Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Dann bekommt Paul hohes Fieber und liegt mehrere Tage krank
im Bett. Zum Glück ist Oma Käthe wieder aus dem Krankenhaus
zurück. Mittlerweile ist klar, dass Pauls Vater auf absehbare Zeit
nicht nach Hause kommen wird. Er leidet unter einer schweren
Depression und ist in einer Klinik untergebracht. Pauls Eltern
lassen sich scheiden. Für für Paul stellt sich mehr denn je die
Frage, wo sein Zuhause sein wird. Scheinbar mühelos gibt Pauls
Mutter ihren Sohn frei: Paul bleibt bei seinem Vater – mit ganz
viel Unterstützung von Oma Käthe, Dr. Adam (dem alten
Schwarzhaupt) und den vielen anderen Hausbewohnern.
Dennoch: Paul wünscht sich ein echtes Zuhause. Und so bleibt bei
aller Freude, die ihm die Menschen zu seinem dreizehnten
Geburtstag zu machen versuchen, auch eine große Traurigkeit.
Paul sagt selbst von sich: „Ich bin ein unnötiges Kind.“ Wieder
beschreibt Peter Härtling auch in diesem, seinem ersten
Kinderbuch seit zehn Jahren, sehr eindringlich die ungeschönte
Wahrheit. Er nimmt, wie es seine Art ist, allein die Position des
Kindes ein und hält unserer Gesellschaft ganz nüchtern den
Spiegel vor. Die Geschichte von Paul bleibt noch lange im
Gedächtnis. Der Leser selbst wird unmerklich Teil der
Hausgemeinschaft – wir erleben Pauls Enttäuschungen mit,
können aber an dem eigentlichen Missstand nicht wirklich etwas
ändern. Je mehr sich die Eltern aus ihrer Pflicht davonstehlen,
desto mehr gehen Dr. Adam, Oma Käthe & Co. freiwillig in die
Verantwortung. Welche Konflikte sie dabei mit sich ausmachen
müssen, lässt Härtling außen vor. Tatsache ist aber, dass sein
Roman gerade durch seine liebenswerten und oftmals auch
ziemlich skurrilen, aber klugen Darsteller so lesenswert ist und
trotz seines ernsten Themas sogar zum Großteil unbeschwert
daher kommt.
Fazit:
Auch mit seinem jüngsten Roman für Kinder zieht Peter Härtling
seine Leser ganz in die Welt seines Protagonisten und zeigt klar
und unaufgeregt das Unbegreifliche, das doch irgendwie
gemeistert werden muss. Die Geschichte vom „Hauskind“ Paul
bleibt noch lange im Gedächtnis, denn sie vermittelt über ihre
Charaktere einerseits sehr viel Herzlichkeit, andererseits kann
Pauls Schicksal niemanden kalt lassen, denn es gibt in unserer
Gesellschaft nicht wenige Kinder, denen es ähnlich ergeht.
Stefanie Eckmann-Schmechta