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DIE VERW ANDLUNG

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen er wachte, f and er sich
in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungezief er ver wandelt . Er lag auf seinem
panzer artig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen
gewölbten, br aunen, von bogenf örmigen Verst eif ungen geteilten Bauch, auf
dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten ber eit, kaum
noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonst igen Umf ang
kläglich dünnen Beine f limmerten ihm hi lf los vor den Augen.
»W as ist mit mir geschehen?«, dachte er . Es war
kein Traum. Sein Zimmer, ein r icht iges, nur
et was zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig
zwischen den vier wohlbekannten W änden. Über
dem Tisch, auf dem eine auseinander gepackte
Musterkollektion von Tuchwaren ausgebreitet
war - Samsa war Reisender - hing das Bild, das
er vor kurzem aus einer illustr ierten Zeitschr if t
ausgeschnitten und in einem hübschen,
vergoldeten Rahmen untergebracht hat te. Es stellt e eine Dame dar, die mit
einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, auf recht dasaß und einen schwer en
Pelzm uff , in dem ihr ganzer Unterar m verschwunden war, dem Beschauer
entgegenhob.

Das trübe Wetter macht ihn ganz melancholisch, er möchte eigentlich noch ein wenig
weiterschlafen. Weil er sich aber nicht auf die gewohnte rechte Seite drehen kann, gelingt das
nicht.

»Ach Gott«, dachte er, »was f ür einen anstrengenden Ber uf habe ich gewählt!
Tag aus, Tag ein auf der Reise. Die geschäf tlichen Auf regungen sind viel größer,
als im eigent lichen Geschäf t zu Hause, und außerdem ist mir noch diese Plage
des Reisens auf erlegt, die Sorgen um die Zuganschlüsse, das unregelmäßige,
schlechte Essen, ein immer wechselnder, nie andauer nder, nie her zlich
werdender menschlicher Verkehr. Der Teuf el soll das al les holen!« Er f ühlte ein
leichtes Jucken oben auf dem Bauch; schob sich auf dem Rücken langsam näher
zum Bettpf osten, um den Kopf besser heben zu können; f and die juckende
Stelle, die mit lauter kleinen weißen Pünktchen beset zt war, die er nicht zu
beurte ilen verstand; und wollte mit einem Bein die Stelle betasten, zog es aber
gleich zurück, denn bei der Berührung umwehten ihn Kälteschauer.

Gregor beklagt sein Leben. Dieses frühzeitige Aufstehen macht einen ganz blödsinnig. Er muß
aber durchhalten – seine Eltern haben eine Schuld an seinen Chef, Gregor schätzt daß er noch
fünf, sechs Jahre abzuzahlen hat, ehe er kündigen kann.

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Vorläuf ig allerdings muß ich auf stehen, denn mein Zug f ährt um f ünf .«
Und er sah zur W eckuhr hinüber, die auf dem Kasten tickte . »Himmlischer
Vater!«, dachte er. Es war halb sieben Uhr, und die Zeiger gingen ruhig
vor wärts, es war sogar halb vorüber, es näherte sich schon dr eiviertel. Sollte der
W ecker nicht geläut et haben? Man sah vom Bett aus, daß er auf vier Uhr r icht ig
eingestellt war; gewiß hatte er auch geläutet. Ja, aber war es möglich, dieses
möbelerschütternde Läuten r uhig zu ver schlaf en? Nun, ruhig hatte er ja nicht
geschlaf en, aber wahrscheinlich desto f ester.

Gregor gerät in Unruhe. Doch noch bevor er sich hat entschließen können, das Bett zu verlassen,
klopft es an die Tür.

»Gregor«, rief es - es war die Mutter - , »es ist dreiviertel sieben. W olltest du
nicht wegf ahren?« Die sanf te Stimme! Gregor erschrak, als er seine ant wortende
Stimme hörte, die wohl unverkennba r seine f rühere war, in die sich aber, wie von
unten her, ein nicht zu unter drückendes, schmer zliches Piepsen mischte, das die
W orte f örmlich nur im ersten Augenblick in ihrer Deutlichkeit beließ, um sie im
Nachklang derart zu zerstör en, daß man nicht wußt e, ob man recht gehört hatte.
Gregor hatte ausf ührlich ant worten und alles erklären wollen, beschränkte sich
aber bei diesen Um ständen darauf , zu sagen: »Ja, ja, danke Mutter, ich stehe
schon auf .« Inf olge der Holztür war die Veränderung in Gregors Stimme dr außen
wohl nicht zu merken, denn die Mutter beruhigte sich mit dieser Erklärung und
schlürf te davon. Aber durch das kleine Gespräch waren die anderen
Familienmitglieder darauf aufmerksam gewor den, daß Gregor wider Er warten
noch zu Hause war, und schon kl opf te an der einen Seitent ür der Vater,
schwach, aber mit der Faust. »Gregor, Gregor«, rief er, »was ist denn?« Und
nach einer kleinen W eile mahnte er nochmals mit tief erer Stimme: »Gregor!
Gregor!« An der anderen Seitentür aber klagte leise die Schwester: »Gregor? Ist
dir nicht wohl? Brauchst du et was?« Nach beiden Seiten hin ant wortete Gregor:
»Bin schon f ertig«, und bem ühte sich, durch die sorgf ältigste Aussprache und
durch Einschaltung von langen Pausen zwischen den einzelnen W orten seiner
Stimme alles Auf f allende zu nehmen. Der Vater kehrte auch zu seinem Frühst ück
zur ück, die Schwest er aber f lüsterte: »Gregor, mach auf , ich beschwöre dich. «
Gregor aber dachte gar nicht daran auf zumachen, sonder n lobte die vom Reisen
her über nommene Vorsicht, auch zu Ha use alle Türen während der Nacht zu
ver sperren.

Jetzt will er erst einmal ruhig aufstehen, sich anziehen und vor allem frühstücken, und dann erst
das Weitere überlegen. Die Veränderung der Stimme ist wohl nichts anderes, als der Vorbote einer
tüchtigen Verkühlung.

Die Decke abzuwer f en war ganz einf ach; er brauchte sich nur ein wenig
auf zublasen und sie f iel von selbst. Aber weiterhin wurde es schwierig,
besonders weil er so ungemein breit war. Er hätte Arme und Hände gebraucht,
um sich auf zurichten; st att dessen aber hatte er nur die vielen Beinchen, die
ununter brochen in der verschiedenst en Bewegung waren und die er überdies

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nicht beherrschen konnte. W ollte er eines einmal einknicken, so war es das
erste, daß es sich streckte; und gelang es ihm endlich , mit diesem Bein das
auszuf ühren, was er wollte, so arbeiteten inzwischen alle anderen, wie
f reigelassen, in höchster, schmer zlicher Auf regung. »Nur sich nicht im Bett
unnüt z auf halten«, sagte sich Gregor.

Nun ist es aber nicht so einfach, aus dem Bett hinauszukommen. Er beherrscht seinen neuen
Körper noch nicht, schlägt an den Bettpfosten an und er hat Angst, seinen Kopf zu verletzen.

»Schon sieben Uhr«, sagte er sich beim neuer lichen Schlagen des W eckers,
»schon sieben Uhr und noch immer ein solcher Nebel.« Und ein W eilchen lang
lag er ruhig mit schwachem Atem, als erwarte er vielleicht von der völligen Stille
die W ieder -kehr der wirklichen und selbst ver ständlichen Ver hältnisse.
Dann aber sagte er sich: »Ehe es einviertel acht schlägt, muß ich unbed ingt das
Bett vollständig ver lassen haben. Im übrigen wird auch bis dahin jemand aus
dem Geschäf t kommen, um nach mir zu f ragen, denn das Geschäf t wird vor
sieben Uhr geöf f net.« Und er macht e sich nun daran, den Körper in seiner
ganzen Länge vollst ändig gl eichmäßig aus dem Bett hinauszuschaukeln.

Zehn Minuten später ist er erst zur Hälfte aus dem Bett geschaukelt – da wird an der Wohnungstür
geläutet. Zu seinem Ärgernis hört Gregor die Stimme des Prokuristen. Der Prokurist selbst kommt
nachschauen, wo denn Gregor bleibt. Erregt schwingt Gregor sich aus dem Bett. Es gibt einen
laute Schlag, der vor der Tür auch gehört wird.
Nun ist die ganze Familie beunruhigt. Aus dem Nebenzimmer rechts flüstert die Schwester, im
Nebenzimmer links werden der Vater, die Mutter und der Prokurist immer ungeduldiger. Wenn
das Weinen der Schwester und das Zureden der Eltern zu nichts führen, erhebt der Prokurist seine
Stimme.
Er droht mit Entlassung, wirft Gregor vor, daß seine Leistungen in letzter Zeit unbefriedigend
seien und deutet an, daß sie Gregor viellleicht nicht dieses Geld hätten anvertrauen dürfen. Nun
gerät Gregor außer sich. Er verliert die Ruhe, ruft Entschuldigungen und Erklärungen, und
versucht wie wild die Tür zu erreichen um sie zu öffnen.

Zuerst glitt er n un einige Male von dem glatten Kasten ab, aber endlich gab er
sich einen let zten Schwung und stand auf recht da; auf die Schmer zen im
Unter leib achtete er gar nicht mehr, so sehr sie auch brannten. Nun ließ er sich
gegen die Rückenlehne eines nahen Stuhles f allen, an deren Rändern er sich mit
seinen Beinchen f esthielt. Dam it hatte er aber auch die Herrschaf t über sich
erlangt und verstum mte, denn nun konnt e er den Pr okuristen anhören.
»Haben Sie auch nur ein W ort verstanden?«, f ragte der Prokurist die Elter n, »er
macht sich doch wohl nicht einen Narren aus uns?« »Um Gottes willen«, rief die
Mutter schon unter W einen, »er ist vielleicht schwer krank, und wir quälen ihn.
Grete! Grete!« schrie sie dann. »Mutter ?« rief die Schwest er von der anderen
Seit e. Sie verständigten sich durch Gregors Zimmer. »Du mußt augenblicklich
zum Ar zt. Gregor ist krank. Rasch um den Ar zt. Hast du Gregor jetzt reden
hören?« »Das war eine Tierst imme«, sagte der Prokurist, auff allend leise
gegenüber dem Schr eien der Mutter.

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Gregor wird nun ruhiger. Es tut ihm wohl, daß man jetzt weiß daß etwas nicht in Ordnung ist.
Langsam schiebt er sich zur Tür hin. Dann macht er sich daran, mit dem Mund den Schlüssel im
Schloß umzudrehen.

Es schien leider, daß er keine eigent lichen


Zähne hatte, - womit sollte er gleich den
Schlüssel f assen? - aber daf ür waren die
Kief er f reilich sehr stark; mit ihrer Hilf e
brachte er auch wirklich den Schlüssel in
Bewegung und acht ete nicht darauf , daß er
sich zweif ellos irgendeinen Schaden zuf ügte,
denn eine br aune Flüssigkeit kam ihm aus dem
Mund, f loß über den Schlüssel und tropf te auf
den Boden.
»Hören Sie nur«, sagte der Prokur ist im
Nebenzimmer, »er dreht den Schlüssel um.«
Das war f ür Gregor eine große Auf munterung;
aber alle hätten ihm zuruf en sollen, au ch der
Vater und die Mutter: »Frisch, Gregor«, hätten sie ruf en sollen, »immer nur
heran, f est an das Schloß heran!«

Diese Vorstellung gibt ihm Kraft. Er umtanzt das Schloß; hängt sich mit seinem Körpers daran -
endlich schnappt es auf. Dann legt er den Kopf auf die Klinke, um die Türe gänzlich zu öffnen.

Da er die Türe auf diese W eise öf f nen mußte, war sie eigent lich schon recht weit
geöff net, und er selbst noch nicht zu sehen. Er mußte sich erst langsam um den
einen Türf lügel herumdrehen, und zwar se hr vorsicht ig, wenn er nicht gerade vor
dem Eintr itt ins Zimmer plump auf den Rücken f allen wollte. Er war noch mit
jener schwierigen Bewegung beschäf tigt und hatte nicht Zeit, auf anderes zu
achten, da hörte er schon den Prokuristen ein lautes »Oh!« ausst oßen - es
klang, wie wenn der W ind saust und nun sah er ihn auch, wie er, der der Nächste
an der Türe war, die Hand gegen den off enen Mund dr ückte und langsam
zur ück wich, als vert reibe ihn eine unsichtbare, gleichmäßig f ortwirkende Kr af t.
Die Mutter - sie stand hier trot z der Anwesenheit des Prokuristen mit von der
Nacht her noch auf gelösten, hoch sich sträubenden Haaren - sah zuerst mit
gef alteten Händen den Vater an, ging dann zwei Schritte zu Gregor hin und f iel
inmitten ihrer rings um sie herum sich aus breitenden Röcke nieder, das Gesicht
ganz unauff indbar zu ihrer Brust gesenkt. Der Vater ballt e mit f eindseligem
Ausdruck die Faust, als wolle er Gregor in sein Zimmer zur ückstoßen, sah sich
dann unsicher im W ohnzimmer um, beschattete dann mit den Händen d ie Augen
und weinte, daß sich seine mächtige Br ust schüttelte.
(…)
»Nun«, sagte Gregor und war sich dessen wohl bewußt, daß er der einzige war ,
der die Ruhe bewahrt hatte, »ich werde mich gleich anziehen, die Kollektion
zusammenpacken und wegf ahren. W ollt Ihr, wollt Ihr mich wegf ahren lassen?

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Nun, Herr Prokurist, Sie sehen, ich bin nicht starrköpf ig und ich arbeite gern; das
Reisen ist beschwer lich, aber ich könnte ohne das Reisen nicht leben. W ohin
gehen Sie denn, Herr Prokurist? Ins Geschäf t? Ja? W erden Sie alles
wahrheitsgetreu berichten?«

Und Gregor redet und redet weiter, aber der Prokurist hört gar nicht zu. Er läuft weg! In dieser
Stimmung darf Gregor ihn auf keinen Fall weggehen. Der Prokurist muß gehalten, beruhigt, und
gewonnen werden; die Zukunft Gregors und seiner Familie hängt doch davon ab! Gregor muß
handeln. Zu seiner Freude bemerkt er, daß die Beinchen ihn gehorchen, sie tragen ihn wohin er
will. Der Prokurist ist schon auf der Treppe…

Gregor nahm einen Anlauf , um ihn möglichst sicher ein zuholen; der Pr okurist
mußte et was ahnen, denn er machte einen Spr ung über mehrere Stuf en und
ver schwand; »Huh!« aber schrie er noch, es klang durchs ganze Treppenhaus.
Leider schien nun auch diese Flucht des Prokuristen den Vater, der bisher
ver hältnismäß ig gefaßt gewesen war, völlig zu ver wirren, denn statt selbst dem
Prokuristen nachzulauf en oder wenigst ens Gregor in der Verf olgung nicht zu
hindern, packte er mit der Recht en den Stock des Prokuristen, den dieser mit
Hut und Über zieher auf einem Sessel zu rückgelassen hatte, holte mit der Linken
eine große Zeit ung vom Tisch und m achte sich unter Füßestampf en dar an,
Gregor durch Schwenken des Stockes und der Zeitung in sein Zimmer
zur ückzutreiben. Kein Bitten Gregors half , kein Bitten wurde auch ver standen, er
mochte den Kopf noch so demüt ig drehen, der Vater stampf te nur stärker mit den
Füßen.

Unerbittlich drängt der Vater ihn zurück. Gregor aber hat noch gar keine Übung im
Rückwärtsgehen, es geht wirklich sehr langsam. Endlich entschließt er sich, eine zeitraubende
Umdrehung zu machen. Der Vater scheint zu begreifen was er will, stört ihn hierbei nicht, dirigiert
sogar die Drehbewegung mit seinem Stock. Wenn er dann endlich vor der Türöffnung ist, zeigt es
sich, daß sein Körper zu breit ist, um durchzukommen. Es fällt dem Vater nicht ein, den anderen
Türflügel zu öffnen. Er will bloß daß Gregor rasch in sein Zimmer kommt. Gregor drängt sich in
die Tür. Die eine Flanke wird ganz wundgerieben, an der weißen Tür bleiben häßliche Flecken,
dann steckt er fest - da gibt ihm der Vater von hinten einen starken Stoß, und er fliegt, heftig
blutend, weit in sein Zimmer hinein. Die Tür wird noch mit dem Stock zugeschlagen.

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II

Erst abends erwacht Gregor. Er hat Schmerzen, trotzdem schleppt er sich zur Türe hin; dort steht
ein Napf mit süßer Milch und Weißbrot. Überrascht muß er fesstellen, daß es ihm überhaupt nicht
schmeckt, mit Widerwillen wendet er sich wieder ab.
Am nächsten Morgen tritt Grete nervös und zögernd ein. Gregor hält sich unter dem Kanapee
versteckt. Neugierig beobachtet er seine Schwester. Ob sie wohl bemerken wird, daß ihm die
Milch nicht schmeckt? Sie bemerkt es, und erfreut Gregor mit ihrer Reaktion:

Sie bracht e ihm, um seinen Geschmack zu prüf en, eine ganze Auswahl, alles auf
einer alten Zeitung ausgebreitet. Da war altes halbverf aultes Gemüse; Knochen
vom Nachtmahl her, die von f estgewordener weißer Sauce umgeben waren; ein
paar Rosinen und Mandeln; ein Käse, den Gregor vor zwei Tagen f ür
ungenießbar erklärt hatte; ein trockenes Brot , ein m it Butter beschmiertes und
gesalzenes Brot. Außerdem stellte sie zu dem allen noch den wahrscheinlich ein
f ür allemal f ür Gregor bestimmten Napf , in den sie W asser gegossen hatte. Und
aus Zartgef ühl, da sie wußte, daß Gregor vor ihr nicht essen würd e, entf ernte
sich eiligst und drehte sogar den Schlüssel um, damit nur Gregor merken könne,
daß er es so behaglich machen dürf e, wie er wolle. Gregors Beinchen
schwirrten, als es jetzt zum Essen ging. Seine W unden mußten übr igens auch
schon vollständig geh eilt sein, er f ühlte keine Behinderung mehr, er staunte
darüber und dachte daran, wie er vor mehr als einem Monat sich mit dem Messer
ganz wenig in den Finger geschnitten, und wie ihm diese W unde noch vorgestern
genug weh getan hat te.
»Sollte ich jet zt we niger Feingef ühl haben?«, dachte er und saugte schon gier ig
an dem Käse, zu dem es ihn vor allen anderen Speisen sof ort und nachdrücklich
gezogen hatte. Rasch hintereinander und mit vor Bef riedigung tränenden Augen
ver zehrte er den Käse, das Gemüse und die Sauce; die f rischen Speisen
dagegen schmeckten ihm nicht, er konnte nicht einmal ihr en Geruch vertragen
und schleppte sogar die Sachen, die er essen wollt e, ein St ückchen weiter weg.
Er war schon längst mit allem f ertig und lag nun f aul auf der gleichen S telle, als
die Schwester zum Zeichen, daß er sich zurückziehen solle, langsam den
Schlüssel umdr ehte. Das schreckte ihn sof ort auf , trotzdem er schon f ast
schlummerte, und er eilte wieder unter das Kanapee.

Auf diese Weise bekommt Gregor nun täglich sein Essen – schweigend, oder höchstens seufzend,
bringt und räumt die Schwester. Neuigkeiten, oder überhaupt Gespräche, kann Gregor nur
horchend aus dem Nebenzimmer mitkriegen.

Schon im Lauf e des erst en Tages legte der Vater die ganzen
Vermögensverhält niss e und Aussichten sowohl der Mutt er, als auch der
Schwester dar. Hie und da stand er vom Tische auf und holt e aus seiner kleinen
W ertheimkassa, die er aus dem vor f ünf Jahren erf olgten Zusammenbruch seines
Geschäf tes gerettet hatte, irgendeinen Beleg oder i rgendein Vormerkbuch. Man
hörte, wie er das komplizierte Schloß auf sperrte und nach Entnahme des
Gesuchten wieder verschloß. Diese Erklärungen des Vaters waren zum Teil das

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erste Erf reuliche, was Gregor seit seiner Gef angenschaf t zu hören bekam. Er
war der Meinung gewesen, daß dem Vater von jenem Geschäf t her nicht das
Geringste übriggeblieben war, zum indest hatte ihm der Vater nichts
Gegenteiliges gesag t, und Gregor allerdings hatte ihn auch nicht darum gef ragt.
Gregors Sorge war damals nur gewesen, alles daranzuset zen, um die Fam ilie
das geschäf tliche Unglück, das alle in eine vollständige Hoff nungslosigkeit
gebracht hatte, möglichst rasch vergessen zu lassen. Und so hatte er damals mit
ganz besonderem Feuer zu ar beiten angef angen und war fast über Nacht a us
einem kleinen Kom mis ein Reisender gewor den, der natürlich ganz andere
Möglichkeit en des Geldverdienens hatte, und dessen Arbeitserf olge sich sof ort in
Form der Provision zu Bargeld ver wandelten, das der erstaunten und beglückten
Familie zu Hause auf de n Tisch gelegt werden konnt e. Es waren schöne Zeiten
gewesen, und niemals nachher hatten sie sich, wenigstens in diesem Glanze,
wiederholt, trotzdem Gregor später so viel Geld ver diente, daß er den Auf wand
der ganzen Familie zu tragen imstande war und auch trug. Man hatte sich eben
daran gewöhnt, sowohl die Familie, als auch Gregor, man nahm das Geld
dankbar an, er lief erte es gern ab, aber eine besondere W ärme wollt e sich nicht
mehr ergeben.

Nun erfährt Gregor, daß trotz allen Unglücks ein ganz kleines Vermögen aus der alten Zeit noch
vorhanden ist. Auch das Geld, das Gregor allmonatlich nach Hause gebracht hat, ist nicht
vollständig aufgebracht worden und hat sich zu einem kleinen Kapital angesammelt. Gregor freut
sich hierüber sehr, eifrig nickend verfolgt er hinter seiner Türe die Ausführungen des Vaters zur
finanziellen Lage. Zwar het er mit diesem Geld die Schuld des Vaters an dem Chef abtragen
können, aber so ist es ja besser. Es genügt aber nicht, bedenkt Gregor mit Beschämung und
Trauer, zum Leben – das muß verdient werden. Aber von wem? Der Vater ist zu alt, die Mutter zu
schwach und die Schwester mit ihren siebzehn Jahren zu jung.
Inzwischen wird das Leben für Gregor auch nicht einfacher. Er sieht immer undeutlicher und kann
schon bald das gegenüberliegende Krankenhaus nicht meht erkennen. bedenkt Auch die
Schwester ändert ihr Benehmen; immer hastiger rennt sie bei Eintritt zum Fenster, reißt es auf und
atmet tief ein.

Einm al, es war wohl schon ein Monat seit Gregors Verwandlung vergangen, und
es war doch schon f ür die Schwester kein besonder er Grund mehr, über Gregors
Aussehen in Erst aunen zu geraten, kam sie ein wenig f rüher als sonst und traf
Gregor noch an, wie er, unbeweglich und so recht zum Erschrecken auf gestellt,
aus dem Fenster schaute . Es wäre f ür Gregor nicht uner wartet gewesen, wenn
sie nicht eingetreten wäre, da er sie durch seine Stellung verhinderte, sof ort das
Fenster zu öf f nen, aber sie trat nicht nur nicht ein, sie f uhr sogar zur ück und
schloß die Tür; ein Fremder hätte geradez u denken können, Gregor habe ihr
auf gelauert und habe sie beißen wollen. Gregor versteckte sich natür lich sof ort
unter dem Kanapee, aber er mußte bis zum Mittag warten, ehe die Schwester
wiederkam, und sie schien viel unruhiger als sonst. Er erkannte darau s, daß ihr
sein Anblick noch immer unerträglich war und ihr auch weiterhin unerträglich
bleiben müsse, und daß sie sich wohl sehr über winden mußte, vor dem Anblick
auch nur der kleinen Partie seines Körpers nicht davonzulauf en, mit der er unter

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dem Kanapee her vor ragte. Um ihr auch diesen Anblick zu ersparen, trug er eines
Tages auf seinem Rücken - er brauchte zu dieser Arbeit vier Stunden - das
Leintuch auf das Kanapee und ordnete es in einer solchen W eise an, daß er nun
gänzlich verdeckt war, und daß die S chwester, selbst wenn sie sich bückte, ihn
nicht sehen konnte.

Sonst sieht er niemand. Die Mutter möchte Gregor zwar besuchen, doch sie wird vom Vater und
von Grete mit Vernunftgründen, denen Gregor aufmerksam und vollständig billigend zuhört,
zurückgehalten.

Der W unsch Gregors, die Mutter zu sehen, ging


bald in Erf üllung. Während des Tages wollte Gregor
schon aus Rücksicht auf seine Elter n sich nicht
beim Fenster zeigen, kriechen konnt e er aber auf
den paar Quadr atmetern des Fußbodens auch nicht
viel, das ruhige Lieg en ertrug er schon während der
Nacht schwer, das Essen machte ihm bald nicht
mehr das geringste Vergnügen, und so nahm er zur
Zerstreuung die Gewohnheit an, kreuz und quer
über W ände und Plaf ond zu kriechen. Besonders
oben auf der Decke hin g er gern; es war ganz
anders, als das Liegen auf dem Fußboden; man
atmete f reier; ein leichtes Schwingen ging durch
den Körper; und in der f ast glücklichen Zerstreutheit, in der sich Gregor dort
oben bef and, konnte es geschehen, daß er zu seiner eigenen Ü berraschung sich
losließ und auf den Boden klatschte. Aber nun hatte er natürlich seinen Körper
ganz anders in der Gewalt als f rüher und beschädigte sich selbst bei einem so
großen Falle nicht.

Die Schwester will nun mehr Lebensraum für Gregor schaffen und die Möbel ausräumen. Sie
wagt den Vater nicht um Hilfe zu bitten, so wartet sie bis der Vater mal abwesend ist und holt die
Mutter herbei. Zunächst versuchen die beiden Frauen vergeblich den schweren alten Kasten zu
entfernen. Halbwegs zweifelt die Mutter. Sie kann sich eigentlich nicht denken, daß Gregor sich in
einem leeren, kahlen Zimmer wohlfühlen könnte. Und überhaupt: wäre es nicht so, als ob sie jede
Hoffnung auf Besserung aufgegeben hätten? Gregor sieht ein, daß die Mutter recht hat.

Hatte er wirklich Lust, das warme, mit ererbten Möbeln gemütlich ausgestattet e
Zimmer in eine Höhle ver wandeln zu lassen, in der er dann f reilich nach allen
Richtungen ungestör t würde kriechen können, jedoch auch unter gleichzeitigem
schnellen, gänzlichen Vergessen seiner menschlichen Vergangenheit? W ar er
doch jet zt schon nahe daran, zu vergessen, und nur die seit langem nicht
gehörte Stimme der Mutter hatte ihn auf gerüttelt. Nichts sollte entf ernt werden;
alles mußt e bleiben; die guten Einwirkungen der Möbel auf se inen Zustand
konnte er nicht ent behren; und wenn die Möbel ihn hinderten, das sinnlose
Herumkriechen zu betreiben, so war es kein Schaden, sonder n ein großer
Vorteil.

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Aber leider ist Grete anderer Meinung. Sie besteht darauf, alles auszuräumen, mit Ausnahme des
unentbehrlichen Kanapees, natürlich. Immer unruhiger werdend, muß Gregor anhören wie die
Frauen alles, was ihm lieb ist, hinaustragen. Schließlich hält er es nicht mehr aus.

Und so brach er denn her vor - die Frauen stützten sich gerade im Nebenz immer
an den Schreibtisch, um ein wenig zu ver schnauf en - , wechselte viermal die
Richtung des Lauf es, er wußte wirklich nicht, was er zuerst retten sollte, da sah
er an der im übrigen schon leer en W and auf f allend das Bild der in lauter
Pelzwerk gekleidete n Dame hängen, kroch eilends hinauf und preßte sich an das
Glas, das ihn f esthielt und seinem heißen Bauch wohltat. Dieses Bild
wenigstens, das Gregor jetzt ganz verdeckte, würde nun gewiß niemand
wegnehmen. Er ver drehte den Kopf nach der Tür des W ohnzimme rs, um die
Frauen bei ihr er Rückkehr zu beobachten.
Sie hatten sich nicht viel Ruhe gegönnt und kamen schon wieder; Grete hatte
den Arm um die Mut ter gelegt und trug sie f ast. »Also was nehmen wir jet zt?«,
sagte Grete und sah sich um. Da kreuzten sich ihr e Blicke mit denen Gregors an
der W and. W ohl nur inf olge der Gegenwart der Mutter behielt sie ihre Fassung,
beugte ihr Gesicht zur Mutter, um diese vom Herumschauen abzuhalten, und
sagte, allerdings zit ternd und unüberlegt: »Komm, wollen wir nicht lieber a uf
einen Augenblick noch ins W ohnzimmer zur ückgehen?« Die Absicht Gretes war
f ür Gregor klar, sie wollte die Mutter in Sicherheit br ingen und dann ihn von der
W and hinunt erjagen. Nun, sie konnte es ja immerhin versuchen! Er saß auf
seinem Bild und gab es n icht her. Lieber würde er Grete ins G esicht springen.
Aber Gretes W orte hatten die Mutter er st recht beunruhigt, sie trat zur Seite,
erblickte den riesig en braunen Fleck auf der geblümten Tapete, r ief , ehe ihr
eigentlich zum Bewußtsein kam, daß das Gregor war, was sie sah, m it
schreiender, rauher Stimme: »Ach Gott, ach Gott!« und f iel mit ausgebreiteten
Armen, als gebe sie alles auf , über das Kanapee hin und rührte sich nicht. »Du,
Gregor!« rief die Schwester mit erhobener Faust und eindringlichen Blicken. Es
waren seit der Ver wandlung die ersten W orte, die sie unmitt elbar an ihn ger ichtet
hatte.

Grete rennt in die Küche um irgendeine Flüssigkeit zu holen, mit der die Mutter aus der Ohnmacht
geweckt werden kann. Gregor will helfen, befreit sich mit einiger Mühe von dem Glas und folgt
der Schwester. Leider erschreckt er sie; sie läßt ein Medizinfläschen fallen, eine Splitter
verwundet ihn im Gesicht, die Essenz betäubt ihn. Da läutet es. Der Vater kommt und mißversteht
die Lage. Ängslich flüchtet Gregor sich zur Türe seines Zimmers, damit der Vater gleich sieht,
daß er die beste Absicht hat, in sein Zimmer zurückzukehren. Solche Feinheiten will der Vater
jedoch nicht bemerken. Aber ist das überhaupt der Vater? Der gleiche Mann, der abgelebt und
müde seine Tage im Lehnstuhl verlebte?

Nun aber war er r echt gut auf gerichtet; in eine straf f e blaue Unif orm mit
Goldknöpf en gekleidet, wie sie Diener der Bankinst itute tragen; über dem hohen
steif en Kragen des Rockes ent wickelte sich sein starkes Doppelkinn; unter d en
buschigen Augenbr auen drang der Blick der schwar zen Augen f risch und

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auf merksam hervor; das sonst zer zauste weiße Haar war zu einer peinlich
genauen, leucht enden Scheitelf risur niedergekämmt. Er warf seine Müt ze, auf
der ein Goldmonogramm, wahrscheinlic h das einer Bank, angebracht war, über
das ganze Zimmer im Bogen auf das Kanapee hin und ging, die Enden seines
langen Unif ormrockes zur ückgeschlagen, die Hände in den Hosent aschen, mit
ver bissenem Gesicht auf Gregor zu.

Was er vorhat, weiß er wohl selber nicht, aber es scheint Gregor angebracht, vor dem Vater zu
fliehen. Bloß kann er nicht in sein Zimmer; die Tür ist immer noch zu.

Und so lief er vor dem Vater her, stockte, wenn der Vater stehen blieb, und eilte
schon wieder vor wär ts, wenn sich der Vat er nur rührte. So machten sie mehrmals
die Runde um das Zimmer, ohne daß sich et was Entscheidendes ereignete, ja
ohne daß das Ganze inf olge seines langsamen Tempos den Anschein einer
Verf olgung gehabt hätte.

Gregor gerät schon ziemlich außer Atem, wenn plötzlich etwas dicht neben ihm niederfliegt.

Es war ein Apf el; gleich f log ihm ein zweiter nach; Gregor blieb vor Schrecken
stehen; ein W eiterlauf en war nut zlos, denn der Vat er hatte sich entschlossen,
ihn zu bombar dieren.
Aus der Obstschale auf der K redenz hatte er sich die Taschen gef üllt und warf
nun, ohne vorläuf ig scharf zu zielen, Apf el f ür Apf el. Diese kleinen roten Äpf el
rollten wie elektrisiert auf dem Boden herum und stießen aneinander. Ein
schwach geworf ener Apf el streif te Gregors Rücken, gl itt aber unschädlich ab. Ein
ihm sof ort nachf liegender drang dagegen f örmlich in Gregors Rücken ein; Gregor
wollte sich weiterschleppen, als könne der überraschende unglaubliche Schmer z
mit dem Ortswechsel vergehen; doch f ühlte er sich wie f estgenagelt und streckte
sich in vollst ändiger Ver wirrung aller Sinne. Nur mit dem letzten Blick sah er
noch, wie die Tür seines Zimmers auf gerissen wurde, und vor der schreienden
Schwester die Mutt er hervoreilte, im Hemd, denn die Schwester hatte sie
entkleidet, um ihr in der Ohnmacht At emf reiheit zu verschaff en, wie dann die
Mutter auf den Vater zulief und ihr
auf dem W eg die aufgebundenen
Röcke einer nach dem ander en zu
Boden glitten, und wie sie
stolpernd über die Röcke auf den
Vater eindrang und ihn umarmend,
in gänzlicher Vereinigung mit ihm -
nun versagte aber Gregors
Sehkraf t schon - die Hände an des
Vaters Hinterkopf um Schonung
von Gregors Leben bat.

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III

Die schwere Ver wundung Gregors, an der er über einen Monat litt - der Apf el
blieb, da ihn niemand zu entf ernen wagte, als sichtbares Andenken im Fleische
sit zen - , schien selbst den Vater daran erinnert zu haben, daß Gregor trot z
seiner gegenwärt igen traurigen und ekelhaf ten Gestalt ein Familienmitglied war,
das man nicht wie einen Feind behandeln durf te, so ndern dem gegenüber es das
Gebot der Familienpf licht war, den W ider willen hinunter zuschlucken und zu
dulden, nichts als zu dulden. Und wenn nun auch Gregor durch seine W unde an
Beweglichkeit wahrscheinlich f ür immer ver loren hatte und vor läuf ig zur
Durchquerung seines Zimmers wie ein alter Invalide lange, lange Minuten
brauchte - an das Kriechen in der Höhe war nicht zu denken - , so bekam er f ür
diese Verschlimmerung seines Zustandes einen seiner Meinung nach vollständig
genügenden Ersat z dadurch, daß imme r gegen Abend die W ohnzimmertür, die er
schon ein bis zwei Stunden vor her scharf zu beobachten pf legte, geöff net wurde,
so daß er, im Dunkel seines Zimmers liegend, vom W ohnzim mer aus unsichtbar,
die ganze Familie beim beleuchteten Tische sehen und ihre Re den,
gewissermaßen mit allgemeiner Erlaubnis, also ganz anders als f rüher, anhören
durf te.

Sehr lebhaft sind ihre Reden aber nicht. Der Vater schläft bald nach dem Nachtessen ein, die
Mutter näht feine Wäsche für ein Modengeschäft, die Schwester, die eine Stellung als Verkäuferin
angenommen hat, lernt am Abend Stenographie und Französisch.

W er hatte in dieser abgearbeiteten und übermüdeten Familie Zeit, sich um


Gregor mehr zu kümmern, als unbedingt nötig war? Der Haushalt wur de immer
mehr eingeschr änkt ; das Dienstmädchen wur de nun doch entlassen; eine riesige
knochige Bediener in mit weißem, den Kopf umf latterndem Haar kam des Morgens
und des Abends, um die schwerste Arbeit zu leisten; alles andere besorgte die
Mutter neben ihrer vielen Näharbeit. Es ges chah sogar, daß verschiedene
Familienschmuckstücke, welche f rüher die Mutter und die Schwester
überglücklich bei Unterhaltungen und Feier lichkeiten getragen hatten, verkauft
wurden, wie Gregor am Abend aus der allgemeinen Bespr echung der er zielten
Preise erf uhr. Die größte Klage war aber st ets, daß man diese f ür die
gegenwärt igen Verhältnisse allzu große W ohnung nicht verlassen konnte, da es
nicht auszudenken war, wie man Gregor übersiedeln sollte.

So wird Gregor allmählich vernachlässigt. Gleichgültig und hastig schiebt die Schwester mit dem
Fuß irgendeine Speise hinein, ebenso gleichgültig kehrt sie abends mit einem Schwenken des
Besems das häufig unberührte Essne wieder hinaus. Aufräumen oder Reinigen geschieht
überhaupt nicht mehr.

Aber selbst wenn d ie Schwester, erschöpf t von ihrer Beruf sarbeit, dessen
überdrüssig geworden war, f ür Gregor, wie f rüher, zu sorgen, so hätte noch
keineswegs die Mut ter f ür sie eintreten müssen und Gregor hätte doch nicht
ver nachlässigt werden brauchen. Denn nun war die Be dienerin da. Diese alte

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W itwe, die in ihrem langen Leben mit Hilf e ihres starken Knochenbaues das
Ärgste überstanden haben mochte, hatte keinen eigent lichen Abscheu vor
Gregor. Ohne irgendwie neugier ig zu sein, hatte sie zuf ällig einmal die Tür von
Gregors Zimmer aufgemacht und war im Anblick Gregors, der, gänzlich
überrascht, trotzdem ihn niemand jagte, hin und her zulauf en begann, die Hände
im Schoß gef altet st aunend stehen geblieben. Seitdem versäumte sie nicht, stets
f lüchtig morgens und abends die Tür e in wenig zu öff nen und zu Gregor
hineinzuschauen. Anf angs rief sie ihn auch zu sich herbei, mit W orten, die sie
wahrscheinlich f ür freundlich hielt, wie »Komm mal her über, alter Mistkäf er!«
oder »Seht mal den alten Mistkäf er!« Auf solche Ansprachen ant wort ete Gregor
mit nichts, sonder n blieb unbeweglich auf seinem Plat z, als sei die Tür gar nicht
geöff net worden. Hätte man doch dieser Bediener in, statt sie nach ihrer Laune
ihn nut zlos stören zu lassen, lieber den Bef ehl gegeben, sein Zimmer täglich zu
reinigen! Einmal am frühen Morgen - ein hef tiger Regen, vielleicht schon ein
Zeichen des kommenden Frühjahrs, schlug an die Scheiben - war Gregor, als die
Bedienerin mit ihren Redensarten wieder begann, derartig erbittert, daß er, wie
zum Angriff , allerdings la ngsam und hinf ällig, sich gegen sie wendete. Die
Bedienerin aber, st att sich zu f ürchten, hob bloß einen in der Nähe der Tür
bef indlichen St uhl hoch einpor, und wie sie mit groß geöff netem Munde dastand,
war ihre Absicht klar , den Mund erst zu schließen, w enn der Sessel in ihrer Hand
auf Gregors Rücken niederschlagen wür de. »Also weiter geht es nicht?« f ragte
sie, als Gregor sich wieder umdrehte, und stellte den Sessel ruhig in die Ecke
zur ück.
Gregor aß nun f ast gar nichts mehr. Nur wenn er zuf ällig an de r vorbereit eten
Speise vorüberkam, nahm er zum Spiel einen Bissen in den Mund, hielt ihn dort
stundenlang und spie ihn dann meist wieder aus. Zuerst dachte er, es sei die
Trauer über den Zustand seines Zim mers, die ihn vom Essen abhalte, aber
gerade mit den Veränderungen des Zim mers söhnte er sich sehr bald aus. Man
hatte sich angewöhnt, Dinge, die man anderswo nicht unterbringen konnt e, in
dieses Zimmer hineinzustellen, und solcher Dinge gab es nun viele, da man ein
Zimmer der W ohnung an drei Zimmer herren verm ietet hatte. Diese ernst en
Herren - alle drei hatten Vollbärte, wie Gregor einmal durch eine Türspalte
f eststellte - waren peinlich auf Ordnung, nicht nur in ihrem Zimmer, sondern, da
sie sich nun einmal hier eingemietet hatten, in der ganzen W irtschaf t, also
insbesondere in der Küche, bedacht. Unnüt zen oder gar schmutzigen Kram
ertrugen sie nicht. Überdies hatten sie zum größten Teil ihr e eigenen
Einr ichtungsstücke mitgebracht. Aus diesem Grunde waren viele Dinge
überf lüssig geworden, die zwar nicht ve r käuf lich waren, die man aber auch nicht
weg werf en wollt e. Alle diese wanderten in Gregors Zimmer.
(…)
Da die Zimmerherren manchmal auch ihr Abendessen zu Hause im gemeinsamen
W ohnzimmer einnahmen, blieb die W ohnzimmertür an manchen Abenden
geschlossen, aber Gregor ver zichtete ganz leicht auf das Öff nen der Tür, hatte
er doch schon manche Abende, an denen sie geöff net war, nicht ausgenut zt,
sonder n war, ohne daß es die Familie merkte, im dunkelsten W inkel seines
Zimmers gelegen. Einmal aber hatte die Bedie nerin die Tür zum W ohnzimmer ein

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wenig off en gelassen, und sie blieb so off en, auch als die Zimmerherren am
Abend eintraten und Licht gemacht wurde. Sie set zten sich oben an den Tisch,
wo in f rüheren Zeiten der Vater, die Mutter und Gregor gegessen hatten,
entf alteten die Ser vietten und nahmen Messer und Gabel in die Hand. Sof ort
erschien in der Tür die Mutter mit einer Schüssel Fleisch und knapp hinter ihr die
Schwester mit einer Schüssel hochgeschichteter Kartof f eln.
(…)
Die Familie selbst aß in der Küch e. Trotzdem kam der Vater, ehe er in die Küche
ging, in dieses Zim mer herein und machte mit einer einzigen Verbeugung, die
Kappe in der Hand, einen Rundgang um den Tisch. Die Zimmerherren erhoben
sich sämtlich und murmelten et was in ihre Bärte. Als sie dan n allein waren, aßen
sie f ast unter vollkommenem Stillschweigen. Sonderbar schien es Gregor, daß
man aus allen mannigf achen Geräuschen des Essens immer wieder ihre
kauenden Zähne heraushörte, als ob damit Gregor gezeigt wer den sollte, daß
man Zähne brauche , um zu essen, und daß man auch mit den schönsten
zahnlosen Kief ern nichts ausr ichten könne. »Ich habe ja Appetit «, sagte sich
Gregor sorgenvoll, »aber nicht auf diese Dinge. W ie sich diese Zimmerherren
nähren, und ich komme um!«
Gerade an diesem Abend - Gregor erinnerte sich nicht, währ end der ganzen Zeit
die Violine gehört zu haben - ertönte sie von der Küche her. Die Zimmerherren
hatten schon ihr Nachtmahl beendet, der mittlere hatte eine Zeitung
her vorgezogen, den zwei anderen je ein Blatt gegeben, und nun lasen sie
zur ückgelehnt und rauchten. Als die Violine zu spielen begann, wurden sie
auf merksam, erhoben sich und gingen auf den Fußspitzen zur Vor zimmertür, in
der sie aneinandergedrängt stehen blieben. Man mußte sie von der Küche aus
gehört haben, de nn der Vater r ief : »Ist den Herren das Spiel vielleicht
unangenehm? Es kann sof ort eingestellt werden.« »Im Gegenteil«, sagte der
mittlere der Herren, »möchte das Fräulein nicht zu uns her einkommen und hier
im Zimmer spielen, wo es doch viel bequemer und g emütlicher ist?«

Die Familie kommt ins Wohnzimmer, Grete beginnt zu spielen. Gregor, von der Musik
angezogen, wagt sich ein wenig hervor. Man bemerkt ihn nicht. Die Familie ist von dem
Violinspiel in Anspruch genommen, die drei Herren – offensichtlich enttäuscht von der
Vorführung – haben sich unter halblauten Gesprächen zum Fenster zurückgezogen.

Gregor kroch noch ein Stück vor wärts und hielt den Kopf eng an den Boden, um
möglicher weise ihren Blicken begegnen zu können. W ar er ein Tier, da ihn Musik
so ergriff ? Ihm war, als zeige sich ihm der W eg zu der ersehnten unbekannten
Nahrung. Er war ent schlossen, bis zur Schwester vor zudringen, sie am Rock zu
zupf en und ihr dadurch anzudeuten, sie möge doch mit ihrer Violine in sein
Zimmer kommen, denn niemand lohnte hier das Spiel so, wie er es lohnen wollte.
(…)
»Herr Samsa!« r ief der mittlere Herr dem Vater zu und zeigte, ohne ein weiteres
W ort zu ver lieren, mit dem Zeigef inger auf den langsam sich
vor wärtsbewegenden Gregor. Die Violine verstummte, der mitt lere Zimmerherr
lächelte erst einmal kopf schüttelnd seinen Freunden zu und sah dann wieder auf

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Gregor hin. Der Vater schien es f ür nötiger zu halten, statt Gregor zu vertreiben,
vor erst die Zimmer herren zu beruhigen, trotzdem diese gar nicht auf geregt
waren und Gregor sie mehr als das Violinspiel zu unter halten schien.

Dann aber verlangen sie von dem Vater Erklärungen, die er aber nicht geben will oder kann.
Stattdessen drängt er die Herren immer respektloser und eigensinniger in ihr Zimmer zurück. Das
geht den Herren zu weit. Nun erklären sie feierlich, daß sie das Zimmer kündigen und natürlich
auch nicht zahlen werden, ‘mit Rücksicht auf die in dieser Wohnung und Familie herrschenden
widerlichen Verhältnisse.’
Der Vater wankt zu seinem Sessel, Gregor sitzt noch immer am gleichen Fleck, da spricht Grete.

»Liebe Eltern«, sagte die Schwester und schlug zur Einleitung mit der Hand auf
den Tisch, »so geht es nicht weiter. W enn ihr das vielleicht nicht einsehet, ich
sehe es ein. Ich will vor diese m Untier nicht den Nam en meines Bruders
aussprechen, und sage daher bloß: wir müssen versuchen, es loszuwerden. W ir
haben das Menschenmögliche versucht, es zu pf legen und zu dulden, ich glaube,
es kann uns niemand den geringsten Vor wurf machen.« »Sie hat t ausendmal
Recht«, sagte der Vater f ür sich. Die Mutter, die noch imm er nicht genug Atem
f inden konnte, f ing in die vorgehaltene Hand mit einem irrsinnigen Ausdruck der
Augen dumpf zu husten an.
Die Schwester eilte zur Mutter und hielt ihr die St irn. Der V ater schien durch die
W orte der Schwester auf bestimmtere Gedanken gebracht zu sein, hatte sich
auf recht gesetzt, spielte mit seiner Dienermütze zwischen den Tellern, die noch
vom Nachtmahl der Zimmerherren her auf dem Tische lagen, und sah bisweilen
auf den stillen Gregor hin.
»W ir müssen es loszuwer den suchen«, sagte die Schwester nun ausschließlich
zum Vater, denn die Mutter hörte in ihr em Husten nichts, »es bringt euch noch
beide um, ich sehe es kommen. W enn man schon so schwer arbeiten muß, wie
wir alle, kann man nicht noch zu Hause diese ewige Quäler ei ertragen. Ich kann
es auch nicht mehr.« Und sie brach so hef tig in W einen aus, daß ihre Tränen auf
das Gesicht der Mutter niederf lossen, von dem sie sie mit mechanischen
Handbewegungen wischte.
»Kind«, sagte der Vater mitleidig und mit auff allendem Verst ändnis, »was sollen
wir aber tun?«
Die Schwester zuckte nur die Achseln zum Zeichen der Ratlosigkeit, die sie nun
während des W einens im Gegensat z zu ihrer f rüheren Sicherheit ergriff en hatte.

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»W enn er uns ver stünde«, sagte der Vater halb f ragend; die Schwester
schüttelte aus dem W einen heraus hef tig die Hand zum Zeichen, daß daran nicht
zu denken sei.
»W enn er uns ver stünde«, wiederholte der Vater und nahm durch Schließen der
Augen die Über zeugung der Schwester von der Unmöglichkeit dessen in sich
auf , »dann wäre vielleicht ein Über einkommen mit ihm möglich. Aber so - «
»W eg muß es«, rief die Schwester, »das ist das einzige Mit tel, Vater. Du mußt
bloß den Gedanken loszuwerden suchen, daß es Gregor ist . Daß wir es solange
geglaubt haben, das ist ja unser eigentliches Unglück. Aber wie kann es denn
Gregor sein? W enn es Gregor wäre, er hätte längst eingesehen, daß ein
Zusammenleben von Menschen m it einem solchen Tier nicht möglich ist, und
wäre f reiwillig f ortgegangen. W ir hätten dann keinen Bruder, aber könnten weiter
leben und sein Andenken in Ehren halt en. So aber verf olgt uns dieses Tier,
vertreibt die Zimmer herren, will off enbar die ganze W ohnung einnehmen und uns
auf der Gasse übernachten lassen. Sie h nur, Vater«, schrie sie plöt zlich auf , »er
f ängt schon wieder an!«

Aber Gregor will sich bloß umdrehen, um in sein Zimmer zurückzukehren. Infolge seines
Zustandes ist das schwierig, es dauert lange. Kaum ist er in sein Zimmer, da wird auch schon
eiligst die Tür hinter ihm geschlossen und versperrt. Es ist Grete. ‘Endlich!’ ruft sie, während sie
den Schlüssel umdreht.

»Und jet zt?« f ragte sich Gregor und sah sich im Dunkeln
um. Er machte bald die Entdeckung, daß er sich nun
überhaupt nicht mehr rühren konnte. Er wunderte sich
darüber nicht, eher kam es ihm unnat ürlich vor, daß er
sich bis jet zt tatsächlich m it diesen dünnen Beinchen
hatte f ortbewegen können. Im übrigen f ühlte er sich
ver hältnismäßig behaglich. Er hatte zwar Schmer zen im
ganzen Leib, abe r ihm war, als würden sie allmählich
schwächer und schwächer und würden schließlich ganz
vergehen. Den verf aulten Apf el in seinem Rücken und
die ent zündete Umg ebung, die ganz von weichem Staub
bedeckt waren, spür te er schon kaum. An seine Fam ilie dachte er mit Rühr ung
und Liebe zurück. Seine Meinung dar über, daß er verschwinden müsse, war
womöglich noch ent schiedener, als die seiner Schwester. In diesem Zustand
leer en und f riedlichen Nachdenkens blieb er, bis die Turmuhr die dritte
Morgenstunde schlug. Den Anf ang des allgemeinen Heller werdens draußen vor
dem Fenster erlebte er noch. Dann sank sein Kopf ohne seinen W illen gänzlich
nieder, und aus seinen Nüst ern strömte sein let zter At em schwach her vor.

So findet ihn am frühen Morgen die Dienerin. Sofort weckt sie die ganze Familie: ‘Sehen Sie nur
mal an, es ist krepiert; da liegt es, ganz und gar krepiert!’ Eiligst steigen Herr und Frau Samsa aus
dem Bett und treten in Gregors Zimmer.

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Inzwischen hatte sich auch die Tür des W ohnzimmers geöff net, in dem Gr ete seit
dem Einzug der Zim merherren schlief ; sie war völlig angezogen, als hätte sie gar
nicht geschlaf en, auch ihr bleiches Gesicht schien das zu beweisen. »Tot?«
sagte Frau Samsa und sah f ragend zur Bedienerin auf , trotzdem sie doch alles
selbst prüf en und sogar ohne Prüf ung erkennen konnte. »Das will ich meinen«,
sagte die Bediener in und st ieß zum Beweis Gregors Leiche mit dem Besen noch
ein großes Stück seit wärts. Frau Samsa machte eine Bewegung, als wolle sie
den Besen zurückhalten, tat es aber nicht. »Nun«, sagte Herr Samsa, »jet zt
können wir Gott danken.« Er bekreuzte sich, und die drei Frauen f olgten seinem
Beispiel.
Grete, die kein Auge von der Leiche wendete, sagte: »Seht nur, wie mager er
war. Er hat ja auch schon so lange Zeit nichts gegessen. So wie die Speisen
hereinkamen, sind sie wieder hinausgekommen.« Tatsächlich war Gregors
Körper vollständig f lach und trocken, man erkannte das eigentlich erst jet zt, da
er nicht mehr von den Beinchen gehoben war und auch sonst nichts den Blick
ablenkte.
»Komm, Grete, auf ein W eilchen zu uns herein«, sagte Frau Samsa mit einem
wehmüt igen Lächeln, und Grete ging, nicht ohne nach der Leiche
zur ückzusehen, hint er den Eltern in das Schlaf zimmer. Die Bediener in schloß die
Tür und öf f nete gänzlich das Fenster. T rotz des f rühen Morgens war der f rischen
Luf t schon et was Lauigkeit beigem ischt. Es war eben schon Ende Mär z.
Aus ihr em Zimmer traten die drei Zimm erherren und sahen sich erstaunt nach
ihrem Frühstück um; man hatte sie vergessen. »W o ist das Frühstück?« f ragte
der mittlere der Herr en mürrisch die Bediener in. Diese aber legte den Finger an
den Mund und winkte dann hastig und schweigend den Herren zu, sie möchten in
Gregors Zimmer kommen. Sie kamen auch und standen dann, die Hände in den
Taschen ihrer et was abgenut zten Röckchen, in dem nun schon ganz hellen
Zimmer um Gregors Leiche herum.
Da öff nete sich die Tür des Schlaf zimmers, und Herr Samsa erschien in seiner
Livree an einem Arm seine Frau, am anderen seine Tochter. Alle waren ein
wenig ver weint; Grete drückte bisweilen ihr Gesicht an den Arm des Vaters.

Ohne viel Umschweife schmeißt Herr Samsa die Herren aus der Wohnung. Sie wagen kaum zu
protestieren. Herr Samsa und seine Familie beschließen dann, den heutigen Tag zum Ausruhen
und Spazierengehen zu verwenden. Alle drei entschuldigen sie sich bei ihren Arbeitgebern.
Da meldet sich die Haushälterin sich nochmal.

»Nun?« f ragte Herr Samsa. Die Bedienerin stand lächelnd in der Tür, als habe
sie der Fam ilie ein großes Glück zu melden, werde es aber nur dann tun, wenn
sie gründlich ausgefragt werde. Die f ast auf rechte kleine Straußf eder auf ihrem
Hut, über die sich Herr Samsa schon während ihrer ganzen Dienst zeit ärgerte,
schwankte leicht nach allen Richtungen. »Also was wollen Sie eigent lich?«
f ragte Frau Samsa, vor welcher die Bediener in noch am meisten Respekt hatte.
»Ja«, ant wortete die Bediener in und konnte vor f reundlichem Lachen nicht gleich
weiter reden, »also darüber, wie das Zeug von nebenan weggeschaff t werden
soll, müssen Sie sich keine Sorge m achen. Es ist schon in Ordnung.« Frau

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Samsa und Grete beugten sich zu ihren Brief en nieder, als wollt en sie
weiterschreiben; Herr Samsa, welcher merkte, daß die Bediener in nun alles
ausf ührlich zu beschreiben anf angen wollte, wehrte dies mit ausgestreckter Hand
entschieden ab. Da sie aber nicht er zählen durf te, erinnerte sie sich an die
große Eile, die sie hatte, rief off enbar beleidigt: »Adjes allseits«, drehte sich wild
um und ver ließ unt er f ürchterlichem Türezuschlagen die W ohnung.
»Abends wird sie ent l assen«, sagte Herr Samsa.
(…)
Dann ver ließen alle drei gemeinschaf tlich die W ohnung, was sie schon seit
Monaten nicht getan hatten, und f uhren mit der Elektrischen ins Freie vor die
Stadt. Der W agen, in dem sie allein saßen, war ganz von warmer Sonne
durchschienen. Sie bespr achen, bequem auf ihren Sit zen zurückgelehnt, die
Aussichten f ür die Zukunf t, und es f and sich, daß diese bei näherer Betrachtung
durchaus nicht schlecht waren, denn aller drei Anstellungen waren, worüber sie
einander eigent lich noch gar nicht ausgef ragt hatten, überaus günst ig und
besonders f ür später vielversprechend. Die größte augenblickliche Besser ung
der Lage mußte sich natürlich leicht durch einen W ohnungswechsel ergeben; sie
wollten nun eine kleinere und billigere, aber besser gel egene und über haupt
praktischere W ohnung nehmen, als es die jet zige, noch von Gregor ausgesuchte
war.W ährend sie sich so unt erhielt en, f iel es Herrn und Frau Samsa im Anblick
ihrer immer lebhaf ter wer denden Tochter f ast gleichzeitig ein, wie sie in der
let zten Zeit trot z aller Plage, die ihre W angen bleich gem acht hatte, zu einem
schönen und üppigen Mädchen auf gebl üht war. St iller werdend und f ast
unbewußt durch Blicke sich verst ändigend, dachten sie daran, daß es nun Zeit
sein werde, auch einen braven Mann f ür sie zu suchen. Und es war ihnen wie
eine Bestät igung ihrer neuen Träume und guten Absichten, als am Ziele ihrer
Fahrt die Tochter als erste sich erhob und ihren jungen Kör per dehnte.

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Fragen zu 'Die Verwandlung'

1. Beschrijf Gregors reactie op die Verwandlung.

2. Beschrijf welke problemen Gregor moet overwinnen om de deur te


openen

3. Beschrijf de reacties van de drie personen achter de deur.

4. Vertel wat op dit plaatje gebeurt.

5. Vertel de appelscene van begin af aan.

6. Plotseling zijn daar de drie heren.


Wat doen ze daar en wat is hun functie voor het verloop van het
verhaal?

7. Vertel wat er op dit plaatje gebeurt.

8. Waarom sterft Gregor? (drie redenen)

9. Hoe eindigt het verhaal?


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