Sie sind auf Seite 1von 69

Band 7 · Supplement 1 · Juni 2012

Obere Extremität
Schulter · Ellenbogen · Hand
Offizielles Organ der Deutschen Vereinigung für Schulter- und Ellenbogenchirurgie (DVSE) e.V.
Official Organ of the German Society for Biological Psychiatry

Untersuchungstechniken Herausgeber
Deutsche Vereinigung für Schulter- und
des Schultergelenks Ellenbogenchirurgie (DVSE) e.V.

Expertenevaluation auf der Basis


einer Literaturanalyse

Indexed in Scopus

www.obex.springer.de
Deutsche Vereinigung für Schulter- und
Ellenbogenchirurgie (DVSE) e. V.

Untersuchungstechniken
des Schultergelenks
Empfehlungen

Obere Extremität 2012 · 7:3–68


DOI 10.1007/s11678-012-0165-1
© Springer-Verlag 2012
Untersuchungstechniken
des Schultergelenks
Information
Ergänzendes Videomaterial finden
Expertenevaluation auf der Basis
Sie unter: http://www.dvse.info/
Untersuchungs-techniken-des-
einer Literaturanalyse
Sch.178.0.html

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Regionen stammten; im Anschluss an die- weniger erfahrenen Kollegen eine bes-
liebe Leserinnen und Leser, se Information finden Sie eine Auflistung. sere Orientierung zu ermöglichen. Zum
In einer konstituierenden Sitzung wur- Teil geht die Zuordnung jedoch über die
in den letzten Jahren haben immer mehr den zunächst die interessierenden Tests Angaben des/der Erstbeschreiber/s hin-
Testmethoden Einzug in die Diagnostik und andere Untersuchungsmethoden zu- aus, so insbesondere bei den Rotatoren-
der Erkrankungen und Verletzungen des sammengetragen und die einzelnen Mit- manschetten-, Impingement- und Bizeps-
Schultergelenks gehalten. Ständig kom- glieder mit der Bearbeitung eines oder sehnentests. Viele dieser Tests sind nicht
men neue Untersuchungstechniken hin- mehrerer Tests beauftragt. Danach erfolg- nur bei einer speziellen Pathologie, son-
zu, ältere werden nicht mehr benutzt bzw. ten in mehreren Klausursitzungen und dern bei Störungen verschiedener Struk-
werden durch moderne Verfahren abge- im schriftlichen Umlaufverfahren Evalu- turen positiv. Es muss deshalb dazu ge-
löst. ierungen und Abgleichungen, sodass die raten werden, sich bei der Diagnosestel-
Trotz zahlreicher Publikationen zu die- Texte zu den Tests zwar von Einzelper- lung nicht nur auf einen Test zu verlassen,
ser Thematik besteht eine gewisse Unsi- sonen erstellt wurden, das Ergebnis aber sondern die Diagnose durch Anwendung
cherheit bezüglich einheitlicher Nomen- von der gesamten Arbeitsgruppe getragen unterschiedlicher, sich ergänzender Tests
klatur und technischer Durchführung − wird. Dies stellt einen Prozess der Exper- abzusichern.
zum einen werden eine Reihe von Tests tenevaluation auf dem Boden einer Litera-
unter unterschiedlichen Bezeichnun- turanalyse dar. Schließlich erfolgte eine Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der
gen vorgenommen, zum anderen wer- Freigabe durch den Vorstand der DVSE. Anwendung unserer Empfehlungen und
den gleichlautende Tests in verschiede- Die Aufstellung erhebt keinen An- bitten Sie gleichzeitig um Kritik sowie Er-
nen Modifikationen angewendet. spruch auf Vollständigkeit, sondern stellt gänzungen, aber auch um Anregungen
Unter der Schirmherrschaft der Deut- eine Zusammenstellung gebräuchlicher zur Aufnahme weiterer Tests.
schen Vereinigung für Schulter- und El- Tests dar, die sich bei den Autoren im kli- Zum Abschluss ist es mir ein drin-
lenbogenchirurgie (DVSE) hat deshalb nischen Alltag bewährt haben. Sowohl die gendes Bedürfnis, den Mitgliedern der
eine Kommission „Untersuchungstechni- Literaturlage als auch eigene Erfahrun- Arbeitsgruppe für ihren Einsatz und ihre
ken“ aktuelle und empfehlenswerte Tests gen spielten bei der Aufnahme eine Rolle. Mühe zu danken. Der zeitliche Aufwand
in einer Übersicht zusammengestellt. Das Eigene Untersuchungen zur Evaluierung war erheblich. Ein besonderer Dank gilt
Ziel war es, möglichst viele Schulterzen- wurden nicht durchgeführt. Herrn PD Dr. med. Carsten Englert, der
tren in Deutschland in diese Arbeit ein- Damit unterscheidet sich die Zusam- die Anfertigung der Abbildungen über-
zubinden, um zum einen das breit gefä- menstellung grundsätzlich von denjeni- nommen hat. Schließlich bedanke ich
cherte Fachwissen zu nutzen und zum gen in zahlreichen Internetportalen: So- mich ganz herzlich bei Frau Dr. med.
anderen eine möglichst „flächendecken- wohl bei der Auswahl als auch der Be- Petra Magosch, Frau PD Dr. med. Chris-
de“ Akzeptanz zu erreichen. Der Vor- schreibung der Durchführung der Tests tine Voigt und Herrn Prof. Dr. med. Mar-
stand der DVSE sprach die Mitglieder der handelt es sich nicht um die persönliche kus Scheibel, die mich bei zahlreichen
Arbeitsgruppe aufgrund ihrer Reputation Meinung eines einzelnen Autors oder um Fragen unterstützt haben.
auf dem Gebiet der Schulterchirurgie auf das in einer Klinik verwendete Repertoire,
ihre Mitarbeit hin an. Zusätzlich wurden sondern um eine Zusammenstellung auf PD Dr. med. Ulrich Irlenbusch
auf der 17. Jahrestagung der DVSE im Jahr der Basis des/der Erstbeschreiber/s und Zweiter Vizepräsident der DVSE
2010 in Rosenheim die Gründung dieser eines längeren Diskussionsprozesses er- irlenbusch@ms-arn.de
Arbeitsgruppe bekannt gegeben und wei- fahrener Schulterchirurgen aus verschie-
tere Kollegen bzw. Schulterzentren zur denen deutschsprachigen Zentren.
Mitarbeit aufgerufen. Der Arbeitsgruppe Wir haben versucht, eine klare Gliede-
gehörten schließlich 22 Mitglieder an, die rung und Zuordnung der Tests zur unter-
aus den unterschiedlichsten Kliniken und suchten Pathologie vorzunehmen, um

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 3


Empfehlungen

Autoren

Univ.-Prof. Dr. med. Rüdiger von Eisenhart-Rothe, Dipl.-Kfm.


Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Sportortho-
pädie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München

PD Dr. med. Carsten Englert


Oberarzt, Abteilung für Unfallchirurgie,
Universitätsklinikum Regensburg

PD Dr. med. Stefan Greiner


Oberarzt, Sektion Schulter, Ellenbogen und Traumatologie
der oberen Extremität, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie,
Sektion Schulter, Ellenbogen und Traumatologie der oberen
Extremität, Charité-Universitätsmedizin Berlin

PD Dr. med. Ulrich Irlenbusch


Ärztlicher Direktor, Orthopädische Klinik,
Marienstift Arnstadt

Dr. med. Steffen Jehmlich


Sektionsleiter Schulter, Orthopädische Klinik Markgröningen

Prof. Dr. med. Philip Kasten


Leiter Schulter-, Ellenbogenchirurgie und Sportorthopädie,
Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Universitäts-
klinikum Carl Gustav Carus Dresden

PD Dr. med. Jörn Kircher


Oberarzt, Schulterchirurgie − Sportorthopädie −
Arthroskopische Chirurgie, Orthopädische Klinik,
Universitätsklinikum Düsseldorf

4 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


PD Dr. med. Chlodwig Kirchhoff
Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar,
Technische Universität München

PD Dr. med. Hans-Michael Klinger


Geschäftsführender Oberarzt, Abteilung Orthopädie,
Universitätsmedizin der Georg-August-Universität Göttingen

Dr. med. Matthias Kusma


Orthopädie Am Alten Messplatz, Mannheim

PD Dr. med. Lars-Johannes Lehmann


Leitender Oberarzt, Leiter GF Orthopädie/Unfallchirurgie obere
Extremität, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum

PD Dr. med Dennis Liem


Sektionsleiter Schulterchirurgie und Sportorthopädie, Klinik für
Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Universitätsklinikum
Münster

Dr. med. Petra Magosch


Schulter- und Ellenbogenchirurgie, ATOS-Praxisklinik, Heidelberg

PD Dr. med. Björn Marquardt


Orthopädische Praxisklinik, Münster

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 5


Empfehlungen

Dr. med. Peter Ogon


Zentrum Sportorthopädie Freiburg

Dr. med. Patric Raiß


Orthopädische Universitätsklinik, Heidelberg

Mathias Ritsch
Orthopädische Gemeinschaftspraxis im Ärztehaus,
Belegarzt am Behandlungszentrum (BHZ) Vogtareuth,
Rosenheim

Prof. Dr. med. Markus Scheibel


Leitender Arzt und Oberarzt, Sektion Schulter- und Ellenbogen-
chirurgie, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC),
Campus Virchow Klinikum, Charité-Universitätsmedizin Berlin

Prof. Dr. med. Markus Schofer


Orthomedic, Gelenkzentrum Offenbach-Frankfurt

Dr. med. Heidi Thierjung


Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Orthopädische Universi-
tätsklinik Heidelberg

PD Dr. med. Christine Voigt


Leitende Ärztin der Sektion Schulter- und Arthroskopische
Chirurgie und des ambulanten OP-Zentrums, Klinik für Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie, Diakoniekrankenhaus Friederikenstift,
Hannover

Dr. med. Kai-Axel Witt


Orthopädische Praxisklinik, Münster

6 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Inhaltsverzeichnis

1 Allgemeine Untersuchung/Tests
1.1 Beweglichkeitsprüfung nach der Neutral-Null-Methode (NNM). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

1.2 Isometrische Tests (Abduktionstests, Außenrotationstests, Innenrotationstests) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.3 Muskelkraftmessung (MFP, manuelle Muskelfunktionsprüfung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

1.4 Kapselmuster nach Cyriax . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

1.5 Hyperlaxität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Lokale Hyperlaxität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1.5.1 Anteriore und posteriore Translation/“Schublade“/anteriorer und


posteriorer Drawer-Test nach Gerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

1.5.2 Sulkuszeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

1.5.3 Hyperabduktionstest nach Gagey (HAT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

1.5.4 Coudane-Walch-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

1.5.5 Supinations-Ellenbogen-Extensionstest/SEET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Allgemeine Laxität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

1.5.6 Beighton-Score/Hypermobilitätsscore . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

2 Instabilität
Vordere Instabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.1 Apprehension-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2.2 Relokationstest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

2.3 Surprise-Test/Release-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

2.4 Load-and-shift-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Hintere Instabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

2.5 Load-and-shift-Test/Norris-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

2.6 Jerk-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

2.7 Kim-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 7


Empfehlungen

3 Impingement/Rotatorenmanschettenläsion
Impingement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.1 Painful Arc . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3.2 Hawkins-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33

3.3 Neer-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

Supraspinatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.4 Handgriff nach Codman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

3.5 Jobe-Test/Empty-Can-Test/Full-Can-Test. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

3.6 Drop-Arm-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

Infraspinatus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.7 Hornblower-Zeichen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

3.8 ARO-Lag-Sign/Dropping-Sign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

Subscapularis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.9 Belly-press-Test. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.10 Belly-off-Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

3.11 Bear-hug-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

3.12 Lift-off-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

3.13 IRO-Lag-Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Deltoideus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

3.14 Deltoideus-Extension-Lag-Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

8 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


4 Bizepssehnentests
LBS/Sulcus/Pulley . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

4.1 Sulkustest nach DePalma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

4.2 Speed’s-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

4.3 O’Brien-Test/Active-Compression-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Bizepsankertests/SLAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

4.4 Crank-Test/Crank-Sign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

4.5 O’Brien-Test/Active-Compression-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

4.6 Supine-Flexion-Resistance-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

5 AC-Gelenk-Untersuchung
5.1 Fingerzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

5.2 Lokaler Palpationsschmerz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

5.3 Horizontaladduktionstest/Cross-Body-Zeichen/LA-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

5.4 Klaviertastenphänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

5.5 Horizontale Instabilität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

5.6 Hoher schmerzhafter Bogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

6 Skapulaprovokationstests (dynamische Instabilität der Skapula)


6.1 Scapular-Assistance-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

6.2 Lateral-Scapular-Slide-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

6.3 Skapuladysbalancen nach Kibler. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

6.4 Scapula-alata-Test, „Pseudoflügeln“ (Skapula-Winging) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65

7 Thoracic-outlet-Tests
7.1 Adson-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

7.2 Eden-Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 9


Empfehlungen

1 Allgemeine Empfohlene Technik bei 90° Schulterabduktion und 90° Ell-


Untersuchung/Tests Das Bewegungsausmaß eines Gelenks bogenflexion (Handflächen zeigen nach
wird von einer standardisierten Aus- unten). Die Testung der Transversalbe-
1.1 Beweglichkeitsprüfung nach gangsposition gemessen. Unter Ausgangs- weglichkeit im Schultergelenk wird in 90°
der Neutral-Null-Methode (NNM) position (Null-Position) wird eine norma- Abduktion und gestrecktem Ellbogen vor-
le anatomische Körperhaltung mit phy- genommen (Horizonzalextension/-flexi-
Grundlagen siologischer Gelenkstellung verstanden on).
Für die wiederholbare Beschreibung des (. Abb. 1): Dies umfasst eine aufrechte Der Bewegungsumfang eines Gelenks
Bewegungsumfangs eines Gelenks ist Körperposition mit hängenden Armen um eine bestimmte Achse wird in Win-
vor allem die Neutral-Null-Methode eta- und nach vorn gerichteten Daumen. Die kelgraden ausgehend von der ursprüng-
bliert. Im Jahr 1936 wurde sie erstmals von Füße sind in hüftbreiter Stellung parallel lichen Null-Position angegeben und ein-
E.F. Caves und S.M. Roberts [1] unter ihren zueinander angeordnet. Ellbogen- und zeln gemessen (. Abb. 3).
Namen veröffentlicht. Er dient bis heu- Kniegelenke sind in leichter Flexionsstel- Unterschieden wird zwischen aktiver
te als Grundlage für Untersuchungsricht- lung, der Blick ist horizontal nach vorn und passiver Beweglichkeit. Das aktive
linien orthopädischer Fachgesellschaften, gerichtet. Bei der Null-Position handelt Bewegungsausmaß beschreibt den will-
wie beispielsweise der American Academy es sich um eine definierte Ausgangsstel- kürlich durch Muskelkraft des Patienten
of Orthopaedic Surgeons (AAOS). Nach lung, die von allen Untersuchern exakt re- erreichbaren Bewegungsumfang. Die pas-
mehreren Weiterentwicklungen und Mo- produzierbar sein sollte. sive Beweglichkeit gibt das Ausmaß einer
difikationen [7] wurde die Neutral-Null- Die gestreckte anatomische Position Gelenkbewegung an, das durch Muskel-
Methode 1971 unter anderem auch im AO einer Extremität wird als Null-Position, kraft eines Untersuchers ohne Mithilfe
(Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese)-Bul- nicht als 180°-Stellung verstanden. des Patienten erreicht werden kann. Da-
letin veröffentlicht [4]. Seitdem gilt sie als Zur Prüfung der Rotationsbeweglich- bei ist der Bewegungsumfang mit und oh-
internationaler Standard zur Beurteilung keit im Schultergelenk (ARO/IRO) wird ne Fixation der angrenzenden bewegli-
und Dokumentation von Bewegungsum- der Oberarm angelegt, der Ellenbogen ist chen Gelenkpartner zu prüfen (z. B. Fixie-
fängen eines Gelenks [8]. Mit Einführung in der Neutralposition 90° gebeugt (Dau- rung der Skapula bei Messung des Bewe-
der SFTR(Sagittalebene, Frontalebene, men zeigen nach oben,. Abb. 2). Die gungsumfangs an der Schulter). Die pas-
Transversalebene, Rotation)-Dokumentie- Unterarme können nun als „Zeiger“ ver- sive Beweglichkeit ist meist größer als die
rung wurde zudem ein international gülti- wendet werden, um das Ausmaß der Ro- aktive [8]. Am Schultergelenk hingegen
ges System zur einheitlichen Beschreibung tationsbewegung zu beschreiben. Eine übertrifft die aktive Beweglichkeit den
von Bewegungsausmaßen in Winkelgra- weitere Methode zur Prüfung der Rota- passiven Bewegungsumfang, da in den
den geschaffen [5]. tionsbeweglichkeit ist die Untersuchung aktiven Bewegungsumfang die komplexe

Abb. 1 8 Null-Position: Füße sind in hüftbreiter Stellung, Ellbogen- und Abb. 2 8 Neutralposition zur Messung der Rotationsbeweglichkeit am
Kniegelenke sind in leichter Flexionsstellung, der Blick ist horizontal nach Schultergelenk
vorn gerichtet

10 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Beweglichkeit des gesamten Schultergür- die Null-Position nicht erreicht werden von gesunden Erwachsenen oder Gleich-
tels, speziell der Skapula, eingeht. (z. B. ossäre Fehlstellungen oder Muskel- altrigen.
Die Dokumentation erfolgt nach kontrakturen), wird 0° für diejenige Be-
einem festgelegten Kode: Zunächst wer- wegung angegeben, die nicht ausgeführt Literatur
den das untersuchte Gelenk und die zu- werden kann. Das Ausmaß der Bewe- 1. Bruzek R (2006) Leitfaden Gelenkmessung. Elsevier,
München
gehörige Körperseite notiert. Die Bewe- gungseinschränkung wird gesondert in 2. Cave EF, Roberts SM (1936) A method for measuring
gungsprüfung erfolgt stets im Seitenver- der Mittelposition angegeben (z. B. Ab- and recording joint function. J Bone Joint Surg
gleich beginnend mit der gesunden Kör- duktionskontraktur mit einer Beweglich- 18(2): 455−465
3. Debrunner HU, Hepp WR (2004) Orthopädisches
perseite. Vor Dokumentation des Bewe- keit von 15° bis 130° Abduktion: Abd/Add Diagnostikum. Thieme, Stuttgart New York
gungsumfangs wird ferner festgehalten, 130-15-0). 4. Debrunner HU (1971) Gelenkmessung (Neutral-0-
ob es sich um die aktive oder passive Be- Methode), Längenmessung, Umfangmessung.
Bulletin des Offiziellen Organs der Arbeitsgemein-
weglichkeit handelt. Hierauf wird das Be- Anmerkungen und Besonderheiten schaft für Osteosynthesefragen, Bern
wegungsausmaß beginnend mit der vom Da die Testung des Bewegungsumfangs 5. Gerhardt JJ, Russe O (1975) International SFTR met-
Körper weggehenden (körperfernen) Be- durch eine Reihe von Faktoren, wie bei- hod of measuring and recording joint motion; Hu-
ber, Bern
wegung (z. B. Abduktion vor Adduktion) spielsweise dem Muskeltonus des Pa- 6. Gerhardt JJ, Rippstein JR (1992) Gelenk und Bewe-
angegeben [1]. Jede Bewegung und deren tienten, beeinflusst werden kann, wird gung. Huber, Bern
Gegenbewegung wird einzeln gemessen, eine dreimalige Wiederholung der Be- 7. Müller ME (1970) Die Untersuchung der unteren Ex-
tremität unter besonderer Berücksichtigung der
und der Bewegungsumfang wird durch wegungsprüfung empfohlen [5]. Als Er- Prüfung der Gelenkbeweglichkeit mit der Null-
drei Zahlen wiedergegeben – die beiden gebnis wird der Mittelwert aus den drei durchgangsmethode. Schweiz Praxis 59: 526−530
Bewegungsendpunkte (in Winkelgraden) Untersuchungen gewählt. Eine präzisere 8. Ryf C, Weymann A (1995) The neutral zero met-
hod − A principle of measuring joint function. In-
und die Null-Position (. Tab. 1). Eine Wiedergabe der erreichten Winkelgrade jury 26: 1-11
Rundung der Untersuchungsergebnisse wird durch Verwendung von Messinstru-
auf 5° ist empfohlen [3, 5]. Kann in einem menten, wie einem Goniometer bzw. In-
Gelenk ein Nulldurchgang erreicht wer- klinometer, sichergestellt. Eine Einord-
den, wird die Neutralstellung (0°) stets nung der gemessenen Bewegungsumfän-
in der Mitte zwischen den beiden Be- ge gelingt durch Vergleich mit der gesun-
wegungsendpunkten angegeben. Kann den Gegenseite bzw. mit Standardwerten

90° 60°

170°
170°

40° 40°

Abb. 3 8 Bewegungsumfang des Schultergelenks. (Mod. nach [8])

Tab. 1 Normalwerte
Anteversion/Retroversion 170° – 0 – 40°
Abduktion/Adduktion 170° – 0 – 40°
Horizontalextension/-flexion 130°– 0 – 40°
Außen-/Innenrotation in Neutralstellung 60° – 0 – 90°
Außen-/Innenrotation in 90° Abduktion 70° – 0 – 70°

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 11


Empfehlungen

1.2 Isometrische Tests Die Grundlagen zur Muskelkraftmes- 0°-Abduktionstest


(Abduktions-, Außenrotations-, sung und Muskelfunktionsprüfung sind Die Abduktion des Arms wird durch den
Innenrotationstests) in Abschn. 1.3 beschrieben (R. von Eisen- M. supraspinatus und den M. deltoide-
hart-Rothe, U. Lenze). us gestartet. Zur Überprüfung dient der
Beschreibung 0°-Abduktionstest.
Durch die Provokationstests können die Abduktion Dabei versucht der Patient, den hän-
Abduktionen-, Außen- und Innenrota- Als primäre Abduktoren betätigen genden Arm gegen Widerstand des
tionen in verschiedenen Stellungen des sich der mittlere Teil des M. deltoide- Untersuchers zu abduzieren.
Schultergelenks gegen Widerstand ge- us (N. axillaris, C5, C6) und der M. su-
prüft werden. Die Tests sollen Schwä- praspinatus (N. suprascapularis C5, C6). Außenrotation
chen aufdecken, sie quantifizieren und Als sekundäre Abduktoren sind der vor- Primäre Außenrotatoren sind der M. in-
bestimmten Strukturen zuordnen. Eine dere und hintere Anteil des M. deltoi- fraspinatus (N. suprascapularis C5, C6)
Schwäche ist eher auf ein funktionelles deus sowie der M. serratus anterior zu und der M. teres minor (N. axillaris C5).
Defizit der Sehnen, ein Schmerz eher auf nennen. Als sekundärer Außenrotator ist der hin-
eine entzündliche Komponente der Seh- Der Untersucher steht seitlich oder tere Anteil des M. deltoideus anzusehen.
nenansätze oder der angrenzenden Bur- hinter dem Patienten (. Abb. 4). Das Der Untersucher steht seitlich vom
sae zurückzuführen. Schwäche kann zu- Akromion wird mit einer Hand fixiert. Patienten, dessen Oberarm ist angelegt,
dem neurogen, strukturell oder reflekto- Die andere Hand liegt nun seitlich des der Ellenbogen ist in der Neutralposi-
risch-schmerzbedingt sein. Dabei kann Ellenbogengelenks, und die Handfläche tion bei 90° gebeugt. Die fixierte Hand
bei einer Innenrotationskraftprüfung drückt gegen den Epicondylus lateralis des Untersuchers befindet sich am El-
durch den M. pectoralis keine eindeutige humeri. Während der Abduktion wird lenbogen, und die Widerstand leistende
Aussage zum M. subscapularis gemacht auch der Widerstand ermittelt, den der Hand ruht auf der dorsalen Seite des dis-
werden. Patient gerade noch überwinden kann. talen Unterarms.

Abb. 4 8 Abduktionstest (Abd-Test, Supraspinatus) Abb. 5 8 Außenrotationstest (AR-Test) bei 0° Abduktion (Infraspinatus)

Abb. 6 8 Außenrotationstest in 90° Abduktion Abb. 7 8 Innenrotationstest (IR-Test) bei 0° Abduktion.

12 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Außenrotationstest Literatur
Dabei versucht der Patient, bei adduzier- 1. Hegedus EJ, Goode A, Campbell S et al. (2008) Physi-
cal examination tests of the shoulder: a systematic
tem, 45° innenrotiertem und im Ellenbo- review with meta-analysis of individual tests. Br J
gen 90° flektiertem Arm gegen den Wi- Sports Med 42:80−92
derstand des Untersuchers den Arm nach 2. Rockwood CA et al (2009) The shoulder, 4th edn.
Saunders Elsevier, Philadelphia
außen zu rotieren (Außenrotation bei 3. May S, Chance-Larsen K, Littlewood C, Lomas D,
0°-Abuktion, . Abb. 5). Saad M (2010) Reliability of physical examinati-
Um eine Beteiligung des M. deltoi- on tests used in the assessment of patients with
shoulder problems: a systematic review. Physio-
deus bei der Außenrotation auszuschal- therapy 96: 179−190
ten, kann diese in 90° Abduktion und 30°
Flexion durchgeführt werden (. Abb. 6,
Außenrotationstest nach Patte). Die feh-
lende aktive Außenrotation in Abduk-
tionsstellung des Arms spricht für eine
klinisch relevante Ruptur der Infraspina-
tussehne und des Teres minor.

Innenrotation (M. subscapularis)


Innenrotatorentests
In gleicher Stellung wie bei der Prüfung
der Außenrotation legt der Untersucher
die Widerstand leistende Hand ein we-
nig weiter nach medial, um den distalen
Unterarm und greift am Processus styloi-
deus radii zu (Innenrotation bei 0°-Ab-
duktion; . Abb. 7).

Spezifität und Selektivität


Wissenschaftliche Daten zur Spezifität
und Selektivität liegen nicht vor.

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 13


Empfehlungen

1.3 Muskelkraftmessung hier häufig synergistische oder kompen- Literatur


satorische Effekte genutzt werden, ist eine 1. Agarwal S, Kiely PDW (2006) Two simple, reliable
(MFP, manuelle Muskel- and valid tests of proximal muscle function, and
funktionsprüfung) fokussierte Betrachtung eines einzelnen their application to the management of idiopat-
Muskels oft sehr schwierig. hic inflammatory myositis. Rheumatology 45(7):
Grundlagen Weite Verbreitung fand auch die Mus- 874−879
2. Cyriax J (1970) Textbook of orthopaedic medici-
Zur Kraftmessung einzelner Muskeln kelfunktionsbestimmung nach Janda bzw. ne: Diagnosis of soft tissue lesions. Williams & Wil-
oder Muskelgruppen sind hauptsächlich Cyriax [4, 2], die im klinischen Alltag voll- kins, Baltimore
zwei Methoden in der Literatur beschrie- ständig der obigen Skala entspricht. Im 3. Heinold M (1995) Muskelkraftdiagnostik und Mus-
kelkrafttraining bei neuromuskulären Erkrankun-
ben. Dabei handelt es sich neben der Ver- Original umfasst sie dagegen neben dem gen. Deutsch, Frankfurt/Main
wendung von Dynamometern, die auf Ausmaß von Muskelkraft bzw. Muskelpa- 4. Janda V (2009) Manuelle Muskelfunktionsdiagnostik.
eine Erfindung von J.B. Regnier Anfang rese auch andere Aspekte, wie das Bewe- Elsevier, München
5. Lovett RW, Martin EG (1916) Certain aspects of in-
des 19. Jahrhunderts zurückgehen [7], vor gungsausmaß oder die Funktion eines be- fantile paralysis: with a description of a method of
allem um die manuelle Muskelfunktions- stimmten Muskels. muscle testing. JAMA 66(10): 729−733
prüfung (MFP), auf die im Folgenden nä- 6. Medical ResearchCouncil (1996) Aids to the exami-
nation of the peripheral nervous system. Memo-
her eingegangen werden soll. Anmerkungen randum No. 45, HMSO, London
Die MFP wurde erstmals von R.W. Lo- Vorbehalte gegenüber der manuellen 7. Pearn J (1978) Two early dynamometers. An histo-
vett zu Anfang des 20. Jahrhunderts be- Muskelkraftmessung bestehen unter an- rical account of the earliest measurements to stu-
dy human muscular strength. J Neurol Sci 37(1−2):
schrieben [5] und findet in modifizierter derem aufgrund der fehlenden Sensitivi- 127−134
Form aufgrund ihrer leichten und prakti- tät gegenüber kleineren Muskelkraftver- 8. Radlinger L, Bachmann W, Homburg J, Leuenberger
kablen Durchführbarkeit bis heute klini- änderungen, die auch durch zusätzliche U, Thaddey G (1998) Rehabilitatives Krafttraining.
Theoretische Grundlagen und praktische Anwen-
sche Anwendung. Mit Hilfe dieses Test- Unterteilung in [+] und [–] nicht fein- dungen. Thieme, Stuttgart New York
verfahrens gelingt es dem Untersucher, gliedrig quantifizierbar sind [1]. Dies gilt
Aussagen über die isometrische und dy- besonders für die Kraftgrade 4 und 5, da
namisch-konzentrische Maximalkraft in diesem Bereich der subjektiv intra- und
einzelner Muskeln oder Muskelgruppen interindividuelle therapeutische Wider-
zu treffen sowie deren Funktion und Be- stand zu einer Unschärfe der Trennkrite-
weglichkeit zu beurteilen [8]. rien führt. Die Kraftgrade 1 bis 3 sind da-
gegen relativ scharf und eindeutig erfass-
Technik bar [8]. Die Beurteilung der Muskelkraft
Zwar gibt es unterschiedliche Skalen zur ist also stark untersucherabhängig, wo-
standardisierten Dokumentation der ma- durch zumeist eine relativ geringe Interra-
nuell erhobenen Muskelkraft, doch auf- ter-Reliabilität erreicht wird [1]. Die Vali-
grund ihrer Einfachheit und Praktika- dität des genannten Testverfahrens ist we-
bilität hat sich vor allem die sechsstufige gen des geringen inhärenten Auflösungs-
Einteilung des Medical Research Coun- vermögens des Untersuchers als stark
cil (MRC) im klinischen Alltag etabliert eingeschränkt zu betrachten [3]. Weite-
[6, 2]: re Nachteile ergeben sich durch die semi-
F 0: keine Muskelkontraktionen quantitive Erfassung der Muskelkraft.
F 1: flimmernde Muskelkontraktionen Somit sollte die manuelle Muskel-
(sicht- und/oder tastbar) kraftmessung für die Kraftgrade 0 bis 3
F 2: aktive Bewegungen unter Abwe- zur qualitativen Diagnostik angewen-
senheit von Schwerkraft det werden. Für die Kraftgrade 4 und 5
F 3: aktive Bewegungen gegen Schwer- wird zusätzlich ein apparatives Messver-
kraft fahren empfohlen, um eine quantitative
F 4: aktive Bewegungen gegen Schwer- Einschätzung der Muskelkraft zu ermög-
kraft und Widerstand lichen [4].
F 5: normale Kraft Für die Muskelkraftbestimmung im
Rahmen der orthopädischen Gelenk-
Grad 4 kann zusätzlich in 4-, 4 und 4+ untersuchung ist die manuelle Muskel-
unterteilt werden, um zwischen leichtem, kraftmessung jedoch nach wie vor als
mäßigem und schwerem Widerstand zu ökonomisches und orientierendes Ver-
unterscheiden. Das isolierte Testen ein- fahren zu sehen.
zelner Muskeln erscheint im Hinblick
auf periphere Muskeln zunächst sehr ein-
fach, gewinnt jedoch bei der stammnahen
Muskulatur deutlich an Schwierigkeit. Da

14 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


1.4 Kapselmuster nach Cyriax hergradige Omarthrose, Dezentrierung pulaebene aktiv wie passiv geprüft
des Humeruskopfes) können das Ergeb- (. Abb. 10).
Beschreibung nis dieses Tests verfälschen. Auch eine F Für passive Untersuchungen der iso-
Der Begriff Kapselmuster („capsular pat- Subscapularissehnenruptur der Gegen- lierten glenohumeralen Abduktion
tern“) beschreibt charakteristische Ein- seite kann durch die dadurch verbunde- wird die Margo lateralis der Skapula
schränkungen der aktiven wie passiven ne vermehrte passive Außenrotation zu durch den Daumen des Untersuchers
Beweglichkeit der jeweiligen Extremitä- einem falschen Ergebnis führen. Die (ge- fixiert.
tengelenke. Die Gelenkkapsel ist dabei sunde) Gegenseite sollte als Referenz stets F Bei positivem Kapselmuster ist pri-
in ihrer Gesamtheit betroffen, z. B. redu- mitbeurteilt werden. mär die Außenrotation reduziert, ge-
ziertes Kapselvolumen infolge fibrotisch ringer auch die Abduktion und die
veränderter Kapselwand [1]. Die jeweili- Untersuchungstechnik Innenrotation (AR > Abd > IR). Ab-
ge Bewegungseinschränkung ist schmerz- F Der Patient sitzt auf einer Untersu- solute Verhältnisse der eingeschränk-
unabhängig. Die charakteristischen Be- chungsliege oder steht mit dem Rü- ten Bewegungsgrade zueinander sind
wegungsmuster erlauben die kausale Ab- cken zum Untersucher. in der Originalbeschreibung für das
grenzung gegen andere Ursachen einer F Der Ellenbogen wird passiv in 90° Schultergelenk nicht angegeben.
reduzierten aktiven bzw. passiven Beweg- gebeugt, das Schultergelenk wird
lichkeit der Gelenke. in 0° Abduktion in der Skapula- Literatur
Für mittelschwere Befunde wurde eine ebene aktiv und passiv in die sub- 1. Cyriax JH, Cyriax PJ (1983) Cyriax’s illustrated manual
of orthopedic medicine. Butterworth, London
Reduktion der Innenrotation von 10−15°, maximale Außenrotation geführt
der Abduktion von 45° sowie der Außen- (. Abb. 8).
rotation von 60−70° beschrieben. Insbe- F Anschließend werden die gleno-
sondere passive Einschränkungen der humerale Abduktion (. Abb. 9)
Schultergelenkbeweglichkeit (z. B. hö- und die Innenrotation in der Ska-

Abb. 8 8 Kapselmuster nach Cyriax Abb. 9 8 Kapselmuster nach Cyriax

Abb. 10 8 Kapselmuster nach Cyriax

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 15


Empfehlungen

1.5 Hyperlaxität F Grad 1: Translation des Humeruskopfes tienten liegt in Neutralrotation entspannt
(HK) bis an den Rand des Glenoides auf dem eigenen Bein (. Abb. 11). Die
Lokale Hyperlaxität F Grad 2: Translation bis zur Hälfte des eine Hand des Untersuchers fixiert die
HK-Durchmessers auf den Glenoid- Skapula, während die andere Hand den
1.5.1 Anteriore und posteriore rand mit Spontanreposition proximalen Oberarm umgreift und eine
Translation/“Schublade“/ F Grad 3: Translation des HK bis über anteriore bzw. posteriore Translation aus-
anteriorer und posteriorer den Glenoidrand bis zur Luxation oh- löst (. Abb. 12).
Drawer-Test nach Gerber ne Spontanreposition
Literatur
Grundlagen Untersuchungstechnik 1. Altchek DW, Warren RF, Skyhar MJ, Ortiz G (1991) T-
plasty modification of the Bankart procedure for
Der anteriore und posteriore Schubla- multidirectional instability of the anterior and in-
dentest testet die Laxität des Schulterge- Originalbeschreibung ferior types. J Bone Joint Surg Am 73: 105−112
lenks in a.p.-Direktion (. Tab. 2). Es gilt Der Test wird in Rückenlage des Patien- 2. Devitt CM, Neely MR, Vanvechten BJ (2007) Relation-
ship of physical examination test of shoulder in-
zu beachten, dass unter Anästhesie dabei ten bei annähernd 90° abduziertem und stability to arthroscopic findings in dogs. Vet Surg
nach Jia et al. [6] ein Zuwachs der Laxität leicht außenrotiertem Arm durchgeführt. 36: 661−668
− anterior um 50,8%, posterior um 36,3% Während die patientennahe Hand des 3. Farber AJ, Castillo R, Clough M et al (2006) Clinical
assessment of three common tests for traumatic
− zu verzeichnen ist. Klinische Relevanz Untersuchers die Skapula stabilisiert, um- anterior shoulder instability. J Bone Joint Surg Am
ergibt sich, da eine anteriore Translation greift die andere Hand den Oberarm des 88: 1467−1474
Grad 3 nach Jia et al. [6] die Wahrschein- Patienten und führt entsprechend dem 4. Gerber C, Ganz R (1984) Clinical assessment of in-
stability of the shoulder. With special reference to
lichkeit einer Instabilität im Vergleich zu Lachmann-Test am Kniegelenk einen anterior and posterior drawer tests. J Bone Joint
Grad 1 auf eine Odds Ratio von 170 stei- Zug nach anterior aus. Beim hinteren Surg Br 66(4): 551−556
gert. Eine posteriore Translation Grad 3 Schubladentest übt der Untersucher bei 5. Hawkins RJ, Bokor DJ (1990) Clinical evaluation of
shoulder problems. In: Rockwood CA, Matsen FA
erhöht die Wahrscheinlichkeit einer In- zunehmender Flexion mit seinem Dau- III (eds) The shoulder, vol 1. Saunders, Philadelphia.
stabilität im Vergleich zu Grad 1 auf eine men Druck auf den Oberarmkopf nach pp 149–177
Odds Ratio von 32. dorsal aus. 6. Jia X, Ji JH, Petersen SA, Freehill MT, McFarland EG
(2009) An analysis of shoulder laxity in patients
undergoing shoulder surgery. J Bone Joint Surg
Graduierung nach Hawkins Persönliche Untersuchungstechnik Am 91(9): 2144−2150
F Grad 0: Keine oder nur geringe Patient in sitzender oder stehender Posi- 7. McFarland EG, Kim TK, Park HB et al (2003) The effect
of variation in definition on the diagnosis of multi-
Translation tion, Rücken gerade im Becken etwa 20° directional instability of the shoulder. J Bone Joint
nach vorn geneigt. Der Unterarm des Pa- Surg Am 85-A(11): 2138−2144

Abb. 11 8 Anteriore und posteriore Schublade 1 Abb. 12 8 Anteriore und posteriore Schublade 2

Tab. 2 Wertigkeit der Untersuchung


Autor LoE n Sensitivi- Spezifi- LR Intra-OR Inter-OR
tät (%) tät (%) (%) (%)
Farber 2006 3b 326 53 85 3,6
McFarland 2003 3b Ant.: 100 Ant.: 77
Post: 86 Post.: 70
LoE „level of evidence“; LR „likelihood ratio“, OR „observer reliability“

16 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


1.5.2 Sulkuszeichen Graduierung nach Altchek (1991) Literatur
F Grad 0: 0−1 cm 1. Altchek DW, Warren RF, Skyhar MJ et al (1991) T-plas-
ty modification of the Bankart procedure for mul-
Grundlagen F Grad 1: 1−2 cm tidirectional instability of the anterior and inferior
Der Sulkustest untersucht die Laxität des F Grad 2: >2 cm types. J Bone Joint Surg Am 73: 105–112
Schultergelenks in kaudaler Richtung. 2. Greiner S, Herrmann S, Gerhardt C, Scheibel M
(2009) Klassifikation und Diagnostik der instabilen
Unter Anästhesie ist eine Zunahme des Eigene Untersuchungstechnik Schulter. Orthopäde 38: 6–15
Sulkuszeichens festzustellen. Nach Jia et al. Beim stehenden oder sitzenden Patienten 3. Jia X, Ji JH, Petersen SA et al (2009) An analysis of
[3] erhöht ein positiver Sulkustest Grad 3 wird ein axialer Zug am entspannt hän- shoulder laxity in patients undergoing shoulder
surgery. J Bone Joint Surg Am 91(9): 2144−2250
die Wahrscheinlichkeit einer Instabilität gendem Arm ausgelöst (. Abb. 13). Die 4. Neer CS II, Foster CR (1980) Inferior capsular shift for
im Vergleich zu Grad 1 auf eine Odds Ra- andere Hand des Untersuchers fixiert die involuntary inferior and multidirectional instabi-
tio von 10,3. Skapula des Patienten. lity of the shoulder: a preliminary report. JBone
Joint Surg Am 62: 897−908
Durch Lagerung des Arms im Schoß 5. Tzannes A, Paxinos A, Callanan M, Murrell GA (2004)
Originalbeschreibung des Patienten bei gebeugtem Ellenbogen An assessment of the interexaminer reliability of
Beim stehenden oder sitzenden Patien- lässt sich eine bessere muskuläre Ent- tests for shoulder instability. J Shoulder Elbow
Surg 13: 18−23
ten wird ein axialer Zug am entspannt spannung erreichen. Zusätzlich zum Sul-
hängendem Arm ausgelöst. Liegt eine kustest in Neutralstellung kann ein posi-
vermehrte kaudale Translation vor, so tives Zeichen in Außenrotation auf eine
ist unmittelbar lateral des Akromions Insuffizienz des Rotatorenintervalls hin-
eine Einziehung zu beobachten. Die Tie- weisen. Entsprechend ist die vermehrte
fe dieser Rinne wird in Zentimetern ge- inferiore Translation bei Innenrotation
messen und nach Altcheck in drei Gra- als Zeichen einer posterioren Kapsel-
de unterteilt. Zusätzlich zum Sulkustest bandinsuffizienz zu werten.
in Neutralstellung kann ein positives Zei- Liegt eine vermehrte Traktion in die-
chen in Außenrotation auf eine Insuffi- ser Ebene vor, so ist unmittelbar lateral
zienz des Rotatorenintervalls hinweisen. vom Akromion eine Einziehung zu be-
Entsprechend ist die vermehrte inferio- obachten. Die Tiefe dieser Rinne wird
re Translation bei Innenrotation als Zei- in Zentimetern bemessen und nach Alt-
chen einer posterioren Kapselbandinsuf- check in drei Grade unterteilt (. Abb. 14,
fizienz zu werten. . Tab. 3).

Abb. 13 8 Sulkuszeichen 1 Abb. 14 8 Sulkuszeichen 2

Tab. 3 Wertigkeit der Untersuchung


Autor LR ICC
Tzanes 2004 9 0,60
LR „Likelihood ratio“, ICC Intraklassenkorrelationskoeffizient.

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 17


Empfehlungen

1.5.3 Hyperabduktionstest Literatur


nach Gagey (HAT) 1. Gagey OJ, Gagey N (2000) The hyperabduction test:
An assessment of the laxity of the inferior Gleno-
humeral ligament. J Bone Joint Surg Br 82: 69−74
Beschreibung 2. Boileau P, Villalba M, Héry JY et al (2006) Risk factors
Eine Hyperlaxität der inferioren Kapsel- for recurrence of shoulder instability after arthro-
scopic Bankart repair. J Bone Joint Surg Am 88(8):
bandstrukturen kann mit dem Hyperab- 1755−1763
duktionstest nach Gagey [1] nachgewie-
sen werden: „The forearm of the physician
holds the shoulder girdle firmly in the lo-
wer position and the other hand lifts the pa-
tient’s arm up in the frontal plane”.
Nach Boileau et al. [2] lässt sich der
Test auch als Maß einer posttraumati-
schen Instabilität heranziehen.

Untersuchungstechnik
Patient in sitzender Position. Der Unter-
sucher fixiert mit der einen Hand die Ska-
pula des Patienten, während die andere
Hand des Untersuchers den im Ellenbo-
gen um 90° flektierten Arm maximal ab-
duziert (. Abb. 15). Ab einer Abduktion
von mehr als 105° gilt der Test als positiv.

Abb. 15 8 a, b Hyperabduktionstest nach Gagey (HAT)

18 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


1.5.4 Coudane-Walch-Test Bemerkungen Literatur
Der Test ist im Verbund mit den anderen 1. Coudane H, Walch G, Sebesta A (2000) Chronic ante-
rior instability of the shoulder in adults. Methodo-
Beschreibung Tests für die Hyperlaxität unverzichtbar logy. Rev Chir Orthop Reparatrice Appar Mot 86
Coudane u. Walch [1] beschreiben in und liefert wertvolle Informationen. (suppl 1): 94−95
ihrer Originalpublikation einen Test für In der Publikation von Balg u. Boileau 2. Balg F, Boileau P (2007) The instability severity index
score. A simple pre-operative score to select pati-
die anteriore Hyperlaxität des Schulterge- [2] wurde der Test unter vielen anderen ents for arthroscopic or open shoulder stabilisati-
lenks als signifikant und charakteristisch Punkten bei der Auswertung von n=134 on. J Bone Joint Surg Br 89−11: 1470−1477
(. Abb. 16). Patienten mit einer anterioren Instabilität 3. Kircher J, Bruckmann C, Patzer T et al (2011) Der Su-
pinations-Ellbogen-Extensions-Test für zur Unter-
evaluiert und in einen „instability severity suchung einer Hyperlaxität der Schulter. Jahres-
Untersuchungstechnik index“ miteinbezogen. tagung der Deutschen Vereinigung für Schulter-
Rechte Schulter: Der Untersucher führt In eigenen Untersuchungen haben wir und Ellenbogenchirurgie. Stuttgart, S 38
mit dem rechten Arm von hinten eine diesen Test im Zusammenhang mit den
maximale passive Außenroation des ad- anderen Tests für die Hyperlaxität evalu-
duzierten und 90° im Ellenbogengelenk iert (n=100 gesunde Probanden): Es zeigte
gebeugten Arms aus. Die linke Hand fi- sich eine hochsignifikante Korrelation mit
xiert die Skapula und die Schulter. dem Sulkustest, dem Gagey-Test, der vor-
Der Test ist positiv für eine anteriore deren Schublade und dem Supinations-
Hyperlaxität der Schulter bei vermehrter Ellenbogen-Extensionstest [3].
Außenroation über 85°.

>85° >85°

Abb. 16 8 Coudane-Walch-Test. (Mod. nach [2])

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 19


Empfehlungen

1.5.5 Supinations-Ellen- Bemerkungen 2. Neer CS 2nd, Foster CR (1980) Inferior capsular shift
for involuntary inferior and multidirectional insta-
bogen-Extensionstest/ Der Test ist im Verbund mit den ande- bility of the shoulder. A preliminary report. J Bone
SEET ren Tests für die Hyperlaxität sehr wert- Joint Surg Am 62−-6: 897−908
voll und liefert wertvolle Zusatzinforma- 3. Gagey OJ, Gagey N (2001) The hyperabduction test.
J Bone Joint Surg Br 83−1: 69−74
Beschreibung tionen. 4. Gerber C, Ganz R (1984) Clinical assessment of in-
Kircher et al. [1] beschreiben einen Test In eigenen Untersuchungen haben wir stability of the shoulder. With special reference to
für die anteriore Hyperlaxität des Schul- diesen Test im Zusammenhang mit den anterior and posterior drawer tests. J Bone Joint
Surg Br 66−4: 551−556
tergelenks als reproduzierbar und charak- anderen Tests für die Hyperlaxität eva- 5. McFarland EG, Kim TK, Park HB et al (2003) The ef-
teristisch. luiert (n=100 gesunde Probanden). Da- fect of variation in definition on the diagnosis of
bei zeigte sich eine hochsignifikante Kor- multidirectional instability of the shoulder. J Bone
Joint Surg Am 85−A-11: 2138−2144
Untersuchungstechnik relation mit dem Sulkustest [2], dem 6. Coudane H, Walch G, Sebesta A (2000) Chronic ante-
Der Patient legt beide Unterarme in Su- Gagey-Test [3], der vorderen Schublade rior instability of the shoulder in adults. Methodo-
pinationsstellung bei gebeugtem EBG [4, 5] und dem Coudane-Walch-Test [6]. logy. Rev Chir Orthop Reparatrice Appar Mot 86
(suppl 1): 94−95
aneinander und wird aufgefordert, das
EBG zu strecken, ohne die übrigen Para- Literatur
meter aufzugeben. Die vollständige Stre- 1. Kircher J, Bruckmann C, Patzer T et al (2011) Der Su-
pinations-Ellbogen-Extensions-Test für zur Unter-
ckung im EBG wird als positiv gewertet suchung einer Hyperlaxität der Schulter. Jahres-
(. Abb. 17, . Abb. 18). tagung der Deutschen Vereinigung für Schulter-
und Ellenbogenchirurgie. Stuttgart, S P38

Abb. 17 8 a, b Supinations-Ellenbogen-Extensionstest [1] positiv

Abb. 18 8 Supinations-Ellenbogen-Extensionstest [1] negativ

20 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3. Beighton P, De Paepe A, Steinmann B et al (1998) Eh- 12. Grahame R (1999) Joint hypermobility and genetic
Allgemeine Hyperlaxität lers-Danlos syndromes: revised nosology. Villefran- collagen disorders. Arch Dis Child 80: 188−891
che 1997. Am J Med Genet 77: 31−37 13. Grahame R, Edwards JC, Pitcher D et al (1981) A
1.5.6 Beighton-Score/ 4. Beighton PH, Solomon L, Soskolne CL (1973) Articu- clinical and echocardiographic study of patients
Hypermobilitäts-Score lar mobility in an African population. Ann Rheum with the hypermobility syndrome. Ann Rheum Dis
Dis 32: 413−417 40: 541−546
5. Beighton PH, Horan F (1969) Orthopedic aspects of 14. Kirk JH, Ansell B, Bywaters EGL (1967) The hyper-
Beschreibung the Ehlers-Danlos syndrome. J Bone Joint Surg Br mobility syndrome. Musculoskeletal complaints
Der Beighton-Score ist ein einfaches Ins- 51: 444−453 associated with generalized joint hypermobility.
6. Bird HA (1992) Joint hypermobility. Br J Rheumatol Ann Rheum Dis 26: 419−425
trument zur Quantifizierung der Gelenk- 31: 205−206 15. Larsson LG, Baum J, Muldolkar G, Srivastrava DK
laxitität und Hypermobilität (. Abb. 19, 7. Birrell FN, Adebajo AO, Hazleman BL, Silman AJ (1993) Hypermobility: prevalence and features in a
. Tab. 4). Bei dem 9-Punkte-Score-Sys- (1994) High prevalence of joint laxity in West Afri- Swedish population. Br J Rheumatol 32: 116−119
cans. Br J Rheumatol 33: 56−59 16. Larsson LG, Baum J, Mudholkar GS (1987) Hyper-
tem steigt der Punktwert mit zunehmen- 8. Bridges AJ, Smith E, Reid J (1992) Joint hypermobi- mobility: Features and differential incidence bet-
der Laxitität an: lity in adults referred to rheumatology clinics. Ann ween the sexes. Arthritis Rheum 30: 1426−1430
F 0−2 Punkte: nicht hypermobil Rheum Dis 51: 793−796 17. Mishra MB, Ryan P, Atkinson P et al (1996) Extra-ar-
9. Child A (1996) Joint hypermobility syndrome: inhe- ticular features of benign joint hypermobility syn-
F 3−4: hypermobil rited disorder of collagen synthesis. J Rheumatol drome. Br J Rheumatol 35: 861−866
F 5−9: stark hypermobil 13: 239−242 18. Verhoeven J, Tuinma M, Van Dongen WJ (1999)
10. De Paepe A, Devereux RB, Dietz HC et al (1996) Re- Joint hypermobility in African non-pregnant nulli-
vised diagnostic criteria for the Marfan syndrome. parous women. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol
Literatur Am J Med Genet 62: 417−426 82: 69−72
1. Baum J, Larsson LG (2000) Hypermobility syndro- 11. Grahame R, Bird HA, Child A (2000) The British So-
me – new diagnostic criteria. J Rheumatol 27(7): ciety Special Interest Group on Heritable Disorders
1585−1586 of Connective Tissue Criteria for the Benign Joint
2. Beighton PH, Grahame R, Bird HA (1999) Hypermo- Hypermobility Syndrome. The revised (Brighton
bility of joints, 3rd edn. Springer, London Berlin 1998) criteria for the diagnosis of the BJHS. J Rheu-
New York matol 27: 1777−1779

Tab. 4 Beighton-Score
Gelenk Funktion Punkt
5. Finger links Dorsalflexion >90° 1
5. Finger rechts Dorsalflexion >90° 1
Daumen links Daumen bis auf den Unterarm biegen 1
Daumen rechts Daumen bis auf den Unterarm biegen 1
Ellenbogen links Hyperextension des Ellenbogens >10° 1
Ellenbogen rechts Hyperextension des Ellenbogens >10° 1
Kniegelenk links Hyperextension des Kniegelenks >10° 1
Kniegelenk rechts Hyperextension des Kniegelenks >10° 1
Bei Flexion der Wirbelsäule mit gestreckten Möglich 1
Kniegelenken können die Hände flach auf den
Boden gelegt werden (Finger-Boden-Abstand)

Abb. 19 8 Allgemeine Laxität

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 21


Empfehlungen

2 Instabilität ren empfehlen, eine Schmerzäußerung kopfes ausüben, ohne dass es dem Pa-
nicht als positiven Test zu werten [3]. tienten zu unangenehm ist.
Vordere Instabilität Sofern ausschließlich das Gefühl des
Auskugelns, d. h. das reflektorische An- Cave: Der Test sollte vorsichtig und lang-
2.1 Apprehension-Test spannen des M. pectoralis, herangezo- sam durchgeführt werden, denn andern-
gen wird, ist die Sensitivität mäßig, die falls kann eine schmerzhafte Luxation bei
Grundlagen Spezifität jedoch hoch [4, 3]. Sofern nur einer sehr instabilen Schulter verursacht
Der Apprehension-Test untersucht bei der Schmerz als Kriterium herangezogen werden.
einer vorderen Instabilität das Abwehr- wird, ist auch die Spezifität gering [3]. In
und Vermeidungsverhalten, das auftritt, einer vergleichenden Studie von Lo et al. Untersuchungstechnik
wenn der Patient in der Wurfarmposition [2] wurden sowohl Apprehension als auch Der Humeruskopf wird bei abduziertem,
seine Schulter nicht gut stabilisieren kann. Schmerz und Dehnung als positiv gewer- außenrotiertem Arm durch leichten Dau-
Der Test wurde 1981 von Rowe et al. [4] tet (. Tab. 5). mendruck von dorsal nach ventral ge-
sowohl für die sitzende als auch für die lie- Der Grad der Instabilität lässt sich kli- drückt (. Abb. 20). Von vielen Untersu-
gende Position beschrieben. nisch in drei Stufen einteilen: chern wird die Technik im Liegen bevor-
Die Qualität, die in dem Test unter- F sehr instabile Schulter: der Patient zugt (. Abb. 21).
sucht wird, ist vor allem die Instabilität: traut sich nicht, den Arm in die Es ist darauf zu achten, dass parallel
Diese kann (neben der Äußerung hin- Wurfarmposition zu bringen; zum Glenoid gedrückt wird (also etwa
sichtlich einer Instabilität durch den Pa- F mittlere Instabilität: der Patient kann 30−40° nach medial), um die größtmög-
tienten) gut durch das unwillkürliche An- die Wurfarmposition einnehmen, er- liche ventrale Translation zu erreichen.
spannen des M. pectoralis in der Wurf- trägt aber durch den Untersucher kei- Sofern der Patient diese Armposition
armposition ertastet werden. nen Druck des Humeruskopfes von nicht toleriert und/oder ein Auskugeln
Erfasst werden sollten aber auch zu- posterior nach anterior; befürchtet, ist der Test als positiv zu wer-
sätzlich ein Schmerzempfinden (mit An- F geringere Instabilität: der Patient ten. Es kommt dabei zu einem unwillkür-
gabe zur Lokalisation: vorne, hinten, oben kann die Wurfarmposition einneh- lichen Gegenspannen des M. pectoralis
oder unten) und ein Gefühl der Dehnung. men, und der Untersucher kann von des Patienten, was seine Furcht widerspie-
Zu bemerken ist jedoch, dass viele Auto- posterior Druck auf den Humerus- gelt, dass die Schulter auskugeln könnte.

Abb. 20 8 Apprehension-Test Abb. 21 8 Apprehension-Test

Tab. 5 Apprehension-Test
Autor Zeichen Sensitivität Spezifität Positiver prä- Negativer
(%) (%) diktiver Wert prädiktiver
(%) Wert (%)
Lo et al. 2004 Apprehen- 53 99 98 73
sion, Schmerz
oder Deh-
nung

22 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Das Gegenspannen kann durch die flä- Literatur
chig nach vorn gelegten Langfinger er- 1. Hegedus EJ, Goode A, Campbell S et al (2008) Physi-
cal examination tests of the shoulder: a systematic
tastet werden. In Kombination mit dem review with meta-analysis of individual tests. Br J
Gefühl des Auskugelns sind Schmerzen Sports Med 42: 80–92
auch als positiv zu werten, Schmerzen al- 2. Lo KY, Nonweiler B, Woolfrey M et al (2004) An eva-
luation of the apprehension, relocation, and sur-
lein nicht. prise tests for anterior shoulder instability. Am J
Durch Durchführung des Tests in ver- Sports Med 32: 301−307
schiedenen Abduktionsstellungen des 3. McFarland EG, Garzon-Muvdi J, Xiaofeng J et al
(2010) Clinical and diagnostic tests for shoulder
Arms, kann eine funktionell-anatomi- disorders: a critical review. Br J Sports Med 44:
sche Zuordnung der mit der Instabilität 328−332
assoziierten Strukturen erfolgen. Eine Lä- 4. Rowe CR, Zarins B (1981) Recurrent transient sublu-
xation of the shoulder. J Bone Joint Surg Am 63:
sion des medialen glenohumeralen Liga- 863−872
ments (MGHL) resultiert in einem positi-
ven Test bei 60°-Abduktion, Läsionen des
inferioren glenohumeralen Ligaments
(IGHL) dagegen imponieren bei 90 und
120°.

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 23


Empfehlungen

2.2 Relokationstest Untersuchungstechnik Literatur


Beim Relokationstest nach Jobe wird der 1. Hegedus EJ, Goode A, Campbell S et al (2008) Physi-
cal examination tests of the shoulder: a systematic
Grundlagen Arm bei liegendem Patienten in der Ab- review with meta-analysis of individual tests. Br J
Das Prinzip des Tests besteht darin, den duktion langsam bis zum Erreichen der Sports Med 42: 80–92
Oberarmkopf von ventral zu stabilisieren Toleranzgrenze (Gefühl, dass die Schulter 2. Lo KY, Nonweiler B, Woolfrey M et al (2004) An eva-
luation of the apprehension, relocation, and sur-
bzw. zu reponieren, um dem Patienten da- luxiert) außenrotiert (. Abb. 22). Wird prise tests for anterior shoulder instability. Am J
mit ein sicheres Gefühl in der Schulter zu nun der Humeruskopf durch einen flä- Sports Med 32: 301−307
geben und ggf. Schmerzen zu reduzieren. chigen Druck auf den proximalen Ober- 3. Jobe FW, Tibone JE, Jobe CM et al (1990) The shoul-
der in sports. In: Rockwood CA et al (eds) The
Die Skapula lässt sich am sichersten stabi- arm durch den Untersucher in der Pfan- shoulder. Saunders, Philadelphia, pp 961–990
lisieren, wenn der Patient liegt. ne zentriert, ist der Test positiv, falls der 4. McFarland EG, Garzon-Muvdi J, Xiaofeng J et al
Werden Schmerz oder Apprehension Patient weniger Schmerzen und weniger (2010) Clinical and diagnostic tests for shoulder
disorders: a critical review. Br J Sports Med 44:
(oder beide Reaktionen) als Kriterien ge- Unsicherheitsgefühl hat und in der Regel 328−332
wählt, sind sowohl Sensitivität und Spezi- eine weitere Außenrotation möglich ist.
fität gering. Beschränkt man sich auf das
Gefühl des Auskugelns, ist der Reloka-
tionstest zwar immer noch gering sensitiv,
aber hoch spezifisch (. Tab. 6).

Abb. 22 8 Relokationstest

Tab. 6 Relokationstest
Autor Zeichen Sensitivität Spezifität Positiver prä- Negativer
(%) (%) diktiver Wert prädiktiver
(%) Wert (%)
Lo et al. 2004 Schmerz oder 46 54,35 44 56
Apprehension
Nur Schmerz 40 42,65 43,86 56,2
Nur Appre- 32 100 100 65
hension

24 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


2.3 Surprise-Test/Release-Test Untersuchungstechnik Literatur
Der Patient befindet sich in Rückenla- 1. Gross ML, Distefano MC (1997) Anterior release test.
A new test for occult shoulder instability. Clin Ort-
Synonyma: Anterior-Release-Test, ge, und das Glenohumeralgelenk wird hop Relat Res 339: 105−108
Surprise-Test am Rand der Untersuchungsliege posi- 2. Lo IK, Nonweiler B, Woolfrey M et al (2004) An eva-
tioniert, sodass die Skapula noch von der luation of the apprehension, relocation, and sur-
prise tests for anterior shoulder instability. Am J
Beschreibung Liege unterstützt wird. Sports Med 32(2):301−317
Hawkins erwähnt den Test erstmals als Der Test sollte im Anschluss an den 3. Silliman JF, Hawkins RJ (1993) Classification and
Modifikation des Relokationstests und Relokationstest durchgeführt werden, da physical diagnosis of instability of the shoulder.
Clin Orthop Relat Res 291: 7−19
bezeichnet ihn als „release test“ [3]. Später die Startposition des Tests die Endposi-
führten Gross u. Distefano [1] den Begriff tion des Relokationstests ist, bei der der
„anterior release test“ ein. Das Prinzip Arm sich in 90° Abduktion und maximal
des Tests ist eine ventrale Stabilisierung tolerierter Außenrotatotion befindet.
der Schulter durch die Hand des Unter- Der Untersucher hat mit der flachen
suchers und der plötzliche Entzug dieser Hand den Humeruskopf in der Pfan-
Stabilisierung mit entsprechender Instabi- ne zentriert (. Abb. 23). Zur Durchfüh-
litätssymptomatik des Patienten. Das In- rung des Anterior-Release-Tests wird nun
stabilitätsgefühl ist das ausschlaggebende plötzlich die unterstützende Hand des
Kriterium. Der Test zeigt eine eher nied- Untersuchers zurückgezogen (. Abb. 24).
rige Sensitivität, aber eine hohe Spezifität. Dabei kommt es bei positivem Test zu
Vom Untersuchungsablauf bietet sich einem sofortigen Wiederauftreten des In-
eine Kombination mit dem Apprehen- stabilitätsgefühls.
sion und/oder dem Relokationstest an
(. Tab. 7).

Abb. 23 8 Surprise-Test 1 Abb. 24 8 Surprise-Test 2

Tab. 7 Surprise-Test
Sensitivität (%) Spezifität (%) PPV NPV
Lo et al. 2004 63,89 98,91 98,22 77,86

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 25


Empfehlungen

2.4 Load-and-shift-Test Die Stabilisierung der Skapula wird als Das „shifting“ erfolgt mit der anderen
kritisches Element dieses Tests beschrie- Hand, die den Oberarm des Patienten
Beschreibung ben [3]. In sitzender Position wird dies umfasst und durch Druck nach ventral
Es wird die Translation des Humeruskop- manuell durch die Hand des Untersu- und dorsal die maximal mögliche Trans-
fes im Verhältnis zum Glenoid bewertet. chers gewährleistet. In liegender Position lation ermittelt (. Abb. 26).
Die American Society of Shoulder and El- kann keine manuelle Skapulastabilisie-
bow Surgeons (ASES) empfiehlt folgende rung erfolgen. Bei anteriorer Schulterin- Literatur
Einteilung. stabilität ist die Aussagekraft des Tests bei 1. Hawkins RJ, Bokor DJ (1990) Clinical evaluation of
shoulder problems. In: Rockwood C, Matsen FA
F Grad 0: Keine oder minimale Transla- 90° abduziertem Arm am größten, denn 3rd (eds) The shoulder, 2nd edn. WB Saunders, Phi-
tion hier kann das IGHL am besten beurteilt ladelphia
F Grad I: Translation des Humeruskop- werden [3]. 2., Silliman JF, Hawkins RJ (1993) Classification and
physical diagnosis of instability of the shoulder.
fes bis zum Glenoidrand (<1 cm) Zur Sensitivität und Spezifität des Clin Orthop Relat Res 291: 7−19
F Grad II: Translation bis zur Hälfte des Load-and-shift-Tests liegen keine Studien 3. Tokish JM, Krishnan SG, Hawkins RJ (2004) Clinical
Humeruskopfes über den Glenoid- vor. Daten zur Reliabilität der Untersu- examination of the overhead athlete: The „diffe-
rential-directed“ approach. In: Krishnan SG, Haw-
rand (1−2 cm) chung zeigen die beste Reliabilität (ICC) kins RJ, Warren RF (eds) The shoulder and the over-
F Grad III: Komplette Luxation mit für die anteriore Instabilität in 90° Abduk- head athlete. Lippincott Williams & Wilkins, Phil-
spontaner Reposition (kann ausblei- tion ([4], . Tab. 8). adelphia
4. Tzannes A, Paxinos A, Callanan M, Murrell GA (2004)
ben) (>2 cm) An assessment of the interexaminer reliability of
Untersuchungstechnik tests for shoulder instability. J Shoulder Elbow
Es werden drei Positionen für den Test Der Patient befindet sich in Rückenla- Surg 13(1): 18−23
beschrieben: ge, und das Glenohumeralgelenk wird
F aufrecht sitzender Patient, am Rand der Untersuchungsliege posi-
angelegter Arm, tioniert, sodass die Skapula noch von der
F liegender Patient, 20° abduzierter Liege unterstützt wird.
Arm, Mit 90° abduziertem Arm erfolgt das
F liegender Patient, 90° abduzierter „loading“ des Glenohumeralgelenks durch
Arm (. Abb. 25). axialen Druck auf den Ellenbogen des Pa-
tienten mit einer Hand (. Abb. 25) um
Bevorzugt werden sollte die liegende Posi- den Humeruskopf in der Pfanne zu zen-
tion bei 90° abduziertem Arm. trieren.

Abb. 25 8 Load-and-shift-Test Abb. 26 8 Load-and-shift-Test

Tab. 8 Load-and-shift-Test
Tzannes et al. 2004 ICC 0° ICC 20° ICC 90°
0,53 0,60 0,72

26 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Hintere Instabilität Für den Load-and-shift-Test in drei Der Test muss immer im Seitenvergleich
verschiedenen Richtungen − anterior, durchgeführt werden.
2.5 Load-and-shift-Test/Norris-Test posterior und inferior − wurden Interob- Besonders zu empfehlen ist die Unter-
server-Reliabilität und Signifikanz kalku- suchungstechnik im Liegen (. Abb. 28).
Beschreibung liert, jeweils in den Abduktionsgraden 0°, Der Grad der Translation sollte immer
Der Load-and-shift-Test dient der Tes- 20° und 90° (. Tab. 9). gemäß der Einteilung nach Hawkins an-
tung der dorsalen Labrum- und Kapsel- gegeben werden (. Abb. 29).
strukturen. Untersuchungstechnik
F Der Patient steht oder sitzt. Literatur
Erstbeschreibung durch Hawkins et F Die zu untersuchende Schulter hängt 1. Abrams JS (1991) Special shoulder problems in
the throwing athlete: pathology, diagnosis, and
al. 1990. „The load-and-shift test is per- locker. nonoperative management. Clin Sports Med 10:
formed at 90° of abduction in the supi- F Der Untersucher steht schräg hin- 839−861
ne position. The patient is positioned in ter dem Patienten und fixiert mit der 2. Clarnette RG, Miniaci A (1998) Clinical exam of the
shoulder. Med Sci Sports Exerc, pp 1−6
such a manner that the scapula was on the einen Hand mittels Codman-Hand- 3. Hawkins R, Bokor DJ (1990) Clinical evaluation of
examining table, with the humeral head griff die Skapula; mit der anderen shoulder problems. In: Rockwood CA, Matsen
off the table, free to be translated anteriorly Hand wird mittels körperwärts ge- FA (eds) The shoulder. Saunders, Philadelphia,
pp 149−77
and posteriorly. The examiner held the pa- richtetem axialem Druck, der „load- 4. Levy AS, Lintner S, Kenter K, Speer KP (1999) Intra-
tient’s elbow with one hand and gently load- ing force“ der Humeruskopf in das and interobserver reproducibility of the shoulder
ed the humeral head into the glenoid. The Glenoid zentriert. laxity examination. Am J Sports Med 27: 460−463
5. Tzannes A, Paxinos A, Callanan M, Murrell GA (2004)
examiner’s other hand held the patient’s up- F Aus dieser Position heraus wird der An assessment of the interexaminer reliability of
per arm and attempted to shift the patient’s Humeruskopf zunächst nach vent- tests for shoulder instability. J Shoulder Elbow
humeral head off the glenoid in the anterior, ral und dann nach dorsal translatiert Surg 13(1): 18−23
posterior, and inferior directions.” (. Abb. 27).

Abb. 27 8 Load-and-shift-Test in stehender Position

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 27


Empfehlungen

Grade Diagrammatic

0
None

1
Mild

2
Abb. 28 8 Load-and-shift-Test in liegender Position. (Mod. nach [5]) Moderate

Tab. 9 Load-and-shift-Test: Interobserver-Reliabilität und Signifikanz. (Nach [5])


Test Korrelation (ICC) Signifikanz (p) 3
Load-and-shift Severe
Anterior; 0° 0,53 0,0002
Anterior; 20° 0,60 0,0002
Anterior; 90° 0,72 <0,0001
Load-and-shift
Posterior; 0° 0,68 0,59
Abb. 29 8 Graduierung der Translation nach
Posterior; 20° Keine Varianz zwischen Untersuchern Hawkins. (Mod. nach [3])
Posterior; 90° 0,42 0,22
Load-and-shift
Inferior; 0° 0,79 <0,0001
Inferior; 20° 0,79 <0,0001
Inferior; 90° 0,65 0,0003
Sulkus 0,60 <0,0001

28 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


2.6 Jerk-Test Untersuchungstechnik Literatur
Der Test kann sowohl stehend als auch sit- 1. Hawkins R, Bokor DJ (1990) Clinical evaluation of
shoulder problems. In: Rockwood CA, Matsen
Beschreibung zend durchgeführt werden. FA (eds) The shoulder. Saunders, Philadelphia,
Der Jerk-Test (hinterer Apprehension- Der Untersucher steht schräg hinter pp 149−177
Test) dient der Testung der dorsalen La- der zu untersuchenden Schulter. 2. Kim SH, Ha KI, Park JH et al (2003) Arthroscopic pos-
terior labral repair and capsular shift for traumatic
brum- und Kapselstrukturen (. Tab. 10). Die Skapula wird mit dem Codman- unidirectional recurrent posterior subluxation of
Handgriff fixiert, während die andere the shoulder. J Bone Joint Surg Am 85:1479−1487
Erstbeschreibung durch Hawkins et al. Untersuchungshand die Schulter des Pa- 3. Kim SH, Ha KI, Yoo JC, Noh KC (2004) Kim’s lesion: an
incomplete and concealed avulsion of the post-
(1990). „The jerk test was performed by tienten in 90° Abduktion und 90° Innen- eroinferior labrum in posterior or multidirectional
the senior author with all patients in a sit- rotation führt (. Abb. 30). posteroinferior instability of the shoulder. Arthro-
ting position. While stabilizing the patient’s Der Untersucher übt nun einen axia- scopy 20: 712−720
4. Kim SH, Kim HK, Sun JI et al (2004) Arthroscopic cap-
scapula with one hand and holding the af- len, nach dorsal gerichteten Druck sowie sulolabroplasty for posteroinferior multidirectio-
fected arm at 90° abduction and internal gleichzeitig eine horizontale Adduktion nal instability of the shoulder. Am J Sports Med
rotation, the examiner grasps the elbow auf den Ellenbogen des Patienten aus. 32: 594−607
5. Kim SH, Park JC, Park JS et al (2004) Painful jerk test:
and axially loads the humerus in a pro- Ein dorsaler Schmerz, ein apprehensi- a predictor of success in nonoperative treatment
ximal direction. The arm is moved hori- ver Schultertonus oder die Angabe eines of posteroinferior instability of the shoulder. Am J
zontally across the body. A positive result Instabilitätsgefühls werden als positives Sports Med 32: 1849−1855
6. Kim SH, Park JS, Jeong WK, Shin SK (2005) The Kim
is indicated by a sudden clunk as the hu- Testergebnis gewertet. test: A novel test for posteroinferior labral lesion of
meral head slides off the back of the glen- the shoulder − A comparison to the Jerk test. Am J
oid. When the arm is returned to the origi- Sports Med 33: 1188−1192
nal position, a second jerk may be observed,
that of the humeral head returning to the
glenoid.”

Abb. 30 8 Jerk-Test

Tab. 10 Jerk-Test
Autor Struktur Sensitivität Spezifität PPV NPV
(%) (%)
Kim et al. 73 98 0,88 0,95
2005
PPV Positiv prädiktiver Wert, NPV negativ prädiktiver Wert.

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 29


Empfehlungen

2.7 Kim-Test a chair rather than on a stool or with an Literatur


assistant stabilizing the patient provides a 1. Kim SH, Park JS, Jeong WK, Shin SK (2005) The Kim
test: A novel test for posteroinferior labral lesion of
Beschreibung good countersupport of the axial loading in the shoulder − a comparison to the Jerk test. Am J
Der Kim-Test dient der Untersuchung der the examining arm.” Sports Med 33: 1188−1192
dorsalen Labrum- und Kapselstrukturen
(. Tab. 11). Untersuchungstechnik
Der Patient wird in sitzend positioniert.
Erstbeschreibung durch Kim et al. Der Arm wir in 90° Abduktion bewegt,
(2005). „The Kim test was performed wobei der Untersucher den Ellbogen mit
with the patient in a sitting position with der einen Hand und das mittlere Drittel
the arm in 90° of abduction. With the ex- des Oberarms mit der anderen Hand fest
aminer holding the patient’s elbow and lat- umgreift.
eral aspect of the proximal arm, a simulta- Der Arm wird von distal über den Ell-
neous axial loading force and 45° upward bogen axial in die Schulter gestaucht. Da-
diagonal elevation was applied to the dis- bei wird der Arm 45° diagonal flektiert
tal arm (. Abb. 31a), while inferior and wird, wobei der Untersucher eine ab- und
posterior force was applied to the proxi- rückwärts gerichtete Kraft auf den proxi-
mal arm (. Abb. 31b). A sudden onset of malen Oberarm ausübt.
posterior shoulder pain was considered a Der Test gilt als positiv, wenn der Pa-
positive test result, regardless of accompa- tient einen plötzlich eintretenden hin-
nying posterior clunk of the humeral head. teren Schulterschmerz angibt. Zusätz-
During the test, it was important to apply lich kann ein hinteres „Klacken“ des Hu-
a firm axial compression force to the glen- meruskopfes als positiver Test gewertet
oid surface by the humeral head. Therefore, werden.
having the patient sit against the back of

Abb. 31 8 a, b Durchführung des Kim-Tests. (Mod. nach [1])

Tab. 11 Kim-Test
Autor Struktur Sensitivität Spezifität PPV NPV
(%) (%)
Kim et al. 80 94 0,73 0,96
(2005)
Interoberserver-Reliabilität 0,91

30 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3 Impingement/ Der Arm wird in Neutralrotation mit in der Diagnostik des Impingement-Syn-
Rotatorenmanschettenläsion gestrecktem Ellenbogen in der Schulter- droms bei 552 untersuchten Schultern an-
blattebene von 0° aktiv abduziert und an- gegeben. Der positiv prädiktive Wert be-
Impingement schließend aus der maximalen Elevation trägt 88,2%, der negativ prädiktive Wert
in gleicher Weise wieder in die Ausgangs- 61,5%. Neben einer Kontrollgruppe wurde
3.1 „Painful Arc“, position gesenkt. Der Test wird positiv, nach der Ausprägung des Impingement in
schmerzhafter Bogen wenn die Bewegung zwischen 60° und drei Gruppen unterteilt. In der Gruppe I
120° schmerzt; einige Autoren geben die mit intakter Rotatorenmanschette beträgt
Beschreibung schmerzhafte Bewegung auch zwischen die Sensitivität 70,6% und die Spezifität
Die Erstbeschreibung erfolgte durch 60 und 100° an. Die in der Literatur be- 46,9%. Der positiv prädiktive Wert beträgt
Kessel u. Watson [8] vom Royal Natio- schriebene nur sehr variable Genauigkeit 12,3%, der negativ prädiktive Wert 93,8%.
nal Orthopedic Hospital in London 1877. des Tests sollte in die patientenindividuel- In der Gruppe II mit Partialruptur beträgt
Der schmerzhafte Painful Arc zwischen le Evaluation einbezogen werden. die Sensitivität 67,4% und die Spezifität
60 und 120° Abduktion weist nauf eine Die von Kessel u. Watson [8] ur- 47%. Der positiv prädiktive Wert beträgt
Pathologie im Subakromialraum hin. sprünglich angegebene Unterscheidung 14,9%, der negativ prädiktive Wert 91,3%.
Die Autoren teilen das Painful-Arc-Syn- in posterioren und anterioren Painful In der Gruppe III mit Komplettruptur be-
drom in drei Typen ein. Der posterio- Arc ist nicht mehr gebräuchlich. Auch zur trägt die Sensitivität 75,8% und die Spe-
re Typ führt in Innenrotation des Arms besseren Vergleichbarkeit ist die Untersu- zifität 61,8%. Der positiv prädiktive Wert
zu mehr Schmerzen, der anteriore Typ chung in Neutralrotation sicher sinnvoll. beträgt 61%, der negativ prädiktive Wert
in Außenrotation des Arms. Der obere In der am häufigsten zitierten Publika- 76,4%. Die Kombination von Painful Arc,
Schmerzbogen ist ein Zeichen für eine tion von Park et al. [9] wird die Sensitivi- „drop arm“ und Schwäche der Außenrota-
ACG-Störung. tät mit 75,8% und die Spezifität mit 61,8% tion ergibt die besten Ergebnisse zur Dia-

Abb. 32 8 Painful Arc 60° Abb. 33 8 Painful Arc 120°

Tab. 12 „Painful Arc“


Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Bak et al. 2010 „Pathologie im Sub- 96 4
Calis et al. 2008 akromialraum“ 32,2 80,5
Park et al. 2005 75,8 61,5

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 31


Empfehlungen

gnostik einer Rotatorenmanschettenrup- Literatur


tur. Für die erfolgreichste Diagnostik des 1. Bak K, Sørensen AK, Jørgensen U et al (2010) The va-
lue of clinical tests in acute full-thickness tears of
Impingement wird der Drop-Arm-Test the supraspinatus tendon: does a subacromial li-
gegen das Impingement-Zeichen nach docaine injection help in the clinical diagnosis? A
Hawkins-Kennedy getauscht. prospective study. Arthroscopy 26(6): 734−742
2. Beaudreuil J, Nizard R, Thomas T et al (2009) Contri-
In der Literatur liegen nur drei Arbei- bution of clinical tests to the diagnosis of rotator
ten vor, die den Painful Arc definitiv kli- cuff disease: a systematic literature review. Joint
nisch evaluiert haben. Alle anderen Arbei- Bone Spine 76(1):15−19
3. Caliş M, Akgün K, Birtane M et al (2000) Diagno-
ten sind Metaanalysen, die wiederum die- stic values of clinical diagnostic tests in subacro-
se Publikationen analysieren. Auffällig ist mial impingement syndrome. Ann Rheum Dis
die sehr breite Streuung sowohl der Sensi- 59(1): 44−47
4. Dinnes J, Loveman E, McIntyre L, Waugh N (2003)
tivität als auch der Spezifität. Diese Streu- The effectiveness of diagnostic tests for the as-
ung bleibt auch bestehen, wenn man ge- sessment of shoulder pain due to soft tissue disor-
zielt Sensitivität und Spezifität der ver- ders: a systematic review. Health Technol Assess
7(29): 1−166
schiedenen Impingement-Stadien mitei- 5. Hegedus EJ, Goode A, Campbell S et al (2008) Physi-
nander vergleicht. cal examination tests of the shoulder: a systematic
review with meta-analysis of individual tests. Br J
Sports Med 42(2): 80−92
Untersuchungstechnik 6. Hughes PC, Taylor NF, Green RA (2008) Most clini-
Der Arm wird in Neutralrotation mit ge- cal tests cannot accurately diagnose rotator cuff
strecktem Ellenbogen in der Schulterblatt- pathology: a systematic review. Aust J Physiother
54(3): 159−170
ebene von 0° aktiv abduziert und anschlie- 7. Kelly SM, Brittle N, Allen GM (2010) The value of phy-
ßend aus der maximalen Elevation in glei- sical tests for subacromial impingement syndro-
cher Weise wieder in die Ausgangpositi- me: a study of diagnostic accuracy. Clin Rehabil
24(2): 149−158
on. Der Test wird positiv, wenn die Bewe- 8. Kessel L, Watson M (1977) The painful arc syndrome.
gung zwischen 60° und 120° schmerzt. Es Clinical classification as a guide to management. J
sollte sowohl in aufsteigender als auch in Bone Joint Surg Br 59(2): 166−172
9. Park HB, Yokota A, Gill HS et al (2005) Diagnostic ac-
absteigender Bewegung getestet werden curacy of clinical tests for the different degrees of
(. Abb. 32, . Abb. 33, . Tab. 12) subacromial impingement syndrome. J Bone Joint
Surg Am 2005; 87(7): 1446−1455

32 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3.2 Hawkins-Test Literatur
1. Beaudreuil J, Nizard R et al (2009) Contribution of cli-
nical tests to the diagnosis of rotator cuff disea-
Grundlagen/Beschreibung se: A systematic literature review. Joint Bone Spi-
Der bis auf 90° antevertierte Arm wird ne 76(1): 15−19
forciert passiv innenrotiert. Zur leichte- 2. Calis M, Akgün K, Birtane M et al (2000) Diagno-
stic values of clinical diagnostic tests in subacro-
ren praktischen Durchführbarkeit wird mial impingement syndrome. Ann Rheum Dis 59:
der Arm im Ellenbogen gebeugt. 44−47
3. Hawkins RJ, Kennedy JC (1980) Impingement syn-
drome in athletes. Am J Sports Med 8: 151−158
Beurteilung 4. MacDonald PB, Clark P, Sutherland K (2000) An ana-
Ein positiver Test liegt bei Schmerzanga- lysis of the diagnostic accuracy of the Hawkins and
be vor. Neer subacromial impingement signs. J Shoulder
Elbow Surg 9: 299−301
5. Mair SD, Viola RW, Gill TJ et al (2004) Can the impin-
Funktionelle Erklärung gement test predict outcome after arthroscopic
Bei Einengung des subakromialen Raums subacromial decompression? J Shoulder Elbow
Surg 13: 150−153
kommt es zur Gewebeeinklemmung zwi- 6. Neer II CS (1983) Impingement lesions. Clin Orthop
schen Tuberculum majus und Lig. cora- 173: 70−77
coacromiale.

Untersuchungstechnik
Der antevertierte Arm des Patienten wird
bei 90° flektiertem Ellenbogen forciert
maximal innenrotiert (. Abb. 34). Eine
entsprechende Schmerzangabe des Pa-
tienten weist auf das Vorliegen eines sub-
akromialen oder subkorakoidalen Impin-
gement hin (. Tab. 13).

Abb. 34 8 Hawkins-Test

Tab. 13 Untersuchungen zu Sensitivität, Spezifität, PPW, NPW und Accuracy


Sensitivität Spezifität PPW (%) NPW (%) Accuracy (%)
(%) (%)
Calis et al. 91 25 75 56 75
(2000)
MacDonald et 92 44 39 93 nd
al. (2000)
nd Nicht dokumentiert; PPW positiver prädiktiver Wert, NPW negativer prädiktiver Wert.

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 33


Empfehlungen

3.3 Neer-Test Erstbeschreibung durch Neer (1983). 48%, der PPW 18,1% und der NPW
F Der Untersucher steht hinter dem sit- 92,6%. Insgesamt lag die Genauigkeit
Grundlagen zenden Patienten. bei 68,3% [4].
Beim Impingement kommt es generell F Eine Hand verhindert die Rota- F Gute Sensitivität mit 68,4%, gerin-
zum Kontakt zwischen Akromion/kora- tion der Skapula, während die ande- ge Spezifität (30%) und Genauigkeit
koakromialem Ligament und Supraspi- re Hand den Patientenarm in die for- (55,2%; [6]).
natus-/Subscapularissehne → bei Unter- cierte Elevation anhebt (zwischen F Tuberculum majus wird in Kontakt
suchung in Innenrotation des Arms, wie Flexion und Abduktion). mit dem anteroinferioren Aspekt des
beim Neer-Test, wird diese Kontaktflä- F Schmerz wird als positives Zeichen Akromions gebracht → gute Sensitivi-
che vergrößert [8]. Dabei kommt es zu und Hinweis auf ein Impingement- tät mit 89% [2].
Schmerzprovokation aufgrund des me- Syndrom aller Stadien gewertet. F Gute Sensitivität und schlechtere Spe-
chanischen subakromialen Konflikts. Das zifität [7].
Impingement-Zeichen ist auch unspezi- Sensitivität/Spezifität.
fisch positiv bei diversen anderen Erkran- F Für ein Impingement aufgrund von Gute Sensitivität mit 88,7%, hoher ne-
kungen, z. B. Instabilität, Steifigkeit, Kalk- Tendinitis/Bursitis beträgt die Sensi- gativer prädiktiver Wert mit 52,3% und
einlagerungen. tivität 85,7%, und mit 20,9% liegt ein hohe Genauigkeit mit 72%; vergleichs-
Im Vergleich war der Neer-Test der hoher prädiktiver Wert vor. weise eher geringere Spezifität/PPW [1]
einzige, um das Vorliegen ausschließlich F Für Impingement aufgrund von Par- (. Tab. 14).
einer Bursitis/Partialläsion vorherzusa- tialdefekten der RM beträgt die Sensi-
gen [4]. tivität 75,4%, die Spezifität jedoch nur

Abb. 35 8 Impingement-Zeichen nach Neer Abb. 36 8 Impingement-Zeichen nach Neer

Tab. 14 Neer-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%) Positiv prädikti-
ver Wert (%)
Park et al. 2005 Tendinitis/Bur- 85,7 b. 48 b. 48
sitis 75,4
Partialdefekte
Silva et al. 2008 88,7 68,4 30
Leroux et al. 1995 89
Calis et al. 2000 88,7 Gering Gering

34 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Untersuchungstechnik Literatur
F Der Untersucher steht hinter dem sit- 1. Calis M, Akgun K, Birtane M et al (2000) Diagnostic
values of clinical diagnostic tests in subacromial
zenden oder stehenden Patienten. impingement syndrome. Ann Rhem Dis 59: 44−47
F Eine Hand fixiert zur Verhinderung 2. Leroux JL, Thomas E, Bonnel F, Blotman F (1995) Dia-
der Mitbewegung die Skapula, wäh- gnostic value of clinical tests for shoulder impinge-
ment syndrome. Rev Rhum Engl Ed 62: 423−428
rend die andere den innenrotierten 3. Neer CS II (1983) Impingement lesions. Clin Orthop
Patientenarm in die forcierte Eleva- Rel Res 173: 70−77
tion in der Skapulaebene anhebt (in 4. Park HB, Yokota A, Gill HS (2005) Diagnostic accuracy
of clinical tests of the different degrees of subacro-
der Ebene zwischen Flexion und Ab- mial impingement syndrome. J Bone Joint Surg
duktion; . Abb. 35). Am 87: 1446−1455
F Schmerzangabe wird als positives 5. Scheibel M, Habermeyer P (2005) Aktuelle klini-
sche Untersuchung der Schulter. Orthopäde 34(3):
Zeichen und Hinweis auf ein Impin- 267−283
gement-Syndrom aller Stadien gewer- 6. Silva L, Andréu JL, Munoz P et l. (2008) Accuracy of
tet (. Abb. 36). physical examination in subacromial impinge-
ment syndrome. Rheumatology 47: 679−683
F Eine Wiederholung in Außenrotation 7. Tennent TD, Beach WR, Meyers JF (2003) A review of
des Arms führt eher zu Schmerzlin- the special tests associated with shoulder exami-
derung [5]. nation. Part I: The rotator cuff tests. Am J Sports
Med 31: 154−160
F Durch Injektion von Lokalanästhe- 8. Yamamoto N, Muraki T, Sperling JW et al (2009) Im-
tika in den Subakromialraum kön- pingement mechanisms of the neer and Hwáwkis
nen die Beschwerden des Impinge- signs. J Shoulder Elbow Surg 18(6): 942−947
ment vollständig eliminiert werden,
die Schmerzen aus anderen Ursachen
verbleiben dagegen meist [3].

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 35


Empfehlungen

Supraspinatus Sowohl eine verdickte Bursa subacro- Literatur


mialis als auch Narbenhernien des M. del- 1. Codman EA (1931) The pathology associated with
the rupture of the supraspinatus tendon. Ann
3.4 Handgriff nach Codman toideus nach Voroperationen können eine Surg 93: 348−359
Ruptur der Rotatorenmanschette imitie- 2. Codman EA (1938) Rupture of the supraspinatus.
Beschreibung ren. Am J Surg 42: 603−626
Die zu untersuchende Schulter wird
von hinten C-förmig umfasst und pas- Untersuchungstechnik
siv bewegt. Nach der Originalbeschrei- Der Untersucher umfasst von hinten C-
bung liegt ein positiver Test vor, wenn förmig die Schulter des Patienten, wobei
sich unter dem Vorderrand des Akromi- der Zeigefinger anterolateral des Akromi-
ons ein Sehnendefekt tasten lässt. Im kli- ons und der Mittelfinger über dem Kora-
nischen Gebrauch dagegen wird vielfach koid zu liegen kommt (. Abb. 37). Unter
ein auftetender Druckschmerz als posi- passiv rotierenden Bewegungen der zu
tiv gewertet. Mitunter können auch ein untersuchenden Schulter können Krepi-
Schnappen der rupturierten Sehne unter tationen unterhalb des Fornix humeri pal-
der Fornix humeri oder Krepitationen auf piert werden (. Abb. 37).
das Vorliegen einer Ruptur der Rotatoren-
manschette hinweisen.

Abb. 37 8 a, b Handgriff nach Codman

36 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3.5 Jobe-Test (Empty-Can-Test, Es ist zu beachten, dass Patienten mit nen Widerstand nach unten zu drücken.
Full-Can-Test) einem kräftigen M. deltoideus und intak- Die Krafteinteilung erfolgt nach Janda
ter Restrotatorenmanschette eine Supra- von 0−5. Beim Full-Can-Test erfolgt die
Beschreibung spinatusruptur voll kompensieren können. Kraftprüfung bei gleicher Position in etwa
Der Empty-Can- und der Full-Can-Test Bei kompensierten Läsionen ohne Kraft- 45° Außenrotation (. Abb. 39).
dienen der Integritätsprüfung des M. su- verlust kommt dem Kriterium Schmerz
praspinatus (. Tab. 15, 16). Postuliert in der klinischen Diagnostik zunehmen- Literatur
wird, dass beim Empty-Can-Test ver- de Bedeutung zu. Mittels einer subakro- 1. Itoi E, Kido T, Sano A et al (1999) Which is more use-
ful, the „full can test“ or the „empty can test“ in
mehrt die posterioren, beim Full-Can- mialen Infiltration kann eine Differenzie- detecting the torn supraspinatus tendon? Am J
Test vermehrt die anterioren Supraspina- rung zwischen Rotatorenmanschettenlä- Sports Med 27(1): 65−68
tusanteile angesprochen werden. sion und Impingement-Syndrom erfolgen. 2. Jobe FW, Moynes DR (1982) Delineation of diagno-
stic criteria and a rehabilitation program for rot-
F „Activity in [the supraspinatus muscle] ator cuff injuries. Am J Sports Med 10(6): 336−339
can be isolated to some degree with the Untersuchungstechnik 3. Kelly BT, Kadrmas WR, Speer KP (1996) The manual
arm in a position of 90° abduction, 30° Der Untersucher steht hinter oder vor muscle examination for rotator cuff strength. An
electromyographic investigation. Am J Sports Med
horizontal flexion, and full internal ro- dem sitzenden Patienten. Beide Arme 24(5): 581−588
tation.” [2]. werden in 90° Abduktion und 30° Fle- 4. Noel E, Walch G, Bochu M (1989) Jobe’s maneu-
F „Optimal manual muscle testing posi- xion (Skapulaebene) gebracht und um ver. Apropos of 227 cases. Rev Rhum Mal Osteoar-
tic56(12): 803−804
tion for the isolation of the supraspina- etwa 45° innenrotiert (. Abb. 38), so-
tus muscle: elevation at 90° of scapular dass die Handflächen nach unten zeigen
elevation and +45° of humeral rotati- („empty can“). Der Untersucher versucht
on („full can position“; [3]). nun, die Arme des Patienten gegen sei-

Abb. 38 8 Empty-Can-Test Abb. 39 8 Full-Can-Test

Tab. 15 Empty-Can-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Noel et al. 1989 Muskelschwäche 95 65
Itoi et al. 1999 Muskelschwäche 89 50
und/oder Schmer-
zen
Nur Muskelschwä- 77 68
che

Tab. 16 Full-Can-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Itoi et al. 1999 Muskelschwäche 86 57
und/oder Schmer-
zen
Nur Muskelschwä- 77 74
che

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 37


Empfehlungen

3.6 Drop-Arm-Test F Der Patient wird aufgefordert, die Untersuchungstechnik


eingenommene Stellung aktiv zu hal- F Der Untersucher steht hinter dem Rü-
Grundlagen ten, was nur mit größter Mühe oder cken des stehenden Patienten und fi-
Das Drop-Arm-Sign zeigt im Allgemei- gar nicht gelingt. xiert mit einer Hand die Skapula.
nen eine gute Sensitivität für das Vor- F Unter geringstem Widerstand kann F Der Untersucher führt das zu unter-
liegen von Läsionen der Rotatorenman- die Abduktion nicht gehalten werden, suchende Schultergelenk passiv in 90°
schette, ohne dabei spezifisch für eine und der Arm fällt zurück. Abduktion (. Abb. 40).
spezielle Pathologie zu sein. Treten bei der F Der Patient wird aufgefordert, die ein-
Abduktion Schmerzen als alleiniges Sym- Sensitivität/Spezifität. Der Test zeigt genommene Position aktiv gegen die
ptom auf, sollte der Test nicht als positiv eine gute Reproduzierbarkeit mit relativ Schwerkraft zu halten während man
gewertet werden, denn Kraftlosigkeit ist gleichmäßiger Bewertung durch verschie- den Unterarm freigibt (. Abb. 41).
als grundlegendes Merkmal gefordert. dene Untersucher und folglich einer ge- F Das Zeichen wird als positiv gewer-
ringen Untersucherabhängigkeit. Die Va- tet, wenn die Abduktion aktiv nicht
Erstbeschreibung durch Codman (1934). lidität ist zufriedenstellend mit guter posi- gehalten werden kann und spon-
F Der Patient ist nicht in der Lage, die tiver Prädiktion. (. Tab. 17) tan in die Adduktion zurückfällt
Abduktion aktiv zu beginnen. (. Abb. 42) bzw. bei geringem Wi-
F Der Patientenarm wird passiv durch derstand nicht gehalten werden kann.
den Untersucher in die Abduktion
geführt.

Abb. 40 8 Drop-Arm-Test Abb. 41 8 Drop-Arm-Test Abb. 42 8 Drop-Arm-Test

Tab. 17 Drop-Arm-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%) Positiv prädikti-
ver Wert (%)
Park et al. 2005 Komplette RM- 34,9 87,5 69,1
Läsion 13,6 8,0
Bursitis/Tendi-
nitis
Calis et al. 2000 Subakromialsyn- 7,8 97,2 87,5
drom mit Affek-
tion der RM
Nanda et al. 2008 RM-Läsionen 31 75

38 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Literatur
1. Çaliş M, Kenan A, Birtane M et al (2000) Diagno-
stic values of clinical diagnostic tests in subacro-
mial impingement syndrome. Ann Rheum Dis 59:
44−47
2. Codman EA (1990) Rupture of the supraspinatus
tendon. Clin Orthop Relat Res 254: 3−26
3. Habermeyer P (2001) Schulterchirurgie 2001, 3. Aufl.
Klinische Untersuchung der Schulter. Urban & Fi-
scher, München, S 46−66
4. Hermann B, Rose DW (1996) Stellenwert von Anam-
nese und klinischer Untersuchung beim degenera-
tiven Impingementsyndrom im Vergleich zu ope-
rativen Befunden – eine prospective Studie. Z Ort-
hop 134: 166−170
5. Nanda R, Gupta S, Kanapathipillai P et al (2008) An
assessment of the inter examiner reliability of cli-
nical tests for subacromial impingement and rot-
ator cuff integrity. Eur J Orthop Surg Traumatol 18:
495−500
6. Ostor AJK, Richards CA, Prevost AT et al (2004) Inter-
rater reproducibility of clinical tests for rotator cuff
lesions. Ann Rheum Dis 63: 1288−1292
7. Park HB, Yokota A, Gill HS et al (2005) Diagnostic ac-
curacy of clinical tests for the different degrees of
subacromial impingement syndrome. J Bone Joint
Surg Am 87: 1446−1455

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 39


Empfehlungen

Infraspinatus Untersuchungstechnik Literatur


Der Patient wird aufgefordert, die Hand 1. Arthuis M (1972) Obstetrical paralysis of the brachial
plexus I. diagnosis: clinical study of the initial pe-
3.7 Hornblower-Zeichen auf der betroffenen Seite zum Mund zu riod. Rev Chir Orthop Reparatrice Appar Mot 58
führen (. Abb. 43). Aufgrund der kom- (suppl I): 124−136
Beschreibung pletten Insuffizienz beider Außenrotato- 2. Walch G, Boulahia A, Calderone S, Robinson AHN
(1998) The dropping and the hornblower’s signs in
Dieses klinische Zeichen wurde erstma- ren (M. infraspinatus und M. teres minor) evaluation of rotator cuff tears. J Bone Joint Surg
lig bei Kindern mit postnataler Paralyse weicht der Arm in die Innenrotation aus. Br 80: 624−629
des Plexus brachialis von Arthuis im Jahr Der Patient versucht dies zu kompensie-
1972 beschrieben [1]. Im Jahr 1998 unter- ren, indem er eine Abduktion im Schul-
suchte Gilles Walch dieses Zeichen bei Pa- tergelenk durchführt. Dazu muss der El-
tienten mit Rotatorenmanschettendefek- lenbogen häufig höher als die Hand geho-
ten [2]. Seitdem findet es regelmäßige An- ben werden.
wendung zur Untersuchung von posterio-
ren RM-Defekten (Mm. infraspinatus et
teres minor).
Bei einer radiologisch nachweisba-
ren fettigen Degeneration Grad 3−4 nach
Goutallier oder völliger Abwesenheit des
M. teres minor wurde von Walch et al. [2]
eine 100%ige Sensitivität und 93%ige Spe-
zifität für Läsionen des M. teres minor für
diesen Test beschrieben.

Abb. 43 8 Hornblower-Zeichen

40 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3.8 ARO-Lag-Zeichen/ Die Frage, ob mit dem Lag-Zeichen positiven Ergebnis führen. Es empfiehlt
“dropping sign“ die Unterscheidung zwischen ISP und sich, immer die (gesunde) Gegenseite als
TM zu realisieren ist und in welchen Win- Referenz mit zu beurteilen.
Synonym: Außenrotations-Lag-Zeichen, keln diese getestet werden müssen, stell-
ERLS („external rotation lag sign“) ten Hurschler et al. [3]. Ihnen zufolge liegt Untersuchungstechnik
bei 0° Elevation und 45° ARO eine Posi- F Zur Evaluierung des ARO-Lag-Zei-
Grundlagen tivität bei signifikanten ISP-Degeneratio- chens bringt der Untersucher den
Der Test evaluiert die Integrität der Su- nen nur beim Vorhandensein kombinier- im Ellenbogen 90° flektierten Arm
pra-, Infraspinatus- und Teres-minor- ter ISP-/TM-Läsionen vor. Unter gerin- in eine 20° Abduktions- und sub-
Sehne: Der passiv in ARO gebrachte Arm gerer Elevation wird weniger Kraft benö- maximale Außenrotationsstellung
kann aktiv nicht in dieser Stellung gehal- tigt, um die ARO zu halten, sodass Par- (. Abb. 44a).
ten werden. tialdefekte des ISP durch andere Muskeln F Der Patient wird aufgefordert, diese
kompensiert werden können und folg- Position zu halten.
Modifikationen. Die initial von Hertel lich in der Untersuchung verborgen blei- F Währenddessen wird der Ellenbogen
[2] beschriebene Technik wird bis heu- ben. Eine Testung bei höherer Elevation vom Untersucher weiterhin unter-
te beibehalten. In der Originalpublika- würde also zu besserer Sensitivität des stützt, der Unterarm/die Hand jedoch
tion wird ein positiv prädiktiver Wert des Lag-Zeichens führen, da der SSP Insuf- losgelassen.
ARO-Lag-Zeichens für Supraspinatusseh- fizienzen des ISP dann nicht kompensie- F Der Test fällt positiv aus, wenn der
nenrupturen von 100% angegeben und ein ren kann [3]. Arm spontan in Innenrotation zu-
negativ prädiktiver Wert für einen intak- rückweicht (. Abb. 44b). Das Aus-
ten M. supraspinatus von 56%. Weiterhin Anmerkungen. Insbesondere passive maß wird bis auf 5° genau bestimmt.
zeigte sich eine Korrelation zwischen der Einschränkungen der Schultergelenkbe-
Rupturgröße und dem Ausmaß des Lag- weglichkeit können das Ergebnis dieses Literatur
Zeichens. In einer neueren Untersuchung Tests verfälschen. Weiterhin kann bei Hy- 1. Castoldi F, Blonna D, Hertel R (2009) External rotati-
on lag sign revisited: accuracy for diagnosis of full
an 406 Schultern konnte gezeigt werden, perlaxität ein falsch-positiver Wert auf- thickness supraspinatus tear. J Shoulder Elbow
dass das ARO-Lag-Zeichen deutlich sen- treten aufgrund einer vermehrten passiv Surg 18: 529−534
sitiver ist, wenn die Läsion bis in den In- möglichen Außenrotation, die auch durch 2. Hertel, R, Ballmer FT, Lombert SM, Gerber C (1996)
Lag signs in the diagnosis of rotator cuff rupture. J
fraspinatus (65−97%) oder den Teres mi- einen intakten M. supraspinatus und in- Shoulder Elbow Surg 5: 307−313
nor (100%) zieht. Es zeigte sich eine sig- fraspinatus nicht gehalten werden kann. 3. Hurschler C, Wülker N, Windhagen H et al (2004)
nifikante Korrelation zwischen der Rup- Auch eine Subscapularisruptur kann in- Evaluation of the lag sign tests for external rotator
function of the shoulder. J Shoulder Elbow Surg
turgröße und dem Ausmaß des Lag-Zei- folge der damit verbundenen vermehrten 1383: 298−304
chens (p=0,001; [1, 2]; . Tab. 18). passiven Außenrotation zu einem falsch-

Abb. 44 8 a, b ARO-Lag-Zeichen

Tab. 18 ARO-Lag-Zeichen
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Hertel 1996 M. supraspinatus 70 100
Castoldi 2009 M. supraspinatus 56 98

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 41


Empfehlungen

Subcapularis maintained, the patient feels weakness, and den Ellenbogen an den Körper anzulegen
the elbow drops back behind the trunk“ [5]. und dann zu versuchen das Handgelenk
3.9 Belly-press-Test Wie von Gerber et al. [5] beschrieben zu strecken, indem der Ellenbogen nach
soll der Patient mit der flachen Hand auf vorn gebracht wird [8]. Bei einer Subsca-
Napoleon-Zeichen, modifizierter Belly- seinen Bauch drücken und dabei versu- pularisinsuffizienz kommt es im Weite-
press-Test chen, den Arm in maximaler Innenrota- ren zum Abheben der Handfläche vom
tion zu halten (. Abb. 45). Ist die aktive Bauch. Auch dabei dient diese Flexions-
Beschreibung Innenrotation stark genug, fällt der Ellen- stellung des Handgelenks als Messwert für
Der Belly-press-Test dient der Funktions- bogen nicht zurück und kann vor dem die Subscapularisfunktion.
prüfung des M. subscapularis. Körper gehalten werden. Die endgültige Bei einer Flexionsstellung im Handge-
„In this test, the patient presses the ab- Flexionsstellung des Handgelenks wird lenk von 90° („positive result“) muss von
domen with the hand flat and attempts to dann, wie von Burkhart u. Tehrany [3] einer kompletten Ruptur der Subscapula-
keep the arm in maximum internal rotati- für das Napoleon-Zeichen oder von Kim rissehne ausgegangen werden. Findet sich
on. If active internal rotation is strong the et al. [6] für den Belly-press-Test („bel- ein Flexionsstellung von 30–60° („inter-
elbow does not drop backward, meaning ly-press angle“) beschrieben, mittels Go- mediate result“), liegt häufig eine Läsion
that it remains in front of the trunk. If the niometer gemessen. Bei der Modifika- der oberen zwei Drittel der Subscapula-
strength of the subscapularis is impaired, tion nach Scheibel wird der Patient gebe- rissehne vor. Ein negatives Testergebnis
maximum internal rotation cannot be ten, die Hand flach auf dem Bauch und schließt jedoch eine Läsion, insbesonde-

a b

Abb. 46 8 a, b Modifizierter Belly-press-Test

Abb. 45 8 Belly-press-Test rechts positiv

Tab. 19 Belly-press-Test
Autor Sensitivität (%) Spezifität (%)
Bartsch 2010 Modifikation nach 80 88
Scheibel
Barth 2006 Belly-press-Test nach 40 97,9
Gerber
Barth 2006 Napoleon-Zeichen nach 25 97, 9
Burkhart

42 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


re der kranialen Subscapularissehne, nicht Literatur
völlig aus [3]. 1. Ballmer FT, Lambert SM, Hertel R (1997) Napoleon’s
sign: A test to assess subscapularis function. J
In elektromyographischen Studien Shoulder Elbow Surg 6(2): 193
konnte gezeigt werden, dass der Belly- 2. Bartsch M, Greiner S, Haas NP, Scheibel M (2010)
press-Test vor allem die oberen Anteile Diagnostic values of clinical tests for subscapula-
ris lesions. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc
des M. subscapularis anspricht, der Lift- 18: 1712−1717
off Test eher die unteren Anteile [4]. Am 3. Burkhart SS, Tehrany AM (2002) Arthroscopic sub-
besten eignet sich der „belly-press angle“, scapularis tendon repair: technique and prelimina-
ry results. Arthroscopy 17: 454–463
um den Belly-press-Test zu graduieren [6]. 4. Chao S, Thomas S, Yucha D et al (2008) An electro-
Bei derzeitiger Studienlage ist es myographic assessment of the ‚‚bear hug’’: an ex-
schwierig, dezidierte Aussagen zu Sensi- amination for the evaluation of the subscapularis
muscle. Arthroscopy 24(11): 1265–1270
tivitäten und Spezifitäten des Belly-press- 5. Gerber C, Hersche O, Farron A (1996) Isolated ruptu-
Tests zu treffen, da der Test in jeder Stu- re of the subscapularis tendon: results of operative
die hinsichtlich seines Ergebnisses unter- repair. J Bone Joint Surg Am 78: 1015−1023
6. Kim SH, Oh I, Park JS et al (2005) Intra-articular re-
schiedlich bewertet wird (. Tab. 19). pair of an isolated partial articular-surface tear of
the subscapularis tendon. Am J Sports Med 33:
Untersuchungstechnik 1825−1830
7. Rigsby R, Sitler M, Kelly JD (2010) Subscapularis ten-
Der Patient wird aufgefordert, mit der don integrity: an examination of shoulder index
Hand flach auf den Bauch und dem El- tests. J Athl Train 45(4): 404−406
lenbogen dicht am Körper angelegt, den 8. Scheibel M, Tsynman A, Magosch P et al (2006) Post-
operative subscapularis muscle insufficiency after
Ellenbogen nach vorn zu bringen und primary and revision open shoulder stabilization.
das Handgelenk zu strecken (. Abb. 46a; Am J Sports Med 34: 1586−1593
[8]). Die endgültige Flexionsstellung des 9. Tokish JM, Decker MJ, Ellis HB et al (2003) The belly-
press test for the physical examination of the sub-
Handgelenks wird dann, wie von Burk- scapularis muscle: electromyographic validation
hart und Tehrany für das Napoleon-Zei- and comparison to the lift-off test. J Shoulder El-
chen [2] oder von Kim et al. [6] für den bow Surg 12(5): 427−430
Belly-press-Test („belly-press angle“) be-
schrieben, mit einem Goniometer gemes-
sen (. Abb. 46b).

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 43


Empfehlungen

3.10 Belly-off-Zeichen Untersuchungstechnik Literatur


Der Arm des Patienten wird vom Unter- 1. Scheibel M, Magosch P, Pritsch M et al (2005) The
belly-off sign – a new clinical diagnostic sign
Beschreibung sucher passiv in eine Flexions- und Innen- for subscapularis lesions. Arthroscopy 21(10):
Das Belly-off-Zeichen dient der Integri- rotationsposition gebracht. Während die 1229−1235
tätsprüfung des M subscapularis. eine Hand des Untersuchers die gestreck- 2. Bartsch M, Greiner S, Haas NP, Scheibel M (2010)
Diagnostic values of clinical tests for subscapula-
„The belly-off sign represents the inabil- te Hand des Patienten auf dessen Bauch ris lesions. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc
ity of the patient to maintain the palm of platziert, unterstützt die andere Hand 18: 1212−1217
the hand attached to the abdomen with the den Ellenbogen (. Abb. 47a). Der Patient 3. Burkhart SS (1991) Arthroscopic treatment of massi-
ve rotator cuff tears. Clinical results and biomecha-
arm passively brought into flexion and in- wird nun aufgefordert, diese Position zu nical rationale. Clin Orthop267: 45−56
ternal rotation.” [8] halten. Gelingt ihm dies nicht, lässt sich
Das Belly-off-Zeichen reflektiert die ein Abheben der Hand vom Bauch oder
Unfähigkeit des Patienten, die gestreckte ein Abknicken im Handgelenk beobach-
Hand bei passiv flektiertem und maximal ten, was als positives Belly-off-Zeichen
innenrotiertem Arm auf dem Bauch zu interpretiert wird (. Abb. 47b).
halten. Vermutlich kann der Patient auf-
grund des Übergewichts der Außenro-
tatoren diese Position nicht halten („un-
balanced transverse force couple“; [3];
. Tab. 20).

Abb. 47 8 a, b Belly-off-Zeichen

Tab. 20 Belly-off-Zeichen
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Bartsch 2010 SSC±SSP, ISP 86 91

44 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3.11 Bear-hug-Test the patient’s hand from the shoulder with abgelegt. Der Ellenbogen wird vor dem
an external rotation force applied perpen- Körper platziert. Wie stark der Arm flek-
Beschreibung dicular to the forearm. A positive bear-hug tiert werden soll, also wie hoch der Ellen-
Der Bear-hug-Test dient der Integritäts- test results when the patient cannot hold bogen gebracht werden soll, wurde in der
prüfung des M. subscapularis (. Tab. 21). the hand against the shoulder as the exam- Originalbeschreibung nicht erwähnt. Der
„The palm of the involved side is placed iner applies an external rotation force.” [1] Patient soll nun diese Armposition ein-
on the opposite shoulder with the fingers ex- halten, während der Untersucher versucht,
tended, and the elbow is positioned ante- Untersuchungstechnik die Hand von der Schulter des Patien-
rior to the body. The patient tries to hold Beim Bear-hug-Test wird die Hand auf ten durch eine achsgerechte Rotations-
the starting position by means of resisted in- der Seite der zu testenden Schulter ge- bewegung um den Oberarm abzuheben
ternal rotation as the examiner tries to pull streckt auf der kontralateralen Schulter (. Abb. 48a). Ein positives Testergebnis

Abb. 48 8 a, b Bear-hug-Test in 45° Flexion

Abb. 49 8 Bear-hug-Test in 90° Flexion

Tab. 21 Bear-hug-Test
Autor Struktur Sensitivität Spezifität
Barth 2006 SSC± SSP, ISP 60% 91,7%

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 45


Empfehlungen

zeigt sich, wenn der Patient der Außenro- Literatur


tationsbewegung durch den Untersucher 1. Barth JRH, Burkhart SS, DeBeer JF (2006) The bear-
hug test: a new and sensitive test for diagnosing a
nicht entgegenwirken kann (. Abb. 48b). subscapularis tear. Arthroscopy 22: 1076−1084
Chao et al. [4] schlagen nach den Er- 2. Chao S, Thomas S, Yucha D et al (2008) An electro-
gebnissen ihrer elektromyographischen myographic assessment of the ‚‚bear hug’’: an ex-
amination for the evaluation of the subscapularis
Untersuchung vor, den Bear-hug-Test bei muscle. Arthroscopy 24(11): 1265−1270
45° Flexion für den klinischen Alltag zu 3. Rigsby R, Sitler M, Kelly JD (2010) Subscapularis ten-
verwenden, weil dabei der obere und der don integrity: an examination of shoulder index
tests. J Athl Train 45(4): 404−406
untere Anteil des M. subscapularis ange-
sprochen werden. Der Bear-hug-Test in
90° Flexion könne gezielt für die unte-
ren Subscapularisanteile benutzt werden
(. Abb. 49).

46 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


3.12 Lift-off-Test Untersuchungstechnik Literatur
Der Arm wird in Innenrotation auf den 1. Gerber C, Krushell RJ (1991) Isolated rupture of the
tendon of the subscapularis muscle. Clinical featu-
Beschreibung Rücken und die Hand mit dem Handrü- res in 16 cases. J Bone Joint Surg Br 73(3): 389−394
Der Arm wird in Innenrotation auf den cken vor den Bereich der mittleren LWS 2. Hertel R, Ballmer FT, Lombert SM, Gerber C (1996)
Rücken und die Hand mit dem Handrü- gebracht (a). Der Patient wird aufgefor- Lag signs in the diagnosis of rotator cuff rupture. J
Shoulder Elbow Surg 5(4): 307−313
cken vor den Bereich der mittleren LWS dert, die Hand vom Körper abzuheben 3. Scheibel M, Magosch P, Pritsch M et al. (2005) The
gebracht. Der Patient wird aufgefordert, („lift off “). belly-off sign: a new clinical diagnostic sign
die Hand vom Körper abzuheben („lift for subscapularis lesions. Arthroscopy 21(10):
1229−1235
off “). Wenn ihm dies nicht möglich ist, Cave: Der Ellenbogen soll nicht gestreckt 4. Tokish JM, Decker MJ, Ellis HB et al (2003) The belly-
wird der Test als positiv gewertet: Es liegt werden, und die Hand soll auf gleicher press test for the physical examination of the sub-
eine Läsion des SSC vor. Durch Wider- Höhe verbleiben. Ist dies nicht möglich, scapularis muscle: electromyographic validation
and comparison to the lift-off test. J Shoulder El-
stand des Untersuchers wird die isomet- ist der Test positiv, und es liegt eine Lä- bow Surg 12(5): 427−430
rische Kraft geprüft. Es erfolgt ein Seiten- sion des SSC vor. Durch Widerstand des
vergleich. Untersuchers wird die isometrische Kraft
geprüft. Der Abstand zwischen Handrü-
Spezifität und Selektivität. Der positive cken und Rücken kann in Zentimetern
prädiktive Wert für eine SSC-Ruptur be- gemessen werden (. Abb. 50) und wird
trägt 100%, der negative prädiktive 69% mit der Gegenseite verglichen.
für keine SSC-Ruptur ([2]; . Tab. 22).

Abb. 50 8 a, b Lift-off-Test

Tab. 22 Lift-off-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Scheibel et al. 2005 Komplette Ruptur SSC 100

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 47


Empfehlungen

3.13 IRO-Lag-Zeichen nen das Ergebnis dieses Tests verfälschen. den Maximalabstand eingestellt wird
Es empfiehlt sich, immer die (gesunde) (. Abb. 51a).
Innenrotations-Lag-Zeichen; IRLS („in- Gegenseite als Referenz mit zu beurteilen. F Der Patient wird nun aufgefordert,
ternal rotation lag sign“; . Tab. 23) In der Originalpublikation von Hertel diese Position zu halten.
[1] wird ein positiv prädiktiver Wert des F Dabei wird der Ellenbogen durch den
Beschreibung IRO-Lag-Zeichens für Subscapularisrup- Untersucher weiterhin unterstützt
Es erfolgt eine Überprüfung der Subsca- turen von 97% angegeben und ein negativ und ein Zurückfallen des Unterarms
pularisfunktion in maximaler Innenro- prädiktiver Wert für einen intakten Sub- und Handrückens in Richtung des
tation. Bei Insuffizienz des Muskels/der scapularis von 96%. Weiterhin zeigte sich Rückens wird bis auf 5° der Unter-
Sehne kann die Hand aktiv nicht in der eine Korrelation zwischen der Rupturgrö- armrotation gemessen (. Abb. 51b).
maximalen IR-Position gehalten werden. ße und dem Ausmaß des Lag-Zeichen.
Das Ausmaß dieses Zurückfallens, also Literatur
das eigentliche „lag“, wird auf 5° genau Untersuchungstechnik 1. Hertel R, Ballmer FT, Lombert SM, Gerber C (1996)
Lag signs in the diagnosis of rotator cuff rupture. J
dokumentiert. Nach Hertel et al. [1] kor- F Der Arm des Patienten wird in sit- Shoulder Elbow Surg 5: 307−313
reliert das Ausmaß des Lag direkt mit der zender Position hinter den Rücken
Rupturgröße der Subscapularissehne, wo- geführt und in Höhe von LWK 5 bei
bei insbesondere die kranialen Anteile des flektiertem Ellenbogen in Extension
Subscapularis durch ein dezentes Zurück- und submaximale Innenrotation ge-
fallen diagnostiziert werden können. bracht, d. h. dass der Abstand vom
Insbesondere passive Einschränkun- Handrücken zu LWK 5 bis fast auf
gen der Schultergelenkbeweglichkeit kön-

Abb. 51 8 a, b IRO-Lag-Zeichen

Tab. 23 IRO-Lag-Zeichen
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Hertel 1996 M. subscapularis 95 96

48 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Deltoideus Ausmaß der Axillarisparese [1]. In einer chen Extension. Es empfiehlt sich, immer
Studie an 12 Patienten nach operativer Re- die (gesunde) Gegenseite als Referenz mit
3.14 konstruktion des N. axillaris mit Suralis- zu beurteilen.
Deltoid-Extension-Lag-Zeichen Interpositionsgrafts zeigte sich ein Trend
zwischen geringeren Werten des Deltoid- Untersuchungstechnik
Grundlagen Extension-Lag-Zeichens und der Exten- F Der gestreckte Arm des Patienten
Mit dem Deltoid-Extension-Lag-Zeichen sionskraft, dem Constant-Score und dem wird in sitzender Position in die sub-
wird das Vorliegen einer Axillarisläsion Dash-Score sowie dem „subjective shoul- maximale Extension gebracht.
über die aktive Extensionsfähigkeit des der value“ [2]. F Dabei sollte ein vermehrtes Abwei-
dorsalen M. deltoideus diagnostiziert. Insbesondere passive Einschränkun- chen des Oberkörpers nach vorn
Die inital von Hertel [1] beschriebe- gen der Schultergelenkbeweglichkeit durch Fixierung der Schulter vermie-
ne Technik wird so bis heute beibehalten können das Ergebnis dieses Tests verfäl- den werden (. Abb. 52a).
und hat sich als gängige Beurteilungsme- schen. Weiterhin kann bei Hyperlaxität F Der Patient wird nun aufgefordert
thode von Axillarisläsionen etabiliert. Das ein falsch-positiver Wert auftreten auf- diese Position zu halten, und die Ar-
Ausmaß des Lag korreliert direkt mit dem grund einer vermehrten passiv mögli- me werden losgelassen. Das Zei-

Abb. 52 8 a, b Deltoid-Extension-Lag-Zeichen

Abb. 53 8 a, b Deltoid-Extension-Lag-Zeichen

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 49


Empfehlungen

chen ist positiv, wenn der Arm aus Literatur


der Extensionsposition zurück fällt 1. Hertel R, Lambert SM, Ballmer FT (1998) The delto-
id extension lag sign for diagnosis and grading
(. Abb. 52b). of axillary nerve palsy. J Shoulder Elbow Surg 7:
F Das „Lag“ wird auf 5° genau be- 97−99
stimmt. 2. Moor BK, Haefeli M, Bouaicha S, Nagy L (2010) Re-
sults after delayed axillary nerve reconstruction
F Der Test kann parallel mit beiden Ar- with interposition of sural nerve grafts. J Shoulder
men ausgeführt werden. Elbow Surg 19: 461−466
F Der Vergleich mit der Gegenseite er-
laubt die Überprüfung, ob sich bei-
de Arme in die gleiche Position brin-
gen lassen oder ob passive Einschrän-
kungen bzw. eine unilaterale passive
Hypermobilität bestehen (. Abb. 53).

50 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


4 Bizepssehnentests in the intertubercular groove (. Abb. 54). Literatur
Also, maneuvers that stretch the tendon 1. DePalma AF (1983) Disorders associated with biolo-
gic aging of the shoulder. In: DePalma AF (ed) Sur-
LBS/Sulcus/Pulley actively or passively produce pain. These gery of the shoulder, 3rd edn. Lippincott, Philadel-
movements include abduction and exter- phia, pp 268−269
nal rotation of th arm, backward extension 2. Krishnan SG, Hawkins RJ, Bokor DJ (2004) Clinical
4.1 Sulkustest nach DePalma evaluation of shoulder problems. In: Rockwood CA,
and external rotation with the elbow exten- Matsen FA, Wirth MA, Lippitt SB (eds) The shoulder,
Beschreibung ded, and abduction of the arm against resis- vol. 1. Saunders, Philadelphia, pp 145−185
DePalma [1] beschreibt in seiner Origi- tance with the elbow extended.” 3. Scheibel M, Habermeyer P (2007) Klinische Diagnos-
tik von Rotatorenmanschettenläsionen. Arthrosko-
nalpublikation die Palpation der langen pie 20: 6−12
Bizepssehne im Sulkus und im intraarti- Untersuchungstechnik
kulären Verlauf mit Druckschmerzhaftig- Rechte Schulter: Von hinten Druck mit
keit als sehr signifikant und charakteris- dem Zeige- und Mittelfinger der linken
tisch für eine LBS-Pathologie: Hand auf den Sulcus bicipitalis. Positiv
„The most characteristic sign and a very bei Schmerzangabe. Rotation nach innen
significant one is exquisite tenderness on und außen als zusätzliche Schmerzprovo-
pressure over the biceps tendon along ist kation.
course through the glenohumeral joint and

Abb. 54 8 Sulkustest nach DePalma

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 51


Empfehlungen

4.2 Speed’s Test Selektivität und Spezifität werden in Literatur


einzelnen Untersuchungen sehr unter- 1. Bennett WF (1998) Specificity of the Speed’s test: ar-
throscopic technique for evaluating the biceps
Beschreibung schiedlich angegeben (. Tab. 24). tendon at the level of the bicipital groove. Arthro-
Als Erstbeschreiber gilt J. Spencer Speed scopy 14(8): 789−796
aus der Campbell Clinic [2]. W.F. Ben- Fazit. „With these results in mind, we 2. Crenshaw AH, Kilgore WE (1966) Surgical treatment
of bicipital tenosynovitis. J Bone Joint Surg Am
nett [1] zufolge hat Dr. Speed als Unter- should use the Speed’s test as an aid and 48:1496−1502
sucher beim Lasègue-Zeichen zur Diag- not rely on it’s positivity to make an diag- 3. Holtby R, Razmjou H (2004) Accuracy of the Speed’s
nose einer Ischialgie bei sich selbst einen nosis“. [1] and Yergason tests in detecting biceps pathology
and SLAP lesions: comparison with arthroscopic
Schmerz im proximalen Oberarm ver- findings. Arthroscopy 20(3): 231−236
spürt, als er das Bein des Patienten − in Untersuchungstechnik 4. McFarland EG (2006) Examination of the biceps
voller Supination des Unterarms, Ell- 90° Flexion der Schulter gegen Wider- tendon and superior labrum anterior and pos-
terior (SLAP) lesions. In: Ort (ed) Examination of
bogen voll gestreckt und die Schulter in stand des Untersuchers am Handgelenk, the shoulder – the complete guide, ch 6. Thieme,
Elevation − anhob. Er habe dies auf eine Ellbogen gestreckt und Unterarm in vol- Stuttgart New York, pp 213−243
Bizepssehnentendinitis zurückgeführt. ler Supination; positiv, wenn Schmerz 5. Parentis MA, Mohr KJ, ElAttrache (2002) Disorders of
the superior labrum: review and treatment guide-
Speed hat den Test nie selbst veröffent- im Sulcus bicipitalis angegeben wird lines. Clin Orthop 400: 77−87
licht, daher gibt es unterschiedliche Be- (. Abb. 55).
schreibungen.

Abb. 55 8 Speed’s Test

Tab. 24 Speed’s Test


Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
McFarland 2005 SLAP II 28 72
Holtby 2004 LBS einschließlich 32 75
SLAP
Parentis 2002 SLAP II 67,9 47,8
Bennett 1998 LBS einschließlich 90 13,8
SLAP

52 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


4.3 O’Brien-Test/ Erstbeschreibung durch O’Brien et al. ful clicking described as inside the glenohu-
Active-Compression-Test (1998). ”This test was conducted with the meral joint itself was indicative of labral ab-
physician standing behind the patient. The normality.”
Grundlagen patient was asked to forward flex the affec-
Der Active-Compression-Test (O’Brien- ted arm 90° with the elbow in full extension. Modifikationen. Testausführung beim
Test) wurde primär entwickelt, um labra- The patient then adducted the arm 10° to sitzenden Patienten [6] und Horizontal-
le Läsionen klinisch zu diagnostizieren. 15° medial to the sagittal plane of the body. adduktion von 10° [4, 6].
Er ist allerdings häufig auch bei Läsio- The arm was internally rotated so that the
nen des Bizepssehnen-Pulley positiv und thumb pointed downward. The examiner Anmerkungen und Besonderhei-
stellt deshalb für viele Untersucher einen then applied a uniform downward force to ten. Der Test fällt auch bei einer AC-Ge-
wichtigen Test gerade für diese Patholo- the arm. With the arm in the same position, lenkpathologie schmerzhaft aus.
gie dar. Zudem provoziert der Test einen the palm was then fully supinated and the
Schmerz im AC-Gelenk bei bestehender maneuver was repeated. The test was con- Bio- und Pathomechanik. LBS-/SLAP-
AC-Gelenkpathologie. sidered positive if pain was elicited with the Pathologie: Bei 90° Flexion, 10−15° Ad-
Er setzt voraus, dass sowohl Unter- first maneuver and was reduced or elimina- duktion und maximaler Innenrotation
sucher als auch Patient zwischen einem ted with the second maneuver. Pain locali- kann die LBS nach medial und inferior
Schmerz auf der Schulter (im Bereich des zed to the acromioclavicular joint or on top dislozieren. Es resultieren eine vermehr-
AC-Gelenks) und einem Schmerz tief in of the shoulder was diagnostic of acromio- te Zugbelastung auf den SLAP-Komplex
der Schulter differenzieren können. clavicular joint abnormality. Pain or pain- sowie Scherkräfte im Bereich des Gle-

Abb. 56 8 O’Brien-Test. Der Arm des Patienten ist 90° flektiert, 10° horizon- Abb. 57 8 O’Brien-Test. Der Arm des Patienten ist 90° flektiert, 10° horizon-
taladduziert und maximal innenrotiert. Der Untersucher drückt den Arm taladduziert und maximal außenrotiert. Der Untersucher drückt den Arm
gegen den Widerstand des Patienten nach unten gegen den Widerstand des Patienten nach unten

Tab. 25 O'Brien-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
O’Brien 1998 Labrumläsionen 100 98,5
Guanche 2003 Isolierte SLAP-Läsion 54−94 47
Ebinger 2008 Isolierte SLAP-Läsion 75
Guanche 2003 Kombinierte SLAP- 63 73
und Labrumläsion
O’Brien 1998 ACG-Läsion 100 95,2

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 53


Empfehlungen

noids und des Labrums, die durch den F Der Untersucher übt nun im Bereich Literatur
Druck des Untersuchers auf den Unter- des distalen Unterarms Druck nach 1. Chronopoulos E, Kim TK, Park HB et al (2004) Dia-
gnostic value of physical tests for isolated chro-
arm gegen den Widerstand des Patien- unten (Richtung Boden) gegen den nic acromioclavicular lesions. Am J Sports Med 32:
ten verstärkt werden. Dabei kommt es im Widerstand des Patienten aus (Patient 655−661
Fall eines abgelösten SLAP-Komplexes wird gebeten, sich nicht „wegdrücken“ 2. Ebinger N, Magosch P, Lichtenberg S, Habermeyer
P (2008) A new SLAP test: the supine flexion resis-
oder einer instabilen LBS zu einer inter- zu lassen). tance test. Arthroscopy 24: 500−505
nen Dislokation/einem internen Impinge- F Anschließend dreht der Patient den 3. Guanche CA, Jones DC (2003) Clinical testing for
ment des SLAP-Komplexes bzw. der insta- Arm in maximale Außenrotation tears of the glenoid labrum. Arthroscopy 19:
517−523
bilen LBS, die/das den Schmerz erzeugt. (Handinnenfläche zeigt zur Zimmer- 4. McFarland EG, Kim TK, Savino RM (2002) Clinical as-
Die Außenrotation führt zu einer Reposi- decke) sessment of three common tests for superior la-
tion des SLAP-Komplexes und der insta- F Der Untersucher übt nun wie zuvor bral anterior-posterior lesions. Am J Sports Med
30: 810−815
bilen LBS, wodurch die Schmerzintensi- beschrieben Druck gegen den Wider- 5. O’Brien SJ, Pagnani MJ, Fealy S et al (1998) The acti-
tät abnimmt. stand des Patienten auf den Arm aus ve compression test: a new and effective test for
AC-Gelenkpathologie: Durch 90° Fle- (. Abb. 57). diagnosing labral tears and acromioclavicular joint
abnormality. Am J Sports Med 26: 610−613
xion, 10−15° Adduktion und maxima- 6. Stetson WB, Templin K (2002) The crank test, the
le Innenrotation wird bei instabilem AG Beurteilung des Tests. Treten beim ers- O’Brien test, and routine magnetic resonance ima-
Gelenk das relativ abgesenkte Akromion ten Teil des Tests (maximale Innenrota- ging scans in the diagnosis of labral tears. Am J
Sports Med 30: 806−819
durch das Tuberculum majus angehoben; tion) Schmerzen im Glenohumeralgelenk
es resultiert eine schmerzhafte Druckbe- auf, die beim zweiten Teil des Tests (ma-
lastung im AC-Gelenk. ximale Außenrotation) deutlich geringer
ausgeprägt sind oder gar nicht auftreten,
Untersuchungstechnik ist der Test positiv.
F Der stehende Patient bringt seinen Treten die Schmerzen im AC-Gelenk
im Ellenbogen gestreckten Arm in 90° auf, ist der Test ein Hinweis auf eine AC-
Flexion (. Abb. 56). Gelenk-Pathologie (. Tab. 25).
F Der Untersucher steht hinter dem Pa-
tienten, bringt den Arm zusätzlich
in leichte Horizontaladduktion (et-
wa 10−15°) und fordert den Patienten
auf, mit dem Daumen Richtung Bo-
den zu zeigen (maximale Innenrota-
tion).

54 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


Bizepsankertests/SLAP with the arm elevated to 160° in the scap- upright position will also be positive in
ular plane. Joint load is applied along the the supine position.”
4.4 Crank-Test/Crank-Sign axis of the humerus with one hand while
the other performs humeral rotation. A Bio- und Pathomechanik. Durch die
Beschreibung positive test is determined either by 1) maximale Flexion resultiert ein Peel-
Der Crank-Test wurde entwickelt, um pain during the maneuver (usually du- back-Mechanismus des instabilen SLAP-
antero- bis posterosuperiore Labrum- ring external rotation) with or without a Komplexes und axialem Druck nach kau-
rupturen klinisch zu diagnostizieren click or 2) reproduction of the symptoms, dal resultiert eine Zugbelastung der LBS
(. Tab. 26). usually pain or catching felt by the patient und des SLAP-Komplexes, die durch die
during athletic or work activities. This test Außenrotation verstärkt wird.
Erstbeschreibung durch Liu et al. should be repeated in the supine position,
(1996). „The crank test is performed where the patient is usually more relaxed.
with the patient in the upright position Frequently, a positive crank test in the

Abb. 58 8 Crank-Test in aufrechter Position

Abb. 59 8 Crank-Test in liegender Position. a Innen-, b Außenrotationsbewegung

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 55


Empfehlungen

Untersuchungstechnik Literatur
F Beim aufrecht stehenden Patien- 1. Guanche CA, Jones DC (2003) Clinical testing for
tears of the glenoid labrum. Arthroscopy 19:
ten (bzw. beim liegenden Patienten) 517−523
werden der Arm in der Scapulaebe- 2. Liu SH, Henry MH, Nuccion SL (1996) A prospective
ne maximal flektiert (eleviert) und evaluation of a new physical examination in pre-
dicting glenoid labral tears. Am J Sports Med 24:
der Ellenbogen etwa um 90° gebeugt 721−725
(. Abb. 58). 3. Stetson WB, Templin K (202) The crank test, the
F Der Untersucher umfasst nun mit O’Brien test, and routine magnetic resonance ima-
ging scans in the diagnosis of labral tears. Am J
einer Hand den Ellenbogen und übt Sports Med 30: 806−809
einen axialen Druck (Richtung Fuß-
boden) auf den Humerus.
F Gleichzeitig führt der Untersucher
eine Innen- und Außenrotationsbe-
wegung durch.

Beurteilung des Tests. Treten Schmer-


zen oder ein Schnappen im Glenohume-
ralgelenk auf, so ist der Test positiv zu
werten. Der Test muss nicht zwingend im
Stehen und im Liegen durchgeführt wer-
den; eine Position ist zur Beurteilung aus-
reichend.

Empfehlung. Der Crank-Test sollte


nicht nur in aufrecht stehender Position
des Patienten durchgeführt werden, son-
dern auch beim auf dem Rücken liegen-
den entspanntem Patienten (. Abb. 59).
Der Test fällt häufig in beiden Positionen
positiv aus.

Tab. 26 Crank-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Liu et al. 1996 SLAP-Komplex 91 93
Stetson u. Templin 2002 SLAP-Komplex 46 56
Guanche u. Jones 2003 SLAP-Komplex 40 73

56 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


4.5 O’Brien-Test/ Schmerz auf der Schulter (im Bereich des and the maneuver was repeated. The test
Active-Compression-Test AC-Gelenks) und einem Schmerz tief in was considered positive if pain was elicit-
der Schulter differenzieren können. ed with the first maneuver and was reduc-
Grundlagen ed or eliminated with the second maneu-
Der Active-Compression-Test (O’Brien- Erstbeschreibung durch O’Brien et al. ver. Pain localized to the acromioclavicular
Test) wurde primär entwickelt, um labra- (1998). ”This test was conducted with the joint or on top of the shoulder was diagnos-
le Läsionen klinisch zu diagnostizieren. physician standing behind the patient. The tic of acromioclavicular joint abnormality.
Er ist allerdings häufig auch bei Läsio- patient was asked to forward flex the affect- Pain or painful clicking described as inside
nen des Bizepssehnen-Pulley positiv und ed arm 90° with the elbow in full extension. the glenohumeral joint itself was indicative
stellt deshalb für viele Untersucher einen The patient then adducted the arm 10° to of labral abnormality.”
wichtigen Test gerade für diese Patholo- 15° medial to the sagittal plane of the body.
gie dar. Zudem provoziert der Test einen The arm was internally rotated so that the Modifikationen. Testausführung beim
Schmerz im AC-Gelenk bei bestehender thumb pointed downward. The examiner sitzenden Patienten [6] und Horizontal-
AC-Gelenkpathologie. then applied a uniform downward force adduktion von 10° [4, 6].
Er setzt voraus, dass sowohl Unter- to the arm. With the arm in the same po-
sucher als auch Patient zwischen einem sition, the palm was then fully supinated

Abb. 60 8 O’Brien-Test. Der Arm des Patienten ist 90° flektiert, 10° horizon- Abb. 61 8 O’Brien-Test. Der Arm des Patienten ist 90° flektiert, 10° horizon-
taladduziert und maximal innenrotiert. Der Untersucher drückt den Arm taladduziert und maximal außenrotiert. Der Untersucher drückt den Arm
gegen den Widerstand des Patienten nach unten gegen den Widerstand des Patienten nach unten

Tab. 27 O'Brien-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
O’Brien 1998 Labrumläsionen 100 98,5
Guanche 2003 Isolierte SLAP-Läsion 54−94 47
Ebinger 2008 Isolierte SLAP-Läsion 75
Guanche 2003 Kombinierte SLAP- 63 73
und Labrumläsion
O’Brien 1998 ACG-Läsion 100 95,2

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 57


Empfehlungen

Anmerkungen und Besonderhei- F Der Untersucher steht hinter dem Pa- Literatur
ten. Der Test fällt auch bei einer AC-Ge- tienten, bringt den Arm zusätzlich 1. Chronopoulos E, Kim TK, Park HB et al (2004) Dia-
gnostic value of physical tests for isolated chro-
lenkpathologie schmerzhaft aus. in leichte Horizontaladduktion (et- nic acromioclavicular lesions. Am J Sports Med 32:
wa 10−15°) und fordert den Patienten 655−661
Bio- und Pathomechanik. LBS-/SLAP- auf, mit dem Daumen Richtung Bo- 2. Ebinger N, Magosch P, Lichtenberg S, Habermeyer
P (2008) A new SLAP test: the supine flexion resis-
Pathologie: Bei 90° Flexion, 10−15° Ad- den zu zeigen (maximale Innenrota- tance test. Arthroscopy 24: 500−505
duktion und maximaler Innenrotation tion). 3. Guanche CA, Jones DC (2003) Clinical testing for
kann die LBS nach medial und inferior F Der Untersucher übt nun im Bereich tears of the glenoid labrum. Arthroscopy 19:
517−523
dislozieren und es resultieren eine ver- des distalen Unterarms Druck nach 4. McFarland EG, Kim TK, Savino RM (2002) Clinical as-
mehrte Zugbelastung auf den SLAP- unten (Richtung Boden) gegen den sessment of three common tests for superior la-
Komplex sowie Scherkräfte im Bereich Widerstand des Patienten aus (Patient bral anterior-posterior lesions. Am J Sports Med
30: 810−815
des Glenoids und des Labrums, die durch wird gebeten, sich nicht „wegdrücken“ 5. O’Brien SJ, Pagnani MJ, Fealy S et al (1998) The acti-
den Druck des Untersuchers auf den zu lassen). ve compression test: a new and effective test for
Unterarm gegen den Widerstand des Pa- F Anschließend dreht der Patient den diagnosing labral tears and acromioclavicular joint
abnormality. Am J Sports Med 26: 610−613
tienten verstärkt werden. Dabei kommt es Arm in maximale Außenrotation 6. Stetson WB, Templin K (2002) The crank test, the
im Fall eines abgelösten SLAP-Komplexes (Handinnenfläche zeigt zur Zimmer- O’Brien test, and routine magnetic resonance ima-
oder einer instabilen LBS zu einer inter- decke) ging scans in the diagnosis of labral tears. Am J
Sports Med 30: 806−819
nen Dislokation/einem internen Impinge- F Der Untersucher übt nun wie zuvor
ment des SLAP-Komplexes bzw. der insta- beschrieben Druck gegen den Wider-
bilen LBS, die/das den Schmerz erzeugt. stand des Patienten auf den Arm aus
Die Außenrotation führt zu einer Reposi- (. Abb. 61).
tion des SLAP-Komplexes und der insta-
bilen LBS, wodurch die Schmerzintensi- Beurteilung des Tests. Treten beim ers-
tät abnimmt. ten Teil des Tests (maximale Innenrota-
AC-Gelenkpathologie: Durch 90° Fle- tion) Schmerzen im Glenohumeralgelenk
xion, 10−15° Adduktion und maxima- auf, die beim zweiten Teil des Tests (ma-
le Innenrotation wird bei instabilem AG ximale Außenrotation) deutlich geringer
Gelenk das relativ abgesenkte Akromion ausgeprägt sind oder gar nicht auftreten,
durch das Tuberculum majus angehoben; ist der Test positiv.
es resultiert eine schmerzhafte Druckbe- Treten die Schmerzen im AC-Gelenk
lastung im AC-Gelenk. auf, ist der Test ein Hinweis auf eine AC-
Gelenkpathologie (. Tab. 27).
Untersuchungstechnik
F Der stehende Patient bringt seinen
im Ellenbogen gestreckten Arm in 90°
Flexion (. Abb. 60).

58 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


4.6 Supine-Flexion-Resistance-Test forward flexion of the arm as if simulating che auf der Untersuchungsliege ab
a throwing motion. The test is considered (. Abb. 62).
Beschreibung positive only if pain is elicited deep inside F Der Patient führt nun eine Wurf-
Klinische Zeichen für die Untersuchung the shoulder joint or at the dorsal aspect of bewegung aus, die durch den vom
der langen Bizepssehne weisen häufig the shoulder along the joint line during the Untersucher im Bereich des distalen
eine unzureichende Spezifität auf und er- resisted movement. Performing the test on Ellenbogens gesetzten Widerstand ge-
möglichen deshalb keine sichere Lokalisa- the nonaffected shoulder should not elicit stoppt wird (. Abb. 63).
tion der Pathologie (SLAP-Komplex, Pul- any pain.” [1]
ley-Komplex). Der Supine-Flexion-Resis- Beurteilung des Tests. Treten Schmer-
tance-Test detektiert eine SLAP-II-Läsion Bio- und Pathomechanismus. Durch zen im „inneren“ oder im Bereich des dor-
zuverlässig (. Tab. 28). die maximale Flexion im Glenohume- salen Gelenkspaltes des Glenohumeralge-
ralgelenk resultiert bei instabilem SLAP- lenks auf, wird der Test positiv gewertet.
Erstbeschreibung durch Ebinger et Komplex der Peel-back-Mechanismus.
al.. „The supine flexion resistance test Bewegt der Patient nun aus der Hyper- Anmerkungen. Die Durchführung des
is performed with the patient in the su- flexion seinen Arm gegen den Wider- Tests auf der gesunden Gegenseite sollte
pine position. The patient is asked to rest stand des Untersuchers in die Extension, nicht schmerzhaft sein.
the arm above the head in full elevation, so resultiert eine Zugbelastung des SLAP-
with the forearm resting on a pallet with Komplexes. Literatur
the palm facing upward. The examiner is 1. Ebinger N, Magosch P, Lichtenberg S, Habermeyer
P (2008) A new SLAP test: the supine flexion resis-
positioned adjacent to the patient on the Untersuchungstechnik tance test. Arthroscopy 24: 500−505
same side as the examined shoulder and F Der Patient liegt auf dem Rücken und
grasps the patient’s arm just distal to the el- legt den maximal flektierten Arm mit
bow. Then the patient is asked to perform a zur Decke zeigender Handinnenflä-

Abb. 62 8 Supine-Flexion-Resistance-Test, Ausgangsposition Abb. 63 8 Supine-Flexion-Resistance-Test. Der Patient führt eine


Wurfbewegung gegen den Widerstand des Untersuchers aus

Tab. 28 Supine-Flexion-Resistance-Test
Autor Struktur Sensitivität (%) Spezifität (%)
Ebinger et al. 2008 SLAP-Läsion 80 69

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 59


Empfehlungen

5 AC-Gelenk-Untersuchung 5.1 Fingerzeichen 5.2 Lokaler Palpationsschmerz


Grundlagen Der Patient wird aufgefordert, mit der AC-Gelenkverletzungen und -patholo-
Die klinische Beurteilung des AC(Akro- Fingerspitze auf das Punctum maximum gien gehen typischerweise mit einem lo-
mioklavikular-)Gelenks gehört zum Stan- seines Schmerzes zu zeigen und führt kalen Druckschmerz über dem gut palpa-
dard jeder Schulteruntersuchung. Die dabei den Zeigefinger der gegenüber- blen AC-Gelenk einher.
häufigsten Erkrankungen des AC-Ge- liegenden Hand gezielt auf das schmer-
lenks, die AC-Gelenkarthrose und -in- zende AC-Gelenk (lokalisierter Schmerz,
stabilität, lassen sich im Rahmen der . Abb. 64).
klinischen Untersuchung gut erfassen
(. Tab. 29).
Gerade bei radiologischen Zeichen
einer AC-Gelenkarthrose entscheidet
die klinische Untersuchung (lokaler Pal-
pationsschmerz, positiver Horizontalad-
duktionstest) über eine notwendige kon-
servative oder operative Intervention. Die
Kombination eines positiven lokalen Pal-
pationsschmerzes und positiven radiolo-
gischen AC-Gelenkarthrosezeichen ergab
den höchsten Grad an diagnostischer Si-
cherheit [7].
Bei der Instabilitätsuntersuchung wer-
den die Integrität bzw. das Verletzungs-
ausmaß der akromio- und korakoklavi-
kulären Ligamente sowie der deltoideo-
trapezoidalen Faszie beurteilt.

Tab. 29 AC-Gelenk-Untersuchung
Autor Test Sensitivität (%) Spezifität (%)
Walton et al. 2004 Lokaler Schmerz 96
Lokaler DS 79
O’Brien 90

Abb. 64 8 Fingerzeichen

60 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


5.3 Horizontaladduktionstest/ 5.4 Klaviertastenphänomen 5.5 Horizontale Instabilität
Cross-Body-Zeichen/LA-Test
Bei AC-Gelenkverletzungen/-instabilitä- Das laterale Klavikulaende wird zwischen
Die Schmerzprovokation im AC-Gelenk ten imponiert ein „relativer“ Klavikula- Daumen und Zeigefinger gegriffen und
erfolgt beim Horizontaladduktionstest hochstand, in praxi ein Schultertiefstand. in anterior-posteriorer Richtung bewegt
(. Abb. 65) durch die passive Hyperad- Das Klaviertastenphänomen beschreibt (. Abb. 68). Eine vermehrte Horizontal-
duktion des Arms in der Horizontalebene die palpable abnorme vertikale Verschieb- verschieblichkeit der lateralen Klavikula
(90° flektierter Oberarm) vor dem Kör- lichkeit im AC-Gelenk (. Abb. 67). Der gegenüber dem Akromion ist insbesonde-
per in Richtung der Gegenschulter. Beim Schulter-Arm-Komplex kann durch axia- re bei chronischer Instabilität gut fassbar.
Cross-Body-Sign (. Abb. 66) wird diese len Druck des Ellenbogens nach kranial
Hyperadduktionsbewegung zur Gegen- reponiert werden.
schulter aktiv (vom Patienten selbst) aus-
geführt (Sensitivität 77−100%, Spezifi-
tät 79%). Bei gleichzeitiger Palpation des
AC-Gelenks wird die Positivität des Tes-
tes erhöht.
Als weiterführende, jedoch invasive
Modifikation dieses Testes kann durch
eine lokale Infiltration des AC-Gelenks
(LA-Test) der lokalisierte Schmerz ausge-
schaltet werden.

Abb. 65 8 Horizontaladduktionstest Abb. 66 8 Cross-Body-Sign

Abb. 67 8 Klaviertastenphänomen Abb. 68 8 Horizontale Instabilität

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 61


Empfehlungen

5.6 Hoher schmerzhafter Bogen höhte, und dass der Nachweis radiologi-
scher und magnetresonanztomographi-
Der Arm wird aus der Neutral-Null- scher Arthrosezeichen wenig mit der Prä-
Stellung aktiv und passiv abduziert senz klinischer Symptome korrelierte.
(. Abb. 69). Zwischen 140° und 180° Ab-
duktion treten Schmerzen am AC-Ge- Literatur
lenk auf, die durch weitere Abduktion zur 1. Brunner UH (2002) Klinische Untersuchung der
Schulter. In: Habermeyer P, Schweiberer L (Hrsg)
Druckerhöhung und Torquierung im AC- Schulterchirurgie, 3. Aufl. Urban & Schwarzenberg,
Gelenk führen und im Gegensatz zum München Jena, S 45−69
schmerzhaften Bogen bei Impingement- 2. Buckup K (2000) Klinische Tests an Knochen, Gelen-
ken und Muskeln. Thieme, Stuttgart New York
syndrom und Rotatorenmanschettenläsi- 3. Chronopoulos E, Kim TK, Park HB (2004) Diagnostic
on (zwischen 70 und 120° Armabduktion) value of physical tests for isolated chronic acromi-
nicht regredient sind. oclavicular lesions. Am J Sports Med 32: 655−661
4. Hegedus EJ, Goode A, Campbell S et al (2008) Physi-
cal examination tests of the shoulder: a systematic
Cave: In einem systematischen Literatur- review with meta-analysis of individual tests. Br J
review mit Metaanalyse der individuellen Sports Med 42(2): 80−92
5. McLaughlin HL (1951) On the frozen shoulder. Bull
Tests zeigte kein Test für AC-Gelenkpa- Hosp Joint Dis 12: 383−3 90
thologien eine signifikante diagnostische 6. Scheibel M, Habermeyer P (2005) Aktuelle klini-
Präzision/Treffsicherheit [4]. sche Untersuchung der Schulter. Orthopäde 34(3):
267−283
Für das AC-Gelenk konnte nachgewie- 7. Walton J, Mahajan S, Paxinos A et al (2004) Diagno-
sen werden, dass die Kombination mehre- stic values of tests for acromioclavicular joint pain.
rer Tests die diagnostische Sicherheit er- J Bone Joint Surg Am 86-A(4): 807−812

Abb. 69 8 Hoher Painful Arc

62 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


6 Skapulaprovokationstests 6.1 Scapular-Assistance-Test
(dynamische Instabilität
der Skapula) Bei der aktiven Flexion des Arms wird
der Angulus inferior bei Scapula alata
Aktive Flexion des Arms vorm Brustkorb durch der Untersucher mit manuellem
mit Abheben der Skapula vom Brustkorb. Druck am Thorax fixiert. Der Test ist
Bei der dynamischen Instabilität liegt die positiv, wenn sich dadurch Beweglich-
Skapula dem Brustkorb bei herunterhän- keit und Schmerzsymptomatik verbes-
genden Armen an (. Tab. 30). sern (. Abb. 70).

Tab. 30 Lateral-Scapular-Slide-Test (>1,0 cm Seitendifferenz)


Autor Abduktion Sensitivität (%) Spezifität (%)
Koslow et al. [3] 0° 35 48
45° 41 54
90° 43 56
0° 35 48

Abb. 70 8 Scapular-Assistance-Test

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 63


Empfehlungen

6.2 Lateral-Scapular-Slide-Test 6.3 Skapuladysbalancen nach Kibler


Die Entfernung der Skapula von der Wir- Kibler et al. [1, 2] teilten die Skapuladysba-
belsäule wird in unterschiedlichen Ab- lancen in drei Typen ein:
duktionsgraden gemessen. Bestimmt F Typ I entspricht einer prominenten
wird der Abstand von der Margo infe- Margo inferior scapulae in Ruhe mit
rior scapulae zum Processus spinosus des Rotation und dorsalem Tilt um eine
nächsten Wirbels. Es werden drei Positio- horizontale Achse während der Be-
nen gemessen: wegung.
F entspannt seitlich herabhängende Ar- F Typ II entspricht einer prominenten
me (. Abb. 71a), Margo medialis in Ruhe mit dorsalem
F Hände auf den Hüften angestellt Tilt und Rotation um eine vertika-
(. Abb. 71b) und le Achse.
F 90° Abduktion mit maximaler Innen- F Typ III entspricht einem prominen-
rotation des Glenohumeralgelenks ten Angulus superior in Ruhe ohne
(. Abb. 71c). wesentliches „scapular winging“ bei
Bewegung.
Ein Unterschied im Seitenvergleich von
>1,5 cm wird als pathologisch gewertet
[3−7].

Abb. 71 8 a, b, c Lateral-Scapular-Slide-Test

64 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


6.4 Skapula-alata-Test/“Pseu- charakteristisch. Die Scapula alata zeigt Literatur
sich dabei besonders deutlich beim Drü- 1. Kibler WB (1998) The role of the scapula in athle-
doflügeln” (Skapula-Winging) tic shoulder function. Am J Sports Med 26(2):
cken gegen eine Wand mit nach vorn aus- 325−337
Beschreibung gestreckten Armen sowie bei Abduktion 2. Kibler WB, Uhl TL, Maddux JWQ et al (2002) Qualita-
Scapula alata bezeichnet das ein- oder des Arms über 90° (Armelevation). Liege- tive clinical evaluation of scapular dysfunction: a
reliability study. J Shoulder Elbow Surg 6: 550–556
beidseitig (Scapulae alatae) auftretende stützen gegen die Wand, dadurch Prüfung 3. Koslow PA, Prosser LA, Strony GA et al (2003) Specifi-
flügelartige Abstehen des Schulterblatts der Kraft des M. serratus anterior im Sei- city of the lateral scapular slide test in asymptoma-
von der Wand des Brustkorbs. Das Phä- tenvergleich, provoziert eine Scapula alata tic competitive athletes. J Orthop Sports Phys Ther
33(6): 331−336
nomen Scapula alata ist ein Symptom ver- (. Abb. 72). Die aktive Flexion des Arms 4. McClure P, Tate AR, Kareha S et al (2009) A clinical
schiedener Erkrankungen. vor dem Brustkorb führt zum Abheben method for identifying scapular dyskinesis, part 1:
Es können verschiedene Formen der der Skapula vom Brustkorb. Dies kann reliability. J Athl Train 44(2): 160−164
5. Scheibel M, Habermeyer P (2005) Aktuelle klini-
Scapula alata in Abhängigkeit von der ge- mit Gewichten verstärkt werden. sche Untersuchung der Schulter. Orthopäde 34:
lähmten Muskulatur unterschieden wer- Eine Lähmung der Mm. rhomboidei 267–284
den. Anhand bestimmter Bewegungen (M. rhomboideus major und M. rhom- 6. Sieb JP, Schrank B (2009) Neuromuskuläre Erkran-
kungen. Kohlhammer, Stuttgart, S 19
kann im Rahmen der klinischen Unter- boideus minor) führt dagegen zu einer 7. Tate AR, McClure P, Kareha S et al (2009) A clinical
suchung zwischen den verschieden For- Lateralstellung des Schulterblatts. Der method for identifying scapular dyskinesis, part 2:
men differenziert werden. mediale Rand des Schulterblatts weicht validity. J Athl Train 44(2): 165−173
8. Warner JJ, Micheli LJ, Arslanian LE et al (1992) Sca-
Neben Läsionen einzelner die Musku- nach innen ab, insbesondere bei Armab- pulothoracic motion in normal shoulders and
latur versorgenden Nerven ist die Scapu- duktion. Eine Zunahme bei Armelevation shoulders with glenohumeral instability and im-
la alata Zeichen der neuralgischen Schul- ist jedoch nicht typisch. Die Mm. rhom- pingement syndrome. A study using Moiré to-
pographic analysis. Clin Orthop Relat Res 285:
teramyotrophie und zahlreichen Muskel- boidei werden durch den N. dorsalis sca- 191−199
erkrankungen mit Beteiligung der Schul- pulae versorgt. 9. Winslow J (1724) Observations anatomiques sur,
tergürtelmuskulatur (z. B. Gliedergürtel- Die Lähmung des M. trapezius (In- quelques mouvements extraordinaires des omo-
plates et des bras, et sur une nouveau espece de
dystrophien und fazioskapulohumera- nervation durch N. accessorius) führt muscles. Mem Acad Royale Sci 3: 98–112
le Muskeldystrophie). Abzugrenzen sind entsprechend der physiologischen Funk-
kongeniale Deformitäten der Skapula, tion zu einer Lateralstellung des Schulter-
Exostosen und Tumoren des Schulter- blatts mit Abstehen des medialen Rands.
blattes. Die Scapula alata nimmt bei Trapeziuspa-
rese durch Armabduktion und Armeleva-
Untersuchungstechnik tion nicht zu.
Bei einer Lähmung des M. serratus ante- Bei der dynamischen Instabilität liegt
rior (Innervation: N. thoracicus longus) die Skapula dem Brustkorb bei herunter-
ist eine Medialstellung des Schulterblatts hängenden Armen an.

Abb. 72 8 Scapula-alata-Test/Pseudoflügeln

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 65


Empfehlungen

7 Thoracic-outlet-Tests Untersuchungstechnik Literatur


Der Arm des sitzenden oder stehenden 1. Adson AW, Coffey JR (1927) Cervical rib: A method of
anterior approach for relief of symptoms by divisi-
7.1 Adson-Test Patienten wird in 15° Abduktion, Außen- on of the scalenus anticus. Ann Surg 85: 839−857
rotation und Überstreckung nach hinten 2. Adson AW (1947) Surgical treatment for symptoms
Beschreibung gebracht. Der Kopf wird zur gesunden produced by cervical ribs and the scalenus anticus
muscle. Surg Gynecol Obstet 85: 687−700
Adson [1] schildert eine Abschwächung Seite gedreht und rekliniert. Der Unter- 3. Colon E, Westdrop R (1988) Vascular compression in
bzw. ein Verschwinden des A.-radialis- sucher tastet den Puls der A. radialis. Der the thoracic outlet: age dependent normative va-
Pulses bei Patienten mit Thoracic-outlet- Test ist positiv, wenn der Untersucher bei lues in noninvasive testing. J Cardiovasc Surg 29:
166−171
Syndrom beim Drehen des Kopfes auf die tiefer Inspiration des Patienten den Puls 4. Gergoudis R, Barnes RW (1980) Thoracic outlet ar-
erkrankte Seite. nur noch abgeschwächt oder gar nicht terial compression: prevalence in normal persons.
Von Wright [8] und Woods [9] wur- mehr tasten kann (. Abb. 73). Eventu- Angiology 31: 538−541
5. Hawkins RJ, Bokor DJ (1990) Clinical evaluation of
de beschrieben, dass auch die Drehung ell kann über der A. subclavia ein Steno- shoulder problems. In: Rockwood CA, Matsen FA
des Kopfes zur Gegenseite zu einer Ab- segeräusch auskultiert werden. Zusätzlich III (eds) The shoulder, vol. 1. Saunders, Philadel-
schwächung des Radialispulses bei Patien- kann der Kopf des Patienten dann zur er- phia, pp 149−177
6. Plewa MC, Delinger M (1998) The false-positive rate
ten mit Thoracic-outlet-Syndrom führen krankten Seite gedreht und der Test so of thoracic outlet syndrome shoulder maneuvers
kann. wiederholt werden (. Abb. 74). in healthy subjects. Acad Emerg Med 5: 337−342
Von Hawkins und Bokor [5] wurde die 7. Warrens A, Heaton JM (1987) Thoracic outlet com-
pression syndrome: the lack of reliability of its cli-
Position des Arms modifiziert in leichte nical assessment. Ann R Coll Surg Engl 69:203−204
Abduktion, Außenrotation und Überstre- 8. Wright IS (1945) The neurovascular syndrome pro-
ckung nach hinten. duced by hyperabduction of the arms. Am Heart
J 29: 1−19
Zwischen 1980 und 1998 wurden vier 9. Woods WW (1965) Personal experiences with surgi-
Untersuchungen zum Einfluss von Pa- cal treatment of 250 cases of cervicobrachial neu-
tientenhaltung auf den Puls der A. radia- rovascular compression syndrome. J Int Coll Surg
44: 273−283
lis bei gesunden Probanden publiziert [4,
7, 3, 6]. Beim Adson-Manöver zeigten sich
falsch-positive Ergebnisse bei 9, 11, 15 bzw.
53% der Untersuchungen.

Abb. 73 8 Adson-Test

Abb. 74 8 Adson-Test

66 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012


7.2 Eden-Test Untersuchungstechnik Literatur
Zur Diagnose des Thoracic-outlet-Syn- 1. Eden KC (1939) The vascular complications of cer-
vical ribs and first thoracic rib abnormalities. Br J
Synonyma: Eden-Manöver, droms. Der Patient sitzt aufrecht in einer Surg 27: 111−139
Kostoklavikularmanöver „militärischen“ Position, die Schultern sol- 2. Falconer MA, Weddel G (1948) Costoclavicular com-
len vom Patienten nach unten und hinten pression of the subclavian artery and vein. Lan-
cet 2: 539−544
Beschreibung gestreckt werden und die Brust wird nach 3. Nord KM, Kapoor P, Fisher J et al. (2008) False positi-
Durch Depression und Retraktion der vorn herausgestreckt. Der Arm des Pa- ve rate of thoracic outlet syndrome diagnostic ma-
Schulter kommt es zu einer Abschwä- tienten wird vom Untersucher nach hin- neuvers. Electromyogr Clin Neurophysiol 48(2):
67−74
chung oder zum Verschwinden des Pul- ten unten gezogen. Der Untersucher tastet 4. Plewa MC, Delinger M (1998) The false-positive rate
ses der A. radialis am betroffenen Arm. den Puls der A. radialis. Der Test ist posi- of thoracic outlet syndrome shoulder maneuvers
Der Zug des Arms nach hinten unten tiv, wenn der Untersucher bei tiefer Ins- in healthy subjects. Acad Emerg Med 5: 337−342
5. Sanders M, Monsour JW, Gerber WF (1979) Scale-
wird mit tiefer Inspiration kombiniert. piration des Patienten den Puls nur noch nectomy versus first rib resection for treatment of
Dazu nimmt der Patient eine aufrechte, abgeschwächt oder gar nicht mehr tasten thoracic outlet syndrome. Surgery 85: 109−121
„militärische“ Position ein [5]. kann (. Abb. 75).
Die Rate an falsch-positiven Ergebnis-
sen ist mit 11−48% hoch [3, 4].

Abb. 75 8 Eden-Test

Interessenkonflikt. Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


The supplement containing this article is not sponsored by industry.

Obere Extremität Supplement 1 · 2012 | 67


Impre ssum Obere Extremität

Eigentümer & Copyright © Springer-Verlag 2012 Springer Medizin c/o Springer-Verlag


GmbH, Tiergartenstr. 17, 69121 Heidelberg, Tel. +49 6221/487-0, www.springer.de. Kontakt
Springer Medizin ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media
Geschäftsführung Springer Medizin: Harm van Maanen (Executive Vice President),
Stephan Kröck, Dr. Esther Wieland, Matthias Wissel Haben Sie Fragen, Anmerkungen,
Leitung Fachzeitschriften: Dr. Paul Herrmann (v.i.S.d.P.) Lob oder Kritik?
Bereichsleitung Wiss. Zeitschriften Heidelberg: Sabine Ibkendanz
Chef vom Dienst/Redaktion: Dr. Frank Sommerauer So erreichen Sie den Verlag: Foto: Jorge Figueiredo, fotolia.com
Redaktion „Obere Extremität“: Petra Elster, Tel. -8814, Fax -68814,
petra.elster@springer.com Fragen zum Abonnement/Adressänderungen
Leitung Copy-Editing/Lektorat: Sabine Hofmann, Tel. -8468, Springer Customer Service Center GmbH
sabine.hofmann@springer.com
Technische Redaktion: Dr. Johannes Morawcsik, Tel. -8900, Fax -68900,
Haberstraße 7, 69126 Heidelberg
johannes.morawcsik@springer.com Tel.: +49 (0)6221/345-4303, Fax: +49 (0)6221/345-4229,
Leitung Herstellung: Alison Hepper, alison.hepper@springer.com Montag bis Freitag, 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr
Chef vom Dienst/Herstellung: Jutta Daum, jutta.daum@springer.com
Gesamtleitung Sales & Marketing: Stephan Kröck
E-Mail: Leserservice@springer.com
Anzeigen: Jens Dessin (Leitung Sales & Advertising); Wichtiger Hinweis: Zeitschriften werden nicht automatisch im Rahmen
Noëla Krischer-Janka (Anzeigenleitung, verantwortlich), noela.krischer@springer.com,
Tel. +49 30/82787-5731, Fax -5300, www.mediadaten.springermedizin.de eines Nachsendeantrags berücksichtigt. Bitte informieren Sie unseren
Gesamtleitung Corporate Publishing: Ulrike Hafner Kundenservice daher frühzeitig über Adressänderungen.
Druck: Stürtz GmbH, Würzburg, Printed in Germany
Erscheinungsweise: vierteljährlich Verlagsredaktion Springer Medizin:
Papierausgabe: ISSN 1862-6599, gedruckt auf säurefreiem Papier.
Elektr. Ausgabe: ISSN 1862-6602. Die elektronische Version finden Sie unter Petra Elster
www.obex.springer.de. Die Formulierungen der Beitragsinhalte können zwischen Online- Springer-Verlag GmbH, Tiergartenstr. 17, 69121 Heidelberg,
und Druckausgabe geringfügig voneinander abweichen.
springerlink@springer.com, Tel. +49 6221/345-4303, Fax -4229 Tel.: +49 (0)6221/487-8814, E-Mail: petra.elster@springer.com
Bezugspreise: Vorzugspreis für persönliche Abonnenten inkl. Online-
Basis-Lizenz 2012:
EUR 168,– (unverb. Preisempfehlung inkl. 7% deutscher MwSt.) zzgl. Versandkosten. Copyright & allgemeine Hinweise: Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen
Vorzugspreis für Ärzte in Aus- und Weiterbildung und Studenten inkl. Online- Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwer tung, die nicht aus-
Basis-Lizenz 2012: drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zu-
EUR 100,80 (unverb. Preisempfehlung inkl. 7% deutscher MwSt.) zzgl. Versandkosten. stimmung des Verlags. Das gilt insbe-sondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über-
Institutspreis inkl. Online-Basis-Lizenz 2012: EUR 386,27 (unverb. Preisempfehlung inkl. setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elek tronischen
7% deutscher MwSt.) zzgl. Versandkosten (Deutschland: EUR 16,–, Ausland: EUR 23,–). Systemen.
Der  Bezugspreis ist im Voraus zu zahlen. Das Abonnement kann bis 30 Tage vor Ende Autoren können unter bestimmten Voraussetzungen an der Ausschüttung der Bibliotheks-
des Bezugszeitraums gekündigt werden. und Fotokopietantiemen teilnehmen. Einzelheiten bei VG WORT, Abt. Wissenschaft, Goet-
Einzelheftpreis 2012: EUR 50,– (unverb. Preisempfehlung inkl. 7% deutscher MwSt.) hestr. 49, 80336 München.
zzgl. Versandkosten.
Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen sind anhand anderer
Bestellungen oder Rückfragen nimmt jede Buchhandlung oder der Verlag entgegen. Literaturstellen oder der Packungsbeilage auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag
Springer Customer Service Center GmbH, Haberstr. 7, 69126 Heidelberg, übernimmt keine Gewähr.
Tel. +49 6221/345-4303, Fax -4229, Leserservice@springer.com
(Mo.–Fr. 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr)

Titelbild: © Universitätsklinikum Regensburg, Abt. für Unfallchirurgie

68 | Obere Extremität Supplement 1 · 2012

Das könnte Ihnen auch gefallen