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1. NADH, ZENTRALES MOLEKÜL DER ENERGIEPRODUKTION
NAD/NADH ("Coenzym 1", Nicotinamidadenindinucleotid) ist die biologisch aktive Form des
Vitamin B3 (Niacin). Es kommt natürlicherweise in jeder lebenden Körper- und Pflanzenzelle
vor und ist als Coenzym der Atmungskette maßgeblich an der Energiebereitstellung des
Organismus beteiligt. Aufgrund seiner elementar wichtigen Rolle für die Zellfunktion und im
Schutz vor Zellalterung wird die zusätzliche Versorgung mit NADH als Nahrungsergänzung in
vielen Einsatzbereichen erforscht. Hierzu gehören Alzheimer, Demenz, Parkinson, chronische
Erschöpfungszustände wie bei Long COVID, aber auch “mildere” Hirnleistungsstörungen
und Depressionen. Ebenso erwies sich NADH als Unterstützung gesunder, dafür besonders
geforderter Personen wie zum Beispiel Vielflieger und Piloten oder Hochleistungssportler als
hilfreich.
Chemisch gesehen fungiert NAD/NADH als Elektronenüberträger. Durch die Aufnahme von zwei
Elektronen wechselt das Molekül aus der oxidierten (NAD+) in die reduzierte Form (NADH).
Diese Eigenschaft ermöglicht dem Molekül,
Eine der wahrscheinlich wichtigsten Funktionen von NADH ist die Unterstützung der
Energieproduktion in den Körperzellen. Hier spielt NADH in der Zellatmung eine zentrale Rolle zur
Bildung des universalen Energiemoleküls ATP (Adenosintriphosphat). Sehr verkürzt dargestellt
werden die aufgenommenen Nahrungsbestandteile (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) in der Zelle
so umgebaut und in die Mitochondrien transportiert, dass sie dort im sogenannten Citratzyklus
zur Produktion des reduzierten NADH dienen. Dieses wiederum wird dann in der Atmungskette
zusammen mit einem weiteren Elektronenüberträger, dem Coenzym Q10, zur Produktion von ATP
benötigt. Die Leistung der Mitochondrien (= gebildete Menge an ATP) ist dabei direkt abhängig
von der vorliegenden Menge an NADH; je mehr NADH, desto mehr ATP kann gebildet werden
und steht dann als universelles Energieäquivalent für nahezu alle Zellprozesse zur Verfügung. Zu
den Zellen, die am meisten Energie benötigen, gehören ganz besonders Herz- und Nervenzellen.
Herzmuskelzellen besitzen daher zwischen 7.000 und 10.000 Mitochondrien und Nervenzellen
könnten theoretischen Überlegungen zufolge sogar bis zu 2 Millionen Mitochondrien enthalten.
(1,2) Dementsprechend ist das Gehirn einer der größten Energieverbraucher: Zwischen einem
Viertel und einem Drittel der gesamten zur Verfügung stehenden Energie wird vom menschlichen
Gehirn benötigt. (3)
Neben ATP scheint NADH selbst für viele weitere Prozesse im Gehirn benötigt zu werden.
Entsprechende Untersuchungen weisen darauf hin, dass insbesondere seine antioxidative
Wirkung (s. u.) zur Verlangsamung von Alterungsprozessen im Gehirn beiträgt. (4)
Zudem steigert NADH die Produktion der wichtigen Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin
(1), trägt zur Bildung des stimmungsmodulierenden Hormons Serotonin bei und moduliert die
Signalweiterleitung zwischen Nervenzellen. (4–6)
Starke antioxidative Wirkung
Alle drei genannten Hauptfunktionen von NADH: die Energieproduktion, die Wirkung auf das
Nervensystem und die starke antioxidative Schutzfunktion wirken den für die Zellalterung primär
verantwortlichen Prozessen diametral entgegen.
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2. DIE EINNAHME VON NADH
Der Körper kann zwar aus Niacin (Vitamin B3), Nicotinamid und auch aus Abbauprodukten der
Aminosäure Tryptophan NAD/NADH selbst herstellen, jedoch lässt diese Fähigkeit im Alter oder
bei einem Mangel der Ausgangssubstanzen nach. (11,12) In Nahrungsmitteln kommt NAD/
NADH ebenfalls vor. Größere Mengen sind vor allem in tierischen Nahrungsmitteln enthalten;
der höchste Gehalt findet sich im Herz und in den Flügelmuskeln von Vögeln. Auch in Obst
und Gemüse ist NAD/NADH zu finden. Allerdings wird das Molekül bei der Speisenzubereitung
durch Erhitzen zerstört und nimmt vermutlich auch im Kontakt mit der Magensäure Schaden.
(12,13) Aus diesem Grund gibt es zum Beispiel auch sublinguale Formulierungen, bei denen die
Wirkstoffaufnahme bereits über die Mundschleimhaut erfolgt.
In den zu NADH durchgeführten Studien konnten weder Neben- noch Wechselwirkungen mit
Medikamenten beobachtet werden. Selbst bei hohen, intravenös verabreichten Dosen von bis
zu 1.800 mg pro Tag wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. (12)
Positive Wirkungen hingegen wurden vor allem bei Patienten mit Hirnleistungsstörungen,
insbesondere Alzheimer/Demenz, aber auch bei Piloten und Personen mit chronischem
Erschöpfungssyndrom beobachtet (siehe nächstes Kapitel). Weitere vereinzelte Studien
beschreiben Wirkungen bei Personen mit Depressionen, Hautkrankheiten und Leistungssportlern.
(14–16) Aufgrund der Studienergebnisse ist davon auszugehen, dass eine orale Tagesdosis
von 10 bis 30 mg für die meisten Menschen ausreichend ist. Manche Menschen können
empfindlich auf zu hohe Anfangsdosen NADH reagieren; neben allgemeinem Unwohlsein ist in
seltenen Fällen auch das Auftreten eines sogenannten “flush” mit Hautrötungen und Hitzegefühl
möglich. Hier sollte mit kleinen Mengen von 5 mg NADH begonnen werden und eine langsame
Dosissteigerung erfolgen.
Zu den Personen, welche besonders von der Einnahme des NADH profitieren können, gehören
Menschen mit hoher geistiger (und auch körperlicher) Beanspruchung und dauerbelastete
Personen:
Menschen mit ernsthaften Erkrankungen können auch von der NADH-Einnahme profitieren;
hierzu zählen Personen mit:
• Alzheimer, Demenz,
• Parkinson,
• beschleunigter Alterung,
• Konzentrations- und Gedächtnisschwäche,
• chronischem Erschöpfungssyndrom,
• depressiver Stimmungslage,
• Long COVID und Post-Vakzin-Syndrom.
3. DIE WICHTIGSTEN STUDIENERGEBNISSE
Alzheimer
Parkinson
• Es gibt einige ältere Studien zur intravenösen Anwendung von NADH, die auf eine
wahrscheinliche Wirkung von NADH bei Parkinson hinweisen. (18–21) So konnte zum
Beispiel gezeigt werden, dass nach einwöchiger, täglicher Verabreichung von 10 mg
NADH die Parkinsonsymptomatik deutlich verbessert war und die Dosis an Levodopa
reduziert werden konnte, da der Blutspiegel des Medikaments deutlich angestiegen war.
(21) Neuere Studien zur Wirkung von NADH bei Parkinson stehen leider aus.
• In einer kleinen Studie mit 26 Patienten, welche deutliche Symptome des chronischen
Ermüdungssyndroms (Chronic fatigue syndrome (CFS)) aufwiesen, konnte nach
vier Wochen täglicher Einnahme von 10 mg NADH eine deutliche Verringerung der
Symptomatik erzielt werden. Zu den für CFS typischen Symptomen zählt nicht nur
anhaltende Müdigkeit, sondern auch neurokognitive Einschränkungen, grippeartige
Symptome, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, ein allgemeines Schwächegefühl, Muskel-
und Gelenkschmerzen sowie Schwellungen und Schmerzen der Lymphknoten. (22)
• In einer vergleichenden Studie verbesserte sich die durch einen Fragebogen erfasste
Gesamtsymptomatik bei 12 Patienten, die über zwei Monate 5 bis 10 mg NADH erhalten
hatten, drastisch. Erfasst wurden Ermüdung, Schlafstörungen, Muskelschmerzen und
die Schwellung der Lymphknoten. (24)
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• In einer etwas neueren und mit 207 CFS-Patienten größer angelegten Studie aus dem
Jahr 2021 konnte nachgewiesen werden, dass die Kombination von 50 mg Coenzym
Q10 und 5 mg NADH nach acht Wochen zu einer signifikanten Reduzierung der
kognitiven Ermüdung (“brain fog”) und der allgemeinen Ermüdungswahrnehmung führt,
des Weiteren berichteten die Patienten von einer verbesserten Lebensqualität und einer
signifikanten Verbesserung der Schlafdauer, beziehungsweise der Schlafeffizienz. (25)
• Die gleiche Arbeitsgruppe hatte im Jahr 2015 bereits nachweisen können, dass 200
mg Coenzym Q10 plus 20 mg NADH pro Tag über acht Wochen das Gesamt-NAD und
vor allem den NADH-Anteil in Blutzellen stark ansteigen lassen. Ebenso verringerte
sich der Erschöpfungsindex, die Lipidperoxidation sank und die Mitochondrienfunktion
verbesserte sich. (26)
Jetlag
• In einer kleinen Studie mit 35 Piloten konnten 20 mg NADH (sublingual) die Symptome
eines Jetlags verringern. Sowohl die durch den Jetlag beeinträchtigten kognitiven
Funktionen als auch das Schlafbedürfnis verbesserten sich gegenüber der Kontrollgruppe,
was auf die erhöhte Produktion von ATP und Dopamin zurückgeführt wird. (27)
4. QUELLEN
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Allergy, Asthma & Immunology. Februar 1999;82(2):185–91.
23. Alegre J, Rosés JM, Javierre C, Ruiz-Baqués A, Segundo MJ, Fernández de Sevilla T.
Nicotinamida adenina dinucleótido (NADH) en pacientes con síndrome de fatiga crónica. Revista
Clínica Española. Juni 2010;210(6):284–8.
24. Santaella ML, Font I, Disdier OM. Comparison of oral nicotinamide adenine dinucleotide (NADH)
versus conventional therapy for chronic fatigue syndrome. P R Health Sci J. Juni 2004;23(2):89–
93.
25. Castro-Marrero J, Segundo MJ, Lacasa M, Martinez-Martinez A, Sentañes RS, Alegre-Martin
J. Effect of Dietary Coenzyme Q10 Plus NADH Supplementation on Fatigue Perception and
Health-Related Quality of Life in Individuals with Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue
Syndrome: A Prospective, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial. Nutrients. 30.
Juli 2021;13(8):2658.
26. Castro-Marrero J, Cordero MD, Segundo MJ, Sáez-Francàs N, Calvo N, Román-Malo L, u.
a. Does oral coenzyme Q10 plus NADH supplementation improve fatigue and biochemical
parameters in chronic fatigue syndrome? Antioxid Redox Signal. 10. März 2015;22(8):679–85.
27. Birkmayer GD, Kay GG, Viirre E. Stabilisiertes NADH (ENADAR) verbessert die durch Jetlag
reduzierte Hirnleistung. Wien Med Wochenschr. September 2002;152(17–18):450–4.
01/2023
ED.01
NADH
ENERGIE UND KOGNITIVE LEISTUNGSFÄHIGKEIT
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