Sie sind auf Seite 1von 24

n

tio
ek
Konzeption und Aufbereitung einer
Seminarreihe für Autogenes Training
el
ob
Pr

1131
Trägergesellschaft des Ausbildungsinstitutes ist die

BA Bergische Akademie für Erwachsenenbildung GmbH


Lobirke 1 · D-42857 Remscheid
Amtsgericht Wuppertal, HRB 12561

© Dieser Studienbrief wurde von Fachautoren/-innen speziell für die Institute der
BA Bergische Akademie für Erwachsenenbildung GmbH geschrieben. Die BA
Bergische Akademie für Erwachsenenbildung GmbH behält sich alle Rechte da-
ran, eingeschlossen das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, vor.
Der Studienbrief darf ausschließlich durch die im Ausbildungsvertrag genannte
Person genutzt werden. Verleih, Verkauf sowie sonstige Übertragung auf Dritte
ist untersagt. Nachdruck, fotomechanische Wiedergabe, öffentliches Zugäng-
lichmachen in Online-Diensten und Internet sowie Vervielfältigung auf Daten-
trägern wie CD-Rom etc. darf nur nach schriftlicher Zustimmung durch die BA
Bergische Akademie für Erwachsenenbildung GmbH erfolgen.
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Gliederung

1. Der Ablauf eines Trainingsseminars ................................................................ 4 


1.1 Erstkontakt ..................................................................................................... 4 
1.2 Das Vorgespräch ............................................................................................ 7 
1.3 Autogenes Training und zusätzliche Medien............................................... 11 
1.4 Der Einsatz von Fragebögen im Autogenen Training ................................. 12 
1.4.1 Der AT-Fragebogen .............................................................................. 12 
1.4.2 Der Fragebogen zur Eignung ................................................................ 16 
1.5 Die Frage des Entgelts ................................................................................. 19 
1.6 Häufigkeit, Dauer und Zeitpunkt von Sitzungen ......................................... 21 
1.7 Der Übungsraum .......................................................................................... 22 
1.8 Die erste Sitzung .......................................................................................... 22 
1.8.1 Die Klientendifferenzierung von Steve de Shazer ................................ 22 
1.8.2 Der Ablauf der ersten Sitzung .............................................................. 24 
1.9 Die Folgesitzungen ...................................................................................... 36 
1.10 Die Abschlusssitzung ................................................................................. 40 
2. Supervision und Fortbildung .......................................................................... 46 
3. Seminarordner ................................................................................................. 47 
Anhang .................................................................................................................. 48 
Beantwortung der Zwischenfragen .................................................................... 49 

3
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

1. Der Ablauf eines Trainingsseminars


Im Folgenden werden Sie einen Kurs des Autogenen Trainings sehr genau be-
trachten. Das vorliegende Modell soll sich auf die Konzipierung eines Trainings-
kurses für Erwachsene beider Geschlechter und verschiedener Altersklassen (von
17–80 Jahren) beziehen.
Die meisten der Anregungen sind übertragbar auf die Anwendung bei Kindern
und Jugendlichen bzw. für ein Einzelsetting, wenn auch beide Formen Modifika-
tionen verlangen.
Die Konzeption anderer Entspannungsseminare kann ähnlich erfolgen, wenn-
gleich die konkreten Inhalte natürlich andere sind.
Ein Trainingsseminar besteht aus insgesamt fünf Teilen:
 Erstkontakt
 Vorgespräch
 Erstsitzung
 Folgesitzungen
 Abschlusssitzung

1.1 Erstkontakt
Normalerweise erfolgt der erste Kontakt zwischen Trainer und Klienten telefo-
nisch. Ausnahmen davon können sich ergeben, wenn Sie es gewohnt sind,
Sprechstunden abzuhalten (bei Heilpraktikern oder psychologischen Psychothera-
peuten), oder wenn Sie – bspw. nach einem Vortrag zum Thema Entspannung –
von interessierten Klienten angesprochen werden.
Im Normalfall lässt sich in einer solchen Situation jedoch nicht allzu viel Spezifi-
sches zum Thema Autogenes Training besprechen, sodass es ratsam ist, Visiten-
karten bereitzuhalten, um Interessierten die entsprechende Möglichkeit zu geben,
Sie kontaktieren zu können.

Praxistipp:

Zur Erweiterung Ihrer Klientel ist es empfehlenswert, möglichst jede


Gelegenheit zum Halten von Vorträgen, Seminaren oder Workshops wahrzu-
nehmen, da Sie dort gleichzeitig für sich Werbung machen können.

Ein guter Trainer und Seminarleiter zu sein und selbst viel Erfahrung mit der ent-
sprechenden Entspannungsmethode zu haben, bedeutet noch nicht, dass Sie letzt-
lich auch Kundschaft haben. Nutzen Sie also jede Möglichkeit von Veranstaltun-
gen, auf denen Sie etwa Vorträge halten oder sich anderweitig einbringen können
– das ist eine ideale Form von Eigenwerbung.

4
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Denken Sie hierbei an Folgendes:


 Vorträge in Kureinrichtungen oder Krankenhäusern
 Vorträge oder Seminare/Schnupperkurse für Krankenkassen
 Vorträge im Rahmen von ärztlichen Praxisgemeinschaften oder in
heilpraktischen Praxen
 Vorträge in örtlichen Schulen/Kindergärten für interessierte Eltern
 Vorträge oder Schnupperseminare in Altenheimen
 Vorträge oder Schnupperseminare in kirchlichen Einrichtungen
 Vorträge oder Kurse im Rahmen verschiedener Organisationen, z. B.
Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiterwohlfahrt etc.
 Vorträge im Auftrag des zuständigen Gesundheitsamtes
 Vorträge oder Schnupperkurse in Fitnesscentern
 Vorträge oder Schnupperkurse für Kosmetikinstitute und in Hotels, die
immer häufiger an Seminaren zu den Themen Wellness und Entspannung
interessiert sind
 Nehmen Sie Kontakt zu Ärzten auf. Vielleicht kommt eine Kooperation zu-
stande.
 Vernetzen Sie sich mit anderen Fachleuten.
Zwar hat jede dieser Einrichtungen einen etwas anderen Schwerpunkt, unter wel-
chem sie Entspannungsvermittlung betrachten, jedoch finden Sie fast überall die
Möglichkeit, Interessierte zu akquirieren:
 direkt, indem Sie einen Vortrag oder ein Schnupperseminar veranstalten
 indirekt, indem man Ihnen erlaubt, zumindest eine Seminarausschreibung
an geeigneter Stelle auszuhängen
Sicherlich ist es anfangs beschwerlich, sich überall bekannt machen zu müssen.
Sie werden auch nicht immer offene Ohren und Türen finden, jedoch wird sich die
Mühe im Laufe der Zeit bezahlt machen.
Weitere Möglichkeiten der Werbung sind Aushänge an den schwarzen Brettern
von Kultureinrichtungen, Supermärkten oder Universitäten.
Denken Sie auch an die Seminarausschreibung im Internet oder in örtlichen Zei-
tungen. Manche Möglichkeiten sind sogar kostenlos, sodass Ihnen dabei keine
Verluste entstehen.
Meldet sich nun ein interessierter Klient telefonisch bei Ihnen, so ist es besonders
wichtig, den Namen und die Telefonnummer zu notieren. Eventuell können Sie
auch schon bei dieser Gelegenheit erfragen, wie der Klient an Ihre Adresse ge-
kommen ist. Hat er Sie in einem Vortrag oder Schnupperkurs erlebt? Ist er vom
Hausarzt geschickt worden?

5
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Merke:

Schon in der Frühphase des Kontaktes zu einem Klienten ist es von Bedeutung,
den Überstellungskontext zu erfragen, also die Art und Weise, wie der Klient zu
Ihnen als Entspannungspädagoge gelangt ist.
Dies gibt Ihnen wertvolle Hinweise darauf, wer Ihnen Klienten schickt oder
welche Ihrer Werbeaktionen sich als effektiv herausstellen.
Zum anderen erhalten Sie wichtige Informationen für die eigentliche Arbeit mit
dem Klienten: Ist es ein Mensch, der sich schicken lässt? Wer hat Interesse
daran, dass dieser Mensch in Kontakt mit Entspannung kommt (und zieht damit
im Hintergrund an wichtigen Fäden)?

Ein besonderer Fall stellt sich dar, wenn jemand anderes „im Auftrag“ anruft,
z. B. die Ehefrau für den stressgeplagten Gatten oder die Mutter für die jugendli-
che Tochter.
Auf jeden Fall sollten Sie fragen, warum dieser andere nicht selbst anruft. Hören
Sie dann als Erklärung, dass der Mann eben wenig Zeit hat, dann können Sie für
das Vorgespräch die Frage vormerken, wie viel Zeit der Klient überhaupt in das
Erlernen eines Entspannungsverfahrens zu investieren bereit sein wird.
Hören Sie vielleicht einmal die Erklärung einer Mutter, dass Sie für die gestresste
Tochter anruft, weil diese gerade „etwas anderes“ zu tun hat, dann merken Sie
sich bereits vor, im Vorgespräch mit der Tochter dieser die Frage nach ihrer eige-
nen Motivation und Disziplin zu stellen.
Die Praxisarbeit der verschiedenen Anbieter von Entspannungsverfahren geht
bereits hier sehr auseinander. Einige bestehen darauf, dass derjenige anruft, der
schließlich auch an dem Seminar teilnehmen möchte, um einen Termin zum Vor-
gespräch auszumachen, und werten allein dies als Zeichen von echtem Interesse
und guter Motivation. Andere Entspannungspädagogen dagegen machen mit dem
Ersatzanrufer einen Termin für den möglichen Teilnehmer aus, bitten aber darum,
dass dieser den Termin noch einmal bestätigt. Wieder andere vergeben den Ter-
min und verlassen sich darauf, dass der Klient schon erscheinen wird.
Der eigentliche Sinn des Erstkontaktes mit einem Klienten besteht darin, dass Sie
mit diesem Klienten einen Termin für ein Vorgespräch im Einzelsetting vereinba-
ren. Sie sollten dabei erklären, warum ein Vorgespräch von Ihnen als wichtig er-
lebt wird und was den Klienten in etwa dabei erwartet.
Manche Anbieter arbeiten mit schriftlichen Vorab-Befragungen (AT-Fragebogen
oder Fragebogen zur Eignung, siehe weiter unten) oder legen Wert darauf, dem
Klienten vorab Informationen zum Autogenen Training in Form von Broschüren
oder aufklärenden Texten zukommen zu lassen. In diesem Fall benötigen Sie na-
türlich die Adresse des Klienten. Bitten Sie ihn dann, die Fragebögen entweder
ausgefüllt zurückzusenden oder aber zum Vorgespräch mitzubringen. Sinnvoller
könnte jedoch sein, eine eventuelle schriftliche Befragung erst im Rahmen des
Vorgesprächs (am besten am Ende) vorzunehmen.
Dies sind die Stichworte zum Erstkontakt:

6
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Erstkontakt
 in der Regel telefonisch
 Erfragen von Namen und Telefonnummer
 Erfragen des Überstellungskontextes
 Vereinbarung eines Termin für das Vorgespräch im Einzelsetting

1.2 Das Vorgespräch


Zuerst einmal ist es für Sie wichtig, im Rahmen des Vorgespräches einen guten
Rapport, also eine gute, tragfähige Beziehung zum Klienten herzustellen. Wenn
Sie den Klienten einer Lerngruppe zuordnen, werden Sie wahrscheinlich keine
Gelegenheiten mehr zu einem Gespräch unter vier Augen mit ihm haben.
Verläuft alles planmäßig, dann wird sich erst wieder eine Gelegenheit zum Ein-
zelgespräch ergeben, wenn der Klient die Grundstufe des Autogenen Trainings
mit den Basisübungen gut beherrscht und dann darauf aufbauend mit formelhaften
Vorsätzen oder speziellen Organübungen an sich weiterarbeiten möchte (frühes-
tens ein halbes Jahr nach Abschluss des Trainings der Grundstufe).
Es ist jetzt wichtig, sich dem Klienten einerseits als vertrauenswürdiger Begleiter
für seine weitere Entwicklung und andererseits als kompetente Fachkraft für die
Vermittlung von Entspannungsverfahren zu zeigen.
Das erste Treffen entscheidet über vieles:
 Ist mir mein Gegenüber sympathisch?
 Traue ich ihm zu, dass er mich ein Stück meines Weges kompetent
begleiten kann?
 Kann er überhaupt meine Probleme verstehen?
 Nimmt er sich Zeit dafür, sich mit meinen Problemen zu beschäftigen?
 Sind ihm meine Probleme vertraut bzw. kann er damit umgehen?
 Kann und möchte ich mich diesem Menschen anvertrauen und offenbaren?
Die Grundlage der Begegnung eines Seminarleiters mit seinem Klienten sollten
die drei Grundvariablen der Basiskompetenz von Beratern im psychosozialen Be-
reich sein, die Carl Rogers umschrieben hat als:
 Empathie
 Wertschätzung
 Selbstkongruenz
Für die Situation des Vorgesprächs bedeutet es, dass ein Trainer seinen Klienten
als Person voll akzeptieren sollte, dieser Person einfühlsam begegnet und dabei
auch auf sein eigenes persönliches Erleben achtet und authentisch reagiert.

7
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Neben dem Aufbau des Rapports ist es im Vorgespräch wichtig, sich einen guten
Überblick darüber zu verschaffen, was den Klienten und seinen voraussichtlichen
Umgang mit dem Autogenen Training betrifft.
So sollte z. B. auch die Frage nach bekannten epileptischen Anfällen oder psycho-
tischen Erkrankungen des Klienten gestellt werden. Wird diese bejaht, so ist un-
bedingt die Meinung eines Arztes bzw. Facharztes zur Teilnahme des Klienten
einzuholen. Ist dies nicht möglich, so ist der Klient für die eigene Arbeit abzu-
lehnen und weiterzuvermitteln.
Am Ende des Vorgesprächs müssen Sie wissen, ob Sie mit besonderen Schwie-
rigkeiten rechnen müssen (etwa durch das Vorliegen von Ängsten oder psycho-
somatischen Störungen), ob der Klient sich schon einmal an einem Entspan-
nungsverfahren versucht hat, was ggf. dabei für ihn herausgekommen ist und wel-
che Erwartungen der Klient nun bezüglich des Autogenen Trainings hat.
Sie müssen mögliche psychische oder körperliche Beeinträchtigungen zumindest
erkannt und sich einen Eindruck von der Motivation des Klienten zum konsequen-
ten Erlernen der Übungen verschafft haben.
Es kann auch wichtig sein, nochmals auf den Überstellungskontext einzugehen
und einige Fragen zu den Erwartungen anderer Personen zu stellen.
 Möchte vielleicht der Ehemann der Klientin, dass sich seine Frau verändert,
dass sie ruhiger wird?
 Möchte ein Chef, dass sein Angestellter leistungsfähiger wird?
 Weiß ein Hausarzt nicht weiter und hat gar das AT als letztes Mittel
angepriesen, damit der Klient wieder zu seiner Gesundheit findet?
All solche Erwartungen werden sich auf die Übungen des Klienten und seine be-
wusste sowie unbewusste Lernbereitschaft auswirken. Von besonderer Bedeutung
ist somit: Was hält denn der Klient selbst von den Erwartungen der anderen Per-
sonen? Das Vorgespräch ist der richtige Zeitpunkt, um sich ein Bild von der Ge-
samtkonstellation zu machen.
Aber genau so, wie Sie als Trainer wichtige Informationen aus dem Vorgespräch
ableiten, soll andererseits auch der Klient einige notwendige Informationen erhal-
ten. Der Klient sollte nach dem Vorgespräch eine genauere Vorstellung davon
haben, was Autogenes Training eigentlich ist. Hat er womöglich bereits Vorerfah-
rungen in anderen Entspannungsverfahren, so ist er von Ihnen über die bestehen-
den Unterschiede aufzuklären.
Er muss erfahren, dass das Autogene Training ein „in sich selbst entstehendes
Trainingsprogramm“ darstellt, dessen Hauptmedium bestimmte Formeln sind, die
der Übende selbst seinem Körper und seinem Unbewussten anbietet. Diese For-
meln bewirken unterschiedliche Veränderungen in der Wahrnehmung körperli-
cher, geistiger und seelischer Prozesse: Probleme können durch die Verinnerli-
chung der selbstsuggestiven Formeln und die Reaktion des Organismus auf die
Botschaften dieser Formeln positiv beeinflusst werden.

8
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Autogenes Training grenzt sich dabei von der Hypnose in der Regel dadurch ab,
dass es ein selbstbeeinflussendes Verfahren ist, während die Hypnose im üblichen
Sinne fremdsuggestiv wirkt.
Autogenes Training ist auch kein Zauber- oder Wundermittel. Hat der Klient hier
falsche Erwartungen, so sollte ihm verdeutlicht werden, dass der mögliche Effekt
der Übungen auch an eine gewisse Selbstdisziplin gebunden ist, d. h.: Übungsfre-
quenz und Motivation des Klienten müssen stimmen.
Auch sollte klar werden, dass in Ihren Trainingsseminaren keine Therapie durch-
geführt wird. Sie vermitteln ein Hilfsmittel, eine „Zuarbeit“, die sich auch ge-
sundheitsförderlich auswirken kann. Die direkte Beeinflussung von Störungsmus-
tern und Krankheiten ist nicht die Aufgabe eines solchen Kurses, auch dann nicht,
wenn es sein kann, dass sich bestehende Störungsmuster durch Autogenes Trai-
ning manchmal überraschend verändern.
Dem Klienten sollte allerdings auch bewusst sein, dass Autogenes Training wis-
senschaftlich erforscht ist und es eine Fülle von Studien gibt, die gesundheitsför-
derliche Wirkungen des Autogenen Trainings belegen.
Schließlich ist dem Klienten noch zu erklären, dass das Autogene Training übli-
cherweise im Gruppensetting vermittelt wird.
Möchte der Klient nach dieser ausführlichen Aufklärung dann am Training teil-
nehmen, sollte ihm der Termin des Kurses (möglichst schriftlich) ausgehändigt
werden. Auch ein Merkblatt zum Thema Autogenes Training ist ihm auszuhändi-
gen, auf dem noch einmal die wichtigsten Merkmale des AT stichwortartig zu-
sammengefasst sind.
Fragen nach diesen Aspekten werden Ihnen im Verlauf des Kurses wahrscheinlich
immer wieder gestellt. Die Erarbeitung einer Zusammenfassung der wichtigsten
Merkmale bereitet sie mit darauf vor, solchen Fragen auch adäquat begegnen zu
können.
Viele Entspannungspädagogen listen auch auf dem Merkblatt die Formeln in ih-
rem Wortlaut oder geben Literaturempfehlungen (Informieren Sie sich in diesem
Fall übrigens bitte, ob es ein von Ihnen empfohlenes Buch zum Thema im Fach-
buchhandel auch wirklich noch zu kaufen gibt!).
Schließlich sollte das Merkblatt oder ein separates Blatt noch eine Liste der Dinge
enthalten, welche der Klient mitbringen sollte. Das kann eine Nackenrolle oder
ein Kissen sein, eine warme Decke, eine Isomatte oder bequeme Kleidung. Spre-
chen Sie auch das Tragen von Kontaktlinsen an, und machen Sie klar, dass es gut
ist, diese zu den Übungen zu entfernen.

Praxistipp:

Entwerfen Sie selbst ein Merkblatt zu den Inhalten Ihres Trainings – so können
Sie Ihre eigenen Schwerpunkte setzen. Es handelt sich um eine sehr gute
Übung, sich noch einmal das Wesentliche des Verfahrens klarzumachen.

9
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Das Vorgespräch noch einmal im Überblick:


Was der Trainer fragen muss:
 Wie und wo lebt der Klient?
 Gibt es besondere Schwierigkeiten oder Probleme?
 Welche Erwartungen bestehen bezüglich des Autogenen Trainings?
 Hat der Klient bereits Vorerfahrungen mit Entspannungsverfahren, und wie
bewertet er diese Erfahrung?
 Gibt es (störende) Erwartungen anderer Personen?
Was der Klient erfahren muss:
 Autogenes Training (AT) wirkt über Formeln, die körperliche, geistige und
seelische Aspekte umfassen.
 AT wird in der Gruppe gelernt.
 AT kann zwar Probleme positiv beeinflussen, ist jedoch keine Therapie.
 AT ist ein Verfahren, dessen Wirkungen wissenschaftlich nachgewiesen
sind.
 AT ist keine Hypnose.
Wenn das geklärt ist:
 Terminplanung der Sitzungen
 Klärung der Bezahlung bzw. Kostenübernahme
 Aushändigung eines Merkblattes zum AT
 Erklärung, was zur Sitzung mitzubringen ist (evtl. separates Merkblatt)
 Umgang mit Tonträgern
 Eventuell Aushändigung eines Fragebogens

10
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

1.3 Autogenes Training und zusätzliche Medien


Ein weiteres Thema des Vorgesprächs ist der Umgang mit unterstützenden Medi-
en. Sie sollten dieses Thema ansprechen, bevor Sie im Verlauf eines Kurses ge-
fragt werden, was Sie von unterstützenden Videos bzw. Audioaufnahmen aus dem
Internet halten oder ob solche mitgebracht und in das Training integriert werden
können. Im schlechtesten Fall haben sich die Klienten bereits entsprechende Da-
ten besorgt und beschweren sich nun, dass das Training für sie sehr mühevoll sei,
da Sie als Trainer andere Formeln benutzen als in den Anleitungen, mit denen die
Klienten zu Hause üben.
In der Regel empfehlen sich „fremde“ Anleitungen nicht, da Sie nie genau wissen,
was der jeweilige Autor oder Sprecher des Programms unter Autogenem Training
versteht. Sie können hier echte Überraschungen erleben!
Grundsätzlich ist Klienten von kommerziellen Angeboten oder irgendwelchen
angeleiteten Videos aus dem Internet abzuraten. Der Klient wird davon in der Re-
gel – z. B. wegen anderer Formelversionen als in Ihrem Training – abgelenkt und
verunsichert.
Hat der Klient bereits entsprechende Vorlagen, nach denen er übt, fragen Sie ihn,
ob er für den Verlauf des Seminares auf das eigene Übungsmaterial verzichten
und sich auf Ihre Version des Autogenen Trainings einlassen möchte.
Wenn ja, nehmen Sie ihn wie geplant in den Kurs auf. Möchte der Klient weiter
mit seinen Formeln arbeiten, ist es in der Regel unsinnig, einen solchen Klienten
in einen Gruppenkurs zu integrieren, da er durch den ständigen Abgleich zwi-
schen „seinen“ Formeln und „Ihren“ Formeln eher verwirrt reagieren wird als
entspannt. Bieten Sie ihm ein Training im Einzelsetting an. In diesem Fall machen
Sie selbst sich dann mit den von ihm benutzten Formeln vertraut und finden eine
für den Klienten befriedigende Synthese zwischen dessen Art zu üben und Ihren
Vorstellungen.
Eine andere Version des Umgangs mit zusätzlichen Medien ist, dass Sie Ihr Pro-
gramm Ihrerseits aufnehmen und den Klienten zur Verfügung stellen. Dies erfor-
dert jedoch in der Regel eine recht gute digitale Aufnahmetechnik oder aber den
Gang ins professionelle Aufnahmestudio. Wenn Sie hingegen bestimmte Angebo-
te geprüft und für die von Ihnen vermittelte Version des Autogenen Trainings als
geeignet beurteilt haben, können natürlich auch diese Ihren Klienten empfohlen
werden.
Der Einsatz von zusätzlichen Medien sollte dennoch möglichst sparsam erfolgen.
Von täglichem Üben mittels digitalen Entspannungsanleitungen ist abzusehen, da
meist ein Konditionierungseffekt durch die gehörte Stimme entsteht. Ohne das
entsprechende Programm erweist sich das Üben dann als schwierig, wenn nicht
sogar unmöglich.
Von dieser Regel gibt es sicherlich Ausnahmen. So ist der Einsatz von Entspan-
nungstonträgern uneingeschränkt bei Sterbenden sowie schwer kranken, bettläge-
rigen Personen zu empfehlen. Auch phasenweise kann es sinnvoll sein, mehr mit-
tels Tonträger zu trainieren, z. B. dann, wenn eine depressive Phase Konzentrati-
onsstörungen bewirkt und die Konzentration auf die Formeln fehlschlägt. Jedoch

11
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

sollte möglichst schnell wieder der Wechsel zum eigenen, zum autogenen Üben
erfolgen.

1.4 Der Einsatz von Fragebögen im Autogenen Training


Im Vorgespräch sollten auch mögliche schriftliche Befragungen durchgeführt
werden. Es gibt mehrere Programmvarianten, von denen Ihnen hier die Variante
von H. Brenner vorgestellt wird. In seinem Werk „Autogenes Training – Schritt
für Schritt“ bietet er passend zu Seminaren des Autogenen Trainings mehrere Er-
hebungsinstrumente an, die auf den Bedarf einer Klientel für Entspannungsverfah-
ren zugeschnitten sind.
Brenner stellt zwei Fragebögen für den Einsatz zu Beginn eines Trainings vor
sowie einen Erhebungsbogen für eine Kontroll-Nachbefragung.
Zu Beginn des Trainings:
 der „AT-Fragebogen“ und
 der „Fragebogen zur Eignung“

1.4.1 Der AT-Fragebogen


Das erste Instrument stellt eine Entscheidungshilfe dar, ob es von der vorliegen-
den Symptomatik her sinnvoll und wichtig ist, sich auf die Übungen einzulassen.
Zugleich werden auch Beschwerdebilder vorgestellt, bei denen Autogenes Trai-
ning förderliche Wirkeffekte erzielen kann.

12
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

AT-Fragebogen nach Brenner1

Im Folgenden finden Sie eine Liste von Leiden und Beschwerden.


Kreuzen Sie bitte das jeweils für Sie zutreffende Feld an.

häufig/ nicht/
selten/manchmal
stark niemals

1. Reizbarkeit □2 □1 □0
2. Nervosität □2 □1 □0
3. Einschlafschwierigkeiten □2 □1 □0
4. Durchschlafschwierigkeiten □2 □0 □0
5. Abgespanntheit □2 □0 □0
6. Muskelverspannungen □2 □1 □0
7. Kalte Hände/Füße □2 □1 □0
8. Innere Unruhe □2 □1 □0
9. Aufsteigende Hitze □2 □1 □0
10. Schweißausbrüche □2 □0 □0
11. Schwindelgefühle □2 □1 □0
12. Zittrigkeit □2 □1 □0
13. Kopfschmerzen □2 □1 □0
14. Echte Migräne □2 □1 □0
15. Mattigkeit □2 □1 □0
16. Konzentrationsschwierigkeiten □2 □1 □0
17. Beklemmungsgefühle □2 □1 □0
18. Berufliche Sorgen □2 □1 □0
19. Private Sorgen/Konflikte □2 □1 □0
20. Angstzustände □2 □2 □0
21. Schwere Träume □2 □1 □0
22. Grundloses Weinen □2 □2 □0
23. Kloß-Würgegefühl im Hals □2 □2 □0
24. Herzschmerzen □2 □1 □0
25. Herzjagen, Herzstolpern □2 □2 □0
26. Kreislaufbeschwerden □2 □1 □0
27. Magenbeschwerden □2 □2 □0
28. Verdauungsbeschwerden □2 □1 □0
29. Atembeschwerden □2 □1 □0
30. Grübeln über die Krankheit □2 □1 □0

1
Brenner, H.: Autogenes Training – Der Weg zur inneren Ruhe, 2004, S 38

13
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Wie verhalten Sie sich in Konfliktsituationen


(wenn es zu einer Auseinandersetzung kommt)?

im Betrieb/bei der Arbeit:


…………………………………………………………………………………………………….

zu Hause:
…………………………………………………………………………………………………….

Welche Probleme belasteten Sie in letzter Zeit?

……………………………………………………………………….........................................

Auswertungsschema:2

1. Addieren Sie die hinter Ihren Kreuzen stehenden Zahlen: ............. Punkte

2. Bewerten Sie das Verhalten in den Konfliktsituationen nach folgendem Schema:


besonnenes Verhalten: je 0 Punkte
hektisches Verhalten: je 2 Punkte
in-sich-hineinfressendes Verhalten: je 4 Punkte
Insgesamt Punkte
3. Bewerten Sie jedes Problem nach den von Ihnen empfundenen Punkten nach folgendem
Muster:
etwas belastend: je 1 Punkte
belastend: je 2 Punkte
stark belastend je 3 Punkte
Insgesamt Punkte
Gesamt: Punkte

2
Brenner, H., Autogenes Training – Der Weg zur inneren Ruhe, 2004, S 39

14
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Bewertung
weniger als 15 Punkte:
Wenn Sie weniger als 15 Punkte errechnet haben, können Sie sich über Ihre rela-
tiv hohe psychovegetative Stabilität freuen. Das Autogene Training hat bei Ihnen
vor allem vorbeugende Wirkungen. Sie können damit rechnen, dass sich die Be-
schwerden, die Sie angegeben haben, bessern oder beseitigen lassen. Konsequen-
tes Trainieren ist natürlich Voraussetzung.
15–30 Punkte:
Wenn Sie 15–30 Punkte errechnet haben, befinden Sie sich bereits im Kreis der
Verspannungen und der psychovegetativen bzw. psychosomatischen Störungen.
Sie sollten möglichst bald mit dem Autogenen Training beginnen. Nach etwa 2
Monaten konsequenten Trainierens und nach vollzogener Problembearbeitung
können Sie eine wesentliche Besserung und die Beseitigung der Beschwerden
erreichen.
über 30 Punkte:
Wenn Sie über 30 Punkte erreicht haben, stecken Sie bereits tief im Kreis der
Verspannungen und Belastungen. Sie sollten eingehend die Hinweise zur Prob-
lem- und Konfliktverarbeitung lesen und entsprechend handeln. Parallel dazu soll-
ten Sie konsequent die Übungen des Autogenen Trainings durchführen. Auch Sie
können eine Linderung bzw. die Beseitigung mancher Beschwerden erreichen,
nur wird dies länger dauern als bei den anderen Ergebnisgruppen.

15
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

1.4.2 Der Fragebogen zur Eignung


Das zweite Instrument, der „Fragebogen zur Eignung“, ist ein einfaches Erhe-
bungsinstrument, mit dessen Hilfe ein Klient seine derzeitige Eignung zum Erler-
nen des Autogenen Trainings überprüfen kann.
Fragebogen zur Eignung nach Brenner3

Kreuzen Sie bitte das jeweils für Sie zutreffende Feld an.
Überlegen Sie nicht lange, sondern antworten Sie möglichst spontan.
Auswertung des Fragebogens:
Addieren Sie die hinter Ihren Kreuzen stehenden Zahlen

stimmt stimmt in stimmt


genau etwa gar nicht

1. Ich kann mich gut in andere hineindenken. □ 2 □ 1 □ 0

2. Man hält mich für einen optimistischen Men-


□ 2 □ 1 □ 0
schen.

3. Wenn ich ein Ziel erreichen will, gebe ich so


□ 2 □ 1 □ 0
schnell nicht auf.

4. Ich kann mich wenigstens 10 Sekunden auf ein


□ 2 □ 1 □ 0
Thema konzentrieren.

5. Ich habe ein gutes bildhaftes Vorstellungsver-


□ 2 □ 1 □ 0
mögen.

6. Ich weiß, was ich mit dem Autogenen Training


□ 2 □ 1 □ 0
erreichen möchte.

7. Man sagt mir Gründlichkeit und Ordnungsliebe


□ 2 □ 2 □ 0
nach.

8. Bei mir muss alles schnell erledigt sein. □ 0 □ 1 □ 2

9. Ich bin empfindsam. □ 2 □ 2 □ 0

10. Ich bin für meine Ausdauer bekannt. □ 2 □ 2 □ 0

3
Brenner, H., Autogenes Training – Der Weg zur inneren Ruhe, 2004, S 43

16
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Bewertung
Unter 5 Punkten:
Wer weniger als 5 Punkte erreicht hat, sollte sich zunächst nicht mit dem Autoge-
nen Training beschäftigen.
Die Voraussetzungen zum Erlernen eines autosuggestiven Verfahrens sind zu un-
günstig, als dass Sie berechtigte Hoffnung auf einen Trainingserfolg haben könn-
ten. Günstigere Entspannungsverfahren sind momentan Biofeedback oder Tief-
muskel-Entspannungstraining. Nach der entsprechenden Vorbereitung können
auch Sie das Autogene Training erlernen.
Ab 5 Punkte:
Sie sind grundsätzlich für Autogenes Training geeignet. Sie sollten jedoch damit
rechnen, dass Sie bis zur Beherrschung des Verfahrens etwas länger brauchen
werden als der Durchschnitt. Das Wichtigste ist für Sie das regelmäßige Üben.
Unwichtig ist in den ersten Wochen, ob die angezielten Empfindungen eintreten.
Ab 10 Punkte:
Sie sind für das Autogene Training voll geeignet. Konzentrationsschwierigkeiten
wird es bei Ihnen zwar geben, diese werden Ihren Trainingsfortschritt jedoch nicht
stärker als bei anderen bremsen.
Über 15 Punkte:
Sie sind für das Autogene Training voll geeignet. Sie werden rasche Fortschritte
machen und gehören zu denjenigen, die sofort gut mit den Übungen zurechtkom-
men.

Praxistipp:

Machen Sie sich ggf. Notizen dazu, vielleicht können Sie die Fragebögen
modifizieren oder andere entwickeln, u. U. möchten Sie auf die
Punktezuordnung verzichten und die drei Gruppen lieber durch grafische
Symbole kennzeichnen o. Ä …

Sie merken, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Wichtig ist, dass Sie vorab
genau wissen, wofür Sie den Fragebogen einsetzen wollen, und ihn so gestalten,
dass Sie dies auch tatsächlich erreichen.

17
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Fragen:

Wissen Sie noch, welche Fragen Sie sich im Zusammenhang mit der Erstellung
eines Seminarkonzeptes beantworten sollten, die nicht direkt mit den Inhalten
zu tun haben?

Im Rahmen des Vorgespräches ist es zunächst einmal wichtig, einen guten


……………………… zum Klienten herzustellen.

18
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

1.5 Die Frage des Entgelts


Die Frage der Bezahlung Ihrer Leistung – das Anbieten von Kursen und Einfüh-
rungen in ein Entspannungsverfahren – ist ein spannendes Thema und eine Frage,
die wirklich nicht so ganz einfach zu beantworten ist.
Wenn Sie auf einen Teil Ihrer Konkurrenz achten, z. B. Seminaranbieter an den
Volkshochschulen, dann finden Sie extrem niedrige Preise. Die Preise dort kön-
nen allerdings nur so niedrig sein, da diese Anbieter subventioniert werden. Für
Sie kann es dennoch bedeuten, dass Sie wahrscheinlich wegen dieser Niedrig-
preis-Konkurrenz in Ihren Preisvorstellungen auch nicht allzu hoch greifen dür-
fen.
Schauen Sie auf jedoch auf Ihre professionelle Konkurrenz, also Ärzte und Heil-
praktiker, dann bietet sich ein anderes Bild.
Entgelt für das Einzelsetting
Die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) listet Autogenes Training und Progressive
Muskelrelaxation als sogenannte „übende Verfahren“.
Ein übendes Verfahren in Form einer Einzelbehandlung von jeweils mindestens
20 Minuten erbringt einen abrechnungsfähigen Betrag von 8,74 Euro; dieser wird
mit einem Faktor 2,3 verrechnet, so dass sich 20,11 Euro abrechnen lassen.
Bitte beachten Sie: die soeben genannten Zahlen können sich möglicherweise
leicht verändern. Sie können Ihnen aber trotzdem als Richtschnur dienen.
Entgelt für das Gruppensetting
Ein übendes Verfahren von jeweils mindestens 20 Minuten Dauer in Form einer
Gruppenbehandlung (nach Kassenrichtlinien bis zu 12 Teilnehmern) erbringt nach
der GÖÄ einen Betrag von 2,62 Euro pro Teilnehmer; auch hier gilt der Steige-
rungssatz des 2,3-Fachen (6,03 Euro).
So ergibt sich ein Gesamtsatz pro Teilnehmer von 72,36 Euro bei 12 Kurssitzun-
gen à 20 Minuten, also insgesamt 868,32 Euro für 12 Teilnehmer. Für eine länge-
re Trainingsdauer ergeben sich entsprechende Steigerungen.
Heilpraktiker lehnen sich in ihrer Gebührenordnung (GebüH) eng an die GOÄ der
Ärzte an, sodass sich hier ähnliche Entgelte ergeben. Meist sind diese Entgelte für
den ärztlichen Praxisbetrieb (oder entsprechend für psychologische Psychothera-
peuten) zu gering. Dies ist ein Grund dafür, dass nur wenige Ärzte und wenige
Heilpraktiker übende Verfahren anbieten.
Das Entgelt, welches Sie von einem Klienten erwarten, sollte sich also irgendwo
zwischen der niedrigsten Forderung der institutionellen Anbieter und der höchsten
Forderung durch Ärzte oder Heilpraktiker bewegen.
Eine gute Gruppengröße, die sich auch für Sie rechnet, liegt zwischen 8 und 10
Personen, einige Entspannungsanbieter nehmen allerdings bis zu 20 Teilnehmer in
einen Kurs. Hier müssen Sie eine individuelle Entscheidung treffen.
Damit Werbungskosten, Steuerabzüge, evtl. Raummiete usw. Ihren Gewinn nicht
unnötig verringern, sollten Sie erwägen, einen Steuerberater zu beauftragen.

19
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Ausstellen von Kostenbelegen


Sie sollten Ihren Klienten immer am Ende eines durchgeführten Seminars auch
einen Beleg über das Erlernen des Entspannungsverfahrens und das dafür entrich-
tete Entgelt übergeben.
Am besten ist, Sie verteilen diese Quittung in der letzten Sitzung und verweisen
auf die Möglichkeit, dass dieser Beleg am Jahresende im Rahmen der Einkom-
mensteuererklärung geltend gemacht werden kann, sofern die jährlichen Ausga-
ben für die eigene Gesundheit einen bestimmten Betrag übersteigen.
Ein solcher Beleg könnte aussehen wie folgt:

Musterstadt, den …
Bescheinigung

Herr/Frau: Eleonore Mustermann, geb. 15.10.1964,


wohnhaft: Musterstraße 1 in 5555 Musterstadt,

hat in der Zeit von Januar 20XX bis März 20XX an insgesamt 10 Gruppensit-
zungen/Einzelsitzungen „Autogenes Training als Einführung in die Stressbe-
wältigung“ teilgenommen.

Die Sitzungen wurden durch einen qualifizierten Entspannungspädagogen


(Zertifikat Entspannungspädagogik …) fachlich geleitet.

Ein Entgelt in Höhe von XX Euro ist entrichtet worden.

…………………………
Entspannungspädagoge
Michael Muster

Frage:

Wo liegt eine – auch unter Entgeltgesichtspunkten – günstige Gruppengröße?

20
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

1.6 Häufigkeit, Dauer und Zeitpunkt von Sitzungen


Eine Sitzung Autogenes Training sollte zwischen 30 und 60 Minuten dauern. Die
zeitliche Dauer hängt vor allem von der Anzahl der Teilnehmer ab bzw. von den
Fragen, die gestellt werden.
Manche Kurse haben die Tendenz, das Autogene Training als Plattform für
Selbsterfahrungsprozesse zu nutzen. Dann liegt es in der Verantwortung des Trai-
ners zu betonen, dass das Autogene Training eine Einführung in ein Entspan-
nungsverfahren darstellt, und keine Selbsterfahrungselemente zum Inhalt hat. Ist
in einem Kurs jedoch diese Tendenz stark ausgeprägt, so erfordert dies immer
auch ein Mehr an Zeit, da die Grenzziehung zwischen Feedback zu den Entspan-
nungsübungen und Selbsterfahrungsthemen häufig nicht sehr leicht fällt. Der Lei-
ter muss hier immer wieder prüfen, wann für ihn die Grenze erreicht ist, und die
Rückmeldungen dann sanft, aber bestimmt steuern.
Hat ein Trainer die Möglichkeit, auch auf der Selbsterfahrungsebene zu arbeiten,
so können solche Klienten neben der Entspannungsgruppe in eine Selbsterfah-
rungsgruppe integriert werden. Hat der Trainer diese Möglichkeit nicht, so emp-
fiehlt es sich, auf Kollegen oder Institute verweisen zu können, wo eine solche
Arbeit mit den Klienten möglich ist. Im besten Fall etabliert sich ein Austausch
zwischen dem Trainer und einem Institut mit wechselseitiger Zuweisung von Kli-
enten.
Die Anzahl der Sitzungen sollte bei etwa 10 bis zu 12 Sitzungen liegen. Norma-
lerweise finden davon 10 Sitzungen statt; die übrigen Sitzungen sind „Reserve-
termine“.
Sie werden dann durchgeführt, wenn Klienten Sitzungen verpassen mussten (z. B.
bei Kursdurchführung in typischen Urlaubszeiten) oder wenn Sie den Eindruck
haben, dass es zur Festigung des AT für den Kurs gut wäre, noch zwei Wochen zu
verlängern.
Die Sitzungen sollten wöchentlich stattfinden. In diesem Wochenintervall wird
die jeweils neue Formel eintrainiert. Erfahrungen mit diesen Eigenübungen wer-
den dann wiederum im nächsten Termin besprochen.
Der Zeitpunkt für die Sitzungen sollte regelmäßig sein, d. h. am gleichen Wo-
chentag zur gleichen Zeit, sodass sich feste Strukturen etablieren können.
AT für Kinder kann gut an Nachmittagen angeboten werden, AT für Jugendliche
und Erwachsene entweder früh morgens oder aber am frühen bis späten Abend.
AT für Senioren sollte im Tagesverlauf stattfinden; häufig stellt das Einbrechen
der Dunkelheit für ältere Menschen eine zeitliche Grenze dar, die diese nicht gern
überschreiten.
Sie sollten außerdem Ihr Angebot für Ferienzeiten sowie Urlaubszeiten bzw. die
Sommerzeit gut durchdenken. Häufige Fehlzeiten machen es den Klienten un-
möglich, das Training ausreichend intensiv umzusetzen.

21
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

1.7 Der Übungsraum


Bei der Wahl des Raums für das Training ist zu beachten:
 Der Raum sollte ausreichend groß für einen Sitzkreis von etwa 10–12
Personen sein und genügend Platz bieten, damit sich alle Teilnehmer
bequem auf ihre Matten legen können.
 Die Lichtverhältnisse sollten ausreichend hell sein, und es ist auch von
Vorteil, wenn das Licht gedimmt werden kann. Laut tickende Uhren und
andere ablenkende Geräusche sollten möglichst vermieden werden, wenn-
gleich Sie sie wahrscheinlich auch nicht völlig ausschalten können.
 Auf keinen Fall sollte es sich um einen Durchgangsraum handeln.
 Es sollte eine Tafel oder ein Flipchart im Raum sein.
 Es sollten sich Steckdosen an erreichbaren Stellen befinden, sodass Sie bei
Bedarf ein technisches Gerät anschließen können.
 Der Raum muss ausreichend warm sein. Bedenken Sie, dass das Empfinden
von Kälte sich während der Übungen im entspannten Liegen steigern kann
(Oberflächensensibilität der Haut). Dies ist auch der Grund, warum die
Teilnehmer sich bei Bedarf warme Decken und Socken mitbringen sollten.

1.8 Die erste Sitzung


Nach Abschluss der Vorgespräche kann nun der eigentliche AT-Kurs beginnen.
Die Vorgespräche haben Ihnen einen Überblick über die spezifischen Probleme
der Teilnehmer verschafft, und außerdem wissen Sie nun, mit welcher Klienten-
struktur Sie es zu tun haben. Man kann seine Kursteilnehmer grob in sogenannte
„Klagende“ und sogenannten „Kunden“ unterscheiden.

1.8.1 Die Klientendifferenzierung von Steve de Shazer


De Shazer differenziert drei Klassen von Klienten:
 Besucher
 Klagender
 Kunde
Besucher
Der „Besucher“ hat kein Anliegen an den Trainer. In der Regel ist er von einem
Dritten (z. B. dem Hausarzt) geschickt worden. Lässt sich im Vorgespräch kein
Anhalt für ein eigenes Anliegen oder eine – wenn auch noch so geringe – eigene
Motivation finden, so sollte ein Trainer ein paar Komplimente machen, beispiels-
weise loben, dass der Klient so viel Interesse aufgebracht hat, um trotz aller Zwei-
fel an der Nützlichkeit zum Vorgespräch zu erscheinen. Es kommt in der Regel
kein Arbeitskontrakt zustande.
Manchmal ist es jedoch lohnend, den Versuch einer Transformation zu unterneh-
men, um den Besucher in einen Klagenden oder Kunden zu verwandeln.

22
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Dies gelingt nur durch genaue Analyse der Lebens- und Kommunikationsstruktu-
ren und durch Aufzeigen von abgespaltenen Bedürfnissen, sodass der Klient ein
eigenes Anliegen entdecken kann. Dies ist jedoch ein langwieriger Prozess und
kann nicht in einem Vorgespräch geleistet werden.
Klagender
Auch mit einem „Klagenden“ kommt häufig kein Arbeitskontrakt zustande.
Ihre Motivation ist in der Regel nicht, etwas für sich zu lernen oder für sich tun zu
können, sondern sich über andere zu beklagen. Klage können sie führen über ihre
Symptome und Probleme, über die Rolle von Bezugspersonen usw. Typische
Kommunikationsmuster sind Sätze wie: „Wenn nur mein Mann etwas anders wä-
re, dann hätte ich das Problem gar nicht!“ (Die Person ist hier völlig austauschbar;
immer jedoch erwartet ein Klagender, dass eine effektive Änderung seiner Prob-
leme durch eine Veränderung des Verhaltens von Bezugspersonen erfolgt.)
Das Interesse am Klagen ist oftmals so groß, dass Möglichkeiten eigener Ein-
flussnahme auf die Probleme nicht geprüft werden. Auch im Fall von Klagenden
sollte mit Komplimenten und vorsichtiger Gesprächsführung gearbeitet werden.
Es liegt im Geschick eines Trainers, einen Klagenden vielleicht doch in einen
Kunden zu transformieren.
So kann man z. B. die Nützlichkeit des Klagens hinterfragen oder die Aufmerk-
samkeit des Klienten auf eigene Verhaltensmuster und hin zur Problemlösung zu
lenken. Häufig gelingt es dann einem Klagenden doch, ein eigenes Anliegen zu
formulieren.
Kunde
Der „Kunde“ ist der Idealfall des Klienten.
Er hat ein eigenes Anliegen und eine Motivation, etwas für sich zu tun. Oftmals
sind ihm eigene, abgespaltene Bedürfnisse bereits bewusst geworden, und er sucht
nun nach einer guten Möglichkeit, diese Bedürfnisse zu erfüllen.
Er möchte vom Trainer ein Instrument vermittelt bekommen, um selbst etwas an
seinen Symptomen oder Problemen zu verändern. Ein Arbeitskontrakt kommt
ohne große Probleme zustande.

Merke:
De Shazer differenziert drei Klassen von Klienten:

 Der Besucher, der kein eigenes Anliegen hat, sondern in der Regel von
einem Dritten geschickt wird.
 Der Klagende, der die Erwartung auf eine Änderung des Verhaltens von
Bezugspersonen hat.
 Der Kunde als Idealfall mit eigenem Anliegen, Probleme und Symptome
zu beeinflussen.

23
Konzeption und Aufbereitung einer Seminarreihe für das Autogene Training 1131

Abbildungsverzeichnis

Abbildungsnummer Titel Quelle/Copyright


Abb. 1 Protokoll der AT-Übungen Brenner, Helmut: Autogenes Trai-
ning. Der Weg zur inneren Ruhe, 2.
überarbeitete Auflage, S. 58, Lenge-
rich: Pabst, 2004
Abb. 2 Überprüfung des bisherigen Fortschritts, Brenner, Helmut: Autogenes Trai-
Teil 1 ning. Der Weg zur inneren Ruhe, 2.
überarbeitete Auflage, S. 138, Lenge-
rich: Pabst, 2004
Abb. 3 Überprüfung des bisherigen Fortschritts, Brenner, Helmut: Autogenes Trai-
Teil 2 ning. Der Weg zur inneren Ruhe, 2.
überarbeitete Auflage, S. 139, Lenge-
rich: Pabst, 2004

51

Das könnte Ihnen auch gefallen