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Zerstörung des Gehorsams: zur Aktualität der


politischen Psychologie Peter Brückners, gerade im
Hinblick auf die Uniproteste
Brunner, Markus

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Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:


Brunner, M. (2010). Zerstörung des Gehorsams: zur Aktualität der politischen Psychologie Peter Brückners, gerade
im Hinblick auf die Uniproteste. Psychologie und Gesellschaftskritik, 33/34(4/1), 25-44. https://nbn-resolving.org/
urn:nbn:de:0168-ssoar-386321

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P s y c h o lo g ie & G e s e lls c h a fts k ritik , 33 (4) u. 34 (1), 25-44.

Markus Brunner
Zerstörung des Gehorsams
Zur A ktualität der politischen Psychologie Peter Brückners,
gerade im Hinblick auf die Uniproteste 1

Wie kein anderer Psychologe h at sich Peter Brückner seit den 1960er Jahren bis zu seinem
frühen Tod Anfang der 1980er Ja h re mit den verschiedenen linken Emanzipationsbewe­
gungen auseinandergesetzt und kritisch-solidarisch nach ihren Bedingungen, Potenzialen
und problem atischen Zügen gefragt. Der Beitrag stellt Brückners Verständnis einer politi­
schen Psychologie als kritisches kollektives Emanzipationsprojekt dar und versucht zu zei­
gen, welches Potenzial in ihm fü r eine Analyse auch der aktuellen studentischen Proteste
steckt.

Schlüsselbegriffe: Politische Psychologie, Protest, Emanzipation, Kritische Theorie

Zu der Idee, im Rahmen der W iener Studierendenproteste über Peter


Brückner, sein Leben und v. a. sein Denken zu referieren und m it den
Protestierenden zu diskutieren, bew egten mich zwei Begebenheiten.
Erstens fanden sich sowohl im Kom m entarteil auf der studentischen
Homepage wie auch in den Kom m entaren zu O nline-Berichten ö ste rre i­
chischer Zeitungen zahlreiche hochaggressive und diffam ierende Reak­
tionen auf die Besetzungen, wohl m eist von N icht-Studierenden verfasst,
aber durchaus auch von Studierenden, die sich durch die Besetzung und
die Besetzerin nen m assiv g estö rt und im reibungslosen Ablauf ihres
Studiums behind ert fühlen m ussten. Zweitens irritierten mich Berichte
von Studierenden und auch hier Debatten im In tern et über Sexism en, gar
sexuelle Übergriffe, in der Protestbew egung selb st und die em otionalen
W ogen, die die studentische Forderung nach Frauenquoten, schlugen. Die
Affektivität sow ohl der Reaktionen auf die Besetzung wie aber auch der
Abwehr von Forderungen nach antisexistischer Selbstreflexion innerhalb
des Protests schrie m. E. nach einer Analyse, die neben der gesellschaftli-

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chen und bildungspolitischen Situation auch die Subjekte und ihre Emo­
tionen in den Blick nim m t und diese Perspektiven m iteinander verm ittelt.
Es lag für mich nahe, mich in diesem Zusamm enhang w ieder einmal
m it Peter Brückner zu beschäftigen. Sein Ansatz schien mir wie kein an­
d erer geeignet, mich m it dem P rotest und den gesellschaftlichen R eaktio­
nen darauf zu beschäftigen, w ar doch die kritisch-solidarische A useinan­
dersetzung m it Em anzipationsbew egungen das Programm der politischen
Psychologie von Brückner. Seit Mitte der 1 9 6 0 e r Jahre bis zu seinem
frühen Tod 1 9 8 1 setzte sich dieser intensiv m it fast allen sich als em anzi-
patorisch verstehend en >antiautoritären< Bewegungen in Deutschland -
im m er im zum indest angestrebten dialogischen Austausch m it ihnen -
theoretisch auseinander, von der Studierendenbew egung, die unter dem
Stichw ort >68er-Bewegung< in die Geschichte einging, über die Kommune I
bis zu Gruppen des bew affneten W iderstands wie der Bew egung 2. Juni
und der Rote A rm ee Fraktion (RAF]. Brückner ging es darum, das Auf­
bäum en der v. a. Jugendlichen aus dem spezifischen gesellschaftlichen
Kontext heraus zu verstehen, deren em anzipatorisches Potenzial auszulo­
ten und sie doch auch aus einer grundsätzlich solidarischen Haltung h er­
aus - schließlich w aren sie zum indest dem Anspruch nach Teil des gesell­
schaftlichen Em anzipationsprozesses - kritisch zu beleuchten. Brückner
ging es folgerichtig w eniger darum, seine politische Psychologie als ein
geschlossenes Theoriegebäude zu form ulieren, sondern er verstand sie
vielm ehr als theoretisch-reflektierend e Intervention in gesellschaftspoli­
tische Praxis, die im m er einen vorläufigen und auf korrigierenden Dialog
ausgerichteten Charakter hatte und die Agierenden zur Selbstreflexion
anregen sollte.
Zerstörung des G ehorsam s (1 9 8 3 ] h eiß t der Titel eines nach seinem
Tod veröffentlichten Sam m elbandes m it verschiedenen Aufsätzen Brück­
ners zur politischen Psychologie. Zerstörung des G ehorsam s ist auch deren
Program m: Es ging Brückner stets darum, die eigene V erstricktheit der
Individuen in gesellschaftliche H errschaftsverhältnisse aufzudecken, kri­
tisch zu reflektieren und verinnerlichte H errschaft, die sich in der Intern a­
lisierung unsichtbar gem acht hatte, radikal zu überwinden.

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Ich will im Folgenden versuchen, grundsätzlich entlang der Brückner-


schen Lebensgeschichte die Herkunft, Stoßrichtung und Methode seiner
politischen Psychologie darzulegen, um daran anschließend einige sehr
vorläufige Bem erkungen zu den aktuellen W iener Protesten zu form ulie­
ren, die eher Fragen aufwerfen als Antw orten liefern und - dies ist konsti­
tutiver Bestandteil der politischen Psychologie B rückners - w eiterer Dis­
kussionen gerade auch m it den Protestierenden selb st bedürften.

B rü ckn e rs > Lehrjahre<

Die zerstörerischen Effekte unreflektierten Gehorsams gegenüber äu ß e­


rer und verinnerlichter, zu >zweiter Natur< gew ordener H errschaft, hatte
Brückner in seiner Jugend als so genannter >Vierteljude< im nationalsozia­
listischen Deutschland ebenso e rleb t wie die befreiende und em anzipato-
rische Kraft der politischen Selbstreflexion. Seine eindrücklichen Erinne­
rungen an und Reflexionen über seine Kindheit und Ju gen d (1 9 8 0 ] legen
Zeugnis davon ab. Brückner wurde im Jahre 1 9 2 2 als Sohn eines lib eral­
dem okratisch eingestellten Ingenieurs und einer englischen Konzertsän­
gerin in Dresden geboren. Seine M utter wurde als >Halbjüdin< durch den
Nationalsozialism us in die Emigration getrieben, sein V ater hatte, seit der
W irtschaftskrise 1 9 3 0 arbeitslos, nach der M achtübernahm e des Natio­
nalsozialism us eine Stelle als V ertreter einer Zeitschrift gefunden, für die
er viel unterw egs war. Brückner w ar so etw a 2 Jahre lang auf sich gestellt,
w ohnte allein in der m eist leeren elterlichen W ohnung, was dem 1 2 ­
13jährigen ungem eine Freiheiten bot: Er versorgte sich selbst, ging kaum
zur Schule, erkundete stattd essen autonom das Stadtleben. Zuweilen war
er bei Verw andten untergebracht, von wo er aber im m er w ieder floh,
schließlich wurde er von Fürsorge-Behörden aufgegriffen und in einem
Internat direkt der Staatsgew alt überantw ortet. In seinem Anderssein als
versteckter Halbjude und m it seinen A utonom ie-Erfahrungen erlebte er
die institutionelle Herstellung des faschistischen Subjekts als gewaltvolle
körperliche und geistige Zurichtung, was ihm zum indest ansatzw eise
auch einen Blick von Außen gestattete. Er hatte gelernt, die Spannung
zwischen geford erter Anpassung und W iderstand auszuhalten und sich so

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im m er w ieder zum indest stückw eise dem staatlichen Zugriff zu en tzie­


hen. Schon vor dem Abitur lernte er kleine Gruppen von A ntifaschistinnen
und Kom m unistinnen kennen und fand über diese Zugang zu vielerlei
verb otener Literatur und v. a. zu angeregten politischen Diskussionen.
Diese Phase der Politisierung bezeichnete Brückner später als seine
»zw eite Geburt« (1 9 8 0 , S. 8 9 ], die ihm die Verzahnung seiner Lebensge­
schichte m it der Geschichte der G esellschaft einsichtig m achte: was er
erlebte, ließ sich mithilfe th eoretisch er Reflexion verstehen, war nicht nur
individuelles Schicksal, sondern auch ein allgem eines. Nur der Zufall und
die arbeitsteilige O rganisationsstruktur der N S-Behörden schützten ihn
davor, als >Halbjude< entd eckt zu w erden: Seine auf V erdachtsäußerungen
hin gem achten gefälschten Papiere konnten aufgrund des Krieges nicht
sofort überprüft w erden und nachdem er dem >Judendezernat< seinen
Einzug in die W ehrm acht und Abzug nach W ien nicht gem eldet hatte,
wurde er glücklicherw eise von den Behörden e rst zwei Jahre später un­
m ittelbar vor Kriegsende w ieder gefunden.
1 9 4 5 wurde Brückner, der in W ien D eserteure und Kriegsgefangene
unterstützt hatte, in die Kommunistische P artei Deutschlands (KPD] aufge­
nom men und sollte m ithelfen, in Leipzig in der sow jetischen Besatzungs­
zone eine U niversität aufzubauen. Nach einem Zerwürfnis m it der KPD
setzte Brückner sein während der m ittleren Kriegsjahre in Dresden schon
angefangenes Psychologie-Studium in M ünster fo rt und schrieb dort seine
Promotion. Seine T ätigkeit in der heilpädagogischen Abteilung eines W ai­
senhauses m usste er bald w ieder aufgeben, nachdem er sich aktiv für
M itsprache- und M itverw altungsrechte der H eim insassen eingesetzt
hatte. Um Geld zu verdienen gründete er in Heidelberg ein Institut für
M arktpsychologie, kam dort aber auch m it dem Kreis um den Sozialpsy­
chologen Alexander M itscherlich zusam men, entd eckt die Kritische T heo­
rie und die Psychoanalyse und m achte so Anfang der 1 9 6 0 e r Jahre eine
psychoanalytische Lehranalyse. Gleichzeitig knüpfte er auch Kontakte zu
Zirkeln des B erliner und Frankfurter Sozialistischen Deutschen Studenten­
bundes (SDS], aus denen sich Mitte der 1 9 6 0 e r Jahre die tragenden Grup­
pen der Protestbew egung bilden sollten.

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T h e o rie und M e th o d e d e r P o litis c h e n P s y ch o lo g ie

Die sich ab Mitte der 1 9 6 0 e r Jahre anbahnenden Studierendenunruhen


bezeichnete Brückner schließlich als seine >dritte Geburt<, als eine Phase
der Re-Politisierung. In der A useinandersetzung m it ihr und der gesell­
schaftlichen Reaktion auf sie entw ickelte er sein Konzept einer interven ­
tionistischen politischen Psychologie, deren Grundzüge ich im Folgenden
verm itteln will (vgl. dazu v. a. Agnoli & Brückner, 1 9 6 8 ; Brückner & Kro-
voza, 1 9 7 2 ], bevor ich auf die w eitere Lebensgeschichte, seine konkreten
Analysen und schließlich auf die Frage nach ihrer Aktualität zurückkomme.
Eine Psychologie, die nicht einfach die bestehenden H errschaftsver­
hältnisse reproduzieren und dam it auch stabilisieren will, muss laut
Brückner den »Zusamm enhang zwischen der Lebensgeschichte der ein­
zelnen Individuen und dem, was sie einander geschichtlich antun« (Agnoli
& Brückner, 1 9 6 8 , S. 9 4 ], erfassen, d. h. sie muss erkennen, dass die Kon­
stitution m enschlicher Subjektivität, die Entstehung, Entfaltung und V er­
arbeitung von W ünschen, Bedürfnissen, Ängsten und inneren Konflikten
von Anbeginn unauflöslich in die Geschichte seiner G esellschaft verfloch­
ten ist. Der Mensch ist das Produkt einer V ergesellschaftung in spezifisch
historischen V erhältnissen und sein Innerstes dam it verw oben in die g e­
sellschaftlichen H errschaftsstrukturen, die es strukturieren, aber auch
wiederum von und in den Individuen reproduziert und stabilisiert werden.
Die Unterwerfung unter die gesellschaftliche Ordnung wird schon
früh, in der Familie, später in der Schule, an der Universität, am A rbeits­
platz, auf öffentlichen V eranstaltungen, eingeübt. Durch Versagungen,
Drohungen, Disziplinierungsm aßnahm en, aber auch Belohnung und V er­
sprechungen wird erreicht, dass das Kind, später auch der/die Jugendli­
che und der/die Erw achsene, bestim m te W ünsche zurückstellt und auf sie
verzichtet, andere entw ickelt und ausw eitet und sich m it bestim m ten
norm ierten und als norm al geltenden W ahrnehm ungs-, Denk- und V erhal­
tensform en identifiziert. Die inneren Konflikte, die dabei entstehen, w er­
den durch Verdrängung von unerw ünschten W ünschen oder innere Spal­
tungsvorgänge von der W ahrnehm ungsschw elle ferngehalten: E rst wenn
ich w iderständige W ünsche selb st in mir nicht m ehr w ahrnehm e und den

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Reiz nicht m ehr verspüre, ihnen nachzugehen, kann ich sicher sein, dass
ich akzeptiert und geliebt werde und m öglichen Drohungen oder Strafen
entgehe. Diese Anpassung an gesellschaftliche Normen und die Identifika­
tion m it den anderen G esellschaftsm itgliedern bringen Entlastung, Schutz
und die M öglichkeit der Selbsterhöhung; der Preis ist aber hoch: V erm ie­
den und zuweilen aggressiv abgew ehrt werden muss alles, was an das
Verdrängte erinnert, was die offene Realitätsw ahrnehm ung einschrän kt
und sie durch ein Schw arz-W eiß-D enken entlang der gesellschaftlichen
>Normalität< und ihrer V orurteile ersetzt, die selb st nicht reflek tiert w er­
den können.
W eil wir nun alle, auch die Psychologinnen und Sozialw issenschaft-
lerInnen, Produkte dieses Sozialisationsprozesses sind und bis in unser
Innerstes teilhaben an den gesellschaftlichen Normen und V orurteilen, ist
zur Erkenntnis der W elt radikale Selbstreflexion notwendig. Nicht nur
muss die Psychologie ihren Blick, ihre Kategorien, ihre Methoden als his­
torisch gew ordene reflektieren, sondern auch die Affekte der Psycholo­
gInnen beim B etrachten des Gegenstandes sind Produkt der gesellschaft­
lichen H errschaftsverhältnisse. Am Lack ist also zu kratzen, das Alltägli­
che, die verm eintliche V ertrauth eit und Bekanntheit, ist kritisch zu zer­
stören, dam it etw as anderes als die eingeübten Vorurteile erfahren w er­
den kann. D ieser E rkenntnisprozess durch die Zerstörung von >Normali-
tät< kann aber nicht nur ein Prozess der individuellen Selbstreflexion sein,
sondern ist ersten s ein kollektiver, zw eitens ein praktischer Prozess. Ein
kollektiver muss es deshalb sein, weil e rst in der Interaktion und in der
gegenseitigen Kritik die eigenen Vorurteile erkennbar und nur in einer
solidarischen Gem einschaft die nicht realitätsgerechten, also n eu roti­
schen Ängste, die dem Erkennen innerer Konflikte, die die V orurteile
produzierten, aufgefangen w erden können. Ein praktischer Prozess ist
dieser E rkenntnisprozess wiederum im m er schon, weil sich durch die
V erstrickung von ForscherInnen-Individuum und G esellschaft die Human-
und Sozialw issenschaften eigentüm liche Subjekt-O bjekt-Struktur in der
Selbstreflexion im m er sow ohl das Subjekt wie auch das Objekt, der Ge­
genstand, verändert. Schon Freud hatte dieses Ineinander von Forschen
und Heilen, von Erkennen und Handeln erkannt: E rst in der em otionalen

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und intellektuellen D urcharbeitung der inneren Konfliktlagen, die in den


Symptomen einen sie verschleiernden Ausdruck gefunden haben, werden
diese Konflikte in ihrer vollen G estalt erken nbar und haben sich zugleich
dabei aber schon verändert. W erden nun die gesellschaftlich norm ierten
Symptome, d. h. die verinnerlichten gesellschaftlichen ideale und V orur­
teile, in derselben W eise analysiert und d u rchgearbeitet und dieser Pro­
zess politisch-gesellschaftstheoretisch reflek tiert - Brückner b eto n t stets
die unabdingbar wichtige Rolle von th eoretisch er A rbeit - , entfaltet sich
ein sprengendes Potenzial: in der Zerstörung dieser >Normalität< werden
die unbew usst gem achten gesellschaftlichen Konflikte, die Schattenseiten
des Bestehenden, w ieder als solche sichtbar, die hergestellte gesellschaft­
liche Harmonie wird zum indest angekratzt und en tb lö ß t sich als eine bloß
oberflächliche. In der politisch reflektierten Selbstbefreiung der Individu­
en, in der diese ihre inneren Konflikte w ieder als äußerliche erkennen
und als äußere bearbeiten, wird der Schleier der verm eintlichen Natur-
haftigkeit der G esellschaft zerbrochen. Selbstbefreiung und Veränderung
der G esellschaft gehen Hand in Hand: Im >antiautoritären< Aufbegehren
wird die »H errschaft der V erhältnisse [...] als ein V erhältnis von H err­
schaft« (Brückner, 1 9 7 0 , S. 3 3] entlarvt und angegriffen.
Brückners politische Psychologie ist dam it als eine interven tionisti­
sche bestim m t: »Zur Methode ihrer Erkenntnis gehört politische und psy­
chologische Aktivität; sie erken n t Tatbestände, indem sie versucht, die
Tatbestände zu verändern« (Agnoli & Brückner, 1 9 6 8 , S. 9 5 ]. In diesem
Kontext wird die Bedeutung der kollektiven A rbeit noch verständlicher:
Die Solidargem einschaft ist nicht nur für den Umgang m it den inneren
Ängsten notwendig, sondern auch, weil der/die Einzelne den V erhältnis­
sen gegenüber ohnm ächtig und den sehr realen Disziplinierungsdrohun­
gen gegen den/die Aufbegehrenden ungeschützt ausgesetzt ist. E rst im
gem einsam en Kampf gegen die Gehorsam fordernden und produzieren­
den H errschaftsverhältnisse kann so etw as wie Selbstbefreiung stattfin ­
den und nur in der gem einsam en Analyse der Reaktionen der Gesellschaft
auf die Befreiungsversuche können schließlich die gesellschaftlichen Kon­
fliktlagen aufgeschlüsselt werden.

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Die Differenz zum gesellschaftlichen >falschen Bewusstsein< ist dabei


zwar minimal und prekär, weil wir das in der Sozialisation erw orbene
nicht einfach so abschütteln können, sie wird aber gewaltig in der Kon­
frontation m it dem vorherrschend en Bew usstsein, m ethodologisch, inso­
fern sie bei den unterdrückten M omenten der gesellschaftlichen W ider­
sprüche ansetzt, und m oralisch-politisch, »insofern es die Unterdrückten
sind, deren Lage begriffen und verän d ert werden soll« (ebd., S. 15 0 ].
Dennoch hat die dabei errungene Selbstbefreiung stets auch etwas
Scheinhaftes, ist sie entw eder geprägt vom Kampf gegen die äußere H err­
schaft, die der Befreiung ihre Gesetze aufdrückt und Grenzen setzt, oder
aber sie findet in einem abgekapselten Schonraum , im »Ghetto der Gegen­
gesellschaft«, sta tt (Brückner, 1 9 7 0 , S. 6 9 ], was die Befreiung unwirklich
w erden lässt und einen V erlust an Realitätskontrolle bedeutet. Beides
prägt die Emanzipation, verstü m m elt sie, was stets reflek tiert werden
muss, weil sich sonst in der em anzipatorischen Bewegung selb st auch
im m er w ieder H errschaft reproduzieren. So zeigt die Geschichte politi­
scher Kämpfe, dass im M oment des Kampfs gegen bestim m te H errschafts­
strukturen andere wiederum un angetastet bleiben und sich unter den
Aufbegehrenden reproduzieren. Nicht im m er kann dieses Problem jedoch
durch Reflexion aufgehoben werden, weil die V erhältnisse selb st wenig
anderes zulassen: Der Kampf gegen die disziplinierende A utorität erfor­
d ert beispielsw eise ein gew isses Maß an Disziplin und Organisation, die
doch im m er auch ein repressives M oment hat. Gewisse W idersprüche
ließen sich erst praktisch auflösen. »W ahrheit entw ickelt sich im sozialen
Austausch, ist kollektive Leistung: ist sie wirklich gefunden, hat sich die
G esellschaft zugleich im Sinne der W ahrheit strukturell verändert« (Agno-
li & Brückner, 1 9 6 8 , S. 96f.]. E rst in herrschaftsfreien V erhältnissen wäre
w irkliche Selbstreflexion, Erkenntnis und Selbstbefreiung möglich bzw.
w äre sie vielleicht auch gar nicht m ehr in diesem Maße nötig.
Die Sozialw issenschaften und in ihr die Psychologie haben in diesem
Prozess eine wichtige Funktion: Sie sollen zur Praxis anleiten und die
b estehende Praxis stets theoretisch reflektieren. Um dies leisten zu kön­
nen, m üssen sie aber in ihrer Struktur veränd ert werden. Brückner sieht
die Sozialw issenschaften als »theorieförm ig gew ordenes Selbstverständ-

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nis« (B rü ckner & Krovoza, 1 9 7 2 , S. 4 4 ] der G esellschaft und ihrer Subjek­


te, das auch ihre Handlungsfähigkeiten m itbestim m t. W ährend der ob jek ­
tivierende Blick der traditionellen Sozialw issenschaften und der Psycho­
logie das Bestehende nur verdinglicht w ahrnim m t und so die Verdingli­
chung verdoppelt, d. h. die >Normalität< der V erhältnisse verfestigt, eröff­
ne ein im Sinne der b eschriebenen »Politisierung der W issenschaft« v e r­
ändertes W issenschaftsverständnis ein Selbstverständnis, das es den
Subjekten w ieder erlaube, die »Zeit als [...] Tätigkeitsfeld« (ebd., S. 4 5 ]
und die Zukunft als eine »m it dem Index qualitativer V eränderbarkeit«
(ebd.] versehen e wahrzunehm en und in diesem Sinne eine em anzipatori-
sche Praxis zu entwickeln.
Die Etablierung eines solchen W issenschaftstypus hat für die Hoch­
schulen und die bestehenden Disziplinen m assive Konsequenzen: Diese
m üssen nicht nur Abstand nehm en von ihren m ethodischen Konventio­
nen, die m it ihrer Absage an Subjektivität einen »Verzicht auf Erfahrun­
gen [fordern], die sich dem vorhandenen Instrum entarium nicht fügen«
(B rü ckner & Krovoza, 1 9 7 2 , S. 7 7 ], zur Durchdringung von H errschafts­
verhältnissen jedoch unabdingbar sind, sondern überhaupt von ihren
Idealen der W ertfreih eit und O bjektivität, die gegenw ärtig nur das Sträu­
ben bedeuten, sich m it den gegebene M achtverhältnisse auseinanderzu­
setzen, die faktisch schon lange auch die W issensch aft durchziehen. Die
W issenschaft muss sich selb st zum Gegenstand m achen, ihre Methodik,
ihre gesellschaftliche Positionierung wie auch die inneruniversitären V er­
kehrsform en reflektieren und verändern. Nur indem sie aktiv der Subjek­
tivität der Lehrenden und Studierenden Platz macht, an deren Bedürfnis­
se und deren V erhältnis zum Gegenstand anknüpft, diese in die Reflexion
m it einbezieht, die verm eintlich >nicht-zur-Sache-gehörige< politische
Dimension in den Blick nim m t und - über die Abschaffung aller angstpro­
duzierenden und denkhem m enden Prüfungs- und A bfragesituationen und
disziplinären und m ethodischen Verengungen und die D em okratisierung
und Enthierarchisierung der Strukturen - in den Hochschulen selb st
einen Raum für eine em anzipatorische Solidargem einschaft herzustellen
sucht, kann sie ihrer herrschaftsstabilisieren den Funktion entgehen und
am P rojekt gesellschaftlicher Em anzipation m itarbeiten. Dass die Herstel-

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lung dieser Rahmenbedingungen einer em anzipatorischen W issenschaft


selb st eine em anzipatorische Praxis ist, die auf m assive W iderstände
stößt, ist unm ittelbar einleuchtend.
Politische Psychologie ist dam it nicht nur kritische Sozialw issenschaft,
insofern sie die V erstricktheit der M enschen in die historisch spezifischen
gesellschaftlichen V erhältnisse analysiert, sondern zugleich auch ein
praktisches Em anzipationsprojekt.

P o litis c h -p s y c h o lo g is c h e A n a ly s e n

1 9 6 8 erschien unter dem Titel Die Transform ation des dem okratischen
Bewusstseins B rückners erste eingehende Analyse der Studierendenpro­
teste, konkret: eine politisch-psychologische Auseinandersetzung m it den
Ereignissen des 2. Juni 1 9 6 7 in Berlin, dem Tag, an dem bei der Dem on­
stration gegen den Besuch des persischen Schahs in Berlin der Student
Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde. Dieser T od es­
schuss war der Ausdruck des brodelnden bundesrepublikanischen Kli­
mas, in dem die herrschaftsstabilisieren de Funktion der Staatsm acht, die
postnazistische M entalität der BürgerInnen und die gegen beides rebellie­
renden Studierenden aufeinander prallten und eine explosive Dynamik
auslösten, die sich in den nächsten Jahren noch radikalisieren sollte.
Brückners T ext erschien zusam men m it einem Aufsatz des Politikw is­
senschaftlers Johannes Agnoli in einem Buch m it dem Titel Die Transfor­
m ation d er D em okratie (Agnoli & Brückner, 1 9 6 8 ]. W ährend Agnoli die
integrative und ideologische Funktion des d em okratisch-parlam entari­
schen Pluralismus als Instanz der sozialen Friedenssicherung beleuchtete,
die system atisch die Artikulation gesellschaftlicher W idersprüche verh in ­
dert, analysierte Brückner die durch die T ransform ation der V erhältnisse
veränderten Subjekte, beleu chtete einerseits die psychische Disposition
der BürgerInnen wie auch der M achthaberInnen und and ererseits die
politischen und psychischen Motive für das Aufbegehren der außerparla­
m entarischen Opposition. Diese Zweiteilung des Blicks einerseits auf die
ideologischen Integrationsm echanism en der spätkapitalistischen Gesell­
schaft, die die bestehenden A usbeutungsverhältnisse verschleierten und

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die Chancen auf eine grundlegende V eränderung der G esellschaft schw in­
den ließen, and ererseits auf die »subjektiven Bedingungen der objektiven
Irrationalität« (Adorno, 1 9 9 7 , S. 4 2 ], d. h. auf die in diesen form ierten und
in sie eingepassten Subjekte, entsprach dem Programm der Kritischen
Theorie seit ihren Anfängen. Diese war ersten s von der erschreckenden
Erfahrung des Ersten W eltkriegs und zw eitens vom Ausbleiben einer
sozialistischen Revolution in Deutschland wie in anderen europäischen
Ländern geprägt. Wie - so ihre entscheidenden Fragen - hatte es zu die­
sem alles Bisherige an G rausam keit in den Schatten stellenden Krieg
kom men können, gerade in den zivilisiertesten und aufgeklärtesten Na­
tionen? Und zw eitens: w ieso begehrten die M enschen nicht gegen die
bestehenden H errschaftsverhältnisse auf, die sie im Krieg als Soldaten wie
im Frieden als A rbeiter so knechteten? Brückner knüpfte also an diese
Analyse sowohl der m ateriellen und ideologischen Integrationsm echa­
nism en wie ihrer Effekte an die Subjekte an, fragte aber zugleich - in
Absetzung vom Programm der Kritischen Theorie - auch nach den Mög­
lichkeiten eines em anzipatorischen Ausbruchs.
Das em anzipatorische Potenzial der studentischen Opposition sah
Brückner in der praktischen Offenlegung und V eräußerlichung v erin n er­
lichter gesellschaftlicher Konfliktlagen und der dam it möglich gem achten
Kritik an gesellschaftlichen H errschaftsverhältnissen. Gerade die immer
w ieder als Diffamierung vorgebrachte privilegierte Lage der Studieren­
den, die eine gew isse Distanz zu den unm ittelbaren V erw ertungs- und
Selbstverw ertungszw ängen erlaubt, sei die Bedingung für ihren Aufstand:
Der >Schonraum< U niversität und die darin gew onnenen sprachlichen und
theoretischen M öglichkeiten der W ahrnehm ung und Artikulation innerer
Konflikte erm ögliche es ihnen, diese als Effekt gesellschaftlicher H err­
schaft zu them atisieren. Ihre Forderungen nach Leben jen seits von An-
passungs- und Selbstverw ertungszw ängen und ihr Versuch, andere F or­
men des zw ischenm enschlichen Zusam m enlebens auszutesten und zu
realisieren, werde aber von der M ehrheit der BürgerInnen als Angriff
w ahrgenom m en, weil dadurch ihre Form en der Anpassung und die damit
einhergehende große Anstrengung der Selbstdisziplin infrage gestellt
werden. Die Aktivierung eigener niedergehaltener Sehnsüchte nach ei-

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nem nicht durch N ützlichkeitskriterien organisierten und gesellschaftlich


norm ierten Leben muss abgew ehrt w erden, löst sie doch m assive innere
und soziale Ängste, ja Panik, aus. Nur in der Projektion dieser W ünsche
auf die Studierenden und ihrer aggressiven Verfolgung an ihnen kann die
erschütternde Erkenntnis der eigenen inneren Konflikte verm ieden w er­
den. In der Aggression zeigt sich dam it ein Neid auf diejenigen, die sich
zum indest stückw eise gesellschaftlichen Zwängen zu entziehen verm ö­
gen. Schutz wird gesucht in der noch stärkeren Anbindung an die gesell­
schaftliche M acht und die eigene W ut auf die V erhältnisse und ihre R eprä­
sentantInnen gegen die als Ersatzobjekte fungierenden Studierenden
gelenkt. Die Aufbegehrenden erleben in diesem Prozess, was denen ge­
schieht, die sich der Anpassung entziehen: »[A]us der Scheinruhe des
bürgerlichen M iteinanders b rich t nackte Gewalt« (Agnoli & Brückner,
1 9 6 8 , S. 1 7 0 ]. Begleitet werde dieser Hass auf die Nicht-Angepassten von
einer ständigen Produktion von Feindbildern durch die Presse und den
RepräsentantInnen gesellschaftlicher Macht: W er nicht m itm acht, wird
zum Sündenbock gem acht, m oralisch diffam iert, ausgegrenzt, krim inali­
sie rt und m it einem Berührungsverbot belegt, d. h. sozial unmöglich ge­
macht, und dam it nicht nur die schon bestehenden Vorurteile zem entiert,
sondern auch eine Realangst produziert, die auch den angepassteren Bür­
gerInnen im m er w ieder klar macht, dass sie ja nicht auf die Idee kommen
sollen, sich zu solidarisieren. Der Versuch, das >falsche Bewusstsein< zu
brechen, ist deshalb, so Brückner, »auch eine Frage des Mutes: Für den,
der H errschaft ausübt, ist Opposition das, was ihn zur Lüge provoziert;
wenn aber die W ahrheit fällt, stürzt sie auf den Schw ächeren« (ebd.] .
Eine solche Dynamik kann sich nicht nur zwischen der M ehrheitsge­
sellschaft und den revoltierenden Studierenden entzünden, sondern auch
innerhlab der Bewegung selb st zwischen den tonangebenden Studieren­
den und abw eichende M inderheiten-Ström ungen. So sehr lebensreform e-
rische Projekte wie die Kommune I den antiautoritären Kampf letztlich
entpolitisierten und sich in der m edialen Selbstverm arktung schließlich
doch w ieder in das Bestehende integrierten und deshalb auch zu einem
gew issen Recht von der politischen Linken angegriffen w erden, so rep rä­
sen tierten sie doch jen es »Quantum an Anarchie [...], dessen wir zur Hu-

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m anisierung u nserer Affekte und sozialen Beziehungen dringend b en ö ti­


gen« (Agnoli & Brückner, 1 9 6 8 , S. 11 5 ]. Ihr Falsches, dass sie m it der
Absage an Disziplin auch der theoretisch en Disziplin eine Absage erteilen,
ist zugleich ihr Richtiges, dass sie »einen repressiven Gehalt noch des
kritischen Bew usstseins« (ebd., S. 1 1 3 ] aufdecken: Die Disziplin und An­
strengung, die der Em anzipationsprozess erfordert, ist doch nur notw en­
dig aufgrund der gesellschaftlichen Verdinglichung, gegen die die Em an­
zipation ankämpft, und verlöre sich in einer freien G esellschaft wohl ta t­
sächlich .
Scharfsinnig, m anchm al auch danebenliegend, aber im m er im Versuch,
die historische Situation im Auge zu behalten und die eigenen Einschät­
zungen gegebenenfalls auch zu revidieren, verfolgte Brückner in den
folgenden Jahren die V eränderung des Klimas in der BRD: Das Abflauen
der studentischen M assenbewegung, das Gefühl der Ohnmacht in der
geschrum pften Linken, die im m er w eitere Kreise ziehende staatliche
Repression und m assenm ediale Hetze gegen Andersdenkende, die Kon­
struktion innerstaatlicher Feinde, das sich auch auf die Sprache ausdeh­
nende B erührungsverbot m it als extrem istisch eingestuften Gruppen, der
Radikalenerlass, der Berufsverbote für linke Lehrende vorsah. In diesem
Klima radikalisierten sich Gruppen wie die RAF, die glaubten, der schlei­
chenden Faschisierung der G esellschaft könne nur noch m it bew affnetem
W iderstand begegnet werden.
Mit Sorge verfolgte Brückner diese Entwicklungen, versuchte andere
W ege stark zu m achen, wollte sich aber auch nicht der staatlich geford er­
ten absoluten D istanzierung beugen, weil er w usste, dass gerade die Iso­
lierung und Krim inalisierung radikaler Kräfte diese Gruppen in den Un­
tergrund getrieben hatte. So wurde auch Brückner Opfer des R adikalener­
lasses. Nachdem er 1 9 6 9 nach Hannover berufen w orden war, um da ein
Psychologisches Institut zu gründen, w ar es drei Jahre später schon ein
erstes Mal m it der Lehre vorbei: Ihm wurde vorgew orfen, er habe 1 9 7 1
Ulrike M einhof und andere Mitglieder der damaligen Baader-M einhof-
Gruppe bei sich übernachten lassen, ein Vorwurf, der zu einer 2jährigen
Suspendierung führte, aber schließlich vor G ericht aus Mangel an B ew ei­
sen w ieder fallengelassen w erden musste.

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Eine zweite, längere Suspendierung folgte bald und ging unter dem
Stichw ort M escalero-A ffäre in die Geschichte ein: 1 9 7 7 hatte ein sich
>Mescalero< nennender Student in einer Göttinger Studierendenzeitung
einen Nachruf auf den kurz zuvor von der RAF erm ordeten G eneralbun­
desanw alt Buback verfasst, der dam it beginnt, dass der Autor eine
»klam m heim liche Freude« über den Tod dieses undem okratischen und in
äu ß erster Härte gegen die Linke vorgehenden Anwalts beschreibt, die er
bei der N achricht über dessen Ermordung im ersten M oment verspü rt
habe. Im V erlauf des Artikels folgt dann jed och eine Selbstreflexion m it
der Einsicht, dass der W eg zum Sozialismus nicht m it Leichen gepflastert
werden könne. Als die öffentliche Presse Wind von dem Artikel bekam ,
entfachte sie eine wilde Hetzkampagne. »Göttinger AStA billigt den Mord
an Buback«, schrieb Die Welt (abgedruckt in Brückner, 1 9 7 7 , S. 4 1 ], über­
all wurde die Rede von der »klam m heim lichen Freude« aus dem Zusam­
m enhang gerissen zitiert. Dass der Artikel eigentlich eine Absage an diese
Form von Gewalt sein sollte, wurde vollkom m en ausgeblendet. Die Polizei
beschlagnahm te die Zeitschrift und ging gegen alle sch arf vor, die durch
eine W iederveröffentlichung der Öffentlichkeit den ganzen T ext zugäng­
lich m achen wollten. Auch 4 8 Hochschullehrende, unter ihnen Brückner,
veröffentlichten den Buback-N achruf noch einm al, Prozesslaw inen folgten
und die Androhung von Berufsverboten, wenn die H erausgeberInnen sich
nicht sch arf von dem T ext distanzierten und eine Staatstreue-Erklärung
unterschrieben. Alle bis auf Brückner gehorchten. Der politische Psycho­
loge hingegen m achte sich daran, den T ext noch einm al zu veröffentli­
chen, ihn aus einer politisch-psychologischen Perspektive genauso zu
analysieren wie die diffam ierenden P resseartikel und P olitikerstatem ents
und zeigte dabei auf, wie die Konstruktion von Feindbildern und die P ro­
duktion von Berührungsangst genau vor sich ging (vgl. Brückner, 1 9 7 7 ].
Nach einem universitären Lehr- und sogar H ausverbot lehrte und
diskutierte Brückner m it seinen Studierenden w eiter im Club Voltaire,
einer linken Kneipe, und analysierte in Buchform auch das D isziplinar­
verfahren gegen ihn und die Freih eit der W issenschaft (B rü ckner & Oest-
mann, 1 9 7 8 ]. Den ju ristischen Prozess konnte er zwar Jahre später gew in­
nen, die ganzen Prozesse und zerm ürbenden Kämpfe hatten ihn aber
psychisch und körperlich so m itgenom m en, dass er 1 9 8 2 im Alter von 6 0

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chisch und körperlich so m itgenom m en, dass er 1 9 8 2 im Alter von 6 0


Jahren an Herzversagen starb.

V o rlä u fig e B e m e rk u n g e n zu den a k tu e lle n u n iv e rs itä re n


P ro testen

Soviel zu Peter B rückners Leben und W erk. Nun will ich am Ende noch
der Frage nachgehen, inw iefern der politisch-psychologische Ansatz
Brückners auch für die Analyse der aktuellen Uni-Besetzungen aktuali­
sierb ar wäre. Da kann ich nur stichw ortartig andeuten, in w elche Rich­
tung eine solche A useinandersetzung wohl gehen würde, zu m ehr wird es
nicht reichen. Erstens w ar und bin ich viel zu wenig selb st in die Proteste
involviert, um m ehr als vorläufige Antw orten zu geben. Zweitens sollte
aus den bisherigen Ausführungen klar gew orden sein, dass solch eine
Analyse nur das Produkt von ausführlichen Diskussionen, d. h. von kollek­
tiver Arbeit, sein kann.
Seit B rückners Analysen hat sich doch einiges verändert. Es fand, was
die M öglichkeiten von >alternativeren< zw ischenm enschlichen B ezie­
hungsform en anbelangt, eine Öffnung statt, wenn auch dadurch diese
privatisiert und dam it entpolitisiert wurden; die stark aggressiven Affekte
gegen sozialistische oder kom m unistische Bestrebungen haben nach dem
Zusamm enbruch des >realsozialistischen Blocks< auch eher abgenom m en
und einem Belächeln Platz gem acht; auf der anderen Seite ist die ökono­
m ische Situation der Bevölkerungs-M ehrheit und auch der Studierenden,
verglichen m it derjenigen der M enschen in der vom ökonom ischen Auf­
schwung der N achkriegszeit gezeichneten 1 9 6 0 e r Jahren, sicher prekärer
gew orden und der als >neoliberal< bezeichnete Abbau der sozialstaatli­
chen Abfederungen bed roh t viele sehr existenziell. Solche gesellschaftli­
chen Veränderungen m üssen im Blick behalten w erden, weil sie auch die
M öglichkeiten und Form en von W iderstand m itbestim m en.
Nun aber zu den W iener Protesten: Es ist erstaunlich, m it welchem
Ausharrungsverm ögen hier über W ochen hinweg ein g roß es Programm
auf die Beine g estellt wurde, wie viele AGs existierten, wie gut die ganze
Selbstverw altung organ isiert wurde und auch die W ellen, die dieser Akt

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des Ungehorsam s plötzlich auch international zu schlagen verm ochte.


Gerade angesichts der radikalen V eränderungen, die dem universitären
Betrieb in Europa in den letzten Jahren w iderfuhren, hatte ich wie viele
andere ein solch anhaltendes und b reites Aufbäumen kaum m ehr für
möglich gehalten. Viele Faktoren verhindern eher ein solches zeitintensi­
ves Unterfangen: Die im m er stärkere Rationalisierung der Universitäten
und ihrer Studiengänge, der Zeitdruck, der auf Lehrenden und Studieren­
den aufgrund von Verschulung, aber auch aus finanziellen Gründen lastet
und auch der sich verengende A rbeitsm arkt, der m öglichst durchrationa­
lisierte und v. a. auch junge Subjekte m it m öglichst viel Praktikum serfah­
rung fordert. Unter diesen V oraussetzungen schrum pft eher die W ahr­
scheinlichkeit, dass sich die Zeit genom m en wird, sich genau m it diesem
Druck auseinanderzusetzen. Die durch die Protestierenden gem achte Ab­
sage an die geforderte Zeitökonom ie hat deshalb sicherlich ein ungemein
b efreiendes M om ent und ist auch als so etw as wie eine N otbrem se zu
sehen, die angesichts der rasanten gesellschaftlichen Prozesse die drin­
gend notwendige Reflexion erm öglicht, sowohl was die Analyse der ge­
genw ärtigen Prozesse, aber auch was die eigene V erstrickung in sie b e ­
trifft. Im kollektiv organisierten P rotest konnten die nicht unw esentlichen
Ängste vor diesem Schritt des zeitw eiligen Ausklinkens aus der geford er­
ten Selbstzurichtung als W are A rbeitskraft zum indest teilw eise aufgeho­
ben werden. Dennoch w äre es m. E. wichtig zu diskutieren, wie sehr die
Anpassung an diese ökonom ische Zeit-Logik überhaupt noch als v erin n er­
lichter, unsichtbarer Gehorsam zu w erten ist und nicht vielm ehr als b e ­
w usste Anpassung an den ökonom ischen Druck, der m it sehr berechtigten
Existenz- und Zukunftsängsten einhergeht. Letzteres bedeutete ersten s,
dass kaum in Z w ischenschritten gedacht w erden kann, sondern die F or­
derungen des P rotestes d irekt aufs kapitalistische Ganze zielen müssen.
Der Schonraum Uni gegenüber der Verw ertungslogik, den Brückner
noch beschw or, ist eher Vergangenheit. Und doch zeigen sich an der Uni
noch Momente der Autonomie, die w ahrscheinlich auch als eine der B e­
dingungen für die aktuellen Proteste zu sehen ist. Gerade an der Um stel­
lung auf die BA-Studiengänge, die eigentlich nur ein M om ent der auf kapi­
talistische V erw ertbarkeit zielenden Um strukturierungen darstellt, die

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aber nicht um sonst einen der Hauptaufhänger der Proteste ist, werden
die aktuellen Rationalisierungsprozesse noch als zu antizipierende B e­
drohung sichtbar. Der P rotest setzte näm lich zum indest an der W iener
Akademie der Bildenden Künste, wo die Proteste ihren Anfang nahmen,
da ein, wo der Übergang zum neuen System noch nicht vonstatten gegan­
gen war. W iderstand en tfaltet sich, das hatte ja Brückner schon bem erkt,
da, wo die Prozesse noch nicht so w eit fortgeschritten sind, dass sie als
norm al hingenom m en werden. W ahrscheinlich ist es auch kein Zufall,
dass sich ein solcher P rotest in W ien entfalten konnte, eine der wenigen
Städte zum indest im deutschsprachigen Raum, wo m om entan keine Stu­
diengebühren erhoben werden. Auch dieses Privileg ist also eine Chance.
Es zeigt sich aber in den zahlreichen Reaktionen von Studierenden, die
sich durch die Proteste g estö rt fühlen, nicht nur einfach, wie Brückner
dies für die 1 9 6 0 e r Jahren noch konstatierte, bloße neurotische Angst und
Neid auf diejenigen, die sich den Zwängen zu entziehen w issen. In ihnen
zeigt sich vielm ehr, wie oben schon angedeutet, auch eine m assive Real­
angst z. B. vor einer V erlängerung der eigenen Studienzeit und den damit
einhergehenden Problem en auf dem A rbeitsm arkt, die im P rotest disku­
tie rt w erden m üsste. Ich w eiß nicht, in welchem Maße dies in W ien ge­
schah, w eiß aber aus m einer eigenen Erfahrung in Stu dieren denprote­
sten, dass diese Ängste der studentischen ProtestgegnerInnen oder auch
den W ohlgesinnten, die aber trotzdem ihrem regulären Studium nachge­
hen, kaum e rn st genom m en werden. W erden sie nicht them atisiert, äu­
ßern sie sich schließlich doch w ieder ähnlich wie die neurotischen Äng­
ste: in der Diffamierung der >faulen Studierendem , die auf Kosten der
SteuerzahlerInnen sich eine Auszeit nehm en - diese sozialen V orurteile
zeigten sich schlagartig in der öffentlichen Reaktion auf das >Obdachlo-
senproblem<, m it dem die Studierenden in ihrem offensiven gesellschafts­
kritischen Umgang erstaunlich gut umzugehen w ussten -, in antiintellek­
tuellen R essentim ents und im aggressiven Ruf nach Räumung der b esetz ­
ten Hörsäle und Bestrafung der P rotestierenden. Bei den berechtigten
Realängsten wäre deshalb anzusetzen, sie m üssten m. E. eines der Haupt­
them en des P rotestes werden, weil sie die m om entanen U m strukturie­
rungsprozesse als gesam tgesellschaftliche in den Blick bringen. Es kann

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nicht nur darum gehen, die U niversität einfach w ieder als Schonraum zu
installieren, sondern diese muss selb st als Teil des gesellschaftlichen
Ganzen gesehen werden, das es zu verändern gilt.
W ieso w eder die Unileitung noch die Regierung wirklich auf die B e­
setzungen reagierten, sondern das Ganze sehr lange eher auszusitzen
schienen, m üsste e rö rtert werden. Deutet dies eher auf eine Schwäche
oder die Stärke der Protestbew egung? Zur Beantw ortung dieser Frage
wäre nicht nur eine Rekonstruktion der Geschichte der W iener Proteste
der letzten Jahrzehnte notwendig - vielleicht handelt es sich auch um eine
spezifisch w ienerische Taktik, an vielen deutschen Städten wurde viel
schneller und m assiver interveniert, and ererseits sind sich die politischen
RepräsentantInnen der Stabilität der V erhältnisse nach der >Wende< na­
türlich auch sich erer als in den 1 9 6 0 e r Jahren und reagieren gelassener.
W ahrscheinlich wäre aber das Audimax schon viel früher geräum t w or­
den, wenn sich nicht so viele Leute an der Besetzung beteiligt hätten.
A ndererseits w äre sicher nicht so passiv abgew artet w orden, wenn w irk­
lich der Betrieb lahm gelegt w orden wäre. Auch als Kom m unikationsm e­
dium - Brückner betont, dass m ilitante Aktionen wie Besetzungen eher
Kom m unikationsstrategie unter m onopolisierten Kom m unikationsver­
hältnissen ist als w irkliches Kampfmittel (vgl. dazu Brückner & Krovoza,
1 9 7 2 , S. 34ff.] - m acht aber ein Studierendenstreik nur Sinn, wenn er
auch den Betrieb wirklich stört, d. h. wenn wirklich keine Sem inare mehr
stattfinden können und so irgendwie darauf reag iert w erden muss.
Zum Schluss sei noch ein mir w ichtiger Punkt erw ähnt: Es ist - wie
Brückner ja schon bem erkte - nur logisch, dass sich in einem P rotest auch
H errschaftsstrukturen reproduzieren, gerade wenn er sich v. a. auf einen
gesellschaftlichen Teilbereich, hier den Bildungssektor, konzentriert.
Diese Fokussierung bringt es m it sich, dass Them en, die im ersten Mo­
m ent dazu quer liegen, entw eder gar nicht reflek tiert oder aber als un­
wichtig abgetan werden. Diese Them en m üssen aber - wenn Kritik aus
den eigenen Reihen form uliert wird sow ieso - e rn st genom m en werden,
weil ansonsten nicht nur einfach etw as ausgeblendet, sondern Herr­
schaftsstrukturen dadurch noch einm al zem entiert w erden, was zentrale
Em anzipations- und Reflexionsprozesse verhindert. Deshalb ist es unab-

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dingbar, z. B. die anfangs erw ähnte Kritik, dass in der Bewegung selbst
Sexism en zu vernehm en sind und gar sexuelle Übergriffe entw eder still­
schweigend geduldet oder als Taten von A ußenstehenden abgetan w er­
den, sehr ern st zu nehm en und zu reflektieren. Die vielen abw ehrenden, v.
a. m ännlichen (aber nicht nur] Reaktionen auf solche Kritik zeigt, wie sehr
sich die strukturell sexistischen V erhältnisse verinnerlicht haben und wie
b itter nötig Reflexionen darüber wären. W erden solche Reflexionen von
einer Masse system atisch abgeblockt, reproduziert sich in ihr die Gewalt
der V erhältnisse. Auch Brückner selb st reflek tiert übrigens herrsch afts­
förmig stru kturierte G eschlechterverhältnisse kaum, eine Neuaneignung
seines Ansatzes m üsste diesbezüglich also kritisch geschehen.
Ebenso ist zu sehen, dass bei gew issen P rotestartikulationen auch na­
tionalistische Standortlogiken, d. h. die Sorge um die ökonom ische Zu­
kunft des Landes, stark gem acht w erden, die überaus problem atisch sind.
Dasselbe gilt überhaupt für Argumente, die den Ruf nach Hochschulre­
form en m it ökonom ischem Nutzen begründen oder die den Diffam ierun­
gen der >faulen Studierendem dadurch begegnen, dass die Nützlichkeit
von guten Anwälten und Ärzten b eto n t wird. Solche Argumente blenden
kapitalistische H errschaftsstrukturen nicht einfach aus, sondern verfesti­
gen sie noch, weil sie die ökonom ischen Sachzwänge als nicht-hinter-
fragte w eiter als scheinbar naturhafte darstellen. Taktisch mag das zuw ei­
len sinnvoll sein, als grundlegende Strategie ist das sicher falsch.
Diese strategischen Fragen hängen aber auch m it einem Problem zu­
sam m en, das sich im m er w ieder in M assenbewegungen zeigt: Dem n a r­
zisstischen W unsch, einem m öglichst großen Kollektiv anzugehören und
als Kollektiv von m öglichst vielen geliebt zu werden. Einen ähnlichen
narzisstischen W unsch gibt es auch bei den radikaleren Kräften, nämlich
den, dass man oder frau zu der kleinen Gruppe von Leuten gehört, die im
Gegensatz zur großen dummen und unreflektierten Masse, das richtige,
kritische Bew usstsein hat. Vor beiden W ünschen oder Phantasien müssen
sich die politisch Agierenden hüten, diese sind selb st als Effekt von einem
objektiven Problem zu reflektieren: Es ist tatsächlich so, dass die große
Masse nicht so viel Zeit und A rbeit in psychologische und politische R efle­
xion stecken kann und will, weshalb M assenbewegungen im m er wieder

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sehr problem atische Züge annehm en können. A ndererseits ist es aber


auch so, dass ohne M assen keine grundlegenden gesellschaftlichen V er­
änderungen zu m eistern sind. Dieser strukturelle W iderspruch muss aus­
gehalten und im m er im Auge behalten werden.

► A n m erkun ge n
1 Dies ist die überarbeitete Fassung eines Vortrags, den der Autor im Rahmen der
studentischen Proteste am 18. November 2009 in der »Idee: direkte Aktion« vor
W iener Psychologie-Studierenden hielt.

► Lite ra tur
Adorno, Theodor W. (1997]. Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie. In
ders., Gesammelte Schriften, Bd. 8., Soziologische Schriften Bd. l (S. 42-85]. Frank­
furt am Main: Suhrkamp.
Agnoli, Johannes & Brückner, Peter (1968]. Die Transformation der Demokratie.
Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt.
Brückner, Peter (1 9 6 8 ]. Die Transform ation des demokratischen Bewusstseins. In
Johannes Agnoli & ders. (Hrsg.], Die Transformation der Demokratie (S. 89-191].
Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt.
Brückner, Peter (1970]. Provokation als organisierte Selbstfreigabe. In ders.
(1 9 8 3 ], Selbstbefreiung. Provokation und soziale Bewegungen (S. 1 1-78]. Berlin:
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Brückner, Peter (1977]. Die Mescalero-Affäre. Ein Lehrstück fü r Aufklärung und
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1933 und 1945. Berlin: Wagenbach.
Brückner, Peter (1983]. Zerstörung des Gehorsams. Aufsätze zur politischen Psy­
chologie. Berlin: Wagenbach.
Brückner, Peter & Krovoza, Alfred (1 9 7 2 ]. Was heißt Politisierung der Wissen­
schaft und was kann sie fü r die Sozialwissenschaft heißen? Frankfurt am Main: Eu­
ropäische Verlagsanstalt.
Brückner, Peter & Oestmann, Axel R. (1978]. »Über die Pflicht des Gelehrten auch
als Bürger tätig zu sein«. Zum Disziplinarverfahren des Niedersächsischen Ministers
fü r Wissenschaft und Kunst gegen Peter Brückner . Hannover: Internationalismus.

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