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Bevölkerungsentwicklung Urbanisierung Ursachen: Soziale Frage

aus; https://unterrichten.zum.de/wiki/Industrielle_Revolution/Bevölkerungsentwicklung

Aufgaben:

1. Worin sehen Sie die Ursachen für den starken Bevölkerungsanstieg in den Jahren zwischen
1750 und 1880?

Info: Die Industrialisierung in Deutschland ging Hand in Hand mit der Urbanisierung. Sowohl
Alleinstehende als auch ganze Familien zogen vom Land in die Städte, um dort Arbeit zu suchen.
Infolge der fortschreitenden Verstädterung und Industrialisierung war bereits in den 1890er Jahren
ein grundlegender Wandel in den Lebensumständen der Deutschen bemerkbar. Die Bevölkerung
wuchs zwischen 1871 und 1911 um mehr als ein Drittel. Immer mehr Deutsche lebten in
Ballungsgebieten, wobei nicht nur die absolute Zahl der Stadtbewohner stieg, sondern auch
deren prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung.

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Bevölkerungsentwicklung Urbanisierung Ursachen: Soziale Frage

aus: Von Berlin_population.svg: Gorgoderivative work: Bernard Ladenthin - This file was derived
from: Berlin population.svg:, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24274695

2. Berechnen Sie, um wie viel Prozent die Einwohnerzahlen der Städte von 1800 - 1900
stiegen.
Überlegen Sie, welche positiven und negativen Veränderungen das Wachstum der Städte mit
sich brachte.

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Bevölkerungsentwicklung Urbanisierung Ursachen: Soziale Frage

Wer würde es glauben, daß eine ganze Anzahl von


Menschen bei uns heutigentags in "Wohnungen"
kampiert, die überhaupt kein heizbares Zimmer
haben? Und doch belehrt uns die Statistik, daß es
deren in Berlin über 15.000, in Barmen über 8.000 gibt
usw. Aber das sind nur Ausnahmen, und es wird sich in
der großen Mehrzahl der Fälle um Einzelpersonen
handeln. Dagegen schwillt die Zahl derjenigen
Personen, die in Wohnungen mit 1 Zimmer wohnen
sofort unheimlich an. Ja, in den meisten deutschen
Großstädten wohnt, wie ich schon sagte, die Hälfte
oder annähernd die Hälfte aller Menschen in
Wohnungen, die nicht mehr als ein Zimmer umfassen.
Von tausend Bewohnern nämlich in Barmen 490, in
Berlin 430, in Breslau 409, in Chemnitz 551, in
Dresden 374, in Görlitz 462, in Halle a. S. 429, in
Königsberg i. Pr. 505, in Magdeburg 454, in Plauen i.
V. 641. Mehr wie 2 Zimmer, darf man annehmen,
bewohnt nur ein verschwindend geringer Prozentsatz
der arbeitenden Bevölkerung.
"überbevölkert" nennt die Statistik eine Wohnung,
wenn 6 Personen und mehr in 1 Zimmer, 11 Personen
und mehr in 2 Zimmern hausen. Und selbst davon gibt
es eine erkleckliche Anzahl: in Berlin nahezu 30.000, in
Breslau 7.000, in Chemnitz 5.000, in Plauen i. V. 3.000
usw. Man denke: 6 Personen und mehr in 1 Raume, 11
und mehr in 2 Räumen!
Was nun aber das Wohnungselend der ärmeren
Bevölkerung, wenigstens aber in den Großstädten, auf
das Höchste steigert, ist der Umstand, daß selbst in
den engen Behausungen, die nicht mehr den Namen
Wohnung verdienen, noch nicht einmal immer die
Familie allein lebt, sondern noch fremde Personen, die
Schlafgänger, dazwischen kampieren. Dieser
Informationstext. Bitte lesen
jammervolle Zustand ndet sich beispielsweise in
Berlin bei 391 von 1.000 einzimmrigen Wohnungen, in
Breslau bei 370, in Plauen i. V. bei 596, in München
bei 572 aller ein- und zweizimmrigen Wohnungen usw.
In München, über das wir durch eine Studie des Dr.
Cahn besonders gut unterrichtet sind, beherbergen
etwa 12.000 oder 15 % aller Wohnungen
Schlafgänger, von denen über ein Viertel Weiber sind.
Von diesen 12.000 Wohnungen waren 3.918 überfüllt
im of ziellen Sinne und hatten nur 858 mehr als ein
heizbares Zimmer.
Sombart, W., Das Proletariat. Frankfurt a. M. 1906, S.
23f.

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Der späte Schlafbursche von Heinrich Zille

Als Schlafgänger (auch Bettgeher oder Schlafbursche) wurden Personen bezeichnet, die gegen
ein geringes Entgelt ein Bett nur für einige Stunden am Tag mieteten. So konnten beispielsweise
Schichtarbeiter während des Tages gegen ein geringes Entgelt schlafen, während der reguläre
Wohnungsinhaber seiner Arbeit nachging. Der Grund dafür war der zur Zeit der Industrialisierung
sehr knappe und daher teure Wohnraum, der nicht alle Land üchtlinge aufnehmen konnte.
Schlafgänger hatten normalerweise keinen Familienanschluss, durften die restlichen
Räumlichkeiten, wie die Küche oder die „Gute Stube“, nicht nutzen und erhielten im Gegensatz zu
Untermietern kein Frühstück.

Aufgaben:

Erläutern Sie, was Heinrich Zille meinte, wenn er sagt, dass man "mit einer Wohnung einen
Menschen genau so gut töten [könnte] wie mit einer Axt.“ s. Textmaterial Zille.

Textmaterial Zille

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»Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genau so gut töten wie mit einer Axt.« 
Heinrich Zille
Zitat
„[…] In den niedrigeren Logierhäusern schlafen zehn, zwölf, ja zuweilen zwanzig Personen von
beiden Geschlechtern und jedem Alter in verschiedenen Abstufungen der Nacktheit auf dem
Fußboden durcheinander. Diese Wohnstätten sind gewöhnlich […] so schmutzig, feucht und
verfallen, dass kein Mensch sein Pferd darin unterbringen möchte.“
J. C. Symons: Arts and Artizans at Home and Abroad. Edinburgh 1839. S. 116f. Zit. in: Engels,
1845: S. 270.
Zitat
„Man gibt ihnen feuchte Wohnungen, Kellerlöcher, die von unten, oder Dachkammern, die von
oben nicht wasserdicht sind. Man baut ihre Häuser so, daß die dumpfige Luft nicht abziehen kann.
Man gibt ihnen schlechte, zerlumpte oder zerlumpende Kleider und schlechte, verfälschte und
schwerverdauliche Nahrungsmittel. Man setzt sie den aufregendsten Stimmungswechseln […] aus
– man hetzt sie ab wie das Wild und läßt sie nicht zur Ruhe und zum ruhigen Lebensgenuß
kommen. Man entzieht ihnen alle Genüsse außer dem Geschlechtsgenuß und dem Trunk, arbeitet
sie dagegen täglich bis zur gänzlichen Abspannung aller geistigen und physischen Kräfte ab.“
Friedrich Engels: Lage der arbeitenden Klasse in England. 1845, MEW. Dietz, Berlin 1972. Band 2.
S.326f.

Aufgabe:

Beschreiben Sie die folgenden Abbildungen und stellen Sie den Veränderungsprozess der
Arbeitswelt dar.

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Aufgabe
1. Berechnen die wöchentliche Arbeitszeit in der Maschinenfabrik, und bedenken Sie,
dass auch am Samstag gearbeitet wurde!
2. Wie wurden Verstöße bestraft, und was bezweckte man damit?
3. Vergleichen Sie die Arbeitszeit, Rechte und Pflichten mit denen heutiger Arbeiter!

Zitat
"Regeln und Vorschriften in der Eisengießerei & Maschinenfabrik von Klett & Co. (1844)
§ 1 Alle Arbeiter verpflichten sich bei ihrer Aufnahme zum Gehorsam gegen die
Fabrikherren, zur genauen Beobachtung der ertheilten Vorschriften und zur sorgfältigen &
fleißigen Ausführung der ertheilten Arbeiten. ..

§2 Die festgesetzten Arbeitsstunden sind von 6 bis 12 Uhr vormittags und von 1 bis 6½
Uhr nachmittags. Von 8 bis 8½ Uhr früh wird eine halbe Stunde zum Frühstück
freigegeben, zu welchem Endzweck sämtliche Arbeiter die Werkstätten zu verlassen
haben. Wer außer dieser Zeit Bier oder geistige Getränke sich verschafft, verfällt in eine
Strafe von ½ Tag Abzug.

§ 3 Wenn die Arbeit besonders pressant ist, so müssen die erforderlichen Arbeiter gegen
Vergütung über die bestimmte Zeit arbeiten und in diesem Fall ist es ihnen erlaubt, ihr
Nachtessen von 6½ bis 7 Uhr zu nehmen. Sollte sichs ereignen, dass die ganze Nacht
durch gearbeitet wird, so hat der Arbeiter beim Nachtessen seine erforderlichen
Lebensmittel mitzubringen.

§4 Sämtliche Arbeiter müssen sich pünktlich zur bestimmten Arbeitszeit in der Fabrik
einfinden; 10 Minuten nach Glockenschlag 6 Uhr morgens wird die Thüre geschlossen
und kein Arbeiter mehr eingelassen; wer öfter als 2mal fehlt, wird mit Abzug nach § 5
gestraft.

§5 Wer ¼, ½ oder 1 Tag fehlt, verliert nicht nur den verhältnismäßigen Lohn, sondern wird
auch noch um ebensoviel gestraft; besondere Ausgänge sind nur dann gestattet, wenn
gültige Beweise für deren Nothwendigkeit beigebracht werden. Täuschungen haben
augenblickliche Entlassung zur Folge.

§6 Wer blauen Montag hält, wird der Polizei angezeigt, so wie die Gesetze es
verlangen. ..

§7 Alle jene Arbeiter, welche während der Arbeitszeit herumlaufen, miteinander plaudern
oder schwätzen, und nichts thuend beieinander stehen und somit ihre Arbeit versäumen,
verfallen in eine Strafe von ¼ Tag Abzug; Streitigkeiten, Raufereien und unanständiges
Betragen ist mit ½Tag Abzug belegt.

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