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Aufgabenblatt 1

Einstieg
Die Analyse einer Kurzgeschichte teilt sich in drei Abschnitte: Einleitung, Hauptteil
und Schluss. Anhand dieses Aufgabenblatts sollt ihr die Angaben herausarbeiten,
auf die in der Einleitung hingewiesen wird. Darüber hinaus sollt ihr auch noch weitere
Dinge festhalten, die für die Interpretation wichtig werden könnten.

Aufgaben:

1. Wie lautet der Titel der Kurzgeschichte?

2. Wie heißt der Autor der Kurzgeschichte?

3. In welchem Jahr ist die Kurzgeschichte entstanden?

4. Worum geht es in der Kurzgeschichte? (Hier genügt ein Satz)

5. Fasse den Inhalt der Kurzgeschichte in maximal sechs Sätzen zusammen.


Aufgabenblatt 1 - Musterlösung
Einstieg
Die Analyse einer Kurzgeschichte teilt sich in drei Abschnitte: Einleitung, Hauptteil
und Schluss. Anhand dieses Aufgabenblatts sollt ihr die Angaben herausarbeiten,
auf die in der Einleitung hingewiesen wird. Darüber hinaus sollt ihr auch noch weitere
Dinge festhalten, die für die Interpretation wichtig werden könnten.

Lösungen:

1. Wie lautet der Titel der Kurzgeschichte?

„Das Brot“

2. Wie heißt der Autor der Kurzgeschichte?

Wolfgang Borchert

3. In welchem Jahr ist die Kurzgeschichte entstanden?

1946

4. Was ist das Thema der Kurzgeschichte? (Hier genügt ein Satz)

In der Kurzgeschichte thematisiert der Autor anhand eines älteren Ehepaares einerseits
die Schwäche eines Menschen, der seine Nächsten betrügt, und anderseits die Größe
eines anderen Menschen, der über sich selbst hinauswächst und eine besondere
Aufopferungskraft an den Tag legt.

5. Fasse den Inhalt der Kurzgeschichte in maximal sechs Sätzen zusammen.

Eine Frau wird nachts wach und hört in der Küche ein Geräusch. Als sie nachforscht und
in der Küche das Licht betätigt, ertappt sie dort ihren Mann, der gerade offensichtlich
heimlich etwas von dem gemeinsamen und nicht üppigen Brot abgeschnitten und
gegessen hat. Er gibt jedoch nichts zu und lügt ihr vor, auch ein Geräusch gehört zu
haben. Statt ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, beseitigt die Frau nur die Krümel, die
er hinterlassen hat. Währenddessen unterhalten sich die beiden darüber, woher das
Geräusch wohl gekommen sei und schreiben es schließlich der Dachrinne und dem Wind
zu. Das Paar geht zurück ins Bett und die Frau schläft – enttäuscht von der Lüge ihres
Mannes nach neununddreißig Jahren Ehe – ein, während er regelmäßig kaut. Am
nächsten Tag beweist die Frau ihre Größe, indem sie vorgibt, das Brot nicht besonders
gut zu vertragen, und ihrem Mann eine von ihren Scheiben abgibt, damit er mehr zu essen
hat.
Aufgabenblatt 2
Personen
Im Hauptteil der Analyse werden verschiedene Aspekte der Kurzgeschichte
analysiert. Ein Aspekt sind die Personen. In diesem Aufgabenblatt sollt ihr euch mit
der Frau und dem Mann auseinandersetzen.

Aufgaben:

1. Wodurch wird die Frau charakterisiert?

2. Was charakterisiert den Mann?

3. Warum bleiben die beiden Protagonisten namenlos?


Aufgabenblatt 2 - Musterlösung
Personen
Im Hauptteil der Analyse werden verschiedene Aspekte der Kurzgeschichte
analysiert. Einer davon ist der Aspekt der Personen. In diesem Aufgabenblatt sollt ihr
euch mit der Frau und dem Mann auseinandersetzen.

Lösungen:

1. Wodurch wird die Frau charakterisiert?

Die Frau verkörpert in Borcherts Kurzgeschichte die Größe und Aufopferungsbereitschaft


des Menschen. Da die Geschichte größtenteils aus ihrer Perspektive geschrieben wird,
erfährt der Leser einiges über ihre Charaktereigenschaften. So wird zunächst klar, dass
die Frau sehr ordentlich ist, da sie jeden Abend „das Tischtuch sauber“ (Z. 9) macht und
auch an diesem Abend beseitigt sie nach dem Betrug des Mannes die Beweise seines
Betrugs, „die Krümel von der Decke.“ (Z. 21/22). Trotz der Tatsache, dass sie in
einfachen, vielleicht sogar ärmlichen Verhältnissen leben – schließlich ist nicht genug
Brot da, um den Hunger des Mannes zu stillen – legt die Frau Wert auf ein ordentliches
und sauberes Leben. Gleichzeitig hat sie eine realistische Weltansicht. Sie macht sich
nichts vor, was den Betrug ihres Mannes angeht. Sie erkennt sofort seine Lüge (vgl. Z.
17) und ist sich darüber hinaus auch bewusst, dass er immer älter wird (vgl. Z. 12/13).
Gleichzeitig legt sie jedoch – und das trotz seiner Lüge – Fürsorglichkeit an den Tag. So
sagt sie ihm zwei Mal, dass er sich wegen der kalten Fliesen erkälten könnte (vgl. Z. 16
und Z. 24/25). Hier liefert Borchert das erste Anzeichen dafür, dass die Ehe der beiden
eigentlich von liebevoller und partnerschaftlicher Art ist, sonst würde sie sich wohl kaum
Sorgen um ihren Mann machen. Doch auch die Tatsache, dass die Frau sich so verletzt
von der Lüge ihres Mannes fühlt, dass sie es „nicht ertragen“ (Z. 17), „ihn nicht
an[sehen]“ (Z. 17) kann, zeigt, dass sie so ein Verhalten von ihm nicht erwartet hätte. Der
Betrug, den er indirekt an ihr begangen hat, treibt ihr sogar die „Kälte der Fliesen“ (Z. 10)
in den Leib. Die Erkenntnis lässt sie erstarren. Aufgrund der bisherigen Charakterisierung
der Frau als ordentliche, realistische und fürsorgliche Person, die vom Betrug ihres
Mannes schwer verletzt ist, könnte der Leser annehmen, dass sie ihren Mann am nächsten
Morgen zur Rechenschaft zieht. Doch am Ende der Geschichte beweist die Frau wahre
Charakterstärke und Größe, indem sie selbstlos auf ihre Brotration verzichtet und diese
ihrem Mann überlässt (vgl. Z. 43-49). Mit dieser aufopferungsvollen Geste scheint der
unangenehme Vorfall für die Frau erledigt zu sein, denn obwohl sie am Abend zuvor
noch den Drang hatte, das Licht auszumachen, um den Betrug ihres Mannes nicht sehen
zu müssen (vgl. Z. 27-29), setzt sie sich nun wieder zu ihrem Mann „unter die Lampe an
den Tisch“ (Z. 50).

2. Was charakterisiert den Mann?


Der Mann verkörpert in der Geschichte die Schwäche des Menschen. Da die
Kurzgeschichte größtenteils aus Sicht der Frau geschrieben ist und der Leser aus der
Sicht des Mannes nur einen Gedanken erfährt, können Rückschlüsse über seinen
Charakter nur indirekt gezogen werden. Allein die Tatsache, dass er sich mitten in der
Nacht, um „halb drei“ (Z. 5) Uhr morgens, hinunter in die Küche schleicht, um etwas von
dem Brot zu essen, deutet schon an, dass er sich nicht ganz wohl bei der Sache fühlt und
weiß, dass das, was er tut, falsch ist. Dementsprechend kann man ihm einen Sinn für
richtige und falsche Handlungen zuschreiben. Der Hunger – der hier auch übertragend
gedeutet werden kann als Not und Elend im Allgemeinen – hat ihn jedoch übermannt und
die Schwäche in ihm zum Vorschein gebracht. Ansonsten ist er jedoch, ähnlich wie seine
Frau, ein realistischer Mensch. Dies ist seinem einzigen Gedanken in der Kurzgeschichte
zu entnehmen: auch er gesteht sich ein, dass seine Frau schon alt aussieht (vgl. Z. 14/15).
Dass ihm seine Tat unangenehm ist, zeigt Borchert durch die Sprechweise des Mannes.
In dem Gespräch mit seiner Frau gibt es viele Wiederholungen seinerseits (vgl. Z. 19/20,
Z. 23, Z. 33, Z. 39). Hierdurch kommen vor allem seine Nervosität und die angespannte
Situation zum Ausdruck. Am Ende der Geschichte wird noch einmal das deutlich, was
der Leser schon anhand der Tatsache, dass der Mann den Betrug an der Frau nachts
begeht, erahnt hat: Er schämt sich seiner Tat sehr. So traut er sich gar nicht, seine Frau
anzuschauen, als diese ihm das großzügige Angebot einer ihrer Brotscheiben macht (vgl.
Z. 47). Er protestiert zunächst (vgl. Z. 48) und beweist dadurch, dass er im Grunde ein
anständiger Kerl ist. Insgesamt ist der Mann also eigentlich kein schlechter Mensch. Er
ist realistisch und korrekt, weshalb der Betrug an der Frau gar nicht zu seinem Charakter
passt. Borchert zeigt jedoch an ihm, dass auch die vernünftigsten und einfachsten
Menschen in bestimmten Situationen der Schwäche verfallen können.

3. Warum bleiben die beiden Protagonisten namenlos?

Indem weder die Frau noch der Mann Namen tragen, bleibt die Geschichte recht anonym.
Gleichzeitig kann sich der Leser besser in die Figuren hineinversetzen. Der Autor möchte
hiermit zum Ausdruck bringen, dass es nur eine Geschichte unter vielen ist und
prinzipiell jeder Mensch der Schwäche verfallen oder über sich hinauswachsen kann.
Aufgabenblatt 3
Sprache
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Hauptteils ist die Analyse der Sprache. Hierbei
muss man nicht nur die sprachlichen Mittel und andere Auffälligkeiten
herausarbeiten, sondern sie darüber hinaus auch deuten.

Aufgaben:

1. Welche Erzählperspektive wird in der Kurzgeschichte eingenommen? Ist sie


durchgängig?

2. Wie lässt sich die Sprache der Kurzgeschichte allgemein beschreiben?

3. Welche Auffälligkeiten und sprachlichen Stilmittel sind in der Kurzgeschichte zu


finden und was ist ihre Bedeutung?
Aufgabenblatt 3 - Musterlösung
Sprache
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Hauptteils ist die Analyse der Sprache. Hierbei
muss man nicht nur die sprachlichen Mittel und andere Auffälligkeiten
herausarbeiten, sondern sie darüber hinaus auch deuten.

Lösungen:

1. Welche Erzählperspektive wird in der Kurzgeschichte eingenommen? Ist sie


durchgängig?

In „Das Brot“ liegt ein personaler Erzähler vor, wobei die Perspektive im Laufe der
Kurzgeschichte einmal kurz wechselt. Der Großteil ist aus Sicht der Frau beschrieben,
deren Gedanken der Leser dadurch ausgiebig verfolgen kann. Die Perspektive des
Mannes wird nur an einer Stelle kurz eingenommen (vgl. Z. 13-15), wodurch seine
Beweggründe indirekt aus seinem Handeln und Sprechen abgeleitet werden müssen.

2. Wie lässt sich die Sprache der Kurzgeschichte allgemein beschreiben?

Die Sprache ist einfach und lakonisch gehalten. Somit betont Borchert einerseits die
Tatsache, dass es sich bei seinen Protagonisten um einfache Leute handelt. Andererseits
ist die Geschichte dadurch für alle Leser leicht verständlich. Darüber hinaus bedient sich
der Autor eines parataktischen Stils aus knappen Hauptsätzen, Schrumpfsätzen und
Einwortaussagen. Dies verleiht dem Text eine gewisse Härte, die durchaus den
geschichtlichen Hintergrund der Entstehungszeit reflektiert, nämlich die harten
Nachkriegsjahre in Deutschland.

3. Welche Auffälligkeiten und sprachlichen Stilmittel sind in der Kurzgeschichte zu


finden und was ist ihre Bedeutung?

• Dunkel der Nacht: Eine zentrale Metapher ist die Nachtstunde. Die Uhrzeit - im ersten
Abschnitt dreimal genannt - zeigt bereits das Zweifelhafte, Verkehrte, Gestörte: es ist
„halb drei“ (Z. 1, 5, 6). Das ist keine konventionelle Nachtstunde, weder Mitternacht
noch Dämmerung oder Morgengrauen, sondern tiefste Nacht. Diese Dunkelheit ist
eine Metapher für die Ausweglosigkeit des bevorstehenden Vorfalls. In diesem
dunkelsten Augenblick des Tages ist der Mann von seiner Schwäche übermannt
worden und hat seine Tat begonnen. Gleichzeitig ist die dunkle Nachtstunde
symbolisch für seine Scham, da er den Betrug an der Frau nicht im Tageslicht begeht
– er nutzt noch nicht einmal das Licht der Lampe – sondern verborgen im Dunkeln.
• Licht und Lampe: Der Gegensatz zur Dunkelheit findet sich im Licht, vor allem in
dem der Lampe. Es kann sogar die Rede von einem Leitmotiv im Gegensatz zwischen
Hell und Dunkel sein. Im Hellen kommt die Wahrheit ganz sprichwörtlich ‚ans Licht‘.
Während die Frau noch in der Dunkelheit aufwacht (vgl. Z. 1-4) und noch ‚im
Dunkeln‘ tappt darüber, was ihr Mann getan hat, sieht sie sofort die verräterischen
Krümel auf dem Tisch, als sie das Licht in der Küche einschaltet (vgl. Z. 5-8). Die
Wahrheit über seinen Betrug und die Tatsache, dass er sie anlügt, belasten sie so sehr,
dass sie das „Licht jetzt ausmachen“ (Z. 27) muss, damit sie den Teller nicht mehr
sieht (vgl. Z. 28). Das Licht kann also jenes zum Vorschein bringen, was die
Dunkelheit verbirgt und ist deswegen sowohl für die Frau als auch für den Mann bei
ihrer nächtlichen Unterhaltung in der Küche so unangenehm. Die Metapher tritt
jedoch auch am Ende der Geschichte wieder in Erscheinung. So setzt sich die Frau zu
ihrem Mann „unter die Lampe an den Tisch“ (Z. 50), womit deutlich wird, dass für sie
nun alles geklärt ist. Sie ist mit sich selbst im Reinen, hat nichts mehr zu verbergen,
was das Licht offenlegen könnte und ist bereit, mit ihrem Mann ihr Leben
fortzuführen.
• Teller: Auch der Teller nimmt in der Kurzgeschichte eine metaphorische Funktion ein.
Er symbolisiert die gemeinsame Existenz der Frau und des Mannes. Sie essen vom
selben Teller und teilen sich das, was darauf zu finden ist. Doch dieses Symbol der
Zweisamkeit wird bedroht, und zwar vom Messer, das „noch neben dem Teller“ (Z. 8)
liegt. Es steht indirekt für die Tat des Mannes. Sein Betrug droht, die Zweisamkeit und
die gemeinsame Existenz des Paares zu zerstören.
• Brot: Die zentrale – und titelgebende – Metapher der Kurzgeschichte ist das Brot. In
dieser Geschichte steht es für das Zusammenhalten und Teilen in schweren Zeiten,
wobei diese erst einmal nicht näher beschrieben werden. Dennoch wird an den
Gefühlen der Frau klar, dass das nächtliche Essen des Mannes ein schwerer Betrug an
ihr und an ihrer Beziehung ist. Denn das Brot ist seit jeher auch ein Symbol des
Lebens und er entnimmt ihr somit etwas von ihrem Leben. Indem sie ihm also von
dem ihr zustehenden Teil eine Scheibe Brot abgibt (vgl. Z. 45-49), zeigt die Frau
symbolisch auch, dass sie trotz des Betrugs bereit ist, weiterhin mit ihrem Mann zu
teilen, sich in den schweren Zeiten mit ihm zusammenzurotten und ihr gemeinsames
Leben weiterzuführen. Das Brot ist damit auch Symbol für die Schwäche des Mannes
einerseits und für die Größe der Frau andererseits.
• Pointe am Schluss: Wie schon bei den Charakterisierungen der Personen erwähnt,
rechnet der Leser eigentlich mit einem anderen Ende, nämlich mit einer Konfrontation
der Frau mit ihrem Mann. Sie handelt jedoch anders als erwartet und beweist dadurch
ihre wahre Größe und Aufopferungskraft. Hier wird klar, dass Borchert mit „Das
Brot“ eine durchaus moralische Geschichte geschrieben hat: Es geht der Frau nicht
darum, die Lüge ihres Mannes zu beseitigen oder zu vertuschen, sondern eher darum,
ihn gar nicht mehr in eine Situation kommen zu lassen, in der er sie anlügen und
betrügen muss. Die Liebe der Frau ist damit sogar größer als der Wunsch nach
Wahrheit. In der Pointe veranschaulicht Borchert somit noch einmal, dass der Mensch
dazu fähig ist, über sich selbst hinaus zu wachsen.
Aufgabenblatt (Finale)
Die Interpretation
Jetzt habt ihr schon jede Menge Stoff für die Interpretation zusammengetragen. Nun
müsst ihr die bisherigen Ergebnisse nur noch richtig gliedern und könnt dann schon
mit eurer Interpretation loslegen!

Aufgaben:

1. Lies dir die Antworten deiner Aufgabenblätter noch einmal durch und verfasse
anschließend eine Interpretation zu Wolfgang Borcherts „Das Brot“.

2. Prüfe anschließend noch einmal, ob alle Fragen, die auf den Aufgabenblättern
stehen, auch in deiner Interpretation beantwortet werden. Dabei hilft dir der
Kompetenzcheck.
Kompetenzcheck

!Aufgabe: Überprüfe deine Interpretation mit Hilfe des Kompetenzchecks.


Hast du bei einigen Punkten „Nein“ angekreuzt, so schau dir deine
Inhaltsangabe noch einmal an und überarbeite sie.

Anforderung Ja Nein

Ich habe einen Einleitungssatz formuliert, der den


Titel der Geschichte und den Namen des
Autors nennt, sowie das Thema kurz umreißt.

Die Analyse der Kurzgeschichte teilt sich in drei


Abschnitte ein: Einleitung, Hauptteil und
Schluss.

Die Handlung der Kurzgeschichte sowie die


wichtigsten Personen und ihre Eigenschaften
werden beschrieben.

Die sprachlichen Mittel wie Erzählperspektive,


besondere Stilmittel und andere Auffälligkeiten
werden genannt und gedeutet.

Die Interpretation folgt dem „roten Faden“ der


Erzählung, macht also keine Sprünge in der
Abfolge.

Am Ende wird ein Fazit formuliert, das die


wichtigsten Aspekte der eigenen Interpretation
noch einmal kurz zusammenfassend wiederholt.
Weiterführende Fragestellungen

1. Informiere dich über die Nachkriegszeit in Deutschland. Ist Bocherts „Das


Brot“ deiner Meinung nach eine Kurzgeschichte, die in dieser Zeit wirklich
hätte geschehen können?

2. Mache dir Gedanken über das Handeln der Frau. Hättest du an ihrer Stelle
genau so gehandelt? Hätte sie deiner Meinung nach ihren Mann zur
Rechenschaft ziehen müssen?

3. „Das Brot“ wird oft in Schulen behandelt und gilt als typische Kurzgeschichte.
Arbeite aus dem Text die Merkmale einer Kurzgeschichte heraus.
Ausführliche Interpretation der Kurzgeschichte
Die 1946 von Wolfgang Borchert verfasste Kurzgeschichte „Das Brot“ thematisiert
einerseits die Schwäche eines Menschen, der seine Nächsten betrügt, und
anderseits die Größe eines anderen Menschen, der über sich selbst hinauswächst
und eine besondere Aufopferungskraft an den Tag legt.

Eine Frau wird nachts wach und hört in der Küche ein Geräusch. Als sie nachforscht
und in der Küche das Licht betätigt, ertappt sie dort ihren Mann, der gerade heimlich
etwas von dem gemeinsamen und nicht üppigen Brot abgeschnitten und gegessen
hat. Er gibt jedoch nichts zu und lügt ihr vor, auch ein Geräusch gehört zu haben.
Statt ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, beseitigt die Frau nur die Krümel, die er
hinterlassen hat. Währenddessen unterhalten sich die beiden, woher das Geräusch
wohl gekommen sei und schreiben es schließlich der Dachrinne und dem Wind zu.
Das Paar geht zurück ins Bett und die Frau schläft – enttäuscht von der Lüge ihres
Mannes nach neununddreißig Jahren Ehe – ein, während er regelmäßig kaut. Am
nächsten Tag beweist die Frau ihre Größe, indem sie vorgibt, das Brot nicht
besonders gut zu vertragen, und ihrem Mann eine von ihren Scheiben abgibt, damit
er mehr zu essen hat.

Wie für Kurzgeschichten typisch, gibt es in „Das Brot“ nur wenige handelnde
Personen, in diesem Fall sogar nur zwei: die Frau und den Mann. Die Frau
verkörpert in Borcherts Kurzgeschichte die Größe und Aufopferungsbereitschaft des
Menschen. Da die Geschichte größtenteils aus ihrer Perspektive geschrieben wird,
erfährt der Leser einiges über ihre Charaktereigenschaften. So wird zunächst klar,
dass die Frau sehr ordentlich ist, da sie jeden Abend „das Tischtuch sauber“ (Z. 9)
macht und auch an diesem Abend beseitigt sie nach dem Betrug des Mannes die
Beweise seines Betrugs, „die Krümel von der Decke.“ (Z. 21/22). Trotz der Tatsache,
dass sie in einfachen, vielleicht sogar ärmlichen Verhältnissen leben – schließlich ist
nicht genug Brot da, um den Hunger des Mannes zu stillen – legt die Frau Wert auf
ein ordentliches und sauberes Leben. Gleichzeitig hat sie eine realistische
Weltansicht. Sie macht sich nichts vor, was den Betrug ihres Mannes angeht. Sie
erkennt sofort seine Lüge (vgl. Z. 17) und ist sich darüber hinaus auch bewusst, dass
er immer älter wird (vgl. Z. 12/13). Gleichzeitig legt sie jedoch – und das trotz seiner
Lüge – Fürsorglichkeit an den Tag. So sagt sie ihm zwei Mal, dass er sich wegen der
kalten Fliesen erkälten könnte (vgl. Z. 16 und Z. 24/25). Hier liefert Borchert das
erste Anzeichen dafür, dass die Ehe der beiden eigentlich von liebevoller und
partnerschaftlicher Art ist, sonst würde sie sich wohl kaum Sorgen um ihren Mann
machen. Doch auch die Tatsache, dass die Frau sich so verletzt von der Lüge ihres
Mannes fühlt, dass sie es „nicht ertragen“ (Z. 17), „ihn nicht an[sehen]“ (Z. 17) kann,
zeigt, dass sie so ein Verhalten von ihm nicht erwartet hätte. Der Betrug, den er
indirekt an ihr begangen hat, treibt ihr sogar die „Kälte der Fliesen“ (Z. 10) in den
Leib. Die Erkenntnis lässt sie erstarren. Aufgrund der bisherigen Charakterisierung
der Frau als ordentliche, realistische und fürsorgliche Person, die vom Betrug ihres
Mannes schwer verletzt ist, könnte der Leser annehmen, dass sie ihren Mann am
nächsten Morgen zur Rechenschaft zieht. Doch am Ende der Geschichte beweist die
Frau wahre Charakterstärke und Größe, indem sie selbstlos auf ihre Brotration
verzichtet und diese ihrem Mann überlässt (vgl. Z. 43-49). Mit dieser
aufopferungsvollen Geste scheint der unangenehme Vorfall für die Frau erledigt zu
sein, denn obwohl sie am Abend zuvor noch den Drang hatte, das Licht
auszumachen, um den Betrug ihres Mannes nicht sehen zu müssen (vgl. Z. 27-29),
setzt sie sich nun wieder zu ihrem Mann „unter die Lampe an den Tisch“ (Z. 50).

Der Mann verkörpert in der Geschichte die Schwäche des Menschen. Da die
Kurzgeschichte größtenteils aus Sicht der Frau geschrieben ist und der Leser aus
der Sicht des Mannes nur einen Gedanken erfährt, können Rückschlüsse über
seinen Charakter nur indirekt gezogen werden. Allein die Tatsache, dass er sich
mitten in der Nacht, um „halb drei“ (Z. 5) Uhr morgens, hinunter in die Küche
schleicht, um etwas von dem Brot zu essen, deutet schon an, dass er sich nicht ganz
wohl bei der Sache fühlt und weiß, dass das, was er tut, falsch ist. Dementsprechend
kann man ihm einen Sinn für richtige und falsche Handlungen zuschreiben. Der
Hunger – der hier auch übertragend gedeutet werden kann als Not und Elend im
Allgemeinen – hat ihn jedoch übermannt und die Schwäche in ihm zum Vorschein
gebracht. Ansonsten ist er jedoch, ähnlich wie seine Frau, ein realistischer Mensch.
Dies ist seinem einzigen Gedanken in der Kurzgeschichte zu entnehmen: auch er
gesteht sich ein, dass seine Frau schon alt aussieht (vgl. Z. 14/15). Dass ihm seine
Tat unangenehm ist, zeigt Borchert durch die Sprechweise des Mannes. In dem
Gespräch mit seiner Frau gibt es viele Wiederholungen seinerseits (vgl. Z. 19/20, Z.
23, Z. 33, Z. 39). Hierdurch kommen vor allem seine Nervosität und die angespannte
Situation zum Ausdruck. Am Ende der Geschichte wird noch einmal das deutlich,
was der Leser schon anhand der Tatsache, dass der Mann den Betrug an der Frau
nachts begeht, erahnt hat: Er schämt sich seiner Tat sehr. So traut er sich gar nicht,
seine Frau anzuschauen, als diese ihm das großzügige Angebot einer ihrer
Brotscheiben macht (vgl. Z. 47). Er protestiert zunächst (vgl. Z. 48) und beweist
dadurch, dass er im Grunde ein anständiger Kerl ist. Insgesamt ist der Mann also
eigentlich kein schlechter Mensch. Er ist realistisch und korrekt, weshalb der Betrug
an der Frau gar nicht zu seinem Charakter passt. Borchert zeigt jedoch an ihm, dass
auch die vernünftigsten und einfachsten Menschen in bestimmten Situationen der
Schwäche verfallen können.
Indem weder die Frau noch der Mann Namen tragen, bleibt die Geschichte recht
anonym. Gleichzeitig kann sich der Leser besser in die Figuren hineinversetzen. Der
Autor möchte hiermit zum Ausdruck bringen, dass es nur eine Geschichte unter
vielen ist und prinzipiell jeder Mensch der Schwäche verfallen oder über sich
hinauswachsen kann

Insgesamt gelingt es Borchert durch die Charakterisierung der Frau und des Mannes
sehr gut, die beiden Unterschiede im Menschen herauszuarbeiten: der eine wächst
über sich hinaus und opfert sich für den geliebten Partner, während der andere zwar
grundsätzlich kein schlechter Mensch ist, aber dennoch der Schwäche zum Opfer
fällt.

In „Das Brot“ liegt ein personaler Erzähler vor, wobei die Perspektive im Laufe der
Kurzgeschichte einmal kurz wechselt. Der Großteil ist aus der Sicht der Frau
geschrieben, deren Gedanken der Leser dadurch ausgiebig verfolgen kann. Die
Perspektive des Mannes wird nur an einer Stelle kurz eingenommen (vgl. Z. 13-15),
wodurch seine Beweggründe indirekt aus seinem Handeln und Sprechen abgeleitet
werden müssen.

Die Sprache ist einfach und lakonisch gehalten. Somit betont Borchert einerseits die
Tatsache, dass es sich bei seinen Protagonisten um einfache Leute handelt.
Andererseits ist die Geschichte dadurch für alle Leser leicht verständlich. Darüber
hinaus bedient sich der Autor eines parataktischen Stils aus knappen Hauptsätzen,
Schrumpfsätzen und Einwortaussagen. Dies verleiht dem Text eine gewisse Härte,
die durchaus den geschichtlichen Hintergrund der Entstehungszeit reflektiert,
nämlich die harten Nachkriegsjahre in Deutschland.

Borchert arbeitet in seiner Kurzgeschichte mit diversen Metaphern und anderen


Stilmitteln, um einerseits die Größe des Menschen und andererseits seine Schwäche
zu veranschaulichen. Eine zentrale Metapher ist die Nachtstunde. Die Uhrzeit – im
ersten Abschnitt dreimal genannt – zeigt bereits das Zweifelhafte, Verkehrte,
Gestörte: es ist „halb drei“ (Z. 1, 5, 6). Das ist keine konventionelle Nachtstunde,
weder Mitternacht noch Dämmerung oder Morgengrauen, sondern tiefste Nacht.
Diese Dunkelheit ist eine Metapher für die Ausweglosigkeit des bevorstehenden
Vorfalls. In diesem dunkelsten Augenblick des Tages ist der Mann von seiner
Schwäche übermannt worden und hat seine Tat begonnen. Gleichzeitig ist die
dunkle Nachtstunde symbolisch für seine Scham, da er den Betrug an der Frau nicht
im Tageslicht begeht – noch nicht einmal die Lampe macht er an – sondern
verborgen im Dunkeln.
Der Gegensatz zur Dunkelheit findet sich im Licht, vor allem in dem der Lampe. Es
kann sogar die Rede von einem Leitmotiv im Gegensatz zwischen Hell und Dunkel
sein. Im Hellen kommt die Wahrheit ganz sprichwörtlich ‚ans Licht‘. Während die
Frau noch in der Dunkelheit aufwacht (vgl. Z. 1-4) und noch ‚im Dunkeln‘ tappt
darüber, was ihr Mann getan hat, sieht sie sofort die verräterischen Krümel auf dem
Tisch, als sie das Licht in der Küche einschaltet (vgl. Z. 5-8). Die Wahrheit über
seinen Betrug und die Tatsache, dass er sie anlügt, belasten sie so sehr, dass sie
das „Licht jetzt ausmachen“ (Z. 27) muss, damit sie den Teller nicht mehr sieht (vgl.
Z. 28). Das Licht kann also das zum Vorschein bringen, was die Dunkelheit verbirgt
und ist deswegen sowohl für die Frau als auch für den Mann bei ihrer nächtlichen
Unterhaltung in der Küche so unangenehm. Die Metapher tritt jedoch auch am Ende
der Geschichte wieder in Erscheinung. So setzt sich die Frau zu ihrem Mann „unter
die Lampe an den Tisch“ (Z. 50), womit deutlich wird, dass für sie nun alles geklärt
ist. Sie ist mit sich selbst im Reinen, hat nichts mehr zu verbergen, was das Licht
offenlegen könnte und ist bereit, mit ihrem Mann ihr Leben fortzuführen.

Auch der Teller nimmt eine metaphorische Funktion ein in der Kurzgeschichte. Er
symbolisiert die gemeinsame Existenz der Frau und des Mannes. Sie essen vom
selben Teller und teilen sich das, was darauf zu finden ist. Doch dieses Symbol der
Zweisamkeit wird bedroht, und zwar vom Messer, das „noch neben dem Teller“ (Z. 8)
liegt. Es steht indirekt für die Tat des Mannes. Sein Betrug droht, die Zweisamkeit
und die gemeinsame Existenz des Paares zu zerstören.

Die zentrale – und titelgebende – Metapher der Kurzgeschichte ist das Brot. In dieser
Geschichte steht es für das Zusammenhalten und Teilen in schweren Zeiten, wobei
diese erst einmal nicht näher beschrieben werden. Dennoch wird an den Gefühlen
der Frau klar, dass das nächtliche Essen des Mannes ein schwerer Betrug an ihr und
an ihrer Beziehung ist. Denn das Brot ist seit jeher auch ein Symbol des Lebens und
er entnimmt ihr somit etwas von ihrem Leben. Indem sie ihm also von dem ihr
zustehenden Teil eine Scheibe Brot abgibt (vgl. Z. 45-49), zeigt die Frau symbolisch
auch, dass sie trotz des Betrugs bereit ist, weiterhin mit ihrem Mann zu teilen, sich in
den schweren Zeiten mit ihm zusammenzurotten und ihr gemeinsames Leben
weiterzuführen. Das Brot ist damit auch Symbol für die Schwäche des Mannes
einerseits und für die Größe der Frau andererseits.
Wie schon bei den Charakterisierungen der Personen erwähnt, rechnet der Leser
eigentlich mit einem anderen Ende, nämlich mit einer Konfrontation der Frau mit
ihrem Mann. sie handelt jedoch anders als erwartet und beweist dadurch ihre wahre
Größe und Aufopferungskraft. Hier wird klar, dass Borchert mit „Das Brot“ eine
durchaus moralische Geschichte geschrieben hat: Es geht der Frau nicht darum, die
Lüge ihres Mannes zu beseitigen oder zu vertuschen, sondern eher darum, ihn gar
nicht mehr in eine Situation kommen zu lassen, in der er sie anlügen und betrügen
muss. Die Liebe der Frau ist damit sogar größer als der Wunsch nach Wahrheit. In
der Pointe veranschaulicht Borchert somit noch einmal, dass der Mensch dazu fähig
ist, über sich selbst hinaus zu wachsen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es Wolfgang Borchert vor allem durch die
Charakterisierung der beiden Hauptpersonen und den gezielten Einsatz von
Metaphern und einer Pointe gelingt, einerseits die Größe eines Menschen und
andererseits seine Schwäche zu veranschaulichen. Gerade durch die Wahl zweier
alter und einfacher Menschen demonstriert der Autor seinen Lesern, dass auch die
einfachsten Leute zu selbstloser Liebe fähig sind und über sich selbst
hinauswachsen können. Aussagekraft hat die Kurzgeschichte vor allem vor dem
Hintergrund der Nachkriegszeit, die zwar nicht explizit durch Trümmer,
Lebensmittelkarten o.ä. in der Geschichte erwähnt wird, aber aus dem
Entstehungsjahr des Textes (1946) herzuleiten ist. Weil Borchert jedoch keine
konkreten Hinweise auf die Nachkriegszeit liefert, erschafft er eine Geschichte, die
zu jeder Zeit Geltung besitzt. Es geht hierbei um eine persönliche Not, die man leicht
auf andere Situationen übertragen kann: jemand benötigt etwas so dringend, dass er
meint, es dem anderen wegnehmen zu müssen. Über die Not hinaus schildert
Borchert jedoch eine Welt des Trostes, weil es hinter der Not auch Hilfsbereitschaft
und tiefe menschliche Zuneigung gibt. Die Intention des Autors könnte es daher sein,
seine Leser dazu zu ermutigen, genau wie die Frau über sich selbst
hinauszuwachsen und den Mitmenschen ihre Fehltritte zu vergeben. Dies gilt vor
allem in Umständen schwerster Not, da gerade in solchen Momenten die Menschen
ihren Schwächen besonders leicht verfallen können.

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