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Franz Kafka- “Das Urteil”

1. Franz Kafka: war ein deutschsprachiger Schriftsteller, der im Jahre


1883 in Prag geboren wurde und im Jahr 1924 in Kierling bei Wien
verstarb. Er gilt als einer der wichtigsten Autoren des 20.
Jahrhunderts und hat mit seinen Werken die literarische
Moderne maßgeblich beeinflusst. Kafka schrieb Kurzgeschichten,
Romane und Tagebücher, die sich durch ihre Beklemmung,
Isolation und Absurdität auszeichnen. Einige seiner bekanntesten
Werke sind "Die Verwandlung", "Das Schloss", "Der Prozess" und
"Das Urteil". Kafka starb 1924 an Tuberkulose und hinterließ ein
umfangreiches literarisches Werk, das bis heute von großer Bedeutung ist.

2. Die Epoche: Kafka wirkte zur Zeit des Expressionismus. In dieser Zeit stand die
Verzweiflung der Autoren und ihre Unzufriedenheit mit den gegebenen Umständen im
Vordergrund. Alles vorher dagewesene wurde hier übergangen und ersetzt. Es wurde
versucht, den Leserdazu anzustiften, darüber nachzudenken, was passiert, und kritisch
damit umzugehen. Mit Hilfe dieser Kunstform wollten die Künstler aktiv erreichen,
eine Veränderung herbeizuführen.
3. Inhaltsangabe:
Kafkas Werk „Das Urteil“ handelt von einem sehr beliebtem Motiv der Epoche des
Expressionismus: dem „Vater-Sohn-Konflikt“. Georg Bendemann, ein junger
Kaufmann, schreibt eines Sonntagvormittags seinem Freund in Rußland. Er teilt ihm
seine Verlobung mit Frieda Brandenfeld, einem Mädchen aus wohlhabender Familie,
mit und lädt ihn, nicht sonderlich deutlich, zur Hochzeit ein. Dann sucht er seinen
Vater in dessen Kammer auf und teilt ihm sein Vorhaben mit. Der Vater begegnet ihm
mit gespieltem Unwissen. Georg gelingt es aber ihn seiner schmutzigen Wäsche zu
entledigen, ihn ins Bett zu tragen und zuzudecken. Kaum ist der Vater zugedeckt,
richtet er sich im Bett auf und erhebt sich zu seiner vollen Größe. Dem Sohn
gegenüber gesteht er, daß er schon immer mit dem fernen Freund in komplottartiger
Verbindung gestanden habe.

4.Form:

Die Erzählung beginnt mit einer Beschreibung der Umgebung des Georg Bendemann, des
Hauses, der Aussicht auf den Fluß, die Brücke und das Ufer. Die sich nachfolgend
entwickelnde Handlung ist durchgängig und die erzählte Zeit entspricht der Erzählzeit. Die
Überlegungen Georgs fallen auch nicht aus der Zeit heraus, da sie stattfinden, während er im
Zimmer sitzt. Die Ortswechsel von Georgs Zimmer in das Zimmer des Vaters werden immer
mit der Hauptfigur der Geschichte zusammen vorgenommen. Das Ende der Geschichte, in
dem die oben erwähnte Brücke und der Fluß wieder bedeutungsvolle Rollen zukommen, weist
auf den geschlossenen Rahmen der Erzählung hin.

5. Erzählperspektive: Es wird nicht genau benannt, in welchem Jahr die Handlung spielt. Die
einzige Angabe, die wir erhalten, ist, dass sich die Handlung an einem Sonntagvormittag im
Frühjahr abspielt. Die weiteren Lebensumstände, das bürgerliche Leben und die hohe
Bedeutung einer Heirat, die in der Erzählung erwähnt werden, deuten darauf hin, dass die
Handlung in Kafkas gegenwärtiger Zeit spielt.

Franz Kafka erzählt in der dritten Person und erzeugt so die Illusion eines auktorialen
Erzählers, der aus räumlicher und zeitlicher Distanz von den Ereignissen berichtet. Doch
diese auktoriale Weise beschränkt sich nur auf den ersten Absatz. Mitten im ersten Satz des
zweiten Absatzes vollzieht sich fast unmerklich ein Wechsel der Perspektive:

„ Er dachte darüber nach wie dieser Freund, mit seinem Fortkommen zu Hause unzufrieden,
vor Jahren schon nach Rußland förmlich geflüchtet hatte. “

Hier endet das objektive Berichten, denn es handelt sich hierbei um subjektive Überlegungen
Georgs. Von nun an wird die Geschichte (mit Ausnahme des letzten Satzes) ausschließlich
aus der Sicht des Hauptcharakters dargestellt. Der Leser erfährt nur wie er denkt, die
Außenwelt wird nur durch seine Sinne wahrgenommen und interpretiert.

Das ist insofern wichtig, denn würde ein objektiver Erzähler aus der Entfernung von Georg
und seiner Tragödie über seinen russischen Freund berichten, könnte man ihn nicht mehr ernst
nehmen. Es wäre erforderlich die Erzählung zu ironisieren und Georg in eine Karikatur zu
verwandeln.

6. Sprachstil: In der Erzählung wird ein allgemeingültiger Wortschatz verwendet. Die Sprache
ist schlicht, funktional und aussagekräftig

Die Geschichte ist im Präteritum verfasst und handelt von Vorkommnissen im Leben einer
bestimmten Figur.

Das oft verwendete Indefinitpronomen man täuscht Objektivität vor.

Die Verwendung des Konjunktivs - wenn Georg der Ansicht ist, sein Freund fände sich nicht
mehr in der Heimat zurecht, litte an Beschämung, hätte dann wirklich keine Freunde mehr
usw. - läßt die angeblich gute Freundschaft in einem seltsamen Licht erscheinen.

Der Konjunktiv deutet die Möglichkeit an, aber schließt auch einen gänzlich anderen Verlauf
nicht aus.

7. Der Titel: Stammt aus dem Bereich des Juristischen. Er enthält etwas Bestimmendes,
Unwiderrufliches und Finales in sich. Wenn ein Urteil gefällt ist, dann ist die Entscheidung
über die Schuld des Angeklagten getroffen worden. Ein solches Urteil setzt ein Verbrechen
und einen Schuldigen voraus.

8. Aufbau: Die Konstruktion der Erzählung ähnelt einem klassischen Drama. Der erste Teil
übernimmt die Rolle der Exposition. Hier wird die Situation beschrieben und die
Familienverhältnisse des jungen Kaufmanns Georg Bendemann werden durch die Schilderung
seiner Relation zu seinem Jugendfreund, welcher nun in Russland lebt, verdeutlicht.

Die Erzählung kann in zwei Teile gegliedert werden. Im ersten Teil befindet sich Georg allein
in seinem Privatzimmer am Schreibtisch. Im zweiten Teil bewegt er sich durch einen kleinen
Gang auf demselben Stock des Hauses in das Privatzimmer des Vaters. Am Ende der
Erzählung verlässt Georg hastig das Zimmer, um sich in den Fluss fallen zu lassen.

Im zweiten Teil der Erzählung begibt sich Georg mit dem Brief in das Zimmer des Vaters, um
diesem von seinem Entschluss zu berichten.

9. STILMITTEL:
 Alliteration- Es gibt einige Alliterationen im Text, das heißt die Wiederholung des
Anfangsbuchstabens in sinntragenden Wörtern. Durch diese Wiederholungen erhält
der Text einen geschmeidigeren Klang und es werden die Wörter mit den
wiederholten Anfangsbuchstaben betont.
 Anapher-Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe an Satz- oder
Versanfängen.

Aufgaben

1. Welche literarische Epoche ist “Das Urteil” zuzuordnen?


a) Klassik
b) Realismus
c) Expressionismus

2. Worum geht es in Kafkas Erzählung?

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3. Worauf verweist der Titel der Erzählung?


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4. Welche Besonderheiten gibt es beim Aufbau der Erzählung?

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Antworten
1. C)
2. Beispiel Antwort: Als er seinem Vater von dem Brief erzählt, reagiert dieser wütend,
verteidigt den entfernten Freund und beschimpft den Sohn. Der Streit gipfelt in der
Aufforderung des Vaters, Georg solle durch Ertrinken den Tod finden. Daraufhin springt
Georg von einer Brücke.
3. Beispiel Antwort: Ein Urteil kann zum einen ein gerichtliches Urteil meinen, zum
anderen ein subjektives Urteil wie etwa ein Geschmacksurteil.
4. Beispiel Antwort: Die äußere Form des Textes gibt keinen Aufschluss über
eventuelle Sinnabschnitte, da der Text schlichtweg über keine Absätze verfügt.
Dennoch kann man fünf Sinnabschnitte unterscheiden:

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