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W
ir wollen nun wissen, welchen Wert unsere Gleichstellung
des Tabu mit der Zwangsneurose und die auf Grund dieser
Vergleichung gegebene Auffassung des Tabu beanspruchen
kann. Ein solcher Wert liegt offenbar nur vor, wenn unsere
Auffassung einen Vorteil bietet, der sonst nicht zu haben ist, wenn
sie ein besseres Verständnis des Tabu gestattet, als uns sonst
möglich wird. Wir sind vielleicht geneigt zu behaupten, daß wir
diesen Nachweis der Brauchbarkeit im Vorstehenden bereits erbracht
haben; wir werden aber versuchen müssen, ihn zu verstärken,
indem wir die Erklärung der Tabuverbote und Gebräuche ins Einzelne
fortsetzen.
Es steht uns aber auch ein anderer Weg offen. Wir können die
Untersuchung anstellen, ob nicht ein Teil der Voraussetzungen, die
wir von der Neurose her auf das Tabu übertragen haben, oder der
Folgerungen, zu denen wir dabei gelangt sind, an den Phänomenen
des Tabu unmittelbar erweisbar ist. Wir müssen uns nur
entscheiden, wonach wir suchen wollen. Die Behauptung über die
Genese des Tabu, es stamme von einem uralten Verbote ab, welches
dereinst von außen auferlegt worden ist, entzieht sich natürlich dem
Beweise. Wir werden also eher die psychologischen Bedingungen
fürs Tabu zu bestätigen suchen, welche wir für die Zwangsneurose
kennen gelernt haben. Wie gelangten wir bei der Neurose zur
Kenntnis dieser psychologischen Momente? Durch das analytische
Studium der Symptome, vor allem der Zwangshandlungen, der
Abwehrmaßregeln und Zwangsgebote. Wir fanden an ihnen die
besten Anzeichen für ihre Abstammung von a m b i v a l e n t e n
Regungen oder Tendenzen, wobei sie entweder gleichzeitig dem
Wunsch wie dem Gegenwunsch entsprechen oder vorwiegend im
Dienste der einen von den beiden entgegengesetzten Tendenzen
stehen. Wenn es uns nun gelänge, auch an den Tabuvorschriften die
Ambivalenz, das Walten entgegengesetzter Tendenzen aufzuzeigen,
oder unter ihnen einige aufzufinden, die nach der Art von
Zwangshandlungen beiden Strömungen gleichzeitigen Ausdruck
geben, so wäre die psychologische Übereinstimmung zwischen dem
Tabu und der Zwangsneurose im nahezu wichtigsten Stück gesichert.
Die beiden fundamentalen Tabuverbote sind, wie vorhin erwähnt,
für unsere Analyse durch die Zugehörigkeit zum Totemismus
unzugänglich; ein anderer Anteil der Tabusatzungen ist sekundärer
Abkunft und für unsere Absicht nicht verwertbar. Das Tabu ist
nämlich bei den entsprechenden Völkern die allgemeine Form der
Gesetzgebung geworden und in den Dienst von sozialen Tendenzen
getreten, die sicherlich jünger sind als das Tabu selbst, wie z. B. die
Tabu, die von Häuptlingen und Priestern auferlegt werden, um sich
Eigentum und Vorrechte zu sichern. Doch bleibt uns eine große
Gruppe von Vorschriften übrig, an denen unsere Untersuchung
vorgenommen werden kann; ich hebe aus dieser die Tabu heraus,
die sich a. an F e i n d e, b. an H ä u p t l i n g e, c. an To t e knüpfen,
und werde das zu behandelnde Material der ausgezeichneten
Sammlung von J. G. F r a z e r in seinem großen Werke: »The golden
bough« entnehmen(14).