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Selbstbestimmt im Unterhemd
Eine weiße Säule mitten im Raum, darauf ein Kasten aus Glas. Die vier Wände umhüllen ein
Kleidungsstück, welches die Frauenmode um 1900 neu interpretierte und die Emanzipation der
Frau in der Mode sowie im Alltag nachhaltig beeinflusste. Viele Knöpfe, ein bisschen Spitze,
Nähte und dezente Schnürungen. Ganz in Weiß präsentiert die Ausstellung Modebilder –
Kunstkleider in der Berlinischen Galerie das Reformleibchen.
Der Vergleich zu heute ist dabei besonders interessant. Denn nichts ist in den letzten Jahren so
stark aufgefallen wie Frauen, die sich gewollt in die unbequemen Korsetts quetschen, um genau
das Gegenteil von damals auszusagen. Im 21. Jahrhundert dürfen Frauen in Berlin freizügiger
denn je sein. Oberteile wurden somit schnell gegen Unterwäsche eingetauscht und es wird mit
Reizen gespielt, wo man nur kann. Und das nicht aus Gründen der Verführung. Die Mode der Zeit
ist so frei und losgelöst von Idealen wie noch nie. Die Bedeutung des Korsetts veränderte sich mit
der Einführung des Reformleibchens und hilft uns heute damit, die Selbstbestimmte Frau zu
verkörpern, statt sie zu unterdrücken.