Sie sind auf Seite 1von 29

Psalmen und Chronik

Herausgegeben von

Friedhelm Hartenstein und Thomas Willi

Mohr Siebeck

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
Friedhelm Hartenstein, geboren 1960; Studium der Ev. Theologie, Assyriologie und Vorder-
asiatischen Archäologie; 1996 Promotion; 2001 Habilitation; seit 2010 Professor für Altes
Testament an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Thomas Willi, geboren 1942; Studium der Theologie und Altorientalistik; 1970 Promotion;
1972 Habilitation; seit 1994 Lehrstuhlinhaber für das Alte Testament und Judentumskunde
an der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald; seit 2007 emeritiert.

ISBN 978-3-16-154010-3 /eISBN 978-3-16-154011-0


DOI 10.1628 / 978-3-16-154011-0
ISSN 0940-4155 / eISSN 2568-8359 (Forschungen zum Alten Testament, 2. Reihe)
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-
bibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de
abrufbar.

© 2019 Mohr Siebeck Tübingen. www.mohrsiebeck.com


Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Über-
setzung sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Das Buch wurde von Laupp & Göbel in Gomaringen auf alterungsbeständiges Werkdruck-
papier gedruckt und von der Buchbinderei Nädele in Nehren gebunden.
Printed in Germany.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
Inhaltsverzeichnis

Zur Einführung ............................................................................................... IX

I. Chronik

Isaac Kalimi
Salomos Thronfolge nach den Büchern der Könige und der Chronik ............. 3

Hans-Peter Mathys
Die Tempelfinanzierung nach der Chronik .................................................... 39

Zipora Talshir
The Art of Quotation in the Book of Chronicles ............................................ 73

II. Psalmen

Judith Gärtner
„Und alles Volk sage: ‚Amen!‘ ...“ (Ps 106:48) – Buchgrenze
oder Übergang?
Zur Komposition des vierten und fünften Psalmenbuches ........................... 113

Dirk J. Human
Ps 132 and its compositional context(s) ....................................................... 129

Bernd Janowski
„Die Hindin der Morgenröte“ (Ps 22:1)
Ein Beitrag zum Verständnis der Psalmenüberschriften .............................. 151

Reinhard Müller
David und die Lade, Zion und der Gesalbte
Geschichte und Zukunft des Königtums nach Ps 132 .................................. 199

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
VI Inhaltsverzeichnis

Johannes Schnocks
„Singet für JHWH, ganze Erde“ (Ps 96,1b//1Chr 16:23)
Psalm 96 im Kontext des Psalmenbuches und der Chronik ......................... 223

III. Psalmen und Chronik

Ehud Ben Zvi


Psalms, Chronicles and Matters of Social Memory in the
Early Second Temple Period: Some Introductory Considerations ............... 243

Walter Dietrich
David zwischen Poesie und Prosa in den Samuelbüchern ........................... 257

Friedhelm Hartenstein
The King on the Throne of God
The Concept of World Dominion in Chronicles and Psalm 2 ...................... 277

Jutta Hausmann
„Danket dem Herrn…“
Ps 106:1 und seine Rezeption im Psalter wie in der Chronik....................... 297

Frank-Lothar Hossfeld
David im Wallfahrtspsalter, David in der Chronik – Ein Vergleich ............ 309

Matthew J. Lynch
Divine Supremacy and the Temple:
2 Chronicles 2 and the Fifth Book of Psalms ............................................... 323

Beat Weber
Asaph im Psalter und in der Chronik
Erwägungen zu “Schnittstellen”, Trägerkreisen und
Redaktionsprozessen .................................................................................... 343

Thomas Willi
Die Gegenwart des Zukünftigen
David und die Psalmen in der chronistischen Geschichtsschreibung........... 379

Hugh G. M. Williamson
The Use of Psalm 132 at 2 Chronicles 6:41–42 ........................................... 409

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
Inhaltsverzeichnis VII

Stellenregister ................................................................................................425
Sachregister ...................................................................................................431

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte

Geschichte und Zukunft des Königtums nach Ps 132

REINHARD MÜLLER

Die altorientalischen Kulturen, in deren Mitte das Alte Testament entstand,


kannten im Blick auf das Königtum einen gemeinsamen Grundgedanken: Der
Ursprung der Königsherrschaft wurde als göttlich angesehen, und der König
galt als irdischer Stellvertreter königlicher Götter; in seiner Herrschaft wurde
das göttliche Königtum erfahrbar1. In den eisenzeitlichen Königreichen Israel
und Juda hat man diese Vorstellung offenbar geteilt. Das lässt sich unter an-
derem aus den ältesten Königspsalmen erschließen, zu denen vor allem die
Psalmen 18*, 21*, 45* und 72* zählen dürften; aus ihnen geht hervor, dass
der König seine Würde und Macht von dem göttlichen König Jahwe empfing.
Als die Königtümer Israel und Juda im 8. und 6. Jh. untergingen, wurde die
herkömmliche Deutung der Welt zutiefst erschüttert. Jedoch stießen die poli-
tischen Katastrophen einen geistesgeschichtlich einzigartigen Umformungs-
prozess an, in dem die Jahwereligion auf Grundlagen gestellt wurde, die los-
gelöst waren von einer bestehenden Königsherrschaft. Umso erstaunlicher ist,
dass die Jahwereligion mit dem Verlust des Königtums nicht aufgehört hat,
vom irdischen König zu reden. „Die Tradition erfindet sich ... im Wechsel-
spiel von traditum ... und traditio ... ständig neu bzw. wird von denjenigen,
die sich in der Tradition bewegen, neu erfunden, nur daß das Neue im Ge-
wand des Alten und Bewährten auftritt.“2 Dieser Prozess hat sich unter ande-
rem in der Geschichte der Königspsalmen niedergeschlagen. Die alten Kö-
nigspsalmen wurden weiter überliefert und mit manchen Ergänzungen verse-
hen, die auf das Ende der Königsherrschaft reagierten. Daneben entstanden
neue Psalmen über den König; zu ihnen zählen mit hoher Wahrscheinlichkeit
die Psalmen 20, 110, 132 und 144, möglicherweise auch 2, 89 und 101. In
diesen Dichtungen wurde das Bild des Königs, der mit dem göttlichen König
Jahwe zusammenwirkt, fortgeschrieben und zugleich tiefgreifend verändert.
Das irdische Königtum wurde mit der Vorstellung des Gottesvolkes verknüpft
und auf die entstehende Tora bezogen. In Psalm 132 sind – so soll im Folgen-

1
Vgl. die klassischen Darstellungen von FRANKFORT, Kingship, bes. 24–35, 101–109 und
231–248, und VOEGELIN, Ordnung, bes. 62–80 und 108–129.
2
KRATZ, Israel, XV (Hervorhebungen dort).

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
200 Reinhard Müller

den gezeigt werden – diese Umformungen besonders deutlich zu beobachten.


Es dürfte kein Zufall sein, dass gerade dieser Königspsalm in der Geschichts-
darstellung der Chronik an herausgehobenem Ort zitiert wird, da Ps 132 wie
kein anderer Psalm das davidische Königtum mit der im Licht der Tora ge-
deuteten Geschichte des Gottesvolkes verknüpft. Zugleich aber spricht Ps 132
in geradezu beschwörendem Ton von der göttlich verheißenen Zukunft dieses
Königtums. Wie verbindet sich diese Perspektive, die oft als Argument für
eine königszeitliche Entstehung des Psalms gedient hat 3, mit der Tatsache,
dass das Bild des Königtums hier unübersehbar in einen heilsgeschichtlichen
Horizont eingezeichnet ist?

1. Zur Form des Psalms

Ps 132 ist in Form und Inhalt ein höchst eigentümliches Gedicht, das im Psal-
ter seinesgleichen sucht. Der Text ist gut überliefert, der sprachliche Aus-
druck weitgehend verständlich, die formale Gestalt und der Gedankengang
aber erweisen sich als kompliziert.
1 Lied der Wallfahrten.4
Gedenke, Jahwe, dem David
all seiner Mühsal5!


3
Z.B. (mit unterschiedlicher zeitlicher Einordnung im Detail) GUNKEL, Psalmen, 568;
EISSFELDT, Psalm 132, 485; DAHOOD, Psalms, 241; CROSS, Myth, 94–97; ALLEN, Psalms,
209; HUWILER, Patterns, 210; LAATO, Development, passim; DERS., Study, passim; HILBER,
Prophecy, 114. Für Entstehung in exilisch-nachexilischer Zeit votieren z.B. VEIJOLA,
Verheißung, 161; SPIECKERMANN, Heilsgegenwart, 95f.; PATTON, Psalm 132, passim;
AUWERS, Psaume 132, 553–558; SEYBOLD, Psalmen, 497; GERSTENBERGER, Psalms, 369;
PIETSCH, Sproß, 128; KÖRTING, Zion, 118; ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150,
617f.; nach BRIGGS/BRIGGS, Psalms, 468, ist der Psalm frühhellenistisch, nach DUHM,
Psalmen, 447, hasmonäisch.
4
So die gängigste Deutung der Psalmenüberschrift im Wallfahrtspsalter. Zu den damit
verknüpften exegetischen Problemen und alternativen Deutungen vgl. ZENGER in HOSSFELD/
ZENGER, Psalmen 101–150, 392–400. Der Psalm wurde wahrscheinlich nicht für den
Wallfahrtspsalter geschaffen, wie sich aus stilistischen und inhaltlichen Differenzen
erschließen lässt: ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 618, verweist auf den
Gebrauch von S9B statt 9, die Rede von _ZOIL und _ZEZTY, die in Ps 120–131.133f. fehlt, das
Fehlen der Anadiplosis und die Tatsache, dass das Motiv des Königs im übrigen
Wallfahrtspsalter nicht begegnet.
5
Die Konsonanten XUXO< lassen sich auch "UXO< „seine Demut“ lesen, so Septuaginta und
Peschitta (BHS); nach ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 630f., stellt diese
Lesetradition einen „Bezug zum Königspsalm Ps 44(45),5“ her, „wo die Sanftmut als
Merkmal des idealen Königtums genannt ist“. Die masoretische Deutung als Inf. Pu. von IO<2
„sein Geplagtwerden“ (GESENIUS, Handwörterbuch, s.v.) wird bereits durch Aquila und
Symmachus bezeugt. Der wahrscheinliche Bezug auf 1Kön 2:26 legt nahe, dass sie

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 201

2 Der Jahwe geschworen,


gelobt hat dem Starken Jakobs:
3 „Ich gehe nicht in das Zelt meines Hauses,
ich steige nicht auf das Lager meines Bettes,
4 ich gebe nicht meinen Augen Schlaf,
meinen Wimpern Schlummer,
5 bis ich finde einen Ort für Jahwe,
eine Wohnstatt6 für den Starken Jakobs!“
6 Siehe, wir hatten von ihr7 gehört in Efrata,
wir hatten sie gefunden auf dem Feld von Jaar:


ursprünglich intendiert gewesen ist (s.u. 2.).
6
Nach GesK § 124 b und e entweder als Plural der räumlichen Ausdehnung oder
poetischer Amplifikativ-Plural zu deuten.
7
Die Suffixe von IXO<N9 und IXOBDN sind eine Crux. Die Lesefolge lässt zunächst einen
Bezug auf das Gelübde Davids erwarten, welches unmittelbar vorher in V.3–5 zitiert wird:
„wir hatten es gehört“ ; das parallele IXOBDN müsste dann i.S.v. „wir hatten es vernommen“
verstanden werden (KITTEL, Psalmen, 404f.; DAHOOD, Psalms, 245; HUWILER, Patterns, 206;
CROW, Songs, 102). Es ist jedoch fraglich, ob Letzteres mit dem semantischen Spektrum von
BDN zu vereinbaren ist (BAETHGEN, Psalmen, 392; GUNKEL, Psalmen, 569); der Verweis auf
Hi 37:23 und Qoh 7:14.27.29 (DAHOOD) löst die Schwierigkeit nicht, da BDN an diesen
Stellen nicht für das Vernehmen einer Rede gebraucht wird.
IXOBDN legt dagegen einen Bezug auf die Lade nahe (so bereits die Septuaginta), da XSB
als femininum gebraucht sein kann (1Sam 4:17; 2Chr 8:11 [GESENIUS, Handwörterbuch,
s.v.]; so mitunter in spätantiken Sarkophaginschriften [AVIGAD, Excavations, 241, 245]; auch
das im Jung- und Spätbabylonischen belegte arƗnu/arannu, wohl aus dem
Nordwestsemitischen entlehnt, ist femininum [CAD A2, 231]; die inschriftlich belegten
nordwestsemitischen Äquivalente von hebräisch XSB sind dagegen, soweit erkennbar,
maskulin gebraucht [HOFTIJZER/JONGELING, Dictionary, 109]): „wir hatten von ihr gehört
(GESENIUS, Handwörterbuch, 1383)/sie gefunden“ (z.B. BRIGGS/BRIGGS, Psalms, 470;
KRAUS, Psalmen, 1054f.; LORETZ, Psalmen, 287; ALLEN, Psalms, 209; SEYBOLD, Psalmen,
498; WEBER, Werkbuch, 317; SAUR, Königspsalmen, 225; HOSSFELD, David, 223, Anm. 19;
KÖRTING, Zion, 2006; ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 613; PORZIG, Lade,
232f.; eine Variante dieser Deutung ist das Verständnis von IUSQBCIXO<N9 als „wir haben
gehört, dass sie in Efrata sei“, so z.B. bei DELITZSCH, Psalmen, 763f.; EISSFELDT, Psalm 132,
485). Die Schwierigkeit dieser Auffassung der Suffixe liegt darin, dass die Lade erst in V.8
erwähnt wird. Jedoch könnte der Bezug auf die Lade implizit schon durch das zitierte
Gelübde Davids gegeben sein, da die Suche nach einem „Ort für Jahwe“ im Blick auf
2Sam 6f. an die Überführung der Lade nach Jerusalem denken lässt (ZENGER in
HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 613).
Wer diesen vorwegnehmenden Bezug der Suffixe nicht anerkennt, muss nach einem
anderen syntaktischen Zusammenhang suchen: Alternativ werden die Suffixe entweder auf
den in V.5 erwähnten „Ort“ (HIRSCH, Psalmen, 297, mit femininer Deutung von _XRN unter
Verweis auf Hi 20:9; GOLDINGAY, Psalms, 549f., der das femininum durch den gemeinsamen
Bezug auf _XRN und UXOL9N erklärt) bzw. die „Wohnstatt“ (PIETSCH, Sproß, 132) bezogen
oder auf den in V.5 erwähnten Jahwe und seinen Schrein (GUNKEL, Psalmen, 569, mit
Hieronymus, der hier maskuline Suffixe gelesen zu haben scheint); daneben wird ein Bezug
auf den Zion vorgeschlagen (EMMENDÖRFFER, Gott, 246).

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
202 Reinhard Müller

7 „Lasst uns hineingehen zu seiner Wohnstatt,


lasst uns huldigen dem Schemel seiner Füße!
8 Steh auf, Jahwe, zu deiner Ruhestätte,
du und die Lade deiner Macht!
9 Deine Priester sollen sich kleiden in Gerechtigkeit,
und deine Getreuen sollen jubeln!“
10 Um deines Knechtes David willen
weise nicht ab das Antlitz deines Gesalbten!

11 Jahwe hat David geschworen


in Treue8, nicht kehrt er sich davon ab:
„9Von der Frucht deines Leibes
setze ich dir auf einen Thron.
12 Wenn deine Söhne bewahren meinen Bund
und mein Zeugnis10, das11 ich sie lehre,
sollen auch ihre Söhne für immer
dir sitzen12 auf einem Thron.“
13 Fürwahr, Jahwe hat Zion erwählt,
er hat sie13 begehrt als Thronsitz für sich:
14 „Dies ist meine Ruhestätte für immer,
hier will ich thronen, denn ich habe sie begehrt.
15 Ihre Wegzehrung will ich segnen, ja segnen,
ihre Armen will ich sättigen mit Brot!
16 Und14 ihre Priester will ich kleiden15 mit Heil,
und ihre Getreuen sollen (jubeln, ja) jubeln16!


8
Im Blick auf die Länge der übrigen Kola dürfte UNB gegen die masoretische Akzentu-
ierung das zweite Kolon eröffnen (DELITZSCH, Psalmen, 765f.; GUNKEL, Psalmen, 565).
9
11QPsa bietet zu Beginn des Kolons ein zusätzliches affirmierendes ZL, womit vielleicht
die Länge des Kolons angeglichen werden soll; eine ähnliche Ergänzung ist in Ps 102:24 zu
finden (vgl. dazu DAHMEN, Psalterrezeption, 104f., 152). Die ältere Forschung vermutete
wegen der Kürze des Kolons mitunter den Ausfall eines Wortes (z.B. GUNKEL, Psalmen, 569;
SCHMIDT, Psalmen, 232; vgl. BHS).
10
ZUXE< ist gegen die Septuaginta und mit Hieronymus wohl als Singular zu deuten
(DELITZSCH, Psalmen, 766; vgl. GesK § 91 n).
11
X[ ist gegen die masoretische Akzentuierung wahrscheinlich als Relativpronomen zu
lesen (GESENIUS, Handwörterbuch, s.v.).
12
11QPsa liest XM<Z „hinaufsteigen“, was offenbar den Neubeginn der Herrschaft nach der
langen Unterbrechung hervorhebt und sich damit wohl als sekundäre Deutung erweist
(HUWILER, Patterns, 211; DAHMEN, Psalterrezeption, 153).
13
S. u. 3.
14
Septuaginta, Peschitta und einige hebräische Handschriften bieten hier keine Kopula;
die Kopula ist freilich bereits durch 11QPsa bezeugt.
15
11QPsa liest die entsprechende Kohortativform, was wohl eine sekundäre Interpretation
ist (DAHMEN, Psalterrezeption, 153).

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 203

17 Dort lasse ich sprossen ein Horn für David,


ich habe bereitet eine Leuchte für meinen Gesalbten.
18 Seine Feinde will ich kleiden mit Schande,
aber auf ihm soll blühen sein Diadem17!“

Grundlegend für die Form des Psalms ist der Gebrauch der ersten Person Plu-
ral in V.6f. Zwar findet sich das „Wir“ nur in diesen beiden Versen, jedoch
lässt sich der Psalm im Ganzen als Rede einer Sprechergruppe lesen18. Wer
die Sprecher sind, wird nicht ausdrücklich gesagt, sondern lässt sich nur aus
dem inhaltlichen Zusammenhang erschließen, in dem V.6f. stehen (s.u. 3).
Eröffnet wird der Psalm als Gebet zu Jahwe (V.1*); V.8–10 fahren mit der
Gebetsanrede fort, dagegen fehlt diese Sprechrichtung in der zweiten Hälfte
des Psalms (V.11–18), wo zweimal Jahwe in dritter Person erwähnt wird
(V.11a.13; vgl. auch V.2). Das auffälligste formale Merkmal des Psalms ist
indes die häufige Verwendung wörtlicher Rede: V.2 leitet ein Gelübde Davids
ein, das in V.3–5 zitiert wird, und V.11a ist die Einleitung einer in V.11b.12
wiedergegebenen Jahwerede an David, die offenbar als Antwort auf Davids
Gelübde zu verstehen ist (vgl. V.2a: IXIZM<C9OS9B „der Jahwe geschworen“
mit V.11a*: EXEM IXIZ <C9O „Jahwe hat David geschworen“); in V.14–18 wird
eine weitere Jahwerede zitiert, die allerdings nicht mehr an David gerichtet
ist. Inhaltliche Erwägungen werden zudem zeigen, dass auch V.7–9 als wört-
liche Rede zu verstehen sind; es handelt sich um ein Selbstzitat der Sprecher
des Psalms (s.i.F).
Deutlich ist, dass der Psalm aus zwei größeren, aufeinander bezogenen
Teilen besteht; darauf führt schon der offenkundige Zusammenhang zwischen
Davids Schwur zu Jahwe (V.2) und Jahwes Schwur zu David (V.11a). Weite-
re Entsprechungen sind die Rede von Jahwes „Ruhestätte“ (IYXON) in V.8 und
V.14 und die Erwähnung von Jahwes bzw. Zions „Priestern“ (I/ZOIL) und
„Getreuen“ (I/ZETY) in V.9 und V.16. Umstritten ist dagegen, ob das Gebet
in V.10 (YZ9NZOQC9UMB/EC<EXESXC<C „Um deines Knechtes Davids
willen, / weise nicht ab das Antlitz deines Gesalbten!“) als Eröffnung des


16
11QPsa bietet gegenüber XOOSZ OS die lectio brevior XOOSZ. DAHMEN, Psalterrezeption,
153, erklärt die Variante als sekundäre Angleichung an V.9, was entweder „stilistisch
motiviert“ sei oder damit zusammenhänge, „daß in der Gottesrede V.11f.14–18 insbesondere
das Handeln Gottes stilistisch verstärkt wird [s. Anm. 15], wohingegen die Reaktion bzw.
Aktivität der Menschen ‚zurückgefahren’ wird“; die Möglichkeit, dass 11QPsa hier gegenüber
MT und LXX einen älteren Text bezeugt, wird von ihm nicht erwogen. Zwingende Gründe,
die diese Möglichkeit ausschließen, lassen sich jedoch kaum nennen; es ist durchaus denkbar,
dass die figura etymologica in V.16 MT sekundär in Anlehnung an V.15a gebildet wurde.
17
Die Septuaginta bietet IJઁ ਖȖȓĮıȝȐ ȝȠȣ, was an ਲ țȚȕȦIJઁȢ IJȠ૨ ਖȖȓĮıȝĮIJȩȢ ıȠȣ für XSB
[< (V.8) anknüpft; beides dürfte eine Interpretation sein, mit der „die Lade als Realsymbol
der Heiligkeit qualifiziert“ wird (ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 630).
18
ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 618, 621, 625f.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
204 Reinhard Müller

zweiten Teils19 oder als Abschluss des ersten20 zu verstehen ist. Die Frage ist
von inhaltlichem Gewicht: „Wer die Zweiteilung V 1–9.10–18 annimmt, ver-
steht den Psalm insgesamt als ein zweiteiliges Bittgebet, wer ... die Zweitei-
lung V 1–10.11–18 annimmt, versteht den Psalm als Proklamation einer Ver-
heißung (als Antwort auf ein Bittgebet).“ 21 Wie Erich Zenger gezeigt hat,
kann der erste Gliederungsvorschlag nur auf recht oberflächliche Argumente
wie die parallele Abfolge von Bitte und Schwur in V.1*.2 und V.10.11a ge-
stützt werden22. Die Redeeinleitung in V.11a setzt aber gegenüber der Bitte
von V.10 neu an, während V.1* und V.10 formal durch die Gebetsanrede und
inhaltlich durch den Bezug der Bitte auf David (V.1*: EXEMIXIZSXL[ „geden-
ke, Jahwe, dem David“/V.10a: EC<EXESXC<C „um deines Knechtes Davids
willen“) zusammengehalten werden und als Rahmen um einen ersten Teil
betrachtet werden können. Dem entspricht, dass in V.11–18 die Gebetsanrede
an Jahwe fehlt. Im Vordergrund stehen hier die statuierenden Perfekta in
V.11a (… EXEMIXIZ<C9O „Geschworen hat Jahwe dem David ...“) und V.13
(XM C9XNM IXB/XZDCIXIZSYCZL „Fürwahr, Jahwe hat Zion erwählt, / er hat sie
begehrt als Thronsitz für sich“). Die durch V.11a und V.13 eingeleiteten Jah-
wereden in V.11b.12 und V.14–18 lassen sich als göttliche Antwort auf das
Gebet von V.1*–10 verstehen. Als stützendes Argument für die Unterteilung
in V.1*–10 und V.11–18 mag die gleiche Länge der beiden Abschnitte gelten:
Es handelt sich um jeweils zehn Bikola.
Eine poetologische Beobachtung bestätigt die Entsprechung zwischen
V.1* und 10 und beleuchtet zugleich den Zusammenhang zwischen erstem
und zweitem Teil:
1* Gedenke, Jahwe, dem David
all seiner Mühsal! ...
10 Um deines Knechtes David willen
weise nicht ab das Antlitz deines Gesalbten! ...
11b „Von der Frucht deines Leibes
setze ich dir auf einen Thron. ...
12b sollen auch ihre Söhne für immer
dir sitzen auf einem Thron.“

19
So v.a. FRETHEIM, Psalm 132, bes. 298f.; KOENEN, Gottesworte, 45, mit Anm. 29;
WEBER, Werkbuch, 316f.; KÖRTING, Zion, 308f.; HOSSFELD, David, 220.
20
So v.a. BAETHGEN, Psalmen, 393; GUNKEL, Psalmen, 565–567, sowie ZENGER in
HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 615f. Dass V.11 von V.10 abzusetzen ist, wird zudem
im Rahmen einer weitergehenden Gliederung in vier Strophen von je fünf Bikola (V.1*–5.6–
10.11–13.14–18) vorausgesetzt, die von DELITZSCH, Psalmen, 761f., vorgeschlagen wurde; so
GUNKEL selbst sowie z.B. KRUSE, Psalm 132, 281; SEYBOLD, Psalmen, 497. „Das
Vorhandensein von ‚Strophen’ läßt sich in Ps 132 jedoch nicht nachweisen.“ (PIETSCH,
Sproß, 124) Zudem lässt sich V.13 kaum von V.14 trennen.
21
ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 615.
22
In HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 615f.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 205

Während der Psalm fast durchgehend in klassischen, meist synonymen Paral-


lelismen und Teilparallelismen gehalten ist, fehlt der Parallelismus in V.1*
und V.10; die beiden Gebetsrufe heben sich durch fast prosaischen Stil aus
dem Kontext heraus. Dasselbe gilt für V.11b und V.12b, die inhaltlich aufei-
nander bezogen sind: Hier geht es um die ewige Dynastie, die David verhei-
ßen ist; die stilistische Abweichung vom poetischen Kontinuum deutet an,
dass die Dynastieverheißung in einem engen Zusammenhang mit den beiden
Gebetsrufen in V.1* und V.10 steht.

2. Zum Gedankengang von V.1*–10

Die innere Logik des Psalms ist nicht leicht zu verstehen, was sich in der
Vielzahl unterschiedlicher Auslegungen spiegelt, die von der Forschung vor-
geschlagen wurden. Schwierigkeiten bereitet besonders der erste Teil, wo der
Gedankengang als eigentümlich verschachtelt erscheint. Hier geht es vor al-
lem um die Frage, wie die Wir-Rede in V.6f. und das daran anschließende
Bittgebet in V.8–10 sich zu dem Gelübde Davids verhalten, das in V.2–5 zi-
tiert wird.
Nach dem eröffnenden Gebetsruf in V.1*, der Jahwe an die Mühsal Davids
erinnert, wird in V.2–5 zunächst rückblickend Davids Gelübde zitiert; auf
diese Weise wird erläutert, was mit Davids Mühe gemeint ist: David habe
sich keinen Schlaf gestattet, bevor er nicht „einen Ort für Jahwe“ fand (V.3f.).
V.6 setzt mit IOI „siehe“ neu an und lässt zum ersten Mal erkennen, dass
der Psalm eine Mehrzahl von Sprechern hat; das Wir blickt auf eine Vergan-
genheit zurück, die offenbar in zeitlicher Nähe zu Davids Gelübde liegt:
Siehe, wir hatten von ihr gehört in Efrata,
wir hatten sie gefunden auf dem Feld von Jaar.

Wenn die Suffixe von IXO<N9 und IXOBDN – mit einer verbreiteten Ausle-
gungstradition – bereits die in V.8 erwähnte Lade in den Blick nehmen23, was
auch der literarische Horizont von V.1*–5 nahelegt (s.u. 3.), deutet V.6 an,
dass die Sprecher des Psalms David einst begleitet haben, als er sein Gelübde
erfüllte: Sie hatten gemeinsam mit David in seiner Heimatstadt Betlehem-
Efrata (vgl. Mi 5:1; Ruth 4:11) von der Lade „gehört“, was wohl die Nach-
richt von deren Rückkehr aus dem philistäischen Exil meint (vgl. 1Sam 6:12–
7:1), und mit David „fanden“ sie die Lade „auf dem Feld von Jaar“, also in
der Gegend von Kirjat-Jearim24 – nach 1Sam 6:21–7:1 hatte man die Lade im
Haus des Abinadab aufgestellt, das in oder bei Kirjat-Jearim stand25.

23
S. Anm. 7.
24
ZENGER in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 621. Schwer zu erklären ist
allerdings, weshalb V.6 das Stichwort BDN aus dem unmittelbar vorher zitierten Gelübde

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
206 Reinhard Müller

Aus dem Neueinsatz in V.6, den vom Vortext her scheinbar beziehungslosen Suffixen der
Verbformen IXO<N9 und IXOBDN und dem schwer verständlichen Gedankengang wurde mehr-
fach gefolgert, dass in V.6–9 das Fragment eines älteren Liedes zu greifen sei, das hier in
jüngerem Kontext zitiert werde26. Diese Möglichkeit lässt sich nicht ausschließen, auch wenn
sich kaum eindeutige Argumente nennen lassen, mit denen sich eine formale und inhaltliche
Eigenprägung dieses Abschnitts gegenüber dem Kontext erhärten ließe. Im Blick auf die
zahlreichen Bezüge zu anderen literarischen Zusammenhängen, die der Psalm enthält (s.u.
3.), ist es aber durchaus denkbar, dass nicht alle textlichen Vorlagen, die hier verwendet wur-
den, erhalten sind; das gilt namentlich für V.6 und V.7. Ebenso wenig sollte ausgeschlossen
werden, dass die überlieferte Gestalt von V.5ff. auf textliche Eingriffe in eine ältere Fassung
zurückgeht, die sich nicht mehr rekonstruieren lässt27. Die Interpretation des Psalms muss
jedoch von der vorliegenden Fassung ausgehen, da der Text keine eindeutigen Anhaltspunkte
zur Wiederherstellung verlorener literarischer Vorlagen oder älterer Fassungen bietet28.

Wie verhält sich nun aber zu dem geschichtlichen Rückblick von V.6 die
Selbstaufforderung, mit der die Wir-Rede in V.7 fortfährt?
Lasst uns hineingehen zu seiner Wohnstatt,
lasst uns huldigen dem Schemel seiner Füße!

Entscheidend dürfte sein, dass hier das Stichwort UXOL9N aus Davids Gelübde
aufgegriffen wird (V.5: CR<ZSZCBMUXOL9N ... BDNBE< „bis ich finde ... eine
Wohnstatt für den Starken Jakobs“). Das deutet für V.6f. einen zeitlichen
Fortschritt gegenüber V.5 an, da der Begriff UXOL9N in V.7 nicht anders ge-
braucht sein kann als in V.529: Die Selbstaufforderung XZUXOL9NMIBXCO „lasst


Davids aufnimmt (V.5: …IXIZM_XRNBDNBE< „bis ich finde einen Ort für Jahwe ...“), da
das „Finden“ in V.6 nicht im selben Sinn wie in V.5 gemeint sein kann; allenfalls ließe sich
der Zusammenhang so verstehen, dass das Finden eines dauerhaften „Ortes für Jahwe“ auf
dem Zion dem Auffinden der Lade „auf dem Feld von Jaar“ vorausgegangen ist (vgl.
2Sam 5f.).
25
Vgl. dazu z.B. MCCARTER, I Samuel, 137; DIETRICH, Samuel, 293f.
26
EISSFELDT, Psalm 132, 484; SAUR, Königspsalmen, 231 (der den Psalm als
„redaktionelle Komposition“ betrachtet, in der neben dem fragmentarischen Ladegedicht von
V.6–9 auch Teile eines Davidpsalms und eines Zionspsalms zitiert seien); als Möglichkeit
angedeutet auch bei ALLEN, Psalms, 205, und WASCHKE, Der Gesalbte, 69. Ähnlich LORETZ,
Psalmen, 288, 290, nach dem V.6–8 sekundär eingefügt wurden; V.9.10 seien demgegenüber
zwei unterschiedliche Glossen). Nach SEYBOLD, Psalmen, 497, sind dagegen in V.2–5.6–
9.11.17f. „drei vierzeilige Strophen“ eines nur fragmentarisch erhaltenen Gedichts über 2Sam
6f. zu greifen. Umgekehrt vermutet SCHMIDT, Psalmen, 233f., dass vor und nach V.6 Text
ausgefallen ist.
27
Ebenso dürfte es unmöglich sein, aus dem Zitat von Ps 132:8–10 in 2Chr 6:41f. die
ursprüngliche Gestalt dieser Verse zu rekonstruieren.
28
Zu weiteren literarkritischen Überlegungen s. Anm. 64.
29
Das spricht gegen die Deutung von PIETSCH, Sproß, 132, HOSSFELD, David, 223, und
ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 621, dass XZUXOL9N (genauso wie _EI
XZMHS) in V.7 sich auf die Lade bezieht, während derselbe Begriff in Davids Gelübde (V.5b)
den aufzufindenden „Ort für Jahwe“ (d.h. den Ort des späteren Tempels) im Blick hat; eine
solche semantische Verschiebung auf kleinem Raum ist kaum vorstellbar. Auch ist schwer zu

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 207

uns hineingehen zu seiner Wohnstatt“ setzt voraus, dass Davids Gelübde mitt-
lerweile erfüllt und „ein Ort für Jahwe“ gefunden ist. Das lässt an die Ein-
nahme des Zion denken, von der im Samuelbuch unmittelbar vor der Ladeer-
zählung von 2Sam 6 berichtet wird (2Sam 5:6–9). Die Sprecher des Psalms,
die in V.6 darauf zurückblicken, wie sie David beim Auffinden der Lade be-
gleitet hatten, erinnern sich in V.7 daran, wie sie sich anschließend entschlos-
sen hatten, in die von David jüngst aufgefundene „Wohnstatt“ Jahwes einzu-
treten und sich vor ihr, die zum Schemel der göttlichen Füße bestimmt ist,
huldigend niederzuwerfen; in V.7 beginnt also ein Selbstzitat der Sprecher,
das durch den Rückblick von V.6 eingeleitet wird. Dass V.7 dabei auf den
von David eingenommenen Zion blickt, wird durch die zionstheologische
Prägung der Begriffe XZUXOL9N und XZMHS_EI bestätigt (s.u. 3.).
Vor diesem Hintergrund nimmt das Gebet, das in V.8 folgt, ausdrücklich
die Lade in den Blick:
Steh auf, Jahwe, zu deiner Ruhestätte,
du und die Lade deiner Macht!

Die Sprecher bitten Jahwe, mit seiner Lade zum Zion aufzubrechen30; im Hin-
tergrund dürfte die Ladeerzählung in 2Sam 6 stehen. Nachdem David den
Zion als „Wohnstatt“ Jahwes gefunden hat, soll Jahwes Lade, die offenbar als
Medium seiner Gegenwart gedacht ist, dort ihren endgültigen Ort erhalten,
wie der Begriff „Ruhestätte“ (IYXON) andeutet31. Die Bitte von V.9 schließt

erkennen, wie sich die Wendung XZUXOLNM IBXCO „lasst uns hineingehen zu seiner Wohnstatt“
auf die in Kirjat Jearim stehende Lade beziehen soll; das Haus des Abinadab (1Sam 7:1) kann
damit nicht gemeint sein (DELITZSCH, Psalmen, 765).
30
So z.B. PIETSCH, Sproß, 133; ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 133.
31
Vgl. KÖRTING, Zion, 112: „Der Text deutet eine historisch-chronologische Reihenfolge
der Ereignisse, die sich aus dem Rahmen der Davidstraditionen ergibt, nur an. Das Prä der
Zionserwählung klingt dennoch durch. Zion ist erwählt, und die ‚Wir’ wissen darum, machen
sich deshalb zum Lobpreis auf und nehmen die Lade mit.“
Eine klassische Alternative zu dieser Auslegung besteht in der Annahme, in V.7 sei
bereits vorausgesetzt, dass die Lade inzwischen von David zum Zion gebracht wurde; Davids
Gelübde, dessen Erfüllung durch den Rückgriff von V.7a auf V.5b angezeigt wird, bezöge
sich unter dieser Voraussetzung nicht allein auf die Auffindung des „Ortes für Jahwe“,
sondern schlösse ein, dass die Lade auch dort aufgestellt wurde. Der Aufbruch der Lade in
V.8 müsste sich dann auf deren Überführung in den salomonischen Tempel (1Sam 8:1–10)
beziehen (DELITZSCH, Psalmen, 765; HIRSCH, Psalmen, 298); die „Wohnstatt“ Jahwes, die in
V.7 betreten werden soll, wäre mit dem Zelt zu identifizieren, das David nach 2Sam 6:17
(vgl. 7:2) für die Lade aufgeschlagen hatte (DELITZSCH, Psalmen, 765). Dementsprechend
dachte Radak an die Überführung der Lade aus der Stiftshütte in den Tempel (bei FEUER,
Tehillim, 1579f.). Indirekt wird diese Deutung bereits durch das Zitat von Ps 132 in
2Chr 6:41f. vorausgesetzt, wo die Bitte von V.8–10 dem Salomo in den Mund gelegt ist.
Gegen dieses historisierende Verständnis spricht jedoch, dass Ps 132 nur von fern auf die
Geschichte von David und der Lade Bezug nimmt; obwohl der Psalm einige Motive enthält,
die wahrscheinlich aus den Büchern Samuel und Könige entlehnt sind (s.u. 3.), will er keine

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
208 Reinhard Müller

daran inhaltlich gut an, da sie sich auf den priesterlichen Dienst am Ladehei-
ligtum32 und den Jubel des Volkes beziehen lässt, unter dem die Lade zum
Zion gebracht wurde33:
Deine Priester sollen sich kleiden in Gerechtigkeit,
und deine Getreuen sollen jubeln!

In V.10 wird die Anrede an Jahwe fortgesetzt:


Um deines Knechtes David willen
weise nicht ab das Antlitz deines Gesalbten!

Inhaltlich wird jedoch mit der Nennung Davids ein Bogen zurück zum Beginn
des Psalms geschlagen (s.o. 1.): Weil David sich unermüdlich abgemüht hat,
„einen Ort für Jahwe“ zu finden – was zur Aufstellung der Lade auf dem Zion
führte –, soll Jahwe seinen Gesalbten nicht abweisen34. Durch diesen Bezug
zur Eröffnung des Psalms, der den (durch S9B in V.2 eingeleiteten) Rückblick
auf die Zeit Davids einschließt, hebt sich V.10 von den vorausgehenden Bit-
ten in V.8f. ab: Diese beziehen sich allein auf die Überführung der Lade zum
Zion; dagegen greift die Bitte „weise nicht ab das Antlitz deines Gesalbten“
über die einmalige heilsgeschichtliche Situation hinaus, da sie sich auf jeden
Gesalbten beziehen lässt, der David auf dem Thron gefolgt ist und in Zukunft
folgen wird (vgl. V.12: „... sollen auch ihre Söhne für immer dir sitzen auf
einem Thron“).
Der Blick auf den Gesalbten, mit dem der erste Teil endet, hat für den
Skopos des Psalms offenbar höchstes Gewicht. Das wird durch den Schluss
des zweiten Teils (V.17f.) bestätigt, wo Jahwe die „um Davids willen“ ausge-
sprochene Bitte von V.10b beantwortet und die glanzvolle Zukunft seines
Gesalbten ankündigt (s.u. 3.).


detailgenaue Nacherzählung der David(- und Salomo-)geschichte bieten. Außerdem setzt
diese Deutung einen zeitlichen Fortschritt zwischen V.6 und V.7–9 voraus, der vom Text her
nicht angezeigt ist.
32
Vgl. die Opfer, die David nach 2Sam 6:17b darbringt (oder darbringen lässt).
33
Vgl. 2Sam 6:15.
34
Die Form der Bitte ist, wie der Vergleich mit 1Kön 2:16.20 lehrt, der höfischen Sprache
entlehnt und war ursprünglich auf die Audienz bezogen, in der sich ein Bittsteller vor dem
König befand (dazu HARTENSTEIN, Angesicht, 76). Indes ist die Form hier abgewandelt,
indem die Bittenden offenbar nicht von sich selbst sprechen, sondern von einem Dritten (z.B.
ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 624; gegen die kollektive Deutung des
Gesalbten [dazu s.u. 4.]); das dürfte die Vorstellung implizieren, dass der Gesalbte sich in der
Audienz vor dem göttlichen König befindet.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 209

3. Heilsgeschichtliche Bezüge und zionstheologische Horizonte

Der Psalm enthält ein dichtes Geflecht von Begriffen und Motiven, die wahr-
scheinlich älteren Traditionen entlehnt sind; an einigen Stellen dürfte sogar
ausdrücklich auf textliche Vorlagen angespielt sein. Im Vordergrund steht
dabei natürlich die Erinnerung an die Geschichte Davids, die als Teil der
Geschichte des Gottesvolkes verstanden wird. Genauso wichtig sind aber die
zahlreichen zionstheologisch geprägten Motive, die in Ps 132 verwendet sind.
Dass beides nebeneinander steht, hängt mit der Gesamtaussage des Psalms
zusammen.
Das im Blick auf David gesprochene Gebet, mit dem Ps 132 anhebt 35, gip-
felt in der auffallenden Wendung XUXO<ML „all seine Mühsal“. Dass der eigen-
tümliche Ausdruck UXO< (IO< II pu. inf.), der im Sinne der Selbstkasteiung
besonders durch priesterliche Texte geprägt ist36, Davids Mühe um die Lade
meint, ist wahrscheinlich durch 1Kön 2:26 inspiriert37:
Und zum Priester Abjatar sprach der König: „... Aber an diesem Tag will ich dich nicht töten,
weil du die Lade des Herrn Jahwe getragen hast vor meinem Vater David, und weil du dich
kasteit hast (UZO<UI in allem, worin sich mein Vater kasteit hat (IO<UI).

Das Gelübde Davids, das in Ps 132:2–5 zitiert wird, hat in den


Daviderzählungen von Samuel und Könige dagegen kein literarisches
Vorbild 38 . Offenbar wurde Davids Schwur im Kontext des Psalms als
Gegenstück zu Jahwes Schwur in V.11 gebildet, für den es wiederum
literarische Vorlagen gibt (s.i.F). Eigentümlich ist dabei die Gottes-
bezeichnung CR<ZSZCB „der Starke Jakobs“ in der Einleitung des Gelübdes
(V.2b), mit der das heilsgeschichtliche Israel in den Blick genommen wird39.
Wenn sie nicht im Kontext des Psalms entstanden ist – wofür wenig spricht –,
könnte sie zugleich einen zionstheologischen Horizont in den Psalm
eintragen 40 , da CR<Z SZCB in Jes 49:26 und 60:16 in zwei Schlüsseltexten
begegnet, die von Zions heilvoller Zukunft handeln41.


35
Zur Form des Gebets … UBEXEMIXIZSXL[ ist die nächste Parallele in Ps 137:7 zu
finden (dort freilich in anderem Sinn gebraucht); vgl. ansonsten Ps 119:49 sowie Neh 5:19;
13:31.
36
Vgl. IO< II pu. in Lev 23:29 im Sinne der Kasteiung beim Fasten (GUNKEL, Psalmen,
568) sowie IO< II pi. in Lev 16:29.31; 23:27.32; Num 29:7; 30:14; Jes 58:3.5; Ps 35:13.
37
Vgl. ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 619.
38
BAETHGEN, Psalmen, 391, vermutet, dass das Gelübde „in dichterischer Freiheit“ aus
dem Zusammenhang von 2Sam 6 und 7:2 gebildet wurde.
39
Vgl. die Verwendung im Jakobsegen in Gen 49:24.
40
Vgl. DOEKER, Funktion, 114.
41
Vgl. auch Jes 1:24. Dass Jes 49:26 und 60:16 mit CR<ZSZCB auf Ps 132:2 anspielen, ist
ausgeschlossen, da diese Texte nicht von David sprechen.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
210 Reinhard Müller

Bei dem Gelübde selbst fällt zunächst ein Kontrast zu 2Sam 7 auf: David
hebt in Ps 132 nicht die Pracht seiner Wohnstätte hervor (2Sam 7:2: C9XZ ZLOB
_Z[SB UZCC „ich wohne in einem Zedernhaus“), sondern spricht bescheiden
vom „Zelt“ seines „Hauses“ (ZUZC MIB). Davon abgesehen erinnert Davids
selbstlose Rede an Urija, der sich nach 2Sam 11:11 weigerte, nach Hause zu
gehen, solange die Lade sich im Krieg befand (vgl. die Wendung ... BXCBZOBX
ZUZCMB...„... und ich sollte in mein Haus gehen ...?“ mit Ps 132:3a: BCB _B
ZUZC MIBC „ich gehe nicht in das Zelt meines Hauses“). Das Motiv könnte von
Urija auf David übertragen worden sein. Dass David sich um der Lade willen
nicht einmal Schlaf erlaubt (V.4)42, wird dagegen mit einer sprichwörtlichen
Wendung gesagt, die in Prov 6:4 in einem ganz anderen Zusammenhang be-
gegnet.
Die rückblickende Rede von V.6 zeigt, dass die Sprechergruppe des
Psalms eine überzeitliche Größe ist: „Subjekt ist ... die immer identische, ob-
wohl in ihrem Mitgliederbestand wechselnde Gemeinde. Das Israel, welches
die h. Lade aus Kirjath-Jearim gen Zion einholte und von da auf den Tempel-
berg geleitete und jetzt in dem durch Davids Eifer für die Ehre Jahve’s er-
standenen Heiligtum anbetet, ist ein und dasselbe.“43 „Mit dem alten Israel ...
identifiziert sich die jetzt lebende Gemeinde, die den Psalm singt.“44
In dem Selbstzitat von V.7 (s.o. 2.) fordern sich die Sprecher des Psalms
gegenseitig auf, Jahwes „Wohnstatt“ (XZUXOL9N, anknüpfend an V.5b) zu betre-
ten und vor dem „Schemel seiner Füße“ (XZMHS _EI) anbetend niederzufallen.
Der Vergleich mit einer Reihe von Texten, in denen einer der beiden Begriffe
für den Zion steht (vgl. UXOL9N in Ps 43:3; 84:2; XZMHS _EI in Ps 99:5; Thr 2:1;
ex negativo in Jes 66:1), legt nahe, dass auch hier der Zion im Blick ist45; die
Aufforderung zur Huldigung vor Jahwes Fußschemel stimmt dabei fast wört-
lich mit dem Jahwe-Königs-Psalm 99 überein und könnte dort von entlehnt
sein (vgl. Ps 132:7b: XZMHS_EIMIXYU9O mit Ps 99:5: XZMHS _EIMXXYU9IX)46.
Mit dem Anfang von V.8 ist offenbar der erste Ladespruch aus Num 10:35
zitiert 47 . Allerdings tritt der kriegerische Charakter des Ladespruches in


42
BRIGGS/BRIGGS, Psalms, 469, deuten V.4 als intensivierende Glosse, wofür sich jedoch
kaum zwingende Gründe nennen lassen.
43
DELITZSCH, Psalmen, 765.
44
BAETHGEN, Psalmen, 392.
45
JANOWSKI, Keruben, 245f.; JAPHET, Ideology, 77f.; KÖRTING, Zion, 111f.
46
Dagegen wird in 1 Chr 28:2 das Motiv des Fußschemels Jahwes – wohl in Anspielung
auf Ps 132:7f. (JAPHET, I Chronik, 443) – auf die Lade übertragen: UXOCMZCCM_<ZOB
XOZIMB ZMHS_EIMX IXIZUZSCXSBMIYXONUZC „Ich hatte im Sinn, zu bauen ein Haus der
Ruhe für die Lade des Bundes Jahwes und für den Schemel der Füße unseres Gottes.“ Diese
Umdeutung des Motivs liegt sicherlich in der Fluchtlinie von Ps 132, auch wenn hier – wie
gezeigt – der göttliche Fußschemel noch nicht mit der Lade gleichgesetzt sein kann.
47
Vgl. z.B. BAETHGEN, Psalmen, 393; HIRSCH, Psalmen, 298; GUNKEL, Psalmen, 566;
sowie HOSSFELD, David, 224, und ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 622.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 211

Ps 132 in den Hintergrund, zumal hier die Bitte IXIZINXR „Steh auf, Jahwe!“
mit dem Begriff IYXON „Ruhestätte“ verknüpft wird 48 . Zwar dürfte dieses
Stichwort ebenfalls aus Num 10 entnommen sein, da es dort kurz vor dem
Ladespruch verwendet wird, um die bevorstehende Landnahme in den Blick
zu nehmen (V.34: IYXON _IM SXUM ... _IZOQM <TO IXIZ UZSC XSBX „und die Lade
des Bundes Jahwes brach vor ihnen auf ..., um ihnen eine Ruhestätte auszu-
kundschaften“)49. In Ps 132 wird das Motiv der „Ruhestätte“ aber vom Land
auf den Zion übertragen50. Indes klingt der ursprünglich kriegerische Sinn des
Ladespruches in der singulären Wendung [<XSB „die Lade deiner Macht“
(V.8b) nach51. Sie könnte durch Ps 78:61 veranlasst sein52, wo im Zusam-
menhang mit der Verwerfung Silos von der Gefangenschaft der göttlichen
„Macht“ ([<) die Rede ist, was möglicherweise auf die Ladeerzählung in
1 Sam 4 anspielt53.
Für die Gesamtaussage des Psalms dürfte hohes Gewicht darauf liegen,
dass die Fortsetzung des Gebetsrufs Jahwes Priester (ZOIL) und Getreue
(ZEZTY) in den Blick nimmt (V.9). Die Rede von den Priestern Jahwes findet
sich auch in den bereits erwähnten Psalmen 78 (V.64) und 99 (V.6) 54 und
könnte von dort entlehnt sein. Eigentümlich ist der Wunsch, dass sich die
Priester „mit Gerechtigkeit bekleiden“ mögen (RED X9CMZ). Dieselbe Metapher
steht in Hi 29:14 für das gemeinschaftstreue Verhalten Hiobs, das der göttli-
chen Weltordnung entspricht; Hiob wird dabei geradezu als königliche Figur
gezeichnet. Auf die Priester bezogen meint der Ausdruck wohl die Ausübung
des priesterlichen Amtes, die den göttlich eingerichteten Kultordnungen ge-
mäß ist55. In Jahwes Antwort in V.16a, die auf den Wunsch von V.9a zurück-
greift, wird der Gedanke soteriologisch vertieft (s.i.F.). Die mit den Priestern
verknüpfte Rede von Jahwes „Getreuen“ in V.9b (XOOSZZEZTYX) hat in den

48
ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 622.
49
Im Hintergrund dürfte hier die spätdeuteronomistische Vorstellung der Ruhe vor den
Feinden stehen (vgl. v.a. Dtn 12:9f.; 2Sam 7:1; 1Kön 5:18) stehen.
50
Das erinnert zugleich von fern an den tempeltheologischen Sinn des Begriffes IYXON,
der in der Tempelkritik von Jes 66:1 im Blick ist und in der Wendung IYXON UZC in 1Chr 28:2
wiederauftaucht; vgl. auch die UXYON ZN in Ps 23:2 (dazu SPIECKERMANN, Heilsgegenwart,
269).
51
Vgl. ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 622 (mit Verweis auf 1 Sam 4).
52
Vgl. z.B. GUNKEL, Psalmen, 566f; ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150,
621.
53
So z.B. DELITZSCH, Psalmen, 566; GUNKEL, Psalmen, 346; SEYBOLD, Psalmen, 312;
HOSSFELD, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 51–100, 439. GÄRTNER, Geschichtspsalmen, 93,
lehnt den Bezug zur Lade allerdings ab und deutet Jahwes [< (wie seine USBQU)im Blick auf
Ps 96:6 „als Hypostase Jhwhs im Heiligtum“; die Rede von der „Gefangenschaft“ (ZC9) lässt
freilich an ein konkretes Ereignis denken, das über die in Ps 78:60 erwähnte „Verwerfung“
Silos hinausgeht.
54
Sonst nur 2Chr 13:12 und im Zitat von Ps 132 in 2Chr 6:41.
55
BAETHGEN, Psalmen, 393; ähnlich DELITZSCH, Psalmen, 765.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
212 Reinhard Müller

Psalmen etliche Parallelen56; in den Belegen des Begriffes _ZEZTY, die sich
vielfach in späten Ergänzungen finden, zeichnet sich das Selbstverständnis
einer religiösen Gruppierung ab57. „The reference to the pious ones, the chas-
idim, over against the priests, ... implies a period when they were the domi-
nant religious force in Israel.“58
Entscheidend ist dabei, dass der Begriff hier wie an zahlreichen anderen
Stellen einen inklusiven Sinn hat59: Die Getreuen stehen für die Laiengemein-
de des gesamten Gottesvolkes, unter dessen Jubel Jahwes Priester ihren
Dienst vollziehen60.
Nach der auf David gerichteten Bitte in V.10, die den ersten Teil des
Psalms abschließt, setzen sich die heilsgeschichtlichen Bezüge in V.11f. fort.
Dabei berühren sich V.11f. nur auffallend indirekt mit der Geschichtserzäh-
lung, wie sie im Samuel- und Königebuch überliefert ist. Die Nathanverhei-
ßung, an die hier zunächst zu denken ist, wird in 2Sam 7 nicht ausdrücklich
als göttlicher „Schwur“ eingeführt; dafür wird an anderer Stelle im Samuel-
buch ein Schwur Jahwes zu David erwähnt, freilich nur beiläufig (2Sam
3:961). Ps 132:11a findet zudem Parallelen in Ps 89 (V.4.36.50), was darauf
schließen lässt, dass die Vorstellung, die Dynastieverheißung sei ein göttli-
cher Schwur gewesen, nicht in Ps 132 ausgebildet wurde, sondern älter ist.
Auch der Inhalt des Schwurs ist in Ps 132 gegenüber der Nathan-verheißung
überraschend frei gestaltet 62 : V.11b (M BTLMUZ9B / OKCZSQN „Von der
Frucht deines Leibes / setze ich dir auf einen Thron“) klingt nur von weitem
an die Verheißung in 2Sam 7:12 an (Z<NN BDZS9BZSYB<S[UBZUNZRIX
„und ich richte deine Nachkommen nach dir auf, die aus deinem Leib hervor-
gehen werden“)63. Die Fortsetzung in V.12a geht zudem über 2Sam 7 hinaus,
indem sie den Toragehorsam der Davidsöhne in den Blick nimmt, der für den


56
Ps 30:5; 31:24; 37:28; 50:5; 52:11; 79:2; 85:9; 89:20; 97:10; 116:15; 145:10; 148:14;
149:1.5.9. Außerhalb des Psalters nur in 1Sam 2:9 Q und Prov 2:8 Q.
57
Vgl. LEVIN, Gebetbuch, 310f.
58
BRIGGS/BRIGGS, Psalmen, 471 (Hervorhebung dort).
59
Dass der Begriff sich hier noch nicht auf eine spezifische Gruppenidentität beziehe, wie
sie später in 1Makk 2:42 (ıȣȞĮȖȦȖȒ ǹıȚįĮȓȦȞ); 7:13; 2Makk 14:6 hervortritt (so PIETSCH,
Sproß, 133, Anm. 763; ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 623), könnte im
Blick auf die Parallelen im Psalter eine falsche Alternative voraussetzen: Mehrere Stellen
lassen sich nur so verstehen, dass die Gruppe der _ZEZTY sich mit dem gesamten Gottesvolk
identifiziert bzw. beansprucht, für dieses zu sprechen, vgl. v.a. Ps 50:5; 79:2; 145:10; 148:14;
149:1.5.9; zum Zusammenhang zwischen _ZEZTY und priesterlichem Dienst vgl. Ps 50:5.
60
Vgl. DELITZSCH, Psalmen, 765; BAETHGEN, Psalmen, 393.
61
Beide Stellen stimmen sogar wörtlich überein, was jedoch im Blick auf die wenig
spezifischen Begriffe nicht notwendig dafür spricht, dass Ps 132:11 2Sam 3:9 zitiert.
62
Vgl. PIETSCH, Sproß, 134, der Ps 132:11f. als „poetische Nachdichtung der
Nathanverheißung“ bezeichnet.
63
Noch weiter entfernt von Ps 132:11b sind Jahwes Schwüre in Ps 89:5.37f.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 213

Bestand der Dynastie notwendig ist64. Zu vergleichen ist das Testament Da-
vids in 1Kön 2:4, in dem David ein Wort Jahwes wiedergibt, das mit densel-
ben Worten beginnt: ZOCXSN9Z_B „Wenn deine Söhne bewahren ...“65; in
der einleitenden Mahnung an Salomo (V.3) spricht David zudem von Jahwes
„Zeugnissen“ (XZUXE<)66. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Stelle im
Hintergrund von Ps 132:12 steht67. Im Vergleich dazu fällt die eigentümliche
Singularbildung ZUXE< „mein Zeugnis“ 68 auf, die parallel zu ZUZSC „mein
Bund“ gebraucht ist; beides nimmt wahrscheinlich bereits die Tora als Ganze
in den Blick (vgl. UXE<in Ps 19:8; 78:5; 81:6; 119:88; 122:4)69. Die Rede
vom göttlichen „Lehren“ des Zeugnisses findet im gesamten Alten Testament
die deutlichsten Parallelen in Ps 94:12 (XOENMUUSXUN...SCHIZS9B „Wohl
dem Mann, ... den du aus deiner Weisung belehrst!“) sowie in Ps 119 70. Dass
die Davididen zum Lernen der Tora um des Bundesgehorsams willen ver-
pflichtet werden, erinnert zugleich an Dtn 17:18f., wo der König im Bild ei-
nes Toragelehrten erscheint. V.12b wiederum schlägt den Bogen zurück zur
Dynastieverheißung; dabei mag die WendungE<ZE< „für immer“ durch das
dreifache _MX<E< in 2Sam 7:13.16 inspiriert sein.
Das zweite Jahweorakel, das durch V.13 eingeleitet wird, enthüllt, dass im
Hintergrund der Dynastieverheißung Jahwes Entscheidung für den Zion steht:


64
Mitunter wird wegen der Wendung in V.12b, die sich als Wiederaufnahme von V.11b
deuten lässt, vorgeschlagen, dass die in V.12 formulierte Bedingung nachträglich
hinzugesetzt wurde (SCHMIDT, Kritik, 447; LORETZ, Psalmen, 290; KOENEN, Gottesworte,
46f., mit Anm. 30; SAUR, Königspsalmen, 229–231; PORZIG, Lade, 237). Zwingend ist diese
Annahme allerdings nicht; die Zweigliedrigkeit des Schwurs kann durch den Blick auf die
wechselhafte Geschichte des Königtums bedingt sein (vgl. VEIJOLA, Verheißung, 73, Anm.
73, der auf die „Strukturparallele“ Ps 89:30f. verweist). WASCHKE, Der Gesalbte, 69, leitet
dagegen aus der „Dublette von V.13b zu V.14b“ ab, dass V.11b–13 nachgetragen sind; der
Zusatz gehe auf eine „spätdtr. Redaktion“ zurück. Freilich wirkt das auf V.13b.14b bezogene
Argument recht mechanisch, und es lässt sich fragen, ob V.14 als sinnvolle Fortsetzung von
V.11a gelesen werden kann.
65
Vgl. auch die Aufnahme von 1Kön 2:4 in 8:25.
66
Die genannten Passagen in 1Kön 2:3.4aȕ wurden von VEIJOLA, Dynastie, 22f., als
spätdeuteronomistische Zusätze erkannt.
67
Vgl. WASCHKE, Der Gesalbte, 70; PIETSCH, Sproß, 134; SAUR, Königspsalmen 238f.
68
S. Anm. 10.
69
So bereits Radak (bei FEUER, Tehillim, 1582) sowie z.B. VEIJOLA, Verheißung, 73;
PIETSCH, Sproß, 134f. Vgl. dazu einerseits PERLITT, Bundestheologie, 52: „UZSCSNW“ „dürfte
... hier im dtr Sinne auf die Jahwe-Volk-UZSC bezogen sein, der die Dynastie Davids damit
unterstellt wird“, andererseits HOSSFELD, David, 222, nach dem die Begriffe ZUZSCund ZUXE<
„nicht auf einen Einfluss deuteronomistischer Sprache, sondern eher priesterlicher Theologie“
„verweisen“, was v.a. mit dem Gebrauch von UXE< in Ex 25–31 begründet wird; es lässt sich
jedoch fragen, ob die Alternative deuteronomistisch oder priesterlich hier angemessen ist:
Hinter V.12a dürften beide Traditionsstränge stehen.
70
V.12.26.64.68.108.124.135.171.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
214 Reinhard Müller

13 Fürwahr, Jahwe hat Zion erwählt,


er hat sie begehrt als Thronsitz für sich:
14 „Dies ist meine Ruhestätte für immer,
hier will ich thronen, denn ich habe sie begehrt. ...“

Das ewige Königtum, das Jahwe dem David zugeschworen hat, ist das Ge-
genstück zur ewig gültigen Erwählung Zions; dem sichtbaren Thronen der
Davidsöhne entspricht das unsichtbare Thronen Jahwes an seiner „Ruhestät-
te“. Dieser Gedanke lehnt sich überraschend eng an die alte Theologie des
göttlichen und irdischen Königtums an, wie sie sich etwa aus Ps 21* erschlie-
ßen lässt71. Der entscheidende Unterschied liegt jedoch in dem heilsgeschicht-
lichen Horizont, in den hier die Erwählung Zions eingezeichnet ist; für Ps 132
ist diese göttliche Tat untrennbar mit Davids Mühe um die Lade verknüpft.
In V.13a klingt erneut der Geschichtspsalm 78 an; der Schluss von Ps 78
enthält den Satz (V.68): „Und er erwählte den Stamm Juda, / den Berg Zion,
den er liebt.“72 In Ps 132 wird die göttliche Liebe zum Zion aber auf eigen-
tümliche Weise zugespitzt: Das zweifach hervorgehobene Motiv des göttli-
chen Begehrens, im Alten Testament eine fast singuläre Aussage73, lässt an
den König von Ps 45 denken, der die Schönheit seiner Gemahlin begehrt (Ps
45:12). Die femininen Suffixe in V.14–16 beziehen sich dabei nur vorder-
gründig auf die IYXON in V.14a, wie aus der Anknüpfung an V.13a (C9XNM IXB
XM „er hat sie begehrt als Thronsitz für sich“) hervorgeht; zugleich ist an Zion
selbst gedacht, der offenbar – wie in Ps 87 oder den deutero- und tritojesajani-
schen Orakeln – weibliche Züge trägt74.
Dass die Gottesherrschaft auf dem Zion nach V.15 heilvolle Wirkungen
zeitigt, ist für sich genommen ein traditionelles, wahrscheinlich uraltes Mo-
tiv75. Im Blick auf V.8 lässt sich allerdings zugleich an die Segenswirkungen
denken, die nach 2Sam 6:11 von der Lade ausgegangen sind. Auffällig ist
dabei die Rede von IEZD „ihrer Wegzehrung“, die ebenfalls eine heilsge-
schichtliche Dimension haben könnte: Ps 78, der in Ps 132 bereits mehrfach
angeklungen ist (V.8b.9a.13a), nennt das Manna Israels „Wegzehrung“ in der
Wüstenzeit (V.25). Daneben ist das Motiv der göttlichen Sättigung Zions
auch in Ps 147:14 zu finden, wo zu Zion gesagt wird: „... mit fettem Weizen
sättigt er dich (<ZC9Z)“. Umso eigentümlicher ist aber die Rede von Zions


71
Vgl. dazu v.a. SPIECKERMANN, Heilsgegenwart, 208–219.
72
KÖRTING, Zion, 113; zu Ps 78:68 vgl. GÄRTNER, Geschichtspsalmen, 96f.
73
Lediglich in Hos 10:10 ist die Wurzel IXB ebenfalls mit Jahwe als (implizitem) Subjekt
verknüpft, freilich in ganz anderem Sinn.
74
ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 626.
75
Vgl. MÜLLER, Jahwe, 195–200.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 215

„Armen“ (IZOXZCB), die keine Parallelen hat76; offenbar wurde das Motiv in
Ps 132 in dieser Form zionstheologisch zugespitzt.
In V.16a beantwortet Jahwe die um der Priester willen gesprochene Bitte
von V.9a, indem er ihnen eine soteriologische Bedeutung zuschreibt: „Und
ihre Priester will ich kleiden mit Heil“. Dasselbe Motiv findet sich in einer
Prophetenrede in Jes 61:10: „... denn er hat mich gekleidet mit Gewändern
des Heils (<9Z ZEHC ZO9ZCMI) ...“. Auf die Priester übertragen zielt die metapho-
rische Aussage wohl darauf, dass der von ihnen vollzogene Kult das Heil, das
von Jahwe ausgeht (<9Z), an das Volk vermittelt.
Dass V.16 von Zions Priestern (IZOIL) und „Getreuen“ spricht (IZEZTY),
lässt dieselbe zionstheologische Zuspitzung erkennen wie die Rede von den
„Armen“ in V.15; im übrigen Psalter sind beide Begriffe ausschließlich auf
Jahwe bezogen77. Die Rede von den Getreuen Zions findet eine Parallele in
der Apostrophe to Zion aus der großen Psalmenrolle aus Qumran (11QPsa);
dort wird zu Zion gesagt: „... der Werke deiner Getreuen sollst du dich rüh-
men (ZSBQUUZEZTYZ9<NC...)!“78 Da zwischen beiden Texten keine direkte
Abhängigkeit zu erkennen ist, lässt die Parallele eine traditionsgeschichtliche
Nähe zwischen Ps 132 und der Apostrophe to Zion vermuten.
Die Verse 17f. sind die Klimax des Psalms:
17 Dort lasse ich sprossen ein Horn dem David,
ich habe bereitet eine Leuchte für meinen Gesalbten.
18 Seine Feinde will ich kleiden mit Schande,
aber auf ihm soll blühen sein Diadem!

Das göttliche Königtum auf dem Zion wird durch die königliche Herrschaft
des Gesalbten vollendet. Die Rede über das sprossende Horn in V.17a klingt
dabei zunächst an eine Heilsverheißung aus Ez 29 an: „An jenem Tag lasse
ich sprossen ein Horn (SRYZNDB) für das Haus Israel ...“. Anders als dort
dürfte das Horn in Ps 132 aber nicht bloß Metapher für die wiederhergestellte
Macht Israels sein, sondern zugleich für den königlichen Herrscher stehen,
der das davidische Königtum fortsetzen wird; das legt der Zusammenhang
zwischen der Dynastieverheißung in V.11f. und dem Schluss des zweiten
Jahweorakels in V.17f. nahe (s.u. 4.). Eine auffallend ähnliche Verheißung ist
in Jer 33:14–26 zu finden (V.14: YND EXEM YZNDB BZII U<CX_II_ZNZC
IRED „In jenen Tagen und zu jener Zeit lasse ich sprossen dem David einen
Sproß der Gerechtigkeit“), einem protomasoretischen Überschuss gegenüber
dem alexandrinischen Text79; auch dort steht die Ankündigung des davidi-


76
Der Begriff _ZOXZCB ist meistens absolut gebraucht (Jes 40:30; 41:17; Jer 2:34; 5:28;
Am 4:1; 5:12; Ps 12:6; 69:34; 72:13; 112:9; 140:13; Hi 24:7; 29:16; Prov 30:14; Est 9:22).
77
Vgl. XZOIL in Ps 78:64 und 99:6; zu XZEZTY s. Anm. 56.
78
Kol. 31:6 (nach der Edition von DAHMEN, Psalterrezeption, 92 = DJD IV Kol. 22:6).
79
AUWERS, Psaume 132, 555f.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
216 Reinhard Müller

schen „Sprosses“ unmittelbar neben der Rede von den Priestern, die im Tem-
pelkult Jahwe dienen (Jer 33:17f.21f.).
Das Bild der Leuchte in V.17b wiederum klingt an ein spätdeuteronomisti-
sches Motiv an, das unter anderem in 1Kön 11:36 begegnet80: „Seinen Sohn
aber gebe ich einen Stamm, damit eine Leuchte sei für meinen Knecht David
(ZEC<EXEMSZO) alle Tage vor mir in Jerusalem, der Stadt, die ich erwählt ha-
be, um meinen Namen dort niederzulegen.“81 Dabei fällt auf, dass das Auf-
stellen der Leuchte mit dem dezidiert kultischen terminus S< „bereiten“ be-
zeichnet wird; das lässt vermuten, dass Ps 132 die „Leuchte für David“ im
Leuchter des Tempels wiedererkennt.
Die göttliche Rede von den Feinden des Gesalbten (V.18a) lässt wiederum
an die Nathansverheißung denken (2Sam 7:9: ZOQNZCZBMLUBIUSLBX
„und ich vertilgte alle deine Feinde vor dir“); daneben ist besonders Ps 110:1
zu vergleichen. Die Rede von der Bekleidung mit Schande, die als Gegenbild
zur Bekleidung der Priester in V.9 und 16 erscheint, dürfte dagegen eine älte-
re Metapher sein82. Wiederum antithetisch dazu blickt das letzte Kolon des
Psalms (V.18b) auf das Diadem, das der Gesalbte tragen wird. Das ist nicht
nur ein Gegenbild zu dem Diadem, das Jahwe nach Ps 89:40 zur Erde gewor-
fen hat: Die eigentümliche Metaphorik des Blühens erinnert zugleich an das
hohepriesterliche Blumendiadem (Ex 29:6; 39:30; Lev 8:9), wie Erich Zenger
beobachtet hat83; das Bild des Gesalbten erhält damit eine priesterliche Fär-
bung, was noch einmal an Ps 110 erinnert84.


80
Vgl. auch 1Kön 15:4; 2Kön 8:19.
81
Wenn Ps 132:17 sich auf das Motiv in 1Kön 11:36 etc. bezieht, wird das Nomen SZO
offenbar als Äquivalent zu SO betrachtet, was sich auf alte Tradition berufen kann; die Frage,
ob SZOtatsächlich SO entspricht (so GESENIUS, Handwörterbuch, s.v.) oder anderen Ursprungs
ist (so LOHFINK, Orakel, 12, mit Literatur), bleibt davon unberührt.
82
Das legt der Vergleich mit Ps 35:26; 109:29 und Hi 8:22 nahe.
83
In HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 628.
84
Die Annahme, Ps 132 identifiziere den Gesalbten mit dem Hohenpriester (STEYMANS,
Psalm 89, 300), dürfte jedoch zu weit gehen (vgl. ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen
101–150, 628f., der u.a. auf die Verwendung des Begriffes S[Ofür das königliche Diadem in
2Sam 1:10; 2Kön 11:12 und Ps 89:40 verweist); der Zusammenhang zwischen V.10 und
V.11f. dürfte die davidische Abstammung des Gesalbten voraussetzen (s.u. 4.).

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 217

4. Der Gesalbte auf Davids Thron und der Königsjubel der


Getreuen

In welches Verhältnis setzt Ps 132 die irdische Königsherrschaft zur göttli-


chen? Zugespitzt gefragt: Wer ist der Gesalbte, dessen Antlitz Jahwe nicht
abweisen soll (V.10)?
Ein klassisches Auslegungsmodell beantwortet diese Frage mit der These,
in Ps 132 sei die königliche Würde kollektiviert: „Wie sonst Abraham, so
wird in Ps. 89 und 132 David als Vertreter des ganzen Volkes betrachtet; ganz
Israel gilt als Erbe des von ihm erworbenen Verdienstes und der ihm gegebe-
nen Verheißungen.“85 Bezogen auf die Bitte in V.10 heißt das: „Israel redet,
nur Israel kann unter dem Gesalbten verstanden werden“ 86. Diese Deutung
kann sich vor allem darauf berufen, dass Ps 132 kurz nacheinander von den
jubelnden Getreuen (V.9.16) und Jahwes Gesalbtem (V.10.17) spricht: Auf
diese Weise werde der Gesalbte implizit mit den Getreuen gleichgesetzt, die
ihrerseits für das Gottesvolk stehen87; die Bitte in V.10b „weise nicht ab das
Antlitz deines Gesalbten“ richte sich auf die Sprecher des Psalms88. Gegen
diese Deutung spricht jedoch, dass die Rede von dem YZ9N kaum von der Dy-
nastieverheißung in V.11b.12 getrennt werden kann; der enge Zusammenhang
zwischen V.10 und V.11b.12b wird schon stilistisch angedeutet (s.o. 1.). Da-
bei dürfte entscheidend sein, dass in V.11b gerade das Moment der leiblichen
Abstammung von David betont wird (MBTLMUZ9B/OKCZSQN „Von der
Frucht deines Leibes / setze ich dir auf einen Thron“)89. Das lässt sich nur
schwer mit einem kollektiven Messiasbegriff verbinden; der YZ9N, von dem
Ps 132 in V.10 und V.17 spricht, dürfte vielmehr für die Söhne der Davididen
stehen, die in V.12b erwähnt sind.
Weil der Psalm mit der Dynastieverheißung und der Rede vom sprossen-
den Horn für David (V.17) offenbar die Zukunft der davidischen Herrschaft in
den Blick nimmt, wurde er mehrfach als Zeugnis einer restaurativen Theolo-
gie gedeutet; er ziele auf die Wiederherstellung des judäischen Königtums
nach dessen Untergang im frühen sechsten Jahrhundert und stamme aus spät-


85
WELLHAUSEN, Geschichte, 198, Anm. 1.
86
WELLHAUSEN, Bemerkungen, 185.
87
So BECKER, Deutung, 576; VEIJOLA, Verheißung, 161; AUWERS, Psaume 132, 552;
EMMENDÖRFFER, Gott, 242, 247; MARTTILA, Reinterpretation, 176; PORZIG, Lade, 236, 239.
88
So auch PIETSCH, Sproß, 133, der den Psalm im Ganzen allerdings nicht im Sinne einer
Kollektivierung der Königswürde deutet, sondern als „Beleg für eine restaurative
Davidtheologie“ (138, mit Hervorhebung).
89
Vgl. die Rede von KCIZSQ in Ps 127:3.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
218 Reinhard Müller

exilischer oder (früh-)nachexilischer Zeit, als derartige Hoffnungen noch le-


bendig waren oder wieder lebendig wurden90.
Tatsächlich machen die zahlreichen geprägten Begriffe und Motive, die in
Ps 132 aufgenommen sind, eine nachkönigliche Entstehung wahrscheinlich.
Die vorausgesetzten Traditionen und die literarischen Bezüge zur Tora, zu
Geschichtsbüchern, prophetischer Literatur und anderen Psalmen weisen da-
bei in eine weit fortgeschrittene nachkönigliche Zeit91.
Vor diesem Hintergrund lässt sich indes fragen, ob das Stichwort „restau-
rativ“ geeignet ist, die Gesamtaussage von Ps 132 zu erfassen. Der Psalm me-
ditiert über die heilsgeschichtliche Rolle des davidischen Königtums und sein
Verhältnis zur Gottesherrschaft auf dem Zion. Die Meditation kreist um zwei
Willensentschlüsse Jahwes, die die Verfasser des Psalms offenbar für grund-
legend gehalten haben: die Verheißung der ewigen Dynastie und Jahwes ewi-
ge Bindung an den Zion. Beides gehört nach Ps 132 untrennbar zusammen,
allerdings in deutlicher Abstufung: Auf dem Zion will Jahwe für immer thro-
nen, und hier soll für immer ein Gesalbter auf Davids Thron sitzen, freilich
nur unter der Bedingung des Toragehorsams.
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass der Psalm über einen Punkt
schweigt: Dass die Herrschaft der Davididen zum Abbruch kam, bleibt uner-
wähnt; in der älteren Forschung hat man den Psalm deshalb gern in die Kö-
nigszeit datiert 92. Dagegen spricht jedoch, dass die Unterbrechung der Kö-
nigsherrschaft zwischen den Zeilen anklingt, wie schon Friedrich Baethgen
erkannt hat: „Die ... Verwandtschaft mit Ps 89 und das sehnsüchtige Aus-
schauen nach dem verheissenen Davidspross machen es sicher, dass zur Zeit
[der Abfassung des Psalms] kein König Davids Thron inne hat.“93 Auch die
Bedingung, die in V.12 für die Fortdauer der davidischen Herrschaft genannt
wird (..._ENMBX[ZUXE<X/ZUZSCZOCXSN9Z_B„Wenn deine Söhne bewahren
meinen Bund, / und mein Zeugnis, das ich sie lehre ...“), deutet an, dass nicht
alle Davidsöhne Jahwes Bund bewahrt haben, weshalb es zu einer Unterbre-
chung der dynastischen Herrschaft kam. Ähnliches gilt für die Ankündigung
des sprossenden Horns für David in V.17: Auch sie lässt vermuten, dass der
Psalm in königsloser Zeit entstanden ist.


90
SPIECKERMANN, Heilsgegenwart, 95 (spätexilisch); PATTON, Psalm 132, 653 (frühnach-
exilisch); PIETSCH, Sproß, 138 (Ende 6. bis Anfang 4. Jh.); KÖRTING, Zion, 119
(nachexilisch); ZENGER, in HOSSFELD/ZENGER, Psalmen 101–150, 617f., 626 (nachexilisch).
91
Der Psalm steht traditions- und theologiegeschichtlich bereits der Chronik nahe
(AUWERS, Psaume 132, 557; KÖRTING, Zion, 119). Den terminus ad quem bilden die
Aufnahmen von Ps 132 in 1Chr 28:2 und 2Chr 6:41f., die, wenn sie nicht auf Ergänzungen
zurückgehen, wohl in die ausgehende Perserzeit oder beginnende hellenistische Epoche
gehören (vgl. JAPHET, 1 Chronik, 52–54, zur Datierung der Chronik).
92
S. Anm. 3.
93
BAETHGEN, Psalmen, 390 (unter Verweis auf Theodoret).

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 219

Anders als in Ps 89 wird diese Zeit aber visionär übersprungen, wie das Zu-
sammenspiel der beiden Jahweorakel in V.11f. und V.14–18 zeigt; die Ge-
wissheit, dass Jahwe für immer auf dem Zion thront, setzt die andere Gewiss-
heit aus sich heraus, dass er um seines vorbildhaft frommen Knechtes David
willen dessen Königtum glanzvoll erneuern wird. Dabei steht nicht das Inte-
resse an den Machtvollkommenheiten der Monarchie im Vordergrund. Viel-
mehr erscheint der Blick auf den künftigen Gesalbten, dem Jahwe bereits jetzt
eine Leuchte bereitet hat, als theologische Notwendigkeit. Anders gesagt: Die
Verfasser des Psalms können wegen Zions göttlicher Erwählung, die sie tag-
täglich erfahren, nicht daran zweifeln, dass Jahwe das Gebet seines Volkes
erhören und David in einer nicht näher bezeichneten Zukunft einen gesalbten
Nachfolger geben wird, der die abgebrochene dynastische Herrschaft wieder-
herstellt. Mit dem Gesalbten, den Jahwe nicht zurückweisen soll (V.10), dürf-
ten die kommenden Davididen gemeint sein.
In der Mitte des irdischen Geschehens steht allerdings weder der heilsge-
schichtliche David noch der Gesalbte, sondern die überzeitliche Kultgemein-
de des Gottesvolkes, die aus Priestern und Getreuen besteht. Sie ist das Bin-
deglied zwischen der ewigen Königsherrschaft Jahwes und den erwarteten
Königen aus Davids Stamm. Ihr schreibt der Psalm eine entscheidende Rolle
für die Vermittlung der Gottesherrschaft zu. Der von den Priestern vollzogene
Tempelkult, der unter dem Jubel der Getreuen stattfindet, macht erfahrbar,
dass Jahwe auf dem Zion thront; hier ist seit Davids Tagen die „Ruhestätte“
Jahwes, und dies wird für immer so bleiben. Das davidische Königtum ist in
dieser Perspektive schlicht ein Teil der Geschichte Gottes mit seinem Volk,
und die Gewissheit, dass dieses Königtum eine Fortsetzung finden wird, er-
scheint als zukünftiges Spiegelbild dieser Geschichte. Zugespitzt gesagt: So-
wohl David als auch der kommende Gesalbte werden in Ps 132 als Glieder
der frommen Kultgemeinde Israels betrachtet. Gleichzeitig legt es sich nahe,
dass die Verfasser des Psalms, die sich zu den „Getreuen“ gezählt haben dürf-
ten, im Bild Davids wiedererkannten, weil dieser sich – wie sie selbst – uner-
müdlich um Jahwe abgemüht hatte 94 . Hier liegt das Wahrheitsmoment der
kollektivierenden Deutung des Gesalbten.


94
Vgl. BALLHORN, Davidbund, 15: „wenngleich ganz konkret die Söhne der
Daviddynastie gemeint sind, so kann diese Gruppe doch zumindest metaphorisch zu den
‚Söhnen’ Israel hin geöffnet werden“. STEYMANS, Psalm 89, 301, deutet den Begriff „Söhne“
in V.12 dagegen im Sinne eines „Patronatsverhältnis[ses]“ und folgert, dass „all jene
Frommen, die neben den Priestern zweimal genannt werden (V.9.16) und die sich bemühen,
den Bund und die Gebote zu bewahren (V.12), sich als Söhne Davids verstehen.“ Freilich
dürften die Verfasser des Psalms damit kaum den Gedanken einer Fortsetzung der
davidischen Dynastie aufgegeben haben; dass die Verheißung von V.11b „durch Salomo
erfüllt“ sei (ebd.), dürfte zu eng gedacht sein: V.12b ist im Licht von V.11b zu lesen.

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
220 Reinhard Müller

Literaturverzeichnis
ALLEN, L. C., Psalms 101–150 (WBC 21), Waco 1983
AUWERS, J.-M., Le Psaume 132. Parmi les Graduels, RB 103 (1996) 546–560
AVIGAD, N., Excavations at Beth She’arim, 1955, IEJ 7 (1957) 239–255
BALLHORN, E., Der Davidbund in Ps 132 und im Kontext des Psalters, in: DOHMEN,
CHR./FREVEL, CHR. (Hg.), Für immer verbündet. Studien zur Bundestheologie der Bibel
(SBS 211), Stuttgart 2007, 11–18
BAETHGEN, F., Die Psalmen (HK II/2), Göttingen 31904
BECKER, J., Die kollektive Deutung der Königspsalmen, ThPh 52 (1977) 561–578
BRIGGS, C. A./BRIGGS, E. G., The Book of Psalms, Bd. 2 (ICC), Edinburgh 1907
CROSS, F.M., Canaanite Myth and Hebrew Epic: Essays in the history of the religion of Israel,
Cambridge MA, 1973
CROW, L. D., The Songs of Ascents (Psalms 120–134): Their Place in Israelite History and
Religion (SBL.DS 148), Atlanta 1996
DAHMEN, U., Psalmen- und Psalterrezeption im Frühjudentum. Rekonstruktion, Textbestand,
Struktur und Pragmatik der Psalmenrolle 11QPsa aus Qumran (Studies on the Texts of the
Desert of Judah XLIX), Leiden/Boston 2003
DAHOOD, M., Psalms, Bd. 3: 101–150 (AncB 17A), Garden City 1970
DELITZSCH, F., Biblischer Kommentar über die Psalmen. Fünfte überarbeitete Auflage nach
des Verfassers hinterlassenem Druckmanuskript hg. v. F. DELITZSCH (BC IV/1), Leipzig
1894
DIETRICH, W., Samuel (BK VIII/1), Neukirchen-Vluyn 2010
DOEKER, A., Die Funktion der Gottesrede in den Psalmen. Eine poetologische Untersuchung
(BBB 135), Berlin/Wien 2002
DUHM, B., Die Psalmen (KHC XIV), Tübingen 1922
EISSFELDT, O., Psalm 132, in: DERS., Kleine Schriften, Bd. 3, Tübingen 1966, 481–485
EMMENDÖRFFER, M., Der ferne Gott. Eine Untersuchung der alttestamentlichen Volksklage-
lieder vor dem Hintergrund der mesopotamischen Literatur (FAT 21), Tübingen 1998
FEUER, A. C., Tehillim: A New Translation with a Commentary Anthologized from Talmud-
ic, Midrashic and Rabbinic Sources, 2 Bde., New York 212010
FRANKFORT, H., Kingship and the Gods: A Study of Ancient Near Eastern Religion as the
Integration of Society and Nature, Chicago 1948
FRETHEIM, T.E., Psalm 132: A Form-Critical Study, JBL 86 (1967) 289–300
GÄRTNER, J., Die Geschichtspsalmen. Eine Studie zu den Psalmen 78, 105, 106, 135 und 136
als hermeneutische Schlüsseltexte im Psalter (FAT 84), Tübingen 2012
GERSTENBERGER, E.S., Psalms, Part 2, and Lamentations (FOTL XV), Cambridge MA 2001
GESENIUS, W., Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über das Alte Testament, hg. v.
Rudolf Meyer und Herbert Donner, 18. Aufl., Berlin u.a. 1987–2010
GOLDINGAY, J., Psalms, Bd. 3: Psalms 90–150, Grand Rapids 2008
GUNKEL, H., Die Psalmen, Göttingen 61986
HARTENSTEIN, F., Das Angesicht JHWHs. Studien zu seinem höfischen und kultischen Be-
deutungshintergrund in den Psalmen und in Exodus 32–34 (FAT 55), Tübingen 2008
HILBER, J.W., Cultic Prophecy in the Psalms (BZAW 352), Berlin/New York 2005
HIRSCH, S.R., Die Psalmen, 2 Bde., Frankfurt a.M. 1924
HOFTIJZER, J./JONGELING, K., Dictionary of the North-West Semitic Inscriptions, 2 Bde.
(HdO I/21), Leiden 1995

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
David und die Lade, Zion und der Gesalbte 221

HOSSFELD, F.-L., König David im Wallfahrtspsalter, in: G ILLMAYR-BUCHER, S./GIERCKE, A./


NIESSEN, C. (Hg.), Ein Herz so weit wie der Sand am Ufer des Meeres (FS G. Hentschel
[EThSt 90]), Würzburg 2006, 219–233
–/ ZENGER, E., Psalmen 51–100 (HThK.AT), Freiburg u.a. 22000
–, Psalmen 101–150 (HThK.AT), Freiburg u.a. 2008
HUWILER, E. F., Patterns and Problems in Psalm 132, in: HOGLUND, K. G., u.a. (Hg.), The
Listening Heart: Essays in Wisdom and the Psalms (FS R.E. Murphy [JSOT.S 58]), 199–
215
JANOWSKI, B., Keruben und Zion. Thesen zur Entstehung der Zionstradition, in: D ANIELS, D.
R., u.a. (Hg.), Ernten, was man sät (FS K. Koch), Neukirchen-Vluyn 1991, 231–264
JAPHET, S., 1 Chronik (HThK.AT), Freiburg u.a. 2002
–, The Ideology of the Book of Chronicles and its Place in Biblical Thought, Frankfurt a.M.
u.a. 21997
KITTEL, R., Die Psalmen (KAT XIII), Leipzig 5 u. 61929
KOENEN, K., Gottesworte in den Psalmen. Eine formgeschichtliche Untersuchung (BThSt
30), Neukirchen-Vluyn 1996
KÖRTING, C., Zion in den Psalmen (FAT 48), Tübingen 2006
KRATZ, R. G., Historisches und biblisches Israel. Drei Überblicke zum Alten Testament, Tü-
bingen 2013
KRAUS, H.-J., Psalmen, 2 Bde. (BK XV), Neukirchen-Vluyn 51978
KRUSE, H., Psalm CXXXII and the Royal Zion Festival, VT 33 (1983) 279–297
LAATO, A., Psalm 132 and the Development of the Jerusalemite/Israelite Royal Ideology,
CBQ 54 (1992) 49–66
–, Psalm 132: A Case Study in Methodology, CBQ 61 (1999) 24–33
LEVIN, C., Das Gebetbuch der Gerechten. Literargeschichtliche Beobachtungen am Psalter,
in: DERS., Fortschreibungen. Gesammelte Studien zum Alten Testament (BZAW 316),
Berlin/New York 2003, 291–313
LOHFINK, N., Welches Orakel gab den Davididen Dauer? Ein Textproblem in 2 Kön 8,19 und
das Funktionieren der dynastischen Orakel im deuteronomistischen Geschichtswerk, in:
DERS., Studien zum Deuteronomium und zur deuteronomistischen Literatur IV (Stuttgar-
ter Biblische Aufsatzbände 31), Stuttgart 2000, 11–34
LORETZ, O., Die Psalmen. Beitrag der Ugarit-Texte zum Verständnis von Kolometrie und
Textologie der Psalmen, Bd. 2: Psalm 90–150 (AOAT 207), Kevelaer/Neukirchen-Vluyn
1979
MARTTILA, M., Collective Reinterpretation in the Psalms: A Study of Redaction History of
the Psalter (FAT II/13), Tübingen 2006
MCCARTER, P.K., I Samuel: A New Translation with Introduction and Commentary (AncB
8), New York u.a. 1980
MÜLLER, R., Jahwe als Wettergott. Studien zur althebräischen Kultlyrik anhand ausgewählter
Psalmen (BZAW 387), Berlin/New York 2008
PATTON, C.L., Psalm 132: A Methodological Inquiry, CBQ 57 (1995) 643–654
PERLITT, L., Bundestheologie im Alten Testament (WMANT 36), Neukirchen-Vluyn 1969
PIETSCH, M., „Dieser ist der Sproß Davids ...“. Studien zur Rezeptionsgeschichte der Nathan-
verheißung im alttestamentlichen, zwischentestamentlichen und neutestamentlichen
Schrifttum (WMANT 100), Neukirchen-Vluyn 2003
PORZIG, P., Die Lade Jahwes im Alten Testament und in den Texten vom Toten Meer
(BZAW 397), Berlin/New York 2009
SAUR, M., Die Königspsalmen. Studien zur Entstehung und Theologie (BZAW 340), Ber-
lin/New York 2004
SCHMIDT, H., Die Psalmen (HAT I/15), Tübingen 1934

Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019
222 Reinhard Müller

SCHMIDT, W.H., Kritik am Königtum, in: WOLFF, H.W. (Hg.), Probleme biblischer Theologie
(FS Gerhard von Rad), München 1971, 440–461
SEYBOLD, K., Die Psalmen (HAT I/15), Tübingen 1996
SPIECKERMANN, H., Heilsgegenwart. Eine Theologie der Psalmen (FRLANT 148), Göttingen
1989
STEYMANS, H.U., Psalm 89 und der Davidbund. Eine strukturale und redaktionsgeschichtli-
che Untersuchung (ÖBS 27), Frankfurt a.M. u.a. 2005
VEIJOLA, T., Die ewige Dynastie. David und die Entstehung seiner Dynastie nach der deute-
ronomistischen Darstellung (AASF B/193), Helsinki 1975
–, Verheißung in der Krise. Studien zur Literatur und Theologie der Exilszeit anhand des 89.
Psalms (AASF B/220), Helsinki 1982
VOEGELIN, E., Ordnung und Geschichte, Bd. 1: Die kosmologischen Reiche des alten Orients
– Mesopotamien und Ägypten, hg. v. J. ASSMANN, München 2002
WASCHKE, E.-J., Der Gesalbte. Studien zur alttestamentlichen Theologie (BZAW 306), Ber-
lin/New York 2001
WEBER, B., Werkbuch Psalmen II. Die Psalmen 73–150, Stuttgart 2003
WELLHAUSEN, J., Bemerkungen zu den Psalmen, in: DERS., Skizzen und Vorarbeiten, Heft 6,
Berlin 1899, 163–187
–, Israelitische und jüdische Geschichte, Berlin/New York 71914


Digitale Kopie – nur zur privaten Nutzung durch den Autor/die Autorin – © Mohr Siebeck 2019

Das könnte Ihnen auch gefallen