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der Romantik)
Author(s): Peter Brang
Source: Zeitschrift für Slavische Philologie, Vol. 59, No. 1 (2000), pp. 67-93
Published by: Universitätsverlag WINTER Gmbh
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/24003112
Accessed: 16-06-2023 16:21 +00:00
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Parodie und Sprache
Puskin als pathetischer Satiriker
(Überlegungen zu seiner Stellung in der Romantik)
1 Öyievs'kyj 1937, 6.
2 Dazu vgl. auch Peters 1993.
3 Vgl. Brang 1988, 36-48; 1997; 2000 (in seiner Besprechung von Sainte-Beuves
Penstes kritisiert Puäkin, daß auch die französische Romantik am überkomme
nen Augenreim festhält: „Wie kann man ewig nur für das Auge reimen und nich
für das Ohr?" Zitiert nach Puäkin, PSS 11, 200; im weiteren einfach; PSS. - Irin
Jur'eva, Moskau, macht mich darauf aufmerksam, daß bereits in dem Gedicht
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68 Peter Brang
Моему Аристарху (1815) sich ein deutlicher Beleg für „Mündlichkeit" findet:
„Сижу ли с добрыми друзьями, / Лежу ль в постели пуховой, / Брожу ль над
тихими водами / В дубраве темной и глухой, / Задумаюсь - взмахну руками, /
На рифмах вдруг заговорю - / И никого уж не морю / Моими резвыми
стихами... / Но ежели когда-нибудь, / Желая в неге отдохнуть, / Расположась
перед камином, / Один, свободным господином, / Поймаю прежню мысль мою,
- / То не для имени поэта / Мараю два иль три куплета, / И их вполголоса
пою." (PSS 1, 153 f.)
4 Siehe die Anthologie Dichter lesen. Von Geliert bis Liliencron. Bd.l, Mar
bach a. Neckar 1984.
5 „Климат, образ правления, вера дают каждому народу особенную физио
номию, которая более или менее отражается в зеркале поэзии. Есть образ
мыслей и чувствования, есть тьма обычаев, поверий и привычек, при
надлежащих исключительно какому-нибудь народу." (PSS 11, 40 )
«PSS 11, 27-29.
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Parodie und Sprache 69
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72 Peter Brang
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Parodie und Sprache 73
26 In Puskins Bibliothek befand sich eine aus dem Jahre 1814 stammende fran
zösische Übersetzung der Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur
von A. W. Schlegel: Cours de litterature dramatique. Paris 1814; von der drei
bändigen Ausgabe waren lediglich 85 Seiten des 3. Bandes nicht aufgeschnitten;
die nahe Bekanntschaft Puskins mit diesem Werk Schlegels hat Ν. K. Kozmin sei
nerzeit in dem Aufsatz „Vzgljad Puskina na dramu" nachgewiesen (Pamjati
PuSkina. Sbornik statej. Spb. 1900, 207-213). Von F. Schlegel besaß PuSkin die
Geschichte der alten und neuen Litteratur, ebenfalls in französischer Überset
zung: Histoire de la Litterature ancienne et moderne, vol. 1-2, Paris 1829; von
diesem Werk waren die ersten 185 Seiten des ersten Bandes aufgeschnitten (vgl.
die von B. Modzalevskij besorgte Beschreibung von Puskins Bibliothek in Риёкгп
i ego sovremenniki. Materialy i issledovanija. Vyp. 9-10, Spb. 1910, 331); gerade
in diesem Abschnitt sind allgemeine Ausführungen F. Schlegels über die Sprache
enthalten.
27 F. Schlegel, Athenäumsfragmente. In: Charakteristiken und Kritiken I. (=
Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, hrsg. E. Behler, Bd. 2). München - Pader
born - Wien 1967, 206.
22 Ibid., 236.
22 Ibid., 204.
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74 Peter Brang
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Parodie und Sprache 75
32 PSS 6, 638.
33 „Не верь Η. Раевскому, который бранит его - он ожидал от меня роман
тизма, нашел сатиру и цинизм и порядочно не расчухал" (PSS 13, 87).
34 Daran ändert wohl auch die Tatsache nichts, daß Puäkin den Begriff
„Satire" in der Anwendung auf andere Dichter weiterhin im allgemein üblichen
weiten Sinn gebraucht; so faßt er 1830 den gesellschaftskritischen Gehalt von
Griboedovs Gore ot uma und Fonvizins Nedorosl' in den Begriff „dramatische
Satire" (PSS 11,180) und nennt an anderer Stelle den Nedorosl'das einzige Denk
mal der russischen Nationalsatire (народная сатира) (PSS 11, 155) und dessen
Autor den „kühnen Beherrscher der Satire" usw.
35 „Ты говоришь о сатире англичанина Байрона и сравниваешь ее с моею, и
требуешь от меня таковой же! Нет, моя душа, многого хочешь. Где у меня
camupal о ней и помину нет в Евг. Он. У меня бы затрещала набережная, если
б коснулся я сатиры." (PSS 13, 155; Hervorhebung von Puäkin). 'Nabereinaja'
meint nicht etwa das Zarenregime, sondern tatsächlich die Neva-Ufer in Peters
burg. Alle 17 Belege für dieses Wort wurden auf eine etwaige metonymische
Bedeutung überprüft.
33 PSS 13, 152.
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76 Peter Brang
37 Diese Satire war bereits am 27. 3. 1829 geschrieben, im September des glei
chen Jahres aber zunächst von der Zensur verboten worden. Sie wurde in den
Severnye cvety na 1830 g. gedruckt.
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Parodie und Sprache 77
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78 Peter Brang
digenden Bemerkungen, A
dergleichen erschöpft hab
Schlegels über jene Art von
keit, Gediegenheit und Sy
möchte und der als Satire d
glaubt, durch diese seine s
gen, daß er erstaunt ist, w
Как сатирой безымян
Лик зоила я пятнал,
Признаюсь: на вызов бранный
Возражений я не ждал. [...] (1829)
Ähnliches Erstaunen spricht aus den Worten Feofilakt Kosickins im
zweiten Artikel gegen Bulgarin und Grec. Hinter diesem Namen ver
birgt sich der Satiriker Puskin, und mit der Wahl dieses Pseudonyms
bringt er den moralischen Anspruch seiner Satire zum Ausdruck. Feo
filakt, zu griechisch 'theos' und 'phylattein', heißt wörtlich „von Gott
geschützt"41, Kosickin ist vermutlich zu kosa 'Sense' und kosit'
'mähen' zu stellen. Kosickin erklärt:
„Ich muß bekennen, daß ich nach dem Artikel, in welchem ich Α. A.
Orlov so feierlich gerechtfertigt und verteidigt hatte, nicht erwarten
konnte, daß die Severnaja Pcela ihre Angriffe auf meinen edlen
Freund [...] erneuern würde." Dann stellt Kosickin fest, daß diese
Angriffe schon bedeutend schwächer geworden sind, „aber ich werde
nicht ruhen, ehe ich die hartnäckigen Bedränger meines Freundes
nicht zu völligem Schweigen gezwungen habe. [...]" Und am Ende wie
der: „Ich hoffe, daß diese maßvolle Äußerung die letzte gewesen ist
und daß die ehrenwerten Herausgeber der Severnaja Pcela, des Syn
Otecestva und des Severnyj Archiv mich nicht noch einmal auf ein
Gebiet locken, auf dem ich selten, aber nicht ohne Erfolg erscheine,
wie Sie zu sehen belieben." Es gibt weitere Äußerungen, die davon
zeugen, wie sehr Puskin sich seiner satirischen Überlegenheit bewußt
war, die aber auch zeigen, daß er nur gelegentlich Gebrauch von ihr
machen wollte: „Die Hände jucken mir", schrieb er im Mai 1830 an
Pletnev, „ich möchte Bulgarin vernichten (хочется раздавить Булга
рина). Aber ziemt es mir, Aleksandr Puskin, wenn ich mit dem Boris
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Parodie und Sprache 79
42 Vgl. auch: „Sich mit den Journalen herumzustreiten, tut einmal in fünf Jah
ren gut, und selbst dann Kosiökin, und nicht mir." (PSS 15, 29)
« Brang 1952, 48-120.
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80 Peter Brang
« PSS 8, 482 f.
45 Lisenkov wird zitiert nach: Materialy dlja istorii russkoj kniinoj torgovli,
pod red. R. A. Efremova, Spb. 1879, S. 67.
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Parodie und Sprache 81
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82 Petek Brang
Man kann ein solches Verhältnis zur Sprache als magisch bezeich
nen, und man hat es getan. Ich beziehe mich auf ein klassisches Werk,
auf des Romanisten Karl Vosslers Geist und Kultur in der Sprache
(1925).54 Es unterscheidet zwei Verhaltensweisen gegenüber der Spra
che als dem Menschen von jeher eigene, die magische und die mysti
sche. Beide haben ihren Ursprung in der Erkenntnis, daß das Denken
in der Sprache gefangen ist. Während die Mystiker versuchen, seine
Fesseln zu durchbrechen, „glauben" die Magiker der Sprache; sie
sehen die enge Beziehung zwischen ihr und der Wirklichkeit; sie füh
len, daß die Sprache nicht nur ihr Gesetz von der Welt empfängt, son
dern diese auch nach jenem Gesetz regiert. Beide Auffassungen haben
natürlich ihre Berechtigung. Diese liegt in dem Verhältnis von Sym
bol und Gemeintem begründet. Sie läßt sich, was die „magische" Hal
tung betrifft, auch aus den Untersuchungen ersehen, die später Leo
Weisgeber in der Zeitschrift „Wörter und Sachen"55 über die Wechsel
wirkung zwischen Sprache und Leben angestellt hat. Vossler wies
darauf hin, daß die magische Haltung sehr ausgeprägt in der deut
schen Frühromantik zu finden ist, die mystische eher in der jüngeren
Romantik.
In der russischen Romantik ist vor allem die mystische Auffassung
vertreten. Wir finden sie, besonders im Anschluß an Schelling, bei
Odoevskij, Tjutcev („Silentium") und Sevyrev, daraufhat Setschkareff
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Parodie und Sprache 83
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84 Peter Brang
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Parodie und Sprache 85
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86 Peter Brang
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Parodie und Sprache 87
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88 Peter Brang
83 PSS 11, 212 („Всему свету известно, что никто постояннее моего не сле
вал за исполинским ходом нашего века."). An diese Puskinsche Anprangerun
der Phrase erinnerte man sich, gern und getröstet, während der vergange
Jahrzehnte, wo solches „во всем мире", „всему миру известно" und ähnlich
zum Standardvokabular der sowjetischen Publizistik und Wissenschaftsspr
gehörte.
84 PSS 11, 62 („красноречивыми доказательствами исполинских успехов
нашего просвещения").
85 PSS 11, 212 („Сколько глубоких и блистательных творений [...] вышло у
нас из печати в течение последнего десятилетия (шагнувшего так далеко впе
ред) и обратило на себя справедливое внимание завидующей нам Европы!").
86 PSS 11, 212 („Г. Греч в журнале, с жадностию читаемом во всей просве
щенной Европе, дает понимать [...]. Полагаю себя в праве объявить во
услышание всей Европы, что [..·]"· Hervorhebung hier von Puskin).
87 PSS 12, 67 (Находя событие сие приятным для наблюдателя успе
хов в нашем отечестве [...]". Hervorhebung hier von Puskin.) - Bemer
kenswert ist ein Irrtum, der bei der Übersetzung dieses Aufsatzes in der - im all
gemeinen verläßlichen - Ausgabe des Aufbau-Verlags (1965) unterlief: statt
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Parodie und Sprache 89
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90 Peter Brang
Aber seit Mitte der zwanziger Jahre wird dieses Verfahren nicht
mehr bloß scherzend, sondern auch in sehr ernstem Sinne gebraucht,
und in dieser Verwendung stilistischer Möglichkeiten zur Klärung
„existenzieller" Fragen unterscheidet sich Puskin von seinen Vorgän
gern. „Der Stand der Leser ist klein an Zahl", heißt es 1830 in dem
Aufsatz über Baratynskij, „und er wird von den Journalen beherrscht,
die über die Literatur urteilen wie über die Nationalökonomie, über
die Nationalökonomie wie über die Musik - d. h. aufs Geratewohl [...]
(t.e. naobum)."92 „Mit Kritik beschäftigen sich bei uns hauptsächlich
Journalisten, d. h. entrepreneurs, Leute, die ihr Geschäft verstehen,
aber nicht nur keine Kritiker, sondern nicht einmal Literaten sind"
(vermutlich 1830).93 In einem Brief an Ε. M. Chitrovo vom Februar
1831 liest man: „D'ailleurs ce qu'il у a de bon est si peu pour frapper
le respectable public (c'est ä dire, la canaille qui nous juge)."94 In der
Pikovaja Dama heißt es über Elizaveta Ivanovna: „Man verlangte
von ihr, daß sie gekleidet sei wie alle, das heißt wie sehr wenige."95
Auch hier führt „Sprachbewußtheit", Reflexion über die Sprache zu
einer Überprüfung des Begriffes „alle" und entdeckt, daß jene Leute,
die sich zur Welt zählen, sie nicht ausmachen. Ähnlich heißt es im
Roslavlev: „Der Vater Polinas war ein verdienter (zasluzennyj) Mann,
d. h. er fuhr sechsspännig und trug Schlüssel und Ordensstern und war
im übrigen leichtsinnig und beschränkt."96 In einem aus dem März
1831 stammenden Brief an Pletnev, der ein Jahr später Rektor der
Petersburger Universität wurde, tritt Puskin für eine Übernahme des
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Parodie und Sprache 91
Auch bei Puskins Kampf gegen die Phrase, bei der Korr
er an „eingebürgertem" ebenso wie an unklar-verschwo
Sprachgebrauch vornimmt, haben wir es mit einer Form de
ziellen Reflektiertheit" seines Verhältnisses zur Sprache
begegnen hier seiner Entschlossenheit, sich nicht von de
täuschen zu lassen, seiner Überzeugung von dem (da auch di
dem Gesetz unterworfen ist, daß Sein und Bewußtsein ni
sind) „unwillkürlichen" Ausdruckswert der sprachlichen
und seiner Fähigkeit, diesen Ausdruckswert zu erkennen
stellen.
Wenn das Interesse an der sprachlichen Form in späterer Zeit
nicht mehr so intensiv war, so kann man für einen solchen Intensi
tätsverlust jene beiden Möglichkeiten verantwortlich machen, die der
Beschäftigung mit einem Problem ein Ende setzen: die Lösung des
Problems oder seine Ablösung durch andere, die sich in den Vorder
grund drängen. Im Verlaufe der auf Puskin folgenden Zeit gewannen
die Fragen der „direkten" moralischen oder sozialen Wirkung des
Kunstwerks so an Bedeutung, daß der Weg über die sprachliche Form
als Umweg oder gar als Irrweg angesehen wurde. Ohne Zweifel hatte
aber auch die Erweiterung, Verfeinerung und Schmeidigung der
sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten, die Chromatik, mit der die
russische Sprache durch PuSkin und seine „romantischen" Zeitgenos
sen gegen ihre obere Grenze hin bereichert wurde, einem solchen
Ringen mit der Sprache viel von seiner Dringlichkeit genommen.
Rußland hatte, und das war vornehmlich der Leistung dieser Dichter
zu verdanken, eine „metaphysische Sprache" bekommen. Dabei
machte sich zugleich auch die Relativität der Reize bemerkbar: das
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92 Petek Brang
Literatur
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Parodie und Sprache 93
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