus gegebenem Anlass durchgeführt worden seien.
desministerium auch Mittel bereit für das Projekt Bundesministerium aufgefordert, zumindest
auf, dass es die im Bereich der Zollabteilung aufge- 4,3 Mio. DM von den betroffenen Ländern zurück- 21.5
„Integriertes System der Datenverarbeitung für die
tretenen Mängel zwar anerkennt, eine eigene Verant- zufordern und zu prüfen, ob die nicht Der Bundesrechnungshof verkennt nicht die personell
Bauverwaltungen des Bundes und der Länder“
wortung hierfür aber nicht einräumt. Der Bundesrech- weisungsgerecht geleisteten Zahlungen in Höhe von schwierige Situation und das hohe Engagement des
(ISYBAU), für das dem Bundesministerium für
nungshof hält jedoch aus den geschilderten Gründen rd. 10,5 Mio. DM im Nachhinein stichhaltig Bundesministeriums sowie die Erlasslage und den
Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (vormals
an der Mitverantwortung des Bundesministeriums begründbar oder ggf. weitere Rückforderungen Verantwortungsbereich der Oberfinanzdirektionen
Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und
fest. einzuleiten sind. (Bund). Auch wollte er keine so genannte generelle
Städtebau) die fachliche Kompetenz und inhaltliche
Das Bundesministerium möge künftig neue Verfah- Beurteilung oblag. Kontrolle anregen. Er fordert aber vom Bundesminis-
Der Bundesrechnungshof hat aber insbesondere bean-
rensweisen für die Errichtung oder den Erwerb von terium im Rahmen seiner Fachaufsicht, künftig wir-
Nachdem diese beiden Bundesministerien gemeinsam standet, dass das Bundesministerium seine Fach-
Gebäuden mit dem Bundesministerium für Raumord- kungsvoller als bisher für ordnungsgemäße und sach-
mit dem Bundesrechnungshof im Jahre 1994 erkann- aufsicht gegenüber seinen Oberfinanzdirektionen
nung, Bauwesen und Städtebau abstimmen und die gerechte Prüfung der Verwaltungskostenabrechnung
ten, dass das mit ISYBAU angestrebte Ziel nicht nicht wirkungsvoll wahrgenommen hat.
Durchführung der Maßnahmen den fachkundigen zu sorgen, und zwar unabhängig von der - auf Stich-
erreichbar war, wurden die Ziel-, Zeit- und 21.4 proben beschränkten - externen Finanzkontrolle. Ins-
Landesbauverwaltungen übertragen.
Kostenvorgaben überarbeitet und die Aktivitäten auf Das Bundesministerium hat die Mängel bei der besondere wird es sicherzustellen haben, dass nicht
die von den Bauverwaltungen dringend benötigten

173 174
weiterhin DV-Ausgaben im Baubereich ohne einver- zulässige Wert ergibt sich aus dem Personal- der jährlichen Aufträge, bei denen Lohngleitung Nr. 44 Neubau einer Residenz
nehmliche Abstimmung getätigt werden und dass kostenanteil an der Bauleistung und dem für die vereinbart werde, erfahrungsgemäß gering sei.
schwer wiegende Abrechnungsfehler der Länder von Baumaßnahme maßgeblichen Stundenlohn. Die (Kapitel 05 03 Titel 739 11)
42.4 44.0
den Oberfinanzdirektionen erkannt werden. Das Bun- Vereinbarung eines höheren Änderungssatzes
Die Darlegung des Bundesministeriums, die Lohngleit- Das Bundesamt für Bauwesen und Raumord-
desministerium darf sich nicht mit dem Hinweis auf verstößt gegen gesetzliche Bestimmungen und ist
klausel sei „nicht in allen Fällen“ richtig angewandt nung ließ von einem Generalunternehmer für
die Verantwortung untergeordneter Instanzen seiner insoweit unwirksam (bis 31. Dezember 1998: § 3
worden, entspricht nicht den Prüfungsfeststellungen. den Leiter der Auslandsvertretung in
Gesamtverantwortung für die finanzielle Abwicklung Währungsgesetz; ab 1. Januar 1999: § 4 Euro-
Nahezu alle vom Bundesrechnungshof geprüften Washington DC, USA, eine Residenz
seines Einzelplans entziehen. Einführungsgesetz). Der Änderungssatz ist auf den
Verträge enthielten Lohngleitklauseln, denen überhöhte errichten. Die Bauausgaben betrugen mehr
zulässigen Wert zu beschränken.
Änderungssätze zu Grunde lagen. Auch der Einwand, als das Doppelte des ursprünglichen Auftrags
42.1.2 die Änderungssätze hätten im Rahmen von
Beschluss des Haushaltsausschusses zu an den Generalunternehmer, weil zahlreiche
Bei der Prüfung der Anwendung von Ausschreibungen dem Wettbewerb unterlegen, führt Bauleistungen erst nachträglich während der
Bemerkung Nummer 21: Lohngleitklauseln bei Bauverträgen der Wasser- und nicht zu einer anderen Beurteilung des Sachverhalts. Bauausführung in Auftrag gegeben. Anlass
Schifffahrtsverwaltung stellte der Bundes- Überhöhte Änderungssätze sind auch dann nicht für die Verzögerung war, dass zum Zeitpunkt
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung rechnungshof im Jahre 1999 fest, dass den zulässig, wenn sie dem Wettbewerb unterlagen. Der des Baubeginns nur eine unvollständige Pla-
zustimmend Kenntnis. Bediensteten zumeist weder die gesetzlichen Bundesrechnungshof bleibt deshalb bei seiner nung vorlag und das Bundesamt für
b) Er erwartet bis zum 30. Juni 2000 einen Grundlagen noch eine Formel für die Errechnung des Einschätzung der finanziellen Tragweite der fest- Bauwesen und Raumordnung im Übrigen die
Bericht des Bundesministeriums, ob und Änderungssatzes bekannt waren. Da deshalb im gestellten Vertragsmängel. Die vom Bundesministerium Leistungen des Architekten nur unzureichend
Rahmen der Angebotswertung eine Prüfung des angeordnete Überprüfung wird diese bestätigen, wenn überwachte.
gegebenenfalls in welcher Höhe über die Änderungssatzes auf Zulässigkeit nicht durchgeführt sie sachgerecht durchgeführt wird. Voraussetzung dafür
zugesagten 4,3 Mio. DM hinaus weitere werden konnte, wurde nicht erkannt, dass die Bieter ist eine ausreichende Schulung der für die Der Bundesrechnungshof hält es für dringend
Rückzahlungen von den Ländern gefordert grundsätzlich überhöhte Änderungssätze angeboten Angebotswertung zuständigen Mitarbeiter. Dazu hat geboten, dass Planungen für Baumaßnahmen,
wurden. hatten. Der aus diesem Grunde unzulässig in Rech- das Bundesministerium keine Angaben gemacht. die an einen Generalunternehmer vergeben
nung gestellte, überwiegend bereits bezahlte Betrag werden, künftig eindeutig, vollständig und
[Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 Der Bundesrechnungshof erwartet, dass das Bundes- abgeschlossen sind, bevor die dazu erforderli-
beläuft sich allein bei den vom Bundesrechnungshof
ministerium die zügige Prüfung der einschlägigen chen Bauleistungen ausgeschrieben werden.
vom 7. Juli 2000 - Seite 20] geprüften Verträgen aus den Jahren 1994 bis 1998
Verträge durch ausreichend geschulte Mitarbeiter Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um
auf insgesamt mehr als 10 Mio. DM. Die für den
durchsetzt, bestehende Rückforderungsansprüche nachträgliche, meist überteuerte Änderungen
geprüften Zeitraum festgestellte Schadenshöhe lässt
geltend macht und mit der Schulung des Personals zu vermeiden.
Nr. 42 Anwendung der künftig Minderausgaben von jährlich mehr als
zugleich sicherstellt, dass neue Verträge auch bezüg-
2 Mio. DM erwarten, wenn im Rahmen der 44.1
Lohngleitklausel bei Lohngleitung die zulässigen Änderungssätze
lich der Lohngleitung sachgerecht abgeschlossen und
dadurch künftig Haushaltsmittel von mehr als Die Bauverwaltung hatte einem Generalunternehmer
Bauverträgen der Wasser- eingehalten werden. den Auftrag für den Neubau einer Residenz für den
2 Mio. DM jährlich eingespart werden.
und Schifffahrtsverwaltung 42.2 Leiter der Auslandsvertretung in Washington DC, USA,
Der Bundesrechnungshof hat den Abschluss und die
Beschluss des Haushaltsausschusses zu in Höhe von 8,1 Mio. US-Dollar erteilt. Die
(Kapitel 12 03)
42.0 Abrechnung von Verträgen mit überhöhten Ände- Bemerkung Nummer 42: Herstellungskosten stiegen im Verlauf der
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung rungssätzen beanstandet und die Überprüfung der Bauausführung auf 16,8 Mio. US-Dollar. Die
a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Mehrkosten von rd. 8,7 Mio. US-Dollar beruhen auf
schloss Bauverträge ab, in denen die Änderungssätze der in Frage kommenden Verträge
sowie die Rückforderung der Überzahlungen
zustimmend Kenntnis. 185 Nachträgen, insbesondere für Bauleistungen, für
Lohngleitung in gesetzlich unzulässiger Weise
angemahnt. Zur Verbesserung der b) Er begrüßt das Vorgehen des Bundesmi- die ursprünglich keine Pläne erstellt worden waren oder
geregelt ist. Allein bei den vom
Bundesrechnungshof geprüften Verträgen Bearbeitungsqualität hat er empfohlen, die mit der nisteriums, erwartet aber, dass alle be- deren Planung erst während der Bauausführung
Vergabe von Bauaufträgen beauftragten Bediensteten rechtigten Einbehalte und Rückforderun- konkretisiert wurde. Beispielsweise war der gesamte In-
wird die Abrechnung der Lohnmehrkosten
der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung speziell zur gen durchgesetzt werden. Auch sollte nenausbau zunächst nicht von der Planung erfasst
auf der Grundlage zulässiger Änderungssätze
Problematik der Lohngleitung fortzubilden. gewesen. Nachtragsaufträge wurden auch notwendig,
zu Rückforderungen oder Einbehalten von durch Schulung des betroffenen Personals
weil die Planungen der einzelnen Gewerke nicht
insgesamt mehr als 10 Mio. DM führen. Die 42.3 künftig eine sachgerechte Handhabung der aufeinander abgestimmt waren, etwa die Erstellung des
Beschränkung der Änderungssätze auf den Das Bundesministerium hat eingeräumt, die Lohngleitung sichergestellt werden. Rohbaus einerseits und die notwendigen bau-
zulässigen Wert ermöglicht künftig Lohngleitklausel sei bei Bauverträgen im Bereich der c) Der Ausschuss erwartet einen Bericht des technischen Vorkehrungen für den Einbau der
Haushaltseinsparungen von jährlich mehr als Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nicht in allen
2 Mio. DM.
Bundesministeriums bis zum 31. Dezember technischen Gebäudeausrüstung andererseits. Außer-
Fällen richtig angewandt worden. Es habe den dem führte die lückenhafte Detailplanung zu Nach-
nachgeordneten Bereich angewiesen, alle im
2000.
42.1 besserungen und Änderungen der Bauausführung. Den
42.1.1 Untersuchungszeitraum abgeschlossenen Bauverträge [Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 Nachträgen mit dem Generalunternehmer lagen
Bei der Vergabe von Bauleistungen, deren Fertigstel- zu überprüfen, um anschließend die Höhe der vom 7. Juli 2000 - Seite 29] Aufträge an Subunternehmer zu Grunde, die teils ohne
lung mehr als zehn Monate nach der Angebotseröff- rechtlich zulässigen und als „gerichtsfest“ Wettbewerb, teils nach einer Angebotsbeiziehung durch
nung zu erwarten ist, kann nach den einschlägigen erscheinenden Rückforderungen genau festlegen zu den Generalunternehmer vergeben wurden. Mit den
Verwaltungsvorschriften der Wasser- und Schiff- können. Das Bundesministerium hat aber auch Baukosten wuchs die davon abhängige Höhe des
fahrtsverwaltung ein Preisvorbehalt in Form einer betont, dass die Änderungssätze im Rahmen von Architektenhonorars.
Lohngleitklausel vereinbart werden. Steigen die Ausschreibungen dem Wettbewerb unterlegen hätten.
Es könne nur schwer abgeschätzt werden, ob und ggf. Nachträgliche Ergänzungen und Änderungen von
Löhne, wird die Vergütung nach Maßgabe des
in welcher Höhe ein finanzieller Schaden für den Bauaufträgen - insbesondere bei Generalunter-
jeweils vertraglich festgelegten „Änderungssatzes“
Bund eingetreten sei. Auch seien die künftigen nehmern wegen der von diesen umfassend
angepasst. Der Änderungssatz darf nur die Folgen der
Einsparungen nicht genau zu beziffern, da die Zahl kalkulierten Bauleistungen - haben besonders hohe
Lohnsteigerung kompensieren. Der maximal
175 176
Kostensteigerungen zur Folge. Dies gilt vor allem für Mehrkosten bestehe, weil die Preise nicht im Wettbe- Beschluss des Haushaltsausschusses zu Bemerkung Bundesministerium) erteilte am 13. August 1991 der
die USA, weil dort wegen des Fehlens werb zu Stande kommen. Nummer 44: Bundesbaudirektion (heute: das Bundesamt für
mittelständischer Bauunternehmer der General- Raumordnung und Bauwesen) den Planungsauftrag für
Das Bundesministerium hat eine nähere Prüfung der a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung zu-
unternehmereinsatz üblich ist und deshalb zur diesen ersten Bauabschnitt. In sechs Wochen waren
Mehrkosten für die Bauleistungen und Honorare ange- stimmend Kenntnis.
Kostensicherheit eine Baumaßnahme erst dann aus- gleichzeitig der Bauantrag und die Haushaltsunterlage
kündigt. Eine vertragsrechtliche Prüfung solle zudem b) Er erwartet, dass das Bundesministerium im
geschrieben wird, wenn die Planung im Detail nach § 24 BHO (Haushaltsunterlage –Bau–)
klären, welche Forderungen gegenüber dem Rahmen seiner Fachaufsicht stärker darauf
ausgereift und vollständig ist. aufzustellen. Nach Vorlage der Nutzerforderungen
Architekten geltend gemacht werden können. einwirkt, dass Bauleistungen an stellte das Bundesministerium in einer gemeinsamen
Die ehemalige Vorprüfungsstelle des Bundesministeri- Außerdem wolle es prüfen, ob sich angesichts der in Generalunternehmer nur ausgeschrieben werden, Besprechung mit dem Bundesministerium für
ums hatte die vermeidbaren Mehrkosten im Jahre 1997 den USA üblichen Praxis, erst nach abgeschlossener wenn zuvor die Planungen eindeutig, vollständig Wirtschaft im Oktober 1991 fest, dass für den Umbau
auf mehr als 2 Mio. US-Dollar beziffert und das Planung auszuschreiben, Nachteile ergeben hätten. und abgeschlossen sind. des Krankenhauses zu einem funktionsfähigen
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung 44.4 c) Der Ausschuss erwartet weiterhin, dass die Bau- Verwaltungsgebäude nur 14 bis 15 Monate zur Verfü-
(Bundesamt) aufgefordert, Ansprüche gegenüber dem verwaltung bei künftigen Baumaßnahmen
Der Bundesrechnungshof hält die Begründung des gung stünden. Die wenige Tage später aufgestellte
Generalunternehmer und dem Architekten geltend zu realistische Fertigstellungstermine anstrebt und
Bundesministeriums für die Ausschreibung unvoll- Haushaltsunterlage-Bau- enthielt eine Bauzeit von 18
machen. Bisher forderte das Bundesamt rd. 150 die mit Mehrkosten verbundenen nachträglichen
ständiger Bauleistungen bei einer General- Monaten.
200 US-Dollar zurück. Planänderungen möglichst vermeidet.
unternehmervergabe für nicht ausreichend. Die
44.2 Die Bundesbaudirektion beauftragte einen
erheblichen Baukostensteigerungen bei der [Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 Generalplaner, dem sie auch die Leistungen der
Das Bundesamt hat die nachträglichen Baukostenstei- Errichtung eines Dienstwohngebäudes sind allein mit vom 7. Juli 2000 - Seite 30] Projektsteuerung (Kosten- und Terminplanung)
gerungen nicht wirksam begrenzt und zugelassen, dem Hinweis auf den vorgegebenen Fertig-
übertrug.
dass die Ausschreibung auf unvollständigen stellungstermin nicht zu rechtfertigen. Vielmehr ist Nr. 45 Umbaumaßnahmen für die
Planungen beruht. Es hat damit bewusst in Kauf gesetzlich vorgegeben, dass eine solche große Außenstelle Berlin des Die Bundesbaudirektion legte dem Bundes-
genommen, dass die Planungen erst während der Baumaßnahme erst begonnen werden darf, wenn ministerium Ende Oktober 1991 die Haus-
Bauausführung erheblich nachgebessert werden ausführliche Entwurfszeichnungen vorliegen (§ 54 Bundesministeriums für haltsunterlage-Bau- zur Genehmigung vor; dieses
mussten und dem Architekten nachträgliche Abs. 1 Satz 1 BHO). Wirtschaft rechnete zusätzlich so genannte „Kosten für
Detailplanungen überlassen waren. Für das (Kapitel 12 27 - früher Kapitel 25 05 - terminsichernde Maßnahmen“ ein und genehmigte
Die Darlegung, dass die Preise der nachträglich
Bundesamt war absehbar, dass nachträgliche und Kapitel 09 01) die Baumaßnahme.
beauftragten Bauleistungen zum Teil dem
Änderungen zu überhöhten Baukosten führen. Es
Wettbewerb unterstellt gewesen seien, ist nicht Da das Bundesministerium und das Bundes-
hätte auf einer vollständigen Planung vor Ausschrei- 45.0
verständlich, da der Generalunternehmer in der Regel ministerium der Finanzen die Nutzerforderungen für
bung bestehen und die Leistungen des Architekten Bei dem Umbau des ehemaligen Regierungs-
die Angebote für weiter zu vergebende Gewerke überzogen hielten und die Haushaltsunterlage-Bau-
besonders sorgfältig überwachen müssen. krankenhauses der DDR zur Außenstelle
selbst einholte und er alle 185 Nachtragsaufträge als unvollständig bezeichneten, musste die
Der Bundesrechnungshof ist der Auffassung, dass die erhielt. Berlin des Bundesministeriums für Bundesbaudirektion mehr als ein halbes Jahr nach
Höhe des zurückgeforderten Betrags angesichts der auf Wirtschaft hat das Bundesministerium aus Baubeginn eine überarbeitete Fassung der
Da das Bundesministerium zum heutigen Zeitpunkt Termindruck zahlreiche Regelungen und
mehr als 2 Mio. US-Dollar bezifferten, vermeidbaren Haushaltsunterlage vorlegen. Im Mai 1993
noch weiteren Prüfungsbedarf sieht, legt dies aus Sicht Rechtsvorschriften nicht eingehalten sowie
Mehrkosten selbst bei einer Würdigung der vom Bun- genehmigte das Bundesministerium diese unter
des Bundesrechnungshofes die Annahme nahe, dass die Bauleistungen überwiegend freihändig
desamt unzureichend ausgeübten Kontrolle zu niedrig Wegfall der „Kosten für terminsichernde Maß-
bislang die wirtschaftlichen Interessen des Bundes nicht vergeben. Nach Einschätzung des
ist. Der Architekt, dessen Honorar auch wegen der nahmen“, die das Parlament zwischenzeitlich gesperrt
ausreichend verfolgt worden sind. Das Bundesrechnungshofes hat dies - in
überhöhten Nachträge gestiegen ist, hätte zumindest hatte, mit Baukosten in Höhe von 124,5 Mio. DM.
Bundesministerium wird seine Prüfungen rasch Verbindung mit Minderleistungen des
nicht für alle Leistungen voll honoriert werden dürfen. Das Bundesministerium der Finanzen erkannte auch
durchzuführen und darauf hinzuwirken haben, dass der Generalplaners - bei Gesamtkosten in Höhe die überarbeitete Haushaltsunterlage-Bau- nicht an,
Das Bundesministerium hätte in der Wahrnehmung Schaden des Bundes durch Rückerstattungen weiter von rd. 150 Mio. DM zu vermeidbaren Mehr- da eine qualifizierte Prüfung nicht möglich sei; eine
seiner Fachaufsicht über das nachgeordnete Bundes- verringert wird. kosten in zweistelliger Millionenhöhe geführt. solche werde jedoch wegen der außerordentlich
amt nicht zulassen dürfen, dass die Baumaßnahmen Zudem verlängerte sich die ursprünglich mit
Künftig wird es dafür zu sorgen haben, dass Bauleis- hohen Kostenansätze für erforderlich gehalten.
vor Abschluss der Planung ausgeschrieben wurden. 15 Monaten angesetzte Planungs- und Bauzeit
tungen für Generalunternehmer nur dann
44.3 auf 36 Monate. Mehr als vier Monate nach Baubeginn stellte die
ausgeschrieben werden, wenn zuvor die Planungen
Bundesbaudirektion im Juli 1992 bei der
Das Bundesministerium hat erklärt, dass bewusst nicht eindeutig, vollständig und abgeschlossen sind. Nur Das Bundesministerium hat inzwischen Rück- Senatsverwaltung Berlin den Antrag für das
alle Bauleistungen mit dem Hauptauftrag an den Gene- unter diesen Voraussetzungen kann ein Angebot zahlungen in Höhe von rd. 1 Mio. DM er- bauaufsichtliche Zustimmungsverfahren. Dem Antrag
ralunternehmer vergeben worden seien, weil die zutreffend beurteilt und das Kostenrisiko für reicht. Der Bundesrechnungshof hält weitere wurde im Januar 1994 mit erheblichen
Ausführungsplanung wegen des Zeitdrucks durch den Bauaufträge begrenzt werden. Dies gilt im Verhandlungen über Rückzahlungen wegen Einschränkungen, z. B. nicht erteilten Befreiungen im
vom Auswärtigen Amt gewünschten besonderen Maße für Bauverträge in den USA. Im Minderleistungen des Generalplaners sowie Bereich des Brandschutzes, entsprochen. Zu diesem
Fertigstellungstermin damals noch nicht abgeschlossen Übrigen sollte das Bundesamt die vertragsgemäße überteuerter Bauleistungen für notwendig. Zeitpunkt war die Baumaßnahme zu rd. 70 v. H.
war. Restplanungen hätten während der Bauzeit Erfüllung der Leistungen der freiberuflich Tätigen
fertig gestellt. Die geänderten Vorgaben verursachten
erfolgen müssen. Durch die nachträglichen Planungen besser überwachen. 45.1
umfangreiche Planungsänderungen.
sei dem Bund aber kein Schaden entstanden, weil Der Umbau des unter Denkmalschutz stehenden ehema-
zusätzliche Bauleistungen in Höhe von rd. 5,5 Mio. US- ligen Regierungskrankenhauses der DDR zur Außen- Die Bundesbaudirektion verzichtete bei rd. 90 v. H.
Dollar gesondert ausgeschrieben und an den jeweils stelle Berlin des Bundesministeriums für Wirtschaft in der Bauleistungen auf eine öffentliche Aus-
preisgünstigsten Bieter vergeben worden seien. den Jahren 1991 bis 1994 war die erste größere Bau- schreibung. Sie beauftragte beispielsweise den
Lediglich 19 v. H. der Bauleistungen seien als maßnahme für die Unterbringung der Bundesregierung Auftragnehmer für die Abbrucharbeiten nachträglich
Nachträge an den Generalunternehmer direkt vergeben in Berlin und stand unter einem hohen, politisch mit weiteren Bauleistungen in Höhe von insgesamt
worden. Das Bundesministerium hat eingeräumt, dass begründeten Termindruck. Das Bundesministerium für rd. 34 Mio. DM, ohne dass diese Nachtragsleistungen
mit Nachtragsvergaben immer die Gefahr von Bauwesen, Raumordnung und Städtebau (heute: das

177 178
einen Bezug zum Hauptauftrag und dessen In der tatsächlich benötigten Planungs- und Bauzeit bauverwaltung auch bei hohem Zeitdruck die Nr. 46 Nutzung von
Preiskalkulation hatten. von 36 Monaten hätte die Baumaßnahme auch gesetzlichen Grundlagen und die Richtlinien für die
regelgerecht, wie die derzeitigen Herrichtungen der Durchführung von Bauaufgaben des Bundes sowie
Dokumentationsdaten für
Bis kurz vor Fertigstellung der Arbeiten berichtete Baumaßnahmen des Bundes
anderen Ressort-Liegenschaften belegen, durchge- Beschlüsse des Parlaments einhält und umsetzt. Der
der auch mit der Kostenkontrolle beauftragte
führt werden können. Hinweis des Bundesministeriums auf die (Kapitel 12 27)
Generalplaner, dass sich die Baumaßnahme im
45.3 Unterschreitung der veranschlagten Kosten erscheint 46.0
geplanten Kostenrahmen bewege. Eine Woche vor
wenig überzeugend, da das Bundesministerium der Vor 20 Jahren hat das Bundesministerium
Übergabe des Gebäudes wurden Mehrkosten von rd. Das Bundesministerium hat erklärt, dass die Maßnahme
Finanzen selbst die überarbeitete Haushaltsunterlage- erstmals der Bauverwaltung eine Dokumenta-
8 Mio. DM bekannt, aus Sicht des Generalplaners aus politischen Gründen zunächst unter ganz
Bau- nicht anerkannt und das Bundesministerium tion über Planungs- und Kostendaten geplan-
durch „überraschende Nachtragsforderungen“. Der erheblichem Zeitdruck gestanden habe. Unter den
zugleich auch Mehrkosten eingeräumt hat. ter und abgerechneter Bauobjekte des
Generalplaner räumte ein, dass ihm die maßgebenden Umständen seien die tatsächlichen
Kostenkontrolle „aus dem Ruder gelaufen“ sei. Planungs- und Bauzeiträume von insgesamt 36 Das Bundesministerium sollte die gesamten Minder- Bundes zur Verfügung gestellt. Mit dieser
Monaten ebenso wie die Gesamtkosten in Höhe von rd. leistungen des Generalplaners genau erfassen und die Baudokumentation sollten Planungshilfen
Am 19. August 1994 wurde dem Nutzer der Umbau
150 Mio. DM angemessen und vertretbar. Im Übrigen weitere Honorierung für den zweiten Bauabschnitt angeboten und die Beurteilung von
nach 36 Monaten Planungs- und Bauzeit übergeben.
seien die veranschlagten Gesamtkosten unterschritten ggf. mindern. Darüber hinaus sollte die Bauver- Baukosten verbessert werden. Das
Die Gesamtkosten betrugen rd. 150 Mio. DM.
worden. waltung mit dem Auftragnehmer für die Bundesministerium hat sich nicht mit dem
45.2 Abbrucharbeiten Verhandlungen über weitere notwendigen Nachdruck für den Ausbau
Zunächst hatte das Bundesministerium das Vorgehen
Das Bundesministerium hat versäumt, das für große Preisreduzierungen bei den Nachtragsleistungen dieser Sammlung und deren Nutzung
der Bauverwaltung als „pragmatisch unter Nutzung
Umbaumaßnahmen nach den Richtlinien für die führen, da der Bundesrechnungshof die bisherige eingesetzt. Die Dokumentation und deren
eines weiten Ermessensspielraums“ eingeschätzt.
Durchführung von Bauaufgaben des Bundes vorgege- Preisminderung für unzureichend hält. Sofern keine Nutzung bleiben weit hinter dem
Nun hat es eingeräumt, dass die Bestandsaufnahmen
bene Verfahren anzuwenden und rechtzeitig einzulei- angemessene Einigung mit dem Auftragnehmer angestrebten Ziel zurück.
von vornherein ungenau und lückenhaft gewesen
ten. Es hat den Zeitbedarf, das unter Denkmalschutz erzielt werden kann, sollte die Bauverwaltung Der Bundesrechnungshof hat empfohlen, die
seien. Auch träfen die Feststellungen des Bundes-
stehende Gebäude innerhalb von 15 Monaten umzu- versuchen, den verbleibenden Schaden vom Bereitschaft der Länder zu nutzen, eine zent-
rechnungshofes über Wettbewerbs- und Kostenfolgen
bauen, unrealistisch kurz angegeben. Bei der Vorbe- Generalplaner ersetzt zu bekommen. rale Dokumentation gemeinsam vorzuhalten
öffentlicher Ausschreibungen uneingeschränkt zu;
reitung und Durchführung der Maßnahme sind mit und weiterzuentwickeln. Sobald ausreichen-
der häufige Verzicht auf öffentliche Ausschreibungen Der Bundesrechnungshof fordert das Bundesministe-
Wissen und Unterstützung des Bundesministeriums des, verlässliches Datenmaterial vorliegt,
werde als Mangel anerkannt. Den Feststellungen des rium zudem auf, sicherzustellen, dass bei künftigen
zahlreiche Regelungen und Rechtsvorschriften sowie sollte das Bundesministerium daraus Orien-
Bundesrechnungshofes zu Mehrkosten wegen der Baumaßnahmen die Regeln eingehalten und realisti-
ein Beschluss des Haushaltsausschusses des Deut-
Terminsicherung stimme es insgesamt, denen zu sche Termine vorgegeben werden. Sofern Bedarfsträ- tierungswerte für wirtschaftliche Planungen
schen Bundestages nicht beachtet worden:
überteuerten Nachtragsleistungen stimme es zum Teil ger unangemessen kurze Fertigstellungszeiten seiner Baumaßnahmen erarbeiten und vorge-
– eine ausreichende Bestandsaufnahme der Bau- zu. Den Bedenken des Bundesrechnungshofes wünschen, sollte das Bundesministerium sich ben.
substanz vor der Planung wurde nicht durchge- gegenüber dem verspäteten bauaufsichtlichen dagegen aussprechen oder zumindest deutlich auf die
führt, 46.1
Verfahren werde ebenso wenig widersprochen wie zu erwartenden nachteiligen Folgen hinweisen.
– der Generalplaner erhielt zusätzlich den Auftrag, den Mängeln bei der Erarbeitung und Genehmigung Das Bundesministerium ließ erstmals im Jahre 1979
der Haushaltsunterlage-Bau-. Hinsichtlich der
Beschluss des Haushaltsausschusses zu Be- der Bundesbauverwaltung und den Finanzbauverwal-
die Kosten- und Terminkontrolle vorzunehmen,
Kostenkontrolle hat das Bundesministerium merkung Nummer 45: tungen der Länder, so weit sie im Auftrag des Bundes
– durch die baubegleitende Planung kam es zur tätig werden, Listen über Planungs- und Kostendaten
Aufhebung der Trennung von Planung und erhebliche Leistungsdefizite seitens des General-
planers eingeräumt; künftig seien die Leistungen der a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung von Bauobjekten des Bundes zur Verfügung stellen;
Durchführung der Baumaßnahme (Verstoß das für diese Dokumentation zuständige Bundesamt
gegen den Beschluss des Haushaltsausschusses Kostenkontrolle von den Planungsleistungen zustimmend Kenntnis.
grundsätzlich zu trennen. für Raumordnung und Bauwesen (Bundesamt)
des Deutschen Bundestages in der 40. Sitzung b) Er erwartet, dass die Bauverwaltung Ver-
ergänzt und verteilt seitdem halbjährlich diese Listen.
der 12. Wahlperiode am 21. Mai 1992), Weitere vom Bundesrechnungshof genannte Mehr- handlungen mit dem Ziel weiterer Preisre-
– öffentliche Ausschreibungen unterblieben, ob- kosten wegen der Ausführung nicht erforderlicher duzierungen und Honorarkürzungen führt Mit der Dokumentation sollten Erfahrungs- und Ori-
Arbeiten könne es jedoch nicht erkennen. entierungswerte angeboten werden, die die Planung
wohl sie geboten waren, und das Bundesministerium darüber be-
der Baumaßnahmen des Bundes erleichtern und
– das bauaufsichtliche Zustimmungsverfahren Inzwischen hätten Preisverhandlungen mit dem richtet. verbessern. Insbesondere sollten die Baukosten mit
wurde erst nach Baubeginn eingeleitet, Generalplaner und dem Auftragnehmer für die c) Er erwartet weiterhin, dass die Bauver- größerer Genauigkeit abzuschätzen sein.
– nicht erforderliche Arbeiten wurden ausgeführt Abbrucharbeiten zu Rückerstattungen von insgesamt waltung bei allen Baumaßnahmen künftig
und rd. 1 Mio. DM geführt. Die Dokumentationsdaten ermöglichen Planern und
die entsprechenden Regeln beachtet und Bauherren den Vergleich von Kosten sowohl je
– trotz Sperre entsprechender Mittel wurden meh- Das Bundesministerium sei sich der bei Planung, realistische Termine vorgibt. Quadratmeter der Flächenarten (Hauptnutzfläche,
rere Millionen DM für terminsichernde Maßnah- Vergabe und Durchführung aufgetretenen Schwach- Nebennutzfläche oder Verkehrsfläche) als auch je
men ausgegeben. punkte und Mängel bewusst und sehe die [Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 Kubikmeter umbauten Raums. Aus dem Anteil der
Diese Regelverstöße und mangelhafte Leistungen des Prüfergebnisse als Hilfe für den zweiten Bauabschnitt vom 7. Juli 2000 - Seite 30] Verkehrsflächen zu den Nutzflächen sowie aus dem
Generalplaners haben nach den Feststellungen des an. Ferner hätten die Erfahrungen mit dieser Rauminhalt eines Gebäudes lassen sich
Bundesrechnungshofes zu vermeidbaren Mehrkosten Baumaßnahme und die Hinweise des Bundes- wirtschaftliche Planungslösungen ableiten. Dazu ist
in zweistelliger Millionenhöhe geführt. Davon entfal- rechnungshofes Ansätze für eine verbesserte die Auswertung vergleichbarer Daten und
len allein rd. 8 Mio. DM auf überhöhte Nachtrags- Bauvorbereitung und -durchführung bei den weiteren Informationen aus einer Vielzahl dokumentierter,
preise des Auftragnehmers für Abbrucharbeiten, die Maßnahmen für die Unterbringung der Bundes- abgeschlossener Baumaßnahmen notwendig.
der Generalplaner unbeanstandet ließ. regierung in Berlin aufgezeigt.
Für die Entscheidung über die Form der Bedarfsde-
45.4
Das ursprüngliche Ziel einer Herrichtung in 15 ckung (Eigenbau mit Selbst- oder Fremdplanung,
Monaten ist zudem nicht annähernd erreicht worden. Der Bundesrechnungshof erwartet, dass die Bundes- Miete, Leasing, Investorbau) gewinnt die frühzeitige

179 180
Transparenz und Sicherheit von Planungs- und Kos- verfolgt noch zufrieden stellend erreicht hat. Den führung aller Dokumentationen des Bundes und der Beschluss des Haushaltsausschusses zu
tenvorgaben zunehmend an Bedeutung. Nutzen der verfügbaren Dokumentation hält er für Länder noch vorbehalte.
Bemerkung Nummer 46:
zweifelhaft. 46.4
Das Bundesministerium gab der Bauverwaltung bis-
lang nicht vor, ob und wie die Dokumentation im Da das Bundesministerium bisher nicht durchsetzte, Der Bundesrechnungshof hält die Auffassung des Bun- a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung
Einzelfall zu nutzen sei. Es setzte auch die Pflicht dass die Daten abgerechneter Bauvorhaben zur desministeriums, vor weiteren Schritten erst die Reform zustimmend Kenntnis.
zum Bericht über die Daten abgerechneter ziviler Verfügung stehen, hat der Planer mit dieser der Bauverwaltung abzuwarten, für nicht sachgerecht; b) Er erwartet, dass das Bundesministerium die
Bundesbauten nicht durch. Die Erfassung der Daten Dokumentation nur eine unzureichende Vergleichs- denn unabhängig von Organisationsänderungen wird Bereitschaft der Länder zur gemeinsamen,
weist erhebliche Lücken auf. Bei mehr als 80 v. H. möglichkeit. die Bauverwaltung stets die Gesamtverantwortung für zentralen Gestaltung, Auswertung und
der erfassten Maßnahmen sind nur Daten aus der die wirtschaftliche Planung und die Baukosten tragen
Planungsphase dokumentiert, die nicht den
Die Praxis der Privatwirtschaft und der Länder zeigen
müssen. Deshalb muss die Bauverwaltung in die Lage
Weiterentwicklung der Dokumentation
nach Auffassung des Bundesrechnungshofes hinrei- nutzt und entsprechend den Anregungen des
tatsächlichen Bestands- und Abrechnungsdaten versetzt werden, für ihre Baumaßnahmen wirt-
chend, dass Abrechnungsdaten erfolgreich gesammelt Bundesrechnungshofes Regelungen und
entsprechen. Sehr oft wurde die Dokumentation schaftliche Planungs- und Kostendaten sowie die vom
und ausgewertet sowie daraus konkrete Vorgaben
insgesamt versäumt, z. B. für die Baumaßnahmen der
entwickelt werden können. Die Tatsache, dass ein
Bundesministerium in seiner Stellungnahme ange- Vorgaben für seine Baumaßnahmen ein-
obersten Bundesbehörden und die Mehrzahl der führten Qualitätsanforderungen benennen zu können. führt.
anderes Ressort, das Bundesministerium der Verteidi-
Auslandsbaumaßnahmen. Dazu ist die Auswertung der Daten für die eigenen c) Er bittet das Bundesministerium, über die
gung, für seinen Bereich mit der Zentralstelle zusam-
Baumaßnahmen eine wesentliche Voraussetzung.
Die Länder halten gemeinsam für ihre Baumaßnahmen menarbeitet, hat den Bundesrechnungshof zusätzlich veranlassten Maßnahmen nach Abstim-
- wie auch der Bund für seine Baumaßnahmen - eine bestätigt. Das Bundesministerium verhält sich widersprüchlich, mung mit dem Bundesrechnungshof bis
Datensammlung vor, die mit einer der Dokumentation wenn es einerseits den Sinn der Auswertung eigener zum 31. März 2001 zu berichten.
Der Bundesrechnungshof hat empfohlen, auf das An-
des Bundes entsprechenden Datenbanktechnik Daten in Zweifel zieht, andererseits für die vorhandene
gebot der Länder zur Zentralisierung der Dokumenta-
ausgestattet ist. Die dafür federführende Zentralstelle Dokumentation trotz ihrer geringen Aussagekraft [Auszug aus BT-Drucksache 14/3869
tion unter der Federführung der Zentralstelle einzuge-
für Bedarfsbemessung und Wirtschaftliches Bauen des weiterhin Aufwand betreibt. Die notwendigen, bislang vom 7. Juli 2000 - Seite 31]
hen und die Datenbanken des Bundes und der Länder
Landes Baden-Württemberg (Zentralstelle) bietet aber ausgebliebenen Konsequenzen sind von der
zusammenzuführen. Das Bundesministerium sollte
zusätzlich ein Auswertungsprogramm für die künftigen Organisationsstruktur der Bauverwaltung
dadurch erzielbare Rationalisierungseffekte unter-
überschlägige Ermittlung von Gesamtbaukosten und unabhängig. Nr. 47 Planung der Baumaßnahmen
stützen und sich aktiv an der Weiterentwicklung
Flächenverhältniszahlen an. Ferner bietet sie ein
Verfahren an, das bereits vor Beginn der baufachlichen
bestehender sowie zusätzlicher Dokumentations- und Im Übrigen soll der Planer nicht in der Auswahl seiner für das Bundesverwaltungs-
Auswertungsverfahren beteiligen. Der größere Daten- Arbeitsmittel eingeengt werden; sein Planungsergebnis
Planung eine differenzierte Kostenermittlung auf der
bestand wäre für alle Beteiligten nutzbringend. Die sollte sich jedoch an konkreten Vorgaben sowie aus bis-
gericht in Leipzig
Grundlage der Raumanforderungen ermöglicht. (Kapitel 07 05)
ursprünglichen Ziele der Dokumentation, die Unter- herigen Baumaßnahmen ableitbaren Erfahrungswerten
Auch die Landesbaumaßnahmen sind nicht stützung eines wirtschaftlichen Planens und einer messen lassen. Die damit verbundenen Einsparungs- 47.0
vollständig dokumentiert. Jedoch waren für rd. verlässlicheren Kosteneinschätzung, sollten auf diese möglichkeiten sprechen gegen einen weiteren Auf- Der Bundesrechnungshof hat die Baumaß-
84 v. H. der mehr als 3 700 erfassten Objekte der Weise weiter verfolgt werden. schub. nahmen für die Unterbringung des Bundes-
Länder Daten aus der Bauabrechnung hinterlegt. 46.3 46.5 verwaltungsgerichts im Gebäude des ehemali-
Einige Länder nahmen aus der Dokumentation der gen Reichsgerichts in Leipzig im Planungssta-
Das Bundesministerium hat sich bisher nicht zur Der Bundesrechnungshof empfiehlt dem Bundesmi-
Zentralstelle abgeleitete Orientierungswerte in ihre dium geprüft. Er konnte so frühzeitig auf
Zentralisierung der Dokumentation unter nisterium, unabhängig von der künftigen Organisati-
Regelwerke auf. Das Bundesministerium der mögliche Kostenminderungen durch Verzicht
Federführung der Zentralstelle entschließen können, onsstruktur der Bauverwaltung
Verteidigung begann, für seine Baumaßnahmen mit auf unnötig aufwendige bauliche Lösungen
weil die künftigen Strukturen und Aufgaben der
der Zentralstelle zusammenzuarbeiten und führte - auf das Angebot der Zentralstelle einzugehen, eine und auf erheblich überhöhte Kostenansätze
Bundesbauverwaltung, die letztlich in eine
diese Nutzung der Dokumentation für seinen Bereich gemeinsame Erfassung und Dokumentation von hinweisen. Nach langem Widerstand ist das
„Bauherrenverwaltung“ übergehen soll, noch
verbindlich ein. Bundes- und Länderdaten bei der Zentralstelle ein- Bundesministerium den Vorschlägen mit
ungeklärt seien. Nach einer entsprechenden
zurichten, Kostenminderungen in Höhe von rd.
Die Privatwirtschaft verwendet ebenfalls entspre- Strukturänderung in der Bauverwaltung könnten die
chende Datensammlungen für die Ermittlung von Aufgaben der Dokumentation sowie die Vorgaben für - die Weiterentwicklung der Dokumentation zu 40 Mio. DM gefolgt. Der Bundesrechnungshof
Gesamtbaukosten sowie die Vorgabe von Planung und Kosten freiberuflich Tätigen übertragen unterstützen und hält weitere Kostenminderungen in Höhe von
wirtschaftlichen Richtwerten für die Planung und die werden. mehreren Millionen DM für möglich.
- ihre Nutzung sowie die Berichterstattung für alle
Kostenbegrenzung. 47.1
Nach Auffassung des Bundesministeriums sei es nicht Baumaßnahmen des Bundes durchzusetzen.
Bundesamt und Zentralstelle halten erhebliche Ratio- sinnvoll vorzuschreiben, mit welchem Verfahren die Das Bundesverwaltungsgericht soll im Gebäude des
Sobald ausreichendes, verlässliches Datenmaterial ehemaligen Reichsgerichts in Leipzig untergebracht
nalisierungen für erzielbar, wenn die Datenbanken Bauverwaltung Planungsdaten und Qualitätsan-
vorliegt, sollte auch das Bundesministerium daraus werden. Hierfür wird das historische Gebäude saniert,
zusammengeführt und die Daten zentral erfasst forderungen ermittelt. Es hat in diesem Zusammenhang
Orientierungswerte für wirtschaftliche Planungen sei- zusätzlich sind vier neue Dachbauten auf dem
würden. Durch die entstehende größere Datenmenge auch auf unterschiedliche Produkte der freien
ner Baumaßnahmen erarbeiten und vorgeben. Gebäude sowie eine Tiefgarage geplant. Das
erhöhte sich zudem die Aussagekraft der Wirtschaft verwiesen, die sich methodisch und
Dokumentation. Die Zentralstelle bot dem Bund ihre qualitativ erheblich unterschieden. Die Auswahl des Bundesministerium genehmigte dafür Ausgaben in
Zusammenarbeit an. Das Bundesministerium ist auf angemessenen Arbeitsmittels müsse je nach zu lösender Höhe von rd. 174 Mio. DM.
dieses Angebot bisher nicht eingegangen. Aufgabe von der Baudienststelle bzw. einem Der Bundesrechnungshof hat Anfang des Jahres 1998
46.2 beauftragten Dritten eigenverantwortlich getroffen mit der Prüfung der Planung der Baumaßnahmen für
werden. das Bundesverwaltungsgericht begonnen und noch
Der Bundesrechnungshof hat die Auffassung
vertreten, dass das Bundesministerium seine mit der Das Bundesministerium hat im Übrigen erkennen las- vor Baubeginn die betroffenen Stellen über seine
Dokumentation angestrebten Ziele nach mehr als 20 sen, dass es sich nach Abschluss der Organisations- Prüfungsergebnisse und Einsparungsvorschläge
Jahren weder mit dem notwendigen Nachdruck änderungen eine Prüfung der zentralen Zusammen- unterrichtet.

181 182
47.1.1 reduzierten Gesamtbaukosten mit unerwartet dass die Gesamtbaukosten nicht unter 150 Mio. DM ausschusses war das Bundesministerium nicht über
Der Bundesrechnungshof hat die Planungen in der günstigen Ergebnissen bei Ausschreibungen im abgesenkt werden. Ansonsten müsse es die Planung die tatsächliche Kostenentwicklung im Bilde und
Haushaltsunterlage-Bau- als teilweise unwirtschaftlich Rohbaubereich, hingegen seien beim künftigen anhalten und könne keine weiteren Ausschreibungen ordnete zudem einen überflüssigen Vergabestop an.
beanstandet und kostengünstigere Lösungen Innenausbau - zu dem auch die mit nur der Hälfte der freigeben. Gleichwohl kürzte der Haushaltsausschuss Letzteres wird durch die Tatsache bestätigt, dass das
vorgeschlagen. Er hat z. B. unnötig repräsentative und geplanten Kosten vergebenen vorgenannten den Ansatz für die Gesamtbaukosten auf 135 Mio. DM. Bundesministerium nur wenige Wochen später ein
überzogen bemessene Dachverglasungen über Tischlerarbeiten gehören - eher Erhöhungen gegen- Konzept zur Einhaltung der rd. 135 Mio. DM-Grenze
Unter Berufung auf den Beschluss des Haushalts-
Lagerflächen und Fluren bemängelt, die von den über den Kostenansätzen in der Haushaltsunterlage- vorlegen konnte, ohne dass es seit der Bereinigungs-
ausschusses ordnete das Bundesministerium nunmehr
umliegenden Straßen aus nicht sichtbar gewesen wären. Bau- zu erwarten. sitzung wegen des Vergabestops neue Erkenntnisse
einen mehrwöchigen Ausschreibungs- und Vergabestop
Das Bundesministerium hat die Dachverglasungen zur Kostensituation gegeben hatte.
Anfang Februar 1999 teilte der Bundesrechnungshof mit der Begründung an, die Gesamtfinanzierung der
teilweise umgeplant und dadurch Einsparungen in Höhe dem Bundesministerium mit, dass wegen der durch- Baumaßnahmen sei derzeit nicht gesichert. Aber schon Die Aussage eines Vertreters des Bundes-
von rd. 1,1 Mio. DM erzielt. Zum weiteren hat der gängig festgestellten erheblichen Abweichungen Ende Mai 1999 legte das Bundesministerium dem ministeriums im Haushaltsausschuss, bei einer
Bundesrechnungshof einen nicht erforderlichen zwischen den Kostenansätzen und den Ausschrei- Bundesrechnungshof und dem Bundesministerium der Kostenfestsetzung von 135 Mio. DM müsse die
aufwendigen Feuchtigkeitsschutz für die Fassade bungsergebnissen nur noch Gesamtkosten in Höhe Finanzen ein Konzept zur Senkung des Gesamtbudgets Planung angehalten werden, traf nicht zu.
beanstandet und vorgeschlagen, darauf zu verzichten. von rd. 123 Mio. DM zu erwarten sind. Dazu vertrat von rd. 150 auf rd. 135 Mio. DM vor.
Entgegen der anfänglichen Ablehnung durch das der Bundesrechnungshof die Auffassung, dass diese 47.3
Bundesministerium werden nunmehr durch Realisie- Die ursprünglichen Kostenansätze und die unwirt- Zu den aufwendig geplanten Dachverglasungen hat
erheblichen Abweichungen nur zum geringen Teil
rung dieses Vorschlags einmalige Kosten in Höhe von schaftlichen Planungen waren im Einverständnis mit das Bundesministerium eingeräumt, dass diese
auf günstigen Wettbewerbsbedingungen bei den Aus-
rd. 0,4 Mio. DM und Folgekosten in Höhe von rd. der zuständigen Landesbauverwaltung erarbeitet wor- unwirtschaftliche Lösung bereits bis zur
schreibungen beruhen. Vielmehr liegt die Ursache
2,8 Mio. DM im Zeitraum von zehn Jahren vermieden. den. Das Bundesministerium hatte die ihm vorgelegte Ausführungsplanung gediehen war und erst in diesem
seiner Auffassung nach in einer zu hohen Kosten-
Der Bundesrechnungshof hat ebenso den Verzicht über- Haushaltsunterlage-Bau- geprüft und mit den über- weit fortgeschrittenen Stadium - nach Beanstandung
berechnung der freiberuflich Tätigen, deren Honorar
flüssiger Glasfasertapeten empfohlen, wodurch Kosten höhten Kostenansätzen und den unwirtschaftlichen durch den Bundesrechnungshof - geändert wurde. Es
- gemessen an Gesamtkosten in Höhe von
in Höhe von rd. 0,9 Mio. DM entfallen. Planungen genehmigt. hält die Höhe der dadurch erzielbaren Einsparung
123 Mio. DM - um über 1 Mio. DM zu hoch
Das Bundesministerium hat die durch Umplanungen in berechnet und ausgezahlt worden ist. Dieser 47.2 allerdings für niedriger als der Bundesrechnungshof.
den genannten Bereichen erzielten Einsparungen bei Auffassung schloss sich die Oberfinanzdirektion dem Der Bundesrechnungshof hat begrüßt, dass das Der Feuchtigkeitsschutz für die Fassade habe
den Investitionen mit insgesamt 3,8 Mio. DM beziffert. Grunde nach an und forderte das Bauamt auf, eine Bundesministerium seinen Einsparungsvorschlägen hinsichtlich seines Umfangs unter dem Vorbehalt
angemessene Kürzung des Honorars der freiberuflich in Höhe von rd. 3,8 Mio. DM gefolgt ist. weiter gehender Untersuchungen und Abstimmungen
47.1.2
Tätigen zu veranlassen, wenn erhebliche gestanden; die unnötige Glasfasertapete sei nur in
Der Bundesrechnungshof hat ferner im Juli 1998 erst- Abweichungen zwischen den Kostenansätzen und Die Einsparungen hätten jedoch bereits bei der
mals auf überhöhte Kostenansätze in der von freibe- ausgewählten Bereichen vorgesehen gewesen.
den Ergebnissen von Ausschreibungen vorliegen. Genehmigung der Haushaltsunterlage-Bau- durch das
ruflich Tätigen erstellten und vom Bundes- Auch das Bundesministerium erklärte, eine mögliche Bundesministerium vorgenommen werden müssen. Zu den überhöhten Kostenansätzen hat das
ministerium genehmigten Haushaltsunterlage-Bau- Haftung der freiberuflich Tätigen prüfen zu wollen. Der Bundesrechnungshof hat deshalb das Bundes- Bundesministerium entgegnet, ihm seien zum
hingewiesen und deshalb eine Reduzierung der ministerium aufgefordert, künftig Haushalts- Zeitpunkt der Genehmigung der Haushaltsunterlagen-
genehmigten Gesamtbaukosten angeregt. Das Von März bis Mai 1999 verglich der Bundesrech- unterlagen -Bau- sorgfältiger auf Einsparungs- Bau- die darin enthaltenen Kostenansätze ange-
Bundesministerium hat im September 1998 derartige nungshof weiter die aktuellen Ausschreibungsergeb- möglichkeiten zu prüfen. messen erschienen, zumal das Gebäude
Reduzierungsmöglichkeiten bestritten. Die Auf- nisse mit den Kostenberechnungen und stellte fest, denkmalgeschützt sei und eine stark geschädigte
dass auch im Bereich des Innenausbaus erneut Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes war die
fassung des Bundesrechnungshofes wurde jedoch Bausubstanz aufgewiesen habe. Auch sei seinerzeit
Ergebnisse erzielt wurden, die seine Auffassung zu Kostenberechnung in der Haushaltsunterlage -Bau-
durch Ausschreibungsergebnisse bestätigt. So waren der gravierende Preisverfall in der Baubranche nicht
einer möglichen Absenkung der genehmigten von Anfang an so fehlerhaft, dass das
u. a. für die Rohbauarbeiten Kosten in Höhe von fast absehbar gewesen. Die Prüfung, ob die freiberuflich
Gesamtkosten auf rd. 123 Mio. DM bestätigten. Zum Bundesministerium dies hätte bemerken und die
27 Mio. DM geplant, tatsächlich werden nun weniger Tätigen schuldhaft eine zu hohe Kostenberechnung
Beispiel waren für Dämmarbeiten an technischen Ansätze deutlich reduzieren müssen. Derart überhöht
als die Hälfte der Mittel benötigt (rd. 13 Mio. DM). vorgelegt haben, sei noch nicht abgeschlossen. Die
Anlagen Kosten in Höhe von rd. 1,2 Mio. DM genehmigte Kosten führen dazu, dass ungerechtfertigt
Im Ausbaugewerk Tischlerarbeiten waren für Fenster Kostenkontrolle für die Baumaßnahme sei mit dem
veranschlagt, diese Ausbauleistungen sollen jedoch hohe Honorare - hier um rd. 1 Mio. DM zu hoch - an
ursprünglich Ausgaben in Höhe von rd. 4,3 Mio. DM Ziel verbessert worden, Kostenveränderungen
für rd. 0,7 Mio. DM vergeben werden. Für freiberuflich Tätige gezahlt werden. Ferner können
geplant, der inzwischen erteilte Auftrag hat jedoch nachvollziehbarer herausarbeiten zu können.
Estricharbeiten im Gebäude waren ursprünglich bei Ausschreibungen überhöhte Angebote nicht oder
nur ein Volumen in Höhe von rd. 2,2 Mio. DM. Hier
Kosten in Höhe von rd. 2,4 Mio. DM geplant. nur schwer erkannt werden. Darüber hinaus zeigen Auf den Vorhalt, seit Juli 1998 die - wie sich
beträgt die Ausgabenreduzierung rd. 48 v. H. vom
Nunmehr haben mehrere Bieter diese Ausbau- bisherige Erfahrungen des Bundesrechnungshofes, nunmehr zeigt berechtigte - Kritik des
veranschlagten Wert.
leistungen mit jeweils rd. 1,1 Mio. DM angeboten; dass die durch zu hoch genehmigte Kosten Bundesrechnungshofes an den überhöhten Kosten-
Anfang Dezember 1998 griff das Bundesministerium die Auftragssumme wird die veranschlagten Kosten entstandenen finanziellen Reserven häufig für ansätzen bestritten zu haben, ist das Bundes-
der Finanzen die Hinweise des Bundes- demnach um rd. 54 v. H. unterschreiten. nachträgliche Forderungen oder Ausführungs- ministerium ebenso wenig eingegangen, wie auf die
rechnungshofes auf und reduzierte die genehmigten verbesserungen verwendet und nicht eingespart Kritik an seinem Verhalten in der Bereini-
Ausgaben für Baumaßnahmen von rd. 174 auf rd. Anfang März 1999 befürwortete der Bundesrech- werden. gungssitzung des Haushaltsausschusses. Es hat ledig-
137 Mio. DM. Daraufhin bestritt das Bundes- nungshof im Haushaltsausschuss des Deutschen lich erklärt, der nach der Bereinigungssitzung des
Bundestages den vermittelnden Vorschlag, die Der Bundesrechnungshof hat außerdem beanstandet,
ministerium das Recht des Bundesministeriums der Haushaltsausschusses von ihm ausgesprochene
Gesamtbaukosten auf 135 Mio. DM zu begrenzen. dass das Bundesministerium seine Hinweise zur
Finanzen, die genehmigten Kosten nachträglich Vergabestop sei notwendig gewesen, um die
Dabei verwies das Bundesministerium der Justiz Kostenentwicklung mehr als nur zögerlich behandelte
einseitig zu senken. Ende Dezember 1998 erklärte erforderliche Planungssicherheit nach Reduzierung
darauf, das Bundesministerium habe ihm mitgeteilt, und letztlich erst unter dem Druck des Beschlusses
das Bundesministerium jedoch, dass für die der Gesamtbaukosten auf 135 Mio. DM wieder
dass ein Ansatz von 150 Mio. DM gerade noch des Haushaltsausschusses zu einer annähernd
Gesamtbaumaßnahme nur noch Ausgaben in Höhe herzustellen.
ausreichend sein könnte. realistischen Reduzierung der genehmigten Kosten
von rd. 160 Mio. DM erforderlich seien. Mitte Januar
bereit war, die auch dem Grundsatz von Das Bundesministerium hat zugesagt, sich zu bemü-
1999 korrigierte sich das Bundesministerium erneut, In der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit Rechnung trug. hen, die Kostengrenze von 135 Mio. DM einzuhalten
nunmehr seien nur noch Ausgaben in Höhe von rd. im April 1999 bestand das Bundesministerium darauf, Selbst in der Bereinigungssitzung des Haushalts- und nach Möglichkeit zu unterschreiten.
150 Mio. DM notwendig. Es begründete die

183 184
47.4 nimmt, die festgelegten 135 Mio. DM deutlich zu kennung vor, die insbesondere in den Bereichen für die Durchführung der einzelnen Maßnahmen
Die Antwort des Bundesministeriums hat die Bean- unterschreiten. Dass dies möglich ist, haben die Schallschutz, Fassaden, Dächer, Lichtkuppeln, Türen jeweils zuständigen Oberfinanzdirektionen und den
standungen des Bundesrechnungshofes nicht entkräf- Berechnungen des Bundesrechnungshofes ergeben, und Kühlwasserversorgung unnötig aufwendige zur Unterstützung der Bauämter eingesetzten Projekt-
tet. wonach Gesamtkosten nur in Höhe von 123 Mio. DM Lösungen vorsah. Diese hatte ein freiberuflich steuerern - die beide verpflichtet sind, die Planungen
zu erwarten sind. Tätiger im Auftrag der zuständigen Landes- der freiberuflichen Planer auf ihre Wirtschaftlichkeit
Der Bundesrechnungshof hat die von ihm bauverwaltung geplant. Weder die Landes- hin zu überprüfen und Einsparungsmöglichkeiten
angegebene Höhe der Einsparungen im Bereich der Beschluss des Haushaltsausschusses zu bauverwaltung, noch der von dieser mit dem Ziel der aufzuzeigen - eine Berichtspflicht über Einsparungs-
Dachverglasung (1,1 Mio. DM) nochmals Bemerkung Nummer 47: wirtschaftlichen Durchführung der Maßnahme möglichkeiten an das Bundesministerium aufzu-
insbesondere auch anhand der vom Bundes- eingesetzte freiberufliche Projektsteuerer noch das erlegen. Damit könnte dieses unmittelbar überprüfen,
ministerium im Prüfungsverfahren mitgeteilten a) Der Ausschuss nimmt von der Bemerkung Bundesministerium hielten eine Änderung dieser ob und welche Vorschläge der Projektsteuerer
Beträge berechnet und ist dabei zu keinem anderen zustimmend Kenntnis. Planungen für notwendig. bezüglich der Wirtschaftlichkeit der Baumaßnahme
Ergebnis gekommen. Die Haushaltsunterlage-Bau- gemacht hat, wie die Oberfinanzdirektion diese
sah - ohne Vorbehalt - sowohl nach der
b) Er erwartet, dass das Bundesministerium Der Bundesrechnungshof hat die geplanten Maßnah-
sicherstellt, dass Vorschläge geprüft hat und weshalb sie Vorschläge
Leistungsbeschreibung als auch nach den men wegen ihrer unnötigen Kostenintensität als
abgelehnt hat. Durch diese wesentliche Inten-
eingestellten Kosten einen Feuchtigkeitsschutz für - die Haushaltsunterlagen-Bau künftig unwirtschaftlich beanstandet und kostengünstigere
sivierung der Information und der Mitsprache der
die gesamte Fassade vor. Soweit das Bundesministe- sorgfältiger auf Einsparungsvor- Lösungen vorgeschlagen. Zugleich hat er dem
ministeriellen Ebene in diesem Bereich würde die
rium darauf verweist, die überflüssige Glasfasertapete schläge hin untersucht und Bundesministerium empfohlen, die Planung für zwei
Pflicht, auf Ortsebene vermehrt Einsparungs-
sei nur für ausgewählte Bereiche vorgesehen weitere Gebäude auf vergleichbare unwirtschaftliche
- die Kosten von Baumaßnahmen zu- überlegungen anzustellen, hervorgehoben. Zudem
gewesen, so handelt es sich bei diesen Bereichen Lösungen hin zu untersuchen.
treffend ermittelt werden. wäre im Rahmen der Analyse der Pilotprojekte zu
gerade um jene, in denen die Glasfasertapete Das Bundesministerium nahm die Einsparungs- prüfen, ob das Bundesministerium nicht allein auf
überflüssig war.
c) Er fordert das Bundesministerium auf, bis
vorschläge des Bundesrechnungshofes beim Grund dieser Berichtspflicht auf den Einsatz externer
zum 31. März 2001 darüber zu berichten,
Der Bundesrechnungshof erwartet daher, dass das Bun- „Lehrgebäude Schiffstechnik“ nahezu ausnahmslos an, Projektmanager im Einzelfall verzichten kann, zumal
ob und gegebenenfalls in welcher Höhe wodurch Kosten in Höhe von rd. 1,6 Mio. DM sich deren Aufgabe zum Teil mit der der
desministerium die Haushaltsunterlagen-Bau- künftig
Kürzungen des Honorars der freiberuflich eingespart werden konnten. Die vom Bundes- Projektsteuerer deckt.
sorgfältiger auf Einsparungsmöglichkeiten hin prüft.
Tätigen herbeigeführt wurden. rechnungshof angeregte Überprüfung der Planung für
Die Begründung des Bundesministeriums für seinen Das Bundesministerium hat zugesagt, die Empfehlun-
zwei weitere Gebäude führte zu Einsparungen in Höhe
Vergabestop im Anschluss an die Bereinigungssitzung gen des Bundesrechnungshofes bei komplexen Bau-
[Auszug aus BT-Drucksache 14/3869 von 1,4 Mio. DM. Die durch Anregungen des
des Haushaltsausschusses bestätigt, dass der Vergabe- vorhaben im Einzelfall aufzugreifen und beabsichtigt,
vom 7. Juli 2000 - Seite 31] Bundesrechnungshofes bei den Baumaßnahmen auf
stop nicht notwendig gewesen wäre, wenn das nach Auswertung der Pilotprojekte anhand der Wirt-
dieser Liegenschaft erzielte Gesamteinsparung hat sich
Bundesministerium den frühen Hinweisen des schaftlichkeit darüber zu entscheiden, ob die Ein-
nunmehr auf rd. 19,5 Mio. DM (mehr als 7 v. H. des
Bundesrechnungshofes auf Mängel in der Nr. 98 Wirtschaftlichkeit der Investitionsvolumens der geprüften Maßnahmen)
schaltung von Projektmanagern fortgesetzt wird.
Haushaltsunterlage-Bau- gefolgt wäre. Planung und Ausführung bei erhöht. Nr. 99 Planung der dauerhaften
Bei der Beurteilung der Angemessenheit der Kosten- Hochbaumaßnahmen 98.3 Unterbringung des
ansätze in der Haushaltsunterlage-Bau- haben die Einsatz von Projektmanagern
vom Bundesministerium angeführten Einflüsse nur Das Bundesministerium hat die in den letzten Jahren Bundesinstituts für
eine untergeordnete Bedeutung. Dass ein Gebäude 98.1 vom Bundesrechnungshof regelmäßig als mangelhaft Arzneimittel und
denkmalgeschützt ist und eine geschädigte Bau- Das Bundesministerium fasst verschiedene, in unter- beanstandeten Leistungen der Landesbauver-
schiedlichen Standorten angesiedelte Ausbildungsein- waltungen und die unzureichende Kontrolle Medizinprodukte in Bonn
substanz hat, stellt zwar erhöhte Anforderungen an
die Feststellung des Umfangs der erforderlichen Bau- richtungen der Marine in der Strelasund-Kaserne in mangelhafter Leistungen der freiberuflich Tätigen 99.1
leistungen, es ist aber kein Hinderungsgrund, die Parow bei Stralsund zusammen. Für die Sanierung bzw. zum Anlass genommen, bei komplexen Bau- Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinpro-
einmal festgestellten Leistungsumfänge zutreffend den Abbruch vorhandener Gebäude und die Errichtung maßnahmen im Rahmen von Pilotprojekten die dukte (Institut) ist für die Zulassung und
kostenmäßig zu bewerten. Der Rückgang der Bau- neuer Gebäude und Anlagen plant das Bundesministe- ministerielle Fachaufsicht durch das Einschalten von Registrierung von Arzneimitteln und die Sammlung
preise kann das Ausmaß der Überhöhung der rium für den Zeitraum von 1992 bis 2005 investive freiberuflichen Projektmanagern zu stärken. Das und Auswertung von Meldungen von unerwünschten
genehmigten Gesamtkosten ebenfalls nicht erklären, Ausgaben in Höhe von insgesamt rd. 500 Mio. DM. Bundesministerium möchte damit seine Interessen als Arzneimittelwirkungen und den daraus abzuleitenden
da z. B. auch für einzelne Leistungen des Innen- Bauherr verfolgen. Maßnahmen zuständig. Es soll von Berlin nach Bonn
Der Bundesrechnungshof hat im Jahre 1998 seine Prü-
ausbaus die Kostenberechnung um bis zu rd. 50 v. H. fungen von Baumaßnahmen für die Marine- Der Bundesrechnungshof hat dazu festgestellt, dass verlagert werden.
unterschritten wird, obwohl sich die Löhne nach technikschule fortgesetzt (vgl. Bemerkungen 1997, diese Maßnahme eine Folge des Personalabbaus Im März des Jahres 1997 ließen das Bundesministe-
Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen im Drucksache 13/8550 Nr. 40 und Bemerkungen 1998, sowohl im Bundesministerium selbst als auch bei den rium für Gesundheit und das damalige
Innenausbau nicht verändert haben. Drucksache 14/29 Nr. 65) und bisher Maßnahmen mit Bauverwaltungen und damit eine Folge der Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und
Der Bundesrechnungshof erwartet daher, dass das einem Investitionsvolumen von insgesamt rd. Privatisierung nahezu sämtlicher Planungsleistungen Städtebau verschiedene Liegenschaften in Bonn auf
Bundesministerium für eine Kürzung des Honorars 264 Mio. DM geprüft. Hierbei verfolgte er erneut das und der damit zusammenhängenden Qualitätsdefizite ihre Eignung für die Unterbringung des Instituts
der freiberuflich Tätigen sorgt, soweit diese durch Ziel, die betroffenen Stellen so frühzeitig über ist. Er hat jedoch gefordert, dass im Rahmen einer untersuchen. Eine geeignete Liegenschaft für die
ungerechtfertigt hohe Kostenansätze in der unwirtschaftliche bauliche Lösungen zu unterrichten, Analyse der Pilotprojekte die Wirtschaftlichkeit des Unterbringung des Laborbereichs des Instituts wurde
Haushaltsunterlage-Bau- eine Erhöhung ihres dass seine Einsparungsvorschläge noch realisiert Einsatzes derartiger Projektmanager untersucht wegen der spezifischen technischen Anforderungen
Honorars herbeigeführt haben. Er erwartet weiter, werden können. werden muss. Grundvoraussetzung für eine nicht gefunden. Es wurde deshalb als notwendig
dass das Bundesministerium künftig verstärkt dafür Wirtschaftlichkeit ist nach seiner Auffassung ein so erachtet, das Labor in jedem Fall neu zu errichten.
98.2 frühzeitiger Einsatz der Projektmanager, dass diese
Sorge trägt, dass die Kosten von Baumaßnahmen in Auch für den Verwaltungsbereich stand nach Ansicht
den Haushaltsunterlagen-Bau- zutreffend ermittelt Für das „Lehrgebäude Schiffstechnik“ legte das Bun- noch Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Planung der Ressorts keine geeignete bundeseigene
und genehmigt werden und dass es zusammen mit der desministerium dem Bundesministerium der Finanzen nehmen können. Liegenschaft zur Verfügung, da Verwaltung und
Landesbauverwaltung alle Anstrengungen unter- eine Bauunterlage zur haushaltsmäßigen Aner- Labor nicht räumlich getrennt untergebracht sein
Weiter hat der Bundesrechnungshof empfohlen, den
185 186
sollten. Seit Mitte des Jahres 1997 konzentrierten könnte das Institut vollständig im Neubau an der
sich die Planungen der Ressorts zur Unterbringung Kurt-Georg-Kiesinger-Allee untergebracht werden.
des Instituts daher auf eine Mietliegenschaft in Bonn.
Diese ist vom Bund bis Ende März 2005 angemietet
99.4 Auszüge aus den Bemerkungen 2000 (BT-Drs. 14/4226 v. 23. Oktober 2000)
Die Bundesregierung hat der beratenden Äußerung
und von der Größe her geeignet, den Ver-
des Bundesrechnungshofes zugestimmt.
waltungsbereich des Instituts unterzubringen. Die Mietwohnungen der Auslandsvertretung kündigen zu
Die Baumaßnahme wurde inzwischen
Nr. 19 Einsatz von Haushaltsmitteln
Eigentümer der Liegenschaft unterbreiteten dem wollen. Damit sollte der diplomatischen Zweckbestim-
Bund ein Angebot zur langfristigen Anmietung und ausgeschrieben. Die Ausschreibung sieht vor, dass für Baumaßnahmen im mung entsprochen werden. Die übrigen über den amtli-
erklärten sich darüber hinaus dazu bereit, den Angebote sowohl für einen Neubau in zwei zeitlich Ausland chen Bedarf hinausgehenden 320 Wohnungen werden
Laborneubau in der Nähe der Mietliegenschaft zu getrennten Bauabschnitten und zusätzlich für die (Ausgaben bei Kapitel 18 07, Titel durch die Baugesellschaft an Dritte vermietet.
errichten. Baudurchführung in einem Zuge abzugeben sind. 712 01 sowie Kapitel 05 03 und 05 04,
Dieses Vorgehen ermöglicht einen weiteren Titel 739 11) Das Bundesministerium begründete seine Entschei-
Das Bundesministerium der Finanzen äußerte jedoch dung u.a. mit der Erhaltung des Vermögenswertes für
Wirtschaftlichkeitsvergleich auf der Grundlage 19.0
Bedenken gegen eine Unterbringung des Instituts in den Bund. Den damaligen Zeitwert der Wohngebäude
gesicherter Zahlen, ob ggf. eine zügige Realisierung Das Bundesministerium der Finanzen ließ
der Mietliegenschaft. Zum einen sei es fraglich, ob schätzte es auf rd. 70 Mio. DM. Die Brandversiche-
unter Inkaufnahme eines Leerstandes der bis zum von einer privaten Baugesellschaft für rd.
eine Unterbringung in dieser Liegenschaft wirtschaft- rung setzte den Versicherungswert mit 98,1 Mio. DM
Jahre 2005 angemieteten Liegenschaft günstiger ist. 100 Mio. DM 380 Wohnungen in Moskau um-
lich sei, zum anderen bestünde nach Ansicht des an. Alternativen, wie die Sanierung nur eines Teils
Bundesministeriums die Gefahr, dass der Bund nach Das von den Ressorts gewählte Ausschreibungs- bauen oder instand setzen. 60 Wohnungen
der Liegenschaft, deren Rückgabe oder Tausch,
Errichtung eines Laborbaus in unmittelbarer Nähe der verfahren dient dazu, die günstigste Variante der sollen dienstlich genutzt, die übrigen 320 an
untersuchte das Bundesministerium nicht. Zum
Mietliegenschaft mangels Alternativen zukünftig in Unterbringung des Instituts in Bonn zu ermitteln und Dritte vermietet werden. Andere dringend
Zeitpunkt der Entscheidung lag weder eine
Abhängigkeit von den Vermietern geraten könne. auszuwählen. Der Neubau wird gegenüber der notwendige Baumaßnahmen für die bauliche
Wertermittlung vor, noch wurde eine
ursprünglich in Erwägung gezogenen langfristigen Sicherheit von Gebäuden des Auswärtigen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchgeführt. Erst
99.2
Anmietung einer Liegenschaft zu Kostenein- Amtes an anderen Standorten sind u.a. wegen auf Nachfrage des Bundesrechnungshofes errechnete
Der Bundesrechnungshof hat die Planungen der Bun- knapper Haushaltsmittel bisher zurück-
sparungen in zweistelliger Millionenhöhe führen. die Baugesellschaft eine mögliche Rendite für den
desregierung zur beabsichtigten Unterbringung des gestellt worden.
Erhebliche Risiken, die bei einer Kombination von Bund - bei langjähriger Vollvermietung - in Höhe
Instituts in Bonn geprüft. Er hat festgestellt, dass
Anmietung und einem ergänzenden Investorbau Der Bundesrechnungshof hält die Bauinvesti- von 4,6 %.
Anfang des Jahres 1998 nur mehr zwei Alternativen,
(Labortrakt) entsehen, werden vermieden. tion für die Wohnungen in Moskau für nicht
nämlich die langfristige Anmietung der erwähnten 19.1.2
Liegenschaft oder ein Neubau auf dem bundes- bedarfsgerecht und für wirtschaftlich zweifel-
haft. Er hat beanstandet, dass Haushalts- Der Bundesrechnungshof hat bei der Baumaßnahme
eigenen Gelände an der Kurt-Georg-Kiesinger-Allee
mittel einerseits über den Bedarf hinaus für die Wohnungen und das Gebäude für Gemein-
für die Unterbringung des Instituts in Betracht
bereitgestellt werden, die andererseits für schaftseinrichtungen die nicht bedarfsorientierte Bau-
kamen. Weitere Alternativen schieden zu diesem
notwendige Baumaßnahmen zur baulichen investition sowie das Fehlen von Wirtschaftlichkeits-
Zeitpunkt im Hinblick auf den engen Zeitplan und
Sicherheit fehlen. Bei der Bereitstellung von und Alternativuntersuchungen kritisiert. Er hat unter
den vorgesehenen Personaltausch mit den
Haushaltsmitteln sollten nach Auffassung des anderem beanstandet, dass das Bundesministerium
Mitarbeitern der Verwaltung des Deutschen Bun-
Bundesrechnungshofes für alle Ressorts erheblich mehr Wohnungen umgebaut und instand
destages aus.
einheitliche Beurteilungsmaßstäbe angelegt gesetzt sowie errichtet hat, als benötigt werden. Dies
99.3 verstößt gegen § 6 der Bundeshaushaltsordnung, wo-
werden. Dabei sollten Baumaßnahmen zur
Der Bundesrechnungshof ist zu dem Ergebnis Vermeidung von Personen- und Sachschäden nach nur solche Ausgaben geleistet werden dürfen,
gelangt, dass die dauerhafte Anmietung der sowie zur Abwehr von Schadenersatz- die zur Erfüllung der Aufgaben des Bundes
Liegenschaft über den 31. März 2005 hinaus auf der forderungen Vorrang haben. notwendig sind. Weiterhin hat das Bundes-
Grundlage der vorliegenden Angebote der ministerium gegen § 7 der Bundeshaushaltsordnung
Eigentümergemeinschaft unwirtschaftlich und 19.1 Baumaßnahmen für fremdvermietete mit den dazu von ihm selbst herausgegebenen
risikobehaftet gewesen wäre. Er hat daher empfohlen, Wohnungen Verwaltungsvorschriften und Erlassen verstoßen.
auf dem Gelände an der Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 19.1.1 Danach ist jeder Investitionsentscheidung eine
einen Gesamtneubau für das Institut zu errichten. Um Das Bundesministerium der Finanzen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zugrunde zu legen.
den Personaltausch mit der Verwaltung des (Bundesministerium) ließ in den Jahren 1995 bis
Deutschen Bundestages zu gewährleisten, hat er 19.1.3
1999 von einer privaten Baugesellschaft für rund
empfohlen, die Verwaltung mit dem nicht unbedingt 100 Mio. DM mehrere Gebäude der ehemaligen Das Bundesministerium hat zu seiner Entscheidung
für den wissenschaftlichen Bereich des Instituts DDR-Liegenschaft Wernadskowo Prospekt in über die Bauinvestition für die Wohnungen erklärt,
benötigten Personal bereits Ende 1999/Anfang 2000 Moskau umbauen oder instand setzen. Aus ehemals dass es „alles Erforderliche veranlasst habe" und die
vorübergehend in die vom Bund bis März 2005 489 Wohnungen entstanden durch Zusammenlegung Maßnahme aus seiner Sicht wirtschaftlich sei. Es
angemietete Liegenschaft zu verlagern. Nach 380. Außerdem baute es ein Gebäude für beabsichtige aber, die Wohnungen in Moskau
Abschluss der ersten Bauphase könnten Ende Gemeinschaftseinrichtungen neu. Der Bund ist nicht insgesamt oder zum Teil zu verkaufen, sobald von
2000/Anfang 2001 der wissenschaftliche Bereich Eigentümer des Grundstücks. Die Russische der russischen Seite die rechtlichen Voraussetzungen
sowie geeignete Teile des Verwaltungsbereichs des Föderation überließ es dem Bund zur Nutzung durch dafür geschaffen seien. Der Wert der Gebäude sei
Instituts in den zu diesem Zeitpunkt fertig gestellten den diplomatischen Dienst. heute erheblich höher anzusetzen als der derzeitige
Teil des Neubaus einziehen. Nach Fertigstellung des Versicherungswert.
Gesamtneubaus, spätestens aber im Jahre 2005, Im Jahre 1992 gab das Auswärtige Amt die Wohnge-
19.1.4
bäude zur Verwertung an das Bundesministerium ab,
weil es für sich keinen Bedarf sah. Später erklärte es, 60 Die Begründung des Bundesministeriums, den
Wohnungen dienstlich nutzen und dafür die bisherigen Vermögenswert der Liegenschaft für den Bund zu

187 188
erhalten, ist nach Auffassung des Bundes- zwei Angebotsvarianten eines Investors geprüft und Einzelplan 05 in Konkurrenz zu den übrigen • Mit den zuständigen Ressorts sind die
rechnungshofes nicht stichhaltig, weil die verworfen. Der Investor bot beispielsweise an, gegen Ausgabetiteln des Einzelplans 05 unter Würdigung verfahrens- und haushaltsmäßigen Voraus-
Liegenschaft für den Bund zu groß und nicht in Überlassung eines Teilgrundstücks an anderer Stelle der dortigen Prioritäten nach Haushaltslage und setzungen für die Bereitstellung von
seinem Eigentum ist. Ein Verkauf ist daher nach dem des Grundstücks unentgeltlich ein neues gegebenen Sparzwängen zu bemessen. Das Haushaltsmitteln für dringende Sicherheits-
mit der Russischen Föderation geschlossenen Kanzleigebäude zu bauen. Baumaßnahmen und eine Bundesministerium und das Auswärtige Amt seien baumaßnahmen zu schaffen.
Abkommen nicht möglich. Ein nur theoretischer Zwischenunterbringung des gefährdeten Personals bei den Referatsleiterverhandlungen zur Aufstellung
Verkehrswert ist nach Auffassung des Bundesrech- wurden bisher wegen knapper Haushaltsmittel des Einzelplans 05 für das Jahr 2001 bemüht
nungshofes nicht zu realisieren. aufgeschoben. Jetzt soll das alte Kanzleigebäude gewesen, die Anregungen des Bundesrechnungshofes Nr. 50 Abrechnung von
Der Vorteil für den Bund könnte somit allenfalls in
abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. zu den Baumaßnahmen in Tokio und Moskau Baumaßnahmen des Bundes
Nach Angaben des Bundesministeriums für Verkehr, aufzugreifen und zügig umzusetzen.
einer Rendite aus Vermietung liegen. Der Einsatz von (verschiedene Kapitel und
Bau- und Wohnungswesen soll dieser mit etwa
Steuergeldern zu diesem Zweck ist aber nicht zulässig. 19.2.4 Investitionstitel im Bundeshaushalt)
24 Mio. DM gegenüber einer risikobehafteten
Deshalb erübrigt sich eine Renditeberechnung. 50.0
Sanierung wirtschaftlicher sein. Der Bundesrechnungshof kritisiert, dass das Bundes-
19.2 Maßnahmen für die bauliche Sicherheit ministerium unterschiedliche Maßstäbe für die Mängel bei der Abrechnung von Baumaßnah-
19.2.2
von Gebäuden Bereitstellung von Haushaltsmitteln für men des Bundes durch die Bauverwaltungen
19.2.1 Der Bundesrechnungshof hat nach seiner Prüfung der
Baumaßnahmen anlegt. Dies ist besonders der Länder führten zu Rückzahlungen in Höhe
Baumaßnahmen zum Leninskij Prospekt in Moskau
Das Auswärtige Amt nutzt in Moskau seit mehreren fragwürdig, wenn dadurch dringend notwendige von über 20 Mio. DM. Das Bundesministerium
die umgehende Herstellung eines Mindestmaßes an
Jahren die ebenfalls von der ehemaligen DDR über- Baumaßnahmen des Auswärtigen Amtes zur Abwehr begann erst verspätet, Maßnahmen zu
baulicher Sicherheit angemahnt, wenn die
nommene Liegenschaft Leninskij Prospekt für die von Gefahren für Personen und Sachen nicht ergreifen, um die Mängel künftig zu vermeiden.
Liegenschaft weiterhin für die Visa-Stelle der
Visa-Stelle der Botschaft und für das Goethe-Institut. ausreichend bei der Aufstellung des Haushalts
Botschaft und das Goethe-Institut bis zu deren 50.1
Da die Gebäude für eine amtliche Nutzung zu groß berücksichtigt werden. Der Hinweis des Bun-
anderweitiger Unterbringung genutzt werden soll. Die Finanzbauverwaltungen der Länder nehmen die
sind, wird ein Teil als Bürofläche vermietet. Der desministeriums auf das Ressortprinzip wird dessen
Einen über die Sicherheitsmaßnahmen Bauaufgaben des Bundes in ihren jeweiligen Geschäfts-
bauliche Sicherheitszustand ist schlecht. haushaltsrechtlicher Verantwortung nicht gerecht. Er
hinausgehenden Umbau der Gebäude hält der bereichen wahr. Die Gesamtverantwortung für das Bau-
Insbesondere der Brandschutz und die wird auch dadurch entkräftet, dass das
Bundesrechnungshof bei dem derzeitigen amtlichen wesen des Bundes obliegt dem Bundesministerium. Der
Elektroinstallation entspricht nicht den Bundesministerium nach eigenen Angaben bemüht
Bedarf nicht für wirtschaftlich. Bundesrechnungshof prüft, unterstützt von den so
Sicherheitsvorschriften. Zudem sind die Gebäude mit war, die Anregungen des Bundesrechnungshofes
Asbest belastet. Gegen die Befestigung der Er hat auch die Herstellung der Erdbebensicherheit gemeinsam mit den beteiligten Ressorts aufzugreifen genannten Fachtechnischen Prüfstellen bei den
Fassadenplatten erhoben Fachleute bereits zu DDR- des Kanzleigebäudes in Tokio und eine umgehende und umzusetzen. Finanzbauverwaltungen der Länder, regelmäßig die
Zeiten statische Bedenken. sichere Zwischenunterbringung des Personals Ausgaben für Baumaßnahmen des Bundes. Bereits in
Aufgrund der Kritik des Bundesrechnungshofes sind
gefordert. Ferner hält er einen Neubau langfristig für den Bemerkungen 1997 (Drucksache 13/8550 Nr. 83)
Für die Herstellung der baulichen Sicherheit stellte das inzwischen Mittel für einen Neubau in Tokio veran-
wirtschaftlich, weil Risiken bei einer Sanierung nicht wies der Bundesrechnungshof auf zahlreiche Mängel
Bundesministerium bisher rd. 15 Mio. DM bereit. Da schlagt.
auszuschließen sind. bei der Abrechnung von Bauleistungen hin, die damals
dies nicht ausreichte, werden dafür weitere Haushalts-
19.3 Abschließende Würdigung zu Rückzahlungen in Höhe von mehr als 20 Mio. DM
mittel in Höhe von mindestens 25 Mio. DM In beiden Fällen hat der Bundesrechnungshof auf
geführt hatten.
erforderlich. Die Gesamtkosten, einschließlich weiterer, mögliche erhebliche Haftungsansprüche gegen den Der Bundesrechnungshof hält die Prioritäten und die
über die Herstellung der baulichen Sicherheit Bund für Personen- und Sachschäden hingewiesen, Beurteilungsmaßstäbe bei Entscheidungen über den 50.2
hinausgehender bedarfsgerechter Umbaumaßnahmen weil neben dem eigenen Personal auch zahlreiche Einsatz von Haushaltsmitteln für Baumaßnahmen im Der Bundesrechnungshof und die Fachtechnischen
schätzte das Bundesministerium auf rd. 90 Mio. DM. Besucher und in Moskau auch Fremdmieter gefährdet Ausland derzeit für nicht sachgerecht. Dies gilt Prüfstellen untersuchten in den Jahren 1997 bis 1999
Über das weitere Vorgehen wurde noch nicht sind. Er hat gefordert, Haushaltsmittel vorrangig für insbesondere dann, wenn einerseits aus erneut, wie die Ämter der Finanzbauverwaltungen
entschieden. Nach bisher vorliegenden Berechnungen die Wiederherstellung der baulichen Sicherheit der Renditeüberlegungen Haushaltsmittel über den (Bauämter) Baumaßnahmen des Bundes abrechneten.
der Verwaltung wären Neubauten der Visa-Stelle und vom Bund benötigten Gebäude einzusetzen. Er Bedarf hinaus bereitgestellt werden, diese
des Goethe-Instituts mit geschätzten Baukosten von verkennt dabei nicht, dass die Voraussetzungen und andererseits aber für notwendige Baumaßnahmen zur Der Bundesrechnungshof stellte fest, dass die Bauämter
insgesamt 30 bis 40 Mio. DM kostengünstiger. die Unterlagen nach § 24 Bundeshaushaltsordnung baulichen Sicherheit fehlen. nach wie vor häufig unzulängliche Rechnungsbelege,
Allerdings fehlen dafür zurzeit die Haushaltsmittel. für Baumaßnahmen von dem zuständigen Ressort insbesondere solche mit unzureichenden Nachweisen
Beim Einsatz von Haushaltsmitteln sind nach Auffas- des von den Auftragnehmern erbrachten Leistungs-
Zudem müssten Interimsmaßnahmen für die Dauer der unter Beteiligung der Bauverwaltung zu schaffen
sung des Bundesrechnungshofes für alle Ressorts ein- umfanges annahmen oder den Leistungsumfang
Baumaßnahmen finanziert werden. sind. Letztere hat auf die Dringlichkeit von
heitliche Beurteilungsmaßstäbe anzulegen. Dabei unzutreffend feststellten. Außerdem missachteten die
Sicherheitsmaßnahmen besonders hinzuweisen.
Das Kanzleigebäude der Botschaft in Tokio konnte sollten Baumaßnahmen zur Vermeidung von Bauämter oft die Abrechnungsregelungen der
Fragen zur Wirtschaftlichkeit von
bisher nicht erdbebensicher umgebaut oder neu Personen- und Sachschäden sowie zur Abwehr von Verdingungsordnung für Bauleistungen oder ent-
Lösungsmöglichkeiten sind bei solchen Maßnahmen
gebaut werden. Nach dem schweren Erdbeben im Schadenersatzforderungen Vorrang haben. sprechend vereinbarte vertragliche Regelungen. In
schneller als sonst üblich zu klären. Die Maßnahmen
Jahre 1995 in Japan in der Region von Kobe wurden anderen Fällen vergüteten die Bauämter nicht erbrachte
dürfen nicht wegen allgemein knapper Der Bundesrechnungshof empfiehlt daher, dass das
Gutachten zur Erdbebensicherheit für die Leistungen, dieselben Leistungen doppelt oder
Haushaltsmittel verzögert werden. Bundesministerium künftig folgende Punkte beachtet:
Botschaftsgebäude in Tokio erstellt. Danach ist die Stundenlohnarbeiten ohne zutreffenden Nachweis.
Baukonstruktion des Kanzleigebäudes erdbebenge- 19.2.3
Schließlich erkannten sie in mehreren Fällen überhöhte
fährdet und entspricht nicht den in Japan geltenden Das Bundesministerium hat die Auffassung vertreten, • Die Haushaltsmittel für seine Baumaßnahmen Forderungen an.
baulichen Vorschriften zur Erdbebensicherheit. dass das Auswärtige Amt über seine dringend sind künftig bedarfsgerecht und wirtschaftlich
Seitdem wird nach einer wirtschaftlichen Lösung für notwendigen Bauinvestitionen ausschließlich in Diese und andere Abrechnungsfehler hatten erneut
einzusetzen.
die Herstellung der Erdbebensicherheit gesucht. Seit eigener Verantwortung zu entscheiden habe. Die erhebliche Überzahlungen zur Folge.
• Bei der Bereitstellung von Haushaltsmitteln soll-
dem Jahre 1996 wurden Sanierungsmöglichkeiten Bildung ressortübergreifender Prioritäten Die von den Fachtechnischen Prüfstellen veranlassten
ten ressortübergreifend gleiche
(Baukosten rd. 17 Mio. DM) und mehrere widerspräche dem Ressortprinzip nach Artikel 65 finanziellen Rückforderungen der Finanzbauverwal-
Beurteilungsmaßstäbe für den Bedarf und die
Neubauvarianten (Baukosten rd. 45 Mio. DM) sowie Grundgesetz. Demzufolge seien die Bautitel im tungen führten zu weiteren Rückzahlungen in Höhe
Wirtschaftlichkeit angelegt werden.

189 190
von mehr als 20 Mio. DM zugunsten des nicht hinnehmbar und lassen sich auch nicht durch betrieb kann das Umweltbundesamt gegenwärtig ferner bemängelt, dass das Umweltbundesamt wenige
Bundeshaushalts. beabsichtigte organisatorische Änderungen in den nicht beziffern. Sie sind in dem Betrag nicht Monate vor der beabsichtigten Inbetriebnahme über
50.3 Bauverwaltungen der Länder rechtfertigen. enthalten. kein hinreichend konkretes Konzept für die künftige
Nutzung der Anlage verfügt.
Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass die Der Bundesrechnungshof wird die Angelegenheit Aufgrund absehbarer personalwirtschaftlicher Prob-
Bauämter Baumaßnahmen des Bundes unverändert weiter beobachten. leme für den Unterhalt der Anlage forderte das Auch ergeben sich aus dem Betrieb der Anlage
häufig fehlerhaft abrechnen, obwohl der Bundesrech- Umweltbundesamt in den Jahren 1996 und 1997 zu- erhebliche Kostenrisiken für den Bundeshaushalt.
nungshof bereits vor Jahren hierauf hingewiesen sätzliches Personal. Der Haushaltsgesetzgeber gab Der Bundesrechnungshof hat auf die bisher nicht
hatte. Er hat kritisiert, dass es das Bundesministerium Nr. 59 Fließgewässersimulations- den Forderungen jedoch nicht statt. Trotz Zweifeln an ausgeräumten Unsicherheiten bei der personellen
unterließ, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, anlage des Umweltbundes- einem gesicherten Betrieb der Anlage entschied sich Ausstattung und die kaum abzusehenden Folgekosten
um die Mängel zu beseitigen. Der Bundes- das Umweltbundesamt für die Weiterführung des des Betriebes hingewiesen. Er hat Zweifel geäußert,
rechnungshof hat insbesondere beanstandet, dass das
amtes Bauvorhabens. Nachdem bereits nahezu 22 Mio. DM dass das Umweltbundesamt angesichts des
Bundesministerium die Oberfinanzdirektionen nicht 59.0 verausgabt worden waren, beauftragte das Umwelt- erheblichen Personalbedarfs für den Forschungs-
aufforderte, den Mängeln bei der Abrechnung von Im Jahre 1993 begann das Institut für Was- bundesamt im Jahre 1998 die Bundesbaudirektion, betrieb und der hohen Folgekosten eine hinreichende
Baumaßnahmen des Bundes entgegenzuwirken. ser-, Boden- und Lufthygiene des ehemaligen die finanziellen Auswirkungen eines Projekt- Auslastung der Anlage aus eigener Kraft sicherstellen
Bundesgesundheitsamtes mit der Errichtung abbruches zu prüfen und verhängte im Benehmen mit kann.
Der Bundesrechnungshof hat die festgestellten
einer Fließgewässersimulationsanlage zur Er- dem Bundesministerium einen vorläufigen Baustopp.
Mängel auf Unkenntnis oder Missachtung der 59.3
forschung von Umwelteinwirkungen auf Die Bundesbaudirektion schätzte die Aufwendungen
einschlägigen Abrechnungsbestimmungen sowie auf Das Umweltbundesamt hat in seiner Stellungnahme
Gewässer. Das Institut wurde im Jahre 1994 für einen vollständigen Rückbau der Anlage auf rd.
unzureichende Sorgfalt bei der Bearbeitung der den Feststellungen des Bundesrechnungshofes nicht
dem Umweltbundesamt angegliedert. Das 12 Mio. DM und für die Umrüstung der Anlagenhalle
Rechnungsbelege zurückgeführt. Er hat eine widersprochen. Es hat eingeräumt, dass es einen Dau-
Umweltbundesamt setzte die Baumaßnahme für eine anderweitige Nutzung auf rd. 6 Mio. DM. Im
wesentliche Verbesserung des Abrechnungs- erbetrieb der Anlage in voller oder überwiegender
fort, ohne zu prüfen, inwieweit im Rahmen Benehmen mit dem Bundesministerium entschied
verfahrens der Bauämter angemahnt und eine Auslastung aus eigener Kraft nicht sicherstellen kann
seiner Amtsaufgaben ein Bedarf für eine sich das Umweltbundesamt für die Fertigstellung der
verstärkte Fachaufsicht durch das Bundesministerium und sich heute wahrscheinlich nicht mehr für den Bau
solche Anlage bestand. Die Auslastung der rd. neuen Anlage. Die Frage des fachlichen Bedarfs blieb
und eine intensivere Schulung der Mitarbeiter bei den einer Anlage dieser Größenordnung entscheiden
35 Mio. DM teuren Investition ist nicht gesi- auch bei dieser Gelegenheit ungeprüft.
Bauämtern gefordert. würde. Ein hoher Auslastungsgrad der Anlage sei
chert. Ein hinreichend konkretes Nutzungs- Die Anlage soll im Laufe des Jahres 2000 in Betrieb
50.4 konzept hat das Umweltbundesamt bisher sicherlich wünschenswert, angesichts der fachlichen
genommen werden. Über ein Nutzungskonzept Erfordernisse aber von nachrangigem Interesse.
Das Bundesministerium hat mitgeteilt, es habe nunmehr nicht erarbeitet. verfügt das Umweltbundesamt bisher nicht. Eigene experimentelle Forschung mit der Anlage sei
gemeinsam mit dem Bundesministerium der
59.1 Vorgesehen ist zunächst eine dreijährige Pilotphase,
Verteidigung die Fachaufsicht über die Bauämter für erforderlich, um von der Industrie ermittelte Daten,
Fließgewässersimulationsanlagen (Anlage) bilden um die Anlage zu erproben und ein Benutzer- z. B. zur Umweltwirkung von Chemikalien, objektiv
die Abrechnung einzelner Baumaßnahmen des Bundes
fließende Gewässer nach und können u. a. dazu Handbuch zu erstellen. In dieser Zeit sollen auch die beurteilen zu können. Konkrete Forschungsprojekte
auf die Technische Aufsichtsbehörde der Mittelinstanz
dienen, die Auswirkungen von Stoffeinträgen und Möglichkeiten einer Nutzung durch Dritte untersucht könnten jedoch erst nach dem dreijährigen
übertragen. Außerdem habe es die Aufsichtsbehörden
anderen Umwelteinwirkungen auf solche Gewässer werden. Probebetrieb konzipiert werden, da die vorhandenen
inzwischen aufgefordert mitzuteilen, durch welche
konkreten Maßnahmen die vom Bundesrechnungshof zu untersuchen. Das Institut für Wasser-, Boden- und Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes sind für Kenntnisse zur Handhabung der Anlage nicht
aufgezeigten Mängel nachhaltig abgestellt werden Lufthygiene (Institut) des ehemaligen Bundes- den laufenden Unterhalt der Anlage sechs Mitarbeiter ausreichten. Dann erst ließen sich auch der
können. Das Bundesministerium erwarte einen gesundheitsamtes betrieb in den Jahren 1981 bis 1988 erforderlich. Drei der Mitarbeiter will es aus dem projektbezogene Personalbedarf und die voll-
entsprechenden Bericht. Im Übrigen habe wegen eine Anlage auf seinem Versuchsfeld in Berlin- vorhandenen Personalbestand bereitstellen, für die ständigen Kosten des Forschungsbetriebes ermitteln.
beabsichtigter Änderungen der Organisationsformen Marienfelde. Bis zu ihrer Stilllegung führte das übrigen machte es in den Haushaltsverhandlungen für
Institut darauf insgesamt achtzehn Forschungs- Das Bundesministerium hat sich der Stellungnahme
der Bauverwaltungen der Länder bisher keine die Jahre 2000 und 2001 Mittel für zunächst drei, dann des Umweltbundesamtes angeschlossen und betont,
Möglichkeit bestanden, die Mängel mit den Ländern zu vorhaben durch, vier davon im Auftrag des zwei zusätzliche Stellen geltend. Bewilligt wurden
Umweltbundesamtes. dass es sich Mitte des Jahres 1998 unter Abwägung
erörtern. schließlich zusätzliche Haushaltsmittel für eine Stelle aller fachlichen und politischen Aspekte zur Aufhe-
50.5 Im Jahre 1993 begann das Institut mit der Errichtung BAT Vb ab dem Jahr 2001. Den Bedarf an bung des bereits verhängten Baustopps und zur
einer neuen Anlage, die den gleichzeitigen Betrieb wissenschaftlichem Personal für den eigentlichen Fertigstellung der Anlage entschlossen habe.
Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes trägt
von bis zu 16 Versuchen nebeneinander ermöglicht. Forschungsbetrieb kann das Umweltbundesamt bisher
das Bundesministerium unverändert die 59.4
Nach der Auflösung des Bundesgesundheitsamtes nicht angeben.
Gesamtverantwortung für fehlerfreie Abrechnungen Der Bundesrechnungshof sieht sich durch die
von Baumaßnahmen des Bundes. Dieser ging das Institut im Jahre 1994 in den 59.2
Geschäftsbereich des Bundesministeriums über und Ausführungen des Umweltbundesamtes in seinen
Gesamtverantwortung kann sich das Bundes- Der Bundesrechnungshof hat beanstandet, dass das Zweifeln an dem Bedarf für eine solche Anlage
ministerium auch nicht dadurch entziehen, dass es wurde dem Umweltbundesamt angegliedert. Das Umweltbundesamt die Baumaßnahme nach der Über-
Umweltbundesamt führte das Bauvorhaben weiter, bestätigt. Der Hinweis auf die Notwendigkeit eigener
Teile seiner Fachaufsicht auf nachgeordnete nahme des Institutes weiterführte, ohne seinen fachli- experimenteller Forschung mit dieser Anlage zur
Behörden überträgt. ohne zu prüfen, inwieweit im Rahmen seiner chen Bedarf an einer Anlage zu ermitteln. Er hat dar-
Amtsaufgaben ein ausreichender fachlicher Bedarf objektiven Bewertung von Chemikaliendaten der
über hinaus die Notwendigkeit der Forschungsanlage, Industrie räumt diese Zweifel nicht aus. Mit seiner
Das Bundesministerium ist seiner Verantwortung für die Anlage bestand. über deren Aufgaben während der fast sechsjährigen Einlassung wertet das Umweltbundesamt die
nicht gerecht geworden. Es hätte bereits vor Jahren
Das Investitionsvolumen für die Anlage beläuft sich Bauphase nicht abschließend entschieden werden bisherige Praxis der Beauftragung externer
Maßnahmen ergreifen müssen, die festgestellten
auf insgesamt rd. 35 Mio. DM. Bis Ende 1999 waren konnte, generell infrage gestellt. So geht aus Vermer- Sachverständiger, auf die es sich bei seiner Arbeit
Mängel zu vermeiden.
rd. 31 Mio. DM verausgabt oder durch Verträge ken des Umweltbundesamtes hervor, dass es in seit vielen Jahren in erheblichem Umfang stützt,
Der Bundesrechnungshof erwartet, dass das Bundes- gebunden. Die jährlichen Kosten für den Unterhalt Deutschland ähnliche Anlagen gibt, die nicht ausge- pauschal ab. Es trägt jedoch in der Sache nichts vor,
ministerium nunmehr zügig und mit Nachdruck die der Anlage veranschlagt das Umweltbundesamt auf lastet sind und die prinzipiell für entsprechende was diese negative Beurteilung stützen könnte. Auch
Voraussetzungen für fehlerfreie Abrechnungen seiner rd. 1,6 Mio. DM. Wesentliche Teile der Sach- und Forschungsaufträge des Umweltbundesamtes infrage auf anderen Fachgebieten bedient sich das Um-
Bauvorhaben schafft. Weitere Verzögerungen sind Personalausgaben für den eigentlichen Forschungs- kommen könnten. Der Bundesrechnungshof hat weltbundesamt experimenteller Untersuchungen Drit-

191 192
ter und beabsichtigt dort auch nicht, von der sie gegebenenfalls noch unterlassen oder geändert zum Anlass genommen, die Kühlungsfrage nochmals Nr. 91 Neubau der Hauptverwaltung
bisherigen Handhabung abzugehen. werden konnten. Die Baumaßnahme wird im Wege zu überprüfen. Sie seien zu dem Ergebnis gekommen
der Organleihe von der zuständigen Landes- - entsprechend dem Votum des Bundes-
der
Zu dem Hinweis des Umweltbundesamtes, konkrete Landesversicherungsanstalt
bauverwaltung durchgeführt. rechnungshofes - Gebläsekonvektoren in das
Forschungsvorhaben könnten erst nach dem vorgese-
henen dreijährigen Erprobungsbetrieb geplant Der Nutzer ließ auf dem historischen Gebäude ein zu-
Dachgeschoss einzubauen. Die Tätigkeit des Freie und Hansestadt
Bundesrechnungshofes habe in Sachen Dachkühlung Hamburg
werden, weist der Bundesrechnungshof darauf hin, sätzliches Dachgeschoss zur Unterbringung von Be-
zu einer wirtschaftlich und bauphysikalisch guten
dass bei Investitionen der vorliegenden Größen- diensteten errichten, das wegen seiner Lage und Bau- 91.1
Lösung entscheidend beigetragen.
ordnung jeder Verzug in der eigentlichen Nutzung weise (Stahlkonstruktion mit großflächigen
83.4 Die Landesversicherungsanstalt Freie und Hansestadt
mit erheblichen Kosten verbunden ist. Er ist der Verglasungen) im Sommer besondere Anforderungen
Hamburg (Rentenversicherungsträger), die aus
Auffassung, dass sich ein solcher Verzug durch an die Klimatisierung stellt. Die Bauverwaltung Der Bundesrechnungshof begrüßt die Entscheidung
Mitteln des Bundesministeriums Zuschüsse erhält,
sorgfältige Planung und begleitende Maßnahmen im empfahl hierfür den Einbau von Gebläsekonvektoren von Nutzer und Bauverwaltung, auf die Montage von
plante für ihre Hauptverwaltung einen Neubau in
Zuge der Errichtung der Anlage weitgehend hätte (Kosten: rd. 0,6 Mio. DM). Der Nutzer sprach sich Kühldecken zu verzichten und statt dessen Gebläse-
Hamburg. Der Bundesrechnungshof prüfte die
vermeiden lassen, zumal es seit vielen Jahren mehrere ausdrücklich gegen diese Lösung aus, weil er zu hohe konvektoren einzubauen. Die ursprünglich geplante
Baumaßnahme bereits im Planungsstadium, damit
solcher Anlagen in Deutschland gibt, deren Geräusche und Zugluft unterstellte und forderte den Maßnahme wäre nicht nur um 0,6 Mio. DM teurer
seine Prüfungserkenntnisse und seine daraus
Erfahrungen für die Betriebsplanung hätten genutzt Einbau von Kühldecken (Kosten: rd. 1,2 Mio. DM). gewesen als der Einbau der Gebläsekonvektoren,
abgeleiteten Einsparvorschläge vor Baubeginn in die
werden können. Die Notwendigkeit, die fertig Die Bauverwaltung sah angesichts des Widerstandes sondern auch ungeeignet, um die notwendige
Entscheidungen der zuständigen Stellen einfließen
gestellte Forschungsanlage zunächst aufwendig zu des Nutzers von ihrer Empfehlung ab, beauftragte Klimatisierung des Gebäudes zu bewirken. Damit
konnten.
erproben, deutet auf erhebliche Versäumnisse bei der einen freiberuflich Tätigen mit der Planung von sind Fehlinvestitionen in Höhe von 1,2 Mio. DM
Abwicklung des Vorhabens hin. Angesichts der be- Kühldecken und war im Begriff deren Einbau vermieden worden. Das Bundesministerium wird So wies der Bundesrechnungshof schon frühzeitig
stehenden und durch die Antwort des Umweltbundes- ausführen zu lassen. darauf achten müssen, dass übertriebenen auf einen hohen baulichen Standard und nicht
amtes bestätigten Unsicherheiten bezüglich einer an- 83.2 Nutzerforderungen bei diesem Bauvorhaben notwendige oder nicht zweckmäßige Elemente
gemessenen Nutzung der Anlage sieht der Bundes- nachhaltig entgegengetreten wird, um so in jedem architektonischer Gestaltung hin. Er machte
Der Bundesrechnungshof hat die Planung der Kühl-
rechnungshof im Übrigen die Gefahr, dass mit der Falle wirtschaftliches Handeln sicherzustellen. Einsparvorschläge im Bereich des Sonnenschutzes,
decken geprüft und festgestellt, dass die von dem
beabsichtigten mehrjährigen Erprobungsphase Zeit der Deckenbeläge und -bekleidungen sowie der
freiberuflich Tätigen erstellte Kühllastberechnung
verstreicht und weitere erhebliche Kosten entstehen, verglasten Innenwandflächen. Ferner sah die Planung
fehlerhaft war und deshalb die geplanten Kühldecken
bevor wirtschaftlich gebotene Entscheidungen ge-
die notwendige Kühlung nicht leisten würden. Die
Nr. 87 Verwaltungskostenerstattung bei der Außenanlage Bepflanzungen sowie Flächen
troffen werden. an Länder mit Natursteinpflaster und -platten vor, die in diesem
Neuberechnung hat ergeben, dass selbst bei einer
Umfang nicht erforderlich waren.
Umweltbundesamt und Bundesministerium sind auf- optimalen Auslegung der Kühldecken die (Kapitel 08 02 Titel 632 11)
gefordert, nunmehr unverzüglich die immer noch aus- Kühlkapazität im Sommer zu gering und deshalb Der Bund zahlt für die Durchführung seiner Die Landesversicherungsanstalt Freie und Hansestadt
stehenden Klärungen zur fachlichen Nutzung und zeitweise ein ganztägiger Sonnenschutz an allen Bauaufgaben (Hochbau) den Ländern so genannte Hamburg folgte den Anregungen des Bundesrech-
Auslastung der Anlage sowie zu den finanziellen Fenstern - selbst auf der Nordseite - erforderlich sein Entschädigungen, die im Bundeshaushaltsplan beim nungshofes weitgehend und veranlasste
Auswirkungen eines künftigen Betriebes herbei- würde. Zudem hat der Bundesrechnungshof darauf Geschäftsbereich des Bundesministeriums als entsprechende Umplanungen. Hierdurch konnten
zuführen. Auf dieser Grundlage sollte dann nach hingewiesen, dass an den Kühldecken an Tagen Ausgaben für die Verwaltungskostenerstattung Baukosten in Höhe von rd. 7 Mio. DM eingespart
wirtschaftlichen Kriterien über die Zukunft der hoher Luftfeuchtigkeit mit so starker Kondens- veranschlagt sind. werden.
Anlage entschieden werden. In die Überlegungen wasserbildung zu rechnen sei, dass ein zeitweiliges 91.2
sollten auch die Möglichkeiten einer anderweitigen Stilllegen der Anlage nötig wäre. Der Das Prüfungsamt des Bundes Stuttgart (Prüfungsamt)
prüfte im Auftrag des Bundesrechnungshofes in Der Bundesrechnungshof hat darauf hingewiesen,
Nutzung, einer Veräußerung oder einer Stilllegung Bundesrechnungshof hat empfohlen, die Planung
einem Land die Entschädigungen hinsichtlich der dass § 69 des Vierten Sozialgesetzbuches die
der Anlage einbezogen werden. grundlegend zu ändern und an Stelle der Kühldecken
Personalausgaben und stellte dabei nicht gesetzlichen Rentenversicherungsträger ausdrücklich
Gebläsekonvektoren einzubauen.
gerechtfertigte Zahlungen fest. dazu verpflichtet, die Grundsätze der
Er hat dem Nutzer vorgehalten, dass er entgegen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu beachten. Er
Nr. 83 Durchführung der Baumaß- Empfehlung der Bauverwaltung und aufgrund eines Das Land berechnete dem Bund seit dem Jahre 1994 hat das Bundesministerium daher aufgefordert, sich
nahmen für die Unterbrin- Vorurteils über angebliche Nachteile von für die im Landesministerium mit der Durchführung im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür einzusetzen,
gung des Bundesverwaltungs- Gebläsekonvektoren eine unnötig teure und daher von Baumaßnahmen des Bundes befassten Bedienste- dass die Rentenversicherungsträger bei der
unwirtschaftliche Lösung für die Raumkühlung ten nicht nur - wie vereinbart - Personalkosten, son- Verwendung der Bundeszuschüsse diese Grundsätze
gerichtes im Gebäude des
gefordert hat. Bei richtiger Planung und dern auch Sachkosten. künftig mehr beachten.
ehemaligen Reichsgerichtes in fachgerechtem Einbau von Gebläsekonvektoren Außerdem stellte das Land Kosten für Versorgungs- Das Bundesministerium hat mitgeteilt, es wolle dieser
Leipzig treten weder unzumutbare Geräusche noch Zugluft aufwendungen für Beamte zur Anstellung und Beam-
(Kapitel 07 05 Titel 712 01) Forderung Rechnung tragen. So sollen die Rentenver-
auf. tenanwärter sowie das Nachversichern ausgeschiede-
83.1 sicherungsträger durch eine Änderung des Vierten
Des Weiteren hat der Bundesrechnungshof beanstan- ner Landesbeamter in Rechnung, die der Bund nicht Sozialgesetzbuches (§ 70 Abs. 3) an die Bewertungs-
Der Bundesrechnungshof setzte zusammen mit einem det, dass die Bauverwaltung die Planung des freibe- zu erstatten hatte. und Bewirtschaftungsmaßstäbe des Bundes (z.B.
Prüfungsamt des Bundes die Prüfung der ruflich Tätigen nicht hinreichend genau geprüft hatte Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit)
Baumaßnahmen zur Herrichtung des ehemaligen Das Bundesministerium folgte den Hinweisen und
und damit - ohne das Einschreiten des Bundesrech- verrechnete die Überzahlungen mit dem Land. und der aufsichtsführenden Länder gebunden werden.
Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig für die nungshofes - dazu beigetragen hätte, dass eine Damit werde den Aufsichtsbehörden ein stärkeres
Unterbringung des Bundesverwaltungsgerichtes fort Insgesamt konnten rd. 3,1 Mio. DM dem
letztlich unbrauchbare Kühlanlage eingebaut worden Bundeshaushalt wieder zugeführt werden. Kontrollinstrument in die Hand gegeben.
(Bemerkungen 1999, Drucksache 14/1667 Nr. 47). wäre.
Dabei war er - nachdem seine Einsparvorschläge im Der Bundesrechnungshof wird die Angelegenheit
Jahre 1999 bereits zu Kosteneinsparungen in Höhe 83.3 weiter beobachten.
von 39 Mio. DM führten - erneut bestrebt, einzelne Das Bundesministerium hat mitgeteilt, Bauver-
bauliche Lösungen so frühzeitig zu untersuchen, dass waltung und Nutzer hätten die Prüfungsergebnisse

193 194
Nr. 96 Wirtschaftlichkeit der Pla- 96.3 nisterium auf den Hinweis des Bundesrechnungshofes 96.5
Der Bundesrechnungshof hat bei seinen örtlichen Erhe- alternativ als Kunststofffenster ausschreiben lassen. Der Bundesrechnungshof begrüßt, dass das Bundes-
nung der Baumaßnahmen für Allerdings stellte es insbesondere hinsichtlich der Farbe
bungen die Notwendigkeit des Umfanges und des sich ministerium die Erfahrungen beim Bau der Panzer-
die allgemeine Infrastruktur daraus ergebenden finanziellen Aufwands für die Pan- (grau) ohne zwingende Notwendigkeit die gleichen An- waschanlage auch für andere Waschanlagentypen
des Gefechtsübungszentrums zerwaschanlage beanstandet. So hat er grundsätzlich forderungen wie an Leichtmetallfenster. Da derartige auswerten und in die Standardplanung einfließen las-
des Heeres (Colbitz-Letzinger Kritik daran geübt, dass die Musterplanung für Panzer- Kunststofffenster jedoch nur aufwendig als sen will. Damit können über die Einsparung bei
waschanlagen nicht eine technisch angemessene und Sonderanfertigung hergestellt werden können, erbrachte dieser Panzerwaschanlage hinaus bei mindestens vier
Heide, Sachsen-Anhalt) die Ausschreibung keinen Kostenvorteil. Durch den
wirtschaftliche Lösung vorsieht. weiteren vom Bundesministerium geplanten Panzer-
Einbau der Leichtmetallfenster wurde die Möglichkeit waschanlagen Ausgaben in Höhe von rd.
96.1 Dadurch wird der wesentliche Zweck einer Muster- einer erheblichen Kostensenkung zugunsten einer 3,8 Mio. DM eingespart werden. Er erwartet, dass zu-
Das Bundesministerium errichtet in der Colbitz-Let- planung nicht erreicht. Im vorliegenden Fall hat er einheitlichen Gestaltung vergeben. Das künftige Planungen von vornherein keine
zinger Heide (Sachsen-Anhalt) ein Gefechtsübungs- zudem darauf hingewiesen, dass selbst die geänderte Bundesministerium hat versichert, künftig bei Pflegehallen für Privat-Kraftfahrzeuge mehr
zentrum als zentrale Ausbildungseinrichtung des Bauplanung für Absetzbecken, die Behandlung des vorsichtigem Einsatz von Gestaltung, Farbwahl und vorsehen.
Heeres. Die Einrichtung soll bis zum Jahre 2002 den Absetzgutes und verschiedene bauliche Lösungen zu architektonischer Struktur die Kosten so weit wie
vollen Übungsbetrieb aufnehmen. Die geprüften aufwendig und nicht am technisch Notwendigen aus- möglich reduzieren zu wollen.
Baumaßnahmen führt die örtlich zuständige gerichtet sind.
Landesbauverwaltung durch. Auch hat er beanstandet, dass das Bundesministerium
Der Bundesrechnungshof hat bereits Anfang des den Bau einer Pflegehalle für Privat-Kraftfahrzeuge
Jahres 1999 mit der Prüfung der geplanten vorgesehen und trotz eines gegenteiligen Beschlusses
Baumaßnahmen begonnen, um die betroffenen Stellen des Rechnungsprüfungsausschusses seine Planung
noch vor Baubeginn über seine Prüfungsergebnisse und noch nicht geändert hatte.
Einsparvorschläge zu unterrichten. Der Bundesrechnungshof kritisierte weiterhin, dass
96.2 für die Unterkunftsgebäude ohne stichhaltige Gründe
durchgängig der Einbau von Leichtmetallfenstern ge-
Das Bundesministerium sah im Rahmen seiner Planung
plant und damit gegenüber dem technisch und ästhe-
den Bau einer Panzerwaschanlage vor und legte hierfür
tisch vollkommen ausreichenden Einbau von
die erstmalige Anwendung einer Musterplanung fest.
Kunststofffenstern Mehrkosten von etwa 250 000
Die Planung enthielt den Bau einer Vorbereitungs- und
DM vorgesehen waren.
Nachwaschhalle und für die Aufbereitung des Brauch-
wassers überdachte Vorabsetz-, Absetz- und Brauch- 96.4
wasserbecken. Dabei sollte über dem Vorabsetzbecken Auf Kritik des Bundesrechnungshofes hat das Bun-
eine hohe zu beheizende und zu belüftende Halle mit desministerium im November 1999 eine Überprüfung
aufwendiger Konstruktion gebaut werden. Mithilfe der bisherigen Planung der Panzerwaschanlage ein-
eines Radladers (Anschaffungskosten: 110 000 DM) schließlich deren Musterplanung veranlasst.
sollten die Absetzbecken ausgeräumt werden. Nunmehr ist nur noch ein kleineres, nicht überdachtes
Anschließend war vorgesehen, das Absetzgut Vorabsetzbecken erforderlich. Der abgesetzte
(Schlamm) auf umfangreichen betonierten Flächen zu Schlamm soll mit Pumpen abgesaugt und nicht mehr
lagern und zu reinigen. Bereits in der Planungsphase mit einem Radlader entfernt werden. Die
vereinfachte das Bundesministerium die Vorgaben, umfangreichen und kostenaufwendig betonierten
sodass die Vorbereitungs- und Nachwaschhallen Lagerflächen können entfallen, da der Schlamm in
entfielen. Die Kosten der Panzerwaschanlage lagen Containern gewaschen und entsorgt werden soll. Das
danach bei 7,3 Mio. DM zuzüglich der Kosten für den Bundesministerium hat den Verzicht auf die
Radlader. Vorbereitungs- und Nachwaschhallen bekräftigt.
Weiter plante das Bundesministerium den Bau einer Dadurch verringert sich die zu bebauende Fläche und
Pflegehalle für Privat-Kraftfahrzeuge (geplante Kosten: es kann auch auf nennenswerte Straßenflächen
152 000 DM). Der Bundesrechnungshof hatte schon verzichtet werden. Insgesamt werden Ausgaben von
mehrfach den Bau derartiger Hallen als nicht mehr zeit- mehr als 950 000 DM (einschließlich Radlader)
gemäß bezeichnet. Trotz eines Beschlusses des Rech- eingespart. Das Bundesministerium beabsichtigt, die
nungsprüfungsausschusses des Haushaltsausschusses Erfahrungen beim Bau der Panzerwaschanlage für
des Deutschen Bundestages vom 26. März 1999 in das Gefechtsübungszentrum auch für andere
einem vergleichbaren Fall (Drucksache 14/29 Nr. 66), Waschanlagentypen zu nutzen und die Ergebnisse in
künftig auf die Errichtung derartiger Pflegehallen zu die Standardplanung einfließen zu lassen.
verzichten, fand der Bundesrechnungshof bei seiner Das Bundesministerium hat Ende 1999 auf den Bau
Prüfung im November 1999 noch keine geänderte der Pflegehalle für Privat-Kraftfahrzeuge verzichtet.
Planung vor. Es habe zwar bereits im April 1999 seinen
Die Bauverwaltung beabsichtigte darüber hinaus aus nachgeordneten Bereich über den Verzicht
gestalterischen Gründen u.a. bei den drei unterrichtet, die Planungstätigkeit sei jedoch erst mit
Unterkunftsgebäuden durchgängig Leichtmetallfenster zeitlichem Verzug ausgesetzt worden.
einbauen zu lassen (Kosten: rd. 900 000 DM). Die Fenster der Unterkunftsgebäude hat das Bundesmi-

195 196
197

Das könnte Ihnen auch gefallen