Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Kladderadatsch 193301 - Januar (Hefte 1-5) p0001-0080
Kladderadatsch 193301 - Januar (Hefte 1-5) p0001-0080
Beim Punsch
Bom Turme schlägt zwölf Uhr die Glocke; Von Herriot auch und dem und dem
,Prost Neujahr' beim Silvestergrogge! Zu sprechen ist nicht angenehm.-
Aus Nebel und aus Dämmerung steigt Doch Gutes auch ward diesem Land:
Wohl manches, das man gern Verschivcigt. Daß Papen kam und Braun entschwand,
Zum Beispiel Japan, China und Daß Neurath aus Mariannens Knute
Der Völkerbund und Englands Pfund. Mit Mut gerissen die Tribute.
Sklarek und Petschek und, v Qual, Kurzum, das uns den ,Zwickel' schuf,
Die immer wiederholte — Wahl! Das Jahr scheint besser als sein Ruf!
Aloddrradotlch.
* *
*
Jahreswende
Wir gehen suchend und sehnend
Auf schmalem Grat der Zeit,
In beiden Seiten gähnend
Die Schlucht der Ewigkeit.
And was wir sinnen und sannen,
Es bringt uns nicht Gewinn;
Wir wissen nicht, von wannen,
And wissen nicht, wohin.
Die Stunden gehn mit raschen
Schritten vor uns her;
Kaum, daß wir sie erhaschen,
So sind sie schon nicht mehr.
Dann leuchten wie die Sterne
Aus tiefem Dunkel sie
And tönen aus der Ferne
Traumhafte Melodie;
Bis daß mit Sturmgewalten
Entführt auch das der Wind,
And alles, was wir halten,
Das ist nur, was wir sind.
Sie gingen, wie sie kamen,
And lassen uns nicht ruhn
And werden goldener Samen,
Wenn wir das Ansere tun!
Si'svesterfeier bei Staatspartei'lers
Bitte zahlen!
Neujahrswunsch
An Herrn Kladderadatsch da drob'n in Preißen!
Des alte Jahr geht jetzt zu End / und Jahr net vergeh / als größte Gemein-
i — kreiztürkenclement! — / i bin scho heit, die's gibt, des is des, / daß in der
froh, daß 's endlich geht, / denn des san Schweiz so a hirntappetcr Stenz / was
koane Zustand net, / i bin aufs äußerste erfunden: a „Käseentduftungsessenz"!!
empört / und sag scho, wenn ma sowas / Ja, gibt's denn des aa?! — So a
hört, / da hat sich's ausg'hört — mir spinnate Welt, / an Kaas ohne G'ruch
war's gnua! — / mit der königlich — des hat mir no g'fehlt!
Müller: Det neue Jahr bringt wieder bayrischen Nuah! Naa, solche G'spassettln, die san mir
neue Kontinjentierungen. Dabei dürsens Eahna aber net denk'», scho z'dumm, / da bin i scho froh, daß
Schultze: Ja, sojar de Böcke, die in / i tat mi wcg'n jedem Dreck kränk'», / so a Jahr rum, / i will gar nix wissen
unse Ajrarpolitik jeschossen den Ärger mit all den Skandalprozessen, von Sachlichkeit, / i lob mir mei alte
werden, sollen kontinjentiert / den Hab i z. B. scho wieder ver- und guate Zeit / und drum: für des
werden. ,, gessen, / no, — i muß 's Eahna ja net neue Jahr wünschet mir i / net gar so
erst erzählen, / Sie wissen ja selber, was viel Prosa und mehr Poesie, / i wün-
Silberstreifen all's letztes Jahr / bei uns net grad so, schet a Eintracht — a Bismarck müßt'
Die neueste Londoner Damenmode daß ma's loben könnt', war! her, / a großes, srei's Deutschland, a
verlangt, daß die Augenbrauen und Doch sehns, des tat mi no alles net stramms Militär / und aa an Kaas -
Wimpern der Damen versilbert werden. stören / und war no koa Grund net, sich der muß aber. . . stinka!!
Da hätten wir ja dann endlich den lang- zu empören: / was i dem vergangenen Auf des: Prost Neujahr!
gesuchten Silberstreifen. jan. Wurmdobler, Privatier z'Minka.
Oie Nornen
Die Erste ruft mit stolzer Gebärde: „Mein Garn ist bas Äeste auf dieser Grbe*
Die Zweite, die voll Schlauheit grinst, fle dreht den Faden zu feinem Gespinst-
Oie Dritte aber macht Klipp — Klapp, und schneidet den schönen Faden ob!
Schleicher: „Man kann machen, was man will. So oft man den Reichstag umgießt,
immer kommen nur die einzelnen Parteien heraus!"
So-So
Neues Geduld-, Zusammensetzung- und Befriedungsspiel.
Nachdem das Jo-Jo so außerordent- Überproduktions-, das Zollschikanen-, verwalter und dem Sultan von Marokko,
lichen Beifall in der Welt gefunden hat, das Wirtschaftsnot-, das finanzpolitische, um nur einige zu nennen, liegen schon
scheint die Einführung eines anderen das banktechnische, das Prosperität^-, Bestellungen vor und beweisen, wie leicht
Spieles gesichert, zumal es lediglich den das Lagerwaren-, das Maschinen- durch So-So jedermann .Problemen'
Aus-, nicht Auf- und Abstieg im Wechsel problem. nahegebracht werden kann, die alle Men-
zum Ziele hat. Denn alle diese Teile müssen so in- schen Tag und Nacht beschäftigen sollten.
So-So besteht, um es kurz zu sagen, einander verarbeitet, verflochten, ver- Kaufen Sie So-So und Sie werden
aus einer Reihe von Einzelteilen, die zahnt und verankert werden, daß sie ein mindestens das eine begreifen, daß die
bei dem Versuche, sie zu einem Ganzen einziges großes Ganzes, mit anderen Sache „Krisenende" gar nicht so ein-
zu fügen, die Fähigkeit entwickeln, Worten die Lösung bilden, die dann von fach ist, wie Sie sich daS bisher vor-
schlechthin die Welt zu befrieden. der einen glatten, reibungslosen Fläche, gestellt haben. Sie werden nicht mehr auf
Der Erfinder nennt die mannigfach in der alle .Probleme' aufgegangen sind, Negierungen, Staatslenker und sonst
gekerbten, gezähnten, gezackelten, ge- mühelos abgelesen werden kann. Sie wen, nein, höchstens auf So-So, viel-
schnittenen, gewundenen Einzelstücke lautet: Krisenende! und erscheint in der leicht sogar ausschließlich auf sich selber
seines Zusammensetzspieles .Probleme', aller Welt verständlichen Buchstaben- schimpfen, weil Sie ein so großer
und die Schwierigkeit der Lösung wird sorm der großen Antiqua. Dummkopf sind, daß Sie mit So-So
ohne weiteres verständlich, wenn wir Von Genf und von Amerika, von und dem Krisenende nicht zustande
diese auf schwer biegbares Hartholz aus- Stalin, Gandhi, Shaw, von Staats- kommen.
geklebten Rätsel nennen: das Arbcits- männern wie Filmkünstlern, aus allen Mit welcher Selbsterkenntnis der
beschasfungs-, das Kriegsschulden-, das Zonen, Ländern und Volksschichten, Zweck des Spieles, die Welt von Kra-
Schutzzoll-, das Natioualitäts-, das vom Betriebsanwalt Winter wie von keelern zu befreien und zu befrieden, voll
Nationalisierungs-, das Tarifzwang-, Poincarö, von Hedwig Courths-Mahler und ganz erreicht sein dürste.
das Schwarzarbeits-, das Kredit-, das wie von dem Kreugerschcn Konkurs-
Trost Eine neue Entdeckung
Wenn der Punsch uns ans dem Glase Die Gesellschaft für Rassenforschung klären, daß man die Entdeckung der
Um die Nase an der Universität Tokio bereitet ein neuen Welt europäischerseits nicht
Zieht, umfangreiches historisches Quellenwerk 600 Jahre früher vornahm.
vor, aus dem einwandfrei nachgewiesen Jetzt wird es freilich schwer sein, die
Spürt man, daß er wie das karge,
werden soll, daß die Japaner schon sechs unkontrollierbaren Behauptungen der
alte Jahr ge-
Jahrhunderte vor Columbus den ame- Japaner zu widerlegen, und die Ameri-
rikanischen Kontinent entdeckt und mit kaner werden einen bösen Stand haben,
Was ja heute sehr am Platz ist.
ihm eine regelmäßige Verbindung unter- wenn die Japaner — wie dies der
Viel Ersatz ist
halten haben. Fall sein dürfte — aus prozessualem
Diese erstmalige Entdeckung Amerikas Wege ihre Ansprüche auf das von ihnen
Doch bei seinem Purpurschimmer entdeckte Land geltend machen. Bei der
fällt nach Adam Riese genau mit den
Sagt man: „iininer- neunziger Jahren des neunten Jahr- vorbildlichen Beflissenheit aber, womit
hunderts zusammen, der Zeit, wo sich sich Japan jederzeit den Wünschen des
Seht es unter diesem Licht mal: Arnulf von Kärnten mit den Nor- Völkerbundes gefügt hat, hofft man in
Wenn er nicht mal mannen und Swatopluk II. herum- Washington auf eine friedliche Bei-
So, schlug, und man sich in Europa mit legung des Streites und auf ein weiteres
Na, das war' erst vollends schmerzlich, außenpolitischen Nebensächlichkeiten nicht Bestehen (vielleicht unter japanischer
Drum seid herzlich befassen konnte. Nur so ist es zu er- Oberhoheit?) der U. S. A. w.
War er früher auch viel süßer. Unleugbar
Zeigt doch dieser Für den Weihnachtsverkehr von und stände im Eisenbahnwesen laut,
nach Berlin waren von der Reichsbahn wie man sieht, hat die Reichsbahn doch
Daß man noch nicht voll bankrott sei, 152 Vor- und Nachzügc vorgesehen, die auch — und zwar gerade in den Zeiten
Drum sagt: „Gott sei nach Bedarf eingesetzt werden konnten. lebhaftesten Verkehrs — ihre Vorzüge!
Dank!" roderich. Es werden oft Klagen über Miß-
Nachruf
Das alte Jahr zieht ab, — und recht erwogen
Hat's uns beständig — „abgezogen".
Silvester-Rat
Reich beladen kommt der Freunde Schar!
Jeder hält im Arm für dich, mein Bester,
Ob's auch vor acht Tagen Weihnacht war,
Wieder leckre Dinge zu Silvester.
Seh ja schon im Geiste, wie's dir schmeckt!
Sind erfüllt nicht alle deine Wünsche?!
Gänseleber, Kaviar und Sekt,
Und dazu die allerfeinsten Pünsche!
Gut, mein Freund! Doch eins — vergiß es nie,
Ob auch noch lo lockend all die Gaben:
Iß und trink nur, wie du morgen früh
Wünschen wirst, es heut getan zu haben! el0>
Warnende Listen
Aha!
Es ließ das Jahr, das wir jetzt scheiden sehn,
Zu unsrer Freude manchen Bonzen gehn,
Der allzu lang auf seinem Platz gesessen ’lun.'B-efreiuuf de»
Und Deutschland über der Partei vergessen.
So mancher sagt, wird solches jetzt gesühnt: Monako aks Erzieher
„Hab ich nicht von der Pike auf gedient!?"
Na ja! Wenn er den Posten nun verliert, Und was belangreich: uentvoll,
Friede auf Erden
Ist drum er auch besonders tief pikiert! ts0. Wird es nun werden? Nahe bei Frankreich ,entvoll
Löst sich der Bann? — Liegt jener Staat, Ward die Armee
Neue Moskauer Kämpfe An blauen Küsten Denn in Monako Fristlos entlassen,
Stalin hat während der Apfelbaum-Krisen Stark abzurüsten, Läuft heut im Sakko Grund sind die Kassen
Ihn und seine Anhänger ohne Schonung Fängt man jetzt an. Schon der Soldat. Und das Budget.
Aus Rußland ausgewiescn.
Sei's, wie es wolle, Früher Geld wagend,
Strafe oder Belohnung?? T. d. I. Schön ist die Rolle, Folgt jetzt entsagend
Die man kreiert, Solchem Croupier:
Verehrerinnen kaufen ihm einen Star
Nach Roulett-Kreisspiel Zu Land und Meere
Ihr denkt die Gabe euch wunderbar Endlich ein Beispiel, Mindert die Heere,
Mit der geistreichen Widmung: „Dem Star der Staar." Das imponiert. knites votre jeu!
Was ihr als köstlichen Witz euch denkt,
Macht' überflüssig scheinen, Kragensorten
Weil man einem Star keinen Vogel schenkt.
Im Staate New Aork gibt es in der Stadt Troy ein Kragenmuseum, das 3000
Er hat schon einen.' x. d. I. verschiedene Stücke aufweist. Unter anderen befinden sich dort, als besondere
Kostbarkeit, die Kragen sämtlicher amerikanischer Präsidenten.
Weissagung Als größte Kostbarkeit wird da wohl auch der Kragen aufbewahrt werden, bei
Ein Schritt hinein in neues Leben, dem wir Herrn Wilson wegen seiner 14 Punkte — leider nicht gekriegt haben. ti0.
In neue Zahl, in neues Jahr,
Und niemand kann uns Auskunft geben: 3e nachdem!
Wird's besser, als das alte war? (granlreid) und England wollt» ihre Schulden an Amerika im nächsten Jahre nichi Weiler zahlen.)
Die Zukunft kann man nicht entriegeln,
Die Katze kaufen wir im Sach
Hier liegt ein Buch mit sieben Siegeln,
Und diese Siegel sind von Lack.
Beklommen schaun wir in die Ferne,
Auf der ein dichter Nebel hockt,
Beleuchten ihn mit der Laterne,
Indes die Wolke bleibt verstockt.
Versperrt die Aussicht. — Ach, das weiß ich,
Es zeigt sich erst am Jahresschluß,
Ob neunzehnhundertdreiunddreißig
Auch wieder Minus oder Plus.
Es fehlen alle Unterlagen,
Nichts gilt im Lande der Prophet,
So tappen wir mit unfern Fragen
Nach dem, was beim Okkulten steht.
Die Drei gilt überall aus Erden
Als gute und als heilige Zahl zahlen nicht mehr!- Onkel Saw: „Verträge sind heilig!"
Und hilft — wenn selbst wir besser weiden —
Ganz sicherlich auch dieses Mal! roä-u-b. „Dieses Abkomme» ist heilig!" Marianne-^Oie Heiligsprechung der '
Altbewährtes Daus-
f
u. Einreibemittel bei
Rheuma, Ischias, Kopf-,
Rerven- und Ertältungs-
fchmerzen — Ermüdung —
Strapazen — Sport
SEEimi
Silvester 24 Uhr Neueste Neujahrs-Neuigkeiten
Eigener Rundflunk des Kladderadatsch.
Berlin: Einem bedauerlichen Ver-
sehen zum Opfer gefallen wäre hier
beinahe ein bekannter Verfassungs-
minister der ehemaligen preußischen
Regierung: Nach einer ungetrübt ver-
laufenen Silvesterfeier bemerkte der
Unglückliche Plötzlich am Neujahrs-
morgen, daß er die ganze Nacht nur
Kaiserpunsch getrunken hatte! Erst mit
Hilfe einiger Bismarckheringe gelang
cs, den vor Schreck außer sich Geratenen
allmählich wieder zu sich und in die
richtige Verfassung zu bringen.
Paris: Um den übergroßen Be-
darf an Silvcsterblei zu decken und
gleichzeitig einen neuen Beweis auf-
richtiger Friedensliebe zu geben, be-
schloß ein Komitee „Französischer Blei-
Stifter" unter dem Ehrenprotektorat
Paul-Boncours, Michels Versailler Blei-
gewichte einzuschmelzen und dem fran-
zösischen Volke, das nach Anerkennung
der deutschen Gleichberechtigung mehr
denn je um die Sicherheit seiner Zu-
»Also, de Bayern und de Preußen müassen sich allweil zu unpassender Zeit treffen, denn kunst bangt, nur noch zum Bleigießen
siehgst, mir g'fallst du so guat, trotzdem du a pretß bist!-" zu überlassen.
»Du mir ooch! Wollen wir doch steich an Schleichern tclesraphiern: Erste Zelle zum Danzig: Einen peinlichen Verlauf
Reichsneubau jebilbef!'
nahm hier ein Silvesteressen, zu dem
Wir und die Anderen sich auf Einladung des Danziger Senats
Unter der Überschrift: „Ist der Mars Es kann wohl auch noch lange nicht nur der stellvertretende Völker-
bewohnt?" lesen wir von einem inter- dauern, bis wir so weit sind, dies mit bundskommissar Rosting, sondern auch
essanten Vortrag über die Frage, ob Sicherheit feststellcn zu können. Auf der polnische Vertreter Papö einge-
die Sterne bewohnt, oder doch wenig- dem Mars ist man vielleicht schon viel funden hatte. Nach Verspeisen der
stens bewohnbar sind. Am ehesten sind weiter. Vermutlich kann man von Silvesterkarpfcn erklärten nämlich die
die Vorbedingungen dazu bei dem Pla- dort — man denke an Weltkrise, Ab- meisten Teilnehmer Plötzlich, es sei zum
neten Mars gegeben. Aber auch mit rüstungsfragenbehandlung, Parteiwirt- Kotzen, denn was sie im Magen hatten,
den stärksten Fernrohren ist vorläufig schaft u. a. m. — schon mit ganz schwa- waren, wie sich erst nachträglich heraus-
nichts zu erkennen, was zu der An- chen Fernrohren vieles erkennen, was gestellt hatte, polnische Karpfen, im
nahme berechtigt, daß es auf dem Mars zu der Annahme berechtigt, daß es auf Trüben gefischt. Nur der polnische
vernünftige Wesen gibt. der Erde keine vernünftigen Wesen gibt! Vertreter blieb von weiterem Schaden
verschollt, da er den Vorteil hat, an
Theater faule Fische gewöhnt zu sein.
Die großen Erfolge deutscher Schau- Boden" mit allem Nachdruck fordern, London: Endgültig beigelegt wurde
spiel- und Operngastspiele im Elsaß Wenn, wie es scheint, nun auch die hier am Silvesterabend der englisch-
haben den heftigen Unwillen franzö- Elsässer das französische Komödienspiel persische Ölkonflikt, nachdem sich Eng-
sischer Kreise erregt, die in wüsten Hetz- satt haben und deutsche „Vorstellungen" land auf Betreiben des weltversöhnen-
angriffen auf den „germanophilen" dagegen ins Feld führen, so ist dies den Völkerbundes bereit erklärt hatte,
Straßburger Intendanten und seine vor allem daraus zurückzuführen, daß sein Öl in Zukunft nie mehr in fremde
„Clique" ein energisches Einschreiten sich die Grande Nation zwar bei jeder Feuer zu gießen, sondern nur noch für
gegen die verderblichen Schädigungen sich bietenden Gelegenheit in Szene Pariser Ölzweige, ölige Genfer Reden
der immer stärker werdenden deutschen setzt, aber doch nur selten gut aufführt. und zum Glätten amerikanischer Kon-
fgs-
Briefmarken
Die
Zeitschrift
m«• ,7
Garant unschädlich. - „Aaskulap" Barlln-SchBnaSers 3/ U 324.
Wochensang
Ja, mag man, was man will, auch sagen: Burgfriede, o wie bist du lieblich,
Schön wars doch in den Weihnachtstagen. Doch leider kurze Zeit nur üblich!
Wie friedlich freute sich die Seele Bald geht es los mit wildem Schreien
Ganz ohne Schimpfen und Krakeele! Mit Schimpfen, Fluchen, Keilereien,
Nun aber liegt die schöne Zeit Bis jedermann zuletzt bekennt:
Uns leider wieder weltenwcit. Schön wars doch — ohne Parlament!
Kladderadatsch.
* *
*
Sanfte Zeit
Mcht dehnt sich gleich kristallenem Schilde O grotz und edel ist die Gnade,
Auf unseren Seen das harte Eis: Die sich der Schuld verzeihend neigt:
Wir leben in der Zeit der Milde Doch grötzer manchmal ist der Schade,
And in der Zeit des sanften Breis. Wenn sie sich allzuwillig zeigt.
Mcht sehen wir den Schlittschuh blitzen, Auf neue Antat ohne Jagen
Der Schneeschuh auch steht zwecklos da: Sinnt des Begnadigten Genie:
Die Sportler und die Kohlenfritzen Dem aber, den er feig erschlagen,
Sind fast schon der Verzweiflung nah. Ist Hekuba die Amnestie.
And daß wir rechtes Glück gewönnen Doch immerhin: ein sanftes Wehen
In dieser wundersamen Zeit: Amfängt uns eben dort wie hier,
Auch sonst, so weit wir sehen können, And durch die Zeit des Aebels sehen
Macht sich die Sanftmut schrecklich breit. In nebelhafte Fernen wir.
Wie? Soll man den Verbrecher hassen Des Rechtes und des Winters Strenge,
And kalt bestrafen seine Tat? Sie schmolz dahin, wie weiches Wachs.
Man mutz ihn bei der Seele fasten, Als ginge hin in Breit und Länge
Auch, wenn er nichts dergleichen hat. Durch unsere schöne Welt ein Knacks.
Schon wars, als hätte sehr gefruchtet Doch dräut mit trotzigen Gebärden
Die Kraft des Rechtes, die ihn griff Der Frühling uns auch noch so sehr,
And die ihn sorglich eingebuchtet, Getrost: es muh doch Winter werden,
Der auf Gesetz und Ordnung pfiff. Wird, es zu glauben, uns auch schwer.
Da plötzlich siegt die holde Milde. Bald fängt der Bürger an zu niesen,
And es entweicht der Frevler Schreck, Der ohnehin auf manches niest:
And weiter wirken darf die Gilde, Der Reichstag naht, es nahn die Krisen,
Zum Beispiel die vom Felseneck. Kalt wird es, und — juchhei! — Du flist.
Schneidiger Wind in der Reichskanzlei
Unbestritten
Schrecklicher Gedanke
Die berüchtigte GPU. der Sowjet-
Der jetzt seiner Stellung als Direktor union hat ihr lüjnhriges Bestehen ge-
bei der BVG. enthobene Fritz Brvlat feiert. In einem Telegramm bringt der
hat einst zu Bekannten geäußert, der Woroschilvw zum Ausdruck, daß die
Willi Sklarek sei ein ganz famoser Kerl, GPU. stets auf dem Posten gewesen sei
er möchte ihn am liebsten nur so ab- und Unmenschliches im Kampfe gegen
die verbrecherische Konterrevolution ge-
Müller: Haste jeheert: Fords Befinden leistet habe.
Ein Glück für beide, daß die bar-
barischen Zeiten des Mittelalters vor- nach seine Operation is jut. Das kann man Wohl sagen; der edle
über sind. Sonst könnte der geschmack- Schnitze: Wundert mir janz und jar Woroschiloiv hat wieder einmal den
volle Liebhaber vielleicht dazu verurteilt nich. Fords Operationen sind Nagel aus den Kopf getroffen, es hat ja
werden, seinen Liebling zehn Jahre lang bisher noch alle jlänzend ver- im übrigen auch noch niemand behauptet,
täglich acht Stunden lang abzuknutschen! loofen. daß die GPU. Menschliches geleistet
Gne Frau, die weiß was sie will
„pfui Sammy! Kein Kavalier verlangt von seiner Freundin die Auslagen zurück!"
Frechheit regiert die Welt
Que voulez vous? „Ich habe nichts für Rüstungswerke ausgegeben, das stnd nur Stahlkammern zur sicheren
Aufbewahrung meines Goldes!"
Oomeclie frangaise
Vorspiel. Zweiter Akt. Stimmen Mehrheit die Zahlung ab-
Der Direktor: Wird alles gut Paul-Boncour (lächelt in die lehnen. (Die Kammer bleibt stumm.)
klappen? Alle Rollen richtig verteilt? Kulisse hinein, wo Herriot wartet, für sich): D r i t t e r A k t.
Der Regisseur: Gerisseneres Der Dummkopf! Glaubt er tatsächlich, Der Nachfolger Paul-Bon-
Affentheater ist der Welt noch nie vor- daß ich nur seinen Platzhalter mime? c o u r s : Das großmütige Frankreich,
gegaukelt worden. Amerika geht uns Er wird sich schneiden! das die Heiligkeit der Verträge stets
sicher auf den Leim, besonders in seinem Herriot (lächelt zurück, für sich): achtet, sofern sie ihm günstig sind, bietet
gegenwärtigen nassen Zustand, der es Wenn der etwa Zicken macht und nicht dem befreundeten Amerika Teilung des
für blauen Dunst empfänglich macht. freiwillig wieder zurücktritt, gibt's was Rebbachs an. Also sagen wir, 9)4 ...
heraus! sagen wir, 9 Millionen ... (Murren im
E r st e r A k t. europäischen Publikum.)
P a u l - B o n c o u r : Unglückliches
Das Volk: Tod jedem, der uns von Amerika! Um dir Frankreichs Freund- Sam: 19 Millionen! Oder kein
Schuldenzahlung spricht! Hinaus mit schaft zu erhalten, bin ich in die Bresche amerikanischer Tourist betritt mehr fran-
ihm in die Wüste! So wahr Verträge gesprungen. Verzichte auf den unge- zösischen Boden, und die Zölle auf fran-
heilig sind, so groß unsere Armut und rechten Mammon, damit sich das Welt- zösische Weine werden prohibitiv erhöht.
unser Unvermögen, aus einem Vermögen gewissen nicht gegen dich erhebt und Eine alte Dame, genannt das
von Goldmilliarden 19 Millionen Dollars unser Volk nicht gezwungen ist, Cognac- Weltgewissen: Selbst die kleinsten Raub-
herzugeben! und Champagner-Sperre wider dich aus- staatcn schämen sich für Frankreich!
Heldendarsteiler Herriot: zusprechen. Frankreich in glanzloser Vereinsamung!
Die 19 Millionen richten uns zugrunde, Der Nachfolger des Nach-
gewiß, denn uns bleiben dann höchstens
Sam im Zuschauerraum
(schweigt und spuckt aus). folgersPaul-Boncours: Als-
981 Millionen. Aber bei der Heiligkeit P a u l - B o n c o u r : Die beleidigte dann also, wenn es durchaus sein muß,
der Verträge — wir haben Zahlung Nation stürzt auch mich, wenn du hab- zahlen wir! Immer wird Frankreich
zugesichert... gierig auf deinen Schein beharrst. Laß die Heiligkeit der Verträge achten, falls
D a s V o l k (brüllend): Wenn geblecht es an dem einen Opfer genug sein! es dazu gezwungen wird.
werden nmß — le boche payera tout! Sam: Neunzehn Millionen her! D i e K a m m e r (beschließt mit großer
Wir keinen Centime! Nieder mit DerDirektor (mischt sich ein):Das Mehrheit, zu zahlen).
Amerika! D a s B o l k: Es lebe Amerika!
ist rollenwidrig. Das heißt die ritter-
Herriot: Ich beschwöre euch ... liche Nation mißhandeln! Herriot (in echter Verzweiflung):
Franklin Bouillon: Frank- Herriot (zu Sam): Donnerwetter, Und deshalb haben sie mich in die Wüste
reich schwört den Offenbarungseid! füge dich, damit ich wieder ins Amt geschickt!
Die Kammer (lehnt mit 407 komme! Nachspiel.
Stimmen die Zahlung ab). Der Regisseur: Verflixt noch Sam: Was die Prohibition an-
Herriot (verzweifelt): So muß ich mal... jetzt sollte doch die Kammer das langt, so scheint mir, daß jetzt Frank-
in die Wüste! (Er legt sein Amt nieder.) Wort nehmen und abermals mit 407 reich auf dem Trockenen sitzt.
^2
Oer Bücherkarren
Westenkummer
Bitter, bitter, äußerst bitter Elend, elend, äußerst elend Triste, triste, äußerst triste
Für die Herren Moskowitter Geht's dem Deutschen, weil krakeelend Stimmt den Iankee jene Liste
Läßt sich an das neue Jahr, Ihn umtost die Politik, Derer, denen er vertraut.
Kann man für Ideen werben, Und weil Tausenden von Händen, Angepumpt hat man ihn gerne,
Wenn die eignen Leute sterben, Die so gerne Arbeit fänden, Tilgung liegt in weiter Ferne —
Weil die Nahrung mehr als rar? Sich nicht auftut die Fabrik. Ach, man hat auf Sand gebaut.
Bange, bange, äußerst bange Brenzlich, brenzlich, äußerst brenzlich Böse, böse, äußerst böse
Machen England die Belange, Fühlt sich der Franzose. — Gänzlich Sieht di? Lage der Chinese,
Sich gruppierend um das Pfund. Kommt er sich verlassen vor, Weil bei ihm der Handel stockt
Dieses ist erschreckend munter, -Stützt sich auf die Bajonette, Und der gräßliche Japaner
Wie ein Spielzeug rauf und runter Sieht sein Heil in der Lafette Ihm nach meuchlings angetaner
Hüpft es, was doch ungesund. Samt dem Langkanonenrohr. Unbill auf der Pelle hockt.
Heiter, heiter, äußerst heiter Ach, wie ist der Mann geborgen,
Lebt der Eskimo nur weiter Weil er von der andern Sorgen
Zwischen Walsischtran und Eis. Auch nicht das geringste weiß, roderich.
©abo tage
(3m Bund entschiedener Schulreformer wurde ausgefordert, die Wehrkraft durch aktive KriegSfabotage zu lähmen und zu zerstören.»
.Ihr müßt den Gaul solange ärgern, bis er scheut und den tterl abschmeißk, dann braucht ihr nicht Soldat zu werden!"
Starker Tabak
John: „(So einen Olkopp habe ich schon lange nicht gehabt!" (Schüler» Luther LurbanlS'. der
pflanze züchtete, ist eS angeblich
Tomaten-Kartoffel-
,ehr gelungen, durch
nochmalige Kreuzung midj_ den a. r gleichen Pflanzcn-
jil verbinden.)
Unverdiente Kränkung Oer Weg zum Herzen Der Iankee wird naß, doch nutzt er gescheit
Etwa verbleibende Trockenheit,
Vor einem österreichischen Gericht Das Raubdezernat der Berliner Kri- Damit die Landwirtschaft gedeiht.
sagte eine Zeugin zu der Angeklagten: minalpolizei hat den 18jährigen Lehr- AU right!
„Dös geht Jhna an Dreck an!" Darauf ling Erich F. festgenommen. F. hat Schon hebt sich die Konjunktur, sie zuckt
der Richter: „Halten Sie etwas zurück der Berliner Schauspielerin Grit Haid Bereits. Erscheint doch im Zauberglanze
mit solchen Parlamentarischen Aus- erpresserische Drohbriefe geschrieben, in Als kalifornisches Kreuzungsprodukt
drücken. So schimpfen dürfen Sie erst, denen er von ihr die Zahlung von Die Tomaten-Kartoffel-Tabak-Pslanze.
wenn Sie in den Nationalrat gewählt 1000 Mark verlangt hat. Beim Verhör Von dieser verwertet man, Donnerwetter,
sind." gab F. an, er habe auf diese Weise die Früchte, Wurzeln und Blätter.
Wenn die Zeitung, die das berichtet, Bekanntschaft der Schauspielerin machen Immer hält sie (im trockenen, starren
meint, ein reichsdeutscher Richter würde wollen. Sonnenlicht, so bei dreißig Grad)
in ähnlicher Lage vielleicht das Wort Tomaten und Kartoffeln parat.
Ähnliches hat kürzlich auch der be- Da haben Sie den Salat!
„Reichstag" gebraucht haben, so tut sie
dem deutschen Richter damit Unrecht. kannte Klamotten-Ede getan. Er hat Außerdem aber Zigarren.
So weltfremd ist denn doch bei uns kein der Veilchen-Minna die Nase ein- und Mit Hilfe des Retortenglases
Richter, daß er nicht wissen sollte, daß die Zähne ausgeschlagen, ihr die Zöpfe Liefern ohne Finte
man im Deutschen Reichstage etwas ausgerissen und sie ihr solange um die Die Nachtschattenreste noch eine Basis
kräftigere Mittel anwendet, um seinen Ohren gehauen, bis der Schutzmann Für unverlöschliche Tinte.
Worten Nachdruck zu verschaffen. Mit das Mädchen vor weiteren Tätlichkeiten Milliarden ziehen die Sammies wohl
Liebenswürdigkeiten, wie sie die Öster- bewahrte. In der Verhandlung gab der Aus diesen natürlichen Gaben.
reicherin gebrauchte, ist heute nichts gute Ede an, er habe sich auf diese Weise Sie müßten ja sonst, statt Alkohol,
mehr geschafft. „Es war einmal", heißt bei der Veilchen-Minna einschmeicheln Obige Tinte getrunken haben.
es im Märchen. wollen. s.
7) Tischdamast Ia, sc
ist sofort lieferbar.
Iß-^ebleichie ^beste Qualität
8) Bettücher, fertig n preis der Decke Ifttti. 1.60 zuzüglich
o) Bettbezüge, schneeweiß,^rein ßg 40 pfg. Porto.
n Hg^n.^Maco Da
glänzend, nur moderne Muster, i! .
Versand nur per Nachnahme abMk. 10.—, at.. ......
Garantie: Zurückzahlung des vollen Betrages bei Nlchtgefa Verlag des Kladderadatsch, Berlin SW 68
Alle Worte sind vergebens, wenn Sie sich nicht selbt überzeu
Verlangen Sie kostenlos ausführliche Preisliste.
Webwaren - Gesellschaft Hundhausen, W. - Elberfeld 4.
V6
Auch einer
preis geb. 3.- Rmk. ■ssäiSf „Ein Mädchen llleei um die Welt“
Gute Einnahmen
schönste Rclsebuch des durch Engl. ANGORA-Kanin .
1 mit 64 Kuplcrtlofdruck-
A. Sosmann & Go. n allen Buchhandlungen. Waschbaren. Bllder-Brosch. '
Alf Ko*I o ril a?- B r 1 e? m. v e r kauft Fr. Tlemsnn, Hameln,
G.m.li.s.. Berlin 5XD68 MUSTER - ZUCHTFARM
Haas Sinn, Bid Bramsiedl / Heist. Verlag von Reimar Hobbin£, Berlin.
Oie roten Betriebszellen Bericht über Politik
„Von der eben eröffneten Dcputiorten-
kammer erwarte ich nicht viel Erquick-
liches. Da werden wir nichts sehen als
lauter Klcingezänke, Personenhader, Un-
macht, wo nicht gar endliche Stockung.
In der Tat, eine Kammer muß kom-
pakte Parteimassen enthalten, sonst kann
die ganze parlamentarische Maschine
nicht fungieren. Wenn jeder Deputierte
eine besondere, abweichende, isolierte
Meinung zu Markte bringt, wivd nie
ein Votum gefällt werden, das man nur
einigermaßen als Ausdruck eines Ge-
samtwillens betrachten könnte, und doch
ist cs die wesentlichste Bedingung des
Repräsentativsystems, daß ein solcher
Gesamtwille sich beurkunde."
Obiges schrieb ich über „Französische
Zustände" in Paris, den 28. Dezem-
ber 1841.
Ich wollte damit keine Anspielung aus
den Reichstag in Deutschland und den
Landtag in Preußen machen.
Elysium. Heinrich Heine.
Doch viel einfacher
Der deutsche Forschungstrieb ruht
nicht! Jetzt hat man, aus Grund inter-
nationaler wissenschastlicher Verein-
barungen, gleichzeitig in Oldebroek in
Holland 3000 und auf der Eismeer-Insel
Nowaja Semlja 2000 Kg Sprengstoff
zur Explosion gebracht. Zur Feststel-
lung der Fortpflanzung des Schalles
wurde die Wirkung dieses Vorgangs in
dem meteorologischen Observatorium
in Potsdam mit eigens dazu konstruier-
ten feinen Apparaten, sogenannten Un-
dographen, beobachtet.
Natürlich sehr interessant — aber die
ungeheuren Kosten! Nach unfern letzten
Erfahrungen wäre es gar kein schlechter
Gedanke, unsere Reichstagssitzungen
nach Nowaja Semlja zu verlegen! Laut
genug für den Zweck sind sie zweifellos.
Und nebenbei — da bei dem Krach die
Stenographen ohnehin nutzlos sind,
wäre es am Ende ganz praktisch, wenig-
stens die Undographen in Tätigkeit treten
Oie Arbeitsbienen dürfen fronen- zu lassen. eg0.
Oas Hetzen bleibt den <5- p.-Orohnen
Tempo! oder der „Schienenzepp"
Berlin—Hamburg
Man mag's nun nehmen, wie man's will,
Frankreich unterm Hammer Wir Deutschen müssen uns sputen:
Die französische Zahlungsweigerung Offenbarungseid leisten wird, ist zur Wir gewinnen mit dem „Schienenzepp"
hat in amtlichen Washingtoner Kreisen Stunde noch fraglich. Jedenfalls aber Rund — sicbenunddreißig Minuten!
wie eine Bombe eingeschlagen. Denn beabsichtigt die amerikanische Regierung,
Das ahnt man nicht im Hinterwald,
hatte man bisher in Frankreichs Hin- ihre Forderung durch umfangreiche In Boxheim oder Dramburg:
und Hergerede nur die typische Bock- Pfändungen sicherzustellen. So soll sie So in zwei Stunden flitzt man bald
beinigkeit eines faulen Schuldners er- bereits zwei soeben fertiggestellte fran- Hin von Berlin nach Hamburg!
blickt, so kommt man jetzt zu der Über- zösische Panzerschiffe Modell 1933 beim
zeugung, daß Frankreich — mit Aus- Stapellauf im Hafen von Marseille fest- Das darf man nicht als Kleinigkeit
Einschätzen heutzutage,
nahme der lunipigen 12 Milliarden gehalten und ihre Maschinen durch Auf-
Zumal, wenn einem knapp die Zeit,
Goldfranken, die es als Aufrüstungs- kleben sogenannter amerikanischer „cuk-
koos" (französisch: coucous; deutsch: Wie in so mancher Lage!
minimum unbedingt braucht — an
barem Gelde buchstäblich nichts besitzt. Kuckucks) unbrauchbar gemacht haben. Zum Beispiel, wenn ein „Bankkassier"
Unter diesen Umständen hat, wie wir Das Gerücht, wonach der amerika- Packt seine Koffer eilig;
hören, die amerikanische Regierung sich nische Platzvcrtretcr in Calais diese Ein halbes Stündchen ist ihm hier
beim Amtsgericht Paris-Mitte, 3. Stock, Stadt beschlagnahmen und zur Sub- Entschieden nicht nachteilig.
Zimmer Nr. 306, einen Schuldtitcl er- hastation bringen will, ist wohl nur ein Eh noch was ahnte der Gendarm —
wirkt und einen „avocat garron" mit Vater englischer Gedanken und findet Schwimmt er schon längst zu Schiffe,
der Wahrung ihrer Interessen betraut. vorderhand noch keine Bestätigung. Und fühlt die Sonne wonnigwarm
Ob oder ob nicht Frankreich den Am schönen Tencriffe! m. br.
Regierungswechsel in Frankreich Das Neuesie
Seht, was an der Donau Strand
Nagelneues man erfand;
Dort ist nach der alten Mode
„Küß die Hand, gnä' Frau" Methode.
Aber schlimm ist's, wenn wir müsien
Auf das kalte Leder küssen;
Darum aus dem Schuh der Händchen
Schnitt man kühn ein zierlich Endchen;
Dieses wird zurückgeklappt
Und der Kuß aufs Fleisch gepappt.
Hat die Maid den Kuß genossen,
Wird gleich wieder abgeschlossen,
Und wir sagen, glückbcseelt:
Dieses hat uns noch gefehlt! ,, „
Aussichtslos
Um das Defizit im Haushalt in Höhe
von 12 Milliarden Papierfranks zu
decken, plant die französische Regierung,
eine Kopfsteuer einzuführen.
Die wird nicht viel einbringen. Frank-
reich hat zwar viele große Mäuler, aber
Kladderadatsch: „Wer dahinter sieht, bleibt sich für mich wenig Köpfe! ,.
gleich — gekämpft muß doch werden!"
Folgende uns zugegangene Manuskripte werden unter Hinweis auf die am Ende des Brieskastens befindliche Mitteilung mit bestem Dank abgelehnt:
Bln.-Schmargendorf: H. M. - Wiesbaden: H..B.
Arnstadt (Thüringen). K. S.: Im „Arn- aufhört, dann werde ich sie gerichtlich be- glänzenden Erfolge der Behandlung durch den
städter Anzeiger" vom 3. November 1932 lesen langen. Maria Ostler, Badstr. 91, Miesbach." „Wunderdoktor" liest man diese Zeilen, um
wir: „Steinbach-Hallenberg, 2. Nov. Ein Nun ja, man darf ja hier und dort gleich darauf, vor Empörung laut fluchend, in
Geisteskranker, der vom Kreisarzt auf seinen Mal ehrabschneiden so ein biss'l die Höhe zu springen; denn die nun folgenden
Zustand hin untersucht werden sollte, verletzte In Micsbach und am andern Ort — Zeilen verraten uns das Wunder, daß dieser
auf dem Wege zum Kreisamt den ihn beglei- Doch nie in Gegenwart der Frau Frißl! „Wunderdoktor" zwar 100 RM. eingesteckt, im
tenden Pvlizeiwachtmeister durch Messerstiche Berlin, vr. E. S.: In Nr. 533 der „Deut- übrigen aber die Heilsrage und die Beine —
an Hand und Oberarm. Auf der Polizei- schen Allgemeinen Zeitung" lesen wir: ,^Jn offen gelösten hätte.
station sprang er aus dem. Fenster, konnte der New-Aorker Zeitschrift ,The Nation' ver- Frankfurt a. M. A. Sch.: In den „Frank-
aber ergriffen und mit dem Krankenwagen öffentlicht (in der Nummer vom 26. Oktober) furter Nachrichten" vom 18. Dezember 1932
weggebracht werden. Dieser wird in Mar- Emil Ludwig einen Aufsatz, der den Titel führt befindet sich folgende Anzeige: „Schreibmaschine,
burg weiter beobachtet." Nanu, das ist ja ,Th6 Flieht of the German spirit — die pensionsberechtigt, stattliche Figur, sehr billig
aber zu verrückt! Wahrscheinlich will der Flucht des deutschen Geistes'." Was fällt zu verkaufen. Offerten unter A 209 an die
Marburger Psychoanalytiker den Kranken- Ihnen denn daran aus, das stimmt doch: Exped. der Franks. Nachr." Wahrscheinlich
wagen längere Zeit daraufhin beobachten, ob Wenn Geister vom Range Emil Ludwigs nach handelt es sich hier um eine noch gut er-
er vielleicht durch den Transport des Ver- der Schwei; übersiedeln, darf man doch mit haltene ältere Tippdame, die ihr übermäßig
rückten selbst einen kleinen „Dröhn" abbe- Recht von einer „Flucht des deutschen Geistes" witziger Bürochef in dieser scherzhaften, aber
kommen hat. sprechen. Das erscheint höchst bedauerlich, denn wenig gemütvollen Form irgendwo anders
Badbergen. G. T.: In Nr. 291 des „Ari- unsere Finanzämter meinen, es wäre schon zu- unterbringen möchte.
länder Anzeigers" befindet sich folgende An- viel Geist über die Schweizer Grenze entwichen. Gumbinnen. B. D.: In Nr. 319 der
zeige: „Die Beleidigung gegen Diedrich Land- Erfurt. G. E.: In Nr. 256 der „Mittel- „Kreuz-Zeitung" wird über einen ' Grabfund
wehr nehme ich außer der Eier-Angelegenheit deutschen Zeitung" (Erfurt) beginnt eine bei Erfurt, aus der Zeit um 1000 v. Ehr., be-
hiermit zurück. Frau Meins, Kl.-Mimmelage." „Danksagung" an einen „Wunderdoktor" mit richtet; nachdem der überaus reichliche Schmuck
Aber Madame Meins, wie kann man bloß ...! folgenden Worten: „Ich litt an schweren der hier bestatteten Frau ausführlich geschil-
Sie sollten die „Eierangelegcnheit" ebenfalls offenen Beinen. Durch Dankschreiben von dert, heißt es zum Schluß: „Alle Funde lasten
zurücknehmen; was soll die Welt nur davon einem Wunderdoktor aus Erfurt aufmerksam darauf schließen, daß cs sich bei der Toten um
denken! geworden; und mein Mann mit zwei Leisten- eine angenehme Persönlichkeit handelte."
Berlin. l)r. v. D.: In Nr. 289 der „Te° brüchcn und ich mit offenen Beinen ließen Natürlich; das war damals schon ganz genau
gernseer Zeitung" befindet sich folgende An- uns von ihm behandeln." Mit aufrichtiger so wie heutzutage aus dem Kurfürstendamm
zeige: „Wenn die Wimmerin das Hetzen, Lü- Teilnahme, verbunden mit einer Art von stiller in Berlin oder auf der Heringsdorfer Strand-
gen, Berläumden und Ehrabschneiden in Freude und Genugtuung über die doch nun, promenade: Damen mit reichlichem, zur
Gegenwart der Frau Frißl u. Parteien nicht wie üblich, zu erwartende Meldung über die Schau getragenem Schmuck gelten unter-
/Wc-m LP!"
H rxkwMh
Ihren kleinen harmlosen Spielgefährten wünscht Marianne natürlich nicht in die Abrüstung mit einzubeziehen
Preis 52 pfg. _
— Nr. 3 — 86. Iahrg. Wenn dir das Vaterland versinkt, wird unrein deines Älutes Saft:
Lerlin, 15. Ianuar 1933 Nur ^us der Heimat Scholle trinkt der rechte Mann die rechte Kraft! w.
Mtlddersdaksch :r gewerbliche Mittelstand vor dem Wettbewerb der Betriebe der „öffentlichen Hand" geschützt w
5M
Wochensang
Also demnächst hebt nun wieder Hundert kreischen durcheinander
An die lustige Keilerei; Mit des Brusttons Lungenkrast,
Rock, beziehungsweise Mieder, Nirgendwo erscheint ein Mann, der
Reißt man sich vergnügt entzwei. Sich dabei Gehör verschafft.
* -st
*
Am 18. Januar
Es tönt in unserer Tage Jammer
Von ferneher ein hohes Lied:
An diesem Tage hob den Hammer
Der starke, gottgesandte Schmied.
Geschlechter gingen hin, verblendet,
In kleinem Hader, schalem Streit:
An diesem Tage ward vollendet
Der Ring der deutschen Einigkeit.
Auf einmal lag, was uns in Schanden
Gekettet, meilenweit zurück,
And sttahlend über allen Landen
Stand sonnengleich das deutsche Glück.
Der große Preis war schwer errungen,
Des deutschen Volkes Herrlichkeit -
O lauscht der Stimme denn, ihr Jungen,
Der lehrenden Vergangenheit.
Don der Geschichte Hauch umwittert
Bei allem, was ihr sinnt und schafft.
Lernt, daß in kleinem Streit zersplittert
Ihr nimmermehr die große Kraft!
Me werdet ihr den Morgen sehen,
Macht euch das Kleine taub und blind,
And nie wird Deutschland auferstehen,
Wenn nicht die Deutschen einig sind!
Kladderadatsch.
65
Rutschasphalt
iBirlln hal den sogenannten Rutschasphalt-Prozeß verloren-1
Wilhelm (£unot
Als schwer des fremden Joches Bürde Und als der Chor von Unheilsrufern Er stand in wilder Tage Treiben
Gelastet auf dem Vaterland, Der deutschen Seefahrt Tod verhieß, Gefestet da und ohne Scheu,
War er es, der mit deutscher Würde War er es, der zu alten Ufern Und unvergessen wird er bleiben,
Des Feindes Hochmut widerstand. Ihr mutig neue Wege wies. Ein deutscher Mann, stark, kühn und treu!
Kladderadatsch. w.
„Wenn ich auch ein solcher Schweinehund gewesen wäre wie der, brauchte ich heule nicht an Krücken zu gehen!"
Nationalisierung
<Wic die Zeitung „Pravo Li m" fcflgeßcot fielt, enthält der amtlich- tschechisch- Winters ifirplan mehr als 3000 F-fil-r.)
Ein Kursbuch ist von Zahlen voll, Der deutsche Bürger der Tscheche! Ihm wird bei solchem Sauverkehr
Doch redigicrt's mit Liebe, Verliert natürlich jedes Ganz schauderhaft zu Mute,
Wenn solches Heft was nützen soll Vertrauen zu der Sudelei Dem Tschechen liegt hingegen sehr
Im Eisenbahnbetriebe. Und macht die Fahrt per pedes, Die Bummelei im Blute,
In Prag, da hat inan eins gedruckt, Denn kriecht er langsam wie ein Lurch, Die gilt als Norm; drum, deutscher Mann
Das Fehler über Fehler spuckt, Und läuft er auch die Sohlen durch, Lernt man dich durch den Fahrplan an,
Errata, hört es grausend, 's geht sicherer, wie ich ahne, Verschlampung zu „goutieren";
So ungefähr 3000. Als nach dem Tschechenplane. Das nennt sich: Tschechisieren. stö,fci:
Abgeordnetendl'äien in natura??
In Frankreich hat die Landlvirtschafts- Tinte, Stuhlbeine usw. an die Abgeord- dieser übergenug dort erzeugt tvird, wo
kammer in Trotzes eine Entschließung neten selbst geliefert würden. Andere Parlamente tagen. Für den deutschen
angenommen, nach der die Abgcordneten- Naturallieferungen tverden kaum in Parlamentarismus kommt Natural-
diäten in Zukilnft nicht mehr in Geld, Frage kommen, es sei denn etwa Knig- lieferung durchaus nicht in Frage; selbst
sondern in entsprechenden Waren gezahlt ges „Umgang mit Menschen", der viel- eine Bcrjüuguugskur wird die zutage
werden sollen. Alle Wetter!! Hoffentlich leicht sehr angebracht wäre. Die in getretenen Alterserscheinungen (der Fach-
macht das nicht etwa bei uns Schule!! Frankreich erfolgenden Lieferungen von mann nennt das: Senilität) nicht be-
Es tväre gar nicht auszudeuken, tvas aus Weizen usw. kommen bei uns schon des- seitigen könilen, da es sich hierbei schon
unseren Parlamcntstagungen tverden halb nicht in Betracht, weil hier nur nicht mehr um Alters-, sondern um
sollte, wenn die dazu benötigten Gegen- leeres Stroh gedroschen wird. Auch Auflösungserscheinungen handelt.
stände lute Spuckuäpfc, Tintenfässer, Kohl scheidet von vornherein aus, da
Oie Feier der //Gleichberechtigung Deutschlands"
Zur Feier ruft man alt und jung
Für Michels «Gleichberechtigung".
Oer Michel macht sich flott und fein. Auch Marianne, voll Tournüre,
Steckt in den Latz ein Röselein. Wirft sich in ihre — „Qranäe Cultüre".
Daß gleich er einen Schluck erhasche! «Mein guter Freund, so geht das nicht!"
Oer Trank hier ist für keinen Söffel!
pro Zahr zwo Tropfen in den Löffel!"
Oa flucht der Michel, tiefergrimmt:
«Dann hol der Deubel den ganzen ZImmt!"
©er gemütliche Paul-Äoncour
Dauernder Generalpardon
Als Angeklagter vor Nobels Thron
Zog Reineke Fuchs, fidel wie nie.
Wahrscheinlich gab cs damals schon
Bewährungsfrist und Amnestie.
„Auf dieser Bank von Stein will ich mich setzen!'* Der ruhige Bürger, den Arbeit ziert
(Nach Schillers Glocke), legt die Hand
Oie Ergriffene Still in den Schoß. Denn es grassiert
Man hört jetzt oft, bei wachsendem Applanse, Schon wieder Amnestie im Land.
Poetische Vorträge im Warenhause. Rund fünfzehntausend, nun toben sie
So rührt' auch jüngst ein Dichter dort die Leier. Von neuem los und wüten geschwind,
Ergriffen lauscht' ihm der Verehrer Rund, Damit für die nächste Amnestie
Seelcnerwccker, rannten alle, sei er. Die nöt'gen Objekte vorhanden sind.
Ein schönes Mädchen stand im Hintergrund.
Derartig ernst, ergreifend war die Feier — Im Brandenburger Straflokal
Das schöne, junge Mädchen nahm zur Stund' Spricht Ede vor. Es nützt ihm nischt.
Den Schleier. Aber einen Spitzenschleier, Er wurde zum vierundzwanzigsten mal
Weshalb man sie ergriff und eingespunnt. „. Von einer Amnestie erwischt.
Bringt vor Gericht ihn neuer Krakeel,
positive Sicherheit Dann wird die Schose, was meinen Sie,
Das neue Schulschiff der Reichsmarine, handensein aller modernsten Sicher- Auf alle Fälle kreuzfidel:
der Ersatz für die untergegangene heitsvorrichtungen gelegt werden. Freispruch oder Silber-Amnestie!
„Niobe", wird am 1. Juli d. I. ab- Den Linksparteien genügt das selbst-
geliefert werden. In Bau und Aus- verständlich noch nicht. Sie wollen Plünderer, Rohling, Straßenheld,
rüstung wird cs natürlich dem jetzigen einen Antrag im Reichstag einbringen, Was tut es, wenn der ganze Schwarm
Stande der Technik voll entsprechen, wonach das Schiff immer im Hafen vor Justitien in die Arme fällt?
Besonderes Gewicht wird auf das Vor- Anker liegen soll. s. Gleich fallen wir ihr in den Arm. „.
23.23. G.-Srolai vor Gericht
Kein Wunder!
Am Abend des Neujahrstages 1933 gänger ein junger, athletisch gebauter sich nicht um einen Geistesgestörten,
lief in der Nähe 'des Bahnhofes Zoo Mann spazieren, nur mit einer Bade- sondern um einen Mann, der allen seinen
in Berlin, mitten im Lichterglanz der hose, einer Netzunterjacke und Strümpfen steuerlichen Verpflichtungen aus dem
Vergnügungsetablissements und in einer bekleidet. Jahre 1932 pünktlich nachgekommen
Menge weltstädtisch eleganter Müßig- Wie ivir hierzu erfahren, handelte es war. regnen,.
Wie erklärt sich das nur?
niedergebrüllt und niedergetrampelt
werden. Dergleichen spricht sich rasch Der Kassierer: Pleite!
Der Kassierer: Vorverkauf herum, und wir haben Abend für Abend
gleich null Mark, abends fünfzig Pro- Der Regisseur: Kein Schwanz
zent weniger! Es wäre zum Davon- das Haus voll. mehr im Zuschauerraum!
laufen, wenn etwas in der,Kasse dazu Der Kassierer: Jammervoll! Der Dramaturg: Die deutsche
reizen könnte. Kunst findet keine Stätte mehr im
Der Direktor (verzweifelt): Selbst DerDirektor: Radau hatten wir Herzen eines banausischen Volkes.
die abgebrühtesten Freibillettler weigern ja nun genug in unserm Musenheim! Der Direktor: Alles habe ich
sich, mehr als einen Akt lang auszu- Und der Kassenrapport? versucht: Ehebruchs-,. Zuhälter-, Ka-
halten. Der Kassierer: Verschlechtert schemmenstücke; Schauspiele über sämt-
Der Regisseur: Obgleich er sich leider! Es werden nur noch Ga- liche besonders üble Paragraphen des
immer ein Akt der Gemeinheit ist! Wir lerieplätze genommen; im Parkett will Strafgesetzbuches; Possen gegen die Re-
geben doch wirklich das Äußerste an per- wegen der unaufhörlich herunterfliegen- ligion, gegen die Vaterlandsliebe, gegen
verser Scheußlichkeit! den Stinkbomben niemand mehr sitzen. die Familie; Satiren ans unsere Kriegs-
Der Draniaturg: Heute ziehen Der Dramaturg: Übrigens sind gefallcneu — nichts hat gewirkt.. Ja,
eben im Theater nur noch richtiggehende bei der letzten Premiere alle Fauteuils was will denn die blöde Masse eigent-
politische Skandale. zertöppert worden. lich? Da verstehe ich nur eines nicht.
Der Regisseur: Gegen die Der Direktor: Wir müssen das Der Regisseur: Sie sind zu be-
Schundkonkurrenz, die uns die Parla- Kunstinteresse des Publikums wieder scheiden!
mente machen, kommen wir nicht auf. anfeuern. Veranlassen Sie, daß heute D c r D i r e k t o r : Ich verstehe nicht,
Der Dramaturg: Lernen wir abend Schupo einrückt und in der großen
wie cs möglich gewesen ist, daß zu
von ihnen! Bei ihnen spielen die Tri- Pause mit Gummiknüppeln Reinigun- Goethes, Schillers und Lessings Zeiten
bünen mit. gen verabreicht! Dramatische Reini- glaubwürdigen Nachrichten zufolge so
Der Direktor (erleuchtet): Ich gung der Leidenschaften, darauf kommt viele Leute ins Theater gegangen sind.
hab's! Wir geben von jetzt an nur noch es an. Ich verspreche mir alles von
solche Schmutzstücke, die grundsätzlich diesem durchschlagenden Effekt.
t/S
Hilfe, Hilfe!
Kommunistische Winterhilfe
„Schreibiafel her! Ich muß mir's niederschreiben, daß einer lächeln kann und immer lächeln und doch —
im Völkerbunde sein!"
C
Gipfel der Nachsicht Das kommt davon!
(Die Zweifelsfrage, ob auch Tevifenvergeheu in (Der franzöfische Flnanzminlster Choro» »eilte mit. boß man mit einem Fehlbetrag van 16—17 Milliarden
di- Hnm'eftle foffen, ha, jetzt da» Gericht »ach > für da» Jahr 1038 z» reihnen habe.)
Wortlaut de» AmnostlegefetzeS bejahen müsset
Ach wie ist's möglich denn —
Unbestraft bleibt es, wenn
Eine Person
Sich jenem Sport ergibt,
Der heute sehr beliebt,
Nämlich Devisen schiebt
Mit Passion.
Wer treu zur Heimat steht,
Dem scheint es umgedreht
Nur konsequent,
Daß solchem Bösewicht
Gründlich den Star man sticht,
Doch dieses findet nicht
Das Parlament.
Triefend von Gnad und Huld
Für der Verbrecher Schuld
Sagt es: Woher?
Krümmt mir dem Mann kein Haar,
Denn aller Sünde bar
Ist, was sonst strafbar war,
Also auch er.
Schutz jeder Schändlichkeit,
Stets zu verzeihn bereit,
Wird zur Manie.
Freilich begreift man nun: Kommandiert zum GssenholenI
Die Sorte Volkstribun
Braucht für das eigne Tun Russischer Winter
Selbst Amnestie! „derlei (Nach Mitteilungen au» Moilau sprießen dort trotz gelegentlicher Nachtsrösle die Knospen an den Fliederbüschen.)
Erfrier'n auch uns im deutschen Land Inmitten bunter Kolibris
Männer der Tat Zur Winterszeit die Glieder: Setzt er sich auf die Wiese
Ein Rundschreiben der kommunisti- Im Sowjetstaat, dem Sonnenland, Und fühlt im Sowjetparadies
schen Bezirksleitung Schlesien stimmt Da grünt und blüht der Flieder! Sich wie im Paradiese.
folgendes Klagelied an: „Die meisten
In Moskau an der Moskwa Strand Behaglich zieht zum Feld hinaus
Kassierer sind sich der verantwortungs-
vollen Funktion als Verwalter des Steht Stalin da und lächelt, Ein Sauhirt mit Gedudel...
Eigentums der Partei nicht bewußt. Es Indes des Samums Höllenbrand Da plötzlich bricht im Städtchen aus
ist geradezu ein Verbrechen an der Ihm um die Stirne fächelt. Ein wilder Lärm — pfui Pudel!
Partei, wie leichtfertig manche Kassierer Es knallt und riecht nach Dynamit!
mit dem ihnen anvertrauten Partei- Ein Bömbchen? — Ei Gott schütze! ...
eigentum umgehen. Wenn jeder Kassie- Herr Stalin denkt und schlummert ein:
rer sich der Wichtigkeit seiner Funktion Es wird wohl ein Gewitter sein!
bewußt wäre, dann könnte es nicht Vor- Kein Wunder bei der Hitze! 0. w.
kommen, daß im Laufe des Jahres
Tausende von Beitragsmarken im Be-
zirk verbummelt und unterschlagen Oer £ofjn
werden!" Der „Parlamentsdienst" hat zum zu wollen, da er keine prophetische Gabe
Was die Bezirksleitung Schlesien nur Jahreswechsel an die Vorsitzenden der besitze.
will! Diese so schwer beschuldigten Reichstagsfraktionen eine Umfrage ge- Dankbar für diese Bescheidenheit und
Kassierer handeln doch nur ganz folge- richtet: „Was erwarten Sie vom Jahre zum Lohn dafür wünschen wir, es möge
richtig, indem sie jede Kapitalansamm- 1933?" Fast alle Gefragten haben der sich wenigstens so viel von der Eigenart
lung auf jede Weise hindern. Kommu- Aufforderung Folge geleistet und etwas eines Propheten an Herrn vr. Breit-
nistisch denken und reden bedeutet nichts. geaniwortet. vr. Breitscheid (SPD.) scheid erweisen, daß er von 1933 an in
Aufs Handeln kommt es an. ha. hat aber nur erklärt, sich nicht festlcgen seinem Vaterland nichts mehr gilt!
An***Mose*nbge»ül!»e
weine sind von ollen Kennern
Schlank —
Entwürfe in Schubladen
„Es häuft sich zu viel unmögliches inne, weil Kollege Geheimrat Schlumpke Tags darauf wurde ihm eröffnet, daß
Zeug an", stellte der Geheimrat miß- ins Zimmer getreten war. Schlumpke es durchaus unzulässig sei, dem Herrn
billigend fest. „Urväter Hausrat, Ent- schrieb in mehreren Zeitungen Artikel Ministerialdirektor mitten unter sauberen
würfe von Anno Toback. Räumen Sie, über Arbeitsbeschaffung; man behaup- Aktenstücken einen unlesbaren Lappen
Meier II, diese Schublade hier bis mor- tete, der Herr Ministerialrat habe einen, zu übersenden. Das Unglücksblatt „er-
gen aus! Sollten Sie etwas Brauch- davon beinahe gelesen und um Haares- folge beigebogcn retour".
bares finden, na, dann sagen Sie's mir. breite eine recht günstige Bemerkung „Lassen Sie sich für die nächste Woche
All der andere Jdeenkrempel kommt auf dazu gemacht. nicht hei mir sehen!" eröffnete der Gc-
den Boden!" Dem scharfen Blick des künftigen heimrat dem völlig gebrochenen Meier II,
Meier II, der im Laufe erfolgloser Günstlings entging der Zettel in der Faust „Und das Schundpapier werfen Sie...
Amtsjahre sogar die bescheidene Hoff- Meiers II nicht. „Arbeitsbeschaffung?" ich will nicht sagen, wohin!"
nung aufgcgeben hatte, einmal Meier I las er. „Aber das ist doch die Hand- Weil er nicht sagen wollte, wohin,
zu werden, machte sich stöhnend an die schrift des Herrn Ministerialrats!" hielt Meier II, sinnlos vor Angst, es
Arbeit. Er strengte sich nicht sonderlich Sein Kollege erbleichte, faßte sich je- für geraten, den Zettel in seiner Brief-
an, prüfte jedes der umfangreichen doch sofort. „Weiß ich! Deshalb habe tasche zu verbergen.
Aktenstücke nur obenhin auf sein Alter ich das Blatt ja sicherstellen lassen und Plötzlich ging Bewegung durchs Haus.
und warf es bei hinlänglicher Vergilbt- will es unverzüglich dem Herrn Ministe- Sechs Diener unter Führung erprobter
heit in den Abtragekasten. Von un- rialrat unterbreiten. Wahrscheinlich ver- Amtmänner forschten in allen Abteilun-
gefähr fiel ihm ein mit Bleistift flüchtig mißt er cs schon." gen nach dem Verbleib eines unerhört
beschriebenes, zerknittertes Blatt in die Während Schlumpke sich vor Wut die wichtigen Notizblattes, auf dem der Herr
Hände, auf dem das Wort „Arbeits- Lippen zerbiß, eilte der andere beseligt Minister höchsteigene Gedanken über
beschaffung" zu lesen war. Arbeits- zum Borgesetzten. Arbeitsbeschaffung niedergelegt hatte.
beschafsung ist augenblicklich modern. „Blech!" belehrte ihn der in seiner Unersetzliche Gedanken von entscheiden-
Meier II legte das Blatt also am nächsten rauhen, doch herzlichen Art. „Sie haben der Bedeutung.
Tage seinem Chef, dem Geheimrat, als wohl zu viel von Gesetzentwürfen und „Herr Ministerialrat!" telephonierte,
Ausbeute ernsten Forschens vor. Notverordnungen in Schubläden ge- von furchtbarer Ahnung geschüttelt, der
hört? Wie dürfen Sie mir solch ohne- Ministerialdirektor. „Schassen Sie mir
„Da sieht man, mit was für Unsinn hin völlig unlcsliches Gefasel zulrauen!" den unlesbaren Lappen!"
sich die Herren in ihren hochbezahlten
Nachdem sein heftig pupperndes Herz „Herr Geheimrat!" telephonierte der
Amtsstunden die kostbare Zeit ver- sich einigermaßen beruhigt hatte, ergoß
treiben!" grollte der Gehcimrat. „Ent- Ministerialrat.
weder werden Liebesbriefe geschrieben der Zorn des Geheimrats sich über „Meier II!" Der Geheimrat.
und Schneider vertröstet, oder wirre Meier II. „Mich mit diesem Wisch zu Meier II zog, mehr tot als lebendig,
belästigen!" ergrimmte er. „Sie werden das Papier aus der Brieftasche...
Phantasien über Dinge verzapft, die nur
die Herren Minister und ihre Kom- alt, mein Lieber! Wenn ich wegen Gerührt fragte am Abend der Minister
missare angehen. Kein Wunder, daß die Ihrer Pensionierung etwas für Sie tun für Arbeitsbeschaffung die um ihn ver-
wichtigsten Akten Moos ansetzen!" Er sammelten Herren: „Wem von Ihnen
erregte sich so, weil er selber eine leider
Der Fernsprecher erklang. „Dringend verdanke ich die Rettung des kostbaren
völlig unbeachtet gebliebene Denkschrift vom Herrn Ministerialdirektor! Alles Manuskripts?"
über Arbeitsbeschaffung höheren Orts vorhandene Material über Arbeits- Der Ministerialdirektor, der Mi-
eingereicht hatte. beschaffung binnen fünfzehn Minuten nisterialrat, der Gehcimrat und sein
üorlegen! Ausnahmslos!" zuwiderer Kollege Schlumpke riefen wie
Meier II fragte bescheiden, ob er Der Geheimrat schwankte sekunden- aus einem Munde: „Mir!"
lang. „Alles? Ausnahmslos?" Dann Was Meier II anbelangt, so hat er
„Bitte, bloß keine zu lange Leitung!" tat er einen schweren Seufzer, packte immer noch nichr Aussichten, als in-
unterbrach ihn der Chef unsanft. zwei Aktenmappen voll und steckte den feriorer Meier IH denn als Meier I zu
„Makulatur zur Makulatur!" Er hielt zerknitterten Zettel hinzu. enden. Timon »«
Altcnhaßlan (Hessen-Nassau). L. v. C.: In Kind, wünscht Neigungsehe mit nur kulti- junge Dame eine ihr gerade für ihre Heirats-
Nr. 361 der „Frankfurter Nachrichten" be- viert. Herrn in erster Position. Zuschriften absichtcn so wertvoll erscheinende, ncubezogene
findet sich folgendes Heiratsgesuch: „Junge unter A 307 an die Expedition der Frank- Roßhaarmatratze, daß sie diese in, erster Linie
Dame, roßhaargefüllt und soeben neu be- surter Nachrichten erbeten." Hier sind zwei sogar vor dem Vermöge» auführt, oder der
zogen, mit größerem Vermögen, einziges Auslegungen möglich: Entweder besitzt die verflixte, durch Weihnachtspünsche etwas zu
Graues Haar
AHkoIohIsI GallenbSasenentzundung Trunksucht
"ÄZS5& Brostrasnc 3p-
Flasche 7 RM. Adlor-Apothoko Strasburg (Uckeimark) 13. Neue Torslraße 3.
stark beeinflußte Setzer hat eine Zeile eines Tribun im Jahre 62 v. Chr. eine Rede gegen Wasservögeln, vor allem wilden Gänsen, wil-
Roßhaarmatratzen-Angebots mit einer Zeile die Catilinarier gehalten hat. den Enten und Kaninchen beobachtet worden
des obigen Heiratsgesuchs verwechselt, das Chemnitz. R. A.: Auf einem uns ohne jede sein, die aus nördlicher Richtung kamen und
hierdurch nun in so gemeiner Weise entstellt nähere Angabe eingesandten Zeitungsaus- in größter Aufregung und Ziellosigkeit hin
und um seine Wirkung gebracht wurde. Um schnitt lesen wir in einer „Zoologischen Be- und her flogen." In schwierigen „zoologischen
so mehr kann sich aber der Aufgeber des Noß- trachtung": „Imponierend erscheint auch die Fällen" Pflegen wir uns immer an „Papa
haarmatratzen-Angcbots freue», den» wahr- Fülle der Rebdilicn, die uns geradezu in Heck" im Berliner „Zoo" zu wenden; diesmal
scheinlich beginnt cs mit den angenehmen Erstaunen setzt." Die „Rebdilicn" gehören erhielte» wir auf unsere telephonische An-
Worten: „Bettmatratze von sehr sympathi- zu jener Klasse von kaltblütigen und ungemüt- frage, ob Kaninchen zu den Wasservögeln ge-
schem Wesen, vollschlanke Erscheinung." lichen Wirbeltieren, die besonders in den hörten, die freundliche Antwort: „Der sehr
Bad Doberan (Mecklbg.). F. Z.: Nr. 12 sächsisch-zoologischen Gärten Vorkommen; zu geschätzte Koburger Kollege hat nur eine Ver-
des Blattes „Kameradschastsbund der 73er" diesen Geschöpfe» gehören unter anderen der mutung bekräftigt, die ich einmal als Student
berichtet über ein Familienfest am 3. 12.; Alligador und das Grogodil. während eines sogenannten Merwisjenschaft-
unter anderm lesen wir: „Kam. Heinr. Schulte Ersurt. Dr. P. M.: In Nr. 301 der „Mit- lichen Kater-Tages' äußern hörte: Derzu-
trug durch seine Vorträge wesentlich zu der teldeutschen Zeitung", Ersurt, lesen wir: folge sprechen viele Anzeichen dafür, daß in
Stimmung zu. Auch den Damen gebührt ein „Weihnachtswunsch! Unterzeichneter bittet alle, der darwinistischcn Ahnenreihe unseres Kanin-
Lob. Haben sie es doch verstanden, daß die denen ihre Weihnachtsstollen durch zuviel chens (lepus cuniculus) ei» Wasservogel ge-
eingerosteten Gelenke der Kam. an diesem Zucker und Fett nicht geraten sind, diese an wesen ist, denn die auffallend langen Ohren
Abend wieder beweglich wurden." Das ist mich zu senden. Bin großer Liebhaber. Aug. unseres lepus c. können heute noch, wenn sie
unter allen Umständen sehr löblich. Sorge, Lauscha." Der arme, brave August mit Korsettstangcn versteift werden, ebenso-
Berlin, Dr. H.: Im „Anzeiger für Berg-, Sorge in Lauscha kennt nicht die innerste gut als ,Schwimmer' >vic auch als .Trag-
Hütten- und Maschinenwesen", Essen, vom menschliche Natur: Wenn einer seine „miß- flächen' beim Fliegen benutzt werden, wovon
23. Dezember 1832 befindet sich ein Aussatz ratenen" Weihnachtsstollen hergeben soll, sind die heutigen Kaninchen sicher kaum noch eine
über „Rostfrei" und „Rostgeschützt"; darin sie immer „gut geraten", selbst wenn sie Ahnung haben. In dem aus Koburg gemel-
heißt es: „Das Zitat von Wilhelm Busch: vor Zucker, Fett und Rosinen beinahe platzen. deten Fall liegt die Wahrscheinlichkeit vor, daß
Man merkt die Absicht und man wird ver- Bei Leberwürslen ist's noch schlimmer. es sich nicht um Kaninchen, sondern um
Kraniche handelt."
stimmt' paßt hier leider nur für den Fach- Essen. C. W.: In der „Deutschen Allge-
mann, der Käufer merkt nichts von dieser Ab- meinen Zeitung" vom 23. Dezember 1932 be- Priem (Oberbayern). W. N.: In Nr. 348
sicht." Stimmt ganz genau. Das hier er- sindet sich eine Reiseschilderung (von Sofie der „Münchner Neuesten Nachrichten" lesen
wähnte Zitat: „Man merkt die Absicht und v. Uhde); darin heißt es in bezug auf die wir: „Das Plenum des amerikanischen Re-
man wird verstimmt" (richtiger: „So fühlt Seekrankheit: „DaS spuckt in die Winde, daß präsentantenhauses hieß die vom Finanzaus-
man Absicht, und man ist verstimmt") stammt schuß angenommene Gesctzesvorlage über den
einem das Herz aufgcht. Der Unbeteiligte gesetzmäßigen Ausschank von Bier mit 230
aus der „Frommen Helene" von Wilhelm macht dabei seine Rassestudien, denn nicht alle
Busch; und zivar spricht diese Worte der em- Völker bewahren gleiche Haltung bei dieser gegen 165 Stimmen mit einem Alkoholgehalt
pörte Onkel Nolte, als „Helene" nächtlicher- Heimsuchung. Während die einen völlig ge- von 3,2 % gut." Stimme» mit einem Alkohol-
weise das Bestreben zeigt, ihm und der guten brochen zu sterben versuchen, spuckcn die gehalt von 3,2 Prozent gehören schon, wie uns
Tante das Oberbett vermittels eines an einer andern fröhlich und ohne seelische Beschwer- unser Biermörder versichert, zu den „mitt-
Schnur befestigten Angelhakens fortzuzichen. den. Letztere sind vorwiegend Germanen." leren Bierbässcn"; daß cs im amerikanischen
Später verwendete Goethe mit souveräner „Sosiechen kennt ihren TacituS", meinte unser Repräsentantenhause bereits 165 Stimmen
Freiheit obige Zeile für seinen „Tasso", wo- Biermörder lächelnd; „sie weiß, daß die ollen von diesem „Kaliber" gibt, darf immerhin als
gegen Wilhelm Busch energisch protestierte. Germanen zu beiden Seiten des Rheins auf ein erfreuliches Zeichen für die baldige Aus-
Goethe erwiderte darauf, in klassischer Kürze, Bärenhäuten saßen und ins Wasser spuckten; hebung der Prohibition gelten.
mir mit den Worten seines „Mephisto": „Du dies taten sie allerdings nur in Ausnahme- Wilhelmshaven. H. W.: Im „Wilhelms-
weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob du fällen, wenn das Bier mißraten und nicht havener Kurier" vom 28. Dezember 1932 be-
bist?" Aus Arger darüber dichtete dann Busch süffig war." findet sich folgende Anzeige: „Entflogen.
die Satire auf Goethe, den „Balduin Bäh- Gumbinnen. E. v. L.: In Nr. 362 der Grauer Schäferhund (Harras) entlaufen. W.
„Preußisch-Litauischen Zeitung" lesen wir Räthjen Nachf., Kaiserstr. 24, Tel. 91." Das
Berlin. H. M.: In Nr. 287 der „Berliner unter „Tiermarkt": „Friscurlehrling von so- Vorkommen eines sonst sehr seltenen „Fliegen-
Morgenpost" wird über die Ablehnung eines fort gesucht, Alter 15—16 Jahre. M. Vor- den Schäferhundes" in Wilhelmshaven er-
Strafantrages gegen den nationalsozialistischen her!, Goldaper Slr. 8. Damen- und Herren- scheint nicht so ganz unmöglich; wahrschein-
Bürgermeister Hofmann seitens des Ober- Frijier-Salons." Die Friseure trugen einst, lich hat ihn eine brave deutsche „Teerjacke"
staatsanwalts in Dessau berichtet; die Be- und vielleicht in Gumbinnen ganz besonders, von der Südsee heimgebracht.
gründung beginnt mit den Worten: „Die ein wundervoll gelocktes Lockcnhaupt, auch Wolmirstedt. Dr. P.: In Nr. 99 der „Slaß-
Frage, ob der Ausruf des nationalsozialisti- „Löwenhaupt" genannt; daher mag wohl der furtcr Zeitung" lesen wir: „Hecklingen, den
schen Bürgermeisters Hofmann: ,Schmeißt bedauernswerte Mißgrisf, der der „Preußisch- 27. April. In der letzten Zeit wird lebhaft
die Schweine raus!' als eine öffentliche Auf- Litauischen Zeitung" bei der Rubrizierung Klage darüber geführt, daß zum Teil scharf-
forderung oder Anreizung zu Gewalttätig- obigen Inserats passierte, herrührcn; ent- bissige Hunde umhcrlaufcn. In diesen Tagen
keiten gegen Politische Ausschreitungen auf- schuldbar ist er jedoch keinesfalls. überfiel ein Hund einen achtjährigen Schüler,
zufassen ist, muß verneint werden." Sehr der dem Hilflosen das Zeug zerfetzte, so daß
Kiel. R. B.: In. der „Deutschen Allge- durch Hinzukommen mehrerer Personen das
richtig; denn wenn man jemand ernstlich raus- meinen Zeitung" vom 7. Dezember 1932 be-
schmeißen will, Pflegt man sich, z. B. in Pom- findet sich der Bericht über die „Rückkehr der
Schlimmste verhütet wurde." Notizen mit
mern, Bayern oder Ostpreußen, unendlich deutschen Anden-Expedition"; darin heißt es:
einer derartig wirren und konfusen Dar-
viel derber und kräftiger auszudrücken; die stellung sind nicht ungefährlich; denn es liegt
„Zu den allgemeinen wissenschaftlichen Auf-
hier angeführten Worte können eben nur als die Möglichkeit vor, daß auch die anderen
gaben gehörte auch die sehr eingehende und Hecklinger Hunde, nach der Lektüre dieser
eine milde „Fa^on de parier“ gelten. Der erfolgreich betriebene Erforschung der kos-
betr. Kläger, Reichstagsabgeordncter Lemmer, Zeilen rammdösig, bissig oder gar verrückt
metischen Strahlen in durchschnittlich 6000 bis werden.
ist gar zu empfindlich; das hätte er sich im 7000 Meter Höhe." Ja, mit diesen verflixten
Reichstage doch längstabgewöhnt haben müssen. „kosmetischen Strahlen"...! Da ist nix zu
Berlin-Lichtersclde. Dr. N.: Wir berichtigen machen! Es ist um auf die Bäume zu klettern!
insoscrn unsere Glosse zu der im „Briefkasten" Ja, selbst die Anden klettert man hinauf, um
der Nr. 49 des „Kladderadatsch" unter „Mün- diesen unerforschlichen kosmisch-komischen Un-
chen. Dr. v. N." der „Süddeutschen Sonntags- sinn zu erforschen!
post" entnommenen „Beantwortung der Fra- Magdeburg. E. M.: In Nr. 291 des
gen", als wir die Tatsache wicdergebcn, daß „Koburger Tageblatts" lesen wir: „An der
nicht nur Cicero, sonder» auch ein Urenkel des Ostseeküste und auch weiter nördlich in Jüt-
Alteren Cato, Cato der Jüngere genannt, als land sollen dieser Tage große Schwärme von
Kladderadaksch
Wochensang
Zehn Jahre, seit die Tat geschehen, So ruhmreich überwand wohl schwerlich
Die ungeheure Heldentat, Je fremdes Land ein kühnes Heer,
Wie nie die Welt sie noch gesehen, Und, nebenbei, so ungefährlich
Wieviel sie auch gesehen hat. Gab keine Heldentat es mehr.
Vom Glanze ewigen Ruhms umwettert Und daß sich Frankreich würdig ziere
Fiel Frankreichs Heer, vom Haß entsandt, Und zeige, wie cs stolz und groß,
Indessen die Clairons geschniettcrt, Ließ es die wilden schwarzen Tiere
In ungeschütztes deutsches Land. Auf deutsche Fraun und Mädchen los.
Es kam in ungeheurer Menge, Was wir, im „Frieden", so erfahren,
Erfüllt von Gier und giftigem Groll; Und ob auch ein Jahrzehnt verrann,
Infolge der bezogenen Senge Ja, noch nach vielen hundert Jahren —
Bis oben noch die Hosen voll. Wir denken dran! Wir denken dran
**
*
Wie herrlich wars, als von uns ging Es haben Meid und Eitelkeit
Das Paar der Dioskuren, So viele schöne Waffen:
Als Otto Braun und Severing Man lasse keinem Ruh und Zeit,
Fortführten die Lemuren. Zu wirken und zu schaffen.
In fühlen selber sich als Zar, And ob auch Schleicher niemals schlich,
Könnt' man sich Wohl entschleußen: Wie manche Machtberaubten,
Doch peinlich wirkt ganz offenbar Präsidi - aalgleich wird er sich
Der Kommiß-Zar in Preußen. Am Ende doch behaupten.
Oie perle
Kjffi gpj' 7 BM
IL
/j|:1m
zu bedeutend herabgesetzten Preisen.
Um ihre Waren besser absehen zu können, wollen die Iapaner, nachdem sie schon die deutschen Verpackungen
und Warenzeichen nachgeahmt haben, beim Verkauf auch in deutschen Nationalkosiümen erscheinen.
Thälmann: „So, meine Herren Reichstagsabgeordneten, hier sind die neuesien Anordnungen und Befehle
aus Rußland: Für Ausführung der Befehle holen Sie sich an der Kasse Ihre Diäten!"
Älindekuh
Betreten sie spät nachts ein Haus, Weil so von Mißtraun überschneit — „Da man uns ohne Unterlaß
Romant'schen Sinns, heben die Zwei Ihr redlich Wirken, Stück für Stück, Beweislos mit Verdacht umspinnt,
Im Friedhof einen Stollen aus, Zieh» sie in Ein- und Schweigsamkeit Jst's besser so, als daß mal was
Erscheint alsbald die Polizei. Sich immer gründlicher zurück: Fehlt, wenn wir dagewesen sind."
DieEinbanddeckezum„Kladderadatsch"
1 Jahrgang 1932
I ist sofort lieferbar, preis der Decke Iftm.1.60 zuzüglich 40 pfg. Porto
Verlag -es Kladderadatsch, Berlin SW 68
-WßO
Reinigung politische Wachtmeister
(Dik SinTflpreffe läuft Sturm gkgen die „ntue restlose AuStämmung oller Sozioldeniokrote» und Republikaner"). In seiner Abhandlung „Schiller als
Soldatenmaler" schreibt Kuno Fischer,
weiland Professor der Philosophie in
Heidelberg: „Wenn er (der Wachtmeister
in ,Wallensteins Lager') vom Wallen-
stein wie ein Eingeweihter redet, bedeu-
tungsvoll und etwas mystisch sagt: ,Und
wer weiß, was er noch erreicht und er-
mißt', pfiffig hinzufügt: -denn noch
nicht aller Tage Abend ist' — so sehe
ich wie im Typus jene Politiker vor mir,
die sich in der Welt immer am Vorabend
großer Ereignisse befinden, die Welt-
geheimnisse immer aus erster Hand
haben, mit Herablassung einiges davon
ahnen lassen, am liebsten solche Ereig-
nisse, die schon in der Zeitung stehen,
und überhaupt von dem ehrwürdigen
Orakel der Alten sich nur darin unter-
scheiden, daß sie einen -Fuß weniger
haben. Dieser Typus ist unsterblich.
So hat jeder Stand in der Welt seine
Feldherren und seine Rekruten, aber
auch seine Wachtmeister, die nichts lieber
haben als die Rekruten." ,ha.
Oie „Eheringparade"
Auf der Broadway-Promenade
Ist, von Schupos eskortiert,
„Augen rechts!" mit strammer Wade
Jüngst zur „Eheringparade"
Eine ganze Myriade
Junger Mädchen aufmarschiert.
Reich versehn mit Attributen,
Die erfreulich für den Mann,
Traten, scharf auf einen guten
Ehgemahl, die resoluten
Damen gleichsam wie Rekruten
— „Brust heraus!" — zur Musterung an
Auf Plakaten stand zu lesen
Alter,- Größe und Gewicht,
Daß sie von bescheidenem Wesen,
Wohl vertraut mit Topf und Besen,
Kurz: bei ganz geringen Spesen
Nur auf trautes Heim erpicht!
Und die Männer inspizierten!
Doch, ob alle, dünn und dick,
Die vorüberdesilierten,
»Kämmen, feste kämmen,Germania, sonst wirst du die roien Schmarotzernicht los!" Als — „Gefreite" reüssierten,
Fragt sich, denn es kommandierten
Herr'n auch leider: „Zur — Kritik!" kikl.
Das Mittel
Mikojan, der Leiter der G. P. U., Schenke jedem Russen als besondere Zu- Mijokan. „Morgen, Stalin, werde ich
kommt zu Stalin. „Mikojan", sagt gabe fünf Pud Mehl!" das Mittel haben."
Stalin, „ich habe dich rufen lassen; du Bedenklich wiegt Stalin das Haupt. Anderntags stürzt Mikojan aufgeregt
sollst mir raten: Wir müssen ein Mittel „Fünf Pud Mehl? Hm! — Eine Sen- in Stalins Zimmer. „Ich hab's, Väter-
finden, das erstens billig ist, ganz billig sation wäre das schon. Die Welt würde chen Stalin!"
— du weißt, wir haben kein Geld mehr, aufhorchen. Zufrieden wären unsere „Was hast du? Schan wieder eine
wenigstens nicht in den öffentlichen Leute auch — wenigstens eine Zeitlang. neue Revolte gegen uns?" ruft Stalin
Kassen —, das zweitens die ganze zivi- Aber, Brüderchen Mikojan, billig!!! erschrocken.
lisierte Welt in Erstaunen setzen muß, Billig ist das nicht! Fünf Pud Mehl „Aber nein! Das Mittel habe ich ge-
und das drittens — und das ist die pro Kopf der Bevölkerung! Das Mittel funden, das Mittel, das sensationell ist,
Hauptsache — das russische Volk zufrie- kostet uns ja mehr, als wir mit unseren! billig und unser Volk zufrieden machen
den macht. Du, Mikojan, der du in den Export in einem Jahr verdienen können. wird. Die Welt wird in Aufregung ge-
harmlosesten Ereignissen noch ein Ver- Und überhaupt: wo in dieser erfolg- raten, es kostet gar kein Geld, ganz Ruß-
brechen gegen den erhabenen Sowjet- reichen Kollektivwirtschaft wäre Mehl land wird zufrieden und glücklich sein!"
gedanken zu entdecken vermagst, du mußt aufzutreiben? Nein, Mikojan, dein „Schnell, Brüderchen Mikojan, sage
das Mittel finden!" Mittel ist schlecht." mir dein Mittel!"
„Ganz einfach, Väterchen Stalin: „Ich will den Fall beschlafen", sagt Mikojan: „Erschieße dich, Stalin!!"
Petroleum und Liebe Stolz
Tefrel de« Schab« on Persien verbleie (Die Margarine-Jndnsirie wehr! sich gegen di- Vermischung der Margarine mit Butter.)
8 I-n, SuropLerinnen rächen Peirolenmkc
Folge de» englisch-
Graues Haar
Haupt- und Schluß-Ziehung
crhllt die Naturfarbe wieder, An dcriV.osel nbgefüllte Mosel-
ohne zu fttrbcn 1 Jeder lobtl weine sind von allen Kennern 40./2S6. Preill. SUdd. Staats-Lotterie
als besonders reizvoll geschätzt.
Orlgln.-RIAslIngwolne nb76Pfg. Lospreise ftlr diese Klnssei
Neue Tors'traüe 3. ' Wtlnkillinlit Elim & Rill, Trlir-Uctil. '/• 7i ’/i V i Donpellos
Stastl. Lotterle-Elnnahmo
Machen Sie sich
die kleine Mühe, und nehmen Sie bitte Borlln W 67, Illllowstreßo 106 (Nollendorfplotz)
Postschockk.: Berlin NW 7, Nr. 20347/Fcrnr.: Amt Llltzow 4790
bei Bestellungen Bezug auf den „Kl idderadatsch"
Tiefer Sinn im kindschen Spiel
3noenturt)erfouf
DieEhefrau (erhält dasselbe Mo- Das Spiel mit Schnur und Faden erfreut
dell vorgelegt, prüft den Preiszettel, mit Sämtliche großen Geister heut.
(Vorm Schaufenster, zwischen Weih- Es wird, was uns politisch kränkt,
nachten und Neujahr.)
selig verlöschender Stimme): „19 Mark
95 Pfennig, früher 49 Mark 95 Pfen- Durch Jo-Jo spielend eingerenkt.
Die Ehefrau: Männe, sieh nur nig." Es ist das Prachtstück aus dem Hier lernt der Staatsmann, was ihm nicht schnurz:
dies entzückende, süße, wundervolle Kleid
Schaufenster!
Klettern und Fallen, Aufstieg und Sturz.
aus Crepe Georgette! 49 Mark 95 Pfen- Nur der Jo-Jo-Kundge bedenkt,
Was alles an einem Faden hängt,
Männe (brummt): Sieh nur in mein (Im trauten Heim.) An einem so faden wie Herriot,
entzückendes, süßes, leider nicht wunder- Die Ehefrau: Männe, du hast Panl-Boncour, Daladier oder so.
volles, sondern leeres Portemonnaie! doch am Zwanzigsten Geburtstag... Da Wir müßten uns mehr auf Jo-Jo verstehn,
Hab' ich eine reizende Überraschung für Dann würd' es wie am Schnürchen gehn. x.». I.
DieEhefrau: Ich meinte ja auch
bloß so. Oder glaubst du wirklich, ich dich!
würde dir ein paar Tage nach dem Fest Männe: Wahrhaftig, Liebling? Zum Ausgleich
zumuten ... Nach all den großen Aus- Darf man nicht schon erfahren? ttzoover bat e» abg-lrhn!. do« vom R-prSsenl°n!-»h-
gaben... (Für sich): Ich wart auf die schlogene Bi-rgiie« zu »ni-rzrichu-u. Di- B-ccinigl-u -
Inventur! Die Ehefrau: Wart' nur einen bl-tb-n also d,S aus w-il-r-S trocken.)
Augenblick! Ich zieh's rasch mal an! Und als die Bierbill beschlossen schon,
(Sie erscheint nach einer Viertelstunde in Verweigert ihr Hoover den Namen.
(Vorm Schaufenster, am Abend vor dem dem Crepe-Georgctte-Kleid.) 19 Mark Da nahte sich ihm eine Deputation
Beginn des Jnventurverkaufs.) 95 Pfennig! Aus meinem Ersparten! Der abstinenten Damen.
Die Ehefrau: Das ist stark... Was hast du doch für eine praktische
Du erinnerst dich doch, das reizende kleine Fran! Eigentlich verdienst du's Selbst bei der Jüngsten der Deputation
Kleid aus Crspe Georgette... Da hängt gar nicht, du Bruminbär! Lag übrigens der Fall so,
es! Männe, hast du denn keine Augen Männe (bezwingt sich, gelassen): Das Daß längst sie dem Schwabenalter entflohn.
im Kopf? ist aber nicht dasselbe Kleid, das wir vor Die trockene Jungfrau sprach also:
Männe: Mir flimmert's schon da- Neujahr im Schaufenster gesehen haben!
(Gemacht gleichgültig): Kann ja auch kein „Zum Lohn für deinen tapfern Entschluß,
Die Ehefrau: Und auf dem Mensch verlangen, bei dreißig Mark O Hoover, du unser Entzücken,
Prciszettel steht „19 Mark 95 Pfennig! niedrigerem Preis! Schlechter Stoff, Wird jede von uns einen herzlichen Kuß
Früher 49 Mark 95 Pfennig!" Dreißig Massenware, angestaubt! Dir auf die Lippen drücken."
Mark billiger! Gespartes Geld! Ge-
schenktes Geld! Es blieb kein leeres Versprechen der Fraun.
Männe (sehr ängstlich): Es sieht an- Die Ehefrau: Frollein, das Rachsüchtig hob auf den Zehen
Cröpe-Georgette-Kleid tausch ich um!
ders aus als das Stück neulich. Übrigens Sich U. S. A. und dachte mit Graun:
Schlechter Stoff, Massenware, ange-
werde ich mich gleich erkälten ... Ich staubt! Haben Sic nichts Besseres? „Dem Hoover ist recht geschehen!"
kriege schon ganz kalte Beine! Komm!
Die Ehefrau (verächtlich): Sieht Die Verkäuferin: Bitte sehr,
anders aus als neulich! Das sicht dir gnädige Frau! Hier ein Modell de Paris-
ähnlich! Ein Vertreter in Glühstrümpfen Original .. . Ganz ähnlich, aber tausend- Nun muß sich alles, alles wenden!
und kalte Beine! mal schicker, eleganter ... wissen Sie! Ach wie oft doch dachte man sich bänglich:
DieEhefrau: Hing das nicht vor Unser Fortschritt ist recht unzulänglich,
Neujahr in Ihrem Schaufenster? Und die Menschheit bleibt zu unserm Schrecken
(Im Laden, am ersten Tage des Jnven-
turverkaufs.) Die Verkäuferin: Gnädige Völlig in den Kinderschuhen stecken.
Die Ehefrau: Ftollein, ich bin Frau haben einen bewundernswert
schon eine Stunde vor dieser Dame da- scharfen Blick ... In der Tat, einen Tag Vieles könnte man wohl hierzu sagen,
gewesen! Nun wünsche ich auch mal be- lang hatten wir's ausgestellt. So ein Doch man muß dem Umstand Rechnung tragen,
dient zu werden! Neklamestück, wissen Sie! Daß nun endlich uns zu Nutz und Frommen
Doch noch ist der rechte Mann gekommen,
Die Verkäuferin: Bitte sehr, Die Ehefrau: Kostenpunkt?
bitte gleich! Die Vcrläuserin (enträtselt die Der den rechten Zeitpunkt nicht verpaßte,
Die Ehefrau: Das Crspe-Geor- Auszeichnung): 69 Mark 95 Pfennig. Der die Forderung des Tags erfaßte,
gette-Kleid für 19 Mark 95 Pfennig ...
Die Ehefrau (schluckt): Weshalb Der den Finger legt in offne Wunden
Die andere.Dame (kreischend): zwanzig Mark teurer als kurz vor Neu- Und — das Glasdachauto hat erfunden!
Das Hab' ich mir bereits zurückgelegt! jahr?
Die Ehefrau: Nichts haben Sie Die Verkäuferin: Das war Aus ists endlich mit den faulen Witzen
zurückzulegen, vasteh'n Sie! (Getümmel.) kurz vor der Inventur, wissen Sie! Jetzt Bon den Leuten, die im Glashaus sitzen;
DerRessortchef: Beruhigen Sie erreichen die Preise allmählich wieder Heil dem Fortschritt, dem so wunderbaren:
sich, meine Damen... Jede von Ihnen ihre normale Höhe, gnädige Frau! Nunmehr kann man auch im Glashaus — fahren!
wird bedient! Timon dir Jüngere.
MUSTER - ZUCHTFARM
Folgende uns zugegangene Manuskripte werden unter Hinweis auf die am Ende des Brieskastens befindliche Mitteilung mit bestem Dank abgelehnt:
Ahrweiler: ®. - Berlin: K. G. - Bremen: F. P. - Diedenhausen: F. D. - Freiberg: H. S. - Halle a. S-: H. Sch. - Köln: H. S. —
Marienberg:T. —Marne: H. E. — Rotten bürg: W. W. - Verden:J.C. W. - Weipert: G. B. — Wilmersdorf: C.S. - Zeih: D. — Zerbst: M.D.
Alfeld a. Leine. W. M.: Nr. 301 der — dieser Vermutung haben wir schon längst gesieder zu kleiden pflegte, auch einmal aus-
„Alfelder Zeitung und Niederfächf. Volks- Raum gegeben — treten sie sogar aus dem nahmsweise eine Dame der „Halbwelt" beehrt
zeitung" veröffentlicht eine Fortsetzung des „Völkerbunde" aus. zu haben.
Romans „Der Mann im Nichts"; darin heißt
cs: „Sie erwachte früh mit einem Gefühl un- Hamburg. E. E.: In dem „Stenographi- Meuselwitz (Thüringen). O. K.: Nr. 1 des
endlicher Scham vor sich selbst. Als sie sich schen Bericht der Bürgerschaft zu Hamburg" „Meuselwitzer Tageblatts" bringt zum
über die 18. Sitzung am 7. Dezember 1932 Jahreswechsel einen optimistisch gehaltenen
langsam über die Ereignisse des Vortages klar
lesen wir unter anderm auch die Rede der und aufmunternden Aufsatz; zum Schlüsse
wurde, begann sie hastig zu kacken, bestellte
Frau Alice Wosikowski (K. P. D.); darin heißt heißt es: „Könnten wir die Silvesterstimmnng
Frühstück und Rechnung." Mara, so heißt die als Zeichen einer glücklichen Zeit und als den
Heldin, hätte aber klugerlveise zuerst, ehe sie es: „Dann möchte ich Hinweisen auf Ihre»
kleinen Gernegroß, Ihren Parteifreund vr. Anbeginn des Aufstieges deuten, es wäre gut
etwas anderes besorgt, die Rechnung be-
Goebbels. (Heiterkeit.) Das werden Sie um uns bestellt im Jahre 1933. Hoffen wir
stellen sollen, weil sie im anderen Falle das Beste!" Dann lesen wir im unmittel-
vielleicht, unter dem Eindruck des Ärgers, die nicht abstreite» können. Er schreibt in seinem
„Michael — ein deutsches Schicksal!", daß die baren Anschluß daran: „Das Finanzamt er-
vorerwähnte Tätigkeit hätte noch einmal auf-
Frau die Aufgabe hat, schön zu sein, sich für läßt im heutigen Anzeigenteile eine öffent-
nehmen müsse». Übrigens sollten Roman-
den Mann zu schmücken. (Zurufe von rechts.) liche Erinnerung zur Zahlung fällig werden-
dichter vorsichtig sein und ihrer Heldin nicht der Steuern, worauf wir unsere Leser beson-
den Namen von mehr oder lveniger berühmten Wir als proletarische Frauen lehnen so etwas
ab. (Lachen im ganzen Hause. — Dettmann: ders Hinweisen."
Filmdamen geben, weil diese Herrschaften sehr
empfindlich und eitel zu sein pflegen und Bei uns schmückt sich keiner! — Erneute große O du gütiges Blatt von Meuselwitz,
vielleicht die Rolle, die die unter ihrem Namen Heiterkeit.) Wir als proletarische Frauen Warum mußtest du, aus der Sekunde Blitz,
im Roman auftretende Dame spielt, als Be- wollen nicht das Lustobjekl des Mannes sein." Mit dem — ei weih! — Finanzamt kommen!
leidigung aufsassen und zum Gegenstand einer Da ist ja nix zu machen! Wir dürfen die Das hat uns ja jede Stimmung genommen!
Klage machen könnten. Objektivität der geschätzten Genossin Wosi- Sindelfingen (Württbg.). E.R.: In Rr. 307
kowski, was diese etwas heikle Sache an- der „Sindelfinger Zeitung" wird „Vom Ober-
Fährbrückc (Sachsen). F. E.: In Nr. 52 der betrifst, nicht anzweifeln, bevor wir die Dame land" über ein glücklich unterdrücktes Schaden-
„Tauern-Post" befindet sich unter Murau der — gesehen haben.
feuer berichtet; unter ander»! lesen wir: „Im
Bericht über einen „Bunten Abend"; darin Hof (Saale). R.: Uns liegt der an die Wohl- Nebel konnte natürlich nicht gleich festgestellt
heißt es: „Als Conferencier waltete Pfarrer tätigkeit der Mitbürger gerichtete Neujahrs- werden, ob Rauch oder Nebel auf dem Dache
Grosser. Der erste Teil des Abends wurde glückwunsch eines ' armen Teufels aus Fri- war. Die Rollen wurden sehr schnell vergeben,
mit dem humoristischen Spiel ,Herr Lehrer, dingen, Oberamt Tuttlingen, Württbg., vor; denn einer ging zum Mesner, um Sturm zu
ich muß hinaus!' eingeleitet. Die heitere unterzeichnet ist das Gedicht, das mit den läuten, der andere weckte den Feuerwehr-
Szene ,Das gestohlene Kinderhemd' mit Frau Worten schließt: kommandanten und den Schlüssel zum
Fast, Frau Rüber und Kaplan Straschek löste Spritzenhaus." Das ist natürlich ein Pleonas-
„Ich bete: ,Gott erhalte meine edlen Gönner
viel Humor aus. Nicht weniger gefiel das Und gestalt« deren Leben täglich schöner' mus! Ebenso wie jeder redliche Zecher den
Duett ,Wo ist die Bettflasche?' mit den mit Alexander Daschek, Schreibmeister." Na, ihm zugehörigen Hausschlüssel stets an der
Bühnenlieblingen Frau Fast und Frau wer da nicht, angesichts dieses geradezu rühren- Hosenschnalle trägt, so führt auch ein richtiger
den Ausklanges, in die Tasche greift, dars wohl Feuerwehrkommandant in gleicher Weise den
als ein völlig amusischer Barbar und herz- Schlüssel zum Spritzenhaus mit sich; zugleich
Von fidelen, heiteren geistlichen Herrn mit dem Feuerwehrkommandanten wird also
Da hören wir immer wieder gern; loses Rauhbein gellen. Aber man sollte den
braven Schreibmeister Daschek, der so nett und auch der Spritzenhausschlüssel — geweckt.
Selbst Biermörder fühlt sich bei ihnen wohl,
Und gar nicht — sine alcohol! eindrucksvoll zu dichten weiß, auch hier und Süchteln. O.: In Nr. 73 der „Bereinigten
In der „Bettflasche", wenn ich nicht irrig bin, da mit kleinen Aufträgen besserer literarischer Dreistädte-Zeitung Viersen-Dülkcn-Süchteln"
Sagt er sich, ist kein Wasser drin! Art, z. B. gelegentlich von Schlachtfesten oder befindet sich folgende Anzeige: „Meinen ver-
silbernen Hochzeiten, unterstützen. ehrten Gästen, Freunde» und Gönnern zur
Göttingen. W.: Nr. 50 der „Berliner gesl. Kenntnis, daß ich Ostermontag von
Illustrierten Zeitung" bringt die Fortsetzung Jena. vr. F. A.: Unser Biermörder ist über 11—1 Uhr Konzert und ab 5 Uhr Freiball
des Romans „Besondere Kennzeichen: keine." die Vermutung gewisser Kreise in „Jene", abhalte. Eintritt frei. Tanzen frei. Gleich-
— Darin heißt es: „Sic betritt den kleinen daß er vielleicht mit dem dort in Erscheinung zeitig empfehle ich für sämtliche Fahrten
Barraum mit dem zaghaften Schritt einer getretenen „Stud. Warmbier" verwandt sein meine Steyr-Pullmann-Limousine und Luxus-
Frau, die nicht zu zagen braucht, die Köpfe könnte, geradezu empört; er meinte: „Ich Omnibus, sowie mein Beerdigungsinstitut
der Männer folgen ihr dämlich." So schroff hege geradezu eine Idiosynkrasie gegen Warm- zur gefl. Benutzung. Es ladet freundlichst ein
sollte der Verfasser nicht über diesen seltsamen, bier, halte es für einen gegen die natürliche Karl Leven, Dülken." So lieb und herzlich
aber doch sozusagen naturbedingten Vorgang Ordnung der Dinge grausam verstoßenden diese freundliche Einladung Karl Levens auch
urteilen; denn auch «in „richtig gehender" Unfug und würde jeden Menschen, gleich klingt, so dürfte sie doch auf empfängliche Ge-
Romanschriftsteller müßte seinen Schönheits- welcher Art, der sich ,Warmbier' nennt, un- müter eine etwas nachdenkliche Wirkung
sinn dadurch beweisen, daß sein Kopf jeder Be- bedingt .schneiden'." ausüben; jedenfalls aber hat man die schätzens-
wegung einer hübschen Dame unbedingt zu werte Gewißheit, daß man unter allen Um-
folgen vermag, natürlich ohne dämlich auszu- Marienwerder. M. v. S.: In der Marien-
werder „Weichsel-Zeitung" vom 24. Dezem- ständen — befördert werden kann.
ber 1932 befindet sich ein Aussatz „Verschmähte
Hamburg. E. W.: Im „Hamburger An- Leckerbissen"; darin heißt es: „Der Direktor
zeiger" (Nummer und Datuu. nicht erkenn- eines großen Zoologischen Gartens berichtete
bar) lesen wir unter „New Uork": „Die kürzlich über seine Erfahrungen mit einem
Rebellen in Nikaragua griffen einen Zug der Straußenei, das eine Straßendame in ihrem
Nationalmiliz an. Es gab 25 T,ste und zahl- Käfig ans Licht brachte." Nanu! Hier scheint
reiche Verletzte. Der Gorillakrieg geht weiter." der Allerweltsschwerenöter Zeus, der sich be-
Es muß als eine wahre Affenschanse bezeichnet kanntlich öfters bei seinen „Amours", um den
werden, daß selbst die Gorillas schon des Nachstellungen seines eifersüchtigen Haus-
Genfer Abrüstungsschwindels spott n; vielleicht drachen Juno zu entgehen, in ein Vogel-
8°Ä°n ^8tttXeinr j U Schrisllcitung^ -crantwortlich: Paul Warncke. Verantwortlich für den Briefkasten: Max Brinkmann. Künstlerischer Belra
:ich Ahrndl. Sämtlich in Berlin. Bcrlag da» A. Hosmann & Go. G. m. 6. Berlin SW68. Wilh-lmstr. 8: Postscheck-Konto Berlin
Telegr.. Adr.: Kladderadatsch/Ber^i" — fic. tsprechanschlnsse sür Expedition: Bergmann so:>». Anzcigcnabt.: Bergmann 9708. Druck: W. Büxenstein. Berlin SW68.
."--chdrucke aus dem Kladderadatsch sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der BerlagShandlung gestaltet.
Alle Rechte fiic sämtliche Artikel und ^lluslratic...
cvpvrlxlit by A. Hos, i. Berlin. — Unteeeck as sccond dass matter. Poslolllce New York, N. Y.
Bei Bezug durch die Postanstalten monatlich RM 2.28.
n auch alle Buchhandlungen. BahnhofSbnch: nge» und ZeitungShändler entgegen.
Unheimliche Gaste im „Weißen Haus" zu Washington
Oer Händedruck
65
St. Mi cha el: „Oer Teufel hat auch Gift und Galle gespien, aber Geschäfte hat er nicht mit mir gemacht!"
Oieseü Älalt erscheint täglich mit Ausnahme derWochentage
Schlnß der R-d-iklion: 10. Januar 1033
Ein Gruß
„Ist denn so etwas erhört?!", Schwarzweißrot! Der alten Zeit
Wackeln tausend Zäpfchen, Ruhinumkränzte Fahnen!
Josef Wirth reibt sich empört Glücklicher Vergangenheit
Das erlauchte Köpfchen. Solln sie uns gemahnen.
Mensch, begreif es doch und merk, Mancher, der in Treuen stand
Ohne lang zu fackeln: Immer ohne Wanken,
Sein erhabenes Lebenswcrk Schickt ins ferne Niederland
Kam in wildes Wackeln. Grüßend die Gedanken,
Von dein Landtag — große Not Da uns mahnend ruft das Jahr
Für die schwarzen Brüder! — Mit dem Tage wieder,
Schaut das stolze Schwarzweißrot Der ein Tag der Freude war,
Auf Berlin hernieder. Eh' wir brachen nieder.
Geht denn nicht ein Jnbelschrcin Sei gegrüßt in Nacht und Not,
Durch der Hauptstadt Straßen? Sei uns Lust und Lehre,
Kerrl scheint mir ein Kerl zu sein Sei gegrüßt uns, Schwarzweißrot,
Von besonderen Maßen. Fahne unserer Ehre!
Kladderadatsch.
Max Reinhardt fand sein schönes Haus in der Schumannsiraße, von dessen Rente er leben wollte, in einem
solchen Zustand vor, daß er es schleunigst mit ein paar neuen, aber altbewahrten Säulen zu stützen gedenkt.
O temporal
!Jm NatlonaNheater zu Weimar soll ,.DaS weihe Röhl" ausgeführt werden.)
WiS
Me lieber in neuer Form
Reichsbanner: „Wer will unter die Soldaten, der muß Oie sterbende Staatspartei: „Morgenrot,Morgenrot,
haben kein Gewehr!" leuchtest mir zum frühen Tod!"
Oer Parteibuchdirektor: „Werhat dich, du mein Gehalt, Oie S.P. O.: „Mit dem Pfeil im Bogen!"
abgebaut so hoch da droben?"
Mahnung
„Wenn auf der Welt Gerechtigkeit ist sein Recht cko kaeto unvollkommen: Künste des Friedens allein und nicht
herrschte, wäre es hinreichend, sein Haus Der Angreifer hat nämlich Faustrecht. auch die des Krieges kultiviert zu haben."
gebaut zu haben, und es bedürfte keines Die Folgen der Vernachlässigung
Schopenhauer,
anderen Schutzes, als dieses offenbaren dieser Regel sehen wir eben jetzt in
Eigentumsrechtes. Aber weil das Un- China: Rebellen von innen und die „Parerga und Paralipomena",
recht an der Tagesordnung ist, so ist er- Europäer (jetzt: Japaner) von außen, 2. Band, Kapitel „Zur Rechtslehre und
fordert, daß, wer das Haus gebaut hat, und es steht das größte Reich der Welt Politik", 8 124. x. qu.
auch imstande sei, es zu schützen. Sonst wehrlos da und muß es büßen, die
Sein Standpunkt
-MN
Stalin: „Wenn der Aufbau so weitergeht, werde ich bald Sowjek-Luropa übersehen können!"
Kleine Plauderei aus der Schule
Wie der englische Arbeitsminister, Sir
Henry Betterton, erklärte, hat England
seit Kriegsende siebzehn verschiedene
Systeme zur Bekämpfung der Arbeits-
losigkeit versucht, vvu denen kein einziges
Erfolg hatte.
„Hm, als es die Bekämpfung Deutsch-
lands galt, hattest du als Versucher
mehr Erfolg, alter Junge", sagte ein
gewisser Balkanstaat, in dem Mr. Steed
als englischer Agent gewirkt hatte, i.
Wettbewerb
Der Verkehrsverein Leipzig e. V. ver-
anstaltete in der Woche vom 14. bis
21. Januar einen „Höflichkeitswett-
bewerb" unter den Leipziger Kraft-
droschkenführern. Nicht als ob es diesen
Männern an der bekannten sächsischen
Höflichkeit fehlte. Aber zumal die Frem-
den sollen sich nicht nur von dieser Tu-
gend überzeugen, sondern wissen, daß sie
planmäßig gepflegt und bis zum Gipfel
der Vollkommenheit ausgebildet wird.
Oie Beherrscherin Mer
Preisrichter sind die Fahrgäste. Die
Preisträger werden mit nennenswerten
Hiiler-Sage Geldbeträgen bedacht, die sie aus über-
triebener Höflichkeit hoffentlich nicht zu-
Futsch die kurzen Ruhetage! Oder Lipp' und Köln? Bereichert rückweiscn.
Wieder tobt rings gleich akuter Er so die Partei an Zaster?
Krankheit die erregte Frage: Oder papent er und schleichert
Der Vorgang verdient sinngemäße
Wo ist Hitler, und was tut er? Nachahmung. Unsere Volksvertreter
Schlau auf dein Berliner Pflaster? sind ja auch sozusagen, trotz reichlicher
Wer politisch denkt und handelt, (Dieses Pflaster, sagt das alte Pannen, Wagenlenker, Lenker des
Jeder späht, als gält's 'neu Steckbrief, Wort, ist ungemein gefährlich, Reichs- oder Länderwagens. Wie wäre
Nach A. Hitler aus, verwandelt Und gar auf dem Rutschasphalte es mit einem Höflichkeitswettbewerb?
Sich zu ruhlosem Detektiv. Kommt man leicht ins Gleiten klärlich.) Natürlich braucht die Höflichkeit das
sächsische Vorbild nicht zu erreichen. Es
Was treibt, wenn gefrühstückt habend, Trieb ins Schneegebirg sein junges braucht im Kampf der Meinungen nicht
Vormittags der Nazigrande? Herz ihn? Mt er neue Schwünge? der Sozi dem Kozi mit einem Stuhlbein
Was nach Tisch? Verfließt sein Abend Oder statt des Skiwcitsprungcs auszuhelfen oder der eine dem andern
Zwischen Lipp' und Kelchesrande? Hochpolitische Seitensprünge? mit einem Tintenfaß. Es gibt so viele
Wo steckt Hitler? gellt die Frage. andere Höflichkeitsbezeigungen.
Kampfbereit stehn Süd und Norden. Der Versuch wird sich sicher lohnen.
Man erkennt: Die deutsche Lage Es braucht doch nicht ewig zu heißen:
Ist nach kurzem Ruhetage „Mein Leipzig lob ich mir!" — Warum
Wieder ganz normal geworden. soll man nicht auch mal sagen dürfen:
„Den Reichstag lob ich mir!? i,a.
^5
Maskenballsaison
Ecclesia militans
Dem Herrn ist jedes Mittel recht, Die Anwalt- und die Ärzteschaft, Und viele tausend sahen zu,
Das seinen armen Menschen nützt, Die traten als die Gegner auf, Und in die Kassen floß das Pfund
Drum handelt England gar nicht schlecht, Doch spielten diese stümperhaft Und gab den Armen Kleid und Schuh
Wie es die Winterhilfe stützt: Im wildbewegten Spielverlauf. — Und speiste manchen armen Mund.-
Es stellt sich dort zum Fußballkampf Zwar dienen Kanzel und Altar Man sagt, wenn dir ein Kind gefiel,
In unsrer hilfsbcdürft'gen Zeit, Als Training nicht dem Sport des Beins, Daß, Herr, du lächelnd ihm erschienst,
Mit Pfiffen, Püffen und Gestampf Doch es gewannen wunderbar Und so gesehn, wird dieses Spiel
Di? ganze fromme Geistlichkeit. Die Herren Priester 5 :1. Auch eine Art von Gottesdienst, rodcrich.
Oer verbesserte Korridor
Kaum hatte der Berliner Magistrat von In Warschau wurde der Ausschuß so müssen; für den Korridor, der alles
dem großzügigen Vorschlag des Fran- festlich empfangen, daß er erst am dritten andere eher als eine gute Stube genannt
zosen Charles Braibant erfahren, als er Tage zum Ministerpräsidenten gelangte. werden darf, eignet sie sich aber sicher
sich auch schon entschloß, seine von der „Deutschland und Polen können sich noch noch vortrefflich."
Böß-Reise nach Amerika wohlbekannte heute versöhnt in die Arme fallen", „Wäre es nicht richtiger", warf der
Studienkommission zu den Warschauer jubelte der Wortführer, der in seinem Starost sinnend ein, „eine Untergrund-
Machthabern zu senden. Braibants An- völkerversöhnenden Leibblatte jeden Mor- bahn durch den neuen Korridor zu legen?
trag geht, wie man weiß, dahin, den gen von Polens treuherziger, entgegen- Das wirkt unauffälliger und deshalb
größeren Teil des Korvidorgebiets an kommender Gesinnung gelesen hatte. entschieden pazifistischer."
Deutschland zurückzugeben und nur „Der benötigte Viadukt steht Ihnen zum In den Augen des Berliners leuchtete
einen schmalen Landstreifen zur Ver- Selbstkostenpreise sofort zur Verfügung." es auf. Blitzschnell erkannte er die nie
bindung mit Gdingen beim Polnischen „Ach so, Sie beziehen sich auf den wiederkehrende, günstige Gelegenheit, alle
Staat zu belassen. Über diesen Land- guten Braibant!" lächelte gerührt der unrentablen ll-Linien der Hauptstadt
strich sollen Viadukte gebaut werden, hohe Herr und tippte sich mit der Spitze preiswert loszuschlagen und damit jedem
durch die das deutsche Gebiet östlich von des Zeigefingers auf die Stirn. Es ist heimischen Tarifkampf ein Ende zu
dem neuen schmalen Korridor mit dem dies die bei freudiger Überraschung in machen. Bevor ihm jedoch das be-
Reich verbunden wäre. „Ein erlösender Polen übliche Geste. „Wir hoffen immer freiende Wort kam, verdüsterte sich das
Gedanke!" rief der zur Zeit maßgebendste auf seinen Besuch und haben schon ein offene Antlitz des Polen. „Mein Vor-
Berliner Stadtvater ganz aufgeregt aus. Staatsgemach in idyllischer Gegend für schlag, fällt mir ein, läßt sich leider nicht
„Da Braibant als aufrichtiger Freund ihn vorbereitet." ausführen. Aus Respekt vor Deutsch-
Polens bekannt ist, wird unser lieber Der Berliner Stadtrat räusperte sich. land! Denn die ll-Bahn, die durch den
Nachbar mit Vergnügen auf seinen Vor- „Zur Überbrückung des Landstrichs, die polnischen Streifen laufen soll, bliebe,
schlag eingehen. Und für Berlin kann Sie ja sicher auf Ihre Kosten besorgen wie teuer wir sie auch bezahlen, ehe-
dabei ein Millionengewinn heraus- wollen, bieten wir Ihnen unsere Hoch- maliges deutsches Eigentum, deutsches
springen, den wir, bei unserm Nabob- bahn zwischen dem Halleschen Tor und Recht, und über beides geht Polen nie
defizit, sehr nötig haben." Bor freudiger der Warschauer Brücke an, was pol- hinweg!"
Erwartung zitternd, ließ sich der Ein- nischem Patriotismus besonders an- Er klingelte und gab Befehl, die deut-
flußreiche in ein Flüstergespräch mit genehm berühren wird. Diese Hochbahn- schen Ehrengäste feierlich, aber auf der
dem Leiter der Bewag ein, der sofort strecke ist gefährlich baufällig, so daß wir Stelle an die Grenze zurückzugeleiten.
Feuer und Flamme für seinen Plan war. sie wahrscheinlich ohnehin bald abreißen Timon der Jüngere.
„Chicago der Wüste” Hier geht's hart auf hart, drum werden massen-
haft Hartgeldstücke auch ausgeprägt.
Auf dem Silbermarkt die große Lücke
Auszufüllen, fiel' uns leicht, guanä rntzme,
Unerhörte Erlebnisse und Bilder aus Fänden zu der Neu'rung wir die Brücke,
den neuentdeckten Wolkenkratzer- Daß beim Prägen unsrer Fünfmarkstücke
städten in der Wüste Südarabiens. Etwas Silber zur Verwendung käm'.
Literarisches
durch Selbstunterricht
Massenfänge
Ursache" sichern Sie sich am besten sofort ein Los für die am
Box-Sport-Versand Altona (E)
von Fuchs, Marder, Iltis, Fische
meinen Geheimmitteln
Haupt- und Schluß-Ziehung Gifte
»’ä H te ät- 40./266.Preul). SiJtld. Staats-Lotterie
Schlank
QyJ|| töten jedes Tier in
■IjlM 3 Sekunden. Kata
löge, Fanggehelm
inserieren
belebt das Geschäft!
Fr'N\»r.H0aem3!,n’ „Kladderadatsch"
über 4000 Mark in einen Lederkoffer packte." manze mit einem zauberhaften buntjchillcrii- energisch „Psychoanalyse" studieren, denn sehr
Welch eine langweilige, für die Dramatik den Pianissimo bedeutender machte, als sie bald dürften ihm auch die letzten Fenster-
eines KientoppS ganz und gar ungeeignete eigentlich ist, hingeträumt als wunderbarer scheiben zertöppert werden.
Räuberbande! Mit Recht darf man sich dar- Traum, und der der Rhythmik des Rondos Parchim (Rkcklbg.). A. B.: In der „Par-
über wundern, daß nicht einer von den Kerlen ebenfalls eine Bedeutung verlieh, die nur chimer Zeitung" vom 7. Jauuar 1933 lesen
während deS Einbruchs — eingeschlasen ist. wir: „Eldena. Unfall. Am Donnerstag mor-
Berliner „schwere Jungens" sind das be- ird oft nicht schön gesunden, gen gegen 7 wurden einige verletzt, einer
stimmt nicht gewesen. t sic mit Geräusch verbunden." davon schwer, so daß ärztliche Auto, das mit
tönt dann die — Kritik Ferkeln beladen war, beim Aussteigen ins
Ilfeld (Südharz). CH. v. H.: Die „Jlfelder
Zeitung und Niedersächjischc Volkszeitung"
vom 23. Dezember 1932 bringt die Fortsetzung
Si“ vie himmlische Musik;
ei» Leser, der voll Bos,
sie an verständnislos.
Rutschen »nd fuhr gegen eine» Baum. Bon
den Mitfahrer» wurde» einige verletzt, einer
davon schwer, so ärztliche Hilsc in Anspruch
des Romans „Der Mann im Nichts"; sie be-
ginnt mit folgenden Worten: „Der berühmte Licgnitz. Sch.: In Nr. 4 des „Licgnitzer genommen werden mußte." Der in dem mit
Anwalt stand auf: ,Hoher Gerichtshof! Meine Tageblatts" lese» wir: „Laudeshut, 3. Jan. Ferkeln beladenen Auto, das diese heillose
Damen und Herren Geschworenen!' Es war (Das war doch vorauszusehen.) Einem Land- Verwirrung angerichtet hat, befindliche Arzt
die beste Rede, die er je gehalten hatte. Aus wirt in Dittersbach grüssauisch gefiel der wird wohl kein richtiger Arzt, sondern ein
dem Zuschauraum kam Schluchzen, und die Standort seines Kachelofens nicht, so daß er Kastricrcr, ein sogenannter „Schweineschnci-
Geschworene in der Mitte der zwölf wischte versuchte, den Ofen mit einem Hebebaum an der", gewesen sein; die Herren von dieser
sich verstohlen eine Träne ans dem Auge." eine andere Stelle zu rücken. Als dies nicht „Fakultät" werden nämlich in gewissen
Aber Bester, daran ist doch nichts ausznsetze»; gelang, holte er einen Zugochse» in die Stube, ländliche» Kreisen, die die einzelnen
denn was vermag ein tüchtiger, mit allen nmspannte den Ofen mit einer Kette, der Wissenschaften nicht genau auscinanderzuhallen
Mitteln der Mimik arbeitender Rhetor nicht Ochse aber zog jo scharf an, daß der Ofen wissen, häufig „Doktor" genannt. Die
schon in diese wenigen Worte hineinzulegen! krachend zusammenftürztc." Dieser augen- gleiche akademische Würde pflegen auch die
Behauptet doch sogar unser Biermörder, daß scheinlich verrückte Kerl erinnert uns stark an Hühneraugcnopcrateurc zu erhalten.
ein ihm die Rechnung für eine Hose Präsen- gewisse allzu radikal und gewaltsam ver- Rastatt. E. v R.: Im „Rastatter Tage-
tierender Schneidermeister, den er mit anlagte „Beränderungspolitiker" in Deutsch- blatt" vom 9. Jannar 1933 befinde, sich der
„Sehr hochgeehrter Herr!" augcsprochen hätte, land, die den alten Ofen, in dem wir unser Bericht über eine Tanzvcransialtung von
ihn wegen gröblicher Beleidigung verklagen Brot backen, auch am liebsten aufs Dach setzen Fräulein Tina Brugger; darin heißt eS: „Ihr
wollte. möchten. Die für derartige Versuche nötigen orientalischer Tanz war exakt und verinner-
Ochsen finden sich ja bei uns erfahrungsgemäß licht bis zur kleinsten Bewegung und brachte
Jsny i. Allgäu. L. D.: Im „Stadt- und immer in ausreichender Anzahl znsainmcn.
Landboten" (für Obcrschwaben, Allgäu, das gewisse „Etwas" glänzend zum Ansdruck,
Bodensee, Hohcnzoller») beginnt ein Lokal- Norden (OstsrieSland). A. t. V.: Im „Ost- das der Zuschauer sich mit dem Wort ,orien-
bericht unter „Göppingen" mit folgenden friefischen Kurier" (Norden) vom 7. Septem- talisch' verbindet." Sie irren, Verehrtester;
Worten: „Ein unguter Zeitgenosse. In ber 1932 wird unter „Berum" über einen von an de» Körperteil, der Ihnen offenbar „vor-
Weißenstein wurde in der Nacht zum Sams- einem Knecht an der Lichtleitung verübten schwcbt", hat der Kritiker bestimmt nicht ge-
tag ein Mann in verletztem Zustand mitten Unfug berichtet; unter anderm lesen wir: dacht, wenn er auch natürlich bei einem
aus der Straße liegend tot aufgefunden. Er „Der seltsame junge Mann hatte nämlich die orientalischen Tanze keine ganz unbeträchtliche
wollte von einem vorbeigekommenen Per- Angewohnheit, wenn er von dem Besuch seiner Rolle zu spielen Pflegt.
sonenkraftwagen angefahren worden sein. Als Freundin zurückkam, längere Zeit mit aller Zcist (Holland), vr. F. v. H.: Im „Mün-
sich diese Angaben als unwahr herausstellten Kraft an dem Anker eines Leitungsmastes zu sterischen Anzeiger" (Münster i. SB.) vom
und festgestellt wurde, daß der nächtliche Fuß- rütteln, wodurch er die ganze Ortsleitung in 11. Januar 1933 befindet sich ein wissenschast-
gänger stark betrunken war, wollte dieser Bewegung setzte." Hier liegt aber doch ein lichcr Zlussatz mit der Überschrift „Was ist der
gegen den Polizeiwachlmeistcr und die diesem Mildcrungsgrund vor. Sicher wollte der Mensch?" Er beginnt mit folgenden Worten:
Hilfe leistenden Nachbarn tätlich werden." Knecht nur die während des Besuches seiner „Es gibt wesentlich nicht etwa unendlich viele
„Dieser Bericht", meinte Biermörder, „er- Braut zwangsweise — verhaltenen Gefühle Antworten ans die Frage: WaS ist der
scheint mir ganz besonders bemerkenswert, ans diesem gewaltsamen, aber bei einem Men- Mensch?, sondern nur ein Paar, die alle schon
weil ich, trotz meiner langen .Praxis', bei schen seine!, >abnjieu Schlages begreiklichen gegeben worden sind, heute aber vielleicht
sogenannten ,Bierleichen' niemals bösartige Wege In. >,werden versuchen Dieser Kerl er- simultan in einem Massen- und Mischchor
Regungen wahrgenommen zu haben glaube; innert uns an den bekannten Berliner von origineller Kakaphonie gegeben werden."
meistens handelt es sich bei ihnen, besonders Schusterjungen, der, zur größten Verwunde- Was haben Sie denn daran anszusctzen; man
wenn sie ,gestrichen voll' sind, nur um gut- rung „Papa Wrangcls", »nansgesetzt und mit soll nicht so viel „bcckmessern" und nörgeln.
artige Reflexbewegungen. Allerdings hat auch voller Kraft au einem Eckstein Unter den „Kakaphonie" stellt eine durchaus logische
mir einmal ein Kommilitone, den ich ver- Linden rüttelte und dabei die Worte brüllte: Wortbildung dar: „Kairos" (griechisch) heißt:
mittels eines Kognaks ,zum Leben erwecken' „Raus muß er!" bis der Gencralfeldmarschall schlecht; „Kaka" bedeutet etwas, das noch
wollte, meine ,edle Griechennasc' ein wenig schließlich, nachdem er belehrt worden war, schlechter ist; warum sollte man also nicht
breitgedrückt." daß diese Worte gar nicht dem Stein galten, „Kakaphonie" sagen können?
höchst unangenehm berührt und fluchtartig
Leuna b. Merseburg. Or. W.: In Nr. 285 das Weite suchte.
des „Merseburger Tageblatts" wird über das
Konzert von Gustav Brecher und Milja Osnabrück. M.: Im „Osnabrückcr Tage-
Nikisch in Leuna berichtet; unter anderm blatt" vom 9. Januar 1933 lesen wir:
lesen wir: „... Das Ohr war in jeder Be- „Löningen, 9. Jan. Etwa 40 große Fenster-
ziehung einverstanden. Es folgte dem Eigen- scheiben wurden in der leerstehenden Wohnung
leben jeder Phrase unter Nikisch bis zur bei der Löninger Wassermühle in letzter Nacht
Keimzelle, der dem ersten Satze mit den zertrümmert. Der Besitzer hat 50 RM. Be-
kadcnzartigen Passagenkaskaden die selbstherr- lohnung ausgesetzt." Welch eine verfehlte
liche Logik des Romantikus gab, der die Ro- Taktik! Der Besitzer dieser Wohnung müßte
Mi
s sä:.'. '.~ .....
Denkmalschänder